Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Die Erde war wüst und leer, Finsternis lag über der Urflut, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Da sprach Gott: "Es werde Licht!" Und es ward Licht. Gott sah, daß das Licht gut war. Da trennte Gott Licht von Finsternis. Gott nannte das Licht Tag, die Finsternis aber Nacht. Es ward Abend, und es ward Morgen: ein Tag. Dann sprach Gott: "Es entstehe ein festes Gewölbe inmitten der Wasser, und es bilde eine Scheidewand zwischen den Wassern!" Gott bildete das feste Gewölbe und schied zwischen den Wassern oberhalb und unterhalb des Gewölbes, und es geschah so. Gott nannte das feste Gewölbe Himmel. Es ward Abend, und es ward Morgen: zweiter Tag. Sodann sprach Gott: "Es werde das Wasser unterhalb des Himmels an einen Ort gesammelt, und das Trockene werde sichtbar!" Und es geschah so. Gott nannte das Trockene Erde, und das zusammengeflossene Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, daß es gut war. Da sprach Gott: "Die Erde lasse Grünes hervorsprießen, samentragende Pflanzen sowie Fruchtbäume, die Früchte bringen nach ihrer Art, in denen Samen ist auf Erden!" Und es geschah so. Die Erde brachte Grünes hervor, samentragende Pflanzen nach ihrer Art und Bäume, die Früchte bringen, in denen ihr Same ist nach ihrer Art. Und Gott sah, daß es gut war. Es ward Abend, und es ward Morgen: dritter Tag. Dann sprach Gott: "Es sollen Leuchten werden am Gewölbe des Himmels, um zu scheiden zwischen der Nacht und dem Tag, und sie sollen als Zeichen dienen sowohl für die Festzeiten als auch für die Tage und Jahre! Sie sollen Lichtspender an dem Gewölbe des Himmels sein, um zu leuchten über der Erde!" Und es geschah so. So machte denn Gott die beiden großen Leuchten: die größere, daß sie den Tag beherrsche, die kleinere zur Beherrschung der Nacht und dazu die Sterne. Gott setzte sie als Leuchten über die Erde an das Gewölbe des Himmels, zu beherrschen Tag und Nacht und zu trennen zwischen Licht und Finsternis. Und Gott sah, daß es gut war. Es ward Abend, und es ward Morgen: vierter Tag. Dann sprach Gott: "Es sollen wimmeln die Gewässer von Lebewesen und Vögel am Himmelsgewölbe fliegen über der Erde!" Gott schuf die großen Seeungetüme und alle sich regenden lebendigen Wesen, von denen nach ihren Arten das Wasser wimmelt, und alle geflügelten Vögel nach ihren Arten. Und Gott sah, daß es gut war. Gott segnete sie und sprach: "Seid fruchtbar, mehrt euch und erfüllt das Wasser in den Meeren! Die Vögel aber mögen sich vermehren auf Erden!" Es ward Abend, und es ward Morgen: fünfter Tag. Da sprach Gott: "Die Erde bringe lebende Wesen nach ihrer Art hervor: Vieh, Kriech- und Feldtiere nach ihren Arten!" Und es geschah so. Gott bildete die Feldtiere, das Vieh und alle Kriechtiere des Erdbodens jeweils nach ihren Arten. Und Gott sah, daß es gut war. Dann sprach Gott: "Laßt uns Menschen machen nach unserem Abbild, uns ähnlich; sie sollen herrschen über des Meeres Fische, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über alle Landtiere und über alle Kriechtiere am Boden!" So schuf Gott den Menschen nach seinem Abbild, nach Gottes Bild schuf er ihn, als Mann und Frau erschuf er sie. Gott segnete sie und sprach zu ihnen: "Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und macht sie untertan und herrscht über des Meeres Fische, die Vögel des Himmels und über alles Getier, das sich auf Erden regt!" Gott sprach weiter: "Seht, ich gebe euch alles Grünkraut, das auf der ganzen Erde Samen trägt, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten; dies diene euch als Nahrung! Allem Getier des Feldes und allen Vögeln des Himmels und allen am Boden kriechenden Tieren, in denen Lebenshauch atmet, gebe ich hingegen alles Grünkraut zur Nahrung." Und es geschah so. Gott sah alles, was er gemacht hatte, und fürwahr, es war sehr gut. Es ward Abend, und es ward Morgen: sechster Tag. So wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihr Heer. Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er vollbracht hatte, und ruhte am siebten Tag von all seinem Werke, das er vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn. Denn an ihm hat er von all seinem Werk geruht, das Gott wirkend schuf. 4a Dies ist der Werdegang des Himmels und der Erde, da sie geschaffen wurden. Als Gott, der Herr, die Erde machte und den Himmel, da gab es noch keinen Steppenstrauch auf Erden, und Grünkraut sproßte noch nicht auf dem Felde; denn Gott, der Herr, hatte noch nicht regnen lassen auf die Erde, und kein Mensch war da, den Boden zu bebauen. Nur Feuchtigkeit stieg von der Erde auf und wässerte die gesamte Fläche des Erdbodens. Da bildete Gott, der Herr, den Menschen aus dem Staub der Ackerscholle und blies in seine Nase den Odem des Lebens; so ward der Mensch zu einem lebendigen Wesen. Darauf pflanzte Gott, der Herr, einen Garten in Eden, gegen Osten, und versetzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte. Und Gott, der Herr, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume aufsprießen, lieblich zum Anschauen und gut zur Nahrung, den Lebensbaum aber mitten im Garten und auch den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Ein Strom entsprang in Eden zur Bewässerung des Gartens. Von da an teilte er sich in vier Arme. Der eine heißt Pischon; er umfließt ganz Chawila, das Goldland. Das Gold jenes Landes ist kostbar; auch Balsamharz und Karneolsteine sind dort vorhanden. Der zweite Strom heißt Gichon; er umfließt ganz Kusch. Der dritte Strom, der Tigris, fließt östlich von Assur, und der vierte trägt den Namen Euphrat. Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und erhalte. Gott, der Herr, gebot dem Menschen: "Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen, nur vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn am Tage, da du davon ißt, mußt du sterben." Gott, der Herr, sprach: "Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen als sein Gegenstück." So bildete Gott, der Herr, aus der Erde allerlei Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und brachte sie zum Menschen, um zu sehen, wie er sie benennen würde; und ganz wie der Mensch jedes Lebewesen benannte, so lautet sein Name. Der Mensch gab allem Vieh, allen Vögeln des Himmels und allem Feldgetier Namen; aber für den Menschen fand sich keine Hilfe als sein Gegenstück. Da ließ Gott, der Herr, einen Tiefschlaf auf den Menschen (= Adam) fallen, so daß er einschlief, nahm ihm eine seiner Rippen und verschloß deren Stelle mit Fleisch. Gott, der Herr, baute die Rippe, die er dem Menschen entnommen hatte, zu einer Frau aus und führte sie ihm zu. Da sprach der Mensch: "Das ist nun endlich Bein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. Diese soll man Männin heißen; denn vom Manne ist sie genommen." Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und beide werden zu einem Fleisch. Beide aber, der Mann und seine Frau, waren nackt; doch sie schämten sich nicht voreinander. Die Schlange aber war listiger als alle anderen Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gebildet hatte. Sie sprach zur Frau: "Hat Gott wirklich gesagt: "Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen"?" Da sprach die Frau zur Schlange: "Von den Früchten der Gartenbäume dürfen wir essen. Nur von den Früchten des Baumes in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: "Eßt nicht davon, ja rührt sie nicht an, sonst müßt ihr sterben!"" Die Schlange sprach zur Frau: "O nein, auf keinen Fall werdet ihr sterben! Vielmehr weiß Gott, daß euch, sobald ihr davon eßt, die Augen aufgehen, und ihr wie Gott sein werdet. indem ihr Gutes und Böses erkennt." Da sah die Frau, daß der Baum gut sei zum Essen und eine Lust zum Anschauen und begehrenswert, um weise zu werden. Sie nahm von seiner Frucht, aß und gab auch ihrem Manne neben ihr, und auch er aß. Da gingen beider Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren. Sie hefteten Feigenlaub zusammen und machten sich Schürzen daraus. Da vernahmen sie das Geräusch Gottes, des Herrn, der im Garten beim Windhauch des Tages einherging. Und es versteckten sich der Mann und seine Frau vor dem Angesicht Gottes, des Herrn, mitten unter den Bäumen des Gartens. Gott, der Herr, aber rief dem Menschen zu und sprach zu ihm: "Wo bist du?" Er antwortete: "Dein Geräusch hörte ich im Garten; ich hatte Scheu; denn nackt bin ich ja; daher versteckte ich mich." Er sprach: "Wer tat dir kund, daß du nackt bist? Hast du etwa von jenem Baume gegessen, von dem zu essen ich dir verboten habe?" Der Mensch entgegnete: "Die Frau, die du mir als Gefährtin gegeben, hat mir vom Baume gereicht, und ich aß." Da sprach Gott, der Herr, zur Frau: "Was hast du getan?" Die Frau erwiderte: "Die Schlange hat mich betört, und ich aß." Da sprach Gott, der Herr, zur Schlange: "Weil du dies getan hast, sei verflucht aus allem Vieh und allem Getier des Feldes! Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang! Feindschaft will ich stiften zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst nach seiner Ferse schnappen." Zur Frau sprach er: "Zahlreich will ich deine Beschwerden machen und deine Schwangerschaften: unter Schmerzen sollst du Kinder gebären. Und doch steht dein Begehren nach deinem Manne, er aber soll herrschen über dich." Zum Manne sprach er: "Du hast auf die Stimme deiner Frau gehört und vom Baume gegessen, von dem zu essen ich dir streng verboten habe; darum soll der Ackerboden verflucht sein um deinetwillen; mühsam sollst du dich von ihm nähren alle Tage deines Lebens! Dornen und Gestrüpp soll er dir sprießen, und Kraut des Feldes sollst du essen! Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot verzehren, bis du zum Ackerboden wiederkehrst, von dem du genommen bist. Denn Staub bist du, und zum Staube sollst du heimkehren!" Adam nannte seine Frau Eva, denn sie ward zur Mutter aller Lebendigen. Gott, der Herr, machte Adam und seiner Frau Fellröcke und bekleidete sie. Dann sprach er: "Ja, der Mensch ist jetzt wie einer von uns geworden, da er Gutes und Böses erkennt. Nun geht es darum, daß er nicht noch seine Hand ausstrecke, sich am Baume des Lebens vergreife, davon esse und ewig lebe." So wies Gott, der Herr, ihn aus dem Garten Eden fort, daß er den Ackerboden bearbeite, von dem er genommen war. Er vertrieb den Menschen, ließ ihn östlich vom Garten Eden wohnen und stellte die Kerubim und die flammende Schwertklinge auf, den Weg zum Baum des Lebens zu behüten. Der Mensch erkannte seine Frau Eva; sie empfing und gebar den Kain. Sie sprach: "Ich habe einen Sohn erworben mit Hilfe des Herrn." Weiter gebar sie seinen Bruder Abel. Abel war Kleinviehhirt, Kain ein Ackerbauer. Nach geraumer Zeit begab es sich, daß Kain von den Früchten des Bodens dem Herrn ein Opfer darbrachte. Aber auch Abel opferte von den Erstlingen seiner Herde und ihrem Fett. Der Herr blickte auf Abel und seine Opfergabe, aber auf Kain und sein Opfer sah er nicht. Da ward Kain sehr zornig, und sein Angesicht verfinsterte sich. Da sprach der Herr zu Kain: "Warum bist du zornig, und warum ist dein Angesicht finster? Ist es nicht so: Wenn du gut bist, so kannst du es frei erheben, bist du aber nicht gut, so lauert die Sünde vor der Türe. Nach dir steht ihr Begehren; du aber sollst herrschen über sie!" Kain sprach zu seinem Bruder Abel: "Komm, wir wollen aufs Feld gehen!" Als sie auf dem Felde waren, stürzte sich Kain auf seinen Bruder Abel und erschlug ihn. Der Herr sprach zu Kain: "Wo ist dein Bruder Abel?" Er antwortete: "Ich weiß es nicht. Bin ich denn meines Bruders Hüter? Er aber sprach: "Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir vom Erdboden empor. Und nun sollst du verflucht sein vom Erdboden her, der seinen Rachen aufgerissen hat, deines Bruders Blut aus deiner Hand aufzunehmen! Wenn du den Ackerboden bebaust, wird er dir fortan seine Frucht nicht mehr bringen; ziel- und heimatlos sollst du sein auf Erden!" Kain erwiderte dem Herrn: "Meine Schuld ist zu groß, als daß ich sie tragen könnte. Siehe, du verjagst mich heute vom Ackerboden weg; vor deinem Antlitz muß ich mich verbergen. Ziel- und heimatlos werde ich sein auf Erden; jeder, der mich findet, wird mich erschlagen." Da sprach zu ihm der Herr: "Nein! Jeder, der Kain erschlägt, an dem wird es siebenfach gerächt." Der Herr machte dem Kain ein Zeichen, damit ihn niemand erschlage, wer immer ihn finde. Kain ging vom Angesichte des Herrn hinweg und wohnte im Lande Nod östlich von Eden. Kain aber erkannte seine Frau; sie empfing und gebar Henoch; der wurde Erbauer einer Stadt; er nannte ihren Namen nach dem Namen seines Sohnes Henoch. Dem Henoch wurde Irad geboren, Irad zeugte Mechujael, Mechujael den Metuschael und Metuschael den Lamech. Lamech aber nahm zwei Frauen, eine hieß Ada, die andere Zilla. Ada gebar den Jabal; er war der Stammvater der Zeltbewohner und Hirten. Sein Bruder hieß Jubal, der Ahnherr aller Zither- und Flötenspieler. Aber auch Zilla gebar, nämlich den Tubalkain, einen Schmied, der Erz und Eisen bearbeitete; die Schwester Tubalkains war Naama. Lamech sprach zu seinen Frauen Ada und Zilla: "Hört meine Rede, ihr Frauen Lamechs, vernehmt meinen Spruch! Ei, einen Mann erschlug ich für meine Wunde, einen Knaben für meine Strieme. Denn siebenfach wird Kain gerächt, Lamech dagegen siebenundsiebzigmal." Adam erkannte seine Frau wiederum; sie gebar einen Sohn und nannte ihn Set: "Denn Gott hat mir einen anderen Nachkommen gegeben für Abel, weil Kain ihn erschlug." Auch dem Set wurde ein Sohn geboren; er nannte ihn Enosch. Damals begann man, des Herrn Namen anzurufen. Dies ist das Buch des Stammbaumes Adams. Am Tage, da Gott Adam schuf, formte er ihn nach Gottes Ebenbild. Als Mann und Frau schuf er sie; er segnete sie und nannte sie Mensch am Tage, da sie erschaffen wurden. Als Adam nun 130 Jahre alt war, zeugte er einen Sohn, ihm gleich und nach seinem Bilde, und nannte ihn Set. Nach der Geburt des Set lebte Adam noch 800 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. Insgesamt lebte Adam 930 Jahre; dann starb er. Im Alter von 105 Jahren zeugte Set den Enosch. Nach der Geburt des Enosch lebte Set noch 807 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Insgesamt lebte Set 912 Jahre; dann starb er. Im Alter von 90 Jahren zeugte Enosch den Kenan. Nach der Geburt des Kenan lebte Enosch noch 815 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Insgesamt lebte Enosch 905 Jahre; dann starb er. Im Alter von 70 Jahren zeugte Kenan den Mahalalel. Nach der Geburt des Mahalalel lebte Kenan noch 840 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Insgesamt lebte Kenan 910 Jahre; dann starb er. Im Alter von 65 Jahren zeugte Mahalalel den Jared. Nach der Geburt des Jared lebte Mahalalel noch 830 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Insgesamt lebte Mahalalel 895 Jahre; dann starb er. Im Alter von 162 Jahren zeugte Jared den Henoch. Nach der Geburt des Henoch lebte Jared noch 800 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Insgesamt lebte Jared 962 Jahre; dann starb er. Im Alter von 65 Jahren zeugte Henoch den Metuschelach. Henoch wandelte mit Gott. Er lebte nach Metuschelachs Geburt noch 300 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Insgesamt lebte Henoch 365 Jahre. Henoch wandelte mit Gott, und dann war er nicht mehr; denn Gott hatte ihn entrückt. Im Alter von 187 Jahren zeugte Metuschelach den Lamech. Nach der Geburt des Lamech lebte Metuschelach noch 782 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Insgesamt lebte Metuschelach 969 Jahre; dann starb er. Im Alter von 182 Jahren zeugte Lamech einen Sohn. Er nannte ihn Noe, indem er sprach: "Dieser wird uns trösten bei der mühevollen Arbeit unserer Hände am Ackerboden, den der Herr verflucht hat." Nach der Geburt des Noe lebte Lamech noch 595 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Insgesamt lebte Lamech 777 Jahre; dann starb er. Als Noe im Alter von 500 Jahren stand, zeugte er den Sem, den Cham und den Japhet. Es begab sich, daß die Menschen auf Erden sich zu vermehren begannen und ihnen auch Töchter geboren wurden. Da sahen die Gottessöhne, daß die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich zu Frauen, welche sie nur mochten. Nun sprach der Herr: "Mein Geist soll nicht für die Dauer im Menschen beengt sein, da auch er Fleisch ist; seine Tage sollen nur noch 120 Jahre sein." Zu jenen Zeiten waren Riesen auf Erden, auch nachher noch, als die Gottessöhne mit den Töchtern der Menschen verkehrten und diese ihnen gebaren; das sind die starken Männer der Urzeit, Leute mit Namen. Der Herr sah, wie groß die menschliche Bosheit auf Erden war, und daß jegliches Gebilde ihrer Herzensgedanken allzeit nur böse war. Es reute ihn, den Menschen gemacht zu haben auf Erden, und er bekam Kummer in seinem Herzen. Der Herr sprach: "Ich will den Menschen, den ich geschaffen, vom Erdboden vertilgen, vom Menschen bis zum Vieh und zum Kriechtier und zu den Himmelsvögeln. Denn es reut mich, sie gemacht zu haben." Nur Noe fand Gnade in des Herrn Augen. Dies ist die Geschichte Noes: Noe war ein gerechter und vollkommener Mann unter seinen Zeitgenossen und wandelte mit Gott. Und Noe zeugte drei Söhne, den Sem, den Cham und den Japhet. Aber die Erde war verderbt vor den Augen Gottes, und sie füllte sich mit Gewalttat. Gott schaute sich die Erde an, und siehe, sie war verderbt; denn alle Menschen auf Erden gingen verderbliche Wege. Da sprach Gott zu Noe: "Das Ende aller Lebewesen habe ich beschlossen, denn voll Gewalttat ist die Erde wegen der Menschen. Wohlan, ich will sie vertilgen mitsamt der Erde. Mache dir eine Arche aus Nadelholz mit Schilfrohr dazwischen und verdichte sie von innen und außen mit Pech! So sollst du sie herstellen: dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. Ein Giebeldach sollst du an der Arche anbringen und sie dadurch um eine Elle höher machen; die Tür der Arche sollst du an ihrer Seite anbringen; ein unteres, ein mittleres und ein oberes Stockwerk sollst du bauen. Ich lasse nämlich eine Wasserflut über die Erde kommen, damit sie unter dem Himmel alle Wesen, in denen Lebensodem ist, vertilge; alles auf Erden soll umkommen. Meinen Bund aber will ich mit dir schließen; gehe also in die Arche hinein, du und deine Söhne, deine Frau und die Frauen deiner Söhne mit dir! Von allen lebendigen Wesen aber nimm je zwei mit in die Arche hinein, um sie mit dir am Leben zu erhalten, ein Männchen und ein Weibchen! Von den Vogelarten, von den Vieharten, von allem am Boden kriechenden Getier nach seiner Art sollen je zwei zu dir kommen, damit ihr Leben erhalten bleibe. Auch von allem Eßbaren nimm etwas; sammle es bei dir an, damit es dir und ihnen zur Nahrung diene." Und Noe tat alles so, wie es Gott ihm geboten hatte. Da sprach der Herr zu Noe: "Gehe hinein in die Arche mit deiner ganzen Familie; denn dich habe ich gerecht angetroffen vor meinem Angesichte unter diesem Geschlecht. Von allen reinen Tieren nimm dir je sieben Stück, je ein Männchen und ein Weibchen, von den unreinen Tieren je zwei, ein Männchen und ein Weibchen. Auch von den Vögeln des Himmels je sieben Männchen und Weibchen, damit Nachwuchs am Leben erhalten bleibe auf der ganzen Erde. Denn noch sieben Tage, dann will ich regnen lassen auf die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte lang und will jegliches Wesen, das ich geschaffen habe, vom Erdboden vertilgen." Und Noe tat alles, was ihm der Herr befohlen hatte. Noe war sechshundert Jahre alt, als die Flut auf die Erde kam. Da gingen Noe und seine Söhne, seine Frau und die Frauen seiner Söhne vor den Wassern der Flut in die Arche. Von den reinen und unreinen Tieren, von den Vögeln und von allem am Boden kriechenden Getier kamen je zwei zu Noe in die Arche, ein Männchen und ein Weibchen, wie Gott ihm geboten hatte. Nach Ablauf von sieben Tagen kamen nun die Wasser der Flut über die Erde. Es war im sechshundertsten Lebensjahr Noes, im zweiten Monat, am siebzehnten Tage des Monats. An diesem Tage brachen alle Quellen der großen Urflut auf, und die Fenster des Himmels öffneten sich. Und es ergoß sich ein Regen auf die Erde vierzig Tage und vierzig Nächte lang. An eben diesem Tage gingen Noe, Sem, Cham und Japhet, die Söhne Noes, seine Frau und die drei Frauen seiner Söhne mit ihm hinein in die Arche; außer ihnen alle Arten von Wild, von Vieh, von dem am Boden kriechenden Getier und sämtliche Arten von Vögeln, alles Geflügelte. Sie kamen zu Noe in die Arche, je zwei von allen Wesen, in denen Lebenshauch war. Die da kamen, waren je ein Männchen und Weibchen von allen Tieren, wie Gott ihm befohlen hatte. Der Herr schloß hinter ihm zu. Die Flut ergoß sich über die Erde vierzig Tage lang; die Wasser wuchsen an, sie hoben die Arche, und diese stieg von der Erde empor. Die Wasser schwollen an und mehrten sich gewaltig auf der Erde; die Arche aber fuhr auf den Wassern dahin. Und die Wasser nahmen immer mehr zu; alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel wurden bedeckt. Fünfzehn Ellen darüber stiegen die Wasser; so wurden die Berge bedeckt. Alles Leben, das auf Erden sich bewegte, Vögel, Vieh, Wild und alles Kleingetier, das auf der Erde wimmelte, und alle Menschen gingen unter. Alles, was Lebensodem in sich hatte, wenn es auf dem Trockenen lebte, mußte sterben. So ward denn alles vertilgt, was auf dem Erdboden war, Menschen sowohl als auch Vieh, Kriechtiere und die Vögel des Himmels; sie wurden von der Erde vertilgt. Noe allein und die mit ihm in der Arche waren, blieben übrig. Und die Wasser stiegen auf Erden an, hundertfünfzig Tage lang. Gott gedachte des Noe, allen Wildes und aller Tiere, die mit ihm in der Arche waren, und er ließ einen Wind über die Erde hin wehen, so daß die Wasser sanken. Die Quellen der Urflut versiegten, und die Fenster des Himmels wurden geschlossen, dem Regen ward vom Himmel her Einhalt geboten. Das Wasser sank auf der Erde mehr und mehr, und so nahm das Wasser ab nach einhundertfünfzig Tagen. Im siebten Monat, am siebzehnten Tage des Monats, ruhte die Arche auf dem Gebirge von Ararat. Die Fluten gingen bis zum zehnten Monat immer mehr zurück. Am ersten des zehnten Monats wurden die Gipfel der Berge sichtbar. Nach vierzig Tagen tat Noe das Fenster der von ihm gebauten Arche auf. Er ließ einen Raben ausfliegen; der flog hin und zurück, bis das Wasser von der Erde vertrocknet war. Da ließ er eine Taube hinaus, um zu sehen, ob der Wasserspiegel auf der Erdoberfläche gesunken sei. Die Taube fand aber keine Stätte für ihren Fuß und kehrte zu ihm in die Arche zurück; denn noch war Wasser auf der ganzen Erde. Noe streckte seine Hand aus, ergriff sie und nahm sie in die Arche zurück. Dann wartete er weitere sieben Tage und sandte wiederum die Taube aus der Arche. Die Taube flog gegen Abend zu ihm zurück, aber siehe, sie trug ein frisches Ölblatt in ihrem Schnabel. Noe wußte nun, daß das Wasser auf Erden gefallen war. Nach weiteren sieben Wartetagen schickte Noe die Taube wieder aus; sie kehrte nicht mehr zu ihm zurück. Im 601. Lebensjahr des Noe, am ersten Tag des ersten Monats, war das Wasser auf dem Erdboden vertrocknet. Noe entfernte das Dach von der Arche; er schaute aus, und schon war die Erdoberfläche trocken. Am siebenundzwanzigsten Tage des zweiten Monats war die Erde trocken. Da sprach Gott zu Noe: "Geh aus der Arche, du und deine Frau, deine Söhne und die Frauen deiner Söhne mit dir! Alles Getier, das bei dir ist von allen Lebewesen, Vögel, Vieh und alle auf Erden kriechenden Tiere, laß mit dir hinaus; sie sollen sich tummeln auf Erden, fruchtbar sein und sich vermehren auf dem Erdboden!" Da ging Noe hinaus und seine Söhne, seine Frau und die Frauen seiner Söhne mit ihm. Alles Getier, alle Kriechtiere, alle Vögel, alles, was sich auf Erden regt, verließ, je nach seinen Sippen, die Arche. Noe baute einen Altar für den Herrn, und von allen reinen Tieren und reinen Vögeln nahm er und brachte auf dem Altar Brandopfer dar. Der Herr roch den lieblichen Wohlgeruch und sprach bei sich selbst: "Ich will fortan nicht noch einmal die Erde verfluchen um des Menschen willen; denn der Trieb des menschlichen Herzens ist zum Bösen geneigt von Jugend an. Fürderhin will ich alles Lebendige nicht mehr schlagen, wie ich es getan habe. Solange die Erde steht, sollen Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht mehr aufhören." Gott segnete den Noe und seine Söhne und sprach zu ihnen: "Seid fruchtbar, mehrt euch und erfüllt die Erde. Furcht vor euch und Schrecken sei bei allen Erdentieren, bei allen Himmelsvögeln, bei allem, was auf dem Erdboden kriecht, und bei allen Fischen des Meeres; in eure Hand sind sie gegeben. Alles, was sich regt und lebendig ist, diene euch zur Nahrung; wie das Grünkraut gebe ich euch alles. Jedoch lebendiges Fleisch, mit seinem Blut noch verbunden, sollt ihr nicht essen. Aber euer Blut werde ich fordern, und zwar für jeden einzelnen aus euch; von jeglichem Tier will ich es fordern und vom Menschen, von jedermanns Bruder werde ich das Leben des Menschen fordern. Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll durch Menschen vergossen werden! Denn nach seinem Bilde hat Gott den Menschen gemacht. Ihr aber seid fruchtbar und mehrt euch, wimmelt auf der Erde und mehrt euch auf ihr!" Gott sprach zu Noe und seinen Söhnen: "Wohlan denn, ich errichte meinen Bund mit euch und euren Nachkommen und mit allen lebenden Wesen bei euch, mit Vögeln, Vieh und jeglichem Wild des Feldes, mit all denen, die die Arche verlassen haben. Meinen Bund errichte ich mit euch: Es soll niemals wieder alles Leben von den Wassern der Flut ausgerottet werden, ja, es soll keine Flut mehr kommen, die Erde zu verderben!" Weiter sprach Gott: "Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und euch stifte und zwischen jeglichem Lebewesen bei euch für immerwährende Geschlechter: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll ein Bundeszeichen zwischen mir und der Erde sein. Wenn ich nun Gewölk über der Erde balle, und wenn der Bogen in den Wolken erscheint, so will ich meines Bundes gedenken, der zwischen mir und euch und allen lebenden Wesen besteht, und niemals mehr soll das Wasser zur Flut werden, um jegliches Leben zu verderben. Wenn der Bogen in den Wolken steht, dann werde ich ihn ansehen, um des immerwährenden Bundes zu gedenken, der zwischen Gott und allen Lebewesen jeglicher Art auf Erden besteht." Gott sprach zu Noe: "Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen Lebewesen auf Erden stifte." Die Söhne Noes, die aus der Arche kamen, waren Sem, Cham und Japhet [Cham ist der Vater Kanaans]. Diese drei sind Noes Söhne, und von ihnen stammt das ganze Menschengeschlecht ab. Noe aber begann als Landwirt und pflanzte einen Weinberg. Er trank von dem Weine, ward berauscht und lag entblößt in seinem Zelte. Cham, der Vater Kanaans, sah die Blöße seines Vaters, und er teilte es seinen beiden Brüdern draußen mit. Sem und Japhet aber nahmen einen Überwurf, legten ihn auf ihre Schultern, gingen rückwärts hinein und bedeckten die Blöße ihres Vaters. Ihr Gesicht war rückwärts gerichtet, so daß sie die Blöße ihres Vaters nicht sahen. Als Noe aus seinem Rausch erwachte, erfuhr er, was sein jüngerer Sohn ihm angetan hatte. Er sprach: "Verflucht sei Kanaan; ein Knecht der Knechte sei er seinen Brüdern!" Ferner sprach er: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Sems, und Kanaan sei sein Knecht! Weiten Raum schaffe Gott dem Japhet; er wohne in den Zelten Sems, und Kanaan sei sein Knecht!" Nach der Sintflut lebte Noe noch 350 Jahre. Insgesamt lebte Noe 950 Jahre; dann starb er. Dies ist der Stammbaum der Söhne Noes, des Sem, Cham und Japhet. Ihnen wurden nach der Flut Söhne geboren. Die Söhne Japhets: Gomer, Magog, Madaj, Jawan, Tubal, Meschech und Tiras. Die Söhne Gomers: Aschkenas, Riphat und Togarma. Die Söhne Jawans: Elisa und Tarsis, die Kittim und Dodanim. Von diesen zweigten sich die Inselvölker ab in ihren Ländern - jedes nach seiner Sprache - nach ihren Geschlechtern in ihren Völkerschaften. Die Söhne Chams: Kusch, Mizrajim, Put und Kanaan. Die Söhne Kuschs: Seba, Chawila, Sabta, Rama und Sabteka. Die Söhne von Rama sind Saba und Dedan. Kusch zeugte den Nimrod; dieser war der erste Gewaltherrscher auf Erden. Er war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn; daher sagt man: "Wie Nimrod ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn." Der Anfang seiner Königsherrschaft war Babel, Erech, Akkad und Kalne im Lande Sinear. Von diesem Lande zog er nach Assur aus und erbaute Ninive, Rechobot-Ir und Kelach, auch Resen zwischen Ninive und Kelach. Dies ist die große Stadt. Von Mizrajim stammen die Ludier, die Anamer, die Lehaber und die Naphtucher, die Patruser, die Kaslucher und die Kaphtorer, von denen die Philister hervorgingen. Von Kanaan stammt Sidon, sein Erstgeborener, und Heth, ferner die Jebusiter, die Amoriter, die Girgaschiter, die Hiwwiter, die Arkiter und die Siniter, die Arwaditer, Zemariter und Chamatiter. Später zerstreuten sich die Sippen der Kanaaniter. Das Grenzgebiet der Kanaaniter erstreckte sich von Sidon durch Gerar hin nach Gaza und gegen Sodom, Gomorra, Adma und Zeboim bis hin nach Lascha. Dies sind Chams Söhne nach ihren Sippen, ihren Sprachen, in ihren Ländern und in ihren Völkerschaften. Auch dem Sem wurden Nachkommen geboren, dem Stammvater aller Hebersöhne, dem ältesten Bruder des Japhet. Die Söhne Sems: Elam, Assur, Arpachschad, Lud und Aram. Und die Söhne Arams: Uz, Chul, Geter und Masch. Arpachschad zeugte den Schelach, Schelach den Heber. Dem Heber wurden zwei Söhne geboren, der eine hieß Peleg (Trennung) - denn in seinen Tagen trennte sich die Erdbevölkerung -; sein Bruder hieß Joktan. Joktan zeugte Almodad, Scheleph, Chazarmawet, Jerach, Hadoram, Usal, Dikla, Obal, Abimael, Saba, Ophir, Chawila und Jobab. Diese alle sind Söhne Joktans. Ihre Wohnsitze liegen von Mescha bis nach Sephara am Ostgebirge. Dies sind Sems Söhne nach ihren Sippen, ihren Sprachen, in ihren Ländern nach ihren Völkerschaften. Dies sind die Sippen der Söhne Noes nach ihren Stammbäumen in ihren Völkerschaften, und von ihnen haben sich die Völker nach der Flut verzweigt. Alle Welt hatte nur eine Sprache und dieselben Laute. Als man vom Osten her aufbrach, fand man im Lande Sinear eine Ebene und wohnte daselbst. Sie sprachen zueinander: "Wohlan, laßt uns Ziegel streichen und sie hartbrennen!" Und es diente ihnen der Ziegel als Stein, und das Erdpech diente ihnen als Mörtel. Dann riefen sie: "Auf! Laßt uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis in den Himmel reicht! Wir wollen uns einen Namen machen, damit wir nicht in alle Welt zerstreut werden!" Der Herr aber fuhr herab, um sich die Stadt und den Turm, den sich die Menschen erbaut hatten, anzuschauen. Der Herr sprach: "Siehe, sie sind ein Volk, und nur eine Sprache haben sie alle; das ist aber erst der Anfang ihres Tuns. Nichts von dem, was sie vorhaben, wird ihnen unmöglich sein. Wohlan, laßt uns hinabsteigen! Wir wollen dort ihre Sprache verwirren, daß keiner mehr die Rede des andern versteht!" Und der Herr zerstreute sie von da aus über die ganze Erde hin; sie hörten mit dem Städtebau auf. Darum heißt die Stadt "Babel"; denn dort hat der Herr die Sprache der ganzen Welt verwirrt, und von da aus hat er sie über die ganze Erde hin zerstreut. Dies ist der Stammbaum Sems: Sem war 100 Jahre alt, da zeugte er den Arpachschad; es war zwei Jahre nach der Flut. Sem lebte nach der Geburt des Arpachschad noch 500 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Im Alter von 35 Jahren zeugte Arpachschad den Schelach. Nach der Geburt des Schelach lebte Arpachschad noch 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Im Alter von 30 Jahren zeugte Schelach den Heber. Nach der Geburt des Heber lebte Schelach noch 403 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Im Alter von 34 Jahren zeugte Heber den Peleg. Nach der Geburt des Peleg lebte Heber noch 430 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Im Alter von 30 Jahren zeugte Peleg den Reu. Nach der Geburt des Reu lebte Peleg noch 209 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Im Alter von 32 Jahren zeugte Reu den Serug. Nach der Geburt des Serug lebte Reu noch 207 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Im Alter von 30 Jahren zeugte Serug den Nachor. Nach der Geburt des Nachor lebte Serug noch 200 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Im Alter von 29 Jahren zeugte Nachor den Terach. Nach der Geburt des Terach lebte Nachor noch 119 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Im Alter von 70 Jahren zeugte Terach den Abram, danach den Nachor und den Haran. Dies ist der Stammbaum Terachs: Terach zeugte den Abram, den Nachor und den Haran; Haran aber zeugte den Lot. Haran starb noch zu Lebzeiten seines Vaters Terach in seinem Heimatlande, im Ur der Kaldäer. Abram und Nachor heirateten; Abrams Frau hieß Saraj, Nachors Frau hieß Milka, die Tochter Harans; dieser war der Vater der Milka und der Jiska. Saraj aber war unfruchtbar; sie hatte kein Kind. Terach nahm seinen Sohn Abram, seinen Enkel Lot, den Sohn Harans, und seine Schwiegertochter Saraj, die Frau seines Sohnes Abram. Sie wanderten aus Ur der Kaldäer aus, um in das Land Kanaan zu ziehen. Sie kamen aber nur bis Charan. Daselbst siedelten sie sich an. Terach lebte 205 Jahre, dann starb er in Charan. Der Herr sprach zu Abram: "Zieh hinweg aus deiner Heimat, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhause in ein Land, das ich dir zeigen werde! Ich will dich zu einem großen Volke machen und dich segnen und deinen Ruhm erhöhen; sei du ein Segen! Segnen will ich, die dich segnen, und wer dich verflucht, dem will auch ich fluchen. In dir sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet sein!" Abram brach auf, wie der Herr ihm geboten hatte, und Lot zog mit ihm. Abram stand damals im Alter von 75 Jahren, als er von Charan auszog. Abram nahm seine Frau Saraj und seinen Neffen Lot, ferner allen Herdenbesitz, den sie erworben hatten, und alle Leute, die sie in Charan gewonnen hatten. Sie brachen auf, um ins Land Kanaan zu ziehen; und sie kamen ins Land Kanaan. Abram durchzog das Land bis zum Ort Sichem zur Orakeleiche. Damals waren die Kanaaniter im Lande. Der Herr erschien dem Abram und sprach: "Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben." Jener baute dort einen Altar für den Herrn, der ihm erschienen war. Von da rückte er weiter dem Gebirge zu, östlich von Betel. Hier schlug er sein Zelt auf, Betel im Westen, Aj im Osten. Sodann baute er dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an. Abram zog immer weiter und weiter dem Südland zu. Eine Hungersnot brach aber damals im Lande aus; daher zog Abram nach Ägypten, um dort seinen Aufenthalt zu nehmen; denn der Hunger lastete schwer auf dem Lande. Es begab sich, kurz bevor er Ägypten betrat, daß Abram zu seiner Frau Saraj sprach: "Ich weiß, daß du eine schön aussehende Frau bist. Wenn dich die Ägypter nun sehen und dabei denken: "Sie ist seine Frau", dann werden sie mich töten und dich am Leben lassen. Gib doch an, daß du meine Schwester seist, damit es mir gut gehe um deinetwillen und ich am Leben bleibe deinetwegen!" Als Abram nun nach Ägypten kam, sahen die Ägypter, wie überaus schön die Frau war. Die Würdenträger Pharaos erblickten sie. Preisend empfahlen sie diese für den Pharao. So ward die Frau in den Palast des Pharao gebracht. Dem Abram aber erwies er Gutes um ihretwillen; er bekam Kleinvieh und Großvieh, Esel, Knechte, Mägde, Eselinnen und Kamele. Der Herr aber schlug den Pharao mit schweren Plagen und auch seinen ganzen Hof wegen Sarajs, der Frau des Abram. Der Pharao ließ nun Abram rufen und sprach: "Was hast du mir da angetan? Warum hast du mir nicht mitgeteilt, daß sie deine Frau ist? Warum hast du gesagt, sie sei deine Schwester? So nahm ich sie mir zur Frau. Nun, hier hast du deine Frau; nimm sie und geh!" Und der Pharao entbot für ihn Leute; diese entließen ihn, seine Frau und all seine Habe. Abram kehrte zurück aus Ägypten nach dem Südland, er und seine Frau mit all seiner Habe und auch Lot mit ihm. Abram war sehr reich an Vieh, an Silber und Gold. Er zog Strecke um Strecke vom Südland nach Betel, und zwar dorthin, wo zu Anfang sein Zelt war, zwischen Betel und Aj an den Ort des Altares, den er zuerst dort errichtet hatte; dort rief Abram den Namen des Herrn an. Aber auch Lot, der mit Abram gezogen war, hatte Kleinvieh, Rinder und Zelte. Das Land reichte nicht aus, sie beieinander wohnen zu lassen; denn ihr Besitz war zu groß, als daß sie hätten beisammen wohnen können. Ein Streit war zwischen den Hirten Abrams und denen Lots ausgebrochen; auch wohnten damals noch die Kanaaniter und Perissiter im Lande. Da sprach Abram zu Lot: "Es soll doch kein Streit sein zwischen mir und dir, zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind ja Brüder! Liegt nicht das ganze Land vor dir? Trenne dich doch von mir; gehst du nach links, so gehe ich rechts; wenn du nach rechts gehst, so gehe ich links." Da erhob Lot seine Augen. Er sah, daß das ganze Jordangelände vollständig bewässert war [es war, bevor der Herr Sodom und Gomorra zerstörte] wie der Garten des Herrn, wie das Land Ägypten, bis hin nach Zoar. Da wählte sich Lot das ganze Jordangelände. Er brach auf nach Osten, und so trennten sie sich voneinander. Abram wohnte nunmehr im Land Kanaan, Lot dagegen in den Städten des Geländes. Er schlug seine Zelte auf bis nach Sodom hin. Die Leute von Sodom aber waren böse und schwere Sünder vor dem Herrn. Der Herr sprach zu Abram, nachdem sich Lot von ihm getrennt hatte: "Erhebe deine Augen und schau vom Orte aus, auf dem du stehst, nach Norden, Süden, Osten und Westen! Denn das ganze Land, das du siehst, will ich für alle Zeit dir und deinen Nachkommen schenken. Deine Nachkommen will ich so zahlreich machen wie den Staub der Erde. Kann jemand den Staub der Erde zählen, so wird sich auch deine Nachkommenschaft zählen lassen. Wohlan! Durchziehe das Land in seiner Länge und Breite; denn dir will ich es schenken!" Abram kam, schlug sein Zelt auf und wohnte bei der Eiche von Mamre bei Hebron; er baute daselbst einen Altar für den Herrn. Es begab sich in den Tagen Amraphels, des Königs von Sinear, Ariochs, des Königs von Ellasar, Kedorlaomers, des Königs von Elam, und Tidals, des Königs der Völker. Sie kämpften wider Bera, den König von Sodom, Birscha, den König von Gomorra, Schinab, den König von Adma, Schemeber, den König von Zeboim, und den König von Bela, d. h. Zoar. Vereint zogen diese alle nach dem Siddimtale, d. h. dem Salzmeer. Zwölf Jahre waren sie dem König Kedorlaomer dienstbar gewesen, aber im dreizehnten fielen sie ab. Im vierzehnten Jahre kamen Kedorlaomer und die Könige, die mit ihm verbunden waren. Sie schlugen die Rephaiter bei Aschtarot-Karnajim, die Susiter bei Ham, die Emiter bei der Ebene von Kirjatajim und die Horiter bei ihrem Gebirge Seir bis hin nach El-Paran, das an der Wüste liegt. Sie kehrten dann um und kamen nach En-Mischpat, d. h. Kades. Dann schlugen sie das ganze Land der Amalekiter und auch das der Amoriter, die bei Chazezon-Tamar wohnten. Da zogen der König von Sodom, der König von Gomorra, der König von Adma, der König von Zeboim und der König von Bela, d. h. Zoar, aus. Man ordnete die Schlacht gegen sie, und zwar gegen Kedorlaomer, den König von Elam, und Tidal, den König der Völker, und Amraphel, den König von Sinear, und Arioch, den König von Ellasar - vier Könige gegen fünf. Im Tale Siddim waren viele Erdpechgruben. Die Könige von Sodom und Gomorra mußten fliehen und fielen da hinein. Die Übriggebliebenen entkamen ins Gebirge. Jene aber nahmen alle Habe von Sodom und Gomorra und alle ihre Nahrungsmittel weg und zogen ab. Auch Lot und seine Habe raubten sie und machten sich auf und davon. Jener war nämlich in Sodom seßhaft. Ein Flüchtling aber kam und meldete es dem Hebräer Abram; dieser wohnte bei der Rieseneiche des Amoriters Mamre, der ein Bruder des Eschkol und des Aner war; auch diese waren mit Abram verbündet. Abram hörte, daß sein Neffe gefangen sei. Er zählte seine hausgeborenen Gefolgsmänner ab (dreihundertachtzehn Mann) und nahm die Verfolgung auf bis Dan. Dann teilte er des Nachts seine Truppen und stellte sie gegen die Feinde, er und seine Leute; er verfolgte und schlug sie bis Choba, das links von Damaskus liegt. Die ganze Habe brachte er zurück: seinen Neffen Lot und sein Besitztum, auch die Frauen und seine Leute. Da kam ihm der König von Sodom entgegen, als er zurückkehrte vom Sieg über Kedorlaomer und die Könige, und zog mit ihm in das Königstal. Und Melchisedech, der König von Salem, brachte Brot und Wein heraus; er war nämlich ein Priester des Allerhöchsten Gottes. Dieser segnete ihn und sprach: "Gesegnet sei Abram vom Allerhöchsten Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat! Gepriesen sei der Allerhöchste Gott, der deine Feinde in deine Hand ausgeliefert hat!" Da gab jener ihm den Zehnten von allem. Der König von Sodom aber sagte zu Abram: "Gib mir nur die Leute, die Habe aber nimm dir!" Abram erwiderte dem König von Sodom: "Ich erhebe meine Hände zum Herrn, dem Allerhöchsten Gotte, dem Schöpfer Himmels und der Erde. Weder einen Faden noch einen Schuhriemen, nichts von deinem Eigentume werde ich nehmen. Du wirst nicht sagen können: "Ich habe Abram reich gemacht." Abgesehen nur von dem, was die Kriegsknechte verzehrt haben, und dem Anteil der Männer, die mit mir gezogen sind, Aner, Eschkol und Mamre. Sie mögen sich ihren Anteil nehmen!" Nach diesen Begebenheiten erging des Herrn Wort in einem Gesicht an Abram: "Fürchte dich nicht, Abram; ich verleihe dir deinen überreichen Lohn." Abram antwortete: "Herr, Herr, was wirst du mir geben, da ich doch kinderlos einhergehe und Elieser der Verwalter meines Hauses ist?" Abram fuhr fort: "Nachkommenschaft hast du mir ja keine gegeben; siehe, mein Leibeigener wird mich beerben." Da erging jedoch des Herrn Wort an ihn: "Nicht dieser wird dein Erbe sein, sondern ein leiblicher Sohn von dir wird dich beerben." Er führte ihn hinaus ins Freie und sprach: "Schau doch auf zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst!" Und er versicherte ihm: "So wird deine Nachkommenschaft sein." Er aber glaubte dem Herrn, und dieser rechnete es ihm als Gerechtigkeit an. Dann sprach er zu ihm: "Ich bin der Herr, der dich aus Ur der Kaldäer geführt hat, um dir dieses Land zum Erbteil zu geben." Dieser aber antwortete: "Herr, Herr, woran soll ich erkennen, daß ich es erben werde?" Er sprach zu ihm: "Hole mir ein dreijähriges Kalb, eine dreijährige Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turtel- und eine Jungtaube!" Alle diese Tiere holte er. Er teilte sie in der Mitte und legte die Hälften einander gegenüber; nur die Vögel teilte er nicht. Da stießen Raubvögel auf die Tierleichen herab. Abram scheuchte sie fort. Die Sonne war eben am Untergehen, da fiel ein Tiefschlaf auf Abram. Auch Angst und große Dunkelheit lasteten auf ihm. Gott sprach zu Abram: "Du sollst es mit Bestimmtheit wissen: Deine Nachkommen werden Fremdlinge in einem Lande sein, das ihnen nicht gehören wird. Sie werden den Menschen dort dienstbar sein, und man wird sie vierhundert Jahre lang unterdrücken. Aber das Volk, dem sie dienen, will ich richten. Danach werden sie mit reicher Habe davonziehen. Doch du wirst zu deinen Vätern in Frieden eingehen; begraben wirst du in hohem Greisenalter. Aber im vierten Geschlecht werden sie hierher zurückkehren, denn bis dahin ist die Schuld der Amoriter noch nicht voll." Die Sonne war untergegangen; stockfinster war es geworden. Da zeigten sich ein rauchender Backofen und eine Feuerflamme, die zwischen jenen Fleischstücken hindurchfuhr. An jenem Tage schloß der Herr mit Abram einen Bund: "Deinen Nachkommen werde ich dieses Land geben, vom Strom Ägyptens bis zum großen Euphratstrome, nämlich die Keniter, die Kenissiter, die Kadmoniter, die Hethiter, die Perissiter, die Rephaiter, die Amoriter, die Kanaaniter, die Girgaschiter und die Jebusiter!" Saraj aber, Abrams Frau, hatte ihm keine Kinder geboren. Sie hatte jedoch eine ägyptische Magd; die hieß Hagar. Saraj sprach zu Abram: "Sieh nur, der Herr hat mir Kindersegen verwehrt; gehe also zu meiner Magd, vielleicht lebe ich durch sie in einem Kinde weiter." Abram folgte dem Wunsche der Saraj. Saraj, die Frau Abrams, holte die Ägypterin Hagar, ihre Magd, - zehn Jahre, nachdem Abram im Lande Kanaan ansässig geworden war - und gab sie dem Abram, ihrem Manne, zur Frau. Er ging zu Hagar. Sie empfing, und als sie das merkte, verlor ihre Herrin die Achtung in ihren Augen. Da sprach Saraj zu Abram: "Das Unrecht, das ich leide, komme auf dich! Ich gab dir meine Magd an deine Brust. Als sie aber merkte, daß sie empfangen hatte, verlor ich die Achtung in ihren Augen; der Herr richte zwischen mir und dir!" Abram antwortete der Saraj: "Siehe, deine Magd ist in deiner Hand, tu mit ihr, was dich gut dünkt!" Da nun Saraj sie hart behandelte, entfloh sie ihr. Der Engel des Herrn fand sie am Wasserquell in der Wüste, an jener Quelle, die auf dem Wege nach Schur liegt. Er sprach: "Hagar, Magd der Saraj, woher kommst du und wohin gehst du?" Sie antwortete: "Vor meiner Herrin Saraj bin ich auf der Flucht." Da sagte der Engel des Herrn zu ihr: "Kehre zu deiner Herrin zurück und sei ihr gefügig!" Und der Engel des Herrn fuhr fort: "Überaus zahlreich will ich deine Nachkommenschaft machen, so daß sie vor Menge nicht gezählt werden kann." Ferner sprach der Engel des Herrn zu ihr: "Siehe, du hast empfangen und wirst einen Sohn gebären. Ismael sollst du ihn heißen; denn "der Herr hat dein Elend gehört". Ein Wildeselmensch wird er werden; seine Hand wird gegen jedermann und jedermanns Hand gegen ihn sein. Allen seinen Brüdern entgegengesetzt wird er wohnen." Sie rief den Namen des Herrn an, der mit ihr geredet hatte: "Du bist der Gott des Schauens!" Denn sie sprach: "Habe ich hier nicht den gesehen, der mich sah?" Darum nennt man den Brunnen "Brunnen des Lebendigen, der mich sieht!" Er liegt zwischen Kades und Bared. Hagar gebar dem Abram einen Sohn, und Abram nannte den Sohn, den Hagar ihm geboren hatte, Ismael. Abram war sechsundachtzig Jahre alt, als Hagar ihm den Ismael gebar. Abram war neunundneunzig Jahre alt, da erschien ihm der Herr und sprach zu ihm: "Ich bin der Allmächtige Gott; wandle vor mir und sei untadelig! Ich will einen Bund zwischen mir und dir stiften und will dich überaus zahlreich machen." Da fiel Abram auf sein Angesicht nieder, und Gott redete mit ihm und sprach: "Siehe, das ist mein Bund mit dir: Du wirst zum Vater einer Völkermenge werden. Fortan soll dein Name nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham, denn zum "Vater einer Völkermenge" will ich dich bestellen. Und sehr fruchtbar will ich dich machen; zu Völkern will ich dich werden lassen, und Könige werden aus dir hervorgehen. Errichten will ich meinen Bund zwischen mir und dir und deiner Nachkommenschaft in ihren Geschlechtern. Ein immerwährender Bund soll es sein, für dich und deine Nachkommen will ich Gott sein. Geben will ich dir und deiner Nachkommenschaft das Land, in dem du jetzt als Fremder weilst, das ganze Land Kanaan, zum dauernden Besitz. Ich will ihr Gott sein." Danach sprach Gott zu Abraham: "Du aber sollst meinen Bund halten, du und deine Nachkommenschaft in ihren Geschlechtern. Dies ist mein Bund, den ihr halten sollt; er besteht zwischen mir und euch und deiner Nachkommenschaft: Beschnitten soll bei euch alles Männliche werden. Ihr sollt euch am Fleisch eurer Vorhaut beschneiden lassen. Dies soll ein Bundeszeichen zwischen mir und euch sein. Im Alter von acht Tagen soll bei euch in euren Geschlechtern alles Männliche beschnitten werden, der Hausgeborene und der für Geld von einem Fremden Gekaufte, der nicht von dir abstammt. Beschnitten werden muß dein Hausgeborener und der für Geld Erworbene. Mein Bund an eurem Fleische soll ein ewiger Bund sein! Ein unbeschnittener Mann, der nicht am Fleische seiner Vorhaut beschnitten ist, soll aus seinem Volke ausgerottet werden; denn meinen Bund hat er gebrochen." Gott sprach zu Abraham: "Du sollst den Namen deiner Frau nicht mehr Saraj nennen, sondern Sara (Fürstin) soll ihr Name sein! Ich will sie segnen und werde dir einen Sohn von ihr schenken. Ich will sie segnen, sie soll zu Völkern werden, Könige über Nationen sollen aus ihr hervorgehen." Abraham fiel auf sein Angesicht nieder und lachte. Er dachte nämlich in seinem Herzen: Soll etwa einem Hundertjährigen noch ein Kind geboren werden? Oder soll die neunzigjährige Sara noch gebären? Abraham sprach zu Gott: "Möge doch nur Ismael vor dir am Leben bleiben!" Gott antwortete: "Nein, deine Frau Sara soll dir einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Isaak nennen. Aufrichten will ich meinen Bund mit ihm als einen ewigen Bund für seine Nachkommenschaft nach ihm. Was Ismael betrifft, so habe ich dich erhört. Ja, ich segne ihn, lasse ihn fruchtbar und überaus zahlreich werden; zwölf Fürsten wird er zeugen, und ich werde ihn zu einem großen Volke machen. Meinen Bund aber richte ich mit Isaak auf, den dir Sara im kommenden Jahr um diese Zeit gebären wird." Als er seine Rede mit ihm vollendet hatte, stieg Gott auf und verschwand vor Abraham. Da holte sich Abraham seinen Sohn Ismael, all seine Hausgeborenen und alle für Geld Erworbenen, d. h. alle männlichen Personen in seinem Hause, heran. Er beschnitt das Fleisch ihrer Vorhaut an demselben Tage, so wie Gott ihm befohlen hatte. Abraham war neunundneunzig Jahre alt, als er das Fleisch seiner Vorhaut beschnitt. Sein Sohn Ismael war dreizehn Jahre alt, als das Fleisch seiner Vorhaut beschnitten wurde. An dem gleichen Tage wurden Abraham und sein Sohn Ismael beschnitten. Alle männlichen Personen seines Hauses, die Hausgeborenen und die von Fremden für Geld Erworbenen, wurden mit ihm beschnitten. Der Herr erschien ihm bei der Rieseneiche von Mamre; er saß gerade an dem Zelteingang zur heißen Tageszeit. Als er seine Blicke erhob, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Sobald er sie erblickte, lief er ihnen vom Zelteingang entgegen und beugte sich tief zur Erde nieder. Er sprach: "Meine Herren, habe ich Gunst vor euch gefunden, so eilt doch nicht an eurem Knecht vorüber! Es werde ein wenig Wasser geholt; wascht eure Füße und ruht unter den Bäumen aus! Ich hole einen Bissen Brot; labt euch dann und wandert nachher weiter; denn darum seid ihr ja bei eurem Knechte vorbeigekommen!" Sie sprachen: "Tue, wie du gesagt hast!" Da eilte Abraham in das Zelt zu Sara und sprach: "Eile doch! Nimm drei Maß Mehl, und zwar Weizengrieß, knete es und backe Kuchen!" Abraham lief zur Rinderherde, suchte sich ein zartes und schönes Jungrind und gab es dem Knechte; der beeilte sich, es zu bereiten. Er holte Sahne und Milch und das hergerichtete Jungrind und setzte es ihnen vor. Er selbst wartete ihnen auf unter den Bäumen, während sie aßen. Dann fragten sie ihn: "Wo ist deine Frau Sara?" Er antwortete: "Hier im Zelt." Der Herr sprach: "Gewiß werde ich dich übers Jahr wiederum besuchen; dann hat deine Frau Sara einen Sohn." Sara aber horchte im Zelteingang hinter ihm. Abraham und Sara waren alt, vorgerückt an Tagen; Sara ging es nicht mehr nach der Frauen Regel. Sara lachte in sich hinein und dachte: "Ich bin doch verblüht; da soll mir noch Liebeswonne werden? Und auch mein Gatte ist schon ein Greis." Der Herr sprach zu Abraham: "Warum hat Sara denn gelacht und gedacht: "Soll ich wahrhaftig noch gebären, da ich doch alt bin?" Ist für den Herrn etwas unmöglich? Übers Jahr zur festgesetzten Zeit kehre ich zu dir zurück; dann hat Sara einen Sohn." Sara versuchte zu heucheln und sprach: "Ich habe nicht gelacht." Denn sie fürchtete sich. Er aber sprach: "Doch, du hast gelacht." Von dort erhoben sich die Männer und blickten nach Sodom hinüber. Abraham ging mit ihnen, sie zu geleiten. Der Herr aber erwog: "Soll ich vor Abraham verbergen, was ich tun will? Abraham soll doch zu einem großen und starken Volke werden; gesegnet werden sollen durch ihn alle Völker der Erde. Ihn habe ich ja auserkoren, daß er seinen Söhnen und seiner Nachkommenschaft gebiete, sie sollen den Weg des Herrn beobachten durch Übung von Recht und Gerechtigkeit, damit der Herr über Abraham das bringen kann, was er ihm verheißen hat." Dann sprach der Herr: "Das Klagegeschrei wider Sodom und Gomorra ist groß, ihre Sünde ist überaus schwer. Ich will hinab und sehen, ob das Klagegeschrei, das zu mir gedrungen ist, ihren Taten entspricht oder nicht. Ich muß mich darum kümmern." Die Männer wandten sich von dort und gingen Sodom zu. Abraham stand immer noch vor dem Herrn. Da trat Abraham näher und fragte: "Willst du wirklich Fromme und Frevler dahinraffen? Vielleicht sind fünfzig Fromme in der Stadt; willst du sie wirklich vertilgen? Willst du dem Orte nicht lieber verzeihen um der fünfzig Frommen willen, die in der Stadt sind? Fern sei es von dir, so zu handeln, Fromme zusammen mit Frevlern zu töten! Dann müßte ja der Fromme gleich dem Frevler sein; das sei ferne von dir! Muß nicht der ganzen Welt Richter das tun, was recht ist?" Da antwortete der Herr: "Wenn ich in Sodom fünfzig Fromme innerhalb der Stadt finde, so will ich dem ganzen Orte um ihretwillen vergeben." Abraham entgegnete und sprach: "Siehe, ich habe gewagt, zu meinem Herrn zu reden, wiewohl ich nur Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Frommen nur fünf. Willst du um dieser fünf willen die ganze Stadt vernichten?" Er aber sagte: "Nein, sofern ich dort fünfundvierzig finde." Er fuhr fort, mit ihm zu reden, und sprach: "Vielleicht finden sich dort nur vierzig." Er erwiderte: "Ich will es nicht tun um dieser vierzig willen." Darauf jener: "Zürne doch nicht, mein Herr, wenn ich weiterrede! Vielleicht finden sich dort nur dreißig." Er sprach: "Ich will es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde." Da sagte er: "Siehe doch, ich habe gewagt, zu meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich dort nur zwanzig." Er antwortete: "Ich will nicht vernichten um der zwanzig willen!" Darauf jener: Zürne doch nicht, mein Herr, nur noch dieses Mal will ich reden! Vielleicht finden sich dort nur zehn." Er sagte: "Ich will nicht vernichten um der zehn willen." Als er das Gespräch mit Abraham beendet hatte, ging der Herr hinweg. Abraham jedoch kehrte an seinen Ort zurück. Die beiden Engel kamen abends nach Sodom. Lot saß gerade am Stadttor von Sodom. Als er sie sah, stand er vor ihnen auf und verneigte sich tief zur Erde. Er sprach: "O meine Herren, kehrt doch ein ins Haus eures Knechtes! Übernachtet und wascht euch die Füße! Am frühen Morgen könnt ihr dann aufstehen und eures Weges ziehen!" Sie aber antworteten: "Nein, wir wollen im Freien übernachten!" Er nötigte sie inständig; deshalb kehrten sie bei ihm ein. Sie kamen in sein Haus, und er bereitete ihnen ein Mahl. Er buk ungesäuertes Brot, und man aß. Noch waren sie nicht schlafen gegangen, da umringten die Männer der Stadt, Sodoms Leute, das Haus. Jung und alt waren dabei, das Volk insgesamt vom äußersten Ende her. Sie riefen Lot zu und sprachen zu ihm: "Wo sind denn die Männer, die heute nacht zu dir gekommen sind? Führe sie heraus zu uns, wir wollen sie erkennen!" Lot ging zu ihnen hinaus vor die Tür, er schloß sie aber hinter sich zu. Er sagte: "Meine Brüder, handelt doch nicht so verwerflich! Seht, ich habe zwei Töchter die noch keinen Mann kennen; ich will sie zu euch herausbringen. Tut mit ihnen, wie es euch gut dünkt; nur diesen Männern tut nichts; denn sie sind doch nun einmal unter den Schatten meines Daches getreten." Sie aber sprachen: "Hinweg da!" Sie meinten: "Da ist ein einzelner als Fremdling hierher gekommen und wirft sich jetzt zum Richter auf! Dir wollen wir noch schlimmer zusetzen als jenen!" Sie drangen ungestüm auf Lot ein und waren nahe daran, die Tür aufzubrechen. Die Männer aber streckten ihre Hand aus, um Lot zu sich ins Haus zu ziehen. Die Tür verschlossen sie. Dann schlugen sie die Leute vor dem Tor des Hauses mit Blindheit, klein und groß, so daß sie sich vergebens bemühten, das Tor zu finden. Die Männer sprachen zu Lot: "Hast du noch jemand hier, einen Schwiegersohn, deine Söhne und Töchter oder sonst noch einen aus der Stadt? Bringe sie fort von diesem Orte! Denn wir wollen diesen Ort vernichten; groß ist nämlich das Klagegeschrei, das vor den Herrn über ihn gekommen ist. Der Herr hat uns gesandt, ihn zu vernichten." Lot ging hinaus und redete zu seinen Schwiegersöhnen, die seine Töchter heiraten sollten: "Auf! Verlaßt diesen Ort! Denn vernichten wird der Herr diese Stadt." Er aber kam seinen Schwiegersöhnen vor wie einer, der zu scherzen beliebte. Als aber die Morgenröte aufstieg, drängten die Engel den Lot und sprachen: "Auf! Nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die da sind, damit du nicht durch die Schuld der Stadt dahingerafft wirst!" Er zauderte noch; da ergriffen die Männer ihn, seine Frau und seine beiden Töchter bei den Händen, weil der Herr mit ihm Mitleid hatte. Sie führten ihn hinaus und ließen ihn außerhalb der Stadt rasten. Während sie jene hinausbrachten, sprach der eine: "Rette dein Leben, blicke nicht hinter dich, bleibe nicht stehen im ganzen Umkreis, sondern rette dich ins Gebirge, damit du nicht dahingerafft wirst!" Lot antwortete ihnen: "Nicht doch, Herr! Dein Knecht fand ja Gnade vor deinen Augen. Große Gunst hast du mir erwiesen, mein Leben zu erhalten; ich jedoch kann mich nicht ins Gebirge retten; sonst könnte mich das Unheil einholen, und ich müßte sterben. Diese Stadt da ist doch nahe, um dahin zu entweichen; sie ist nur klein; dahin will ich mich retten! Ist sie nicht klein genug, daß ich am Leben bleiben kann?" Er antwortete ihm: "Auch darin gebe ich dir nach. Ich will die Stadt, von der du gesprochen hast, nicht zerstören. Eilends rette dich dorthin! Denn ich kann nichts tun, bis du dort ankommst." Daher nannte man die Stadt Zoar (Kleinheit). Die Sonne war eben über der Erde aufgegangen, und Lot war in Zoar angekommen. Da ließ der Herr auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer vom Himmel herab regnen und vernichtete von Grund auf jene Städte, die ganze Umgebung, alle Einwohner der Städte und was auf dem Erdboden wuchs. Lots Frau sah hinter sich und erstarrte zur Salzsäule. Abraham begab sich in der Morgenfrühe zu dem Orte, wo er vor dem Herrn gestanden hatte. Er blickte nach Sodom und Gomorra aus und schaute das ganze Gefilde jenes Landes, und siehe, Rauch stieg aus dem Erdboden wie der Rauch eines Schmelzofens. Als Gott die Städte des Gefildes zerstörte, erinnerte er sich an Abraham. Er ließ Lot aus der Zerstörung entkommen, während er die Städte vernichtete, in denen Lot gewohnt hatte. Lot aber ging von Zoar hinauf und ließ sich mit seinen beiden Töchtern im Gebirge nieder. Denn er hatte Angst, in Zoar zu wohnen. So nahmen er und seine beiden Töchter Wohnung in der Höhle. Da sprach die Ältere zu der Jüngeren: "Unser Vater ist alt, ein Mann ist nicht da, der mit uns verkehren könnte, wie es in aller Welt Brauch ist. Komm, wir wollen unseren Vater mit Wein berauschen und uns dann zu ihm legen, damit wir von ihm Nachkommen erhalten!" Sie machten also in jener Nacht ihren Vater mit Wein trunken. Daraufhin legte sich die Ältere zu ihm; er aber spürte nichts, weder wie sie sich hinlegte, noch wie sie aufstand. Am anderen Tage sprach die Ältere zu der Jüngeren: "Gestern habe ich mich zu meinem Vater gelegt. Wir wollen ihn auch für heute nacht betrunken machen! Dann geh du hinein und lege dich zu ihm, dann werden wir Nachkommen erhalten!" Sie machten darauf auch in jener Nacht ihren Vater mit Wein trunken. Die Jüngere erhob sich und legte sich zu ihm; er aber spürte nicht, wie sie sich hinlegte und wie sie aufstand. So empfingen die beiden Töchter Lots von ihrem Vater. Die Ältere gebar einen Sohn, den sie Moab nannte. Er ist der Stammvater der Moabiter bis heute. Auch die Jüngere gebar einen Sohn, den sie Ben-Ammi nannte. Er ist der Stammvater der Ammoniter bis heute. Abraham brach in das Südland auf. Er wohnte zwischen Kades und Schur und weilte in Gerar als Fremdling. Abraham sagte von seiner Frau Sara aus, daß sie seine Schwester sei. Abimelech, der König von Gerar, ließ sie also holen. Doch kam Gott zu Abimelech in einem nächtlichen Traume und sprach zu ihm: "Wehe, du mußt sterben wegen der Frau, die du dir geholt hast; denn sie gehört einem Ehemann." Abimelech war ihr noch nicht nahegetreten und antwortete: "O Herr, willst du etwa ein gerechtes Volk töten? Ist sie nach seinen Angaben nicht seine Schwester? Sie sagte auch selbst: "Mein Bruder ist er". Mit arglosem Herzen und mit reinen Händen habe ich dies getan." Gott erwiderte ihm im Traume: "Auch ich weiß, daß du dies mit arglosem Herzen getan hast. Ich habe dich auch selbst davor bewahrt, gegen mich zu sündigen. Darum ließ ich es nicht zu, daß du jene berührtest. Nunmehr aber gib die Frau dem Manne zurück, denn er ist ein Prophet. Er wird für dich Fürbitte einlegen, dann bleibst du am Leben. Gibst du sie aber nicht zurück, so wisse, daß du bestimmt sterben mußt, du selbst und alle die Deinen." Abimelech stand am frühen Morgen auf, rief all seine Diener herbei und berichtete ihnen alle Vorgänge. Die Männer gerieten in große Furcht. Dann ließ Abimelech den Abraham rufen und sprach zu ihm: "Was hast du uns angetan? Womit habe ich mich gegen dich verfehlt, daß du eine so große Sünde auf mich und mein Reich gebracht hast? Was nicht vorkommen dürfte, hast du mir angetan." Und Abimelech fragte Abraham: "Was hast du denn beabsichtigt, daß du so gehandelt hast?" Abraham entgegnete: "Ich habe nur gedacht: "Es herrscht keine Gottesfurcht an diesem Orte, und darum wird man mich meiner Frau wegen umbringen!" Sie ist ja auch wirklich meine Schwester, die Tochter meines Vaters, nur nicht meiner Mutter. So ist sie denn meine Frau geworden. Als aber Gott mich aus meinem Vaterhaus in die Ferne wandern ließ, sagte ich zu ihr: "Diese Gefälligkeit mußt du mir tun: Wohin immer wir kommen, sage von mir: Er ist mein Bruder!"" Abimelech ließ Kleinvieh und Großvieh, Knechte und Mägde holen und gab sie dem Abraham. Auch seine Frau Sara erstattete er zurück. Und Abimelech sprach: "Schau, mein ganzes Land steht dir zur Verfügung! Laß dich nach Belieben irgendwo nieder!" Zu Sara sagte er: "Hier schenke ich deinem Bruder tausend Silberstücke. Sie sollen für dich eine Ehrengabe sein vor deiner ganzen Umgebung, damit du in allem gerechtfertigt dastehst." Daraufhin legte Abraham für Abimelech bei Gott Fürsprache ein. Er heilte ihn und auch seine Frau und seine Mägde, so daß sie wieder gebären konnten. Denn der Herr hatte jeglichen Mutterschoß in Abimelechs Hause verschlossen wegen Sara, der Frau des Abraham. Der Herr nahm sich der Sara an, wie er verheißen hatte; er tat an ihr, wie er gesprochen. Sara empfing und schenkte dem Abraham in seinem Greisenalter einen Sohn zur festgesetzten Zeit, von der Gott gesprochen hatte. Abraham nannte den Sohn, den Sara ihm geboren, Isaak. Er beschnitt seinen Sohn Isaak, als dieser acht Tage alt war, gemäß dem Befehle Gottes. Im Alter von hundert Jahren wurde dem Abraham sein Sohn Isaak geboren. Da sprach Sara: "Ein Lachen hat mir Gott geschaffen; jeder, der davon vernimmt, wird meinetwegen lachen." Sie fuhr fort: "Wer hätte je dem Abraham vorausgesagt, daß Sara noch Kinder stillen wird? Dennoch habe ich ihm in seinem Greisenalter einen Sohn geboren." Das Kind wuchs heran und wurde entwöhnt. Abraham veranstaltete am Tage von Isaaks Entwöhnung ein großes Festmahl. Da sah Sara den Sohn, den die Ägypterin Hagar dem Abraham geboren hatte, wie er spielte. Sie sprach zu Abraham: "Vertreibe diese Magd und ihren Sohn; denn der Sohn dieser Magd darf nicht zusammen mit meinem Sohn Isaak erben!" Das mißfiel Abraham sehr um seines Sohnes willen. Gott sprach zu Abraham: "Mache dir des Knaben und deiner Magd wegen keine Sorgen! Gehorche der Sara in allem, was sie zu dir sagt; denn nach Isaak wird deine Nachkommenschaft ihren Namen erhalten. Aber auch den Sohn der Magd will ich zu einem großen Volke machen; denn auch er ist ja dein Sproß." Früh am Morgen stand Abraham auf, nahm Brot und einen Schlauch mit Wasser. Er gab alles der Hagar, indem er es auf ihre Schulter legte, dazu das Kind, und er schickte sie weg. Sie ging und irrte in der Steppe von Beerseba umher. Als das Wasser im Schlauche aufgebraucht war, warf sie das Kind unter einen der Steppensträucher. Sie ging hin und setzte sich abseits, einen Bogenschuß weit. Denn sie sagte sich: "Ich kann des Kindes Sterben nicht mit ansehen." Sie saß ihm gegenüber, erhob ihre Stimme und weinte. Aber Gott hörte das Schreien des Knaben. Der Engel Gottes rief Hagar vom Himmel aus zu und sprach zu ihr: "Was ist dir, Hagar? Fürchte dich nicht; denn Gott hat die Stimme des Knaben dort, wo er liegt, gehört. Auf! Nimm den Knaben, halte deine Hand schützend über ihn; denn ich will ihn zu einem großen Volke machen!" Gott öffnete ihr die Augen, und sie sah einen Wasserbrunnen. Sie ging hin, füllte den Schlauch mit Wasser und ließ das Kind trinken. Gott war mit dem Knaben. Er wuchs heran und ward ein Wüstenbewohner, ein Bogenschütze. Er siedelte in der Steppe Paran. Seine Mutter nahm ihm eine Frau aus dem Lande Ägypten. Um diese Zeit hatten Abimelech und sein Heerführer Pichol mit Abraham folgende Unterredung: "Gott ist mit dir in allem, was du tust. Nun schwöre mir hier bei Gott, daß du mich, meinen Sproß und meinen Nachkommen nicht betrügen wirst! So freundlich, wie ich an dir gehandelt habe, sollst du auch an mir tun und dem Lande, in dem du als Schutzbürger weilst." Abraham antwortete: "Ich will schwören!" Abraham machte jedoch dem Abimelech Vorhaltungen des Wasserbrunnens wegen, den Abimelechs Knechte an sich gerissen hatten. Abimelech antwortete: "Ich weiß nicht, wer das getan hat. Du hast mir ja nichts davon mitgeteilt. Ich selbst höre erst heute davon." Da holte Abraham Kleinvieh und Rinder und schenkte sie dem Abimelech. Beide schlossen miteinander einen Bund. Abraham sonderte sieben Lämmer aus dem Kleinvieh von den übrigen ab. Abimelech aber fragte Abraham: "Was haben denn diese sieben Lämmer zu bedeuten, die du da abgesondert hast?" Er antwortete: "Sieben Lämmer mußt du von meiner Hand zum Zeugnisse dafür nehmen, daß ich diesen Brunnen gegraben habe." Darum nennt man diesen Ort "Beerseba" (Eidbrunnen); dort haben nämlich beide einen Eid geleistet. Sie schlossen einen Bund in Beerseba. Danach machten sich Abimelech und sein Heerführer Pichol auf und kehrten ins Philisterland zurück. Abraham aber pflanzte eine Tamariske in Beerseba und rief dort den Namen des Herrn, des ewig lebenden Gottes, an. Abraham weilte im Lande der Philister längere Zeit. Nach diesen Ereignissen stellte Gott den Abraham auf die Probe. Er rief ihn: "Abraham!" Dieser antwortete: "Hier bin ich!" Und Gott sprach: "Nimm deinen einzigen Sohn, den du lieb hast, den Isaak, begib dich in das Land Moria und bringe ihn dort auf einem der Berge, den ich dir noch zeigen werde, zum Brandopfer dar!" Abraham stand am frühen Morgen auf, sattelte seinen Esel und nahm seine beiden Diener und seinen Sohn Isaak mit sich. Er spaltete Holz zum Brandopfer. Dann machte er sich auf und ging an den Ort, den Gott genannt hatte. Am dritten Tage erhob Abraham seine Augen und sah von ferne den Ort. Abraham sprach zu seinen Dienern: "Bleibt ihr hier bei dem Esel! Ich aber und der Knabe wollen dorthin gehen. Wir wollen uns zur Anbetung niederwerfen und dann zu euch zurückkehren." Da nahm Abraham das Holz zum Brandopfer und legte es seinem Sohn Isaak auf. Er selbst trug das Feuer und das Messer in seiner Hand. So gingen die beiden miteinander. Isaak sprach zu seinem Vater Abraham: "Mein Vater!" Der antwortete: "Hier bin ich, mein Sohn!" Jener sagte: "Hier ist das Feuer und das Holz; wo aber ist das Schaf zum Brandopfer?" Abraham antwortete: "Gott selbst wird schon für das Schaf zum Brandopfer sorgen, mein Sohn!" So gingen die beiden miteinander. Sie kamen an den Ort, den Gott ihnen genannt hatte. Abraham baute daselbst den Altar, er richtete das Holz zurecht, band seinen Sohn Isaak fest und legte ihn auf den Altar, oben auf die Holzstücke. Dann streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu und sprach: "Abraham! Abraham!" Der antwortete: "Hier bin ich!" Jener sprach: "Strecke deine Hand nicht nach dem Knaben aus! Tue ihm nichts an; denn jetzt erkenne ich, daß du ein gottesfürchtiger Mann bist und selbst deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast." Abraham aber hob seine Augen empor, schaute hin und erblickte einen Widder, der sich mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen hatte. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes zum Brandopfer dar. Er nannte den Namen jenes Ortes "Der Herr sieht". Heute noch sagt man: "Auf dem Berge wird der Herr gesehen." Der Engel des Herrn rief dem Abraham vom Himmel her zum zweitenmal zu: "Ich schwöre bei mir selbst, so ist des Herrn Ausspruch, weil du dies getan hast und deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast, will ich dich segnen mit reichem Segen und will deine Nachkommen überaus zahlreich machen wie die Himmelssterne und wie den Sand am Ufer des Meeres, und deine Nachkommen sollen das Tor ihrer Feinde in Besitz nehmen! Und durch deine Nachkommenschaft sollen gesegnet werden alle Völker der Erde, weil du meinem Ruf gehorchtest." Dann kehrte Abraham zu seinen Dienern zurück. Sie brachen auf und gingen gemeinsam nach Beerseba, und Abraham schlug in Beerseba seinen Wohnsitz auf. Nach diesen Begebenheiten ward dem Abraham gemeldet: "Höre, auch Milka hat deinem Bruder Nachor Kinder geboren, den Uz, seinen Erstgeborenen, den Bus, seinen Bruder, und den Kemuel, den Stammvater der Aramäer, den Kesed, den Chaso, den Pildasch, den Jidlaph und den Betuel." Betuel zeugte die Rebekka. Das sind die acht, die Milka dem Nachor, dem Bruder Abrahams, geboren hat. Seine Nebenfrau, mit Namen Reuma, hat ebenfalls geboren, nämlich den Tebach, den Gacham, den Tachasch und die Maacha. Die Lebenszeit der Sara betrug hundertsiebenundzwanzig Jahre. Sara starb in Kirjat-Arba, d.i. Hebron, im Lande Kanaan. Abraham traf ein, um Sara zu beklagen und zu beweinen. Dann erhob sich Abraham vom Anblick seiner Toten und redete mit den Hethitern, wie folgt: "Ein Fremdling und Siedler bin ich unter euch. Gebt mir hier ein Grab zu meinem Eigentum! Ich muß meine Tote begraben und von ihr scheiden." Die Hethiter antworteten dem Abraham: "Höre auf uns, Herr! Ein Gottesfürst bist du in unserer Mitte. Im kostbarsten unserer Gräber begrabe deine Tote! Niemand von uns wird dir sein Grab vorenthalten, damit du deine Tote begraben kannst." Abraham erhob sich und neigte sich vor den Bürgern des Landes, den Hethitern, und verhandelte mit ihnen: "Wenn es auch in eurem Sinne ist, daß ich meine Tote begrabe und von ihr scheide, so hört mich: Vermittelt für mich bei Ephron, dem Sohne des Zochar! Er soll mir die Höhle Machpela überlassen, die ihm gehört und am Ende seines Grundstücks liegt. Zum vollen Geldpreis soll er sie mir in eurer Gegenwart als eigene Grabstätte abtreten." Ephron saß inmitten der Hethiter. Er antwortete dem Abraham in Gegenwart aller Hethiter, die zu ihrem Stadttor gekommen waren: "Nicht doch, o Herr! Höre mich an: Das Grundstück schenke ich dir, und die Höhle darauf gebe ich dir; vor den Augen aller Söhne des Volkes mache ich sie dir zum Geschenk. Begrabe deine Tote!" Da verneigte sich Abraham vor den Einwohnern des Landes. Er verhandelte mit Ephron in Anwesenheit der Landesbewohner: "Mögest du doch, bitte, mich anhören! Ich zahle den Preis für das Grundstück, nimm ihn von mir! Dann erst will ich meine Tote dort begraben." Ephron entgegnete dem Abraham: "Nicht doch, mein Herr, höre mich an! Ein Stück Land, das vierhundert Silberstücke wert ist, was bedeutet das dir und mir? Begrabe deine Tote!" Abraham hörte auf Ephron und wog den in Gegenwart der Hethiter vereinbarten Betrag ab. Es waren vierhundert Silberstücke, wie sie beim Händler gangbar sind. So kam denn das Grundstück Ephrons in Machpela bei Mamre, das Feld selbst, die darauf befindliche Höhle und alle Bäume auf dem Grundstück ringsum in seinem ganzen Gebiet, in den Besitz Abrahams vor den Augen der Hethiter, die zum Tore ihrer Stadt gekommen waren. Hierauf begrub Abraham seine Frau Sara in der Höhle im Machpelagefilde bei Mamre (d. h. Hebron) im Lande Kanaan. So kam das Grundstück und die darauf befindliche Höhle als eigene Grabstätte von den Hethitern an Abraham. Abraham war alt und hochbetagt. Der Herr hatte ihn in allem gesegnet. Er sprach zu dem ältesten Hausknecht, der all sein Eigentum verwaltete: "Lege deine Hand unter meine Hüfte. Ich will dir einen Eid bei dem Herrn, dem Gott des Himmels und der Erde, abnehmen: Du sollst für meinen Sohn keine Frau unter den Töchtern der Kanaaniter suchen, in deren Mitte ich wohne! Vielmehr sollst du in mein Heimatland und zu meiner Verwandtschaft ziehen und dort für meinen Sohn Isaak eine Frau suchen!" Der Knecht entgegnete ihm: "Vielleicht wird die Frau mir in dieses Land nicht folgen wollen. Soll ich dann deinen Sohn in das Land zurückbringen, von dem du hergekommen bist?" Abraham darauf: "Hüte dich ja, meinen Sohn dorthin zurückzubringen! Der Herr, der Himmelsgott, der mich aus meinem Vaterhaus und aus meiner Verwandtschaft geholt hat, der hat zu mir gesprochen und mir geschworen: "Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben!" Er wird seinen Engel vor dir hersenden, und du wirst eine Frau für meinen Sohn dorther holen. Will aber die Frau dir nicht folgen, so bist du dieses Eides ledig; nur meinen Sohn bringe dorthin nicht mehr zurück!" Da legte der Knecht seine Hand unter seines Herrn Abraham Hüfte und leistete ihm in dieser Angelegenheit einen Eid. Dann nahm der Knecht zehn von den Kamelen seines Herrn. Er machte sich auf den Weg und nahm alle möglichen Kostbarkeiten seines Herrn mit. Er brach auf und reiste in das Aramäerland am Euphrat, in die Stadt Nachors. Er ließ dort die Kamele sich lagern. Es war außerhalb der Stadt am Brunnen zur Abendzeit, da die Frauen und Mädchen herauskamen, um Wasser zu schöpfen. Er betete: "Herr, Gott meines Herrn Abraham! Füge es doch heute günstig für mich und erweise Huld meinem Herrn Abraham! Siehe, hier stehe ich am Wasserbrunnen. Die Töchter der Stadtleute kommen, Wasser zu holen. Das Mädchen aber, zu dem ich spreche: "Neige deinen Krug, denn ich will trinken", und das mir dann sagt: "Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken", - das hast du für deinen Knecht Isaak bestimmt. Hieran will ich erkennen, daß du meinem Herrn Huld erwiesen hast." Noch bevor er zu Ende gebetet hatte, kam Rebekka. Sie war die Tochter Betuels, des Sohnes der Milka; diese war die Frau Nachors, des Bruders Abrahams. Sie trug auf ihrer Schulter einen Krug. Das Mädchen aber sah sehr schön aus; als Jungfrau hatte sie noch kein Mann erkannt. Sie stieg zur Quelle hinab, füllte ihren Krug und kam herauf. Der Knecht lief ihr entgegen und sprach: "Laß mich doch ein wenig Wasser aus deinem Kruge trinken!" Sie entgegnete: "Ja, trinke, mein Herr!" Eilends ließ sie den Krug auf ihre Hand herab und gab ihm zu trinken. Als sie seinen Durst gestillt hatte, sagte sie: "Auch für deine Kamele will ich schöpfen, bis sie genug getrunken haben." Eilends leerte sie ihren Krug in die Tränkrinne. Sie lief nochmals zum Brunnen, um zu schöpfen. Für alle seine Kamele schöpfte sie. Der Mann aber schaute ihr schweigend zu. Er wollte erfahren, ob der Herr seine Reise gelingen ließ oder nicht. Als die Kamele zu trinken aufgehört hatten, nahm der Mann einen goldenen Nasenring, einen halben Sekel schwer, und zwei Spangen für ihre Arme, zehn Goldsekel schwer. Dann fragte er: "Wessen Tochter bist du? Sage mir doch, ob im Hause deines Vaters für uns Platz zum Übernachten ist!" Sie antwortete ihm: "Ich bin die Tochter Betuels, des Sohnes der Milka, den sie dem Nachor geboren hat." Sie fuhr fort: "Stroh und Futter ist bei uns reichlich, auch Platz zum Übernachten ist da." Der Mann verbeugte sich und betete den Herrn an. Er sprach: "Gepriesen sei der Herr, der Gott meines Gebieters Abraham, daß er es an seiner Gnade und Huld meinem Herrn gegenüber nicht fehlen ließ. Hat er mich doch auf geradem Wege in das Haus der Verwandten meines Herrn geführt." Das Mädchen lief fort und erzählte davon im Hause seiner Mutter. Rebekka hatte einen Bruder mit Namen Laban; der lief zu dem Manne hinaus an die Quelle. Er hatte nämlich den Nasenring und die Armspangen seiner Schwester gesehen. Die Worte seiner Schwester hatte er gehört: "So hat der Mann zu mir geredet." Er kam also zu dem Manne; aber siehe, der stand immer noch bei den Kamelen an der Quelle. Jener sprach: "Komm, du Gesegneter des Herrn! Warum stehst du draußen? Ich habe schon das Haus aufgeräumt, und Platz für die Kamele ist vorhanden." Der Mann begab sich in das Haus, und man schirrte die Kamele ab und brachte Stroh und Futter für sie, auch Wasser zum Waschen der Füße für ihn und seine Begleiter. Dann wurde ihm zu essen vorgesetzt. Er aber sprach: "Ich esse nicht, ehe ich meine Angelegenheit vorgebracht habe." Da sagten sie: "Erzähle!" Er begann: "Ich bin ein Knecht Abrahams. Der Herr hat meinen Gebieter mit reichlichem Segen bedacht und ihn wohlhabend gemacht. Er gab ihm Kleinvieh und Großvieh, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Kamele und Esel. Seine Frau Sara gebar noch in ihrem hohen Alter meinem Herrn einen Sohn. Ihm übergab er all sein Eigentum. Er hat mich einen Eid schwören lassen: "Du sollst für meinen Sohn keine Frau aus den Töchtern der Kanaaniter nehmen, in deren Land ich wohne! Vielmehr ziehe in mein Vaterhaus und zu meiner Sippe und hole dort eine Frau für meinen Sohn!" Ich sagte zu meinem Herrn: "Vielleicht wird die Frau mir nicht folgen." Er aber antwortete mir: "Der Herr, vor dessen Angesicht ich wandle, wird seinen Engel mit dir senden; er wird deinen Weg glücken lassen. Du wirst für meinen Sohn eine Frau gewinnen aus meiner Sippe und aus meinem Vaterhaus. Nur dann aber bist du von meinem Eide befreit, wenn du zu meiner Sippe kommst und man dir die Frau nicht gibt. Dann also bist du von meinem Eide frei." Ich kam heute zur Quelle und betete: "O Herr, du Gott meines Herrn Abraham, lasse doch die Reise gelingen, auf der ich mich befinde! Ich stehe an der Wasserquelle; nun soll gelten: Das Mädchen, das zum Wasserschöpfen kommt und zu dem ich sage: "Gib mir ein wenig Wasser aus deinem Kruge zu trinken", und das mir dann antwortet: "Trinke, und auch deinen Kamelen will ich Wasser schöpfen", dieses ist die Gattin, die der Herr dem Sohn meines Herrn bestimmt hat." Ich hatte meine Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da kam schon Rebekka mit einem Krug auf ihrer Schulter. Sie stieg zur Quelle hinab und schöpfte. Ich sprach zu ihr: "Gib mir zu trinken!" Eilends ließ sie ihren Krug herab und sagte: "Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken!" Ich trank, und sie tränkte auch die Kamele. Danach fragte ich sie: "Wessen Tochter bist du?" Sie antwortete: "Ich bin Betuels Tochter, des Sohnes Nachors, den ihm die Milka geboren hat." Da legte ich ihr den Ring an die Nase und die Spangen an die Arme. Dann verneigte ich mich, warf mich vor dem Herrn nieder und pries ihn, den Gott meines Herrn Abraham, der mich auf den rechten Weg geführt hat, die Tochter des Bruders meines Herrn für seinen Sohn zu gewinnen. Wollt ihr jetzt meinem Herrn Liebe und Treue erweisen, so sagt es mir; wenn nicht, dann sagt es mir auch! Ich will dann nach rechts oder nach links weiterziehen!" Laban und Betuel antworteten und sprachen: "Vom Herrn ist diese Angelegenheit ausgegangen. Wir können weder in gutem noch in bösem Sinne etwas dazu sagen. Rebekka steht vor dir. Nimm sie und ziehe hin! Sie sei die Frau des Sohnes deines Herrn, wie der Herr gesagt hat!" Der Knecht Abrahams hörte ihre Worte. Da warf er sich vor dem Herrn zur Erde nieder. Dann holte er silberne und goldene Geräte und Kleider hervor. Er schenkte sie der Rebekka. Ihrem Bruder und ihrer Mutter gab er ebenfalls kostbare Sachen. Er und seine Begleitmänner aßen und tranken und legten sich schlafen. Früh am Morgen standen sie auf, und er sagte: "Laßt mich wieder zurück zu meinem Herrn!" Da erwiderten ihre Mutter und ihr Bruder: "Das Mädchen möge noch einige Tage, etwa zehn, hierbleiben, dann mag es abreisen!" Er aber sagte ihnen: "Haltet mich doch nicht auf! Der Herr hat meine Reise gelingen lassen. Laßt mich fort, ich will zu meinem Herrn zurück!" Sie antworteten: "Wir wollen das Mädchen rufen und es selbst fragen!" Sie riefen also Rebekka und fragten sie: "Willst du mit diesem Manne ziehen?" Sie antwortete: "Ja!" Da gaben sie ihrer Schwester Rebekka, ihrer Amme und dem Knechte Abrahams mit seinen Leuten das Geleit. Sie beglückwünschten Rebekka mit den Worten: "O unsere Schwester, werde du zu Tausenden, ja Unzähligen, deine Nachkommen sollen das Tor ihrer Widersacher in Besitz nehmen!" Rebekka brach mit ihren Mägden auf. Sie ritten auf Kamelen und folgten dem Manne. Der Knecht nahm Rebekka entgegen und reiste ab. Isaak aber kam vom "Brunnen des Lebendigen, der mich schaut" (Lachaj-Roï). Er war nämlich im Südland ansässig. Isaak war sinnend um die Abendzeit aufs Feld hinausgegangen. Er hob seine Augen und erblickte die ankommenden Kamele. Auch Rebekka erhob ihre Augen und sah den Isaak. Sie ließ sich vom Kamel herab. Sie fragte den Knecht: "Wer ist jener Mann dort, der uns auf dem Felde entgegenkommt?" Der Knecht antwortete: "Das ist mein Herr." Da griff sie zum Schleier und verhüllte sich. Der Knecht erzählte dem Isaak alles, was er ausgerichtet hatte. Isaak brachte sie ins Zelt seiner Mutter Sara. Er nahm dann die Rebekka, und sie wurde seine Frau. Er gewann sie lieb und tröstete sich über das Ableben seiner Mutter. Abraham nahm sich noch eine andere Frau namens Ketura. Sie gebar ihm den Simran, den Jokschan, den Medan, den Midian, den Jischbak und den Schuach. Jokschan zeugte den Saba und den Dedan, und Dedans Söhne waren die Aschuriter, die Letuschiter und die Lëummiter. Die Söhne Midians waren Epha, Epher, Henoch, Abida und Eldaa. Alle diese sind Keturasöhne. Abraham gab seinen ganzen Besitz dem Isaak. Den Söhnen der Nebenfrauen gab Abraham Abfindungsgeschenke. Er schickte sie noch zu seinen Lebzeiten von seinem Sohne Isaak fort ostwärts ins Ostland. Dies ist die Zahl der Jahre, die Abraham gelebt hat: Hundertfünfundsiebzig Jahre. Abraham verschied. Er starb in schönem Alter, betagt und lebenssatt, und ward zu seinem Stamme versammelt. Seine Söhne Isaak und Ismael begruben ihn in der Höhle von Machpela auf dem Grundstück des Hethiters Ephron, des Sohnes Zochars, Mamre gegenüber, auf dem Felde, das Abraham sich von den Hethitern erworben hatte; dort wurden Abraham und seine Frau Sara begraben. Nach dem Tode Abrahams segnete Gott den Isaak, seinen Sohn. Dieser wohnte bei dem "Brunnen des Lebendigen, der mich schaut". Dies ist der Stammbaum des Ismael, des Sohnes Abrahams: Ihn hat die Ägypterin Hagar, Saras Magd, dem Abraham geboren. Dies sind die Namen der Söhne Ismaels nach ihren Personennamen und ihren Geschlechtern: Der Erstgeborene Ismaels war Nebajot. Dann kamen Kedar, Adbeel, Mibsam, Mischma, Duma, Massa, Hadad, Tema, Jetur, Naphisch und Kedma. Das sind die Söhne Ismaels, dies ihre Namen in ihren Gehöften und in ihren Zeltlagern, zwölf Fürsten ihrer Sippen. Die Lebensjahre Ismaels betrugen hundertsiebenunddreißig Jahre; dann verschied er und starb und wurde zu seiner Sippe versammelt. Er hatte seine Wohnsitze von Chawila bis Schur, das gegenüber von Ägypten auf dem Wege nach Assur liegt. Allen seinen Brüdern entgegengesetzt hatte er sich niedergelassen. Dies ist die Familiengeschichte Isaaks, des Sohnes Abrahams: Abraham zeugte den Isaak. Im Alter von vierzig Jahren nahm dieser sich die Rebekka, die Tochter des Aramäers Betuel aus Paddan-Aram, die Schwester des Aramäers Laban, zur Frau. Isaak hatte für seine Frau zum Herrn gebetet; denn sie war unfruchtbar. Der Herr ließ sich von ihm erbitten, und seine Frau Rebekka wurde guter Hoffnung. Die Kinder stießen einander im Mutterleibe; da sprach sie: "Wenn dem so ist, wozu lebe ich dann noch?" Sie ging hin, den Herrn zu befragen. Der Herr antwortete ihr: "Zwei Völker sind in deinem Schoße, zwei Nationen werden sich aus deinem Leibe lösen; die eine Nation wird stärker sein als die andere, die ältere wird der jüngeren dienstbar sein." Die Tage kamen heran, da sie gebären sollte; es waren Zwillinge in ihrem Schoße. Der erste, der hervorkam, war rötlich, ganz mit Haaren bedeckt wie ein Mantel. Man nannte ihn Esau. Danach kam sein Bruder; dessen Hand hielt die Ferse Esaus fest; man nannte ihn Jakob. Isaak war sechzig Jahre alt, als diese geboren wurden. Die Knaben wuchsen heran. Esau war der Jagd kundig, ein Mann des freien Feldes; Jakob dagegen ein zurückgezogener Mann, der bei den Zelten blieb. Isaak liebte den Esau, denn Wildbret schmeckte ihm gut; Rebekka dagegen liebte den Jakob. Jakob kochte einst ein Gericht, als Esau von der Steppe heimkam und ganz erschöpft war. Esau sagte zu Jakob: "Laß mich doch rasch von dem Roten, von diesem Roten da, essen; denn ich bin erschöpft!" Darum nannte man ihn auch Edom (= rot). Jakob entgegnete: "Verkaufe mir zuvor deine Erstgeburt!" Da antwortete Esau: "Siehe, ich bin dem Tode nahe! Was soll mir da die Erstgeburt?" Jakob erwiderte: "Schwöre es mir zuerst!" Da schwur er ihm und verkaufte seine Erstgeburt an Jakob. Jakob gab dem Esau Brot und gekochte Linsen. Der aß und trank, stand auf und ging davon. So gering achtete Esau die Erstgeburt. Es war Hungersnot im Lande - nicht jene frühere Hungersnot, die in Abrahams Tagen herrschte. Da begab sich Isaak zum Philisterkönig Abimelech nach Gerar. Der Herr erschien ihm und sprach: "Ziehe nicht nach Ägypten hinab; bleibe in dem Lande wohnen, das ich dir nennen werde! Weile als Fremdling in diesem Lande, so will ich mit dir sein und dich segnen; denn dir und deinen Nachkommen will ich all diese Länder geben. Ich will den Eid, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe, halten. Deinen Samen will ich so zahlreich machen wie die Sterne des Himmels; deinen Nachkommen will ich all diese Länder geben, und in deiner Nachkommenschaft sollen sich alle Völker der Erde gesegnet fühlen! Dies zum Lohne dafür, daß Abraham meinem Rufe gehorcht und meine Anordnung, meine Befehle, meine Satzungen und meine Weisungen beobachtet hat." So blieb Isaak in Gerar wohnen. Die ortsansässigen Männer erkundigten sich nach seiner Frau. Er gab die Auskunft: "Meine Schwester ist sie!" Denn er fürchtete sich zu bekennen: "Sie ist meine Frau!" Sonst - so dachte er - könnten mich die Ortsbewohner der Rebekka wegen umbringen; denn sie sah schön aus. Als er dort schon längere Zeit geweilt hatte, schaute einmal der Philisterkönig Abimelech durch das Fenster und sah hinaus, als Isaak seine Frau Rebekka liebkoste. Abimelech ließ darauf den Isaak rufen und fragte ihn: "Sie ist ja doch deine Frau! Wie konntest du denn behaupten: "Sie ist meine Schwester"?" Isaak entgegnete: "Ich dachte, sonst müßte ich vielleicht ihretwegen sterben." Abimelech sprach: "Was hast du uns angetan? Wie leicht konnte sich einer von meinen Leuten zu deiner Frau hinlegen? Dann hättest du eine Schuld über uns gebracht." Dann gab Abimelech dem ganzen Volk die Weisung: "Wer diesen Mann oder seine Frau anrührt, soll des Todes sterben!" Isaak hatte in jenem Lande ausgesät. In diesem Jahre erntete er hundertfältig. Der Herr hatte ihn gesegnet. So wurde der Mann wohlhabend und immer wohlhabender, bis er über die Maßen wohlhabend war. Er besaß Herden von Klein- und Großvieh und viele Sklaven, so daß die Philister auf ihn eifersüchtig wurden. Deshalb schütteten die Philister alle Brunnen, die seines Vaters Knechte in den Tagen seines Vaters Abraham gegraben hatten, wieder zu und füllten sie mit Erde an. Da sprach Abimelech zu Isaak: "Ziehe fort von uns, denn du bist uns zu mächtig geworden!" Isaak zog also von dort weg, schlug sein Lager im Tale von Gerar auf und wohnte daselbst. Er ließ die Wasserbrunnen wieder aufgraben, die man in den Lebenstagen seines Vaters Abraham gegraben hatte; die Philister hatten sie nach Abrahams Tod wieder zugeschüttet. Dieselben Namen gab er ihnen, mit denen sie einst sein Vater Abraham bezeichnet hatte. Isaaks Knechte gruben in dem Tale dort und fanden einen Brunnen mit Quellwasser. Da stritten die Hirten von Gerar mit den Hirten Isaaks: "Uns gehört das Wasser!" Er nannte also den Namen des Brunnens "Streit"; denn sie hatten sich mit ihm gestritten. Sie gruben einen neuen Brunnen, und man geriet auch seinetwegen in Streit. Er nannte ihn "Fehde". Dann zog er von dort weg und grub wieder einen Brunnen. Seinetwegen gerieten sie nicht in Streit. Er nannte seinen Namen "Weitraum" und sprach: "Jetzt hat uns der Herr einen weiten Raum geschaffen; wir können uns im Lande ausbreiten." Von dort zog er hinauf nach Beerseba. In jener Nacht erschien ihm der Herr und sprach: "Ich bin der Gott deines Vaters Abraham. Fürchte dich nicht! Denn ich bin mit dir. Ich will dich segnen und will deinen Samen zahlreich machen um meines Knechtes Abraham willen." Er baute dort einen Altar und rief des Herren Namen an. Hier spannte er sein Zelt aus. Die Knechte des Isaak gruben daselbst einen Brunnen. Abimelech kam zu ihm von Gerar her, mit ihm Achussat, sein Vertrauter, und Pichol, sein Heerführer. Isaak fragte sie: "Warum seid ihr denn zu mir gekommen? Ihr habt mich doch gehaßt und mich von euch vertrieben." Sie antworteten: "Wir haben deutlich gesehen, daß der Herr mit dir ist. Wir dachten also, es solle ein Eidesvertrag zwischen uns und dir zustande kommen. Wir wollen einen solchen Vertrag mit dir schließen. Du darfst uns nichts Böses antun, wie wir ja auch dich nicht angetastet und dir nur Gutes erwiesen haben. Wir haben dich auch in Frieden ziehen lassen; du bist doch nun einmal vom Herrn gesegnet." Da veranstaltete er ihnen ein Gastmahl. Man aß und trank. Am anderen Morgen standen sie früh auf und leisteten sich gegenseitig den Eidschwur. Isaak gab ihnen das Geleite, sie gingen von ihm in Frieden. An demselben Tage kamen Isaaks Knechte und berichteten ihm über den Brunnen, den sie gegraben hatten. Sie sprachen zu ihm: "Wir haben Wasser gefunden." Er nannte ihn "Schwur"; darum heißt die Stadt Beerseba (Schwurbrunnen) bis auf den heutigen Tag. Als Esau vierzig Jahre alt war, nahm er sich die Jehudit, die Tochter des Hethiters Beeri, und die Basmat, die Tochter des Hethiters Elon, zu Frauen. Sie waren ein schweres Herzeleid für Isaak und Rebekka. Isaak war alt geworden, und seine Augen waren erloschen, so daß sie nicht mehr sehen konnten. Da rief er seinen älteren Sohn Esau und sprach zu ihm: "Mein Sohn!" Der antwortete: "Hier bin ich!" Isaak erwiderte: "Siehe doch, ich bin alt geworden; ich weiß nicht, wann ich sterben werde. Nimm also dein Jagdgerät, deinen Köcher und deinen Bogen! Geh hinaus in die Steppe und erjage mir ein Wildbret. Dann bereite mir einen Leckerbissen, wie ich ihn gern habe, und bringe ihn mir! Ich will essen und dich dann segnen, bevor ich sterbe." Rebekka aber hatte zugehört, während Isaak sprach. Esau zog hinaus in die Steppe, um ein Wild zu erjagen und es heimzubringen. Da sagte Rebekka zu ihrem Sohne Jakob: "Höre, ich vernahm, wie dein Vater zu deinem Bruder Esau sagte: "Bringe mir ein Wildbret und mache mir einen Leckerbissen! Ich will essen und dich vor dem Herrn segnen, bevor ich sterbe." Nun höre, mein Sohn, auf den Rat, den ich dir gebe: Gehe hin zum Kleinvieh und suche mir dort zwei schöne Ziegenböckchen aus! Ich will sie zu einem Leckerbissen zubereiten für deinen Vater, wie er es gern hat. Bringe ihn dann deinem Vater! Er wird essen, um dich noch vor seinem Tod zu segnen." Jakob antwortete seiner Mutter Rebekka: "Mein Bruder Esau ist aber behaart, und ich bin glatt. Vielleicht wird mein Vater mich betasten, und dann werde ich für ihn sein wie einer, der sich lustig machen will. Dann bringe ich Fluch auf mich, aber keinen Segen." Seine Mutter sagte ihm darauf: "Dein Fluch soll auf mich fallen, mein Sohn; höre nur auf mich, geh hin und bringe mir (das Gewünschte)!" Er ging hin, holte es und brachte es seiner Mutter. Sie bereitete daraus einen Leckerbissen, wie ihn sein Vater liebte. Rebekka nahm die kostbaren Kleider ihres älteren Sohnes Esau, die sie bei sich im Hause hatte, und bekleidete damit ihren jüngeren Sohn Jakob. Mit den Fellen der Ziegenböcke bedeckte sie seine Hände und seinen glatten Nacken. Daraufhin gab sie die Leckerbissen samt dem Brot, das sie bereitet hatte, ihrem Sohn Jakob in die Hand. Dieser ging zu seinem Vater hinein und sprach: "Mein Vater!" Der antwortete: "Hier bin ich! Wer bist du, mein Sohn?" Jakob entgegnete seinem Vater: "Ich bin Esau, dein Erstgeborener! Was du mir gesagt hast, habe ich getan. Setze dich nun aufrecht hin und iß von meinem Wildbret, damit du mich dann segnen kannst!" Isaak sprach zu seinem Sohne: "Wie rasch hast du doch etwas gefunden, mein Sohn!" Dieser antwortete: "Der Herr, dein Gott, hat es mir glücklich begegnen lassen." Isaak fuhr fort: "Komm doch einmal näher heran! Ich will dich betasten, ob du mein Sohn Esau bist oder nicht." Jakob kam nahe an seinen Vater Isaak heran. Dieser betastete ihn und sprach: "Die Stimme ist Jakobs Stimme, die Hände aber sind Esaus Hände." Er erkannte ihn also nicht, denn seine Hände waren behaart wie seines Bruders Esau Hände. Und er segnete ihn. Er sprach: "Bist du mein Sohn Esau?" Jener antwortete: "Ja!" Da sagte er: "Setze mir vor! Ich will von dem Wildbret meines Sohnes essen, um dich zu segnen." Er setzte ihm vor, und jener aß. Dann brachte er ihm auch Wein, und jener trank. Sein Vater Isaak sprach zu ihm: "Komm näher zu mir heran und küsse mich, mein Sohn!" Dieser trat hinzu und küßte ihn; da roch er den Duft seiner Kleider. Er segnete ihn alsdann und sprach: "Fürwahr, meines Sohnes Geruch ist wie des Feldes Geruch, das der Herr gesegnet hat! Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von der Erde Fett und Überfluß an Korn und Most! Völker sollen dir dienen, und Nationen sollen sich vor dir niederwerfen! Sei Gebieter über deine Brüder; die Söhne deiner Mutter sollen vor dir sich beugen! Wer dich verflucht, der sei verflucht; wer dich segnet, sei gesegnet!" Eben hatte Isaak den Segensspruch über Jakob vollendet; kaum war dieser von seinem Vater Isaak weggegangen, da kam sein Bruder Esau von der Jagd zurück. Er hatte ebenfalls Leckerbissen zubereitet, brachte sie seinem Vater und sprach: "Mein Vater möge sich aufrichten und essen vom Wildbret seines Sohnes, damit du mich segnen kannst!" Sein Vater Isaak fragte ihn: "Wer bist du?" Er antwortete: "Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn." Da erfaßte Isaak ein gewaltiger, maßloser Schrecken, und er rief aus: "Wer war denn jener, der Wildbret erjagte und mir brachte? Ich aß von allem, bevor du kamst. Dann habe ich ihn gesegnet; nun wird er auch gesegnet bleiben." Esau hörte die Worte seines Vaters. Sogleich erhob er ein gellendes und überaus bitteres Wehgeschrei und bat seinen Vater: "Segne auch mich, mein Vater!" Er aber antwortete: "Dein Bruder kam hinterlistigerweise und hat dir deinen Segen weggeholt." Esau sprach: "Ist sein Name nicht Jakob? Schon zweimal hat er mich überlistet! Meine Erstgeburt hat er entwendet, und jetzt hat er noch meinen Segen geraubt!" Er fragte: "Hast du für mich keinen Segen übrigbehalten?" Isaak antwortete und sprach zu Esau: "Fürwahr, zum Gebieter über dich habe ich ihn gemacht; alle seine Brüder habe ich zu seinen Knechten bestellt, mit Korn und Most habe ich ihn reichlich bedacht. Was kann ich da nun noch für dich tun, mein Sohn?" Esau entgegnete seinem Vater: "Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? So segne doch auch mich!" Und Esau erhob seine Stimme und weinte. Sein Vater Isaak erwiderte und sprach zu ihm: "Fürwahr, fern von der Erde Fettgefilden seien deine Wohnsitze und fern vom Tau des Himmels droben! Von deinem Schwerte sollst du leben, und deinem Bruder sollst du dienen! Wenn du dich aber auflehnst, dann wirst du sein Joch abschütteln von deinem Nacken." Esau aber war wegen seines Vaters Segen dem Jakob feindlich gesinnt, und Esau dachte bei sich selbst: "Die Trauertage um meinen Vater werden kommen; dann werde ich meinen Bruder Jakob totschlagen." Der Rebekka wurden die Pläne ihres ältesten Sohnes Esau zugetragen. Sie sandte hin, ließ ihren jüngeren Sohn Jakob rufen und sprach zu ihm: "Höre, dein Bruder Esau will sich an dir rächen, er will dich ermorden. Nun aber höre, mein Sohn, auf meine Stimme, mache dich auf und fliehe zu meinem Bruder Laban nach Charan! Bleibe bei ihm einige Zeit, bis sich deines Bruders Zorn gelegt hat! Sobald der Groll deines Bruders von dir abläßt und er vergißt, was du ihm angetan hast, will ich senden und dich von dort holen lassen! Warum soll ich an einem Tag euch beide verlieren?" Rebekka sprach zu Isaak: "Mein Leben ist mir verleidet der hethitischen Weiber wegen; wenn auch Jakob sich ein solches Weib von den Hethitern aussucht, eine von den Töchtern des Landes, was soll ich dann noch leben?" Isaak ließ den Jakob rufen und segnete ihn. Er gab ihm die Weisung und sprach zu ihm: "Suche dir keine Frau unter den Töchtern Kanaans! Mache dich auf die Reise nach Paddan-Aram in das Haus Betuels, der der Vater deiner Mutter ist! Nimm dir von dort eine Frau von den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter! Der Allmächtige Gott wird dich segnen, er wird dich fruchtbar und zahlreich machen. Du wirst zu einer Völkergemeinde werden. Er wird dir und deinen Nachkommen Abrahams Segen mitteilen. So wirst du das Land besitzen, in dem du als Fremdling weilst und das Gott dem Abraham geschenkt hat." Isaak sandte Jakob fort, und dieser reiste nach Paddan-Aram zu Laban, dem Sohn des Aramäers Betuel und Bruder Rebekkas, die ja Jakobs und Esaus Mutter war. Esau merkte, daß Isaak Jakob gesegnet und nach Paddan-Aram gesandt hatte, damit er sich von dort mit seinem Segen eine Frau hole. Er hatte ihm geboten: "Du sollst dir keine Frau suchen aus den Töchtern Kanaans!" Und Jakob hörte auf seinen Vater und seine Mutter und reiste nach Paddan-Aram ab. Da merkte Esau, daß seinem Vater die Töchter Kanaans mißfielen. Und Esau ging zu Ismael und nahm sich die Machalat, des Abrahamssohnes Ismael Tochter, die Schwester Nebajots, zur Frau neben seinen anderen Frauen. Jakob aber ging fort von Beerseba und reiste nach Charan. Da erreichte er einen Ort, wo er übernachtete; denn die Sonne war gerade untergegangen. Er nahm einen von den Steinen des Geländes und legte ihn sich zu Häupten; dann schlief er an jenem Platze. Und er träumte: Eine Leiter stand auf der Erde, ihre Spitze berührte den Himmel. Gottes Engel stiegen auf und nieder. Oben stand der Herr und sprach: "Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du schläfst, will ich dir und deinen Nachkommen schenken. Deine Nachkommen werden zahlreich sein wie der Staub der Erde. Du wirst dich ausbreiten nach Westen, Osten, Norden und Süden. In dir sollen gesegnet sein alle Geschlechter der Erde, und in deinen Nachkommen! Siehe, ich bin mit dir; ich werde dich behüten überall, wohin du gehst. Ich werde dich heimkehren lassen in dieses Land; ich will dich nicht verlassen, bis ich getan habe, was ich dir gesagt." Jakob erwachte aus seinem Schlafe und sprach: "Fürwahr, der Herr ist an diesem Ort, und ich wußte es nicht!" Er ängstigte sich und sprach: "Wie schauerlich ist doch dieser Ort! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus; und hier ist des Himmels Pforte." Jakob stand am frühen Morgen auf, nahm den Stein zu seinen Häupten und setzte ihn zu einem Denksteine; dann goß er Öl auf seine Spitze. Er nannte jenes Ortes Namen "Betel" (Haus Gottes); hingegen hieß die Stadt in früherer Zeit Lus. Jakob tat folgendes Gelübde: "Wenn Gott mit mir ist, mich auf diesem meinem Wege behütet, mir Brot zur Speise und Kleidung zum Anziehen gibt und mich in Frieden in mein Vaterhaus heimkehren läßt, dann will ich den Herrn mir zum Schutzgott erwählen, und dieser Stein, den ich zu einem Gedenkstein gesetzt habe, soll zum Gotteshause werden. Alles, was du mir schenken wirst, will ich dir zu Ehren gern verzehnten!" Jakob machte sich auf die Weiterreise und ging in das Land der Söhne des Ostens. Da sah er einen Brunnen auf dem Felde, um den drei Kleinviehherden lagerten; an diesem Brunnen tränkte man die Herden. Ein großer Stein aber bedeckte die Öffnung des Brunnens. Dorthin wurden alle Herden zusammengetrieben. Man wälzte den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkte das Kleinvieh. Dann brachte man den Stein wieder auf die Öffnung des Brunnens an seinen Platz zurück. Jakob sprach zu den Hirten: "Meine Brüder, woher seid ihr?" Sie antworteten: "Von Charan." Er fragte sie weiter: "Kennt ihr Laban, den Sohn Nachors?" Sie antworteten: "Ja!" Er entgegnete ihnen: "Geht es ihm wohl?" Sie sagten: "Ja, seine Tochter Rachel kommt gerade mit dem Kleinvieh." Darauf sprach er: "Es ist früh am Tage und noch nicht Zeit, das Vieh zusammenzutreiben. Tränkt das Kleinvieh und laßt es noch weiden!" Sie sprachen: "Wir können es nicht, bis alle Herden beisammen sind. Dann erst wälzt man den Stein von der Öffnung des Brunnens weg, und wir tränken das Kleinvieh." Noch redete er mit ihnen, da kam Rachel mit der Herde ihres Vaters; denn sie war eine Hirtin. Als Jakob die Rachel, die Tochter seines Onkels Laban, und das Herdenvieh seines Onkels Laban sah, da kam er näher, wälzte den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkte das Vieh seines Onkels Laban. Da küßte Jakob die Rachel und weinte laut. Dann teilte er der Rachel mit, daß er ein Verwandter ihres Vaters sei, und zwar Rebekkas Sohn. Nun lief sie weg und erzählte es ihrem Vater. Laban vernahm die Kunde von Jakob, seinem Neffen. Er lief ihm entgegen, küßte ihn und brachte ihn in sein Haus. Dann erzählte er Laban alle diese Begebenheiten. Laban sprach zu ihm: "Fürwahr, mein Bein und mein Fleisch bist du!" Dieser blieb bei ihm etwa einen Monat. Laban sprach zu Jakob: "Willst du mir umsonst dienen, weil du mein Verwandter bist? Sage mir doch, welchen Lohn willst du haben?" Laban aber hatte zwei Töchter, die ältere hieß Lea, die jüngere Rachel. Leas Augen waren matt; Rachel dagegen war schön von Gestalt und eine hübsche Erscheinung. Jakob liebte die Rachel und sprach: "Ich will dir um deine jüngere Tochter Rachel sieben Jahre dienen." Laban antwortete: "Besser ist es, sie dir zu geben als einem fremden Manne; bleibe also bei mir!" So diente denn Jakob um Rachel sieben Jahre; sie kamen ihm bei der Liebe, die er für sie empfand, wie wenige Tage vor. Danach sprach Jakob zu Laban: "Nun gib mir meine Frau; denn meine Tage sind um, und ich will sie heiraten!" Laban versammelte alle Leute des Ortes und hielt ein Festmahl. Am Abend nahm er seine Tochter Lea und führte sie ihm zu. Dieser hatte Umgang mit ihr. Laban wies die ihm gehörende Sklavin Silpa seiner Tochter Lea als Leibmagd zu. Am Morgen aber, siehe, da war es Lea! Er sagte zu Laban: "Was hast du mir da angetan? Habe ich bei dir nicht um Rachel gedient? Warum hast du mich betrogen?" Laban erwiderte: "Hier an unserem Orte ist es nicht Brauch, die jüngere Tochter vor der älteren zu verheiraten. Feiere die Brautwoche mit dieser zu Ende! Dann wird dir auch Rachel zuteil, und zwar für den Dienst, den du mir noch weitere sieben Jahre leisten mußt." Jakob tat so und führte die Brautwoche mit dieser zu Ende. Dann gab jener ihm auch seine Tochter Rachel zur Frau. Laban wies seiner Tochter Rachel seine Sklavin Bilha als Leibmagd zu. Jakob verkehrte auch mit Rachel; er hatte ja auch die Rachel lieber als die Lea. Er diente Laban noch weitere sieben Jahre. Der Herr sah, daß Lea weniger geliebt wurde. Deshalb öffnete er ihren Mutterschoß, während Rachel unfruchtbar blieb. Lea empfing und gebar einen Sohn. Sie nannte ihn "Ruben" (seht den Sohn), indem sie sprach: "Gesehen hat der Herr auf mein Elend; denn jetzt wird mein Mann mich lieben." Sie empfing nochmals und gebar einen Sohn und sprach: "Erhört hat der Herr; denn eine Zurückgesetzte war ich. Darum gab er mir auch diesen." Sie nannte ihn "Simeon" (Erhörung). Sie empfing wiederum und gebar einen Sohn und sprach: "Jetzt wird mein Mann endlich an mir hängen, denn schon drei Söhne habe ich ihm geboren." Darum nannte sie ihn "Levi" (Anhänger). Dann empfing sie abermals und gebar einen Sohn und sagte: "Dieses Mal will ich den Herrn lobpreisen." Darum nannte sie ihn "Juda" (Lobpreis). Weiterhin bekam sie kein Kind mehr. Rachel sah, daß sie dem Jakob keine Kinder gebar. Sie wurde deshalb auf ihre Schwester eifersüchtig und sagte zu Jakob: "Schaffe mir Kinder, oder ich muß sterben!" Jakob wurde auf Rachel zornig und sprach: "Stehe ich denn an Gottes Stelle, der dir die Leibesfrucht versagt hat?" Sie antwortete darauf: "Hier hast du meine Leibmagd Bilha! Gehe zu ihr! Sie soll auf meinen Knien gebären, damit auch ich durch sie zu Kindern komme!" Sie gab ihm ihre Leibmagd Bilha, und Jakob hatte Umgang mit ihr. Bilha empfing und gebar dem Jakob einen Sohn. Da sprach Rachel: "Recht hat mir Gott verschafft. Er hat auch meine Stimme erhört und mir einen Sohn geschenkt." Darum nannte sie ihn "Dan" (Richter). Jene empfing wiederum, und Rachels Magd Bilha gebar dem Jakob einen zweiten Sohn. Da sprach Rachel: "Gewaltige Gotteskämpfe habe ich mit meiner Schwester ausgefochten; ich siegte sogar." Darum nannte sie seinen Namen "Naphtali" (Gewaltkämpfer). Lea sah, daß sie nicht mehr gebären konnte. Da nahm sie ihre Magd Silpa und gab sie Jakob zum Weibe. Die Leamagd Silpa gebar dem Jakob einen Sohn. Da sprach Lea: "O welch ein Glück!" Sie nannte seinen Namen "Gad" (Glück). Hierauf gebar die Leamagd Silpa dem Jakob einen zweiten Sohn. Lea sprach: "O ich Glückselige! Denn die Töchter werden mich glückselig preisen." Deshalb nannte sie ihn "Aser" (glückselig). Zur Zeit der Weizenernte ging Ruben aus und fand Liebeszauberfrüchte auf dem Felde. Er brachte sie seiner Mutter Lea. Da sprach Rachel zu Lea: "Gib mir doch von den Früchten deines Sohnes!" Diese entgegnete ihr: "Ist es dir noch nicht genug, meinen Mann genommen zu haben? Jetzt willst du noch die Liebesäpfel meines Sohnes nehmen!" Rachel sagte: "Gut, er soll heute nacht bei dir liegen für die Liebeszauberfrüchte deines Sohnes!" Jakob kam abends vom Felde. Lea ging ihm entgegen und sprach: "Zu mir mußt du kommen; denn gar reichen Lohn habe ich für dich bezahlt mit den Liebesäpfeln meines Sohnes." Und er legte sich in jener Nacht mit ihr zusammen. Gott erhörte Lea; sie empfing und gebar dem Jakob einen fünften Sohn. Da sagte Lea: "Gott hat mir den Lohn gegeben dafür, daß ich meine Magd meinem Manne darbot." Sie nannte ihn darum "Issachar" (Lohnempfänger). Lea empfing wiederum und gebar dem Jakob den sechsten Sohn. Sie sprach: "Gott hat mich mit einem schönen Geschenk bedacht; nunmehr wird mein Mann mich als Frau anerkennen; denn sechs Söhne habe ich ihm geboren." Sie nannte ihn "Sebulun" (Brautgeschenk). Später gebar sie noch eine Tochter und nannte sie Dina. Gott gedachte der Rachel, erhörte sie und öffnete ihren Mutterschoß. Sie empfing und gebar einen Sohn und sprach: "Gott hat die Schmach von mir genommen." Sie nannte ihn "Joseph" und sprach: "Der Herr gebe mir noch einen anderen Sohn!" Als aber Rachel den Joseph geboren hatte, sprach Jakob zu Laban: "Laß mich fort! Ich will an meinen Ort und in mein Heimatland ziehen! Gib mir meine Frauen und meine Kinder, um derentwillen ich für dich gearbeitet habe; ich will heimziehen, denn du weißt ja, welche Dienste ich dir geleistet habe." Es sprach zu ihm Laban: "Möchte ich doch Gnade finden in deinen Augen! Ich bin reich geworden, und der Herr hat mich um deinetwillen gesegnet." Er fuhr fort: "Setze den Lohn, den ich zu geben habe, fest, ich will ihn dir geben!" Er entgegnete ihm: "Was ich für dich geleistet habe, und was aus deinem Viehbestand durch mich geworden ist, weißt du; denn nur wenig hattest du vor meiner Ankunft. Es hat sich zu einer Fülle ausgebreitet. Denn der Herr hat dich gesegnet durch jeden meiner Schritte. Wann endlich werde ich etwas für meine Familie tun können?" Er fragte: "Was soll ich dir geben?" Jakob entgegnete: "Nichts sollst du mir geben; nur sollst du mir das Folgende gewähren, dann will ich wiederum dein Vieh weiden und hüten! Ich will heute durch all dein Kleinvieh hindurchgehen und daraus jedes gesprenkelte und gefleckte Tier entfernen. Und jedes brünstige Tier unter den Jungschafen, ferner, was gefleckt und gesprenkelt ist unter den Ziegen, das soll mein Lohn sein! Und das soll dann morgen der Beweis für meine Redlichkeit sein, wenn mein Lohn dir zu Gesicht kommt: Alles, was von den Ziegen nicht gesprenkelt und gefleckt und unter den Jungschafen nicht brünstig ist, das soll als von mir gestohlen gelten." Laban antwortete: "Ja, so wie du gesagt hast, soll es sein!" Noch am selben Tage sonderte Laban die gestreiften und gefleckten Böcke und alle gesprenkelten und gefleckten Ziegen ab, alles, woran etwas Weißes war, und alles, was brünstig war unter den Jungschafen, und übergab sie seinen Söhnen. Dann entfernte er sich drei Tagereisen weit von Jakob. Dieser weidete die übrigen Herdenstücke Labans. Jakob nahm nun frische Stäbe von Storaxstauden, Mandelbäumen und Platanen. Er schälte an ihnen weiße Streifen heraus, indem er das Weiße an den Ruten bloßlegte. Dann stellte er die abgeschälten Stäbe in die Rinnen der Wassertröge, wohin die Tiere zur Tränke kamen, gerade vor die Tiere hin. Sie pflegten sich zu begatten, wenn sie zur Tränke kamen. Begatteten sich nun die Tiere vor den Stäben, dann warfen sie gestreifte, gesprenkelte oder gefleckte Junge. Die Jungschafe aber sonderte Jakob ab und stellte an die Spitze des Kleinviehs einen gestreiften Widder und alle brünstigen Schafe vom Kleinvieh Labans. So machte er für sich besondere Herden und gab sie nicht dem Kleinvieh des Laban bei. Sooft die kräftigen Tiere sich begatteten, stellte Jakob die Zweige vor den Augen der Tiere in die Tränkrinnen, daß sie sich bei den Stäben begatteten. Waren aber die Tiere schwächlich, legte er die Stäbe nicht hinein. So erhielt Laban die schwächlichen, Jakob dagegen die starken Tiere. Dadurch wurde der Mann gewaltig reich. Er besaß eine Menge Kleinvieh, Mägde, Knechte, Kamele und Esel. Jakob vernahm das Gerede der Söhne Labans: "Jakob hat alles, was unserem Vater gehörte, an sich gebracht; nur mit dem Eigentum unseres Vaters gelang es ihm, all diesen Reichtum zu erwerben." Auch sah Jakob an den Mienen Labans, daß er ihm nicht mehr so wohlgesinnt war wie ehedem. Der Herr sprach zu Jakob: "Kehre heim in das Land deiner Väter und deiner Verwandtschaft; ich will mit dir sein!" Jakob ließ Rachel und Lea auf das Feld zu seiner Herde rufen. Er äußerte sich ihnen gegenüber: "Ich sehe an den Mienen eures Vaters, daß er gegen mich nicht mehr so ist wie ehedem. Und doch war der Gott meines Vaters mit mir. Ihr selbst wißt es, daß ich eurem Vater mit ganzer Kraft gedient habe. Aber euer Vater hat mich betrogen und hat meinen Lohn zehnmal geändert; doch Gott ließ es nicht zu, daß er mir schadete. Wenn er sagte: "Die gesprenkelten Tiere sollen dein Lohn sein", so warf die ganze Herde gesprenkelte Junge; wenn er aber bestimmte: "Die gestreiften sollen dein Lohn sein", so warf die ganze Herde gestreifte. So hat Gott den Viehbestand eurem Vater entzogen und ihn mir gegeben. Es war zur Brunstzeit des Kleinviehs, da erhob ich meine Augen und sah im Traume, wie die Böcke, welche die Schafe besprangen, gestreift, gesprenkelt und gescheckt waren. Der Engel Gottes rief mir im Traume zu: "Jakob!" Und ich antwortete: "Hier bin ich!" Und er fuhr fort: "Erhebe deine Augen und schau! Alle Böcke, welche die Schafe bespringen, sind gestreift, gesprenkelt oder gescheckt! Denn ich habe alles gesehen, was Laban dir angetan hat. Ich bin der Gott von Betel, woselbst du einen Denkstein gesalbt und mir ein Gelübde getan hast. Auf! Zieh fort aus diesem Lande und kehre in das Land deiner Herkunft zurück!"" Rachel und Lea antworteten und sprachen zu ihm: "Haben wir noch einen Anteil und ein Erbe in unserem Vaterhause? Gelten wir ihm nicht als Ausländerinnen? Denn er hat uns ja verkauft und dazu unser Geld aufgebraucht. Fürwahr, aller Reichtum, den Gott unserem Vater entzogen hat, gehört uns und unseren Kindern. Und nun tue alles, was Gott dir befohlen hat!" Jakob brach auf; er setzte seine Kinder und Frauen auf die Kamele. Er führte hinweg allen Viehbestand und alle Habe, die er erworben hatte, die Herden, die er besaß und in Paddan-Aram gewonnen hatte. Er wollte zu seinem Vater Isaak in das Land Kanaan ziehen. Laban aber ging zur Schafschur. Währenddessen stahl Rachel die Hausgötter ihres Vaters. Jakob überlistete den Aramäer Laban, indem er ihm von seiner Flucht nichts mitteilte. Er ergriff mit allem, was ihm gehörte, die Flucht, machte sich auf den Weg, überschritt den Euphrat und wandte sich in die Richtung nach dem Gebirge Gilead. Am dritten Tag wurde dem Laban gemeldet, daß Jakob entflohen sei. Er bot seine Sippengenossen auf und verfolgte ihn sieben Tagereisen weit. Beim Gebirge Gilead holte er ihn ein. Da erschien Gott dem Aramäer Laban des Nachts im Traume und sprach zu ihm: "Hüte dich, Jakob irgendwelche Vorwürfe zu machen!" Als Laban den Jakob eingeholt hatte, lagerte dieser mit seinem Zelte auf dem Berge. Auch Laban mit seinen Sippengenossen schlug sein Zelt auf dem Gebirge Gilead auf. Laban sagte zu Jakob: "Was hast du getan? Hinters Licht führtest du mich. Meine Töchter hast du wie Kriegsgefangene verschleppt. Warum bist du so heimlich ausgerückt? Warum hast du mich bestohlen? Warum teiltest du mir nichts mit, damit ich dir mit Wonnejauchzen, Liedern, Pauken und Harfen das Abschiedsgeleit hätte geben können? Keine Möglichkeit gabst du mir, meine Kinder und Töchter zum Abschied zu küssen. Töricht hast du gehandelt! Es stünde durchaus in meiner Macht, dir etwas Böses zu tun; aber der Gott eures Vaters sagte gestern nacht zu mir: "Hüte dich, Jakob irgendwelche Vorwürfe zu machen!" Nun gut; gegangen bist du, weil du Heimweh nach deinem Vaterhause hattest. Warum hast du mir aber meine Götter gestohlen?" Jakob erwiderte und sprach zu Laban: "Ich fürchtete mich, weil ich dachte, du könntest mir deine Töchter wieder entreißen! Der soll jedoch nicht am Leben bleiben, bei dem du deine Götter findest; im Beisein unserer Sippengenossen sieh durch, was ich bei mir habe, und nimm das Deine!" Jakob ahnte nicht, daß Rachel den Diebstahl begangen hatte. Dann ging Laban in das Zelt Jakobs, in das der Lea und in das der beiden Mägde hinein, ohne etwas zu finden. Aus dem Zelte der Lea kam er in das Zelt der Rachel. Rachel aber hatte die Hausgötter genommen und sie in die Satteltasche des Kamels gelegt. Sie hatte sich auf diese gesetzt. Laban durchsuchte das ganze Zelt, ohne etwas zu finden. Zu ihrem Vater sagte sie: "Zürne doch nicht, mein Herr! Ich kann nicht aufstehen vor dir. Denn es geht mir so, wie es Frauen zu gehen pflegt." So suchte und suchte er, fand jedoch die Götterbilder nicht. Da ergrimmte Jakob und setzte sich mit Laban auseinander. Er hub an und sprach: "Was ist denn meine Schuld, was meine Verfehlung, daß du so hitzig hinter mir her bist? Du hast alle meine Sachen durchwühlt. Was hast du von den Dingen, die dir gehören, gefunden? Lege es doch hierher im Beisein meiner und deiner Verwandten! Mögen sie Schiedsrichter zwischen uns sein! Es sind bereits zwanzig Jahre, daß ich bei dir bin; nie hatten Mutterschafe und Ziegen einen Fehlwurf getan, und die Widder deiner Herde habe ich nicht verzehrt. Ein zerrissenes Stück habe ich dir nie gebracht, sondern ich ersetzte es dir; von meiner Hand hast du es gefordert, gleich ob es am Tage oder des Nachts geraubt wurde. So war es mit mir: Am Tage verzehrte mich die Hitze und in der Nacht die Kälte, meine Augen floh der Schlaf. Zwanzig Jahre lang habe ich in deinem Hause Dienst geleistet, vierzehn Jahre um deine beiden Töchter und sechs Jahre um dein Vieh; du aber hast zehnmal meinen Lohn geändert. Wenn nicht meines Vaters Gott, der Gott Abrahams und der Schrecken Isaaks, mit mir gewesen wäre, so hättest du mich jetzt mit leeren Händen fortgeschickt; doch dieser hat mein Elend und die Mühsal meiner Hände geschaut und hat gestern nacht die Entscheidung gefällt." Laban antwortete und sprach zu Jakob: "Die Töchter sind meine Töchter, die Söhne sind meine Söhne, das Vieh ist mein Vieh, und alles, was du da siehst, gehört mir. Aber meinen Töchtern, was soll ich ihnen oder ihren Kindern, die sie geboren haben, heute tun? Wohlan! Ich und du, wir wollen einen Vertrag schließen, und dieser mag Zeuge zwischen mir und dir sein!" Da nahm Jakob einen Steinblock und richtete ihn als Denkstein auf. Jakob sprach zu seinen Sippengenossen: "Sammelt Feldsteine!" Sie taten es, errichteten einen Steinhügel und hielten auf ihm ein Mahl. Laban nannte ihn "Jegar sahaduta", und Jakob nannte ihn "Gal ed" (Zeugenhügel). Jetzt sprach Laban: "Dieser Hügel soll Zeuge sein zwischen mir und dir am heutigen Tage!" Daher nannte er ihn Zeugenhügel und ebenso auch "Mizpa" (Warte), indem er sprach: "Der Herr soll Wache halten zwischen mir und dir, wenn wir uns nicht mehr sehen! Wenn du meine Töchter schlecht behandelst und zu ihnen noch andere Frauen nimmst, dann ist zwar kein Mensch bei uns, aber Gott ist Zeuge zwischen mir und dir." Weiter sprach Laban zu Jakob: "Siehe, dieser Steinhügel und dieser Denkstein, den ich zwischen mir und dir aufgerichtet habe, - ein Zeuge sei dieser Steinhügel, und Zeuge sei dieser Denkstein, daß ich diesen Steinhügel gegen dich nicht überschreiten werde und daß auch du ihn und diesen Denkstein gegen mich nicht überschreiten wirst in böser Absicht. Der Gott Abrahams und der Gott Nachors seien Richter zwischen uns [Gottheiten ihrer Väter]!" Da leistete Jakob einen Eid bei dem Schrecken seines Vaters Isaak. Jakob brachte auf dem Berge ein Opfer dar und lud seine Sippengenossen zur Mahlzeit ein. Sie hielten das Mahl und übernachteten auf dem Berge. Am frühen Morgen stand Laban auf, küßte seine Enkelkinder und Töchter und sprach Segenswünsche. Dann kehrte Laban in seine Heimat zurück. Jakob aber ging seines Weges weiter, und es begegneten ihm Gottesboten. Als Jakob sie erblickte, rief er aus: "Ein Heerlager Gottes ist das!" Er nannte diesen Ort "Machanajim" (Doppellager). Jakob sandte Boten vor sich her zu seinem Bruder Esau in das Land Seir, das Gefilde Edoms, und trug ihnen dieses auf: "So sollt ihr zu meinem Herrn Esau sprechen: "So spricht dein Knecht Jakob: Bei Laban habe ich als Fremdling geweilt und mich dort bis jetzt aufgehalten. Rinder, Esel, Kleinvieh, Knechte und Mägde habe ich mir erworben. Ich sende meinem Herrn diese Botschaft, um Gnade in deinen Augen zu finden."" Die Boten kehrten zu Jakob mit der Meldung zurück: "Wir sind zu deinem Bruder Esau gegangen; er kommt dir entgegen, und vierhundert Mann führt er mit sich." Da fürchtete sich Jakob gar sehr, hatte Angst und teilte seine Leute, sein Kleinvieh, sein Großvieh und die Kamele in zwei Lager. Er überlegte nämlich: Wenn Esau über das eine Lager herfällt und es schlägt, dann rettet sich das andere. Jakob betete: "Du Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, Herr, der du zu mir gesagt hast: "Kehre heim in dein Land und zu deiner Verwandtschaft, ich will dir Gutes erweisen", zu gering bin ich für all die Hulderweisungen und die Treue, die du deinem Knechte gezeigt hast. Nur mit meinem Stab habe ich den Jordan überschritten, und jetzt bin ich Besitzer von zwei Wanderlagern geworden. Errette mich doch aus der Hand meines Bruders, aus der Hand Esaus; denn ich fürchte, daß er daherkommt, mich zu erschlagen, die Mutter mitsamt den Kindern. Du hast ja selber gesagt: "Ich will dir nur Gutes erweisen, und deine Nachkommenschaft will ich vermehren wie Sand am Meere, den man wegen seiner Menge nicht zählen kann."" Jakob blieb in jener Nacht dort. Er nahm von allem, was in seinem Besitz war, Geschenke für seinen Bruder Esau: Zweihundert Ziegen mit zwanzig Böcken, zweihundert Mutterschafe mit zwanzig Widdern, dreißig säugende Kamelstuten mit ihren Jungen, vierzig Kühe mit zehn Stieren, zwanzig Eselinnen und zehn Eselhengste. Er übergab sie seinen Knechten, Herde für Herde gesondert. Dann sprach er zu ihnen: "Zieht vor mir her und haltet breite Abstände zwischen den einzelnen Herden!" Er gebot dem ersten: "Falls dir mein Bruder Esau begegnet und dich fragt: "Zu wem gehörst du, und wohin gehst du, und wem gehören diese Tiere da?", dann sollst du sagen: "Deinem Knechte Jakob. Ein Geschenk soll es sein für meinen Herrn Esau; siehe, er selbst kommt hinter uns."" Dasselbe gebot er auch dem zweiten und dem dritten und all denen, die hinter den Herden hergingen: "In diesem Sinne sollt ihr zu Esau reden, wenn ihr ihn trefft: "Dein Knecht Jakob kommt hinter uns her."" Er dachte nämlich: "Ich will sein Antlitz durch das Geschenk, das vor mir hergeht, versöhnen. Danach will ich ihn zu Gesicht bekommen; vielleicht wird er mir gewogen sein!" Das Geschenk zog vor ihm her, er selbst blieb in jener Nacht im Lager. Noch in jener Nacht erhob er sich, nahm seine beiden Frauen, seine beiden Mägde und seine elf Kinder und durchschritt die Furt des Jabbok. Er nahm sie und setzte sie über den Fluß, desgleichen schaffte er all sein Eigentum hinüber. Jakob blieb für sich allein zurück. Da führte ein Mann einen Ringkampf mit ihm bis zum Beginn der Morgenröte. Als dieser merkte, daß er ihn nicht besiegen konnte, schlug er auf die Gelenkpfanne an seiner Hüfte. Da wurde das Hüftgelenk Jakobs ausgerenkt, während er mit ihm rang. Jener sprach: "Laß mich los; denn die Morgenröte steigt auf!" Dieser antwortete: "Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich!" Darauf der andere: "Wie heißt du?" Er antwortete: "Jakob!" Jener fuhr fort: "Nicht Jakob, sondern Israel soll fürderhin dein Name sein; denn mit Gott und mit Menschen hast du gestritten und dabei den Sieg erfochten." Nun fragte Jakob: "Tu mir auch deinen Namen kund!" Jener erwiderte: "Warum fragst du mich nach meinem Namen?" Er segnete ihn daselbst. Jakob nannte dieses Ortes Namen "Penuel" (Gottes Angesicht); "denn ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und mein Leben ist doch erhalten geblieben." Die Sonne ging eben auf, als er durch Penuel hindurchschritt; er hinkte an seiner Hüfte. Darum essen die Kinder Israels bis zum heutigen Tag die Sehne nicht, die über dem Hüftgelenk liegt, weil er Jakobs Hüftgelenk an der Sehne geschlagen hat. Jakob blickte auf, und siehe, Esau kam mit vierhundert Mann heran. Er verteilte die Kinder auf Lea und Rachel und die beiden Mägde. Die Mägde mit ihren Kindern stellte er an die Spitze, dahinter Lea mit ihren Kindern und zuletzt Rachel mit Joseph. Er selbst schritt ihnen voran, verneigte sich siebenmal zur Erde und kam so näher an seinen Bruder heran. Esau lief ihm entgegen, umarmte ihn, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Sie weinten. Er erhob seine Augen, erblickte die Frauen mit ihren Kindern und fragte: "Wer sind diese dort in deiner Begleitung?" Er antwortete: "Es sind die Kinder, die Gottes Güte deinem Knecht geschenkt hat." Da traten die Mägde samt ihren Kindern näher heran und verneigten sich. Lea kam ebenfalls mit ihren Kindern, und sie verneigte sich; zum Schluß kam auch Joseph mit Rachel, und sie verneigten sich. Er fragte: "Was hat denn dieser ganze Lagerzug, auf den ich gestoßen bin, zu bedeuten?" Jener antwortete: "Ich tat's, um Gnade vor meinem Herrn zu finden." Esau sagte: "Ich habe ja viel Besitz, lieber Bruder; behalte doch, was dein ist!" Jakob antwortete: "Nicht doch; wenn ich Gnade vor dir gefunden habe, so nimm doch mein Geschenk von mir an; denn ich habe dein Angesicht geschaut, wie man Gottes Angesicht schaut; und du bist gnädig zu mir gewesen. Nimm doch also mein Begrüßungsgeschenk an, das dir überbracht wurde! Gott hat sich mir gnädig erwiesen. Ich habe vollauf genug." So drängte er ihn, bis er es annahm. Darauf sagte er: "Wir wollen aufbrechen und weiterwandern; ich will dir zur Seite herziehen!" Doch jener erwiderte ihm: "Mein Herr weiß, daß die Kinder noch empfindlich sind. Auch säugendes Kleinvieh und säugende Rinder sind noch bei mir. Treibt man sie zu rasch an, auch nur eine Tagereise weit, dann würde alles Vieh sterben. Mein Herr möge doch vor seinem Knechte herziehen! Ich will mich gemächlich weiterbewegen nach dem Schritt meines vor mir trabenden Viehes und nach dem Schritt der Kinder, bis ich zu meinem Herrn nach Seir komme." Esau sprach: "Ich will dir wenigstens einige von meinen Leuten zugesellen!" Er antwortete: "Wozu das? Möge ich doch Zustimmung finden bei meinem Herrn!" An jenem Tage kehrte Esau von seinem Wege um in Richtung auf Seir. Jakob brach auf nach Sukkot und baute dort für sich ein Haus; und für sein Vieh errichtete er Hütten, darum nennt man jenen Ort "Sukkot" (Hütten). Jakob kam nach Salim, der Stadt des Sichem, die im Lande Kanaan liegt, als er aus Paddan-Aram zurückkehrte. Er schlug bei der Stadt ein Lager auf. Er erwarb das Grundstück, auf dem er sein Zelt ausgespannt hatte, für hundert Kesita von den Söhnen Chamors, des Vaters Sichems. Dort erbaute er einen Altar und nannte ihn "El ist der Gott Israels". Dina, die Tochter Leas, welche diese dem Jakob geboren hatte, ging hinaus, um nach den Töchtern des Landes Ausschau zu halten. Sichem, der Sohn des Chiwwiters Chamor, des Landesfürsten, erblickte sie, nahm sie, legte sich zu ihr und vergewaltigte sie. Sein Herz aber hing an Dina, der Jakobstochter. Er liebte das Mädchen und redete ihm zu Herzen. Sichem sprach zu seinem Vater Chamor: "Wirb für mich um dieses Mädchen als Frau!" Jakob hörte davon, daß er seine Tochter Dina entehrt habe. Seine Söhne waren gerade bei dem Vieh auf dem Felde. Darum schwieg Jakob dazu, bis sie zurückkamen. Chamor, der Vater Sichems, kam, um mit Jakob zu reden. Als Jakobs Söhne vom Felde heimkehrten, hörten sie es. Sie fühlten sich gekränkt und gerieten in gewaltigen Zorn; denn er hatte begangen, was in Israel als Schandtat gilt, indem er der Tochter Jakobs beiwohnte. Solches durfte nicht geschehen. Chamor redete mit ihnen folgendermaßen: "Mein Sohn Sichem hängt an eurer Tochter; gebt sie ihm also zur Frau! Verschwägert euch mit uns; eure Töchter gebt uns, und unsere Töchter nehmt euch! Wohnt bei uns! Das Land steht zu eurer Verfügung; bleibt, treibt Handel in ihm, und setzt euch darin fest!" Sichem sprach zu ihrem Vater und ihren Brüdern: "Möge ich Gnade vor euch finden! Was immer ihr von mir verlangt, will ich geben! Fordert nur ein recht hohes Heiratsgeld und Geschenke; ich will geben, was ihr von mir verlangt; gebt mir nur das Mädchen zur Frau!" Jakobs Söhne gaben dem Sichem und seinem Vater Chamor eine hinterhältige Antwort, und zwar deshalb, weil er ihre Schwester Dina entehrt hatte. Sie sprachen zu ihnen: "Unmöglich können wir uns darauf einlassen, unsere Schwester einem unbeschnittenen Manne zu geben; denn eine Schande wäre das für uns! Nur unter der einen Bedingung willfahren wir euch, daß ihr so werdet wie wir, und daß alles Männliche bei euch beschnitten wird. Dann werden wir unsere Töchter euch geben und eure Töchter uns nehmen. Wir werden bei euch wohnen und zu einem Volke verschmelzen. Wenn ihr aber uns bezüglich der Beschneidung nicht zustimmt, so nehmen wir unsere Tochter wieder und ziehen weg." Ihre Worte gefielen Chamor und Sichem, seinem Sohne. Der junge Mann zögerte nicht, dies auszuführen; denn ihm gefiel Jakobs Tochter, und er war der Angesehenste von allen in seines Vaters Haus. Chamor und Sichem, sein Sohn, kamen zum Stadttor und redeten zu den Männern ihrer Stadt: "Jene Leute sind uns gegenüber friedlich; sie mögen im Lande wohnen und darin Handel treiben; das Land ist ja nach beiden Seiten hin ausgedehnt genug für sie; wir wollen ihre Töchter zu Frauen nehmen und ihnen unsere Töchter geben! Jedoch nur unter der Bedingung sind diese Männer mit unserem Vorschlag einverstanden, bei uns zu wohnen und sich mit uns zu einem Volke zu verschmelzen, daß sich alles Männliche bei uns beschneiden läßt, wie sie auch selbst beschnitten sind. Werden nicht ihre Herden, ihr Besitz und all ihr Vieh uns gehören? Willfahren wir ihnen nur; dann lassen sie sich bei uns nieder." Alle, die zu ihrem Stadttore gekommen waren, hörten auf Chamor und seinen Sohn Sichem. So ließen sich alle Männer beschneiden, alle, die zum Stadttor kamen. Am dritten Tage aber, als sie wundkrank waren, kamen die beiden Jakobssöhne Simeon und Levi, die Brüder der Dina, jeder mit seinem Schwerte. Sie überfielen die ahnungslose Stadt und ermordeten alles Männliche. Den Chamor und seinen Sohn Sichem erschlugen sie mit der Schärfe des Schwertes. Sie holten Dina aus Sichems Hause und gingen davon. Die Söhne Jakobs fielen über die Erschlagenen her und plünderten die Stadt, weil man ihre Schwester entehrt hatte. Ihr Kleinvieh, ihr Großvieh, ihre Esel und alles, was in der Stadt und auf dem Felde war, nahmen sie mit. All ihre Habe, alle ihre Kinder und ihre Frauen führten sie als Beutestücke fort. Sie plünderten alles, was in den Häusern war. Jakob sprach zu Simeon und Levi: "Ihr bringt mich ins Unglück, da ihr mich bei den Kanaanitern und Perissitern, den Landeseinwohnern, verhaßt gemacht habt. Wir sind ja nur klein an Zahl; sie werden sich gegen mich zusammenrotten und mich erschlagen, und ich werde samt meinem Hause vernichtet." Sie antworteten darauf: "Durfte er denn unsere Schwester wie eine Dirne behandeln?" Gott sprach zu Jakob: "Auf! Ziehe nach Betel hinauf, bleibe dort und errichte daselbst einen Altar dem Gott, der dir erschien, als du vor deinem Bruder Esau flohst!" Jakob sagte zu seiner Familie und all seinen Begleitern: "Entfernt die fremden Götterbilder aus eurer Mitte; reinigt euch und wechselt eure Kleider! Wir wollen uns aufmachen und nach Betel ziehen! Ich will dort Gott, der mich am Tage meiner Bedrängnis erhört hat, einen Altar errichten. Er war mit mir auf dem Wege, den ich gewandert bin." Sie übergaben dem Jakob alle fremden Götterbilder, die sie bei sich hatten, und auch die Ringe in ihren Ohren. Jakob verscharrte sie unter der Eiche, die bei Sichem stand. Dann brachen sie auf. Ein Gottesschrecken aber kam über die Städte ringsum. Ihre Bewohner verfolgten die Söhne Jakobs nicht. Jakob kam nach Lus im Lande Kanaan, das ist Betel, er und alle Leute, die zu ihm gehörten. Dort baute er einen Altar. Er nannte die Stätte "Gott von Betel"; denn dort hatte Gott sich ihm geoffenbart als er vor seinem Bruder floh. Dort starb Debora, die Amme der Rebekka. Sie wurde unterhalb von Betel unter der Eiche begraben. Er nannte deshalb ihren Namen "Klageeiche". Gott erschien dem Jakob wiederum, als er von Paddan-Aram kam, und er segnete ihn. Gott sprach zu ihm: "Dein Name ist Jakob. Doch soll fürderhin dein Name nicht mehr Jakob genannt werden, sondern Israel soll dein Name sein!" Und er nannte seinen Namen Israel. Gott sprach zu ihm: "Ich bin der Allmächtige! Sei fruchtbar und zahlreich! Ein Volk, ja eine Schar von Völkern, soll aus dir hervorgehen, und Könige sollen von dir abstammen! Das Land, das ich dem Abraham und Isaak geschenkt habe, will ich dir geben, und zwar deinen Nachkommen werde ich das Land schenken." Dann fuhr Gott von ihm weg, empor von der Stätte, an der er mit ihm geredet hatte. Jakob richtete an jenem Ort, da er mit ihm gesprochen, eine Säule auf, ein Denkmal aus Stein. Er brachte darauf ein Trankopfer dar und goß Öl darüber. Jakob nannte die Stätte, an der Gott mit ihm gesprochen hatte, "Betel". Sie brachen von Betel auf, und es war noch ein Stück weit bis Ephrat, da gebar Rachel. Sie hatte eine schwere Geburt. In ihren Geburtsnöten sprach die Hebamme zu ihr: "Sei unverzagt, auch diesmal hast du einen Sohn!" Als dann ihr Lebensodem entfloh - sie starb nämlich -, nannte sie seinen Namen "Benoni" (Sohn meines Unheils). Sein Vater aber nannte ihn "Benjamin" (Sohn des Glückes). Rachel starb und wurde auf dem Wege nach Ephrat, d. h. Bethlehem, begraben. Jakob errichtete einen Gedenkstein auf ihrem Grabe. Das ist der Gedenkstein auf dem Rachelgrabe bis auf den heutigen Tag. Israel brach auf und schlug sein Zelt jenseits von Migdal-Eder auf. Während Israel in diesem Lande wohnte, kam Ruben und legte sich zu Bilha, der Nebenfrau seines Vaters. Israel hörte davon... Der Söhne Jakobs aber waren es zwölf. Die Söhne der Lea: Ruben, der Erstgeborene Jakobs, Simeon, Levi, Juda, Issachar und Sebulun. Die Söhne Rachels: Joseph und Benjamin. Die Söhne Bilhas, der Magd Rachels: Dan und Naphtali. Die Söhne Silpas, der Magd Leas: Gad und Aser. Das sind die Jakobssöhne, die diesem in Paddan-Aram geboren wurden. Jakob kam zu seinem Vater Isaak nach Mamre, nach Kirjat-Arba, d. h. Hebron, wo Abraham und Isaak als Fremdlinge geweilt hatten. Die Lebenszeit Isaaks betrug einhundertachtzig Jahre. Dann verschied Isaak. Er starb und wurde zu seiner Stammessippe versammelt, alt und satt an Lebenstagen. Seine Söhne Esau und Jakob begruben ihn. Dies ist der Stammbaum des Esau, d. h. Edoms: Esau nahm sich seine Frauen aus den Töchtern Kanaans, nämlich Ada, die Tochter des Hethiters Elon, und Oholibama, die Tochter Anas, des Sohnes des Hiwwiters Zibon, dazu Basmat, Ismaels Tochter, Nebajots Schwester. Ada gebar dem Esau den Eliphas, Basmat den Rëuël. Oholibama gebar den Jëusch, den Jalam und den Korach. Dies sind Esaus Söhne, die ihm im Lande Kanaan geboren wurden. Esau nahm seine Frauen, seine Söhne und Töchter, alle Leute seines Hauses, seinen Besitz, all sein Vieh und seine ganze Habe, die er im Lande Kanaan erworben hatte, und zog in das Land Seïr, von seinem Bruder Jakob fort. Denn ihr Besitz war zu groß, als daß sie zusammen wohnen konnten. Nicht vermochte das Land, worin sie als Fremdlinge weilten, sie zu ertragen, infolge ihres großen Besitztums. So wurde Esau auf dem Gebirge Seïr seßhaft. Esau heißt Edom. Dies ist Esaus Stammbaum, des Vaters Edoms auf dem Gebirge Seïr: Dies sind die Namen der Söhne Esaus: Eliphas, der Sohn der Ada, die Esaus Frau war; Rëuël, der Sohn der Basmat, der Frau Esaus. Eliphas' Söhne waren: Teman, Omar, Zepho, Gatam und Kenas. Timna aber war eine Nebenfrau des Eliphas, des Sohnes Esaus. Sie gebar dem Eliphas den Amalek. Dies sind die Söhne der Ada, der Frau des Esau. Dies sind des Rëuël Söhne: Nachat, Serach, Schamma und Missa; dies waren die Söhne der Basmat, der Frau Esaus. Und dies sind die Söhne der Oholibama, der Tochter Anas, des Sohnes Zibons, die Esaus Frau war: sie gebar dem Esau den Jëusch, den Jalam und den Korach. Dies sind die Häuptlinge der Söhne Esaus: Die Söhne des Eliphas, des Erstgeborenen Esaus: Der Häuptling Teman, der Häuptling Omar, der Häuptling Zepho, der Häuptling Kenas, der Häuptling Korach, der Häuptling Gatam, der Häuptling Amalek. Das sind die Häuptlinge des Eliphas im Lande Edom; es sind der Ada Söhne. Dies sind die Söhne des Rëuël, des Sohnes Esaus: Der Häuptling Nachat, der Häuptling Serach, der Häuptling Schamma, der Häuptling Missa. Das sind die Häuptlinge des Rëuël im Lande Edom; es sind die Söhne der Basmat, der Frau Esaus. Dies sind die Söhne der Oholibama, der Frau Esaus: Der Häuptling Jëusch, der Häuptling Jalam, der Häuptling Korach. Dies sind die Häuptlinge der Oholibama, Anas Tochter, die Esaus Frau war. Das waren Esaus Söhne und deren Häuptlinge. Das ist Edom. Dies sind des Horiters Seïr Söhne, die Ureinwohner des Landes: Lotan, Schobal, Zibon, Ana, Dischon, Ezer und Dischan. Dies sind die Häuptlinge der Horiter, Seïrs Söhne im Lande Edom. Die Söhne Lotans waren Chori und Hemam; die Schwester Lotans aber war Timna. Dies sind die Söhne Schobals: Alwan, Manachat, Ebal, Schepho und Onam. Dies sind die Söhne Zibons: Aja und Ana. Das ist jener Ana, der das Wasser in der Steppe fand, als er die Esel seines Vaters Zibon weidete. Dies sind die Kinder des Ana: Dischon sowie Oholibama, die Tochter Anas. Dies sind die Söhne des Dischon: Chemdan, Eschban, Jitran und Keran. Das sind die Söhne Ezers: Bilhan, Saawan und Jaakan. Dies sind die Söhne Dischans: Uz und Aran. Das sind die Häuptlinge der Horiter: Der Häuptling Lotan, der Häuptling Schobal, der Häuptling Zibon, der Häuptling Ana, der Häuptling Dischon, der Häuptling Ezer und der Häuptling Dischan. Dies sind die Häuptlinge der Horiter nach ihren Sippen im Lande Seïr. Dies sind die Könige, die im Lande Edom regiert haben, bevor ein König der Israeliten regierte: Es war ein König Bela in Edom, des Beor Sohn, und seine Stadt hieß Dinhaba. Bela starb; da wurde für ihn Jobab König, der Sohn des Serach, aus Bozra. Jobab starb; da wurde für ihn Chuscham aus dem Lande der Temaniter König. Chuscham starb; da wurde für ihn Hadad, des Bedad Sohn, König, der Midian auf dem Gefilde von Moab schlug. Seine Stadt hieß Awit. Hadad starb; da wurde für ihn Samla von Masreka König. Samla starb; da wurde für ihn Schaul aus Rechobot am Euphrat König. Schaul starb; da wurde für ihn Baal-Chanan, des Achbor Sohn, König. Baal-Chanan, des Achbor Sohn, starb; da wurde für ihn Hadad König. Seine Stadt hieß Pa'u, und seine Frau war Mehetabel, des Matred Tochter, des Sohnes des Mesahab. Dies sind die Namen der Häuptlinge Esaus nach ihren Sippen, nach ihren Orten und ihren Namen: der Häuptling Timna, der Häuptling Alwa, der Häuptling Jetet, der Häuptling Oholibama, der Häuptling Ela, der Häuptling Pinon, der Häuptling Kenas, der Häuptling Teman, der Häuptling Mibzar, der Häuptling Magdiel, der Häuptling Iram. Das sind Edoms Häuptlinge nach ihren Wohnsitzen im Lande ihres Besitzes. Das ist Esau, der Vater der Edomiter. Jakob wohnte in dem Lande, wo sein Vater als Schutzbürger geweilt hatte, im Lande Kanaan. Dies aus der Stammesgeschichte Jakobs: Joseph, siebzehn Jahre alt, weidete mit seinen Brüdern das Kleinvieh - er war noch sehr jung -, und zwar mit den Söhnen der Bilha und den Söhnen der Silpa, der Frauen seines Vaters. Alle üblen Gerüchte über sie brachte er vor ihren Vater. Israel aber liebte den Joseph mehr als seine anderen Söhne; denn er war ihm ein Sohn des Greisenalters. Er ließ ihm ein Ärmelkleid anfertigen. Die Brüder aber sahen, daß ihr Vater ihn lieber hatte als alle seine Brüder. Sie haßten ihn und konnten mit ihm kein gutes Wort mehr reden. Joseph hatte einmal einen Traum; er erzählte ihn seinen Brüdern, und sie haßten ihn daraufhin noch mehr. Er sprach zu ihnen: "Hört, was ich geträumt habe: Wir banden Garben mitten auf dem Felde; da richtete sich meine Garbe auf, und sie stand; eure Garben aber stellten sich ringsum und verneigten sich tief vor meiner Garbe." Seine Brüder erwiderten ihm: "Willst du wohl König über uns werden? Willst du über uns Herrschermacht ausüben?" Sie haßten ihn noch mehr wegen seines Traumes und seiner Reden. Er hatte noch einen anderen Traum, den er seinen Brüdern erzählte: "Hört, ich hatte noch einen anderen Traum: Die Sonne, der Mond und elf Sterne haben sich tief vor mir verneigt." Da er dies seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sagte zu ihm: "Was hat das zu bedeuten, was du träumtest? Sollen etwa ich, deine Mutter und deine Brüder herankommen und uns vor dir auf den Boden werfen?" Seine Brüder wurden auf ihn eifersüchtig; es merkte sich aber sein Vater die Sache. Da zogen seine Brüder fort, um das Vieh ihres Vaters bei Sichem zu weiden. Da sagte Israel zu Joseph: "Weiden deine Brüder nicht zu Sichem das Vieh? Mache dich auf, ich will dich zu ihnen schicken!" Er erwiderte ihm: "Ich bin bereit!" Er sprach zu ihm: "Gehe doch, schau einmal, wie es mit deinen Brüdern und mit den Schafen steht, und bringe mir darüber Nachricht!" Er sandte ihn aus dem Tal von Hebron weg, und jener kam nach Sichem. Als er auf dem Gefilde umherirrte, traf ihn ein Mann. Der Mann fragte ihn: "Was suchst du?" Er antwortete: "Ich suche meine Brüder; sage mir doch, wo sie jetzt gerade ihr Vieh hüten!" Der Mann sprach: "Sie sind von hier weggezogen; denn ich hörte sie reden: "Wir wollen nach Dotan ziehen!"" Joseph folgte seinen Brüdern und fand sie in Dotan. Sie sahen ihn von ferne, doch bevor er sich ihnen näherte, berieten sie einen hinterlistigen Anschlag, ihn umzubringen. Sie sprachen zueinander: "Seht, da kommt dieser Träumer! Jetzt aber los! Wir wollen ihn umbringen, in eine der Zisternen werfen und dann sagen: "Ein wildes Tier hat ihn gefressen." Dann wollen wir sehen, was aus seinen Träumereien wird!" Das hörte Ruben. Er wollte ihn aus ihrer Hand retten und sprach: "Wir wollen ihn nicht ums Leben bringen!" Ruben sprach zu ihnen: "Vergießt kein Blut, werft ihn in diese Zisterne hier in der Steppe, legt aber nicht Hand an ihn!" Er wollte ihn aus ihrer Hand retten, um ihn seinem Vater zurückzubringen. Als Joseph nun bei seinen Brüdern ankam, zogen sie ihm den Rock aus, den Ärmelrock, den er anhatte. Dann nahmen sie ihn und warfen ihn in die Zisterne; diese aber war leer, sie enthielt kein Wasser. Sie setzten sich nieder, um zu essen. Als sie nun ihre Augen erhoben, siehe, da kam eine Ismaeliterkarawane aus Gilead. Ihre Kamele trugen Tragakant, Mastix und Ladanum; sie war auf der Reise nach Ägypten. Da sprach Juda zu seinen Brüdern: "Welchen Gewinn haben wir, wenn wir unseren Bruder totschlagen und die Bluttat an ihm verheimlichen? Kommt, verkaufen wir ihn den Ismaelitern; unsere Hand komme aber nicht über ihn; denn er ist unser Bruder und unser Fleisch!" Seine Brüder hörten auf ihn. Als nun midianitische Kaufleute vorbeikamen, zogen sie Joseph heraus und holten ihn aus der Zisterne hervor. Sie verkauften Joseph den Ismaelitern um zwanzig Silberstücke. Diese brachten den Joseph nach Ägypten. Ruben kehrte zur Zisterne zurück; Joseph aber war nicht mehr darin. Da zerriß er seine Kleider, kam wieder zu seinen Brüdern und sprach: "Der Knabe ist nicht mehr da, und ich, wohin soll ich gehen?" Sie nahmen Josephs Gewand, schlachteten einen Ziegenbock und tauchten es ins Blut. Sie sandten den Ärmelrock und ließen ihn ihrem Vater bringen und ihm sagen: "Dies da haben wir gefunden, schau her, ob es deines Sohnes Gewand ist oder nicht!" Der schaute genau hin und rief aus: "Meines Sohnes Gewand! Ein wildes Tier hat ihn gefressen; zerrissen, zerrissen ist Joseph!" Jakob zerriß sein Gewand, gürtete einen Trauerschurz um die Hüften und hielt lange Zeit Trauer um seinen Sohn. Alle seine Söhne und Töchter versuchten, ihn zu trösten. Er aber wollte sich nicht trösten lassen und sprach: "In Trauer will ich zu meinem Sohn hinabsteigen ins Totenland!" So beweinte ihn sein Vater. Die Midianiter aber verkauften Joseph nach Ägypten an Potiphar, einen Hofbeamten des Pharao, den Obersten der Leibwache. Um jene Zeit geschah es, daß Juda die Gemeinschaft seiner Brüder verließ und sein Zelt neben einem Manne aus Adullam, namens Chira, aufschlug. Dort sah Juda die Tochter eines Kanaaniters, namens Schua; er nahm sie zur Frau und ging zu ihr ein. Sie empfing, und gebar einen Sohn und nannte ihn Er. Wiederum empfing sie, gebar einen Sohn und nannte ihn Onan. Sodann gebar sie noch einen weiteren Sohn und nannte ihn Schela. Sie befand sich in Kesib, als sie ihn gebar. Juda nahm eine Frau für seinen Erstgeborenen Er. Diese hieß Tamar. Er, der Erstgeborene des Juda, mißfiel dem Herrn, und er ließ ihn daher sterben. Juda sprach zu Onan: "Gehe zur Frau deines Bruders, vollziehe mit ihr die Schwagerehe und erwecke deinem Bruder Nachkommenschaft!" Onan wußte, daß die Nachkommenschaft nicht ihm gehören werde. Sooft er also zur Witwe seines Bruders ging, ließ er den Samen zur Erde fallen, um nicht seinem Bruder Nachkommenschaft zu schenken. Sein Tun mißfiel dem Herrn, und er ließ auch ihn sterben. Dann sprach Juda zu seiner Schwiegertochter Tamar: "Bleibe als Witwe im Hause deines Vaters, bis mein Sohn Schela herangewachsen ist." Er wollte nämlich verhindern, daß auch dieser sterbe wie seine Brüder. Tamar ging fort und blieb im Hause ihres Vaters wohnen. Längere Zeit verstrich, da starb die Tochter Schuas, Judas Frau. Als er sich darüber getröstet hatte, ging er zur Schafschur nach Timna hinauf, er und sein Freund Chira aus Adullam. Tamar wurde berichtet, ihr Schwiegervater wollte nach Timna hinauf zur Schafschur; da legte sie ihre Witwenkleidung ab, bedeckte sich mit einem Schleier und verhüllte sich. Dann setzte sie sich an den Eingang von Enajim auf dem Weg nach Timna. Sie hatte nämlich gesehen, daß Schela erwachsen war, und doch hatte man sie ihm nicht zur Frau gegeben. Juda sah sie und hielt sie für eine Dirne; denn sie hatte ihr Angesicht verhüllt. Er bog vom Weg ab und sagte: "Gestatte, daß ich zu dir komme!" Denn er wußte nicht, daß sie seine Schwiegertochter war. Sie sprach: "Was gedenkst du mir zu geben, wenn du zu mir kommen darfst?" Er antwortete: "Ein Ziegenböcklein werde ich dir von der Herde schicken." Sie sprach: "Du mußt mir aber ein Pfand geben, bis du es schickst." Er erwiderte: "Was soll ich dir als Pfand geben?" Sie sagte: "Deinen Siegelring, deine Schnur und deinen Stab, den du in deiner Hand hast." Er gab es ihr, wohnte ihr bei, und sie empfing von ihm. Sie erhob sich und ging weiter. Dann legte sie ihren Schleier ab und zog wieder ihre Witwentracht an. Juda aber sandte das Ziegenböcklein durch seinen Freund Adullam, um von der Frau das Pfand einzulösen; der aber fand sie nicht. Er fragte die ortsansässigen Leute: "Wo ist die Dirne, die in Enajim am Wege saß?" Man antwortete ihm: "Hier ist überhaupt keine Dirne gewesen." Er kehrte zu Juda zurück und erteilte die Auskunft: "Ich habe sie nicht gefunden; auch die Ortsbewohner meinten, es sei hier überhaupt keine Dirne gewesen." Juda sagte darauf: "Mag sie es für sich behalten! Sonst geben wir uns der Verachtung preis. Ich habe ja dies Böcklein geschickt; du aber hast sie nicht gefunden." Nach Ablauf von drei Monaten erhielt Juda die Nachricht, daß seine Schwiegertochter Tamar Unzucht getrieben habe; sie sei hierdurch schwanger geworden. Juda sprach: "Führt sie hinaus, daß sie verbrannt werde!" Als sie hinausgeführt wurde, sandte sie zu ihrem Schwiegervater und ließ ihm sagen: "Von dem Manne, dem diese Sachen gehören, bin ich schwanger." Sie sagte weiter: "Schau sie dir genau an! Wem gehören der Siegelring, die Schnur und der Stab hier?" Juda schaute genau hin und sprach: "Sie ist gegen mich im Recht; denn ich habe sie nicht meinem Sohne Schela gegeben." Fortan verkehrte er mit ihr nicht mehr. Als sie nun gebären sollte, da waren Zwillinge in ihrem Mutterleib. Beim Gebären streckte einer die Hand heraus. Die Hebamme faßte zu und band einen Purpurfaden um seine Hand. Sie sagte dabei: "Dieser ist zuerst herausgekommen." Der zog aber seine Hand zurück, und nun kam sein Bruder hervor. Da sprach sie: "Ei, du hast dir einen Durchbruch errungen!" Man nannte ihn daher "Perez" (Durchbruch). Danach kam sein Bruder mit dem Purpurfaden an seiner Hand. Den nannte man "Serach" (Rotglanz). Joseph ward nach Ägypten gebracht. Der Hofbeamte des Pharao, Potiphar, der Oberste der Leibwache, ein Ägypter, kaufte ihn von den Ismaelitern, welche ihn dorthin gebracht hatten. Der Herr aber war mit Joseph, so daß er in allem Erfolg hatte. Er blieb im Hause seines ägyptischen Herrn. Sein Dienstherr aber sah, daß der Herr mit Joseph war und alles, was dieser tat, ihm gelingen ließ. Joseph fand Gnade in seinen Augen, und er erkor ihn zu seinem Leibdiener; ja, er machte ihn zu seinem Hausverwalter und übergab ihm alles, was er hatte. Von der Zeit an, als er ihn über sein Haus und all seinen Besitz gesetzt hatte, segnete der Herr das Haus des Ägypters um Josephs willen. Der Segen des Herrn war über allem, was er hatte, im Haus und auf dem Felde. Er gab alles in die Hand Josephs, kümmerte sich neben ihm um nichts als um die Speise, die er aß. Joseph aber war schön von Gestalt und Aussehen. Kurz darauf warf die Frau seines Herrn ihre Augen auf Joseph und sprach: "Lege dich zu mir hin!" Er aber weigerte sich und sagte zur Frau seines Herrn: "Siehe, mein Herr kümmert sich neben mir um nichts, was in seinem Hause ist, und sein ganzes Besitztum hat er mir übergeben. Er selbst ist in diesem Hause nicht größer als ich. Nichts hat er mir vorenthalten als dich, weil du seine Frau bist. Wie sollte ich dieses große Unrecht tun und wider Gott sündigen?" Und obwohl sie tagtäglich auf Joseph einredete, hörte er nicht auf sie und legte sich nicht zu ihr, um mit ihr Umgang zu pflegen. Eines Tages nun kam Joseph in das Haus zur Arbeit. Niemand von den Hausangestellten war im Gebäude. Da faßte sie ihn an seinem Kleide und sprach: "Lege dich zu mir!" Er aber ließ sein Kleid unter ihrer Hand und floh ins Freie. Als sie nun sah, daß er sein Kleid in ihrer Hand gelassen hatte und hinausgeflohen war, da rief sie die Hausangestellten und sprach zu ihnen: "Seht, da hat er uns einen Hebräer gebracht, daß er seinen Mutwillen mit uns treibe! Er kam nämlich zu mir, um bei mir zu liegen, ich aber habe mit lauter Stimme geschrieen. Als er nun hörte, daß ich meine Stimme erhob und schrie, da ließ er sein Kleid bei mir und floh hinaus ins Freie." Sie ließ sein Kleid neben sich liegen, bis sein Herr nach Hause kam. Da erzählte sie ihm die gleiche Geschichte und sprach: "Kam doch dieser hebräische Sklave, den du uns gebracht hast, um seinen Mutwillen mit mir zu treiben! Als ich aber meine Stimme erhob und schrie, da ließ er sein Kleid neben mir und floh ins Freie." Als sein Herr nun die Worte seiner Frau gehört hatte: "Ganz so wie ich erzählte, hat an mir dein Sklave getan", da ward er sehr zornig. Josephs Herr nahm ihn und ließ ihn ins Gefängnis an den Ort werfen, wo die Gefangenen des Königs eingesperrt waren. Dort saß er im Gefängnis. Der Herr aber war mit Joseph. Er machte ihn beliebt und ließ ihn Gnade finden beim Obersten des Gefängnisses. Dieser gab alle Gefangenen, die im Kerker waren, in die Hand Josephs. Alles, was man dort tat, geschah durch ihn. Der Gefängnisvorsteher kümmerte sich um nichts, was durch Joseph geschah. Denn der Herr war mit ihm, und alles, was er tat, ließ er wohlgeraten. Einige Zeit darauf vergingen sich der Mundschenk des Ägypterkönigs und der Bäcker wider ihren Herrn, den König von Ägypten. Der Pharao wurde über beide Hofbeamten zornig, über den Obersten der Mundschenken und den Obersten der Bäcker. Er legte sie in Gewahrsam, in das Haus des Obersten der Leibwache, ins Gefängnis, dorthin, wo Joseph in Haft saß. Der Oberste der Leibwache gab ihnen den Joseph bei; er leistete Dienst für sie, und so waren sie eine Zeitlang im Gefängnis. Nun hatten beide Männer in derselben Nacht einen unterschiedlichen Traum, jeder entsprechend der Bedeutung seines Traumes, der Mundschenk und der Bäcker des Ägypterkönigs, die im Gefängnis in Haft saßen. Joseph kam am anderen Morgen zu ihnen hinein und sah, daß sie niedergeschlagen waren. Er fragte die Hofbeamten des Pharao, die mit ihm im Hause seines Herrn in Haft lagen: "Warum seht ihr denn heute so mißmutig aus?" Sie antworteten ihm: "Wir haben einen Traum gehabt, und niemand ist da, der ihn deuten kann." Er sagte zu ihnen: "Ist nicht das Deuten von Träumen Gottes Sache? Doch erzählt mir einmal!" Da erzählte der Oberste der Mundschenken seinen Traum und sprach zu ihm: "In meinem Traume sah ich einen Weinstock vor mir. An dem Weinstock waren drei Ranken. Er begann zu treiben, seine Blüte sproß empor, seine Trauben bekamen reife Beeren. Ich hielt den Becher des Pharao in meiner Hand, nahm die Beeren und preßte sie aus in den Becher des Pharao. Sodann gab ich dem Pharao den Becher in die Hand." Joseph antwortete ihm: "Dies die Deutung: Die drei Ranken sind drei Tage. Noch drei Tage, dann wird der Pharao dein Haupt erheben und dich wiederum in dein Amt einsetzen. Du wirst nach der früheren Ordnung dem Pharao den Becher reichen wie zur Zeit, als du sein Mundschenk warst. Wenn es dir aber wieder gut geht, so erinnere dich bitte meiner! Tu mir doch die Liebe an, erinnere den Pharao an mich und befreie mich aus diesem Hause! Denn schmählich bin ich aus dem Lande der Hebräer gestohlen worden. Und auch hier habe ich nichts getan, weswegen man mich hätte ins Gefängnis werfen müssen." Der Oberbäcker sah, daß er Gutes gedeutet hatte. Er sprach zu Joseph: "Auch ich hatte einen Traum: Ich hatte drei Körbe mit Weißbrot auf meinem Haupte. In dem obersten Korb war allerlei Backwerk für den Pharao. Aber die Vögel fraßen es aus dem Korb auf meinem Haupte." Joseph antwortete und sprach: "Dies ist die Deutung: Die drei Körbe bedeuten drei Tage. Nur noch drei Tage, dann wird der Pharao dein Haupt erheben. Er wird dich an einen Baum aufhängen lassen, und die Vögel werden von dir das Fleisch abfressen." Am dritten Tage aber (es war der Geburtstag des Pharao) veranstaltete dieser all seinen Dienern ein Mahl. Er erhob das Haupt des Obermundschenken und das Haupt des Oberbäckers inmitten seiner Diener. Den Obermundschenk setzte er wieder in sein Amt ein, so daß er dem Pharao den Becher reichen durfte. Den Oberbäcker aber ließ er aufhängen, so wie es ihnen Joseph gedeutet hatte. Doch der Obermundschenk dachte nicht mehr an Joseph; er vergaß ihn. Es war zwei Jahre später. Da hatte der Pharao einen Traum: Er stand am Nil. Aus dem Flusse stiegen sieben schön aussehende und fettfleischige Kühe und weideten im Riedgras. Nach ihnen stiegen aber aus dem Nil sieben schlecht aussehende und magere Kühe. Sie traten neben die Kühe, die schon am Nilufer standen. Dann fraßen die schlecht aussehenden und mageren die sieben schön aussehenden und fetten Tiere. Hierauf erwachte der Pharao. Er schlief wieder ein, und es träumte ihm ein zweites Mal: Siehe, sieben Ähren wuchsen empor auf einem Halm, dick und schön. Da sprossen nach ihnen sieben magere und vom Ostwind ausgetrocknete Ähren empor. Es verschlangen die mageren die sieben fetten und vollen Ähren. Der Pharao erwachte, und siehe, es war nur ein Traum. Am Morgen aber ward sein Geist ruhelos hin und her getrieben. Er schickte hin und ließ alle Wahrsagepriester und Weisen Ägyptens zusammenrufen. Dann erzählte er ihnen seine Träume, keiner aber war da, der sie dem Pharao deuten konnte. Da sagte der Obermundschenk dem Pharao: "Ich muß heute meine Verfehlung in Erinnerung bringen. Als der Pharao auf seine Diener erzürnt war und sie in Gewahrsam bringen ließ in das Haus des Obersten der Leibwache, nämlich mich und den Oberbäcker, da hatten wir in ein und derselben Nacht einen Traum, ich und er, ein jeder einen Traum von besonderer Bedeutung. Dort war bei uns ein hebräischer Jüngling, ein Sklave des Obersten der Leibwache. Wir erzählten ihm unsere Träume, und er deutete sie uns; einem jeden gab er die seinem Traum entsprechende Deutung. Und so, wie er uns gedeutet hat, ist es geschehen. Mich hat man wieder in meine Stellung eingesetzt, den Oberbäcker hat man aufgehängt." Der Pharao ließ Joseph rufen, und man holte ihn schleunigst aus dem Gefängnis. Joseph schor sich, wechselte seine Kleider und kam zum Pharao. Der Pharao sprach zu Joseph: "Ich hatte einen Traum; keiner ist da, der ihn mir zu deuten vermag; doch ich erfuhr von dir, daß du einen Traum nur zu hören brauchst, um ihn deuten zu können." Joseph erwiderte dem Pharao: "Ich keineswegs! Gott selbst wird dem Pharao zum Heile eine Antwort geben." Da sagte der Pharao zu Joseph: "In meinem Traume war es mir, als stünde ich am Ufer des Nils. Es stiegen aus dem Nil sieben fettfleischige und gut aussehende Kühe und weideten im Riedgras. Und siehe da, es kamen sieben andere Kühe heraus nach ihnen, unansehnlich, sehr häßlich aussehend und mager; ich habe noch nie im ganzen Ägypterland so häßliche gesehen wie diese. Da fraßen die mageren und häßlichen Kühe die sieben ersten, fetten Kühe auf. Diese verschwanden in ihrem Inneren; man merkte es jedoch nicht, daß sie in ihren Bauch gelangt waren. Denn ihr Aussehen blieb so häßlich, wie es war. Ich wachte auf. Weiter schaute ich im Traum: Sieben Ähren wuchsen auf einem Halm, voll und schön. Und nach ihnen sprossen sieben unfruchtbare, dünne und vom Ostwind vertrocknete Ähren auf. Darauf verschlangen die dünnen Ähren die sieben schönen Ähren. Dies erzählte ich den Wahrsagepriestern, niemand konnte mir aber Bescheid geben." Joseph sprach zum Pharao: "Des Pharao Traum ist ein und derselbe. Was Gott tun will, hat er dem Pharao angezeigt. Die sieben schönen Kühe, das sind sieben Jahre, die sieben schönen Ähren sind ebenfalls sieben Jahre. Es ist ein und derselbe Traum. Die sieben mageren und häßlichen Kühe, die hinter ihnen heraufstiegen, sind sieben Jahre; die sieben leeren und vom Ostwind vertrockneten Ähren werden sieben Hungerjahre sein. Folgendes ist der Inhalt, wovon ich zum Pharao sagte: "Gott hat dem Pharao angezeigt, was er tun will": Siehe, es kommen sieben Jahre, da wird im ganzen Ägypterland großer Überfluß sein. Danach werden sieben Hungerjahre kommen; da wird all die Fülle im Ägypterland vergessen sein, und der Hunger wird das Land aufreiben. Man wird nichts mehr wissen von der Fülle im Lande angesichts des Hungers, der hernach kommt; denn er wird überaus drückend sein. Daß sich aber der Traum des Pharao in zweifacher Form wiederholt hat, bedeutet: Fest beschlossen ist die Sache bei Gott. Gott wird es eilends verwirklichen. Nun sehe sich der Pharao nach einem verständigen und weisen Manne um und setze ihn über das Land Ägypten! Der Pharao möge auch Aufseher über das Land einsetzen und vom Ägypterland den fünften Teil in den sieben Jahren der Fülle erheben lassen! Diese sollen den gesamten Speisevorrat der sieben kommenden guten Jahre sammeln und das Getreide zur Verfügung des Pharao als Vorrat in den Städten aufspeichern und gut aufbewahren. Dieser Vorrat wird dann dem Lande für die sieben Hungerjahre, die über das Ägypterland kommen, als Rücklage dienen. So wird das Land durch Hungersnot nicht umkommen." Die Rede gefiel dem Pharao und allen seinen Dienern. Der Pharao sprach zu seinen Dienern: "Finden wir wohl einen Mann, in dem Gottes Geist so wäre wie in diesem?" Zu Joseph gewandt, sagte er: "Nachdem dich Gott dies alles wissen ließ, gibt es niemand, der so verständig und weise wäre wie du! Du sollst über meinem Hause stehen, deinem Munde soll mein ganzes Volk gehorchen, nur um den Thron will ich größer als du sein!" Der Pharao fuhr zu Joseph fort: "Siehe, ich setze dich über ganz Ägypten." Dann zog der Pharao seinen Siegelring vom Finger und steckte ihn an Josephs Finger. Er ließ ihm linnene Gewänder anziehen und legte die goldene Kette um seinen Hals. Auf seinem zweiten Wagen ließ er ihn fahren. Vor ihm her rief man: "Achtung!" So setzte er ihn über ganz Ägypten. Der Pharao wandte sich an Joseph: "Pharao bin ich! Doch ohne dich soll niemand in ganz Ägypten seinen Arm oder seinen Fuß regen!" Sodann gab der Pharao Joseph einen anderen Namen: "Zaphenat-Paneach" (Der Gott spricht, und er lebt). Er gab ihm die Asenat, die Tochter des Potiphera, des Priesters von On, zur Frau. So stieg Joseph empor über das ganze Land Ägypten. Joseph war aber dreißig Jahre alt, als er vor den Pharao, den König von Ägypten, trat. Joseph ging von ihm fort und durchzog das ganze Ägypterland. Das Land aber trug in den sieben Jahren Überfluß in Menge. Joseph ließ allen Speisevorrat der sieben Jahre, den es im Lande Ägypten gab, sammeln und legte den Vorrat in den Städten nieder, und zwar in jeder Stadt den Vorrat von den Feldern rings um sie her. So speicherte denn Joseph das Getreide auf in überaus großer Menge wie den Meeressand, so daß er schließlich aufhörte, zu messen; denn es gab kein Maß dafür. Dem Joseph wurden zwei Söhne geboren, bevor die Hungersnot kam. Asenat, die Tochter Potipheras, des Priesters von On, hatte sie ihm geschenkt. Joseph nannte den Erstgeborenen Manasse; denn "Gott hat mich all mein Elend und mein Vaterhaus vergessen lassen". Den Namen des Zweiten nannte er Ephraim; denn "Gott hat mich in meines Unglücks Land fruchtbar werden lassen". Die sieben Jahre des Überflusses, die im Lande geherrscht hatten, gingen zu Ende. Und es nahten gemäß der Verheißung des Joseph die sieben Jahre des Hungers. Die Hungersnot aber wütete in allen Ländern; nur im ganzen Lande Ägypten gab es Brot. Sobald nun das Volk im Ägypterland zu hungern anfing und alles zum Pharao um Brot schrie, sagte dieser zu allen Ägyptern: "Geht zu Joseph, und was er euch sagt, das tut!" Der Hunger dehnte sich über die ganze Erde aus. Joseph öffnete alle Speicher und verkaufte den Ägyptern Getreide. Die Hungersnot wurde immer stärker im Lande Ägypten. Alle Welt kam nach Ägypten, um bei Joseph Getreide zu kaufen; denn stark war der Hunger auf der ganzen Erde. Jakob erfuhr, daß es in Ägypten Getreide gäbe. Er sprach zu seinen Söhnen: "Warum zögert ihr?" Dann sagte er: "Seht, ich habe gehört, daß es in Ägypten noch Korn gibt. Zieht dorthin und kauft uns von dorther Getreide, damit wir am Leben bleiben und nicht sterben!" Die Brüder Josephs zogen (es waren ihrer zehn) fort, um von Ägypten Getreide zu kaufen. Josephs Bruder Benjamin aber schickte Jakob nicht mit seinen Brüdern; denn er dachte, es könnte ihm etwa ein Unfall zustoßen. Die Söhne Israels kamen also mitten unter allen anderen zum Getreidekauf; denn der Hunger wütete im Lande Kanaan. Joseph war der Gebieter über das Land. Er verkaufte allen Bewohnern des Landes Getreide. Die Brüder Josephs kamen und warfen sich mit dem Angesicht vor ihm zur Erde nieder. Joseph erblickte seine Brüder, und er erkannte sie. Er stellte sich aber fremd gegen sie und redete gar streng mit ihnen. Er sprach zu ihnen: "Woher seid ihr gekommen?" Sie antworteten: "Vom Lande Kanaan, um Nahrung zu kaufen." Joseph erkannte seine Brüder, sie aber erkannten ihn nicht. Da erinnerte sich Joseph an die Träume, die er von ihnen gehabt hatte. Er sprach zu ihnen: "Kundschafter seid ihr! Die Blöße des Landes auszuspähen seid ihr gekommen!" Sie antworteten ihm: "Nicht doch, mein Herr! Deine Knechte kamen, um Nahrung zu kaufen. Alle miteinander sind wir Söhne eines einzigen Mannes; ehrliche Leute sind wir, deine Knechte sind keine Kundschafter." Ersagte zu ihnen: "Nein, ihr seid gekommen, die Blöße des Landes auszuspähen." Sie antworteten: "Wir, deine Knechte, waren unser zwölf Brüder, Söhne eines einzigen Mannes in Kanaan. Der Jüngste ist jetzt bei unserem Vater, und der eine ist nicht mehr da." Joseph erwiderte ihnen: "So ist es, wie ich euch gesagt habe, Kundschafter seid ihr! Darin sollt ihr geprüft werden: Beim Leben des Pharao! Ihr dürft nicht von hier fort, wenn nicht euer jüngster Bruder hierher kommt. Schickt daher einen von euch, der soll euren Bruder holen; euch aber lasse ich fesseln. Es sollen eure Worte geprüft werden, ob es sich mit euch so verhält oder nicht! Beim Leben des Pharao! Ihr seid doch Kundschafter!" Er ließ sie drei Tage in Gewahrsam bringen. Am dritten Tage sprach Joseph zu ihnen: "Tut dieses, und ihr bleibt am Leben! Denn ich bin gottesfürchtig! Wenn ihr wirklich ehrliche Leute seid, so soll einer von euch Brüdern in eurem Kerker als Gefangener dableiben; ihr anderen aber geht und schafft das Korn heim, um den Hunger in euren Familien zu stillen! Euren jüngsten Bruder aber bringt her zu mir, damit sich eure Worte als wahr erweisen und ihr nicht sterben müßt!" Da stimmten sie zu. Dann sagten sie unter sich: "Wehe, schuldig sind wir an unserem Bruder geworden! Wir haben seine Herzensangst miterlebt, als er unser Erbarmen anflehte; wir aber achteten nicht darauf. Darum ist jetzt diese Drangsal über uns gekommen." Ruben erklärte ihnen: "Habe ich es nicht zu euch gesagt: "Versündigt euch nicht an diesem Knaben!" Ihr aber wolltet nicht hören. Nun wird sein Blut gefordert!" Sie aber merkten nicht, daß Joseph sie verstand. Denn es war ein Dolmetscher zwischen ihnen. Er wandte sich von ihnen ab und weinte. Dann kam er wieder hinzu und redete mit ihnen. Er ließ von ihnen den Simeon festnehmen und vor ihren Augen fesseln. Dann gab Joseph den Befehl, die Behälter sollten mit Getreide gefüllt, das Geld eines jeden sollte in seinen Sack zurückgelegt und Reisevorrat ihnen mitgegeben werden. Das tat man ihnen. Sie aber luden ihr Korn auf ihre Esel und zogen von dannen. Einer von ihnen öffnete seinen Sack, um seinem Esel in der Herberge Futter zu geben. Er erblickte sein Geld - es lag oben in seinem Kornsack. Er rief seinen Brüdern zu: "Zurückgetan ist mein Geld; hier in meinem Kornsack ist es!" Ihr Herz begann zu beben, und zitternd sprachen sie zueinander: "Was hat Gott uns da angetan?" Sie kamen zu ihrem Vater Jakob in das Land Kanaan und berichteten ihm alles, was sich mit ihnen zugetragen hatte. Sie sprachen: "Jener Mann, der Gebieter des Landes, hat mit uns gar hart geredet. Er hat uns für Kundschafter gehalten. Wir haben ihm zwar gesagt: "Ehrliche Leute sind wir, wir sind keine Spione. Zwölf Brüder waren wir, Söhne unseres Vaters. Einer ist nicht mehr, und der Jüngste ist jetzt bei unserem Vater im Lande Kanaan." Jener Mann aber, der Gebieter des Landes, sprach zu uns: "Daran will ich erkennen, daß ihr ehrliche Leute seid: einen von euch Brüdern laßt bei mir zurück; dann nehmt das Getreide für den Hunger eurer Familien und zieht davon! Aber bringt euren jüngsten Bruder zu mir! Daran will ich erkennen, daß ihr keine Spione seid, sondern ehrliche Leute. Euren Bruder gebe ich euch zurück, und dann könnt ihr im Lande Handel treiben."" Sie leerten ihre Säcke, und ein jeder fand seinen Geldbeutel in seinem Sack. Sie sahen ihre Geldbeutel, sie selbst und auch ihr Vater, und sie fürchteten sich. Ihr Vater Jakob wandte sich an sie: "Ihr macht mich kinderlos; Joseph ist nicht mehr, Simeon ist nicht mehr, den Benjamin nehmt ihr auch fort; all dieses ist über mich gekommen." Ruben antwortete seinem Vater: "Meine beiden Söhne magst du töten, wenn ich ihn dir nicht zurückbringe! Vertraue ihn doch nur meiner Hand an; ich bringe ihn dir bestimmt wieder!" Er aber sagte: "Mein Sohn wird nicht mit euch hinabziehen; sein Bruder ist tot, und er allein ist noch übrig. Stieße ihm aber auf dem Wege, den ihr zieht, ein Unfall zu, dann würdet ihr mein graues Haar mit Kummer in das Totenland hinunterbringen." Der Hunger lastete schwer auf dem Lande. Als sie nun das aus Ägypten mitgebrachte Getreide ganz aufgezehrt hatten, sprach ihr Vater zu ihnen: "Geht noch einmal und kauft uns etwas Nahrungsvorrat!" Juda antwortete ihm: "Der Mann hat uns nachdrücklichst eingeschärft: "Ihr dürft nicht mehr vor mein Antlitz treten, es sei denn, euer Bruder ist bei euch." Wenn du also unseren Bruder mit uns schickst, dann wollen wir hinabziehen und dir Nahrung besorgen. Wenn du ihn aber nicht mitschickst, dann ziehen wir auch nicht hinab; denn jener Mann hat zu uns gesagt: "Ihr dürft mein Angesicht nicht sehen, es sei denn, daß euer Bruder bei euch ist."" Israel entgegnete darauf: "Warum habt ihr mir dieses Leid zugefügt und dem Manne überhaupt gesagt, daß ihr noch einen Bruder habt?" Sie antworteten: "Neugierig hat der Mann nach uns und der Verwandtschaft gefragt: "Lebt euer Vater noch? Habt ihr noch einen Bruder?" Da haben wir ihm der Wahrheit gemäß Auskunft gegeben. Konnten wir denn ahnen, daß er sagen würde: "Bringt mir euren Bruder her"?" Juda bat seinen Vater Israel: "Schicke doch den Knaben mit mir; dann wollen wir aufbrechen und hinziehen. Wir werden alsdann am Leben bleiben und nicht sterben, weder wir selbst noch du und unsere Kinder. Ich verbürge mich für ihn. Von meiner Hand magst du ihn zurückfordern. Wenn ich ihn dir nicht zurückbringe und vor dein Angesicht stelle, dann will ich immerdar vor dir in Schuld sein. Hätten wir nicht so lange gezaudert, so wären wir schon zum zweitenmal zurück." Ihr Vater Israel sprach zu ihnen: "Wenn es so steht, dann tut folgendes: Nehmt von den besten Erzeugnissen des Landes in eure Säcke und bringt sie dem Manne als ein Geschenk: etwas Balsam, etwas Honig, Tragakant und Ladanum, Pistazien und Mandeln! Nehmt auch Geld entsprechend dem Kaufpreis mit; das Geld, das man oben in eure Säcke gelegt hat, bringt wieder zurück! Vielleicht war es ein Irrtum. Dann nehmt euren Bruder, brecht auf und tretet wieder hin vor den Mann! Der Allmächtige Gott schenke euch Barmherzigkeit vor dem Manne! Er übergebe euch euren anderen Bruder und auch Benjamin. Ich aber bin kinderlos, kinderlos!" Die Männer nahmen das Huldigungsgeschenk und den doppelten Geldbetrag in ihre Hand, dazu den Benjamin. Dann brachen sie auf, zogen nach Ägypten hinab und traten vor Joseph hin. Joseph sah bei ihnen den Benjamin. Er sagte zu seinem Hausverwalter: "Führe die Leute ins Haus, laß schlachten und zurüsten! Denn die Männer sollen am Mittag mit mir speisen." Der Mann tat, wie ihm Joseph befohlen hatte, und führte die Leute in Josephs Haus. Da gerieten die Männer in Angst, weil sie in Josephs Haus geschafft wurden, und sprachen: "Es geschieht des Geldes wegen, das vordem in unsere Säcke gekommen ist, daß man uns dorthin bringt. Man wird sich auf uns stürzen, wird über uns herfallen und uns zu Sklaven machen mitsamt unseren Eseln." Sie traten also an den Hausverwalter Josephs heran und verhandelten mit ihm am Hauseingang. Sie sprachen: "Bitte, Herr! Schon früher einmal sind wir hergekommen, um Nahrungsvorrat zu kaufen. Wir kamen zur Herberge, öffneten unsere Kornsäcke, und siehe da, eines jeden Geldbetrag lag oben in seinem Sack, unser Geld nach seinem vollen Gewicht. Wir brachten es wieder zurück. Wir haben auch noch anderes Geld bei uns, Getreide zu besorgen. Wir wissen nicht, wer unser Geld wieder in unsere Säcke hineingelegt hat." Er antwortete: "Es ist schon gut. Seid nicht bange, euer Gott und der Gott eures Vaters hat einen Schatz in eure Säcke hineingetan. Das Geld kam richtig an mich." Dann brachte er ihnen den Simeon heraus. Die Männer führte er in Josephs Haus, reichte ihnen Wasser zum Füßewaschen und gab ihren Eseln Futter. Sie aber richteten bis zu Josephs Ankunft um die Tagesmitte das Huldigungsgeschenk her; denn sie hatten erfahren, daß sie dort essen sollten. Joseph kam in das Haus, sie brachten ihm das Geschenk, das sie bei sich hatten, und verneigten sich vor ihm bis zum Boden. Er aber erkundigte sich nach ihrem Befinden und fragte: "Geht es eurem greisen Vater, von dem ihr erzählt habt, gut? Ist er noch am Leben?" Sie antworteten: "Es geht deinem Knechte, unserem Vater, gut; er ist noch am Leben." Dabei verneigten sie sich und warfen sich nieder. Als er aufblickte und seinen Bruder Benjamin, den Sohn seiner Mutter sah, sprach er: "Ist dies euer jüngster Bruder, von dem ihr mir erzählt habt?" Er sprach: "Gott erweise seine Huld an dir, mein Sohn!" Dann aber eilte Joseph davon, denn sein Inneres ward seines Bruders wegen aufgewühlt. Die Tränen kamen ihm; er ging in die Kammer und weinte dort. Dann wusch er sein Antlitz, kam wieder heraus und beherrschte sich. Dann sprach er: "Tragt das Essen auf!" Man trug auf; und zwar ihm besonders und ihnen besonders und den Ägyptern, die mit ihm aßen, wieder besonders. Die Ägypter dürfen nämlich nicht mit den Hebräern speisen; denn das gilt den Ägyptern als Greuel. Sie nahmen nun vor ihm Platz: der Erstgeborene nach seiner Erstgeburt und der Jüngste nach seiner Jugend. Darob schauten die Männer einander verwundert an. Da ließ er ihnen Gerichte von dem, was vor ihm stand, bringen. Der Anteil Benjamins war fünfmal so groß wie die Anteile aller übrigen. Sie tranken mit ihm und wurden guter Dinge. Er gebot seinem Hausverwalter: "Fülle die Kornsäcke der Männer mit Nahrungsmitteln, soviel sie fassen können! Lege das Geld eines jeden oben in seinen Sack! Und meinen Becher, den Becher aus Silber, sollst du oben in den Sack des Jüngsten legen und dazu das Geld für sein Getreide!" Er tat nach Josephs Anordnungen. Beim Aufleuchten der Morgenröte wurden die Männer verabschiedet und zogen mit ihren Eseln los. Sie waren noch nicht allzu weit aus der Stadt hinaus, da gebot Joseph seinem Hausverwalter: "Auf, jage den Männern nach, hole sie ein und sprich zu ihnen: "Warum habt ihr Gutes mit Bösem vergolten? Warum habt ihr mir den Silberbecher gestohlen? Ist das nicht der, aus dem mein Herr trinkt und mit dem er wahrsagt? Da habt ihr etwas Schlimmes angerichtet!"" Er holte sie ein und redete mit ihnen in diesem Sinne. Sie antworteten ihm: "Warum spricht unser Herr solche Worte? Fern liegt es deinen Knechten, solches zu tun. Siehe, das Geld, das wir oben in unseren Säcken fanden, haben wir dir aus dem Lande Kanaan zurückgebracht. Wie sollten wir also aus dem Hause deines Herrn Silber und Gold stehlen? Bei welchem von deinen Knechten er sich befindet, der soll sterben, und auch wir anderen wollen unserem Herrn Sklaven sein!" Er antwortete: "Gut denn, es sei, wie ihr gesagt! Bei wem er gefunden wird, der sei mein Sklave, ihr andern aber seid straffrei!" Eilends ließ ein jeder seinen Sack auf die Erde herunter und öffnete ihn. Er durchstöberte alles, beim ältesten fing er an, und beim Jüngsten hörte er auf. Der Becher fand sich im Sacke Benjamins. Sie zerrissen nunmehr ihre Gewänder; ein jeder belud seinen Esel, und sie kehrten in die Stadt zurück. Juda und seine Brüder kamen in das Haus Josephs, als er noch dort war; sie warfen sich vor ihm zu Boden nieder. Joseph herrschte sie an: "Was ist das für eine Untat, die ihr begingt? Wußtet ihr denn nicht, daß ein Mann wie ich wahrsagen kann?" Juda sprach: "Was sollen wir unserem Herrn sagen, was sollen wir sprechen, womit uns rechtfertigen? Gott hat die Schuld deiner Knechte zu finden gewußt; siehe, als Sklaven sind wir Eigentum unseres Herrn, sowohl wir alle als auch der, bei dem der Becher sich fand." Er antwortete: "Fern sei es von mir, so zu handeln! Derjenige, bei dem der Becher sich fand, soll mein Sklave sein! Ihr aber zieht unbehelligt zu eurem Vater!" Da trat Juda näher zu ihm und sprach: "Bitte, mein Herr, dein Knecht darf ein Wort vor den Ohren meines Herrn sprechen; dein Zorn entbrenne nicht wider deinen Knecht, denn du bist dem Pharao gleich! Mein Herr fragte seine Knechte: "Habt ihr noch einen Vater oder einen Bruder?" Wir sprachen zu unserem Herrn: "Wir haben noch einen alten Vater und einen kleinen, ihm im Greisenalter geborenen Bruder. Da sein anderer Bruder tot ist, blieb er von seiner Mutter allein übrig, und sein Vater liebt ihn besonders. Du aber sagtest zu deinen Knechten: "Bringt ihn her zu mir! Ich möchte ihn zu Gesicht bekommen!" Wir sprachen darauf zu unserem Herrn: "Der Knabe kann seinen Vater nicht verlassen; täte er es, dann würde dieser sterben." Du aber sagtest zu deinen Knechten: "Kommt euer jüngster Bruder nicht mit euch, dann dürft ihr nicht mehr vor mein Angesicht treten!" Als wir nun zu deinem Knecht unserem Vater, hinaufkamen, erzählten wir ihm die Worte unseres Herrn. Und wieder sprach unser Vater: "Macht euch von neuem auf und kauft uns etwas Nahrungsvorrat!" Wir antworteten: "Wir können nicht hinabziehen. Nur wenn unser jüngster Bruder bei uns ist, ziehen wir hinab; denn wir können vor das Angesicht dieses Mannes nicht hintreten, ohne daß unser jüngster Bruder bei uns ist." Darauf entgegnete unser Vater, dein Knecht: "Ihr wißt es, daß mir meine Frau zwei Söhne geboren hat. Der eine ging von mir; ich mußte mir sagen: Gewiß ist er zerrissen worden! Gesehen habe ich ihn bis heute nicht mehr. Nehmt ihr mir nun auch noch diesen fort, und stieße ihm ein Unfall zu, dann würdet ihr mein graues Haar mit Leid in das Totenland hinunterbringen." Wenn ich jetzt also zu deinem Knechte, meinem Vater, käme, und der Knabe, an dem sein Herz so sehr hängt, wäre nicht bei uns, und er sähe, daß der Knabe nicht dabei ist, so wäre das sein Tod. Deine Knechte hätten dann das graue Haar deines Knechtes, unseres Vaters, mit Kummer in das Totenland gebracht. Denn dein Knecht hat sich ja für den Knaben vor seinem Vater verbürgt, indem er sagte: "Wenn ich ihn dir nicht wiederbringe, dann will ich dauernd schuldig sein vor meinem Vater!" Deswegen möge dein Knecht anstatt des Knaben dableiben und als Sklave meinem Herrn gehören. Der Knabe aber soll wieder hinaufziehen mit seinen Brüdern! Wie könnte ich denn heimkehren zu meinem Vater, ohne daß der Knabe bei mir ist? Ich könnte das Leid nicht anschauen, das meinen Vater dann träfe." Da konnte sich Joseph vor allen, die um ihn herumstanden, nicht länger beherrschen. Er rief: "Laßt alle von mir wegtreten!" Niemand war dabei, als Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen gab. Er erhob weinend seine Stimme. Die Ägypter hörten es; es hörte davon der Palast des Pharao. Joseph sprach zu seinen Brüdern: "Ich bin Joseph! Lebt mein Vater noch?" Seine Brüder aber konnten ihm keine Antwort geben; denn sie waren verwirrt. Joseph sagte zu seinen Brüdern: "Kommt näher zu mir heran!" Sie kamen näher. Er sprach: "Ich bin euer Bruder Joseph, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Nun aber grämt euch nicht und regt euch nicht auf, daß ihr mich hierher verkauft habt; denn um Leben zu retten, hat Gott mich vor euch hergesandt. Zwei Jahre wütet schon die Hungersnot im Lande, und noch fünf Jahre wird es weder Pflügen noch Ernten geben. Da hat Gott mich vor euch hergesandt, um euch ein Fortbestehen im Lande zu sichern und euer Leben zu erhalten für ein großes Rettungswerk. Nicht ihr habt mich also hierher gesandt, sondern Gott. Er selbst hat mich zum Vater für den Pharao gemacht, zum Herrn über sein ganzes Haus und zum Gebieter über ganz Ägypten. Eilt! Zieht hinauf zu meinem Vater und sagt ihm: So spricht dein Sohn Joseph: "Gott hat mich zum Herrn über ganz Ägypten gesetzt; komm zu mir und zögere nicht! Wohnen sollst du im Lande Gosen, mir nahe sollst du sein, du selbst, deine Söhne, deine Enkel, dein Klein- und Großvieh und alles, was dir gehört! Ich will dich dort versorgen; denn noch fünf Jahre lang wird die Hungersnot wüten; du, dein Haus und alles, was du hast, sollen nicht verarmen!" Eure Augen und die meines Bruders Benjamin sehen es ja selbst, daß ich es bin, dessen Mund zu euch redet. Erzählt meinem Vater von meiner hohen Würde in Ägypten und von allem, was ihr gesehen habt! Beeilt euch und bringt meinen Vater hierher!" Dann fiel er seinem Bruder Benjamin um den Hals und weinte, und auch Benjamin weinte an seinem Halse. Er küßte alle seine Brüder und schloß sie weinend in seine Arme. Danach erst konnten seine Brüder mit ihm reden. Im Palast des Pharao vernahm man die Kunde: "Die Brüder Josephs sind angekommen!" Der Pharao und seine Diener sahen das gern. Der Pharao sprach zu Joseph: "Befiehl deinen Brüdern: "Tut folgendes: Beladet eure Esel und zieht dann ins Land Kanaan! Holt euren Vater und eure Familien und kommt zu mir! Ich will euch das Beste des Ägypterlandes geben. Ihr sollt das Fett des Landes verzehren!" Du aber hast den Auftrag: Tut folgendes: Nehmt euch aus Ägypten Wagen für eure Kleinkinder und eure Frauen, bringt euren Vater und kommt! Laßt eure Augen nicht betrübt sein wegen eures Hausrats; denn die Güter des ganzen Ägypterlandes gehören euch!" Die Söhne Israels taten so. Joseph stellte ihnen auf Befehl des Pharao Wagen zur Verfügung und gab ihnen Reisevorrat. Allen gab er Feierkleider, dem Benjamin aber schenkte er dreihundert Silberstücke und fünf Feierkleider. Seinem Vater sandte er folgendes: Zehn Esel, beladen mit den besten Erzeugnissen Ägyptens, und zehn Eselstuten, beladen mit Getreide, Nahrung und Zehrung für seines Vaters Reise. Er entließ seine Brüder, und sie zogen fort; er aber sagte noch zu ihnen: "Habt keine Angst auf der Reise!" So zogen sie aus Ägypten hinauf und kamen ins Land Kanaan zu ihrem Vater Jakob. Sie berichteten ihm: "Joseph lebt noch! Er ist Gebieter über ganz Ägypten." Sein Herz aber blieb kalt; denn er glaubte ihnen nicht. Sie erzählten ihm nun alles, was Joseph zu ihnen gesprochen hatte. Als er die Wagen sah, die Joseph geschickt hatte, um ihn abzuholen, da lebte der Geist ihres Vaters Jakob wieder auf. Israel rief aus: "Es ist genug! Mein Sohn Joseph lebt! Ich will hingehen und ihn schauen, bevor ich sterbe!" So brach Israel auf mit allem, was ihm gehörte. Er kam nach Beerseba und brachte dem Gott seines Vaters Isaak Opfer dar. Gott sprach zu Israel in Nachtgesichten: "Jakob! Jakob!" Er erwiderte: "Hier bin ich!" Dann fuhr er fort: "Ich bin Gott, der Gott deines Vaters. Hab keine Furcht, nach Ägypten zu ziehen, denn zu einem großen Volke werde ich dich dort machen. Ich werde mit dir hinabziehen nach Ägypten, und ich werde dich auch wieder herausführen; Joseph wird dir die Augen zudrücken." Jakob brach von Beerseba auf, und die Söhne Israels hoben ihren Vater Jakob, ihre Kleinkinder und ihre Frauen auf die Wagen, die der Pharao geschickt hatte, um ihn zu holen. Sie nahmen ihre Herden und ihre Habe, die sie im Lande Kanaan erworben hatten, mit sich. So kamen sie in Ägypten an, Jakob und seine gesamte Nachkommenschaft mit ihm. Seine Söhne und seine Enkel, seine Töchter und seine Enkelinnen, ja seinen ganzen Stamm brachte er mit sich nach Ägypten. Dies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten gekommen waren, Jakob und seine Söhne. Der Erstgeborene Jakobs war Ruben. Rubens Söhne: Henoch, Pallu, Chezron und Karmi. Simeons Söhne: Jemuel, Jamin, Ohad, Jachin, Zochar und Schaul, der Kanaaniterin Sohn. Levis Söhne: Gerschon, Kehat und Merari. Judas Söhne: Er, Onan, Schela, Perez und Serach. Er und Onan starben noch im Lande Kanaan. Des Perez Söhne waren Chezron und Chamul. Issachars Söhne: Tola, Puwwa, Jaschub und Schimron. Sebuluns Söhne: Sered, Elon und Jachleel. Das sind Leas Söhne, die sie dem Jakob in Paddan-Aram geboren hatte, und dazu seine Tochter Dina, insgesamt dreiunddreißig Söhne und Töchter. Gads Söhne: Ziphjon, Chaggi, Schuni, Ezbon, Eri, Arodi und Areli. Asers Söhne: Jimna, Jischwa, Jischwi, Beria und ihre Schwester Serach. Und Berias Söhne: Cheber und Malkiel. Dies sind die Söhne der Silpa, die Laban seiner Tochter Lea gegeben hatte. Diese hat sie dem Jakob geboren: sechzehn Personen. Die Söhne der Rachel, der Frau Jakobs: Joseph und Benjamin. Dem Joseph wurden im Ägypterland Söhne geboren, die ihm Asenat, die Tochter des Priesters Potiphera von On, gebar, nämlich Manasse und Ephraim. Benjamins Söhne: Bela, Becher, Aschbel, Gera, Naaman, Echi, Rosch, Muppim, Chuppim und Ard. Dies sind Rachels Söhne, die sie dem Jakob gebar, insgesamt vierzehn Personen. Dans Sohn hieß Chuschim. Naphtalis Söhne: Jachzeel, Guni, Jezer und Schillem. Dies sind die Söhne der Bilha, die Laban seiner Tochter Rachel gegeben hatte. Diese gebar sie dem Jakob, insgesamt sieben Personen. Die Zahl aller Personen, die mit Jakob nach Ägypten zogen und aus seinen Lenden hervorgegangen waren, betrug insgesamt sechsundsechzig Personen, außer den Frauen der Söhne Jakobs. Josephs Söhne, die ihm in Ägypten geboren wurden, waren insgesamt zwei. Alle Personen der Familie Jakobs, die nach Ägypten gekommen waren, betrugen siebzig. Den Juda aber sandte er vor sich her zu Joseph, damit dieser im voraus nach Gosen Weisung gebe. So kamen sie im Lande Gosen an. Joseph ließ seinen Wagen anspannen und reiste seinem Vater Israel nach Gosen entgegen. Als er ihn sah, fiel er ihm um den Hals und weinte an seinem Halse. Israel sprach zu Joseph: "Jetzt will ich gerne sterben, nachdem ich dein Angesicht gesehen habe; denn du bist noch am Leben." Joseph sprach zu seinen Brüdern und zu seines Vaters Familie: "Ich will hingehen, um dem Pharao Mitteilung zu machen und ihm zu sagen: "Meine Brüder und meines Vaters Familie, die im Lande Kanaan lebten, sind zu mir gekommen. Die Männer sind Kleinviehhirten, sie treiben Viehzucht. Sie haben ihr Kleinvieh, ihre Rinder und ihren gesamten Besitz mitgebracht." Der Pharao wird euch nun rufen lassen und euch fragen: "Was ist euer Beruf?" Dann müßt ihr antworten: "Deine Knechte waren Viehzüchter von Jugend auf bis jetzt, sowohl wir selbst als auch unsere Väter", damit ihr im Lande Gosen euch ansiedeln könnt. Denn ein Greuel sind den Ägyptern alle Schafhirten." Joseph kam dann, machte dem Pharao Mitteilung und sprach: "Mein Vater, meine Brüder, ihr Kleinvieh und ihr Großvieh, mit allem, was ihnen gehört, sind aus dem Lande Kanaan angekommen. Sie sind jetzt im Lande Gosen." Aus der Zahl seiner Brüder nahm er fünf und stellte sie dem Pharao vor. Der Pharao sprach zu den Brüdern: "Was ist euer Beruf?" Sie antworteten dem Pharao: "Kleinviehhirten sind deine Knechte, wir wie auch unsere Väter." Sie fuhren fort: "Um als Schutzbürger im Lande zu weilen, sind wir gekommen, denn es gab für das Kleinvieh deiner Knechte keine Weide mehr, weil Hunger auf dem Lande Kanaan lastet. Jetzt möchten deine Knechte sich im Gebiet von Gosen niederlassen." Der Pharao sprach zu Joseph: "Dein Vater und deine Brüder sind zu dir gekommen. Ägypten steht dir zur Verfügung. Im besten Landesteil siedle deinen Vater und deine Brüder an; sie mögen sich ansiedeln im Gefilde vn Gosen! Und wenn du weißt, daß unter ihnen besonders tüchtige Männer sind, dann setze sie zu Aufsehern über meinen Herdenbesitz!" Dann führte Joseph seinen Vater Jakob hinein und stellte ihn dem Pharao vor. Jakob entbot dem Pharao seinen Segensgruß. Der Pharao fragte Jakob: "Wie hoch ist die Zahl deiner Lebensjahre?" Jakob antwortete dem Pharao: "Die Zahl der Jahre meiner Pilgerschaft ist hundertdreißig; gering an Zahl und hart waren meine Lebensjahre; sie erreichten nicht die Zeit der Lebensjahre meiner Väter in den Tagen ihrer Pilgerschaft." Jakob entbot dem Pharao den Segensgruß und ging dann wieder von ihm hinaus. Joseph siedelte seinen Vater und seine Brüder an und gab ihnen Grundbesitz im Ägypterland, im besten Teil des Landes, nämlich in der Gegend von Ramses, wie es der Pharao geboten hatte. Joseph versorgte nun seinen Vater, seine Brüder und die gesamte Familie seines Vaters mit Nahrung nach der Zahl ihrer Kinder. Es fehlte an Brot im ganzen Lande; denn der Hunger lastete schwer. Es verschmachteten Ägypten und Kanaan vor Hunger. Joseph brachte alles im Lande Ägypten und im Lande Kanaan befindliche Geld zusammen für das Getreide, das man sich kaufte, und Joseph lieferte das Geld ins Haus des Pharao ab. So war das Geld im Lande Ägypten und im Lande Kanaan ausgegangen. Alle Ägypter kamen zu Joseph und sagten: "Gib uns Brot! Denn warum sollen wir vor deinen Augen sterben? Das Geld ist nämlich zu Ende!" Joseph entgegnete: "Gebt eure Herden, und ich will euch dafür Brot geben, wenn das Geld zu Ende ist!" Sie brachten ihre Herden zu Joseph; er gab ihnen Nahrung als Tausch für die Pferde und ihre Bestände an Kleinvieh, an Großvieh und an Eseln. Er brachte sie mit Brot um den Preis ihres ganzen Viehs durch jenes Hungerjahr gut hindurch. Jenes Jahr ging zu Ende. Sie kamen aber im nächsten Jahr wieder und sagten ihm: "Wir können es unserem Herrn nicht mehr verbergen, daß unser Geld zu Ende ist und daß unsere Viehbestände bei unserem Herrn sind; wir können unserem Herrn nichts mehr anbieten als uns selbst und unsere Grundstücke. Warum sollen wir vor deinen Augen zugrunde gehen, wir selbst und unser Grundbesitz? Kaufe uns unsere Grundstücke um Brot ab, dann wollen wir und unser Land dem Pharao dienstbar sein! Gib uns Saatgut, und wir werden leben und nicht sterben. Unser Land wird dann nicht veröden." Joseph erwarb nun alles Land in Ägypten für den Pharao; denn von den Ägyptern verkaufte jedermann sein Grundstück, weil der Hunger stark auf sie drückte; das Land wurde des Pharao Eigentum. Und das Volk machte er ihm leibeigen von einem Ende Ägyptens bis zum anderen. Nur das Land der Priester kaufte er nicht; denn die Priester hatten vom Pharao ein festes Einkommen, und sie lebten von ihrem Einkommen, das der Pharao ihnen gab; darum verkauften sie ihr Land nicht. Joseph sprach zu dem Volke: "Seht, ich habe jetzt euch und euer Land für den Pharao erworben; da habt ihr Saatgut, bestellt damit den Acker! Aber den fünften Teil von den Erträgnissen müßt ihr dem Pharao abliefern; vier Teile sollen euch zum Besäen des Ackers dienen und zu eurer, eurer Familien und eurer Kinder Ernährung!" Sie antworteten: "Du hast uns am Leben erhalten; wenn wir Huld in unseres Herrn Augen finden, dann wollen wir gern dem Pharao dienstbar sein!" So machte es denn Joseph zu einer Gesetzesvorschrift für den ägyptischen Grundbesitz bis zum heutigen Tage, daß dem Pharao der fünfte Teil gehöre, nur das Priesterland wurde nicht Eigentum des Pharao. So wurde Israel in Ägypten seßhaft, im Lande Gosen; sie setzten sich darin fest, wurden fruchtbar und mehrten sich sehr. Jakob lebte im Ägypterland siebzehn Jahre. Die Tage Jakobs, seine Lebensjahre, betrugen hundertsiebenundvierzig Jahre. Die Zeit nahte heran, da Israel sterben sollte. Er rief seinen Sohn Joseph und sprach zu ihm: "Habe ich Gnade vor dir gefunden, so lege deine Hand unter meine Hüfte zum Eid, daß du liebevoll und treu an mir handeln wirst: Begrabe mich nicht in Ägypten! Wenn ich nun zu meinen Vätern entschlafe, so bringe mich fort von Ägypten und begrabe mich in ihrem Grabe!" Er sagte darauf: "Deinem Wunsche gemäß werde ich handeln!" Jener sprach: "So schwöre mir!" Er schwur ihm. Da neigte sich Israel nach dem Kopfende seines Lagers hin. Nach diesen Begebenheiten meldete man dem Joseph: "Höre, dein Vater ist krank." Da nahm Joseph seine beiden Söhne Manasse und Ephraim mit sich. Dem Jakob berichtete man: "Dein Sohn Joseph ist zu dir gekommen." Da nahm Israel seine Kräfte zusammen und setzte sich in seinem Bette aufrecht. Jakob sprach zu Joseph: "Der Allmächtige Gott ist mir in Lus im Lande Kanaan erschienen und hat mich gesegnet. Er sprach zu mir: "Ich will dich fruchtbar und zahlreich sein lassen und dich zu einer Schar von Völkern machen. Dies Land will ich deiner Nachkommenschaft zum immerwährenden Besitz geben!" Und nun sollen deine beiden Söhne, die dir im Ägypterland geboren sind, bevor ich zu dir nach Ägypten kam, mir gehören. Ephraim und Manasse sollen mir soviel gelten wie Ruben und Simeon! Nur die Kinder, die du nach ihnen gezeugt hast, sollen dir gehören; nach dem Namen ihrer Brüder sollen sie in ihrem Erbteil heißen! Denn als ich aus Paddan kam, starb mir Rachel unterwegs im Lande Kanaan, als es noch eine Strecke weit bis Ephrat war. Ich begrub sie dort am Weg nach Ephrat, das ist Bethlehem." Israel sah die Söhne Josephs und fragte: "Wer sind diese?" Joseph antwortete seinem Vater: "Meine Söhne sind es, die Gott mir hier geschenkt hat." Da sprach er: "Bringe sie her zu mir, ich will sie segnen!" Die Augen Israels waren vom Alter schwach geworden; er konnte nicht mehr gut sehen. Man führte sie zu ihm hin, er küßte und umarmte sie. Israel sprach zu Joseph: "Ich hätte nicht vermutet, dich jemals wiederzusehen, und nun hat Gott mich sogar noch deine Nachkommen schauen lassen." Joseph nahm sie von seinem Schoße weg, und sie verneigten sich mit dem Angesicht zur Erde. Joseph nahm beide Söhne - den Ephraim zu seiner Rechten, aber zur Linken Israels, den Manasse zu seiner Linken, aber zur Rechten Israels - und führte sie ihm zu. Israel streckte seine Rechte aus und legte sie auf das Haupt Ephraims, obwohl er der Jüngere war, und seine Linke auf das Haupt Manasses, indem er seine Arme kreuzte; Manasse war jedoch der Erstgeborene. Er segnete den Joseph und sprach: "Gott, vor dem meine Väter Abraham und Isaak gewandelt sind, Gott, der mein Hirte war mein Leben lang bis auf diesen Tag, der Engel, der mich von allem Übel erlöst hat, er segne diese Knaben. Mein Name und der meiner Väter Abraham und Isaak soll in ihnen weiterleben. Sie sollen sich vermehren zu großer Menge inmitten des Landes!" Joseph aber sah, daß sein Vater seine Rechte auf das Haupt Ephraims gelegt hatte; das mißfiel ihm, und er ergriff die Hand seines Vaters, um sie vom Haupte Ephraims auf das Haupt Manasses zu legen. Joseph sprach zu seinem Vater: "Nicht so, mein Vater, dieser ist der Erstgeborene; lege deine Rechte auf sein Haupt!" Doch sein Vater weigerte sich und sprach: "Ich weiß es, mein Sohn, ich weiß es. Auch dieser wird zu einem Volke werden, auch dieser wird groß sein! Aber sein jüngerer Bruder wird ihn an Größe übertreffen, und seine Nachkommenschaft soll zu einer Fülle von Völkern werden." An jenem Tage segnete er sie und sprach: "Mit dir soll Israel seine Segenswünsche sprechen: "Gott möge dich machen wie Ephraim und Manasse!"" So setzte er den Ephraim vor Manasse. Israel sagte weiter zu Joseph: "Siehe, ich muß sterben. Gott wird mit euch sein und wird euch in das Land eurer Väter heimführen. Ich schenke dir gegenüber deinen Brüdern ein geschlossenes Gebiet, das ich den Amoritern mit meinem Schwerte und meinem Bogen abgenommen habe." Jakob rief seine Söhne und sprach: "Versammelt euch, ich will euch kundtun, was euch in der kommenden Zeit begegnen wird! Kommt alle und hört, ihr Jakobssöhne; hört euren Vater Israel! Ruben, mein Erstgeborener, meine Kraft und der Erstling meiner Lenden! Erster an Hoheit, erster an Stärke! Du walltest über wie Wasser; du sollst der Erste nicht sein; denn du hast deines Vaters Lager bestiegen; damals schändetest du mein Bett, das du bestiegst. Simeon und Levi, ein Brüderpaar, Werkzeuge der Gewalt sind ihre Schwerter. In ihren geheimen Rat trete mein Herz nicht ein, an ihrer Versammlung nehme nicht teil mein Gemüt; denn in ihrem Zorn haben sie Männer getötet und in ihrem Mutwillen Stiere gelähmt. Fluch über ihren Zorn, der so heftig, und ihren Grimm, der so wütend ist! Ich will sie zerteilen in Jakob und sie zerstreuen in Israel! Du, Juda! Preisen werden dich deine Brüder! Deine Hand ruht auf deiner Feinde Genick. Es neigen sich vor dir deines Vaters Söhne. Ein junger Löwe ist Juda. Vom Raub, mein Sohn, bist du emporgestiegen. Nun hat er sich gelagert und hingekauert wie ein Löwe, wie eine Löwin. Wer wird ihn aufscheuchen? Nicht weicht der Herrscherstab von Juda noch der Fürstenstab von seinen Füßen, bis der kommt, dem er gebührt und dem der Völker Gehorsam gehört. An den Weinstock bindet er seinen Esel und an die Rebe seiner Eselin Junges. Er wäscht im Wein sein Kleid und im Traubenblut sein Gewand. Seine Augen sind dunkler als Wein, seine Zähne weißer als Milch. Sebulun wohnt an des Meeres Küste, zum Gestade der Schiffe hin. Seine Rückseite lehnt sich an Sidon. Issachar ist ein knochiger Esel; er lagert am Kochherd. Er sah, seine Ruhe ist schön und lieblich sein Land. Da beugte er seine Schulter zur Traglast; er wurde zum Fronknecht. Dan schafft Recht seinem Volke wie nur einer der Stämme Israels. Dan sei eine Schlange am Weg, eine Natter am Pfade, die das Roß in die Fessel beißt, so daß sein Reiter nach rückwärts fällt. Auf dein Heil harre ich, o Herr! Gad, Kriegsgedränge bedrängt ihn; er aber bedrängt den Nachtrab. Aser, Fettes ist seine Speise, königliche Leckerbissen liefert er. Naphtali ist eine freigelassene Hinde. Er trägt schöne Reden vor. Ein Jungrind ist Joseph, ein Jungrind an der Quelle, ein Kalb, das auf dem Mauerwall schreitet. Es reizten ihn aber und schossen, es befehdeten ihn Pfeilschützen. Doch sein Bogen blieb fest, Arme und Hände waren gelenk durch die Hände des Starken Jakobs, von dort her, wo der Hirte ist, der Felsenhort Israels, vom Gott deines Vaters, der dir helfe, vom Allmächtigen, der dich segne mit Segnungen des Himmels dort oben, mit Segnungen der Urflut, die drunten lagert, mit Segnungen von Brust und Schoß. Die Segnungen deines Vaters wirken sich machtvoll aus auf die Segnungen der uralten Berge und auf den köstlichen Ertrag der ewigen Hügel. Sie mögen kommen auf Josephs Haupt, auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern! Benjamin ist ein reißender Wolf; früh am Morgen frißt er Raub, am Abend verteilt er Beute." Dies sind die zwölf Stämme Israels, und dies sind die Worte, die ihr Stammvater zu ihnen gesprochen hat. Er segnete sie, einen jeden mit einem besonderen Segen. Und er gebot ihnen und sprach: "Ich werde zu meiner Sippe versammelt; begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle, die auf dem Grundstück des Hethiters Ephron liegt, in der Höhle auf dem Felde Machpela gegenüber Mamre im Lande Kanaan, auf dem Felde, das Abraham von dem Hethiter Ephron als eigene Grabstätte gekauft hat. Dort haben sie Abraham und seine Frau Sara begraben, dort bestatteten sie Isaak und seine Frau Rebekka, und dort habe ich Lea beerdigt. Erworben ward das Feld mit der darauf befindlichen Höhle von den Hethitern." Jakob hatte seine letzten Aufträge an seine Söhne beendet; dann zog er seine Beine auf die Lagerstatt zurück. Er verschied und ward zu seiner Sippe versammelt. Da warf sich Joseph über seinen Vater, er beweinte ihn und küßte ihn. Er gab alsdann seinen Dienern, den Ärzten, Befehl, seinen Vater einzubalsamieren.Die Ärzte balsamierten Israel ein. Darob verflossen vierzig Tage; denn so lange dauert das Einbalsamieren. Die Ägypter beweinten ihn siebzig Tage. Die Tage der Trauer um ihn gingen vorüber; da redete Joseph zu den Hofbeamten des Pharao: "Habe ich Gnade vor euch gefunden, so teilt dem Pharao folgendes mit: Mein Vater hat mich einen Eid schwören lassen: "Wenn ich nunmehr sterbe, so begrabe mich in eigener Gruft, die ich mir im Lande Kanaan gebaut habe!" Hinziehen will ich, meinen Vater zu begraben, und dann kehre ich zurück." Der Pharao sprach darauf: "Ziehe hin, begrabe deinen Vater, wie er dich schwören ließ!" Da zog Joseph hinauf, seinen Vater zu begraben. Ihm schlossen sich alle Diener des Pharao, die Ältesten seines Palastes und alle Ältesten Ägyptens an, auch das gesamte Haus Josephs, seine Brüder und das Haus seines Vaters. Nur ihre kleinen Kinder, ihr Kleinvieh und ihr Großvieh ließen sie im Lande Gosen zurück. Sogar Wagen mit Mannschaften zogen mit ihm; es war ein gewaltiger Zug. Sie kamen zur Stechdorntanne jenseits des Jordans. Dort hielten sie eine große und überaus würdige Totenklage. Sieben Tage lang ließ er um seinen Vater die Trauerfeier halten. Die Kanaaniter als Landesbewohner sahen die Trauerfeier bei der Stechdorntenne und sprachen: "Das ist eine große Trauerfeier der Ägypter!" Darum nennt man den Ort "Ägyptens Trauer"; er liegt jenseits des Jordans. Seine Söhne taten an ihm so, wie er ihnen befohlen hatte. Sie brachten ihn ins Land Kanaan, und man begrub ihn in der Höhle auf dem Machpelagefilde, das Abraham als eigene Grabstätte vom Hethiter Ephron gekauft hatte, Mamre gegenüber. Joseph kehrte dann nach Ägypten zurück, er und seine Brüder und alle, die zum Begräbnis seines Vater hinaufgezogen waren, nachdem er seinen Vater bestattet hatte. Josephs Brüder sahen, daß ihr Vater tot war, und sie dachten: "Wie, wenn Joseph sich nun feindselig gegen uns stellt und uns all das Böse, das wir ihm angetan haben, reichlich vergilt?" So ließen sie Joseph wissen: "Dein Vater hat vor seinem Tode folgendes angeordnet: So sollt ihr zu Joseph sprechen: "Vergib deinen Brüdern ihre Schuld und Sünde, daß sie dir Böses angetan haben!" Verzeih jetzt den Dienern des Gottes, den dein Vater verehrte, ihre Missetat!" Joseph weinte, als sie dies zu ihm sprachen. Seine Brüder gingen dann selbst zu ihm hin, fielen vor ihm nieder und beteuerten: "Hier sind wir! Deine Knechte wollen wir sein!" Joseph sprach zu ihnen: "Habt keine Furcht! Bin ich denn an Gottes Stelle? Ihr gedachtet, mir Böses zu tun, Gott hat es aber zum Guten gelenkt, um das zu tun, was heute geschieht, nämlich viel Volk am Leben zu erhalten. Nun aber, fürchtet euch nicht! Ich will euch und eure Kinder versorgen!" So tröstete er sie und redete mit ihnen freundlich. Joseph blieb in Ägypten, er und die Familie seines Vaters. Er wurde hundertundzehn Jahre alt. Joseph sah Ephraims Nachkommen bis ins dritte Geschlecht. Auch die Söhne Machirs, des Sohnes Manasses, wurden noch von Joseph als die Seinen anerkannt. Joseph sprach zu seinen Brüdern: "Ich muß sterben, aber Gott wird euch gnädig heimsuchen und euch aus diesem Lande hinaufführen in das Land, das er Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat." Joseph ließ Israels Söhne einen Eid schwören und sprach: "Wenn Gott euch gnädig heimsucht, sollt ihr meine Gebeine von hier mit hinaufführen!" Dann starb Joseph, hundertundzehn Jahre alt. Man balsamierte ihn ein und legte ihn in Ägypten in einen Sarg. Dies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten gekommen waren; mit Jakob waren sie gekommen, und zwar ein jeder mit seiner Hausgemeinschaft: Ruben, Simeon, Levi und Juda, Issachar, Sebulun und Benjamin, Dan und Naphtali, Gad und Aser. Die Gesamtzahl all derer, die aus Jakobs Lenden abstammen, betrug siebzig Personen; Joseph befand sich bereits in Ägypten. Es starben Joseph und seine Brüder und jenes ganze Geschlecht. Israels Söhne aber waren fruchtbar und zahlreich; sie vermehrten sich, wurden überaus stark und bevölkerten das Land. Ein neuer König, der von Joseph nichts mehr wußte, trat über Ägypten die Herrschaft an. Er sprach zu seinem Volke: "Fürwahr, das Volk der Söhne Israels ist bereits größer und stärker als wir. Wohlan, wir müssen uns klug ihm gegenüber verhalten, damit es nicht noch zahlreicher wird und im Kriegsfalle sich unseren Feinden anschließt, gegen uns kämpft und sich des Landes bemächtigt." Man setzte also Fronvögte über die Israeliten ein, die sie mit ihren Frondiensten bedrücken sollten; sie mußten Proviantstädte für den Pharao bauen, nämlich Pitom und Ramses. Je mehr man sie aber unterdrückte, desto größer wurde ihre Zahl; und um so mehr breiteten sie sich aus; man bekam vor den Kindern Israels ein Grauen. Die Ägypter aber quälten die Israeliten mit Zwangsarbeit; sie verbitterten ihnen das Leben bei harter Fron mit Lehm-, Ziegel- und allerlei Feldarbeit und mit allen Diensten, die sie durch jene im Frondienst verrichten ließen. Der Ägypterkönig gebot den Hebammen der hebräischen Mütter - eine von ihnen hieß Schiphra und die andere Pua - folgendes: "Wenn ihr den Hebräerinnen beisteht, so schaut auf das Geschlecht! Ist es ein Sohn, so tötet ihn; ist es ein Mädchen, so bleibe es am Leben!" Doch die Hebammen waren gottesfürchtig; sie handelten nicht nach dem Befehl des Ägypterkönigs, sondern ließen die Knaben am Leben. Da ließ der Ägypterkönig die Hebammen rufen und fragte sie: "Warum tut ihr das und laßt die Knaben am Leben?" Die Hebammen gaben dem Pharao zur Antwort: "Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen; sie bringen zum Leben, bevor noch die Hebamme zu ihnen kommt, und haben schon geboren." Gott ließ es den Hebammen gut ergehen. Das Volk vermehrte sich weiter und wurde überaus stark. Weil aber die Hebammen gottesfürchtig waren, verschaffte ihnen Gott Kindersegen. Also gab der Pharao seinem ganzen Volke den Befehl: "Werft jeden Knaben, der den Hebräern geboren wird, in den Nil, alle Töchter aber laßt am Leben!" Ein Mann aus dem Hause Levi ging hin und nahm sich eine Tochter Levis zur Frau. Diese empfing und gebar einen Sohn; sie sah, daß er schön war, und verbarg ihn deshalb drei Monate lang. Länger konnte sie ihn aber nicht verbergen. Sie nahm deshalb ein Kästchen aus Binsen und überzog es mit Asphalt und Pech. Dann legte sie das Kind hinein und setzte es im Schilf am Ufer des Nils aus. Seine Schwester stellte sich von ferne auf, um in Erfahrung zu bringen, was mit ihm geschehen würde. Da kam die Tochter des Pharao herab, um im Nil zu baden. Ihre Dienerinnen gingen am Ufer des Nils auf und ab. Sie sah das Kästchen im Schilf und ließ es durch ihre Leibmagd holen. Sie öffnete es, sah das Kind, und siehe da, ein weinendes Knäblein! Da ward sie von Mitleid gerührt und sprach: "Dies ist eines von den Kindern der Hebräer." Seine Schwester aber sprach zur Tochter des Pharao: "Soll ich hingehen und dir eine Amme von den Hebräerinnen kommen lassen, die dir das Kind stillen kann?" Die Tochter des Pharao sprach zu ihr: "Ja, gehe!" Das Mädchen ging nun und rief die Mutter des Kindes. Die Tochter des Pharao sprach zu ihr: "Bring dieses Kind weg und stille es mir; ich will es dir lohnen!" Die Frau nahm das Kind und stillte es. Der Knabe wurde groß, und sie brachte ihn zur Tochter des Pharao. Diese nahm ihn an Sohnes Statt an und nannte ihn "Moses". Sie sprach dabei: "Ich habe ihn ja aus dem Wasser gezogen." Es begab sich nun in jenen Tagen, da Moses groß geworden war, daß er zu seinen Brüdern ging und ihnen bei ihren Fronarbeiten zuschaute. Da sah er, wie ein Ägypter einen hebräischen Mann, einen seiner Brüder, erschlagen wollte. Daraufhin schaute er sich nach allen Seiten um, und als er sah, daß niemand zugegen war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand. Am anderen Tage ging er wiederum hinaus und sah, wie zwei Hebräer miteinander stritten. Er sprach zu dem, der im Unrecht war: "Warum schlägst du deinen Volksgenossen?" Dieser entgegnete: "Wer hat dich zum Vorsteher und Schiedsrichter über uns bestellt? Willst du mich etwa auch totschlagen, wie du den Ägypter totgeschlagen hast?" Moses bekam Angst und dachte: "Also ist die Sache doch ruchbar geworden." Der Pharao hörte von diesem Vorfall. Er suchte Moses umzubringen. Daher floh Moses vor dem Pharao und ließ sich im Lande Midian nieder. Er rastete an einem Brunnen. Der Priester von Midian hatte sieben Töchter. Diese kamen, wollten Wasser schöpfen und die Tröge füllen, um das Kleinvieh ihres Vaters zu tränken. Aber die Hirten eilten herbei und vertrieben sie. Da kam Moses, leistete ihnen Hilfe und tränkte ihre Schafe. Sie gingen zu ihrem Vater Reuel. Der fragte: "Warum kommt ihr heute so vorzeitig?" Sie gaben zur Antwort: "Ein Ägypter hat uns gegen die Hirten geholfen. Er hat uns sogar Wasser geschöpft und die Schafe getränkt." Er sprach zu seinen Töchtern: "Wo ist er? Warum habt ihr den Mann stehenlassen? Ruft ihn doch, daß er zum Essen komme!" Moses willigte ein, bei dem Mann zu bleiben. Dieser gab dem Moses seine Tochter Zippora zur Frau. Sie gebar einen Sohn, und er nannte ihn "Gerschom". Er sprach dabei: "Als Gast weile ich in fremdem Lande." Es begab sich aber in jener langen Zeitspanne, daß der König von Ägypten starb. Doch die Kinder Israels seufzten weiter unter dem Frondienst und schrieen. Ihr Hilferuf stieg von ihrer Fronarbeit zu Gott empor. Gott hörte ihr Stöhnen. Da gedachte Gott seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Gott schaute auf die Kinder Israels und tat sich ihnen kund. Moses weidete das Kleinvieh seines Schwiegervaters Jetro, des Priesters von Midian. Er trieb die Herde bis hinter die Wüste und kam zum Gottesberg Horeb. Der Engel des Herrn erschien ihm in einer Feuerflamme, mitten aus einem Dornbusch heraus. Er schaute, und siehe da, der Dornbusch brannte zwar im Feuer, wurde aber dabei nicht verzehrt. Moses sprach: "Ich will näher hingehen und diese gewaltige Erscheinung ansehen, wie es kommt, daß der Dornbusch nicht verbrennt!" Der Herr sah, wie jener herankam, um nachzusehen. Da rief Gott mitten aus dem Dornbusch und sprach: "Moses! Moses!" Da antwortete er: "Hier bin ich!" Und er sprach: "Tritt nicht näher heran! Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliger Boden!" Er fuhr fort: "Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs!" Moses verhüllte sein Antlitz, denn er fürchtete sich, Gott anzublicken. Der Herr sprach: "Ich sah gar wohl das Elend meines Volkes in Ägypten, und ihr Schreien angesichts ihrer Treiber hörte ich; ja, ich kenne ihre Schmerzen! Ich stieg deshalb herab, um sie aus der Hand der Ägypter zu befreien und hinaufzuführen aus diesem Land in ein schönes und weiträumiges Land, das von Milch und Honig fließt, in das Gefilde der Kanaaniter, der Hethiter, der Amoriter, der Perissiter, der Hiwwiter und der Jebusiter. Und nun höre: Das Wehgeschrei der Kinder Israels ist zu mir gedrungen, und gesehen habe ich die Drangsal, mit der die Ägypter sie bedrängen. Jetzt also gehe hin! Ich will dich zum Pharao senden! Führe mein Volk, die Kinder Israels, aus Ägypten heraus!" Moses erwiderte Gott: "Wer bin ich denn, daß ich zum Pharao hingehen und die Kinder Israels aus Ägypten herausführen soll?" Jener erwiderte: "Ich will mit dir sein! Dies soll dir zum Zeichen sein, daß ich es bin, der dich gesandt hat: Wenn du das Volk herausführst aus Ägypten, so werdet ihr auf diesem Berge Gott verehren." Moses sprach zu Gott: "Wenn ich nun zu den Kindern Israels komme und zu ihnen spreche: "Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt", und sie mich dann fragen werden: "Wie heißt er?", was soll ich ihnen dann antworten?" Gott entgegnete dem Moses: "Ich bin, der ich bin!" Er fuhr fort: "So sollst du zu den Israeliten sprechen: Der "Ich bin" hat mich zu euch gesandt." Und weiter sagte Gott zu Moses: "So sollst du zu den Kindern Israels sprechen: "Der Herr (Jahwe), der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs hat mich zu euch gesandt. Dies soll mein Name für immer sein und dies mein Rufname von Geschlecht zu Geschlecht! Geh und versammle die Ältesten Israels und sprich zu ihnen: "Der Herr, der Gott eurer Väter, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, und hat gesprochen: Genau beobachtet habe ich euch und alles, was euch in Ägypten angetan wird. Darum habe ich mich entschlossen, euch aus dem Elend in Ägypten herauszuführen in das Land der Kanaaniter, der Hethiter, der Amoriter, Perissiter, Hiwwiter und Jebusiter, in ein Land, das von Milch und Honig fließt." Wenn sie nun auf deine Stimme hören, dann sollst du mit den Ältesten Israels zum König von Ägypten gehen. Ihr sollt zu ihm folgendes sagen: "Der Herr, der Gott der Hebräer, ist uns begegnet, und nun wollen wir drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen und dem Herrn, unserem Gott, ein Opferfest halten." Ich weiß aber, daß der König von Ägypten euch nicht ziehen läßt, es sei denn, daß er mit starker Hand gezwungen wird. Ich strecke dann meine Hand aus und schlage Ägypten mit all meinen Wundertaten, die ich in ihrer Mitte wirken werde; dann wird er euch entlassen. Ich werde diesem Volke Gunst bei den Ägyptern verschaffen. Wenn ihr davonzieht, so werdet ihr es nicht mit leeren Händen tun. Jede Frau wird von ihrer Nachbarin und ihrer Hausgenossin silberne und goldene Gefäße und Kleider fordern. Diese sollt ihr euren Söhnen und euren Töchtern anlegen, und so werdet ihr die Ägypter berauben." Moses erwiderte und sprach: "Wenn sie mir aber nicht glauben und nicht auf meine Stimme hören, sondern sagen: "Der Herr ist dir nicht erschienen"?" Da antwortete ihm der Herr: "Was ist das in deiner Hand?" Er erwiderte: "Ein Stab." Und Gott sprach: "Wirf ihn zu Boden!" Er warf ihn zu Boden, und der Stab ward zur Schlange, so daß Moses vor ihr floh. Weiter sprach der Herr zu Moses: "Strecke deine Hand aus und fasse sie am Schwanz!" Er streckte seine Hand aus und ergriff sie; da wurde sie in seiner Hand wieder zum Stabe. "(Das tue), damit sie glauben, daß der Herr dir erschienen ist, der Gott ihrer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs." Der Herr setzte seine Rede an ihn fort: "Stecke deine Hand in den Bausch deines Gewandes!" Er steckte seine Hand in den Bausch seines Gewandes und zog sie wieder heraus. Sie war vom Aussatz weiß geworden wie Schnee. Dann sagte er: "Stecke deine Hand noch einmal in den Bausch deines Gewandes!" Er steckte sie hinein, zog sie wieder heraus, und sie war wie sein übriges Fleisch. "Wenn sie dir nicht glauben und nicht auf das Zeugnis des ersten Zeichens hin gehorchen, so werden sie auf das Zeugnis des zweiten Zeichens hin glauben. Wenn sie aber auch diesen beiden Zeichen nicht glauben und auf deine Stimme nicht hören, dann hole Wasser vom Nil und gieße es auf den trockenen Boden aus! Das Wasser, das du aus dem Nil holst, wird auf dem trockenen Boden zu Blut werden." Moses sprach zum Herrn: "Bitte, Herr, ich bin kein redegewandter Mann, weder gestern noch vorher, seitdem du zu deinem Knecht redest; vielmehr bin ich schwerfällig mit dem Mund und der Zunge." Der Herr erwiderte ihm: "Wer hat dem Menschen den Mund gegeben, oder wer macht ihn stumm oder taub, klar sehend oder blind? Bin nicht ich es, der Herr? Gehe also hin, ich werde mit deinem Munde sein und werde dich lehren, was du reden sollst." Doch er sprach: "Bitte, Herr, sende, wen du willst!" Da entbrannte der Zorn des Herrn über Moses, und er sprach: "Ist nicht dein Bruder Aaron noch da, der Levit? Ich weiß, daß er reden kann, und siehe da, er macht sich schon auf, dir entgegenzugehen. Er wird dich erblicken und sich von Herzen freuen. Du sollst zu ihm sprechen und die Worte in seinen Mund legen! Ich will aber mit deinem und mit seinem Munde sein und will euch lehren, was ihr tun sollt. Er soll dann an deiner Stelle zum Volke sprechen: Er soll dein Mund sein, und du sollst für ihn an Gottes Stelle stehen! So nimm denn diesen Stab in deine Hand, mit dem du die Zeichen wirken wirst!" Danach machte sich Moses auf und kehrte zu seinem Schwiegervater Jetro zurück. Er sprach zu ihm: "Ich will mich aufmachen und zu meinen Brüdern nach Ägypten zurückkehren, um zu sehen, ob sie noch am Leben sind." Jetro sagte zu Moses: "Geh hin in Frieden!" Der Herr sprach zu Moses in Midian: "Auf! Kehre zurück nach Ägypten; denn alle Männer, die dir nach dem Leben trachteten, sind tot!" Moses nahm seine Frau und seinen Sohn. Er setzte sie auf den Esel und kehrte nach Ägypten zurück. Er hielt den Gottesstab in seiner Hand. Der Herr sprach zu Moses: "Da du dich aufmachst, nach Ägypten zurückzukehren, so sieh zu, daß du alle Wundertaten, die ich deiner Hand anvertraute, vor dem Angesicht des Pharao ausführst! Ich aber werde sein Herz verhärten, und er wird das Volk nicht ziehen lassen. Sage zum Pharao: "So spricht der Herr: Mein erstgeborener Sohn ist Israel. Ich sage dir: Laß meinen Sohn ziehen, daß er mich verehre; weigerst du dich aber, ihn ziehen zu lassen, so töte ich deinen erstgeborenen Sohn."" Auf dem Wege bei der Raststätte stieß der Herr auf ihn und suchte ihn zu töten. Da nahm Zippora einen kantigen Stein, schnitt damit die Vorhaut ihres Sohnes ab, berührte damit seine Beine und sprach: "Ein Blutbräutigam bist du mir." Da ließ er von ihm ab. Damals sagte man "Blutbräutigam" bezüglich der Beschneidungen. Es sprach der Herr zu Aaron: "Gehe dem Moses in die Wüste entgegen!" Er machte sich auf, stieß auf ihn am Gottesberge und küßte ihn. Moses teilte dem Aaron alle Worte des Herrn mit, die er bei seiner Sendung gesprochen, und alle Wunderzeichen, die er ihm aufgetragen hatte. Moses und Aaron gingen also hin und riefen alle Ältesten der Israeliten zusammen. Aaron verkündete alle Worte, die der Herr zu Moses gesprochen hatte; dieser vollbrachte die Wunderzeichen vor den Augen des Volkes. Und das Volk glaubte. Als sie hörten, daß der Herr sich der Kinder Israels angenommen und daß er ihr Elend angeschaut habe, da verneigten sie sich und warfen sich voll Ehrfurcht nieder. Danach gingen Moses und Aaron hin und sprachen zum Pharao: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Laß mein Volk frei, damit sie mir zu Ehren in der Wüste ein Fest feiern!" Der Pharao erwiderte: "Wer ist denn der Herr, daß ich auf seine Stimme hören und Israel entlassen sollte? Ich kenne den Herrn nicht und werde auch Israel nicht entlassen." Sie sprachen: "Der Gott der Hebräer ist uns begegnet. Wir wollen drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen und dort dem Herrn, unserem Gott, Opfer darbringen. Sonst trifft er uns mit der Pest oder mit dem Schwerte." Der König von Ägypten erwiderte ihnen: "Warum wollt ihr beide, Moses und Aaron, das Volk von seinen Arbeiten abhalten? Fort mit euch an eure Frondienste!" Der Pharao fuhr fort: "Seht, sie sind jetzt schon ohnehin zahlreicher als die Bürger des Landes! Da wollt ihr sie noch ruhen lassen von ihrer Fronarbeit?" Der Pharao befahl an jenem Tage den über das Volk gesetzten Antreibern und dessen Aufsehern: "Ihr sollt das Bindestroh zur Ziegelherstellung dem Volke nicht mehr zur Verfügung stellen wie bisher! Sie sollen selbst gehen und sich das Stroh sammeln! Dieselbe Anzahl von Ziegeln, die sie bisher verfertigten, sollt ihr ihnen auferlegen und nichts davon nachlassen! Sie sind faul; nur deshalb schreien sie dauernd: Wir wollen fort und unserem Gott ein Opferfest feiern! Den Leuten muß die Arbeit erschwert werden, damit sie mit ihr beschäftigt sind und nicht auf trügerische Worte hören!" Die über das Volk gesetzten Antreiber und Aufseher gingen hinaus und sprachen zum Volke: "So befiehlt der Pharao: Ich liefere euch kein Stroh mehr. Geht ihr selbst und holt euch Stroh, wo immer ihr es findet; aber es wird euch von eurer Arbeit nichts nachgelassen." Da zerstreute sich das Volk über das ganze Ägypterland hin, um Halme für das Bindestroh zu sammeln. Die Antreiber drängten und sagten: "Ihr müßt tagtäglich eure pflichtmäßige Arbeit leisten wie bisher, als das Stroh da war." Die Aufseher der Israeliten aber, die von den Antreibern des Pharao über sie gesetzt waren, wurden geschlagen mit der Begründung: "Warum habt ihr nicht euer Maß in der Ablieferung von Ziegeln wie ehedem so auch gestern und heute erfüllt?" Da kamen die Aufseher der Israeliten und klagten laut beim Pharao: "Warum handelst du so an deinen Knechten? Stroh wird deinen Knechten nicht mehr geliefert; Ziegel aber, so heißt es, müßt ihr abliefern. Jetzt werden deine Knechte noch geschlagen! Du versündigst dich an deinem Volke!" Er erwiderte: "Faul seid ihr, faul; darum sagt ihr dauernd: Wir wollen hingehen und dem Herrn ein Opferfest halten! Jetzt aber geht und schafft! Stroh wird euch nicht geliefert; aber das Soll an Ziegeln müßt ihr abliefern!" Da sahen sich die Aufseher der Israeliten in einer mißlichen Lage, da man forderte: "Ihr dürft die täglich abzuliefernde Menge an Ziegeln nicht herabsetzen!" Sie stießen beim Weggehen vom Pharao auf Moses und Aaron, die auf sie warteten. Sie sagten zu ihnen: "Auf euch möge der Herr strafend herabsehen, und er möge richten! Denn ihr habt uns beim Pharao und seinen Knechten in einen üblen Ruf gebracht, indem ihr ihnen ein Schwert in die Hand gegeben habt, uns zu töten." Da wandte sich Moses an den Herrn und sprach: "Herr, warum handelst du so übel an diesem Volke? Wozu hast du mich gesandt? Seit ich beim Pharao war, um in deinem Namen zu reden, mißhandelt er dieses Volk, und du hast dein Volk wahrhaftig nicht gerettet!" Der Herr erwiderte Moses: "Jetzt wirst du sehen, was ich dem Pharao antun werde! Er wird sie, von einer starken Hand gezwungen, entlassen; ja, er wird sie, von einer starken Hand gezwungen, aus seinem Land vertreiben." Gott redete zu Moses und sprach zu ihm: "Ich bin der Herr! Ich bin unter dem Namen "Allmächtiger Gott" (El Schaddaj) dem Abraham, dem Isaak und dem Jakob erschienen. Aber meinen Namen "Jahwe" habe ich ihnen nicht kundgetan. Ich schloß mit ihnen einen Bund, ihnen das Land Kanaan zu geben, das Land ihrer Wanderschaft, in dem sie als Fremdlinge weilten. Auch hörte ich das Stöhnen der Kinder Israels, die von den Ägyptern zu Sklaven gemacht wurden. Ich gedenke meines Bundes. Darum sage den Kindern Israels: Ich bin der Herr! Ich führe euch aus den Frondiensten Ägyptens hinaus; ich befreie euch aus ihrer Knechtschaft, und ich erlöse euch mit ausgestrecktem Arm und in gewaltigen Strafgerichten. Ich nehme euch als mein Volk an und will euer Gott sein; ihr sollt erkennen, daß ich es bin, der Herr, euer Gott, der euch aus den Frondiensten Ägyptens hinausführt! Ich bringe euch in das Land, das dem Abraham, Isaak und Jakob zu verleihen ich unter Eidschwur versprochen habe. Euch will ich es geben als Erbbesitz, ich, der Herr!" Moses sprach in diesem Sinne zu den Kindern Israels; aus Mutlosigkeit und wegen des harten Dienstes wollten sie aber auf Moses nicht hören. Der Herr sprach zu Moses: "Geh hin, sage dem Pharao, dem Ägypterkönig, er solle die Kinder Israels aus seinem Lande freigeben!" Und Moses sprach vor dem Herrn: "Siehe, nicht einmal die Kinder Israels haben auf mich gehört; wie sollte wohl der Pharao auf mich hören? Ich bin ja schwerfällig im Reden." Der Herr redete zu Moses und Aaron und entbot sie zu den Kindern Israels und zum Pharao, dem König von Ägypten; sie sollten die Kinder Israels aus dem Ägypterland hinausführen. Dies sind die Häupter ihrer Familien: Die Söhne Rubens des Erstgeborenen Israels, waren Henoch und Pallu, Chezron und Karmi; dies sind die Geschlechter Rubens. Die Söhne Simeons waren: Jemuel, Jamin, Ohad, Jachin, Zochar und Schaul, der Sohn der Kanaaniterin; das sind die Geschlechter Simeons. Dies sind die Namen der Söhne Levis nach ihren Geschlechtern: Gerschon, Kehat und Merari. Levis Lebensjahre waren hundertsiebenunddreißig Jahre. Die Söhne Gerschons waren Libni und Schimi nach ihren Geschlechtern. Die Söhne Kehats waren Amram, Jizhar, Hebron und Ussiel. Die Lebensjahre Kehats betrugen hundertdreiunddreißig Jahre. Die Söhne Meraris waren Machli und Muschi. Das sind Levis Geschlechter nach ihrem Stammbaum. Amram nahm sich seine Tante Jochebed zur Frau. Sie gebar ihm den Aaron und den Moses. Amrams Lebensjahre betrugen hundertsiebenunddreißig Jahre. Die Söhne Jizhars waren Korach, Nepheg und Sichri. Die Söhne Ussiels waren Mischael, Elzaphan und Sitri. Aaron nahm sich Elischeba, die Tochter des Amminadab und Schwester des Nachschon, zur Frau. Sie gebar ihm Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar. Die Söhne Korachs waren: Assir, Elkana und Abiasaph. Das sind die Geschlechter der Korachiten. Eleasar, Aarons Sohn, nahm sich eine von den Töchtern Putiels zur Frau. Sie gebar ihm den Pinchas. Das sind die Familienhäupter der Leviten nach ihren Geschlechtern. Dies sind Aaron und Moses, denen der Herr aufgetragen: "Führt die Kinder Israels aus dem Ägypterland, nach ihren Heerscharen geordnet!" Dies sind diejenigen, die mit dem Pharao, dem König von Ägypten, redeten, um die Kinder Israels aus dem Ägypterland hinauszuführen, nämlich Moses und Aaron. Es geschah, als der Herr zu Moses im Lande Ägypten redete, da sagte der Herr zu Moses: "Ich bin der Herr! Sprich zum Pharao, dem Ägypterkönig, all das, was ich zu dir spreche!" Da antwortete Moses vor dem Herrn: "Fürwahr, ich bin schwerfällig im Reden! Wie sollte da der Pharao auf mich hören?" Der Herr sprach zu Moses: "Siehe, ich habe dich zum Gott für den Pharao bestellt, dein Bruder Aaron soll dein Prophet sein! Du sollst alles, was ich dir auftrage, (zu ihm) sagen; dein Bruder Aaron aber soll zum Pharao sprechen, damit er die Kinder Israels aus seinem Lande freigibt! Ich aber werde das Herz des Pharao verhärten und werde meine Zeichen und Wunder im Ägypterland zahlreich machen. Der Pharao wird nicht auf euch hören. Ich lege darum meine Hand auf Ägypten und führe meine Heerscharen, mein Volk, die Kinder Israels, aus dem Ägypterland heraus unter gewaltigen Strafgerichten. Die Ägypter werden erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich meine Hand gegen Ägypten ausstrecke und die Kinder Israels aus ihrer Mitte fortführe." Moses und Aaron taten, wie der Herr ihnen aufgetragen hatte, und führten es so aus. Moses war achtzig Jahre alt und Aaron dreiundachtzig, als sie zum Pharao redeten. Der Herr sprach zu Moses und Aaron: "Wenn nun der Pharao zu euch sagt: "Wirkt doch zu eurer Beglaubigung ein Wunder!", dann sprich zu Aaron: "Nimm deinen Stab und wirf ihn vor den Pharao hin!", und so wird er zu einer Schlange werden." Da gingen Moses und Aaron zum Pharao und taten, wie der Herr befohlen hatte. Aaron warf seinen Stab vor den Pharao und seine Diener hin, und er ward zur Schlange. Da ließ der Pharao die Weisen und Zauberkünstler rufen. Vermöge ihrer Geheimkünste vollbrachten die Wahrsagepriester Ägyptens dasselbe. Jeder von ihnen warf seinen Stab hin, und es wurden Schlangen daraus. Doch Aarons Stab verschlang ihre Stäbe. Aber das Herz des Pharao blieb hart; er hörte nicht auf sie, wie der Herr vorausgesagt hatte. Der Herr sprach zu Moses: "Verstockt ist des Pharao Herz; er weigert sich, das Volk zu entlassen. Geh morgen in der Frühe zum Pharao, wenn er gerade hinausgeht zum Wasser! Tritt ihm entgegen am Nilufer und nimm dabei den Stab, der in eine Schlange verwandelt ward, in deine Hand! Sprich zu ihm: Der Herr, der Gott der Hebräer, hat mich zu dir gesandt und befiehlt: Gib mein Volk frei! Sie sollen mir in der Wüste dienen! Du jedoch hast bis dahin nicht hören wollen. Darum spricht der Herr: Daran sollst du erkennen, daß ich der Herr bin: Siehe, ich schlage mit dem Stabe in meiner Hand auf das Wasser im Nil, und es verwandelt sich in Blut. Die Fische im Nil werden sterben, der Nil wird stinken, und die Ägypter werden nicht mehr imstande sein, Wasser aus dem Nil zu trinken." Der Herr sprach zu Moses: "Sage zu Aaron: Nimm deinen Stab und strecke deine Hand über die Gewässer der Ägypter, über ihre Ströme und Kanäle, über ihre Teiche und alle ihre Wasserstellen aus, daß sie zu Blut werden! Blut soll sein im ganzen Ägypterlande, sogar in den Bäumen und Steinen!" Moses und Aaron taten, wie der Herr befohlen hatte. Er erhob den Stab und schlug das Wasser im Nil vor den Augen des Pharao und seiner Diener. Da verwandelte sich alles Wasser im Nil zu Blut. Die Fische im Nil starben, der Nil stank, und die Ägypter vermochten kein Wasser mehr aus dem Nil zu trinken. Das Blut war im ganzen Ägypterland. Die Wahrsagepriester in Ägypten aber taten durch ihre Geheimkünste dasselbe. Darum blieb das Herz des Pharao hart, und er hörte nicht auf sie, wie der Herr vorausgesagt hatte. Der Pharao wandte sich ab, ging in seinen Palast und nahm sich auch dies nicht zu Herzen. Alle Ägypter gruben rings um den Nil nach Trinkwasser, weil sie das Nilwasser nicht zu trinken vermochten. Es vergingen sieben Tage, nachdem der Herr den Nil geschlagen hatte. Der Herr sprach zu Moses: "Geh zum Pharao und sage ihm: So spricht der Herr: Entlasse mein Volk, sie sollen mir dienen! Wenn du aber die Freilassung verweigerst, dann schlage ich dein ganzes Gebiet mit Fröschen. Wimmeln soll der Nil von Fröschen; sie sollen heraufsteigen und bis in deinen Palast kommen, ja, bis in dein Schlafgemach und bis auf deine Lagerstatt, in die Häuser deiner Diener und zu deinem Volk, auch in deine Backöfen und Backtröge. Sogar an dir, deinem Volk und an allen deinen Dienern sollen die Frösche hinaufkriechen." Der Herr sprach zu Moses: "Sage zu Aaron: Strecke deine Hand mit deinem Stabe aus über die Flüsse, Kanäle und Teiche und bewirke, daß die Frösche auf das Land Ägypten heraufkommen!" Aaron streckte seine Hand über die Wasser von Ägypten aus; da kamen die Frösche herauf und bedeckten das Ägypterland. Doch die Wahrsagepriester taten durch ihre Geheimkünste dasselbe. Sie ließen ebenfalls die Frösche über das Ägypterland kommen. Dann ließ der Pharao Moses und Aaron rufen und bat: "Verwendet euch für mich bei dem Herrn, daß er die Froschplage von mir und meinem Volke abwende; dann will ich das Volk entlassen, daß es dem Herrn Opfer darbringe!" Moses antwortete dem Pharao: "Verfüge über mich! Wann soll ich mich für dich, deine Diener und dein Volk verwenden, auf daß die Frösche von dir und deinen Häusern beseitigt werden und nur noch im Nil bleiben?" Er sagte: "Für morgen!" Jener antwortete: "Nach deinem Wunsch soll es geschehen, damit du erkennst, daß niemand dem Herrn, unserm Gott, gleich ist! Die Frösche werden also von dir, von deinen Häusern, von deinen Dienern und von deinem Volke weichen; nur im Nil werden sie bleiben." Moses und Aaron entfernten sich vorn Pharao. Moses rief inständig zum Herrn wegen der Froschplage, die er dem Pharao auferlegt hatte. Der Herr tat, wie Moses gebeten: Die Frösche verendeten in den Häusern, auf den Höfen und Feldern. Man schüttete sie scheffelweise auf Haufen, so daß das Land davon stank. Als Pharao sah, daß die Erleichterung eingetreten war, verstockte er sein Herz und hörte nicht mehr auf sie - ganz wie der Herr vorausgesagt hatte. Der Herr sprach zu Moses: "Sage zu Aaron: Strecke deinen Stab aus und schlage den Staub der Erde, so wird er im ganzen Ägypterland zu Stechmücken werden!" Sie taten so: Aaron streckte seine Hand mit dem Stab aus und schlug den Staub der Erde, und es kamen Stechmücken über Menschen und Vieh. Aller Erdenstaub wurde im ganzen Ägypterland zu Stechmücken. Die Wahrsagepriester versuchten durch ihre Geheimkünste, ebenso Stechmücken hervorzubringen; sie vermochten es aber nicht; und so kamen die Stechmücken über Menschen und Vieh. Da erklärten die Wahrsagepriester dem Pharao: "Gottes Finger ist dies!" Doch des Pharao Herz blieb hart; er hörte nicht auf sie, wie der Herr vorausgesagt hatte. Der Herr sprach zu Moses: "Mache dich in der Frühe des Morgens auf und tritt zum Pharao hin, wenn er zum Wasser hinausgeht, und sprich zu ihm: So spricht der Herr: Gib mein Volk frei, daß es mir diene! Wenn du aber mein Volk nicht fortläßt, dann lasse ich gegen dich, deine Diener, dein Volk und deine Häuser Hundsfliegen los! Die ägyptischen Häuser und sogar der Boden, auf dem sie stehen, sollen voll von Hundsfliegen sein. Besonders behandeln will ich an jenem Tage nur das Land Gosen, in dem mein Volk sich aufhält, so daß dort keine Hundsfliegen sind, damit du erkennst, daß ich inmitten des Landes der Herr bin. Ich will scheiden zwischen meinem Volk und deinem Volk! Morgen soll dieses Zeichen geschehen!" Und so tat der Herr. Es kamen Hundsfliegen in großer Menge in den Palast des Pharao, in die Häuser seiner Diener und in das ganze Ägypterland. Schweren Schaden hatte das Land zu leiden unter den Hundsfliegen. Der Pharao ließ Moses und Aaron kommen und sprach: "Geht hin und opfert eurem Gott hier im Land!" Moses entgegnete: "Es ist nicht statthaft, dies zu tun; denn den Ägyptern ist ein Greuel, was wir dem Herrn, unserem Gott, zum Opfer darbringen. Wollten wir also zum Greuel der Ägypter vor ihren Augen opfern, würden sie uns da nicht steinigen? Drei Tagereisen weit wollen wir in die Wüste hinausziehen und dort dem Herrn, unserem Gott, ein Opferfest halten, wie er es von uns verlangt hat!" Der Pharao erwiderte: "Ich will euch freigeben, daß ihr dem Herrn, eurem Gott, in der Wüste opfern könnt; nur entfernt euch nicht allzuweit! Legt Fürsprache für mich ein!" Moses sprach: "Siehe, ich gehe fort von dir und lege bei dem Herrn Fürsprache ein. Verschwinden werden dann schon morgen die Hundsfliegen vom Pharao, seinen Dienern und seinem Volke. Nur möge der Pharao nicht wieder wortbrüchig handeln, daß er das Volk doch nicht entläßt, um dem Herrn Opfer darzubringen!" Moses ging nun vom Pharao hinweg und legte beim Herrn Fürsprache ein. Der Herr tat, wie Moses gesagt hatte; die Hundsfliegen wichen vom Pharao, seinen Dienern und seinem Volke. Nicht eine einzige blieb übrig. Doch der Pharao verstockte auch diesmal sein Herz; er gab das Volk nicht frei. Der Herr sprach zu Moses: "Geh zum Pharao und sage ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Gib mein Volk frei, daß sie mir dienen! Wenn du dich aber weigerst, sie freizulassen, und du sie weiterhin festhältst, dann kommt des Herrn Hand in Gestalt einer schlimmen Viehpest über deinen Viehbestand, über die Pferde, die Esel, die Kamele, das Großvieh und das Kleinvieh. Doch wird der Herr den Viehbestand der Israeliten anders behandeln als den Viehbestand der Ägypter, so daß von allen Tieren der Israeliten nicht eines verendet. Der Herr hat einen Zeitpunkt bestimmt, indem er sprach: "Morgen wird der Herr dieses Werk im Lande vollbringen!" Am kommenden Tag vollführte der Herr dieses Werk; es verendete aller Viehbestand der Ägypter; doch von dem Vieh der Israeliten ging kein einziges ein. Der Pharao schickte hin, und siehe, da war von dem Viehbestand Israels auch nicht ein einziges Stück umgekommen; aber das Herz des Pharao blieb verstockt; er entließ das Volk nicht. Der Herr sprach zu Moses und Aaron: "Füllt eure beiden hohlen Hände voll Ofenruß! Moses soll davon vor den Augen des Pharao zum Himmel streuen. Er wird sich als feiner Staub über das ganze Ägypterland verbreiten, und er wird auf Menschen und Vieh Geschwüre zur Entzündung bringen, die zu Blasen aufbrechen, im ganzen Ägypterland." Sie nahmen also Ofenruß, traten vor den Pharao hin, und Moses streute den Ruß zum Himmel. Und es entstanden Geschwüre an Menschen und Vieh, die zu Blasen aufbrachen. Die Wahrsagepriester konnten vor Moses wegen der Geschwüre nicht erscheinen; denn die Geschwüre fanden sich bei den Wahrsagepriestern wie bei allen Ägyptern. Doch der Herr verhärtete das Herz des Pharao: Er hörte nicht auf sie, ganz wie der Herr es Moses vorausgesagt hatte. Der Herr sprach zu Moses: "Mach dich am frühen Morgen auf, tritt vor den Pharao hin und sprich zu ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Gib mein Volk frei, daß sie mir dienen! Denn diesmal werde ich all meine Plagen auf dich, deine Diener und dein Volk senden, damit du erkennst, daß niemand auf der ganzen Erde mir gleicht. Denn schon jetzt hätte ich meine Hand ausstrecken und dich und dein Volk mit der Pest schlagen können! Dann wärest du vom Erdboden vertilgt worden. Aber eben gerade darum habe ich dich weiterleben lassen, um dir meine Macht zu zeigen, damit mein Name auf der ganzen Erde gepriesen werde. Wenn du dich aber noch weiter gegen mein Volk hochfahrend verhältst und es nicht ziehen läßt, siehe, dann lasse ich morgen um diese Zeit einen überaus schweren Hagel niedergehen; seinesgleichen ist noch nicht dagewesen in Ägypten vom Tag seines Bestehens bis zur Gegenwart. Nun sende also hin, bringe dein Vieh und alles, was dir auf dem Felde gehört, in Sicherheit; denn jeglicher Mensch und alles Vieh, das auf dem Felde sich findet und nicht unter Dach gebracht ist, geht zugrunde, wenn der Hagel über sie kommt." Wer von den Dienern des Pharao das Wort des Herrn fürchtete, der brachte seine Knechte und seinen Viehbestand nach Hause. Wer sich aber das Wort des Herrn nicht zu Herzen nahm, der ließ seine Knechte und sein Vieh auf dem Felde. Da sprach der Herr zu Moses: "Strecke deine Hand gegen den Himmel aus, dann wird Hagel im ganzen Ägypterland niederfallen auf Menschen, auf Vieh und auf alles Gewächs des Feldes im Lande Ägypten." Moses streckte seinen Stab gegen den Himmel aus; da ließ der Herr donnern und hageln, Blitze ließ er zur Erde fahren und Hagel auf das Ägypterland fallen. Das Hagelwetter und die hin- und herzuckenden Blitze inmitten des Hagels waren überaus heftig, desgleichen noch niemals gewesen war im ganzen Land Ägypten seit der Zeit, da ein Volk dort wohnte. Der Hagel erschlug im ganzen Ägypterland alles, was auf dem Felde war, vom Menschen bis zum Vieh; auch alles Gewächs des Feldes erschlug der Hagel, und alle Feldbäume zerschmetterte er. Nur im Lande Gosen, wo die Israeliten wohnten, fiel kein Hagel. Der Pharao schickte hin, ließ Moses und Aaron rufen und sprach zu ihnen: "Diesmal habe ich gesündigt. Der Herr ist im Recht, ich und mein Volk sind im Unrecht. Legt beim Herrn Fürsprache ein! Zuviel ist es schon der Donnerstimme Gottes, zuviel des Hagels; ich will euch ziehen lassen, ihr braucht nicht mehr länger zu bleiben." Moses entgegnete ihm: "Sobald ich die Stadt verlasse, will ich meine Hände zum Herrn ausbreiten; dann hören die Donnerschläge auf, der Hagel wird nicht mehr fallen, damit du erkennst, daß dem Herrn die Erde gehört. Doch von dir und von deinen Dienern weiß ich, daß ihr euch noch immer nicht vor Gott, dem Herrn, fürchtet." Der Flachs und die Gerste wurden zusammengeschlagen; denn die Gerste zeigte schon Ähren, und der Flachs war schon in Blüte. Der Weizen und der Spelt wurden aber nicht vernichtet; denn sie reifen später. Moses ging nun vom Angesicht des Pharao aus der Stadt hinaus. Er erhob seine Hände zum Herrn; da hörten die Donnerschläge und der Hagel auf, und kein Regen ergoß sich mehr auf die Erde. Als der Pharao sah, daß der Regen, der Hagel und die Donnerschläge vorbei waren, verblieb er in seiner sündhaften Gesinnung und verstockte sein Herz, er und seine Diener. Des Pharao Herz blieb also verhärtet. Er gab die Kinder Israels nicht frei, wie der Herr durch Moses vorausgesagt hatte. Der Herr sprach zu Moses: "Geh hin zum Pharao! Denn ich selbst habe sein Herz und das Herz seiner Diener verstockt, um diese meine Wunderzeichen in ihrer Mitte zu tun, auf daß du es deinen Söhnen und deinen Enkeln erzählen kannst, was ich den Ägyptern angetan und welche Wunderzeichen ich unter ihnen gewirkt habe, damit ihr erkennt, daß ich der Herr bin." Moses und Aaron gingen also zum Pharao und sagten zu ihm: "So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Wie lange weigerst du dich noch, Demut vor mir zu zeigen? Laß mein Volk frei, daß es mir diene! Wenn du dich aber weigerst, mein Volk freizugeben, wohlan, dann lasse ich morgen Heuschreckenschwärme in dein Gebiet fallen. Sie werden die Oberfläche des Landes bedecken, so daß man das Land selbst nicht mehr sehen kann. Sie werden den Rest, der verschont ist, der vom Hagelwetter euch noch übrigblieb, verzehren und alle Bäume kahlfressen, die auf euren Feldern wachsen. Deine Häuser, die Häuser deiner Diener und die Häuser aller Ägypter werden angefüllt sein. Dergleichen haben deine Väter und deine Ahnen, seit sie auf Erden sind, bis heute noch nicht erlebt." Dann wandte er sich um und ging vom Pharao hinweg. Da sprachen des Pharao Diener zu ihm: "Wie lange noch soll dieser Mensch uns zum Verderben sein? Laß doch die Männer ziehen, daß sie dem Herrn, ihrem Gott, dienen! Merkst du denn nicht, daß Ägypten zugrundegeht?" Man holte den Moses und den Aaron zum Pharao, und dieser sagte: "Geht und dient dem Herrn, eurem Gott! - Wer soll denn alles fortgehen?" Moses gab zur Antwort: "Mit unsern Jungen und Alten wollen wir gehen; mit unsern Söhnen und Töchtern, mit unsern Schafen und Rindern wollen wir ziehen. Denn wir wollen dem Herrn ein Fest feiern!" Er sprach zu ihnen: "So gewiß möge der Herr mit euch sein, wie ich euch mit euren Kindern ziehen lasse! Sicher führt ihr Böses im Schilde! Nicht so! Ihr Männer mögt hingehen und dem Herrn dienen; denn dies habt ihr ja verlangt!" Man jagte sie also vom Pharao weg. Der Herr sprach zu Moses: "Strecke deine Hand über das Ägypterland aus! Dann werden Heuschrecken über das Land Ägypten herfallen und alles Gewächs des Landes fressen, alles, was das Hagelwetter übriggelassen hat." Da streckte Moses seinen Stab über das Ägypterland aus. Der Herr ließ im Land einen Ostwind wehen den ganzen Tag und die ganze Nacht. Am Morgen hatte der Ostwind die Heuschreckenschwärme gebracht. Die Heuschreckenschwärme fielen über ganz Ägypten her; sie ließen sich in allen Gebieten in großer Menge nieder. Solche Heuschreckenschwärme hatte es in früherer Zeit nicht gegeben und wird es auch künftig nicht geben. Sie bedeckten des ganzen Landes Oberfläche, und das Land färbte sich dunkel; sie fraßen alles Gewächs des Feldes und alle Baumfrüchte, welche der Hagel noch übriggelassen hatte. Im ganzen Lande Ägypten blieb nichts Grünes an den Bäumen und Feldgewächsen übrig. Eilends ließ der Pharao Moses und Aaron rufen und sprach: "Ich habe gesündigt vor dem Herrn, eurem Gott, und vor euch. Vergebt mir, bitte, meine Schuld nur noch dieses eine Mal! Legt Fürsprache für mich ein bei dem Herrn, eurem Gott! Er möge wenigstens noch dieses Verderben von mir fortnehmen!" Da ging Moses vom Pharao weg und legte Fürsprache beim Herrn ein. Der Herr änderte den Wind zu einem sehr heftigen Westwind; der riß die Heuschreckenschwärme mit und warf sie ins Schilfmeer; es blieb nicht eine einzige Heuschrecke auf ägyptischem Gebiet zurück. Der Herr verhärtete aber das Herz des Pharao; er ließ die Kinder Israels nicht ziehen. Der Herr sprach zu Moses: "Strecke deine Hand zum Himmel empor, und es wird eine solche Finsternis über das Land Ägypten kommen, daß man die Finsternis greifen kann." Moses streckte seine Hand zum Himmel empor, und es herrschte drei Tage tiefste Finsternis im ganzen Ägypterland. Kein Mensch konnte den anderen sehen, niemand konnte sich drei Tage lang von seinem Platz rühren; in den Wohnstätten aller Israeliten aber war Licht. Da ließ der Pharao den Moses rufen und sagte: "Geht und dient dem Herrn! Nur euer Kleinvieh und Großvieh soll bleiben; auch eure Kinder mögen mit euch ziehen!" Moses erwiderte: "Du selbst mußt uns sogar Schlachtopfer und Brandopfer mitgeben, damit wir sie dem Herrn, unserem Gott, darbringen können. Aber auch unser Vieh soll mit uns ziehen, es soll keine Klaue zurückbleiben; denn davon wollen wir ja nehmen, um dem Herrn. unserm Gott, zu dienen. Wir wissen ja noch nicht, womit wir dem Herrn dienen können, bevor wir dorthin gekommen sind." Der Herr verstockte aber das Herz des Pharao; er wollte sie nicht freigeben. Der Pharao sprach zu ihm: "Hinweg von mir! Hüte dich, mir noch einmal vor das Angesicht zu treten! Denn sobald du mir noch einmal vor das Angesicht trittst, mußt du sterben." Moses entgegnete: "So, wie du gesagt hast, wird es sein: Ich werde nicht noch einmal vor dein Angesicht treten." Da sprach der Herr zu Moses: "Nur noch eine Plage will ich über den Pharao und Ägypten kommen lassen. Danach wird er euch von hier freilassen, ja, wenn er euch entläßt, wird er euch sogar von hier fortjagen. Präge dem Volke nachdrücklich ein: Es soll jeder Mann von seinem Nachbarn und jede Frau von ihrer Nachbarin Silber- und Goldgeräte verlangen!" Der Herr verschaffte dem Volke Gunst in den Augen der Ägypter. Auch der Mann Moses genoß großes Ansehen im Lande Ägypten, bei den Dienern des Pharao und beim Volke. Moses sprach: "So spricht der Herr: Um Mitternacht ziehe ich mitten durch Ägypten. Sterben werden alle Erstgeborenen im Ägypterland, vom Erstgeborenen des Pharao, der auf seinem Thron sitzt, bis zum Erstgeborenen der Magd hinter der Handmühle ebenso aller Erstlingswurf des Viehs. Es wird ein großes Wehgeschrei im ganzen Ägypterland anheben, wie es noch nie gewesen ist und nie sein wird. Aber gegen die Kinder Israels wird nicht einmal ein Hund seine Zunge spitzen, weder gegen einen Menschen noch gegen das Vieh, damit ihr erkennt, daß der Herr einen Unterschied macht zwischen Ägypten und Israel. Dann werden alle deine Diener zu mir herabkommen, sich vor mir niederwerfen und sprechen: Zieh fort, du und das ganze Volk hinter dir her, und danach werde ich fortziehen!" Hierauf ging er vom Pharao fort in glühendem Zorn. Der Herr sprach zu Moses: "Der Pharao hört nicht auf euch, damit meine Wunder im Land Ägypten um so zahlreicher werden." Moses und Aaron hatten alle diese Taten vor dem Pharao vollbracht. Aber der Herr verhärtete das Herz des Pharao, so daß er die Kinder Israels nicht aus seinem Land wegziehen ließ. Der Herr gebot Moses und Aaron im Lande Ägypten: "Dieser Monat soll euch der Beginn der Monate sein, der erste sei er für euch unter den Monaten des Jahres! Redet zur ganzen Gemeinde Israels: Am Zehnten dieses Monats nehme jeder ein Lamm für seine Familie, ein Lamm für jede Hausgemeinschaft. Wenn aber eine Familie für ein Lamm zu klein ist, so nehme er es zusammen mit seinem Nachbarn, der seinem Haus am nächsten wohnt, nach der Zahl der Personen. Zerlegt die Anteile an dem Lamm nach dem, was jeder essen kann! Ihr müßt ein fehlerloses, männliches, einjähriges Lamm nehmen, ihr könnt es nehmen von den Schafen oder von den Ziegen. Ihr sollt es nun bewahren bis zum Vierzehnten dieses Monats; dann soll es die ganze Gemeinde Israels bei der Abenddämmerung schlachten! Von dem Blut sollen sie nehmen und damit die beiden Türpfosten und die Oberschwelle an den Häusern bestreichen, in denen man es essen wird. Das Fleisch aber, am Feuer gebraten, sollen sie in dieser Nacht essen, dazu ungesäuertes Brot; mit bitteren Kräutern sollen sie es essen. Ihr dürft davon nichts roh essen oder in Wasser gekocht, sondern nur am Feuer gebraten; Kopf, Schenkel und innere Teile sollen zusammenhängend bleiben. Ihr sollt davon nichts übriglassen bis zum Morgen; was aber davon noch übrigbleibt bis zum Morgen, das sollt ihr verbrennen. So sollt ihr es essen: Eure Hüften gegürtet, eure Schuhe an euren Füßen, euren Stab in euren Händen; ihr sollt es essen in Hast; es ist ein Pascha (Vorübergehen) für den Herrn. Ich will in dieser Nacht durch Ägypten schreiten, werde alle Erstgeborenen schlagen vom Menschen bis zum Vieh, und über alle Götter Ägyptens will ich Gericht halten, ich, der Herr! Das Blut an den Häusern, in denen ihr weilt, soll euch zu einem Schutzzeichen sein; wenn ich das Blut sehe, dann schreite ich an euch vorüber. So wird euch kein Vertilgungsstreich treffen, wenn ich das Ägypterland schlage. Dieser Tag soll euch zur Erinnerung sein; ihr sollt ihn als ein Fest für den Herrn feiern. Für kommende Geschlechter sollt ihr ihn als eine immerwährende Einrichtung begehen. Sieben Tage lang sollt ihr ungesäuerte Brote essen. Gleich am ersten Tag sollt ihr den Sauerteig aus euren Häusern entfernen; denn jeder, der Gesäuertes vom ersten bis zum siebten Tag ißt, soll aus Israel ausgerottet werden. Am ersten Tag soll eine heilige Versammlung stattfinden, und am siebten soll ebenfalls eine heilige Versammlung für euch sein; es darf dabei keinerlei Arbeit verrichtet werden; nur was ein jeder zu essen nötig hat, das allein soll bei euch hergerichtet werden. Beobachtet das Fest der ungesäuerten Brote! Denn an diesem Tage habe ich eure Scharen aus Ägypten herausgeführt. Beobachtet diesen Tag von Geschlecht zu Geschlecht als eine ewige Satzung! Vom Abend des vierzehnten Tages des ersten Monats sollt ihr ungesäuertes Brot essen bis zum Abend des einundzwanzigsten Tages dieses Monats. Sieben Tage lang darf sich kein Sauerteig in euren Häusern befinden; jeder, der dann Gesäuertes ißt, soll aus der Gemeinschaft Israels ausgerottet werden, ganz gleich, ob es ein Fremdling oder ein im Land Geborener ist! Ihr dürft also nichts Gesäuertes essen; in all euren Wohnstätten sollt ihr nur ungesäuertes Brot essen!" Moses berief nun alle Ältesten Israels und sprach zu ihnen: "Geht hin und sucht euch das Kleinvieh für eure Familien aus und schlachtet das Pascha! Nehmt dann einen Sprengwedel aus Ysop, taucht ihn in das Blut, das sich in der Schale befindet, und streicht von dem Blut in der Schale an die Oberschwelle und die beiden Türpfosten! Niemand darf dann bis zum Morgen aus der Türe seines Hauses treten. Der Herr wird umhergehen, Ägypten zu schlagen; sieht er dann das Blut an der Oberschwelle und an den beiden Türpfosten, dann wird er diese Türe übergehen und wird es dem Würger nicht gestatten, in eure Häuser einzutreten, um euch zu schlagen. Beobachtet diese Anordnung als ein immerwährendes Gesetz für euch und eure Kinder! Wenn ihr in das Land kommt, das der Herr euch geben wird, wie er es verheißen hat, dann beobachtet diesen religiösen Brauch! Und wenn euch dann eure Kinder fragen: "Welchen religiösen Brauch pflegt ihr da?", alsdann sollt ihr antworten: Es ist das Paschaopfer für den Herrn, der in Ägypten an den Häusern der Israeliten vorüberging, als er die Ägypter schlug und so unsere Häuser rettete." Das Volk verneigte sich tief und warf sich in Ehrfurcht ieder. Die Kinder Israels gingen hin und führten es aus; wie der Herr dem Moses und Aaron geboten hatte, so taten sie. Um Mitternacht begab es sich, daß der Herr alle Erstgeburt im Ägypterland vom Erstgeborenen des Pharao, der auf seinem Thron saß, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen im Kerker und alle Erstgeburt des Viehs schlug. Da erhob sich der Pharao in jener Nacht und mit ihm alle seine Diener und alle Ägypter. Ein großes Wehgeschrei entstand in Ägypten; denn es gab kein Haus, in dem nicht eine Leiche lag. Noch in der Nacht ließ er den Moses und den Aaron rufen und sprach: "Auf, zieht fort aus meinem Volke, sowohl ihr selbst als auch die Kinder Israels. Geht und dient dem Herrn, wie ihr es gewünscht habt! Auch euer Klein- und Großvieh nehmt mit, wie ihr es verlangt habt; nur geht und bittet auch für mich um Segen!" Auch die Ägypter drängten das Volk, um es schleunigst aus dem Lande zu entfernen; denn sie sagten sich: "Sonst sind wir alle des Todes!" Da nahmen die Leute ihren Brotteig, ehe er noch durchsäuert war, indem sie ihre Backschüsseln, in Mäntel eingewickelt, auf den Schultern trugen. Auch handelten die Israeliten nach der Weisung des Moses und erbaten sich von den Ägyptern silberne und goldene Geräte und Kleider. Der Herr verschaffte dem Volk Gunst bei den Ägyptern, so daß sie ihnen willfährig waren. Und so beraubten sie die Ägypter. Die Kinder Israels brachen von Ramses auf in Richtung Sukkot, ungefähr 600 000 Mann zu Fuß, Frauen und Kinder nicht gerechnet. Auch viel Mischvolk zog mit ihnen, dazu Kleinvieh und Großvieh, eine riesengroße Herde. Sie buken mit dem Teig, den sie aus Ägypten mitgenommen hatten, ungesäuerte Brotfladen; denn er war noch ungesäuert. Sie waren ja von Ägypten weggetrieben worden, und so konnten sie nicht länger säumen und auch keine Reisekost herrichten. Die Zeit des Aufenthaltes der Israeliten in Ägypten betrug vierhundertdreißig Jahre. Am Ende der vierhundertdreißig Jahre, an eben diesem Tage, zogen alle Heerscharen des Herrn aus dem Ägypterland aus. Eine Nacht des Wachens war das für den Herrn, als er sie aus dem Ägypterland hinausführte. Diese Nacht ist daher eine Wache-Nacht für den Herrn für alle Israeliten von Geschlecht zu Geschlecht. Der Herr sprach zu Moses und Aaron: "Dies ist das Gesetz für das Pascha: Kein Fremder darf davon essen. Doch jeder Sklave, der um Geld gekauft ist, darf, sobald du ihn beschnitten hast, davon essen. Beisassen und Tagelöhner dürfen nicht davon essen. In ein und demselben Haus muß es gegessen werden; du darfst von dem Fleisch nichts aus dem Haus nach draußen tragen. Keinen Knochen dürft ihr daran zerbrechen. Die ganze Gemeinde Israel soll so verfahren. Wenn aber ein Fremdling bei dir weilt und er Pascha für den Herrn halten will, so soll zunächst jeder, der männlich ist, beschnitten werden; dann darf er sich nahen, um es zu halten, und er soll wie ein Einheimischer gelten. Aber kein Unbeschnittener darf davon essen. Ein und dasselbe soll für den Einheimischen wie für den Fremdling, der bei euch weilt, gelten!" Alle Söhne Israels taten so; wie der Herr dem Moses und Aaron geboten hatte, so führten sie es aus. An eben diesem Tage führte der Herr die Kinder Israels, geordnet nach ihren Scharen, aus dem Ägypterland heraus. Der Herr sprach zu Moses: "Weihe mir alle Erstgeburt! Alles, was bei den Kindern Israels den Mutterschoß durchbricht, beim Menschen und beim Vieh, gehört mir." Moses verkündete dem Volke: "Gedenkt dieses Tages, an dem ihr aus Ägypten, dem Sklavenhaus, ausgezogen seid; denn mit starker Hand hat euch der Herr von dort herausgeführt; deshalb soll Gesäuertes nicht gegessen werden! Heute seid ihr ausgezogen, im Monat Abib. Wenn dich dann der Herr in das Land der Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Hiwwiter und Jebusiter gebracht hat, das dir zu geben er deinen Vätern durch Eidschwur versichert hat, ein Land, das von Milch und Honig fließt, dann sollst du in diesem Monat folgendes Brauchtum üben: Sieben Tage lang sollst du ungesäuerte Brote essen, und am siebten Tag soll eine Festfeier für den Herrn stattfinden! Nur ungesäuertes Brot darf diese sieben Tage lang genossen werden, Gesäuertes darf bei dir nicht zu sehen sein, auch kein Sauerteig soll bei dir in deinem ganzen Gebiet sichtbar sein. Du sollst es deinem Sohne einschärfen an jenem Tage: Dies geschieht um dessentwillen, was der Herr an mir getan hat, als ich aus Ägypten wegzog. Es soll dir zu einem Zeichen an deiner Hand sein und zu einem Erinnerungsmal zwischen deinen Augen, damit das Gesetz des Herrn in deinem Munde sei; denn mit starker Hand hat dich der Herr aus Ägypten herausgeführt. Du sollst diese Satzung beobachten zu ihrer festgesetzten Zeit von Jahr zu Jahr! Wenn dich der Herr also in das Land der Kanaaniter führt, das er dir und deinen Vätern durch Eidschwur versprochen hat, und es dir gibt, dann sollst du alles, was den Mutterschoß durchbricht, dem Herrn schenken; auch jeder Erstlingswurf des Viehs, der dir zuteil wird, gehört, soweit er männlich ist, dem Herrn. Jeden Erstlingswurf des Esels sollst du aber gegen ein Schaf auslösen; willst du ihn aber nicht auslösen, dann mußt du ihm das Genick brechen. Jede menschliche Erstgeburt unter deinen Söhnen sollst du auslösen! Wenn dich künftig dein Sohn fragt: "Was hat dies zu bedeuten?", dann sollst du ihm sagen: Mit starker Hand hat uns der Herr aus Ägypten herausgeführt, aus dem Sklavenhaus. Denn als der Pharao hartnäckig uns nicht freigeben wollte, da hat der Herr alle Erstgeburt im Ägypterland getötet, vom Erstgeborenen bei den Menschen bis zum Erstlingswurf des Viehs; darum opfere ich dem Herrn alles, was den Mutterschoß durchbricht, soweit es männlich ist; jeden Erstgeborenen unter meinen Söhnen löse ich aber aus. Es soll zu einem Zeichen auf deiner Hand sein und zu Merkmalen auf deiner Stirn, weil der Herr mit starker Hand uns aus Ägypten geführt hat." Als der Pharao das Volk ziehen ließ, da führte Gott sie nicht den Weg zum Philisterland, obwohl dies der nächste gewesen wäre; denn Gott sagte sich, das Volk bekommt am Ende Reue, wenn es sich in Kämpfe verwickelt sieht, und will wieder nach Ägypten zurück. Darum ließ Gott das Volk auf den Weg zur Wüste am Schilfmeer abbiegen. Die Israeliten zogen kampfgerüstet aus dem Ägypterland. Moses nahm die Gebeine Josephs mit. Dieser hatte ja die Kinder Israels feierlich schwören lassen: Sucht Gott euch einstens gnädig heim, dann nehmt meine Gebeine von hier mit euch! Sie brachen von Sukkot auf und lagerten in Etam am Rande der Wüste. Der Herr zog am Tage vor ihnen in einer Wolkensäule her, um ihnen den Weg zu zeigen, bei Nacht aber in einer Feuersäule, um ihnen Licht zu spenden, so daß sie bei Tag und Nacht wandern konnten. Nicht wich die Wolkensäule bei Tag und nicht die Feuersäule bei Nacht von der Spitze des ziehenden Volkes. Der Herr sprach zu Moses folgendes: "Sage den Kindern Israels, sie sollen umkehren und sich vor Pi-Hachirot zwischen Migdol und dem Meer vor Baal-Zephon lagern. Ihm gegenüber sollt ihr am Meer das Lager aufschlagen! Der Pharao wird dann von den Israeliten annehmen: Sie haben sich in dem Lande verirrt, die Wüste hat sie ringsum eingeschlossen. Ich will das Herz des Pharao verhärten, und er wird sie verfolgen. Ich erweise meine Macht am Pharao und seinem ganzen Heere. Die Ägypter werden erkennen, daß ich der Herr bin!" Und sie taten so. Dem König von Ägypten ward berichtet, daß das Volk entflohen sei. Da änderte sich die Stimmung des Pharao und seiner Diener dem Volke gegenüber. Sie sprachen: "Was haben wir da getan, daß wir Israel entlassen haben aus unserem Dienst!" Er ließ seine Streitwagen anspannen und nahm seine Kriegsleute mit sich. Er führte sechshundert auserlesene Streitwagen und alle anderen Streitwagen Ägyptens mit und auf jedem drei Mann Besatzung. Der Herr verhärtete das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, so daß er den Kindern Israels nachsetzte, obwohl doch die Israeliten unter dem Schutz einer erhobenen Hand auszogen. Die Ägypter verfolgten und erreichten sie mit allen Gespannen und Wagen des Pharao, mit deren Mannschaften und dem gesamten Heer, als jene sich am Meer lagerten; es war bei Pi-Hachirot gegenüber von Baal-Zephon. Der Pharao kam näher und näher; die Kinder Israels erhoben ihre Augen und erblickten die Ägypter, die hinter ihnen her waren. Da erschraken die Kinder Israels gar sehr und schrieen zum Herrn. Sie sprachen zu Moses: "Es gab offenbar in Ägypten keine Gräber. Darum hast du uns weggeholt, damit wir in der Wüste sterben. Was hast du uns da angetan, daß du uns aus Ägypten herausgeführt hast! Haben wir es dir nicht schon in Ägypten gesagt: "Laß uns in Ruhe! Wir wollen den Ägyptern dienen; denn besser ist es für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben"!" Moses entgegnete dem Volk: "Fürchtet euch nicht! Haltet stand und seht die Hilfe des Herrn, die er euch heute gewähren wird! Denn wie ihr die Ägypter heute seht, so werdet ihr sie niemals mehr wiedersehen! Der Herr wird für euch kämpfen, ihr aber könnt schweigend zuschauen." Der Herr sprach zu Moses: "Warum schreist du zu mir? Sage den Israeliten, sie sollen aufbrechen! Du aber sollst deinen Stab erheben, deine Hand über das Meer ausstrecken und es spalten, damit die Israeliten inmitten des Meeres auf trockenem Boden hindurchgehen können! Ich aber will das Herz der Ägypter verhärten; sie werden hinter ihnen herrücken; sodann will ich aber am Pharao und an seinem ganzen Heer, seinen Wagen und deren Besatzung meine Macht beweisen. Die Ägypter werden erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich am Pharao, seinen Streitwagen und deren Besatzung meine Macht beweise." Da wechselte der Gottesengel, der vor dem Wanderzug Israels einherging, seinen Platz und zog hinterher; auch die Wolkensäule brach von der Spitze auf und stellte sich hinter sie. Sie zog zwischen dem Heer der Ägypter und zwischen dem Heer der Israeliten, und sie verdunkelte auf der einen Seite und erhellte auf der anderen Seite die Nacht; niemand konnte während der ganzen Nacht an den anderen herankommen. Moses streckte seine Hand aus über das Meer. Der Herr aber ließ mit einem starken Ostwind die ganze Nacht hindurch das Meer zurücktreten und legte so das Meer trocken. Da spalteten sich die Wasser. Die Kinder Israels schritten aber inmitten des Meeres auf trockenem Boden hindurch, während ihnen die Wasser eine Mauer zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken bildeten. Die Ägypter rückten ihnen nach, und alle Rosse des Pharao, seine Wagengespanne und deren Mannschaft zogen hinter ihnen her, mitten in das Meer hinein. In der Zeit der Morgenwache schaute aber der Herr von der Feuer- und Wolkensäule auf das Lager der Ägypter, und er brachte das ägyptische Heer in Verwirrung. Er hemmte die Räder ihrer Kriegswagen und ließ sie nur mit Schwierigkeiten vorankommen. Die Ägypter riefen: "Fliehen wir doch vor Israel! Denn der Herr kämpft für sie gegen die Ägypter!" Der Herr sprach zu Moses: "Strecke deine Hand aus über das Meer, daß die Wasser auf die Ägypter zurückfluten, auf ihre Streitwagen und deren Mannschaften!" Da streckte Moses seine Hand über das Meer aus, und das Wasser flutete um das Morgengrauen an seinen alten Platz zurück, während die Ägypter ihm gerade entgegenflohen. So stürzte der Herr die Ägypter mitten ins Meer hinein. Die Wasser fluteten zurück und bedeckten die Streitwagen samt den Mannschaften der gesamten Heeresmacht des Pharao, die hinter ihnen ins Meer gezogen waren. Kein einziger von ihnen blieb mehr übrig. Die Kinder Israels aber waren auf trockenem Boden inmitten des Meeres gegangen, weil die Wasser ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken gebildet hatten. Der Herr rettete an jenem Tag Israel aus der Hand der Ägypter. Die Israeliten aber sahen, wie die Ägypter tot am Ufer des Meeres lagen. Als Israel sah, mit welch gewaltiger Hand der Herr unter den Ägyptern wirkte, fürchtete das Volk den Herrn; sie vertrauten auf den Herrn und auf Moses, seinen Knecht. Damals sangen Moses und die Kinder Israels dieses Lied zu Ehren des Herrn. Sie sangen: "Singen will ich dem Herrn, denn hocherhaben ist er! Roß und Wagen warf er ins Meer! Meine Kraft und meine Stärke ist der Herr, er ward mir zum Heil. Er ist mein Gott, preisen will ich ihn, meines Vaters Gott, ihn will ich rühmen! Der Herr ist ein Kriegsheld; "Jahwe" ist sein Name. Die Wagen des Pharao und seine Streitmacht warf er ins Meer; die besten seiner Kämpfer versanken im Schilfmeer. Fluten bedeckten sie; sie fuhren zur Tiefe wie Steine. Deine Rechte, o Herr, mächtig an Kraft, deine Rechte, o Herr, zerschmettert den Feind. In deiner Hoheit Fülle stürzest du deine Gegner; deine Zornglut entsendest du; die verzehrt sie wie Stoppeln. Vor deiner Nase Schnauben türmten sich die Wasser, standen die Wogen da wie ein Wall, erstarrten die Fluten mitten im Meer. Der Feind sprach: "Nachjagen! Fassen! Beute verteilen! Meine Gier laben! Schwert ziehen! Meine Faust soll sie vertilgen!" Da bliesest du mit deinem Odem, und schon deckte sie das Meer; wie Blei versanken sie in den gewaltigen Wassern. Wer gleicht dir unter den Göttern, Herr? Wer gleicht dir strahlend in Heiligkeit? Furchtbar an Ruhmestaten, Wunder vollbringend! Deine Rechte strecktest du aus, die Erde verschlang sie! Führer warst du in deiner Huld dem Volk, das du erlöst! Du hast es geleitet in deiner Kraft zu deiner heiligen Wohnstatt. Die Völker hörten davon und zitterten, Beben kam über Philistäas Bewohner! Damals erschraken die Fürsten von Edom, Zittern ergriff die Gewaltigen Moabs, alle Bewohner Kanaans wankten. Furcht und Entsetzen befiel sie, ob der Macht deines Armes erstarrten sie wie Stein, bis dein Volk, Herr, hindurchzog, bis hindurchzog das Volk, das du erworben. Du führtest und pflanztest sie auf den Berg, der dein eigen, an den Ort deiner Wohnstatt, die du, Herr, gegründet, zum Heiligtum, o Herr, das deine Hände geschaffen. Der Herr ist König für immer und ewig!" Als die Gespanne des Pharao mit seinen Wagen und deren Mannschaften ins Meer gelangt waren, ließ der Herr dessen Wasser zurückfluten. Die Kinder Israels aber zogen auf trockenem Boden mitten durch das Meer. Da nahm die Prophetin Mirjam, Aarons Schwester, die Pauke in die Hand, und alle Frauen zogen mit Paukenschlägen und Reigentänzen hinter ihr her. Mirjam stimmte den Leitvers an: "Singt dem Herrn, denn hocherhaben ist er; Roß und Wagen warf er ins Meer!" Danach ließ Moses die Israeliten vom Schilfmeer aufbrechen; sie zogen hinaus zur Wüste Schur. Drei Tage lang wanderten sie in der Wüste, und sie fanden kein Wasser. Sie kamen nach Mara, aber sie konnten das Wasser von Mara nicht trinken, weil es bitter war. Darum heißt der Ort "Mara" (Bitterkeit). Das Volk aber murrte gegen Moses und sprach: "Was sollen wir denn trinken?" Er rief laut zum Herrn, und der Herr zeigte ihm ein Holz. Er warf es ins Wasser, und das Wasser wurde süß. Dort gab er ihm Satzung und Recht, und dort stellte er es auf die Probe. Er sprach: "Wenn du nur fleißig hörst auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, und das, was recht ist in seinen Augen, tust, auf seine Gebote achtgibst und alle seine Satzungen hältst, will ich dir keine der Krankheiten auferlegen, die ich Ägypten auferlegt habe; denn ich bin der Herr, dein Arzt!" Sie kamen nun nach Elim; dort waren zwölf Wasserquellen und siebzig Palmen. Sie schlugen dort am Wasser ein Lager auf. Sie brachen von Elim auf, und es kam die ganze Gemeinde der Kinder Israels zur Wüste Sin, die zwischen Elim und Sinai liegt; es war am fünfzehnten Tag des zweiten Monats seit ihrem Auszug aus Ägypten. Die ganze Gemeinde der Israeliten murrte wider Moses und Aaron in der Wüste. Die Kinder Israels sprachen zu ihnen: "O daß wir doch durch die Hand des Herrn in Ägypten gestorben wären, da wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot genug zu essen hatten! Ihr habt uns aber in diese Wüste geführt, um diese ganze Schar den Hungertod sterben zu lassen!" Der Herr sprach zu Moses: "Seht, ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen! Das Volk soll dann hingehen und sich den Tagesbedarf einsammeln; ich will es darauf prüfen, ob es nach meinem Gesetze wandelt oder nicht. Wenn sie nun am sechsten Tage zubereiten, was sie heimbringen, so wird es das Doppelte von dem sein, was sie sonst tagtäglich sammeln." Moses und Aaron sprachen zu allen Israeliten: "Am heutigen Abend werdet ihr erfahren, daß der Herr es war, der euch aus Ägypten geführt hat. Und morgen früh werdet ihr die Herrlichkeit des Herrn schauen, da er eure murrenden Reden wider den Herrn gehört hat. Doch was sind wir, daß ihr gegen uns murrt?" Moses sprach weiter: "Der Herr wird euch nämlich am Abend Fleisch zu essen geben und Brot am Morgen zur Sättigung, da der Herr eure murrenden Reden wider ihn gehört hat. Doch was sind wir? Nicht gegen uns waren eure murrenden Reden, sondern gegen den Herrn." Moses sprach zu Aaron: "Sage der ganzen Gemeinde der Israeliten: "Nähert euch dem Herrn, denn er hat euer Murren gehört!"" Während nun Aaron zur ganzen Gemeinde der Kinder Israels noch redete, wandten sie sich in Richtung nach der Wüste. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn in der Wolke. Der Herr sprach zu Moses: "Ich habe das Murren der Kinder Israels gehört; sage ihnen folgendes: "Heute gegen Abend werdet ihr Fleisch essen und morgen in der Frühe euch an Brot sättigen; daran sollt ihr erkennen, daß ich der Herr bin, euer Gott!"" Und es geschah am Abend, da kam ein Wachtelschwarm angeflogen und bedeckte das Lager. Am Morgen aber war rings um das Lager ein Taubelag. Als aber der Taubelag aufstieg, da lag auf der Oberfläche der Wüste etwas Feines, Knisterndes, fein wie Reif am Boden. Die Kinder Israels sahen es und sprachen zueinander: "Man hu? (Was ist das?)" Sie wußten nämlich nicht, was es war. Da sprach Moses zu ihnen: "Das ist das Brot, das der Herr euch zur Nahrung gibt. Folgendes nun gebietet der Herr: Jeder sammle davon, soviel er zur Nahrung braucht: einen Gomer auf den einzelnen Kopf. Jeder von euch hole nach der Anzahl der Personen, die zu seiner Zeltgemeinschaft gehören!" Die Israeliten taten so und sammelten, viel oder auch wenig. Sie maßen es mit dem Gomer. Da hatte der, welcher viel gesammelt hatte, keinen Überschuß, und wer wenig gesammelt hatte, keinen Mangel. Jeder hatte, soviel er zur Nahrung brauchte. Moses sagte darauf zu ihnen: "Niemand lasse davon bis zum nächsten Morgen übrig!" Einige hörten aber nicht auf Moses und ließen doch bis zum nächsten Morgen etwas übrig; das wurde dann faul, wurmig und stinkend. Moses aber war über sie böse. Sie sammelten es Morgen für Morgen, jeder, soviel er zur Nahrung brauchte. Wenn aber die Sonne heiß schien, dann zerschmolz es. Am sechsten Tage aber hatten sie die doppelte Nahrungsmenge gesammelt, nämlich zwei Gomer für den einzelnen. Da kamen alle Fürsten der Gemeinde und meldeten es Moses. Er sagte zu ihnen: "Was der Herr hiermit verordnet hat, ist dieses: Ein Ruhetag, heiliger Sabbat für den Herrn, ist morgen; was ihr backen wollt, das backt, und was ihr kochen wollt, das kocht! Aber alles, was übrig bleibt, legt hin und bewahrt es auf für morgen!" Sie legten es bis zum Morgen zurück, wie Moses befohlen hatte; es wurde nicht stinkend, und es zeigten sich auch keine Würmer darin. Moses sprach: "Eßt dies heute, denn Sabbat ist heute für den Herrn; nichts werdet ihr heute auf dem Felde finden. Sechs Tage sollt ihr es sammeln, am siebten Tag ist Sabbat, an diesem gibt es keines." Aber am siebten Tag gingen doch einige vom Volk hinaus, um zu sammeln. Sie fanden aber wirklich nichts. Da sprach der Herr zu Moses: "Wie lange noch weigert ihr euch, meine Gebote und Satzungen zu halten? Seht doch, daß der Herr euch den Sabbat gegeben hat; darum gibt er euch am sechsten Tag Brot für zwei Tage! Bleibe also ein jeder daheim, niemand verlasse am siebten Tag seine Wohnstätte!" So feierte das Volk denn am siebten Tag den Sabbat. Die Israeliten gaben der Speise den Namen "Manna". Es war weiß wie Koriandersamen und schmeckte wie Honigkuchen. Moses sprach: "Dies verordnete der Herr: Füllt davon einen Gomer, um es aufzubewahren für eure kommenden Geschlechter; sie sollen die Nahrung sehen, mit welcher ich euch in der Wüste gespeist habe, als ich euch aus dem Lande Ägypten herausführte!" Moses sprach zu Aaron: "Nimm einen Behälter, fülle einen Gomer Manna hinein und stelle ihn vor den Herrn, um ihn für eure künftigen Geschlechter aufzubewahren!" Wie der Herr Moses befohlen hatte, so stellte Aaron ihn (später) vor die Gesetzestafeln hin zum Aufbewahren. Die Kinder Israels aßen das Manna 40 Jahre, bis sie wieder in bewohntes Land kamen. Manna aßen sie so lange, bis sie die Grenze des Landes Kanaan erreichten. Ein Gomer ist der zehnte Teil eines Epha. Auf Geheiß des Herrn zog die ganze Gemeinde der Israeliten aus der Wüste Sin in Tagemärschen weiter; sie schlugen in Rephidim ein Lager auf; das Volk hatte aber kein Wasser zu trinken. Da haderte das Volk mit Moses; sie sprachen: "Gebt uns Wasser zu trinken!" Moses entgegnete ihnen: "Wozu hadert ihr mit mir? Warum versucht ihr den Herrn?" Dort dürstete das Volk nach Wasser; es murrte wider Moses und sprach: "Warum hast du uns denn aus Ägypten herausgeführt, um uns, unsere Kinder und unseren Viehbestand vor Durst sterben zu lassen?" Moses schrie zum Herrn: "Was soll ich mit diesem Volk tun? Nur ein wenig noch, dann werden sie Steine auf mich werfen." Der Herr entgegnete dem Moses: "Geh dem Volk voraus und nimm mit dir einige von den Ältesten Israels! Nimm auch deinen Stab, mit dem du auf den Nil schlugst, in deine Hand und gehe hin! Siehe, ich werde dort vor dir auf dem Felsen am Horeb stehen! Wenn du auf den Felsen schlägst, wird aus ihm Wasser hervorquellen, und das Volk kann trinken." So tat Moses vor den Augen der Ältesten Israels. Er nannte den Ort "Massa und Meriba", weil die Israeliten dort gehadert und den Herrn versucht hatten, indem sie sprachen: "Ist der Herr wirklich in unserer Mitte oder nicht?" Da rückten die Amalekiter heran und kämpften bei Rephidim gegen die Israeliten. Moses wandte sich an Josua: "Suche uns Männer aus, ziehe aus und kämpfe morgen gegen die Amalekiter! Ich will mich aber auf den Gipfel der Anhöhe stellen, den Gottesstab in meiner Hand." Josua tat, wie Moses ihm geboten hatte. Er zog in den Kampf gegen Amalek. Moses, Aaron und Chur stiegen aber auf den Gipfel der Anhöhe. Solange Moses nun seine Hände erhob, obsiegte Israel; sobald er aber seine Hände sinken ließ, waren die Amalekiter überlegen. Doch Moses' Hände ermatteten; deshalb nahm man einen Stein und schob ihn unter ihn. Er setzte sich darauf, Aaron und Chur aber stützten seine Hände, einer von dieser Seite, der andere von jener; so blieben denn seine Hände unbeweglich, bis die Sonne unterging. So besiegte Josua Amalek und sein Kriegsvolk mit der Schärfe des Schwertes. Der Herr sagte zu Moses: "Schreibe dies zum Gedächtnis in eine Buchrolle und präge es dem Josua fest ein! Denn ich will vertilgen, ja vertilgen will ich unter dem Himmel das Andenken an Amalek." Moses aber baute einen Altar und nannte ihn "Der Herr ist mein Banner". Er sprach: "Auf, die Hand an das Banner des Herrn! Streit hat der Herr mit Amalek von Geschlecht zu Geschlecht!" Jetro, der midianitische Priester und Schwiegervater des Moses, hatte davon erfahren, was Gott alles an Moses und Israel, seinem Volke, getan hatte, daß nämlich der Herr Israel aus Ägypten herausgeführt hatte. Da nahm Jetro, der Schwiegervater des Moses, die Zippora, die Frau des Moses, welche dieser zurückgeschickt hatte, und ihre beiden Söhne. Von ihnen hieß der eine "Gerschom", weil er gesagt hatte: "Ein Gast bin ich in fremdem Lande." Der andere hieß "Elieser"; denn "der Gott meines Vaters ist mir zur "Hilfe" geworden und bewahrte mich vor dem Schwerte des Pharao." Der Schwiegervater des Moses also, Jetro, kam mit dessen Söhnen und dessen Frau zu Moses in die Wüste, wo er gerade am Gottesberg lagerte. Er ließ dem Moses melden: "Siehe, dein Schwiegervater Jetro ist zu dir gekommen, ferner deine Frau und ihre beiden Söhne!" Moses ging seinem Schwiegervater entgegen, verneigte sich ehrfurchtsvoll und küßte ihn. Sie erkundigten sich gegenseitig nach ihrem Wohlbefinden und traten in das Zelt. Moses erzählte seinem Schwiegervater alles, was der Herr um Israels willen am Pharao und an den Ägyptern getan hatte, von allen Beschwerden, die ihnen auf dem Wege zugestoßen waren, und wie der Herr sie gerettet hatte. Da freute sich Jetro über alles Gute, das der Herr den Israeliten getan hatte, da er sie aus der Hand der Ägypter errettet hatte. Und Jetro sprach: "Gepriesen sei der Herr, der euch aus der Gewalt der Ägypter und aus der Hand des Pharao gerettet hat! Jetzt erkenne ich, daß der Herr größer ist als alle anderen Götter; denn deshalb, weil die Ägypter gegen sein Volk so vermessen handelten, hat er es aus ihrer Hand errettet." Jetro, der Schwiegervater des Moses, brachte Gott Brand und Schlachtopfer dar. Aaron und alle Ältesten Israels kamen hinzu, um mit dem Schwiegervater des Moses vor Gott ein Opfermahl zu halten. Am anderen Morgen nahm Moses Platz, um im Volke richterliche Tätigkeit auszuüben. Das Volk stand vor Moses vom Morgen bis zum Abend. Der Schwiegervater des Moses sah, was er alles für das Volk zu tun hatte, und äußerte sich: "Wozu bemühst du dich so sehr mit dem Volk? Warum sitzt du denn ganz allein zu Gericht, und das ganze Volk muß vor dir stehen vom Morgen bis zum Abend?" Moses entgegnete seinem Schwiegervater: "Das Volk kommt zu mir, um Gott zu befragen. Wenn sie eine Streitsache haben, kommen sie zu mir; ich mache den Schiedsrichter zwischen den einzelnen Parteien und lasse sie die Weisungen Gottes und seine Gesetze wissen." Der Schwiegervater des Moses sagte darauf zu ihm: "Es ist nicht gut so, wie du es machst. Du reibst dich ja vollständig auf, dich selbst und das Volk, das bei dir ist; denn die Aufgabe überschreitet deine Kräfte, du kannst sie allein nicht bewältigen. Höre jetzt auf mich! Ich will dir einen Rat geben: Gott möge mit dir sein! Vertritt du das Volk Gott gegenüber und bringe du die Anliegen vor Gott! Schärfe ihnen die Weisungen und Gesetze ein und laß sie den Weg wissen, den sie zu gehen haben, und die Werke, die sie tun sollen! Du aber suche dir aus allen Leuten tüchtige, gottesfürchtige und zuverlässige Männer aus, die der Bestechung nicht zugänglich sind! Setze sie über jene als Vorsteher über je eintausend, über je einhundert, über je fünfzig und über je zehn! Sie sollen unter dem Volke immerdar als Richter wirken. Nur alle wichtigen Sachen sollen sie vor dich bringen, alles Geringfügige aber sollen sie selbst entscheiden! Entlaste also dich selber und laß jene mit dir die Verantwortung tragen! Wenn du es so machst und auch Gott es dir so befiehlt, dann kannst du bestehen, und auch dieses ganze Volk wird befriedigt heimgehen." Moses gehorchte den Ratschlägen seines Schwiegervaters und tat alles, was er ihm vorgeschlagen hatte. Er suchte tüchtige Männer aus ganz Israel aus und machte sie zu Häuptern über das Volk, als Vorsteher über eintausend, über einhundert, über fünfzig und über zehn. Sie sollten im Volke richterliche Tätigkeit zu jeder Zeit ausüben; nur die schwer zu lösenden Fälle sollten sie vor Moses bringen, alle leichteren aber selbst entscheiden. Moses gab seinem Schwiegervater das Abschiedsgeleit, und dieser begab sich wieder in sein Land. Im dritten Monat seit dem Auszug der Kinder Israels aus Ägypten, an eben diesem Tage, gelangten sie in die Wüste Sinai. Sie waren von Rephidim aufgebrochen, kamen in die Wüste Sinai und schlugen in der Wüste ein Lager auf. Es lagerte dort Israel gegenüber dem Berge. Moses aber stieg hinauf zu Gott, und der Herr rief ihm vom Berge aus zu: "So sollst du zum Hause Jakob sprechen und dies den Söhnen Israels verkünden: Ihr habt selbst gesehen, was ich den Ägyptern getan habe und wie ich euch auf Adlersflügeln getragen und euch an mich gebracht habe. Wenn ihr nun getreu auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet, so werdet ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein; denn mein ist die ganze Erde! Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Dies sind die Worte, die du zu den Kindern Israels sprechen sollst." Moses ging darauf hin, berief die Ältesten des Volkes und legte ihnen alle diese Worte vor, die der Herr ihm aufgetragen hatte. Das Volk gab einmütig zur Antwort: "Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun!" Moses aber überbrachte dem Herrn des Volkes Antwort. Der Herr sprach weiter zu Moses: "Siehe, ich komme zu dir in dichtem Gewölk, damit das Volk es hört, wenn ich mit dir rede, und damit sie auch an dich immer glauben!" Moses aber meldete des Volkes Worte dem Herrn. Der Herr sprach zu Moses: "Geh hin zum Volk, und sie sollen sich heute und morgen heilig halten und ihre Kleider waschen! Sie sollen für den dritten Tag bereit sein; denn am dritten Tag wird der Herr vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herabkommen. Du sollst dem Volke ringsherum eine Grenze ziehen und ihm sagen: "Hütet euch davor, auf den Berg zu steigen, ja nur sein Fußende zu berühren! Jeder, der den Berg berührt, muß sterben!" Keine Hand darf ihn berühren, sonst würde er gesteinigt oder (mit Pfeilen) erschossen werden! Ob Tier oder Mensch, er würde nicht am Leben bleiben! Erst wenn das Widderhorn geblasen wird, sollen sie auf den Berg hinaufsteigen." Moses stieg vom Berge zum Volke hinab. Er befahl dem Volk, sich zu heiligen; auch wuschen sie ihre Kleider. Er sprach zu ihnen: "Seid bereit für den dritten Tag, nähert euch keiner Frau!" Am dritten Tag, als es Morgen geworden war, brachen Donner los, und Blitze zuckten, schweres Gewölk hing über dem Berg, und überaus stark schmetternder Posaunenschall war zu hören. Das ganze Volk im Lager bebte. Moses führte das Volk Gott entgegen aus dem Lager heraus. Sie stellten sich am Fuß des Berges auf. Der Berg Sinai war ganz mit Rauch bedeckt, weil der Herr im Feuer auf ihn herabgekommen war. Der Rauch stieg wie der Rauch eines Schmelzofens auf. Der ganze Berg zitterte gewaltig. Der Posaunenschall ward stärker und stärker. Moses redete, und Gott antwortete ihm unter Donnerschall. Der Herr war auf den Sinaiberg, und zwar auf die Spitze, herabgekommen. Er rief den Moses auf die Spitze des Berges, und Moses stieg hinauf. Da sprach der Herr zu Moses: "Steige hinab und befiehl nachdrücklich dem Volke, daß es zu dem Herrn nicht durchbreche, um ihn zu sehen; denn viele von ihnen müßten sonst umkommen. Auch die Priester, die sich dem Herrn zu nahen pflegen, sollen sich heilig halten, damit der Herr gegen sie nicht losbricht!" Da entgegnete Moses dem Herrn: "Das Volk kann gar nicht zum Berge Sinai hinaufsteigen; denn du selbst hast es uns eingeschärft: Ziehe eine Grenze um den Berg und erkläre ihn für heilig!" Der Herr sagte nun zu ihm: "Geh, steige hinab und komme mit Aaron wieder herauf! Die Priester aber und das Volk sollen nicht durchbrechen, um zum Herrn hinaufzukommen; er würde sonst gegen sie losziehen." Da stieg Moses zum Volke hinab und teilte es ihm mit. Nun sprach Gott alle die folgenden Worte: (I.) "Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten, dem Hause der Knechtschaft, geführt hat. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben! Du sollst dir kein Schnitzbild machen, noch irgendein Abbild von dem, was droben im Himmel oder auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde ist! Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und sollst sie nicht verehren; denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter an den Kindern, am dritten und vierten Geschlecht, nachprüft bei denen, die mich hassen. Ich erweise aber meine Gnade bis ins tausendste Geschlecht denen, die mich lieben und meine Gebote halten. (II.) Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz aussprechen; denn der Herr läßt denjenigen nicht ungestraft, der seinen Namen unnütz ausspricht! (III.) Gedenke des Sabbattages, um ihn heilig zu halten. Sechs Tage lang sollst du arbeiten und all deine Geschäfte verrichten. Doch der siebte Tag ist ein Ruhetag für den Herrn, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, weder du selbst noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der sich in deinen Toren befindet. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel, die Erde, das Meer und alles, was in ihnen ist, erschaffen; doch am siebten Tage ruhte er. Darum segnete der Herr den Sabbat und erklärte ihn für heilig. (IV.) Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir gibt! (V.) Du sollst nicht töten! (VI.) Du sollst nicht ehebrechen! (VII.) Du sollst nicht stehlen! (VIII.) Du sollst gegen deinen Nächsten kein falsches Zeugnis abgeben! (IX.) Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren! (X.) Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten und auch nicht seinen Knecht, seine Magd, sein Rind, seinen Esel und nichts von dem, was deinem Nächsten gehört!" Das ganze Volk nahm die Donnerschläge, die Blitze, den Posaunenschall und den rauchenden Berg wahr; da fürchteten sich die Leute, zitterten und blieben von fern stehen. Sie sprachen zu Moses: "Rede du mit uns, wir wollen darauf hören! Aber Gott soll mit uns nicht reden, sonst müßten wir sterben!" Da antwortete Moses dem Volke: "Fürchtet euch nicht! Denn um euch zu prüfen, ist Gott gekommen; damit die Furcht vor ihm bei euch herrsche, auf daß ihr nicht sündigt!" Das Volk blieb von ferne stehen, Moses aber näherte sich der dunklen Wolke, in der Gott war. Nun sprach der Herr zu Moses: "Sage zu den Israeliten: Ihr habt es miterlebt, wie ich vom Himmel her mit euch gesprochen habe. Ihr sollt euch neben mir keine silbernen und keine goldenen Götzen anfertigen! Du sollst mir einen Altar aus Erde bauen und sollst auf ihm deine Brandopfer, deine Friedopfer, dein Kleinvieh und dein Großvieh darbringen! An jedem Ort, wo ich meines Namens gedenken lasse, werde ich zu dir kommen und dich segnen. Wenn du mir aber einen Altar aus Steinen baust, so dürfen es nicht behauene Steine sein; wenn du ihn nämlich mit dem Meißel bearbeitest, dann hast du ihn entweiht. Steige auch nicht auf Stufen zu meinem Altar hinauf, damit deine Blöße sich über ihm nicht enthülle!" "Dies sind die Rechtsbestimmungen, die du ihnen auferlegen sollst: Wenn du einen hebräischen Sklaven erwirbst, so soll er sechs Jahre Dienst leisten, im siebten aber soll er ohne Entschädigung in die Freiheit entlassen werden. Ist er allein gekommen, so soll er auch allein fortgehen; war er aber bereits verheiratet, so soll seine Frau mit ihm gehen. Hat ihm aber erst sein Herr eine Frau gegeben, und hat sie ihm Söhne oder Töchter geboren, so sollen die Frau und ihre Kinder ihrem Herrn gehören; nur er selbst soll in die Freiheit gehen. Wenn aber der Sklave ausdrücklich sagt: "Ich habe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder lieb, ich will nicht in die Freiheit gehen", so bringe ihn sein Herr vor die Gottheit und führe ihn an die Tür oder den Türpfosten, und sein Herr durchbohre ihm mit einer Pfrieme sein Ohr! Er sei dann sein Sklave für immer! Verkauft ein Mann seine Tochter als Sklavin, soll sie nicht wie die Sklaven entlassen werden. Wenn sie nun aber ihrem Herrn, der sie für sich bestimmt hatte, mißfällt, so lasse er sie loskaufen; sie aber an fremde Leute zu verkaufen, steht ihm nicht zu, da er treulos an ihr gehandelt hat. Hatte er sie aber für seinen Sohn bestimmt, so handle er mit ihr nach der Rechtssatzung für Töchter. Nimmt er sich noch eine andere dazu, so darf er sie weder bezüglich der Fleischnahrung noch der Kleidung, noch im ehelichen Leben zurücksetzen. Wenn er ihr aber diese drei Dinge nicht leistet, so soll sie ohne Entschädigung, unentgeltlich weggehen dürfen. Wer einen Menschen schlägt, so daß er stirbt, soll getötet werden. Hat er es aber nicht vorsätzlich getan, sondern Gott hat es seiner Hand widerfahren lassen, so bestimme ich dir eine Stätte, wohin er fliehen kann. Hat aber jemand seinen Nächsten freventlich, mit bewußter Absicht, getötet, so sollst du ihn von meinem Altar wegholen, auf daß er sterbe! Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt, der soll des Todes sterben. Wer einen Menschen raubt und ihn verkauft und dabei entdeckt wird, soll des Todes sterben. Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, ist des Todes. Wenn Männer sich streiten und einer den andern mit einem Stein oder mit einer Hacke schlägt, so daß dieser zwar nicht stirbt, aber bettlägerig wird, dann bleibt der Schläger straffrei, muß jenem aber Entgelt für seine Arbeitsunfähigkeit geben und für seine Heilung sorgen, wenn dieser so aufkommt, daß er draußen mit dem Stock gehen kann. Wenn jemand seinen Sklaven oder seine Sklavin mit dem Stock so schlägt, daß die Person unter seiner Hand stirbt, so muß das streng bestraft werden. Wenn sie aber noch ein oder zwei Tage lebt, dann soll jener nicht bestraft werden; denn es betrifft ja sein Vermögen. Wenn Männer miteinander raufen und sie stoßen dabei eine schwangere Frau, und es tritt eine Fehlgeburt ein, aber kein weiterer Unfall, so soll der Täter eine Geldbuße zahlen, die ihm der Eheherr der Frau auferlegt. Er soll sie ihm geben unter Vermittlung von Schiedsrichtern. Wenn ein Schaden entsteht, dann mußt du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Strieme um Strieme! Wenn aber jemand seinem Sklaven oder seiner Sklavin ins Auge schlägt und es zerstört, so soll er die Person als Ersatz für das Auge freilassen. Wenn er seinem Sklaven oder seiner Sklavin einen Zahn ausschlägt, soll er die Person als Ersatz für den Zahn freigeben. Wenn ein Rind einen Mann oder eine Frau so stößt, daß sie sterben, dann soll das Rind gesteinigt werden! Man darf sein Fleisch nicht essen; der Herr des Rindes aber ist straffrei. Wenn das Rind schon längere Zeit hindurch stößig war und sein Besitzer verwarnt wurde, es aber trotzdem nicht bewachte, so soll das Rind, falls es einen Mann oder eine Frau tötet, gesteinigt werden, und auch der Besitzer sei des Todes. Wird ihm aber ein Sühnegeld auferlegt, dann soll er als Loskaufsgeld für sein Leben so viel zahlen, als ihm auferlegt wird. Stößt es einen Sohn oder eine Tochter, dann soll nach demselben Rechtsgrundsatz an ihm gehandelt werden. Wenn das Rind aber einen Sklaven oder eine Sklavin stößt, dann hat der Besitzer an ihren Herrn dreißig Silberstücke zu bezahlen, das Rind aber werde gesteinigt. Wenn jemand eine Zisterne offen läßt, oder wenn er eine Zisterne gräbt und nicht zudeckt, und es fällt ein Rind oder ein Esel hinein, dann soll der Besitzer der Zisterne Ersatz leisten; er soll dem Tierbesitzer den Geldwert zahlen, das verendete Tier aber ist sein Eigentum. Wenn eines Mannes Rind das Rind seines Nächsten stößt, so daß es verendet, so soll man das lebende Rind verkaufen und den Erlös aufteilen, und das verendete Tier soll man ebenfalls teilen. Wenn es aber bekannt ist, daß das Rind schon länger stößig war, und sein Besitzer hat es nicht bewacht, dann muß er voll und ganz ersetzen, Rind für Rind; aber das verendete Tier ist sein Eigentum. Wenn jemand ein Rind oder ein Schaf stiehlt und es schlachtet oder verkauft, so muß er fünf Rinder für ein Rind ersetzen und vier Stück Kleinvieh für ein Schaf. Wenn ein Dieb bei einem Einbruch ertappt und totgeschlagen wird, dann entsteht für den Täter keine Blutschuld. Ist aber die Sonne schon über ihm aufgegangen, dann entsteht für ihn Blutschuld. Ein Dieb muß vollen Ersatz leisten. Wenn er nichts hat, so soll er zur Entschädigung für das Gestohlene verkauft werden. Wenn aber das Gestohlene, das Rind, der Esel oder das Schaf, sich noch lebend bei ihm befinden, so soll er das Doppelte ersetzen. Wenn jemand ein Feld oder einen Weinberg in Brand setzt und den Brand sich so ausdehnen läßt, daß es auf fremdem Feld brennt, so muß er von den besten Erträgnissen seines Feldes und seines Weinberges Ersatz leisten. Wenn ein Feuer ausbricht und Dornhecken erfaßt und dadurch ein Garbenhaufen oder auf dem Halm stehendes Getreide oder das Feld erfaßt wird, dann muß der Brandstifter vollen Ersatz leisten. Wenn jemand einem andern Geld oder Wertgegenstände zur Aufbewahrung übergibt, und diese werden aus dem betreffenden Haus gestohlen, so muß der Dieb, wenn er gefunden wird, den doppelten Wert zurückerstatten. Wird der Dieb aber nicht ausfindig gemacht, dann soll der Hausbesitzer vor Gott hintreten, ob er sich nicht an dem Eigentum eines anderen etwa vergriffen habe. Bei jedem Fall von Veruntreuung, handle es sich um ein Rind, einen Esel, ein Schaf, ein Kleidungsstück, kurz, um irgend etwas Vermißtes, wovon der Geschädigte sagt: "Dies ist es", soll die Angelegenheit der beiden vor Gott gebracht werden. Wen Gott für schuldig erklärt, der muß dem anderen den doppelten Wert erstatten. Wenn jemand einen Esel, ein Rind, ein Schaf oder sonst irgendein Stück Vieh einem anderen zur Obhut übergibt, dieses stirbt oder bricht sich etwas oder wird weggetrieben, ohne daß es jemand gesehen hat, dann soll ein Eid vor dem Herrn zwischen beiden die Entscheidung treffen, ob nicht der eine an der Habe des anderen sich vergriffen hat. Sein Besitzer soll es nehmen, und jener braucht keinen Ersatz zu leisten. Wenn es ihm aber offen gestohlen wurde, dann muß er es seinem Eigentümer ersetzen. Ist es aber zerrissen worden, dann bringe er es als Beweis! Das Zerrissene braucht er nicht zu ersetzen. Wenn jemand von seinem Nächsten ein Tier leiht, es bricht sich etwas oder verendet, so muß er, wenn sein Eigentümer nicht da war, es voll ersetzen. Wenn aber der Eigentümer dabei war, dann braucht er es nicht zu erstatten. Ist er ein Tagelöhner, so geht es zu Lasten seines Lohnes. Wenn jemand eine noch nicht verlobte Jungfrau verführt und ihr beiwohnt, dann muß er sie um den vollen Heiratspreis zur Frau nehmen. Weigert sich aber ihr Vater, sie ihm zu geben, dann muß er den vollen Brautpreis für Jungfrauen zahlen. Eine Zauberin darfst du nicht am Leben lassen. Jeder, der einem Tier beiwohnt, sei des Todes. Wer anderen Göttern opfert außer dem Herrn allein, der sei im Bann! Einen Fremdling sollst du nicht unterdrücken und ihn nicht bedrängen. Denn Fremdlinge seid ihr selbst gewesen im Lande Ägypten. Eine Witwe oder eine Waise sollt ihr nicht unterdrücken. Wenn du sie aber irgendwie unterdrückst, und sie schreit zu mir, fürwahr, ich werde auf ihr Schreien hören. Mein Zorn entbrennt dann; ich werde euch mit dem Schwerte töten, und eure Frauen werden Witwen und eure Kinder Waisen. Wenn du meinem Volke, einem Armen neben dir, Geld leihst, so sollst du ihm gegenüber nicht wie ein Wucherer handeln. Ihr dürft ihm keinen Zins auferlegen. Wenn du deines Nächsten Mantel zum Pfande nimmst, dann sollst du ihm diesen bis zum Sonnenuntergang wieder zurückgeben. Denn es ist ja seine einzige Decke. Es ist seine Umhüllung für seinen Leib. Worin soll er sonst schlafen? Wenn er aber zu mir schreit, so will ich ihn erhören; denn barmherzig bin ich. Gott sollst du nicht lästern; einen Fürsten in deinem Volke sollst du nicht verfluchen! Du sollst in der Abgabe deines Getreides und Öles nicht säumig sein! Den Erstgeborenen deiner Söhne sollst du mir geben. Ebenso sollst du es halten mit deinem Kalb und deinem Lamm; es soll aber sieben Tage bei seiner Mutter bleiben, erst am achten Tage sollst du es mir schenken. Heilige sollt ihr mir sein! Fleisch von einem auf dem Felde zerrissenen Tier sollt ihr nicht essen, sondern es den Hunden hinwerfen! Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten! Du sollst einem, der im Unrecht ist, nicht hilfreich zur Hand gehen, indem du als falscher Zeuge auftrittst. Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen zum Bösen, und du sollst deine Aussagen bei einem Rechtsverfahren nicht so machen, daß du der Mehrheit willfährig bist und das Recht beugst. Weder den Armen noch den Vornehmen sollst du in seinem Rechtsstreit bevorzugen! Wenn du das Rind deines Feindes oder seinen Esel, die sich verlaufen haben, antriffst, so führe ihm diese zurück! Wenn du siehst, daß der Esel deines Widersachers unter seiner Last zusammenbricht, dann sollst du aufhören, ihm aus dem Weg zu gehen; du sollst gemeinsam mit deinem Gegner Hilfe leisten! Du sollst das Recht des Armen in seinem Rechtsverfahren nicht beugen! Von einem betrügerischen Verfahren halte dich fern! Einen Unschuldigen und einen, der im Recht ist, ermorde nicht! Denn einen Schuldigen werde ich nicht als gerecht ansehen. Bestechungsgeschenke sollst du nicht annehmen; denn diese machen Klarsehende blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind. Auch einen Fremdling darfst du nicht bedrücken; denn ihr wißt ja selbst, wie es einem Fremdling zumute ist, weil ihr Fremdlinge im Ägypterland gewesen seid. Sechs Jahre lang sollst du deinen Boden besäen und seinen Ertrag ernten; aber im siebten Jahre sollst du ihn brach und unbestellt liegen lassen. Die Armen deines Volkes sollen sich davon nähren, und was übrig bleibt, soll das Wild des Feldes fressen; ebenso sollst du mit deinem Weinberg und mit deinen Ölbäumen verfahren. Sechs Tage lang sollst du deine Arbeiten verrichten, am siebten Tage aber sollst du feiern, damit auch dein Rind und dein Esel ruhen und der Sohn deiner Magd und der Fremdarbeiter zum Atemholen kommen. Alles, was ich zu euch gesprochen habe, sollt ihr genau beobachten, die Namen fremder Götter sollt ihr nicht anrufen; sie sollen aus deinem Munde nicht gehört werden. Dreimal im Jahr sollst du mir Feste feiern. Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du halten; sieben Tage lang sollst du ungesäuerte Brote essen, wie ich dir befohlen habe, und zwar zur vorgeschriebenen Zeit im Monat Abib; denn in ihm bist du aus Ägypten ausgezogen. Erscheint nicht vor meinem Angesicht mit leeren Händen! Ferner das Fest der Ernte, der Erstlingsfrüchte deiner Aussaat auf dem Felde. Dann das Fest der Lese, das am Ende des Jahres stattfindet, wenn du deinen Ernteertrag vom Felde einsammelst. Dreimal im Jahre sollen alle deine männlichen Personen vor dem Gebieter und Herrn erscheinen! Du sollst das Blut meines Schlachtopfers nicht mit Gesäuertem gemeinsam darbringen, und Fett von meinem Feste darf nicht bis zum andern Morgen liegen bleiben. Das Wertvollste von den Erstlingen deines Bodens sollst du in das Haus des Herrn, deines Gottes, bringen! Du sollst ein Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen. Siehe, ich sende einen Engel vor dir her daß er dich auf dem Wege behüte und dich bringe an den Ort, den ich bestimmt habe. Nimm dich vor ihm in acht und höre auf seine Einflüsterung; widerstrebe ihm nicht; denn er würde ein Vergehen von euch nicht ertragen, weil mein Name in ihm ist. Wenn du aber genau auf seine Einflüsterung hörst und alle meine Worte befolgst, so will ich deine Feinde befehden und deine Bedränger in Drangsal bringen. Denn mein Engel wird vor dir herziehen, und er wird dich bringen zu den Amoritern, Hethitern, Perissitern, Kanaanitern, Hiwwitern und Jebusitern; ich will sie vertilgen. Du sollst ihre Götter nicht anbeten und ihnen keine Verehrung zollen! Du sollst ihre Machwerke nicht nachahmen; vielmehr sollst du sie gründlich niederreißen und ihre Weihesteine gänzlich zerbrechen! Wenn ihr aber dem Herrn, eurem Gott, dient, so segnet er dein Brot und dein Wasser. Ich werde Krankheit von dir fernhalten. Keine Frau in deinem Lande wird fehlgebären oder kinderlos sein. Die Zahl deiner Tage will ich vollenden. Meinen Schrecken will ich vor dir hersenden und jedes Volk, zu dem du kommst, zum Verzagen bringen. Auch werde ich veranlassen, daß alle deine Feinde vor dir die Flucht ergreifen. Ich sende Entmutigung vor dir her; sie wird die Hiwwiter, die Kanaaniter und die Hethiter vor dir verjagen. Ich will sie aber nicht in einem einzigen Jahr vor dir verjagen, sonst könnte das Land zur Einöde werden, und das wilde Getier des Feldes würde dir gegenüber zu zahlreich. Nur ganz allmählich will ich sie vertreiben vor deinem Angesicht, bis du so fruchtbar geworden bist, daß du das Land besetzen kannst. Dein Gebiet will ich reichen lassen vom Schilfmeer bis zum Philistermeer und von der Wüste bis zum Euphrat; denn ich will die Bewohner des Landes in eure Gewalt geben, und du sollst sie vor deinem Angesicht verjagen. Du sollst mit ihnen und ihren Gottheiten keinen Bund schließen. Sie sollen nicht in deinem Lande wohnen bleiben, sonst verleiten sie dich dazu, wider mich zu sündigen, indem du ihren Göttern dienst; das würde dir zu einem Fallstrick." Er sprach sodann zu Moses: "Steigt hinauf zum Herrn, du und Aaron, Nadab und Abihu und siebzig von den Ältesten Israels, und werft euch in gebührendem Abstand anbetend nieder! Moses aber soll allein zum Herrn herantreten, die anderen dürfen nicht herantreten, und das Volk soll nicht mit ihm hinaufsteigen!" Moses kam und erzählte dem Volk alle Worte des Herrn und alle Satzungen. Alles Volk antwortete wie mit einer Stimme und sprach: "Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun!" Moses schrieb alle Worte des Herrn auf. Am frühen Morgen des anderen Tages baute er einen Altar am Fuß des Berges und zwölf Gedenksteine für die zwölf Stämme Israels. Dann beauftragte er die Jungmannschaft der Israeliten, Brandopfer darzubringen und Stiere als Friedopfer für den Herrn zu schlachten. Dann nahm Moses die Hälfte des Blutes und goß es in Schalen; die andere Hälfte des Blutes sprengte er auf den Altar. Er nahm das Buch des Bundes und las es dem Volke vor. Es sagte: "Alles, was der Herr gesprochen, wollen wir gern befolgen!" Hierauf nahm Moses das Blut, besprengte damit das Volk und sprach: "Seht das Blut des Bundes, den der Herr mit euch auf Grund dieser Satzungen geschlossen hat!" Dann stiegen Moses und Aaron, Nadab, Abihu und siebzig von den Ältesten Israels hinauf. Sie schauten den Gott Israels. Unter seinen Füßen war es wie Saphirplatten und wie der Himmel selber in seiner strahlenden Reinheit. Er aber streckte seine Hand nicht aus gegen die Edlen der Israeliten; sie durften Gott schauen und konnten danach unbehelligt essen und trinken. Da sprach der Herr zu Moses: "Steig zu mir auf den Berg herauf und verweile daselbst! Ich werde dir steinerne Tafeln geben mit den Gesetzen und Geboten, die ich zu ihrer Unterweisung niedergeschrieben habe." Da machte sich Moses mit seinem Diener Josua auf, um auf den Gottesberg hinaufzusteigen. Zu den Ältesten sagte er: "Bleibt uns an dieser Stelle, bis wir zu euch zurückkehren. Aaron und Chur sind bei euch. Wer eine Streitsache zu schlichten hat, gehe zu ihnen!" Moses stieg den Berg hinauf; sodann verhüllte die Wolke den Berg. Die Herrlichkeit des Herrn ließ sich auf den Berg Sinai nieder, und die Wolke bedeckte ihn sechs Tage lang. Am siebten Tage rief er den Moses mitten aus dem Gewölk. Die Herrlichkeit des Herrn aber erschien den Israeliten wie ein loderndes Feuer auf dem Bergesgipfel. Moses ging in die Wolke hinein, stieg den Berg hinauf und verblieb vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berge. Der Herr sprach zu Moses folgendermaßen: "Sage den Israeliten, sie sollen für mich eine Abgabe erheben. Von jedem, der von Herzen gern gibt, sollt ihr diese Abgabe für mich erheben. Die Abgabe, die ihr von ihnen erheben sollt, sei folgende: Gold, Silber und Kupfer, violette Purpurwolle, roter Purpur und karmesinfarbener Stoff, Byssus und Ziegenhaare, rotgefärbte Widderfelle, Tachaschhäute und Akazienholz, Öl für den Leuchter, Balsame für das Salböl und für wohlriechendes Räucherwerk, Karneolsteine und Besatzsteine für das Ephod und das Brustschild. Sie sollen mir ein Heiligtum errichten, und ich will in ihrer Mitte wohnen. So wie ich dir das Muster der Wohnstätte und das Muster all ihrer Geräte zeige, so sollt ihr es machen. Verfertigt eine Lade aus Akazienholz, zweieinhalb Ellen lang, eineinhalb Ellen breit und eineinhalb Ellen hoch! Überziehe sie mit reinem Gold von innen und von außen und befestige eine Leiste aus Gold ringsherum! Gieße für sie vier goldene Ringe und bringe sie an den vier Ecken an, und zwar zwei Ringe an ihrer einen Seitenwand und zwei an der anderen! Verfertige Stangen aus Akazienholz und überziehe sie mit Gold! Stecke die Stangen durch die Ringe an den Seitenwänden der Lade, daß man sie mit ihnen tragen kann! Die Stangen sollen in den Ringen der Lade bleiben; man soll sie aus ihnen nicht herausziehen! In die Lade sollst du das Gesetz legen, das ich dir geben werde! Verfertige sodann eine Deckplatte aus reinem Gold, zweieinhalb Ellen sei ihre Länge und eineinhalb Ellen ihre Breite! Stelle zwei Goldkerubim her; als getriebene Arbeit sollst du sie an den beiden Enden der Deckplatte anfertigen! Und zwar sollst du den einen Kerub an dem einen Ende und den anderen am anderen Ende anbringen. Von der Deckplatte her mache die Kerubim über ihren beiden Enden! Die Kerubim sollen ihre Flügel nach oben hin ausbreiten, indem sie mit ihren Flügeln die Deckplatte überdachen; ihre Antlitze seien gegeneinander gekehrt; zur Deckplatte hin sollen die Gesichter der Kerubim gerichtet sein. Setze die Deckplatte auf die Lade und lege in die Lade das Gesetz, das ich dir geben werde! Dortselbst will ich mich dir offenbaren von der Deckplatte aus, die auf der Lade des Zeugnisses ist, von der Stelle zwischen den beiden Kerubim. Alles will ich dir sagen, was ich dir für die Israeliten auftragen werde. Fertige auch einen Tisch aus Akazienholz, zwei Ellen lang, eine Elle breit und eineinhalb Ellen hoch! Überziehe ihn mit reinem Gold und umschließe ihn mit einer goldenen Einfassung! Befestige daran auch eine Leiste von einer Handbreit und verfertige eine goldene Einfassung um diese Leiste! Dann gieße dafür vier goldene Ringe und bringe die Ringe an den vier Seiten an, wo seine vier Füße sind! Die Ringe sollen dicht unter der Leiste sein als Ösen für die Stangen zum Tragen des Tisches! Mache die Stangen aus Akazienholz und überziehe sie mit Gold; mit ihnen soll der Tisch getragen werden. Forme dazu die passenden Schüsseln und Schalen, Kannen und Krüge, mit denen Trankopfer gespendet werden; aus reinem Gold sollst du sie verfertigen! Auf dem Tisch sollst du ständig Schaubrote vor mir auflegen! Mache auch einen Leuchter aus reinem Gold; in getriebener Arbeit soll der Leuchter hergestellt werden, sein Fußgestell und sein Schaft. Seine Kelche, seine Knäufe und seine Blüten sollen von ihm ausgehen. Sechs Röhren sollen von seinen Seiten ausgehen, drei Leuchterröhren von der einen Seite aus und drei Leuchterröhren von der anderen Seite aus. Drei mandelförmige Kelche mit Knäufen und Blüten seien an der ersten Röhre, drei mandelförmige Kelche mit Knäufen und Blüten an der zweiten, und so an allen sechs Röhren, die vom Leuchter ausgehen. Am Leuchter selbst seien vier mandelförmige Kelche, seine Knäufe und seine Blüten, und zwar ein Knauf unter zwei Röhren, und wieder ein Knauf unter den beiden nächsten Röhren, und noch ein Knauf unter den beiden letzten Röhren, entsprechend den sechs Röhren, die vom Leuchter ausgehen. Ihre Knäufe und ihre Röhren sollen ein Ganzes mit ihm sein. Das Ganze sei eine getriebene Arbeit aus einem Stück reinen Goldes. Dann fertige seine Lampen an; sieben sollen es sein! Setze seine Lampen obenauf, damit sie den Raum vor ihm beleuchten! Dazu die zugehörigen Dochtscheren und Feuerschalen aus feinstem Gold. Aus einem Talent reinen Goldes stelle ihn und alle diese Geräte her! Sieh zu, daß du sie genau nach dem Urbild verfertigst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist! Die Wohnstätte sollst du aus zehn Zeltdecken herstellen; aus gezwirntem Byssus, violetter Purpurwolle, aus rotem Purpur, karmesinfarbigem Stoff mit Kerubim; wie sie ein Stoffwirker macht, sollst du sie fertigen. Die Länge jeder einzelnen Decke soll achtundzwanzig Ellen betragen und vier Ellen die Breite; alle Zelttücher sollen ein und dasselbe Maß haben. Fünf der Zeltbahnen sollen zusammengefügt sein, eine an der andern; die anderen fünf ebenso. Mache Schleifen aus violetter Purpurwolle an der Außenkante der einen Zeltbahn, die das Ende des zusammengesetzten Stückes bildet, und ebenso an der Außenkante der letzten Zeltbahn des zweiten zusammengesetzten Teiles. Fünfzig Schleifen bringe an der einen Zeltbahn an, ebenso fünfzig Schleifen am Ende der Zeltdecke, die zum zweiten zusammengesetzten Stück gehört; die Schleifen sollen einander gegenüberstehen. Forme dann fünfzig Haken aus Gold und verbinde die Zeltdecken mit den Haken, eine mit der andern; so soll es eine einzige Wohnstätte werden. Fertige sodann Zeltdecken aus Ziegenhaar für ein Zelt über der Wohnstätte; in einer Anzahl von elf Stück sollst du sie herstellen. Die Länge jeder einzelnen Zeltdecke soll dreißig Ellen sein, und vier Ellen sei ihre Breite; alle elf Zeltdecken sollen ein und dasselbe Maß haben. Füge fünf zu einem Stück zusammen, ebenso die anderen sechs Zeltdecken zu einem Stück; lege dabei die Hälfte der sechsten Zeltbahn, die für die Vorderseite des Zeltes da ist, doppelt. Am Saume der letzten Zeltdecke des einen zusammengesetzten Stückes mache fünfzig Schleifen und ebenso am Zeltdeckensaum des zweiten zusammengesetzten Stückes. Sodann fertige fünfzig Haken aus Kupfer, hänge die Haken in die Schleifen ein und verbinde so die Zeltbahnen, daß es ein einziges Zelt werde. Den bei den Zeltbahnen überhängenden Teil, der überschüssig ist, lasse zur Hälfte an der Rückseite der Wohnstätte herabhängen. Eine Elle soll hüben und drüben auf den beiden Längsseiten der Wohnstätte herabhängen von dem, was an den Zeltdecken zu lang ist. Es soll die Wohnstätte bedecken. Endlich stelle für das Zelt eine rot gegerbte Decke aus Widderfellen her und oben darauf eine Decke aus Tachaschleder. Danach fertige Bretter für die Wohnstätte; sie sollen aus Akazienholz sein und zum Aufstellen dienen. Zehn Ellen sei die Länge eines Brettes und eineinhalb Ellen seine Breite. Jedes Brett soll durch zwei Zapfen gegenseitig in Verbindung gebracht werden; so mache es mit allen Brettern der Wohnstätte. Für die Wohnstätte sollst du an Brettern zwanzig für die Südseite herstellen. Stelle auch vierzig silberne Sockel her als Unterlage für die zwanzig Bretter, zwei Sockel als Unterlage eines Brettes für seine beiden Zapfen. Ebenso für die andere Längsseite der Wohnstätte, die Nordseite, zwanzig Bretter, dazu noch vierzig silberne Fußsockel, zwei Sockel als Unterlage für ein Brett. Für die Rückseite der Wohnstätte, die nach Westen hin liegt, verfertige sechs Bretter. Und zwei Bretter stelle als Eckstücke für die Rückseite der Wohnstätte her. Sie seien unten und oben doppelt aufgebaut und sollen sich bei dem einen Ring treffen; sie mögen die beiden Ecken ausmachen. Es seien also acht Bretter, und ihre silbernen Fußgestelle sollen sechzehn betragen, nämlich je zwei Fußgestelle als Unterlage für ein Brett. Stelle auch Riegel her aus Akazienholz, fünf für die Bretter auf der einen Seite der Wohnstätte, ebenso auch fünf Riegel für die Bretter der zweiten Längsseite und fünf Riegel für die Bretter der nach Westen gerichteten Rückseite. Der mittlere Riegel stehe in der Mitte der Bretter; er laufe von einem Ende zum anderen. Überziehe die Bretter mit Gold, und auch ihre Ringe stelle aus Gold her, um die Riegel zu halten; ebenso überziehe die Riegel mit Gold. So richte also die Wohnstätte auf, entsprechend ihrem Entwurf, der dir auf dem Berge gezeigt worden ist. Verfertige einen Vorhang aus violetter Purpurwolle und rotem Purpur, karmesinfarbigem Stoff und gezwirntem Byssus; als Werk eines Stoffwirkers sollst du ihn mit Kerubimfiguren herstellen. Hänge ihn an vier Säulen aus vergoldetem Akazienholz - auch ihre Nägel sollen aus Gold sein -, die auf vier silbernen Sockeln stehen sollen. Bringe den Vorhang unterhalb der Haken an, und stelle dortselbst in den Raum hinter den Vorhang die Lade des Zeugnisses; der Vorhang soll euch als Scheidewand zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten dienen. Setze die Deckplatte auf die Lade des Zeugnisses im Allerheiligsten. Stelle den Tisch außerhalb des Vorhangs auf, den Leuchter gegenüber dem Tisch auf der Südseite der Wohnstätte; den Tisch aber rücke gegen die Nordseite! Für das Eingangstor des Zeltes stelle einen Vorhang aus violetter Purpurwolle, rotem Purpur, karmesinfarbigem Stoff und gezwirntem Byssus her in Buntwirkerarbeit! Für den Vorhang stelle fünf Säulen aus Akazienholz auf und überziehe sie mit Gold auch ihre Nägel seien aus Gold - und gieße für sie fünf kupferne Sockel. Mache sodann den Altar aus Akazienholz, fünf Ellen lang und fünf Ellen breit - der Altar soll quadratisch sein - und drei Ellen hoch. Errichte seine Hörner auf seinen vier Ecken - seine Hörner sollen mit ihm ein Stück bilden - und überziehe ihn mit Kupfer. Stelle dazu auch die Töpfe her, um die Fettasche von ihm wegzunehmen, die passenden Reinigungsschaufeln und Sprengschalen, Fleischgabeln und Feuerbecken; alle zugehörigen Geräte sollst du aus Kupfer verfertigen. Mache für ihn ein Gitterwerk, ein kupfernes Netzgitter, und bringe an seinen vier Enden vier kupferne Ringe an. Unter der Einfassung des Altars bringe es unterhalb an; es soll das Netzgitter bis zur halben Höhe des Altars reichen. Richte für den Altar auch Stangen aus Akazienholz zu und bedecke sie mit Kupfer. Die Stangen sollen in die Ringe hineingesteckt werden; sie sollen sich auf beiden Seiten des Altars befinden, wenn man ihn trägt. Er sei hohl; stelle ihn aus Pltten her; wie man dir auf dem Berg gezeigt hat, so sollen sie ihn zur Ausführung bringen. Dann stelle den Vorhof der Wohnstätte her: Für die Südseite Vorhofsbehänge aus gezwirntem Byssus, hundert Ellen lang für die eine Seite. Dazu zwanzig Säulen und zwanzig zugehörige kupferne Fußgestelle, die Nägel der Säulen und ihre Querstangen aus Silber. Ebenso stelle für die nördliche Längsseite Behänge her, die hundert Ellen lang sind, dazu zwanzig Säulen und zwanzig kupferne Fußgestelle für sie, die Nägel der Säulen und ihre Querstangen aber aus Silber, für die nach Westen gerichtete Breitseite aber Behänge von fünfzig Ellen, dazu zehn entsprechende Säulen und zehn Fußsockel für sie. Die Breite des Vorhofes sei auch für die nach Osten gehende Seite fünfzig Ellen, und zwar fünfzehn Ellen Behänge für das eine Seitenstück, dazu drei Säulen und drei Fußsockel für sie, ebenso für das zweite Seitenstück fünfzehn Ellen Behänge, dazu drei Säulen und drei Fußsockel für sie. Für die Eingangstür des Vorhofes einen Vorhang von zwanzig Ellen aus violetter Purpurwolle, rotem Purpur, karmesinfarbigem Stoff und gezwirntem Byssus in Buntwirkerarbeit, dazu vier Säulen und vier Sockel für sie. Alle Säulen des Vorhofes ringsumher sollen silberne Querstangen haben. Ihre Nägel seien aus Silber und ihre Sockel aus Kupfer. Des Vorhofes Länge betrage hundert Ellen, die Breite fünfzig und die Höhe fünf Ellen; die Vorhänge seien aus gezwirntem Byssus und die dazugehörigen Fußgestelle aus Kupfer. Alle Geräte der Wohnung die zu irgendeiner Verrichtung gebraucht werden, und alle ihre Zeltpflöcke und alle Zeltpflöcke des Vorhofes sollen aus Kupfer sein. Befiehl den Israeliten, daß sie dir reines Öl aus gestoßenen Oliven für die Ampel bringen, damit man eine immerbrennende Lampe aufsetzen kann. Im Begegnungszelt außerhalb des Vorhanges, der sich vor der Gesetzeslade befindet, soll sie Aaron mit seinen Söhnen herrichten; vom Abend bis zum Morgen soll sie brennen vor dem Herrn. Eine immerwährende Satzung von Geschlecht zu Geschlecht soll dies für die Israeliten sein! Laß deinen Bruder Aaron und seine Söhne aus der Reihe der Israeliten zu dir kommen; als Priester soll er mir dienen, also Aaron, Nadab und Abihu, Eleasar und Itamar, die Söhne Aarons. Dann lasse deinem Bruder heilige Gewänder nähen, die ihm zur Auszeichnung und Zierde dienen. Rede auch mit allen Kunstverständigen, die ich mit dem Geiste der Weisheit erfüllt habe: sie sollen die Gewänder für Aaron anfertigen, damit man ihn weihe und er mir als Priester diene. Dies sind die Gewänder, die man anfertigen soll: Brustschild, Ephod, Obergewand, bunter Leibrock, Kopfbund und Gürtel. Heilige Gewänder soll man also für deinen Bruder Aaron - und für seine Söhne anfertigen, damit er mir als Priester diene. Man soll dazu Gold, violette Purpurwolle, roten Purpur, karmesinroten Stoff und Byssus verwerten. Das Ephod soll man aus Gold, violetter Purpurwolle, rotem Purpur, karmesinfarbigem Stoff, in gezwirntem Byssus als Kunstwirkerarbeit herstellen. Es soll zwei verbundene Schulterstücke haben; an seinen beiden Enden soll es verbunden sein. Die Binde, die sich an ihm zum Anlegen befindet, soll von gleicher Machart und aus einem Stück mit ihm sein, aus Gold, aus violetter Purpurwolle, aus rotem Purpur, karmesinfarbenem Stoff und gezwirntem Byssus. Nimm dann zwei Karneolsteine und schneide darauf die Namen der Söhne Israels ein. Sechs Namen auf den ersten Stein und die anderen sechs Namen auf den zweiten Stein nach der Reihenfolge ihrer Geburt. So wie der Steinschneider Gravierungen auf Siegeln herstellt, so sollst du beide Steine mit den Namenszeichen der Söhne Israels versehen, umrahmt von Goldfassungen. Setze die beiden Steine auf die Schulterstücke des Ephod als Steine der Erinnerung an die Söhne Israels. Aaron soll ihre Namen auf seinen beiden Schulterstücken vor dem Herrn zum Gedächtnis tragen. Stelle also die Einfassungen von Gold her, dazu zwei Kettchen aus reinem Golde; drehe sie in der Art einer Schnur und befestige die schnurartigen Kettchen an den Einfassungen. Du sollst ein Brustschild des Schiedsrichterspruches herstellen; als Kunstwirkerarbeit in der Art des Ephod stelle es her; fertige es aus Gold, aus violetter Purpurwolle, rotem Purpur, karmesinfarbenem Stoff und gezwirntem Byssus! Es soll quadratisch sein, doppelt gelegt, eine Spanne lang und eine Spanne breit. Schmücke es mit einem Besatz von Edelsteinen, insgesamt vier Reihen! Die erste Reihe: Rubin, Chrysolith und Smaragd. Die zweite Reihe: Türkis, Lasurstein und Jaspis. Die dritte Reihe: Hyazinth, Achat und Amethyst. Die vierte Reihe: Tarsis, Karneol und Nephrit; goldgefaßt seien sie in ihren Reihen. Die Steine sollen die Namen der Söhne Israels tragen, zwölf entsprechend ihren Namen. Siegelstecherarbeiten mit den entsprechenden Namen sollen es sein nach den zwölf Stämmen. Für das Brustschild stelle gedrehte Kettchen her nach Art von Schnüren aus reinem Gold. Dann verfertige für das Brustschild zwei goldene Ringe und befestige beide an den zwei Enden des Brustschildes. Sodann bringe die beiden goldenen Schnüre an den zwei Ringen der Enden des Brustschildes an. Die beiden anderen Enden der Schnüre befestige an den Einfassungen; hänge es an die Schulterstücke des Ephod auf dessen vordere Seite! Stelle noch zwei goldene Ringe her und bringe sie auf den beiden anderen Enden des Brustschildes an, auf seinem inneren Rande, der dem Ephod zugekehrt ist. Stelle zwei weitere goldene Ringe her und bringe sie auf den beiden Schulterstücken des Ephod unten an, an seiner vorderen Seite nahe der Stelle, wo es zusammengefügt ist, oberhalb der Binde des Ephod. Man soll das Brustschild durch seine Ringe an den Ephodringen anbringen durch Schnüre aus violettem Purpur, damit es über der Binde des Ephod bleibt und das Brustschild sich nicht von seiner Stelle auf dem Ephod verrückt. Aaron soll die Namen der Söhne Israels auf dem Brustschild des Schiedsrichterspruches auf seinem Herzen tragen, wenn er das Heiligtum betritt, zum immerwährenden Gedenken vor dem Herrn. In das Brustschild des Schiedsrichterspruches lege die Losorakel der Urim und Tummim; sie sollen auf dem Herzen Aarons ruhen, wenn er vor den Herrn tritt; er trage den Schiedsrichterspruch der Söhne Israels auf seinem Herzen ständig vor dem Herrn. Mache das Obergewand des Ephod ganz aus violetter Purpurwolle. In seiner Mitte soll sich eine Öffnung für den Kopf befinden; ein ringsum besetzter Rand sei an seiner Öffnung; eine Webearbeit wie bei der Öffnung eines Panzerhemdes soll es erhalten, damit es nicht zerreißt. An seinem Saum sollst du Granatäpfel aus violetter Purpurwolle, rotem Purpur und karmesinfarbenem Stoff anbringen, und zwar ringsum an seinem Saum, und dazwischen goldene Glöckchen ringsum. Es sollen sich immer ein goldenes Glöckchen und ein Granatapfel an dem Saum des Obergewandes ringsum abwechseln. Aaron soll es beim heiligen Dienst tragen, sein Ton soll zu hören sein, wenn er in das Heiligtum vor den Herrn tritt und wenn er da wieder hinausgeht; sonst müßte er sterben. Dann verfertige ein Stirnblatt aus reinem Gold und graviere darauf in Siegelstecherarbeit ein: "Heilig dem Herrn!" Befestige es an einer Schnur von violetter Purpurwolle, um es am Turban anzubringen, auf der Vorderseite des Turbans soll es sich befinden. Es soll auf Aarons Stirn sein; und so nehme Aaron die Verfehlungen an den Weihegaben, die die Söhne Israels darbringen bei ihren heiligen Abgaben, auf sich! Ständig soll es auf Aarons Stirn sein, damit sie Wohlgefallen vor dem Herrn finden! Webe den Leibrock aus Byssus; verfertige den Turban aus Byssus, und den Gürtel wirke in Buntwirkerarbeit! Auch für Aarons Söhne verfertige Leibröcke, mache ihnen Gürtel und hohe Kopftracht zur Auszeichnung und Zierde! Dann bekleide mit ihnen deinen Bruder Aaron und seine Söhne zugleich mit ihm; salbe sie, führe sie in ihr Amt ein und heilige sie, damit sie mir als Priester dienen! Mache ihnen linnene Beinhüllen, um ihre Scham zu bedecken; von den Hüften bis zu den Schenkeln sollen sie reichen! Sie sollen von Aaron und seinen Söhnen getragen werden, wenn sie ins Offenbarungszelt eintreten oder sich dem Altar nähern, um ihren Dienst am Heiligtum zu verrichten; sie sollen keinerlei Schuld auf sich laden, damit sie nicht sterben müssen. Eine immerwährende Satzung sei dies für ihn und seine Nachkommen! Dies ist die Vorschrift, die du bei ihnen anwenden sollst, wenn du sie mir zum priesterlichen Dienst weihst: Nimm einen Jungstier und zwei fehlerlose Widder und ungesäuerte Brote, ungesäuerte, mit Öl angerührte Ringbrote und ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen; aus Weizenmehl sollst du sie herstellen. Lege sie in einen Korb und bringe sie im Korb herbei, dazu den Jungstier und die beiden Widder. Dann laß Aaron und seine Söhne an den Eingang des Offenbarungszeltes treten und wasche sie mit Wasser! Nimm die Gewänder und bekleide Aaron mit dem Leibrock, dem Obergewand des Ephod, dem Ephod selbst und dem Brustschild; du sollst ihm mit einer Binde das Ephod festmachen. Setze ihm den Turban auf sein Haupt und befestige das heilige Stirnblatt am Turban. Nimm das Salböl, gieße es auf sein Haupt und salbe ihn. Alsdann laß seine Söhne herantreten und bekleide sie mit Leibröcken. Umgürte sie mit dem Gürtel - Aaron und seine Söhne - und binde ihnen die Kopftracht um. So soll ihnen als ewig gültige Satzung das Priesteramt zufallen, und so sollst du Aaron und seine Söhne mit dem Priesteramt belehnen! Laß den Jungstier vor das Offenbarungszelt bringen. Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf den Kopf des Stieres legen! Dann schlachte den Stier vor dem Herrn am Eingang des Offenbarungszeltes! Nimm von dem Stierblut und streiche davon mit deinem Finger an die Hörner des Altares. Alles übrige Blut aber gieße an den Fuß des Altares! Nimm dann das ganze Fett, das die Eingeweide bedeckt, sowie den Leberlappen und die beiden Nieren, auch das Fett daran, und laß es auf dem Altar in Rauch aufgehen! Das Fleisch des Jungstieres aber, sein Fell und seinen Mageninhalt sollst du im Feuer außerhalb des Lagers verbrennen; handelt es sich doch um ein Sündopfer. Hole dann den einen Widder; Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf den Kopf des Widders legen. Schlachte darauf den Widder, nimm sein Blut und sprenge es ringsum an den Altar! Den Widder selbst zerlege in seine Teile, wasche seine Eingeweide und Unterschenkel und lege sie zu den anderen Teilen und zu seinem Kopf! Alsdann laß den ganzen Widder auf dem Altar in Rauch aufgehen; es ist ja ein Ganzopfer für den Herrn, ein lieblicher Wohlgeruch, ein Feueropfer für den Herrn. Hole dann den zweiten Widder; Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auch auf den Kopf dieses Widders legen. Schlachte den Widder, nimm von seinem Blut und streiche davon an das rechte Ohrläppchen Aarons und seiner Söhne, an den Daumen ihrer rechten Hand und an die große Zehe ihres rechten Fußes; das andere Blut sprenge ringsum an den Altar! Nimm auch von dem Blut auf dem Altar und von dem Salböl und besprenge damit Aaron und seine Gewänder und auch seine Söhne und deren Gewänder. Er und seine Gewänder sollen geweiht sein und mit ihm auch seine Söhne und deren Gewänder. Dann nimm von dem Widder das Fett, und zwar den Fettschwanz und das Fett, das die Eingeweide bedeckt, den Leberlappen, die beiden Nieren und das Fett daran und die rechte Keule - denn es handelt sich um einen Weihewidder -, dazu ein rundes Brot, ein mit Öl zubereitetes Ringbrot und einen Fladen aus dem Korb der ungesäuerten Brote, der vor dem Herrn steht! Dies alles lege Aaron und seinen Söhnen auf die Hände und laß sie es hin und her schwingen als Weihegabe vor dem Herrn! Sodann nimm ihnen alles wieder aus den Händen und laß es auf dem Altar als Ganzopfer in Rauch aufgehen zu einem lieblichen Wohlgeruch vor dem Herrn; ein Feueropfer ist es für den Herrn. Nimm dann die Brust des Einweihungswidders für Aaron und schwinge sie hin und her als Weihegabe vor dem Herrn; sie fällt dir als Anteil zu. Erkläre die Weihebrust und die Hebekeule vom Einweihungswidder Aarons und seiner Söhne, wenn sie geschwungen und gehoben worden sind, als heilig! Denn es soll Aaron und seinen Söhnen ein immerwährender Anteil sein von seiten der Israeliten; es ist ja ein Hebeopfer, und als Hebeopfer von seiten der Israeliten soll es von ihren Friedopfern ihr Hebeopfer sein für den Herrn. Die heiligen Gewänder Aarons sollen auf seine nach ihm kommenden Söhne übergehen; man soll sie darin salben und ins Priesteramt einsetzen. Sieben Tage lang soll derjenige von seinen Söhnen sie tragen, der an seiner Stelle Priester wird, wenn er das Offenbarungszelt betritt, um im Heiligtum Dienst zu tun. Nimm alsdann den Einweihungswidder und koche sein Fleisch an heiliger Stätte! Aaron und seine Söhne sollen das Widderfleisch und das Brot im Korb am Eingang des Offenbarungszeltes essen. Sie sollen also das essen, womit für sie die Sühne vollzogen wurde, um sie ins Priesteramt einzusetzen und sie zu heiligen; kein Außenstehender darf davon essen, denn es ist heilig. Wenn aber von dem Fleisch des Einsetzungsopfers und von dem Brot etwas bis zum Morgen übrig bleibt, dann sollst du das Übriggebliebene im Feuer verbrennen; man darf es nicht mehr genießen; denn es ist heilig. Also tue mit Aaron und seinen Söhnen, genau, wie ich es dir geboten habe; sieben Tage lang sollst du ihre Amtseinsetzung durchführen. Richte auch tagtäglich einen Sündopferstier her für die Sühne, entsündige den Altar, indem du darauf den Sühneritus vollziehst, und salbe ihn, um ihn zu weihen! Sieben Tage lang sollst du auf dem Altar die Sühnehandlung vollziehen und ihn weihen. Der Altar wird zu etwas Hochheiligem werden. Jeder, der den Altar berührt, ist dem Heiligtum geweiht. Auf dem Altar sollst du folgendes darbringen: Tagtäglich und immerwährend zwei einjährige Lämmer. Das eine Lamm sollst du am Morgen darbringen, das andere gegen Abend. Dazu ein Zehntel Epha Mehl, gemengt mit einem Viertel Hin Öl von zerstoßenen Oliven, und als Trankopfer ein Viertel Hin Wein für das eine Lamm. Das zweite Lamm richte gegen Abend zu! Das gleiche Speise- und Trankopfer sollst du ihm dann beigeben, wie am Morgen, zu einem lieblichen Wohlgeruch als Feueropfer für den Herrn. Als ein beständiges Brandopfer sei es in all euren Geschlechtern am Eingang des Offenbarungszeltes vor dem Herrn, wo ich mich euch offenbare, um mit dir zu reden. Dort will ich mich den Israeliten offenbaren, und das Zelt wird durch meine Herrlichkeit geheiligt werden. Ja, ich heilige das Offenbarungszelt und den Altar; auch Aaron und seine Söhne will ich heiligen zu meinem Priesterdienst. Ich will inmitten der Israeliten wohnen und will ihnen Gott sein. Sie sollen erkennen, daß ich der Herr, ihr Gott, bin, der sie aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat, um in ihrer Mitte zu wohnen, ich, der Herr, ihr Gott! Verfertige auch einen Altar zum Abbrennen des Räucherwerkes; aus Akazienholz sollst du ihn bauen. Er soll eine Elle lang, eine Elle breit, also quadratisch, und zwei Ellen hoch sein; seine Hörner sollen mit ihm aus einem Stück sein. Überziehe ihn mit reinem Gold, seine Deckplatte, seine Wände ringsum und seine Hörner, und schmücke ihn ringsum mit einer goldenen Randleiste! Verfertige auch für ihn zwei goldene Ringe, die du unterhalb seiner Randleiste auf seinen beiden Seitenwänden, den Flanken, anbringen sollst; sie sollen als Ösen für Stangen dienen, auf daß man ihn damit tragen kann. Die Stangen stelle aus Akazienholz her und überziehe sie mit Gold! Aufstellen sollst du ihn vor dem Vorhang, der vor der Lade des Zeugnisses, vor der Deckplatte hängt, die auf dem Zeugnis ruht; dort will ich mich dir offenbaren. Aaron soll darauf wohlriechendes Räucherwerk verbrennen, Morgen für Morgen, wenn er die Lampen in Ordnung bringt. Wenn Aaron die Lampen gegen Abend wieder aufsetzt, soll er es ebenfalls verbrennen; es sei dies ein immerwährendes Weihrauchopfer für den Herrn in all euren Geschlechtern. Ihr dürft darauf kein unerlaubtes Räucherwerk opfern, auch kein Brandopfer und kein Speiseopfer. Auch ein Trankopfer dürft ihr darauf nicht darbringen. An seinen Hörnern soll Aaron im Jahre einmal die Sühne vornehmen. Mit dem Blut des Sündopfers, das zur Sühne dient, soll er einmal im Jahr darauf die Sühne vollziehen in all euren Geschlechtern. Etwas Hochheiliges ist der Altar dem Herrn!" Der Herr sprach zu Moses: "Wenn du die Kopfzahl der Israeliten bei ihrer Musterung feststellst, dann soll jeder ein Lösegeld für sein Leben anläßlich der Musterung an den Herrn entrichten, damit nicht eine Plage sie bei ihrer Musterung treffe. Dies soll ein jeder, der zur Musterung kommt, entrichten: Ein halbes Silberstück nach heiligem Gewicht, 20 Gera das Silberstück, ein halbes Silberstück also als Weihegabe an den Herrn. Jeder, der zur Musterung kommt, von zwanzig Jahren an und darüber, soll die Weihegabe des Herrn entrichten. Der Reiche soll nicht mehr, der Arme nicht weniger geben als ein halbes Silberstück, wenn ihr die Weihegabe des Herrn entrichtet als Lösegeld für euer Leben. Erhebe das Lösegeld von den Israeliten und verwende es für den Dienst am Offenbarungszelt; es sei den Israeliten eine Erinnerung an den Herrn als Lösegeld für euer Leben!" Der Herr sprach zu Moses: "Verfertige ein kupfernes Becken und dazu ein kupfernes Gestell zu den Waschungen, stelle es zwischen dem Offenbarungszelt und dem Altar auf und fülle es mit Wasser! Aaron und seine Söhne sollen darin ihre Hände und Füße waschen. Wenn sie ins Offenbarungszelt eintreten, sollen sie sich mit Wasser waschen, sonst müßten sie sterben; oder wenn sie sich dem Altar nähern, um als heiligen Dienst ein Feueropfer für den Herrn darzubringen, sollen sie ihre Hände und Füße waschen, sonst müßten sie sterben. Das sei ihnen eine immerwährende Satzung, die für ihn und seine Nachkommen in all ihren Geschlechtern gilt!" Der Herr befahl Moses weiterhin: "Nimm dir Duftkräuter edelster Sorte, erstarrte Tropfenmyrrhe - fünfhundert Sekel -, wohlriechenden Zimt - davon die Hälfte, also zweihundertfünfzig Sekel -, Würzrohr - ebenfalls zweihundertfünfzig Sekel -, Zimtblüte - fünfhundert Sekel nach heiligem Gewicht - und ein Hin Olivenöl. Hieraus stelle ein heiliges Salböl her, eine würzige Mischung, wie sie der Salbenmischer macht; heiliges Salböl soll es sein. Damit sollst du das Offenbarungszelt salben und die Lade des Zeugnisses, den Tisch und all seine Geräte, den Leuchter mit seinen Geräten und den Räucheraltar, den Brandopferaltar mit all seinen Geräten und das Becken mit seinem Gestell. Weihe sie so, daß sie etwas Hochheiliges sind; jeder, der sie berührt, wird selbst geweiht. Auch den Aaron und seine Söhne salbe, und weihe sie mir zum Priesterdienst! Den Israeliten aber sage dies: Als heiliges Salböl gilt dies mir in all euren Geschlechtern. Auf einen Menschenleib werde es nicht gegossen; in der gleichen Zusammensetzung dürft ihr es nicht nachmachen; denn heilig ist es und soll euch als heilig gelten. Jeder, der die gleiche Mischung herstellt und einem Unbefugten davon gibt, der soll aus seiner Sippe ausgetilgt werden!" Es sprach der Herr weiter zu Moses: "Nimm dir wohlriechende Spezereien, nämlich Staktetropfen, Räucherklaue und Galbanum, [Spezereien] und reinen Weihrauch, alles zu gleichen Teilen, und bereite hieraus ein Räucherwerk in würziger Mischung, nach Art des Salbenmischers mit Salz gemengt, rein und heilig. Zerstoße etwas davon zu feinem Pulver und lege davon vor dem Gesetz im Offenbarungszelt nieder, wo ich mich dir offenbaren werde; etwas Hochheiliges soll es für euch sein! Das Räucherwerk, das du herstellen sollst, dürft ihr nicht in der gleichen Mischung für euch herstellen; als heilig gelte es dir für den Herrn. Jeder, der es nachahmt, um seinen Wohlgeruch einzuatmen, der soll aus seiner Sippe ausgetilgt werden!" Der Herr sprach zu Moses: "Siehe, ich habe den Bezalel, den Sohn des Uri, Enkel des Chur aus dem Stamme Juda, mit Namen berufen und ihn mit göttlichem Geist erfüllt in Weisheit, in Einsicht und Kenntnis für allerlei Kunstwerk. Er soll Pläne entwerfen und diese in Gold, Silber und Kupfer ausführen. Auch mit der Fertigkeit habe ich ihn begabt, Steine für die Fassungen zu bearbeiten und Holz zu schnitzen, um jegliches Werk auszuführen. Auch habe ich ihm den Oholiab, den Sohn des Achisamach aus dem Stamme Dan, beigegeben und habe das Herz aller Kunstverständigen mit Weisheit erfüllt. Sie vermögen alles, was ich dir aufgetragen habe, auszuführen: Das Offenbarungszelt, die Lade für das Gesetz, die Deckplatte darüber und alle übrigen Geräte des Zeltes, d. h. den Tisch mit seinen Geräten, den Leuchter aus reinem Gold mit all seinen Geräten und den Rauchopferaltar, den Brandopferaltar mit all seinen Geräten und das Becken mit seinem Gestell, die gewirkten Gewänder, nämlich die heiligen Gewänder für den Priester Aaron und die Gewänder für seine Söhne zum Priesterdienst, und schließlich das Salböl und das wohlriechende Räucherwerk für das Heiligtum. Wie ich es aufgetragen, sollen sie es ausführen." Der Herr sprach zu Moses: "Sage den Israeliten: Besonders beobachtet meine Sabbate; denn sie sind ein Zeichen zwischen mir und euch in all euren Geschlechtern. Daran soll man erkennen, daß ich, der Herr, es bin, der euch heiligt! Beobachtet also den Sabbat; denn heilig soll er euch sein! Wer ihn entheiligt, muß des Todes sterben. Ja, jeder, der an ihm eine Arbeit verrichtet, dessen Person soll aus der Mitte ihrer Sippengenossen ausgetilgt werden. Sechs Tage lang soll die Arbeit dauern, am siebten Tage aber soll ein dem Herrn heiliger, feierlicher Tag der Ruhe sein. Jeder, der am Sabbat eine Arbeit verrichtet, soll des Todes sterben. Israels Söhne sollen den Sabbat halten und den Tag des Sabbats in ihren Geschlechtern als ewig gültigen Bund betrachten! Zwischen mir und zwischen Israels Söhnen sei er ein immerwährendes Zeichen! Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde erschaffen, am siebten Tage aber ruhte er und atmete auf." Als der Herr seine Reden mit Moses auf dem Berge Sinai vollendet hatte, überreichte er ihm zwei Gesetzestafeln, steinerne Tafeln, die vom Finger Gottes beschrieben waren. Das Volk sah, daß Moses seine Rückkehr vom Berge hinausschob. Da sammelte sich das Volk um Aaron und sprach zu ihm: "Wohlan, mach uns Götter, die vor uns herziehen! Denn was aus Moses geworden ist, dem Mann, der uns aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat, wissen wir nicht." Da antwortete ihnen Aaron: "Nehmt die goldenen Ringe von den Ohren eurer Frauen, Söhne und Töchter ab und bringt sie her zu mir!" So nahmen denn alle Leute die goldenen Ringe, die sie an den Ohren trugen, von sich ab und brachten sie zu Aaron. Er nahm sie aus ihren Händen, sammelte (das Gold) in einen Beutel und goß dann daraus ein Kalb als Gußbild. Sie riefen: "Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägypten geführt hat." Aaron vernahm es und baute vor dem Kalb einen Altar. Er ließ laut ausrufen: "Morgen soll ein Fest sein für den Herrn!" In der Frühe des nächsten Morgens opferten sie Brandopfer und brachten Friedopfer dar. Dann setzten sich die Leute zum Essen und Trinken nieder und erhoben sich, um dem Vergnügen nachzugehen. Der Herr sprach zu Moses: "Geh, steig hinab; denn verbrecherisch handeln deine Leute, die du aus dem Land der Ägypter herausgeführt hast. Gar schnell sind sie von dem Weg abgewichen, den ich ihnen gewiesen habe. Sie haben sich ein Kalb gegossen, sich vor ihm niedergeworfen, ihm geopfert und gerufen: "Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägypten geführt hat."" Sodann sprach der Herr zu Moses: "Ich sehe, daß diese Leute ein halsstarriges Volk sind. Darum laß mich, daß mein Zorn wider sie entbrenne und sie verzehre! Dich aber will ich zu einem großen Volk machen!" Doch Moses versuchte, den Herrn, seinen Gott, zu versöhnen, und sprach: "Warum, Herr, soll dein Zorn wider dein Volk entbrennen, das du aus Ägypten mit großer Kraft und starkem Arm geführt hast? Warum sollen denn die Ägypter sagen dürfen: "Zum Verderben hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge umzubringen und sie vom Erdboden zu vertilgen"? Laß ab von deiner Zornesglut und lasse dich des Unheils gereuen, das du deinem Volke angedroht hast! Gedenke deiner Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du doch bei dir selbst eidlich versprochen hast: "Ich will eure Nachkommen vermehren wie die Sterne des Himmels und will dies ganze Land nach meiner Verheißung euren Nachkommen geben; sie sollen es für immer besitzen!"" Da ließ sich der Herr des Unheils gereuen, mit dem er sein Volk bedroht hatte. Moses wandte sich um und stieg vom Berge, die beiden Gesetzestafeln in seiner Hand; die Tafeln waren auf beiden Seiten beschrieben, vorn und hinten beschriftet waren ein Werk Gottes; die Schrift war eine Gottesschrift, auf die Tafeln eingegraben. Josua hörte des Volkes Lärmen und Jauchzen und sagte zu Moses: "Kriegslärm ist im Lager!" Da sprach er: "Das ist nicht Lärm, wie man ihn beim Sieg anhebt, es ist nicht Geschrei der Niederlage, lautes Singen vernehme ich!" Er näherte sich nunmehr dem Lager und sah das Kalb und die Reigentänze; da entbrannte der Zorn des Moses, und er schleuderte die Tafeln aus seiner Hand und zertrümmerte sie am Fuße des Berges. Dann nahm er das Kalb, das sie verfertigt hatten, ließ es im Feuer verbrennen, zermalmte es zu feinem Staube, den er ins Wasser schütten ließ, und gab den Israeliten davon zu trinken. Zu Aaron aber sprach Moses: "Was haben dir die Leute da getan, daß du eine so große Sündenschuld über das Volk gebracht hast?" Aaron entgegnete: "Möge doch meines Herrn Zorn nicht entbrennen! Du weißt ja, wie zügellos dieses Volk ist. Sie baten mich: "Mache uns doch einen Gott, der vor uns herzieht; denn wir wissen nicht, was Moses - dem Mann, der uns aus dem Ägypterland geführt hat - zugestoßen ist! Ich antwortete ihnen: "Wer Gold hat, der nehme es ab!" Da gaben sie es mir. Ich aber warf es ins Feuer, und da kam dieses Kalb heraus." Moses bemerkte, daß das Volk zügellos war. Aaron hatte es nämlich ausarten lassen zur Schadenfreude ihrer Feinde. Da stellte sich Moses an das Tor des Lagers und rief: "Wer für den Herrn ist, trete her zu mir!" Da scharten sich alle Leviten um ihn. Er sprach zu ihnen: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Es gürte ein jeder sein Schwert um die Hüfte! Zieht hin und her im Lager von Tor zu Tor! Es töte ein jeder selbst den Bruder, Freund und Nächsten!" Die Leviten handelten nach des Moses Befehl. So fielen an jenem Tag vom Volk gegen dreitausend Mann. Moses sagte darauf: "Verpflichtet euch heute ganz für den Herrn; denn jeder war gegen seinen Sohn und Bruder, damit euch heute Segen zuteil werde!" Am anderen Morgen sprach Moses zum Volk: "Ihr habt eine große Sündenschuld auf euch geladen. Nunmehr will ich zum Herrn hinaufsteigen, vielleicht kann ich für eure Sündenschuld Versöhnung erwirken." Moses kehrte also zum Herrn zurück und sprach: "O weh, dies Volk hat eine große Sünde begangen; sie haben sich einen Gott aus Gold verfertigt. Und nun vergib ihnen doch ihre Sündenschuld; wenn nicht, so streiche mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast!" Der Herr entgegnete dem Moses: "Nur wer sich persönlich wider mich versündigt hat, den streiche ich aus meinem Buch! Nun gehe! Führe das Volk, wohin ich dir geboten habe! Siehe, mein Engel wird vor dir hergehen; wenn aber der Tag meiner Heimsuchung gekommen ist, dann will ich an ihnen ihre Sündenschuld ahnden!" Und der Herr schlug das Volk für das Kalb, das sie gemacht hatten, und das Aaron angefertigt hatte. Der Herr sprach zu Moses: "Auf, ziehe fort von hier, du und das Volk, das du aus dem Ägypterland geführt hast, in das Land, das ich dem Abraham, Isaak und Jakob eidlich zugesichert habe mit den Worten: Deiner Nachkommenschaft will ich es geben! Ich will einen Engel vor dir hersenden und die Kanaaniter, Amoriter, Hethiter, Perissiter, Hiwwiter und Jebusiter vertreiben. Ich will dich in ein Land bringen, das von Milch und Honig fließt. Ich selbst kann nicht in deiner Mitte hinaufziehen, denn du bist ein halsstarriges Volk; sonst müßte ich dich unterwegs vertilgen." Als das Volk diese schlimme Botschaft hörte, da hüllte es sich in Trauer, und niemand wollte mehr seinen Schmuck anlegen. Da sprach der Herr zu Moses: "Sage den Israeliten: Ihr seid ein halsstarriges Volk! Zöge ich auch nur einen Augenblick mit dir, so würde ich dich vertilgen. Jetzt aber lege deinen Schmuck von dir ab, alsdann werde ich sehen, was ich mit dir tun werde!" Da entledigten sich die Israeliten vom Berge Horeb an ihres Schmuckes. Moses nahm das Zelt und schlug es außerhalb des Lagers in einiger Entfernung von ihm auf; er nannte es "Zelt der Offenbarung (Begegnung)". Jeder, der den Herrn befragen wollte, ging zum Offenbarungszelte, das sich außerhalb des Lagers befand. Ging Moses zum Zelt hinaus, erhob sich das ganze Volk. Jeder stellte sich an seinen Zelteingang und schaute dem Moses nach, bis er ins Zelt eingetreten war. Sobald aber Moses das Zelt betrat, ließ sich die Wolkensäule herab und stand am Zelteingang, und Gott sprach mit Moses. Das Volk sah die Wolkensäule am Zelteingang stehen. Da erhoben sich alle Leute und warfen sich an ihrem Zelteingang voll Ehrfurcht nieder. Der Herr redete mit Moses von Angesicht zu Angesicht, wie jemand mit seinem Freund redet. Er kehrte dann ins Lager zurück. Sein Diener Josua aber, der Sohn des Nun, der noch ein Jüngling war, wich nicht vom Zelt. Moses sprach zum Herrn: "Siehe, du befiehlst mir: "Führe dieses Volk hinauf!" Doch hast du mir nicht mitgeteilt, wen du mit mir senden willst. Dabei hast du mir doch selbst gesagt: "Ich kenne dich mit Namen" und: "Du hast Gnade in meinen Augen gefunden." Nun denn, wenn ich in deinen Augen Gnade gefunden habe, so lasse mich doch deine Wege wissen, damit ich dich kenne, und um wirklich in deinen Augen Gnade zu finden! Berücksichtige auch, daß dieses Volk dein Volk ist!" Er antwortete: "Wenn ich persönlich mit dir ziehe, werde ich dich dann zufriedenstellen?" Moses versicherte ihm: "Wenn du nicht persönlich mitziehst, dann laß uns lieber überhaupt nicht von hier hinaufziehen! Woran soll man denn erkennen, daß ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, ich und dein Volk? Nicht daran, daß du mit uns ziehst, wodurch wir, ich und dein Volk, vor allen andern Völkern auf Erden ausgezeichnet werden?" Der Herr erwiderte dem Moses: "Auch das, wonach du eben begehrt hast, will ich tun; denn du hast Gnade in meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen!" Darauf bat er: "Zeige mir doch deine Herrlichkeit!" Der Herr entgegnete: "Ich will all meinen Reichtum an dir vorüberziehen lassen und den Namen des Herrn vor dir ausrufen: Ich bin gütig, wem ich gütig bin, und erbarme mich dessen, wessen ich mich erbarme." Dann fuhr er fort: "Doch mein Angesicht kannst du nicht schauen; denn kein Mensch kann mich schauen und dabei am Leben bleiben!" Der Herr sprach aber: "Siehe, hier in meiner Nähe ist ein Platz, da stelle dich auf den Felsen! Wenn meine Herrlichkeit vorüberzieht, stelle ich dich in die Felsenhöhle und bedecke dich mit meiner Hand, bis ich vorüber bin. Nehme ich dann meine Hand weg, so kannst du meine Rückseite schauen. Doch mein Angesicht darf man nicht schauen." Der Herr sprach zu Moses: "Haue dir zwei Steintafeln zurecht, wie die ersten waren; auf diese Tafeln schreibe ich die Worte, die auf den ersten Tafeln standen, die du zertrümmert hast. Halte dich für morgen früh bereit! Steige am Morgen auf den Berg Sinai und tritt dort vor mich hin auf der Spitze des Berges! Niemand darf mit dir hinaufsteigen und auf dem ganzen Berge sich zeigen; auch Kleinvieh und Großvieh darf gegen diesen Berg hin nicht weiden!" Da hieb er sich zwei Steintafeln nach der Art der ersten zurecht. Er machte sich am andern Morgen in der Frühe auf und bestieg den Sinai nach des Herrn Befehl. Die beiden Steintafeln nahm er mit. Da kam der Herr in der Wolke herab. Moses stellte sich dort bei ihm auf und rief den Namen des Herrn an. Da zog der Herr an ihm vorüber und rief: "Der Herr, der Herr, ein barmherziger und gütiger Gott, langmütig, reich an Huld und Treue! Huld bewahrt er den Tausenden! Schuld, Frevel und Sünde vergibt er; er läßt sie aber nicht ungestraft, indem er die Schuld der Väter an den Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Geschlecht nachprüft!" Eilends beugte sich Moses zur Erde, betete voll Ehrfurcht an und sprach: "Wenn ich wirklich in deinen Augen Gnade gefunden habe, o Herr, so möge doch der Herr in unserer Mitte ziehen! Ein halsstarriges Volk sind sie zwar, doch vergib uns unsere Schuld und Sünde und nimm uns als dein Eigentum an!" Er entgegnete: "Siehe, ich schließe einen Bund! Vor deinem ganzen Volk will ich Wunder vollbringen, wie sie auf der ganzen Erde und unter allen Völkern nicht geschehen sind. Dann soll das ganze Volk, in dessen Mitte du lebst, das Wirken des Herrn sehen; denn erschütternd ist, was ich an dir tun werde. Beachte genau, was ich dir heute gebiete: Siehe, ich vertreibe vor dir die Amoriter, Kanaaniter, Hethiter, Perissiter, Hiwwiter und Jebusiter! Hüte dich davor, einen Bund mit den Landesbewohnern einzugehen, in deren Gebiet du kommst, sonst könnten sie dir in deiner Mitte zum Fallstrick werden! Ihr sollt ihre Altäre niederreißen, ihre Weihesteine zertrümmern und ihre Kultpfähle umhauen! (I.) Denn du sollst keinen fremden Gott anbeten! Der Herr heißt nämlich "Eifersüchtiger" und ist ein eifernder Gott. Darum darfst du mit den Landesbewohnern keinen Bund schließen. Sie treiben ja hinter ihren Göttern her Unzucht und opfern ihnen und laden auch dich dazu ein, daß du von ihrem Opfermahl genießt. Aus ihren Töchtern darfst du für deine Söhne keine Frauen nehmen; denn diese buhlen hinter ihren Göttern her und bringen auch deine Söhne dazu, hinter ihren Göttern her Unzucht zu treiben. (II.) Du sollst dir keinen Gott aus Gußmetall machen! (III.) Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du halten! Sieben Tage lang sollst du ungesäuerte Brote essen, wie ich dir befohlen habe, zur Zeit des Monats Abib; denn im Monat Abib bist du aus Ägypten ausgezogen. (IV.) Alle Erstgeburt gehört mir; von deinem ganzen Viehbestand die männliche Erstgeburt vom Rind und Schaf. Den Erstlingswurf vom Esel sollst du gegen ein Schaf auslösen; wenn du ihn aber nicht auslösen willst, so mußt du ihm das Genick brechen! Die Erstgeburt deiner Söhne sollst du auslösen; niemand soll vor mir mit leeren Händen erscheinen! (V.) Sechs Tage sollst du arbeiten, aber am siebten Tage sollst du ruhen! Selbst in der Zeit des Pflügens und Erntens sollst du ruhen! Auch das Wochenfest sollst du feiern zur Zeit der Erstlinge der Weizenernte und das Fest der Lese an der Jahreswende! (VI.) Dreimal im Jahre soll alles Männliche unter dir vor Gott dem Herrn, Israels Gott, erscheinen! Denn ich will Völker vor dir vertreiben und deine Grenzen erweitern, und niemand soll dein Land begehren, während du hinaufziehst, um dreimal im Jahr vor dem Herrn, deinem Gott, zu erscheinen. (VII.) Du sollst mein Opferblut nicht zusammen mit gesäuertem Brot darbringen! (VIII.) Das Opfer des Osterfestes soll bis zum andern Morgen nicht mehr da sein! (IX.) Das Beste von den Erstlingen deines Ackers sollst du zum Hause des Herrn, deines Gottes, bringen! (X.) Du sollst ein Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen!" Der Herr sprach zu Moses: "Schreibe dir diese Worte auf! Denn auf Grund dieser Worte schließe ich mit dir und Israel einen Bund." Vierzig Tage und vierzig Nächte war er dort beim Herrn; er aß kein Brot und trank kein Wasser. Er schrieb auf die Tafeln die Bundesworte, die zehn Gebote. Moses stieg vom Berge Sinai herab, und die beiden Gesetzestafeln waren beim Abstieg vom Berge in seiner Hand. Moses aber wußte nicht, daß seine Gesichtshaut durch die Unterredung mit Gott strahlend geworden war. Aaron und die Israeliten sahen, wie seine Gesichtshaut strahlend geworden war. Sie fürchteten sich daher, ihm zu nahen. Moses aber rief ihnen zu; da kamen Aaron und alle Fürsten der Gemeinde zurück, und Moses redete mit ihnen. Danach kamen auch alle übrigen Israeliten näher heran; er richtete an sie alle Befehle aus, die der Herr ihm auf dem Berge Sinai gegeben hatte. Moses führte das Gespräch mit ihnen zu Ende. Darauf legte er eine Hülle über sein Gesicht. Wenn Moses zur Unterredung vor den Herrn trat, nahm er die Hülle bis zu seinem Fortgehen wieder ab. Er ging dann hinaus und redete zu den Israeliten, was ihm aufgetragen worden war. Sobald nun die Israeliten sahen, daß die Gesichtshaut des Moses strahlte, legte Moses wiederum die Hülle vor sein Antlitz, bis er von neuem zur Unterredung vor den Herrn trat. Moses versammelte die ganze Gemeinde der Israeliten und sprach zu ihnen: "Dies hat der Herr euch zu tun geboten: Sechs Tage soll gearbeitet werden, am siebten Tage aber soll ein heiliger Ruhetag sein, der dem Herrn geweiht ist; jeder, der an ihm arbeitet, muß sterben. Ihr sollt am Sabbat in keiner eurer Wohnstätten Feuer anzünden." Moses sprach zur ganzen Gemeinde der Israeliten: "Der Herr hat folgendes geboten: Erhebt von denen, die bei euch sind, eine Abgabe für den Herrn; jeder, der von Herzen gern gibt, soll als Abgabe für den Herrn bringen: Gold, Silber, Kupfer, violette Purpurwolle, roten Purpur, karmesinfarbenen Stoff, Byssus und Ziegenhaare, rotgefärbte Widderfelle, Tachaschhäute und Akazienholz, Öl für den Leuchter, Balsame für das Salböl und für das wohlriechende Räucherwerk, Karneolsteine und Besatzsteine für das Ephod und das Brustschild. Alle Kunstverständigen unter euch sollen kommen und alles verfertigen, wie der Herr es aufgetragen hat: die Wohnstätte, ihr Zelt und ihre Decke, ihre Haken, ihre Bretter und ihre Verriegelung, ihre Säulen und ihre Fußsockel, die Lade mit ihren Stangen, den Sühnedeckel und den verhüllenden Vorhang, den Tisch mit seinen Stangen und all seinen Geräten sowie die Schaubrote, das Gestell des Leuchters, seine Geräte und seine Lampen und das Öl des Leuchters, den Räucheraltar mit seinen Stangen, das Salböl, das wohlriechende Räucherwerk, die Türdecke am Eingang der Wohnstätte, den Brandopferaltar und das dazugehörige Gitter aus Kupfer, seine Stangen und all seine Geräte, das Becken und sein Gestell, die Umhänge des Vorhofes, seine Säulen, seine Fußsockel und den Vorhang über dem Eingang des Vorhofes, die Zeltpflöcke der Wohnstätte und des Vorhofes und die dazugehörigen Stricke, die gewirkten Gewänder zum Dienst im Heiligtum, d. h. die heiligen Gewänder für den Priester Aaron und die Gewänder für seine Söhne zum priesterlichen Dienst." Da ging die ganze Gemeinde der Israeliten von Moses weg. Sie kamen wieder; jeder, den sein Herz dazu antrieb, und jeder, dessen Geist willig war, brachte die Abgabe für den Herrn zur Herstellung des Offenbarungszeltes, für den gesamten heiligen Dienst und für die heiligen Gewänder. Männer kamen und Frauen; alle, die ihr Herz dazu antrieb, brachten Spangen, Ohrringe, Fingerringe und Halsschmuck, alles aus Gold; und so tat jeder, der eine Weihegabe aus Gold dem Herrn bringen wollte. Jeder, der violette Purpurwolle, roten Purpur, karmesinfarbenen Stoff, Byssus und Ziegenhaar, rotgefärbte Widderfelle oder Tachaschhäute besaß, brachte sie herbei. Jeder, der eine Silber- oder Kupfergabe leisten wollte, steuerte zur Spende für den Herrn bei; wer Akazienholz hatte zu irgendeiner Verarbeitung für den heiligen Dienst, schleppte es ebenfalls herzu. Alle Frauen, die in Handarbeit geschickt waren, spannen selbst und brachten das Gesponnene: Violette Purpurwolle, roten Purpur, karmesinfarbenen Stoff und Byssus. Alle Frauen, die sich vermöge ihrer Begabung angespornt fühlten, spannen eigenhändig die Ziegenhaare. Die Fürsten brachten die Karneolsteine und die Besatzsteine für das Ephod und das Brustschild, die Balsame und das Öl für den Leuchter, für das Salböl und das wohlriechende Räucherwerk. Alle Männer und Frauen, die ihr Herz dazu antrieb, etwas zu dem Werk beizutragen, dessen Anfertigung der Herr durch Moses verordnet hatte, brachten als Nachkommen Israels eine freiwillige Gabe für den Herrn. Moses sprach zu den Israeliten: "Seht, der Herr hat den Bezalel, den Sohn des Uri, Enkel des Chur aus dem Stamme Juda, mit Namen berufen und hat ihn mit göttlichem Geist erfüllt in Weisheit, in Einsicht und Erkenntnis für jegliches Werk. Er soll Pläne entwerfen und diese in Gold, Silber und Kupfer ausführen. Auch mit der Fertigkeit hat er ihn begabt, Steine für Fassungen zu bearbeiten und Holz zu schnitzen, um jegliches geplante Werk auszuführen. Auch verlieh er ihm die Fähigkeit, andere zu unterweisen, ihm und Oholiab, dem Sohn des Achisamach, aus dem Stamme Dan. Er erfüllte sie mit Kunstsinn zur Ausführung aller Arbeiten des Kunsthandwerkers, des Kunstwebers, des Buntwirkers in violetter Purpurwolle, rotem Purpur, in karmesinfarbenem Stoff und in Byssus sowie des Webers, lauter Männer, die jegliches Werk ausführen und Pläne entwerfen können. So sollen nun Bezalel, Oholiab und alle Kunstverständigen, denen der Herr Verständnis und Einsicht verliehen hat, so daß sie sich auf die Ausführung jeglicher Arbeit für den Dienst am Heiligtum verstehen, das Werk gemäß allem, was der Herr aufgetragen hat, ausführen." Da berief Moses den Bezalel, Oholiab und alle kunstverständigen Männer, denen der Herr Einsicht verliehen hatte, alle, die ihr Herz antrieb, an die Ausführung des Werkes zu gehen. Sie empfingen von Moses die ganze Beisteuer, welche die Israeliten für die Arbeiten zum Dienste am Heiligtum aufgebracht hatten. Diese brachten ihm an jedem Morgen noch weitere freiwillige Gaben. Da kamen die Kunstverständigen, welche alle Arbeiten für das Heiligtum ausführten, ein jeder von seiner Arbeit, an der er gerade stand, und sprachen zu Moses: "Das Volk bringt mehr, als für den Dienst am Werke notwendig ist, dessen Ausführung der Herr befohlen hat." Da ließ Moses durch das Lager hindurch ausrufen: "Weder Mann noch Frau soll weiterhin noch eine Abgabe für das Heiligtum beisteuern!" Den Beiträgen des Volkes wurde so Einhalt geboten. Es war ja schon genug Material da, um alle Arbeiten, die sie zu machen hatten, auszuführen; man ließ noch davon übrig. Alle Kunstverständigen unter den Werkleuten stellten die Wohnstätte aus zehn Zeltdecken von gezwirntem Byssus, violetter Purpurwolle, rotem Purpur und karmesinfarbenem Stoff her; mit Kerubimfiguren als Arbeit eines Stoffwirkers machte man sie. Die Länge der einzelnen Decke betrug achtundzwanzig Ellen und die Breite vier Ellen; alle Zelttücher hatten ein und dasselbe Maß. Fünf von den Zeltbahnen fügte er miteinander zusammen, eine an die andere, und ebenso die übrigen fünf. Dann brachte er aus violetter Purpurwolle an der Außenkante der einen Zeltbahn, die das Ende des zusammengesetzten Stückes bildete, Schleifen an und ebenso an der Außenkante der letzten Zeltdecke des zweiten zusammengesetzten Teiles. Fünfzig Schleifen brachte er an der einen Zeltdecke an, ebenso fünfzig Schleifen am Ende der Zeltdecke, die zum zweiten zusammengesetzten Stück gehörte; die Schleifen standen einander gegenüber. Dann formte er fünfzig Haken aus Gold und verband die Zeltdecken mit den Haken, eine mit der andern. So wurde es eine einzige Wohnstätte. Sodann fertigte er Zeltdecken aus Ziegenhaar für ein Zeltdach über der Wohnstätte; in einer Anzahl von elf Stücken stellte er sie her. Die Länge der einzelnen Zeltdecke betrug dreißig Ellen, vier Ellen ihre Breite; alle elf Zeltdecken hatten ein und dasselbe Maß. Er fügte fünf Zeltdecken zu einem Stück zusammen und die anderen sechs ebenso. Am Saume der letzten Zeltdecke des einen zusammengesetzten Stückes machte er fünfzig Schleifen und ebenso an dem Zeltdeckensaum des zweiten zusammengesetzten Stückes. Dann fertigte er fünfzig Haken aus Kupfer, um damit das Zelt zu verbinden, daß es ein einziges Ganzes wurde. Dann stellte er für das Zelt eine rotgefärbte Decke aus Widderfellen her und oben darauf eine Decke aus Tachaschleder. Sodann verfertigte er Bretter aus Akazienholz zum Aufstellen für die Wohnstätte. Zehn Ellen betrug die Länge eines Brettes und eineinhalb Ellen seine Breite. Jedes Brett wurde durch zwei Zapfen gegenseitig in Verbindung gebracht; so machte er es mit allen Brettern der Wohnstätte. An Brettern fertigte er für die Wohnstätte an: zwanzig für die Südseite. Als Unterlage für die zwanzig Bretter stellte er vierzig silberne Sockel her, zwei Sockel als Unterlage eines Brettes für seine beiden Zapfen. Für die andere Längsseite der Wohnstätte, die Nordseite, nahm er zwanzig Bretter, dazu noch vierzig silberne Fußsockel, je zwei als Unterlage für ein Brett. Für die Rückseite der Wohnstätte, die nach Westen hin liegt, verfertigte er sechs Bretter. Zwei Bretter stellte er als Eckstücke für die Rückseite der Wohnstätte her. Sie waren unten und oben doppelt aufgebaut und trafen sich bei dem einen Ring; so machte er es bei beiden für die zwei Ecken. Es waren also acht Bretter, und ihrer silbernen Fußgestelle waren es sechzehn, nämlich je zwei Fußgestelle als Unterlage für ein Brett. Er stellte auch Riegel aus Akazienholz her, fünf für die Bretter auf der einen Seite der Wohnstätte, ebenso auch fünf Riegel für die Bretter der zweiten Längsseite der Wohnstätte und fünf Riegel für die Bretter der nach Westen gerichteten Rückseite der Wohnstätte. Den mittleren Riegel stellte er in die Mitte der Bretter, so daß er von einem Ende zum anderen verlief. Die Bretter überzog er mit Gold, und auch ihre Ringe stellte er aus Gold her als Halter für die Riegel; ebenso überzog er die Riegel mit Gold. Dann fertigte er einen Vorhang aus violetter Purpurwolle; rotem Purpur, karmesinfarbenem Stoff und gezwirntem Byssus an; als Kunstwirkerarbeit stellte er ihn mit Kerubimfiguren her. Er machte für ihn vier Säulen aus Akazienholz und überzog sie mit Gold - auch ihre Nägel waren aus Gold - und goß für sie vier Fußsockel aus Silber. Für den Zelteingang fertigte er einen Vorhang aus violetter Purpurwolle, rotem Purpur, karmesinfarbenem Stoff und gezwirntem Byssus in Buntwirkerarbeit, nebst den dazugehörigen fünf Säulen und ihren Nägeln. Ihre Köpfe und die Verbindungsstangen überzog er mit Gold; ihre fünf Fußsockel aber waren aus Kupfer. Ferner verfertigte Bezalel die Lade aus Akazienholz; zweieinhalb Ellen war sie lang, eineinhalb Ellen breit und eineinhalb Ellen hoch. Er überzog sie mit reinem Golde von innen und außen her und befestigte rings um sie eine goldene Leiste. Dann goß er für sie vier goldene Ringe und brachte sie an den vier Ecken an, zwei Ringe an ihrer einen Seitenwand und zwei Ringe an ihrer anderen Seitenwand. Auch verfertigte er Stangen aus Akazienholz und überzog sie mit Gold. Er steckte die Stangen durch die Ringe an den Seitenwänden der Lade, so daß man die Lade tragen konnte. Dann verfertigte er eine Deckplatte aus reinem Gold, zweieinhalb Ellen lang und eineinhalb Ellen breit. Darauf machte er zwei Goldkerubim; als getriebene Arbeit stellte er sie an den beiden Enden der Deckplatte her, und zwar den einen Kerub am einen und den andern Kerub am andern Ende der Deckplatte. Von der Deckplatte her machte er an ihren zwei Enden die Kerubim. Sie breiteten ihre Flügel nach oben hin aus, indem sie mit ihren Flügeln die Deckplatte überdachten; ihre Antlitze waren einander zugekehrt; zur Deckplatte hin waren die Kerubim gerichtet. Und er verfertigte ferner den Tisch aus Akazienholz; zwei Ellen lang, eine Elle breit und eineinhalb Ellen hoch. Er überzog ihn mit reinem Gold und brachte ringsum eine goldene Einfassung an. Er machte auch eine Leiste von einer Handbreit daran und verfertigte eine goldene Einfassung um diese Leiste herum. Dann goß er für ihn vier goldene Ringe und brachte sie an den vier Ecken an, wo seine vier Füße waren. Die Ringe waren dicht unter der Leiste als Ösen für die Stangen zum Tragen des Tisches. Die Stangen machte er aus Akazienholz und überzog sie mit Gold, so daß man den Tisch tragen konnte. Darauf verfertigte er auch die Geräte, die auf dem Tisch stehen sollten, seine Schüsseln und Schalen, Kannen und Krüge zur Spendung der Trankopfer; alles aus reinem Gold. Dann machte er den Leuchter aus reinem Gold in getriebener Arbeit, seinen Fuß und seinen Schaft. Seine Kelche, seine Knäufe und seine Blüten waren ein mit ihm verbundenes Stück. Sechs Röhren gingen von seinen Seiten aus; drei Leuchtröhren von der einen Seite, drei Leuchtröhren von der anderen Seite. Drei mandelförmige Kelche, ein Knauf und eine Blüte waren an der ersten Röhre, drei mandelförmige Kelche, ein Knauf und eine Blüte an der zweiten und so an allen sechs Röhren, die vom Leuchter ausgingen. Am Leuchter selbst waren vier mandelförmige Kelche, seine Knäufe und seine Blüten, und zwar je ein Knauf unter jedem sich abzweigenden Röhrenpaare, entsprechend den sechs Röhren, die von ihm ausgingen. Ihre Knäufe und ihre Röhren waren ein Stück mit ihm, das Ganze, eine getriebene Arbeit, bestand aus einem Stück reinen Goldes. Dann fertigte er die sieben Lampen an, die dazu gehörenden Dochtscheren und Feuerschalen aus feinstem Gold. Ein Talent gediegenen Goldes verwendete er auf ihn und alle zu ihm gehörenden Geräte. Dann stellte er den Räucheraltar aus Akazienholz her, eine Elle lang, eine Elle breit, also quadratisch, und zwei Ellen hoch; seine Hörner waren aus einem Stück mit ihm. Er überzog ihn mit gediegenem Gold, seine Deckplatte und seine Wände ringsum und seine Hörner, und brachte an ihm ringsum eine goldene Leiste an. Unterhalb seiner Leiste befestigte er zwei goldene Ringe an seinen beiden Seiten zur Aufnahme der Stangen, um ihn damit tragen zu können. Die Stangen aber fertigte er aus Akazienholz und überzog sie mit Gold. Er bereitete auch das heilige Salböl und das reine wohlriechende Räucherwerk nach Art eines Salbenmischers. Danach errichtete er den Brandopferaltar aus Akazienholz, fünf Ellen lang und fünf Ellen breit, quadratisch, und drei Ellen hoch. Seine Hörner aber brachte er an seinen vier Ecken an; sie bildeten mit ihm ein Stück. Dann überzog er den Altar mit Kupfer. Ebenso verfertigte er alle zum Altar gehörenden Geräte, die Töpfe, die Reinigungsschaufeln, Sprengschalen, Fleischgabeln und Feuerbecken; alle zu ihm gehörenden Geräte stellte er aus Kupfer her. Er machte auch für den Altar ein Gitterwerk, ein kupfernes Netzgitter, unterhalb seiner Einfassung bis zu seiner halben Höhe hinauf. Sodann goß er vier Ringe an die vier Enden des kupfernen Gitterwerks zur Aufnahme der Stangen. Die Stangen aber fertigte er aus Akazienholz und überzog sie mit Kupfer. Er steckte die Stangen in die Ringe an den Seiten des Altars, damit man ihn mit ihrer Hilfe tragen konnte. Er stellte ihn aus Platten her, so daß er hohl war. Dann fertigte er das kupferne Becken und sein kupfernes Gestell aus den Spiegeln der dienenden Frauen, die am Eingang des Offenbarungszeltes Dienst taten. Danach grenzte er den Vorhof ab; für die nach Süden gewendete Seite verfertigte er Vorhofsbehänge aus gezwirntem Byssus, hundert Ellen, ferner zwanzig Säulen für sie samt ihren zwanzig kupfernen Fußsockeln, die Nägel der Säulen und ihre Querstangen aus Silber, ebenso auf der Nordseite Behänge, hundert Ellen lang, dazu zwanzig Säulen und zwanzig kupferne Fußsockel für sie, die Nägel der Säulen und ihre Querstangen aus Silber. Für die nach Westen gerichtete Seite stellte er Behänge von fünfzig Ellen her, dazu die entsprechenden zehn Säulen samt ihren zehn Fußsockeln, die Nägel der Säulen und ihre Querstangen wieder aus Silber. Auch für die nach Osten gehende Vorderseite fünfzig Ellen, und zwar Behänge von fünfzehn Ellen für das eine Seitenstück, dazu drei Säulen samt ihren drei Fußsockeln. Diesen entsprechend stellte er auf der anderen Seite des Vorhofeinganges für das zweite Seitenstück fünfzehn Ellen Behänge her, dazu drei Säulen samt ihren drei Fußsockeln. Alle Vorhofsbehänge ringsum waren aus gezwirntem Byssus verfertigt. Die Fußsockel für die Säulen waren aus Kupfer, die Nägel der Säulen aber und ihre Querstangen aus Silber; auch der Überzug ihrer Köpfe war aus Silber; alle Säulen des Vorhofes hatten Querstangen aus Silber. Der Vorhang für den Eingang des Vorhofes war eine Buntwirkerarbeit aus violetter Purpurwolle, rotem Purpur, karmesinfarbenem Stoff und gezwirntem Byssus, zwanzig Ellen lang und fünf Ellen hoch, d. h. breit, entsprechend den anderen Behängen des Vorhofes. Dazu kamen ihre vier Säulen samt ihren vier kupfernen Fußsockeln, ihre Nägel aus Silber, auch der Überzug ihrer Köpfe und ihre Querstangen aus Silber. Alle Zeltpflöcke für die Wohnstätte und den Vorhof ringsum waren aus Kupfer. Dies ist die Berechnung der Abgaben, die für die Wohnstätte, die Stätte des Gesetzes, durch Moses ausgeführt wurde, unter Dienstleistung der Leviten und geleitet von Itamar, dem Sohn des Priesters Aaron. Bezalel aber, der Sohn des Uri und Enkel des Chur vom Stamme Juda, führte alles aus, was der Herr dem Moses aufgetragen hatte. Mit ihm Oholiab, der Sohn des Achisamach, vom Stamme Dan als Kunsthandwerker, Weber und Buntwirker in violetter Purpurwolle, rotem Purpur, karmesinfarbenem Stoff und Byssus. Alles Gold, das für die Arbeiten zur vollständigen Herstellung des Heiligtums verwendet wurde das als Weihegabe gespendete Gold, wog 29 Talente und 730 Silbersekel nach heiligem Gewichtsmaß. Das bei der Musterungsabgabe von der Gemeinde gespendete Silber betrug 100 Talente und 1 775 Sekel nach heiligem Gewicht, ein halber Silbersekel für jeden Kopf, also die Hälfte eines Sekels nach heiligem Gewicht für jeden, der sich der Musterung unterziehen mußte, nämlich von 20 Jahren und darüber, von insgesamt 603 550 Mann. Die hundert Talente Silber wurden verwendet zum Gießen der Fußsockel des Heiligtums und der Vorhangfußsockel, 100 Talente zu 100 Fußsockeln, zu jedem Fußsockel also ein Talent. Aus den 1 775 Silberstücken fertigte er Nägel für die Säulen, überzog ihre Köpfe und verband sie mit Querstangen. Das als Weihegabe gespendete Kupfer betrug 70 Talente und 2 400 Silbersekel. Daraus verfertigte man die Fußsockel zur Tür des Offenbarungszeltes, den kupfernen Altar samt seinem kupfernen Gitterwerk und alle Altargeräte, dazu die Fußsockel des Vorhofs ringsum und die Fußsockel des Vorhofeinganges, dazu alle Pflöcke der Wohnstätte und alle Vorhofpflöcke ringsum. Aus violetter Purpurwolle, rotem Purpur und karmesinfarbenem Stoff fertigte man gewirkte Gewänder zum Dienst im Heiligtum an. Die heiligen Gewänder Aarons machten sie so, wie es der Herr dem Moses befohlen hatte. Das Ephod stellte man aus Gold her, aus violetter Purpurwolle und rotem Purpur, karmesinfarbenem Stoff und gezwirntem Byssus. Sie hämmerten die Goldplatten breit und zerschnitten sie in Fäden, um sie zwischen die violette Purpurwolle, den roten Purpur, den karmesinfarbenen Stoff und den Byssus in der Art eines Kunstwirkers einzuarbeiten. Sie machten für das Ephod verbundene Schulterstücke; an seinen beiden Enden wurde es zusammengefügt. Das Band aber, das sich zum Anlegen daran befand, war mit ihm ein Stück, so wie dieses gearbeitet aus Gold, violetter Purpurwolle, rotem Purpur, karmesinfarbenem Stoff und gezwirntem Byssus, wie es der Herr dem Moses aufgetragen hatte. Und sie bearbeiteten die Karneolsteine, in einem Flechtwerk von Gold gefaßt und in Siegelstecherarbeit graviert mit den Namen der Söhne Israels. Man setzte sie auf die Schulterstücke des Ephod als Steine der Erinnerung an die Israeliten, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Und man fertigte das Brustschild in Kunstwirkerarbeit wie das Ephod, aus Gold, violetter Purpurwolle, rotem Purpur, karmesinfarbenem Stoff und gezwirntem Byssus. Es war quadratisch; man machte das Brustschild doppelt gelegt, je eine Spanne lang und breit, doppelt gefaltet. Man besetzte es mit vier Reihen von Edelsteinen. Erste Reihe: Rubin, Chrysolith und Smaragd. Zweite Reihe: Türkis, Lasurstein und Jaspis. Dritte Reihe: Hyazinth, Achat und Amethyst. Vierte Reihe: Tarsis, Karneol und Nephrit; in Gold gefaßt waren sie in ihren Reihen. Die Steine trugen die Namen der Söhne Israels; zwölf waren es, entsprechend ihren Namen, Siegelstecherarbeiten, ein jeder mit einem Namen nach den zwölf Stämmen. Man stellte für das Brustschild gedrehte Kettchen her nach Art von Schnüren aus reinem Gold. Dann verfertigte man für das Brustschild zwei goldene Einfassungen und zwei goldene Ringe und befestigte die beiden Ringe an den beiden Enden des Brustschildes. Die beiden goldenen Schnüre machten sie an den zwei Ringen an den Enden des Brustschildes fest. Die zwei anderen Enden der beiden Schnüre befestigten sie an den beiden geflochtenen Einfassungen und brachten diese auf den Schulterstücken des Ephod an dessen Vorderseite an. Dann stellten sie noch zwei goldene Ringe her und brachten sie an den beiden (anderen) Enden des Brustschildes an, und zwar auf seinem inneren, dem Ephod zugewandten Rand. Dann fertigten sie zwei weitere goldene Ringe an und befestigten sie auf den beiden Schulterstücken des Ephod unten an seiner vorderen Seite, nahe der Stelle, wo es zusammengefügt ist, aber oberhalb der Binde des Ephod. Man band das Brustschild durch seine Ringe an die Ephodringe mittels Schnüren aus violettem Purpur fest, damit es über der Binde des Ephod blieb und das Brustschild sich nicht von seiner Stelle auf dem Ephod verschob, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Dann machte man das Obergewand des Ephod als Webearbeit ganz aus violetter Purpurwolle. Die Öffnung des Obergewandes war in der Mitte ganz wie die Öffnung eines Panzerhemdes; ein ringsum besetzter Rand war an seiner Öffnung, damit es nicht zerriß. Am Saum des Obergewandes brachte man Granatäpfel, aus violetter Purpurwolle, rotem Purpur und karmesinfarbenem Stoff gezwirnt, an. Auch verfertigten sie Glöckchen aus reinem Gold und befestigten diese zwischen den Granatäpfeln, und zwar an dem Saum des Obergewandes, ringsum zwischen den Granatäpfeln: Immer ein Glöckchen und ein Granatapfel ringsum am Saum des Obergewandes abwechselnd, für den heiligen Dienst, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Man verfertigte danach die Leibröcke aus Byssus in Webearbeit für Aaron und seine Söhne, ferner den Turban aus Byssus, die gewundenen Kopfbedeckungen aus Byssus und die linnenen Beinkleider aus gezwirntem Byssus, endlich den Gürtel aus gezwirntem Byssus, violetter Purpurwolle und rotem Purpur und karmesinfarbenem Stoff in Buntwirkerarbeit, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Dann verfertigte man das Stirnblatt, das heilige Diadem, aus gediegenem Gold, und sie schrieben darauf in Siegelstecherschrift: "Heilig dem Herrn!" Sie befestigten daran eine Schnur von violetter Purpurwolle, um sie oben am Turban anzubringen, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. So wurde denn sämtliche Arbeit für die Wohnung des Offenbarungszeltes vollendet; die Israeliten taten so, wie es der Herr dem Moses befohlen hatte. Sie brachten die Wohnstätte zu Moses: Das Zelt mit all seinen Geräten, seinen Haken, Brettern, Riegeln, Säulen und seinen Fußsockeln, die Decke aus rotgegerbten Widderfellen, die Decke aus Tachaschhäuten und den verhüllenden Vorhang, die Gesetzeslade mit ihren Stangen und der Deckplatte, den Tisch mit all seinen Geräten und den Schaubroten, den Leuchter aus reinem Gold mit seinen Lampen - die Lampen der Reihe nach aufgesetzt - und all seinen Geräten sowie das Öl für den Leuchter, den goldenen Altar, das Salböl, das wohlriechende Räucherwerk und den Vorhang für den Zelteingang, den kupfernen Altar und das zu ihm gehörige kupferne Gitterwerk mit seinen Stangen und all seinen Geräten, das Becken mit seinem Gestell, die Behänge des Vorhofes, seine Säulen und Fußsockel und den Behang für das Vorhoftor, seine Stricke und Pflöcke sowie alle Geräte zum Dienst an der Wohnstätte des Offenbarungszeltes, endlich die gewirkten Kleider zum Dienst am Heiligtum, die heiligen Gewänder für den Priester Aaron sowie die Kleider für seine Söhne zum priesterlichen Dienst. Ganz nach den Befehlen des Herrn an Moses hatten die Israeliten die gesamte Arbeit gemacht. Moses besichtigte das ganze Werk. Sie hatten es gemacht, wie der Herr es befohlen hatte. Und Moses segnete sie. Der Herr sprach zu Moses: "Im ersten Monat, und zwar am ersten Tag des Monats, sollst du die Wohnstätte des Offenbarungszeltes aufrichten. Stelle die Gesetzeslade hinein und hänge den Vorhang vor die Lade! Dann schaffe den Tisch hinein und lege sein Zubehör zurecht; dann bringe den Leuchter und setze seine Lampen auf! Stelle den goldenen Räucheraltar vor die Gesetzeslade und hänge den Behang vor den Eingang zur Wohnstätte! Den Brandopferaltar errichte vor dem Eingang der Wohnstätte des Offenbarungszeltes! Das Becken aber stelle zwischen das Offenbarungszelt und den Altar und schütte Wasser hinein! Dann richte den Vorhof ringsum auf und bringe den Behang an den Vorhofseingang! Dann nimm das Salböl und salbe die Wohnstätte und alles, was in ihr ist; weihe sie mit all ihren Geräten; heilig soll sie sein! Salbe auch den Brandopferaltar mit all seinen Geräten und weihe den Altar, damit er zu etwas Hochheiligem werde! Salbe dann das Becken mit seinem Gestell und weihe es! Alsdann laß Aaron und seine Söhne zum Eingang des Offenbarungszeltes treten und wasche sie mit Wasser! Bekleide Aaron mit den heiligen Gewändern, salbe und weihe ihn so, daß er mir al Priester diene! Auch seine Söhne lasse herantreten, bekleide sie mit Leibröcken und salbe sie, wie du ihren Vater gesalbt hast, damit sie mir als Priester dienen. Ihre Salbung soll ihnen das Recht verleihen, immerwährend Priesterdienst zu tun von Geschlecht zu Geschlecht!" Moses führte dies aus; ganz wie der Herr es ihm aufgetragen, machte er es. Im ersten Monat, im zweiten Jahre, am Ersten des Monats war die Wohnstätte errichtet. Moses richtete die Wohnstätte auf, stellte ihre Fußsockel hin, setzte ihre Bretter darauf, brachte ihre Riegel an und richtete ihre Säulen auf. Dann breitete er das Zelt über die Wohnstätte und legte die Überdecke des Zeltes oben darauf, wie der Herr dem Moses aufgetragen. Dann nahm er die Gesetzestafeln und legte sie in die Lade; er steckte die Stangen an die Lade und legte die Deckplatte oben auf die Lade. Die Lade brachte er in die Wohnstätte hinein, hängte den verhüllenden Vorhang auf und verhüllte so die Gesetzeslade, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Dann stellte er den Tisch in das Offenbarungszelt auf die nach Norden gerichtete Seite der Wohnstätte außerhalb des Vorhangs. Darauf legte er eine Brotschicht vor dem Herrn zurecht, wie der Herr dem Moses befohlen. Er stellte den Leuchter in das Offenbarungszelt, dem Tisch gegenüber auf die nach Süden gewendete Seite der Wohnstätte, und brachte die Lampen vor den Herrn, wie der Herr dem Moses aufgetragen. Dann stellte er den goldenen Altar ins Offenbarungszelt vor den Vorhang. Er ließ auf ihm wohlriechendes Räucherwerk verbrennen, wie der Herr dem Moses befohlen. Danach hängte er den Vorhang vor dem Eingang zur Wohnstätte auf. Den Brandopferaltar stellte er vor den Eingang der Wohnstätte des Offenbarungszeltes hin. Er brachte auf ihm das Brand und Speiseopfer dar, wie der Herr es dem Moses befohlen. Das Becken stellte er zwischen das Offenbarungszelt und den Altar und goß Wasser zum Waschen hinein. Darin wuschen sich Moses, Aaron und seine Söhne ihre Hände und Füße. Wenn sie ins Offenbarungszelt hineingingen oder zum Altar traten, wuschen sie sich, wie der Herr es Moses angeordnet. Schließlich richtete er den Vorhof rings um die Wohnstätte und den Altar auf. Er ließ den Vorhang des Vorhoftores aufhängen. So vollendete Moses das Werk. Die Wolke bedeckte das Offenbarungszelt, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnstätte. Moses war nicht imstande, in das Offenbarungszelt hineinzugehen; denn es lagerte darauf die Wolke, und des Herrn Herrlichkeit erfüllte die Wohnstätte. Wenn sich nun die Wolke von der Wohnstätte erhob, dann brachen die Israeliten bei all ihren Wegstrecken auf. Erhob sich aber die Wolke nicht, so brachen sie auch nicht auf bis zu dem Zeitpunkt, da sie wiederum aufstieg. Denn die Wolke des Herrn war über der Wohnstätte am Tage; des Nachts aber war Feuer darin vor den Augen des gesamten Hauses Israel während ihrer ganzen Wanderung. Der Herr berief den Moses und redete zu ihm vom Offenbarungszelte aus: "Sprich zu den Israeliten und sage zu ihnen: Will jemand unter euch dem Herrn eine Opfergabe von seinem Vieh darbringen, so sollt ihr sie nehmen! Bringt er seine Opfergabe als Brandopfer von Rindern dar, so soll es ein männliches Tier ohne Fell sein; er bringe es zum Eingang des Offenbarungszeltes; es soll ihn vor dem Herrn wohlgefällig machen. Danach lege er seine Hand auf den Kopf des Brandopfers; das wird ihm Wohlgefallen und Sühne schaffen. Hierauf soll er das junge Rind vor dem Herrn schlachten; die Söhne Aarons aber, die Priester, sollen das Blut darbringen und es ringsum an den Altar sprengen, der am Eingang des Offenbarungszeltes steht. Dann soll er das Brandopfer abhäuten und in seine Teile zerlegen. Die Söhne Aarons aber, die Priester, sollen Feuer auf den Altar bringen und Holzscheite darauf schichten. Danach sollen die Söhne Aarons die Stücke mit dem Kopf und dem Nierenfett auf der Holzschicht über dem Feuer auf dem Altar zurechtlegen. Eingeweide und Unterschenkel des Rindes wasche er mit Wasser; der Priester aber lasse das Ganze auf dem Altar in Rauch aufgehen, damit es ein Brandopfer sei, ein Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn. Soll aber die Opfergabe, die jemand als Brandopfer darbringen will, ein Stück Kleinvieh sein, von Jungwiddern oder Ziegen, so bringe er ein männliches Tier ohne Fehler dar. Er schlachte es auf der Nordseite des Altars vor dem Herrn; die Söhne Aarons aber, die Priester, sprengen sein Blut an den Altar ringsum. Sodann soll er es in seine Teile zerlegen, der Priester soll sie mit Kopf und Nierenfett auf den Holzscheiten zurechtlegen über dem Feuer auf dem Altar. Die Eingeweide aber und die Unterschenkel möge er mit Wasser waschen; der Priester soll alles zusammen darbringen und es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen; ein Brandopfer sei es, ein Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn. Bringt jemand dem Herrn ein Opfer als Geflügelopfer dar, so soll er dazu Turteltauben oder junge Tauben als Gabe nehmen. Der Priester aber soll das Tier zum Altar bringen, ihm den Kopf abknicken und es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen. Sein Blut aber soll an der Wand des Altares ausgedrückt werden. Dann soll er den Kropf mit seinem Gewölle entfernen und ihn östlich vom Altar auf den Aschenplatz werfen. Die Flügel soll er ihm einreißen, sie aber nicht ganz abtrennen; der Priester lasse sie auf dem Altar in Rauch aufgehen auf den Holzscheiten über dem Feuer; ein Brandopfer ist es, ein Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn. Will jemand dem Herrn ein Speiseopfer darbringen, dann soll seine Opfergabe in Mehl bestehen; er gieße Öl darauf und füge Weihrauch dazu. Sodann bringe er es den Söhnen Aarons, den Priestern; er nehme davon eine gute Handvoll dieses Mehles und des Öles, samt dem dazugehörenden Weihrauch; der Priester lasse den duftenden Teil auf dem Altar in Rauch aufgehen als ein Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn. Der Rest vom Speiseopfer aber gehört Aaron und seinen Söhnen als Hochheiliges vom Feueropfer des Herrn. Willst du als Speiseopfergabe Ofengebäck darbringen, so seien es ungesäuerte Ringbrote aus Mehl, angerührt mit Öl, oder ungesäuerte Fladen, bestrichen mit Öl. Besteht deine Opfergabe aus einem Speiseopfer von der Röstplatte, dann sei es aus ungesäuertem, mit Öl angerührtem Mehl zubereitet. Brich es in einzelne Brocken und übergieße es mit Öl, dann ist es ein Speiseopfer. Soll deine Opfergabe in einem Speiseopfer aus der Pfanne bestehen, so soll es aus Mehl mit Öl zubereitet sein. Bringe das Speiseopfer, das hieraus zubereitet ist, vor den Herrn; dem Priester soll man es übergeben, der es dann auf den Altar bringt. Der Priester hebe vom Speiseopfer den duftenden Teil ab und lasse ihn auf dem Altar in Rauch aufgehen als Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn. Der Rest vom Speiseopfer gehört Aaron und seinen Söhnen als Hochheiliges von den Feueropfern des Herrn. Kein Speiseopfer, das ihr dem Herrn darbringt, darf aus Gesäuertem sein; nichts vom Sauerteig und keinerlei Honig dürft ihr als Feueropfer für den Herrn darbringen. Nur als Erstlingsgabe bringt sie dem Herrn dar; aber auf den Altar dürfen sie nicht zu lieblichem Wohlgeruch kommen. Jedes deiner Speiseopfer mußt du salzen; du darfst das Salz des Bundes mit deinem Gott bei deinem Speiseopfer nicht fehlen lassen; allen deinen Speiseopfern mußt du Salz hinzufügen. Bringst du dem Herrn ein Speiseopfer von Erstlingsfrüchten dar, so nimm am Feuer geröstete Ähren, und zwar zerriebene Körner von der Frühfrucht, als dein Erstlingsfruchtopfer. Tue aber Öl darauf und gib Weihrauch dazu - es ist ein Speiseopfer! Der Priester soll dann den duftenden Teil von den geopferten Körnern und dem Öl samt dem ganzen dazugehörigen Weihrauch als Feueropfer für den Herrn in Rauch aufgehen lassen. Ist aber eine Opfergabe ein Friedopfer und will man sie von den Rindern darbringen, dann muß es ein fehlerloses männliches oder weibliches Tier sein, das man dem Herrn opfert. Er lege seine Hand auf den Kopf seines Opfers und schlachte es vor dem Eingang des Offenbarungszeltes; die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut ringsum an den Altar sprengen. Dann soll er von dem Friedopfer dem Herrn als Feueropfer darbringen das Fett, das die Eingeweide bedeckt, samt allem Fett, das an den Eingeweiden ist, dazu die beiden Nieren und das Fett an ihnen bis zu den Lenden und den Lappen der Leber; oberhalb der Nieren trenne er ihn ab. Die Söhne Aarons aber sollen es auf dem Altar über dem Brandopfer, das auf dem Holz über dem Altar liegt, in Rauch aufgehen lassen als Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn. Wenn aber jemand eine Gabe zu einem Friedopfer für den Herrn bestimmt hat und sie dem Kleinvieh entnimmt, so soll es ein fehlerloses männliches oder weibliches Tier sein. Wenn er ein Lamm als Opfergabe darbringt, bringe er es vor den Herrn, lege seine Hand auf den Kopf seines Opfers und schlachte es vor dem Offenbarungszelt. Die Söhne Aarons sollen sein Blut ringsum an den Altar sprengen. Dann bringe er von dem Friedopfer dem Herrn als Feueropfer dessen Fett dar: den ganzen Fettschwanz am Schwanzbein trenne er ihn ab, das Fett, das die Eingeweide bedeckt, samt allem Fett, das an den Eingeweiden ist, dazu die beiden Nieren samt dem Fett an ihnen bis zu den Lenden und den Lappen der Leber; oberhalb der Nieren trenne er ihn ab. Der Priester lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen als Feueropferspeise für den Herrn. Ist aber seine Gabe eine Ziege, dann bringe er das Tier vor den Herrn, lege die Hand auf seinen Kopf und schlachte es vor dem Offenbarungszelt; die Söhne Aarons aber sollen sein Blut ringsum an den Altar sprengen. Dann bringe er davon seine Opfergabe als Feueropfer für den Herrn: das Fett, das die Eingeweide bedeckt, das gesamte Fett an den Eingeweiden selbst, ferner die beiden Nieren und das Fett daran bis zu den Lenden sowie den Lappen der Leber; oberhalb der Nieren trenne er ihn ab. Der Priester lasse diese Teile auf dem Altar in Rauch aufgehen als eine Feueropferspeise lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn. Alles Fett gehört dem Herrn! Das ist eine von Geschlecht zu Geschlecht geltende Satzung, die ihr beobachten sollt an all euren Wohnstätten; Fett oder Blut dürft ihr unter keinen Umständen genießen!" Der Herr sprach zu Moses: "Sprich zu den Söhnen Israels: Wenn sich jemand versehentlich gegen irgendein Gebot des Herrn versündigt in Dingen, die nicht getan werden dürfen, und doch eines von ihnen tut, dann gilt: Wenn der gesalbte Priester sündigt und Schuld auf das Volk kommt, dann soll er für seine Sünde, die er getan hat, einen fehlerlosen jungen Stier als Sündopfer darbringen. Er führe den Stier am Eingang des Offenbarungszeltes vor den Herrn, lege seine Hand auf seinen Kopf und schlachte den Stier vor dem Herrn. Darauf nehme der gesalbte Priester vom Stierblut und bringe es in das Offenbarungszelt hinein. Der Priester soll seinen Finger in das Blut tauchen und siebenmal von dem Blut vor dem Herrn gegen den Vorhang des Heiligtums hinsprengen. Danach soll der Priester einen Teil des Blutes an die Hörner des für das wohlriechende Räucherwerk des Herrn bestimmten Altars streichen, der sich im Offenbarungszelt befindet; alles übrige Stierblut soll er an den Sockel des Brandopferaltares am Eingang des Offenbarungszeltes hingießen. Er hebe das gesamte Fett des Sündopferstiers von ihm ab das Fett, das die Eingeweide bedeckt, und alles Fett an den Eingeweiden, die beiden Nieren und das Fett an ihnen bis zu den Lenden sowie den Lappen der Leber; an den Nieren trenne er ihn ab, wie es vom Friedopferrind losgelöst wird; der Priester soll es auf dem Brandopferaltar in Rauch aufgehen lassen. Die Haut des Stieres aber, sein gesamtes Fleisch nebst seinem Kopf und seinen Schenkeln, seinen Eingeweiden und seinem Mageninhalt, kurz, den ganzen Stier bringe er aus dem Lager hinaus an eine reine Stätte, an den Ort, wo man die Asche hinschüttet, und verbrenne ihn auf Holzscheiten. Auf dem Aschenplatz soll er verbrannt werden! Wenn sich die ganze Gemeinde Israels versehentlich vergeht, ohne sich dessen bewußt zu sein, und wenn sie eines der Gebote des Herrn übertreten hat in Dingen, die nicht getan werden dürfen, und so schuldig wird, dann soll das Volk nach Erkenntnis der Sünde, deren es sich schuldig gemacht hat, einen Jungstier als Sündopfer darbringen und ihn vor das Offenbarungszelt führen. Die Ältesten der Gemeinde sollen vor dem Herrn ihre Hände auf den Kopf des Stieres legen; dann schlachte man das Tier vor dem Herrn. Darauf soll der gesalbte Priester von dem Blut des Stieres in das Offenbarungszelt hineinbringen. Er tauche seinen Finger in das Blut und sprenge siebenmal von dem Blut vor dem Herrn gegen den Vorhang. Auch möge er von dem Blut an die Hörner des Altars streichen, der vor dem Herrn im Offenbarungszelt steht; alles übrige Blut soll er an den Sockel des Brandopferaltares am Eingang des Offenbarungszeltes gießen. Er hebe von ihm sein gesamtes Fett ab und lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen. Mit dem Stier soll er genau so verfahren, wie er mit dem eigenen Sündopferstier verfährt. Der Priester soll ihnen Sühne schaffen, und es wird ihnen vergeben. Den Stier aber schaffe man zum Lager hinaus und verbrenne ihn, wie man den ersten Stier verbrannt hat. Darin besteht das Gemeindesündopfer. Wenn sich ein Fürst vergeht und eines der Gebote des Herrn, seines Gottes, versehentlich übertritt in Dingen, die nicht getan werden dürfen, und somit schuldig wird, und das Vergehen, dessen er sich schuldig gemacht hat, ihm (später) bewußt wird, dann soll er einen fehlerlosen Ziegenbock als Gabe darbringen. Er lege seine Hand auf den Kopf des Bockes und schlachte ihn da, wo man das Brandopfer vor dem Herrn schlachtet, denn ein Sündopfer ist es. Der Priester nehme etwas von dem Sündopferblut mit seinem Finger und streiche es an die Hörner des Brandopferaltars; sein übriges Blut gieße er an den Sockel dieses Altares. Sein ganzes Fett lasse er auf dem Altar in Rauch aufgehen wie das Fett des Friedopfers. So soll der Priester für ihn Sühne schaffen wegen seines Vergehens, und Verzeihung wird ihm zuteil. Wenn einer aus dem Volk des Landes sich versehentlich vergeht und durch ein Zuwiderhandeln gegen eines der Gebote des Herrn in Dingen, die nicht getan werden dürfen, schuldig wird und er sich der begangenen Sünde bewußt wird, dann soll er als Gabe eine fehlerlose weibliche Ziege darbringen für seine Sünde. Er lege seine Hand auf den Kopf des Sündopfers und schlachte es am Ort, wo man das Brandopfer schlachtet. Der Priester nehme etwas vom Blut mit dem Finger und streiche es an die Hörner des Brandopferaltares; das übrige Blut gieße er an den Sockel des Altares. Dann entferne er das ganze Fett, wie das Fett vom Friedopfer entfernt wird; der Priester lasse es in Rauch aufgehen zu lieblichem Wohlgeruch für den Herrn. So schafft ihm der Priester Sühne, und es wird ihm Vergebung zuteil. Will jemand ein Lamm als Gabe für ein Sündopfer darbringen, so opfere er ein fehlerloses weibliches Tier. Er lege seine Hand auf den Kopf des Sündopfers und schlachte es als Sündopfer da, wo man das Brandopfer schlachtet. Der Priester aber nehme etwas von dem Blut des Sündopfers mit dem Finger und streiche es an die Hörner des Brandopferaltares; all sein übriges Blut schütte er an den Sockel des Altares. Dann entferne er sein ganzes Fett, wie das Fett des Lammes beim Friedopfer entfernt wird; der Priester lasse es auf dem Altar über den Feueropfern des Herrn in Rauch aufgehen. So schafft er ihm Sühne für die begangene Sünde, und es wird ihm Verzeihung zuteil. Wenn jemand sündigt dadurch, daß er eine laute Verfluchung hört und Zeuge sein könnte, da er Augenzeuge war oder es sonst in Erfahrung gebracht hat, macht aber keine Anzeige, so daß er schuldig wird -, oder jemand berührt etwas Unreines, sei es das Aas eines unreinen wilden Tieres oder das eines unreinen Haustieres oder eines unreinen Kriechtieres, und es entgeht ihm zunächst, so daß er unrein und schuldig wird, oder jemand kommt mit der Unreinheit eines Menschen in Berührung, mit irgendeiner Unreinheit, durch die man unrein werden kann, ohne es zu wissen, wird es dann aber inne, so daß er in Schuld gerät, oder jemand schwört in unbedachter Rede, etwas Böses oder Gutes zu tun, wie man eben unbesonnen schwören kann, ohne daran zu denken, bemerkt es aber danach, so daß er sich mit derartigem schuldig macht, wenn also jemand durch etwas Derartiges in Schuld gerät, soll er bekennen, wessen er sich schuldig gemacht, und er bringe als Buße für die begangene Verfehlung dem Herrn ein weibliches Tier vom Kleinvieh, ein Lamm oder eine Ziege, als Sündopfer dar; der Priester soll ihm Sühne verschaffen wegen seines Vergehens. Wenn aber jemand den Preis für ein Schaf nicht aufbringt, so bringe er dem Herrn als Buße für seine Verfehlung zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben dar, die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer. Er soll sie zum Priester tragen; dieser bringe die zum Sündopfer bestimmte Taube zuerst dar und knicke ihr dicht vor dem Genick den Kopf ab, ohne ihn abzutrennen. Dann sprenge er von dem Blut des Sündopfers an die Wand des Altares; der Rest des Blutes aber werde an den Sockel des Altares ausgepreßt, denn es ist ein Sündopfer. Die andere Taube aber verwende er vorschriftsmäßig als Brandopfer. So soll der Priester für ihn Sühne schaffen wegen des Vergehens, dessen er sich schuldig gemacht hat, und es wird ihm Verzeihung zuteil. Wenn er aber zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben nicht aufbringt, so bringe er als Opfergabe für sein Vergehen ein Zehntel Epha Mehl als Sündopfer dar; er gieße kein Öl darauf und tue keinen Weihrauch dazu - denn es ist ein Sündopfer. Er bringe es zum Priester; dieser hebe eine reichliche Handvoll davon ab als dessen duftenden Teil und lasse es auf dem Altar über den Feueropfern des Herrn in Rauch aufgehen - denn es ist ein Sündopfer. So schafft der Priester für ihn Sühne wegen des Vergehens, dessen er sich bei irgendeinem Anlaß schuldig gemacht hat, und es wird ihm Verzeihung zuteil. Der Rest soll wie beim Speiseopfer dem Priester gehören." Der Herr redete zu Moses: "Wenn jemand etwas veruntreut und sich versehentlich an den Abgaben für den Herrn versündigt, dann bringe er dem Herrn als Buße einen fehlerlosen Widder von seinem Kleinvieh, der nach deiner Schätzung zwei Silbersekel heiligen Gewichtes wert ist, als Schuldopfer dar. Was er dem Heiligtum entzogen hat, soll er zurückerstatten, noch ein Fünftel davon hinzulegen und es dem Priester geben. Der Priester schaffe Sühne für ihn mit dem Widder des Schuldopfers, und es wird ihm Verzeihung zuteil. Vergeht sich jemand, übertritt er unbewußt eines der Gebote des Herrn in Dingen, die nicht getan werden dürfen, und gerät er so in Schuld und lädt Sünde auf sich, dann bringe er als Schuldopfer einen fehlerlosen Widder vom Kleinvieh nach deiner Schätzung zum Priester. Dieser soll ihm Sühne schaffen wegen des Verstoßes, den er unbewußt begangen hat; es wird ihm Verzeihung zuteil. Ein Schuldopfer ist es, hat er sich doch gegen den Herrn verfehlt." Der Herr sprach zu Moses: "Wenn jemand sich vergeht und sich einer Veruntreuung gegen den Herrn schuldig macht, indem er gegenüber seinem Nächsten etwas Anvertrautes, Hinterlegtes oder Geraubtes ableugnet oder seinen Nächsten erpreßt oder bestreitet, daß er etwas Verlorenes gefunden, oder einen Meineid geschworen hat wegen irgendeiner Handlung, deretwegen sich ein Mann vergehen kann, wer so gesündigt hat und schuldig ist, gebe das Geraubte zurück, das er an sich genommen, das Erpreßte, das er erzwungen, das Verwahrte, das man ihm anvertraut, das Verlorene, das er gefunden, oder alles, worum er den Meineid geschworen hat. Er muß es nach seinem vollen Wert ersetzen und noch ein Fünftel dazulegen; er soll es am Tage seines Schuldopfers dem Eigentümer erstatten. Als seine Buße für den Herrn bringe er zum Priester einen fehlerlosen Widder vom Kleinvieh nach deiner Schätzung als Schuldopfer. Der Priester soll für ihn Sühne schaffen vor dem Herrn, und es wird ihm jeweils die betreffende Untat vergeben, durch die er sich verschuldet hat." Der Herr sprach zu Moses: "Weise Aaron und seine Söhne an: Dies ist das Gesetz des Brandopfers: das Brandopfer bleibt auf der Brandstätte, dem Altar, die ganze Nacht bis zum Morgen; das Altarfeuer soll damit brennend erhalten werden. Der Priester ziehe sein linnenes Gewand an und bedecke sich mit den linnenen Beinkleidern, nehme die Asche weg, in die die Flamme das Brandopfer auf dem Altar verwandelt hat, und schütte sie neben den Altar. Dann ziehe er seine Kleider aus, lege andere Kleider an und bringe die Asche zum Lager hinaus an einen reinen Ort. Das Feuer auf dem Altar soll damit brennend erhalten werden es darf nicht erlöschen. Der Priester setze auf ihm an jedem Morgen Holzscheite in Brand, schichte darüber das Brandopfer und lasse darauf die Fettstücke der Friedopfer in Rauch aufgehen. Immerwährend brenne auf dem Altar Feuer und erlösche nie. Dies aber ist die Weisung für das Speiseopfer: Aarons Söhne sollen es vor den Herrn an den Altar bringen. Dann soll einer eine Handvoll davon abheben, und zwar Mehl und Öl des Speiseopfers, dazu den gesamten Weihrauch, der auf dem Speiseopfer liegt, und soll es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen als lieblichen Wohlgeruch, als duftenden Teil für den Herrn. Das davon Übriggebliebene sollen Aaron und seine Söhne essen; ungesäuert werde es verzehrt an heiliger Stätte, im Vorhof des Offenbarungszeltes. Es darf nicht mit Sauerteig gebacken werden. Als ihren Anteil bestimme ich es von meinen Feueropfern; etwas Hochheiliges ist es wie das Sünd- und Schuldopfer. Alle männlichen Nachkommen Aarons dürfen davon essen. Das ist für alle eure Geschlechter ein immerwährender Rechtsanspruch auf die Feueropfer des Herrn; jeder, der diese berührt, verfällt dem Heiligtum." Der Herr sprach zu Moses: "Dies ist die Opfergabe Aarons und seiner Söhne, die sie am Tag ihrer Salbung darzubringen haben: ein Zehntel Epha Mehl als immerwährendes Speiseopfer, die eine Hälfte davon am Morgen, die andere am Abend. Auf der Röstplatte soll es mit Öl zubereitet werden; eingerührt und dann zerbröckelt sollst du es als Speiseopfer darbringen zum lieblichen Wohlgeruch für den Herrn. Der Priester, der aus seinen Söhnen an seiner Stelle gesalbt wird, richte es her; dies ist ein immerwährender Anspruch für den Herrn: als Ganzopfer werde es verbrannt! Alle priesterlichen Speiseopfer sollen Ganzopfer sein; sie sollen nicht gegessen werden." Der Herr sprach zu Moses: "Sprich zu Aaron und seinen Söhnen: Dies ist das Gesetz des Sündopfers. Da, wo das Brandopfer geschlachtet wird, soll auch das Sündopfer vor dem Herrn geschlachtet werden; etwas Hochheiliges ist es. Der Priester, der es darbringt, soll es verzehren; an heiliger Stätte, im Vorhof des Offenbarungszeltes, muß es gegessen werden. Jeder, der sein Fleisch berührt, verfällt dem Heiligtum. Und wenn von dessen Blut etwas an das Kleid spritzt, so mußt du das Bespritzte an heiliger Stätte waschen. Ein irdenes Gefäß, worin es gekocht wurde, muß zerbrochen werden; wurde es aber in einem kupfernen Gefäß gekocht, so muß dieses gescheuert und mit Wasser ausgespült werden. Jede männliche Person der Priesterschaft darf es essen; etwas Hochheiliges ist es. Alle Sündopfer aber, von denen Teile des Blutes ins Offenbarungszelt gebracht wurden, um im Heiligtum die Sühnehandlung zu vollziehen, dürfen nicht gegessen werden, sondern sind im Feuer zu verbrennen. Dies ist das Gesetz des Schuldopfers - etwas Hochheiliges ist es. Da, wo man das Brandopfer schlachtet, soll man auch das Schuldopfer schlachten; sein Blut sprenge man an den Altar ringsum. Sein gesamtes Fett aber bringe man dar, nämlich den Fettschwanz und das Fett, das die Eingeweide bedeckt, die beiden Nieren samt dem Fett an ihnen bis zu den Lenden sowie den Leberlappen; oberhalb der Nieren trenne man ihn ab. Der Priester lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen als ein Feueropfer für den Herrn; es ist ein Schuldopfer. Jede männliche Person der Priesterschaft darf es essen; an heiliger Stätte werde es gegessen; etwas Hochheiliges ist es. Was vom Sündopfer gilt, gilt auch vom Schuldopfer; es ist ein und dasselbe Gesetz, das für beide gilt: dem Priester, der damit die Sühnehandlung vollzieht, soll es gehören. Dem Priester, der das Brandopfer für jemand darbringt, soll die Haut dieses Brandopfers, das er dargebracht hat, gehören. Ebenso sollen alle im Ofen gebackenen Speiseopfer und alle, die auf der Pfanne oder der Röstplatte gebacken werden, dem Priester gehören, der sie darbringt. Jedes Speiseopfer aber, das mit Öl angerührt oder trocken ist, soll allen Söhnen Aarons gehören, dem einen wie dem anderen. Für das Friedopfer, das man dem Herrn darbringt, gilt folgende Weisung: Bringt es einer zum Danke dar, so bringe er zum Dankopfer hinzu noch ungesäuerte, mit Öl eingerührte Ringbrote, ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen und mit Öl gemengtes Mehl für eingerührte Kuchen. Neben gesäuerten Ringbroten bringe er seine Gabe als Dankfriedopfer dar. Davon opfere er je ein Stück von jeder Gabe dem Herrn als Hebe; dem Priester, der das Blut des Friedopfers ausgesprengt hat, soll es gehören. Das Fleisch des Dankfriedopfers aber muß an demselben Tage gegessen werden, an dem es dargebracht wird; man lasse nichts davon bis zum Morgen übrig. Ist aber seine Opfergabe gelobt oder freiwillig, so soll sie am Tage ihrer Darbringung gegessen werden; was davon übrigbleibt, darf noch am folgenden Tage gegessen werden. Doch was vom Opferfleisch am dritten Tag noch übrigbleibt, werde im Feuer verbrannt. Wenn aber vom Friedopferfleisch noch am dritten Tage etwas gegessen werden sollte, wird der Darbringende kein Wohlgefallen erlangen; es würde ihm dies nicht angerechnet werden. Als verdorbenes Fleisch soll es gelten; wer davon ißt, lädt Schuld auf sich. Auch Fleisch, das mit irgend etwas Unreinem in Berührung gekommen ist, darf nicht gegessen, sondern muß im Feuer verbrannt werden. Jeder, der rein ist, darf Fleisch essen. Wer aber Fleisch von den Friedopfern des Herrn im Zustand der Unreinheit ißt, soll aus seinen Volksgenossen ausgetilgt werden. Wer aber mit etwas Unreinem, sei es mit der Unreinheit eines Menschen oder einem unreinen Vieh oder mit irgendeinem unreinen Kriechtier, in Berührung kommt und so vom Friedopferfleisch genießt, das dem Herrn gehört, werde aus seinen Volksgenossen ausgetilgt." Der Herr redete zu Moses: "Sprich zu den Söhnen Israels: Keinerlei Fett von Rindern, Schafen und Ziegen dürft ihr essen! Das Fett von verendeten und zerrissenen Tieren darf zu jedem Zweck Verwendung finden, nur essen dürft ihr es nicht. Jeder, der das Fett von Tieren ißt, von denen man dem Herrn ein Feueropfer darbringen kann, ist hinwegzutilgen aus seinen Volksgenossen. In all euren Wohnstätten dürft ihr keinerlei Blut genießen, weder von Vögeln noch von Vierfüßlern. Wer nur immer etwas Blut genießt, der soll aus seinen Volksgenossen ausgetilgt werden." Der Herr redete zu Moses: "Sprich zu den Söhnen Israels: Wer dem Herrn sein Friedopfer darbringt, der bringe seine Gabe für den Herrn von seinem Friedopfer herbei. Eigenhändig bringe er die Stücke, die dem Herrn als Feueropfer gehören, das Fett nebst der Brust; die Brust, damit sie als Weihegabe vor dem Herrn hin- und hergeschwungen werde. Der Priester soll das Fett auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen, die Brust aber gehöre Aaron und seinen Söhnen. Auch die rechte Keule sollt ihr dem Priester als Hebe von euren Friedopfern geben. Wer von den Söhnen Aarons das Blut und das Fett der Friedopfer darbringt, erhalte die rechte Keule als Anteil. Denn die Weihebrust und die Hebekeule nehme ich von den Söhnen Israels, von ihren Friedopfern, und gebe sie dem Priester Aaron und seinen Söhnen als immerwährende Auflage, die von den Israeliten zu entrichten ist." Dies ist der Anteil Aarons und seiner Söhne an den Feueropfern des Herrn am Tag, da er sie hinzutreten ließ, um dem Herrn Priesterdienste zu tun. Ihn hat der Herr für sie am Tag ihrer Salbung als eine Gabe seitens der Israeliten anbefohlen, als immerwährende Auflage von Geschlecht zu Geschlecht. Dies ist das Gesetz für das Brand-, Speise-, Sünd-, Schuld-, Einweihungs- und Friedopfer, das der Herr dem Moses auf dem Berge Sinai aufgetragen hat, als er den Israeliten befahl, dem Herrn ihre Opfer darzubringen in der Wüste am Sinai. Der Herr redete zu Moses: "Nimm O Aaron mit seinen Söhnen sowie die Gewänder, das Salböl, den Sündopferstier, die beiden Widder und den Korb mit dem Ungesäuerten! Versammle die ganze Gemeinde vor dem Eingang des Offenbarungszeltes!" Moses tat, wie ihm der Herr befohlen hatte, und die Gemeinde versammelte sich vor dem Eingang des Offenbarungszeltes. Da sprach Moses zur Gemeinde: "Das ist es, was der Herr zu tun befohlen hat!" Moses ließ Aaron mit seinen Söhnen herantreten und wusch sie mit Wasser. Dann legte er ihm den Leibrock an, umgürtete ihn mit dem Gürtel, bekleidete ihn mit dem Obergewand, legte ihm das Ephod an, gürtete ihn mit dem Band des Ephod und machte es damit ihm eng anliegend. Er befestigte das Brustschild darauf und legte die Urim und Tummim in das Brustschild. Auf das Haupt setzte er ihm den Turban und befestigte am Turban auf der Vorderseite das goldene Stirnblatt, das heilige Diadem, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Dann nahm Moses das Salböl, salbte die Wohnstätte und alles, was sich in ihr befand, und weihte sie so. Er sprengte davon siebenmal auf den Altar und salbte den Altar samt allen seinen Geräten sowie das Becken mit seinem Gestell und weihte sie so. Dann goß er einen Teil des Salböls auf Aarons Haupt und salbte ihn zur Weihe. Dann ließ Moses die Söhne Aarons herantreten, bekleidete sie mit Leibröcken, umgürtete sie mit einem Gürtel und band ihnen gewundene Kopftrachten um, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Darauf brachte er den Sündopferstier herbei; Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Tieres. Moses schlachtete ihn, nahm das Blut und strich es mit dem Finger ringsum an die Hörner des Altares und entsündigte ihn so. Das übrige Blut goß er an den Sockel des Altares. So weihte er ihn, indem er Sühnehandlungen an ihm vollzog. Er nahm das ganze Fett, das die Eingeweide bedeckte, den Leberlappen und die beiden Nieren nebst deren Fett und ließ es auf dem Altar in Rauch aufgehen. Den Stier aber samt seiner Haut, seinem Fleisch und seinem Mageninhalt verbrannte er außerhalb des Lagers im Feuer, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Dann ließ er den Brandopferwidder heranbringen. Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Widders. Moses schlachtete ihn und sprengte das Blut an den Altar ringsum. Den Widder aber zerlegte er in seine Teile. Moses ließ den Kopf, die Einzelstücke und das Fett in Rauch aufgehen. Die Eingeweide aber und die Unterschenkel wusch er mit Wasser; dann ließ er den ganzen Widder auf dem Altar in Rauch aufgehen als Brandopfer lieblichen Wohlgeruchs, als ein Feueropfer für den Herrn, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Darauf ließ er den zweiten Widder, der als Weihewidder diente, heranbringen; Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf des Widders. Moses schlachtete ihn, nahm von seinem Blut und strich es an Aarons rechtes Ohrläppchen, an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes. Dann ließ er die Söhne Aarons herantreten. Moses strich von dem Blut an ihr rechtes Ohrläppchen, an den Daumen ihrer rechten Hand und an die große Zehe ihres rechten Fußes; das übrige Blut aber sprengte er ringsum an den Altar. Daraufhin nahm er das Fett, den Fettschwanz und alles Fett, das an den Eingeweiden ist, den Leberlappen und die beiden Nieren samt ihrem Fett und die rechte Keule. Dem Korb mit dem Ungesäuerten, der vor dem Herrn stand, entnahm er ein ungesäuertes Ringbrot, ein mit Öl angerührtes Ringbrot und einen Fladen und legte sie zu den Fettstücken und der rechten Keule. Sodann gab er das alles dem Aaron und seinen Söhnen in die Hände und ließ es als Weiheopfer vor dem Herrn hin- und herschwingen. Danach nahm Moses es wieder aus ihren Händen und ließ es auf dem Altar über dem Brandopfer in Rauch aufgehen; ein Einweihungsopfer war es zu lieblichem Wohlgeruch als Feueropfer für den Herrn. Dann nahm Moses die Brust und ließ sie als Weiheopfer hin- und herschwingen vor dem Herrn; sie fiel Moses von dem Einweihungswidder als Anteil zu, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Moses nahm von dem Salböl und Blut auf dem Altar und sprengte es auf Aaron und seine Gewänder, auf seine Söhne und ihre Gewänder; so weihte er Aaron und seine Gewänder, zugleich seine Söhne und deren Gewänder. Moses sprach zu Aaron und seinen Söhnen: "Kocht das Fleisch am Eingang des Offenbarungszeltes, verzehrt es dort und ebenso das Brot, das sich in dem Korb des Einweihungsopfers befindet; denn mir wurde befohlen: Aaron und seine Söhne sollen es essen. Was vom Fleisch und vom Brot übrigbleibt, sollt ihr verbrennen. Sieben Tage lang dürft ihr euch vom Eingang des Offenbarungszeltes nicht entfernen, bis zum Tage, da eure Weihezeit vorbei ist; denn sieben Tage lang soll man euch ins Priesteramt einsetzen. So wie es heute geschah, befiehlt der Herr auch weiterhin zu tun, um euch Sühne zu erwirken. Vor dem Eingang des Offenbarungszeltes müßt ihr Tag und Nacht bleiben und die Anordnungen des Herrn beobachten, sonst müßtet ihr sterben; denn so ward mir befohlen!" Aaron und seine Söhne befolgten all das, was der Herr durch Moses befohlen hatte. Am achten Tage berief Moses Aaron und seine Söhne und die Ältesten Israels. Er sprach zu Aaron: "Hole dir ein junges Kalb zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer, beide fehlerlos, und bringe sie vor dem Herrn dar! Zu den Israeliten aber rede so: Nehmt einen Ziegenbock zum Sündopfer sowie ein Kalb und ein Lamm zum Brandopfer, beide einjährig und fehlerlos. Ferner nehmt ein Rind und einen Widder zum Friedopfer, um sie vor dem Herrn zu schlachten, dazu ein mit Öl angerührtes Speiseopfer; denn heute erscheint vor euch der Herr." Da holten sie, was Moses verlangte, vor das Offenbarungszelt; auch kam die ganze Gemeinde herbei und nahm vor dem Herrn Aufstellung. Nun sprach Moses: "Das ist es, was der Herr euch zu tun befohlen hat, damit euch die Herrlichkeit des Herrn erscheine!" Zu Aaron aber sagte Moses: "Tritt an den Altar, richte dein Sündopfer und dein Brandopfer zu und schaffe Sühne für dich und das Volk! Danach besorge die Opfergabe des Volkes und entsühne es, wie der Herr befohlen hat!" Nun trat Aaron an den Altar und schlachtete das Kalb als Sündopfer für sich selbst. Seine Söhne aber reichten ihm das Blut. Er tauchte seinen Finger in das Blut und strich davon an die Hörner des Altars, das übrige Blut goß er an den Sockel des Altares. Das Fett, die Nieren und den Leberlappen vom Sündopfer ließ er auf dem Altar in Rauch aufgehen, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Das Fleisch aber und die Haut verbrannte er außerhalb des Lagers im Feuer. Dann schlachtete er das Brandopfer, die Söhne Aarons überreichten ihm das Blut, und er sprengte es ringsum an den Altar. Das Brandopfer reichten sie ihm, in Stücke zerlegt, samt dem Kopf, und er ließ es auf dem Altar in Rauch aufgehen. Danach wusch er die Eingeweide und Unterschenkel und ließ sie auf dem Altar über dem Brandopfer in Rauch aufgehen. Nunmehr brachte er die Opfergaben für das Volk dar: Er nahm den Bock, der als Sündopfer für das Volk bestimmt war, schlachtete ihn und brachte ihn als Sündopfer wie zuvor dar. Dann brachte er das Brandopfer dar und verfuhr dabei nach Vorschrift. Hierauf brachte er das Speiseopfer dar; er nahm eine Handvoll davon und ließ es auf dem Altar in Rauch aufgehen außer dem Morgenbrandopfer. Er schlachtete das Rind und den Widder als Friedopfer für das Volk; die Söhne Aarons reichten ihm das Blut, und er sprengte es ringsum an den Altar. Die Fettstücke aber von dem Rind und dem Widder, den Fettschwanz, das Fettnetz der Eingeweide, die Nieren und den Leberlappen legten sie auf die Bruststücke, und er ließ die Fettstücke auf dem Altar in Rauch aufgehen. Die Bruststücke aber und die rechte Keule ließ Aaron zur Weihe vor dem Herrn hin und herschwingen, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Aaron erhob seine Hände zum Volke hin und segnete es; nachdem er das Sündopfer, das Brand und das Friedopfer vollbracht hatte, stieg er hinab. Moses und Aaron gingen in das Offenbarungszelt hinein, traten wieder heraus und segneten das Volk. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn dem ganzen Volk. Feuer ging vom Herrn aus und verzehrte das Brandopfer und die Fettstücke auf dem Altar. Als das Volk dies sah, jubelte es, und alle fielen auf ihr Angesicht nieder. Die Aaronssöhne Nadab und Abihu aber nahmen ihre Feuerbecken, taten Feuer hinein, legten Räucherwerk darauf und brachten so vor dem Herrn ein ungehöriges Feueropfer dar, das er ihnen nicht geboten hatte. Da ging Feuer vom Herrn aus und verzehrte sie; so starben sie vor dem Herrn. Moses sprach zu Aaron: "Hier erfüllt sich das, was der Herr angekündigt hat: An denen, die mir nahestehen, erweise ich mich als heilig, und vor allem Volke verherrliche ich mich." Aaron aber schwieg. Da rief Moses den Mischael und Elzaphan, Ussiels Söhne, der ein Oheim von Aaron war. Er sprach zu ihnen: "Tretet herzu und tragt eure Verwandten vom Heiligtum weg außerhalb des Lagers!" Da traten sie herzu und trugen sie in ihren Leibröcken hinaus vor das Lager, wie Moses gesagt hatte. Moses sprach zu Aaron und seinen Söhnen Eleasar und Itamar: "Laßt euer Haupthaar nicht frei herunterhängen und eure Kleider zerreißt nicht; sonst müßt ihr sterben. Der Herr würde dann der ganzen Gemeinde zürnen. Eure Brüder aber, das ganze Haus Israel, mögen den Brand beweinen, den der Herr entfacht hat. Auch vom Eingang des Offenbarungszeltes dürft ihr nicht weggehen, damit ihr nicht sterbt, denn das Salböl des Herrn ist auf euch!" Sie aber taten nach Moses' Geheiß. Der Herr sprach zu Aaron: "Wein und Rauschtrank dürft ihr, du und deine Söhne, nicht trinken, wenn ihr in das Offenbarungszelt geht, sonst müßt ihr sterben; dies gelte als Gesetz für ewig in all euren Geschlechtern. Ihr müßt unterscheiden zwischen dem Heiligen und dem Alltäglichen, dem Unreinen und dem Reinen, damit ihr die Söhne Israels unterweisen könnt in allen Satzungen, die der Herr ihnen durch Moses verkündet hat!" Moses sprach zu Aaron, zu Eleasar und Itamar, die ihm von seinen Söhnen noch übriggeblieben waren: "Holt das Speiseopfer, das von den Feueropfern des Herrn noch übrig ist, und eßt es ungesäuert neben dem Altar; denn etwas Hochheiliges ist es. Darum eßt es an heiliger Stätte; denn es ist dein Pflichtanteil und der deiner Söhne von den Feueropfern des Herrn; so wurde mir geboten. Die Weihebrust aber und die Hebekeule sollst du mit deinen Söhnen und Töchtern an reiner Stätte essen; denn sie sind gespendet als Pflichtanteil von den Friedopfern der Israeliten an dich und deine Söhne. Die Hebekeule und die Weihebrust soll man mit den zu Feueropfern bestimmten Fettstücken bringen, um sie als heilige Weihegabe vor dem Herrn hin- und herzuschwingen; dann fallen sie dir und deinen Kindern als immerwährender Anteil zu, wie der Herr befohlen." Als Moses sich eifrig nach dem Sündopferbock erkundigte, siehe, da war dieser schon verbrannt worden. Er zürnte deshalb Eleasar und Itamar, den Aaronssöhnen, die ihm noch geblieben waren, und fragte: "Warum habt ihr denn das Sündopfer nicht an heiliger Stätte gegessen? Es ist doch etwas Hochheiliges. Dieses hat er euch gegeben, um die Schuld der Gemeinde zu entfernen und Sühne zu erwirken vor dem Herrn. Ist doch sein Blut nicht ins Heiligtum hineingebracht worden; darum mußtet ihr es essen an heiliger Stätte, wie ich befohlen habe." Aaron antwortete Moses: "Bedenke, sie haben heute ihre Sünd- und ihre Brandopfer vor dem Herrn dargebracht, und doch mußte mir derartiges begegnen! Wenn ich nun heute Sündopferfleisch gegessen hätte, hätte das wohl dem Herrn gefallen?" Moses hörte das und war zufrieden. Der Herr sprach zu Moses und Aaron und redete also zu ihnen: "Verkündet den Israeliten: Dies sind die Tiere, die ihr von allen Vierfüßlern auf dem Lande essen dürft: Alles, was unter den Vierfüßlern gespaltene Klauen hat, und zwar völlig durchgespaltene Klauen, und wiederkäut, das dürft ihr essen. Von den Tieren aber, die wiederkäuen und gespaltene Klauen haben, dürft ihr das Kamel nicht essen; es ist zwar ein Wiederkäuer, hat jedoch keine (völlig) gespaltenen Klauen; unrein ist es daher für euch. Außerdem den Klippdachs, der zwar ein Wiederkäuer ist, aber keine (völlig) gespaltenen Klauen hat; unrein ist er also für euch. Den Hasen, denn er ist zwar ein Wiederkäuer, hat aber keine (völlig) gespaltenen Klauen; unrein ist er daher für euch. Das Schwein, denn es hat zwar gespaltene, ja sogar völlig durchgespaltene Klauen, ist aber kein Wiederkäuer, unrein ist es also für euch. Von ihrem Fleisch dürft ihr nicht essen und ihr Aas nicht berühren; unrein sind sie für euch. Von allem, was im Wasser lebt, dürft ihr dieses essen: alles, was im Wasser Flossen und Schuppen hat, in den Meeren und in den Bächen, das dürft ihr essen. Doch alles von allem Gewimmel und allen Lebewesen des Wassers, was in Meeren und Flüssen keine Flossen und Schuppen hat, gelte euch als Greuel! Ein Greuel seien sie für euch! Von ihrem Fleisch dürft ihr nicht essen, und ihr Aas müßt ihr verabscheuen! Alles, was im Wasser lebt und keine Flossen und Schuppen hat, sei für euch ein Greuel! Folgende Vogelarten sollt ihr verabscheuen; man darf sie nicht essen, sie sind ein Greuel: den Adler, Lämmergeier, Schwarzgeier, den roten Milan und die Weihe nach ihren Arten, alle Rabenarten, den Strauß, die Eule, die Möwe, den Falken nach seinen Arten, das Käuzchen, die Fischeule und die Ohreule, die Weiße Eule, die Dohle und den Aasgeier, den Storch und den Reiher nach seinen verschiedenen Arten, den Wiedehopf und die Fledermaus. Alle geflügelten Kleintiere, die auf allen vieren gehen, sollen euch ein Greuel sein! Nur diejenigen von allen geflügelten, vierfüßigen Kleintieren dürft ihr essen, die oberhalb der Füße Schenkel haben, um damit auf der Erde zu hüpfen. Von diesen dürft ihr folgende essen: die verschiedenen Arten der Wanderheuschrecke, der Solam-, Hargol- und Hagab-Heuschrecke. Aber alle übrigen geflügelten Kleintiere, die vier Füße haben, seien euch ein Greuel! An folgenden Tieren macht ihr euch unrein - jeder, der ihr Aas berührt, wird bis zum Abend unrein. Wer etwas von ihrem Aas fortträgt, muß seine Kleider waschen und wird unrein bis zum Abend: an jedem Tier, das gespaltene, aber nicht völlig durchgespaltene Klauen hat und nicht wiederkäut. Als unrein sollen sie euch gelten; jeder, der ihr Aas berührt, wird unrein. Auch alles, was auf Tatzen geht unter allen vierfüßigen Lebewesen, soll euch als unrein gelten; jeder, der ihr Aas berührt, wird bis zum Abend unrein. Wer ihr Aas fortträgt, soll seine Kleider waschen und ist bis zum Abend unrein; als unrein sollen sie euch gelten. Von dem kleinen Getier, das sich auf Erden regt, soll dies euch als unrein gelten: das Wiesel, die Springmaus, die verschiedenen Eidechsenarten, der Gecko, die Koach- und Letaa-Eidechse, der Salamander und das Chamäleon. Diese sollen euch als unrein gelten unter allem Kleingetier; jeder, der sie berührt, wenn sie tot sind, ist unrein bis zum Abend. Und alles, worauf eines von ihnen, wenn es tot ist, fällt, wird unrein; jedes Holzgefäß, jedes Gewand, Leder oder Tuch, alle Geräte, die dem Gebrauch dienen; sie sollen ins Wasser getaucht werden, bleiben unrein bis zum Abend und werden dann wieder rein. Ist es aber ein irdenes Gefäß, in das eins von jenen Tieren hineinfällt, so wird alles, was darin ist, unrein, und ihr müßt das Gefäß zerbrechen. In jedem solchen Gefäß wird jede mit Wasser zubereitete Speise, die man essen möchte, unrein, und jedes Getränk, das man trinken möchte, wird unrein. Und alles, worauf ein solches Aas fällt, wird unrein; ein Backofen und ein Kochherd muß zerschlagen werden; unrein sind sie, und als unrein sollen sie euch gelten! Nur Quellen und Zisternen, also Wasseransammlungen, bleiben rein; wer aber ein Aas darin berührt, wird unrein. Wenn aber eine ihrer Leichen auf irgendeine Sämerei fällt, die ausgesät wird, so bleibt diese rein. Wenn aber Wasser auf den Samen gebracht wurde, und es fällt dann irgendein Aas darauf, so ist er für euch unrein. Wenn eines von den Tieren, die euch als Nahrung dienen, stirbt, so wird derjenige, der sein Aas berührt, bis zum Abend unrein. Wer aber von seinem Aas genießt, wasche seine Kleider, und er bleibt unrein bis zum Abend; wer ein solches Aas fortträgt, muß seine Kleider waschen und bleibt unrein bis zum Abend. Alles Kleingetier, das auf der Erde sich regt, ist ein Greuel; es darf nicht gegessen werden. Alles, was auf dem Bauch kriecht, und alles; was auf vieren geht, bis zu allen Mehrfüßlern unter dem Kleingetier, das auf der Erde sich regt, dürft ihr nicht essen; denn sie sind ein Greuel. Macht euch nicht selbst zum Greuel durch irgendeines von diesem Kleingetier, das sich regt, und verunreinigt euch nicht durch sie, so daß ihr dadurch unrein werdet. Denn ich bin der Herr, euer Gott; zeigt euch als heilig und seid heilig, weil ich heilig bin! Verunreinigt euch nicht selbst an all dem Kleingetier, das auf Erden wimmelt. Denn ich bin der Herr, der euch aus dem Lande Ägypten hinweggeführt hat, um euer Gott zu sein; darum sollt ihr heilig sein; denn ich bin heilig! Dies ist das Gesetz über die Vierfüßler, die Vögel und alle Lebewesen, von denen es im Wasser wimmelt, und all jene, die sich auf Erden regen, damit man zwischen dem Unreinen und dem Reinen unterscheide und zwischen den eßbaren Tieren und denen, die nicht gegessen werden dürfen." Der Herr sprach zu Moses: "Rede zu den Israeliten, wie folgt: Wenn eine Frau empfängt und einen Knaben gebiert, so ist sie sieben Tage unrein, genau wie in der Zeit ihrer Unreinheit infolge ihres Monatsflusses. Am achten Tage aber ist des Knaben Vorhaut zu beschneiden. Dreiunddreißig Tage lang muß sie im Reinigungsblut zu Hause bleiben; sie darf nichts Heiliges berühren und nicht ins Heiligtum kommen, bis die Zeit ihrer Reinigung zu Ende ist. Gebiert sie aber ein Mädchen, dann bleibt sie zwei Wochen unrein wie bei ihrer monatlichen Unreinheit und muß sechsundsechzig Tage in ihrem Reinigungsblut bleiben. Wenn aber die Zeit ihrer Reinigung vorüber ist - mag es sich um einen Sohn oder eine Tochter handeln -, soll sie ein einjähriges Lamm zum Brandopfer und eine junge Taube oder Turteltaube zum Sündopfer an den Eingang des Offenbarungszeltes zum Priester bringen. Dieser bringe es vor dem Herrn dar und schaffe ihr Sühne, und so wird sie von ihrem Blutfluß rein. Das ist das Gesetz für die Wöchnerin, sei es bei einem Knaben oder bei einem Mädchen. Wenn sie aber zur Beschaffung eines Lammes zu arm ist, so nehme sie zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben, die eine zum Brandopfer, die andere zum Sündopfer; der Priester schaffe Sühne für sie, so wird sie rein." Dann sprach der Herr zu Moses und Aaron: "Wenn sich bei jemand auf der Haut ein Ausschlag oder ein Grind oder ein heller Fleck zeigt und sich eine aussätzige Stelle bildet, so soll er zum Priester Aaron oder zu einem von seinen Söhnen, den Priestern, gebracht werden. Besichtigt nun der Priester die betroffene Stelle auf der Haut, und das Haar darauf ist weiß geworden, und die Stelle erscheint tiefer liegend als die Haut, so ist es ein Aussatzherd; sobald der Priester das sieht, muß er ihn für unrein erklären. Ist jedoch auf seiner Haut ein weißer Fleck, der nicht tiefer liegend erscheint als die Haut, und ist das Haar nicht weiß geworden, dann sondere der Priester den davon Betroffenen sieben Tage lang ab. Sieht er ihn dann am siebten Tage und findet, daß die betroffene Stelle in ihrem Aussehen dieselbe geblieben ist und sich nicht auf der Haut ausgebreitet hat, so sondere er ihn abermals sieben Tage ab. Besichtigt der Priester ihn am siebten Tage wiederum und findet, daß das Mal blasser geworden ist und sich auf der Haut nicht ausgebreitet hat, so erkläre ihn der Priester für rein; es war nur ein Ausschlag; er soll seine Kleider waschen und ist dann rein. Wenn aber der Ausschlag auf der Haut sich immer weiter ausbreitet, nachdem er sich dem Priester zu seiner Reinigung vorgestellt hat, und er sich dem Priester wiederum zeigt, und der Priester findet bei der Besichtigung, daß der Ausschlag sich auf der Haut ausgebreitet hat, dann soll der Priester ihn für unrein erklären: es ist ein Aussatz. Wenn sich eine aussätzige Stelle an jemand zeigt, so werde er zum Priester gebracht. Besieht ihn der Priester und bemerkt, daß sich ein weißer Ausschlag auf der Haut befindet und das Haar darauf weiß geworden ist und wildes Fleisch darin wuchert, so ist es schon veralteter Aussatz; der Priester erkläre ihn für unrein, sondere ihn aber nicht ab, denn er ist bereits unrein. Wenn aber der Aussatz auf der Haut so ausbricht, daß er die ganze Haut des Befallenen von seinem Kopf bis zu den Füßen bedeckt, wohin immer des Priesters Augen schauen, und der Priester bei der Besichtigung findet, daß der Aussatz den ganzen Leib bedeckt, so erkläre er den Befallenen für rein: er ist vollständig weiß geworden, also ist er rein. Sobald sich aber wildes Fleisch an ihm zeigt, ist er unrein. Sobald der Priester wildes Fleisch erblickt, erkläre er ihn für unrein; denn wildes Fleisch ist unrein, es ist Aussatz. Wenn jedoch das wilde Fleisch wieder zurückgeht, und er wird weiß, so soll er zum Priester gehen. Wenn dann der Priester ihn sieht und findet, daß die befallene Stelle weiß geworden ist, so erkläre der Priester den Betroffenen für rein: er ist rein. Wenn sich bei jemand an der Haut ein Geschwür bildet und wieder heilt, dann aber an der Stelle des Geschwüres ein weißer Ausschlag entsteht oder ein weißlich-roter Fleck, so zeige er sich dem Priester. Wenn dann der Priester bei der Besichtigung findet, daß der Fleck niedriger erscheint als die Haut und das Haar darauf weiß geworden ist, so erkläre ihn der Priester für unrein; es ist ein Befall von Aussatz, der in dem Geschwür ausgebrochen ist. Wenn aber der Priester die Stelle untersucht und findet, daß kein weißes Haar darauf ist und sie nicht tiefer liegt als die Haut und blasser wird, sondere der Priester ihn sieben Tage lang ab. Wenn dann der Fleck sich auf der Haut weiter ausbreitet, erkläre er ihn für unrein; es ist Aussatz. Blieb aber der Fleck auf derselben Stelle und hat sich nicht ausgebreitet, so ist es die Narbe des Geschwürs: der Priester erkläre ihn für rein. Oder wenn sich bei jemand an der Haut eine Brandwunde befindet, und es erscheint das in der Brandwunde wachsende Fleisch als weißlich-roter oder weißer Fleck und der Priester findet bei dessen Besichtigung, daß das Haar auf dem Fleck weiß geworden ist und er tiefer liegend erscheint als die Haut, dann ist es der Aussatz, der in der Brandwunde ausgebrochen ist. Der Priester erkläre ihn für unrein; es ist wirklich der Fall eines Aussatzes. Wenn aber der Priester entdeckt, daß auf dem Fleck kein weißes Haar ist, er nicht tiefer liegt als die Haut und daß er blasser wird, so sondere er ihn sieben Tage ab. Besichtigt ihn dann der Priester am siebten Tage, dann muß er ihn, falls der Fleck sich noch weiter auf der Haut ausbreitet, für unrein erklären, es ist der Fall eines Aussatzes. Blieb aber der Fleck an derselben Stelle und hat er sich auf der Haut nicht ausgebreitet und ist blasser geworden, dann ist es der Ausschlag der Brandwunde; der Priester mag ihn für rein erklären, denn es ist die Brandwundennarbe. Befindet sich bei einem Mann oder einer Frau am Kopf oder am Bart eine wunde Stelle, besieht der Priester sie und findet, daß sie tiefer liegend erscheint als die Haut, und daß darauf rötliches und dünnes Haar ist, so erkläre der Priester den Betroffenen für unrein; es ist Krätze, der Aussatz des Kopfes oder Bartes. Wenn der Priester dagegen bei Besichtigung der krätzigen Stelle findet, daß sie zwar nicht tiefer liegend erscheint als die Haut, daß aber kein schwarzes Haar darauf ist, so soll er die Person mit der Krätze sieben Tage lang absondern. Sieht nun der Priester die befallene Stelle am siebten Tage und findet, daß die Krätze sich nicht ausgebreitet hat, daß keine rötlichen Haare darauf gewachsen sind und daß die Krätze nicht tiefer liegend erscheint als die Haut, dann soll der Betreffende sich scheren nur die krätzige Stelle darf er nicht scheren, und der Priester soll ihn sieben weitere Tage absondern. Besichtigt der Priester die Krätze am siebten Tage und findet, daß diese sich auf der Haut nicht ausgebreitet hat und nicht tiefer liegend erscheint als die Haut, dann erkläre der Priester die Person für rein; sie wasche ihre Kleider und ist dann rein. Breitet sich aber die Krätze auf der Haut nach seiner Reinerklärung weiter aus, und findet der Priester bei der Besichtigung, daß die Krätze sich auf der Haut weiter ausgebreitet hat, so suche der Priester nicht weiter nach rötlichen Haaren - denn er ist unrein. Wenn aber die Krätze in ihrem Aussehen gleichgeblieben und schwarzes Haar darauf gewachsen ist, dann ist die Krätze geheilt. Er ist rein, und der Priester soll ihn für rein erklären! Zeigen sich bei einem Mann oder bei einer Frau auf der Haut helle, weiße Flecken und der Priester findet beim Besehen ihrer Haut nur verblaßte weiße Flecken, dann ist es ein gutartiger Hautausschlag - er sei rein. Wird bei jemand das Haupt kahl, so ist er ein Kahlkopf, ein solcher bleibt rein. Wird sein Kopf nur von vorne her kahl, so ist er ein Vorderkahlkopf; ein solcher bleibt rein. Wenn sich aber an der Hinter- oder Vorderglatze eine weiß-rötliche Stelle zeigt, dann ist es Aussatz, der auf seiner hinteren oder vorderen Glatze ausbricht. Besichtigt ihn der Priester und findet er einen weiß-rötlichen Grind auf seiner Hinter- oder Vorderglatze, der so aussieht wie Aussatz auf der Körperhaut, dann ist er aussätzig und unrein; für unrein soll ihn der Priester erklären; denn auf seinem Kopf ist Aussatz. Der Aussätzige, auf den der Befund zutrifft, soll seine Kleider zerreißen, sein Haupthaar ungepflegt wachsen lassen, sich den Bart verhüllen und rufen: Unrein! Unrein! Solange der Befund auf ihn zutrifft, ist er unrein; er bleibt unrein und soll darum abgesondert wohnen; außerhalb des Lagers sei sein Aufenthalt. Wenn weiterhin sich an einem Kleid eine aussätzige Stelle zeigt, sei es an einem wollenen oder linnenen oder an einem gewebten oder gewirkten Stück von Linnen oder Wolle oder an Leder oder irgendeiner Lederware, und wenn der Befall am Kleid, Leder, Gewebe, Gewirke oder an irgendeinem ledernen Gegenstand grün oder rötlich ist, so liegt Aussatz vor, und man muß es dem Priester zeigen. Hat der Priester die betroffene Stelle besichtigt, so schließe er den betroffenen Gegenstand sieben Tage lang ein. Besichtigt er dann am siebten Tage die befallene Stelle wiederum und findet, daß das Übel auf dem Kleid, dem Gewebe, dem Gewirke oder dem Leder - wozu auch immer Leder verarbeitet werden mag - sich ausgebreitet hat, dann ist es ein Anfall von bösartigem Aussatz; unrein ist es. Man soll das Kleid oder das aus Wolle oder Linnen Gewebte oder Gewirkte oder jeden ledernen Gegenstand, an dem der Befall haftet, verbrennen; es ist ein bösartiger Aussatz; verbrannt muß es werden. Findet aber der Priester bei der Besichtigung, daß sich der Befall auf dem Kleid, Gewebe, Gewirke oder Ledergegenstand nicht ausgebreitet hat, so gebiete der Priester, daß man das, woran de Befall haftet, wasche; er schließe es dann wiederum sieben Tage ein. Besichtigt es der Priester nach Waschung der betroffenen Stelle und findet, daß das Aussehen der Stelle sich nicht veränderte, wenn auch der Befall sich nicht ausgebreitet hat, so ist es unrein; du sollst es verbrennen; es ist ein Einfraß, sei es nun an der Hinter- oder Vorderseite. Findet aber der Priester bei Untersuchung der befallenen Stelle nach ihrer Waschung, daß sie abgeblaßt ist, so schneide man sie aus dem Kleid, Leder, Gewebe oder Gewirke heraus. Zeigt sich aber wiederum etwas an dem Kleid, Gewebe, Gewirke oder an irgendeinem ledernen Gegenstand, dann ist es ein frisch ausbrechender Aussatz; den Gegenstand mit der befallenen Stelle mußt du verbrennen. Das Kleid aber oder das Gewebe, das Gewirke oder jeder lederne Gegenstand, von dem das Übel nach dem Waschen verschwunden ist, werde nochmals gewaschen und sei dann rein. Dies ist das Gesetz über den Aussatzbefall an einem wollenen oder linnenen Kleid, Gewebe, Gewirke oder an irgendeinem ledernen Gegenstand, gemäß dem sie für rein oder für unrein zu erklären sind." Dann sprach der Herr zu Moses: "Dies ist das Gesetz für den Aussätzigen am Tage seiner Reinigung: zum Priester soll er gebracht werden! Der Priester aber gehe zum Lager hinaus; findet er, daß der Aussatzbefall an dem Aussätzigen geheilt ist, so ordne er an, daß man für den zu Reinigenden zwei lebende reine Vögel herbeibringe, Zedernholz, Karmesinfäden und Ysop. Dann soll der Priester die Anweisung geben, daß man den einen Vogel über einem irdenen Gefäß, das mit Quellwasser gefüllt ist, schlachte. Den andern noch lebenden Vogel sowie das Zedernholz, die Karmesinfäden und den Ysop nehme er und tauche sie samt dem lebenden Vogel in das Blut des über dem Quellwasser geschlachteten Vogels. Dann soll er den vom Aussatz zu Reinigenden siebenmal besprengen und ihn so reinigen; den lebenden Vogel aber lasse er ins freie Feld fliegen. Der zu Reinigende wasche seine Kleider, schere sein gesamtes Haar und bade sich in Wasser; dann wird er rein sein. Danach kehre er ins Lager zurück, muß aber noch sieben Tage außerhalb seines Zeltes bleiben. Am siebten Tage sodann soll er nochmals sein gesamtes Haar scheren, Kopf, Bart und Augenbrauen, sein gesamtes Haar also soll er scheren, seine Kleider waschen und seinen Leib in Wasser baden, so wird er rein sein. Am achten Tage aber nehme er zwei fehlerlose Lämmer und ein einjähriges, fehlerloses weibliches Lamm und als Speiseopfer drei Zehntel Epha Mehl, das mit Öl angerührt ist, und ein Log Öl. Der Priester aber, der die Reinigung vollzieht, soll den zu reinigenden Mann und diese Dinge vor den Herrn hinstellen an den Eingang des Offenbarungszeltes. Dann nehme der Priester das eine Lamm und bringe es zusammen mit dem Log Öl als Schuldopfer dar; er schwinge sie weihend vor dem Herrn hin und her. Jetzt schlachte man das Lamm da, wo man das Sünd und Brandopfer schlachtet, an heiliger Stätte; denn wie das Sündopfer, so gehört auch das Schuldopfer dem Priester, etwas Hochheiliges ist es. Dann nehme der Priester von dem Blut des Schuldopfers und bestreiche damit das rechte Ohrläppchen des zu Reinigenden, den Daumen seiner rechten Hand und die große Zehe seines rechten Fußes. Daraufhin nehme der Priester von dem Log Öl und gieße es in seine eigene linke Hand. Er tauche seinen rechten Zeigefinger in das Öl in seiner linken Hand und sprenge davon mit seinem Zeigefinger siebenmal vor dem Herrn. Von dem übrigen Öl in seiner Hand streiche der Priester dem zu Reinigenden an das rechte Ohrläppchen, an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes, auf das Blut des Schuldopfers. Das Öl, das in der hohlen Hand des Priesters noch übrig ist, gebe er auf das Haupt des zu Reinigenden; so verschaffe er ihm Sühne vor dem Herrn. Dann richte der Priester das Sündopfer her; er entsühne den zu Reinigenden von seiner Unreinheit und schlachte danach das Brandopfer. Der Priester soll das Brand- und Speiseopfer auf dem Altar darbringen; so schafft er Sühne für ihn, und jener wird rein. Ist jemand arm und reicht sein Vermögen nicht hin, dann nehme er ein Lamm als Schuldopfer zur Weihegabe, damit man ihm Sühne verschaffe, und ein Zehntel Epha Mehl, angerührt in Öl, als Speiseopfer und ein Log Öl, ferner zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben, was er eben aufbringt; die eine dient zum Sündopfer, die andere zum Brandopfer. Am achten Tag nach seiner Reinigung bringe er sie zum Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes vor den Herrn. Der Priester nehme das Schuldopferlamm und das Log Öl und schwinge beides als Weihegabe vor dem Herrn hin und her. Man schlachte das Schuldopferlamm, und der Priester nehme von dem Blut des Schuldopfers und streiche davon an das rechte Ohrläppchen des zu Reinigenden, an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes. Dann gieße er von dem Öl in seine eigene linke Hand. Er sprenge mit seinem rechten Zeigefinger von dem Öl in seiner linken Hand siebenmal vor dem Herrn. Dann streiche der Priester von dem Öl in seiner Hand an das rechte Ohrläppchen des zu Reinigenden, an den Daumen seiner rechten Hand und an die große Zehe seines rechten Fußes, an die Stelle des Schuldopferblutes. Was vom Öl in der hohlen Hand des Priesters noch übrig ist, gebe er auf das Haupt des zu Reinigenden, um ihm vor dem Herrn Sühne zu verschaffen. Nun richte er die eine von den Turteltauben oder von den jungen Tauben, wozu sein Vermögen reichte, her, die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer nebst dem Speiseopfer; so verschaffe der Priester dem zu Reinigenden Sühne vor dem Herrn. Dies ist das Gesetz für den vom Aussatz Befallene, dessen Vermögen zu seiner Reinigung nicht ausreicht." Dann sprach der Herr zu Moses und Aaron: "Wenn ihr nun in das Land Kanaan kommt, das ich euch zu eigen geben will, und ich lasse an einem Haus in eurem eigenen Lande einen Befall von Aussatz zu, so muß der Eigentümer des Hauses hingehen und dem Priester melden: "Wie von Aussatz befallen erscheint mir das Haus." Dann ordne der Priester an, daß man das Haus räume, bevor er kommt, den Fall zu besichtigen. Auf diese Weise braucht nicht alles im Hause für unrein erklärt zu werden; danach komme der Priester, das Haus zu besichtigen. Wenn er nun den Befall besichtigt und dabei findet, der Befall an den Wänden des Hauses zeige sich in Gestalt grünlicher oder rötlicher Grübchen, die tiefer zu liegen scheinen als die Wandfläche, dann gehe der Priester aus dem Haus heraus an dessen Eingang und schließe es für sieben Tage ab. Am siebten Tage komme der Priester wieder, und wenn er bei der Besichtigung findet, daß der Befall an den Wänden des Hauses sich ausgebreitet hat, so ordne er an, daß man die betreffenden Steine herausreiße und sie vor der Stadt an einen unreinen Ort werfe. Das Haus aber soll man ringsum im Innern abkratzen und den abgekratzten Schmutz draußen vor der Stadt an einen unreinen Ort schütten. Dann nehme man andere Steine und setze sie an Stelle der ausgebrochenen, ebenso anderen Lehm und streiche damit das Haus. Wenn nun der Aussatz von neuem auftritt, nachdem man die Steine ausgebrochen, das Haus abgekratzt und neu gestrichen hat, gehe der Priester hinein, besichtige es, und wenn sich der Aussatz im Hause ausgebreitet hat, dann ist es ein bösartiger Aussatz; es ist unrein. Man soll das Haus abbrechen, seine Steine, seine Balken und den ganzen Lehmbewurf des Hauses, und alles an einen unreinen Ort außerhalb der Siedlung bringen. Wer das Haus während der ganzen Zeit, für die er es verschlossen hatte, betritt, ist unrein bis zum Abend. Wer in dem Hause schläft, wasche seine Kleider; wer darin ißt, wasche ebenfalls seine Kleider. Wenn aber der Priester kommt und bei der Besichtigung findet, daß der Aussatz sich im Hause nicht weiter ausgebreitet hat, nachdem das Haus von neuem gestrichen wurde, so erkläre er das Haus für rein; denn der Aussatz ist geheilt. Zur Entsühnung des Hauses soll er zwei Vögel, Zedernholz, Karmesinfäden und Ysop nehmen. Er schlachte den einen Vogel über einem irdenen Gefäß mit Quellwasser. Dann nehme er das Zedernholz, den Ysop, die Karmesinfäden und den lebenden Vogel und tauche alles in das Blut des geschlachteten Vogels und in das Quellwasser und besprenge das Haus damit siebenmal. So soll er das Haus mit dem Vogelblut, dem fließenden Wasser, dem lebenden Vogel, dem Zedernholz, dem Ysop und den Karmesinfäden entsündigen. Den lebenden Vogel aber lasse er zur Stadt hinaus aufs freie Feld fliegen. So schaffe er Sühne für das Haus, und es ist rein. Dies ist das Gesetz über jeglichen Befall von Aussatz, über die Krätze, über den Aussatz an Kleidern und Häusern, über Ausschlag, Grind und weiße Flecken, um zu belehren, wann etwas unrein oder rein ist. Das ist das Gesetz über den Aussatz." Der Herr sprach zu Moses und zu Aaron: "Redet zu den Söhnen Israels und sagt zu ihnen: Wenn jemand einen Ausfluß aus seinem Gliede hat, so ist er unrein. Für seine Unreinheit wegen des Ausflusses gilt folgendes: Mag der Ausfluß aus seinem Gliede fließen, oder sein Glied den Fluß verstopfen, es liegt Unreinheit bei ihm vor. Jedes Lager, auf dem der an Ausfluß Kranke liegt, wird unrein, und jedes Gerät, auf dem er sitzt, wird unrein. Wer sein Lager berührt, wasche seine Kleider und bade im Wasser; er bleibt unrein bis zum Abend. Wer sich auf ein Gerät setzt, auf dem ein an Ausfluß Leidender saß, wasche seine Kleider und bade sich; er bleibt unrein bis zum Abend. Auch wer den Leib eines Schleimflüssigen berührt, wasche seine Kleider und bade im Wasser; er bleibt unrein bis zum Abend. Wenn ein Schleimflüssiger ausspuckt und einen Reinen trifft, so wasche jener seine Kleider und bade im Wasser; er bleibt unrein bis zum Abend. Jeder Sattelsitz, den ein Schleimflüssiger benutzt, ist unrein. Wer etwas von dem berührt, was sich unter ihm befindet, wird unrein bis zum Abend. Wer etwas davon fortträgt, muß seine Kleider waschen und sich baden; er bleibt unrein bis zum Abend. Jeder, den der Schleimflüssige berührt, ohne zuvor seine Hände im Wasser abgespült zu haben, wasche seine Kleider und bade sich; er bleibt unrein bis zum Abend. Irdene Gefäße; die der Schleimflüssige berührt, müssen zerbrochen, alle hölzernen Gefäße im Wasser abgespült werden. Wird aber ein Schleimflüssiger von seinem Ausfluß rein, so soll er nach seiner Reinigung sieben Tage zählen; dann wasche er seine Kleider und bade sich in fließendem Wasser, so wird er rein. Am achten Tage nehme er zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben, trete vor den Herrn an den Eingang des Offenbarungszeltes und übergebe sie dem Priester. Dieser aber rüste sie zu, eine als Sündopfer und die andere als Brandopfer; so verschaffe ihm der Priester vor dem Herrn Sühne wegen des Ausflusses. Hat ein Mann einen Samenerguß, so bade er seinen ganzen Leib; er ist unrein bis zum Abend. Jedes Kleidungsstück und alles Leder, auf das der Samenerguß kommt, ist mit Wasser zu waschen, es bleibt unrein bis zum Abend. Liegt ein Mann bei einer Frau und erfolgt Samenerguß, so müssen sie sich in Wasser baden; sie sind unrein bis zum Abend. Wird eine Frau blutflüssig und handelt es sich dabei um den regelmäßigen Blutfluß, so bleibt sie sieben Tage lang in ihrer Unreinheit; jeder, der sie anrührt, wird unrein bis zum Abend. Alles, worauf sie während ihrer Unreinheit liegt, wird unrein; alles, worauf sie sitzt, wird ebenfalls unrein. Jeder, der ihr Lager berührt, muß seine Kleider waschen und sich in Wasser baden; er bleibt unrein bis zum Abend. Auch jeder, der ein Gerät berührt, auf dem sie saß, muß seine Kleider waschen und sich baden; er bleibt unrein bis zum Abend. Berührt jemand etwas, das sich auf dem Lager oder dem Gerät befindet, worauf sie saß, so ist er unrein bis zum Abend. Wenn ein Mann ihr beiwohnt und es kommt ihre Unreinheit auch an ihn, dann wird er sieben Tage unrein, und auch jedes Lager, auf dem er liegt, wird unrein. Wenn eine Frau lange Zeit hindurch Blutfluß hat außer der Zeit ihrer monatlichen Unreinheit, oder wenn sie über ihre regelmäßige Unreinheit hinaus blutflüssig ist, so ist sie während der ganzen Zeit ihrer Unreinheit genauso wie in den Tagen ihres gewöhnlichen Blutflusses unrein. Jedes Lager, auf dem sie während der Zeit ihres Flusses ruht, hat ihr zu gelten wie das Lager während ihrer Regel. Jedes Gerät, auf dem sie saß, hat als unrein zu gelten wie bei ihrer gewöhnlichen Unreinheit. Wer diese Dinge berührt, wird unrein; er muß seine Kleider waschen und sich baden und bleibt unrein bis zum Abend. Ist sie von ihrem Flusse rein geworden, dann soll sie noch sieben Tage abzählen; danach gilt sie als rein. Am achten Tage aber nehme sie zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben und bringe sie zum Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes. Der Priester richte die eine als Sündopfer her, die andere als Brandopfer; so schaffe er Sühne für sie vor dem Herrn wegen ihres unreinen Flusses. So verwarnt die Israeliten wegen ihrer Unreinigkeit, damit sie ob ihrer Unreinheit nicht sterben, weil sie meine Wohnung, die sich in ihrer Mitte befindet, verunreinigen! Das ist das Gesetz über den, der an Ausfluß leidet, und den, der Samenerguß hat, so daß er unrein wird, und über diejenige, die ihre gewöhnliche Unreinheit hat, und über jeden, der an einem Ausfluß leidet, sei es Mann oder Frau, sowie über den Mann, der einer unreinen Frau beiwohnt." Der Herr redete zu Moses nach dem Tode der beiden Söhne Aarons, die vor den Herrn getreten waren und sterben mußten, und es sprach der Herr zu Moses: "Sage deinem Bruder Aaron, daß er nicht jederzeit hineingehen darf in das Heiligtum hinter den Vorhang, vor die Deckplatte auf der Lade, sonst müßte er sterben. Denn in der Wolke über der Deckplatte erscheine ich! Nur unter folgender Bedingung darf Aaron das Heiligtum betreten: mit einem Jungstier als Sündopfer und mit einem Widder als Brandopfer. Einen heiligen Leibrock von Linnen muß er anhaben, linnene Beinkleider müssen seine Blöße bedecken, mit einem linnenen Gürtel muß er sich umgürten und einen Turban von Linnen umbinden; heilige Kleider sind es. Er soll sich baden und sie dann anlegen. Von der Gemeinde der Israeliten aber nehme er zwei Ziegenböcke zum Sündopfer und einen Widder zum Brandopfer. Dann soll Aaron den Stier für sein Sündopfer heranbringen und für sich und sein Haus Sühne schaffen. Dann nehme er die beiden Böcke und stelle sie vor den Herrn an den Eingang des Offenbarungszeltes. Aaron soll über die beiden Böcke Lose werfen; ein Los für den Herrn und eines für Asasel. Alsdann bringe Aaron den Bock, auf den das Los für den Herrn gefallen ist, herbei und richte ihn als Sündopfer her. Der Bock aber, auf den das Los für Asasel gefallen ist, soll lebendig vor den Herrn gestellt werden, damit man an ihm die Sühne vollziehe und ihn zu Asasel in die Wüste schicke. Aaron bringe den Stier für sein eigenes Sündopfer herbei und schaffe Sühne für sich und sein Haus; er schlachte den Stier für sein eigenes Sündopfer. Dann nehme er eine Pfanne glühender Kohlen vom Altar, der vor dem Herrn steht, und seine beiden Hände voll von feingestoßenem Räucherwerk und bringe es in den Raum hinter dem Vorhang. Dann gebe er das Räucherwerk auf das Feuer vor dem Herrn, damit die Wolke des Räucherwerkes die Deckplatte über der Gesetzeslade verhülle; denn sonst müßte er sterben. Er nehme dann von dem Blut des Stieres und sprenge mit seinem Finger von oben auf die Deckplatte; vor die Deckplatte hin aber sprenge er mit seinem Finger von dem Blut siebenmal. Dann schlachte er den Sündopferbock für das Volk, bringe sein Blut in den Raum hinter dem Vorhang und verfahre damit, wie er es mit dem Stierblut getan hat; er sprenge es auf und vor die Deckplatte. So schaffe er dem Heiligtum Sühne wegen der Unreinigkeiten der Söhne Israels und all ihrer Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben; ebenso tue er mit dem Offenbarungszelt, das unter ihnen inmitten ihrer Unreinheiten sich befindet. Kein Mensch aber darf im Offenbarungszelt sein, wenn er es betritt, um im Heiligtum Sühne zu schaffen, bis er es wieder verläßt; so soll er für sich und sein Haus und für die ganze Gemeinde Israel Sühne schaffen. Dann gehe er zum Altar, der vor dem Herrn steht, und entsühne ihn; er nehme von dem Stierblut und von dem Blut des Bockes und streiche davon ringsum an die Hörner des Altares. Er sprenge mit seinem Finger siebenmal von dem Blut auf ihn; so reinige er ihn und weihe ihn wegen der Verunreinigungen der Söhne Israels. Hat er die Entsühnung des Heiligtums, des Offenbarungszeltes und des Altares vollendet, so bringe er den lebenden Bock herbei. Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes und bekenne über ihm alle Verschuldungen der Israeliten und alle Übertretungen, die sie irgendwie begangen haben; er soll sie auf den Kopf des Bockes legen und diesen durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste hinaustreiben. Der Bock soll alle ihre Verschuldungen mit sich hinwegtragen in eine abgelegene Gegend; erst in der Wüste soll man den Bock laufen lassen. Aaron gehe in das Offenbarungszelt und ziehe die Linnenkleider aus, die er angelegt hatte, als er in das Heiligtum hineinging; dort lege er sie nieder. Dann bade er seinen Leib an heiliger Stätte und ziehe seine Gewänder (wieder) an; darauf komme er heraus und richte sein und des Volkes Brandopfer her, um für sich und das Volk Sühne zu schaffen. Das Fett des Sündopfers lasse er auf dem Altar in Rauch aufgehen. Der Mann aber, der den Bock zu Asasel gebracht hat, wasche seine Kleider und bade seinen Leib; danach darf er ins Lager kommen. Den Sündopferstier und den Sündopferbock, deren Blut zur Entsühnung ins Heiligtum gebracht worden ist, schaffe man hinaus vor das Lager; ihre Felle, ihr Fleisch und ihren Mageninhalt verbrenne man. Wer sie verbrannt hat, wasche seine Kleider und bade seinen Leib; danach darf er ins Lager kommen. Dies soll euch als Satzung für immerwährende Zeiten gelten: Im siebten Monat, am zehnten Tage des Monats, sollt ihr fasten und keinerlei Geschäfte verrichten, weder der Einheimische noch der Fremdling, der sich bei euch aufhält. Denn an diesem Tag schafft man für euch Sühne, um euch zu reinigen: von all euren Sünden werdet ihr rein vor dem Herrn. Ein Tag völliger Ruhe soll es sein, und ihr sollt fasten; das ist eine immerwährende Satzung. Die Sühnebräuche soll aber der Priester vollziehen, den man salben und in sein Amt einsetzen wird, damit er an Stelle seines Vaters Priesterdienst tue; er lege die linnenen Gewänder an, die heiligen Kleider. Er soll das Allerheiligste entsühnen, auch dem Offenbarungszelt und dem Altar soll er Sühne schaffen, die Priester und die ganze Volksgemeinde soll er entsühnen. Dies aber soll euch als eine immerwährende Satzung gelten, daß einmal im Jahr den Israeliten für all ihre Sünden Sühne verschafft wird." Er tat, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Der Herr redete zu Moses: "Sprich zu Aaron, seinen Söhnen und zu allen Israeliten und befiehl ihnen: Dies gebietet der Herr: Wer vom Haus Israel ein Rind, ein Lamm oder eine Ziege schlachtet, sei es im Lager oder außerhalb, und sie nicht an den Eingang des Offenbarungszeltes bringt, um sie dem Herrn vor seiner Wohnstätte als Opfergabe darzubringen, dem soll das als Blutschuld angerechnet werden; er hat Blut vergossen, und er soll ausgerottet werden aus seinem Volk. Darum sollen die Israeliten ihre Schlachtopfer, die sie auf freiem Felde zu vollziehen pflegten, herbringen und sie für den Herrn an den Eingang des Offenbarungszeltes zum Priester schaffen, um sie als Friedopfer für den Herrn zu schlachten! Der Priester sprenge das Blut an den Altar des Herrn vor dem Eingang des Offenbarungszeltes und lasse das Fett in Rauch aufgehen zu lieblichem Wohlgeruch für den Herrn. Sie sollen ihre Schlachtopfer nicht mehr den Bocksgeistern darbringen, denen sie ehebrecherisch nachlaufen. Dies soll ihnen als eine immerwährende Satzung gelten von Geschlecht zu Geschlecht! Du sollst zu ihnen sagen: Jeder vom Hause Israel und von den Fremden unter ihnen, der ein Brand oder ein Schlachtopfer darbringt und es nicht an den Eingang des Offenbarungszeltes bringt, um es dem Herrn herzurichten, soll aus seinem Volk ausgerottet werden. Gegen jeden vom Hause Israel und von den Fremden in seiner Mitte, der irgendwie Blut genießt, richte ich mein Antlitz und vertilge ihn aus seinem Volk. Denn das Leben des Leibes ist im Blut; ich habe es euch verliehen für den Altar, daß man euch damit Sühne verschaffe; das Blut nämlich erwirkt durch die Seele, die in ihm lebt, Sühne. So habe ich den Israeliten geboten: Niemand von euch darf Blut genießen, auch nicht der Fremde in eurer Mitte. Wer immer von den Israeliten und den Fremden, die bei ihnen wohnen, ein Stück Wild erjagt oder Geflügel, das man essen darf, lasse dessen Blut auslaufen und bedecke es mit Erde! Denn das Leben alles Fleisches ist sein Blut. Darum gebiete ich den Israeliten: Von keinem Lebewesen dürft ihr das Blut genießen, weil das Leben (die Seele) alles Fleisches in seinem Blute liegt; jeder, der es genießt, soll ausgerottet werden. Jeder, der ein verendetes oder zerrissenes Tier genießt, sei es ein Eingeborener oder ein Fremder, wasche seine Kleider und bade sich im Wasser; er bleibt unrein bis zum Abend; dann ist er wieder rein. Wenn er sie nicht wäscht und sich nicht badet, lädt er Schuld auf sich." Der Herr sprach zu Moses: "Rede zu den Israeliten und befiehl ihnen: Ich, der Herr, bin euer Gott! Was man in Ägypten tut, wo ihr gewohnt habt, dürft ihr nicht tun. Was man im Lande Kanaan tut, wohin ich euch führe, dürft ihr auch nicht tun; nach ihren Bräuchen dürft ihr nicht wandeln! Meine Gebote sollt ihr befolgen und meine Gesetze beobachten, um in ihnen zu wandeln: Ich der Herr, bin euer Gott! Beobachtet also meine Gesetze und Gebote; wer nach ihnen handelt, wird durch sie leben: Ich bin der Herr! Niemand darf irgendeinem Blutsverwandten sich nahen, um Verkehr zu pflegen. Ich bin der Herr! Mit deinen Eltern darfst du nicht geschlechtlich verkehren; es handelt sich um deine Mutter, du darfst mit ihr nicht Verkehr haben. Mit der Frau deines Vaters darfst du keinen Geschlechtsverkehr unterhalten; sie ist deines Vaters Fleisch. Auch mit deiner Schwester der Tochter deines Vaters oder der Tochter deiner Mutter, mag sie nun im Hause oder außerhalb geboren sein, darfst du nicht verkehren. Mit der Tochter deines Sohnes oder mit der Tochter deiner Tochter darfst du nicht Verkehr pflegen; denn sie sind dein eigenes Fleisch. Mit der Tochter der Frau deines Vaters, die dein Vater gezeugt hat - es ist deine Schwester -, darfst du nicht verkehren. Mit der Schwester deines Vaters sollst du nicht Umgang pflegen; denn es ist deines Vaters nächste Blutsverwandte. Auch darfst du nicht mit der Schwester deiner Mutter Umgang pflegen; denn sie ist deiner Mutter nächste Blutsverwandte. Die Ehe des Bruders deines Vaters darfst du nicht schänden, seiner Frau dich nicht nahen; sie ist ja deine Tante. Mit deiner Schwiegertochter darfst du nicht Verkehr haben; sie ist die Frau deines Sohnes. Mit der Frau deines Bruders darfst du nicht Verkehr pflegen; es ist deines Bruders Fleisch. Du darfst nicht mit einer Frau und auch mit deren Tochter Umgang pflegen, die Tochter ihres Sohnes und die Tochter ihrer Tochter darfst du nicht nehmen, um mit ihnen zu verkehren; da sie nächste Blutsverwandte sind, wäre das Blutschande. Du darfst nicht eine Frau zu ihrer Schwester als Nebenfrau hinzunehmen, um mit ihr zu verkehren, noch zu Lebzeiten der anderen. Einer Frau darfst du in der Zeit ihrer Unreinheit nicht nahen, um mit ihr zu verkehren. Mit der Frau deines Nächsten darfst du keinen Beischlaf vollziehen; du würdest dich sonst durch sie verunreinigen. Keines von deinen Kindern gib hin, um es für Molech durchs Feuer gehen zu lassen, damit du nicht den Namen deines Gottes entheiligst; ich bin der Herr! Du darfst einem Mann nicht beiwohnen, wie man einer Frau beiwohnt, das wäre ein Greuel. Einem Tiere darfst du nicht beiwohnen, um dich an ihm zu verunreinigen. Eine Frau darf sich nicht vor ein Tier hinstellen, um sich begatten zu lassen; denn das wäre eine schwere Schandtat. Durch all dies macht euch nicht unrein; denn dadurch haben sich die Heidenvölker verunreinigt, die ich vor euch vertreibe. Das Land wurde unrein, und ich suchte seine Schuld an ihm heim, so daß das Land seine Bewohner ausspie. Beobachtet also meine Gesetze und Gebote, verübt nicht eine von diesen Greueltaten, und zwar weder der Einheimische noch der Fremdling in eurer Mitte! Denn all diese Greueltaten haben die Landesbewohner verübt, die vor euch da waren, wodurch das Land unrein wurde. Das Land soll nicht auch euch ausspeien, da ihr es unrein macht, so wie es das Volk ausgespieen hat, das vor euch da war. Denn jeder, der eine von diesen Greueltaten verübt, Personen, die solches verüben, sollen ausgerottet werden aus der Mitte ihres Volkes. So beobachtet denn meine Anordnung, damit ihr keinen der greulichen Bräuche übt, die vor euch getan wurden; verunreinigt euch nicht durch sie: Ich, der Herr, bin euer Gott!" Der Herr sprach zu Moses: "Rede zur ganzen Gemeinde der Israeliten und befiehl ihnen: Heilig müßt ihr sein, weil ich, der Herr, euer Gott, heilig bin! Habt Ehrfurcht, ein jeder vor seiner Mutter und vor seinem Vater! Meine Ruhetage sollt ihr beobachten: Ich bin der Herr, euer Gott! Wendet euch nicht den Götzen zu, und macht euch keine gegossenen Götter: denn ich bin der Herr, euer Gott! Wenn ihr dem Herrn ein Friedopfer darbringt, sollt ihr es so opfern, daß ihr Wohlgefallen erlangt. Am Tag, an dem ihr es opfert, und am Tag darauf muß es gegessen werden; was bis zum dritten Tage übrigbleibt, werde im Feuer verbrannt. Wenn es am dritten Tage doch noch gegessen wird, ist es verdorbenes Fleisch und nicht wohlgefällig. Wer es genießt, lädt Verschuldung auf sich; denn er hat das dem Herrn Geheiligte entweiht. Eine solche Person werde aus ihrem Volke ausgerottet! Wenn ihr euer Land aberntet, so erntet das Feld nicht bis zum äußersten Ende ab und haltet keine Nachlese nach der Ernte! Auch in deinem Weinberg halte keine Nachlese und lies nicht abgefallene Beeren in deinem Weinberg auf; überlasse sie dem Armen und Fremden: Ich, der Herr, bin euer Gott! Ihr sollt nicht stehlen und nicht lügen und nicht einander betrügen! Ihr sollt bei meinem Namen nicht falsch schwören; du entweihst sonst den Namen deines Gottes: Ich bin der Herr! Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken und berauben; der Lohn des Tagelöhners soll bei dir nicht bis zum Morgen bleiben! Du sollst einen Tauben nicht schmähen und einem Blinden kein Hindernis in den Weg legen; fürchte dich vor deinem Gott: Ich bin der Herr! Verübt kein Unrecht im Gericht; begünstige nicht den Niederen, und ergreife nicht Partei für den Vornehmen, sondern richte deinen Nächsten in Gerechtigkeit. Gehe nicht als Verleumder unter deinen Volksgenossen umher und trachte nicht nach dem Blut deines Nächsten: Ich bin der Herr! Hasse nicht deinen Bruder in deinem Herzen und stelle deinen Nächsten freimütig zur Rede, damit du seinetwegen keine Schuld auf dich lädst! Sei nicht rachsüchtig, und trage den Söhnen deines Volkes nichts nach, sondern liebe deinen Nächsten wie dich selbst: Ich bin der Herr! Beobachtet meine Satzungen! Laß nicht zweierlei Arten von deinem Vieh sich begatten; säe dein Feld nicht mit zweierlei Samen an, und ein Kleid, das aus zweierlei Fäden gewebt ist, soll nicht auf deinen Leib kommen! Wenn ein Mann mit einer Frau verkehrt, die als Sklavin einem anderen gehört, ohne daß sie losgekauft oder freigelassen war, so soll eine Bestrafung stattfinden; jedoch sollen beide nicht getötet werden; denn sie war ja keine Freigelassene. Er soll als Buße dem Herrn an den Eingang des Offenbarungszeltes einen Widder zum Schuldopfer bringen. Der Priester soll für ihn mit dem Schuldopferwidder vor dem Herrn Sühne schaffen wegen der begangenen Sünde; so wird ihm dann für die begangene Sünde Verzeihung zuteil. Wenn ihr in das Land kommt und pflanzt allerlei Fruchtbäume, so sollt ihr deren Vorhaut, d. h. ihre Früchte, stehen lassen; drei Jahre sind sie für euch mit Vorhaut versehen und dürfen nicht gegessen werden. Im vierten Jahre sollen alle ihre Früchte eine heilige Dankesgabe für den Herrn sein. Erst im fünften Jahre dürft ihr die Früchte essen, um euch ihren Ertrag fortan zu sichern: Ich bin der Herr, euer Gott! Ihr sollt nichts samt dem Blute essen! Ihr sollt weder Wahrsagerei noch Zauberei treiben! Ihr dürft nicht den Rand eures Kopfes kreisförmig abscheren; du sollst den Rand deines Bartes nicht stutzen! Ihr dürft euch nicht wegen eines Toten Einschnitte an eurem Leibe machen und dürft euch keine Zeichen einritzen: Ich bin der Herr! Du sollst deine Tochter nicht entweihen, indem du sie zur Dirne machst, damit nicht das Land unzüchtig und voll Schandtat werde. Meine Ruhetage sollt ihr beobachten und Ehrfurcht vor meinem Heiligtum haben: Ich bin der Herr! Wendet euch nicht an die Totengeister und an die Wahrsagegeister! Befragt sie nicht, sonst werdet ihr durch sie unrein. Ich bin der Herr, euer Gott! Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Person eines Greises ehren! Du sollst dich vor deinem Gotte fürchten: Ich bin der Herr! Hält sich ein Fremdling bei dir in eurem Lande auf, so dürft ihr ihn nicht bedrücken. Wie ein Einheimischer von euch selbst soll euch der Fremdling gelten, der bei euch weilt; du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid ja auch Fremdlinge gewesen im Ägypterland: Ich bin der Herr, euer Gott! Ihr sollt nicht Unrecht üben beim Urteil mit dem Längenmaß, Gewicht und Hohlmaß! Richtige Waage, richtige Gewichte, richtiges Epha und richtiges Hin sollt ihr führen: Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus dem Ägypterland geführt hat! So beobachtet denn alle meine Gesetze und alle meine Gebote, und handelt nach ihnen: Ich bin der Herr!" Der Herr sprach zu Moses: "Zu den Israeliten sollst du sagen: Jeder von den Israeliten und den Fremden, die sich in Israel aufhalten, der eines von seinen Kindern dem Molech hinschenkt, soll des Todes sterben; die Bürger des Landes sollen ihn steinigen. Ich selbst will mein Antlitz gegen einen solchen Mann richten und ihn aus der Mitte seines Volkes austilgen, weil er eines seiner Kinder dem Molech hingegeben und so mein Heiligtum verunreinigt und meinen heiligen Namen entweiht hat. Und wenn etwa das Volk des Landes vor einem solchen, der eines von seinen Kindern dem Molech geopfert hat, die Augen verschließt, so daß man ihn nicht tötet, dann richte ich mein Antlitz wider diesen Mann und sein Geschlecht und tilge ihn samt allen, die mit ihm buhlerisch dem Molech nachlaufen, aus de Mitte ihres Volkes. Wendet sich aber jemand an Toten- und Wahrsagegeister, um ihnen buhlerisch nachzulaufen, will ich wider einen solchen mein Antlitz wenden und ihn aus seinem Volke ausrotten! Heiligt euch also und seid heilig; denn ich bin der Herr, euer Gott! Beobachtet meine Satzungen und erfüllt sie! Ich bin der Herr, der euch heiligt. Ja, ein jeder, der seinen Vater und seine Mutter schmäht, soll des Todes sterben: er schmähte Vater und Mutter, hat also Blutschuld auf sich geladen. Wenn ein Mann mit der Frau seines Nächsten Ehebruch treibt, dann sollen der Ehebrecher und die Ehebrecherin des Todes sterben. Wer der Frau seines Vaters beiwohnt, hat die Blöße seines Vaters enthüllt; beide sollen des Todes sterben; Blutschuld belastet sie. Wohnt jemand seiner Schwiegertochter bei, sollen beide des Todes sterben; eine Schandtat haben sie begangen; Blutschuld belastet sie. Wohnt ein Mann seinesgleichen wie einem Weibe bei, so haben beide Abscheuliches getan; sie sollen des Todes sterben; Blutschuld belastet sie. Nimmt sich jemand eine Frau und dazu deren Mutter, dann ist das eine Schandtat; im Feuer soll man ihn und die beiden Frauen verbrennen, damit nicht weiter Schandtat bei euch sei! Verkehrt jemand mit einem Stück Vieh, so soll er des Todes sterben, und auch das Tier sollt ihr töten. Naht sich ein Weib einem Stück Vieh, sich begatten zu lassen, so sollst du das Weib mit dem Tier töten; sie sind des Todes; Blutschuld belastet sie. Nimmt sich ein Mann seine Schwester, die Tochter seines Vaters oder seiner Mutter, und verkehren sie miteinander, so ist das eine Schmach; sie sollen vor den Augen ihrer Volksgenossen weggetilgt werden; denn er hat mit seiner Schwester Verkehr gehabt; er muß seine Schuld tragen. Schläft ein Mann bei einer Frau zur Zeit ihrer Unreinheit und pflegt Verkehr mit ihr, deckt also ihren Blutfluß auf, und sie entblößt die Quelle ihres Blutes, so sollen beide aus der Mitte ihres Volkes ausgerottet werden. Die Schwester deiner Mutter und deines Vaters darfst du nicht schänden; denn ein solcher hat seine Blutsverwandte entblößt; beide müssen ihre Schuld tragen. Wohnt einer seiner Tante bei, so hat er seines Oheims Blöße aufgedeckt; ihre Sünden schuld müssen sie tragen; kinderlos sollen sie sterben. Nimmt jemand die Frau seines Bruders, so ist das etwas Abscheuliches; er hat seines Bruders Blöße enthüllt; sie sollen kinderlos bleiben. Beobachtet daher alle meine Gesetze und Gebote und erfüllt sie, damit euch das Land nicht ausspeie, in das ich euch führe, auf daß ihr darin wohnt! Wandelt nicht in den Satzungen der Heidenvölker, die ich vor euch vertreibe, weil sie dies alles getan haben, so daß ich mich an ihnen ekelte. Darum sagte ich euch: Nehmt ihr Land in Besitz! Ich selbst verleihe es euch zum Besitz, ein Land, das von Milch und Honig fließt: Ich bin der Herr, euer Gott, der euch von den Völkern abgesondert hat! Unterscheidet zwischen den reinen und den unreinen Vierfüßlern, den unreinen und den reinen Vögeln; macht euch nicht selbst zum Abscheu durch die Vierfüßler und die Vögel und durch alles, was auf der Erde kriecht; ich habe das für euch abgesondert und als unrein erklärt. Seid mir also heilig; denn ich, der Herr, bin heilig; ich habe euch auserwählt aus den Völkern, damit ihr mir gehört! Ist in einem Mann oder Weib ein Toten- oder Wahrsagegeist, so sollen sie des Todes sterben. Steinigen soll man sie, Blutschuld belastet sie." Der Herr sprach zu Moses: "Rede zu den Priestern, den Söhnen Aarons, und sage zu ihnen: An einer Leiche seiner Volksgenossen darf der Priester sich nicht unrein machen, sondern nur an seinen nächsten Blutsverwandten, an seiner Mutter, seinem Vater, seinem Sohne, seiner Tochter, seinem Bruder, auch an seiner Schwester, die ihm als Jungfrau nahesteht, die noch keinem Mann gehört, darf er sich unrein machen. Er darf sich aber nicht verunreinigen an einer Verheirateten unter seinen Volksgenossen und sich dadurch entweihen. Sie dürfen sich auf ihrem Haupt keine Glatze scheren und dürfen den Rand ihres Bartes nicht stutzen und an ihrem Leib keine Einschnitte machen. Heilig seien sie ihrem Gott, und den Namen ihres Gottes dürfen sie nicht entweihen; denn sie bringen die Feueropfer des Herrn, ihres Gottes Speise, dar; darum sollen sie heilig sein! Eine Buhlerin oder eine Entehrte dürfen sie nicht zur Frau nehmen; auch eine von ihrem Mann Verstoßene dürfen sie nicht heiraten; denn der Priester ist seinem Gott heilig! Auch du sollst ihn heilighalten, denn er bringt die Speise deines Gottes dar. Heilig sei er dir; denn heilig bin ich, der Herr, der euch heiligt! Entweiht sich eine Priestertochter durch Unzucht, so entweiht sie damit ihren Vater, sie werde im Feuer verbrannt. Der Priester aber, der höher steht als seine Brüder, über dessen Haupt das Salböl ausgegossen ward, und den man durch Anlegen der (heiligen) Gewänder ins Priesteramt eingesetzt hat, darf sein Haupthaar nicht ungepflegt herabhängen lassen und seine Kleider nicht zerreißen. Er darf überhaupt zu keiner Leiche hintreten; selbst an seinem Vater und an seiner Mutter darf er sich nicht unrein machen. Das Heiligtum darf er nicht verlassen, sonst würde er das Heiligtum seines Gottes entweihen; denn die Weihe des Salböls seines Gottes ruht auf ihm: Ich bin der Herr! Er muß sich als Frau eine Jungfrau nehmen; eine Witwe, eine Verstoßene, eine Entehrte oder eine Buhlerin darf er nicht heiraten; vielmehr soll er sich eine Jungfrau aus seinen Volksgenossen zur Frau nehmen. Er darf seine Nachkommenschaft unter seinen Volksgenossen nicht entweihen; denn ich bin der Herr, der ihn heiligt." Es sprach der Herr zu Moses: "Sprich also zu Aaron: Hat jemand von deinen Nachkommen in künftigen Geschlechtern ein leibliches Gebrechen, so trete er nicht hinzu, um die Speise seines Gottes darzubringen; denn wenn jemand ein körperliches Gebrechen hat, darf er sich nicht nahen, es handle sich um einen Blinden oder Lahmen, einen mit gespaltener oder mißgebildeter Nase, mit einem gebrochenen Bein oder gebrochenen Arm, um einen, der buckelig oder zu mager ist oder der weiße Flecken im Auge, Krätze, Flechten oder beschädigte Hoden hat. Keiner mit einem Leibesgebrechen von den Nachkommen des Priesters Aaron trete herzu um die Feueropfer seines Herrn darzubringen; mit einem Gebrechen darf er sich nicht nahen, die Speise seines Gottes darzubringen. Von der Speise seines Gottes, von den heiligen und von den hochheiligen Gaben, darf er jedoch essen. Nur zum Vorhang darf er nicht herankommen oder sich dem Altar nahen, weil er ein Leibesgebrechen hat; er soll meine Heiligtümer nicht entweihen; denn ich bin der Herr, der sie heiligt!" So redete Moses zu Aaron, zu seinen Söhnen und zu allen Israeliten. Der Herr sprach zu Moses: "Gebiete Aaron und seinen Söhnen, sie sollen sich zurückhaltend zeigen gegenüber den heiligen Gaben der Israeliten, die diese mir weihen, und meinen heiligen Namen nicht entweihen: Ich bin der Herr! Sage zu ihnen: Naht sich einer von euren Nachkommen in euren künftigen Geschlechtern den heiligen Gaben, die Israels Söhne dem Herrn weihen, im Stande der Unreinheit, so soll eine solche Person weggetilgt werden vor meinem Angesicht: Ich bin der Herr! Ist jemand von Aarons Nachkommen aussätzig oder hat er Ausfluß, so darf er von den heiligen Gaben nicht essen, bis er wieder rein ist; wer irgendeinen durch eine Leiche Verunreinigten berührte, wer einen Samenerguß hatte, wer irgendein Kriechtier berührte, das unrein macht, oder einen Menschen, durch den er unrein wurde wegen irgendeiner an ihm haftenden Unreinheit, wer immer also solches berührt hat, ist unrein bis zum Abend; er darf von den heiligen Gaben nicht essen, außer er hat seinen Leib gebadet. Nach Sonnenuntergang ist er rein; er darf dann von den heiligen Gaben essen; denn das ist seine Speise. Verendetes und Zerrissenes darf er nicht essen, weil er sich dadurch unrein macht: Ich bin der Herr! Sie mögen also meine Vorschriften beobachten und nicht deswegen eine Sünde auf sich laden und dadurch sterben, weil sie meine Gebote entweihen: Ich, der Herr, bin es, der sie heiligt! Kein Unbefugter darf Heiliges essen. Der Beisasse oder Tagelöhner des Priesters darf nicht Heiliges essen. Erwirbt aber der Priester einen Sklaven für Geld, so darf dieser davon essen; ebenso darf der hausgeborene Sklave von seiner Speise essen. Eine Priestertochter, die eines Nichtpriesters Frau ist, darf von der Hebe der heiligen Gaben nicht essen. Eine Priestertochter aber, die verwitwet, verstoßen oder kinderlos in ihr Vaterhaus zurückkehrt, darf wie in ihrer Jugend von ihres Vaters Speise essen; irgendein Außenstehender darf aber nicht davon essen. Ißt jemand aus Versehen Heiliges, soll er ein Fünftel des Betrages dazutun und es dem Priester geben samt dem Geheiligten. Die Priester sollen also die heiligen Gaben der Israeliten, die diese für den Herrn abheben, nicht entweihen, und sie sollen jene beim Verzehren ihrer heiligen Gaben nicht mit strafbarer Schuld beladen: denn ich, der Herr, bin es, der sie heiligt." Der Herr sprach zu Moses: "Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und zu allen Israeliten und befiehl ihnen: Bringt jemand vom Haus Israel oder von den Fremdlingen in Israel seine Opfergabe dar gelobte oder freiwillige Gaben, die man dem Herrn als Brandopfer darbringt, so seien es, wenn ihr Wohlgefallen finden wollt, fehlerlose männliche Tiere von Rindern, Lämmern oder Ziegen. Alles, was einen Makel an sich hat, bringt nicht dar; denn es würde euch nicht wohlgefällig machen! Bringt jemand dem Herrn ein Friedopfer von Rindern oder Schafen dar, um ein besonderes Gelübde zu erfüllen, oder als freiwillige Gabe, so muß es ein fehlerloses Tier sein, damit es euch wohlgefällig mache; keinen Makel darf es an sich haben. Blinde Tiere, solche mit Knochenbruch, Wunden, Geschwüren, Krätze oder Flechten dürft ihr dem Herrn nicht darbringen und derartiges nicht dem Herrn als Feueropfer auf dem Altar anbieten. Ein Rind aber oder ein Schaf mit mißgebildeter Nase und verkürztem Schwanz darfst du als freiwillige Gabe darbieten, doch für ein Gelübdeopfer wäre es nicht wohlgefällig. Auch ein Tier, dem die Hoden zerquetscht, zerschlagen, abgerissen oder ausgeschnitten sind, dürft ihr dem Herrn nicht darbringen. Weder im eigenen Land dürft ihr das tun, noch sollt ihr von einem Ausländer solche Tiere erwerben, um sie als Speise eures Gottes darzubringen; denn ein Gebrechen haftet an ihnen; ein Makel ist an ihnen; sie machen euch nicht wohlgefällig." Der Herr sprach zu Moses: "Wird ein Kalb, ein Widder oder ein Zicklein geworfen, so bleibe es sieben Tage lang unter seiner Mutter; erst vom achten Tage ab und darüber ist es als Feueropfer dem Herrn wohlgefällig. Ein Rind oder Schaf dürft ihr nicht am gleichen Tage zusammen mit seinem Jungen schlachten. Wenn ihr dem Herrn ein Dankopfer darbringen wollt, dann opfert so, daß es euch wohlgefällig macht! An demselben Tage werde es gegessen; laßt nichts davon übrig bis zum Morgen: Ich bin der Herr! Beobachtet also meine Gebote und erfüllt sie: Ich bin der Herr! Entweiht nicht meinen heiligen Namen! Ich erweise mich inmitten der Israeliten als heilig: Ich, der Herr, bin es, der euch heiligt, der euch fortgeführt hat aus dem Lande Ägypten, um euer Gott zu sein: Ich, der Herr!" Der Herr sprach zu Moses: "Sprich zu den Israeliten und befiehl ihnen: Die Festzeiten des Herrn, die ihr ausrufen sollt als heilige Versammlungstage, sind diese meine Festtage: Sechs Tage soll man arbeiten, aber am siebten Tag ist strenger Sabbat mit heiliger Versammlung; da dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten; es sei ein Ruhetag für den Herrn in all euren Wohnstätten. Dies sind des Herrn Festzeiten mit heiliger Versammlung, die ihr ausrufen sollt zu ihrer bestimmten Zeit: Im ersten Monat, am vierzehnten Tag des Monats, gegen Abend ist Pascha für den Herrn. Am fünfzehnten Tag dieses Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote für den Herrn. Da dürft ihr sieben Tage lang nur ungesäuerte Brote essen. Am ersten Tag ist heilige Versammlung für euch; da dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten. Sieben Tage lang bringt dem Herrn ein Feueropfer dar; am siebten Tag aber finde eine heilige Versammlung statt. Auch da dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten." Der Herr sprach weiter zu Moses: "Rede zu den Israeliten und befiehl ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und Ernte darin haltet, so bringt die Erstlingsgarbe eurer Ernte zum Priester! Dieser soll die Garbe vor dem Herrn hin und herschwingen, um euch wohlgefällig zu machen; am Tag nach dem Sabbat soll sie der Priester schwingen. An dem Tag, an dem ihr die Garbe schwingen laßt, sollt ihr ein fehlerloses einjähriges Lamm als Brandopfer für den Herrn herrichten, dazu als Speiseopfer zwei Zehntel Epha Mehl, angerührt mit Öl, als Feueropfer lieblichen Wohlgeruches für den Herrn, und als Trankopfer ein Viertel Hin Wein. Brot aber, geröstete oder zerriebene Körner, dürft ihr so lange nicht essen, bis ihr die Opfergabe eurem Gott dargebracht habt; das ist eine immerwährende Satzung für all eure Geschlechter in all euren Wohnsitzen. Dann zählt vom Tag nach dem Sabbat, da ihr die Erstlingsgarbe als Weihegabe dargebracht habt, sieben volle Wochen bis zum Tag nach dem siebten Sabbat, zählt also fünfzig Tage: dann bringt dem Herrn ein Speiseopfer vom neuen Getreide dar! Bringt aus euren Wohnstätten Weihebrot mit - zwei Brote sollen es sein - aus zwei Zehnteln Epha Mehl, mit Sauerteig gebacken, als Erstlinge vor den Herrn! Zu den Broten sollt ihr sieben fehlerlose einjährige Lämmer, einen Jungstier und zwei Widder darbringen; sie seien ein Brandopfer für den Herrn, samt dem zugehörigen Speiseopfer und den entsprechenden Trankopfern als Feueropfer lieblichen Wohlgeruches für den Herrn. Richtet dann einen Ziegenbock als Sündopfer her und zwei einjährige Lämmer als Friedopfer! Der Priester schwinge sie mit den Erstlingsbroten als Weihegabe vor dem Herrn samt den zwei Lämmern; sie sollen dem Herrn geheiligt sein zugunsten des Priesters. Für diesen Tag beruft das Volk ein; eine heilige Versammlung sei es für euch! Keinerlei Arbeit dürft ihr verrichten; eine immerwährende Satzung ist dies in all euren Wohnstätten für all eure Geschlechter. Wenn man aber in eurem Land die Ernte einbringt, so tue es nicht so, daß du dein Feld bis zum äußersten Rand aberntest; halte auch keine Nachlese nach deiner Ernte; dem Armen und dem Fremden sollst du beides überlassen: Ich bin der Herr, euer Gott!" Der Herr redete zu Moses: "Sprich zu den Israeliten: Im siebten Monat, am ersten Monatstag, sei für euch ein besonders feierlicher Ruhetag, mahnendes Hörnerblasen und heilige Versammlung. Da dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten und müßt dem Herrn ein Feueropfer darbringen." Der Herr redete zu Moses: "Der zehnte Tag desselben siebten Monats ist jedoch der Versöhnungstag; da ist heilige Versammlung für euch; ihr sollt fasten und dem Herrn ein Feueropfer darbringen. An diesem Tag sollt ihr keinerlei Arbeit verrichten; denn der Versöhnungstag soll euch vor dem Herrn, eurem Gott, Sühne schaffen. Wer immer an eben diesem Tag nicht fastet, soll aus seinem Volk ausgetilgt werden. Jeden, der an diesem Tag irgendeine Arbeit verrichtet, werde ich mitten aus seinem Volk hinwegraffen. Keine Arbeit dürft ihr verrichten! Das ist eine immerwährende Satzung für all eure Geschlechter in all euren Wohnstätten. Ein Sabbat, ein heiliger Ruhetag, soll es für euch sein, und ihr sollt fasten! Am Neunten des Monats von diesem Abend bis zum folgenden Abend sollt ihr euren Ruhetag beobachten." Dann sprach der Herr zu Moses: "Sprich zu den Israeliten: Am fünfzehnten Tag desselben siebten Monats ist das Hüttenfest sieben Tage hindurch für den Herrn. Am ersten Tag ist heilige Versammlung. Da dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten. Sieben Tage lang bringt dem Herrn ein Feueropfer dar; am achten Tag ist heilige Versammlung für euch; ihr sollt dem Herrn ein Feueropfer darbringen, ein Feiertag sei es, und keinerlei Arbeit dürft ihr verrichten. Das sind die Festzeiten des Herrn, an denen ihr heilige Versammlungen ausrufen sollt, um dem Herrn Feueropfer, Brand- und Speiseopfer, Schlacht- und Trankopfer, je nach dem betreffenden Tag, darzubringen, abgesehen von den Sabbaten des Herrn, von euren Abgaben, all euren Gelübden und all euren freiwilligen Spenden, die ihr dem Herrn darbietet. Jedoch am fünfzehnten Tage des siebten Monats, wenn ihr des Landes Ertrag einbringt, sollt ihr das Fest des Herrn sieben Tage lang feiern; der erste Tag ist heiliger Ruhetag und der achte ebenso. Holt euch am ersten Tag prächtige Baumfrüchte, Palmzweige, Äste von dichtbelaubten Bäumen und Bachweiden, und seid vor dem Herrn, eurem Gott, sieben Tage lang fröhlich! Ihr sollt es jedes Jahr als ein Fest des Herrn sieben Tage lang feiern; es ist dies eine immerwährende Satzung für eure Geschlechter; im siebten Monat feiert es! In Hütten sollt ihr sieben Tage lang wohnen. Alle in Israel Einheimischen sollen in Hütten wohnen, damit auch eure künftigen Geschlechter erfahren, daß ich die Israeliten in Hütten wohnen ließ, da ich sie aus dem Ägypterland hinwegführte: Ich bin der Herr, euer Gott!" Moses gab die Festzeiten des Herrn den Israeliten bekannt. Der Herr sprach zu Moses: "Befiehl den Israeliten: Sie sollen dir reines Öl aus zerstoßenen Oliven für den Leuchter bringen, damit man eine beständig brennende Lampe aufstecken kann. Außerhalb des Vorhangs vor dem Gesetz im Offenbarungszelt mache sie Aaron zurecht, damit sie beständig vom Abend bis zum Morgen vor dem Herrn brenne; das ist eine immerwährende Satzung für all eure Geschlechter. Auf dem Leuchter aus purem Golde soll er die Lampen anbringen, damit sie beständig vor dem Herrn brennen. Nimm ferner Mehl und backe daraus zwölf Ringbrote! Auf jedes kommen zwei Zehntel Epha. Lege sie dann in zwei Schichten, je sechs in einer Schicht, auf den Tisch aus reinem Gold vor dem Herrn auf! Zu jeder Schicht aber sollst du reinen Weihrauch geben. Er soll als Duftteil für das Brot dienen, ein Feueropfer für den Herrn. An jedem Sabbat richte Aaron es her vor dem Herrn als regelmäßige Gabe von den Israeliten, als immerwährende Bundesverpflichtung! Es gehöre Aaron und seinen Söhnen; sie sollen es an heiliger Stätte essen; denn es ist eine hochheilige Gabe, die ihm von den Feueropfern des Herrn zusteht als dauerndes Recht." Einst begab sich der Sohn einer israelitischen Mutter und eines ägyptischen Vaters unter die Israeliten. Im Lager brach nun ein Streit aus zwischen dem Sohn der Israelitin und einem israelitischen Mann. Da lästerte der Sohn der Israelitin den Namen des Herrn und fluchte; man brachte ihn zu Moses; der Name seiner Mutter war Schelomit, Tochter des Dibri vom Stamme Dan. Man legte ihn in Gewahrsam, bis ihnen Moses auf Befehl des Herrn Auskunft erteilte. Der Herr sprach zu Moses: "Laß den Lästerer hinaus vor das Lager führen; alle, die es gehört haben, sollen ihre Hände auf sein Haupt legen, und die ganze Gemeinde soll ihn steinigen! Zu den Söhnen Israels aber sprich: Jeder, der seinem Gotte flucht, lädt Sündenschuld auf sich. Wer den Namen des Herrn lästert, soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde steinige ihn! Sei es ein Fremder oder ein Einheimischer, für seine Lästerung des Namens soll er sterben! Erschlägt jemand einen Menschen, soll er des Todes sterben! Wenn er ein Stück Vieh erschlägt, muß er es ersetzen, Stück um Stück. Bringt jemand seinem Nächsten eine körperliche Verletzung bei, soll ihm getan werden, wie er getan hat: Bruch um Bruch, Auge um Auge, Zahn um Zahn! Denselben Körperschaden, den er einem Menschen zugefügt hat, soll man ihm zufügen. Wer ein Stück Vieh erschlägt, muß es ersetzen; wer einen Menschen erschlägt, muß sterben. Einerlei Recht soll für euch gelten, für den Fremden wie für den Einheimischen! Ich bin der Herr, euer Gott!" Als Moses zu den Israeliten geredet hatte, führten sie den Lästerer vor das Lager hinaus und steinigten ihn. Die Israeliten taten, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Der Herr sprach zu Moses auf dem Berge Sinai: "Sprich zu den Söhnen Israels und befiehl ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch verleihe, dann soll das Land eine Ruhezeit für den Herrn halten. Sechs Jahre lang sollst du dein Feld besäen und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und ihren Ertrag einheimsen. Doch im siebten Jahr soll heilige Ruhezeit sein für das Land, ein Sabbat für den Herrn; da darfst du dein Feld nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden. Den Nachwuchs deiner vorigen Ernte darfst du nicht einbringen, und die Trauben deiner unbeschnittenen Weinstöcke nicht lesen; es sei ein Jahr heiliger Ruhe für das Land. Was beim Feiern des Landes von selbst wächst, soll euch zur Nahrung dienen, dir, deinem Sklaven, deiner Sklavin, deinem Lohnarbeiter, deinem Beisassen, die alle bei dir weilen. Auch deinem Vieh und dem Wild in deinem Lande diene das, was es trägt, zur Nahrung. Zähle dir sieben Sabbatjahre, also siebenmal sieben Jahre, so ergeben sich, als Zeit der sieben Sabbatjahre, neunundvierzig Jahre. Dann sollst du im siebten Monat am zehnten Monatstag die Lärmposaune ertönen lassen; am Versöhnungstag sollt ihr in eurem ganzen Land eine Posaune ertönen lassen. Ihr sollt das fünfzigste Jahr weihen und sollt Freilassung im Land für all seine Bewohner verkünden! Es soll euch das Jobeljahr sein! Ein jeder soll sein Besitztum wieder erhalten und ein jeder zu seiner Sippe zurückkehren! Ein Jobeljahr soll das fünfzigste Jahr für euch sein! Da dürft ihr nicht säen, den Nachwuchs nicht ernten und die unbeschnittenen Weinstöcke nicht ablesen! Denn ein Jobeljahr ist es, als heilig soll es euch gelten! Nur vom Felde weg dürft ihr seinen Ertrag essen. In einem solchen Jobeljahr soll ein jeder von euch wieder zu seinem Besitz kommen. Verkaufst du deinem Nächsten etwas oder erwirbst du etwas aus dessen Hand, dann übervorteile nicht einer den anderen. Nach der Zahl der Jahre seit einem Jobeljahr sollst du deinem Nächsten etwas abkaufen, und er soll dir nach der Zahl der Ertragsjahre etwas verkaufen. Sind es noch viele Jahre, sollst du seinen Preis erhöhen; sind es weniger Jahre, sollst du seinen Preis niedriger stellen; denn er verkauft dir nur eine Anzahl von Jahreserträgen. Niemand darf seinen Nächsten übervorteilen; fürchte dich vor deinem Gott; denn ich bin der Herr, euer Gott! So erfüllt denn meine Satzungen, beobachtet meine Gebote und haltet sie; dann dürft ihr das Land in Sicherheit bewohnen. Das Land wird seine Frucht tragen; ihr könnt euch satt essen und dürft dort in Sicherheit wohnen. Wenn ihr aber fragt: Was sollen wir denn im siebten Jahr essen? Wir säen ja nicht, und wir ernten nicht unseren Ertrag, so sage ich: Ich werde meinen Segen im sechsten Jahr aufbieten, so daß es den Ertrag für drei Jahre abwirft. Sät ihr dann im achten Jahre, werdet ihr noch von dem alten Ertrag zu essen haben; bis ins neunte Jahr, bis dessen Ernte kommt, werdet ihr noch vom alten essen können. Das Land darf nicht endgültig verkauft werden; denn es gehört mir! Ihr seid nur Fremdlinge und Beisassen bei mir. Im ganzen Lande sollt ihr also eine Wiedereinlösung des Landes möglich machen! Wenn dein Bruder verarmt ist und von seinem Besitz etwas verkauft hat, dann soll sein nächster Verwandter als sein Einlöser auftreten und den Verkauf seines Bruders wieder einlösen. Hat aber jemand keinen Einlöser, jedoch die nötigen Mittel zur Einlösung, so bringe er die Jahre seit seinem Verkauf in Anrechnung; was darüber hinausgeht, zahle er an den zurück, dem er (das Feld) verkauft hat; so kommt er wieder zu seinem Eigentum. Wenn aber die Mittel nicht reichen, die ihm zur Wiedererlangung notwendig sind, dann bleibt das verkaufte Feld bis zum Jobeljahr in des Käufers Hand; im Jobeljahr aber wird es frei, und er kommt wieder zu seinem Besitztum. Verkauft jemand ein Wohnhaus in einer ummauerten Stadt, so gilt das Einlösungsrecht nur bis zum Ende eines Jahres seit dem Verkauf; nur zeitweilig gilt also die Einlösung. Läuft aber das volle Jahr ab, ohne daß er eingelöst hat, dann fällt das Haus in einer ummauerten Stadt als dauerndes Eigentum für alle Geschlechter an den Käufer; es wird im Jobeljahr nicht frei. Häuser in den Ortschaften, die keine Mauer ringsum haben, seien zum Feldbesitz gerechnet. Für sie gilt die Einlösung, und sie werden im Jobeljahr frei. Was die Levitenstädte betrifft, nämlich die Häuser in den Städten, die ihnen gehören, so besteht hier ein immerwährendes Einlösungsrecht. Verzichtet aber einer von den Leviten auf die Einlösung, so wird ein (von ihm) verkauftes Haus, falls es in der Stadt liegt, zu der er gehört, im Jobeljahr frei. Denn die Häuser der Levitenstädte sind Erbbesitz inmitten der Söhne Israels. Das zu ihren Städten gehörige Weideland darf nicht verkauft werden, denn es ist ihr Erbbesitz für immer. Verarmt dein Bruder, und gerät seine Existenz neben dir ins Wanken, dann sollst du ihn unterstützen wie einen Fremdling und Beisassen, so daß er neben dir leben kann. Du darfst von ihm nicht Zins und Zuschlag nehmen, sondern sollst dich fürchten vor deinem Gott, so daß dein Bruder neben dir leben kann. Du darfst ihm also dein Geld nicht um Zins ausleihen und Lebensmittel nicht um einen Zuschlag. Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus dem Ägypterland herausgeführt hat, um euch das Land Kanaan zu geben und euer Gott zu sein! Verarmt dein Bruder neben dir und verkauft er sich dir, dann sollst du ihn nicht Sklavendienste tun lassen. Wie ein Tagelöhner, wie ein Beisasse sei er bei dir; bis zum Jobeljahr diene er dir! Dann soll er mit seinen Kindern frei von dir fortgehen und zu seiner Sippe zurückkehren; auch gelange er wieder in den Grundbesitz seiner Väter! Denn meine Knechte sind die, die ich aus dem Ägypterland fortgeführt habe; sie dürfen nicht in die Sklaverei verkauft werden. Herrsche nicht über ihn mit Härte und fürchte dich vor deinem Gott! Sind euch Knechte und Mägde nötig, so kauft von den Heidenvölkern rings um euch Sklaven und Sklavinnen! Auch von den Kindern der Beisassen, die unter euch weilen, mögt ihr kaufen, ferner von deren Nachkommen bei euch, die sie in eurem Land gezeugt haben; sie dürfen euer Besitz werden. Ihr könnt sie auch auf eure Kinder vererben, daß diese sie zum immerwährenden Eigentum haben. Sie dürft ihr Sklavendienste tun lassen; aber über eure israelitischen Brüder sollt ihr untereinander nicht mit Härte herrschen. Kommt ein Fremder oder Beisasse bei dir zu Vermögen, während dein Bruder neben ihm verarmt und sich dem Fremden oder Beisassen neben dir oder einem Abkömmling einer fremden Sippschaft verkauft, So soll es für ihn nach dem Verkauf eine Auslösung geben; einer seiner Brüder möge ihn loskaufen! Auch sein Oheim oder seines Oheims Sohn oder sonst einer von seinen nächsten Verwandten aus seiner Sippe möge ihn auslösen; auch er selbst darf es tun, wenn er wieder Mittel dazu hat. Er soll mit dem, der ihn gekauft hat, die Zeit von dem Jahr ab, da er sich ihm verkaufte, bis zum Jobeljahr berechnen, und der Verkaufspreis soll auf die Zahl der Jahre verteilt werden; sie gelte ihm wie die Dienstzeit eines Lohnarbeiters! Sind es noch viele Jahre, so soll er einen entsprechenden Betrag der Kaufsumme als Lösegeld erstatten. Sind es aber nur noch wenige Jahre, die bis zum Jobeljahr verbleiben, so berechne er sie entsprechend; gemäß seinen Jahren erstatte er sein Lösegeld wieder. Wie ein Tagelöhner soll er Jahr um Jahr bei ihm arbeiten! Jener darf nicht unter deinen Augen mit Härte herrschen über ihn. Wenn er aber auf diese Art nicht ausgelöst wird, so werde er im Jobeljahr frei samt seinen Kindern! Denn mir gehören die Israeliten als Knechte. Meine Knechte sind sie, die ich aus Ägypten geführt habe! Ich bin der Herr, euer Gott!" "Ihr sollt euch keine Götzen anfertigen, Schnitzbilder und Steinmale nicht errichten, Steine mit Bildwerk in eurem Land nicht aufstellen, um davor niederzufallen; denn ich, der Herr, bin euer Gott! Meine Sabbate sollt ihr beobachten und vor meinem Heiligtum Ehrfurcht haben. Ich bin der Herr! Wenn ihr in meinen Satzungen wandelt und meine Gebote beobachtet und sie erfüllt, gebe ich euch Regenfälle zur rechten Zeit; der Boden wird seinen Ertrag geben, und die Feldbäume geben ihre Frucht. Das Dreschen soll sich dann bei euch hinziehen bis zur Weinlese, und die Weinlese soll dauern bis zur Aussaat; ihr habt euer Brot in Fülle zu essen und sollt sicher in eurem Lande wohnen! Ich verleihe dem Land Frieden. Ihr könnt euch niederlegen, ohne daß euch jemand aufschreckt; die wilden Tiere vertilge ich aus dem Land; kein Schwert soll in eurem Land umgehen! Ihr werdet eure Feinde in die Flucht schlagen; sie werden vor euch durch das Schwert fallen! Fünf von euch werden hundert, hundert von euch werden zehntausend in die Flucht schlagen; eure Feinde fallen vor euch durch das Schwert! Ich wende mich euch zu, lasse euch fruchtbar und zahlreich werden und errichte meinen Bund mit euch! Ihr werdet altes, abgelagertes Getreide zu essen haben und müßt das alte hinausschaffen wegen der Fülle an neuem. Ich schlage meine Wohnstätte in eurer Mitte auf, und meine Seele empfindet vor euch keinen Abscheu! Mitten unter euch will ich wandeln, will euch Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein! Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus dem Land Ägypten herausgeführt hat, so daß ihr nicht länger ihre Sklaven sein mußtet. Ich zerbrach die Stäbe eures Joches und ließ euch in aufrechter Haltung einhergehen. Hört ihr aber nicht auf mich und erfüllt nicht alle diese Gebote, mißachtet ihr meine Satzungen, und verabscheut euer Herz meine Vorschriften, so daß ihr nicht nach meinen Geboten handelt, sondern meinen Bund brecht, dann handle auch ich an euch entsprechend und lasse schreckliche Heimsuchungen über euch kommen: Schwindsucht und Fieber, welche die Augen zum Erlöschen und das Leben zum Schwinden bringen. Vergebens sät ihr den Samen aus; eure Feinde werden eure Ernte verzehren. Ich kehre mein Antlitz wider euch; ihr werdet geschlagen von euren Feinden, eure Hasser werden euch unterjochen; ihr flieht, ohne daß euch jemand verfolgt. Seid ihr mir auch dann noch ungehorsam, so will ich euch noch zusätzlich siebenfach für eure Sünden züchtigen! Ich zerbreche eure Stärke, auf die ihr so stolz seid, und mache den Himmel über euch wie Eisen und euren Boden wie Erz. Vergebens wird eure Kraft verbraucht, denn euer Land wird seinen Ertrag nicht mehr geben, und die Bäume auf dem Felde werden keine Früchte tragen. Leistet ihr mir auch dann noch Widerstand und wollt mir nicht gehorchen, so schlage ich euch weiter siebenmal für eure Sünden. Ich sende euch wilde Tiere, die eure Kinder rauben, euer Vieh zerreißen und eure Zahl vermindern, so daß eure Straßen veröden. Laßt ihr euch hierdurch nicht von mir warnen und widerstrebt ihr mir weiter, dann widerstrebe auch ich euch und schlage euch für eure Sünden siebenfach. Ich bringe über euch das Schwert, das Rache nehmen soll für den Bundesbruch; zieht ihr euch dann in eure Städte zurück, schicke ich die Pest in eure Mitte und gebe euch in die Hand eurer Feinde. Wenn ich euch die Stütze des Brotes zerbreche, dann werden zehn Frauen euer Brot in einem einzigen Ofen backen und euch das Brot abgewogen zuteilen; ihr werdet es essen, ohne satt zu werden. Wenn ihr mir daraufhin immer noch nicht gehorcht und mir weiter zuwiderhandelt, dann handle auch ich in meinem Grimm gegen euch und züchtige euch meinerseits siebenfach für eure Sünden. Ihr werdet das Fleisch eurer Söhne essen und das Fleisch eurer. Töchter verzehren. Ich zerstöre eure Opferhöhen und zermalme eure Sonnensäulen und werde eure Leichen auf die Leichen eurer Götzen werfen, und meine Seele wird vor euch Ekel empfinden. Eure Städte will ich in Trümmer verwandeln, eure Heiligtümer verwüsten und euren lieblichen Opferduft nicht mehr riechen. Ich selbst verwüste das Land, so daß sich darüber sogar eure Feinde entsetzen, die es in Besitz nehmen. Euch aber will ich unter die Heidenvölker zerstreuen und hinter euch her das Schwert zücken: euer Land soll zur Wüste werden und eure Städte zu Trümmerhaufen. Dann wird das Land seine Sabbatjahre ersetzt bekommen die ganze Zeit hindurch, die es wüst liegt und ihr im Land eurer Feinde seid; wahrlich, dann hält das Land seine Sabbatruhe und trägt seine Ruhezeiten ab. In all den Tagen, da es verwüstet liegt, feiert es die Ruhezeit, die es nicht gefeiert hat an euren Sabbaten, als ihr noch darin wohntet. Denen, die von euch noch übrigbleiben, erfülle ich das Herz mit Angst in den Ländern ihrer Feinde, es jagt sie schon das Rascheln eines verwehten Blattes; sie fliehen, wie man vor dem Schwerte flieht, und stürzen hin, ohne daß jemand sie verfolgt. Und sie straucheln einer über den anderen wie auf der Flucht vor dem Schwert, ohne daß einer sie verfolgt; vor dem Angesicht eurer Feinde wird es kein Standhalten geben. Ihr geht unter den Völkern zugrunde; das Land eurer Feinde wird euch verschlingen. Die unter euch noch übrigbleiben, sollen wegen ihrer Sündenschuld in den Ländern eurer Feinde dahinschwinden; auch um der Verschuldungen eurer Väter willen werden sie dahinsiechen wie diese! Einst werden sie aber ihre Schuld und die Schuld ihrer Väter bekennen, die sie ob ihrer Treulosigkeit auf sich luden, und weil sie mir widerstrebten. Deshalb widerstrebte auch ich ihnen und brachte sie ins Land ihrer Feinde. Wenn sich dann ihr unbeschnittenes Herz beugt, und wenn sie ihre Sündenschuld büßen, So gedenke ich meines Bundes mit Jakob, mit Isaak und mit Abraham und gedenke des Landes. Aber das Land muß von ihnen verlassen werden und seine Sabbatjahre ersetzen, solange es verödet daliegt; sie müssen ihre Sündenschuld büßen, weil sie meine Satzungen verwarfen und vor meinen Geboten Abscheu empfangen. Aber auch dann, wenn sie im Land ihrer Feinde sind, verwerfe ich sie nicht, um sie zu vertilgen und meinen Bund mit ihnen zu brechen; denn ich bin der Herr, ihr Gott! Ich will, ihnen zum Heil, des Bundes mit den Vorfahren gedenken, die ich aus dem Lande Ägypten unter den Augen der Heidenvölker fortgeführt habe, um ihr Gott zu sein, ich, der Herr!" Dies sind die Gesetze, die Gebote und Weisungen, die der Herr zwischen sich und den Israeliten auf dem Berge Sinai durch die Vermittlung des Moses aufgestellt hat. Der Herr sprach zu Moses: "Sprich zu den Israeliten und befiehl ihnen: Wenn jemand dem Herrn als Gelübde Personen nach dem Schätzungswert weiht, So soll der Schätzungswert für einen Mann von zwanzig bis sechzig Jahren fünfzig Silbersekel nach heiligem Gewicht betragen. Wenn es sich aber um eine weibliche Person handelt, so soll der Schätzungswert dreißig Silbersekel betragen. Handelt es sich um Leute von fünf bis zwanzig Jahren, so soll der Schätzungswert für eine männliche Person zwanzig Silbersekel, für eine weibliche zehn Silbersekel betragen. Ist es aber ein Kind von einem Monat bis zu fünf Jahren, dann betrage der Schätzungswert für einen Knaben fünf und für ein Mädchen drei Silbersekel. Handelt es sich um Leute von sechzig Jahren und darüber, dann soll der Schätzungswert für einen Mann fünfzehn Silbersekel und für eine Frau zehn Silbersekel betragen. Ist aber jemand zu arm, um den Schätzungswert zu entrichten, so stelle er den zu Weihenden dem Priester vor, und dieser schätze ihn ab. Er soll ihn nach Maßgabe dessen abschätzen, was der Gelobende an Geldmitteln aufbringen kann. Ist es ein Stück Vieh, von dem man dem Herrn opfern darf, so hat alles, was einer davon dem Herrn schenkt, als geweiht zu gelten. Er soll das Tier nicht umwechseln und nicht austauschen ein gutes für ein geringeres oder ein geringeres für ein besseres. Wenn er dennoch ein Stück Vieh gegen ein anderes austauscht, dann ist dieses und sein Ersatzstück dem Heiligtum verfallen. Handelt es sich um ein unreines Tier, das man dem Herrn nicht als Opfer darbringen darf, so stelle er das Tier dem Priester vor. Der Priester soll es dann nach einem Durchschnittswert abschätzen; was der Priester abschätzt, soll gelten. Wenn er es nun einlösen will, dann muß er zum Schätzungswerte noch ein Fünftel hinzufügen. Weiht jemand sein Haus als heilige Gabe dem Herrn, dann soll der Priester es nach einem Durchshnittswert abschätzen; wie der Priester es abschätzt, so komme es zu stehen. Wenn einer sein Haus geweiht hat und es einlösen will, so lege er noch ein Fünftel des Betrages zum Schätzungswert zu, dann gehört es ihm. Weiht jemand von seinem erblichen Grundbesitz dem Herrn, so richte sich der Schätzungswert nach Maßgabe seiner Aussaat; die Saat eines Chomers Gerste gelte fünfzig Silbersekel. Weiht er vom Jobeljahr ab sein Feld, dann stehe sein Schätzungswert in voller Höhe. Hat er aber sein Feld erst nach dem Jobeljahr geweiht, dann errechne ihm der Priester den Preis nach Maßgabe der noch bis zum nächsten Jobeljahr übrigen Jahre; von dem Schätzungswert ist dann ein Abzug zu machen. Will aber der, der das Feld geweiht hat, dieses einlösen, so muß er ein Fünftel zum Geldbetrag des Schätzungswertes hinzufügen, dann verbleibt es ihm. Löst er aber den Acker nicht ein und verkauft ihn an einen anderen Mann, so kann er überhaupt nicht mehr eingelöst werden. Dann fällt der Acker, wenn er im Jobeljahr frei wird, als geweihtes Gut an den Herrn wie ein Acker, der dem Bann verfallen ist; sein Besitz fällt dem Priester zu. Weiht er aber dem Herrn ein Grundstück, das er gekauft hat und das nicht von seinem Erbbesitz stammt, so berechne ihm der Priester den Betrag des Schätzungswertes bis zum Jobeljahr; er aber erlege den Schätzungswert am gleichen Tag als Weihegabe für den Herrn. Im Jobeljahr falle das Grundstück an den zurück, von dem er es gekauft hat und dem es als Erbbesitz gehört. Jegliche Schätzung geschehe nach heiligem Gewicht; ein Silbersekel sind zwanzig Gera. Die Erstgeburt des Viehs kann jedoch nicht geweiht werden, da sie schon als Erstgeburt dem Herrn gehört; ob Rind oder Schaf, dem Herrn gehören sie. Handelt es sich aber um ein unreines Haustier, dann löse er es gegen den Schätzungswert ein und füge noch ein Fünftel davon hinzu; wird es aber nicht eingelöst, so soll es zum Schätzungswert verkauft werden. Jedoch darf kein Banngut, das jemand dem Herrn durch einen Bannfluch geweiht hat von allem, was ihm gehört, von Menschen, Vieh und ererbtem Feld, verkauft oder eingelöst werden; alles Banngut ist etwas für den Herrn Hochheiliges. Kein Mensch, der mit dem Bann belegt wurde, darf losgekauft werden; er muß des Todes sterben. Aller Zehnte des Landes vom Saatertrag des Bodens und von den Baumfrüchten gehört dem Herrn; er ist dem Herrn heilig. Will aber jemand einen Teil seines Zehnten einlösen, so muß er noch ein Fünftel des Betrages hinzulegen. Jeglicher Zehnte von Rindern und vom Kleinvieh von allem, was unter dem Hirtenstab durchgeht, je das zehnte Stück soll dem Herrn geweiht sein. Man untersuche nicht, ob es gut oder geringwertig ist; man darf es auch nicht austauschen. Tauscht es jemand aber doch aus, so ist es zusammen mit seinem Ersatzstück dem Heiligtum verfallen; man kann es nicht einlösen." Dies sind die Weisungen, die der Herr dem Moses für die Söhne Israels auf dem Berg Sinai aufgetragen hat. Der Herr redete zu Moses in der Wüste am Sinai im Offenbarungszelt am ersten Tage des zweiten Monats im zweiten Jahr nach dem Auszug aus dem Lande Ägypten folgendes: "Nehmt die Gesamtzahl der ganzen Gemeinde der Israeliten auf, und zwar nach ihren Sippen und Familien mit Zählung der einzelnen Namen; alles, was männlich ist, nach seiner Kopfzahl! Von zwanzig Jahren und darüber sollt ihr alle Kriegstüchtigen in Israel scharenweise mustern, du und Aaron! Ein Mann aus jedem Stamm soll euch beistehen, das Oberhaupt für seine Familien! Dies sind die Namen der Männer, die euch beistehen sollen: von Ruben Elizur, der Sohn des Schedeur, von Simeon Schelumiel, der Sohn des Zurischaddaj, von Juda Nachschon, der Sohn des Amminadab, von Issachar Netanel, der Sohn des Zuar, von Sebulun Eliab, der Sohn des Chelon, von den Josephstämmen: von Ephraim Elischama, der Sohn des Ammihud, von Manasse Gamliel, der Sohn des Pedazur, von Benjamin Abidan, der Sohn des Gidoni, von Dan Achieser, der Sohn des Ammischaddaj, von Aser Pagiel, der Sohn des Ochran, von Gad Eljasaph, der Sohn des Reuel, und von Naphtali Achira, der Sohn des Enan. Dies sind die aus der Gemeinde Berufenen, die Fürsten ihrer väterlichen Stämme, die Häuptlinge der Tausendschaften Israels. Moses und Aaron holten diese Männer, die namentlich verzeichnet wurden. Sie sammelten die ganze Gemeinde am Ersten des zweiten Monats; alle ließen sie sich namentlich nach ihren Sippen familienweise von 20 Jahren aufwärts nach ihrer Kopfzahl in die Geburtsregister eintragen. Wie der Herr es dem Moses geboten hatte, so musterte er sie in der Wüste am Sinai. Die Abkömmlinge Rubens, des Erstgeborenen Israels, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich Kopf für Kopf gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Ruben beliefen sich auf 46 500. Die Abkömmlinge der Simeoniten, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich Kopf für Kopf gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Simeon beliefen sich auf 59 300. Die Abkömmlinge der Gaditen, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich Kopf für Kopf gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Gad beliefen sich auf 45 650. Die Abkömmlinge der Judäer, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Juda beliefen sich auf 54 400. Die Abkömmlinge der Issachariten, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Issachar beliefen sich auf 54 400. Die Abkömmlinge der Sebuluniten, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Sebulun beliefen sich auf 57 400. Die Abkömmlinge der Ephraimiten, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Ephraim beliefen sich auf 40 500. Die Abkömmlinge der Manassiten, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Manasse beliefen sich auf 32 200. Die Abkömmlinge der Benjaminiten, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Benjamin beliefen sich auf 35 400. Die Abkömmlinge der Daniten, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Dan beliefen sich auf 62 700. Die Abkömmlinge der Aseriten, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Aser beliefen sich auf 41 500. Die Abkömmlinge der Naphtaliten, d. h. alle kriegstüchtigen Männer über 20 Jahre nach Sippen und Familien, namentlich gezählt, diese Gemusterten vom Stamme Naphtali beliefen sich auf 53 400. Das sind die Gemusterten, die Moses, Aaron und Israels Fürsten feststellten; es waren zwölf Männer, je einer für seine Familie. Insgesamt belief sich die Zahl aller gemusterten kriegsfähigen Israeliten, von 20 Jahren und darüber, nach ihren Familien geordnet, alle diese Gemusterten beliefen sich auf 603 550. Die Leviten nach ihrem väterlichen Stamme wurden nicht mit ihnen gemustert. Der Herr sprach zu Moses: "Nur den Stamm Levi sollst du nicht mustern und seine Kopfzahl nicht zusammen mit den anderen Israeliten aufnehmen! Stelle die Leviten bei der Wohnstätte des Gesetzes, all ihren Geräten und allem, was zu ihr gehört, auf; sie sollen die Wohnstätte und all ihre Geräte tragen, bei ihr dienen und sich rings um sie lagern! Wechselt die Wohnstätte ihren Standort, mögen die Leviten sie abbrechen; verweilt sie an einem Ort, so sollen die Leviten sie wieder aufrichten; ein Nichtlevit aber, der herantritt, muß sterben. Die Israeliten aber sollen sich nach ihren Heerscharen, ein jeder bei seinem Lager und seinem Panier, lagern. Doch die Leviten mögen rings um die Wohnstätte des Gesetzes Aufstellung nehmen, damit kein Zorngericht die Gemeinde der Israeliten treffe. Die Leviten sollen also den Dienst an der Wohnstätte des Gesetzes versehen." Die Israeliten taten ganz so, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Der Herr sprach zu Moses und Aaron: "Jeder von den Israeliten soll sich bei seinem Panier, dem Feldzeichen seines väterlichen Stammes, lagern, ringsum gegenüber dem Offenbarungszelt. Nach vorn gegen Osten soll das Panier des Lagers Juda mit seinen Heerscharen aufgestellt werden, der Anführer der Judasöhne Nachschon, der Sohn des Amminadab, sein Heer und seine Gemusterten: 74 600 Mann. Neben ihm sollen lagern der Stamm Issachar, der Anführer der Issachariten Netanel, der Sohn des Zuar, sein Heer und seine Gemusterten: 54 400 Mann. Außerdem der Stamm Sebulun, der Anführer der Sebuluniten Eliab, der Sohn Chelons, sein Heer und seine Gemusterten: 57 400 Mann. Insgesamt sind die Gemusterten im Heerlager Juda 186 400 Mann nach ihren Scharen. Sie müssen zuerst aufbrechen! Das Panier des Lagers Ruben lagere gegen Süden mit seinen Scharen; ebenso der Anführer der Rubeniten Elizur, der Sohn des Schedeur, sein Heer und seine Gemusterten: 46 500 Mann. Neben ihm nehme der Stamm Simeon Platz, der Anführer der Simeoniten Schelumiel, der Sohn des Zurischaddaj, sein Heer und seine Gemusterten: 59 300 Mann, dazu der Stamm Gad und der Anführer der Gaditen Eljasaph, der Sohn des Reuel, sein Heer und seine Gemusterten: 45 650 Mann. Insgesamt sind die Gemusterten im Heerlager Ruben nach ihren Scharen 151 450 Mann; sie haben an zweiter Stelle aufzubrechen! Das Offenbarungszelt aber, das Lager der Leviten, soll mitten unter den Lagern aufbrechen! Wie sie lagern, so haben sie aufzubrechen, ein jeder auf seinem Platze, nach ihren Panieren. Das Panier des Lagers Ephraim lagere gegen Westen mit seinen Scharen, dem Anführer der Ephraimiten Elischama, dem Sohn des Ammihud, seinem Heer und seinen Gemusterten: 40 500 Mann. Neben ihm lagere der Stamm Manasse, der Anführer der Manassiten Gamliel, der Sohn des Pedazur, sein Heer und seine Gemusterten: 32 200 Mann. Dazu der Stamm Benjamin, der Anführer der Benjaminiten Abidan, der Sohn des Gidoni, sein Heer mit seinen Gemusterten: 35 400 Mann. Insgesamt sind die Gemusterten im Heerlager Ephraim nach ihren Scharen 108 100 Mann; sie haben an dritter Stelle aufzubrechen! Das Panier des Lagers Dan lagere gegen Norden mit seinen Scharen; dazu der Anführer der Daniten Achieser, der Sohn des Ammischaddaj, sein Heer und seine Gemusterten: 62 700 Mann. Neben ihm lagere der Stamm Aser, der Anführer der Aseriten Pagiel, der Sohn des Ochran, sein Heer und seine Gemusterten: 41 500 Mann, dazu der Stamm Naphtali, der Anführer der Naphtaliten Achira, der Sohn des Enan, sein Heer und seine Gemusterten: 53 400 Mann. Insgesamt sind die Gemusterten im Heerlager Dan 157 600; sie haben an letzter Stelle mit ihren Panieren aufzubrechen. Dies sind die Gemusterten der Israeliten nach ihren Familien; insgesamt sind die Gemusterten der Heerlager 603 550." Die Leviten unterlagen der Musterung nicht zusammen mit den übrigen Israeliten, wie der Herr es dem Moses aufgetragen. Die Israeliten taten so, wie der Herr dem Moses befohlen hatte; sie lagerten bei ihren Panieren oder brachen auf, ein jeder nach "einer Sippe und Familie. Dies ist der Stammbaum des Aaron und Moses. Es war zur Zeit, da der Herr auf dem Berge Sinai mit Moses redete. Dies sind die Namen der Söhne Aarons: Nadab, der Erstgeborene, Abihu, Eleasar und Itamar. Es sind das die Namen der Söhne Aarons, der gesalbten Priester, die man ins Amt eingesetzt hatte, Priesterdienste zu leisten. Es starben aber vor dem Herrn Nadab und Abihu, als sie ein ungehöriges Feueropfer vor dem Herrn in der Wüste Sinai darbrachten; sie hatten keine Söhne. So verrichteten Eleasar und Itamar unter den Augen ihres Vaters Aaron das Priesteramt. Der Herr sprach zu Moses: "Laß den Stamm Levi herzutreten und stelle ihn vor den Priester Aaron, damit sie ihm dienen! Sie sollen besorgen, was für ihn und die ganze Gemeinde vor dem Offenbarungszelt zu besorgen ist; den Dienst an der Wohnstätte mögen sie versehen. Sie sollen alle Geräte des Offenbarungszeltes besorgen und was es für die Israeliten zu tun gibt, um so den Dienst an der Wohnstätte zu versehen! Übergib die Leviten dem Aaron und seinen Söhnen; sie seien ihm geschenkt von den Israeliten! Aaron aber und seine Söhne sollst du bestellen, daß sie ihres Priesteramtes walten; jeder Unbefugte, der herantritt, soll getötet werden." Der Herr sprach zu Moses: "Siehe, ich selbst habe die Leviten aus den Israeliten herausgenommen statt aller israelitischen Erstgeburt, die den Mutterschoß durchbricht, damit sie mir gehören. Denn mir gehört alle Erstgeburt; am Tage, da ich alle Erstgeburt im Ägypterland schlug, habe ich mir alle Erstgeburt an Menschen und Vieh in Israel geweiht; mir gehören sie: Ich bin der Herr!" Der Herr sprach zu Moses in der Wüste Sinai: "Mustere die Leviten nach ihren Familien und Sippen, alles Männliche von einem Monat und darüber sollst du aufzeichnen!" Da unterzog sie Moses auf des Herrn Befehl der Musterung. Levis Söhne sind ihren Namen nach folgende: Gerschon, Kehat und Merari. Dies sind die Namen der Söhne Gerschons nach ihren Sippen: Libni und Schimi; die Söhne Kehats nach ihren Sippen: Amram, Jizhar, Hebron und Ussiel; die Söhne Meraris nach ihren Sippen: Machli und Muschi. Das sind die Sippen der Leviten nach ihren Familien. Von Gerschon stammt die Sippe der Libniten und die Sippe der Schimiten; das sind die Sippen der Gerschoniten. Die Gesamtzahl ihrer Gemusterten - alles Männliche von einem Monat und darüber - war siebentausendfünfhundert. Die Sippen der Gerschoniten lagerten hinter der Wohnstätte nach Westen zu. Familienfürst der Gerschoniten war Eljasaph, der Sohn Laels. Zu den Obliegenheiten der Gerschoniten gehörte am Offenbarungszelt die Besorgung der Wohnstätte, des Zeltes, seiner Überdecke, des Vorhanges vor der Tür des Offenbarungszeltes, der Vorhofsumhänge, des Vorhanges am Eingang des Vorhofes, der die Wohnstätte und den Altar rings umgibt, und der zugehörigen Seile mit jeglicher Dienstleistung. Von Kehat stammt die Sippe der Amramiten, der Jizhariten, der Hebroniten und Ussieliten; das sind die Sippen der Kehatiten. Die Zahl alles Männlichen von einem Monat an und darüber belief sich auf achttausenddreihundert Leute, die Obliegenheiten am Heiligtum zu verrichten hatten. Die Sippen der Kehatiten lagerten an der Seite der Wohnstätte nach Süden zu. Familienfürst bei den Sippen der Kehatiten war Elizaphan, der Sohn des Ussiel. Ihrer Amtspflicht unterstanden: die Lade, der Tisch, der Leuchter, die Altäre nebst den Geräten des Heiligtumes zum Versehen des heiligen Dienstes, der Vorhang und alle Betätigung an ihm. Der Vorsteher der Levitenfürsten war Eleasar der Sohn des Priesters Aaron. Er hatte die Oberaufsicht über die, welche den Dienst am Heiligtum zu verrichten hatten. Von Merari stammt die Sippe der Machliten und der Muschiten; das sind die Sippen der Merariten. Ihre Gemusterten betrugen nach der Anzahl alles Männlichen von einem Monat an und darüber sechstausendzweihundert Mann. Familienfürst über Meraris Sippen war Zuriel, der Sohn Abichajils, sie lagerten an der Längsseite der Wohnstätte gegen Norden. Den Nachkommen Meraris oblag die Besorgung der Bretter der Wohnstätte, ihrer Riegel, Säulen und Fußsockel nebst allen ihren Geräten und jeglicher Dienstverrichtung daran, ferner der Säulen des Vorhofs ringsum und ihrer Fußsockel, Zeltpflöcke und stricke. Vor der Wohnstätte aber nach vorn zu vor dem Offenbarungszelt gegen Osten lagerten Moses und Aaron mit seinen Söhnen. Sie hatten den Dienst am Heiligtum zu versehen, was immer für die Söhne Israels zu besorgen war. Der Unbefugte aber, der sich näherte, sollte sterben. Sämtliche männlichen Leviten, die Moses und Aaron auf des Herrn Befehl hin gemustert hatten, betrugen in ihren Geschlechtern von einem Monat an und darüber zweiundzwanzigtausend Personen. Dann sprach der Herr zu Moses: "Mustere alle männliche Erstgeburt der Israeliten von einem Monat an und darüber und nimm die Anzahl ihrer Namen auf! Die Leviten sollst du für mich aussondern, für den Herrn, an Stelle aller Erstgeburt der Israeliten, und das Vieh der Leviten an Stelle des Erstwurfes unter dem Vieh der Israeliten!" Da musterte Moses nach des Herrn Befehl alle Erstgeburt der Israeliten. Alle männliche Erstgeburt von einem Monat an und darüber betrug nach der Anzahl ihrer Namen 22 273. Der Herr sprach weiter zu Moses: "Nimm die Leviten als Ersatz aller Erstgeburt unter den Israeliten und das Vieh der Leviten als Ersatz für deren Vieh; die Leviten sollen mir, dem Herrn, gehören! Als Lösegeld aber für die zweihundertdreiundsiebzig israelitischen Erstgeborenen, die bei den Leviten überzählig sind, sollst du fünf Silberstücke erheben für jeden Kopf; nach heiligem Gewicht erhebe sie, das Silberstück zu zwanzig Gera gerechnet! Das Geld gib Aaron und seinen Söhnen als Lösegeld für die Überzähligen!" Da erhob Moses das Lösegeld von denen, welche die Anzahl der durch die Leviten Ausgelösten übertrafen. Von den Erstgeborenen der Israeliten erhob er so den Betrag von 1 365 Silberstücken heiligen Gewichtes. Moses übergab das Lösegeld für die Ausgelösten Aaron und seinen Söhnen gemäß dem Geheiß, das der Herr dem Moses gegeben hatte. Der Herr sprach zu Moses und Aaron: "Nehmt unter den Söhnen Levis die Gesamtzahl der Kehatiten zwischen dreißig und fünfzig Jahren nach ihren Geschlechtern und Familien auf, soweit sie verpflichtet sind, eine Tätigkeit im Offenbarungszelt zu verrichten! Das Allerheiligste ist der Aufgabenbereich der Kehatiten im Offenbarungszelt. Beim Aufbruch des Lagers gehen Aaron und seine Söhne hinein, lassen den verdeckenden Vorhang herab und umhüllen damit die Gesetzeslade. Dann legen sie eine Decke aus Tachaschfell darüber, breiten ein ganz aus violettem Purpur bestehendes Tuch darauf und stecken die zugehörigen Stangen ein. Auch über den Schaubrottisch breiten sie ein Tuch von violettem Purpur. Sie stellen darauf die Schüsseln, Schalen und Becher sowie die Kannen zum Trankopfer; auch das dauernd aufgelegte Brot soll auf ihm liegen. Darüber sollen sie ein karmesinfarbenes Tuch ausbreiten, es mit einer Decke aus Tachaschfell überdecken und die zugehörigen Stangen hineinstecken. Alsdann nehmen sie ein Tuch aus violettem Purpur und umhüllen das Gestell des Leuchters, seine Lampen, seine Dochtscheren, Feuerbecken und alle seine Ölgefäße, womit man ihn bedient. Dann stecken sie ihn mit all seinen Geräten in eine Hülle von Tachaschfell und legen ihn auf das Traggestell. Auf den goldenen Altar breiten sie ein Tuch von violettem Purpur, bedecken ihn mit einer Hülle aus Tachaschfell und stecken die zugehörigen Stangen hinein. Sie nehmen alle für den Dienst am Heiligtum erforderlichen Geräte, umhüllen sie mit einem Tuch aus violetter Purpurwolle, überdecken sie mit einer Decke aus Tachaschfell und legen sie auf das Traggestell. Sodann säubern sie den Altar von der Fettasche und breiten darüber ein Tuch von Wolle, die mit rotem Purpur gefärbt ist. Sie legen alle Geräte, mit denen man den Dienst versieht, darauf, die Feuerbecken, Fleischgabeln, Reinigungsschaufeln und Sprengschalen, also alle Altargeräte, decken eine Hülle aus Tachaschfell darüber und stecken die zugehörigen Stangen hinein. Sind Aaron und seine Söhne mit der Einhüllung des Heiligtums und der heiligen Gegenstände fertig und setzt sich das Lager in Bewegung, kommen die Kehatiten zu Trägerdiensten. Sie dürfen indes das Heilige nicht berühren, sonst müßten sie sterben. Eleasar aber, dem Sohne des Priesters Aaron, ist die Obsorge für das Leuchteröl, das wohlriechende Räucherwerk, das immerwährende Speiseopfer und das Salböl anvertraut, die Aufsicht über die ganze Wohnstätte und alles, was an Heiligem und den zugehörigen Geräten darin ist." Dann sprach der Herr zu Moses und Aaron: "Laßt den Stamm der Kehatitengeschlechter nicht aus der Mitte der Leviten ausgerottet werden! Dies trefft als Vorsorge für sie, damit sie leben und nicht sterben, wenn sie sich dem Allerheiligsten nahen; Aaron und seine Söhne sollen hineingehen und sie Mann für Mann anweisen, was sie zu tun und zu tragen haben, damit sie nicht etwa hineingehen und das Heiligste auch nur einen Augenblick sehen, sonst müßten sie sterben." Der Herr sprach zu Moses: "Nimm auch die Gesamtzahl der Gerschoniten nach ihren Familien und nach ihren Sippen auf! Die Dreißig- bis Fünfzigjährigen sollst du mustern, alle, die sich einer Dienstverpflichtung im Offenbarungszelt zu unterziehen haben. Dies aber ist der Aufgabenbereich der Gerschonitengeschlechter: Sie haben die Zeltdecken der Wohnstätte und das Offenbarungszelt, seine Decke und die Überdecke aus Tachaschfell, sowie den Vorhang vor der Tür des Offenbarungszeltes zu tragen, ferner die Umhänge des Vorhofes und den Vorhang am Eingangstor des Vorhofes, der die Wohnstätte und den Altar rings umgibt, samt seinen Stricken und allen Geräten, die dabei zu bedienen sind; alles, was es dabei zu tun gibt, sollen sie verrichten. Auf Anweisung Aarons und seiner Söhne soll jegliche Dienstleistung der Gerschoniten in ihrem Träger- und Arbeitsdienst erfolgen. Beauftragt sie also mit ihren gesamten Trägerpflichten! Das ist es, was die Gerschoniten im Offenbarungszelt zu verrichten haben; ihr Dienst stehe unter der Leitung Itamars, des Sohnes des Priesters Aaron. Mustere auch die Merariten nach ihren Sippen und nach ihren Familien! Und zwar sollst du alle Dreißig- bis Fünfzigjährigen mustern, die zu einer Dienstleistung am Offenbarungszelt verpflichtet sind. Entsprechend ihren Diensten am Offenbarungszelt umfaßt ihr Trägerdienst: die Bretter der Wohnstätte, die zugehörigen Riegel, Säulen und Fußgestelle, die Säulen des Vorhofes ringsum mit ihren zugehörigen Fußgestellen, Pflöcken und Seilen, mit allen ihren Geräten und allem, was es zu besorgen gibt; dabei sollt ihr ihnen die Geräte, die sie zu tragen haben, einzeln zuweisen. Das ist es, was die Sippen der Merariten entsprechend ihrer Dienstleistung am Offenbarungszelt zu verrichten haben, und zwar unter der Leitung Itamars, des Sohnes des Priesters Aaron." Moses, Aaron und die Fürsten der Gemeinde musterten die Kehatiten nach ihren Geschlechtern und Familien, alle die Leute zwischen dreißig und fünfzig Jahren, die zu einer Dienstleistung am Offenbarungszelt verpflichtet waren. Es belief sich die Anzahl der Gemusterten nach ihren Sippen auf 2750. Es sind dies die aus den Kehatiten Gemusterten, alle, die am Offenbarungszelt zu dienen verpflichtet waren und die Moses und Aaron nach der Weisung des Herrn an Moses gemustert hatten. Die aus den Sippen und Familien gemusterten Gerschoniten von dreißig bis zu fünfzig Jahren, die zur Dienstleistung am Offenbarungszelt verpflichtet waren, beliefen sich in den von ihnen nach Sippen und Familien Gemusterten auf 2630. Dies sind die Gemusterten aus den Gerschonitensippen, die am Offenbarungszelte Dienst taten und die Moses und Aaron nach der Weisung des Herrn gemustert hatten. Die aus den Meraritensippen nach Geschlecht und Familie Gemusterten von dreißig bis zu fünfzig Jahren, die zum Dienste am Offenbarungszelt verpflichtet waren, beliefen sich in der Gesamtzahl der nach ihren Sippen Gemusterten auf 3200. Das sind die Gemusterten aus den Meraritensippen, welche Moses und Aaron nach der Weisung des Herrn an Moses gemustert hatten. Sämtliche aber, die Moses, Aaron und Israels Fürsten nach ihren Sippen und Familien unter den Leviten gemustert hatten, von dreißig Jahren bis zu fünfzig Jahren, die sich am Offenbarungszelt der Aufgabe einer Verrichtung oder eines Trägerdienstes zu unterziehen hatten, beliefen sich auf 8580. Nach der Weisung des Herrn an Moses vertraute man ihnen Mann für Mann das an, was sie zu besorgen und zu tragen hatten, und so waren sie gemustert worden, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Der Herr sprach zu Moses: "Befiehl den Israeliten, alle aus dem Lager hinauszuweisen, die an Aussatz oder Ausfluß leiden, auch jeden, der sich an einer Leiche verunreinigt. Ob Mann oder Weib, weist sie hinaus außerhalb des Lagers, damit sie nicht ihr Lager verunreinigen; denn ich wohne in ihrer Mitte!" Die Israeliten taten so und schafften sie außerhalb des Lagers. Wie der Herr dem Moses befohlen, so taten die Israeliten. Der Herr gebot Moses: "Sprich zu den Israeliten: Begeht ein Mann oder Weib irgendeine menschliche Sünde, indem sie etwas veruntreuen dem Herrn gegenüber und dadurch in Schuld geraten, so sollen sie ihre begangene Sünde bekennen; man soll das Veruntreute in seinem Vollwert zurückerstatten und ein Fünftel zusetzen und dem geben, dem man es schuldet. Hat der Mann aber keinen Anverwandten, dem man die geschuldete Summe zurückerstatten kann, so fällt die Buße, die zu entrichten ist, dem Herrn zu und gehört dem Priester, mit Ausnahme des Sühnewidders, mit dem man für ihn Sühne schafft. Ebenso gehört dem Priester jegliche Hebe von allen heiligen Gaben, die Israels Söhne zu ihm bringen. Ihm selbst gehört, was er selber weiht; was jemand aber dem Priester gibt, gehöre diesem." Die Israeliten taten so und schafften sie außerhalb des Lagers. Wie der Herr dem Moses befohlen, so taten die Israeliten. Der Herr gebot Moses: "Sprich zu den Israeliten und sage ihnen: Wenn die Frau eines Mannes sich vergeht und pflichtwidrig gegen ihn handelt dadurch, daß ein anderer Mann mit ihr Umgang hat, dies bleibt aber vor den Augen ihres Mannes verborgen und unentdeckt, und obwohl sie sich unrein gemacht hat, ist kein Zeuge da, der sie ertappte, jener wird aber eifersüchtig auf seine Frau - sie hat sich ja tatsächlich verunreinigt -, oder es kommt über einen der Geist der Eifersucht, und er wird eifersüchtig auf seine Frau, die sich aber tatsächlich nicht verunreinigt hat, dann bringe der Mann seine Frau vor den Priester und auch die um ihretwillen notwendige Opfergabe: ein Zehntel Epha Gerstenmehl; doch darf er darauf nicht Öl gießen und Weihrauch streuen; denn es ist ja ein Eifersuchtsopfer, ein Offenbarungsopfer, das Verschuldung offenbar machen soll. Der Priester lasse sie herankommen und stelle sie vor den Herrn. Dann gieße er heiliges Wasser in ein irdenes Gefäß, nehme von dem Staub am Boden der Wohnstätte und streue ihn in das Wasser. Der Priester stelle die Frau vor den Herrn, löse ihr die Haupthaare auf und gebe ihr das Offenbarungsopfer in die Hände - ein Eifersuchtsopfer ist es -; das bittere, fluchbringende Wasser aber bleibe in der Hand des Priesters. Der Priester beschwöre sie und spreche zu der Frau: Wenn niemand dir beigewohnt hat und du dich nicht durch Untreue gegen deinen Mann vergangen hast in Unreinheit, so schade dir dieses bittere Fluchwasser nicht! Hast du dich aber in Untreue gegen deinen Mann verfehlt, und bist du dadurch unrein, daß ein anderer dir beigewohnt hat, der nicht dein Mann ist, dann - so beschwöre der Priester die Frau mit feierlichem Fluche und spreche zu ihr -, dann mache dich der Herr zur Schwur- und Fluchbeladenen inmitten deiner Volksgenossen! Der Herr lasse deine Hüften einfallen und deinen Bauch anschwellen! Dieses fluchbringende Wasser dringe in deine Eingeweide, daß dein Bauch anschwelle und deine Hüften einfallen! Die Frau aber spreche: Amen! Amen! Der Priester schreibe diese Fluchworte auf ein Blatt und mische sie in das Bitterkeitswasser hinein. Dann reiche er der Frau das bittere Fluchwasser zum Tranke dar, damit das Fluchwasser in sie eindringe zur Bitternis. Der Priester nehme der Frau das Eifersuchtsopfer aus der Hand, schwinge das Speiseopfer vor dem Herrn hin und her und bringe es zum Altar. Er nehme eine Handvoll davon als zugehörigen Duftteil und lasse es auf dem Altar in Rauch aufgehen; danach gebe er der Frau das Wasser zu trinken. Der Priester hat ihr das Wasser zum Tranke dargereicht; dann wird, wenn sie untreu war und pflichtwidrig wider ihren Mann gehandelt hat, das Fluchwasser zur Bitterkeit in sie eindringen: ihr Bauch schwillt an, ihre Hüften fallen ein, und die Frau wird zur Fluchbeladenen inmitten ihrer Volksgenossen werden. Hat sich aber die Frau nicht verunreinigt und ist sie unschuldig, so bleibt sie unversehrt und kann gesegneten Leibes werden. Dies ist das Eifersuchtsgesetz für den Fall, daß eine Frau ihrem Mann gegenüber treulos handelt und sich verunreinigt, oder wenn über einen Mann ein Eifersuchtsgeist kommt und er eifersüchtig wird auf seine Frau: Er stelle die Frau vor den Herrn, und der Priester verfahre mit ihr ganz nach diesem Gesetze! Der Mann ist von Schuld frei; jene Frau aber hat ihre Verschuldung zu tragen." Der Herr redete zu Moses: "Rede zu den Israeliten und sprich zu ihnen: Wenn jemand, Mann oder Frau, das besondere Gelübde des Nasiräates ablegt, sich dem Herrn zu weihen, dann muß er sich des Weines und Rauschtrankes enthalten; Essig von Wein oder Rauschtrank darf er ebenfalls nicht trinken, auch keinerlei Traubensaft; frische oder getrocknete Trauben darf er nicht essen. Während seiner ganzen Weihezeit darf er nichts von dem genießen, was vom Weinstock kommt; weder unreife Trauben noch Weinbeerschalen darf er genießen. In der Zeit seines Weihegelübdes darf ein Schermesser nicht über sein Haupt kommen. Bis die Tage zu Ende sind, für die er sich dem Herrn geweiht hat, gilt er als dem Herrn heilig; er lasse also sein Haupthaar frei wachsen. In allen Tagen seiner Weihe für den Herrn darf er an keine Leiche herantreten. Stirbt sein Vater, seine Mutter, sein Bruder oder seine Schwester, so verunreinige er sich an ihnen nicht; denn seines Gottes Weihe ist auf seinem Haupt. Während seiner ganzen Weihezeit ist er dem Herrn geheiligt. Stirbt aber jemand ganz plötzlich neben ihm, und verunreinigt er sein geweihtes Haupt, so schere er sein Haupt an dem Tage, an dem er rein wird, am siebten Tag. Am achten Tag aber bringe er zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben zum Priester an den Eingang des Offenbarungszeltes. Der Priester richte die eine zum Sündopfer, die andere zum Brandopfer her und schaffe ihm Sühne dafür, daß er sich an der Leiche versündigt hat; dann erkläre er sein Haupt noch am gleichen Tage für geweiht. Er weihe sich dem Herrn noch einmal für die volle Zeit seines Gelübdes und bringe ein einjähriges Lamm als Schuldopfer dar; denn die verflossenen Tage entfallen, da er sein Weihehaupt verunreinigt hat. Dies ist das Gesetz für den Nasiräer. Am Tage, da die von ihm gelobte Weihezeit zu Ende ist, führe man ihn vor die Tür des Offenbarungszeltes. Er bringe seine Opfergabe dem Herrn dar: ein einjähriges fehlerloses männliches Lamm zum Brandopfer, ein einjähriges, fehlerloses weibliches Lamm zum Sündopfer und einen fehlerlosen Widder zum Friedopfer, ferner einen Korb mit ungesäuerten Ringbroten aus Mehl, angemacht mit Öl, ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen und das zugehörige Speiseopfer und die Trankopfer. Der Priester bringe alles vor dem Herrn dar; er veranstalte das Sündopfer und Brandopfer für ihn. Den Widder aber richte er als ein Friedopfer für den Herrn her samt dem Korbe der ungesäuerten Brote, dem Speise- und Trankopfer. Dann schere der Gottgeweihte am Eingang des Offenbarungszeltes sein geweihtes Haupt, nehme sein geweihtes Haupthaar und lege es auf das Feuer unter dem Friedopfer. Der Priester nehme das gekochte Schulterblatt des Widders, ein ungesäuertes Ringbrot aus dem Korb und einen ungesäuerten Fladen und gebe es dem Gottgeweihten in die Hände, nachdem er sein geweihtes Haar geschoren hat. Als Weihegabe schwinge es der Priester vor dem Herrn hin und her; es ist dies eine heilige Gabe für den Priester außer der Weihebrust und der Hebekeule. Danach darf der Gottgeweihte wieder Wein trinken. Dies ist das Gesetz für den Nasiräer, der das Gelübde ablegt, was er dem Herrn seiner Weihe gemäß darbringen muß außer dem, was er seinem Vermögen nach sonst noch zu leisten vermag. Gemäß dem Wortlaut des Gelübdes, das er abgelegt, muß er handeln, nach dem für seine Weihe geltenden Gesetz." Der Herr sprach zu Moses: "Sprich zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen, indem ihr zu ihnen sprecht: "Der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Antlitz leuchten über dir und sei dir gnädig! Der Herr wende dir sein Angesicht zu und verschaffe dir Heil!" So sollen sie also meinen Namen auf die Israeliten legen, und ich will sie segnen!" Als nun Moses die Wohnstätte fertig aufgerichtet, sie gesalbt und geweiht hatte samt all ihren Geräten und dem Altar mit allen zugehörigen Geräten, brachten die Fürsten Israels, die Häupter ihrer Familien - das sind die Stammesfürsten, die Vorsteher der Gemusterten -, Opfer dar. Sie brachten als ihre Gabe vor den Herrn sechs überdeckte Wagen und zwölf Rinder, je einen Wagen von zwei Fürsten und ein Rind von einem jeden. Sie stellten diese vor der Wohnstätte auf. Da sprach der Herr zu Moses: "Nimm sie von ihnen an, damit sie im heiligen Dienste am Offenbarungszelt verwendet werden! Übergib sie den Leviten, entsprechend der Dienstleistung eines jeden!" Moses nahm die Wagen und die Rinder und übergab sie den Leviten. Zwei Wagen und vier Rinder übergab er den Gerschoniten, entsprechend ihrem Dienst. Vier Wagen und acht Rinder übergab er den Merariten, entsprechend ihrer Aufgabe unter der Leitung Itamars, des Sohnes des Priesters Aaron. Den Kehatiten gab er nichts, denn ihnen oblag der Dienst am Heiligsten; sie hatten es auf der Schulter zu tragen. Die Fürsten brachten die Spende zur Altarweihe am Tage seiner Salbung; sie stellten ihre Opfergabe vor den Altar. Da sprach der Herr zu Moses: "Tag für Tag soll jeweils einer der Fürsten seine Opfergabe zur Altarweihe bringen." Der am ersten Tag seine Opfergabe brachte, war Nachschon, der Sohn des Amminadab aus dem Stamme Juda. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Opfergabe Nachschons, des Sohnes Amminadabs. Am zweiten Tage brachte Netanel, der Sohn Zuars, der Fürst von Issachar, seine Gabe. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Gabe Netanels, des Sohnes Zuars. Am dritten Tage brachte der Fürst der Söhne Sebuluns, Eliab, der Sohn Chelons, seine Opfergabe. Sie war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Gabe Eliabs, des Sohnes Chelons. Am vierten Tage opferte der Fürst der Söhne Rubens, Elizur, der Sohn Schedeurs. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Gabe Elizurs, des Sohnes Schedeurs. Am fünften Tage opferte der Fürst der Söhne Simeons, Schelumiel, der Sohn Zurischaddajs. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Gabe Schelumiels, des Sohnes Zurischaddajs. Am sechsten Tage opferte der Fürst der Söhne Gads, Eljasaph, der Sohn Reuels. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Opfergabe Eljasaphs, des Sohnes Reuels. Am siebten Tage opferte der Fürst der Söhne Ephraims, Elischama, der Sohn Ammihuds. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Gabe Elischamas, des Sohnes Ammihuds. Am achten Tage opferte der Fürst der Söhne Manasses, Gamliel, der Sohn Pedazurs. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Opfergabe Gamliels, des Sohnes Pedazurs. Am neunten Tage opferte der Fürst der Söhne Benjamins, Abidan, der Sohn Gidonis. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Gabe Abidans, des Sohnes Gidonis. Am zehnten Tage opferte der Fürst der Söhne Dans, Achieser, der Sohn Ammischaddajs. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Gabe Achiesers, des Sohnes Ammischaddajs. Am elften Tage opferte der Fürst der Söhne Asers, Pagiel, der Sohn Ochrans. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Gabe Pagiels, des Sohnes Ochrans. Am zwölften Tage opferte der Fürst der Söhne Naphtalis, Achira, der Sohn Enans. Seine Opfergabe war eine Silberschüssel, hundertdreißig Sekel schwer, ein Silberbecken, siebzig Sekel schwer, nach heiligem Gewicht, beide gefüllt mit Mehl, das mit Öl angemacht war, für ein Speiseopfer, eine Schale, zehn Goldsekel schwer, gefüllt mit Räucherwerk, ein junger Stier, ein Widder, ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, ein Ziegenbock zum Sündopfer, zum Friedopfer zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und fünf einjährige Lämmer. Dies war die Gabe Achiras, des Sohnes Enans. Dies sind die Gaben, die die israelitischen Fürsten zur Altarweihe an dem Tage brachten, da er gesalbt wurde: zwölf Silberschüsseln, zwölf Silberbecken und zwölf Goldschalen; jede Schüssel wog hundertdreißig Silbersekel und jedes Becken siebzig Sekel. Das Gesamtgewicht der Silbergefäße betrug 2 400 Sekel heiligen Gewichtes; an goldenen Schalen waren es zwölf, gefüllt mit Räucherwerk, jede Schale zehn Sekel schwer nach heiligem Gewicht. Das gesamte Gold der Schalen wog hundertzwanzig Sekel. Die Gesamtzahl an Vieh zum Brandopfer betrug zwölf Jungstiere, zwölf Widder, zwölf einjährige Lämmer, das hierzu gehörige Speiseopfer und zwölf Ziegenböcke zum Sündopfer. Die Gesamtzahl an Vieh zum Friedopfer betrug vierundzwanzig Jungstiere, sechzig Widder, sechzig Böcke, sechzig einjährige Lämmer. Das war die Spende zur Altarweihe nach dessen Salbung. Wenn Moses in das Offenbarungszelt hineinging, um mit Gott zu reden, hörte er, wie eine Stimme zu ihm sprach. Es war von der Deckplatte her, die auf der Gesetzeslade lag, und zwar zwischen den beiden Kerubim. So redete er zu ihm. Der Herr sprach zu Moses: "Sprich zu Aaron und befiehl ihm: Wenn du die Lampen aufsetzt, so sollen die sieben Lampen ihr Licht nach der Vorderseite des Leuchters ausstrahlen." Aaron tat so. Er setzte die Lampen auf der Vorderseite des Leuchters auf, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Der Leuchter war eine getriebene Arbeit aus Gold, auch in seinem Schaft und in seinen Blüten. Er entsprach dem Bilde, das der Herr dem Moses gezeigt hatte; ganz so hat dieser den Leuchter angefertigt. Der Herr sprach zu Moses: "Nimm die Leviten aus der Mitte der Israeliten heraus und reinige sie! Bei ihrer Reinigung sollst du so verfahren: Besprenge sie mit Entsündigungswasser; sie sollen ein Schermesser über ihren ganzen Körper gehen lassen, ihre Kleider waschen und sich so reinigen. Dann sollen sie einen Jungstier nehmen und als zugehöriges Speiseopfer mit Öl angemachtes Mehl und einen zweiten Jungstier als Sündopfer. Dann laß die Leviten vor das Offenbarungszelt treten und versammle die ganze israelitische Gemeinde. Laß die Leviten vor den Herrn hintreten; die Söhne Israels sollen ihnen die Hände auflegen. Aaron aber soll die Leviten als Weiheopfer der Söhne Israels dem Herrn darbringen, damit sie so für den Dienst des Herrn bestellt werden. Die Leviten aber sollen ihre Hände auf den Kopf der Stiere legen; den einen von ihnen richte als Sündopfer, den anderen als Brandopfer für den Herrn her, um den Leviten Sühne zu verschaffen. Du sollst die Leviten vor Aaron und seine Söhne bringen und sie als Weiheopfer dem Herrn darstellen. Sondere die Leviten mitten aus den Israeliten aus, damit sie mir gehören! Danach sollen sie hineingehen, um im Offenbarungszelt Dienste zu leisten; reinigen sollst du sie und als Weiheopfer dem Herrn darbringen. Denn sie sind ganz mein Eigentum, aus der Mitte der Israeliten, an Stelle aller Erstgeborenen unter den Israeliten habe ich sie genommen. Denn mein sind alle Erstgeborenen unter den Israeliten bei Mensch und Vieh; am Tage, da ich alle Erstgeburt im Ägypterland schlug, habe ich sie mir geweiht. Ich nehme die Leviten statt jeglicher Erstgeburt unter den Israeliten und gebe sie Aaron und seinen Söhnen aus der Mitte der Israeliten zu eigen, damit sie den Dienst für die Israeliten am Offenbarungszelt versehen und ihnen so Sühne verschaffen, daß sie nicht etwa eine Plage treffe, wenn sie sich selbst dem Heiligtum nähern." Moses, Aaron und die ganze Gemeinde der Israeliten verfuhren so mit den Leviten; ganz wie der Herr dem Moses bezüglich der Leviten befohlen hatte, verfuhren die Israeliten mit ihnen. Die Leviten ließen sich entsündigen und wuschen ihre Kleider; Aaron aber brachte sie als Weiheopfer vor dem Herrn dar und schaffte ihnen Sühne, um sie zu reinigen. Danach gingen die Leviten hinein, um ihren Dienst im Offenbarungszelt unter der Aufsicht Aarons und seiner Söhne zu verrichten. Wie der Herr dem Moses bezüglich der Leviten befohlen hatte, so tat man an ihnen. Der Herr redete zu Moses: "Dies gilt für die Leviten: Von fünfundzwanzig Jahren an und darüber komme jeder zum Dienst zur Besorgung des Offenbarungszeltes. Von fünfzig Jahren an ist er von der Pflicht des Dienstes ledig und soll ihn nicht mehr versehen. Er helfe seinen Brüdern im Offenbarungszelt, um Obliegenheiten wahrzunehmen; aber eigentliche Dienste leiste er nicht mehr! Also verfahre mit den Leviten, was ihre Amtsgeschäfte betrifft! Der Herr sprach zu Moses in der Wüste Sinai im zweiten Jahre nach ihrem Auszug aus Ägypten im ersten Monat: "Die Israeliten sollen das Pascha zur festgesetzten Zeit halten! Am vierzehnten Tage dieses Monats gegen Abend sollt ihr es feiern zu der dafür festgesetzten Zeit; nach allen dafür angeordneten Gesetzen und Geboten sollt ihr es feiern!" Moses befahl den Israeliten, das Pascha zu halten. Sie feierten also das Pascha im ersten Monat am 14. Tag des Monats gegen Abend in der Wüste Sinai; gemäß sämtlichen Befehlen des Herrn an Moses hielten es die Israeliten. Es gab aber Männer, die an einer Menschenleiche unrein geworden waren; sie konnten an jenem Tag das Pascha nicht halten. Sie traten also vor Moses und Aaron noch am gleichen Tage. Sie sprachen zu ihm: "Wir sind an einer Menschenleiche unrein geworden; warum soll es uns nicht erlaubt sein, die Opfergabe des Herrn zur festgesetzten Zeit inmitten der Israeliten darzubringen?" Moses antwortete ihnen: "Wartet, ich will hören, was der Herr euretwegen befiehlt." Der Herr sprach zu Moses: "Sprich zu den Israeliten: Ist jemand von euch oder euren Nachkommen an einer Leiche unrein, oder befindet er sich auf einer weiten Reise so halte er doch das Pascha für den Herrn. Im zweiten Monat, am 14. Tage gegen Abend sollen sie es begehen; zu ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern sollen sie es essen. Sie dürfen davon nichts übriglassen bis zum Morgen und keinen Knochen an ihm zerbrechen; nach allen für das Pascha geltenden Satzungen sollen sie es halten. Wer aber rein ist und sich nicht auf einer Reise befindet und es dennoch unterläßt, Pascha zu halten, soll aus seinen Volksgenossen ausgerottet werden; denn er hat die Opfergabe für den Herrn zu der für ihn bestimmten Zeit nicht dargebracht; ein solcher Mann soll seine Sünde büßen! Wenn sich bei euch ein Fremdling aufhält und Pascha feiern will zu Ehren des Herrn, so soll er es nach der Ordnung und der geltenden Satzung des Pascha tun; einerlei Satzung gelte für euch, für den Fremdling wie für den Einheimischen!" An dem Tage aber, da man die Wohnstätte aufrichtete, bedeckte die Wolke die Wohnstätte des Offenbarungszeltes; abends war sie über der Wohnstätte wie ein feuriges Gebilde bis zum Morgen. So geschah es immer: die Wolke bedeckte sie am Tage, und des Nachts verhüllte sie ein feuriges Gebilde. Sooft aber die Wolke sich vom Zelte hinweg erhob, brachen die Israeliten auf, und an dem Orte, wo die Wolke sich niederließ, rasteten sie. Nach Weisung des Herrn brachen also die Israeliten auf, und nach Weisung des Herrn lagerten sie. Solange die Wolke auf der Wohnstätte ruhte, verharrten sie im Lager. Auch wenn die Wolke lange Zeit hindurch über der Wohnstätte blieb, beachteten die Israeliten die Weisung des Herrn und brachen nicht auf. Es kam auch vor, daß die Wolke nur wenige Tage auf der Wohnstätte blieb; dann lagerten die Israeliten auf des Herrn Weisung, und auf des Herrn Befehl brachen sie auf. Blieb einmal die Wolke nur vom Abend bis zum Morgen, und erhob sie sich dann am Morgen, so brachen sie wieder auf. Blieb sie einen Tag und eine Nacht, und erhob sie sich dann wieder, so brachen sie jetzt erst auf. Oder sie blieb zwei Tage oder einen Monat oder längere Zeit hindurch; wenn so die Wolke länger über der Wohnstätte verweilte, dann hielten sich die Israeliten im Lager und brachen nicht auf. Erhob sie sich aber, so zogen sie wieder weiter. Auf des Herrn Weisung lagerten sie sich, und auf des Herrn Weisung brachen sie auf. Sie beobachteten genau die Anweisung des Herrn nach der Vorschrift des Herrn an Moses. Der Herr sprach zu Moses: "Verfertige dir zwei silberne Trompeten in getriebener Arbeit; sie sollen dir dazu dienen, die Gemeinde einzuberufen und zum Aufbruch des Lagers das Zeichen zu geben. Bläst man mit ihnen, dann soll sich um dich die ganze Gemeinde scharen am Eingang des Offenbarungszeltes. Bläst man nur mit einer, dann sollen sich die Fürsten, die Häupter der Tausendschaften Israels, bei dir versammeln. Wenn ihr aber schmetternd blast, dann haben die nach Osten liegenden Lager aufzubrechen. Wenn ihr zum zweiten Male schmetternd blast, so haben die nach Süden liegenden Lager aufzubrechen. Schmetternd blasen soll man also bei ihrem Aufbruch. Beim Versammeln der Gemeinde sollt ihr nur einfach, nicht aber schmetternd blasen. Und zwar sollen die Priester, die Söhne Aarons, in die Trompeten stoßen; sie sollen euch zu einem immerwährenden Gebrauch von Geschlecht zu Geschlecht dienen. Wenn ihr aber in eurem Land in den Krieg zieht gegen einen Feind, der euch bedrängt, so blast schmetternd in die Trompeten! Dann werdet ihr in Erinnerung kommen vor dem Herrn, eurem Gott, und werdet vor euren Feinden Rettung finden. Auch an euren Freudentagen, Festen und Neumonden sollt ihr die Trompeten blasen zu euren Brand- und Friedopfern; sie sollen euch vor dem Herrn in Erinnerung bringen: Ich bin der Herr, euer Gott!" Im zweiten Jahr, im zweiten Monat, am zwanzigsten Tage, erhob sich die Wolke von der Wohnstätte des Gesetzes. Da brachen die Israeliten in Tagemärschen von der Wüste Sinai auf, und die Wolke ließ sich nieder in der Steppe Paran. Sie brachen so zum ersten Male auf nach dem Geheiß des Herrn an Moses. Zunächst zog das Panier des Lagers der Judäer los, eine Heerschar nach der anderen; Anführer des zu ihm gehörigen Heeres war Nachschon, der Sohn des Amminadab. Das Heer des Stammes der Issachariten befehligte Netanel, der Sohn des Zuar, das Heer der Sebuluniten Eliab, der Sohn Chelons. War die Wohnstätte abgebrochen, so brachen die Gerschoniten und die Merariten auf als Träger der Wohnstätte. Dann setzte sich das Panier des Lagers Ruben in Marsch, eine Heerschar nach der anderen. Anführer über sein Heer war Elizur, der Sohn Schedeurs. Das Heer des Stammes der Simeoniten befehligte Schelumiel, der Sohn des Zurischaddaj, das Heer des Stammes der Gaditen Eljasaph, der Sohn des Reuel. Nun zogen die Kehatiten ab, die das Heiligtum tragen mußten. Bis zu ihrer Ankunft hatte man die Wohnstätte bereits errichtet. Dann brach das Panier des Lagers der Ephraimiten auf, eine Heerschar nach der anderen. Das Heer befehligte Elischama, der Sohn des Ammihud. Das Heer des Stammes der Manassiten führte Gamliel, der Sohn des Pedazur, das Heer des Stammes der Benjaminiten Abidan, der Sohn des Gidoni. Dann brach das Panier des Lagers der Daniten auf, das den Abschluß bildete, eine Heerschar nach der anderen. Über sein Heer war Achieser der Sohn des Ammischaddaj, gesetzt. Das Heer des Stammes der Aseriten führte Pagiel, der Sohn Ochrans, das Heer der Naphtaliten Achira, der Sohn Enans. Dies war die Ordnung, in der die Israeliten nach ihren Heerscharen aufbrachen. Moses sprach zu seinem Schwiegervater Chobab, dem Sohn des Midianiters Reuel: "Aufbrechen wollen wir nach der Stätte, von der der Herr gesagt hat: "Ich will sie euch geben." Ziehe doch mit uns, wir wollen es dir lohnen; denn der Herr hat Israel Gutes verheißen!" Doch er erwiderte ihm: "Ich will nicht mitziehen, sondern in mein Vaterland und zu meiner Verwandtschaft heimkehren." Moses entgegnete darauf: "Laß uns doch nicht im Stich. Du kennst Lagerstätten für uns in der Wüste, und darum kannst du uns als Anführer dienen. Wenn du mit uns ziehst, dann werden wir dir Anteil geben an den Gütern, die der Herr uns schenken will." So brachen sie denn vom Berge des Herrn auf und zogen drei Tagereisen weiter, und die Bundeslade des Herrn zog vor ihnen her, drei Tagereisen lang, um ihnen einen Lagerplatz zu erkunden. Des Herrn Wolke schwebte über ihnen bei Tage, wenn sie vom Lager aufbrachen. Wenn sich die Lade in Bewegung setzte, rief Moses: "Erhebe dich, Herr, auf daß deine Feinde zerstieben und fliehen vor dir deine Gegner!" Beim Haltmachen sprach er: "Laß dich nieder, Herr, bei den Scharen der Tausendschaften Israels!" Das Volk aber erging sich in Klagen vor den Ohren des Herrn, daß es ihm schlecht gehe. Der Herr hörte es, und sein Zorn entbrannte. Da brach unter ihnen Feuer aus, vom Herrn gesandt, und fraß an den Randteilen des Lagers. Da schrie das Volk zu Moses, und Moses legte Fürbitte beim Herrn ein, worauf das Feuer erlosch. Er nannte jenen Ort "Tabera", weil Feuer vom Herrn unter ihnen "gelodert" hatte. Das zugelaufene Gesindel, das unter ihnen war, bekam Gelüste. Da fingen auch die Israeliten wieder zu klagen an und sprachen: "Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst zu essen bekamen, an die Gurken, die Melonen, den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch. Jetzt aber verschmachten wir, nichts ist mehr da; nur das Manna bekommen wir noch zu sehen." Das Manna aber war wie Koriandersamen und sah aus wie Balsamharz. Die Leute streiften umher, sammelten es und zermahlten es in der Handmühle oder zerstießen es im Mörser; sie kochten es im Topf und machten Fladen daraus. Sein Geschmack war wie Ölkuchen. Fiel nachts Tau auf das Lager, so fiel auch das Manna darauf herab. Moses hörte das Volk, nach Sippen geteilt, klagen, und zwar jeden Mann am Eingang seines Zeltes. Da entbrannte der Zorn des Herrn gewaltig, und auch Moses mißfiel es sehr. Moses sprach zum Herrn: "Warum handelst du an deinem Knecht so übel? Warum fand ich keine Gnade in deinen Augen, da du die Sorgenlast für dieses ganze Volk auf mich gelegt hast? Habe ich etwa das ganze Volk da im Schoße getragen? Habe ich es etwa geboren, daß du mir zumutest, ich soll es an meiner Brust tragen wie der Pfleger den Säugling, in das Land, das du eidlich seinen Vätern versprochen hast? Woher soll ich Fleisch nehmen, um es diesem ganzen Volke auszuteilen? Denn sie jammern mir vor und sagen: "Gib uns Fleisch zu essen!" Ich kann nicht mehr allein für dieses ganze Volk die Last tragen! Sie drückt mich zu sehr. Willst du noch weiter so an mir handeln, so töte mich lieber sofort, wenn ich vor deinen Augen Gnade finde! Dann schaue ich mein Unheil nicht länger." Da sprach der Herr zu Moses: "Rufe mir siebzig Männer von den Ältesten Israels zusammen, von denen du weißt, daß sie Älteste des Volkes und seine Aufseher sind! Bringe sie mit dir zum Offenbarungszelt; dort sollen sie sich neben dir aufstellen. Ich komme herab und rede dort mit dir und werde von dem Geiste, der auf dir ruht, nehmen und etwas auf sie legen. Sie werden dann mit dir an der Last des Volkes tragen, und du brauchst sie nicht mehr allein zu tragen. Dem Volke aber sage: Heiligt euch für morgen! Ihr werdet Fleisch zu essen bekommen; denn vor den Ohren des Herrn habt ihr gejammert: "Wer gibt uns Fleisch zu essen? Wie gut ging es uns doch in Ägypten!" Jetzt wird der Herr euch Fleisch zu essen geben. Nicht nur einen Tag oder zwei, fünf, zehn oder zwanzig Tage, sondern einen ganzen Monat lang, bis ihr es nicht mehr riechen könnt und ihr die Brechruhr bekommt. Denn ihr habt den Herrn mißachtet in eurer Mitte und habt vor ihm gejammert: "Warum sind wir denn aus Ägypten herausgezogen?"" Moses erwiderte: "600 000 Mann zu Fuß zählt das Volk, unter dem ich lebe. Da sagst du: "Fleisch will ich ihnen geben, daß sie einen ganzen Monat lang zu essen haben!" Kann man ihnen Schafe und Rinder schlachten, daß es für sie reicht? Oder kann man alle Fische des Meeres für sie fangen, daß es ihnen genügt?" Der Herr antwortete Moses: "Ist des Herrn Hand etwa zu schwach? Nun wirst du sehen, ob mein Wort eintrifft oder nicht." Moses ging hinaus und redete zum Volk alle Worte des Herrn. Er rief siebzig Männer von den Ältesten zusammen und stellte sie rings um das Zelt auf. Der Herr fuhr in der Wolke herab und redete zu Moses. Dann nahm er etwas von dem Geiste, der auf ihm ruhte, weg und ließ es über die siebzig Ältesten kommen. Als der Geist sich nun auf sie niederließ, gerieten sie in prophetische Verzückung, wurden jedoch nicht hinweggerafft. Zwei von den Männern blieben im Lager zurück. Der eine hieß Eldad und der andere Medad. Auch auf sie ließ sich der Geist nieder; sie gehörten zu den Aufgeschriebenen, waren aber nicht zum Zelt hinausgegangen. Sie gerieten daher im Lager in prophetische Verzückung. Da lief ein Diener und meldete dem Moses: "Eldad und Medad sind im Lager in Verzückung geraten." Josua aber, der Sohn des Nun, der von Jugend an Moses' Diener war, antwortete und sprach: "Mein Herr Moses, wehre es ihnen doch!" Moses erwiderte ihm: "Ereiferst du dich für mich? Möchte doch das ganze Volk des Herrn prophetische Begeisterung haben, möchte der Herr doch allen seinen Geist senden!" Moses begab sich dann in das Lager zurück mit den Ältesten Israels. Nun erhob sich ein vom Herrn gesandter Wind, führte vom Meere Wachteln herbei und ließ sie über dem Lager niederfallen in einem Umkreis von einer Tagereise. Sie bedeckten den Boden etwa zwei Ellen hoch. Da machte sich das Volk den ganzen Tag, die ganze Nacht und den ganzen folgenden Tag daran und sammelte die Wachteln. Wer nur wenig sammelte, der kam auf zehn Haufen. Die Leute legten sie rings um das Lager aus. Noch war das Fleisch zwischen ihren Zähnen, bevor sie es aufgezehrt hatten, da entbrannte des Herrn Zorn gegen das Volk. Der Herr schlug das Volk mit einer sehr schweren Heimsuchung. Daher heißt jener Ort "Lustgräber" weil man dort die Leute begrub, die Gelüste hatten. Von dort zog das Volk weiter nach Chazerot und verblieb daselbst. Mirjam und Aaron redeten wider Moses wegen der kuschitischen Frau, die er sich genommen hatte, daß er eine Kuschitin geheiratet habe. Sie sagten: "Hat der Herr denn bloß mit Moses geredet? Hat er nicht auch mit uns gesprochen?" Der Herr aber hörte dies. Der Mann Moses war indes demütig in hohem Maße, mehr als alle Menschen auf Erden. Der Herr sprach sofort zu Moses, Aaron und Mirjam: "Geht ihr drei zum Offenbarungszelt!" Die drei gingen hinaus. Da stieg der Herr in der Wolkensäule herab, trat unter den Zelteingang und rief Aaron und Mirjam. Die beiden traten vor. Dann sprach er: "Hört meine Worte! Ist bei euch ein Prophet des Herrn, so tue ich mich ihm kund in Gesichten und rede mit ihm in Träumen. Nicht so bei meinem Knecht Moses! Ihm ist mein ganzes Haus anvertraut. Von Mund zu Mund rede ich mit ihm und von Person zu Person, nicht in rätselhaften Worten; die Gestalt des Herrn schaut er. Warum habt ihr euch nicht gescheut, wider meinen Knecht Moses zu reden?" Des Herrn Zorn entbrannte wider sie. Er ging hinweg. Die Wolke wich vom Zelte. Da war Mirjam plötzlich vom Aussatz weiß wie Schnee. Aaron wandte sich zu Mirjam und sah, daß sie aussätzig war. Aaron sprach zu Moses: "Bitte, o Herr, laß uns doch nicht dafür büßen, daß wir so töricht gehandelt und gesündigt haben! Laß sie doch nicht werden wie ein Kind, das schon beim Verlassen des Mutterleibes nicht mehr lebt, und dessen Fleisch schon halb verwest ist!" Da rief Moses zum Herrn und sprach: "Laß sie doch, o Gott, wieder gesund werden!" Der Herr sprach zu Moses: "Hätte ihr Vater ihr ins Antlitz gespieen, müßte sie sich da nicht sieben Tage lang schämen? So werde sie sieben Tage lang aus dem Lager ausgesperrt, dann aber wieder aufgenommen." Mirjam wurde sieben Tage aus dem Lager ausgesperrt. Das Volk zog nicht weiter, bis Mirjam wieder aufgenommen war. Dann brach es von Chazerot auf und lagerte in der Wüste Paran. Der Herr sprach zu Moses: "Entsende Männer! Sie sollen das Land Kanaan auskundschaften, das ich den Israeliten geben will. Je einen, einen Fürsten, sollt ihr vom Stamme seiner Väter senden." Da entsandte sie Moses nach des Herrn Geheiß von der Wüste Paran aus, alles Männer, die Häupter der Israeliten waren. Dies ihre Namen: vom Stamme Ruben Schammua, der Sohn des Sakkur, vom Stamme Simeon Schaphat, der Sohn des Chori, vom Stamme Juda Kaleb, der Sohn des Jephunne, vom Stamme Issachar Jigal, der Sohn des Joseph, vom Stamme Ephraim Hosea, der Sohn des Nun, vom Stamme Benjamin Palti, der Sohn des Raphu, vom Stamme Sebulun Gaddiel, der Sohn des Sodi, vom Stamme Manasse aus Josephs Zweig Gaddi, der Sohn des Susi, vom Stamme Dan Ammiel, der Sohn des Gemalli, vom Stamme Aser Setur, der Sohn des Michael, vom Stamme Naphtali Nachbi, der Sohn des Wophsi, vom Stamme Gad Geuel, der Sohn des Machi. Dies sind die Namen der Männer, die Moses aussandte, das Land zu erkunden. Hosea, den Sohn Nuns nannte Moses Josua. Moses sandte sie aus, das Land Kanaan auszukundschaften. Er sprach zu ihnen. "Zieht von hier durch das Südland und steigt hinauf ins Gebirge! Achtet darauf, wie das Land beschaffen ist und das Volk, das es bewohnt; ob es stark oder schwach, wenig oder zahlreich ist, ob das Land, das sie bewohnen, fruchtbar oder schlecht ist; wie die Städte sind, ob die Bevölkerung in Lagern oder Festungen wohnt, ferner, ob der Boden fett oder mager, mit Bäumen bepflanzt ist oder nicht. Zeigt euch mutig, bringt auch von den Früchten des Landes mit!" Es war gerade die Zeit der ersten Weintrauben. Sie zogen also hinauf und kundschafteten das Land aus von der Wüste Zin bis Rechob bei Lebo-Hamat. Sie zogen durch das Südland und kamen bis Hebron; dort saßen Achiman, Scheschaj und Talmaj, die Sprößlinge Enaks. Hebron aber war sieben Jahre vor Zoan in Ägypten erbaut worden. Bis zum Tal Eschkol kamen sie und schnitten dort eine Rebe mit einer Weintraube ab. Sie trugen sie zu zweien an einer Stange, dazu einige Granatäpfel und Feigen. Man nennt jenen Ort "Traubental"wegen der Traube, welche die Israeliten dort abgeschnitten haben. Vierzig Tage später kehrten sie von der Erkundung des Landes zurück. Sie kamen zu Moses, Aaron und der ganzen Gemeinde der Israeliten in die Wüste Paran nach Kades. Dort berichteten sie ihnen und der ganzen Gemeinde und zeigten ihnen des Landes Früchte. Sie erzählten: "In das Land, wohin du uns gesandt hast, sind wir gekommen. Wirklich, es fließt von Milch und Honig über; dies sind seine Früchte! Freilich ist das Volk, das im Lande wohnt, stark, die Städte befestigt und überaus groß; auch sahen wir dort Nachkommen der Enakiter. Die Amalekiter bewohnen des Landes Südteil, die Hethiter, Jebusiter und Amoriter wohnen auf dem Gebirge, die Kanaaniter am Meer und am Jordanufer." Kaleb aber beschwichtigte das Volk Moses gegenüber und rief: "Hinauf! Wir wollen es in Besitz nehmen; denn wir schaffen es recht gut!" Die Männer aber, die mit ihm hinaufgezogen waren, riefen: "Nein, wir sind nicht imstande, gegen dieses Volk zu ziehen; denn es ist stärker als wir." Sie berichteten den Israeliten übertriebene Dinge über das Land, das sie ausgekundschaftet hatten, indem sie behaupteten: "Das Land, das wir durchzogen, um es zu erkunden, frißt seine Bewohner. Alle Leute, die wir gesehen haben, sind hoch gewachsen. Wir haben dort auch Riesen gesehen - die Enakiter stammen von den Riesen ab - und kamen uns selbst wie Heuschrecken vor; ihnen mußten wir ebenso vorkommen." Da erhob sich die ganze Gemeinde. Sie schrieen, und das Volk weinte die ganze Nacht hindurch. Die Israeliten murrten insgesamt wider Moses und Aaron. Die ganze Gemeinde sprach zu ihnen: "Wären wir doch in Ägypten gestorben oder in dieser Wüste! O wären wir tot! Warum will der Herr uns in dieses Land bringen? Damit wir etwa durch das Schwert fallen? Unsere Frauen und Kinder sollen Feindesbeute werden! Wäre es nicht besser für uns, nach Ägypten zurückzukehren?" Sie sprachen zueinander: "Wir wollen darauf bestehen und nach Ägypten umkehren!" Moses und Aaron fielen vor der ganzen versammelten Gemeinde der Israeliten auf ihr Antlitz. Josua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephunnes, die bei den Kundschaftern des Landes waren, zerrissen ihre Kleider. Sie sprachen zur ganzen Gemeinde der Israeliten: "Das Land, das wir durchzogen, um es auszukundschaften, ist ein überaus fruchtbares Land. Wenn der Herr uns zugetan ist, so bringt er uns in dieses Gebiet und verleiht uns dieses Land, das von Milch und Honig überfließt. Nur zeigt euch nicht störrisch wider den Herrn! Fürchtet nicht die Bewohner des Landes; wir werden sie verschlingen. Ihr Schutz ist von ihnen gewichen; mit uns aber ist der Herr! Fürchtet euch nicht vor ihnen!" Bringe zum Trankopfer ein halbes Hin Wein dar; das sei ein Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn. Der Herr sprach zu Moses: "Wie lange noch sollen diese Leute mich verhöhnen? Wie lange noch werden sie ungläubig sein trotz der Zeichen, die ich in ihrer Mitte getan habe? Ich will sie mit der Pest schlagen, ich will sie hinwegtilgen und dich zu einem Volk machen, das größer und stärker ist als dieses." Moses erwiderte dem Herrn: "Die Ägypter haben vernommen, daß du dieses Volk in deiner Macht aus ihrer Mitte hinweggeführt hast. Sie teilten es den Bewohnern dieses Landes mit. Man vernahm, daß du, Herr, inmitten dieses Volkes bist, der sich ihnen Auge in Auge geoffenbart hat, du, der Herr! Deine Wolke steht über ihnen; am Tage ziehst du in der Wolkensäule und nachts in der Feuersäule vor ihnen einher. Tötest du dieses Volk wie einen Mann, dann werden die Völker, die von dir Kunde vernahmen, sagen: Nur weil er außerstande war, dies Volk in das Land zu bringen, das er ihnen eidlich versprach, hat er es in der Wüste getötet! Möchte sich doch nunmehr die Kraft des Herrn groß erzeigen, wie du verheißen hast: Der Herr ist langmütig und reich an Huld, er vergibt Schuld und Frevel, aber er läßt nicht ganz ungestraft; er prüft die Schuld der Väter an den Kindern nach bis ins dritte und vierte Geschlecht. Vergib also die Schuld dieses Volkes nach der Größe deiner Huld und so, wie du diesem Volke von Ägypten an bis jetzt vergeben hast!" Der Herr sprach: "Ich vergebe, wie du es erbeten hast! Aber so wahr ich lebe, und so wahr des Herrn Majestät die ganze Erde erfüllt, all die Männer, die meine Herrlichkeit geschaut und die Wunder gesehen haben, die ich in Ägypten und in der Wüste gewirkt habe, und mich dennoch zehnmal versucht und auf meine Stimme nicht gehört haben, sollen nie das Land, das ich ihren Vätern eidlich zugesagt habe, schauen; auch alle, die mich schmähten, werden es nicht schauen. Nur meinen Knecht Kaleb will ich, weil ihn ein anderer Geist beseelte und er mir voll gehorsam war, in das Land bringen, das er schon betrat; seine Nachkommen sollen es erben. Aber in der Niederung bleibt der Amalekiter und Kanaaniter wohnen. Kehrt morgen um und zieht in die Wüste in der Richtung nach dem Schilfmeer!" Der Herr sprach zu Moses und Aaron: "Wie lange noch soll es mit dieser bösartigen Gemeinde dauern, daß sie wider mich murren? Das Murren der Israeliten wider mich habe ich gehört. Sage zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht der Herr, genauso, wie ihr es vor meinen Ohren ausgesprochen habt, will ich an euch handeln. In dieser Wüste werden eure Leiber fallen, und zwar alle von euch, die gemustert wurden, die ganze Zahl von zwanzig Jahren an und darüber, da ihr wider mich gemurrt habt! Von euch soll keiner in das Land kommen, das ich euch mit erhobener Hand als Wohnsitz versprochen habe, außer Kaleb, der Sohn Jephunnes, und Josua, der Sohn Nuns. Eure Kleinkinder hingegen, von denen ihr gesagt habt, daß sie Feindesbeute werden, bringe ich hinein, und sie werden das Land erben, das ihr verschmäht habt. Eure eigenen Leiber sollen in dieser Wüste fallen. Eure Söhne aber werden vierzig Jahre lang in der Wüste als Hirten leben und so euren Abfall büßen, bis eure Leiber in der Wüste verfallen sind. Gemäß der Zahl der vierzig Tage, die ihr gebraucht habt, um das Land auszukundschaften - jeden Tag für ein Jahr gerechnet - sollt ihr vierzig Jahre lang für eure Verschuldungen Buße tun! Ihr sollt meine Gegnerschaft kennenlernen! Ich, der Herr, habe gesprochen: Fürwahr, so will ich handeln mit dieser ganzen bösartigen Gemeinde, die sich wider mich zusammengerottet hat; in dieser Wüste sollen sie alle umkommen und sterben!" Die Männer aber, die Moses zum Auskundschaften des Landes gesandt hatte, und die nach ihrer Rückkehr die ganze Gemeinde wider ihn zum Murren reizten, indem sie falsche Gerüchte über das Land in Umlauf brachten, diese Männer, die üble Dinge über das Land in Umlauf brachten, starben vor dem Herrn eines schlagartigen Todes. Nur Josua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephunnes, blieben von den Männern, die zur Erkundung des Landes ausgezogen waren, am Leben. Moses teilte den Israeliten diese Worte mit. Darob wurde das Volk sehr traurig. In der Frühe des anderen Morgens machten sie Anstalten, auf die Gebirgshöhe hinaufzuziehen. Sie sagten: "Wir sind bereit, zu jenem Ort hinaufzuziehen, von dem der Herr redete, denn wir haben uns vergangen!" Moses entgegnete: "Warum wollt ihr dem Befehl des Herrn zuwiderhandeln? Es wird nicht gelingen! Zieht nicht hinauf! Denn der Herr ist nicht in eurer Mitte! Sonst werdet ihr im Angesicht eurer Feinde eine Niederlage erleiden! Denn die Amalekiter und Kanaaniter stehen euch dort gegenüber; durchs Schwert werdet ihr fallen! Ihr habt euch ja vom Herrn abgewendet, deshalb wird der Herr nicht mit euch sein!" Sie aber versteiften sich hartnäckig, auf die Gebirgshöhe zu ziehen. Doch die Bundeslade des Herrn und Moses wichen nicht vom Lager. [] Der Herr sprach zu Moses: "Rede zu den Israeliten und gebiete ihnen: Wenn ihr in das Land eurer Wohnsitze kommt, das ich euch geben will, und ihr dem Herrn ein Feueropfer darbringt, ein Brand- oder Schlachtopfer, um ein Gelübde einzulösen oder als freiwillige Gabe oder gelegentlich eurer Feste, um so dem Herrn einen lieblichen Wohlgeruch von Rindern oder Schafen zu bereiten, dann opfere, wer dem Herrn seine Opfergabe darbringt, zugleich als Speiseopfer ein Zehntel Epha Mehl, das mit einem Viertel Hin Öl angemacht ist. An Wein zum Trankopfer bereite bei jedem Lamm zu Brand- und Schlachtopfern ein Viertel Hin. Zu einem Widder aber füge als Speiseopfer zwei Zehntel Epha Mehl hinzu, das mit einem Drittel Hin Öl vermengt ist, als Trankopfer ein Drittel Hin Wein, so wird es ein lieblicher Wohlgeruch für den Herrn. Bringst du dagegen ein Kalb als Brand- oder Schlachtopfer dar, um ein Gelübde einzulösen oder als Friedopfer für den Herrn, dann opfere zum Kalb als Speiseopfer drei Zehntel Epha Mehl, das mit einem halben Hin Öl angemacht ist. Bringe zum Trankopfer ein halbes Hin Wein dar; das sei ein Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn. So werde verfahren bei jedem Rind, bei jedem Widder, jedem Schaf- oder Ziegenlamm. Gemäß der Anzahl die ihr herrichtet, habt ihr bei jedem Stück so zu verfahren. Jeder Einheimische tue dies, wenn er ein Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs dem Herrn darbringt. Wenn ein Fremder bei euch weilt oder einer, der für immer in eurer Mitte wohnt und ein Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs dem Herrn darbringen will, muß er ebenso tun wie ihr. Ein und dieselbe Satzung gilt für euch wie für den Fremden, der sich bei euch aufhält; eine immerwährende für eure Geschlechterfolge geltende Satzung sei es: Vor dem Herrn gilt für den Fremden dasselbe wie für euch. Das gleiche Gesetz und das gleiche Recht gelte für euch und für den Fremden, der sich bei euch aufhält." Es sprach der Herr zu Moses: "Rede zu den Israeliten und befiehl ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, in das ich euch führen will, und ihr vom Brot des Landes eßt, sollt ihr dem Herrn ein Hebeopfer abgeben! Als Erstling eures Brotteiges sollt ihr ein Ringbrot als Hebe darbringen; wie die Hebe von der Tenne sollt ihr sie abliefern. Vom Erstling eures Brotteiges gebt dem Herrn eine Hebe ab von Geschlecht zu Geschlecht! Wenn ihr euch unabsichtlich vergeht und irgendeines dieser Gebote nicht befolgt, die der Herr dem Moses angeordnet hat, irgend etwas von dem, was der Herr euch durch Moses befehlen ließ von dem Tage an, da der Herr es geboten hat, und fürderhin von Geschlecht zu Geschlecht, So soll, wenn das Versehen aus Unachtsamkeit der Gemeinde begangen worden ist, die ganze Gemeinde einen Jungstier als Brandopfer darbringen zum lieblichen Wohlgeruch für den Herrn, nebst dem zugehörigen Speise- und Trankopfer nach Gebühr, ferner einen Ziegenbock als Sündopfer. Der Priester schaffe für die ganze Gemeinde der Israeliten Sühne; dann wird ihnen vergeben, denn es war ein Versehen; sie müssen ihre Gabe als Feueropfer für den Herrn darbringen, dazu ihr Sündopfer vor dem Herrn für ihr Versehen. Es wird der ganzen Gemeinde der Israeliten und dem Fremdling, der unter ihnen weilt, vergeben; denn das Versehen fiel dem ganzen Volk zur Last. Verfehlt sich dagegen ein einzelner unabsichtlich, so hat er eine einjährige Ziege als Sündopfer darzubringen. Der Priester soll für ihn, der sich durch sein Vergehen unabsichtlich versündigt hat, Sühne schaffen, indem er die Sühnehandlung für ihn vollzieht; dann wird ihm vergeben. Für den Einheimischen unter den Israeliten wie für den Fremden in ihrer Mitte gilt in diesem Fall des unabsichtlichen Vergehens ein und dieselbe Bestimmung. Sündigt aber jemand, ein Einheimischer oder ein Fremder, mit erhobener Hand, so schmäht er den Herrn; ausgerottet werde er aus seinem Volk. Er hat ja das Wort des Herrn mißachtet und sein Gebot gebrochen! Ausgerottet werde ein solcher unerbittlich; seine Schuld lastet auf ihm." Als die Israeliten in der Steppe weilten, stießen sie auf einen Mann, der am Sabbat Holz sammelte. Da brachten ihn die Leute, die ihn beim Holzlesen ertappt hatten, zu Moses, Aaron und der ganzen Gemeinde. Man legte ihn in Gewahrsam; denn es war unentschieden, was mit ihm geschehen sollte. Der Herr sprach zu Moses: "Der Mann soll des Todes sterben. Die ganze Gemeinde soll ihn außerhalb des Lagers steinigen!" Die ganze Gemeinde führte ihn außerhalb des Lagers. Man steinigte ihn zu Tode, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Der Herr sprach zu Moses: "Rede zu den Israeliten und befiehl ihnen: Sie sollen sich Quasten an die Zipfel ihrer Kleider nähen, sie und ihre Nachkommen, und an jeder Zipfelquaste eine Schnur von violettem Purpur anbringen. Das soll für euch ein Zeichen sein: Wenn ihr sie seht, sollt ihr aller Gebote des Herrn gedenken, nach ihnen handeln und nicht abschweifen nach den Gelüsten eurer Herzen und Augen, durch die ihr euch verführen laßt. So sollt ihr all meiner Gebote eingedenk sein, sie tun, und heilig sein vor eurem Gott! Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus dem Lande Ägypten hinweggeführt hat, um euer Gott zu sein: Ich bin der Herr, euer Gott!" Es empörten sich Korach, der Sohn des Jizhar, der Enkel des Kehat, der Urenkel Levis, und Datan und Abiram, die Söhne Eliabs; dieser war ein Sohn Pallus, des Sohnes Rubens. Sie empörten sich mit zweihundert israelitischen Männern, Fürsten der Gemeinde, Vertretern des Volkes, Männern von höchstem Ansehen, gegen Moses. Wider Moses und Aaron scharten sie sich zusammen und sprachen zu ihnen: "Nun ist es genug! Die ganze Gemeinde, alle insgesamt sind heilig, und der Herr ist in ihrer Mitte. Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des Herrn?" Moses hörte dies und fiel auf sein Antlitz nieder. Er antwortete Korach und seinem ganzen Gefolge: "Morgen wird der Herr kundtun, wer zu ihm gehört, und wer der Heilige ist, den er zu sich herantreten läßt. Wen er dann erwählt, der darf ihm nahen. Tut folgendes: Nehmt eure Räucherpfannen, Korach und seine ganze Gefolgschaft! Tut Feuer hinein und legt morgen vor dem Herrn Räucherwerk darauf! Wen der Herr dann erwählt, der wird als heilig gelten. Jetzt aber laßt es genug sein, ihr Söhne Levis!" Moses sprach zu Korach: "Hört, ihr Söhne Levis! Ist es euch zu wenig, daß euch der Gott Israels aus der Gemeinde der Israeliten ausgesondert hat, um euch sich nahen zu lassen, damit ihr Dienst an der Wohnstätte des Herrn verrichtet und vor der Gemeinde steht, um für sie Dienst zu tun? Er ließ doch dich und alle deine Brüder, die Söhne Levis, sich nahen. Ihr aber verlangt gar nach dem Priestertum. Gegen den Herrn habt ihr euch also zusammengerottet, du und dein ganzes Gefolge; denn was ist Aaron, daß ihr wider ihn murrt?" Moses sandte Leute, Datan und Abiram, die Söhne Eliabs, zu rufen. Sie ließen sagen: "Wir kommen nicht! Ist es noch zu wenig, daß du uns aus einem Land, das von Milch und Honig fließt, herausgeführt hast, um uns in der Wüste sterben zu lassen? Nun willst du dich gar noch zum Herrn über uns aufwerfen! Fürwahr, du hast uns nicht in ein Land gebracht, das von Milch und Honig fließt, und hast uns keinen Besitz an Feldern und Weinbergen gegeben! Willst du dieser Leute Augen blind machen? Wir kommen nicht!" Moses wurde sehr zornig und sprach zum Herrn: "Wende dich ihrem Opfer nicht zu! Keinen Esel habe ich ihnen fortgenommen. Niemand von ihnen habe ich ein Leid getan!" Da sprach Moses zu Korach: "Du samt deinem ganzen Gefolge, erscheine morgen vor dem Herrn; du, sie und Aaron! Nehmt eure Räucherpfannen, tut Räucherwerk darauf, und dann bringe ein jeder seine Pfanne vor den Herrn - zweihundertfünfzig Räucherpfannen also -, auch du und Aaron, ein jeder seine Pfanne!" Da nahm ein jeder seine Räucherpfanne, tat Feuer hinein und legte Räucherwerk darauf. Sie stellten sich am Eingang des Offenbarungszeltes auf; ebenso Moses und Aaron. Korach aber versammelte die ganze Gemeinde vor der Türe des Offenbarungszeltes gegen sie. Da erschien der gesamten Versammlung die Herrlichkeit des Herrn. Der Herr sprach zu Moses und Aaron: "Sondert euch ab von dieser Gemeinde! Ich will sie urplötzlich vernichten!" Sie warfen sich auf ihr Antlitz und flehten: "O Gott, du Gott des Lebenshauches in allem Fleisch! Wenn einer sündigt, willst du dann über die ganze Gemeinde zürnen?" Da sprach der Herr zu Moses: "Weise die Gemeinde an: Zieht euch zurück aus dem Umkreis der Wohnung Korachs, Datans und Abirams!" Moses machte sich auf und begab sich zu Datan und Abiram. Die Ältesten Israels folgten ihm. Dann sprach er zur Gemeinde: "Tretet weg von den Zelten dieser schuldbeladenen Männer! Rührt nichts von dem an, was ihnen gehört, sonst werdet ihr hinweggerafft ob aller ihrer Sünden!" Man zog sich aus dem Umkreis der Wohnung Korachs, Datans und Abirams zurück. Datan und Abiram standen draußen am Eingang ihrer Zelte mit ihren Frauen, Söhnen und kleinen Kindern. Moses sprach: "Daran sollt ihr erkennen, daß der Herr mich gesandt hat, all diese Taten zu vollbringen, und daß sie nicht von mir selbst ausgehen: Sterben diese, wie alle Menschen sterben, und widerfährt ihnen nur das, was allen Menschen zu widerfahren pflegt, so hat der Herr mich nicht gesandt. Schafft der Herr aber etwas noch nie Gewesenes, und reißt die Erde ihren Schlund auf und verschlingt sie samt allem, was ihnen gehört, und fahren sie lebendig ins Totenreich hinab, dann erkennt ihr, daß diese Männer den Herrn geschmäht haben!" Als er diese Worte gesprochen hatte, spaltete sich der Boden unter ihnen. Die Erde riß ihren Schlund auf und verschlang sie mit ihren Familien und all den Leuten, die zu Korach gehörten, und der gesamten Habe. Sie fuhren mit allem, was ihnen gehörte, lebendig ins Totenreich hinab; die Erde schloß sich über ihnen wieder. So verschwanden sie mitten aus der Gemeinde. Ganz Israel, das ringsherum stand, floh bei ihrem Aufschrei; denn sie sagten sich: "Daß nur die Erde nicht auch uns verschlingt!" Ein Feuer ging aus vom Herrn und fraß die zweihundertfünfzig Mann, die das Räucherwerk darbrachten. Dann redete der Herr zu Moses: "Sage Eleasar, dem Sohne des Priesters Aaron, er möge die Räucherpfannen von der Brandstätte aufheben - das Feuer aber verstreue weit hinweg! -; denn sie sind dem Heiligtum verfallen. Aus den Räucherpfannen dieser Männer, die ihr Leben durch Freveltaten verwirkt haben, mache man gehämmerte Blechplatten als Überzug für den Altar. Denn sie haben die Pfannen vor den Herrn hingebracht, und so sind sie dem Heiligtum verfallen. Sie sollen den Israeliten als Mahnzeichen dienen." Da nahm der Priester Eleasar die kupfernen Räucherpfannen, welche die vom Feuer Verzehrten herangebracht hatten; man hämmerte sie breit als einen Überzug für den Altar. Ein Warnzeichen sollte es für die Israeliten sein, daß keiner, der nicht vom Stamme Aarons ist, unberufen herantrete, um Räucherwerk vor dem Herrn anzuzünden, damit es ihm nicht ergehe wie Korach und seiner Gefolgschaft. Ihm geschah, wie der Herr durch Moses verkündet hatte. Die ganze Gemeinde der Israeliten murrte am andern Morgen wider Moses und Aaron und sprach: "Ihr habt das Volk des Herrn ermordet!" Da sich nun die Gemeinde wider Moses und Aaron zusammenrottete, wandten sich diese zum Offenbarungszelt. Und siehe, die Wolke bedeckte es, und die Herrlichkeit des Herrn erschien. Moses und Aaron eilten hin vor das Offenbarungszelt. Der Herr redete zu Moses: "Fort von dieser Gemeinde! Ich will sie jäh vertilgen!" Da fielen sie auf ihr Antlitz nieder. Moses aber sprach zu Aaron: "Nimm die Räucherpfanne und gib Feuer vom Altar hinein, lege Räucherwerk auf, trage es eiligst zur Gemeinde hin und schaffe ihr Sühne; denn vom Herrn ist bereits der Zorn ausgegangen, die Plage hat angefangen!" Da nahm sie Aaron, wie Moses geboten hatte, lief mitten unter die versammelte Menge, und siehe, die Plage unter dem Volke hatte schon begonnen. Er räucherte und schaffte dem Volk Sühne. Er stellte sich zwischen die Toten und die Lebendigen; so wurde der Plage Einhalt getan. Die Anzahl der Toten belief sich bei der Heimsuchung auf vierzehntausendsiebenhundert, abgesehen von denen, die Korachs wegen umgekommen waren. Dann kehrte Aaron zu Moses zurück an die Türe des Offenbarungszeltes, als die Plage zum Stillstand gebracht war. Der Herr sprach zu Moses: "Rede mit den Israeliten und nimm von ihnen je einen Stab für jeden Stamm, und zwar von ihren Fürsten nach ihren Stämmen, also zwölf Stäbe! Schreibe den Namen eines jeden auf seinen Stab! Den Namen Aarons schreibe auf den Stab Levis; denn je ein Stab ist für das Stammeshaupt. Lege sie dann nieder im Offenbarungszelt vor der Gesetzeslade, wo ich mich euch offenbare. Und der Stab dessen, den ich mir erwähle, soll ausschlagen! So will ich das Murren der Israeliten, das sie gegen euch erheben, vor mir zum Schweigen bringen." Also redete Moses zu den Israeliten. Darauf gaben ihm alle Fürsten je einen Stab für jeden Fürsten nach ihren Stämmen, also zwölf Stäbe; der Stab Aarons war auch darunter. Moses legte die Stäbe vor dem Herrn im Offenbarungszelt nieder. Am folgenden Morgen betrat er das Offenbarungszelt. Da grünte der Stab Aarons, der zum Stamme Levi gehörte. Er hatte ausgeschlagen, Blüten getrieben und Mandeln zur Reife gebracht. Moses brachte alle Stäbe vom Herrn weg heraus zu allen Israeliten; man schaute sie an, und ein jeder nahm seinen Stab. Der Herr sprach zu Moses: "Lege den Stab Aarons wieder vor die Gesetzeslade! Er soll aufbewahrt bleiben als ein Mahnzeichen für Widerspenstige. Bringe so ihr Murren vor mir zum Schweigen, damit sie nicht sterben müssen!" Moses tat, wie der Herr ihm befohlen hatte. Die Israeliten aber sprachen zu Moses: "Wahrlich, wir kommen um! Verloren sind wir, alle sind wir verloren! Wer der Wohnstätte des Herrn sich nur nähert, muß sterben! Sollen wir denn vollständig zugrunde gehen?" Da sprach der Herr zu Aaron: "Du, deine Söhne und deine Familie mit dir, ihr alle sollt die Verantwortung für das Heiligtum und für jedes Vergehen in eurem Priesteramt auf euch nehmen! Aber auch deine Brüder, der Stamm Levi, dein väterlicher Stamm, sollen mit dir herantreten. Sie sollen sich dir anschließen und dich bedienen. Du aber mit deinen Söhnen tue Dienst vor dem Zelt des Gesetzes! Jene sollen die zu deinem Dienst und zur Dienstleistung im Zelte erforderlichen Obliegenheiten verrichten; nur dürfen sie sich nicht den heiligen Geräten und dem Altar nähern, sonst müßten sie und ihr sterben. Sie sollen sich dir anschließen und die gesamten Obliegenheiten am Offenbarungszelt verrichten; ein Unbefugter darf zu euch nicht herantreten! Doch die Dienstobliegenheiten am Heiligtum und am Altar dürft nur ihr verrichten, damit nicht noch einmal ein Zorngericht über die Israeliten komme! Seht, ich habe eure Brüder, die Leviten, aus der Mitte der Israeliten herausgenommen als ein Geschenk für euch; sie sind dem Herrn als Eigentum übertragen, den heiligen Dienst am Offenbarungszelt zu verrichten. Du aber samt deinen Söhnen sollst deines Priesteramtes walten in allem, was den Altar angeht und den Dienst hinter dem Vorhang. Das Priestertum übergebe ich euch als Amtsgeschenk; der Unbefugte, der hinzutritt, muß sterben." Der Herr sprach zu Aaron: "Siehe, ich gebe dir, was von meinen Hebeopfern aufzubewahren ist; von allen heiligen Gaben der Israeliten gebe ich es dir als Anteil und deinen Söhnen als eine immerwährende Gebühr. Dies soll dir von den hochheiligen Gaben, die nicht verbrannt werden, als Gebühr zufallen: All ihre Abgaben bei allen Speiseopfern, Sündopfern und Schuldopfern, die sie mir darbringen. Als Hochheiliges mögen sie dir und deinen Söhnen zufallen! An hochheiliger Stätte sollst du sie verzehren; alle Männer dürfen davon essen; als etwas Heiliges haben sie dir zu gelten. Auch folgendes gehört dir: die Abgabe ihrer Opfergeschenke bei allen Weiheopfern der Israeliten. Ich übergebe sie dir, deinen Söhnen und deinen Töchtern als eine immerwährende Gebühr; jeder Reine in deiner Familie darf davon essen: Alles Beste vom Öl, Most und Getreide, die Erstlingsgaben für den Herrn überlasse ich dir. Die Erstlinge von allem, was im Lande wächst und was dem Herrn dargebracht wird, sollen dir gehören. Jeder, der rein ist in deiner Familie, darf davon essen. Alles Banngut in Israel sei dein Eigentum. Jegliche Erstgeburt von allen Lebewesen, die man dem Herrn darbringt, vom Menschen und vom Vieh, gehöre dir; nur mußt du die menschliche Erstgeburt auf jeden Fall auslösen lassen und auch die Erstgeburt unreiner Tiere. Was ihre Auslösung angeht, so sollst du sie im Alter von einem Monat nach dem Schätzungswert für einen Betrag von fünf Sekel heiligen Gewichtes, den Sekel zu zwanzig Gera, auslösen lassen. Aber die Erstlingswürfe von Rindern, Schafen oder Ziegen darfst du nicht auslösen lassen; heilig sind sie; ihr Blut sollst du an den Altar sprengen und ihr Fett in Rauch aufgehen lassen, ein Feueropfer zum lieblichen Wohlgeruch für den Herrn. Ihr Fleisch aber gehöre dir; wie die Weihebrust und die rechte Keule soll es dir gehören. Alle Hebeopfer von hochheiligen Gaben, welche die Israeliten als Hebeopfer dem Herrn darbringen, gebe ich dir samt deinen Söhnen und Töchtern als eine immerwährende Gebühr. Es sei dies ein für immer geltender Salzbund vor dem Herrn für dich und deine Nachkommen mit dir!" Der Herr sprach zu Aaron: "In ihrem Lande sollst du überhaupt keinen Erbbesitz haben, und einen Anteil in ihrer Mitte kannst du nicht bekommen: Ich bin dein Anteil und dein Erbteil inmitten der Israeliten! Den Söhnen Levis schenke ich hiermit sämtliche Zehntabgaben in Israel als Erbbesitz für ihren Dienst, den sie verrichten, den Dienst am Offenbarungszelt. Die Israeliten aber sollen sich fürderhin nicht mehr dem Offenbarungszelt nähern, damit sie keine Sünde auf sich laden und sterben. Der Levit allein hat am Offenbarungszelt den Dienst zu verrichten; er hat die Verantwortung auf sich zu nehmen als eine immerwährende Verpflichtung von Geschlecht zu Geschlecht; aber Erbbesitz unter den Israeliten soll er nicht haben. Denn ich weise den Leviten den Zehnten der Israeliten, den sie dem Herrn als Hebeopfer darbringen, zum Erbbesitz an; darum habe ich ihnen befohlen, daß sie inmitten der Israeliten keinen Erbbesitz erhalten." Der Herr sprach zu Moses: "Rede zu den Leviten und befiehl ihnen: Wenn ihr von den Israeliten den Zehnten empfangt, den ich euch von ihnen als euren Erbbesitz zugewiesen habe, so sollt ihr von ihm das Hebeopfer für den Herrn abheben, nämlich einen Zehnten vom Zehnten. Und euer Hebeopfer wird euch angerechnet wie (den anderen) das Getreide von der Tenne und der Überfluß von der Kelter; so sollt auch ihr das Hebeopfer für den Herrn von all euren Zehnteinnahmen, die ihr von den Israeliten in Empfang nehmt, abheben; davon sollt ihr die Hebe des Herrn an Aaron, den Priester, übergeben. Von allen euch zufallenden Gaben sollt ihr das gesamte Hebeopfer für den Herrn abheben, von allem, was euch als Bestes gilt, die gebührende heilige Abgabe! Sprich zu ihnen: Wenn ihr das Beste davon abgebt, so wird es den Leviten angerechnet wie (den anderen) der Ertrag von Tenne und Kelter. Ihr und eure Familie könnt den Zehnten an jedem Orte verzehren, ist er doch euer Lohn für euren Dienst am Offenbarungszelt. Seinetwegen ladet ihr keine Schuld auf euch, entweiht nicht die heiligen Abgaben der Israeliten und werdet nicht sterben, wenn ihr das Erlesenste davon abgebt." Der Herr redete zu Moses und Aaron: "Dies ist die Gesetzesbestimmung, die der Herr erläßt: Sage den Israeliten, sie möchten eine rotfarbige fehlerlose Kuh zu dir bringen, an der keinerlei Makel ist und auf die noch kein Joch gelegt ward. Übergebt sie dem Priester Eleasar. Man führe sie hinaus vor das Lager und schlachte sie vor seinen Augen. Der Priester Eleasar nehme mit seinem Finger etwas von ihrem Blute und sprenge siebenmal nach der Vorderseite des Offenbarungszeltes hin. Man verbrenne dann die Kuh vor seinen Augen, ihr Fell, Fleisch und Blut samt dem Mageninhalt. Der Priester aber nehme Zedernholz, Ysop und Karmesinfarbe und werfe es hinein in das Feuer, in dem die Kuh brennt. Danach wasche er seine Kleider und bade seinen Leib im Wasser und komme zum Lager; er bleibt aber unrein bis zum Abend. Auch wer sie verbrannt hat, wasche seine Kleider und bade in Wasser, er bleibt ebenso unrein bis zum Abend. Dann sammle ein Reiner die Asche der Kuh und lege sie draußen vor dem Lager an einem reinen Ort nieder, damit sie für die Gemeinde der Israeliten für das Reinigungswasser aufbewahrt werde; sie ist ja ein Sündopfer. Wer aber die Asche der Kuh gesammelt hat, wasche seine Kleider; er bleibt unrein bis zum Abend." Folgende Vorschrift gelte für die Israeliten und die Fremden, die sich unter ihnen aufhalten, als immerwährende Satzung: Wer einen Toten, den Leichnam irgendeines Menschen, berührt wird sieben Tage unrein. Mit dem Reinigungswasser nun soll sich ein solcher am dritten und siebten Tage entsündigen; dann wird er rein; läßt er sich aber am dritten und siebten Tage nicht entsündigen, so bleibt er unrein. Wer immer einen Verstorbenen, den Leichnam eines Toten, berührt und sich nicht entsündigen läßt, befleckt die Wohnstätte des Herrn; er soll ausgerottet werden aus Israel; Reinigungswasser ward auf ihn nicht gesprengt, also bleibt er unrein; seine Befleckung haftet weiterhin an ihm. Es gilt folgendes Gesetz: Stirbt jemand in einem Zelt, so wird jeder, der das Zelt betritt, und jeder, der sich gerade darin befindet, sieben Tage lang unrein. Auch jedes offene Gefäß, das keinen an einer Schnur befestigten Verschluß hat, wird unrein. Ebenso wird jeder, der auf freiem Felde mit einem Schwertdurchbohrten, einem Verstorbenen, einem Menschengerippe oder mit einem Grab in Berührung kommt, für sieben Tage unrein. Man nehme für einen so Verunreinigten etwas Asche vom verbrannten Sündopfer und gieße darüber in ein Gefäß frisches Quellwasser. Ein Reiner nehme dann Ysop, tauche ihn in das Wasser, besprenge das Zelt, alle Geräte und alle Personen, die sich dort gerade aufhielten, ferner auch den, der Gebeine, einen Erschlagenen, Gestorbenen oder ein Grab berührt hat. Der Reine soll den Befleckten am dritten und am siebten Tag besprengen; so entsündigt er ihn am siebten Tag; jener muß jedoch seine Kleider waschen und baden, dann ist er am Abend rein. Wird aber jemand unrein, und läßt er sich nicht entsündigen, soll er aus der Gemeinde ausgerottet werden; denn er hat das Heiligtum des Herrn befleckt; kein Reinigungswasser ward auf ihn gesprengt; also ist er unrein. Dieses sei ihnen eine immerwährende Satzung. Auch wer das Reinigungswasser gesprengt hat, wasche seine Kleider; wer mit dem Reinigungswasser in Berührung kommt, bleibt unrein bis zum Abend. Alles, was der Unreine berührt, wird unrein; wer ihn aber berührt, ist unrein bis zum Abend." Im ersten Monat gelangte die ganze Gemeinde der Israeliten in die Wüste Zin. Das Volk ließ sich in Kades nieder. Mirjam starb dort und wurde daselbst bestattet. Die Gemeinde hatte kein Wasser und rottete sich deshalb wider Moses und Aaron zusammen. Das Volk haderte mit Moses und schrie: "Ach, wären wir doch damals mit umgekommen, als unsere Brüder vor dem Herrn umkamen! Warum habt ihr die Gemeinde des Herrn in diese Wüste geführt, damit wir hier sterben zusammen mit unserem Vieh? Und warum habt ihr uns aus Ägypten fortgeführt, um uns an diesen bösen Ort zu bringen? Hier gibt es keine Saat, keinen Feigenbaum, keinen Weinstock, keinen Granatapfel und nicht einmal Trinkwasser." Moses und Aaron gingen von der Gemeinde weg vor den Eingang des Offenbarungszeltes. Sie warfen sich auf ihr Antlitz nieder, und es erschien ihnen die Herrlichkeit des Herrn. Der Herr sprach zu Moses: "Nimm den Stab, versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron, und redet vor ihren Augen zum Felsen; dieser wird daraufhin sein Wasser hervorsprudeln lassen. Laß für sie Wasser aus dem Felsen fließen und tränke damit die Gemeinde zusammen mit ihrem Vieh!" Da holte Moses den Stab vor dem Herrn, wie er ihm befohlen hatte. Moses und Aaron versammelten die Gemeinde vor dem Felsen. Moses sprach zu ihnen: "Hört, ihr Widerspenstigen, können wir wohl aus diesem Felsen Wasser für euch fließen lassen?" Moses erhob seine Hand und schlug mit dem Stab zweimal gegen den Felsen. Es kam viel Wasser heraus. Die Gemeinde samt ihrem Vieh konnte trinken." Der Herr sprach zu Moses und Aaron: "Weil ihr kein Vertrauen in mich gesetzt und mich vor den Augen der Israeliten nicht als den Heiligen geehrt habt, werdet ihr diese Gemeinde nicht in das Land, das ich für sie bestimmt habe, hineinführen." Dies ist das Haderwasser (Meriba), wo die Israeliten mit dem Herrn haderten und er sich ihnen als heilig erwies. Moses sandte von Kades aus Boten an den König von Edom: "So sagt dir dein Bruder Israel: Du kennst all die Mühsal, die uns getroffen hat. Unsere Väter sind nach Ägypten gezogen, und wir wohnten in Ägypten lange Zeit. Die Ägypter aber haben an uns und unseren Vätern schlecht gehandelt. Wir schrieen zum Herrn, er hörte unseren Ruf und sandte einen Engel, der uns aus Ägypten wegführte. Da sind wir nun in Kades, einer Grenzstadt deines Gebietes. Wir möchten gerne durch dein Land ziehen; wir werden kein Feld und keinen Weinberg betreten, kein Wasser aus den Brunnen trinken, nur die Königsstraße entlangziehen und weder nach rechts noch nach links abbiegen, bis wir dein Gebiet durchzogen haben!" Edom aber antwortete: "Du darfst bei mir nicht durchziehen, sonst rücke ich gegen dich mit dem Schwerte aus!" Die Israeliten erwiderten ihm: "Nur auf der gebahnten Straße wollen wir ziehen; trinken wir aber Wasser samt unserem Vieh, so bezahlen wir dafür den vollen Preis. Von nichts weiter kann die Rede sein, als daß wir zu Fuß hindurchziehen wollen." Man erwiderte: "Ihr dürft nicht durchziehen!" Edom zog ihnen entgegen mit zahlreichem Kriegsvolk und starker Macht. Edom weigerte sich, Israel durch sein Gebiet ziehen zu lassen; da bog Israel seitwärts von ihnen ab. Sie brachen von Kades auf, und die Israeliten, die ganze Gemeinde, kamen zum Berge Hor. Der Herr sprach zu Moses und Aaron am Berge Hor, an der Landesgrenze Edoms: "Aaron soll jetzt zu seinen Volksgenossen versammelt werden. Er kommt ja nicht in das Land, das ich den Israeliten gebe; denn ihr habt euch am Haderwasser gegen meinen Befehl aufgelehnt. Nimm Aaron und seinen Sohn Eleasar und führe sie hinauf auf den Berg Hor. Entkleide dort Aaron seiner Gewänder und bekleide damit seinen Sohn Eleasar! Aaron wird dort hinweggerafft werden und sterben!" Moses tat, wie der Herr befohlen hatte. Sie stiegen auf den Berg Hor vor den Augen der ganzen Gemeinde. Moses entkleidete Aaron seiner Gewänder und bekleidete damit dessen Sohn Eleasar. Aaron starb dort auf dem Gipfel des Berges. Moses und Eleasar aber stiegen vom Berg herab. Die ganze Gemeinde nahm wahr, daß Aaron verschieden war, und das ganze Haus Israel beweinte Aaron dreißig Tage lang. Der Kanaaniterkönig von Arad, der im Südlande wohnte, hörte, daß Israel auf dem Weg von Atarim heranzog. Er ließ sich mit Israel in einen Kampf ein und nahm einige von ihnen gefangen. Da legte Israel dem Herrn ein Gelübde folgenden Inhalts ab: "Wenn du dieses Volk in meine Gewalt gibst, so vollstrecke ich an ihren Städten den Bann." Der Herr erhörte das Rufen Israels, übergab die Kanaaniter, und man vollstreckte an ihnen und ihren Städten den Bann. Die Ortschaft nannte man deshalb Chorma (Bann). Vom Berg Hor zog man in der Richtung nach dem Schilfmeer weiter, um das Land Edom zu umgehen. Unterwegs aber wurde das Volk ungeduldig. Die Leute haderten wider Gott und Moses: "Warum habt ihr uns aus Ägypten weggeführt? Damit wir etwa in der Wüste sterben? Kein Brot gibt es, kein Wasser gibt es, und uns ekelt diese dürftige Speise an!" Da sandte der Herr unter das Volk giftbrennende Schlangen. Sie bissen das Volk, und viele aus Israel starben. Nun kamen die Leute zu Moses und klagten: "Wir haben gesündigt; denn wir haben geredet wider den Herrn und dich; lege beim Herrn Fürbitte ein, er möge die Schlangen von uns vertreiben!" Moses trat also fürbittend für das Volk ein. Darauf sagte der Herr zu Moses: "Fertige dir eine Schlange und befestige sie an einer Stange! Jeder, der gebissen ist, soll dann zu ihr aufblicken, und er wird am Leben bleiben." Moses verfertigte also eine eherne Schlange und hängte sie an eine Stange. Und wirklich, wenn eine Schlange jemanden biß, und er blickte zur ehernen Schlange auf, so blieb er am Leben. Die Israeliten zogen weiter und lagerten bei Obot. Dann brachen sie von Obot auf und lagerten bei Ijje-Haabarim in der Wüste, die östlich an Moab grenzt. Von dort zogen sie weiter und lagerten im Bachtal Sared. Von dort brachen sie auf und lagerten jenseits des Arnon an der Stelle der Wüste, wo er aus dem Gebiet der Amoriter heraustritt. Denn der Arnon bildet die Grenze Moabs zwischen den Moabitern und Amoritern. Daher heißt es im Buch der Kriege des Herrn: "Waheb in Supha und die Bachtäler, den Arnon und den Abhang der Bachtäler, der sich hinstreckt bis Ar und an Moabs Grenze sich lehnt." Von dort (zogen sie) nach Beer. Das ist der Brunnen, von dem der Herr zu Moses sagte: "Versammle das Volk, ich will ihnen Wasser geben!" Damals sang Israel dieses Loblied: "Spring auf, Brunnen! Spring auf! Du Brunnen, von Fürsten gegraben, gebohrt von den Edlen des Volkes mit dem Zepter, mit ihren Stäben!"Aus der Wüste ging es nach Mattana, von Mattana nach Nachaliel und von Nachaliel nach Bamot. Von Bamot zogen sie nach dem Tal im Gefilde Moabs zum Gipfel des Pisga, der auf das Ödland herabschaut. Israel aber sandte Boten an Sichon, den König der Amoriter, mit der Bitte: "Ich möchte dein Land durchziehen; wir wollen nicht abbiegen auf ein Feld oder auf einen Weinberg, kein Wasser aus den Brunnen trinken, sondern auf der Königsstraße dahinziehen, bis wir dein Gebiet durchzogen haben." Sichon aber gestattete Israel den Durchzug durch sein Land nicht. Er zog all seine Mannschaften zusammen und zog Israel in der Wüste entgegen. Er kam nach Jahza und ließ sich mit Israel in einen Kampf ein. Doch die Israeliten schlugen ihn mit des Schwertes Schärfe und eroberten sein Land vom Arnon bis zum Jabbok, bis zu den Ammonitern hin; denn Jaser war Grenzstadt der Ammoniter. Israel nahm alle Städte dieses Landes ein und setzte sich in sämtlichen Städten der Amoriter fest, in Hesbon und in allen dazugehörenden Tochterstädten. Hesbon war die Stadt des Amoriterkönigs Sichon; er hatte nämlich mit dem früheren Moabiterkönig in Krieg gelegen und ihm sein ganzes Land bis zum Arnon abgenommen. Darum spotteten die Dichter: "Kommt nach Hesbon! Gebaut und befestigt werde Sichons Stadt! Denn Feuer ging aus von Hesbon, eine Flamme von Sichons Burg; sie fraß Ar in Moab, die Götzen der heiligen Höhen am Arnon. Moab, wehe dir! Verlorenes Volk des Kamosch! Seine Söhne ließ er fliehen, seine Töchter in Gefangenschaft geraten beim Amoriterkönig Sichon. Ihr Neuland ist vernichtet von Hesbon bis Dibon, von Naschim bis Nophach in Richtung Medeba." Israel setzte sich im Amoriterland fest. Da ließ Moses Jaser auskundschaften. Sie nahmen es samt seinen Tochterstädten ein und vertrieben die Amoriter, die dort wohnten. Hierauf wandten sie sich und zogen nach Basan zu. Der König Og von Basan rückte mit seinem ganzen Volk entgegen bis Edrei um mit ihnen zu kämpfen. Der Herr sprach zu Moses: "Fürchte dich nicht vor ihm! Ich übergebe ihn samt all seinen Leuten und seinem Gebiet in deine Gewalt. Verfahre mit ihm, wie du mit dem Amoriterkönig Sichon, der in Hesbon saß, verfahren bist!" So schlugen sie ihn, seine Söhne und alle seine Leute, daß ihm keiner übrigblieb, der entkommen konnte, und besetzten sein Land. Die Israeliten zogen weiter und lagerten in den Steppen Moabs jenseits des Jordans gegenüber von Jericho. Balak, der Sohn des Zippor, sah alles, was Israel den Amoritern angetan hatte. Da geriet Moab in große Furcht vor diesem Volk, denn es war überaus zahlreich, und es graute den Moabitern vor den Israeliten. Moab sprach zu den Ältesten der Midianiter: "Jetzt wird dieser Haufen alles rings um uns herum abfressen, wie das Rindvieh das Grüne des Feldes abgrast."Balak, der Sohn Zippors, war in jener Zeit König in Moab. Er sandte Boten an Bileam, den Sohn des Beor, nach Petor, das am Euphratstrom liegt, in das Land der Amawiter, um ihn herbeizurufen mit den Worten: "Ein Volk ist aus Ägypten weggezogen, hat die Oberfläche des Landes geradezu überschwemmt und sich nun mir gegenüber niedergelassen. Komm, bitte, und verfluche mir dieses Volk; denn es ist mächtiger als ich. Vielleicht kann ich es dann nach einer Niederlage aus dem Lande vertreiben; denn ich weiß: wen du segnest, der bleibt gesegnet, und wem du fluchst, der bleibt verflucht." Die Ältesten der Moabiter und Midianiter versahen sich mit Wahrsagerlohn, machten sich auf den Weg, kamen zu Bileam und richteten ihm die Botschaft Balaks aus. Er antwortete ihnen: "Übernachtet heute hier, und ich will euch mitteilen, was der Herr zu mir reden wird." Da blieben die Häuptlinge Moabs bei Bileam. Gott aber erschien Bileam und fragte: "Wer sind diese Männer bei dir?" Bileam gab Gott zur Antwort: "Balak, Zippors Sohn, der Moabiterkönig, ließ mir durch eine Gesandtschaft sagen: Siehe, das Volk, das aus Ägypten auszog, hat die Oberfläche dieses Landes überschwemmt! Komme und verfluche es mir; vielleicht kann ich dann mit ihm kämpfen und es vertreiben." Gott sprach zu Bileam: "Du sollst nicht mit ihnen gehen; du darfst das Volk nicht verfluchen, denn ich habe es gesegnet." Bileam stand am Morgen auf und gab den Häuptlingen Balaks die Weisung: "Kehrt allein in euer Land zurück; denn der Herr weigert sich, mich mit euch gehen zu lassen." Moabs Häuptlinge brachen auf, kamen zu Balak und teilten ihm mit: "Bileam weigerte sich, mit uns zu gehen." Da sandte Balak nochmals Häuptlinge, noch zahlreicher und noch angesehener als jene. Sie kamen zu Bileam und sprachen zu ihm: "So spricht Balak, der Sohn des Zippor: Laß dich doch nicht abhalten, zu mir zu kommen! Mit Belohnung will ich dich überhäufen und alles tun, was du mir sagst; komm und verfluche mir dieses Volk!" Bileam aber erwiderte den Leuten Balaks: "Gäbe mir Balak Silber und Gold in Fülle, soviel sein Palast nur fassen kann, so könnte ich doch nicht die Weisung des Herrn, meines Gottes, übertreten, weder im kleinen noch im großen. Und nun bleibt auch ihr in dieser Nacht hier! Ich will in Erfahrung bringen, was der Herr mir weiterhin sagt." Gott erschien dem Bileam des Nachts und sprach zu ihm: "Wenn diese Männer dich zu rufen gekommen sind, dann auf, gehe mit ihnen; aber nur das, was ich dir gebiete, sollst du tun!" Bileam machte sich am andern Morgen auf, sattelte seine Eselin und ging mit den Häuptlingen Moabs Da entbrannte der Zorn des Herrn, weil er hinzog, und der Engel des Herrn stellte sich ihm in den Weg, um ihm Widerstand zu leisten. Er aber ritt auf seiner Eselin in Begleitung von zwei Burschen. Die Eselin sah den Engel des Herrn am Wege, der mit gezücktem Schwerte in der Hand dastand. Sie bog von dem Weg ab und ging in das Feld. Bileam aber schlug die Eselin, um sie wieder auf den rechten Weg zu bringen. Da stellte sich der Engel des Herrn in einem Hohlweg zwischen den Weinbergen auf, wo Mauern waren auf beiden Seiten. Die Eselin erblickte den Engel des Herrn; sie drückte sich die Mauer entlang und drückte dabei Bileams Fuß an die Mauer. Da schlug er sie abermals. Wiederum ging der Engel des Herrn vorwärts und blieb an einer engen Stelle stehen, wo kein Weg war, um nach rechts oder links abzubiegen. Die Eselin erblickte den Engel des Herrn, und mit Bileam auf dem Rücken kauerte sie sich nieder. Bileam brach in Zorn aus und schlug sie mit dem Stock. Da öffnete der Herr den Mund der Eselin, und sie sagte zu Bileam: "Was habe ich dir getan? Denn schon dreimal hast du mich geschlagen!" Bileam erwiderte der Eselin: "Weil du deinen Mutwillen mit mir getrieben hast! Wenn ich ein Schwert in meiner Hand hätte, brächte ich dich jetzt um." Die Eselin antwortete Bileam: "Bin ich denn nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis auf den heutigen Tag? Habe ich mich denn jemals so gegen dich benommen?" Er erwiderte: "Nein." Er erwiderte: " Nun öffnete der Herr die Augen des Bileam. Da sah er den Engel des Herrn am Weg stehen, das gezückte Schwert in seiner Hand. Er verneigte sich und warf sich auf sein Antlitz. Der Engel des Herrn fragte ihn: "Warum hast du denn deine Eselin schon dreimal geschlagen? Siehe, ich selbst bin ausgezogen, um dir zu widerstehen; denn diese Reise wird gegen meinen Willen unternommen. Die Eselin sah mich und wich schon dreimal vor mir aus. Wäre sie nicht vor mir ausgewichen, dann hätte ich dich jetzt getötet, sie selbst aber am Leben gelassen." Da erwiderte Bileam dem Engel des Herrn: "Ich habe gefehlt! Ich bemerkte es nicht, daß du dich mir auf dem Weg entgegenstelltest. Nun aber, wenn die Sache dir mißfällig ist, kehre ich wieder um." Doch der Engel des Herrn sprach zu Bileam: "Geh mit den Männern! Rede aber nur das, was ich dir sagen werde!" Da ging Bileam mit den Häuptlingen Balaks. Balak hörte, daß Bileam komme. Er ging ihm bis Ar in Moab entgegen - es liegt an der Arnongrenze, hart an der äußersten Gemarkung. Und Balak sprach zu Bileam: "Habe ich dich nicht in dringlichster Weise rufen lassen? Warum bist du nicht zu mir gekommen? Bin ich denn wahrhaftig nicht imstande, dich reich zu machen?" Bileam erwiderte Balak: "Nun wohl, ich bin jetzt zu dir gekommen; aber werde ich wirklich irgend etwas künden können? Was Gott mir in den Mund legt, das allein werde ich reden." Bileam zog mit Balak, und sie kamen nach Kirjat-Chuzot. Balak opferte dort Rinder und Kleinvieh und schickte davon an Bileam und die Häuptlinge, die bei ihm waren." Am anderen Morgen nahm Balak Bileam mit und führte ihn nach Bamot-Baal hinauf. Von dort aus überblickte er das äußerste Ende des israelitischen Volkszuges. Bileam sprach zu Balak: "Erbaue mir hier sieben Altäre und richte mir daselbst sieben Jungstiere und sieben Widder her!" Balak tat, wie Bileam verlangt hatte, und beide brachten je einen Stier und einen Widder auf den Altären dar. Bileam sagte zu Balak: "Bleibe stehen bei deinem Brandopfer, ich aber will hingehen, vielleicht begegnet mir der Herr. Was er mich schauen läßt, will ich dir offenbaren."Dann ging er einen einsamen Höhenweg. Gott begegnete dem Bileam. Dieser sprach zu ihm: "Sieben Altäre habe ich herrichten lassen und brachte auf jedem einen Stier und einen Widder dar." Der Herr legte dem Bileam ein Wort in den Mund und sprach: "Kehre um zu Balak und rede dementsprechend!" Er kehrte hierauf zu ihm zurück und fand ihn bei seinem Brandopfer stehend mit allen Moabiterhäuptlingen. Da begann er seinen Spruch und redete: "Von Aram ließ Balak mich holen, Moabs König von des Ostens Gebirgsland. Komm doch, verfluche mir Jakob! Komm doch, verwünsche Israel! Wie könnte ich fluchen, wem Gott nicht flucht, wie verwünschen, wen der Herr nicht verwünscht? Vom Felsengipfel erblicke ich es, von den Hügeln werde ich es gewahr: Ein Volk, das ganz für sich wohnt, das sich nicht rechnet unter die Völker. Jakobs Staubkörner, wer kann sie zählen und wer die Sandkörner Israels? Möchte ich sterben den Tod des Gerechten, möchte mein Ende wie ihres sein!" Balak sprach zu Bileam: "Was hast du mir angetan? Um meine Feinde zu verfluchen, habe ich nach dir geschickt, du aber hast sie in Fülle gesegnet." Jener aber gab zur Antwort: "Muß ich mich nicht an das halten, was der Herr mir in den Mund legt, und es verkünden?" Da sprach Balak zu ihm: "Komm doch mit mir an eine andere Stelle, von wo du das Volk wirklich sehen kannst; du erblickst ja nur den äußersten Teil, aber nicht seine Vollzahl. Dann verfluche es mir von dort aus!" Dann nahm er ihn mit nach dem Späherfeld auf den Gipfel des Pisga, erbaute dort sieben Altäre und brachte auf jedem einen Stier und einen Widder dar. Jener aber sagte zu Balak: "Bleibe hier bei deinem Brandopfer stehen; ich aber will dort auf eine Gottesbegegnung warten." Da begegnete der Herr dem Bileam, legte ihm ein Wort in den Mund und sprach: "Kehre zurück zu Balak und rede dementsprechend!" Er begab sich zu ihm; dieser aber stand immer noch beim Brandopfer mit den Moabiterhäuptlingen zusammen. Balak fragte ihn: "Was hat der Herr gesprochen?" Da begann er seinen Spruch und sagte: "Wohlan, Balak, vernimm es, merke auf mich, Sohn Zippors! Nicht Mensch ist Gott, daß er lügt, nicht Menschensohn, daß er bereut. Verheißt er denn und tut es nicht, spricht er etwas und führt es nicht aus? Siehe, zu segnen habe ich den Auftrag; ich segne und nehme es nicht zurück. In Jakob erblickt man nichts von Leid, schaut keine Mühsal in Israel! Der Herr ist mit ihm, sein Gott, Königsjubel ertönt bei ihm! Gott führte sie aus Ägypten; wie des Wildochsen Hörner ist er für sie. Ja, es gibt keinen Zauberspruch gegen Jakob, keine Wahrsagekunst gegen Israel. Zur rechten Zeit wird von Jakob verkündet und von Israel, was Gott getan hat. Welch ein Volk! Wie eine Löwin springt es auf, wie ein Löwe reckt es sich empor. Nicht legt es sich nieder, ehe es Beute verzehrt, das Blut der Erschlagenen getrunken hat." Balak sprach nun zu Bileam: "Wenn du es schon nicht verfluchen kannst, so solltest du es doch wenigstens nicht segnen!" Bileam aber erwiderte dem Balak: "Habe ich dir nicht gesagt: alles, was der Herr redet, werde ich tun?" Balak sprach zu Bileam: "Komm doch, ich bringe dich an einen anderen Ort! Vielleicht gefällt es Gott, daß du es mir von dort aus verfluchst." Balak nahm den Bileam mit auf den Gipfel des Peor, der auf das Ödland hinabschaut. Bileam sprach zu Balak: "Erbaue mir hier sieben Altäre und richte mir daselbst sieben Jungstiere und sieben Widder her!" Balak tat, wie Bileam verlangte. Er brachte auf jedem Altar einen Stier und einen Widder dar. Bileam sah ein, daß es dem Herrn gut schien, Israel zu segnen. Daher ging er nicht wie die vorigen Male auf Bannsprüche aus, sondern richtete sein Antlitz gegen die Wüste. Bileam erhob seine Augen und sah Israel nach seinen Stämmen gelagert. Der Gottesgeist kam über ihn. Da begann er seinen Spruch und verkündete: "So spricht Bileam, der Sohn des Beor, so spricht der Mann, dessen Auge geschlossen ist! Spruch dessen, der Gottesworte hört, der Gesichte des Allmächtigen schaut, niedergefallen, entschleierten Auges: Wie schön sind, Jakob, deine Zelte und deine Wohnstätten, Israel! Wie Bachtäler weithin gedehnt, wie Gärten entlang einem Strom, wie Eichen vom Herrn gepflanzt, wie Zedern an den Gewässern. Es läßt Wasser rinnen aus seinen Eimern, seine Saat ist reichlich bewässert. Sein König ist mächtiger als Agag, seine Herrschaft reckt sich empor! Gott, der es aus Ägypten führte, ist ihm wie des Wildochsen Hörner. Es frißt die Völker, die es bedrängen, zermalmt ihre Knochen, zerschlägt seine Bedrücker. Dann kauert es nieder, liegt da wie ein Löwe, wie eine Löwin; wer mag es stören? Wer dich segnet, der sei gesegnet, verflucht ist, wer dich verflucht!" Balak wurde zornig über Bileam, schlug seine Hände zusammen und sprach zu ihm: "Meine Feinde zu verfluchen, habe ich dich gerufen. Du aber hast sie in Fülle gesegnet, nun bereits dreimal. Nun fliehe in deine Heimat! Ich hatte vor, dich reichlich zu belohnen, doch der Herr hat dich um die Ehrengeschenke gebracht." Bileam entgegnete dem Balak: "Sagte ich nicht schon zu deinen Boten, die du mir gesandt hast: Gäbe mir Balak Silber und Gold in Fülle, soviel sein Palast nur fassen kann, so würde ich doch dem Befehl des Herrn nicht zuwiderhandeln und von mir aus etwas tun zum Guten oder zum Schlimmen; nur was der Herr sagt, das werde ich verkünden. Nun gut, ich gehe jetzt zu meinem Volke. Doch komm, ich will dir noch eröffnen, was dieses Volk hier deinem Volk in ferner Zukunft antun wird!" Er begann seinen Spruch und sagte: "So spricht Bileam, der Sohn des Beor, so spricht der Mann, dessen Auge geschlossen ist. Spruch dessen, der Gottesworte hört, des Allerhöchsten Gedanken kennt, der Gesichte des Allmächtigen schaut, niedergefallen, entschleierten Auges: Ich sehe ihn, doch nicht schon jetzt, ich gewahre ihn, doch nicht nahe! Aufgeht aus Jakob ein Stern, ein Zepter erhebt sich aus Israel, zerschmettert Moab die Schläfen, den Scheitel der Söhne Sets insgesamt. Und Edom wird fremdes Gebiet, Seïr wird anderer Besitz, aber Israel gewinnt an Macht. Jakob herrscht über seine Feinde, vernichtet die Entronnenen von Seïr!" Er erblickte die Amalekiter, begann seinen Spruch und sagte: "Der Völker Erstling ist Amalek, doch sein Ende ist ein Ende für und für." Er schaute dann auf die Keniter, begann seinen Spruch und sagte: "Fest ist dein Sitz, Kain, dein Nest ist auf Fels gebaut! Dennoch ist es dem Untergang geweiht; wie lange noch, und Assur führt dich hinweg." Erhob nochmals mit seinem Spruch an und sagte: "Wehe, wer bleibt am Leben, wenn Gott dies verhängt? Schiffe kommen von den Kittäern her, sie demütigen Assur und erniedrigen Heber; doch auch dies geht schließlich unter für und für." Bileam machte sich auf den Weg und kehrte in seine Heimat zurück. Auch Balak ging seines Weges. Israel lagerte in Schittim. Das Volk begann, mit den Töchtern Moabs Unzucht zu treiben. Diese riefen das Volk zu den Opfermahlzeiten ihrer Götzen. Das Volk aß und warf sich vor deren Götzen nieder. Israel hängte sich an Baal-Peor. Da entbrannte der Zorn des. Herrn wider Israel. Der Herr sprach zu Moses: "Nimm alle Volksverführer, und laß sie zu Ehren des Herrn angesichts der Sonne an Pfählen aufhängen, damit der heiße Zorn des Herrn von Israel ablasse!" Moses gebot den Richtern Israels: "Es töte ein jeder die seiner Leute, die dem Baal-Peor anhingen!" Moses gebot den Richtern Israels: "Es töte ein jeder die seiner Leute, die dem Baal-Peor anhingen!" Da kam ein Israelit und brachte eine Midianiterin zu seinen Volksgenossen, und zwar im Angesicht des Moses und der ganzen Gemeinde der Israeliten, während diese an der Tür des Offenbarungszeltes wehklagten. Pinchas, der Sohn des Eleasar, der Enkel des Priesters Aaron, wurde dessen gewahr. Er stand auf, verließ die Gemeinde und griff nach einem Speer. Er ging dem israelitischen Mann in das Frauengemach nach und durchbohrte beide, den Israeliten und die Frau, in der Magengegend. Daraufhin ward der Plage unter den Israeliten Einhalt geboten. Die Zahl derer, die bei der Plage umgekommen waren, belief sich auf 24 000. Der Herr redete zu Moses: "Pinchas, Eleasars Sohn, des Priesters Aaron. Enkel, hat bewirkt, daß mein Grimm von den Israeliten abließ. Er ist nämlich an meiner Statt unter ihnen als Eiferer aufgetreten; deshalb habe ich die Israeliten in meiner Eifersucht nicht völlig aufgerieben. Darum verkünde: Siehe, ich verleihe ihm meinen Heilsbund. Ihm und seinen Nachkommen sei für immerwährende Zeit das Priesteramt vertraglich zugesichert dafür, daß er für seinen Gott geeifert und den Israeliten Sühne verschafft hat." Der getötete Israelit, der mit der Midianiterin zusammen erschlagen wurde, hieß Simri, der Sohn des Salu, des Fürsten einer Familie der Simeoniten. Die getötete midianitische Frau hieß Kosbi, die Tochter des Zur. Dieser war Stammeshaupt eines Geschlechtes bei den Midianitern. Der Herr sprach zu Moses: "Bekämpft die Midianiter und schlagt sie; denn auch sie haben euch durch die Arglist, die sie an euch übten, bekämpft. Es geschah dies im Falle des Peor und im Falle der Kosbi, der Tochter des Midianiterfürsten, ihrer Volksgenossin, die getötet wurde zur Zeit der Plage wegen des Peor." Nach dieser Heimsuchung sprach der Herr zu Moses und Eleasar, dem Sohn des Priesters Aaron: "Nehmt die Gesamtzahl der Israelitengemeinde auf, von zwanzig Jahren an, nach ihren Familien geordnet, alle, die heerespflichtig sind in Israel!" Moses und der Priester Eleasar zählten in den Steppen von Moab, am Jordan gegenüber Jericho, alle von zwanzig Jahren an und darüber, wie der Herr es dem Moses aufgetragen hatte. Die Israeliten aber, die aus dem Lande Ägypten ausgezogen waren, sind folgende: Ruben: der Erstgeborene Israels. Die Söhne Rubens: von Henoch das Geschlecht der Henochiten, von Pallu das Geschlecht der Palluiten, von Chezron das Geschlecht der Chezroniten, von Karmi das Geschlecht der Karmiten. Dies sind die Geschlechter der Rubeniten. Es belief sich die Zahl der Gemusterten auf 43 730. Die Söhne Pallus: Eliab. Die Söhne Eliabs: Nemuel, Datan und Abiram. Datan und Abiram waren diejenigen, die als berufene Gemeindevertreter unter dem Anhang Korachs sich gegen Moses und Aaron auflehnten und damit gegen den Herrn haderten. Die Erde riß ihr Maul auf und verschlang sie und Korach. Ihr Anhang aber kam dadurch um, daß Feuer die 250 Mann verzehrte, so daß sie zu einem Warnungszeichen wurden. Korachs Söhne aber kamen nicht um. Die Söhne Simeons nach ihren Geschlechtern: von Nemuel das Geschlecht der Nemueliten, von Jamin das Geschlecht der Jaminiten, von Jachin das Geschlecht der Jachiniten, von Serach das der Sarchiten, von Schaul das Geschlecht der Schauliten. Dies sind die Geschlechter der Simeoniten: 22 200. Die Söhne Gads nach ihren Geschlechtern: von Zephon das Geschlecht der Zephoniten, von Chaggi das der Chaggiten, von Schuni das der Schuniten, von Osni das Geschlecht der Osniten, von Eri das der Eriten, von Arod das Geschlecht der Aroditen von Ariel das Geschlecht der Arieliten. Dies sind die Geschlechter der Söhne Gads mit ihren Gemusterten: 40 500. Judas Söhne waren Er und Onan. Sie starben bereits im Lande Kanaan. Die Geschlechter der Söhne Judas waren noch diese: von Schela das Geschlecht der Schelaniten, von Perez das Geschlecht der Parziten, von Serach das Geschlecht der Sarchiten. Des Perez Söhne waren: von Chezron das Geschlecht der Chezroniten, von Chamul das der Chamuliten. Dies sind die Geschlechter Judas nach den Gemusterten: 76 500. Die Söhne Issachars nach ihren Geschlechtern: von Tola das Geschlecht der Tolaiten, von Puwwa das Geschlecht der Puniten, von Jaschub das Geschlecht der Jaschubiten, von Schimron das der Schimroniten. Dies sind die Geschlechter Issachars nach ihren Gemusterten: 64 300. Die Söhne Sebuluns nach ihren Geschlechtern: von Sered das Geschlecht der Sarditen, von Elon das der Eloniten, von Jachleel das der Jachleeliten. Dies sind die Geschlechter der Sebuluniten nach ihren Gemusterten: 60 500. Die Söhne Josephs nach ihren Geschlechtern: Manasse und Ephraim. Die Söhne Manasses: von Machir das Geschlecht der Machiriten, Machir zeugte Gilead; von Gilead das Geschlecht der Gileaditen. Dies sind die Söhne Gileads: von Jeser das Geschlecht der Jesriten, von Chelek das Geschlecht der Chelkiten, von Asriel das Geschlecht der Asrieliten, von Sichem das Geschlecht der Sichemiten, von Schemida das der Schemidaiten, von Chepher das der Chephriten. Zelophchad aber, der Sohn Chephers, hatte keine Söhne, sondern nur Töchter; die Töchter Zelophchads hießen: Machla, Noa, Chogla, Milka und Tirza. Dies sind die Geschlechter Manasses nach ihren Gemusterten: 52 700. Dies sind die Söhne Ephraims nach ihren Geschlechtern: von Schutelach das Geschlecht der Schutelachiten, von Becher das Geschlecht der Bachriten, von Tachan das Geschlecht der Tachaniten. Dies sind die Söhne Schutelachs: von Eran das Geschlecht der Eraniten. Dies sind die Geschlechter der Söhne Ephraims nach ihren Gemusterten: 32 500. Dies also die Geschlechter der Söhne Josephs. Die Söhne Benjamins nach ihren Geschlechtern: von Bela das Geschlecht der Belaiten, von Aschbel das der Aschbeliten, von Achiram das der Achiramiten, von Schupham das Geschlecht der Schuphamiten, von Chupham das der Chuphamiten. Die Söhne Belas waren Ard und Naaman: von Ard das Geschlecht der Arditen, von Naaman das Geschlecht der Naamaniten. Dies sind die Söhne Benjamins nach ihren Geschlechtern und ihren Gemusterten: 45 600. Dies sind die Söhne Dans nach ihren Geschlechtern: von Schucham das Geschlecht der Schuchamiten. Dies sind die Geschlechter Dans nach ihren Gemusterten: 64 400. Die Söhne Asers nach ihren Geschlechtern: von Jimna das Geschlecht der Jimniten, von Jischwi das der Jischwiten, von Beria das der Beriiten. Von den Söhnen Berias: von Cheber das Geschlecht der Chebriten, von Malkiel das der Malkieliten. Die Tochter Asers hieß Serach. Dies sind die Geschlechter der Söhne Asers nach ihren Gemusterten: 53 400. Die Söhne Naphtalis nach ihren Geschlechtern: von Jachzeel das Geschlecht der Jachzeeliten, von Guni das Geschlecht der Guniten, von Jezer das Geschlecht der Jizriten, von Schillem das Geschlecht der Schillemiten. Dies sind die Geschlechter Naphtalis nach ihren Sippen und ihren Gemusterten: 45.400 Dies sind die von den Israeliten Gemusterten: 601.730. Der Herr sprach zu Moses: "An diese werde das Land als Erbbesitz nach dem Verhältnis der Namenszahl verteilt. Wer zahlreich ist, dem soll ein größerer Erbbesitz, wer gering ist an Zahl, dem soll ein kleinerer Besitz gegeben werden; jeder soll nach der Zahl seiner Gemusterten seinen Erbbesitz erhalten. Doch soll man das Land durch das Los verteilen; entsprechend den Bezeichnungen ihrer väterlichen Sippen sollen sie die Erbschaft antreten. Nach dem Lose werde der Erbbesitz zwischen den Kleinen und Großen verteilt." Dies sind die Gemusterten der Leviten nach ihren Geschlechtern: von Gerschon das Geschlecht der Gerschoniten, von Kehat das Geschlecht der Kehatiten, von Merari das Geschlecht der Merariten. Dies sind die Geschlechter der Leviten: das der Libniten, das der Hebroniten, das der Machliten, das der Muschiten, das der Korchiten. Kehat zeugte Amram. Amrams Frau hieß Jochebed, eine Tochter Levis, die Levi in Ägypten geboren wurde. Sie gebar dem Amram Aaron und Moses und deren Schwester Mirjam. Aaron wurden Nadab und Abihu, Eleasar und Itamar geboren. Nadab und Abihu starben, als sie dem Herrn ein ungehöriges Feueropfer darbringen wollten. Ihre Gemusterten: 23 000, alles Männliche von einem Monat an und darüber. Sie wurden nicht unter den übrigen Israeliten gemustert, denn ihnen ward kein Erbbesitz unter den Israeliten zuteil. Dies sind die von Moses und dem Priester Eleasar Gemusterten. Sie hatten die Israeliten in den Steppen Moabs, beim Jordan gegenüber Jericho, gemustert. Unter diesen war keiner mehr von jenen, die Moses und der Priester Aaron gemustert hatten, als sie die Israeliten in der Wüste Sinai zählten. Der Herr hatte ihnen angekündigt, daß sie in der Wüste sterben müßten. So war keiner von ihnen übriggeblieben, als Kaleb, der Sohn Jephunnes, und Josua, der Sohn Nuns. Da kamen die Töchter Zelophchads, des Sohnes Chephers, des Sohnes Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, die also zu den Geschlechtern Manasses, des Sohnes Josephs, gehörten. Diese Töchter hießen Machla, Noa, Chogla, Milka und Tirza. Sie traten vor Moses und den Priester Eleasar und vor die Fürsten und die ganze Gemeinde an den Eingang des Offenbarungszeltes und sprachen: "Unser Vater ist in der Wüste gestorben. Er war aber nicht unter denen, die sich als Anhänger Korachs gegen den Herrn zusammentaten; er starb um seiner eigenen Sünde willen. Er hatte aber keine Söhne. Warum soll nun unseres Vaters Name aus seinem Geschlecht verschwinden, da er keinen Sohn hat? Darum gib uns Besitzanteil unter den Brüdern unseres Vaters!" Da brachte Moses ihre Rechtssache vor den Herrn. Der Herr entschied Moses gegenüber also: "Die Töchter Zelophchads sind im Recht. Gib ihnen also Erbbesitz unter den Brüdern ihres Vaters! Übertrage den Erbbesitz ihres Vaters auf sie! Den Israeliten aber gib diese Weisung: Wenn einer stirbt und hinterläßt keinen Sohn, so übertragt seinen Erbbesitz auf seine Tochter! Hat er auch keine Tochter, so gebt seinen Erbbesitz seinen Brüdern! Hat er auch keine Brüder, so gebt ihn den Brüdern seines Vaters! Hat auch sein Vater keine Brüder, so übergebt seinen Erbbesitz seinem nächsten Blutsverwandten aus seinem Geschlechte; der soll ihn in Besitz nehmen! Dies soll bei den Israeliten als Rechtssatzung gelten, wie der Herr dem Moses befohlen hat." Der Herr sprach zu Moses: "Steige auf das Abarimgebirge und überschaue das Land, das ich den Israeliten geben will! Hast du es geschaut, so wirst du zu deinen Stammesgenossen versammelt werden, gleich wie dein Bruder Aaron. Denn ihr habt in der Wüste Zin, als die Gemeinde haderte, Widerwillen gezeigt, mich als den Heiligen zu ehren vor ihren Augen durch die Wasserspende." Dies sind die Haderwasser bei Kades in der Wüste Zin. Moses sprach zum Herrn: "Der Herr, Gott aller Lebensgeister in jeglichem Fleisch, wolle doch einen Mann über die Gemeinde bestellen! Der ziehe an ihrer Spitze aus, kehre an ihrer Spitze zurück, sei ihr Anführer und Heimführer; die Gemeinde des Herrn soll nicht sein wie eine Schafherde, die keinen Hirten hat!" Da sagte der Herr zu Moses: "Nimm dir Josua, den Sohn Nuns, einen geistbegabten Mann, und lege deine Hände auf ihn! Stelle ihn vor den Priester Eleasar und die ganze Gemeinde und betraue ihn vor ihren Augen mit dem Oberbefehl! Übertrage etwas von deiner Würde auf ihn, damit die ganze Gemeinde der Israeliten ihm gehorsam sei! Nun soll er vom Priester Eleasar Bescheid holen; dieser möge für ihn die Entscheidung der Urimlose vor dem Herrn einholen! Auf seine Weisung hin sollen sie ausziehen, und auf seine Weisung sollen sie heimkehren, er mit allen Israeliten und der ganzen Gemeinde!" Moses tat, was der Herr ihm geboten hatte. Er nahm Josua und stellte ihn vor den Priester Eleasar und vor die ganze Gemeinde. Dann legte er seine Hände auf ihn und betraute ihn mit dem Oberbefehl, wie der Herr durch Moses befohlen hatte. Der Herr sprach zu Moses: "Gib den Israeliten folgende Anweisung: Ihr sollt darauf bedacht sein, mir meine Opfergaben, meine Feueropferspeisen zum lieblichen Wohlgeruch zur passenden Zeit darzubringen! Verkünde ihnen: Dies ist das Feueropfer, das ihr dem Herrn darbringen sollt: Zwei fehlerlose, einjährige Lämmer als tägliches, immerwährendes Brandopfer. Das eine Lamm sollst du am Morgen zurichten, das zweite richte gegen Abend zu! Dazu ein Zehntel Epha Mehl als Speiseopfer, angemacht mit einem Viertel Hin Öl aus zerstoßenen Oliven. Das ist das regelmäßige Brandopfer, das am Berge Sinai zum lieblichen Wohlgeruch als ein Feueropfer für den Herrn hergerichtet wurde. Als zugehöriges Trankopfer diene ein Viertel Hin Wein für jedes Lamm; im Heiligtum sollst du das Trankopfer von Würzwein dem Herrn spenden. Das zweite Lamm sollst du gegen Abend herrichten mit demselben Speise- und Trankopfer wie am Morgen als ein Feueropfer lieblichen Wohlgeruches für den Herrn. Am Sabbattage sollt ihr zwei einjährige, fehlerlose Lämmer und zwei Zehntel Epha Mehl als Speiseopfer darbringen. Es soll mit Öl angemacht sein, und das zugehörige Trankopfer komme dazu. Es ist dies das an einem jeden Sabbat neben dem immerwährenden Brandopfer und dem zugehörigen Trankopfer darzubringende Sabbatbrandopfer. Jeweils am ersten Tage eurer Monate bringt dem Herrn als Brandopfer dar: zwei junge Stiere, einen Widder und sieben fehlerlose, einjährige Lämmer, dazu auf jeden Jungstier drei Zehntel Epha Mehl, mit Öl angemacht, als Speiseopfer, und auf den einen Widder zwei Zehntel mit Öl gemengtes Mehl als Speiseopfer, auf jedes Lamm je ein Zehntel Epha Mehl, mit Öl angemacht, als Speiseopfer. Als Brandopfer lieblichen Wohlgeruchs, als ein Feueropfer für den Herrn, gelte dies! Die zugehörigen Trankopfer sollen bestehen aus einem halben Hin Wein für jeden Jungstier, einem Drittel Hin für den einen Widder und einem Viertel Hin für jedes Lamm. Dies ist das Neumondbrandopfer, das Monat für Monat im Jahr darzubringen ist. Zu dem immerwährenden Brandopfer und dem zugehörigen Trankopfer soll ein Ziegenbock als Sündopfer für den Herrn hergerichtet werden. Am vierzehnten Tage des ersten Monats ist Pascha für den Herrn. Am Fünfzehnten dieses Monats ist ein Festtag; sieben Tage lang dürfen nur ungesäuerte Brote gegessen werden. Am ersten Tag ist am Heiligtum Versammlung, da dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten! Als Feueropfer, als Brandopfer für den Herrn, sollt ihr darbringen: zwei Jungstiere, einen Widder und sieben einjährige Lämmer; nur fehlerlose Tiere dürfen es sein. Das zugehörige Speiseopfer bestehe aus Mehl, das mit Öl angemacht ist; drei Zehntel Epha sollt ihr für jeden Jungstier, zwei Zehntel für den Widder aufwenden, je ein Zehntel aber sollst du für jedes von den sieben Lämmern herrichten, ferner einen Bock als Sündopfer, um euch Sühne zu verschaffen. Dies sollt ihr außer dem Morgenbrandopfer, das zum immerwährenden Brandopfer gehört, darbringen. Die gleichen Opfer bringt sieben Tage lang als Feueropferspeise zu lieblichem Wohlgeruch für den Herrn dar; sie kommen zu dem täglichen Brandopfer und zu dem zugehörigen Trankopfer noch dazu. Am siebten Tage aber soll für euch am Heiligtum wiederum Versammlung sein; da dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten! Auch am Tag der Erstlingsopfer, wenn ihr dem Herrn ein Speiseopfer vom neuen Korn darbringt, an eurem Wochenfeste, sei für euch Versammlung am Heiligtum; keinerlei Arbeit sollt ihr tun. Bringt zum Brandopfer als lieblichen Wohlgeruch für den Herrn dar: zwei Jungstiere, einen Widder und sieben einjährige Lämmer, ferner das entsprechende Speiseopfer aus Mehl, das mit Öl angemacht ist, nämlich drei Zehntel auf jeden Jungstier, zwei Zehntel auf den einen Widder und ein Zehntel auf jedes von den sieben Lämmern, endlich einen Ziegenbock, um euch Sühne zu verschaffen. Außer dem täglichen Brandopfer und dem zugehörigen Speiseopfer - nur fehlerlose Tiere dürfen es sein - und den entsprechenden Trankopfern sollt ihr sie herrichten! Am ersten Tage des siebten Monats soll für euch eine Heiligtumsversammlung sein; da dürft ihr keinerlei Arbeit verrichten; als ein Tag des Trompetenblasens soll er euch gelten. Ihr sollt als Brandopfer lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn herrichten: einen Jungstier, einen Widder, sieben einjährige, fehlerlose Lämmer, dazu das entsprechende Speiseopfer aus Mehl, das mit Öl angemacht ist, drei Zehntel Epha auf den Jungstier, zwei Zehntel auf den Widder, je ein Zehntel auf jedes der sieben Lämmer, ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, um euch Sühne zu verschaffen. Das kommt zu dem Neumondbrandopfer mit seinem Speiseopfer und zu dem immerwährenden Brandopfer mit dem entsprechenden Speiseopfer und den zugehörigen Trankopfern, wie sie vorgeschrieben sind, noch dazu, als ein lieblicher Wohlgeruch des Feueropfers für den Herrn. Auch am zehnten Tage dieses siebten Monats sollt ihr eine Heiligtumsversammlung abhalten, sollt fasten und keinerlei Arbeit verrichten! Als Brandopfer sollt ihr dem Herrn zum lieblichen Wohlgeruch darbringen: einen Jungstier, einen Widder, sieben fehlerlose, einjährige Lämmer, ferner das entsprechende Speiseopfer aus Mehl, das mit Öl angemacht ist, drei Zehntel auf den Jungstier, zwei Zehntel auf den Widder, je ein Zehntel auf jedes der sieben Lämmer, dazu einen Ziegenbock als Sündopfer. Das kommt noch zu dem Sühnesündopfer und dem immerwährenden Brandopfer nebst dem entsprechenden Speiseopfer und seinen Trankopfern dazu. Am fünfzehnten Tage des siebten Monats sei für euch eine Heiligtumsversammlung; keinerlei Arbeit dürft ihr verrichten, vielmehr sollt ihr sieben Tage lang ein Fest für den Herrn feiern. Als Brandopfer und Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn sollt ihr darbringen: dreizehn Jungstiere, zwei Widder, vierzehn einjährige, fehlerlose Lämmer, dazu das Speiseopfer aus Mehl, das mit Öl angemacht ist, drei Zehntel Epha für jeden von den dreizehn Jungstieren, zwei Zehntel für jeden von den beiden Widdern, ein Zehntel für jedes von den vierzehn Lämmern, ferner einen Ziegenbock als Sündopfer außer dem immerwährenden Brandopfer nebst dem zugehörigen Speise- und Trankopfer. Und am zweiten Tage: zwölf Jungstiere, zwei Widder und vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer, dazu das Speiseopfer mit seinen Trankopfern für die Jungstiere, Widder und Lämmer entsprechend ihrer Zahl, wie die Vorschrift verlangt, ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, abgesehen von dem immerwährenden Brandopfer nebst seinem Speiseopfer und den zugehörigen Trankopfern. Am dritten Tage sind zu opfern: elf Jungstiere, zwei Widder und vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer, dazu das Speiseopfer mit seinen Trankopfern für die Jungstiere, Widder und Lämmer entsprechend ihrer Zahl, wie die Vorschrift verlangt, außerdem ein Bock als Sündopfer, abgesehen von dem immerwährenden Brandopfer nebst seinem Speise- und Trankopfer. Und am vierten Tage: zehn Jungstiere, zwei Widder und vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer, dazu das Speiseopfer mit seinen Trankopfern für die Jungstiere, Widder und Lämmer entsprechend ihrer Zahl, wie die Vorschrift verlangt, außerdem ein Ziegenbock als Sündopfer, abgesehen von dem immerwährenden Brandopfer nebst seinem Speise- und Trankopfer. Und am fünften Tage: neun Jungstiere, zwei Widder und vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer, dazu das Speiseopfer mit seinen Trankopfern für die Jungstiere, Widder und Lämmer entsprechend ihrer Zahl, wie die Vorschrift verlangt, außerdem ein Bock als Sündopfer, abgesehen von dem immerwährenden Brandopfer nebst seinem Speise- und Trankopfer. Und am sechsten Tage opfert: acht Jungstiere, zwei Widder und vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer, dazu das Speiseopfer mit seinen Trankopfern für die Jungstiere, Widder und Lämmer entsprechend ihrer Zahl, wie die Vorschrift verlangt, ferner einen Bock als Sündopfer, abgesehen von dem immerwährenden Brandopfer nebst seinem Speiseopfer und den zugehörigen Trankopfern. Und am siebten Tage: sieben Jungstiere, zwei Widder und vierzehn fehlerlose, einjährige Lämmer, dazu das Speiseopfer mit seinen Trankopfern für die Jungstiere, Widder und Lämmer entsprechend ihrer Zahl, wie die Vorschrift verlangt, ferner einen Bock als Sündopfer, abgesehen von dem immerwährenden Brandopfer nebst seinem Speise- und Trankopfer. Am achten Tage soll Feiertag für euch sein; da sollt ihr keinerlei Arbeit verrichten! Bringt als Brandopfer, als Feueropfer lieblichen Wohlgeruchs für den Herrn dar: einen Jungstier, einen Widder und sieben fehlerlose, einjährige Lämmer, dazu das Speiseopfer und die zugehörigen Trankopfer für den Jungstier, den Widder und die Lämmer entsprechend ihrer Zahl, wie die Vorschrift verlangt, ferner einen Bock als Sündopfer, abgesehen von dem immerwährenden Brandopfer nebst seinem Speise- und Trankopfer. Dies sollt ihr für den Herrn an euren Festen herrichten außer euren Gelübdeopfern und freiwilligen Gaben an Brand-, Speise-, Trank- und Friedopfern!" Moses gab den Israeliten die Weisungen, ganz wie ihm der Herr befohlen hatte. Moses sprach zu den Stammeshäuptern der Israeliten: "Dies ordnet der Herr an: Legt ein Mann dem Herrn ein Gelübde ab, oder schwört er einen Eid, sich selbst ein Enthaltungsgelübde aufzuerlegen, so soll er sein Wort nicht brechen; er soll so handeln, wie es sein Mund ausgesprochen. Gelobt eine weibliche Person dem Herrn etwas, oder legt sie sich selbst ein Enthaltungsgelübde auf, solange sie noch ledig im Hause ihres Vaters lebt, So sind alle ihre Gelübde gültig, und jede Enthaltung, zu der sie sich durch Gelübde verpflichtet, hat Gültigkeit, doch muß ihr Vater von dem Gelübde und ihrer Enthaltung, zu der sie sich verpflichtete, erfahren und dazu schweigen. Wehrt ihr aber ihr Vater an dem Tage, da er davon hört, so haben all ihre Gelübde und Enthaltungsgelübde, die sie sich selbst auferlegte, keine Gültigkeit; der Herr aber wird ihr verzeihen, weil ihr Vater ihr gewehrt hat. Verheiratet sie sich nun aber während noch ihre Gelübde auf ihr lasten oder sonst ein unbedacht ausgesprochenes Wort, durch das sie sich ein Enthaltungsgelübde auferlegt hat, So haben ihre Gelübde und ihre Enthaltungen, die sie sich selber auferlegt hat, Gültigkeit, doch muß ihr Mann davon erfahren und am Tage, da er es erfährt, schweigen. Wehrt ihr aber ihr Mann am Tage, da er davon erfährt, so macht er das Gelübde, das auf ihr lastet, und das unbedacht ausgesprochene Wort, durch das sie sich selbst gebunden hat, ungültig, und der Herr wird ihr verzeihen. Das Gelübde einer Witwe oder einer geschiedenen Frau, überhaupt alles, wozu sie sich selbst verpflichtet hat, bleibt verbindlich für sie. Tut sie aber im Hause ihres Mannes ein Gelübde, oder legt sie sich selbst eidlich auf, eine Enthaltung zu üben, so haben all ihre Gelübde Gültigkeit, und jegliche Enthaltung, zu der sie sich verpflichtete, besteht. Doch muß ihr Mann davon erfahren und dazu schweigen und ihr nicht wehren. Macht aber ihr Mann an dem Tage, da er davon hört, sie ungültig, so besteht nichts von dem, was ihre Lippen ausgesprochen haben, seien es nun Gelübde oder die Pflicht zu einer Enthaltung. Ihr Mann hat sie ungültig gemacht, und der Herr wird ihr verzeihen. Jedes Gelübde und jede eidliche Verpflichtung zu einem Fasten kann von ihrem Manne als bestehend oder nicht bestehend erklärt werden. Schweigt ihr Mann dazu von einem Tag zum andern, so macht er damit ihre Gelübde und ihre Verpflichtungen, die ihr obliegen, rechtskräftig, weil er am Tage, da er es erfuhr, dazu geschwiegen hat. Hebt er sie aber erst lange Zeit, nachdem er davon erfahren, auf, so lädt er eine daraus sich ergebende Verschuldung auf sich." Dies sind die Rechtssatzungen, die der Herr dem Moses befohlen, für das Verhältnis zwischen Mann und Frau, zwischen einem Vater und seiner noch ledigen, im Vaterhaus weilenden Tochter. Der Herr sprach zu Moses: "Nimm Rache für die Israeliten an den Midianitern; dann sollst du zu deinen Volksgenossen versammelt werden!" Moses sprach darauf zum Volke: "Rüstet euch Männer aus eurer Mitte zum Kriegszug aus; sie sollen gegen die Midianiter ziehen, um des Herrn Rache an den Midianitern zu vollstrecken! Je tausend Mann von allen Stämmen Israels sollt ihr zu dem Kriegszug entsenden!" Es wurden aus Israels Tausendschaften je tausend von jedem Stamme ausgehoben, also 12 000 Kampfgerüstete. Moses schickte sie, je tausend von jedem Stamm, zum Kriegszug aus, mit ihnen Pinchas, den Sohn des Priesters Eleasar; der führte die heiligen Geräte und die Lärmtrompeten mit sich. Da zogen sie gegen Midian zu Felde, wie der Herr dem Moses befohlen hatte, und töteten alles, was männlich war. Auch die Könige der Midianiter hieben sie nieder, außer denen, die sie sonst erschlagen hatten, nämlich Ewi, Rekem, Zur, ChuI und Reba, fünf Könige Midians; auch Bileam, den Sohn des Beor, hieben sie mit dem Schwerte nieder. Sodann führten die Israeliten die Frauen Midians und ihre Kinder in die Gefangenschaft; all ihr Vieh und all ihre Herden und ihr gesamtes Hab und Gut erbeuteten sie. All ihre Städte an ihren Wohnsitzen und all ihre Zeltlager steckten sie in Brand. Dann nahmen sie die Gesamtbeute und alles, was sie an Mensch und Vieh an sich genommen hatten, und brachten die Gefangenen, die Beute und den Raub zu Moses, zum Priester Eleasar und zur ganzen Gemeinde der Israeliten ins Lager, in die Steppen Moabs, die am Jordan gegenüber Jericho lagen. Es gingen Moses und der Priester Eleasar und sämtliche Gemeindefürsten ihnen vor das Lager hinaus entgegen. Moses aber war zornig über die Heerführer, die Führer der Tausendschaften und die Hauptleute der Hundertschaften, die vom Kriegszug heimkehrten. Er sprach zu ihnen: "Wie? Ihr habt alle Frauen am Leben gelassen? Gerade sie sind es ja, die die Israeliten auf Bileams Rat zum Abfall vom Herrn um Peors willen verführt haben, so daß die Heimsuchung über die Gemeinde des Herrn kam. So tötet nun von den Kindern alle Knaben und von den Frauen jene, die schon mit einem Manne verkehrt haben! Aber alle Mädchen, die noch mit keinem Manne verkehrt haben, laßt für euch am Leben! Ihr aber bleibt sieben Tage lang außerhalb des Lagers! Ihr alle, die ihr jemand getötet oder einen Erschlagenen berührt habt, müßt euch am dritten und am siebten Tage mit euren Gefangenen entsündigen. Auch alle Kleidungsstücke, alles Ledergerät und was aus Ziegenhaar hergestellt ist und alle Holzgeräte müßt ihr gleichfalls entsündigen." Der Priester Eleasar sagte zu den Kriegsleuten, die zum Kampf gezogen waren: "Dies ist die Gesetzesbestimmung, die der Herr dem Moses befohlen hat: Gold und Silber, Kupfer, Eisen, Zinn und Blei, überhaupt alles, was Feuer verträgt, müßt ihr durch das Feuer hindurchziehen, dann ist es rein; trotzdem muß es noch mit Reinigungswasser entsündigt werden; alles aber, was kein Feuer verträgt, müßt ihr durch das Wasser hindurchziehen. Am siebten Tage aber wascht eure Kleider, dann seid ihr rein; danach dürft ihr wieder ins Lager kommen." Der Herr sprach zu Moses: "Nimm die Gesamtzahl auf von dem, was erbeutet und gefangen wurde an Menschen und Vieh, du und der Priester Eleasar und die Familienhäupter der Gemeinde! Teile die Beute in zwei Hälften zwischen den Kriegsteilnehmern, die zu Felde gezogen sind, und zwischen der ganzen übrigen Gemeinde! Erhebe aber eine Abgabe für den Herrn von den Kriegsleuten, die ins Feld gezogen sind, und zwar je ein Stück von fünf Hunderten der Menschen, Rinder, Esel oder Schafe! Von ihrer Hälfte sollt ihr sie nehmen, und du sollst sie dem Priester Eleasar als Hebe für den Herrn übergeben. Aus der den Israeliten zufallenden Hälfte aber greife immer ein Stück aus fünfzig heraus von den Menschen, Rindern, Eseln und Schafen, von allem Vieh, und übergib sie den Leviten, denen der Dienst an der Wohnstätte des Herrn obliegt!" Moses und der Priester Eleasar taten, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Die Beutestücke, nämlich was von der Beute des Kriegsvolkes noch übrig war, belief sich auf 675 000 Stück Schafe und 72 000 Stück Rinder und 61 000 Esel; was die Menschen betrifft, so betrug die Zahl der Mädchen, die noch mit keinem Mann verkehrt hatten, insgesamt 32 000. Es belief sich der halbe Anteil, der den ins Feld Gezogenen zufiel, auf 337 500 Stück Schafe und die Abgabe davon für den Herrn auf 675, ferner auf 36 000 Stück Rinder und die Abgabe davon für den Herrn auf 72, ferner auf 30 500 Esel und die davon für den Herrn bestimmte Abgabe auf 61, endlich auf 16 000 Menschen und die Abgabe davon für den Herrn auf 32. Moses übergab die Abgabe, die als Hebe für den Herrn bestimmt war, an den Priester Eleasar, wie der Herr ihm befohlen hatte. Von jener Hälfte, die den Israeliten zugefallen war und die Moses vom Anteil der Krieger abgesondert hatte, belief sich die der Gemeinde zufallende Teilzahl auf 337 500 Stück Schafe, 36 000 Stück Rinder, 30 500 Esel und 16 000 Menschen. Er griff jeweils aus fünfzig eines heraus von Menschen und Vieh. Er übergab sie den Leviten, denen der Dienst an der Wohnstätte des Herrn oblag, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Es traten aber zu Moses die Anführer der Tausendschaften des Heeres, die Obersten über Tausend und die Hauptleute über Hundert. Sie sprachen zu Moses: "Deine Knechte haben die Kriegsleute abgezählt, die unter unserer Führung standen; kein Mann unter uns fehlt. Darum bringen wir als Opfergabe für den Herrn, was jeder an goldenen Geräten erbeutet hat: Schrittkettchen, Armbänder, Fingerringe, Ohrringe und Halsketten, um Sühne zu schaffen für unser Leben vor dem Herrn." Da nahmen Moses und der Priester Eleasar das Gold in Empfang, lauter kunstvoll gearbeitete Gegenstände. Es belief sich das ganze Gold, das sie als Hebe für den Herrn abgaben, auf 16 750 Sekel; es war von den Anführern der Tausendschaften und von d"n Hauptleuten der Hundertschaften. Die gemeinen Soldaten aber hatten auch noch Beute für sich selbst gemacht. Moses und der Priester Eleasar nahmen das Gold von den Anführern der Tausendschaften und Hundertschaften. Sie brachten es ins Offenbarungszelt, damit es dort den Israeliten als Erinnerungszeichen vor dem Herrn diene. Groß und überaus stark war der Viehbestand der Rubeniten und der Gaditen. Sie besichtigten das Land Jaser und das Gebiet von Gilead und fanden, daß die Gegend sich für Viehzucht gut eignete. Da gingen die Gaditen und die Rubeniten hin und sprachen zu Moses, dem Priester Eleasar und zu den Fürsten der Gemeinde. "Atarot, Dibon, Jaser, Nimra, Hesbon, Elale, Sebam, Nebo und Beon, das Land, das der Herr vor der Gemeinde Israel geschlagen hat, ist ein Land für Viehzucht, und deine Knechte haben Herden." Und sie fuhren fort: "Haben wir Gnade bei dir gefunden, so werde dieses Land deinen Knechten zum Eigentum übergeben. Laß uns also nicht den Jordan durchschreiten!" Und sie fuhren fort: Moses antwortete den Gaditen und Rubeniten: "Sollen etwa eure Brüder in den Kampf ziehen, und ihr wollt hier ruhig sitzen? Warum wollt ihr denn die Israeliten entmutigen, in das Land hinüberzuziehen, das der Herr ihnen gegeben hat? So haben eure Väter auch gehandelt, als ich sie von Kades-Barnea aussandte, das Land zu besichtigen. Sie zogen dann bis zum Tale Eschkol und besichtigten das Land. Dann entmutigten sie aber die Israeliten, so daß diese nicht mehr in das Land gehen wollten, das der Herr ihnen verliehen hatte. An jenem Tag aber entbrannte der Zorn des Herrn, und er tat den Schwur: Nie werden die Männer von zwanzig Jahren an und darüber, die von Ägypten weggezogen sind, das Land zu sehen bekommen, das ich Abraham, Isaak und Jakob eidlich versprochen habe; denn sie haben mir nicht gehorcht. Ausgenommen sind Kaleb, der Kenissiter, der Sohn Jephunnes, und Josua, der Sohn Nuns. Denn diese haben dem Herrn völlig gehorcht. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel. Er ließ sie vierzig Jahre lang in der Wüste herumirren, bis das ganze Geschlecht, das sich in den Augen des Herrn versündigt hatte, aufgerieben war. Und nun seid ihr an die Stelle eurer Väter getreten, eine Brut von Sündern, um die Zornesglut des Herrn gegen Israel noch stärker zum Entfachen zu bringen. Wenn ihr euch nun von ihm abwendet, so läßt er es gewiß noch länger in der Wüste, und ihr verursacht diesem ganzen Volk den Untergang." Sie traten zu ihm heran und sprachen: "Wir wollen hier Kleinviehherden für unseren Viehbestand errichten und Städte für unsere Familien. Wir selbst aber wollen uns rüsten und zu Kampfgruppen geordnet an der Spitze der Israeliten ziehen, bis wir auch sie an ihre Wohnsitze gebracht haben. Nur sollen Weib und Kind in den befestigten Städten bleiben wegen der Bewohner jenes Landes. Wir kehren nicht zurück zu unseren Häusern, bis sämtliche Israeliten zu ihrem Erbbesitz gekommen sind. Denn wir werden ja bei ihnen jenseits des Jordans und darüber hinaus keinen Erbbesitz erhalten; denn uns ist als Erbbesitz das Land östlich jenseits des Jordans zugefallen." Moses sprach zu ihnen: "Wenn ihr das tun wollt, wenn ihr euch vor dem Herrn zum Kampfe rüstet und ein jeder in voller Rüstung vor dem Herrn den Jordan überschreitet, bis er seine Feinde vor sich her vertrieben hat, und wenn ihr erst dann heimkehren wollt, wenn das Land vor dem Herrn unterworfen ist, dann seid ihr von eurer Pflicht gegenüber dem Herrn und Israel befreit. Dieses Land soll euch vor dem Herrn als Besitz zuteil werden. Handelt ihr aber nicht so, dann seid ihr sündhaft vor dem Herrn. Wißt, daß dann eure Sünde auf euch zurückfallen wird. Baut euch nun also Städte für Weib und Kind sowie Hürden für euer Kleinvieh! Tut aber das, was euer Mund gesprochen hat!" Die Gaditen und Rubeniten erwiderten dem Moses: "Deine Knechte werden tun, wie du, unser Herr, befiehlst! Unsere Kinder, unsere Frauen, unser Herdenbestand und unser Viehbesitz sollen dort in den Städten Gileads bleiben. Deine Knechte aber wollen in voller Kriegsrüstung vor dem Herrn zum Kampfe ziehen, wie du, unser Herr, befiehlst!" Moses gab nun dem Priester Eleasar und Josua, dem Sohne Nuns, und den Stammeshäuptern der Israeliten Weisung. Er sprach: "Ziehen die Gaditen und die Rubeniten mit euch in voller Kriegsausrüstung über den Jordan in den Kampf vor dem Herrn, und liegt das Land unterworfen vor euch, so gebt ihnen das Gebiet von Gilead zum Besitz! Ziehen aber die Krieger mit euch nicht hinüber, dann sollen sie mit euch zusammen im Lande Kanaan ansässig werden." Die Gaditen und Rubeniten erwiderten darauf: "Wie der Herr deinen Knechten befohlen hat, so wollen wir tun! Wir wollen kampfgerüstet vor dem Herrn ins Land Kanaan hinüberziehen, damit uns unser Erbbesitz jenseits des Jordans erhalten bleibe!" Da verlieh ihnen Moses - den Gaditen, Rubeniten und der Hälfte des Stammes Manasse, des Sohnes Josephs - das Königreich des Amoriterkönigs Sichon und das Königreich des Basankönigs Og, das Land samt seinen Städten mit Umgebung, die Städte ringsum im Land. Die Gaditen bauten: Dibon, Atarot, Aroer, Atrot-Schophan, Jaser, Jogbeha, Bet-Nimra und Bet-Haran, feste Städte und Kleinviehhürden. Die Rubeniten bauten Hesbon, Elale, Kirjatajim, Nebo, Baal-Meon - mit veränderten Namen - und Sibma. Sie benannten die Städte, die sie gebaut hatten, mit (ihren alten) Namen. Vie Nachkommen Machirs, des Sohnes Manasses, zogen nach Gilead, eroberten es und vertrieben die darin ansässigen Amoriter. So verlieh Moses Gilead dem Manassestamm Machir, und dieser ließ sich darin nieder. Jair, der Sohn des Manasse, zog ebenfalls aus, eroberte ihre Zeltdörfer und benannte sie "Zeltdörfer Jairs" Auch Nobach zog aus, eroberte Kenat mit den zugehörigen Ortschaften. Er benannte es nach seinem Namen Nobach. Dies sind die Haltestationen der Israeliten, nachdem sie aus dem Ägypterland mit ihren Heerscharen unter Moses' und Aarons Führung ausgezogen waren. Moses schrieb auf des Herrn Anweisung hin die Ausgangsorte nach ihren Wanderzügen auf. Dies sind ihre Wanderzüge nach ihren Ausgangsorten: Am fünfzehnten Tage des ersten Monats brachen sie von Ramses auf. Am Tage nach dem Pascha zogen die Israeliten unter dem Schutze einer erhobenen Hand vor den Augen aller Ägypter fort. Die Ägypter aber begruben diejenigen, die der Herr bei ihnen erschlagen hatte, nämlich alle Erstgeburt; auch unter ihren Göttern hatte der Herr Strafgerichte vollzogen. Die Israeliten brachen von Ramses auf und lagerten in Sukkot. Von Sukkot brachen sie auf und lagerten in Etam am Rande der Wüste. Sie brachen von Etam auf. Man wandte sich nach Pi-Hachirot gegenüber von Baal-Zephon. Sie lagerten vor Migdol. Dann brachen sie von Pi-Hachirot auf. Sie zogen mitten durch das Meer in die Wüste und wanderten drei Tagereisen weit in der Wüste von Etam und lagerten in Mara. Sie brachen von Mara auf und gelangten nach Elim; in Elim aber gab es zwölf Wasserquellen und siebzig Palmbäume; sie lagerten dort. Von Elim brachen sie auf und lagerten am Schilfmeer. Sie brachen vom Schilfmeer auf und lagerten in der Wüste Sin. Aus der Wüste Sin brachen sie auf und lagerten in Dophka. Sie brachen von Dophka auf und lagerten in Alusch. Von Alusch brachen sie auf und lagerten in Rephidim; dort hatte das Volk kein Trinkwasser. Sie brachen von Rephidim auf und lagerten in der Wüste Sinai. Von der Wüste Sinai brachen sie auf und lagerten bei den "Lustgräbern" Sie brachen von den "Lustgräbern" auf und lagerten in Chazerot. Von Chazerot brachen sie auf und lagerten in Ritma. Sie brachen von Ritma auf und lagerten in Rimmon-Perez. Von Rimmon-Perez brachen sie auf und lagerten in Libna. Sie brachen von Libna auf und lagerten in Rissa. Von Rissa brachen sie auf und lagerten in Kehelata. Sie brachen von Kehelata auf und lagerten am Berge Schepher. Vom Berge Schepher brachen sie auf und lagerten in Charada. Sie brachen von Charada auf und lagerten in Makhelot. Von Makhelot brachen sie auf und lagerten in Tachat. Sie brachen von Tachat auf und lagerten in Terach. Von Terach brachen sie auf und lagerten in Mitka. Sie brachen von Mitka auf und lagerten in Chaschmona. Von Chaschmona brachen sie auf und lagerten in Moserot. Sie brachen von Moserot auf und lagerten in Bene-Jaakan. Von Bene-Jaakan brachen sie auf und lagerten in Chor-Hagidgad. Sie brachen von Chor-Hagidgad auf und lagerten in Jotbata. Von Jotbata brachen sie auf und lagerten in Abrona. Sie brachen von Abrona auf und lagerten in Ezjon-Geber. Von Ezjon-Geber brachen sie auf und lagerten in der Wüste Zin, das ist Kades. Sie brachen von Kades auf und lagerten am Berge Hor an der Grenze des Landes Edom. Der Priester Aaron aber stieg nach dem Geheiß des Herrn auf den Berg Hor und starb dort vierzig Jahre nach dem Wegzug der Israeliten aus Ägypten, am Ersten des fünften Monats. Hundertdreiundzwanzig Jahre war Aaron alt, als er auf dem Berge Hor starb. Da hörte der Kanaaniter, der König von Arad, der im Südteil des Landes Kanaan wohnte, daß die Israeliten anrückten. Vom Berge Hor brachen sie auf und lagerten in Zalmona. Sie brachen auf von Zalmona und lagerten in Punon. Von Punon brachen sie auf und lagerten in Obot. Sie brachen auf von Obot und lagerten in Ijje-Haabarim in Moabs Gebiet. Von Ijjim brachen sie auf und lagerten in Dibon-Gad. Sie brachen auf von Dibon-Gad und lagerten in Almon-Diblatajim. Von Almon-Diblatajim brachen sie auf und lagerten im Gebirge Abarim gegenüber dem Nebo. Sie brachen vom Gebirge Abarim auf und lagerten in den Steppen Moabs am Jordan bei Jericho. Sie lagerten am Jordan in Moabs Steppen von Bet-Jeschimot bis Abel-Schittim. Der Herr sprach zu Moses in den Steppen Moabs am Jordan bei Jericho: "Rede mit den Israeliten und sprich zu ihnen: Seid ihr über den Jordan hinüber ins Land Kanaan hineingezogen, so vertreibt alle Landesbewohner vor euch her und vernichtet all ihre Bildsteine; auch all ihre Gußbilder sollt ihr zerstören und ihre Höhen verwüsten. Ihr sollt das Land in Besitz nehmen und darin wohnen: denn euch habe ich das Land gegeben, daß ihr es besitzt. Durch das Los verteilt euch das Land entsprechend euren Geschlechtern; dem größeren sollt ihr seinen Erbbesitz groß machen, dem kleineren klein; worauf das Los für einen fällt, das soll er bekommen; entsprechend euren väterlichen Stämmen sollt ihr euch den Erbbesitz verteilen! Wenn ihr aber die Landesbewohner vor eurem Angesicht nicht vertreibt, so wird der von euch übriggelassene Rest zu Dornen in euren Augen und zu Stacheln in euren Flanken. Sie werden euch im Lande, das ihr bewohnt, bedrängen. Dann werde ich an euch das tun, was ich ihnen anzutun gedachte." Der Herr sprach zu Moses: "Befiehl den Israeliten und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land Kanaan kommt, so sei dies das Gebiet, das euch als Erbbesitz zufällt: das Land Kanaan entsprechend seinen Grenzen. Eure Südseite gehe von der Wüste Zin an Edom entlang, so daß eure Südgrenze im Osten vom Südende des Salzmeeres ausgeht. Dann ziehe sich eure Grenze südlich von der Skorpionensteige herum bis Zin hinüber, ihre Ausläufer seien südlich von Kades-Barnea. Dann laufe sie aus nach Chazar-Addar und hinüber nach Azmon. Von Azmon wende sich die Grenze dem Bach Ägyptens zu und nehme ihr Ende am Meer. Die Westgrenze sei für euch das Große Meer. Das soll eure Westgrenze sein! Eure Nordgrenze soll folgende sein: Zieht euch eine Linie vom Großen Meer bis zum Berge Hor! Vom Berge Hor zieht eine Linie bis Lebo-Hamat; das Ende der Grenze aber sei Zedad! Die Grenze laufe dann weiter nach Siphron und endige in Chazar-Enan. Das soll eure Nordgrenze sein! Als Ostgrenze sollt ihr die Linie von Chazar-Enan nach Schepham ziehen. Von Schepham ziehe sich die Grenze abwärts nach Ribla, östlich von Ajin; dann ziehe sie weiter abwärts und treffe den Bergrücken östlich vom See Kinneret. Die Grenze ziehe dann den Jordan hinab, ihre Enden seien am Salzmeer. Dies seien eure Landesgrenzen ringsum!" Moses gab den Israeliten folgende Anweisung: "Dies ist das Land, das ihr euch durch das Los zuteilen sollt; der Herr hat es den neuneinhalb Stämmen zu geben befohlen. Denn der Stamm Ruben mit seinen Familien, der Stamm Gad mit seinen Familien und der Halbstamm Manasse haben ihren Erbbesitz schon erhalten. Die zweieinhalb Stämme haben ihren Erbanteil jenseits des Jordans, Jericho gegenüber nach Osten, schon bekommen." Der Herr sprach zu Moses: "Dies sind die Namen der Männer, die euch das Land zuteilen sollen: der Priester Eleasar und Josua, der Sohn Nuns. Zieht noch aus jedem Stamm einen Stammesfürsten hinzu, das Land zu verteilen! Dies sind die Namen der Männer: vom Stamme Juda Kaleb, der Sohn Jephunnes, vom Stamme Simeon Schemuel, der Sohn Ammihuds, vom Stamme Benjamin Elidad, der Sohn Kislons, als Fürst vom Stamme der Daniten Bukki, der Sohn Joglis, von den Söhnen Josephs als Fürst des Stammes der Manassiten Channiel, der Sohn Ephods, als Fürst des Stammes der Ephraimiten Kemuel, der Sohn Schiphtans, als Fürst der Sebuluniten Elizaphan, der Sohn Parnachs, als Fürst der Issachariten Paltiel, der Sohn Assans, als Fürst der Aseriten Achihud, der Sohn Schelomis, als Fürst der Naphtaliten Pedahel, der Sohn Ammihuds." Das sind die Männer, denen der Herr die Weisung gab, den Israeliten im Lande Kanaan ihr Erbe zu verteilen. Der Herr sprach zu Moses in den Steppen Moabs am Jordan bei Jericho: "Befiehl den Israeliten, von ihrem Erbbesitz den Leviten Städte zur Wohnung zu geben, auch das zu den Städten ringsum gehörende Weideland! Die Städte sollen ihnen als Wohnsitz dienen, die zugehörigen Weidetriften sind für ihr Vieh, ihre Herden und alle ihre Tiere. Die zu den Städten gehörigen Weidetriften, die ihr den Leviten geben sollt, mögen sich von der Stadtmauer nach außen hin tausend Ellen weit im Umkreis erstrecken. Meßt außerhalb der Stadt auf der Ostseite zweitausend Ellen ab, auf der Süd-, West- und Nordseite desgleichen; die Stadt selbst liege also in der Mitte. Dies soll ihnen als Weideland bei den Städten zufallen. Die Städte aber, die ihr den Leviten zu geben habt, seien sechs Asylstädte, damit der Totschläger dorthin entfliehen kann; außerdem sollt ihr noch 42 Städte hergeben. Die Gesamtzahl der Städte, die ihr den Leviten zuteilen sollt, betrage 48, und zwar die Städte selbst und das zugehörige Weideland. Die Zahl der Städte aber, die ihr vom Besitz der Israeliten abgeben müßt, sollt ihr bei größeren Stämmen höher, bei kleineren niederer ansetzen; jeder soll entsprechend seinem Besitz, den er bekommt, von seinen Städten den Leviten abgeben." Der Herr redete zu Moses: "Sprich zu den Israeliten und sage ihnen: Wenn ihr über den Jordan in das Land Kanaan hineinkommt, so sucht euch Städte aus, die Zufluchtsstädte für euch seien; wer einen Totschlag begangen, d. h. ohne Absicht einen Menschen getötet hat, soll dorthin fliehen können! Die Städte sollen euch als Zuflucht vor dem Bluträcher dienen, damit der Totschläger nicht getötet wird, ehe er vor der Gemeinde zur Aburteilung gestanden hat. Was die abzugebenden Städte betrifft, so sollt ihr sechs Asylstädte haben! Drei Städte sollt ihr jenseits des Jordans hergeben, drei Städte im Lande Kanaan; sie sollen als Asylstädte dienen! Den Israeliten, den Fremdlingen und Beisassen unter ihnen sollen diese sechs Städte zur Zuflucht dienen, damit jeder dorthin fliehen kann, der unvorsätzlich einen Menschen getötet hat. Hat jemand einen mit einem eisernen Gegenstand so geschlagen, daß er starb, dann ist er ein Mörder. Der Mörder muß des Todes sterben. Hat er ihn mit einem Schleuderstein, durch den der Tod herbeigeführt werden kann, so getroffen, daß er starb, dann ist er ein Mörder. Der Mörder muß des Todes sterben. Hat er ihn mit einem hölzernen Gerät in seiner Hand, das den Tod verursachen kann, so getroffen, daß er starb, dann ist er ein Mörder. Der Mörder muß des Todes sterben. Der Bluträcher aber soll den Mörder töten. Trifft er ihn an, so mag er ihn töten. Hat jemand einem anderen aus Haß einen Stoß versetzt oder nach ihm absichtlich geworfen, so daß er starb, oder hat er ihm aus feindseliger Gesinnung einen Faustschlag versetzt, so daß er starb, so soll derjenige, der ihn geschlagen hat, mit dem Tode bestraft werden. Er ist ein Mörder. Der Bluträcher soll den Mörder töten, sobald er ihn antrifft. Hat er ihm aber unversehens, ohne Feindschaft, einen Stoß versetzt oder auf ihn unabsichtlich irgendeinen Gegenstand geworfen, oder hat er einen Stein, durch den der Tod herbeigeführt werden kann, ohne es zu sehen, auf ihn fallen lassen, so daß er starb - er war ihm aber durchaus nicht feindselig gesinnt und wollte ihm nichts Böses zufügen -, dann soll die Gemeinde zwischen dem Totschläger und dem Bluträcher auf Grund dieser Rechtssatzungen eine richterliche Entscheidung herbeiführen! Die Gemeinde schütze den Totschläger vor des Bluträchers Gewalt und bringe ihn zurück in seine Asylstadt, wohin er geflohen war. Darin bleibt er bis zum Tode des Hohenpriesters, den man mit dem heiligen Öle gesalbt hat. Verläßt aber der Totschläger den Bereich seiner Asylstadt, wohin er geflohen war, und trifft ihn der Bluträcher außerhalb des Bereiches seiner Asylstadt an, so lädt der Bluträcher keine Blutschuld auf sich, wenn er den Totschläger tötet. Jener muß in seiner Asylstadt bis zum Tode des Hohenpriesters bleiben. Nach dessen Tode aber darf der Totschläger dahin zurückkehren, wo sein Erbbesitz ist. Dies soll euch als Rechtssatzung gelten von Geschlecht zu Geschlecht in all euren Wohnstätten! Erschlägt jemand einen Menschen, so darf man den Mörder nur auf Grund von Zeugenaussagen hinrichten. Doch soll auf die Aussage eines einzigen Zeugen hin niemand die Todesstrafe erleiden. Ihr sollt für das Leben eines Mörders, der des Todes schuldig ist, kein Lösegeld annehmen; er muß des Todes sterben. Auch dürft ihr, wenn einer in seine Asylstadt geflohen ist, kein Lösegeld zu dem Zwecke annehmen, daß er noch vor dem Tode des Hohenpriesters wieder heimkehren und in seinem Lande wohnen kann. Entweiht nicht das Land, in dem ihr wohnt! Denn Blut entweiht das Land, und dem Lande wird keine Sühne verschafft für das Blut, das in ihm vergossen ward, es sei denn durch das Blut dessen, der es vergossen hat. Befleckt also nicht das Land, in dem ihr wohnt und in dessen Mitte auch ich wohne! Denn ich, der Herr, wohne inmitten der Söhne Israels!" Da kamen die Häupter der Sippe der Söhne Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, aus den Geschlechtern der Söhne Josephs. Sie redeten mit Moses und den Fürsten, den Stammeshäuptern der Israeliten. Sie sprachen: "Der Herr hat unserm Herrn befohlen, den Israeliten durch das Los das Land zum Erbbesitz zu geben. Ebenso erhielt unser Herr von Gott den Auftrag, das Erbe unseres Bruders Zelophchad seinen Töchtern zu geben. Wenn diese nun einen aus den anderen israelitischen Stämmen heiraten, dann wird ihr Erbbesitz dem Erbteil unserer Väter entzogen, und zu dem Erbteil des Stammes, in den sie heiraten, kommt etwas dazu; unser Losanteil jedoch wird geschmälert. Kommt dann das Jobeljahr für die Israeliten heran, dann wird ihr Erbbesitz zu dem Erbbesitz des Stammes hinzugefügt, in den sie einheiraten; der Losanteil unseres väterlichen Stammes wird um ihren Erbbesitz geschmälert." Da gab Moses im Auftrag des Herrn den Israeliten folgende Anordnung: "Der Stamm der Nachkommen Josephs hat recht. Dies ordnet nun der Herr wegen der Töchter Zelophchads an: Heiraten mögen sie, wen sie wollen, jedoch nur einen Mann, der zu einer Sippe ihres väterlichen Stammes gehört. Es soll nicht israelitischer Erbbesitz von einem Stamm zum andern hinüberwechseln, jeder unter den Israeliten soll am Erbbesitz seines väterlichen Stammes festhalten! Jedes Mädchen aber, das in einem der israelitischen Stämme zum Erbbesitz kommt, heirate nur einen Mann aus einer Sippe ihres väterlichen Stammes, damit die Israeliten ihren väterlichen Erbbesitz durchweg behaupten. Erbbesitz gehe nicht von einem Stamme auf den andern über; vielmehr sollen die israelitischen Stämme jeweils an ihrem Erbbesitz festhalten!" Nach dem Befehl des Herrn an Moses taten die Töchter Zelophchads. Machla, Tirza, Chogla, Milka und Noa, die Töchter Zelophchads, heirateten die Söhne ihrer Oheime. Sie heirateten also in die Sippen der Söhne Manasses, des Sohnes Josephs, hinein. Ihr Erbbesitz blieb bei dem Stamme, zu dem ihre väterliche Sippe gehörte. Dies sind die Gebote und Gesetze, die der Herr durch Moses den Israeliten in Moabs Steppen am Jordan gegenüber Jericho gegeben hat. Dies sind die Worte, die Moses jenseits des Jordans in der Wüste, in der Steppe gegenüber von Suph, zwischen Paran, Tophel, Laban, Chazerot und Di-Sahab, an ganz Israel gerichtet hat. Elf Tagereisen lang war der Weg vom Horeb nach dem Gebirge Seïr bis nach Kades-Barnea. Am ersten Tage des elften Monats im vierzigsten Jahre verkündete Moses den Israeliten alles, was ihm der Herr für sie befohlen hatte. Er hatte bereits den Amoriterkönig Sichon, der in Hesbon wohnte, und den Og, den König von Basan, der in Aschtarot residierte, bei Edreï geschlagen. Jenseits des Jordans im Moabiterland begann Moses diese Unterweisung näherhin zu erklären: "Am Horeb hat der Herr, unser Gott, zu uns gesagt: Ihr habt nun lange genug an diesem Berg geweilt! Brecht auf und zieht nach dem Gebirge der Amoriter und zu allen ihren Nachbarvölkern in der Steppe, auf dem Gebirge, in der Niederung, im Südland und an der Meeresküste, zieht in das Land der Kanaaniter und zum Libanon bis zum großen Euphratstrom! Ich gebe euch dieses Land. Zieht hin und nehmt es in Besitz, das Land, das der Herr euren Vätern Abraham, Isaak und Jakob und ihren Nachkommen eidlich versprochen hat als Geschenk! In jener Zeit sprach ich zu euch: Ich kann nicht allein die Last für euch tragen. Der Herr, euer Gott, hat euch vermehrt; ihr seid heute so zahlreich wie die Sterne des Himmels. Der Herr, der Gott eurer Väter, möge euch noch tausendmal so viel hinzufügen! Er möge euch segnen, wie er euch verheißen hat. Wie aber soll ich allein eure Bürde, eure Last und eure Streitfälle auf mich nehmen können? Nehmt euch weise, einsichtsvolle und erfahrene Männer aus euren Stämmen, die ich als eure Häupter einsetzen will! Ihr gabt mir zur Antwort: Gut ist der Vorschlag, den du ausführen willst. Da nahm ich eure Stammeshäupter, weise und erfahrene Männer, und setzte sie als Häuptlinge über euch, als Oberste über Tausend-, Hundert-, Fünfzig-, Zehnschaften und als Aufseher in euren Stämmen. Euren Richtern gab ich damals folgende Anordnung: Hört aufmerksam die Händel zwischen euren Stammesbrüdern und urteilt gerecht im Rechtsstreit mit einem Bruder oder mit einem Fremden! Ihr dürft im Gericht nicht parteiisch verfahren; den Geringen und den Mächtigen sollt ihr anhören. Ihr sollt vor niemand Furcht haben, denn Gottessache ist das Gericht. Ist aber eine Sache zu schwierig für euch, so bringt sie vor mich, dann will ich sie anhören! Schon in jener Zeit gab ich euch alle diese Weisungen, nach denen ihr handeln sollt. Wir brachen vom Horeb auf und durchstreiften jene große und schaurige Wüste, die ihr geschaut habt, in der Richtung auf das Amoritergebirge; so hat es uns der Herr, unser Gott, geboten. Wir kamen bis nach Kades-Barnea. Ich sprach zu euch: Ihr seid bis in die Nähe des Gebirges der Amoriter gelangt, das der Herr, unser Gott, uns verleihen will. Wohlan, der Herr, dein Gott, hat das Land dir jetzt übergeben! Ziehe hinauf, es in Besitz zu nehmen, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir geboten hat! Sei ohne Furcht und Zagen! Da kamt ihr alle zu mir und sagtet: Wir wollen doch Männer vor uns herschicken! Sie sollen uns das Land auskundschaften und uns einen Bescheid zurückbringen über den Weg, auf dem wir hinaufziehen sollen, und über die Städte, die uns begegnen. Der Vorschlag war mir recht. Ich nahm aus euch zwölf Männer, aus jedem Stamm einen. Sie zogen hinauf nach dem Bergland, kamen bis zum Tal Eschkol und spähten es aus. Sie brachten auch von den Früchten des Landes mit und ließen sie uns zukommen. Sie gaben uns folgende Auskunft: Schön ist das Land, das der Herr, unser Gott, uns verleihen will. Doch ihr sträubtet euch hinaufzuziehen, wurdet widerspenstig gegen den Befehl des Herrn, eures Gottes. Ihr murrtet in euren Zelten und spracht: Aus Haß hat der Herr uns aus dem Ägypterland hinweggeführt, um uns den Amoritern zu unserer Vernichtung auszuliefern. Wohin denn sollen wir ziehen? Unsere Brüder haben unser Herz mutlos gemacht, indem sie sprachen: Ein Volk ist da von größerer Gestalt und höher gewachsen als wir; die Städte sind groß und himmelhoch befestigt, auch Enakiter sahen wir dort. Ich aber erwiderte euch: Nur kein Entsetzen und keine Angst vor ihnen! Der Herr, euer Gott, der euch selbst voranzieht, wird für euch streiten, ganz so, wie seine Hilfeleistung auch in Ägypten sichtbar war. Auch in der Wüste, die du schautest, hat dich der Herr, dein Gott, auf dem ganzen Weg, den ihr zurückgelegt habt bis zu eurer Ankunft allhier, so getragen, wie jemand sein Kind trägt. Dennoch hattet ihr kein Vertrauen auf den Herrn, euren Gott, der euch auf dem Wege voranzog, um euch einen Lagerplatz auszusuchen: im Feuer bei der Nacht, damit ihr auf dem Wanderwege sehen konntet, in der Wolke bei Tage. Der Herr hörte eure Reden, zürnte und tat den Schwur: Keiner unter diesen Männern von diesem bösen Geschlecht soll das schöne Land schauen, das ich euren Vätern eidlich versprochen habe, außer Kaleb, der Sohn des Jephunne. Er soll es schauen, ihm und seinen Söhnen verleihe ich das Land, das er betreten hat, weil er dem Herrn völlig gehorchte. Auch auf mich war der Herr zornig um euretwillen und sprach: Auch du sollst dorthin nicht gelangen. Josua aber, der Sohn des Nun, der dir ständig dient, soll dorthin kommen; ihm stärke den Mut, denn er wird Israel zu seinem Erbteil verhelfen. Eure Kleinen aber, von denen ihr sagtet, sie würden zur Beute werden, und eure Söhne, die heute noch nicht zwischen Gut und Bös zu unterscheiden vermögen, werden dorthin gelangen; ihnen will ich es verleihen; sie sollen es in Besitz nehmen! Ihr aber macht kehrt und brecht auf zur Steppe in der Richtung auf das Schilfmeer! Da gabt ihr mir zur Antwort: Wir haben uns gegen den Herrn, unsern Gott, versündigt; wir wollen nun doch hinaufziehen und kämpfen, wie uns der Herr, unser Gott, befohlen hat. Und ihr gürtetet euch insgesamt mit euren Kriegswaffen und zogt leichtsinnig hinauf gegen das Bergland. Da sprach der Herr zu mir: Sage ihnen: Zieht nicht hinauf und laßt euch nicht in einen Kampf ein, denn ich bin nicht in eurer Mitte; sicher werdet ihr eine Niederlage von euren Feinden erleiden! Dies sagte ich euch, ihr aber gehorchtet nicht, wart widerspenstig gegen des Herrn Geheiß und zogt kühn gegen das Bergland. Da rückten die Amoriter, die auf jenem Berglande wohnten, aus, euch entgegen. Sie verfolgten euch wie Bienenschwärme und zersprengten euch von Seïr bis Chorma. Nach der Rückkehr weintet ihr vor dem Herrn; der Herr aber beachtete euer Jammergeschrei nicht und hörte nicht auf euch. Dann verging eine lange Zeit, die ihr in Kades verbracht habt. Dann machten wir kehrt und brachen auf nach der Steppe in Richtung zum Schilfmeer, wie der Herr mir geboten hatte. Wir umgingen das Seïrgebirge lange Zeit hindurch. Da sprach der Herr zu mir: "Lange genug seid ihr nun um dieses Gebirge im Bogen herumgezogen; wendet euch in Richtung Norden! Befiehl dem Volke: Ihr durchzieht jetzt das Gebiet eurer Brüder, der Söhne Esaus, die in Seïr wohnen. Sie fürchten sich vor euch, und ihr müßt euch zusammennehmen. Laßt euch in keinen Streit mit ihnen ein; von ihrem Lande werde ich euch keinen Fußbreit abgeben; denn das Seïrgebirge habe ich Esau zum Erbbesitz verliehen. Nahrung kauft ihnen für Geld ab, dann habt ihr zu essen: Wasser zum Durstlöschen sollt ihr ebenso von ihnen für Geld kaufen! Denn der Herr, dein Gott, hat dich ja in all deinem Tun reichlich gesegnet; er kümmerte sich um dich bei deinem Marsch durch diese große Wüste. Vierzig Jahre schon ist der Herr, dein Gott, mit dir; nicht brauchtest du irgendeinen Mangel zu leiden." Dann zogen wir weiter durch das Gebiet unserer Brüder, der Söhne Esaus, die auf Seïr wohnen, auf dem Wege durch die Steppe von Elat und Ezjon-Geber, wir wandten uns und zogen weiter in Richtung auf die moabitische Steppe. Der Herr gebot mir: "Bedränge Moab nicht, laß dich mit ihm in keinen Kampf ein; denn von seinem Lande will ich dir keinen Erbbesitz geben; vielmehr Lots Söhnen habe ich Ar als Erbanteil verliehen! [ Vordem wohnten die Emiter darin, ein Volk, stark, zahlreich und hohen Wuchses wie die Enakiter. Auch sie gelten als Rephaiter, ebenso wie die Enakiter; nur die Moabiter nennen sie Emiter. In Seïr wohnten in der Vorzeit die Choriter; die Söhne Esaus traten ihr Erbe an, vernichteten sie und siedelten sich an ihrer Stelle an, geradeso wie Israel mit jenem Lande verfuhr, das der Herr ihnen als Erbanteil verliehen hat.] Macht euch nun auf und zieht über den Bach Sered!" So zogen wir denn über den Seredbach. Achtunddreißig Jahre waren wir unterwegs von Kades-Barnea bis zum Überschreiten des Baches Sered, bis das ganze Geschlecht der kriegstüchtigen Männer aus dem Lager weggestorben war, wie der Herr ihnen geschworen hatte. Auch des Herrn Hand war gegen sie, um sie bis auf den letzten Mann aus dem Lager auszurotten. Als nun alle kriegstüchtigen Männer des Volkes durch den Tod dahingerafft waren, sprach der Herr zu mir: "Du durchziehst nunmehr Moabs Gebiet, das Gelände um Ar. Du näherst dich dann den Ammonitern. Bedränge sie nicht, laß dich in keinen Streit mit ihnen ein! Ich gebe dir vom Land der Ammoniter keinen Erbbesitz. Den Söhnen Lots habe ich es nämlich als Erbanteil verliehen." [ Dieses gilt gleichfalls als Rephaiterland. Vormals wohnten Rephaiter darin, die bei den Ammonitern Samsummiter hießen. Es war ein Volk, stark, zahlreich, hohen Wuchses wie die Enakiter. Der Herr hatte sie vertilgt, so daß jene ihr Land besetzten und sich an ihrer Stelle ansiedelten. So tat er es auch zugunsten der Nachkommen Esaus, die in Seïr wohnen, indem er die Choriter vertilgte. Jene besetzten ihr Land und siedelten sich an ihrer Stelle an bis auf den heutigen Tag. Auch die Awwiter, die in Gehöften bis Gaza hin wohnten, wurden von den Kaphtoritern vertilgt, die aus Kaphtor ausgewandert waren und sich an ihrer Stelle angesiedelt hatten.] "Brecht nunmehr auf und zieht über den Bach Arnon. Siehe, ich übergebe deiner Gewalt den Amoriter Sichon, den König von Hesbon; mit seinem Land beginne die Eroberung, und streite wider ihn! Vom heutigen Tage an beginne ich, Furcht und Entsetzen vor dir auf die Völker unter dem ganzen Himmel zu legen. Wenn sie nur von dir hören, so zittern und beben sie schon vor dir." Da sandte ich von der Steppe Kedemot zu Sichon, dem König von Hesbon, Boten in friedlicher Absicht: "Ich will dein Land durchqueren, auf geradem Wege nur will ich ziehen und weder zur Rechten noch zur Linken abbiegen. Nahrungsmittel sollst du mir um Geld verkaufen, daß ich zu essen, Wasser sollst du mir um Geld abgeben, damit ich zu trinken habe; nur durchziehen möchte ich! Die Söhne Esaus in Seïr und die Moabiter in Ar haben es mir auch gestattet; ich werde dann über den Jordan ziehen, in das Land, das der Herr, unser Gott, uns verleihen wird." Doch der König von Hesbon, Sichon, weigerte sich, uns durchzulassen. Denn der Herr, dein Gott, hatte seinen Geist verhärtet und sein Herz verstockt, um ihn in deine Gewalt zu geben. wie es heute der Fall ist. Da sprach der Herr zu mir: "Siehe, ich habe den Anfang gemacht, indem ich dir den Amoriterkönig Sichon und sein Land preisgebe; mach du nun den Anfang mit der Eroberung seines Landes!" Sichon mit seinem gesamten Kriegsvolk rückte aus, um sich mit uns zu treffen und eine Schlacht bei Jahaz zu liefern. Der Herr, unser Gott, gab ihn uns preis, und wir schlugen ihn samt seinen Söhnen und seinem ganzen Kriegsvolk. Wir nahmen in jener Zeit all seine Städte ein und vollstreckten überall an Männern, Frauen und Kindern den Bann. Niemand ließen wir übrig zum Entweichen. Nur das Vieh sowie das Beutegut aus den eroberten Städten nahmen wir an uns. Von Aroer am Ufer des Arnonbaches und der Stadt im Tal bis nach Gilead gab es keine feste Stätte, die uns zu hoch gewesen wäre. Alles übergab uns der Herr, unser Gott. Nur dem Land der Ammoniter hieltest du dich fern, von allem, was seitlich des Jabbokflusses liegt, samt den Städten im Gebirge, wie der Herr, unser Gott, angeordnet hatte. Wir zogen dann in der Richtung nach Basan weiter. Da rückte Og, der König von Basan, uns entgegen mit seinem gesamten Kriegsvolk zur Schlacht bei Edreï. Der Herr aber sprach zu mir: "Fürchte dich nicht vor ihm; denn in deine Gewalt übergebe ich ihn, sein ganzes Kriegsvolk und sein Gebiet. Tue mit ihm, wie du mit dem Amoriterkönig Sichon getan hast, der in Hesbon wohnte!" So gab der Herr, unser Gott, auch Og, den König von Basan, in unsere Gewalt, samt seinem ganzen Kriegsvolk. Wir schlugen ihn so, daß keiner übrigblieb. Zu jener Zeit nahmen wir all ihre Städte ein; es gab keine feste Stätte, die wir ihnen nicht abgenommen hätten: sechzig Städte, den ganzen Bezirk von Argob, das Königreich Ogs in Basan. All diese Städte waren mit hohen Mauern, Toren und Riege]n befestigt; dazu kamen offene Landstädte in hoher Zahl. Wir vollstreckten an ihnen den Bann wie an Sichon, dem König von Hesbon, und bannten dabei in jeder Stadt die Männer, Frauen und Kinder. Jedoch sämtliches Vieh und Beutegut aus den Städten nahmen wir an uns. So nahmen wir damals den beiden Amoriterkönigen das Land jenseits des Jordans vom Arnonbach bis zum Hermongebirge [die Sidonier nennen den Hermon Sirjon, die Amoriter dagegen Senir], alle Städte in der Ebene, ganz Gilead, ganz Basan bis Salcha und Edreï, die Städte des Königreiches Ogs in Basan. Denn Og, der König von Basan, war der letzte Nachkomme der Rephaiter; sein eisernes Bett ist noch in der Ammoniterstadt Rabba zu sehen; es mißt neun Ellen in der Länge und vier Ellen in der Breite nach gewöhnlichem Maß. Dieses Land haben wir in jener Zeit eingenommen. Von Aroer an, das am Arnonfluß liegt, übergab ich es mit der Hälfte des Gebirges Gilead und den zugehörigen Städten den Rubeniten und den Gaditen. Den übrigen Teil von Gilead und ganz Basan, das Königreich Ogs, überließ ich dem halben Stamm Manasse; das ganze Gebiet von Argob, ganz Basan, heißt Land der Rephaiter. Jaïr, der Manassesohn, hatte den ganzen Bezirk Argob bis zum Gebiete der Geschuriter und der Maachatiter erobert und diese Orte (Basan) nach seinem Namen "Zeltdörfer Jaïrs" genannt. So heißen sie bis heute. Dem Machir aber gab ich Gilead. Den Rubeniten und Gaditen übergab ich das Land von Gilead an bis zum Arnonfluß - den Mittellauf des Flusses mit seinem Gebiet - und bis zum Jabbokfluß, der Grenze der Ammoniter, ferner die Steppe mit dem Jordan als Grenze vom See Kinneret an bis zum Meer der Steppe, dem Salzmeer am Fuß der Abhänge des Pisga im Osten. Ich gebot ihnen damals folgendes: Der Herr, euer Gott, hat euch dieses Land zum Besitz gegeben; nur müssen all eure kriegstüchtigen Leute gerüstet den Israeliten, euren Brüdern, im Kampf voranziehen. Lediglich eure Frauen und Kinder und eure Herden - ich weiß, daß ihr deren viele habt - sollen sich in euren Städten, die ich euch verliehen habe, ansiedeln, bis der Herr euren Brüdern ebenso wie euch Ruhe verliehen hat und auch sie das Land in Besitz genommen haben, das der Herr, euer Gott, ihnen jenseits des Jordans geben will. Dann mögt ihr heimkehren, ein jeder in sein Besitztum, das ich euch übergeben habe. Dem Josua gab ich damals folgende Anordnung: Deine eigenen Augen haben alles mitangesehen, was der Herr, euer Gott, diesen beiden Königen angetan hat; also wird der Herr mit allen Königreichen verfahren, wohin immer du ziehst. Du brauchst sie nicht zu fürchten; denn der Herr, euer Gott, ist es, der mit euch kämpft. Ich flehte damals zum Herrn und bat: O Herr, Herr! Du hast nunmehr deinem Knechte gezeigt, wie groß du bist und wie stark deine Hand ist! Wo ist denn im Himmel und auf Erden ein solcher Gott, der ähnliche Werke und Heldentaten verrichten könnte wie du! Auch ich möchte hinüber, möchte das schöne Land schauen, das jenseits des Jordans ist, diese herrlichen Berge und den Libanon! Doch der Herr zürnte mir um euretwillen und erhörte mich nicht, vielmehr sprach der Herr zu mir: Genug! Rede zu mir nichts weiter in dieser Sache! Steige hinauf auf den Gipfel des Pisga und erhebe deine Augen nach Westen, Norden, Süden und Osten, damit du es mit deinen eigenen Augen ansiehst! Denn den Jordan überschreitest du nicht. Josua aber gib Anordnung, ermutige und stärke ihn; denn er soll an dieses Volkes Spitze hinüberziehen; er soll ihnen zum Besitz des von dir geschauten Landes verhelfen. Wir aber blieben im Tal gegenüber von Bet-Peor. Nun aber, Israel, höre auf die Satzungen und Vorschriften, die ich euch lehre! Ihr sollt danach handeln, damit ihr am Leben bleibt und zum Besitz des Landes kommt, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch verleiht. Ihr sollt zu den Geboten, die ich euch gebe, weder etwas zusetzen noch etwas davon kürzen. Ihr sollt die Gebote des Herrn, eures Gottes, die ich euch gebe, halten. Mit eigenen Augen habt ihr gesehen, was der Herr wegen des Baal-Peor getan hat. Alle Männer, die dem Baal-Peor nachliefen, hat der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte hinweggetilgt. Ihr aber, die ihr am Herrn, eurem Gott, festhieltet, seid allesamt heute noch am Leben. Seht, ich lehre euch Satzungen und Vorschriften, wie sie der Herr, mein Gott, befohlen hat, damit ihr danach handelt in dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es zu besitzen. Beachtet und befolgt sie; denn das wird euch in den Augen der andern Völker als Weisheit und Einsicht ausgelegt werden. Wenn sie von all diesen Satzungen hören, werden sie sprechen: Fürwahr, ein weises und einsichtiges Volk ist diese große Nation. Denn wo wäre noch irgendein großes Volk, dessen Götter ihm so nahe sind, wie der Herr, unser Gott, uns nahe ist, sooft wir zu ihm rufen? Und wo gäbe es noch ein großes Volk, das so gerechte Satzungen und Vorschriften besäße wie dieses ganze Gesetz, das ich euch heute vorlege? Nur hüte dich davor und bewahre deine Seele gar wohl, daß du nicht die Tatsachen, die du mit deinen eigenen Augen geschaut hast, vergißt, und daß sie dein Leben lang nicht aus deinem Herzen verschwinden! Mache sie deinen Kindern und Kindeskindern bekannt! Erzähle vom Tag, da du vor dem Herrn, deinem Gott, am Horeb standest, als der Herr mir befahl: "Schare mir das Volk zusammen! Ich will ihnen meine Worte zu Gehör bringen, die sie lernen sollen, damit sie mich fürchten, solange sie auf Erden leben. Auch ihre Kinder sollen sie darüber belehren." Da tratet ihr hinzu und stelltet euch unten am Berge auf. Der Berg aber stand im loernden Feuer bis in den Himmel hinein; sonst war Finsternis, Gewölk und Dunkelheit. Der Herr redete zu euch mitten aus dem Feuer heraus; der Worte Schall vernahmt ihr, nur eine Stimme; eine Gestalt saht ihr jedoch nicht. Er verkündete euch seinen Bund, den er euch zu halten gebot, die zehn Worte, und schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln. Mir aber befahl der Herr damals, euch Satzungen und Vorschriften zu lehren, damit ihr sie erfüllt in dem Lande, in das ihr hinüberziehen werdet zur Besitzergreifung. So nehmt euch gar wohl in acht um eures Lebens willen! Ihr saht doch am Tage, da der Herr am Horeb aus dem Feuer zu euch sprach, keinerlei Gestalt. Ihr sollt euch daher nicht frevelhafterweise ein Schnitzwerk in Gestalt irgendeines Götzenbildes verfertigen, sei es die Figur eines Mannes oder Weibes, die Figur irgendeines Tieres auf der Erde oder die Figur irgendeines geflügelten Vogels, der am Himmel fliegt, die Figur irgendeines Kriechtieres, das sich am Boden schlängelt, oder die Figur irgendeines Fischwesens, das im Wasser unter der Erde lebt. Wenn du deine Blicke zum Himmel richtest und die Sonne, den Mond und die Sterne, das ganze Himmelsheer, betrachtest, sollst du dich nicht verführen lassen, dich vor ihnen niederzuwerfen und sie zu verehren! Der Herr, dein Gott, hat sie allen Völkern unter dem ganzen Himmelszelt zugeteilt. Euch aber hat der Herr genommen und aus dem eisernen Schmelzofen Ägypten herausgeführt, daß ihr sein Eigentumsvolk würdet, wie ihr es heute seid. Über mich aber ward der Herr um euretwillen zornig. Er schwur, daß ich den Jordan nimmer überschreiten und das herrliche Land nicht betreten sollte, das der Herr, dein Gott, dir zum Eigentum übergibt. Ich sterbe in diesem Land, ohne den Jordan zu überschreiten; ihr aber zieht hinüber, um dieses herrliche Land zu besitzen. Seid auf der Hut, daß ihr nicht des Bundes, den der Herr, euer Gott, mit euch geschlossen hat, vergeßt und euch ein Schnitzwerk irgendeiner Gestalt verfertigt, was dir der Herr, dein Gott, verboten hat. Denn der Herr, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer, ein eifersüchtiger Gott! Wenn ihr dann Kinder und Kindeskinder bekommen habt und im Land eingewöhnt seid, dann aber frevelhafterweise ein Schnitzwerk irgendeiner Gestalt anfertigt und übel handelt in den Augen eures Gottes, so daß ihr ihn reizt, so rufe ich gegen euch heute Himmel und Erde als Zeugen an, daß ihr gar bald aus dem Lande vertilgt werdet, in das ihr über den Jordan zieht, um es zu besitzen. Ihr werdet dort nicht lange bleiben, sondern gänzlich ausgerottet werden. Der Herr wird euch unter die Völker zerstreuen; nur eine geringe Zahl von euch wird als Rest übrigbleiben unter den Nationen, denen euch der Herr preisgeben wird. Dort werdet ihr Götter verehren, die von Menschenhänden gemacht sind, hölzerne, steinerne, die nicht sehen, hören, essen und riechen können. Dann aber werdet ihr den Herrn, euren Gott, suchen. Finden wirst du ihn, wenn du nach ihm mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele verlangst. Treffen dich dann in deiner Drangsal all diese Geschehnisse, dann kehrst du am Ende der Tage heim zum Herrn, deinem Gott, und hörst auf seine Stimme! Denn ein barmherziger Gott ist der Herr, dein Gott; er wird dich nicht aufgeben und verderben; nicht vergißt er des Bundes mit deinen Vätern, den er ihnen mit einem Eid bekräftigt hat. Befrage doch einmal die früheren Zeiten von dem Tage an, da Gott auf Erden den Menschen erschuf, und von einem Himmelsende zum andern, ob sich je etwas so Großes ereignet hat oder dergleichen gehört ward: ob je ein Volk die Stimme Gottes hörte, die aus dem Feuer heraus redete, wie du sie vernommen hast, und dabei am Leben blieb; oder ob je ein Gott versuchte, zu kommen und sich aus der Mitte eines andern Volkes mit Machtproben, Zeichen und Wundern, Krieg, starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit furchtbaren Großtaten ein Volk abzusondern, wie das alles an euch der Herr, euer Gott, in Ägypten getan hat, und zwar vor deinen eigenen Augen. Du hast dies alles erlebt, damit du erkennst, daß der Herr selbst der einzige Gott ist und sonst keiner außer ihm. Vom Himmel ließ er dich seine Stimme hören, um dich zurechtzuweisen, und auf Erden ließ er sein großes Feuer erscheinen; seine Worte hast du aus dem Feuer heraus vernommen und bist doch am Leben geblieben. Denn er liebte deine Väter und erwählte ihre Nachkommen. Er führte dich persönlich in seiner großen Stärke aus Ägypten hinweg, um Völker, die größer und stärker sind als du, vor dir zu vertreiben und dich in ihr Land zu bringen, um es dir zum Erbteil zu geben, wie das heute der Fall ist. So erkenne denn heute und beherzige, daß nur der Herr Gott ist im Himmel droben und unten auf Erden, sonst aber niemand. Halte auch seine Satzungen und seine Gebote, die ich dir heute gebe, damit es dir und deinen Kindern wohlergehe und du lange lebest in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir geben wird für alle Zeit." Damals sonderte Moses drei Städte jenseits des Jordans gegen Osten zu aus. Dorthin sollte der Totschläger fliehen, der seinen Nächsten, unabsichtlich und ohne daß er ihm von jeher feind war, getötet hatte; durch die Flucht in eine dieser Städte konnte er sein Leben retten. Bezer in der Steppe auf der Hochebene gehörte den Rubeniten, Ramot in Gilead den Gaditen und Golan in Basan den Manassiten. Das ist das Gesetz, das Moses den Israeliten vorlegte. Dies die Anordnungen, Satzungen und Vorschriften, die Moses den Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten verkündete. Es war jenseits des Jordans im Tal gegenüber Bet-Peor im Land des Amoriterkönigs Sichon, der zu Hesbon wohnte, den Moses und die Kinder Israels bei ihrem Wegzug von Ägypten besiegten. Sie eroberten sein Land und das Land des Basankönigs Og, also der beiden Amoriterkönige, welche jenseits des Jordans gegen Osten zu herrschten. Das Gebiet reichte von Aroer, am Ufer des Arnonbaches, bis zum Berge Sirjon, das ist der Hermon; dazu kam das ganze Steppengelände auf der Ostseite des Jordans bis zum Steppenmeer am Fuß der Abhänge des Pisga. Moses berief ganz Israel und sprach zu ihnen: "Höre, Israel, die Satzungen und Gebote, die ich heute vor deinen Ohren verkünde! Lernt sie und achtet darauf, sie zu befolgen! Der Herr, unser Gott, hat mit uns am Horeb einen Bund geschlossen. Nicht mit unseren Vätern schloß er diesen Bund; nein, mit uns, den Lebenden, die wir heute insgesamt hier sind. Der Herr redete mit euch auf dem Berg von Angesicht zu Angesicht aus dem Feuer heraus. Ich stand damals zwischen dem Herrn und euch, um euch das Wort des Herrn zu verkünden; denn ihr fürchtetet euch vor dem Feuer und stiegt nicht auf den Berg hinauf. Diese Worte, die ich dir heute befehle, seien in deinem Herzen! (I.) Du sollst keine fremden Götter neben mir haben! Du sollst dir kein Schnitzbild verfertigen von irgendeiner Gestalt, die es gibt im Himmel droben und auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde! Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und sollst ihnen nicht dienen! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter an den Kindern, Enkeln und Urenkeln nachprüft bei denen, die mich hassen, der aber Huld erweist bis ins tausendste Geschlecht denen, die mich lieben und meine Gebote halten. (II.) Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz aussprechen; denn nicht läßt der Herr den ungestraft, der seinen Namen unnütz ausspricht! (III.) Halte den Tag des Sabbats! Heilig sollst du ihn halten, so wie es der Herr, dein Gott, befohlen hat! Sechs Tage lang sollst du arbeiten und alle deine Geschäfte verrichten; aber der siebte Tag ist ein Sabbat zu Ehren des Herrn, deines Gottes; du sollst keinerlei Geschäfte an ihm verrichten, weder du selbst noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Ochs oder Esel, noch sonst eines von deinen Tieren, auch der Fremde nicht, der in deinen Toren sich aufhält, damit auch dein Knecht und deine Magd ruhen wie du. Denke daran, daß auch du Knecht im Ägypterland gewesen bist und dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und ausgestrecktem Arm hinweggeführt hat! Darum hat der Herr, dein Gott, dir befohlen, den Sabbat zu heiligen. (IV.) Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie der Herr, dein Gott, dir befohlen hat, damit du lange lebest und es dir wohlergehe in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir gibt! (V.) Du sollst nicht töten! (VI.) Du sollst nicht ehebrechen! (VII.) Du sollst nicht stehlen! (VIII.) Du sollst gegen deinen Nächsten nicht aussagen als falscher Zeuge! (IX.) Du sollst nicht Begierde haben nach der Frau deines Nächsten! (X.) Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Ochs, Esel und alles, was deinem Nächsten gehört!" Diese Worte sprach der Herr zu all euren Versammelten auf dem Berg aus dem Feuer, dem Gewölk und dem Wetterdunkel heraus mit gewaltiger Stimme. Er setzte nichts weiter hinzu, schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln und übergab sie mir. Als ihr nun die Stimme aus dem Dunkel heraus vernahmt, während der Berg in loderndem Feuer stand, da tratet ihr an mich heran, all eure Stammeshäupter und Ältesten. Ihr spracht: Der Herr, unser Gott, hat uns seine Majestät und Größe schauen lassen, wir haben seine Stimme aus dem Feuer heraus vernommen; heute wissen wir, daß Gott mit dem Menschen reden kann, ohne daß dieser stirbt. Und nun, warum sollen wir doch sterben? Denn dieses gewaltige Feuer wird uns verzehren; wenn wir noch weiterhin die Stimme des Herrn, unseres Gottes, anhören, werden wir sterben müssen. Denn wo wäre irgendein sterblicher Mensch, der wie wir die Stimme des lebendigen Gottes aus dem Feuer hätte reden hören und dabei am Leben geblieben wäre? Tritt du heran und höre alles, was der Herr, unser Gott, reden wird! Du berichte uns dann alles, was der Herr, unser Gott, zu dir redet; wir werden es hören und danach handeln. Der Herr hörte den Wortlaut eurer Rede, womit ihr euch an mich wandtet, und sprach zu mir: Ich habe die Rede vernommen, die dieses Volk an dich gerichtet hat; recht haben sie in allem, was sie sagen. Möchten sie nur immer so gesinnt sein, daß sie mich fürchten und alle meine Gebote halten, damit es ihnen und ihren Nachkommen wohlergehe für und für! Geh, sprich zu ihnen: Kehrt zurück zu euren Zelten! Du aber tritt wieder hierher zu mir! Ich will dir alle Gebote, Satzungen und Vorschriften mitteilen, die du sie lehren sollst. Sie sollen danach handeln in dem Land, das ich ihnen zum Eigentum verleihen will. Achtet nun darauf, daß ihr tut, wie der Herr, euer Gott, euch geboten hat; weder zur Rechten noch zur Linken sollt ihr davon abweichen! [] Dies ist die Auflage an Satzungen und Vorschriften, die ich euch gemäß der Anordnung des Herrn, eures Gottes, lehren soll; ihr sollt nach ihnen handeln in dem Land, in das ihr zieht, um es in Besitz zu nehmen! Du sollst den Herrn, deinen Gott, fürchten und alle seine Satzungen und Gebote, die ich dir heute anbefehle, halten - du, dein Sohn und deine Enkel - alle Tage deines Lebens. So sollen deine Tage vermehrt werden. Höre, Israel, und achte darauf, sie zu befolgen, damit es dir wohlergehe und ihr überaus zahlreich werdet; denn der Herr, der Gott deiner Väter, hat dir ein Land, das von Milch und Honig fließt, verheißen. Höre, Israel: Der Herr ist unser Gott, der Herr allein! Du sollst den Herrn, deinen Gott, aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit all deiner Kraft lieben. Diese Worte, die ich dir heute befehle, seien in deinem Herzen! Auch sollst du sie deinen Kindern einschärfen und von ihnen reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Du sollst sie als Denkzeichen an deine Hand binden und als Mahnmal zwischen deinen Augen tragen. Und du sollst sie auf die Pfosten deines Hauses und auf deine Tore schreiben. Wenn dich nun der Herr, dein Gott, in das Land bringen wird, das er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob eidlich versprochen hat, um es dir zu verleihen, in das Land mit großen und herrlichen Städten, die du nicht gebaut, mit Häusern, die ohne dein Zutun mit allerlei Gütern gefüllt sind, mit ausgehauenen Zisternen, die du nicht angelegt, mit Weinbergen und Olivengärten, die du nicht gepflanzt hast, und wenn du davon ißt und satt wirst, so hüte dich wohl, des Herrn zu vergessen, der dich aus dem Ägypterland, dem Haus der Knechtschaft, herausgeführt hat! Den Herrn, deinen Gott, sollst du fürchten und ihm dienen und bei seinem Namen schwören! Nicht aber dürft ihr anderen Göttern nachlaufen von den Göttern der Völker, die rings um euch leben. Denn der Herr, dein Gott, ist ein eifersüchtiger Gott in deiner Mitte; sonst würde der Zorn des Herrn, deines Gottes, über dir entbrennen und dich vom Erdboden ausrotten. Ihr sollt den Herrn, euren Gott, nicht versuchen, wie ihr ihn versucht habt in Massa! Ihr sollt vielmehr die Gebote des Herrn, eures Gottes, halten, seine Weisungen und Satzungen, die er dir anbefohlen. Du sollst tun, was in den Augen des Herrn redlich und gut ist, damit es dir wohlergehe und du das herrliche Land, das der Herr deinen Vätern eidlich versprochen hat, in Besitz nehmen kannst, indem du alle deine Feinde vor dir verjagst, wie der Herr versprochen hat. Wenn dich nun künftighin dein Sohn also fragt: Was haben die Weisungen, Gebote und Vorschriften zu bedeuten, die der Herr, unser Gott, euch befohlen hat?, dann sollst du ihm antworten: Wir waren Pharaos Knechte in Ägypten; aber der Herr hat uns mit starker Hand aus Ägypten hinweggeführt. Der Herr tat vor unsern Augen gar große und schreckliche Zeichen und Wunder an Ägypten, am Pharao und an seinem ganzen Hause. Uns aber führte er von dort hinweg, um uns heranzubringen und uns das Land zu geben, das er unsern Vätern zugeschworen hat. Der Herr befahl uns, alle diese Satzungen zu befolgen, auf daß wir den Herrn, unsern Gott, fürchten zu unserem dauernden Glück, und damit er uns am Leben erhalte, so wie es heute der Fall ist. Richtige Lebensführung wird uns zuteil, wenn wir darauf achten, diesen ganzen Auftrag vor dem Herrn, unserm Gott, genau zu befolgen, wie er befohlen hat. Der Herr, dein Gott, wird dich in das Land bringen, das du betrittst als dein Eigentum; er wird die Hethiter, Girgaschiter, Amoriter, Kanaaniter, Perissiter, Hiwwiter und Jebusiter, sieben Völker, die größer und mächtiger sind als du, vor dir vertreiben. Wenn so der Herr, dein Gott, sie dir übergibt und du sie besiegst, dann sollst du an ihnen den Bann vollstrecken; du sollst mit ihnen keinen Bund schließen und keine Gnade an ihnen üben! Auch darfst du dich nicht mit ihnen verschwägern; du sollst deine Tochter nicht einem ihrer Söhne geben und deren Tochter für deinen Sohn nicht zur Frau nehmen! Denn das könnte deinen Sohn zum Abfall bringen; sie würden dann fremden Göttern dienen, und der Zorn des Herrn würde über euch entbrennen, so daß er euch eilends ausrotten würde. Vielmehr sollt ihr mit ihnen also verfahren: ihre Altäre abbrechen, ihre Weihesteine zertrümmern, ihre heiligen Pfähle umhauen und ihre Götzenbilder verbrennen! Denn ein dem Herrn, deinem Gott, geweihtes Volk bist du; dich hat der Herr, dein Gott, erwählt, damit du von allen Völkern auf dem Erdboden zu seinem Eigentum werdest. Nicht weil ihr gegenüber anderen Völkern größer seid, hing der Herr an euch und hat euch erwählt - seid ihr doch das kleinste von allen Völkern -, nein, aus Liebe zu euch und weil er den Eid halten mußte, den er euren Vätern zugeschworen hat, führte euch der Herr mit starker Hand hinweg und erlöste dich aus dem Sklavenhaus, aus der Gewalt des Pharao, des Ägypterkönigs. Du solltest erkennen, daß der Herr, dein Gott, der wirkliche Gott ist, der zuverlässige Gott, der den Bund und die Huld denen bewahrt bis ins tausendste Glied, die ihn lieben und seine Gebote halten, der aber seinem Widersacher unmittelbar vergilt und ihn vernichtet. Nicht zaudert er lang mit dem, der ihn haßt, sondern unmittelbar vergilt er ihm. Darum halte den Befehl, die Satzungen und Vorschriften, die ich dir heute anordne! Wenn ihr diesen Vorschriften gehorcht und sie beachtet und nach ihnen handelt, dann wird zum Lohn der Herr, dein Gott, dir den Bund und die Huld bewahren, wie er deinen Vätern eidlich versprochen hat. Er wird dich lieben und segnen und dich vermehren; deine Leibesfrucht und deine Feldfrucht, dein Getreide, deinen Most und dein Öl, den Wurf deiner Rinder und die Muttertiere deines Kleinviehs wird er segnen auf dem Boden, den er deinen Vätern eidlich versprochen hat, um ihn dir zu geben. Gesegnet wirst du sein mehr als alle Völker; kein Mann und keine Frau wird unfruchtbar sein bei dir, und ebensowenig dein Vieh. Der Herr wird jegliche Krankheit von dir fernhalten, und keine von den schlimmen ägyptischen Seuchen, die du ja kennst, wird er dir auferlegen; er wird sie aber unter all denen verbreiten, die dich hassen. Alle Völker, die dir der Herr, dein Gott, preisgibt, sollst du vertilgen und nicht mitleidig auf sie schauen; ihren Göttern sollst du nicht dienen, denn das bedeutet für dich einen Fallstrick. Sagst du aber in deinem Herzen: Diese Völker sind größer als ich; wie soll ich sie vertreiben können?, so sollst du dich doch vor ihnen nicht fürchten! Denke daran, was der Herr, dein Gott, dem Pharao und ganz Ägypten getan hat: an die großen Machtproben, welche deine Augen geschaut haben, die Zeichen, die Wundertaten, die starke Hand und den ausgestreckten Arm, womit der Herr, dein Gott, dich hinweggeführt hat! Ebenso wird der Herr, dein Gott, an all den Völkern handeln, vor denen du dich ängstigst. Und auch Entmutigung wird der Herr, dein Gott, gegen sie entsenden, bis die Übriggebliebenen vernichtet sind und auch die, welche sich vor dir versteckt haben. Entsetze dich nicht vor ihnen; denn der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein großer und furchtbarer Gott! Aber der Herr, dein Gott, wird diese Völker nur allmählich von deinem Angesicht vertreiben; du kannst sie nicht allzu rasch vertilgen, sonst nimmt das Wildtier des Feldes gegen dich überhand. Der Herr, dein Gott, wird sie dir preisgeben und in große Verwirrung setzen bis zu ihrer Vernichtung. Er wird ihre Könige in deine Gewalt geben; du sollst ihre Namen unter dem Himmel austilgen, und niemand wird vor dir standhalten, bis du sie vernichtet hast. Ihre Götzenbilder sollt ihr verbrennen; nicht einmal das Silber und Gold an ihnen darfst du begehren und an dich nehmen, sonst gerätst du dadurch in eine Falle; denn ein Greuel für den Herrn, deinen Gott, ist das. Einen Greuel sollst du nicht in dein Haus bringen. Du könntest sonst gleich ihm dem Bann verfallen; Abscheu und Grauen sollst du davor empfinden: denn es ist Banngut. Den gesamten Auftrag, den ich dir heute vorschreibe, haltet, damit ihr am Leben bleibt, euch vermehrt und in das Land, das der Herr euren Vätern eidlich versprochen hat, hineinkommt und es innehabt! Denke daran, wie dich der Herr, dein Gott, den ganzen Weg vierzig Jahre lang in der Wüste geleitet hat! In Drangsal hat er dich geraten lassen, auf die Probe gestellt, um zu erfahren, wie du im Herzen denkst, ob du seine Befehle ausführen willst oder nicht. Not und Hunger hat er dir gesandt und dich wiederum mit Manna gespeist, das dir und deinen Vätern unbekannt war. Er wollte dir damit andeuten, daß der Mensch nicht allein vom Brot lebt, sondern daß er von allem lebt, was aus dem Munde des Herrn kommt. Deine Kleider, die du trugst, zerschlissen nicht, und deine Füße schwollen dir in den vierzig Jahren nicht an. Beherzige, daß der Herr, dein Gott, dich züchtigen will, wie jemand seinen Sohn züchtigt. Bewahre die Befehle des Herrn, deines Gottes, indem du auf seinen Wegen wandelst und ihn fürchtest! Denn der Herr, dein Gott, bringt dich in ein herrliches und weiträumiges Land, voll von Wasserbächen, Quellen und Grundwassern, die in den Tälern und Bergen entspringen, in ein Land mit Weizen und Gerste, mit Weinstöcken, Feigen- und Granatbäumen, in ein Land mit Olivenbäumen und Honig, in ein Land, in dem du dich nicht in Armut ernähren mußt, sondern in dem dir nichts abgeht, in ein Land, dessen Steine Eisen enthalten und aus dessen Gebirge du Erz hauen kannst. Du sollst essen und satt werden, dann aber den Herrn, deinen Gott, preisen für das herrliche Land, das er dir gegeben hat. Hüte dich davor, des Herrn, deines Gottes, zu vergessen und seine Gebote, Vorschriften und Satzungen nicht zu halten, die ich dir heute gebe! Wenn du ißt, satt wirst, schöne Häuser baust und sie bewohnst, wenn dein Großvieh und dein Kleinvieh sich mehrt, Silber und Gold sich bei dir anhäuft, wenn deine gesamte Habe sich vergrößert, dann soll dein Herz nicht übermütig werden und des Herrn, deines Gottes, vergessen, der dich aus dem Ägypterland, aus dem Hause der Knechtschaft, hinweggeführt hat! Er hat dich geleitet durch die große und schaurige Steppe, voll von brennend-giftigen Schlangen und Skorpionen, durch dürre, wasserlose Gegenden. Für dich ließ er Wasser aus hartem Kieselstein hervorquellen. Er speiste dich in der Wüste mit Manna, das deine Väter nicht kannten. Er ließ dich mit Absicht in Drangsal und Prüfung geraten, damit er dir in künftiger Zeit um so mehr Gutes erweisen kann. Sage nicht etwa in deinen Gedanken: "Meine Kraft und die Stärke meiner Faust haben mir diesen Erfolg verschafft", sondern gedenke des Herrn, deines Gottes: Er ist es, der dir Kraft verleiht, Reichtümer zu erwerben, um seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, in Wirksamkeit treten zu lassen, wie es heute geschieht. Vergißt du aber den Herrn, deinen Gott, läufst du anderen Göttern nach, dienst ihnen und wirfst dich vor ihnen nieder, so bezeuge ich euch heute feierlich, daß ihr völlig zugrunde gehen werdet. Wie die Völker, die der Herr vor euch vertilgt, so werdet ihr vernichtet werden deshalb, weil ihr nicht hörtet auf die Stimme des Herrn, eures Gottes. Höre, Israel! Du überschreitest jetzt den Jordan, um hinzugehen und Völker zu bezwingen, die größer und stärker sind als du, Städte, die groß sind und himmelhoch befestigt, ein großes und hochgewachsenes Volk, die Enakiter, die du selber kennst und von denen du sagen hörtest: Wer vermag den Söhnen Enaks zu widerstehen? So wisse heute, daß es der Herr, dein Gott, ist, der dir als ein verzehrendes Feuer voranzieht. Vertilgen wird er sie und sie vor dir demütigen. Du wirst sie vertreiben und rasch vernichten, wie der Herr dir versprochen hat. Wenn nun der Herr, dein Gott, sie vor deinem Angesicht vertreibt, dann darfst du nicht etwa denken: "Meiner Rechtschaffenheit wegen hat der Herr mich herausgeführt, um dieses Land in Besitz zu nehmen." Nein, der Verderbtheit dieser Völker wegen vertreibt sie der Herr vor deinem Angesicht. Nicht wegen deiner Rechtschaffenheit und deiner Herzenslauterkeit kommst du in den Besitz ihres Landes, sondern der Herr, dein Gott, vertreibt diese Völker um ihrer Verderbtheit willen vor dir. Außerdem läßt er das Wort wirksam werden, das er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat. Sei dir dessen bewußt, daß der Herr, dein Gott, dir nicht um deiner Rechtschaffenheit willen dieses herrliche Land zum Besitz verleiht; denn du bist ein halsstarriges Volk. Denke daran und vergiß es nicht, wie du den Herrn, deinen Gott, in der Wüste erzürntest! Von dem Tage an, als du aus Ägypten herauszogst, bis zu eurer Ankunft an diesem Ort seid ihr widerspenstig gegen den Herrn gewesen. Am Horeb erzürntet ihr den Herrn, und des Herrn Zorn entbrannte so wider euch, daß er euch vernichten wollte. Ich stieg hinauf auf den Berg, die steinernen Tafeln des Bundes, den der Herr mit euch schloß, in Empfang zu nehmen. Vierzig Tage und vierzig Nächte verweilte ich auf dem Berg, aß kein Brot und trank kein Wasser. Da übergab mir der Herr die zwei steinernen Tafeln, mit Gottes Finger beschrieben; darauf standen alle Worte, die der Herr euch auf dem Berg aus dem Feuer heraus am Versammlungstag verkündet hatte. Nach den vierzig Tagen und vierzig Nächten gab mir der Herr die zwei steinernen Tafeln des Bundes. Da sprach der Herr zu mir: "Auf, steige eilends von hier hinab; denn dein Volk, das du aus Ägypten weggeführt, hat Schlimmes getan. Sie sind schnell abgewichen von dem Weg, den ich ihnen geboten habe; ein Gußbild haben sie sich angefertigt." Der Herr sprach zu mir: "Ich sehe, daß dieses Volk da ein halsstarriges Volk ist. Laß mich! Ich will sie vertilgen und ihren Namen ausrotten unter dem Himmel; dich aber will ich zu einem größeren und stärkeren Volk machen, als sie es sind." Ich wandte mich, stieg vom feuerlodernden Berg herab und hielt die zwei Bundestafeln in meinen beiden Händen. Da sah ich: Ihr hattet euch an dem Herrn, eurem Gott, versündigt und euch ein gegossenes Kalb gemacht. Schnell wart ihr von dem Weg abgewichen, den der Herr euch gewiesen hat. Da faßte ich beide Tafeln, schleuderte sie aus meinen Händen und zerschmetterte sie vor euren Augen. Ich fiel nieder vor dem Herrn wie das erste Mal, vierzig Tage und vierzig Nächte, aß kein Brot und trank kein Wasser eurer Sünde wegen, die ihr begangen, weil ihr tatet, was dem Herrn mißfiel, und ihn zum Zorn gereizt habt. Mir graute vor dem Zornesgrimm, den der Herr gegen euch hegte, da er euch ausrotten wollte. Doch der Herr erhörte mich auch diesmal noch. Er entbrannte auch gar sehr wider Aaron, so daß er ihn vertilgen wollte; aber ich legte damals Fürsprache auch für Aaron ein. Das Werk eurer Sünde aber, das ihr verfertigt hattet, das Kalb, nahm ich, verbrannte es im Feuer, zerstieß und zermalmte es vollständig, bis es zu feinem Staub ward. Diesen streute ich in den Bach, der vom Berge herniederfließt. Ferner habt ihr den Herrn zu Tabera, zu Massa und bei den Lustgräbern zum Zorn gereizt. Auch als der Herr euch von Kades-Barnea aussandte und sprach: "Zieht hinauf, erobert das Land, das ich euch gebe", da habt ihr gemurrt wider den Auftrag des Herrn, eures Gottes; ihr habt nicht an ihn geglaubt und seiner Stimme nicht gehorcht. Denn widerspenstig seid ihr gegen den Herrn, seitdem ich euch kenne. Und ich warf mich nieder vor dem Herrn vierzig Tage und vierzig Nächte lang; denn der Herr drohte an, er werde euch vertilgen. Ich aber betete zum Herrn und sprach: Herr, Herr, vertilge dein Volk und dein Erbteil nicht, das du durch deine Großtat erlöst und mit starker Hand aus Ägypten geführt hast! Gedenke deiner Knechte Abraham, Isaak und Jakob; beachte nicht die Halsstarrigkeit dieses Volkes da, seine frevlerische Gesinnung und seine Sünde! Sonst könnte das Land sagen, aus dem du uns herausgeführt hast: "Nur weil der Herr sie nicht in das Land bringen konnte, das er ihnen verheißen hatte, und weil er sie haßte, deshalb hat er sie weggeführt, um sie in der Wüste zu töten." Denn sie sind doch dein Volk und dein Erbteil, das du mit deiner großen Macht und mit deinem ausgestreckten Arm weggeführt hast. In jener Zeit befahl mir der Herr: "Haue dir zwei steinerne Tafeln wie die ersten; komme zu mir auf den Berg und verfertige dir eine Lade aus Holz! Ich will auf die Tafeln die Worte schreiben, die auf den ersten Tafeln, die du zerschmettert hast, niedergeschrieben waren. Lege sie dann in die Lade!" Ich verfertigte also eine Lade aus Akazienholz und hieb zwei steinerne Tafeln wie die ersten. Dann ging ich auf den Berg hinauf, beide Tafeln in meiner Hand. Da schrieb er auf die Tafeln die gleiche Schrift wie die erste, nämlich die zehn Worte, die der Herr zu euch redete auf dem Berge aus dem Feuer heraus am Versammlungstag. Der Herr gab sie mir. Da wandte ich mich um, stieg vom Berge hinab und legte die Tafeln in die Lade, die ich verfertigt hatte; daselbst sollten sie bleiben, wie der Herr mir geboten. Die Israeliten brachen von Beerot-Bene-Jaakan in Richtung nach Mosera auf. Dort starb Aaron und wurde begraben, und des Priesteramtes waltete an seiner Statt Eleasar, sein Sohn. Von dort brachen sie auf nach Gudgoda, und von Gudgoda nach Jotbata, einer Gegend mit Wasserbächen. Damals sonderte der Herr den Stamm Levi aus, die Bundeslade des Herrn zu tragen, vor dem Herrn zu stehen, ihm zu dienen und in seinem Namen zu segnen, was er bis heute besorgt. Darum erhielt Levi keinen Anteil und kein Erbe neben seinen Brüdern. Der Herr selbst ist sein Erbteil, wie der Herr, dein Gott, ihm gesagt hatte. Ich aber blieb wie das erste Mal vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berge. Der Herr erhörte mich auch dieses Mal. Der Herr wollte dich nicht ausrotten. Dann sprach der Herr zu mir: "Auf, ziehe weiter an der Spitze des Volkes! Sie sollen das Land, dessen Verleihung ich ihren Vätern eidlich versprochen habe, erreichen und in Besitz nehmen!" Und nun, Israel was fordert denn der Herr von dir? Daß du ihn fürchtest, auf allen seinen Wegen wandelst, ihn liebst und dem Herrn, deinem Gott, aus ganzem Herzen und ganzer Seele dienst! So mußt du die Gebote und Satzungen des Herrn beobachten, die ich dir heute befehle, zu deinem eigenen Besten. Denn dem Herrn, deinem Gott, gehören zwar der Himmel und die Himmel der Himmel, die Erde und alles auf ihr; doch nur zu deinen Vätern neigte er sich in Liebe und erwählte euch als ihre Nachkommen aus allen Völkern, wie es heute der Fall ist. Beschneidet also die Vorhaut eures Herzens und versteift euren Nacken nicht weiterhin! Denn der Herr, euer Gott, ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, die große, starke und furchterregende Gottheit, die unparteiisch ist und keinerlei Bestechung annimmt. Er ist es, der Recht schafft den Waisen und Witwen, der auch die Fremdlinge liebt und ihnen Brot und Kleidung gibt. Ihr sollt also auch den Fremdling lieben; denn Fremdlinge seid ihr im Ägypterland gewesen! Den Herrn, deinen Gott, sollst du fürchten, ihm dienen, ihm anhangen und in seinem Namen schwören! Er ist dein Ruhm, dein Gott, der an dir jene großen und furchterregenden Taten vollbrachte, die du mit deinen eigenen Augen gesehen hast. Als eine Schar von siebzig Personen zogen deine Väter nach Ägypten hinab, und jetzt hat der Herr, dein Gott, dich zahlreich gemacht wie die Sterne am Himmel. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben und seinen Dienst, seine Satzungen, seine Vorschriften und Befehle immerdar beobachten! Seid euch heute dessen bewußt: Nicht zu euren Kindern spreche ich, die nichts erfahren und gesehen haben von der Züchtigung des Herrn, eures Gottes, seiner Größe, seinem starken Arme, seiner ausgestreckten Hand, von seinen Wunderzeichen und Taten, die er in Ägypten vollbrachte am Pharao, dem König von Ägypten, und seinem ganzen Land, und was er dem ägyptischen Heer, seinen Rossen und Wagen antat: Er ließ die Wasser des Schilfmeeres über sie dahinfluten, als sie euch nachjagten, und der Herr vertilgte sie so bis auf diesen Tag; was er euch dann in der Wüste getan bis zu eurer Ankunft hier; was er Datan und Abiram, den Söhnen des Eliab, des Sohnes Rubens, widerfahren ließ: Die Erde riß ihren Schlund auf und verschlang sie, ihre Häuser und ihre Zelte, samt allem, was zu ihnen gehörte, in der Mitte von ganz Israel. Mit eigenen Augen habt ihr das gewaltige Tun des Herrn gesehen, das er vollbrachte. Beachtet alle Gebote, die ich euch heute befehle, damit ihr stark werdet, hinkommt und das Land in Besitz nehmt, in das ihr nun zur Eroberung hinüberzieht! So werdet ihr recht lange auf der Scholle bleiben, von welcher der Herr euren Vätern eidlich versprochen hat, sie ihnen und ihren Nachkommen zu verleihen, ein Land, das von Milch und Honig fließt. Denn das Land, in das du hineinziehst, um es zu besitzen, ist nicht wie das Land Ägypten, aus dem ihr ausgezogen seid, das du nach der Aussaat mit Tretmühlen wie einen Gemüsegarten bewässern mußtest. Dieses Land, zu dessen Eroberung ihr hinüberzieht, ist ein Land mit Bergen und Tälern, das Wasser trinkt vom Regen des Himmels, ein Land, das der Herr, dein Gott, ständig umsorgt; des Herrn, deines Gottes, Augen ruhen auf ihm vom Anfang des Jahres bis zu seinem Ende. "Wenn ihr meinen Geboten, die ich euch heute befehle, gehorcht, nämlich den Herrn, euren Gott, liebt, ihm dient aus eurem ganzen Herzen und aus eurer ganzen Seele, so verleihe ich eurem Land den Regen rechtzeitig, Frühregen und Spätregen, damit du dein Getreide, deinen Most und dein Öl ernten kannst. Auch will ich auf deinem Feld Gras für dein Vieh wachsen lassen, und du wirst dich satt essen." Seid aber davor auf der Hut, daß euer Herz sich nicht betören läßt abzufallen, anderen Göttern zu dienen und sich vor ihnen niederzuwerfen! Dann würde des Herrn Zorn gegen euch entbrennen und den Himmel verschließen, so daß kein Regen fiele, der Boden seinen Ertrag nicht mehr gäbe und ihr gar schnell aus dem herrlichen Lande, das der Herr euch geben wird, verschwinden würdet. So beherzigt diese meine Worte und nehmt sie euch zu Gemüte! Bindet sie euch als ein Denkzeichen an eure Hand und tragt sie als Mahnmal auf der Stirne! Belehrt darüber auch eure Kinder: du sollst davon sprechen, wenn du zu Hause weilst und auf dem Wege wandelst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst! Schreibe sie auf die Pfosten deines Hauses und an deine Tore, damit eure Tage und die Tage eurer Kinder in dem Land, das der Herr euren Vätern mit einem Eidschwur zugesagt hat, so lange dauern, wie der Himmel über der Erde steht. Wenn ihr nun alle diese Gebote, die ich euch zu halten gebiete, genau erfüllt, den Herrn, euren Gott, liebt, auf all seinen Wegen wandelt und ihm in Treue anhängt, dann wird der Herr diese Völker insgesamt vor eurem Angesicht vertreiben; ihr werdet dann größere und stärkere Völker, als ihr seid, beerben! Jede Stelle, die eure Fußsohle betritt, gehört euch; von der Wüste bis zum Libanon, vom Euphratstrom bis zum westlichen Meer hin soll euer Gebiet sich erstrecken. Niemand soll euch widerstehen können; Furcht und Schrecken vor euch wird der Herr auf das ganze Land legen, das ihr betretet, wie er es euch verheißen hat. Seht, ich lege euch heute Segen und Fluch vor: den Segen, wenn ihr gegen den Herrn, euren Gott, gehorsam seid, den Fluch aber, wenn ihr den Befehlen des Herrn, eures Gottes, nicht Folge leistet, sondern abweicht von dem Weg, den ich euch heute vorschreibe, und anderen Göttern nachlauft, die ihr nicht kennt. Führt dich nun der Herr, dein Gott, in das Land, zu dessen Eroberung du hinüberziehst, dann sollst du den Segen auf den Berg Garizim, den Fluch aber auf den Berg Ebal legen! Diese liegen bekanntlich jenseits des Jordans, hinter der Straße nach Westen, die durch das Gebiet der in der Steppe wohnenden Kanaaniter führt, die Gilgal gegenüber bei den Orakeleichen wohnen. Wenn ihr den Jordan überschreitet, um das Land in Besitz zu nehmen, das der Herr, euer Gott, euch verleihen wird, und wenn ihr es erobert habt und darin seßhaft seid, dann sollt ihr alle Satzungen und Vorschriften, die ich euch heute vorlege, halten! Dies sind die Satzungen und Vorschriften, die ihr in dem Land, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch verliehen hat, genau befolgen sollt, solange ihr in diesem Lande lebt: Ihr sollt all die Stätten gründlich zerstören, an denen die Völker, in deren Erbe ihr getreten seid, ihren Göttern gedient haben, auf den hohen Bergen, auf den Hügeln und unter jedem grünen Baum. Reißt ihre Altäre nieder, zertrümmert ihre Weihesteine, verbrennt ihre heiligen Pfähle, haut ihre Götzenbilder um und vertilgt ihre Namen von jener Stätte! Solches dürft ihr nicht tun zu Ehren des Herrn, eures Gottes! Vielmehr sollt ihr die Stätte, die der Herr, euer Gott, aus all euren Stämmen erwählen wird, um seinem Namen dort eine Wohnstatt zu bereiten, besuchen und dorthin kommen! Eure Brand- und Schlachtopfer, eure Zehnten, Hebeopfer, Gelübde, eure freiwilligen Gaben und den Erstlingswurf eures Groß- und Kleinviehs bringt dorthin! Daselbst sollt ihr vor dem Herrn, eurem Gott, das Opfermahl halten, sollt mit euren Familien fröhlich sein über das, was eure Hände sich erworben, womit dich der Herr, dein Gott, gesegnet hat. Ihr dürft es nicht so machen, wie wir es hier bis heute, ein jeder nach seinem Belieben, zu tun pflegen. Bis dahin seid ihr ja noch nicht zur Ruhe und zu dem Erbe gelangt, das der Herr, euer Gott, euch verleihen will. Ihr werdet den Jordan überschreiten und in dem Land, das der Herr, euer Gott, euch als Erbe zuteilen wird, wohnen; er wird euch vor allen euren Feinden ringsum Ruhe gewähren, und ihr werdet in Sicherheit wohnen. Dann sollt ihr aber an die Stätte, die der Herr, euer Gott, sich zur Wohnstatt seines Namens auserwählen wird, all das bringen, was ich euch heute vorschreibe: eure Brand- und Schlachtopfer, eure Zehnten und Hebeopfer und alle eure auserlesenen Gelübdeopfer, die ihr dem Herrn angelobt. Ihr sollt dann vor dem Herrn, eurem Gott, fröhlich sein, ihr samt euren Söhnen und Töchtern, Knechten und Mägden, und auch der Levit, der in euren Ortschaften wohnt. Er hat ja weder Landanteil noch Erbbesitz neben euch. Hüte dich aber, deine Brandopfer an jeder beliebigen Stätte darzubringen, die du selbst aussuchst! Nur an der Stätte, die der Herr in einem deiner Stämme erwählen wird, darfst du deine Brandopfer darbringen und all das tun, was ich dir gebiete. Indessen darfst du ganz nach Wunsch schlachten und Fleisch essen entsprechend dem Segensmaß, das der Herr, dein Gott, dir verleihen wird, in all deinen Ortschaften. Der Unreine wie auch er Reine dürfen davon essen wie von einer Gazelle oder vom Hirsch. Nur das Blut sollt ihr nicht genießen; auf die Erde sollt ihr es ausgießen wie Wasser! Du darfst aber in deinen Ortschaften nicht die Zehntabgabe deines Getreides, Mostes und Öles, nicht den Erstlingswurf deiner Rinder und deines Kleinviehs, keine gelobten Gelübdeopfer noch deine freiwilligen Gaben und Hebeopfer verzehren. Nur vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du es verzehren an der Stätte, die der Herr, dein Gott, erwählen wird, und zwar du samt deinen Söhnen und Töchtern, deinen Knechten und Mägden und den Leviten in deinen Ortschaften; und du sollst fröhlich sein vor dem Herrn, deinem Gott, über alles, was deine Hand sich erworben hat. Nimm dich in acht, den Leviten im Stich zu lassen, solange du in deinem Lande lebst! Erweitert der Herr, dein Gott, dein Gebiet, wie er dir verheißen hat, und du denkst: ich will Fleisch essen, denn es gelüstet dich danach, Fleisch zu essen, so darfst du es tun ganz nach Wunsch. Wenn dann die Stätte, die der Herr, dein Gott, zur Wohnstatt seines Namens sich erwählt, für dich zu weit entfernt ist, so darfst du von deinen Rindern und von deinem Kleinvieh, das der Herr dir geschenkt hat, schlachten, gemäß meiner Anweisung, und es innerhalb deiner Ortschaften verzehren ganz nach Wunsch. Aber nur so, wie man Gazellen- und Hirschfleisch ißt, sollst du es verzehren! Der Unreine und der Reine können in gleicher Weise davon essen. Halte aber streng daran fest, kein Blut zu genießen; denn im Blut ist das Leben und das Leben sollst du nicht mit dem Fleisch verzehren! Du darfst es nicht genießen; auf die Erde sollst du es ausgießen wie Wasser! Du darfst es nicht verzehren, damit es dir und deinen Kindern wohlergehe, weil du das tust, was dem Herrn wohlgefällig ist. Aber die heiligen Abgaben, die dir obliegen, und deine Gelübdeopfer sollst du aufladen und damit zur Stätte kommen, die der Herr erwählen wird. Dein Brandopfer sollst du so darbringen: das Fleisch und das Blut gehört auf den Altar des Herrn, deines Gottes. Das Blut deiner Schlachtopfer werde am Altar des Herrn, deines Gottes, ausgegossen; das Fleisch jedoch darfst du genießen. Beobachte, höre und tue alle diese Gebote, die ich dir heute vorschreibe, auf daß es dir und deinen Kindern in aller Zukunft wohlergehe, weil du das tust, was gut und recht ist in den Augen des Herrn, deines Gottes! Der Herr, dein Gott, wird die Völker vor dir ausrotten, in deren Gebiet du hineinkommst, um es zu besitzen. Hast du es im Besitz und wohnst du in ihrem Lande, dann hüte dich aber, dich von ihrem Beispiel verführen zu lassen, nachdem sie doch vor dir vertilgt wurden! Suche nicht nach ihren Göttern, indem du fragst: "Wie haben jene Völker ihre Götter verehrt, damit ich auch so tue?" Solches darfst du nicht tun zu Ehren des Herrn, deines Gottes! Denn alles, was dem Herrn ein Greuel ist und was er haßt, haben sie zu Ehren ihrer Götter getan; selbst ihre Söhne und Töchter verbrannten sie ihren Göttern zu Ehren. Alles, was ich euch heute befehle, sollt ihr genau befolgen, nichts hinzutun und nichts davon wegnehmen! Steht etwa in deiner Mitte ein Prophet oder ein Traumseher auf und bietet dir ein Wahrzeichen oder ein Wunder an, und es geschieht tatsächlich das Zeichen oder Wunder, auf Grund dessen er dich aufforderte: Laßt uns anderen Göttern nachlaufen, die ihr nicht kennt, und sie verehren, dann darfst du auf die Worte jenes Propheten oder Träumers nicht hören. Denn der Herr, euer Gott, stellt euch nur auf die Probe, um zu erfahren, ob ihr den Herrn, euren Gott, aus eurem ganzen Herzen und aus eurer ganzen Seele liebt. Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr nachfolgen, ihn fürchten, seine Gebote beobachten, auf seine Stimme hören, ihm dienen und ihm in Treue anhangen! Jener Prophet oder Träumer aber soll sterben; denn er hat Aufruhr verkündet wider den Herrn, deinen Gott, der dich aus dem Ägypterland hinausgeführt und aus dem Hause der Knechtschaft erlöst hat. Er brachte dich ab von dem Wege, auf dem der Herr, dein Gott, dir zu wandeln gebot; so sollst du das Böse vertilgen aus deiner Mitte. Wenn dein Bruder, der Sohn deiner Mutter, oder dein Sohn oder deine Tochter oder die Frau an deiner Brust oder dein Freund, den du so lieb hast wie dein Ich, dich heimlich verführen wollen und sprechen: Laßt uns doch hingehen und andern Göttern dienen, die weder du noch deine Väter kannten, von den Göttern der Völker, mögen sie rings um euch in der Nähe wohnen oder weit entfernt von dir von einem Ende der Erde bis zum andern, so darfst du ihnen nicht willfahren und gehorchen, nicht mit mitleidigen Augen auf sie blicken, sie schonen und ihre Schuld verheimlichen. Dem Tod sollst du sie überliefern! Deine Hand soll sich zuerst gegen sie erheben, um sie zu töten, und danach die Hand des gesamten Volkes. Mit Steinen sollst du sie zu Tode steinigen; denn sie haben versucht, dich abzubringen vom Herrn, der dich aus Ägypten, dem Haus der Knechtschaft, hinweggeführt hat. Ganz Israel soll es hören und sich fürchten, damit nie wieder so Böses in deiner Mitte getan werde! Du hörst etwa von irgendeiner deiner Städte, die der Herr, dein Gott, dir als Wohnsitz verleihen wird, sagen: Nichtsnutzige Männer gingen aus deiner Mitte hervor und haben die Bewohner ihrer Stadt abspenstig gemacht mit den Worten: Wir wollen hingehen und andere Götter verehren, die ihr nicht kennt; dann untersuche gründlich und frage genau nach; wenn sich die Sache wirklich so verhält und derart Abscheuliches in deiner Mitte geschehen ist, so schlage die Bewohner jener Stadt mit der Schärfe des Schwertes; weihe sie und alles, was darin ist, sogar das Vieh, dem Banne durch die Schärfe des Schwertes! Alle Beute sollst du auf ihren Marktplatz zusammentragen, dann die Stadt und die gesamte Beute als ein Ganzopfer für den Herrn, deinen Gott, verbrennen. Sie sei auf die Dauer ein Ruinenhügel und werde fürderhin nie mehr aufgebaut. Nichts von dem Banngut darf an deiner Hand haften bleiben, damit der Herr sich von seiner Zornesglut abwende, dir Gnade schenke und aus Erbarmen dich vermehre, wie er deinen Vätern eidlich versprochen hat. Nur mußt du der Stimme des Herrn, deines Gottes, willfahren und alle seine Gebote beachten, die ich dir heute gebe, indem du tust, was recht ist in den Augen des Herrn, deines Gottes. Ihr seid Kinder des Herrn, eures Gottes. Ihr dürft euch daher eure Haut nicht einritzen und euch über der Stirn keine Glatze scheren wegen eines Toten. Denn ein dem Herrn, deinem Gott, geweihtes Volk bist du: Dich hat der Herr erwählt, daß du unter allen Völkern auf dem Erdboden sein besonderes Eigentumsvolk seiest. Du darfst nichts von dem essen, was ein Greuel ist. Dies sind die Vierfüßler, die ihr essen dürft: Rind, Schaf und Ziege, Hirsch, Gazelle, Rehbock, Wildziege, Dischon, Wildschaf, Antilope; alle Vierfüßler, die gespaltene Klauen haben, und zwar ganz durchgespaltene Klauen, und die zugleich wiederkäuen, dürft ihr essen. Nur folgende von den Wiederkäuern und denen, die durchgespaltene Klauen haben, dürft ihr nicht essen: das Kamel, den Hasen und den Klippdachs; denn sie sind zwar Wiederkäuer, haben aber keine (völlig) durchgespaltenen Klauen; als unrein haben sie euch zu gelten; ferner das Schwein, denn es hat zwar gespaltene Klauen, ist aber kein Wiederkäuer; als unrein hat es euch zu gelten; das Fleisch all dieser Tiere dürft ihr nicht essen und ihr Aas nicht berühren. Folgendes dürft ihr essen von dem, was im Wasser lebt: Alles, was Flossen und Schuppen hat, könnt ihr essen! Was aber keine Flossen und Schuppen trägt, dürft ihr nicht essen. Als unrein hat es euch zu gelten. Alle reinen Vögel dürft ihr essen. Folgende von den Vögeln dürft ihr nicht essen: Adler, Lämmergeier, Schwarzgeier, den Roten Milan, die Weihe nach ihren verschiedenen Arten, alle Rabenarten, den Strauß, die Eule, die Möwe, den Falken nach seinen Arten, das Käuzchen, die Ohreule und die Weiße Eule, die Dohle, den Aasgeier und die Fischeule, den Storch, den Reiher nach seinen Arten, den Wiedehopf und die Fledermaus. Auch alle geflügelten Kleintiere sollen euch als unrein gelten; sie dürfen nicht gegessen werden. Nur alle reinen Flügeltiere dürft ihr essen. Kein Aas dürft ihr essen! Dem Fremden, der in deinen Toren ist, magst du es abgeben, daß er es esse. Oder auch einem Ausländer darfst du es verkaufen. Du bist ja ein Volk, das dem Herrn, deinem Gott, geweiht ist. Du darfst ein Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen. Den gesamten Ertrag deiner Aussaat von allem, was dir auf dem Felde wächst, sollst du alljährlich gewissenhaft verzehnten. Du sollst vor dem Herrn, deinem Gott, an der Stätte, die er sich zur Wohnstatt seines Namens gemacht hat, den Zehnten von deinem Getreide, deinem Most und Öl sowie die Erstwürfe deines Groß- und Kleinviehs verzehren, auf daß du es lernst, den Herrn, deinen Gott, immerdar zu fürchten. Ist aber der Weg zu weit für dich, kannst du es nicht hintragen, weil die Stätte, die der Herr, dein Gott, zur Wohnstätte seines Namens erwählen wird, zu fern ist, und der Herr, dein Gott, läßt dir Segen zukommen, dann mußt du es für Geld verkaufen. Nimm das Geld im Beutel mit dir, begib dich nach der Stätte, die sich der Herr, dein Gott, erwählen wird, dann kaufe für das Geld alles, was dein Herz begehrt, Rinder und Schafe, Wein und Rauschtrank und alles, wonach du verlangst! Halte daselbst ein Mahl vor dem Herrn, deinem Gott, und sei fröhlich mit deiner Familie! Aber auch den Leviten, der in deinen Ortschaften wohnt, darfst du nicht im Stich lassen; denn er hat keinen Anteil und kein Erbe bei dir. Am Ende des dritten Jahres sollst du den Gesamtzehnten von deinem Ertrag in diesem Jahr herausnehmen und in deinem Wohnort niederlegen. Dann komme der Levit - er hat ja keinen Anteil und keinen Erbbesitz bei dir -, ferner der Fremdling, die Waise und die Witwe in deinen Ortschaften; sie sollen sich satt essen, und der Herr, dein Gott, wird dich in allem Tun deiner Hände segnen. Am Ende jedes siebten Jahres sollst du einen Erlaß gewähren! Folgendes ist die Regelung des Erlasses: Jeder Gläubiger soll sein Darlehen, das er seinem Nächsten gewährt hat, erlassen. Er soll seinen Nächsten und seinen Bruder nicht drängen; denn ausgerufen ward ein Erlaß zu Ehren des Herrn. Einen Ausländer magst du drängen, doch von dem, was du von einem Stammesbruder zu fordern hast, sollst du die Hand ablassen. Allerdings wird es unter dir keine Armen geben, da der Herr, dein Gott, dich reichlich segnen wird in dem Land, das dir der Herr, dein Gott, als Anteil und Erbbesitz geben wird. Nur mußt du völlig gehorsam sein der Stimme des Herrn, deines Gottes, und auf die Befolgung dieser Befehle, die ich dir heute erteile, achten. Dann wird der Herr, dein Gott, dich segnen, wie er dir verheißen hat. Du wirst vielen Völkern ausleihen können, selber aber nichts zu entleihen brauchen. Du wirst über viele Völker herrschen, über dich aber soll keines die Herrschaft ausüben. Findet sich bei dir ein armer Stammesbruder in einer deiner Ortschaften in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir verleihen wird, so sollst du nicht hartherzig sein und deine Hand vor deinem armen Stammesbruder nicht verschließen; vielmehr sollst du deine Hand für ihn weit auftun und ihm gerne leihen, was er in der Not, die er leidet, braucht. Nimm dich in acht, daß nicht etwa der nichtsnutzige Gedanke in deinem Herzen aufsteige: es steht nahe bevor das siebte Jahr, das Jahr des Erlasses, so daß du eine abweisende Miene machst gegen deinen armen Bruder und ihm nichts gibst; denn wenn er dann deinetwegen zum Herrn schreit, so lastet auf dir eine Sünde. Reichlich geben sollst du ihm, und wenn du gibst, dann soll dein Herz nicht verdrießlich sein. Denn um einer solchen Tat willen wird der Herr, dein Gott, dich segnen bei allem Tun und bei allem, was deine Hand ergreift. Denn niemals wird es an Armen in deinem Land fehlen. Ich gebiete dir also: Tu deine Hand weit auf für deinen dürftigen und armen Bruder in deinem Lande! Verkauft sich dir ein Bruder, ein Hebräer oder eine Hebräerin, so soll er dir sechs Jahre lang als Sklave dienen, im siebten Jahre aber sollst du ihn freilassen aus deinem Dienst! Entläßt du ihn aus deinem Dienst, so schicke ihn nicht leer fort! Statte ihn gut aus mit Gaben aus deinem Kleinvieh, von deiner Tenne und deiner Kelter; womit dich der Herr, dein Gott, gesegnet hat, davon sollst du ihm geben! Denke daran, daß auch du Sklave warst im Ägypterland, und daß der Herr, dein Gott, dich erlöst hat; darum gebiete ich dir heute solches. Sagt er aber zu dir: Ich will von dir nicht fortgehen, denn er hat dich und deine Familie lieb, weil er es gut bei dir hat, so nimm einen Pfriemen und bohre ihn durch sein Ohr in die Tür, dann sei er dein Sklave für immer; auch mit deiner Magd sollst du ebenso verfahren. Es sei dir aber nicht lästig, ihn frei aus deinem Dienst zu entlassen. Denn er hat sechs Jahre hindurch die entsprechende Summe des Lohnes eines Tagelöhners für dich abgeleistet. Dafür hat dich der Herr, dein Gott, in all deinen Unternehmungen gesegnet. Jeglichen Erstling, der bei deinem Großvieh und Kleinvieh geworfen wird, sollst du, wenn er männlich ist, dem Herrn, deinem Gott, weihen! Mit den Erstlingen deiner Rinder darfst du nicht arbeiten und die Erstlinge deines Kleinviehs nicht scheren. Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du ihn mit deiner Familie Jahr um Jahr verzehren an dem Ort, den der Herr auserwählen wird. Hat er einen Makel, sei es, daß er blind oder lahm oder sonst mit einem bösen Fehler behaftet ist, so opfere ihn dem Herrn, deinem Gott, nicht! An deinem Wohnort sollst du ihn verzehren, der Unreine zusammen mit dem Reinen, gleichwie man Gazelle und Hirsch ißt. Doch sein Blut darfst du nicht genießen; schütte es auf die Erde wie Wasser! Achte auf den Monat Abib und feiere Pascha zu Ehren des Herrn, deines Gottes! Denn im Monat Abib hat dich der Herr, dein Gott, zur Nachtzeit aus Ägypten weggeführt. Schlachte Pascha für den Herrn, deinen Gott, Kleinvieh und Großvieh, an der Stätte, die der Herr sich zur Wohnstatt seines Namens erwählt. Gesäuertes darfst du dazu nicht essen. Sieben Tage lang sollst du dazu ungesäuerte Brote, Bedrängnisbrot, essen - denn in Hast zogst du aus Ägypten -, damit du an deinen Wegzug aus Ägypten denkst, solange du lebst. In deinem ganzen Wohngebiet sei sieben Tage lang kein Sauerteig zu sehen; von dem Fleisch des Lammes aber, das du am Abend des ersten Tages schlachtest, darf bis zum andern Morgen nichts übrigbleiben. Du darfst das Pascha nicht schlachten in einer deiner Ortschaften, die der Herr, dein Gott, dir gibt. Vielmehr an der Stätte, die der Herr, dein Gott, sich zur Wohnstatt seines Namens erwählt, sollst du das Pascha schlachten, und zwar am Abend bei Sonnenuntergang zur Zeit deines Wegzugs aus Ägypten. Du sollst es kochen und verspeisen an der Stätte, die der Herr, dein Gott, erwählen wird. Am andern Morgen darfst du dich aufmachen und heim zu deinen Zelten gehen. Sechs Tage lang sollst du ungesäuerte Brote essen. Am siebten Tage ist Feiertag zu Ehren des Herrn, deines Gottes; da sollst du keinerlei Arbeit verrichten. Sieben Wochen sollst du dir abzählen! Vom Zeitpunkt, da die Sichel das Getreide zu mähen beginnt, sollst du die Zählung der sieben Wochen beginnen. Dann halte dem Herrn, deinem Gott, das Wochenfest mit den freiwilligen Gaben aus deiner Hand, die du gibst entsprechend dem Segen des Herrn, deines Gottes! Du sollst vor dem Herrn, deinem Gott, fröhlich sein mit deinen Söhnen, Töchtern, Knechten, Mägden und den Leviten, die sich in deinen Ortschaften aufhalten, den Fremdlingen, den Waisen, den Witwen, die unter dir wohnen, und zwar an der Stätte, die der Herr, dein Gott, sich zur Wohnstatt seines Namens erwählt. Denke daran, daß du ein Sklave in Ägypten gewesen bist, und beachte diese Satzungen und handle danach! Das Laubhüttenfest sollst du sieben Tage lang feiern, wenn du den Ertrag von deiner Tenne und deiner Kelter einerntest. Fröhlich sollst du an deinem Fest sein mit deinen Söhnen, Töchtern, Knechten, Mägden, den Leviten, Fremdlingen, Waisen und Witwen, die sich in deinen Ortschaften aufhalten. Sieben Tage lang sollst du zu Ehren des Herrn, deines Gottes, feiern an dem Ort, den der Herr sich erwählt; denn der Herr, dein Gott, wird dich segnen in all deinem Feldertrag und bei jeglichem Unternehmen deiner Hände; sei also voller Freude! Dreimal im Jahre sollen alle deine Männer vor dem Herrn, deinem Gott, erscheinen an der Stätte, die er erwählt: am Fest der ungesäuerten Brote, an Pfingsten und an Laubhütten; niemand aber soll mit leeren Händen vor dem Herrn erscheinen. Jeder soll mit dem kommen, was er zu schenken vermag nach Maßgabe des Segens, den der Herr, dein Gott, dir verliehen hat. Richter und Amtsleute bestelle dir in all deinen Ortschaften, die der Herr, dein Gott, dir für deine Stämme gibt; sie sollen über das Volk gerecht richten. Das Recht darfst du nicht beugen, die Person nicht ansehen und kein Bestechungsgeschenk annehmen; denn das Geschenk macht die Augen der Weisen blind und verdreht die Sache derer, die im Recht sind. Ausschließlich der Gerechtigkeit sollst du nachjagen, auf daß du lebest und das Land besitzest, das der Herr, dein Gott, dir gibt. Du sollst dir keinen Kultpfahl irgendeines Holzes pflanzen neben dem Altar des Herrn, deines Gottes, den du dir erbaust. Errichte dir auch keine Steinsäule; denn solche haßt der Herr, dein Gott! Du darfst dem Herrn, deinem Gott, kein Rind oder Schaf opfern, das einen Makel, irgendeinen Fehler hat; denn das ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel. Findet sich etwa in einer Ortschaft, die dir der Herr, dein Gott, schenkt, ein Mann oder eine Frau, die das tun, was dem Herrn, deinem Gott, mißfällt, und seinen Bund übertreten, die hingehen, um andern Göttern zu dienen, sich vor ihnen, der Sonne, dem Mond oder dem ganzen Himmelsheer niederwerfen und tun, was ich nicht erlaube, und dies ward dir angezeigt, du hast sie verhört und genau ausgeforscht, und es hat sich ergeben, daß es sich in der Tat so verhält, daß solch ein Greuel in Israel geschehen ist, dann führe diesen Mann oder diese Frau, die solchen Frevel getan, zu deinen Toren und lasse sie zu Tode steinigen! Auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen soll der Todeswürdige den Tod erleiden, aber nicht auf die Aussage eines einzigen Zeugen! Die Zeugen sollen zuerst ihre Hand gegen ihn erheben, um ihn zu töten, danach aber das ganze Volk. So sollst du das Böse aus deiner Mitte austilgen. Ist dir in irgendeiner Rechtssache der Entscheid zu schwer, zwischen zwei Bluttaten, zwei Rechtsstreitigkeiten, Verletzungen, kommen überhaupt irgendwelche Streitfälle in deinen Wohnorten vor, dann mache dich auf und ziehe nach der Stätte, die der Herr, dein Gott, sich erwählt! Gehe zu den Priestern aus Levis Stamm und zum Richter, der in jener Zeit seines Amtes waltet! Sie sollen den Fall untersuchen und dir den richterlichen Entscheid verkünden. Verfahre nach dem Bescheid, den sie dir verkünden an jenem Orte, den der Herr, dein Gott, sich erwählt, und beobachte genau ihre Anweisung! Nach der Anweisung, die sie dir geben, nach dem Entscheide, den sie dir fällen, tue, ohne nach rechts oder nach links von dem dir verkündeten Wortlaut abzuweichen! Wer aber vermessen handelt und auf den im Dienste des Herrn, deines Gottes, waltenden Priester oder Richter nicht hört, soll sterben; so sollst du das Böse aus Israel austilgen. Das ganze Volk aber soll es hören, sich fürchten und fürderhin nicht mehr vermessen handeln. Kommst du in das Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt, hast du es erobert und besiedelt und denkst: Auch ich will einen König über mich setzen wie alle Völker rings um mich herum, dann bestelle über dich nur den als König, den der Herr, dein Gott, auserwählt! Nur aus deinen Stammesbrüdern darfst du jemand über dich als König setzen; einen Ausländer, der nicht dein Stammesbruder ist, darfst du nicht über dich setzen. Er darf sich aber nicht viele Rosse halten, die Leute nicht mehr nach Ägypten zurücksenden, um sich viele Rosse zu verschaffen. Denn der Herr hat euch verheißen: Ihr sollt fürderhin nicht mehr auf diesem Weg zurückkehren. Auch soll er sich nicht viele Frauen nehmen, daß sein Herz nicht abtrünnig werde; auch Silber und Gold häufe er nicht in zu großer Menge an! Wenn er seinen königlichen Thron bestiegen hat, verfertige er sich eine Abschrift dieses Gesetzes nach dem Buche, das sich bei den levitischen Priestern befindet! Dieses Gesetz sei bei ihm, er lese darin alle Tage seines Lebens, auf daß er lerne, den Herrn, seinen Gott, zu fürchten und alle Worte dieses Gesetzes und die Satzungen zu halten und zu befolgen. Sein Herz erhebe sich nicht stolz über seine Stammesbrüder; er weiche nicht von der Vorschrift nach rechts oder links ab, damit er lange an der Herrschaft bleibe, er und seine Söhne, in Israels Mitte. Den levitischen Priestern, d. h. dem ganzen Stamm Levi, werde kein Anteil und Erbbesitz zuteil mit dem übrigen Israel; von den Feueropfern des Herrn und von seinem Erbteil sollen sie sich ernähren. Ein Erbbesitz werde ihm nicht zuteil inmitten seiner Stammesbrüder, da der Herr selbst sein Erbbesitz ist, wie er es ihm verheißen. Dies ist das Recht der Priester gegenüber dem Volk, gegenüber jenen, die Rinder- oder Schafopfer darbringen: man gebe den Priestern das Schulterblatt, die beiden Kinnbacken und den Fettmagen. Gib ihm auch die Erstlingsfrucht deines Getreides, Mostes und Öles sowie die Erstlinge der Schur deines Kleinviehs! Denn ihn erwählte der Herr, dein Gott, aus allen Stämmen, daß er allezeit im Namen des Herrn bereitstehe zum Dienste, er und seine Söhne. Kommt nun ein Levit von irgendeiner deiner Wohnstätten aus ganz Israel, woselbst er sich wie ein Fremdling aufhält - und er darf ganz nach seines Herzens Belieben an die Stätte kommen, die der Herr sich erwählt -, dann darf er im Namen des Herrn, seines Gottes, Dienst tun wie alle seine levitischen Stammesbrüder, die dort im Dienste des Herrn stehen. Den gleichen Anteil soll er genießen, abgesehen vom verkauften Gut seiner Väter. Kommst du in das Land, das dir der Herr, dein Gott, verleiht, so sollst du die Greuel dieser Völker nicht nachahmen! Niemand finde sich bei dir, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, niemand, der Wahrsagekünste, Zeichendeuterei, Geheimkünste und Zauberei betreibt, niemand, der Bannungen vornimmt, einen Totengeist oder Wahrsagegeist befragt oder Auskunft bei den Toten sucht. Denn ein Greuel für den Herrn ist jeder, der solches tut; um dieser Greuel willen vertreibt sie der Herr, dein Gott, vor dir. Untadelig sollst du dem Herrn, deinem Gott, anhangen. Denn diese Völker, die du vertreibst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager, dir aber erlaubt der Herr, dein Gott, solches nicht. Einen Propheten gleich mir wird der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte heraus, aus deinen Stammesbrüdern erstehen lassen; auf ihn sollt ihr hören. In diesem Sinne hast du es am Horeb vom Herrn, deinem Gott, am Versammlungstag gefordert, als du sprachst: "Nicht mehr will ich die Stimme des Herrn, meines Gottes, vernehmen und dieses. gewaltige Feuer nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe!" Da sprach der Herr zu mir: Recht haben sie mit ihrem Verlangen. Einen Propheten gleich dir will ich ihnen aus der Mitte ihrer Stammesbrüder erstehen lassen, meine Worte will ich in seinen Mund legen, und er soll ihnen alles sagen, was ich ihm auftrage. Und wer nicht auf meine Worte hört, die er in meinem Namen spricht, den will ich selber zur Verantwortung ziehen. Jedoch der Prophet, der in meinem Namen ein vermessenes Wort verkündet, das ich ihm nicht aufgetragen habe, oder der im Namen eines fremden Gottes spricht, muß sterben. Denkst du aber in deinem Herzen: "Wie sollen wir das Prophetenwort erkennen, das nicht vom Herrn stammt?", so wisse: was der Prophet im Namen des Herrn ankündigt, ohne daß das Wort sich erfüllt und eintrifft, das ist ein Wort, das der Herr nicht gesprochen hat. Vermessentlich hat er es gesprochen, du brauchst nicht davor zu bangen. Wenn der Herr, dein Gott, die Völker ausrottet, deren Land der Herr, dein Gott, dir verleiht, und wenn du sie vertrieben und ihre Städte und Häuser besiedelt hast, dann suche dir in deinem Land, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitze verleiht, drei Städte aus! Du sollst den Weg dorthin abschätzen und das Gebiet deines Landes, das der Herr, dein Gott, dir als Anteil gibt, in drei Bezirke teilen. Dahin soll jeder Totschläger fliehen. Folgendes gilt für den Totschläger, der dorthin flüctet, um am Leben zu bleiben: Erschlägt einer seinen Nächsten unabsichtlich, ohne daß er ihm von früher her feind war, z. B. wenn einer mit seinem Freunde in den Wald geht, um Holz zu fällen, und seine Hand holt mit der Axt beim Holzfällen aus, das Eisen fliegt vom Stiel und trifft den Nächsten tödlich, dann soll er flüchten in eine jener Städte und am Leben bleiben. Der Bluträcher soll nicht in seiner Leidenschaft dem Totschläger nachsetzen und ihn, weil der Weg zu weit ist, einholen und totschlagen, ohne daß jener des Todes schuldig wäre, da er ja dem anderen nicht von ehedem feindlich gesinnt war. Also gebe ich dir die Anordnung: Du sollst dir drei Städte aussuchen! Erweitert aber der Herr, dein Gott, dein Gebiet, wie er deinen Vätern eidlich versprochen hat, und gibt er dir das ganze Land, dessen Verleihung er deinen Vätern zugesagt hat, sofern du auf alle diese Gebote achtest, die ich dir heute vorschreibe, und den Herrn, deinen Gott, liebst und auf seinen Wegen wandelst immerdar, so sollst du noch drei Städte zu jenen drei hinzufügen. Es soll nämlich in deinem Land, das der Herr, dein Gott, dir als Erbteil gibt, kein unschuldiges Blut vergossen werden und dich mit Blutschuld belasten. Wenn aber einer seinen Nächsten haßt, ihm auflauert, ihn überfällt und totschlägt, und er flüchtet dann in eine dieser Städte, dann sollen die Ältesten seiner Heimatstadt hinschicken, ihn von dort holen lassen und ihn dem Bluträcher ausliefern, daß er sterbe. Du sollst seinetwegen nicht betrübt sein; sondern das unschuldig vergossene Blut aus Israel hinwegtilgen; dann wird es dir wohlergehen. Verschiebe nicht die von deinen Vorfahren gezogene Grenze deines Nachbarn auf deinem Besitz, den du in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir zum Eigentum übergibt, bekommen wirst. Ein einziger Zeuge soll gegen niemand aufkommen, wenn es sich um ein Verbrechen, ein Vergehen oder irgendeine Verfehlung handelt; nur auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen soll eine Sache gelten. Tritt aber wider jemand ein böswilliger Zeuge auf, um ihn wegen Abfalls anzuklagen, dann sollen die beiden Männer, die in den Streit verwickelt sind, vor den Herrn treten, vor die Priester und Richter, die gerade im Amt sind. Die Richter mögen sorgfältig untersuchen, und wenn es sich herausstellt, daß der Zeuge lügenhaft ist, weil er Lügen gegen seinen Bruder vorgebracht hat, dann sollt ihr ihm antun, was er seinem Bruder anzutun gedachte; du sollst Böses aus deiner Mitte ausrotten! Die übrigen aber sollen es vernehmen, sich fürchten und eine solche Übeltat fürderhin nicht mehr in deiner Mitte vollbringen. Keinerlei Mitleid sollst du dabei kennen; Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß! Ziehst du wider deine Feinde in den Krieg, und erblickst du Rosse und Wagen sowie ein Kriegsvolk, das dir zahlenmäßig überlegen ist, so fürchte dich nicht! Der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten herausgeführt hat, ist mit dir. Stehst du dann vor der Schlacht, dann trete der Priester vor und spreche zum Kriegsvolk. Er sage ihnen: Höre, Israel! Ihr rückt heute in die Schlacht wider eure Feinde. Euer Herz sei unverzagt, fürchtet euch nicht, erbebt nicht und erschaudert nicht vor ihnen! Denn der Herr, euer Gott, ist es, der mit euch in den Kampf wider eure Feinde zieht, um euch den Sieg zu verleihen. Alsdann sollen die Vorsteher vor dem Kriegsvolk verkünden: Hat jemand ein neues Haus gebaut, es aber noch nicht eingeweiht, dann trete er weg und kehre heim, damit er im Kampf nicht umkomme und ein anderer es einweihe. Wer aber einen Weinberg gepflanzt und seine Erstlingsfrucht noch nicht geerntet hat, trete weg und kehre heim, damit er nicht in der Schlacht umkomme und ein anderer die Erstlingsfrucht einbringe. Wer sich eine Frau anverlobt, sie aber noch nicht heimgeführt hat, trete weg und kehre heim, damit er nicht im Kampf umkomme und ein anderer sie heimführe. Die Vorsteher sollen weiterhin vor dem Kriegsvolk verkünden und sagen: Wer furchtsam und mutlos ist, trete weg und kehre heim; er soll das Herz seiner Stammesbrüder nicht gleichfalls entmutigen. Wenn dann die Vorsteher ihre Ansprache an das Kriegsvolk vollendet haben, sollen sie die Heerführer an des Volkes Spitze stellen. Rückst du gegen eine Stadt heran, um sie zu bekämpfen, sollst du sie erst zu friedlicher Übergabe aufrufen. Wenn sie auf das friedliche Angebot eingeht und dir die Tore öffnet, soll die ganze Bevölkerung, die sich darin befindet, dir fronpflichtig und dienstbar sein. Will sie aber mit dir kein friedliches Abkommen treffen, sondern Krieg führen, sollst du sie belagern. Gibt sie dann der Herr, dein Gott, in deine Hand, erschlage alle Männer mit dem blanken Schwert. Die Frauen und Kinder jedoch, das Vieh und alles, was sich in der Stadt befindet, sollst du für dich als Beutegut nehmen und die Beute, die der Herr, dein Gott, dir gab, genießen. So sollst du mit den Städten verfahren, die sehr weit von dir entfernt liegen, die nicht zu den Städten der hiesigen Völker gehören. Jedoch von den Städten dieser Völker, die der Herr, dein Gott, dir zum Eigentum übergibt, sollst du überhaupt kein Wesen am Leben lassen. Mit dem Bann sollst du sie ausrotten, die Hethiter, Amoriter, Kanaaniter, Perissiter, Hiwwiter und Jebusiter, wie der Herr, dein Gott, dir geboten hat. Sie sollen euch nicht lehren, dergleichen Greueltaten zu tun, die sie ihren Göttern zu Ehren verübt haben, damit ihr nicht auch sündigt wider den Herrn, euren Gott. Mußt du im Krieg eine Stadt längere Zeit belagern, um sie zu erobern, so vernichte nicht die zu ihr gehörenden Bäume, indem du die Axt an sie legst! Von ihnen sollst du ja essen; darum haue sie nicht um! Sind etwa Feldbäume Menschen, die auch von dir belagert werden? Nur solche Bäume, von denen du weißt, daß sie keine eßbaren Früchte tragen, darfst du vernichten, fällen und damit Belagerungswerke gegen die Stadt bauen, die mit dir im Kampf liegt, bis sie sich ergibt. Findet sich etwa in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitztum übergibt, ein auf dem Feld Erschlagener, ohne daß man weiß, wer der Mörder war, so sollen deine Ältesten und Richter hingehen und die Entfernung bis zu den Städten abmessen, die rings um den Erschlagenen liegen. Hat man dann die Stadt, die dem Erschlagenen am nächsten liegt, herausgefunden, so sollen die Ältesten dieser Stadt sich eine junge Kuh besorgen, mit der noch nicht gearbeitet wurde, die noch nicht in einem Joch gezogen hat. Dann sollen die Ältesten jener Stadt die junge Kuh zu einem nie versiegenden Bach hinführen, wo der Boden noch nicht bearbeitet und besät wurde. Dort sollen sie der jungen Kuh am Bach das Genick brechen. Danach mögen die Priester, die Söhne Levis, sich nahen; denn sie hat der Herr dein Gott, erwählt, ihm zu dienen und im Namen des Herrn zu segnen; auf ihren Ausspruch hin wird über jeden Streitfall und jede Gewalttat entschieden. Alle Ältesten jener Stadt aber, die in nächster Nähe des Erschlagenen wohnen, sollen über der jungen Kuh, der am Bach das Genick gebrochen ward, ihre Hände waschen. Sie sollen laut bezeugen: "Unsere Hände haben dieses Blut nicht vergossen, unsere Augen haben es nicht gesehen! Schaffe Sühne, o Herr, deinem Volke Israel, das du erlöst hast, lege deinem Volke Israel nicht die Schuld für unschuldig vergossenes Blut auf!" Dann werden sie von Blutschuld frei. Du aber tilgst so aus deiner Mitte das unschuldig vergossene Blut. Es wird dir wohlergehen, wenn du tust, was in des Herrn Augen recht ist. Wenn du in den Krieg ziehst gegen deinen Feind, und der Herr gibt ihn in deine Gewalt, so daß du Gefangene machst, und du erblickst nun unter den Gefangenen eine schöne Frau, wirst von Liebe zu ihr ergriffen und willst sie zum Weibe nehmen, so führe sie hinein in dein Haus, daß sie ihr Haupt schere, sich die Fingernägel schneide und ihre Gefangenentracht ablege. Sie bleibe in deinem Hause und betrauere ihren Vater und ihre Mutter einen Monat lang. Alsdann kannst du zu ihr eingehen und sie heiraten, daß sie deine Frau sei. Findest du aber an ihr kein Wohlgefallen mehr, so sollst du sie freilassen; keinesfalls darfst du sie um Geld verkaufen. Benimm dich nicht grob gegen sie, da du sie ja geschwächt hast. Hat ein Mann zwei Frauen, die eine wird geliebt, die andere zurückgesetzt, beide aber, die geliebte wie die zurückgesetzte, haben ihm Söhne geboren, der Erstgeborene aber stammt von der zurückgesetzten, so darf er, wenn er seinen Söhnen seinen Besitz als Erbe übergibt, den Sohn der geliebten Frau nicht auf Kosten des Sohnes der ungeliebten als Erstgeborenen behandeln. Er hat vielmehr den wirklich Erstgeborenen, den Sohn der zurückgesetzten Frau, anzuerkennen und ihm zwei Anteile von seinem Eigentum zu geben. Denn er ist der Erstling seiner Kraft, ihm gebührt das Erstgeburtsrecht. Hat jemand einen störrischen und widerspenstigen Sohn, der seines Vaters oder seiner Mutter Mahnungen nicht befolgen will und ihnen auch nach der Züchtigung nicht gehorcht, dann sollen ihn seine Eltern ergreifen und ihn vor die Stadtältesten zum Gerichtstor seines Ortes bringen. Sie sollen zu den Ältesten seiner Stadt sagen: Unser Sohn ist störrisch und widerspenstig, auf unsere Mahnungen will er nicht hören, er ist leichtfertig und dem Trunk ergeben. Dann sollen alle Männer seiner Heimatstadt ihn zu Tode steinigen. So sollst du das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. Ganz Israel soll es vernehmen und sich fürchten. Wird jemand für ein todeswürdiges Verbrechen hingerichtet, und man hängt ihn an einem Pfahle auf, dann soll sein Leichnam nicht über Nacht an dem Pfahl hängenbleiben, sondern man begrabe ihn noch am gleichen Tage; denn von Gott verflucht ist ein Aufgehängter; du aber sollst dein Land, das der Herr, dein Gott, dir zum Erbanteil verleihen wird, nicht verunreinigen. Siehst du, daß das Rind oder Schaf deines Bruders sich verlaufen hat, so entziehe ihnen nicht deine Hilfe, bringe sie vielmehr deinem Stammesbruder zurück! Ist dein Stammesbruder nicht in deiner Nähe, oder ist er dir unbekannt, so nimm es zu dir ins Haus! Es bleibe bei dir, bis dein Bruder es sucht! Dann erstatte es ihm zurück! Ebenso verfahre mit seinem Esel, desgleichen mit seinem Gewandstück oder mit irgendeinem Gegenstand, der ihm abhanden gekommen ist. Hast du ihn gefunden, so darfst du nicht achtlos dich entfernen. Siehst du den Esel oder Ochsen deines Stammesbruders zusammengebrochen am Wege liegen, so versage ihnen deine Hilfe nicht, sondern hilf ihm, sie wieder aufzurichten! Männergewand soll eine Frau nicht tragen, und ein Mann soll keine Frauenkleider anziehen; denn ein Greuel vor dem Herrn, deinem Gott, ist jeder, der solches tut. Begegnet dir zufällig auf dem Wege, auf irgendeinem Baum oder am Boden ein Vogelnest mit Jungen oder mit Eiern, und sitzt die Vogelmutter auf den Jungen oder Eiern, dann darfst du die Mutter mitsamt den Jungen nicht ausnehmen. Laß erst die Mutter fortfliegen, dann nimm die Jungen aus, damit es dir wohlergehe und du lange lebst! Baust du ein neues Haus, so bringe an deinem Dach eine Brüstung an! Du würdest Blutschuld auf dein Haus laden, wenn jemand hinunterfiele. Du sollst in deinem Weinberg nicht zweierlei Dinge säen, sonst verfällt das Ganze, was du ansäst und was der Weinberg trägt, dem Heiligtum. Du sollst nicht mit Rind und Esel zusammen pflügen. Du sollst kein Gewebe anziehen, das aus Wolle und Leinen zusammengewirkt ist. Du sollst die Quasten an den vier Zipfeln deines Oberkleides, womit du dich umhüllst, anbringen! Wenn ein Mann sich eine Frau nimmt, mit ihr verkehrt und dann ihr abgeneigt wird und ihr nun Dinge zur Last legt, die Gerede verursachen, und sie so in einen üblen Ruf bringt, indem er behauptet: "Ich habe diese Frau heimgeführt, bei der Beiwohnung vermißte ich aber die Merkmale der Jungfräulichkeit an ihr", dann sollen die Eltern der jungen Frau die Beweise der Jungfrauschaft vor die Stadtältesten zum Gerichtstor bringen. Der Vater der jungen Frau sage zu den Ältesten: "Meine Tochter gab ich diesem Mann zur Frau, er aber ward ihrer überdrüssig. Nun legt er ihr Dinge zur Last, die Gerede verursachen, und behauptet: Ich vermißte an deiner Tochter die Merkmale der Jungfräulichkeit. Hier aber sind die Beweise der Jungfräulichkeit meiner Tochter!" Dann sollen sie das Tuch vor den Stadtältesten ausbreiten. Nun sollen die Ältesten jener Stadt den Mann ergreifen und ihn züchtigen. Auch sollen sie ihm eine Geldstrafe von hundert Silberstücken auferlegen, die dem Vater der jungen Frau auszuhändigen sind; denn er hat eine israelitische Jungfrau in üblen Ruf gebracht; er muß sie jetzt als Frau behalten, niemals hat er mehr das Recht, sich scheiden zu lassen. Beruht aber die Nachrede auf Wahrheit, können die Jungfräulichkeitsmerkmale nicht nachgewiesen werden, so führe man die junge Frau vor die Türe ihres Vaterhauses, und die Männer ihrer Heimatstadt sollen sie zu Tode steinigen; denn sie beging eine arge Sünde in Israel, weil sie in ihrem Vaterhaus Unzucht trieb. So vertilge das Böse aus deiner Mitte! Wird ein Mann dabei angetroffen, wie er einer verheirateten Frau beiwohnt, so müssen beide sterben, der Mann, der der Frau beiwohnte, und auch die Frau. So sollst du das Böse aus Israel ausrotten! Trifft jemand mit einer Jungfrau, die einem Manne verlobt ist, in der Stadt zusammen und wohnt ihr bei, so führt beide zum Tor jener Stadt und steinigt sie zu Tode: das Mädchen, weil es in der Stadt nicht um Hilfe geschrieen hat, und den Mann, weil er die Verlobte seines Nächsten mißbraucht hat. So vertilge das Böse aus deiner Mitte! Trifft aber der Mann die verlobte Jungfrau auf freiem Feld, vergewaltigt sie und wohnt ihr bei, dann muß der Mann, der ihr beigewohnt hat, allein sterben. Dem Mädchen aber tut nichts, es hat ja kein todeswürdiges Verbrechen begangen; denn der Fall ist genauso, wie wenn einer seinen Nächsten überfällt und totschlägt. Da er sie auf freiem Feld antraf, hat die Verlobte vielleicht um Hilfe gerufen, ohne daß ihr jemand beistand. Trifft ein Mann eine nicht verlobte Jungfrau, und wird er dabei ertappt, wie er sie ergreift und ihr beiwohnt, so zahle der Mann, der ihr beigewohnt hat, dem Vater des Mädchens fünfzig Silberstücke. Er muß sie sich ferner zur Frau nehmen, weil er sie mißbraucht hat. Er darf sie nicht entlassen, solang er lebt. Niemand darf sich die Frau seines Vaters zur Ehe nehmen und die Bettdecke seines Vaters aufdecken. Zur Gemeinde des Herrn darf keiner kommen, der verstümmelte Hoden oder Geschlechtsteile hat. Kein entarteter Mischling darf der Gemeinde des Herrn angehören; sogar noch im zehnten Geschlecht darf er zur Gemeinde des Herrn nicht gehören. Auch kein Ammoniter und kein Moabiter komme zur Gemeinde des Herrn; auch nicht im zehnten Geschlecht, überhaupt nie dürfen sie in die Gemeinde des Herrn eintreten, weil sie euch unterwegs, als ihr aus Ägypten fortzogt, nicht mit Brot und Wasser zu Hilfe kamen, und weil Moab wider dich den Bileam, den Sohn des Beor, aus Petor im Aramäerland gedungen hat, um dich zu verfluchen. Doch der Herr, dein Gott, war dem Bileam nicht zu Willen; es verwandelte der Herr, dein Gott, für dich den Fluch in Segen; denn der Herr, dein Gott, hat dich lieb. Niemals sollst du auf ihr Glück und Wohlergehen bedacht sein alle deine Lebenstage. Den Edomiter verabscheue nicht; denn er ist dein Bruder! Auch den Ägypter sollst du nicht verabscheuen; denn ein Fremdling warst du in seinem Lande! Kinder, die von ihnen geboren werden, dürfen vom dritten Glied an in die Gemeinde des Herrn aufgenommen werden. Ziehst du im Heerlager wider deine Feinde aus, so hüte dich vor allem, was ungehörig ist! Ist also unter dir ein Mann, der unrein ist infolge einer nächtlichen Begebenheit, so gehe er hinaus vor das Lager und komme nicht ins Lager zurück! Gegen Abend wasche er sich, und bei Sonnenuntergang kehre er wieder zum Lager zurück! Auch sollst du außerhalb des Lagers einen abseits gelegenen Ort haben, zu dem du hinausgehst. Ferner mußt du unter deinen Geräten einen Pflock haben. Wenn du also hinausgehen und austreten mußt, dann grabe ein Loch und decke deinen Unrat wieder zu! Denn der Herr, dein Gott, geht in deinem Heerlager umher, um dir zu helfen und deine Feinde zu unterwerfen. Darum sei dein Heerlager heilig; er schaue bei dir nichts Widerliches, damit er sich nicht von dir zurückziehe! Du sollst einen Sklaven seinem Herrn nicht wieder ausliefern, wenn er sich von seinem Herrn weg zu dir flüchtet. Er wohne bei dir in deiner Mitte an dem Ort, den er sich in einer deiner Ortschaften nach Belieben aussucht; du darfst ihn nicht belästigen. Es darf unter den Töchtern Israels keine geweihte Dirne geben und unter den israelitischen Söhnen keinen geweihten Buhler. Dirnenlohn oder Hundegeld darfst du nicht in das Haus des Herrn, deines Gottes, um irgendeines Gelübdes willen bringen; denn beide sind für den Herrn, deinen Gott, ein Greuel. Von deinem Stammesbruder darfst du keinen Zins annehmen, weder Zins für Geld noch Zins für Speisen, überhaupt keinen Zins für etwas, was man verzinsen kann. Von dem Ausländer darfst du Zinsen nehmen, aber von deinem Stammesgenossen nicht. So wird der Herr, dein Gott, dich in allen Unternehmungen segnen in dem Land, dahin du ziehst, um es zu besitzen. Gelobst du dem Herrn, deinem Gott, etwas, so erfülle es ohne Säumen, sonst wird der Herr, dein Gott, es von dir fordern, und es liegt Schuld auf dir. Wenn du aber auf das Geloben ganz verzichtest, bist du schuldlos. Was deine Lippen ausgesprochen, mußt du halten und erfüllen, so wie du das Ausgesprochene als freiwillige Gabe dem Herrn, deinem Gott, gelobt hast. Gehst du durch den Weinberg deines Nächsten, so darfst du Trauben nach Wunsch essen, bis du satt bist; aber in dein Gefäß darfst du keine tun. Gehst du durch das Kornfeld deines Nächsten, so darfst du mit deiner Hand Ähren abreißen; aber eine Sichel darfst du im Getreide deines Nächsten nicht schwingen. Wenn jemand eine Frau zur Ehe nimmt, sie ihm aber später nicht mehr gefällt, weil er an ihr etwas Widerliches entdeckt, so soll er ihr einen Scheidebrief schreiben, diesen ihr aushändigen und sie aus seinem Hause entlassen. Verläßt sie dann sein Haus, geht hin und wird die Frau eines anderen Mannes, und auch dieser andere Mann bekommt Abneigung gegen sie und schreibt ihr einen Scheidebrief, händigt ihn ihr aus und entläßt sie aus seinem Hause - oder dieser andere Mann, der sie zur Frau genommen hatte, stirbt -, dann darf sie der erste Mann, der sie entlassen hat, nicht wiederum zur Frau nehmen; sie ist ja für ihn jetzt unrein geworden. Denn ein Greuel wäre solches vor dem Herrn. Du aber sollst keine Sündenschuld über das Land bringen, das der Herr, dein Gott, dir zum Erbteil übergibt. Ist jemand neuvermählt, dann braucht er nicht ins Feld zu ziehen; auch soll ihm keinerlei Leistung auferlegt werden; er soll für seine Familie ein Jahr lang freigestellt sein. Er soll sich an seiner Frau, die er genommen hat, erfreuen. Man soll nicht die Mühle oder den oberen Mühlstein als Pfand nehmen; denn das hieße ein Menschenleben zum Pfand nehmen. Wird jemand dabei angetroffen, daß er einen von seinen Stammesbrüdern, den Israeliten, raubt, ihn mißhandelt oder verkauft, dann soll ein solcher Dieb sterben. Vertilge so das Böse aus deiner Mitte! Beim Aussatzbefall gib darauf acht, daß du genau nach den Anweisungen handelst, welche die Priester aus Levis Stamm euch geben; wie ich ihnen anordnete, ganz so sollt ihr tun. Denk daran, was der Herr, dein Gott, unterwegs der Mirjam widerfahren ließ bei eurem Wegzug von Ägypten! Gewährst du deinem Nächsten irgendein Darlehen, so darfst du sein Haus nicht betreten, um ein Pfand dafür zu erheben. Bleibe draußen stehen! Der Mann, dem du das Darlehen gibst, bringe dann das Pfand zu dir hinaus. Ist es ein armer Mann, dann sollst du mit seinem Pfand dich nicht schlafen legen. Du sollst ihm vielmehr das Pfand bei Sonnenuntergang wieder zurückbringen. Er soll sich in seinem Mantel schlafen legen; dann wird er über dich einen Segenswunsch aussprechen, und dir wird das vor dem Herrn, deinem Gott, als Gerechtigkeit angerechnet. Bedrücke nicht einen Tagelöhner, der arm und bedürftig ist, mag er zu deinen Brüdern oder zu den Fremden gehören, die in deinem Lande in deiner Ortschaft weilen. Am gleichen Tag sollst du ihm seinen Lohn geben, und die Sonne soll darüber nicht untergehen; denn er ist arm und verlangt sehnsüchtig danach. Sonst würde er wider dich zum Herrn rufen, und Sündenschuld würde auf dir liegen. Väter sollen nicht um ihrer Kinder willen und Kinder nicht um ihrer Väter willen mit dem Tode bestraft werden. Jeder soll nur für seine eigene Schuld den Tod erleiden. Das Recht eines Fremdlings oder einer Waise darfst du nicht beugen und darfst das Kleidungsstück einer Witwe nicht als Pfand nehmen. Sei eingedenk, daß du in Ägypten ein Knecht warst, und daß der Herr, dein Gott, dich von dort erlöst hat. Eben darum gebiete ich dir, dieses Gebot zu erfüllen. Hältst du auf dem Feld deine Ernte, und vergißt du dort eine Garbe, so kehre nicht wieder um, sie zu holen! Dem Fremdling, der Waise und der Witwe soll sie gehören, damit der Herr, dein Gott, dich segne bei allen Unternehmungen deiner Hände. Wenn du deinen Ölbaum aberntest, sollst du nicht hinterher an seinen Zweigen Nachlese halten; dem Fremdling, der Waise und der Witwe soll sie gehören. Auch wenn du in deinem Weinberg Lese hältst, sollst du nicht hinterher Nachlese halten. Dem Fremdling, der Waise und der Witwe soll sie zufallen. Denke daran, daß du ein Knecht im Ägypterland warst; darum gebiete ich dir, dieses Gebot zu erfüllen. Treten zwei Männer mit einer gegenseitigen Klage vor Gericht und das Urteil lautet auf Freispruch des Unschuldigen und Verurteilung des Schuldigen, so soll der Richter, falls der Schuldige Prügelstrafe verdient hat, diesen hinstrecken und ihm eine seinem Verbrechen entsprechende Anzahl von Schlägen versetzen lassen. Vierzig Schläge darf er ihm geben lassen, aber nicht mehr. Dein Bruder würde sonst dadurch, daß man ihm noch viele weitere Hiebe versetzt, zu sehr vor deinen Augen entehrt werden. Du sollst einem Ochsen beim Dreschen keinen Maulkorb aufsetzen. Wohnen Brüder beisammen und stirbt einer von ihnen, ohne einen Sohn zu haben, dann soll sich die Frau des Verstorbenen nicht nach auswärts an einen fremden Mann verheiraten. Ihr Schwager gehe zu ihr ein, nehme sie zur Frau und leiste an ihr die Schwagerpflicht. Der Erstgeborene, den sie gebiert, soll auf den Namen des verstorbenen Bruders gehen, damit dessen Name aus Israel nicht verschwinde. Hat der Mann aber keine Lust, seine Schwägerin zu heiraten, so gehe seine Schwägerin an das Tor zu den Ältesten und sage: "Mein Schwager weigert sich, den Namen seines Bruders in Israel zu erhalten; er will mir die Schwagerpflicht nicht leisten." Die Ältesten seiner Heimatstadt sollen ihn dann vorladen und ihm zureden. Besteht er darauf und sagt: "Ich will sie nicht zur Frau nehmen", dann soll seine Schwägerin in Gegenwart der Ältesten vor ihn hintreten; sie soll ihm die Sandale vom Fuße abziehen, ihm ins Angesicht spucken und öffentlich verkünden: "So ergeht es dem Mann, der das Haus seines Bruders nicht aufbaut. Sein Name in Israel soll lauten: Haus eines Barfüßers." Wenn bei einer Rauferei zweier Stammesbrüder die Frau des einen herzukommt, um ihrem Manne zu helfen wider den andern, der ihn schlägt, und wenn sie ihre Hand ausstreckt und jenen an seinen Schamteilen ergreift, dann hau ihr die Hand ab ohne jegliche Nachsicht! Du sollst nicht zweierlei Gewichtssteine, einen schwereren und einen leichteren, in deinem Beutel haben. Du sollst in deinem Hause nicht zweierlei Hohlmaße haben, ein größeres Epha und ein kleineres. Volles und genaues Gewicht, volles und richtiges Epha sollst du messen, damit du lange lebst auf der Scholle, die der Herr, dein Gott, dir verleiht. Denn ein Greuel vor dem Herrn, deinem Gott, ist jeder, der solches tut, jeder, der unredlich handelt. Denke daran, was dir unterwegs bei deinem Wegzug aus Ägypten Amalek angetan hat: Trat er dir doch ohne Gottesfurcht auf dem Weg entgegen und überfiel alle ermatteten Nachzügler, als du müde und erschöpft warst! Wenn der Herr, dein Gott, dir Ruhe verschafft hat vor all deinen Feinden ringsum in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir als Erbbesitz verleiht, so vernichte das Andenken Amaleks unter dem Himmel; vergiß es nicht! Wenn du in das Land kommst, das der Herr, dein Gott, dir als Erbteil verleiht, es eingenommen und besiedelt hast, dann nimm von den Erstlingen aller Früchte des Erdbodens, die du in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir verleiht, einbringst! Lege sie in einen Korb und begib dich nach der Stätte, die der Herr, dein Gott, zur Wohnstätte seines Namens erwählen wird! Dann gehe hin zu dem Priester, der in jener Zeit im Amte ist, und sprich zu ihm: "Ich bestätige es heute dem Herrn, meinem Gott, daß ich in das Land gelangt bin, das der Herr uns zu geben unseren Vätern eidlich zugesagt hat." Der Priester nehme den Korb aus deiner Hand und stelle ihn vor den Altar des Herrn, deines Gottes. Dann erkläre feierlich vor dem Herrn, deinem Gott: "Ein umherirrender Aramäer war mein Vater; er zog nach Ägypten und hielt sich dort als Fremdling mit wenig Leuten auf; aber er ward dort zu einem großen, starken und zahlreichen Volk. Doch die Ägypter mißhandelten uns; sie quälten uns und legten uns harten Frondienst auf. Wir schrieen zum Herrn, dem Gott unserer Väter. Der Herr erhörte unser Rufen und sah unsere Qual, unsere Mühsal und Bedrängnis. Und der Herr führte uns aus Ägypten mit starker Hand und ausgestrecktem Arm heraus, mit großen, furchterregenden Taten, mit Zeichen und Wundern. Er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Nun bringe ich hier die Erstlingsfrüchte des Bodens, den du, o Herr, mir verliehen hast." - So sollst du sie vor den Herrn, deinen Gott, hinstellen und dich niederwerfen vor ihm, deinem Gott, und dich an allen Gütern, die der Herr, dein Gott, dir und deinem Hause gegeben hat, erfreuen, und zwar du selbst, die Leviten und die Fremdlinge, die in deiner Mitte weilen. Hast du im dritten Jahre, dem Zehntjahre, den ganzen Zehnten von deinen Erträgnissen abgesondert und ihn den Leviten, Fremdlingen, Waisen und Witwen gegeben, damit sie an deinem Wohnort sich daran satt essen, dann sollst du vor dem Herrn, deinem Gott, feierlich beteuern: "Ich habe alles Geweihte aus meinem Haus gebracht und habe es den Leviten, Fremdlingen, Waisen und Witwen gegeben, ganz nach deiner Anordnung, die du uns gegeben hast. Von deinen Geboten habe ich keines übertreten und vergessen. Ich habe davon nichts verzehrt, als ich in Trauer war, ich habe nichts davon fortgeschafft, als ich unrein war, und ich habe nichts davon einem Toten gespendet. Dem Gebot des Herrn, meines Gottes, habe ich gehorcht und habe genau alles getan, was du mir befohlen. Blicke hernieder von deiner heiligen Wohnstätte, dem Himmel, und segne dein Volk Israel und das Land, das du uns verliehen hast gemäß deinem Eid an unsere Väter, ein Land, das von Milch und Honig überfließt!" Heute gebietet dir der Herr, dein Gott, jene Satzungen und Vorschriften zu halten; du sollst sie beobachten und befolgen aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele! Vom Herrn hast du dir heute sagen lassen, daß er dein Gott sein will und daß du auf seinen Wegen wandeln, seine Satzungen, Gebote und Vorschriften befolgen und seiner Stimme gehorchen sollst. Der Herr aber hat dich heute bekennen lassen, daß du sein Eigentumsvolk sein willst, so wie er es dir verheißen hat, daß du alle seine Gebote befolgen willst, daß er es ist, der dich über alle Völker, die er schuf, erhöht an Lob, Ruhm und Ehre, und daß du ein heiliges Volk für den Herrn, deinen Gott, sein willst, gemäß seinem Worte!" Moses aber und die Ältesten Israels gaben dem Volke folgenden Befehl: "Befolgt alle Gebote, die ich euch heute gebe! Wenn ihr über den Jordan in das Land hinübergekommen seid, das dir der Herr, dein Gott, geben wird, dann richte dir große Steine auf und bestreiche sie mit Kalk! Schreibe auf sie anläßlich deines Einzuges alle Worte dieses Gesetzes, damit du hineinkommst in das Land, das der Herr, dein Gott, dir verleiht, ein Land, das von Milch und Honig überfließt, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir verheißen. Habt ihr den Jordan überschritten, so errichtet diese Steine, um derentwillen ich euch heute Befehl erteile, auf dem Berge Garizim, und du sollst sie mit Kalk übertünchen! Ferner sollst du dort dem Herrn, deinem Gott, einen Altar bauen, einen Altar aus Steinen, die du mit keinem Eisenwerkzeug bearbeitet hast. Aus unbehauenen Steinen sollst du den Altar des Herrn, deines Gottes, errichten und darauf dem Herrn, deinem Gott, Brandopfer darbringen. Ebenso sollst du dort Friedopfer schlachten und ein fröhliches Opfermahl vor dem Herrn, deinem Gott, halten. Schreibe auf die Steine alle Worte dieses Gesetzes deutlich und genau!" Moses und die levitischen Priester sprachen zu ganz Israel: "Schweige und höre, Israel! Heute bist du das Volk des Herrn, deines Gottes, geworden. Höre denn auf die Stimme des Herrn, deines Gottes; halte seine Gebote und Satzungen, die ich dir heute gebiete!" An jenem Tag gab Moses dem Volk folgende Anweisung: "Wenn ihr den Jordan überschritten habt, sollen sich die einen zur Segnung des Volkes auf dem Berge Garizim aufstellen: Simeon, Levi, Juda, Issachar, Joseph und Benjamin; die andern aber sollen sich zum Aussprechen des Fluches auf dem Berg Ebal aufstellen: Ruben, Gad, Aser, Sebulun, Dan und Naphtali. Die Leviten sollen feierlich zu Gesamtisrael mit erhobener Stimme sprechen: "Verflucht ist, wer ein Schnitzbild oder Gußbild - ein Greuel für den Herrn -, ein Machwerk von Künstlerhand, verfertigt und insgeheim aufstellt!" Das ganze Volk soll antworten: "So sei es!" "Verflucht ist, wer seinen Vater oder seine Mutter verwünscht!" Das ganze Volk soll sprechen: "So sei es!" "Verflucht ist, wer die Grenze seines Nachbarn verschiebt!" Das ganze Volk soll sprechen: "So sei es!" "Verflucht ist, wer einen Blinden auf dem Weg in die Irre führt!" Das ganze Volk soll sprechen: "So sei es!" "Verflucht ist, wer das Recht des Fremdlings, der Waise und der Witwe beugt!" Das ganze Volk soll sprechen: "So sei es!" "Verflucht ist, wer der Frau seines Vaters beiwohnt, denn er hat die Decke seines Vaters aufgedeckt!" Das ganze Volk soll sprechen: "So sei es!" "Verflucht ist, wer irgendeinem Tier beiwohnt!" Das ganze Volk soll sprechen: "So sei es!" "Verflucht ist, wer seiner Schwester, sei es die Tochter seines Vaters oder seiner Mutter, beiwohnt!" Das ganze Volk soll sprechen: "So sei es!" "Verflucht ist, wer seiner Schwiegermutter beiwohnt!" Das ganze Volk soll sprechen: "So sei es!" "Verflucht ist, wer seinen Nächsten heimlich totschlägt!" Das ganze Volk soll sprechen: "So sei es!" "Verflucht ist, wer für Bestechungsgeld unschuldiges Blut vergießt!" Das ganze Volk soll sprechen: "So sei es!" "Verflucht ist, wer den Worten dieses Gesetzes nicht durch ihre Erfüllung Geltung verschafft!" Das ganze Volk soll sprechen: "So sei es!" Gehorchst du getreulich der Stimme des Herrn, deines Gottes, und beobachtest du all seine Gebote, die ich dir heute gebe, so wird der Herr, dein Gott, dich erhöhen über alle Erdenvölker. Über dich werden alle diese Segenswünsche kommen und dich erreichen, wenn du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst. Gesegnet bist du innerhalb der Stadt, gesegnet auf dem Felde draußen. Gesegnet ist deine Leibesfrucht und Feldfrucht, die Frucht deines Viehs, der Wurf deiner Rinder und der Zuwachs deiner Schafe. Gesegnet ist dein Erntekorb und dein Backtrog. Gesegnet bist du, wenn du einziehst, und gesegnet, wenn du ausziehst. Der Herr wird deine Feinde, die sich wider dich erheben, niederstrecken vor deinem Angesicht; auf einem Wege ziehen sie gegen dich zu Feld, auf sieben Wegen aber weichen sie vor dir. Der Herr wird über dich den Segen entbieten in deine Vorratskammern und bei allem Tun deiner Hände. Er wird dich segnen in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, verleiht. Der Herr wird dich zu seinem heiligen Volke erheben, wie er dir geschworen hat, wenn du nur seine Gebote hältst und auf seinen Wegen wandelst. Alle Erdenvölker werden es sehen, daß du nach dem Namen des Herrn benannt bist, und werden sich vor dir fürchten. Dann wird dir der Herr Überfluß an Gütern schenken, an Frucht deines Leibes, an Nachwuchs deines Viehs und an Ertrag deines Bodens in dem Lande, das der Herr dir zu schenken deinen Vätern geschworen hat. Der Herr wird dir seine herrliche Schatzkammer, den Himmel, auftun, deinem Lande den Regen geben zur rechten Zeit und alles Tun deiner Hände segnen; du wirst vielen Völkern ausleihen können, selbst aber nichts zu entleihen brauchen. Der Herr wird dich zum Haupt werden lassen und nicht zum Schwanz; du wirst immer nach aufwärts streben, aber nicht abwärts gehen, wenn du nur hörst auf die Gebote des Herrn, deines Gottes, die ich dir heute zu halten und zu befolgen vorschreibe, und wenn du nicht nach rechts noch nach links abweichst von all den Worten, die ich euch heute gebiete, um fremden Göttern nachzulaufen und sie zu verehren. Gehorchst du aber nicht der Stimme des Herrn, deines Gottes, beobachtest nicht all seine Gebote und Satzungen, die ich dir heute anbefehle, so kommen über dich und erreichen dich all diese Flüche: Verflucht bist du in der Stadt drinnen und auf dem Felde draußen." Verflucht ist dein Erntekorb und dein Backtrog. Verflucht ist deine Leibesfrucht und deine Feldfrucht, der Wurf deiner Rinder und der Zuwachs deiner Schafe. Verflucht bist du, wenn du einziehst, und verflucht, wenn du ausziehst. Der Herr wird gegen dich entsenden den Fluch, die Bestürzung und Bedrohung, bei allem Tun deiner Hände, bis daß du vernichtet und schleunigst vertilgt bist wegen deiner Übeltaten, da du mich verlassen hast. Der Herr wird die Pest an dir haften lassen, bis er dich aus dem Lande vollends vertilgt hat, in das du ziehst, um es zu besitzen. Der Herr wird dich mit Schwindsucht, Fieber, Entzündung, Fieberhitze, Dürre, Trockenheit, Getreiderost schlagen; sie werden dich bis zu deinem Untergang verfolgen. Der Himmel über deinem Haupte wird wie Erz, der Boden unter dir wie Eisen sein. Der Herr wird den Regen über deinem Lande in Staub und Asche verwandeln; die fallen vom Himmel auf dich herab, bis du vernichtet bist. Der Herr wird dich von deinen Feinden schlagen lassen. Auf einem Wege ziehst du wider sie aus, auf sieben Wegen wirst du vor ihnen fliehen, und alle Reiche der Erde werden über dich erschrecken. Dein Leichnam wird allen Vögeln des Himmels und Tieren des Feldes zum Fraß dienen; niemand wird sie verscheuchen. Der Herr wird dich schlagen mit ägyptischem Geschwür, mit Pestbeulen, Ausschlag und Krätze, die du nicht heilen kannst. Der Herr wird dich schlagen mit Wahnsinn, Blindheit und Verwirrung des Geistes. Du wirst am hellen Mittag umhertasten wie der Blinde in der Dunkelheit und wirst nicht vorankommen auf deinen Wegen. Immerfort wirst du bedrückt und beraubt sein, ohne daß einer dir hilft. Du verlobst dir eine Frau, ein anderer wird mit ihr umgehen, du baust dir ein Haus, wirst aber nicht darin wohnen, du pflanzt einen Weinberg, doch wirst du seine Erstlingsernte nicht genießen. Dein Rind wird vor deinen Augen geschlachtet; du aber darfst davon nichts essen; dein Esel wird vor deinem Angesichte weggeraubt und kommt nie mehr zu dir zurück; dein Kleinvieh wird deiner Feinde Beute; es kommt dir niemand zu Hilfe. Deine Söhne und Töchter fallen einem anderen Volke anheim; deine Augen müssen es ansehen und schmachten nach ihnen immerdar, du aber vermagst nichts dagegen. Deines Bodens Frucht und deinen sauren Erwerb wird ein dir unbekanntes Volk verzehren; nur unterdrückt und mißhandelt bist du allezeit. Wahnsinnig wirst du werden von dem, was deine eigenen Augen anschauen müssen. Der Herr schlägt dich an Knien und Schenkeln mit bösartigen, unheilbaren Geschwüren von der Fußsohle bis zum Scheitel. Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einem dir und deinen Vätern unbekannten Volk wegführen; dort wirst du fremden Göttern dienen, die aus Holz und Stein sind. So wirst du zum Entsetzen, Spott und Hohn unter all den Völkern werden, unter die der Herr dich wegführen wird. Viel Samen streust du aufs Feld, nur wenig erntest du; denn die Wanderheuschrecken fressen alles ab. Weinberge legst du an und bearbeitest du, keinen Wein aber wirst du kosten und einernten; denn der Wurm frißt ihn weg. Olivenbäume hast du allüberall in deinen Grenzen, doch mit Öl kannst du dich nicht salben; denn deine Oliven fallen ab. Söhne und Töchter wirst du zeugen; sie gehören dir aber nicht; denn in Gefangenschaft müssen sie ziehen. All deine Bäume und deine Ackerfrucht wird die Heuschrecke erbeuten. Der Fremdling in deinem Gebiet wird dir gegenüber allmählich hochkommen, du aber gehst immer mehr abwärts. Er wird dir leihen können, du aber wirst nicht ausleihen können; denn er wird das Haupt, du aber der Schwanz. So werden über dich all diese Flüche kommen, werden hinter dir her sein und dich treffen bis zu deiner Vernichtung; denn du gehorchtest nicht der Stimme des Herrn, deines Gottes, und hast seine Gebote und Satzungen, die er dir befahl, nicht gehalten. Sie werden dir und deinen Nachkommen als Zeichen und Wunder immerdar anhaften. Dafür, daß du dem Herrn, deinem Gott, nicht gedient hast in Freude und Frohsinn über den Überfluß an allem, sollst du deinen Feinden, die der Herr wider dich senden wird, dienen in Hunger und Durst, in Nacktheit und Entbehrung an allem; ein eisernes Joch wird er auf deinen Nacken legen, bis er dich vernichtet hat. Der Herr wird von ferne, von den Grenzen der Erde, ein Volk wider dich senden, das wie ein Adler auf Beute stößt, ein Volk, dessen Sprache du nicht verstehst, ein unbarmherziges Volk, das keinerlei Rücksicht kennt gegen den Greis und des Kindes sich nicht erbarmt. Es wird die Frucht deines Viehs und deines Ackerbodens verzehren, bis es dich vernichtet hat, und es wird dir nichts übriglassen von Korn, Most und Öl, vom Wurf deiner Rinder und vom Nachwuchs deines Kleinviehs, bis es dich vertilgt hat. Es wird dich einschließen in all deinen Ortschaften in deinem ganzen Lande, bis deine hohen und festen Mauern fallen, auf die du dein Vertrauen setzt. Und nachdem es dich eingeschlossen hat in all deinen Orten in deinem ganzen Lande, das dir der Herr, dein Gott, verleiht, wirst du dann verzehren deine Leibesfrucht, das Fleisch deiner Söhne und Töchter, die der Herr, dein Gott, dir geschenkt hat, in der Drangsal und Angst, in die dein Feind dich versetzt. Auch der weichlichste und verwöhnteste Mann bei dir wird es seinem Bruder, der Frau an seiner Brust und seinen noch übrigen Kindern nicht gönnen, einem von ihnen von dem Fleisch seiner Kinder zu geben, das er verzehrt, weil ihm nichts mehr übriggeblieben ist in der Drangsal und Angst, in die dein Feind dich in deinen Wohnorten versetzt. Auch die weichlichste und verwöhnteste Frau bei dir, die vor lauter Verwöhntheit und Verweichlichung sonst nicht einmal versuchte, die Fußsohle auf den Boden zu stellen, wird dem Mann an ihrem Busen, ihrem Sohn und ihrer Tochter nichts gönnen von der Nachgeburt, die aus ihrem Schoße hervorgeht, und von den Kindern, die sie zur Welt bringt; denn sie verzehrt sie heimlich bei dem Mangel an allem in der Drangsal und Angst, die dein Feind in deinen Wohnorten über dich bringt. Beachtest du nicht alle Worte dieses Gesetzes, die in diesem Buch geschrieben stehen, und fürchtest du nicht den Herrn, deinen Gott, diesen glorreichen und schauervollen Namen, so verhängt der Herr über dich und deine Nachkommen ungewöhnliche Plagen, gewaltig und andauernd, bösartige und bleibende Krankheiten. Er bringt wider dich alle Seuchen Ägyptens, vor denen dir graut, und sie werden dir anhaften. Ferner wird der Herr alle möglichen Krankheiten und Plagen, von denen in diesem Gesetzbuch nichts geschrieben steht, über dich kommen lassen, bis du vernichtet bist. Nur wenige Leute werden dann noch unter euch übrigbleiben, und ihr wart doch zahlreich wie die Sterne des Himmels; denn du hast der Stimme des Herrn, deines Gottes, nicht gehorcht! Wie der Herr einst seine Freude daran hatte, euch glücklich zu machen und zu vermehren, so wird dann der Herr seine Freude daran haben, euch zu verderben und zu vertilgen, und herausgerissen werdet ihr aus dem Lande, in das du ziehst, um es zu besitzen. Der Herr wird dich unter alle Völker von einem Ende der Erde bis zum andern zerstreuen; du wirst dort fremden Göttern aus Holz und Stein dienen, die dir und deinen Vätern unbekannt waren. Unter jenen Völkern wirst du nicht zur Ruhe kommen, keine bleibende Stätte wird es geben für deinen Fuß, vielmehr wird der Herr, dein Gott, dir daselbst ein zitterndes Herz geben, verschmachtende Augen und eine verzagte Seele. Dein Leben schwebt in ständiger Ungewißheit, zittern wirst du bei Nacht und Tag und hast nicht mehr Vertrauen zu deinem Leben. Am Morgen denkst du: "O wäre es doch Abend!", und am Abend sagst du: "O wäre es doch Morgen!" wegen der Angst, die dein Herz erfüllt, und wegen des Anblickes, den deine Augen ertragen müssen. Der Herr wird dich wiederum zu Schiff nach Ägypten bringen, nach jenem Ziele, das du nach meiner Verheißung nie mehr sehen solltest. Dort werdet ihr euren Feinden als Sklaven und Sklavinnen feilgeboten werden, niemand aber will euch kaufen." Dies sind die Worte des Bundes, den Moses im Auftrage des Herrn mit den Israeliten im Lande Moab schloß, außer dem Bunde, den er mit ihnen am Horeb einging. Moses berief alle Israeliten und sprach zu ihnen: "Ihr saht alles, was der Herr vor euren Augen im Lande Ägypten dem Pharao, all seinen Knechten und dem gesamten Lande getan hat, die schweren Heimsuchungen, die deine Augen sahen, jene gewaltigen Wunderzeichen. Und doch verlieh der Herr euch bis heute kein Herz voller Einsicht, keine Augen zum Sehen und keine Ohren zum Hören. "Vierzig Jahre lang ließ ich euch in der Wüste umherwandern. Die Kleider an eurem Leibe zerfielen nicht, und euer Schuhwerk verschliß nicht an euren Füßen. Brot bekamt ihr nicht zu essen, Wein und Rauschtrank nicht zu trinken; ihr solltet erkennen, daß ich der Herr, euer Gott, bin." Als ihr dann an diese Stätte herankamt, da zogen Sichon, der König von Hesbon, und Og, der König von Basan, uns entgegen zum Kampf; aber wir besiegten sie. Wir nahmen ihr Land ein und gaben es als Erbteil an die Stämme Ruben und Gad und den halben Stamm Manasse. Beachtet also wohl die Worte dieses Bundes und befolgt sie, damit ihr in all euren Unternehmungen Erfolg habt! Ihr steht heute alle vor dem Herrn, eurem Gott, eure Stammeshäupter, eure Ältesten und Vorsteher, alle Männer in Israel, eure Kinder, Frauen, die Fremdlinge in deinem Lager, vom Holzhauer bis zum Wasserschöpfer. Du sollst in den Bund des Herrn, deines Gottes, und in die Eidgemeinschaft, die der Herr, dein Gott, heute mit dir schließt, eintreten! Heute will er dich zu seinem Volke erhöhen, will dein Gott sein, wie er dir verheißen und deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat. Aber nicht nur mit euch allein schließe ich diesen Bund und diese Eidgemeinschaft, sondern sowohl mit denen, die jetzt mit uns hier vor dem Herrn, unserem Gott, stehen, als auch mit denen, die heute noch nicht mit uns hier sind. Ihr selbst wißt es ja, wie wir im Ägypterland wohnten und mitten durch die Völker hindurchzogen, deren Land ihr durchquert habt. Ihr saht ihre Scheusale und Götzenbilder aus Holz und Stein, Silber und Gold, die sie haben. Möchte doch unter euch kein Mann oder Weib, keine Sippe und kein Stamm sein, dessen Herz sich nunmehr wegwendet vom Herrn, unserem Gott, um hinzugehen und den Göttern jener Völker zu dienen! Möchte doch unter euch keine Wurzel sein, die Gift und Wermut als Frucht bringt! Vernimmt nun ein solcher die Worte dieses Eides, verspricht sich aber in seinem Herzen Segen, indem er sagt: "Heil wird mir zuteil, auch wenn ich weiter in meiner Herzensverstocktheit wandle, weil man das bewässerte Land zugleich mit dem verdorrten dahinrafft", so ist der Herr nicht bereit, ihm zu verzeihen, vielmehr wird dann der Zorn des Herrn und sein Eifer wider einen solchen Mann entbrennen; es wird auf ihn sich niederlassen der ganze Fluch, von dem in diesem Buch geschrieben steht, und austilgen wird der Herr seinen Namen unter dem Himmel. Der Herr wird ihn zum Unheil aussondern aus allen Stämmen Israels, entsprechend all den Flüchen des Bundes, der in diesem Gesetzbuch niedergeschrieben ist. Und das spätere Geschlecht, eure Söhne, die nach euch aufstehen werden, die Ausländer, die aus fernem Lande kommen, sie werden fragen, wenn sie die Plagen dieses Landes sehen und die Krankheiten, die der Herr darin entstehen ließ - mit Schwefel und Salz ist ihr ganzes Land ausgebrannt, nicht wird es besät, nicht sprießt es, kein grünes Hälmchen geht auf, ganz so wie nach der Verwüstung von Sodom und Gomorra, Adma und Zeboim, die der Herr in seiner Zornesglut zerstört hat -, ja, alle Völker werden dann fragen: "Warum hat denn der Herr diesem Land solches angetan? Weshalb diese gewaltige Zornesglut?" Man wird zur Antwort geben: "Weil sie den Bund des Herrn, des Gottes ihrer Väter, den er mit ihnen bei ihrem Wegzug aus Ägypten geschlossen hat, verlassen haben. Sie gingen hin, dienten fremden Göttern und beteten sie an, Götter, die ihnen unbekannt waren und die er ihnen nicht bestimmt hatte. Darum entbrannte des Herrn Zorn wider dieses Land und brachte er darüber den gesamten Fluch, der in diesem Buch aufgezeichnet ist. Der Herr riß sie im Zorn und Grimm und in heftigem Unmut von ihrer Scholle weg und schleuderte sie in ein fremdes Land, wie man heute sieht." Das noch Verborgene steht beim Herrn, unserm Gott, das Enthüllte aber gilt uns und unsern Kindern immerdar, damit wir alle Worte dieses Gesetzes erfüllen. Wenn einst an dir sich alle diese Worte, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgestellt, erfüllen, und wenn du es dir unter allen Völkern, unter die dich der Herr, dein Gott, verstoßen hat, zu Herzen nimmst, wenn du dich bekehrst zum Herrn, deinem Gott, und auf seine Stimme hörst in allem, was ich dir heute gebiete, du selbst samt deinen Kindern, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele, dann wird der Herr, dein Gott, dein Schicksal wenden, wird sich deiner erbarmen und dich wiederum sammeln aus allen Völkern, unter die dich der Herr, dein Gott, zerstreut hat. Sollten sich deine Versprengten am Ende des Himmels befinden, so wird der Herr, dein Gott, dich von dort sammeln und dich von dort holen. Der Herr, dein Gott, wird dich in das Land, das deine Väter besessen, zurückbringen; du wirst es in Besitz nehmen; es wird dir gut gehen, und er wird dich zahlreicher werden lassen als deine Väter. Der Herr, dein Gott, wird dir und deinen Nachkommen das Herz beschneiden, daß du den Herrn, deinen Gott, liebst aus deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele um deines Lebens willen. Der Herr, dein Gott, wird all diese Flüche auf deine Feinde und Gegner, die dich verfolgt haben, bringen. Du aber hörst wiederum auf die Stimme des Herrn und befolgst alle seine Gebote, die ich dir heute gebe. Der Herr, dein Gott, wird dir zum Heile bei allem Tun deiner Hände Überfluß an Gütern schenken, an Frucht deines Leibes, an Nachwuchs deines Viehs und an Ertrag deines Bodens; denn wiederum wird er an dir seine Freude haben zu deinem Besten wie er über deine Väter Freude empfand. Nur mußt du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchen und seine Gebote und Satzungen halten, die im Buch dieses Gesetzes geschrieben stehen, und mußt dich zum Herrn, deinem Gott, bekehren aus ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Denn dieses Gesetz, das ich dir heute gebiete, ist nicht unfaßbar und unerreichbar für dich. Nicht im Himmel ist es, daß man sagen könnte: "Wer steigt für uns zum Himmel empor, holt es und verkündet es uns, damit wir es befolgen?" Auch nicht jenseits des Meeres ist es, daß man sagen könnte: "Wer fährt für uns über das Meer, holt es und verkündet es uns, damit wir es befolgen?" Nein, ganz nahe bei dir ist das Wort, in deinem Munde und deinem Herzen, daß du danach handeln kannst! Siehe, ich lege dir heute Leben und Heil, Tod und Unheil vor! Wenn du hörst auf das Gesetz des Herrn, deines Gottes, das ich dir heute gebiete, nämlich den Herrn, deinen Gott, zu lieben, zu wandeln auf seinen Wegen, seine Gebote, Satzungen und Vorschriften zu halten, dann wirst du am Leben bleiben und dich mehren, und der Herr, dein Gott, wird dich segnen in dem Lande, in das du zur Besitznahme einziehst. Wird dein Herz aber abtrünnig, gehorchst du nicht und läßt du dich verleiten, fremde Götter anzubeten und ihnen zu dienen, so kündige ich euch heute an: Ihr werdet sicher zugrundegehen; nicht lange werdet ihr in dem Land leben, in das du über den Jordan ziehst, es in Besitz zu nehmen. Ich rufe heute wider euch Himmel und Erde zu Zeugen an: Vorgelegt habe ich dir Leben und Tod, Segen und Fluch! So wähle denn das Leben, damit du samt deinen Nachkommen am Leben bleibst! Ihr sollt den Herrn, euren Gott, lieben, seiner Stimme gehorchen und ihm in Treue anhangen! Denn das ist dein Leben und die lange Dauer deiner Tage, damit du bleibst in dem Lande, das der Herr deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zu geben geschworen hat." Moses ging hin und hielt folgende Rede an ganz Israel. Er sprach zu ihnen: "Ich bin jetzt hundertzwanzig Jahre alt und vermag nicht mehr aus- und einzugehen. Auch hat der Herr zu mir gesagt: "Du darfst den Jordan nicht überschreiten!" Der Herr, dein Gott, ist es, der vor dir hinzieht; er wird diese Völker vor dir vertilgen, und du trittst in ihren Besitz ein. Josua soll dir voran hinüberziehen, wie der Herr verheißen. Der Herr wird mit ihnen verfahren, wie er verfuhr mit den Arnoriterkönigen Sichon und Og samt ihrem Land, die er vernichtet hat. Sobald der Herr sie euch preisgibt, sollt ihr an ihnen handeln genau nach dem Befehl, den ich euch erteilt habe. Seid fest und stark! Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht vor ihnen; denn der Herr, dein Gott, ist es, der mit dir zieht; er wird dich nicht aufgeben und verlassen!" Moses berief den Josua und sprach zu ihm vor Gesamtisrael: "Sei fest und stark! Denn du wirst mitsamt diesem Volk in das Land gelangen, das der Herr zu verleihen ihren Vätern eidlich versprochen hat. Du sollst es auch unter sie verteilen. Der Herr selbst wird vor dir herziehen; er wird mit dir sein, dich nicht aufgeben und verlassen. Sei furchtlos und unverzagt!" Moses schrieb dieses Gesetz nieder und übergab es den Priestern aus Levis Stamm, welche die Bundeslade des Herrn zu tragen hatten, und allen Ältesten Israels. Moses gab ihnen folgende Anweisung: "Alle sieben Jahre am Laubhüttenfest des Erlaßjahres, wenn ganz Israel kommt, um vor dem Herrn, deinem Gott, an der von ihm erwählten Stätte zu erscheinen, dann sollst du dieses Gesetz vor Gesamtisrael laut vorlesen! Versammle das Volk, Männer, Frauen, Kinder und Fremdlinge, die in deinen Ortschaften leben, damit sie es hören und lernen, den Herrn, ihren Gott, zu fürchten und alle Worte dieses Gesetzes gewissenhaft zu beobachten. Auch ihre Söhne, die es noch nicht kennen, sollen es hören und den Herrn, ihren Gott, fürchten lernen, solange sie in dem Lande leben, in das ihr zur Besitznahme über den Jordan zieht." Der Herr sprach zu Moses: "Siehe, die Zeit deines Todes ist nahe; rufe den Josua und tretet in das Offenbarungszelt, damit ich ihn beauftrage!" Moses und Josua gingen hin und betraten das Offenbarungszelt. Da erschien der Herr im Zelte in der Wolkensäule, und die Wolkensäule stand am Zelteingang. Der Herr sprach zu Moses: "Siehe, du entschläfst jetzt zu deinen Vätern; danach wird dieses Volk sich erheben und mit den fremden Göttern in dem Lande, in das es mitten hineinzieht, sich abgeben. Es wird mich verlassen und meinen Bund, den ich mit ihm geschlossen, brechen. An jenem Tag wird mein Zorn gegen sie entbrennen; ich werde sie im Stich lassen und mein Antlitz vor ihnen verbergen, und sie werden der Vertilgung preisgegeben. Zahlreiche Übel und Drangsale treffen sie. Dann werden sie sprechen: "Haben uns diese Übel nicht deshalb getroffen, weil unser Gott nicht mehr in unserer Mitte ist?" Ich aber verberge dann mein Antlitz vollends vor ihnen wegen all des Bösen, das sie getan haben, weil sie sich andern Göttern zuwandten. Und nun schreibe dir dieses Lied auf, lehre es die Israeliten und lege es in ihren Mund, damit dieses Lied mir als Zeuge wider die Israeliten diene! Denn ich bringe Israel in das Land, das ich seinen Vätern eidlich versprochen habe, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Satt wird es sich essen, fett wird es werden, andern Göttern wird es sich zuwenden und ihnen dienen, mich aber wird es verschmähen und den Bund mit mir brechen. Treffen es dann zahlreiche Übel und Drangsale, dann wird dieses Lied, das unvergessen im Munde seiner Nachkommen bleiben wird, ihm gegenüber als Ankläger Zeugnis dafür ablegen, daß ich seine Gedanken, mit denen es heute schon spielt, gar wohl kenne, noch bevor ich es in das Land gebracht habe, das ich ihm eidlich versprochen habe." Moses schrieb damals dieses Lied auf und lehrte es die Israeliten. Und Gott beauftragte Josua, den Sohn des Nun, und sprach: "Sei fest und stark; denn du sollst die Israeliten in das Land bringen, das ich ihnen eidlich zugesichert habe. Ich werde mit dir sein!" Als Moses die Worte dieses Gesetzes vollständig in ein Buch geschrieben hatte, gab er den Leviten, die des Herrn Bundeslade trugen, folgenden Auftrag: "Nehmt dieses Gesetzbuch und legt es neben die Bundeslade des Herrn, eures Gottes, nieder, damit es dort wider dich (das Volk) als Zeuge diene! Denn ich kenne deine Widerspenstigkeit und deinen starren Nacken gar wohl; sogar jetzt, da ich noch als Lebender unter euch weile, wart ihr widerspenstig gegen den Herrn; wie wird es erst nach meinem Tode sein! Versammelt zu mir alle Ältesten eurer Stämme und eure Vorsteher; ich will diese Worte in ihre Ohren verkünden; den Himmel und die Erde will ich wider sie als Zeugen anrufen! Denn ich weiß, nach meinem Tode werdet ihr ganz frevelhaft handeln und von dem Wege, den ich euch gewiesen habe, abweichen. Dann wird euch aber in fernen Tagen das Unheil treffen, wenn ihr nämlich das tut, was in den Augen des Herrn übel ist, und ihn durch das Werk eurer Hände zum Zorn reizt." Moses verkündete dann laut der ganzen Versammlung Israels die Worte dieses Liedes bis zum Ende: "Hört, Himmel, ich will reden, es vernehme die Erde meines Mundes Ausspruch! Es träufle meine Lehre wie Regen, wie Tau riesle meine Rede, wie Regenschauer aufs grüne Gras, wie Tautropfen auf die Kräuter! Den Namen des Herrn rufe ich an, erweist die Ehre unserem Gott! Der Fels (= Gott): untadelig ist sein Tun; denn alle seine Wege sind recht! Ein treuer Gott und ohne Falsch, gerecht und redlich ist er! Arg handelten seine Söhne gegen ihn, ein verdrehtes, verkehrtes Geschlecht! Vergiltst du dem Herrn in dieser Weise, du törichtes, unweises Volk? Ist er nicht dein Vater, der dich erschaffen, Sein und Bestand dir verliehen? Denk an die Tage der Vorzeit, achte auf die Jahre der früheren Geschlechter! Frage deinen Vater, er soll's dir kundtun, die Alten bei dir, sie sollen es dir sagen: Als der Allerhöchste die Völker belehnte als er schied voneinander die Menschen da setzte er fest die Grenzen der Stämme entsprechend der Zahl der Gottessöhne. Des Herrn Anteil wurde sein Volk, Jakob wurde ihm zugemessen als Erbe. Er fand es im Lande der Steppe, in der Öde völliger Wüste; er umhegte und umsorgte es, hat es gehütet wie seinen Augapfel. Einem Adler gleich, der sein Nest bewacht und über seinen Jungen dahinschwebt, so breitete er seine Flügel aus, nahm es auf und trug es auf seinen Schwingen. Der Herr leitete es ganz allein; kein fremder Gott stand ihm zur Seite. Er ließ es ziehen auf des Landes Höhen, mit dem Ertrag des Feldes speiste er es. Er ließ es Honig saugen aus Felsen und Öl aus Kieselgestein, Butter von Kühen und Milch von Kleinvieh, dazu das Fett von Lämmern und Widdern, Stiere aus Basan und Böcke, dazu den edelsten Weizen. Traubenblut trankst du, schäumenden Wein. So genoß denn Jakob und wurde satt, Jeschurun ward fett und schlug aus. - Du wurdest fett und dick und feist. - Er verstieß den Gott, der ihn erschaffen hat, verwarf den Fels seines Heiles. Sie erregten durch fremde Götter sein Eifern, erzürnten ihn sehr durch Greueltaten. Den Dämonen opferten sie, ungöttlichen Wesen, Göttern, die sie nie gekannt, neuen, die jüngst erst gekommen, von denen ihre Väter nichts wußten. Den Felsen, der dich erzeugte, verkanntest du, vergaßest den Gott, der dich geboren. Dies sah der Herr und verwarf sie aus Zorn über seine Söhne und Töchter. "Ich verhülle", so sprach er "mein Antlitz vor ihnen, will schauen, welch Ende es mit ihnen nimmt. Denn ein grundverderbtes Geschlecht sind sie, Kinder, von aller Treue verlassen. Mit Nichtgöttern haben sie mich gereizt, mich erzürnt mit ihren törichten Götzen. So will ich sie reizen durch ein Nichtvolk, sie erzürnen durch eine dumme Nation. Denn Feuer entfachte sich in meinem Zorn und brennt bis zu den Tiefen der Unterwelt, verzehrt die Erde und ihren Ertrag, die Bergesgründe entzündet es. Ich häufe wider sie die Plagen auf, verbrauche meine Pfeile gegen sie. Hungertod, verzehrendes Fieber, tödliche Pest und den Zahn wilder Tiere hetze ich auf sie, samt dem Gifte staubkriechender Schlangen. Draußen rafft das Schwert und drinnen die Furcht den Jüngling samt der Jungfrau, den Säugling samt dem Greis hinweg. Ich hätte gesagt: Ich will sie vernichten, tilge bei den Menschen ihr Andenken aus, müßte ich nicht fürchten den Schimpf des Feindes. Ihre Gegner könnten es mißverstehen und sagen: "Unsere Hand war stark genug, nicht hat der Herr dies getan!" Denn sie sind ein Volk, des Rates bar, und keine Einsicht gibt es bei ihnen! Wenn sie klug wären, dann begriffen sie es, sie würden ihr künftiges Ende bedenken. Wie könnte einer Tausend verfolgen und zwei Zehntausend vertreiben, hätte nicht ihr Fels sie verkauft, hätte der Herr sie nicht preisgegeben? Denn nicht wie unser Fels ist ihr Fels; diesen Entscheid liefern uns unsre Feinde. Von Sodoms Ranken stammt ihr Weinstock und von den Weinbergterrassen Gomorras: ihre Trauben sind giftige Trauben, die bittere Beeren tragen. Ja, Schlangengeifer ist ihr Wein und grausames Natterngift. - Liegt dieses nicht bei mir aufbewahrt, versiegelt in meinen Kammern, zum Tage der Rache und der Vergeltung, zum Zeitpunkt, da ihr Fuß wankt? Nahe ist ihres Unheils Tag, es eilt heran ihr kommendes Schicksal. Denn richten wird der Herr sein Volk und sich erbarmen seiner Knechte, sobald er sieht, daß alle Kraft zerrann, verschwunden sind Sklaven und Freie. Er fragt: "Wo bleiben nun ihre Götter, wo ist der Fels, zu dem sie geflüchtet, die das Fett ihrer Opfer verzehrten, die den Wein ihrer Trankopfer schlürften? Aufstehen sollen sie und euch helfen, über euch allen ein Schirm sein! Jetzt sollt ihr es sehen: Ich, nur ich bin da; es gibt keinen Gott neben mir! Ich bin es, der tötet, ich mache lebendig; ich schlage Wunden, und ich bin der Arzt! [Niemand kann retten aus meiner Hand] Zum Himmel erhebe ich meine Hand, ich schwöre: So wahr ich in Ewigkeit lebe, geschärft habe ich mein blitzendes Schwert, es greift meine Hand zum Gericht! Ich übe Rache an meinen Gegnern, und meinen Hassern vergelte ich. Meine Pfeile, berauscht sind sie von Blut, mein Schwert soll fressen vom Fleisch, von der Erschlagenen und Gefangenen Blut, vom fliegenden Haupthaar des Feindes!" Bringt zum Jauchzen, ihr Heidenvölker, sein Volk, weil er das Blut seiner Knechte rächt, an seinen Gegnern die Rache vollzieht und Sühne schafft dem Land seines Volkes!" Moses kam also und trug alle Worte dieses Liedes dem Volk laut vor, er und Josua, der Sohn Nuns. Als nun Moses alle diese Worte an Gesamtisrael vollendet hatte, sprach er zu ihnen: "Beherzigt die Worte, mit denen ich euch heute eindringlich warne; befehlt sie auch euren Kindern an, daß sie alle Worte dieses Gesetzes gewissenhaft befolgen! Denn es ist kein Wort für euch, das ins Leere läuft, sondern es ist euer Leben: denn durch dies Wort werdet ihr lange leben in dem Lande, zu dessen Besitzergreifung ihr nun über den Jordan zieht." Am gleichen Tage sprach der Herr zu Moses: "Steige auf das Gebirge Abarim hier, auf den Berg Nebo im Lande Moab, gegenüber von Jericho! Schau das Land Kanaan, das ich den Israeliten als Eigentum verleihen will! Sterben sollst du auf dem Berge, auf den du steigst, und dich zu deinen Stammesgenossen scharen, wie dein Bruder Aaron auf dem Berge Hor gestorben ist und zu seinen Stammesgenossen versammelt wurde! Denn ihr habt euch mitten unter den Israeliten bei dem Haderwasser von Kades in der Wüste Zin gegen mich vergangen, weil ihr mich inmitten der Israeliten nicht als den Heiligen geehrt habt. Nur aus der Nähe darfst du das Land schauen, aber hineinkommen darfst du nicht in das Land, das ich den Israeliten verleihen will." Dies sind die Segensworte, mit denen Moses, der Mann Gottes, die Israeliten vor seinem Tode segnete. Er sprach: "Vom Sinai kam der Herr, erstrahlte seinem Volke von Seïr, leuchtete vom Gebirge Paran, kam vom Haderwasser bei Kades, zu seiner Rechten feurige Fackeln. Fürwahr, er liebt sein Volk, all seine Heiligen in seiner Hand. Sie gingen seiner Fußspur nach, er trug sie auf seinen Fittichen fort. Ein Gesetz hat uns Moses verordnet als Erbe der Jakobsgemeinde. Es erhob sich ein König in Jeschurun, als des Volkes Häupter sich scharten, in Eintracht Israels Stämme. Leben soll RUBE, er sterbe nicht, ergänze die Zahl seiner Mannen! Dies ist der Segen über JUDA. Er sprach: Erhöre, o Herr, Judas Flehen, bringe ihn wieder zu seinem Volke, mit deiner Hand streite für ihn! Hilf ihm wider seine Bedränger! Über LEVI sprach er: Deine Tummim und Urim gehören dem Mann deiner Huld, den du bei Massa versuchtest, für den du am Haderwasser gestritten, der von seinem Vater und seiner Mutter sprach: "Ich sah sie nie!", seine Brüder nicht kannte, von seinen Söhnen nichts wußte. Denn sie achteten auf dein Gebot, und deinen Bund bewahrten sie. Sie lehrten Jakob deine Rechte und Israel dein Gesetz. Sie legen Räucherwerk vor dir auf und Ganzopfer auf deinen Altar. Segne, o Herr, seine Kraft, hab Wohlgefallen am Tun seiner Hände, zerschmettere die Lenden seiner Gegner, seiner Hasser, daß sie sich nicht mehr erheben! Über BENJAMIN: Des Herrn Liebling wohnt in Sicherheit, der Allerhöchste beschirmt ihn immerdar, zwischen seinen Berghängen wohnt er. Über JOSEPH: Vom Herrn gesegnet ist sein Gebiet, von des Himmels Spenden hoch oben, von der Urflut, die tief unten liegt, von Spenden, welche die Sonne hervorbringt, von Spenden, welche die Monde liefern, von Spenden der uralten Berge, von Spenden der ewigen Hügel, von der Gabe der Erde und ihrer Fülle und vom Wohlgefallen dessen, der wohnt im Dornbusch! Mögen sie kommen auf Josephs Haupt, auf den Scheitel dessen, der unter seinen Brüdern geweiht ist! Wie ein Erstlingsstier voll Hoheit ist er, seine Hörner sind wie die eines Wildstiers. Damit stößt er die Völker nieder, die Enden der Erde insgesamt. Das sind die Zehntausende Ephraims, das sind Manasses Tausende. Über SEBULUN: Freue dich, Sebulun, deiner Ausfahrt und du, ISSACHAR, deiner Zelte! Völker laden sie ein auf den Berg, sie bringen dort rechte Opfer dar; denn sie saugen der Meere Überfluß ein, die verborgenen Schätze des Strandes. Über GAD: Gepriesen sei, der Gad weiten Raum schafft! Wie ein Löwe, so lagert er, führt Arm und Scheitel als Beute heim. Er war sein Teil ihm beschieden, als sich sicherte sich den Erstlingsanteil; denn dort die Häupter des Volkes scharten. Des Herrn Gerichte vollstreckte er, seine Rechtssprüche gemeinsam mit Israel. Über DAN: Dan ist ein junger Löwe, der hervorspringt aus Basan. Über NAPHTALI: Naphtali ist gesättigt mit Huld, erfüllt von dem Segen des Herrn, Meer und Südland nimmt er in Besitz. Über ASER: Gepriesen unter den Söhnen sei Aser! Er sei seiner Brüder Liebling; in Öl tauche er seinen Fuß! Deine Riegel seien von Eisen und Erz; solange du lebst, währe deine Kraft! - Es gibt keinen Gott wie den Gott Jeschuruns, der einherfährt am Himmel in seiner Stärke, einherfährt in seiner Erhabenheit auf den Wolken. Ein Hort ist der uralte Gott und das Ausstrecken der ewigen Arme. Vertrieben hat er vor dir den Feind und hat geboten: Vertilge! Israel wohnt in Sicherheit, für sich gesondert der Quell Jakobs, in einem Lande voll Korn und Most; sein Himmel träufelt den Tau herab. Heil, Israel, dir! Wer ist wie du? Ein Volk, an Siegen reich durch den Herrn! Er ist der Schild, der dich schirmt, das Schwert, das dich erhöht. Ergeben müssen sich dir deine Feinde, über ihre Höhen schreitest du hin." Moses stieg aus den Steppen Moabs auf den Berg Nebo, auf den Gipfel des Pisga, der gegenüber von Jericho liegt. Der Herr ließ ihn das ganze Land Gilead bis nach Dan hin schauen, ferner ganz Naphtali und das Gebiet von Ephraim und Manasse sowie das ganze Gebiet Judas bis zum westlichen Meere, das Südland und den Kreis um den Jordan, die Ebene der Palmenstadt Jericho bis hin nach Zoar. Der Herr sprach zu ihm: "Dies ist das Land, das ich dem Abraham, Isaak und Jakob eidlich zugesichert habe, indem ich sprach: Deinen Nachkommen will ich es verleihen. Ich habe es dich mit eigenen Augen sehen lassen; hinüberziehen aber darfst du nicht!" So starb dort Moses, der Knecht des Herrn, im Lande Moab, gemäß dem Wort des Herrn. Man begrub ihn im Tal, im Lande Moab, gegenüber von Bet-Peor; aber niemand kennt sein Grab bis heute. Moses war hundertzwanzig Jahre alt, als er starb; sein Auge war nicht erloschen und seine Frische nicht geschwunden. Die Israeliten beweinten den Moses in Moabs Steppen dreißig Tage hindurch; dann waren die Tage des Weinens und Trauerns um Moses vollendet. Josua aber, der Sohn des Nun, war voll vom Geist der Weisheit; denn Moses hatte ihm seine Hände aufgelegt. Die Israeliten gehorchten ihm und taten, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Fortan ist kein Prophet mehr in Israel aufgestanden wie Moses, mit dem der Herr von Angesicht zu Angesicht verkehrt hatte, bei all den Zeichen und Wundern, die er als Gesandter des Herrn im Ägypterland am Pharao, all seinen Knechten und an seinem ganzen Lande wirkte, und bei all den Erweisen gewaltiger Macht und all den furchtbaren und großen Taten, die Moses vor den Augen ganz Israels vollbrachte. Nach dem Tode Moses', des Knechtes des Herrn, sprach der Herr zu Josua, dem Sohne Nuns, der der Diener des Moses gewesen war: "Mein Knecht Moses ist gestorben; wohlan, ziehe hier über den Jordan als Führer dieses ganzen Volkes in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, verleihen will! Jegliche Stätte, die eure Fußsohle betritt, gebe ich euch, wie ich dem Moses verheißen habe. Von der Wüste da und dem Libanon bis an den großen Strom, den Euphratstrom, das ganze Land der Hethiter, bis zum großen Meer gegen Westen, soll euer Gebiet reichen. Niemand soll vor dir standhalten können, solange du lebst. Ich will mit dir sein, wie ich mit Moses gewesen bin; ich lasse nicht von dir ab und verlasse dich nicht! Sei mutig und stark! Sollst du doch dieses Volk in den Besitz des Landes bringen, dessen Verleihung ich ihren Vätern eidlich zugesichert habe. Nur sei ganz mutig und stark, um die Weisung, die mein Knecht Moses dir befohlen hat, zu beachten und zu erfüllen! Weiche hiervon nicht ab, weder nach rechts noch nach links, damit du überall, wohin du gehst, Erfolg hast! Nie fehle dieses Gesetzbuch bei deinen Reden! Lies Tag und Nacht aufmerksam darin, damit du darauf achtest, so zu handeln, wie in ihm geschrieben steht! Dann gelingen dir deine Unternehmungen, und du wirst erfolgreich sein. Habe ich dir doch selbst geboten: Sei mutig und stark! Habe keine Furcht und keine Angst! Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir überall, wohin du gehst!" Nun gebot Josua den Vorstehern des Volkes: "Geht durch das Lager und gebt dem Volk die Weisung: Richtet den Mundvorrat her! Noch drei Tage, und ihr werdet hier über den Jordan ziehen, um das Erbe des Landes anzutreten, das der Herr, euer Gott, euch zum Besitz verleiht." Zu den Rubeniten, den Gaditen und dem halben Stamm Manasse sprach Josua: "Denkt an den Befehl, den Moses, der Knecht des Herrn, euch gab: Der Herr, euer Gott, gibt euch Ruhe und schenkt euch dieses Land hier. Eure Frauen und Kinder und euer Vieh mögen in dem Land bleiben, das Moses euch jenseits des Jordans gegeben hat! Doch ihr Kriegsleute müßt gerüstet mit euren Brüdern ziehen und ihnen helfen, bis der Herr euren Brüdern gleich euch Ruhe verschafft hat und auch sie das Land besetzt haben, das der Herr, euer Gott, ihnen gibt. Alsdann kehrt zurück und besetzt das Land, das euch gehört, das Moses, der Knecht des Herrn, euch jenseits des Jordans gegen Osten verliehen hat!" Sie antworteten Josua: "Alles, was du uns befiehlst, wollen wir tun; wir wollen gehen, wohin immer du uns sendest! Wie wir auf Moses hörten, so wollen wir auf dich hören; nur sei der Herr, dein Gott, mit dir, wie er mit Moses war. Jeder, der sich deinem Befehl widersetzt und deine Worte nicht befolgt, soll sterben! Sei nur mutig und stark!" Josua, der Sohn Nuns, entsandte von Schittim zwei Männer in aller Stille als Spione und gab ihnen folgenden Auftrag: "Geht und beschaut euch das Land samt Jericho!" Sie gingen fort und kamen in das Haus einer Dirne, die Rahab hieß. Dort legten sie sich nieder. Da ward dem König von Jericho gemeldet: "Es sind für diese Nacht Männer von den Israeliten gekommen, um das Land auszukundschaften." Der König von Jericho sandte hierauf zu Rahab mit dem Auftrag: "Gib die Männer, die zu dir in dein Haus gekommen sind, heraus! Sie kamen nur, um das ganze Land auszukundschaften." Die Frau aber versteckte die beiden Männer und sagte: "Ja, es kamen Männer zu mir, ich weiß aber nicht woher! Als das Tor in der Abenddämmerung geschlossen werden sollte, sind die Männer weggegangen; wohin sie gegangen sind, weiß ich nicht. Macht euch eiligst hinter ihnen her, dann holt ihr sie sicher noch ein!" Sie hatte aber die Männer auf das Dach gebracht und unter den Flachsbündeln versteckt, die sie auf dem Dach aufgeschichtet hatte. Den Männern also setzte man in Richtung des Jordans bis zu den Furten nach, und das Tor verschloß man, sobald ihre Verfolger draußen waren. Bevor jene sich nun schlafen legten, kam Rahab zu ihnen aufs Dach und sprach zu den Männern: "Ich weiß, daß der Herr euch das Land gibt; Angst vor euch hat uns befallen; alle Bewohner des Landes verzagen vor euch. Wir hörten davon, wie der Herr das Wasser des Schilfmeeres vor euch bei eurem Wegzug aus Ägypten vertrocknen ließ, und wie ihr mit den beiden Amoriterkönigen Sichon und Og jenseits des Jordans verfuhrt: Den Bann vollstrecktet ihr an ihnen. Wir vernahmen es, da verzagte unser Herz, und in keinem hielt der Mut euch gegenüber stand; denn der Herr, euer Gott, ist Gott droben im Himmel und unten auf der Erde. Da ich euch nun eine Gefälligkeit erwiesen habe, leistet mir einen Eid beim Herrn: Handelt an der Familie meines Vaters ebenso gut und gebt mir dafür ein sicheres Zeichen! Laßt meinen Vater, meine Mutter, meine Brüder und Schwestern und all die Ihrigen am Leben; rettet uns vor dem Tode!" Die Männer antworteten ihr: "Unser Leben steht für das eurige als Pfand! Nur verrate du unsere Sache nicht! Sobald der Herr uns das Land gibt, handeln wir an dir in Verbundenheit und Treue." Sie ließ jene dann an einem Strick durch das Fenster hinab; ihr Haus lag nämlich an der Wand der Stadtmauer, so daß sie in der Stadtmauer wohnte. Sie sagte zu ihnen noch: "Geht ins Gebirge, damit die Häscher nicht auf euch treffen! Verbergt euch dort drei Tage lang, bis die Häscher zurück sind; danach zieht eures Weges weiter!" Die Männer entgegneten ihr: "Wir werden uns dieses Eides, den du uns abgenommen hast, entledigen. Du mußt, wenn wir in das Land kommen, diese Schnur aus Purpurfäden an das Fenster binden, durch das du uns hinabließest. Deinen Vater, deine Mutter, deine Brüder sowie die gesamte Familie deines Vaters mußt du zu dir in dein Haus holen. Ein jeder, der aus der Tür deines Hauses auf die Straße geht, haftet selbst für sein Leben, wir tragen keine Schuld; wer aber bei dir im Hause bleibt, für dessen Leben haften wir, falls ihm etwas geschieht. Verrätst du aber unsere Sache, so sind wir des Eides ledig, den du uns abgenommen hast." Sie erwiderte: "Wie ihr sagt, so geschehe es!" Damit entließ sie jene auf die Flucht und band die Purpurschnur an das Fenster. Die Männer machten sich aus dem Staube, kamen ins Gebirge und blieben dort drei Tage, bis die Häscher zurück waren. Diese hatten auf dem ganzen Weg nach ihnen gesucht, ohne sie zu finden. Die zwei Männer machten sich nun auf den Rückweg, stiegen vom Gebirge herab, setzten über und kamen zu Josua, dem Sohne Nuns. Ihm berichteten sie alles, was ihnen begegnet war. Sie sprachen zu Josua: "Der Herr hat das gesamte Land in unsere Gewalt gegeben, und alle Landesbewohner verzagen vor uns." In der Frühe des nächsten Morgens machte sich Josua mit allen Israeliten auf den Weg. Man brach von Schittim auf, kam bis an den Jordan und übernachtete dort, bevor man hinüberzog. Nach drei Tagen gingen die Vorsteher durch das Lager. Sie gaben den Leuten Befehl: "Wenn ihr die von den levitischen Priestern getragene Bundeslade des Herrn, eures Gottes, erblickt, dann brecht auch ihr von eurem Standort auf und folgt ihr! Bewahrt einen Abstand zwischen euch und ihr von etwa 2 000 Ellen und kommt ihr nicht zu nahe! So sollt ihr den Weg erkennen, den ihr einzuschlagen habt; denn ihr seid in früheren Zeiten hier noch nicht gewesen." Josua sprach zu den Leuten: "Heiligt euch! Denn morgen wird der Herr in eurer Mitte Wunder tun." Zu den Priestern aber sprach er: "Erhebt die Bundeslade und schreitet den Leuten voran!" Da hoben sie die Bundeslade auf und zogen vor dem Volke her. Der Herr sagte zu Josua: "Heute beginne ich, dich in den Augen von ganz Israel auszuzeichnen; sie sollen erkennen, daß ich auch mit dir sein werde, wie ich mit Moses war. Du aber befiehl den Priestern, die des Herrn Bundeslade tragen: Sobald ihr an den Rand des Jordanwassers kommt, bleibt am Jordan stehen!" Josua sprach zu den Israeliten: "Kommt näher herzu und hört die Worte des Herrn, eures Gottes! Daran sollt ihr erkennen, daß ein lebendiger Gott in eurer Mitte ist, der vor euch her die Kanaaniter, Hethiter, Hiwwiter, Perissiter, Girgaschiter, Amoriter und Jebusiter ganz gewiß vertreiben wird: Seht, die Lade des Herrn der ganzen Erde wird vor euch her durch den Jordan ziehen. So wählt euch denn zwölf Männer aus den Stämmen Israels, und zwar aus jedem Stamm einen Mann! Sobald die Fußsohlen der Priester, der Träger der Lade Gottes, des Herrn der ganzen Erde, auf das Jordanwasser treten, wird das Jordanwasser gespalten; das Wasser, das von oben herabfließt, wird dastehen wie ein Damm." Da nun die Leute aus ihren Zelten aufbrachen, um den Jordan zu überschreiten, befanden sich die Priester als Träger der Bundeslade an der Spitze des Volkes. Als die Träger der Lade an den Jordan kamen und die Priester, die die Lade trugen, ihre Füße am Rand in das Wasser tauchten - der Jordan pflegt die ganze Erntezeit hindurch über seine Ufer zu treten -, da blieb das Wasser stehen. Was von oben her zufloß, staute sich wie ein einziger Damm in weiter Entfernung von der Ortschaft Adam, die seitlich von Zaretan liegt; das zum Steppensee (Salzmeer) fließende Wasser verschwand vollständig. So konnte das Volk Jericho gegenüber hindurchziehen. Die Priester aber als die Träger der Bundeslade des Herrn standen fest auf trockenem Boden mitten im Jordan, während ganz Israel auf dem Trockenen hinüberzog, bis das ganze Volk den Zug durch den Jordan vollendet hatte. Als das ganze Volk den Durchzug durch den Jordan vollendet hatte, sprach der Herr zu Josua: "Wählt euch aus dem Volk zwölf Männer, aus jedem Stamm einen Mann! Befehlt ihnen: Nehmt euch von hier mitten aus dem Jordan, da, wo der Priester Füße feststanden, zwölf Steine, schafft sie hinüber und legt sie an dem Platz nieder, an dem ihr diese Nacht zubringen werdet!" Josua berief die zwölf Männer, die er aus den Israeliten bestellt hatte, einen aus jedem Stamm, und sprach zu ihnen: "Schreitet vor der Lade des Herrn, eures Gottes, mitten in den Jordan hinein und hebt euch jeder einen Stein auf seine Schulter gemäß der Anzahl der Stämme Israels! Dies soll ein Merkzeichen unter euch sein! Fragen euch dann später eure Kinder: "Was bedeuten für euch diese Steine?", so antwortet ihnen: "Die Jordanwasser wurden gespalten vor der Bundeslade des Herrn, da sie durch den Jordan zog, und das Wasser des Jordans verschwand. Diese Steine sollen für die Israeliten ein immerwährendes Erinnerungszeichen sein."" Die Israeliten taten so, wie Josua befohlen hatte; sie nahmen die zwölf Steine mitten aus dem Jordan, wie der Herr dem Josua aufgetragen hatte, gemäß der Anzahl der Stämme Israels, schafften sie mit sich hinüber zur Raststätte und legten sie dort nieder. Zwölf Steine errichtete Josua mitten im Jordan an der Stelle, wo die Füße der Priester, der Träger der Bundeslade, gestanden hatten. Sie befinden sich dort bis zum heutigen Tage. Die Priester, welche die Lade trugen, standen mitten im Jordan, bis alles fertig war, was der Herr dem Josua befohlen hatte, dem Volk aufzutragen, ganz wie Moses den Josua angewiesen hatte. Die Leute aber zogen in Eile hinüber. Als das ganze Volk den Durchzug vollendet hatte, zog auch die Lade des Herrn hinüber, sowie die Priester, vor dem Angesicht des Volkes. Die Rubeniten, Gaditen und der halbe Stamm Manasse marschierten gerüstet vor den übrigen Israeliten, wie ihnen Moses befohlen hatte. Etwa 40 000 kampfgerüstete Männer waren vor dem Herrn zum Kampf in die Steppen von Jericho hinübergezogen. An jenem Tage zeichnete der Herr den Josua in den Augen von ganz Israel aus. Sie hatten Ehrfurcht vor ihm sein Leben lang, so wie sie Moses gefürchtet hatten. Da sprach der Herr zu Josua: "Gebiete den Priestern, den Trägern der Gesetzeslade, sie sollen aus dem Jordan heraufsteigen!" Josua gebot also den Priestern: "Steigt aus dem Jordan herauf!" Als nun die Priester, die Träger der Bundeslade des Herrn, aus dem Jordan heraufstiegen und die Fußsohlen der Priester sich losgelöst hatten, um auf dem Trockenen zu stehen, kehrte das Jordanwasser wieder an seinen Ort zurück und trat dann wie früher wieder über alle seine Ufer. Das Volk aber war am zehnten Tage des ersten Monats aus dem Jordan heraufgestiegen und lagerte in Gilgal an der östlichen Flurgrenze von Jericho. Jene zwölf Steine aber, die man aus dem Jordan mitgenommen hatte, stellte Josua in Gilgal auf. Er sprach zu den Israeliten: "Fragen eure Kinder später einmal ihre Väter: "Was bedeuten diese Steine?", so sollt ihr euren Kindern kundtun: "Auf trockenem Boden durchzog Israel hier den Jordan!" Denn der Herr, euer Gott, ließ das Jordanwasser vor euch austrocknen, bis ihr durchgezogen wart, wie der Herr, euer Gott, es mit dem Schilfmeer machte, das er vor uns her bis nach unserem Durchzug austrocknen ließ. Alle Völker der Erde sollen daraus erkennen, daß die Hand des Herrn stark ist, (und) ihr sollt allzeit den Herrn, euren Gott, fürchten." Als aber alle Könige der Amoriter jenseits des Jordans im Westen und alle Könige der Kanaaniter am Meer vernahmen, wie der Herr das Jordanwasser vor den Israeliten austrocknen ließ, bis sie hindurchgezogen waren, da verzagte ihr Herz, und der Mut wich von ihnen angesichts der Israeliten. Zu jener Zeit gebot der Herr dem Josua: "Mache dir Steinmesser und beschneide erneut die Israeliten zum zweitenmal!" Da machte sich Josua Steinmesser und beschnitt die Israeliten am Hügel Aralot (Vorhäute). Dies ist die Veranlassung, weshalb Josua die Beschneidung vornahm: Das ganze Volk, das aus Ägypten weggezogen war, die Männer, alle Krieger, waren unterwegs in der Wüste gestorben. Sie alle waren beschnitten; alle aber, die nach dem Fortzug aus Ägypten unterwegs in der Wüste geboren wurden, hatte man nicht beschnitten. Vierzig Jahre lang durchwanderten die Israeliten die Wüste, bis alle aus Ägypten ausgezogenen Kriegsleute aufgerieben waren, da sie der Stimme des Herrn nicht folgten. Ihnen hatte der Herr geschworen, er werde sie das Land nicht schauen lassen, dessen Verleihung er ihren Vätern eidlich versichert hatte, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Ihre Söhne aber ließ er an ihre Stelle treten; diese beschnitt nun Josua. Denn sie waren noch unbeschnitten, weil man sie unterwegs nicht beschnitten hatte. Als die Beschneidung des ganzen Volkes durchgeführt war, blieben sie an ihren Plätzen im Lager bis zu ihrer Genesung. Und der Herr sprach zu Josua: "Heute habe ich die Schmach Ägyptens von euch abgewälzt!" Man nannte jenen Ort Gilgal bis auf den heutigen Tag. Die Israeliten lagerten in Gilgal. Am vierzehnten Tage des Monats feierten sie abends das Pascha in den Steppen von Jericho. Sie aßen an dem Tage nach dem Pascha ungesäuerte Brote von dem Ertrag des Landes und Röstgetreide, genau an jenem Tag. Am folgenden Tage aber hörte das Manna auf, da sie sich vom Landesertrag ernährten. So bekamen also die Israeliten kein Manna mehr, sondern lebten nun von dem, was das Land Kanaan in jenem Jahre hervorbrachte. Josua befand sich im Gebiet von Jericho. Er schaute auf, und siehe, da stand ein Mann vor ihm mit einem gezückten Schwert in der Hand. Josua ging auf ihn zu und fragte ihn: "Gehörst du zu uns oder zu unseren Feinden?" Er gab zur Antwort: "Nein, ich bin der Anführer des Kriegsheeres des Herrn und eben gekommen!" Da warf sich Josua auf sein Antlitz zur Erde nieder, huldigte und sagte zu ihm: "Was befiehlt der Herr seinem Knechte?" Der Anführer des Kriegsheeres des Herrn entgegnete Josua: "Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen, denn die Stätte, auf der du stehst, ist heilig!" Josua tat so. Jericho war nach außen und innen fest versperrt wegen der Israeliten. Niemand kam heraus oder hinein. Da sprach der Herr zu Josua: "Siehe, ich gebe Jericho in deine Gewalt, seinen König und seine Kriegsmannen. Zieht nun, sämtliche streitbaren Männer, um die Stadt herum und kreist sie einmal ein! So sollt ihr sechs Tage lang tun! Sieben Priester sollen sieben Widderhornposaunen vor der Lade hertragen. Am siebten Tage aber zieht siebenmal um die Stadt, vom Posaunenschall der Priester begleitet! Wird dann das Widderhorn geblasen, so erhebe, wenn ihr den Posaunenschall hört, das ganze Volk ein mächtiges Kriegsgeschrei. Es wird die Stadtmauer in sich zusammenstürzen, und das Volk steige ein, jeder da, wo er sich gerade befindet!" Josua, der Sohn des Nun, berief die Priester und sprach zu ihnen: "Hebt die Bundeslade auf, und sieben Priester sollen sieben Widderhornposaunen vor der Lade des Herrn hertragen!" Zum Volke gewandt, sprach er: "Zieht hin und geht um die Stadt herum, und die Waffenträger sollen vor der Lade des Herrn herziehen!" Es geschah nach der Anweisung Josuas an das Volk. Die sieben Priester, welche die sieben Widderhornposaunen vor dem Herrn trugen, zogen dahin und stießen in die Posaunen. Die Bundeslade des Herrn folgte ihnen. Die Waffenträger aber schritten vor den Priestern, die in die Posaunen stießen; die Nachhut ging hinter der Lade einher, fortwährend in die Posaunen stoßend. Dem Kriegsvolk aber gebot Josua: "Erhebt kein Kriegsgeschrei, laßt eure Stimme nicht hören, kein Laut komme aus eurem Munde, bis ich euch sage: "Schreit!" Dann erhebt das Kriegsgeschrei!" So ließ man die Lade des Herrn einmal rings um die Stadt herumgehen, begab sich darauf ins Lager und brachte die Nacht dort zu. Früh am Morgen machte sich Josua auf, und die Priester trugen die Lade des Herrn. Die sieben Priester, welche die sieben Widderhornposaunen vor des Herrn Lade trugen und einherschritten, stießen in die Posaunen; die Waffenträger gingen vor ihnen, und die Nachhut folgte der Lade des Herrn, fortwährend in die Posaunen stoßend. So umkreiste man die Stadt am zweiten Tage einmal und kehrte darauf ins Lager zurück. In ähnlicher Weise geschah es sechs Tage lang. Am siebten Tage aber machte man sich beim Anbruch der Morgenröte auf und zog in derselben Weise siebenmal um die Stadt herum. Beim siebten Male jedoch stießen die Priester in die Posaunen, und Josua rief dem Volke zu: "Schreit laut, denn der Herr hat die Stadt in eure Gewalt gegeben! Die Stadt aber verfalle dem Bann; alles, was darin ist, gehöre dem Herrn! Nur die Dirne Rahab und alle ihre Familienangehörigen sollen am Leben bleiben; denn sie hat die Boten versteckt, die wir aussandten. Hütet euch aber vor dem Banngut, daß euch nicht die Lust anwandle, etwas davon zu nehmen und dadurch das Lager Israels in den Bann zu stürzen und es unberührbar zu machen! Alles Silber und Gold und alle Geräte aus Erz und Eisen seien dem Herrn geweiht; in die Schatzkammer des Herrn sollen sie kommen!" Da schrieen die Leute, und man stieß in die Posaunen. Als das Volk den Posaunenschall vernahm, erhob es ein lautes Kriegsgeschrei, und die Mauer stürzte in sich zusammen. Die Leute stiegen in die Stadt ein, und zwar da, wo jeder gerade stand. So nahmen sie die Stadt ein. Sie vollstreckten an allem, was zur Stadt gehörte, den Bann, an Mann und Frau, an Kind und Greis, an Ochsen, Schafen und Eseln, mit des Schwertes Schärfe. Den beiden Männern aber, die das Land ausgekundschaftet hatten, befahl Josua: "Geht in das Haus der Dirne und schafft die Frau nebst all den Ihrigen dort heraus, wie ihr es ihr eidlich versprochen habt!" Da begaben sich die jungen Männer, die Kundschafter, hin, brachten Rahab, ihren Vater, ihre Mutter, ihre Brüder und alle Ihrigen heraus; auch all ihre Anverwandten führten sie heraus und brachten sie außerhalb des israelitischen Lagers unter. Die Stadt aber und alles, was sich darin befand, steckten sie in Brand; nur das Silber und Gold und die Geräte von Erz und Eisen brachte man in den Schatz des Hauses des Herrn. Die Dirne Rahab aber, ihre Familie und alle Ihrigen ließ Josua am Leben. Sie blieb unter den Israeliten wohnen bis auf den heutigen Tag, weil sie die Boten versteckt hatte, die Josua aussandte, Jericho zu erkunden. In jener Zeit sprach Josua eine Verwünschung: "Verflucht sei der vor dem Herrn, der sich anschickt, die Stadt (Jericho) wieder zu erbauen! Um den Preis seines erstgeborenen Sohnes lege er ihr Fundament, um den Preis seines jüngsten Sohnes errichte er ihre Tore!" Der Herr aber war mit Josua, und sein Ruf verbreitete sich im ganzen Lande. Die Israeliten aber vergriffen sich an dem Banngut. Achan nämlich, der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serachs vom Stamme Juda, nahm sich etwas vom Gebannten. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen die Israeliten. Josua schickte Männer von Jericho aus nach Aj, das bei Bet-Awen östlich von Betel liegt. Er gab ihnen den Befehl: "Geht hinauf und erkundet die Gegend!" Die Männer zogen hinauf und kundschafteten Aj aus. Sie kehrten zu Josua zurück und meldeten ihm: "Das gesamte Kriegsvolk braucht nicht hinaufzuziehen, 2 000-3 000 Mann genügen, um Aj niederzuzwingen. Bemühe nicht das ganze Volk dorthin; denn jene sind nur wenige!" So zogen vom Volke etwa 3 000 Mann hinauf; aber sie mußten vor den Leuten von Aj fliehen. Die Besatzung von Aj erschlug von ihnen etwa sechsunddreißig Mann. Man verfolgte sie vom Tor bis zu den Steinbrüchen und schlug sie am Bergabhang. Da verging dem Volk der Mut; er zerrann wie Wasser. Josua aber zerriß seine Kleider. Er warf sich vor der Lade des Herrn bis zum Abend auf sein Angesicht nieder mitsamt den Ältesten Israels. Sie streuten Staub auf ihr Haupt. Da sprach Josua: "Ach, Herr, Herr! Warum ließest du dieses Volk den Jordan überschreiten, um uns der Gewalt der Amoriter auszuliefern, daß sie uns vertilgen? Hätten wir uns doch entschlossen und wären jenseits des Jordans geblieben! Herr, was soll ich sagen, nachdem Israel seinen Feinden den Rücken gekehrt hat? Die Kanaaniter und alle übrigen Landesbewohner werden davon erfahren, werden uns umzingeln und unseren Namen vom Erdboden vertilgen! Was tust du denn für deinen großen Namen?" Der Herr aber sprach zu Josua: "Stehe auf! Wozu liegst du auf deinem Antlitz? Israel hat sich versündigt! Sie übertraten meinen Bund, den ich ihnen zur Pflicht machte; sie nahmen von dem gebannten Gut; sie verübten also Diebstahl und Hehlerei und taten es zu ihren eigenen Geräten. Daher können die Israeliten nicht mehr ihren Feinden Widerstand leisten und zeigen ihnen den Rücken; denn sie sind selbst dem Bann verfallen. Ich werde künftig nicht mehr mit euch sein, wenn ihr nicht das Banngut in eurer Mitte vernichtet. Auf! Weihe das Volk und befiehl: Heiligt euch für morgen; denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Banngut ist in deiner Mitte, Israel! Du kannst deinen Feinden keinen Widerstand mehr leisten, bis das Banngut aus deiner Mitte entfernt ist. Tretet morgen in der Frühe, nach Stämmen geordnet, heran! Der Stamm aber, den der Herr durch das Los erfaßt, trete nach Geschlechtern geordnet an; und das Geschlecht, das der Herr erfaßt, trete nach Familien an; die Familie aber, die der Herr erfaßt, soll einzeln herantreten! Wer aber im Besitz des Banngutes angetroffen wird, werde verbrannt samt allem, was ihm gehört, weil er den Bund des Herrn übertrat und eine Schandtat in Israel verübte." In der Frühe des andern Morgen ließ Josua Israel nach seinen Stämmen geordnet antreten. Da wurde der Stamm Juda durchs Los getroffen. Er ließ dann die Geschlechter Judas antreten und traf das Geschlecht der Serachiten. Danach ließ er das Geschlecht der Serachiten nach Familien geordnet antreten, und es wurde Sabdi getroffen. Daraufhin ließ er dessen Familie Mann für Mann vortreten. Es wurde Achan, der Sohn Karmis, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Serachs vom Stamme Juda getroffen. Da sprach Josua zu Achan: "Mein Sohn, gib doch dem Herrn, dem Gott Israels, die Ehre und bekenne es ihm! Sage mir, was du getan hast; verheimliche mir nichts!" Achan erwiderte Josua: "Fürwahr, ich versündigte mich wider den Herrn, den Gott Israels! Folgendes habe ich getan: Ich sah unter der Beute einen schönen Mantel aus Sinear, zweihundert Silberstücke und einen Goldbarren im Gewichte von fünfzig Sekel. Mich gelüstete danach, und ich eignete sie mir an. Sie sind in meinem Zelt im Erdboden vergraben, das Silber zuunterst." Josua sandte Boten, die zum Zelt liefen, und siehe, die Sachen waren vergraben in seinem Zelt, das Silber zuunterst. Man holte sie aus dem Zelt heraus, brachte sie zu Josua und allen Israeliten und legte sie vor den Herrn hin. Da nahm Josua Achan, den Sohn Serachs, sowie das Silber, den Mantel und den Goldbarren, seine Söhne und Töchter, Rinder, Esel und Schafe, sein Zelt und alles, was ihm gehörte, und unter Teilnahme von ganz Israel führte man sie ins Tal Achor. Josua sprach: "Wieviel du uns geschadet hast, soviel schädigt dich heute der Herr." Ganz Israel steinigte ihn. [Man verbrannte sie und steinigte sie.] Sie errichteten über ihm einen großen Steinhaufen, der heute noch zu sehen ist. Der Herr ließ daraufhin von seiner Zornesglut ab. Daher heißt jene Stätte "Schadental" (Achor) bis zum heutigen Tag. Der Herr sprach zu Josua: "Fürchte dich nicht und verzage nicht! Mache dich mit allem Kriegsvolk auf und ziehe hinauf gegen Aj; siehe, ich gebe in deine Gewalt den König von Aj, sein Volk, seine Stadt und sein Gebiet. Verfahre mit Aj und seinem König, wie du mit Jericho und seinem König verfahren bist. Nur seine Beute und sein Vieh dürft ihr für euch nehmen! Lege einen Hinterhalt gegen die Stadt auf ihrer Rückseite!" Josua machte sich mit allen Kriegsmannen auf, gegen Aj zu ziehen, wählte dreitausend tapfere Männer aus und entsandte sie nachts. Er gab ihnen den Befehl: "Schaut, daß ihr euch gegen die Stadt von der Rückseite her in den Hinterhalt legt! Entfernt euch von der Stadt nicht allzuweit! Denn ihr alle müßt in Bereitschaft sein. Ich aber und das ganze übrige Volk, das bei mir bleibt, rücken gegen die Stadt an. Wenn sie dann wie das erste Mal gegen uns ausrücken, fliehen wir vor ihnen. Sie werden hinter uns einen Ausfall machen, bis wir sie von der Stadt abgeschnitten haben. Denn sie werden denken: man flieht vor uns wie das erste Mal. Wir fliehen ja auch tatsächlich vor ihnen. Ihr aber brecht dann aus dem Hinterhalt hervor und erobert die Stadt! Der Herr, euer Gott, gibt sie in eure Gewalt. Habt ihr die Stadt eingenommen, so steckt sie in Brand! Handelt nach der Weisung des Herrn! Ich befehle es euch!" Josua entsandte sie also. Sie legten sich in den Hinterhalt und bezogen Stellung zwischen Betel und Aj, westlich von Aj. Josua aber verbrachte jene Nacht inmitten des Volkes. In der Frühe des nächsten Morgens musterte Josua das Kriegsvolk. Er zog mit den Ältesten Israels an der Spitze des Kriegsvolkes wider Aj. Alle seine verfügbaren Kriegsmannen zogen mit und näherten sich der Stadt. Sie lagerten nördlich von Aj - zwischen ihm und Aj war das Tal. Da nahm er etwa fünftausend Mann und legte sie in den Hinterhalt zwischen Betel und Aj, westlich von der Stadt. Das Volk stellte also das ganze Lager nördlich von der Stadt auf und seine Nachhut westlich der Stadt. Josua aber verbrachte jene Nacht inmitten des Volkes. Sobald der König von Aj dies sah, beeilte er sich und zog in aller Frühe wider Israel zum Kampf mit all seinen Leuten an den Abhang des Berges, angesichts der Steppe. Er wußte ja nicht, daß ihm an der anderen Seite der Stadt ein Hinterhalt gelegt war. Josua aber ließ sich mit Gesamtisrael schlagen. Sie wichen zurück in Richtung auf die Wüste. Man rief alle Leute in der Stadt auf, ihre Verfolgung aufzunehmen. Sie verfolgten Josua und wurden so von der Stadt abgezogen. Niemand blieb in Aj [und Betel] zurück, der nicht hinter Israel hergewesen wäre. Man verließ die Stadt, die offen lag, und verfolgte Israel. Da sprach der Herr zu Josua: "Schwinge die Lanze, die du in deiner Hand hast, wider Aj, denn ich gebe es in deine Gewalt!" Da schwang Josua die Lanze, die er in seiner Hand hielt, wider die Stadt. Die Leute im Hinterhalt aber machten sich eilends von ihrer Stätte auf und stürmten, als er seine Hand ausstreckte, heran. Sie kamen in die Stadt, eroberten sie und steckten sie eiligst in Brand. Die Leute von Aj drehten sich um und bemerkten, wie der Rauch der Stadt zum Himmel stieg. Es gab für sie keine Möglichkeit mehr, nach der einen oder anderen Richtung zu fliehen. Auch das Kriegsvolk, das gegen die Wüste hin geflohen war, drehte sich gegen den Verfolger um. Josua aber und ganz Israel bemerkten, daß der Hinterhalt die Stadt erobert hatte, da Rauch von der Stadt aufgestiegen war. Sie machten kehrt und schlugen die Leute von Aj. Diese waren ja von der Stadt her ihnen entgegengezogen und nun von beiden Seiten in die Mitte zwischen Israel geraten. Man schlug sie, bis niemand übrigblieb, der entfliehen oder entrinnen konnte. Den König von Aj ergriff man lebend und führte ihn vor Josua. Israel aber hatte alle Einwohner von Aj auf dem freien Felde, am Bergabhang, wohin immer man sie verfolgt hatte, niedergemacht; alle fielen restlos der Schärfe des Schwertes zum Opfer. Da wandte sich ganz Israel wider Aj und schlug es mit des Schwertes Schärfe. An jenem Tag betrug die Anzahl der Gefallenen insgesamt an Männern und Frauen zwölftausend; alles Leute von Aj. Josua zog seine Hand, die die Lanze schwang, nicht zurück, bis er an allen Bewohnern von Aj den Bann vollzogen hatte. Nur das Vieh und die Beute jener Stadt nahmen die Israeliten an sich nach dem Befehl des Herrn, den er Josua gegeben hatte. Dann brannte Josua Aj nieder und machte es zu einem ewigen Schutthaufen, zu einer wüsten Trümmerstätte bis auf den heutigen Tag. Den König von Aj hängte er an einem Galgen auf bis zur Abendzeit. Als die Sonne unterging, ließ Josua seine Leiche vom Galgen abnehmen. Man warf sie vor den Eingang des Stadttores und errichtete darüber einen großen Steinhaufen, der noch heute besteht. Damals baute Josua einen Altar für den Herrn, den Gott Israels, auf dem Berge Ebal, wie Moses, der Knecht des Herrn, den Israeliten geboten, wie es im Gesetzbuch des Moses geschrieben steht: einen Altar aus unbehauenen Steinen, die noch kein Eisenwerkzeug bearbeitet hat. Darauf brachte man dem Herrn Brandopfer dar und schlachtete Friedopfer. Dann schrieb er dort auf Steine eine Abschrift des Gesetzes des Moses, das er vor den Israeliten niedergeschrieben hatte. Ganz Israel, seine Ältesten, Aufseher und Richter standen zu beiden Seiten der Lade vor den levitischen Priestern, den Trägern der Bundeslade des Herrn. Es waren Schutzbürger wie Vollbürger; die eine Hälfte von ihnen wandte sich dem Berge Garizim, die andere dem Berge Ebal zu, wie Moses, der Knecht des Herrn, einstmals angeordnet hatte, das Volk Israel zu segnen. Darauf las er alle Worte des Gesetzes vor, Segen und Fluch, genau wie es im Gesetzbuch geschrieben steht. Von all dem, was Moses angeordnet hatte, gab es nichts, was Josua vor der Gesamtgemeinde Israel, vor den Frauen, Kindern und den Fremdstämmigen, die mit ihnen zogen, nicht verlesen hätte. Als alle Könige, die jenseits des Jordans auf dem Gebirge, in der Niederung und überall am Gestade des Großen Meeres bis zum Libanon hin wohnten, die Hethiter, Amoriter, Kanaaniter, Perissiter, Hiwwiter und Jebusiter, dies vernahmen, schlossen sie sich zusammen, um einmütig wider Josua und Israel zu kämpfen. Auch die Bewohner von Gibeon hörten, was Josua Jericho und Aj angetan hatte. Sie handelten ebenfalls hinterlistig, machten sich auf den Weg, versahen sich mit Eßwaren und nahmen alte Säcke mit für ihre Esel sowie alte, zerrissene und umwickelte Weinschläuche. Alte geflickte Schuhe trugen sie an den Füßen, alte Kleider hatten sie angezogen, und all ihr Brot für die Reise war trocken und ganz zerbröckelt. Sie kamen zu Josua in das Lager nach Gilgal und sprachen zu ihm und den Israeliten: "Aus fernem Land kommen wir; schließt nun ein Bündnis mit uns!" Die Israeliten erwiderten den Hiwwitern: "Vielleicht wohnt ihr mitten unter uns. Wie könnten wir da ein Bündnis mit euch schließen?" Sie aber sprachen zu Josua: "Deine Knechte sind wir!" Josua fragte sie: "Wer seid ihr denn, und woher kommt ihr?" Sie erwiderten ihm: "Aus einem gar fernen Land kommen deine Knechte, bewogen vom berühmten Namen des Herrn, deines Gottes. Denn wir haben Kunde von ihm und von allem erhalten, was er in Ägypten gewirkt hat, auch von all dem, was er den beiden Amoriterkönigen jenseits des Jordans widerfahren ließ, dem König Sichon von Hesbon und dem König Og von Basan in Aschtarot. Unsere Ältesten und alle unsere Landesbewohner sprachen zu uns: "Nehmt euch Reisevorrat für den Weg, geht ihnen entgegen und sprecht zu ihnen: Eure Knechte sind wir; schließt nunmehr mit uns ein Bündnis." Hier unser Brot, noch warm war es, als wir es zu Hause für die Reise einsteckten am Tage unseres Auszuges zu euch; doch nun seht, es ist trocken und völlig zerbröckelt. Und hier die Weinschläuche, die neu waren, als wir sie anfüllten, und nun seht, sie sind zerrissen; hier unsere Kleider und unsere Schuhe, sie sind ganz abgenutzt infolge des weiten Weges." Da nahmen die Leute etwas von deren Reisevorrat; doch den Bescheid des Herrn holten sie nicht ein. Josua traf mit ihnen ein friedliches Abkommen und schloß mit ihnen einen Vertrag, sie am Leben zu lassen. Die Fürsten der Gemeinde leisteten ihnen einen Eid. Drei Tage, nachdem sie mit ihnen den Vertrag geschlossen hatten, hörte man, daß sie ganz aus der Nähe waren und mitten unter ihnen wohnten. Die Israeliten brachen auf und gelangten am dritten Tage zu ihren Städten. Ihre Ortschaften waren Gibeon, Kephira, Beerot und Kirjat-Jearim. Die Israeliten erschlugen sie aber nicht, weil die Fürsten der Gemeinde ihnen bei dem Herrn, dem Gott Israels, einen Eid geleistet hatten. Die ganze Gemeinde murrte aber wider die Fürsten. Da sprachen alle Fürsten zu der ganzen Gemeinde: "Wir haben ihnen bei dem Herrn, dem Gott Israels, geschworen, und jetzt dürfen wir ihnen nichts antun. So wollen wir an ihnen handeln: sie am Leben lassen, damit nicht etwa das Zorngericht über uns kommt wegen des Schwures, den wir ihnen geleistet haben." Dann teilten ihnen die Fürsten mit, daß sie am Leben bleiben sollten; doch müßten sie Holzhauer und Wasserschöpfer werden für die ganze Gemeinde entsprechend der Entscheidung der Fürsten. Josua ließ sie rufen und sprach zu ihnen: "Warum habt ihr uns betrogen und behauptet: Wir wohnen sehr weit von euch entfernt? Dabei wohnt ihr ja mitten unter uns. So seid nun verflucht, und für immer sollt ihr Sklaven, Holzhauer und Wasserschöpfer für das Haus meines Gottes sein!" Sie gaben Josua zur Antwort: "Es wurde deinen Knechten genau erzählt, was der Herr, dein Gott, seinem Knechte Moses befahl, nämlich euch das ganze Land zu geben und alle Bewohner des Landes vor euch her zu vertilgen. Da hatten wir um unser Leben euretwegen große Angst und handelten so. Nun sind wir hier in deiner Gewalt! Tu an uns, wie es dich gut und recht dünkt!" Da verfuhr er mit ihnen folgendermaßen: Er rettete sie aus der Gewalt der Israeliten, daß diese sie nicht töteten. Josua aber machte sie an jenem Tag zu Holzhauern und Wasserschöpfern für die Gemeinde und für den Altar des Herrn. Dies gilt bis zum heutigen Tag für die Stätte, die er erwählen wollte. Der König Adonizedek von Jerusalem hörte, daß Josua Aj erobert und an ihm den Bann vollstreckt hatte, daß er, wie er mit Jericho und seinem König verfuhr, so auch an Aj und seinem König gehandelt hatte, und daß die Bewohner von Gibeon, friedlich mit Israel verbunden, in ihrer Mitte lebten. Da fürchteten sie sich sehr; denn Gibeon war eine große Stadt gleich einer von den Königsstädten; es war größer als Aj, und seine Männer waren tapfer. Der König Adonizedek von Jerusalem schickte an Hoham, den König von Hebron, und an Piram, den König von Jarmut, an Japhia, den König von Lachis, und an Debir, den König von Eglon, und forderte sie auf: "Zieht zu mir herauf und kommt mir zu Hilfe! Wir wollen Gibeon schlagen, weil es sich mit Josua und den Israeliten friedlich geeinigt hat!" Die fünf Amoriterkönige schlossen sich zusammen und zogen herbei: die Könige von Jerusalem, von Hebron, von Jarmut, von Lachis und von Eglon mit all ihren Heerlagern nahmen Stellung vor Gibeon und eröffneten den Kampf. Da sandten die Männer von Gibeon zu Josua ins Lager nach Gilgal mit der Bitte: "Ziehe deine Hand von deinen Knechten nicht zurück! Komm schleunigst zu uns, rette uns und hilf uns! Denn alle Könige der Amoriter, die auf dem Gebirge wohnen, haben sich wider uns zusammengetan." Josua zog von Gilgal aus mit seinem ganzen Kriegsvolk, lauter tapferen Helden. Da sprach der Herr zu Josua: "Fürchte dich vor ihnen nicht, denn ich gebe sie in deine Gewalt! Niemand von ihnen wird vor dir standhalten." Josua stieß unversehens auf sie. Die ganze Nacht hindurch war er von Gilgal aus marschiert. Da brachte der Herr sie vor Israel in Verwirrung; die Israeliten brachten ihnen bei Gibeon eine schwere Niederlage bei und verfolgten sie in Richtung zur Steige von Bet-Choron und schlugen sie bis Aseka und Makkeda. Sie waren auf der Flucht vor Israel beim Abhang von Bet-Choron. Da ließ der Herr große Steine vom Himmel her auf sie fallen, bis nach Aseka, so daß sie umkamen. Die durch Hagelsteine endeten, waren zahlreicher als jene, welche die Israeliten mit dem Schwert erschlugen. Damals sprach Josua zum Herrn, als der Herr die Amoriter den Israeliten preisgab, und er sagte in Gegenwart der Israeliten: "Sonne, zu Gibeon halt an, und Mond, im Tal von Ajjalon!" Da hielt die Sonne an, und der Mond stand still, bis er sich gerächt hatte am Volke seiner Feinde. Steht das nicht so geschrieben im "Buche des Rechtschaffenen"? So stand die Sonne mitten am Himmel still und eilte nicht unterzugehen, etwa einen vollen Tag lang. Einen Tag wie diesen gab es weder vorher noch nachher, daß der Herr einer Menschenstimme gehorcht hätte; denn der Herr kämpfte für Israel. Dann kehrte Josua und mit ihm ganz Israel in das Lager nach Gilgal zurück. Jene fünf Könige aber flohen und versteckten sich in der Höhle bei Makkeda. Dem Josua wurde gemeldet: "Die fünf Könige hat man gefunden, sie haben sich in der Höhle bei Makkeda versteckt." Josua sprach: "Wälzt große Steine vor den Eingang der Höhle und beauftragt einige Leute damit, sie zu bewachen! Ihr selbst aber bleibt nicht stehen, verfolgt eure Feinde, faßt sie von hinten, laßt sie nicht in ihre Städte gelangen; denn der Herr, euer Gott, gibt sie in eure Gewalt!" Josua und die Israeliten hatten die gewaltige, große Niederlage bis zu deren völliger Vernichtung vollendet. Einige von ihnen waren allerdings entronnen und in feste Städte gelangt. Alle Leute kehrten ins Lager zu Josua nach Makkeda unversehrt zurück; niemand hatte die Söhne Israels auch nur irgendwie behelligt. Dann sprach Josua: "Öffnet den Höhleneingang und führt mir jene fünf Könige aus der Höhle heraus!" Man tat so und führte die Könige aus der Höhle heraus: die Könige von Jerusalem, Hebron, Jarmut, Lachis und Eglon. Als man sie zu Josua gebracht hatte, berief er alle Israeliten und sprach zu den Führern der Kriegsmannen, die mit ihm gezogen waren: "Tretet heran und setzt euren Fuß auf den Nacken der Könige!" Sie kamen heran und setzten ihren Fuß auf deren Nacken. Dann sprach Josua zu ihnen: "Seid furchtlos und ohne Bangen! Seid mutvoll und stark! Denn so wird der Herr mit all euren Feinden verfahren, die ihr zu bekämpfen habt." Darauf ließ Josua sie erschlagen und töten und an fünf Galgen aufhängen. Sie blieben daran bis zum Abend hängen. Gegen Sonnenuntergang ließ Josua sie von den Galgen abnehmen und in die Höhle werfen, worin sie sich versteckt hatten. Man wälzte große Steine an den Höhleneingang, die bis heute noch da sind. An jenem Tage nahm Josua Makkeda ein; er schlug es und seinen König mit des Schwertes Schärfe und vollstreckte den Bann an ihnen und allen dort befindlichen Lebewesen; keinen ließ er entweichen; er verfuhr mit dem König von Makkeda so, wie er mit dem König von Jericho verfahren war. Dann zogen Josua und Gesamtisrael von Makkeda nach Libna und bekämpften Libna. Der Herr gab auch dieses mit seinem König in die Hand Israels. Josua schlug es samt allen seinen Bewohnern mit der Schärfe des Schwertes. Niemand ließ er entkommen; er verfuhr mit seinem König so, wie er mit dem König von Jericho verfahren war. Dann zog Josua und Gesamtisrael mit ihm von Libna nach Lachis, belagerte und bekämpfte es. Da gab der Herr Lachis in die Gewalt Israels. Josua nahm es am zweiten Tage ein, schlug es samt allem, was darin lebte, mit der Schärfe des Schwertes, genau wie er mit Libna verfahren war. Damals zog Horam, der König von Geser, Lachis zu Hilfe; aber Josua schlug ihn und sein Kriegsvolk, bis keiner mehr übrigblieb, der hätte entkommen können. Josua und ganz Israel zogen weiter von Lachis nach Eglon. Sie belagerten es und griffen es an. An jenem Tag eroberten sie Eglon und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes. An allem Lebendigen vollstreckten sie damals den Bann, genauso wie man mit Lachis verfahren war. Josua und ganz Israel zogen von Eglon weiter nach Hebron und bekämpften es. Man nahm es ein und schlug Hebron mit des Schwertes Schärfe samt seinem König, allen zugehörigen Städten und allen Lebewesen darin. Niemand ließ er entrinnen, ganz wie er an Eglon getan hatte. Josua vollstreckte an der Stadt und allen Lebewesen in ihr den Bann. Dann wandte sich Josua und mit ihm ganz Israel zurück nach Debir und bestürmte es. Er nahm es ein samt seinem König und allen zugehörigen Städten. Man schlug es mit des Schwertes Schärfe und vollstreckte den Bann an allem Lebendigen darin. Niemand ließ er entkommen; wie er an Hebron getan hatte, verfuhr er an Debir und seinem König, oder wie er an Libna und seinem König getan hatte. Josua schlug das ganze Land: die Gebirgsgegend, das Südland, die Niederung und die Abhänge samt all ihren Königen. Niemand ließ er entkommen; alles, was Odem hatte, bannte er, wie der Herr, der Gott Israels, befohlen hatte. Josua schlug sie von Kades-Barnea bis Gaza, dazu das ganze Land Goschen bis nach Gibeon. Mit einem Schlage besiegte Josua alle jene Könige und ihr Land; denn der Herr, der Gott Israels, stritt für Israel. Dann kehrte Josua und ganz Israel mit ihm zum Lager nach Gilgal zurück. Als der König Jabin von Chazor davon erfuhr, schickte er Boten an den König Jobab von Madon, an den König von Schimron und an den König von Achschaph, sowie an die Könige im Norden auf dem Gebirge, in der Steppe gegenüber von Kinneret, in der Niederung und auf dem Höhenzug von Dor im Westen, an die Kanaanäer im Osten und Westen, an die Amoriter, Hethiter, Perissiter, Jebusiter auf dem Gebirge und an die Hiwwiter am Fuße des Hermon im Lande Mizpa. Sie rückten aus mit ihren sämtlichen Heeren, ein großes Kriegsvolk, wie der Sand am Meer so zahlreich, dazu Rosse und Wagen in gewaltiger Menge. All diese Könige taten sich zusammen und rückten heran. Sie lagerten gemeinsam am Wasser von Merom, um sich mit Israel in einen Kampf einzulassen. Da sprach der Herr zu Josua: "Fürchte dich nicht vor ihnen; denn morgen um diese Zeit lege ich sie alle erschlagen vor Israel hin. Ihre Rosse sollst du lähmen und ihre Streitwagen verbrennen!" So zogen Josua und sein ganzes Kriegsvolk unverzüglich gegen sie und überfielen sie an den Wassern von Merom. Der Herr gab sie in die Gewalt der Israeliten. Man schlug sie und verfolgte sie bis Groß-Sidon und Misrephot im Westen und bis zur Talebene von Mizpa im Osten; man schlug sie völlig, bis keiner mehr übrigblieb, der entrinnen konnte. Josua verfuhr mit ihnen, wie der Herr ihm gesagt hatte. Ihre Rosse lähmte er, und ihre Streitwagen steckte er in Brand. Josua machte damals eine Schwenkung und eroberte Chazor; er ließ dessen König mit dem Schwert töten. Chazor war nämlich einstmals die Hauptstadt all jener Königreiche. Man erschlug alle Lebewesen, die darin waren, mit des Schwertes Schärfe und vollstreckte an ihnen den Bann. Nichts, was Odem hatte, blieb übrig. Chazor steckte er in Brand. All die Städte jener Könige und all die Könige selbst nahm Josua in seine Gewalt und schlug sie mit des Schwertes Schärfe. Er vollstreckte an ihnen den Bann, wie Moses, der Knecht des Herrn, befohlen hatte. Jedoch alle die Städte, die noch auf ihren Hügeln stehen, verbrannte Israel nicht, außer Chazor, das Josua einäschern ließ. Alle Beute aus diesen Städten und das Vieh nahmen die Israeliten. Jedoch alle Leute schlugen sie mit des Schwertes Schärfe bis zu ihrer völligen Vernichtung; nichts von dem, was Odem hatte, ließen sie übrig. Wie der Herr seinem Knechte Moses aufgetragen hatte, so befahl es Moses dem Josua, und so brachte es Josua zur Ausführung. Nichts unterließ er von allem, was der Herr dem Moses befohlen hatte. So nahm Josua dieses ganze Land: das Gebirge, das ganze Südland, das ganze Land Goschen, die Niederung und die Jordansenke, sowie das Bergland von Israel und die dazugehörige Niederung, vom kahlen Gebirge an, das gegen Seïr ansteigt und sich bis nach Baal-Gad in der Talebene des Libanon am Fuße des Hermon hinzieht. All ihre Könige nahm er gefangen, schlug sie nieder und tötete sie. Lange Zeit hatte Josua mit all diesen Königen zu kämpfen. Keine Stadt gab es, die sich mit den Israeliten friedlich geeinigt hätte, abgesehen von den Hiwwitern, die Gibeon bewohnten. Alles mußte man im Kampf einnehmen. Denn so war es vom Herrn verhängt, daß er ihr Herz verstockte, so daß sie mit Israel den Kampf aufnahmen: man sollte den Bann an ihnen vollstrecken, keine Schonung sollte ihnen zuteil werden, man sollte sie vernichten, wie der Herr dem Moses befohlen hatte. Josua kam in jener Zeit heran und rottete die Enakiter aus im Gebirge, in Hebron, Debir und Anab, im ganzen Gebirge Juda und Israel. An ihnen und an ihren Städten vollstreckte Josua den Bann. Es blieben keine Enakiter im Lande der Israeliten übrig; nur in Gaza, Gat und Asdod blieben sie. Josua nahm das ganze Land, genau wie der Herr dem Moses gesagt hatte, und gab es als Erbbesitz an Israel, entsprechend seiner Stammeseinteilung. Das Land bekam nun Ruhe vom Krieg. Dies sind die Könige des Landes, welche die Israeliten schlugen und deren Land sie in Besitz nahmen: jenseits des Jordans im Osten, vom Arnontal bis zum Hermongebirge und die ganze östliche Jordansenke: Sichon, der König der Amoriter, der in Hesbon wohnte; er herrschte von Aroer am Ufer des Arnonflusses von der Mitte des Tales an über halb Gilead bis an den Jabbokfluß, die Grenze der Ammoniter, ferner über die Jordansenke bis zum See Kinneret auf der Ostseite und bis zum Meer der Jordansenke, dem Salzmeer, im Osten gegen Bet-Jeschimot und südlich am Fuß der Abhänge des Pisga. Weiterhin das Gebiet Ogs, des Basankönigs, vom Überrest der Rephaiter, der in Aschtarot und Edreï wohnte. Er beherrschte das Hermongebirge, Salcha und ganz Basan bis zur Grenze der Geschuriter und Maachatiter, dazu halb Gilead bis hin zur Grenze gegen Sichon, den König von Hesbon. Moses, der Knecht des Herrn, und die Israeliten hatten sie geschlagen, und Moses, der Knecht des Herrn, gab das Land als Besitz den Rubeniten, Gaditen und dem halben Stamm Manasse. Dies sind die Könige des Landes, die Josua und die Israeliten schlugen, jenseits des Jordans auf der Westseite von Baal-Gad in der Libanonebene bis zum kahlen Berg, der gegen Seïr ansteigt. Josua gab das Gebiet den Stämmen Israels entsprechend ihren Anteilen zum Besitz, und zwar auf dem Gebirge, in der Niederung, in der Jordansenke, an den Abhängen, in der Wüste (Juda) und im Südland: das Land der Hethiter, Amoriter, Kanaaniter, Perissiter, Hiwwiter und Jebusiter. Ein König von Jericho, ein König von Aj seitwärts von Betel, ein König von Jerusalem, ein König von Hebron, ein König von Jarmut, ein König von Lachis, ein König von Eglon, ein König von Geser, ein König von Debir, ein König von Geder, ein König von Chorma, ein König von Arad, ein König von Libna, ein König von Adullam, ein König von Makkeda, ein König von Betel, ein König von Tappuach, ein König von Chepher, ein König von Aphek, ein König des Saron-Gebietes, ein König von Madon, ein König von Chazor, ein König von Schimron [Meron], ein König von Achschaph, ein König von Taanach, ein König von Megiddo, ein König von Kedesch, ein König von Jokneam am Karmel, ein König von Dor bei der Anhöhe von Dor, ein König der Volksstämme in Galiläa, ein König von Tirza; das sind insgesamt einunddreißig Könige. Josua war alt und hochbetagt. Der Herr sprach zu ihm: "Du bist alt geworden und vorgerückt in deinen Tagen; viel Land aber ist noch zur Besitznahme übrig. Dies ist das Land, das noch übriggeblieben ist: alle Gebiete der Philister und der Geschuriter, von dem Grenzfluß östlich von Ägypten bis zum Gebiet von Ekron nach Norden - man rechnet es zu den Kanaanitern -, die fünf Philisterfürsten: von Gaza, Asdod, Askalon, Gat und Ekron, sowie die Awwiter im Süden, das ganze Land der Kanaaniter von Meara an, das den Sidoniern gehört, bis Aphek, bis zur Grenze der Amoriter, und das Land der Gibliter und der ganze Libanon östlich, von Baal-Gad am Fuße des Hermongebirges bis nach Lebo-Hamat. Alle Gebirgsbewohner vom Libanon an bis Misrephot im Westen, alle Sidonier, will ich selbst vor den Israeliten vertreiben! Du brauchst es nur an Israel zum Erbbesitz zu verlosen, wie ich dir befohlen habe. So verteile nun dieses Land als Erbbesitz an die neun Stämme und den halben Manassestamm!" Mit diesem haben die Rubeniten und Gaditen ihr Erbe bereits empfangen. Moses gab es ihnen jenseits des Jordans im Osten, - wie denn Moses, der Knecht des Herrn, ihnen folgendes gegeben hat: Von Aroer an am Ufer des Arnonflusses die Stadt inmitten des Tales, dazu die ganze Fläche von Medeba bis Dibon, sowie alle Städte des Amoriterkönigs Sichon, der zu Hesbon herrschte, bis zur Grenze der Ammoniter; ferner Gilead und das Gebiet der Geschuriter und der Maachatiter, sowie das ganze Hermongebirge mit ganz Basan bis Salcha, das gesamte Königreich Ogs in Basan, der zu Aschtarot und Edreï regierte. Dieser war als Überrest von den Rephaitern übrig. Moses besiegte und vertrieb sie. Aber die Israeliten vertrieben nicht die Geschuriter und die Maachatiter. Geschur und Maachat siedeln deshalb unter den Israeliten bis heute. Nur dem Stamm der Leviten gab er keinen Erbbesitz. Die Feueropfer des Herrn, des Gottes Israels, sind sein Erbbesitz, wie er ihm verheißen hat. Moses hatte bereits dem Stamm der Rubeniten nach ihren Geschlechtern folgenden Landbesitz verliehen: Ihr Anteil ward das Gebiet von Aroer am Ufer des Arnonflusses an, die Stadt inmitten des Tales und die ganze Fläche bis Medeba, Hesbon und die zugehörigen Städte der Hochfläche, Dibon, Bamot-Baal und Bet-Baal-Meon, Jahza, Kedemot, Mephaat, Kirjatajim, Sibma, Zeret-Schachar auf dem Berg des Tales, Bet-Peor, die Abhänge des Pisga und Bet-Jeschimot, alle Städte der Hochfläche, und zwar das ganze Königreich des Amoriterkönigs Sichon, der zu Hesbon herrschte. Moses hatte ihn geschlagen samt den Midianiterfürsten Ewi, Rekem, Zur, Chur und Reba, den im Lande seßhaften Häuptlingen Sichons. Auch den Wahrsager Bileam, den Sohn des Beor, hatten die Israeliten mit dem Schwerte getötet, nachdem sie die anderen erschlagen hatten. Die Grenze der Rubeniten aber war der Jordan; dies ist der Erbbesitz der Rubeniten nach ihren Geschlechtern, die Städte mit ihren zugehörigen Gehöften. Dem Stamme Gad, den Gaditen, hatte Moses nach ihren Geschlechtern folgenden Landbesitz verliehen: Es wurde ihnen zuteil das Gebiet Jaser, alle Städte Gileads und die Hälfte des Landes der Ammoniter bis Aroer gegenüber von Rabba, von Hesbon bis Ramat-Mizpa und Betonim, und von Machanajim bis zum Gebiet von Lodebar, und in der Senke Bet-Haram, Bet-Nimra, Sukkot und Zaphon, der Rest des Königreiches Sichons, des Königs von Hesbon, der Jordan und das Gebiet bis zum Ende des Sees Kinneret auf der Ostseite des Jordans. Dies ist der Erbbesitz der Gaditen, nach ihren Geschlechtern, die Städte und die zugehörigen Gehöfte. Moses hatte dem halben Stamm Manasse nach seinen Geschlechtern folgenden Besitz verliehen: Ihr Gebiet erstreckte sich von Machanajim an über ganz Basan, das ganze Königreich Ogs, des Basankönigs, und sämtliche Zeltdörfer Jaïrs in Basan, sechzig Städte. Die Hälfte von Gilead, sowie Aschtarot und Edreï, die Königsstädte Ogs in Basan, fielen den Söhnen Machirs, des Manassesohnes, und zwar der Hälfte der Machiriten nach ihren Geschlechtern, zu. Dies sind die Gebiete, die Moses in den Steppen Moabs, jenseits des Jordans, östlich von Jericho, als Erbbesitz zugeteilt hatte. Dem Stamme der Leviten aber verlieh Moses keinen Erbbesitz: Der Herr, der Gott Israels, ist ihr Erbbesitz, wie er ihnen verheißen hat. Dies sind die Gebiete, welche die Israeliten im Lande Kanaan zum Erbbesitz erhielten. Der Priester Eleasar und Josua, der Sohn Nuns, und die Stammeshäuptlinge der Söhne Israels verteilten sie durch Verlosung zum Erbbesitz, wie der Herr es durch Moses angeordnet hatte, und zwar den neuneinhalb Stämmen. Moses hatte bereits den Erbbesitz den zweieinhalb Stämmen jenseits des Jordans zugeteilt. Den Leviten aber gab er keinen Erbbesitz in ihrer Mitte. Denn die Josephssöhne bildeten zwei Stämme, Manasse und Ephraim. Den Leviten aber gab man keinen Landteil, sondern nur Städte zum Wohnen mit den dazugehörigen Weideplätzen für ihren Herdenbesitz. Wie es der Herr dem Moses befohlen, so führten es die Israeliten aus und verteilten das Land. Damals traten die Judäer in Gilgal an Josua heran, und der Kenissiter Kaleb, der Sohn des Jephunne, sprach zu ihm: "Du weißt, was der Herr dem Gottesmann Moses über mich und dich in Kades-Barnea gesagt hat. Vierzig Jahre war ich alt, als mich Moses, der Knecht des Herrn, von Kades-Barnea aussandte, um das Land zu erkunden; ich brachte ihm Nachricht ganz so, wie ich es für richtig hielt. Meine Brüder aber, die mit mir zogen, entmutigten das Volk, ich jedoch war dem Herrn, meinem Gott, völlig gehorsam. An jenem Tag tat Moses folgenden Schwur: "Wahrlich, das Land, das dein Fuß betreten hat, soll dir und deinen Nachkommen für immerwährende Zeit als Erbbesitz zufallen, weil du dem Herrn, deinem Gott, völlig gehorsam warst." Nun aber hat mich der Herr, wie du siehst, seiner Verheißung gemäß am Leben erhalten, fünfundvierzig Jahre seit der Zeit, da er dieses Wort zu Moses gesprochen hat. Inzwischen wanderte Israel in der Wüste, und so bin ich denn jetzt fünfundachtzig Jahre alt. Noch heute bin ich so rüstig wie zur Zeit, da mich Moses aussandte; wie damals ist meine Stärke, auch jetzt noch zum Kampf bereit, zum Ausziehen und zum Heimkehren. So verleihe mir denn dieses Gebirgsland, von dem der Herr an jenem Tage gesprochen hat! Du selbst hast es ja damals gehört, daß Enakiter dort sind und große befestigte Städte. Vielleicht ist der Herr mir zur Seite, daß ich sie vertreiben kann, wie der Herr verheißen hat." Da segnete ihn Josua und gab Hebron Kaleb, dem Sohne Jephunnes, als Erbbesitz. Darum gehört Hebron dem Kenissiter Kaleb, dem Sohne Jephunnes, bis heute als Erbbesitz, weil er dem Herrn, dem Gott Israels, völlig gehorsam war. Hebron aber hieß vordem "Stadt des Arba". Das war der größte Mann unter den Enakitern. Das Land hatte Ruhe vom Krieg. Der Stamm der Judäer erhielt nach seinen einzelnen Geschlechtern seinen Losanteil gegen die Grenze von Edom nach der Wüste Zin zu, im äußersten Süden. Ihre Südgrenze läuft vom Ende des Salzmeeres von der nach Süden sich erstreckenden Meereszunge bis südlich zur Skorpionensteige, setzt sich fort nach Zin und zieht sich südlich von Kades-Barnea aufwärts hinüber nach Chezron, weiter nach Addar und wendet sich dann nach Karka. Sie geht weiter nach Azmon und setzt sich fort bis zum Bach Ägyptens. Schließlich verläuft die Grenze bis ans Meer. Das ist ihre Südgrenze. Die Ostgrenze ist das Salzmeer bis zur Jordanmündung. Die Grenze nach Norden zu läuft von der Nordspitze des Meeres, von der Mündung des Jordans nach Bet-Chogla hinauf und hinüber bis nördlich von Bet-Araba. Weiter zieht sie sich hin zum Steine Bohans, des Sohnes Rubens. Weiter geht die Grenze nach Debir vom Tale Achor aus und wendet sich nordwärts bis zum Bezirk gegenüber der Steige von Adummim südwärts vom Bachtal. Die Grenze zieht weiter zum Wasser des "Sonnenquells", ihre Ausläufer sind an der Quelle Rogel. Es zieht sich die Grenze dann aufwärts ins Tal der Söhne Hinnoms südlich vom jebusitischen Bergrücken, das ist Jerusalem. Weiter steigt die Grenze zum Gipfel des Berges empor, westlich vom Tal der Söhne Hinnoms am nördlichen Rande der Ebene Rephaim. Vom Gipfel des Berges biegt die Grenze ab zur Menephtach-Quelle und läuft weiter zu den Städten des Gebirges Ephron; dann biegt sie um nach Baala, d. h. Kirjat-Jearim. Von Baala wendet sich die Grenze westlich nach dem Gebirge Seïr und verläuft hinüber zum Rücken des Berges Jearim ("Wäldergebirge") an der Nordseite, das ist Kesalon. Sie zieht sich dann hinab nach Bet-Schemesch ("Sonnenhaus") und hinüber nach Timna. Weiter verläuft die Grenze nordwärts zum Bergrücken von Ekron, dann biegt sie ab nach Schichron, geht vorbei am Berg von Baala und weiter nach Jabneel; schließlich endet die Grenze am Meer. Die Westgrenze aber bildet das Große Meer mit Küstengebiet. Dies ist das Gebiet der Judäer im Umkreis nach ihren Einzelgeschlechtern. Kaleb aber, dem Sohn Jephunnes, gab Josua einen Anteil inmitten der Judäer nach dem Befehl des Herrn an Josua, nämlich die Stadt des Arba, des Vaters des Enak, d. h. Hebron. Kaleb vertrieb von dort die drei Söhne Enaks: Scheschaj, Achiman und Talmaj, die Enakssprößlinge. Von da zog er wider die Bewohner von Debir; Debir aber hieß früher Kirjat-Sepher ("Bücherstadt"). Kaleb tat den Ausspruch: "Wer die "Büchestadt" bezwingt und sie einnimmt, dem gebe ich Achsa, meine Tochter, zur Frau." Otniel, der Sohn des Kenas, des Bruders Kalebs, nahm sie ein. So gab er ihm denn Achsa, seine Tochter, zur Frau. Als sie ihm nun zugeführt wurde, stachelte sie ihn auf, von ihrem Vater ein Feld zu verlangen. Auch ließ sie sich vom Esel herabgleiten, so daß Kaleb sie fragte: "Was ist mit dir?" Da antwortete sie: "Gib mir ein Segensgeschenk; denn du hast mich nach dem dürren Südland vergeben! Gib mir doch Wasserstellen!" Da gab er ihr die obere und die untere Wasserstelle. Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Judäer nach ihren Geschlechtern: (I) Die Städte am Randgebiet des Stammes der Judäer, an der Grenze nach Edom, im Südland waren: Kabzeel, Eder, Jagur, Kina, Dimona, Arara, Kedesch, Chazor, Jitnan, Siph, Telem, Bealot, Chazor-Chadatta, Kerijot-Chezron, d. h. Chazor, Amam, Schema, Molada, Chazar-Gadda, Cheschmon, Bet-Pelet, Chazar-Schual, Beerseba und seine Tochterstädte, Baala, Ijjim, Ezem, Eltolad, Kesil, Chorma, Ziklag, Madmanna, Sansanna, Lebaot, Schirchon und En-Rimmon, insgesamt neunundzwanzig Städte und die zugehörigen Gehöfte. (II) In der Niederung: Eschtaol, Zora, Aschna, Sanoach, En-Gannim, Tappuach, Enam, Jarmut, Adullam, Socho, Aseka, Schaarajim, Aditajim, Gedera und Gederotajim, vierzehn Städte und die zugehörigen Gehöfte. (III) Zenan, Chadascha, Migdal-Gad, Dilan, Mizpe, Jokteel, Lachis, Bozkat, Eglon, Kabbon, Lachmas, Kitlisch, Gederot, Bet-Dagon, Naama und Makkeda, sechzehn Städte und die zugehörigen Gehöfte. (IV) Libna, Eter, Aschan, Jiphtach, Aschna, Nezib, Keïla, Achsib und Marescha, neun Städte und die zugehörigen Gehöfte. (V) Ekron mit den zugehörigen Tochterstädten und Gehöften; von Ekron in Richtung des Meeres alles, was auf der Seite von Asdod liegt, und die zugehörigen Gehöfte. Asdod mit den zugehörigen Tochterstädten und Gehöften, Gaza mit den zugehörigen Tochterstädten und Gehöften bis zum Bache Ägyptens und dem Großen Meer mit dem Küstengebiet. (VI) Auf dem Gebirge: Schamir, Jattir, Socho, Danna, Kirjat-Sanna [Debir], Anab, Eschtemoa, Anim, Goschen, Cholon und Gilo, elf Städte und die zugehörigen Gehöfte. (VII) Arab, Duma, Eschan, Janum, Bet-Tappuach, Apheka, Chumta, Kirjat-Arba, das ist Hebron, und Zior, neun Städte und die zugehörigen Gehöfte. Maon, Karmel, Siph, Jutta, (VIII) Jezreel, Jokdeam, Sanoach, Kajin, Gibea und Timna, zehn Städte und die zugehörigen Gehöfte. (IX) Chalchul, Bet-Zur, Gedor, Maarat, Bet-Anot und Eltekon, sechs Städte und die zugehörigen Gehöfte. (X) Tekoa, Ephrata, d. i. Bethlehem, Peor, Etam, Kulon, Tatam, Sores, Kerem, Gallim, Beter und Manocho, elf Städte und die zugehörigen Gehöfte. (XI) Kirjat-Baal [Kirjat-Jearim] und Rabba, zwei Städte und die zugehörigen Gehöfte. (XII) In der Steppe: Bet-Araba, Middin, Sechacha, Nibschan, Ir-Melach und Engedi, sechs Städte und die zugehörigen Gehöfte. Doch die Jebusiter, die Bewohner Jerusalems, konnten die Söhne Judas nicht vertreiben. Die Jebusiter blieben also mit den Judäern in Jerusalem wohnen bis heute. Für die Nachkommen JOSEPHS ergab sich als Losanteil das Gebiet vom Jordan bei Jericho und bis zu den Wassern von Jericho im Osten, sowie die Steppe; dann läuft (die Grenze) von Jericho hinauf ins Gebirge nach Betel. Sie geht von Betel nach Lus und wendet sich zum Gebiet der Architer nach Atarot. Dann senkt sie sich westwärts hinab nach dem Gebiet der Japhletiter bis zum Gebiet des unteren Bet-Choron und bis Geser. Ihren Abschluß bildet das Meer. Erbbesitz erhielten die Söhne Josephs: Manasse und Ephraim. Das Gebiet der EPHRAIMITEN nach ihren Geschlechtern war folgendes: Die Grenze ihres östlichen Erbbesitzes war Atarot-Addar bis zum oberen Bet-Choron; die Grenze läuft hinaus zum Meer. Michmetat ist im Norden. Die Grenze wendet sich östlich nach Taanat-Silo und geht weiter daran vorbei nach Janoach. Von Janoach steigt sie hinab nach Atarot und Naarat, berührt Jericho und läuft am Jordan aus. Von Tappuach läuft die Grenze westwärts zum Bach Kana und endet am Meer. Dies ist der Erbbesitz der Ephraimiten nach ihren Geschlechtern. Dazu die Ephraimitenstädte, abgesondert liegend mitten im Erbbesitz der Manassiten, alle Städte und die zugehörigen Gehöfte. Aber die Kanaaniter, die in Geser wohnten, konnten sie nicht vertreiben; sie blieben also bis heute in Ephraims Mitte wohnen, wurden aber Fronknechte. Auch der Stamm MANASSE bekam seinen Losanteil; denn er war der Erstgeborene Josephs. Dem Kriegsmann Machir, dem Erstgeborenen Manasses, dem Vater Gileads, wurden Gilead und Basan zuteil. Auch die übrigen Söhne Manasses erhielten nach ihren Geschlechtern Anteile: die Söhne Abiësers, die Söhne Cheleks, die Söhne Asriëls, die Söhne Sichems, die Söhne Chephers und die Söhne Schemidas. Dies sind die männlichen Nachkommen Manasses, des Sohnes Josephs, nach ihren Geschlechtern. Aber Zelophchad, der Sohn Chephers, des Sohnes Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, hatte keine Söhne, sondern nur Töchter. Dies sind die Namen seiner Töchter: Machla, Noa, Chogla, Milka und Tirza. Diese kamen zu dem Priester Eleasar, zu Josua, dem Sohn Nuns, und zu den Fürsten mit der Erklärung: "Der Herr hat dem Moses geboten, uns Erbbesitz inmitten unserer Brüder zu geben." Da verlieh er ihnen auf Geheiß des Herrn Erbanteil unter den Brüdern ihres Vaters. Auf Manasse fielen also zehn Anteile außer dem Lande Gilead und Basan, die jenseits des Jordans liegen; denn die Töchter Manasses erhielten Erbanteil im Kreis seiner Söhne. Das Land Gilead aber ward den übrigen Söhnen Manasses zuteil. Die Grenze Manasses läuft von Aser nach Michmetat gegenüber von Sichem, weiter nach rechts zu den Bewohnern von En-Tappuach. Manasse erhielt das Gebiet von Tappuach, Tappuach selbst aber an der Grenze Manasses erhielten die Ephraimiten. Dann führt die Grenze hinab zum Bachtal Kana; südwärts des Tales liegen Städte, die Ephraim gehören, mitten unter den Städten Manasses; aber die Grenze Manasses läuft nördlich des Tales und findet ihr Ende am Meer. Der Süden fiel Ephraim zu, der Norden Manasse; das Meer bildet die Grenze. Mit Aser berühren sie sich nördlich und mit Issachar östlich. Manasse erhielt noch in Issachar und Aser: Bet-Schean und seine Tochterstädte, Jibleam und seine Tochterstädte, die Bewohner von Dor mit seinen Tochterstädten, die Bewohner von Taanach und seine Tochterstädte, die Bewohner von Megiddo und seine Tochterstädte, drei Höhen. Doch die Söhne Manasses waren außerstande, diese Städte in Besitz zu nehmen; daher entschlossen sich die Kanaaniter, in diesem Land weiter zu wohnen. Als die Israeliten allmählich stärker wurden, machten sie die Kanaaniter fronpflichtig; doch ganz verdrängt haben sie diese nicht. Da redeten die Nachkommen Josephs mit Josua und sprachen: "Warum hast du mir als Erbbesitz nur ein einziges Los und nur einen Anteil verliehen? Bin ich doch ein überaus zahlreiches Volk, da der Herr mich gesegnet hat!" Josua entgegnete ihnen: "Bist du ein so zahlreiches Volk, so ziehe doch ins Waldgebiet hinauf und rode dir dort Gelände im Lande der Perissiter und Rephaiter, wenn dir das Gebirge Ephraim zu eng ist!" Da sprachen die Nachkommen Josephs: "Das Gebirge reicht für uns nicht aus. Die Kanaaniter aber, die in der Talebene wohnen, verfügen alle über eiserne Wagen, sowohl die von Bet-Schean und seinen Tochterstädten als auch die von der Jezreelebene." Josua entgegnete dem Hause Joseph, Ephraim und Manasse: "Du bist ein zahlreiches Volk und verfügst über große Kraft! Nicht nur ein einziges Los wird dir zuteil. Denn ein Bergland sollst du erhalten; das ist ja Wald, und den kannst du roden! Das dabei gewonnene Gebiet wird dir dann zuteil werden; denn du mußt die Kanaaniter vertreiben, obwohl sie eiserne Streitwagen haben und stark sind." Die ganze Gemeinde der Israeliten versammelte sich in Silo; daselbst richteten sie das Offenbarungszelt auf. Das ganze Land war ihnen unterworfen. Unter den Söhnen Israels aber waren noch sieben Stämme übrig, die ihren Erbbesitz nicht verteilt hatten. Josua sprach zu diesen Israeliten: "Wie lange noch seid ihr so saumselig und geht nicht hin, das Land in Besitz zu nehmen, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch verliehen hat? Sondert euch drei Männer von jedem Stamme ab; ich will sie aussenden, sie sollen sich aufmachen, im Lande umherwandern und es schriftlich bezüglich ihres Erbbesitzes aufnehmen und dann zu mir kommen! Teilt es unter euch in sieben Teile! Juda bleibt in seinem Gebiet im Süden, und Josephs Haus bleibt in seinem Gebiet im Norden. Ihr aber nehmt das Land schriftlich auf, teilt es in sieben Teile und laßt mich dann das Ergebnis wissen! Ich will euch hier vor dem Herrn, unserem Gott, das Los werfen. Denn die Leviten bekommen keinen Anteil unter euch; das Priestertum des Herrn ist ja ihr Erbbesitz. Gad aber und Ruben und der halbe Manassestamm haben jenseits vom Jordan östlich ihren Erbbesitz bereits erhalten, den ihnen Moses, der Knecht des Herrn, verliehen hat." Die Männer machten sich auf und zogen davon, Josua gab ihnen beim Ausziehen die Weisung, das Land schriftlich aufzunehmen, und sprach: "Geht hin, wandert im Lande umher, nehmt es schriftlich auf und kehrt wieder zu mir zurück, so will ich euch dann hier vor dem Angesicht des Herrn in Silo das Los werfen." Die Männer gingen hin, durchzogen das Land und nahmen es nach der Reihenfolge der Städte in sieben Teilen schriftlich in eine Buchrolle auf. Dann kamen sie zu Josua ins Lager nach Silo. Josua warf ihnen das Los in Silo vor dem Herrn und teilte das Land daselbst den Söhnen Israels nach ihren Abteilungen aus. Da kam das Los heraus für den Stamm der BENJAMINITEN mit seinen verschiedenen Geschlechtern. Das Gebiet, das ihnen durch das Los zufiel, lag zwischen den Söhnen Judas und Josephs. Die Grenze aber geht auf der Nordseite vom Jordan aus, danach geht sie aufwärts zu dem Bergrücken nördlich von Jericho und auf das Gebirge nach Westen zu. Ihre Ausläufer gehen auf die Steppe von Bet-Awen. Von da geht die Grenze herüber nach Lus, auf die Südseite des Bergrückens von Lus [Betel], sie zieht sich weiter nach Atarot-Addar auf den Berg südlich vom unteren Bet-Choron. Die Grenze biegt dann um, wendet sich auf ihrer Westseite nach Süden von dem Berg aus, der südlich von Bet-Choron liegt, und läuft aus nach Kirjat-Baal, der judäischen Stadt Kirjat-Jearim. Das ist die Westseite. Die Südgrenze aber geht aus von der Stadtgrenze von Kirjat-Jearim, zieht westwärts und verläuft bis zur Menephtach-Quelle. Weiter zieht sich die Grenze hinab an das Ende des Berges gegenüber dem Tal der Söhne Hinnoms auf der Nordseite der Ebene Rephaim. Sodann zieht sie sich hinab ins Tal Hinnom, südlich vom Bergrücken der Jebusiter, und weiter zur Rogelquelle. Sie biegt um nach Norden und verläuft zur Sonnenquelle, weiter bis zu den Bezirken gegenüber der Steige von Adummim; dann zieht sie sich zum Steine Bohans, des Sohnes Rubens. Sie zieht nördlich am Bergrücken von Bet-Araba vorbei und senkt sich hinunter in die Araba. Die Grenze geht ferner am Bergrücken von Bet-Chogla nördlich vorbei und endet an der Nordspitze des Salzmeeres am südlichen Ende des Jordans. Das ist die Südgrenze. Der Jordan bildet die Grenze auf der Ostseite. Das ist der Erbbesitz der Benjaminiten mit seinen Grenzen ringsum nach ihren Geschlechtern. Die Städte des Stammes der Benjaminiten nach ihren Geschlechtern sind: Jericho, Bet-Chogla, Emek-Keziz, Bet-Araba, Zemarajim, Betel, Awwim, Para, Ophra Kephar-Ammonaj, Ophni, Geba, zwölf Städte und die zugehörigen Gehöfte. Gibeon, Rama, Beerot, Mizpe, Kephira, Moza, Rekem, Jirpeel, Tarala, Zela-Eleph, die Jebusiterstadt [Jerusalem], Gibeat, Kirjat-Jearim: vierzehn Städte und ihre zugehörigen Gehöfte. Dies ist der Erbbesitz der Benjaminiten nach ihren Geschlechtern. Das zweite Los entschied für Simeon, für den Stamm der SIMEONITEN nach ihren Geschlechtern. Ihr Erbbesitz lag mitten im Erbbesitz der Judäer. Als Erbbesitz erhielten sie Beerseba, Molada, Chazar-Schual, Bala, Ezem, Eltolad, Betul, Chorma, Ziklag, Bet-Markabot, Chazar-Susa, Bet-Lebaot, Scharuchen: dreizehn Städte und ihre zugehörigen Gehöfte; Ajin, Rimmon, Eter, Aschan: vier Städte und ihre zugehörigen Gehöfte, dazu alle Gehöfte in der Umgebung dieser Städte bis hin nach Baalat-Beer, dem südlichen Rama. Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Simeoniten nach ihren Geschlechtern. Einen Teil vom Gebiet der Judäer bildete der Erbbesitz der Simeoniten; denn der Anteil der Judäer war für diese zu groß; so erhielten die Simeoniten Erbteile inmitten ihres Erbbesitzes. Das dritte Los fiel für die SEBULUNITEN nach ihren Geschlechtern. Das Gebiet ihres Erbbesitzes erstreckte sich bis Schadud. Und nach Westen zu zieht sich ihre Grenze nach Marala, berührt Dabbeschet und stößt an den Bach gegenüber Jokneam. Dagegen wendet sie sich von Schadud nach Osten gegen Sonnenaufgang zu nach dem Gebiete von Kislot-Tabor, setzt sich fort nach Daberat und geht aufwärts nach Japhia. Von da zieht sie sich nach Osten gegen Sonnenaufgang hinüber nach Gat-Chepher, nach Et-Kazin, setzt sich fort nach Rimmon und biegt um nach Nea. Dann wendet sich die Grenze nördlich nach Channaton und endigt im Tal von Jiphtach-El. Dazu gehören: Kattat, Nahalal, Schimron, Jidala, Bethlehem, zwölf Städte und ihre zugehörigen Gehöfte. Dies ist der Erbbesitz der Sebuluniten nach ihren Geschlechtern: jene Städte und ihre zugehörigen Gehöfte. Für Issachar kam das vierte Los heraus, für die ISSACHARITEN nach ihren Geschlechtern. Ihr Gebiet geht bis Jezreel und umfaßt Kesulot, Sunem, Chapharajim, Schion, Anacharat, Rabbit, Kischjon, Ebez, Remet, En-Gannim, En-Chadda, Bet-Pazzez. Die Grenze berührt Tabor, Schachazima und Bet-Schemesch; die Ausläufer der Grenze gehen zum Jordan: sechzehn Städte und ihre zugehörigen Gehöfte. Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Issachariten nach ihren Geschlechtern: die Städte und ihre zugehörigen Gehöfte. Das fünfte Los fiel für den Stamm der ASERITEN nach ihren Geschlechtern. Ihr Gebiet umfaßt Chelkat, Chali, Beten, Achschaph, Alammelech, Amead, Mischal; es berührt im Westen den Karmel und den Libnatfluß. Umgekehrt geht die Grenze im Osten nach Bet-Dagon, berührt Sebulun und das Tal Jiphtach-El im Norden, weiter Bet-Emek und Neïel und verläuft links nach Kabul, Ebron, Rechob, Chammon, Kana bis Groß-Sidon. Die Grenze wendet sich Rama zu und bis zur festen Stadt Tyrus. Sie wendet sich weiter nach Chosa und mündet aus zum Meer. Machaleb, Achsib, Akko, Aphek und Rechob (liegen dazwischen): zweiundzwanzig Städte und ihre zugehörigen Gehöfte. Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Aseriten nach ihren Geschlechtern: jene Städte und ihre zugehörigen Gehöfte. Für die NAPHTALITEN kam das sechste Los heraus, für sie nach ihren Geschlechtern. Ihre Grenze geht von Cheleph, von der Eiche bei Zaanannim über Adami-Nekeb und Jabneel nach Lakkum. Sie mündet am Jordan. Die Grenze wendet sich westwärts nach Asnot-Tabor, setzt sich von da fort nach Chukok. Sie berührt im Süden Sebulun, im Westen Aser und nach Osten zu den Jordan. Feste Städte: Ziddim, Zer, Chammat, Rakkat, Kinneret, Adama, Rama, Chazor, Kedesch, Edreï, En-Chazor, Jireon, Migdal-El, Chorem, Bet-Anat und Bet-Schemesch: neunzehn Städte und ihre zugehörigen Gehöfte. Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Naphtaliten nach ihren Geschlechtern: die Städte und ihre zugehörigen Gehöfte. Das siebte Los fiel für den Stamm der DANITEN nach ihren Geschlechtern. Das Gebiet ihres Erbbesitzes ist Zora, Eschtaol, Ir-Schemesch, Schaalabbin, Ajjalon, Jitla, Elon, Timna, Ekron, Elteke, Gibbeton, Baalat, Jehud, Bene-Barak, Gat-Rimmon, Me-Jarkon, Rakkon samt dem Gebiet gegenüber von Japho. Doch den Daniten wurde ihr Gebiet zu eng. Sie zogen also hin und kämpften gegen Leschem, nahmen es ein und schlugen es mit des Schwertes Schärfe. Sie besetzten es und siedelten sich daselbst an. Sie nannten nun Leschem Dan, nach dem Namen ihres Ahnherrn Dan. Dies ist der Erbbesitz des Stammes der Daniten nach ihren Geschlechtern: jene Städte und ihre zugehörigen Gehöfte. Sie hatten die Verteilung des Landes nach seinen Gebieten beendet. Da verliehen die Israeliten auch Josua, dem Sohne Nuns, Erbbesitz in ihrer Mitte. Dem Geheiß des Herrn entsprechend gaben sie ihm die Stadt, die er sich erbeten hatte, Timnat-Serach auf dem Gebirge Ephraim. Er baute die Stadt auf und ließ sich dort nieder. Dies sind die Erbanteile, die Eleasar, der Priester, Josua, der Sohn Nuns, und die Stammeshäuptlinge der israelitischen Stämme durch das Los in Silo vor dem Herrn am Eingang des Offenbarungszeltes zuteilten. So beendeten sie die Verteilung des Landes. Der Herr sprach zu Josua: "Sage den Israeliten: Bestimmt euch die Zufluchtsstädte, von denen ich zu euch durch Moses gesprochen habe! Es flüchte sich dorthin der Totschläger, der versehentlich, ohne Vorbedacht, einen Menschen getötet hat. Diese Städte sollen euch als Zuflucht vor dem Bluträcher dienen. Er fliehe also zu einer dieser Städte, trete an den Eingang des Stadttores und trage sein Anliegen den Ältesten der betreffenden Stadt vor. Sie sollen ihn bei sich in der Stadt aufnehmen und ihm Unterkunft gewähren, damit er bei ihnen bleiben kann. Setzt ihm der Bluträcher nach, dann dürfen sie den Totschläger seiner Gewalt nicht ausliefern; hat er doch seinen Nächsten unbedacht getötet, ohne daß er von früher her ihm feindlich gesinnt war. Er bleibe in dieser Stadt, bis er vor dem Gemeinderichter gestanden hat, bis zum Tode des Hohenpriesters, der in jener Zeit im Amt ist. Dann darf der Totschläger wieder in seine Stadt und sein Haus, in die Stadt, aus der er geflohen war, zurück." Da sonderten sie Kedesch aus in Galiläa im Gebirge Naphtali, Sichem im Gebirge Ephraim und Kirjat-Arba [Hebron] im Gebirge Juda. Jenseits des Jordans, östlich Jerichos, bestimmte man Bezer in der Steppe, in der Ebene, vom Stamme Ruben, Ramot in Gilead vom Stamme Gad und Golan in Basan vom Stamme Manasse. Dies waren die Städte, die für alle Israeliten und für alle Fremdlinge unter ihnen bestimmt waren. Dorthin konnte jeder flüchten, der einen Menschen versehentlich erschlagen hatte, damit er nicht durch die Hand des Bluträchers stürbe, bevor er vor der Gemeinde stand. Da traten die Familienhäupter der Leviten zu dem Priester Eleasar, zu Josua, dem Sohne Nuns, und zu den Familienhäuptern der israelitischen Stämme heran und sprachen zu ihnen in Silo im Lande Kanaan: "Der Herr hat durch Moses befohlen, uns Städte zum Wohnen und die zugehörigen Weidetriften für unser Vieh zu geben." Darauf übergaben die Israeliten von ihrem Erbbesitz den Leviten auf das Geheiß des Herrn die folgenden Städte mit den zugehörigen Weideplätzen. Es fiel das Los für die Geschlechter der Kehatiten; unter den Leviten fielen den Nachkommen des Priesters Aaron vom Stamme Juda und vom Stamme der Simeoniten und vom Stamme Benjamin durch das Los dreizehn Städte zu. Die übrigen Nachkommen Kehats erhielten entsprechend ihren Geschlechtern vom Stamme Ephraim und vom Stamme Dan und vom halben Stamme Manasse durch das Los zehn Städte. Die Nachkommen Gerschons erhielten entsprechend ihren Geschlechtern vom Stamme Issachar, vom Stamme Aser, vom Stamme Naphtali und vom halben Stamme Manasse in Basan durch das Los dreizehn Städte. Die Nachkommen Meraris erhielten, entsprechend ihren Geschlechtern, vom Stamme Ruben, vom Stamme Gad und vom Stamme Sebulun zwölf Städte. Die Israeliten übergaben den Leviten jene Städte und die zugehörigen Weidetriften gemäß dem Los, wie der Herr durch Moses verordnet hatte. Vom Stamme der Judäer und vom Stamme der Simeoniten trat man folgende mit Namen genannte Städte ab. Sie wurden den Nachkommen Aarons aus den Geschlechtern der Kehatiten, den Leviten, zuteil; denn auf sie fiel zuerst das Los. Man gab ihnen die Stadt des Arba, des Vaters Enaks, das ist Hebron, auf dem Gebirge Juda mit den zugehörigen Weidetriften ringsherum. Die zur Stadt gehörigen Ländereien und die zugehörigen Gehöfte aber gaben sie Kaleb, dem Sohne Jephunnes, als ihm zufallendes Eigentum. Den Nachkommen des Priesters Aaron aber gab man die Zufluchtsstadt für Totschläger, Hebron mit den zugehörigen Weidetriften, ferner Libna, Jattir, Eschtemoa, Cholon, Debir, Aschan, Jutta, Bet-Schemesch, jeweils mit den zugehörigen Weidetriften: neun Städte von den genannten beiden Stämmen. Vom Stammesgebiet Benjamin erhielten sie Gibeon mit den zugehörigen Weidetriften, Geba, Anatot und Almon mit den jeweils dazugehörigen Weidetriften: vier Städte. Die Anzahl der Städte, welche die Nachkommen des Priesters Aaron erhielten, waren dreizehn samt den zugehörigen Weidetriften. Die Geschlechter der levitischen Kehatiten, die von Kehats Nachkommen noch übrig waren, erhielten vom Stammesgebiet Ephraim die Städte ihres Losanteils. Man trat ihnen Sichem ab, die Zufluchtsstadt für Totschläger, und die zugehörigen Weidetriften auf dem Gebirge Ephraim Geser mit den zugehörigen Weidetriften, Kibzaim und Bet-Choron mit den zugehörigen Weidetriften: vier Städte. Dazu vom Stamme Dan Elteke und die zugehörigen Weidetriften, Gibbeton, Ajjalon, Gat-Rimmon und die zugehörigen Weidetriften: vier Städte. Vom Gebiet des halben Stammes Manasse Taanach und Jibleam mit den zu ihnen gehörigen Weidetriften: zwei Städte; insgesamt zehn Städte mit den zugehörigen Weideplätzen für die Geschlechter der sonstigen Nachkommen Kehats. Ferner erhielten aus den Geschlechtern der Leviten die Nachkommen Gerschons vom halben Stamm Manasse die Zufluchtsstadt für Totschläger Golan in Basan und Bet-Aschtarot samt den zugehörigen Weidetriften: zwei Städte, und vom Stamme Issachar Kischjon samt den zugehörigen Weidetriften, Daberat samt den zugehörigen Weidetriften, Jarmut und En-Gannim samt den zugehörigen Weidetriften: vier Städte, und vom Stamme Aser Mischal samt den zugehörigen Weidetriften, Abdon, Chelkat und Rechob samt den zugehörigen Weidetriften: vier Städte, vom Stamme Naphtali die Zufluchtsstadt für Totschläger Kedesch in Galiläa samt den zugehörigen Weidetriften, Chammot-Dor und Kartan samt den zugehörigen Weidetriften: drei Städte. Insgesamt erhielten also die Gerschoniten nach ihren Geschlechtern dreizehn Städte mit den zugehörigen Weidetriften. Die Geschlechter der Nachkommen Meraris aber, der übrigen Leviten, erhielten vom Stamme Sebulun Jokneam samt den zugehörigen Weidetriften, Karta, Dimna und Nahalal mit den zugehörigen Weidetriften: vier Städte, vom Stamme Ruben die Zufluchtsstadt für Totschläger Bezer mit den zugehörigen Weideplätzen, Jahza mit den zugehörigen Weideplätzen, Kedemot und Mephaat mit den zugehörigen Weideplätzen: vier Städte, vom Stamme Gad die Zufluchtsstadt für Totschläger Ramot in Gilead mit den zugehörigen Weideplätzen, Machanajim mit den zugehörigen Weideplätzen, Hesbon und Jaser mit den zugehörigen Weideplätzen: insgesamt vier Städte. Es erhielten die Geschlechter der Nachkommen Meraris, die noch übrig waren von den Geschlechtern der Leviten, als ihren Losanteil im ganzen zwölf Städte. Levitenstädte gab es also inmitten des Erbbesitzes der Israeliten insgesamt achtundvierzig samt den zugehörigen Weidetriften. Es bestanden jene Städte jeweils aus einer Ortschaft mit dem zugehörigen Weideland ringsherum. Dies gilt von allen jenen Städten. Der Herr verlieh Israel das ganze Land, dessen Verleihung er ihren Vätern eidlich verheißen hatte. Sie nahmen es in Besitz und siedelten sich darin an. Der Herr verschaffte ihnen ringsherum Ruhe, genau wie er ihren Vätern eidlich verheißen hatte. Von all ihren Feinden konnte ihnen gegenüber niemand widerstehen. Der Herr gab alle ihre Feinde in ihre Gewalt. Keine von den gesamten guten Verheißungen, die der Herr dem Hause Israel gegeben hatte, ward hinfällig. Alles erfüllte sich. Damals rief Josua die Rubeniten, die Gaditen und den halben Stamm Manasse. Er sprach zu ihnen: "Ihr habt alles beobachtet, was euch Moses, der Knecht des Herrn, befohlen hat; auch mir habt ihr gehorcht in allem, was ich euch befohlen habe. Ihr habt eure Stammesbrüder diese lange Zeit hindurch bis heute nie im Stich gelassen. Den Befehl des Herrn, eures Gottes, habt ihr getreu beobachtet. Nun aber hat der Herr, euer Gott, euren Volksgenossen Ruhe verschafft, wie er ihnen verheißen. So wendet euch nun und kehrt wieder in eure Zelte zurück, in das Land eures Erbbesitzes, den euch Moses, der Knecht des Herrn, jenseits des Jordans verliehen hat! Nur achtet gewissenhaft darauf, dem Befehl und der Anweisung, die euch Moses, der Knecht des Herrn, befohlen hat, zu folgen: Liebt den Herrn, euren Gott, und wandelt auf seinen Wegen, beobachtet seine Gebote, seid anhänglich an ihn und dient ihm aus eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele!" Josua segnete und entließ sie, und sie kehrten zu ihren Zelten zurück. Der einen Hälfte des Stammes Manasse hatte Moses in Basan Landbesitz gegeben, der anderen Hälfte gab ihn Josua bei ihren Stammesbrüdern jenseits des Jordans im Westen. Josua entließ auch sie zu ihren Zelten mit Segenswünschen. Er sprach zu ihnen: "Mit reichen Schätzen kehrt zu euren Zelten zurück, mit sehr großem Viehbestand, mit Silber, Gold, Erz, Eisen und Kleidern in großer Menge. Teilt, was ihr von euren Feinden erbeutet habt, mit euren Stammesbrüdern!" Die Rubeniten, Gaditen und der halbe Stamm Manasse kehrten also um und gingen von den Israeliten weg aus Silo im Lande Kanaan, um ins Land Gilead zu ziehen, in ihr Erbland, das sie nach der Verheißung des Herrn an Moses besitzen sollten. Sie kamen zu den Bezirken am Jordan, noch zum Lande Kanaan gehörig, und die Rubeniten, Gaditen und der halbe Stamm Manasse erbauten dort am Jordan einen Altar, recht stattlich anzusehen. Da hörten die Israeliten folgende Kunde: "Seht, die Rubeniten, Gaditen und der halbe Stamm Manasse haben sich einen Altar gegenüber dem Lande Kanaan in den Bezirken des Jordans, jenseits des Gebietes der Israeliten, errichtet." Die Israeliten hörten das, und es versammelte sich die ganze israelitische Gemeinde in Silo, um gegen sie in den Krieg zu ziehen. Die Israeliten sandten nun den Sohn des Priesters Eleasar, Pinchas, zu den Rubeniten, Gaditen und dem halben Stamm Manasse in das Land Gilead, dazu zehn Fürsten von sämtlichen Stämmen Israels, je einen von jedem Stamme; jeder von ihnen war Oberhaupt der Familien in den Tausendschaften Israels. Sie kamen zu den Rubeniten, Gaditen und dem halben Stamm Manasse in das Land Gilead und redeten mit ihnen: "So läßt die ganze Gemeinde des Herrn sagen: Was soll diese Untreue, die ihr gegen den Gott Israels begangen habt, da ihr euch heute vom Herrn abwendet, indem ihr euch einen Altar errichtet habt für euren heutigen Abfall vom Herrn? Haben wir noch nicht genug an der Schuld von Peor, von der wir bis heute noch nicht rein sind? Daraufhin kam ja auch die Heimsuchung über die Gemeinde des Herrn! Ihr wendet euch also heute vom Herrn ab. Fallt ihr aber heute vom Herrn ab, dann zürnt er morgen der ganzen Gemeinde Israel. Fürwahr, wenn das Land, das euer Eigentum ist, unrein sein sollte, so kommt doch herüber in das Land, das des Herrn Eigentum ist, wo seine Wohnstätte steht! Siedelt euch doch bei uns an, aber gegen den Herrn empört euch nicht und verstrickt uns nicht auch noch in die Empörung, indem ihr euch einen Altar baut, der neben dem Altar des Herrn, unseres Gottes, bestehen soll. Vergriff sich nicht auch Achan, der Sohn des Serach, treulos an dem Banngut, und kam da nicht der Zorn über die ganze Gemeinde Israel, obwohl es doch nur ein einzelner Mann war? Mußte er nicht um seines Frevels willen sterben?" Da antworteten die Rubeniten, Gaditen und der halbe Stamm Manasse, indem sie zu den Häuptern der Tausendschaften sprachen: "Der erhabene Gott, der Herr, fürwahr der erhabene Gott, der Herr, er allein weiß es, und Israel möge es wissen: Wenn dies in Empörung und in Untreue gegen den Herrn geschehen ist, so möge er uns am heutigen Tag nicht helfen! Wenn wir uns einen Altar errichteten, um uns vom Herrn abzuwenden und um auf ihm Brand- und Speiseopfer darzubringen oder um Friedopfer auf ihm zu vollziehen, so ahnde es der Herr selbst. Vielmehr aus Sorge, aus folgendem Grund haben wir es getan: In Zukunft könnten eure Nachkommen unsern Nachkommen gegenüber bemerken: "Was geht euch der Herr, der Gott Israels, an? Hat doch der Herr zwischen uns und euch Rubeniten und Gaditen den Jordan zur Grenze bestimmt! Ihr habt keinen Anteil am Herrn!" So könnten eure Nachkommen unsere Kinder von der Verehrung des Herrn abspenstig machen. Da haben wir uns denn gedacht: Wir wollen uns doch einen Zeugen schaffen, indem wir den Altar errichten; nicht für Brand- und nicht für Schlachtopfer ist er bestimmt, sondern Zeuge sei er zwischen uns und euch und zwischen unsern Nachkommen, daß wir dem Dienste des Herrn obliegen wollen mit unsern Brand-, Schlacht- und Friedopfern. Nicht sollen eure Söhne künftig zu unsern Söhnen sagen: "Keinen Anteil habt ihr am Herrn." Wir dachten: Wenn sie zu uns oder unsern Nachkommen künftig so sprechen, dann antworten wir: "Seht das Abbild des Herrenaltares, den unsere Väter gebaut haben, nicht zu Brand- und Schlachtopfern, sondern als Zeuge zwischen uns und euch!" Ferne sei es von uns, daß wir uns gegen den Herrn empören und uns heute vom Herrn abwenden wollen, indem wir uns einen Altar für Brand-, Speise- und Schlachtopfer errichten außer dem Altar des Herrn, unseres Gottes, der sich vor seiner Wohnung befindet." Der Priester Pinchas und die Fürsten der Gemeinde, die Häupter der Tausendschaften Israels, die sich in seiner Begleitung befanden, vernahmen die Worte der Rubeniten, der Gaditen und der Manassiten, und sie waren damit einverstanden. Der Priester Pinchas, der Sohn Eleasars, sprach zu den Rubeniten, Gaditen und Manassiten: "Heute erfahren wir, daß der Herr in unserer Mitte ist, weil ihr keine Untreue dem Herrn gegenüber verübtet. So bewahrtet ihr die Israeliten vor der Hand des Herrn." Der Priester Pinchas, der Sohn des Eleasar, und die Fürsten kehrten von den Rubeniten und Gaditen aus dem Lande Gilead in das Land Kanaan zu den Israeliten zurück und hinterbrachten ihnen die Kunde. Der Bescheid gefiel den Israeliten wohl. Die Israeliten priesen Gott und gaben den Plan auf, gegen sie in den Krieg zu ziehen, um das Land der Rubeniten und Gaditen zu verwüsten. Die Rubeniten und Gaditen nannten den Altar "Zeugnis"; denn (so sagten sie) er ist ein Zeugnis zwischen uns, daß der Herr Gott ist. Lange Zeit verfloß; der Herr hatte den Israeliten vor all ihren Feinden ringsum Ruhe verschafft, und Josua war alt und hochbetagt. Da berief Josua ganz Israel, seine Ältesten, Oberhäupter, Richter und Aufseher und sprach zu ihnen: "Ich bin nun alt und hochbetagt. Ihr selbst habt all das gesehen, was der Herr, euer Gott, all jenen Völkern um euretwillen widerfahren ließ; denn der Herr, euer Gott, hat selbst für euch gekämpft. Seht, ich habe euch als Erbbesitz für eure Stämme diese Völker zugeteilt, die noch übrig sind von allen Völkern, welche ich vertilgte vom Jordan bis zum Großen Meer im Westen. Der Herr, euer Gott, selbst wird sie vor euch verjagen und sie vor euch austreiben, damit ihr deren Land in Besitz nehmt, wie euch der Herr, euer Gott, verheißen hat. Strengt euch also tüchtig an, alles zu halten und zu tun, was im Gesetzbuch des Moses geschrieben steht, ohne davon rechts oder links abzuweichen! Ihr sollt euch nicht etwa unter jene noch übriggebliebenen Völker mischen, der Namen ihrer Götter nicht gedenken, bei ihnen nicht schwören, sie weder verehren noch euch vor ihnen niederwerfen. Vielmehr dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr anhangen, wie ihr es bis zum heutigen Tag getan habt. Der Herr hat vor euch große und starke Völker vertrieben, und vor euch hielt bis heute niemand stand. Einer von euch kann tausend verfolgen; denn der Herr, euer Gott, ist es, der für euch streitet, wie er euch verheißen hat. So achtet doch um eures Lebens willen streng darauf, den Herrn, euren Gott, zu lieben! Denn wendet ihr euch ab und haltet ihr es mit dem Rest jener Völker, die bei euch übriggeblieben sind, verschwägert ihr euch mit ihnen und vermischt ihr euch mit ihnen und sie mit euch, so wißt es wohl, daß der Herr, euer Gott, diese Völker nicht mehr vor eurem Antlitz vertreiben wird! Sie werden euch vielmehr zur Schlinge und zum Fallstrick, zu Geißeln in euren Seiten und zu Stacheln in euren Augen, bis ihr verschwindet aus diesem guten Land, das euch der Herr, euer Gott, gegeben hat. Seht, ich selbst gehe jetzt den Weg alles Irdischen! Seid euch von ganzem Herzen und von ganzer Seele dessen bewußt, daß keine einzige von all den guten Verheißungen hinfällig ward, die der Herr, euer Gott, euch gab. Alle sind für euch in Erfüllung gegangen, keine einzige davon ist ausgefallen. Wie aber an euch jegliche gute Verheißung, die der Herr, euer Gott, euch gab, in Erfüllung gegangen ist, so wird der Herr an euch auch jegliche üble Drohung zur Erfüllung bringen, bis er euch ausgerottet hat aus diesem guten Land, das der Herr, euer Gott, euch verlieh. Übertretet ihr den Bund des Herrn, eures Gottes, den er euch befohlen hat, geht ihr hin und verehrt andere Götter und werft euch vor ihnen nieder, dann entbrennt des Herrn Zorn gegen euch. Ihr werdet rasch aus diesem guten Land verschwinden, das er euch gab." Josua versammelte alle Stämme Israels in Sichem. Er berief die Ältesten Israels, seine Oberhäupter, Richter und Aufseher, und sie traten vor Gott hin. Josua sprach zu dem ganzen Volke: "So spricht der Herr, der Gott Israels: "Jenseits des Stromes haben dereinst eure Urahnen gewohnt, Terach, der Vater Abrahams und Nachors; sie haben andern Göttern gedient. Da nahm ich euren Ahnherrn Abraham aus dem Lande jenseits des Stromes und führte ihn durch das ganze Land Kanaan. Ich machte seine Nachkommenschaft zahlreich und schenkte ihm den Isaak. Dem Isaak aber schenkte ich Jakob und Esau. Dem Esau gab ich das Gebirge Seïr zum Besitze. Jakob aber und seine Söhne zogen hinab nach Ägypten. Sodann sandte ich Moses und Aaron und schlug Ägypten mit Wundertaten, die ich in seiner Mitte wirkte. Danach führte ich euch hinweg. Ich führte eure Väter aus Ägypten hinweg, und ihr gelangtet an das Meer. Die Ägypter aber setzten euren Vätern nach mit Streitwagen und deren Mannschaften am Schilfmeer. Da riefen sie zum Herrn um Hilfe, und er ließ zwischen euch und den Ägyptern Finsternis aufkommen. Er schickte über sie die Meeresflut, die sie bedeckte. Mit eigenen Augen habt ihr gesehen, was ich an Ägypten tat. Ihr verweiltet dann lange Zeit hindurch in der Wüste. Ich brachte euch dann in das Land der Amoriter, jenseits des Jordans. Sie kämpften mit euch, und ich gab sie in eure Gewalt. Ihr konntet ihr Land besetzen, und ich vertilgte sie vor euch. Sodann trat Balak auf, der Sohn des Zippor, der König von Moab, und stritt wider Israel. Er ließ den Bileam, den Sohn des Beor, rufen, damit er euch verfluche. Ich aber war Bileam nicht willfährig. Er mußte euch segnen, und ich rettete euch aus seiner Hand. Ihr überschrittet den Jordan und kamt nach Jericho. Die Männer von Jericho stritten wider euch, die Amoriter, die Perissiter, Kanaaniter, Hethiter, Girgaschiter, Hiwwiter und Jebusiter. Ich aber gab sie in eure Gewalt. Ich sandte vor euch her die Furcht. Diese verdrängte sie vor euch, die zwei Könige der Amoriter, nicht durch dein Schwert und nicht durch deinen Bogen. Ich verlieh euch ein Land, um das du dich nicht bemüht hast, Städte, die ihr nicht gebaut habt, aber doch bewohnen dürft. Weinberge und Olivengärten, die ihr nicht gepflanzt, dienen euch zur Nahrung." So fürchtet nun den Herrn, dient ihm mit ungeteilter Hingabe und Treue, entfernt die Götter, denen eure Väter jenseits des Stromes und in Ägypten dienten, und dienet dem Herrn! Gefällt es euch aber nicht, dem Herrn zu dienen, so wählt euch heute aus, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Ahnen jenseits des Stromes gedient haben, oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt! Ich aber und meine Familie, wir wollen dem Herrn dienen." Da antwortete das Volk und sprach: "Fern sei es von uns, den Herrn zu verlassen, um anderen Göttern zu dienen! Denn der Herr, unser Gott, war es, der uns und unsere Väter aus dem Ägypterland heraufführte, aus dem Hause der Sklaverei, der vor unseren Blicken jene großen Wunderzeichen tat und uns auf allen unseren Wegen und unter allen Völkern, durch die wir mitten hindurchgezogen sind, behütete. Der Herr vertrieb vor uns alle Völker und die Amoriter, die Landesbewohner. Auch wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott." Da sprach Josua zum Volke: "Ihr könnt dem Herrn nicht dienen, denn er ist ein heiliger Gott; ein eifersüchtiger Gott ist er; er wird euch eure Übertretungen und Sünden nicht verzeihen! Verlaßt ihr den Herrn und dient ihr fremdländischen Göttern, dann wendet er sich ab und wird euch Übles antun und euch aufreiben, nachdem er euch Wohltaten gespendet hat." Das Volk entgegnete Josua: "Nicht doch, dem Herrn wollen wir dienen!" Da sprach Josua zum Volke: "Zeugen seid ihr wider euch selbst, daß ihr euch den Herrn gewählt habt, um ihm zu dienen." Sie sprachen: "Ja, wir sind Zeugen!" "So entfernt nun die fremdländischen Götter, die mitten unter euch sind, und neigt euer Herz dem Herrn, dem Gott Israels, zu!" Das Volk bekräftigte Josua: "Dem Herrn, unserm Gott, wollen wir dienen und seiner Stimme gehorchen!" Da schloß Josua für das Volk an jenem Tag einen Bund. Er gab ihm Satzung und Recht zu Sichem. Josua schrieb jene Worte in das Gesetzbuch Gottes; er nahm einen großen Stein und errichtete ihn daselbst unter der Eiche beim Heiligtum des Herrn. Und Josua sprach zum ganzen Volke: "Hier, dieser Stein sei Zeuge gegen uns; denn er hörte alle Worte des Herrn, die er zu uns geredet hat. Er sei auch Zeuge gegen euch, damit ihr euren Gott nicht verleugnet." Danach entließ Josua das Volk, einen jeden in sein Besitztum. Nach diesen Begebenheiten starb Josua, der Sohn Nuns, der Knecht des Herrn; er war hundertzehn Jahre alt. Man begrub ihn im Bereich seines Erbbesitzes zu Timnat-Serach auf dem Gebirge Ephraim nördlich vom Berge Gaasch. Israel diente dem Herrn die ganze Lebenszeit des Josua und die ganze Lebenszeit der Ältesten, die Josua noch lange überlebten und die alle die Werke kannten, die der Herr für Israel getan hatte. Die Gebeine Josephs aber, welche die Israeliten aus Ägypten mitgeführt hatten, begrub man in Sichem auf dem Feldgrundstück, das Jakob von den Söhnen Chamors, des Vaters Sichems, um hundert Kesita erworben hatte. Es war den Nachkommen Josephs als Erbbesitz zugefallen. Auch Eleasar, der Sohn Aarons, starb. Man begrub ihn in Gibea, (der Stadt) seines Sohnes Pinchas, die ihm auf dem Gebirge Ephraim verliehen worden war. Nach dem Tode Josuas befragten die Israeliten den Herrn: "Wer von uns soll zuerst gegen die Kanaaniter ziehen, um mit ihnen zu streiten?" Der Herr sprach: "Juda ziehe hinab; ich gebe das Land in seine Gewalt!" Juda aber sprach zu seinem Bruder Simeon: "Ziehe mit mir in meinen Losanteil, damit wir gegen die Kanaaniter kämpfen; dann will auch ich mit dir in deinen Losanteil ziehen." Da ging Simeon mit ihm. Juda zog aus, und der Herr gab die Kanaaniter und die Perissiter in ihre Gewalt. Sie schlugen jene bei Besek, zehntausend Mann. Bei Besek trafen sie auf Adonibesek, stritten wider ihn und schlugen die Kanaaniter und Perissiter. Adonibesek aber floh. Man jagte ihm nach, ergriff ihn und hieb ihm die Daumen und die großen Zehen ab. Da sprach Adonibesek: "Siebzig Könige, deren Daumen und große Zehen abgehauen waren, lasen unter meinem Tische Brocken auf; wie ich getan habe, also vergilt mir Gott!" Man brachte ihn nach Jerusalem; daselbst starb er. Die Judäer aber kämpften wider Jerusalem, nahmen es ein, schlugen es mit des Schwertes Schärfe und steckten die Stadt in Brand. Danach zogen die Judäer weiter zum Kampf gegen die Kanaaniter im Gebirge, im Südland und in der Niederung. Juda zog auch gegen die Kanaaniter in Hebron [Hebron hieß früher Kirjat-Arba] und schlug den Scheschaj, Achiman und Talmaj. Von da zog er gegen die Bewohner von Debir [Debir hieß vordem Kirjat-Sepher = Bücherstadt]. Da tat Kaleb den Ausspruch: "Dem, der Kirjat-Sepher bezwingt und einnimmt, gebe ich meine Tochter Achsa zur Frau." Otniel, der Sohn des Kenas, des jüngeren Bruders Kalebs, nahm es ein; so erhielt er denn Achsa, die Tochter des Kaleb, zur Frau. Als sie ihm nun zugeführt wurde, stachelte sie ihn auf, von ihrem Vater Feld zu verlangen. Auch ließ sie sich vom Esel herabgleiten, so daß Kaleb sie fragte: "Was ist mit dir?" Da sprach sie zu ihm: "Gib mir ein Segensgeschenk; denn du hast mich ins trockene Südland vergeben! Gib mir doch Wasserstellen!" Da gab ihr Kaleb die obere und untere Wasserstelle. Die Söhne des Keniters Chobab, des Schwiegervaters des Moses, zogen mit den Judäern aus der Palmenstadt hinauf in die Wüste von Arad [im Südland]; sie gingen hin und siedelten bei den Amalekitern. Juda zog mit seinem Bruder Simeon weiter; sie schlugen die Kanaaniter in Zephat und vollstreckten an ihm den Bann. Darum nannte man die Stadt Chorma. Aber Gaza und sein Gebiet, Askalon, Ekron und sein Gebiet nahm Juda nicht ein. Der Herr war mit Juda; er konnte zwar das Gebirge besetzen, aber die Bewohner der Ebene konnte er nicht vertreiben; denn ihnen standen eiserne Streitwagen zur Verfügung. Dem Kaleb gab man Hebron, wie Moses angeordnet hatte; von dort vertrieb er die drei Söhne Enaks. Doch die Jebusiter in Jerusalem konnten von den Nachkommen Benjamins nicht vertrieben werden, und die Jebusiter blieben bei den Benjaminiten in Jerusalem wohnen bis zum heutigen Tag. Nun zogen auch die vom Stamme Joseph gegen Betel, und der Herr war mit ihnen. Das Haus Joseph ließ Betel auskundschaften [die Stadt hieß früher Lus]. Da sahen die Späher, wie ein Mann aus der Stadt herauskam. Sie sprachen zu ihm: "Zeige uns doch, wie man in die Stadt hineinkommen kann; wir werden dir dafür eine Gefälligkeit erweisen!" Da zeigte er ihnen den Zugang zur Stadt. Sie schlugen die Stadt mit der Schärfe des Schwertes; den Mann jedoch und seine ganze Sippe ließen sie gehen. Der Mann ging in das Hethiterland, gründete eine Stadt und nannte sie Lus; dies ist ihr Name bis heute. Manasse konnte aber Bet-Schean, Taanach, die Einwohner von Dor, Jibleam und Megiddo samt allen ihren Tochterstädten nicht in Besitz nehmen. Die Kanaaniter waren entschlossen, in diesem Gebiet wohnen zu bleiben. Als Israel aber allmählich stärker wurde, machte es die Kanaaniter fronpflichtig; völlig vertrieben hat man sie nicht. Auch Ephraim vertrieb die Kanaaniter in Geser nicht; so blieben die Kanaaniter in seiner Mitte wohnen, in Geser. Sebulun vertrieb die Bewohner von Kitron und die Bewohner von Nahalol nicht. Die Kanaaniter blieben in seiner Mitte, wurden indes fronpflichtig. Aser vertrieb die Bewohner von Akko, Sidon, Machaleb, Achsib, Aphek und Rechob ebenfalls nicht. Es wohnten die Aseriten inmitten der Kanaaniter, der eigentlichen Landesbewohner; denn man konnte sie nicht vertreiben. Die vom Stamme Naphtali vertrieben die Bewohner von Bet-Schemesch und Bet-Anat nicht. Sie blieben mitten unter den Kanaanitern, den eigentlichen Landesbewohnern; doch die Leute von Bet-Schemesch und Bet-Anat wurden ihnen fronpflichtig. Die Amoriter drängten die vom Stamme Dan auf das Gebirge und ließen sie nicht in die Ebene hinabsteigen. Die Amoriter entschlossen sich, in Har-Cheres, in Ajjalon und in Schaalbim zu bleiben. Aber das Haus Joseph zwang sie, fronpflichtig zu werden. Das Gebiet der Edomiter erstreckte sich von der Skorpionensteige bis nach Sela und darüber hinaus. Der Engel des Herrn zog aus Gilgal hinauf nach Bochim und sprach: "Ich führte euch aus Ägypten heraus und brachte euch in das Land, das ich euren Vätern eidlich versprochen habe. Ich hatte gesagt: Ich werde meinen Bund mit euch in Ewigkeit nicht aufheben. Ihr aber dürft mit den Bewohnern dieses Landes keine Verträge schließen! Ihr müßt ihre Altäre abbrechen! Ihr habt jedoch meiner Stimme nicht gehorcht! Warum habt ihr das getan? Jetzt aber sage ich euch: Ich werde sie nicht vor euch vertreiben, sie werden eure Quälgeister, und ihre Götter werden euch zum Fallstrick sein." Während der Engel des Herrn diese Worte zu allen Israeliten redete, erhoben die Leute ihre Stimme und weinten. Daher nannte man jenen Ort Bochim (Weinende). Sie opferten dort dem Herrn. Josua hatte das Volk verabschiedet. Die Israeliten begaben sich einzeln zu ihrem Erbbesitz, um das Land zu besetzen. Das Volk diente dem Herrn während der ganzen Lebensdauer Josuas und der Ältesten, die Josua noch lange überlebten und alle Großtaten des Herrn geschaut hatten, die er an Israel gewirkt. Josua, der Sohn Nuns und Knecht des Herrn, starb im Alter von hundertzehn Jahren. Man begrub ihn im Bereich seines Erbbesitzes zu Timnat-Serach auf dem Gebirge Ephraim, nördlich vom Berge Gaasch. Aber auch dieses ganze Geschlecht wurde zu seinen Vätern versammelt, und es erstand ein anderes Geschlecht nach ihnen, das weder den Herrn kannte noch das Werk, das er an Israel gewirkt hatte. Die Israeliten taten Dinge, die dem Herrn mißfielen. Sie verehrten die Baale. Sie verließen den Herrn, den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Ägypterland weggeführt, liefen anderen Göttern nach, Göttern der Völker ihrer Umgebung, warfen sich vor ihnen nieder und reizten damit den Herrn. Sie verließen den Herrn und verehrten den Baal und die Astarten. Da entbrannte der Zorn des Herrn wider Israel; er gab sie in die Gewalt von Räubern, die sie ausraubten, und verkaufte sie in die Hand ihrer Feinde ringsum. Sie konnten vor ihren Feinden nicht mehr standhalten. Wohin immer sie zogen, war die Hand des Herrn wider sie zum Unheil, wie der Herr es gesagt und ihnen eidlich angedroht hatte. Er brachte sie in große Drangsal. Dann ließ der Herr Richter auftreten; diese retteten sie aus der Hand der Ausplünderer. Aber auch ihren Richtern folgten sie nicht, sondern gaben sich anderen Göttern preis und warfen sich vor ihnen nieder. Schnell sind sie von dem Wege abgewichen, den ihre Väter gegangen waren, welche die Weisungen des Herrn befolgt hatten. Sie aber handelten nicht so. Wenn der Herr ihnen Richter erstehen ließ, dann half er dem Richter und errettete jene aus der Gewalt ihrer Feinde, solange der Richter lebte. Denn der Herr hatte Mitleid, wenn sie über ihre Bedrücker und Bedränger stöhnten. Starb aber der Richter, so handelten sie von neuem noch schlimmer als ihre Väter, liefen hinter fremden Göttern her, dienten ihnen und warfen sich vor ihnen nieder. Sie ließen nicht ab von ihren Taten und ihrem verstockten Lebenswandel. So entbrannte des Herrn Zorn wider Israel, und er sprach: "Weil dieses Volk meinen Bund übertrat, den ich ihren Vätern befohlen habe, und meiner Stimme nicht gehorchte, will auch ich vor ihnen keines mehr von den Völkern vertreiben, die Josua bei seinem Tode übriggelassen hat, um durch sie Israel auf die Probe zu stellen, ob es den Weg des Herrn beobachten und auf ihm wandeln will, wie es ihre Väter taten, oder nicht." Der Herr beließ also jene Völker, ohne sie rasch zu vertreiben, und er gab sie nicht in die Hand Josuas. Dies sind die Völker, die der Herr zurückließ, um durch sie alle Israeliten, welche die gesamten Kämpfe um Kanaan nicht kannten, zu prüfen - nur um gerade jenen Geschlechtern der Israeliten, die von den früheren Kämpfen nichts mehr wußten, Kenntnis und Übung der Kriegführung beizubringen: Die fünf Philisterfürsten, alle Kanaaniter, die Sidonier und die Hiwwiter am Libanongebirge vom Berge Baal-Hermon bis nach Lebo-Hamat. Sie erfüllten die Aufgabe, daß durch sie die Israeliten auf die Probe gestellt wurden, damit es sich zeigte, ob diese den Weisungen des Herrn gehorchen würden, die er ihren Vätern durch Moses gegeben hatte. Die Israeliten wohnten also inmitten der Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Perissiter, Hiwwiter und Jebusiter. Sie nahmen sich deren Töchter zu Frauen, gaben ihre Töchter an deren Söhne und verehrten ihre Götter. Die Israeliten taten, was dem Herrn mißfiel, sie vergaßen den Herrn, ihren Gott, und dienten den Baalen und Ascheren. Da entbrannte des Herrn Zorn wider Israel. Er überlieferte sie der Gewalt des Kuschan-Rischatajim, des Königs von Aram in Mesopotamien. Die Söhne Israels dienten dem Kuschan-Rischatajim acht Jahre lang. Die Israeliten aber schrieen zum Herrn, und der Herr ließ den Kindern Israels einen Retter erstehen, der sie befreite: Otniel, den Sohn des Kenas, des jüngeren Bruders des Kaleb. Der Geist des Herrn kam über ihn, und er ward Richter über Israel. Er zog zum Kriege aus, und der Herr überlieferte den Kuschan-Rischatajim, den König von Aram, seiner Gewalt; so gewann er die Oberhand über Kuschan-Rischatajim. Das Land hatte vierzig Jahre lang Ruhe. Dann starb Otniel, der Sohn des Kenas. Die Israeliten taten aufs neue, was dem Herrn mißfiel. Der Herr ließ deshalb den König Eglon von Moab stark werden über Israel, weil sie taten, was dem Herrn mißfiel. Im Bunde mit den Ammonitern und Amalekitern zog er heran, schlug Israel und besetzte die Palmenstadt (Jericho). Die Israeliten wurden dem König Eglon von Moab achtzehn Jahre lang untertan. Da schrieen die Israeliten zum Herrn. Der Herr ließ ihnen einen Retter erstehen, den Benjaminiten Ehud, Geras Sohn, einen Linkshänder. Durch ihn sandten die Israeliten Tribut an den König Eglon von Moab. Nun machte sich Ehud einen zweischneidigen Dolch, eine Spanne lang, und gürtete ihn unter sein Gewand an die rechte Hüfte. So brachte er dem König Eglon von Moab den Tribut. Eglon aber war sehr fettleibig. Als Ehud die Abgabe überreicht hatte, entließ er die Leute, die den Tribut getragen hatten. Er selbst kehrte aber bei den Schnitzbildern von Gilgal um und sprach: "Ich habe eine geheime Botschaft an dich, o König." Dieser sagte: "Geheim!", und alle, die um ihn standen, gingen fort. Ehud trat zu ihm heran, während Eglon im kühlen Obergemach saß, das ihm allein gehörte. Ehud sprach: "Einen Gottesspruch habe ich für dich!" Da nahm Jaël, die Frau Chebers, einen Zeltpflock, ergriff einen Hammer, trat leise an ihn heran und durchschlug mit dem Pflock seine Schläfe bis in die Erde. Er war vor Erschöpfung eingeschlummert. So starb er denn. Nach der Klinge drang auch der Griff ein, und das Fett umschloß die Klinge, denn Ehud hatte den Dolch nicht aus dem Leib herausgezogen. Ehud aber gelangte durch ein Schlupfloch hinaus, nachdem er die Türen des Obergemaches hinter sich verschlossen und verriegelt hatte. Nach seinem Weggang kamen die Diener und bemerkten, daß die Türen zum Obergemach verriegelt waren. Sie meinten: "Er verrichtet gewiß in der kühlen Kammer seine Notdurft." So warteten sie lange, lange Zeit. Niemand aber öffnete ihnen die Türen zum Obergemach. Sie holten sich also den Schlüssel und schlossen auf; da lag ihr Herr tot am Boden. Ehud aber war entkommen, während sie zögerten. Er ging an den Schnitzbildern vorbei und entkam nach Seïra. Sobald er heimkam, stieß er auf dem Gebirge Ephraim in die Posaune. Die Israeliten sollten mit ihm vom Gebirge herabziehen, er selbst an ihrer Spitze. Er befahl ihnen: "Mir nach! Denn der Herr gibt eure Feinde, die Moabiter, in eure Gewalt!" Da stiegen sie ihm nach zu Tal, besetzten vor Moab die Jordanfurten und ließen niemand hinüber. Sie erschlugen von den Moabitern damals ungefähr zehntausend Mann, lauter starke und streitbare Männer; niemand entkam. Moab mußte sich zu jener Zeit unter Israels Faust beugen, und das Land hatte achtzig Jahre lang Ruhe. [] Die Israeliten aber taten wiederum, was dem Herrn mißfiel. Es war nach Ehuds Tode. Da verkaufte sie der Herr in die Gewalt Jabins, des Königs von Kanaan, der in Chazor herrschte. Sein Feldherr hieß Sisera; er wohnte in Charoschet der Fremdvölker. Die Israeliten schrieen zum Herrn; denn jener verfügte über neunhundert eiserne Streitwagen und bedrängte die Israeliten zwanzig Jahre lang hart. Debora, eine prophetisch begabte Frau, die Frau des Lappidot, richtete zu jener Zeit Israel. Sie hielt ihre Sitzungen unter der Deborapalme zwischen Rama und Betel auf dem Gebirge Ephraim. Die Israeliten zogen zu ihr hinauf, um ihre Entscheidung einzuholen. Sie schickte hin und ließ Barak, den Sohn Abinoams, aus Kedesch in Naphtali holen. Sie sprach zu ihm: "Fürwahr, der Herr, der Gott Israels, befiehlt: Auf, zieh zum Berge Tabor und nimm mit dir zehntausend Mann von den Naphtaliten und Sebuluniten! Dann will ich zu dir an den Kischonbach den Sisera, den Feldherrn Jabins, und seine Streitmacht heranlocken und ihn in deine Gewalt geben!" Barak sprach zu ihr: "Gehst du mit mir, dann will ich gehen, gehst du aber nicht mit, so gehe ich nicht!" Sie erwiderte: "Gewiß will ich mit dir gehen, jedoch wird der Ruhm bei dem Unternehmen, das du vorhast, nicht dir zufallen, sondern in eines Weibes Gewalt wird der Herr den Sisera verkaufen!" Debora erhob sich und ging mit Barak nach Kedesch. Barak bot Sebulun und Naphtali nach Kedesch auf. Ihm leisteten zehntausend Mann Gefolgschaft. Auch Debora zog mit ihm. Der Keniter Cheber hatte sich von Kajin, einem der Söhne Chobabs, des Schwiegervaters des Moses, getrennt und sein Zelt zur Eiche bei Zaanajim in der Nähe von Kedesch verlegt. Man meldete dem Sisera, daß Barak, der Sohn Abinoams, auf den Berg Tabor hinaufgezogen sei. Da entbot Sisera all seine Streitwagen - neunhundert Streitwagen aus Eisen - und alles Kriegsvolk, das bei ihm war, von Charoschet der Fremdvölker bis an den Kischonbach. Nun sprach Debora zu Barak: "Auf! Denn heute ist der Tag, an dem der Herr Sisera in deine Gewalt gibt! Fürwahr, der Herr zieht vor dir her!" Da zog Barak vom Berge Tabor hinunter, zehntausend Mann in seiner Gefolgschaft. Der Herr aber brachte Sisera, sein ganzes Wagenaufgebot und sein ganzes Heerlager vor Barak in Verwirrung. Sisera stieg vom Streitwagen herunter und entwich zu Fuß. Barak aber setzte hinter den Wagen und dem Heerlager her bis nach Charoschet der Fremdvölker. Das ganze Heer Siseras fiel unter des Schwertes Schärfe; niemand blieb übrig. Sisera kam fliehend zu Fuß zum Zelte der Jaël, der Frau des Keniters Cheber; denn zwischen Jabin, dem König von Chazor, und der Familie des Keniters Cheber herrschte Frieden. Jaël kam heraus, ging Sisera entgegen und sprach zu ihm: "Kehr doch ein, Herr, kehr doch ein bei mir! Sei ohne Furcht!" Er kehrte zu ihr ein ins Zelt, und sie deckte ihn mit einem Tuch zu. Da sprach er zu ihr: "Gib mir doch etwas Wasser zu trinken, denn mich dürstet!" Sie öffnete den Milchschlauch, gab ihm zu trinken und deckte ihn zu. Weiter sagte er zu ihr: "Bleibe am Eingang des Zeltes stehen! Wenn jemand kommt und dich fragt: "Ist hier jemand?", dann antworte: "Nein!"" Da nahm Jaël, die Frau Chebers, einen Zeltpflock, ergriff einen Hammer, trat leise an ihn heran und durchschlug mit dem Pflock seine Schläfe bis in die Erde. Er war vor Erschöpfung eingeschlummert. So starb er denn. Plötzlich erschien Barak, der Sisera verfolgte. Jaël ging heraus, ihm entgegen, und sprach zu ihm: "Komm, ich zeige dir den Mann, den du suchst!" Jener trat zu ihr ein, und siehe, Sisera lag tot hingestreckt, den Zeltpflock noch in seiner Schläfe. So demütigte Gott an jenem Tage den König Jabin von Kanaan vor den Israeliten. Die Faust der Israeliten lastete immer schwerer auf dem König Jabin von Kanaan, bis sie ihn völlig vernichtet hatten. Debora und Barak, der Sohn Abinoams, stimmten damals folgendes Lied an: "Wenn man in Israel das Kopfhaar wallen läßt, wenn sich das Volk freiwillig stellt, dann preist den Herrn! Ihr Könige, hört, merkt auf, ihr Fürsten: Ich gehöre dem Herrn! Ich will singen, spielen will ich dem Herrn, Israels Gott! O Herr, du zogst aus von Seïr, von Edoms Gefilde schrittst du her; die Erde erbebte, es gossen die Himmel, die Wolken gossen das Wasser! Die Berge wankten vor dem Herrn vom Sinai, vor dem Herrn, dem Gott Israels. In den Tagen Samgars, des Anatsohnes, in den Tagen Jaëls verschwanden die Karawanen; die sonst auf offenen Wegen gingen, suchten verschlungene Pfade. Es verschwand das freie Volk, es verschwand in Israel, bis du aufstandest, Debora, dich erhobst als Mutter in Israel. Man wählte sich neue Götter, die ihnen früher unbekannt waren; doch Schild und Lanze blinkten nicht bei den 40 000 in Israel! Mein Herz den Gebietenden Israels! Ihr Freiwilligen aus dem Volke, rühmt den Herrn! Die ihr reitet auf hellgrauen Eselinnen, die ihr auf Teppichen sitzt, die ihr wandert des Weges, eilt herbei beim Klang der Trompetenbläser am Brunnen! Dort preist man die Heilstat des Herrn, seine Heilstat am freien Volk in Israel. Dann steige das Volk des Herrn zu den Toren hinab! Auf! Auf denn, Debora! Auf! Auf! Singe dein Lied, erhebe dich, Barak, führe deine Gefangenen weg, Abinoams Sohn! Dann ziehen die Kampfentronnenen glanzvoll hinab, das Kriegsvolk des Herrn ziehe hinab als Helden, Fürsten von Ephraim der Ebene zu, Benjamin hinter dir drein bei deinen Leuten! Von Machir steigen Gebieter hinab und von Sebulun Beamte mit Schreiberstäben; die Fürsten von Issachar mit Debora, dann Issachar (selbst); desgleichen ist Barak schon talwärts entsandt mit seinem Fußvolk. Darauf entgegnete ihm der Herr: "Wenn ich mit dir bin, so wirst du Midian schlagen wie einen einzigen Mann!" Gilead jenseits des Jordans blieb ruhig, und Dan weilt fern bei den Schiffen. Aser sitzt fest am Strande des Meeres, wohnt ruhig bei seinen Landeplätzen. Sebulun schätzt sein Leben gering, ist zum Tode bereit, auch Naphtali auf den Höhen des Geländes. Könige kamen und stritten. Damals kämpften Kanaans Könige zu Taanach an den Wassern Megiddos. Beute an Silber machten sie nicht. Vom Himmel her kämpften die Sterne, von ihren Bahnen aus stritten sie mit Sisera. Der Kischonbach schwemmte sie fort, der Kischonbach trat ihnen entgegen. Spanne, meine Seele, die Kraft! Da stampften die Hufe der Rosse, da dröhnte der Hengste Stieben und Traben. Verflucht Meros, spricht des Herrn Engel, verflucht seine Bewohner! Denn sie kamen nicht dem Herrn zu Hilfe, zu Hilfe dem Herrn unter den Helden. Unter den Frauen sei Jaël gepriesen, die Frau des Keniters Cheber, unter den Frauen im Zelte gepriesen! Um Wasser bat er, Milch spendete sie, in prachtvoller Schale reichte sie Rahm. Ihre Hand greift nach dem Zeltpflock, ihre Rechte nach dem Hammer; sie zerhämmert Sisera, zerschlägt sein Haupt, zerschmettert, durchbohrt seine Schläfe. Zu ihren Füßen gekrümmt, gefallen, liegt er da, zu ihren Füßen, gekrümmt, gefallen; da, wo er hinsank, liegt er erschlagen. Durchs Fenster schaut sie und blickt hinab, Siseras Mutter durchs Gitter: "Warum zögert sein Wagen zu kommen, warum säumen seiner Streitwagen Räder?" Die klügste ihrer Fürstinnen antwortet ihr, und sie wiederholt sich selbst deren Worte: "Sicherlich finden und teilen sie Beute; ein, zwei Weiber für jeden Mann! Beute an Tüchern für Sisera, Beute an Tüchern! Ein Bunttuch, zwei Bunttücher für meinen Hals als Beute." [] Die Israeliten aber taten, was dem Herrn mißfiel; der Herr lieferte sie daher sieben Jahre lang der Bedrückung durch die Midianiter aus. Midian wurde stark über Israel. Seinetwegen richteten die Israeliten sich die Klüfte in den Bergen, die Höhen und die befestigten Stellen her. Immer, wenn Israel gesät hatte, zogen die Midianiter, die Amalekiter und die Söhne des Ostens gegen sie heran. Sie bezogen gegen sie ein Lager und vernichteten des Landes Ernte bis nach Gaza hin. Sie ließen für den Lebensunterhalt Israels nichts übrig, weder Schafe noch Rinder noch Esel. Sie selbst zogen mit ihren Herden und Zelten herauf; sie kamen in ungeheurer Menge wie Heuschreckenschwärme; sie und ihre Kamele waren nicht zu zählen. Sie besetzten das Land, um es zu verheeren. Israel wurde durch Midian sehr geschädigt. Da schrieen die Israeliten zum Herrn. Da nun die Israeliten zum Herrn um Hilfe gegen Midian riefen, sandte der Herr einen Propheten zu den Israeliten, der zu ihnen sprach: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe euch aus Ägypten fortgeführt und euch aus dem Sklavenhaus weggebracht. Ich errettete euch aus der Gewalt Ägyptens und der Faust eurer Bedrücker. Ich vertrieb sie vor euch und gab euch ihr Land. Ich kündete euch: Ich bin der Herr, euer Gott! Fürchtet nicht die Götter der Amoriter, in deren Land ihr wohnt! Doch ihr hörtet nicht auf meine Stimme!" Der Engel des Herrn kam und setzte sich unter die Eiche bei Ophra, die dem Abiësriten Joasch gehörte. Sein Sohn Gideon war gerade dabei, Weizen in der Kelter auszuklopfen, um ihn vor Midian zu verbergen. Diesem erschien der Engel des Herrn und rief ihm zu: "Der Herr mit dir, du starker Held!" Doch Gideon entgegnete ihm: "Mit Verlaub, mein Herr! Ist der Herr wirklich mit uns, wozu hat uns all dies getroffen? Wo sind denn alle seine Wundertaten, von denen uns unsere Väter erzählten, indem sie sprachen: "Hat uns nicht der Herr aus Ägypten herausgeführt?" Nun, jetzt hat uns der Herr verstoßen und der Faust Midians überantwortet!" Da wandte sich der Herr ihm zu und sprach: "Ziehe hin in dieser deiner Kraft und errette Israel aus der Faust Midians! Wohlan, ich sende dich!" Darauf sprach er zu ihm: "Mit Verlaub, Herr! Womit soll ich denn Israel retten? Siehe, mein Geschlecht ist das geringste in Manasse, und ich selbst bin der Unbedeutendste in meiner Familie!" Darauf entgegnete ihm der Herr: "Wenn ich mit dir bin, so wirst du Midian schlagen wie einen einzigen Mann!" Er sprach zu ihm: "Habe ich in deinen Augen Gnade gefunden, so gib mir ein Zeichen, daß du es bist, der mit mir redet! Weiche doch von hier nicht fort, bis ich zu dirkomme, dir meine Opfergabe herausbringe und vorsetze!" Er entgegnete: "Gut, ich bleibe, bis du zurückkommst." Gideon ging hinein und bereitete ein Ziegenböcklein und ungesäuerte Brote aus einem Epha Mehl; das Fleisch tat er in einen Korb, die Brühe goß er in einen Topf. Das brachte er zu ihm heraus unter die Eiche und setzte es ihm vor. Da sprach der Engel Gottes zu ihm: "Nimm das Fleisch und die ungesäuerten Brote, lege sie auf diesen Felsen, die Brühe aber gieße darüber!" Gideon tat so. Der Engel des Herrn streckte die Spitze des Stabes in seiner Hand aus und berührte damit das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Da brach Feuer aus dem Felsen hervor und verzehrte das Fleisch und die ungesäuerten Brote. Der Engel des Herrn aber war aus seinen Augen verschwunden. Da erkannte Gideon, daß es der Engel des Herrn war. Gideon rief aus: "O wehe, Herr, Herr, ich habe den Engel des Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen!" Der Herr entgegnete ihm: "Heil dir! Fürchte dich nicht, du wirst nicht sterben!" Dann baute Gideon daselbst einen Altar für den Herrn und nannte ihn "Der Herr ist Heil". Bis heute steht er noch im abiësritischen Ophra. In jener Nacht sprach der Herr zu ihm: "Nimm den fetten Jungstier deines Vaters, reiße den Baalsaltar deines Vaters nieder und haue den danebenstehenden Götzenpfahl um! Dann errichte einen Altar für den Herrn, deinen Gott, ganz oben an dieser Stätte in geordneter Steinschicht, nimm den fetten Stier und bring ihn mit dem Holz des Götzenpfahles, den du umhaust, als Brandopfer dar!" Da nahm Gideon von seinen Dienern zehn Leute und führte das aus, was ihm der Herr gesagt hatte. Weil er sich aber vor seiner Familie und vor den Stadtleuten fürchtete, es am Tage zu tun, tat er es in der Nacht. In der Frühe des anderen Morgens erschienen Leute aus der Stadt und sahen, daß der Baalsaltar niedergerissen, der Götzenpfahl daneben gefällt und der fette Jungstier auf dem neuerbauten Altar geopfert war. Da sprachen die Leute zueinander: "Wer hat dies getan?" Sie suchten und forschten und stellten fest: "Gideon, der Sohn des Joasch, war der Täter." Die Leute aus der Stadt verlangten von Joasch: "Gib deinen Sohn heraus, er muß sterben, denn er hat den Baalsaltar niedergerissen und den heiligen Götzenpfahl daneben gefällt!" Joasch antwortete allen, die um ihn herumstanden: "Wollt ihr für Baal streiten? Wollt ihr ihn retten? Wer für ihn streitet, sterbe bis zum andern Morgen! Ist Baal ein Gott, so streite er für sich selbst, da einer seinen Altar niedergerissen hat!" So nannte man ihn an jenem Tage Jerubbaal mit der Begründung: "Baal streite gegen ihn; denn er hat seinen Altar niedergerissen!" Alle Midianiter, Amalekiter und Ostleute scharten sich zusammen, zogen herüber und lagerten in der Ebene Jezreel. Da ergriff der Geist des Herrn Gideon, er stieß in die Posaune, und Abiëser ward zur Heeresfolge aufgerufen. Er entsandte Boten nach ganz Manasse, und auch dieses ließ sich zur Heeresfolge aufbieten. Dann schickte er Boten durch Aser, Sebulun und Naphtali, und sie zogen ihnen entgegen. Da sprach Gideon zu Gott: "Willst du wirklich Israel durch meine Hand befreien, wie du gesagt hast, siehe, so lege ich frischgeschorene Wolle auf die Tenne. Wenn sich auf der Wolle allein Tau befindet, während sonst auf dem Boden alles trocken bleibt, dann weiß ich, daß du Israel durch meine Hand befreien wirst, wie du gesagt hast." So geschah es. In der Frühe des andern Morgens drückte er die Wolle aus und preßte Tau heraus, eine ganze Schale voll Wasser. Gideon aber sprach zu Gott: "Es entbrenne dein Zorn nicht gegen mich, wenn ich nur noch dieses eine Mal rede: Ich will es noch einmal mit dieser Wolle versuchen: die Wolle allein bleibe trocken, und sonst befinde sich überall Tau!" In jener Nacht ließ es Gott so geschehen: Es war die Wolle allein trocken, auf dem übrigen Boden aber lag Tau. In der Frühe des andern Morgens bezogen Jerubbaal [Gideon] und alle Leute mit ihm Lager an der Charodquelle. Das Heerlager Midians aber befand sich in der Ebene nördlich vom Hügel More. Da sprach der Herr zu Gideon: "Zu zahlreich ist das Kriegsvolk bei dir, als daß ich Midian in seine Gewalt geben könnte. Sonst rühmt sich Israel wider mich und spricht: "Meine eigene Hand hat mich gerettet." Verkünde also jetzt dem Kriegsvolk: Wer furchtsam und verzagt ist, kehre um!" Gideon sichtete sie also, da kehrten von den Kriegsleuten 22 000 Mann um, nur noch zehntausend blieben zurück. Dann sprach der Herr zu Gideon: "Noch ist das Kriegsvolk zu zahlreich; führe sie also ans Wasser hinunter, dort will ich sie dir sichten. Die ich dir nenne, mögen mit dir gehen, von welchen ich aber sage, sie sollen nicht mit dir gehen, diese sollen nicht mit dir ziehen!" Er führte die Leute zum Wasser hinab. Der Herr sprach zu Gideon: "Wer mit der Zunge Wasser leckt, so wie der Hund es tut, den stelle besonders, und ebenso jeden, der seine Knie beugt, um zu trinken." Es belief sich die Zahl derer, die mit der Zunge leckten, auf dreihundert Mann, alle übrigen Kriegsleute aber beugten ihre Knie, um Wasser aus der Hand zu trinken und es in den Mund zu führen. Da sprach der Herr zu Gideon: "Mit den dreihundert Mann, die das Wasser leckten, will ich euch erretten und die Midianiter in deine Gewalt geben, alles übrige Kriegsvolk aber soll nach Hause zurückkehren." Da nahmen sie die Verpflegung der Leute und ihre Posaunen in ihre Hände. Er entließ alle Israeliten, jeden in sein Zelt; nur die dreihundert Mann behielt er. Das Heerlager der Midianiter aber befand sich unter ihm in der Ebene. In jener Nacht sprach der Herr zu ihm: "Auf! Steige hinab ins Lager, ich gebe es in deine Gewalt. Fürchtest du dich aber, allein hinabzugehen, so geh doch mit deinem Burschen Pura hinunter in das Lager! Lausche, was man dort spricht, dann wirst du Mut gewinnen und wirst ins Lager selbst einbrechen!" Er ging also mit seinem Burschen Pura bis in die unmittelbare Nähe der Lagerwachen. Midian, Amalek und alle Ostleute hatten sich in der Ebene gelagert, so massenhaft wie Heuschreckenschwärme, und ihre Kamele waren nicht zu zählen; sie waren so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres. Gideon kam hin, da erzählte gerade einer seinem Kameraden einen Traum und sagte: "Da habe ich doch einen Traum gehabt: Es war eine Gerstenbrotscheibe, die rollte ins midianitische Lager. Sie kam bis zum Häuptlingszelte, stieß daran, so daß es umfiel, und drehte es nach oben um. Das Zelt war gefallen." Sein Kamerad antwortete und sprach: "Nichts anderes ist dies als das Schwert Gideons, des Sohnes des Joasch, des Israeliten. Gott gibt in seine Hand Midian und das ganze Heerlager!" Als Gideon das Gespräch vom Traum und seine Deutung gehört hatte, warf er sich anbetend nieder; dann kehrte er ins israelitische Lager zurück und befahl: "Auf, der Herr gibt das midianitische Lager in eure Gewalt!" Er teilte die dreihundert Mann in drei Gruppen und gab allen Posaunen in die Hand und leere Krüge; in den Krügen aber waren Fackeln. Dann sagte er ihnen: "Schaut auf mich und macht alles nach! Aufgepaßt! Ich dringe bis in die nächste Nähe des Lagers vor, und wie ich es dann mache, so tut auch ihr! Stoße ich in die Posaune samt allen, die bei mir sind, dann stoßt auch ihr rings um das ganze Lager in die Posaunen und ruft: "Für den Herrn und Gideon!"" Gideon und die hundert Mann mit ihm drangen bis in die nächste Nähe des Lagers vor zu Beginn der mittleren Nachtwache; soeben hatte man die Wachen aufgestellt. Da stießen sie in die Posaunen und zerschmetterten die Krüge in ihrer Hand. Dann stießen die drei Gruppen in die Hörner und brachen die Krüge entzwei. Sie faßten mit ihrer linken Hand die Fackeln, mit der Rechten die Posaunen zum Blasen und riefen: "Schwert für den Herrn und Gideon!" Jeder blieb da, wo er gerade war, um das Lager herum stehen; im Lager selbst lief alles hin und her, lärmte und floh. Als man in die dreihundert Posaunen stieß, da richtete der Herr das Schwert des einen gegen den andern im ganzen Lager; nun rückte das Lager aus bis nach Bet-Schitta nach Zereda zu, bis zum Ufergelände von Abel-Mechola bei Tabbat. Israels Männer von Naphtali, Aser und von ganz Manasse wurden aufgeboten. Sie stürmten hinter Midian her. Gideon sandte Boten in alle Teile des Gebirges Ephraim und forderte auf: "Zieht gegen Midian hinab und schneidet ihnen das Wasser ab bis Bet-Bara und auch den Jordan!" Da wurden alle Ephraimiten aufgeboten und schnitten das Wasser bis Bet-Bara und auch den Jordan ab. Auch nahmen sie die beiden Midianiterfürsten Oreb und Seeb gefangen; Oreb tötete man am Rabenfelsen und Seeb an der Wolfskelter. Man verfolgte Midian weiter. Die Köpfe Orebs und Seebs brachte man zu Gideon über den Jordan hinüber. Da meldeten sich die Ephraimiten bei ihm: "Was hast du uns da angetan, uns nicht rufen zu lassen, als du zum Kampf gegen Midian schrittst?" Sie haderten heftig mit ihm. Er entgegnete ihnen: "Was habe ich denn schon geleistet im Vergleich mit euch? Ist nicht die Nachlese Ephraims besser als die Weinernte Abiësers? In eure Gewalt hat doch Gott die Midianiterfürsten Oreb und Seeb gegeben! Was habe ich zu leisten vermocht im Vergleich mit euch?" Da ließ ihr Zorn ihm gegenüber nach, als er dies erklärte. Gideon gelangte an den Jordan. Er überschritt ihn mit den dreihundert Mann, die er hatte; sie waren erschöpft, setzten aber die Verfolgung fort. Er forderte daher die Leute von Sukkot auf: "Gebt doch den Leuten in meiner Gefolgschaft Brot, denn sie sind erschöpft, und ich bin ja auf der Verfolgung der Midianiterkönige Sebach und Zalmunna." Da fragten ihn die Fürsten von Sukkot: "Sind denn Sebach und Zalmunna bereits in deiner Gewalt, daß wir deinem Heere Brot liefern sollen?" Gideon entgegnete: "Gut, wenn der Herr Sebach und Zalmunna in meine Gewalt gibt, dann will ich eure Leiber dreschen mit Steppendornen und Stachelruten!" Von da zog er weiter hinauf nach Penuel und stellte an die dortigen Einwohner dieselbe Forderung. Doch die Leute von Penuel gaben die gleiche Antwort wie die Männer von Sukkot. Da sprach er auch zu den Männern von Penuel: "Wenn ich wohlbehalten wiederkehre, dann reiße ich diese Burg nieder!" Sebach und Zalmunna befanden sich samt ihrem Heerlager in Karkor. Es waren etwa 15 000 Mann. Sie waren übriggeblieben vom ganzen Heerlager der Ostleute, die in Stärke von 120 000 Mann Schwertbewaffneter eingefallen waren. Gideon zog in der Richtung nach der Karawanenstraße östlich von Nobach und Jogbeha und schlug das Heerlager, während sich das Heerlager selbst in Sicherheit dünkte. Sebach und Zalmunna flohen, er jagte hinter ihnen drein, nahm die beiden Midianiterkönige Sebach und Zalmunna gefangen und scheuchte das Heerlager auseinander. Gideon, der Sohn des Joasch, kehrte von seinem Kriegszuge an der Steige von Cheres um. Da griff er einen jungen Burschen von den Einwohnern Sukkots auf und fragte ihn aus. Er mußte ihm die Fürsten von Sukkot und die Ältesten aufschreiben; es waren siebenundsiebzig Personen. Er kam zu den Bürgern von Sukkot und rief: "Da sind nun Sebach und Zalmunna, um derentwillen ihr mich verhöhnt habt mit den Worten: Sind denn Sebach und Zalmunna schon in deiner Gewalt, daß wir deinen erschöpften Leuten Brot liefern sollen?" Da nahm er die Ältesten von Sukkot und dazu Steppendornen und Stachelruten und zerdrosch damit die Männer von Sukkot. Die Burg von Penuel aber riß er nieder und ließ die Einwohner der Stadt töten. Zu Sebach und Zalmunna sprach er: "Wie waren denn die Männer, die ihr am Tabor erschlagen habt?" Sie erwiderten: "Wie du schauten sie aus, jeder von ihnen war schön wie ein Königssohn." Da antwortete er: "Es waren meine Brüder, die Söhne meiner Mutter! So wahr der Herr lebt, hättet ihr sie am Leben gelassen, würde ich euch auch nicht erschlagen." Dann sagte er zu seinem Erstgeborenen Jeter: "Auf, haue sie nieder!" Der Knabe aber zückte sein Schwert nicht, denn er fürchtete sich, da er noch ein Knabe war. Da sprachen Sebach und Zalmunna: "Auf, falle du selbst über uns her, denn deine Kraft ist Manneskraft!" Gideon erhob sich, hieb Sebach und Zalmunna nieder und nahm die kleinen Monde von den Hälsen ihrer Kamele ab. Hierauf baten die Israeliten Gideon: "Werde Herrscher über uns, du, dein Sohn und dein Enkel! Du hast uns ja aus der Gewalt der Midianiter gerettet." Da sprach Gideon zu ihnen: "Ich will nicht über euch herrschen, und auch mein Sohn soll über euch nicht herrschen. Der Herr sei euer Herrscher!" Weiter sprach Gideon zu ihnen: "Etwas möchte ich doch von euch erbitten: Gebt mir ein jeder den Ring seines Beutegutes!" Denn jene trugen goldene Ringe, da sie Ismaeliter waren. Sie erwiderten: "Gern wollen wir ihn hergeben!" Sie breiteten einen Umwurf aus, und jeder warf den aus seinem Beutegut stammenden Ring darauf. Das Gewicht der erbetenen goldenen Ringe betrug eintausendsiebenhundert Goldsekel, abgesehen von den Möndchen, Ohrgehängen und Purpurgewändern der midianitischen Könige und außer den Ketten am Hals ihrer Kamele. Gideon ließ daraus einen Ephod anfertigen und in seiner Heimatstadt Ophra aufstellen. Ganz Israel lief diesem dort abgöttisch nach. Er ward für Gideon und seine Hausgemeinschaft zum Fallstrick. Die Midianiter aber wurden von den Israeliten gedemütigt. Sie erhoben ihr Haupt nicht mehr. Das Land hatte unter Gideon vierzig Jahre lang Ruhe. Jerubbaal, der Sohn des Joasch, kehrte dann heim und wohnte in seinem Hause. Gideon besaß siebzig leibliche Söhne; denn er hatte viele Frauen. Auch seine Nebenfrau, die er in Sichem hatte, gebar ihm einen Sohn, den er Abimelech nannte. Gideon, der Sohn des Joasch, starb in hohem Alter. Er wurde im Grabe seines Vaters Joasch im abiësritischen Ophra beerdigt. Als aber Gideon tot war, liefen die Israeliten wieder abgöttisch hinter den Baalen her und wählten sich den Bundesbaal zum Gott. Sie gedachten nicht mehr des Herrn, ihres Gottes, der sie aus der Gewalt all ihrer Feinde im Umkreis befreit hatte. Auch zeigten sie sich nicht dankbar gegen das Haus Jerubbaal-Gideon trotz all des Guten, das er Israel getan hatte. Abimelech, der Sohn Jerubbaals, begab sich nach Sichem zu den Brüdern seiner Mutter und sprach zu ihnen und zur ganzen Sippe seiner Mutter: "Fragt doch einmal deutlich alle Bürger in Sichem: "Was ist denn für euch besser: wenn siebzig Männer, d. h. alle Söhne Jerubbaals, über euch herrschen oder nur ein einziger Mann?" Dabei bedenkt, daß ich von eurem Bein und Fleisch abstamme!" Da erklärten die Brüder seiner Mutter den Bürgern von Sichem all das. Ihr Sinn neigte sich zu Abimelech aus der Erwägung heraus: Er ist ja unser Stammesbruder! Daraufhin schenkten sie ihm siebzig Silberstücke aus dem Tempelschatz des Bundesbaal; damit mietete sich Abimelech halt- und zuchtlose Männer, und diese folgten ihm. Er drang in sein Vaterhaus in Ophra ein und ermordete seine Brüder, die Söhne Jerubbaals, siebzig Mann, auf einem Stein. Nur Jotam, der jüngste Sohn Jerubbaals, blieb übrig, denn er hatte sich versteckt. Dann traten alle Bürger von Sichem und alle Insassen der Burg zusammen und riefen Abimelech bei der Eiche, die bei Sichem steht, zum König aus. Man hinterbrachte dies dem Jotam. Dieser ging hin, stellte sich auf einen Vorsprung des Berges Garizim und rief mit hocherhobener Stimme: "Hört auf mich, ihr Einwohner Sichems, damit Gott auf euch höre! Einst gingen die Bäume hin, sich einen König zu salben. Zum Ölbaum sprachen sie: "Werde König über uns!" Der Ölbaum antwortete ihnen darauf: "Soll ich mein Fett aufgeben, mit dem man Götter und Menschen ehrt, und hingehen, über die Bäume zu herrschen?" Da sprachen die Bäume zum Feigenbaum: "Auf, sei du unser König!" Der Feigenbaum entgegnete ihnen: "Soll ich meine Süßigkeit und meine köstlichen Früchte lassen und hingehen, um über die Bäume zu herrschen?" Da sprachen die Bäume zum Weinstock: "Auf, sei du unser König!" Der Weinstock sagte zu ihnen: "Soll meinen Most ich lassen, der Götter und Menschen erfreut, und hingehen, zu herrschen über die Bäume?" Da sprachen die Bäume zum Stechdorn: "Auf, sei du unser König!" Darauf erwiderte der Stechdorn den Bäumen: "Fürwahr, wenn ihr mich salben wollt, damit ich König über euch sei, so kommt, sucht Zuflucht in meinem Schatten! Falls nicht, so bricht Feuer aus dem Stechdorn hervor und verzehrt die Zedern des Libanon!" Und nun, habt ihr wirklich treu und redlich gehandelt, als ihr Abimelech zum König machtet, und habt ihr richtig gehandelt an Jerubbaal und seinem Hause und die Wohltaten seiner Hand ihm vergolten? Mein Vater hat ja für euch gestritten und sein Leben eingesetzt und euch aus der Hand Midians befreit; ihr dagegen seid heute aufsässig geworden gegen meines Vaters Familie, habt seine Söhne, siebzig Mann, auf einem Stein ermordet und Abimelech, den Sohn seiner Sklavin, zum König über die Einwohner von Sichem gemacht, weil er euer Stammesbruder ist! Habt ihr also heute wirklich treu und redlich an Jerubbaal und seinem Hause gehandelt, dann freut euch an Abimelech, und auch er mag seine Freude an euch erleben! Falls aber nicht, dann breche Feuer aus Abimelech hervor und verzehre die Leute von Sichem und die Insassen der Burg, wie auch Feuer von den Bewohnern Sichems und den Insassen der Burg ausgehen und den Abimelech verzehren möge!" Jotam entwich daraufhin und kam auf seiner Flucht nach Beerseba. Er ließ sich dort nieder aus Furcht vor seinem Bruder Abimelech. Abimelech führte die Herrschaft über Israel drei Jahre lang. Gott aber sandte einen bösen Geist zwischen Abimelech und die Einwohner von Sichem. Diese fielen von Abimelech ab. So sollte die Freveltat an den siebzig Söhnen Jerubbaals sich rächen und ihr Blut über ihren Bruder Abimelech kommen, der sie ermordete, sowie über die Einwohner von Sichem, die ihm bei der Ermordung seiner Brüder hilfreich zur Hand waren. Die Bürger von Sichem stifteten also Leute an, die sich auf den Berggipfeln in den Hinterhalt gegen ihn legten und jeden, der des Wegs an ihnen vorbeikam, ausplünderten. Dies ward dem Abimelech berichtet. Gaal, der Sohn Obeds, kam mit seinen Brüdern an. Sie zogen in Sichem ein, und die Leute von Sichem gewannen Vertrauen zu ihm. Sie gingen aufs Feld, hielten die Weinlese, kelterten und veranstalteten ein Freudenfest; dabei gingen sie in den Tempel ihres Gottes, aßen und tranken und verfluchten Abimelech. Da sprach Gaal, der Sohn Obeds: "Wer ist Abimelech, und wer ist Sichem, daß wir ihm dienen sollen? Haben nicht der Sohn Jerubbaals und Sebul, sein Beauftragter, den Männern Chamors, des Ahnherrn der Sichemiten, gedient? Warum sollten wir ihm dienen? Möchte doch dies Volk in meiner Gewalt sein, ich wollte schon Abimelech aus dem Wege räumen und zu ihm sprechen: Groß genug ist ja dein Heer, rücke doch damit aus!" Als aber der Stadtoberst Sebul von den Reden Gaals, des Sohnes Obeds, hörte, geriet er in Zorn. Er sandte heimlich Boten zu Abimelech nach Aruma und meldete: "Gaal, der Sohn des Obed, ist mit seinen Brüdern nach Sichem gekommen, und sie hetzen nun die Stadt wider dich auf. Mache dich also sofort in der Nacht auf samt dem Kriegsvolk, das du bei dir hast, und lege dich auf freiem Feld in den Hinterhalt! In der Morgenfrühe aber bei Sonnenaufgang ziehe los gegen die Stadt! Er rückt dann bestimmt mit den Leuten, die er hat, gegen dich aus; du aber verfahre mit ihm, wie sich die Möglichkeit ergibt!" Da machte sich Abimelech mit dem gesamten Kriegsvolk, das er bei sich hatte, nachts auf den Weg. Sie legten sich in vier Gruppen in einen Hinterhalt. Gaal, der Sohn Obeds, kam heraus und stand am Eingang des Stadttores. Da erhoben sich Abimelech und seine Leute aus dem Hinterhalt. Als Gaal die Leute erblickte, sprach er zu Sebul: "Siehe, Leute strömen von den Berggipfeln herab!" Doch Sebul erwiderte ihm: "Den Schatten der Berge hältst du offenbar für Männer." Gaal aber setzte sein Reden fort und sprach: "Siehe doch, Krieger steigen vom Nabel des Landes herunter, und eine Gruppe kommt gar von der Wahrsager-Eiche her." Sebul sagte nun zu ihm: "Wo ist denn jetzt dein großes Maul, womit du immer sprachst: "Wer ist Abimelech, daß wir ihm untertan sein sollen?" Ist das nicht das Kriegsvolk, das du so sehr verachtet hast? Jetzt rücke aus und streite mit ihnen." Gaal rückte an der Spitze der Bürger von Sichem aus und stritt mit Abimelech. Abimelech jagte ihn aber so, daß er vor ihm fliehen mußte, und viele Erschlagene lagen bis zum Toreingang hin. Dann kehrte Abimelech nach Aruma zurück. Sebul aber vertrieb Gaal und seine Brüder. Ihres Bleibens war nicht mehr in Sichem. Am nächsten Morgen begaben sich die Leute aufs Feld hinaus. Das hinterbrachte man Abimelech. Da nahm er sein Kriegsvolk, teilte es in drei Gruppen und legte sich auf dem Felde in den Hinterhalt. Er nahm wahr, daß die Leute aus der Stadt herauskamen, brach gegen sie auf und schlug sie. Abimelech und die Gruppe, die sich bei ihm befand, brachen durch und bezogen Stellung am Eingang des Stadttores. Die beiden anderen Gruppen überfielen alle, die auf dem Felde waren, und schlugen sie. Abimelech kämpfte gegen die Stadt diesen ganzen Tag. Er eroberte sie und tötete das Volk, das darin war. Die Stadt riß er nieder und streute Salz darauf. Sämtliche Bewohner der Burg von Sichem erfuhren davon und begaben sich in die unteren Gewölbe des Tempels des Bundesgottes. Man hinterbrachte Abimelech, daß alle Bewohner der Burg von Sichem dort beisammen seien. Abimelech stieg mit seinem ganzen Kriegsvolk, das bei ihm war, auf den Berg Zalmon. Hier ergriff Abimelech seine Axt und hieb Buschwerk ab. Das nahm er auf und legte es auf seine Schulter. Zu seinen Leuten aber sprach er: "Was ihr mich tun seht, das macht mir eiligst nach!" Da hieben alle Leute Buschwerk ab, zogen hinter Abimelech her und schichteten es auf die unteren Gewölbe. Dann setzten sie die Gewölbe über ihnen in Brand. Alle Leute der Burg von Sichem mußten sterben, etwa tausend Männer und Frauen. Abimelech zog gegen Tebez, belagerte und eroberte es. Ein fester Turm befand sich inmitten der Stadt; dorthin flüchteten alle Männer und Frauen und alle Bürger der Stadt. Sie versperrten hinter sich den Eingang und stiegen auf das Dach des Turmes. Abimelech aber rückte an den Turm heran und bestürmte ihn. Dann näherte er sich dem Eingangstor des Turmes, um Feuer daran zu legen. Da schleuderte eine Frau den oberen Teil einer steinernen Handmühle dem Abimelech aufs Haupt und zerschmetterte ihm den Schädel. Er rief eilends den Burschen, der ihm die Waffen trug, und befahl ihm: "Zücke dein Schwert und gib mir den Todesstoß; man soll von mir nicht sagen: Ein Weib hat ihn getötet." Da durchbohrte ihn sein Bursche, und er starb. Die Israeliten sahen aber, daß Abimelech tot war, und es begab sich ein jeder an seinen Ort. So vergalt Gott die Untaten des Abimelech, die er seinem Vater angetan hatte, indem er seine siebzig Brüder tötete. Auch alle Bosheit der Sichemiten ließ Gott auf ihr Haupt zurückfallen. So erfüllte sich an ihnen der Fluch Jotams, des Sohnes Jerubbaals. Nach Abimelech trat Tola, der Sohn Puas, der Enkel Dodos aus Issachar, auf, um Israel zu retten. Er wohnte in Schamir auf dem Gebirge Ephraim. Er richtete Israel dreiundzwanzig Jahre lang. Dann starb er und wurde in Schamir begraben. Als sein Nachfolger trat Jaïr aus Gilead auf. Er richtete Israel zweiundzwanzig Jahre. Er hatte dreißig Söhne, die auf dreißig Eselsfüllen ritten. Sie besaßen dreißig feste Siedlungen. Diese heißen "Zeltdörfer Jaïrs" bis auf den heutigen Tag und liegen im Lande Gilead. Dann starb Jaïr und wurde in Kamon begraben. Die Israeliten taten aufs neue, was dem Herrn mißfiel. Sie dienten den Baalen und den Astarten, den Göttern Arams, Sidons, Moabs, Ammons und den Göttern der Philister. Den Herrn verließen sie und verehrten ihn nicht. Da entbrannte der Zorn des Herrn wider Israel. Er gab sie in die Gewalt der Philister und Ammoniter. Diese bedrückten und quälten die Israeliten achtzehn Jahre lang, und zwar alle Israeliten jenseits des Jordans im Amoriterlande in Gilead. Die Ammoniter setzten auch über den Jordan, um wider Juda, Benjamin und das Haus Ephraim zu kämpfen. Israel kam in große Not. Da schrieen die Israeliten zum Herrn: "Gesündigt haben wir wider dich, da wir den Herrn, unsern Gott, verließen und den Baalen dienten." Der Herr erwiderte den Israeliten: "Fürwahr, die Ägypter, die Amoriter, Ammoniter, Philister, Sidonier, Amalekiter und Midianiter bedrängten euch; sooft ihr aber zu mir rieft, rettete ich euch aus ihrer Gewalt. Ihr aber habt mich verlassen und andere Götter verehrt. Darum will ich euch nicht mehr retten. Geht und schreit zu den Göttern, die ihr euch erwählt habt! Diese mögen euch retten zur Zeit eurer Bedrängnis!" Die Israeliten erwiderten darauf dem Herrn: "Wir haben gesündigt! Handle an uns ganz so, wie es dir gut scheint, nur rette uns heute!" Sie entfernten also die fremdländischen Götzen aus ihrer Mitte und dienten wieder dem Herrn. Da ward er gerührt vom Jammer Israels. Die Söhne Ammons wurden aufgeboten und lagerten in Gilead; die Israeliten aber scharten sich zusammen und schlugen ihr Lager in Mizpa auf. Da sagten die Leute, die Fürsten von Gilead, zueinander: "Wer ist der Mann, der den Kampf gegen die Ammoniter eröffnet? Er werde das Oberhaupt aller Bewohner Gileads!" Der Gileadit Jephte war ein tapferer Held, aber der Sohn einer Buhlerin. Gilead war Jephtes Vater. Auch seine Ehefrau gebar dem Gilead Söhne. Die Söhne der Frau wuchsen heran und vertrieben den Jephte. Sie sprachen zu ihm: "Du darfst in unserer Familie nicht miterben; denn du bist der Sohn eines anderen Weibes." So floh denn Jephte vor seinen Brüdern und siedelte sich im Lande Tob an. Es scharten sich nun um Jephte haltlose Leute und zogen mit ihm auf Abenteuer aus. Einige Zeit verging, da begannen die Ammoniter mit Israel Krieg zu führen. Als aber die Ammoniter den Kampf mit Israel eröffneten, machten sich die Ältesten Gileads auf den Weg, um Jephte aus dem Lande Tob zu holen. Sie sprachen zu Jephte: "Komm, werde unser Anführer, dann wollen wir gegen die Ammoniter kämpfen!" Jephte entgegnete den Ältesten Gileads: "Habt ihr mich denn nicht gehaßt und mich aus meiner Familie vertrieben? Warum kommt ihr jetzt zu mir, da ihr in Not seid?" Darauf erwiderten die Ältesten Gileads dem Jephte: "Eben darum haben wir uns jetzt wieder an dich gewandt; komm mit uns, kämpfe gegen die Ammoniter und werde Oberhaupt von uns, nämlich von allen Bewohnern Gileads!" Jephte antwortete den Ältesten Gileads: "Ihr wollt mich also zurückholen, damit ich den Kampf gegen die Ammoniter eröffne. Wenn der Herr sie nun mir preisgibt, werde ich dann wirklich euer Oberhaupt?" Da beteuerten die Ältesten Gileads dem Jephte: "Der Herr ist Ohrenzeuge zwischen uns; wir schwören, daß wir nach deinem Verlangen tun!" Jephte ging mit den Ältesten Gileads. Das Volk bestellte ihn als Haupt und Führer über sich. Jephte trug all seine Anliegen dem Herrn in Mizpa vor. Jephte sandte Boten an den König der Ammoniter und ließ fragen: "Was ist zwischen mir und dir, daß du mir nahekommst, um in meinem Lande Krieg zu führen?" Der König der Ammoniter erwiderte den Boten Jephtes: "Israel hat mein Land weggestohlen, als es aus Ägypten herkam, vom Arnon bis zum Jabbok und bis zum Jordan. Gib es mir also jetzt friedlich heraus!" Dann schickte Jephte wiederum Gesandte an den König der Ammoniter. Er ließ ihm sagen: "So spricht Jephte: Israel hat das Land der Moabiter und Ammoniter nicht weggestohlen. Nein, als Israel aus Ägypten fortzog, kam es durch die Wüste an das Schilfmeer und von da nach Kades. Israel schickte Gesandte an den König von Edom mit der Bitte: "Ich möchte durch dein Land hindurchziehen!" Der König von Edom hörte nicht darauf. Auch an den König von Moab wandte man sich, doch der wollte auch nicht. So blieb Israel in Kades. Es wanderte dann durch die Wüste, umzog das Land Edom und das Land Moab und gelangte in das Gebiet östlich vom Lande Moab. Sie lagerten jenseits des Arnon, in das Gebiet von Moab kamen sie nicht. Denn der Arnon bildet die Grenze von Moab. Nun schickte Israel Gesandte an den Amoriterkönig Sichon, den König von Hesbon. Israel bat ihn: "Laß mich doch durch dein Land zu meinem Reiseziel!" Doch Sichon verweigerte Israel den Durchzug durch sein Land. Er zog all seine Truppen zusammen; sie lagerten bei Jahza, und er begann den Kampf gegen Israel. Aber der Herr, der Gott Israels, gab den Sichon und all sein Kriegsvolk in die Gewalt Israels, und es schlug sie. Dann besetzte Israel das ganze Land der Amoriter, der Einwohner jenes Landes. Sie nahmen das ganze Gebiet der Amoriter in Besitz vom Arnon bis zum Jabbok und von der Wüste bis zum Jordan. Jetzt, nachdem also der Herr, der Gott Israels, die Amoriter vor seinem Volke Israel vertrieben hat, willst du ihren Besitz antreten. Ist es nicht so: Wen dein Gott Kamosch vertreibt, dessen Besitz trittst du an, wen aber der Herr, unser Gott, vor unserem Angesicht vertreibt, dessen Besitz nehmen wir. Und nun, bist du etwa besser als Balak, der Sohn Zippors, der König von Moab? Hat er den Israeliten gegenüber sein Recht verfochten, oder hat er mit ihnen Krieg geführt? Als Israel in Hesbon und seinen Tochterstädten, in Aroer und seinen Tochterstädten und sonst in allen Städten am Arnonufer dreihundert Jahre lang wohnte, warum habt ihr sie damals nicht an euch gerissen? Ich habe dir kein Unrecht getan, du aber handelst übel an mir, weil du Krieg gegen mich führst! Der Herr als Richter entscheide heute zwischen den Israeliten und den Ammonitern!" Doch der Ammoniterkönig wollte die Botschaft, die Jephte an ihn sandte, nicht hören. Da kam der Geist des Herrn über Jephte. Dieser zog durch Gilead und Manasse und dann nach Mizpa in Gilead, und von Mizpa in Gilead rückte er vor gegen die Ammoniter. Nun tat Jephte dem Herrn gegenüber ein Gelübde und sprach: "Wenn du die Ammoniter in meine Hand auslieferst, so gehöre, wer immer aus der Türe meines Hauses heraus mir (zuerst) entgegenkommt, wenn ich wohlbehalten von den Ammonitern heimkehre, dem Herrn! Ich bringe ihn als Brandopfer dar." Jephte zog also gegen die Ammoniter, um mit ihnen zu kämpfen. Der Herr überlieferte sie seiner Hand. Er warf sie von Aroer bis nach Minnit - es waren zwanzig Städte - und bis nach Abel-Keramim in heftigem Schlage nieder. Die Ammoniter mußten sich vor den Israeliten demütigen. Jephte kehrte zu seinem Haus in Mizpa zurück; siehe, da kam ihm seine Tochter mit Paukenschlägen und Reigentänzen entgegen. Sie war sein einziges Kind, außer ihr hatte er weder Sohn noch Tochter. Kaum hatte er sie erblickt, da zerriß er seine Kleider und sprach: "Wehe, meine Tochter! Du beugst mich völlig nieder! Daß du es bist, die mich ins Unglück bringt! Habe ich doch meinen Mund vor dem Herrn aufgetan und kann nicht mehr zurück!" Sie entgegnete ihm: "Mein Vater, hast du deinen Mund dem Herrn gegenüber geöffnet, so handle mit mir, wie es aus deinem Munde kam, nachdem der Herr dir Rache an deinen Feinden, den Ammonitern, gewährt hat!" Dann sprach sie zu ihrem Vater: "Dies eine gewähre man mir noch: Laß noch zwei Monate von mir ab; ich will hingehen und über die Berge streifen. Beweinen will ich meine Jungfrauschaft mit meinen Gefährtinnen!" Er antwortete: "Gehe hin!" Für zwei Monate ließ er sie fort. Sie zog also mit ihren Gefährtinnen hin und beweinte auf den Bergen ihre Jungfrauschaft. Zwei Monate später kehrte sie zu ihrem Vater heim; er vollzog an ihr das Gelübde, das er getan. Sie hatte noch keinen Mann berührt. Von daher stammt der Brauch in Israel: Alljährlich ziehen Israels Töchter hin, die Tochter Jephtes aus Gilead zu besingen, in jedem Jahr vier Tage lang. Die Ephraimiten wurden aufgeboten. Sie zogen nach Zaphon und sprachen zu Jephte: "Warum bist du gegen die Ammoniter zu Felde gezogen und hast uns nicht gerufen, daß wir mitgehen sollen? Wir werden dir über deinem Kopf dein Haus anstecken." Jephte erwiderte ihnen: "Streit hatten ich und mein Volk wider die Ammoniter; diese bedrängten mich heftig. Da rief ich euch herbei, aber ihr halft mir nicht aus ihrer Gewalt. Ich sah, daß niemand mir zu Hilfe kam, und darum wagte ich mein Leben und zog gegen die Ammoniter, und der Herr lieferte sie meiner Gewalt aus. Warum rückt ihr denn heute gegen mich aus, um mit mir Krieg anzufangen?" Jephte bot alle Gileaditer auf, griff die Ephraimiten an, und die Männer von Gilead schlugen die Ephraimiten; denn diese hatten gesagt: "Flüchtlinge aus Ephraim seid ihr; Gilead liegt ja in der Mitte von Ephraim und in der Mitte von Manasse." Gilead besetzte nun die Jordanfurten nach Ephraim zu. Wenn nun Flüchtlinge aus Ephraim sagten: "Wir möchten übersetzen", dann fragten die Männer von Gilead dagegen: "Bist du ein Ephraimit?" Antwortete er dann: "Nein", dann geboten sie ihm: "Sprich doch einmal "Schibbolet"!" Sagte er aber: "Sibbolet" - er konnte es ja nicht richtig aussprechen -, dann ergriffen sie ihn und machten ihn nieder an den Jordanfurten. So fielen damals von Ephraim 42 000 Mann. Jephte richtete Israel sechs Jahre. Dann starb Jephte aus Gilead und ward in seiner Heimatstadt in Gilead begraben. Nach ihm richtete Ibzan aus Bethlehem Israel. Er hatte dreißig Söhne; dreißig Töchter vergab er nach auswärts zur Ehe, und dreißig Töchter führte er seinen Söhnen von auswärts zu. Er war sieben Jahre Richter über Israel. Ibzan starb und ward in Bethlehem begraben. Nach ihm war Elon aus Sebulun Richter über Israel. Er richtete Israel zehn Jahre. Elon aus Sebulun starb und ward zu Ajjalon im Lande Sebulun begraben. Nach ihm war Abdon, der Sohn Hillels aus Piraton, Richter über Israel. Er hatte vierzig Söhne und dreißig Enkel, die auf siebzig Eselsfüllen ritten. Er war acht Jahre Richter über Israel. Der Piratonit Abdon, der Sohn Hillels, starb und wurde in Piraton im Lande Ephraim auf dem Amalekiterberg begraben. Wiederum taten die Israeliten, was dem Herrn mißfiel. Der Herr überlieferte sie vierzig Jahre lang der Gewalt der Philister. Damals lebte ein Mann aus Zora vom Geschlecht der Daniten, mit Namen Manoach. Seine Frau war unfruchtbar und hatte noch kein Kind geboren. Da erschien ihr der Engel des Herrn und sprach: "Siehe doch, du warst unfruchtbar und hast nicht geboren. Aber du wirst schwanger und gebierst einen Sohn. Nimm dich also in acht! Trinke keinen Wein und keinen Rauschtrank und iß keine unreine Speise! Denn siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Auf sein Haupt darf kein Schermesser gelangen; denn gottgeweiht soll der Knabe sein vom Mutterleib an. Er wird den Anfang machen, Israel zu befreien aus der Philister Gewalt." Die Frau ging hin und erzählte ihrem Mann: "Ein Mann Gottes kam zu mir; er war wie ein Engel Gottes anzuschauen, Schauder erregend; aber ich fragte ihn nicht, woher er stamme, und seinen Namen nannte er mir auch nicht. Er sagte zu mir: "Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären! Trinke von nun an weder Wein noch Rauschtrank und iß nicht irgend etwas Unreines! Denn ein Gottgeweihter sei der Knabe vom Mutterschoß bis zum Tage seines Todes."" Manoach betete zum Herrn und sprach: "Ach, Herr, der Gottesmann, den du sandtest, komme noch einmal zu uns und belehre uns, was wir mit dem Knaben, der geboren werden soll, tun müssen!" Gott erhörte die Bitte Manoachs; der Engel Gottes kam noch einmal zur Frau, die sich gerade auf dem Felde befand; ihr Mann Manoach war nicht bei ihr. Da lief die Frau eilends hin und erzählte es ihrem Mann; sie sprach zu ihm: "Jener Mann, der schon einmal zu mir kam, erschien mir wieder." So machte sich Manoach auf und folgte seiner Frau. Er kam und fragte den Fremden: "Bist du der Mann, der mit meiner Frau sprach?" Er antwortete: "Ja." Darauf sagte Manoach: "Wenn dein Wort eintrifft, wie soll dann des Knaben Lebensweise sein? Was ist mit ihm zu tun?" Der Engel des Herrn erwiderte Manoach: "Die Frau muß sich vor allem, was ich ihr angegeben habe, hüten. Was vom Weinstock kommt, darf sie nicht essen, Wein und Rauschtrank nicht trinken, Unreines in keiner Form genießen. Sie beachte alles, was ich ihr geboten habe!" Manoach sagte zum Engel des Herrn: "Wir möchten dich gern aufhalten und dir ein Ziegenböcklein zubereiten." Doch der Engel des Herrn erwiderte Manoach: "Hältst du mich zurück, so werde ich von deiner Mahlzeit doch nichts essen. Willst du aber ein Opfer bereiten, so bringe es dem Herrn dar!" Manoach wußte nicht, daß es der Engel des Herrn war. Deshalb sprach Manoach zum Engel des Herrn: "Wie ist dein Name? Wir möchten dich ehren, wenn dein Wort eintrifft." Der Engel des Herrn erwiderte ihm: "Warum fragst du mich denn nach meinem Namen? Unerforschlich ist er." Nun nahm Manoach das Ziegenböcklein und das Speiseopfer und brachte es auf dem Felsen dem Herrn, der Wunder tut, als Speiseopfer dar. Manoach und seine Frau sahen dabei zu. Als die Flamme vom Altar zum Himmel loderte, fuhr der Engel des Herrn in der Altarflamme empor. Manoach und seine Frau nahmen es wahr und fielen auf ihr Angesicht nieder. Später erschien der Engel des Herrn dem Manoach und seiner Frau nicht mehr. Da erkannte Manoach erst, daß es der Engel des Herrn gewesen war. Darum sagte Manoach zu seiner Frau: "Ganz gewiß werden wir sterben, denn wir haben Gott gesehen!" Seine Frau aber erwiderte ihm: "Wenn es dem Herrn gefiele, uns zu töten, so hätte er aus unserer Hand das Brand- und Speiseopfer nicht angenommen, uns all das nicht sehen und derartige Dinge auch nicht hören lassen." Die Frau gebar einen Sohn. Sie nannte ihn Simson. Der Knabe wuchs heran, und der Herr segnete ihn. Der Geist des Herrn begann in ihm zu wirken im Lager Dans zwischen Zora und Eschtaol. Simson begab sich hinab nach Timna. Dort sah er eine von den Töchtern der Philister. Er ging wieder hinauf und erzählte seinem Vater und seiner Mutter: "Ich habe in Timna eine von den Töchtern der Philister gesehen. Werbt sie für mich als Frau!" Sein Vater und seine Mutter erwiderten ihm: "Gibt es denn unter den Töchtern deiner Stammesbrüder und in meinem ganzen Volk keine Frau, daß du hingehst, um dir ein Weib von den unbeschnittenen Philistern zu holen?" Simson erwiderte seinem Vater: "Um diese wirb für mich, denn sie gefällt mir!" Seine Eltern aber wußten nicht, daß es eine Fügung des Herrn war. Er suchte nämlich nach einer Gelegenheit zum Streit mit den Philistern. Denn damals herrschten die Philister über Israel. Simson ging nun mit seinem Vater und seiner Mutter hinab nach Timna. Als sie an die Weingärten von Timna kamen, sprang ihnen ein junger Löwe brüllend entgegen. Da überkam Simson der Geist des Herrn; er zerriß den Löwen, wie man ein Böcklein zerreißt; dabei hatte er keinen einzigen Gegenstand in seiner Hand. Seinen Eltern aber berichtete er nichts von dem, was er vollbracht hatte. Er begab sich dann hinab, sprach mit der Frau, und sie gefiel Simson. Nach einiger Zeit kehrte er wieder zurück, um sie zu heiraten; dabei machte er einen kleinen Umweg, um nach dem toten Löwen zu schauen, und siehe, im Aas des Löwen befanden sich ein Bienenschwarm und Honig. Er nahm ihn in seine Hand und aß davon, während er weiterging. Darauf begab er sich zu seinen Eltern, gab ihnen davon, und sie aßen gleichfalls. Er berichtete ihnen aber nicht, daß er den Honig dem Aas des Löwen entnommen hatte. Sein Vater begab sich nun zu der Frau. Simson aber veranstaltete dort ein festliches Gelage, wie es die jungen Männer zu machen pflegen. Als man ihn zu Gesicht bekam, bestellte man dreißig Brautgefährten, die ihm Gesellschaft leisteten. Simson sprach zu ihnen: "Ein Rätsel will ich euch aufgeben: Wenn ihr mir innerhalb von sieben Tagen, solange die Hochzeitsfeierlichkeiten dauern, die Lösung sagt, gebe ich euch dreißig Leinenkleider und dreißig Festgewänder. Könnt ihr mir aber die Lösung nicht angeben, so müßt ihr mir dreißig Leinenkleider und dreißig Festgewänder geben." Sie antworteten ihm: "Gib uns dein Rätsel auf, wir möchten es hören!" So sprach er zu ihnen: "Vom Fresser strömt Futter, vom Starken quillt Süßigkeit hervor." Sie konnten aber die Lösung des Rätsels drei Tage lang nicht angeben. Am vierten Tag sprachen sie zu Simsons Frau: "Überrede doch deinen Mann, daß er uns des Rätsels Lösung sage, sonst verbrennen wir dich samt deinem Vaterhaus! Habt ihr uns deshalb hierher eingeladen, um uns arm zu machen?" Da weinte die Frau des Simson an seinem Halse und sprach: "Du magst mich nicht und liebst mich nicht! Du hast den Söhnen meines Volkes das Rätsel aufgegeben und mir davon nichts verraten!" Er entgegnete ihr: "Sogar meinen Eltern habe ich nichts davon mitgeteilt, und dir sollte ich es nun sagen?" So weinte sie an seinem Halse den Rest der sieben Tage hindurch, solange das festliche Gelage dauerte. Am siebten Tage endlich teilte er es ihr mit, weil sie ihn so hart belästigte. Sie aber verriet das Rätsel ihren Landsleuten. Da sagten die Männer der Stadt am siebten Tage zu ihm, bevor er in die Kammer ging: "Was ist süßer als Honig, was stärker als der Löwe?" Er aber antwortete ihnen: "Hättet ihr nicht mit meinem Kalb gepflügt, meine Rätsel hättet ihr nicht gelöst." Da kam der Geist des Herrn über ihn. Er schritt hinab nach Askalon und erschlug von den dortigen Einwohnern dreißig Mann. Er nahm ihre Gewänder ab und gab die Festkleider denen, die das Rätsel gelöst hatten. Er war von Zorn entbrannt und begab sich hinauf in seines Vaters Haus. Die Frau des Simson bekam einer von den Brautgefährten, die bei ihm gewesen waren. Nach einiger Zeit, in den Tagen der Weizenernte, kam Simson mit einem Ziegenböcklein, um seine Frau zu besuchen. Er sprach: "Ich will zu meiner Frau in die Kammer gehen!" Doch ihr Vater verbot ihm den Eintritt. Der Vater sprach: "Ich war der Meinung, du seist ihr völlig abgeneigt geworden. Deshalb gab ich sie einem deiner Brautgefährten. Aber ist nicht ihre jüngste Schwester schöner als sie? Diese kannst du an ihrer Stelle haben." Simson erklärte ihm darauf: "Diesmal bin ich schuldlos gegenüber den Philistern, wenn ich ihnen auch Böses zufüge." Und Simson ging hin und fing dreihundert Schakale. Dann nahm er Fackeln, kehrte einen Schwanz zum andern und befestigte jeweils eine Fackel zwischen zwei Schwänzen in der Mitte. Nun zündete er die Fackeln an und ließ jene auf das noch stehende Korn der Philister los. Er verbrannte Garben und Halme, Weinberge und Ölbäume. Die Philister fragten: "Wer hat dies getan?" Man erwiderte: "Simson, der Schwiegersohn des Timniters! Weil er ihm seine Frau genommen und seinem Gefährten gegeben hat." Da zogen die Philister heran und verbrannten die Frau samt ihrem Vaterhaus. Simson sprach zu ihnen: "Tut ihr schon solches, so werde ich an euch Rache nehmen und dann erst nachgeben!" Er schlug wahllos auf sie ein mit gewaltigen Hieben, ging dann hinab und nahm in der Felskluft von Etam Wohnung. Philister zogen hinauf, bezogen in Juda Lager und streiften umher bis Lechi. Die Bewohner von Juda fragten sie: "Warum zogt ihr gegen uns herauf?" Sie erwiderten: "Um Simson zu fesseln, sind wir heraufgezogen. Wir wollen an ihm tun, wie er an uns getan hat." Da zogen dreitausend Mann von Juda hinab zur Felskluft von Etam. Sie sprachen zu Simson: "Weißt du denn nicht, daß die Philister unsere Herren sind? Was hast du uns da angetan?" Er entgegnete ihnen: "Wie sie an mir taten, so tat ich an ihnen." Sie aber sprachen zu ihm: "Um dich zu fesseln, sind wir gekommen und dich den Philistern auszuliefern." Darauf erwiderte ihnen Simson: "Schwört mir nur, daß ihr selbst mich nicht umbringen werdet." Sie beteuerten ihm: "Nein, nur festbinden und ihrer Gewalt ausliefern wollen wir dich. Töten werden wir dich gewiß nicht." Sie banden ihn also mit zwei neuen Stricken und brachten ihn aus der Felskluft herauf. Er kam bis nach Lechi. Die Philister erhoben ihm gegenüber ein Freudengeschrei. Da kam der Geist des Herrn über ihn; die Stricke an seinen Armen wurden wie Flachsfäden, die vom Feuer versengt sind, und seine Fesseln schmolzen von seinen Händen. Er fand einen frischen Eselskinnbacken, streckte seine Hand aus, ergriff ihn und erschlug damit eintausend Mann. Da sprach Simson: "Mit einem Eselskinnbacken schlug ich sie blutig, mit einem Eselskinnbacken erschlug ich eintausend Mann." Als er ausgeredet hatte, warf er den Kinnbacken fort; daher nannte man den Ort Ramat-Lechi ("Kinnbackenhöhe"). Es dürstete ihn gar sehr. Daher rief er zum Herrn und sprach: "Du hast in deines Knechtes Hand diesen großen Sieg gelegt; jetzt aber sterbe ich vor Durst und falle in die Hände der Unbeschnittenen." Da spaltete Gott die Erdmulde in Lechi, so daß Wasser herausfloß. Er trank, und sein Lebensgeist erholte sich, und er lebte wieder auf. Darum nannte man die Quelle "Ruferquelle". Sie ist noch heute in Lechi zu sehen. Simson übte die richterliche Tätigkeit in Israel zur Philisterzeit zwanzig Jahre lang aus. Einmal begab sich Simson nach Gaza hinab. Er sah daselbst eine Dirne und ging zu ihr. Die Leute von Gaza erfuhren: Simson ist hierhergekommen! Sie streiften umher und lauerten auf ihn die ganze Nacht im Stadttore. Sie verhielten sich die ganze Nacht über still, indem sie sprachen: "Nur noch bis zum Tagesanbruch, dann wollen wir ihn töten." Simson aber schlief bis Mitternacht. Dann stand er um Mitternacht auf, ergriff die Flügel des Stadttores samt den beiden Pfosten und hob sie zusammen mit dem Riegel aus. Er nahm sie auf seine Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges, der vor Hebron liegt. Danach verliebte er sich in eine Frau im Tale Sorek. Sie hieß Dalila. Die Fürsten der Philister kamen zu ihr herauf und redeten ihr zu: "Betöre ihn doch und bringe in Erfahrung, worin seine große Kraft besteht, damit wir ihn bezwingen und fesseln können, um ihn zu überwältigen! Wir geben dir dafür ein jeder eintausendeinhundert Silberstücke." Da sprach Dalila zu Simson: "Sage mir doch, worin deine große Kraft besteht und womit man dich fesseln und überwältigen könnte!" Simson erwiderte ihr darauf: "Wenn man mich mit sieben frischen, noch nassen Sehnen bindet, so werde ich schwach und bin wie jeder andere Mensch." Da brachten ihr die Philisterfürsten sieben frische, noch nasse Sehnen, und sie band ihn damit. Ein Beobachter war bei ihr in der Kammer. Nun sprach sie zu ihm: "Philister wider dich, Simson!" Er aber zerriß die Sehnen, wie eine Schnur aus Flachs zerreißt, wenn sie Feuer verspürt. Worin seine Kraft lag, wurde nicht offenbar. Da sprach Dalila zu Simson: "Siehe, du hast mich getäuscht und mir Lügen vorgeredet. Nun sage mir doch, womit man dich binden kann!" Er antwortete ihr: "Wenn sie mich mit neuen Stricken fesseln, womit bisher noch keine Arbeit verrichtet worden ist, dann werde ich schwach und wie jeder andere Mensch." Da nahm Dalila neue Stricke, fesselte ihn damit und sprach zu ihm: "Philister wider dich, Simson!", während ein Beobachter in der Kammer war. Er aber riß sie von seinen Armen wie einen Faden. Darauf sagte Dalila zu Simson: "Bis jetzt hast du mich getäuscht und mir Lügen erzählt. Sage mir nun, womit man dich binden kann!" Er sprach zu ihr: "Wenn du die sieben Locken meines Hauptes in ein Gewebe einwirkst und mit dem Pflock festmachst, dann bin ich schwach und wie jeder andere Mensch." Sie schläferte ihn also ein, verwob die sieben Locken seines Hauptes mit dem Gewebe und machte sie mit dem Pflock fest. Dann sprach sie zu ihm: "Philister wider dich, Simson!" Er erwachte vom Schlaf und riß den Webepflock samt dem Gewebe heraus. Sie sprach zu ihm: "Wie kannst du sagen: Ich liebe dich, während dein Herz nicht bei mir ist? Jetzt hast du mich schon dreimal getäuscht und mir nicht erzählt, worin deine große Kraft liegt." Als sie ihn nun mit ihren Reden die ganze Zeit bedrängte und ihm zusetzte, da wurde es ihm sterbensleid. Er schüttete vor ihr sein ganzes Herz aus und sprach zu ihr: "Kein Schermesser ist über mein Haupt gekommen, denn ich bin ein Gottgeweihter vom Mutterschoße an. Werde ich geschoren, so verläßt mich meine Kraft. Ich werde schwach und bin wie jeder andere Mensch." Dalila merkte, daß er ihr sein ganzes Herzensgeheimnis mitgeteilt hatte. Sie sandte also hin und ließ die Philisterfürsten rufen mit den Worten: "Diesmal kommt selbst herauf; denn er hat mir sein ganzes Herzensgeheimnis verraten." Da kamen die Philisterfürsten zu ihr und brachten die Silberstücke gleich mit. Nun ließ sie ihn auf ihren Knien einschlafen, rief einen Mann und ließ die sieben Locken seines Hauptes abscheren. Damit begann sie, ihn zu schwächen, und seine Kraft wich von ihm. Dann sprach sie: "Philister wider dich, Simson!" Er erwachte aus seinem Schlafe und dachte: "Ich werde wie immer davonkommen, ich brauche mich ja nur freizuschütteln." Er wußte nicht, daß der Herr von ihm gewichen war. Da ergriffen ihn die Philister, stachen ihm die Augen aus und brachten ihn nach Gaza. Sie fesselten ihn mit zwei ehernen Ketten, und er mußte im Gefängnis die Mühlsteine drehen. Sein Haupthaar aber begann wieder zu wachsen, nachdem er geschoren war. Die Fürsten der Philister kamen zusammen, um ihrem Gotte Dagon ein großes Opfer darzubringen und fröhlich zu sein. Dabei sprachen sie: "Unser Gott gab den Simson, unseren Feind, in unsere Gewalt!" Als die Leute ihn sahen, rühmten sie ihren Gott und sprachen: "Unser Gott gab in unsere Gewalt unseren Feind, der unser Land verwüstet, der viele von uns umgebracht hat!" Als sie nun in guter Stimmung waren, kamen sie auf den Gedanken: "Ruft doch den Simson herbei, er soll uns belustigen!" Da rief man den Simson aus dem Gefängnis herbei; er mußte ihnen als Spaßmacher dienen, und man stellte ihn zwischen die Säulen. Simson sprach zu dem Knaben, der ihn an seiner Hand hielt: "Laß mich doch, daß ich die Säulen betasten kann, auf denen das Haus ruht, um mich daran zu lehnen!" Der Palast war von Männern und Frauen angefüllt. Dort waren alle Fürsten der Philister beisammen. Auch auf dem Dach waren etwa dreitausend Menschen, Männer und Frauen, die sich den Spaß mit Simson anschauten. Da rief Simson den Herrn an und sprach: "O Gebieter und Herr, gedenke meiner und gib mir nur noch dieses eine Mal Kraft, o Gott! Ich möchte doch an den Philistern Rache nehmen wenigstens für das eine meiner beiden Augen!" Dann packte Simson die beiden Säulen, auf denen das Haus in der Mitte ruhte, und stemmte sich gegen sie, gegen die eine mit seiner Rechten, gegen die andere mit seiner Linken. Simson sprach: "Ich will sterben mit den Philistern!" Er streckte sich mit voller Kraft; da stürzte der Palast auf die Fürsten und alle Leute, die darin waren. Es waren der Toten, die er bei seinem Sterben umbrachte, mehr als derer, die er in seinem Leben getötet hatte. Nun kamen seine Brüder und all seine Familienangehörigen herab, holten ihn, brachten ihn hinauf und begruben ihn zwischen Zora und Eschtaol im Grabe seines Vaters Manoach. Er war über Israel zwanzig Jahre lang Richter gewesen. Es war ein Mann vom Gebirge Ephraim, dessen Name war Micha. Der sprach zu seiner Mutter: "Hier sind die eintausendeinhundert Silberstücke, die man dir genommen hat und um derentwillen du einen Fluch ausgestoßen und auch vor meinen eigenen Ohren gesprochen hast. Siehe, das Geld ist bei mir. Ich selber hatte es weggenommen." Da entgegnete seine Mutter: "Gesegnet sei mein Sohn von dem Herrn!" Er erstattete also seiner Mutter die eintausendeinhundert Silberstücke zurück. Diese sprach: "Ich habe doch das Geld dem Herrn geweiht; aus meiner Hand stammt es, für meinen Sohn ist es bestimmt, ein aus Metall gegossenes Gottesbild daraus zu machen. Nun gebe ich es dir wieder." Er aber gab das Geld seiner Mutter zurück. Sie nahm zweihundert Silberstücke und gab sie dem Goldschmied. Der verfertigte ein aus Metall gegossenes Gottesbild daraus und stellte es in das Haus des Micha. Der Mann Micha hatte somit ein Gotteshaus. Er ließ dazu Orakelschurz (Ephod) und Hausgötzen (Teraphim) machen und stattete einen seiner Söhne mit der Vollmacht aus, und dieser diente ihm nun als Priester. In jenen Tagen gab es keinen König in Israel; jeder tat das, was ihm beliebte. Ein junger Mann war aus Bethlehem in Juda, aus dem Geschlechte Juda; dieser war Levit und lebte daselbst als Fremdling. Dieser Mann begab sich aus der Stadt Bethlehem in Juda, um sich als Fremdling niederzulassen, wo er einen Platz fände. So kam er denn auf seinem Wege zum Gebirge Ephraim zum Hause des Micha. Micha redete ihn an: "Woher kommst du?" Er antwortete ihm: "Ein Levit bin ich von Bethlehem in Juda. Ich bin auf dem Wege, mich irgendwo als Fremdling niederzulassen." Micha lud ihn ein: "Bleibe doch bei mir und sei mir Vater und Priester! Ich gebe dir zehn Silberstücke im Jahr, Bekleidung und deinen Lebensunterhalt." Der Levit war bereit, bei dem Mann zu bleiben, und der Jüngling galt ihm wie einer von seinen Söhnen. Micha verlieh dem Leviten die Vollmacht, und der Jüngling wurde sein Priester und blieb im Haus des Micha. Micha dachte sich: "Nun weiß ich gewiß, daß der Herr mir Gutes erweisen wird, weil ich den Leviten als Priester habe." In jenen Tagen gab es in Israel keinen König. Damals suchte sich der Stamm Dan einen Landbesitz, um sich ansiedeln zu können; bis zu jenem Tag war ihm nämlich inmitten der Stämme Israels kein Erbbesitz zuteil geworden. Die Daniten sandten von ihrer Sippe fünf tüchtige Männer aus ihrer Mitte von Zora und Eschtaol aus, um das Land zu erforschen und genau zu erkunden. Sie sagten ihnen: "Geht hin und erforscht das Land!" Sie kamen zum Gebirge Ephraim, zum Haus des Micha, und übernachteten daselbst. Als sie beim Haus des Micha standen, erkannten sie den jungen Leviten an der Stimme. Sie kehrten dort ein und fragten ihn: "Wer hat dich hierher gebracht? Was tust du hier, und was ist hier mit dir?" Er antwortete ihnen: "So und so hat Micha an mir getan. Er hat mich in seinen Lohndienst genommen, und so wurde ich sein Priester." Sie sprachen zu ihm: "Befrage doch Gott! Wir wollen erfahren, ob unsere Reise, auf der wir uns gerade befinden, gut vonstatten gehen wird." Der Priester erwiderte ihnen: "Geht in Frieden! Die Reise, die ihr macht, steht im Schutze des Herrn." Die fünf Männer gingen weiter und gelangten nach Lajisch. Sie sahen, daß das dortige Volk in Sicherheit wohnte, wie etwa die Sidonier, in Ruhe und Frieden. Es mangelte an nichts im Lande; man war sehr reich. Sie waren aber weit entfernt von den Sidoniern und hatten zu Aram keine Beziehungen. Als sie zu ihren Stammesbrüdern nach Zora und Eschtaol zurückkamen, fragten ihre Brüder sie: "Was ist zu melden?" Sie antworteten: "Auf, ziehen wir gegen sie zu Felde! Denn wir sahen, daß das Land sehr schön ist! Was zögert ihr noch? Seid nicht faul! Auf, kommt und nehmt das Land in Besitz! Kommt ihr dorthin, so trefft ihr auf ein sorgloses Volk; das Land erstreckt sich weit und breit. Fürwahr, Gott gibt euch eine Gegend in die Hand, wo es an nichts im Lande mangelt!" So brachen also dort von der Danitensippe, von Zora und Eschtaol, sechshundert zum Kampf ausgerüstete Männer auf. Sie bezogen auf ihrem Wege Lager bei Kirjat-Jearim in Juda; deshalb nennt man noch heute jenen Ort "Lager Dans"; er liegt hinter Kirjat-Jearim. Von dort zogen sie weiter auf das Gebirge Ephraim und kamen zum Haus des Micha. Die fünf Männer, die gereist waren, das Land zu erkunden, sprachen zu ihren Stammesbrüdern: "Wißt ihr auch, daß sich in diesen Häusern ein Orakelschurz, Hausgötzen, sowie ein Schnitz und Gußbild befinden? Überlegt euch wohl, was ihr tun wollt!" Sie bogen dahin ab und kamen zum Hause des jungen Leviten, zum Hause des Micha, und fragten ihn nach seinem Befinden. Die sechshundert kampfgerüsteten Daniten standen am Toreingang. Die fünf Männer aber, die ausgezogen waren, das Land zu erkunden, gingen hinauf, drangen ein und nahmen das Schnitzbild, den Orakelschurz, die Hausgötzen und das Gußbild. Der Priester stand am Eingang des Tores samt den sechshundert Mann, die voll ausgerüstet waren. Als nun jene in das Haus des Micha eindrangen, um das Schnitzbild, den Orakelschurz, die Hausgötzen und das Gußbild zu holen, sprach zu ihnen der Priester: "Was macht ihr da?" Sie erwiderten ihm: "Still! Lege deine Hand auf deinen Mund! Geh mit uns und sei uns Vater und Priester! Ist es etwa besser für dich, Priester für das Haus eines einzigen Mannes als Priester für einen Stamm oder eine Sippe in Israel zu sein?" Das leuchtete dem Priester ein; er nahm den Orakelschurz, die Hausgötzen, das Schnitz- und Gußbild und ging mitten unter die Leute. Dann wandten sie sich und zogen weiter. Die Kinder, das Vieh und die wertvolle Habe stellten sie an die Spitze. Sie waren vom Hause des Micha schon entfernt. Da wurden die Männer in den Häusern der Nachbarschaft Michas aufgeboten, die Daniten einzuholen. Sie riefen hinter den Daniten her. Diese drehten sich um und sagten zu Micha: "Was ist dir, daß du deine Mannschaft aufgeboten hast?" Er erwiderte: "Meinen Gott, den ich verfertigte, habt ihr gestohlen und meinen Priester dazu. Ihr zieht damit fort. Was habe ich jetzt noch? Und da sagt ihr mir noch: Was ist dir denn?" Die Daniten erwiderten ihm: "Laß uns deine Stimme nicht mehr hören; denn sonst könnten wütende Leute über euch herfallen, und du würdest dein Leben und das Leben deiner Familie verwirken!" Die Daniten zogen ihres Weges weiter. Micha sah, daß sie stärker waren als er. Er drehte sich um und ging wieder nach Hause. Jene stahlen das, was Micha angefertigt hatte, und den Priester dazu, der bei ihm war. Sie zogen gegen Lajisch, gegen die ruhigen und sorglosen Leute. Sie schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes und zündeten die Stadt an. Ein Retter fand sich nicht; denn die Entfernung von Sidon war zu groß und man hatte zu Aram keine Beziehungen. Sie lag ja im Tal von Bet-Rechob. Dann bauten sie die Stadt wieder auf und siedelten sich darin an. Sie nannten die Stadt Dan nach dem Namen ihres Ahnherrn Dan, der von Israel abstammte. Früher jedoch hieß die Stadt Lajisch. Nun richteten die Daniten für sich das Gottesbild wieder auf. Jonatan, der Sohn des Gerschom, des Manassesohnes, und seine Nachkommen verrichteten priesterliche Dienste für den Stamm der Daniten bis zum Tage, da das Land der Verbannung anheimfiel. Das Gottesbild aber, das Micha angefertigt hatte, blieb bei ihnen die ganze Zeit hindurch aufgestellt, solange das Gotteshaus in Silo bestand. Es geschah in jenen Tagen, da es keinen König in Israel gab, daß ein Levit als Fremdling in der äußersten Ecke des Gebirges Ephraim lebte. Dieser hatte sich eine Nebenfrau aus Bethlehem in Juda genommen. Seine Nebenfrau entzweite sich mit ihm, ging hinweg in ihr Vaterhaus nach Bethlehem in Juda und wohnte daselbst schon vier Monate. Ihr Mann machte sich auf, zog ihr nach, um sie in Güte zu überreden und sie zurückzuholen. Seinen Knecht und ein Eselsgespann hatte er bei sich. Sie brachte ihn in ihr Vaterhaus. Als der Vater der jungen Frau ihn sah, kam er ihm freudig entgegen. Sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, hielt ihn fest, so daß er drei Tage bei ihm blieb. Sie aßen und tranken und übernachteten dort. Am vierten Tage standen sie in aller Frühe auf, und er bereitete seine Abreise vor. Der Vater der jungen Frau sprach zu seinem Schwiegersohn: "Stärke dich mit einem Bissen Brot; dann erst reist ab!" Sie setzten sich wieder und aßen und tranken zusammen. Dann sagte der Vater der jungen Frau zu dem Mann: "Bring es doch über dich, bleibe noch einmal zur Nacht und sei fröhlich!" Doch der Mann wollte abreisen; aber sein Schwiegervater drängte ihn, wieder daselbst zu übernachten. Als er nun am Morgen des fünften Tages abreisen wollte, sprach der Vater der jungen Frau: "Labe doch erst dein Herz!" Und sie ließen sich noch Zeit, bis der Tag sich neigte, und beide speisten gemeinsam. Dann schickte sich aber der Mann an, abzureisen zusammen mit seiner Nebenfrau und seinem Knecht. Sein Schwiegervater, der Vater der jungen Frau, sagte zu ihm: "Der Tag neigt sich schon dem Abend zu; übernachte doch, seht die Dämmerung, bleibe hier zur Nacht und sei guter Dinge! Morgen früh brecht auf und zieht eures Weges, damit du wieder zu deinem Zelt gelangst!" Der Mann wollte aber nicht mehr über Nacht bleiben. Er machte sich auf, zog davon und kam bis in die Gegend von Jebus [Jerusalem]. Er hatte ein gesatteltes Eselsgespann, seine Nebenfrau und seinen Knecht bei sich. Als sie in der Nähe von Jebus waren, sank der Tag dahin. Der Knecht sprach zu seinem Herrn: "Komm, wir wollen in der Jebusiterstadt einkehren und dort übernachten!" Doch sein Herr erwiderte ihm: "In einer fremden Stadt, die nicht den Söhnen Israels eigen ist, kehren wir nicht ein; wir gehen weiter bis nach Gibea." Weiter sprach er zu seinem Knecht: "Wir wollen uns einem dieser Orte nähern und zur Nacht in Gibea oder Rama bleiben." Sie schritten weiter, und die Sonne ging unter, als sie ganz dicht bei Gibea in Benjamin waren. Sie bogen dort ab, um hinzukommen und in Gibea zu übernachten. Als er angekommen war, machte er auf dem Stadtplatz halt. Aber es fand sich niemand, der sie die Nacht über beherbergen wollte. Da kam ein alter Mann am Abend von seiner Feldarbeit heim. Der Mann stammte vom Gebirge Ephraim und lebte als Schutzbürger in Gibea. Die Ortsbewohner waren Benjaminiten. Er erhob seine Augen und sah den Wanderer auf dem Stadtplatz. Der alte Mann sprach: "Wohin gehst du, und woher kommst du?" Dieser entgegnete ihm: "Von Bethlehem in Juda reisen wir bis zur äußersten Ecke des Gebirges Ephraim. Von daher stamme ich. Ich begab mich nach Bethlehem in Juda und bin jetzt wieder auf dem Wege nach Hause. Niemand aber nimmt mich in sein Heim auf. Stroh und Futter für unsere Esel haben wir; auch Brot und Wein für mich, für deine Magd und für den Knecht, der deinen Diener begleitet. Es fehlt an nichts." Der alte Mann sprach: "Sei willkommen! Alles, was dir noch fehlt, übernehme ich. Doch auf der Gasse darfst du nicht übernachten!" Er brachte ihn in sein Haus und gab den Eseln Futter. Sie wuschen ihre Füße, aßen und tranken. Während sie sich so gütlich taten, umringten die Männer aus der Stadt, ruchlose Leute, das Haus, pochten an die Türe und sprachen zu dem alten Mann, dem Hausbesitzer: "Gib uns den Mann, der in dein Haus eingekehrt ist, wir wollen ihm beiwohnen!" Da trat der Mann als Hausherr vor sie und sprach zu ihnen: "Nicht so, meine Brüder! Handelt doch nicht so abscheulich, nachdem dieser Mann in meinem Haus abgestiegen ist; begeht nicht diese verructe Tat! Meine Tochter, die noch Jungfrau ist, und seine Nebenfrau will ich euch herausschaffen. Ihnen mögt ihr Gewalt antun und mit ihnen machen, was euch beliebt. An diesem Mann aber begeht nicht eine solche ruchlose Tat!" Die Männer wollten jedoch nicht auf ihn hören. Der Mann ergriff also seine Nebenfrau und brachte sie ihnen ins Freie heraus. Man mißbrauchte sie, und sie trieben ihren Mutwillen an ihr die ganze Nacht bis zum Morgen. Erst als die Morgenröte heraufstieg, ließ man sie fort. Als die Frau beim Morgengrauen zurückgekehrt war, brach sie am Eingang des Hauses jenes Mannes, bei dem ihr Eheherr wohnte, zusammen und lag dort, bis es hell war. Ihr Herr erhob sich am Morgen, öffnete die Haustüre und trat hinaus, seinen Weg fortzusetzen. Da lag das Weib, seine Nebenfrau, am Hauseingang mit ihren Händen auf der Schwelle. Er sprach zu ihr: "Steh auf, wir wollen gehen!" Aber es antwortete niemand. Da lud er sie auf den Esel, und so machte der Mann sich auf und begab sich an seinen Wohnort. Als er nach Hause kam, nahm er das Messer, ergriff seine Nebenfrau und zerstückelte sie gliedweise in zwölf Teile und schickte sie in das ganze Gebiet von Israel. Jeder, der das sah, sprach: "Solches ist nie geschehen noch gesehen worden seit dem Tage, da die Israeliten aus dem Ägypterland fortzogen, bis heute. Das bedenkt wohl, faßt eine Entschließung und redet!" Alle Söhne Israels zogen aus, und die Gemeinde versammelte sich wie ein Mann zum Herrn nach Mizpa, von Dan bis Beerseba und auch vom Lande Gilead. Die Häupter des ganzen Volkes, alle Stämme Israels, versammelten sich in der Gemeinde des Gottesvolkes, 400 000 Mann zu Fuß, mit dem Schwert bewaffnet. Die Söhne Benjamins hörten, daß die Söhne Israels nach Mizpa gezogen waren. Die Söhne Israels sprachen: "Sagt an, wie hat sich dieser Frevel zugetragen?" Da entgegnete der Mann, der Levit, der Ehemann der ermordeten Frau: "Nach Gibea in Benjamin kam ich mit meiner Nebenfrau, um zu übernachten. Da erhoben sich die Bürger von Gibea wider mich und belagerten um meinetwillen des Nachts das Haus. Sie gedachten, mich zu ermorden, meine Nebenfrau aber schändeten sie so, daß sie starb. Daraufhin nahm ich meine Nebenfrau, zerstückelte sie und sandte sie in das ganze Gebiet des Erbbesitzes Israel; denn sie vollbrachten eine Schandtat und Ruchlosigkeit in Israel. Israeliten, ihr seid nun alle da; besprecht euch hier und haltet Rat!" Alles Volk erhob sich wie ein Mann und sprach: "Niemand von uns soll in sein Zelt zurückkehren, niemand in sein Haus sich begeben! Das ist es, was wir Gibea jetzt antun werden: Wir lassen das Los sprechen! Wir nehmen zehn Mann von hundert aus allen Stämmen Israels und hundert von tausend und tausend von zehntausend, um Wegzehrung zu holen für die Leute, die gekommen sind, um gegen Gibea in Benjamin so vorzugehen, wie es der Schandtat entspricht, die es in Israel verübt hat." Da scharten sich alle Leute von Israel gegen die Stadt zusammen, verbunden wie ein Mann. Die Stämme Israels schickten Männer im ganzen Stamm Benjamin umher mit der Botschaft: "Was ist das für eine ruchlose Tat, die bei euch geschehen ist? Gebt jetzt die nichtswürdigen Männer heraus, die in Gibea sind! Wir werden sie töten und das Böse in Israel ausrotten!" Doch die Benjaminiten wollten nicht auf die Forderungen ihrer israelitischen Stammesbrüder hören. Sie scharten sich vielmehr aus ihren Ortschaften in Gibea zusammen, um gegen die Israeliten zu Felde zu ziehen. An Benjaminiten wurden damals aus den Ortschaften 26 000 Mann als Schwertkämpfer gemustert, abgesehen von den Bewohnern Gibeas; bei ihnen wurden 700 ausgewählte Leute gemustert. Unter all diesen befanden sich 700 auserlesene Männer, die Linkshänder waren. Jeder von ihnen traf mit der Steinschleuder haarscharf, ohne zu fehlen. An Israeliten wurden außer Benjamin 400 000 schwertbewaffnete, kampfgeübte Männer gemustert. Sie machten sich auf und zogen nach Betel, um Gott zu befragen. Die Israeliten fragten: "Wer von uns soll zuerst zum Kampf gegen die Benjaminiten ausrücken?" Der Herr antwortete: "Juda zuerst!" Die Israeliten machten sich am Morgen auf und lagerten sich gegen Gibea. Israel rückte zum Kampfe mit Benjamin aus. Die Israeliten stellten sich in eine Schlachtreihe vor Gibea auf. Die Benjaminiten rückten von Gibea vor und hieben von Israel an jenem Tage 000 Mann nieder. 22 Doch die Leute von Israel ermannten sich und stellten sich wiederum zum Kampf am gleichen Ort, wo sie sich am ersten Tage gestellt hatten. Die Israeliten zogen hinauf nach Betel und weinten vor dem Herrn bis zum Abend. Dabei befragten sie den Herrn: "Soll ich mich wiederum in einen Kampf einlassen gegen die Söhne Benjamins, meines Bruders?" Der Herr antwortete: "Zieht gegen ihn!" Die Israeliten zogen also auch am zweiten Tage gegen die Söhne Benjamins. Da rückte ihnen Benjamin von Gibea aus auch am zweiten Tag entgegen, und sie hieben von den Israeliten weitere 18 000 schwertbewaffnete Männer nieder. Nun zogen alle Israeliten und alles Volk hinauf und begaben sich nach Betel, weinten, verweilten dort vor dem Herrn, fasteten an jenem Tag bis zum Abend und brachten Brand- und Friedopfer vor dem Herrn dar. Wieder befragten die Israeliten den Herrn [dort war nämlich die Bundeslade Gottes in jenen Tagen, und Pinchas, der Sohn Eleasars, des Sohnes Aarons, versah damals den Dienst vor ihr]: "Soll ich noch einmal zum Kampf gegen Benjamin, meinen Bruder, ausziehen, oder soll ich es lassen?" Der Herr antwortete: "Rückt aus! Denn morgen gebe ich ihn in deine Gewalt." Israel legte nun rings um Gibea Leute in den Hinterhalt. Die Israeliten rückten am dritten Tag gegen die Benjaminiten vor und stellten sich vor Gibea wie die beiden früheren Male. Die Benjaminiten rückten den Leuten entgegen, wurden von der Stadt abgeschnitten und begannen Leute zu erschlagen, wie die beiden anderen Male, an den Straßen, von denen die eine nach Betel, die andere nach Gibea führt; es war auf freiem Feld, und es waren etwa dreißig israelitische Männer. Da dachten die Benjaminiten: "Sie werden von uns geschlagen wie das vorige Mal." Die Israeliten aber überlegten sich: "Wir wollen vor ihnen fliehen und sie von der Stadt nach den Straßen hin weglocken!" Alle Israeliten machten sich von ihrem Standort auf und stellten sich bei Baal-Tamar in eine Kampfreihe auf, während die im Hinterhalt lauernden Israeliten aus ihrer Stellung westlich von Gibea hervorbrachen. So rückten gegen Gibea 10 000 erwählte Männer aus ganz Israel vor. Hart war der Kampf, doch jene ahnten nicht, daß das Unheil über sie hereinbrach. Der Herr schlug Benjamin durch Israel. Die Israeliten hieben an jenem Tag von Benjamin 25 100 schwertbewaffnete Männer nieder. Die Benjaminiten sahen nun ein, daß sie geschlagen waren. Die Israeliten aber ließen den Benjaminiten einen freien Abstand; sie vertrauten auf die Leute, die sie gegen Gibea in den Hinterhalt gelegt hatten. Die Männer im Hinterhalt zogen eiligst gegen Gibea los, und der Hinterhalt drang vor und schlug die ganze Stadt mit der Schärfe des Schwertes. Zwischen den Israeliten und denen im Hinterhalt war verabredet worden, daß man eine Rauchsäule aus der Stadt aufsteigen lassen sollte. Die Israeliten machten nun im Kampf eine Kehrtwendung, und Benjamin begann, einige israelitische Männer zu erschlagen, etwa dreißig Mann. Denn sie dachten: "Sicherlich werden sie von uns ebenso geschlagen wie im früheren Kampf." Plötzlich begann das Signal von der Stadt, die Rauchsäule, aufzusteigen. Als Benjamin sich umwandte, da stieg das Ganzopfer der Stadt zum Himmel empor! Die Leute von Israel machten wieder kehrt, und die Benjaminiten gerieten in Bestürzung; denn sie merkten, daß das Unheil über sie gekommen war. Sie wandten sich auf der Flucht vor den Israeliten nach der Wüste zu. Der Kampf aber heftete sich an ihre Fersen, und die aus der Stadt kamen, vernichteten sie, indem sie die Benjaminiten in die Mitte nahmen. Sie umringten die Benjaminiten, verfolgten sie unermüdlich und zertraten sie bis vor Gibea im Osten. Dabei fielen von Benjamin 18 000 Mann, alles tüchtige Krieger. Sie wandten sich auf der Flucht nach der Wüste zum Felsen Rimmon hin. Doch hielt man noch Nachlese bei ihnen auf den Straßen: gegen 5 000 Mann. Man heftete sich an ihre Fersen bis Gidom und erschlug von ihnen noch 2 000 Mann. Die Gesamtzahl der Gefallenen in Benjamin betrug an jenem Tage 25 000 schwertbewaffnete, kriegstüchtige Männer. Sechshundert Mann wandten sich auf der Flucht nach der Wüste zum Felsen Rimmon hin und blieben vier Monate dort. Die Leute von Israel aber kehrten um gegen die Benjaminiten und schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes, Männer und Vieh und alles, was sich dort befand. Auch alle Ortschaften, auf die man stieß, steckten sie in Brand. Die Israeliten hatten in Mizpa geschworen: "Niemand von uns wird einem Benjaminiten seine Tochter zur Frau geben." Nun kam das Volk nach Betel. Sie weilten dort bis zum Abend vor Gott, erhoben ihre Stimme und weinten laut und lange. Sie beteten: "Warum, Herr, Gott Israels, ist es in Israel geschehen, daß heute ein ganzer Stamm aus Israel fehlt?" Am andern Morgen in aller Frühe erbauten sich die Leute dort einen Altar und brachten Brand- und Friedopfer dar. Dabei fragten die Israeliten: "Ist etwa einer von allen Stämmen Israels nicht in die Versammlung zum Herrn gekommen?" Man war nämlich einen heiligen Eid eingegangen gegen den, der nicht zum Herrn nach Mizpa hinaufziehen würde, und hatte gesagt: "Der muß des Todes sterben." Die Israeliten packte das Mitleid mit ihrem Bruder Benjamin. Sie sagten: "Abgeschnitten ist heute ein ganzer Stamm aus Israel. Wie können wir den Übriggebliebenen zu Frauen verhelfen? Wir haben doch beim Herrn geschworen, ihnen keine von unseren Töchtern zur Frau zu geben." Sie taten also die Frage: "Ist etwa unter den Stämmen Israels einer, der nicht zum Herrn nach Mizpa hinaufgezogen ist?" Und siehe da, von Jabesch in Gilead war niemand ins Lager zur Versammlung gekommen. Die Leute wurden gemustert, und tatsächlich war niemand von den Bewohnern aus Jabesch in Gilead da. Da entsandte die Gemeinde nach dort zwölftausend erprobte Krieger und gab ihnen den Befehl: "Geht hin und schlagt die Bewohner von Jabesch in Gilead mit der Schärfe des Schwertes, auch Frauen und Kinder! Dabei sollt ihr folgendermaßen vorgehen: An jedem Mann und an jeder Frau, die bereits ein Mann berührt hat, sollt ihr den Bann vollstrecken!" Sie fanden unter den Bewohnern von Jabesch in Gilead vierhundert jungfräuliche Mädchen, die noch kein Mann berührt hatte. Man brachte sie ins Lager nach Silo im Lande Kanaan. Die ganze Gemeinde sandte nun hin und machte davon den Benjaminiten, die am Felsen Rimmon waren, Mitteilung und entbot ihnen Friedensgrüße. So kehrten die Benjaminiten damals zurück. Man gab ihnen die Mädchen, die man von den Frauen aus Jabesch in Gilead am Leben gelassen hatte. Doch sie reichten für sie nicht aus. Das Volk erbarmte sich Benjamins, weil der Herr durch die Stämme Israels einen Riß gemacht hatte. Die Ältesten der Gemeinde sagten also: "Wie verhelfen wir den Übriggebliebenen zu Frauen, nachdem in Benjamin die Frauen ausgerottet sind?" Sie sprachen: "Benjamin hat noch den Besitz der Entronnenen, und es soll kein Stamm aus Israel verschwinden! Wir selbst aber können ihnen von unseren Töchtern keine Frauen geben." Denn die Israeliten hatten geschworen: "Verflucht sei, wer an Benjamin eine Frau gibt!" Sie sagten nun: "Wir halten doch alljährlich das Fest des Herrn in Silo" [nördlich von Betel, östlich von der Straße, die von Betel nach Sichem führt, südlich von Lebona]. Sie forderten die Benjaminiten auf: "Geht hin und legt euch in den Weinbergen auf die Lauer! Seht ihr dann, wie die Töchter von Silo herauskommen, um ihre Reigen zu tanzen, dann brecht aus den Weinbergen hervor, und jeder von euch raube sich seine Frau aus den Töchtern Silos und entfliehe in das Land Benjamin. Sollten etwa ihre Väter oder ihre Brüder kommen, um sich bei uns zu beklagen, dann werden wir ihnen sagen: "Habt doch Mitleid mit ihnen; denn keiner von ihnen hat seine Frau im Krieg genommen. Ihr habt sie ihnen auch nicht selbst gegeben; denn in diesem Fall wärt ihr mit Schuld behaftet."" Die Benjaminiten taten so und nahmen sich Frauen entsprechend ihrer Anzahl aus den Reigentänzerinnen, die sie raubten. Dann machten sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Erbbesitz. Sie bauten die Städte wieder auf und siedelten sich dort an. Auch die Israeliten gingen dort in jener Zeit auseinander, jeder zu seinem Stamm und zu seiner Sippe. Jeder zog von dort weg zu seinem Erbbesitz. In jenen Tagen gab es keinen König in Israel; jeder tat, was ihm gefiel. Es geschah in den Tagen der Richterherrschaft, daß im Land eine Hungersnot ausbrach. Ein Mann wanderte von Bethlehem in Juda aus, um in den Gefilden Moabs als Schutzbürger zu weilen samt seiner Frau und seinen beiden Söhnen. Der Name des Mannes war Elimelech, der Name seiner Frau Noëmi und die Namen seiner beiden Söhne Machlon und Kiljon [Ephratiten aus Bethlehem im Lande Juda]. Sie kamen in die Gefilde Moabs und blieben daselbst. Doch Elimelech, der Mann Noëmis, starb, und sie blieb mit ihren beiden Söhnen zurück. Diese heirateten moabitische Frauen. Der Name der einen war Orpa, die andere hieß Rut. Sie wohnten daselbst ungefähr zehn Jahre. Es starben dann auch Machlon und Kiljon. Die Frau aber hinterblieb ohne ihre beiden Söhne und ihren Mann. Da machte sie sich mit ihren Schwiegertöchtern auf, um aus dem Lande Moab heimzukehren; sie hörte nämlich im Gefilde Moabs, daß der Herr sein Volk gnadenvoll heimgesucht und ihm wieder Nahrung gegeben habe. Sie wanderte also von der Stätte fort, wo sie ihren Aufenthalt genommen hatte, samt ihren beiden Schwiegertöchtern. Sie machten sich auf den Weg, um heimzukehren in das Land Juda. Da sprach Noëmi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: "Geht nun und kehrt zurück in das Haus eurer Mütter! Möge der Herr euch jene Liebe erweisen, die ihr den Toten und mir erwiesen habt! Der Herr verleihe euch, daß ihr eine Ruhestatt findet, eine jede im Haus ihres Mannes!" Alsdann küßte sie die Frauen; diese erhoben ihre Stimme und weinten. Sie sagten zu ihr: "Fürwahr, wir wollen doch mit dir heimkehren zu deinem Volk!" Doch Noëmi erwiderte: "Kehrt doch um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Habe ich etwa noch Söhne in meinem Mutterleibe, die eure Männer werden könnten? Kehrt heim, meine Töchter, und geht; denn ich bin zu alt, um noch einem Mann zu gehören. Und wenn ich auch dächte: Ich habe noch Hoffnung und würde noch in dieser Nacht mit einem Mann verkehren und auch Kinder gebären, solltet ihr dann etwa warten, bis sie erwachsen sind? Solltet ihr etwa ehelos bleiben und keinem Mann angehören? Nicht doch, meine Töchter, es tut mir weh um euch; denn gegen mich hat sich die Hand des Herrn gewandt." Da erhoben sie ihre Stimme und weinten von neuem. Orpa gab ihrer Schwiegermutter den Abschiedskuß; Rut dagegen blieb bei ihr. Noëmi sprach: "Siehe, deine Schwägerin kehrt zurück zu ihrem Volk und zu ihrem Gott. So kehre auch du zurück wie deine Schwägerin!" Doch Rut entgegnete: "Dränge mich nicht, dich zu verlassen, um heimzukehren, fort von dir! Denn wo du hingehst, da gehe auch ich hin, und wo du weilst, da weile auch ich; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich, und da will ich begraben sein. Ich schwöre - und der Herr möge mich strafen: Nur der Tod wird mich von dir trennen!" Da sie nun sah, daß jene fest entschlossen war, mit ihr zu gehen, hörte sie auf, ihr noch weiter zuzureden. Beide gingen nun weiter, bis sie nach Bethlehem kamen. Bei ihrer Ankunft geriet die ganze Stadt in Aufruhr. Die Frauen fragten: "Ist das nicht Noëmi?" Sie aber entgegnete ihnen: "Nennt mich nicht Noëmi (Liebliche), nennt mich Mara (Bittere); denn Bitteres hat mir in hohem Maße der Allmächtige auferlegt. Reich begütert bin ich fortgewandert, und mit leeren Händen hat mich der Herr zurückgebracht. Warum nennt ihr mich Noëmi? Hat doch der Herr mich gedemütigt und der Allmächtige mir großes Leid zugefügt!" So kehrte Noëmi heim mit Rut, ihrer moabitischen Schwiegertochter, die mit ihr aus den Gefilden Moabs eintraf. Ihre Ankunft in Bethlehem erfolgte zu Beginn der Gerstenernte. Noëmi aber hatte einen Verwandten ihres Mannes. Dieser war sehr vermögend und stammte aus dem Geschlechte Elimelechs. Sein Name war Boas. Die Moabiterin Rut sprach zu Noëmi: "Ich gehe hinaus aufs Feld und will Ähren sammeln bei jemand, der es mir freundlich erlaubt." Sie erwiderte: "Ja, geh, meine Tochter!" Da ging sie hin, und angekommen, begann sie auf dem Felde hinter den Schnittern her zu sammeln; eine glückliche Fügung hatte sie gerade auf das Feld des Boas gebracht, der aus dem Geschlecht Elimelechs war. Boas aber kam soeben von Bethlehem her und sprach zu den Schnittern: "Der Herr sei mit euch!" Diese erwiderten ihm: "Der Herr segne dich!" Da sprach Boas zu seinem Knecht, der die Schnitter zu beaufsichtigen hatte: "Zu wem gehört denn dieses Mädchen da?" Der den Schnittern vorstehende Knecht antwortete: "Es ist ein Moabitermädchen, das mit Noëmi aus dem Gefilde Moabs heimgekehrt ist. Sie hat gesagt: "Ich darf doch wohl auflesen und bei den Garben sammeln hinter den Schnittern her?" So kam sie und hielt standhaft aus vom Morgen an bis jetzt; eben will sie ein wenig nach Hause gehen." Boas sprach zu Rut: "Hörtest du es wohl, meine Tochter? Gehe nicht fort, um auf einem andern Feld zu sammeln! Entferne dich nicht von hier, sondern halte dich an meine Mägde! Behalte das Feld, auf dem man erntet, im Auge und folge hinter ihnen her! Ich habe auch den Knechten geboten, dich nicht anzutasten. Hast du Durst, so geh zu den Gefäßen und trinke von dem, was die Knechte schöpften!" Da fiel sie nieder auf ihr Angesicht, beugte sich zur Erde und sprach zu ihm: "Warum fand ich in deinen Augen Gunst, daß du so gnädig auf mich schaust, obwohl ich eine Ausländerin bin?" Boas antwortete ihr: "Alles ist mir berichtet worden, was du nach dem Tode deines Mannes an deiner Schwiegermutter tatest, daß du deinen Vater, deine Mutter und dein Heimatland verlassen hast, um zu einem Volke auszuwandern, welches du bis dahin noch nicht kanntest. Der Herr möge dir dein Tun vergelten, und die volle Belohnung werde dir vom Herrn, dem Gott Israels, zuteil dafür, daß du gekommen bist, um unter seinen Flügeln Schutz zu suchen!" Sie entgegnete: "Ich finde also Gunst in deinen Augen, Herr! Denn du hast mich getröstet und deiner Magd ins Herz geredet, und ich bin doch nicht einmal wie eine deiner Mägde!" Um die Essenszeit sprach Boas zu ihr: "Komm her und iß von dem Brot und tauche deinen Bissen in den herben Wein!" So ließ sie sich nieder an der Seite der Schnitter, und er setzte ihr Röstkorn vor. Sie aß, wurde satt und ließ noch übrig. Als sie nun wieder aufstand, um weiterzusammeln, gebot Boas seinen Knechten: "Auch zwischen den Garben darf sie lesen, und ihr sollt sie nicht tadeln! Auch aus den Bündeln zieht für sie einiges heraus und laßt es liegen; sie mag es dann sammeln, ohne daß ihr sie scheltet." Darauf sammelte sie auf dem Feld bis zum Abend. Als sie dann den gesammelten Vorrat ausklopfte, war es etwa ein Epha Gerste. Sie hob es auf und kam damit in die Stadt. Ihre Schwiegermutter sah den gesammelten Vorrat. Dann packte sie aus und gab ihr den übriggebliebenen Rest des Essens. Da sprach ihre Schwiegermutter zu ihr: "Wo hast du denn heute gesammelt, wo gearbeitet? Gesegnet sei derjenige, der dich so gut behandelte!" Sie teilte ihrer Schwiegermutter mit, bei wem sie gearbeitet hatte, und sprach: "Der Name des Mannes, bei dem ich heute arbeitete, ist Boas." Noëmi sagte zu ihrer Schwiegertochter: "Gesegnet sei er vom Herrn, der seine Huld weder den Lebenden noch den Toten versagt hat!" Dann erzählte ihr Noëmi: "Der Mann ist mit uns verwandt, zu unseren Lösern gehört er." Die Moabiterin Rut antwortete: "Auch sagte er zu mir: "Halte dich an mein Gesinde, bis sie meine Ernte beendet haben!"" Noëmi entgegnete ihrer Schwiegertochter Rut: "Gut, meine Tochter, daß du mit seinen Mägden hinausgehst und man dich nicht überraschen kann auf einem fremden Feld!" Sie hielt sich beim Sammeln an die Mägde des Boas, bis die Gersten- und Weizenernte beendet war. Dann kehrte sie zu ihrer Schwiegermutter zurück. Ihre Schwiegermutter Noëmi sprach zu ihr: "Meine Tochter, soll ich dir nicht ein ruhiges Heim suchen, wo es dir gut geht? Und nun: Ist nicht Boas unser Verwandter, mit dessen Mägden du beisammen warst? Nun worfelt er in dieser Nacht auf der Gerstentenne! Wasche und salbe dich und lege deine schönsten Gewänder an; dann gehe hinab zur Tenne! Gib dich aber dem Mann nicht zu erkennen, bis er mit dem Essen und Trinken fertig ist! Wenn er sich dann aber hinlegt, so merke dir den Ort, wo er schläft; komm herzu, decke den Platz zu seinen Füßen auf und lege dich dort hin; dann wird er dir sagen, was du tun sollst." Sie entgegnete ihr: "Alles, was du sagst, werde ich tun!" Dann ging sie zur Tenne hinunter und tat ganz so, wie ihre Schwiegermutter ihr aufgetragen hatte. Als Boas gegessen und getrunken hatte und guter Dinge war, kam er, um sich am Rand des Getreidehaufens niederzulegen. Sie näherte sich heimlich, deckte den Platz zu seinen Füßen auf und legte sich hin. Um Mitternacht fuhr der Mann erschreckt auf, beugte sich vor, und siehe, eine Frau lag am Platz zu seinen Füßen. Er sprach: "Wer bist du?" Sie entgegnete: "Ich bin Rut, deine Magd! Spanne den Saum deines Gewandes über deine Magd aus; denn Löser bist du!" Er entgegnete: "Gesegnet seist du vom Herrn, meine Tochter! In noch schönerem Lichte zeigst du jetzt deine Liebe als früher, indem du nicht den jungen Männern, ob arm oder reich, nachläufst. Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles, was du sagst, will ich dir tun; denn alle Leute innerhalb des Stadttores wissen, daß du eine wackere Frau bist! Nun, es ist ja nur zu wahr, daß ich lösepflichtig bin; allein es ist noch ein näherer Verwandter als ich da, der ebenfalls lösepflichtig ist. Bleibe in dieser Nacht hier liegen; wenn er dich dann am Morgen lösen will, gut, so mag er es tun! Hat er aber keine Lust, dich zu lösen, dann werde ich, so wahr der Herr lebt, dich lösen; schlafe ruhig bis zum Morgen!" So schlief sie an seinem Fußende bis zum Morgen; doch stand sie bereits auf, noch bevor einer den anderen sehen konnte. Er hatte nämlich gesagt: "Es braucht nicht bekannt zu werden, daß die Frau auf die Tenne gekommen ist!" Dann sprach er: "Gib dein Umschlagtuch her und halte es auf!" Sie tat es, und er maß sechs Maß Gerste hinein und lud sie ihr auf. So kam sie zur Stadt. Sie kam nun zu ihrer Schwiegermutter. Diese fragte sie: "Wie steht es mit dir, meine Tochter?" Da erzählte sie ihr alles, was der Mann an ihr Gutes getan hatte. Sie sagte: "Diese sechs Maß Gerste hat er mir geschenkt; "denn", so meinte er, "du sollst nicht mit leeren Händen zu deiner Schwiegermutter kommen!"" Sie sprach darauf: "Warte ab, meine Tochter, bis du erfährst, wie die Sache verläuft. Jedenfalls wird der Mann nicht eher ruhen, bis er heute noch die Angelegenheit erledigt hat." Boas war zum Stadttor hinaufgegangen und hatte dort Platz genommen. Da ging jener lösepflichtige Mann vorüber, von dem Boas gesprochen hatte. Er rief: "Komm her und setze dich hier nieder, Vetter N. N.!" Da kam er her und setzte sich. Dann ließ Boas zehn Männer von den Ältesten der Stadt zu sich holen. Er sprach: "Setzt euch hierher!" Und sie setzten sich. Hierauf sprach er zu dem Löser: "Noëmi, die aus dem Lande Moab heimgekehrt ist, verkauft den Grundbesitz, der unserem Sippenbruder Elimelech gehört hat. Mir aber kam der Gedanke, ich müsse dir folgenden Hinweis geben: Kaufe ihn doch in Gegenwart der hier Sitzenden und der Ältesten meines Volkes! Wenn du deine Lösepflicht erfüllen willst, so tue es! Wenn du aber nicht lösen willst, so sage es mir, damit ich es weiß; denn außer dir ist niemand da zum Lösen, und ich komme erst nach dir an die Reihe!" Jener antwortete: "Ja, ich will Löser sein!" Boas fuhr fort: "Sobald du das Feld von Noëmi erwirbst, besitzt du damit auch die Moabiterin Rut, die Frau des Verstorbenen; so mußt du den Namen des Toten wieder aufstehen lassen auf seinem Erbteil." Der lösepflichtige Mann entgegnete darauf: "Dann kann ich für mich die Lösepflicht nicht ausführen, denn ich schädige damit mein eigenes Erbteil. Löse also du für dich, was ich lösen sollte; denn ich bin zur Lösung nicht imstande!" Es bestand vormals in Israel folgender Brauch bei der Einlösung und beim Tauschgeschäft, um jegliche Angelegenheit zu bekräftigen: Man übergab dem Partner seinen Schuh, den man ausgezogen hatte. Das galt als Bezeugung in Israel. Da sprach nun der Löser zu Boas: "Vollziehe den Kauf!", und er zog seinen Schuh aus. Boas aber sprach zu den Ältesten und zu allem Volk: "Ihr seid heute dafür Zeugen, daß ich den Gesamtbesitz Elimelechs und den Gesamtbesitz Kiljons und Machlons aus der Hand der Noëmi erworben habe. Dazu habe ich mir die Moabiterin Rut, die Frau des Machlon, als Frau erworben, um den Namen des Toten auf seinem Erbteil aufleben zu lassen! Der Name des Toten soll aus seiner Verwandtschaft und aus dem Tor seines Heimatortes nicht ausgetilgt werden; dessen seid ihr heute Zeugen." Da rief das ganze Volk im Tor samt den Ältesten: "Zeugen sind wir! Der Herr mache die Frau, die in dein Haus zieht, wie Rachel und wie Lea, die beide das Haus Israel aufgebaut haben. Übe Gewalt aus in Ephrata, und dein Name soll in Bethlehem berühmt werden! Es sei dein Haus wie das Haus des Perez, den Tamar dem Juda gebar, durch die Nachkommenschaft, die der Herr dir von dieser jungen Frau geben möge!" So nahm denn Boas Rut, und sie ward seine Frau. Er wohnte ihr bei, und der Herr verlieh ihr Fruchtbarkeit, und sie gebar einen Sohn. Die Frauen sprachen nun zu Noëmi: "Gepriesen sei der Herr, der dir heute einen Löser geschenkt hat; sein Name werde berühmt in Israel. Er wird dir zum Trost deiner Seele und zur Stütze deines Alters werden; denn deine Schwiegertochter, die dir Liebe erwies, hat ihn geboren. Sie ist dir mehr wert als sieben Söhne." Da nahm Noëmi das Kind, legte es an ihren Busen und wurde seine Wärterin. Die Nachbarinnen gaben ihm einen Namen, indem sie sprachen: "Geboren ist Noëmi ein Sohn!" Sie nannten seinen Namen Obed. Dieser ward der Vater des Isai, der Davids Vater war. Dies ist der Stammbaum des Perez: Perez zeugte den Chezron. Chezron zeugte den Ram, Ram zeugte den Amminadab. Amminadab zeugte den Nachschon, und Nachschon zeugte den Salmon. Salmon zeugte den Boas, Boas zeugte den Obed, und Obed zeugte den Isai, Isai aber zeugte den David. Ein Mann namens Elkana lebte unter den Leuten von Ramatajim, ein Zuphit vom Gebirge Ephraim. Er war ein Sohn Jerochams, des Sohnes Elihus, der ein Sohn Tochus, des Sohnes des Zuph, war, ein Ephratit. Er hatte zwei Frauen; die eine hieß Anna, die andere Peninna. Peninna hatte Kinder, Anna dagegen nicht. Dieser Mann zog alljährlich aus seiner Ortschaft hinauf, um dem Herrn der Heerscharen in Silo zu huldigen und zu opfern. Dort waren die beiden Helisöhne Chophni und Pinchas Priester des Herrn. Wenn Elkana opferte, gab er seiner Frau Peninna und all ihren Söhnen und Töchtern Speiseanteile. Der Anna gab er nur einen, aber einen ganz persönlichen Anteil; denn er liebte Anna; doch der Herr hatte ihren Mutterschoß verschlossen. Ihre Widersacherin kränkte sie bitterlich, um sie zu demütigen, weil der Herr ihr den Mutterschoß verschlossen hatte. So geschah es alljährlich: Sooft sie zum Haus des Herrn ging, wurde sie von jener gekränkt. Anna weinte und wollte nicht mehr essen. Elkana, ihr Mann, sprach zu ihr: "Anna, warum weinst du? Weshalb willst du nicht essen? Warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht viel mehr wert als zehn Söhne?" Anna aber stand auf, nachdem man das Opferfleisch gegessen und auch getrunken hatte, und trat hin vor den Herrn. Der Priester Heli saß auf einem Stuhl an den Pfosten des Tempels des Herrn. Mit Kummer im Herzen betete sie zum Herrn und weinte bitterlich. Sie tat ein Gelübde und sprach: "Herr der Heerscharen, wenn du das Elend deiner Magd ansiehst, meiner gedenkst, deine Magd nicht vergißt und deiner Magd einen Sohn schenkst, so will ich ihn dem Herrn weihen sein Leben lang. Kein Schermesser soll über sein Haupt kommen!" Lange Zeit betete sie vor dem Herrn. Heli aber beobachtete ihren Mund. Anna nämlich redete in ihrem Herzen; nur ihre Lippen bewegten sich; ihre Stimme aber hörte man nicht. Heli meinte deshalb, sie wäre betrunken. Er sprach zu ihr: "Wie lange willst du dich denn noch wie eine Betrunkene benehmen? Schaffe deinen Weinrausch von dir!" Anna entgegnete und sprach: "Nicht doch, Herr, ich bin eine hartgeprüfte Frau. Wein und starkes Getränk habe ich nicht getrunken. Ich schüttete mein Herz aus vor dem Herrn. Halte deine Magd doch nicht für ein liederliches Weib; denn aus der Schwere meines Kummers und meiner Verbitterung habe ich geredet." Heli antwortete: "Gehe hin in Frieden! Der Gott Israels gewähre dir deine Bitte, die du an ihn gestellt hast!" Sie sprach: "Möge doch deine Magd Gunst in deinen Augen finden!" Da ging die Frau ihres Weges dahin, aß, und ihr Antlitz war nicht mehr so traurig. In der Frühe des andern Morgens huldigten sie vor dem Herrn; dann kehrten sie zurück und kamen in ihr Haus nach Rama. Elkana hatte Verkehr mit Anna, seiner Frau, und der Herr war ihrer eingedenk. Im Verlauf der Zeit war Anna gesegneten Leibes und gebar einen Sohn. Sie nannte ihn Samuel; "denn (sprach sie) vom Herrn habe ich ihn erbeten." Da ging Elkana mit seiner ganzen Familie wiederum hinauf, um dem Herrn das jährliche Schlachtopfer darzubringen und sein Gelübde zu erfüllen. Jedoch ging dieses Mal Anna nicht mit, sondern erklärte ihrem Mann: "Erst wenn der Knabe entwöhnt ist, will ich ihn hinaufbringen. Er soll vor dem Antlitz des Herrn erscheinen und für immer dort bleiben!" Elkana entgegnete ihr: "Tue, was du für gut hältst! Bleibe, bis du ihn entwöhnt hast! Wenn doch nur der Herr sein Wort wahr macht!" So blieb die Frau daheim und nährte ihren Sohn bis zu seiner Entwöhnung. Sobald sie ihn aber entwöhnt hatte, führte sie ihn mit sich hinauf. Sie nahm dazu einen dreijährigen Stier, ein Epha Mehl und einen Schlauch Wein mit. Sie brachte den Knaben in das Haus des Herrn nach Silo, obwohl er noch sehr jung war. Man schlachtete den Stier und brachte den Knaben zu Heli. Sie sprach: "Herr! Mit Verlaub! So wahr du lebst, ich bin die Frau, die hier in deiner Nähe stand, um zum Herrn zu beten. Um diesen Knaben habe ich gebetet. Der Herr gewährte mein Verlangen, mit dem ich mich an ihn gewandt hatte. Darum will auch ich ihn vom Herrn abverlangen lassen; solange er lebt, sei er "ein vom Herrn Abverlangter"!" Und sie huldigten dort dem Herrn. Anna betete und sprach: "Mein Herz frohlockt im Herrn, erhöht ist meine Macht durch den Herrn! Wider meine Feinde tut sich mein Mund auf; ich erfreue mich deiner Hilfe! Keiner ist heilig wie der Herr; denn keiner ist außer dir, keiner ein Fels wie unser Gott. Sprecht nicht so viel vermessene Worte und freche Reden mit eurem Mund! Denn ein wissender Gott ist der Herr; von ihm werden die Taten geprüft. Der Helden Bogen zerbrechen, Strauchelnde sind gegürtet mit Kraft. Satte vermieten sich um Brot, Hungernde werden gesättigt. Die Unfruchtbare gebiert siebenfach, die Kinderreiche aber welkt hin. Der Herr tötet und macht lebendig, läßt fahren zur Totenwelt und führt zurück. Der Herr läßt verarmen und macht reich, er erniedrigt und erhöht. Er hebt den Schwachen auf aus dem Staub, aus dem Schmutz erhebt er den Armen, um ihn mit Fürsten sitzen zu lassen. Er verleiht ihnen einen herrlichen Thron. Dem Herrn gehören die Säulen der Erde; auf sie hat er den Erdkreis gestellt. Die Füße seiner Frommen behütet er, Frevler verschwinden im Dunkel. Der Mann ist nicht stark durch eigene Kraft. Wer wider den Herrn streitet, zerbricht. Der Höchste läßt donnern im Himmel, die Grenzen der Erde richtet der Herr. Seinem König gibt er Kraft, erhöht seines Gesalbten Macht." Elkana ging heim nach Rama. Der Knabe aber diente dem Herrn unter der Aufsicht Helis, des Priesters. Die Söhne Helis waren ruchlose Menschen. Sie sorgten sich nicht um den Herrn und um die Amtspflicht der Priester gegenüber dem Volk. Brachte jemand ein Schlachtopfer dar, dann kam der Knecht des Priesters, während das Fleisch kochte, mit einer dreizinkigen Fleischgabel. Er stach in das Becken oder in den Kochtopf, in den Kessel oder den Tiegel. Was dann die Fleischgabel herausbrachte, nahm der Priester für sich. So machten sie es bei allen Israeliten, die dorthin nach Silo kamen. Auch bevor man noch das Fett verbrannte, kam der Knecht des Priesters und stellte an den Opfernden die Forderung: "Gib Fleisch her zum Braten für den Priester! Er nimmt von dir nicht gekochtes Fleisch, sondern frisches." Sprach darauf der Mann zu ihm: "Man soll doch zuerst das Fett verbrennen, und dann nimm, wonach dein Herz gelüstet", bekam er zu hören: "Auf der Stelle her damit, sonst nehme ich es mit Gewalt!" So war die Sünde der jungen Leute sehr schwer vor dem Herrn; denn die Männer behandelten das Opfer des Herrn mit Verachtung. Samuel aber versah den Dienst vor dem Herrn, ein Kind noch, mit einem linnenen Priesterschurz umgürtet. Seine Mutter machte ihm dazu ein kleines Obergewand und brachte es ihm von Jahr zu Jahr, wenn sie mit ihrem Mann hinaufkam, um das Jahresopfer darzubringen. Heli segnete dann Elkana und seine Frau und sprach: "Der Herr gebe dir Nachkommenschaft von dieser Frau für die Forderung, die der Herr abverlangt hat!" Dann kehrten sie in ihren Heimatort zurück. Der Herr suchte Anna gnädig heim. Sie empfing und gebar drei Söhne und zwei Töchter. Der Knabe Samuel aber wuchs heran bei dem Herrn. Heli war sehr alt geworden. Er hörte von allem, was seine Söhne an ganz Israel taten, daß sie sogar bei den Frauen schliefen, die am Eingang des Offenbarungszeltes Dienste taten. Er sprach also zu ihnen: "Warum begeht ihr derartige Dinge, so daß ich über eure bösen Taten vom ganzen Volke Reden anhören muß? Nein, meine Söhne! Nicht erfreulich ist das Gerücht, das ich vom Volk des Herrn verbreiten höre. Sündigt ein Mensch wider einen Menschen, dann wird Gott für ihn Richter sein. Sündigt aber ein Mensch gegen den Herrn, wer wird sich dann als Richter für ihn verwenden?" Doch sie hörten nicht auf die Stimme ihres Vaters; denn es gefiel dem Herrn, sie umkommen zu lassen. Der junge Samuel wuchs immer mehr heran und wurde beliebt bei Gott und den Menschen. Da kam ein Gottesmann zu Heli und verkündete ihm: "So spricht der Herr: Habe ich mich nicht dem Hause deines Vaters geoffenbart, als sie in Ägypten dem Hause des Pharao gehörten? Aus allen Stämmen Israels erwählte ich ihn mir zum Priester, daß er meinen Altar besteige, Räucherwerk anzünde und das Priesterkleid in meinem Dienst trage. Ich habe auch dem Hause deines Vaters alle Feueropfer der Israeliten zugewiesen. Warum verachtet ihr mein Opfer und meine Gabe, die ich in meiner Wohnstatt befohlen habe? Warum achtest du deine Söhne mehr als mich, so daß ihr euch mästet von den besten Teilen aller Gaben meines Volkes Israel? Darum spricht der Herr, der Gott Israels: Verkündet habe ich zwar: Dein Haus und das Haus deines Vaters sollen ewig vor mir einhergehen. Doch jetzt spricht der Herr: Ferne sei das von mir! Ich ehre jene, die mich ehren; die mich aber verachten, ernten Schande. Siehe, es werden Tage kommen, da werde ich deinen Arm und den Arm deiner Sippe abhauen, so daß es in deinem Hause keinen alten Mann mehr geben wird. Dann wirst du neidisch blicken auf all das Gute, das ich Israel erweise. Einen Greis wird es in deinem Hause niemals mehr geben. Ich will zwar nicht einen jeden von meinem Altare weg ausrotten, um so deine Augen ermatten und deine Seele verschmachten zu lassen; doch die gesamte Menge deines Hauses soll im Mannesalter sterben. Dies soll dir das Zeichen sein, das sich an deinen beiden Söhnen Chophni und Pinchas erfüllen wird: An einem einzigen Tage werden beide sterben. Ich aber bestelle mir einen treugesinnten Priester, der nach meinem Herzen und nach meinem Sinne handelt. Ihm werde ich ein Haus von dauerndem Bestand bauen, und er wird vor meinem Gesalbten allezeit wandeln. Wer dann von deinem Haus noch vorhanden ist, wird kommen und sich vor ihm um eine Geldmünze oder um einen Laib Brot niederwerfen und zu ihm sagen: Geselle mich doch einer der Priesterschaften zu, damit ich einen Bissen Brot zu essen habe." Der junge Samuel diente dem Herrn unter der Aufsicht Helis. Des Herrn Wort war etwas Seltenes in jenen Tagen. Gesichte waren nicht verbreitet. Eines Tages schlief Heli an seinem Platz. Seine Augen begannen schwach zu werden und hatten nicht mehr die volle Sehkraft. Der Leuchter Gottes war noch nicht erloschen, und Samuel schlief im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes war. Da rief der Herr den Samuel, und dieser antwortete: "Hier bin ich!" Er lief zu Heli und sprach: "Hier bin ich, du hast mich ja gerufen!" Jener sprach: "Ich habe nicht gerufen, schlafe weiter!" Er ging und schlief weiter. Da rief der Herr Samuel abermals. Samuel stand auf, ging zu Heli und sprach: "Hier bin ich, du hast mich ja gerufen!" Doch jener entgegnete: "Ich habe nicht gerufen, mein Sohn! Lege dich wieder schlafen!" Samuel kannte den Herrn noch nicht. Ein Wort von ihm war ihm noch nicht enthüllt worden. Da rief der Herr den Samuel zum drittenmal. Er stand auf und ging zu Heli und sprach: "Hier bin ich, du hast mich ja gerufen!" Da ahnte Heli, daß der Herr den Knaben rief. Heli sprach zu Samuel: "Gehe und schlafe weiter! Und wenn er dich ruft, antworte: Rede, Herr, dein Knecht hört!" Samuel ging hin und legte sich schlafen an seinem Platz. Da kam der Herr, trat hin und rief wie die vorigen Male: "Samuel, Samuel!" Samuel antwortete: "Rede, denn dein Knecht hört!" Da sprach der Herr zu Samuel: "Siehe, ich tue etwas in Israel, daß jedem, der davon hört, beide Ohren gellen werden. An jenem Tage werde ich an Heli alles in Erfüllung gehen lassen, was ich seinem Hause angedroht habe, vom Anfang bis zum Ende. Ich habe ihm angekündigt, daß ich sein Haus für immer richten werde um der Verschuldung willen, weil er wußte, daß seine Söhne sich mit Fluch belasteten, und ihnen nicht Einhalt gebot. Daher habe ich dem Haus Heli geschworen: Die Schuld des Hauses Heli soll durch Opfergaben niemals ihre Sühne finden!" Samuel blieb bis zum Morgen liegen; dann öffnete er die Tore des Hauses des Herrn. Er fürchtete sich, Heli das Gesicht mitzuteilen. Da rief ihn Heli und sprach: "Samuel, mein Sohn!" Dieser antwortete: "Hier bin ich!" Er fragte: "Was sprach er zu dir? Verheimliche mir nichts! Das tue dir Gott an, und das füge er noch hinzu, wenn du mir eines der Worte, die er zu dir sprach, verheimlichst!" Da teilte ihm Samuel alle Worte mit und verschwieg ihm nichts. Jener sprach: "Der Herr ist er! Er mag tun, was ihm gefällt!" Samuel wuchs heran; der Herr war mit ihm und ließ von all seinen Worten keines zur Erde fallen. Ganz Israel von Dan bis Beerseba wußte, daß Samuel vom Herrn als Prophet bestellt war. Der Herr erschien auch später noch in Silo; denn er offenbarte sich Samuel zu Silo durch sein Wort. Das Wort Samuels richtete sich an ganz Israel. Israel aber zog gegen die Philister in den Krieg und schlug bei Eben-Haeser ein Lager auf; die Philister lagerten bei Aphek. Sie stellten sich Israel gegenüber in Schlachtordnung auf, der Kampf tobte heftig, und Israel wurde von den Philistern geschlagen. Fast viertausend Mann fielen in der Schlacht auf freiem Feld. Als das Volk ins Lager kam, fragten die Ältesten der Israeliten: "Warum hat der Herr uns heute durch die Philister geschlagen? Wir wollen aus Silo die Bundeslade des Herrn herbeischaffen! Er komme in unsere Mitte und befreie uns aus der Gewalt unserer Feinde!" Das Kriegsvolk sandte nach Silo, und man brachte von dort die Bundeslade des Herrn der Heerscharen, der auf den Keruben thront. Die beiden Helisöhne Chophni und Pinchas geleiteten die Bundeslade Gottes. Als nun die Bundeslade des Herrn ins Lager kam, erhob ganz Israel ein gewaltiges Jubelgeschrei, so daß die Erde dröhnte. Die Philister vernahmen die Freudenrufe und fragten: "Was soll dieses laute Geschrei im hebräischen Lager?" Da erfuhren sie, daß die Lade des Herrn ins Lager gekommen sei. Die Philister bekamen Angst, denn sie dachten: Gott ist in das Lager gekommen. Sie riefen aus: "Wehe uns! Solches ist zuvor noch nie geschehen. Wehe uns! Wer wird uns aus der Faust dieses starken Gottes erretten? Das ist ja der Gott, der die Ägypter mit vielen Schlägen in der Wüste heimgesucht hat! Seid stark und mannhaft, Philister, damit ihr nicht den Hebräern dienen müßt, wie sie euch dienten. Seid mannhaft und kämpft!" Die Philister eröffneten den Kampf, und Israel wurde geschlagen, und jeder floh zu seinem Heimatzelt. Die Niederlage war sehr schwer. Von Israel fielen dreißigtausend Mann Fußvolk. Auch die Lade Gottes wurde geraubt, und die beiden Helisöhne Chophni und Pinchas kamen ums Leben. Ein Mann aus Benjamin flüchtete aus der Schlacht und kam noch am gleichen Tag nach Silo. Seine Kleider waren zerrissen, und Staub bedeckte sein Haupt. Als er ankam, saß Heli gerade auf dem Stuhl und spähte nach der Straße zu; denn sein Herz beunruhigte sich um die Lade Gottes. Als nun der Mann eintraf, um der Stadt die Niederlage zu berichten, schrie die ganze Stadt auf. Heli hörte es und fragte: "Was ist das für ein tosender Lärm?" Der Mann kam eiligst herbei und machte Heli Mitteilung. Heli war achtundneunzig Jahre alt; seine Augen waren erstarrt, und er konnte nicht mehr sehen. Der Mann berichtete Heli: "Ich komme aus der Schlacht. Ich bin heute aus dem Kampf geflohen." Jener fragte: "Wie steht es damit, mein Sohn?" Der Bote antwortete: "Israel ist vor den Philistern geflohen, das Volk hat eine schwere Niederlage erlitten; auch deine beiden Söhne Chophni und Pinchas sind tot, die Lade Gottes ist geraubt." Als er die Lade Gottes erwähnte, fiel Heli rücklings vom Stuhl neben das Tor, brach sich das Genick und starb; denn er war alt und schwerfällig geworden. Vierzig Jahre lang hatte er das Richteramt in Israel verwaltet. Seine Schwiegertochter, die Frau des Pinchas, war schwanger, der Entbindung nahe. Da sie die Nachricht vom Raub der Gotteslade und vom Tod ihres Schwiegervaters und ihres Mannes vernahm, krümmte sie sich und gebar; denn die Wehen waren über sie gekommen. Der Sterbenden riefen die Frauen, die sie umstanden, zu: "Tröste dich, du hast einen Sohn geboren!" Sie gab keine Antwort und achtete nicht darauf. Sie nannte den Knaben Ikabod, indem sie sprach: "Die Ehre ist weggegangen von Israel", wegen des Verlustes der Lade Gottes und wegen ihres Schwiegervaters und ihres Mannes. Sie rief aus: "Fort ist die Ehre von Israel; denn die Lade Gottes ist geraubt." Die Philister nahmen die Lade Gottes, brachten sie von Eben-Haeser nach Asdod. Sie trugen sie in den Tempel des Dagon und stellten sie neben Dagon. Als die Leute von Asdod am andern Morgen aufstanden, lag Dagon vor der Lade des Herrn auf seinem Angesicht am Boden. Man nahm ihn und stellte ihn wieder an seinen Platz. Am folgenden Morgen fanden sie nach dem Aufstehen Dagon wieder am Boden liegend vor der Lade des Herrn. Sein Haupt und seine beiden Hände lagen abgetrennt auf der Schwelle; nur der Rumpf Dagons war übriggeblieben. Daher betreten die Priester Dagons und alle, die in den Dagontempel kommen, die Schwelle Dagons in Asdod bis heute nicht. Schwer lastete die Hand des Herrn auf den Bewohnern von Asdod. Er richtete unter ihnen Verheerungen an und schlug sie mit Geschwüren in Asdod und dessen Gebiet. Als die Bewohner von Asdod ihre Lage erkannten, sagten sie sich: "Die Lade des Gottes Israels darf nicht bei uns bleiben; denn seine Hand drückt uns und unsern Gott Dagon schwer!" Sie sandten hin, versammelten alle Philisterfürsten bei sich und fragten: "Was tun wir mit der Lade des Gottes Israels?" Diese erklärten: "Nach Gat werden sie gebracht!" Da überführte man die Lade des Gottes Israels. Nachdem man sie dorthin übergeführt hatte, entstand durch die Hand des Herrn eine überaus große Bestürzung in der Stadt. Er schlug die Stadtbewohner, groß und klein, so daß Geschwüre an ihnen aufbrachen. Da sandten sie die Lade Gottes nach Ekron. Die Einwohner Ekrons aber schrien: "Man hat die Lade des Gottes Israels zu mir gebracht, um mich und mein Volk zu töten!" Sie sandten hin und versammelten alle Fürsten der Philister und verlangten: "Sendet die Lade des Gottes Israels zurück, wo sie hingehört! Sie soll mich und mein Volk nicht töten!" Denn tödliche Bestürzung herrschte in der ganzen Stadt. Die Hand Gottes lastete schwer auf ihr. Die Menschen, die nicht starben, wurden mit Geschwüren geschlagen. Das Geschrei der Stadt stieg zum Himmel empor. Die Lade des Herrn blieb sieben Monate im Gebiet der Philister. Dann riefen die Philister ihre Priester und Wahrsager und fragten: "Was tun wir mit der Lade des Herrn? Laßt uns wissen, wie wir sie zurücksenden können, wo sie hingehört!" Diese antworteten: "Gebt ihr die Lade des Gottes Israels zurück, dann dürft ihr sie nicht leer zurücksenden, sondern müßt eine Sühne leisten. Alsdann werdet ihr Heilung finden, und es wird euch kund, warum seine Hand nicht von euch weicht." Da fragten sie: "Welche Sühne sollen wir ihm denn leisten?" Sie entgegneten: "Entsprechend der Zahl der Philisterfürsten fünf goldene Beulen und fünf goldene Mäuse; denn dieselbe Heimsuchung traf euch alle und auch eure Fürsten. Fertigt also Bilder eurer Beulen an und Bilder der Mäuse, die das Land verheeren, und gebt dem Gott Israels die Ehre! Vielleicht wird er dann seine Hand leichter werden lassen über euch, euren Göttern und eurem Lande. Warum verhärtet ihr denn euer Herz, wie die Ägypter und der Pharao ihr Herz verhärteten? Mußte man sie nicht fortziehen lassen, als er ihnen arg mitspielte? Nun wohlan, richtet einen neuen Wagen her und nehmt zwei säugende Kühe, auf denen noch kein Joch geruht hat; spannt die Kühe an den Wagen und treibt ihre Kälber von ihnen weg nach Hause! Dann nehmt die Lade des Herrn und stellt sie auf den Wagen! Die goldenen Gegenstände, die ihr ihm als Sühne erstatten wollt, legt in eine Satteltasche daneben und laßt sie dann davonziehen! Seht dabei auf folgendes: Wenn die Lade nach Bet-Schemesch hinauf ihre Wegrichtung nach Hause nimmt, dann hat Israels Gott über uns dieses große Unheil gebracht; wenn nicht, so wissen wir, daß nicht seine Hand uns schlug, sondern daß uns nur ein Zufall getroffen hat." Die Männer taten so. Sie nahmen zwei säugende Kühe und spannten sie an den Wagen. Die Kälber hielten sie daheim zurück. Dann stellten sie die Lade des Herrn auf den Wagen, dazu die Satteltasche mit den goldenen Mäusen und mit den Abbildern ihrer Geschwüre. Die Kühe liefen in gerader Richtung nach Bet-Schemesch, genau die gleiche Richtung hielten sie ein und brüllten unaufhörlich. Sie wichen weder nach rechts noch nach links. Die Fürsten der Philister folgten hinter ihnen her bis zum Gebiet von Bet-Schemesch. Die Leute von Bet-Schemesch hielten gerade Weizenernte im Tal. Sie schauten auf, und als sie die Lade erblickten, gingen sie ihr freudig entgegen. Der Wagen kam auf das Feld Josuas von Bet-Schemesch und blieb dort stehen. Hier lag ein großer Stein. Man spaltete das Holz des Wagens und brachte die Kühe als Brandopfer dem Herrn dar. Die Leviten hoben die Lade des Herrn herunter und die Satteltasche neben ihr, in der die goldenen Gegenstände waren. Man stellte sie auf den großen Stein. Die Bewohner von Bet-Schemesch brachten an jenem Tage dem Herrn Brandopfer und Schlachtopfer dar. Die fünf Fürsten der Philister sahen zu und kehrten noch am gleichen Tage nach Ekron zurück. Folgende sind die goldenen Geschwüre, welche die Philister als Sühne dem Herrn erstatteten: Eines für Asdod, eines für Gaza, eines für Askalon, eines für Gat und eines für Ekron, und dazu die goldenen Mäuse, entsprechend der Gesamtzahl der Philisterstädte unter den fünf Fürsten, sowohl der festen Städte als auch der Dörfer des offenen Landes. Der große Stein, auf den man die Lade des Herrn gestellt hatte, liegt noch bis heute auf dem Felde Josuas von Bet-Schemesch. Der Herr aber schlug die Einwohner von Bet-Schemesch, weil sie die Lade des Herrn angeschaut hatten. Er schlug vom Volke siebzig Mann. Nun wurde das Volk sehr betrübt, weil der Herr einen schweren Schlag wider die Leute geführt hatte. Da sagten die Einwohner von Bet-Schemesch: "Wer vermag vor dem Angesicht des Herrn, dieses heiligen Gottes, standzuhalten? Zu wem soll er von uns aus ziehen?" Sie sandten Boten zu den Bewohnern von Kirjat-Jearim und ließen sagen: "Die Philister haben die Lade des Herrn zurückerstattet. Kommt herab und holt sie zu euch hinauf!" Da kamen die Männer von Kirjat-Jearim und holten die Lade des Herrn. Man brachte sie in das Haus Abinadabs auf dem Hügel und weihte seinen Sohn Eleasar, daß er Hüter über die Lade des Herrn sei. Seitdem die Lade in Kirjat-Jearim ihren Standort fand, war eine lange Zeit verstrichen; es waren zwanzig Jahre, und das ganze Haus Israel kümmerte sich wieder um den Herrn. Da sprach Samuel zur Gesamtheit des Hauses Israel: "Wenn ihr aus ganzem Herzen euch zum Herrn bekehren wollt, so entfernt die fremden Götter und Göttinnen aus eurer Mitte; richtet euer Herz auf den Herrn und dient ihm allein! Dann befreit er euch aus der Gewalt der Philister." Da entfernten die Israeliten die Baale und die Astarten und dienten dem Herrn allein. Und Samuel gebot: "Versammelt ganz Israel nach Mizpa, ich will für euch beim Herrn Fürbitte einlegen!" Man versammelte sich in Mizpa, schöpfte Wasser und goß es vor dem Herrn aus, fastete an jenem Tage und bekannte dort: "Wir haben vor dem Herrn gefehlt!" Samuel aber trat unter den Kindern Israels in Mizpa als Richter auf. Als die Philister erfuhren, daß die Israeliten in Mizpa versammelt waren, zogen die Philisterfürsten gegen Israel. Die Israeliten hörten davon und fürchteten sich vor den Philistern. Sie forderten Samuel auf: "Rufe ohne Unterlaß zum Herrn, unserem Gott, daß er uns aus der Gewalt der Philister errette!" Samuel nahm ein Milchlamm und brachte es dem Herrn ganz zum Brandopfer dar. Er rief zum Herrn für Israel, und der Herr erhörte ihn. Während Samuel das Brandopfer darbrachte, kamen die Philister näher heran, um wider Israel zu kämpfen. Da ließ der Herr an jenem Tag gegen die Philister gewaltig donnern, und er verwirrte sie, so daß sie vor Israel eine Niederlage erlitten. Die israelitischen Männer rückten von Mizpa aus, jagten den Philistern nach und schlugen sie bis unterhalb von Bet-Kar. Samuel ergriff einen Stein, stellte ihn zwischen Mizpa und Schen auf und nannte ihn "Stein der Hilfe", indem er ausrief: "Bis hierher hat der Herr uns geholfen!" So wurden die Philister gedemütigt und kamen nicht mehr in das Gebiet Israels. Die Hand des Herrn war gegen die Philister, solange Samuel lebte. Die Städte, welche die Philister Israel weggenommen hatten, kamen wieder an Israel zurück, von Ekron bis Gat; Israel befreite auch ihr Gebiet aus der Botmäßigkeit der Philister. Desgleichen war friedliches Einvernehmen zwischen Israel und den Amoritern. Samuel aber richtete Israel sein Leben lang. Jahr um Jahr zog er umher nach Betel, Gilgal und Mizpa. Er richtete Israel an all diesen Orten. Regelmäßig kehrte er nach Rama zurück, wo sein Haus war. Er richtete dort Israel und baute daselbst dem Herrn einen Altar. Als Samuel alt geworden war, setzte er seine Söhne zu Richtern über Israel ein. Sein erstgeborener Sohn hieß Joël, sein zweiter Abia. Sie übten die Richtertätigkeit in Beerseba aus. Aber seine Söhne wandelten nicht auf seinem Wege, zeigten sich gewinnsüchtig, nahmen Bestechungsgeschenke an und beugten das Recht. Also taten sich alle Ältesten in Israel zusammen und begaben sich nach Rama zu Samuel. Sie erklärten ihm: "Siehe, du bist alt, und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen. Setze doch einen König über uns ein, der uns regieren soll, wie es bei allen Völkern Brauch ist!" Die Sache mißfiel dem Samuel, da sie gesagt hatten: "Gib uns einen König, der uns regieren soll!" Und Samuel betete zum Herrn. Da sprach der Herr zu ihm: "Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie von dir verlangen; denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich verwarfen sie: Ich soll nicht mehr König über sie sein. Ganz so, wie sie seit dem Tage, da ich sie aus Ägypten fortführte, an mir gehandelt haben, wie sie mich verließen und anderen Göttern dienten, so handeln sie auch gegen dich. Nun höre auf ihr Verlangen! Jedoch bezeuge es ihnen eindringlich und verkünde ihnen den Rechtsanspruch des Königs, der über sie herrschen wird!" Samuel teilte alle Worte des Herrn dem Volke mit, das von ihm einen König verlangte. Er sagte: "Dies ist der Rechtsanspruch des Königs, der über euch herrschen wird: Er wird eure Söhne nehmen und sie an seinen Wagen und seine Pferde stellen, und sie werden vor seinem Wagen einherlaufen. Er wird für sich Vögte über tausend und Vögte über fünfzig einsetzen, um sein Ackerfeld pflügen, seine Ernte einheimsen, seine Kriegswaffen und Wagengeräte anfertigen zu lassen. Eure Töchter wird er zur Salbenbereitung, zum Kochen und zum Backen heranziehen. Eure schönsten Felder, Weinberge und Ölbäume wird er nehmen und sie seinen Dienern geben. Von euren Saaten und Weinbergen wird er den Zehnten erheben und seinen Hofbeamten und Angestellten auszahlen. Eure Knechte und Mägde, eure tüchtigsten Jungmänner sowie eure Esel wird er nehmen und in seinen Dienst stellen. Euer Kleinvieh wird er verzehnten, und ihr selbst werdet seine Knechte sein. Aufschreien werdet ihr dann wegen eures Königs, den ihr euch erwählt habt; doch der Herr wird euch zu jener Zeit nicht erhören." Das Volk lehnte es ab, auf Samuel zu hören, und erklärte: "Nein! Ein König soll über uns herrschen! Wir wollen sein wie alle Völker. Unser König soll uns Recht sprechen, er soll vor uns ausrücken und unsere Kriege führen." Samuel hörte alle Worte des Volkes an und trug sie dem Herrn vor. Da sprach der Herr zu Samuel: "Höre auf sie und gib ihnen einen König!" Samuel sagte zu den Männern Israels: "Geht heim, ein jeder in seine Stadt!" Da war ein Mann aus Benjamin namens Kisch, der Sohn Abiels, des Sohnes Zerors, des Sohnes Bechorats, des Sohnes Aphiachs, ein Benjaminit, ein Mann mit Vermögen. Dieser hatte einen Sohn namens Saul, auserlesen und schön. Unter den Israeliten gab es keinen stattlicheren als ihn. Von der Schulter an überragte er das ganze Volk. Einst hatten sich die Eselinnen des Kisch, des Vaters Sauls, verlaufen. Da befahl Kisch seinem Sohne Saul: "Nimm dir einen der Knechte, mache dich auf den Weg und suche die Eselinnen!" Er zog über das Gebirge Ephraim, durchquerte das Gebiet von Schalischa, ohne etwas zu finden. Sie kamen in die Gegend Schaalim, doch ohne Erfolg. Sie gingen dann in die Landschaft von Jemini und fanden wieder nichts. Als sie aber in die Gegend von Zuph kamen, sagte Saul zu seinem Knechte, der bei ihm war: "Komm! Kehren wir um! Mein Vater gibt am Ende die Eselinnen verloren und sorgt sich um uns." Jener antwortete ihm: "Es wohnt doch in dieser Stadt ein Gottesmann, der hochgeschätzt wird. Alles, was er sagt, trifft ein. Gehen wir also hin, vielleicht gibt er uns Auskunft über unsere Wegrichtung, die wir zu gehen haben." Da entgegnete Saul seinem Knecht: "Wenn wir hingehen, was sollen wir dann dem Manne schenken? Das Brot in unserem Beutel ist ausgegangen, und eine Gabe, die wir dem Gottesmann geben könnten, haben wir nicht. Was haben wir bei uns?" Der Knecht entgegnete Saul: "Ich habe gerade noch den vierten Teil eines Silberstückes. Den werde ich dem Gottesmann geben, und er wird uns unsere Wegrichtung anzeigen." [Vormals sagte man in Israel, wenn man hinging, Gott zu befragen: "Auf, gehen wir zum Seher!" Denn früher nannte man denjenigen einen Seher, der heute Prophet heißt.] Saul sprach zu seinem Knecht: "Gut ist dein Vorschlag. Komm, gehen wir hin!" Und sie begaben sich zur Stadt, wo der Gottesmann wohnte. Als sie aber zur Stadt hinaufgingen, trafen sie Mädchen, die hinausgingen, Wasser zu schöpfen. Man fragte sie: "Wohnt hier der Seher?" Diese antworteten ihnen: "Ja, er wohnt in deiner Richtung. Eile jetzt, denn er kam heute in die Stadt, weil das Volk heute auf der Höhe ein Opferfest feiert! Wenn ihr in die Stadt kommt, werdet ihr ihn noch treffen, bevor er auf die Höhe zur Opfermahlzeit hinaufgeht. Das Volk beginnt erst dann zu essen, wenn er da ist. Er segnet ja das Opfer. Erst dann essen die geladenen Gäste. Jetzt aber geht hinauf, denn nunmehr werdet ihr ihn antreffen!" Sie gingen in die Stadt hinauf. Als sie durch das Stadttor schritten, kam Samuel heraus, ihnen entgegen, um die Höhe zu ersteigen. Der Herr aber hatte am Tage, bevor Saul ankam, dem Samuel das Ohr geöffnet und gesagt: "Morgen um diese Zeit sende ich zu dir einen Mann aus dem Lande Benjamin; salbe ihn zum Fürsten über mein Volk Israel! Er soll mein Volk aus der Gewalt der Philister befreien, denn ich habe auf mein Volk herabgesehen, und sein Rufen gelangte zu mir." Als Samuel Saul erblickte, gab ihm der Herr ein: "Dies ist der Mann, von dem ich dir sagte: Er soll über mein Volk herrschen!" Saul näherte sich Samuel im Tor und sprach: "Sage mir doch: wo ist hier das Haus des Sehers?" Samuel erwiderte Saul: "Der Seher bin ich! Gehe vor mir her die Höhe hinauf; ihr sollt heute mit mir speisen, und morgen in der Frühe werde ich dich fortsenden. Alles, was du auf deinem Herzen hast, werde ich dir kundtun. Um die Eselinnen nämlich, die dir heute vor drei Tagen abhanden gekommen sind, mache dir keine Sorge; denn sie sind gefunden. Wem aber gehört alles Kostbare in Israel, etwa nicht dir und der Familie deines Vaters?" Saul entgegnete: "Bin ich nicht aus Benjamin, einem der kleinsten Stämme in Israel? Und ist nicht mein Geschlecht das geringste unter allen Geschlechtern des Stammes Benjamin? Warum redest du solches zu mir?" Samuel nahm Saul und seinen Knecht, führte sie in die Halle und gab ihnen einen Platz an der Spitze der geladenen Gäste; es waren ungefähr dreißig Mann. Dann befahl Samuel dem Koch: "Reiche das Stück, das ich dir gab, von dem ich vorher zu dir sagte: Behalte es bei dir!" Da trug der Koch die Keule und den Fettschwanz auf und setzte sie Saul vor. Er sprach: "Hier der Rest! Lege ihn dir vor und iß; denn für diese Zeit wurde er aufbewahrt für dich, als ich das Volk einlud!" So aß Samuel mit Saul an jenem Tage zusammen. Sie kamen dann von der Höhe hinab zur Stadt, und man bereitete dem Saul ein Lager auf dem Dach. Er legte sich schlafen. Als aber die Morgenröte heraufzog, rief Samuel zu Saul nach dem Dach hinauf: "Stehe auf, ich will dir das Geleit geben!" Saul erhob sich, und beide, er und Samuel, gingen hinaus. Als sie zum Ende der Stadt gelangt waren, sprach Samuel zu Saul: "Befiehl dem Knecht, daß er uns vorausgehe" - dieser ging voraus -, "du aber bleibe jetzt stehen; denn ich habe dir ein Gotteswort zu verkünden!" Da nahm Samuel den Ölkrug, goß ihn über Sauls Haupt, küßte ihn und sprach: "Hiermit hat der Herr dich zum Fürsten über sein Eigentum gesalbt! Gehst du heute von mir fort, so triffst du beim Grab Rachels an der Grenze Benjamins zu Zelzach zwei Männer. Diese werden dir sagen: "Gefunden haben sich die Eselinnen, die zu suchen du fortgingst. Nun hat dein Vater die Angelegenheit mit den Eselinnen vergessen und macht sich um euch Sorge. Er fragt: Was soll ich für meinen Sohn tun?" Ziehst du dann von dort weiter und kommst zur Eiche Tabor, so werden dich drei Männer antreffen, die zu Gott nach Betel hinaufgehen. Einer trägt drei Böcklein, der zweite drei Laibe Brot und der dritte einen Schlauch Wein. Sie werden dich begrüßen und dir zwei Brote geben, die du von ihnen auch annehmen sollst. Danach kommst du nach dem Gibea Gottes, wo der Beamte der Philister wohnt. Kommst du dort in die Stadt, dann wirst du eine Gruppe Propheten antreffen, die von der Höhe herabsteigen. Ihnen werden Harfen, Pauken, Flöten und Zithern voranziehen. Sie selbst werden als Propheten in Verzückung sein. Der Geist des Herrn wird auf dich herabkommen, und du wirst mit ihnen als Prophet verzückt und in einen anderen Menschen verwandelt werden. Treffen nun diese Zeichen bei dir ein, so tue das, was sich dir aufdrängt, denn Gott ist mit dir! Steige mir voran hinab nach Gilgal; ich werde dann zu dir hinabkommen, um Brandopfer darzubringen und Friedopfer zu schlachten! Warte sieben Tage lang, bis ich bei dir eintreffe und dir das verkünde, was du zu tun hast!" Sobald er seinen Rücken gewandt hatte, um von Samuel fortzugehen, verwandelte Gott sein Herz. Alle jene Zeichen trafen noch am gleichen Tage ein. Als sie von dort nach Gibea kamen, begegnete ihm eine Prophetengruppe. Der Geist Gottes kam über ihn, und er ward in deren Mitte zum Propheten. Alle Leute aber, die ihn von früher her kannten, sahen das Schauspiel, wie er in prophetische Verzückung geriet. Sie fragten einander: "Was ist denn dem Sohne des Kisch geschehen? Ist Saul auch unter den Propheten?" Ein Mann von dort erwiderte: "Kommt es denn auf ihren Vater an?" So entstand das Sprichwort: "Ist auch Saul unter den Propheten?" Als die Verzückung vorbei war, kam er nach Gibea. Sauls Oheim aber sprach zu ihm und seinem Knechte: "Wohin seid ihr gegangen?" Er antwortete: "Die Eselinnen zu suchen! Da merkten wir, daß sie nicht zu finden waren, und so gingen wir zu Samuel." Der Oheim entgegnete: "Erzähle mir doch, was Samuel zu euch gesagt hat!" Saul antwortete seinem Oheim: "Er teilte uns mit, daß die Eselinnen gefunden seien." Aber von der Angelegenheit des Königtums, über die Samuel zu ihm gesprochen hatte, verriet er nichts. Samuel berief das Volk zum Herrn nach Mizpa. Er sprach zu den Israeliten: "Also kündet der Herr, der Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägypten fortgeführt und euch aus der Gewalt der Ägypter und aller Königreiche, die euch bedrängten, befreit. Ihr aber habt heute euren Gott verworfen, der euch ein Helfer in all euren Schwierigkeiten und Nöten war! Ihr erklärtet: "Nein, setze einen König über uns!" Jetzt tretet also vor den Herrn, geordnet nach euren Stämmen und Tausendschaften!" Samuel ließ nun alle Stämme Israels antreten. Der Stamm Bejamin wurde vom Los getroffen. Er ließ den Stamm Benjamin nach seinen Geschlechtern antreten. Das Los traf das Geschlecht Matri. Danach wurde Saul ausgelost, der Sohn des Kisch. Man suchte ihn, er war aber nicht zu finden. Da fragten sie nochmals den Herrn: "Ist der Mann hierher gekommen?" Der Herr antwortete: "Er hat sich beim Gepäck versteckt." Man lief hin und holte ihn von dort. Er stand inmitten des Volkes und überragte alles Volk von der Schulter an. Da sprach Samuel zum ganzen Volk: "Seht, wen der Herr erwählt hat! Niemand gleicht ihm im ganzen Volk!" Da jubelten alle Leute und riefen: "Es lebe der König!" Samuel trug dem Volke das Königsrecht vor, schrieb es in eine Buchrolle und legte sie vor dem Herrn nieder. Dann entließ Samuel alles Volk, jeden in sein Haus. Auch Saul begab sich in seine Heimat nach Gibea. Mit ihm zog eine Heerschar, deren Herz Gott gerührt hatte. Nichtswürdige Leute aber erklärten: "Was wird dieser uns helfen?" Sie verachteten ihn und brachten ihm kein Geschenk. Er aber verhielt sich dazu schweigend. Der Ammoniter Nachasch zog heran und lagerte vor Jabesch in Gilead. Alle Bewohner von Jabesch erklärten Nachasch: "Schließe einen Vertrag mit uns, wir wollen dir dienen!" Der Ammoniter Nachasch erwiderte ihnen: "Insofern will ich mit euch einen Vertrag schließen, als ich jedem von euch das rechte Auge aussteche und damit Schmach über ganz Israel bringe." Da sprachen die Ältesten von Jabesch zu ihm: "Gib uns eine Frist von sieben Tagen, wir wollen Boten senden in das gesamte Gebiet Israels. Ist dann niemand da, der uns hilft, dann gehen wir zu dir!" Die Boten kamen nach dem Gibea Sauls und sagten dies vor den Ohren des Volkes. Da schrieen alle Leute laut auf und weinten. Nun kam gerade Saul hinter den Rindern her vom Felde heim. Er fragte: "Was haben die Leute, daß sie weinen?" Man erzählte ihm, was die Männer von Jabesch gesagt hatten. Da ward der Geist Gottes in Saul wirksam, als er jene Worte hörte, und sein Zorn entbrannte heftig. Er nahm ein Rindergespann, hieb es in Stücke und ließ diese durch Boten in alle Teile Israels bringen und ausrufen: "Wer nicht hinter Saul und Samuel her auszieht, dessen Rindern soll dasselbe geschehen!" Da fiel der Schrecken des Herrn auf das Volk, so daß sie einmütig auszogen. Er musterte sie zu Besek; es waren der Israeliten 300 000 Mann und der Judäer 30 000 Mann. Man sagte den angekommenen Boten: "So sprecht zu den Männern von Jabesch in Gilead: Morgen wird euch Hilfe, sobald die Sonne heiß brennt!" Die Boten gingen hin und meldeten es den Männern von Jabesch, die sich darüber sehr freuten. Die Männer von Jabesch erklärten: "Morgen wollen wir zu euch hinausziehen! Ihr könnt dann an uns tun, was immer euch beliebt." Am folgenden Tage teilte Saul das Kriegsvolk in drei Gruppen. Sie kamen in das Lager um die Zeit der Morgenwache und schlugen Ammon, bis der Tag sehr heiß wurde. Der Überrest zerstreute sich derart, daß von ihnen nicht zwei beieinander blieben. Da sprach das Volk zu Samuel: "Wer hat gefragt: "Soll etwa Saul König über uns sein?" Liefert die Männer aus; wir werden sie umbringen!" Doch Saul entgegnete: "Am heutigen Tage soll niemand sterben, denn heute hat der Herr Israel Heil verliehen!" Samuel sprach zum Volk: "Auf! Laßt uns nach Gilgal gehen und dort das Königtum erneuern!" Das ganze Volk zog nach Gilgal. Man setzte dort Saul vor dem Herrn in Gilgal als König ein. Sie schlachteten dort Friedopfer vor dem Herrn. Saul und alle israelitischen Mannen waren überaus fröhlich. Samuel sprach zu ganz Israel: "Seht, ich habe eurem Verlangen stattgegeben in allem, was ihr mir gesagt habt! Ich habe einen König über euch eingesetzt. Nun seht, ihr habt einen König, der vor euch herzieht! Ich bin alt und ergraut, und schon sind meine Söhne unter euch. Von meiner Jugend an bis heute bin ich vor euch hergegangen. Da bin ich! Antwortet mir in Gegenwart des Herrn und seines Gesalbten, ob ich jemandes Ochsen oder Esel geraubt, ob ich jemanden unterdrückt oder ungerecht behandelt, ob ich von jemandem ein Bestechungsgeschenk angenommen und meine Augen dabei verhüllt habe! Ich will es euch zurückerstatten." Sie antworteten: "Du hast uns nicht unterdrückt und nicht unrecht behandelt und von niemandem etwas angenommen." Da sprach er zu ihnen: "Der Herr sei mein Zeuge unter euch, und Zeuge sei heute auch sein Gesalbter, daß ihr nichts in meiner Hand gefunden habt!" Sie erwiderten: "Ja, Zeugen sind sie!" Danach fuhr Samuel, zum Volk gewandt, fort: "Der Herr war es, der Moses und Aaron geschaffen und eure Väter aus dem Ägypterland fortgeführt hat. Tretet nunmehr her, ich will mit euch vor dem Herrn ins Gericht gehen wegen aller Wohltaten des Herrn, die er euch und euren Vätern erwies! Da Jakob nach Ägypten gekommen war und eure Väter zum Herrn riefen, sandte der Herr Moses und Aaron. Diese führten eure Väter aus Ägypten fort und siedelten sie hier an. Sie aber vergaßen den Herrn, ihren Gott. Er verkaufte sie an Sisera, den Feldherrn von Chazor, an die Philister und den König von Moab. Diese führten Krieg wider sie. Da riefen sie zum Herrn und gestanden: "Wir haben uns verfehlt, weil wir den Herrn verlassen und den Baalen und Astarten dienten. Doch nun rette uns aus der Gewalt unserer Feinde! Wir wollen dir dienen!" Da sandte der Herr Jerubbaal, Barak, Jephte und Samuel und befreite euch aus der Gewalt eurer Feinde ringsumher, damit ihr in Sicherheit wohnen konntet. Ihr merktet aber, daß der Ammoniterkönig Nachasch gegen euch heranzog, und sagtet daher zu mir: "Nein, ein König soll über uns regieren", obwohl doch der Herr, euer Gott, euer König ist! Nun seht, ihr habt den König, den ihr erwählt und den ihr verlangt habt! Seht, der Herr selbst hat einen König über euch eingesetzt. Fürchtet ihr nun den Herrn, dient ihr ihm, hört ihr auf seine Stimme und widersetzt ihr euch nicht dem Gebot des Herrn, dann folgt ihr und euer König, der über euch herrschen wird, dem Herrn, eurem Gott, nach. Hört ihr aber nicht auf den Herrn und widersetzt ihr euch seinem Gebot, dann wird des Herrn Hand gegen euch sein, wie sie gegen eure Väter war. Auch jetzt tretet heran und schaut dies große Werk, das der Herr vor euren Augen tut! Ist nicht gerade heute Weizenernte? Ich will den Herrn anrufen, und er wird donnern und regnen lassen. So erkennt ihr und seht es ein, daß ihr ein großes Unrecht vor den Augen des Herrn tatet, da ihr einen König haben wolltet." Und es rief Samuel den Herrn an, und der Herr ließ an jenem Tag donnern und regnen. Das ganze Volk aber geriet in große Furcht vor dem Herrn und vor Samuel. Das gesamte Volk flehte zu Samuel: "Lege doch Fürsprache für deine Knechte bei dem Herrn, deinem Gott, ein, damit wir nicht sterben; denn wir haben zu all unsern Verfehlungen das Unrecht hinzugefügt, einen König für uns zu verlangen." Samuel redete weiter zum Volke: "Seid guten Mutes! Ihr habt zwar all dies Üble getan, doch weicht nicht vom Herrn ab, sondern dient ihm mit eurem ganzen Herzen! Lauft nicht hinter den nichtigen Götzen her, die weder nützen noch helfen können, da sie ja nichtig sind. Aber der Herr verstößt sein Volk nicht um seines großen Namens willen; denn dem Herrn hat es gefallen, euch zu seinem Volk zu machen. Auch mir liegt es fern, gegen den Herrn zu sündigen und aufzuhören, für euch Fürsprache einzulegen. Ich will euch den rechten und guten Weg lehren. Nur fürchtet den Herrn und dient ihm aufrichtig aus eurem ganzen Herzen! Seht, was er Großes an euch getan hat! Wenn ihr aber frevlerisch handelt, so werdet ihr samt eurem König dahingerafft!" Ein Jahr war es, seitdem Saul König geworden war; er regierte das zweite Jahr über Israel (?). Da erwählte sich Saul 000 Israeliten. 2 000 davon waren mit Saul zu Michmas und auf dem Gebirge von Betel und 1 000 mit Jonatan zu Gibea in Benjamin. Den Rest des Kriegsvolkes hatte er entlassen, einen jeden in sein Zelt. 3 Da erschlug Jonatan den Beamten der Philister, der in Gibea wohnte. Die Philister hörten davon. Saul ließ im ganzen Lande in die Posaune stoßen und verkünden: "Die Hebräer sollen es hören!" Ganz Israel vernahm davon, daß Saul den Beamten der Philister erschlagen, und daß Israel bei den Philistern sich verhaßt gemacht habe. Das Kriegsvolk wurde zu Saul nach Gilgal aufgeboten. Die Philister scharten sich zum Kampfe gegen Israel mit 3 000 Streitwagen, 000 Mann Besatzung und einem Fußvolk, das so zahlreich war wie der Sand am Ufer des Meeres. Sie rückten heran und bezogen Lager bei Michmas östlich von Bet-Awen. 6 Die Israeliten erkannten, daß sie bedrängt und die Leute in Not seien. Deshalb versteckten sie sich in Höhlen, in Löchern, in Felsspalten, in Gewölben und Zisternen. Große Scharen gingen über den Jordan nach Gad und Gilead. Saul aber war noch in Gilgal und das ganze Kriegsvolk mit ihm. Da wartete er sieben Tage bis zu dem Zeitpunkt, den Samuel bestimmt hatte. Samuel aber kam nicht nach Gilgal, und das Kriegsvolk zerstreute sich. Da befahl Saul: "Bringt mir das Brand- und die Friedopfer!" Und er vollzog das Brandopfer. Eben hatte er es dargebracht, da kam Samuel an. Saul ging ihm entgegen und begrüßte ihn. Samuel fragte: "Was hast du getan?" Saul antwortete: "Ich sah, daß das Volk mich verließ. Du kamst nicht zur vereinbarten Zeit, und die Philister rotteten sich in Michmas zusammen. Da dachte ich: Jetzt werden die Philister wider mich nach Gilgal ziehen; den Herrn habe ich aber noch nicht gnädig gestimmt. So faßte ich mir ein Herz und opferte." Samuel entgegnete Saul: "Töricht war deine Handlungsweise; du hast den dir vom Herrn, deinem Gott, erteilten Befehl nicht befolgt; denn jetzt wollte der Herr dein Königtum über Israel für immer bestätigen. Nun aber kann dein Königtum nicht bestehen! Der Herr hat sich einen Mann ausgesucht, der seinem Herzen genehm ist. Ihn hat der Herr zum Fürsten über sein Volk bestellt. Denn du hast nicht befolgt, was der Herr dir befahl." Samuel machte sich auf den Weg und zog von Gilgal weg. Der Rest der Leute zog hinter Saul her dem Kriegsvolk entgegen und kam von Gilgal nach Gibea in Benjamin. Saul musterte die Leute, die sich bei ihm befanden; es waren gegen sechshundert Mann. Saul, sein Sohn Jonatan und das Kriegsvolk saßen zu Geba in Benjamin, während die Philister zu Michmas Lager bezogen hatten. Da zog eine brandschatzende Truppe aus dem Lager der Philister in drei Abteilungen aus. Die eine wandte sich Ophra zu in das Gebiet von Schual, die andere nach Bet-Choron und die dritte in das Gebiet, das über dem Tal Zeboim gegen die Steppe hin ansteigt. Im ganzen Lande Israel fand sich (damals) kein Schmied; denn die Philister sagten sich, die Hebräer könnten sich sonst Schwerter oder Lanzen machen. Jeder aus Israel mußte also zu den Philistern hinab, um seine Pflugschar, seinen Karst, seine Axt oder seine Sichel schärfen zu lassen. Das Schärfen der Sicheln, der Karste, des Dreizacks und der Äxte, sowie das Einsetzen des Ochsenstachels kostete einen Pim. Im Kriegsfalle fand sich also kein Schwert und keine Lanze bei den Kriegern vor, die um Saul und Jonatan waren. Nur Saul und Jonatan besaßen solche. Ein Posten der Philister begab sich auf den Engpaß von Michmas. Eines Tages sprach Jonatan, der Sohn Sauls, zu seinem Waffenträger: "Komm, wir gehen hinüber zum Philisterposten, der drüben auf der anderen Seite steht!" Doch seinem Vater teilte er nichts mit. Saul saß an der Grenze von Geba unter dem Granatapfelbaum, der bei Migron steht. Das Kriegsvolk, das bei ihm war, zählte etwa 600 Mann. Achia, der Sohn Achitubs, des Bruders Ikabods, des Sohnes des Pinchas, des Helisohnes, der Priester in Silo war, trug das priesterliche Ephod. Das Volk wußte nicht, daß Jonatan fort war. Zwischen den Übergängen, durch die Jonatan zum Wachtposten der Philister hinüber wollte, waren zwei Felszacken, der eine diesseits, der andere jenseits, der eine hieß Bozez, der andere Senne. Der eine Grat schaute von Norden nach Michmas hinüber, der andere von der Südseite nach Geba. Jonatan sprach zu seinem Waffenträger: "Komm, wir gehen zum Posten der Unbeschnittenen hinüber! Vielleicht hilft uns der Herr. Denn es ist für ihn nicht schwer, durch viele oder wenige Leute zu helfen." Sein Waffenträger entgegnete ihm: "Tue alles, was dein Herz dir sagt, mach den Abstecher! Siehe, ich stehe zu dir nach deiner Absicht!" Jonatan sprach: "Auf, wir gehen zu den Leuten hinüber und zeigen uns ihnen! Wenn sie uns zurufen: "Haltet ein, bis daß wir zu euch kommen", dann bleiben wir auf unserer Stelle stehen und steigen nicht zu ihnen hinauf. Rufen sie aber: "Kommt zu uns", dann wollen wir zu ihnen hinaufsteigen, denn der Herr hat sie in unsere Hand gegeben. Das sei uns ein Zeichen." Beide zeigten sich also den Philisterposten. Die Philister sprachen: "Seht doch, Hebräer sind aus den Löchern gekommen, in denen sie sich verborgen hatten!" Die Männer des Wachtpostens riefen Jonatan und seinem Waffenträger zu und sprachen: "Kommt zu uns herauf, wir wollen euch etwas lehren!" Da sagte Jonatan zu seinem Waffenträger: "Mir nach! Denn der Herr hat sie in die Hand Israels gegeben." Jonatan kletterte auf Händen und auf Füßen hinauf und sein Waffenträger ihm nach. Jene fielen vor Jonatan, und der Waffenträger tötete sie hinter ihm. Es waren derer, die Jonatan und sein Waffenträger mit dem ersten Schlage trafen, gegen zwanzig Mann auf einem halb so großen Feld, wie es ein Ochsengespann zu pflügen vermag. Schrecken entstand im Feldlager und unter dem gesamten Kriegsvolk. Auch der Posten und die brandschatzende Truppe schraken zusammen. Dazu erbebte die Erde und verursachte einen Gottesschrecken. Die Späher Sauls zu Geba in Benjamin bemerkten, daß das Getümmel hin- und herwogte. Da befahl Saul dem Kriegsvolk, das bei ihm war: "Zählt nach und seht, wer von uns fortgegangen ist!" Man zählte und vermißte Jonatan und seinen Waffenträger. Saul gebot dem Achia: "Bringe die Lade Gottes herbei!" Sie war nämlich an jenem Tage bei den Israeliten. Während Saul mit dem Priester redete, ward das Getümmel im Lager der Philister immer stärker. Saul sprach zum Priester: "Laß davon ab!" Saul und alles Kriegsvolk, das bei ihm war, schrien laut und mischten sich in den Kampf. Da war das Schwert des einen gegen den anderen gerichtet, ein überaus großer Wirrwarr. Auch die Hebräer, die seit langem zu den Philistern hielten und mit ihnen ins Lager gekommen waren, schwenkten ab, um sich den Israeliten unter Saul und Jonatan anzuschließen. Alle Israeliten, die sich auf dem Gebirge Ephraim versteckt hatten, hörten, daß die Philister auf der Flucht waren. Sie hefteten sich ebenfalls kämpfend an ihre Fersen. So half der Herr an jenem Tage Israel. Der Kampf aber dehnte sich über Bet-Awen hin aus. Als aber die Israeliten an jenem Tage in Bedrängnis kamen, sprach Saul einen Eidfluch über das Volk aus: "Verflucht der Mann, der vor Anbruch des Abends etwas genießt, bevor ich an meinen Feinden Rache genommen habe!" Da nahm niemand von dem Volke Nahrung zu sich. Nun war die ganze Gegend reich an Honigwaben, so daß es auf dem freien Feld Honig gab. Als das Volk zu den Waben kam, aus denen der Honig floß, führte doch keiner die Hand zum Munde, weil das Volk den eidlichen Fluch fürchtete. Jonatan wußte nichts davon, daß sein Vater die Verwünschung über das Volk ausgesprochen hatte. Er streckte die Spitze des Stockes, den er in seiner Hand hielt, aus, stieß sie in eine Honigwabe und führte seine Hand zum Munde. Da bekamen seine Augen frischen Glanz. Einer der Kriegsleute redete ihn an und sprach: "Dein Vater hat eine Verwünschung über das Volk ausgesprochen: Verflucht sei der Mann, der heute etwas genießt. Das Volk aber ist erschöpft." Jonatan sprach: "Ins Unglück stürzt mein Vater das Land. Seht doch, wie meine Augen so strahlend frisch geworden sind, weil ich dieses bißchen Honig gegessen habe! Wie wäre es erst, wenn heute alle Leute von der feindlichen Beute, die sie gemacht haben, gegessen hätten? Jetzt aber ist ja der Hieb, den die Philister bekommen haben, nicht besonders stark." Man schlug an jenem Tage die Philister von Michmas bis Ajjalon. Das Volk war sehr erschöpft. Da machte es sich über die Beute her, nahm Kleinvieh, Großvieh und Kälber, schlachtete sie am Boden und aß über dem Blut. Man berichtete Saul: "Die Leute sündigen gegen den Herrn, indem sie über dem Blut essen." Er sprach: "Frevel tut ihr! Wälzt mir sofort einen großen Stein her!" Da fuhr Saul fort: "Zerstreut euch unter das Kriegsvolk und sagt ihm: "Jeder soll sein Rind und sein Schaf zu mir bringen und es hier schlachten und essen! Sündigt nicht gegen den Herrn, indem ihr über dem Blut eßt!"" Da brachten alle Leute aus dem Volke ihre Rinder, die sie besaßen, noch in der Nacht herbei und schlachteten sie daselbst. Saul erbaute einen Altar für den Herrn. Es war der erste Altar, den er erbaute. Saul sprach: "Wir wollen die Philister noch zur Nachtzeit weiter verfolgen! Wir wollen sie ausplündern bis zum Morgengrauen und keinen unter ihnen übrig lassen!" Man antwortete: "Tue, was dir richtig scheint!" Doch der Priester gab zur Antwort: "Wir wollen in dieser Sache Gott befragen!" Saul fragte bei Gott an: "Soll ich hinabziehen hinter den Philistern her? Wirst du sie in die Gewalt Israels geben?" Doch er gab ihm damals keine Antwort. Saul befahl: "Kommt herbei, alle Obersten des Volkes, erkennt und seht, wodurch diese Sünde heute zustandekam! So wahr der Herr lebt, der Israel errettet hat! Sollte es selbst an meinem Sohn Jonatan liegen, so muß er des Todes sterben!" Niemand aus dem Kriegsvolk wagte es, ihm zu antworten. Da sprach er zu ganz Israel: "Ihr sollt auf der einen Seite stehen, ich und mein Sohn Jonatan auf der anderen!" Das Volk erwiderte Saul: "Tu, was dir gefällt!" Daraufhin betete Saul zum Herrn: "Gott Israels, gib rechten Entscheid!" Jonatan und Saul wurden durch das Los getroffen, während das Volk frei ausging. Da verlangte Saul: "Werft das Los zwischen mir und meinem Sohne Jonatan!" Das Los traf Jonatan. Da sprach Saul zu Jonatan: "Gestehe mir, was du getan hast!" Jonatan bekannte ihm und sprach: "Ich habe mit der Spitze des Stabes, den ich in der Hand hatte, ein wenig Honig gegessen. Ich bin zu sterben bereit." Saul sprach: "Ich habe geschworen, und Gott möge mich strafen - Jonatan, du bist des Todes!" Das Volk aber rief Saul zu: "Wie? Jonatan soll sterben, der diese große Rettungstat in Israel vollbrachte? So wahr der Herr lebt, nicht ein einziges Haar von seinem Haupt darf zu Boden fallen, denn mit Gott hat er es heute vollbracht." Das Volk errettete so Jonatan vom Tode. Saul aber nahm von der Verfolgung der Philister Abstand. Die Philister kehrten in ihr Heimatland zurück. Saul, der das Königtum über Israel erhalten hatte, kämpfte ringsum gegen alle seine Feinde, gegen Moab, gegen die Ammoniter, gegen Edom, gegen die Könige von Zoba und gegen die Philister. Wohin er sich auch wandte, errang er Siege. Er zeigte Tapferkeit, schlug Amalek und befreite Israel aus der Gewalt seiner Plünderer. Die Söhne Sauls waren Jonatan, Jischjo und Malkischua. Seine älteste Tochter hieß Merab, seine jüngere Michal. Die Frau des Saul hieß Achinoam; sie war die Tochter des Achimaaz. Sein Feldherr hieß Abner, der Sohn Ners, des Oheims Sauls. Kisch nämlich, der Vater Sauls, und Ner, der Vater Abners, waren Söhne Abiels. Der Krieg gegen die Philister tobte heftig, solange Saul lebte. Sah Saul irgendeinen tapferen und kriegskundigen Mann, so nahm er ihn in seinen Dienst. Samuel sprach zu Saul: "Mich hat der Herr gesandt, dich zum König über sein Volk Israel zu salben. Nun höre die klaren Worte des Herrn: Ich habe genau beobachtet, was Amalek an Israel getan hat, daß es sich ihm bei seinem Fortzug von Ägypten in den Weg stellte. Gehe nun hin und schlage Amalek, vollstrecke an allem, was ihm gehört, den Bann und verschone nichts; töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel!" Da benachrichtigte Saul das Volk und musterte es in Telam: 200 000 Mann zu Fuß und davon 10 000 Mann aus Juda. Dann rückte Saul gegen die Stadt der Amalekiter aus und legte einen Hinterhalt im Tal. Den Kenitern ließ Saul sagen: "Geht, sondert euch ab und tretet aus den Reihen der Amalekiter hinaus, denn sonst raffe ich euch mit ihnen hinweg! Ihr habt euch ja freundlich gegen alle Israeliten verhalten, als sie aus Ägypten heraufzogen." Da sonderten sich die Keniter von den Amalekitern ab. Saul aber schlug Amalek von Chawila bis Schur, das Ägypten gegenüber liegt. Agag, den König der Amalekiter, ergriff er lebend. Am ganzen Volk vollzog er den Bann mit der Schärfe des Schwertes. Doch verschonten Saul und sein Kriegsvolk Agag und die besten Stücke Kleinvieh und Großvieh, die Masttiere und die Lämmer und alles, was wertvoll war. Sie wollten daran den Bann nicht vollziehen; nur was wertlos und unbrauchbar war, belegten sie mit dem Bann. Da erging das Wort des Herrn an Samuel: "Es reut mich, daß ich Saul zum König gemacht habe; denn er hat sich von mir abgewandt und meine Befehle nicht ausgeführt!" Samuel wurde sehr erregt und flehte zum Herrn die ganze Nacht. Am anderen Morgen machte er sich auf, um Saul zu treffen. Es wurde Samuel gemeldet: "Saul ist zum Karmel gegangen und hat sich ein Denkmal errichtet. Dann bog er ab und ist weiter nach Gilgal hinabgezogen." Als Samuel zu Saul kam, begrüßte ihn Saul: "Gesegnet sollst du sein vom Herrn! Ich habe den Befehl des Herrn vollführt." Samuel entgegnete: "Was soll denn dieses Blöken von Schafen, das an mein Ohr dringt, und das Brüllen von Rindern, das ich hören muß?" Saul entgegnete: "Von den Amalekitern hat man sie gebracht. Das Kriegsvolk hat die wertvollsten Schafe und Rinder geschont, um sie dem Herrn, deinem Gott, zu opfern. Das übrige haben wir dem Bann übergeben!" Samuel aber fiel Saul in die Rede: "Nun mache Schluß! Verkünden will ich dir, was der Herr in der Nacht zu mir sprach!" Jener antwortete ihm: "Rede!" Samuel sagte: "Bist du nicht, obwohl du dich selbst für gering hieltest, das Oberhaupt der Stämme Israels? Denn der Herr hat dich zum König über Israel gesalbt. Nun hat dich der Herr auf den Kriegspfad geschickt und gesagt: "Gehe hin und vollziehe den Bann an den frevlerischen Amalekitern. Kämpfe gegen sie, bis du ihnen ein Ende bereitet hast!" Warum folgtest du nicht der Stimme des Herrn? Warum hast du nach der Beute gegriffen und Übles in den Augen des Herrn getan?" Saul erwiderte Samuel: "Ich habe doch auf die Stimme des Herrn gehört und zog des Weges, den der Herr mich sandte. Ich brachte den Amalekiterkönig Agag herbei und bannte Amalek. Nur das Kriegsvolk hat aus der Beute Schafe und Rinder, das Beste vom Banngut, herausgegriffen, um es dem Herrn, deinem Gott, in Gilgal zu opfern." Samuel sprach: "Hat denn der Herr an Brand- und Schlachtopfern das gleiche Wohlgefallen wie am Gehorsam gegen den Befehl des Herrn? Wertvoller als Opfer ist Gehorsam, Folgsamkeit besser als Widderfett! Widerspenstigkeit ist Sünde wie Zauberei, Eigensinn ist Sünde wie schuldbarer Götzendienst. Weil du des Herrn Wort verworfen hast, verwirft er dich als König." Saul gestand Samuel: "Ich versündigte mich, weil ich des Herrn Ausspruch und deine Worte übertreten habe. Ich fürchtete die Kriegsleute und hörte auf ihre Wünsche. Und nun, verzeihe meine Sünde und kehre um mit mir, ich will den Herrn anbeten!" Samuel entgegnete dem Saul: "Ich werde mit dir nicht umkehren. Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, wird auch der Herr dich verwerfen: Du kannst nicht mehr König über Israel sein!" Samuel wandte sich, um fortzugehen; da ergriff jener den Zipfel seines Obergewandes. Dieses zerriß. Samuel sprach zu ihm: "Der Herr hat heute das Königtum über Israel von dir gerissen. Er hat es einem anderen gegeben, der besser ist als du. Er, Israels Ruhm, lügt nicht und bereut nicht; denn er ist nicht ein Mensch, daß er bereuen müßte." Jener aber sprach: "Ich habe gesündigt, doch erweise mir wenigstens vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel die Ehre! Kehre um mit mir, daß ich den Herrn, deinen Gott, anbete!" Da kehrte Samuel um und folgte Saul, und Saul betete den Herrn an. Samuel gab den Befehl: "Bringt den Amalekiterkönig Agag zu mir!" Agag ging in froher Stimmung auf ihn zu und dachte sich: "Sicherlich ist abgebogen des Todes Bitterkeit!" Samuel aber sprach: "Wie dein Schwert Frauen kinderlos machte, so soll auch unter den Frauen deine Mutter kinderlos werden!" Dann hieb Samuel Agag in Stücke vor dem Angesicht des Herrn in Gilgal. Samuel ging nach Rama. Saul aber zog hinauf in sein Haus nach dem Gibea Sauls. In Zukunft sah Samuel Saul nicht mehr bis zu seinem Tode, denn er trauerte um Saul. Den Herrn aber reute es, daß er Saul zum König über Israel gemacht hatte. Der Herr sprach zu Samuel: "Wie lange trauerst du um Saul, den ich als König über Israel verworfen habe? Fülle dein Horn mit Öl und mache dich auf den Weg! Ich sende dich zu Isai nach Bethlehem; denn unter seinen Söhnen habe ich mir einen zum König auserwählt." Samuel entgegnete darauf: "Wie kann ich hingehen? Saul wird davon hören und mich töten!" Der Herr antwortete: "Nimm ein Kuhkalb mit und sage: "Ich bin gekommen, dem Herrn ein Opfer darzubringen." Lade dann Isai zur Teilnahme am Opfer ein! Ich werde dich wissen lassen, was du tun sollst. Salbe mir denjenigen, den ich dir bezeichnen werde!" Samuel tat nach der Weisung des Herrn. Er kam nach Bethlehem. Die Ältesten der Stadt traten ihm erschrocken entgegen und fragten: "Bedeutet dein Kommen uns Heil?" Er antwortete: "Ja, es bedeutet Heil! Ich bin gekommen, dem Herrn ein Opfer darzubringen; heiligt euch und kommt mit mir zum Opfer!" Alsdann heiligte er den Isai und seine Söhne und lud sie zum Opfermahl ein. Als sie nun kamen, sah er den Eliab und dachte: "Wahrscheinlich steht vor dem Herrn sein Gesalbter." Doch der Herr sprach zu Samuel: "Schaue nicht auf sein Aussehen und seine hohe Gestalt; denn ich erkor ihn nicht, weil ich nicht auf das sehe, worauf der Mensch sieht. Der Mensch schaut ja auf den Augenschein, der Herr aber schaut auf das Herz." Isai rief den Abinadab und führte ihn Samuel vor. Doch er sprach: "Auch diesen hat der Herr nicht erwählt." Dann führte Isai Schamma vor. Doch jener erklärte: "Auch diesen hat der Herr nicht erkoren." So führte Isai sieben von seinen Söhnen Samuel vor. Doch Samuel sprach zu Isai: "Diese alle hat der Herr nicht erwählt." Dann fragte Samuel den Isai: "Sind das alle Kinder?" Er antwortete: "Nur der Jüngste fehlt noch, er weidet gerade das Kleinvieh." Da befahl Samuel dem Isai: "Schicke und hole ihn; wir werden uns erst dann zum Mahle setzen, wenn er da ist." Er sandte hin und ließ ihn holen. David aber war rötlich-braun, hatte schöne Augen und eine gute Gestalt. Der Herr sprach: "Auf! Salbe ihn, denn er ist es!" Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte ihn unter seinen Brüdern. Der Geist des Herrn aber ward in David wirksam von jenem Tage an und weiterhin. Samuel machte sich auf den Weg zurück nach Rama. Der Geist des Herrn war von Saul gewichen, und es beunruhigte ihn ein böser Geist, den der Herr geschickt hatte. Die Knechte Sauls sprachen zu ihm: "Siehe, es erschreckt dich ein böser Geist Gottes. Unser Herr braucht nur zu reden; deine Knechte stehen dir zu Diensten. Sie werden jemanden suchen, der sich auf das Zitherspiel versteht. Sooft dann der böse Geist Gottes über dich kommt, spiele er mit seiner Hand; dann wird dir wohl zumute." Saul befahl seinen Knechten: "Seht euch um nach jemandem für mich, der sich gut auf das Spiel versteht, und bringt ihn her zu mir!" Da antwortete von den jungen Männern einer und sprach: "Ich kenne einen Sohn Isais aus Bethlehem, der gut zu spielen vermag. Er ist auch sonst ein Held, kriegstüchtig, redegewandt, von schöner Gestalt, und der Herr ist mit ihm." Saul sandte Boten zu Isai und ließ ihm sagen: "Schicke zu mir deinen Sohn David, der bei der Schafherde weilt!" Isai nahm einen mit Brot beladenen Esel, einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und schickte sie durch seinen Sohn David zu Saul. Als David zu Saul kam und vor seinem Angesichte stand, faßte dieser so große Zuneigung zu ihm, daß er sein Waffenträger wurde. Auch sandte Saul zu Isai und ließ sagen: "David soll ständig bei mir bleiben, denn er hat Huld in meinen Augen gefunden." Sooft nun der Geist Gottes über Saul kam, nahm David die Zither und spielte. Saul wurde es leichter zumute, sein Zustand besserte sich, und der böse Geist wich von ihm. Die Philister sammelten ihre Heerlager zum Kampf. Sie scharten sich bei Socho in Juda zusammen und lagerten in Ephes-Dammim zwischen Socho und Aseka. Auch Saul und die Israeliten scharten sich zusammen, lagerten im Eichengrund und ordneten ihre Schlachtreihen zum Kampf gegen die Philister. Diese standen am Berge auf der einen Seite und die Israeliten am Berge auf der anderen Seite, während die Talsohle dazwischen lag. Da trat der Vorkämpfer aus dem Lager der Philister hervor, namens Goljat aus Gat. Er war sechs Ellen und eine Handspanne groß, hatte einen ehernen Helm auf seinem Kopf und war mit einem Schuppenpanzer bekleidet. Dessen Gewicht betrug 5 000 Sekel Erz. An den Beinen hatte er eherne Schienen, und auf den Schultern trug er einen ehernen Wurfspeer. Der Schaft seiner Lanze war wie ein Weberbaum, und die Lanzenspitze wog sechshundert Sekel Eisen. Sein Schildträger ging vor ihm her. Er stellte sich hin und rief den Reihen Israels zu: "Warum zieht ihr denn aus und rüstet euch zum Streite? Bin ich nicht der Philister? Seid ihr nicht Sauls Knechte? Erwählt euch einen Mann, der soll zu mir herabkommen! Ist er imstande, mit mir den Kampf zu bestehen, und erschlägt er mich, dann wollen wir eure Knechte sein; bin aber ich ihm überlegen und erschlage ihn, dann sollt ihr unsere Knechte sein und uns dienen!" Der Philister rief: "Ich habe heute die Schlachtreihen Israels verhöhnt. Nun trete ein Mann hervor! Wir wollen mit einander kämpfen!" Saul und ganz Israel hörten die Hohnworte des Philisters. Sie erschraken und fürchteten sich sehr. David war der Sohn eines bereits erwähnten Ephratiters aus Bethlehem in Juda, namens Isai. Dieser hatte acht Söhne und war in den Tagen Sauls schon zu alt, um unter die Kriegsleute zu treten. Die drei ältesten Söhne Isais waren hinter Saul her in den Kampf gerückt. Von den drei Söhnen, die zum Kampf gezogen waren, hieß der Erstgeborene Eliab, der zweite Abinadab und der dritte Schamma. David war der jüngste. Während die drei ältesten bei Saul Kriegsdienste leisteten, ging David von Saul öfters weg, um die Herde seines Vaters in Bethlehem zu hüten. Der Philister kam jeden Morgen und Abend und trat vor, vierzig Tage lang. Da sprach Isai zu seinem Sohn David: "Nimm doch für deine Brüder ein Epha von diesem gerösteten Korn und diese zehn Brote und bring sie eiligst ins Lager zu deinen Brüdern! Diese zehn Käse bring dem Hauptmann! Erkundige dich nach dem Befinden deiner Brüder und bring von ihnen ein Dankeszeichen mit! Sie stehen zusammen mit Saul und allen Männern Israels im Eichengrunde und kämpfen gegen die Philister." Am andern Morgen überließ David die Schafherde einem Hüter, lud auf und ging weg, wie ihm Isai befohlen hatte. Er kam zur Wagenburg. Das Heer rückte eben zur Schlacht aus und erhob das Kampfgeschrei. Israeliten und Philister waren in Schlachtreihen einander gegenüber angetreten. David entledigte sich der Gepäckstücke, übergab sie der Gepäckwache und lief zur Schlachtreihe. Er kam hin und fragte seine Brüder, wie es ihnen gehe. Während er noch mit ihnen sprach, siehe, da trat der Vorkämpfer Goljat hervor, der Philister aus Gat. Er trat aus den Reihen der Philister und sprach in der bekannten Weise, so daß David es hören konnte. Als die Israeliten den Mann sahen, wichen sie alle vor ihm zurück und fürchteten sich sehr. Da sprachen die israelitischen Männer: "Habt ihr diesen Mann gesehen, der da heraufkommt? Um Israel zu verhöhnen, schreitet er einher. Wer ihn erschlägt, den wird der König mit großen Reichtümern versehen. Er wird ihm seine Tochter geben und seine Familie in Israel abgabenfrei machen." Da fragte David die Männer, die bei ihm waren: "Was soll dem Manne geschehen, der diesen Philister erschlägt und Israel von dieser Schande befreit? Wer ist denn dieser unbeschnittene Philister, daß er die Schlachtreihen des lebendigen Gottes zu verhöhnen wagt?" Das Kriegsvolk antwortete ihm in derselben Weise: "So und so wird mit dem Mann geschehen, der ihn erschlägt!" Sein ältester Bruder Eliab hörte davon, wie er mit den Männern sprach. Eliab geriet deswegen über David in Unwillen und herrschte ihn an: "Warum bist du eigentlich hierhergekommen? Und wem hast du die paar Schafe in der Steppe überlassen? Ich kenne deine Dreistigkeit und deinen bösartigen Sinn. Nur um den Krieg zu sehen, bist du herabgekommen." Darauf erwiderte David: "Was habe ich denn jetzt getan? Es war ja nur eine Frage." Darauf wandte er sich von ihm weg an einen andern und fragte das gleiche. Da antworteten ihm die Kriegsleute wie zum erstenmal. Die Worte Davids wurden gehört und Saul gemeldet. Der ließ ihn kommen. Da sprach David zu Saul: "Niemand soll seinetwegen mutlos werden! Dein Knecht wird hingehen und mit diesem Philister kämpfen." Doch Saul erwiderte David: "Du kannst nicht einfach diesem Philister gegenübertreten und mit ihm kämpfen; denn du bist ein Knabe, er aber ist ein Kriegsmann von Jugend auf." David aber sprach zu Saul: "Dein Knecht hütete seinem Vater die Schafe. Kam nun ein Löwe oder ein Bär und trug ein Schaf aus der Herde fort, dann lief ich hinter ihm drein, erschlug ihn und riß das Tier aus seinem Rachen. Wenn er sich aber gegen mich stellte, ergriff ich ihn bei seiner Mähne, erschlug und tötete ihn. Ja, Löwen und Bären hat dein Knecht erschlagen, und diesem unbeschnittenen Philister wird es ergehen wie einem von diesen; denn er hat die Schlachtreihen des lebendigen Gottes verhöhnt." David fuhr fort: "Der Herr, der mich aus den Tatzen der Löwen und Bären befreit hat, wird mich auch aus der Hand dieses Philisters befreien." Da sagte Saul zu David: "Geh hin, der Herr wird mit dir sein." Saul bekleidete David mit seinem Waffenrock. Er setzte ihm einen ehernen Helm aufs Haupt und zog ihm einen Panzer an. David umgürtete sich mit dessen Schwert über seinem Waffenrock; doch er konnte nicht gehen; denn er hatte es darin noch nie versucht. Daher sprach David zu Saul: "Ich vermag darin nicht zu gehen; denn ich habe es noch nie versucht." Und er legte die Rüstung wieder von sich ab. Er nahm seinen Stab in die Hand, suchte sich fünf glatte Steine aus dem Bachtal, legte sie in die Hirtentasche, die er bei sich führte, nahm eine Schleuder zur Hand und ging dem Philister entgegen. Dieser kam näher und näher an David heran, während der Schildträger vor ihm einherschritt. Der Philister blickte auf und sah sich den David an. Er verachtete ihn, denn er war ein Knabe, rötlichbraun und von schönem Aussehen. Der Philister rief David zu: "Bin ich denn ein Hund, daß du mit Stöcken bewaffnet zu mir kommst?" Der Philister verfluchte David bei seinen Göttern. Dann sprach er zu David: "Komm her zu mir, ich will dein Fleisch den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes geben!" David entgegnete: "Du kommst zu mir mit Schwert, Lanze und Wurfspeer. Ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, die du geschmäht hast! Heute wird dich der Herr meiner Gewalt überantworten. Ich werde dich erschlagen und deinen Kopf von deinem Rumpfe abtrennen. Ausliefern werde ich die Leichname des Philisterheeres heute noch den Vögeln des Himmels und den wilden Tieren der Erde. Alle Welt soll erkennen, daß Israel einen Gott hat! Diese ganze Versammlung soll einsehen, daß der Herr nicht durch Schwert und Lanze Hilfe bringt. Denn der Herr führt den Kampf; er wird euch in unsere Gewalt geben!" Der Philister machte sich auf, schritt voran und näherte sich David. Da lief David rasch auf die Schlachtreihe zu, dem Philister entgegen. David griff mit seiner Hand in die Tasche, holte einen Stein heraus, schleuderte und traf den Philister auf die Stirn. Der Stein drang in die Stirn ein, und jener fiel mit dem Gesicht zur Erde hin. So überwand David den Philister mit Schleuder und Stein; er traf den Philister und brachte ihn um, ohne daß ein Schwert in Davids Hand war. David lief hin, stellte sich vor den Philister, ergriff dessen Schwert, zückte es aus der Scheide und tötete ihn, indem er ihm den Kopf abhieb. Die Philister sahen, daß ihr stärkster Held tot war, und flohen. Die Männer Israels und Judas brachen auf, erhoben ein Kriegsgeschrei und verfolgten die Philister bis Gat und zu den Toren Ekrons. Erschlagene Philister aber lagen auf dem Wege nach Schaarajim bis Gat und Ekron. Die Israeliten kehrten von der hitzigen Verfolgung der Philister um und plünderten deren Heerlager. David aber nahm des Philisters Haupt und brachte es nach Jerusalem. Seine Waffen legte er im Zelte des Herrn nieder. Als Saul David gegen den Philister ausrücken sah, fragte er seinen Feldherrn Abner: "Wessen Sohn ist der Knabe, Abner?" Abner entgegnete: "So wahr du lebst, König, ich weiß es nicht!" Der König sprach: "Frage doch nach, wessen Sohn der Jüngling ist!" Da nun aber David von der Erschlagung des Philisters heimkehrte, nahm ihn Abner und brachte ihn vor Saul. Das Haupt des Philisters war in seiner Hand. Da sprach Saul zu ihm: "Wessen Sohn bist du, Knabe?" David erwiderte: "Der Sohn deines Knechtes Isai aus Bethlehem." Es geschah, als David seine Unterredung mit Saul beendet hatte, daß sich die Seele Jonatans mit der Seele Davids verband und Jonatan ihn liebgewann wie sich selbst. Saul nahm ihn zu jener Zeit auf und ließ ihn nicht mehr in sein Vaterhaus zurückkehren. Jonatan aber schloß mit David einen Freundschaftsbund, da er ihn liebte wie sich selbst. Jonatan legte sein Obergewand ab, das er trug, und schenkte es David, dazu sein Waffenkleid, sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel. Zog David ins Feld, so hatte er Glück bei allem, wohin Saul ihn sandte, so daß Saul ihn zum Vorgesetzten über seine Kriegsleute machte. Das gefiel allem Volk und auch den Knechten Sauls. Als David von der Erschlagung des Philisters heimkehrte, zogen beim Einzug die Frauen aus allen Städten Israels singend und Reigen tanzend dem König Saul entgegen. Sie schlugen Pauken, jubelten und spielten auf Triangeln. Die Frauen sangen in Wechselchören zum Reigentanz und riefen: "Saul hat seine Tausend erschlagen, David aber seine Zehntausend!" Saul ergrimmte gar sehr; denn diese Worte mißfielen ihm. Er sprach: "Zehntausend hat man dem David gegeben, mir aber nur Tausend; ihm fehlt nur noch das Königtum." Von diesem Tag an betrachtete er David dauernd mit Argwohn. Am andern Tag kam ein böser Geist Gottes über Saul, und er gebärdete sich in seinem Hause wie ein Rasender; David aber spielte die Harfe, wie er es täglich zu tun pflegte. Saul hatte eine Lanze in seiner Hand, schleuderte sie gegen David und dachte: "Ich will David an die Wand spießen!" David aber entwich ihm zweimal. Saul fürchtete sich vor David; denn der Herr war mit ihm, von Saul aber war er gewichen. Daher entfernte Saul David aus seiner Nähe und machte ihn zum Obersten einer Tausendschaft. Er zog an der Spitze seiner Krieger aus. David hatte Erfolg bei all seinen Unternehmungen, und der Herr war mit ihm. Saul sah, daß er so großen Erfolg hatte, und empfand ein Grauen vor ihm. Ganz Israel und Juda liebten David, denn er zog an ihrer Spitze aus und ein. Da sprach Saul zu David: "Horch, ich will dir meine älteste Tochter Merab zur Frau geben. Sei ein tapferer Mann und führe des Herrn Kriege!" Saul dachte: "Nicht meine Hand soll sich an ihm vergreifen, sondern die Philister sollen Hand an ihn legen!" David entgegnete Saul: "Wer bin ich, und was ist mein Geschlecht, die Sippe meines Vaters, in Israel, daß ich des Königs Schwiegersohn werden soll?" Als aber die Zeit kam, in der Merab, die Tochter Sauls, David gegeben werden sollte, gab man sie Adriël aus Mechola zur Frau. Michal, die Tochter Sauls, liebte David. Man hinterbrachte es Saul, dem das recht gut paßte. Saul dachte nämlich: "Ich will sie ihm geben; sie soll ihm zum Fallstrick werden, und der Philister Hand mag sich an ihm vergreifen!" Zu David sprach Saul ein zweites Mal: "Jetzt kannst du mein Schwiegersohn werden!" Seinen Dienern befahl Saul: "Redet doch mit David in allem Vertrauen: Siehe, der König findet Gefallen an dir. Auch bei all seinen Leuten bist du beliebt. Werde doch ein Schwiegersohn des Königs!" Als dies die Diener Sauls David in die Ohren flüsterten, sprach dieser: "Ist es denn in euren Augen eine so geringfügige Sache, Schwiegersohn des Königs zu werden? Ich bin doch nur ein armer und unbedeutender Mann." Die Diener meldeten Saul, daß David in diesem Sinne gesprochen habe. Saul befahl: "Sagt doch dem David: Der König verlangt keine andere Brautgabe als hundert Vorhäute von Philistern. Er will an den Feinden des Königs Rache nehmen." Saul rechnete aber damit, den David durch die Hand der Philister zur Strecke zu bringen. Seine Diener meldeten diese Bedingung dem David. David war damit einverstanden, Schwiegersohn des Königs zu werden. Die Frist war noch nicht abgelaufen, da machte sich David auf den Weg, ging mit seinen Leuten hin und erschlug zweihundert Philister, brachte ihre Vorhäute und zählte sie dem König vor, um des Königs Schwiegersohn zu werden. Nun gab ihm Saul seine Tochter Michal zur Frau. Saul aber sah und erkannte, daß der Herr mit David war und Sauls Tochter Michal ihn liebgewonnen hatte. Da fürchtete er sich noch mehr vor David. Er haßte David sein Leben lang. Sooft die Philisterfürsten ausrückten, hatte David mehr Erfolge als alle Untergebenen Sauls. Sein Name stand in hohen Ehren. Saul machte vor seinem Sohn Jonatan und allen seinen Hofleuten kein Hehl daraus, daß er David töten wolle. Doch Jonatan, Sauls Sohn, hatte große Zuneigung zu David. Daher hinterbrachte er David die Kunde: "Mein Vater Saul strebt danach, dich zu töten. Nimm dich also morgen früh in acht! Halte dich wohl verborgen und bleibe im Versteck! Ich will hinausgehen und auf dem Felde, wo du dich aufhältst, neben meinen Vater treten. Dann will ich mit meinem Vater über dich reden. Erfahre ich dann irgend etwas, so teile ich es dir mit." Jonatan redete vor seinem Vater Saul über David Gutes und sprach zu ihm: "Möge sich doch der König nicht verfehlen wider seinen Knecht David; er hat sich doch auch nicht gegen dich verfehlt. Und was er tat, war dir sehr nützlich. Er hat sein Leben gewagt, den Philister erschlagen, und der Herr vollbrachte durch ihn an ganz Israel große Heilstaten. Du hast es gesehen und dich gefreut. Warum willst du dich an schuldlosem Blut verfehlen und David ohne Grund töten?" Saul hörte auf die Mahnungen Jonatans und tat einen Schwur: "So wahr der Herr lebt, er soll nicht sterben!" Jonatan rief David, teilte ihm alle diese Worte mit und führte David zu Saul. Er befand sich also in seiner Umgebung wie ehedem. Der Krieg aber dauerte weiter. So zog denn David ins Feld, kämpfte gegen die Philister und brachte ihnen eine große Niederlage bei, so daß sie vor ihm fliehen mußten. Doch ein schlimmer Geist des Herrn kam über Saul. Er saß in seinem Haus, die Lanze in seiner Hand, während David auf den Saiten spielte. Saul versuchte, David mit der Lanze an die Wand zu spießen. Doch dieser wich vor Saul aus, so daß er die Lanze nur in die Wand stieß. David entfloh und rettete sich. In derselben Nacht schickte Saul Boten zum Hause Davids, die ihn bewachen und am andern Morgen töten sollten. Doch seine Frau Michal teilte es David mit und sprach: "Wenn du dein Leben nicht heute nacht in Sicherheit bringst, bist du morgen tot." Michal ließ David durch das Fenster hinab. Der machte sich davon, floh und entkam. Michal nahm den Hausgötzen, legte ihn auf die Lagerstatt, breitete ein Geflecht aus Ziegenhaaren an sein Kopfende und deckte ihn mit einem Tuch zu. Saul sandte Boten, David zu holen. Michal aber erklärte: "Er ist krank!" Saul sandte die Boten wiederum, um nach David sehen zu lassen. Er gab ihnen den Auftrag: "Bringt ihn mitsamt dem Bett zu mir herauf, damit ich ihn töte!" Die Boten kamen, und siehe, der Hausgötze lag auf dem Bett und das Geflecht aus Ziegenhaaren war an seinem Kopfende. Saul machte der Michal Vorwürfe: "Warum hast du mich hintergangen und meinen Feind fortgelassen, daß er entrinnen konnte?" Michal entgegnete dem Saul: "Er drohte mir: "Laß mich fort, oder ich schlage dich tot!"" David aber entfloh und brachte sich in Sicherheit. Er kam zu Samuel nach Rama und berichtete ihm alles, was Saul ihm angetan hatte. Dann ging er mit Samuel, und sie wohnten in der Prophetenklause. Man brachte Saul die Nachricht: "David ist in der Prophetenklause zu Rama." Saul sandte Boten, David zu holen. Diese sahen, wie die Prophetenschar in Verzückung geriet, Samuel an ihrer Spitze. Da kam auch über die Boten Sauls der Geist Gottes, und sie gerieten ebenfalls in prophetische Verzückung. Als man dies Saul meldete, sandte er weitere Boten. Diese aber gerieten ebenfalls in Verzückung. Dann sandte Saul zum drittenmal Boten; aber auch diese wurden verzückt. So ging er denn selbst nach Rama, kam zur großen Zisterne bei Seku und fragte: "Wo sind Samuel und David?" Man antwortete: "In der Prophetenklause zu Rama!" So ging er von dort zur Prophetenklause nach Rama; da kam auch über ihn der Geist Gottes. Während er hinging, geriet er in Verzückung, bis er in die Prophetenklause zu Rama kam. Da zog auch er seine Kleider aus und geriet auch selbst vor Samuel in Verzückung, so daß er den ganzen Tag und die folgende Nacht nackt am Boden lag. Daher pflegt man zu sagen: "Ist auch Saul unter den Propheten?" David floh aus der Prophetenklause zu Rama. Er gelangte zu Jonatan und sprach: "Was habe ich denn getan? Was ist meine Schuld und was mein Vergehen, daß dein Vater mir nach dem Leben trachtet?" Er antwortete: "Ferne sei das, du wirst nicht sterben! Siehe, mein Vater unternimmt nichts, weder Wichtiges noch Unbedeutendes, ohne es mir persönlich mitzuteilen. Warum sollte mein Vater gerade diese Angelegenheit vor mir geheimhalten? Dem ist bestimmt nicht so!" David entgegnete: "Dein Vater weiß gar wohl, daß ich in deinen Augen Gnade gefunden habe, und er denkt: Jonatan soll es nicht wissen, damit er sich nicht grämt! Jedoch, so wahr der Herr lebt und so wahr du lebst, zwischen mir und dem Tod ist nur ein einziger Schritt." Jonatan sprach zu David: "Was meinst du, daß ich tun soll?" David antwortete dem Jonatan: "Morgen ist gerade Neumond; da müßte ich unbedingt mit dem König zusammen speisen. Laß mich fort, ich will mich auf dem Feld bis zum dritten Abend verborgen halten! Erkundigt sich dein Vater nach mir, so sage ihm: David hat sich von mir die Erlaubnis erbeten, rasch in seine Heimat Bethlehem zu gehen, weil dort das Jahresopfer für seine ganze Sippe stattfindet. Sagt er dann: "Schon recht", dann ist Sicherheit für deinen Knecht. Wird er aber zornig, so wisse, daß das Schlimmste von ihm zu erwarten ist. Übe also Freundestreue an deinem Knecht! Du bist ja mit deinem Knecht in einen Gottesbund eingetreten. Ruht eine Schuld auf mir, so töte du selbst mich! Weshalb müßtest du mich erst deinem Vater ausliefern?" Jonatan entgegnete: "Das sei fern! Sollte ich sicher erfahren, daß mein Vater endgültig beschlossen hat, Unheil über dich zu bringen, dann teile ich es dir bestimmt mit." David sprach zu Jonatan: "Wer wird es mir melden, ob dir dein Vater eine hartherzige Antwort gegeben hat?" Jonatan erwiderte David: "Komm, wir wollen aufs Feld hinausgehen!" Da begaben sich beide hinaus aufs Feld. Jonatan sprach zu David: "Der Herr, der Gott Israels, ist Zeuge! Wenn ich morgen oder übermorgen um diese Zeit meinen Vater ausfrage, und es steht gut für David, so schicke ich zu dir und werde es dir vertraulich mitteilen. Ich schwöre - und der Herr möge mich, Jonatan, bestrafen! -: Findet mein Vater es für richtig, Unheil über dich zu verhängen, so offenbare ich es dir bestimmt und schicke dich weg. Gehe dann hin in Frieden, und der Herr möge mit dir sein, wie er mit meinem Vater war! Wenn ich noch am Leben bin, so erweise mir doch die Huld des Herrn, so daß ich nicht sterben muß! Entziehe auch meinem Hause niemals deine Huld, auch dann nicht, wenn der Herr die Feinde Davids Mann für Mann vom Erdboden vernichtet!" So schloß Jonatan einen Bund mit dem Hause David, der Herr aber zog die Feinde Davids zur Rechenschaft. Am Schluß ließ Jonatan den David noch schwören bei seiner Liebe zu ihm, denn er liebte ihn wie sich selbst. Jonatan sprach zu ihm: "Morgen ist Neumond. Dein Fehlen wird bemerkt werden, wenn dein Platz unbesetzt bleibt. Am dritten Tag wirst du noch mehr gesucht werden. Du aber komme an den gleichen Ort, an dem du dich am Tage des Mordanschlags verborgen hieltest! Setze dich dann neben jenen Stein! Drei Pfeile werde ich seitlich von ihm abschießen, als übte ich mich, ein Ziel zu treffen. Schicke ich nun den Burschen: "Gehe hin und suche die Pfeile!" und rufe ich dem Burschen zu: "Siehe, die Pfeile liegen von dir aus herwärts, bringe sie!", dann kannst du kommen, du bist in Sicherheit, und es liegt nichts vor, so wahr der Herr lebt! Sage ich aber zu dem jungen Mann: "Die Pfeile liegen von dir aus weiter", dann gehe fort, denn der Herr schickt dich weg! Für das, was wir beide aber miteinander verabredet haben, trete der Herr als Zeuge zwischen mich und dich in Ewigkeit!" David verbarg sich auf dem Felde. Das Neumondfest kam heran, und der König setzte sich zum feierlichen Mahl zu Tisch. Er hatte seinen Platz in der gewohnten Weise an der Wand eingenommen. Jonatan saß vorne und Abner an der Seite Sauls; der Platz Davids aber war leer. Saul sagte an diesem Tag kein Wort, er dachte nämlich: "Es wird ihm etwas zugestoßen sein, so daß er unrein ist, da er sich noch nicht rein machte." Jedoch auch am Tage nach dem Neumond, dem folgenden Tag, fand man Davids Platz leer. Saul fragte seinen Sohn Jonatan: "Warum kam der Sohn Isais weder gestern noch heute zum Mahle?" Jonatan entgegnete Saul: "David hat von mir die Erlaubnis erbeten, nach Bethlehem zu gehen! Er sagte: "Laß mich ziehen; denn unsere Sippe hat eine Opferfeier in der Stadt! Mein Bruder selbst hat mich dazu eingeladen. Wenn ich deine Gunst gefunden habe, so möchte ich fort, damit ich meine Brüder wiedersehen kann!" Darum ist er nicht zum Tisch des Königs gekommen." Saul entbrannte in Zorn über Jonatan. Er herrschte ihn an: "Du Sohn einer treulosen Sünderin! Wußte ich doch, daß du mit dem Sohne Isais zu deiner Schande und zur Schande deiner Mutter, die dich gebar, unter einer Decke steckst. Denn solange der Sohn Isais auf Erden lebt, wirst du und dein Königtum keinen Bestand haben! Sende sofort hin und laß ihn zu mir bringen; denn er ist ein Kind des Todes!" Jonatan aber erwiderte seinem Vater Saul und sprach zu ihm: "Warum soll er denn sterben? Was hat er getan?" Da warf Saul die Lanze auf ihn, um ihn zu durchbohren. Da merkte Jonatan, daß sein Vater endgültig entschlossen war, David zu töten. Zornerfüllt stand Jonatan vom Tisch auf und aß nichts mehr an diesem zweiten Neumondstag; denn David tat ihm leid, weil sein Vater ihn beschimpft hatte. Am anderen Morgen ging Jonatan auf das Feld, wie er mit David vereinbart hatte. Ein junger Diener war bei ihm. Er sprach zu seinem Burschen: "Laufe hin und suche die Pfeile, die ich abschieße!" Der Bursche lief los, und er schoß den Pfeil über ihn hinaus. Der Bursche war in die Nähe des von Jonatan abgeschossenen Pfeiles gekommen, und Jonatan rief hinter ihm her: "Liegt der Pfeil nicht von dir aus weiter nach draußen?" Und Jonatan rief dem Burschen nach: "Rasch, beeile dich! Bleibe nicht stehen!" Der Bursche Jonatans hob den Pfeil auf und brachte ihn seinem Herrn. Der Knabe ahnte nichts; nur Jonatan und David wußten Bescheid. Jonatan gab nun seine Geräte dem Burschen, der bei ihm war, befahl ihm zu gehen und sie in die Stadt zu bringen. Als der Knabe weg war, erhob sich David neben dem Stein, warf sich auf sein Angesicht nieder und verbeugte sich dreimal. Beide küßten einander und beweinten sich gegenseitig gar heftig bis zur Erschöpfung. Zum Schluß sprach Jonatan zu David: "Gehe hin in Frieden! Für das, was wir beide im Namen des Herrn geschworen haben, trete der Herr als Zeuge zwischen mich und dich, zwischen meine Nachkommen und deine Nachkommen in Ewigkeit!" David machte sich nun auf den Weg und ging fort, Jonatan aber kehrte in die Stadt zurück. David kam nach Nob zum Priester Achimelech. Achimelech ging ihm voller Zittern entgegen und fragte ihn: "Warum kommst du so allein und hast niemanden bei dir?" David entgegnete dem Priester Achimelech: "Der König hat mir einen Auftrag gegeben und mir gesagt: "Niemand soll etwas davon erfahren, wozu ich dich sende und was ich dir befehle!" Daher habe ich meine Leute an den und den Ort bestellt. Was hast du gerade zu deiner Verfügung? Vielleicht fünf Brote? Gib sie mir, oder was sich sonst vorfindet!" Der Priester entgegnete David: "Gewöhnliches Brot habe ich nicht zur Hand, nur heiliges! Wenn sich die Gefolgschaft nur des Weibes enthalten hat!" Da entgegnete David dem Priester: "Fürwahr, Frauen sind uns schon seit längerer Zeit versagt. Als ich ins Feld zog, waren die Leiber der Leute rein, wenn auch das Unternehmen ein ganz gewöhnliches war. Wieviel mehr werden sie heute reinen Leibes sein!" Darauf gab der Priester ihm geweihtes Brot; denn es waren dort nur Schaubrote vorhanden, die man vor dem Angesicht des Herrn wegnimmt, um neues Brot am Tag der Fortnahme aufzulegen. Damals aber hatte sich einer von den Knechten Sauls dort vor dem Herrn eingeschlossen; er hieß Doëg und war Edomiter, der Aufseher unter den Hirten Sauls. David fragte den Achimelech: "Hast du nicht eine Lanze oder ein Schwert zur Hand? Denn mein Schwert und meine Waffen habe ich nicht mitgebracht, weil die Maßnahme des Königs zur Eile drängte." Der Priester antwortete: "Das Schwert des Philisters Goljat, den du im Eichengrund erschlugst, ist hier in ein Tuch gehüllt und steht hinter dem Ephod. Willst du es haben, dann nimm es; denn ein anderes ist hier nicht!" David entgegnete: "Keines ist diesem gleich; gib es her!" David machte sich auf und floh an jenem Tage vor Saul. Er kam zu Achisch, dem König von Gat. Da sprachen die Mannen des Achisch zu ihm: "Ist das nicht David, der König des Landes? Sang man ihm nicht beim Reigentanz: Saul hat seine Tausend erschlagen, David aber seine Zehntausend?" David beherzigte diese Worte und hatte große Furcht vor Achisch, dem König von Gat. Er verstellte sich vor ihnen und gebärdete sich unter ihren Händen wie ein Rasender. Er stieß an die Torflügel und ließ Speichel in seinen Bart rinnen. Achisch aber sagte zu seinen Leuten: "Ihr seht doch, daß der Mann von Sinnen ist. Warum bringt ihr ihn denn zu mir? (21:16)Fehlt es mir denn an Verrückten, daß ihr mir auch noch diesen gebracht habt, damit er mich durch seine Verrücktheit belästige? Soll der denn in mein Haus kommen?" David ging von hier fort und entkam in die Höhle Adullam. Seine Brüder und seine ganze Verwandtschaft hörten davon und zogen zu ihm dort hinab. Es scharten sich aber um ihn alle Leute, die in bedrängter Lage waren, die Schulden hatten oder mit ihrem Los unzufrieden waren. Er wurde ihr Anführer. So waren bei ihm gegen vierhundert Mann. Von dort ging David nach Mizpa in Moab und wandte sich an den König von Moab: "Könnten mein Vater und meine Mutter zu euch ziehen, bis ich weiß, was Gott mit mir vorhat?" Und er brachte sie zum König von Moab. Sie blieben bei ihm, solange David sich in der Bergfestung aufhalten mußte. Der Prophet Gad sprach aber zu David: "Bleibe nicht in der Bergfestung, sondern ziehe weg und komm in das Land Juda!" David ging hin und kam nach Jaar-Cheret. Saul vernahm, daß David und seine Leute entdeckt seien. Er saß gerade zu Gibea unter der Tamariske auf der Höhe, hielt in der Hand eine Lanze, und alle seine Untergebenen standen um ihn. Da sprach Saul zu seinen Leuten, die ihn umstanden: "Hört doch, ihr Söhne Benjamins! Wird wohl der Sohn Isais euch allen Felder und Weinberge schenken? Wird er euch alle zu Obersten über Tausendschaften oder Hundertschaften machen? Ihr habt euch alle gegen mich verschworen! Niemand enthüllte es mir, als mein Sohn mit dem Sohne lsais einen Freundschaftsbund schloß. Niemand von euch hat mit mir gefühlt und mir Mitteilung gemacht, als mein Sohn meinen Knecht gegen mich aufstachelte, mir nachzustellen, wie es heute geschieht!" Der Edomiter Doëg, der unter den Leuten Sauls stand, ergriff das Wort und sprach: "Ich sah, wie der Sohn Isais nach Nob kam zu Achimelech, dem Sohne Achitubs. Dieser befragte den Herrn für ihn, gab ihm Lebensmittel und sogar das Schwert des Philisters Goljat." Der König ließ den Priester Achimelech, den Sohn Achitubs, und dessen ganze Familie, die Priester von Nob, rufen. Sie kamen vollzählig zum König. Saul begann: "Höre, Sohn des Achitub!" Dieser antwortete: "Hier bin ich, Herr!" Saul fragte ihn: "Warum habt ihr, du und der Sohn Isais, euch gegen mich verschworen? Du gabst ihm Nahrung und ein Schwert, hast Gott für ihn befragt, so daß er sich gegen mich erheben und mir nachstellen kann, wie es heute geschieht." Achimelech entgegnete dem König: "Wer unter all deinen Knechten ist so zuverlässig wie David? Er ist der Schwiegersohn des Königs, Oberster deiner Leibwache, geehrt in deinem Palaste. Habe ich denn heute erst angefangen, Gott zu befragen? Das sei ferne von mir! Der König erhebe doch nicht gegen seinen Untertan und meine ganze Verwandtschaft eine derartige Beschuldigung! Dein Knecht wußte in dieser ganzen Angelegenheit nichts, weder etwas Bedeutendes noch etwas Geringfügiges." Doch der König bestand darauf: "Achimelech, du mußt sterben, du und deine ganze Verwandtschaft." Da sprach der König zu den Läufern, die vor ihm standen: "Greift an und tötet die Priester des Herrn; denn sie boten David hilfreiche Hand! Sie wußten es, daß er auf der Flucht war, und teilten es mir nicht mit!" Doch die Knechte des Königs wollten nicht Hand anlegen und die Priester des Herrn niederstoßen. Der König befahl daher dem Doëg: "Greif du an und stoße die Priester nieder!" Und der Edomiter Doëg griff an und stieß die Priester nieder. Er tötete an jenem Tage fünfundachtzig Mann, die das Ephod trugen. Auch die Priesterstadt Nob schlug er mit der Schärfe des Schwertes, Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder, Esel und Schafe. Nur ein Sohn Achimelechs, des Sohnes Achitubs, namens Ebjatar, konnte sich retten und zu David fliehen. Ebjatar meldete David, daß Saul die Priester des Herrn ermordet habe. David sprach zu Ebjatar: "Schon an jenem Tage ahnte ich, weil der Edomiter Doëg dort war, daß er es Saul verraten würde. Ich habe die Schuld am Untergang deiner ganzen Verwandtschaft. Bleibe bei mir und fürchte dich nicht! Denn der mir nach dem Leben trachtet, trachtet auch dir nach dem Leben. Bei mir bist du in guter Hut." Man brachte David die Nachricht, daß die Philister Keïla belagerten und die Tennen plünderten. David fragte nun beim Herrn an: "Soll ich hinziehen und die Philister schlagen?" Der Herr antwortete David: "Ziehe hin, schlage die Philister und rette Keïla!" Davids Leute aber sprachen zu ihm: "Hier in Juda fürchten wir uns schon! Wieviel mehr, wenn wir gegen Keïla, wider das Heer der Philister, ziehen!" David fragte nochmals beim Herrn an, und der Herr antwortete ihm: "Auf, ziehe hinab nach Keïla; denn ich gebe die Philister in deine Gewalt." David zog nun samt seinen Mannen nach Keïla. Er kämpfte gegen die Philister, entführte ihren Herdenbestand und schlug sie mit gewaltigem Schlag. So rettete er die Bewohner von Keïla. Als Ebjatar, der Sohn des Achimelech, zu David nach Keïla entfloh, kam auch das Ephod dorthin. Saul wurde nunmehr gemeldet, daß David nach Keïla gekommen sei. Da dachte Saul: "Verkauft hat ihn Gott in meine Gewalt, denn er hat sich eingeschlossen dadurch, daß er in eine Stadt mit Toren und Riegeln gekommen ist." Saul bot das ganze Kriegsvolk zum Kampf auf, um nach Keïla hinzuziehen und David mit seinen Leuten zu belagern. David aber merkte, daß ihm von Saul Unheil drohte. Er befahl dem Priester Ebjatar: "Bringe das Ephod her!" Dann sprach David: "Herr, Gott Israels, dein Diener hat gehört, daß Saul nach Keïla zu kommen strebt, die Stadt um meinetwillen zu vernichten. Werden mich die Einwohner von Keïla ihm ausliefern? Wird Saul, wie dein Diener gehört hat, herabkommen? Herr, Gott Israels, gib doch deinem Diener Bescheid!" Der Herr sprach: "Er wird herabkommen." David fragte weiter: "Werden die Einwohner von Keïla mich und meine Leute dem Saul überliefern?" Der Herr antwortete: "Ja, sie tun es." David brach daher mit seinen Leuten auf; es waren gegen sechshundert Mann. Sie verließen Keïla und trieben sich ziellos herum. Saul ward gemeldet, daß David aus Keïla entkommen sei; deshalb verzichtete er auf den weiteren Kriegszug. David hielt sich nun in der Wüste in Bergfestungen auf. Er blieb im Bergland der Wüste Siph. Saul suchte ihn die ganze Zeit; doch Gott gab ihn nicht in seine Gewalt. David sah, daß Saul ausgezogen war, um ihm nach dem Leben zu trachten; deshalb hielt er sich in der Wüste Siph in Chorescha auf. Jonatan, der Sohn Sauls, machte sich auf und kam zu David nach Chorescha. Er stärkte dessen Kraft in Gott, und er sprach zu ihm: "Fürchte dich nicht, denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht finden. Du wirst König über Israel werden, und ich werde dann nach dir der Zweithöchste sein. Auch mein Vater Saul weiß dies." Beide schlossen einen Bund vor dem Herrn, und David blieb in Chorescha, während Jonatan in seine Heimat zurückkehrte. Einige Siphiter aber kamen zu Saul nach Gibea und sagten: "David hält sich tatsächlich bei uns auf den Bergfestungen in Chorescha versteckt, auf dem Hügel Chakila, der südlich von Jeschimon liegt. Wenn dein Herz begehrt, o König, herabzukommen, so komme! Unsere Sache ist es dann, ihn deiner Gewalt zu überliefern!" Saul antwortete: "Gesegnet seid ihr vor dem Herrn, weil ihr so gütig mit mir fühlt! Geht nun hin, haltet euch weiter bereit und merkt euch genau den Ort, den sein stets flüchtiger Fuß berührt; denn man sagte mir, daß er sehr schlau sei. Schut euch um und forscht nach allen Verstecken, in denen er sich verkriecht! Dann kehrt zu mir zurück an einen festgelegten Ort, und ich will mit euch ziehen! Ist er dann noch im Lande, so werde ich ihn unter den Tausendschaften Israels schon aufspüren." Sie brachen auf und gingen Saul voraus nach Siph. David aber und seine Mannen waren damals in der Wüste Maon in der Steppe südlich von Jeschimon. David wurde gemeldet, daß Saul sich mit seinen Leuten auf die Suche nach ihm begebe. Er zog zum Felsen hinab, der in der Wüste Maon liegt. Saul erfuhr davon und folgte David in die Wüste von Maon. Saul mit seinen Leuten ging auf der einen Seite des Berges, David und seine Männer auf der anderen Seite. David beeilte sich, Saul zu entkommen; Saul aber und seine Leute gingen bereits daran, David und seine Männer zu umzingeln, um sie zu fangen. Doch da kam ein Bote zu Saul und meldete: "Komm schnell! Die Philister sind ins Land eingefallen!" Saul verzichtete nun auf die Verfolgung Davids und zog gegen die Philister. Daher nennt man jene Stelle "Fels der Scheidung". Von dort begab sich David hinauf und setzte sich in den Bergfestungen von Engedi fest. Saul kehrte vom Philisterfeldzug zurück, und man meldete ihm, daß David in der Wüste von Engedi sei. Da holte er sich dreitausend auserlesene Kriegsleute aus ganz Israel und zog gegen die Steinbockfelsen, um David und seine Leute zu suchen. Er kam zu den Schafhürden am Wege. Dort war eine Höhle, in die Saul eintrat, um seine Notdurft zu verrichten. David aber und seine Mannen saßen im Hintergrund der Höhle. Da sprachen Davids Männer zu ihm: "Das ist der Tag, an dem der Herr zu dir spricht: Siehe, ich gebe deinen Feind in deine Gewalt! Tue mit ihm nach deinem Belieben!" David erhob sich und schnitt Saul heimlich den Zipfel seines Obergewandes ab. Danach aber pochte David das Herz, weil er den Zipfel vom Obergewand Sauls abgeschnitten hatte. Zu seinen Leuten aber sprach er: "Der Herr bewahre mich davor, daß ich meinem Gebieter, dem Gesalbten des Herrn, etwas Derartiges antue und Hand an ihn lege; denn er ist der Gesalbte des Herrn." David aber wies seine Leute mit erregten Worten zurecht und gestattete ihnen nicht, sich gegen Saul zu erheben. Saul machte sich aus der Höhle fort und ging seines Weges. Auch David erhob sich danach, trat aus der Höhle und rief Saul nach: "Mein Herr und König!" Saul blickte zurück, und David warf sich auf sein Antlitz nieder und brachte eine Huldigung dar. Dann sprach David zu Saul: Warum hörst du auf das Gerede von Leuten, die da sagen: "David sinnt auf dein Verderben"? Siehe, am heutigen Tage haben deine eigenen Augen geschaut, daß der Herr dich in der Höhle in meine Gewalt gegeben hat und mir nahelegte, dich zu töten. Doch ich schonte dich und sagte mir: Ich will nicht Hand anlegen an meinen Gebieter; denn er ist der Gesalbte des Herrn. Schau doch einmal, mein Vater, sieh den Zipfel deines Obergewandes in meiner Hand! Ich habe den Zipfel deines Mantels abgeschnitten, getötet habe ich dich aber nicht. Daraus kannst du schließen, daß mir Bosheit und Auflehnung ferne sind und daß ich gegen dich nicht gesündigt habe; du aber jagst mir nach meinem Leben und willst es mir nehmen. Der Herr sei zwischen mir und dir Richter! Der Herr sei mein Rächer an dir; aber meine Hand soll nicht über dich kommen! So sagt denn auch das alte Sprichwort: Von Frevlern geht Frevel aus, doch meine Hand soll nicht über dich kommen!" Gegen wen zieht der König von Israel zu Felde? Wen verfolgst du? Einen toten Hund oder einen einzelnen Floh? Der Herr soll Richter sein! Er soll zwischen dir und mir entscheiden! Er soll hinsehen, meinen Streit führen und mir vor deiner Hand zum Recht verhelfen!" Als David seine Worte an Saul beendet hatte, fragte dieser: "Ist das deine Stimme, mein Sohn David?" Und Saul fing laut an zu weinen. Er sagte zu David: "Du bist doch edler als ich! Denn du erwiesest mir Gutes, während ich dir Böses zufügte. Heute hast du kundgetan, was du mir an Gutem erwiesen hast. Der Herr hat mich ja in deine Gewalt gegeben, doch du hast mich nicht getötet. Trifft jemand seinen Feind an, gibt er ihm dann wohl friedliches Geleite? So möge dir der Herr mit Gutem vergelten, was du heute an mir tatest! Nun, ich weiß genau, daß du einmal König wirst, und daß in deiner Hand die Königswürde über Israel beständig sein wird! So schwöre mir jetzt beim Herrn, daß du meine Nachkommen nicht ausrotten und meinen Namen aus meiner Familie nicht austilgen wirst!" David leistete Saul diesen Eid, und Saul kehrte in sein Haus zurück, während David und seine Männer zur Bergfestung hinaufstiegen. Damals starb Samuel, und Gesamtisrael versammelte sich. Man hielt ihm die Totenklage und begrub ihn in seinem Haus zu Rama. David machte sich auf und zog zur Wüste Paran hinab. Da lebte ein Mann zu Maon, der in Karmel ein Anwesen besaß und sehr reich war. Er hatte 000 Schafe und 1 000 Ziegen und hielt gerade Schafschur in Karmel. 3 Der Mann hieß Nabal und seine Frau Abigaïl. Die Frau war klug und von schöner Gestalt, ihr Mann aber roh und bösartig. Er war ein Kalebiter. David hörte in der Wüste davon, daß Nabal Schafschur hielt. Da sandte er zehn Burschen und gab ihnen den Auftrag: "Zieht hinauf nach Karmel, geht zu Nabal und gebt ihm in meinem Namen den Friedensgruß! Sprecht zu meinem Bruder: Heil dir! Heil deinem Hause, Heil deinem ganzen Besitz! Ich habe davon gehört, daß du Schafschur hältst. Deine Hirten waren bei uns. Wir haben sie nicht schlecht behandelt, nichts hat ihnen gefehlt, solange sie in Karmel waren. Frage nur deine Leute, und sie werden es dir bestätigen! Mögen dir nun die Burschen willkommen sein; denn zu einem Festtag sind wir gekommen. Gib also deinen Knechten und deinem Sohne David, was dir gerade zur Verfügung steht!" Davids Leute kamen hin und teilten Nabal in Davids Namen all das mit und warteten ab. Doch Nabal antwortete den Knechten Davids: "Wer ist denn David? Wer ist der Sohn Isais? Es gibt heute viele Knechte, die sich von ihren Herren getrennt haben. Sollte ich etwa mein Brot, mein Wasser und mein Schlachtfleisch, das ich für meine Schafscherer hergerichtet habe, nehmen und es Leuten geben, von denen ich nicht weiß, woher sie sind?" Die Leute Davids wandten sich wieder auf ihren Weg und kehrten zurück. Sie kamen und berichteten ihm alles, wie es sich zugetragen hatte. Da befahl David seinen Leuten: "Ein jeder gürte sein Schwert um!" Jeder gürtete sich mit seinem Schwert. David selbst tat desgleichen. Hinter ihm zogen nunmehr gegen vierhundert Mann hinauf, während zweihundert Mann beim Gepäck blieben. Doch Abigaïl, die Frau Nabals, erfuhr durch einen der Knechte: "David hat von der Wüste aus Boten gesandt, unseren Herrn zu begrüßen. Doch er schrie sie nur an. Die Leute aber sind sehr gut gegen uns gewesen. Wir wurden von ihnen nicht schlecht behandelt und brauchten uns um nichts zu kümmern, solange wir mit ihnen zogen, als wir auf dem Felde waren. Sie bildeten gleichsam eine Mauer um uns bei Tag und bei Nacht, solange wir bei ihnen das Kleinvieh hüteten. Nun aber merke auf und sieh zu, was du tun kannst! Denn ein Unheil über unseren Herrn und sein ganzes Haus scheint beschlossen zu sein. Nabal ist ja ein viel zu bösartiger Mensch, als daß man mit ihm reden könnte." Da nahm Abigaïl in aller Eile zweihundert Brote, zwei Schläuche Wein, fünf hergerichtete Schafe, fünf Maß geröstetes Korn, hundert Kuchen aus getrockneten Trauben und zweihundert Feigenkuchen und bepackte damit Esel. Sie befahl ihren Leuten: "Geht mir voran, ich werde euch schon nachkommen!" Ihrem Manne Nabal sagte sie nichts. Sie ritt, von einem Berge verdeckt, auf dem Esel hinab. Da kamen ihr David und seine Leute entgegen, und sie trafen zusammen. David dachte gerade: "Habe ich doch das Eigentum dieses Mannes in der Wüste ganz umsonst beschützt, so daß nie etwas von seiner Habe vermißt wurde. Er aber hat mir Gutes mit Bösem vergolten. Ich schwöre - und Gott möge mich strafen!-, daß ich von seinem ganzen Besitztum bis zum Morgen keinen einzigen Mann übriglasse." Sobald Abigaïl David sah, stieg sie eilends vom Esel herunter, warf sich vor David auf ihr Antlitz nieder und verneigte sich tief. Sie fiel ihm zu Füßen und bat: "Auf mir, o Herr, lastet die Schuld! Deine Magd möchte vor dir reden! Höre auf die Worte deiner Sklavin! Mein Herr möge doch nicht diesen bösartigen Mann, den Nabal, beachten; denn er ist das, was sein Name besagt: "Ein Tor!" So heißt er, und Torheit ist sein Wesen. Ich aber, deine Magd, habe die Leute, die mein Herr gesandt hat, überhaupt nicht gesehen. Und nun, mein Gebieter, so wahr der Herr lebt und so wahr du selbst lebst: Der Herr hat es verhindert, daß du Blutschuld auf dich ludest und mit eigener Faust dir halfest. Es sollen deine Feinde und diejenigen, die dir Böses antun wollen, werden wie Nabal! Jetzt soll das Segensgeschenk, das dir deine Magd gebracht hat, deinen Leuten übergeben werden, die dir auf deinen Wegen folgen! Verzeihe deiner Sklavin ihr Vergehen! Denn der Herr wird meinem Gebieter sicher ein Haus bauen, das beständig ist; du führst ja die Kriege des Herrn, und so wird kein Unheil bei dir sich einfinden dein Leben lang. Sollte aber ein Mensch sich erheben, dich zu verfolgen und dir nach dem Leben zu trachten, dann soll dein Leben eingebunden sein im Bündel des Lebens beim Herrn, deinem Gott; das Leben deiner Feinde aber soll er hinwegschleudern mit der Schleuderpfanne! Gewährt dann der Herr meinem Gebieter all das Gute, wie er es dir verheißen hat, und bestellt er dich zum Fürsten über Israel, dann sei es dir nicht zu einem Anstoß und Gewissensvorwurf, daß du unnötig Blut vergossen und dir mit eigener Faust geholfen hättest! Wenn dann der Herr meinem Gebieter Glück verleiht, so gedenke auch deiner Sklavin!" David antwortete Abigaïl: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der dich mir heute entgegengesandt hat! Gepriesen sei dein feines Empfinden, und gepriesen seist du selbst, die mich heute davor bewahrt hat, in Blutschuld zu geraten und mir mit eigener Faust zu helfen! Doch so wahr der Herr, der Gott Israels, lebt, der mich daran gehindert hat, dir Böses zu tun: Wärst du mir nicht entgegengeeilt, dann wäre dem Nabal bis zum Morgengrauen keiner seiner Männer übriggeblieben!" David nahm das, was sie ihm gebracht hatte, aus ihrer Hand an und sprach zu ihr: "Kehre in Frieden in dein Haus zurück! Siehe, ich habe auf deine Stimme gehört und auf dich Rücksicht genommen!" Abigaïl war zu Nabal heimgekehrt. Dieser hielt gerade in seinem Haus ein Festgelage wie das Gelage eines Königs. Sein Herz war frohgestimmt, und er war schon schwer betrunken. Sie sagte ihm deshalb nicht das geringste bis zum andern Morgen. Am Morgen aber, als der Weinrausch bei Nabal verflogen war, teilte ihm seine Frau alle jene Begebenheiten mit. Da versagte sein Herz in der Brust, und er ward wie ein Stein. Nach ungefähr zehn Tagen schlug der Herr den Nabal, und er starb. David hörte davon, daß Nabal tot sei, und rief aus: "Gepriesen sei der Herr, der die von Nabal mir zugefügte Schmach selber bestraft und so seinen Knecht vor einer Übeltat bewahrt hat! Die Bosheit Nabals hat der Herr auf sein Haupt zurückfallen lassen." Danach schickte David hin und ließ Abigaïl sagen, daß er sie zur Frau nehmen wolle. Die Diener Davids kamen zu Abigaïl nach Karmel und sprachen zu ihr: "David hat uns zu dir gesandt, weil er dich zur Frau nehmen will." Sie erhob sich, neigte ihr Antlitz zur Erde und sprach: "Deine Magd will dir als Sklavin dienen und den Knechten meines Herrn die Füße waschen!" Dann machte sich Abigaïl eilends auf und bestieg den Esel. Fünf ihrer Mägde folgten ihr. So zog sie mit den Abgesandten Davids und wurde seine Frau. Ferner hatte sich David die Achinoam aus Jezreel geholt, und sie wurden beide seine Frauen. Saul aber gab seine Tochter Michal, die Frau des David, an Palti, den Sohn des Lajisch, aus Gallim. Die Siphiter kamen zu Saul nach Gibea und meldeten: "David hält sich tatsächlich auf dem Hügel Chakila gegenüber Jeschimon versteckt." Saul brach auf und zog in die Wüste Siph mit 000 auserlesenen Männern aus Israel. Er wollte David in der Wüste Siph suchen. 3 Saul lagerte auf dem Hügel Chakila gegenüber Jeschimon am Wege, und David hielt sich in der Wüste auf. Dieser sah, daß Saul ihm in die Wüste nachgefolgt war. David schickte also Kundschafter aus und erfuhr, daß Saul an einen verabredeten Ort gekommen sei. Da machte er sich auf und kam an die Stelle, wo Saul lagerte. David ließ seine Blicke über den Platz schweifen, wo Saul mit seinem Feldherrn Abner, dem Sohne Ners, lag. Saul war im inneren Lagerring, und das Kriegsvolk hatte sich rings um ihn gelagert. Da sprach David zum Hethiter Achimelech und zu Abischaj, dem Sohn der Zeruja, dem Bruder Joabs: "Wer will mit mir zu Saul in das Lager hinabsteigen?" Abischaj antwortete: "Ich will mit dir gehen!" David aber und Abischaj kamen nachts hinab zum Kriegsvolk. Saul lag schlummernd im Lagerring, und seine Lanze steckte am Kopfende im Boden. Abner und die Kriegsleute lagen rings um ihn. Da sagte Abischaj zu David: "Heute hat Gott deinen Feind in deine Gewalt gegeben. Jetzt spieße ich ihn mit einem einzigen Lanzenstich an den Boden, so daß ich ihm keinen zweiten mehr zu versetzen brauche." Doch David erwiderte Abischaj: "Tue ihm nichts an! Wer bleibt unbestraft, wenn er an den Gesalbten des Herrn Hand angelegt hat?" Weiter sprach David: "So wahr der Herr lebt: Es schlage ihn der Herr selbst, oder sein Sterbetag komme, oder er ziehe in den Krieg und werde dahingerafft! Der Herr aber bewahre mich davor, an den Gesalbten des Herrn Hand anzulegen! Nimm die Lanze an seinem Kopfende und den Krug mit Wasser, und dann laß uns gehen!" David nahm die Lanze und den Wasserkrug vom Kopfende Sauls weg, und sie entfernten sich. Niemand sah es, niemand beachtete es, und niemand wachte auf. Alle waren eingeschlummert; denn ein vom Herrn kommender tiefer Schlaf war auf sie gefallen. David ging auf die andere Talseite, stellte sich von ferne auf den Berggipfel, und ein weiter Abstand lag zwischen ihnen. Da rief David zu den Kriegern und zu Abner, dem Sohne Ners, hinüber: "Antwortest du nicht, Abner?" Abner entgegnete: "Wer bist du, der du nach dem König rufst?" David sagte darauf zu Abner: "Bist du nicht ein Mann, und wer ist dir gleich in Israel? Warum hast du auf deinen Herrn, den König, nicht aufgepaßt? Denn einer aus den Leuten kam hinein, um deinen Herrn, den König, niederzumachen. Schlimm hast du gehandelt! So wahr der Herr lebt, Kinder des Todes seid ihr, weil ihr auf euren Gebieter, den Gesalbten des Herrn, nicht achtgegeben habt! Jetzt sieh doch nach, wo die Lanze des Königs ist und sein Wasserkrug, der zu seinen Häupten stand!" Da erkannte Saul Davids Stimme und fragte: "Ist das deine Stimme, mein Sohn David?" David entgegnete: "Ja, mein Herr und König!" Dann fuhr er fort: "Warum verfolgt mein Herr seinen Knecht? Was habe ich denn getan? Welche Untat beschwert meine Hand? Es höre jetzt mein Herr und König auf die Worte seines Knechtes! Wenn der Herr dich gegen mich aufstachelt, so bekomme er lieblichen Opferduft! Wenn aber Menschen solches tun, dann seien sie verflucht vor dem Herrn; denn sie vertreiben mich heute, um mich vom Erbe des Herrn wegzureißen mit den Worten: "Gehe fort und diene anderen Göttern!" Möchte doch mein Blut nicht fern vom Antlitz des Herrn zu Boden fließen; denn der König von Israel zog aus, um einen einzigen Floh zu suchen, wie man das Rebhuhn jagt auf den Bergen!" Saul antwortete: "Ich habe gesündigt! Kehre heim, mein Sohn David! Ich werde dir kein Leid mehr antun, da mein Leben heute in deinen Augen so wertvoll war. Ja, ich war töricht und habe einen schweren Fehltritt getan!" David erwiderte: "Hier ist die Lanze des Königs! Einer von den jungen Leuten soll herkommen und sie holen! Der Herr vergilt einem jeden nach seinem gerechten und treuen Handeln. Der Herr hat dich heute in meine Hand gegeben; ich aber wollte meine Hand nicht wider den Gesalbten des Herrn ausstrecken. Siehe, wie dein Leben heute in meinen Augen wertvoll war, so möge mein Leben auch in den Augen des Herrn teuer sein, daß er mich aus aller Drangsal errette!" Da sprach Saul zu David: "Gesegnet seist du, mein Sohn David! Du wirst tatkräftig wirken und machtvoll Erfolg haben." David ging seines Weges, und Saul kehrte an seinen Ort zurück. David dachte in seinem Herzen: "Nun werde ich eines Tages doch durch Sauls Hand dahingerafft. Ich kann nichts Besseres tun als mich im Land der Philister in Sicherheit bringen. Saul wird dann von mir ablassen und mich in ganz Israel nicht mehr suchen, und ich werde seiner Hand entronnen sein." So machte er sich denn auf und ging mit sechshundert Mann, die bei ihm waren, zu Achisch, dem Sohne Maochs, dem König von Gat. David wohnte mit seinen Leuten bei Achisch zu Gat, ein jeder mit seiner Familie, David aber mit seinen beiden Frauen Achinoam aus Jezreel und Abigaïl, der Witwe Nabals, aus Karmel. Als Saul gemeldet wurde, daß David nach Gat entflohen sei, suchte er ihn nicht mehr. David bat nun den Achisch: "Habe ich Gnade in deinen Augen gefunden, so gebe man mir einen Platz in einer der Siedlungen auf dem Lande, damit ich dort wohnen kann! Wozu soll dein Knecht in der königlichen Stadt bei dir bleiben?" Achisch gab ihm damals Ziklag. Daher ist Ziklag Eigentum der Könige von Juda bis auf den heutigen Tag. Die Anzahl der Tage, die David im Philisterland verbrachte, betrug ein Jahr und vier Monate. David zog mit seinen Leuten hinauf, und sie plünderten die Geschuriter, die Girsiter und Amalekiter. Diese waren nämlich von alters her die Landesinsassen in Richtung Schur und bis zum Lande Ägypten. David schlug das Land und ließ weder Mann noch Frau am Leben. Er nahm Kleinvieh und Großvieh, Esel, Kamele und Kleider weg und kehrte zu Achisch zurück. Wenn Achisch ihn fragte: "Wo habt ihr heute geplündert?", so entgegnete David: "Im Südland von Juda", oder "Im Südland bei den Jerachmeelitern", oder "Im Südland bei den Kenitern". Weder Mann noch Frau ließ David am Leben, um sie etwa nach Gat zu bringen; denn er dachte: "Diese könnten gegen uns aussagen und berichten: "So hat David sich aufgeführt, und so pflegt er sich zu verhalten, seitdem er im Philisterland wohnt"." Achisch faßte Vertrauen zu David, weil er sich sagte: "Er hat sich bei seinem Volk, bei Israel, unmöglich gemacht; so wird er für immer mein Knecht bleiben!" In jenen Tagen zogen die Philister ihre Heere zusammen, um gegen Israel zum Kampf zu ziehen. Da sprach Achisch zu David: "Du wirst wissen, daß du und deine Leute in meinem Heere auszuziehen haben." David antwortete Achisch: "Gut, auch du wirst wissen, was dein Knecht leisten kann." Achisch sprach zu David: "Dafür mache ich dich zu meinem Leibwächter für immer." Samuel war tot. Gesamtisrael hatte ihm die Totenklage gehalten und ihn zu Rama, seiner Stadt, begraben. Saul aber hatte die Totenbeschwörer und Wahrsager aus dem Lande verbannt. Nun sammelten sich die Philister, marschierten und lagerten bei Sunem. Auch Saul bot Gesamtisrael auf, und sie lagerten auf Gilboa. Saul ließ seine Augen über das Philisterlager schweifen, geriet in Furcht, und sein Herz verzagte sehr. Da befragte Saul den Herrn; doch der Herr antwortete ihm nicht, weder durch Träume, noch durch die heiligen Lose, noch durch Propheten. Daher befahl Saul seinen Knechten: "Sucht mir eine Frau, eine Totenbeschwörerin! Zu ihr will ich gehen und sie befragen." Seine Knechte sagten ihm: "In Endor wohnt eine Frau, die Tote beschwören kann." Saul machte sich unkenntlich, verkleidete sich und ging mit zwei Begleitern hin. Sie kamen nachts zu der Frau, und er sprach: "Wahrsage mir doch durch einen Totengeist, und führe mir den herauf, den ich dir bezeichnen werde!" Doch die Frau antwortete ihm: "Du weißt es ja, was Saul getan hat: daß er die Totenbeschwörer und die Wahrsager aus dem Lande verbannt hat. Warum stellst du mir eine Falle, um mich zu töten?" Da leistete ihr Saul beim Herrn einen Eid: "So wahr der Herr lebt, es soll dich in dieser Angelegenheit keine Schuld treffen!" Da sprach die Frau: "Wen soll ich dir heraufrufen?" Er antwortete: "Hole mir Samuel herauf!" Als die Frau den Samuel erblickte, schrie sie laut auf und sprach zu Saul: "Warum hast du mich betrogen? Du selbst bist Saul!" Der König entgegnete ihr: "Fürchte dich nicht, was siehst du denn?" Die Frau sprach zu Saul: "Ein gottähnliches Wesen sehe ich aus der Erde aufsteigen." Er fragte sie: "Wie schaut es aus?" Sie sagte: "Ein alter Mann steigt empor, der in einen Mantel gehüllt ist." Nun erkannte Saul, daß es Samuel war. Er warf sich mit dem Antlitz zur Erde und huldigte. Samuel sprach zu Saul: "Warum hast du mich aus meiner Ruhe gestört und mich heraufkommen lassen?" Saul antwortete: "In großer Not bin ich. Die Philister kämpfen gegen mich. Gott wich von mir; er gibt mir keine Antwort mehr, weder durch die Propheten, noch durch Träume. Daher habe ich dich gerufen, um von dir belehrt zu werden, was ich tun soll." Samuel entgegnete: "Warum fragst du mich, da der Herr doch von dir gewichen und dein Widersacher geworden ist? Der Herr tat an dir, wie er durch mich verheißen hat. Er hat das Königtum aus deiner Hand gerissen und es deinem Volksgenossen, dem David, gegeben. Weil du auf die Stimme des Herrn nicht gehört und seinen brennenden Zorn an Amalek nicht vollstreckt hast, darum hat dir der Herr heute dieses angetan. Der Herr wird auch ganz Israel und dich zugleich in die Hand der Philister geben. Morgen wirst du mit deinen Söhnen bei mir sein. Auch das Heerlager Israels wird der Herr der Gewalt der Philister überantworten." Sogleich stürzte Saul seiner ganzen Länge nach zu Boden und geriet in große Angst wegen der Worte Samuels. Es war auch keine Kraft mehr in ihm; denn er hatte den ganzen Tag und die ganze Nacht keine Nahrung zu sich genommen. Als die Frau zu Saul kam und bemerkte, daß er ganz gebrochen war, sprach sie zu ihm: "Schau, deine Magd hat auf dich gehört. Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt und deine Anordnung befolgt, die du mir gabst. Jetzt höre auch du auf deine Magd! Ich setze dir ein wenig Brot vor; nimm es zu dir, dann kommst du wieder zu Kräften und kannst deines Weges weitergehen!" Er aber weigerte sich und erklärte, er wolle nicht essen. Seine Knechte aber und die Frau nötigten ihn, so daß er ihnen nachgab. Er stand vom Boden auf und setzte sich auf das Ruhelager. Die Frau hatte ein Mastkalb im Hause. Sie schlachtete es in aller Eile, nahm Mehl, knetete es und buk daraus ungesäuerte Kuchen. Das setzte sie Saul und seinen Knechten vor. Diese aßen, standen dann auf und zogen noch in jener Nacht weiter. Die Philister zogen ihre gesamten Heere in Aphek zusammen, während die Israeliten bei der Quelle in Jezreel lagerten. Die Philisterhäuptlinge zogen auf mit ihren Hundert- und Tausendschaften, und am Schluß marschierten David und seine Männer zusammen mit Achisch. Da fragten die Philisterfürsten: "Was wollen diese Hebräer hier?" Achisch erwiderte ihnen: "Das ist doch David, der Knecht des Saul, des Königs von Israel, der nun seit Jahr und Tag bei mir ist. Ich habe vom Tage seines Übertrittes zu mir bis heute an ihm nichts auszusetzen gefunden." Doch die Philisterfürsten gerieten über ihn in Zorn und forderten von ihm: "Schicke doch den Mann fort! Mag er an den Ort zurückkehren, den du ihm angewiesen hast; aber in den Kampf soll er an unserer Seite nicht ziehen! Er könnte uns ja ein Widersacher im Kriege werden. Womit könnte er sich bei seinem Herrn in größere Gunst setzen als mit den Köpfen unserer Männer? Ist das nicht derselbe David, dem zu Ehren man abwechselnd beim Reigentanze gesungen hat: Saul erschlug seine Tausend, David aber seine Zehntausend?" Achisch rief nun David und sprach zu ihm: "So wahr der Herr lebt, ich halte dich für redlich, und es wäre mir recht, wenn du mit mir im Lager aus- und einziehen würdest. Denn ich habe an dir, seitdem du zu mir kamst, bis heute nichts Schlimmes gefunden. Jedoch den Fürsten paßt deine Person nicht. Kehre also um und ziehe hin in Frieden, und du sollst nichts tun, was den Augen der Philisterfürsten mißfällt!" Doch David entgegnete dem Achisch: "Was habe ich denn schon getan? Was hast du vom Tage meiner Ankunft bei dir bis heute an deinem Knecht gefunden, daß ich nicht an den Kämpfen wider die Feinde meines Herrn, des Königs, teilnehmen dürfte?" Achisch antwortete darauf: "Ich weiß, daß du in meinen Augen so wert bist wie ein Bote Gottes. Nur die Philisterfürsten haben verlangt: Er darf mit uns nicht in den Krieg ziehen. Morgen in der Frühe mach dich auf mit den Knechten deines Herrn, die mit dir gekommen sind! Geht hin an den Ort, den ich euch angewiesen habe! Und denke nichts Schlimmes; denn du bist mir lieb! So macht euch also früh am Morgen, wenn es hell wird, auf und geht!" David machte sich also in der Frühe mit seinen Leuten auf den Weg, um in das Philisterland zurückzukehren. Die Philister aber zogen nach Jezreel hinauf. David kam mit seinen Leuten am dritten Tage nach Ziklag. Da waren aber die Amalekiter plündernd in das Südland und in Ziklag eingefallen und hatten die Stadt in Brand gesteckt. Sie hatten die Frauen und alles, was dort war, klein und groß, gefangengenommen und, ohne jemand zu töten, fortgeführt und waren ihres Weges gezogen. David kam mit seinen Leuten in die Stadt. Sie war niedergebrannt, und Frauen, Söhne und Töchter waren weggeschleppt. David und alle Leute, die bei ihm waren, erhoben ihre Stimme und weinten, bis sie zum Weinen keine Kraft mehr hatten. Auch die beiden Frauen Davids, Achinoam aus Jezreel und Abigaïl, die Witwe Nabals aus Karmel, waren in Gefangenschaft geraten. David kam in eine sehr unangenehme Lage. Die Leute gedachten nämlich, ihn zu steinigen; denn alle waren verbittert um ihrer Söhne und Töchter willen. Doch David fand Stärkung im Herrn, seinem Gott. Er befahl dem Priester Ebjatar, dem Sohn Achimelechs: "Bringe mir das Ephod!" Da brachte Ebjatar das Ephod zu David. David befragte den Herrn: "Soll ich diese Räuberbande verfolgen? Werde ich sie einholen?" Er gab ihm die Antwort: "Verfolge! Denn du wirst einholen und befreien!" Da brach David auf mit sechshundert Mann, die er bei sich hatte. Sie kamen in das Tal Besor. Die Nachzügler blieben dort stehen. David aber nahm die Verfolgung mit vierhundert Mann auf. Zweihundert Mann, die zu erschöpft waren, das Besortal zu durchschreiten, machten halt. Da fanden sie einen Ägypter auf dem freien Feld. Sie brachten ihn zu David, und man gab ihm Brot zu essen und Wasser zu trinken. Auch schenkte man ihm eine Scheibe Preßfeigen und zwei Kuchen aus getrockneten Trauben. Er aß und erholte sich wieder; denn er hatte drei Tage und drei Nächte lang kein Brot gegessen und kein Wasser getrunken. David wandte sich an ihn: "Wem gehörst du, und woher stammst du?" Er gab zur Antwort: "Ich bin ein ägyptischer Bursche, Sklave eines Amalekiters. Mein Herr ließ mich im Stich, weil ich heute vor drei Tagen krank wurde. Wir plünderten im kretischen Südland, in dem zu Juda gehörenden Teil und im Südland von Kaleb. Ziklag steckten wir in Brand." David erkundigte sich bei ihm: "Willst du mich zu dieser Räuberschar führen?" Er entgegnete: "Schwöre mir bei Gott, daß du mich weder töten noch meinem Herrn ausliefern wirst; dann will ich dich zu dieser Horde führen!" Er geleitete ihn hinunter, und siehe, jene hatten sich über das ganze Land zerstreut. Sie aßen, tranken und feierten ein Siegesfest wegen der reichen Beute, die sie im Lande der Philister und in Juda gemacht hatten. Doch David schlug sie von der Morgendämmerung an bis zum Abend des folgenden Tages. Niemand von ihnen entkam, außer vierhundert jungen Männern, die auf den Kamelen entfliehen konnten. David rettete alles, was die Amalekiter geraubt hatten; auch seine beiden Frauen konnte er befreien. Nicht das Geringste fehlte, weder Kleines noch Großes, weder Söhne noch Töchter, weder Beute noch irgend etwas, was sie ihnen abgenommen hatten. Alles brachte David zurück. David nahm auch alles Kleinvieh und Großvieh, das man dann vor jenem Besitztum hertrieb. Dabei rief man aus: "Das ist Davids Beute!" David kam zu den zweihundert Männern, die zu erschöpft gewesen waren, ihm zu folgen, und die man im Besortale gelassen hatte. Sie zogen David und seinen Kriegsleuten entgegen, und als David mit dem Kriegsvolk herankam, grüßte er sie freundlich. Aber alle Bösartigen und Übelgesinnten unter den Männern, die mit David gezogen waren, meinten: "Weil sie mit uns nicht auszogen, geben wir ihnen auch von der Beute, die wir wiedergewannen, nichts ab, außer jedem Mann seine Frau und seine Kinder. Diese mögen sie mitnehmen und gehen!" David entgegnete: "So sollt ihr es nicht machen, meine Brüder, mit dem, was der Herr uns verliehen hat! Er hat uns behütet und die Räuberschar, die uns überfallen hatte, in unsere Gewalt gegeben. Wer würde bei dieser Forderung auf euch hören? Nein, der Anteil dessen, der in den Kampf zog, soll gleich sein dem Anteil dessen, der beim Gepäck blieb! Gleiche Anteile sollen alle erhalten!" So blieb es von diesem Tage an auch weiterhin. Er machte das zu einer Ordnung und Rechtssatzung für Israel bis heute. Als David nach Ziklag kam, schickte er einen Teil der Beute an die Ältesten Judas, seine nächsten Nachbarn. Er ließ sagen: "Da habt ihr ein Geschenk von der Beute der Feinde des Herrn." Er sandte davon an die (Ältesten) von Betul, von Ramot im Südland, von Jattir, von Arar, von Siphmot, von Eschtemoa, von Karmel, an die jerachmeelitischen und kenitischen Städte, an die von Chorma, von Bor-Aschan, von Atach, von Hebron und an alle Orte, wo David mit seinen Leuten umhergewandert war. Die Philister kämpften inzwischen gegen Israel, und die Israeliten mußten vor den Philistern fliehen. Erschlagene lagen auf dem Gebirge Gilboa. Die Philister verfolgten Saul und seine Söhne hartnäckig und erschlugen Jonatan, Abinadab und Malkischua, die Söhne Sauls. Auch um Saul herum entbrannte der Kampf mit aller Heftigkeit. Die Bogenschützen erreichten ihn, und er wurde von ihnen schwer verwundet. Saul sprach zu seinem Waffenträger: "Zücke dein Schwert und durchbohre mich, damit nicht jene Unbeschnittenen kommen, mich erstechen und mit mir ihren Spott treiben!" Aber sein Waffenträger wollte nicht, da er sich zu sehr fürchtete. Da nahm Saul selbst sein Schwert und stürzte sich hinein. Als der Waffenträger sah, daß Saul tot war, stürzte auch er sich in sein Schwert und starb mit ihm zusammen. So fanden Saul, seine drei Söhne, sein Waffenträger und alle seine Männer an jenem Tage gemeinsam den Tod. Die Israeliten jenseits der Ebene und jenseits des Jordans erfuhren, daß die israelitischen Truppen geflohen waren und Saul samt seinen Söhnen den Tod gefunden hatte. Sie verließen daher ihre Städte und flüchteten, und die Philister kamen und wohnten darin. Am folgenden Tage erschienen die Philister, um die Erschlagenen auszuplündern, und sie fanden Saul und seine drei Söhne, die auf dem Gebirge Gilboa gefallen waren. Sie hieben ihm den Kopf ab, zogen ihm seine Rüstung aus und sandten im Philisterlande ringsum Boten, die in ihren Götzentempeln und dem Volk die Freudennachricht verkünden sollten. Seine Rüstung legten sie im Tempel der Göttin Astarte nieder, seinen Leichnam aber hängten sie an der Mauer von Bet-Schean auf. Die Bewohner von Jabesch in Gilead erfuhren, was die Philister Saul angetan hatten. Alle kampfesfähigen Männer machten sich nun auf den Weg und gingen die ganze Nacht hindurch. Sie nahmen die Leichen Sauls und seiner Söhne von der Mauer Bet-Scheans herab, brachten sie nach Jabesch und verbrannten sie dort. Dann nahmen sie ihre Gebeine, beerdigten sie unter der Tamariske zu Jabesch und fasteten sieben Tage lang. Nach Sauls Tode kehrte David von seinem Sieg über die Amalekiter heim und hielt sich zwei Tage in Ziklag auf. Am dritten Tage kam ein Mann aus dem Lager Sauls mit zerrissenen Kleidern und das Haupt mit Staub bedeckt. Er kam zu David, warf sich nieder und huldigte. David fragte ihn: "Woher kommst du?" Er antwortete ihm: "Aus Israels Lager bin ich entkommen." Da sprach David zu ihm: "Wie ging es da zu? Berichte mir doch!" Er erwiderte: "Die Leute sind aus der Schlacht geflohen, viele von den Kriegsmannen sind gefallen und tot. Auch Saul und sein Sohn Jonatan fanden den Tod." David fragte den jungen Burschen, der ihm die Nachricht brachte: "Wie kannst du wissen, daß Saul und sein Sohn Jonatan tot sind?" Der junge Mann, der ihm berichtete, antwortete: "Zufällig befand ich mich auf dem Gebirge Gilboa. Da traf ich Saul, der sich auf seine Lanze stützte. Kriegswagen und deren Besatzung hatten ihn eingeholt. Er wandte sich um, sah mich und rief mich herbei. Ich entgegnete ihm: "Hier bin ich!" Er sprach zu mir: "Wer bist du?" Ich antwortete ihm: "Ein Amalekiter bin ich!" Dann befahl er mir: "Tritt her zu mir und töte mich! Denn die Todesschwäche hat mich ergriffen, aber das Leben ist noch ganz in mir." Ich trat hinzu und tötete ihn; denn ich wußte, daß er nach seinem Fall nicht mehr hätte leben können. Ich nahm das Diadem auf seinem Haupt und die Spange an seinem Arm und bringe sie hierher zu meinem Herrn." Da faßte David seine Kleider und zerriß sie. Alle Männer um ihn taten ebenso. Sie klagten, weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und seinen Sohn Jonatan, um das Volk des Herrn und das Haus Israel, weil sie durchs Schwert gefallen waren. David fragte den jungen Burschen, der ihm Bericht erstattete: "Woher bist du?" Er antwortete: "Ich bin der Sohn eines amalekitischen Schutzbürgers!" David fuhr ihn an: "Wie? Hast du dich nicht gefürchtet, deine Hand auszustrecken und den Gesalbten des Herrn zu vernichten?" Dann rief David einen von seinen Kriegern und befahl ihm: "Heran! Stoß ihn nieder!" Dieser erschlug ihn, so daß er tot umfiel. David aber sprach zu ihm: "Dein Blut komme über dein Haupt; denn dein eigener Mund hat wider dich gezeugt, indem du sagtest: Ich habe den Gesalbten des Herrn getötet." David verfaßte folgendes Klagelied auf Saul und dessen Sohn Jonatan. [Man soll es die Söhne Judas als "Bogenlied" lehren. Es steht ja aufgezeichnet im Buche des Rechtschaffenen.] "Die Zierde, o Israel, auf deinen Höhen liegt sie erschlagen! Wie sind doch die Helden gefallen! Kündet es nicht in Gat, meldet es nicht in den Straßen von Askalon! Der Philister Töchter sollen sich nicht freuen, nicht sollen jubeln die Töchter der Unbeschnittenen! Ihr Berge von Gilboa, weder Tau noch Regen gebe es auf euch, kein Feld mit Erstlingsgarben! Denn dort ward entweiht der Heldenschild, der Schild Sauls, nicht mehr mit Öl gesalbt. Ohne Erschlagener Blut, ohne der Helden Mark kehrte Jonatans Bogen nie heim; Sauls Schwert kam niemals erfolglos zurück! Saul und Jonatan, einander so lieb und hold, in ihrem Leben und in ihrem Sterben blieben sie ungeschieden! Hurtiger als Adler waren sie, stärker als Löwen! Israels Töchter, weint um Saul, der euch in Purpur und Zier gehüllt, der Goldschmuck auf euer Gewand geheftet! Wie sind doch die Helden gefallen im Streit! Jonatan liegt auf deinen Höhen erschlagen! Wie weh ist mir um dich, mein Bruder Jonatan! Du warst mir so lieb! Köstlicher war deine Liebe mir als die Minne der Frauen! Wie sind doch die Helden gefallen, umgekommen die streitbaren Krieger!" Darauf befragte David den Herrn: "Soll ich in eine der Städte Judas hinaufziehen?" Der Herr gab ihm zur Antwort: "Ziehe hinauf!" Darauf David: "Wohin soll ich ziehen?" Der Herr entschied: "Nach Hebron!" So zog David denn dorthin, mit ihm seine beiden Frauen, Achinoam von Jezreel und Abigaïl, die Witwe Nabals aus Karmel. Auch die Männer, die David bei sich hatte, ließ er samt ihren Familien hinaufziehen. Sie siedelten sich in den Ortschaften um Hebron an. Die Männer von Juda kamen und salbten David zum König über das Haus Juda. Man brachte ihm die Nachricht, die Männer von Jabesch in Gilead hätten den Saul begraben. Da sandte David Boten zu den Männern von Jabesch in Gilead und ließ ihnen sagen: "Seid gesegnet vom Herrn, da ihr eine solche Liebestat an eurem Gebieter Saul getan und ihn begraben habt! Nun erweise der Herr euch Liebe und Treue! Ich will euch gleichfalls dafür belohnen, daß ihr diese Tat vollbracht habt. Jetzt aber seid stark und tapfer; denn tot ist euer Gebieter Saul! Mich aber hat das Haus Juda zu seinem König gesalbt." Abner indes, der Sohn Ners und Feldherr Sauls, holte Eschbaal, den Sohn Sauls, und führte ihn nach Machanajim. Er machte ihn zum König über Gilead, Aser, Jezreel, Ephraim, Benjamin, also über ganz Israel. Vierzig Jahre alt war Eschbaal, Sauls Sohn, als er König über Israel wurde; zwei Jahre lang regierte er. Nur das Haus Juda bekannte sich zu David. Die Zeit, in welcher David in Hebron über das Haus Juda als König herrschte, umfaßte sieben Jahre und sechs Monate. Abner, der Sohn Ners, rückte mit den Leuten Eschbaals, des Sohnes Sauls, von Machanajim nach Gibeon vor. Joab, der Sohn Zerujas, rückte mit Davids Leuten aus. Man stieß am Teich von Gibeon aufeinander. Die einen blieben diesseits, die anderen jenseits des Teiches. Abner rief Joab zu: "Mögen doch die Jungkrieger herantreten und vor uns ein Kampfspiel aufführen!" Joab antwortete: "Sie sollen antreten!" Sie traten an, und man zählte zwölf von Benjamin auf der Seite Eschbaals, des Sohnes Sauls, und zwölf von den Leuten Davids ab. Jeder packte seinen Gegenspieler am Kopf und stieß ihm das Schwert in die Flanke, so daß sie gleichzeitig fielen. Man nannte jenen Ort "Flankenacker". Er liegt bei Gibeon. Der Kampf war an jenem Tage überaus heftig; Abner und die Israeliten erlitten von den Leuten Davids eine Niederlage. Auch die drei Söhne der Zeruja, nämlich Joab, Abischaj und Asahel, waren dabei. Asahel war ein Schnelläufer gleich einer Gazelle auf dem Gefilde. Er verfolgte den Abner, ohne nach rechts oder nach links von ihm abzubiegen. Abner wandte sich um und fragte: "Bist du es, Asahel?" Er antwortete: "Ja." Abner rief ihm zu: "Biege doch nach rechts oder nach links ab, packe dir einen von den Jungkriegern und nimm dir seine Ausrüstung!" Doch Asahel wollte nicht von ihm ablassen. Erneut rief Abner ihm zu: "Laß ab von mir; denn wozu sollte ich dich niederschlagen? Wie könnte ich dann noch zu deinem Bruder Joab aufblicken?" Jener weigerte sich aber, nachzugeben, weshalb ihm Abner das Ende der Lanze in den Unterleib stieß. Die Lanze drang rückwärts wieder heraus. Er fiel nieder und starb auf der Stelle. Alle, die nun an den Ort kamen, wo Asahel tot niedergefallen war, hielten an. Joab und Abischaj jagten Abner nach. Als die Sonne untergegangen war, kamen sie nach Gibea-Amma [vor Giach am Weg zur Wüste von Gibeon]. Die Benjaminiten scharten sich um Abner und stellten sich als geschlossene Gruppe auf dem Gipfel ein und desselben Hügels auf. Abner rief dem Joab zu: "Soll denn das Schwert ohne Aufhören fressen? Weißt du nicht, daß das bittere Ende nachkommt? Wann endlich gedenkst du, den Leuten Einhalt zu gebieten, daß sie ihre Brüder nicht mehr verfolgen?" Joab entgegnete: "So wahr Gott lebt, hättest du nicht gesprochen, dann hätten die Leute erst am Morgen auf die Verfolgung ihrer Brüder verzichtet." Joab stieß in die Posaune, alle Leute standen still und verfolgten die Israeliten nicht weiter. Den Kampf stellte man ein. Abner schritt mit seinen Leuten die ganze Nacht durch die Steppe. Sie überschritten den Jordan, durchzogen ganz Bitron und gelangten nach Machanajim. Joab verfolgte Abner nicht mehr. Er sammelte alle Truppen; es fehlten von den Söldnern Davids nur neunzehn Mann und Asahel. Davids Leute hatten von Benjamin, den Truppen Abners, dreihundertsechzig Mann erschlagen. Sie trugen den Asahel fort und begruben ihn im Grabe seines Vaters in Bethlehem. Joab marschierte dann mit seinen Männern die ganze Nacht hindurch. In Hebron brach ihnen der Tag an. Ein langer Streit war zwischen dem Hause Saul und dem Hause David angebrochen. David gewann immer mehr an Stärke, das Haus Saul dagegen nahm immer mehr ab. In Hebron wurden David Söhne geboren. Sein Erstgeborener war Amnon von der Achinoam aus Jezreel, sein zweiter Kileab von der Abigaïl, der Witwe Nabals aus Karmel, der dritte Absalom, der Sohn Maachas, der Tochter Talmajs, des Königs von Geschur, der vierte Adonia, der Sohn Chaggits, der fünfte Schephatja, Sohn der Abital, der sechste Jitream von der Egla, der Frau Davids. All diese wurden David in Hebron geboren. In der Zeit des Krieges zwischen dem Hause Saul und dem Hause David war Abner der stärkste Mann im Hause Saul. Saul hatte nun eine Nebenfrau gehabt, die Rizpa hieß und eine Tochter Ajjas war. Diese hat Abner sich geholt. Eschbaal aber machte dem Abner den Vorwurf: "Warum bist du zur Nebenfrau meines Vaters herangetreten?" Abner war über Eschbaals Worte sehr ergrimmt und rief: "Bin ich denn ein Hundskopf aus Juda? Liebe erweise ich heute dem Hause deines Vaters Saul, seinen Brüdern und Freunden. Ich ließ dich nicht in die Hände Davids fallen. Und da willst du mich heute wegen des Fehltritts mit dem Weibe zur Rechenschaft ziehen? Ich schwöre - und Gott möge Abner strafen! -, daß ich für David das tun werde, was der Herr ihm zugeschworen hat. Ich werde das Königtum vom Hause Sauls wegbringen und Davids Thron über Israel und Juda von Dan bis Beerseba errichten." Eschbaal war außerstande, dem Abner noch ein Wort zu erwidern, denn er fürchtete ihn. Abner schickte Boten an seiner Statt zu David und ließ sagen: "Wem gehört das Land?" Und dann: "Schließe einen Vertrag mit mir! Siehe, meine Hand wird mit dir sein, um dir ganz Israel zuzuführen!" David entgegnete: "Gut, ich will mit dir einen Vertrag schließen! Nur das eine verlange ich von dir: Du darfst mir nur dann unter die Augen treten, wenn du mir Michal, die Tochter Sauls, mitbringst, sobald du herkommst und vor mir erscheinst!" David sandte nun Boten an Eschbaal, den Sohn Sauls, und verlangte: "Gib mir meine Frau Michal wieder, die ich mir um den Preis von hundert Philistervorhäuten gefreit habe!" Eschbaal sandte hin und ließ sie von ihrem Manne Paltiel, dem Sohn des Lajisch, holen. Ihr Mann folgte ihr unter ständigem Weinen bis Bachurim. Dort befahl ihm Abner: "Fort! Kehre um!" Da kehrte er zurück. Abner hatte auch mit den Ältesten Israels verhandelt und gesprochen: "Schon lange habt ihr David als König über euch begehrt. Nun handelt! Denn der Herr hat David verheißen: Durch die Hand meines Knechtes David befreie ich mein Volk Israel aus der Gewalt der Philister und all seiner Feinde!" Abner redete auch mit Benjamin. Dann ging er hin, um auch David in Hebron über alles zu berichten, was Israel und das ganze Haus Benjamin für gut ansahen. Abner kam also mit zwanzig Mann zu David nach Hebron, und David gab Abner und seinen Leuten zu Ehren ein Gastmahl. Abner äußerte sich David gegenüber: "Ich will aufbrechen, hinziehen und Gesamtisrael um meinen Herrn, den König, scharen. Man wird einen Bund mit dir schließen, und du wirst als König herrschen, wie immer es dein Herz begehrt!" Dann gab David dem Abner das Geleite, und er ging in Frieden weg. Da kamen Davids Leute mit Joab von einem Raubzuge heim. Sie brachten reiche Beute mit sich. Abner war nicht mehr bei David in Hebron; denn er hatte ihn ja in Frieden ziehen lassen. Joab mit seiner ganzen Schar kam, und man erzählte ihm: "Abner, der Sohn Ners, kam zum König, und dieser hat ihn in Frieden ziehen lassen." Joab ging zum König und warf ihm vor: "Was hast du getan? Abner kam zu dir! Warum ließest du ihn weggehen und entkommen? Du kennst doch Abner, den Sohn Ners. Er kam nur, um dich zu betrügen, um dein Gehen und Kommen in Erfahrung zu bringen und alles zu erforschen, was du vorhast." Als Joab von David weggegangen war, sandte er Boten hinter Abner her. Diese brachten ihn von Bor-Hassira zurück, ohne daß David etwas wußte. Abner kam so wieder nach Hebron, und Joab führte ihn in die Mitte des Tores. Er tat so, als wollte er heimlich mit ihm reden, versetzte ihm dort aber einen Stich in den Unterleib. So mußte er sterben, um das Blut Asahels, des Bruders Joabs, zu sühnen. David erfuhr hinterher davon und rief aus: "Ich und mein Königtum sind für immer am Blute Abners, des Sohnes Ners, schuldlos. Es komme auf das Haupt Joabs und auf seine ganze Familie! Nie soll es im Haus Joabs an solchen fehlen, die an Ausfluß und an Aussatz leiden, die Krücken festhalten, durch das Schwert fallen oder Hunger leiden!" Joab und sein Bruder Abischaj haben Abner ermordet, weil er ihren Bruder Asahel bei Gibeon im Kampf getötet hat. David befahl dem Joab und allem Volk, das bei ihm war: "Zerreißt eure Kleider, umgürtet euch mit Trauergewändern und haltet vor Abner die Totenklage!" Der König David ging hinter der Bahre her. Man begrub den Abner zu Hebron, und der König weinte mit lauter Stimme an Abners Grab. Das ganze Volk weinte ebenfalls. David stimmte dann auf Abner ein Klagelied an und rief: "Mußte denn Abner wie ein Tor sterben! Deine Hände waren nicht gebunden, deine Füße nicht in Ketten gelegt! Wie man vor Verbrechern fällt, so fielst du!" Darauf weinte das Volk noch mehr um ihn. Dann kam die ganze Volksmenge, um David noch im Laufe des Tages zum Essen zu bewegen. David aber schwur: "Möge Gott mich bestrafen, wenn ich vor Sonnenuntergang Brot oder sonst irgend etwas zu mir nehme!" Alles Volk vernahm das, und es gefiel ihnen gut, wie überhaupt alles, was der König tat, dem ganzen Volke wohlgefiel. Alle Kriegsleute und Gesamtisrael erkannten an jenem Tage, daß es nicht vom König ausgegangen war, Abner, den Sohn Ners, zu ermorden. Der König sprach zu seinen Knechten: "Bedenkt ihr es wohl, daß ein Fürst und ein ganz Großer in Israel heute gefallen ist? Ich aber bin heute gar schwach, obgleich gesalbter König. Doch diese Männer, die Söhne der Zeruja, sind härter als ich. Der Herr vergelte dem Übeltäter entsprechend seiner Untat!" Der Sohn Sauls erfuhr davon, daß Abner in Hebron ermordet worden war. Da wurden seine Hände schwach, und Gesamtisrael geriet in Bestürzung. Nun hatte der Sohn Sauls zwei Männer als Truppenführer; der eine hieß Baana, der andere Rechab. Sie waren die Söhne Rimmons aus Beerot, Angehörige des Stammes Benjamin. Denn auch Beerot rechnete man zu Benjamin. Die (kanaanäischen) Bewohner von Beerot waren nach Gittajim geflohen und halten sich dort als Schutzbürger bis zum heutigen Tag auf. Jonatan, der Sohn Sauls, hatte einen Nachkommen, der an beiden Füßen lahm war. Als er nämlich fünf Jahre alt war, traf die Kunde von Sauls und Jonatans Tod aus Jezreel ein. Da nahm ihn seine Amme und floh. In der Eile der Flucht fiel er hin und wurde hinkend. Sein Name war Meribbaal. Die Söhne Rimmons aus Beerot, nämlich Rechab und Baana, gingen hin und kamen um die heißeste Tageszeit in das Haus Eschbaals. Dieser hatte sich zur Mittagsruhe hingelegt. Die Torwächterin des Hauses war beim Weizenreinigen ermüdet und eingeschlafen. Rechab und sein Bruder Baana schlichen sich durch. Sie drangen in das Haus ein, und während Eschbaal auf seinem Bett im Schlafzimmer ruhte, erschlugen sie ihn und trennten ihm den Kopf ab. Sie nahmen seinen Kopf und gingen während der ganzen Nacht den Weg durch die Steppe. Eschbaals Haupt brachten sie zu David nach Hebron. Sie sprachen zum König: "Hier ist das Haupt Eschbaals, des Sohnes Sauls, deines Feindes, der nach deinem Leben trachtete. Der Herr hat aber heute meinem Gebieter, dem König, Rache an Saul und seinen Nachkommen gewährt." David gab Rechab und dessen Bruder Baana, den Söhnen Rimmons aus Beerot, folgende Antwort: "So wahr der Herr lebt, der mein Leben aus aller Not gerettet hat: Ich ließ jenen Mann, der mir die Nachricht von dem Tode Sauls brachte und der eine Frohbotschaft zu vermitteln glaubte, ergreifen und ihn in Ziklag hinrichten, wiewohl ich ihm eine Freudenbotschaft hätte belohnen sollen. Wie erst, wenn frevelhafte Menschen einen rechtschaffenen Mann in seinem Hause auf seiner Lagerstatt ermorden! Muß ich da nicht sein Blut von euren Händen fordern und euch von der Erde ausrotten?" Dann befahl David den Knechten, sie niederzumachen. Sie schlugen ihnen Hände und Füße ab und hängten sie am Teich zu Hebron auf. Den Kopf des Eschbaal aber setzte man im Grabe Abners zu Hebron bei. Nun kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und erklärten: "Wir sind doch dein Fleisch und Bein! Schon längst, als Saul noch über uns herrschte, warst du es, der Israel in den Krieg führte und wieder zurückbrachte. Und auch der Herr hat zu dir gesprochen: Du sollst mein Volk Israel weiden und Fürst über Israel sein." Alle Ältesten Israels kamen zum König nach Hebron; der König David schloß mit ihnen zu Hebron einen Bund im Angesicht des Herrn. Darauf salbte man David zum König über Israel. David war dreißig Jahre alt, als er zu herrschen anfing, vierzig Jahre regierte er. In Hebron regierte er über Juda sieben Jahre und sechs Monate und in Jerusalem dreiunddreißig Jahre über Gesamtisrael und Juda. Der König zog mit seinen Kriegern gegen Jerusalem und die Jebusiter, welche die Gegend bewohnten. Sie sagten zu David: "Du kommst nicht hinein, sondern die Blinden und Lahmen werden dich daran hindern, die da sagen: David kommt hier nicht hinein!" Doch David eroberte die Burg Sion, das ist die Davidsstadt. David hatte damals gesagt: "Jeder, der die Jebusiter totschlägt, den Wassertunnel erreicht und die Blinden und Lahmen wegschafft, die David haßt, soll Hauptmann werden!" Darum heißt es: "Blinde und Lahme kommen nicht in den Tempel hinein." David ließ sich in der Burg nieder und nannte sie Davidsstadt. Er baute die Stadt ringsum vom Millo an nach innen zu. David wurde mächtiger und nahm an Bedeutung zu; denn der Herr, der Gott der Heerscharen, war mit ihm. Hiram, der König von Tyrus, schickte Boten an David mit Zedernholz, Zimmerleuten und Steinmetzen. Diese bauten David einen Palast. David erkannte, daß der Herr ihn zum König über Israel bestimmt und sein Königtum um seines Volkes Israel willen erhöht hatte. David nahm sich noch Nebenfrauen, sowie Frauen von Jerusalem, nachdem er aus Hebron gekommen war. So wurden ihm noch weitere Söhne und Töchter geboren. Dies sind die Namen derer, die ihm in Jerusalem geboren wurden: Schammua, Schobab, Natan, Salomo, Jibchar, Elischua, Nepheg, Japhia, Elischama, Beeljada und Eliphelet. Die Philister vernahmen, daß man den David zum König über Israel gesalbt hatte. Da zogen alle Philister heran, um David zu fassen. David hörte davon und begab sich in die Bergfestung hinab. Die Philister kamen und breiteten sich in der Rephaimebene aus. Da befragte David den Herrn: "Soll ich gegen die Philister ziehen? Wirst du sie in meine Hand geben?" Der Herr gab David zur Antwort: "Ziehe hinauf; denn ich werde die Philister in deine Hand geben!" David kam nach Baal-Perazim und schlug sie dort. Er rief aus: "Durchbrochen hat der Herr vor mir meine Feinde, wie Wasser durchbricht!" Daher nannte man jenen Ort Baal-Perazim ("Herr der Durchbrüche"). Dort ließen sie auch ihre Götzenbilder zurück. David aber und seine Leute trugen sie weg. Die Philister zogen erneut ins Feld und breiteten sich in der Rephaimebene aus. Da befragte David den Herrn, und dieser antwortete: "Ziehe nicht gegen sie, sondern umgehe sie von hinten und nähere dich ihnen von den Bakasträuchern her! Hörst du dann ein Rauschen von Schritten in den Wipfeln der Bakasträucher, dann beeile dich; denn dann zieht der Herr vor dir her, um das Heer der Philister zu schlagen!" David tat, wie ihm der Herr befohlen hatte. Er schlug die Philister von Gibeon bis in die Gegend von Geser. Nochmals versammelte David alle Auserlesenen in Israel, 30 000 an der Zahl. Dann machte er sich auf den Weg und zog mit dem ganzen Volke nach Baala in Juda, um von dort die Lade Gottes zu holen, die nach dem Namen des Herrn der Heerscharen benannt ist, der auf den Kerubim thront. Man stellte die Lade Gottes auf einen neuen Wagen und holte sie weg aus dem Haus Abinadabs, das auf dem Hügel stand. Ussa und Achjo, die Söhne Abinadabs, lenkten den Wagen, beladen mit der Lade Gottes, wobei Achjo der Lade vorausging. David und das ganze Haus Israel tanzten vor dem Herrn unter dem Spiel von Klappern aus Zypressenholz, von Zithern, Harfen, Pauken, Schellen und Zimbeln. Als sie aber zur Tenne Kidons kamen, griff Ussa nach der Lade Gottes und faßte sie an; denn die Rinder waren durchgegangen. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Ussa. Gott schlug ihn dort wegen der Unehrerbietigkeit. Er starb daselbst bei der Lade Gottes. David wurde tief erschüttert darüber, daß der Herr Ussa so weggerissen hat. Man nennt daher heute noch diesen Ort Perez-Ussa ("Wegriß Ussas"). Damals geriet David in Furcht vor dem Herrn und dachte: "Wie soll da die Lade des Herrn zu mir kommen?" David verzichtete also darauf, die Lade des Herrn zu sich in die Davidsstadt zu schaffen, und er brachte sie in das Haus des Obed-Edom aus Gat. So weilte die Lade des Herrn drei Monate lang im Haus des Obed-Edom. Der Herr aber segnete Obed-Edom und sein ganzes Haus. Dem König David ward berichtet: "Der Herr hat das Haus des Obed-Edom und all sein Eigentum um der Lade Gottes willen gesegnet!" David zog also hin und holte frohen Herzens die Lade Gottes aus dem Hause des Obed-Edom in die Davidsstadt hinauf. Als aber die Träger der Lade des Herrn die ersten sechs Schritte getan hatten, opferte er ein Rind und einen Büffel. David drehte sich im Tanz mit aller Kraft vor dem Herrn, mit einem Schulterkleid aus Linnen umgürtet. So brachten David und das ganze Haus Israel die Lade des Herrn unter Jubel und Posaunenklang hinauf. Während die Lade in die Davidsstadt einzog, blickte Michal, die Tochter Sauls, durch das Fenster. Sie sah, wie der König David vor dem Herrn hüpfte und sich im Tanz drehte, und hegte Verachtung für ihn in ihrem Herzen. Man brachte die Lade des Herrn hinein und stellte sie an den für sie bestimmten Platz in der Mitte des Zeltes, das David dafür errichtet hatte. David brachte Brand- und Friedopfer vor dem Herrn dar. Als er die Brand- und Friedopfer vollzogen hatte, segnete er das Volk im Namen des Herrn der Heerscharen. Er verteilte dem ganzen Volk, der ganzen Menge Israels, Männern und Frauen, jedem ein Ringbrot, einen Dattelkuchen und einen Rosinenkuchen. Dann gingen alle weg, ein jeder in sein Haus. David kehrte heim, um seinem Haus den Segensgruß zu entbieten. Da trat ihm Michal, die Tochter Sauls, entgegen. Sie sprach: "Wie würdevoll hat sich doch heute der König von Israel aufgeführt, da er sich heute vor den Dienstmägden seiner Untertanen entblößte, wie sich sonst höchstens einer vom Gesindel bloßstellt!" David gab jedoch Michal zur Antwort: "Vor dem Herrn, der mich vor deinem Vater und seinem ganzen Hause bevorzugt und mich zum Fürsten über das Volk des Herrn, über Israel, bestellt hat, will ich tanzend spielen! Ja, noch mehr als diesmal will ich mich erniedrigen und vor mir selbst ganz gering werden! Vor den Dienstmägden aber, von denen du sprichst, werde ich Ansehen genießen." Michal aber, die Tochter Sauls, blieb kinderlos bis zu ihrem Tode. Nun wohnte der König in seinem Haus, und der Herr hatte ihm Ruhe gegeben vor all seinen Gegnern ringsum. Da sprach der König zum Propheten Natan: "Siehe, ich wohne in einem Zedernhaus; die Lade Gottes aber weilt unter einer Zeltdecke." Natan entgegnete dem König: "Gehe hin und tue alles, was dir am Herzen liegt; denn der Herr ist mit dir!" Doch noch in jener Nacht erging das Wort des Herrn an Natan: "Auf, sprich zu meinem Knecht David: So spricht der Herr: Du willst mir also ein Haus bauen, damit ich darin wohne? Ich habe ja doch seit dem Tage, da ich die Israeliten aus Ägypten herausführte, bis heute in keinem Hause gewohnt, sondern bin in einem Wohnzelt umhergewandert. Redete ich denn in all der Zeit meines Herumwanderns unter allen Israeliten je ein Wort zu einem der Richter Israels, die ich als Hirten über mein Volk Israel bestellte: Warum baut ihr mir kein Haus aus Zedernholz? Nun sprich zu meinem Knecht David: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe dich von der Weide hinter dem Kleinvieh weggeholt, damit du Fürst über mein Volk Israel werdest. Überall, wo du gingst, war ich mit dir; all deine Feinde habe ich vor deinem Antlitz vertilgt. Ich will dir einen bedeutenden Namen machen wie den Namen der Großen auf Erden. Ich will meinem Volke Israel einen Platz zuweisen und es einpflanzen, daß es an seiner Stätte wohnen kann! Es soll nicht mehr zittern, und frevelhafte Menschen dürfen es nicht mehr bedrücken wie früher, in der Zeit nämlich, da ich Richter über mein Volk Israel bestellt habe. Ruhe will ich dir vor deinen Feinden schenken. Der Herr verkündet dir, daß er, der Herr, dir ein Haus bauen wird. Sind deine Tage erfüllt, und legst du dich zu deinen Vätern schlafen, dann werde ich deinen unmittelbaren Nachkommen, der aus deinem Leibe hervorgeht, aufstellen und sein Königtum bestätigen. Er wird meinem Namen ein Haus bauen, und ich werde seinen Königsthron für immer befestigen. Vater will ich ihm sein, und er soll mir Sohn sein! Deshalb werde ich ihn, wenn er sich verfehlt, nach Menschenart mit Ruten und Schlägen züchtigen. Doch meine Huld werde ich ihm nicht entziehen, wie ich sie Saul entzogen habe, den ich vor dir entfernte. Dein Haus und dein Königtum sollen immer vor mir bestehen; dein Thron soll für ewige Zeiten befestigt sein!" Ganz nach diesen Worten und entsprechend diesem Gesicht redete Natan zu David. Der König David ging hinein, ließ sich vor dem Herrn nieder und betete: "Wer bin ich, o Herr und Gott? Und was ist meine Familie, daß du mich bis hierher geführt hast? Und selbst dies war noch zu wenig in deinen Augen, o Herr und Gott! Du hast dem Hause deines Knechtes auch für ferne Zukunft Verheißungen gegeben, und das geht über menschliche Forschung hinaus, o Herr und Gott! Was soll David jetzt noch weiter zu dir sagen? Du kennst ja deinen Knecht, o Herr und Gott! Deines Wortes wegen und nach deinem Herzen vollbrachtest du diese ganze Großtat, um deinen Knecht zu belohnen. Daher bist du groß, o Herr und Gott! Denn keiner ist wie du, und es gibt keinen Gott außer dir, nach allem, was wir mit unsern Ohren gehört haben. Und wo gibt es noch ein einziges Volk auf Erden wie dein Volk Israel, für das ein Gott hingegangen wäre, es sich zum Volk zu erkaufen und ihm einen Namen zu verschaffen, große und wunderbare Taten an ihm zu vollbringen? Vor deinem Volk, das du dir aus Ägypten erkauft hast, vertriebst du Völker und Götter. Du hast dir dein Volk Israel für immer zum Volke bestimmt. Du, o Herr, bist ihnen zum Gott geworden. Bestätige nun, Herr und Gott, das Wort, das du über deinen Knecht und sein Haus geredet hast, für immer! Tue, wie du gesagt hast! Dann wird dein Name groß sein für immer, und man wird sprechen: "Der Herr der Heerscharen ist Gott über Israel!" Und das Haus deines Knechtes David wird vor deinem Antlitz gefestigt sein! Denn du, Herr der Heerscharen, Israels Gott, hast ins Ohr deines Knechtes verheißen: "Ich werde dir ein Haus bauen." Daher fand dein Knecht auch den Mut, an dich dieses Gebet zu richten. Und nun, o Herr und Gebieter, du bist Gott, und deine Worte sind Wahrheit. Du hast deinem Knecht diese vortreffliche Verheißung gegeben. So lasse dich nun dazu bestimmen, das Haus deines Knechtes zu segnen, auf daß es immer vor deinem Angesichte bleibe! Denn du, o Herr, hast gesprochen, und durch deinen Segensspruch bleibt das Haus deines Knechtes für immer gesegnet." Danach schlug David die Philister und unterwarf sie. Er entriß Gat und seine Tochterstädte der Hand der Philister. Er schlug die Moabiter und maß sie mit der Schnur ab, wobei sie sich auf den Boden legen mußten. Je zwei Schnüre maß er über jene, die er tötete, und eine Schnur länger für jene, die er am Leben erhalten wollte. So wurden die Moabiter Davids Knechte und tributpflichtig. Ferner überwältigte David Hadadeser, den Sohn des Rechob, den König von Zoba. Dieser war ausgezogen, um seine Macht am Euphrat wieder herzustellen. David nahm von ihm 1 700 Wagenkämpfer und 20 000 Mann Fußvolk gefangen. Alle Wagenpferde ließ David lähmen; nur hundert Wagengespanne ließ er davon übrig. Die Aramäer von Damaskus kamen dem König Hadadeser von Zoba zu Hilfe. David schlug von ihnen 22 000 Mann. Er setzte im aramäischen Damaskus Vögte ein. Die Aramäer wurden Davids Knechte und tributpflichtig. Der Herr half David bei allen Kriegszügen. David nahm auch die goldenen Rundschilde, die Hadadesers Leute hatten, und schaffte sie nach Jerusalem. Aus Tebach und Berotaj, den Städten Hadadesers, erbeutete der König David Erz in großer Menge. Als Toï, der König von Hamat, vernahm, daß David die gesamte Streitmacht Hadadesers geschlagen hatte, sandte er seinen Sohn Hadoram zum König David, um ihn zu begrüßen und ihm Glück zu wünschen, daß er gegen Hadadeser gestritten und ihn geschlagen habe. - Toï stand nämlich mit Hadadeser auf Kriegsfuß. - Er brachte silberne, goldene und eherne Gefäße mit. Auch sie weihte der König David dem Herrn samt dem Silber und dem Gold, das er von allen unterworfenen Völkern geweiht hatte, nämlich von Edom, Moab, den Ammonitern, Philistern, Amalek und von der Beute Hadadesers, des Sohnes Rechobs, des Königs von Zoba. So machte sich David einen Namen. Als er zurückkehrte, schlug er die Edomiter im Salztal, 18 000 Mann. Er legte nach Edom eine Besatzung. So wurden alle Edomiter Davids Knechte. Der Herr half David bei allen seinen Unternehmungen. David herrschte über ganz Israel und übte Recht und Gerechtigkeit an seinem gesamten Volke. Joab, der Sohn der Zeruja, befehligte das Heer, Josaphat, der Sohn Achiluds, war Kanzler. Zadok, der Sohn Achitubs, und Ebjatar, der Sohn des Achimelech, waren Priester. Schuscha war Staatsschreiber. Benaja, der Sohn Jehojadas, hatte den Oberbefehl über die Kreter und Peleter (Leibwache). Die Söhne Davids aber waren Priester. David stellte die Frage: "Ist noch jemand da, der vom Hause Saul übrigblieb? Ich will an ihm liebevoll handeln um Jonatans willen." Nun war vom Hause Saul noch ein Knecht namens Ziba da. Diesen rief man zu David, und der König fragte ihn: "Bist du Zia?" Er entgegnete: "Ja, dein Knecht bin ich." Der König fragte weiter: "Ist vom Hause Saul noch jemand da? Ich will ihm Gottes Barmherzigkeit erweisen!" Ziba erwiderte dem König: "Es ist noch ein Sohn Jonatans da, der an beiden Beinen gelähmt ist." Da fragte ihn der König: "Wo ist er?" Ziba erwiderte: "Er befindet sich im Hause Machirs, des Sohnes Ammiels, in Lodebar." Der König David sandte hin und ließ ihn aus dem Hause des Machir, des Sohnes Ammiels, aus Lodebar holen. Meribbaal, der Sohn Jonatans, des Sohnes Sauls, kam zu David. Er fiel auf sein Antlitz nieder und brachte seine Huldigung dar. David aber sprach: "Meribbaal!" Der aber entgegnete: "Dein Knecht ist hier." David sprach zu ihm: "Fürchte dich nicht! Ich will Barmherzigkeit an dir üben um deines Vaters Jonatan willen. Ich will dir den ganzen Grundbesitz deines Großvaters Saul wiedererstatten. Du sollst ständig an meinem Tische speisen!" Jener verneigte sich vor ihm und sprach: "Was ist denn dein Knecht, daß du dein Antlitz einem toten Hund zuwendest, wie ich es bin?" Da rief der König Ziba, den Diener Sauls, und sprach zu ihm: "Alles, was Saul und seiner ganzen Familie gehört hat, will ich dem Sohn deines Herrn schenken. Du mit deinen Söhnen und Knechten sollst ihm den Boden bearbeiten und das Getreide ernten, damit die Familie deines Herrn Brot zu essen habe. Meribbaal aber, der Sohn deines Herrn, wird sich beständig an meinem Tisch nähren." Ziba hatte fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte. Ziba entgegnete dem König: "Ganz, wie mein Herr, der König, seinem Knecht anordnet, will ich tun." Meribbaal speiste an Davids Tisch wie einer von des Königs Söhnen. Meribbaal hatte einen kleinen Sohn mit Namen Micha. Alle Insassen des Hauses Ziba waren zugleich Knechte Meribbaals. Meribbaal wohnte in Jerusalem, weil er ständig an des Königs Tisch speisen durfte. Er war gelähmt an beiden Füßen. Danach begab es sich, daß Nachasch, der Ammoniterkönig, starb und sein Sohn Chanun an seiner Stelle König wurde. David überlegte: "Ich will mich freundlich gegen Chanun, den Sohn des Nachasch, betragen, wie sein Vater gegen mich freundlich war." Daher sandte David hin und ließ ihm durch seine Diener zum Verlust seines Vaters sein Beileid aussprechen. Die Diener Davids kamen also in das Ammoniterland. Da sprachen die Ammoniterfürsten zu ihrem Herrn Chanun: "Wenn David Trostboten zu dir gesandt hat, bedeutet das etwa, daß er deinem Vater vor dir Ehre erweisen will? Sandte er nicht deswegen seine Diener zu dir, die Stadt zu erforschen, auszukundschaften und sie von Grund auf zu zerstören?" Da ließ Chanun die Diener Davids ergreifen, ihnen den Bart zur Hälfte abscheren und ihre Kleider zur Hälfte bis zum Gesäß abschneiden. Dann ließ er sie gehen. Man meldete dies dem David. Er sandte ihnen entgegen; denn die Männer fühlten sich sehr beschämt. Er befahl: "Bleibt in Jericho, bis euer Bart wieder gewachsen ist, dann erst kehrt heim!" Die Ammoniter merkten, daß sie bei David sich verhaßt gemacht hatten. Sie sandten also hin und warben die Aramäer von Bet-Rechob und die Aramäer von Zoba mit 20 000 Mann Fußvolk, ferner den König von Maacha mit 1 000 Mann und die Einwohner von Tob mit 12 000 Mann an. David hörte davon und sandte Joab mit dem ganzen Heer von Kriegshelden. Die Ammoniter rückten vor und ordneten ihre Schlachtreihen am Eingang der Stadt. Die Aramäer von Zoba und Rechob sowie die Männer von Tob und Maacha standen abgesondert auf freiem Feld. Joab erkannte, daß ihm von vorn und vom Rücken die Kriegsfront drohte. Er traf also eine Auswahl aus allen Kerntruppen Israels und richtete gegen Aram die Schlachtreihen aus. Die übrigen Kriegsleute übergab er seinem Bruder Abischaj, und dieser trat den Ammonitern entgegen. Joab sprach: "Sind die Aramäer stärker als ich, so komme du mir zu Hilfe! Sind aber die Ammoniter stärker als du, so eile ich herbei und komme dir zu Hilfe. Sei tapfer! Wir müssen stark sein für unser Volk und für die Städte unseres Gottes. Der Herr aber tue, was ihm wohlgefällt!" Joab und seine Leute gingen zum Angriff gegen die Aramäer über, und diese flohen vor ihm. Die Ammoniter merkten, daß Aram floh. Sie ergriffen also vor Abischaj die Flucht und zogen sich in die Stadt zurück. Dann ließ Joab von den Ammonitern ab und kam nach Jerusalem. Die Aramäer sahen, daß ihnen von Israel eine Niederlage beigebracht war. Trotzdem sammelten sie sich wiederum. Hadadeser sandte hin und führte die Aramäer jenseits des Euphratstromes zum Kampf heran. Sie kamen nach Helam; Schobak, der Feldherr des Hadadeser, befehligte sie. Dies wurde David gemeldet. Daher bot er ganz Israel auf, überschritt den Jordan und kam nach Helam. Die Aramäer traten David gegenüber und kämpften mit ihm. Doch sie mußten vor Israel fliehen. David vernichtete von Aram siebenhundert Wagengespanne und 40 000 Mann; auch ihren Feldherrn Schobak verwundete er so schwer, daß er an Ort und Stelle starb. Alle Könige, die Hadadeser untertan waren, merkten, daß sie von Israel besiegt waren. Sie schlossen mit Israel Frieden und unterwarfen sich ihm. Die Aramäer aber fürchteten sich, den Ammonitern weiterhin zu helfen. Um die Jahreswende, zur Zeit, da die Könige in den Krieg zu ziehen pflegen, sandte David den Joab mit seinen Leuten und ganz Israel aus. Man verheerte das Land der Ammoniter und belagerte Rabba. David selbst blieb in Jerusalem. Eines Abends stand David von seinem Lager auf und lustwandelte auf dem Dach des Königspalastes. Da sah er vom Dach aus eine badende Frau von überaus schöner Gestalt. David sandte hin und erkundigte sich nach der Frau. Man meldete ihm: "Das ist Batseba, die Tochter Eliams, die Frau des Hethiters Uria." David schickte Boten hin und ließ sie holen. Sie kam zu ihm, und er wohnte ihr bei. Sie reinigte sich dann von ihrer Unreinheit und kehrte in ihr Haus zurück. Die Frau hatte empfangen und ließ David melden: "Ich bin schwanger." David sandte zu Joab: "Schicke mir den Hethiter Uria!" Und Joab entsandte den Uria zu David. Uria kam, und David fragte ihn nach dem Wohlbefinden Joabs, dem Ergehen der Kriegsleute und dem Stand des Krieges. David befahl Uria: "Gehe hinab in dein Haus und wasche dir die Füße!" Uria verließ das Haus des Königs; ein Geschenk des Königs folgte hinterdrein. Doch Uria schlief am Toreingang zum Königshause mit allen Untergebenen seines Herrn und ging nicht in sein Haus hinab. Man meldete David: "Uria ist nicht in sein Haus gegangen." Da fragte David den Uria: "Kommst du denn nicht von einem Feldzug? Warum gehst du nicht in dein Haus?" Uria gab David zur Antwort: "Die Lade sowie Israel und Juda wohnen in Zelten; mein Gebieter Joab lagert mit den Soldaten meines Herrn auf freiem Felde. Ich aber soll in mein Haus gehen, essen, trinken und bei meiner Frau schlafen? So wahr du lebst, und so wahr deine Seele lebt, niemals werde ich das tun!" David entgegnete Uria: "Bleibe auch heute noch hier! Morgen entsende ich dich wieder." Uria blieb also an jenem Tag in Jerusalem und auch am nächstfolgenden. David lud ihn ein, mit ihm zu essen und zu trinken, und er machte ihn berauscht. Doch er ging am Abend wieder hinaus und schlief auf seinem Lager bei den Untergebenen seines Herrn. In sein Haus ging er nicht. Am nächsten Morgen schrieb David einen Brief an Joab und ließ ihn durch Uria überbringen. Im Brief stand zu lesen: "Stellt den Uria an die heftigste Stelle des Kampfes ganz vorne hin! Zieht euch dann von ihm zurück, denn er soll getroffen werden und sterben!" Während nun Joab die Stadt belagerte, stellte er Uria dahin, wo er starke Gegner wußte. Die Männer der Stadt machten einen Ausfall, um mit Joab zu kämpfen. Manch einer vom Kriegsvolk Davids fand den Tod. Auch der Hethiter Uria kam dabei ums Leben. Joab sandte hin, um David die Geschehnisse des Kampfes zu melden. Er gab dem Boten den Auftrag: "Wenn du dem König alle Kampfereignisse geschildert hast, und wenn dann sein Zorn auflodert und er dich fragt: "Warum seid ihr denn so nahe an die Stadt herangerückt, um zu kämpfen? Habt ihr nicht gewußt, daß man von der Mauer herabschießt? Wer hat denn Abimelech, den Sohn Jerubbaals erschlagen? Hat nicht ein Weib den oberen Teil der steinernen Handmühle von der Mauer auf ihn herabgeworfen, so daß er in Tebez starb? Warum seid ihr denn so nahe an die Mauer herangetreten?", dann sage nur: "Auch dein Knecht, der Hethiter Uria, ist tot."" Der Bote zog ab, kam zu David und meldete ihm alles, was Joab aufgetragen hatte. Es sprach der Bote zu David: "Die Feinde waren stärker als wir. Sie drangen gegen uns auf das freie Feld vor, wir mußten sie bis zum Stadttor zurückdrängen. Doch die Bogenschützen schossen von der Mauer herab auf deine Knechte. Von den Knechten des Königs fanden einige den Tod. Auch dein Knecht, der Hethiter Uria, kam um." David entgegnete dem Boten: "Sage zu Joab: "Gräme dich nicht um diese Angelegenheit; denn das Kriegsschwert frißt bald hier, bald dort. Führe tapfer deinen Krieg gegen die Stadt und zerstöre sie!" Stärke also seinen Mut!" Als Urias Frau vernahm, daß ihr Mann tot sei, hielt sie um ihren Eheherrn die Totenklage. Nachdem die Trauerzeit vorübergegangen war, sandte David hin und ließ sie in sein Haus bringen. Sie wurde seine Frau und gebar ihm einen Sohn. Doch dem Herrn mißfiel, was David getan hatte. Der Herr entsandte Natan zu David. Dieser ging hin und verkündete ihm: "Zwei Männer waren in einer Stadt, der eine reich, der andere arm. Der Reiche hatte Schafe und Rinder in großer Menge. Der Arme hatte nichts als ein einziges Lamm, das er gekauft und aufgezogen hatte. Bei ihm und seinen Kindern wuchs es heran. Es aß von seinen Bissen, trank aus seinem Becher und schlief auf seinem Schoße. Es war ihm wie eine Tochter. Da bekam eines Tages der Reiche Besuch. Es tat ihm leid, von seinen eigenen Schafen oder Rindern eines zu nehmen und es dem Wanderer, der zu ihm gekommen war, zu bereiten. So nahm er das Lamm des armen Mannes und richtete es für seinen Gast zu." David geriet in heftigen Zorn über jenen Mann und sagte zu Natan: "So wahr der Herr lebt! Der Mann, der das getan hat, ist ein Kind des Todes! Das Lamm soll er vierfach erstatten zur Vergeltung dafür, daß er dieses getan und kein Mitleid empfunden hat." Da sprach Natan zu David: "Du bist der Mann! So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich zum König über Israel gesalbt, und ich habe dich aus der Hand Sauls gerettet. Ich gab dir das Haus deines Herrn und die Frauen deines Herrn in deinen Schoß. Ich gab dir das Haus Israel und Juda. Ist das noch zu wenig, so könnte ich noch mehr hinzufügen. Warum hast du das Wort des Herrn mißachtet und das getan, was böse ist in seinen Augen? Den Hethiter Uria hast du mit dem Schwerte getötet und sein Weib zu deiner Frau gemacht. Ihn hast du ermordet durch das Schwert der Ammoniter. Nun aber wird das Schwert von deinem Hause nimmer weichen, weil du mich mißachtet und dich am Weib des Hethiters Uria vergriffen hast, damit sie deine Frau würde. So spricht der Herr: Aus deinem eigenen Hause lasse ich Unheil über dich erstehen! Wegnehmen werde ich deine Frauen vor deinen Augen und sie einem anderen geben, der mit deinen Frauen bei hellem Sonnenschein schlafen wird. Heimlich hast du das getan; ich aber werde diese Drohung vor ganz Israel und im Angesicht der Sonne verwirklichen." Da sprach David zu Natan: "Ich habe gegen den Herrn gesündigt." Natan entgegnete: "Gut, der Herr vergibt dir deine Sünde. Du wirst nicht sterben. Weil du aber den Herrn durch diesen Frevel offen verhöhnt hast, muß der Sohn, der dir geboren wird, des Todes sterben." Natan ging in sein Haus. Der Herr aber schlug das Kind, das Urias Frau dem David geboren hatte, daß es auf den Tod erkrankte. David suchte Gott um des Knaben willen auf; er fastete, schloß sich ein und lag die Nacht über am Boden. Die Würdenträger seines Hofes versuchten, ihn vom Erdboden aufzurichten. Er aber weigerte sich und nahm keine Speise mehr mit ihnen zu sich. Am siebten Tag starb das Kind. Die Bediensteten Davids fürchteten sich, ihm mitzuteilen, daß es tot sei. Sie dachten nämlich: "Solange das Kind lebte, haben wir ihm zugeredet, aber er beachtete uns nicht. Wie können wir ihm sagen: Das Kind ist tot? Er könnte ein Unheil anrichten!" David aber merkte, daß seine Bediensteten flüsterten. Er erkannte, daß das Kind gestorben war. Daher fragte er seine Umgebung: "Ist das Kind tot?" Sie antworteten: "Ja, tot." David erhob sich nun von der Erde, wusch und salbte sich. Er wechselte seine Kleider und ging in das Haus des Herrn, um anzubeten. Dann ging er heim, ließ sich Speise auftragen und begann zu essen. Da fragten ihn seine Diener: "Was bedeutet dieses Verhalten, das du an den Tag legst? Um des lebenden Kindes willen hast du gefastet und geweint; da das Kind aber tot ist, stehst du auf und ißt!" Er entgegnete: "Solange das Kind noch lebte, habe ich gefastet und geweint, weil ich mir dachte: Vielleicht wird sich der Herr doch noch meiner erbarmen und das Kind am Leben erhalten. Nun aber ist es tot. Wozu soll ich noch fasten? Kann ich es wieder zurückholen? Nein, ich werde zu ihm gehen. Das Kind aber kehrt zu mir nicht wieder zurück." David beruhigte seine Frau Batseba, ging zu ihr und verkehrte mit ihr. Sie gebar einen Sohn, den er Salomo nannte. Der Herr liebte ihn, und er sandte als Boten den Propheten Natan, der ihm den Namen Jedidjah ("Geliebter des Herrn") gab, im Hinblick auf den Herrn. Joab kämpfte gegen Rabba, die Hauptstadt der Ammoniter. Er hatte bereits die Königsstadt eingenommen. Da sandte er Boten zu David und ließ berichten: "Ich habe gegen Rabba gekämpft und auch die Wasserstadt erobert. Biete nun den Rest des Kriegsvolkes auf; belagere die Stadt und nimm sie ein, damit nicht ich die Stadt erobere und mein Name über ihr ausgerufen wird!" David bot das ganze Kriegsvolk auf, zog gegen Rabba und eroberte es im Kampf. Er nahm dem Milkom die Krone vom Haupt. Sie war von Gold, ein Talent schwer; an ihr prangte ein wertvoller Edelstein, der später auf Davids Haupt kam. Überaus reiche Beute brachte er aus der Stadt weg. Ihre Bevölkerung führte er fort und stellte sie an die Steinsägen, Eisengeräte, eisernen Äxte und ließ sie in Ziegeleien arbeiten. So verfuhr er mit allen Städten der Ammoniter. Danach kehrte David mit dem gesamten Kriegsvolk nach JerusaIem zurück. Hierauf ereignete sich folgendes: Absalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester namens Tamar. Amnon, der Sohn Davids, verliebte sich in sie. Amnon quälte sich wegen seiner Schwester Tamar so, daß er krank wurde. Sie war Jungfrau, und es erschien ihm unmöglich, ihr etwas anzutun. Amnon hatte einen Freund namens Jonadab, einen Sohn des Schima, des Bruders Davids. Jonadab war ein recht verschlagener Mann. Er fragte ihn: "Warum bist du, Sohn meines Königs, an jedem Morgen so elend? Willst du es mir nicht erzählen?" Amnon antwortete ihm: "Ich liebe Tamar, die Schwester meines Bruders Absalom." Da sprach Jonadab zu ihm: "Lege dich in dein Bett und stelle dich krank! Kommt dann dein Vater, dich zu besuchen, so sprich zu ihm: Laß meine Schwester Tamar kommen und mir Krankenkost verabreichen! Sie bereite aber das Essen vor meinen Augen zu, daß ich es sehen kann und von ihr das Essen erhalte." Amnon legte sich nieder und stellte sich krank. Als der König kam, um ihn zu besuchen, bat ihn Amnon: "Möge doch meine Schwester Tamar kommen und vor meinen Augen einige Herzkuchen backen, daß ich sie aus ihrer Hand als Krankenkost essen kann!" David sandte heim zu Tamar und ließ ihr sagen: "Komm doch in das Haus deines Bruders Amnon und richte ihm das Essen zu!" Tamar begab sich in das Haus ihres Bruders Amnon, der im Bett lag. Sie nahm den Mehlteig, knetete ihn, formte vor seinen Augen Herzkuchen und buk sie. Sie nahm die Pfanne und trug ihm auf. Aber er weigerte sich zu essen und befahl: "Alle sollen von mir fortgehen!" Da gingen alle hinaus. Amnon sprach zu Tamar: "Bringe die Krankenkost in das Innengemach! Ich will sie aus deiner Hand einnehmen!" Tamar nahm die zubereiteten Herzkuchen und brachte sie ihrem Bruder Amnon in das innere Gemach. Sie verabreichte ihm das Essen. Er aber ergriff sie und sprach zu ihr: "Komm, lege dich zu mir, meine Schwester!" Sie aber entgegnete ihm: "Nicht doch, mein Bruder! Vergewaltige mich nicht; denn solches darf man in Israel nicht tun! Verübe doch nicht diese Torheit! Wo sollte ich mit meiner Schande hin? Du aber wärest wie einer der Toren in Israel. Rede jetzt mit dem König! Er wird mich dir nicht abschlagen." Er aber wollte nicht auf sie hören, griff nach ihr, schändete sie und wohnte ihr bei. Amnon faßte danach einen furchtbaren Haß gegen sie, der größer war als die Liebe, die er zu ihr hatte. Er befahl ihr: "Stehe auf und verschwinde!" Doch sie warf ihm vor: "Nein, mein Bruder! Denn größer wäre dieses Unrecht als das andere, das du mir angetan hast, wenn du mich einfach fortschicken wolltest!" Er aber wollte nicht auf sie hören. Er rief nach seinem Burschen, der ihn bediente, und sprach: "Schafft diese fort von mir, hinaus, und bindet die Türe hinter ihr zu!" Sie trug ein langes Ärmelkleid; denn in solche Gewänder kleideten sich seit jeher Königstöchter, die noch Jungfrauen waren. Sein Diener brachte sie hinaus und band die Türe hinter ihr zu. Tamar streute Asche auf ihr Haupt, zerriß das Ärmelkleid, das sie trug, legte ihre Hände auf den Kopf und ging unter Wehklagen fort. Da fragte sie ihr Bruder Absalom: "War dein Bruder Amnon bei dir? Nun denn, meine Schwester, schweige still! Er ist ja dein Bruder. Gräme dich nicht um das, was geschehen ist!" Tamar blieb zurückgezogen im Hause ihres Bruders Absalom. Der König David vernahm von all diesen Dingen und wurde sehr zornig. Absalom sprach mit Amnon kein Wort mehr, weder im bösen noch im guten Sinn; denn er haßte Amnon, weil er seine Schwester Tamar entehrt hatte. Zwei Jahre später hielt Absalom in Baal-Chazor bei Ephraim Schafschur. Absalom lud alle königlichen Prinzen dazu ein. Er begab sich zum König und sprach: "Siehe, dein Knecht hält Schafschur. Möge doch der König mit seinen Dienern deinen Knecht begleiten!" Der König erwiderte Absalom: "Nein, mein Sohn! Wir können doch nicht alle kommen; wir fallen dir sonst zur Last." Auch als er ihn dringend bat, wollte er nicht mitgehen, sondern verabschiedete sich von ihm. Absalom sprach darauf: "Darf nicht wenigstens mein Bruder Amnon mitkommen?" Der König erwiderte: "Wozu soll er denn mit dir gehen?" Absalom jedoch bestand darauf; da ließ jener Amnon und alle königlichen Prinzen mit ihm ziehen. Absalom erteilte seinen Knechten den Befehl: "Paßt auf! Wenn Amnon durch den Wein lustig wird und ich euch sage: "Schlagt Amnon nieder!", dann tötet ihn! Habt keine Furcht! Ich bin es ja, der euch den Befehl gegeben hat. Seid mutig und tapfer!" Die Knechte Absaloms taten an Amnon, wie Absalom angeordnet hatte. Alle königlichen Prinzen sprangen auf, setzten sich auf ihre Maultiere und flohen. Sie waren noch unterwegs, da drang das Gerücht schon zu David: "Absalom hat alle königlichen Prinzen erschlagen, nicht einer von ihnen blieb übrig." Der König erhob sich, zerriß seine Kleider und warf sich zu Boden nieder. Auch alle seine Diener standen um ihn mit zerrissenen Kleidern. Doch Jonadab, der Sohn Schimas, des Bruders Davids, ergriff das Wort und sprach: "Mein Herr soll nicht meinen, man habe alle jungen Prinzen ermordet! Amnon allein wird tot sein; denn in Absaloms Absicht hat das gelegen seit dem Tage, da jener seine Schwester Tamar vergewaltigt hatte. Mein Herr und König möge sich also das Herz nicht schwer machen mit dem Gedanken, es seien alle königlichen Prinzen ermordet worden; nur Amnon allein wird tot sein!" Absalom aber ergriff die Flucht. Der Diener, der ausspähte, erhob seine Augen und sah eine Reihe von Leuten auf dem Wege von Choronajim am Bergabhang einherkommen. Jonadab sprach zum König: "Siehe, die königlichen Prinzen kommen! Wie dein Knecht gesagt hat, so ist es!" Kaum hatte er zu Ende geredet, als die königlichen Prinzen eintrafen. Sie weinten mit lauter Stimme, und auch der König und seine ganze Umgebung brachen in ein heftiges Weinen aus. Absalom aber floh und ging zu Talmaj, dem Sohn Ammichurs, des Königs von Geschur. Der König trauerte um seinen Sohn die ganze Zeit. Absalom also war geflohen und nach Geschur gegangen; er blieb dort drei Jahre. Des Königs Gesinnung ließ aber allmählich davon ab, gegen Absalom zu hadern, da er sich mit dem Tod des Amnon abfand. Joab, der Sohn Zerujas, erkannte, daß des Königs Herz sich Absalom wieder zuwandte. Joab sandte nach Tekoa und ließ von dort eine kluge Frau kommen. Er sprach zu ihr: "Täusche Trauer vor, ziehe Trauerkleider an, salbe dich nicht mit Öl und benimm dich wie eine Frau, die sich schon seit langem um einen Toten grämt! Dann gehe zum König und sprich mit ihm so und so!" Joab legte ihr, was sie reden sollte, in den Mund. Die Frau aus Tekoa kam zum König, warf sich auf ihr Antlitz nieder, huldigte ihm und sprach: "Hilf mir, o König!" Der König fragte sie: "Was ist dir?" Sie antwortete: "O weh, ich bin eine Witwe, mein Mann starb. Deine Magd hatte zwei Söhne. Beide gerieten auf dem Feld in Streit. Niemand war da, der sie getrennt hätte, so daß der eine den anderen niederschlug und tötete. Da trat die ganze Sippe gegen deine Magd auf und verlangte: "Gib den Brudermörder heraus, wir wollen ihn töten für das Leben seines Bruders, den er ermordet hat, und auch den Erben ausrotten!" So wollen sie den Funken, der mir noch übrig ist, auslöschen, so daß meinem Mann weder Name noch Nachkomme auf dem Erdboden bleibt." Der König erwiderte: "Gehe heim! Ich werde in deinem Sinne Befehle erteilen." Die Frau aus Tekoa antwortete dem König: "Auf mir, mein Herr und König, wird aber die Schuld lasten bleiben und auch auf meiner Familie, während der König und sein Thron keine Verantwortung haben." Der König entschied: "Redet jemand wider dich, so bringe ihn her zu mir! Er wird dich dann nicht mehr belästigen." Sie sprach: "Möge der König doch den Herrn, deinen Gott, eidlich anrufen, daß der Bluträcher nicht noch mehr Unheil anrichten und daß man meinen Sohn nicht ausrotten darf!" Er antwortete: "So wahr der Herr lebt, auf keinen Fall soll auch nur ein Haar deines Sohnes zu Boden fallen!" Die Frau fuhr fort: "Dürfte deine Magd zu meinem Gebieter, dem König, ein Wort reden?" Er erwiderte: "Sprich!" Die Frau begann zu reden: "Warum sinnst du denn ganz so Ähnliches gegen das Volk Gottes? Dadurch, daß der König ein solches Urteil ausspricht, erklärt er sich selbst schuldig, wenn er seinen Verstoßenen nicht zurückholt. Wir müssen alle sterben. Dem Wasser gleichen wir, das zur Erde gegossen wird und nicht gesammelt werden kann. Gott aber rafft kein Leben hinweg, sondern es ist sein Wunsch, daß ein Verstoßener nicht von ihm verstoßen bleibe. Jedoch, daß ich gekommen bin, um mit meinem Herrn und König über jenes Anliegen zu reden, liegt darin begründet, daß die Leute mich ängstigten. Deine Magd sagte sich: Ich will mit dem König reden. Vielleicht handelt der König nach der Bitte seiner Magd. Denn der König wird mir Gehör schenken und seine Magd aus der Hand des Mannes befreien, der danach trachtet, mich und meinen Sohn zugleich aus dem Erbe Gottes auszurotten. Deine Magd dachte sich: Das Wort meines Herrn und Königs wird mir zur Beruhigung dienen; denn mein Herr und König ist wie der Engel Gottes, der Gutes und Böses zu beurteilen weiß. Der Herr, dein Gott, sei mit dir!" Nun begann der König und sprach: "Verheimliche mir nichts, um was ich dich frage!" Die Frau erwiderte: "Mein Herr und König rede!" Der König fragte: "Hat bei all dem Joab seine Hand im Spiel?" Die Frau antwortete und sprach: "So wahr du lebst, mein Herr und König, es ist unmöglich, bei all dem, was mein Herr und König fragt, nach rechts oder links auszuweichen! Ja, dein Knecht Joab war es, der mir den Auftrag gegeben, und er hat deiner Magd alle jene Worte in den Mund gelegt. Um der Sache ein anderes Gesicht zu geben, hat dein Knecht Joab dies getan. Doch mein Herr ist weise wie der Engel Gottes. Er weiß alles, was im Lande geschieht." Da sprach der König zu Joab: "Höre, ich will diese Bitte erfüllen. Gehe hin und hole den jungen Absalom heim!" Joab warf sich auf sein Angesicht zur Erde nieder, huldigte und wünschte dem König Segen. Joab rief aus: "Heute erkennt dein Knecht, daß ich Huld bei dir, meinem Herrn und König, gefunden habe; denn der König hat den Wunsch seines Knechtes erfüllt." Joab machte sich nun auf den Weg nach Geschur und brachte Absalom nach Jerusalem zurück. Der König befahl: "Mag er sich in sein Haus begeben, mein Antlitz wird er nicht sehen!" Da begab sich Absalom in sein Haus, aber des Königs Antlitz durfte er nicht schauen. Einen Mann, der so schön, so rühmenswert war wie Absalom, gab es in ganz Israel nicht wieder. Vom Scheitel bis zur Sohle war kein Fehl an ihm. Ließ er sein Haupthaar scheren - er mußte es in bestimmten Zeitabständen scheren lassen, weil es ihm sonst zu beschwerlich wurde -, dann wog es zweihundert Sekel nach königlichem Gewicht. Dem Absalom wurden drei Söhne und eine Tochter namens Tamar geboren. Diese wurde eine Frau von schönem Aussehen. Absalom blieb zwei Jahre in Jerusalem, ohne das Antlitz des Königs zu sehen. Daher schickte Absalom nach Joab, um ihn zum König zu senden. Doch dieser wollte nicht zu ihm kommen. Er schickte zum zweitenmal hin; doch er wollte nicht kommen. Daher sprach er zu seinen Knechten: "Seht, Joab besitzt ein Ackergelände neben dem meinigen und hat es mit Gerste bestellt. Geht hin und steckt es in Brand!" Absaloms Knechte zündeten das Feld an. Da machte sich Joab auf den Weg zu Absalom, ging in sein Haus und warf ihm vor: "Warum haben deine Knechte meinen Acker verbrannt?" Absalom entgegnete ihm: "Nun, ich habe zu dir gesandt und ließ sagen: "Komm her, ich will dich zum König senden mit der Frage: Warum bin ich eigentlich aus Geschur zurückgekommen? Es wäre für mich ja besser, wenn ich noch dort wäre." Jetzt will ich vor dem König erscheinen! Lastet eine Schuld auf mir, so mag er mich töten." Joab ging zum König und trug es ihm vor. Er ließ Absalom rufen. Dieser kam zum König und huldigte ihm, das Antlitz vor dem König zur Erde geneigt. Der König küßte Absalom. Danach ereignete sich folgendes: Absalom verschaffte sich Wagen und Pferde und fünfzig Leute, die vor ihm herlaufen sollten. Des Morgens in der Frühe stellte sich Absalom an den Torweg. Hatte jemand einen Streit, und wandte er sich an den König zur Entscheidung, so sprach Absalom ihn an und fragte: "Aus welcher Stadt bist du?" Der entgegnete: "Dein Knecht kommt aus dem und dem Stamm Israels." Darauf sagte Absalom zu ihm: "Siehe, deine Angelegenheit ist gut und in Ordnung. Doch beim König gibt es niemand, der auf dich hört." Absalom sprach: "Würde man doch mich zum Richter im Lande bestellen! Jedermann sollte zu mir kommen dürfen, der Streit hat und eine Entscheidung braucht. Ich würde ihm zum Recht verhelfen!" Trat dann jemand an ihn heran, um ihm zu huldigen, so streckte er seine Hand aus, umarmte und küßte ihn. Nach dieser Art und Weise machte es Absalom mit allen Israeliten, die um eines Rechtsentscheides willen zum König gehen wollten. So stahl sich Absalom die Herzen der Israeliten. Nach Ablauf von vier Jahren sprach Absalom zum König: "Ich will hingehen und in Hebron mein Gelübde erfüllen, das ich dem Herrn gelobt habe! Dein Knecht tat nämlich, als er zu Geschur in Aram sich aufhielt, das Gelübde: Führt der Herr mich nach Jerusalem heim, dann will ich ihm eine Opferfeier halten." Der König entgegnete: "Ziehe hin in Frieden!" Da machte er sich auf den Weg nach Hebron. Absalom hatte Kundschafter in alle Stämme Israels gesandt und den Auftrag gegeben: "Wenn ihr Posaunengeschmetter hört, so ruft: König ist Absalom in Hebron!" Mit Absalom zogen zweihundert Mann aus Jerusalem, die geladen waren und arglos mitgingen, ohne irgend etwas zu wissen. Absalom ließ auch den Achitophel aus Gilo, den Ratgeber Davids, aus seiner Stadt Gilo kommen, während er die Schlachtopfer darbrachte. Die Verschwörung wuchs, und immer mehr Leute scharten sich um Absalom. Da kam jemand zu David und meldete: "Die Herzen der Israeliten haben sich Absalom zugewandt!" David befahl allen seinen Knechten, die bei ihm in Jerusalem waren: "Auf, laßt uns fliehen; denn es gibt für uns keine Rettung mehr vor Absalom! Brecht eilends auf, denn sonst erreicht er uns schnell, bringt Unheil über uns und schlägt die Stadt mit des Schwertes Schärfe!" Die Leute des Königs entgegneten ihm: "Ganz, wie der Herr und König es haben will, wir sind deine ergebenen Knechte!" Der König zog also fort und sein ganzer Hofstaat mit ihm. Zehn Nebenfrauen ließ er zurück, das Haus zu bewachen. So zog der König fort und das ganze Kriegsvolk hinter ihm nach. Sie machten halt beim letzten Haus. Alle seine Knechte wie auch alle Kreter und Peleter zogen an ihm vorüber. Auch alle Gatiter, sechshundert Mann, die aus Gat zu ihm gekommen waren, schritten am König vorbei. Der König sprach zu Ittaj aus Gat: "Warum gehst auch du mit uns? Kehre um und bleibe beim König; denn ein Fremdling bist du und lebst in Verbannung fern von deinem Heimatort. Gestern erst kamst du, und heute soll ich dich schon mit uns umherirren lassen? Ich selbst werde bald da und bald dort umherziehen müssen. Kehre also um und führe deine Stammesbrüder mit dir zurück! Der Herr erweise dir Huld und Treue!" Ittaj entgegnete dem König: "So wahr der Herr lebt, und so wahr mein Gebieter und König lebt: auf jeden Fall will dein Knecht da sein, wo du, mein Gebieter und König, bist, sei es, daß es zum Tode oder zum Leben führe!" Da sprach David zu Ittaj: "So komm und ziehe vorüber!" Da zog Ittaj aus Gat vorüber mit all seinen Männern und seinem ganzen Troß, den er bei sich hatte. Die ganze Bevölkerung brach in lautes Weinen aus, als alle Kriegsleute vorüberzogen, der König über das Kidrontal ging und die ganze Mannschaft in der Richtung zur Wüste weiterzog. Und siehe, auch Zadok war mit allen Leviten zugegen. Sie trugen die Bundeslade Gottes. Man stellte die Lade auf den Boden, und Ebjatar brachte Opfer dar, bis das gesamte Kriegsvolk vollzählig aus der Stadt gezogen war. Der König sprach zu Zadok: "Bring die Gotteslade zur Stadt zurück! Finde ich Huld in den Augen des Herrn, so wird er mich heimführen und sie samt ihrer Ruhestätte mich wieder sehen lassen. Spricht er aber: "Ich habe an dir kein Wohlgefallen", wohlan, dann tue er mit mir, was ihn gut dünkt!" Der König fuhr, zum Priester Zadok gewandt, fort: "Sieh du dich vor! Kehre in Frieden in die Stadt zurück! Ebenso dein Sohn Achimaaz und Ebjatars Sohn Jonatan, eure beiden Söhne, die bei euch sind! Seht, ich werde an den Übergangsstellen der Wüste warten, bis von euch eine Nachricht kommt, die mich in Kenntnis setzt." Zadok und Ebjatar führten also die Lade Gottes nach Jerusalem zurück und blieben daselbst. David ging den Anstieg zum Ölberg hinauf. Er weinte immerfort. Sein Haupt war verhüllt. Barfuß mußte er dahinschreiten. Auch alle Kriegsleute bei ihm hatten ihr Haupt verdeckt und zogen weinend langsam aufwärts. Man brachte David die Meldung, daß auch Achitophel unter den Verschwörern bei Absalom sei. Da rief David aus: "Herr, laß doch den Rat Achitophels zur Torheit werden!" David war auf dem Berggipfel angekommen, wo man Gott anzubeten pflegte; da trat ihm der Arkiter Chuschaj entgegen. Zerrissen war sein Gewand und sein Haupt mit Staub bedeckt. David sprach zu ihm: "Ziehst du mit mir, dann bist du für mich nur eine Last. Kehrst du aber wieder zur Stadt zurück und sprichst zu Absalom: "Dein Knecht will ich sein, o König; früher war ich Knecht deines Vaters, jetzt aber bin ich dein Knecht", dann kannst du mir den Rat Achitophels vereiteln. Daselbst sind ja bei dir auch die Priester Zadok und Ebjatar. Alles, was du aus dem Königshaus erfährst, sollst du ihnen mitteilen. Sie haben dort auch ihre beiden Söhne bei sich, Zadok den Achimaaz, und Ebjatar den Jonatan. Mit ihrer Hilfe sollt ihr mir alles mitteilen, was ihr erfahrt!" So kam Davids Freund Chuschaj in die Stadt, während Absalom gerade in Jerusalem einzog. David hatte den Gipfel ein weniges überschritten, als ihm Ziba, der Knecht Meribbaals, entgegenkam mit einem Paar gesattelter Esel. Sie trugen zweihundert Brote, hundert Kuchen aus getrockneten Trauben, hundert Sommerfeigen und einen Schlauch Wein. Der König fragte Ziba: "Was willst du damit?" Ziba antwortete: "Die Esel sind für die Königsfamilie zum Reiten, die Brote und das Obst zum Essen für die Knechte, und der Wein ist zum Trinken für die Erschöpften in der Wüste." Der König fragte weiter: "Wo ist der Sohn deines Herrn?" Da erwiderte ihm Ziba: "Er blieb in Jerusalem; denn er sagte: Heute wird mir das Haus Israel das Königtum meines Vaters wieder geben." Da erklärte der König dem Ziba: "Das ganze Besitztum Meribbaals gehöre dir!" Ziba entgegnete: "Ich werfe mich nieder! Möge ich auch fernerhin in deinen Augen Huld finden, mein Herr und König!" Der König David war bis nach Bachurim gelangt. Da kam von dort ein Mann heraus, einer aus der Verwandtschaft des Hauses Saul. Sein Name war Schimi, der Sohn Geras. Unaufhörlich fluchte er. Er warf mit Steinen auf David und alle Knechte des Königs David, obwohl das ganze Kriegsvolk und alle Kämpfer rechts und links von ihm gingen. Und Schimi schrie und fluchte folgendermaßen: "Fort, fort, du Blutmensch, du Verruchter! Der Herr hat alle Blutströme des Hauses Saul über dich gebracht, der du an seiner Stelle König wurdest. Der Herr hat das Königtum deinem Sohn Absalom überantwortet. Du bist jetzt in deinem Elend, weil du ein Blutmensch bist." Abischaj, der Sohn der Zeruja, sprach zum König: "Warum flucht dieser tote Hund meinem Herrn und König? Ich gehe hin und schlage ihm den Kopf ab." Doch der König entgegnete: "Was geht das euch an, ihr Söhne der Zeruja? Wenn er flucht, und wenn der Herr ihm befohlen hat: "Verfluche David!", wer darf dann sagen: "Warum handelst du so?"" Dann fuhr David, zu Abischaj und allen seinen Dienern gewandt, fort: "Seht, mein Sohn, der aus meinem Leib hervorging, trachtet mir nach dem Leben, um wieviel mehr wird dies jetzt ein Benjaminit tun? Laßt ihn! Er mag fluchen, wenn der Herr es ihm aufgetragen hat! Vielleicht schaut der Herr mein Leid an und beschert mir der Herr Wohltaten anstatt des Fluches, der mich am heutigen Tage trifft." David und seine Männer zogen des Weges weiter. Schimi ging an der Seite des Berges neben ihm her, fluchte fortwährend, warf mit Steinen, immer neben ihm her, und schleuderte Staub. Erschöpft kamen der König und alles Kriegsvolk, das bei ihm war, an. Daselbst erholte er sich wieder. Absalom aber war mit allen israelitischen Kriegsleuten nach Jerusalem gekommen. Auch Achitophel war dabei. Als aber der Arkiter Chuschaj, Davids Freund, bei Absalom eintraf, rief Chuschaj dem Absalom zu: "Es lebe der König! Es lebe der König!" Absalom sprach zu Chuschaj: "Ist das deine Treue zu deinem Freunde? Warum bist du nicht mit deinem Freunde mitgezogen?" Chuschaj sprach zu Absalom: "Nicht doch: ich gehöre zu dem, welchen der Herr und diese Leute und ganz Israel erwählt haben, und bei dem will ich bleiben. Und dann: Wem diene ich denn? Doch wohl seinem eigenen Sohne! Wie ich in den Diensten deines Vaters stand, so stehe ich jetzt in deinem Dienste." Dann sprach Absalom zu Achitophel: "Gebt mir euren Rat! Was sollen wir tun?" Achitophel erwiderte Absalom: "Gehe zu den Nebenfrauen deines Vaters, die er zurückgelassen hat, das Haus zu bewachen! Hört dann ganz Israel, daß du dich bei deinem Vater verhaßt gemacht hast, dann werden die Fäuste all derer, die zu dir halten, stark werden!" Man spannte deshalb für Absalom das Zelt auf dem Dache aus. Absalom ging ein zu den Nebenfrauen seines Vaters; ganz Israel sah es. In jenen Tagen galt ein Rat, den Achitophel gab, so viel, als ob man Gottes Offenbarung erfragt hätte. So viel bedeuteten alle Ratschläge Achitophels sowohl bei David als auch bei Absalom. Achitophel machte Absalom folgenden Vorschlag: "Ich werde 12 000 Mann auswählen und noch in der Nacht die Verfolgung Davids aufnehmen. Ich will ihn überfallen und, während er noch müde und ermattet ist, ihn überraschen. Da wird das ganze Volk bei ihm die Flucht ergreifen, und ich kann den König allein erschlagen. Alle Kriegsleute führe ich dir zu, wie man die Braut zu ihrem Gatten führt. Da du ja nur einem einzigen Mann nach dem Leben trachtest, soll es dem ganzen übrigen Volk wohlergehen." Der Rat sagte Absalom und allen Ältesten Israels zu. Doch Absalom befahl: "Rufe noch den Arkiter Chuschaj. Hören wir, was auch er zu sagen hat!" Chuschaj kam zu Absalom. Da erzählte Absalom, was Achitophel geraten hatte, und stellte die Frage: "Sollen wir seinen Vorschlag ausführen? Wenn du anderer Auffassung bist, so rede!" Chuschaj entgegnete Absalom: "Der Rat Achitophels ist diesmal schlecht!" Und Chuschaj fuhr fort: "Du kennst deinen Vater und seine Mannen. Helden sind sie und haben zähen Mut wie eine Bärin auf dem Felde, der die Jungen geraubt sind. Dein Vater ist ein Kriegsmann. Er hält mit den Leuten keine Nachtruhe. Jetzt hält er sich vielleicht gerade in einer der Gruben oder an irgendeinem anderen Ort versteckt. Wenn dann gleich zu Beginn einige vom Kriegsvolk fallen und jemand davon hört, dann heißt es: "Die Anhänger Absaloms haben eine Niederlage erlitten!" Dann wird selbst der Tapferste, dessen Mut dem eines Löwen gleicht, völlig verzagen. Ganz Israel weiß ja, daß dein Vater ein Held ist und daß seine Leute tapfer sind. Darum erteile ich den Rat: Ganz Israel von Dan bis Beerseba schare sich um dich so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres. Du sollst in ihrer Mitte ausziehen! Treffen wir ihn an, wo immer er sich befinden mag, so fallen wir über ihn her, wie der Tau auf den Boden fällt. Von ihm und von allen Männern um ihn soll kein einziger übrigbleiben! Sucht er aber in einer Stadt Zuflucht, dann sollen alle Israeliten an jene Stadt Seile anlegen. Wir schleifen sie bis ins Tal hinab, bis dort auch nicht ein Steinchen mehr zu finden ist." Absalom und alle Israeliten riefen: "Der Rat des Arkiters Chuschaj ist besser als der Rat Achitophels!" Der Herr hatte es so angeordnet, daß der bessere Rat Achitophels durchkreuzt wurde; denn der Herr wollte über Absalom Unheil bringen. Chuschaj teilte den Priestern Zadok und Ebjatar mit: "So und so hat Achitophel dem Absalom und den Ältesten Israels geraten. So und so aber habe ich geraten. Nun sendet eiligst und meldet David. "Übernachte nicht an den Übergängen zur Wüste. Setze vielmehr sofort über, sonst wird der König und sein ganzes Gefolge vertilgt werden!"" Jonatan und Achimaaz befanden sich an der Rogelquelle. Eine Magd pflegte hinzugehen und ihnen die Nachricht zu überbringen. Ihnen oblag es, dann weiterzuziehen und den König David in Kenntnis zu setzen. Sie durften sich natürlich nicht zeigen und zur Stadt kommen. Ein Bursche aber bekam sie zu Gesicht und meldete es Absalom. Beide liefen eiligst davon und kamen in das Haus eines Mannes zu Bachurim. Dieser hatte in seinem Hof einen Brunnen; dort stiegen sie hinein. Die Frau nahm eine Decke, breitete sie über den Brunnen und streute Sand darüber, so daß man dort nichts vermuten konnte. Absaloms Knechte kamen in das Haus der Frau und fragten sie: "Wo sind Achimaaz und Jonatan?" Die Frau antwortete ihnen: "Sie sind von hier aus zum Wasser weitergezogen." Jene suchten, fanden aber niemand und wandten sich wieder nach Jerusalem zurück. Als sie abgezogen waren, stiegen jene aus dem Brunnen, gingen fort und brachten dem König David die Nachricht. Sie sagten zu David: "Auf, geht eilends über das Wasser; denn so und so hat gegen euch Achitophel Rat erteilt." David und alle seine Leute erhoben sich und überschritten den Jordan; bis zum Morgengrauen gab es keinen mehr, der den Jordan noch nicht überschritten hätte. Achitophel merkte, daß sein Rat nicht ausgeführt wurde. Er sattelte einen Esel, zog fort und ging heim in seine Stadt. Dort verfügte er über sein Haus und erhängte sich. So starb er und ward in seines Vaters Grab bestattet. David war nach Machanajim gekommen, als Absalom und alle Israeliten mit ihm den Jordan überschritten. An Stelle Joabs hatte Absalom den Amasa über das Heer gesetzt. Amasa war der Sohn eines ismaelitischen Mannes mit Namen Jitra. Dieser hatte mit Abigaïl, der Tochter des Isai, der Schwester der Zeruja, der Mutter Joabs, Verkehr. Israel und Absalom lagerten im Lande Gilead. Als David nach Machanajim kam, brachten Schobi, der Sohn des Nachasch aus Rabba in Ammon, Machir, der Sohn des Ammiel aus Lodebar, und der Gileadit Barsillaj aus Rogelim Betten, Decken, Schalen, irdene Gefäße, Weizen, Gerste, Mehl, Röstkorn, Bohnen, Linsen, Honig, Dickmilch, Schafe und Kuhkäse für David und seine Leute zur Nahrung; denn sie dachten: "Die Leute sind in der Wüste hungrig, matt und durstig geworden." David musterte seine Kriegsleute. Er setzte über sie Führer von Tausendschaften und Oberste über Hundertschaften. Dann teilte David das Volk in drei Teile; ein Drittel unter dem Befehl Joabs, ein Drittel unter Abischaj, dem Sohn der Zeruja und Bruder Joabs, und ein Drittel unter Ittaj aus Gat. Der König sprach zum Kriegsvolk: "Auch ich werde mit euch in den Kampf ausrücken." Das Volk entgegnete: "Du darfst nicht ausziehen; denn wenn wir fliehen, wird man kein Leid um uns tragen. Fällt die Hälfte von uns, so wird man ebenfalls kein Leid um uns tragen; du jedoch bist wie 10 000 von uns. Gegenwärtig ist es besser, wenn du uns von der Stadt aus zu Hilfe kommst." Der König entgegnete ihnen: "Ich werde tun, was euch gutdünkt." Der König trat an das Tor, während das gesamte Kriegsvolk in Hundert- und Tausendschaften ausrückte. An Joab, Abischaj und Ittaj erließ der König den Befehl: "Verschont mir den jungen Absalom!" Das ganze Kriegsvolk hörte es, als der König Absaloms wegen den Obersten Befehle erteilte. Das Kriegsvolk rückte gegen Israel zu Felde. Im Walde Ephraim entbrannte die Schlacht. Dort wurden Israels Leute von Davids Kriegsknechten geschlagen. Groß war ihre Niederlage an jenem Tag. Die Verluste betrugen 20 000 Mann. Der Kampf breitete sich dort über das ganze Waldgelände hin aus; der Wald vertilgte an jenem Tag mehr Leute als das Schwert fraß. Der Zufall wollte es, daß Absalom den Kriegsknechten Davids unter die Augen kam. Er ritt auf einem Maultier. Das Maultier kam unter das Astwerk einer großen Eiche. Absaloms Kopf blieb an der Eiche hängen, er schwebte zwischen Himmel und Erde, da das Maultier unter ihm weggelaufen war. Ein Mann merkte es und meldete dem Joab: "Höre, ich habe Absalom an der Eiche hängen sehen!" Joab sprach zu dem Mann, der ihm die Nachricht übermittelte: "Wenn du ihn sahst, warum hast du ihn dort nicht zu Boden geschlagen? Ich hätte dir gern zehn Silberlinge und einen Gürtel geschenkt." Der Mann erwiderte Joab: "Und wenn man tausend Silberlinge aufzählen wollte so würde ich meinen Arm nicht gegen den Königssohn ausstrecken; denn vor unsern Ohren hat der König dir, Abischaj und Ittaj befohlen: Achtet mir auf den jungen Absalom! Oder hätte ich mir selbst etwas vorlügen sollen? Dem König bleibt ja doch nichts geheim, und auch du würdest dann abseits stehen." Joab entgegnete: "Ich will mich mit dir nicht aufhalten!" Er nahm drei Speere in seine Hand und stieß sie Absalom ins Herz, der noch lebend an der Eiche hing. Zehn Krieger, Joabs Waffenträger, kamen herzu und schlugen Absalom vollends tot. Dann ließ Joab die Posaune ertönen, und das Kriegsvolk verfolgte die Israeliten nicht mehr weiter; denn Joab zog das Kriegsvolk zurück. Sie nahmen Absalom, warfen ihn im Wald in eine tiefe Grube und schichteten über ihm einen großen Steinhaufen. Alle Israeliten flohen in ihre Zelte. Absalom hatte sich schon zu Lebzeiten das Denkmal, das im Königstal steht, errichten lassen, denn er dachte sich: "Ich habe keinen Sohn, um meinen Namen in Andenken zu erhalten." Er nannte das Denkmal nach seinem Namen. So heißt es noch heute "Säule Absaloms". Achimaaz, der Sohn Zadoks, sprach: "Hineilen will ich und dem König die Freudenbotschaft bringen, daß der Herr ihm wider seine Feinde zum Recht verholfen hat!" Doch Joab entgegnete ihm: "Du bist heute nicht der geeignete Mann, die gute Nachricht zu übermitteln. An einem andern Tag magst du Bote sein. Heute darfst du die Botschaft nicht bringen, und zwar deshalb, weil der Sohn des Königs tot ist." Joab befahl dem Kuschiten: "Gehe hin, melde dem König, was du gesehen!" Der Kuschit verbeugte sich vor Joab und lief weg. Wiederum meldete sich Achimaaz, der Sohn des Zadok, bei Joab: "Ganz gleich, auch ich werde hinter dem Kuschiten forteilen." Doch Joab erwiderte: "Wozu willst du denn hinlaufen, mein Sohn? Du bringst ja keine Freudenbotschaft!" Doch er gab zur Antwort: "Es ist gleich, ich eile hin." Da sagte Joab zu ihm: "Eile hin!" Achimaaz nahm laufend den Weg durch die Jordangegend und überholte den Kuschiten. David saß zwischen den beiden Toren. Der Späher war auf das Dach des Tores, auf die Mauer gestiegen. Er erhob seine Augen und sah, wie ein Mann allein angelaufen kam. Der Wächter rief und machte dem König davon Meldung. Der König sprach: "Wenn es ein einzelner Mann ist, dann hat er eine gute Nachricht auf seinen Lippen." Dieser kam näher und näher. Da sah der Wächter einen zweiten Mann heraneilen. Er rief zum Tor gewandt: "Noch ein einzelner Mann läuft heran." Der König antwortete: "Auch dieser hat sicherlich etwas Gutes zu melden." Der Wächter meinte: "Soviel ich sehe, gleicht der erste in seinem Ausschreiten dem Achimaaz, dem Sohn Zadoks." Der König entgegnete: "Es ist ein guter Mann; er kommt gewiß mit einer frohen Nachricht." Achimaaz rief dem König zu: "Heil!" Er huldigte ihm, das Angesicht zur Erde gewandt. Dann sprach er: "Gepriesen sei der Herr, dein Gott! Er hat die Männer, die ihre Hände gegen meinen Gebieter und König erhoben haben, ausgeliefert." Der König fragte: "Geht es dem Jüngling Absalom gut?" Achimaaz erwiderte: "Ich sah ein wildes Durcheinander, als Joab, der Knecht des Königs, deinen Knecht fortsandte. Ich habe aber nicht erfahren, was eigentlich los war." Der König befahl: "Wende dich und stelle dich dorthin!" Er ging abseits und stellte sich hin. Da kam auch der Kuschit und meldete: "Verkündet wird meinem Gebieter und König, daß der Herr dir heute Recht verschafft hat vor all denen, die sich wider dich empörten." Der König fragte den Kuschiten: "Geht es dem jungen Absalom gut?" Der Kuschit antwortete: "Wie dem Burschen, so möge es den Feinden meines Gebieters und Königs und allen ergehen, die sich zum Unheil wider dich empören!" Der König zuckte zusammen, stieg in das Obergemach des Tores hinauf und weinte. Im Gehen rief er: "Mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn Absalom! O wäre ich doch für dich gestorben, Absalom, mein Sohn, mein Sohn!" Dem Joab wurde hinterbracht, daß der König um Absalom weine und trauere. So wurde der Sieg an jenem Tage zur Trauer für das gesamte Heer; denn die Leute hörten an diesem Tage, daß der König um seinen Sohn sich schmerzlich grämte. Nur ganz heimlich schlichen die Krieger an jenem Tage in die Stadt hinein, wie Leute sich verstohlen heranschleichen müssen, die mit Schande bedeckt im Kampfe flohen. Der König verhüllte sein Angesicht und klagte mit lauter Stimme: "Mein Sohn Absalom, Absalom, mein Sohn, mein Sohn!" Da ging Joab zum König ins Haus und hielt ihm vor: "Du beleidigst heute deine Knechte, die dir, deinen Söhnen und Töchtern, deinen Frauen und Nebenfrauen heute das Leben gerettet haben. Du liebst jene, die dich hassen, und haßt jene, die dich lieben! Heute hast du bekundet, daß vor dir die Heeresfürsten und Untertanen nichts gelten. Ja, heute weiß ich, daß es dir ganz recht wäre, wenn Absalom am Leben und wir alle tot wären. Erhebe dich jetzt, gehe hinaus und rede mit deinen Untertanen freundlich! Denn bei dem Herrn schwöre ich: Gehst du nicht hinaus, dann wird kein Mann mehr diese Nacht bei dir bleiben. Das wäre aber für dich ein größeres Unheil als alles Elend, das über dich seit deinen Kindestagen bis heute hereingebrochen ist." Da stand der König auf und setzte sich in das Tor. Man gab es dem ganzen Heeresvolk bekannt: "Seht, der König sitzt im Tor!" Alle Leute erschienen vor dem König. Israel aber war in seine Zelte geflohen. Das ganze Volk begann in allen Stämmen Israels zu murren: "Der König hat uns aus der Faust unserer Feinde befreit. Er hat uns auch aus der Faust der Philister errettet. Doch ist er aus dem Land vor Absalom geflohen. Absalom aber, den wir gesalbt und über uns gesetzt haben, ist im Streit gefallen. Warum zaudert ihr denn noch, den König zurückzuführen in sein Haus?" Diese Rede von ganz Israel gelangte auch zum König. Da sandte der König David zu den Priestern Zadok und Ebjatar und ließ sagen: "Sprecht doch mit den Ältesten Judas und fragt: "Warum wollt ihr die letzten sein, die den König zurückführen in sein Haus? Meine Brüder seid ihr, mein Gebein und mein Fleisch. Warum wollt ihr also die letzten sein, die den König zurückführen?" Und zu Amasa sollt ihr sprechen: "Bist du nicht von meinem Gebein und Fleisch? Ich schwöre - und Gott möge mich strafen! -: Du sollst Heerführer werden bei mir für immer an Joabs Stelle!"" Er machte sich so das Herz aller Männer Judas geneigt wie einen Mann. Sie ließen dem König sagen: "Kehre du selbst mit allen deinen Leuten zurück!" Der König machte sich auf den Heimweg. Als er den Jordan erreichte, waren die Judäer ihm bis Gilgal entgegengezogen, um den König über den Jordan zu geleiten. Auch Schimi, der Sohn Geras vom Stamm Benjamin aus Bachurim, war im Eilschritt mit den Judäern herabgekommen, dem König David entgegen. Bei ihm waren tausend Mann aus Benjamin sowie Ziba, der Verwalter des Hauses Saul mit seinen fünfzehn Söhnen und zwanzig Knechten. Sie waren noch vor dem König an den Jordan gelangt. Sie hatten die Furt durchschritten, um die Familie des Königs überzusetzen und ihm nach Wunsch dienstbar zu sein. Schimi, der Sohn Geras, warf sich vor dem König nieder, als dieser eben den Jordan überqueren wollte. Er flehte den König an: "Möge mein Herr mir keine Schuld anrechnen und nicht mehr des Unrechtes gedenken, das dein Knecht an dem Tage tat, da mein Herr und König aus Jerusalem fortzog. Der König nehme es sich nicht zu Herzen! Denn dein Knecht weiß, daß er einen Fehltritt getan hat. Siehe, ich kam heute als erster vom ganzen Hause Joseph, um meinem Herrn und König entgegenzuziehen." Doch Abischaj, der Sohn der Zeruja, entgegnete: "Soll Schimi dafür nicht sterben, daß er den Gesalbten des Herrn verflucht hat?" David sprach: "Was geht das euch an, ihr Söhne der Zeruja, daß ihr heute als meine Widersacher auftretet? Heute soll jemand in Israel sterben? Soll ich mir denn nicht bewußt sein, daß ich heute wieder König über Israel bin?" Zu Schimi sprach der König: "Du sollst nicht sterben!" Und der König schwur es ihm. Meribbaal, der Nachkomme Sauls, war ebenfalls dem König entgegengezogen. Er hatte seine Füße und seinen Bart nicht mehr gepflegt, auch seine Kleider nicht mehr gewaschen von der Zeit an, da der König fortging, bis zu dem Tage, da er wohlbehalten nach Jerusalem heimkehrte. Als er nun dem König entgegenkam, fragte ihn der König: "Warum bist du nicht mit mir weggezogen, Meribbaal?" Er entgegnete: "Mein Herr und König, mein Diener hat mich hintergangen. Dein Knecht sagte nämlich: "Ich will meine Eselin satteln lassen und auf ihr reiten, um mit dem König ziehen zu können!" Dein Knecht ist ja lahm. Dazu hat er mich, deinen Knecht, bei meinem Herrn und König verleumdet; doch mein Herr und König ist gleich dem Engel Gottes. Tue also, was du für richtig hältst! Denn das ganze Haus meines Vaters durfte von meinem Herrn und König nur den Tod erwarten. Du aber hast deinen Knecht unter deine Tischgenossen aufgenommen. Welch weitere Wohltat dürfte ich da beanspruchen, um noch weiter den König anzurufen?" Da entgegnete ihm der König: "Spar alle weiteren Worte! Ich verfüge: Du und Ziba sollen den Landbesitz teilen." Meribbaal erwiderte darauf: "Mag er ihn ruhig auch ganz bekommen, nachdem mein Herr und König unversehrt in sein Haus zurückgekommen ist!" Auch der Gileadit Barsillaj war von Rogelim herabgekommen und geleitete den König über den Jordan, um sich dann von ihm am Jordan zu verabschieden. Barsillaj war sehr alt, ein Mann von achtzig Jahren. Er hatte den König während seines Aufenthaltes in Machanajim versorgt; denn er besaß ein großes Vermögen. Der König forderte Barsillaj auf: "Geh doch mit mir! Ich will dich bei mir in Jerusalem versorgen." Barsillaj aber antwortete dem König: "Wieviel Jahre dauert denn noch mein Leben, daß ich mit dem König nach Jerusalem hinaufziehen sollte? Ich bin jetzt achtzig Jahre alt. Weiß ich denn überhaupt noch Gutes und Schlechtes auseinanderzuhalten? Kann dein Knecht noch richtig schmecken, was er ißt oder trinkt? Höre ich noch die Stimme von Sängern und Sängerinnen? Wozu soll dein Knecht denn noch meinem Herrn und König zur Last fallen? Nur ein kleines Stück wollte dein Knecht den König über den Jordan geleiten. Warum will mir der König so reichlich vergelten? Dein Knecht möchte nun zurückkehren, damit ich in meiner Heimatstadt sterben kann, beim Grabe meines Vaters und meiner Mutter; aber dein Knecht Kimham mag mit meinem Herrn und König ziehen! Tue an ihm das, was dir gefällt!" Darauf sagte der König: "Gut, Kimham soll mit mir ziehen! Ich werde ihm das tun, was dir gefällt. Was immer du von mir begehrst, werde ich für dich tun." Das gesamte Kriegsvolk war über den Jordan gesetzt, auch der König war hinübergezogen. Da küßte er den Barsillaj und gab ihm den Segensgruß. Dieser kehrte wieder in seine Heimat zurück. Der König aber zog weiter nach Gilgal, und Kimham zog mit ihm. Das ganze Volk Juda gab dem König das Geleite und auch die Hälfte des Volkes Israel. Auf einmal kamen alle Männer Israels zum König und fragten ihn: "Warum haben unsere Brüder, die Männer von Juda, dich weggestohlen und den König und seine ganze Familie über den Jordan geleitet, und alle Männer Davids mit ihm?" Alle Männer von Juda antworteten den Israeliten: "Der König ist mit uns verwandt. Warum seid ihr deshalb so zornig? Haben wir etwa den König aufgefressen, oder ist er von uns entführt worden?" Da antworteten die Israeliten den Judäern: "Wir haben zehn Anteile beim König und sind auch euch gegenüber die Erstgeborenen. Warum behandelt ihr uns so verächtlich? Wir gerade hatten doch zuerst den Wunsch, unsern König zurückzuführen." Aber die Antwort der Judäer klang noch härter als die Rede der Israeliten. Zufällig war dort ein ruchloser Mann mit Namen Scheba. Er war der Sohn Bichris vom Stamme Benjamin. Er stieß in die Posaune und rief: "Kein Anteil ist uns an David, kein Erbe am Sohne des Isai! Ein jeder gehe zu seinem Zelt, o Israel!" Da fielen die Israeliten insgesamt von David ab und verbanden sich mit Scheba, dem Sohn Bichris. Die Judäer aber blieben bei ihrem König vom Jordan bis Jerusalem. David kehrte in sein Haus nach Jerusalem zurück. Er nahm die zehn Nebenfrauen, die er zur Bewachung seines Hauses dagelassen hatte, und legte sie in Gewahrsam. Er ließ sie verpflegen, ging aber nicht mehr zu ihnen ein. Sie blieben abgeschlossen bis zu ihrem Tod - Witwen zu Lebzeiten des Mannes. Der König befahl Amasa: "Biete mir innerhalb von drei Tagen die Judäer auf und stelle dich auch selbst hier ein!" Amasa machte sich daran, die Judäer aufzubieten. Er versäumte aber die Frist, die ihm gesetzt war. David sagte zu Abischaj: "Jetzt wird uns Scheba, der Sohn Bichris, noch gefährlicher als Absalom. Nimm du die Leute deines Herrn und verfolge ihn, damit er nicht befestigte Städte finde und uns entrinne!" Mit Abischaj zogen Joab, die Kreter und Peleter sowie alle Kriegshelden. Sie verließen Jerusalem, um Scheba, dem Sohn Bichris, nachzujagen. Als sie bei dem großen Stein in Gibeon waren, erschien Amasa vor ihnen. Joab war mit seinem Gewand bekleidet und hatte einen Gürtel darüber. Ein Schwert hing über den Hüften in der Scheide und war so befestigt, daß es leicht herausfiel, sobald die Scheide hervorglitt. Joab sprach zu Amasa: "Geht es dir gut, mein Bruder?" Joab faßte mit der rechten Hand Amasas Bart, um ihn zu küssen. Amasa hatte auf das Schwert in Joabs Hand nicht geachtet, und dieser stieß es ihm in den Unterleib, so daß seine Eingeweide auf die Erde quollen. Ohne daß ein zweiter Stoß nötig war, starb Amasa. Joab setzte dann mit seinem Bruder Abischaj dem Scheba, dem Sohne Bichris, nach. Einer von Joabs Leuten aber blieb bei Amasa stehen und rief: "Die Joabs- und Davidsanhänger hinter Joab!" Amasa lag blutüberströmt mitten auf dem Weg. Als der Mann sah, wie alle Kriegsleute stehen blieben, schaffte er Amasa vom Wege weg auf das Feld. Er warf ein Kleidungsstück über ihn, weil jeder, der an ihm vorbeikam, ihn sah und stehen blieb. Als er ihn von der Straße weggeschleift hatte, folgten alle Männer Joab, um Scheba, dem Sohne Bichris, nachzusetzen. Dieser durchzog alle Stämme Israels bis nach Abel-Bet-Maacha; und alle Bichriter versammelten sich und zogen ihm nach. Da rückten die Leute Joabs vor und belagerten ihn zu Abel-Bet-Maacha. Sie schütteten einen Wall gegen die Stadt auf, der an die Vormauer reichte. Alle Kriegsleute um Joab stürmten an, um die Mauer zu Fall zu bringen. Da rief eine kluge Frau aus der Stadt heraus: "Hört, hört! Sprecht zu Joab, er möge hierherkommen; ich will mit ihm reden!" Er trat zur Frau heran, und sie fragte ihn: "Bist du Joab?" Er antwortete: "Ja." Sie sprach zu ihm: "Höre auf die Worte deiner Magd!" Er entgegnete: "Ja, ich höre." Sie redete ihm zu: "Früher einmal pflegte man zu sagen: Man befrage sich in Abel, und so führt man gut zu Ende! Ich bin die friedlichste, treueste Stadt in Israel. Du suchst eine Stadt und Mutter in Israel zu töten. Warum vernichtest du das Erbteil des Herrn?" Joab entgegnete: "Fern, ja fern sei es von mir, daß ich verschlingen und verderben will! So verhält es sich nicht! Nur ein Mann vom Gebirge Ephraim, sein Name ist Scheba, der Sohn Bichris, erhob seine Hand wider den König David. Ihn allein müßt ihr uns ausliefern, und ich ziehe dann von der Stadt ab!" Die Frau sprach zu Joab: "Gut, sein Haupt soll dir über die Mauer zugeworfen werden!" Die Frau, weise, wie sie war, wandte sich an alles Volk. Man schlug Scheba, dem Sohne Bichris, den Kopf ab und warf ihn dem Joab zu. Der schmetterte nun in die Posaune, und man zerstreute sich von der Stadt weg, ein jeder in sein Zelt. Joab kam wieder nach Jerusalem zum König. Joab war Feldherr des gesamten israelitischen Heeres. Benaja, der Sohn Jehojadas, war über die Kreter und Peleter gesetzt. Adoram war Aufseher der Fronarbeiter, Josaphat, der Sohn Achiluds, Kanzler. Schuscha war Staatsschreiber, Zadok und Ebjatar waren Priester. Auch Ira aus Jaïr war Priester bei David. In den Tagen Davids herrschte drei Jahre lang eine Hungersnot. David suchte das Antlitz des Herrn, und der Herr antwortete ihm: "Auf Saul und seinem Haus lastet die Blutschuld, weil er die Gibeoniten getötet hat." Der König ließ die Gibeoniten kommen und redete mit ihnen. Sie waren keine Israeliten und gehörten zum Rest der Amoriter. Die Israeliten hatten ihnen einen Eid geleistet; jedoch Saul suchte in seinem Eifer für die Söhne Israels und Judas, sie zu schlagen. David fragte die Gibeoniten: "Was soll ich euch tun? Womit kann ich Sühne leisten, damit ihr das Erbe des Herrn segnet?" Die Gibeoniten erklärten ihm: "Nicht nach Silber und nach Gold, das Saul und seinem Haus gehört, trachten wir. Ebenso steht es uns nicht zu, jemand aus Israel zu töten." Da fuhr er fort: "Was wollt ihr denn? Ich will es euch tun!" Sie gaben dem König zur Antwort: "Der Mann, der uns aufgerieben hat und den Plan verfolgte, uns so zu vernichten, daß wir in keinem Gebiet Israels mehr bestehen könnten -, von dessen Nachkommen gebe man uns sieben Männer! Wir wollen sie vor dem Herrn hinrichten in Gibeon auf dem Berg des Herrn!" Der König sprach: "Ich will sie euch geben." Der König verschonte aber Meribbaal, den Sohn Jonatans und Enkel Sauls, weil er beim Herrn einen Eid geleistet hatte, der zwischen ihnen, das heißt zwischen David und Jonatan, dem Sohn Sauls, bestand. So nahm der König die beiden Söhne, die Rizpa, die Tochter Ajjas, dem Saul geboren hatte, nämlich Armoni und Meribbaal, sowie die fünf Söhne, welche Merab, die Tochter Sauls, dem Adriel, dem Sohn Barsillajs aus Mechola, geboren hatte. Er lieferte sie den Gibeoniten aus. Diese haben sie auf dem Berg vor dem Herrn hingerichtet, so daß alle sieben zusammen umkamen. In den ersten Tagen der Ernte fanden sie den Tod, zu Beginn der Gerstenernte. Rizpa, die Tochter Ajjas, nahm ihr Trauergewand und breitete es für sich als Lager auf den Felsen hin vom Beginn der Ernte an, bis sich vom Himmel Wasser über die Leichen ergoß. Sie ließ bei Tage die Vögel des Himmels nicht an sie heran und die wilden Tiere des Feldes nicht bei der Nacht. Als David berichtet wurde, was Rizpa, die Tochter Ajjas und Nebenfrau Sauls, vollbracht hatte, ging er hin und ließ sich die Gebeine Sauls und die Gebeine seines Sohnes Jonatan von den Stadtbürgern von Jabesch in Gilead herausgeben. Diese hatten sie vom offenen Platz zu Bet-Schean, wo sie die Philister am Tage ihres Sieges über Saul auf Gilboa aufgehängt hatten, heimlich weggeholt. Er ließ die Gebeine Sauls und die Gebeine seines Sohnes Jonatan von dort heraufbringen. Dann sammelte man die Gebeine der Hingerichteten. Man begrub sie gemeinsam mit den Gebeinen Sauls und seines Sohnes Jonatan zu Zela im Lande Benjamin im Grabe seines Vaters Kisch. Man tat alles, wie es der König befohlen hatte. So wurde Gott danach mit dem Lande wieder ausgesöhnt. Wieder erhob sich ein Krieg der Philister gegen Israel. David zog mit seinen Leuten hinab, um gegen die Philister zu kämpfen. Als David ermattet war, ließen sie sich in Gob nieder. Ein Riesenmensch, ein Nachkomme der Rephaïter, dessen Lanze dreihundert Sekel Erz wog und der mit einem neuen Schwert umgürtet war, gedachte David zu erschlagen. Abischaj aber, der Sohn der Zeruja, kam ihm zu Hilfe und schlug den Philister tot. Damals schwuren die Männer um David und sprachen zuihm: "Du sollst nicht mehr mit uns in den Kampf ausziehen, denn sonst erlischt die Leuchte Israels!" Es kam danach wiederum zu einem Streit mit den Philistern bei Gob. Damals erschlug Sibbechaj aus Chuscha den Saph, der zu den Rephaïternachkommen gehörte. Noch einmal kam es bei Gob zu einem Kampf mit den Philistern. Da schlug Elchanan, der Sohn Jaïrs aus Bethlehem, den Goljat aus Gat, dessen Lanzenschaft wie ein Weberbaum war. Dann kam es wieder bei Gat zu einem Kampf. Da trat ein Mann von großer Gestalt auf. Er hatte sechs Finger an jeder Hand und sechs Zehen an jedem Fuß, zusammen also vierundzwanzig. Auch dieser stammte von den Rephaïtern. Er verhöhnte Israel. Da erschlug ihn Jonatan, der Sohn des Schima, des Bruders Davids. Diese vier stammten von den Rephaïtern in Gat. Sie fielen durch die Hand Davids und seiner Krieger. David richtete an den Herrn die Worte des folgenden Liedes, nachdem der Herr ihn aus der Hand all seiner Feinde und aus der Hand Sauls gerettet hatte. Er sprach: "Herr, meine Felsenburg, mein Retter bist du! Mein Gott, mein Fels, auf den ich baue; mein Schild und meines Heiles Stärke, meine Festung und meine Zuflucht, mein Helfer, der aus Gewalttat mich rettet. Lobpreisend rufe ich zum Herrn, so werde ich von meinen Feinden frei. Todesbrandungen kreisten um mich, Unheilsbäche schreckten mich auf; des Totenreiches Bande umgarnten mich, des Todes Schlingen begegneten mir. In meiner Angst rief ich zum Herrn, schrie ich zu meinem Gott. Er hörte in seinem Palast meine Stimme, mein Schreien drang zu seinem Ohr. Die Erde wankte und schwankte, des Himmels Grundfesten bebten; sie wankten, weil er erzürnt war. Aus seiner Nase quoll Rauch, verzehrendes Feuer aus seinem Mund, Kohlenglut flammte vor ihm her. Den Himmel neigte er und fuhr herab, zu seinen Füßen Wolkendunkel. Auf dem Kerub reitend, flog er einher und erschien auf den Flügeln des Sturmes. Er formte sich ringsum die Finsternis zum Zelt, das Wassersieb und dichte Wolken. Aus dem Glanz vor ihm brachen hervor Hagel und feurige Kohlen. Vom Himmel ließ der Herr den Donner dröhnen, der Höchste schickte seine Stimme aus. Er sandte Pfeile und zerstreute sie, schleuderte Blitze und brachte sie in Verwirrung. Des Meeres Tiefen wurden sichtbar, der Erde Grund ward aufgedeckt vor dem Scheltruf des Herrn, vor dem schnaubenden Odem seiner Nase. Er streckte aus der Höhe seine Hand und griff nach mir, riß mich aus den Wassermassen heraus, befreite mich von meinem trotzigen Feind, von meinen Gegnern, die stärker als ich. Sie überfielen mich an meinem Unglückstag, doch ward mir der Herr zur Stütze. Er führte mich hinaus ins Weite, entriß mich, denn er war mir gewogen. Der Herr vergalt mir mein gerechtes Tun, belohnte mir meiner Hände Reinheit. Denn ich hielt mich an die Wege des Herrn und frevelte nicht gegen meinen Gott. All seine Gebote standen vor mir, und seine Satzungen wies ich nicht ab. Von Tadel frei war ich vor ihm und hütete mich vor dem Frevel. So lohnte mir der Herr mein gerechtes Tun, die Reinheit meiner Hände vor seinen Augen. Gegen den Guten zeigst du dich gütig, edel gegen den edlen Mann. Dem Reinen gegenüber zeigst du dich rein, doch gegen den Falschen verkehrt. Dem armen Volke bist du ein Helfer, die stolzen Augen beugst du nach unten. Denn du bist meine Leuchte, Herr; mein Gott erhellt mir die Finsternis. Ja, mit dir stürme ich vor gegen Horden, auf Mauern springe ich mit meinem Gott. Gott -, makellos ist sein Weg, die Rede des Herrn ist geläutert; ein Schild ist er allen, die auf ihn bauen. Denn wer ist Gott, wenn nicht der Herr? Und wer ein Fels außer unserem Gott? Gott, der mich mit Stärke gürtete, mich unversehrt auf meinem Wege führte, der meine Füße flink wie die der Hirsche machte und mich auf meine Höhen stellte, der meine Hände unterwies zum Kampf, daß meine Arme den ehernen Bogen spannten, du liehst mir deiner Hilfe Schild, und deine Botschaft machte mich stark. Für meine Schritte schufst du freien Raum, und meine Fußgelenke wankten nicht. Ich setzte meinen Feinden nach, vernichtete sie; ich ließ nicht ab, bevor sie aufgerieben. Ich rieb sie auf, zerschlug sie, sie erhoben sich nicht mehr, sie sanken unter meinen Füßen dahin. Du gürtetest mich mit Stärke für den Kampf, du beugtest meine Feinde unter mich. Du schlugst mir meine Feinde in die Flucht, und meine Gegner konnte ich vernichten. Sie schrieen um Hilfe - kein Retter war da! - zum Herrn, doch er hörte sie nicht. Ich zerrieb sie wie Erdenstaub, zertrat sie wie Gassenkot. Du hast mich gerettet vor zahllosem Kriegsvolk und machtest mich zum Völkerhaupt. Völker, die ich nicht kannte, dienten mir. Die Söhne der Fremde schmeichelten mir; wie sie mich hörten, gehorchten sie mir. Die Söhne der Fremde duckten sich nieder, kamen hervor aus ihren Burgen. Es lebt der Herr, gepriesen sei mein Fels, erhaben ist mein Gott, mein rettender Fels! Gott, der mir Rache schuf und Völker vor mir unterwarf, der mich meinen Feinden entführte; über meine Gegner erhöhtest du mich, vor dem Mann der Gewalttat rettetest du mich. Darum will ich dir danken, Herr, unter den Völkern und deinem Namen lobsingen! Er verlieh seinem König große Siege, erwies seinem Gesalbten Huld, David und seinen Nachkommen auf ewig!" Das sind Davids letzte Worte: "Es spricht David, Isais Sohn, es spricht der Mann, gar hoch gestellt, der Gesalbte des Gottes Jakobs, der beliebte Sangesdichter in Israel. Der Geist des Herrn spricht durch mich, auf meiner Zunge ist sein Wort. Gesprochen hat Israels Gott, der Fels Israels hat mir verkündet: "Wer gerecht über Menschen herrscht, ein Herrscher voll von Gottesfurcht gleicht dem Frühlicht bei Sonnenaufgang am wolkenfreien Morgen; und er gleicht dem frischen Grün, das nach dem Regen aufglänzt aus der Erde." So steht gar fest mein Haus zu Gott! Er hat mir einen ewigen Bund gesetzt, in allem wohlgeordnet und gesichert. All mein Glück und all mein Wünschen, fürwahr, er ließ es gut gedeihen! Verruchte sind wie windverwehte Dornen insgesamt! Man nimmt sie nicht zur Hand. Anrühren kann man sie nur dann, wenn man mit Eisen und mit Lanzenschaft gewappnet ist. In Feuersflammen werden sie verbrannt." Dies sind die Namen der Helden Davids: Jischbaal, der Hachmoniter, das Haupt der drei Helden. Er schwang seine Lanze über achthundert, die auf einmal erschlagen wurden. Nach ihm gehört zu den drei Helden Eleasar, der Sohn Dodos, der Achochiter. Er befand sich bei David in Pas-Dammim. Die Philister scharten sich dort zum Kampf; aber die Israeliten zogen sich zur Höhe zurück. Er jedoch leistete Widerstand und schlug die Philister, bis seine Hand müde ward und am Schwerte erstarrte. Der Herr verlieh damals einen gewaltigen Sieg. Das Kriegsvolk folgte ihm erneut, aber nur noch, um zu plündern. Nach ihm kommt Schamma, der Sohn Ages, aus Harar. Die Philister rotteten sich in Lechi zusammen. Dort befand sich ein Stück Feld voll Linsen. Das Kriegsvolk aber floh vor den Philistern. Er selbst stellte sich mitten in das Feld, behauptete es und schlug die Philister. Der Herr verlieh einen gewaltigen Sieg. Die drei von den dreißig Obersten kamen zu David hinab zur Felswand, in die Bergfestung Adullam. Die Philister lagerten in der Rephaïterebene. David war damals in der Bergfestung, und ein Wachtposten der Philister befand sich in Bethlehem. Da hatte David ein Verlangen und sprach: "Hätte ich doch Wasser aus der Zisterne am Tore von Bethlehem!" Die drei Helden brachen in das Lager der Philister ein, schöpften aus der Zisterne am Tor von Bethlehem Wasser und brachten es zu David. Er aber wollte nicht trinken, sondern goß es als Opfer vor dem Herrn aus. Er sprach dabei: "Der Herr bewahre mich davor, dies zu tun! Soll ich etwa das Blut der Männer trinken, die unter Lebensgefahr hingegangen sind?" Er wollte davon nicht trinken. Dies sind die Taten der drei Helden. Abischaj, der Bruder Joabs und Sohn der Zeruja, war erster unter den Dreißig. Schwang er seine Lanze, so fielen dreihundert zu Boden; er war berühmt bei den Dreißig. Unter den Dreißig war er hochgeschätzt und wurde ihr Führer; aber zu den genannten Drei gehörte er nicht. Benaja, der Sohn Jehojadas aus Kabzeel, ein tapferer Mann mit zahlreichen Taten, schlug die beiden Kriegshelden Moabs. Er stieg auch hinab und erschlug einen Löwen in der Zisterne am Tage, da Schnee gefallen war. Er erschlug auch einen Ägypter, einen riesengroßen Mann. Der Ägypter hatte eine Lanze in der Hand. Jener aber ging mit einem Stecken zu ihm hinab, riß ihm die Lanze aus der Hand und tötete ihn mit seiner eigenen Lanze. Solches tat Benaja, der Sohn Jehojadas. Er war berühmt bei den dreißig Helden. Unter den Dreißig war er hochgeschätzt; aber zu den Drei gehörte er nicht. David setzte ihn über seine Leibwache. Asahel, der Bruder Joabs, gehörte auch zu den Dreißig. Dazu noch Elchanan, der Sohn Dodos aus Bethlehem, Schamma aus Charod, Elika aus Charod, Chelez, der Paltiter, Ira, der Sohn des Ikkesch aus Tekoa, Abiëser aus Anatot, Sibbechaj aus Chuscha, Zalmon, der Achochiter, Mahraj aus Netopha, Cheled, der Sohn Baanas aus Netopha, Ittaj, der Sohn des Ribaj aus Gibea in Benjamin, Benaja aus Piraton, Hiddaj aus Nachale-Gaasch, Abi-Albon aus Araba, Asmawet aus Bachurim, Eljachba aus Schaalbim, Jaschen aus Gimso, Jonatan, der Sohn Schammas aus Harar, Achiam, der Sohn Scharars aus Harar, Eliphelet, der Sohn Achasbajs aus Maacha, Eliam, der Sohn Achitophels aus Gilo, Chezro aus Karmel, Paaraj, der Arbiter, Jigal, der Sohn Natans aus Zoba, Bani, der Gaditer, Zelek, der Ammoniter, Nachraj aus Beerot, der Waffenträger Joabs, des Sohnes der Zeruja, Ira aus Jattir, Gareb aus Jattir, Uria, der Hethiter. Sie alle zählten dazu. Insgesamt sind es siebenunddreißig. Aufs neue entbrannte der Zorn des Herrn wider Israel. Er reizte David gegen es auf und sprach: "Gehe hin, zähle die Israeliten und Judäer!" Der König befahl Joab und den Feldherrn seines Heeres: "Geht alle Stämme Israels durch von Dan bis Beerseba und zählt das Volk! Ich will die Zahl des Volkes wissen." Joab entgegnete dem König: "Möge der Herr, dein Gott, dem Volk, so wie es ist, das Hundertfache hinzufügen, und mögen die Augen meines Herrn und Königs es sehen! Doch warum verlangt mein Herr und König derartige Dinge?" Doch der Befehl des Königs nötigte Joab und die Heerführer. Joab ging also mit den Heerführern vom König weg, um das Volk Israel zu zählen. Sie überschritten den Jordan und begannen mit Aroer und mit der Stadt, die im Tal liegt, in der Richtung nach Gad und Jaser; sie erreichten dann Gilead und das Land der Hethiter in Richtung Kadesch und gelangten nach Dan, Ijjon und in das Gebiet um Sidon herum. Sie gingen zur Festung Tyrus und in alle Städte der Hiwwiter und Kanaaniter. Sie kamen dann in das Südland von Juda, nach Beerseba. So durchstreiften sie das ganze Land und kamen nach neun Monaten und zwanzig Tagen nach Jerusalem zurück. Joab berichtete das Ergebnis der Volkszählung dem König. Israel hatte 800 000 Krieger, die das Schwert trugen, und Juda 500 000. Danach aber schlug dem David das Gewissen, weil er das Volk gezählt hatte, und er betete zum Herrn: "Ich habe schwer gesündigt, daß ich solches tat. Nun, Herr, entferne die Schuld deines Knechtes; denn überaus töricht habe ich gehandelt!" Als David am Morgen aufstand, war das Wort des Herrn an den Propheten Gad, den Seher Davids, ergangen: "Gehe hin und sage zu David: So spricht der Herr: Drei Dinge lege ich dir vor. Wähle dir eines davon. daß ich es dir antue!" Gad kam zu David und richtete die Botschaft an ihn aus. Er sprach zu ihm: "Soll drei Jahre hindurch Hungersnot in deinem Land wüten, oder willst du drei Monate lang vor deinen Feinden fliehen, während sie dich verfolgen, oder soll drei Tage lang die Pest in deinem Lande wüten? Überlege nun und sieh zu, welche Antwort ich dem bringen soll, der mich sendet!" David entgegnete Gad: "Ich bin in großer Bedrängnis. Doch lieber wollen wir in die Hand des Herrn fallen, weil seine Barmherzigkeit groß ist; aber in die Hand von Menschen möchte ich nicht fallen!" So ließ der Herr eine Pest in Israel vom Morgen bis zur Zeit des Abendessens wüten. Es starben aus dem Volk von Dan bis Beerseba 70 000 Mann. Der Herr hatte einen Engel nach Jerusalem entsandt, um es zu verderben. Es ließ sich aber der Herr des Unheils gereuen, und er befahl dem Engel, der die Verheerung anrichtete: "Es ist genug. Ziehe deine Hand zurück!" Der Engel des Herrn befand sich gerade bei der Tenne des Jebusiters Orna. David aber rief zum Herrn, als er den Engel erblickte, der das Volk schlug: "Siehe, ich habe gesündigt! Ich, der Hirte, habe Unrecht begangen! Diese aber, die Herde, was haben sie verbrochen? Deine Hand laste auf mir und meiner Familie." An jenem Tage kam Gad zu David und sprach zu ihm: "Gehe hinauf und errichte dem Herrn einen Altar auf der Tenne des Jebusiters Orna!" David ging nach Gads Weisung hinauf, wie der Herr befohlen hatte. Orna blickte hin und sah den König mit seinen Knechten auf sich zukommen. Er trat heraus und verneigte sich vor dem König mit dem Antlitz zur Erde. Orna fragte: "Warum kommt mein Herr und König zu seinem Knechte?" David gab zur Antwort: "Um deine Tenne zu erwerben. Ich will dem Herrn einen Altar bauen, damit die Plage im Volk zum Stillstand gebracht werde." Orna sprach zu David: "Mein Herr und König nehme und opfere, was ihn gutdünkt! Siehe, hier sind die Rinder für das Brandopfer, und hier die Dreschbretter und das Rindergeschirr als Opferholz! Das alles, mein König, schenkt Orna dem König!" Weiterhin sprach Orna zum König: "Der Herr, dein Gott, sei dir gut!" Da erwiderte aber der König dem Orna: "Nicht so! Um einen festgesetzten Preis will ich sie von dir erwerben. Ich kann dem Herrn, meinem Gott, nicht geschenkte Brandopfer darbringen." David erwarb die Tenne und die Rinder um fünfzig Sekel Silber. Und David erbaute dort einen Altar für den Herrn und brachte Brand- und Friedopfer dar. Der Herr söhnte sich wieder mit dem Land aus, und der Plage in Israel ward Einhalt geboten. Der König David wurde alt und hochbetagt. Obwohl man ihn in Decken hüllte, wurde er nicht mehr warm. Da sagten seine Knechte zu ihm: "Man suche für den Herrn und König ein jungfräuliches Mädchen. Dieses soll ihm zu Diensten sein und pflegen. Es soll an deiner Brust schlafen; dann wird es unserem Herrn und König warm werden!" Man suchte in allen Gebieten Israels nach einem schönen Mädchen und fand Abischag aus Sunem und brachte sie vor den König. Das Mädchen war überaus schön. Es pflegte den König und diente ihm; aber der König wohnte ihm nicht bei. Adonia aber, der Sohn der Chaggit, wurde überheblich und dachte: "Ich werde König sein!" Er schaffte sich Wagen und Pferde an und fünfzig Männer, die vor ihm herliefen. Sein Vater aber hat ihn die ganze Zeit nie zurechtgewiesen und etwa gesagt: "Warum tust du so?" Auch war er eine stattliche Erscheinung und nach Absalom der Älteste. Mit Joab, dem Sohne der Zeruja, und dem Priester Ebjatar führte er Verhandlungen; diese standen Adonia helfend bei. Der Priester Zadok aber und Benaja, der Sohn Jehojadas, der Prophet Natan, Schimi und Reï und die Helden um David ergriffen nicht Adonias Partei. Adonia schlachtete nun Schafe, Rinder und Mastkälber am Gleitenden Stein bei der Quelle Rogel. Er lud alle seine Brüder, die königlichen Prinzen und alle Männer von Juda, die im Dienst des Königs standen, ein. Doch den Propheten Natan, Benaja, die Helden und seinen Bruder Salomo hatte er nicht eingeladen. Da sprach Natan zu Batseba, der Mutter Salomos: "Hast du nicht gehört, daß Adonia, der Sohn der Chaggit, König ist, ohne daß David, unser Herr, etwas davon weiß? Nun komm! Ich mache dir einen Vorschlag, wie du dein Leben und das deines Sohnes Salomo retten kannst. Geh sogleich zum König David und sprich zu ihm: "Hast du nicht, mein Herr und König, deiner Magd eidlich zugesichert: Nach mir wird dein Sohn Salomo als König herrschen, und er wird auf meinem Thron sitzen!? Warum wurde nun Adonia König?" Während du daselbst noch mit dem König redest, komme ich und werde deine Worte bekräftigen." Batseba ging in das Gemach des Königs. Der König aber war sehr alt, und Abischag aus Sunem bediente ihn. Batseba verneigte sich vor dem König und huldigte ihm. Der König fragte: "Was willst du?" Sie sprach zu ihm: "Mein Herr, du hast selbst beim Herrn, deinem Gott, deiner Magd eidlich versprochen: Dein Sohn Salomo wird nach mir König sein, und er wird auf meinem Thron sitzen. Nun aber ist Adonia König, ohne daß du, mein Herr und König, etwas davon weißt. Er hat Rinder, Mastvieh und Schafe mengenweise geschlachtet und alle königlichen Prinzen eingeladen, außerdem noch den Priester Ebjatar und den Feldherrn Joab. Doch deinen Knecht Salomo hat er nicht rufen lassen. Nun sind auf dich, mein Herr und König, die Augen aller Israeliten gerichtet. Verkünde ihnen doch, wer auf dem Thron meines Herrn und Königs in Zukunft regieren soll! Im anderen Fall werden, wenn mein Herr und König zu seinen Vätern entschlafen ist, ich und mein Sohn Salomo als Versager gelten." Als sie noch mit dem König redete, kam der Prophet Natan. Man meldete dem König: "Der Prophet Natan ist da." Dieser trat vor den König und verneigte sich, sein Antlitz tief zur Erde gewandt. Natan sprach: "Mein Herr und König, du hast wohl selbst verfügt: "Mein Sohn Adonia soll nach mir als König herrschen und auf meinem Thron sitzen!" Denn er stieg heute hinab, schlachtete mengenweise Rinder, Mastvieh und Schafe und lud alle königlichen Prinzen, die Heerführer und den Priester Ebjatar ein. Da essen und trinken sie nun vor ihm und rufen: Es lebe der König Adonia! Mich aber, deinen Knecht, den Priester Zadok, den Benaja, den Sohn Jehojadas, und deinen Knecht Salomo hat er nicht geladen. Ist diese Verfügung von meinem Herrn und König erlassen worden, ohne daß du deine Diener davon in Kenntnis gesetzt hast, wer auf dem Thron meines Herrn und Königs zukünftig sitzen soll?" Da entgegnete der König David und ordnete an: "Ruft mir Batseba!" Sie kam herein und trat vor den König. Da schwur der König und sprach: "So wahr der Herr lebt, der mich aus aller Drangsal gerettet hat: Wie ich dir beim Herrn, dem Gott Israels, geschworen habe, daß dein Sohn Salomo mir als König nachfolgen und auf meinem Thron sitzen wird, so will ich dies heute noch in die Tat umsetzen!" Batseba neigte darauf ihr Antlitz zur Erde, huldigte dem König und sprach: "Mein Herr und König David soll ewig leben!" Darauf befahl der König David: "Ruft mir den Priester Zadok, den Propheten Natan und Benaja, den Sohn Jehojadas!" Diese erschienen vor dem König. Der König gab ihnen den Auftrag: "Nehmt mit euch die Leibwache eures Herrn; laßt meinen Sohn Salomo auf meinem Maultier reiten und bringt ihn zum Gichon hinab! Daselbst salbe ihn der Priester Zadok und der Prophet Natan zum König über Israel! Dann stoßt in die Posaune und ruft: Es lebe der König Salomo! In seinem Gefolge zieht dann herauf; er soll kommen, auf meinem Thron sitzen und statt meiner als König herrschen; denn ihn habe ich zum Fürsten über Israel und Juda bestellt!" Benaja, der Sohn Jehojadas, antwortete dem König: "So sei es! So bestimmt es der Herr, der Gott meines Herrn und Königs! Wie der Herr mit meinem Gebieter und König war, so stehe er auch dem Salomo zur Seite! Er mache seinen Thron noch erhabener als den Thron meines Herrn und Königs David!" Der Priester Zadok, der Prophet Natan und Benaja, der Sohn Jehojadas, zogen mit den Kretern und Peletern hinab. Sie ließen Salomo das Maultier des Königs David besteigen und führten ihn zum Gichon. Der Priester Zadok nahm das Ölhorn aus dem Zelt und salbte Salomo. Hierauf ließ man in die Posaune stoßen, und alle Leute riefen: "Es lebe der König Salomo!" Alles Volk zog nun in seinem Gefolge hinauf. Sie bliesen Flöten und hatten eine gewaltige Freude, so daß die Erde bebte von ihrem Lärm. Adonia und alle seine Gäste hörten davon. Sie hatten gerade das Mahl beendet. Als Joab das Geschmetter der Posaune vernahm, rief er aus: "Was bedeutet der Lärm der außer sich geratenen Stadt?" Während er noch redete, kam Jonatan, der Sohn des Priesters Ebjatar. Adonia rief: "Komm her, du bist ein tüchtiger Mann und bringst gute Botschaft!" Jonatan aber antwortete dem Adonia: "Nein! Unser Herr, der König David, hat Salomo als König eingesetzt. Der König sandte mit ihm den Priester Zadok, den Propheten Natan, Benaja, den Sohn Jehojadas, dazu die Kreter und Peleter. Diese haben ihn auf das Maultier des Königs gesetzt. Am Gichon salbten ihn der Priester Zadok und der Prophet Natan zum König. Von dort zogen sie voller Freude hinauf, so daß die Stadt außer sich geriet. Daher der Lärm, den ihr vernahmt. Salomo sitzt bereits auf dem königlichen Thron. Und dann kamen auch die Diener des Königs, um unsern Herrn, den König David, zu beglückwünschen und zu rufen: "Dein Gott lasse den Namen Salomos noch herrlicher werden als deinen Namen! Seinen Thron mache er noch erhabener als deinen Thron!" Der König selbst hat dabei auf der Lagerstätte seine Huldigung entboten. Auch sprach der König folgendes: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der mir heute auf meinem Thron einen Nachfolger gegeben hat, den ich noch mit eigenen Augen schauen durfte!"" Da erschraken und erhoben sich alle geladenen Gäste, die bei Adonia waren. Ein jeder ging seines Weges fort. Adonia bekam vor Salomo Furcht. Er machte sich auf, ging hin und erfaßte (als Zuflucht) die Hörner des Altares. Dem Salomo meldete man: "Adonia hat aus Furcht vor dem König Salomo nach den Hörnern des Altares gegriffen und spricht: "Der König Salomo soll mir heute schwören, daß er seinen Knecht nicht mit dem Schwert töten wird!"" Salomo gab zur Antwort: "Verhält er sich redlich, soll keines von seinen Haaren zu Boden fallen. Wird er aber dabei ertappt, daß er etwas Böses tut, muß er sterben." Der König Salomo ließ ihn daraufhin vom Altar wegholen. Er kam und huldigte dem König Salomo, und dieser befahl ihm: "Geh in dein Haus!" Die Zeit kam immer näher, da David sterben mußte; da gebot er seinem Sohn Salomo: "Ich gehe den Weg alles Irdischen; du aber sei stark und zeige dich mannhaft! Erfülle die Pflichten, die der Herr, dein Gott, dir auferlegt hat; wandle auf seinen Wegen, halte seine Satzungen, Befehle, Gebote und Verordnungen, wie sie im Gesetz des Moses geschrieben stehen! Dann wirst du Erfolg haben bei allem, was du unternimmst und wohin du dich wendest. Der Herr wird dann sein Wort wahr machen, das er zu mir sprach: Wenn deine Söhne auf ihren Weg achten und getreu mit ihrem ganzen Herzen und mit ganzer Seele vor mir wandeln, dann wird es dir nie an Nachkommen auf dem Throne Israels fehlen. Du weißt auch selber, was Joab, der Sohn der Zeruja, mir angetan hat, was er den beiden Heerführern Israels, Abner, dem Sohne Ners, und Amasa, dem Sohne Jeters, getan hat: Er ermordete sie, verübte blutige Kriegstat im Frieden und befleckte mit unschuldigem Blute den Gürtel an seinen Hüften und die Schuhe an seinen Füßen. Handle nach deiner Weisheit und schicke sein graues Haupt nicht unversehrt in das Totenreich! Den Söhnen des Barsillaj aus Gilead aber sollst du Huld erweisen! Sie sollen zu deinen Tischgenossen gehören; denn sie waren meine Anhänger, als ich vor deinem Bruder Absalom fliehen mußte. Bei dir ist auch Schimi, der Sohn Geras, vom Stamme Benjamin aus Bachurim. Er hat arge Fluchworte gegen mich ausgestoßen, da ich nach Machanajim ging. Aber er ist mir am Jordan entgegengekommen, und ich habe ihm beim Herrn geschworen, ihn nicht mit dem Schwert hinrichten zu lassen. Du aber lasse ihn nunmehr nicht unbestraft; denn du bist ein kluger Mann und weißt, was du mit ihm zu tun hast. Sende sein graues Haupt mit Blut hinab in das Totenreich!" David entschlief zu seinen Vätern und wurde in der Davidsstadt begraben. Vierzig Jahre hatte David über Israel als König geherrscht. In Hebron regierte er sieben Jahre und in Jerusalem dreiunddreißig. Salomo saß nun auf dem Thron seines Vaters David, und sein Königtum wurde immer beständiger. Adonia, der Sohn der Chaggit, kam zu Batseba, der Mutter Salomos. Sie fragte: "Bedeutet dein Kommen etwas Gutes?" Er antwortete: "Ja." Dann begann er: "Einen Wunsch habe ich an dich." Sie entgegnete: "Rede!" Er fuhr fort: "Du weißt, daß mir das Königtum gebührte und auf mich ganz Israel seine Blicke richtete; ich hätte König werden sollen. Die Königswürde aber ging von mir in den Besitz meines Bruders über; denn ihm war sie vom Herrn bestimmt. Jetzt aber erbitte ich von dir nur dies eine; weise mich nicht ab!" Sie antwortete: "Rede!" Er bat: "Sprich doch mit dem König Salomo, denn dir wird er es nicht verweigern, daß er mir Abischag aus Sunem zur Frau gebe!" Batseba erwiderte: "Gut! Ich will deinetwegen mit dem König reden." Batseba ging dann zum König Salomo, um mit ihm Adonias wegen zu sprechen. Da erhob sich der König, ging ihr entgegen und verneigte sich vor ihr. Dann setzte er sich auf seinen Thron und ließ auch für die Königsmutter einen Thron hinstellen. Sie setzte sich zu seiner Rechten. Sie begann: "Nur eine kleine Bitte möchte ich dir vortragen. Verweigere sie mir nicht!" Der König gab ihr zur Antwort: "Fordere nur, Mutter; denn dich werde ich nicht abweisen!" Sie bat: "Möge doch Abischag aus Sunem deinem Bruder Adonia zur Frau gegeben werden!" Der König Salomo aber erwiderte seiner Mutter: "Warum bittest du um Abischag aus Sunem für Adonia? Erbitte dir doch noch die Königswürde für ihn; ist er doch mein älterer Bruder, und der Priester Ebjatar und Joab, der Sohn der Zeruja, stehen auf seiner Seite!" Der König Salomo schwur nun beim Herrn einen Eid: "Mag Gott mich strafen, wenn diese Bitte Adonia nicht sein Leben kostet! So wahr der Herr lebt, der mich bestätigte und auf den Thron meines Vaters David steigen ließ, der mir, wie er verhieß, ein Haus gebaut hat: heute noch ist Adonia ein Kind des Todes!" Der König Salomo schickte Benaja, den Sohn des Jehojada, der Adonia den Todesstoß versetzte. Dem Priester Ebjatar befahl der König: "Gehe nach Anatot auf dein Grundstück, denn du bist ein Mann des Todes! Doch ich will dich heute nicht töten, weil du die Lade des Herrn und Gottes vor meinem Vater David getragen und weil du alle Leiden meines Vaters miterduldet hast." So entsetzte Salomo den Ebjatar des Priesteramtes vor dem Herrn, um das Wort des Herrn zu erfüllen, das er über das Haus Heli in Silo gesprochen hatte. Die Kunde hiervon drang zu Joab. Joab war dem Adonia geneigt gewesen, doch für Absalom hatte er keine Partei ergriffen. So floh Joab in das Zelt des Herrn und ergriff die Hörner des Altares. Man meldete dem König Salomo, daß Joab in das Zelt des Herrn geflohen sei und dort neben dem Altar stehe. Da sandte Salomo den Benaja, den Sohn Jehojadas, und trug ihm auf: "Geh und stoß ihn nieder!" Benaja kam zum Zelt des Herrn und sprach zu ihm: "So befiehlt der König: Komm heraus!" Doch dieser antwortete: "Nein! Hier will ich sterben!" Benaja benachrichtigte den König darüber: "So sprach Joab, und so hat er geantwortet." Der König befahl ihm: "Tu, wie er gesagt hat! Stoß ihn nieder und begrabe ihn! Damit entfernst du von mir und meiner Familie das von Joab unschuldig vergossene Blut. Der Herr lasse sein Blut auf sein Haupt kommen! Er stieß ja zwei Männer nieder, die gerechter und besser waren als er, und tötete sie mit dem Schwert: Abner, den Sohn Ners, den Heerführer von Israel, und Amasa, den Sohn Jeters, den Heerführer von Juda. Mein Vater aber wußte nichts davon. Ihr Blut komme auf das Haupt Joabs und seines Stammes für immer! David aber und seinem Stamm, seinem Haus und seinem Thron sei ewiges Heil vom Herrn beschieden!" Da schritt Benaja, der Sohn Jehojadas, hinauf und schlug Joab tot. Er ward in seinem Haus in der Steppe begraben. Der König setzte Benaja, den Sohn Jehojadas, an seiner Stelle über das Heer, dem Priester Zadok aber verlieh er die Stelle Ebjatars. Der König sandte hin und ließ den Schimi rufen. Er befahl ihm: "Baue dir ein Haus in Jerusalem und wohne daselbst! Verlasse es aber nicht" Sobald du hinausgehst und den Kidronbach überschreitest, wisse, daß du sterben mußt! Dein Blut komme dann über dein Haupt!" Schimi antwortete dem König: "Es ist gut so! Wie mein Herr, der König, bestimmt hat, wird dein Knecht handeln." Schimi wohnte lange Zeit hindurch in Jerusalem. Drei Jahre später entflohen zwei Sklaven Schimis zum König Achisch von Gat, dem Sohn Maachas. Man meldete dem Schimi: "Deine Knechte sind in Gat!" Schimi machte sich auf, sattelte seinen Esel und begab sich nach Gat zu Achisch, um seine Knechte zu suchen. Er kam hin und führte seine Knechte wieder aus Gat zurück. Salomo wurde hinterbracht, daß Schimi aus Jerusalem nach Gat fortgegangen und dann wieder zurückgekehrt sei. Der König sandte hin, ließ den Schimi rufen und sprach zu ihm: "Ließ ich dich nicht schwören beim Herrn? Habe ich dir nicht versichert: "Sobald du weggehst, wisse, daß du sterben mußt!"? Du aber gabst mir zur Antwort: "Es ist gut so. Ich habe es gehört." Warum hast du den beim Herrn geleisteten Eid und das Gebot, das ich dir auferlegte, nicht gehalten?" Sodann sprach der König zu Schimi: "Du kennst alle Bosheit, die du meinem Vater David getan hast! Doch der Herr bringt deine Bosheit über dein Haupt. Der König Salomo aber sei gesegnet, und der Thron Davids stehe fest vor dem Herrn bis in Ewigkeit!" Danach erteilte der König dem Benaja, dem Sohn Jehojadas, Befehl. Der ging hin und schlug Schimi tot. Das Königtum aber festigte sich in Salomos Hand. Salomo verschwägerte sich mit dem Pharao, dem König von Ägypten. Er nahm dessen Tochter zur Frau und brachte sie in die Davidsstadt, bis er seinen Palast, das Haus des Herrn und die Mauern rings um Jerusalem vollendet hatte. Das Volk indes opferte damals auf den Höhen; denn bis zu jener Zeit war dem Namen des Herrn noch kein Haus erbaut. Salomo aber liebte den Herrn und wandelte nach den Grundsätzen seines Vaters David. Er opferte und räucherte jedoch auch noch auf den Höhen. Der König ging einst nach Gibeon, um daselbst zu opfern; denn dies war die bedeutendste Höhe. Tausend Brandopfer hatte Salomo auf jenem Altar dargebracht. Da erschien der Herr in Gibeon dem Salomo im Traum bei Nacht, und Gott sprach: "Wünsche, was ich dir geben soll!" Salomo entgegnete: "Große Huld hast du deinem Knecht, meinem Vater David, widerfahren lassen; denn er wandelte vor dir in Treue, Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen. Du erwiesest ihm diese große Huld und schenktest ihm einen Sohn, der jetzt auf seinem Thron sitzt. Und nun, Herr, mein Gott, du hast deinen Knecht an Stelle meines Vaters David zum König eingesetzt; doch ich bin noch zu jung und weiß nicht, wo aus und wo ein. Dein Knecht steht inmitten eines Volkes, das du erwählt hast, eines starken Volkes, dessen Menge weder berechenbar noch zählbar ist. Schenke also deinem Knecht ein urteilsfähiges Herz, damit er dein Volk regieren und zwischen Gut und Böse unterscheiden kann! Denn wer kann sonst dieses dein so mächtiges Volk leiten?" Dem Herrn gefiel es, daß Salomo diesen Wunsch geäußert hatte. Gott entgegnete ihm: "Du hast dir das erbeten und verlangtest nicht für dich ein langes Leben oder Reichtum oder den Tod deiner Feinde. Du hast vielmehr um Weisheit für die Pflege der Rechtsprechung nachgesucht. Daher werde ich deinem Wunsche gemäß handeln. Ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, so daß vor dir keiner war wie du und auch nach dir niemand auftreten wird, der dir gleicht. Doch auch das, worum du nicht gebeten hast, gebe ich dir: Reichtum und Ehre. Unter den Königen wird all deine Tage niemand sein wie du. Wandelst du auf meinen Wegen und hältst meine Satzungen und Gebote, wie dein Vater David es getan hat, so verlängere ich auch dein Leben." Da erwachte Salomo, und der Traum war beendet. Er ging nach Jerusalem, trat vor die Bundeslade des Herrn, brachte Brandopfer dar, veranstaltete Friedopfer und ließ all seinen Knechten ein festliches Gelage geben. Damals kamen zwei Dirnen zum König und traten vor ihn. Die eine sagte aus: "Mit Verlaub, mein Herr, ich und diese Frau wohnen im gleichen Haus. Ich gebar bei ihr im Haus. Drei Tage, nachdem ich geboren hatte, gebar auch diese Frau. Wir waren beisammen; kein Fremder befand sich bei uns im Haus außer uns beiden. Da starb der Sohn dieser Frau in der Nacht; denn sie hatte sich auf ihn gelegt. Mitten in der Nacht stand sie auf, nahm mein Kind von meiner Seite fort, während deine Magd schlief, und legte es an ihren Busen. Ihr totes Kind aber legte sie zu mir. Morgens stand ich auf, um mein Kind zu stillen, und sah, daß es tot war. Als ich es aber am Morgen genauer anschaute, erkannte ich, daß es nicht mein Kind war, das ich geboren hatte." Die andere Frau aber warf ein: "Nicht so, mein Kind lebt, und dein Kind ist tot!" Darauf die erste: "Nein, dein Kind ist tot, und meines lebt!" So stritten sie vor dem König. Der König sprach: "Diese sagt: Mein Kind lebt, und dein Kind ist tot. Jene behauptet: Nein, dein Kind ist tot, und mein Kind lebt." Da befahl der König: "Bringt mir ein Schwert!" Man brachte das Schwert vor den König. Und der König entschied: "Teilt das lebendige Kind in zwei Stücke und gebt die eine Hälfte der einen, die andere Hälfte der anderen!" Doch da bat die Mutter des lebendigen Kindes den König, weil sich das Mitleid mit ihrem Kind in ihr regte: "Mit Verlaub, mein Herr, gebt ihr doch das lebendige Kind und tötet es nicht!" Jene aber bestand darauf: "Es gehöre weder dir noch mir! Teilt es auseinander!" Da fällte der König die Entscheidung: "Gebt der anderen das lebendige Kind und tötet es nicht! Sie ist seine Mutter." Ganz Israel vernahm das Urteil, das der König gefällt hatte. Man bekam Ehrfurcht vor dem König; denn man sah, daß Gottes Weisheit in ihm wohnte, um Rechtsentscheide zu treffen. Der König Salomo war Herrscher über Gesamtisrael. Dies waren seine obersten Würdenträger: Asarja, der Nachkomme Zadoks, war Priester. Elichoreph und Achia, die Söhne Schuschas, waren Staatsschreiber, Josaphat, der Sohn Achiluds, Kanzler. Benaja, der Sohn Jehojadas, befehligte das Heer. Asarja, der Sohn Natans, war über die Statthalter gesetzt, Sabud, der Sohn Natans, war Freund des Königs. Achisar war Verwalter des Palastes, Adoniram, der Sohn Abdas, war Fronaufseher. Salomo hatte zwölf Statthalter in Gesamtisrael, die den König und seinen Hof zu versorgen hatten. Je einen Monat im Jahr oblag es dem einzelnen, ihn zu versorgen. Dies sind ihre Namen: der Sohn Churs auf dem Gebirge Ephraim, der Sohn Dekers in Makaz, Schaalbim, Bet-Schemesch, Elon und Bet-Chanan, der Sohn Cheseds in Arubbot. Ihm unterstand Socho und die gesamte Gegend von Chepher; dem Sohne Abinadabs unterstand der ganze Bergrücken von Dor. Er hatte Taphat, die Tochter Salomos, zur Frau. Baana, der Sohn Achiluds, verwaltete Taanach, Megiddo, ganz Bet-Schean, das neben Zaretan unterhalb Jezreel liegt, dann von Bet-Schean bis Abel-Mechola und über Jokmeam hinaus. Der Sohn Gebers war zu Ramot in Gilead. Ihm unterstanden die Dörfer Jaïrs, des Sohnes Manasses, in Gilead und der Landstrich Argob in Basan, sechzig große Städte mit Mauern und ehernen Riegeln; Achinadab, der Sohn Iddos, verwaltete Machanajim, Achimaaz Naphtali; auch er hatte eine Tochter Salomos zur Frau, nämlich Basmat. Baana, der Sohn Chuschajs, war in Aser und Bealot, Josaphat, der Sohn Paruachs, in Issachar, Schimi, der Sohn Elas, in Benjamin. Geber, der Sohn Uris, verwaltete das Land Gilead, das ist das Land Sichons, des Königs der Amoriter, und Ogs, des Königs von Basan. Ein Statthalter verwaltete das Stammland. Juda und Israel waren so zahlreich wie der Sand am Meer. Sie aßen und tranken und waren frohgemut. Salomo herrschte über alle Reiche vom Euphratstrom bis zum Philisterland und zur Grenze Ägyptens. Sie brachten Tributgeschenke und waren Salomo untertan, solange er lebte. Salomo brauchte täglich zum Unterhalt dreißig Kor Weizengrieß und sechzig Kor Feinmehl, zehn Mastrinder, zwanzig Weiderinder, hundert Stück Kleinvieh, nicht gerechnet die Hirsche, Gazellen, Rehe und das gemästete Geflügel. Denn er herrschte über alles Gebiet jenseits des Euphratstromes von Tiphsach bis Gaza, über alle Könige jenseits des Euphratstromes. Er hatte Frieden auf allen Seiten ringsum. Juda und Israel wohnten in Sicherheit von Dan bis Beerseba, ein jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum, solange Salomo lebte. Salomo hatte 4 000 Pferdeställe für seine Wagen und 12 000 Mann Wagenbesatzung. Jene Statthalter versorgten den König Salomo und alle, die zum Tisch des Königs Salomo Zutritt hatten, ein jeder in seinem Monat. Sie ließen es an nichts fehlen. Die Gerste und das Stroh für die Pferde und Zugtiere brachten sie an den vorgesehenen Ort, jeder der Reihe nach. Und Gott gab Salomo Weisheit und Einsicht in höchstem Grade, dazu Weitblick des Verstandes, dem Sand am Ufer des Meeres vergleichbar. Die Weisheit Salomos war größer als die Weisheit aller Söhne des Ostens und alle Weisheit Ägyptens. Er war weiser als alle übrigen Menschen, als etwa der Esrachit Etan, als Heman, Kalkol und Darda, die Söhne Machols. Sein Name war bekannt bei allen Völkern im Umkreis. Er verfaßte 3 000 Sprüche, und die Zahl seiner Lieder betrug 1 005. Er wußte zu reden über die Bäume, von der Zeder auf dem Libanon bis zum Ysop, der an der Mauer emporwächst; er redete über die vierfüßigen Tiere, die Vögel, die Kriechtiere und über die Fische. Von allen Völkern kamen Leute, um die Weisheit Salomos zu hören, und eine Anzahl von allen Königen der Erde, die von seiner Weisheit Kunde erhalten hatten. Hiram, der König von Tyrus, sandte seine Diener zu Salomo. Denn er hatte vernommen, daß man ihn anstelle seines Vaters zum König gesalbt hatte. Hiram hatte nämlich mit David immer Freundschaft gehalten. Salomo sandte hin zu Hiram mit der Botschaft: "Du weißt selbst, daß mein Vater David dem Namen seines Herrn und Gottes kein Haus bauen konnte wegen der Kriege, in die ihn seine Feinde verwickelten, bis der Herr sie unter seine Fußsohlen legte. Jetzt aber hat mir der Herr, mein Gott, ringsum Ruhe verliehen. Es ist kein Widersacher da, und auch keine schlimme Heimsuchung stört. So bin ich denn willens, dem Namen des Herrn, meines Gottes, ein Haus zu bauen, wie der Herr meinem Vater David verheißen hat: "Dein Sohn, den ich an deiner Statt auf deinen Thron setzen werde, baue in meinem Namen das Haus!" Erteile nun den Befehl, daß mir Zedern vom Libanon gefällt werden! Meine Knechte sollen mit deinen Knechten arbeiten. Den Lohn für deine Knechte will ich dir so geben, wie du bestimmen wirst; denn du weißt es ja selber, daß wir niemanden haben, der Holz so fällen kann wie die Sidonier." Als Hiram von Salomos Plänen vernahm, freute er sich sehr. Er rief aus: "Gepriesen sei heute der Herr, der dem David einen so weisen Sohn über dies große Volk verliehen hat!" Hiram ließ dem Salomo sagen: "Deine Botschaft habe ich vernommen und werde alle deine Wünsche an Zedern- und Zypressenholz erfüllen. Meine Knechte werden es vom Libanon an das Meer schaffen, und ich lasse es über das Meer an den Ort flößen, den du mir angeben wirst. Dort lasse ich es zerlegen, und du kannst es holen. Du aber erfülle meinen Wunsch und liefere für meinen Hof Lebensmittel!" So lieferte also Hiram dem Salomo Zedern- und Zypressenholz, soviel er haben wollte. Salomo aber gab dem Hiram 20 000 Kor Weizen zum Unterhalt für seinen Hof und zwanzig Kor Öl aus zerstoßenen Oliven ab. Alljährlich lieferte Salomo dem Hiram diese Menge. Der Herr aber verlieh dem Salomo Weisheit, wie er ihm verheißen hatte. Zwischen Hiram und Salomo herrschte gutes Einvernehmen, und sie schlossen miteinander ein Bündnis. Der König Salomo ließ aus ganz Israel einen Frondienst aufstellen; zur Fron gehörten 30 000 Mann. Er sandte davon auf den Libanon 10 000 Mann abwechselnd jeden Monat; einen Monat waren sie also auf dem Libanon und zwei Monate zu Hause. Adoniram war Fronaufseher. Dazu hatte Salomo 70 000 Lastträger und 80 000 Steinhauer im Gebirge. Nicht eingerechnet sind dabei die 3 600 Werkführer der Statthalter Salomos, welche die Arbeit zu beaufsichtigen hatten. Sie führten die Leute bei der Arbeit an. Der König befahl, große und wertvolle Steine zu brechen, um das Fundament des Hauses mit Quadern auszustatten. Die Bauleute Salomos und Hirams und die Leute aus Gebal bearbeiteten Holz und Steine und richteten sie für den Tempelbau her. Im 480. Jahr nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, im vierten Jahre der Herrschaft Salomos über Israel, im Monat Siw - das ist der zweite Monat - begann Salomo, den Tempel für den Herrn zu bauen. Der Tempel, den der König Salomo für den Herrn errichtete, war sechzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch. Die Vorhalle vor dem Hauptraum des Tempels hatte zwanzig Ellen Länge an der Stirnseite des Hauses und zehn Ellen Breite quer zur Längsrichtung des Hauses. Am Haus brachte man in Steinrahmen gefaßte Fenster an. An die Wände des Hauses wurden rings um den Hauptraum und um den hinteren Raum ein Anbau gelegt und Seitenräume eingesetzt. Im Untergeschoß war der Anbau fünf Ellen, im mittleren sechs und im dritten sieben Ellen breit; denn er gab dem Haus außen herum Abstufungen, um nicht in die Wände des Hauses eingreifen zu müssen. Bei der Errichtung des Hauses wurde mit Steinen gearbeitet, die schon beim Bruch fertig behauen waren. Man hörte also beim Bau des Hauses keine Hämmer, Meißel und was es sonst an eisernen Werkzeugen gibt. Die Tür zu den Seitenräumen im Untergeschoß war an des Hauses Südseite. Über Treppen stieg man zum mittleren und vom mittleren zum dritten Geschoß. Als er das Haus fertiggebaut hatte, bedeckte er das Haus, nämlich die Balken und Vertäfelungen, mit Zedern. Er baute den Anbau um das ganze Haus, jedes Stockwerk fünf Ellen hoch. Er verband ihn mit dem Haus durch Zedernbalken. Und das Wort des Herrn erging an Salomo: "Mit dem Haus, das du baust, verhält es sich so: Wandle in meinen Satzungen, befolge meine Vorschriften, beachte meine Befehle und wandle nach ihnen! Dann werde ich mein Wort an dir in Erfüllung gehen lassen, das ich zu deinem Vater David gesprochen habe: Ich werde inmitten der Israeliten wohnen und mein Volk Israel nicht im Stich lassen!" So baute Salomo den Tempel und vollendete ihn. Die Wände des Hauses umkleidete er inwendig mit Brettern aus Zedernholz. Vom Fußboden des Hauses bis zu den Balken der Decke täfelte er es inwendig mit Holz; den Fußboden des Hauses belegte er mit Dielen aus Zypressenholz. Und er trennte von der Rückseite des Tempels her zwanzig Ellen durch Zederndielen ab, vom Fußboden bis zum Gebälk, und schuf so im Innern den Hinterraum, das Allerheiligste. Vierzig Ellen lang war der Hauptraum vor dem Hinterraum. Zedernverkleidung war im Innern des Hauses angebracht, eingeschnitzte Blumen und Blütengehänge. Alles war Zedernholz, kein Stein war sichtbar. Drinnen im Innersten des Hauses errichtete er den Hinterraum, um hier die Bundeslade des Herrn aufzustellen. Der Hinterraum war zwanzig Ellen lang, zwanzig Ellen breit und zwanzig Ellen hoch. Er überzog ihn mit lauterem Gold. Auch machte er einen Altar, nämlich vor dem Hinterraum, und überzog ihn mit Gold. Das ganze Haus überzog er vollständig mit Gold. Im Hinterraum ließ er zwei Kerubim aus Ölbaumholz anfertigen, zehn Ellen hoch. Fünf Ellen lang war der eine Kerubflügel und fünf Ellen sein zweiter Flügel. Zehn Ellen betrug die Entfernung von einem Flügelende bis zum andern. Zehn Ellen maß auch der andere Kerub. Beide hatten das gleiche Maß und die gleiche Gestalt. Die Höhe des einen Kerub war zehn Ellen, ebenso die Höhe des zweiten. Er stellte die Kerubim in die Mitte des innersten Raumes. Sie breiteten ihre Flügel so aus, daß der Flügel des einen Kerub die eine Wand, der Flügel des zweiten Kerub die andere Wand berührte und die beiden inneren Flügel in der Mitte des Raumes zusammenstießen. Auch die Kerubim hatte er mit Gold überzogen. An allen Wänden des Hauses ließ er ringsum Schnitzwerke von Kerubim, Palmen und Blumengehängen im inneren und im äußeren Raum anbringen. Auch den Fußboden des Tempels überzog er mit Gold im inneren und im äußeren Raum. Den Eingang zum Hinterraum schmückte er mit Türflügeln aus Ölbaumholz; Giebelbalken und Türpfosten bildeten ein Fünfeck. An den beiden Türflügeln aus Ölbaumholz ließ er Schnitzwerke von Kerubim, Palmen und Blütengehängen anbringen und vergolden. Die Kerubim und Palmen überzog er mit Goldblech. Ebenso verfertigte er für den Eingang zum Hauptraum Pfosten von Ölbaumholz, und zwar im Viereck, ferner zwei Türflügel aus Zypressenholz. Die beiden Blätter des einen Türflügels konnte man drehen und ebenso die beiden Blätter des anderen Türflügels. Er ließ darauf Kerubim, Palmen und Blumengehänge einschnitzen und dünngeschlagenes Gold auf das Schnitzwerk legen. Er umbaute den inneren Vorhof mit je drei Schichten behauener Quadern und einer Lage von Zedernbalken. Im vierten Jahr, im Monat Siw, wurde zum Haus des Herrn das Fundament gelegt. Im elften Jahr, im Monat Bul - das ist der achte Monat - war das Haus mit allen seinen Teilen und mit allem, was dazugehörte, vollendet. Sieben Jahre hatte man an ihm gebaut. Salomo baute an seinem eigenen Haus dreizehn Jahre, bis er es vollendet hatte. Er baute das Libanonwaldhaus hundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch mit drei Reihen von Säulen aus Zedernholz und behauenen Zedernbalken darauf. Es war getäfelt mit Zedernholz oberhalb der Gemächer, die über den fünfundvierzig Säulen, je fünfzehn in einer Reihe lagen. Fenster gab es in drei Reihen, und zwar dreimal eines gegenüber dem andern. Alle Türen und Pfosten waren viereckig; je drei Öffnungen lagen einander gegenüber. Er baute die Vorhalle aus Säulen, fünfzig Ellen lang und dreißig Ellen breit, und an ihrer Vorderseite eine Halle mit Säulen und einem Vordach. Ferner schuf er die Thronhalle als Raum für Gerichtssitzungen. Sie war vom Boden bis zur Decke mit Zederngetäfel verkleidet. Dazu kam sein eigenes Wohnhaus im anderen Vorhof einwärts der Halle, das in der gleichen Art gebaut war. Ein Haus nach Art jener Halle errichtete er auch für die Tochter des Pharao, die sich Salomo zur Frau genommen hatte. Alle diese Bauten waren aus kostbaren Steinen, die nach dem Maßstab von Quadern innen und außen mit der Steinsäge geschnitten waren, von den Fundamenten bis zum Dach, von außen her bis zum großen Vorhof. Die Fundamente waren ebenfalls wertvolle große Steine. Es waren Steinblöcke von zehn und solche von acht Ellen. Darüber lagen kostbare, nach Quadermaß behauene Steine und Zedernholz. Der große Vorhof hatte eine Mauer mit je drei Reihen Quadern und einer Lage Zedernbalken, desgleichen auch der innere Vorhof um das Haus des Herrn und der Hof um die Palasthalle. Der König Salomo ließ den Hiram aus Tyrus kommen. Dieser war der Sohn einer Witwe aus dem Stamm Naphtali. Sein Vater war ein Erzschmied aus Tyrus, begabt mit Weisheit, Verstand und Geschick, Arbeiten in Erz auszuführen. Dieser kam zum König Salomo und führte alle seine Aufträge aus. Er goß die beiden ehernen Säulen, achtzehn Ellen betrug die Höhe einer jeden Säule, und ein Faden von zwölf Ellen konnte sie umspannen. Ihre Dicke betrug vier Finger; innen war sie hohl. Ebenso goß er die zweite Säule. Dazu verfertigte er zwei Kapitelle aus Gußerz, um sie oben auf die Säulen zu setzen. Jedes Kapitell hatte die Höhe von fünf Ellen. Ferner brachte er Ziergeflecht an den Kapitellen oben auf den Säulen an, für jedes der beiden Kapitelle ein Geflecht. Dann verfertigte er die Granatäpfel in zwei Reihen ringsum auf dem einen Geflecht, um die Kapitelle auf den Säulen oben zuzudecken. Genauso tat er beim zweiten Kapitell. Die Kapitelle oben auf den Säulen waren lilienförmig und vier Ellen groß. Und wieder andere Knäufe befanden sich oben an den Säulen zum Geflecht hin; Granatäpfel waren zweihundert in den Reihen rings um das zweite Kapitell. Er errichtete die Säulen in der Vorhalle des Tempels; die Säule, die er zur Rechten aufgestellt hatte, nannte er Jachin, die Säule, die er links aufgestellt hatte, Boas. Oben liefen die Säulen lilienförmig aus. So wurde die Verfertigung der Säulen vollendet. Sodann machte er das aus Erz gegossene "Meer". Es maß von einem Rand bis zum andern zehn Ellen, war vollkommen rund und fünf Ellen hoch. Eine Schnur von dreißig Ellen konnte es rings umspannen. Unter seinem Rand waren Blumengewinde angebracht, je zehn auf einer Elle. In zwei Reihen hatte man die Blumengewinde mit ihm aus einem Guß gegossen. Es stand auf zwölf Rindern, von denen drei nach Norden, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten gewandt waren. Das "Meer" ruhte auf ihnen, da ihre Hinterseite jeweils nach innen gekehrt war. Des "Meeres" Dicke betrug eine Handbreite. Sein Rand war gearbeitet nach Art eines Bechers, der einer Lilienblüte ähnelt. Es faßte 2 000 Bat. Er verfertigte auch zehn eherne Gestelle, jedes vier Ellen lang, vier Ellen breit und drei Ellen hoch. Folgendermaßen waren die Gestelle ausgeführt: Sie hatten Verbindungsleisten zwischen den Randleisten. An den Verbindungsleisten zwischen den Randleisten befanden sich Löwen, Rinder und Kerubim, und an den Randleisten ebenso. Oberhalb und unterhalb der Löwen und Rinder waren herabhängende Kränze. Vier eherne Räder hatte ein jedes Gestell und ebenso eherne Radachsen. Diese vier Ecken trugen Ansätze unterhalb des Beckens, eines gegenüber dem andern. Das Becken öffnete sich nach innen an der oberen Seite, und das äußerlich Sichtbare war eine Elle hoch und ganz rund, eineinhalb Ellen im Durchmesser. Auch an seinem Rand befand sich Schnitzwerk. Die Verbindungsleisten waren viereckig und nicht rund. Die vier Räder befanden sich unter den Verbindungsleisten. Die Stützen der Räder waren am Gestell befestigt. Jedes Rad war anderthalb Ellen hoch. Die Räder waren gearbeitet wie Wagenräder. Ihre Halter, Felgen, Speichen und Naben waren alle aus Erz gegossen. Vier Ansätze befanden sich an den vier Ecken eines jeden Gestells und bildeten mit ihm zusammen ein Stück. Der Aufsatz des Gestells war eine halbe Elle hoch und ringsum abgerundet. Seine Halter und Leisten waren ebenfalls mit ihm ein Stück. Auf die Seitenflächen ließ er Kerubim, Löwen und Palmen eingravieren, soweit Platz war, und Gewinde ringsum. So fertigte er die zehn Gestelle an. Alle waren aus dem gleichen Guß, hatten ein Maß und dieselbe Gestalt. Er goß auch zehn eherne Becken, von denen ein jedes vierzig Bat faßte und vier Ellen lang war. Auf jedem der zehn Gestelle befand sich ein Becher. Fünf Gestelle setzte er an die Südseite des Hauses und fünf an dessen Nordseite. Das "Meer" stellte er auf die rechte Seite des Hauses nach Südosten zu. Endlich verfertigte Hiram Töpfe, Schaufeln und Sprengschalen. So vollendete Hiram das gesamte Werk, das er im Auftrag des Königs Salomo für das Haus des Herrn zu leisten hatte: Zwei Säulen mit zwei Schalenkapitellen oben auf den Säulen, die zwei Ziergeflechte, um die beiden Schalenkapitelle auf den Säulen zu bedecken. Vierhundert Granatäpfel für die beiden Ziergeflechte, die in zwei Reihen an je einem Ziergeflecht hingen, um die beiden Schalenkapitelle auf den Säulen zuzudecken, die zehn Gestelle, die zehn Becken auf den Gestellen, das eine "Meer", die zwölf Rinder unter dem "Meer", die Töpfe, Schaufeln und Sprengschalen. Alle diese Geräte, die Hiram dem König Salomo für das Haus des Herrn verfertigte, bestanden aus blankem Erz. Im Jordangau ließ sie der König gießen, bei der Furt von Adama zwischen Sukkot und Zaretan. Salomo gab allen Geräten ihren Platz. Wegen der allzu großen Menge konnte das Gewicht des Erzes nicht festgestellt werden. Salomo hatte alle Geräte, die ins Haus des Herrn kamen, anfertigen lassen: den goldenen Altar, den goldenen Tisch, auf dem die Schaubrote lagen, die fünf Leuchter zur Rechten und die fünf zur Linken vor dem Hinterraum, bestehend aus lauterem Gold mit den goldenen Blüten, Lampen und Dochtscheren, ferner die Becken, Messer, Sprengschalen, Schüsseln und Feuerbecken aus lauterem Gold. Die Stirnseiten an den Türen des inneren Raumes zum Allerheiligsten und an den Türen des Tempelhauses waren von Gold. So ward das Werk, das der König Salomo für das Haus des Herrn befohlen hatte, vollendet. Nun brachte Salomo die Weihegeschenke seines Vaters David hinein. Silber und Gold und die Gefäße legte er in die Schatzkammern des Hauses des Herrn. Damals versammelte Salomo die Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme und die Fürsten der israelitischen Geschlechter, bei sich in Jerusalem, um die Bundeslade des Herrn aus der Davidsstadt, das ist Sion, herauszuholen. Da kamen beim König Salomo alle Männer Israels im Monat Etanim, d. h. im siebten Monat, am Feste zusammen. Als alle Ältesten Israels da waren, erhoben die Priester die Lade. Sie brachten die Lade des Herrn, das Offenbarungszelt und alle heiligen Geräte, die im Zelte waren, hinauf. Die Priester und Leviten trugen sie hinauf. Der König Salomo und mit ihm die ganze Gemeinde Israels versammelten sich vor der Lade. Sie schlachteten Schafe und Rinder, unzählbar an Menge. Die Priester stellten die Bundeslade des Herrn an ihren Platz in den Hinterraum des Hauses, ins Allerheiligste, unter die Flügel der Kerubim. Denn die Kerubim breiteten die Flügel über den Platz der Lade. Die Kerubim bedeckten die Lade und ihre Stangen von oben her. Die Stangen waren so lang, daß man ihre Spitzen im Heiligtum vor dem Hinterraum wahrnehmen konnte. Jedoch von draußen waren sie nicht zu sehen. Sie befinden sich dort bis zum heutigen Tag. In der Lade lagen nur die beiden steinernen Tafeln, die Moses am Horeb hineingelegt hatte, die Tafeln des Bundes, den der Herr mit den Söhnen Israels bei ihrem Auszug aus Ägypten geschlossen hatte. Während die Priester aus dem Heiligtum traten, erfüllte die Wolke das Haus des Herrn. Der Wolke wegen konnten die Priester nicht Dienst tun; denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn. Damals sprach Salomo: "Im Dunkel wolle er wohnen, sagte der Herr. So baute ich einen Herrscherpalast für dich als Stätte, an der du weilst auf ewig." Dann wandte sich der König um und segnete die ganze Gemeinde Israels, während die ganze Gemeinde stand. Er sprach: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, dessen Mund meinem Vater David Verheißungen gab und dessen Hand sie erfüllte! Er hatte gesagt: "Seit der Zeit, da ich mein Volk Israel aus Ägypten fortgeführt, habe ich mir aus keinem der israelitischen Stämme eine Stadt auserwählt für den Bau eines Hauses, damit mein Name dort wohne. Doch Jerusalem habe ich erwählt, daß mein Name hier sei, und David erwählte ich zum Herrscher über mein Volk Israel." Mein Vater David hegte in seinem Herzen den Gedanken, dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, ein Haus zu bauen. Doch der Herr sprach zu ihm: "Wenn du dich in deinem Herzen mit dem Gedanken beschäftigst, meinem Namen ein Haus zu bauen, so ist das ein guter Entschluß. Nur sollst du selbst das Haus nicht bauen, sondern der Sohn, der von dir leiblich abstammt soll meinem Namen das Haus bauen!" Der Herr hat nun sein Verheißungswort Wirklichkeit werden lassen. Ich trat an die Stelle meines Vaters David und bestieg den Thron Israels, wie der Herr verheißen. Ich habe das Haus dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, gebaut. Ich bestimmte dort einen Platz für die Lade, in welcher der Bund des Herrn ruht, den er mit unsern Vätern schloß, als er sie fortführte aus Ägypten." Dann trat Salomo vor der ganzen Gemeinde Israel an den Altar des Herrn und breitete seine Hände zum Himmel aus. Er flehte: "Herr, du Gott Israels, es ist kein Gott im Himmel und auf Erden wie du. Du bewahrst den Bund und die Huld deinen Knechten, die aus ganzem Herzen vor dir wandeln. Du hast deinem Knecht David, meinem Vater, dein Versprechen gehalten. Dein Mund hat es verkündet, deine Hand heute erfüllt. Und nun, o Herr, Gott Israels, halte deinem Knecht David, meinem Vater, auch die weitere Verheißung, die du ihm gabst: "Es wird dir nie an einem Nachkommen in meinem Dienste fehlen, der auf dem Thron Israels sitzt, wenn nur deine Söhne auf ihren Weg achtgeben und vor mir wandeln, wie du vor mir gewandelt bist." Möge doch nun, Gott Israels, dein Wort, das du deinem Knecht David, meinem Vater, gegeben hast, wahr werden! Wohnt denn Gott wahrhaftig auf Erden? Fürwahr, der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht, wieviel weniger dieses Haus, das ich erbaut habe! Neige dich nun dem Gebet deines Knechtes und seinem Flehen zu, Herr, mein Gott, und höre das inständige Rufen und das Gebet, das dein Knecht heute an dich richtet! Mögen doch deine Augen über diesem Haus bei Tag und Nacht offen sein, über der Stätte, von der du gesagt hast: "Mein Name wird dort wohnen." Höre also auf das Gebet, das dein Knecht zu dieser Stätte hin verrichtet! Achte auf das Rufen deines Knechtes und deines Volkes Israel, wenn sie zu dieser Stätte hin beten! Höre du in deiner Wohnung im Himmel, höre und verzeihe! Verfehlt sich jemand gegen seinen Nächsten, und legt ihm dieser einen Eid auf, den er schwören soll, kommt er dann und schwört ihn vor deinem Altar in diesem Haus, so höre du es im Himmel und nimm dich an! Sprich Recht deinen Dienern, verurteile den Schuldigen, indem du sein Handeln auf sein Haupt fallen läßt! Den Schuldlosen dagegen sprich frei, indem du ihm nach seiner Gerechtigkeit vergiltst! Wenn dein Volk Israel vom Feind geschlagen wird, weil es sich gegen dich versündigt hat, bekehrt sich dann aber wieder zu dir, lobpreist deinen Namen, betet und fleht zu dir in diesem Haus, dann erhöre du es im Himmel; vergib die Sünde deines Volkes Israel und bringe es in das Land zurück, das du seinen Vätern verliehen hast! Wenn der Himmel verschlossen bleibt und kein Regen fällt, da sie sündigten gegen dich, und wenn sie dann zu diesem Orte hin beten, deinen Namen lobpreisen und sich von ihren Sünden bekehren, weil du sie demütigst, so höre du vom Himmel her und verzeihe die Sünden deiner Knechte, deines Volkes Israel; denn du lehrst sie den rechten Weg, den sie zu gehen haben. Schenke Regen deinem Land, das du deinem Volk zum Erbbesitz verliehen hast! Hungersnot herrscht im Land, es wütet die Pest, Getreidebrand und Rost, Heuschrecken und Ungeziefer treten auf, sein Feind bedrängt es im eigenen Wohngebiet, irgendeine Plage oder Krankheit trifft ein: Jegliches Gebet und jedes Flehen irgendeines Menschen, deines ganzen Volkes Israel, wie jeder sein Herzeleid kennt und seine Hände ausbreitet zu diesem Hause hin, höre du es im Himmel, in deiner Wohnstätte, verzeihe und handle! Einem jeden vergilt ganz nach seinem Wandel! Du kennst allein die Herzen aller Menschenkinder. Dann werden sie Ehrfurcht vor dir haben, solange sie auf dem Boden leben, den du unsern Vätern gegeben hast. Auch den Ausländer, der nicht aus deinem Volke Israel stammt, sondern aus fernem Land deines Namens wegen kommt, [denn man hört von deinem gewaltigen Namen, deiner starken Hand und deinem ausgestreckten Arm], wenn er also kommt und betet zu diesem Hause hin, dann höre du es im Himmel, deinem Wohnsitz, und gewähre alles, worum der Fremde zu dir ruft! Alle Völker der Erde werden alsdann deinen Namen anerkennen, dich fürchten wie dein Volk Israel und erfahren, daß dieses Haus, das ich gebaut habe, deinen Namen trägt. Wenn dein Volk gegen seine Feinde in den Krieg zieht auf dem Weg, den du es sendest, und es betet zum Herrn in Richtung auf die Stadt, die du erwählt hast, und zum Haus, das ich deinem Namen zu Ehren gebaut habe, dann höre im Himmel sein Gebet und sein Flehen, und verhilf ihm zum Recht! Wenn sie sündigen gegen dich - es gibt ja keinen Menschen, der ohne Sünde ist -, und du zürnst ihnen, gibst sie ihren Bedrängern preis, und ihre Feinde führen sie gefangen fort in ein fernes oder auch in ein nahes Land, und wenn sie dann im Land ihrer Gefangenschaft in sich gehen und im Feindesland wieder um dein Erbarmen flehen und eingestehen: "Wir haben Sünde, Unrecht und Frevel getan", und wenn sie mit ihrem ganzen Herzen und ihrer ganzen Seele im Land ihrer Bedränger, die sie gefangen fortführten, sich zu dir wenden und zu dir flehen in der Richtung nach ihrem Land, das du ihren Vätern schenktest, nach der Stadt, die du erwähltest, und nach dem Hause, das ich deinem Namen erbaute, dann erhöre du im Himmel, deinem Wohnsitz, ihr Beten und Flehen und verhilf ihnen zu ihrem Recht! Verzeihe deinem Volk die Schuld, wodurch sie gegen dich fehlten, und alle ihre Frevel, womit sie sich gegen dich auflehnten! Laß sie Barmherzigkeit finden bei ihren Bezwingern, daß sie sich ihrer erbarmen! Denn dein Volk sind sie ja und dein Erbteil, das du aus Ägypten, dem Eisenschmelzofen, fortgeführt hast. Mögen deine Augen offenstehen dem Flehen deines Knechtes und dem Rufen deines Volkes Israel! Höre auf sie, sooft sie zu dir rufen! Du hast sie ja als dein Erbteil aus allen Erdenvölkern ausgeschieden, wie du durch deinen Knecht Moses verheißen hast, als du unsere Väter aus Ägypten fortführtest, o Herr, unser Gott!" Salomo hatte dieses sein flehentliches Gebet an den Herrn vollendet. Da erhob er sich vor dem Altar des Herrn, wo er auf den Knien lag, seine Hände zum Himmel ausgebreitet. Dann trat er hin, segnete die ganze Gemeinde Israels mit lauter Stimme und sprach: "Gepriesen sei der Herr, der seinem Volke Israel Ruhe geschenkt hat, wie er versprochen. Kein einziges von all den guten Verheißungsworten, die er durch seinen Knecht Moses gegeben hat, ist ausgeblieben. Der Herr, unser Gott, stehe uns bei, wie er unseren Vätern geholfen hat! Er verlasse und verstoße uns nicht! Er lenke unsere Herzen zu sich hin, damit wir auf allen seinen Wegen wandeln und seine Befehle, Gebote und Vorschriften halten, wie er unsern Vätern befohlen hat! Möchten doch diese meine Worte, mit denen ich vor dem Herrn um seine Gnade gefleht habe, dem Herrn, unserm Gott, bei Tag und Nacht nahe sein! Er möge seinem Knecht und seinem Volk Israel Recht verschaffen, wie es Tag für Tag nottut! So sollen alle Erdenvölker erkennen, daß der Herr Gott ist und sonst niemand! Möchten doch eure Herzen gänzlich dem Herrn, unserm Gott, gehören, auf daß ihr nach seinen Geboten wandlt und stets seine Befehle beachtet wie am heutigen Tag!" Daraufhin brachte der König und ganz Israel mit ihm vor dem Herrn Opfer dar. Als Friedopfer, das er zu Ehren des Herrn schlachtete, opferte Salomo 22 000 Rinder und 120 000 Schafe. So vollzogen der König und alle Kinder Israels am Hause des Herrn die Weihe. Damals weihte der König auch den mittleren Teil des Vorhofes vor dem Haus des Herrn ein. Denn dort brachte er die Brandopfer, Speiseopfer und die Fettstücke der Friedopfer dar. Der eherne Altar, der vor dem Herrn stand, war nämlich zu klein und konnte die Brand- und Speiseopfer und das Fett der Friedopfer nicht fassen. So feierte damals Salomo mit Gesamtisrael das "Fest", eine große Volksversammlung von Lebo-Hamat bis zum Bach Ägyptens vor dem Herrn, unserem Gott, sieben Tage lang [und noch sieben Tage, d. h. vierzehn Tage]. Am achten Tag ließ er das Volk ziehen. Sie nahmen Abschied vom König und gingen in ihre Zelte fort, freudig und frohgemut über all das Gute, das der Herr seinem Knecht David und seinem Volk Israel erwiesen hatte. Als Salomo den Bau des Herrentempels und des Königspalastes vollendet und alle seine Baupläne nach Wunsch verwirklicht hatte, da erschien ihm der Herr zum zweitenmal, wie er ihm zu Gibeon erschienen war. Der Herr sprach zu ihm: "Ich habe dein Gebet und dein Flehen, das du zu mir emporgeschickt hast, vernommen. Geweiht habe ich dieses Haus, das du erbaut hast. Hier will ich für immer meinen Namen wohnen lassen. Meine Augen und mein Herz werden ständig hier verweilen. Wandelst du nun vor mir wie dein Vater David mit vollster Hingabe und Aufrichtigkeit, tust du alles, was ich dir geboten habe, befolgst du meine Satzungen und Gebote, dann befestige ich den Thron deines Königtums über Israel für immer, wie ich es deinem Vater David verheißen habe, indem ich sprach: "Nie soll es dir an einem männlichen Nachkommen auf dem Thron Israels fehlen!" Wendet ihr und eure Söhne euch aber von mir ab, beachtet ihr nicht meine Befehle und Satzungen, die ich euch zur Pflicht machte, geht ihr vielmehr hin, fremden Göttern zu dienen und sie anzubeten, dann rotte ich Israel vom Boden aus, den ich ihm gegeben habe, verwerfe das Haus, das ich meinem Namen geweiht habe, und Israel wird bei allen Völkern Gegenstand des Hohnes und Spottes sein. Dieses Haus aber wird zu einem Trümmerhaufen. Jeder, der an ihm vorübergeht, wird entsetzt sein und höhnisch pfeifen. Fragt man dann, warum der Herr so mit diesem Land und mit diesem Haus verfahren ist, wird man zur Antwort geben: "Weil sie den Herrn, ihren Gott, der ihre Väter aus Ägypten herausgeführt, verlassen, an andere Götter sich angeklammert, sie angebetet und ihnen gedient haben, deshalb hat der Herr all dieses Ungemach über sie kommen lassen."" Zwanzig Jahre waren vergangen. In dieser Zeit hatte Salomo die beiden Gebäude, den Tempel des Herrn und den Palast des Königs, errichtet. Hiram, der König von Tyrus, hatte Salomo mit Zedern- und Zypressenholz und auch mit Gold, soviel er wünschte, versorgt. Damals trat der König Salomo dem Hiram zwanzig Städte in der Landschaft Galiläa ab. Hiram kam aus Tyrus, um die Städte zu besichtigen, die Salomo ihm geschenkt hatte. Sie gefielen ihm aber nicht. Und er sprach: "Was sind schon diese Städte, die du mir abgetreten hast, mein Bruder?" Man nennt sie "Land Kabul" bis heute. Hiram hatte dem König hundertzwanzig Talente Gold gesandt. Und so verhielt es sich mit dem Frondienst, den der König Salomo für den Bau des Hauses des Herrn, seines Palastes, des Millo, der Mauer Jerusalems, Chazors, Megiddos und Gesers ausgehoben hatte: Der Pharao, der König von Ägypten, war nämlich in den Krieg gezogen, hatte Geser eingenommen, es verbrannt, die Kanaaniter, die in der Stadt wohnten, getötet und die Stadt selbst als Brautgeschenk seiner Tochter, der Frau Salomos, übergeben. Salomo baute also Geser wieder auf, dazu das untere Bet-Choron, Baalat und Tamar in der Steppe im Lande (Juda), ferner alle Vorratsstädte, die Salomo besaß, die Städte für die Wagen und deren Bemannung und alles, was Salomo sonst noch in Jerusalem, auf dem Libanon und in seinem ganzen Herrschaftsgebiet zu bauen wünschte. Alle Leute, die noch übriggeblieben waren von den Amoritern, den Hethitern, den Perissitern, Hiwwitern und Jebusitern, die nicht israelitisch waren, ihre Nachkommen, die im Lande noch da waren und von den Israeliten nicht ausgerottet waren, hob Salomo zur Fron aus bis heute. Von den Israeliten machte aber Salomo niemanden zum Sklaven, sondern sie waren seine Kriegsleute und seine Beamten, seine Vornehmen und Schildträger und die Obersten über seine Kriegswagen und deren Besatzung. Dies waren die fünfhundertfünfzig obersten Werkführer, welche die Arbeiten Salomos zu leiten hatten. Sie führten die Aufsicht über das Volk, das die Arbeit verrichtete. Als nun die Tochter Pharaos aus der Davidsstadt in ihr Haus hinaufgezogen war, das Salomo für sie bauen ließ, machte er sich an die Erbauung des Millo. Salomo brachte dreimal im Jahr Brand- und Friedopfer auf dem Altar dar, den er dem Herrn erbaut hatte; dazu verbrannte er die Feueropfer vor dem Herrn. Das Haus selbst hatte er vollendet. Sogar Schiffe baute der König Salomo zu Ezjon-Geber, das bei Elat am Ufer des Schilfmeeres in Edom liegt. Hiram sandte seine Leute, kundige Seefahrer, auf Schiffen mit den Leuten Salomos aus. Sie fuhren nach Ophir und holten von dort vierhundertzwanzig Talente Gold, die sie Salomo brachten. Die Königin von Saba hörte gerüchtweise von Salomo und kam, ihn durch Rätsel auf die Probe zu stellen. Sie zog nach Jerusalem mit reichem Gefolge, mit Kamelen, die Spezereien und viel Gold und Edelsteine trugen. Sie trat zu Salomo hin und sprach mit ihm über alles, was sie sich ausgedacht hatte. Auf alle ihre Fragen gab ihr Salomo Antwort. Dem König war nichts verborgen, über das er ihr nicht hätte Auskunft geben können. Die Königin von Saba bemerkte die große Weisheit Salomos und sah auch den Palast, den er gebaut hatte, die Speisen auf seinem Tisch, die Sitzordnung seiner Hofbeamten, das Aufwarten seiner Bediensteten und ihre Kleidung, seine Mundschenke, und endlich seinen Aufzug, wie er zum Haus des Herrn hinaufging. Da blieb ihr vor Staunen der Atem aus, und sie sprach zum König: "Was ich in meinem Land über deine Verhältnisse und deine Weisheit vernommen habe, entspricht der Wirklichkeit. Nur wollte ich den Gerüchten nicht glauben, bis ich selber kam und es mit eigenen Augen sehen konnte. Da fand ich, daß ich nicht die Hälfte von dem, was ich hier sah, erfahren hatte. Deine Weisheit und dein Reichtum übertreffen die Kunde, die ich vernommen habe. Glückselig deine Leute, glückselig diese deine Knechte, die allezeit vor deinem Angesicht stehen und deine Weisheit hören! Der Herr, dein Gott, sei gepriesen, der an dir Gefallen fand und dich auf den Thron Israels setzte! Weil der Herr für immer Israel liebt, deshalb hat er dich zum König bestellt, auf daß du Recht und Gerechtigkeit übst." Dann gab sie dem König hundertzwanzig Talente Gold, Spezereien in großer Menge und Edelsteine. Niemals mehr kamen soviel Spezereien ins Land, wie die Königin von Saba sie damals dem König Salomo schenkte. Auch Hirams Schiffe, die Gold aus Ophir holten, brachten von dort kostbare Bauhölzer in Menge und Edelsteine herbei. Der König ließ aus den kostbaren Bauhölzern Pfeiler für das Haus des Herrn und den Königspalast herstellen, ferner Zithern und Harfen für die Sänger. Solche kostbaren Hölzer sind niemals wieder in das Land gekommen und gesehen worden bis heute. Der König Salomo gab der Königin von Saba alles, wonach sie begehrte und verlangte, abgesehen von dem, was er ihr bereits, entsprechend der Möglichkeit eines Königs Salomo, geschenkt hatte. Darauf kehrte sie in ihr Land zurück samt ihrem Gefolge. Das Gewicht des Goldes, das bei Salomo alljährlich einging, betrug 666 Talente. Hierbei sind nicht mitgerechnet die Abgaben der Kaufleute, die Steuer der Händler, aller Könige Arabiens und der Statthalter des Landes. Der König Salomo ließ zweihundert Schilde aus gehämmertem Gold anfertigen, sechshundert Goldsekel verwandte er für einen Schild. Dreihundert kleinere Schilde von gehämmertem Gold kamen dazu. Drei Goldminen verwandte er für jeden. Er hinterlegte sie im Libanonwaldhaus. Der König ließ sodann einen großen Thron aus Elfenbein anfertigen und mit gediegenem Gold überziehen. Sechs Stufen führten zum Thron hinauf, und Stierköpfe brachte man an der Hinterseite des Thrones an. Armlehnen befanden sich auf beiden Seiten des Sitzes, und zwei Löwen standen neben den Lehnen. Zwölf Löwen standen dort auf den sechs Stufen zu beiden Seiten. Noch für kein Königreich ist je dergleichen angefertigt worden. Auch alle Trinkgefäße des Königs Salomo waren aus Gold, ebenso alle Geräte im Libanonwaldhaus von gediegenem Gold. Silber galt in den Tagen Salomos nichts. Denn der König hatte Tarsisschiffe auf dem Meer zusammen mit den Schiffen Hirams. Jeweils einmal in drei Jahren kamen die Tarsisschiffe und brachten Gold, Silber, Elfenbein, Affen und Perlhühner. So übertraf der König Salomo alle Erdenkönige an Reichtum und Weisheit. Alle Welt suchte Salomo persönlich zu sehen und seine Weisheit zu hören, die Gott ihm ins Herz gelegt hatte. Jeder von ihnen brachte alljährlich sein Tributgeschenk: Silberne und goldene Geräte, Kleider, Waffen, Spezereien, Pferde und Maultiere. Salomo beschaffte sich Wagen und Bemannung. Er besaß 1 400 Streitwagen und 12 000 Mann Besatzung. Er verlegte sie in die Wagenstädte oder zu sich nach Jerusalem. Der König machte in Jerusalem das Silber so häufig wie Steine und die Zedern wie Maulbeerfeigenbäume in der Niederung. Die Pferde wurden für Salomo aus Ägypten und aus Koë geholt. Die Händler des Königs brachten sie aus Koë zum Marktpreis. Ein Wagen aus Ägypten kam auf sechshundert Silbersekel zu stehen und ein Pferd auf hundertfünfzig. Ebenso wurden sie durch ihre Vermittlung an alle hethitischen und aramäischen Könige ausgeführt. Der König Salomo liebte viele ausländische Frauen neben der Tochter des Pharao. Es waren moabitische, ammonitische, edomitische, sidonische und hethitische Frauen, aus den Völkern also, von denen der Herr den Israeliten geboten hatte: "Ihr sollt nicht zu ihnen gehen, und sie sollen nicht zu euch kommen; sonst wenden sie eure Herzen ihren Göttern zu." An diesen hing Salomo in Liebe. Er hatte siebenhundert fürstliche Frauen und dreihundert Nebenfrauen, die sein Herz verführten. Als Salomo älter wurde, machten seine Frauen sein Herz fremden Göttern geneigt. Sein Herz war nicht mehr dem Herrn, seinem Gott, so gänzlich hingegeben wie das Herz seines Vaters David. Salomo lief Astarte, der Gottheit der Sidonier, und Milkom, dem Scheusal der Ammoniter, nach. So tat er denn, was den Augen des Herrn mißfiel; er gehorchte nicht unentwegt dem Herrn wie sein Vater David. Damals baute Salomo eine Opferhöhe für Moabs Scheusal Kamosch auf dem Berg, der östlich von Jerusalem liegt, desgleichen für den Molech, das Götzenscheusal der Ammoniter. Den gleichen Gefallen tat er all seinen ausländischen Frauen, die ihren Gottheiten Rauch- und Schlachtopfer darbrachten. Der Herr geriet in Zorn über Salomo, weil er sein Herz vom Herrn, dem Gott Israels, abgewandt hatte, der ihm zweimal erschienen war. Gerade das hatte er ihm ja eingeschärft, nicht hinter fremden Göttern herzugehen. Doch Salomo beachtete nicht, was der Herr befohlen hatte. Der Herr sprach daher zu ihm: "Da es so mit dir steht und du meinen Bund und meine Satzungen, die ich dir auftrug, nicht befolgt hast, will ich dir das Königtum entreißen und es deinem Knecht geben. Doch um deines Vaters David willen werde ich das zu deinen Lebzeiten noch nicht tun; erst deinem Sohn werde ich es entreißen. Indes werde ich ihm das Königtum nicht völlig wegnehmen. Einen Stamm will ich deinem Sohn um meines Knechtes David willen geben und Jerusalems wegen, das ich erwählt habe." Der Herr ließ wider Salomo einen Gegner in der Person des Edomiters Hadad aus dem königlichen Geschlecht in Edom erstehen. David hatte die Edomiter geschlagen, worauf sein Feldherr Joab hinaufzog, die Gefallenen zu begraben und alle Männer in Edom niederzumachen. Sechs Monate lang hielt sich Joab mit ganz Israel dort auf, bis er alle Männer in Edom ausgerottet hatte. Da floh Hadad mit Edomitern aus der Umgebung seines Vaters und kam nach Ägypten; er war damals noch recht jung. Sie brachen von Midian auf und kamen nach Paran. Aus Paran nahmen sie Leute mit sich und gelangten nach Ägypten zum Pharao, dem König Ägyptens. Dieser gab ihm ein Haus, bewilligte ihm den Lebensunterhalt und wies ihm Land an. Hadad machte sich beim Pharao sehr beliebt, so daß dieser ihm die Schwester seiner Gattin, die Schwester der Herrscherin Tachpenes, zur Frau gab. Diese Schwester der Tachpenes gebar ihm einen Sohn, Genubat. Tachpenes zog ihn im Palast des Pharao auf. Genubat blieb dort unter den Kindern des Pharao wohnen. Sobald nun Hadad in Ägypten vernommen hatte, daß David zu seinen Vätern entschlafen und auch der Feldherr Joab tot sei, erklärte er dem Pharao: "Laß mich fort, ich will in meine Heimat ziehen!" Der Pharao wandte dagegen ein: "Was fehlt dir denn bei mir, daß du in deine Heimat zurück möchtest?" Hadad antwortete: "Nichts, doch laß mich ziehen!" Gott stellte noch einen Widersacher gegen Salomo in der Person des Reson, des Sohnes Eljadas, auf. Dieser war vor seinem Herrn, dem König Hadadeser von Zoba, geflüchtet. Er sammelte Männer um sich und wurde der Anführer einer Bande, als David die Aramäer tötete. Sie eroberten Damaskus, setzten sich fest und herrschten in Damaskus. Er war Israels Widersacher, solange Salomo lebte, - dazu noch die Bedrängnis von seiten Hadads! Er haßte Israel und wurde König über Aram. Jerobeam, der Sohn Nebats, war ein Ephrait aus Zereda. Der Name seiner Mutter war Zerua; sie war eine Witwe. Als Beamter Salomos erhob er seine Hand wider den König. Die Empörung gegen den König geschah auf folgende Weise: Salomo baute den Millo und schloß die Lücke in der Stadt Davids, seines Vaters. Jerobeam war ein tüchtiger Mann. Als Salomo merkte, wie gut der junge Mann seine Arbeit verrichtete, setzte er ihn über die gesamte Fron des Hauses Joseph. In jener Zeit verließ Jerobeam einmal Jerusalem. Der Prophet Achia aus Silo traf ihn unterwegs. Dieser war mit einem neuen Mantel bekleidet, und die beiden befanden sich allein auf dem Feld. Da faßte Achia den neuen Mantel, den er anhatte, und zerriß ihn in zwölf Stücke. Er befahl dem Jerobeam: "Nimm dir zehn Stücke; denn so spricht der Herr, der Gott Israels: "Fürwahr, ich entreiße das Königtum der Hand Salomos und gebe dir zehn Stämme. Nur der eine Stamm soll ihm verbleiben um meines Knechtes David willen und Jerusalems wegen, der Stadt, die ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe. Denn sie haben mich verlassen und die Astarte, die Gottheit der Sidonier, den Kamosch, die Gottheit der Moabiter, und den Milkom, die Gottheit der Ammoniter, angebetet. Sie wandelten nicht auf meinen Wegen und haben meinen Willen, meine Satzungen und Vorschriften nicht beachtet, wie es sein Vater David getan. Doch will ich ihm selber das Königtum nicht entreißen, sondern ihn in seiner Fürstenwürde belassen, solange er lebt, meines Knechtes David wegen, den ich erwählt habe und der meine Gebote und Satzungen befolgte. Ich nehme erst seinem Sohn das Königtum und gebe es dir, die zehn Stämme. Seinem Sohn aber belasse ich einen Stamm, damit meinem Knecht David immerdar eine Leuchte bleibe vor mir in Jerusalem, jener Stadt, die ich mir erwählt habe, um meinen Namen dort wohnen zu lassen. Dich aber will ich nehmen, und du wirst ganz nach deiner Seele Begehren herrschen und König über Israel sein. Bist du nun in allem, was ich dir gebiete, gehorsam und wandelst du auf meinen Wegen und tust du, was recht ist in meinen Augen, beobachtest du meine Satzungen und Gebote, wie es mein Knecht David getan hat, dann werde ich mit dir sein und dir ein beständiges Haus bauen, wie ich es für David gebaut habe, und werde dir Israel übergeben. Davids Nachkommen will ich deshalb demütigen, doch nicht für alle Zeit."" Salomo trachtete nun danach, Jerobeam zu töten. Doch dieser machte sich auf den Weg und floh nach Ägypten zu Schischak, dem König von Ägypten. Er blieb dort bis zum Tod Salomos. Die übrige Geschichte Salomos, alle seine Leistungen und seine Weisheit sind geschildert im Buch der Taten Salomos. Die Zeit, in der Salomo in Jerusalem über ganz Israel herrschte, betrug vierzig Jahre. Salomo entschlief zu seinen Vätern und wurde in der Stadt seines Vaters David begraben. Sein Sohn Rehabeam ward an seiner Stelle König. Rehabeam begab sich nach Sichem; denn dorthin war ganz Israel gekommen, um ihn zum König auszurufen. Jerobeam, der Sohn Nebats, erfuhr es; er befand sich noch in Ägypten, wohin er vor dem König Salomo geflohen war; nun kehrte er aus Ägypten heim. Man sandte hin und ließ ihn rufen. Jerobeam und die ganze Gemeinde Israels kamen und sagten zu Rehabeam: "Dein Vater hat uns ein hartes Joch auferlegt; mildere du nun die harte Fron deines Vaters und das schwere Joch, das er uns auflud; dann wollen wir dir dienen!" Er antwortete ihnen: "Geht weg und kommt nach drei Tagen wieder zu mir!" Die Leute zerstreuten sich also. Da beriet sich der König Rehabeam mit den Alten, die zu Lebzeiten seines Vaters Salomo in dessen Diensten gestanden hatten. Er fragte sie: "Was ratet ihr mir, dem Volk zu sagen?" Sie antworteten ihm: "Wenn du dich heute zum Diener dieses Volkes machst, ihnen gefügig bist, sie beachtest und ihnen freundliche Worte sagst, dann werden sie dir allezeit dienen." Er aber verwarf den Rat, den die alten Leute ihm gegeben hatten. Er besprach sich mit den jungen, die mit ihm zusammen aufgewachsen waren und nun in seinem Dienst standen. Er fragte sie: "Welchen Rat gebt ihr mir, daß wir diesem Volk einen Bescheid erteilen können, da es zu mir sagte: "Erleichtere das Joch, das dein Vater uns auferlegt hat!"?" Die jungen Leute, die mit ihm groß geworden waren, entgegneten: "So sollst du diesem Volk antworten, das zu dir sagte: "Dein Vater hat unser Joch schwer gemacht; mach du es leichter!", so sollst du sprechen: "Mein kleiner Finger ist stärker als die Lenden meines Vaters. Wohlan, mein Vater hat euch ein schweres Joch auferlegt, ich aber will euer Joch noch mehr erschweren. Mein Vater hat euch mit Geißeln geschlagen, ich aber will euch mit Stachelpeitschen züchtigen!"" Nach drei Tagen kamen Jerobeam und das ganze Volk zu Rehabeam, wie der König geboten hatte: "Kommt in drei Tagen wieder zu mir!" Da gab der König dem Volk eine harte Antwort. Er mißachtete den Ratschlag, den die Alten ihm gegeben hatten. Er redete mit ihnen nach dem Rat der jungen Leute: "Mein Vater hat euch ein schweres Joch auferlegt, ich aber will es noch mehr erschweren. Mein Vater hat euch mit Geißeln geschlagen, ich aber will euch mit Stachelpeitschen züchtigen!" Der König hörte nicht auf das Volk; denn so war es vom Herrn gefügt, der das Wort bestätigen wollte, das er durch Achia aus Silo zu Jerobeam, dem Sohne Nebats, gesprochen hatte. Ganz Israel merkte nun, daß der König nicht auf sie hörte. Sie gaben also dem König folgende Antwort: "Wir haben keinen Anteil an David und kein Erbe an Isais Sohn! Zu deinen Zelten, Israel! Nun sorge du für dein Haus, David!" Da kehrte Israel zu seinen Zelten zurück. Nur über die Söhne Israels, die in den Städten Judas wohnten, herrschte Rehabeam als König. Da sandte der König Rehabeam den Fronaufseher Adoram. Ganz Israel bewarf ihn mit Steinen, so daß er starb. Der König Rehabeam konnte gerade noch auf den Wagen steigen und nach Jerusalem fliehen. So fiel Israel vom Hause David ab bis zum heutigen Tag. Als nun Israel die Kunde vernahm, daß Jerobeam heimgekehrt sei, sandten sie hin, ließen ihn zur Versammlung rufen und machten ihn zum König über ganz Israel. Außer dem Stamme Juda leistete niemand dem Haus David Gefolgschaft. Rehabeam kam nach Jerusalem. Er musterte vom ganzen Haus Juda und dem Stamm Benjamin 180 000 auserlesene Krieger, um mit dem Haus Israel zu kämpfen und die Königswürde für sich, den Sohn Salomos, zurückzugewinnen. Da erging das Wort Gottes an Schemaja, den Gottesmann: "Sage zu Rehabeam, dem Sohn Salomos, dem König von Juda, sowie zum ganzen Haus Juda und Benjamin und dem übrigen Volk: So spricht der Herr: Zieht nicht hinaus und führt nicht Krieg mit euren Brüdern, den Israeliten! Jeder kehre in sein Haus zurück; denn von mir ist dies verfügt worden." Sie hörten das Wort des Herrn und kehrten heim, wie der Herr befohlen hatte. Jerobeam baute Sichem im Gebirge von Ephraim aus und siedelte sich daselbst an. Von hier aus zog er hin und befestigte Penuel. Jerobeam überlegte bei sich selbst: "Nun wird die Königswürde doch wieder an das Haus David kommen! Ziehen diese Leute aus und bringen im Tempel des Herrn zu Jerusalem Opfer dar, dann kehrt das Herz dieses Volkes sich wieder ihrem Herrn Rehabeam zu, dem König von Juda. Mich werden sie töten und sich Rehabeam, dem König von Juda, zuwenden." Dies überlegte der König bei sich. Er ließ zwei goldene Kälber anfertigen und erklärte dem Volk: "Schon allzu lang seid ihr nach Jerusalem hinaufgezogen. Hier ist dein Gott, Israel, der dich aus dem Lande Ägypten weggeführt hat!" Er stellte das eine Kalb in Betel auf, und das andere schaffte er nach Dan. Dies ward der Anlaß zur Sünde. Das Volk zog vor dem anderen Kalb her bis nach Dan. Jerobeam errichtete auch Höhenheiligtümer. Er setzte aus der Gesamtheit des Volkes Priester ein, die nicht Nachkommen Levis waren. Jerobeam führte auch für den fünfzehnten Tag des achten Monats ein Fest ein, entsprechend dem Fest in Juda; er bestieg dabei selbst den Altar. So tat er in Betel, um den Kälbern zu opfern, die er angefertigt hatte. In Betel ließ er auch die von ihm eingesetzten Priester der Höhenheiligtümer den Dienst verrichten. Er war zum Altar hinaufgestiegen, den er in Betel errichtet hatte; es war am fünfzehnten Tage des achten Monats, den er sich ausgedacht und als Fest für die Israeliten eingeführt hatte. Er war soeben zum Altar hinaufgestiegen, um ein Rauchopfer darzubringen. Da kam ein Gottesmann aus Juda im Auftrag des Herrn nach Betel. Jerobeam stand eben am Altar und brachte das Rauchopfer dar. Jener rief gegen den Altar auf Geheiß des Herrn: "Altar! Altar! So spricht der Herr: Siehe, dem Hause David wird ein Sohn geboren, namens Josia, und dieser wird auf dir die Höhenpriester schlachten, die hier ihre Rauchopfer darbringen. Man wird Menschengebeine auf dir verbrennen." An jenem Tag gab er auch ein Zeichen und sprach: "Das ist das Zeichen dafür, daß der Herr gesprochen hat: Der Altar bricht in Stücke, und die Asche darauf wird verschüttet werden." Als der König das Wort, das der Gottesmann gegen den Altar zu Betel rief, hörte, streckte er seine Hand vom Altar herab und gab den Befehl: "Packt ihn!" Doch seine Hand, die er gegen ihn ausgestreckt hatte, verdorrte sogleich. Er konnte sie nicht mehr an sich ziehen. Der Altar aber zerbarst, und die Asche wurde vom Altar hinweggestreut, wie es der Gottesmann im Auftrag des Herrn als Zeichen angegeben hatte. Der König begann den Gottesmann zu bitten: "Versöhne doch das Angesicht des Herrn, deines Gottes, und bete für mich, daß ich meine Hand wieder an mich ziehen kann!" Der Gottesmann versöhnte den Herrn, und der König konnte seine Hand wieder an sich ziehen. Sie ward wie zuvor. Da sprach der König zum Gottesmann: "Gehe mit mir in das Haus und stärke dich! Ich will dir auch ein Geschenk machen!" Der Gottesmann aber entgegnete dem König: "Gibst du mir auch die Hälfte deines Palastes, so gehe ich nicht mit dir. An diesem Ort darf ich weder essen noch trinken. Denn so ist mir durch das Wort des Herrn befohlen: "Du darfst weder etwas essen noch trinken und auf dem Weg, den du gekommen bist, nicht mehr umkehren."" Da kehrte er auf einem andern Weg zurück, nicht auf dem Weg, den er nach Betel gekommen war. Ein alter Prophet wohnte in Betel. Seine Söhne kamen heim und erzählten ihm von dem, was der Gottesmann in Betel gewirkt und was er zum König gesprochen hatte. Ihr Vater fragte sie: "Wohin ist er des Weges gezogen?" Die Söhne hatten bemerkt, welchen Weg der Gottesmann einschlug, der aus Juda gekommen war. Er befahl seinen Söhnen: "Sattelt mir den Esel!" Sie sattelten ihm den Esel, und er bestieg ihn. Er ging den Spuren des Gottesmannes nach und traf ihn sitzend unter der Terebinthe. Er redete ihn an: "Bist du der Gottesmann, der aus Juda gekommen ist?" Dieser antwortete: "Ja." Er bat ihn: "Komm mit mir nach Hause und iß!" Er erwiderte: "Ich kann mit dir nicht zurückgehen und bei dir einkehren; auch darf ich an diesem Ort bei dir weder essen noch trinken. Denn im Auftrag des Herrn ist an mich ein Wort ergangen: Du darfst dort weder essen noch trinken; auf dem Weg, den du gekommen bist, sollst du nicht zurückkehren." Dieser erwiderte ihm: "Auch ich bin ein Prophet wie du. Ein Engel hat im Auftrage des Herrn zu mir gesagt: Hole ihn zu dir in dein Haus zurück; er soll essen und trinken." Das log er ihm vor. Und jener ging mit ihm zurück und aß und trank in seinem Hause. Während sie nun zu Tische saßen, erging das Wort des Herrn an den Propheten, der ihn zur Umkehr eingeladen hatte. Dieser teilte es dem Gottesmann, der aus Juda gekommen war, mit: "So spricht der Herr: "Weil du gegen den Befehl des Herrn widerspenstig warst und das Gebot, das der Herr, dein Gott, dir aufgetragen, nicht gehalten hast, vielmehr umgekehrt bist und gegessen und getrunken hast an dem Ort, an dem zu essen und zu trinken ich dir verboten hatte, darum soll dein Leichnam nicht in das Grab deiner Väter gelangen!" Nachdem er aber mit Essen und Trinken fertig war, sattelte ihm der Prophet, der ihn zurückgeholt hatte, den Esel. Er reiste fort. Unterwegs fiel ihn ein Löwe an und zerriß ihn. Sein Leichnam lag am Weg dahingestreckt, während der Esel daneben stand. Auch der Löwe blieb neben dem Leichnam stehen. Leute, die vorüberzogen, erblickten den Toten am Wege und den Löwen neben der Leiche. Sie kamen und erzählten es in der Stadt, wo der alte Prophet seinen Wohnsitz hatte. Als der Prophet, der ihn vom Weg zurückgeholt hatte, davon hörte, sprach er: "Dies ist der Gottesmann, der gegen den Befehl des Herrn widerspenstig war. Der Herr hat ihn also dem Löwen preisgegeben; dieser zerriß und tötete ihn nach dem Worte des Herrn." Dann befahl er seinen Söhnen: "Sattelt mir meinen Esel!" Sie taten es. Er ritt fort und fand die Leiche hingestreckt am Wege, während der Löwe und der Esel daneben standen. Der Löwe hatte den Leichnam nicht aufgefressen und auch den Esel nicht zerrissen. Der Prophet nahm nun den Leichnam des Gottesmannes, legte ihn auf den Esel und brachte ihn in die Stadt zurück, um die Totenklage zu halten und ihn zu begraben. Er legte den Leichnam in sein eigenes Grab. Man hielt um ihn die Totenklage: "Ach, mein Bruder!" Als sie ihn begraben hatten, sagte er zu seinen Söhnen: "Wenn ich gestorben bin, begrabt mich in dem Grab, in dem der Gottesmann ruht! Legt mich hin neben seine Gebeine, damit meine Gebeine mit den seinen erhalten bleiben! Denn das Wort, das er im Auftrag des Herrn wider den Altar in Betel und gegen alle Höhenheiligtümer in allen Städten Samarias gesprochen hat, wird sich bestimmt erfüllen." Nach diesem Ereignis wich Jerobeam von seinem bösen Weg nicht ab. Er setzte weiterhin aus dem gesamten Volk Höhenpriester ein. Jedem, der danach trachtete, gab er die Vollmacht, Höhenpriester zu werden. Aus diesem Vorgehen heraus kam es zur Sünde des Hauses Jerobeam; es wurde deshalb (später) vernichtet und vom Erdboden getilgt. In jener Zeit wurde Abia, der Sohn des Jerobeam, krank. Da sprach Jerobeam zu seiner Frau: "Eile, verkleide dich, damit man nicht merkt, daß du meine Frau bist, und gehe nach Silo! Dort wohnt der Prophet Achia, der mir einstens verkündet hat, daß ich über dieses Volk als König herrschen werde. Nimm zehn Brote sowie Kuchen und einen Krug mit Honig zur Hand, und begib dich zu ihm! Er wird dir bedeuten, was mit dem Knaben geschehen wird." Die Frau Jerobeams tat so. Sie machte sich auf, ging nach Silo und trat in das Haus des Achia. Achia aber konnte nicht mehr sehen, denn seine Augen waren durch das Alter erstarrt. Doch der Herr hatte zu Achia gesprochen: "Siehe, die Frau Jerobeams kommt, um von dir Auskunft über ihren kranken Sohn zu erbitten. So und so sollst du zu ihr sprechen; wenn sie kommt, wird sie unkenntlich sein." Als sie nun eintrat und Achia das Geräusch ihrer Tritte hörte, rief er: "Komm nur her, Frau des Jerobeam! Warum verstellst du dich? Eine harte Botschaft muß ich dir vermelden. Geh hin und sprich zu Jerobeam: So spricht der Herr, der Gott Israels: "Aus der Mitte des Volkes habe ich dich erhöht und dich zum Fürsten über mein Volk Israel bestellt. Die Königswürde entriß ich dem Haus David und gab sie dir. Du aber warst nicht wie mein Knecht David, der meine Gebote hielt, mit ganzem Herzen mir nachfolgte und nur das tat, was recht ist in meinen Augen. Schlimmer triebst du es als alle deine Vorfahren; du gingst hin und machtest dir andere Götter und Gußbilder, um mich zum Zorn zu reizen. Mich aber hast du verschmäht. Darum höre! Unglück werde ich über das Haus Jerobeam bringen und von Jerobeam alles Männliche ausrotten, Sklaven und Freie in Israel. Ich werde das Haus Jerobeam wegfegen, so wie man Kot wegfegt, bis keine Spur mehr übrigbleibt. Wer von Jerobeam in der Stadt stirbt, den werden die Hunde fressen, wer auf freiem Feld stirbt, den werden die Vögel des Himmels verzehren!" Wohlan, der Herr hat gesprochen! Du aber mache dich auf und gehe in dein Haus! Sobald deine Füße die Stadt berühren, wird der Knabe sterben. Ganz Israel wird ihm die Totenklage halten und ihn beerdigen; denn er allein wird von Jerobeams Haus in ein Grab gelangen, weil im Hause Jerobeam sich nur an ihm Gutes fand vor dem Herrn, dem Gott Israels. Der Herr wird sich einen König über Israel bestellen, der das Haus Jerobeam wegräumt zu seiner Zeit und schon von jetzt an. Der Herr wird Israel schlagen, daß es hin- und herschwankt wie das Rohr im Wasser. Er wird Israel aus diesem schönen Land, das er ihren Vätern verliehen hat, ausreißen und wird sie jenseits des Stromes zerstreuen, weil sie sich heilige Pfähle machten, um den Herrn zum Zorn zu reizen. Er wird Israel um der Sünden willen preisgeben, die Jerobeam begangen und zu denen er Israel verführt hat." Die Frau Jerobeams erhob sich, ging fort und kam nach Tirza. Sie hatte kaum die Schwelle des Hauses betreten, da starb der Knabe. Man begrub ihn, und ganz Israel hielt ihm die Totenklage, gemäß dem Wort des Herrn, das er durch seinen Diener, den Propheten Achia, gesprochen hatte. Die übrige Geschichte Jerobeams, wie er Kriege führte und als König regierte, steht geschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Die Zeit, in der Jerobeam herrschte, betrug zweiundzwanzig Jahre. Er entschlief zu seinen Vätern, und an seiner Stelle bestieg sein Sohn Nadab den Königsthron. Rehabeam, Salomos Sohn, herrschte über Juda. Er war einundvierzig Jahre, als er zu regieren begann, und herrschte siebzehn Jahre in Jerusalem, der Stadt, die der Herr aus allen Stämmen Israels sich auserwählt hatte, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Seine Mutter hieß Naama; sie stammte aus Ammon. Juda verübte Böses in den Augen des Herrn. Man reizte ihn durch die Sünden, die sie begingen noch mehr, als er durch all das, was ihre Väter taten, gereizt worden war. Sie bauten sich ebenfalls Höhenheiligtümer, errichteten Weihesteine und heilige Pfähle auf jedem ragenden Hügel und unter jedem grünen Baum. Selbst religiöse Unzucht gab es im Lande. Alle Scheußlichkeiten der Heidenvölker, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte, verübten sie. Im fünften Jahr des Königs Rehabeam zog Schischak, der König von Ägypten, gegen Jerusalem. Er nahm die Schätze des Herrentempels und die Schätze des königlichen Palastes fort. Alles raubte er; auch alle goldenen Schilde, die Salomo verfertigt hatte, eignete er sich an. An ihrer Stelle ließ der König Rehabeam eherne Schilde verfertigen und vertraute sie den Obersten der Läufer an, die den Palasteingang zu bewachen hatten. Sooft der König nun in den Tempel des Herrn ging, trugen sie die Läufer und brachten sie dann in das Dienstzimmer der Läufer zurück. Die übrigen Taten Rehabeams und alles, was er gewirkt hat, stehen aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. Die ganze Zeit hindurch war zwischen Rehabeam und Jerobeam Kriegszustand. Rehabeam entschlief zu seinen Vätern und wurde bei ihnen in der Davidsstadt begraben. Der Name seiner Mutter war Naama aus Ammon. Sein Sohn Abiam folgte ihm in der Herrschaft. Im achtzehnten Jahre des Königs Jerobeam, des Sohnes Nebats, wurde Abiam König von Juda. Er regierte drei Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Maacha, eine Enkelin Absaloms. Er wandelte in allen Sünden, die vor ihm sein Vater begangen hatte. Sein Herz war nicht hingegeben an den Herrn, seinen Gott, wie das Herz seines Ahnherrn David. Denn nur um Davids willen ließ der Herr, sein Gott, ihm eine Leuchte zu Jerusalem, setzte seinen Sohn als Nachfolger ein und ließ Jerusalem bestehen. David nämlich hatte getan, was dem Herrn wohlgefiel. Er war sein Leben lang von seinen Geboten nicht abgewichen, abgesehen von der Sache mit dem Hethiter Uria. Solange er lebte, dauerte der Streit zwischen dem Haus Rehabeam und Jerobeam fort. Die übrigen Taten des Abiam und alles, was er gewirkt hat, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. Kriegszustand herrschte zwischen Abiam und Jerobeam. Abiam entschlief zu seinen Vätern. Man begrub ihn in der Davidsstadt. Sein Sohn Asa folgte ihm in der Herrschaft. Im zwanzigsten Jahre des Jerobeam, des Königs von Israel, wurde Asa König von Juda. Er herrschte einundvierzig Jahre in Jerusalem. Der Name seiner (Groß-) Mutter war Maacha, eine Enkelin Absaloms. Asa tat, was dem Herrn wohlgefiel, so wie sein Ahnherr David. Er beseitigte die Tempeldirnen aus dem Land und entfernte alle Götzenbilder, die seine Väter gemacht hatten. Auch seiner (Groß-) Mutter Maacha, die der Göttin Aschera ein Greuelbild verfertigt hatte, nahm er ihre Stellung als Herrin. Asa ließ ihr Schandbild umhauen und im Kidrontal verbrennen. Nur die Höhen schaffte man nicht ab. Jedoch hing Asas Herz mit ungeteilter Hingabe am Herrn sein Leben lang. Er brachte die Weihegeschenke seines Vaters und seine eigenen Weihegaben in den Tempel des Herrn: Silber, Gold und Geräte. Zwischen Asa und Bascha, dem König von Israel, war Kriegszustand, solange sie lebten. Bascha, der König von Israel, rückte gegen Juda ins Feld und baute Rama aus, um den König Asa von Juda am Aus- und Einziehen zu hindern. Asa aber nahm alles Silber und Gold, das sich noch in den Schatzkammern des Herrentempels befand, dazu die Schätze des königlichen Palastes und übergab sie seinen Dienern. Dann sandte sie der König Asa zu Benhadad, dem Sohn Tabrimmons und Enkel Chesjons, dem König von Aram, der in Damaskus seinen Sitz hatte, und ließ ihm sagen: "Es besteht doch ein Bündnis zwischen mir und dir, zwischen meinem Vater und deinem Vater. Silber und Gold sende ich dir als Geschenk. Wohlan, erkläre dein Bündnis mit Bascha, dem König von Israel, für aufgehoben, dann wird er von mir abrücken!" Benhadad schenkte dem König Asa Gehör. Er schickte seine Heerführer gegen die Städte Israels und schlug Ijjon, Dan, Abel-Bet-Maacha und ganz Kinneret und die gesamte Landschaft von Naphtali. Sobald Bascha davon hörte, brach er die Befestigung von Rama ab und kehrte nach Tirza zurück. Der König Asa aber bot ganz Juda ohne Ausnahme auf. Man nahm die Steine und Holzbalken von Rama weg, die Bascha zur Befestigung verwendet hatte. Der König Asa befestigte damit Geba-Benjamin und Mizpa. Alle übrigen Taten des Asa, alle seine kriegerischen Leistungen, seine gesamte Wirksamkeit sowie seine Städtebauten, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. In seinem Alter wurde er fußleidend. Asa entschlief zu seinen Vätern. Er wurde bei seinen Ahnen in der Stadt seines Vaters David begraben. Sein Sohn Josaphat folgte ihm in der Herrschaft. Nadab, der Sohn Jerobeams, ward König über Israel im zweiten Jahr der Regierung des Königs Asa von Juda. Er herrschte zwei Jahre über Israel. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und wandelte auf dem Weg seines Vaters und in den Sünden, zu denen dieser Israel verführt hatte. Gegen ihn verschwor sich Bascha, der Sohn Achias aus dem Stamme Issachar. Bascha erschlug ihn bei Gibbeton, das den Philistern gehörte. Nadab belagerte nämlich soeben mit ganz Israel Gibbeton. So tötete ihn Bascha im dritten Jahr Asas, des Königs von Juda, und folgte ihm in der Herrschaft. Als er König geworden war, erschlug er das ganze Haus Jerobeam. Vom Geschlecht Jerobeams ließ er keine Person am Leben, bis er sie nach dem Wort, das der Herr durch seinen Diener Achia aus Silo gesprochen, ausgerottet hatte. Dies geschah wegen der Sünden Jerobeams, die er begangen und zu denen er Israel verführt hatte, indem er den Herrn, den Gott Israels, zum Zorn reizte. Die übrigen Taten Nadabs und all seine Wirksamkeit sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Kriegszustand aber war zwischen Asa und Bascha, dem König von Israel, solange sie lebten. Im dritten Jahre des Königs Asa von Juda wurde Bascha, der Sohn Achias, König von Israel und herrschte in Tirza vierundzwanzig Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und wandelte auf den Pfaden Jerobeams und in dessen Sünden, zu denen er Israel verführte. Da erging das Wort des Herrn an Jehu, den Sohn des Chanani, gegen Bascha: "Ich habe dich aus dem Staub erhoben und zum Fürsten über mein Volk Israel gesetzt, du aber wandelst auf den Pfaden Jerobeams und hast mein Volk Israel zur Sünde verführt, so daß es mich durch seine Sünden erzürnte. Darum werde ich Bascha und sein Haus wegfegen und dein Haus so behandeln wie das Haus Jerobeams, des Sohnes Nebats. Wer von Baschas Geschlecht in der Stadt stirbt, den werden die Hunde fressen; wer von ihm auf dem freien Feld stirbt, den werden die Vögel des Himmels verzehren." Die übrigen Taten Baschas, seine Wirksamkeit und seine kriegerischen Leistungen, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Bascha entschlief zu seinen Vätern und wurde in Tirza begraben. Sein Sohn Ela folgte ihm in der Königsherrschaft. Doch war durch den Propheten Jehu, den Sohn Chananis, das Wort des Herrn gegen Bascha und sein Haus ergangen wegen all der Übeltaten, die er vor dem Herrn beging, indem er ihn durch das Werk seiner Hände erzürnte und dem Hause Jerobeams ähnlich wurde, und auch deswegen, weil er dieses Haus ausgerottet hat. Im sechsundzwanzigsten Jahr des Königs Asa von Juda wurde Ela, der Sohn Baschas, König über Israel und herrschte in Tirza zwei Jahre. Wider ihn verschwor sich sein Untergebener Simri, Oberster der Hälfte der Kriegswagen. Ela war in Tirza. Er hatte sich im Haus des Arza, des Palastvorstehers in Tirza, völlig betrunken. Simri drang ein und erschlug ihn im siebenundzwanzigsten Jahr des Königs Asa von Juda. Er selbst folgte Ela in der Königswürde. Gleich nachdem er König geworden war und den Thron bestiegen hatte, erschlug er das ganze Haus Bascha. Er ließ keinen Mann, weder Bluträcher noch Freunde, übrig. So beseitigte Simri das ganze Haus Bascha gemäß dem Wort, das der Herr durch den Propheten Jehu gegen Bascha gesprochen hatte. Dies geschah all der Sünden wegen, die Bascha und sein Sohn Ela begingen und zu denen sie Israel verführten, indem sie den Herrn, den Gott Israels, durch ihre Götzen erzürnten. Die übrigen Taten Elas und alle seine Wirksamkeit sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Im siebenundzwanzigsten Jahre des Königs Asa von Juda war Simri sieben Tage lang König von Tirza. Das Kriegsvolk lag vor Gibbeton, das den Philistern gehörte. Während der Belagerung vernahm das Volk die Kunde: Verschworen hat sich Simri und den König ermordet! Da rief ganz Israel noch am selben Tag den Feldherrn Omri im Lager zum König über Israel aus. Omri zog mit Gesamtisrael von Gibbeton heran, und man belagerte Tirza. Als Simri wahrnahm, daß die Stadt erobert war, zog er sich in den Wohnturm des Königspalastes zurück, steckte den Palast über sich in Brand und fand dabei den Tod. So mußte es der Sünden wegen sein, die er beging. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und wandelte auf den Pfaden Jerobeams und in den Sünden, die dieser getan und zu denen er Israel verführt hatte. Die übrigen Taten Simris und seine Verschwörung, die er ins Werk setzte, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Damals spaltete sich die israelitische Bevölkerung in zwei Teile; die Hälfte des Volkes stand hinter Tibni, dem Sohn Ginats, und rief ihn zum König aus, die andere Hälfte stand hinter Omri. Die Anhänger Omris aber gewannen die Oberhand gegenüber der Gefolgschaft Tibnis, des Sohnes Ginats. Als Tibni tot war, wurde Omri König. Im einunddreißigsten Jahr des Königs Asa von Juda wurde Omri König von Israel und herrschte zwölf Jahre. In Tirza regierte er sechs Jahre. Dann kaufte er den Berg Samaria von Semer um zwei Talente Silber, versah den Berg mit Bauten und nannte die Stadt, die er erbaut hatte, nach dem Namen Semers, des Eigentümers des Berges, Samaria. Omri tat, was dem Herrn mißfiel. Er handelte schlimmer als alle seine Vorgänger. Er wandelte ganz auf dem Pfade Jerobeams, des Sohnes Nebats, und in den Sünden, zu denen dieser die Israeliten verführt hatte, so daß sie den Herrn, den Gott Israels, durch ihre Götzen erzürnten. Die übrigen Taten Omris, seine Wirksamkeit und seine kriegerischen Leistungen, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Omri entschlief zu seinen Vätern und ward zu Samaria begraben. Sein Sohn Achab folgte ihm in der Königsherrschaft. Achab, der Sohn Omris, ward König von Israel im achtunddreißigsten Jahre des Königs Asa von Juda und regierte in Samaria zweiundzwanzig Jahre über Israel. Achab, der Sohn Omris, tat, was dem Herrn mißfiel, noch schlimmer als alle seine Vorgänger. Es war ihm noch nicht genug, daß er in den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, wandelte; er nahm Isebel, die Tochter des Sidonierkönigs Etbaal, zur Frau. Er ging hin, verehrte den Baal und warf sich vor ihm nieder. Er errichtete dem Baal einen Altar im Baalstempel, den er in Samaria erbaut hatte. Auch ließ Achab ein Bild der Aschera anfertigen und tat darüber hinaus noch anderes, wodurch er den Herrn, den Gott Israels, mehr erzürnte als alle Könige Israels, die vor ihm waren. In seinen Tagen war es auch, daß Chiel aus Betel Jericho wieder aufbaute. Um den Preis seines Erstgeborenen Abiram legte er das Fundament, und um den Preis seines jüngsten Sohnes Segub errichtete er die Stadttore gemäß dem Wort, das der Herr durch Josua, den Sohn Nuns, gesprochen hatte. Der Tisbiter Elias aus Tisbe in Gilead verkündete dem Achab: "So wahr der Herr, der Gott Israels, lebt, in dessen Dienst ich stehe, in diesen Jahren soll weder Tau noch Regen fallen, es sei denn auf mein Wort hin." Danach erging das Wort des Herrn an ihn: "Geh fort von hier; wende dich gegen Osten und verstecke dich im Bachtal des Kerit östlich vom Jordan! Aus dem Bach kannst du trinken, und den Raben habe ich befohlen, dich dort zu versorgen." Er ging hin und tat, wie der Herr geboten hatte. Er machte sich auf und blieb am Bach Kerit östlich vom Jordan. Die Raben brachten ihm Brot und Fleisch am Morgen und am Abend. Aus dem Bach trank er. Einige Zeit später vertrocknete der Bach, weil im Land kein Regen mehr fiel. Damals erging das Wort des Herrn an Elias: "Mache dich auf den Weg nach Zarephta im Sidonierland und bleibe dort! Ich habe daselbst einer Witwe geboten, dich zu versorgen." Er machte sich auf und ging nach Zarephta. Als er an das Stadttor kam, war dort eine Witwe, die Holz sammelte. Er rief ihr zu und sprach: "Hole mir im Krug ein wenig Wasser zum Trinken!" Als sie hinging, es zu holen, rief er ihr nach: "Bringe mir auch einen Bissen Brot mit!" Doch sie erwiderte: "So wahr der Herr, dein Gott, lebt, ich habe nichts mehr vorrätig außer einer Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Eben lese ich hier ein paar Stücke Holz auf und gehe dann heim, um mir und meinem Sohne eine Speise zu bereiten. Wir wollen essen und dann sterben!" Elias sprach zu ihr: "Sei ohne Sorgen! Geh und tue, wie du gesagt hast! Doch zuvor mach mir ein kleines Backwerk und bringe es mir heraus! Dir aber und deinem Sohne bereite hernach etwas zu! Denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Der Mehltopf wird nicht leer, und das Ölgefäß wird nicht trocken, bis der Tag kommt, da der Herr wieder Regen auf den Ackerboden sendet." Sie ging hin und tat, wie Elias gesagt hatte. So hatten sie lange Zeit hindurch zu essen, er und sie und ihr Sohn. Der Mehltopf ward nicht leer und das Ölgefäß nicht trocken nach der Verheißung, die der Herr durch Elias gegeben hatte. Nach diesen Begebenheiten wurde der Sohn jener Frau, der das Haus gehörte, krank. Die Krankheit verschlimmerte sich immer mehr, bis kein Atem mehr in ihm war. Sie sprach zu Elias: "Was habe ich mit dir zu tun, Mann Gottes? Du kamst zu mir nur, um meine Schuld (vor Gott) in Erinnerung zu bringen und meinen Sohn zu töten." Er aber antwortete ihr: "Gib mir deinen Sohn!" Er nahm ihn von ihrem Schoß, trug ihn in das Obergemach, wo er wohnte, und legte ihn auf sein Bett. Da rief er zum Herrn und sprach: "Herr, mein Gott, willst du auch über die Witwe, deren Gast ich bin, Unheil verhängen und ihren Sohn sterben lassen?" Danach streckte er sich dreimal über den Knaben hin, rief zum Herrn und flehte: "Herr, mein Gott, möchte doch der Lebensgeist dieses Knaben wieder in ihn zurückkehren!" Der Herr hörte auf des Elias Gebetsruf, und der Lebensgeist kehrte in den Knaben zurück, so daß er wieder auflebte. Elias nahm den Knaben, brachte ihn vom Obergemach in das Haus zurück und übergab ihn seiner Mutter. Elias sprach dabei: "Siehe, dein Sohn lebt." Die Frau rief dem Elias zu: "Jetzt weiß ich, daß du ein Gottesmann bist und des Herrn Wort in deinem Mund untrüglich ist!" Lange Zeit verstrich. Da erging im dritten Jahr das Wort des Herrn an Elias: "Gehe hin und zeige dich dem Achab; ich will Regen auf den Erdboden senden!" Elias ging hin, um sich dem Achab zu zeigen. Es herrschte große Hungersnot in Samaria. Achab rief daher den Palastvorsteher Obadja, der ein treuer Verehrer des Herrn war. Als Isebel die Propheten des Herrn ausrottete, hatte Obadja hundert Propheten kommen lassen, sie zu fünfzig je in einer Höhle versteckt und mit Brot und Wasser versorgt. Achab sprach zu Obadja: "Komm, wir wollen das Land durchstreifen nach allen Wasserquellen und Bächen! Vielleicht finden wir Gras, damit wir Pferde und Maultiere am Leben erhalten und nichts vom Viehbestand einbüßen." Sie teilten das Land unter sich, um es zu durchstreifen. Achab zog in der einen Richtung, Obadja in der anderen, jeder allein. Während Obadja unterwegs war, stand ihm plötzlich Elias gegenüber. Jener erkannte ihn, fiel auf sein Angesicht nieder und rief: "Bist du es wirklich, mein Herr Elias?" Dieser antwortete: "Ja. Gehe hin und sage deinem Herrn: Elias ist da." Er aber erwiderte: "Worin habe ich mich denn verschuldet, daß du deinen Knecht an Achab ausliefern willst zur Ermordung? So wahr der Herr, dein Gott, lebt, es gibt kein Volk und kein Reich, wohin mein Herr nicht gesandt hätte, dich zu suchen. Und sagte man: "Hier ist er nicht", dann ließ er das betreffende Reich oder Volk schwören, daß man dich nicht gefunden habe. Und jetzt befiehlst du: "Gehe hin und sage deinem Herrn: Elias ist da!" Gehe ich aber fort von dir, dann entrückt dich sicher der Geist des Herrn an einen Ort, der mir unbekannt ist. Käme ich nun mit der Nachricht zu Achab, und könnte er dich nicht finden, dann würde er mich töten. Dein Knecht verehrt doch den Herrn von Jugend an. Wurde denn meinem Herrn nicht berichtet, was ich getan habe, als Isebel die Propheten des Herrn tötete? Hundert von den Propheten des Herrn verbarg ich, je fünfzig in einer Höhle, und versorgte sie mit Brot und Wasser. Jetzt aber befiehlst du: "Gehe hin und sage deinem Herrn: Elias ist da!" Der wird mich umbringen!" Elias erwiderte: "So wahr der Herr der Heerscharen lebt, in dessen Dienst ich stehe, noch heute werde ich bei ihm erscheinen." Obadja ging dem Achab entgegen und machte ihm davon Mitteilung, und Achab ging auf Elias zu. Sobald nun Achab den Elias sah, rief er ihm entgegen: "Bist du es wirklich, du Verderber Israels?" Dieser aber antwortete: "Ich habe Israel nicht ins Verderben gebracht, sondern du und deine Familie, weil ihr die Gebote des Herrn verlassen habt, und weil du den Baalen nachgegangen bist. Nun aber schicke hin, versammle ganz Israel bei mir auf dem Berge Karmel, auch die vierhundertfünfzig Baalspropheten und die vierhundert Propheten der Aschera, die vom Tische Isebels essen!" Achab sandte darauf zu allen Israeliten und versammelte die Propheten auf dem Berge Karmel. Elias trat vor dem ganzen Volk auf und rief: "Wie lange noch wollt ihr auf zwei Krücken hinken? Ist der Herr der Gott, so folgt ihm nach! Ist es aber der Baal, so folgt diesem!" Das Volk erwiderte darauf nichts. Da sagte Elias zu den Leuten: "Ich allein bin als Prophet des Herrn übriggeblieben. Der Propheten Baals sind es aber vierhundertfünfzig Mann. Man gebe uns zwei Stiere; sie sollen einen Stier wählen, ihn zerteilen und ihn auf die Holzscheite legen, ohne Feuer anzuzünden. Ich aber werde den anderen Stier herrichten und auf die Holzscheite legen und das Feuer ebenfalls nicht anzünden. Dann ruft den Namen eures Gottes an, und ich werde den Namen des Herrn anrufen. Der Gott aber, der mit Feuer antwortet, ist der wahre Gott." Da antwortete das ganze Volk: "So ist es recht!" Elias befahl den Baalspropheten: "Wählt euch den einen Stier und schlachtet ihn zuerst, denn ihr seid ja in der Überzahl. Dann ruft den Namen eures Gottes an, entzündet aber kein Feuer!" Sie holten den Stier, den er ihnen gab, richteten ihn her und riefen den Namen des Baal an vom Morgen bis zum Mittag: "Baal, erhöre uns!" Doch es kam kein Laut und keine Antwort. Sie machten dabei hinkende Verbeugungen auf der Opferstätte, die sie verfertigt hatten. Als es schon um die Tagesmitte war, spottete Elias über sie und bemerkte: "Ruft doch lauter, er ist ja ein Gott! Er hatte wohl ein Bedürfnis und ist ausgetreten, vielleicht schläft er auch und muß erst aufwachen!" So riefen sie immer lauter und brachten sich nach ihrem Brauchtum mit Schwertern und Lanzen Einschnitte bei, bis das Blut an ihnen herabfloß. Als die Mittagszeit vorüber war, da begannen sie zu rasen bis zu der Zeit, da man das Speiseopfer darzubringen pflegte. Es kam aber kein Laut, keine Antwort und keinerlei Beachtung. Da sprach Elias zum ganzen Volk: "Kommt nun zu mir heran!" Das ganze Volk näherte sich ihm, und er stellte den niedergerissenen Altar des Herrn wieder her. Elias nahm zwölf Steine nach der Zahl der Stämme der Söhne Jakobs, zu dem der Herr gesagt hatte: "Israel soll dein Name sein!" Er baute aus den Steinen einen Altar im Namen des Herrn und machte um den Altar herum einen Graben, der zwei Scheffel Saatgetreide hätte fassen können. Sodann schichtete er das Holz auf, zerteilte den Stier und legte ihn über das Holz. Dann befahl er: "Füllt vier Krüge mit Wasser und gießt es auf das Opfer und das Holz!" Hierauf gebot er: "Tut es noch einmal!" Sie wiederholten es. Da sprach er: "Tut es zum drittenmal!" Und sie taten es zum drittenmal. Das Wasser lief rings um den Altar. Auch den Graben füllte er mit Wasser. Zur Zeit, da man das Speiseopfer darzubringen pflegt, trat der Prophet Elias heran und rief: "Herr, Gott Abrahams, Isaaks und Israels! Heute soll man erkennen, daß du Gott bist in Israel, und daß ich dein Knecht bin und auf dein Wort hin dies alles getan habe. Erhöre mich, Herr, erhöre mich, damit dieses Volk erfahre, daß du, Herr, Gott bist, und daß du sein Herz wieder umgewandelt hast!" Da fiel das Feuer des Herrn herab und fraß das Brandopfer, das Holz, die Steine und die Erde. Auch das Wasser im Graben leckte es auf. Als das Volk dies sah, warf es sich auf sein Angesicht nieder und rief: "Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott!" Elias aber befahl ihnen: "Packt die Baalspropheten, keiner von ihnen soll entkommen!" Man ergriff sie, und Elias ließ sie zum Bache Kischon hinabführen und dort töten. Zu Achab aber sagte Elias: "Geh hin, iß und trink; denn ich höre das Rauschen des Regens!" Als Achab hinging, um zu essen und zu trinken, stieg Elias auf den Gipfel des Karmel, beugte sich zur Erde nieder und legte sein Antlitz zwischen seine Knie. Dann sprach er zu seinem Diener: "Geh hinauf und richte deine Blicke nach dem Meer zu!" Er ging hinauf, schaute aus und meldete: "Es ist nichts zu merken." Elias befahl: "Geh nochmals hin!" So geschah es siebenmal. Beim siebtenmal meldete er: "Eine Wolke erhebt sich aus dem Meer, so klein wie eine Menschenhand." Da erwiderte Elias: "Geh hin und sage zu Achab: Spanne an und fahre zu Tal, damit der Regen dich nicht aufhält!" Nicht lange danach verfinsterte sich der Himmel vor Sturmwolken, und es fiel ein starker Regen. Achab aber bestieg den Wagen und fuhr nach Jezreel. Die Hand des Herrn kam über Elias, so daß er seine Lenden gürtete und vor Achab herlief bis nach Jezreel. Achab teilte der Isebel alles mit, was Elias getan hatte, auch daß er sämtliche Propheten mit dem Schwert töten ließ. Da sandte Isebel einen Boten an Elias und ließ ihm sagen: "Ich schwöre, und die Götter mögen mich strafen, wenn ich dich morgen nicht einem jeden von ihnen gleichmache!" Elias fürchtete sich, machte sich auf und ging fort, um sein Leben zu retten. So kam er nach Beerseba in Juda und ließ dort seinen Diener zurück. Er selbst begab sich eine Tagereise weit in die Wüste hinein und setzte sich unter einen Ginsterstrauch. Er wünschte sich den Tod und sprach: "Genug ist es jetzt, o Herr! Nimm mein Leben hin; denn ich bin nicht besser als meine Väter!" Da legte er sich nieder und schlief unter dem Ginsterstrauch ein. Da plötzlich berührte ihn ein Engel und sprach zu ihm: "Steh auf und iß!" Er sah sich um und bemerkte an seinem Kopfende einen gerösteten Brotfladen und ein Gefäß mit Wasser. Er aß und trank und legte sich von neuem nieder. Da kam der Engel des Herrn zum zweitenmal, rührte ihn an und sprach: "Steh auf und iß; denn sonst ist der Weg zu weit für dich!" So stand er auf, aß und trank und ging in der Kraft dieser Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb. Er trat dort in eine Höhle hinein und übernachtete. Da erging an ihn das Wort des Herrn, der ihn fragte: "Was suchst du hier, Elias?" Er entgegnete: "Ich eiferte für den Herrn, den Gott der Heerscharen; denn die Israeliten haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert getötet. Ich allein blieb übrig. Doch auch mir trachten sie nach dem Leben." Der Herr befahl: "Tritt hinaus und stelle dich auf dem Berg vor den Herrn hin!" Siehe, da zog der Herr vorüber: Ein starker mächtiger Sturm, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, ging vor dem Herrn einher, doch im Sturm war der Herr nicht. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben, doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam ein Feuer, doch auch im Feuer war der Herr nicht. Nach dem Feuer kam ein leises, zartes Säuseln. Elias vernahm es, hüllte sein Gesicht in seinen Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle. Eine Stimme sprach ihn an: "Was suchst du hier, Elias?" Er antwortete: "Geeifert habe ich für den Herrn, den Gott der Heerscharen; denn die Israeliten haben deinen Bund verlassen, deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert hingerichtet. Ich allein bin zurückgeblieben. Doch auch mir trachten sie nach dem Leben." Der Herr sprach zu ihm: "Geh auf deinem Weg in die Wüste zurück nach Damaskus! Dort angekommen, salbe Hasael zum König über Aram! Jehu, den Sohn Nimschis, salbe zum König über Israel, und Elisäus, den Sohn Schaphats, aus Abel-Mechola, salbe zum Propheten an deiner Stelle! Wer dann dem Schwert Hasaels entgeht, den wird Jehu töten, und wer dem Schwert Jehus entkommt, den wird Elisäus töten. Ich lasse mir aber in Israel 7 000 Mann übrig, die ihre Knie vor Baal nicht beugten und deren Mund ihn nicht küßte." Als er von dort weggegangen war, traf er Elisäus, den Sohn Schaphats, beim Pflügen. Zwölf Gespanne hatte er vor sich; er selbst ging beim zwölften. Elias trat zu ihm heran und warf seinen Mantel über ihn. Sogleich verließ er die Rinder, eilte Elias nach und sagte: "Ich möchte nur noch meinem Vater und meiner Mutter den Abschiedskuß geben; dann will ich dir folgen." Jener antwortete ihm: "Kehre um; denn was soll ich mit dir?" Da wandte er sich von ihm weg, nahm das Rindergespann und schlachtete es. Mit dem Geschirr der Rinder kochte er das Fleisch und gab es den Leuten zu essen. Dann machte er sich auf, folgte Elias nach und wurde sein Diener. Benhadad, der König von Aram, sammelte seine ganze Streitmacht. Zweiunddreißig Könige waren bei ihm mit Pferden und Wagen. So zog er heran, belagerte und bekriegte Samaria. Er sandte Boten zu Achab, dem König von Israel, in die Stadt. Dabei ließ er ihm sagen: "So spricht Benhadad: Dein Silber und Gold gehören mir; aber auch deine Frauen und deine besten Söhne sollen mir gehören!" Der König von Israel antwortete: "Nach deinem Wort, mein Herr und König, geschehe es! Dein bin ich mit allem, was ich besitze." Aber die Boten kamen wieder und gaben bekannt: "So spricht Benhadad: Ich habe doch zu dir gesandt und gefordert: Dein Silber und dein Gold, deine Frauen und Söhne sollst du mir geben! Genauerhin werde ich morgen um diese Zeit meine Knechte zu dir schicken. Sie werden dein Haus und die Häuser deiner Untergebenen durchsuchen und alles Kostbare beschlagnahmen und fortbringen." Der König von Israel berief alle Ältesten des Landes und erklärte ihnen: "Erkennt doch und seht, daß dieser Böses im Sinne hat! Er hatte zu mir gesandt um meine Frauen und Söhne und mein Silber und Gold, und ich habe sie ihm nicht verweigert." Da antworteten ihm alle Ältesten und das gesamte Volk: "Höre nicht auf ihn und sei ihm nicht gefügig!" So gab er also den Boten Benhadads den Bescheid: "Sagt zu meinem Herrn, dem König: Alles, was du zuerst von deinem Knecht verlangt hast, will ich erfüllen; aber diese Forderung kann ich nicht erfüllen." Die Boten zogen ab und überbrachten ihm die Antwort. Da sandte Benhadad nochmals an ihn und ließ ihm sagen: "Ich schwöre, und die Götter mögen mich strafen: Der Staub Samarias wird nicht genügen, um allem Kriegsvolk, das in meiner Gefolgschaft ist, die Hand zu füllen." Der König von Israel gab zur Antwort: "Sagt ihm: Wer seinen Gürtel anlegt, soll sich nicht rühmen wie jener, der ihn löst!" Als Benhadad diese Kunde erhielt, war er eben beim Zechgelage mit den Königen im Zelt; er befahl seinen Knechten, anzugreifen, und sie griffen die Stadt an. Da trat ein Prophet zu Achab, dem König von Israel, und sagte: "So spricht der Herr: Siehst du diesen großen Heerhaufen? Fürwahr, heute gebe ich ihn in deine Gewalt. Du wirst erkennen, daß ich der Herr bin." Achab fragte: "Durch wen?" Er erwiderte: "So spricht der Herr: Durch die Leute der Gauobersten." Achab erkundigte sich dann: "Wer soll den Kampf eröffnen?" Er entgegnete: "Du selbst." Da musterte er die Leute der Gauobersten; es waren zweihundertzweiunddreißig Mann; nach ihnen musterte er das gesamte Kriegsvolk, alle Israeliten, siebentausend Mann. Am Mittag rückten sie aus. Benhadad hatte sich mit den zweiunddreißig Königen, die ihm zu Hilfe gekommen waren, in den Zelten völlig berauscht. Die Leute der Gauobersten zogen zunächst voraus. Benhadad hatte Beobachter ausgesandt, und diese brachten ihm die Meldung, daß Kriegsleute Samaria verließen. Er gab den Befehl: "Kommen sie in friedlicher Absicht, so ergreift sie lebendig! Kommen sie zum Kampf, so ergreift sie ebenfalls lebendig!" Die Leute der Gauobersten und der ihnen folgenden Heerhaufen waren also aus der Stadt ausgerückt. Jeder schlug seinen Gegner. Die Aramäer ergriffen die Flucht, und Israel verfolgte sie. Benhadad, der König von Aram, entkam auf einem Pferd mit seinen Wagenkämpfern. Der König von Israel brach hervor, schlug die Pferde und Streitwagen und brachte den Aramäern eine große Niederlage bei. Der Prophet aber trat an den König von Israel heran und sprach zu ihm: "Auf, zeige dich stark und erkenne, was du zu tun hast; denn nach Ablauf des Jahres wird der König von Aram erneut gegen dich heranziehen." Zum König von Aram aber sprachen seine Diener: "Ihr Gott ist ein Gott der Berge; darum waren sie stärker als wir. Kämpfen wir aber in der flachen Ebene mit ihnen, werden wir sie mit Bestimmtheit besiegen. Und auch das tue: Enthebe die Könige einzeln ihrer Stellung und setze Statthalter für sie ein! Du aber zähle dir eine Heeresmacht ab gleich dem Heer, das dir verlorenging, und dazu Pferde und Wagen soviel wie früher! Dann aber kämpfen wir mit ihnen in der Ebene und werden sicherlich ihrer Herr." Er hörte auf ihren Rat und tat so. Nach Ablauf des Jahres musterte Benhadad die Aramäer und zog nach Aphek aus zum Kampf gegen Israel. Die Israeliten aber ließen sich mustern und versahen sich mit Lebensmitteln. Dann rückten sie ihnen entgegen und lagerten ihnen gegenüber wie zwei Häuflein Ziegen. Die Aramäer aber verbreiteten sich im Land. Da trat der Gottesmann hinzu und sprach zum König von Israel: "So spricht der Herr: Die Aramäer glauben, daß der Herr ein Gott der Berge ist und nicht ein Gott der Täler, und eben darum gebe ich diesen ganzen gewaltigen Heerhaufen in deine Gewalt. Ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin!" Sie lagerten sieben Tage lang einander gegenüber. Am siebten Tage brach der Kampf aus. Die Israeliten schlugen die Aramäer, 100 000 Mann Fußvolk, an einem einzigen Tag. Die Überreste rückten nach Aphek in die Stadt. De Mauer jedoch fiel auf 27 000 Mann, die übriggeblieben waren. Auch Benhadad kam auf der Flucht in die Stadt und irrte von Zimmer zu Zimmer. Seine Untergebenen sagten nun zu ihm: "Siehe, wir haben gehört, daß die Könige des Hauses Israel mildherzig sind. Wir wollen also Trauergewänder um unsere Lenden und Stricke um unsere Köpfe binden und zum König von Israel hinausgehen! Vielleicht begnadigt er dich zum Leben." Sie gürteten Trauergewänder um ihre Hüften und banden Stricke um ihre Köpfe. So kamen sie zum König von Israel und sagten: "Dein Knecht Benhadad bittet dich, am Leben bleiben zu dürfen." Da fragte jener: "Lebt er denn noch? Er sei mein Bruder!" Die Männer sahen das Wort als günstiges Zeichen an, nahmen es sogleich von ihm auf und antworteten: "Dein Bruder ist Benhadad!" Er befahl: "Geht hin und bringt ihn her!" Benhadad kam zu ihm hinaus, und jener ließ ihn auf seinen Wagen steigen. Benhadad versicherte ihm: "Die Städte, die mein Vater von deinem Vater genommen hat, will ich zurückerstatten; auch mache dir Kaufläden in Damaskus, wie mein Vater es tat in Samaria! Ich aber möge, vertraglich gebunden, von dir scheiden dürfen!" Da schloß er mit ihm einen Vertrag und ließ ihn frei. Einer von den Prophetenschülern sprach im Auftrag des Herrn zu seinem Genossen: "Schlage mich!" Jener aber weigerte sich, ihn zu schlagen. Da sagte er zu ihm: "Du hast auf die Stimme des Herrn nicht gehört; darum wird dich, wenn du von mir fortgehst, der Löwe zerreißen." Als er nun von ihm fortging, überfiel ihn tatsächlich ein Löwe und zerriß ihn. Der Prophetenschüler begegnete einem anderen Mann und hieß ihn: "Schlage mich doch!" Dieser nun schlug ihn und brachte ihm eine Wunde bei. Der Prophet ging hin und stellte sich dem König in den Weg. Durch eine Binde über seinen Augen hatte er sich unkenntlich gemacht. Als der König vorüberzog, rief er ihm zu und sprach: "Dein Knecht war mit in den Kampf gezogen; da schwenkte plötzlich ein Mann ab, brachte zu mir einen Gefangenen und sprach: "Passe auf diesen Mann auf! Wird er irgendwie vermißt, dann haftet dein Leben für sein Leben, oder du hast ein Talent Silber zu zahlen." Dein Knecht hatte hier und da zu tun, und auf einmal war jener verschwunden." Der König von Israel entgegnete: "Damit hast du dein eigenes Urteil gefällt!" Jener nahm eilends die Binde von seinen Augen. Da erkannte ihn der König von Israel als einen der Propheten. Dieser sprach zu ihm: "So spricht der Herr: Weil du den Mann, der meinem Bann verfallen war, aus deiner Gewalt entlassen hast, so hafte dein Leben für sein Leben und dein Volk für sein Volk!" Der König von Israel aber zog mißmutig und wütend nach Hause und kam nach Samaria. Danach ereignete sich folgendes: Nabot aus Jezreel hatte daselbst einen Weinberg neben dem Palast Achabs, des Königs von Samaria. Achab redete mit Nabot: "Gib mir deinen Weinberg; ich will mir einen Gemüsegarten daraus machen; er liegt ja so nahe an meinem Haus. Ich gebe dir dafür einen besseren Weinberg; oder wenn es dir genehm ist, so bezahle ich dir den Kaufpreis in Geld." Nabot entgegnete: "Der Herr bewahre mich davor, daß ich das Erbe meiner Väter dir übergebe!" Da begab sich Achab mißmutig und wütend in seinen Palast. Es war um des Wortes willen, das Nabot aus Jezreel ihm geantwortet hatte: "Ich will dir das Erbe meiner Väter nicht übergeben!" Er warf sich auf sein Bett, wandte sein Antlitz ab und nahm keine Nahrung zu sich. Seine Frau Isebel kam zu ihm hinein und sprach zu ihm: "Warum bist du so mißmutig und nimmst keine Nahrung zu dir?" Er antwortete ihr: "Ich habe mit Nabot aus Jezreel geredet und ihm vorgeschlagen: Verkaufe mir deinen Weinberg um Geld; oder wenn es dir lieber ist, gebe ich dir einen anderen Weinberg dafür. Doch er hat mir geantwortet: Ich gebe dir meinen Weinberg nicht!" Isebel, seine Gemahlin, antwortete darauf: "Du übst doch gegenwärtig die Herrschaft über das Königreich Israel aus! Stehe auf, iß und sei wohlgemut! Ich werde dir den Weinberg des Nabot aus Jezreel schon verschaffen." Sie schrieb nun Briefe im Namen Achabs, versiegelte sie mit seinem Siegel und schickte sie an die Ältesten und Vornehmen, die mit Nabot in der gleichen Stadt zusammen wohnten. In den Briefen schrieb sie: "Ruft ein Fasten aus und laßt Nabot an der Spitze der Leute Platz nehmen! Ihm gegenüber aber setzt zwei ruchlose Männer, die wider ihn zu zeugen haben: Du hast Gott und den König gelästert. Dann führt ihn hinaus und steinigt ihn, bis er stirbt!" Die Männer seiner Stadt, die Ältesten und Vornehmen, die in seiner Stadt wohnten, taten, wie Isebel sie anwies nach dem Wortlaut der Briefe, die sie ihnen gesandt hatte. Sie riefen ein Fasten aus und ließen Nabot an der Spitze der Leute sitzen. Die beiden ruchlosen Männer kamen und setzten sich ihm gegenüber. Dann legten sie vor dem Volk gegen Nabot Zeugnis ab und erklärten: "Nabot hat Gott und den König gelästert!" Man führte ihn zur Stadt hinaus und steinigte ihn zu Tode. Sodann sandte man zu Isebel und ließ melden: "Nabot wurde gesteinigt; er ist tot." Als Isebel die Kunde vernahm, daß Nabot gesteinigt und tot sei, forderte sie Achab auf: "Wohlan, ergreife Besitz vom Weinberg Nabots aus Jezreel, den er dir um Geld nicht verkaufen wollte; denn Nabot lebt nicht mehr. Er ist tot!" Als Achab erfuhr, daß Nabot tot sei, stand er auf, um den Weinberg Nabots aus Jezreel in Besitz zu nehmen. Aber das Wort des Herrn erging an Elias aus Tisbe. "Auf, geh hinab, Achab, dem König von Israel, entgegen, der in Samaria seinen Sitz hat. Er ist gerade in den Weinberg des Nabot hinabgegangen, um von ihm Besitz zu ergreifen. Sage zu ihm: "So spricht der Herr: Gemordet hast du, und jetzt willst du erben?" Weiter sollst du ihm sagen: "So spricht der Herr: An der Stelle, wo die Hunde das Blut Nabots geleckt haben, werden die Hunde auch dein Blut auflecken!"" Achab sprach zu Elias: "Hast du mich gefunden, mein Todfeind?" Dieser erwiderte: "Ja, ich habe dich gefunden! Du hast dich dazu hergegeben, zu tun, was dem Herrn mißfällt. Siehe, ich werde deshalb über dich Unheil bringen und dich hinwegfegen! Ausrotten werde ich von Achab alles Männliche, Sklaven und Freie in Israel. Ich lasse es deinem Hause ergehen wie dem Hause Jerobeams, des Nebatsohnes, und dem Hause Baschas, des Achiasohnes, wegen der Beleidigung, die du mir zugefügt, und weil du Israel in Sünde gestürzt hast. Und über Isebel verkündet der Herr: Die Hunde werden Isebel auf dem Feld von Jezreel fressen. Wer von Achab in der Stadt stirbt, den werden die Hunde fressen, und wer auf freiem Feld stirbt, den werden die Vögel des Himmels verzehren." Es gab wirklich niemanden, der wie Achab sich hergab, das zu tun, was dem Herrn mißfiel. Dazu verführte ihn seine Frau Isebel. Er handelte überaus verwerflich und lief den Götzen nach, ganz wie die Amoriter es taten, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hat. Als Achab diese Drohworte vernahm, zerriß er seine Kleider, legte ein Bußgewand über seinen nackten Leib, fastete, schlief im Bußgewand und ging bedrückt einher. Da erging das Wort des Herrn an Elias aus Tisbe: "Hast du bemerkt, wie Achab sich vor mir verdemütigt? Weil er sich nun vor mir verdemütigt, werde ich das Unheil in seinen Tagen nicht kommen lassen. Erst in den Tagen seines Sohnes sende ich Unglück über sein Haus." Drei Jahre lang hatte man Ruhe. Es fand kein Krieg zwischen Aram und Israel statt. Da kam im dritten Jahr König Josaphat von Juda zum König von Israel. Der König von Israel sagte zu seinen Untergebenen: "Ihr wißt doch, daß Ramot in Gilead uns gehört! Wir aber unternehmen nichts, um es der Gewalt des Aramäerkönigs zu entreißen." Als er Josaphat fragte: "Willst du mit mir zusammen in den Krieg gegen Ramot in Gilead ziehen?", antwortete dieser dem König von Israel: "Ja, ich bin bereit wie du, meine Leute wie deine Leute, meine Pferde wie deine Pferde!" Josaphat bat aber den König von Israel: "Frage erst nach dem Entscheid des Herrn!" Der König von Israel ließ sich sogleich die Propheten, etwa vierhundert Mann, zusammenrufen und sprach zu ihnen: "Soll ich gegen Ramot in Gilead in den Krieg ziehen oder darauf verzichten?" Sie riefen: "Ziehe hin, denn der Herr wird es der Gewalt des Königs überliefern!" Josaphat fragte: "Ist denn nicht noch ein Prophet des Herrn hier, damit wir ihn befragen?" Der König von Israel antwortete: "Es ist noch ein Mann da, durch den wir den Herrn befragen könnten. Doch ich kann ihn nicht leiden; denn er weissagt mir nie Gutes, sondern nur Übles. Es ist Michajehu, der Sohn Jimlas." Josaphat widersprach: "So sollte der König nicht reden!" Der König von Israel rief einen Kämmerer herbei und befahl ihm, so schnell wie möglich Michajehu, den Sohn Jimlas, zu holen. Der König von Israel und Josaphat, der König von Juda, saßen in ihren Königsgewändern auf ihren Thronen im Freiplatz am Toreingang Samarias. Alle Propheten weissagten vor ihnen. Zidkia, der Sohn des Kenaana, hatte sich eiserne Hörner gemacht und rief: "So spricht der Herr: Mit solchen wirst du die Aramäer niederstoßen, bis sie vernichtet sind." Auf diese Art wahrsagten alle Propheten und sprachen: "Ziehe hinauf nach Ramot in Gilead! Glück auf! Der Herr gibt es in die Gewalt des Königs." Der Bote, der fortgegangen war, Michajehu zu rufen, sprach zu ihm: "Siehe, die Worte der Propheten verkünden wie aus einem Munde Gutes für den König. So seien also auch deine Worte gleich dem Wort eines jeden von ihnen! Verheiße Glück!" Doch Michajehu entgegnete: "So wahr der Herr lebt, nur was der Herr mir sagt, werde ich reden!" Er erschien vor dem König, und dieser fragte ihn: "Michajehu, sollen wir gegen Ramot in Gilead in den Krieg ziehen, oder sollen wir darauf verzichten?" Er antwortete ihm: "Ziehe hin! Glück auf! Der Herr gibt es in die Hand des Königs!" Der König fragte: "Wie oft muß ich dich beschwören, mir nichts als die Wahrheit im Namen des Herrn zu sagen?" Darauf verkündete jener: "Ganz Israel sah ich auf den Bergen zerstreut wie Kleinvieh, das des Hirten entbehrt. Und der Herr sprach: Sie haben keine Herren. Jeder kehre ruhig heim!" Da sagte der König von Israel, zu Josaphat gewandt: "Habe ich es dir nicht gesagt: Er wahrsagt mir nie Gutes, sondern nur Übles!?" Michajehu fuhr fort: "Höre darum das Wort des Herrn! Ich sah den Herrn auf seinem Thron sitzen und die gesamte himmlische Heerschar bei ihm zu seiner Rechten und Linken stehen. Der Herr fragte: Wer will Achab betören, daß er hinaufzieht und vor Ramot in Gilead fällt? Der eine meinte dies und der andere jenes. Da trat ein Geist vor, stellte sich hin vor den Herrn und sprach: Ich werde ihn betören. Der Herr fragte ihn: Wodurch? Er gab zur Antwort: Ich will hingehen und will im Munde aller seiner Propheten zu einem Lügengeist werden! Der Herr erwiderte: Du sollst ihn betören und wirst es auch zustande bringen! Geh hin und tue es! So hat nun der Herr einen Lügengeist in den Mund all dieser deiner Propheten gelegt; denn der Herr hat Unheil über dich beschlossen." Zidkia aber, der Sohn des Kenaana, trat hinzu, schlug Michajehu auf die Wange und sprach: "Ist denn der Geist des Herrn von mir gewichen, um mit dir zu reden?" Michajehu antwortete: "Das wirst du an jenem Tage sehen, wenn du von einem Zimmer zum andern rennen wirst, um dich zu verbergen." Da befahl der König von Israel: "Pack den Michajehu und bring ihn zum Stadtobersten Amon und zum Königssohn Joas! Erstatte die Meldung: So spricht der König: Werft diesen ins Gefängnis und ernährt ihn kärglich mit Brot und Wasser, bis ich heil zurückkomme!" Michajehu aber antwortete: "Kommst du heil zurück, dann hat der Herr nicht durch mich gesprochen." Der König von Israel und Josaphat, der König von Juda, zogen nun nach Ramot in Gilead hinauf. Der König von Israel sagte zu Josaphat: "Ich will mich verkleiden und so in den Kampf ziehen; du aber behalte deine eigenen Kleider an!" So machte sich der König von Israel unkenntlich und zog in den Kampf. Der König von Aram hatte seinen zweiunddreißig Kriegswagenführern den Befehl gegeben: "Kämpft mit niemandem, ob klein oder groß, außer mit dem König von Israel allein!" Als die Wagenführer Josaphat erblickten, meinten sie, er wäre der König von Israel, und umzingelten ihn zum Angriffskampf. Josaphat aber schrie auf. Die Wagenführer bemerkten, daß er nicht der König von Israel war und wandten sich von ihm ab. Ein Mann jedoch spannte ahnungslos seinen Bogen und traf den König von Israel zwischen den Tragbändern und dem Panzer. Dieser befahl daher seinem Wagenlenker: "Wende um und bringe mich aus der Schlacht; denn ich bin verwundet!" Da aber der Kampf an jenem Tage immer heftiger wurde, blieb der König den Aramäern gegenüber aufrecht in seinem Wagen stehen. Am Abend starb er, und das Blut seiner Wunde hatte sich in die Wagenausbuchtung ergossen. Als die Sonne unterging, erscholl durch das Lager der Ruf: "Jeder in seine Stadt, jeder in sein Land!" So starb der König und kam nach Samaria, wo man ihn begrub. Als man am Teich von Samaria den Wagen wusch, leckten die Hunde sein Blut, und die Dirnen wuschen sich darin nach dem Wort, das der Herr gesprochen hatte. Die übrigen Taten Achabs und all sein Wirken, der Bau des Elfenbeinhauses, den er unternommen, die Befestigung der Städte, die er ausführte, das alles ist aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Achab entschlief zu seinen Vätern, und sein Sohn Achasja folgte ihm in der Königsherrschaft. Josaphat, der Sohn Asas, begann im vierten Jahr des Königs Achab über Juda zu herrschen. Josaphat war fünfunddreißig Jahre alt, als er König wurde, und regierte fünfundzwanzig Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Asuba; sie war die Tochter des Schilchi. Er wandelte ganz auf den Pfaden seines Vaters Asa und wich nicht davon ab, sondern tat, was dem Herrn gefiel. Nur die Höhen wurden nicht abgeschafft, sondern das Volk opferte und räucherte noch auf den Höhen. Josaphat unterhielt mit dem König von Israel friedliche Beziehungen. Die übrigen Taten Josaphats, die Siege, die er errang, und wie er Krieg führte, das alles ist aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. Den Rest an religiöser Unzucht, der in den Tagen seines Vaters Asa übriggeblieben war, beseitigte er aus dem Lande. In Edom war kein eigener König, sondern ein königlicher Statthalter. Josaphat baute Tarsisschiffe, die nach Ophir fahren sollten, um Gold zu holen. Doch man lief nicht aus; denn es gab Schiffbruch bei Ezjongeber. Damals sagte Achasja, der Sohn Achabs, zu Josaphat: "Meine Leute sollen mit deinen Leuten auf den Schiffen fahren!" Aber Josaphat stimmte nicht zu. Josaphat entschlief zu seinen Ahnen und wurde bei seinen Vätern in der Stadt seines Vaters David begraben. Sein Sohn Joram folgte ihm in der Königsherrschaft. Achasja, der Sohn Achabs, trat im siebzehnten Jahre des Königs Josaphat von Juda in Samaria die Herrschaft über Israel an. Er regierte zwei Jahre lang über Israel. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und wandelte auf den Pfaden seines Vaters und seiner Mutter und auf dem Wege Jerobeams, des Sohnes Nebats, der Israel zur Sünde verführte. (22:54)Er diente dem Baal und betete ihn an. So beleidigte er den Herrn, den Gott Israels, ganz wie sein Vater getan hatte. Nach dem Tode des Achab wurde Moab von Israel abtrünnig. Achasja war durch das Gitter seines Obergemachs in Samaria gefallen und wurde leidend. Er schickte Boten ab mit der Weisung: "Geht hin und fragt den Baal-Sebub, den Gott von Ekron, ob ich von dieser Krankheit genesen werde." Doch der Engel des Herrn sprach zu Elias aus Tisbe: "Mache dich auf, gehe den Boten des Königs von Samaria entgegen und sage ihnen: Gibt es denn keinen Gott in Israel, daß ihr hingehen müßt, den Baal-Sebub, den Gott von Ekron, zu befragen? Darum spricht der Herr: Von der Lagerstatt, die du bestiegen hast, sollst du nicht mehr aufstehen; denn du mußt bestimmt sterben." Dann ging Elias fort. Die Boten kehrten zum König zurück, und er fragte sie: "Wieso seid ihr schon wieder da?" Sie entgegneten ihm: "Ein Mann kam herauf, uns entgegen, und sprach zu uns: "Geht, kehrt zum König zurück, der euch geschickt hat, und sagt ihm: So spricht der Herr: Gibt es wohl keinen Gott in Israel, daß du hinschickst, um Baal-Sebub, den Gott von Ekron, zu befragen? Darum sollst du von der Lagerstatt, die du bestiegen hast, nicht mehr aufstehen; denn du mußt bestimmt sterben."" Da fragte er sie: "Wie sah der Mann aus, der euch entgegenkam und diese Worte zu euch sprach?" Sie entgegneten ihm: "Es war ein Mann mit einem härenen Mantel; er trug einen Ledergürtel um seine Hüften." Da sagte er: "Das war Elias aus Tisbe." Er sandte einen Obersten über Fünfzig mit seinen fünfzig Männern zu ihm. Dieser stieg hinauf zu Elias, der auf dem Gipfel des Berges weilte, und forderte ihn auf: "Mann Gottes, der König befiehlt: Komm herab!" Elias antwortete: "Bin ich ein Mann Gottes, so falle Feuer vom Himmel und verzehre dich und deine Fünfzig!" Da fiel Feuer vom Himmel und verzehrte ihn und seine fünfzig Männer. Darauf sandte der König wieder einen anderen Obersten über Fünfzig mit seinen fünfzig Männern zu ihm. Dieser sprach zu Elias: "Mann Gottes, so gebietet der König: Komm schleunigst herab!" Elias entgegnete ihnen: "Bin ich ein Mann Gottes, so falle Feuer vom Himmel und verzehre dich und deine Fünfzig!" Da fiel Feuer vom Himmel und verzehrte ihn und seine fünfzig Männer. Nun sandte der König erneut den Obersten einer dritten Fünfzigschaft mit seinen fünfzig Männern aus. Dieser dritte Oberst kam hinauf, kniete vor Elias nieder, flehte ihn an und sprach zu ihm: "Mann Gottes! Möchte doch mein Leben und das Leben deiner Knechte, dieser Fünfzig, kostbar sein in deinen Augen! Siehe, Feuer ist vom Himmel gefallen und hat die beiden ersten Obersten mit ihren fünfzig Männern verzehrt. Möchte doch mein Leben kostbar in deinen Augen sein!" Der Engel des Herrn sprach zu Elias: "Gehe mit ihm hinab, fürchte dich nicht vor jenem!" Da stand er auf und ging mit ihm zum König. Er verkündete ihm: "So spricht der Herr: Du hast Boten abgesandt, um Baal-Sebub, den Gott von Ekron, zu befragen! Gibt es denn keinen Gott in Israel, dessen Ausspruch man einholen könnte? Eben darum wirst du vom Bett, das du bestiegen hast, nicht mehr aufstehen, sondern wirst bestimmt sterben." So starb er denn nach dem Wort des Herrn, das Elias verkündet hatte. Sein Bruder Joram folgte ihm in der Königsherrschaft im zweiten Jahr Jorams, des Sohnes Josaphats, des Königs von Juda; denn er hatte keinen Sohn. Die übrigen Taten Achasjas und all sein Wirken sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Als der Herr den Elias im Sturm in den Himmel entrücken wollte, da gingen Elias und Elisäus von Gilgal weg. Elias bat den Elisäus: "Bleibe hier; denn der Herr hat mich nach Betel gesandt!" Doch Elisäus entgegnete: "So wahr der Herr lebt, und so wahr du lebst, auf keinen Fall verlasse ich dich!" Sie stiegen also hinab nach Betel. Da kamen die Prophetenjünger, die in Betel waren, zu Elisäus heraus und fragten ihn: "Weißt du, daß der Herr heute deinen Meister über dein Haupt hinweg entrücken wird?" Er antwortete: "Ja, auch ich weiß es; doch schweigt nur still!" Elias aber bat ihn: "Elisäus, bleibe hier; denn der Herr hat mich nach Jericho gesandt." Doch dieser entgegnete: "So wahr der Herr lebt und so wahr du lebst, auf keinen Fall verlasse ich dich!" Sie kamen also nach Jericho. Die Prophetenjünger, die in Jericho waren, traten zu Elisäus heran und fragten ihn: "Weißt du, daß der Herr heute deinen Meister über dein Haupt hinweg in den Himmel entrücken wird?" Dieser antwortete: "Ja, auch ich weiß es; doch schweigt nur still!" Elias aber bat ihn: "Bleibe hier; denn der Herr hat mich an den Jordan gesandt." Doch er entgegnete: "So wahr der Herr lebt, und so wahr du lebst, ich verlasse dich nicht!" So schritten beide miteinander fort. Fünfzig von den Prophetenjüngern folgten ihnen. Sie blieben abseits von ferne stehen. Die beiden aber traten an den Jordan. Elias nahm seinen Mantel, rollte ihn zusammen und schlug auf das Wasser. Es teilte sich nach zwei Seiten, und beide schritten durch das trockene Flußbett. Als sie drüben angekommen waren, sagte Elias zu Elisäus: "Verlange, was ich dir tun soll, bevor ich von dir entrückt werde!" Elisäus antwortete: "Mögen doch von deinem Geiste zwei Erbteile mir zufallen!" Elias entgegnete: "Du hast Schweres erbeten. Wenn du siehst, wie ich von dir entrückt werde, wird es dir zuteil, andernfalls aber nicht." Während sie noch miteinander gingen und sprachen, erschien ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden und trennte beide. Elias stieg im Sturm zum Himmel empor. Elisäus sah es und schrie: "Mein Vater, mein Vater! Wagen Israels und sein Lenker!" Dann sah er ihn nicht mehr. Er faßte seine Kleider und zerriß sie in zwei Stücke. Dann hob er den Mantel des Elias auf, der heruntergefallen war, kehrte um und trat an das Ufer des Jordans. Er nahm den Mantel, der Elias entfallen war, schlug auf das Wasser und rief: "Wo ist der Herr, der Gott des Elias?" Sobald nun auch er auf das Wasser schlug, teilte es sich nach beiden Seiten, und Elisäus konnte hinüberschreiten. Die Prophetenjünger aus Jericho, die abseits standen, erblickten ihn und sagten: "Der Geist des Elias ruht auf Elisäus." Sie kamen ihm entgegen und warfen sich vor ihm auf die Erde nieder. Dann sprachen sie zu ihm: "Siehe, unter deinen Knechten sind fünfzig starke Männer. Sie sollen hingehen und deinen Meister suchen; es könnte ihn ja der Geist des Herrn ergriffen und auf einen der Berge oder in eines der Täler niedergelassen haben." Doch er lehnte es ab, jemanden hinzuschicken. Sie drangen aber unablässig in ihn. Da sagte er endlich: "So schickt denn hin!" Man sandte fünfzig Männer aus, die drei Tage lang suchten; doch sie fanden ihn nicht. Sie kehrten also zu ihm zurück. Er hielt sich noch in Jericho auf und sprach zu ihnen: "Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt nicht hingehen?" Da sprachen die Männer der Stadt zu Elisäus: "Gewiß, die Stadt hat eine angenehme Lage, wie unser Herr selbst sieht. Doch das Wasser ist schlecht, und das Land hat Fehlgeburten." Er befahl: "Bringt mir ein neues Gefäß und legt Salz hinein!" Man holte es ihm. Er ging an die Wasserquelle und warf Salz hinein, wobei er die Worte sprach: "So spricht der Herr: Ich mache dieses Wasser gesund; Tod und Fehlgeburten sollen nicht mehr daraus hervorgehen!" So wurde das Wasser gesund bis auf den heutigen Tag nach dem Wort, das Elisäus gesprochen hatte. Von dort ging er nach Betel. Während er den Weg hinaufstieg, kamen kleine Knaben aus der Stadt und verspotteten ihn. Sie riefen ihm zu: "Kahlkopf, Kahlkopf, steig hinauf!" Er wandte sich um, sah sie und verwünschte sie im Namen des Herrn. Da kamen zwei Bären aus dem nahen Wald und zerrissen zweiundvierzig von den Kindern. Von dort begab er sich zum Berg Karmel und kehrte von da nach Samaria zurück. Joram, der Sohn Achabs, wurde im 18. Jahr des Königs Josaphat von Jerusalem König von Israel in Samaria. Er regierte zwölf Jahre lang. Er tat, was dem Herrn mißfiel, doch nicht so wie sein Vater und seine Mutter. Er entfernte den Weihestein des Baal, den sein Vater errichtet hatte. Nur an der Sünde Jerobeams, des Nebatsohnes, der Israel verführt hatte, hielt er fest und ließ nicht von ihr. Mescha, der König von Moab, betrieb Schafzucht und lieferte dem König von Israel als Tribut hunderttausend Lämmer und hunderttausend ungeschorene Widder. Nach dem Tode Achabs aber fiel der König von Moab vom König Israels ab. Der König Joram rückte zu dieser Zeit von Samaria aus und musterte ganz Israel. Er ging hin und ließ dem König von Juda sagen: "Der König von Moab ist mir untreu geworden. Willst du mit mir gegen Moab in den Krieg ziehen?" Dieser antwortete: "Ich will ausziehen wie du, meine Leute wie deine Leute, meine Rosse wie deine Rosse." Dann ließ er fragen: "Auf welchem Weg sollen wir vorrücken?" Dieser entgegnete: "Auf dem Weg durch die Steppe Edom." Der König von Israel, der König von Juda und der König von Edom rückten nun aus. Sie hatten einen Marsch von sieben Tagen gemacht, als es dem Heer und dem Vieh, das nachzog, an Wasser fehlte. Der König von Israel klagte: "O weh, herbeigerufen hat der Herr die drei Könige, um sie der Gewalt der Moabiter zu übergeben." Josaphat aber fragte: "Ist kein Prophet des Herrn hier? Wir wollen den Herrn durch ihn befragen." Ein Knecht des Königs von Israel entgegnete: "Hier ist Elisäus, der Sohn Schaphats, der dem Elias (als Diener) Wasser über die Hände gegossen hat." Da rief Josaphat aus: "Bei ihm ist das Wort des Herrn zu finden." Der König von Israel und Josaphat und der König von Edom gingen zu Elisäus hinab. Elisäus aber sprach zum König von Israel: "Was habe ich denn mit dir zu tun? Geh zu den Propheten deines Vaters und deiner Mutter!" Doch der König von Israel antwortete ihm: "Nicht doch! Denn der Herr hat diese drei Könige gerufen, um sie in die Gewalt der Moabiter zu geben." Elisäus entgegnete: "So wahr der Herr der Heerscharen lebt, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn ich nicht auf Josaphat, den König von Juda, Rücksicht nehmen würde, auf dich würde ich nicht sehen und dich nicht beachten! Holt mir einen Saitenspieler!" Als der Spielmann die Saiten schlug, kam die Hand des Herrn über jenen. Er verkündete: "So spricht der Herr: Man hebe in diesem Tale Gruben aus, eine an der anderen! Denn so spricht der Herr: Ihr werdet weder Wind noch Regen spüren; doch dieses Tal wird sich mit Wasser füllen, und ihr werdet trinken mit eurem Vieh und euren Herden. Jedoch dem Herrn ist das noch nicht genug! Er gibt in eure Hand auch Moab! Erobern werdet ihr alle befestigten Städte, alle nützlichen Bäume sollt ihr fällen, alle Wasserquellen verstopfen und alles gute Ackerland mit Steinen verderben!" Am Morgen nun, da man das Speiseopfer darzubringen pflegt, kam plötzlich Wasser von Edom her, und das ganze Gelände füllte sich damit. Als ganz Moab vernahm, daß die Könige zum Kriege wider sie ausgezogen seien, ließen sich alle Männer im waffenfähigen Alter und darüber aufbieten. Sie stellten sich an der Grenze auf. In der Frühe des Morgens aber, als die Sonne über dem Wasser aufging, sahen die Moabiter das Wasser drüben rot wie Blut. Sie sagten: "Das ist Blut! Die Könige haben sich gegenseitig mit dem Schwert vernichtet und geschlagen. Jetzt heran an die Beute, Moab!" Als sie aber an das Lager der Israeliten kamen, erhoben sich diese und schlugen die Moabiter, die vor ihnen flohen. Sie rückten nach und schlugen Moab ohne Unterlaß. Sie zerstörten die Städte und warfen auf alles gute Ackerland Steine, bis es verschüttet war. Man verstopfte alle Wasserquellen und hieb alle nützlichen Bäume um, bis nur noch ihre Kampfscharen in Kir-Chareset übrig waren. Die Schleuderer umzingelten die Stadt und bewarfen sie. Als der König von Moab sah, daß der Angriff ihm zu heftig wurde, nahm er siebenhundert schwerbewaffnete Männer mit sich, um zum König von Edom durchzubrechen. Sie vermochten es jedoch nicht. Nun nahm er seinen erstgeborenen Sohn, der ihm in der Königsherrschaft folgen sollte, und brachte ihn auf der Mauer als Brandopfer dar. Da kam ein gewaltiger Zorn über Israel; sie ließen von ihm ab und kehrten wieder in ihr Land zurück. Eine von den Frauen der Prophetenjünger rief Elisäus an: "Dein Knecht, mein Mann, ist tot. Du weißt ja, daß er ein Verehrer des Herrn war. Nun kommt der Gläubiger, um sich meine beiden Söhne als Sklaven zu holen." Elisäus fragte sie: "Was soll ich für dich tun? Sage mir, was du zu Hause hast!" Sie antwortete: "Deine Magd hat nichts anderes zu Hause als einen Krug Öl." Da sprach er: "Geh hin und erbitte dir Gefäße von all deinen Nachbarn im Umkreis, leere Gefäße, und zwar nicht wenige! Dann geh heim, schließe die Türe hinter dir und deinen Söhnen und gieße in all diese Gefäße Öl! Sind sie voll, so stelle sie weg!" Sie ging von ihm fort und schloß die Türe hinter sich und ihren Söhnen zu. Diese reichten ihr hin, und sie goß ein. Sobald die Gefäße voll waren, sprach sie zu ihrem Sohn: "Reiche mir noch ein Gefäß!" Doch er antwortete ihr: "Es ist keines mehr da." Da stand der Ölfluß still. Nun ging sie hin und erzählte es dem Manne Gottes. Dieser aber sprach: "Verkaufe das Öl und bezahle deine Schulden! Vom übrigen kannst du mit deinen Söhnen leben." Eines Tages ging Elisäus nach Sunem hinüber. Dort lebte eine vornehme Frau, die ihn zum Essen einlud. Sooft er vorbeikam, kehrte er dort zum Essen ein. Da sagte sie zu ihrem Mann: "Ich weiß, daß der, der immer bei uns einkehrt, ein heiliger Gottesmann ist. Wir wollen ein kleines, gemauertes Obergemach einrichten und ihm dort Lagerstätte, Tisch, Stuhl und Leuchter hineinstellen. Wenn er dann zu uns kommt, kann er sich dorthin zurückziehen!" Als er eines Tages wieder dort einkehrte, begab er sich in das Obergemach und legte sich darin zur Ruhe. Dann befahl er seinem Diener Gechasi: "Rufe diese Sunamitin!" Er holte sie, und sie trat zu ihm hin. Da sagte er zu Gechasi: "Sprich zu ihr: Du hast dich um uns so aufmerksam bemüht. Was können wir für dich tun? Sollen wir für dich beim König oder beim Heeresobersten ein gutes Wort einlegen?" Sie antwortete: "Ich wohne ja geborgen inmitten meiner Leute." Er fragte weiter: "Was könnte man sonst für sie tun?" Gechasi erwiderte: "Ach, sie hat keinen Sohn, und ihr Mann ist alt." Da sprach er: "Rufe sie her!" Er rief sie, und sie trat unter die Türe. Nun sagte er: "Übers Jahr um diese Zeit wirst du einen Sohn umarmen." Sie entgegnete: "Ach nein, Herr, du Mann Gottes, täusche doch deiner Magd nichts vor!" Die Frau aber empfing und gebar übers Jahr einen Sohn zu der Zeit, die Elisäus ihr angegeben hatte. Der Knabe wuchs heran und ging eines Tages zu seinem Vater hinaus zu den Schnittern. Er klagte seinem Vater: "Mein Kopf, mein Kopf!" Dieser befahl einem Burschen, den Knaben zu seiner Mutter zu tragen. Der Knecht hob ihn auf und brachte ihn zu seiner Mutter. Das Kind saß dann auf ihren Knien bis zum Mittag. Dann starb es. Sie stieg nun hinauf, legte den Toten auf die Lagerstätte des Gottesmannes, schloß die Türe ab und ging hinweg. Sie rief ihren Mann und bat ihn: "Schicke mir einen von den Knechten mit einer Eselin! Ich will schnell zum Gottesmann gehen und werde sofort wieder zurückkommen." Er fragte sie: "Warum willst du denn heute zu ihm hin? Es ist doch kein Neumond oder Sabbat." Sie aber sagte nur: "Lebe wohl!" Sie sattelte dann die Eselin und befahl ihrem Knecht: "Treibe nur tüchtig an und halte mich beim Reiten nicht auf, es sei denn, daß ich es dir sage!" Sie zog weg und kam zum Gottesmann auf den Berg Karmel. Der Gottesmann sah sie von ferne und sagte zu seinem Diener Gechasi: "Siehe, die Sunamitin ist da. Lauf ihr entgegen und frage sie: Geht es dir gut? Geht es deinem Mann und deinem Knaben gut?" Sie antwortete: "Ja." Sie kam dann zum Mann Gottes auf den Berg Karmel und umklammerte seine Füße. Gechasi trat hinzu, um sie wegzustoßen. Der Gottesmann aber sprach: "Laß sie gewähren; ihre Seele ist betrübt, doch der Herr hat es mir verborgen und mir nicht angezeigt." Darauf sprach sie: "Habe ich denn meinen Herrn um einen Sohn gebeten? Habe ich nicht ausdrücklich gesagt: "Mache mir keine falschen Hoffnungen!"?" Danach befahl er Gechasi: "Gürte deine Lenden, nimm meinen Stab zur Hand und geh hin! Wenn du jemandem begegnest, so grüße ihn nicht, und wenn dich jemand grüßt, so antworte ihm nicht! Lege dann meinen Stab an das Antlitz des Knaben!" Die Mutter des Knaben aber beteuerte: "So wahr der Herr lebt, und so wahr du lebst, ich verlasse dich nicht!" Da erhob er sich und folgte ihr nach. Gechasi war ihnen schon vorausgegangen und hatte den Stab auf den Knaben gelegt. Doch es war kein Laut und kein Lebenszeichen erfolgt. Er kehrte also um und meldete ihm: "Der Knabe ist nicht aufgewacht." Elisäus kam in das Haus und fand den Knaben tot auf seiner Lagerstatt liegen. Er ging hinein, schloß die Tür hinter ihnen beiden zu und betete zum Herrn. Dann stieg er hinauf und legte sich auf den Knaben. Er legte seinen Mund auf des Knaben Mund, die Augen auf dessen Augen und die Hände auf seine Hände. Er streckte sich also über ihn aus, und der Leib des Knaben wurde warm. Danach trat er zurück, ging im Haus einmal auf und ab, stieg wieder zu ihm hinauf und streckte sich über ihn aus. Da nieste der Knabe siebenmal und schlug seine Augen auf. Elisäus rief Gechasi und gebot ihm, nach der Sunamitin zu rufen. Dieser holte sie, und als sie zu ihm kam, sagte er: "Nimm deinen Sohn!" Sie trat heran, fiel ihm zu Füßen und verneigte sich zur Erde. Dann nahm sie ihren Sohn und ging hinaus. Elisäus kehrte nach Gilgal zurück. Eine Hungersnot herrschte im Land. Als die Prophetenjünger vor ihm saßen, befahl er seinem Diener: "Setze den großen Topf auf und koche ein Gericht für die Prophetenjünger!" Einer von ihnen ging auf das Feld hinaus, um Kräuter zu sammeln. Er fand wilde Ranken und pflückte davon Koloquinten, seinen ganzen Mantel voll. Dann kam er und schnitt sie in den Kochtopf. Man kannte sie nämlich nicht. Man setzte sie nun den Männern vor. Sie aßen von der Speise, schrieen auf und riefen: "Der Tod ist im Topf, Mann Gottes!" Und sie konnten nichts essen. Da gebot er: "Bringt Mehl herbei!" Er warf es in den Topf und sagte: "Setzt es nun den Leuten zum Essen vor!" Jetzt war nichts Schädliches mehr im Kochtopf. Einst kam ein Mann von Baal-Schalischa und brachte dem Gottesmann in seinem Brotbeutel Brot aus Erstlingsfrüchten. Es waren zwanzig Brote von Gerste und dazu Jungkorn. Elisäus befahl: "Gib es den Leuten zu essen!" Doch sein Diener erwiderte: "Wie soll ich das hundert Leuten vorsetzen?" Er aber wiederholte: "Gib es den Leuten zu essen; denn also spricht der Herr: Essen wird man und noch übriglassen!" Er setzte es ihnen vor. Sie aßen und ließen noch übrig, wie der Herr gesagt hatte. Naaman, der Feldherr des Aramäerkönigs, war bei seinem Herrn geschätzt und angesehen; denn durch ihn hatte der Herr den Aramäern Sieg verliehen. Der Mann war ein großer Kriegsheld, jedoch aussätzig. Nun waren die Aramäer in Streifzügen ausgezogen und hatten aus dem Land Israel ein junges Mädchen gefangen weggeführt. Es kam in den Dienst der Frau des Naaman. Es sprach zu seiner Herrin: "Wäre doch mein Herr beim Propheten in Samaria! Der könnte ihn von seinem Aussatz freimachen." Naaman ging hin und meldete es seinem obersten Herrn: "So und so hat das Mädchen aus dem Lande Israel geredet." Der König von Aram erwiderte: "Wohlan, ziehe hin! Ich gebe dir einen Brief an den König von Israel mit." So ging er hin und nahm zehn Talente Silber, sechstausend Sekel Gold und zehn Festkleider mit. Er brachte dem König von Israel den Brief, der folgenden Inhalt hatte: "Wenn hiermit dieser Brief dich erreicht, so wisse: Ich habe zu dir meinen Knecht Naaman gesandt, damit du ihn von seinem Aussatz befreist." Der König von Israel las den Brief. Da zerriß er seine Kleider und rief aus: "Bin ich denn ein Gott, der töten und zum Leben erwecken kann? Dieser schickt zu mir, um einen Menschen von seinem Aussatz zu reinigen. Erkennt doch und seht, daß er nur einen Streitfall mit mir sucht!" Als Elisäus, der Gottesmann, hörte, daß der König von Israel seine Kleider zerrissen habe, ließ er dem König sagen: "Warum hast du denn deine Kleider zerrissen? Er komme zu mir und erfahre, daß es einen Propheten in Israel gibt!" Naaman kam mit seinen Pferden und seinen Wagen und hielt vor der Haustüre des Elisäus an. Elisäus schickte einen Boten zu ihm mit der Anweisung: "Gehe hin und wasche dich siebenmal im Jordan! Dann wird dein Leib genesen und wieder rein werden." Naaman war darüber mißmutig und sagte, als er fortging: "Ich habe mir vorgestellt, er würde sicher herauskommen, herantreten und den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen, seine Hand über die Stelle bewegen und so den Aussatz entfernen. Sind denn Abana und Parpar, die Flüsse von Damaskus, nicht besser als alle Wasser Israels? Kann ich mich nicht in ihnen waschen und so rein werden?" Er wandte sich um und ging grollend davon. Da traten seine Diener heran und redeten ihm zu. Sie sprachen: "Wenn der Prophet etwas Schweres von dir verlangt hätte, würdest du es nicht ausführen? Wieviel mehr, da er zu dir nur sagte: Wasche dich, so wirst du rein!" Nun ging er hinab, und als er sich siebenmal nach der Weisung des Gottesmannes im Jordan untergetaucht hatte, wurde sein Leib gesund wie der Leib eines kleinen Knaben; er war rein. Nun kehrte er mit allen seinen Gefolgsleuten zum Gottesmann zurück. Er kam, trat vor ihn hin und sprach: "Siehe, ich habe erkannt, daß es auf der ganzen Erde keinen Gott gibt außer in Israel. Nunmehr nimm ein Dankesgeschenk von deinem Knecht an!" Er antwortete: "So wahr der Herr lebt, in dessen Dienst ich stehe, ich nehme nichts!" Auch als jener ihn zur Annahme drängte, weigerte er sich. Da antwortete Naaman: "So möge man, bitte, deinem Knecht eine Last Erde mitgeben, soviel zwei Maultiere tragen können; denn dein Knecht wird keinen anderen Göttern mehr Brand- und Schlachtopfer darbringen, sondern nur dem Herrn. Nur dies möge der Herr deinem Knecht noch nachsehen: Kommt mein königlicher Gebieter zur Anbetung in den Tempel Rimmons, und stützt er sich dabei auf meinen Arm, so muß ich mich im Tempel Rimmons auch niederwerfen, während er sich dort zu Boden wirft. Das nur verzeihe der Herr deinem Knecht!" Elisäus antwortete ihm: "Gehe hin in Frieden." Als er eine Strecke weit seines Weges dahingezogen war, fiel dem Gechasi, dem Diener des Gottesmannes Elisäus, ein: "Mein Herr hat diesen Aramäer Naaman geschont und nichts von dem, was er mitgebracht hat, angenommen. So wahr der Herr lebt, ich will ihm nachlaufen und mir von ihm etwas geben lassen!" Gechasi lief also Naaman nach; Naaman merkte, wie er hinter ihm herlief, beugte sich zu ihm vom Wagen herab und stellte die Frage: "Ist alles in Ordnung?" Gechasi antwortete: "Ja! Mein Herr läßt dir sagen: "Es sind soeben zu mir vom Gebirge Ephraim zwei junge Leute von den Prophetenschülern hergekommen. Gib ihnen doch ein Talent Silber und zwei Festkleider!"" Naaman entgegnete: "Bitte, nimm doch zwei Talente!" Er nötigte ihn also, band zwei Talente Silber in zwei Beutel, tat zwei Festkleider dazu und übergab sie zwei von seinen Dienern, die sie vor Gechasi hertrugen. Er kam an den Hügel, nahm sie aus ihrer Hand und brachte sie in das Haus. Die Männer aber schickte er ihres Weges fort. Er selbst ging hinein und trat vor seinen Herrn. Elisäus fragte ihn: "Woher kommst du, Gechasi?" Er erwiderte: "Dein Knecht war nicht weggegangen." Jener antwortete ihm: "Nicht doch! Mein Geist war dir zur Seite, als ein Mann von seinem Gefährt aus sich dir zuwandte. Wohlan, du hast das Geld empfangen, um dafür Kleider, Ölbäume, Weinberge, Schafe, Rinder, Knechte und Mägde zu erwerben. Der Aussatz Naamans soll deshalb an dir und deiner Nachkommenschaft für immer haften!" Gechasi ging fort, vom Aussatz weiß wie Schnee. Die Prophetenjünger sprachen zu Elisäus: "Sieh doch, der Raum, in dem wir vor dir sitzen, ist für uns zu eng. Wir wollen an den Jordan gehen, und dort soll jeder von uns sich einen Balken holen. Dann wollen wir uns hier einen Raum zimmern, um eine Bleibe zu haben." Er antwortete: "Geht hin!" Einer aber bat ihn: "Laß dich doch dazu bestimmen, mit deinen Knechten zu gehen!" Er erwiderte: "Gut, ich komme mit." Da ging er mit ihnen. Sie kamen an den Jordan und fällten die Bäume. Einem aber fiel beim Umhauen des Stammes das Beileisen ins Wasser. Er rief laut: "O weh, Herr, es ist noch dazu geliehen!" Der Gottesmann fragte: "Wohin ist es gefallen?" Jener zeigte ihm die Stelle. Elisäus schnitt ein Stück Holz ab, warf es dorthin und brachte das Eisen zum Schwimmen. Dann sprach er: "Hole es dir heraus!" Jener streckte seine Hand aus und ergriff es. Der König von Aram hatte einst mit Israel Krieg. Er beriet sich mit seinen Untergebenen, an einem bestimmten Ort einen Hinterhalt zu errichten. Der Gottesmann ließ dem König von Israel mitteilen: "Hüte dich, an jenem Ort vorüberzugehen, denn dort sind Aramäer!" Der König von Israel schickte Späher an den Ort, den der Gottesmann ihm bezeichnet und vor dem er ihn gewarnt hatte. So nahm er sich dort in acht, und das nicht nur einmal oder zweimal. Da wurde der Aramäerkönig unruhig. Er rief seine Diener und fragte sie: "Könnt ihr mir nicht mitteilen, wer von unseren Leuten zum König von Israel steht?" Da antwortete einer von seinen Dienern: "Nein, mein Herr und König! Vielmehr der Prophet Elisäus von Israel teilt dem König von Israel die Reden mit, die du in deinem Schlafgemach führst." Da befahl er: "Geht hin und schaut, wo er sich aufhält, damit ich hinschicke, ihn zu ergreifen!" Man meldete ihm: "Er befindet sich in Dotan." Dorthin schickte er Pferde und Wagen und eine starke Abordnung. Sie kamen während der Nacht und umzingelten die Stadt. Als der Diener des Gottesmannes am Morgen aufstand und hinaustrat, hatte die Mannschaft die Stadt umzingelt. Auch Pferde und Wagen waren herangerückt. Da sprach der Diener zu ihm: "O weh, Herr, was tun wir jetzt?" Doch dieser antwortete: "Fürchte dich nicht; bei uns sind mehr als bei jenen!" Da betete Elisäus und sprach: "Herr, öffne doch seine Augen, damit er sehe!" Der Herr öffnete dem Diener die Augen, und dieser sah den Berg rings um Elisäus voll von Pferden und Wagen aus Feuer. Als die Aramäer gegen ihn heranrückten, betete Elisäus zum Herrn: "Schlage doch diese Leute mit Verblendung!" Und der Herr schlug sie mit Verblendung, wie Elisäus erfleht hatte. Elisäus sprach sie an: "Dies ist nicht der richtige Weg und nicht die richtige Stadt. FoIgt mir! Ich werde euch zu dem Mann hinführen, den ihr sucht." So führte er sie nach Samaria. Als sie in Samaria angekommen waren, rief Elisäus: "O Herr, öffne ihnen die Augen, damit sie sehen!" Der Herr öffnete ihnen die Augen, und sie sahen, daß sie mitten in Samaria waren. Da der König von Israel ihrer ansichtig wurde, fragte er Elisäus: "Soll ich sie gleich niederschlagen, mein Vater?" Er wehrte ab: "Schlage sie nicht tot! Darfst du Leute erschlagen, die du nicht mit deinem Schwert oder Bogen erbeutet hast? Gib ihnen Brot und Wasser, sie sollen essen und trinken und dann zu ihrem Herrn zurückkehren!" So bereitete er ihnen ein großes Festmahl. Sie aßen und tranken; dann entließ er sie, und sie kehrten zu ihrem Herrn zurück. Seitdem kamen keine Streitscharen der Aramäer mehr in das Land Israel. Später zog Benhadad, der König von Aram, seine ganze Heeresmacht zusammen, rückte heran und belagerte Samaria. Es brach eine große Hungersnot in Samaria aus, weil die Feinde es umschlossen hielten, so daß ein Eselskopf achtzig Silbersekel und ein Viertel Kab Weißmehl fünf Silbersekel kosteten. Als der König von Israel einmal auf der Mauer einherging, schrie eine Frau ihn an: "Hilf doch, mein Herr und König!" Er antwortete: "Wenn dir der Herr nicht hilft, womit sollte ich dir helfen können, sei es mit etwas von der Tenne oder von der Kelter?" Dann fragte sie der König: "Was fehlt dir?" Sie antwortete: "Eine Frau sagte zu mir: Gib deinen Sohn her, damit wir ihn heute essen! Meinen Sohn verzehren wir dann morgen. Wir kochten meinen Sohn und verzehrten ihn. Am andern Tage sagte ich zu ihr: Gib jetzt deinen Sohn her, damit wir ihn essen! Sie aber versteckte ihren Sohn." Als der König die Worte der Frau hörte, zerriß er seine Kleider. Und während er auf der Mauer einherging, sah das Volk, daß er darunter das Trauergewand auf dem Leibe trug. Er rief aus: "Gott möge mich strafen, wenn nicht heute noch Elisäus, der Sohn Schaphats, geköpft wird!" Elisäus weilte gerade in seinem Haus, und die Ältesten saßen bei ihm. Da sandte der König einen Mann vor sich her. Ehe aber der Bote bei ihm ankam, sagte Elisäus zu den Ältesten: "Seht ihr, daß dieser Mordbube hergeschickt hat, mir den Kopf abtrennen zu lassen? Gebt acht! Kommt der Bote, dann verschließt die Türe und drängt ihn mit der Türe zurück! Sind nicht schon hinter ihm die Fußtritte seines Herrn vernehmbar?" Als er noch mit ihnen redete, kam der König schon zu ihm herab und sprach: "Dieses Unheil ist vom Herrn gekommen. Wie kann ich jetzt noch auf den Herrn mein Vertrauen setzen?" Elisäus verhieß: "Hört das Wort des Herrn: So spricht der Herr: Morgen um diese Zeit kostet am Tor von Samaria ein Maß Weizenmehl einen Sekel und zwei Maß Gerste ebenfalls einen Sekel." Aber der Schildhalter, auf dessen Arm sich der König stützte, erwiderte dem Gottesmann: "Und wenn der Herr auch Schleusen am Himmel anbrächte, könnte dies nicht geschehen." Elisäus entgegnete: "Mit deinen eigenen Augen wirst du es sehen; aber davon essen wirst du nichts." Nun waren vier aussätzige Männer außerhalb des Tores. Sie sprachen zueinander: "Warum sitzen wir hier, bis wir tot sind? Wenn wir in die Stadt gehen wollten, so herrscht in ihr Hungersnot, und wir sterben dort. Bleiben wir aber hier sitzen, sterben wir auch. Darum kommt, laßt uns in das Lager der Aramäer überlaufen! Lassen sie uns am Leben, dann leben wir weiter, töten sie uns, dann sterben wir!" In der Abenddämmerung machten sie sich auf, um in das Lager der Aramäer hinüberzulaufen. Sie kamen in den Bereich des aramäischen Lagers. Dort aber war niemand zu finden. Der Herr hatte nämlich im Lager der Aramäer das Geräusch von Kriegswagen, das Wiehern von Pferden und das Lärmen einer großen Heeresmacht vernehmen lassen. Da sagten sie zueinander: "Gewiß hat der König von Israel die Könige der Hethiter und die Könige von Ägypten gedungen, uns zu überfallen." Sie machten sich also auf und flohen in der Dämmerung. Dabei hatten sie ihre Zelte, Pferde und Esel und das Lager, wie es bestand, im Stich gelassen. Sie waren geflohen, um ihr Leben zu retten. Als nun jene Aussätzigen in den Bereich des Lagers gekommen waren, gingen sie in ein Zelt, aßen und tranken, nahmen Silber, Gold und Kleider daraus mit, gingen fort und versteckten sie. Dann kamen sie wieder, gingen in ein anderes Zelt, machten auch dort ihre Beute, gingen fort und versteckten sie. Dann aber sprachen sie zueinander: "Wir handeln nicht recht. Heute ist ja ein Tag froher Botschaft. Wenn wir darüber schweigen und zaudern, bis das Morgenlicht anbricht, dann machen wir uns schuldig. Darum auf, wir wollen gehen und es im Palast des Königs melden!" Sie kamen hin, riefen die Torwächter der Stadt und berichteten ihnen: "Wir gelangten in das aramäische Lager. Dort war alles weg, kein menschlicher Laut war zu hören. Nur die Pferde und Esel standen angebunden da, und die Zelte waren, wie man sie verließ." Die Torwächter machten Lärm und meldeten es im Innern des königlichen Palastes. Der König erhob sich noch in der Nacht und sprach zu seinen Untergebenen: "Ich will euch erklären, was die Aramäer gegen uns im Schilde führen. Sie wissen, daß wir Hungersnot haben. Darum verließen sie das Lager, um sich auf freiem Feld zu verstecken. Sie denken nämlich: Kommen sie aus der Stadt, so ergreifen wir sie lebendig und können dann in die Stadt eindringen." Da antwortete einer seiner Diener: "Man nehme etwa fünf von den übriggebliebenen Pferden, die noch da sind! Ihnen mag es ergehen wie der ganzen Menge Israeliten, die schon zugrundegegangen sind. Schicken wir sie hin und sehen wir nach!" Man nahm also zwei Gespanne Pferde, und der König sandte sie hinter der Streitmacht der Aramäer her mit der Weisung: "Zieht hin und späht!" Sie folgten hinter ihnen her bis zum Jordan. Da war der Weg völlig mit Kleidern und Waffen bedeckt, welche die Aramäer auf ihrer raschen Flucht weggeworfen hatten. Die Boten kehrten zurück und brachten dem König die Meldung. Nun zog das Volk hinaus und plünderte das Lager der Aramäer. So kam es wirklich, daß ein Maß Weizenmehl auf einen Sekel und zwei Maß Gerste auf einen Sekel zu stehen kamen, wie der Herr gesagt hatte. Der König erteilte dem Schildhalter, auf dessen Arm er sich stützte, die Aufsicht über das Tor. Die Leute aber zertraten diesen im Tor, so daß er starb, wie der Gottesmann vorausgesagt hatte, der mit ihm damals sprach, als der König kam. Der Gottesmann hatte nämlich zum König gesagt: "Morgen um diese Zeit werden im Tor von Samaria zwei Maß Gerste einen Sekel und ein Maß Weizenmehl ebenfalls einen Sekel kosten." Da hatte der Schildhalter dem Gottesmann geantwortet: "Und wenn der Herr auch Schleusen am Himmel anbrächte, könnte dies nicht geschehen." Elisäus aber hatte entgegnet: "Mit deinen eigenen Augen wirst du es sehen; aber davon essen wirst du nichts." So geschah es ihm. Die Leute zertraten ihn im Tor, so daß er starb. Eines Tages sprach Elisäus zu der Frau, deren Sohn er das Leben wiedergeschenkt: "Mache dich auf, ziehe mit deinen Hausangehörigen fort und verweile irgendwo in der Fremde; denn der Herr hat eine Hungersnot verhängt!" Sie kam tatsächlich über das Land sieben Jahre lang. Die Frau machte sich auf den Weg und handelte nach der Weisung des Gottesmannes. Sie ging mit ihrer Familie fort und verweilte sieben Jahre als Fremde im Philisterland. Nach Ablauf der sieben Jahre kehrte die Frau aus dem Land der Philister heim und ging hin, um den König wegen ihres Hauses und Grundstückes anzurufen. Der König sprach gerade zu Gechasi, dem Diener des Gottesmannes: "Erzähle mir doch alle Großtaten, die Elisäus vollbracht hat!" Er war dabei, dem König vorzutragen, wie er den Toten lebendig gemacht, als die Frau eintrat, deren Sohn zum Leben erweckt worden war. Sie wollte den König wegen ihres Hauses und Grundstückes anrufen. Gechasi sprach: "Mein Herr und König, das ist die Frau und das ihr Sohn, den Elisäus erweckt hat." Der König forderte die Frau auf, und sie erzählte ihm alles. Danach gab der König ihr einen Hofbeamten mit, dem er befahl: "Verschaffe ihr alles wieder, was ihr gehört, auch den gesamten Ertrag ihres Grundstücks von dem Tag an, da sie das Land verlassen hat, bis jetzt!" Elisäus kam einmal nach Damaskus. Benhadad, der König von Aram, war erkrankt, und man meldete ihm, daß der Gottesmann dort angekommen sei. Der König befahl Hasael: "Nimm Geschenke, gehe dem Gottesmann entgegen und befrage den Herrn durch ihn, ob ich wohl von dieser Krankheit genesen werde!" Hasael ging ihm entgegen und nahm Geschenke mit sich, allerlei Kostbarkeiten von Damaskus, soviel vierzig Kamele tragen konnten. Er kam, trat vor ihn hin und sprach: "Dein Sohn Benhadad, der König von Aram, läßt durch mich fragen, ob er wohl von dieser Krankheit genesen werde." Elisäus antwortete ihm: "Gehe hin und sage ihm: "Du wirst genesen." Doch der Herr hat mich schauen lassen, daß er sterben muß!" Der Gottesmann blickte starr vor sich hin, entsetzte sich aufs äußerste und weinte. Da fragte Hasael: "Warum weint mein Herr?" Der antwortete: "Ich weiß, was du den Israeliten Schlimmes antun wirst: Ihre Festungen wirst du anzünden, ihre jungen Männer mit dem Schwert töten, ihre Säuglinge zerschmettern und ihre schwangeren Frauen aufschlitzen." Hasael entgegnete: "Was ist denn dein Knecht, der Hund, daß er so Gewaltiges vollbringen sollte?" Elisäus entgegnete: "Der Herr hat dich mir als aramäischen König gezeigt." Dann ging er von Elisäus fort und kam zu seinem Herrn. Dieser erkundigte sich bei ihm: "Was hat denn Elisäus zu dir gesagt?" Er antwortete: "Er hat mir Bescheid gegeben, daß du sicher genesen wirst." Am andern Tag nahm er eine Decke, tauchte sie ins Wasser und breitete sie über sein Gesicht, worauf er starb. Hasael folgte ihm in der Königsherrschaft. Im fünften Jahre Jorams, des Sohnes Achabs, des Königs von Israel, wurde Joram, der Sohn Josaphats, König von Juda. Er war zweiunddreißig Jahre alt, als er König wurde, und regierte acht Jahre in Jerusalem. Er wandelte auf den Pfaden der Könige von Israel, wie es das Haus Achab tat; die Tochter Achabs war ja seine Frau, und er tat das, was dem Herrn mißfiel. Doch der Herr wollte Juda um seines Knechtes David willen nicht ins Verderben bringen, dem er doch verheißen hatte, ihm immerdar eine Leuchte vor seinem Antlitz zu verleihen. Zu seiner Zeit fiel Edom von Juda ab. Sie beriefen sich einen eigenen König. Joram zog also mit allen seinen Kriegswagen nach Zoar. Nachts rüstete er sich zum Angriff; aber die Edomiter hatten ihn umzingelt und schlugen ihn samt den Obersten der Kriegswagen. Seine Leute flohen in ihre Heimat. So wurde Edom von Juda abtrünnig bis heute. Damals fiel auch Libna ab. Die übrigen Taten Jorams und all seine Wirksamkeit sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. Joram entschlief zu seinen Vätern und wurde bei seinen Ahnen in der Davidsstadt begraben. Sein Sohn Achasja ward König an seiner Stelle. Im zwölften Jahr der Regierung Jorams, des Sohnes Achabs, des Königs von Israel, wurde Achasja König, der Sohn des judäischen Königs Joram. Achasja war zweiundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte ein Jahr in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Atalja; sie war eine Enkelin Omris, des Königs von Israel. Er wandelte auf den Pfaden des Hauses Achab und tat, was dem Herrn mißfiel; denn er war mit dem Hause Achab verschwägert. Er zog mit Joram, dem Sohn Achabs, in den Krieg gegen Hasael, den König von Aram, nach Ramot in Gilead. Aber die Aramäer verwundeten Joram. Da kehrte der König Joram heim, um in Jezreel von den Wunden Heilung zu suchen, die ihm die Aramäer in Ramot beigebracht hatten, da er gegen den Aramäerkönig Hasael kämpfte. Achasja, der Sohn Jorams, des judäischen Königs, kam hinab, um Joram, den Sohn Achabs, in Jezreel zu besuchen; denn dieser lag dort verwundet. Der Prophet Elisäus rief einen von den Prophetenjüngern und gab ihm den Auftrag: "Gürte deine Lenden, nimm dieses Ölgefäß in die Hand und gehe nach Ramot in Gilead! Bist du dort angekommen, suche Jehu, den Sohn Josaphats und Enkel Nimschis! Gehe hin, hole ihn aus dem Kreis seiner Genossen und führe ihn in das innerste Gemach! Dann nimm das Ölgefäß und gieße es über sein Haupt aus mit den Worten: "So spricht der Herr: Ich salbe dich zum König über Israel." Dann öffne die Tür und entweiche, ohne zu zögern!" Der junge Mann, ein Prophet, begab sich nach Ramot in Gilead. Als er ankam, saßen die Heeresobersten eben beisammen. Er sprach: "Ich habe an dich eine Weisung, Oberst!" Als Jehu fragte: "An wen denn von uns allen?", antwortete er: "An dich allein, Oberst!" Dieser erhob sich und begab sich in das Haus. Er aber goß ihm Öl über sein Haupt mit den Worten: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich salbe dich zum König über das Volk des Herrn, über Israel! Du wirst das Haus Achabs, deines Herrn, schlagen. Ich will das Blut meiner Knechte, der Propheten, und das Blut aller Diener des Herrn an Isebel rächen. Das ganze Haus Achabs wird zugrunde gehen. Ich werde von Achab alles Männliche ausrotten, Sklaven und Freie in Israel. Ich werde es dem Haus Achabs ergehen lassen wie dem Haus Jerobeams, des Nebatsohnes, und dem Haus Baschas, des Achiasohnes. Isebel aber werden die Hunde auf der Flur von Jezreel fressen. Niemand wird sie begraben." Dann öffnete er die Türe und entfloh. Jehu aber kam zu den Dienern seines Herrn, die ihn fragten: "Ist alles in Ordnung? Warum ist denn dieser verrückte Prophet zu dir gekommen?" Er antwortete: "Ihr kennt doch den Mann und seine Hirngespinste!" Sie entgegneten: "Du machst Ausflüchte! Teile es uns ruhig mit!" Da mußte er gestehen: "So und so hat er zu mir gesagt: "So spricht der Herr: Ich salbe dich zum König über Israel."" Sogleich nahmen alle ihre Gewänder, legten sie ihm zu Füßen auf die bloßen Stufen, stießen ins Horn und riefen: "Jehu ist König!" So verschwor sich denn Jehu, der Sohn des Josaphat und Enkel Nimschis, gegen Joram. Joram hatte mit ganz Israel zu Ramot in Gilead die Wache gehalten wider Hasael, den König von Aram. Er war dann heimgekehrt, um in Jezreel von den Wunden, die ihm die Aramäer beim Kampf gegen Hasael, den König von Aram, beigebracht hatten, zu genesen. Jehu ließ verkünden: "Wenn es euch recht ist, so darf kein Flüchtling die Stadt verlassen, um hinzugehen und in Jezreel eine Nachricht zu verbreiten." Jehu bestieg seinen Wagen und fuhr nach Jezreel, denn dort lag Joram. Und Achasja, der König von Juda, war hinabgekommen, um Joram zu besuchen. Der Späher, der auf dem Turm von Jezreel stand, sah, wie Jehus Scharen heranrückten, und rief: "Ich sehe eine Schar!" Joram aber gab den Befehl, man solle einen Reiter holen und ihnen entgegenschicken. Er solle sich erkundigen, ob alles in Ordnung sei. Ein Berittener zog ihm entgegen und sprach: "Der König läßt fragen, ob alles in Ordnung ist." Jehu gab zur Antwort: "Was hast du dich um die Ordnung zu kümmern? Reihe dich in meine Gefolgschaft ein!" Der Späher meldete: "Der Bote ist bis zu ihnen gekommen, kehrt aber nicht mehr zurück." Man schickte einen zweiten Berittenen ab. Dieser kam zu ihnen und sagte: "Der König läßt fragen, ob alles in Ordnung ist." Jehu gab zur Antwort: "Was hast du dich um die Ordnung zu kümmern? Reihe dich in meine Gefolgschaft ein!" Der Späher meldete erneut: "Er ist zu ihnen gekommen, doch er kehrt nicht mehr zurück. Die Art aber, wie jener fährt, ist die Art Jehus, des Enkels Nimschis. Er fährt wie ein Rasender einher." Da befahl Joram anzuspannen. Man machte seinen Wagen fertig, und so fuhr der König Joram von Israel mit dem König Achasja von Juda, jeder auf seinem Wagen. Sie fuhren Jehu entgegen und trafen ihn beim Feld Nabots aus Jezreel. Als Joram den Jehu sah, fragte er: "Ist alles in Ordnung, Jehu?" Dieser antwortete: "Was heißt Ordnung, wenn noch immer die Buhlschaften deiner Mutter Isebel und ihre vielfältigen Zauberkünste andauern?" Joram wendete und wollte entfliehen. Er rief Achasja zu: "Verrat, Achasja!" Jehu riß den Bogen an sich und traf Joram zwischen seine Schultern. Der Pfeil durchbohrte sein Herz, und er sank in seinem Wagen nieder. Dann befahl jener seinem Schildhalter Bidkar: "Nimm ihn und wirf ihn auf das Grundstück Nabots aus Jezreel! Denn erinnere dich: Ich und du fuhren zu zweit hinter seinem Vater Achab her, als der Herr über ihn diesen Spruch verkünden ließ: "Fürwahr, gestern habe ich das Blut Nabots und seiner Söhne gesehen, spricht der Herr. Vergelten werde ich es dir auf diesem Acker, spricht der Herr." So nimm ihn jetzt und wirf ihn auf den Acker, wie der Herr vorausgesagt!" Als der König Achasja von Juda dies sah, floh er in der Richtung nach Bet-Haggan. Doch Jehu verfolgte ihn und rief: "Macht auch diesen nieder!" Man schlug ihn bei der Anhöhe von Gur, das bei Jibleam liegt, im Wagen nieder. Er kam noch bis Megiddo und starb dort. Seine Diener überführten ihn nach Jerusalem und begruben ihn in seinem Grab bei seinen Vätern in der Davidsstadt. Im elften Jahr Jorams, des Sohnes Achabs, war Achasja König von Juda geworden. Jehu kam nach Jezreel. Als Isebel davon hörte, legte sie auf ihre Augen Schminke, schmückte ihr Haupt und schaute durch das Fenster hinab. Jehu trat in das Tor. Da rief sie: "Geht es Simri, dem Mörder seines Herrn, gut?" Da erhob Jehu seinen Blick gegen das Fenster und sprach: "Wer spricht zu mir?" Auch zwei oder drei Hofleute schauten zu ihm hinab. Er befahl ihnen: "Stürzt sie hinab!" Man stürzte sie hinab, und ihr Blut bespritzte die Wand; und die Pferde zertraten sie. Jehu hielt Einzug, aß und trank und befahl: "Seht nach dieser Verfluchten und begrabt sie; denn sie ist eine Königstochter!" Die Diener gingen hin, sie zu begraben. Sie fanden aber nichts mehr von ihr als den Schädel, die Beine und die Hände. Da kehrten sie zurück und meldeten es ihm. Er aber sagte: "Das ist das Wort des Herrn, das er durch seinen Diener Elias aus Tisbe sprach: Auf der Flur von Jezreel werden die Hunde das Fleisch Isebels fressen. Der Leichnam Isebels soll wie Mist auf dem Feld in der Flur Jezreels liegen, damit man nicht sagen kann: "Das ist Isebel!"" Achab hatte siebzig Söhne in Samaria. Jehu schrieb also Briefe und sandte sie nach Samaria an die obersten Beamten Israels, an die Ältesten und an die Erzieher, die von Achab bestellt waren, folgenden Inhalts: "Wenn dieses Schreiben an euch gelangt, die ihr ja über die Söhne eures Herrn, die Kriegswagen, Pferde, eine befestigte Stadt und die Waffen verfügt, so seht euch nach dem besten und wackersten unter den Söhnen eures Herrn um; setzt ihn auf den Thron seines Vaters und kämpft für das Haus eures Herrn!" Sie aber gerieten in überaus große Furcht und meinten: "Nicht einmal die zwei Könige konnten vor ihm standhalten; wie sollten wir also vor ihm bestehen?" So sandten denn der Palastvorsteher, der Stadtoberste, die Ältesten und die Erzieher an Jehu folgenden Bescheid: "Deine Knechte sind wir. Alles, was du uns befiehlst, wollen wir tun! Wir rufen niemanden zum König aus. Tu, was dir gefällt!" Da schrieb er an sie einen zweiten Brief mit dem Inhalt: "Wenn ihr auf meiner Seite steht und meinen Befehlen gehorchen wollt, so nehmt die Köpfe der Männer, der Söhne eures Herrn, und kommt morgen um diese Zeit zu mir nach Jezreel!" Die Söhne des Königs, siebzig an der Zahl, befanden sich bei den Großen der Stadt, die sie aufzogen. Sobald der Brief an sie gelangte, nahmen sie die Söhne des Königs, schlachteten die siebzig Männer, legten ihre Köpfe in Körbe und sandten sie zu ihm nach Jezreel. Der Bote kam mit der Meldung, daß man die Köpfe der Prinzen gebracht habe. Er gebot: "Legt sie in zwei Haufen an den Toreingang bis zum Morgen!" Am Morgen ging er hinaus, trat vor das ganze Volk und sprach: "Eure Schuld ist es nicht. Ich habe die Verschwörung wider meinen Herrn angezettelt und ihn getötet. Wer aber hat alle diese erschlagen? Erkennt also, daß keine von den Drohungen des Herrn unerfüllt bleibt, die er über das Haus Achab gesprochen hat. Der Herr hat getan, was er durch seinen Knecht Elias vorausgesagt hat." Dann ließ Jehu alle erschlagen, die noch vom Haus Achab in Jezreel übrig waren, auch alle seine Großen, seine Vertrauten und seine Priester. Nicht einen einzigen ließ er übrig. Dann machte er sich auf und zog nach Samaria. Als er unterwegs beim Hirtendorf Bet-Eked war, traf Jehu die Brüder Achasjas, des Königs von Juda. Er fragte sie: "Wer seid ihr?" Sie antworteten: "Die Brüder des Achasja sind wir. Wir kommen, um die Söhne des Königs und die Söhne der Herrin zu besuchen." Da gab Jehu den Befehl: "Ergreift sie lebendig!" Man ergriff sie lebendig und schlachtete sie ab am Brunnen von Bet-Eked. Es waren zweiundvierzig Mann. Keinen von ihnen ließ er übrig. Von da zog er weiter und trf Jonadab, den Sohn Rechabs, der ihm entgegenkam. Er begrüßte ihn und fragte: "Ist dein Herz aufrichtig zu mir, wie mein Herz dir gegenüber friedlich gesinnt ist?" Jonadab antwortete: "Ja, gewiß! Gib mir die Hand!" Er reichte ihm die Hand und nahm ihn zu sich in den Wagen. Dabei sprach er: "Komm mit mir und schaue meinen Eifer für den Herrn!" So ließ er ihn bei sich in seinem Wagen fahren. Bei seiner Ankunft in Samaria ließ er alle erschlagen, die von Achabs Haus in Samaria noch übriggeblieben waren. Er tilgte es völlig aus, wie der Herr dem Elias vorausgesagt hatte. Danach versammelte Jehu das ganze Volk und sprach zu ihm: "Achab hat den Baal nur wenig verehrt, Jehu wird ihm aber um so eifriger dienen. Ruft nun alle Propheten des Baal, alle seine Diener und Priester zu mir! Niemand soll fehlen; denn ein großes Schlachtopfer will ich für Baal darbringen! Jeder, dessen Fehlen bemerkt wird, soll sein Leben verlieren." Jehu handelte aber voller Arglist, weil er die Baalsdiener vertilgen wollte. Er gab Befehl, eine heilige Festversammlung zu Ehren Baals anzusetzen, die man dann einberief. Jehu sandte Boten in ganz Israel umher. Es kamen alle Baalsdiener; keiner blieb übrig, der nicht erschienen wäre. Sie betraten den Baalstempel, der sich von einem Ende bis zum andern füllte. Dann gab Jehu dem Aufseher über die Kleiderkammer den Befehl, für jeden Baalsdiener ein Gewand herauszugeben. Dieser stellte die Gewänder bereit. Daraufhin betraten Jehu und Jonadab, der Sohn Rechabs, den Baalstempel und gaben den Baalsdienern den Befehl: "Forscht nach und schaut, ob sich nicht hier unter euch ein Diener des Herrn befindet, sondern nur ausschließlich Baalsdiener!" Dann traten sie an, um Schlacht- und Brandopfer herzurichten. Jehu hatte aber draußen achtzig Männer aufgestellt und gesagt: "Wer einen von diesen Männern, die ich eurer Hand ausliefere, entweichen läßt, haftet mit seinem Leben für ihn." Als er mit der Herrichtung des Brandopfers fertig war, befahl Jehu den Läufern und Schildträgern: "Kommt und haut sie nieder! Keiner soll entkommen!" Die Läufer und Schildträger schlugen sie mit dem Schwert nieder und warfen sie hinaus. Dann gingen sie an die Gebäulichkeiten des Baalstempels heran. Sie schafften das Götzenbild des Baalstempels hinaus und verbrannten es. Sie zerstörten die Säule des Baal, rissen den Baalstempel nieder und machten Aborte daraus, die heute noch bestehen. So beseitigte Jehu den Baal aus Israel. Nur von den Sünden Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu denen dieser Israel verführte, ließ Jehu nicht ab, nämlich von den goldenen Kälbern in Betel und Dan. Der Herr sprach zu Jehu: "Gut hast du ausgeführt, was recht ist in meinen Augen; ganz nach meinen Absichten hast du am Haus Achab gehandelt. Darum sollen deine Nachkommen bis ins vierte Glied auf dem Thron Israels sitzen." Jehu aber bemühte sich nicht, nach dem Gesetz des Herrn, des Gottes Israels, mit ganzer Hingabe zu wandeln. Er ließ nicht ab von den Sünden Jerobeams, zu denen dieser Israel verführt hatte. In jenen Tagen begann der Herr, Israel zu verkleinern. Hasael schlug sie im ganzen Grenzgebiet Israels: östlich des Jordans das ganze Land Gilead, das Stammesgebiet von Gad, Ruben und Manasse von Aroer an, das am Arnonfluß gelegen ist, sowohl Gilead als auch Basan. Die übrigen Taten Jehus, all seine Wirksamkeit und kriegerischen Leistungen, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Jehu entschlief zu seinen Vätern, und man begrub ihn in Samaria. Sein Sohn Joachas folgte ihm in der Königsherrschaft. Die Zeit, in der Jehu in Samaria als König über Israel herrschte, betrug achtundzwanzig Jahre. Als Atalja, die Mutter Achasjas, sah, daß ihr Sohn tot war, ging sie sofort daran, die gesamte Nachkommenschaft in der königlichen Familie auszurotten. Aber Jehoscheba, die Tochter des Königs Joram und Schwester Achasjas, nahm den Joas, den Sohn Achasjas, und brachte ihn mit seiner Amme aus der Mitte der Prinzen, die ermordet werden sollten, heimlich weg in die Bettkammer. Sie verbarg ihn vor Atalja, so daß er der Ermordung entging. Er blieb bei ihr im Haus des Herrn sechs Jahre lang versteckt, während Atalja über das Land herrschte. Im siebten Jahr ließ Jojada die Hundertschaftsführer der Karer und der Läufer holen. Er führte sie zu sich in den Tempel des Herrn, schloß mit ihnen einen Vertrag, auf den er sie im Tempel des Herrn vereidigte. Dann zeigte er ihnen den Sohn des Königs. Hierauf gebot er ihnen: "Das ist es, was ihr tun sollt: Von euch soll ein Drittel, nämlich jene, die am Sabbat abziehen und den Königspalast bewachen, ferner das Drittel am Tor Sur und das Drittel am Tor hinter den Läufern, bei der Ablösung die Bewachung des Tempels übernehmen! Die zwei Abteilungen aber von euch, die am Sabbat aufziehen, sollen die Wache beim König im Haus des Herrn übernehmen! Umringt alle den König mit den Waffen in der Hand! Wer in die Reihen eindringen will, werde getötet! Seid beim König, wenn er auszieht und einzieht!" Die Obersten der Hundertschaften taten genau, wie der Priester Jojada geboten hatte. Jeder nahm seine Leute zu sich, jene sowohl, die am Sabbat abzogen, als auch jene, die am Sabbat aufzogen. Sie kamen zum Priester Jojada. Der Priester gab den Obersten der Hundertschaften die Lanzen und Schilde, die Eigentum des Königs David waren und sich im Tempel des Herrn befanden. Die Läufer stellten sich mit ihren Waffen in den Händen von der Südseite des Tempels bis zur Nordseite gegen Altar und Tempel zum Schutz des Königs auf. Dann führte er den Königssohn heraus und überreichte ihm das Diadem und die Königsurkunde. So machten sie ihn zum König, salbten ihn, klatschten in die Hände und riefen: "Es lebe der König!" Atalja vernahm das Geschrei des Volkes und begab sich zu den Leuten in den Tempel des Herrn. Da bot sich ihr dieser Anblick: Der König stand, wie es dem Brauche entsprach, auf dem Sockel; die Vornehmen und die Trompeter umgaben den König. Alles Volk des Landes freute sich und stieß in die Trompeten. Da zerriß Atalja ihre Kleider und rief: "Verrat, Verrat!" Der Priester Jojada gab den Obersten der Hundertschaften, die über die Truppen gestellt waren, Anordnung und befahl ihnen: "Führt sie aus den Reihen hinaus! Folgt ihr jemand, so schlagt ihn mit dem Schwerte nieder!" Der Priester wollte nämlich nicht, daß sie im Hause des Herrn getötet werde. Da legten sie Hand an sie, und sie wurde auf dem Fahrweg der Pferde in den Königspalast gebracht und dort getötet. Jojada schloß nun den Bund zwischen dem Herrn, dem König und dem Volk, daß sie nämlich das Volk des Herrn sein wollten, ferner zwischen dem König und dem Volke. Danach drangen alle Bürger des Landes in den Baalstempel ein und rissen ihn nieder. Seine Altäre und Bilder zerschlugen sie vollständig. Den Baalspriester Mattan töteten sie vor den Altären. Der Priester setzte Aufsichtsbehörden über den Tempel des Herrn ein. Dann ließ er die Obersten der Hundertschaften, ferner die Karer und die Läufer sowie die gesamte Bevölkerung des Landes kommen. Man führte den König aus dem Tempel des Herrn und zog durch das Tor der Läufer in den Königspalast ein. Dort setzte er sich auf den Thron der Könige. Die gesamte Bevölkerung des Landes war voll der Freude, und die Stadt verhielt sich ruhig, obwohl man Atalja mit dem Schwert im Palast des Königs umgebracht hatte. Joas war sieben Jahre alt, als er die Königsherrschaft antrat. Im siebten Jahr Jehus wurde Joas König, und vierzig Jahre herrschte er in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Zibja aus Beerseba. Joas tat, was dem Herrn wohlgefiel, solange der Priester Jojada ihm Weisungen erteilte. Nur die Höhen wurden nicht abgeschafft; die Leute opferten und räucherten immer noch auf den Höhen. Joas befahl den Priestern: "Alles Geld, das zu Weihezwecken in den Tempel gebracht wird, das Bargeld der Leute, das Geld, das für Personen nach Schätzung entrichtet wird, ferner alles Geld, das jemand freiwillig in den Tempel des Herrn bringt, sollen die Priester an sich nehmen, jeder von seinem Geldgeber! Damit sollen sie die Schäden am Tempel ausbessern, wo immer ein Riß sich findet!" Im dreiundzwanzigsten Jahr des Königs Joas hatten die Priester noch immer nicht die Risse am Tempelhaus beseitigt. Der König rief daher den Priester Jojada und die übrigen Priester und machte ihnen den Vorwurf: "Warum bessert ihr die Schäden am Tempel nicht aus? Von jetzt an dürft ihr kein Geld mehr von euren Spendern annehmen, sondern müßt es für Ausbesserungsarbeiten am Tempel abgeben." Die Priester waren einverstanden, vom Volk kein Geld mehr anzunehmen, aber auch für die Schäden am Tempel nicht mehr aufzukommen. So nahm denn der Priester Jojada einen Kasten, bohrte in den Deckel ein Loch und stellte ihn neben dem Altar rechts vom Eingang in den Tempel des Herrn auf. Dahinein legten die Priester, die an der Schwelle Wache hielten, alles Geld, das in den Tempel gebracht wurde. Sahen sie, daß das Geld sich im Kasten anhäufte, so kam der Schreiber des Königs mit dem Hohenpriester. Sie schnürten zusammen und zählten das Geld, das sich im Tempel des Herrn fand. Das abgewogene Geld gab man den Werkmeistern, die als Tempelaufseher bestellt waren. Diese verwandten es für die Zimmerleute und die Baumeister, die am Tempel arbeiteten, desgleichen für die Maurer, die Steinmetzen, sowie für den Ankauf von Holz und behauenen Steinen, damit die Risse im Tempel ausgebessert würden, kurz für alles, was zur Ausbesserung des Hauses auszugeben war. Doch wurden von dem Geld, das in den Tempel des Herrn gebracht wurde, keine silbernen Becken, Messer, Sprengschalen oder Trompeten, keinerlei Gold- und Silbergeräte für den Tempel angefertigt. Man gab es vielmehr den Werkarbeitern, die dafür den Tempel ausbesserten. Mit den Männern, denen das Geld in die Hände gegeben wurde, um es den Werkarbeitern auszuzahlen, rechnete man indessen nicht ab. Sie handelten auf Treu und Glauben. Geld von Schuld- und Sündopfern wurde nicht an den Tempel abgeführt, sondern gehörte den Priestern. Damals zog der Aramäerkönig Hasael herauf. Er stritt wider Gat und eroberte es. Als Hasael sich vorbereitete, gegen Jerusalem zu marschieren, holte sich der Judäerkönig Joas alle Weihegeschenke, die seine Vorfahren Josaphat, Joram und Achasja, die Könige von Juda, gespendet hatten, dazu seine eigenen Weihegeschenke und alles Gold, das sich in den Schatzkammern des Tempels und des königlichen Palastes befand. Er sandte alles an den Aramäerkönig Hasael, der darauf von Jerusalem abzog. Die übrigen Taten des Joas und all seine Wirksamkeit sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. Seine Diener erhoben sich, stifteten eine Verschwörung an und erschlugen ihn im Haus am Millo beim Abstieg nach Silla. Josachar, der Sohn Schimats, und Josabad, der Sohn Schomers, seine Diener, brachten ihn um. Er starb, und man begrub ihn bei seinen Vätern in der Davidsstadt. Sein Sohn Amazja folgte ihm in der Königsherrschaft. Im dreiundzwanzigsten Jahre des Joas, des Sohnes Achasjas, des Königs von Juda, wurde Joachas, der Sohn Jehus, König über Israel. Er regierte in Samaria siebzehn Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und lief der Sünde nach, zu der Jerobeam, der Sohn Nebats, Israel verführt hatte, und ließ nicht von ihr ab. Deshalb entbrannte der Zorn des Herrn über Israel. Er übergab es die ganze Zeit hindurch der Gewalt des Aramäerkönigs Hasael und dessen Sohnes Benhadad. Joachas aber versöhnte den Herrn. Der Herr erhörte ihn; denn er schaute die Drangsal, die der Aramäerkönig über Israel brachte. Der Herr sandte Israel einen Retter, so daß es sich aus der Gewalt Arams befreite, und die Israeliten wohnten ruhig in ihren Zelten wie ehedem. Sie ließen jedoch nicht ab von der Sünde des Hauses Jerobeam, der Israel verführt hatte; sie wandelten in ihr, und auch die Aschera blieb in Samaria stehen. Der Herr ließ dem Joachas als Kriegsvolk nur fünfzig Wagenkämpfer, zehn Wagen und zehntausend Mann Fußtruppen übrig; denn der Aramäerkönig hatte sie vernichtet und wie Staub zertreten. Die übrigen Taten des Joachas, all seine Wirksamkeit und seine kriegerischen Leistungen, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Joachas entschlief zu seinen Vätern, und man begrub ihn in Samaria. Sein Sohn Joas folgte ihm in der Königsherrschaft. Im siebenunddreißigsten Jahre des Königs Joas von Juda wurde Joas, der Sohn des Joachas, König von Israel. Er herrschte in Samaria sechzehn Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und ließ nicht ab von all der Sünde, zu der Jerobeam, der Sohn Nebats, Israel verführt hatte, sondern wandelte in ihr. Die übrigen Taten des Joas, all seine Wirksamkeit und seine kriegerischen Leistungen, wie er gegen König Amazja von Juda kämpfte, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Joas entschlief zu seinen Vätern, und Jerobeam bestieg seinen Thron. Man begrub Joas in Samaria bei den Königen von Israel. Elisäus war auf den Tod erkrankt. Da kam Joas, der König von Israel, zu ihm, weinte vor ihm und rief aus: "Mein Vater, mein Vater, Israels Wagen und sein Lenker!" Elisäus sprach zu ihm: "Nimm einen Bogen und Pfeile!" Er holte sich Bogen und Pfeile. Darauf befahl Elisäus dem König von Israel: "Fahre mit deiner Hand über den Bogen!" Er fuhr mit der Hand darüber, und Elisäus legte seine Hände auf des Königs Hände. Dann gebot er: "Öffne das Fenster gegen Osten!" Er öffnete es, und Elisäus sprach: "Schieße!" Während er abschoß, rief Elisäus: "Ein Pfeil des Sieges wider Aram! Du wirst Aram bei Aphek vernichtend schlagen." Dann redete er weiter: "Nimm die Pfeile!" Als der König von Israel sie genommen hatte, befahl ihm Elisäus: "Schlage auf den Boden!" Er schlug dreimal und hielt dann inne. Da wurde der Gottesmann über ihn unwillig und sprach: "Fünf- oder sechsmal hättest du schlagen sollen, dann hättest du Aram bis zur Vernichtung geschlagen. Jetzt aber wirst du es nur dreimal schlagen." Elisäus starb und wurde begraben. Moabitische Räuberscharen fielen in jenem Jahr in das Land ein. Man begrub gerade einen Toten, als man die Horde ankommen sah. Darauf warf man den Toten in das Grab des Elisäus und eilte von dannen. Als der Tote die Gebeine des Elisäus berührte, wurde er wieder lebendig und richtete sich auf. Der Aramäerkönig Hasael bedrängte Israel, solange Joachas lebte. Doch der Herr war ihnen gnädig und erbarmte sich ihrer. Wegen seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob neigte er sich ihnen wieder zu; denn er beabsichtigte nicht, sie zu verderben, und hatte sie bis dahin von seinem Angesicht nicht verstoßen. Als daher der Aramäerkönig Hasael starb und sein Sohn Benhadad ihm in der Königsherrschaft folgte, entriß Joas, der Sohn des Joachas, dem Benhadad, dem Sohn Hasaels, die Städte wieder, die dieser seinem Vater Joachas im Krieg abgenommen hatte. Dreimal schlug ihn Joas und gewann die Städte Israels zurück. Im zweiten Jahre des Joas, des Sohnes des Joachas, des Königs von Israel, wurde Amazja, der Sohn des Joas, König von Juda. Er war fünfundzwanzig Jahre alt, als er zu herrschen begann, und regierte neunundzwanzig (?) Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Joaddan von Jerusalem. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, doch nicht in dem Sinne wie sein Ahnherr David, sondern ganz wie sein Vater Joas handelte. Nur die Höhen wurden nicht abgeschafft. Das Volk opferte und räucherte immer noch auf den Höhen. Als die Königsherrschaft in seiner Hand gefestigt war, ließ er seine Diener, die seinen königlichen Vater erschlagen hatten, hinrichten. Doch die Söhne der Mörder ließ er nicht umbringen, wie im Gesetzbuch des Moses geschrieben steht, dem der Herr geboten hatte: "Väter sollen nicht um ihrer Kinder willen und Kinder nicht um ihrer Väter willen mit dem Tode bestraft werden; vielmehr soll jeder nur für seine eigene Schuld den Tod erleiden" (5Mos 24,16). Amazja schlug zehntausend Edomiter im Salztal, nahm Sela im Kampf und gab ihm den Namen Jokteel, den es bis zum heutigen Tag führt. Damals sandte Amazja Boten an Joas, den Sohn des Joachas und Enkel Jehus, den König von Israel, mit der Herausforderung: "Komm, wir wollen uns gegenseitig im Kampfe messen!" Doch Joas, der König von Israel, antwortete dem Judäerkönig Amazja: "Der Dornstrauch auf dem Libanon schickte zur Zeder auf dem Libanon und stellte die Forderung: Gib deine Tochter meinem Sohn zum Weibe! Aber das Wild des Libanon lief darüber und zertrat den Dornstrauch. Edom hast du völlig geschlagen, und nun ist dein Herz überheblich geworden. Genieße deinen Ruhm und bleibe daheim! Warum willst du dich unter ungünstigen Voraussetzungen in einen Streit einlassen, so daß du zu Fall kommst, du und Juda mit dir?" Doch Amazja wollte nicht hören. Darum zog Joas, der König von Israel, aus, um mit Amazja, dem König von Juda, seine Kräfte bei Bet-Schemesch in Juda zu messen. Juda wurde von Israel geschlagen, so daß alle in ihre Zelte flohen. Den Judäerkönig Amazja, den Sohn des Joas und Enkel Achasjas, nahm Joas, der König von Israel, bei Bet-Schemesch gefangen. Er führte ihn nach Jerusalem und riß von der Mauer Jerusalems vom Ephraimtor bis zum Ecktor vierhundert Ellen nieder. Er holte sich auch alles Gold und Silber, alle Geräte, die sich im Tempel und in den königlichen Schatzkammern befanden, und dazu die Geiseln. Dann kehrte er nach Samaria zurück. Die übrigen Taten des Joas, seine Wirksamkeit und kriegerischen Leistungen, sowie sein Kriegszug gegen den Judäerkönig Amazja, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Joas entschlief zu seinen Vätern und wurde in Samaria bei den Königen von Israel begraben. Sein Sohn Jerobeam folgte ihm in der Königsherrschaft. Amazja, der Sohn des Joas, der Judäerkönig, lebte nach dem Tod des Joas, des Sohnes des Joachas, des Königs von Israel, noch fünfzehn Jahre. Die übrigen Taten Amazjas sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. Man zettelte gegen ihn eine Verschwörung an in Jerusalem. Er floh nach Lachis; aber man sandte hinter ihm her und tötete ihn in Lachis. Er wurde auf Pferden übergeführt und in der Davidsstadt Jerusalem bei seinen Ahnen begraben. Dann nahmen alle Einwohner Judas den Asarja, obwohl er erst sechzehn Jahre alt war, und riefen ihn zum König an Stelle seines Vaters Amazja aus. Er befestigte Elat, das er an Juda zurückbrachte, nachdem der König zu seinen Vätern entschlafen war. Im fünfzehnten Jahre Amazjas, des Sohnes des Joas, des Königs von Juda, wurde Jerobeam, der Sohn des Joas, König über Israel. Er herrschte in Samaria einundvierzig Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und ließ nicht ab von all der Sünde Jerobeams, des Sohnes Nebats, zu der dieser Israel verführt hatte. Er gewann das Gebiet Israels von Lebo-Hamat bis zum Steppenmeer wieder zurück, gemäß der Verheißung, die der Herr, der Gott Israels, durch seinen Knecht, den Propheten Jona, den Sohn Amittajs aus Gat-Hachepher, gegeben hatte. Denn der Herr sah das bittere Elend Israels: Sklaven und Freie waren dahin, und einen Helfer für Israel gab es nicht. Doch wollte der Herr den Namen Israels nicht unter dem Himmel vertilgen; darum rettete er die Israeliten durch Jerobeam, den Sohn des Joas. Die übrigen Taten Jerobeams, all seine Wirksamkeit und seine kriegerischen Leistungen, seine Kämpfe und die Rückeroberung von Damaskus und Hamat an Israel, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Jerobeam entschlief zu seinen Vätern, den Königen von Israel, und sein Sohn Sacharja folgte ihm in der Königsherrschaft. Im siebenundzwanzigsten Jahre des Königs Jerobeam von Israel wurde Asarja, der Sohn des Amazja, König von Juda. Er war sechzehn Jahre alt, als er zu herrschen anfing, und regierte zweiundfünfzig (?) Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Jecholja; sie stammte aus Jerusalem. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, ganz wie sein Vater Amazja getan hatte. Nur die Höhen wurden nicht abgeschafft. Das Volk opferte und räucherte noch immer auf den Höhen. Der Herr aber schlug den König. Er ward aussätzig bis zu seinem Todestag und wohnte in einem abgesonderten Haus, während Jotam, der Sohn des Königs, die Verwaltung des Krongutes führte und den Bürgern des Landes Recht sprach. Die übrigen Taten Asarjas und all seine Wirksamkeit sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. Asarja entschlief zu seinen Vätern. Man begrub ihn bei seinen Ahnen in der Davidsstadt. Sein Sohn Jotam folgte ihm in der Königsherrschaft. Im achtunddreißigsten Jahre des Königs Asarja von Juda wurde Sacharja, der Sohn des Jerobeam, König von Israel. Er herrschte in Samaria sechs Monate. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ebenso wie seine Väter getan hatten. Er ließ nicht von der Sünde, zu der Jerobeam, der Sohn Nebats, die Israeliten verführt hatte. Wider ihn zettelte Sallum, der Sohn des Jabesch, eine Verschwörung an. In Jibleam erschlug und tötete er ihn und folgte ihm in der Königsherrschaft. Die übrigen Taten Sacharjas sind in der Chronik der Könige von Israel aufgeschrieben. Das entsprach dem Wort, das der Herr zu Jehu gesprochen hatte: "Söhne von dir sollen bis ins vierte Geschlecht auf dem Throne Israels sitzen." So geschah es nun. Sallum, der Sohn des Jabesch, wurde König im 39. Jahr des Ussia, des Königs von Juda. Er herrschte einen Monat in Samaria. Menachem, der Sohn Gadis, zog von Tirza heran. Er gelangte nach Samaria, erschlug Sallum, den Sohn des Jabesch, und folgte ihm in der Königsherrschaft. Die übrigen Taten Sallums und die Verschwörung, die er anzettelte, sind aufgezeichnet in der Chronik der Könige von Israel. Von Tirza aus schlug damals Menachem Tiphsach mit allem, was in der Stadt war, dazu ihr gesamtes Gebiet, weil man ihm die Tore nicht geöffnet hatte. Er schlug sie, und allen schwangeren Frauen ließ er den Leib aufschlitzen. Im neununddreißigsten Jahre des Königs Asarja von Juda wurde Menachem, der Sohn Gadis, König über Israel. Er herrschte zehn Jahre in Samaria. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und ließ nicht von der Sünde, zu der Jerobeam, der Sohn Nebats, Israel verführt hatte. In seinen Tagen kam Pul, der König von Assur, in das Land. Menachem gab ihm tausend Talente Silber, damit er ihm helfe, das Königtum in seiner Hand zu festigen. Menachem trieb das Geld von allen vermögenden Männern Israels ein, um es dem König von Assur zu geben. Fünfzig Sekel Silber trafen auf jeden. Da zog der König von Assur ab und blieb nicht mehr dort im Land. Die übrigen Taten Menachems und all seine Wirksamkeit sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Menachem entschlief zu seinen Vätern. Sein Sohn Pekachja folgte ihm in der Königsherrschaft. Im fünfzigsten Jahre des Königs Asarja von Juda wurde Pekachja, der Sohn Menachems, König über Israel. Er herrschte zwei Jahre in Samaria. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und ließ nicht von der Sünde, zu der Jerobeam, der Sohn Nebats, Israel verführt hatte. Gegen ihn zettelte sein Schildträger Pekach, der Sohn des Remalja, eine Verschwörung an und erschlug ihn zu Samaria in der Burg des königlichen Palastes. Bei ihm befanden sich fünfzig Männer aus Gilead. So tötete er jenen und wurde König an seiner Statt. Die übrigen Taten Pekachjas und all seine Wirksamkeit sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Im zweiundfünfzigsten Jahr des Königs Asarja von Juda wurde Pekach, der Sohn des Remalja, König von Israel. Er herrschte in Samaria zwanzig Jahre. Er tat, was dem Herrn mißfiel, und ließ nicht von der Sünde, zu der Jerobeam, der Sohn Nebats, Israel verführt hatte. In den Tagen Pekachs, des Königs von Israel, zog Tiglatpileser, der König von Assur, heran. Er eroberte Ijjon, Abel-Bet-Maacha, Janoach, Kedesch, Chazor, Gilead, Galiläa und das ganze Land Naphtali. Die Bewohner führte er nach Assur in die Verbannung. Hosea, der Sohn Elas, zettelte wider Pekach, den Sohn des Remalja, eine Verschwörung an. Er schlug ihn tot und folgte ihm in der Königsherrschaft im zwanzigsten Jahr Jotams, des Sohnes Ussias. Die übrigen Taten Pekachs und all seine Wirksamkeit sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Israel. Im zweiten Jahr Pekachs, des Sohnes Remaljas, des Königs von Israel, wurde Jotam, der Sohn Ussias, König von Juda. Er war fünfundzwanzig Jahre alt, als er zu herrschen begann, und regierte sechzehn Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Jeruscha, die Tochter Zadoks. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, ganz wie sein Vater Ussia getan hatte. Nur die Höhen wurden nicht abgeschafft. Immer noch opferte und räucherte das Volk auf den Höhen. Er baute das obere Tor am Hause des Herrn. Die übrigen Taten Jotams und seine Wirksamkeit sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. In jenen Tagen begann der Herr gegen Juda den König Rezin von Aram und Pekach, den Sohn Remaljas, zu senden. Jotam entschlief zu seinen Vätern und wurde bei seinen Ahnen in der Davidsstadt begraben. Sein Sohn Achas folgte ihm in der Königsherrschaft. Im siebzehnten Jahre Pekachs, des Sohnes Remaljas, wurde Achas, der Sohn Jotams, König von Juda. Achas war zwanzig Jahre alt, als er König wurde. Er regierte sechzehn Jahre in Jerusalem, tat aber nicht wie sein Ahnherr David, was dem Herrn, seinem Gott, gefiel. Er wandelte vielmehr auf dem Pfad der Könige von Israel. Seinen Sohn ließ er sogar durchs Feuer gehen, wie es den scheußlichen Sitten der Völker entsprach, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Er opferte und räucherte auf den Höhen und Hügeln und unter jedem grünen Baum. Damals zogen der Aramäerkönig Rezin und Pekach, der Sohn des Remalja, der König von Israel, zum Krieg wider Jerusalem. Sie schlossen Achas ein, konnten ihn aber nicht zu einer Entscheidungsschlacht zwingen. Zur gleichen Zeit brachte Rezin, der Aramäerkönig, Elat an Edom zurück. Er vertrieb die Judäer aus Elat; dann kamen die Edomiter und ließen sich dort bis zum heutigen Tag nieder. Da sandte Achas Boten an Tiglatpileser, den König von Assur, und ließ ihm sagen: "Dein Knecht und dein Sohn bin ich. Ziehe herbei und hilf mir aus der Gewalt des Aramäerkönigs und des israelitischen Königs, die mich angegriffen haben!" Achas nahm das Silber und Gold, das sich im Tempel und in den Schatzkammern des Königspalastes befand, und sandte es dem König von Assur als Bestechungsgeschenk. Der König von Assur hörte auf ihn. Er zog gegen Damaskus, eroberte es und führte die Bewohner in die Verbannung nach Kir. Rezin aber ließ er töten. Der König Achas hatte eine Begegnung mit dem Assyrerkönig Tiglatpileser in Damaskus. Er sah dort den Altar und schickte an den Priester Uria eine Zeichnung dieses Altares und ein genaues Modell seiner Ausführung. Der Priester Uria errichtete den Altar genau nach dem Vorbild, das der König Achas aus Damaskus gesandt hatte, noch bevor der König aus Damaskus zurückkehrte. Nach seiner Heimkehr aus Damaskus sah der König den Altar, trat hin und stieg zu ihm empor. Er ließ sein Brand- und Speiseopfer in Rauch aufgehen; er goß sein Trankopfer aus und sprengte das Blut seiner Friedopfer auf den Altar. Den ehernen Altar, der vor dem Herrn stand, rückte er von der Vorderseite des Tempels zwischen dem neuen Altar und dem Tempel fort. Er stellte ihn seitlich des neuen Altars nach Norden zu auf. Dann gab der König Achas dem Priester Uria die Anordnung: "Auf dem großen Altar sollst du das morgendliche Brand- und das abendliche Speiseopfer, das Brandopfer des Königs und sein Speiseopfer, das Brandopfer des ganzen Volkes im Lande sowie die Speise- und ihre Trankopfer darbringen! Auch sollst du an ihn das Blut aller Brandopfer und Schlachtopfer sprengen! Was mit dem ehernen Altar geschehen soll, muß ich erst überlegen." Der Priester Uria tat alles, was der König Achas angeordnet hatte. Der König Achas ließ die Leisten an den Fahrgestellen abreißen und die Becken aus ihnen nehmen. Auch ließ er das "Meer" von den ehernen Rindern, die es trugen, abheben und auf Pflastersteine setzen. Sodann ließ er den überdeckten Sabbatgang, den man an den Tempel angebaut hatte, und den äußeren Zugang für den König am Tempel entfernen. Er tat dies wegen des Assyrerkönigs. Die übrigen Taten des Achas sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. Achas entschlief zu seinen Vätern und wurde bei seinen Ahnen in der Davidsstadt begraben. Sein Sohn Hiskia folgte ihm in der Königsherrschaft. Im zwölften Jahr des Königs Achas von Juda wurde Hosea, der Sohn des Ela, König. Er herrschte in Samaria neun (?) Jahre über Israel. Er tat, was dem Herrn mißfiel, doch nicht in der gleichen Weise wie die Könige von Israel vor ihm. Gegen ihn zog Salmanassar, der König von Assur, in den Krieg. Hosea wurde ihm untertan und zahlte ihm Tribut. Dann aber entdeckte der König von Assur, daß Hosea in eine Verschwörung verwickelt war. Er hatte nämlich Boten an Sewe, den König von Ägypten, gesandt und die jährliche Abgabe an den König von Assur nicht mehr abgeführt. Der König von Assur ließ Hosea festnehmen und in das Gefängnis werfen. Jetzt zog der Assyrerkönig gegen das ganze Land heran, kam nach Samaria und belagerte es drei Jahre. Im neunten Jahr Hoseas nahm der König von Assur Samaria ein und führte die Israeliten in die Verbannung nach Assur, indem er sie in Chalach, am Chabor, dem Flusse Gosans, und in den Mederstädten ansiedelte. Das geschah, weil die Israeliten sich gegen den Herrn, ihren Gott, versündigt hatten, der sie aus Ägypten, aus der Gewalt Pharaos, des Königs von Ägypten, fortgeführt hatte. Sie erwiesen fremden Göttern Verehrung. Man wandelte nach den Bräuchen der Völker, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte, und nach dem Beispiel, das die Könige von Israel gaben. Die Israeliten ersannen gegen den Herrn, ihren Gott, Dinge, die nicht recht waren. Sie bauten sich Höhen in allen ihren Städten, vom Wächterturm bis zur befestigten Stadt. Sie errichteten sich Weihesteine und Ascheren auf jedem hohen Hügel und unter jedem grünen Baum. Auf allen Höhen räucherten sie wie die Völker, die der Herr vor ihnen in die Verbannung getrieben hatte. Sie trieben üble Dinge, wodurch sie den Herrn beleidigten. Sie dienten den Götzen, was der Herr ihnen ausdrücklich verboten hatte. Der Herr aber warnte Israel und Juda durch alle seine Propheten und durch jeden Seher, indem er verkünden ließ: "Kehrt um von euren schlechten Wegen und haltet meine Befehle und Satzungen genau nach dem Gesetz, das ich euren Vätern aufgetragen und euch durch meine Diener, die Propheten, vermittelt habe!" Doch sie hörten nicht, sondern waren halsstarrig wie ihre Väter, die dem Herrn, ihrem Gott, keinen Glauben schenkten. Sie verwarfen seine Gebote, seinen Bund, den er mit ihren Vätern geschlossen, und seine Mahnungen, die er ihnen gegeben hatte. Hinter dem Nichts gingen sie her und wurden selbst ein Nichts, und hinter den Heidenvölkern, obwohl der Herr ihnen befohlen hatte, sie nicht nachzuahmen. Sie übertraten alle Befehle des Herrn, ihres Gottes, machten sich zwei gegossene Kälber, verfertigten eine Aschera, beteten das ganze Heer des Himmels an und dienten dem Baal. Ihre Söhne und Töchter ließen sie durch das Feuer gehen und trieben Zauberei und Wahrsagerei. Sie gaben sich dazu her, das zu tun, was dem Herrn mißfiel, und ihn so zu beleidigen. Darum zürnte der Herr gewaltig über Israel und verwarf es vor seinem Angesicht. Nur der Stamm Juda allein blieb übrig. Aber auch Juda befolgte die Gebote des Herrn, seines Gottes, nicht. Sie wandelten nach den Bräuchen, die Israel eingeführt hatte. Da verwarf der Herr das ganze Geschlecht Israel; er demütigte sie und gab sie den Räubern preis, bis er sie vollends von seinem Antlitz verstieß. Er riß Israel vom Haus Davids los. Man rief Jerobeam, den Sohn Nebats, zum König aus. Jerobeam aber verleitete Israel zum Abfall vom Herrn und verführte es zu schwerer Sünde. Die Israeliten wandelten ganz in der Sünde, die Jerobeam begangen hatte, und ließen davon nicht ab, bis der Herr sie vor seinem Angesicht verwarf, wie er durch alle seine Knechte, die Propheten, angedroht hatte. So wurde Israel von seinem Land hinweg in die Verbannung nach Assur geführt, wo es bis zum heutigen Tage verblieb. Der König von Assur brachte Leute aus Babel, Kuta, Awwa, Hamat und Sepharwajim herbei und siedelte sie in den Städten Samarias als Nachfolger der Israeliten an. Sie nahmen Samaria in Besitz und ließen sich in seinen Ortschaften nieder. In der ersten Zeit erwiesen sie in ihrer neuen Heimat dem Herrn keine Verehrung. Deshalb sandte der Herr Löwen gegen sie, die unter ihnen würgten. Man berichtete dem König von Assur: "Die Stämme, die du fortgeführt und in den Städten Samarias angesiedelt hast, wissen nicht, auf welche Art man den Landesgott verehren kann. Darum hat er Löwen unter sie gesandt, die sie umbringen, da man ja nicht weiß, wie der Landesgott zu verehren ist." Der König von Assur befahl: "Bringt doch einen von den Priestern, die ihr in die Verbannung geschickt habt, zurück! Er gehe hin, wohne dort und kläre sie über die gesetzmäßige Verehrung des Landesgottes auf!" Einer von den Priestern, die man aus Samaria in die Verbannung geführt hatte, kam also zurück. Er siedelte sich in Betel an und belehrte sie, wie man dem Herrn dienen müsse. Jedes Volk aber schuf sich seinen eigenen Gott. Es stellte ihn in den Höhentempeln auf, welche die Samaritaner erbauten. Ein jedes Volk handelte so in seiner Stadt, die es bewohnte. Die Leute aus Babel machten Bilder von Sukkot-Benot, die Leute aus Kuta stellten Bilder Nergals her, jene aus Hamat Aschimabilder, die Leute aus Awwa Bilder des Nibchas und Tartak. Die aus Sepharwajim herkamen, verbrannten ihre Kinder zu Ehren des Adram-Melek und Anam-Melek, der Götter Sepharwajims. Gleichzeitig aber verehrten sie auch den Herrn. Sie setzten aus ihren eigenen Reihen Höhenpriester ein. Diese waren dann an den Höhenheiligtümern für sie tätig. Sie verehrten den Herrn, dienten aber zugleich ihren Göttern nach den Gebräuchen der Völker, aus denen man sie fortgeführt hatte. Bis zum heutigen Tage handeln sie nach den alten Bräuchen. Sie fürchten den Herrn nicht und richten sich nicht, wie es ihre Pflicht und Schuldigkeit wäre, nach dem Gesetz und Gebot, das der Herr den Söhnen Jakobs, den er Israel benannte, verordnet hatte. Der Herr hatte mit ihnen einen Bund geschlossen und ihnen den Befehl gegeben: "Ihr sollt keine fremden Götter verehren, euch nicht vor ihnen niederwerfen, ihnen nicht dienen und keine Opfer darbringen! Den Herrn, der euch mit starker Macht und ausgestrecktem Arm aus Ägypten heraufgeführt hat, sollt ihr verehren; vor ihm sollt ihr euch niederwerfen und ihm opfern! Die Satzungen und Verordnungen, Gesetz und Gebot, die er für euch niederschrieb, sollt ihr beobachten und immerdar erfüllen! Fremde Götter aber sollt ihr nicht verehren! Den Bund, den ich mit euch geschlossen habe, dürft ihr nicht vergessen! Fremde Götter dürft ihr nicht verehren! Nur den Herrn, euren Gott, sollt ihr fürchten! Er wird euch aus der Gewalt eurer Feinde befreien." Doch sie gehorchten nicht; vielmehr richteten sie sich nach ihrem früheren Brauchtum. Diese Völker verehrten also den Herrn und dienten zugleich ihren Götzenbildern. Auch ihre Kinder und Nachkommen handeln genauso, wie ihre Väter taten, bis zum heutigen Tag. Im dritten Jahr des Hosea, des Sohnes Elas, des Königs von Israel, wurde Hiskia, der Sohn des Achas, König von Juda. Er war fünfundzwanzig Jahre alt, als er zu herrschen begann, und neunundzwanzig Jahre regierte er in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Abi; sie war die Tochter des Sacharja. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, ganz wie sein Ahnherr David getan hatte. Er schaffte die Höhen ab, zerbrach die Weihesteine, fällte die Aschera und schlug die eherne Schlange, die Moses verfertigt hatte, in Stücke. Denn ihr hatten bis zu jener Zeit die Israeliten Rauchopfer dargebracht. Man nannte sie Nechuschtan (Erzbild). Hiskia vertraute auf den Herrn, den Gott Israels. Unter allen Königen von Juda nach ihm und auch unter denen, die vor ihm gewesen waren, gab es keinen wie ihn. Er hing dem Herrn an, ohne von ihm abzuweichen, und die Gebote, die der Herr dem Moses gegeben hatte, beobachtete er treu. Der Herr stand ihm zur Seite. In all seinen Unternehmungen handelte er umsichtig. Er fiel vom König von Assur ab und blieb ihm nicht untertan. Er schlug die Philister bis Gaza und den ganzen Stadtbezirk, vom Wächterturm bis zur befestigten Stadt. Im vierten Jahr des Königs Hiskia, das ist das siebte Jahr des Hosea, des Sohnes Elas und Königs von Israel, zog der Assyrerkönig Salmanassar gegen Samaria und belagerte es. Nach Ablauf von drei Jahren nahm er es ein; im sechsten Jahr des Hiskia und im neunten Jahr des Hosea, des Königs von Israel, fiel Samaria. Der König von Assur führte die Israeliten in die Verbannung nach Assur und brachte sie nach Chalach, an den Chabor, den Fluß Gosans, und in die Städte der Meder; denn sie hatten der Stimme des Herrn, ihres Gottes, nicht Gehör geschenkt, seinen Bund und alles, was der Gottesknecht Moses angeordnet hatte, übertreten. Sie hörten nicht und folgten nicht. Im vierzehnten Jahr des Königs Hiskia zog Sanherib, der König von Assur, gegen alle befestigten Städte Judas und nahm sie ein. Der König Hiskia von Juda schickte Boten an den König von Assur nach Lachis und ließ ihm sagen: "Ich habe gefehlt, doch laß ab von mir; was du mir auferlegst, will ich tragen!" Da verpflichtete der Assyrerkönig den König Hiskia von Juda, dreihundert Talente Silber und dreißig Talente Gold abzuliefern. Hiskia gab die gesamten Gelder ab, die sich im Tempel des Herrn und in den königlichen Schatzkammern befanden. In jener Zeit ließ Hiskia die Türen am Tempel und die Türpfosten, die er selbst mit Goldblech überzogen hatte, zerschlagen, um sie dem Assyrerkönig abzuliefern. Da sandte der Assyrerkönig den Oberfeldherrn, den Oberkämmerer und Obermundschenk mit einer großen Streitmacht von Lachis aus zum König Hiskia nach Jerusalem. Sie zogen hinauf und kamen in die Nähe Jerusalems. Bei der Wasserleitung des oberen Teiches an der Straße des Walkerfeldes nahmen sie Aufstellung. Sie ließen den König rufen. Daraufhin gingen der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn des Hilkia, und der Staatsschreiber Sebna mit dem Kanzler Joach, dem Sohn Asaphs, zu ihnen hinaus. Der Obermundschenk gab ihnen den Auftrag: "Sagt doch dem Hiskia: So spricht der Großkönig, der König von Assur: Was ist das für ein Vertrauen, das du hegst? Du denkst wohl, bloßes Lippengerede sei schon Rat und Stärke für den Krieg? Nun, auf wen vertraust du denn eigentlich, daß du dich wider mich empörst? Siehe, du vertrautest auf den zerknickten Rohrstab, auf Ägypten, der jedem, der sich darauf stützt, in die Hand eindringt und sie durchbohrt. So handelt Pharao, der Ägypterkönig, an allen, die sich auf ihn verlassen. Falls ihr mir nun aber erwidert: Auf den Herrn, unsern Gott, vertrauen wir, dann erwägt: Ist nicht gerade er es, dessen Höhenheiligtümer und Altäre Hiskia entfernt hat? Er befahl Juda und Jerusalem: Nur vor diesem Altar in Jerusalem sollt ihr anbeten. Nun gehe doch mit meinem Herrn, dem König von Assur, eine Wette ein! Zweitausend Pferde gebe ich dir, wenn du die dazugehörigen Reiter stellen kannst. Wie wolltest du auch nur einen einzigen Anführer von den geringsten Knechten meines Gebieters in die Flucht schlagen? Doch du vertraust auf Ägypten wegen der Kriegswagen und deren Besatzung! Außerdem, bin ich denn etwa ohne Zutun des Herrn wider diesen Ort gezogen, um ihn zu verwüsten? Der Herr hat mir gesagt: Ziehe hinauf gegen dieses Land und verwüste es!" Da baten Eljakim, der Sohn Hilkias, Sebna und Joach den Obermundschenk: "Rede doch mit deinen Knechten aramäisch; denn wir verstehen es. Rede aber nicht judäisch mit uns vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer steht!" Der Obermundschenk aber erwiderte ihnen: "Hat mich mein Gebieter denn nur zu deinem Herrn und zu dir geschickt, um dieses zu sagen, und nicht auch zu den Männern, die auf der Mauer sitzen und schließlich mit euch zusammen ihren eigenen Kot essen und ihren Harn trinken müssen?" Da trat der Obermundschenk vor, rief mit lauter Stimme auf judäisch und sprach: "Hört das Wort des Großkönigs, des Königs von Assur! So spricht der König: Hiskia soll euch nicht betören; denn er kann euch nicht aus seiner Gewalt retten! Hiskia soll euer Vertrauen nicht auf den Herrn lenken mit den Worten: Ganz sicher wird uns der Herr erretten; diese Stadt wird nicht in die Gewalt des Königs von Assur überliefert werden. Hört nicht auf Hiskia! Denn so spricht der König von Assur: Trefft doch mit mir eine Vereinbarung! Lauft zu mir über! Jeder kann sich dann von seinem Weinstock und seinem Feigenbaum ernähren und von seinem eigenen Zisternenwasser trinken, bis ich komme und euch in ein Land herübernehme, das eurem Lande gleichwertig ist, in ein Land voll Getreide und Most, voll Brot und Weinbergen, in ein Land voll von Ölbäumen und Honig. Ihr sollt am Leben bleiben und nicht umkommen. Schenkt darum dem Hiskia kein Gehör, denn er betrügt euch, wenn er sagt: Der Herr wird uns erretten. Haben etwa die einzelnen Götter der Völker ihr Land aus der Hand des Königs von Assur errettet? Wo sind die Götter von Hamat und Arpad? Wo die Götter von Sepharwajim, von Hena und Iwwa? Haben sie etwa Samaria aus meiner Hand errettet? Wer unter allen Göttern der Länder hat denn sein Land aus meiner Gewalt errettet? Und da soll nun der Herr Jerusalem aus meiner Gewalt erretten?" Das Volk schwieg und gab ihm keine Antwort; denn der Befehl des Königs lautete: "Ihr sollt ihm nicht entgegnen!" Dann begaben sich der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn Hilkias, der Staatsschreiber Sebna und der Kanzler Joach, der Sohn Asaphs, zu Hiskia. Sie hatten ihre Kleider zerrissen und berichteten ihm nun von den Reden des Obermundschenken. Als der König Hiskia das hörte, zerriß er seine Kleider, hüllte sich in das Trauergewand und begab sich in das Haus des Herrn. Dann sandte er den Palastvorsteher Eljakim, den Staatsschreiber Sebna und die Ältesten der Priester, in Trauergewänder gehüllt, zum Propheten Isaias, dem Sohn des Amoz. Sie sagten zu ihm: "So spricht Hiskia: Ein Tag der Drangsal, der Züchtigung und der Schmähung ist der heutige Tag; denn Kinder sind bis an den Muttermund gekommen, doch es fehlt die Kraft zum Gebären. Vielleicht vernahm der Herr, dein Gott, alle Hohnreden des Obermundschenken, den sein Herr, der König von Assur, geschickt hat, um den lebendigen Gott zu schmähen, und vielleicht bestraft er die Reden, die der Herr, dein Gott, gehört hat. Lege also Fürbitte ein für den Rest, der noch geblieben ist!" Darauf gingen die Knechte des Königs Hiska zu lsaias. Da sprach Isaias zu ihnen: "Sagt folgendes zu eurem Gebieter: So spricht der Herr: Fürchte dich nicht vor den Hohnreden, die du gehört hast, welche die Buben des Königs von Assur gegen mich ausgestoßen haben! Siehe, ich werde jenem einen Geist eingeben; er wird eine Kunde vernehmen und dann in sein Land zurückkehren. Ich werde ihn durch das Schwert fallen lassen in seinem eigenen Lande." Der Obermundschenk kehrte zurück und traf den König von Assur im Kampf gegen Libna. Er hatte nämlich erfahren, daß dieser von Lachis abgezogen sei; denn er hörte, daß Tirhaka, der König von Kusch, gegen ihn zum Streit ausgerückt sei. Da schickte er nochmals Boten an Hiskia mit dem Auftrag: "So sollt ihr zu Hiskia, dem König von Juda, sprechen: Dein Gott, auf den du vertraust, soll dich nicht darüber hinwegtäuschen, daß Jerusalem in die Hand des Königs von Assur fallen wird! Du hörtest ja selbst, wie die Könige von Assur mit allen Ländern verfuhren. Sie haben an ihnen den Bann vollstreckt. Solltest du nun etwa gerettet werden? Haben denn die Götter der von meinen Vätern vernichteten Völker jene gerettet; nämlich Gosan, Charan, Rezeph und die Söhne von Eden in Telassar? Wo ist der König von Hamat, der von Arpad, der von der Stadt Sepharwajim, von Hena und von Iwwa?" Da nahm Hiskia das Schreiben aus der Hand der Boten und las es. Darauf begab er sich in den Tempel und breitete es vor dem Herrn aus. Hiskia betete vor dem Herrn: "Herr, Gott Israels, der du auf den Kerubim thronst, du allein bist der Gott über alle Königreiche der Erde! Du hast den Himmel und die Erde erschaffen. Neige, Herr, dein Ohr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und schau! Höre die Drohworte Sanheribs, die er übermittelt hat, den lebendigen Gott zu verhöhnen! Es ist wahr, o Herr, verwüstet haben die Könige von Assur die Völker und deren Länder. Sie haben ihre Götter ins Feuer geworfen; denn es waren ja überhaupt keine Götter, sondern Gebilde von Menschenhand, Holz und Stein, die man vernichten konnte. Nun aber, Herr, unser Gott, errette uns aus seiner Hand, damit alle Königreiche der Erde erkennen, daß du, Herr, allein Gott bist!" Da sandte Isaias, der Sohn des Amoz, an Hiskia und ließ sagen: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe gehört, um was du Sanheribs wegen, des Königs von Assur, zu mir gebetet hast. Dies ist nun der Spruch, den der Herr über ihn verkündet hat: "Es verachtet dich, verspottet dich die Jungfrau, Tochter Sion. Hinter dir her schüttelt das Haupt die Tochter Jerusalem. Wen hast du gelästert, geschmäht, gegen wen die Stimme erhoben und deine Augen hochmütig emporgerichtet? Wider den Heiligen Israels! Durch deine Boten hast du den Herrn beschimpft. Du hast dir gedacht: Mit meiner Wagenmenge erklomm ich die Höhen der Berge, des Libanon entlegensten Teil. Seine ragenden Zedern habe ich gefällt, die schönsten seiner Zypressen! Ich drang bis zum äußersten Rastort vor, in seines Baumgartens Dickicht. Brunnen grub ich und trank fremde Wasser. Ich trocknete mit meiner Füße Tritt alle Ströme Ägyptens. Ist dir folgendes entgangen? Seit langem habe ich dies so gefügt, seit der Vorzeit Tagen geplant, und jetzt ließ ich es eintreffen; zu wüsten Trümmern sollte es zerstören befestigte Städte! Ihre Bewohner erbebten in Ohnmacht und stürzten in Schande. Sie wurden wie Kraut auf dem Feld und wie sprießendes Grün, wie Gras auf den Dächern, das verdorrt vor dem Ostwind. Mir ist dein Aufstehen und Ruhen, dein Gehen und Kommen bekannt und auch dein Toben gegen mich. Und weil du tobtest gegen mich, dein Lärmen mir zu Ohren drang, darum ziehe ich dir meinen Ring durch die Nase, meinen Zaum in deine Lippen und bringe dich zurück auf den Weg, den du kamst!" Dies aber sei dir zum Zeichen: Heuer ißt man den Nachwuchs, im nächsten Jahr den Brachwuchs, im dritten Jahr sollt ihr säen und ernten, Weinberge pflanzen und deren Frucht essen! Was dann entronnen von Judas Haus, was noch geblieben, treibt wieder Wurzeln nach unten und zeitigt Früchte nach oben. Denn von Jerusalem wird ein Rest ausgehen, eine gerettete Schar vom Berge Sion. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies bewirken. Darum spricht der Herr über den König von Assur: In diese Stadt kommt er nicht, schießt keinen Pfeil hinein, er rennt sie nicht an mit dem Schild und gräbt keinen Wall wider sie. Des Weges, den er kam, wird er abziehen; in diese Stadt dringt er nicht ein! - Spruch des Herrn. Diese Stadt will ich zu ihrem Heil umhegen um meinetwillen und meines Knechtes David willen!" In jener Nacht zog der Engel des Herrn aus. Er schlug im assyrischen Lager 185 000 Mann. Als man am Morgen aufstand, waren diese alle entseelte Leichen. Nun brach Sanherib, der König von Assur, auf, zog heimwärts und blieb in Ninive. Als er sich einmal im Tempel seines Gottes Nisroch zur Anbetung niederwarf, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert. Sie flüchteten danach in das Land Ararat. Sein Sohn Asarhaddon folgte ihm in der Königsherrschaft. In jenen Tagen wurde Hiskia auf den Tod krank. Da begab sich der Prophet Isaias, der Sohn des Amoz, zu ihm und sprach: "So spricht der Herr: Bestelle dein Haus; denn du wirst sterben und nicht am Leben bleiben!" Da wandte Hiskia sein Angesicht zur Wand und flehte zum Herrn: "Ach, Herr, gedenke doch, wie ich in Treue und mit vollster Herzenshingabe vor deinem Angesicht gewandelt bin und getan habe, was deinen Augen wohlgefällig ist." Dann brach Hiskia in heftiges Weinen aus. Isaias war über den mittleren Vorhof noch nicht hinausgekommen, als das Wort des Herrn an ihn erging: "Kehre um und sage zu Hiskia, dem Fürsten meines Volkes: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört, deine Tränen gesehen. Siehe, ich werde dich heilen. Übermorgen wirst du in den Tempel des Herrn hinaufgehen. Ich will zu deinen Lebenstagen noch fünfzehn Jahre hinzugeben. Auch will ich dich und diese Stadt aus der Hand des Königs von Assur erretten und diese Stadt beschirmen um meinetwillen und meines Knechtes David willen!" Danach befahl Isaias: "Holt einen Feigenkuchen!" Man nahm ihn und legte ihn auf das Geschwür, und der König wurde gesund. Hiskia fragte den Isaias: "Welches ist das Zeichen, daß der Herr mich heilen wird und ich übermorgen in den Tempel des Herrn gehen kann?" Isaias antwortete: "Dies diene dir als Zeichen vom Herrn, daß der Herr das Wort, das er gesprochen, auch ausführen wird: Soll der Schatten zehn Stufen nach vorn oder zehn Stufen nach rückwärts gehen?" Hiskia erwiderte: "Es ist dem Schatten leicht, nach vorwärts sich zu neigen. Nein, er soll um zehn Stufen zurückgehen!" Nun rief der Prophet Isaias zum Herrn, und dieser ließ den Schatten an den Stufen, welche die Sonne auf der Treppe des Achas hinabgegangen war, zehn Stufen rückwärts gehen. In jener Zeit sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babel, ein Schreiben mit Geschenken an Hiskia; denn er hatte gehört, daß Hiskia krank sei. Hiskia freute sich darüber und zeigte den Abgesandten sein ganzes Schatzhaus, das Silber und Gold, die Spezereien und das kostbare Öl, sein ganzes Zeughaus sowie alles, was sich in seinen Schatzkammern befand. In seinem Haus und in seinem ganzen Herrschaftsbereich gab es nichts, was ihnen Hiskia nicht gezeigt hätte. Da begab sich der Prophet Isaias zum König Hiskia und fragte ihn: "Was haben jene Männer gesagt? Woher sind sie zu dir gekommen?" Hiskia antwortete: "Aus fernem Land sind sie gekommen, aus Babel." Da fragte er weiter: "Was bekamen sie in deinem Palast zu sehen?" Hiskia gab zur Antwort: "Alles, was sich in meinem Palast befindet, haben sie besichtigt. Es gibt in meinen Schatzkammern nichts, was ich ihnen nicht gezeigt hätte." Da sprach Isaias zu Hiskia: "Höre das Wort des Herrn: Siehe, Tage kommen, da wird man alles, was in deinem Palast ist und was deine Väter bis zum jetzigen Tag angehäuft haben, nach Babel bringen. Nichts wird hierbleiben, spricht der Herr. Auch von deinen leiblichen Söhnen, die du bekommst, wird man einige nehmen, damit sie als Kämmerer im Palast des Königs von Babel dienen." Darauf antwortete Hiskia dem Isaias: "Das Wort des Herrn, das du verkündet hast, ist gut!" Er dachte nämlich: "Wenn nur beständiger Friede in meinen Tagen bleibt!" Die übrigen Taten des Hiskia und alle seine kriegerischen Leistungen, und wie er den Teich und die Wasserleitung angelegt und das Wasser in die Stadt geleitet hat, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. Hiskia entschlief zu seinen Vätern, und sein Sohn Manasse folgte ihm in der Königsherrschaft. Manasse war zwölf Jahre alt, als er König wurde. Er regierte fünfundfünfzig Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Chephzibah. Er tat, was dem Herrn mißfiel, entsprechend den Greueln der Völker, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Er ließ die Höhen wieder aufbauen, die sein Vater Hiskia zerstört hatte, errichtete dem Baal Altäre, ließ eine Aschera verfertigen, wie der König Achab von Israel es getan, betete das ganze Heer des Himmels an und diente ihm. Er ließ solche Altäre im Tempel bauen, von dem der Herr doch gesagt hatte: "In Jerusalem will ich meinen Namen wohnen lassen." Zu Ehren des gesamten Himmelsheeres errichtete er Altäre in den beiden Vorhöfen des Herrentempels. Auch ließ er seinen Sohn durch das Feuer gehen, trieb Zauberei und Wahrsagerei, stellte Totenbeschwörer und Zeichendeuter an und tat vieles, was dem Herrn mißfiel, um ihn zu reizen. Das Bild der Aschera, das er angefertigt hatte, stellte er in den Tempel, von dem der Herr doch zu David und dessen Sohn Salomo gesagt hatte: "In diesem Tempel und in Jerusalem, das ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe, will ich meinen Namen wohnen lassen in Ewigkeit! Ich werde den Fuß Israels nicht mehr unstet aus dem Lande wegziehen lassen, das ich ihren Vätern gegeben habe, wenn sie nur darauf achten, alles zu tun nach dem gesamten Gesetz, das mein Knecht Moses ihnen verordnet hat." Doch sie wollten nicht hören, und Manasse verführte sie, noch schlimmere Dinge zu tun als die Völker, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Der Herr aber verkündete durch seine Diener, die Propheten, folgendes: "Manasse, der König von Juda, hat Untaten verübt, hat die ganze Bosheit der früheren Amoriter übertroffen und auch Juda mit seinen Götzen zur Sünde verführt. Darum spricht der Herr, der Gott Israels: "Siehe, ich bringe Unheil über Jerusalem und Juda, daß allen, die davon hören, beide Ohren gellen. Ich werde an Jerusalem die Meßschnur Samarias und die Waage des Hauses Achab anlegen und werde Jerusalem fortwischen, wie man eine Schüssel auswischt und dann nach unten kehrt. Verstoßen will ich den Rest meines Erbbesitzes und der Gewalt seiner Feinde übergeben. So werden sie allen ihren Feinden zum Raub und zur Beute sein. Denn sie taten, was mir mißfallen mußte, und reizten mich von dem Tage an, da ihre Väter aus Ägypten fortzogen, bis heute."" Auch unschuldiges Blut vergoß Manasse in großer Menge und erfüllte damit Jerusalem von einem Ende bis zum andern, abgesehen von der Sünde, daß er Juda zu einem dem Herrn mißfälligen Handeln verführte. Die übrigen Taten Manasses, sein Wirken und die Sünden, die er begangen hat, sind aufgeschrieben im Buch der Chronik der Könige von Juda. Manasse entschlief zu seinen Vätern und wurde im Garten seines Palastes, im Garten des Ussa, begraben. Sein Sohn Amon folgte ihm in der Königsherrschaft. Amon war zweiundzwanzig Jahre alt, als er König wurde. Er regierte zwei Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Meschullemet; sie war die Tochter des Charuz aus Jotba. Er tat, was dem Herrn mißfiel, wie sein Vater Manasse. Ganz auf den Pfaden wandelte er, die sein Vater beschritten hatte, diente den gleichen Götzen, die sein Vater verehrt hatte, und betete sie an. Er verließ den Herrn, den Gott seiner Väter, und wandelte nicht auf dem Weg des Herrn. Gegen ihn stifteten seine eigenen Diener eine Verschwörung an und töteten ihn in seinem Haus. Die Bürger des Landes aber erschlugen alle, die sich gegen den König verschworen hatten, und riefen seinen Sohn Josia an seiner Stelle zum König aus. Die übrigen Taten Amons, sein ganzes Wirken, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. Man begrub ihn in seiner Grabkammer im Garten des Ussa. Sein Sohn Josia folgte ihm in der Königsherrschaft. Josia war acht Jahre alt, als er König wurde. Er regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Jedida; sie war die Tochter Adajas aus Bozkat. Josia tat, was dem Herrn wohlgefiel, und wandelte ganz auf dem Wege seines Ahnherrn David, ohne nach rechts oder links abzuweichen. Im achtzehnten Jahr des Königs Josia sandte der König den Staatsschreiber Schaphan, den Sohn des Azalja und Enkel Meschullams, in den Tempel des Herrn mit dem Auftrag: "Gehe zum Hohenpriester Hilkia! Er soll das Geld ausschütten, das in den Tempel gebracht worden ist und das die Schwellenhüter von den Leuten gesammelt haben. Man übergebe es den Werkmeistern, die zugleich Aufseher im Tempel des Herrn sind. Diese sollen es für die Arbeiter verwenden, die im Tempel mit der Beseitigung der Schäden beschäftigt sind, für die Zimmerleute, Bauleute und Maurer, sowie zum Einkauf von Holz und behauenen Steinen zur Ausbesserung des Hauses. Nur soll man mit ihnen über das Geld, das ihnen ausgehändigt wird, nicht abrechnen; sie sollen vielmehr auf Treu und Glauben handeln." Da sagte nun der Hohepriester Hilkia zum Staatsschreiber Schaphan: "Ich habe die Gesetzesrolle im Tempel des Herrn gefunden." Hilkia gab Schaphan die Rolle, und dieser las sie. Danach ging der Staatsschreiber Schaphan zum König und meldete ihm: "Deine Knechte haben das Geld ausgeschüttet, das sich im Tempel befand, und übergaben es den Werkführern, die als Aufseher im Tempel bestellt sind." Zugleich teilte der Staatsschreiber Schaphan dem König mit: "Der Priester Hilkia hat mir eine Rolle gegeben." Schaphan las sie dem König vor. Als der König den Inhalt der Gesetzesrolle vernahm, zerriß er seine Kleider. Er befahl dem Priester Hilkia, sowie Achikam, dem Sohn Schaphans, Achbor, dem Sohn Michajas, dem Staatsschreiber Schaphan und Asaja, dem Minister des Königs: "Geht hin und befragt den Herrn für mich, für das Volk und für ganz Juda über diese Rolle, die aufgefunden wurde! Denn groß ist der Zorn des Herrn, der gegen uns entbrannt ist, weil unsere Väter auf die Worte dieser Rolle nicht achteten und nicht taten, was in ihr geschrieben steht." Da ging der Priester Hilkia mit Achikam, Achbor, Schaphan und Asaja zur Prophetin Hulda, der Frau Schallums, des Sohnes Tikwas und Enkels des Charchas, welcher Verwalter der Kleiderkammer war. Sie wohnte zu Jerusalem in der Neustadt. Man redete mit ihr. Sie gab ihnen den Bescheid: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Sagt dem Mann, der euch zu mir gesandt hat: So spricht der Herr: Siehe, ich bringe Unheil über diesen Ort und über seine Bewohner, nämlich alle Drohungen der Buchrolle, die der König von Juda gelesen hat. Denn verlassen haben sie mich, fremden Göttern brachten sie Rauchopfer dar, um mich zu beleidigen durch alle Werke ihrer Hände. Darum ist mein Zorn gegen diesen Ort entbrannt und kommt nicht zum Verlöschen. Zum König von Juda aber, der euch sendet, um den Herrn zu befragen, sagt: So spricht der Herr, der Gott Israels: Von den Worten, die du vernahmst, gilt folgendes: Weil dein Herz weich geworden ist und du dich verdemütigt hast vor dem Herrn, da du meine Drohungen wider diesen Ort und seine Bewohner hörtest, daß sie nämlich Gegenstand des Entsetzens und des Fluches werden sollen, und weil du deine Kleider zerrissen und vor mir geweint hast, darum will auch ich dich erhören, spricht der Herr. Deshalb sollst du, wenn ich dich zu deinen Vätern versammle, in Frieden in deinem Grab beigesetzt werden. Deine Augen sollen all das Unheil nicht mehr schauen, das ich über diesen Ort bringe!" Sie berichteten dieses dem König. Da ließ der König alle Ältesten Judas und Jerusalems zu sich kommen. Er ging in den Tempel hinauf; alle Männer Judas, alle Bewohner Jerusalems, die Priester und die Propheten und alle Leute, klein und groß, waren bei ihm. Er ließ ihnen alle Worte des Bundesbuches, das sich im Tempel des Herrn gefunden hatte, laut vorlesen. Dann trat der König auf den Sockel und schloß vor dem Herrn den Bund: Sie sollten dem Herrn folgen, seine Befehle, Verordnungen und Satzungen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele halten und die Bundesvorschriften durchführen, die in dieser Buchrolle geschrieben standen. Das ganze Volk trat dem Bund bei. Danach befahl der König dem Hohenpriester Hilkia, den Priestern zweiten Ranges und den Schwellenhütern, aus dem Tempel des Herrn alle Gegenstände hinauszuschaffen, die für den Baal, die Aschera und das ganze Himmelsheer verfertigt worden waren. Außerhalb Jerusalems auf den Gefilden am Kidron ließ er sie verbrennen und als Asche nach Betel schaffen. Er setzte die Götzenpriester ab, welche die Könige von Juda angestellt hatten und die auf den Höhen, in den Städten Judas und in der Umgebung Jerusalems Rauchopfer darbrachten, ferner auch jene, die dem Baal, der Sonne, dem Mond, den Tierkreisbildern und dem ganzen Heer des Himmels Rauchopfer darbrachten. Er ließ die Aschera aus dem Tempel des Herrn und aus Jerusalem hinaus an den Kidronbach bringen, und verbrannte sie im Kidrontal, zermalmte sie zu Staub und streute ihre Asche auf die Gräber des einfachen Volkes. Dann ließ er die Gemächer der Weihedirnen im Tempel des Herrn niederreißen, wo die Frauen Schleier für die Aschera webten. Auch ließ er alle Priester aus den Städten Judas kommen, entweihte die Höhen von Geba bis Beerseba, wo die Priester Rauchopfer darzubringen pflegten. Er zerstörte auch die Torhöhen, die sich am Eingang zum Tor des Stadthauptmannes Josua befanden, linker Hand, wenn man zum Stadttor hineinkommt. Jedoch durften die Höhenpriester den Altar des Herrn in Jerusalem nicht besteigen, sondern nur ungesäuerte Brote inmitten ihrer Brüder essen. Ferner entweihte er die Feuerstätte im Tal der Söhne des Hinnom, damit niemand mehr seinen Sohn oder seine Tochter für Molech durch das Feuer gehen lassen konnte. Er entfernte die Rosse, welche die Könige von Juda zu Ehren der Sonne am Eingang zum Tempel des Herrn bei der Halle des Kämmerers Netanmelech im Vorhof aufgestellt hatten, und verbrannte die Sonnenwagen im Feuer. Auch die Altäre auf dem Dache, das ist im Obergemach des Achas, welche die Könige von Juda aufgestellt hatten, sowie die Altäre, welche Manasse in den beiden Vorhöfen des Tempels gebaut hatte, ließ der König zertrümmern. Er schaffte sie weg und ließ ihren Schutt in das Kidrontal werfen. Desgleichen entweihte der König die Opferhöhen östlich von Jerusalem, südlich vom Berg des Verderbens, die Salomo, der König von Jerusalem, für die Astarte, das Scheusal der Sidonier, für Kamosch, das Scheusal der Moabiter, und für Milkom, den Götzengreuel der Ammoniter, errichtet hatte. Er zerbrach die Weihesteine, hieb die Kultpfähle um und häufte deren Stätte mit menschlichen Gebeinen an. Auch den Altar zu Betel, die Höhe, die Jerobeam, der Sohn Nebats, der Verführer Israels, erbauen ließ, auch diesen Altar samt der Opferhöhe riß er nieder. Er verbrannte das Höhenheiligtum, zermalmte es u Schutt und verbrannte die Aschera. Josia sah sich um und erblickte die Gräber, die dort auf dem Berg waren. Er ließ die Gebeine aus den Gräbern nehmen und auf dem Altar verbrennen; so entweihte er ihn gemäß dem Wort des Herrn, das der Gottesmann verkündet hatte, der jene Drohworte aussprach. Weiterhin fragte er: "Was ist das für ein Grabmal, das ich hier sehe?" Die Männer der Stadt gaben ihm zur Antwort: "Das ist das Grab des Gottesmannes, der aus Juda gekommen war und gegen den Altar in Betel jene Drohung ausgerufen hatte, die du jetzt in die Tat umgesetzt hast." Da gebot er: "Laßt ihn ruhen, niemand darf seine Gebeine berühren!" So ließ man dessen Gebeine samt den Gebeinen des Propheten, der aus Samaria stammte, unangetastet. Auch in den Städten Samarias beseitigte Josia alle Höhenheiligtümer, welche die Könige Israels errichtet hatten, um den Herrn zu reizen. Er verfuhr mit ihnen genauso, wie er in Betel getan hatte. Alle Höhenpriester, die dort waren, schlachtete er auf den Altären und verbrannte Menschengebeine darauf. Dann kehrte er nach Jerusalem zurück. Darauf befahl der König dem gesamten Volk: "Feiert das Paschafest zu Ehren des Herrn, eures Gottes, wie es in diesem Bundesbuch geschrieben steht!" Wie dieses Pascha war nämlich noch keines gehalten worden seit der Zeit der Richter, die in Israel ihres Amtes walteten, und in der ganzen Zeit der Könige von Israel und der Könige von Juda. Erst im achtzehnten Jahr des Königs Josia wurde dieses Pascha zu Ehren des Herrn in Jerusalem gefeiert. Auch die Totenbeschwörer und Wahrsager, die Hausgötter und die Götzenbilder, alle Scheusale, die im Land Juda und in Jerusalem zu sehen waren, fegte Josia hinweg, um die Gesetzesworte durchzuführen, die in jener Rolle geschrieben standen, die der Priester Hilkia im Tempel des Herrn gefunden hatte. Es gab vor ihm keinen König, der so wie er mit seinem ganzen Herzen, seiner ganzen Seele und mit all seinen Kräften genau nach dem Gesetz des Moses sich dem Herrn zugewandt hätte. Auch nach ihm war keiner so wie er. Jedoch der Herr ließ nicht von seiner gewaltigen Zornesglut ab, da sein Zorn gegen Juda nun einmal entbrannt war wegen all der Kränkungen, die Manasse ihm angetan hatte. Darum sprach er: "Auch Juda will ich von meinem Angesicht entfernen, wie ich Israel beseitigt habe. Verstoßen will ich diese Stadt, die ich erwählte, Jerusalem und das Haus, von dem ich gesagt habe: Mein Name soll darin wohnen." Die übrigen Taten des Josia und seine Wirksamkeit sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. In seinen Tagen zog der Pharao Necho, der König von Ägypten, zu dem König von Assur an den Euphratstrom. Der König Josia trat ihm entgegen, und jener tötete ihn bei Megiddo, sobald er ihn sah. Seine Diener fuhren ihn tot von Megiddo weg. Sie brachten ihn nach Jerusalem und setzten ihn in seiner Grabstätte bei. Die Bürger des Landes aber nahmen Joachas, den Sohn des Josia, salbten ihn und riefen ihn zum König aus an seines Vaters Statt. Joachas war dreiundzwanzig Jahre alt, als er König wurde. Er herrschte drei Monate in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Chamutal; sie war die Tochter des Jirmejahu aus Libna. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie seine Väter taten. Der Pharao Necho entsetzte ihn zu Ribla im Lande Hamat seiner Königsherrschaft über Jerusalem und belegte das Land mit einer Abgabe von hundert Talenten Silber und zehn Talenten Gold. Dann machte der Pharao Necho Eljakim, den Sohn des Josia, zum König an Stelle seines Vaters Josia und änderte seinen Namen in Jojakim. Den Joachas aber nahm er mit; so kam dieser nach Ägypten, wo er starb. Das Silber und das Gold lieferte Jojakim an den Pharao ab. Er mußte aber das Land besteuern, um das Geld nach dem Geheiß des Pharao abliefern zu können. Nach dem Schätzungswert eines jeden trieb er das Silber und das Gold von den Landesbürgern ein, um es an den Pharao Necho abzuliefern. Jojakim war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König wurde. Er regierte elf Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Sebida; sie war die Tochter Pedajas aus Ruma. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie seine Väter taten. In seinen Tagen zog Nebukadnezar, der König von Babel, heran. Jojakim war ihm drei Jahre lang unterwürfig. Dann fiel er wieder von ihm ab. Da entsandte der Herr gegen ihn die Streitscharen der Kaldäer, Aramäer, Moabiter und der Ammoniter. Er ließ sie in Juda einfallen, um es zu verheeren gemäß dem Wort, das der Herr durch seine Knechte, die Propheten, gesprochen hatte. Nur auf Geheiß des Herrn kam diese Drangsal über Juda, um es von seinem Antlitz zu entfernen, wegen der Sünden Manasses, nach all dem, was er getan hatte. Auch wegen des unschuldigen Blutes, das er vergossen, und weil er Jerusalem mit schuldlosem Blute angefüllt hatte, wollte ihm der Herr nicht mehr vergeben. Die übrigen Taten Jojakims und alles, was er getan hat, sind aufgeschrieben in der Chronik der Könige von Juda. Jojakim entschlief zu seinen Vätern, und sein Sohn Jojachin folgte ihm in der Königsherrschaft. Der König von Ägypten unternahm keinen Feldzug mehr von seinem Land aus; denn der König von Babel hatte vom Bach Ägyptens bis zum Euphratstrom alles erobert, was dem König von Ägypten gehört hatte. Jojachin war achtzehn Jahre alt, als er König wurde. Er regierte drei Monate in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Nechuschta; sie war die Tochter Elnatans aus Jerusalem. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie sein Vater. In jener Zeit zogen die Soldaten Nebukadnezars, des Königs von Babel, gegen Jerusalem, und die Stadt wurde belagert. Dann rückte der Babylonierkönig Nebukadnezar selbst gegen die Stadt heran, während seine Kriegsknechte sie belagerten. Da ging Jojachin, der König von Juda, hinaus zum König von Babel zusammen mit seiner Mutter, seinen Dienern, seinen Obersten und Hofbeamten. Der König von Babel nahm im achten Jahr seiner Regierung ihn gefangen. Auch ließ er von dort alle Schätze des Tempels und die Schätze des königlichen Palastes fortschaffen und alle goldenen Geräte zerschlagen, die der König Salomo von Israel für den Tempel des Herrn verfertigt hatte. Das entsprach dem Drohwort des Herrn. Ganz Jerusalem führte er in die Gefangenschaft, und zwar alle vornehmen und wehrtüchtigen Männer, zehntausend Gefangene, auch alle Schmiede und Schlosser; nur die geringen Leute unter den Bürgern des Landes blieben zurück. Den Jojachin führte er gefangen nach Babel; auch die Mutter des Königs, die königlichen Frauen und Hofbeamten sowie alle Adeligen des Landes brachte er von Jerusalem nach Babel in die Gefangenschaft, dazu alle Wehrfähigen, siebentausend Mann, die Schmiede und die Schlosser, tausend an der Zahl, lauter kriegstüchtige Männer. Sie alle führte der Babylonierkönig in die Gefangenschaft nach Babel. Dann setzte der König von Babel den Mattanja, den Oheim Jojachins, an dessen Statt in die Königsherrschaft ein und änderte seinen Namen in Zidkia. Einundzwanzig Jahre war Zidkia alt, als er König wurde, und elf Jahre regierte er in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Chamutal; sie war die Tochter des Jirmejahu aus Libna. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz so wie Jojakim getan hatte. Wegen des Zornes des Herrn brach über Jerusalem und Juda das Unheil herein, bis er sie von seinem Angesicht verstieß. Zidkia empörte sich gegen den König von Babel. Es geschah am zehnten Tag des zehnten Monats, im neunten Jahre seiner Herrschaft, daß Nebukadnezar, der König von Babel, mit seiner gesamten Streitmacht vor Jerusalem rückte und es belagerte. Man errichtete ringsherum ein Belagerungswerk. So wurde die Stadt eingeschlossen bis zum elften Jahr des Königs Zidkia. Es entstand eine große Hungersnot in der Stadt, und die Bevölkerung des Landes hatte kein Brot mehr. Am neunten Tag des vierten Monats wurde eine Bresche in die Stadt gelegt. Der König und alle Krieger sahen dies, ergriffen die Flucht und verließen die Stadt bei Nacht auf dem Weg durch das Tor zwischen den beiden Mauern, das zum königlichen Garten hinausführt, obwohl die Kaldäer rings um die Stadt lagerten. Sie schlugen den Weg zur Jordansenke ein. Die Streitmacht der Kaldäer setzte dem König nach und erreichte ihn bei den Steppen von Jericho, nachdem all seine Truppen ihn verlassen und sich zerstreut hatten. Man ergriff den König und brachte ihn zum König von Babel nach Ribla; dieser hielt Gericht über ihn. Die Söhne des Zidkia machte man vor seinen Augen nieder. Den Zidkia selbst ließ er blenden, in Fesseln legen und nach Babel bringen. Am siebten Tage des fünften Monats - es war im neunzehnten Jahr des Nebukadnezar, des Königs von Babel - rückte Nebusaraden, der Oberste der Leibwache und Diener des babylonischen Königs, in Jerusalem ein. Er steckte den Tempel, den königlichen Palast sowie alle Häuser Jerusalems in Brand. Jedes große Haus zündete er an. Auch rissen die gesamten kaldäischen Streitkräfte, die der Oberste der Leibwache befehligte, die Ringmauern Jerusalems nieder. Den Rest der Bevölkerung, der in der Stadt noch vorhanden war, sowie die Überläufer, welche zum König von Babel übergetreten waren, und den Rest der Handwerker führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, in die Gefangenschaft. Aber von den geringen Leuten im Land ließ der Oberste der Leibwache eine Anzahl als Weinbauern und Landwirte zurück. Die ehernen Säulen am Tempel des Herrn, die Fahrgestelle und das eherne "Meer" im Tempel des Herrn zerbrachen die Kaldäer und nahmen ihr Erz mit nach Babel. Auch die Schüsseln, die Schaufeln, die Messer und die Schalen und alle ehernen Geräte, mit denen man den Tempeldienst versah, nahmen sie fort. Desgleichen nahm der Oberste der Leibwache die Kohlenpfannen und die Sprengschalen, die sämtlich von Gold oder Silber waren, mit. Die beiden Säulen, das eine "Meer", die Gestelle, die Salomo für den Tempel anfertigen ließ - das Erz von all diesen Geräten war nicht zu wägen. Die Höhe der einzelnen Säulen betrug achtzehn Ellen. Ein Kapitell aus Erz bildete den Abschluß nach oben. Die Höhe des Kapitells betrug fünf Ellen. Das Kapitell umgaben Flechtwerk und Granatäpfel, alles aus Erz. Ebensolche Granatäpfel waren an der zweiten Säule auf dem Flechtwerk. Der Oberste der Leibwache nahm den Oberpriester Seraja, den zweiten Priester Zephanja und die drei Schwellenhüter mit. Aus der Stadt nahm er einen Hofbeamten gefangen, der zugleich die Streitmacht befehligte, und fünf Männer, die den persönlichen Dienst des Königs versahen und noch in der Stadt aufgefunden wurden, sowie den Schreiber des Heerführers, der die Bürger des Landes auszuheben hatte, endlich sechzig Leute von der Landesbevölkerung, die sich in der Stadt befanden. Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, nahm sie und schickte sie zum König von Babel nach Ribla. Der König von Babel ließ sie in Ribla im Lande Hamat schlagen und hinrichten. Juda wanderte so von seinem Heimatland in die Verbannung. Über das Volk, das im Lande Juda geblieben und das der König von Babel, Nebukadnezar, zurückgelassen hatte, setzte er den Gedalja, den Sohn Achikams und Enkel Schaphans, als Statthalter ein. Als sämtliche Truppenführer und ihre Mannschaften vernahmen, daß der König von Babel den Gedalja als Statthalter eingesetzt habe, kamen sie zu ihm nach Mizpa. Es waren Ismael, der Sohn Netanjas, Jochanan, der Sohn Kareachs, Seraja, der Sohn Tanchumets aus Netopha, und Jaasanja, der Sohn des Maachatiters, mit ihren Leuten. Gedalja schwur ihnen und ihren Mannschaften und ermunterte sie: "Habt keine Angst vor der kaldäischen Dienstbarkeit! Bleibt im Lande und dient dem König von Babel; dann wird es euch gut ergehen!" Doch im siebten Monat kam Ismael, der Sohn Netanjas und Enkel Elischamas, aus königlichem Geschlecht, und mit ihm zehn Männer. Sie erschlugen den Gedalja mitsamt den Juden und Kaldäern, die bei ihm in Mizpa waren. Danach machten sich alle Leute, die Kinder und die Erwachsenen, und alle Anführer von Streitkräften auf den Weg nach Ägypten; denn man fürchtete die Kaldäer. Am siebenundzwanzigsten Tage des zwölften Monats im siebenunddreißigsten Jahre der Wegführung Jojachins, des Königs von Juda, begnadigte Ewil-Merodach, der König von Babel, im Jahre seines Regierungsantrittes Jojachin, den König von Juda, und entließ ihn aus dem Gefängnis. Er redete mit ihm freundliche Worte und gab ihm seinen Sitz oberhalb des Sitzes der anderen Könige, die bei ihm in Babel waren. Er durfte seine Gefängniskleider umtauschen und ständig bei ihm speisen, solange er lebte. Sein Lebensunterhalt wurde ihm als dauernde Gabe vom König in der bestimmten Höhe täglich geliefert, solange er lebte. Adam, Set, Enosch. Kainan, Mahalalel, Jared. Henoch, Metuschelach, Lamech. Noe, Sem, Cham, Japhet. Die Söhne Japhets waren: Gomer, Magog, Madaj, Jawan, Tubal, Meschech und Tiras. Gomers Söhne: Aschkenas, Riphat und Togarma. Jawans Söhne: Elisa, Tarsis, die Kittim und Dodanim. Die Söhne Chams: Kusch, Mizrajim, Put und Kanaan. Des Kusch Söhne: Seba, Chawila, Sabta, Rama, Sabteka. Ramas Söhne: Saba und Dedan. Kusch zeugte den Nimrod. Dieser war der erste Gewaltherrscher auf Erden. Mizrajim zeugte die Ludier, Anamer, Lehaber und Naphtucher, die Patruser, die Kaslucher, von denen die Philister abstammen, und die Kaphtorer. Kanaan zeugte Sidon, seinen Erstgeborenen, und Heth, sodann die Jebusiter, Amoriter, Girgaschiter, die Hiwwiter, Arkiter, Siniter, die Arwaditer, Zemariter, Chamatiter. Die Nachkommen Sems: Elam, Assur, Arpachschad, Lud und Aram. Arams Söhne: Uz, Chul, Geter und Masch. Arpachschad zeugte Schelach, Schelach zeugte Heber. Dem Heber wurden zwei Söhne geboren, der eine hieß Peleg [denn in seinen Tagen trennte sich die Erdbevölkerung], sein Bruder hieß Joktan. Joktan zeugte Almodad, Scheleph, Chazarmawet, Jerach, Hadoram, Usal, Dikla, Obal, Abimael, Saba, Ophir, Chawila und Jobab. Alle diese waren Söhne Joktans. Sem Arpachschad, Schelach, Heber, Peleg, Rëu, Serug, Nachor, Terach, Abram, das ist Abraham. Die Söhne Abrahams waren Isaak und Ismael. Dies ist ihr Stammbaum: Der Erstgeborene Ismaels war Nebajot, dann Kedar, Adbeel, Mibsam, Mischma, Duma, Massa, Hadad, und Tema, Jetur, Naphisch und Kedma. Soweit die Söhne des Ismael. Die Söhne Keturas, der Nebenfrau Abrahams: Simran, Jokschan, Medan, Midian, Jischbak und Schuach. Jokschans Söhne: Saba und Dedan. Midians Söhne: Epha, Epher, Henoch, Abida und Eldaa. Dies sind Keturas Söhne. Abraham zeugte den Isaak. Die Söhne Isaaks waren Esau und Israel. Esaus Söhne: Eliphas, Rëuël, Jëusch, Jalam und Korach. Die Söhne des Eliphas: Teman, Omar, Zephi, Gatam, Kenas, Timna und Amalek. Rëuëls Söhne: Nachat, Serach, Schamma und Missa. Seïrs Söhne: Lotan, Schobal, Zibon, Ana, Dischon, Ezer und Dischan. Lotans Söhne: Chori und Hemam, und Lotans Schwester Timna. Schobals Söhne: Alwan, Manachat, Ebal, Schephi und Onam. Zibons Söhne: Aja und Ana. Anas Sohn: Dischon, dessen Söhne: Chemdan, Eschban, Jitran und Keran. Ezers Söhne: Bilhan, Saawan und Jaakan. Dischans Söhne: Uz und Aran. Dies sind die Könige, die im Lande Edom herrschten, bevor ein König der Israeliten regierte: Bela, der Sohn des Beor. Seine Stadt hieß Dinhaba. Als Bela starb, wurde Jobab, der Sohn des Serach, aus Bozra König. Als Jobab starb, folgte Chuscham aus dem Lande der Temaniter als König an dessen Stelle. Chuscham starb, und es folgte ihm in der Königsherrschaft Hadad, Bedads Sohn, der Midian im Gefilde von Moab schlug. Der Name seiner Stadt war Awit. Als Hadad starb, folgte ihm in der Königsherrschaft Samla aus Masreka. Samla starb; da wurde für ihn Schaul aus Rechobot am Euphrat König. Als Schaul starb, folgte ihm in der Königsherrschaft Baal-Chanan, der Sohn des Achbor. Baal-Chanan starb; da wurde für ihn Hadad König. Seine Stadt hieß Paï, der Name seiner Frau war Mehetabel, des Matred Tochter, des Sohnes des Mesahab. Als Hadad starb, traten Häuptlinge in Edom auf, der Häuptling von Timna, der von Alwa, der von Jetet; die Häuptlinge von Oholibama, Ela, Pinon, Kenas, Teman, Mibzar, Magdiel und Iram. Dies waren die Häuptlinge von Edom. Dies sind die Söhne Israels: Ruben, Simeon, Levi und Juda, Issachar und Sebulun, Dan, Joseph und Benjamin, Naphtali, Gad und Aser. Judas Söhne: Er, Onan und Schela. Diese drei wurden ihm von der Tochter Schuas, der Kanaaniterin, geboren. Er, der Erstgeborene Judas, mißfiel den Augen des Herrn, und dieser ließ ihn sterben. Seine Schwiegertochter Tamar gebar ihm Perez und Serach. Insgesamt hatte Juda fünf Söhne. Die Söhne des Perez waren: Chezron und Chamul. Serachs Söhne: Simri und Etan, Heman, Kalkol und Darda, zusammen fünf. Simris Sohn war Karmi, Karmis Sohn Achar, der Israel ins Unglück brachte, weil er Banngut veruntreute. Etans Sohn war Asarja. Chezrons Söhne, die ihm geboren wurden: Jerachmeel, Ram und Kelubaj. Ram zeugte Amminadab, Amminadab Nachschon, den Fürsten der Söhne Judas. Nachschon zeugte Salma, Salma den Boas. Boas zeugte Obed, Obed den Isai. Isai zeugte als Erstgeborenen Eliab, als zweiten Abinadab, als dritten Schima, als vierten Netanel, als fünften Raddaj, als sechsten Ozem, als siebten David. Ihre Schwestern waren Zeruja und Abigaïl, die Söhne der Zeruja waren Abschaj, Joab und Asahel: ihrer drei. Abigaïl gebar den Amasa; dessen Vater war Jeter, der Ismaeliter. Kaleb, der Sohn Chezrons nahm sich die Asuba zur Frau, die aus Jeriot stammte. Dies sind ihre Söhne: Jescher, Schoba und Ardon. Als Asuba tot war, nahm sich Kaleb die Ephrat. Sie gebar ihm Chur. Chur zeugte Uri, und Uri den Bezalel. Danach ging Chezron zu der Tochter des Machir, des Vaters von Gilead [er heiratete sie, als er sechzig Jahre alt war], und diese gebar ihm Segub. Segub zeugte Jaïr. Dieser besaß dreiundzwanzig Städte im Lande Gilead. Aber Geschur und Aram nahmen ihnen die Zeltdörfer Jaïrs sowie Kenat und seine Tochterstädte - sechzig an der Zahl. Diese alle waren Nachkommen des Machir, des Vaters von Gilead. Nach dem Tode des Chezron ging Kaleb zu Ephrat, der Frau Chezrons, seines Vaters, und diese gebar ihm den Aschchur, den Vater Tekoas. Die Söhne Jerachmeels, des erstgeborenen Sohnes Chezrons, waren: Ram, der Erstgeborene, Buna, Oren und Ozem, seine Brüder. Jerachmeel hatte noch eine andere Frau namens Atara, Onams Mutter. Die Söhne des Ram, des Erstgeborenen Jerachmeels, waren: Maaz, Jamin und Eker. Die Söhne des Onam waren Schammaj und Jada, die Söhne des Schammaj waren Nadab und Abischur. Die Frau Abischurs hieß Abichajil; sie gebar ihm Achban und Molid. Die Söhne des Nadab waren Seled und Appajim. Seled starb ohne Nachkommen. Der Sohn des Appajim: Jischi, und der Sohn des Jischi: Scheschan, und die Tochter des Scheschan: Achlaj. Die Söhne des Jada, des Bruders von Schammaj, waren: Jeter und Jonatan. Jeter starb ohne Nachkommen. Die Söhne des Jonatan waren Pelet und Sasa. Das waren die Nachkommen Jerachmeels. Scheschan aber hatte keine Söhne, sondern nur Töchter. Nun besaß Scheschan einen ägyptischen Sklaven namens Jarcha. Scheschan gab seinem Sklaven Jarcha seine Tochter zur Frau, und sie gebar ihm Attaj. Attaj aber zeugte Natan, und Natan zeugte Sabad. Sabad zeugte den Ephlal, Ephlal den Obed; Obed zeugte Jehu, Jehu den Asarja, Asarja den Chelez, Chelez den Elasa, Elasa zeugte Sisemaj, Sisemaj den Schallum, Schallum den Jekamja, und Jekamja zeugte Elischama. Die Söhne des Kaleb, des Bruders Jerachmeels, aber waren: Mescha, sein Erstgeborener, das ist der Vater von Siph; sein zweiter Sohn war Marescha, der Vater Hebrons. Die Söhne des Hebron waren: Korach, Tappuach, Rekem und Schema. Schema zeugte den Racham, den Vater von Jorkeam; Rekem zeugte den Schammaj. Der Sohn des Schammaj war Maon, und Maon war der Vater von Betzur. Epha, die Nebenfrau des Kaleb, gebar Charan, Moza und Gases; Charan aber zeugte Johdaj. Die Söhne des Johdaj waren: Regem, Jotam, Geschan, Pelet, Epha und Schaaph. Kalebs Nebenfrau Maacha gebar Scheber und Tirchana. Schaaph, der Vater von Madmanna, zeugte Schewa, den Vater von Machbena und von Giba. Die Tochter Kalebs war Achsa. Dies waren die Söhne des Kaleb. Die Söhne des Chur, des Erstgeborenen der Ephrat, waren Schobal, der Vater von Kirjat-Jearim, Salma, der Vater von Bethlehem, Chareph, der Vater von Bet-Gader. Schobal, der Vater von Kirjat-Jearim, hatte an Söhnen: Reaja, die Hälfte der Manachtiter. Die Geschlechter von Kirjat-Jearim waren die Jitriter, Putiter, Schumatiter und Mischraiter. Von diesen stammen ab die Zoratiter und die Eschtauliter. Salmas Söhne waren: Bethlehem, die Netophatiter, Atrot-Bet-Joab, die (andere) Hälfte der Manachtiter, die Zoriter. Die Geschlechter von Sepher, die Bewohner von Jabez, waren Tiratiter, Schimatiter, Suchatiter; das sind die Kiniter, die von Chamat abstammen, dem Vater von Betrechab. Dies waren die Söhne Davids, die ihm in Hebron geboren wurden: Der Erstgeborene Amnon war von Achinoam aus Jezreel, der zweite Daniel von Abigaïl aus Karmel, der dritte Absalom, der Sohn der Maacha, der Tochter des Talmaj, des Königs von Geschur, der vierte Adonia, der Sohn der Chaggit, der fünfte Schephatja von Abital, der sechste Jitream von seiner Frau Egla. Sechs wurden ihm also in Hebron geboren. Er herrschte dort sieben Jahre und sechs Monate, während er dreiunddreißig Jahre in Jerusalem regierte. Folgende wurden ihm in Jerusalem geboren: Schammua, Schobab, Natan und Salomo; diese vier von Batseba, der Tochter Ammiels. Weiterhin: Jibchar, Elischua, Eliphelet, Nogah, Nepheg, Japhia, Elischama, Eljada, Eliphelet, insgesamt also neun. Dies waren Davids Söhne ohne die Söhne der Nebenfrauen. Ihre Schwester war Tamar. Salomos Sohn war Rehabeam, dessen Sohn Abia, dessen Sohn Asa, dessen Sohn Josaphat, dessen Sohn Joram, dessen Sohn Achasja, dessen Sohn Joas, dessen Sohn Amazja, dessen Sohn Asarja, dessen Sohn Jotam, dessen Sohn Achas, dessen Sohn Hiskia, dessen Sohn Manasse, dessen Sohn Amon, dessen Sohn Josia. Josias Söhne waren: der Erstgeborene Jochanan, der zweite Jojakim, der dritte Zidkia, der vierte Sallum. Jojakims Nachkommen waren sein Sohn Jechonja, dessen Sohn Zidkia. Die Söhne des Gefangenen Jechonja waren Schealtiel, Malkiram, Pedaja, Schenazzar, Jekamja, Hoschama und Nedabja. Die Söhne Pedajas waren Serubbabel und Schimi, und die Söhne des Serubbabel: Meschullam und Chananja; deren Schwester war Schelomit. Ferner: Chaschuba, Ohel, Berechja, Chasadja, und Juschab-Chesed, also fünf. Die Söhne des Chananja hießen Pelatja und Jeschaja, Rephaja, Arnan, Obadja und Schechanja. Die Söhne des Schechanja waren Schemaja, Chattusch, Jigal, Bariach, Nearja und Schaphat, insgesamt also sechs. Nearja hatte drei Söhne: Eljoënaj, Chiskia und Asrikam. Eljoënajs Söhne waren Hodawjahu, Eljaschib, Pelaja, Akkub, Jochanan, Delaja und Anani, sieben an der Zahl. Die Söhne Judas waren Perez, Chezron, Karmi, Chur und Schobal. Reaja, der Sohn Schobals, zeugte Jachat, und Jachat zeugte Achumaj und Lahad. Dies sind die Geschlechter der Zoratiten. Dies sind die Söhne Charephs: der Vater von Etam, Jezreel, Jischma und Jidbasch. Ihre Schwester hieß Hazlelponi. Ferner: Penuël, der Vater von Gedor, und Eser, der Vater von Chuscha. Dies sind die Söhne des Chur, des Erstgeborenen der Ephrata, des Vaters von Bethlehem. Aschchur, der Vater Tekoas, hatte zwei Frauen, Chela und Naara. Naara gebar ihm den Achussam, Chepher, Temni und den Achaschtari. Dies sind die Söhne der Naara. Der Chela Söhne waren: Zeret, Zochar und Etnan. Koz zeugte Anub und Hazzobeba, sowie die Geschlechter Acharchels, des Sohnes Harums. Jabez aber war angesehener als seine anderen Brüder. Seine Mutter nannte ihn Jabez, indem sie ausrief: "Ich habe (ihn) mit Schmerzen geboren." Jabez aber rief zum Gott Israels: "O daß du mich doch segnen und mein Gebiet vergrößern möchtest, daß deine Hand mit mir wäre und du mich vom Unheil erlöstest, ohne daß mich Schmerzen treffen!" Gott gewährte ihm, worum er bat. Kelub, der Vater von Schucha, zeugte Mechir, den Vater von Eschton. Eschton zeugte Bet-Rapha, Paseach und Techinna, den Ahnherrn der Stadt Nachasch. Das sind die Männer von Recha. Die Söhne des Kenas waren Otniel und Seraja, die Söhne Otniels Chatat und Meonotaj. Meonotaj zeugte Ophra, und Seraja zeugte Joab, den Ahnherrn von Ge-Charaschim (Handwerkertal); sie waren nämlich Handwerker. Die Söhne Kalebs, des Sohnes Jephunnes, waren Ir, Ela und Naam. Elas Sohn war Kenas. Die Söhne Jehallelels waren Siph, Sipha, Tirja und Asarel. Die Söhne Esras waren Jeter, Mered, Epher und Jalon. Jeter zeugte Mirjam, Schammaj und Jischbach, den Vater von Eschtemoa. Seine judäische Frau gebar Jered, den Vater von Gedor, Cheber, den Vater von Socho, Jekutiel, den Vater von Sanoach. Dies waren die Söhne Bitjas, der Tochter des Pharao, die Mered zur Frau genommen hatte, und die Söhne seiner judäischen Frau, der Schwester Nachams, des Vaters Keïlas, des Garmiters, und des Vaters von Eschtemoa, des Maachatiters. Die Söhne des Schimon waren Amnon und Rinna, Ben-Chanan und Tilon. Die Nachkommen Jischis waren Sochet und der Sohn Sochets. Die Nachkommen des Judasohnes Schela hießen: Er, der Vater von Lecha, und Lada, der Vater von Marescha, sowie die Geschlechter des Hauses der Linnenbearbeitung von Bet-Aschbea, ferner Jokim, die Männer von Koseba, Joasch und Saraph, die Moab beherrschten und dann heimkehrten und sich die alten Fluren nahmen. Das waren die Töpfer und die Einwohner von Netaim und Gedera. Sie wohnten dort im Dienst des Königs. Simeons Söhne waren Nemuel, Jamin, Jachin, Serach, Schaul. Sein Sohn war Schallum, dessen Sohn Mibsam, dessen Sohn Mischma. Mischmas Söhne waren: Chammuel, sein Sohn; Sakkur, dessen Sohn; Schimi, dessen Sohn. Schimi aber hatte sechzehn Söhne und sechs Töchter, aber seine Brüder waren nicht sehr kinderreich. Alle ihre Geschlechter erreichten nicht die Anzahl der Söhne Judas. Sie wohnten in Beerseba, Molada, Chazar-Schual, Bilha, Ezem, Tolad, Betuel, Chorma, Ziklag, Bet-Markabot, Chazar-Susim, Bet-Biri und Schaarajim. Dies waren ihre Städte bis zur Regierungszeit des Königs David; dazu ihre Gehöfte. Ferner Etam, Ajin, Rimmon, Tochen und Aschan, fünf Städte also; desgleichen alle ihre Gehöfte, die rings um diese Städte bis nach Baal lagen. Dies waren ihre Wohnsitze und ihre Geschlechtsregister. Meschobab, Jamlech, Joscha, der Sohn Amazjas, Joel, Jehu, der Sohn des Joschibja, des Sohnes des Seraja, des Sohnes Asiels, Eljoenaj, Jaakoba, Jeschochaja, Asaja, Adiel, Jesimiel, Benaja, Sisa, der Sohn des Schiphi, des Sohnes des Allon, des Sohnes Jedajas, des Sohnes Schimris, des Sohnes Schemajas. Diese mit Namen angeführten Männer waren Fürsten in ihren Geschlechtern. Ihre Vaterhäuser hatten sich weithin ausgebreitet. Sie zogen in Richtung auf Gedor bis östlich vom Tal, um Weide für ihr Kleinvieh zu suchen. Sie fanden eine fette und vortreffliche Weide. Das Land war überall weithin ausgedehnt, ruhig und friedlich. Denn die früheren Bewohner stammten von Cham ab. Es kamen diese namentlich Angeführten in den Tagen des Judäerkönigs Hiskia, schlugen deren Zelte und die Mëuniter, die sich dort befanden. Man vollstreckte an ihnen den Bann bis heute, und sie wohnten an deren Stelle; denn es gab dort Weideplätze für ihr Kleinvieh. Von ihnen, den Nachkommen Simeons, zogen fünfhundert Mann ins Gebirge Seïr. Peletja, Nearja, Rephaja und Ussiel, die Söhne Jischis, waren ihre Anführer. Sie schlugen den Rest, der von Amalek sich erhalten hatte, und wohnten dort bis zum heutigen Tag. Die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels, - er war nämlich der Erstgeborene; da er aber die Lagerstatt seines Vaters geschändet hatte, ward sein Erstgeburtsrecht den Söhnen Josephs, des Sohnes Israels, zuteil. Doch richteten sich die Stammeslisten nicht nach dem Erstgeburtsrecht. Die Vorherrschaft über seine Brüder erhielt nämlich Juda; aus ihm wurde einer zum Fürsten gewählt, obwohl die Erstgeburt Joseph erhielt. Die Söhne Rubens, des Erstgeborenen Israels, waren Henoch, Pallu, Chezron und Karmi. Die Nachkommen Joels: Sein Sohn Schemaja, dessen Sohn war Gog, dessen Sohn Schimi, dessen Sohn Micha, dessen Sohn Reaja, dessen Sohn Baal, dessen Sohn Beera, den Tiglatpileser, der Assyrerkönig, in die Verbannung führte. Bei den Rubeniten hatte er die Stellung eines Fürsten inne. Seine Brüder waren nach seinem Familienverzeichnis laut Eintragung in ihre Geschlechtsregister: der erste Jeïel, dann Sacharja und Bela, der Sohn des Asas, des Sohnes des Schema, des Sohnes Joels. Er wohnte in Aroer bis Nebo und Baal-Meon. Nach Osten zu wohnte er bis zum Eingang in die Wüste, die sich vom Euphratstrom her ausdehnt. Denn sie besaßen großen Viehbestand im Lande Gilead. In den Tagen Sauls führten sie Krieg mit den Hagritern. Als diese in ihrer Gewalt waren, wohnten sie in ihren Zelten auf der ganzen Ostseite von Gilead. Die Söhne Gads wohnten ihnen gegenüber im Lande Basan bis Salcha. An der Spitze stand Joel, der Zweite war Schapham, ferner Janaj, der Richter in Basan. Ihre Brüder nach ihren Familienhäuptern waren: Michael, Meschullam, Scheba, Joraj, Jakan, Sia und Heber, sieben an der Zahl. Diese waren die Söhne des Abichajil, des Sohnes Churis, des Sohnes Jaroachs, des Sohnes Gileads, des Sohnes Michaels, des Sohnes Jeschischajs, des Sohnes Jachdos, des Sohnes des Bus. Achi, der Sohn des Abdiël, des Sohnes Gunis, war ein Haupt ihrer Familien. Sie wohnten in Gilead, in Basan und seinen Tochterstädten, ferner bis zu den Ausläufern aller Weidetriften von Saron. Sie alle wurden in die Register eingetragen in den Tagen des Jotam, des Königs von Juda, und in den Tagen Jerobeams, des Königs von Israel. Die streitbaren Männer der Rubeniten, Gaditen und des halben Stammes Manasse, die Schild und Schwert führen und den Bogen spannen konnten und kampfgeübt waren - ihrer waren es 44 760 Mann, die im Heerbann mitzogen -, diese führten Krieg mit den Hagritern, mit Jetur, Naphisch und Nodab. Ihnen ward Hilfe zuteil. So wurden die Hagriter und all ihre Verbündeten in ihre Gewalt gegeben; denn sie hatten im Kampf zu Gott geschrieen, und er erhörte sie, weil sie auf ihn vertrauten. Man erbeutete an Vieh 50 000 Kamele, 250 000 Stück Kleinvieh, 2 000 Esel und außerdem 100 000 lebende Menschen. Viele waren durch das Schwert gefallen, weil der Kampf von Gott kam. An deren Stelle blieben sie dann wohnen bis zur Verbannung. Die zum Halbstamm Manasse gehörenden Einwohner siedelten im Land, das von Basan bis zum Baal-Hermon, zum Senir und zum Hermongebirge reicht. Sie waren zahlreich. Dies sind ihre Familienhäupter: Epher, Jischi, Eliel, Asriel, Jirmeja, Hodawja und Jachdiel, kriegerische und berühmte Männer, Häupter ihrer Familien. Aber sie wurden dem Gott ihrer Väter untreu und liefen buhlend hinter den Götzen der Landesbevölkerung her, die Gott vor ihnen vertilgt hatte. Deshalb stachelte Israels Gott den Geist des Assyrerkönigs Pul, das heißt den Geist des Assyrerkönigs Tiglatpileser, auf; dieser führte die Rubeniten, Gaditen und den halben Manassestamm in die Verbannung. Er brachte sie nach Chalach und an den Chabor, den Fluß Gosans, wo sie bis heute verblieben. Levis Söhne waren Gerschon, Kehat und Merari. Die Söhne Kehats waren Amram, Jizhar, Hebron und Ussiel. Amrams Nachkommen waren Aaron, Moses und Mirjam. Aarons Söhne hießen Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar. Eleasar zeugte Pinchas, Pinchas den Abischua. Abischua zeugte Bukki, Bukki den Ussi. Ussi zeugte Serachja, Serachja zeugte Merajot. Merajot zeugte Amarja, Amarja zeugte Achitub. Achitub zeugte Zadok, Zadok zeugte Achimaaz. Achimaaz zeugte Asarja; dieser war (der erste) Priester im Tempel, den Salomo in Jerusalem erbaute; Asarja zeugte den Jochanan, Jochanan den Asarja. Asarja zeugte Amarja, Amarja zeugte Achitub. Achitub zeugte Zadok, Zadok zeugte Schallum. Schallum zeugte Hilkia, Hilkia zeugte Asarja. Asarja zeugte Seraja, Seraja zeugte Jozadak. Jozadak mußte fortziehen, als der Herr Juda und Jerusalem durch Nebukadnezar in die Verbannung führte. Die Söhne Levis waren Gerschom, Kehat und Merari. Dies sind die Namen der Söhne Gerschoms: Libni und Schimi. Kehats Söhne waren Amram, Jizhar, Hebron und Ussiel. Die Söhne Meraris: Machli und Muschi. Dies sind die Geschlechter der Leviten nach ihren Familien: Von Gerschon stammt sein Sohn Libni, dessen Sohn war Jachat, dessen Sohn Simma, dessen Sohn Joach, dessen Sohn Iddo, dessen Sohn Serach, dessen Sohn Jeotraj. Kehats Nachkommen waren sein Sohn Amminadab, dessen Sohn war Korach, sein Sohn Assir, dessen Sohn Elkana, sein Sohn Ebjasaph, dessen Sohn Assir, sein Sohn Tachat, dessen Sohn Uriel, sein Sohn Ussia und dessen Sohn Schaul. Die Söhne Elkanas waren Amasaj und Achimot, sein Sohn war Elkana, dessen Sohn Zophaj, sein Sohn Toach, dessen Sohn Eliab, sein Sohn Jerocham, dessen Sohn Elkana, sein Sohn Samuel. Die Söhne Samuels waren Joel, der Erstgeborene, und als zweiter Abia. Meraris Söhne waren Machli, sein Sohn Libni, dessen Sohn Schimi, sein Sohn Ussa, dessen Sohn Schima, sein Sohn Chaggija, dessen Sohn Asaja. Dies sind jene, die David im Tempel des Herrn für den Gesang anstellte, nachdem die Lade dort eine Ruhestätte gefunden hatte. Sie verrichteten ihren Dienst, indem sie vor der Wohnung des Offenbarungszeltes sangen, bis Salomo den Tempel des Herrn in Jerusalem erbaut hatte. Nach den ihnen vorgeschriebenen Satzungen verrichteten sie ihren Dienst. Diese sind es, die mit ihren Söhnen Dienst taten: Von Kehats Nachkommen: Heman, der Sänger, der Sohn Joels, des Sohnes Samuels, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Jerochams, des Sohnes Eliels, des Sohnes Toachs, des Sohnes Zuphs, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Machats, des Sohnes Amasajs, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Joels, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Zephanjas, des Sohnes Tachats, des Sohnes Assirs, des Sohnes Ebjasaphs, des Sohnes Korachs, des Sohnes Jizhars, des Sohnes Kehats, des Sohnes Levis, des Sohnes Israels. Sein Bruder war Asaph, der zu seiner Rechten stand, Asaph, der Sohn des Berechja, des Sohnes Schimas, des Sohnes Michaels, des Sohnes Maasejas, des Sohnes Malkijas, des Sohnes Etnis, des Sohnes Serachs, des Sohnes Adajas, des Sohnes Etans, des Sohnes Simmas, des Sohnes Schimis, des Sohnes Jachats, des Sohnes Schimis, des Sohnes Gerschoms, des Sohnes Levis. Von den Söhnen Meraris, ihren Brüdern, standen zur Linken: Etan, der Sohn des Kischi, des Sohnes Abdis, des Sohnes Malluchs, des Sohnes Chaschabjas, des Sohnes Amazjas, des Sohnes Hilkias, des Sohnes Amzis, des Sohnes Banis, des Sohnes Schemers, des Sohnes Machlis, des Sohnes Muschis, des Sohnes Meraris, des Sohnes Levis. Ihre Brüder, die Leviten, waren für den gesamten Dienst an der Wohnstätte des Gotteshauses bestimmt. Aaron aber und seine Söhne opferten auf dem Brandopferaltar und Räucheraltar. Sie verrichteten alle Dienstaufgaben im Allerheiligsten und vollzogen die Sühnehandlungen für Israel, ganz wie es Moses, der Knecht Gottes, angeordnet hatte. Dies sind die Söhne Aarons: Sein Sohn war Eleasar, dessen Sohn Pinchas, dessen Sohn Abischua, sein Sohn Bukki, dessen Sohn Ussi, dessen Sohn Serachja, sein Sohn Merajot, dessen Sohn Amarja, sein Sohn Achitub, dessen Sohn Zadok, sein Sohn Achimaaz. Folgende sind ihre Wohnsitze nach den Standorten in ihrem Gebiet: Den Nachkommen Aarons aus dem Geschlecht der Kehatiten - auf sie war das erste Los gefallen - gab man Hebron im Lande Juda mit seinen Weidetriften ringsum. Das Ackergebiet der Stadt aber und die zugehörigen Gehöfte gab man Kaleb, dem Sohne Jephunnes. Den Nachkommen Aarons aber gab man die Zufluchtsstadt Hebron, ferner Libna, Jattir und Eschtemoa, jeweils mit den zugehörigen Weidetriften; außerdem Cholon und Debir mit seinen Weidetriften, Aschan, Jutta und Bet-Schemesch mit den jeweils zugehörigen Weidetriften. Vom Stammesgebiet Benjamin gab man ihnen Gibeon, Geba, Alemet, Anatot samt ihren zugehörigen Weidetriften. Die Gesamtzahl ihrer Städte betrug dreizehn Städte mit den zugehörigen Weidetriften. Die Nachkommen Kehats, die noch verblieben, bekamen nach ihren Sippen vom Stamme Ephraim, vom Stamme Dan und von der Hälfte des Stammes Manasse durch das Los zehn Städte. Die Nachkommen Gerschoms aber nach ihren Geschlechtern erhielten von den Stämmen Issachar, Aser, Naphtali und vom halben Stamm Manasse in Basan dreizehn Städte. Den Nachkommen Meraris nach ihren Geschlechtern gab man vom Stamm Ruben und vom Stamm Gad sowie vom Stamm Sebulun durch das Los zwölf Städte. Die Israeliten gaben den Leviten die Städte mit den zugehörigen Weidetriften. Durch das Los übermittelten sie ihnen aus dem Stamm der Judäer, der Simeoniten und der Benjaminiten die Städte, die sie namentlich bezeichneten. Was die Geschlechter der (übrigen) Nachkommen Kehats betrifft, so waren die Städte ihres Gebietes aus dem Stamme Ephraim. Man übergab ihnen die Zufluchtsstadt Sichem mit den zugehörigen Weidetriften auf dem Gebirge Ephraim, ferner Geser mit seinen Weidetriften, Jokmeam und Bet-Choron mit den jeweiligen Weidetriften, vom Stamme Dan: Elteke mit seinen Weidetriften, Gibbeton, Ajjalon und Gat-Rimmon mit ihren Weidetriften, vom halben Stamm Manasse: Taanach und Jibleam mit ihren Weidetriften; man übergab diese Städte den Sippen der übrigen Kehatiten. Den Nachkommen Gerschoms nach ihren Sippen übergab man vom halben Stamm Manasse: Golan in Basan mit den zugehörigen Weidetriften und Aschtarot mit seinen Weidetriften, vom Stamme Issachar: Kischjon mit den zugehörigen Weidetriften, Daberat mit seinen Weidetriften, Ramot und En-Gannim mit seinen Weidetriften, vom Stamm Aser: Mischal mit den zugehörigen Weidetriften und Abdon mit seinen Weidetriften, Chelkat und Rechob mit ihren Weidetriften, vom Stamm Naphtali: Kedesch in Galiläa mit seinen Weidetriften, Chammat und Kartan mit ihren Weidetriften. Die noch übrigen Nachkommen Meraris erhielten vom Stamme Sebulun: Jokneam mit den zugehörigen Weidetriften, Karta mit seinen Weidetriften, Rimmono mit den zugehörigen Weidetriften, Tabor mit seinen Weidetriften, jenseits des Jordans bei Jericho östlich vom Jordan, vom Stamm Ruben: Bezer in der Steppe und Jahza mit ihren Weidetriften, Kedemot mit seinen Weidetriften, Mephaat mit den zugehörigen Weidetriften, vom Stamm Gad: Ramot in Gilead und Machanajim samt den zugehörigen Weidetriften, Cheschbon mit seinen Weidetriften und Jaser mit seinen Weidetriften. Issachar hatte vier Söhne: Tola, Pua, Jaschub und Schimron. Tolas Söhne waren: Ussi, Rephaja, Jeriel, Jachmaj, Jibsam und Schemuel, Häupter der Familien Tolas, kriegstüchtige Leute. Ihre Anzahl belief sich nach ihren Geschlechtsregistern in der Zeit Davids auf 22 600. Die Söhne Ussis waren: Jisrachja, Michael, Obadja, Joel und Jischschijja, fünf an Zahl, lauter Familienhäupter. Zu ihnen gehörten nach den Geschlechtsregistern ihrer Familien 36 000 Kriegsleute; sie hatten nämlich viele Frauen und Kinder. Ihre Brüder aus allen Sippen Issachars waren tüchtige Krieger, nach ihrer Musterung 87 000 an der Zahl. Die Söhne Benjamins waren: Bela, Becher und Jediael, zusammen drei. Die Söhne Belas waren: Ezbon, Ussi, Ussiel, Jerimot und Iri, also fünf. Sie waren Familienhäupter und lauter kriegstüchtige Leute; aufgezeichnet wurden 22 034 Mann. Die Söhne Bechers waren: Semira, Joasch, Elieser, Eljoenaj, Omri, Jeremot, Abia, Anatot und Alemet. Sie alle waren Söhne Bechers. Es wurden aufgezeichnet gemäß ihrer Herkunft an Familienhäuptern und kriegstüchtigen Leuten 20 200 Mann. Der Sohn Jediaels war Bilhan; die Söhne Bilhans waren Jëusch, Benjamin, Ehud, Kenaana, Setan, Tarschisch und Achischachar. Sie alle waren Söhne Jediaels, Familienhäupter und kriegstüchtige Leute, 17 200, die als Heerbann in den Kampf zogen. Schuppim und Chuppim sind die Söhne Irs, Chuschim der Sohn Achers. Die Söhne Naphtalis waren: Jachaziel, Guni, Jezer und Schallum, die Nachkommen Bilhas. Die Söhne Manasses, die seine aramäische Nebenfrau gebar: Machir, der Vater Gileads. Machir nahm eine Frau, und der Name seiner Frau war Maacha, und der Name seiner Schwester Hammolechet, der Name seines Bruders Zelophchad. Dieser hatte nur Töchter. Maacha aber, die Frau Machirs, gebar einen Sohn, den sie Peresch nannte. Sein Bruder hieß Scheresch, dessen Söhne waren Ulam und Rekem. Ulams Sohn war Bedan. Dies waren die Söhne Gileads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses. Seine Schwester Hammolechet gebar Ischhod, Abieser und Machla. Schemidas Söhne waren Achjan, Schechem, Likchi und Aniam. Die Nachkommen Ephraims waren: Schutelach, dessen Sohn Bered, sein Sohn Tachat, dessen Sohn Elada, sein Sohn Tachat, dessen Sohn Sabad, sein Sohn Schutelach sowie Eser und Elad. Die (Söhne Ephraims) wurden von den landeingesessenen Bewohnern Gats getötet; denn sie waren hinabgezogen, sich deren Vieh anzueignen. Darüber trauerte ihr Vater Ephraim lange Zeit, und seine Brüder kamen, ihn zu trösten. Da wohnte er seiner Frau bei; sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Ihn nannte er Beria, da es sich während einer Unglückszeit in seinem Haus ereignete. Seine Tochter war Scheera. Sie errichtete das untere und das obere Bet-Choron und Usen-Scheera. Weitere Söhne von ihm waren Rephach und Rescheph, dessen Sohn war Telach, sein Sohn Tachan, dessen Sohn Ladan, sein Sohn Ammihud, dessen Sohn Elischama, sein Sohn Nun, dessen Sohn Josua. Ihr Erbbesitz und ihre Wohnplätze waren Betel mit seinen Tochterstädten, nach Osten zu Naaran und nach Westen Geser mit seinen Tochterstädten, Sichem mit seinen Tochterstädten bis hin nach Ajja mit seinen Tochterstädten. Die Manassiten besaßen Bet-Schean mit seinen Tochterstädten, Taanach, Megiddo und Dor jeweils mit seinen Tochterstädten. In diesen wohnten die Nachkommen Josephs, des Sohnes Israels. Die Söhne Asers waren: Jimna, Jischwa, Jischwi und Beria. Ihre Schwester war Serach. Die Söhne Berias waren Cheber und Malkiel, das ist der Vater von Birsajit. Cheber zeugte Japhlet, Schemer, Chotam und deren Schwester Schua. Die Söhne Japhlets waren Pasach, Bimhal und Aschwat. Das waren die Söhne Japhlets. Die Söhne seines Bruders Schemer waren Rohga, Chubba und Aram; die Söhne seines Bruders Chotam waren Zophach, Jimna, Schelesch und Amal. Die Söhne Zophas waren Suach, Charnepher, Schual, Beri, Jimra, Bezer, Hod, Schamma, Schilscha, Jitran und Beera. Die Söhne Jeters waren Jephunne, Pispa und Ara. Die Söhne Ullas waren Arach, Channiel und Rizja. Alle diese waren Nachkommen Asers, Familienhäupter, auserlesene, kriegstüchtige Männer, Häupter unter den Fürsten. Das Verzeichnis für den Kriegsdienst ergab als ihre Zahl sechsundzwanzigtausend Mann. Benjamin zeugte als Erstgeborenen Bela, als zweiten Sohn Aschbel, als dritten Achiram, als vierten Nocha, als fünften Rapha. Bela hatte folgende Söhne: Ard und Gera, den Vater Ehuds, Abischua, Naaman, Achia, Gera, Schephuphan und Churam. Dies sind die Söhne Ehuds [sie waren Familienhäupter der Einwohner von Geba; man brachte sie in die Verbannung nach Manachat]: Naaman, Achia und Gera; dieser war es, der sie in die Verbannung geführt hatte, und er zeugte Ussa und Achichud. Schacharajim zeugte im Gefilde Moab, als er seine Frauen Chuschim und Beera entlassen hatte, mit seiner Frau Chodesch den Jobab, Zibja, Mescha und Malkam, Jëuz, Sachja und Mirma. Dies sind seine Söhne, die Häupter der Familien. Mit Chuschim aber hatte er Abitub und Elpaal gezeugt. Die Söhne Elpaals waren Heber, Mischam und Schemed. Dieser baute Ono und Lod samt ihren Tochterstädten. Beria und Schema sind die Familienhäupter der Einwohner von Ajjalon. Diese vertrieben die Einwohner von Gat; ihre Brüder sind Schaschak und Jerocham. Sebadja, Arad, Eder, Michael, Jischpa und Jocha sind die Söhne Berias, Sebadja, Meschullam, Chiski, Cheber, Jischmeraj, Jislia und Jobab die Söhne Elpaals. Jakim, Sichri und Sabdi, Elienaj, Zilletaj, Eliël, Adaja, Beraja und Schimrat sind die Söhne Schimis. Jischpan, Heber, Eliël, Abdon, Sichri, Chanan, Chananja, Elam, Antotijja, Jiphdeja und Penuel sind die Söhne Schaschaks, Schamscheraj, Schecharja, Atalja, Jaareschja, Elijja und Sichri sind die Söhne Jerochams. Dies waren die Familienhäupter nach ihrer Abstammung als Häupter. Sie wohnten in Jerusalem. In Gibeon wohnte der Vater von Gibeon, Jeïel; seine Frau hieß Maacha. Sein Erstgeborener war Abdon; (ihm folgten) Zur, Kisch, Baal, Ner, Nadab, Gedor, Achjo, Secher und Miklot. Miklot zeugte Schima. Auch diese ließen sich, dem Beispiel ihrer Brüder folgend, in Jerusalem bei ihren Brüdern nieder. Ner zeugte Kisch, und Kisch zeugte Saul. Saul zeugte Jonatan, Malkischua, Abinadab und Eschbaal. Jonatans Sohn war Meribbaal. Meribbaal zeugte Micha. Michas Söhne waren Piton, Melech, Tarea und Achas. Achas zeugte Joadda; Joadda zeugte Alemet, Asmawet und Simri. Simri zeugte Moza. Moza zeugte Bina. Dessen Sohn war Rephaja, sein Sohn Elasa, dessen Sohn Azel. Azel aber hatte sechs Söhne; diese hießen Asrikam, Bochru, Jischmael, Schearja, Obadja und Chanan. Sie alle waren Söhne Azels. Die Söhne Escheks, seines Bruders, waren Ulam, sein Erstgeborener, Jëusch, der zweite, und Eliphelet, der dritte. Die Söhne Ulams waren kriegstüchtige Männer, die den Bogen spannen konnten. Sie hatten viele Söhne und Enkel, nämlich hundertfünfzig. Alle diese gehörten zu den Nachkommen Benjamins. Ganz Israel wurde in die Geschlechtsregister eingetragen. Sie sind aufgezeichnet in der Buchrolle der Könige von Israel und Juda. Juda ward wegen seines treulosen Abfalles in die Verbannung nach Babel weggeführt. Die ersten Ansiedler aber, die sich auf ihrem Besitztum in ihren Städten niederließen, waren Israeliten, Priester, Leviten und Tempeldiener. In Jerusalem wohnten von den Judäern, den Benjaminiten, den Söhnen Ephraims und Manasses folgende: Utaj, der Sohn Ammihuds, des Sohnes Omris, des Sohnes Imris, des Sohnes Banis, von den Nachkommen des Perez, des Sohnes Judas. Von den Schelaniten: Asaja, der Erstgeborene, und dessen Söhne. Von den Söhnen Serachs Jëuel. Ihrer Brüder waren es sechshundertneunzig. Von den Benjaminiten: Sallu, der Sohn des Meschullam, des Sohnes Hodawjas, des Sohnes Hassenuas, und Jibneja, der Sohn Jerochams, Ela, der Sohn Ussis, des Sohnes Michris, Meschullam, der Sohn Schephatjas, des Sohnes Rëuels, des Sohnes Jibnijjas. Ihrer Brüder waren es nach ihren Geschlechtsregistern neunhundertsechsundfünfzig. Alle diese waren Familienhäupter in ihren Sippen. Von den Priestern: Jedaja, Jehojarib, Jachin, Asarja, der Sohn Hilkias, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajots, des Sohnes Achitubs, des Fürsten des Gotteshauses. Ferner Adaja, der Sohn Jerochams, des Sohnes Paschchurs, des Sohnes Malkijas, sowie Masaj, der Sohn Adiels, des Sohnes Jachseras, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Meschillemits, des Sohnes Immers. Ihrer Brüder, Häupter ihrer Familien, waren es 1 760, wackere Männer in der Verrichtung ihres Dienstes im Hause Gottes. Von den Leviten: Schemaja, der Sohn Chaschubs, des Sohnes Asrikams, des Sohnes Chaschabjas, von den Nachkommen Meraris, ferner Bakbakar, Cheresch, Galal, Mattanja, der Sohn Michas, des Sohnes Sichris, des Sohnes Asaphs, ferner Obadja, der Sohn Schemajas, des Sohnes Galals, des Sohnes Jedutuns, und Berechja, der Sohn Asas, des Sohnes Elkanas, der in den Gehöften der Netophatiter wohnte. Die Torhüter waren Schallum, Akkub, Talmon und Achiman. Ihr Bruder Schallum war das Oberhaupt. Er wacht bis heute am königlichen Tor im Osten. Dies sind die Torhüter in den Lagern der Leviten. Schallum aber, dem Sohn Kores, des Sohnes Ebjasaphs, des Sohnes Korachs, und dessen Brüdern aus seiner Familie, den Korachiten, hatte man das Amt des Dienstes als Schwellenhüter des Zeltes gegeben. Ihre Väter waren als Eingangshüter am Lager des Herrn angestellt. Pinchas, der Sohn Eleasars, stand einst über ihnen. Der Herr sei mit ihm! Sacharja, der Sohn Meschelemjas, hatte die Wache am Eingang zum Offenbarungszelt. Insgesamt zählten die, welche als Torhüter an den Schwellen ausersehen waren, zweihundertzwölf Mann. Sie waren zwar in ihren Gehöften in die Stammeslisten eingetragen worden. David und der Seher Samuel aber haben sie um ihrer Zuverlässigkeit willen eingesetzt. Sie und ihre Söhne waren an den Toren des Hauses des Herrn, das ist des Hauses des Zeltes, aufgestellt, um Wache zu halten. Nach den vier Himmelsrichtungen zu sollten die Torwächter stehen, nach Osten, Westen, Norden und Süden. Ihre Brüder auf ihren Gehöften aber mußten in festen Zeitabständen für je sieben Tage kommen und mit ihnen Dienst tun. Denn nur die vier Obersten unter den Torwächtern waren ständig im Amt. Die Leviten aber beaufsichtigten die Kammern und Schätze im Gotteshaus. Sie übernachteten rings um das Gotteshaus; denn ihnen oblag das Wachehalten und das Öffnen der Tore an jedem Morgen. Andere von ihnen beaufsichtigten die Dienstgeräte. Sie brachten sie abgezählt hinein und abgezählt wieder heraus. Einige von ihnen waren zur Aufsicht über die sonstigen Geräte bestimmt, und zwar über alle Geräte des Heiligtums, ferner über das Mehl, den Wein, das Öl, den Weihrauch und die Spezereien. Einige von den Priestersöhnen bereiteten das Salbengemisch für die Spezereien. Mattitja, einer der Leviten, der Erstgeborene Schallums, des Korachiten, war ständig zur Aufsicht über die Zubereitung des Pfannengebäcks beordert. Manche der Kehatiten, ihrer Brüder, hatten die Schaubrote zu besorgen und Sabbat für Sabbat aufzulegen. Dies waren die Sänger, Familienhäupter unter den Leviten, die, von anderen Arbeiten befreit, in den Kammern wohnten. Sie hatten die Aufgabe, Tag und Nacht ihrem Dienst zu obliegen. Das sind die Familienhäupter der Leviten nach ihrer Abstammung als Häupter; sie wohnten in Jerusalem. Zu Gibeon wohnte der Vater Gibeons, Jeïel; seine Frau hieß Maacha. Sein Erstgeborener war Abdon; (ihm folgten) Zur, Kisch, Baal, Ner, Nadab, Gedor, Achjo, Sacharja und Miklot. Miklot aber zeugte Schimam. Auch diese ließen sich, dem Beispiel ihrer Brüder folgend, in Jerusalem bei ihren Brüdern nieder. Ner zeugte Kisch, und Kisch zeugte Saul, Saul zeugte Jonatan, Malkischua, Abinadab und Eschbaal. Der Sohn Jonatans war Meribbaal. Meribbaal zeugte Micha. Die Söhne Michas waren Piton, Melech, Tachrea und Achas. Achas aber zeugte Joadda, Joadda zeugte Alemet, Asmawet und Simri. Simri zeugte Moza. Moza zeugte Bina; dessen Sohn war Rephaja, dessen Sohn Elasa, sein Sohn Azel. Azel aber hatte sechs Söhne. Dies sind ihre Namen: Asrikam, Bochru, Jischmael, Schearja, Obadja und Chanan. Dies waren Azels Söhne. Die Philister lagen mit Israel im Kampf. Die Israeliten flohen vor den Philistern; Erschlagene lagen auf dem Gebirge Gilboa. Die Philister waren hart hinter Saul und seinen Söhnen her. Sie erschlugen Jonatan, Abinadab und Malkischua, Sauls Söhne. Der Kampf gegen Saul wurde recht heftig; den Bogenschützen gelang es, ihn zu treffen, und er wurde von ihnen verwundet. Saul befahl seinem Waffenträger: "Ziehe dein Schwert und durchbohre mich damit; sonst kommen jene Unbeschnittenen und treiben ihren Spott mit mir!" Doch der Waffenträger sträubte sich; denn er fürchtete sich zu sehr. Da nahm Saul selbst sein Schwert und stürzte sich hinein. Als der Waffenträger sah, daß Saul tot war, stürzte er sich ebenfalls in sein Schwert und starb. So starben Saul und seine drei Söhne; sein ganzes Haus endete gemeinsam. Alle Israeliten aber in der Ebene hörten von der Flucht und dem Tode Sauls und seiner Söhne. Da verließen sie ihre Städte und flohen. Die Philister kamen und setzten sich darin fest. Am folgenden Tag kamen die Philister, um die Erschlagenen zu plündern; sie fanden Saul und seine Söhne gefallen auf dem Gebirge Gilboa. Sie zogen ihn aus, nahmen sein Haupt und seine Rüstung und sandten im Philisterland überall Leute herum, die ihren Götzen und dem Volk die freudige Nachricht verkünden sollten. Seine Ausrüstung legten sie in ihrem Götzentempel nieder, seinen Schädel aber hefteten sie am Dagontempel an. Ganz Jabesch in Gilead vernahm, was die Philister Saul alles angetan hatten. Alle kriegstüchtigen Leute machten sich nun auf den Weg, nahmen die Leichname Sauls und seiner Söhne und brachten sie nach Jabesch. Sie begruben ihre Gebeine unter der Terebinthe von Jabesch und fasteten sieben Tage lang. So starb denn Saul um seiner Treulosigkeit willen, die er gegen den Herrn verübt hatte. Er hatte das Wort des Herrn nicht beachtet und auch den Totengeist befragt, um Auskunft zu suchen. Den Herrn aber befragte er nicht. Daher ließ dieser ihn sterben und übergab die Königsherrschaft an David, den Sohn Isais. Ganz Israel versammelte sich bei David in Hebron und ließ ihm sagen: "Siehe, wir sind dein Fleisch und Bein! Schon von jeher, als Saul noch König war, warst du es, der Israel hin und her zu lenken wußte. Der Herr, dein Gott, hat dir verheißen: Du sollst mein Volk Israel weiden und sollst Fürst über mein Volk Israel sein." Alle Ältesten Israels kamen zum König nach Hebron; David schloß mit ihnen zu Hebron einen Bund vor dem Herrn. Danach salbten sie David zum König von Israel gemäß dem Wort, das der Herr durch Samuel verkündet hatte. David zog mit Gesamtisrael gegen Jerusalem, das ist Jebus. Dort waren die Jebusiter a]s einheimische Bevölkerung. Da sprachen die Bewohner von Jebus zu David: "Du wirst hier nicht hereinkommen." Doch David nahm die Sionsburg, das ist die Stadt Davids. David hatte gesagt: "Wer immer zuerst Jebusiter erschlägt, soll Hauptmann und Anführer sein!" Da stieg Joab, der Sohn der Zeruja, zuerst hinauf und wurde so Hauptmann. David nahm Wohnung in der Burg. Daher nannte man sie Stadt Davids. Er baute die Stadt ringsum vom Millo an und im Umkreis; Joab aber stellte den Rest der Stadt wieder her. David wurde immer mächtiger und größer; denn der Herr der Heerscharen war mit ihm. Dies sind die Obersten der Helden Davids, die ihn als König unterstützten. Sie taten es gemeinsam mit ganz Israel, indem sie ihn gemäß dem Wort des Herrn zum König über Israel einsetzten. Dies ist die Anzahl der Helden Davids: Jischbaal, der Hachmoniter, das Haupt der drei Helden. Er schwang seine Lanze über dreihundert und erschlug sie auf einmal. Nach ihm kam Eleasar, der Sohn Dodos, der Achochiter. Er gehörte zu den drei Helden. Er war bei David in Pas-Dammim, wo sich die Philister zum Kampf scharten. Hier wuchs ein Stück Feld voll Gerste. Als das Volk vor den Philistern floh, stellte er sich mitten in das Feld, behauptete es und schlug die Philister. So verlieh der Herr einen großartigen Sieg. Drei von den dreißig Obersten kamen zu David zur Felswand hinab, in die Höhle Adullam. Das Lager der Philister befand sich in der Ebene Rephaim. David hielt sich damals in der Bergfestung auf, während ein Wachtposten der Philister sich in Bethlehem befand. David hatte Durst und sprach: "Hätte ich doch Wasser aus der Zisterne am Tor von Bethlehem!" Die drei Helden brachen in das Lager der Philister ein, schöpften aus der Zisterne am Tor von Bethlehem Wasser und brachten es zu David. Er aber wollte nicht trinken, sondern goß es als Spende vor dem Herrn aus. Er sprach dabei: "Mein Gott bewahre mich davor, dies zu tun! Soll ich etwa das Blut jener Männer trinken? Denn unter Lebensgefahr haben sie es geholt." Er wollte lieber nicht trinken. Dies waren die Taten der drei Helden. Abischaj, der Bruder Joabs, war erster unter den Dreißig. Schwang er seine Lanze, so fielen dreihundert zu Boden. Er war berühmt bei den Drei. Unter den Dreißig war er hochgeschätzt und wurde ihr Führer; aber zu den Drei gehörte er nicht. Benaja, der Sohn Jehojadas aus Kabzeel, ein tapferer Mann mit zahlreichen Kriegstaten, schlug die beiden Kriegshelden aus Moab. Er stieg hinab und erschlug einen Löwen in der Zisterne am Tage, da Schnee gefallen war. Er erschlug auch einen riesigen Ägypter, fünf Ellen groß. Der Ägypter hatte eine Lanze in der Hand wie ein Weberbaum. Jener aber kam mit einem Stock zu ihm hinab, riß dem Ägypter die Lanze aus der Hand und erschlug ihn mit dessen Lanze. Dies tat Benaja, der Sohn Jehojadas. Er war wohlgeachtet bei den drei Helden. Er war hochgeschätzt unter den Dreißig; aber zu den Drei gehörte er nicht. David setzte ihn über seine Leibwache. Tapfere Kriegshelden waren Asahel, der Bruder Joabs, Elchanan, der Sohn Dodos aus Bethlehem, Schammot aus Charod, Chelez, der Paltiter, Ira, der Sohn des Ikkesch aus Tekoa, Abieser aus Anatot, Sibbechaj aus Chuscha, Zalmon, der Achochiter, Mahraj aus Netopha, Cheled, der Sohn des Baana, aus Netopha, Itaj, der Sohn des Ribaj, aus Gibea in Benjamin, Benaja aus Piraton, Churaj aus Nachale-Gaasch, Abibaal aus Araba, Asmawet aus Bachurim, Eljachba aus Schaalbon, Jaschen aus Gimso, Jonatan, der Sohn des Schage, aus Harar, Achiam, der Sohn des Sachar, aus Harar, Eliphal, der Sohn des Ur, Chepher aus Mechera, Eliam, der Sohn Achitophels, aus Gilo, Chezro aus Karmel, Paaraj, der Arbiter, Joel, der Bruder des Natan, Mibchar, der Sohn Hagris, Zelek aus Ammon, Nachraj aus Beerot, der Waffenträger des Joab, des Sohnes der Zeruja, Ira aus Jattir, Gareb aus Jattir, Uria, der Hethiter, Sabad, der Sohn Achlajs, Adina, der Sohn des Schisa, aus dem Stamm Ruben, ein Haupt der Rubeniten; ihm gehörte eine Dreißigerschaft, Chanan, der Sohn des Maacha, und Josaphat aus Meten, Usija aus Aschtarot, Schama und Jeïel, die Söhne des Chotam, aus Aroer, Jediael, der Sohn des Schimri, und Jocha, sein Bruder aus Tiz, Eliel aus Machanajim und Jeribaj und Joschaoja, die Söhne des Elnaam, ferner Jitma aus Moab. Eliel, Obed und Jaasiel aus Zoab. Folgende Männer kamen zu David nach Ziklag, als er sich von Saul, dem Sohn des Kisch, noch fernhalten mußte. Sie gehörten zu den Kriegshelden als Kampfeshelfer. Sie waren mit Bogen ausgerüstet, konnten mit der rechten und der linken Hand Steine schleudern und Pfeile vom Bogen schießen. Von den Stammesbrüdern Sauls aus Benjamin: Das Oberhaupt Achieser, dann Joasch, der Sohn des Jehoschama aus Gibea, Jesiel und Pelet, die Söhne des Asmawet, Beracha und Jehu aus Anatot, Jischmaja aus Gibeon, ein Held unter den "Dreißig" und über die Dreißig gesetzt. Jirmeja, Jachasiel und Jochanan und Josabad aus Gedera, Elusaj, Jerimot, Bealja, Schemarjahu und Schephatjahu aus Charuph; Elkana, Jischschijahu, Asarel, Joëser, Jaschobam, die Korachiter, Joëla und Sebadja, die Söhne des Jerocham aus Gedor. Aus Gad kamen zu David nach der Bergfestung in die Wüste tapfere Helden, Männer des Krieges, mit Schild und Speer vertraut; sie waren anzuschauen wie Löwen und so schnell wie Gazellen auf den Bergen. Eser, der Anführer, Obadja, der zweite, Eliab, der dritte, Mischmanna, der vierte, Jirmeja, der fünfte, Attaj, der sechste, Eliel, der siebte, Jochanan, der achte, Elsabad, der neunte, Jirmejahu, der zehnte, Machbannaj, der elfte. Sie kamen von den Gaditern als Hauptleute des Heeres, von denen es der Kleinste mit hundert, der Größte mit tausend Mann aufnahm. Diese waren es, die im ersten Monat den Jordan überschritten, als er seine Ufer ganz gefüllt hatte und alle Täler in 0st und West absperrte. Auch kamen einige von den Benjaminiten und Judäern in die Bergfestung zu David. David trat vor sie hin, ergriff das Wort und sprach zu ihnen: "Seid ihr in friedlicher Absicht zu mir gekommen, mir zu helfen, so bin ich gern bereit, mit euch zusammenzugehen; wenn ihr aber kamt, mich an meine Feinde zu verraten, obwohl keinerlei Unrecht an meinen Händen klebt, dann sehe es der Gott unserer Väter und strafe es!" Da erfüllte den Amasaj, das Haupt der Dreißig, ein Geist. Er rief: "Dein sind wir, David, zu dir, Isais Sohn, stehen wir! Heil, Heil sei dir! Heil deinem Helfer; denn dein Gott hilft dir!" Da nahm David sie auf und reihte sie ein unter die Häupter seiner Heerschar. Auch von Manasse gingen einige zu David über, als er mit den Philistern gegen Saul in den Krieg zog. Doch leistete er den Philistern keine Waffenhilfe, da ihn die Häuptlinge der Philister absichtlich wegschickten. Sie sagten sich nämlich: "Um den Preis unserer Häupter fällt er ja doch zu seinem Herrn Saul ab." Als er damals nach Ziklag zog, liefen von Manasse zu ihm über: Adnach, Josabad, Jediael, Michael, Josabad, Elihu, Zilletaj, die Oberhäupter der Tausendschaften Manasses. Sie halfen David gegen die Räuberhorde; denn sie alle waren tapfere Helden und wurden Oberste im Heer. Tagtäglich kamen neue Anhänger zu David, um ihn zu unterstützen, bis ein großes Heerlager entstand wie das Heerlager Gottes. Dies sind die Zahlen der zum Heerbann Gerüsteten, die zu David nach Hebron kamen, um ihm gemäß dem Ausspruch des Herrn das Königtum Sauls zu übergeben: Die Judäer mit Schild und Lanze waren 6 800 kriegsdienstfähige Männer. Von den Simeoniten waren es 7 100 tapfere Helden. Von den Leviten waren es 4 600, ferner Jehojada, der Fürst der Aaroniten, mit 3 700 Mann und Zadok, ein junger, tapferer Krieger, nebst seinen Verwandten: zweiundzwanzig Fürsten. Von den Benjaminiten, den Stammesangehörigen Sauls, kamen 3 000 Mann; denn bis dahin war der Großteil von ihnen in der Dienstgefolgschaft Sauls geblieben. Von den Ephraimiten waren es 20 800 tapfere Männer mit berühmten Familiennamen; vom halben Stamm Manasse 18 000 Mann, die ausdrücklich bestimmt waren zu kommen, um die Königserhebung Davids zu betreiben. Von Issachars Leuten, die in die Zeitlage Einblick hatten und das erkannten, was Israel tun müsse, waren zweihundert Hauptleute gekommen mit allen ihren Stammesbrüdern, die ihnen Gefolgschaft leisteten. / Dann sollen frohlocken die Bäume des Waldes vor dem Herrn, wenn er kommt, die Erde zu richten! Von Sebulun 50 000 Wehrfähige, zum Kampf mit jeglichen Kriegswaffen gerüstet, um sich vorbehaltlos einzureihen. Von Naphtali tausend Anführer mit 37 000 Mann, bewaffnet mit Schild und Lanze, von den Daniten 28 600 kriegsgerüstete Männer, von Aser 40 000 Wehrfähige für den Kriegsfall, von den Rubeniten, Gaditen und dem halben Stamm Manasse von jenseits des Jordans 120 000 Mann mit allen Waffen eines Kriegsheeres. Alle diese Kriegsmänner, bereit, sich in die Schlachtreihen einzuordnen, waren ergebenen Herzens nach Hebron gekommen, um David zum König über ganz Israel zu erheben. Auch das ganze übrige Israel war sich einig in dem Wunsch, David zum König zu machen. Sie blieben bei David drei Tage hindurch, aßen und tranken; denn ihre Stammesbrüder hatten für sie alles vorbereitet. Auch jene, die in ihrer Nähe wohnten, bis nach Issachar, Sebulun und Naphtali, brachten Lebensmittel auf Eseln, Kamelen, Maultieren und Rindern herbei, Mundvorrat an Mehl, Feigen- und Rosinenkuchen, Wein und Öl, dazu Großvieh und Kleinvieh in Mengen; denn Freude herrschte in Israel. David beriet sich mit den Führern der Tausend- und Hundertschaften, mit allen Fürsten. Dann wandte sich David an die Gesamtgemeinde Israel: "Dünkt es euch gut, und ist es vom Herrn, unserm Gott, also bestimmt, so wollen wir überallhin zu unseren Brüdern schicken, draußen im Land Israel, ebenso zu den Priestern und Leviten in ihren Weideortschaften, daß sie zu uns kommen. Wir wollen die Lade unseres Gottes zu uns herholen; denn in Sauls Tagen haben wir nicht nach ihr gefragt." Die gesamte Gemeinde stimmte diesem Vorhaben zu; denn die Sache gefiel dem ganzen Volk. David sammelte ganz Israel vom Schichor Ägyptens bis Lebo-Hamat, um die Gotteslade aus Kirjat-Jearim heraufzuholen. Da zogen David und ganz Israel nach Baala, das ist Kirjat-Jearim, das zu Juda gehört, und holten von dort die Gotteslade, die nach dem Namen des Herrn, der über den Kerubim thront, benannt ist. Sie fuhren die Lade Gottes auf einem neuen Wagen aus dem Hause Abinadabs weg, wobei Ussa und Achjo den Wagen lenkten. David aber und die Israeliten tanzten vor Gott mit aller Kraft, unter Gesängen, begleitet von Zithern, Harfen, Pauken, Zimbeln und Trompeten. Sie kamen zur Tenne Kidons. Da streckte Ussa seine Hand aus, um die Lade zu halten; denn die Rinder waren durchgegangen. Doch der Zorn des Herrn entbrannte gegen Ussa, und er schlug ihn, weil er seine Hand nach der Lade ausgestreckt hatte. Er starb dort vor Gottes Angesicht. David wurde tief erschüttert darüber, daß der Herr Ussa so weggerissen hat. Man nennt diesen Ort "Wegriß Ussas" bis zum heutigen Tag. An jenem Tag fürchtete sich David vor Gott und sprach: "Wie kann ich da die Lade Gottes zu mir überführen?" Er brachte deswegen die Lade nicht zu sich in die Stadt Davids, sondern schaffte sie in das Haus Obed-Edoms aus Gat. So blieb die Gotteslade drei Monate lang im Hause des Obed-Edom. Der Herr aber segnete das Haus Obed-Edoms und all sein Eigentum. Hiram, der König von Tyrus, schickte Gesandte an David, dazu Zedernholz, Steinmetzen und Zimmerleute zum Bau eines Palastes. David erkannte, daß der Herr ihn als König über Israel bestätigt hatte; denn sein Königtum war zu hohem Ansehen gekommen um seines Volkes Israel willen. David nahm sich in Jerusalem weitere Frauen und zeugte noch Söhne und Töchter. Dies sind die Namen derer, die ihm in Jerusalem geboren wurden: Schammua, Schobab, Natan, Salomo, Jibchar, Elischua, Elpelet, Nogah, Nepheg, Japhia, Elischama, Beeljada und Eliphelet. Die Philister vernahmen, daß David zum König von Israel gesalbt worden war. Sie zogen heran, um David zu fassen; doch er hörte davon und kam ihnen entgegen. Die Philister kamen und breiteten sich in der Ebene Rephaim aus. Da fragte David bei Gott an: "Soll ich wider die Philister ziehen, und wirst du sie meiner Gewalt überliefern?" Der Herr gab ihm zur Antwort: "Ziehe zu Felde, ich werde sie deiner Gewalt ausliefern!" Man zog also nach Baal-Perazim, und David schlug sie dort. Da rief David: "Gott hat durch mich die feindlichen Reihen durchbrochen, wie Wasser durchbricht." Man nannte daher den Ort Baal-Perazim ("Herr des Durchbruchs"). Die Philister hatten dort ihre Götzen zurückgelassen, und David gab den Befehl, sie zu verbrennen. Die Philister breiteten sich noch einmal in der Ebene aus. David befragte abermals Gott, und dieser gab ihm die Weisung: "Ziehe nicht hinter ihnen her, sondern umgehe sie in einem gewissen Abstand und nähere dich ihnen von den Bakasträuchern her! Vernimmst du in den Wipfeln der Bakasträucher das Geräusch von Schritten, dann beginne den Kampf; denn Gott zieht vor dir einher, um das Heer der Philister zu schlagen!" David tat, wie Gott ihm befohlen hatte. Man schlug das Heer der Philister von Gibeon bis nach Geser. Davids Ruhm verbreitete sich in allen Landen, und der Herr bewirkte, daß alle Völker Furcht vor ihm hatten. Er baute sich Häuser in der Davidsstadt, richtete auch eine Stätte für die Gotteslade her und schlug ein Zelt für sie auf. Damals ordnete David an, daß nur die Leviten die Lade Gottes tragen dürften; denn sie hatte ja der Herr erwählt, seine Lade zu tragen und immerdar an ihr Dienst zu tun. David berief alle Israeliten nach Jerusalem, um die Lade des Herrn an ihren Ort zu bringen, den er für sie bereitet hatte. Ferner scharte David die Nachkommen Aarons und die Leviten um sich: Von den Nachkommen Kehats den Fürsten Uriel und seine Brüder: Hundertzwanzig, von den Nachkommen Meraris den Fürsten Asaja und seine Brüder: Zweihundertzwanzig, von den Nachkommen Gerschoms den Fürsten Joel und seine Brüder: Hundertdreißig, von den Nachkommen Elizaphans den Fürsten Schemaja und seine Brüder: Zweihundert, von den Nachkommen Hebrons den Fürsten Eliel und seine Brüder: Achtzig, von allen Nachkommen Ussiels den Fürsten Amminadab und seine Brüder: Hundertzwölf. David ließ die Priester Zadok und Ebjatar sowie die Leviten Uriel, Asaja, Joel, Schemaja, Eliel und Amminadab rufen. Er befahl ihnen: "Ihr seid die Familienoberhäupter der Leviten. Ihr und eure Brüder sollt euch weihen und die Lade des Herrn, des Gottes Israels, an die Stelle bringen, die ich für sie bereitet habe. Denn weil ihr bei der ersten Übertragung gefehlt habt, hat der Herr, unser Gott, ein Unheil über uns einreißen lassen, da wir uns nicht so, wie es recht gewesen wäre, um ihn gekümmert haben." Da weihten sich die Priester und Leviten, um die Lade des Herrn, des Gottes Israels, hinaufzubringen. Die Leviten hoben die Lade Gottes, wie Moses dem Wort des Herrn gemäß angeordnet hatte, mit den Tragstangen auf ihre Schultern. Da befahl David den Levitenfürsten, ihre Brüder, die Sänger, mit ihren Musikinstrumenten, mit Harfen, Zithern und Zimbeln, aufzustellen. Sie sollten zum Freudenjubel laut ihr Spiel ertönen lassen. Die Leviten beauftragten Heman, den Sohn Joels, ferner von seinen Stammesbrüdern Asaph, den Sohn Berechjas, und von Meraris Nachkommen Etan, den Sohn Kuschajas, dazu deren Brüder zweiten Dienstranges: Sacharja, Jaasiel, Schemiramot, Jechiel, Unni, Eliab, Benaja, Maaseja, Mattitja, Eliphelehu, Mikneja, Obed-Edom und Jeïel, die Torwächter. Die Sänger Heman, Asaph und Etan sollten mit ehernen Zimbeln spielen, Sacharja, Asiel, Schemiramot, Jechiel, Unni, Eliab, Maaseja und Benaja auf Harfen nach elamitischer Weise, Mattitja, Eliphelehu, Mikneja, Obed-Edom, Jeïel und Asasja auf Zithern nach schimjonitischer Weise, um den Takt anzugeben. Kenanja, der Levitenfürst, leitete den Vortrag; denn er verstand sich wohl darauf. Berechja und Elkana waren Torwächter für die Lade. Die Priester Schebanja, Josaphat, Netanel, Amasaj, Sacharja, Benaja, und Elieser bliesen die Trompeten vor der Lade Gottes. Obed-Edom und Jechia bewachten die Lade. David, die Ältesten Israels und die Fürsten der Tausendschaften, die mitgingen, um die Bundeslade des Herrn aus dem Hause Obed-Edoms zu holen, waren hoch erfreut. Da Gott den Leviten, welche die Bundeslade des Herrn trugen, gnädig beistand, opferte man sieben Stiere und sieben Widder. David war mit einem Mantel aus Byssus bekleidet und ebenso alle Leviten, die die Lade trugen, sowie die Sänger und Kenanja, der den Vortrag der Sänger leitete. David trug ein Schulterkleid aus Linnen. Ganz Israel brachte die Bundeslade des Herrn hinauf unter lautem Jubel und Posaunenschall, unter dem Lärm der Trompeten und Zimbeln, beim Spiel von Harfen und Zithern. Als die Bundeslade des Herrn in die Stadt Davids einzog, schaute Michal, die Tochter Sauls, durch das Fenster, und als sie den König David springen und tanzen sah, hegte sie für ihn Verachtung im Herzen. Man brachte die Lade Gottes und stellte sie in das Zelt, das David hergerichtet hatte. Dann brachte man Brand- und Friedopfer vor Gott dar. Als David die Brand- und Friedopfer vollzogen hatte, segnete er das Volk im Namen des Herrn. An jeden Israeliten, ob Mann oder Frau, ließ er ein Rundbrot, einen Dattel- und einen Rosinenkuchen austeilen. Vor der Lade des Herrn stellte er einige Leviten zum Kultdienst auf, die den Herrn, den Gott Israels, loben, preisen und rühmen sollten: Asaph als Obersten, Sacharja als dessen Vertreter, ferner Jaasiel, Schemiramot, Jechiel, Mattitja, Eliab, Benaja, Obed-Edom und Jeïel mit Harfen und Zithern, während Asaph die Zimbeln schlug. Benaja und Jachasiel, die Priester, sollten vor der Bundeslade Gottes regelmäßig auf Trompeten blasen. Damals ließ David zum erstenmal durch Asaph und seine Brüder folgenden Lobpreis des Herrn singen: "Danket dem Herrn, ruft seinen Namen aus! Macht unter den Völkern seine Taten bekannt! Singet ihm, jubelt ihm, erzählt von all seinen Wundern! Rühmt euch seines heiligen Namens! Es freue sich das Herz aller, die den Herrn suchen! Achtet auf den Herrn und seine Macht, sucht sein Antlitz allezeit! Gedenkt seiner Wunder, die er vollbracht, seiner Zeichen und Richtersprüche, ihr Kinder Israels, seines Knechtes, ihr Söhne Jakobs, seines Erwählten! Er, der Herr ist unser Gott; auf alle Welt erstreckt sich sein Gericht. Auf ewig gedenkt er seines Bundes, des Wortes, das er für tausend Generationen befahl, des Bundes, den er mit Abraham schloß, und seines Eides an Isaak. Er stellte ihn auf als gültig für Jakob, als ewigen Bund für Israel. Er sprach: "Dir will ich das Land Kanaan geben als zugemessenes Erbteil!" Als sie an Zahl noch unscheinbar waren, nur wenige und Gäste darin, als sie noch zogen von Volk zu Volk, von einem Reich zur andern Nation, da ließ er nicht zu, daß sie jemand bedrängte, und warnte Könige ihretwegen: "Tastet meine Gesalbten nicht an, fügt meinen Propheten kein Leid zu!" Singt dem Herrn, alle Welt! Verkündet sein Heilswerk von Tag zu Tag! Erzählt bei den Völkern von seinem Ruhm, bei allen Nationen von seinen Wundern! Ja, groß ist der Herr und hoch zu preisen, furchtgebietend thront er über allen Göttern. Denn alle Götter der Völker sind nichtige Götzen, der Herr jedoch hat den Himmel erschaffen. Hoheit und Pracht umgeben ihn, Macht und Freude an seiner Stätte. Entbietet dem Herrn, ihr Völkerstämme, entbietet dem Herrn Ehre und Macht! Entbietet dem Herrn die Ehre seines Namens! Bringt Gaben dar und kommt vor sein Antlitz, fallt nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck! Zittert vor ihm, alle Lande! Fest gegründet ist ja die Erde, daß sie nimmer wankt. Es freue sich der Himmel, es juble die Erde, man bekenne unter den Völkern: Der Herr ist König! Es brause das Meer und was es erfüllt, es jauchze die Flur und was auf ihr wächst! Dann sollen frohlocken die Bäume des Waldes vor dem Herrn, wenn er kommt, die Erde zu richten! Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld! Sprecht: Hilf uns, du, unser Helfergott, sammle uns und rette uns vor den Völkern, daß wir deinem heiligen Namen danken und uns deines Lobpreises rühmen können. Gepriesen sei der Herr, Israels Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit!" Und alles Volk sprach: "Amen!" und: "Dem Herrn sei Lob!" David ließ dort vor der Bundeslade des Herrn den Asaph und seine Brüder, daß sie ständig den Dienst vor der Lade verrichten nach den täglichen Erfordernissen, ferner Obed-Edom und seine Brüder, achtundsechzig Mann; Obed-Edom, den Sohn Jedutuns, und Chosa bestellte er zu Torwächtern. Den Priester Zadok und seine Brüder, die Priester, stellte er vor der Wohnung des Herrn auf der Höhe von Gibeon auf. Sie sollten dem Herrn immerdar auf dem Brandopferaltar morgens und abends Opfer darbringen und alles ausführen, was im Gesetz des Herrn, das er Israel aufgetragen hat, geschrieben steht. Bei ihnen waren Heman und Jedutun und die übrigen Auserwählten, die mit Namen genannt sind, um dem Herrn das Danklied zu singen: "Denn ewig währt seine Huld!" Bei Heman und Jedutun befanden sich Trompeten und Zimbeln für die Musikanten sowie Instrumente für die gottesdienstlichen Lieder. Die Söhne Jedutuns waren für das Tor bestimmt. Danach gingen alle Leute weg, ein jeder in sein Haus. Auch David kehrte heim, um seinem Haus den Segensgruß zu entbieten. Als David in seinem Palast Wohnung genommen hatte, sprach er zum Propheten Natan: "Siehe, ich wohne in einem Zedernpalast, die Bundeslade des Herrn aber steht unter Zeltdecken." Natan antwortete David: "Alles, was du vorhast, bringe zur Ausführung; denn Gott ist mit dir!" In jener Nacht aber erging das Wort an Natan: "Auf, sprich zu meinem Knecht David: So spricht der Herr: Nicht du sollst mir das Haus als Wohnstätte bauen! Ich habe in keinem Haus gewohnt seit der Zeit, da ich Israel aus Ägypten fortführte bis heute, sondern ich bin von Zelt zu Zelt gewandert und von einer Wohnung zur andern. Solange ich nun in ganz Israel umherzog, habe ich da etwa zu einem von den Richtern Israels, die ich als Hirten über mein Volk bestellte, gesprochen: Warum erbaut ihr mir keinen Zedernpalast? Darum sprich jetzt zu meinem Knechte David: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe dich von der Weide hinter der Herde weggeholt, damit du Fürst seist über mein Volk Israel. Ich war mit dir auf all deinen Wegen und vertilgte vor dir alle deine Feinde. Ich will dir einen Namen machen gleich dem Namen der Großen auf Erden. Ich werde meinem Volk Israel Platz zuweisen und es einpflanzen, daß es an seiner Stätte wohnen kann. Es braucht nicht mehr zu bangen, und frevelhafte Menschen dürfen es nicht mehr bedrücken wie früher, seit ich Richter über mein Volk Israel bestellt habe. Ich will all deine Feinde demütigen. Ich künde dir an, daß der Herr dir ein Haus bauen wird. Sind deine Tage erfüllt, und gehst du zu deinen Vätern, so werde ich einen deiner unmittelbaren Nachkommen, der unter deinen Söhnen sein wird, einsetzen und sein Königtum bestätigen. Er wird mir ein Haus bauen, und ich werde seinen Thron für immer befestigen. Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein. Meine Huld entziehe ich ihm nicht, wie ich sie dem entzogen habe, der vor dir war. Ich will ihm in meinem Haus und in meinem Reich für immerwährende Zeit Bestand verleihen. Sein Thron soll dauernd gefestigt sein!" Ganz nach diesen Worten und genau nach diesem Gesicht redete Natan zu David. Da ging der König David hinein, ließ sich vor dem Herrn nieder und betete: "Wer bin ich denn, Herr, Gott, und was ist mein Haus, daß du mich bis hierher geführt hast? Und selbst dies war noch zu gering in deinen Augen, o Gott. Du gabst dem Haus deines Knechtes auch Verheißungen für die ferne Zukunft und hast mir an Künftigem mehr gezeigt, als ein Mensch erforschen kann, o Herr und Gott! Was soll David noch weiter zu dir sagen? Du kennst ja deinen Knecht! Herr, deines Knechtes wegen und nach deinem Willen hast du diese ganze Großtat vollbracht, um all diese herrlichen Dinge offenbar zu machen. Herr, keiner ist wie du, und es gibt keinen Gott außer dir, nach allem, was wir mit unsern Ohren vernommen. Oder wo gleicht deinem Volk Israel ein einziges Volk auf Erden, für das ein Gott hingegangen wäre, um es sich zum Volk zu erkaufen, ihm den Ruf großer und furchterregender Taten zu verschaffen? So vertriebst du andere Völker vor deinem Volk, das du aus Ägypten erlöst hast. Du machtest dir dein Volk Israel für immer zum Volke. Du, der Herr, bist ihr Gott geworden. Jetzt aber möge die Verheißung, die du über deinen Knecht und sein Haus ausgesprochen hast, auf immer bestehen! Tue, wie du gesagt hast! Dann wird dein Ruhm für immer bestehen und groß sein. Man wird sprechen: "Der Herr der Heerscharen ist der Gott Israels", und das Haus deines Knechtes David wird vor dir Bestand haben. Denn du, mein Gott, hast ins Ohr deines Knechtes geoffenbart, daß du ihm ein Haus bauen willst. Daher hat es dein Knecht gewagt, vor dir zu beten. Und nun, Herr, du bist Gott, und du hast deinem Knecht diese herrliche Verheißung verliehen. Nun also hat es dir gefallen, das Haus deines Knechtes zu segnen, daß es immer vor dir bestehe; denn du, o Herr, hast es gesegnet, und es bleibt gesegnet in Ewigkeit." Danach schlug David die Philister und warf sie nieder. Er nahm ihnen Gat und dessen Tochterstädte. Er schlug die Moabiter. Sie wurden Davids Knechte und mußten Tribut leisten. Weiter schlug David Hadadeser, den König von Zoba, bei Hamat. Dieser war ausgezogen, um seine Macht am Euphrat aufzurichten. David entriß ihm 1 000 Wagen, 7 000 Wagenkämpfer und 20 000 Mann Fußvolk. Sämtliche Gespanne ließ David lähmen; nur hundert ließ er von ihnen übrig. Als die Aramäer von Damaskus dem König von Zoba, Hadadeser, zu Hilfe kamen, schlug David 22 000 Mann von ihnen. Er setzte im aramäischen Damaskus Vögte ein. So wurden die Aramäer Davids tributpflichtige Knechte. Der Herr half dem David bei allen Kriegszügen. David erbeutete auch die goldenen Schilde, welche die Leute Hadadesers trugen, und brachte sie nach Jerusalem. Aus Tibchat und Kun, den Städten Hadadesers, gewann er Erz in großer Menge, woraus Salomo das eherne Meer, die Säulen und die ehernen Geräte anfertigen ließ. Als Toï, der König von Hamat, vernahm, daß David die Streitmacht Hadadesers, des Königs von Zoba, geschlagen hatte, entsandte er seinen Sohn Hadoram zum König David, um ihn zu begrüßen und zu beglückwünschen, daß er gegen Hadadeser gekämpft und ihn besiegt habe; denn Toï stand auf Kriegsfuß mit Hadadeser. Gleichzeitig sandte er Gefäße aller Art aus Gold, Silber und Erz. Auch sie weihte der König David dem Herrn samt dem Silber und Gold, das er von allen übrigen Völkern erbeutet hatte: von Edom, Moab, den Ammonitern, den Philistern und von Amalek. Nach seiner Rückkehr schlug er die Edomiter im Salztal, achtzehntausend Mann. Er setzte in Edom Vögte ein. So wurden alle Edomiter Davids Knechte. Der Herr half David bei allen seinen Unternehmungen. David herrschte als König über ganz Israel und übte Recht und Gerechtigkeit an seinem ganzen Volk. Joab, der Sohn der Zeruja, war Oberbefehlshaber des Heeres, Josaphat, der Sohn Achiluds, war Kanzler. Zadok, der Sohn Achitubs, und Ebjatar, der Sohn Achimelechs, bekleideten das Priesteramt. Schuscha war Staatsschreiber. Benaja, der Sohn Jehojadas, befehligte die Kreter und Peleter. Die Söhne Davids waren die Ersten im Dienst des Königs. Danach starb der Ammoniterkönig Nachasch, und sein Sohn folgte ihm in der Königsherrschaft. David überlegte sich: "Ich will zu Chanun, dem Sohn des Nachasch, freundlich sein, weil sein Vater auch gegen mich freundlich war." Daher sandte David Boten, um ihm seines Vaters wegen sein Beileid auszusprechen. Als nun die Knechte Davids in das Ammoniterland zu Chanun gekommen waren, ihn zu trösten, sprachen die Ammoniterfürsten zu Chanun: "Wollte denn etwa David deinen Vater vor dir ehren, da er zu dir Beileidsgesandte geschickt hat? Sind denn seine Knechte nicht deshalb zu dir gekommen, um das Land zu erforschen, zu zerstören und auszukundschaften?" Chanun ließ nun die Knechte Davids ergreifen, sie scheren und ihre Kleidungsstücke zur Hälfte bis zur Gesäßgegend abschneiden. Dann ließ er sie gehen. So zogen sie weg, und als man David Meldung über die Männer brachte, sandte er ihnen entgegen; denn die Männer waren furchtbar beschämt. Der König ließ ihnen sagen: "Bleibt in Jericho, bis euer Bart wieder gewachsen ist! Dann erst kehrt heim!" Die Ammoniter merkten, daß sie sich bei David in üblen Ruf gebracht hatten. Chanun und die Ammoniter schickten also tausend Talente Silber, um sich von Aram im Zweistromgebiet und von den Aramäern in Maacha und von Zoba Streitwagen und Mannschaften zu erkaufen. Sie erkauften sich zweiunddreißigtausend Streitwagen, dazu den König von Maacha mit seinen Kriegsleuten. Diese kamen heraus und lagerten vor Medeba. Auch die Ammoniter scharten sich zusammen aus ihren Städten und zogen zur Schlacht aus. David hörte davon und schickte Joab mit dem ganzen Heer von Kriegshelden. Die Ammoniter rückten aus und ordneten sich am Stadteingang zur Schlacht, während die Könige, die gekommen waren, für sich allein auf freiem Felde standen. Joab erkannte, daß ihm von vorn und vom Rücken der Angriff drohte. Er wählte also von allen Kerntruppen Israels Leute aus und ordnete sich gegen Aram zur Schlacht. Den Rest der Kriegsleute unterstellte er seinem Bruder Abischaj. Sie stellten sich den Ammonitern entgegen. Dabei sprach er: "Wenn die Aramäer stärker sind als ich, dann sollst du mir helfen; sind aber die Ammoniter dir überlegen, dann werde ich dir zu Hilfe kommen. Sei also tapfer! Wir müssen stark sein für unser Volk und für die Städte unseres Gottes. Der Herr möge das tun, was ihm gut erscheint!" Als sich Joab aber mit seinen Leuten den Aramäern näherte, um zu kämpfen, flohen sie vor ihm. Sobald die Ammoniter merkten, daß die Aramäer auf der Flucht waren, wichen auch sie vor seinem Bruder Abischaj und zogen sich in die Stadt zurück. Joab aber kam nach Jerusalem. Die Aramäer sahen, daß sie von den Israeliten eine Niederlage erlitten hatten. Deshalb sandten sie Boten und ließen die Aramäer jenseits des Euphratstromes herbeikommen. Schophak, der Oberbefehlshaber des Hadadeser, stand an ihrer Spitze. Man hinterbrachte es David. Er bot ganz Israel auf, überschritt den Jordan, drang gegen sie vor und ordnete sich gegen sie zum Streit. Auch die Aramäer ordneten sich gegen David zum Angriff und kämpften mit ihm. Doch die Aramäer mußten vor den Israeliten fliehen. David tötete von Aram siebentausend Wagengespanne und vierzigtausend Mann Fußvolk; auch den Feldherrn Schophak brachte er um. Nun sahen die Knechte Hadadesers, daß sie von den Israeliten eine Niederlage erlitten hatten. Sie schlossen daher mit David Frieden und unterwarfen sich ihm. Die Aramäer hatten keine Lust mehr, den Ammonitern noch weiterhin zu helfen. Um die Jahreswende, zur Zeit, da die Könige in den Krieg zu ziehen pflegen, führte Joab die Streitmacht ins Feld und verwüstete das Ammoniterland. Dann zog er hin und belagerte Rabba. David selbst blieb in Jerusalem. Joab schlug Rabba und verheerte es. David nahm dem Milkom die Krone vom Haupt und fand, daß sie ein Goldtalent schwer war. An ihr befand sich ein Edelstein, der später auf Davids Haupt kam. Ungewöhnlich reiche Beute brachte er aus der Stadt mit. Ihre Bevölkerung führte er fort und stellte sie an die Steinsägen, Eisengeräte und Äxte. Ebenso verfuhr David mit allen Städten der Ammoniter. Danach kehrte David mit dem gesamten Kriegsvolk nach Jerusalem zurück. Später kam es erneut zum Kampfe mit den Philistern bei Geser. Damals erschlug Sibbechaj aus Chuscha den Sippaj von den Nachkommen der Rephaiter. Sie wurden niedergeworfen. Wiederum kam es zum Kampf mit den Philistern. Da erschlug Elchana, der Sohn Jaïrs, den Lachmi, Goljats Bruder aus Gat, dessen Lanzenschaft wie ein Weberbaum war. Da kam es bei Gat wiederum zum Kampf. Ein Mann von riesenhaftem Aussehen trat auf. Er hatte je sechs Finger und sechs Zehen, also vierundzwanzig zusammen. Auch er stammte von den Rephaitern. Weil er die Israeliten schmähte, erschlug ihn Jonatan, der Sohn des Davidsbruders Schima. Diese stammten von den Rephaitern in Gat und fielen durch die Hand Davids und seiner Krieger. Der Satan trat wider Israel auf und reizte David an, Israel zu zählen. So befahl David Joab und den Führern des Volkes: "Geht hin und zählt Israel von Beerseba bis Dan und bringt mir Bescheid, damit ich ihre Zahl erfahre!" Joab entgegnete: "Möchte doch der Herr sein Volk, so wie es ist, um das Hundertfache vergrößern! Sind denn, mein Gebieter und König, nicht alle Knechte meines Herrn? Warum fordert mein Gebieter so etwas? Warum soll es Israel zu einer Schuld werden?" Doch der Befehl des Königs nötigte Joab. So mußte Joab fortgehen, ganz Israel durchziehen und schließlich nach Jerusalem zurückkommen. Das Ergebnis der Volkszählung händigte Joab an David aus: Gesamtisrael besaß 1 100 000 Mann, die das Schwert führen konnten, und Juda 470 000 Schwertträger. Levi und Benjamin hatte er dabei nicht mitgezählt; denn des Königs Anordnung war dem Joab ein Greuel. Da Gott die Sache mißfiel, schlug er Israel. Nun betete David zu Gott: "Ich habe schwer gesündigt, weil ich dieses tat. So nimm doch die Schuld deines Knechtes hinweg; denn überaus töricht habe ich gehandelt." Der Herr sprach zu Gad, dem Seher Davids: "Geh hin und sage David: So spricht der Herr: Dreierlei lege ich dir vor; wähle dir eines davon aus, daß ich es dir antue!" Gad kam zu David und sagte zu ihm: "So spricht der Herr: Entscheide dich: Soll drei Jahre lang Hungersnot sein, oder willst du drei Monate lang vor deinen Feinden fliehen, so daß das Schwert deiner Gegner dich erreicht, oder soll drei Tage lang das Schwert des Herrn, die Pest, im Lande wüten und der Engel des Herrn in allen Gebieten Israels Verheerung anrichten? Nun sieh zu, welche Antwort ich dem bringen soll, der mich sendet!" David entgegnete Gad: "Ich bin in großer Bedrängnis. Doch will ich lieber in die Hand des Herrn fallen, denn sein Erbarmen ist überaus groß; aber in die Hand von Menschen möchte ich nicht fallen!" Der Herr ließ nun in Israel die Pest ausbrechen, und es starben von Israel siebzigtausend Mann. Gott hatte einen Engel nach Jerusalem entsandt. um die Stadt zu verheeren. Als dieser die Vernichtung vollzog, sah es der Herr, und es reute ihn das Unheil. Er befahl dem Engel, der die Verheerung anrichtete: "Jetzt ist es genug, ziehe deine Hand zurück!" Der Engel des Herrn stand gerade bei der Tenne des Jebusiters Ornan. David erhob seine Augen und sah den Engel des Herrn zwischen Erde und Himmel stehen mit gezücktem Schwert in der Hand, das gegen Jerusalem ausgestreckt war. David und die Ältesten fielen auf ihr Angesicht nieder, in Trauerkleider gehüllt. David aber rief zu Gott: "Ich war es ja doch, der den Befehl gab, das Volk aufzuzeichnen. Ich habe gesündigt, ich, der Hirte, habe Böses getan. Diese aber, die Herde, was haben sie verbrochen? Herr, mein Gott, deine Hand erhebe sich doch wider mich und meine Familie, aber nicht gegen dein Volk zum Schlage!" Der Engel des Herrn befahl Gad, David zu sagen, er solle hinaufgehen und auf der Tenne des Jebusiters Ornan einen Altar erbauen. David ging hinauf nach dem Worte Gads, das dieser im Namen des Herrn gesprochen hatte. Als Ornan sich umwandte, sah er den Engel, während seine vier Söhne, die sich bei ihm befanden, verdeckt waren. Ornan war gerade beim Weizendreschen. David kam zu Ornan. Dieser blickte auf, sah ihn, trat aus der Tenne heraus und verneigte sich vor David mit dem Angesicht zur Erde. David sagte zu Ornan: "Gib mir den Tennisplatz! Ich will darauf einen Altar für den Herrn bauen. Um den vollen Preis sollst du ihn mir lassen, damit die Plage vom Volk abgewendet werde." Ornan antwortete David: "Nimm ihn! Mein Herr und König tue, was ihm beliebt! Ich gebe dir die Rinder für die Brandopfer, die Dreschbretter als Opferholz und den Weizen zum Speiseopfer. Dies alles spende ich." Doch der König David entgegnete Ornan: "Nein, um den vollen Kaufpreis will ich alles erwerben; denn ich kann nicht dein Eigentum für den Herrn hernehmen und ein geschenktes Brandopfer darbringen." So bezahlte denn David dem Ornan für den Platz sechshundert abgewogene Goldsekel. David erbaute dem Herrn dort einen Altar, brachte Brand- und Friedopfer dar und rief zum Herrn. Dieser antwortete ihm mit Feuer, das vom Himmel auf den Brandopferaltar herniederfiel. Der Herr erteilte dem Engel den Befehl, sein Schwert wieder in die Scheide zu stecken. Zu jener Zeit, als David sah, daß ihn der Herr auf der Tenne des Jebusiters Ornan erhörte, brachte er dort sein Opfer dar. Die Wohnstätte des Herrn, die Moses in der Wüste angefertigt hatte, und der Brandopferaltar waren zu jener Zeit auf der Höhe von Gibeon. Doch David konnte nicht mehr vor ihn hintreten, um Gott aufzusuchen; denn er war in Schrecken versetzt worden durch das Schwert des Engels des Herrn. Da sprach David: "Dies soll das Haus des Herrn und Gottes sein; und dies der Altar für die Brandopfer Israels!" David befahl, man solle die Fremden im Land Israel zusammenholen. Er setzte sie als Steinmetzen ein, um Quadern zu behauen für den Bau des Gotteshauses. Sodann beschaffte David eine Menge Eisen für die Nägel zu den Torflügeln und für die Klammern und eine unwägbare Menge Erz. Ebenso besorgte er unzählige Zedernstämme; denn die Bewohner von Sidon und Tyrus belieferten David mit großen Mengen Zedernholz. David sagte sich nämlich: "Mein Sohn Salomo ist jung und zart. Das Haus aber, das dem Herrn zu erbauen ist, soll über die Maßen groß werden zum Ruhm und zur Zierde bei allen Ländern. Daher will ich die Vorbereitungen dafür treffen." So traf denn David zahlreiche Vorkehrungen noch vor seinem Tode. Dann rief er seinen Sohn Salomo und trug ihm auf, dem Herrn, dem Gott Israels, ein Haus zu bauen. David sprach zu Salomo: "Mein Sohn, ich selbst hatte die Absicht, dem Namen des Herrn, meines Gottes, ein Haus zu bauen. Da erging an mich das Wort des Herrn: "Du hast Blut in Mengen vergossen und gewaltige Kriege geführt. Du darfst meinem Namen kein Haus bauen; denn du hast viel Blut zur Erde vergossen vor meinem Antlitz. Siehe, ein Sohn wird dir geboren. Dieser wird ein Mann der Ruhe sein; ich will ihm Ruhe verschaffen vor seinen Feinden ringsum. Salomo sei sein Name. Frieden und Ruhe will ich in seinen Tagen Israel bescheren. Er wird meinem Namen ein Haus bauen. Er soll mir Sohn sein, und ich will ihm Vater sein. Den Thron seiner Königsherrschaft will ich in Israel für immerwährende Zeit festigen." Und nun, mein Sohn, sei der Herr mit dir, auf daß du Erfolg habest und das Haus deines Gottes erbauest, wie er über dich vorausgesagt hat! Ja, der Herr gebe dir, wenn er dich über Israel bestellt, Einsicht und Verstand und dazu die Gnade, daß du das Gesetz des Herrn, deines Gottes, erfüllst! Dann wirst du Erfolg haben, wenn du gewissenhaft die Satzungen und Gebote erfüllst, die der Herr dem Moses für Israel aufgetragen hat. Sei tapfer und mutig! Fürchte dich nicht und habe keine Angst! Siehe, durch meine Bemühung habe ich für das Haus des Herrn hunderttausend Talente Gold und eine Million Talente Silber beschafft. Erz und Eisen sind unwägbar; denn sie sind in Menge da. Auch Holzbalken und Steine habe ich besorgt, und du magst darüber hinaus noch mehr anschaffen! Werkleute in großer Menge stehen zu deinen Diensten, Steinmetzen, Maurer und Zimmerleute und alle beliebigen Meister für jegliche Werkarbeit in Gold, Silber, Erz und Eisen ohne Zahl. Wohlan, mache dich ans Werk, und der Herr sei mit dir!" Danach befahl David allen Fürsten Israels, seinem Sohne Salomo beizustehen: "War nicht der Herr, euer Gott, mit euch, und hat er euch nicht allseits Ruhe verschafft, indem er die Landesbewohner meiner Gewalt überlieferte, so daß das Land dem Herrn und seinem Volk unterworfen ist? Wendet nun Herz und Sinn darauf, den Herrn, euren Gott, zu suchen! Auf! Baut das Heiligtum des Herrn, um die Bundeslade des Herrn und die heiligen Geräte Gottes in das Haus bringen zu können, das dem Namen des Herrn errichtet werden soll!" Als David alt und lebenssatt geworden war, machte er seinen Sohn Salomo zum König über Israel. Alle Fürsten Israels versammelte er, ferner die Priester und Leviten. Die Leviten wurden gezählt von dreißig Jahren an und darüber. Ihre Zahl betrug 38 000 Mann. Von ihnen hatten 24 000 den Werkdienst im Hause des Herrn zu leiten. 6 000 waren Beamte und Richter, 4 000 waren Torhüter, und 4 000 priesen den Herrn mit den Instrumenten, die zum Lobpreis angefertigt waren. David teilte sie nach den Söhnen Levis, nach Gerschon, Kehat und Merari, in Klassen ein. Zu den Gerschoniten gehörten Ladan und Schimi. Die Söhne Ladans waren: Jechiel als erster, dann Setam und Joel, insgesamt drei. Die Söhne Jechiels waren Schelomit, Chasiel und Haran, insgesamt drei. Das waren die Familienhäupter Ladans. Die Söhne Schimis waren Jachat, Sisa, Jëusch und Beria, insgesamt vier. Von ihnen war Jachat der erste, Sisa der zweite. Jëusch und Beria hatten nicht viele Söhne; daher bildeten sie nur eine Familie und nur eine Amtsklasse. Die Söhne Kehats waren Amram, Jizhar, Hebron und Ussiel, insgesamt vier. Die Söhne Amrams waren Aaron und Moses. Aaron und seine Söhne sonderte man für immer zum heiligen Amt am Hochheiligen aus; sie sollten vor dem Herrn Rauchopfer darbringen, ihm den Kultdienst verrichten und in seinem Namen fortwährend segnen. Die Nachkommen des Gottesmannes Moses aber wurden dem Stamm der Leviten zugerechnet. Die Söhne des Moses: Gerschom und Elieser. Die Söhne Gerschoms: Schebuel, der erste. Die Söhne Eliesers: Rechabja, der erste. Elieser hatte sonst keine Söhne; die Söhne des Rechabja waren aber überaus zahlreich. Die Söhne Jizhars: Schelomit, der erste. Die Söhne Hebrons waren Jerijjahu als erster, Amaraja als zweiter, Jachasiel als dritter und Jekamam als vierter. Die Söhne des Ussiel waren Micha als erster, Jischschijja als zweiter. Die Söhne des Merari waren Machli und Muschi, die Söhne des Machli Eleasar und Kisch. Eleasar starb ohne Söhne, er hatte nur Töchter; mit diesen verheirateten sich die Söhne des Kisch, ihre Verwandten. Die Söhne Muschis waren Machli, Eder und Jerimot, insgesamt drei. Dies waren nach ihren Familien die Nachkommen Levis, die Familienoberhäupter, wie sie gemustert wurden, namentlich angeführt entsprechend ihrer Kopfzahl, die Dienst taten im Hause des Herrn, im Alter von zwanzig Jahren und darüber. David sagte nämlich: "Ruhe hat der Herr, der Gott Israels, seinem Volke verschafft, und er nahm Wohnung in Jerusalem für immer. Auch brauchen die Leviten nicht mehr die Wohnstätte und all die zu ihrer Bedienung notwendigen Geräte zu tragen." [Denn nach den letzten Weisungen Davids wurde die Zahl der Leviten von zwanzig Jahren an und darüber hinaus berechnet.] "Vielmehr erstreckt sich ihre Anstellung an der Seite der Söhne Aarons im Tempeldienst auf die Vorhöfe und Kammern, die Reinigung alles Heiligen und auf die Dienstobliegenheiten des Hauses Gottes: auf die Schaubrote, auf das Mehl für das Speiseopfer, die ungesäuerten Fladen, die Bratpfannen und Rührkuchen und auf alle Hohl- und Längenmaße. Auch haben sie an jedem Morgen anzutreten, um dem Herrn zu danken und ihn zu preisen; ebenso am Abend; weiterhin bei jeder Darbringung von Brandopfern für den Herrn, an den Sabbaten, Neumonden und Festtagen. In der für sie vorgeschriebenen Anzahl haben sie beständig vor dem Herrn anzutreten. So haben sie das Bedienen des Offenbarungszeltes, des Heiligtums, die Bedienung der Söhne Aarons, ihrer Brüder, bei ihrem Dienste im Hause des Herrn zu besorgen." Auch die Nachkommen Aarons hatten ihre Dienstabteilungen. Die Söhne Aarons waren Nadab, Abihu, Eleasar und Itamar. Nadab und Abihu starben vor ihrem Vater und hatten keine Söhne. Daher erlangten nur Eleasar und Itamar das Priesteramt. David sowie Zadok von den Nachkommen Eleasars und Achimelech von den Söhnen Itamars teilten sie gruppenweise für ihren Dienst ein. Dabei stellte es sich heraus, daß die Söhne Eleasars zahlreicher an Häuptern der Männer waren als die Söhne Itamars. So teilte man den Söhnen Eleasars sechzehn Oberhäupter zu, entsprechend den Familien, und den Söhnen Itamars nur acht, entsprechend ihren Familien. Man teilte diese wie jene durch das Los ein. Denn heilige Fürsten und Gottesfürsten waren unter den Söhnen Eleasars wie auch bei den Nachkommen Itamars. Der levitische Schreiber Schemaja, der Sohn Netanels, schrieb sie im Beisein des Königs, der Fürsten, des Priesters Zadok, Ebjatars, des Sohnes Achimelechs, und der Familienhäupter der Priester und Leviten auf. Je eine Familie und nochmal eine wurden ausgelost für Eleasar und je eine für Itamar. Das erste Los fiel auf Jojarib, das zweite auf Jedaja, das dritte auf Charim, das vierte auf Seorim, das fünfte auf Malkija, das sechste auf Mijjamin, das siebte auf Hakkoz, das achte auf Abia, das neunte auf Jesua, das zehnte auf Schechanjahu, das elfte auf Eljaschib, das zwölfte auf Jakim, das dreizehnte auf Chuppa, das vierzehnte auf Jeschebab, das fünfzehnte auf Bilga, das sechzehnte auf Immer, das siebzehnte auf Chesir, das achtzehnte auf Hapizzez, das neunzehnte auf Petachja, das zwanzigste auf Jecheskel, das einundzwanzigste auf Jachin, das zweiundzwanzigste auf Gamul, das dreiundzwanzigste auf Delajahu, das vierundzwanzigste auf Maasjahu. Das waren ihre Amtsordnungen für ihren Dienst, nach denen sie im Hause des Herrn sich einzustellen hatten, gemäß ihrer Verpflichtung, die sie durch ihren Ahnherrn Aaron erhielten, wie der Herr, der Gott Israels, ihm aufgetragen hatte. Zu den restlichen Leviten gehörten: Zu den Söhnen Amrams Schubael, zu den Söhnen Schubaels Jechdejahu. Zu Rechabjahu gehörten: Von den Söhnen Rechabjahus war Jischschijja der erste. Zu den Nachkommen Jizhars gehörte Schelomot, zu den Söhnen Schelomots Jachat. Die Söhne Hebrons waren Jerijjahu, der zweite Amarjahu, der dritte Jachasiel, der vierte Jekamam. Der Sohn Ussiels war Micha. Zu den Söhnen Michas gehörte Schamir. Der Bruder des Micha war Jischschijja. Zu den Söhnen Jischschijjas gehörte Sacharja. Die Söhne Meraris waren Machli und Muschi, der Sohn Jaasijjahus war Bani. Meraris Nachkommen über Jaasijjahu waren Bani, Schoham, Sakkur und Ibri. Zu Machli gehörten Eleasar, der keine Söhne hatte, und Kisch. Der Sohn des Kisch war Jerachmeel. Die Söhne Muschis waren Machli, Eder und Jeremot. Dies waren die Söhne der Leviten nach ihren Familien. Auch sie warfen gleich ihren Brüdern, den Söhnen Aarons, im Beisein des Königs David, Zadoks, Achimelechs und der Familienhäupter der Priester und Leviten das Los. Dies taten die Familien des Oberhauptes wie auch die seines jüngsten Bruders. David und die Heeresobersten sonderten zur Dienstleistung die Söhne des Asaph, des Heman und des Jedutun aus, die auf Zithern, Harfen und Zimbeln spielten. Dies ist das Verzeichnis der Männer, die in ihrem Dienst beschäftigt waren: Von den Söhnen Asaphs: Sakkur, Joseph, Netanja und Asarela; die Söhne Asaphs standen unter Asaphs Leitung, der nach königlicher Anordnung mit Begeisterung spielte. Von Jedutun: Die Söhne Jedutuns Gedalja, Zeri, Jeschaja, Schimi, Chaschabjahu, Mattitjahu: sechs. Sie standen unter der Leitung ihres Vaters Jedutun, der auf der Zither mit Begeisterung zum Dank und Ruhm des Herrn spielte. Von Heman: Die Söhne Hemans Bukkijjahu, Mattanjahu, Ussiel, Schebuel, Jerimot, Chananja, Chanani, Eliata, Giddalti und Romamti-Eser, Joschbekascha, Malloti, Hotir und Machasiot. Alle diese waren Söhne Hemans, des königlichen Sehers, kraft der Verheißungsworte Gottes, er werde dessen Macht erhöhen; so schenkte Gott dem Heman vierzehn Söhne und drei Töchter. Sie alle standen unter der Leitung ihrer Väter Asaph, Jedutun und Heman beim Gesang im Hause des Herrn mit Zimbeln, Harfen und Zithern. Sie hatten den Kultdienst im Gotteshaus nach königlicher Anleitung zu leisten. Ihre Zahl zusammen mit ihren Brüdern, die zu Ehren des Herrn im Gesang unterrichtet waren, betrug zweihundertachtundachtzig, lauter geübte Kräfte. Jüngere und Ältere, Meister wie Schüler warfen das Los der Feststellung der Dienstordnung. Das erste Los traf von Asaph Joseph, das zweite Gedalja mit seinen Brüdern und Söhnen: zusammen zwölf, das dritte Sakkur, seine Söhne und Brüder: zwölf, das vierte Jizri, seine Söhne und Brüder: zwölf, das fünfte Netanja, seine Söhne und Brüder: zwölf, das sechste Bukkijjahu, seine Söhne und Brüder: zwölf, das siebte Jesarela, seine Söhne und Brüder: zwölf, das achte Jeschaja, seine Söhne und Brüder: zwölf, das neunte Mattanjahu, seine Söhne und Brüder: zwölf, das zehnte Schimi, seine Söhne und Brüder: zwölf, das elfte Asarel, seine Söhne und Brüder: zwölf, das zwölfte Chaschabja, seine Söhne und Brüder: zwölf, das dreizehnte Schubael, seine Söhne und Brüder: zwölf, das vierzehnte Mattitjahu, seine Söhne und Brüder: zwölf, das fünfzehnte Jeremot, seine Söhne und Brüder: zwölf, das sechzehnte Chananjahu, seine Söhne und Brüder: zwölf, das siebzehnte Joschbekascha, seine Söhne und Brüder: zwölf, das achtzehnte Chanani, seine Söhne und Brüder: zwölf, das neunzehnte Malloti, seine Söhne und Brüder: zwölf, das zwanzigste Elijjata, seine Söhne und Brüder: zwölf, das einundzwanzigste Hotir, seine Söhne und Brüder: zwölf, das zweiundzwanzigste Giddalti, seine Söhne und Brüder: zwölf, das dreiundzwanzigste Machasiot, seine Söhne und Brüder: zwölf, das vierundzwanzigste Romamti-Eser, seine Söhne und Brüder: zwölf. Von den Dienstabteilungen der Torhüter gehörte zu den Korachiten: Meschelemja, der Sohn Kores, ein Nachkomme Ebjasaphs. Die Söhne Meschelemjas: Sacharja als Erstgeborener, Jediael als zweiter, Sebadja als dritter, Jatniel als vierter, Elam als fünfter, Jochanan als sechster, Eljehoënaj als siebter. Die Söhne Obed-Edoms: Schemaja, der Erstgeborene, Jehosabad als zweiter, Joach als dritter, Sachar als vierter, Netanel als fünfter, Ammiel als sechster, Issachar als siebter, Pëulletaj als achter. Gott hatte ihn nämlich gesegnet. Auch seinem Sohn Schemaja wurden Söhne geboren. Sie bekamen eine leitende Stellung in ihren Familien; denn sie waren tüchtige Männer. Die Söhne Schemajas: Otni, Rephael, Obed, Elsabad und seine Brüder Elihu und Semachja, tüchtige Männer. Sie alle waren von den Nachkommen Obed-Edoms und wie auch ihre Söhne und Brüder tüchtige Leute, zu Dienstverrichtungen geschickt: zweiundsechzig von Obed-Edom. Auch Meschelemja hatte Söhne und Brüder, achtzehn tüchtige Männer. Chosa von den Söhnen Meraris hatte ebenfalls Nachkommen: Schimri, das Haupt der Familie; ein Erstgeborener war nicht mehr da; daher bestimmte ihn sein Vater zum Oberhaupt. Chilkijjahu war der zweite, Tebaljahu der dritte, Sacharja der vierte; alle Söhne und Brüder des Chosa waren zusammen dreizehn. Die Torhüterabteilungen waren entsprechend den Häuptern der Männer zu Wachdiensten ausersehen. Sie taten mit ihren Brüdern Dienst im Hause des Herrn. Man warf für jedes einzelne Tor das Los nach den Familien, gleich, ob sie klein oder groß waren. Das Los für das Osttor fiel auf Schelemja. Man warf das Los für Sacharja, seinen Sohn, einen einsichtsvollen Ratgeber; als sein Los kam das Nordtor heraus. Obed-Edom fiel das Südtor zu und seinen Söhnen das Vorratshaus. Auf Chosa traf das Westtor mit dem Schallechettor am Straßenaufstieg. Die entsprechenden Wachtposten waren: Für den Osten täglich sechs Posten, für den Norden täglich vier, für den Süden täglich vier, für die Vorratskammern je zwei. Am Vorplatz im Westen waren vier für die Straße und zwei für den Vorplatz bestimmt. Das waren Dienstabteilungen der Torwächter, aus den Söhnen der Korachiten und den Söhnen Meraris ausgewählt. Jene Leviten, ihre Brüder, die über die Schätze des Gotteshauses und über die Schätze aus den Weihegaben zu wachen hatten, waren folgende: Die Söhne Ladans, des Gerschoniten, die Familienhäupter der Sippen Ladans, des Gerschoniten: Jechiël, die Söhne Jechiëls: Setam und dessen Bruder Joel, die über die Schätze des Hauses des Herrn wachten. Von den Nachkommen Amrams, Jizhars, Hebrons und Ussiels: Schebuel, der Sohn Gerschoms und Enkel des Moses hatte die Oberaufsicht über die Schätze. Seine Stammesbrüder in der Reihe Eliesers waren dessen Sohn Rechabja, dessen Sohn Jeschaja, dessen Sohn Joram, dessen Sohn Sichri, dessen Sohn Schelomit. Schelomit und seine Brüder hatten die Aufsicht über alle Schätze aus den Weihegaben, die der König David, die Familienhäupter, die Obersten der Tausend- und Hundertschaften und die Heeresobersten geweiht hatten. Von der Kriegsbeute brachten sie Weihegaben, um dem Haus des Herrn Ansehen zu verleihen. Auch alles, was der Seher Samuel, Saul, der Sohn des Kisch, Abner, der Sohn Ners, und Joab, der Sohn der Zeruja, geweiht hatten, kurz, jede Weihegabe unterstand der Obhut Schelomits und seiner Brüder. Von den Nachkommen Jizhars waren Kenanja und seine Söhne als Beamte und Richter für die äußeren Geschäfte in Israel tätig. Von den Nachkommen Hebrons beaufsichtigten Chaschabja und seine Brüder, 1 700 tüchtige Männer, das Gebiet von jenseits des Jordans an westwärts in allen Angelegenheiten des Herrn und im königlichen Dienst. Was die Nachkommen Hebrons betrifft nach ihren Geschlechtern und Familien, so fanden sich bei einer Nachforschung im vierzigsten Jahr der Regierung Davids unter ihnen kriegstüchtige Männer zu Jaser in Gilead. Von den Hebroniten also standen zur Verfügung: Jerijja, das Haupt, sowie seine Brüder, 2 700 tüchtige Männer und Familienhäupter. Sie setzte der König David über die Rubeniten, die Gaditen und den halben Stamm Manasse in allen Angelegenheiten Gottes und des Königs. Dies ist das Verzeichnis der Familienoberhäupter der Israeliten, der Führer über die Tausend- und Hundertschaften und ihrer Beamten, die dem König in allen Angelegenheiten der Abteilungen dienten. Sie traten Monat für Monat das ganze Jahr hindurch abwechselnd an oder zogen ab. Jede Abteilung war 24 000 Mann stark. Die erste Abteilung des ersten Monats befehligte Jischbaal, der Sohn Sabdiels. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Er war Nachkomme des Perez und Haupt aller Heeresobersten für den ersten Monat. Die Abteilung für den zweiten Monat befehligte Dodaj, der Achochiter. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Befehlshaber der dritten Abteilung für den dritten Monat war Benaja, der Sohn des Priesters Jehojada, ein Oberst. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Dieser Benaja war ein Held unter den Dreißig und über die Dreißig gesetzt. Über seiner Abteilung stand sein Sohn Ammisabad. Der vierte Befehlshaber für den vierten Monat war Asahel, der Bruder Joabs. Nach ihm war es sein Sohn Sebadja. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Der fünfte für den fünften Monat war der Fürst Schamhut, der Serachit. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Der sechste für den sechsten Monat war Ira, der Sohn des Ikkesch aus Tekoa. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Der siebte für den siebten Monat war Chelez, der Paltiter, von den Söhnen Ephraims. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Der achte für den achten Monat war Sibbechaj aus Chuscha von den Serachiten. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Der neunte für den neunten Monat war Abiëser aus Anatot von den Söhnen Benjamins. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Der zehnte für den zehnten Monat war Mahraj aus Netopha von den Serachiten. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Der elfte für den elften Monat war Benaja aus Piraton von den Söhnen Ephraims. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Der zwölfte für den zwölften Monat war Cheldaj aus Netopha vom Geschlecht Otniels. Zu seiner Abteilung gehörten 24 000 Mann. Folgende Männer standen an der Spitze der Stämme Israels: Fürst bei den Rubeniten war Elieser, der Sohn Sichris, bei den Simeoniten Schephatjahu, der Sohn Maachas, bei Levi Chaschabja, der Sohn Kemuels, bei Aaron Zadok, bei Juda Elihu, einer von den Brüdern Davids, bei Issachar Omri, der Sohn Michaels, bei Sebulun Jischmajahu, der Sohn Obadjahus, bei Naphtali Jerimot, der Sohn Asriels, bei den Söhnen Ephraims Hosea, der Sohn Asasjahus, beim halben Stamm Manasse Joël, der Sohn Pedajahus, beim halben Stamm Manasse in Gilead Jiddo, der Sohn Sacharjas, bei Benjamin Jaasiël, der Sohn Abners, bei Dan Asarel, der Sohn Jerochams. Dies waren die Fürsten der Stämme Israels. David zeichnete die Anzahl derer, die noch nicht zwanzig Jahre alt waren, nicht auf; denn der Herr hatte verheißen, er werde Israel vermehren wie die Sterne des Himmels. Joab, der Sohn der Zeruja, hatte zwar die Zählung begonnen, aber nicht beendet. Ihretwegen kam ein Zorngericht über Israel. So konnte diese Zahl nicht in der Chronik des Königs David mitgeteilt werden. Zur Aufsicht über die königlichen Schätze war Asmawet, der Sohn Adiëls, bestellt, über die Vorräte auf dem Land, in den Städten, Dörfern und Türmen Jonatan, der Sohn Ussias, über die Feldarbeiter, die den Boden zu bestellen hatten, Esri, der Sohn Kelubs, über die Weinberge Schimi aus Rama, über das, was in den Weinbergen an Weinvorräten vorhanden war, Sabdi aus Schepham, über die Öl- und Maulbeerfeigenbäume in den Niederungen Baalchanan aus Gader, über die Ölvorräte Joasch, über die Rinder in der Saronebene Schitraj, der Saroniter, über die Rinder in den Tälern Schaphat, der Sohn Adlajs, über die Kamele Obil, der Ismaelit, über die Eselinnen Jechdeja aus Meronot, über die Schafe Jasis, der Hagriter. Diese alle waren die obersten Verwalter des Eigentums König Davids. Jonatan, der Onkel Davids, war des Königs Ratgeber. Er war ein verständiger und schriftkundiger Mann. Jechiël, der Sohn des Hachmoni, war Erzieher der Söhne des Königs. Achitophel war königlicher Ratgeber. Der Arkiter Chuschaj war Freund des Königs. Nach Achitophel waren Jehojada, der Sohn Benajas, und Ebjatar (königliche Ratgeber), Joab führte das Heer des Königs. David rief alle obersten Beamten Israels, die Fürsten der Stämme, die Häupter der Abteilungen, die dem König dienten, die Obersten der Tausend- und Hundertschaften, die Verwalter des ganzen Eigentums und des Viehbesitzes des Königs und seiner Söhne, dazu die Kämmerer, die Helden und alle Kriegstüchtigen nach Jerusalem. Der König David erhob sich und sprach: "Hört mich, meine Brüder und mein Volk! Ich trug mich mit der Absicht, der Bundeslade des Herrn, dem Fußschemel unseres Gottes, eine Ruhestätte zu erbauen. Ich traf Vorbereitungen für den Bau. Doch Gott sprach zu mir: Du darfst meinem Namen kein Haus bauen; denn ein Kriegsmann bist du, und Blut hast du vergossen. Der Herr, der Gott Israels, erwählte mich unter allen Angehörigen meiner Familie, daß ich für immer König über Israel sei; denn er erwählte Juda zum Fürsten und innerhalb des Hauses Juda das Haus meines Vaters. Es gefiel ihm, unter den Söhnen meines Vaters mich zum König über ganz Israel zu machen. Aus allen meinen Söhnen aber [der Herr hat mir viele Söhne geschenkt] erwählte er meinen Sohn Salomo, daß er auf dem Königsthron des Herrn über Israel herrsche. Er verhieß mir: Dein Sohn Salomo wird mein Haus und meine Vorhöfe erbauen; denn ihn habe ich mir zum Sohn erwählt, und ihm werde ich Vater sein. Sein Königtum werde ich auf immer befestigen, wenn er festhält an der Erfüllung meiner Gebote und Vorschriften, wie es heute der Fall ist. Wohlan, vor den Augen ganz Israels, der Gemeinde des Herrn, und vor den Ohren unseres Gottes mahne ich euch: Haltet und beachtet alle Gebote des Herrn, eures Gottes, damit ihr das fruchtbare Land behalten und es an eure Söhne vererben könnt für immer! Und du, mein Sohn Salomo, erkenne den Gott deines Vaters und diene ihm mit ungeteiltem Herzen und mit willfähriger Seele; denn der Herr durchforscht alle Herzen und kennt alle Gedanken und Vorstellungen. Wenn du ihn suchst, wird er sich von dir finden lassen. Verläßt du ihn aber, so verstößt er dich auf ewig. So sieh nun zu! Denn der Herr hat dich erwählt, daß du ihm ein Haus als Heiligtum erbaust. Sei starkmütig und handle!" Darauf übergab David seinem Sohn Salomo den Plan der Vorhalle des Tempelhauses, seiner Schatzkammern, Obergemächer, Innenräume und des Allerheiligsten. Dazu kam der Plan für all das, was ihm sonst durch den Gottesgeist eingegeben wurde bezüglich der Vorhöfe beim Haus des Herrn und aller Kammern ringsum, die bestimmt waren für die Schätze des Gotteshauses und die Schätze aus Weihegaben, für die Abteilungen der Priester und Leviten, für den ganzen Vollzug des Dienstes im Haus des Herrn und für alle Geräte, die zum Dienst im Haus des Herrn gebraucht wurden. (Ferner die Voranschläge) bezüglich des Goldes mit dem Gewicht des Goldes für alle einzelnen Dienstgeräte, bezüglich aller silbernen Geräte mit dem Gewicht für alle einzelnen Dienstgeräte, (die Voranschläge) für das Gewicht der goldenen Leuchter und Lampen nach dem Gewicht des einzelnen Leuchters und seiner Lampen und für die silbernen Leuchter mit Angabe des Gewichtes des einzelnen Leuchters und seiner Lampen, entsprechend der Verwendung jedes einzelnen Leuchters. Er bestimmte das Gold mit Angabe des Gewichtes für jeden einzelnen Schaubrottisch und das Silber für die silbernen Tische, für die Fleischgabeln, die Sprengschalen und Kannen aus reinem Gold sowie für die goldenen Becher nach dem Gewicht der einzelnen Becher; ebenso geläutertes Gold für den Räucheraltar mit Angabe des Gewichtes und Gold für den Aufbau des Thronwagens, die Kerubim, die ihre Flügel ausbreiten und die Bundeslade des Herrn bedecken. All das enthielt eine Schrift, durch die Hand des Herrn über ihm entstanden, um alle im Plan vorgesehenen Arbeiten einsichtig zu machen. Dann ermahnte David seinen Sohn Salomo: "Sei mutig und stark und handle! Fürchte dich nicht und habe keine Angst; denn der Herr, mein Gott, steht dir bei. Er wird sich dir nicht entziehen und dich nicht verlassen, bis alle Arbeiten für den Dienst am Haus des Herrn vollbracht sind. Siehe, die Abteilungen der Priester und Leviten sind für jegliche Dienstleistung im Gotteshaus bereit. Bei allen Arbeiten steht dir jeder zur Seite, der willig und weise ist zu jeglichem Dienst; dazu die Fürsten und das gesamte Volk für alle deine Angelegenheiten." König David wandte sich weiterhin zur ganzen Versammlung: "Mein Sohn Salomo, den allein Gott erwählt hat, ist jung und zart. Groß aber ist das Werk; denn nicht für Menschen ist die Tempelburg bestimmt, sondern für Gott, den Herrn. Mit all meiner Kraft habe ich denn für das Haus meines Gottes Gold für die goldenen Geräte beschafft, Silber für die silbernen, Erz für die ehernen, Eisen für die eisernen, Holz für die hölzernen, dazu Karneolsteine mit Einfassungen, schwarze und bunte Steine sowie allerlei Edelsteine und Alabaster in Mengen. Aus Liebe zum Haus meines Gottes spende ich auch noch meinen persönlichen Besitz an Gold und Silber für das Haus meines Gottes über das hinaus, was ich für das Heiligtum herangeschafft habe: nämlich dreitausend Talente Ophirgold und siebentausend Talente geläutertes Silber, um die Wände der Räume zu überziehen, damit Gold da sei für die goldenen und Silber für die silbernen Gegenstände und für alle Arbeiten der Kunsthandwerker. Wer ist nun bereit, freiwillig heute für den Herrn zu spenden?" Da zeigten die Fürsten der Familien, die Fürsten der Stämme Israels, die Obersten der Tausend- und Hundertschaften und die obersten Beamten des königlichen Dienstes ihre Freigebigkeit. Sie spendeten zugunsten des Gotteshauses fünftausend Talente Gold, zehntausend Dareiken, zehntausend Talente Silber, achtzehntausend Talente Erz und hunderttausend Talente Eisen. Wer Edelsteine hatte, gab sie zum Schatz des Herrentempels in die Hand des Gerschoniten Jechiel. Das Volk freute sich über ihre Freigebigkeit; denn sie hatten aus ganzem Herzen willig für den Herrn gespendet. Auch der König David hatte eine große Freude. David pries den Herrn vor der ganzen Gemeinde und sprach: "Gepriesen bist du, Herr, Gott Israels, unseres Vaters, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Dein, o Herr, ist die Größe, die Stärke, der Ruhm, der Glanz und die Majestät; denn alles im Himmel und auf Erden gehört dir! Dir, o Herr, gebührt das Königtum. Als Haupt überragst du alles. Reichtum und Ehre kommen von dir. Über alles befiehlst du. In deiner Hand liegen Kraft und Stärke. In deiner Hand liegt es, Größe und Macht einem jeden zu verleihen. Und nun, unser Gott, danken wir dir und preisen deinen herrlichen Namen. Denn wer bin ich, und was ist mein Volk, daß wir die Kraft aufgebracht hätten, solche Spenden zu geben? Von dir kommt ja alles, und was aus deiner Hand stammte, haben wir dir wieder gegeben. Denn Fremdlinge sind wir vor deinem Antlitz und Beisassen wie unsere Väter alle. Wie ein Schatten sind unsere Tage auf Erden, und da ist nichts zu hoffen. Herr, unser Gott, alle diese Mengen, die wir bereitgestellt haben, um dir ein Haus zu bauen für deinen heiligen Namen, stammen aus deiner Hand, und dir gehört alles. Ich weiß, mein Gott, daß du die Herzen prüfst und an Aufrichtigkeit Gefallen hast. Mit aufrichtigem Herzen habe ich selbst dies alles gestiftet, und nun habe ich auch dein Volk, das hier gegenwärtig ist, mit Freuden dir spenden sehen. Herr, Gott unserer Väter Abraham, Isaak und Israel, erhalte eine solche Gesinnungsart für immer in den Herzen deines Volkes und lenke ihr Herz zu dir hin! Meinem Sohne Salomo gib ein entschiedenes Herz, deine Befehle, Anordnungen und Gebote zu halten, alles auszuführen und die Tempelburg zu erbauen, die ich vorbereitet habe!" Dann befahl David der ganzen Versammlung: "Preiset den Herrn, euren Gott!" Und die ganze Versammlung pries den Herrn, den Gott ihrer Väter. Sie verneigten sich und warfen sich nieder vor dem Herrn und vor dem König. Am folgenden Tag opferten sie dem Herrn Schlachtopfer und brachten ihm Brandopfer dar, tausend Stiere, tausend Widder und tausend Lämmer mit den zugehörigen Trankopfern, und zwar Schlachtopfer in einer Menge, die der Gesamtheit Israels entsprach. Sie aßen und tranken vor dem Herrn an jenem Tag mit großer Freude. Salomo, den Sohn Davids, machten sie erneut zum König und salbten ihn zum Fürsten für den Herrn, und den Zadok zum Priester. Salomo setzte sich auf den Thron des Herrn als König an Stelle seines Vaters David. Er hatte Erfolg, und ganz Israel gehorchte ihm. Alle Fürsten und Helden und auch alle Söhne des Königs David unterstellten sich willig dem König Salomo. Der Herr aber erhöhte Salomo überaus in den Augen Gesamtisraels und verlieh ihm ein glänzendes Königtum, wie es vor ihm kein König über Israel besessen hatte. David, der Sohn Isais, herrschte als König über ganz Israel. Die Zeit, in der er über Israel König war, betrug vierzig Jahre. In Hebron herrschte er sieben und in Jerusalem dreiunddreißig Jahre. Er starb in hohem Alter, satt an Lebenstagen, Reichtum und Glanz. Sein Sohn Salomo folgte ihm in der Königsherrschaft. Die Geschichte des Königs David, die frühere sowie die spätere, ist aufgeschrieben in der Darstellung des Sehers Samuel, in der Geschichte des Propheten Natan und in der Geschichte des Sehers Gad, und zwar mit Einschluß seiner ganzen Regierung, seiner Machtentfaltung und der Zeitläufe, die über ihn, über Israel und über alle Königreiche der Länder dahingegangen sind. Salomo, der Sohn Davids, festigte sich in seiner Königsherrschaft. Der Herr, sein Gott, stand ihm bei und ließ ihn über die Maßen mächtig werden. Salomo benachrichtigte ganz Israel, die Obersten der Tausend- und Hundertschaften, die Richter und alle Fürsten in Gesamtisrael, nämlich die Familienhäupter. Darauf zog Salomo und die ganze Versammlung mit ihm zur Höhe in Gibeon; denn dort war das Offenbarungszelt Gottes, das Moses, der Knecht des Herrn, in der Wüste verfertigt hatte. Die Lade Gottes jedoch hatte David aus Kirjat-Jearim an die Stätte gebracht, die ihr David bereitet hatte. In Jerusalem nämlich hatte er ein Zelt für sie errichtet. Der eherne Altar aber, den Bezalel, der Sohn Uris und Enkel Churs, verfertigt hatte, stand dort vor der Wohnstätte des Herrn. Ihn suchten Salomo und die Versammlung auf. Salomo bestieg dort den ehernen Altar vor dem Herrn beim Offenbarungszelt und brachte darauf tausend Brandopfer dar. In jener Nacht erschien Gott dem Salomo und sprach zu ihm: "Verlange, was ich dir schenken soll!" Salomo entgegnete Gott: "Du erwiesest meinem Vater David große Huld und machtest mich an seiner Stelle zum König. Möge sich nun, Herr und Gott, deine Zusage an meinen Vater David bewahrheiten; denn du warst es, der mich zum König über ein Volk bestellte, das so zahlreich ist wie der Staub der Erde. So verleihe mir nun Weisheit und Erkenntnis, um vor diesem Volk aus und ein zu wissen; denn wer könnte sonst dieses dein großes Volk regieren?" Gott antwortete dem Salomo: "Weil dir das am Herzen liegt und du nicht Reichtum, Schätze, Ehre oder den Tod deiner Feinde verlangst, auch nicht um langes Leben gebeten hast, sondern weil du dir Weisheit und Erkenntnis erflehtest, um mein Volk leiten zu können, über das ich dich König werden ließ, so sollen dir Weisheit und Erkenntnis zuteil werden! Aber auch Reichtum, Schätze und Ehre gebe ich dir, wie sie kein König vor dir besessen hat und nach dir keiner mehr haben wird." Darauf begab sich Salomo von der Höhe in Gibeon, vom Offenbarungszelt hinweg nach Jerusalem und trat die Herrschaft über Israel an. Salomo beschaffte sich Wagen und Bemannung. Er hatte tausendvierhundert Wagen und zwölftausend Mann Besatzung, die er in den Wagenstädten und beim königlichen Hof in Jerusalem hielt. Der König erreichte, daß in Jerusalem das Silber und Gold so häufig war wie Steine, und die Zedern so zahlreich waren wie die Maulbeerfeigenbäume in der Niederung. Man bezog die Pferd für Salomo aus Ägypten und aus Koe. Die königlichen Händler brachten sie von Koe zum Marktpreis. Einen Wagen brachten sie aus Ägypten herauf um sechshundert Silbersekel und ein Pferd um hundertfünfzig. Ebenso führten sie diese durch ihre persönliche Vermittlung an alle hethitischen und aramäischen Könige aus. Salomo beschloß, ein Haus für den Namen des Herrn und einen Königspalast für sich selbst zu erbauen. Salomo ließ siebzigtausend Lastträger und achtzigtausend Steinhauer im Gebirge abzählen und setzte dreitausendsechshundert Aufseher über sie. Dann sandte er an Hiram, den König von Tyrus, und ließ ihm sagen: "Wie du mit meinem Vater David verhandelt und ihm Zedern geliefert hast, daß er sich ein Wohnhaus bauen konnte, so will ich dem Namen des Herrn, meines Gottes, ein Haus bauen, um es ihm zu weihen, damit man wohlriechendes Räucherwerk vor ihm anzünde, regelmäßig die Brote aufschichte und Brandopfer am Morgen und Abend, an den Sabbaten, Neumonden und Festen des Herrn, unseres Gottes, darbringe. Denn dies ist für ewige Zeiten Israel auferlegt. Das Haus, das ich bauen will, soll groß werden; denn unser Gott ist größer als alle anderen Götter. Freilich, wer hätte die Kraft, ihm ein Haus zu bauen? Denn der Himmel und die Himmel der Himmel fassen ihn nicht. Wer aber bin ich, daß ich ihm ein Haus bauen dürfte, es sei denn, um Rauchopfer vor ihm darzubringen? Schicke mir nun einen fähigen Mann, der Arbeiten in Gold, Silber, Erz und Eisen, rotem Purpur, Karmesin und violettem Purpur ausführen kann und sich auch auf Gravierungen versteht! Er soll sie ausführen im Verein mit den Künstlern, die bei mir in Juda und in Jerusalem sind und die mein Vater David angestellt hat. Liefere mir auch Zedern, Zypressen und Wacholderstämme vom Libanon; denn ich weiß, daß deine Knechte im Fällen der Libanonbäume kundig sind. Selbstverständlich werden meine Knechte deinen Knechten helfen. Es muß nämlich Holz in großer Menge beschafft werden; denn das Haus, das ich zu bauen beabsichtige, soll groß und wunderbar werden. Den Holzhauern, deinen Knechten, welche die Bäume fällen, gebe ich zur Verköstigung zwanzigtausend Kor Weizen, zwanzigtausend Kor Gerste, zwanzigtausend Bat Wein und zwanzigtausend Bat Öl." Hiram, der König von Tyrus, erklärte in einem Schreiben, das er an Salomo schickte: "Da der Herr sein Volk liebt, hat er dich zum König über es gemacht." Außerdem führte Hiram aus: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der den Himmel und die Erde gemacht hat, daß er dem König David einen weisen Sohn gegeben, der Einsicht und Klugheit besitzt, um ein Haus für den Herrn und einen Königspalast für sich zu bauen. Ich sende dir nun einen befähigten und einsichtsvollen Mann, den Meister Hiram. Er ist der Sohn einer Frau aus den Töchtern Dans. Sein Vater war ein Bürger der Stadt Tyrus. Er kann Arbeiten in Gold und Silber, Erz, Eisen, Stein und Holz, rotem und violettem Purpur, Byssus und Karmesin ausführen, allerlei Gravierungen herstellen und jeden Plan verstehen, der ihm aufgegeben wird, und zwar zusammen mit deinen Künstlern und den Künstlern meines Herrn, deines Vaters David. Den Weizen übrigens, die Gerste, das Öl und den Wein, von denen mein Herr gesprochen hat, liefere er seinen Knechten! Wir werden auf dem Libanon Bäume fällen, soviel du nötig hast. Wir werden sie dir in Flößen auf dem Meer nach Japho bringen. Du schaffe sie dann nach Jerusalem!" Salomo ließ alle Fremdlinge im Land Israel zählen, nachdem schon sein Vater David eine Zählung unter ihnen vorgenommen hatte. Dabei fanden sich 153 600 Mann. Von diesen machte er 70 000 zu Lastträgern und 80 000 zu Steinhauern im Gebirge, 3 600 waren Aufseher, welche die Leute zur Arbeit anhielten. Salomo begann das Haus des Herrn in Jerusalem auf dem Berg Morija zu bauen, wo der Herr seinem Vater David erschienen war, an jener Stätte, die David auf der Tenne des Jebusiters Ornan bereitet hatte. Den Bau begann er im zweiten Monat, im vierten Jahr seiner Königsherrschaft. Dies sind die Grundmaße, die Salomo für den Bau des Hauses Gottes festlegte: die Länge sechzig Ellen [die Elle nach dem früheren Maß gerechnet], die Breite zwanzig Ellen. Die ihm vorgelagerte Halle hatte eine Länge von zwanzig Ellen, der Breite des Hauses entsprechend, und eine Höhe von zwanzig Ellen. Er überzog sie innen mit reinem Gold. Den großen Raum verkleidete er mit Zypressenholz und überzog ihn mit echtem Gold. Daran brachte er Palmen und Girlanden an. Das Haus schmückte er mit kostbaren Steinen. Das Gold war Parwajimgold. So überzog er das Tempelhaus, die Balken, die Schwellen, seine Wände und Tore mit Gold und ließ in den Wänden Kerubim eingravieren. Dann machte er den Raum des Allerheiligsten. Dieser hatte eine Länge von zwanzig Ellen, der Breite des Hauses entsprechend, und eine Breite von zwanzig Ellen. Er überzog ihn mit reinem Gold im Gewicht von sechshundert Talenten. Für die Nägel brauchte er Gold im Gewicht von fünfzig Sekeln; auch die Obergemächer ließ er mit Gold überziehen. Im Raum des Allerheiligsten fertigte er zwei Kerubim in Bildhauerarbeit; man überzog sie mit Gold. Die Flügel der Kerubim waren zusammen zwanzig Ellen lang. Der Flügel des einen war fünf Ellen lang und berührte die Wand des Hauses, der zweite Flügel war ebenfalls fünf Ellen lang und berührte den Flügel des anderen Kerub. Der eine Flügel des zweiten Kerub war fünf Ellen lang und berührte die Wand des Hauses; auch der andere Flügel war fünf Ellen lang und stieß an den Flügel des ersten Kerub. Die Flügel dieser Kerubim breiteten sich also in einer Weite von zwanzig Ellen aus. Sie selbst standen auf ihren Füßen. - Ihre Gesichter waren dem Tempelhaus zugewandt. Den Vorhang ließ Salomo aus violettem und rotem Purpur, Karmesin und Byssus verfertigen und darauf Kerubim anbringen. Für die Vorderseite des Hauses machte er zwei Säulen von achtzehn Ellen Länge. Das Kapitell darauf maß fünf Ellen. Er verfertigte Girlanden nach Halskettenart und brachte sie oben an den Säulen an. Dazu machte er je hundert Granatäpfel und befestigte sie an den Girlanden. Die Säulen stellte er vor dem Tempel auf, die eine rechts, die andere links; die rechte nannte er Jachin und die linke Boas. Er schuf einen ehernen Altar von zwanzig Ellen Länge, zwanzig Ellen Breite und zehn Ellen Höhe. Er ließ das "Meer" aus Erz gießen. Zehn Ellen maß es von einem Rand bis zum andern; es war ganz rund und fünf Ellen hoch; eine Schnur von dreißig Ellen konnte es rings umspannen. Bilder von Rindern waren unterhalb und umsäumten es. Zehn auf eine Elle, umgaben sie das "Meer" ringsum. Die Rinder bildeten zwei Reihen und waren mit ihm aus einem Guß gegossen worden. Auf zwölf Rindern ruhte es, von denen drei nach Norden, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten gerichtet waren, während das "Meer" oben auf ihnen lag und ihre Hinterseite jeweils nach innen gekehrt war. Seine Dicke betrug eine Handbreit, sein Rand war gestaltet wie der Rand eines Bechers, einer Lilienblüte gleichend. Es faßte zweitausend Bat. Ferner ließ er zehn Becken anfertigen und stellte fünf auf die rechte und fünf auf die linke Seite; sie dienten zum Waschen; alles zum Brandopfer Notwendige sollte man darin abspülen. Das "Meer" diente den Priestern als Waschgelegenheit. Er machte die zehn goldenen Leuchter, wie sie vorschriftsmäßig sein mußten. Im Tempel stellte er sie auf, fünf zur rechten und fünf zur linken Seite. Er verfertigte zehn Tische und brachte sie in den Tempel, fünf auf die rechte und fünf auf die linke Seite. Dazu machte er hundert goldene Sprengschalen. Er ließ den Vorhof der Priester anlegen sowie den großen Hof und die Türen für den Hof. Die zugehörigen Türflügel überzog er mit Erz. Das "Meer" stellte er auf der rechten Seite des Hauses nach Südosten auf. Sodann verfertigte Hiram die Töpfe, Schaufeln und Sprengschalen. Damit vollendete Hiram die Arbeit, die er für den König Salomo am Gotteshaus zu leisten hatte: Zwei Säulen, zwei Schalenkapitelle oben auf den Säulen, die zwei Geflechte, um die beiden Schalenkapitelle oben auf den Säulen zu bedecken, die vierhundert Granatäpfel für die beiden Geflechte [in zwei Reihen hingen die Granatäpfel an jedem Geflecht, um die beiden Schalenkapitelle über den Säulen zu bedecken], die zehn Gestelle, die zehn Becken auf den Gestellen, das eine "Meer", die zwölf Rinder unter ihm, die Töpfe, Schaufeln und Gabeln. Alle Geräte verfertigte der Meister Hiram dem König Salomo für den Tempel des Herrn aus blankem Erz. Im Jordangau bei der Furt von Adama zwischen Sukkot und Zereda ließ sie der König gießen. Salomo ließ alle diese Geräte in so überaus großer Menge herstellen, daß das Gewicht des Erzes nicht festzustellen war. Salomo ließ alle Geräte anfertigen, die ins Haus Gottes kamen: den goldenen Altar, die Tische für das Auflegen der Schaubrote, die Leuchter mit ihren Lampen aus gediegenem Gold, um sie nach Vorschrift vor dem hinteren Raum anzuzünden, dazu die Blüten, Lampen und Dochtscheren aus reinem Gold, die Messer, Sprengschalen, Schüsseln und Pfannen aus gediegenem Gold. An den Türen des Hauses waren die inneren Flügel zum Allerheiligsten und die beiden Flügel zum Hauptraum ebenfalls aus Gold. Alle Arbeiten, die Salomo für das Haus des Herrn ausführen ließ, waren vollendet. Er brachte die Weihegeschenke seines Vaters David hinein und legte das Silber und Gold sowie alle Geräte in die Schatzkammer des Gotteshauses. Damals berief Salomo die Ältesten Israels, alle Häupter der Stämme, die Fürsten der israelitischen Geschlechter nach Jerusalem, um die Bundeslade des Herrn aus der Davidsstadt, das ist Sion, hinaufzubringen. Im siebten Monat, am "Fest", versammelten sich beim König alle Israeliten. Als alle Ältesten Israels da waren, erhoben die Leviten die Lade. Sie brachten die Lade, das Offenbarungszelt und alle heiligen Geräte, die im Zelt waren, hinauf. Die Priester und Leviten trugen sie hinauf. König Salomo und die ganze israelitische Gemeinde, die bei ihm vor der Lade versammelt war, opferten Kleinvieh und Rinder, die nicht gezählt und wegen ihrer Menge nicht errechnet werden konnten. Darauf stellten die Priester die Bundeslade des Herrn an ihren Platz in den Hinterraum des Hauses, in das Allerheiligste, unter die Flügel der Kerubim. Die Kerubim breiteten die Flügel über die Stätte der Lade aus, und die Kerubim bedeckten die Lade und ihre Stangen von oben her. Die Stangen waren so lang, daß man ihre Spitzen an der Lade vor dem Hinterraum sehen konnte. Von draußen aber waren sie nicht sichtbar. Dort blieb sie bis zum heutigen Tag. In der Lade befanden sich nur die von Moses am Horeb hineingelegten zwei Tafeln, die Tafeln des Bundes, den der Herr mit den Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten geschlossen hatte. Die Priester traten nun aus dem Heiligtum heraus. Alle anwesenden Priester hatten sich einer Weihe unterzogen, ohne die Dienstabteilungen zu berücksichtigen. Die levitischen Sänger insgesamt, nämlich Asaph, Heman und Jedutun mit ihren Söhnen und Brüdern, standen in Byssus gekleidet mit Zimbeln, Harfen und Zithern östlich vom Altar. Bei ihnen befanden sich hundertzwanzig Priester, die Trompeten bliesen. Die Trompeter und Sänger ließen gleichzeitig einen gemeinsamen Chor erklingen, um den Herrn zu preisen und ihm zu danken. Sobald sie auf ihren Trompeten, Zimbeln und sonstigen Instrumenten kräftig einsetzten und den Lobpreis des Herrn anstimmten: "Ja, er ist gut; denn ewig währt seine Huld", da erfüllte eine Wolke das Haus, das Haus des Herrn. Die Priester konnten der Wolke wegen nicht zum Dienste antreten; denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus Gottes. Damals sprach Salomo: "Im Dunkel wollte er wohnen, sagte der Herr. Ich baute nun einen Herrscherpalast für dich, als Stätte, an der du weilst für immer." Darauf wandte sich der König um und segnete die ganze Gemeinde Israels, während die ganze Gemeinde stand. Er begann: "Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, dessen Hand erfüllte, was sein Mund meinem Vater David versprach mit den Worten: "Seitdem ich mein Volk aus dem Land Ägypten geführt, habe ich aus keinem der Stämme Israels eine Stadt erwählt für den Bau eines Hauses, damit mein Name dort wohne. Auch habe ich keinen Mann erwählt, damit er Fürst über mein Volk Israel sei. Doch Jerusalem erwählte ich, daß mein Name hier sei, und David erkor ich zum Herrscher über mein Volk Israel." Mein Vater David hatte vor, dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, ein Haus zu bauen. Doch der Herr sprach zu ihm: "Wenn du die Absicht hast, meinem Namen ein Haus zu bauen, so ist dein Entschluß gut. Nur du selbst sollst das Haus nicht bauen, sondern dein Sohn, der von dir leiblich abstammt, soll meinem Namen das Haus bauen!" Der Herr hat nun sein Verheißungswort in Erfüllung gehen lassen; ich trat die Nachfolge meines Vaters David an und bestieg den Thron Israels, wie der Herr verheißen hat. Ich habe dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, das Haus gebaut. Ich stellte darin die Lade auf, in welcher der Bund des Herrn ruht, den er mit den Israeliten geschlossen hat." Dann trat er angesichts der ganzen Gemeinde Israels vor den Altar des Herrn und breitete seine Hände aus. Salomo hatte nämlich eine Bühne aus Erz errichten und sie in die Mitte des Hofes stellen lassen. Sie war fünf Ellen lang, fünf Ellen breit und drei Ellen hoch. Er betrat sie, warf sich vor der ganzen Gemeinde Israels auf die Knie nieder und breitete seine Hände zum Himmel aus. Er flehte: "Herr, du Gott Israels, es ist kein Gott wie du im Himmel und auf der Erde. Du bewahrst den Bund und die Huld deinen Dienern, die aus ganzem Herzen vor dir wandeln. Du hast deinem Knecht David, meinem Vater, dein Versprechen gehalten; dein Mund hat es verkündet, deine Hände ließen es heute in Erfüllung gehen. Und nun, Herr, du Gott Israels, halte deinem Knecht David, meinem Vater, auch die weitere Verheißung, die du ihm gabst: "Es wird dir nie an einem Nachkommen vor mir auf dem Thron Israels fehlen, wenn nur deine Söhne auf den Weg achten und in meinem Gesetz wandeln, wie du vor mir gewandelt bist." Möge sich doch nun, Herr, Gott Israels, dein Wort, das du deinem Knecht David gegeben hast, bewahrheiten! Wohnt denn in Wirklichkeit Gott bei den Menschen auf Erden? Siehe, der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht, wieviel weniger dieses Haus, das ich erbaut habe. Wende dich dem Gebet deines Knechtes und seinem Flehen zu, Herr, mein Gott, und höre das Rufen und das Gebet, das dein Knecht vor dir verrichtet! Mögen doch deine Augen offenstehen über diesem Haus bei Tag und bei Nacht, über dem Ort, von dem du gesagt hast, du wolltest deinen Namen hier wohnen lassen, um das Gebet zu erhören, das dein Knecht zu dieser Stätte hin verrichtet! Achte auf das Flehen deines Knechtes und deines Volkes Israel, wenn sie zu dieser Stätte hin beten! Höre du von deinem Wohnort, dem Himmel, her, höre und verzeihe! Verfehlt sich jemand gegen seinen Nächsten, und legt ihm dieser einen Eid auf, den er schwören soll, kommt er dann und schwört ihn vor deinem Altar in diesem Haus, so höre du es vom Himmel her, greife ein und sprich Recht deinen Dienern! Vergilt dem Schuldigen und laß sein Handeln auf sein Haupt zurückfallen! Den Schuldlosen aber sprich frei, indem du ihm nach seiner Gerechtigkeit vergiltst! Wenn dein Volk Israel vom Feind geschlagen wird, weil es sich gegen dich versündigt hat, bekehrt sich dann aber zu dir, lobpreist deinen Namen, betet und fleht vor dir in diesem Haus, dann erhöre du es vom Himmel aus, verzeihe die Sünde deines Volkes Israel und bringe es in das Land zurück, das du ihm und seinen Vätern gegeben hast! Wenn der Himmel verschlossen bleibt und kein Regen fällt, da sie sündigten gegen dich, und wenn sie dann zu dieser Stätte hin beten, deinen Namen lobpreisen und sich von ihren Sünden bekehren, weil du sie demütigst, so erhöre du sie vom Himmel her und verzeihe die Sünden deiner Knechte und deines Volkes Israel! Denn du lehrst sie ja den rechten Weg, den sie zu gehen haben. Schenke Regen deinem Land, das du deinem Volke zum Erbbesitz verliehen hast! Hungersnot herrscht im Lande, es wütet die Pest, Getreidebrand und Rost, Heuschrecken und Ungeziefer treten auf, sein Feind bedrängt es im eigenen Wohngebiet, irgendeine Plage oder Krankheit trifft ein: Jegliches Gebet und jedes Flehen irgendeines Menschen, deines ganzen Volkes Israel, wie jeder sein Leid und Weh kennt und seine Hände ausbreitet zu diesem Hause hin, höre du es vom Himmel, deiner Wohnstätte, aus, verzeihe und vergilt jedem ganz nach seinem Wandel! Du kennst ja sein Herz; denn du allein kennst die Herzen der Menschen. Dann werden sie vor dir Ehrfurcht haben und auf deinen Wegen wandeln, solange sie auf dem Boden leben, den du unsern Vätern gegeben hast. Auch den Ausländer, der nicht aus deinem Volk Israel stammt, sondern aus fernen Landen kommt um deines großen Namens, deiner starken Faust und deines ausgestreckten Armes willen, wenn man also kommt und in diesem Hause betet, dann höre du es vom Himmel, deiner Wohnstätte, aus und gewähre alles, um was der Fremde dich anruft! Dann werden alle Völker der Erde deinen Namen erkennen, dich fürchten wie dein Volk Israel und erfahren, daß dieses Haus, das ich gebaut habe, nach deinem Namen benannt ist. Wenn dein Volk wider seine Feinde in den Krieg zieht auf dem Weg, den du es sendest, und es betet zu dir in Richtung auf diese Stadt, die du erwählt hast, und zum Haus, das ich deinem Namen erbaut habe, dann höre vom Himmel aus sein Gebet und sein Flehen und verhilf ihm zum Recht! Wenn sie sündigen wider dich - es gibt ja niemand, der nicht sündigte - und du zürnst ihnen, gibst sie ihren Bedrängern preis, und ihre Feinde schleppen sie in ein fernes oder nahes Land, und wenn sie dann im Land ihrer Gefangenschaft in sich gehen, im Land ihrer Verbannung wieder um dein Erbarmen flehen und sprechen: "Wir haben Sünde, Unrecht und Frevel getan", und wenn sie mit ihrem ganzen Herzen und mit ihrer ganzen Seele im Land ihrer Feinde, die sie gefangen fortführten, zu dir sich wenden und beten in der Richtung nach ihrem Land, das du ihren Vätern gegeben, nach der Stadt, die du erwählt hast, und nach dem Haus, das ich deinem Namen erbaut habe, dann erhöre du vom Himmel, deinem Wohnsitz, her ihr Gebet und ihr Flehen und verhilf ihnen zum Recht! Verzeihe deinem Volk, das gegen dich gefehlt hat! Laß also, mein Gott, deine Augen offen und deine Ohren aufmerksam sein auf das Gebet an diesem Ort! Herr, Gott, nun mache dich auf zu deiner Ruhestatt, du und die Lade deiner Macht; deine Priester, o Herr, Gott, sollen sich kleiden in Heil, deine Frommen des Glückes sich freuen! Herr, Gott, weise deinen Gesalbten nicht ab! Gedenke der Hulderweise an deinem Knechte David!" Salomo hatte sein Gebet beendet; da fiel Feuer vom Himmel und verzehrte das Brandopfer und die Schlachtopfer. Die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus. Die Priester konnten das Haus des Herrn nicht betreten; denn die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn. Alle Israeliten sahen, wie das Feuer herabkam und die Herrlichkeit des Herrn sich über dem Haus offenbarte. Sie warfen sich mit dem Angesicht zur Erde auf das Pflaster nieder, beteten an und dankten dem Herrn: "Denn gut ist er, und ewig währt seine Huld." Der König und das gesamte Volk schlachteten vor dem Herrn Opfertiere. König Salomo brachte das Schlachtopfer von zweiundzwanzigtausend Rindern und hundertzwanzigtausend Stück Kleinvieh dar. Auf diese Art weihten der König und das ganze Volk das Haus Gottes ein. Die Priester standen für ihren Dienst bereit, desgleichen die Leviten mit den Musikinstrumenten für den Herrn, die König David anfertigen ließ, um dem Herrn zu danken: "Denn ewig währt seine Huld", sooft David mit ihrer Hilfe den Lobpreis darbrachte. Die Priester bliesen zu ihrer Begleitung die Trompeten, und ganz Israel stand dabei. Salomo weihte auch die Mitte des Hofes vor dem Haus des Herrn und brachte dort die Brandopfer und das Fett der Friedopfer dar. Der eherne Altar, den Salomo hatte anfertigen lassen, konnte nämlich das Brandopfer, das Speiseopfer und die Fettstücke nicht fassen. So feierte Salomo damals sieben Tage lang das "Fest" mit ganz Israel; es war eine sehr große Volksversammlung von Lebo-Hamat bis zum Bach Ägyptens. Am achten Tag hielten sie einen Ruhetag; denn die Weihe des Altars beging man sieben Tage lang und auch das Fest sieben Tage lang. Am dreiundzwanzigsten Tag des siebten Monats entließ er das Volk in seine Zelte voll Freude und frohen Mutes über das Gute, das der Herr dem David, Salomo und seinem Volke Israel erwiesen hatte. Als Salomo den Tempel des Herrn und den königlichen Palast vollendet und alle seine Baupläne am Tempel des Herrn und an seinem Palast erfolgreich durchgeführt hatte, da erschien ihm der Herr in der Nacht und sprach zu ihm: "Ich habe dein Gebet vernommen und diesen Ort mir als Opferstätte auserwählt. Verschließe ich den Himmel, fällt kein Regen mehr, gebiete ich den Heuschrecken, das Land abzufressen, verhänge ich Pest über mein Volk, mein Volk aber, das meinen Namen trägt, beugt sich nieder, betet, sucht mein Angesicht und bekehrt sich von seinen schlimmen Wegen, dann höre ich es vom Himmel aus, verzeihe seine Sünden und bringe Heilung in sein Land. Meine Augen sollen von nun an offenstehen und meine Ohren aufmerken auf das Gebet an diesem Ort. Nun habe ich dies Haus erwählt und geheiligt, auf daß mein Name dort sei in Ewigkeit. Meine Augen und mein Herz sollen für immer dort sein. Wandelst du vor mir wie dein Vater David, bereit, alles zu tun, was ich dir geboten habe, beachtest du meine Satzungen und Gebote, so werde ich deinen Herrschaftsthron bestehen lassen, wie ich es deinem Vater David verheißen habe: "Es soll dir nie an einem Herrscher in Israel fehlen!" Doch wenn ihr euch abwendet und meine Gebote und Befehle, auf die ich euch verpflichtete, vernachlässigt, wenn ihr hingeht, andern Göttern dient und sie anbetet, dann werde ich euch von meinem Boden, den ich euch gegeben habe, vertreiben und dieses Haus, das ich meinem Namen heiligte, vor meinem Angesicht verwerfen und es zum Gespött und Hohn unter allen Völkern machen. Jeder, der an diesem Haus, das so erhaben war, vorübergeht, wird sich entsetzen. Fragt er dann, warum der Herr mit diesem Land und mit diesem Haus also verfahren ist, so antwortet man: "Weil sie den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Lande Ägypten geführt hat, verlassen, sich an andere Götter geklammert, sie angebetet und ihnen gedient haben, deshalb hat er all dies Unheil über sie gebracht."" Nach Ablauf von zwanzig Jahren hatte Salomo den Tempel des Herrn und seinen eigenen Palast errichtet. Die Städte, die Hiram Salomo zurückgegeben hatte, baute Salomo aus und siedelte darin Israeliten an. Nun zog Salomo nach Hamat in Zoba und nahm es ein. Er baute Tadmor in der Steppe aus wie alle Vorratsstädte, die er in Hamat anlegte. Ferner baute er das untere und obere Bet-Choron als Festungen mit Mauern, Toren und Riegeln aus, ferner Baalat und alle Vorratsstädte, die er besaß, alle Städte für die Streitwagen und die Städte für deren Mannschaften sowie alles, was Salomo sonst noch in Jerusalem, auf dem Libanon und im ganzen Gebiet seiner Herrschaft zu bauen wünschte. Alle Leute, die noch übriggeblieben waren von den Hethitern, Amoritern, Perissitern, Hiwwitern und Jebusitern, die nicht zu Israel gehörten - es waren Nachkommen von ihnen, die später noch im Lande vorhanden und von den Israeliten nicht aufgerieben waren -, hob Salomo zum Frondienst aus, was bis zum heutigen Tag andauert. Von den Israeliten machte Salomo für seine Arbeiten niemand zu Sklaven. Sie stellten die Krieger, seine Vornehmen und Schildträger, ferner die Obersten über seine Streitwagen und deren Besatzung. Dies waren die zweihundertfünfzig Vorsteher der Vögte des Königs Salomo, die das Volk zu beaufsichtigen hatten. Die Tochter des Pharao wurde von Salomo aus der Davidsstadt in das Haus, das er für sie erbaut hatte, hinaufgeholt. Er sagte nämlich: "Es darf keine Frau im Palast Davids, des Königs von Israel, wohnen; denn er ist heilig, da die Lade des Herrn in seine Nähe kam." Damals brachte Salomo dem Herrn Brandopfer dar auf dem Altar des Herrn, den er vor der Vorhalle errichtet hatte. Er opferte das, was je nach den Tagen darzubringen war gemäß der Vorschrift des Moses für die Sabbate und Neumondtage und für die dreimal im Jahr treffenden Feste, das Fest der ungesäuerten Brote, das Wochenfest und das Laubhüttenfest. Nach der Anordnung seines Vaters David setzte er die Abteilungen der Priester in ihren Dienst ein und die Leviten in ihre Pflichten, die darin bestanden, den Herrn zu preisen und bei den Priestern Dienst zu tun, wie jeder Tag es erforderte; ebenso bestellte er die Torhüter nach ihren Abteilungen für die einzelnen Tore; denn so lautete der Befehl Davids, des Gottesmannes. Man wich in keinem Punkt von der Vorschrift des Königs über die Priester, die Leviten und die Schätze ab. Jegliches Werk Salomos wurde durchgeführt vom Tag der Grundlegung des Herrentempels an bis zu seiner Vollendung; vollkommen gelungen war das Haus des Herrn. Damals fuhr Salomo nach Ezjon-Geber und nach Elat am Ufer des Meeres im Lande Edom. Hiram sandte ihm durch seine Knechte Schiffe und erfahrene Seemänner. Sie fuhren mit den Leuten Salomos nach Ophir und holten von dort vierhundertfünfzig Talente Gold, die sie zum König Salomo brachten. Die Königin von Saba vernahm die Kunde vom Ruhm Salomos und kam nach Jerusalem, um ihn durch Rätselfragen auf die Probe zu stellen, mit prunkvollem Gefolge und mit Kamelen, die Gewürze, eine große Menge Goldes und Edelsteine trugen. Sie trat bei Salomo ein und besprach mit ihm alles, was sie sich ausgedacht hatte. Salomo gab ihr Antwort auf alle ihre Fragen, nichts war Salomo verborgen, worüber er ihr nicht hätte Auskunft geben können. Die Königin von Saba nahm die Weisheit Salomos wahr und sah das Haus, das er gebaut hatte, die Speisen auf seinem Tisch, die Sitzordnung seiner Hofbeamten, das Aufwarten seiner Diener und ihre Kleidung, seine Mundschenken und ihre Gewandung und endlich seinen Aufzug, wie er zum Haus des Herrn hinaufzugehen pflegte. Da blieb ihr vor Staunen der Atem aus. Zum König sprach sie: "Es entspricht alles der Wahrheit, was ich in meiner Heimat über deine Verhältnisse und deine Weisheit gehört habe. Ich glaubte den Gerüchten nicht, bis ich selber kam und mit meinen eigenen Augen sah und fand, daß mir nicht einmal die Hälfte von deiner großen Weisheit erzählt wurde. Du übertriffst noch die von mir gehörte Kunde. Glückselig deine Leute, glückselig diese deine Diener, die allzeit vor dir stehen und deine Weisheit vernehmen! Der Herr, dein Gott, sei gelobt, der an dir Gefallen hatte und dich auf seinen Thron setzte als König des Herrn, deines Gottes! Dein Gott liebt Israel und will ihm ewige Dauer verleihen; darum machte er dich zu dessen König, auf daß du Recht und Gerechtigkeit übst." Danach gab sie dem König hundertzwanzig Talente Gold, Gewürz in großer Menge und Edelsteine. Dergleichen Gewürz gab es nie mehr, wie es die Königin von Saba dem König Salomo schenkte. Auch die Leute Hirams und Salomos, die Gold aus Ophir holten, brachten kostbare Bauhölzer und Edelsteine mit. Der König machte aus dem kostbaren Holz Stiegen für das Haus des Herrn und den Königspalast, ferner Zithern und Harfen für die Sänger. Derartige Dinge waren im Lande Juda früher nicht zu sehen. Der König Salomo gab der Königin von Saba alles, was sie wünschte und begehrte, ausgenommen solche Dinge, die sie selbst dem König gebracht hatte. Darauf reiste sie ab und kehrte mit ihrem Gefolge in ihre Heimat zurück. Das Gewicht des Goldes, das für Salomo innerhalb eines Jahres einging, betrug sechshundertsechsundsechzig Goldtalente. Die Abgaben der Kaufleute und die Steuerbeträge der Händler sind darin nicht gerechnet. Auch alle Könige von Arabien und die Statthalter des Landes brachten Gold und Silber für Salomo. Der König Salomo ließ zweihundert Schilde aus getriebenem Gold anfertigen, sechshundert Sekel getriebenen Goldes verwandte er für den einzelnen Schild. Dazu kamen dreihundert kleinere Schilde aus getriebenem Gold; dreihundert Goldstücke verwandte er für den einzelnen Schild. Der König legte sie nieder im Libanonwaldhaus. Ferner ließ der König einen großen elfenbeinernen Thron herstellen und mit reinem Gold überziehen. Sechs Stufen hatte der Thron und einen goldenen Fußschemel, eng an den Thron angeschlossen; Armlehnen befanden sich zu beiden Seiten des Sitzes und zwei Löwen neben den Lehnen. Zwölf Löwen standen dort auf den sechs Stufen zu beiden Seiten. Derartiges wurde noch für kein Königreich angefertigt. Auch alle Trinkgefäße des Königs Salomo bestanden aus Gold, und alle Geräte des Libanonwaldhauses waren aus gediegenem Gold. Silber besaß keinen Wert in den Tagen Salomos. Der König hatte Schiffe, die mit den Leuten Hirams nach Tarsis fuhren. Einmal in drei Jahren kamen die Tarsisschiffe und brachten Gold und Silber, Elfenbein, Affen und Perlhühner. So übertraf der König Salomo alle andern Erdenkönige an Reichtum und Weisheit. Alle Könige der Welt suchten Salomo persönlich zu sehen und seine Weisheit zu hören, die Gott ihm ins Herz gegeben hatte. Jeder von ihnen brachte alljährlich sein Tributgeschenk: silberne und goldene Geräte, Kleidungsstücke, Waffen, Gewürze, Pferde und Maultiere. Salomo besaß viertausend Ställe für Pferde und Wagen, dazu zwölftausend Mann Wagenbesatzung. Er brachte diese in den Wagenstädten oder am königlichen Hof in Jerusalem unter. Er war Herrscher über alle Könige vom Euphratstrom bis zum Philisterland; ja bis zur Grenze Ägyptens. Der König machte in Jerusalem das Silber so häufig wie Steine und die Zedern so zahlreich wie die Maulbeerfeigenbäume in der Niederung. Die Pferde für Salomo führte man aus Ägypten und aus allen anderen Ländern ein. Die übrige Geschichte Salomos, die frühere wie die spätere, ist aufgeschrieben in der Chronik des Propheten Natan, in der Weissagung Achias aus Silo und in den Gesichten des Sehers Iddo wider Jerobeam, den Sohn Nebats. Salomo herrschte in Jerusalem vierzig Jahre lang über ganz Israel. Er entschlief zu seinen Vätern. Man begrub ihn in der Stadt Davids, seines Vaters. Sein Sohn Rehabeam folgte ihm in der Königsherrschaft. Rehabeam begab sich nach Sichem; denn dorthin war ganz Israel gekommen, um ihn zum König auszurufen. Jerobeam, der Sohn Nebats, der sich nach der Flucht vor dem König Salomo in Ägypten befand, vernahm dies und kehrte aus Ägypten zurück. Man sandte hin und ließ ihn rufen. Jerobeam und alle Israeliten sprachen zu Rehabeam: "Dein Vater hat uns ein hartes Joch auferlegt. Erleichtere du nun die harte Fron deines Vaters und sein schweres Joch, das er uns auflud; dann wollen wir dir dienen!" Er antwortete ihnen: "Kommt nach Ablauf von drei Tagen wieder zu mir!" Da entfernte sich das Volk. Nun beriet sich der König Rehabeam mit den Alten, die zur Zeit seines Vaters Salomo in dessen Dienst standen. Er fragte sie: "Welche Antwort soll ich nach eurem Rate diesen Leuten erteilen?" Sie entgegneten ihm: "Bist du wohlwollend gegen dieses Volk, zeigst du dich ihnen gefällig und sprichst zu ihnen begütigende Worte, so werden sie dir allzeit dienen." Doch er verwarf den Rat, den die Alten ihm gegeben hatten. Er beriet sich mit den jungen Leuten, die mit ihm zusammen aufgewachsen waren und nun in seinen Diensten standen. Er fragte sie: "Welchen Ratschlag erteilt ihr mir? Was sollen wir diesem Volke antworten, das zu mir sprach: "Erleichtere das Joch, das dein Vater uns auferlegt hat!"?" Die jungen Leute, die mit ihm aufgewachsen waren, erwiderten ihm: "So sollst du zu dem Volk sprechen, das zu dir sagte: "Dein Vater hat unser Joch gar schwer gemacht, mach du es uns leichter!": "Mein kleiner Finger ist stärker als meines Vaters Lenden. Wohlan, mein Vater hat euch ein schweres Joch auferlegt, ich aber werde es euch noch schwerer machen. Mit Geißeln schlug euch mein Vater, mit Stachelpeitschen will ich euch schlagen!"" Am dritten Tag kamen Jerobeam und das gesamte Volk zu Rehabeam, wie der König geboten hatte, da er sprach: "Kommt nach drei Tagen wieder zu mir!" Der König gab ihnen eine harte Antwort, und Rehabeam verwarf den Rat der Alten. Er sprach zu ihnen nach dem Rat der jungen Leute: "Ein schweres Joch hat euch mein Vater auferlegt, ich aber mache es noch schwerer. Mit Geißeln schlug euch mein Vater, mit Stachelpeitschen will ich euch schlagen!" Der König hörte also nicht auf das Volk; denn dies war eine Fügung des Herrn, damit er sein Wort erfüllte, das er durch Achia von Silo zu Jerobeam, dem Sohn Nebats, gesprochen hatte. Ganz Israel merkte nun, daß der König nicht auf sie hören wollte. Da antwortete das Volk dem König: "Wir haben keinen Anteil an David und kein Erbe an Isais Sohn! Zu deinen Zelten, Israel, fort ein jeder! Nun sorge du für dein Haus, David!" Ganz Israel begab sich zu seinen Zelten. Nur über die Israeliten, die in den Städten Judas wohnten, herrschte Rehabeam als König. Darauf sandte der König Rehabeam den Fronaufseher Hadoram. Doch die Israeliten warfen mit Steinen auf ihn, so daß er starb. Der König Rehabeam konnte gerade noch den Wagen besteigen, um nach Jerusalem zu entkommen. So fiel Israel vom Hause David ab bis zum heutigen Tage. Rehabeam kam nach Jerusalem und sammelte vom Haus Juda und von Benjamin hundertachtzigtausend auserlesene Krieger, um gegen Israel zu kämpfen und das Reich für sich zurückzuerlangen. Das Wort des Herrn aber erging an Schemaja, den Gottesmann: "Sprich zu Rehabeam, dem Sohne Salomos, dem König von Juda, und zu ganz Israel in Juda und Benjamin: So spricht der Herr: Zieht nicht zu Feld und führt keinen Krieg mit euren Brüdern! Jeder kehre in sein Haus zurück; denn dies ward von mir verfügt." Sie hörten auf die Worte des Herrn und sahen davon ab, gegen Jerobeam zu Feld zu ziehen. Rehabeam blieb in Jerusalem und baute Städte zu Festungen in Juda aus. Er baute Bethlehem, Etam, Tekoa, Bet-Zur, Socho, Adullam, Gat, Marescha, Siph, Adorajim, Lachis, Aseka, Zora, Ajjalon und Hebron, die in Juda und Benjamin lagen, zu befestigten Städten aus. Er verstärkte die Festungen, teilte ihnen Befehlshaber zu, sowie Vorräte an Nahrung, Öl und Wein. Jede Stadt versorgte er auch mit Schilden und Speeren. So machte er sie überaus stark und hielt Juda und Benjamin in seiner Hand. Die Priester und Leviten aus ganz Israel fanden sich aus allen ihren Bezirken bei ihm ein. Die Leviten verließen nämlich ihre Triften und ihr Besitztum und begaben sich nach Juda und Jerusalem. Denn Jerobeam und seine Nachkommen verstießen sie aus dem Priesterdienst des Herrn. Er bestellte sich nämlich Priester für die Opferhöhen, Bocksgestalten und Kälber, die er anfertigen ließ. Den Leviten schlossen sich aus allen Stämmen Israels jene an, die aufrichtigen Herzens den Herrn, den Gott Israels, suchten. Sie kamen nach Jerusalem, um dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, Opfer darzubringen. So stärkten sie das Königreich Juda und förderten Rehabeam, den Sohn Salomos, für drei Jahre; denn nur drei Jahre lang wandelte man auf dem Pfade Davids. Rehabeam nahm sich Machalat, die Tochter Jerimots, des Davidssohnes, und der Abichajil, der Tochter Eliabs, des Sohnes Isais, zur Frau. Sie gebar ihm folgende Söhne: Jëusch, Schemarja und Saham. Nach ihr heiratete er Maacha, die Tochter Absaloms. Sie gebar ihm Abia, Attaja, Sisa und Schelomit. Rehabeam liebte Maacha, die Tochter Absaloms, mehr als alle seine Frauen und Nebenfrauen. - Er hatte sich nämlich achtzehn Frauen und sechzig Nebenfrauen genommen und zeugte achtundzwanzig Söhne und sechzig Töchter. Rehabeam bestellte Abia, den Sohn der Maacha, zum Oberhaupt und Führer unter seinen Brüdern; denn er dachte daran, ihn zum König zu machen. Klug verteilte er alle seine übrigen Söhne in sämtlichen Gegenden Judas und Benjamins auf alle festen Städte, verschaffte ihnen reichen Unterhalt und warb viele Frauen für sie. Als aber Rehabeams Königsherrschaft gefestigt und er selbst stark geworden war, verließ er das Gesetz des Herrn, und ganz Israel folgte ihm. Da zog im fünften Jahr des Königs Rehabeam Schischak, der König von Ägypten, gegen Jerusalem, weil man dem Herrn untreu geworden war, mit 1 200 Wagen und 60 000 Wagenkämpfern; das Kriegsvolk, das mit ihm aus Ägypten kam, war nicht zu zählen: Libyer, Sukkier und Kuschiten. Er nahm die Festungen in Juda ein und rückte in die Nähe Jerusalems. Da kam der Prophet Schemaja zu Rehabeam und zu den Fürsten Judas, die sich Schischaks wegen in Jerusalem versammelt hatten, und hielt ihnen vor: "So spricht der Herr: Ihr habt mich verlassen, darum überlasse auch ich euch der Gewalt Schischaks." Da demütigten sich die Fürsten Israels und der König. Sie bekannten: "Gerecht ist der Herr!" Als aber der Herr sah, daß sie sich demütigten, erging das Wort des Herrn an Schemaja: "Sie haben sich gedemütigt; darum will ich sie nicht vertilgen. Ich will ihnen in Bälde Rettung gewähren. Mein Grimm soll sich nicht über Jerusalem durch Schischaks Hand ergießen. Doch untertan sollen sie ihm werden, damit sie unterscheiden lernen zwischen meinem Dienst und dem der irdischen Reiche." Schischak, der König von Ägypten, zog gegen Jerusalem und raubte die Schätze des Herrentempels und des Königspalastes. Alles nahm er mit, auch die goldenen Schilde, die Salomo angefertigt hatte. Als Ersatz dafür ließ der König Rehabeam eherne Schilde anfertigen und vertraute sie den Obersten der Läufer an, die den Eingang zum Königspalast zu bewachen hatten. Sooft nun der König in den Tempel des Herrn ging, kamen die Läufer, trugen sie und brachten sie dann wieder in den Wachraum der Läufer zurück. Wegen seines demütigen Verhaltens wandte sich der Zorn des Herrn von ihm ab, so daß es nicht zu einer völligen Vernichtung kam. Es gab ja auch in Juda noch mancherlei Lobenswertes. Der König Rehabeam behauptete sich in Jerusalem und blieb König. Er war nämlich einundvierzig Jahre alt, als er König wurde, und regierte siebzehn Jahre lang in Jerusalem, der Stadt, die der Herr aus allen Stämmen Israels auserwählt hatte, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Der Name seiner Mutter war Naama; sie stammte aus Ammon. Er tat Übles; denn er hatte sein Herz nicht darauf gerichtet, den Herrn zu suchen. Die frühere und die spätere Geschichte Rehabeams ist aufgezeichnet in der Chronik des Propheten Schemaja und des Sehers Iddo. In ihr ist auch sein Stammbaum enthalten. Die Kriege zwischen Rehabeam und Jerobeam dauerten die ganze Zeit an. Rehabeam entschlief zu seinen Vätern und ward in der Stadt Davids begraben. Sein Sohn Abia folgte ihm in der Königsherrschaft. Im achtzehnten Jahr des Königs Jerobeam trat Abia die Königsherrschaft über Juda an. Er regierte drei Jahre lang in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Maacha, die Tochter Uriels aus Gibea. Es herrschte Krieg zwischen Abia und Jerobeam. Abia eröffnete den Kampf mit einem Heer tapferer Krieger, mit vierhunderttausend auserlesenen Leuten. Jerobeam aber stellte sich ihm mit achthunderttausend auserwählten Kriegshelden zum Kampf. Da stellte sich Abia auf die Höhe des Berges Zemarajim, im Gebirge Ephraim gelegen, und rief: "Jerobeam und ganz Israel, hört mich an! Müßtet ihr nicht wissen, daß der Herr, der Gott Israels, David und seinen Nachkommen das Königtum über Israel in einem Salzbund auf ewig verliehen hat? Aber Jerobeam, der Sohn Nebats, der Knecht des Davidssohnes Salomo, trat auf und empörte sich gegen seinen Herrn. Um ihn gesellten sich leichtfertige Männer, nichtsnutzige Leute, und gewannen über Rehabeam, den Sohn Salomos, das Übergewicht. Rehabeam war noch jung und sein Mut noch schwach, so daß er gegen sie nicht aufkommen konnte. Jetzt aber glaubt ihr wohl, euch gegen das Königtum des Herrn, das sich in der Hand der Nachkommen Davids befindet, behaupten zu können, da ihr ein großer Haufen seid und die goldenen Kälber, die Jerobeam euch zu Göttern angefertigt hat, mit euch sind? Habt ihr nicht die Priester des Herrn, die Nachkommen Aarons, und die Leviten verstoßen und euch Priester bestellt wie die Völker der Heidenländer? Jeder, der mit einem Jungstier und sieben Widdern kam, um sich Priesterrechte zu erwerben, wurde Priester der Scheingötter. Doch unser Gott ist der Herr. Wir haben ihn nicht verlassen. Die Nachkommen Aarons dienen als Priester dem Herrn, und die Leviten versehen ihr Amt. Jeden Morgen und Abend opfern sie dem Herrn Brandopfer mit duftendem Räucherwerk, legen die Schaubrote auf den reinen Tisch und ordnen den goldenen Leuchter mit seinen Lampen, um sie jeden Abend zu entzünden; denn wir vollziehen den Dienst des Herrn, unseres Gottes; ihr aber habt ihn verlassen. Seht, mit uns zieht Gott an der Spitze voraus, dazu seine Priester mit den Lärmtrompeten, um gegen euch Kriegslärm zu blasen! Ihr Israeliten, kämpft nicht gegen den Herrn, den Gott eurer Väter, denn ihr werdet keinen Erfolg haben!" Jerobeam ließ aber die im Hinterhalt liegenden Truppen eine Umzingelung machen, damit sie den Judäern in den Rücken kämen. So stand ein Teil den Judäern gegenüber, der Hinterhalt aber befand sich in ihrem Rücken. Als nun Juda sich zum Kampfe wandte, wurden sie von vorn und von hinten angegriffen. Sie schrieen zum Herrn, und die Priester stießen in die Trompeten. Die Männer Judas erhoben das Kriegsgeschrei. Als sie es anstimmten, schlug Gott Jerobeam und Gesamtisrael vor Abia und Juda. Die Israeliten mußten vor Juda fliehen, und Gott gab sie in seine Gewalt. Abia und sein Kriegsvolk brachten ihnen eine schwere Niederlage bei; von den Israeliten fielen fünfhunderttausend auserlesene Krieger, durchbohrt vom Schwert. So wurden die Israeliten damals gedemütigt. Die Judäer aber gewannen die Oberhand; denn sie stützten sich auf den Herrn, den Gott ihrer Väter. Abia verfolgte Jerobeam und nahm ihm folgende Städte weg: Betel mit seinen Tochterstädten, Jeschana mit seinen Tochterstädten und Ephron mit seinen Tochterstädten. In den Tagen des Abia erholte sich Jerobeam nicht mehr. Schließlich schlug ihn der Herr, und er mußte sterben. Abia jedoch gewann an Macht. Er nahm sich vierzehn Frauen und zeugte zweiundzwanzig Söhne und sechzehn Töchter. Die übrige Geschichte Abias, seine Taten und seine Reden sind aufgezeichnet in der Erzählung des Propheten Iddo. Abia entschlief zu seinen Vätern. Man begrub ihn in der Davidsstadt. Sein Sohn Asa folgte ihm in der Königsherrschaft. In dessen Tagen hatte das Land zehn Jahre hindurch Ruhe. Asa tat, was gut und recht war in den Augen des Herrn, seines Gottes. Er entfernte die fremden Altäre und die Höhen, zertrümmerte die Weihesteine und hieb die Kultpfähle um. Er befahl den Einwohnern Judas, den Herrn, den Gott ihrer Väter, zu suchen, das Gesetz und die Gebote zu halten. Er entfernte aus allen Städten Judas die Höhen und die Räucheraltäre, weshalb das Reich unter ihm Ruhe hatte. Er baute Festungen in Juda; denn das Land erfreute sich des Friedens. In jenen Jahren brach kein Krieg gegen ihn aus, da der Herr ihm Ruhe verschafft hatte. Daher sprach er zu Juda: "Wir wollen diese Städte ausbauen und sie mit Mauern, Türmen, Torpfosten und Riegeln bewehren. Noch liegt das Land frei vor unserem Blick; weil wir uns nämlich um den Herrn, unsern Gott, kümmerten, hat er sich um uns gekümmert und uns ringsum Ruhe verschafft." So bauten sie und hatten Erfolg. Asa besaß ein Heer von dreihunderttausend Mann aus Juda, die Schild und Lanze führten, und zweihundertachtzigtausend Mann aus Benjamin, die den Rundschild trugen und den Bogen spannen konnten. Sie alle waren tapfere Kämpfer. Gegen sie zog der Kuschit Serach mit einem Heer von einer Million Kriegern und dreihundert Streitwagen. Er kam bis Marescha. Asa zog ihm entgegen und stellte sich nördlich im Tal von Marescha zum Kampf auf. Da rief Asa den Herrn, seinen Gott, an und sprach: "Herr, für deine Hilfe kommt es nicht darauf an, ob einer stark oder schwach ist. Hilf uns, Herr, unser Gott; denn auf dich stützen wir uns, und in deinem Namen ziehen wir gegen diese Übermacht! Herr, du bist unser Gott, und kein Mensch soll etwas wider dich vermögen." Da schlug der Herr die Kuschiten vor Asa und vor Juda, so daß sie flohen. Asa verfolgte sie mit seinen Kriegern bis Gerar. Von den Kuschiten fielen so viele, daß sie sich nicht mehr erholen konnten. Sie brachen zusammen vor dem Herrn und seinem Heerlager. Jene aber machten überaus reiche Beute. Sie schlugen alle Städte in der Umgebung von Gerar, über die der Schrecken des Herrn gekommen war, und plünderten sie alle aus; denn reichliches Beutegut gab es darin. Auch die Zelte bei den Herden schlugen sie und führten eine Menge Kleinvieh und Kamele fort. Dann kehrten sie nach Jerusalem zurück. Über Asarja, den Sohn Odeds, war der Gottesgeist gekommen. Er begab sich zu Asa hinaus und sprach zu ihm: "Hört mich, Asa und ganz Juda mit Benjamin! Der Herr ist bei euch, wenn ihr bei ihm seid. Wenn ihr ihn sucht, läßt er sich von euch finden; wenn ihr ihn aber verlaßt, so verläßt er euch. Viele Tage hindurch hatte Israel keinen wahren Gott, keine belehrenden Priester und kein Gesetz. In ihrer Drangsal bekehrten sie sich zum Herrn, dem Gott Israels, und da sie ihn suchten, ließ er sich von ihnen finden. In jener Zeit konnte niemand mehr unbehelligt hinausziehen oder heimkehren; denn große Drangsal lag über allen Bewohnern der Länder. Ein Volk wurde vom andern bedrängt und eine Stadt von der andern; denn Gott beunruhigte sie durch allerlei Drangsal. Ihr aber, seid stark! Eure Hand erschlaffe nicht; denn euer Tun wird seine Belohnung finden!" Als Asa diese Worte und die Weissagung vernommen hatte, die der Prophet Asarja, der Sohn Odeds, verkündete, griff er mutig zu und entfernte die Greuel aus dem ganzen Land Juda und Benjamin und aus den Städten, die er im Gebirge Ephraim erobert hatte. Auch erneuerte er den Altar des Herrn, der vor der Vorhalle des Herrn stand. Dann versammelte er ganz Juda und Benjamin sowie jene, die von Ephraim, Manasse und Simeon sich unter ihnen aufhielten. Denn sehr viele waren aus Israel zu ihm übergetreten, als sie sahen, daß der Herr, sein Gott, ihm zur Seite stand. Im dritten Monat des fünfzehnten Jahres der Herrschaft Asas kamen sie in Jerusalem zusammen. Sie opferten an jenem Tag dem Herrn siebenhundert Stück Großvieh, und siebentausend Stück Kleinvieh von der Beute, die sie eingebracht hatten. Sie übernahmen die Bundesverpflichtungen, sich an den Herrn, den Gott ihrer Väter von ganzem Herzen und ganzer Seele zu halten. Jeder aber, der sich nicht an den Herrn, den Gott Israels, halten würde, sollte getötet werden, gleich, ob klein oder groß, Mann oder Frau. So leisteten sie dem Herrn mit lauter Stimme einen Eid, mit Jubelruf, Trompetenschall und Hörnerblasen. Ganz Juda freute sich über den Schwur; denn mit ganzem Herzen hatten sie ihn geleistet. Und da sie mit bestem Willen den Herrn suchten, ließ er sich von ihnen finden und schenkte ihnen Ruhe nach allen Seiten. Auch seine (Groß-) Mutter Maacha, die der Göttin Aschera ein Schandbild errichtet hatte, enthob König Asa ihrer Stellung als Herrin. Asa ließ ihr Schandbild umhauen, zermalmen und im Kidrontal verbrennen. Nur die Höhen wurden aus Israel nicht entfernt. Jedoch blieb Asas Herz ungeteilt ergeben sein Leben lang. Er brachte die Weihegaben seines Vaters und seine eigenen Weihegaben in den Tempel Gottes: Silber, Gold und Geräte. Es gab keinen Krieg bis zum fünfunddreißigsten Regierungsjahr Asas. Im sechsunddreißigsten Jahr der Herrschaft Asas rückte Bascha, der König von Israel, gegen Juda. Er befestigte Rama, um zu verhindern, daß König Asa von Juda aus- und einziehe. Asa entnahm den Schatzkammern des Tempels des Herrn und des königlichen Palastes Silber und Gold und sandte es an Benhadad, den König von Aram, der in Damaskus seinen Sitz hatte. Er ließ ihm sagen: "Es besteht doch ein Bündnis zwischen mir und dir, zwischen meinem Vater und deinem Vater. Siehe, ich sende dir Silber und Gold. Wohlan, löse dein Bündnis mit dem König Bascha von Israel, damit er von mir abziehe!" Benhadad hörte auf den König Asa. Er schickte seine Heerführer gegen die Städte Israels. Diese schlugen Ijjon, Dan, Abel-Majim und alle Lagerhäuser der Städte Naphtalis. Als Bascha davon erfuhr, hörte er auf, Rama zu befestigen, und stellte seine Arbeit ein. Der König Asa aber holte ganz Juda herbei und ließ die Steine und Balken von Rama wegschaffen, die Bascha für den Bau verwendet hatte. Er befestigte damit Geba und Mizpa. Zu jener Zeit kam der Seher Chanani zu Asa, dem König von Juda und hielt ihm vor: "Weil du dich auf den König von Aram und nicht auf den Herrn, deinen Gott, gestützt hast, darum ist das Heer des Königs von Aram deiner Hand entronnen. Waren nicht die Kuschiten und Libyer ein gewaltiges Heer mit Streitwagen und Wagenkämpfern in überaus großer Anzahl? Als du dich aber auf den Herrn stütztest, gab er sie in deine Gewalt. Denn des Herrn Augen schweifen über die ganze Erde hin, damit er denen seine Kraft zeige, deren Herz ungeteilt zu ihm hält. Hierin hast du töricht gehandelt; denn von nun an werden dich Kriege bedrohen." Asa wurde zornig über den Seher und ließ ihn ins Blockhaus legen; denn er zürnte ihm deshalb. Damals mißhandelte Asa auch andere Leute aus dem Volk. Die frühere und die spätere Geschichte Asas ist aufgeschrieben im Buch der Könige von Juda und Israel. Im neununddreißigsten Jahr seiner Herrschaft erkrankte Asa an den Füßen. Seine Krankheit war überaus schwer. Aber auch in der Krankheit suchte er nicht den Herrn auf, sondern befragte die Ärzte. Asa entschlief zu seinen Vätern und starb im einundvierzigsten Jahr seiner Regierung. Man setzte ihn in seiner Begräbnisstätte bei, die er sich in der Davidsstadt hatte aushauen lassen, hob ihn auf ein Lager, das man mit Balsam und anderen kunstvoll gemischten Salben zubereitet hatte, und zündete ihm zu Ehren ein riesiges Totenfeuer an. Sein Sohn Josaphat folgte ihm in der Königsherrschaft. Er entfaltete seine Macht über Israel. Er legte Truppen in alle festen Städte Judas und bestellte Posten im Land Juda und in den Städten Ephraims, die sein Vater Asa erobert hatte. Der Herr war mit Josaphat; denn er wandelte auf den einstigen Wegen seines Vaters David und suchte nicht die Baale auf. Vielmehr suchte er den Gott seines Vaters. In seinen Geboten wandelte er und tat nicht wie Israel. Darum festigte der Herr die Königsherrschaft in seiner Hand. Ganz Juda brachte Josaphat Geschenke, so daß ihm viel Reichtum und Glanz zuteil wurde. Sein Herz war begeistert auf den Wegen des Herrn, und so entfernte er weiterhin die Höhen und die Ascheren aus Juda. Im dritten Jahr seiner Herrschaft sandte er seine Fürsten Ben-Chajil, Obadja, Sacharja, Netanel und Michaja aus, um in den Städten Judas zu lehren. Ihnen zur Seite standen die Leviten Schemaja, Netanja, Sebadja, Asahel, Schemiramot, Jonatan, Adonia, Tobia und Tob-Adonia, die Leviten, und mit diesen vereint die Priester Elischama und Joram. Sie lehrten in Juda. Dabei hatten sie das Gesetzbuch des Herrn bei sich. Sie zogen in allen Städten Judas umher und unterwiesen das Volk. Der Schrecken des Herrn kam über alle Königreiche der Länder rings um Juda, so daß sie mit Josaphat keinen Streit anfingen. Von den Philistern brachte man Geschenke und Silber als Abgaben an Josaphat. Auch die Araber sandten ihm Kleinvieh: siebentausendsiebenhundert Widder und siebentausendsiebenhundert Ziegenböcke. So aber wurde Josaphat immer größer und mächtiger. Er baute in Juda Burgen und Vorratsstädte. Er hatte riesige Vorräte in den Städten Judas und hielt sich tapfere Kriegsleute in Jerusalem. Das war ihre Amtsordnung nach ihren Familien: Zu Juda gehörten als Oberste über die Tausendschaften der Fürst Adna mit dreihunderttausend tapferen Männern, an seiner Seite der Fürst Jochanan mit zweihundertachtzigtausend Mann und Amasja, der Sohn Sichris, der sich freiwillig dem Herrn angeboten hatte, mit zweihunderttausend tapferen Männern. Zu Benjamin gehörte der heldenhafte Eljada mit zweihunderttausend Mann, die Bogen und Schild führten. An seiner Seite stand Josabad mit hundertachtzigtausend zum Heeresdienst gerüsteten Männern. Diese standen in königlichen Diensten neben jenen, die der König in die Festungen von ganz Juda gelegt hatte. Josaphat wurde viel Reichtum und Glanz zuteil. Er verschwägerte sich mit Achab. Nach Verlauf von mehreren Jahren kam er zu Achab nach Samaria. Dieser ließ für ihn und die Kriegsleute seiner Begleitung eine Menge von Kleinvieh und Großvieh schlachten. Er überredete ihn auch, gegen Ramot in Gilead zu ziehen. Achab, der König von Israel, fragte Josaphat, den König von Juda: "Willst du mit mir gegen Ramot in Gilead ziehen?" Er entgegnete ihm: "Ja, ich bin ebenso bereit wie du, mein Volk wie dein Volk! Mit dir zusammen führen wir Krieg." Josaphat aber bat den König von Israel: "Erkundige dich doch zuvor nach dem Entscheid des Herrn!" Der König von Israel scharte daher die Propheten, vierhundert an der Zahl, zusammen und sprach zu ihnen: "Soll ich gegen Ramot in Gilead zu Felde ziehen oder nicht?" Sie antworteten: "Ziehe hinauf! Gott wird es in die Hand des Königs geben." Josaphat entgegnete: "Ist nicht noch ein Prophet des Herrn da, daß wir ihn befragen?" Der König von Israel antwortete Josaphat: "Es ist noch einer da, durch den wir den Herrn befragen könnten. Den hasse ich aber; denn er weissagt über mich nie Gutes, sondern stets Unheilvolles. Es ist Michajehu, der Sohn Jimlas." Josaphat meinte: "So sollte der König nicht reden!" Der König von Israel rief einen Kämmerer herbei und befahl, so rasch wie möglich Michajehu, den Sohn Jimlas, zu rufen. Während nun der König von Israel und Josaphat, der König von Juda, angetan mit ihren Gewändern, auf ihren Thronen saßen - sie saßen im Freiplatz am Toreingang Samarias -, und alle Propheten vor ihnen weissagten, machte sich Zidkia, der Sohn Kenaanas, eiserne Hörner und rief: "So spricht der Herr: Mit solchen wirst du die Aramäer niederstoßen bis zu ihrer Vernichtung." Und ebenso wahrsagten alle Propheten und sprachen: "Ziehe hinauf nach Ramot in Gilead! Glückauf! Der Herr übergibt es der Gewalt des Königs." Der Bote, der fortgegangen war, Michajehu zu rufen, redete ihm zu: "Siehe, die Worte der Propheten verkündeten dem König einstimmig Gutes. Darum sei auch deine Rede gleich der eines jeden von ihnen! Verkünde Günstiges!" Doch Michajehu entgegnete: "So wahr der Herr lebt! Nur, was mein Gott mir sagen wird, werde ich reden." Er erschien vor dem König, und dieser fragte ihn: "Michajehu, sollen wir nach Ramot in Gilead in den Krieg ziehen oder nicht?" Er antwortete: "Zieht hin! Glückauf! In eure Gewalt werden sie gegeben." Der König erwiderte ihm: "Wie oft muß ich dich beschwören, mir nur die Wahrheit im Namen des Herrn zu sagen?" Darauf verkündete jener: "Ganz Israel sah ich zerstreut über die Berge hin, dem Kleinvieh gleich, das keinen Hirten hat. Und der Herr sprach: Sie haben keinen Herrn; es kehre jeder ruhig nach Hause zurück!" Da sagte der König von Israel zu Josaphat: "Habe ich dir nicht gesagt, er prophezeit über mich nie Gutes, sondern nur Übles?" Michajehu fuhr fort: "Hört darum das Wort des Herrn! Ich sah den Herrn auf seinem Thron sitzen. Das ganze Heer des Himmels stand zu seiner Rechten und zu seiner Linken. Da fragte der Herr: Wer wird Achab, den König von Israel, betören, daß er hinaufzieht und vor Ramot in Gilead fällt? Der eine meinte dieses und der andere jenes. Da trat ein bestimmter Geist vor, stellte sich vor den Herrn hin und sprach: Ich werde ihn betören. Der Herr sprach zu ihm: Wodurch denn? Er entgegnete: Ich will hingehen und im Mund all seiner Propheten zu einem Lügengeist werden. Der Herr aber erwiderte: Du sollst ihn betören und wirst es auch zustande bringen! Geh hin und tu es! So hat nun der Herr einen Lügengeist in den Mund dieser deiner Propheten gelegt; denn der Herr hat Unheil über dich beschlossen." Zidkia, der Sohn Kenaanas, trat hinzu und schlug Michajehu auf die Wange und sprach: "Auf welche Weise ist denn der Geist des Herrn von mir gewichen, um mit dir zu reden?" Michajehu entgegnete: "Du wirst es selber sehen an jenem Tag, da du von einem Zimmer ins andere fliehen wirst, um dich zu verbergen." Hierauf befahl der König von Israel: "Nehmt Michajehu fest und bringt ihn zum Stadtobersten Amon und zum Prinzen Joas! Dort meldet: So spricht der König: Werft diesen ins Gefängnis und ernährt ihn kärglich mit Brot und Wasser, bis daß ich wohlbehalten heimkehre!" Michajehu aber sprach: "Wenn du gesund wiederkommst, dann hat der Herr durch mich nicht gesprochen." So zogen denn der König von Israel und Josaphat, der König von Juda, nach Ramot in Gilead. Da sagte der König von Israel zu Josaphat: "Ich will mich verkleiden und so in den Kampf ziehen, du aber behalte deine Kleider an!" Der König von Israel verkleidete sich also, und sie zogen in den Krieg. Der König von Aram hatte seinen Streitwagenobersten den Befehl gegeben: "Laßt euch mit keinem Gegner, ob klein oder groß, in den Kampf ein, außer mit dem König von Israel allein!" Als die Wagenobersten den Josaphat erblickten, glaubten sie, er wäre der König von Israel, und umzingelten ihn zu einem Angriff. Josaphat aber schrie, und der Herr brachte ihm Hilfe. Gott lockte sie von ihm weg. Als nämlich die Wagenobersten gemerkt hatten, daß er nicht der König von Israel war, ließen sie von ihm ab. Ein Mann aber spannte ahnungslos seinen Bogen und traf den König von Israel zwischen den Tragbändern und dem Panzer. Dieser befahl daher dem Wagenlenker: "Wende um und bringe mich aus der Schlacht; denn ich bin verwundet!" Da aber der Kampf an jenem Tag immer heftiger wurde, blieb der König von Israel im Wagen den Aramäern gegenüber aufrecht stehen bis zum Abend; um die Zeit des Sonnenuntergangs verschied er. Josaphat aber, der König von Juda, kehrte unversehrt nach Jerusalem in sein Haus zurück. Da trat ihm der Seher Jehu, der Sohn Chananis, entgegen und sprach zum König Josaphat: "Mußtest du denn einem Ruchlosen Hilfe bringen, und liebst du jene, die den Herrn hassen? Darum hast du Zorn von seiten des Herrn verdient. Jedoch wurden auch gute Seiten an dir gefunden. Du hast ja die Ascheren aus dem Land entfernt und dein Herz darauf gerichtet, Gott zu suchen." Josaphat blieb in Jerusalem. Auch zog er wiederum von Beerseba bis zum Gebirge Ephraim unter dem Volk umher und führte es zum Herrn, dem Gott seiner Väter, zurück. Er setzte Richter im Land ein, in allen festen Städten Judas, Stadt für Stadt. Den Richtern gab er die Weisung: "Achtet auf das, was ihr tut; denn nicht für Menschen richtet ihr, sondern für den Herrn. In Rechtsangelegenheiten steht er euch zur Seite. Und nun walte über euch die Furcht des Herrn! Handelt gewissenhaft, denn beim Herrn, unserm Gott, gibt es kein Unrecht, keinen Vorzug der Person und keine Bestechlichkeit." Auch in Jerusalem bestellte Josaphat aus den Reihen der Leviten, Priester und israelitischen Familienhäupter Männer für das Gericht des Herrn und für die Streitigkeiten unter den Bewohnern Jerusalems. Er befahl ihnen: "Mit Furcht vor dem Herrn, mit Treue und aufrichtigem Herzen verfahrt, wie folgt: In jedem Streitfall, der euch von euren Stammesbrüdern, die in ihren Ortschaften wohnen, vorgelegt wird, mag es sich handeln um irgendeine Blutschuld, um eine Weisung, ein Gebot, um Satzungen oder Rechte, da sollt ihr ihnen entsprechende Anweisungen geben, damit sie nicht vor dem Herrn schuldig werden und ein Zorngericht über euch und eure Brüder kommt. So sollt ihr tun, damit ihr euch nicht verschuldet! Der Oberpriester Amarja soll euch in allen Angelegenheiten des Herrn vorstehen und Sebadja, der Sohn Jischmaels, der Fürst des Hauses Juda, in allen königlichen Angelegenheiten. Die Leviten stehen euch als Beamte zur Verfügung. Geht tapfer ans Werk, und der Herr helfe dem Guten!" Danach zogen die Moabiter, Ammoniter und mit ihnen ein Teil der Mëuniter gegen Josaphat heran. Man kam und berichtete ihm: "Eine große Übermacht rückt von jenseits des Meeres, von Edom, gegen dich heran und steht in Chazezon-Tamar, das ist Engedi." Josaphat geriet in Schrecken und machte sich daran, den Herrn aufzusuchen. Er ließ in ganz Juda ein Fasten ausrufen. Die Judäer scharten sich zusammen, um vom Herrn Hilfe zu erflehen. Auch aus allen Städten Judas kamen sie herbei, den Herrn zu bitten. Josaphat trat in die Versammlung Judas und Jerusalems im Hause des Herrn, zum neuen Vorhof gewandt. Er sprach: "Herr, Gott unserer Väter, bist nicht du Gott im Himmel und du Herrscher über alle Königreiche der Völker? In deiner Hand sind Kraft und Stärke, und niemand kann sich mit dir messen. Hast nicht du, unser Gott, die Bewohner dieses Landes vor deinem Volk Israel vertrieben und es den Nachkommen deines Freundes Abraham auf ewig verliehen? Sie wohnten darin und bauten hier deinem Namen ein Heiligtum, indem sie sprachen: Kommen Unheil, Schwert, Überschwemmung, Pest oder Hungersnot über uns, dann treten wir vor dieses Haus und vor dein Angesicht; denn dein Name ist in diesem Haus gegenwärtig. Wir rufen zu dir aus unserer Not, damit du hörst und hilfst. Siehe nun, die Ammoniter, Moabiter und die Bewohner des Gebirges Seïr, deren Gebiet zu betreten du den Israeliten bei ihrem Auszug aus dem Land Ägypten verwehrt hast, so daß sie sich ihnen fernhielten, ohne sie zu vernichten, siehe, diese vergelten es uns nun damit, daß sie kommen, um uns aus deinem Eigentum zu vertreiben, das du uns verliehen hast. Unser Gott, willst du nicht über sie Gericht halten? Wir sind machtlos vor dieser gewaltigen Menge, die gegen uns heranzieht. Wir wissen nicht, was wir tun sollen. Nur auf dich sind unsere Augen gerichtet." Ganz Juda stand vor dem Herrn, auch ihre Angehörigen samt Frauen und Kindern. Da kam inmitten der Versammlung der Geist des Herrn über Jachasiel, den Sohn Sacharjas, des Sohnes Benajas, des Sohnes Jeïels, des Sohnes Mattanjas, einen Leviten aus den Nachkommen Asaphs. Er rief aus: "Merkt auf, Judäer alle, Bewohner Jerusalems, und du, König Josaphat! So spricht der Herr zu euch: Fürchtet euch nicht und laßt euch nicht erschrecken durch diese gewaltige Menge; denn nicht eure, sondern Gottes Sache ist der Krieg! Morgen sollt ihr wider sie zu Felde ziehe. Sie werden die Blumensteige heraufkommen, und ihr werdet am Ende des Tales vor der Steppe Jeruël auf sie stoßen. Aber nicht ihr werdet den Kampf mit ihnen zu bestehen haben; stellt euch auf, bleibt stehen und seht die Rettung, die der Herr euch, Juda und Jerusalem, bringen wird! Habt keine Furcht und Angst! Morgen sollt ihr ihnen entgegenziehen, und der Herr wird mit euch sein." Da verneigte sich Josaphat mit dem Antlitz zur Erde. Auch ganz Juda und die Bewohner Jerusalems fielen vor dem Herrn nieder, ihn anzubeten. Darauf erhoben sich die Leviten, die Angehörigen der Kehatiten, und zwar die Korachiten, um den Herrn, den Gott Israels, mit lauter und jubelnder Stimme zu preisen. Früh am Morgen zog man nach der Steppe von Tekoa. Bei ihrem Aufbruch stellte sich Josaphat hin und sprach: "Hört mich an, Judäer und ihr Bewohner Jerusalems! Vertraut auf den Herrn, euren Gott, und ihr könnt bestehen! Vertraut auf seine Propheten, und ihr habt Erfolg!" Nachdem er sich mit dem Kriegsvolk beraten hatte, bestellte er Sänger für den Herrn, die ihn in heiligem Schmuck preisen sollten. Sie schritten den Truppen voran und riefen: "Dankt dem Herrn, denn ewig währt seine Huld!" Als sie mit dem Jubelruf und Lobpreis begannen, sandte der Herr Feinde aus dem Hinterhalt gegen die Ammoniter, Moabiter und die Leute vom Gebirge Seïr, die gegen Juda gezogen waren, und sie erlitten eine Niederlage. Es stellten sich nämlich die Ammoniter und Moabiter gegen die Bewohner vom Gebirge Seïr, um sie zu vernichten und zu vertilgen. Nachdem sie die Bewohner von Seïr aufgerieben hatten, verhalfen sie sich gegenseitig zum Verderben. Als die Judäer an die Beobachtungsstelle kamen, von der aus man die Wüste überschauen konnte, und nun nach dem Heereshaufen Ausschau hielten, da lagen die Leichen der Feinde auf der Erde. Niemand war entronnen. Josaphat kam mit seinen Kriegsleuten zur Plünderung. Man fand bei ihnen in Menge Waren, Kleidungsstücke und kostbare Geräte. Sie nahmen so viel an sich, daß sie es nicht mehr tragen konnten. Drei Tage lang plünderten sie; denn die Beute war gewaltig. Am vierten Tage scharten sie sich im "Lobpreistal" zusammen. Weil sie dort den Herrn priesen, deshalb heißt jener Ort "Lobpreistal" bis heute. Darauf wandten sich alle Männer Judas und Jerusalems mit Josaphat an ihrer Spitze voller Freude zur Heimkehr nach Jerusalem; denn der Herr hatte ihnen große Siegesfreude über ihre Feinde geschenkt. Sie kamen nach Jerusalem mit Harfen, Zithern und Trompeten zum Tempel des Herrn. Der Schrecken vor Gott aber war über alle Königreiche der (angrenzenden) Länder gekommen, als man davon hörte, daß der Herr gegen die Feinde Israels gekämpft hatte. So hatte das Reich Josaphats Frieden. Denn sein Gott hatte ihm ringsum Ruhe verschafft. Josaphat regierte als König über Juda. Er war fünfunddreißig Jahre alt, als er die Herrschaft begann, und regierte fünfundzwanzig Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Asuba, die Tochter Schilchis. Er wandelte auf den Wegen seines Vaters Asa und wich nicht von ihnen ab. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel. Nur die Höhen wurden nicht abgeschafft; denn noch hatte das Volk sein Herz nicht auf den Gott seiner Väter gerichtet. Die übrige Geschichte Josaphats, die frühere und die spätere, ist aufgeschrieben in der Geschichte Jehus, des Sohnes Chananis, die in das Buch der Könige Israels aufgenommen ist. Danach verbündete sich Josaphat, der König von Juda, mit Achasja, dem König von Israel. Dieser aber handelte frevelhaft. Er nahm ihn zum Bundesgenossen, um Schiffe zu bauen, die nach Tarsis fahren sollten. So bauten sie Schiffe in Ezjon-Geber. Da weissagte Elieser, der Sohn Dodawahus aus Marescha, wider Josaphat: "Weil du dich mit Achasja in einen Bund eingelassen, wird der Herr dein Werk zerbrechen." Die Schiffe scheiterten und konnten nicht nach Tarsis fahren. Josaphat entschlief zu seinen Vätern und wurde bei seinen Ahnen in der Davidsstadt begraben. Sein Sohn Joram folgte ihm in der Königsherrschaft. Er hatte zu Brüdern die Söhne Josaphats: Asarja, Jechiël, Sacharja, Asarjahu, Michael und Schephatja. Alle waren sie Söhne Josaphats, des Königs von Juda. Ihr Vater gab ihnen reiche Geschenke an Silber, Gold und Wertgegenständen, dazu befestigte Städte in Juda. Jedoch die Königswürde vererbte er an Joram; denn dieser war der Erstgeborene. Da nun Joram die Herrschaft seines Vaters angetreten hatte und seine Macht wuchs, ließ er alle seine Brüder und auch einige von den Fürsten Israels mit dem Schwert hinrichten. Joram war zweiunddreißig Jahre alt, als er die Königsherrschaft antrat. Er herrschte acht Jahre lang in Jerusalem. Er wandelte auf den Wegen der Könige von Israel, wie es das Haus Achab tat; denn er hatte die Tochter Achabs zur Frau und tat, was dem Herrn mißfiel. Doch der Herr wollte das Haus David nicht verderben um des Bundes willen, den er mit David geschlossen hatte, und weil er verheißen hatte, ihm und seinen Söhnen allzeit eine Leuchte zu gewähren. Zu seiner Zeit wurde Edom von Juda abtrünnig und setzte einen eigenen König über sich ein. Joram zog daher mit seinen Hauptleuten und all seinen Streitwagen wider die Edomiter. In der Nacht erhob er sich zum Angriff und schlug sie, die ihn umzingelt hatten, samt den Obersten der Streitwagen. Doch fiel Edom von Juda ab bis heute. Damals zur gleichen Zeit fiel auch Libna von Joram ab; denn er hatte den Herrn, den Gott seiner Väter, verlassen. Er errichtete sogar Höhen auf den Bergen Judas, verführte die Bewohner Jerusalems zur Untreue und brachte Juda zum Abfall. Da gelangte an ihn ein Schreiben des Propheten Elias: "So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Weil du nicht auf den Wegen deines Vaters Josaphat und auf den Pfaden Asas, des Königs von Juda, gewandelt bist, da du vielmehr auf der Bahn der Könige von Israel schrittest, Juda und die Bewohner Jerusalems zur Untreue verführtest, wie das Haus Achab zur Untreue verführt hat, und weil du die Familie deines Vaters, deine eigenen Brüder, die besser waren als du, hinrichten ließest, darum wird der Herr dein Volk, deine Söhne, deine Frauen und deinen ganzen Besitz mit einem schweren Schlag treffen. Du selbst wirst in langes Siechtum verfallen durch Erkrankung deiner Eingeweide, bis im Lauf der Zeit deine Eingeweide infolge der Krankheit heraustreten werden." Der Herr erregte wider Joram den Geist der Philister und der Araber, die neben den Kuschiten wohnten. Sie zogen gegen Juda, machten einen Überfall und führten alles Hab und Gut weg, das sich im königlichen Haus befand, dazu seine Kinder und Frauen. Es blieb ihm von den Söhnen nur noch Joachas, der jüngste, übrig. Nach all dem schlug ihn der Herr mit einer unheilbaren Darmkrankheit. Nach einiger Zeit, zwei Tage vor seinem Ende, traten infolge der Krankheit seine Eingeweide heraus, und er starb unter argen Schmerzen. Sein Volk zündete ihm kein Totenfeuer an, wie dies bei seinen Vätern geschehen war. Er war zweiunddreißig Jahre alt, als er die Königsherrschaft antrat, und acht Jahre herrschte er in Jerusalem. Er starb, ohne daß man ihm nachtrauerte. Man begrub ihn in der Davidsstadt, aber nicht in den königlichen Gräbern. Die Bewohner Jerusalems erhoben Achasja, den jüngsten Sohn Jorams, an seiner Stelle zum König. Alle seine älteren Brüder hatte die Räuberschar getötet, die mit den Arabern in das Heerlager eingebrochen war. Auf diese Weise kam Achasja, der Sohn Jorams, des Königs von Juda, zur Herrschaft. Achasja war zweiundzwanzig Jahre alt, als er die Königsherrschaft antrat. Er herrschte ein Jahr in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Atalja; sie war eine Enkelin Omris. Auch er wandelte auf den Pfaden des Hauses Achab; denn seine Mutter war seine Ratgeberin zum Bösen. Er tat, was dem Herrn mißfiel, wie die vom Haus Achab. Denn diese berieten ihn nach dem Tod seines Vaters zu seinem eigenen Unheil. Ihrem Rat entsprechend, zog er auch mit Joram, dem Sohne Achabs, dem König von Israel, nach Ramot in Gilead in den Krieg gegen Hasael, den König von Aram. Die Aramäer aber verwundeten Joram. Er zog sich nun zurück, um in Jezreel Heilung zu finden von den Wunden, die man ihm zu Ramot geschlagen hatte, als er gegen Hasael, den König von Aram, kämpfte. Achasja, der Sohn Jorams, der König von Juda, zog hinab, um Joram, den Sohn Achabs, in Jezreel zu besuchen, denn er lag dort krank darnieder. Es war aber eine göttliche Fügung für Achasja, daß er sich zu Joram begab. Als er nämlich ankam, zog er mit Joram dem Jehu, einem Enkel Nimschis, entgegen. Diesen hatte der Herr gesalbt, damit er das Haus Achab ausrotte. Als Jehu am Hause Achab das Gericht vollzog, stieß er auf die Fürsten Judas und die Söhne der Brüder Achasjas, die in Achasjas Dienst standen, und machte sie nieder. Dann ließ er nach Achasja suchen. Man nahm ihn fest, während er sich in Samaria verborgen hielt, brachte ihn vor Jehu und tötete ihn. Doch ließ man ihn begraben; denn man sagte: "Er ist ein Enkel Josaphats, der den Herrn mit seinem ganzen Herzen suchte." Vom Hause Achasja aber war niemand vorhanden, der imstande gewesen wäre, die Königsherrschaft anzutreten. Als Atalja, die Mutter Achasjas, sah, daß ihr Sohn tot war, ging sie sofort daran, die gesamte königliche Verwandtschaft des Hauses Juda auszurotten. Aber Jehoschabat, die königliche Tochter, nahm Joas, den Sohn Achasjas, und brachte ihn heimlich aus der Mitte der Königssöhne, die ermordet werden sollten, und führte ihn mit seiner Amme in die Bettkammer. Dort verbarg ihn Jehoschabat, die Tochter des Königs Joram und Frau des Priesters Jojada - sie war ja die Schwester Achasjas -, vor den Blicken Ataljas, so daß diese ihn nicht töten konnte. Er blieb bei ihnen im Hause Gottes sechs Jahre lang verborgen, während Atalja über das Land herrschte. Im siebten Jahre faßte Jojada den mutigen Entschluß und verbündete sich mit den Anführern der Hundertschaften, mit Asarja, dem Sohn Jerochams, Jischmael, dem Sohn Jochanans, Asarja, dem Sohn Obeds, Maaseja, dem Sohn Adajas, und Elischaphat, dem Sohn Sichris. Sie durchzogen Juda und versammelten die Leviten aus allen Städten Judas sowie die Häupter der israelitischen Familien, und diese kamen nach Jerusalem. Die gesamte Versammlung schloß einen Bund im Gotteshaus mit dem König, und Jojada sprach zu ihnen: "Seht den Königssohn! Er soll herrschen, wie der Herr über die Nachkommen Davids verheißen hat! Dies also sollt ihr tun: Das Drittel von euch, das am Sabbat abzieht, bleibe bei den Priestern und Leviten als Schwellenhüter! Ein Drittel verbleibe am königlichen Palast und ein Drittel am Tor Sur! Das gesamte Volk aber verweile in den Vorhöfen des Hauses des Herrn! Niemand darf in das Haus des Herrn kommen außer den Priestern und den diensttuenden Leviten. Diese dürfen es betreten, denn sie sind geweiht. Das gesamte übrige Volk aber beobachte die Vorschriften des Herrn! Die Leviten mögen sich um den König scharen, ein jeder mit den Waffen in seiner Hand! Wer in das Haus eindringen will, soll des Todes sterben! Haltet euch beim König auf, wenn er einzieht und auszieht!" Die Leviten und alle Judäer taten ganz nach der Anweisung des Priesters Jojada. Jeder nahm seine Leute zu sich, jene, die am Sabbat abzogen, wie auch jene, die am Sabbat aufzogen; denn der Priester Jojada hatte die Abteilungen nicht entlassen. Den Anführern der Hundertschaften gab der Priester Jojada die Lanzen, die großen und die runden Schilde, die dem König David gehörten und im Tempel Gottes aufbewahrt waren. Er stellte nun das ganze Volk, jeden mit einer Lanze in der Hand, von der Südseite des Tempels bis zur Nordseite gegen Altar und Tempelgebäude zum Schutz des Königs auf. Man führte den Königssohn heraus, überreichte ihm das Diadem und die Königsurkunde und machte ihn zum König. Jojada und seine Söhne salbten ihn und riefen: "Es lebe der König!" Als Atalja den Lärm der Leute hörte, die umherliefen und dem König zujubelten, begab sie sich zum Volk in den Tempel des Herrn. Da bot sich ihr dieser Anblick: Der König stand auf seinem Sockel am Eingang; die Vornehmen und die Trompeter umgaben den König. Alles Volk des Landes freute sich und stieß in die Trompeten, während die Sänger mit ihren Musikinstrumenten spielten und den Lobgesang einleiteten. Da zerriß Atalja ihre Kleider und rief: "Verrat, Verrat!" Der Priester Jojada gab den Hundertschaftsführern, die über die Truppen gestellt waren, Befehl und gebot ihnen: "Führt sie aus den Reihen hinaus! Wer ihr nachfolgt, werde mit dem Schwert niedergemacht!" Der Priester befahl nämlich: "Ihr sollt sie nicht im Haus des Herrn töten!" Da legte man Hand an sie, und als sie am Eingang des Roßtores beim königlichen Palast angekommen war, tötete man sie dort. Jojada schloß nun einen Bund zwischen sich, dem ganzen Volk und dem König, daß sie nämlich das Volk des Herrn sein wollten. Danach drang das ganze Volk in den Baalstempel ein und riß ihn nieder. Man zerschlug seine Altäre und Götzenbilder und tötete den Baalspriester Mattan vor den Altären. Jojada legte nun die Verwaltung des Hauses des Herrn in die Hände der Priester und Leviten. David hatte sie für das Haus des Herrn in Abteilungen eingeteilt, damit sie die Brandopfer für den Herrn darbrächten, wie es im Gesetz des Moses geschrieben steht, und zwar mit Freudenjubel und Liedergesang entsprechend der Anordnung Davids. Er stellte auch die Torhüter an die Tore des Hauses des Herrn, so daß niemand hereinkommen konnte, der irgendwie unrein war. Dann rief er die Hundertschaftsführer, die Vornehmen und Mächtigen im Volk, sowie das ganze Volk des Landes herbei und führte den König hinab vom Tempel des Herrn. Man kam durch das obere Tor in den Königspalast. Dort setzte man den König auf den Königsthron. Das gesamte Volk des Landes geriet in Freude, und die Stadt verhielt sich ruhig, obwohl man Atalja mit dem Schwert umgebracht hatte. Joas war sieben Jahre alt, als er zur Herrschaft gelangte, und herrschte vierzig Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Zibja aus Beerseba. Joas tat zu Lebzeiten des Priesters Jojada, was dem Herrn wohlgefiel. Jojada gab ihm zwei Frauen, und er zeugte Söhne und Töchter. Später faßte Joas den Entschluß, den Tempel des Herrn zu erneuern. Er versammelte die Priester und Leviten und befahl ihnen: "Geht in die Städte Judas und sammelt Geld von Israel, damit wir alljährlich am Haus eures Gottes Ausbesserungen vornehmen können! Beeilt euch mit der Sache!" Aber die Leviten beeilten sich nicht. Da ließ der König den Jojada, das Oberhaupt der Priester, rufen und stellte an ihn die Frage: "Warum hast du die Leviten nicht dazu angetrieben, von Juda und Jerusalem die Abgaben zu erheben, die Moses, der Knecht des Herrn, und die Volksversammlung den Israeliten für das Bundeszelt vorgeschrieben haben? Denn die verruchte Atalja mit ihren Bauleuten ließ im Haus Gottes Risse entstehen und verwandte alle Weihegaben, die für den Herrentempel bestimmt waren, für die Baale." Der König ließ nun einen Kasten herstellen und ihn außen am Tor des Herrentempels aufstellen. Dann ließ er in Juda und in Jerusalem verkünden, man solle dem Herrn die Abgabe entrichten, die Moses, der Knecht Gottes, Israel in der Wüste vorgeschrieben hatte. Darob freuten sich alle Fürsten und das gesamte Volk. Sie brachten ihre Beiträge und warfen sie in den Kasten, bis er gefüllt war. Durch die Leviten ließ man den Kasten zur königlichen Aufsichtsbehörde bringen, sooft man sah, daß viel Geld darin war. Dann kamen der königliche Schreiber und der vom Hohenpriester Beauftragte, entleerten den Kasten und trugen ihn wieder an seine Stelle zurück. So taten sie regelmäßig und brachten eine Menge Geld zusammen. Der König und Jojada übergaben es den Werkführern, welche die Arbeit am Haus des Herrn leiteten. Diese bestellten Maurer und Zimmerleute, um den Tempel des Herrn zu erneuern, auch Eisen- und Erzschmiede zur Ausbesserung des Herrentempels. Die Werkführer machten sich an die Arbeit. Die Ausbesserung des Bauwerkes ging unter ihrer Hand gut vonstatten. Man stellte das Haus Gottes seiner Anlage entsprechend her und setzte es gut instand. Als man fertig war, brachte man den Rest des Geldes vor den König und Jojada. Man ließ damit Geräte für den Tempel des Herrn, Kult- und Opfergeräte, Schalen und sonstige Gefäße aus Gold und Silber anfertigen. Ständig brachte man zu Lebzeiten des Jojada im Haus des Herrn Brandopfer dar. Jojada war alt und hochbetagt, als er starb. Er war bei seinem Tode hundertdreißig Jahre alt. Man begrub ihn in der Davidsstadt bei den Königen, denn er hatte Gutes an Israel, für Gott und sein Haus getan. Nach dem Tod Jojadas kamen die Fürsten Judas und warfen sich vor dem König nieder. Damals hörte der König auf sie. Sie verließen den Bund des Herrn, des Gottes ihrer Väter, und dienten den Ascheren und Götzenbildern. Wegen dieser ihrer Schuld erhob sich ein Zorn über Juda und Jerusalem. Gott sandte ihnen Propheten, um sie zum Herrn zurückzuführen. Diese warnten sie; doch sie wollten nicht hören. Da ward Sacharja, der Sohn des Priesters Jojada, von göttlichem Geist erfüllt. Er trat vor die Leute hin und sprach zu ihnen: "So hat Gott gesprochen: Warum übertretet ihr die Befehle des Herrn, so daß ihr kein Glück mehr habt? Weil ihr den Herrn verlassen habt, verläßt er euch." Doch sie verschworen sich wider ihn und steinigten ihn auf Befehl des Königs im Vorhof des Hauses des Herrn. Der König Joas erinnerte sich nicht mehr der Liebe, die dessen Vater Jojada ihm erwiesen hatte, sondern ließ seinen Sohn töten. Dieser aber rief sterbend aus: "Der Herr sehe und beurteile es!" Und wirklich, um die Wende des Jahres rückte das aramäische Heer gegen ihn heran. Es kam nach Juda und Jerusalem, rottete alle Fürsten des Volkes aus der Bevölkerung aus und schickte seine ganze Beute an den König von Damaskus. Mit wenigen Kriegsleuten war das Aramäerheer gekommen. Der Herr aber überlieferte ihrer Gewalt ein zahlenmäßig sehr starkes Heer; denn die Judäer hatten den Herrn, den Gott ihrer Väter, verlassen. An Joas vollzogen sie das Strafgericht. Als sie von ihm weggezogen waren - man ließ ihn mehrfach verwundet zurück -, verschworen sich wider ihn seine Diener wegen der Blutschuld am Sohn des Priesters Jojada und ermordeten ihn auf seiner Lagerstätte. So starb er denn, und man begrub ihn in der Davidsstadt. Doch setzte man ihn nicht in den Königsgräbern bei. Die Verschwörer gegen ihn waren: Josachar, der Sohn der Ammoniterin Schimat, und Josabad, der Sohn der Moabiterin Schimrit. Weiteres über seine Söhne, die Menge der Prophetensprüche gegen ihn und die Wiederherstellung des Gotteshauses ist aufgeschrieben in der Darstellung des Buches der Könige. Sein Sohn Amazja folgte ihm in der Königsherrschaft. Amazja war fünfundzwanzig Jahre alt, als er zur Königsherrschaft gelangte, und herrschte neunundzwanzig Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Joaddan aus Jerusalem. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, doch nicht mit der ganzen Hingabe seines Herzens. Als seine Herrschaft sich gefestigt hatte, ließ er seine Diener, die seinen königlichen Vater erschlagen hatten, töten. Doch ihre Söhne ließ er nicht umbringen, sondern verfuhr, wie im Gesetz im Buche des Moses geschrieben steht, dem der Herr befohlen hatte: "Väter sollen nicht um ihrer Kinder willen und Kinder nicht um ihrer Väter willen mit dem Tode bestraft werden; vielmehr soll jeder nur für seine eigene Schuld den Tod erleiden" (5Mos 24,16). Amazja versammelte die Judäer aus ganz Juda und Benjamin und stellte sie nach Familienverbänden, nach den Führern der Tausend- und Hundertschaften auf. Er ließ sie von zwanzig Jahren an mustern und bekam dreihunderttausend auserlesene, kriegstüchtige Männer, die Lanze und Schild führen konnten. Dazu ließ er aus Israel hunderttausend tapfere Krieger um hundert Talente Silber anwerben. Aber ein Gottesmann kam zu ihm und sprach: "O König, das Heer Israels ziehe nicht mit dir; denn der Herr ist nicht mit Israel, das heißt: mit all diesen Ephraimiten! Vielmehr, wenn du dir durch sie Verstärkung für den Krieg schaffst, wird dich Gott vor dem Feind stürzen lassen; denn Gott hat die Macht, zu helfen oder zu stürzen." Amazja entgegnete dem Mann Gottes: "Was soll mit den hundert Talenten geschehen, die ich der israelitischen Schar gegeben habe?" Der Mann Gottes erwiderte: "Der Herr kann dir noch viel mehr als das geben." Da sonderte Amazja die Schar aus, die also aus Ephraim nur deshalb zu ihm gekommen war, um wieder nach Hause zu gehen. Darob geriet sie in großen Zorn über Juda und kehrte wutentbrannt nach Hause zurück. Amazja faßte Mut, führte seine Kriegsleute an, zog in das Salztal und schlug die Seïriter, zehntausend Mann. Andere zehntausend nahmen die Judäer lebend gefangen, führten sie auf einen Felsgipfel und stürzten sie vom Gipfel des Felsens hinab, so daß alle zerschmettert wurden. Die Leute jener Schar aber, die Amazja zurückgeschickt hatte und die nicht mit ihm in den Krieg ziehen durften, plünderten in den Städten Judas von Samaria bis Bet-Choron, erschlugen dreitausend Mann und machten reichliche Beute. Nach seiner Heimkehr vom Sieg über die Edomiter brachte Amazja die Götter der Seïriter herbei und stellte sie für sich als Götter auf, betete sie an und brachte ihnen Rauchopfer dar. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Amazja. Er sandte zu ihm einen Propheten, der ihm vorwarf: "Warum suchst du die Götter dieses Volkes, die ihr eigenes Volk aus deiner Hand nicht retten konnten?" Während er so zu ihm sprach, unterbrach ihn jener: "Haben wir dich denn zum Ratgeber für den König bestellt? Hör auf! Oder willst du Schläge erhalten?" Da hörte der Prophet auf und sprach: "Nun weiß ich, daß Gott den Ratschluß gefaßt hat, dich zu verderben, weil du das getan und auf meinen Rat nicht gehört hast." Da beriet sich Amazja, der König von Juda, und sandte an Joas, den Sohn des Joachas und Enkel Jehus, den König von Israel, mit der Herausforderung: "Wohlan, wir wollen uns gegenseitig im Kampf messen!" Doch Joas, der König von Israel, ließ Amazja, dem König von Juda, antworten: "Der Dornstrauch auf dem Libanon sandte an die Zeder auf dem Libanon und stellte die Forderung: Gib deine Tochter meinem Sohn zur Frau! Aber das Wild des Libanon lief darüber und zertrat den Dornstrauch. Du denkst, du hast Edom völlig vernichtet; dein Herz ist deshalb übermütig geworden und möchte Ruhm erwerben. Bleibe vorerst daheim! Warum willst du dich unter ungünstigen Voraussetzungen in einen Streit einlassen, so daß du zu Fall kommst, du und Juda mit dir?" Doch Amazja wollte nicht hören; denn von Gott war es also verfügt, sie seiner Gewalt zu übergeben, weil sie die edomitischen Götter gesucht hatten. Darum zog Joas, der König von Israel, zu Feld, und sie maßen ihre Kräfte, er und der König Amazja von Juda, bei Bet-Schemesch in Juda. Juda wurde von Israel geschlagen, so daß alle in ihre Zelte flohen. Den judäischen König Amazja, den Sohn des Joas und Enkel des Joachas, nahm Joas, der König von Israel, bei Bet-Schemesch gefangen. Er brachte ihn nach Jerusalem und riß die Mauer Jerusalems vom Ephraimstor bis zum Ecktor in einer Länge von vierhundert Ellen nieder. Er nahm auch alles Gold und Silber, alle Geräte, die sich im Gotteshaus unter der Obhut des Obed-Edom befanden, ferner die Schätze des königlichen Palastes sowie die Geiseln. Dann kehrte er nach Samaria zurück. Amazja, der Sohn des Joas, der König von Juda, lebte nach dem Hinscheiden des Joas, des Sohnes des Joachas, des Königs von Israel, noch fünfzehn Jahre. Die übrige Geschichte Amazjas, die frühere und spätere, ist aufgeschrieben im Buch der Könige von Juda und Israel. Von der Zeit an, da Amazja vom Herrn abtrünnig wurde, bildete sich eine Verschwörung wider ihn in Jerusalem, und er flüchtete nach Lachis. Doch sandte man Verfolger hinter ihm her nach Lachis und tötete ihn dort. Man überführte ihn mit Pferden und begrub ihn in der Davidsstadt bei seinen Ahnen. Danach holte das gesamte Volk von Juda den Ussia, obwohl er erst sechzehn Jahre alt war, und machte ihn zum König an Stelle seines Vaters Amazja. Er baute Elat aus, das er Juda wieder einverleibte, nachdem der König zu seinen Vätern entschlafen war. Ussia war sechzehn Jahre alt, als er die Königsherrschaft antrat, und herrschte zweiundfünfzig Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Jecholja aus Jerusalem. Ussia tat, was dem Herrn wohlgefiel, ganz wie sein Vater Amazja getan hatte. Er strebte danach, Gott zu dienen, solange Sacharja lebte, der ihn die Ehrfurcht vor Gott lehrte. Solange er dem Herrn diente, ließ Gott ihm Erfolge angedeihen. Er zog aus und kämpfte gegen die Philister, riß die Mauer von Gat ein sowie die Mauer von Jabne und die Mauer von Asdod und ließ Städte in der Gegend von Asdod und im Philisterland ausbauen. Gott stand ihm bei gegen die Philister und gegen die Araber, die in Gerar wohnten, sowie gegen die Mëuniter. Die Mëuniter leisteten Ussia Tribut. Sein Ruhm reichte bis an die Grenze Ägyptens; denn er war überaus mächtig geworden. Ussia baute in Jerusalem Türme auf dem Ecktor, auf dem Taltor und am Winkel und befestigte sie. Auch in der Steppe baute er Türme und grub viele Zisternen. Er besaß nämlich zahlreichen Viehbestand in der Niederung und in der Ebene, hatte Landarbeiter und Winzer auf den Bergen und im Fruchtland; denn er schätzte den Ackerbau sehr. Ussia hatte auch ein Heer, das Kriegsdienste tat und in geschlossenen Scharen in den Kampf zog gemäß der Anzahl, wie sie der Schreiber Jeïel und der Amtmann Maaseja unter Aufsicht Chananjas, eines der königlichen Fürsten, gemustert hatte. Die Gesamtzahl der Familienhäupter der kriegstüchtigen Mannschaft betrug zweitausendsechshundert. Unter ihrem Befehl stand eine Heeresmacht von dreihundertsiebentausendfünfhundert Mann, die ihren Kriegsdienst leisteten, ein schlagkräftiges Heer, um dem König wider seine Feinde zu helfen. Ussia besorgte für den ganzen Heerbann Schilde, Lanzen, Helme, Panzer, Bogen und Geräte für die Schleudersteine. Er verfertigte in Jerusalem geistreich ausgedachte Wurfmaschinen, die auf den Türmen und Mauerecken aufgestellt wurden, um Pfeile und gewaltige Steine abschießen zu können. So verbreitete sich sein Ruhm weithin; denn ihm ward wunderbare Hilfe zuteil, so daß er stark an Macht wurde. Als er aber erstarkt war, wurde sein Herz hochmütig und verstieg sich zu verkehrtem Tun. Er verging sich wider den Herrn, seinen Gott, indem er in den Tempel des Herrn ging, um auf dem Räucheraltar zu räuchern. Der Oberpriester Asarja folgte ihm; in seiner Begleitung waren achtzig Priester des Herrn, vornehme Männer. Sie traten gegen den König Ussia auf und sprachen zu ihm: "Es kommt dir nicht zu, Ussia, dem Herrn zu räuchern, sondern nur den Priestern, den Söhnen Aarons, die geweiht wurden, das Rauchopfer darzubringen! Verlaß das Heiligtum, denn du hast dich vergangen; es gereicht dir nicht zur Ehre bei Gott, dem Herrn!" Ussia geriet in Zorn; in seiner Hand hielt er bereits das Rauchfaß, um zu räuchern. Während er nun an den Priestern seinen Zorn ausließ, brach an seiner Stirne der Aussatz hervor. Es geschah in Gegenwart der Priester im Tempel des Herrn am Räucheraltar. Als der Hohepriester Asarja und alle übrigen Priester sich ihm zuwandten, war er an der Stirne aussätzig geworden. Sie drängten ihn eiligst von dort weg. Er beeilte sich auch selbst, hinauszukommen; denn der Herr hatte ihn geschlagen. So war der König aussätzig bis zu seinem Todestag. Er wohnte in einem abgesonderten Haus als Aussätziger; denn vom Haus des Herrn war er ausgeschlossen. Sein Sohn Jotam aber verwaltete die königlichen Krongüter und richtete das Volk des Landes. Die übrigen Taten Ussias, die früheren und die späteren, zeichnete der Prophet Isaias, der Sohn des Amoz, auf. Ussia aber entschlief zu seinen Ahnen, und man begrub ihn bei seinen Vätern, jedoch auf freiem Feld neben der königlichen Begräbnisstätte; denn man sagte sich: "Er war aussätzig." Sein Sohn Jotam folgte ihm in der Königsherrschaft. Jotam war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und sechzehn Jahre herrschte er in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Jeruscha; sie war die Tochter Zadoks. Er tat, was in den Augen des Herrn recht war, ganz wie sein Vater Ussia getan hatte. Nur drang er nicht in den Tempel des Herrn ein; das Volk aber handelte immer noch verkehrt. Er baute das obere Tor des Herrentempels. Auch an der Mauer des Ophel baute er viel. Er baute Städte auf dem Gebirge Juda, und in den Waldgebieten legte er Burgen und Türme an. Er führte Krieg gegen den König der Ammoniter und besiegte diese. Die Ammoniter mußten ihm in jenem Jahr hundert Talente Silber, zehntausend Kor Weizen und zehntausend Kor Gerste liefern. Dieselbe Summe gaben ihm die Ammoniter auch im zweiten und dritten Jahr. So erstarkte Jotam; denn er wandelte gerecht vor dem Herrn, seinem Gott. Die übrigen Taten Jotams, alle seine Kriege und Unternehmungen, sind niedergeschrieben im Buch der Könige von Israel und Juda. Er war fünfundzwanzig Jahre alt, als er König wurde, und sechzehn Jahre herrschte er in Jerusalem. Jotam entschlief zu seinen Vätern, und man begrub ihn in der Davidsstadt. Sein Sohn Achas folgte ihm in der Königsherrschaft. Achas war zwanzig Jahre alt, als er König wurde. Er herrschte sechzehn Jahre in Jerusalem und tat nicht, was dem Herrn wohlgefiel, wie sein Ahnherr David. Vielmehr wandelte er auf den Pfaden der Könige von Israel. Er ließ sogar gegossene Bilder zu Ehren der Baale anfertigen. Er selbst brachte im Tal Ben-Hinnom Rauchopfer dar und verbrannte seine Söhne im Opferfeuer, entsprechend den Greueltaten der Völker, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Er opferte und räucherte auf den Höhen und Hügeln unter jedem grünen Baum. Daher übergab ihn der Herr, sein Gott, der Gewalt des Königs der Aramäer. Diese schlugen ihn, führten eine große Anzahl Gefangener von ihm weg und brachten sie nach Damaskus. Auch in die Hand des Königs von Israel ward Achas gegeben, der ihm eine schwere Niederlage beibrachte. Pekach, der Sohn Remaljas, tötete nämlich in Juda an einem Tag hundertzwanzigtausend tapfere Krieger; denn sie hatten den Herrn, den Gott ihrer Väter, verlassen. Sichri, ein ephraimitischer Kriegsheld, erschlug Masseja, den Sohn des Königs, Asrikam, den Palastvorsteher, und Elkana, den zweiten Staatsmann nach dem König. Die Israeliten führten von ihren Stammesbrüdern zweihunderttausend Frauen, Söhne und Töchter in die Gefangenschaft fort; auch entrissen sie ihnen reiche Beute und brachten sie nach Samaria. Dort befand sich ein Prophet des Herrn, namens Oded. Dieser ging dem Heer entgegen, das nach Samaria heimkehrte, und hielt ihm vor: "Weil der Herr, der Gott eurer Väter, über Juda erzürnt war, hat er sie in eure Gewalt gegeben. Ihr habt unter ihnen gemordet mit einer Wut, die bis zum Himmel reicht. Und nun habt ihr im Sinn, Kinder Judas und Jerusalems als Knechte und als Mägde euch zu unterwerfen! Habt ihr, nur euch selbst betrachtet, keine Schuld vor dem Herrn, eurem Gott? Hört nun auf mich und erstattet die Gefangenen zurück, die ihr euren Stammesbrüdern weggeführt habt; denn sonst entbrennt die Zornesglut des Herrn über euch." Da traten einige von den führenden Männern der Ephraimiten, nämlich Asarja, der Sohn Jochanans, Berechja, der Sohn Meschillemots, Hiskia, der Sohn Schallums, und Amasa, der Sohn Chadlajs, zu den Kriegern, die vom Feldzug heimkehrten. Sie redeten zu ihnen: "Bringt die Gefangenen nicht hierher; denn zu unserer Verschuldung vor dem Herrn hinzu wolltet ihr unsere Sünden und unsere Verschuldungen noch vermehren; denn es lastet auf uns schon ohnehin eine gar schwere Schuld, und eine Zornesglut liegt über Israel." Da gaben die Krieger in Gegenwart der Fürsten und der ganzen Gemeinde die Gefangenen und die Beute frei. Die Männer, die man namentlich dazu bestimmt hatte, traten vor, nahmen sich der Gefangenen an, bekleideten alle, die entblößt waren, aus dem Beutevorrat und versahen sie mit Kleidern und Schuhen. Sie gaben ihnen zu essen und zu trinken, salbten sie, ließen alle, die nicht gehen konnten, auf Eseln reiten und brachten sie zur Palmenstadt Jericho, zu ihren Stammesbrüdern. Sie selbst kehrten darauf nach Samaria heim. Zu jener Zeit sandte der König Achas an den König von Assur und erbat seine Hilfe. Es waren nämlich auch noch Edomiter vorgestoßen, hatten Juda geschlagen und Gefangene weggeführt. Auch Philister plünderten in den Ortschaften der Niederung und im judäischen Südland, eroberten Bet-Schemesch, Ajjalon, Gederot, Socho und seine Tochterstädte, Timna und seine Tochterstädte, Gimso und seine Tochterstädte und ließen sich darin nieder. Der Herr demütigte Juda wegen des israelitischen Königs Achas, weil dieser in Juda ein zuchtloses Wesen einreißen ließ und dem Herrn die Treue keineswegs hielt. Da zog Tiglatpileser, der König von Assur, gegen ihn und bedrängte ihn, statt ihm zu helfen. Denn Achas mußte dem Tempel des Herrn, dem königlichen Palast und den Fürsten einen Teil ihres Besitzes nehmen und ihn dem assyrischen König geben. Aber Hilfe erhielt er nicht. Auch in der Zeit seiner Bedrängnis setzte er seinen treulosen Abfall vom Herrn fort, er, dieser König Achas. Er opferte den Göttern von Damaskus, das ihn besiegt hatte. Er meinte: "Die Götter der Aramäerkönige, diese helfen ihnen. Diesen will auch ich opfern, damit sie mir helfen." Aber sie dienten ihm nur dazu, ihn und ganz Israel zu Fall zu bringen. Achas raffte die Geräte des Gotteshauses zusammen und schlug sie entzwei. Er schloß die Tore des Hauses des Herrn und baute sich Altäre an jeder Ecke Jerusalems. In jeder einzelnen Stadt Judas errichtete er Opferhöhen, um anderen Göttern Rauchopfer darzubringen. So beleidigte er den Herrn, den Gott seiner Väter. Seine sonstige Geschichte und alle seine Unternehmungen, die früheren und die späteren, sind aufgeschrieben im Buch der Könige von Juda und Israel. Achas entschlief zu seinen Vätern, und man begrub ihn in der Stadt, in Jerusalem; denn man legte ihn nicht in die Gräber der israelitischen Könige. Sein Sohn Hiskia folgte ihm in der Königsherrschaft. Hiskia wurde im Alter von fünfundzwanzig Jahren König und herrschte neunundzwanzig Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Abia, die Tochter Sacharjas. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, genau wie sein Ahnherr David getan hatte. Er öffnete im ersten Jahr seiner Regierung, im ersten Monat, die Tore des Tempels des Herrn und stellte sie wieder her. Darauf ließ er die Priester und Leviten kommen und versammelte sie auf dem nach Osten liegenden Platz. Er sprach zu ihnen: "Hört mich an, ihr Leviten! Heiligt euch nun und heiligt den Tempel des Herrn, des Gottes eurer Väter! Schafft die Unreinheit aus dem Heiligtum hinaus! Denn unsere Väter haben treulos gehandelt und getan, was den Augen des Herrn, unseres Gottes, mißfiel. Sie ließen ihn im Stich, wandten ihr Angesicht von der Wohnstätte des Herrn ab und kehrten ihr den Rücken zu. Sie haben sogar die Pforten der Vorhalle abgeriegelt, die Lampen zum Erlöschen gebracht, kein Rauchopfer angezündet und kein Brandopfer mehr im Heiligtum dem Gott Israels dargebracht. So kam denn der Zorn des Herrn über Juda und Jerusalem. Er machte sie zum Gegenstand des Schreckens, des Grauens und des Spottes, wie ihr es mit eigenen Augen schaut. Ja, fürwahr, unsere Väter fielen durch das Schwert, und unsere Söhne, Töchter und Frauen gerieten deswegen in Gefangenschaft. Nunmehr habe ich den Entschluß gefaßt, mit dem Herrn, dem Gott Israels, einen Bund zu schließen, auf daß seine Zornesglut von uns weiche. Meine Söhne, seid jetzt nicht nachlässig! Denn euch hat der Herr erwählt, vor seinem Angesicht zu stehen, ihm zu dienen, seinen Dienst zu verrichten und ihm Rauchopfer darzubringen." Da erhoben sich die Leviten Machat, der Sohn Amasajs, und Joël, der Sohn Asarjas, von den Kehatiten; von den Merariten Kisch, der Sohn Abdis, und Asarja, der Sohn Jehallelels; von den Gerschoniten Joach, der Sohn Simmas, und Eden, der Sohn Joachs; von den Nachkommen Elizaphans Schimri und Jeïel; von den Nachkommen Asaphs Sacharja und Mattanja; von den Nachkommen Hemans Jechiel und Schimi, und von den Nachkommen Jedutuns Schemaja und Ussiel. Sie holten ihre Stammesbrüder zusammen und heiligten sich. Dann machten sie sich nach dem königlichen Befehl und den Vorschriften des Herrn daran, das Haus des Herrn zu reinigen. Die Priester betraten das Innere des Tempels, um die Reinigung auszuführen. Sie schafften alle unreinen Dinge, die sie im Haus des Herrn fanden, in den Vorhof des Tempels. Die Leviten übernahmen sie dort und brachten sie hinaus an den Kidronbach. Am ersten Tag des ersten Monats begannen sie mit der Weihe. Am achten Tag des Monats waren sie bis zur Vorhalle des Herrn gekommen; dann weihten sie den Tempel innerhalb von acht Tagen. Am sechzehnten Tag des ersten Monats hatten sie ihre Arbeit vollendet. Danach begaben sie sich zu König Hiskia und meldeten: "Wir haben das gesamte Haus des Herrn gesäubert, desgleichen den Brandopferaltar mit all seinen Geräten und den Tisch für die Schaubrote mit all seinen Geräten. Alle Gerätschaften, die der König Achas während seiner Herrschaft durch seinen Abfall entweiht hatte, setzten wir wieder instand und weihten sie. Nunmehr befinden sie sich vor dem Altar des Herrn." In der Frühe des andern Tages versammelte der König Hiskia die Stadtobersten und ging hinauf in den Tempel des Herrn. Man brachte sieben Stiere, sieben Widder, sieben Lämmer und sieben Ziegenböcke als Sündopfer für das Königshaus, für das Heiligtum und für Juda. Der König befahl den Söhnen Aarons, den Priestern, sie auf dem Altar des Herrn als Brandopfer darzubringen. Man schlachtete die Rinder; die Priester fingen das Blut auf und sprengten es an den Altar; dann schlachtete man die Widder und sprengte das Blut an den Altar. Ebenso schlachtete man die Lämmer und sprengte das Blut an den Altar. Danach brachte man die Böcke für das Sündopfer vor den König und die Versammlung, damit sie ihre Hände auf sie legten. Dann machten sich die Priester an den Altar, um für ganz Israel Sühne zu erwirken; denn für ganz Israel hatte der König das Brand- und Sündopfer bestimmt. Er hatte auch die Leviten im Hause des Herrn mit Zimbeln, Harfen und Zithern aufgestellt, getreu der Anordnung Davids und des königlichen Sehers Gad und des Propheten Natan; denn vom Herrn war der Befehl durch die Vermittlung seiner Propheten ergangen. So standen also die Leviten mit den Instrumenten Davids und die Priester mit ihren Trompeten bereit. Hiskia gab den Befehl, das Brandopfer auf den Altar zu legen. Als das Brandopfer begann, setzten auch die Lieder zu Ehren des Herrn und die Trompeten ein, und zwar unter Führung der Instrumente Davids, des Königs von Israel. Die gesamte Gemeinde warf sich nieder, während der Gesang ertönte und die Trompeten schmetterten. Dies alles spielte sich ab, bis das Brandopfer vollendet war. Nach der Darbringung der Brandopfer verneigten sich der König und alle, die sich bei ihm befanden, und warfen sich nieder. Der König Hiskia und die Fürsten befahlen den Leviten, den Herrn mit den Worten Davids und des Sehers Asaph zu preisen. Diese sangen das Loblied mit großer Freude, verneigten sich und warfen sich nieder. Danach ergriff Hiskia das Wort und sprach: "Ihr habt euch nunmehr für den Herrn geweiht. Tretet näher und bringt Schlacht- und Dankopfer zum Haus des Herrn!" Da brachte die Gemeinde Schlacht- und Dankopfer, und wer es wollte, auch Brandopfer. Die Anzahl der Brandopfer, die die Gemeinde brachte, betrug siebzig Rinder, hundert Widder und zweihundert Lämmer. Als Brandopfer für den Herrn war all das bestimmt. Die Weihegaben beliefen sich auf sechshundert Rinder und dreitausend Schafe. Jedoch waren zu wenig Priester da, so daß sie nicht alle Brandopfer abhäuten konnten. Darum traten ihnen ihre Amtsbrüder, die Leviten, tatkräftig zur Seite, bis die Arbeit durchgeführt war und die Priester sich geheiligt hatten. Denn die Leviten waren noch eifriger bemüht, sich zu heiligen, als die Priester. Es gab aber auch eine Menge Brandopfer samt den Fettstücken der Friedopfer und den zu den Brandopfern gehörigen Trankopfern. So wurde der Opferdienst im Tempel des Herrn wiederhergestellt. Hiskia und das gesamte Volk freuten sich, daß ihn Gott dem Volk wiederhergestellt hatte; denn die Sache geschah wider Erwarten schnell. Danach sandte Hiskia Boten an ganz Israel und Juda und verfaßte auch Briefe an Ephraim und Manasse mit der Bitte, zum Haus des Herrn nach Jerusalem zu kommen, um dem Herrn, dem Gott Israels, ein Paschafest zu feiern. Der König, seine Fürsten und die gesamte Versammlung in Jerusalem hatten nämlich beschlossen, das Pascha erst im zweiten Monat zu begehen. Denn sie fühlten sich zu jener Zeit noch außerstande, das Fest zu feiern, da die Priesterschaft sich nicht in genügender Zahl geheiligt und das Volk sich in Jerusalem noch nicht versammelt hatte. Der Entschluß sagte dem König und der ganzen Gemeinde zu. Sie setzten fest, daß in ganz Israel von Beerseba bis Dan laut verkündet werde, man solle herbeikommen, um dem Herrn, dem Gott Israels, in Jerusalem ein Pascha zu feiern; denn sie hatten es nicht so vollzählig gehalten, wie es vorgeschrieben war. Da durcheilten die Laufboten mit den Briefen von der Hand des Königs und seiner Fürsten ganz Israel und Juda und verkündeten laut Befehl des Königs: "Ihr Israeliten, bekehrt euch zum Herrn, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels, damit er sich den Entronnenen zuwende, die aus der Gewalt der assyrischen Könige noch übriggeblieben sind! Seid nicht wie eure Väter und Stammesbrüder, die dem Herrn, dem Gott ihrer Ahnen, untreu wurden, wofür er sie der Vernichtung auslieferte, wie ihr es selber seht! Zeigt jetzt keinen starren Nacken wie eure Väter! Entbietet dem Herrn die Ehre und kommt zu seinem Heiligtum, das er für immer geweiht hat! Dient dem Herrn, eurem Gott, damit seine Zornesglut von euch weiche! Denn wenn ihr euch zum Herrn bekehrt, werden eure Brüder und Söhne Mitleid finden bei denen, die sie in Gefangenschaft führten, und in dieses Land zurückkehren dürfen; denn der Herr, euer Gott, ist gnädig und barmherzig. Er wird sein Angesicht nicht von euch wenden, wenn ihr euch zu ihm bekehrt." Die Läufer eilten von Stadt zu Stadt durch das Gebiet von Ephraim und Manasse bis nach Sebulun. Doch man verlachte und verspottete sie. Nur vereinzelte Männer aus Aser, Manasse und Sebulun demütigten sich und kamen nach Jerusalem. Auch in Juda war Gottes Hand tätig und verlieh ihnen einträchtigen Sinn, den königlichen und fürstlichen Befehl, der auf dem Gebot des Herrn beruhte, auszuführen. So versammelte sich eine Menge Volkes in Jerusalem, das Fest der ungesäuerten Brote im zweiten Monat zu begehen; es war eine sehr zahlreiche Gemeinde. Sie machten sich daran und entfernten die Altäre zu Jerusalem, beseitigten die Räucherstätten und warfen sie ins Kidrontal. Dann schlachteten sie am vierzehnten Tag des zweiten Monats das Pascha. Die Priester und Leviten fühlten sich beschämt. Sie weihten sich und brachten Brandopfer zum Tempel des Herrn. Sie standen nun auf ihrem Posten nach ihren Satzungen gemäß der Vorschrift des Moses, des Gottesmannes. Die Priester sprengten das Blut, das sie von den Leviten empfingen. In ihrer Gemeindeversammlung gab es nämlich viele, die sich nicht geheiligt hatten. Die Leviten vollzogen also das Schlachten der Paschalämmer für jeden, der nicht rein war, um sie dem Herrn zu weihen. Denn ein großer Teil des Volkes, namentlich aus Ephraim, Manasse, Issachar und Sebulun hatte sich nicht gereinigt, sondern verzehrte das Pascha vorschriftswidrig. Hiskia aber betete für sie und sprach: "Der gütige Herr verschaffe Sühne einem jeden, der sein Herz darauf einstellt, Gott, den Herrn, den Gott seiner Väter, zu suchen, obwohl ihm die dem Heiligtum zukommende Reinheit fehlt." Der Herr hörte auf Hiskia und ließ das Volk unversehrt. So feierten denn die Israeliten, die sich in Jerusalem eingefunden hatten, das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage hindurch mit großer Freude. Tagtäglich priesen die Priester und Leviten den Herrn mit den kräftigen Instrumenten für den Dienst des Herrn. Hiskia sprach herzliche Worte zu allen Leviten, die für die Sache des Herrn so gutes Verständnis gezeigt hatten. So führten sie die Festzeit zu Ende, die sieben Tage, an denen sie die Friedopfer schlachteten und dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, dankten. Daraufhin faßte die gesamte Gemeinde den Entschluß, sieben weitere Tage zu feiern, und sie hielten ein siebentägiges Freudenfest. Denn Hiskia, der König von Juda, stiftete der Gemeinde 1 000 Stiere und 7 000 Schafe. Auch die Fürsten stifteten der Versammlung 1 000 Stiere und 10 000 Schafe. Eine Menge Priester hatte sich geweiht. So freute sich die ganze Gemeinde Judas, die Priester und Leviten, sowie die gesamte Gemeinde, die aus Israel eingetroffen war, ferner die Fremdlinge, die aus dem Lande Israel gekommen waren oder in Juda seßhaft waren. Großer Freudenjubel herrschte zu Jerusalem; denn seit den Tagen Salomos, des Sohnes Davids und Königs von Israel, hatte sich in Jerusalem solches nicht mehr ereignet. Dann traten die levitischen Priester auf und segneten das Volk. Der Herr aber erhörte ihr Rufen, und ihr Gebet drang zu seiner heiligen Wohnstätte, dem Himmel, empor. Nachdem dies alles beendet war, zogen alle Israeliten, die da waren, in die Städte Judas hinaus, zertrümmerten die Weihesteine, hieben die Ascheren um und zerstörten die Höhen und Altäre von ganz Juda, Benjamin, Ephraim und Manasse vollständig. Dann kehrten alle Israeliten in ihre Städte zurück, ein jeder zu seinem Erbbesitz. Hiskia stellte die Priester und Leviten abteilungsweise nach ihren Dienstklassen auf, jeden nach Maßgabe seines priesterlichen oder levitischen Dienstes, zum Darbringen der Brand- und Friedopfer, zum Vortrag der Dank- und Loblieder und zum Dienst an den Toren des Lagers des Herrn. Der Beitrag des Königs aus seiner eigenen Habe diente für die Brandopfer, für die Morgen- und Abendopfer und für die Brandopfer an den Sabbaten, den Neumonden und den Festzeiten, wie sie im Gesetz des Herrn vorgeschrieben sind. Er befahl dem Volk, den Bewohnern Jerusalems, den Priestern und Leviten den gebührenden Anteil abzuliefern, damit sie sich dem Gesetz des Herrn widmen könnten. Sobald sich diese Anordnung verbreitete, lieferten die Israeliten in Fülle die Erstlinge von Getreide, Most, Öl, Honig und allem Ertrag des Feldes ab und brachten mengenweise den Zehnten von allem. Die Israeliten und Judäer, die in den Städten Judas wohnten, brachten ebenfalls den Zehnten vom Großvieh und Kleinvieh und die Weihegaben, die dem Herrn, ihrem Gott, geweiht wurden; sie legten es in einzelnen Haufen nieder. Im dritten Monat begannen sie, die Haufen aufzuschütten; im siebten Monat waren sie damit fertig. Hiskia kam mit den Fürsten herbei. Sie sahen die Haufen und priesen den Herrn und sein Volk Israel. Hiskia erkundigte sich bei den Priestern und Leviten wegen der Haufen. Asarja, der Hohepriester aus dem Hause Zadok, antwortete ihm und sprach: "Seitdem man begonnen hat, die Abgaben zum Haus des Herrn zu bringen, essen wir gut und werden gesättigt und lassen noch eine Menge übrig; denn der Herr segnete sein Volk, und wir haben noch diese Menge übrig." Hiskia befahl nun, Vorratskammern im Haus des Herrn herzustellen, und man legte sie an. Dann brachten sie die Abgaben, die Zehnten und Weihegaben redlich hinein. Der Levit Konanja wurde zum Oberaufseher darüber bestellt und sein Bruder Schimi als Stellvertreter. Jechiël, Asasja, Nachat, Asahel, Jerimot, Josabad, Eliel, Jismachja, Machat und Benaja waren Wächter unter Konanja und dessen Bruder Schimi auf Geheiß des Königs Hiskia und Asarjas, des Fürsten im Gotteshaus. Der Levit Kore, der Sohn Jimnas, der Torhüter an der Ostseite, war zum Aufseher über die freiwilligen Spenden für Gott gesetzt, damit die für den Herrn bestimmte Abgabe und das Hochheilige ausgeliefert würden. Ihm standen Eden, Minjamin, Jesua, Schemaja, Amarja und Schechanja in den Städten der Priester getreulich zur Seite, um ihren Amtsbrüdern, den Vornehmen ebenso wie den Geringen, abteilungsweise ihre Anteile zukommen zu lassen. Davon abgesehen, waren die männlichen Personen von drei Jahren an ins Verzeichnis aufgenommen, und zwar von allen, die, der täglichen Pflicht entsprechend, abteilungsweise zur Erfüllung ihres Dienstes zum Tempel kamen. Das Verzeichnis der Priester hatte man nach den betreffenden Familien, das der Leviten von zwanzig Jahren an nach ihren Amtspflichten in ihren Abteilungen angefertigt. Die Eintragung mußte bei jeder Gemeinschaft mit Einschluß aller Kleinkinder, Frauen, Söhne und Töchter geschehen; denn durch ihr festes Amt wurden auch diese geheiligt. Für die Söhne Aarons, die Priester, die auf den Weidegebieten ihrer Ortschaften wohnten, waren in jeder Stadt Leute bestellt, die namentlich bestimmt waren, um allen männlichen Angehörigen der Priester und allen im Verzeichnis stehenden Leviten Anteile abzuliefern. So handelte Hiskia in ganz Juda und tat, was gut, recht und getreu war vor dem Herrn, seinem Gott. Bei jedem Unternehmen, das er im Dienst des Hauses Gottes oder sonst im Hinblick auf das Gesetz und das Gebot begann, um seinen Gott zu suchen, handelte er in ganzer Herzenshingabe und hatte deshalb Erfolg. Nach diesen Begebenheiten und diesen Beweisen der Treue rückte Sanherib, der König von Assur, heran. Er fiel in Juda ein, belagerte die festen Ortschaften und gedachte, sie für sich zu erobern. Hiskia merkte, daß Sanherib heranzog und sich zum Angriffskrieg gegen Jerusalem vorbereitete. Er beriet sich also mit seinen Fürsten und Offizieren, ob man das Wasser der Quellen außerhalb der Stadt verstopfen solle, und diese stimmten ihm zu. So versammelte sich viel Volk und verstopfte alle Quellen und den unterirdisch fließenden Bach. Man sagte nämlich: "Warum sollen die assyrischen Könige bei ihrem Vormarsch reiche Wassermengen vorfinden?" Er strengte sich an und baute die ganze Mauer aus, die Risse erhalten hatte. Er errichtete auf ihr Türme und außerhalb die andere Mauer, befestigte den Millo, die Stadt Davids, und ließ eine Menge von Wurfwaffen und Schilden anfertigen. Dann setzte er Feldherren über das Volk und versammelte sie zu sich auf dem Platz am Stadttor, redete ihnen aufmunternd zu und sprach: "Seid tapfer und stark! Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht vor dem König von Assur und vor der ganzen Heeresmenge, die bei ihm ist! Denn bei uns ist mehr als bei ihm. Bei ihm ist ein Arm aus Fleisch, bei uns aber ist der Herr, unser Gott, um uns zu helfen und unsere Kriege zu führen." Das Volk ließ sich durch die Worte Hiskias, des Königs von Juda, Mut zusprechen. Als etwas später Sanherib, der König von Assur, mit seiner ganzen Heeresmacht vor Lachis lag, sandte er seine Untergebenen nach Jerusalem an Hiskia, den König von Juda, und an alle Judäer in Jerusalem. Er ließ bekanntmachen: "So spricht Sanherib, der König von Assur: Worauf vertraut ihr denn, daß ihr im belagerten Jerusalem sitzen bleibt? Ist es nicht Hiskia, der euch verführt, um euch durch Hunger und Durst dem Tod zu überantworten, wenn er sagt: Der Herr, unser Gott, wird uns aus der Hand des Königs von Assur erretten? Hat nicht gerade Hiskia seine Opferhöhen und Altäre beseitigt und Juda und Jerusalem befohlen: Nur vor einem einzigen Altar sollt ihr anbeten und nur auf ihm opfern? Wißt ihr denn nicht, was ich und meine Väter allen Völkern der Erdenländer getan haben? Konnten denn die Volksgötter in den einzelnen Ländern ihr Land aus meiner Hand erretten? Wer unter allen Göttern dieser Völker, an denen meine Väter den Bann vollzogen, vermochte denn sein Volk aus meiner Hand zu erretten? Da soll nun euer Gott euch aus meiner Hand befreien können? Wohlan, Hiskia soll euch nicht täuschen und euch nicht auf diese Art und Weise verführen! Vertraut ihm nicht! Denn kein Gott irgendeines Volkes oder Reiches konnte sein Volk aus meiner Hand und aus der meiner Väter erretten; erst recht wird euer Gott euch nicht erretten aus meiner Hand!" Noch weitere Worte sprachen seine Untergebenen gegen den Herrn, den wahren Gott, und seinen Diener Hiskia. Sanherib schrieb auch einen Brief, um den Herrn, den Gott Israels, zu verhöhnen und gegen ihn folgendermaßen zu lästern: "Wie die Götter der Völker in den einzelnen Ländern ihr Volk nicht aus meiner Hand befreiten, so wird auch der Gott Hiskias sein Volk aus meiner Hand nicht erretten." Sie riefen mit lauter Stimme auf judäisch dem Volk Jerusalems, das auf der Mauer stand, entgegen, um sie in Furcht und Schrecken zu versetzen und so die Stadt erobern zu können. Dabei redeten sie über den Gott Jerusalems in einer Art, als ob sie von den Göttern der Erdenvölker, den Gebilden von Menschenhand, sprächen. Doch König Hiskia und der Prophet Isaias, der Sohn des Amoz, beteten in diesem Anliegen und schrieen zum Himmel empor. Der Herr aber sandte einen Engel, und dieser vernichtete alle Kriegshelden, Heerführer und Feldherrn im Lager des Assyrerkönigs. Er mußte voller Schande in seine Heimat zurückkehren. Als er einmal in das Haus seines Gottes ging, schlugen ihn dort seine eigenen Söhne mit dem Schwert nieder. So befreite der Herr den Hiskia und die Bewohner Jerusalems aus der Gewalt Sanheribs, des assyrischen Königs, und aus der Gewalt aller anderen. Er verschaffte ihnen ringsum Ruhe. Viele brachten Gaben für den Herrn nach Jerusalem und kostbare Geschenke für Hiskia, den König von Juda. Er war von da ab hochgeehrt in den Augen aller Völker. In jenen Tagen wurde Hiskia auf den Tod krank. Er betete zum Herrn, und dieser erhörte ihn und gab ihm ein Wunderzeichen. Doch Hiskia war für die empfangenen Wohltaten nicht dankbar; denn sein Herz wurde hochmütig. Deshalb drohte ein Zorngericht über ihn, über Juda und Jerusalem hereinzubrechen. Nun aber demütigte sich Hiskia in seinem Hochmut, er und die Bewohner Jerusalems. So ereilte sie das Zorngericht des Herrn noch nicht in den Tagen des Hiskia. Hiskia bekam Reichtümer und Ehren in hohem Maße. Er erwarb sich Schätze an Silber, Gold, Edelsteinen, Duftgewürzen, Schilden und allerlei Schmuckgegenständen. Ferner machte er Vorratsräume für den Ertrag an Getreide, Most und Öl, dazu Ställe für jede Art von Vieh. Er hatte sich nämlich Herden erworben, Bestände an Klein- und Großvieh in Menge; denn Gott hatte ihm sehr reichen Besitz verliehen. Hiskia war es auch, der den oberen Abfluß des Gischonwassers verstopfte und es nach Westen in die Stadt Davids hinableitete. Hiskia hatte Erfolg bei all seinem Tun. Genauso war es anläßlich der Unterhändler, welche die babylonischen Herren um Auskunft über das Zeichen, das im Lande geschehen war, an ihn gesandt hatten: Gott ließ ihn ruhig gewähren, um ihn auf die Probe zu stellen und seine ganze Herzensgesinnung kennenzulernen. Die übrige Geschichte Hiskias und seine frommen Taten sind niedergeschrieben in der Offenbarung des Propheten Isaias, des Sohnes des Amoz, und im Buch der Könige von Juda und Israel. Hiskia entschlief zu seinen Vätern, und man begrub ihn an bevorzugter Stelle in der Grabstätte der Söhne Davids. Bei seinem Tod erwiesen ihm ganz Juda und die Einwohner Jerusalems die letzte Ehre. Sein Sohn Manasse folgte ihm in der Königsherrschaft. Manasse war zwölf Jahre alt, als er zu herrschen begann. Er regierte fünfundfünfzig Jahre in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn mißfiel, entsprechend den Greueln der Völker, die der Herr vor den Israeliten vertrieben hatte. Er baute die Opferhöhen wieder auf, die sein Vater Hiskia niedergerissen hatte, errichtete Altäre für die Baale, verfertigte Ascheren, verehrte das gesamte Himmelsheer und diente ihm. Er stellte Altäre im Haus des Herrn auf, von dem doch der Herr gesagt hatte: "Mein Name bleibe in Jerusalem für immer." Für das ganze Himmelsheer baute er Altäre in den beiden Vorhöfen des Hauses des Herrn. Er ließ sogar seine Söhne im Tal Ben-Hinnom durch das Feuer gehen, betrieb Zauberei, Wahrsagerei und Beschwörung, bestellte Totenbeschwörer und Zeichendeuter. Vieles tat er, was dem Herrn mißfiel, um ihn zu beleidigen. Das Schnitzbild, das er verfertigt hatte, stellte er in den Tempel Gottes, von dem doch Gott zu David und zu dessen Sohn Salomo gesagt hatte: "In diesem Hause und in Jerusalem, das ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe, lasse ich meinen Namen wohnen für immer. Ich will den Fuß Israels nicht mehr vom Boden entfernen, den ich euren Vätern verlieh. Nur müssen sie darauf achten, alles zu tun, was ich ihnen im ganzen Gesetz, in den Vorschriften und Satzungen durch Moses geboten habe." Jedoch Manasse verführte Juda und die Bewohner Jerusalems, Schlimmeres zu tun als die Völker, die der Herr vor den Israeliten vertilgt hatte. Der Herr gab Warnungen an Manasse und sein Volk, doch sie achteten nicht darauf. Da ließ der Herr die Heeresobersten des Königs von Assur gegen sie auftreten. Diese nahmen den Manasse mit Haken fest, fesselten ihn mit Ketten und führten ihn nach Babel. Als er sich so in Bedrängnis befand, versuchte er, das Antlitz des Herrn, seines Gottes, zu besänftigen, indem er sich vor dem Gott seiner Väter tief demütigte. Er wandte sich im Gebet an ihn, und der Herr ließ sich von ihm erbitten. Er hörte sein Flehen und brachte ihn als König nach Jerusalem zurück. So erkannte Manasse, daß der Herr der wahre Gott ist. Danach erbaute er eine äußere Mauer für die Davidsstadt, westlich vom Gichon im Tal gegen das Fischtor zu und rings um den Ophel. Er machte sie sehr hoch. In allen befestigten Städten Judas stellte er Heeresoberste auf. Auch beseitigte er die fremdländischen Götter und das Standbild aus dem Hause des Herrn, ferner die Altäre, die er auf dem Berg des Hauses des Herrn und in Jerusalem errichtet hatte. Er warf sie vor die Stadt hinaus. Den Altar des Herrn aber stellte er wieder her, brachte darauf Fried- und Dankopfer dar und erteilte Juda den Befehl, dem Herrn als dem Gott Israels zu dienen. Indessen opferte das Volk immer noch auf den Höhen, allerdings nur dem Herrn, seinem Gott. Die übrige Geschichte Manasses, sein Gebet zu seinem Gott und die Worte der Seher, die im Namen des Herrn, des Gottes Israels, zu ihm sprachen, stehen in der Chronik von Israel. Sein Gebet und wie es Erhörung fand, alle seine Sünden und treulosen Taten, die Orte, an denen er vor seiner Demütigung Höhen errichtete und Ascheren und Bildwerke aufstellen ließ, sind niedergeschrieben in der Chronik seiner Seher. Manasse entschlief zu seinen Vätern, und man begrub ihn im Garten seines Hauses. Sein Sohn Amon folgte ihm in der Königsherrschaft. Amon war zweiundzwanzig Jahre alt, als er zu herrschen begann; zwei Jahre lang regierte er als König in Jerusalem. Er vollbrachte, was dem Herrn mißfiel, wie sein Vater Manasse getan hatte. Amon opferte allen Bildern, die sein Vater Manasse hergestellt hatte, und diente ihnen. Aber er demütigte sich nicht vor dem Herrn wie sein Vater Manasse, sondern er - Amon - vermehrte die Schuld noch weiter. Wider ihn zettelten seine Diener eine Verschwörung an und töteten ihn in seinem Haus. Die Landesbürger aber erschlugen alle, die sich gegen den König Amon verschworen hatten, und erhoben seinen Sohn Josia zum König an seiner Statt. Josia war acht Jahre alt, als er zu herrschen begann. Er regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn wohlgefiel, und wandelte auf den Wegen seines Ahnherrn David, ohne nach rechts oder links abzuweichen. Im achten Jahre seiner Regierung [er war noch jung] begann er, den Gott seines Vaters David zu suchen. Im zwölften Jahre fing er an, Juda und Jerusalem von den Höhen, von den Ascheren, den Schnitz- und Gußbildern zu reinigen. In seiner Gegenwart zertrümmerte man die Altäre der Baale. Er zerschlug die Räucheraltäre, die sich darauf befanden, die Ascheren, Schnitz- und Gußbilder zerbrach und zermalmte er. Er verstreute sie auf die Gräber derer, die ihnen geopfert hatten. Die Priestergebeine verbrannte er auf ihren Altären. So reinigte er Juda und Jerusalem. Auch in den Ortschaften von Manasse, Ephraim, Simeon und bis Naphtali, überall auf ihren Plätzen, zerstörte er die Altäre und Ascheren, die Standbilder zertrümmerte und zermalmte er. Alle Räucheraltäre im ganzen Land Israel zerschlug er. Dann kehrte er nach Jerusalem zurück. Im achtzehnten Jahre seiner Herrschaft, bei der Reinigung des Landes und des Tempels, sandte er Schaphan, den Sohn Azaljas, den Stadtobersten Maaseja und den Kanzler Joach, den Sohn des Joachas, um das Haus des Herrn, seines Gottes, auszubessern. Sie kamen zum Hohenpriester Hilkia und gaben das Geld frei, das in das Haus Gottes gebracht worden war und das die levitischen Schwellenhüter von Manasse, Ephraim und dem ganzen übrigen Israel, von ganz Juda, Benjamin und den Bewohnern Jerusalems gesammelt hatten. Sie gaben es den Werkmeistern, die im Tempel des Herrn angestellt waren, und die Werkmeister, die am Tempel des Herrn arbeiteten, verwandten es für die Instandsetzung und Ausbesserung des Hauses. Sie gaben es den Zimmerleuten und Bauleuten zum Einkauf von behauenen Steinen und Holz, zur Beschaffung der Bindebalken und zu neuem Gebälk für die Gebäude, welche die judäischen Könige vernachlässigt hatten. Die Männer handelten bei ihrer Arbeit auf Treu und Glauben. Die Leviten Jachat und Obadja von den Nachkommen Meraris, ferner Sacharja und Meschullam von den Nachkommen der Kehatiten waren über sie zur Aufsicht bestellt. Alle Leviten, die sonst die Musikinstrumente spielten, befehligten die Lastträger und hatten die Oberaufsicht über alle Werkmeister bei den verschiedenen Arbeiten. Einzelne von den Leviten dienten als Schreiber, Amtleute und Torhüter. Als man das Geld, das in den Tempel des Herrn gebracht worden war, herausnahm, fand der Priester Hilkia das Buch des Gesetzes des Herrn, das durch Moses ergangen war. Da nahm Hilkia das Wort und sprach zum Staatsschreiber Schaphan: "Ich fand das Buch des Gesetzes im Hause des Herrn." Hilkia übergab das Buch dem Schaphan. Danach brachte Schaphan die Buchrolle zum König und erteilte außerdem dem König folgende Auskunft: "Alles, was deinen Knechten aufgetragen war, haben sie vollbracht. Sie haben das Geld ausgeschüttet, das sich im Tempel des Herrn vorfand, und es den Aufsehern und den Werkleuten abgeliefert." Der Staatsschreiber Schaphan meldete ferner dem König: "Der Priester Hilkia hat mir ein Buch gegeben." Schaphan las dem König daraus vor. Der König vernahm die Worte des Gesetzes und zerriß seine Kleider. Dann befahl er Hilkia, Achikam, dem Sohn Schaphans, Abdon, dem Sohn Michas, Schaphan, dem Staatsschreiber, und Asaja, dem königlichen Minister: "Geht hin und befragt den Herrn für mich und für alle, die in Israel und n Juda noch übrig sind, wegen des Buches, das aufgefunden wurde. Denn groß ist der Zorn des Herrn, der sich über uns ergossen hat, weil unsere Väter das Wort des Herrn nicht befolgt und nicht getan haben, was in diesem Buche geschrieben steht." Da gingen Hilkia und die vom König bestimmten Männer zur Prophetin Hulda, der Frau Schallums, des Sohnes Tikwas und Enkels Chasras, der Verwalter der Kleiderkammer war. Sie wohnte in Jerusalem in der Neustadt. Man redete mit ihr in diesem Sinne. Sie verkündete ihnen: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Sagt zu dem Mann, der euch zu mir gesandt hat: So spricht der Herr: Siehe, ich bringe Unheil über diesen Ort und seine Bewohner, alle Flüche nämlich, die in der Buchrolle geschrieben stehen, welche man dem König von Juda vorgelesen hat. Denn sie verließen mich, brachten fremden Göttern Rauchopfer dar und beleidigten mich durch alle Werke ihrer Hände. Darum ergießt sich mein Zorn über diesen Ort und läßt sich nicht löschen. Zum König von Juda aber, der euch sendet, den Herrn zu befragen, sollt ihr sprechen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Von den Worten, die du vernahmst, gilt folgendes: Weil dein Herz weich wurde und du dich demütigtest vor Gott, da du seine Drohreden gegen diesen Ort und seine Einwohner hörtest, weil du dich vor mir demütigtest, deine Kleider zerrissest und vor mir weintest, darum will auch ich dich erhören, ist der Spruch des Herrn. Deshalb sollst du, wenn ich dich zu deinen Vätern versammle, in Frieden in deinem Grab bestattet werden. Deine Augen sollen all das Unheil nicht mehr schauen, das ich über diesen Ort und seine Bewohner bringen werde!" Sie berichteten das dem König. Dann ließ der König alle Ältesten Judas und Jerusalems zusammenkommen. Der König schritt zum Tempel des Herrn und mit ihm alle Männer Judas und die Bewohner Jerusalems, die Priester und die Leviten und alles Volk, groß und klein. Er ließ ihnen den gesamten Inhalt des Bundesbuches vorlesen, das im Tempel des Herrn gefunden worden war. Dann trat der König an seinen Platz und schloß vor dem Herrn den Bund, daß sie dem Herrn folgen, seine Befehle, Verordnungen und Satzungen mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele halten und die Bundesvorschriften durchführen wollten, die in dieser Buchrolle niedergeschrieben waren. Er veranlaßte auch alle, die sich in Jerusalem und in Benjamin befanden, dem Bund beizutreten. So handelten die Bewohner Jerusalems nach dem Bund Gottes, des Gottes ihrer Väter. Josia beseitigte alle Greuel aus allen Gebieten der Israeliten und veranlaßte alle, die sich in Israel befanden, dem Herrn, ihrem Gott, zu dienen. Solange er lebte, wichen sie vom Herrn, dem Gott ihrer Väter, nicht ab. Josia feierte in Jerusalem ein Pascha zu Ehren des Herrn. Man schlachtete das Pascha am vierzehnten Tage des ersten Monats. Er bestellte die Priester für ihre Amtspflichten und ermunterte sie zum Dienst im Hause des Herrn. Zu den Leviten, die ganz Israel zu unterweisen hatten und dem Herrn heilig waren, sprach er: "Man hat die heilige Lade in dem Haus, das Salomo, der Sohn Davids und König von Israel, erbauen ließ, aufgestellt; auf euren Schultern braucht ihr sie nicht mehr zu tragen. So dient nun dem Herrn, eurem Gott, und seinem Volk Israel! Macht euch bereit, nach euren Familien und Abteilungen gemäß der Vorschrift Davids, des Königs von Israel, und der Anordnung seines Sohnes Salomo! Steht dienstbereit im Heiligtum für die Gruppen der Familien eurer Brüder, der Leute aus dem Volk, und zwar jeweils ein Teil einer Levitenfamilie! Schlachtet das Pascha, weiht euch, rüstet es her für eure Brüder, damit nach dem Wort geschehe, das der Herr durch Moses gesprochen hat!" Josia lieferte für die Volksscharen Kleinvieh, Lämmer und Jungziegen, alles zu den Paschaopfern für alle Anwesenden. Es waren 30 000 Stück sowie 3 000 Rinder; sie stammten aus dem Besitz des Königs. Seine Vornehmen spendeten dem Volk, den Priestern und den Leviten freiwillige Gaben. Hilkia, Sacharja und Jechiel, die Vorsteher des Gotteshauses, lieferten den Priestern 2 600 Lämmer zu den Paschaopfern und 300 Rinder. Konanja und seine Brüder Schemaja und Netanel, ferner Chaschabja, Jeïel und Josabad, die Fürsten der Leviten, lieferten für die Leviten 5 000 Lämmer und 500 Rinder zu Paschaopfern. So war der Opferdienst vorbereitet. Nach dem Befehl des Königs traten die Priester an ihren Platz und ebenso die Leviten zu ihren Abteilungen. Man schlachtete das Pascha, und die Priester sprengten das Blut, während die Leviten die Tiere abhäuteten. Sie hoben das zum Brandopfer Bestimmte ab, um es nach den Familiengruppen der Leute aus dem Volk hinzulegen, damit es dem Herrn dargebracht würde, wie es im Buch des Moses geschrieben steht; ebenso taten sie mit den Rindern. Dann brieten sie das Pascha der Vorschrift gemäß am Feuer. Die heiligen Gaben kochten sie in Kesseln, Töpfen und Schüsseln und brachten sie in Eile allen Volksangehörigen. Danach bereiteten sie das Pascha für sich und die Priester. Denn die Priester, die Söhne Aarons, waren mit der Darbringung der Brandopfer und Fettstücke bis in die Nacht hinein beschäftigt. Darum bereiteten es die Leviten für sich selbst und für die Priester, die Söhne Aarons. Auch die Sänger, die Nachkommen Asaphs, waren auf ihrem Platz gemäß dem Befehl Davids, Asaphs, Hemans und Jedutuns, der königlichen Seher, und ebenso die Torhüter an den einzelnen Toren. Sie brauchten ihren Dienst nicht zu verlassen; denn ihre Amtsbrüder, die Leviten, richteten alles für sie her. So war der gesamte Dienst des Herrn an jenem Tag wohlgeordnet. Man konnte das Pascha halten und die Brandopfer auf dem Altar des Herrn gemäß dem Befehl des Königs Josia darbringen. Die anwesenden Israeliten feierten zu jener Zeit das Pascha und das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage hindurch. Ein Pascha dieser Art war in Israel seit der Zeit des Propheten Samuel nicht mehr begangen worden. Kein König in Israel hatte ein solches Pascha veranstaltet, wie es Josia mit den Priestern und Leviten, mit ganz Juda und Israel, soweit es sich eingefunden hatte, und mit den Bewohnern Jerusalems feierte. Im achtzehnten Jahre der Regierung Josias wurde dieses Pascha gefeiert. Josia hatte viel für die Herrichtung des Tempels geleistet. Danach rückte Necho, der König von Ägypten, heran, um bei Karkemisch am Euphrat eine Schlacht zu liefern. Josia trat ihm entgegen. Necho sandte Boten an ihn und ließ sagen: "Was habe ich mit dir zu tun, König von Juda? Nicht gegen dich ziehe ich heute, sondern am Euphrat trachte ich Krieg zu führen. Gott befahl mir Eile. Laß also ab von Gott, der auf meiner Seite steht, sonst wird er dich verderben!" Doch Josia machte vor ihm nicht kehrt, sondern versteifte sich darauf, ihn anzugreifen. Er hörte nicht auf die Worte Nechos, die aus dem Munde Gottes kamen, sondern rückte in der Ebene von Megiddo zum Kampf aus. Da schossen die Bogenschützen auf König Josia, und der König sprach zu seinen Knechten: "Schafft mich fort, denn ich bin schwer verwundet!" Seine Knechte nahmen ihn vom Streitwagen herunter, setzten ihn auf seinen zweiten Wagen und brachten ihn nach Jerusalem. Dort starb er und ward in den Gräbern seiner Väter beigesetzt. Ganz Juda und Jerusalem trauerten um Josia. Jeremias aber verfaßte ein Klagelied auf Josia, und alle Sänger und Sängerinnen reden in ihren Liedern von Josia bis auf den heutigen Tag. Man führte sie als festen Brauch in Israel ein. Niedergeschrieben sind sie in den Klageliedern. Die übrige Geschichte Josias, seine frommen Taten, die ganz den Vorschriften des Gesetzes des Herrn entsprachen, seine frühere und spätere Geschichte sind niedergeschrieben im Buch der Könige von Israel und Juda. Die Bevölkerung des Landes holte Joachas, den Sohn des Josia, und machte ihn zum König von Jerusalem an Stelle seines Vaters. Joachas war dreiundzwanzig Jahre alt, als er zu herrschen begann, und regierte drei Monate als König in Jerusalem. Der König von Ägypten setzte ihn als König von Jerusalem ab und legte dem Land eine Abgabe von hundert Talenten Silber und zehn Talenten Gold auf. Dann machte der König von Ägypten seinen Bruder Eljakim zum König über Juda und Jerusalem und änderte seinen Namen in Jojakim. Seinen Bruder Joachas aber nahm Necho und führte ihn nach Ägypten fort. Dort starb er. Jojakim war fünfundzwanzig Jahre alt, als er zu herrschen begann, und regierte elf Jahre als König in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn, seinem Gott, mißfiel. Gegen ihn rückte Nebukadnezar, der König von Babel, heran und legte ihn in Ketten, um ihn nach Babel zu bringen. Auch einen Teil der Gerätschaften des Hauses des Herrn brachte Nebukadnezar nach Babel und hinterlegte sie in seinem Palast zu Babel. Die übrige Geschichte Jojakims, seine Greueltaten, die er vollbrachte, und was ihm widerfuhr, all das ist niedergeschrieben im Buch der Könige von Israel und Juda. Sein Sohn Jojachin folgte ihm in der Königsherrschaft. Jojachin war achtzehn Jahre alt, als er zu herrschen begann, und regierte drei Monate und zehn Tage als König von Jerusalem. Er tat, was dem Herrn mißfiel. Um die Jahreswende ließ ihn der König Nebukadnezar nach Babel schaffen samt den wertvollen Gerätschaften aus dem Tempel des Herrn. Er bestimmte seinen Oheim Zidkia zum König über Juda und Jerusalem. Zidkia war einundzwanzig Jahre alt, als er zu herrschen anfing. Er regierte als König elf Jahre in Jerusalem. Er tat, was dem Herrn, seinem Gott, mißfiel und beugte sich nicht vor dem Propheten Jeremias und den Drohungen aus dem Mund des Herrn. Auch empörte er sich gegen König Nebukadnezar, der ihm bei Gott einen Eid abgenommen hatte. Er verhärtete seinen Nacken und verstockte sein Herz, ohne zum Herrn, dem Gott Israels, umzukehren. Ebenso häuften alle Fürsten Judas, die Priester und das Volk viel Untreue an, entsprechend all den Greueln der Heidenvölker. Sie verunreinigten das Haus des Herrn, das er in Jerusalem geheiligt hatte. Der Herr, der Gott ihrer Väter, sandte rechtzeitig immer wieder durch seine Boten Warnungen; denn er hatte Erbarmen mit seinem Volk und seiner Wohnstätte. Doch sie verhöhnten die Boten Gottes, verachteten seine Worte und machten sich lustig über seine Propheten, bis der Zorn des Herrn wider sein Volk so hoch stieg, daß eine Heilung ausgeschlossen war. So ließ er den König der Kaldäer gegen sie heranrücken. Dieser tötete ihre Jungmannschaft im Haus ihres Heiligtums mit dem Schwert und verschonte weder Jüngling und Jungfrau noch Greis und Betagten. Alles gab Gott in seine Gewalt. Alle Gerätschaften des Gotteshauses, die großen und die kleinen, die Schätze des Hauses des Herrn und die Schätze des Königs und seiner Fürsten ließ er insgesamt nach Babel bringen. Man brannte das Haus Gottes nieder, riß die Mauern von Jerusalem ein und belegte mit Feuer alle seine Paläste; alle seine prachtvollen Einrichtungen wurden vernichtet. Den Rest, den das Schwert verschonte, führte er in die Verbannung nach Babel, wo sie ihm und seinen Söhnen als Knechte dienen mußten, bis das Perserreich die Königsherrschaft übernahm. So ging das durch den Propheten Jeremias gesprochene Wort des Herrn in Erfüllung. Das Land hatte Ruhe, "bis es seine Sabbate abgetragen hatte, die gesamte Zeit der Verwüstung hindurch, bis daß siebzig Jahre vollendet waren." Im ersten Jahre des Perserkönigs Cyrus erweckte der Herr, damit das durch Jeremias ergangene Wort des Herrn sich erfüllte, den Geist des Perserkönigs Cyrus. Dieser ließ in seinem ganzen Reich mündlich und auch schriftlich kundgeben: "So spricht Cyrus, der König von Persien: Alle Königreiche der Erde hat mir der Herr, der Gott des Himmels, überliefert. Er trug mir auf, ihm in Jerusalem, das in Juda liegt, ein Haus zu erbauen. Wer unter euch zur Gesamtheit seines Volkes gehört, dem stehe sein Gott zur Seite! Er ziehe hinauf!" Im ersten Jahr des Cyrus, des Königs von Persien, erweckte der Herr den Geist des Perserkönigs Cyrus, damit des Herrn Verheißung aus dem Mund des Jeremias in Erfüllung ginge. Er verbreitete in seinem ganzen Reich eine Bekanntmachung, die auch schriftlich erging: "So spricht Cyrus, der König von Persien: Alle Reiche der Erde hat mir der Herr, der Himmelsgott, verliehen. Er hat mich beauftragt, ihm ein Haus in Jerusalem zu bauen, das in Juda liegt. Wer unter euch zur Gesamtheit seines Volkes gehört, mit dem sei sein Gott! Er ziehe hinauf nach Jerusalem in Juda und baue das Haus des Herrn, des Gottes Israels. Dieser ist der Gott, der in Jerusalem wohnt. Jedem, der noch übriggeblieben ist, sollen an allen Orten, wo immer er als Fremdling weilt, die Ortsinsassen mit Silber, Gold, beweglicher Habe und Vieh aushelfen, ferner mit freiwilligen Gaben für das Haus Gottes in Jerusalem." Da machten sich die Familienhäupter von Juda und Benjamin sowie die Priester und Leviten, alle, deren Geist Gott erweckt hatte, auf, um zum Bau des Hauses des Herrn, der in Jerusalem wohnt, hinaufzuziehen. Alle ihre Nachbarn halfen ihnen aus mit silbernen Gefäßen, Gold, beweglicher Habe, Vieh und wertvollen Sachen, ganz abgesehen von den freiwilligen Gaben. Der König Cyrus gab die Tempelgeräte heraus, die Nebukadnezar aus Jerusalem fortgeschafft und im Haus seines Gottes aufgestellt hatte. Cyrus, der König von Persien, ließ sie durch den Schatzmeister Mitredat herausgeben. Dieser zählte sie Scheschbassar, dem Fürsten von Juda, vor. Dies war ihre Anzahl: dreißig goldene Opferschalen, hundert silberne Opferschalen, neunundzwanzig Räucherpfannen, dreißig goldene Becher, vierhundertzehn silberne Becher geringeren Wertes, tausend sonstige Geräte. Insgesamt waren es 5 400 Geräte aus Gold und Silber. Sie alle brachte Scheschbassar mit, als die Verbannten aus Babel nach Jerusalem gebracht wurden. Das sind die Angehörigen der Provinz, die aus der Gefangenschaft in Babel heraufzogen, wohin sie Nebukadnezar, der König von Babel, geführt hatte; sie kehrten nun heim nach Jerusalem und Juda, jeder in seine Stadt. Sie kamen mit Serubbabel, Jesua, Nehemia, Seraja, Reelaja, Nachamani, Mordekaj, Bilschan, Mispar, Bagoi, Rechum und Baana. Dies ist die Anzahl der Leute aus dem Volke Israel: Die Söhne des Parosch 2 172 Mann, die Söhne des Schephatja 372 Mann, die Söhne des Arach 775 Mann, die Söhne Pachat-Moabs, und zwar Söhne Jesuas und Joabs, 2 812 Mann, die Söhne Elams 1 254 Mann, die Söhne Sattus 945 Mann, die Söhne Sakkajs 760 Mann, die Söhne Banis 642 Mann, die Söhne Bebajs 623 Mann, die Söhne Asgads 1 222 Mann, die Söhne Adonikams 666 Mann, die Söhne Bagois 2 056 Mann, die Söhne Adins 454 Mann, die Söhne Aters aus der Linie des Hiskia 98 Mann, die Söhne Bezajs 323 Mann, die Söhne Joras 112 Mann, die Söhne Chaschums 223 Mann, die Söhne Gibbars 95 Mann, aus Bethlehem 123 Mann, aus Netopha 56 Mann, aus Anatot 128 Mann, aus Asmawet 42 Mann, aus Kirjat-Jearim, Kephira und Beerot 743 Mann, aus Rama und Geba 612 Mann, aus Michmas 122 Mann, aus Betel und Aj 233 Mann, aus Nebo 52 Mann, die Söhne des Magbisch 156 Mann, die Söhne eines anderen Elam 1 254 Mann, die Söhne Charims 320 Mann, aus Lod, Chadid und Ono 725 Mann, aus Jericho 345 Mann, die Söhne Senaas 3 630 Mann. Die Priester: Die Söhne Jedajas aus dem Hause Jesuas waren 973 Mann, die Söhne Immers 1 052 Mann, die Söhne Paschchurs 1 247 Mann, die Söhne Charims 1 017 Mann. Die Leviten: Die Söhne Jesuas und die Söhne Kadmiels aus der Familie Hodawjas 74 Mann. Die Sänger: Die Söhne Asaphs 128 Mann. Die Torhüter: Die Söhne Schallums, Aters, Talmons, Akkubs, Chatitas und Schobajs, zusammen 139 Mann. Die Tempeldiener: Die Söhne Zichas, Chasuphas, Tabbaots, die Söhne des Keros, Siahas, Padons, Lebanas, Chagabas, Akkubs, Chagabs, Schamlajs, Chanans, Giddels, Gachars, Reajas, Rezins, Nekodas, Gassams, Ussas, Paseachs, Besajs, Asnas, die Söhne der Mëuniter, die Söhne der Nephusiter, die Söhne Bakbuks, Chakuphas, Charchurs, Bazluts, Mechidas, Charschas, Barkos', Siseras, Tamachs, Neziachs, Chatiphas. Die Nachkommen der Knechte Salomos waren: Die Söhne Sotajs, Hassopherets, Perudas, Jalas, Darkons, Giddels, Schephatjas, Chattils, Pokeret-Hazzebajims und die Söhne Amis. Die Gesamtzahl der Tempeldiener und der Nachkommen der Knechte Salomos betrug 392 Mann. Folgende sind aus Tel-Melach, Tel-Charscha, Kerub, Addan und Immer gekommen und konnten nicht angeben, ob ihre Familien und ihr Geschlecht wirklich aus Israel stammten: Die Söhne Delajas, Tobias und Nekodas, 652 Mann, dazu von den Priestern: Die Söhne des Chobaja, des Hakkoz, des Barsillaj, der sich von den Töchtern Barsillajs aus Gilead eine Frau genommen hatte und nach dessen Namen benannt worden war. Diese suchten nach ihrer Aufzeichnung in den Geschlechtsurkunden. Man konnte sie nicht finden; deshalb wurden sie für das Priesteramt als untauglich erklärt. Der Statthalter verbot ihnen, vom Hochheiligen zu essen, bis ein Priester mit Urim und Tummim auftrete. Die ganze Gemeinde zählte zusammen 42 360 Mann. Nicht berechnet waren dabei ihre Knechte und Mägde. Dieser waren es 7 337. Dazu kamen 200 Sänger und Sängerinnen. Pferde hatten sie 736, Maultiere 245, Kamele 435, Esel 6 720. Einige von den Familienhäuptern spendeten gleich bei ihrer Ankunft am Haus des Herrn in Jerusalem freiwillige Gaben für das Gotteshaus, um es an seiner Stelle wieder zu errichten. Nach ihrem Vermögen gaben sie für den Bauschatz 61 000 Drachmen Gold, 500 Minen Silber und 100 Priesterkleider. Die Priester, Leviten, ein Teil des Volkes, die Sänger, Torhüter und Tempeldiener ließen sich in ihren Städten nieder, ebenso alle übrigen Israeliten in ihren Städten. Der siebte Monat rückte heran. Die Israeliten waren bereits in ihren Städten; da versammelte sich das ganze Volk einmütig in Jerusalem. Jesua, der Sohn des Jozadak, seine priesterlichen Amtsbrüder und Serubbabel, der Sohn Schealtiels, mit seinen Brüdern machten sich nun daran, den Altar des Gottes Israels wieder aufzubauen, um darauf Brandopfer darzubringen, wie es im Gesetz des Gottesmannes Moses geschrieben steht. Sie errichteten den Altar auf seinem alten Unterbau; denn wiewohl sie von den Heidenvölkern der Länder Anfeindung erfuhren, brachten sie auf ihm Brandopfer dem Herrn dar, am Morgen und am Abend. Sie feierten das Laubhüttenfest nach der Vorschrift und brachten dabei täglich Brandopfer dar in der vorgeschriebenen Anzahl, wie es jeder einzelne Tag erforderte. Danach brachte man das ständige Opfer, die Neumondopfer, die Opfer für alle dem Herrn geheiligten Festzeiten dar, ferner alle freiwillig dem Herrn gespendeten Gaben. Vom ersten Tag des siebten Monats an begannen sie, Opfer für den Herrn darzubringen. Das Fundament für den Herrentempel war aber damals noch nicht gelegt. Man gab den Steinhauern und Zimmerleuten Geld. Nahrungsmittel, Getränke und Öl lieferte man den Sidoniern und Bewohnern von Tyrus. Sie sollten Zedern vom Libanon über das Meer nach Japho bringen, wie es der Perserkönig Cyrus gestattet hatte. Im zweiten Monat des zweiten Jahres nach ihrer Ankunft beim Hause Gottes in Jerusalem machten sich Serubbabel, der Sohn des Schealtiel, und Jesua, der Sohn Jozadaks, und ihre übrigen Stammesbrüder, die Priester und Leviten und alle, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem zurückgekehrt waren, ans Werk. Sie betrauten die Leviten im Alter von zwanzig Jahren und darüber mit der Leitung der Arbeit am Haus des Herrn. Jesua, seine Söhne und seine Brüder sowie Kadmiel und seine Söhne, die Nachkommen Hodawjas, übernahmen einträchtig die Aufsicht über die Arbeiter am Haus Gottes; desgleichen die Nachkommen Chenadads, ihre Söhne und Brüder, die Leviten. Als die Bauleute den Grund zum Tempel legten, standen die Priester in ihrer Amtstracht mit Trompeten und die Leviten, die Nachkommen Asaphs, mit Zimbeln da, um den Herrn nach der Anordnung Davids, des Königs von Israel, zu preisen. Man stimmte dem Herrn ein Lob- und Danklied an: "Denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld über Israel!" Alle Leute erhoben ein lautes Jubelgeschrei, um bei der Grundsteinlegung des Tempels den Herrn zu preisen. Viele aber von den Priestern, Leviten und Familienhäuptern, die infolge ihres Alters noch den ersten Tempel gesehen hatten, weinten laut, als man vor ihren Augen den Grundstein zu diesem Haus legte. Viele andere aber erhoben ihre Stimme zu jubelnder Freude. Man war außerstande, die Stimme des Jubels und der Freude vom lauten Weinen auseinanderzuhalten; denn das Volk jubelte laut, und der Lärm war weithin zu hören. Die Feinde Judas und Benjamins vernahmen, daß die Heimkehrer aus der Verbannung dem Herrn, dem Gott Israels, einen Tempel bauten. Sie wandten sich daher an Serubbabel und die Familienhäupter und ließen sie wissen: "Wir wollen mit euch bauen; denn wir suchen euren Gott wie ihr selbst und opfern ihm seit der Zeit Asarhaddons, des Königs von Assur, der uns hierher verpflanzt hat." Jedoch Serubbabel, Jesua und die übrigen Häupter der israelitischen Familien gaben ihnen zur Antwort: "Es schickt sich nicht, daß wir mit euch zusammen unserem Gott ein Haus bauen. Wir allein werden dem Herrn, dem Gott Israels, den Bau aufführen, wie Cyrus, der König von Persien, uns geboten hat." Das Volk des Landes aber machte die Leute von Juda mutlos und schreckte sie vom Bauen ab. Man bestach (königliche) Räte gegen sie, um ihren Plan zu vereiteln. Dies geschah, solange Cyrus, der König von Persien, lebte bis zur Regierungszeit des Perserkönigs Darius. Unter der Regierung des Xerxes, zu Beginn seiner Herrschaft, verfaßten sie eine Anklageschrift gegen die Bewohner Judas und Jerusalems. In den Tagen des Artaxerxes schrieben Bischlam, Mitredat, Tabeel und seine übrigen Amtsgenossen an Artaxerxes, den König von Persien. Der Brief war mit aramäischen Buchstaben geschrieben und ins Aramäische übersetzt. Der Befehlshaber Rechum und der Schreiber Schimschaj schrieben einen Brief gegen Jerusalem an den König Artaxerxes folgenden Inhalts: "Absender: Der Befehlshaber Rechum, der Schreiber Schimschaj sowie ihre übrigen Genossen: Die Richter, die Gesandten, die persischen Amtleute, die Leute aus Erech, Babel und Susa, d. h. die Elamiter und die übrigen Völker, die der große und berühmte Asenappar fortgeführt und in den Städten Samarias und den anderen Gebieten jenseits des Stromes angesiedelt hat." Dies ist nun die Wiedergabe des Briefes, den sie an ihn sandten: "An König Artaxerxes deine Knechte, die Leute von jenseits des Stromes. Der König sei hiermit in Kenntnis gesetzt, daß die Juden, die von dir zu uns heraufgezogen sind, nach Jerusalem kamen. Sie bauen die zu Aufruhr geneigte und böse Stadt wieder auf, vollenden die Mauern und sehen die Fundamente nach. Dem König sei nun mitgeteilt: Wenn jene Stadt wieder aufgebaut ist und ihre Mauern vollendet sind, so werden die Juden keine Zahlungen, Naturalabgaben und Steuern mehr leisten, so daß schließlich mein König geschädigt wird. Da das Salz des Palastes auch unser Salz ist und eine Schmach des Königs anzusehen uns nicht geziemt, deshalb sandten wir an den König Nachricht. Man möge also im Buch der Chronik deiner Väter nachforschen! Du wirst im Chronikbuch finden und erfahren, daß diese Stadt eine unbotmäßige Stadt ist, die Königen und Provinzen Schaden gebracht hat, und in der von jeher Aufruhr angestiftet wurde. Deshalb ist diese Stadt ja auch verwüstet worden. Wir lassen den König wissen: Wird diese Stadt aufgebaut und werden ihre Mauern vollendet, dann wirst du keinen Anteil mehr jenseits des Stromes haben." Der König sandte folgende Erwiderung: "An den Befehlshaber Rechum, den Schreiber Schimschaj und deren übrige Amtsgenosssen, die in Samaria und jenseits des Stromes wohnen, meinen Gruß! Sodann: Das Schriftstück, das ihr uns zusandtet, ist mir in Übersetzung vorgelesen worden. Darauf befahl ich nachzuforschen, und man fand, daß diese Stadt von jeher gegen Könige sich erhob und daß Empörung und Aufruhr in ihr angestiftet wurden. Starke Könige geboten über Jerusalem und waren Machthaber über alle Gebiete jenseits des Stromes. Ihnen wurden Zahlungen, Naturalabgaben und Steuern entrichtet. Gebt nun Befehl, daß man jenen Leuten Einhalt gebiete und diese Stadt nicht aufgebaut werde, bis von mir weitere Anweisung ergeht! Seid gewarnt, in dieser Hinsicht eine Nachlässigkeit zu begehen, damit nicht großer Schaden zum Nachteil der Könige entstehe!" Als darauf die Abschrift des Briefes des Königs Artaxerxes vor Rechum, Schimschaj, dem Schreiber, und deren Amtsgenossen vorgelesen war, gingen sie eilends nach Jerusalem zu den Juden und geboten ihnen mit starkem Arm Einhalt. Ebenso geriet die Arbeit am Gotteshaus zu Jerusalem ins Stocken und unterblieb bis zum zweiten Jahr der Herrschaft des Perserkönigs Darius. Da weissagten der Prophet Haggaj und Sacharja, der Sohn Iddos, bei den Juden in Juda und Jerusalem im Namen des Gottes Israels, der über ihnen war. Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und Jesua, der Sohn Jozadaks, traten daraufhin auf und setzten den Bau des Gotteshauses in Jerusalem fort. Mit ihnen waren die Propheten Gottes und bestärkten sie. Damals kamen Tattenaj, der Statthalter der Gebiete jenseits des Stromes, und Schetar-Bosnaj mit ihren Amtsgenossen zu ihnen und fragten sie: "Wer hat euch Befehl erteilt, dieses Haus wieder aufzubauen und diese Holzverkleidung zu vollenden?" Dann sagten sie zu ihnen: "Welches sind die Namen der Männer, die diesen Bau aufführen?" Doch das Auge Gottes wachte über die Ältesten der Juden. Man behinderte sie nicht, bis ein Bericht an Darius gelangte und ihnen ein schriftlicher Bescheid zugesandt wurde. Abschrift des Briefes, den Tattenaj, der Statthalter jenseits des Stromes, Schetar-Bosnaj und seine Amtsgenossen, die Beamten im Gebiet jenseits des Stromes, an König Darius sandten. Sie schickten ihm einen Bericht folgenden Inhalts: "Dem König Darius Heil in Fülle! Dem König werde Kunde davon, daß wir uns in die Provinz Juda und zum Tempel des großen Gottes begeben haben. Dieser wird mit Quadersteinen aufgebaut, und auf seine Wände legt man eine Holztäfelung. Diese Arbeit wird voller Eifer verrichtet und geht unter ihren Händen gut voran. Da fragten wir jene Ältesten und sprachen zu ihnen: Wer hat euch Befehl erteilt, dieses Haus aufzubauen und diese Holzverkleidung zu vollenden? Und auch nach ihren Namen erkundigten wir uns, um dich in Kenntnis zu setzen; was wir aufschreiben, sind die Namen jener Männer, die an ihrer Spitze stehen. Sie antworteten uns etwa in diesem Sinn: Wir verehren den Gott des Himmels und der Erde und bauen das Haus wieder auf, das vor nunmehr vielen Jahren errichtet wurde, und das ein großer israelitischer König erbaut und vollendet hat. Weil aber unsere Väter den Gott des Himmels erzürnten, übergab er sie der Gewalt des Kaldäers Nebukadnezar, des Königs von Babel. Er zerstörte dieses Haus und führte das Volk in die Verbannung nach Babel. Aber im ersten Jahre des Königs Cyrus von Babel gab dieser den Befehl, dieses Gotteshaus wieder aufzubauen. Auch die goldenen und silbernen Geräte des Gotteshauses, die Nebukadnezar aus dem Tempel von Jerusalem weggeholt und in den Tempel von Babel gebracht hatte, ließ der König Cyrus aus dem Tempel von Babel holen. Sie wurden einem Mann namens Scheschbassar übergeben, den er zum Statthalter gemacht hatte. Diesem befahl er: Nimm diese Geräte, ziehe hin und lege sie in den Tempel zu Jerusalem! Das Gotteshaus werde an derselben Stelle wieder aufgebaut! Darauf kam jener Scheschbassar und legte die Fundamente des Gotteshauses in Jerusalem. Von dieser Zeit an bis jetzt wird daran gebaut. Es ist aber noch nicht fertiggestellt. Wenn es dem König nun gut erscheint, so suche man in den Schatzhäusern des Königs dort in Babel nach, ob es sich wirklich so verhält, daß der König Cyrus eine Weisung erlassen hat, jenes Gotteshaus in Jerusalem zu bauen. Den königlichen Entscheid in dieser Frage lasse man uns zukommen." Der König Darius gab nun den Befehl, in den Schatzhäusern nach den Urkunden zu forschen, die dort in Babel niedergelegt waren. Man fand in der festen Stadt Ekbatana in der Provinz Medien eine Schriftrolle, in der geschrieben stand: "Urkunde. Im ersten Jahre des Königs Cyrus erließ der König Cyrus eine Verordnung bezüglich des Gotteshauses in Jerusalem: Das Haus soll wieder aufgebaut werden als Darbringungsstätte für Schlachtopfer. Seine Grundmauern sollen beibehalten werden. Seine Höhe soll dreißig Ellen betragen, seine Länge sechzig Ellen, seine Breite zwanzig Ellen. Je drei Schichten seien von Steinen und eine Schicht aus Holz. Die Kosten bestreitet der Königshof. Auch die goldenen und silbernen Geräte des Gotteshauses, die Nebukadnezar vom Tempel in Jerusalem fortgenommen und nach Babel gebracht hat, soll man zurückgeben, im Tempel von Jerusalem an ihren früheren Platz bringen und im Gotteshaus niederlegen." "Nun also, Tattenaj, Statthalter der Länder jenseits des Stromes, und Schetar-Bosnaj samt euren Beamten jenseits des Stromes, zieht euch von dort zurück. Gebt freie Hand für die Arbeit an jenem Gotteshaus dem Statthalter und den Ältesten der Juden! Sie dürfen jenes Gotteshaus an seiner früheren Stelle wieder errichten. Von mir ergeht der Befehl über das, was ihr diesen Ältesten der Juden für den Bau jenes Gotteshauses leisten sollt: Aus den königlichen Steuererträgen, und zwar den Abgaben des Gebietes jenseits des Stromes, sollen die Kosten jenen Männern pünktlich und ununterbrochen erstattet werden! Was man braucht an Jungstieren, Widdern und Lämmern zu Brandopfern für den Gott des Himmels, ferner an Weizen, Salz, Wein und Öl soll nach Angabe der Jerusalemer Priesterschaft ihnen tagtäglich ohne Unterlaß gegeben werden! Sie sollen so dem Gott des Himmels angenehme Opfer darbringen und für das Leben des Königs und seiner Söhne beten! Auch ergeht von mir die Anweisung: Jedem, der diesen Erlaß mißachtet, werde ein Balken aus seinem Haus gerissen. Er soll an ihm aufgepfählt, und sein Haus soll dafür zu einem Schutthaufen werden! Der Gott, der seinen Namen dort wohnen läßt, möge jeden König und jedes Volk stürzen, die ihre Hand zur Übertretung ausstrecken, um dies Gotteshaus in Jerusalem zu zerstören! Ich, Darius, habe den Befehl erteilt; er soll genauestens ausgeführt werden!" Tattenaj, der Statthalter des Gebietes jenseits des Stromes, Schetar-Bosnaj und ihre Amtsgenossen handelten nun genau nach der Anweisung, die ihnen König Darius zugesandt hatte. Die Ältesten der Juden arbeiteten nun am Wiederaufbau und hatten Erfolg dank der Wirksamkeit der Propheten Haggaj und Sacharja, des Iddosohnes. Sie vollendeten den Bau nach dem Befehl des Gottes Israels und nach den Weisungen des Cyrus, Darius und des Perserkönigs Artaxerxes. Dieses Haus war auf den dritten Tag des Monats Adar, und zwar im sechsten Jahr der Regierung des Königs Darius fertiggestellt. Dann feierten die Söhne Israels, Priester, Leviten und die übrigen aus der Verbannung Zurückgekehrten, die Weihe dieses Gotteshauses voll Freude. Sie opferten zur Einweihung des Hauses Gottes hundert Stiere, zweihundert Widder, vierhundert Lämmer und als Sündopfer für ganz Israel zwölf Ziegenböcke, entsprechend der Anzahl der Stämme Israels. Sie setzten die Priester nach ihren Klassen und die Leviten nach ihren Abteilungen für den Gottesdienst in Jerusalem ein, wie es das Buch des Moses vorschrieb. Am vierzehnten Tage des ersten Monats veranstalteten die aus der Verbannung Heimgekehrten die Paschafeier. Die Priester und Leviten hatten sich insgesamt gereinigt. Im Zustand der Reinheit schlachteten sie das Pascha für alle Glieder der Heimkehrergemeinde, für ihre Amtsbrüder, die Priester, und für sich selbst. So aßen es die Söhne Israels, die aus der Verbannung zurückgekehrt waren, sowie alle, die sich von der Unreinheit der heidnischen Landesbevölkerung ausgesondert und jenen angeschlossen hatten, um nunmehr den Herrn, den Gott Israels, zu suchen. Sie feierten sieben Tage lang voller Freude das Fest der ungesäuerten Brote. Denn der Herr hatte sie froh gemacht und das Herz des Königs von Assur ihnen zugewandt, so daß er sie bei der Arbeit am Tempel Gottes, des Gottes von Israel, unterstützte. Nach diesen Begebenheiten zog unter der Herrschaft des Perserkönigs Artaxerxes Esra herauf, der Sohn Serajas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Hilkias, des Sohnes Schallums, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Achitubs, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Merajots, des Sohnes Serachjas, des Sohnes Ussis, des Sohnes Bukkis, des Sohnes Abischuas, des Sohnes Pinchas', des Sohnes Eleasars, des Sohnes Aarons, des Hohenpriesters. Dieser Esra zog nun von Babel herauf. Er war Schriftgelehrter, erfahren im Gesetz des Moses, das der Herr, der Gott Israels, erlassen hatte. Der König gewährte ihm alle seine Wünsche, da die Hand des Herrn, seines Gottes, über ihm war. Auch eine Anzahl Israeliten sowie Priester, Leviten, Sänger, Torhüter und Tempeldiener zogen mit nach Jerusalem hinauf im siebten Jahr des Königs Artaxerxes. Er kam im fünften Monat in Jerusalem an, im genannten siebten Jahr des Königs. Denn am ersten Tag des ersten Monats hatte er den Abzug aus Babel angeordnet, und am ersten Tag des fünften Monats kam er in Jerusalem an, da seines Gottes gütige Hand über ihm waltete. Esra hatte seinen Sinn darauf gerichtet, das Gesetz des Herrn zu erforschen, nach ihm zu handeln und in Israel Satzung und Recht zu lehren. Dies ist die Abschrift des Briefes, den der König Artaxerxes dem Priester und Schriftgelehrten Esra mitgab, dem Schriftgelehrten im Wortlaut der Gebote des Herrn und seiner Satzungen für Israel: "Artaxerxes, der König der Könige, entbietet dem Priester Esra, dem Gelehrten im Gesetz des Himmelsgottes, besten Gruß. Sodann: Von mir wird die Verfügung erlassen, daß jeder in meinem Königreich, der gewillt ist, nach Jerusalem zu ziehen, mit dir gehen darf, wenn er zum Volk Israel, seinen Priestern und Leviten gehört. Denn dazu wirst du hiermit vom König und seinen sieben Ratgebern gesandt, um über Juda und Jerusalem gemäß dem Gesetz deines Gottes, das in deiner Hand ist, eine Untersuchung anzustellen, ferner um das Silber und Gold zu überbringen, das der König und seine Ratgeber dem Gott Israels, dessen Wohnung sich in Jerusalem befindet, spendeten, ebenso alles Silber und Gold, das du in der ganzen Provinz Babel bekommst, samt den Spenden des Volkes und der Priester, die sie für das Haus ihres Gottes in Jerusalem freiwillig entrichten. Darum kaufe mit Umsicht für jenes Geld Stiere, Widder, Lämmer samt den zugehörigen Speise- und Trankopfern und bringe sie auf dem Altar des Hauses eures Gottes zu Jerusalem dar! Was aber dir und deinen Amtsbrüdern mit dem Rest an Silber und Gold anzufangen gut scheint, das tut gemäß dem Willen eures Gottes! Auch die Geräte, die man dir für den Dienst im Haus deines Gottes überreichen wird, liefere ab vor dem Gott Israels in Jerusalem! Den restlichen Bedarf des Hauses deines Gottes, den du aufzubringen hast, darfst du aus den königlichen Schatzhäusern bestreiten. Ich, der König Artaxerxes, erteile allen Schatzmeistern jenseits des Stromes den Befehl: Alles, was der Priester Esra, der Gelehrte im Gesetz des Himmelsgottes, von euch fordert, soll genauestens geleistet werden, und zwar bis zu zweihundert Talenten Silber, hundert Kor Weizen, hundert Bat Wein, hundert Bat Öl und Salz unbeschränkt! Alles, was vom Himmelsgott befohlen ist, soll mit frommem Eifer für das Haus des Himmelsgottes ausgeführt werden, damit nicht ein Zorngericht das Reich des Königs und seiner Söhne treffe. Euch aber sei kundgetan, daß es niemandem gestattet ist, Priestern, Leviten, Sängern, Torhütern, Tempelsklaven oder Dienern dieses Gotteshauses Zahlungen, Naturalabgaben oder Steuern aufzuerlegen. Und du, Esra, kraft der Weisheit deines Gottes, über die du verfügst, setze Richter und Rechtsprecher ein, die das ganze Volk, das jenseits des Stromes wohnt, richten sollen, das heißt alle jene, die das Gesetz deines Gottes kennen; wer es aber nicht kennt, den sollt ihr es lehren! Über jeden aber, der das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Königs nicht genau befolgt, soll man zu Gericht sitzen und ihn entweder zum Tod, zur Verbannung, zu einer Geldstrafe oder Haft verurteilen!" Gepriesen sei der Herr, der Gott unserer Väter, der einen solchen Entschluß in das Herz des Königs gesenkt hat, um das Haus des Herrn in Jerusalem herrlich zu machen! Er wandte mir die Gunst des Königs zu, seiner Ratgeber und aller machtvollen Fürsten des Königs. So fand ich denn Kraft, da die Hand des Herrn, meines Gottes, über mir waltete. Ich scharte um mich aus den Israeliten Familienhäupter, damit sie mit mir hinaufzögen. Dies sind die Familienhäupter nebst ihren Geschlechtsregistern, die mit mir unter der Herrschaft des Königs Artaxerxes aus Babel heraufgezogen sind: Von den Söhnen des Pinchas Gerschom, von den Söhnen Itamars Daniel, von den Söhnen Davids Chattusch, der Sohn Schechanjas, von den Söhnen des Parosch Sacharja; mit ihm waren hundertfünfzig männliche Personen ins Geschlechtsregister eingetragen; von den Söhnen Pachat-Moabs Eljoenaj, der Sohn Serachjas, und mit ihm zweihundert männliche Personen; von den Söhnen Sattus Schechanja, der Sohn Jachasiels, und mit ihm dreihundert männliche Personen; von den Söhnen des Adin Ebed, der Sohn Jonatans, und mit ihm fünfzig männliche Personen; von den Söhnen Elams Jeschaja, der Sohn Ataljas, und mit ihm siebzig männliche Personen; von den Söhnen Schephatjas Sebadja, der Sohn Michaels, und mit ihm achtzig männliche Personen; von den Söhnen Joabs Obadja, der Sohn Jechiëls, und mit ihm zweihundertachtzehn männliche Personen; von den Söhnen Banis Schelomit, der Sohn Josiphjas, und mit ihm hundertsechzig männliche Personen; von den Söhnen Bebajs Sacharja, der Sohn Bebajs, und mit ihm achtundzwanzig männliche Personen; von den Söhnen Asgads Jochanan, der Sohn Hakkatans, und mit ihm hundertzehn männliche Personen; von den Söhnen Adonikams folgten Nachzügler; sie hießen: Eliphelet, Jeïel, Schemaja, und mit ihnen sechzig männliche Personen; von den Söhnen Bagois Utaj und Sabbud, und mit ihnen siebzig männliche Personen. Ich versammelte sie am Fluß, der in den Ahawa einmündet. Wir lagerten dort drei Tage. Ich bemerkte zwar das Volk und die Priester, fand dort jedoch keine Leviten. Da sandte ich Elieser, Ariël, Schemaja, Elnatan, Jarib, Elnatan, Natan, Sacharja und Meschullam, erfahrene Familienhäupter. Ich gab ihnen eine Anweisung für Iddo, das Haupt des Ortes Kasiphja, und teilte ihnen die Worte mit, die sie zu Iddo und seinen Gefährten, welche im Ort Kasiphja wohnten, sprechen sollten, um uns Diener für das Haus unseres Gottes anzuwerben. Man brachte uns, da die gütige Hand unseres Gottes über uns waltete, einen klugen Mann von den Söhnen Machlis, des Sohnes Levis, des Sohnes Israels, nämlich Scherebja mit seinen Söhnen und Brüdern, achtzehn Mann; ferner Chaschabja und mit ihm Jeschaja von den Söhnen Meraris samt seinen Brüdern und ihren Söhnen, insgesamt zwanzig Mann; dazu von den Tempeldienern, die David und die Fürsten zum Dienst der Leviten bestimmt hatten, zweihundertzwanzig Angestellte. Sie alle sind mit Namen aufgezeichnet. Ich ließ dort am Fluß Ahawa ein Fasten ausrufen. Wir wollten uns vor unserem Gott beugen und uns eine gute Reise für uns, unsere Familien und unsere ganze Habe erflehen. Denn ich schämte mich, den König um Truppen und Reiter zu bitten, die uns auf der Reise vor Feinden schützen sollten. Vielmehr sagten wir zum König: "Die Hand unseres Gottes waltet über allen, die ihn suchen, zu ihrem Besten; aber seine Macht und sein Zorn treffen alle, die ihn verlassen." So hielten wir ein Fasten und suchten von unserem Gott Hilfe in dieser Sache. Er erhörte unsere Bitte. Dann sonderte ich zwölf von den obersten Priestern aus, dazu Scherebja, Chaschabja und mit ihnen zehn weitere von ihren Amtsbrüdern. Ich wog ihnen das Silber, das Gold und die Geräte ab, die Weihegabe für das Haus unseres Gottes, die der König, seine Ratgeber und Großen, sowie alle Israeliten, die sich dort befanden, gespendet hatten. Ich wog in ihre Hand sechshundertfünfzig Talente Silber, hundert silberne Geräte im Wert von zwei Talenten, hundert Talente Gold, zwanzig goldene Becher im Wert von tausend Dareiken und zwei Geräte von bestem glänzendem Erz, kostbar wie Gold. Dabei sprach ich zu ihnen: "Heilig seid ihr dem Herrn, und auch die Geräte sind geweiht. Das Silber und das Gold sind eine freiwillige Spende für den Herrn, den Gott eurer Väter. So gebt acht und bewahrt sie, bis ihr sie vor den Obersten der Priester und Leviten und den israelitischen Familienhäuptern in Jerusalem in den Räumen des Hauses des Herrn abwägen könnt!" Die Priester und Leviten nahmen das Silber, das Gold und die Geräte abgewogen in Empfang, um sie in das Haus unseres Gottes nach Jerusalem zu bringen. Am zwölften Tag des ersten Monats brachen wir vom Fluß Ahawa auf, um nach Jerusalem zu ziehen. Die Hand unseres Gottes waltete über uns. Er schützte uns vor Feinden und Wegelagerern. So kamen wir nach Jerusalem und ruhten dort drei Tage aus. Am vierten Tag wurden das Silber, das Gold und die Geräte im Haus unseres Gottes in die Hand des Priesters Meremot, des Sohnes Urias, dargewogen. Bei ihm war Eleasar, der Sohn des Pinchas, außerdem die Leviten Josabad, der Sohn Jesuas, und Noadja, der Sohn Binnujs. Nach Zahl und Gewicht ward alles abgeliefert. Gleichzeitig wurde das ganze Gewicht aufgezeichnet. Danach brachten die aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten, die Heimkehrergruppe, dem Gott Israels Brandopfer dar. Es waren zwölf Stiere für ganz Israel, sechsundneunzig Widder, zweiundsiebzig Lämmer und zwölf Ziegenböcke zum Sündopfer, alles als Brandopfer für den Herrn. Sie übergaben die Anordnungen des Königs den königlichen Verwaltungsbeamten und den Statthaltern der Gebiete jenseits des Stromes. Diese begünstigten nun das Volk und das Haus Gottes. Nachdem dies vollendet war, kamen zu mir die Obersten und berichteten: "Das israelitische Volk und die Priester und Leviten haben sich nicht von den Heidenvölkern des Landes in Anbetracht ihrer Greuel abgesondert, nämlich von den Kanaanitern, Hethitern, Perissitern, Jebusitern, Ammonitern, Moabitern, Ägyptern und Edomitern. Für sich und ihre Söhne nahmen sie sich aus deren Töchtern Frauen; so hat sich der heilige Same mit den Heidenvölkern des Landes vermischt. Bei diesem Treubruch spielten Fürsten und Vornehme die erste Rolle." Sobald ich davon Kunde erhielt, zerriß ich mein Gewand und meinen Mantel, raufte mir die Haare des Hauptes und Bartes und saß tief erschüttert da. Nun sammelten sich um mich alle, die sich vor den Drohworten des Gottes Israels wegen des Treubruchs der Heimgekehrten fürchteten. Ich blieb tief erschüttert bis zum Abendopfer sitzen. Beim Abendopfer erhob ich mich aus meiner Niedergeschlagenheit, und in meinem zerrissenen Gewand und Mantel fiel ich auf meine Knie nieder und breitete meine Hände zum Herrn, meinem Gott, aus. Ich rief: "Mein Gott, ich bin voller Scham und wage nicht, zu dir, mein Gott, mein Antlitz zu erheben; denn unsere Vergehen wuchsen uns über das Haupt, unsere Schuld ist groß und reicht bis zum Himmel. Seit den Tagen unserer Väter sind wir in schwerer Schuld bis zum heutigen Tag. Für unsere Vergehen sind wir, unsere Könige und Priester, den Königen der Heidenländer ausgeliefert, dem Schwert, der Gefangenschaft, der Plünderung und der öffentlichen Verhöhnung, wie es heute der Fall ist. Nun ward uns eben erst für kurze Zeit Erbarmen vom Herrn, unserem Gott, zuteil. Er hat einen Rest von uns gerettet und uns ein Heim an seiner heiligen Stätte gegeben. Unsere Augen hat unser Gott aufgehellt und uns ein wenig Leben verliehen in unserer Knechtschaft. Denn wir sind Knechte; aber in unserer Knechtschaft hat unser Gott uns nicht verlassen. Er hat uns die Huld der persischen Könige zugewandt, um uns Lebenskraft zu verleihen zum Aufbau unseres Gotteshauses und zur Wiederherstellung seiner Trümmer; eine Schutzwehr hat er uns in Juda und Jerusalem verliehen. Nun aber, unser Gott, was sollen wir nach all dem sagen, da wir deine Gebote übertraten? Du hast ja durch deine Knechte, die Propheten, angeordnet: "Das Land, in dessen Besitz ihr kommen sollt, ist ein beflecktes Land, wegen der Befleckung der Bevölkerung des Landes infolge ihrer Greuel, mit denen sie es in ihrer Unreinheit von einem Ende zum anderen angefüllt haben. Gebt daher eure Töchter nicht ihren Söhnen und nehmt ihre Töchter nicht für eure Söhne! Sucht nie ihr Glück und ihren Wohlstand, damit ihr stark werdet, die Güter des Landes genießet und für immer euren Söhnen vererbt!" Nach all dem, was unserer bösen Taten und unserer großen Verschuldung wegen über uns hereinbrach - du, unser Gott, hast uns zwar gnädiger behandelt, als unsere Sünde verdient hätte, und uns diesen geretteten Rest geschenkt -, sollen wir da von neuem deine Gebote brechen und uns mit diesen greuelbeladenen Völkern verschwägern? Würdest du uns nicht bis zur Vernichtung zürnen, so daß kein Rest und kein Geretteter mehr bliebe? Herr, Gott Israels, du bist so gnädig, daß heute noch ein Rest von uns erhalten ist. Da sind wir nun vor dir mit unserer Schuldenlast; gewiß, wir können ihretwegen nicht vor dir bestehen!" Während Esra weinend und niedergestreckt vor dem Haus Gottes betete und bekannte, sammelte sich um ihn eine sehr große Gemeinde aus Israel, Männer, Frauen und Kinder; denn auch das Volk weinte gar sehr. Schechanja, der Sohn Jechiëls, ein Nachkomme Elams, ergriff das Wort und sprach zu Esra: "Wir sind unserem Gott treulos geworden, weil wir fremde Frauen aus der Bevölkerung des Landes geheiratet haben. Nun aber bleibt trotzdem noch eine Hoffnung für Israel. Laßt uns also mit unserem Gott einen Bund schließen: Wir entlassen alle fremden Frauen und ihre Kinder auf den Rat meines Herrn und aller, die das Gebot unseres Gottes fürchten. Man handle nach dem Gesetz! Auf! Bei dir liegt die Durchführung! Wir aber stehen dir bei. Sei mutig und handle!" Esra erhob sich und nahm von den Fürsten der Priester, der Leviten und ganz Israel einen Eid ab, so zu verfahren, und sie leisteten diesen Eid. Hierauf verließ Esra die Stelle vor dem Haus Gottes und begab sich in das Gemach Jochanans, des Sohnes Eljaschibs. Dort übernachtete er, ohne Nahrung zu sich zu nehmen und ohne Wasser zu trinken; denn er war betrübt über den Treubruch der Heimkehrergemeinde. Man ließ nun allen Zurückgekehrten in Juda und Jerusalem laut verkünden, sie sollten sich in Jerusalem einfinden. Wer immer in einem Zeitraum von drei Tagen gemäß dem Beschluß der Obersten und Ältesten nicht komme, dem drohe Bannung seines ganzen Besitzes und Ausschluß aus der Heimkehrergemeinde. So versammelten sich alle Männer von Juda und Benjamin nach Ablauf von drei Tagen in Jerusalem. Es war am 20. des neunten Monats. Alle Leute saßen auf dem freien Platz vor dem Haus Gottes, zitternd wegen des Anlasses, aber auch wegen der einsetzenden Regenschauer. Da erhob sich der Priester Esra und verkündete ihnen: "Treubruch war es von euch, daß ihr fremde Frauen geheiratet und so die Schuld Israels noch vergrößert habt. Legt nunmehr dem Herrn, dem Gott eurer Väter, ein Bekenntnis ab und vollstreckt seinen Willen! Sondert euch ab von den heidnischen Bewohnern des Landes und von den fremdstämmigen Frauen!" Die ganze Gemeinde antwortete und rief mit lauter Stimme: "Ganz nach deinen Worten zu handeln, sehen wir uns verpflichtet! Aber das Volk ist zahlreich, und es ist Regenzeit. Im Freien kann man sich nicht aufhalten. Auch ist die Angelegenheit an ein oder zwei Tagen nicht zu erledigen; denn es sind viele von uns, die sich in dieser Hinsicht verfehlt haben. Mögen doch unsere Obersten im Namen der ganzen Gemeinde zusammentreten, und alle, die in unseren Städten fremde Frauen heimführten, sollen zu festgesetzten Zeiten zusammen mit den Ältesten einer jeden Stadt und deren Richtern herkommen, bis wir die Zornesglut unseres Gottes in dieser Sache von uns abgewendet haben." Nur Jonatan, der Sohn Asahels, und Jachseja, der Sohn Tikwas, traten dagegen auf; Meschullam und der Levit Schabbetaj standen ebenfalls auf ihrer Seite. Doch die Heimkehrer verfuhren nach ihrem Vorschlag. Der Priester Esra wählte Männer aus, Familienhäupter für ihre einzelnen Familien. Sie wurden alle mit Namen ernannt. Am ersten Tag des zehnten Monats hielten sie eine Sitzung ab zur Untersuchung des Tatbestandes. Sie brachten die Sache mit all den Männern, die fremdstämmige Frauen geheiratet hatten, bis zum ersten Tag des ersten Monats zum Abschluß. Unter der Priesterschaft fanden sich folgende, die fremde Frauen geheiratet hatten: Von den Söhnen Jesuas, des Sohnes Jozadaks, und seiner Brüder: Maaseja, Elieser, Jarib und Gedalja. Auf Handschlag versprachen sie die Entlassung ihrer Frauen. Ihr Schuldopfer bestand in einem Widder für ihr sträfliches Vergehen. Von den Söhnen Immers fand man schuldig: Chanani und Sebadja, von den Söhnen Charims Maaseja, Elia, Schemaja, Jechiël und Ussia, von den Söhnen Paschchurs Eljoenaj, Maaseja, Ismael, Netanel, Josabad und Elasa; von den Leviten Josabad, Schimi, Kelaja, d. i. Kelita, Petachja, Juda und Elieser; von den Sängern Eljaschib; von den Torhütern Schallum, Telem und Uri; von den Israeliten aber: von den Söhnen des Parosch Ramja, Jissija, Malkija, Mijamin, Eleasar, Chaschabja und Benaja, von den Söhnen Elams Mattanja, Sacharja, Jechiël, Abdi, Jeremot und Elia, von den Söhnen Sattus Eljoenaj, Eljaschib, Mattanja, Jeremot, Sabad und Asisa, von den Söhnen Bebajs Jochanan, Chananja, Sabbaj und Atlaj, von den Söhnen Banis Meschullam, Malluch, Adaja, Jaschub, Scheal und Jeramot, von den Söhnen Pachat-Moabs Adna, Kelal, Benaja, Maaseja, Mattanja, Bezalel, Binnuj und Manasse, von den Söhnen Charims Elieser, Jischschija, Malkija, Schemaja, Simeon, Benjamin, Malluch und Schemarja, von den Söhnen Chaschums Mattenaj, Mattatta, Sabad, Eliphelet, Jeremaj, Manasse und Schimi, von den Söhnen Bagois Maadaj, Amram, Uël, Benaja, Bedja, Keluhu, Neja, Meremot, Eljaschib, Mattanja, Matenaj und Jaasaj, von den Söhnen Binnujs Schimi, Schelemja, Natan, Adaja, Maknadbaj, Schaschaj, Scharaj, Asarel, Schelemja, Schemarja, Schallum, Amarja und Joseph, von den Söhnen Nebos Jeïel, Mattitja, Sabad, Sebina, Jaddaj, Joël und Benaja. Sie alle hatten sich fremdstämmige Frauen genommen. Jetzt aber entließen sie Frauen und Kinder. Worte Nehemias, des Sohnes Chakaljas: Im Monat Kislew (Dezember), im neunzehnten Jahr (des Königs Artaxerxes), befand ich mich auf der Burg Susa. Da kam Chanani, einer von meinen Brüdern, mit einigen Männern aus Juda. Ich erkundigte mich nun über die Juden, das heißt über den geretteten Rest, der nach der Gefangenschaft übriggeblieben war, und über Jerusalem. Sie gaben mir zur Antwort: "Der Rest, der dort in der Provinz nach der Gefangenschaft übriggeblieben ist, lebt in großer Not und Schmach. Die Mauer Jerusalems ist abgebrochen, und die Tore der Stadt sind verbrannt." Als ich diese Nachricht hörte, setzte ich mich nieder, weinte und trauerte Tage hindurch. Ich fastete und betete vor dem Gott des Himmels. Ich sprach: "Ach, Herr, du Gott des Himmels, du großer und furchtgebietender Gott, der Bund und Huld denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten! Laß doch dein Ohr aufmerksam und deine Augen geöffnet sein, um das Gebet deines Knechtes zu erhören, das ich heute Tag und Nacht für die Israeliten, deine Knechte, verrichte! Ich bekenne dabei die Sünden der Söhne Israels, die wir gegen dich begingen. Auch ich und meine Familie haben gefehlt. Überaus schlecht haben wir gegen dich gehandelt und die Befehle, Gebote und Satzungen nicht gehalten, die du deinem Knecht Moses gegeben hast. Gedenke doch des Befehls, den du deinem Knecht Moses erteiltest, indem du sprachst: "Wenn ihr treulos werdet, so will ich euch unter die Heidenvölker zerstreuen. Kehrt ihr aber zu mir zurück, gehorcht ihr meinen Geboten und handelt danach, so will ich fürwahr eure Verstoßenen sammeln, selbst wenn sie an den Enden des Himmels wären, und will sie hinführen an den Ort, den ich erwählt habe, um meinen Namen dort wohnen zu lassen!" Sie sind ja deine Knechte und dein Volk, das du mit deiner großen Kraft und deiner starken Hand erlöst hast. Ach, Herr, möge doch dein Ohr auf das Gebet deines Knechtes und das Flehen deiner Diener achtgeben, die es lieben, deinen Namen zu fürchten! Laß es doch deinem Knecht heute gelingen und laß ihn Erbarmen finden vor diesem Mann!" Ich war nämlich Mundschenk beim König. Im Monat Nisan, im zwanzigsten Jahr des Königs Artaxerxes, begab es sich, daß ich Wein auftischen mußte. Ich nahm den Wein und reichte ihn dem König dar. Dabei machte ich auf ihn den Eindruck, daß ich schlecht aussähe. Der König fragte mich: "Warum siehst du so schlecht aus? Du bist doch nicht etwa krank? Das kann nur ein Herzenskummer sein!" Ich aber geriet in großen Schrecken. Da gab ich dem König zur Antwort: "Der König möge ewig leben! Wie sollte denn mein Angesicht nicht verfallen aussehen, da doch die Stadt, darin die Gräber meiner Väter sind, in Trümmern daliegt und ihre Tore vom Feuer verzehrt sind?" Als der König mich nach meinem Begehren fragte, betete ich zum Gott des Himmels. Dann antwortete ich dem König: "Wenn es den König recht dünkt und dein Knecht dir genehm ist, so sende mich doch nach Juda in die Stadt, darin die Gräber meiner Ahnen sind, damit ich sie wieder aufbaue!" Da fragten mich der König und die Königin, die an seiner Seite saß: "Wie lange wird deine Reise dauern? Wann wirst du wieder zurückkehren?" Der König war also einverstanden, mich ziehen zu lassen, und ich gab ihm einen Zeitpunkt an. Dann bat ich den König: "Wenn es dem König genehm ist, so gebe man mir Briefe an die Statthalter des Landes jenseits des Stromes mit, daß sie mich durchreisen lassen, bis ich nach Juda komme; desgleichen einen Brief an Asaph, den Aufseher über die königlichen Baumgärten; er solle mir Holzstämme liefern, um in die Tore der Tempelburg Balken einsetzen zu können, Holz auch für die Mauer der Stadt und für den Tempel, zu dem ich ziehen will!" Der König gestattete es mir; denn die Hand meines Gottes waltete gnädig über mir. So kam ich denn zu den Statthaltern jenseits des Stromes und gab ihnen die Briefe des Königs. Auch Heeresoberste und Reiter hatte der König mit mir entsandt. Sanballat aus Choron und Tobia, der ammonitische Knecht, hörten davon. Es mißfiel ihnen sehr, daß jemand kam, der das Wohl der Israeliten fördern wollte. So kam ich denn nach Jerusalem und blieb dort drei Tage. Dann stand ich zur Nachtzeit auf. Nur wenige Männer waren bei mir. Noch niemandem hatte ich davon Mitteilung gemacht, was mein Gott mir eingegeben hatte, für Jerusalem zu tun. Auch Haustiere hatte ich keine bei mir außer dem einen Tier, auf dem ich ritt. Während der Nacht zog ich durch das Taltor zur Drachenquelle hinaus und zum Aschentor und untersuchte die Mauern Jerusalems, wo sie niedergerissen dalagen, und seine Tore, die durch Feuer vernichtet waren. Ich zog hinüber zum Quelltor und zum Königsteich. Hier war es für mein Reittier unmöglich, weiterzukommen. Nun ritt ich im Tal bei Nacht nach oben und untersuchte fortwährend die Mauer. Dann kehrte ich um und begab mich durch das Taltor wieder zurück. Die Stadträte aber ahnten nicht, wohin ich gegangen war und was ich tat. Den Juden, sowohl den Priestern, den Edlen und den Stadträten als auch den übrigen Baubeamten, hatte ich bis zu jenem Zeitpunkt noch nichts mitgeteilt. Nun aber sprach ich zu ihnen: "Ihr seht es selbst, in welchem Elend wir leben, da Jerusalem zertrümmert ist und seine Tore durch Feuer zerstört sind. Wohlan, laßt uns die Mauer Jerusalems aufbauen, dann werden wir nicht länger Gegenstand des Hohnes sein!" Ich erzählte ihnen, wie die Hand meines Gottes so gnädig über mir gewaltet hat, und teilte ihnen auch die Worte des Königs mit, die er an mich gerichtet hatte. Sie erklärten daraufhin: "Wir wollen uns daranmachen und bauen!" Und sie waren fest entschlossen, das gute Werk anzufangen. Als aber Sanballat aus Choron, der ammonitische Knecht Tobia und der Araber Geschem davon vernahmen, verspotteten sie uns, höhnten über uns und äußerten sich: "Was ist denn das, was ihr da treibt? Wollt ihr euch gegen den König empören?" Ich gab ihnen zur Antwort: "Der Gott des Himmels wird uns die Sache gelingen lassen. Wir aber, seine Knechte, gehen ans Werk und bauen. Ihr jedoch habt keinen Anteil, keinerlei Recht und kein Andenken in Jerusalem!" Der Hohepriester Eljaschib und seine Amtsbrüder, die Priester, machten sich daran, das Schaftor aufzubauen. Sie setzten die Balken ein und brachten die Torflügel an. Dann bauten sie weiter bis zum Turm der Hundert und bis zum Turm Chananel. Daneben bauten die Männer von Jericho. Neben ihnen baute Sakkur, der Sohn des Imri. Das Fischtor errichteten die Söhne des Senaa. Sie setzten die Balken ein und brachten seine Torflügel, Verschlüsse und Riegel an. Neben ihnen arbeitete Merimot, der Sohn Urias und Enkel des Hakkoz; bei ihm Meschullam, der Sohn Berechjas und Enkel Meschesabels; bei ihm Zadok, der Sohn Baanas. Neben ihnen bauten die Leute von Tekoa. Doch die Vornehmen unter ihnen beugten ihren Nacken nicht zum Dienst für ihre Herren. Am Jeschanator arbeiteten Jojada, der Sohn Paseachs, und Meschullam, der Sohn Besodjas. Sie setzten die Balken ein und brachten seine Torflügel, Verschlüsse und Riegel an. Daneben arbeiteten Melatja aus Gibeon und Jadon aus Meronot sowie die Leute aus Gibeon und Mizpa an der Stelle, wo der Statthalter jenseits des Stromes seinen Sitz hatte. Neben ihm arbeitete Ussiel, der Sohn Charchajas, einer der Goldschmiede, daneben Chananja, einer der Salbenbereiter. Sie befestigten Jerusalem bis zur breiten Mauer. Neben ihnen baute Rephaja, der Sohn Churs, der Vorsteher des halben Außenbezirks von Jerusalem. Daneben arbeitete Jedaja, der Sohn Charumaphs, gegenüber seinem Haus, neben diesem Chattusch, der Sohn Chaschabnejas. An einer zweiten Strecke arbeiteten Malkija, der Sohn Charims, und Chaschub, der Sohn Pachat-Moabs. Sie stellten auch den Ofenturm her. Daneben baute Schallum, der Sohn des Hallochesch, der Vorsteher der anderen Hälfte des Bezirkes von Jerusalem, er samt seinen Töchtern. Am Taltor arbeitete Chanun mit den Bewohnern von Sanoach. Sie bauten es auf und brachten seine Torflügel, Verschlüsse und Riegel an. Sie bauten an der Mauer weitere tausend Ellen bis zum Aschentor. Am Aschentor arbeitete Malkija, der Sohn Rechabs, der Vorsteher des Bezirkes Bet-Hakkerem. Er baute es auf und brachte seine Torflügel, Verschlüsse und Riegel an. Am Quelltor arbeitete Schallum, der Sohn des Kol-Chose, der Vorsteher des Bezirkes Mizpa. Er baute es auf, versah es mit einem Dach und brachte seine Torflügel, Verschlüsse und Riegel an. Er verbesserte auch die Mauer am Teich der Wasserleitung am Königsgarten bis zu den Stufen, die von der Davidsstadt hinabführten. Hinter ihm baute Nehemia, der Sohn Asbuks, der Vorsteher des halben Bezirks Bet-Zur, bis zu der Stelle gegenüber den Gräbern Davids und bis zum künstlichen Teich und zur Kaserne der Leibwache. Hinter ihm bauten die Leviten, nämlich Rechum, der Sohn Banis; neben ihm arbeitete Chaschabja, der Vorsteher des halben Bezirks Keïla, für seinen Bezirk. Hinter ihm bauten deren Stammesbrüder unter Binnuj, dem Sohn Chenadads, dem Vorsteher der anderen Bezirkshälfte von Keïla. Daneben arbeitete Eser, der Sohn Jesuas, der Vorsteher von Mizpa, an einer zweiten Strecke gegenüber dem Aufstieg zum Zeughaus beim Winkel. Hinter ihm baute Baruch, der Sohn Sabbajs, an einer zweiten Strecke vom Winkel bis an den Eingang zum Haus des Hohenpriesters Eljaschib. Dahinter baute Meremot, der Sohn Urias und Enkel Hakkoz', an einer zweiten Strecke vom Eingang zum Haus Eljaschibs bis zum Ende des Hauses Eljaschibs. Hinter ihm arbeiteten die Priester, die Männer aus dem Gebiet des Jordans, dahinter Benjamin und Chaschub gegenüber ihrem Haus, dahinter Asarja, der Sohn des Maaseja und Enkel Ananjas, neben seinem Haus. Hinter ihm arbeitete Binnuj, der Sohn Chenadads, an einer zweiten Strecke vom Haus Asarjas bis zum Winkel und zur Ecke. Palal, der Sohn Usajs, baute gegenüber dem Winkel und dem oberen Turm, der vom Palast des Königs am Wachthof hervorspringt. Hinter ihm arbeitete Pedaja, der Sohn des Parosch, bis gegenüber dem Wassertor im Osten und dem vorspringenden Turm. Hinter ihm bauten die Bewohner von Tekoa an einer zweiten Strecke von der Stelle an, die dem großen vorspringenden Turm gegenüberliegt, bis zur Mauer des Ophel. Oberhalb des Roßtores arbeiteten die Priester, ein jeder gegenüber seinem Haus. Dahinter baute Zadok, der Sohn Immers, gegenüber seinem Haus, hinter ihm Schemaja, der Sohn Schechanjas, der Wächter des Osttores. Hinter ihm bauten Chananja, der Sohn Schelemjas, und Chanun, der sechste Sohn Zalaphs, an einer zweiten Strecke, dahinter Meschullam, der Sohn Berechjas, gegenüber seiner Zelle. Hinter ihm arbeitete Malkija, einer von den Goldschmieden, bis zum Haus der Tempeldiener und der Kaufleute gegenüber dem Aufsichtstor und bis zum Söller an der Ecke. Zwischen dem Söller an der Ecke und dem Schaftor bauten die Goldschmiede und Kaufleute. Als nun Sanballat davon vernahm, daß wir die Mauer bauten, geriet er in Zorn und großen Unmut. Er verspottete die Juden. Vor seinen Anhängern und dem Heer Samarias äußerte er sich: "Was machen diese elenden Juden da? Wollen sie nicht davon lassen? Werden sie Opfer darbringen? Wollen sie heute noch fertig sein? Können sie die Steine aus dem Schutthaufen wieder zu neuem Leben aufrichten, da sie doch verbrannt sind?" Der Ammoniter Tobia, der neben ihm stand, rief aus: "Mögen sie ruhig bauen! Springt ein Fuchs darauf, reißt er ihre Steinmauer nieder!" "Höre, unser Gott: Wir sind zum Gegenstand des Spottes geworden! Laß ihr Höhnen auf ihr Haupt zurückfallen und gib sie im Land der Gefangenschaft der Plünderung preis! Decke ihre Schuld nicht zu, und ihre Sünde werde vor deinem Antlitz nicht getilgt; denn sie haben die Bauenden beleidigt!" Wir aber bauten an der Mauer weiter, und bald war die ganze Mauer bis zur Hälfte wieder verbunden. Dem Volk wuchs die Begeisterung für die Arbeit. Als Sanballat, Tobia, die Araber, Ammoniter und die Bewohner von Asdod hörten, daß die Herstellung der Mauer Jerusalems Fortschritte mache - denn die Lücken begannen sich zu schließen -, gerieten sie in heftigen Zorn. Sie verschworen sich alle gemeinsam, wider Jerusalem in den Krieg zu ziehen und mir alles durcheinanderzubringen. Wir aber beteten zu unserem Gott und stellten gegen sie Tag und Nacht eine Wache auf, um uns vor ihnen zu schützen. Die Leute von Juda aber sprachen: "Des Trägers Kraft versagt, des Schuttes ist zu viel, und wir vermögen nicht die Mauer aufzubauen!" Unsere Gegner planten: "Nichts merken sollen sie und nichts sehen, bis wir in ihre Mitte eindringen, sie niedermachen und so die Arbeit beendigen." Als aber die in ihrer Nähe wohnenden Juden kamen und uns wohl zehnmal von allen Orten her mahnten: "Zieht euch doch zu uns zurück!", da stellte ich in den tiefer gelegenen Plätzen hinter der Mauer an den offenen Stellen das Volk auf, und zwar nach Sippen gegliedert mit ihren Schwertern, Lanzen und Bogen. Ich sah mich um, stand auf und sprach zu den Edlen, Stadträten und übrigen Leuten: "Fürchtet euch nicht vor ihnen! Denkt an den Herrn, den Großen und Furchtgebietenden, und kämpft für eure Brüder, Söhne, Töchter, Frauen und Familien!" Unsere Feinde erfuhren, daß uns die Sache bekannt geworden war, und so vereitelte Gott ihren Plan. Wir kehrten alle an die Mauer zurück, ein jeder zu seiner Arbeit. Von jenem Tag an war nur die Hälfte meiner Mannschaft beim Bau tätig; die andere Hälfte ergriff Lanzen, Schilde, Bogen und Panzer, und die Obersten standen hinter dem ganzen Haus Juda. Von den beim Mauerbau Beschäftigten und den Lastträgern luden letztere auf, wobei sie mit der einen Hand arbeiteten, während die andere den Wurfspieß hielt. Von den beim Bau Beschäftigten hatte jeder sein Schwert beim Bauen um die Hüften gegürtet. Der Hornbläser stand bei mir. Ich aber sprach zu den Edlen, Stadträten und den übrigen Leuten: "Die Arbeit ist vielfältig und weit ausgedehnt. Wir sind auf der Mauer voneinander getrennt, ein jeder fern vom andern. An dem Ort, woher ihr den Schall der Trompete vernehmt, schart euch um uns! Unser Gott wird für uns streiten." So schafften wir am Werk, während die Hälfte von ihnen Lanzen trug, vom Anbruch der Morgenröte bis zum Aufgang der Sterne. Auch befahl ich damals dem Volk: "Jeder soll mit seiner Gefolgschaft die Nacht in Jerusalem verbringen. Es soll uns die Nacht zur Wache und der Tag zur Arbeit dienen." Weder ich noch meine Brüder, meine Gefolgschaft und die Wachmannschaften, die mich begleiteten, zogen ihre Gewänder aus. Jeder hatte seine Waffe zur Rechten. Bald entstand ein lautes Klagegeschrei unter den Leuten und ihren Frauen gegen die jüdischen Stammesbrüder. Die einen sagten: "Wir müssen unsere Söhne und Töchter verpfänden, um Getreide zu bekommen und um essen und leben zu können." Andere sagten: "Wir müssen unsere Felder, Weinberge und Häuser verpfänden, um Getreide in der Hungersnot zu bekommen." Wieder andere sprachen: "Wir mußten uns Geld leihen, um dem König die Steuern entrichten zu können für unsere Felder und Weingärten. Nun sind wir aber doch vom gleichen Fleisch wie unsere Brüder, und unsere Kinder sind doch wie ihre Kinder. Wir müssen jedoch unsere Söhne und Töchter zu Sklaven erniedrigen. Einige von unseren Töchtern sind schon dazu erniedrigt, und wir konnten es nicht verhindern, weil unsere Felder und Weinberge bereits anderen gehören." Ich wurde sehr zornig, als ich ihre Klagen und jene Worte hörte. Ich hielt Rat bei mir selbst, machte den Edlen und Stadträten Vorwürfe und sagte zu ihnen: "Nur gegen Pfändung leiht jeder von euch seinem Bruder!" Dann hielt ich eine große Volksversammlung gegen sie ab. Dabei sprach ich zu ihnen: "Wir haben unsere jüdischen Brüder, die an die Heiden verkauft waren, soviel wie möglich losgekauft. Ihr aber verschachert eure Brüder, und sie müssen sich uns zum Kauf anbieten." Da schwiegen sie und fanden keine Antwort. Dann fuhr ich fort: "Eure Handlungsweise ist nicht recht. Solltet ihr nicht in der Furcht unseres Gottes wandeln, um dem Hohn unserer heidnischen Feinde zu entgehen? Auch ich, meine Brüder und meine Gefolgschaft liehen ihnen Geld und Getreide aus. Erlassen wir doch diese Schuldenlast! Erstattet ihnen möglichst heute noch ihre Felder, Weinberge, Ölpflanzungen und Häuser zurück! Erlaßt ihnen die Schuld an Geld, Getreide, Most und Öl, die ihr als Gläubiger bei ihnen ausstehen habt!" Darauf erklärten sie: "Wir wollen Rückgabe erstatten und von ihnen nichts mehr fordern. Wir wollen tun, was du befiehlst!" Nun rief ich die Priester und nahm ihnen den Eid ab, diesen Beschluß in die Tat umzusetzen. Dabei schüttelte ich meine Manteltasche aus mit den Worten: "So schüttle Gott jeden aus seinem Haus und seinem Eigentum, der nicht diesen Beschluß verwirklicht! So sei er ausgeschüttelt und leer!" Die ganze Versammlung gab zur Antwort: "So geschehe es!" und lobte Gott. Und das Volk führte den Beschluß durch. Von dem Tag an, da man mich zum Statthalter im Lande Juda ernannte, in den zwölf Jahren vom zwanzigsten bis zum zweiunddreißigsten Jahr des Königs Artaxerxes, haben ich und meine Brüder kein Einkommen als Statthalter genossen. Die früheren Statthalter vor mir haben das Volk schwer belastet. Sie erhielten von ihm vierzig Silbersekel für Brot und Wein als Tagesentschädigung. Auch die Leute in ihrem Gefolge haben das Volk bedrückt. Ich tat dies aus Gottesfurcht nicht. Auch an diesen Mauerbau legte ich selbst Hand an, obwohl wir keinen Grundbesitz erworben hatten. Auch mein ganzes Gefolge war dort zur Arbeit versammelt. Die Juden, sowohl die hundertfünfzig Stadträte als auch jene, die aus unserer heidnischen Umgebung zu uns kamen, speisten an meinem Tisch. Was täglich hergerichtet wurde - ein Rind, sechs fette Schafe sowie Geflügel -, geschah auf eigene Kosten; dazu kamen noch alle zehn Tage zahlreiche Schläuche voll Wein. Trotzdem habe ich aber keine Statthaltereinkünfte gefordert, weil der Frondienst schwer auf diesem Volke lastete. "Rechne mir, mein Gott, zum Guten all das an, was ich für dieses Volk getan habe!" Dem Sanballat und Tobia, dem Araber Geschem und unseren übrigen Feinden wurde bekannt, daß ich die Mauer gebaut hatte und daß keine Lücke mehr darin war; allerdings hatte ich damals die Torflügel nicht in die Tore eingesetzt. Da sandten Sanballat und Geschem zu mir und ließen sagen: "Komm, wir wollen uns in Kephirim in der Ebene von Ono begegnen!" Sie gedachten aber, mir Schlimmes anzutun. Ich sandte daher Boten an sie mit der Meldung: "Ich habe eine wichtige Arbeit zu verrichten und kann nicht kommen! Das Werk müßte ruhen, wenn ich es verließe und zu euch käme." So schickten sie viermal zu mir, und stets gab ich ihnen dieselbe Antwort. Jetzt sandte Sanballat zum fünften Male seinen Boten zu mir. Er hatte einen offenen Brief in seiner Hand. Darin stand geschrieben: "Unter den Völkern hört man, und auch Geschem sagt es: Du und die Juden planen eine Empörung. Deshalb baust du die Mauer. Jenen Berichten nach wolltest du ihr König werden. Auch hättest du Propheten bestellt, die dich in Jerusalem zum König von Juda ausrufen sollten. Jetzt werden dergleichen Dinge zu den Ohren des Königs gelangen. Komm also, wir wollen gemeinsam beraten!" Ich aber ließ ihm sagen: "Was du behauptest, ist nicht geschehen. Du hast es frei in deinem Herzen erfunden!" Sie alle wollten uns nur in Furcht setzen und dachten: "Ihre Hand soll von der Arbeit lassen, und sie soll dadurch nicht zustande kommen!" Nun aber galt es erst recht, meine Hände anzustrengen. Ich kam in das Haus des Schemaja, des Sohnes Delajas und Enkels Mehetabels. Er hatte sich nämlich dort abgesperrt. Da sprach er: "Treffen wir uns gemeinsam im Hause Gottes, im Innern des Tempels! Wir wollen die Türen des Tempels verschließen; denn man kommt, um dich zu ermorden. Ja, in der Nacht kommt man, dich zu ermorden!" Doch ich entgegnete: "Ein Mann wie ich sollte fliehen? Wer von meinesgleichen dürfte wohl den Tempel betreten und so am Leben bleiben? Ich gehe nicht hinein!" Ich erkannte nämlich, daß nicht Gott ihn gesandt hatte, sondern daß er diese Prophezeiung über mich deshalb verkündete, weil Tobia und Sanballat ihn gedungen hatten. Er war gedungen, damit ich in Angst versetzt würde, dies täte und so einen Fehltritt beginge. Dies aber sollte ihnen dazu dienen, mich in üblen Ruf zu bringen, damit man mich verhöhnen könnte. "Rechne, mein Gott, dieses ihr Tun dem Tobia und Sanballat und auch der Prophetin Noadja und den übrigen Propheten an, die mir Furcht einjagen wollten!" Die Mauer war am 25. Elul nach 52tägiger Arbeit vollendet. Als das alle unsere Feinde hörten, gerieten die Völker in unserem Umkreis alle in Furcht und fühlten sich gedemütigt. Sie ahnten, daß dieses Werk nur mit Hilfe unseres Gottes vollbracht werden konnte. Auch sandten in jenen Tagen die Vornehmen aus Juda zahlreiche Briefe an Tobia, und auch Tobia schickte solche an sie. Viele in Juda waren nämlich eidlich an ihn gebunden; er war ja der Schwiegersohn Schechanjas, des Sohnes Arachs, und sein Sohn Jochanan hatte die Tochter Meschullams, des Sohnes Berechjas, geheiratet. Sie sprachen auch in meiner Gegenwart über seine Reden, und ihm hinterbrachten sie meine Worte. Tobia sandte Briefe, um mir Angst einzujagen. Als die Mauer aufgebaut war und ich die Torflügel hatte einsetzen lassen, wurden die Torhüter bestellt. Ich machte meinen Bruder Chanani und den Burgobersten Chananja zu Vorstehern über Jerusalem. Denn dieser war zuverlässiger und gottesfürchtiger als viele. Ich gebot ihnen: "Die Tore Jerusalems sind erst zu öffnen, wenn die Sonne zu brennen anfängt, und während die Wächter noch auf ihrem Posten bleiben, soll man die Tore wieder schließen und verriegeln. Ferner sind aus den Bewohnern Jerusalems Wachen zu bilden, teils für bestimmte Posten, teils vor dem Haus eines jeden." Die Stadt war ausgedehnt und groß; aber die Volkszahl war klein; es waren noch zu wenig Familien gegründet. Da gab mein Gott mir in den Sinn, die Edlen, die Stadträte und das Volk zu versammeln, um ein Geschlechtsregister anzulegen. Ich fand das Verzeichnis jener, die zuerst zurückgekehrt waren. Ich fand darin geschrieben: Dies sind die Angehörigen der Provinz Juda, die aus der Gefangenschaft der Verbannung, wohin sie der König Nebukadnezar von Babel geführt hatte, wegzogen und nach Jerusalem und Juda heimkehrten, ein jeder in seine Stadt. Sie kamen mit Serubbabel, Jesua, Nehemia, Asarja, Raamja, Nachamani, Mordekaj, Bilschan, Misperet, Bagoi, Nechum und Baana. Dies ist die Zahl der Männer des Volkes Israel: Die Söhne des Parosch waren 2 172 Mann, die Söhne Schephatjas 372 Mann, die Söhne Arachs 652 Mann, die Söhne Pachat-Moabs, und zwar die Söhne Jesuas und Joabs, 2 818 Mann, die Söhne Elams 1 254 Mann, die Söhne Sattus 845 Mann, die Söhne Sakkajs 760 Mann, die Söhne Binnujs 648 Mann, die Söhne Bebajs 628 Mann, die Söhne Asgads 2 322 Mann, die Söhne Adonikams 667 Mann, die Söhne Bagois 2 067 Mann, die Söhne Adins 655 Mann, die Söhne Aters aus der Linie des Hiskia 98 Mann, die Söhne Chaschums 328 Mann, die Söhne Bezajs 324 Mann, die Söhne Chariphs 112 Mann, die Söhne Gibbars 95 Mann, aus Bethlehem und Netopha 188 Mann, aus Anatot 128 Mann, aus Bet-Asmawet 42 Mann, aus Kirjat-Jearim, Kephira und Beerot 743 Mann, aus Rama und Geba 621 Mann, aus Michmas 122 Mann, aus Betel und Aj 123 Mann, aus dem andern Nebo 52 Mann, die Söhne eines andern Elam 1 254 Mann, die Söhne Charims 320 Mann, aus Jericho 345 Mann, aus Lod, Chadid und Ono 721 Mann, die Söhne Senaas 3 930 Mann. Die Anzahl der Priester: die Söhne Jedajas aus dem Hause Jesuas waren 973 Mann, die Söhne Immers 1 052 Mann, die Söhne Paschchurs 1 247 Mann, die Söhne Charims 1 017 Mann. Die Leviten: die Söhne Jesuas und die Söhne Kadmiels aus der Familie Hodawjas, insgesamt 74 Mann. Die Sänger: 148 Söhne Asaphs. Die Torhüter: die Söhne Schallums, die des Ater, des Talmon, des Akkub, des Chatita und des Schobaj, zusammen 138 Mann. Die Tempeldiener: die Söhne Zichas, die des Chasupha, die des Tabbaot, die Söhne Keros', die Söhne Sias, die Söhne Padons, die Söhne Lebanas, die des Chagaba, die des Schalmaj, die Söhne Chanans, die des Giddel, die des Gachar, die Söhne Reajas, die des Rezin, die des Nekoda, die Söhne Gassams, die des Ussa, die des Paseach, die Söhne Besajs, die Söhne der Mëuniter, die der Nephusiter, die Söhne Bakbuks, die des Chakupha, die des Charchur, die Söhne Bazlits, die des Mechida, die des Charscha, die Söhne des Barkos, die des Sisera, die des Tamach, die Söhne Neziachs und die des Chatipha. Die Nachkommen der Knechte Salomos: die Söhne Sotajs, die des Sopheret, die des Perida, die Söhne Jaalas, die des Darkon, die des Giddel, die Söhne Schephatjas, die des Chattil, die des Pokeret-Hazzebajim, die des Amon. Die Gesamtzahl der Tempeldiener und der Nachkommen der Knechte Salomos betrug 392 Mann. Folgende sind aus Tel-Melach, Tel-Charscha, Kerub, Addon und Immer gekommen und konnten nicht angeben, ob ihre Familie und ihr Geschlecht aus Israel stamme: die Söhne Delajas, die des Tobia, die des Nekoda, zusammen 642 Mann, dazu von den Priestern: die Söhne Chobajas, die des Hakkoz und die des Barsillaj, der sich von den Töchtern Barsillajs aus Gilead eine Frau genommen hatte und nach deren Namen benannt worden war. Diese suchten nach ihrer Aufzeichnung in den Geschlechtsurkunden. Da man sie nicht fand, wurden sie als untauglich für das Priesteramt erklärt. Der Statthalter untersagte ihnen, vom Hochheiligen zu essen, bis der Priester mit den Urim und Tummim auftrete. Die ganze Gemeinde umfaßte zusammen 42 360 Mann. Dabei waren ihre Knechte und Mägde nicht mitgerechnet. Dieser waren es 7 337. Dazu kamen 200 Sänger und Sängerinnen. An Pferden besaßen sie 736, an Maultieren 245, an Kamelen 435, an Eseln 6 720. Die Häupter der Familienverbände brachten zum Teil Spenden für den Bau: Der Statthalter überließ dem Bauschatz 1 000 Drachmen Gold, 50 Sprengschalen und 530 Priesterkleider. Manche von den Familienhäuptern gaben für den Bauschatz 20 000 Drachmen Gold und 2 200 Minen Silber. Was das übrige Volk gab, betrug 20 000 Drachmen Gold, 2 000 Minen Silber und 37 Priesterkleider. Die Priester, Leviten, Torhüter, die Sänger, ein Teil des Volkes und die Tempeldiener, kurz, ganz Israel, ließen sich in ihren Städten nieder. Als der siebte Monat heranrückte, waren die Israeliten bereits in ihren Städten. - - - Da versammelte sich das ganze Volk einmütig auf dem Platz vor dem Wassertor. Man bat den Schriftgelehrten Esra, das Buch mit dem Gesetz des Moses zu holen, das der Herr Israel vorgeschrieben hatte. Der Priester Esra brachte das Gesetz in die Versammlung der Männer und Frauen und aller, die imstande waren, es zu verstehen. Es geschah dies am ersten Tag des siebten Monats. Er las daraus auf dem Platz vor dem Wassertor vom frühen Morgen bis zur Tagesmitte in Gegenwart der Männer, Frauen und aller, die es verstehen konnten, vor. Das ganze Volk lieh sein Ohr dem Buch des Gesetzes. Der Schriftgelehrte Esra stand auf einer hölzernen Erhöhung, die man zu diesem Zweck hergerichtet hatte. Neben ihm standen Mattitja, Schema, Anaja, Uria, Hilkia und Maaseja zu seiner Rechten, während zu seiner Linken Pedaja, Mischael, Malkija, Chaschum, Chaschbaddana, Sacharja und Meschullam standen. Esra öffnete die Buchrolle vor allen Leuten; denn er stand höher als das ganze Volk. Beim Aufrollen erhoben sich alle. Da pries Esra den Herrn, den großen Gott. Das ganze Volk antwortete mit erhobenen Händen: "Amen, Amen!" Es verneigte sich und warf sich vor dem Herrn aufs Antlitz zur Erde nieder. Darauf gaben die Leviten Jesua, Bani, Scherebja, Jamin, Akkub, Schabbetaj, Hodija, Maaseja, Kelita, Asarja, Josabad, Chanan und Pelaja dem Volk Unterweisung im Gesetz. Die Leute blieben auf ihrem Platz versammelt. So lasen sie aus dem Buch, dem Gesetz Gottes, in Abschnitten und mit Erklärungen vor, so daß man das Vorgelesene begreifen konnte. Da sprachen Nehemia, d. h. der Statthalter, der Priester und Schriftgelehrte Esra und die Leviten, die das Volk unterwiesen, zu allen Leuten: "Der heutige Tag ist dem Herrn, eurem Gott, heilig; trauert nicht und weint nicht!" Das ganze Volk weinte nämlich, als es die Gesetzesworte hörte. Er sprach zu ihnen: "Geht hin, eßt fette Speisen, trinkt süße Getränke und schickt auch denen Anteile, die nichts haben; denn dieser Tag ist unserem Herrn heilig! Seid darum nicht traurig; denn die Freude am Herrn ist euer Hort." Die Leviten beschwichtigten das ganze Volk und sprachen: "Seid still; denn der Tag ist heilig; ihr dürft nicht trauern!" Da gingen alle Leute hin, um zu essen und zu trinken, um Anteile zu versenden und ein großes Freudenfest zu begehen; denn sie begriffen die Worte, die man sie gelehrt hatte. Am zweiten Tag scharten sich die Häupter der Familienverbände, die Priester und Leviten um den Schriftgelehrten Esra, weil sie über die Worte des Gesetzes Aufklärung haben wollten. Man fand im Gesetz, das der Herr durch Moses verordnet hatte, geschrieben, daß die Israeliten am Fest im siebten Monat in Hütten wohnen sollten. Sie sollten in all ihren Städten und in Jerusalem verkünden und ausrufen: "Geht in die Berge! Holt Zweige von edlen und wilden Ölbäumen, Zweige von Myrten, Palmen und Laubbäumen, um Hütten zu bauen, wie geschrieben steht!" Da strömte das Volk hinaus. Sie holten Zweige und bauten sich Hütten, ein jeder auf seinem Dach und in den eigenen Höfen, in den Vorhöfen des Gotteshauses, auf dem freien Platz am Wassertor und auf dem Platz am Ephraimstor. Die ganze Gemeinde, die aus der Gefangenschaft heimgekehrt war, baute Hütten und wohnte darin. Seit den Tagen Josuas, des Sohnes Nuns, hatten es die Israeliten nicht mehr so gehalten bis zu jenem Tag. Die Freude war überaus groß. Man las täglich aus dem Gesetzbuch Gottes vor, vom ersten bis zum letzten Tag. So feierte man das Fest sieben Tage lang. Am achten Tag hielt man einen Ruhetag der Vorschrift gemäß. Am vierundzwanzigsten Tag dieses Monats versammelten sich die Israeliten unter Fasten, in Bußgewänder gehüllt, das Haupt mit Staub bedeckt. Die reinstämmigen Israeliten sonderten sich von allen Fremden ab, traten hin und bekannten ihre Sünden sowie die Verfehlungen ihrer Väter. Dann erhoben sie sich an ihrem Platz, während man den vierten Teil des Tages aus dem Gesetzbuch des Herrn, ihres Gottes, vorlas. Ein weiteres Tagesviertel hindurch legten sie das Schuldbekenntnis ab und warfen sich vor dem Herrn, ihrem Gott, nieder. Es betraten Jesua, Binnuj, Kadmiel, Schebanja, Bunni, Scherebja, Bani und Kenani die Tribüne der Leviten. Sie riefen mit lauter Stimme zum Herrn, ihrem Gott. Dann befahlen die Leviten Jesua, Kadmiel, Bani, Chaschabneja, Scherebja, Hodija, Schebanja und Petachja: "Steht auf und preist den Herrn, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit!" Sie priesen seinen herrlichen Namen, der über allen Lobpreis erhaben ist: "Du, Herr, bist der Einzige! Du hast den Himmel erschaffen, den obersten Himmel und sein ganzes Heer, die Erde und alles, was darauf sich befindet, die Meere und alles, was sie umschließen. Alles erhältst du am Leben. Das Heer des Himmels betet dich an. Du, Herr, bist der Gott, der Abraham auserwählte, ihn aus Ur in Kaldäa wegführte und ihm den Namen Abraham gab. Du fandest sein Herz treu gegen dich und schlossest mit ihm den Bund, das Land der Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Perissiter, Jebusiter und Girgaschiter seiner Nachkommenschaft zu verleihen. Du hast dein Wort gehalten; denn du bist gerecht. Du sahst das Elend unserer Väter in Ägypten und hörtest ihr Schreien am Schilfmeer. Da tatest du Zeichen und Wunder an Pharao, an all seinen Knechten und dem ganzen Volk seines Landes, denn du wußtest, daß sie an jenen frevlerisch gehandelt hatten. So schufst du dir einen Namen, wie er noch heute besteht. Du hast das Meer vor ihnen gespalten, so daß sie auf trockenem Pfad das Meer durchschritten, ihre Verfolger aber warfst du in die Tiefen, wie einen Stein ins wogende Wasser. In einer Wolkensäule führtest du sie bei Tag und in einer Feuersäule bei Nacht, um ihnen den Weg zu erhellen, auf dem sie wandeln sollten. Du stiegst auf den Berg Sinai herab und sprachst mit ihnen vom Himmel, gabst ihnen vorzügliche Satzungen, zuverlässige Gesetze, treffliche Gebote und Befehle. Du verkündetest ihnen deinen heiligen Sabbat und erteiltest ihnen Befehle, Gebote und ein Gesetz durch deinen Knecht Moses. Brot vom Himmel gabst du ihnen für den Hunger, und Wasser ließest du ihnen aus dem Felsen sprudeln für ihren Durst. Du wiesest sie an, vorwärts zu ziehen, um das Land in Besitz zu nehmen, dessen Verleihung du ihnen eidlich versprochen hattest. Sie aber, unsere Väter, handelten frevelhaft. Sie verhärteten ihren Nacken und hörten nicht auf deine Befehle. Sie weigerten sich zu gehorchen und gedachten deiner Wunder nicht, die du an ihnen gewirkt hast; sie verhärteten ihren Nacken und wollten starrköpfig in ihre Sklaverei nach Ägypten zurückkehren. Doch du bist ein Gott der Verzeihung, gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld; darum ließest du nicht von ihnen ab. Selbst als sie sich ein gegossenes Kalb machten und sprachen: "Das ist dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat", und große Schmachtaten verübten, da hast du sie in der Fülle deines Erbarmens in der Wüste nicht verlassen. Bei Tag wich die Wolkensäule nicht von ihnen, um sie ihren Weg weiterzuführen, noch bei Nacht die Feuersäule, um ihnen den Weg zu erhellen, den sie zu gehen hatten. Deinen vortrefflichen Geist schenktest du ihnen zu ihrer Belehrung. Dein Manna versagtest du ihrem Munde nicht. Wasser gabst du ihnen für ihren Durst. Vierzig Jahre versorgtest du sie in der Wüste. Sie litten keinen Mangel. Ihre Kleider zerschlissen nicht, ihre Füße schwollen nicht an. Du überließest ihnen Königreiche und Völker, die du ihnen als Randgebiet zuteiltest. Sie besetzten das Land des Sichon, des Königs von Hesbon, und das Land des Og, des Königs von Basan. Ihre Söhne vermehrtest du wie die Sterne des Himmels und führtest sie in das Land, dessen Besitzergreifung du ihren Vätern verheißen hast. Die Söhne betraten und eroberten das Land. Vor ihnen beugtest du die Landesbewohner, die Kanaaniter. Sie selbst, ihre Könige und die Völker des Landes gabst du in ihre Gewalt, so daß sie mit ihnen nach Gutdünken verfahren konnten. Sie eroberten feste Städte und fetten Ackerboden. Häuser gewannen sie, mit allen Gütern angefüllt, ausgehauene Zisternen, Weinberge, Ölbäume und Obstbäume in Menge. So hatten sie zu essen, wurden satt und feist und hatten ihre Lust an deinen reichlichen Gaben. Da wurden sie aber widerspenstig und empörten sich wider dich. Sie verwarfen dein Gesetz, töteten deine Propheten, die sie warnten, um sie zu dir zurückzuführen. Große Schmachtaten verübten sie. Daher übergabst du sie der Gewalt ihrer Feinde, die ihnen schwer zusetzten. Zur Zeit ihrer Not schrieen sie zu dir, und du erhörtest sie vom Himmel her. In der Fülle deiner Erbarmungen sandtest du ihnen Helfer, die sie aus der Gewalt ihrer Feinde befreiten. Hatten sie dann aber Ruhe, so taten sie wieder, was dir mißfällt. Du überließest sie abermals ihren Feinden, die über sie herrschten. Wiederum riefen sie zu dir, und du hörtest sie vom Himmel her und befreitest sie oftmals in deinem Erbarmen. Du warntest sie, um sie zu deinem Gesetz zu bekehren. Sie aber handelten frevelhaft, hörten nicht auf deine Befehle und versündigten sich wider deine Satzungen, die doch dem Menschen, der sie befolgt, das Leben gewähren. Sie zeigten ihren widerspenstigen Rücken, verhärteten ihren Nacken und folgten nicht. Viele Jahre hindurch ertrugst du sie und warntest sie durch deinen Geist mit Hilfe deiner Propheten. Da sie aber nicht hörten, übergabst du sie der Gewalt der Heidenvölker. Doch in der Fülle deiner Erbarmungen wolltest du ihnen kein Ende bereiten und sie nicht verlassen; denn du bist ein gnädiger und barmherziger Gott. Und nun, unser Gott, du großer, starker und furchtgebietender Gott, der den Bund und die Huld bewahrt, laß all das Elend vor dir nicht gering erscheinen, das unsere Könige, Fürsten, Priester, Propheten, unsere Väter und dein ganzes Volk getroffen hat seit den Tagen der Könige von Assur bis heute! Du bist gerecht in allem, was über uns gekommen ist; denn du hast in Treue gehandelt, während wir Unrecht taten. Unsere Könige, Fürsten, Priester und Väter haben dein Gesetz nicht befolgt und deine Befehle und Warnungen, die du ihnen erteilt hast, nicht gehalten. Sie haben trotz ihres Königreiches, trotz deiner reichen Güter, die du ihnen gewährt hast, und trotz des weiten und fruchtbaren Landes, das du ihnen gegeben hast, dir nicht gedient und von ihren schlimmen Taten sich nicht bekehrt. Heute sind wir nur Knechte. Ja, Knechte sind wir in dem Land, das du unseren Vätern gegeben hast, um seine Früchte und Güter zu genießen. Sein Ertrag mehrt sich für die Könige, die du wegen unserer Sünden über uns eingesetzt hast. Sie verfügen über unseren Leib und über unser Vieh nach ihrem Gutdünken. In großer Drangsal befinden wir uns!" Unter all diesen Umständen trafen wir eine feste Vereinbarung und legten sie schriftlich nieder. Auf der versiegelten Urkunde befanden sich die Namen unserer Fürsten, Leviten und Priester. Über den Siegeln standen: Nehemia, der Statthalter, der Sohn Chakaljas und Zidkia, Seraja, Asarja, Jirmeja, Paschchur, Amarja, Malkija, Chattusch, Schebanja, Malluch, Charim, Meremot, Obadja, Daniel, Ginneton, Baruch, Meschullam, Abia, Mijamin, Maasja, Bilgaj und Schemaja. Soweit die Priester. Von den Leviten: Jesua, der Sohn Asanjas, Binnuj, ein Nachkomme Chenadads, und Kadmiel, sodann deren Amtsbrüder Schebanja, Hodija, Kelita, Pelaja, Chanan, Micha, Rechob, Chaschabja, Sakkur, Scherebja, Schebanja, Hodija, Bani und Beninu. Von den Oberhäuptern des Volkes: Parosch, Pachat-Moab, Elam, Sattu, Bani, Bunni, Asgad, Bebaj, Adonija, Bagoi, Adin, Ater, Hiskia, Assur, Hodija, Chaschum, Bezaj, Chariph, Anatot, Nebaj, Magpiasch, Meschullam, Chesir, Meschesabel, Zadok, Jaddua, Pelatja, Chanan, Anaja, Hosea, Chananja, Chaschub, Hallochesch, Pilcha, Schobek, Rechum, Chaschabna, Maaseja, Achia, Chanan, Anan, Malluch, Charim und Baana. Der Rest des Volkes, der Priester, Leviten, Torhüter, Sänger und Tempeldiener und alle, die sich von den Heidenvölkern abgesondert und zum Gesetz Gottes bekehrt hatten, auch deren Frauen, Söhne und Töchter, alle, die das nötige Verständnis besaßen, schlossen sich ihren führenden Stammesbrüdern an und verpflichteten sich unter Eid und Schwur, im Gesetz Gottes zu wandeln, das durch den Gottesknecht Moses gegeben ward, und alle Satzungen und Gebote des Herrn, unseres Gottes, zu beobachten und danach zu handeln: Besonders werden wir unsere Töchter nicht den Heidenvölkern zu Frauen geben und ihre Töchter nicht für unsere Söhne nehmen. Bringt die heidnische Bevölkerung am Sabbat Waren und alle möglichen Getreidesorten zum Verkauf, so werden wir an Sabbaten oder an heiligen Tagen nicht von ihnen kaufen. Wir verzichten auf den Ertrag des siebten Jahres und auf jegliche Schuldforderung. Wir betrachten es als ein Gebot, jährlich den dritten Teil eines Sekels für den Dienst im Hause unseres Gottes zu spenden, für die Schaubrote, das tägliche Speiseopfer und das tägliche Brandopfer, für die Sabbate, Neumonde und Feste, für die Weihegeschenke und die Sündopfer, um Israel Sühne zu verschaffen, und für jegliche Arbeit im Haus unseres Gottes. Die Lose werfen die Priester, Leviten und das Volk wegen der Ablieferung des Brennholzes; wir wollen in der Reihenfolge der einzelnen Familien das Holz alljährlich zu bestimmten Zeiten zum Haus unseres Gottes bringen und es auf dem Altar des Herrn, unseres Gottes, verbrennen, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist. Wir wollen die Erstlingserträge unseres Ackerbodens und alle Erstlingsfrüchte sämtlicher Bäume alljährlich zum Haus des Herrn bringen, mit den Erstgeburten unserer Söhne und den Erstlingswürfen unseres Viehs nach Gesetzesvorschrift verfahren und namentlich die Erstlingswürfe unseres Groß- und Kleinviehs an das Haus unseres Gottes den Priestern abliefern, die im Haus unseres Gottes ihren Dienst verrichten. Das Beste von unserem Brotteig und unseren Abgaben, von allen Baumfrüchten, vom Most und vom Öl wollen wir den Priestern in die Kammern des Hauses unseres Gottes bringen. Den Zehnten von den Erträgen unseres Ackerbodens wollen wir den Leviten geben; die Leviten selbst sollen in allen unseren Ortschaften, in denen Ackerbau betrieben wird, den Zehnten einsammeln. Ein aaronitischer Priester soll die Leviten begleiten, wenn sie den Zehnten erheben. Die Leviten sollen ein Zehntel vom Zehnten in das Haus unseres Gottes, in die Vorratskammern bringen. In diese Kammern sollen nämlich die Israeliten und die Leviten die Abgaben von Getreide, Most und Öl abliefern. Dort sind die heiligen Geräte, die beamteten Priester, die Torwächter und Sänger. Wir wollen das Haus unseres Gottes nicht vernachlässigen. Die Obersten des Volkes ließen sich in Jerusalem nieder. Die übrigen Leute aber warfen Lose, um jeden zehnten Mann zur Ansiedlung in Jerusalem, der heiligen Stadt, zu veranlassen. Neun Zehntel sollten in den anderen Städten bleiben. Und das Volk beglückwünschte alle, die freiwillig erklärten, in Jerusalem zu bleiben. Dies sind die Häupter des Gaues Juda, die in Jerusalem und in den Städten Judas wohnten. Es lebte in ihren Städten ein jeder auf seinem Besitz, und zwar Israeliten, Priester, Leviten, Tempeldiener und Nachkommen der Knechte Salomos. In Jerusalem wohnten von den Söhnen Judas und den Söhnen Benjamins folgende: Von den Söhnen Judas: Ataja, der Sohn Ussias, des Sohnes Sacharjas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Schephatjas, des Sohnes Mahalalels, von den Nachkommen des Perez, ferner Maaseja, der Sohn Baruchs, des Sohnes Kol-Choses, des Sohnes Chasajas, des Sohnes Adajas, des Sohnes Jojaribs, des Sohnes Sacharjas, eines Nachkommen der Schelaniten. Die Zahl aller Nachkommen des Perez, die in Jerusalem wohnten, betrug 468; es waren kriegstüchtige Männer. Folgende sind Söhne Benjamins: Sallu, der Sohn Meschullams, des Sohnes Joëds, des Sohnes Pedajas, des Sohnes Kolajas, des Sohnes Maasejas, des Sohnes Itiels, des Sohnes Jeschajas; ihm folgten Gabbaj und Sallaj, insgesamt 928. Joël, der Sohn Sichris, war ihr Vorsteher, und Juda, der Sohn Hassenuas, leitete als zweiter die Stadt. Von den Priestern: Jedaja, der Sohn des Jojarib, Jachin, Seraja, der Enkel Hilkias, des Sohnes Meschullams, des Sohnes Zadoks, des Sohnes Merajots, des Sohnes Achitubs, des Fürsten des Gotteshauses, dazu ihre Brüder, die den Dienst im Tempel besorgten, 822 Mann; ferner Adaja, der Sohn Jerochams, des Sohnes Pelaljas, des Sohnes Amzis, des Sohnes Sacharjas, des Sohnes Paschchurs, des Sohnes Malkijas, ferner seine Brüder, 242 Familienhäupter, dazu Amasaj, der Sohn Asarels, des Sohnes Achsajs, des Sohnes Meschillemots, des Sohnes Immers, ferner seine Brüder, 128 tapfere Männer. Ihr Vorsteher war Sabdiel, der Sohn Haggedolims. Von den Leviten: Schemaja, der Sohn Chaschubs, des Sohnes Asrikams, des Sohnes Chaschabjas, des Sohnes Bunnis. Schabbetaj und Josabad waren diejenigen von den Levitenhäuptern, die den Arbeiten außerhalb des Tempels vorstanden. Mattanja, der Sohn Michas, des Sohnes Sabdis, des Sohnes Asaphs, hatte die Leitung des Lobgesangs und stimmte beim Gebet das Danklied an. Bakbukja hatte den zweiten Rang unter seinen Brüdern, zu denen auch Abda, der Sohn Schammuas, des Sohnes Galals, des Sohnes Jedutuns, gehörte. 284 Leviten waren insgesamt in der heiligen Stadt. Die Torwächter: Akkub, Talmon, sowie ihre Amtsbrüder, die an den Toren Wache hielten, 172 Mann. Die übrigen Israeliten, Priester und Leviten wohnten in allen Städten Judas, jeder auf seinem Besitztum. Die Tempeldiener wohnten auf dem Ophel. Zicha und Gischpa waren ihre Aufseher. Über die Leviten in Jerusalem setzte man Ussi, den Sohn Banis, des Sohnes Chaschabjas, des Sohnes Mattanjas, des Sohnes Michas von den Nachkommen Asaphs, die nach der Dienstordnung des Gotteshauses den Gesang zu besorgen hatten; denn es bestand für sie ein königliches Gebot und eine feste Verpflichtung über die tägliche Gesangsordnung. Petachja, der Sohn Meschesabels, ein Nachkomme Serachs, des Sohnes Judas, stand dem König für alle Angelegenheiten des Volkes zur Verfügung. In den Gehöften ließen sich Stammesangehörige von Juda nieder auf ihren Fluren in Kirjat-Arba und dessen Tochterstädten, in Dibon und dessen Tochterstädten, in Jekabzeel und dessen Gehöften, in Jeschua, Molada, Bet-Pelet, Chazar-Schual, Beerseba und dessen Tochterstädten, in Ziklag, Mechona und dessen Tochterstädten, in En-Rimmon, Zora, Jarmut, Sanoach, Adullam und deren Gehöften, in Lachis und dessen Tochterstädten. Sie siedelten von Beerseba bis zum Hinnomtal. Stammesangehörige von Benjamin ließen sich nieder in Geba, Michmas, Ajja, Betel und dessen Tochterstädten, Anatot, Nob, Ananja, Chazor, Rama, Gittajim, Chadid, Zeboim, Neballat, Lod, Ono und im Handwerkertal. Von den Leviten kamen Abteilungen Judas zu Benjamin. Dies sind die Priester und Leviten, die mit Serubbabel, dem Sohn Schealtiels, und Jesua heraufzogen: Seraja, Jirmeja, Esra, Amarja, Malluch, Chattusch, Schebanja, Charim, Meremot, Iddo, Ginneton, Abia, Mijamin, Maadja, Bilga, Schemaja, Jojarib, Jedaja, Sallu, Amok, Hilkia und Jedaja. Das waren die Häupter der Priester und ihrer Brüder in den Tagen Jesuas. Dazu folgende Leviten: Jesua, Binnuj, Kadmiel, Scherebja, Hodawja und Mattanja. Dieser hatte mit seinen Brüdern den Lobgesang zu übernehmen; Bakbukja und Unni sowie ihre Amtsbrüder standen nach Dienstabteilungen ihnen gegenüber. Jesua zeugte Jojakim, Jojakim den Eljaschib, Eljaschib den Jojada, Jojada den Jochanan, Jochanan den Jaddua. In den Tagen Jojakims waren folgende Familienhäupter als Priester tätig: Meraja für die Familie des Seraja, Chananja für Jirmeja, Meschullam für Esra, Jochanan für Amarja, Jonatan für Malluch, Joseph für Schebanja, Adna für Charim, Chelkaj für Meremot, Sacharja für Iddo, Meschullam für Ginneton, Sichri für Abia,... für Minjamin, Piltaj für Maadja, Schammua für Bilga, Jonatan für Schemaja, Mattenaj für Jojarib, Ussi für Jedaja, Kallaj für Sallu, Heber für Amok, Chaschabja für Hilkia und Netanel für Jedaja. In den Tagen des Eljaschib, Jojada, Jochanan und Jaddua sind die priesterlichen Familienhäupter aufgeschrieben worden bis zur Regierung des Persers Darius. Bei den Leviten sind die Familienhäupter aufgeschrieben in der Chronik, und zwar bis zur Zeit Jochanans, des Enkels Eljaschibs. Die Häupter der Leviten waren: Chaschabja, Scherebja, Jesua, Binnuj, Kadmiel sowie ihre Amtsbrüder, die ihnen beim Lob- und Dankgesang gegenüberstanden nach der Vorschrift des Gottesmannes David, und zwar Abteilung neben Abteilung. (Es waren:) Mattanja, Bakbukja und Obadja. Meschullam, Talmon und Akkub hielten als Torhüter die Wache an den Vorratskammern der Tore. Diese lebten in der Zeit Jojakims, des Sohnes Jesuas und Enkels Jozadaks, und in der Zeit des Statthalters Nehemia und des Priesters und Schriftgelehrten Esra. Anläßlich der Einweihung der Mauern Jerusalems holte man die Leviten aus allen ihren Wohnsitzen nach Jerusalem, um die Weihe und ein Freudenfest mit Lobgesängen und mit Musik von Zimbeln, Harfen und Zithern zu begehen. Da kamen die Sänger aus dem Umkreis rings um Jerusalem, aus den Gehöften der Netophatiter, aus Bet-Haggilgal und den Fluren von Geba und Asmawet; denn die Sänger hatten sich rings um Jerusalem Höfe gebaut. Die Priester und Leviten reinigten sich selbst, und dann reinigten sie auch das Volk, die Tore und Mauern. Sodann ließ ich die Fürsten Judas die Mauer besteigen und stellte zwei große Dankliederchöre auf. Einer zog oben auf der Mauer nach der rechten Seite zu in Richtung des Aschentores. Hoschaja folgte ihm mit der einen Hälfte der Fürsten Judas, mit Asarja, Esra, Meschullam, Juda, Benjamin, Schemaja, Jirmeja. Einige von den Priestern bliesen die Trompeten. Sacharja, der Sohn Jonatans, des Sohnes Schemajas, des Sohnes Mattanjas, des Sohnes Michajas, des Sohnes Sakkurs, des Sohnes Asaphs, und seine Amtsbrüder Schemaja, Asarel, Milalaj, Gilalaj, Maaj, Netanel, Juda und Chanani spielten auf den Musikinstrumenten des Gottesmannes David. Der Schriftgelehrte Esra ging vor ihnen einher. Sie kamen zum Quelltor, stiegen geradewegs die Stufen der Davidsstadt beim Maueranstieg empor und kamen oben dem Palast Davids entlang bis zum Wassertor im Osten. Der zweite Dankliederchor begab sich nach der linken Seite. Ich folgte ihm mit der anderen Hälfte der Leute. Er zog oben auf der Mauer am Ofenturm vorbei zur "Breiten Mauer", gelangte über das Ephraimstor, das Jeschanator, das Fischtor, den Turm Chananel und den Turm der Hundert zum Schaftor und machte am Wachttor halt. Die beiden Dankliederchöre nahmen nun am Haus Gottes Aufstellung, desgleichen auch ich und die bei mir befindliche Hälfte der Stadträte, sowie die Priester Eljakim, Maaseja, Minjamin, Michaja, Eljoenaj, Sacharja und Chananja mit ihren Trompeten, sodann Maaseja, Schemaja, Eleasar, Ussi, Jochanan, Malkija, Elam und Eser. Nun setzten die Sänger ein unter der Leitung des Jisrachja. An jenem Tag brachte man stattliche Opfer dar und war in fröhlicher Stimmung; denn Gott hatte ihnen eine große Freude geschenkt. Auch Frauen und Kinder freuten sich, so daß der Jubel Jerusalems weithin zu vernehmen war. An jenem Tag wurden Männer bestellt zur Aufsicht über die Kammern, die für die Vorräte, Abgaben, Erstlingsfrüchte und Zehnten bestimmt waren, um in ihnen die gesetzlichen Anteile der Priester und Leviten von den Fluren der einzelnen Städte zu sammeln; denn Juda war begeistert für die Priester und Leviten, die im Dienst standen. Diese besorgten den Dienst ihres Gottes und den Dienst der Reinigung, ebenso die Sänger und Torwächter, entsprechend der Vorschrift Davids und seines Sohnes Salomo. Denn schon in den Tagen Davids und Asaphs, schon seit alter Zeit, hat es Vorsteher über die Sänger und über die Lob- und Danklieder für Gott gegeben. Ganz Israel lieferte in den Tagen Serubbabels und Nehemias die Anteile der Sänger und Torwächter ab, wie sie ihnen Tag für Tag zukamen. Sie brachten ihre Weihegaben zu den Leviten, und die Leviten gaben davon den Nachkommen Aarons. An jenem Tag las man vor dem zuhörenden Volk aus der Buchrolle des Moses vor. Man fand darin geschrieben: "Ammoniter und Moabiter dürfen niemals in die Gemeinde Gottes kommen; denn sie sind den Israeliten nicht mit Brot und Wasser entgegengekommen, und Moab hat gegen sie den Bileam gedungen, daß er sie verfluche. Doch unser Gott verwandelte den Fluch in Segen." Als sie von diesem Gesetz hörten, schieden sie alles Mischvolk aus Israel aus. Kurz zuvor hatte der Priester Eljaschib, der über die Zeltkammern unseres Gotteshauses gesetzt war, ein Verwandter des Tobia, für diesen ein großes Gemach herrichten lassen. Dort pflegte man vorher das Opfermehl, den Weihrauch, die Geräte, den Zehnten von Getreide, Most und Öl, der nach Vorschrift den Leviten, Sängern und Torwächtern zukam, ferner die Abgaben für die Priester aufzubewahren. Bei all dem war ich nicht in Jerusalem, denn im 32. Jahr des Königs Artaxerxes von Babel war ich zum König gereist. Einige Zeit später hatte ich bei dem König wieder um Urlaub nachgesucht. Ich kam dann nach Jerusalem und merkte die ungehörige Tat, die Eljaschib zugunsten Tobias begangen hatte, da er ihm ein Gemach in den Vorhöfen des Hauses Gottes verschafft hatte. Das fand meine schärfste Mißbilligung. Ich warf also den ganzen Hausrat des Tobia aus der Kammer hinaus. Dann traf ich die Anordnung, die Kammer zu reinigen. Ich ließ die Geräte des Hauses Gottes, das Opfermehl und den Weihrauch wieder dorthin bringen. Ich brachte auch in Erfahrung, daß die Anteile der Leviten nicht abgeliefert wurden. Infolgedessen waren alle diensttuenden Leviten und Sänger auf ihren Landbesitz entwichen. Da tadelte ich die Stadträte und fragte: "Warum ist das Haus Gottes vernachlässigt worden?" Ich holte die Leviten zurück und wies ihnen wieder ihren Posten an. Ganz Juda mußte den Zehnten von Getreide, Most und Öl in die Vorratskammern bringen. Ich bestellte zur Aufsicht über die Vorratskammern den Priester Schelemja, den Schreiber Zadok und den Leviten Pedaja. Ihnen an die Seite stellte ich Chanan, den Sohn Sakkurs und Enkel Mattanjas; denn diese galten als zuverlässig; ihnen oblag es, die Verteilung an ihre Amtsbrüder vorzunehmen. "Gedenke mir das, mein Gott, und tilge die guten Taten nicht aus, die ich am Haus meines Gottes und für seine Ordnung gewirkt habe!" In jenen Tagen sah ich in Juda Leute, die am Sabbat die Kelter traten, Getreide einbrachten und ihre Esel beluden, auch Wein, Trauben, Feigen und Lasten aller Art am Sabbattag nach Jerusalem brachten. Ich verwarnte sie hinsichtlich des Tages, an dem sie Lebensmittel verkauften. Die Leute von Tyrus, die in Juda wohnten, brachten Fische und allerlei Waren und verkauften sie am Sabbat an die Juden, sogar in Jerusalem. Ich machte den führenden Kreisen von Juda Vorwürfe und fragte sie: "Was hat dieser Unfug zu bedeuten, den ihr verübt, indem ihr den Sabbattag entweiht? Haben das nicht schon eure Väter getan, und ließ deshalb nicht unser Gott über uns und diese Stadt all dies Unheil kommen? Ihr verursacht ein neues Zorngericht über Israel, wenn ihr den Sabbat entweiht." Sobald es in den Toren Jerusalems vor Sabbatbeginn dunkel wurde, befahl ich, die Tore zu schließen. Erst nach dem Sabbat gestattete ich, daß sie wieder geöffnet wurden. Auch stellte ich einige von meinen Leuten in die Tore, damit keinerlei Waren am Sabbattag hereingelangten. Nun übernachteten die Händler, die Verkäufer von allerlei Waren, ein- oder zweimal außerhalb Jerusalems. Da warnte ich sie und sprach zu ihnen: "Wozu übernachtet ihr vor der Mauer? Wenn das wieder vorkommt, lasse ich Hand an euch legen." Von dieser Zeit an kamen sie am Sabbat nicht mehr. Ich befahl den Leviten, sie sollten sich reinigen und zum Bewachen der Tore antreten, um für die Sabbatheiligung zu sorgen. "Auch dies gedenke mir, o mein Gott! Sei mir gnädig nach der Fülle deiner Huld!" Auch sah ich in jenen Tagen, daß Juden asdodische, ammonitische und moabitische Frauen geheiratet hatten. Ihre Söhne sprachen zur Hälfte asdodisch und verstanden die jüdische Sprache nicht mehr; vielmehr redeten sie in der Sprache des betreffenden Volkes. Ich schalt und verwünschte sie, ließ auch einige von ihnen schlagen und ihnen die Haare ausraufen. Ich beschwor sie bei Gott: "Auf keinen Fall dürft ihr eure Töchter ihren Söhnen geben und aus ihren Töchtern Frauen für eure Söhne oder euch selbst nehmen. Hat auf diese Weise nicht auch Salomo, der König von Israel, gefehlt? Unter den vielen Völkern gab es keinen König wie ihn. Geliebt war er von seinem Gott, und Gott machte ihn zum König über ganz Israel. Doch selbst ihn verführten die ausländischen Frauen zur Sünde. Ist es da von euch nicht unerhört, daß ihr ganz dieselbe große Missetat begeht und unserem Gott treulos werdet, indem ihr fremdstämmige Frauen heiratet?" Einer von den Söhnen des Hohenpriesters Jojada, des Sohnes Eljaschibs, war Schwiegersohn des Sanballat aus Choron. Ich habe ihn von mir weggejagt. "Gedenke es ihnen, o mein Gott, daß sie das Priestertum und den Bund des Priestertums und der Leviten entweiht haben!" Ich säuberte sie von allem fremdländischen Wesen, stellte Dienstanweisungen für die Priester und Leviten auf, für jeden nach seiner Aufgabe, desgleichen über das Abliefern von Brennholz zu festgesetzten Zeiten und über die Erstlingsfrüchte. "Sei dessen eingedenk, o mein Gott, zu meinem Heil!" Es begab sich zur Zeit des Aschaschwerosch, der von Indien bis nach Äthiopien über hundertsiebenundzwanzig Provinzen herrschte: Damals, als König Achaschwerosch auf seinem königlichen Throne saß, der in der Burg Susa stand, veranstaltete er im dritten Jahr seiner Regierung allen seinen Fürsten und Beamten ein Festgelage. Das Heer der Meder und Perser, die Edlen und die Statthalter der Provinzen waren vor ihm erschienen. Er stellte dabei den Reichtum und den Glanz seines Königtums und die Pracht und Herrlichkeit seiner Größe hundertachtzig Tage hindurch zur Schau. Nach Ablauf jener Tage gab der König allen Leuten, die sich auf der Burg Susa befanden, vom Größten bis zum Kleinsten, sieben Tage hindurch ein Gastmahl; es fand im Gartenhof des Königspalastes statt. Feine Gewebe aus Linnen, Baumwolle und violetter Purpurwolle hingen an Bändern aus Byssus und rotem Purpur in silbernen Ringen und an Alabastersäulen. Goldene und silberne Ruhebetten standen auf dem Mosaikboden von Bahatstein und Marmor, Perlen und kostbarem Bodenbelag. Aus goldenen Gefäßen wurde getrunken; die Gefäße waren aber alle voneinander verschieden. Königlichen Wein gab es in Menge, wie es nur dem König möglich war. Das Trinkgelage ging genau nach der Regel vor sich; niemand übte Zwang aus. Denn so hatte der König all seinen Hofmeistern eingeschärft, sie sollten die Wünsche jedes einzelnen berücksichtigen. Auch die Königin Waschti gab den Frauen im Königspalast, der dem König Achaschwerosch gehörte, ein Gastmahl. Am siebten Tag aber, als das Herz des Königs durch den Weingenuß angeheitert war, befahl er Mehuman, Bisseta, Charbona, Bigta, Abagta, Setar und Karkas, den sieben Hofbeamten, die vor dem Antlitz des Königs Achaschwerosch Dienste taten, die Königin Waschti im königlichen Kopfschmuck vor den König zu bringen. Er wollte ihre Schönheit den Völkern und Fürsten zeigen; denn sie hatte ein liebreizendes Aussehen. Aber die Königin Waschti weigerte sich, auf Befehl des Königs, der ihr von den Hofbeamten überbracht wurde, zu erscheinen. Der König wurde darüber heftig erzürnt, und sein Unwille loderte in ihm auf. Da besprach sich der König mit den Weisen, die sich auf die Zeiten verstehen; denn auf diese Art wurden des Königs Angelegenheiten allen Rechts- und Gesetzeskundigen vorgelegt. Am nächsten standen ihm Karschena, Schetar, Admata, Tarschisch, Meres, Marsena und Memuchan, die sieben Fürsten der Perser und Meder, die des Königs Antlitz schauen durften und die ersten Plätze im Reich einnahmen. Er sprach zu ihnen: "Was soll mit der Königin Waschti geschehen, da sie den Befehl des Königs Achaschwerosch, der ihr durch die Hofbeamten übermittelt wurde, nicht ausgeführt hat?" Da sprach Memuchan zum König und zu den Fürsten: "Nicht nur gegen den König allein hat die Königin Waschti eine Freveltat begangen, sondern auch gegen alle Fürsten und Völker, die in sämtlichen Provinzen des Königs Achaschwerosch leben. Denn die Antwort der Königin dringt zu allen Frauen und macht deren Ehemänner in ihren Augen verächtlich, indem sie sagen: "König Achaschwerosch befahl, die Königin Waschti vor sein Antlitz zu bringen. Doch sie erschien nicht." Heute noch werden die Fürstinnen der Perser und Meder gegen alle königlichen Fürsten widerspenstig werden, wenn sie von der Antwort der Königin hören. Dann wird es Verachtung und Ärger genug geben. Erscheint es dem König richtig, so ergehe von ihm ein königlicher Erlaß und werde in den Gesetzen der Perser und Meder aufgezeichnet, so daß er nicht mehr widerrufen werden kann: Waschti darf nicht mehr vor dem König Achaschwerosch erscheinen! Ihre königliche Würde gibt der König einer anderen Frau, die besser ist als sie. Erfährt man von dieser Anordnung des Königs, die er für sein großes Reich erläßt, dann werden alle Frauen ihren Ehemännern, vom Größten bis zum Kleinsten, Ehrfurcht erweisen." Dieser Vorschlag sagte dem König und den Fürsten zu. Der König handelte nach dem Wort Memuchans. Er sandte Schreiben an alle königlichen Provinzen, an jede in der ihr eigenen Schrift und an jedwedes Volk in seiner Sprache: Jeder Mann sei Gebieter in seinem Haus und rede die Sprache seines Volkes! Als nach jenen Ereignissen sich der Grimm des Königs Achaschwerosch gelegt hatte, gedachte er der Waschti, was sie getan und was über sie beschlossen wurde. Da meinten die Diener des Königs, die ihm aufwarteten: "Man suche für den König nach jungfräulichen Mädchen, die gut aussehen! Der König schicke in alle Provinzen seines Reiches Beauftragte; diese sollen alle jungfräulichen Mädchen von schönem Aussehen in die Burg Susa ins Frauenhaus unter der Aufsicht des königlichen Hofbeamten Hegaj, des Frauenaufsehers, bringen. Man lasse ihnen die erforderliche Schönheitspflege angedeihen. Das Mädchen aber, das dem König gefällt, sei Königin an Waschtis Stelle!" Der Vorschlag sagte dem König zu, und er ließ danach verfahren. In der Burg Susa lebte ein jüdischer Mann mit Namen Mordekaj; er war der Sohn des Jaïr, der Enkel des Schimi, der Urenkel des Kisch, aus dem Stamm Benjamin. Er war von Jerusalem mit den Gefangenen weggeführt worden, die mit Jechonja, dem König von Juda, in die Verbannung gehen mußten, den Nebukadnezar, der König von Babel, wegführte. Er war der Pflegevater der Hadassa, das ist Ester, der Tochter seines Oheims. Denn sie hatte keinen Vater und keine Mutter mehr. Das Mädchen aber war schön von Gestalt und anmutsvoll, und nach dem Tod ihrer Eltern hatte Mordekaj sie als Tochter angenommen. Da wurden der Wille und das Gesetz des Königs verkündet; viele Mädchen kamen unter die Aufsicht des Hegaj in der Burg Susa zusammen; so wurde denn auch Ester in den Königspalast gebracht unter die Aufsicht Hegajs, des Aufsehers über die Frauen. Das Mädchen gefiel ihm, und es erfreute sich seiner Huld. Er stellte ihr eiligst Schönheitsmittel und die ihr zuträglichen Speisen zur Verfügung und gab ihr die sieben auserlesensten Dienerinnen aus dem Königspalast bei. Ihr und ihren Dienerinnen wies er die besten Räume im Frauenhaus zu. Ester hatte ihr Volk und ihre Herkunft nicht angegeben; denn Mordekaj hatte ihr eingeschärft, nichts mitzuteilen. Tagtäglich wandelte Mordekaj vor dem Hof des Frauenhauses auf und ab, um etwas über das Wohlergehen und die Behandlung der Ester zu erfahren. Wenn aber die Reihenfolge an jedes einzelne Mädchen kam, zum König Achaschwerosch zu gehen, nachdem es zwölf Monate lang nach den für die Frauen geltenden Vorschriften behandelt worden war - denn so wurde die Zeit ihrer Schönheitspflege ausgefüllt: sechs Monate mit Myrrhenöl und sechs Monate mit Balsam und den übrigen weiblichen Schönheitsmitteln -, wenn also dann das Mädchen zum König ging, wurde ihm alles, was es verlangte, mitgegeben, daß sie es aus dem Frauenhaus in den Königspalast bringe. Am Abend ging es hinein, und am Morgen kehrte es in das andere Frauenhaus zurück, das unter der Aufsicht des königlichen Hofbeamten Schaaschgas stand, der Aufseher über die Nebenfrauen war. Zum König durfte es nicht mehr kommen, es sei denn, daß der König an ihm Gefallen fand und es mit Namen rief. Als nun Ester, die Tochter Abichajils, des Oheims des Mordekaj, welche dieser als Tochter angenommen hatte, an der Reihe war, zum König zu gehen, begehrte sie nichts weiter, als was Hegaj, der königliche Hofbeamte, der Frauenaufseher, ihr angab. Ester aber erregte das Wohlgefallen aller, die sie erblickten. Ester wurde zum König Achaschwerosch in den königlichen Palast im zehnten Monat - das ist der Monat Tebet -, im siebten Jahre seiner Herrschaft, gebracht. Der König gewann Ester mehr lieb als alle anderen Frauen; sie fand Gunst und Wohlgefallen vor ihm mehr als alle Jungfrauen. Er setzte ihr den Königsschmuck aufs Haupt und ernannte sie an Waschtis Stelle zur Königin. Der König ließ allen seinen Fürsten und Beamten ein großes Festmahl herrichten, ein Mahl zu Ehren Esters. Den Provinzen gewährte er Steuernachlaß und verteilte Geschenke, wie es nur dem König möglich war. Als die Mädchen sich zum zweitenmal versammelten, saß Mordekaj am Königstor. Ester aber hatte ihre Herkunft und ihr Volk nicht angegeben, wie es ihr Mordekaj geboten hatte. Den Befehl Mordekajs befolgte Ester wie damals, als sie noch bei ihm in Pflege war. In jenen Tagen, da Mordekaj am Königstor saß, grollten Bigtan und Teresch, die beiden Höflinge des Königs im Rang der Schwellenhüter, und suchten eine Gelegenheit, an den König Achaschwerosch Hand anzulegen. Der Anschlag aber wurde dem Mordekaj bekannt, er berichtete ihn der Königin Ester, und diese meldete es im Auftrag Mordekajs dem König. Die Sache wurde untersucht und richtig befunden. Die beiden wurden am Holzpfahl aufgehängt. Das wurde im Buch der Chronik für den König aufgezeichnet. Nach diesen Ereignissen beförderte der König Achaschwerosch den Agagiter Haman, den Sohn des Hammedata, erhöhte seinen Rang und setzte seinen Thron über den aller Fürsten, die um ihn waren. Alle Beamten des Königs, die an der Königspforte waren, beugten ihre Knie und warfen sich vor Haman nieder; denn so hatte es der König befohlen. Aber Mordekaj beugte die Knie nicht und warf sich nicht nieder. Da fragten die königlichen Beamten, die an der Königspforte waren, Mordekaj: "Warum übertrittst du des Königs Befehl?" So redeten sie denn tagtäglich auf ihn ein; er aber hörte nicht auf sie. Man meldete es dem Haman, um zu erfahren, ob die von Mordekaj vorgebrachten Gründe zu Recht bestünden; denn er hatte ihnen bekannt, er sei ein Jude. Da merkte auch Haman, daß Mordekaj die Knie nicht beugte und sich vor ihm nicht niederwarf, und Haman ward mit Ingrimm erfüllt. Zu geringfügig aber erschien es ihm, sich an Mordekaj allein zu vergreifen. Man hatte ihm ja gesagt, aus welchem Volk Mordekaj stamme. Haman trachtete also danach, zugleich mit Mordekaj alle Juden, die im gesamten Reich des Achaschwerosch lebten, zu vernichten. Im ersten Monat - das ist im Monat Nisan -, im zwölften Jahr des Königs Achaschwerosch, warf man das Pur, das heißt das Los, vor Haman, von einem Tag zum andern und von einem Monat zum andern. Das Los aber fiel auf den 13. Tag des zwölften Monats, das ist der Monat Adar. Darauf sprach Haman zum König Achaschwerosch: "Es gibt ein Volk, das zerstreut und abgesondert unter den Völkern in allen Provinzen deines Reiches lebt. Ihre Gesetze stimmen nicht mit denen aller anderen Völker überein, und die Verordnungen des Königs befolgen sie nicht; es geziemt sich nicht für den König, sie gewähren zu lassen. Erscheint es dem König richtig, so ergehe gegen sie ein schriftlicher Vernichtungsbefehl. Zehntausend Talente Silber will ich dann in die Hand der Beamten auszahlen, um sie den königlichen Schatzkammern zukommen zu lassen." Da nahm der König seinen Siegelring von der Hand und gab ihn dem Agagiter Haman, dem Sohn des Hammedata, dem Bedränger der Juden. Der König erwiderte Haman: "Das Geld sei dir geschenkt und auch das Volk. Du kannst mit ihm nach deinem Gutdünken verfahren!" Man rief die Schreiber des Königs im ersten Monat, an dessen 13. Tag, und schrieb gemäß Hamans Auftrag an die königlichen Satrapen, an die Statthalter der einzelnen Provinzen und an die Fürsten der Einzelvölker, an jede Provinz in ihrer Schrift und an jedes Volk in seiner Sprache. Im Namen des Königs Achaschwerosch wurde geschrieben und mit dem königlichen Siegelring gesiegelt. Dann sandte man durch Eilboten die Schreiben in alle königlichen Provinzen: Man solle vernichten, ermorden und ausrotten alle Juden, vom Knaben bis zum Greis, Kinder und Frauen, an dem gleichen Tag, am 13. des zwölften Monats [d. i. des Monats Adar], und ihr Hab und Gut plündern. Die Abschrift des Schreibens solle in jeder Provinz als Gesetz verkündet, und es solle allen Völkern kundgemacht werden, daß sie sich für diesen Tag bereitzuhalten hätten. Die Eilboten machten sich auf Befehl des Königs eiligst auf den Weg, und das Gesetz wurde in der Burg Susa veröffentlicht. Der König und Haman setzten sich währenddessen zu einem Zechgelage nieder; doch in der Stadt Susa war man sehr bestürzt. Mordekaj erfuhr von allem, was geschehen war. Da zerriß er seine Kleider, kleidete sich in Sack und Asche, ging mitten in die Stadt hinein und erhob ein lautes und bitteres Wehgeschrei. So kam er bis an die königliche Pforte; denn es war nicht erlaubt, in die königliche Pforte in einem Trauergewand einzutreten. In jeder Provinz, wohin immer die Verordnung des Königs und sein Gesetz drang, herrschte große Trauer bei den Juden. Man fastete, weinte und wehklagte. Vielen dienten Sack und Asche als Lager. Es kamen die Mägde der Ester und ihre Hofdiener und erstatteten ihr Bericht. Die Königin geriet in heftigen Schrecken und sandte Gewänder, den Mordekaj damit zu bekleiden und ihm sein Trauerkleid abzunehmen. Er aber nahm sie nicht an. Da rief Ester Hatak, einen von den Hofdienern des Königs, den er ihr zur Verfügung gestellt hatte. Sie sandte ihn zu Mordekaj, um sich nach dem Was und Warum zu erkundigen. Hatak ging zu Mordekaj auf die Straße der Stadt hinaus, die sich vor der königlichen Pforte hinzog. Mordekaj erzählte ihm alles, was ihm begegnet war. Er nannte ihm auch die genaue Geldsumme, die Haman in die königlichen Schatzkammern für die Vernichtung der Juden zu zahlen versprochen hatte. Auch eine Abschrift des in Susa schriftlich veröffentlichten Ausrottungsbefehls gab er ihm. Er sollte ihn Ester zeigen, ihr Mitteilung machen und sie anweisen, zum König zu gehen, ihn um Erbarmen anzuflehen und für ihr Volk bei ihm Fürbitte einzulegen. Hatak kam also und hinterbrachte Ester, was Mordekaj gesagt hatte. Da sprach Ester zu Hatak und trug ihm auf, Mordekaj folgendes zu sagen: "Alle Beamten des Königs und die Leute aus den königlichen Provinzen wissen, daß jeden, ob Mann oder Frau, der ungerufen zum König in den inneren Hof kommt, nur ein Gesetz trifft: die Todesstrafe, es sei denn, daß der König ihm das goldene Zepter entgegenstreckt; alsdann darf er am Leben bleiben. Ich aber bin schon dreißig Tage nicht mehr zum König gerufen worden." Da meldete er Mordekaj, was Ester gesagt hatte. Mordekaj aber ließ Ester als Antwort überbringen: "Glaube ja nicht, du würdest dich von allen Juden allein retten können, weil du zum Königshof gehörst! Bleibst du in dieser Zeit völlig stumm, so wird den Juden Freiheit und Hilfe von einer anderen Stelle her kommen; du aber und deine Familie werden zugrunde gehen! Wer weiß, ob du nicht gerade für eine derartige Zeit wie diese zur königlichen Würde gelangt bist!" Da gebot Ester, dem Mordekaj folgendes zu antworten: "Gehe hin, versammle alle Juden, die sich in Susa befinden; fastet in meinem Anliegen, eßt und trinkt drei Tage und drei Nächte lang nichts! Auch ich mit meinen Mägden will auf diese Art fasten. So will ich dann zum König hingehen, auch wenn es gegen das Gesetz ist. Mag ich so oder so ums Leben kommen!" Da ging Mordekaj fort und tat ganz nach den Anweisungen, die er von Ester erhalten hatte. Am dritten Tag kleidete sich Ester in königliche Gewänder. Sie trat in den inneren Hof des Königspalastes, der gegenüber dem Königspalast selbst lag. Der König aber saß auf seinem königlichen Thron im Königspalast gegenüber dem Schloßtor. Als nun der König die Königin Ester im Hof stehen sah, erregte sie sein Wohlgefallen. Der König streckte das goldene Zepter in seiner Hand ihr entgegen. Ester trat näher heran und berührte die Spitze des Zepters. Nun sprach der König zu ihr: "Was fehlt dir, Königin Ester? Wonach verlangst du? Und sei es die Hälfte des Königreiches, es sei dir gewährt." Ester entgegnete: "Wenn es dem König recht ist, so komme der König mit Haman zum Festmahl, das ich zu seiner Ehre veranstalten will!" Der König sprach: "Ruft schleunigst Haman herbei, um der Bitte Esters zu willfahren!" Der König kam also mit Haman zu dem von Ester veranstalteten Gastmahl. Da sprach der König beim Weingelage zu Ester: "Um was bittest du? Es sei dir gewährt! Wonach begehrst du? Bis zur Hälfte des Königreiches soll es erfüllt werden!" Ester gab zur Antwort: "Meine Bitte und mein Begehren ist dies: Wenn ich wirklich vor dem König Huld gefunden habe und es dem König richtig erscheint, meine Bitte zu gewähren und mein Begehren zu erfüllen, so komme der König mit Haman auch morgen zu dem Gastmahl, das ich zu ihrer Ehre veranstalten will; morgen will ich dann der Frage des Königs entsprechen!" An jenem Tag ging Haman in fröhlicher und guter Stimmung fort; als aber Haman den Mordekaj an der königlichen Pforte erblickte, wie er sich nicht erhob und keine Ehrfurcht vor ihm bezeigte, da ward er von Ingrimm über Mordekaj erfüllt. Doch nahm Haman sich zusammen; er ging in sein Heim und ließ seine vertrauten Freunde und seine Frau Seresch kommen. Nun erzählte ihnen Haman vom Glanz seines Reichtums und von der großen Zahl seiner Söhne, von all der Würde, mit der ihn der König ausgezeichnet, und daß er ihn über die Fürsten und königlichen Beamten gestellt habe. Haman fuhr fort: "Auch hat die Königin Ester außer dem König zu dem Gastmahl, das sie veranstaltete, niemanden eingeladen als nur mich. Auch für morgen bin ich von ihr neben dem König geladen! Doch genügt mir dies alles nicht, solange ich den Juden Mordekaj an der königlichen Pforte sitzen sehe." Da sprachen zu ihm Seresch, seine Frau, und all seine vertrauten Freunde: "Man errichte einen Pfahl von fünfzig Ellen Höhe! Morgen früh rede du dann mit dem König, daß man den Mordekaj daran aufhängen solle. Alsdann kannst du in fröhlicher Stimmung mit dem König zum Gastmahl gehen." Der Vorschlag sagte dem Haman zu, und er ließ den Pfahl errichten. In jener Nacht konnte der König nicht schlafen; er ließ also das Buch der Geschichtserinnerungen bringen. Diese wurden dem König vorgelesen. Man fand aufgezeichnet, daß Mordekaj gegen Bigtana und Teresch, die beiden königlichen Höflinge aus dem Rang der Schwellenhüter, Anzeige erstattet hatte; diese wollten an den König Achaschwerosch Hand anlegen. Da sprach der König: "Welche Ehre und Auszeichnung ist dem Mordekaj dafür erwiesen worden?" Es antworteten die Diener des Königs, die ihm die Aufwartung machten: "Nichts ist ihm erwiesen worden." Der König fragte: "Wer ist denn im Vorhof?" Haman war nämlich in den äußeren Vorhof des Königspalastes gekommen; er wollte dem König sagen, man solle den Mordekaj an dem Pfahl aufhängen, den er für ihn hatte aufrichten lassen. Die Diener des Königs antworteten ihm: "Haman steht im Vorhof." Der König befahl: "Er komme herein!" Haman trat ein, und der König redete ihn an: "Was soll man mit dem Manne tun, den der König zu ehren wünscht?" Haman aber dachte sich: "Wem könnte der König wohl eher Ehre erweisen wollen als mir?" Haman sprach also zum König: "Ein Mann, dem der König Ehre zu erweisen wünscht - man bringe ein königliches Gewand, das sonst der König selbst trägt, und ein Pferd, das sonst der König selbst reitet und auf dessen Kopf ein Königsschmuck angebracht ist! Das Gewand und das Pferd soll man einem von den edlen Fürsten des Königs zur Weitergabe bereitstellen! Mit dem Gewand bekleide er den Mann, den der König zu ehren wünscht; auf dem Pferd führe er ihn über den Hauptplatz der Stadt. Man soll vor ihm her ausrufen: So geschieht dem Mann, den der König zu ehren wünscht!" Da sprach der König zu Haman: "Nimm eiligst das Gewand und das Pferd, wie du gesagt hast, und tu so an dem Juden Mordekaj, der an der königlichen Pforte sitzt! Unterlasse aber nichts von dem, was du gesagt hast!" Da holte Haman das Gewand und das Pferd, bekleidete den Mordekaj, führte ihn auf dem Hauptplatz der Stadt herum und rief vor ihm aus: "So geschieht dem Mann, den der König zu ehren wünscht!" Dann kehrte Mordekaj an die königliche Pforte zurück. Haman aber ging heim, traurig und verhüllten Hauptes. Haman erzählte Seresch, seiner Frau, und all seinen vertrauten Freunden alles, was ihm begegnet war. Da sagten seine Freunde und seine Frau Seresch: "Ist Mordekaj, vor dem du bereits zu stürzen begonnen hast, einer aus dem Judenstamm, dann wirst du nichts gegen ihn vermögen, sondern wirst unbedingt vor ihm stürzen!" Noch waren sie im Gespräch mit ihm, da trafen die königlichen Hofbeamten ein und holten in Eile den Haman zum Gastmahl, das Ester veranstaltete. Es kamen also der König und Haman, um bei der Königin Ester ein Gelage zu halten. Da sprach der König auch an diesem zweiten Tag während des Weingelages zu Ester: "Um was bittest du, Königin Ester? Es sei dir gewährt! Wonach begehrst du? Bis zur Hälfte des Königreiches soll es erfüllt werden!" Die Königin Ester gab zur Antwort: "Habe ich in deinen Augen Gnade gefunden, o König, und erscheint es dem König richtig, so werde mir auf meine Bitte hin mein Leben geschenkt und auf mein Begehren hin mein Volk! Denn verkauft sind wir, ich und mein Volk, daß man uns verderbe, morde und vertilge. Fürwahr, würden wir als Sklaven und Mägde verkauft, so hätte ich geschwiegen. Denn es gäbe keinen bestimmten Gegner, dessentwegen eine Belästigung des Königs geziemend wäre." Da entgegnete der König Achaschwerosch der Königin Ester: "Wer ist der, und wo ist der Mann, der so etwas zu tun im Sinne hat?" Da sagte Ester: "Gegner und Feind ist dieser schlimme Haman hier!" Haman schrak zusammen vor dem Angesicht des Königs und der Königin. Der König erhob sich voller Zorn vom Weingelage und begab sich in den Garten des Palastes. Haman stand ebenfalls auf, um bei der Königin Ester um sein Leben zu flehen; denn er sah, daß vom König das Unheil über ihn beschlossen war. Der König begab sich aus dem Garten des Palastes zurück in das Trinkzimmer, als Haman sich eben vor dem Ruhebett, auf dem Ester lag, niederwarf. Da sagte der König: "Will er etwa auch noch der Königin in meiner Gegenwart im Palast Gewalt antun?" Kaum war dem Munde des Königs das Wort entschlüpft, da bedeckte man schon das Gesicht Hamans. Charbona, einer der Hofbeamten im Dienste des Königs, sprach: "Da steht ja schon der fünfzig Ellen hohe Pfahl am Hause Hamans, den Haman für Mordekaj machen ließ, der damals eine für den König nützliche Aussage machte." Der König sprach: "Hängt ihn daran auf!" Da hängte man den Haman an den Pfahl, den er für Mordekaj hatte aufrichten lassen, und der Zorn des Königs legte sich. An jenem Tag schenkte der König Achaschwerosch der Königin Ester das Haus Hamans, des Judenfeindes; Mordekaj aber erhielt freien Zutritt zum König; denn Ester hatte mitgeteilt, in welchem Verwandtschaftsverhältnis er zu ihr stehe. Da streifte der König den Siegelring ab, den er dem Haman hatte wegnehmen lassen, und gab ihn dem Mordekaj. Ester aber setzte den Mordekaj über das Haus Hamans. Ester nahm nun vor dem König nochmals das Wort, fiel ihm zu Füßen, weinte und flehte ihn an, das vom Agagiter Haman geplante Unheil und seinen Anschlag, den er gegen die Juden ersonnen hatte, rückgängig zu machen. Da streckte der König der Ester das goldene Zepter entgegen. Ester erhob sich und trat vor den König hin. Sie sprach: "Erscheint es dem König richtig und habe ich Huld vor ihm gefunden und beliebt es dem König und bin ich in seinen Augen angenehm, so werde doch eine Verordnung verfaßt, die den Erlaß und den Anschlag des Agagiters Haman, des Sohnes des Hammedata, zurücknimmt. Dieser hat verfügt, die Juden in allen königlichen Provinzen zu vernichten! Denn wie könnte ich dem Unheil zuschauen, das über mein Volk hereinbrechen soll? Wie könnte ich den Untergang meines Stammes mit ansehen?" Da sprach der König Achaschwerosch zur Königin Ester und zum Juden Mordekaj: "Seht, das Haus Hamans habe ich Ester geschenkt; ihn selbst hat man an den Pfahl gehängt, weil er an die Juden Hand angelegt hat. Ihr aber erlaßt nun bezüglich der Juden nach eurem Gutdünken ein Schreiben im Namen des Königs und siegelt es mit dem königlichen Siegelring; denn ein Erlaß, der im Namen des Königs erteilt und mit dem königlichen Siegelring gesiegelt ist, kann nicht zurückgenommen werden." So rief man damals die königlichen Schreiber herbei; es war am dreiundzwanzigsten Tag des dritten Monats, d. h. im Monat Siwan. Es wurde genau nach der Anordnung des Mordekaj eine Verfügung erlassen an die Juden, die Satrapen, die Statthalter und die Fürsten der Provinzen von Indien bis Äthiopien [hundertsiebenundzwanzig Provinzen], an jede Provinz in der ihr eigenen Schrift und an jedes Volk in seiner Sprache und auch an die Juden in ihrer Schrift und Sprache. Im Namen des Königs Achaschwerosch verfaßte er also Schreiben und siegelte sie mit dem königlichen Siegelring. Er sandte Erlasse durch berittene Eilboten auf Rassepferden aus den Gestüten. "Der König erlaubt den Juden in den einzelnen Städten, sich zusammenzutun, ihr Leben zu verteidigen und jegliche Streitmacht eines Volkes oder einer Provinz, die ihnen feindlich begegnet, samt Kindern und Frauen zu vernichten, zu töten und zu verderben und ihre Habe zu plündern; und zwar am gleichen Tag, in allen Provinzen des Königs Achaschwerosch, nämlich am dreizehnten Tag des zwölften Monats, d. h. des Monats Adar. Die Abschrift des Schreibens soll in jeder einzelnen Provinz als Gesetz verkündet, und es soll allen Völkern bekanntgemacht werden, damit die Juden an diesem Tag sich bereithalten können, um an ihren Feinden Rache zu nehmen!" Die Boten ritten auf den Rassepferden dahin. Sie wurden durch den Befehl des Königs zur Eile gedrängt; der Erlaß wurde aber auch in der Burg Susa bekanntgemacht. Mordekaj ging vom König fort in einem königlichen Gewand aus violetter Purpurwolle und Linnen, mit einer großen goldenen Krone und einem Mantel aus Byssus und rotem Purpur. Die Stadt Susa jubelte und frohlockte. Den Juden wurde helle Freude, Wonne und Ehre zuteil. In jeder einzelnen Provinz und in jeder Stadt, wohin nur immer der Befehl des Königs und sein Erlaß drangen, war unter den Juden Freude und Wonne, Festmahl und Feiertag. Viele aus den Heidenvölkern bekannten sich zum Judentum; denn die Furcht vor den Juden hatte sie befallen. Am 13. Tag des zwölften Monats, d. h. des Monats Adar, sollten der Befehl des Königs und seine Verordnung ausgeführt werden. An diesem Tag hatten also die Feinde der Juden gehofft, ihrer Herr zu werden; es trat aber die Wende ein, so daß die Juden ihrerseits über ihre Feinde triumphierten. Die Juden scharten sich in ihren Städten in allen Provinzen des Königs Achaschwerosch zusammen und legten Hand an die, welche ihr Unheil im Sinne hatten. Niemand hielt vor ihnen stand; denn die Furcht vor ihnen hatte alle Heidenvölker ergriffen. Alle Fürsten der Provinzen aber, die Satrapen, die Statthalter und die Beamten des Königs ergriffen die Partei der Juden; denn die Furcht vor Mordekaj hatte sie befallen. Mordekaj war nämlich ein großer Mann im königlichen Palast; sein Ruf ging durch alle Provinzen, da die Person des Mordekaj an Bedeutung immer mehr zunahm. Die Juden schlugen alle ihre Feinde mit dem blanken Schwert, mit Mord und Vernichtung. Sie taten an ihren Hassern nach ihrem Gutdünken. In der Burg Susa brachten die Juden durch Ermordung fünfhundert Mann um. Den Parschandata, Dalphon, Aspata, Porata, Adalja, Aridata, Parmaschta, Arisaj, Aridaj und Wajsata, die zehn Söhne Hamans, des Sohnes Hammedatas, des Judenfeindes, töteten sie; aber nach der Beute streckten sie ihre Hand nicht aus. An jenem Tag wurde die Anzahl derer, die von den Juden in der Burg von Susa getötet worden waren, dem König gemeldet. Da sprach der König zur Königin Ester: "In der Burg Susa haben die Juden fünfhundert Mann und die zehn Söhne des Haman getötet und umgebracht. Was mögen sie erst in den übrigen königlichen Provinzen getan haben? Um was bittest du nun? Es soll dir gewährt werden! Wonach begehrst du weiterhin? Es soll erfüllt werden!" Ester entgegnete: "Erscheint es dem König richtig, so werde den Juden in Susa auch morgen gestattet, nach dem für heute genehmigten Gesetz vorzugehen; die zehn Söhne des Haman aber hänge man an den Pfahl!" Da ordnete der König an, daß es so geschehen solle, und in Susa wurde ein Erlaß verkündet. Die zehn Söhne Hamans aber hängte man auf. Die Juden in Susa scharten sich daraufhin auch am 14. Tag des Monats Adar zusammen und ermordeten in Susa dreihundert Mann; aber nach der Beute streckten sie ihre Hand nicht aus. Die übrigen Juden in den königlichen Provinzen scharten sich zusammen, verteidigten ihr Leben, verschafften sich Ruhe vor ihren Feinden und ermordeten von ihren Hassern 75 000 Mann; aber nach der Beute streckten sie ihre Hand nicht aus. Das geschah am 13. Tag des Monats Adar, aber am 14. ruhte man und feierte ihn als einen Tag fröhlicher Gelage. Dagegen scharten sich die Juden in Susa am 13. und am 14. zusammen, ruhten am 15. und feierten ihn als einen Tag fröhlicher Gelage. Daher begehen die Juden auf dem Lande in den offenen Ortschaften den 14. Tag des Monats Adar als einen Tag fröhlicher Gelage, als einen Festtag, an dem man sich gegenseitig Geschenke schickt. Mordekaj schrieb alle diese Ereignisse auf und schickte Briefe an alle Juden nah und fern in allen Provinzen des Königs Achaschwerosch. Darin legte er ihnen als Satzung auf, den 14. des Monats Adar und den 15. desselben Monats alljährlich zu feiern. Das entspricht den Tagen, an denen die Juden vor ihren Feinden Ruhe bekamen, und dem Monat, in dem sich ihnen die Betrübnis zur Freude und die Trauer zu einem Festtag umwandelte. Sie sollten diese Tage begehen als Tage fröhlicher Gelage, gegenseitigen Beschenkens und der Gabenverteilung an die Armen. Die Juden aber führten, was man bereits zu feiern begonnen und was Mordekaj an sie geschrieben hatte, als Brauch ein. Denn der Agagiter Haman, der Sohn des Hammedata, der Feind aller Juden, hatte den Plan ausgedacht, die Juden zu verderben. Er ließ das Pur [das heißt Los] werfen, um sie zu vertilgen und zu vernichten. Da kam aber die Angelegenheit vor den König; dieser befahl zusammen mit einem Erlaß, der schlimme Plan, den Haman gegen die Juden ausgeheckt hatte, solle über dessen eigenes Haupt kommen. Man hängte ihn und seine Söhne an den Holzpfahl. Darum bezeichnete man diese Tage als "Purim" nach dem Worte "Pur". Deshalb, wegen des ganzen Wortlauts dieses Briefes und ihrer entsprechenden persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, verpflichteten sich die Juden und nahmen für sich und ihre Nachkommenschaft und alle, die zu ihnen übertreten würden, als unverbrüchliche Satzung folgendes an: Man solle diese beiden Tage in ihrer vorgeschriebenen Form und zu ihrer festgesetzten Zeit Jahr um Jahr begehen. Jene Tage sollten eingehalten und gefeiert werden in jedem Geschlecht und jeder Sippe, in jeder Provinz und in jeder Stadt; jene Purimtage sollten nicht mehr unter den Juden verschwinden und ihre Gedächtnisfeier bei ihren Nachkommen nie aufhören. Die Königin Ester, die Tochter Abichajils, und der Jude Mordekaj schrieben mit allem Nachdruck, um diesen zweiten Purimbrief zur Satzung zu erheben. Man schickte Briefe an alle Juden in die 127 Provinzen im Reiche des Achaschwerosch mit Glückwünschen und Treuegrüßen, um diese Purimtage zu ihren festgesetzten Zeiten zur Satzung zu erheben, wie es ihnen der Jude Mordekaj und die Königin Ester auferlegt hatten, und wie sie selbst für sich und ihre Nachkommen Vorschriften für Fasttage samt ihrer Wehklage bestimmten. Esters Entscheidung aber führte diese Purimtage als feststehendes Recht ein, und es wurde in eine Buchrolle niedergeschrieben. Der König Achaschwerosch legte dem Land und den Meeresinseln eine Fron auf. Seine gewaltigen und machtvollen Taten sowie der genaue Bericht über die vom König dem Mordekaj verliehene Ehrenstellung, all das steht aufgezeichnet im Buch der Chronik der Könige von Medien und Persien. Denn der Jude Mordekaj folgte gleich nach dem König Achaschwerosch, war angesehen bei den Juden und beliebt bei seinen vielen Stammesbrüdern. Er strebte nach dem Besten für sein Volk und war um das Heil seines ganzen Stammes besorgt. Ein Mann lebte im Lande Uz, sein Name war Job; und dieser Mann war fromm und recht, gottesfürchtig und dem Bösen fern. Geboren wurden ihm der Söhne sieben und der Töchter drei. Sein Besitz bestand aus siebentausend Schafen, dreitausend Kamelen, fünfhundert Joch Rindern, fünfhundert Eselinnen und sehr zahlreichem Gesinde; und es übertraf dieser Mann alle Bewohner des Ostens. Seine Söhne aber pflegten ein Gastmahl zu halten jeweils im Hause und am Tag dessen, der an der Reihe war; sie sandten hin und luden auch ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken. Wenn nun die Tage des Gastmahls vorüber waren, schickte Job nach ihnen und heiligte sie. Er stand früh am Morgen auf und brachte Brandopfer dar nach ihrer aller Zahl. Denn Job dachte: "Vielleicht haben meine Söhne sich versündigt und Gott in ihrem Herzen gelästert." So tat Job an allen diesen Tagen. Es geschah aber eines Tages, daß die Gottessöhne kamen, um vor den Herrn hinzutreten, und unter ihnen kam auch der Satan. Da sprach der Herr zum Satan: "Woher kommst du?" Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Vom Durchschweifen der Erde und vom Umherwandeln auf ihr." Da sprach der Herr zum Satan: "Hast du meinen Knecht Job beachtet? Es gibt ja seinesgleichen keinen auf Erden: fromm und recht, gottesfürchtig und dem Bösen fern!" Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Ist es umsonst, daß Job Gott fürchtet? Umhegst du nicht ihn und sein Haus und alles, was sein ist ringsumher? Segnest du nicht das Werk seiner Hände, und breitet sich nicht sein Besitz im Lande aus? Aber strecke einmal deine Hand aus und taste alles, was sein ist, an! Ob er dir dann nicht ins Angesicht flucht?" Da sprach der Herr zum Satan: "Wohlan, alles, was sein ist, sei deiner Hand überlassen; nur nach ihm selbst strecke deine Hand nicht aus!" Und der Satan ging weg vom Antlitz des Herrn. Da geschah es eines Tages, während seine Söhne und Töchter im Hause ihres erstgeborenen Bruders speisten und Wein tranken, daß ein Bote zu Job kam und sprach: "Die Rinder waren beim Pflügen, und die Eselinnen weideten daneben. Da fielen Sabäer ein, nahmen sie weg, und die Knechte erschlugen sie mit scharfem Schwert; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden." Noch redete dieser, da kam schon ein anderer und sprach: "Feuer Gottes fiel vom Himmel, brannte bei den Schafen und Knechten und verzehrte sie; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden." Noch redete dieser, da kam schon ein anderer und sprach: "Kaldäer stellten drei Heerscharen auf, und diese fielen über die Kamele her und nahmen sie weg, und die Knechte erschlugen sie mit scharfem Schwert; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden." Noch redete dieser, da kam schon ein anderer und sprach: "Deine Söhne und Töchter speisten und tranken Wein im Hause ihres erstgeborenen Bruders. Sieh, da kam ein mächtiger Wind von jenseits der Wüste und stieß an die vier Ecken des Hauses; es stürzte über den Kindern zusammen und sie starben; nur ich allein bin entkommen, es dir zu melden." Da erhob sich Job, zerriß sein Gewand, schor sein Haupt, fiel zur Erde nieder, beugte sich anbetend und sprach: "Nackt kam ich hervor aus dem Schoß meiner Mutter, und nackt kehre ich dorthin zurück. Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!" Bei all dem hat Job nicht gesündigt und gegen Gott nichts Törichtes geäußert. Es geschah eines Tages, daß die Gottessöhne kamen, um vor den Herrn hinzutreten, und unter ihnen kam auch der Satan, um vor den Herrn hinzutreten. Da sprach der Herr zum Satan: "Woher kommst du?" Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Vom Durchschweifen der Erde und vom Umherwandeln auf ihr." Da sprach der Herr zum Satan: "Hast du meinen Knecht Job beachtet? Es gibt ja seinesgleichen keinen auf Erden: fromm und recht, gottesfürchtig und dem Bösen fern. Noch immer hält er fest an seiner Frömmigkeit, und du hast mich vergeblich gegen ihn gereizt, ihn zu verderben." Der Satan erwiderte dem Herrn und sprach: "Haut für Haut! Es gibt doch der Mensch alles, was er hat, für sein Leben hin! Aber strecke einmal deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an! Ob er dir dann nicht ins Angesicht flucht?" Da sprach der Herr zum Satan: "Wohlan, er sei deiner Hand überlassen; nur sein Leben schone!" Und der Satan ging weg vom Antlitz des Herrn und schlug Job mit bösem Geschwür von der Fußsohle bis zu seinem Scheitel. Da nahm er sich eine Scherbe, um sich damit zu schaben, während er mitten in der Asche saß. Da sprach seine Frau zu ihm: "Hältst du immer noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb!" Er aber sprach zu ihr: "Wie eine Törin redet, so redest du. Wenn wir schon das Gute von Gott annehmen, sollen wir das Schlechte nicht auch annehmen?" Bei all dem hat Job mit seinen Lippen nicht gesündigt. Da hörten die drei Freunde Jobs von all dem Unglück, das über ihn gekommen war. Und sie kamen, ein jeder von seinem Heimatort: Eliphas, der Temanit, Bildad, der Schuchit, und Zophar, der Naamatit. Sie hatten nämlich gemeinsam ihr Kommen verabredet, ihm Teilnahme zu zeigen und ihn zu trösten. Als sie aber von ferne ihre Augen erhoben, erkannten sie ihn nicht wieder. Da erhoben sie ihre Stimme und weinten laut. Sie zerrissen alle ihr Gewand und streuten Asche über ihre Häupter zum Himmel. Sie saßen bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte lang. Keiner sprach ein Wort zu ihm; denn sie sahen, daß sein Schmerz gar groß war. Alsdann öffnete Job seinen Mund und verfluchte den Tag seiner Geburt. Und Job begann und sprach: "Vertilgt sei der Tag, an dem ich geboren, und die Nacht, welche sprach: Empfangen ist ein Mann! Jener Tag, er werde Finsternis, nicht möge nach ihm fragen Gott da droben, nicht erglänze über ihm ein lichter Strahl! Dunkelheit und Düster sollen ihn belegen, Wolkenmassen über ihm sich lagern! Sie sollen ihn erschrecken gleich den täglich neuen Bitternissen! Und jene Nacht, das Dunkel raffe sie hinweg, nicht soll sie sich gesellen zu des Jahres Tagen und nicht gelangen in die Zahl der Monde! Ja, jene Nacht sei unfruchtbar, kein Jubel kehre ein in ihr! Verwünschen sollen sie die Tagverflucher, die auch imstande sind, den Drachen aufzuwecken! Dunkel seien ihrer Dämmerung Sterne; sie harre auf das Licht, jedoch umsonst; sie schaue nicht der Morgenröte Wimpern! Weil sie meiner Mutter Leibespforte nicht verschloß und so das Leid verborgen hätte meinen Augen. Warum denn starb ich nicht vom Mutterleibe weg, kam aus dem Schoß hervor und schied dahin? Weshalb nur kamen Knie mir entgegen, und wozu Brüste, daß ich sog? So läge ich nun still und könnte rasten, ich schliefe, alsdann hätt' ich Ruh' bei Königen und Ratsherren der Erde, die Grabeskammern sich erbauten, oder auch bei Fürsten, reich an Gold, die ihre Häuser angefüllt mit Silber. Vielmehr wie die verscharrte Fehlgeburt bestünde ich nicht mehr, wie Kindlein, die das Licht nicht schauten. Dort haben Frevler aufgehört zu toben, dort ruhen Krafterschöpfte aus. Desgleichen sind Gefangene von Sorgen frei; sie hören nicht die Stimme eines Treibers. Klein und groß ist dort beisammen, der Knecht ist ledig seines Herrn. Warum schenkt Er dem Elenden das Licht und Leben den mit Bitternis Erfüllten, denen, die des Todes harren, doch umsonst, und sehnlicher nach ihm als wie nach Schätzen suchen; die Freude hätten bis zum Jubel, frohlockten, wenn ein Grab sie fänden; dem Manne, dessen Lebensweg im Dunkel liegt und den Gott ringsum eingeschlossen hat? Denn meinem Essen geht voran mein Seufzen, und es ergießt wie Wasser sich mein Klageruf. Denn schreckte mich ein Schrecknis, alsdann traf es mich; wovor mir graute, das kam über mich. Noch hatte ich nicht Frieden, noch nicht Ruhe, noch keine Rast, da kam schon wieder Ruhelosigkeit." Da antwortete Eliphas, der Temanit, und sprach: "Wenn man ein Wort an dich versucht, nimmst du es wohl übel? Doch wer vermag das Reden aufzuhalten? Siehe, du hast viele unterwiesen und schlaffe Hände stark gemacht; dem Strauchelnden halfen deine Worte auf, und wankenden Knien gabst du Kraft. Weil es nun an dich herankam, wurdest du verdrossen, weil es dich selber traf, warst du entsetzt. Ist deine Gottesfurcht nicht deine Zuversicht? Ist nicht dein frommer Wandel deine Hoffnung? Bedenke doch, wer ging je schuldlos unter, und wo sind Redliche vernichtet worden? Soviel ich sah, mußte, wer Bosheit pflügte und wer Unheil säte, dies auch ernten. Durch Gottes Odem gingen sie zugrunde und schwanden hin durch seines Zornes Hauch. Des Löwen Gebrüll, des Leuen Geheul, des Junglöwen Zähne werden zerschlagen. Der Löwe geht ein aus Mangel an Raub, und die Jungen der Löwin zerstreuen sich. Zu mir hat sich ein Wort gestohlen, und ein Flüstern davon empfing mein Ohr, in Grübeleien, verursacht durch Nachtgesichte, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt. Schrecken kam über mich und Zittern, Beben erschütterte meine Glieder. Ein Geist schwebte an meinem Antlitz vorüber, es sträubte sich jedes Haar meines Leibes. Er blieb stehen, doch ich konnte sein Aussehen nicht erkennen, eine Gestalt war vor meinen Augen, ich hörte das Flüstern einer Stimme: "Ist wohl ein Mensch gerechter als Gott, oder ist jemand reiner als sein Schöpfer? Sieh, selbst seinen Dienern vertraut er nicht, und an seinen Engeln stellt er Mängel fest! Gar erst an den Bewohnern von Lehmgehäusen, deren Bestand auf Staub sich gründet! Sie werden schneller zermalmt als eine Motte. Zwischen Morgen und Abend werden sie zerschlagen; ohne daß es jemand beachtet, gehen sie für immer zugrunde. Wird nicht an ihnen ausgerissen ihr Zeltstrick, daß sie sterben, ohne es zu merken?" Rufe nur! Ob jemand dir Antwort gibt? An wen von den Heiligen willst du dich wenden? Vielmehr bringt Verbitterung den Toren um, und Leidenschaft tötet den Unerfahrenen. Zwar sah ich den Toren Wurzel schlagen, konnte aber gar schnell seine Stätte verhöhnen. Fern bleiben seine Kinder dem Wohlergehen, sie werden im Tore zermalmt und haben keinen Retter, da seine Ernte ein Hungriger verzehrt und aus den Körben heraus sie wegnimmt, und Durstige lechzen nach seinem Gut. Denn nicht aus dem Staube wächst Unheil hervor, und nicht aus der Erde sproßt Mühsal auf, sondern der Mensch erzeugt die Mühsal, wie junge Adler, die allzu hoch fliegen. Ich aber, ich würde Gott aufsuchen und der Gottheit meine Sache dartun; ihm, der Großes und Unerforschliches wirkt, Wundertaten ohne Zahl, der Regen spendet über die Erde hin und Wasser sendet über die Fluren. Niedrige setzt er an hohe Stellen, und Trauernde erreichen das Heil. Er zerbricht die Ränke der Schlauen, daß keinen Erfolg ihre Hände erzielen. Weise fängt er trotz ihrer Schlauheit, so daß der Listigen Rat zu voreilig war. Bei Tag stoßen sie auf Finsternis, und wie bei Nacht so tasten sie am Mittag. So rettet er vor dem Schwert ihres Mundes und aus des Mächtigen Hand den Armen. Hoffnung wächst dem Geringen wieder; die Schlechtigkeit muß ihr Maul verschließen. Siehe, glücklich der Mensch, den Gott in Zucht nimmt! Verschmähe die Mahnung des Allmächtigen nicht! Denn er verwundet und er verbindet; er schlägt, und seine Hände heilen auch. In sechs Drangsalen wird er dich retten, in sieben berührt dich kein Leid. Im Hunger erlöst er dich vom Tode und im Krieg aus des Schwertes Gewalt. Vor der Geißel der Zunge bist du geborgen, brauchst nicht zu bangen, daß Verheerung herannaht. Der Verheerung und Hungersnot kannst du spotten, und vor wildem Getier brauchst du nicht dich zu fürchten. Denn mit den Steinen des Feldes hast du einen Vertrag, und des Feldes Getier ist dir friedlich gesinnt. So wirst du erfahren, daß heil bleibt dein Zelt, du besichtigst dein Heim und wirst nichts vermissen. Du wirst erfahren, daß deine Nachkommen zahlreich werden und deine Sprößlinge gleich den Kräutern des Erdreichs. Du wirst in vollem Alter zum Grabe gelangen, wie Garbenhaufen zur gegebenen Zeit sich türmen. Siehe, das ist es, was wir erforschten; so ist es! Vernimm es, und sei dir dessen bewußt!" Da antwortete Job und sprach: "Ach, daß mein Kummer gewogen würde und daß man zusammen mein Leid auf die Waage legte! Denn nun ist es schwerer als der Sand am Meer; daher gingen meine Worte irre. Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir; es trinkt mein Geist ihr Fiebergift; die Schrecknisse Gottes rüsten sich wider mich. Schreit etwa der Wildesel bei grünem Gras, oder brüllt das Rind bei seinem Futter? Aber kann man Geschmackloses ohne Salz essen, oder steckt Wohlgeschmack im Schleim einer faden Pflanze? Mein Empfinden sträubt sich, sie anzurühren; sie gleichen den Mängeln meiner Speise. O käme doch, was ich begehre, und gäbe Gott, was ich erhoffe! Und möchte doch Gott mich zermalmen, seine Hand zücken und meinen Faden abschneiden! So wäre es noch ein Trost für mich, und ich würde aufhüpfen trotz schonungsloser Pein, darob, daß ich des Heiligen Worte nicht verleugnete. Was ist meine Kraft, daß ich aushalten könnte, und was meine Endfrist, um Geduld zu bewahren? Sind etwa meine Kräfte Felsenkräfte, oder ist mein Fleisch aus Erz gemacht? Gibt es in mir denn keine Hilfe mehr für mich, und ist Erfolg mir ganz entzogen? Liebe gebührt dem Verzagenden von seinem Freund, und verließe er selbst die Furcht vor dem Allmächtigen. Meine Brüder haben mich enttäuscht wie ein Sturzbach, wie die Wasserrinne von Flüssen, die vergehen, die trübe sind vom Eis, über denen der Schnee zerschmilzt; zur Zeit, da sie ausgebrannt werden, sind sie verschwunden, wenn es heiß wird, sind sie von ihrer Stätte versiegt. Sie schlängeln sich die Pfade ihres Laufes, treten in die Wüste ein und hören auf. Die Karawanen von Tema halten Ausschau, die Reisezüge von Saba hoffen auf sie. Sie werden zuschanden, weil sie vertrauten, sie kommen dorthin und sind enttäuscht. So seid ihr für mich jetzt geworden; ihr habt ein Schrecknis geschaut und fürchtet euch. Habe ich etwa gesagt: "Gebt mir und zahlt für mich von eurem Vermögen, rettet mich aus der Hand des Bedrängers und kauft mich los aus der Hand der Tyrannen"? Lehrt mich, und ich werde schweigen, und laßt mich wissen, worin ich gefehlt! Wie könnten offene Reden verletzen, und was kann euer Tadel rügen? Gedenkt ihr, Worte zu tadeln, und sind des Verzweifelten Reden für den Wind? Ihr würdet das Los selbst über ein Waisenkind werfen und auch euren Freund verschachern. Nun aber gebt nach, wendet euch mir zu, ich will euch nicht ins Angesicht lügen! Bekehrt euch doch, daß kein Unrecht geschieht! Bekehrt euch; noch bin ich hierin im Recht. Ist denn ein Unrecht auf meiner Zunge, oder merkt mein Gaumen das Schlechte nicht? Ist nicht ein Frondienst dem Menschen auf Erden auferlegt, und gleichen nicht seine Tage eines Lohnarbeiters Tagen? Wie ein Knecht, der nach Schatten lechzt, und wie ein Arbeiter, der seines Lohnes harrt, so bekam ich als Anteil Monde des Unheils, und Nächte der Mühsal hat man mir zugeteilt. Lege ich mich nieder, so denke ich: "Wann kann ich aufstehn?" und sooft es dunkelt, bin ich mit Unrast gesättigt, bis der Morgen graut. Mein Leib ist umkleidet mit Maden und Krusten von Staub, meine Haut schrumpft und näßt. Meine Tage eilen schneller vorüber als ein Weberschifflein und schwinden dahin ohne Hoffnung. Bedenke, daß nur ein Hauch ist mein Leben, nie mehr wird mein Auge Glück erschauen! Nimmer wird mich erblicken das Auge sehender Menschen; richtest du deine Augen auf mich, dann bin ich nicht mehr. Eine Wolke schwindet und zieht von dannen; so kommt, wer hinabstieg zum Reiche der Toten, nicht wieder empor. Nie wieder kehrt er zurück in sein Haus, und seine Stätte gewahrt ihn nicht mehr. So will denn auch ich meinem Munde nicht wehren, will reden in meines Geistes Bedrängnis, will klagen in meiner Seele Betrübnis! Bin ich ein Meer oder ein Seeungeheuer, da du wider mich eine Wache aufstellst? Wenn ich dachte: "Mein Bett soll mich trösten, meine Ruhestatt soll meinen Jammer mittragen", dann ängstigtest du mich mit Träumen und erschrecktest mich mit Wahnbildern. Meine Seele möchte lieber ersticken, lieber den Tod als diese meine Schmerzen. Ich schwinde dahin; nicht für ewig werde ich leben. Laß ab von mir, denn meine Tage sind eitel Dunst! Was ist der Mensch, daß groß du ihn achtest und deinen Sinn auf ihn richtest? Daß du alle Morgen ihn heimsuchst, ihn prüfst jeden Augenblick? Wie lange schon schaust du von mir nicht mehr weg, läßt nicht so lange mich frei, bis den Speichel ich schlucke! Selbst wenn ich gesündigt, was kann ich dir damit antun, du Hüter der Menschen? Warum stellst du mich dir als Zielscheibe auf, und wurde ich dir zur Last? Warum vergibst du nicht meine Verfehlung, läßt du nicht nach meine Schuld? Denn alsdann könnt' ich im Staube mich betten, und suchtest du mich, so wäre ich nicht mehr." Da antwortete Bildad, der Schuchit, und sprach: "Wie lang noch willst du solche Reden führen, sind starker Wind die Worte deines Mundes? Beugt etwa Gott das Recht, oder beugt der Allmächtige die Gerechtigkeit? Wenn deine Söhne wider ihn gefehlt, so gab er sie der Gewalt ihres Frevels preis. Wenn du jedoch mit Eifer nach Gott suchst und zum Allmächtigen um Gnade flehst, wenn rein und recht du bist, dann wird er wachen über dich und stellt die Wohnung, die dir zusteht, wieder her. Dann war dein früherer Besitz nur eine Kleinigkeit, dein späterer wird jedoch riesig groß. Ja, frage nur das frühere Geschlecht und trachte auf Erforschung seiner Väter! Denn wir sind nur von gestern, und wir wissen nichts, weil bloßer Schatten unsere Tage sind auf Erden. Sind sie es nicht, die dich belehren, die zu dir sprechen und aus ihrem Herzen Worte äußern? Wächst ohne Sumpf das Schilfrohr hoch, sproßt Binse ohne Wasser auf? Wenn es noch in Blüte steht, nicht schnittreif ist, verwelkt es schon vor allem Gras. So ist das Ende aller Gottvergessenen, die Hoffnung eines Frevlers wird zunichte, dessen Zuversicht ein Spinngewebe ist, und dessen Vertrauen ein Spinnennetz. Verläßt er sich auf sein Haus, so hält es nicht stand, und klammert er sich daran, so bleibt es nicht stehen. Zwar grünt er saftig vor der Sonne, und über seinen Garten hinaus verläuft sein Gezweig; über den Wall verflechten sich seine Wurzeln, und am Gestein halten sie sich fest. Aber tilgt Er ihn aus von seiner Stätte, so verleugnet sie ihn: "Ich sah dich nie!" Schau, das ist der Zerfall seiner Laufbahn, und andere sprießen vom Staube auf! - Sieh, Gott verschmäht den Frommen nicht und ergreift nicht die Hand der Übeltäter! Er wird deinen Mund noch mit Lachen erfüllen und deine Lippen mit Jubel. Dann müssen deine Hasser in Schmach sich kleiden, und das Zelt der Frevler wird nicht mehr bestehen." Da antwortete Job und sprach: "Wahrhaftig, ich weiß, daß es so ist; wie wäre ein Mensch im Recht gegenüber Gott! Wenn er rechten wollte mit ihm, er könnte von tausend Fragen nicht eine beantworten. Weisen Sinnes und gewaltig an Kraft -, wer dürfte ihm trotzen und bliebe heil? Er ist es, der Berge versetzt, ohne daß sie es merken, der in seinem Zorne sie umstürzt, der die Erde erschüttert aus ihrer Lage, so daß ihre Säulen erzittern, der zur Sonne spricht, und sie strahlt nicht auf, und die Sterne unter Siegel verschließt; der den Himmel ausspannt, ganz allein, und über die Wogen des Meeres schreitet, der das Sternbild des Löwen erschuf sowie den Orion, das Siebengestirn und die Kammern des Südens, der große Werke schuf, ganz unerforschlich, und Wunderdinge ohne Zahl. Zieht er an mir vorüber, so sehe ich ihn nicht, gleitet er vorbei, so merke ich ihn nicht. Rafft er hinweg, wer kann ihm wehren? Wer kann zu ihm sagen: "Was tust du da?" Gott hält seinen Zorn nicht zurück; unter ihm beugten sich auch Rahabs Helfer. Wie könnte gar erst ich ihm erwidern, prüfte ich auch meine Worte an ihn! Sogar wenn ich recht habe, weiß ich nichts zu erwidern, muß vielmehr meinen Richter um Gnade bitten. Wollte ich rufen, gäbe er mir Antwort? Ich glaube nicht, daß er hörte auf meine Stimme! Er, der im Sturm mich niedertritt und grundlos meine Wunden vermehrt, der nimmer mich zu Atem kommen läßt, vielmehr mit Bitternis mich sättigt. Geht es um die Kraft des Stärkeren, dann wohlan! Geht es aber um das Recht, wer lädt mich vor Gericht? Wäre ich auch im Recht, würde mein eigener Mund mich schuldig sprechen; wäre ich schuldlos, könnte er doch mich ins Unrecht setzen. Unschuldig bin ich! Ich nehme auf mich keine Rücksicht! Ich verachte mein Leben! Es ist einerlei! Darum sage ich frei: Den Schuldlosen und den Frevler vernichtet er! Wenn die Geißel plötzlich tötet, spottet er über der Schuldlosen Angst. Die Erde ist in Frevlerhand gegeben, das Antlitz ihrer Richter deckt er zu. Wenn er es nicht ist, wer dann? Rascher eilen meine Tage als ein Läufer; sie fliehen dahin, ohne Glück zu schauen, gleiten vorbei wie Kähne aus Schilf, gleich dem Adler, der auf die Beute stößt. Wenn ich denke: ich will meine Klage vergessen, meine Miene ändern und heiter blicken, so graut mir schon wieder vor all meinen Schmerzen; ich weiß, daß du mich nicht für schuldlos erklärst. Ich muß nun einmal schuldig sein! Warum soll ich mich denn vergeblich bemühen? Hätte ich mich auch in Schnee gewaschen und meine Hände mit Lauge gesäubert, dann würdest du doch in den Kot mich tauchen, daß sogar mein Gewand mich verabscheuen würde. Denn du bist kein Mensch gleich mir, dem ich Antwort stehen könnte, so daß wir gemeinsam vor Gericht hinträten. O daß es doch zwischen uns einen Schiedsrichter gäbe, der seine Hand auf uns beide legte! - Er nehme von mir seine Zuchtrute weg, und sein Schrecken soll mich ferner nicht ängstigen! Ich möchte doch reden, ohne ihn zu fürchten; denn ich selbst habe dazu keinen Grund! Zum Ekel ist mein Leben mir; so laß ich meinem Jammer freien Lauf; reden will ich in meiner Seele Bitternis! Ich sage zu Gott: Sprich mich nicht schuldig! Laß mich wissen, warum du mir feind bist! Ist es ein Nutzen für dich, daß Gewalt du verübst, daß du das Werk deiner Hände verwirfst und strahlend erscheinst ob dem Plane der Frevler? Hast du Augen von Fleisch, oder siehst du nur, wie ein Mensch sieht? Gleichen deine Tage den Tagen eines Menschen oder deine Jahre den Tagen eines Mannes, so daß du nach einer Schuld an mir suchst und nach einer Sünde forschest an mir, obwohl du doch weißt, daß ich schuldlos bin und keiner aus deiner Hand mich entreißt? Deine Hände bildeten und formten mich gänzlich ringsum, und du willst mich vernichten? Gedenke, daß du wie Ton mich geformt hast und zum Staub mich wiederum wandelst! Ließest du nicht wie Milch mich gerinnen und wie Käse mich fest werden? Mit Haut und Fleisch hast du mich umkleidet, mit Knochen und Sehnen mich zusammengewebt. Leben und Huld hast du mir geschenkt, und deine Fürsorge hat meinen Odem bewacht. Und doch verbirgst du dieses in deinem Herzen, ich weiß, daß du folgendes vorhast: Wenn ich sündigen würde, gäbest du auf mich acht und sprächest von meiner Schuld mich nicht rein. Würde ich Unrecht verüben, dann wehe mir, und bliebe ich gerecht, so dürfte ich doch mein Haupt nicht erheben, gesättigt mit Schmach und mein Elend betrachtend. Und wenn es doch sich erheben würde, jagtest du mich wie ein Löwe, und zeigtest wieder an mir deine unbegreifliche Macht. Du stelltest mir neue Zeugen entgegen und mehrtest wider mich deinen Ingrimm, Mühsal um Mühsal gegen mich. Warum denn ließest du mich aus dem Mutterschoß kommen? Ich wäre gestorben, ohne daß ein Auge mich sah. Wie nie gewesen, so wäre ich dann, vom Mutterleib weg zum Grabe gebracht. Sind nicht gar kurz meines Lebens Tage? Laß ab von mir, damit ich ein wenig noch froh sein kann, bevor ich dahingehe, ohne wiederzukehren, ins Land der Finsternis und Dunkelheit, ins Land der Düsternis wie schwarze Nacht, der Dunkelheit ohne geregelten Wechsel der Tageszeiten, wo aufleuchtender Morgen der schwarzen Nacht gleicht." Da antwortete Zophar, der Naamatit, und sprach: "Soll der Wortschwall keine Antwort bekommen, oder soll der Schwätzer rechtbehalten? Kann dein Gerede Männer zum Schweigen bringen, und darfst du spotten, ohne daß dich einer beschämt? So sagst du: "Meine Lehre ist lauter", und: "Makellos blieb ich vor deinen Augen." Allein, möchte doch Gott einmal reden und seine Lippen wider dich auftun und dir der Weisheit Geheimnisse künden: daß wie Wunder sie sind für den klugen Verstand! Dann versuche zu wissen, daß Gott dir Vergessen gewährt von deiner Schuld! Die Tiefen Gottes willst du finden oder bis zur Grenze des Allmächtigen dringen? Höher als der Himmel ist sie; was kannst du da machen? Tiefer als die Unterwelt, was kannst du da wissen? Länger als die Erde an Maß und breiter als das Meer! Wenn er vorüberfährt und in Haft nimmt und der Gerichtsversammlung überliefert, wer kann ihn dann abwenden? Er kennt ja die Übeltäter, sieht das Unrecht und achtet darauf! Ist doch gar tollkühn ein Hohlkopf, und als Wildeselfüllen wird der Mensch geboren. Wenn du selbst dein Herz in Ordnung bringst und zu ihm deine Hände ausbreitest - wenn Unrecht klebt an deiner Hand, entferne es, und Schlechtigkeit laß nicht in deinem Zelte wohnen! - ja, dann kannst du makellos dein Angesicht erheben, kannst fest dastehn und brauchst dich nicht zu fürchten. Ja, dann wirst du die Trübsal vergessen; gleichwie an Wasser, die vorübergingen, wirst du daran denken. Noch heller als der Mittag erhebt sich dein Leben, und Dunkelheit wird wie der Morgen sein. Du kannst vertrauen, daß noch Hoffnung ist, und wohlgeborgen schlafen, sobald du es begehrst. Du kannst dich lagern, ohne daß dich jemand aufschreckt; vielmehr bemühen viele sich um deine Gunst. Jedoch der Frevler Augen werden matt, jede Zuflucht schwindet ihnen, und ihre Hoffnung ist der Seele Seufzen." Da antwortete Job und sprach: "Wahrhaftig, ja, ihr seid ein (besonderes) Volk, und mit euch stirbt die Weisheit aus! - Auch ich besitze Verstand wie ihr, ich falle nicht ab im Vergleich mit euch, und wer wüßte denn folgendes nicht: Zum Gelächter für seinen Nächsten wird, wer Gott anruft, er solle ihm antworten; zum Gelächter wird der Gerechte, der schuldlos ist. Zum Verderben gereicht Mißachtung der Glätte; wer sicher steht, bietet denen Halt, deren Fuß wankt. Bleiben ungestört der Gewaltmenschen Zelte, sind in Sicherheit jene, die Gott erzürnen, die doch Gott seiner strafenden Hand überliefert hat? - Doch frage die Tiere, daß sie dich lehren, die Vögel des Himmels, daß sie es dir künden! Oder betrachte die Erde, daß sie dich lehre, und die Fische des Meeres erzählen es dir! Wer wüßte nicht unter diesen allen, daß die Hand des Herrn dies erschuf, in dessen Hand aller Lebendigen Seele ruht und jedes Menschenleibes Geist? Darf nicht das Ohr die Worte prüfen, wie der Gaumen die Speise verkostet? Steckt wirklich in Greisen Weisheit, und ist langes Leben gleich Einsicht? Bei ihm ist Weisheit und Stärke, sein ist der Rat und die Einsicht! Sieh, er reißt nieder, und man baut nicht mehr auf; er schließt jemand ein, und man öffnet nicht mehr. Sieh, er hält das Wasser zurück, und es versiegt; doch er sendet es aus, und es verwüstet die Erde. Bei ihm ist Macht und Klugheit; sein ist, wer irrt und wer irreführt. Er läßt entblößten Fußes Ratsherren gehen, und als Toren stellt er Richter hin. Die Fessel der Könige löst er auf und bindet den Hüftschurz um ihre Lenden. Er läßt entblößten Fußes Priester gehen und stürzt alte Geschlechter. Bewährten Rednern entzieht er das Wort, und Urteilskraft nimmt er den Ältesten weg. Er gießt Verachtung über Vornehme aus und lockert den Gürtel der Starken. Er enthüllt die Tiefen der Dunkelheit, und die Finsternis führt er ans Licht. Er läßt Völker groß werden und tilgt sie aus, er zerstreut Völker und lenkt sie. Er beraubte des Mutes die Häupter des einheimischen Volkes und ließ sie irren in wegloser Wüste. Sie tasteten im Dunkel und ohne Licht, und er ließ sie umherirren wie Betrunkene. Seht, all das hat mein Auge geschaut, mein Ohr gehört und sich gemerkt! Wieviel ihr wißt, weiß auch ich; nicht falle ich ab im Vergleich mit euch. Aber ich will zum Allmächtigen sprechen, zu rechten mit Gott ist mein Begehr. Ihr aber seid nur Lügenvermehrer, untaugliche Ärzte ihr alle! O daß ihr endlich schweigen wolltet; das wäre an euch ein Zeichen von Weisheit! Hört doch meine Beweisführung an, und merkt auf die Streitreden meiner Lippen! Wollt ihr Falsches reden Gott zulieb und zu seinen Gunsten Täuschung reden? Wollt ihr für ihn Partei ergreifen oder zu Gunsten Gottes den Streit führen? Ginge es gut, wenn er euch ins Verhör nähme, oder könnt ihr ihn täuschen, wie man Menschen täuscht? Nein, zurechtweisen würde er euch, wenn ihr heimlich parteiisch sein wolltet. Würde seine Hoheit euch nicht erschrecken und der Schrecken vor ihm auf euch fallen? Eure Lehrsätze sind nur Sprüche aus Staub, und eure Antworten sind Antworten aus Lehm. Schweigt still vor mir, damit ich reden kann, und es mag kommen über mich, was kommen mag! Ich verteidige meine Person und setze mein Leben aufs Spiel! Mag er mich töten; ich harre seiner! Doch meinen Wandel verfecht' ich vor seinem Angesicht. Schon das wird mir zur Hilfe dienen, da ein Gottloser nicht vor sein Angesicht kommt. Höret, höret meine Rede und was ich erkläre vor euren Ohren! Seht her, ich bringe den Rechtsfall vor; ich weiß, ich bin doch im Recht! Wo ist er, der mein Prozeßgegner ist? Wohlan, jetzt bin ich still und sterbe! Zwei Dinge nur tu mir nicht an, dann werde ich mich nicht vor dir verbergen: Deine strafende Hand entferne von mir, und dein Schrecken soll mich nicht ängstigen! Dann rufe, und ich will Rede stehen, oder ich rede, und du antworte mir! Wie viele sind meiner Vergehen und Sünden? Meine Verschuldung und Sünde laß mich wissen! Warum verbirgst du dein Antlitz und hältst mich für deinen Feind? Willst du ein verwehtes Blatt hetzen und herjagen hinter dürren Stoppeln, da du mir Bitternisse verbriefst und meiner Jugend Sünden mir zuteilst, so daß du in den Block meine Füße legst und alle meine Pfade bewachst, über meine Fußsohlen deine Zeichen einritzest? Dieser da zerfällt wie vom Wurm Zerfressenes, wie ein Kleid, das die Motte zernagt hat. Der Erdenmensch, vom Weib geboren, an Tagen arm und unruhvoll, geht gleich der Blume auf und welkt, flieht wie ein Schatten und besteht nicht lang. Gleichwohl hältst du über ihm dein Auge offen und führst mich vor Gericht mit dir. O könnte vom Befleckten doch ein Reiner stammen! Jedoch, kein einziger! Wenn schon bestimmt sind seine Tage und bei dir liegt seiner Monde Zahl und seine Grenze du gesetzt hast, daß er sie nicht überschreite, so blicke weg von ihm, damit er weiterlebe, bis daß er wie ein Tagelöhner seinen Tag gedient hat! Denn für den Baum besteht noch eine Hoffnung; ist er gefällt, so treibt er wieder neu, und nicht geht ihm sein Nachwuchs aus. Wenn in der Erde seine Wurzel altert und sein Stumpf im Boden stirbt, vom Dunst des Wassers sproßt er wieder, und wie ein Setzling treibt er Zweige. Doch stirbt ein Mann, so bleibt er kraftlos, stirbt ein Mensch, wo ist er dann? Die Wasser schwinden aus dem See, der Strom vertrocknet und versiegt. Der Mensch legt sich zur Ruhe und steht nicht mehr auf. Sie werden nicht erwachen, bis der Himmel schwindet, und aus ihrem Schlaf nicht aufgeweckt. O daß du mich im Totenreiche bärgest, mich verstecktest, bis dein Zorn vorüber, eine Frist mir setztest und dann mein gedächtest! Wenn ein Mensch verscheidet, wird er etwa wieder lebendig? Alle Tage meines Frondienstes wollte ich harren, bis meine Ablösung käme! Dann würdest du rufen, und ich würde dir antworten; nach dem Gebilde deiner Hände würdest du dich sehnen. Ja, dann würdest du meine Schritte zählen, nicht würdest du achthaben auf meinen Fehltritt; versiegelt wie in einem Beutel wäre meine Missetat, und meine Schuld würdest du zudecken. Jedoch ein stürzender Berg zerschellt, ein Felsen rückt von seiner Stätte; Steine zerreibt das Wasser, Platzregen spült das Erdreich fort; so hast du die Hoffnung des Menschen zunichte gemacht. Du bezwingst ihn für immer, und so geht er dahin; du entstellst sein Antlitz und schickst ihn von hinnen. Ob seine Söhne geehrt sind, er weiß es nicht, ob verachtet, er kümmert sich nicht um sie. Gerade noch, daß sein Leib an ihm selber leidet, und daß seine Seele über ihn selbst trauert." Da antwortete Eliphas, der Temanit, und sprach: "Gibt ein Weiser windiges Wissen zur Antwort und bläht seine Brust mit Ostwind auf, um zu rechten mit Reden, die nichts taugen, und mit Worten, worin kein Nutzen liegt? Du wagst sogar, die Gottesfurcht zu verletzen, und schmälerst die Besinnung vor Gott! Denn deine Schuld unterweist deinen Mund; die Sprache der Listigen hast du erwählt. Es verurteilt dich dein eigener Mund, nicht ich; deine eigenen Lippen zeugen wider dich. Wardst du als Erster der Menschen geboren, noch vor den Hügeln hervorgebracht? Hast du gelauscht im Rate Gottes und die Weisheit an dich gerafft? Was weißt denn du, das wir nicht wüßten; was verstehst du, das uns unbekannt wäre? Manch Ergrauter und Greis ist unter uns, der älter ist als dein Vater. Galten die Tröstungen Gottes dir zu wenig, ein Wort, das sanft mit dir verfuhr? Wie reißt doch dein Herz dich fort, und wie rollen deine Augen, da gegen Gott deinen Zorn du wendest und Worte aus deinem Munde stößest! Was ist der Mensch, daß er rein wäre und im Recht sein könnte ein Weibgeborener? Sieh, selbst seinen Heiligen traut er nicht, und der Himmel ist nicht rein vor ihm! Nun gar ein Unreiner und Verderbter, ein Mensch, der Missetaten wie Wasser schluckt! Ich will dich belehren, höre mir zu, und was ich geschaut, das will ich erzählen! Was Weise berichtet haben, und zwar - sie verhehlten es nicht - als Überlieferung ihrer Väter. Ihnen war noch allein das Land gegeben, und kein Fremder ging unter ihnen einher: Der Frevler bebt in Ängsten all seine Lebenstage, und die Zahl der Jahre ist dem Tyrannen verborgen. Schreckenslärm hallt ihm ins Ohr, mitten im Frieden kommt über ihn der Verwüster. Er kann nicht vertrauen, aus dem Dunkel wieder umzukehren, sondern ist ausersehen für das Schwert. Er irrt umher nach Brot, wo er es finde; er erkennt, daß nur der Tag des Dunkels in seiner Hand festsitzt. Drangsal und Bedrängnis erschrecken ihn; sie überwältigen ihn wie ein König, der bereit ist zum Angriff. Denn er hat seine Hand gegen Gott ausgestreckt und wider den Allmächtigen sich erkühnt. Halsstarrig rannte er an gegen ihn mit der dicken Wölbung seiner Schilde. Ja, er hat sein Gesicht mit Fett überzogen und Speck angesetzt an der Lende. Er siedelte in zerstörten Städten, in unbewohnbaren Häusern, die als Ruinen gekennzeichnet waren. Er wird nicht reich, und keinen Bestand hat seine Habe; er sendet keine Wurzel ins Erdreich aus. Er kann dem Dunkel nicht entweichen; seinen Sprößling versengt die Flamme, und er verschwindet beim Hauch Seines Mundes. Er vertraue nicht auf Trug, von dem er irregeführt ist; denn als Trug wird sein Erwerb sich erweisen! Zur Unzeit wird er am Ende sein, und sein Palmzweig wird nicht ergrünen. Gleich dem Weinstock verschleudert er unreife Trauben, gleich dem Ölbaum wirft er seine Blüten ab. Ja, unfruchtbar bleibt des Gottlosen Rotte, und Feuer verzehrt die Zelte der Bestechung. Unheilschwanger gebären sie Unrecht, und Trug ist, was hervorbringt ihr Schoß." Da antwortete Job und sprach: "Dergleichen habe ich schon viel gehört, quälende Tröster seid ihr alle. Ist nun ein Ende der windigen Worte, oder was sonst reizte zur Antwort dich? Auch ich könnte reden wie ihr, wenn ihr an meiner Stelle wäret! Ich könnte mit Worten über euch lärmen und meinen Kopf über euch schütteln. Ich würde euch ermutigen mit meinem Munde, und Beileid würde meine Lippen mäßigen. Wenn ich nun reden will, hört doch mein Schmerz nicht auf, und laß ich es, wird dann er etwa von mir weichen? Fürwahr, jetzt hat Er (Gott) mich zermürbt! Verwüstet hast du meinen ganzen Freundeskreis, so daß er herfiel über mich. Als Zeuge gegen mich trat auf und erhob sich mein Verleumder; er widersprach mir ins Gesicht. Sein Zorn zerfleischte und bekriegte mich, er knirschte wider mich in seinem Zorn, mein Gegner schärfte seine Augen gegen mich. Sie sperrten wider mich den Mund auf, schlugen mich zum Hohne auf die Wangen, scharten sich zusammen gegen mich. Gott gab mich dem Übeltäter preis, er stürzte mich in Frevlerhände. Als ich in Ruhe lebte, scheuchte er mich auf, packte mich im Nacken und schmetterte mich nieder; er machte mich zu seinem Angriffsziel. Ringsum schwirrten seine Pfeile wider mich; er spaltete mir schonungslos die Nieren und goß zur Erde meine Galle aus. Bresche über Bresche brach er mir, stürmte wie ein Krieger gegen mich. Da nähte ich ein Trauerkleid um meine Haut und beugte meine Stirne in den Staub. Mein Antlitz ist vom Weinen rot, und Dunkel ruht auf meinen Wimpern, obwohl an meinen Händen keine Untat klebt und makellos ist mein Gebet. Verdecke nicht mein Blut, o Erde, und ohne Ruhestatt sei mein Hilferuf! Nun aber, seht, im Himmel ist mein Zeuge und in den Höhen mein Verteidiger! Wenn meine Freunde mich verspotten, schaut mein Auge tränend auf zu Gott. Er schlichte eines Mannes Streit mit Gott und zwischen Mensch und Mensch! Denn nur noch wenig Jahre werden kommen, so schreite ich den Pfad, den man nicht wiederkehrt. Mein Geist ist verwirrt, meine Tage sind ausgelöscht, Gräber mein Anteil. Wahrlich, nur Spott begleitet mich, und in Bitternissen verweilt mein Auge! Hinterlege du Bürgschaft für mich bei dir! Wer sonst könnte mein Bürge wohl sein? Denn du verschlossest ihr Herz der Einsicht; daher wirst du sie nicht hochkommen lassen. Für das Erbe muß er andere melden, doch die Augen der eigenen Kinder verschmachten. - Und mich stellte er hin zum Gespött für die Leute, ich ward zu einem, dem man ins Angesicht spuckt. Mein Auge wurde vor Kummer trüb, und meine Glieder alle gleichen dem Schatten. Die Rechtschaffenen sind entsetzt darob, und der Schuldlose erregt sich über den Frevler. Doch soll der Gerechte an seinem Wandel festhalten und, wer reine Hände hat, standhaft bleiben! Ihr alle jedoch, kehrt um und kommt her, wenn ich auch unter euch keinen Weisen finde! Meine Tage rinnen hin, meine Pläne reißen ab, meine Herzenswünsche! Nacht fügt man an den Tag, Licht nähert sich dem Dunkel. Nimmer hoff' ich! Das Totenreich wird meine Wohnung, im Dunkel breite ich mein Lager aus. Der Grube ruf' ich zu:"Mein Vater du!", "Meine Mutter und Schwester!" den Würmern. Wo ist denn alsdann meine Hoffnung, und meine Erwartung, wer kann sie erschauen? Steigen sie gesondert hinunter zur Unterwelt, oder sinken vereint wir zum Staube hinab?" Da atwortete Bildad, der Schuchit, und sprach: "Wann endlich macht ihr Schluß mit Reden? Nehmt Einsicht an, und hernach reden wir! Warum sind wir wie Vieh geachtet, gelten wir vor euch als unrein? Du, der sich selbst zerfleischt in seinem Zorn, soll deinetwegen wohl die Erde sich entvölkern, der Felsen weichen von seiner Stelle? Gleichwohl, des Frevlers Licht erlischt; die Flamme seines Feuers strahlt nicht auf. Das Licht in seinem Zelt wird dunkel, und seine Lampe über ihm erlischt. Seine festen Schritte werden eingeengt, sein eigenes Planen bringt ihn zu Fall. Denn mit seinen Füßen gerät er in das Netz, und über Flechtwerk schreitet er dahin. Das Klappnetz faßt ihn an der Ferse, die Schlinge hält ihn fest. Verborgen liegt für ihn der Fangstrick in der Erde, und am Pfad für ihn die Falle. Ringsum ängstigen ihn Schrecken und hetzen seinen Fuß. Hungrig wird sein Unrecht werden, und Unglück steht bereit zu seinem Sturz. Es frißt die Glieder seines Leibes; seine Glieder frißt der Erstgeborene des Todes. Ausgerissen wird aus seinem Zelte seine Zuversicht, und es treibt ihn fort zum Könige der Schrecken. Es läßt sich etwas nieder auf sein Zelt, das nicht mehr ihm gehört. Schwefel wird gestreut auf seine Wohnstatt. Von unten dorren seine Wurzeln, und von oben welkt sein Zweig. Sein Angedenken schwindet von der Erde, kein Nachruhm bleibt ihm mehr im Lande. Man stößt ihn aus dem Licht hinaus ins Dunkel und jagt ihn fort vom Erdenrund. Kein Sproß, kein Stamm bleibt ihm in seinem Volk, dort, wo er weilte, keiner, der noch lebt. Ob seines Unglückstags schaudern die im Westen, und die im Osten packt das Grauen. Ja, mit des Frevlers Wohnung steht es so, und mit dem Schauplatz dessen, der von Gott nichts weiß." Da antwortete Job und sprach: "Wie lang noch quält ihr meine Seele und zermalmt ihr mich mit Worten? Zum zehnten Male schmäht ihr mich und schämt euch nicht, mich zu beleidigen. Ging ich auch wirklich ohne Wissen fehl, weilt doch bei mir allein mein Fehler. Könnt ihr euch wirklich brüsten wider mich und die mir zugefügte Schmähung gegen mich beweisen? Erkennet denn, daß Gott mich ungerecht behandelt und rings um mich sein Netz geworfen hat! Wenn ich "Gewalttat" schreie, find' ich kein Gehör, wenn ich um Hilfe rufe, gibt es doch kein Recht! Denn meinen Pfad hat er versperrt; ich kann nicht weiter; Finsternis hat er gelegt auf meine Wege. Meiner Ehre hat er mich entkleidet und nahm die Krone weg von meinem Haupt. Er brach mich ringsum nieder, und ich muß von hinnen; er riß mich aus wie einen Baum. Seinen Zorn ließ er entbrennen wider mich und achtete mich seinen Gegnern gleich. Gemeinsam rückten seine Scharen an, bauten ihre Heeresstraße gegen mich und lagerten im Umkreis meines Zeltes. Meine Brüder halten sich mir fern, und die Vertrauten ziehen sich von mir zurück. Meine Verwandten bleiben aus, und meine Bekannten vergessen mich. Meines Hauses Gäste und selbst meine Mägde achten mich für fremd; landfremd bin ich geworden in ihren Augen. Ich rufe meinen Knecht, doch er antwortet nicht, mit eigenem Mund muß ich ihn anflehen. Mein Atem ist zuwider meiner Frau, und übel rieche ich den leiblichen Geschwistern. Kinder selbst verachten mich. Will ich mich dagegen wenden, kehren sie mir den Rücken zu. All die Gefährten meines Freundeskreises hassen mich, und die ich liebte, lehnen gegen mich sich auf. An meiner Haut und meinem Fleische kleben meine Knochen, und meine Zähne treten an der Haut hervor. Erbarmt euch meiner, erbarmt euch meiner, ihr meine Freunde; denn Gottes Hand hat mich getroffen! Warum verfolgt ihr mich wie Gott und werdet meines Fleisches nicht satt? O daß doch meine Worte aufgeschrieben würden, o daß in einer Inschrift sie eingegraben würden mit eisernem Griffel und mit Blei, für immer eingehauen in den Fels! Ich selber weiß: Mein Verteidiger lebt, und als letzter wird er über dem Erdenstaub auftreten. Und zieht man mir die Haut vom Fleische ab, selbst dann noch werde ich Gott schauen, ihn, den ich selber schauen werde, den meine eigenen Augen sehen und kein Fremder; mein Herz in mir schmachtet danach. Wenn ihr nun denkt: "Wie sehr wollen wir ihn verfolgen und den Grund der Sache an ihm entdecken!", so fürchtet euch vor dem Schwert - denn heftiger Zorn verdient das Schwert -, damit ihr wißt, daß es ein Gericht gibt!" Da antwortete Zophar, der Naamatit, und sprach: "Hierauf drängen mich meine erregten Gedanken zur Antwort, und deshalb meine ernsten Bedenken in mir! Schmähenden Vorwurf muß ich hören, und Nichtiges, mir unbegreiflich, gibt er zur Antwort. Weißt du nicht dies von ältesten Zeiten her, seit Erschaffung der Menschen auf Erden: daß kurz nur währet der Frevler Jubel und die Freude des Ruchlosen nur einen Augenblick? Steigt selbst bis zum Himmel sein Hochmut empor, und berührt sein Haupt das Gewölk, vergeht er doch wie sein Kot für immer; die ihn sahen, sprechen: "Wo ist er?" Wie ein Traum verfliegt er, man findet ihn nimmer, und er entschwindet gleich nächtlichem Traumgesicht. Ein Auge, das ihn sah, erblickt ihn nicht wieder, und seine Stätte schaut ihn nicht mehr. Seine Söhne müssen bei Armen betteln, seine Hände den Reichtum zurückerstatten. Mag sein Körper strotzen von Jugendkraft, er legt sich doch mit ihm in den Staub. Wenn ihm auch das Böse süß im Munde schmeckt, unter seiner Zunge er es verbirgt, es sorgsam spart und nicht losläßt, sondern zurückhält in seinem Gaumen, es wandelt sich doch seine Speise im Magen, zu Natterngift wird sie in seinem Leib. Er verschluckte Vermögen und muß es erbrechen, aus seinem Bauch stößt Gott es hervor. Natterngift sog er ein, die Zunge der Viper tötet ihn. Nicht darf er schauen die Bäche, die strömenden Flüsse von Honig und Milch. Das Erworbene muß er zurückerstatten und darf es nicht genießen, desgleichen sein gekauftes Gut und darf sich nicht freuen. Denn er zerschlug, ließ im Stich die Armen, raubte das Haus, das er nicht gebaut. Da er in seinem Bauch kein Genüge kannte, entkommt er nicht mit all seinen Schätzen. Keiner entrann seinem Fraß; darum hält auch sein Vermögen nicht stand. Trotz seines Überflusses Fülle kommt er in Not; die ganze Wucht des Unheils erreicht ihn. Es geschieht: Um seinen Bauch zu füllen, läßt Gott seines Zornes Gluten in ihn fahren, läßt sie regnen wider ihn in sein Gedärm. Flieht er vor den eisernen Waffen, so durchbohrt ihn der eherne Bogen; zieht er (den Pfeil) aus der Wunde, so daß er hervorkommt aus seiner Flanke, und die blitzende Spitze aus seiner Galle, dann rücken Todesschrecken wider ihn an. Allerlei finsteres Unheil ist als verborgener Schatz für ihn aufbewahrt, Feuer - von niemand entfacht - verzehrt ihn, frißt noch den letzten Mann in seinem Gezelt. Der Himmel enthüllt seine Sündenschuld, und die Erde bäumt sich gegen ihn auf. Die Flut wälzt sein Haus hinweg, Wasserströme am Tag seines Zornes. Das ist der Anteil des Frevlers von seiten der Gottheit, und das Erbteil für sein Gerede von seiten Gottes. Da antwortete Job und sprach: "O hört doch, hört auf mein Wort, und darin soll euer Trost bestehen! Gestattet mir, daß ich das Wort ergreife, und habe ich gesprochen, dann erst magst du spotten! Ist denn mein Ziel, mich über Menschen zu beklagen, oder habe ich nicht Grund zur Ungeduld? Kehret euch zu mir, erstarret vor Entsetzen, und legt die Hand auf euren Mund! Ja, wenn ich nur daran denke, erschrecke ich, und Zittern ergreift meinen Leib. Warum bleiben Frevler am Leben, werden alt und erstarken an Macht? Gefestigt stehen bei ihnen ihre Kinder vor ihren Blicken und ihre Nachkommen vor ihren Augen. Ihr Hauswesen blüht in Wohlstand, ohne Gefahr; die Zuchtrute Gottes kommt nicht über sie. Ihr Stier bespringt und läßt nicht unbesamt, ihre Rinder kalben und werfen nicht fehl. Sie entlassen ihre Kinder wie eine Herde von Schafen, und ihre Kleinen tanzen und springen. Sie stimmen Lieder an zur Pauke und Zither, ergötzen sich beim Klang der Schalmei. Sie verbringen in Glück ihre Lebenstage und steigen in Ruhe zum Totenreich hinab. Und doch sagten sie zu Gott: "Weiche von uns! Deine Wege zu kennen, begehren wir nicht! Was ist der Allmächtige, daß wir ihm dienen sollten, und was kann es uns nützen, an ihn uns zu halten?" Freilich ruht ihr Glück nicht in ihrer Hand; der Frevler Denkart liegt mir fern! Wie oft erlischt der Frevler Lampe und kommt ihr Unheil über sie, wenn er in seinem Zorn Verderben zuteilt? (Wie oft) werden sie gleich dem Stroh vor dem Winde und wie Spreu, die der Sturm entführt? Spart Gott den Kindern des Frevlers dessen Sündenschuld auf? Ihm selber soll er vergelten, daß er es merke! Seine eigenen Augen sollen sein Unglück schauen, und vom Grimm des Allmächtigen soll er trinken! Denn was kümmert ihn seine Familie, wenn er dahin ist und abgeschnitten seiner Monde Zahl? Darf man nun Gott Erkenntnis lehren, ihn, der die Erhabenen richtet? Der eine stirbt in vollendetem Glück, vollkommen sorglos und ruhig; seine Eingeweide strotzen vor Fett, und das Mark seiner Knochen ist üppig genährt. Doch der andere stirbt in bitterem Gram, hat niemals des Glückes genossen. Nun liegen sie beide gemeinsam im Staube, und Maden bedecken sie. Seht, ich kenne eure Gedanken und die Ränke, womit ihr mir Unrecht zufügt, indem ihr sprecht: "Wo blieb des Vornehmen Haus und wo das Wohnzelt der Frevler?" Habt ihr nie die Weitgereisten befragt und ihre deutlichen Beispiele nicht beachtet? Daß nämlich der Böse am Unheilstage geschont wird, weggebracht am Tage des Zornes? Wer hält ihm offen seinen Lebenswandel vor, und wer vergilt ihm, was er selbst verübte? Er wird vielmehr zur Gräberstätte gebracht, und über den Grabhügel wacht man sorgsam. Leicht sind ihm die Schollen des Schachtes, hinter ihm drein zieht alle Welt und vor ihm eine zahllose Schar. Wie wollt ihr mich also mit Nichtigem trösten? Eure Antworten bleiben letztlich nur Trug." Da antwortete Eliphas, der Temanit, und sprach: "Kann etwa ein Mensch Gott nützen? Nein, sich selber nützt der Weise! Ist es dem Allmächtigen von Wert, wenn du gerecht bist, oder bringt es ihm Gewinn, wenn du deine Lebenspfade unsträflich wandelst? Straft er dich etwa ob deiner Frömmigkeit und zieht dich vor Gericht? War nicht deine Bosheit riesengroß und ohne Ende deine Sündenschuld? Du pfändetest zu Unrecht deine Brüder, nahmst ihre Kleider bis zur Blöße weg. Den Durstigen tränktest du nicht mit Wasser, versagtest Brot dem Hungernden. Dem Manne der Faust, ihm gehörte das Land, und der Günstling durfte wohnen darin. Witwen jagtest du leer davon, der Verwaisten Arme hast du zerschmettert. Deshalb liegen Fallstricke rings um dich her und ängstigt dich plötzlicher Schrecken oder das Dunkel, worin du nicht sehen kannst, und eine Wasserwoge, die dich bedeckt. Ist Gott nicht himmelhoch? Nun schau die höchsten der Sterne, wie hoch sie stehen! Du aber sagtest: "Was weiß denn Gott? Wird er hinter dem Wolkendunkel richten können? Dichtes Gewölk ist eine Hülle vor ihm, daß er nicht sieht, und am Himmelsgewölbe wandelt er!" Willst du dem Pfad der Vorzeit folgen, den die frevelnden Männer gegangen sind, die vor der Zeit dahingerafft wurden, als ein Strom ihren festen Grund überschwemmte? Die zu Gott sprachen: "Weiche von uns!", und was ihnen schon der Allmächtige antun könnte! Und doch war er es, der ihre Häuser mit Gütern füllte, und mir liegt die Denkart der Frevler fern. Die Gerechten sahen es und freuten sich, und der Schuldlose spottete ihrer: "Wahrhaftig, vernichtet sind unsere Gegner, ihren Rest verzehrte das Feuer!" Schließ Freundschaft mit ihm und halte Frieden; nur dadurch bessert sich deine Lage! Nimm Weisung entgegen aus seinem Mund, und präge dir seine Worte ins Herz! Wenn du zum Allmächtigen dich bekehrst, wirst du wiederhergestellt! Wenn du Unrecht fernhältst deinem Zelte und in den Staub dein Feingold legst, ins Flußgeröll dein Edelgold, wenn der Allmächtige dein Goldschatz ist und dir als Silber höchster Güte gilt, dann wirst du deine Wonne finden am Allmächtigen und kannst zu Gott dein Angesicht erheben. Flehst du ihn an, so wird er dich erhören, und dankbar kannst du deine Gelübde entrichten. Beschließt du eine Sache, wird sie dir gelingen, und über deinen Lebenswegen strahlt ein Licht. Als sie zur Tiefe führten, redetest du stolz; jedoch dem Demutsvollen hilft er. Er rettet auch den Schuldbeladenen; du wirst gerettet durch die Reinheit deiner Hände!" Da antwortete Job und sprach: "Auch heut ist meine Klage Widerspruch; schwer lastet seine Hand auf meinem Seufzen. O wüßte ich, wie ich ihn finden könnte, gelangen könnte bis zu seiner Wohnstatt! Ich würde vor ihm ein Gericht anstrengen und meinen Mund mit Beweisgründen füllen. Ich erführe die Worte, die er mir erwiderte, vernähme, was er mir antwortete. Würde er in der Fülle der Macht mit mir streiten? Nein, sicher würde er auf mich achten! Dann würde ein Redlicher mit ihm rechten und ich käme für immer frei von meinem Richter. Doch geh' ich nach Osten, ist er nicht da, nach Westen, so merke ich nichts von ihm. Wirkt er im Norden, ich erblicke ihn nicht, wendet er sich nach Süden, ich sehe ihn nicht! Denn er kennt gar wohl meinen ständigen Lebenswandel; prüfte er mich, ich ginge wie Gold hervor! Mein Fuß hielt fest an seiner Spur; seinen Weg hielt ich ein und bog nicht ab, seiner Lippen Gebot, ich gab es nicht auf. Seines Mundes Worte barg ich im Herzen. - Doch er zielt auf eines, und wer stimmt ihn um? Wonach ihn gelüstet, das tut er. Ja, er wird mein mir bestimmtes Schicksal vollenden, und solcherlei hat er noch vieles im Sinn! Deshalb muß ich erschrecken vor ihm und beim Gedanken daran vor ihm erbeben. Gott ist es. der das Herz mir verzagt macht, der Allmächtige ist es, der mich erschreckt. Denn bin ich von Finsternis nicht umschlossen? Und vor mein Antlitz deckte er Dunkel. Warum werden vom Allmächtigen nicht Straffristen vorgesehen, und schauen, die ihn kennen, seine Gerichtstage nicht? Man verrückt die Grenzen, raubt Herden und führt sie zur Weide. Den Esel der Waisen treibt man fort, pfändet das Rind einer Witwe. Aus dem Wege drängt man die Armen; insgesamt müssen sich verstecken die Schwachen im Lande. Siehe, wie Wildesel in der Wüste ziehen sie hinaus an ihr Tagewerk auf der Suche nach Nahrung; die Steppe liefert ihnen Speise für ihre Kinder. Auf dem Felde schneiden sie sein Grünfutter ab, und im Weinberg des Frevlers halten sie Nachlese. Nackt verbringen sie die Nacht, da Kleidung fehlt, und sie haben in der Kälte keine Decke. Vom Regen der Gebirge sind sie durchnäßt, und obdachlos schmiegen sie sich an den Fels. Von der Mutterbrust reißt man die Waise weg, und den Säugling des Armen nimmt man zum Pfande. Nackt müssen sie gehen, ohne Kleidung, und hungrig tragen sie Garben ein. Zwischen den Schutzmauern jener müssen sie Öl pressen, müssen die Kelter treten und dabei Durst leiden. Von der Stadt her stöhnen Sterbende, und der Erschlagenen Seele schreit auf; Gott aber achtet auf kein Gebet. Diese gehören zu den Feinden des Lichtes; seine Wege erkennen sie nicht, und auf seinen Pfaden verharren sie nimmer. Beim Morgenlicht erhebt sich der Mörder, tötet den Dürftigen und den Armen, während er nachts einem Diebe gleicht. Auch des Ehebrechers Auge lauert auf die Dämmerung, indem er sich sagt: "Kein Auge soll mich erblicken; sie legt ja eine Hülle über das Gesicht." Im Finstern bricht er ein in die Häuser. Tagsüber verstecken sie sich; sie wollen vom Lichte nichts wissen. Denn Morgenfrühe ist für sie alle die Finsternis; ist doch jeder vertraut mit den Schrecken des Dunkels. Doch schnell reißt ihn das Wasser fort, wenn Fluch ihren Anteil im Lande trifft; zum Weg nach den Weinbergen wendet er sich nicht. Wie Dürre und Hitze das Schneewasser wegrafft, so das Totenreich die Sünder. Wenn der Aasgeier ihn übersieht, labt sich an ihm das Gewürm; nimmer gedenkt man seiner; ja, wie ein Baum wird Frevel zerschmettert. Denn er tat Böses der Unfruchtbaren, der Kinderlosen, und keiner Witwe erwies er Gutes. Doch wenn Er (Gott) Gewaltige kraftvoll hinwegrafft, und wenn er sich erhebt, dann kann sich jener des Lebens nicht mehr sicher fühlen. Zwar läßt er ihn in Zuversicht und Selbstvertrauen, aber seine Augen bewachen ihre Wege. Sie ragen hoch für kurze Zeit, dann ist es aus! Sie werden umgebogen, insgesamt mit der Faust gepackt und wie die Ährenspitzen abgeschnitten. Ist es nicht so? Wer kann mich Lügen strafen und meine Rede zunichte machen?" Da antwortete Bildad, der Schuchit, und sprach: "Herrschaft und Schrecken sind bei ihm, der Ordnung schafft in seinen Höhen. Kann man seine Scharen zählen, und über wem erhebt sich nicht sein Licht? Wie könnte da ein Mensch im Recht sein gegenüber Gott, wie wäre rein der Weibgeborene? Sieh, selbst der Mond, er strahlt nicht hell, die Sterne sind nicht rein vor seinen Augen. Nun gar der Mensch, die Made! Das Menschenkind, der Wurm!" Da antwortete Job und sprach: "Wie gut stehst du dem Schwachen bei, leistest Hilfe dem kraftlosen Arm! Wie trefflich gibst du dem Unweisen Rat, tust du Wissen in Menge kund! Mit wessen Beistand trägst du Reden vor, und wessen Odem geht von dir aus? Die Totengeister erbeben unter den Wassern und ihren Bewohnern. Enthüllt liegt das Totenreich vor ihm, und keine Decke hat die Unterwelt. Er spannt über dem Leeren den Norden aus, hängt die Erde auf am Nichts. Er bindet das Wasser in sein Gewölk, ohne daß die Wolken deshalb zerreißen. Er überzieht des Vollmonds Antlitz, breitet über ihn sein Gewölk. Eine Grenze zieht er rundum auf den Wassern bis zum Rande von Licht und Finsternis. Des Himmels Säulen erzittern und erschrecken vor seinem Drohwort. Durch seine Gewalt erregt er das Meer, in seiner Weisheit zerschmettert er Rahab. Durch seinen Hauch wird der Himmel heiter, seine Hand durchbohrt die flüchtige Schlange. Doch das sind nur die äußersten Enden seiner Wege; ja, nur etwas wie ein Flüstern vernehmen wir von ihm! Aber gar das Donnern seiner Macht, wer könnte es begreifen?" Da setzte Job seine Rede fort und sprach: "So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzog, und der Allmächtige, der meine Seele kränkte! Wahrlich, solange mein Atem in mir ist und Gottes Hauch in meiner Nase, sollen meine Lippen kein Unrecht reden, noch wird meine Zunge Verkehrtes sprechen! Fern sei es von mir, euch recht zu geben, ich gebe bis zum Tod meine Unschuld nicht auf! An meiner Gerechtigkeit halte ich fest und lasse sie nicht. Mein Gewissen tadelt keinen meiner Tage. Es gelte als Frevler mein Feind und mein Gegner als Schuldiger! Denn was ist des Ruchlosen Hoffnung, wenn er verscheidet, wenn Gott seine Seele hinwegnimmt? Wird Gott auf sein Schreien hören, wenn Bedrängnis über ihn kommt? Kann er sich des Allmächtigen freuen, Gott anrufen zu jeder Zeit? Ich will euch belehren über Gottes strafende Hand, nicht verhehlen, was der Allmächtige plant! Seht, ihr habt alle es selber geschaut! Warum also pflegt ihr nichtigen Wahn? Dies ist des Frevlers Anteil bei Gott und der Gewalttätigen Erbe, das sie vom Allmächtigen empfangen: Werden zahlreich seine Söhne, so geschieht es für das Schwert, und nimmer können seine Kinder sich am Brote sättigen. Wer ihm noch übrigbleibt, sinkt durch die Pest zu Grab, und seine Witwen halten keine Totenklage. Ob er auch Silber aufhäuft gleich dem Staub und Kleider sich beschafft wie Lehm, er schafft sie an, doch der Gerechte wird sie tragen; das Silber wird der Fromme zum Besitz erlangen. Er hat sein Haus gebaut wie eine Motte, gleich einer Hütte, die ein Wächter aufgestellt. Als Reicher legt er sich zur Ruhe - noch ist es nicht hinweggerafft; doch tut er seine Augen auf, so ist es nicht mehr da. Der Schrecken greift es an wie eine Wasserflut, der Sturmwind nimmt es fort bei Nacht. Der Ostwind hebt es hoch, und es entschwindet. Er fegt im Sturm es weg von seiner Stätte. Er wirft es über ihm zusammen und kennt keine Schonung, vor seiner Macht muß er von hinnen fliehen. Man klatscht in die Hände wider ihn und spottet über ihn von seiner Stätte her. Gewiß, es gibt einen Fundort für Silber, eine Stätte für Gold, das man läutert. Eisen wird aus Erde gewonnen und Gestein zu Kupfer geschmolzen. Man setzt ein Ende der Dunkelheit, durchforscht bis zum äußersten Winkel das Gestein des Dunkels und der Finsternis. Stollen gräbt ein fremdes Volk: Vergessene hängen (am Seil) ohne Gebrauch der Füße; menschenfern schwanken sie. Die Erde, woraus das Brotkorn wächst, - ihr Inneres wird zerstört wie durch Feuer. Ihr Gestein ist die Heimat des Saphirs, und Goldstaub findet sich dort. Kein Raubvogel kennt den Weg dorthin, kein Falkenauge hat ihn erspäht. Das stolze Wild betritt ihn nicht, kein Löwe schreitet auf ihm. An Kieselgestein legt man die Hand, wühlt von der Wurzel her die Berge um, haut in die Felsen Schächte ein, und allerlei Schätze erblickt das Auge. Durchsickernde Rinnsale dämmt man ein, und Verborgenes bringt man ans Licht. Die Weisheit aber -, wo findet man sie, und wo ist die Stätte der Einsicht? Kein Mensch kennt die Schicht, in der sie liegt, man findet sie nicht im Lande der Lebenden. Das Urmeer spricht: "In mir ist sie nicht", der Ozean sagt: "Sie weilt nicht bei mir." Feingold kann man nicht für sie bezahlen oder Silber für sie als Preis abwägen. Man kann sie nicht vergleichen mit Ophirgold, mit kostbarem Karneol und Saphir. Kein Gold kommt ihr gleich, kein geläutertes Glas, kein Tauschwert für sie sind Geräte aus Feingold. Korallen und Kristall sind nicht zu erwähnen, und weit über Perlen geht der Weisheit Besitz. Äthiopiens Topas kommt ihr nicht gleich, man kann sie nicht vergleichen mit edelstem Gold. Die Weisheit aber, woher sie nur kommt, und wo ist die Stätte der Einsicht? Sie ist ja verhüllt vor aller Lebenden Augen und verborgen vor den Vögeln des Himmels. Es sprechen die Unterwelt und der Tod: "Unsere Ohren vernahmen von ihr nur ein Raunen!" Gott ist es, der den Weg zu ihr kennt, und er nur weiß ihre Stätte. Denn er blickt bis zu den Enden der Erde; was unter dem ganzen Himmel ist, sieht er. Als er dem Wind sein Gewicht verliehen und die Wasser bestimmte nach Maß, als er dem Regen Gesetz vorschrieb und einen Weg dem Donnergewölk, damals erschaute er sie und zählte sie ab, stellte sie fest und forschte sie aus. Doch zum Menschen sprach er: "Seht, Furcht des Herrn, das ist Weisheit, und Meiden des Bösen ist Einsicht!"" Da setzte Job seine Rede fort und sprach: "Ach, wäre ich wie in längst vergangenen Monden, wie in den Tagen, da Gott mich behütete, als über meinem Haupt seine Lampe er leuchten ließ, bei seinem Licht ich durchs Dunkel ging! So, wie ich war in früheren Zeiten, als Gott mein Gezelt beschirmte, als noch der Allmächtige mit mir war, rings um mich meine Kinder; als meine Schritte sich netzten mit Sahne, der Fels mir Bäche von Öl ergoß, wenn ich hinausging ans Tor bei der Stadt, meinen Sitz auf dem Marktplatz aufschlug. Erblickten mich Knaben, so verbargen sie sich, die Alten standen auf, blieben stehen. Fürsten hielten mit Reden sich zurück und legten die Hand auf den Mund. Die Stimme der Edlen verstummte, ihre Zunge klebte am Gaumen. Wenn ein Ohr mich gehört hatte, zollte es Beifall; wenn ein Auge mir zusah, stimmte es mir bei. Ich befreite ja den Bedrängten, der rief, den Verwaisten, der ohne Helfer war. Auf mich kam des Verzweifelnden Segen, aufjubeln ließ ich der Witwe Herz. Ich bekleidete mich mit Gerechtigkeit; wie Mantel und Kopfbund umhüllte mich Recht. Auge war ich für den Blinden, Fuß für den Lahmen. Vater war ich für die Armen, prüfte den Rechtsstreit des Unbekannten. Dem Ungerechten zerschlug ich das Raubtiergebiß, entriß seinen Zähnen die Beute. So dacht' ich: "Mit meinem Neste werde ich verscheiden und gleich dem Phönix meine Tage vermehren. Meine Wurzel reicht unbehindert zum Wasser, und Tau nächtigt in meinem Gezweig. Stets neu bleibt bei mir meine Ehre, mein Bogen verjüngt sich in meiner Hand." Auf mich horchten und warteten sie, lauschten schweigend auf meinen Rat. Nachdem ich gesprochen, nahm keiner das Wort, und es träufelte nieder auf sie meine Rede. Sie harrten mein wie des Regens und sperrten den Mund wie nach Spätregen auf. Lächelte denen ich zu, die kein Vertrauen mehr hatten, so wiesen sie nicht mein strahlendes Angesicht ab. Ich entschied über ihr künftiges Handeln und saß dabei als ihr Haupt; ich wohnte wie ein König beim Heerestrupp, wie einer, der Trauernde tröstet. Jetzt aber lachen über mich selbst jene, die jünger sind als ich; deren Väter ich nicht gewürdigt hätte, sie bei den Hunden meiner Schafe anzustellen. Was hätte ihrer Hände Kraft mir auch genützt? Es war dahingeschwunden ihre Rüstigkeit durch Mangel und durch harte Hungersnot; Leute, die das dürre Land abnagten, das Steppengras der Wüste und der Wüstenei, die beim Gesträuch die Melden pflückten, zu ihrer Nahrung Ginsterwurzeln. Aus der Gemeinschaft wurden sie verjagt, man schrie ihnen nach wie einem Dieb. Am Abhang der Talschluchten mußten sie wohnen, in Erdhöhlen und im Felsgeklüft. Zwischen Gesträuch erklang ihr tierischer Schrei, unter wildem Gestrüpp drängten sie sich zusammen. Ein blödes Gesindel, ein Volk ohne Namen, das aus dem Lande verstoßen ward. Jetzt aber muß ich ihnen zum Spottlied dienen, bin ihnen der Gegenstand höhnender Reden. Sie verabscheuen mich, rücken weit von mir weg, enthalten sich nicht, mir ins Antlitz zu speien. Denn Er (Gott) entfaltete sein Seil und beugte mich nieder, und sie ließen von meinem Angesicht einen Zügel ausgehen. Zur Rechten stellte die Brut sich auf, sie trieben meine Füße weg und bauten ihres Unheils Dämme wider mich. Sie zerstörten meinen Pfad, trugen zu meinem Sturze bei, keiner war, der ihnen wehrte. Wie durch eine breite Bresche kamen sie heran, unterhalb der Trümmer wälzten sie sich vorwärts. Schrecknisse stürzten ein auf mich, verjagt wie vom Sturm ist mein fürstlicher Rang, und gleich einer Wolke entschwand mein Glück. Und nun zerfließt vor Leid mir meine Seele, ergreifen mich des Elends Tage. Des Nachts wird mein Gebein mir ausgehöhlt, meine nagenden Schmerzen kommen nicht zur Ruhe. Er packte mich mit aller Macht am Kleid, umschlang mich wie der Gürtel meines Unterkleides. Er warf mich in den Schmutz, so daß ich Staub und Asche gleiche. - Um Hilfe rufe ich zu dir, doch du erhörst mich nicht, ich steh' (vor dir), doch achtest du nicht meiner. Du wandelst dich in einen Rücksichtslosen gegen mich, mit deiner starken Hand bekämpfst du mich. Du hebst mich in den Wind, läßt mich dahinfahren, und es zerzaust mich der Sturm. Ja, ich weiß, du willst zum Tode mich zurückversetzen, zur Sammelstätte aller Lebenden. Wahrlich, nicht gegen den Schwachen streckt er die Hand aus; oder gibt es bei seinem Unglück deshalb einen Hilferuf? Weinte ich nicht um den, der harte Zeit durchmachte, grämte sich nicht um den Armen meine Seele? Ja, Gutes erhoffte ich; gekommen ist Böses; ich harrte auf Licht, doch Finsternis kam. Mein Innerstes siedet und kommt nicht zur Ruhe, des Elends Tage haben mich ereilt. Finster gehe ich einher ohne Sonne, stehe auf in der Gemeinde und schreie laut. Den Schakalen ward ich zum Bruder, den Straußenhennen zum Freund. Meine Haut am Leibe ist schwarz geworden, von Fieberhitze brennt mein Mark. So wurde zur Trauer mein Saitenspiel, meiner Flöte Ton zum Wimmern von Weinenden. Ich schloß einen Bund mit meinen Augen, nie lüstern nach einer Jungfrau zu blicken. Was wäre mein Anteil sonst von Gott droben, mein Erbe vom Allmächtigen aus der Höhe? Wird nicht Verderben dem Frevler zuteil und Verstoßung dem Übeltäter? Ist Er es nicht, der meine Wege sieht und alle meine Schritte zählt? Bin ich mit Lüge umgegangen, eilte mein Fuß der Täuschung nach? Er möge mich wägen auf richtiger Waage, und Gott wird meine Unschuld erkennen! Wenn mein Schritt vom Wege wich, mein Herz meinen Augen folgte, an meinen Händen ein Makel klebte, so genieße ein anderer, was ich säte, und was immer mir sproßt, soll entwurzelt werden! Ließ sich mein Herz um ein Weib betören, und lauerte ich an der Tür meines Nächsten, so sei meine Frau einem andern zu Willen, und Fremde mögen sich über sie beugen! Doch das wäre eine Schandtat, wäre ein Vergehen, strafbar vor dem Gericht. Ja, es wäre ein Feuer, das bis zur Unterwelt fressen und meine ganze Habe entwurzeln würde. Wenn ich des Sklaven und der Sklavin Recht in ihrem Streitfall wider mich verwarf, was kann ich dann tun, wenn Gott sich erhebt, was ihm erwidern, wenn er Rechenschaft verlangt? Hat nicht, der mich im Mutterleib schuf, auch ihn erschaffen, und einer uns im Mutterschoß gebildet? Versagte ich den Armen einen Wunsch, ließ ich verschmachten der Witwe Augen? Aß ich für mich allein meinen Imbiß, ohne daß davon auch das Waisenkind aß? Denn seit meiner Jugend zog er mich groß wie ein Vater, und vom Schoß meiner Mutter an führte er mich! Sah ich einen Verarmten und ließ ihn ohne Gewand, und ohne Decke den Dürftigen? Haben nicht seine (bekleideten) Lenden mich dankbar gepriesen, wärmte er sich nicht von der Wolle meiner Schafe? Schwang ich drohend die Hand gegen eine Waise, weil ich am Tor für mich Rechtshelfer sah, So soll mir die Achsel aus der Schulter fallen und der Arm vom Gelenk brechen! Denn als Schrecken überfiele mich Gottes Strafverderben, und vor seiner Hoheit hielte ich nicht stand. Setzte ich mein Vertrauen auf Gold, nannte ich Feingold meine Hoffnung? Freute ich mich, daß groß mein Vermögen und daß gar viel meine Hand gewann? Blickte ich auf zur Sonne, wenn sie erstrahlte, oder zum Mond, wenn er prachtvoll einherzog, und ließ sich mein Herz dann heimlich betören, und sandte meine Hand vom Mund Küsse empor? Auch das wäre ein Vergehen, schuldig des Gerichtes; denn ich hätte Gott in der Höhe verleugnet. Freute ich mich am Unglück meines Feindes, jauchzte ich auf, wenn Unheil ihn traf? Nein, ich gab meinen Mund nicht zum Sündigen hin, um sein Leben durch einen Fluch zu verwünschen. Sagten nicht meines Zeltes Genossen: "Bei ihm durfte sich jeder sättigen mit Fleisch"? Kein Fremdling mußte im Freien übernachten, dem Wanderer tat ich die Türen auf. Verheimlichte ich meine Fehler nach Menschenart, indem ich im Herzen meine Schuld verbarg, weil ich die große Volksmenge scheute, der Sippen Verachtung mich schreckte, so daß ich stillschwieg und zur Tür nicht hinausging? O daß doch einer mich hören möchte! Ja, dies ist mein Begehren, daß mir der Allmächtige Antwort gäbe und mein Gegner im Streit eine Klageschrift schriebe! Wahrlich, ich wollte auf meine Schulter sie heben; ich wände als Kranz sie mir um! Alle meine Schritte täte ich ihm kund und nahte mich ihm wie ein Fürst! [Wenn wider mich mein Ackerfeld klagte und insgesamt seine Furchen weinten, wenn seinen Ertrag ich verzehrte, ohne bezahlt zu haben, und das Verlangen seines Besitzers unerfüllt ließ, so möge anstelle des Weizens Dorngestrüpp wachsen und statt der Gerste stinkender Lolch!"] - Zu Ende sind die Worte Jobs. - Da ließen jene drei Männer davon ab, Job darauf zu antworten, daß er sich selbst für gerecht hielt. Es entbrannte nun der Zorn des Elihu, des Sohnes Barachels, des Busiters aus dem Geschlechte Ram. Gegen Job entbrannte sein Zorn, weil er Gott gegenüber sich selbst für gerecht erklärt hatte. Gegen seine drei Freunde entbrannte sein Zorn, weil sie keine Antwort mehr fanden, womit sie Job ins Unrecht gesetzt hätten. Elihu aber hatte Job gegenüber mit Worten gezögert, weil jene älter waren als er. Doch als Elihu sah, daß die drei Männer keine Antwort mehr wußten, entbrannte sein Zorn. Da antwortete Elihu, der Sohn Barachels, der Busiter, und sprach: "Jung bin ich zwar an Lebensjahren, und ihr seid hochbetagt; deshalb hielt ich mich zurück und scheute mich, euch mein Wissen kundzutun. Ich dachte: Mag das Alter reden, der Jahre Fülle Weisheit lehren! Jedoch, es ist der Geist im Menschen, der Odem des Allmächtigen, der ihn verständig macht. Alte sind nicht immer weise, noch Greise stets des Rechten kundig. Deshalb sprech' ich: Hört mir zu, kundtun will auch ich mein Wissen! Seht, ich habe eure Worte abgewartet, lauschte eurer klugen Einsicht, wie ihr Fragen untersuchtet. Dabei gab ich auf euch acht, und seht, nicht einer überführte Job, nicht einer unter euch hat seine Worte widerlegt! Sprecht nicht: "Wir haben die Weisheit entdeckt: Gott wird ihn verstoßen, nicht ein Mensch!" Zwar hat er noch mit keiner Rede sich an mich gewandt; ich werde ihm auch nicht mit Worten wie den eurigen erwidern. - Sie sind bestürzt, antworten nimmer, es gingen ihnen die Worte aus! Soll ich nun warten, wenn sie nichts reden, wenn sie dastehen, ohne Antwort zu wissen? So will auch ich meinen Teil erwidern, kundtun will auch ich mein Wissen! Denn angefüllt bin ich mit Worten, mich drängt der Geist in meiner Brust. Seht, meine Brust gleicht dem verschlossenen Wein, wie neue Schläuche muß sie bersten. So wiIl ich reden, dann wird mir leichter, will die Lippen auftun und Antwort geben! Ich werde für keinen Partei ergreifen und werde niemandem schmeicheln. Denn Schmeichelei verstehe ich nicht; sonst raffte mein Schöpfer mich rasch hinweg! Du aber, Job, vernimm meine Rede, und all meinen Worten höre nun zu! Sieh, ich habe meinen Mund geöffnet, schon spricht meine Zunge im Gaumen. Mein aufrichtiges Herz liegt in meinen Worten, und in lauterer Weise sprechen meine Lippen Erkenntnis aus. Gottes Geist hat mich erschaffen, und der Odem des Allmächtigen gab mir das Leben. Bist du imstande, so entgegne mir, äußere dich vor mir und stelle dich! Schau, für Gott bin ich so viel wie du, auch ich bin nur aus Lehm geformt. Wohlan, die Furcht vor mir braucht dich nicht einzuschüchtern, und Druck von meiner Seite soll dich nicht belasten! Jedoch du sprachst vor meinen Ohren, und ich vernahm der Worte Klang: "Ich bin rein und frei von Sünde, bin makellos und ohne Schuld. Nur Gegensätze wider mich sucht er zu finden und sieht mich an als seinen Feind. Meine Füße legt er in den Block, alle meine Pfade überwacht er." Siehe, darin bist du nicht im Recht, entgegne ich dir; denn Gott ist größer als der Mensch! Weshalb hast du mit ihm gehadert, daß er allen deinen Worten nicht erwidere? Denn zum einen Male redet Gott, zum andern Male geht er nicht darauf ein. Im Traum, im Nachtgesicht, wenn tiefer Schlaf die Menschen befällt, im Schlummer auf dem Lager, da öffnet er der Menschen Ohr und setzt sie in Schrecken durch Verwarnung, um den Menschen zu bekehren von seinem Tun und Hochmut vom Manne fernzuhalten, seine Seele vor der Grube zu retten, sein Leben vor dem Hingang durch das Todesgeschoß. Auch wird er gemahnt durch Schmerz auf seinem Lager, wenn das Zittern seiner Glieder nicht aufhört. Sein Lebenszustand macht ihm Speisen widerlich, sein seelisches Empfinden selbst die Lieblingskost. Es schwindet sein Fleisch, ist nicht mehr zu sehen, abgemagert sind seine Knochen, die sonst man nicht sah. Schon nahe ist seine Seele der Grube, sein Leben den Todesboten. Wenn dann ein Engel ihm zur Seite steht, ein Mittler, einer aus den Tausenden, um zur Verteidigung des Menschen dessen Tugend zu vermelden, wenn dieser sich erbarmt und spricht: "Erlaß es ihm, hinabzusteigen in die Grube, ich hab' ein Lösegeld für ihn gefunden", So blüht sein Fleisch wieder auf, mehr als zur Jugendzeit; er kehrt zu den Tagen seines Jünglingsalters zurück. Er betet zu Gott, und der ist ihm hold, läßt ihn unter Jubel sein Angesicht schauen und gibt dem Menschen seine Gerechtigkeit wieder. Dieser blickt auf die Leute und spricht: "Ich hatte gesündigt und Unrecht getan, doch Er hat mir nicht mit Gleichem vergolten. Er löste meine Seele vom Hingang in die Grube, und mein Leben darf das Licht erschauen." Fürwahr, all das pflegt Gott zu tun, zweimal, dreimal mit dem Menschen, um seine Seele von der Grube abzuwenden, damit vom Licht des Lebens er beschienen werde. Merk auf, Job! Höre mich an! Schweig still, und ich will reden! Hast du Triftiges zu sagen, so erwidere mir, denn ich gäbe dir gerne recht! Wenn aber nicht, dann hör auf mich; schweig still, daß ich dich Weisheit lehre!" Dann sprach Elihu als Erwiderung: "Horcht, ihr Weisen, auf meine Worte; ihr Wissenden, hört mir zu! Gewiß, das Ohr soll die Worte prüfen, wie der Gaumen die Speise verkostet. Das Recht wollen wir untersuchen, miteinander erkunden, was richtig ist! Denn Job erklärte: "Ich bin im Recht, doch Gott hat mein Recht zurückgewiesen. Meinem Recht zuwider sollte ich lügen? Heillos ist der Pfeil, der mich ohne Schuld traf!" Wo ist ein Mann gleich Job, der wie Wasser Lästerung trinkt, der im Verein mit Übeltätern wandelt und mit verruchten Leuten einiggeht? Er sagte ja: "Es nützt dem Menschen nichts, wenn er in Freundschaft lebt mit Gott!" Darum, ihr einsichtsvollen Männer, hört mich an! Fern liegt es Gott, Unrecht zu tun, und dem Allmächtigen, Frevel zu verüben! Vielmehr, des Menschen Tun vergilt er ihm, und jeden läßt er ernten je nach seinem Wandel. Nein, fürwahr, Gott handelt niemals ungerecht; der Allmächtige beugt nicht das Recht! Wer hat ihm denn der Erde Schöpfung aufgetragen, wer hat den ganzen Erdkreis hingestellt? Würde er auf ihn (den Menschen) seinen Sinn nur richten, seinen Geist und Odem wieder zu sich nehmen, so müßte alles Fleisch zusammen sterben, der Mensch zum Staube wiederkehren. Doch wenn du Einsicht hast, so höre folgendes, lausche auf den Wortlaut meiner Rede: Kann, wer das Recht haßt, Führung innehaben, und willst du den erhabensten Gerechten als ungerecht bezeichnen? Ihn, der zu einem König offen sagt: "Du Taugenichts!", zu Edelleuten: "Übeltäter!", der auch auf Fürsten keine Rücksicht nimmt und keinen Hohen vor dem Niedrigen bevorzugt; denn alle sind sie seiner Hände Werk. Sie müssen plötzlich sterben, und zwar mitten in der Nacht. Die Bevölkerung kommt ins Wanken, sinkt dahin; man wird den Starken los ganz ohne Machtanstrengung. Denn seine Augen blicken auf des Menschen Wege, und aller seiner Schritte achtet er. Kein Dunkel gibt es, keine Finsternis, darin die Übeltäter sich verbergen könnten. Ja, er setzt einem Menschen keine Frist, auf daß er zum Gericht vor Gott erscheine. Machthaber zerknickt er ohne Verhör, läßt andere treten an ihren Platz. Wahrlich, er kennt ja ihre Taten, stürzt sie über Nacht, und sie sind zermalmt. Wie Verbrecher schlägt er sie, an einem Orte, wo es alle sehen, deswegen, weil sie von ihm sich trennten und alle seine Wege nicht erfaßten. So läßt er das Schreien des Schwachen zu sich empordringen, das Rufen der Armen vernimmt er. Wenn er selbst jedoch sich still verhält, wer kann ihn beschuldigen? Verbirgt er sein Antlitz, wer kann ihn erblicken? (Wenn er es verbirgt) gegenüber dem Volk wie gegenüber dem einzelnen Menschen, wegen der Herrschaft eines ruchlosen Mannes aus der Zahl der Verführer des Volkes? Vielmehr soll man zu Gott sprechen: "Ich war betört, ich will nicht freveln; auch wenn ich dich nicht sehe, sollst du mich lehren; verübte ich Böses, so will ich es nicht wieder tun!" Meinst du, er wird es vergelten, wenn du widerrufst? Du selbst sollst ja entscheiden, und nicht ich! Was weißt du zu sagen? Männer von Einsicht werden mir bestätigen und jeder weise Mann, der mir zuhört: Job redete in Unverstand, und seine Worte waren unvernünftig! Wohlan, so muß Job immerdar der Prüfung unterliegen, ob seiner Widerreden nach der Art der Frevler! Denn seine Sünde steigert er noch weiter, Frevel strömt über in unsere Mitte, und er vermehrt wider Gott seine Reden." Dann sprach Elihu als Erwiderung: "Dies also hältst du für richtig, "dies", sprichst du, "ist mein Recht gegenüber Gott", daß du fragst, was es dir nütze, "welchen Vorteil habe ich von meiner Sündenlosigkeit?" Ich will dir Worte erwidern und deinen Freunden zusammen mit dir: Blick den Himmel an und sieh; schau die Wolken hoch über dir! Wenn du sündigst, was fügst du ihm zu, sind zahlreich deine Frevel, was kannst du ihm antun? Handelst du recht, was schenkst du ihm damit? Oder was empfängt er aus deiner Hand? Nur den Menschen deinesgleichen betrifft deine Missetat und nur die Menschenkinder deine Gerechtigkeit. Wohl schreit man ob der Gewalttaten Menge, jammert unter der Faust der Großen, doch keiner fragt: "Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Loblieder anstimmen läßt bei Nacht, der klüger uns macht als der Erde Tiere, weiser als die Vögel des Himmels?" Da schreit man, doch er gibt keine Antwort wegen der Bösen Übermut. Wahrlich, Nichtiges hört Gott nicht, und der Allmächtige sieht es nicht an! Erst recht, wo du sagst, du sähest ihn nimmer! Das Gericht steht bei ihm, und du mußt seiner harren! Jetzt aber, weil sein Zorn nicht strafte und er nichts wußte von heftigem Auftreten, da reißt nun Job umsonst seinen Mund auf, hält große Reden voll Unverstand." Da fuhr Elihu fort und sprach: "Hab noch ein wenig Geduld mit mir, so will ich dir kundtun, daß sich zu Gottes Gunsten noch weiteres sagen läßt! Ich trage mein Wissen ins Weite hinaus und will meinem Schöpfer Recht verschaffen. Denn fürwahr, meine Worte sind kein Trug, ein Mann mit vollendetem Wissen steht vor dir! Sieh, Gott ist gewaltig, verschmäht aber keinen, gewaltig an Geisteskraft! Den Frevler läßt er nicht am Leben, doch den Bedrückten gewährt er ihr Recht. Er wendet vom Gerechten sein Auge nicht ab, und die Könige auf dem Thron - er setzt sie für immer ein, und sie sind hoch erhaben. Wenn sie aber, gefesselt mit Ketten, gefangen sind in den Schlingen des Unglücks, so hält er dadurch ihr Tun ihnen vor und ihr Vergehen, weil stolz sie geworden. Er öffnet ihr Ohr für die Warnung und fordert sie auf, vom Bösen zu lassen. Wenn sie dann gehorchen und sich fügen, dürfen sie ihre Tage in Glück vollenden und ihre Jahre in Wonnen. Aber gehorchen sie nicht, so fahren sie dahin durch das Todesgeschoß und müssen sterben ganz unvermutet. Denn gottlosen Herzens hegen sie Groll, rufen nicht um Hilfe, auch wenn er sie fesselte. Ihre Seele stirbt in der Jugend dahin, ihr Leben im Hochzeitsalter. Den Leidenden rettet er durch dessen Leid und tut durch Drangsal das Ohr ihm auf. Wenn Groll dich betörte wegen der Bedrängnis, es kommt doch eine Weite, die keiner Enge weicht, und das Gedeck deines Tisches ist voll fetter Speisen! Wenn du das Gericht über den Frevler hinter dir hast, werden Gericht und Recht eingreifen. Zorn jedoch soll dich nicht betören beim Schicksalsschlag, und die Größe der Sühne soll dich nicht verführen! Würde etwa ohne Bedrängnis dein Notschrei sich rüsten und überhaupt jegliche Kraftanstrengung? Sehne nicht die Nacht herbei, wo die Leute ihre Stätte besteigen. Hüte dich! Wende dich nicht zum Bösen! Denn deshalb wardst du durch Leid geprüft. Sieh, Gott ist erhaben in seiner Macht! Wer ist ein Lehrer gleich ihm? Wer überprüft an ihm seinen Weg, und wer darf zu ihm sagen: "Du hast schlecht gehandelt"? Sei eingedenk, sein Tun zu preisen, das man in Liedern oft besang! Alle Welt sieht es mit Staunen, von ferne nur schaut es ein Mensch. Sieh, Gott ist groß, nicht zu begreifen, unerforschlich seiner Jahre Zahl! Wenn er Wassertropfen formt, ergießen sie sich als verderblicher Platzregen, und von ihnen triefen die Wolken, lassen niederrieseln auf der Menschen Menge. Begreift jemand gar die weite Ausdehnung der Wetterwolke, das donnernde Krachen seines Gezeltes? Sieh, er hat darüber sein Licht ausgebreitet, und den Grund des Meeres hat er bedeckt. Denn hierdurch übt er Gericht an den Völkern, gibt aber auch Speise im Überfluß. Seine Hände füllt er mit Blitzen und entbietet sie gegen das Treffziel. Es kündet von ihm sein Donnerruf, sein zorniges Eifern gegen das Unrecht. Gerade darüber erbebt mein Herz, springt pochend auf von seiner Lage. Hört, hört das Toben seiner Stimme, welch Grollen seinem Mund entfährt! Unter dem ganzen Himmel entfesselt er es und seinen leuchtenden Blitz über den Enden der Erde. Hinter ihm drein brüllt die Donnerstimme, er dröhnt mit seinem erhabenen Laut; nicht hält er beide zurück, sooft seine Stimme gehört werden soll. Gott dröhnt mit seiner Stimme wunderbar, wirkt große Dinge, die wir nicht verstehen. So befiehlt er dem Schnee: "Fall zur Erde!", desgleichen dem Regenschwall, seinen mächtigen Regengüssen. Da versiegelt er die Hand aller Menschen, damit die Leute insgesamt sein Tun erkennen. Die Tiere selbst verkriechen sich in ein Versteck und lagern sich in ihren Höhlen. Aus des Südens Kammer kommt der Sturm, aus des Nordens Winden kalter Frost. Durch Gottes Hauch entsteht das Eis, liegt starr des Wassers Fläche da. Auch belädt er die Regenwolke mit Naß, streut aus sein wetterleuchtendes Gewölk. Das zieht im Kreise hin und her nach seiner Lenkung, um alles auszuführen, was er ihm gebietet, auf der Erde weitem Rund. Entweder als Zuchtrute - sei es auch für seine Erde - oder als Hulderweisung führt er es heran. Dieses höre dir doch an, o Job! Steh still und achte auf die Wundertaten Gottes! Weißt du darum, wie Gott ihnen Auftrag gibt, und wie das Licht seiner Wolke aufstrahlt? Weißt du um das Schweben des Gewölks, um die Wunderwerke des Allwissenden? Du, dem die Kleider schon zu heiß erscheinen, wenn vor dem Süd die Erde reglos liegt! Wölbst du gleich ihm das Wolkenfirmament, das fest wie ein gegossener Spiegel ist? Teile du uns mit, was wir ihm sagen sollen; wir wissen nichts zu sprechen angesichts des Dunkels! Wird es ihm erzählt, wenn ich rede? Wenn einer spricht, erfährt er es? Und nun, wenn man das Sonnenlicht nicht sieht, ist es verdunkelt durch die Wolken, - ein Windhauch bläst und fegt sie weg! Vom Norden kommt goldener Glanz, über Gott schwebt furchterregend Herrlichkeit. Den Allmächtigen, wir ergründen ihn nicht, den Erhabenen an Macht, der aber das Recht und der Gerechtigkeit Fülle nimmer beugt. Deshalb sollen die Menschen ihn fürchten! Er selbst schaut alle klugen Leute nicht an." Da antwortete der Herr dem Job aus dem Wettersturm und sprach: "Wer ist es, der den Weltenplan verdunkelt mit Gerede ohne Einsicht? Umgürte deine Hüften wie ein Held, so frag' ich dich, und kläre du mich auf! Wo warst du, als ich die Erde gründete? Gib Antwort, so Bescheid du weißt! Wer hat ihre Maße festgesetzt? - du weißt es ja. Oder wer hat über ihr die Meßschnur ausgespannt? Worauf sind ihre Sockel eingesenkt? Wer setzte ihr den Eckstein auf beim Jubelchor der Morgensterne, als insgesamt die Gottessöhne jauchzten? Und wer verschloß das Meer mit Türen, als schäumend es aus seinem Mutterschoß hervorquoll, als ich Gewölk zu seinem Kleid ihm machte, zu seiner Windel dunklen Nebel, als ich meine feste Grenze ihm entgegensetzte und Riegel sowie Türen daran legte, wobei ich sprach: Bis hierher magst du kommen, weiter nicht! Hier ist ein Halt für deine stolzen Wogen! Hast du in deinem Leben je den Morgen herbefohlen, dem Frührot seinen Platz gezeigt, auf daß der Erde Säume es erfasse und Frevler von ihr weggeschüttelt werden? Sie wandelt sich gleich Siegelton (in Formen), (die Dinge) stehen da wie ein Gewand. Den Frevlern wird ihr Licht entzogen, zerschmettert der erhobene Arm. Bist du bis zu des Meeres Quellen vorgedrungen und in des Ozeans Tiefe einhergewandelt? Taten sich dir die Pforten der Totenwelt auf, schautest du die Tore der Finsternis? Hattest du acht auf die weiten Flächen der Erde? Gib Antwort, so du sie völlig kennst! Wo ist der Weg zur Wohnung des Lichtes, und wo denn die Stätte des Dunkels, so daß du es einholen könntest in seinen Bereich, wüßtest die Pfade zu seinem Haus? Du weißt es doch; denn damals warst du geboren, und die Zahl deiner Tage ist gar groß! Kamst du bis zu den Speichern des Schnees, und sahst du die Kammern des Hagels, den ich aufgespart für die Drangsalszeit, für den Tag des Kampfes und Krieges? Wo ist der Weg zu dem Ort, wo das Licht sich verteilt, der Ostwind sich über die Erde zerstreut? Wer grub für die Regenflut eine Rinne, einen Weg für das Donnergewölk, um regnen zu lassen auf unbewohntes Land, auf die Wüste, darin niemand verweilt, um Öde und Ödland sattsam zu tränken und frisches Gras sprossen zu lassen? Hat der Regen einen Vater, oder wer zeugte die Tropfen des Taues? Aus wessen Schoß ging das Eis hervor, des Himmels Reif, wer hat ihn geboren? Gleichsam in einem Stein verbergen sich die Wasser, die Fläche der Flut schließt sich zusammen. Kannst du die Bänder knüpfen des Siebengestirns oder die Fesseln des Orion lösen? Läßt du zur rechten Zeit die Hyaden aufgehen, leitest die Löwin samt ihren Jungen? Kennst du die Gesetze des Himmels und überträgst seine Schrift auf die Erde? Erhebst du deine Stimme zur Wetterwolke, daß eine Wasserwoge dich bedecke? Sendest du die Blitze, so daß sie gehen und zu dir sprechen: "Hier sind wir"? Wer verlieh untrügliche Weisheit, oder wer gab Einsicht dem Hahn? Wer zählt mit Weisheit die Wolken ab, und die Schläuche des Himmels, wer schüttet sie aus, so daß sie in Schlamm den Staub umformen und die Schollen fest aneinanderkleben? Erjagst du Beute für den Löwen und stillst der Junglöwen Hunger, wenn sie in Verstecken sich ducken, im Gebüsch auf der Lauer liegen? Wer bereitet dem Raben sein Futter, wenn seine Jungen schreien zu Gott, wenn sie umherirren ohne Nahrung? Weißt du die Gebärzeit der Steinböcke, überwachst du das Werfen der Hirschkühe? Zählst du die Monate, die sie brauchen, und weißt du ihre Gebärzeit? Sie kauern sich nieder, werfen ihre Jungen, entlassen ihre Leibesfrucht. Ihre Jungen erstarken, werden groß im Freien, laufen davon und kehren nicht wieder. Wer ließ den Wildesel frei entlaufen, des Bergesels Fesseln, wer schloß sie auf? Ich bestimmte ihm zur Behausung die Steppe, zu seiner Wohnung die salzige Trift. Er verspottet das Getümmel der Stadt, das Geschrei des Treibers hört er nicht. Die Berge sucht er nach Weide ab, und jeglichem Grün spürt er nach. Wird der Büffel dir willige Dienste tun, wird er an deiner Krippe verbleiben? Kannst du den Büffel an eine Furche fesseln, die das Leitseil ihm weist, oder pflügt er die Täler hinter dir her? Vertraust du auf ihn, weil groß seine Kraft, und kannst du ihm deine Arbeit überlassen? Glaubst du von ihm, daß er heimbringt deine Ernte und sie nach deiner Tenne schafft? Gar lustig schlägt der Straußenhenne Flügel! Ist die Schwinge zärtlich und auch das Gefieder? Nein, sie gibt der Erde ihre Eier preis, läßt warm sie werden auf dem Staub; und sie vergißt, daß sie ein Fuß zerdrücken, das Wild des Feldes sie zertreten kann. Hart behandelt sie die Jungen, als gehörten sie nicht ihr; war auch vergeblich ihre Mühe, es erschreckt sie nicht. Denn Gott ließ sie die Weisheit vergessen und gab ihr keinen Anteil an Verstand. Sobald sie aber aufgerichtet mit den Flügeln rudert, spottet sie des Rosses und des Reiters. Gibst du dem Rosse Heldenkraft, bekleidest du mit einer Mähne seinen Hals? Kannst du es wie einen Heuschreck springen lassen? Furchtbar ist sein stolzes Wiehern. Es scharrt im Kampfgefilde voller Freude, mit Kraft zieht es dem Waffengang entgegen. Es spottet der Furcht und kennt keine Angst, macht vor dem Schwerte nicht kehrt. Der Köcher klirrt über ihm, die blitzende Spitze von Lanze und Speer; mit fieberndem Toben schluckt es den Boden und steht nimmer still beim Klang des Hornes. Wenn erst das Horn ertönt, wiehert es "Hui", wittert den Kampf schon von weitem, der Führer Rufen und Schlachtenlärm. Kommt es von deiner Einsicht, daß der Falke sich aufschwingt, seine Flügel ausbreitet nach dem Süden zu? Oder fliegt auf deinen Befehl der Adler so hoch und baut seinen Horst in der Höhe? Auf dem Felsen wohnt und nächtigt er, auf der Felsenzacke und steilen Wand. Von dort erspäht er die Beute, und ins Weite schauen seine Augen. Blut schlürfen seine Jungen, und wo Erschlagene liegen, dort findet er sich ein." Es antwortete der Herr weiterhin dem Job und sprach: "Will mit dem Allmächtigen ein Tadler streiten? Der Ankläger Gottes antworte darauf!" Da antwortete Job dem Herrn und sprach: "Siehe, ich bin zu gering! Was könnte ich dir erwidern? Ich lege die Hand auf meinen Mund. Einmal habe ich geredet, aber ich werde nicht mehr antworten, und noch ein zweites Mal, aber ich werde nicht fortfahren!" Da antwortete der Herr dem Job aus dem Wettersturm und sprach: "Umgürte deine Hüften wie ein Held, so frag' ich dich, und kläre du mich auf! Willst du wirklich mein Recht zunichte machen, ins Unrecht mich setzen, damit du recht behältst? Hast du etwa einen Arm wie Gott, und kannst du mit einer Stimme gleich der seinigen donnern? Schmücke dich mit Hoheit und Erhabenheit, gewande dich in Prunk und Pracht! Laß du die Fluten deines Zornes sich ergießen, schau jeden Stolzen und demütige ihn! Schau jeden Stolzen und zwinge ihn nieder, wirf die Frevler zu Boden! Verbirg sie insgesamt im Staub, schließe sie leibhaftig im Erdinnern ein! Dann werde auch ich dich lobpreisen, daß deine Rechte den Sieg dir verschaffte! Sieh doch das Nilpferd, welches ich erschuf wie dich, es nährt sich von Gras gleich einem Rind! Sieh seine Stärke in seinen Lenden, seine Kraft in den Muskeln des Leibes! Seinen Schweif läßt es hängen wie eine Zeder, seiner Schenkel Sehnen sind straff verflochten. Seine Knochen sind wie eherne Röhren und seine Gebeine wie Eisenbarren. Es ist ein Meisterstück der Schöpfungswerke Gottes. Hat ihm gar sein Schöpfer das Schwert abgefordert? Denn das Wild der Berge vergißt seiner, und alle Tiere des Feldes spielen dort. Unter Kreuzdorngebüsch lagert es, im Schutz von Schilfrohr und Sumpf. Kreuzdorngebüsch deckt es schattend zu, die Pappeln am Flusse umgeben es. Schwillt auch der Fluß, es regt sich nicht auf, bleibt ruhig, auch wenn ihm der Strom bis ins Maul steigt. Kann man an seinen Augen es fassen, mit Fanggeräten die Nase durchbohren? Kannst du das Krokodil am Angelhaken hochziehen, mit der Leine seine Zunge niederdrücken? Kannst du ihm eine Binsenschnur an seine Schnauze legen und mit einem Haken ihm die Kinnlade durchbohren? Wird es dich viel um Gnade bitten oder zarte Worte an dich richten? Wird es wohl einen Vertrag mit dir schließen, daß du es dauernd zum Sklaven nimmst? Darfst du mit ihm spielen wie mit einem Vöglein und es anseilen für deine Mägdlein? Verschachern es die Jagdgenossen, verteilen sie es unter die Händler? Kannst du seine Haut mit Spießen spicken und seinen Kopf mit einer Fischharpune? Leg nur einmal die Hand daran, entschließe dich zum Kampf! - Du kommst nicht weit! Wahrlich, eines solchen Hoffnung ist gar trügerisch, schon bei seinem Anblick wird er hingeschleudert! Keiner ist so kühn, daß er es reizte, und wer ist es, der ihm trotzen könnte? Wer begegnete ihm und blieb unversehrt? Unter dem ganzen Himmel gibt es den nicht! Nicht will ich schweigen von seinen Körperteilen, von der Beschreibung der Kraft und seiner prächtigen Ausstattung. Wer hat je die Oberseite seiner Umkleidung aufgedeckt, wer vermag in seinen Doppelpanzer einzudringen? Wer öffnete die Tore seines Angesichts? Rings um seine Zähne lagert Schrecken. Reihen von Schilden sind sein Rücken, ein jeder verschlossen mit einem Siegel aus Kieselstein. Einer liegt dicht an dem andern, kein Lufthauch dringt zwischen ihnen hindurch. Ein jeder fügt sich eng an den andern, sie halten zusammen und lösen sich nicht. Sein Niesen läßt Licht aufleuchten, seine Augen gleichen den Wimpern der Morgenröte. Aus seinem Rachen fahren brennende Fackeln, feurige Funken schießen hervor. Rauch dampft aus seinen Nüstern wie aus einem kochenden, heißen Topf. Sein Atem entflammt glühende Kohlen, und eine Flamme schlägt aus seinem Maul. Stärke wohnt in seinem Nacken, und vor ihm her läuft Kraft. Straff liegt seines Wanstes Fleisch, wie angegossen hart und unbeweglich. Sein Herz ist fest wie Stein, fest wie ein unterer Mühlstein. Erhebt es sich so erschrecken Starke, ziehen sich zurück vor Ängsten. Stellt man ihm nach, hält das Schwert nicht stand, keine Lanze, keine Waffe, kein Pfeil. Wie Stroh achtet es Eisen, Erz wie wurmstichiges Holz. Kein Bogenschütze jagt es in die Flucht, zu Stoppeln wandeln sich ihm Schleudersteine. Die Keule gilt ihm wie Stoppeln, es spottet über das Schwirren des Speeres. An seiner Unterseite trägt es Scherbenspitzen, breitet ein Dreschbrett aus über dem Schlamm. Die Wassertiefe bringt es zum Brodeln wie einen Kessel, macht das Meer zum Salbentopf. Hinter sich her läßt es eine leuchtende Spur; man meint, die Flut sei Silberhaar. Es gibt über dem Erdenstaub nicht seinesgleichen, geschaffen, um sich nie zu fürchten. Sein Blick mißt sich mit jedem Hohen; König ist es über alle stolzen Tiere." Da antwortete Job dem Herrn und sprach: "Ich habe erkannt, daß du alles vermagst und daß kein Vorhaben dir unmöglich ist! "Wer ist es, der den Weltenplan verschleiert bar der Einsicht?" So habe ich also töricht Dinge vorgebracht, die allzu wunderbar für mich sind und die ich nicht begreife! "Hör zu, und ich will sprechen; ich frage dich, und kläre du mich auf!" Nur nach dem Hörensagen hatte ich von dir gehört, nun aber hat mein Auge dich geschaut. Deswegen widerrufe und bereue ich in Staub und Asche." Als nun der Herr diese Worte zu Job geredet hatte, sprach der Herr zu Eliphas, dem Temaniten: "Mein Zorn ist entbrannt wider dich und deine beiden Gefährten; denn ihr habt nicht Richtiges von mir geredet wie mein Knecht Job. Doch nun nehmt sieben Jungstiere und sieben Widder, geht hin zu meinem Knechte Job und bringt ein Brandopfer für euch dar, und mein Knecht Job soll für euch Fürbitte einlegen! Nur auf ihn will ich Rücksicht nehmen, so daß ich euch nichts Schlimmeres zufüge. Ihr habt ja nicht Richtiges von mir geredet wie mein Knecht Job." Da gingen Eliphas, der Temanit, Bildad, der Schuchit, und Zophar, der Naamatit, hin und taten, wie der Herr ihnen geboten hatte, und der Herr nahm Rücksicht auf Job. Auch wendete der Herr das Geschick Jobs, da er für seinen Nächsten Fürsprache einlegte, und der Herr vermehrte alles, was Job besessen hatte, auf das Doppelte. Es kamen aber zu ihm all seine Brüder und Schwestern und all seine früheren Bekannten und speisten mit ihm in seinem Hause, bezeugten ihm ihre Teilnahme und trösteten ihn ob all des Unglücks, das der Herr über ihn gebracht hatte, und jeder schenkte ihm eine Kesita und einen goldenen Ring. Der Herr aber segnete die spätere Lebenszeit Jobs noch mehr als seine frühere; sein Besitz war: vierzehntausend Schafe, sechstausend Kamele, tausend Joch Rinder und tausend Eselinnen. Er bekam ferner sieben Söhne und drei Töchter. Die erste nannte er "Täubchen", die zweite "Zimtblüte" und die dritte "Schminkhörnchen". Man fand im ganzen Land keine schöneren Frauen als die Töchter Jobs, und ihr Vater gab ihnen einen Erbanteil unter ihren Brüdern. Job lebte danach noch hundertvierzig Jahre und sah seine Kinder und Enkel, vier Geschlechter. Dann starb Job hochbetagt und satt an Lebenstagen. Selig der Mann, der nicht im Rat der Gottlosen wandelt, sich nicht auf den Pfad der Sünder stellt noch im Kreise der Lästerer sitzt, vielmehr am Gesetz des Herrn seine Freude hat, ja, sein Gesetz betrachtet bei Tag und bei Nacht! Er gleicht dem Baum, gepflanzt an strömendem Wasser, der seine Früchte trägt zur rechten Zeit und dessen Laub nicht welkt. Was immer er beginnt, vollführt er glücklich Nicht so die Frevler! Wie Spreu sind sie, die der Wind verweht. Darum bestehen Gottlose nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der Herr weiß um den Weg der Gerechten; doch der Gottlosen Weg führt ins Verderben. Was toben die Heiden und sinnen die Völker nichtige Pläne? Die Könige der Erde treten zusammen, Machthaber verschwören sich gemeinsam wider den Herrn und seinen Gesalbten: "Laßt uns ihre Ketten sprengen und ihre Fesseln von uns werfen!" Der im Himmel thront, lacht; der Herr spottet ihrer. Einst aber spricht er zu ihnen im Zorn und setzt sie in Schrecken durch seinen Grimm: "Ich selbst habe meinen König bestellt auf meinem heiligen Berge Sion!" So will ich den Beschluß des Herrn verkünden: Der Herr sprach zu mir: "Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt. Erbitte von mir, und ich gebe dir Völker zum Erbe, zu deinem Besitz die Grenzen der Erde. Mit eisernem Stabe magst du sie leiten, sie zerschlagen wie Töpfergeschirr." Nun denn, ihr Könige, seid doch klug, laßt euch warnen, ihr Richter der Erde! Dienet dem Herrn in Furcht und küsset seine Füße mit Zittern! Sonst zürnt er, und ihr kommt um auf dem Weg; denn nur wenig, so entbrennt sein Zorn. Glücklich dann alle, die ihm vertrauen! Herr, wie zahlreich sind meine Bedränger!Psalm Davids, als er vor seinem Sohn Absalom floh.Gar viele erheben sich wider mich. Viele sind es, die von mir sagen: "Für den gibt es keine Hilfe bei Gott!" Doch du, o Herr, bist Schild um mich her, bist mein Ruhm und erhebst mein Haupt. Rufe ich laut zum Herrn, so erhört er mich von seinem heiligen Berge her. [Zwischenspiel] Ich legte mich nieder und schlummerte ein; ich erwachte wieder, weil der Herr mich hält. Ich fürchte mich nicht vor zahllosem Kriegsvolk, das ringsum sich lagert wider mich. Erhebe dich, Herr, hilf mir, mein Gott! Denn stets hast du all meinen Feinden die Wange zerschlagen, zerbrochen die Zähne der Frevler. Vom Herrn kommt die Hilfe! Auf deinem Volke ruhe dein Segen! [Zwischenspiel] Wenn ich rufe, erhöre mich, Gott,Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Psalm Davids.der mir zum Recht verhilft! In der Enge verschaffe mir Weite! Sei mir gnädig und vernimm mein Gebet! Ihr Mächtigen, wie lange bleibt meine Ehre geschmäht, liebt ihr Nichtiges und trachtet nach Lüge? [Zwischenspiel] Erkennt doch: Der Herr erweist sich wunderbar an seinem Frommen; es hört der Herr, sooft ich zu ihm rufe. Zittert und sündigt nicht! Denkt ruhig nach auf eurem Lager und schweigt! [Zwischenspiel] Bringt rechte Opfer dar und vertraut auf den Herrn! Viele sprechen: "Wer läßt uns noch Gutes schauen? Erhebe über uns das Licht deines Angesichts, o Herr!" Du hast mir größere Freude ins Herz gegeben als zur Zeit, da man Korn und Most in Fülle erntet. In Frieden lege ich mich nieder und schlafe sogleich; denn du, Herr, allein läßt mich sorglos wohnen. Vernimm, Herr, meine Worte,Dem Chorleiter. Zum Flötenspiel. Psalm Davids.achte auf mein Seufzen! Merke auf mein lautes Rufen, mein König und mein Gott! Denn zu dir flehe ich. Herr, am Morgen hörst du meine Stimme, am Morgen richte ich das Opfer für dich her und halte Ausschau. Denn du bist kein Gott, dem Unrecht wohlgefällt; kein Böser darf bei dir verweilen. Freche Prahler dürfen dir nicht vor die Augen treten, du hassest alle Übeltäter. Du vernichtest die Lügner. Wer sich mit Blut und Trug befleckt, den verabscheut der Herr. Ich aber darf dank deiner großen Huld dein Haus betreten, darf mich vor dir in Ehrfurcht niederwerfen bei deinem heiligen Tempel. Herr, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen, ebne vor mir deinen Pfad! Denn in ihrem Munde gibt es keine Zuverlässigkeit; Verderbtheit ist ihr Inneres; ein offenes Grab ihr Rachen; glatte Reden führen sie mit ihrer Zunge. Laß sie es büßen, Herr! Über ihre eigenen Ränke sollen sie stürzen! Verstoße sie ob ihrer zahllosen Frevel; denn dir boten sie Trotz! Doch Freude möge bei allen herrschen, die auf dich vertrauen; sie sollen immerdar jubeln! Beschütze sie, damit, wer deinen Namen liebt, in dir frohlocke! Denn du segnest den Gerechten, Herr; wie mit einem Schild umgibst du ihn mit Huld. Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn,Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel auf der Achten. Psalm Davids.züchtige mich nicht in deinem Grimm! Sei mir gnädig, Herr, denn ich bin schwach, heile mich, Herr, denn meine Glieder sind erschüttert! Meine Seele ist tief erschüttert, du aber, o Herr, - wie lange noch? Wende dich, Herr, rette mein Leben, hilf mir um deiner Güte willen! Denn im Totenreich gedenkt man deiner nicht, und wer wird in der Unterwelt dich preisen? Ich bin erschöpft von meinem Stöhnen, jede Nacht befeuchte ich mein Lager, benetze ich mein Bett mit Tränen. Getrübt von Kummer ist mein Auge; es ist gealtert wegen aller meiner Gegner. Weichet von mir, all ihr Übeltäter, da der Herr auf mein lautes Weinen hörte! Der Herr hat mein Flehen erhört, der Herr nahm mein Beten entgegen. In Schande und in tiefen Schrecken müssen alle meine Feinde stürzen; sie müssen unverweilt beschämt sich rückwärts wenden! Herr, mein Gott, auf dich vertraue ich;Klagelied Davids, das er dem Herrn gesungen hat wegen des Benjaminiten Kusch.hilf mir vor all meinen Verfolgern und rette mich! Sonst zerreißt man mich wie ein Löwe, der anpackt, und niemand kann retten. Herr, mein Gott, wenn ich dies getan: Wenn Unrecht klebt an meinen Händen, wenn ich meinem Freunde Böses tat und den beraubte, der mich ohne Grund bedrückt, dann soll der Feind mich verfolgen und ergreifen! Er trete mein Leben zu Boden und werfe meine Ehre in den Staub! [Zwischenspiel] Steh auf, Herr, in deinem Zorn! Erhebe dich gegen die Wut meiner Feinde! Wach auf zu meiner Hilfe! Entbiete das Gericht! Die Schar der Völker stehe im Kreis, du selber throne über ihnen in der Höhe! Herr, richte die Völker! Schaffe mir Recht, Herr, nach meiner Gerechtigkeit und nach meiner persönlichen Unschuld! Ein Ende finde die Bosheit der Frevler, doch dem Gerechten gib festen Halt! Der die Herzen und Nieren prüft, ist ein gerechter Gott. Mein Schild über mir ist Gott, der allen hilft, die redlichen Herzens sind. Der Herr ist ein gerechter Richter, ein Gott, der täglich zürnend straft. Er schärft sein Schwert; wenn einer sich nicht bekehrt, spannt er seinen Bogen und zielt mit ihm. Er richtet auf ihn die Todeswaffen; seine Feuerpfeile entzündet er. Siehe, jener empfing Schlechtigkeit, trug Unheil im Schoß und gebar Lüge. Eine Grube hat er gegraben und ausgehöhlt, doch stürzte er ins Loch, das er gemacht. Sein Unheil kehrt auf sein Haupt zurück, seine Untat fällt nieder auf seinen Scheitel. Danken will ich dem Herrn, weil er gerecht ist, will lobsingen dem Namen des Herrn, des Allerhöchsten! Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!Dem Chorleiter. Nach der gittitischen Weise. Psalm Davids.Besungen wird deine Pracht am Himmel vom Mund der Kinder und Säuglinge. Du hast eine Festung gegründet wegen deiner Gegner, um rachsüchtige Feinde zum Schweigen zu bringen. Wenn ich deinen Himmel schaue, das Werk deiner Hände, den Mond und die Sterne, die du befestigt hast: Was ist dann der Mensch, daß du seiner gedenkst, das Menschenkind, daß du seiner dich annimmst? Nur wenig geringer als einen Gott hast du ihn gemacht, mit Glanz und Herrlichkeit ihn gekrönt. Du gabst ihm Herrschaft über die Werke deiner Hände, alles legtest du ihm zu Füßen: Schafe und Rinder insgesamt sowie die Tiere des Feldes, die Vögel des Himmels, die Fische des Meeres, was alles die Meerespfade durchquert. Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde! Ich danke dir, Herr, von ganzem Herzen,Dem Chorleiter. Nach "Stirb für den Sohn". Psalm Davids.will alle deine Wunder verkünden. In Freuden will ich über dich frohlocken, will deinem Namen lobsingen, du Allerhöchster. Denn meine Feinde wichen zurück, stürzten und gingen zugrunde vor deinem Antlitz. Du hast ja mein Recht und meine Sache geführt, saßest auf dem Thron als gerechter Richter. Völker hast du bedroht, die Frevler vernichtet, ihren Namen getilgt für immer und ewig. Die Feinde sind dahin, vernichtet für alle Zeit; Städte hast du zerstört, daß ihr Andenken schwand. Siehe, auf ewig thront der Herr, hat seinen Thron zum Gericht aufgestellt. Er richtet die Welt in Gerechtigkeit, spricht nach Gebühr den Völkern ihr Urteil. So ist der Herr eine Burg für den Schwachen, eine Burg in Zeiten der Not. Wer deinen Namen kennt, vertraut auf dich; denn niemals gibst du jene preis, die dich suchen, o Herr. Lobsingt dem Herrn, der in Sion wohnt, kündet unter den Völkern seine Taten! Denn er, der Blutschuld rächt, gedenkt ihrer, vergißt nicht den Notschrei der Armen. Der Herr war mir gnädig, sah mein Leid, das meine Gegner mir angetan; er zog mich empor von den Pforten des Todes. So muß ich nun all deinen Ruhm verkünden, in den Toren der Tochter Sion jubeln ob deiner Hilfe. Völker versanken in die Grube, die sie gemacht; im Netz, das sie legten, verfing sich ihr Fuß. Der Herr tat sich kund, er hielt Gericht; im Werk seiner eigenen Hände verstrickte sich der Frevler. [Zither-Zwischenspiel] Ins Totenreich müssen die Frevler fahren, alle Völker, die Gott vergessen. Denn nicht wird für immer der Arme vergessen, entschwindet auf ewig der Elenden Hoffnung. Erhebe dich, Herr, daß der Mensch nicht trotze! Laß die Völker vor dir zum Gericht antreten! Erfülle sie, Herr, mit Furcht! Die Völker sollen erkennen, daß sie nur Menschen sind! [Zwischenspiel] Warum, Herr, stehst du so ferne, verbirgst dich in Zeiten der Not? Im Übermut verfolgt der Frevler den Armen, fängt ihn mit den Ränken, die er ersann. Denn der Frevler rühmt sich seiner wilden Gier, und der Ungerechte brüstet sich. Den Herrn verachtet der Frevler hochmütigen Sinnes. "Er rächt es nicht, es gibt keinen Gott", das sind so ganz seine Hintergedanken. Sein schlimmer Wandel dauert immerfort. Fern von ihm sind deine Gerichte, alle seine Gegner verspottet er. Er denkt in seinem Herzen: "Nie werde ich wanken; von Geschlecht zu Geschlecht trifft mich kein Unglück!" Sein Mund ist voll von Fluch, von Trug und Bedrückung, unter seiner Zunge sind Unheil und Unrecht. Er liegt im Hinterhalt der Gehöfte; im Versteck will er den Schuldlosen morden; seine Augen bergen Verruchtheit. Er lauert versteckt wie ein Löwe im Dickicht; er lauert darauf, den Armen zu fangen; er fängt den Armen, zieht ihn ins Netz. Dieser wird niedergeschlagen, sinkt zu Boden und fällt durch die Gewalt der Ruchlosen. Doch jener denkt in seinem Herzen: "Gott ist vergeßlich! Er hat sein Antlitz verhüllt, sieht es nie und nimmer!" Steh auf, Herr und Gott, erhebe deine Hand, vergiß die Elenden nicht! Warum darf der Frevler Gott verachten, im Herzen denken, du rächest es nicht? Du siehst doch Unheil und Leid, blickst hin und nimmst es in deine Hand. Dir sei die Verruchtheit ausgeliefert, doch dem Verwaisten bist du ein Helfer. Zerbrich den Arm des schlimmen Frevlers! Suchst du seine Freveltat, sollst du von ihr nichts mehr finden! Der Herr ist König für immer und ewig. Die Völker verschwinden aus seinem Land! Das Verlangen der Elenden hörst du, Herr; du festigst ihr Herz, machst dein Ohr geneigt. So schaffst du Recht dem Verwaisten und Bedrückten, daß nie mehr Schrecken verbreite ein irdischer Mensch. Beim Herrn finde ich Zuflucht!Dem Chorleiter. Von David.Wie könnt ihr zu mir sagen: "Flieh ins Gebirge wie ein Vogel! Denn siehe, die Frevler spannen den Bogen, haben ihren Pfeil auf die Sehne gelegt, um im Dunkel zu zielen auf redliche Herzen. Werden Grundmauern eingerissen, was vermag dann der Gerechte?" - Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, der Herr, dessen Thron im Himmel steht! Seine Augen halten Ausschau, seine Blicke prüfen die Menschen. Der Herr prüft den Gerechten und Frevler; wer Gewalttat verübt, den haßt er zuinnerst. Auf Frevler läßt er glühende Kohlen und Schwefel regnen; Glutwind ist ihr zugemessener Anteil. Denn gerecht ist der Herr, und Gerechtigkeit liebt er; Rechtschaffene dürfen sein Antlitz schauen. Hilf, Herr, denn der Fromme stirbt aus,Dem Chorleiter. Auf der Achten. Psalm Davids.es verschwinden die Treuen unter den Menschen. Falsches reden sie, einer mit dem andern; mit glatten Lippen und zwiespältigem Herzen sprechen sie. Der Herr vertilge alle glatten Lippen, die Zunge, die hochfahrend redet! Sie prahlen: "Unsere Zunge ist unsere Macht! Unsere Lippen helfen uns! Wer ist uns überlegen?" "Weil Schwache unterdrückt sind, Arme stöhnen, darum will ich mich nunmehr erheben", spricht der Herr. "Ich bringe dem Hilfe, der danach seufzt." Die Reden des Herrn sind geläuterte Reden, Silber, im Tiegel zu Boden geschmolzen, siebenfach gereinigt. Du, Herr, wirst dich an sie halten, wirst uns behüten vor diesem Geschlecht für immer. Dann mögen ringsum Gottlose wandeln, da Schlechtigkeit hochkommt unter den Menschen. Wie lange noch, Herr, willst du mich dauernd vergessen?Dem Chorleiter. Psalm Davids.Wie lange noch dein Antlitz vor mir verbergen? Wie lange noch muß ich Sorgen in meiner Seele hegen, Kummer im Herzen den ganzen Tag? Wie lange noch darf mein Feind über mich sich erheben? Blicke doch her, erhöre mich, Herr, du mein Gott! Erhelle meine Augen, damit ich nicht zum Tode entschlafe! Sonst prahlt mein Feind: "Ich habe ihn bezwungen!", meine Gegner jubeln, sobald ich wanke. Ich aber vertraue auf deine Huld; es juble mein Herz ob deiner Hilfe! Singen will ich dem Herrn, daß er mir Gutes erwies. Der Tor denkt in seinem Herzen:Dem Chorleiter. Psalm Davids.Es gibt keinen Gott. Sie sind verkommen, treiben Verruchtes, keiner ist, der Gutes tut. Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, der nach Gott fragt. Doch sie sind alle abgewichen, restlos verdorben, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger. Kommen denn nie zur Einsicht die Übeltäter alle, die mein Volk verschlingen, wie man Brot ißt, nicht aber den Herrn anrufen? Dabei müssen sie gewaltig erschrecken; denn Gott zerstreut die Glieder der Ruchlosen; sie werden beschämt, da der Herr sie verwirft. O daß doch vom Sion Heil für Israel käme! Wenn der Herr das Geschick seines Volkes wendet, möge Jakob jubeln, Israel sich freuen! Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt?Psalm Davids.Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berg? Wer makellos wandelt und Rechtes tut und Wahrheit in seinem Herzen pflegt. Er redet keine Verleumdung mit seiner Zunge, er fügt seinem Nächsten kein Unrecht zu und häuft keine Schmach auf den Nachbarn. In seinen Augen gilt der Verworfene als verächtlich; die Gottesfürchtigen aber weiß er zu ehren. Wenn er zu seinem Schaden schwur, ändert er doch nichts ab. Sein Geld leiht er nicht auf Zinsen aus, nimmt gegen Schuldlose keine Bestechung an. Wer sich so verhält, wird nimmermehr wanken. Behüte mich, Gott,Geschriebenes Lied von David.denn ich flüchte zu dir! Ich spreche zum Herrn: "Du bist mein Herr, mein Glück ruht in dir!" Den Göttern im Lande, an denen man alles Wohlgefallen hat, von denen man viele Abbilder macht, um ihnen nachzulaufen, - ich bringe ihnen kein Blutopfer dar und nehme ihre Namen nicht auf meine Lippen. Der Herr ist mein Land- und Becheranteil. "Du bist es, der mein Los erfaßt." Die Meßschnur fiel mir auf köstlichen Grund; ja, mein Erbteil gefällt mir gar sehr. Ich preise den Herrn, der den Rat mir gab, sogar in den Nächten mahnt mich mein Inneres. Beständig habe ich den Herrn vor Augen. Ist er zu meiner Rechten, so wanke ich nicht. Darum freut sich mein Herz und jubelt mein Gemüt; auch mein Leib kann sorglos ruhen. Denn du gibst mein Leben nicht der Unterwelt preis und läßt deinen Frommen die Grube nicht schauen. Du machst mir den Weg des Lebens kund, Fülle der Freuden bietet dein Antlitz, Wonne ist in deiner Rechten für immer. Höre, Herr, die gerechte Sache,Ein Gebet von David.merke auf mein Flehen! Vernimm mein Gebet von Lippen ohne Trug! Von dir ergehe das Urteil über mich; deine Augen sehen, was recht ist. Prüfst du mein Herz, forschest du nach in der Nacht, erprobst du mich, so wirst du an mir keine Schandtat finden. Mein Mund wallt nicht über bei dem Treiben der Menschen. Auf das Wort deiner Lippen gebe ich acht. An die Pfade des Gesetzes halten sich meine Schritte; auf deinen Bahnen kommen meine Füße nicht ins Wanken. Ich rufe dich an; denn du erhörst mich, o Gott! Neige mir dein Ohr, höre meine Bitte! Wirke deine Gnadenwunder, du Retter aller, die vor Widersachern bei deiner Rechten Zuflucht suchen! Behüte mich wie deines Auges Stern, birg mich im Schatten deiner Flügel vor Frevlern, die mich mißhandeln, vor meinen Feinden, die mich gierig umringen! Ihr fettes Herz versperren sie, ihr Mund führt prahlerische Reden. Schon umkreisen mich ihre Schritte. Ihr Augenmerk ist darauf gerichtet, mich niederzuwerfen, dem Löwen gleich, der zu rauben begehrt, dem Junglöwen, der im Versteck sich lagert. Erhebe dich, Herr, tritt ihm entgegen, zwing ihn nieder und rette mich vor dem Frevler! Dein Schwert möge sie töten, deine Hand, Herr, möge sie töten! Ohne Lebensdauer sei ihr Anteil am Dasein! Was du (an Plagen) aufbewahrt hast, damit fülle ihren Leib, daß ihre Söhne noch satt werden und den Rest ihren Kindern hinterlassen! Ich aber darf als Gerechter dein Angesicht schauen, darf beim Erwachen satt mich sehen an deiner Gestalt. Ich liebe dich, Herr,Dem Chorleiter. Von David, dem Knecht des Herrn, der dem Herrn die Worte dieses Liedes sang, als ihn der Herr aus der Hand all seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettet hatte. Er sprach:meine Stärke, Herr, meine Felsenburg, mein Retter, mein Gott, mein Fels, auf den ich baue, mein Schild und meines Heiles Stärke, meine Festung! Lobpreisend rufe ich zum Herrn; so werde ich befreit von meinen Feinden. Todesbrandungen kreisten um mich, Unheilsbäche schreckten mich auf; der Unterwelt Schlingen umgarnten mich; des Todes Fallen begegneten mir. In meiner Angst rief ich zum Herrn und schrie zu meinem Gott. Er hörte in seinem Palast meine Stimme, mein Schreien drang an seine Ohren. Die Erde wankte und schwankte, der Berge Grundfesten bebten; sie wankten, weil er erzürnt war. Aus seiner Nase stieg Rauch empor, verzehrendes Feuer entquoll seinem Mund, Kohlenglut sprühte von ihm aus. Er neigte den Himmel und fuhr herab, Wolkendunkel zu seinen Füßen. Er ritt auf dem Kerub und flog daher und schwebte auf des Sturmes Flügeln. Er machte sich Finsternis ringsum zum Zelt, Wassersieb und dichte Wolken. Aus dem Glanz vor ihm her entströmten Hagel und glühende Kohlen. Am Himmel ließ der Herr den Donner dröhnen, der Höchste ließ seine Stimme erschallen. Er schoß seine Pfeile und zerstreute sie, schleuderte Blitze und brachte sie in Verwirrung. Da wurden die Tiefen des Meeres sichtbar, der Erde Grund ward aufgedeckt - vor deinem Scheltruf, Herr, vor dem schnaubenden Odem deiner Nase. Er streckte aus der Höhe seine Hand und faßte mich, zog mich heraus aus gewaltigen Wassern. Er entriß mich meinem starken Feind, meinen Gegnern, die an Kraft mich übertrafen. Sie überfielen mich an meinem Unglückstag; doch der Herr ward mir zur Stütze. Er führte mich hinaus ins Weite, entriß mich, da er mir wohlgesinnt war. Der Herr vergalt mir mein gerechtes Tun, belohnte mir meiner Hände Reinheit. Denn ich hielt mich an die Wege des Herrn und frevelte nicht gegen meinen Gott. Ja, all seine Gebote standen vor mir, und seine Satzungen wies ich nicht ab. Makellos war ich vor ihm und nahm mich in acht vor Sünde. So lohnte mir der Herr mein gerechtes Tun, die Reinheit meiner Hände vor seinen Augen. Gegen den Guten zeigst du dich gütig, edel gegen den edlen Mann. Dem Reinen ggenüber zeigst du dich rein, doch gegen den Falschen verkehrt. Denn dem armen Volke bist du ein Helfer, doch stolze Augen beugst du nach unten. Ja, du, Herr, bist meine Leuchte; mein Gott erhellt mir die Finsternis. Wahrlich, mit dir stürme ich vor gegen Horden, mit meinem Gott ersteige ich Mauern. Makellos ist Gottes Weg, die Rede des Herrn ist erprobt; ein Schild ist er allen, die auf ihn bauen. Denn wer ist Gott außer dem Herrn? Und wer ist ein Fels außer unserem Gott? Gott, der mich mit Stärke gürtete, mich unversehrt auf meinem Wege führte, der meine Füße flink wie die der Hirsche machte und mich auf meine Höhen stellte, der meine Hände unterwies zum Kampf, daß meine Arme den ehernen Bogen spannten, du gabst mir deiner Hilfe Schild, und deine Rechte stützte mich; deine Botschaft machte mich stark. Für meine Schritte schufst du freien Raum, und meine Fußgelenke wankten nicht. Ich setzte meinen Feinden nach, erreichte sie und ließ nicht ab, bevor sie aufgerieben. Ich zerschlug sie; sie konnten sich nicht mehr erheben, sie sanken mir unter die Füße. Du gürtetest mich mit Stärke zum Kampf, beugtest meine Gegner unter mich. Du schlugst mir meine Feinde in die Flucht, und meine Widersacher konnte ich vernichten. Sie schrieen um Hilfe, doch es gab keinen Retter, schrieen zum Herrn, doch er hörte sie nicht. Ich zerrieb sie wie Staub vor dem Wind, zertrat sie wie Gassenkot. Du hast mich gerettet vor zahllosem Kriegsvolk und machtest mich zum Völkerhaupt. Völker, die ich nicht kannte, wurden mir dienstbar. Sobald sie von mir hörten, gehorchten sie mir. Die Söhne der Fremde schmeichelten mir. Die Söhne der Fremde duckten sich nieder, kamen hervor aus ihren Burgen. Es lebt der Herr! Gepriesen sei mein Fels, hoch erhaben der Gott meines Heiles! Gott, der mir Rache schuf und so mir Völker unterwarf, der mich rettete vor meinen grimmigen Feinden, du hast mich über meine Gegner erhöht, dem Mann der Gewalttat mich entrissen. Darum will ich dir danken unter den Völkern, Herr, und deinem Namen lobsingen! Er verlieh seinem König große Siege, erwies seinem Gesalbten Huld, David und seinen Nachkommen für ewig. Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes;Dem Chorleiter. Psalm Davids.vom Werk seiner Hände kündet das Firmament. Tag gibt dem Tag die Botschaft weiter, Nacht verkündet der Nacht die Erkenntnis. Ohne Rede und ohne Worte, man hört ihre Stimme nicht. Dennoch ergeht über alles Land ihr Schall, bis ans Ende der Welt ihre Sprache. Er schuf für die Sonne ein Zelt daselbst. Sie ist wie ein Bräutigam, der aus seinem Gemache hervorkommt, läuft freudig wie ein Held die Bahn. Vom Ende des Himmels geht sie aus, und ihr Umlauf reicht wieder bis an sein Ende. Nichts kann sich ihrer Glut entziehen. Das Gesetz des Herrn ist fehlerlos, erquickt die Seele. Die Weisung des Herrn ist zuverlässig, macht die Unerfahrenen weise. Die Befehle des Herrn sind recht, erfreuen das Herz. Das Gebot des Herrn ist strahlend rein, erleuchtet die Augen. Die Furcht des Herrn ist lauter, hat dauernden Bestand. Die Entscheidungen des Herrn sind wahr, sind alle gerecht. Köstlicher sind sie als Gold und als Feingold in Menge, süßer als Honig und Wabenhonig. Auch dein Knecht nimmt sie als Warnung, ihre Befolgung bringt viel Lohn. Doch unbewußte Fehler - wer kann sie bemerken? Von verborgenen Sünden mach mich rein! Auch vor verbrecherischen Menschen bewahre deinen Knecht, daß sie nicht über mich herrschen! Dann bin ich makellos und frei von schwerer Schuld. Mögen dir gefallen meines Mundes Worte, meines Herzens Gedanken vor deinem Antlitz, Herr, mein Fels und mein Erlöser! Am Tag der Not erhöre dich der Herr,Dem Chorleiter. Psalm Davids.der Name des Gottes Jakobs schütze dich! Er sende dir Hilfe vom Heiligtum und sei dir Stütze von Sion aus! Er gedenke all deiner Gaben, dein Opfer möge ihm wohlgefallen! [Zwischenspiel] Er gebe dir nach deines Herzens Wunsch, all deine Pläne erfülle er! Dann wollen wir jubeln über deinen Sieg, uns im Namen unseres Gottes um das Banner scharen. Der Herr erfülle dir jegliche Bitte! Schon weiß ich: Der Herr hilft seinem Gesalbten, erhört ihn von seinem heiligen Himmel her durch die machtvolle Hilfe seiner Rechten. Die anderen vertrauen auf Wagen und Rosse, wir aber rufen den Namen des Herrn, unseres Gottes, an. Jene brechen zusammen und stürzen, doch wir stehen aufrecht und halten stand. Herr, hilf dem König! Erhöre uns am Tag, da wir rufen! Herr, deiner Stärke freut sich der König,Dem Chorleiter. Psalm Davids.über deine Hilfe, wie jubelt er laut! Den Wunsch seines Herzens hast du ihm gewährt, das Begehren seiner Lippen ihm nicht verweigert. [Zwischenspiel] Du überhäuftest ihn mit reichem Segen, kröntest sein Haupt mit der goldenen Krone. Leben erbat er von dir; du gabst ihm lange Folge von Tagen für allzeit und immer. Groß ist sein Ruhm durch deine Hilfe, mit Hoheit und Glanz umgabst du ihn. Ja, du machst ihn zum Segen für immer, erfreust ihn mit Wonne vor deinem Antlitz. Denn der König vertraut auf den Herrn, und durch des Höchsten Huld wird er nicht wanken. Deine Hand erreicht alle deine Feinde, deine Rechte erreicht deine Gegner. Wie einen brennenden Ofen wirst du sie machen, sobald dein Antlitz erscheint. Der Herr wird sie verschlingen in seinem Zorn, das Feuer verzehrt sie. Du vertilgst ihre Brut von der Erde, ihre Nachkommen aus dem Menschengeschlecht. Mögen sie Schlechtes gegen dich planen, Arglist ersinnen, sie richten nichts aus. Denn du schlägst sie in die Flucht, zielst auf ihr Gesicht mit dem Bogen. Erhebe dich, Herr, in deiner Kraft, so wollen wir mit Lied und Spiel deine Stärke preisen! Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?Dem Chorleiter. Nach "Hinde der Morgenröte". Psalm Davids.Stöhnend klage ich, aber die Hilfe bleibt fern. "Mein Gott" ruf' ich bei Tag, doch du antwortest nicht, auch in der Nacht, und finde keine Ruhe. Du aber thronst als Heiliger, du Lobpreis Israels! Auf dich vertrauten unsere Väter; sie vertrauten, und du hast sie gerettet. Zu dir schrieen sie und wurden befreit, auf dich vertrauten sie und wurden nicht beschämt. Ich aber bin ein Wurm, kein Mensch, der Leute Spott und verachtet vom Volk. Wer mich sieht, verhöhnt mich, verzieht den Mund, schüttelt den Kopf: "Er baute auf den Herrn; der soll ihn befreien, der soll ihn retten, wenn er ihn liebt!" Ja, du halfst mir aus dem Mutterschoß, du bargst mich an der Mutterbrust! Dir bin ich anvertraut von Jugend auf, vom Mutterleibe an bist du mein Gott. Sei mir nicht fern, denn nah ist die Not, da niemand hilft! Es umringt mich eine Herde von Stieren, Basanbüffel umkreisen mich. Den Rachen sperren sie gegen mich auf, Löwen, reißend und brüllend. Dem Wasser gleich bin ich hingeschüttet; alle meine Glieder lösen sich auf. Mein Herz ist wie Wachs geworden, zerschmolzen in meiner Brust. Trocken wie ein Tonscherben ist meine Kehle, die Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in Todesstaub. Ja, Hunde umringen mich, eine Rotte von Frevlern umgibt mich. Sie zerreißen mir Hände und Füße. Alle meine Knochen kann ich zählen. Sie blicken her und schauen gierig auf mich. Sie verteilen meine Kleider unter sich und werfen über mein Gewand das Los. Du aber, Herr, bleib mir nicht fern, du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe! Entreiße dem Schwert mein Leben, der Gewalt der Hunde mein einziges Gut! Rette mich aus dem Rachen des Löwen und vor den Hörnern der Büffel! - Du bist es, der mich erhört hat! Nun will ich deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen! - Ihr Gottesfürchtigen, preist ihn, lobt ihn, alle Nachkommen Jakobs, erzittert vor ihm, alle Nachkommen Israels! Denn er hat nicht verachtet noch verschmäht die Not des Armen. Er hat vor ihm sein Antlitz nicht verborgen, auf seinen Hilferuf hat er gehört. Dir verdanke ich meinen Jubel in großer Gemeinde! Ich erfülle meine Gelübde vor denen, die ihn fürchten. Die Armen mögen essen und gesättigt werden; den Herrn sollen preisen, die ihn suchen, euer Herz lebe auf für immer! Alle Enden der Erde sollen dessen gedenken und zum Herrn sich bekehren, vor ihm sich anbetend beugen alle Geschlechter der Völker! Denn dem Herrn gebührt die Königsmacht, er ist der Völkerherrscher. Ihm allein huldigten alle, die in der Erde schlafen; vor ihm beugten sich alle, die in den Staub hinabgestiegen. Und meine Seele lebt für ihn. Meine Nachkommen werden ihm dienen und vom Herrn erzählen dem folgenden Geschlecht. Sie werden sein gerechtes Tun den später Geborenen künden. Denn er hat es vollbracht. Der Herr ist mein Hirt,Psalm Davids.mir wird nichts mangeln. Auf grünen Auen läßt er mich lagern; an Wasser mit Ruheplätzen führt er mich. Labsal spendet er mir. Er leitet mich auf rechter Bahn um seines Namens willen. Auch wenn ich wandern muß in finsterer Schlucht, ich fürchte doch kein Unheil; denn du bist bei mir. Dein Hirtenstab und Stock, sie sind mein Trost. - Du deckst für mich einen Tisch angesichts meiner Gegner. Du salbst mein Haupt mit Öl, mein Becher ist übervoll. Nur Glück und Gunst begleiten mich alle Tage meines Lebens, und ich darf weilen im Hause des Herrn, solange die Tage währen. Dem Herrn gehört die ErdePsalm Davids.und was sie erfüllt, der Erdkreis und die darauf wohnen. Denn er hat sie auf dem Weltmeer gegründet und über den Fluten befestigt. Wer darf hinaufsteigen zum Berg des Herrn, wer darf seine heilige Wohnstatt betreten? Wer schuldlose Hände hat und ein reines Herz, wer sein Begehren nicht auf Böses richtet und keinen Meineid schwört. Dieser wird Segen vom Herrn empfangen und gerechten Lohn vom Gott seines Heiles. So ist das Geschlecht, das nach ihm fragt und das Antlitz des Gottes Jakobs sucht. [Zwischenspiel] Erhebt eure Häupter, ihr Tore, erhebt euch, ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehen kann! "Wer ist denn der König der Herrlichkeit?" Der Herr, der Starke, der Held! Der Herr, der Held im Kampf! Erhebt eure Häupter, ihr Tore, erhebt euch, ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehen kann! "Wer ist denn der König der Herrlichkeit?" Der Herr der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit! [Zwischenspiel] Zu dir erhebe ich meine Seele,Von David.Herr, mein Gott! Auf dich vertraue ich, möge ich nicht enttäuscht werden. Nicht sollen meine Feinde über mich frohlocken! Keiner, der auf dich die Hoffnung setzt, wird je enttäuscht. Enttäuschung trifft nur solche, die ohne Grund die Treue brechen. Zeige, Herr, mir deine Wege, und deine Pfade lehre mich! Leite mich in deiner Treue [und lehre mich]; denn du bist der Gott meines Heiles, und auf dich hoffe ich allezeit. Gedenke deiner Erbarmungen, Herr, und deiner Hulderweise; sie sind ja von Ewigkeit her. Meiner Jugendsünden und Fehler gedenke nicht; nach deiner Huld gedenke mein um deiner Güte willen, Herr! Gut und gerecht ist der Herr; darum weist er Irrenden den Weg. Demütige leitet er richtig; ja, Demütige lehrt er seinen Weg. Alle Pfade des Herrn sind Huld und Treue für jene, die seinen Bund und seine Gebote halten. Um deines Namens willen, Herr, vergib meine Schuld; denn sie ist groß! Wo ist der Mann, der den Herrn fürchtet? Ihm weist er den Weg, den er wählen soll. Seine Seele wird weilen im Glück, seine Nachkommen erben das Land. Die Freundschaft des Herrn erlangen alle, die ihn fürchten, seinen Bund gibt er ihnen kund. Meine Augen sind stets auf den Herrn gerichtet, weil er meine Füße dem Netz entreißt. Wende dich mir zu und sei mir gnädig! Ich bin ja so einsam und elend. Löse meines Herzens Bedrängnis, aus meinen Ängsten führe mich heraus! Merke auf meine Not und Trübsal, nimm hinweg all meine Sünden! Sieh doch, wie meiner Feinde so viele sind, wie sie mich hassen mit wildem Haß! Erhalte mein Leben und rette mich! Möge ich nicht enttäuscht werden, da ich auf dich vertraue! Unschuld und Redlichkeit mögen mich schützen, denn meine Hoffnung bist du. O Gott, erlöse Israel aus all seinen Nöten! Schaffe mir Recht, Herr,Von David.denn in Unschuld bin ich gewandelt! Auf den Herrn vertraute ich, ohne zu wanken. Prüfe mich, Herr, und erprobe mich, erforsche mir Nieren und Herz! Fürwahr, deine Huld stand mir vor Augen, in Treue zu dir bin ich gewandelt! Bei falschen Menschen saß ich nie, und mit Hinterlistigen traf ich mich nicht. Ich mied den Kreis der Bösen; mit Gottlosen saß ich nicht beisammen. In Unschuld wasche ich meine Hände und schreite um deinen Altar, o Herr, um laut das Danklied zu singen und all deine Wunder zu künden. Herr, ich liebe deines Hauses Stätte, den Ort, an dem deine Herrlichkeit wohnt. Raffe mich nicht mit den Sündern hinweg und mein Leben nicht mit den Blutbefleckten! Verbrechen klebt an ihren Händen, und ihre Rechte ist voll von Bestechung. Ich aber wandle in Unschuld. Erlöse mich und erbarme dich meiner! Mein Fuß steht auf ebener Bahn; in den Festversammlungen will ich den Herrn lobpreisen! Der Herr ist mein Licht und mein Heil,Von David.vor wem sollte ich bangen? Der Herr ist meines Lebens sicherer Schutz, vor wem sollte ich erschrecken? Dringen Übeltäter auf mich ein, mich zu verschlingen, meine Gegner und meine Feinde, sie müssen straucheln und fallen. Mag ein Heer sich wider mich lagern, mein Herz kennt keine Furcht. Erhebt sich Krieg wider mich, ich bleibe doch voll Zuversicht. Nur eines erflehe ich vom Herrn, nur um dieses ersuche ich: Wohnen zu dürfen im Hause des Herrn alle Tage meines Lebens, zu schauen die Lieblichkeit des Herrn und seinen Tempel zu betrachten. Ja, er verhüllt mich unter seinem Dach zur Zeit des Unheils, birgt mich im Verstecke seines Zeltes; auf Felsenhöhe hebt er mich empor. Und nun kann sich mein Haupt erheben über meine Feinde ringsumher. So will ich denn in seinem Zelt Jubelopfer weihen, singen will ich, spielen will ich vor dem Herrn! Höre, Herr, mein lautes Rufen! Sei mir gnädig und erhöre mich! Dir selber spricht mein Herz es nach: "Sucht mein Angesicht!" Ja, ich suche, Herr, dein Angesicht. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir! Weis deinen Knecht nicht ab im Zorn! Du bist wahrhaftig meine Hilfe. Verstoß mich nicht, verlaß mich nicht, Gott meines Heiles! Selbst wenn mein Vater mich verläßt und meine Mutter, nimmt doch der Herr sich meiner an. Lehre, Herr, mich deinen Weg und leite mich auf rechtem Pfad um meiner Feinde willen! Gib mich nicht preis der Willkür meiner Gegner; denn falsche Zungen haben sich erhoben wider mich und schnauben nach Gewalttat. Ich glaube fest, das Glück des Herrn zu schauen im Lande der Lebendigen. Hoffe auf den Herrn, sei stark und guten Mutes! Hoffe auf den Herrn! Ich rufe dich an, Herr, mein Fels!Von David.Sei gegen mich nicht taub, damit du dich nicht schweigend von mir wendest und ich wie jene werde, die zur Grube sanken! Höre auf mein lautes Flehen, da ich zu dir um Hilfe rufe, da ich meine Hände hebe zu deinem Allerheiligsten im Tempel! Raffe mich nicht mit den Frevlern hin und mit den Übeltätern, die freundlich zwar mit ihren Nächsten reden, jedoch im Herzen Böses sinnen! Vergilt ihnen nach ihrem Tun und nach der Bosheit ihres Handelns! Gib ihnen nach dem Werke ihrer Hände, zahle ihnen heim, was sie verdient! Denn sie achten nicht auf das Tun des Herrn und auf das Werk seiner Hände. Er reißt sie nieder und baut sie nicht mehr auf. Gepriesen sei der Herr; denn er hat mein lautes Flehen erhört! Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn vertraut mein Herz. Hilfe wurde mir zuteil; darüber jauchzt mein Herz, und mit meinem Lied will ich ihm danken. Seines Volkes Stärke ist der Herr, eine rettende Schutzwehr seinem Gesalbten. Hilf deinem Volk und segne dein Erbe! Weide und hege sie immerdar! Entbietet dem Herrn, ihr himmlischen Wesen,Psalm Davids.entbietet dem Herrn Ehre und Macht! Entbietet dem Herrn die Ehre seines Namens! Huldigt dem Herrn in heiligem Schmuck! Die Stimme des Herrn über den Wassern! Der Gott der Herrlichkeit donnert, der Herr über gewaltigen Wassern. Die Stimme des Herrn voll Kraft, die Stimme des Herrn voll Pracht! Die Stimme des Herrn zerschmettert Zedern, es zerschmettert der Herr die Zedern des Libanon. Er läßt den Libanon hüpfen wie ein Kalb, den Sirjon wie einen jungen Büffel. Die Stimme des Herrn sprüht Feuerflammen. Die Stimme des Herrn erschüttert die Wüste, der Herr erschüttert die Wüste von Kades. Die Stimme des Herrn bringt Hirschkühe in Wehen, Gazellen zu Frühgeburten. In seinem Palast jedoch ruft alles: "O Herrlichkeit!" Der Herr thront über der Flut; es thront der Herr als König auf ewig. Der Herr gebe Kraft seinem Volke; der Herr segne sein Volk mit Heil! Hochpreisen will ich dich, Herr;Psalm. Lied zur Tempelweihe. Von David.denn du zogst mich empor und ließest meine Feinde nicht über mich jubeln. Herr, mein Gott, ich flehte zu dir, und du heiltest mich. Herr, du hast mich heraufgeführt aus dem Totenreich, mich neu belebt, getrennt von denen, die zur Grube sanken. Lobsinget dem Herrn, ihr seine Frommen, und preist seinen heiligen Namen! Denn einen Augenblick nur währt sein Zorn, doch ein Leben lang seine Huld. Kehrt Weinen am Abend ein, so folgt am Morgen der Jubel. Ich hatte gedacht in sorglosem Glück: "Nimmermehr werde ich wanken!" Herr, durch deine Huld ward ich auf feste Berge gestellt. Da verbargst du dein Antlitz - schon war ich erschüttert. Ich rief zu dir, Herr; ich flehte meinen Gebieter um Gnade an: "Was nützt denn mein Blut, wenn ich zur Grube sinke?" Wird etwa der Staub dir danken, wird er deine Treue verkünden? Höre, Herr, und sei mir gnädig! Sei mir ein Helfer, o Herr!" - Du hast meine Klage verwandelt in Reigentanz, hast mir das Trauerkleid gelöst und mich mit Freude umgürtet. Darum lobsingt dir mein Herz und will nicht schweigen. Herr, mein Gott, ewig preise ich dich! Bei dir, Herr, suche ich Zuflucht;Dem Chorleiter. Psalm Davids.möge ich niemals enttäuscht werden! In deiner Gerechtigkeit rette mich! Neige dein Ohr mir zu, befreie mich rasch! Sei mir ein sicherer Fels, eine feste Burg, mich zu retten! Ja, mein Fels und meine Feste bist du! Um deines Namens willen mögest du mich führen und leiten. Du mögest mich befreien aus dem Netz, das man mir heimlich legte; denn meine Zuflucht bist du. In deine Hand befehle ich meinen Geist. Du erlöst mich, Herr, du getreuer Gott. Verhaßt sind dir die Verehrer nichtiger Götzen; ich aber schenke dem Herrn mein Vertrauen. Freudig will ich frohlocken ob deiner Huld, daß du mein Elend geschaut, meiner Seele Nöte beachtet hast, daß du mich nicht der Feindeshand überliefert, sondern auf freien Ort meine Füße gestellt hast. Erbarme dich meiner, Herr, ich bin ja in Not! Vor Kummer ist matt mein Auge, meine Seele und mein Leib. Denn in Jammer schwindet mein Leben dahin, meine Jahre verrinnen in Seufzen. Vor Elend bricht meine Kraft zusammen, meine Glieder ermatten. Vor all meinen Feinden ward ich zum Hohn, meinen Nachbarn zum Spott, ein Schrecken für meine Bekannten. Wer mich sieht auf der Straße, flieht vor mir. Wie ein Toter bin ich dem Gedächtnis entschwunden, bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß. Ja, ich höre das Gerede von vielen: "Grauen ringsum!" Gemeinsam planen sie gegen mich und sinnen darauf, mir das Leben zu rauben. Ich aber, Herr, vertraue auf dich und spreche: "Mein Gott bist du!" In deiner Hand liegt mein Geschick. Der Hand meiner Feinde entreiße mich und meinen Verfolgern! Laß über deinem Knecht dein Antlitz leuchten, rette mich durch deine Huld! Herr, möge ich nicht enttäuscht werden, da ich zu dir rufe! Enttäuscht sollen die Frevler werden, schweigend ins Totenreich sinken! Verstummen sollen die Lügenlippen, die Freches wider den Schuldlosen reden in Hochmut und in Verachtung! Wie reich ist doch dein Gut, o Herr, das du denen verwahrst, die dich fürchten, das du denen bereitest, die bei dir sich vor den Menschen bergen. Du birgst sie im Schutz deines Angesichts vor den Machenschaften der Menschen, du bewahrst sie wie in einem Zelt vor dem Gezänk der Zungen. Gelobt sei der Herr, der mir wunderbare Huld erweist im Schrecken der Bedrängnis! Schon hatte ich gedacht in meiner Angst: "Ich bin aus deinen Augen ganz verschwunden." Du aber hast mein lautes Flehen vernommen, da ich zu dir rief. Liebt den Herrn, ihr seine Frommen alle! Der Herr behütet die Getreuen. Doch er vergilt mit vollem Maß dem Stolzen. Seid stark und unverzagten Herzens, ihr alle, die ihr harrt des Herrn! Selig, wem Unrecht vergeben,Von David. Lehrgedicht.wem Sünde zugedeckt ist! Selig der Mensch, dem der Herr die Schuld nicht anrechnet, in dessen Geist kein Trug mehr ist! Solange ich schwieg, zerfielen meine Glieder bei meinem Stöhnen den ganzen Tag. Denn Tag und Nacht lag schwer auf mir deine Hand. Mein Mark zerschmolz wie in Sommersgluten. [Zwischenspiel] Da bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verbarg ich nicht. Ich dachte: "Ich will dem Herrn mein Unrecht gestehen!" Und du vergabst meine Sündenschuld. [Zwischenspiel] Deshalb bete jeder Fromme zu dir in Zeiten der Not! Eine donnernde Flut vieler Wasser wird ihn nicht erreichen. Du bist mein Schutz, bewahrst mich vor Drangsal, umhegst mich als Retter. [Zwischenspiel] "Ich will dich anweisen und belehren über den Weg, den du gehen sollst; ich rate dir gut, über dir ist mein Auge. Sei nicht wie ein Roß oder Maultier ohne Verstand! Mit Zaum und Zügel, seinem Schmuck, muß man es zerren, sonst kommt es zu dir nicht heran." Zahlreiche Schmerzen erwarten den Frevler; doch wer auf den Herrn vertraut, den umgibt er mit Huld. Freut euch im Herrn und jubelt, ihr Gerechten; frohlockt, ihr Redlichen alle! Frohlockt im Herrn, ihr Gerechten! Für Redliche ziemt sich das Loblied. Preist den Herrn mit der Zither; spielt ihm mit zehnsaitiger Harfe! Singt ihm ein neues Lied! Schlagt trefflich die Saiten zum Jubelschall! Denn richtig ist das Wort des Herrn und zuverlässig all sein Tun. Er liebt Gerechtigkeit und Recht. Die Erde ist voll von der Huld des Herrn. Durch das Wort des Herrn entstanden die Himmel, durch den Hauch seines Mundes ihr ganzes Heer. Er faßt wie im Schlauch die Wasser des Meeres, sammelt in Speichern die Urflut. Vor dem Herrn muß sich fürchten die ganze Erde; vor ihm erbebt, wer den Erdkreis bewohnt. Denn er spricht, und es geschieht; er befiehlt, und es steht da! Der Herr zerbricht den Ratschluß der Heiden, vereitelt die Pläne der Völker. Der Ratschluß des Herrn hat ewig Bestand, seines Herzens Pläne gelten für alle Geschlechter. Selig das Volk, dessen Gott der Herr ist, die Nation, die er sich zum Erbteil erwählte! Vom Himmel herab schaut der Herr; er sieht auf alle Menschen. Von der Stätte, da er thront, blickt er nieder auf alle Bewohner der Erde. Er hat ja ihre Herzen insgesamt gebildet; er merkt auf alle ihre Taten. Nicht siegt der König durch sein starkes Heer, nicht rettet sich ein Held durch große Kraft. Das Roß ist wertlos für den Sieg; trotz seiner großen Stärke bringt es nicht in Sicherheit. Das Auge Gottes aber ruht auf denen, die ihn fürchten, die auf seine Gnade hoffen, auf daß er ihr Leben vor dem Tode rette und sie in Hungersnot erhalte. Unsere Seele harrt des Herrn; unser Schutz und unser Schild ist er. Ja, seiner freut sich unser Herz; denn wir vertrauen seinem heiligen Namen. Deine Gnade walte über uns, o Herr, so wie wir auf dich hoffen! Preisen will ich den Herrn zu jeder Zeit,Von David, als er sich vor Abimelech wahnsinnig stellte, so daß dieser ihn verjagte und er wegging (1Sam 21,13-16)immer sei sein Lob in meinem Munde! Meine Seele rühmt sich im Herrn. Die Armen mögen es hören und fröhlich sein! Verherrlicht mit mir den Herrn; seinen Namen laßt uns gemeinsam erheben! Ich suchte den Herrn, da erhörte er mich und machte mich frei von all meinen Ängsten. Blickt auf ihn, und euer Antlitz wird leuchten und muß sich nicht schämen! Da ist ein Gebeugter; er rief, und der Herr vernahm es und half ihm aus all seinen Nöten. Ein Lager schlägt auf der Engel des Herrn um alle, die ihn fürchten, und rettet sie. Kostet und seht, wie gut der Herr ist! Selig der Mann, der auf ihn vertraut! Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen! Denn wer ihn fürchtet, leidet nicht Mangel. Mächtige darben und hungern; doch wer den Herrn sucht, vermißt kein Gut. Kommt, ihr Söhne, hört mich an! Die Furcht des Herrn will ich euch lehren! Wer ist der Mann, der Leben wünscht und glückliche Tage zu schauen begehrt? Bewahre vor Bösem deine Zunge und deine Lippen vor falscher Rede! Laß ab vom Bösen und tu das Gute, suche Frieden und strebe ihm nach! Die Augen des Herrn beachten die Frommen und seine Ohren ihr Schreien. Das Antlitz des Herrn droht den Übeltätern, um ihr Gedenken vom Lande zu tilgen. Rufen jene, so hört es der Herr und rettet sie aus all ihren Nöten. Nahe ist der Herr den geknickten Herzen, hilft allen, die zerknirschten Geistes sind. So zahlreich die Leiden des Gerechten auch sind, aus allen befreit ihn der Herr. Er behütet jedes seiner Glieder, nicht eines davon wird zerbrochen. Den Frevler tötet das Unheil; wer den Gerechten haßt, muß es büßen. Der Herr erlöst die Seele seiner Diener; straflos bleibt, wer ihm vertraut. Bekämpfe, Herr, die mich bekämpfen,Von David.bekriege du, die mich bekriegen! Ergreife Schild und Wehr! Erhebe dich, mir zu helfen! Schwinge Spieß und Lanze wider meine Verfolger! Sprich zu meiner Seele: "Deine Rettung bin ich!" In Schande und Schimpf sollen fallen, die mir nach dem Leben trachten! Schmachvoll sollen rückwärts weichen, die mir Böses sinnen! Sie seien wie Spreu vor dem Wind, und der Engel des Herrn stoße sie! Ihr Weg sei finster und schlüpfrig, der Engel des Herrn jage sie! Denn ohne Grund legten sie mir ihr Netz, gruben [grundlos] für mich eine Grube. Einen solchen treffe unvermerkt das Verderben! Das Netz, das er legte, fange ihn selbst, in die Grube möge er stürzen! Dann wird meine Seele jubeln im Herrn, frohlocken ob seiner Hilfe. Jedes Glied an mir wird rufen: "Herr, wer ist wie du? Du rettest den Schwachen vor dem Starken, den [Schwachen und] Armen vor seinem Räuber." Ruchlose Zeugen treten auf, befragen mich über Dinge, wovon ich nichts weiß. Sie vergelten mir Gutes mit Bösem, streben mir nach dem Leben. Ich aber trug in ihrer Krankheit Trauerkleider, quälte mich selbst mit Fasten und sprach tief gebeugt mein Gebet vor mich hin. Als gelte es meinem Freund oder Bruder, so ging ich einher; wie in Trauer um die Mutter war ich betrübt und gebeugt. Sie jedoch sind erfreut über meinen Sturz und versammeln sich. Sie verbinden sich gegen mich und drängen heftig heran; ich aber ahnte nichts. Sie zerreißen mich und lassen nicht ab. In Schlechtigkeit spotten sie dauernd, knirschen mit den Zähnen wider mich. Herr, wie lange siehst du zu? Rette vor den Brüllern mein Leben, vor den Löwen mein einziges Gut! Ich werde dir danken in großer Versammlung, dich loben vor zahlreichem Volk! Nicht sollen über mich jubeln meine lügnerischen Feinde, nicht mit den Augen zwinkern, die mich ohne Grund hassen! Denn sie reden nichts Gutes, und gegen die Stillen im Lande ersinnen sie listige Pläne. Ihren Mund reißen sie gegen mich auf und sprechen: "Hui, hui! Unser Auge ergötzt sich!" Du siehst es, Herr; so schweige doch nicht! Mein Gebieter, bleib mir nicht ferne! Erhebe dich, wache auf für mein Recht, mein Gott und mein Herr, für meinen Streit! Nach deiner Gerechtigkeit schaffe mir Recht, o Herr, mein Gott! Laß sie nicht jubeln über mich! Sie sollen in ihrem Herzen nicht sprechen: "Hui, unser Wunsch!" Sie sollen nicht sagen: "Den haben wir verschlungen!" Beschämung und Schmach treffe alle, die über mein Unglück sich freuen! In Schande und Schimpf sollen sich hüllen, die wider mich prahlen! Frohlocken und Freude sei denen zuteil, die mein Recht begrüßen! Sie sollen immerdar sprechen: "Hochgelobt sei der Herr, der das Heil seines Knechtes wünscht!" Meine Zunge wird deine Gerechtigkeit künden, allezeit deinen Lobpreis! Der Spruch des Gottlosen lautet:Dem Chorleiter. Vom Knecht des Herrn, von David."Unrecht zu tun steckt tief mir im Herzen!" Es gibt keine Gottesfurcht vor seinen Augen. Denn er schmeichelt sich selbst, nach eigenem Urteil seine Schuld zu entdecken und zu hassen. Die Worte seines Mundes sind Lug und Trug; weise und gut zu handeln, hat er verlernt. Bosheit ersinnt er auf seinem Lager, führt einen schlimmen Lebenswandel, Schlechtes verwirft er nicht. Herr, bis an den Himmel reicht deine Huld, deine Treue bis zu den Wolken! Deine Gerechtigkeit gleicht den Gottesbergen, dein rechtes Urteil dem großen Weltmeer. Menschen und Tiere umfaßt deine Hilfe, o Herr. Wie kostbar ist deine Huld, o Gott! Im Schatten deiner Flügel bergen sich die Menschen. Am Reichtum deines Hauses laben sie sich, mit dem Strom deiner Wonnen tränkst du sie. Ja, bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Lichte schauen wir Licht. Erhalte deine Gnade denen, die dich kennen, den Rechtgesinnten dein gerechtes Walten! Nicht komme über mich der Fuß des Stolzen; die Faust des Frevlers vertreibe mich nicht! Dann müssen die Übeltäter fallen; sie stürzen und können sich nicht mehr erheben. Entrüste dich nicht über die Bösen,Von David.sei nicht zornig auf die Übeltäter! Denn wie Gras verwelken sie rasch, verdorren wie das grüne Kraut. Vertraue auf den Herrn und tu, was gut ist! Wohne friedlich im Land und übe die Treue! Habe am Herrn deine Wonne; dann gibt er dir, was dein Herz begehrt. Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue auf ihn; er wird nicht untätig sein! Er läßt deine Gerechtigkeit aufleuchten wie Licht, dein rechtes Verhalten wie Mittagshelle. Sei still vor dem Herrn und harre auf ihn! Entrüste dich nicht über den, der stets Erfolg hat, über den Mann, der Ränke vollführt! Steh ab vom Zorn und laß den Groll! Entrüste dich nicht, es führt nur zu Bösem! Denn Übeltäter werden vernichtet; doch wer auf den Herrn hofft, erhält das Land. Nur noch kurze Zeit, und der Frevler ist dahin; suchst du nach seiner Stätte, so besteht sie nicht mehr. Doch die Armen werden das Land erhalten und froh sein über die Fülle des Heils. Ränke schmiedet der Frevler wider den Frommen und knirscht gegen ihn mit den Zähnen. Der Allherr aber spottet seiner; er sieht ja, daß sein Tag schon kommt. Frevler zücken das Schwert und spannen ihren Bogen, den Geringen und Armen niederzustrecken, zu morden, die rechtschaffen wandeln. Ihr Schwert trifft sie selbst ins Herz, und ihre Bogen zerbrechen. Besser der karge Besitz des Gerechten als großer Reichtum der Frevler. Denn die Arme der Frevler werden zerschmettert, Gerechte aber stützt der Herr. Der Herr weiß um die Tage der Frommen; ihr Erbteil bleibt ewig bestehen. Sie werden nicht enttäuscht in Zeiten des Unglücks, in den Tagen des Hungers finden sie Sättigung. Denn die Gottlosen gehen zugrunde; die Feinde des Herrn sind wie prangende Auen: Sie vergehen, vergehen wie Rauch. Der Frevler muß borgen und kann nicht bezahlen; der Gerechte kann mild sein und schenken. Denn die er segnet, erhalten das Land, und die er verflucht, werden ausgetilgt. Der Herr lenkt die Schritte des Menschen; er festigt den, dessen Weg ihm gefällt. Ist er am Fallen, so stürzt er nicht hin; denn der Herr stützt seinen Arm. Einst war ich ein Knabe, nun bin ich ein Greis; doch nie sah ich einen Gerechten verlassen, noch seine Kinder betteln um Brot. Allezeit kann er mild sein und leihen, und seine Kinder werden zum Segen. Meide das Böse und tu das Gute, damit du ewig wohnen bleibst! Denn der Herr liebt das Recht und läßt seine Frommen nicht im Stich. Die Ruchlosen werden vernichtet, die Kinder der Frevler ausgetilgt. Die Gerechten erhalten das Land und bleiben darin für immer wohnen. Weisheit kündet der Mund des Gerechten, und seine Zunge redet, was recht ist. Das Gesetz seines Gottes herrscht in seinem Herzen, und seine Schritte kommen nicht ins Wanken. Der Gottlose späht dem Gerechten nach und sucht ihn zu töten. Doch der Herr überläßt ihn nicht seiner Hand, läßt ihn vor Gericht nicht verdammen. Hoffe auf den Herrn und halte dich an seinen Weg! Dann wird er dich erhöhen und das Land besitzen lassen. Du wirst der Frevler Untergang schauen. Ich sah den Frevler in seiner Gewalttat sich erheben wie eine grünende Zeder. Ich kam wieder vorüber, und schon war er nicht mehr; ich suchte nach ihm, und er war nicht zu finden. Bewahre die Unschuld und übe Redlichkeit! Denn eines solchen Mannes Zukunft ist Heil. Doch die Gottlosen werden restlos vertilgt; die Zukunft der Frevler ist Untergang. Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn; er ist ihre Zuflucht zur Zeit der Not. Der Herr ist ihr Helfer und ihr Befreier; er befreit sie von Frevlern und rettet sie, weil sie bei ihm ihre Zuflucht suchen. Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn,Psalm Davids. Zum Weihrauchopfer.schlage mich nicht in deinem Grimm! Denn deine Pfeile haben mich getroffen, und deine Hand liegt schwer auf mir. Nichts mehr ist heil an meinem Leib ob deines Grolls, nichts mehr gesund an meinen Gliedern ob meiner Sünde. Ja, meine Vergehen wachsen mir über den Kopf, wie eine schwere Last erdrücken sie mich. Meine Wunden riechen und eitern ob meiner Torheit. Verstört bin ich, gebeugt gar sehr; den ganzen Tag geh' ich betrübt einher. Ach meine Lenden sind voll von Brand, nichts mehr ist heil an meinem Leib! Ich bin ermattet und ganz zerschlagen, ich schreie vor tobender Qual in der Brust. Herr, all mein Sehnen liegt offen vor dir, mein Seufzen ist dir nicht verborgen. Ruhelos pocht mir das Herz, die Kraft hat mich verlassen, selbst das Augenlicht ist mir geschwunden. Meine Freunde und Nachbarn nehmen Abstand von meiner Plage, und meine Nächsten halten sich fern. Die mir nach dem Leben trachten, legen Schlingen; die mein Unglück suchen, reden Schlimmes, sinnen auf Trug die ganze Zeit. Ich aber bin wie taub und höre nichts; ich bin wie ein Stummer, der seinen Mund nicht auftut. Ja, ich bin wie ein Mann, der nicht hört, in dessen Mund keine Widerrede ist. Denn ich harre deiner, o Herr; du wirst Antwort geben, mein Herr und mein Gott. Ich denke nämlich, sonst könnten sie jubeln über mich und gegen mich prahlen, wenn mein Fuß wankt. Ich bin ja auf den Sturz gefaßt, und mein Leid steht mir immer vor Augen. Wahrlich, ich bekenne meine Schuld, bin bekümmert ob meiner Sünde. Die mich anfeinden ohne Grund, sind gar stark, und zahlreich sind, die zu Unrecht mich hassen. Sie vergelten Gutes mit Bösem, befehden mich trotz meiner besten Absicht. Verlaß mich nicht, Herr! Mein Gott, entferne dich nicht von mir! Eile mir zu Hilfe, Herr, mein Heil! Ich dachte: "Ich will auf meinen Wandel achten,Dem Chorleiter. Für Jedutun. Psalm Davids.um mich mit der Zunge nicht zu verfehlen! Ich will meinem Mund einen Zaum anlegen, solange der Frevler vor mir steht!" So blieb ich stumm und still und schwieg ohne Widerspruch. Doch da bäumte mein Schmerz sich auf. Das Herz in meinem Innern glühte, bei meinem Grübeln entbrannte ein Feuer; da mußte meine Zunge reden: "Tu mir, o Herr, mein Ende kund, und welches das Maß meiner Tage ist, daß ich weiß, wie vergänglich ich bin! Siehe, nur etliche Spannen lang hast du meine Tage bemessen, und meine Lebenszeit ist wie ein Nichts vor dir. Nur wie ein Hauch steht jeder Mensch da. [Zwischenspiel] Nur als Schattenbild wandelt der Mensch einher, für nichts häuft er Schätze auf und weiß nicht, wer sie bekommt. Und nun, was kann ich erhoffen, Herr? Meine Erwartung gilt einzig dir! Erlöse mich von allen meinen Sünden! Mach mich nicht zum Spott des Toren! Ich schwieg und tat den Mund nicht auf; denn du hast es gefügt. Nimm deine Plage von mir weg; ich muß vergehen unter deiner Hände Wucht. Zur Strafe für die Sünde züchtigst du den Menschen, zerstörst gleich einer Motte seine Pracht; nur ein Hauch ist jeder Mensch. [Zwischenspiel] Höre mein Gebet, o Herr, vernimm mein Flehen! Schweige nicht zu meinen Tränen! Ich bin ja nur ein Gast bei dir, ein Fremdling nur wie alle meine Väter. Schau weg von mir, damit ich froh sein kann, bevor ich scheide und vergangen bin!" Ich hoffte, hoffte auf den Herrn.Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm.Er neigte sich zu mir und hörte auf mein Rufen. Er zog mich aus der grauenhaften Grube, aus dem Schmutz und Schlamm. Er stellte meinen Fuß auf hohen Fels, machte meine Schritte sicher. Er gab mir in den Mund ein neues Lied, ein Lob auf unseren Gott. Viele sollen es schauen, sich fürchten und auf den Herrn vertrauen! Selig wer auf den Herrn sein Vertrauen setzt, sich nicht an Übermütige wendet oder an treulose Lügner! Zahlreich hast du, Herr, mein Gott, deine Wunder gemacht, und in deinen Ratschlüssen über uns ist nichts dir vergleichbar. Wollte ich künden und reden davon, sie wären nicht aufzuzählen. Schlacht- und Speiseopfer gefallen dir nicht, doch Ohren hast du mir gebildet; Brand- und Sündopfer forderst du nicht; so spreche ich denn: Sieh, ich komme! In der Schriftrolle steht die Weisung für mich. Deinen Willen zu tun, mein Gott, begehre ich, und dein Gesetz ruht mir mitten im Herzen. Ich verkünde Geziemendes in großer Versammlung; ja, meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es! Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in der Tiefe meines Herzens, von deiner zuverlässigen Hilfe rede ich. Nicht verhehle ich deine Huld und Treue der großen Gemeinde. Du, Herr, wirst dein Erbarmen vor mir nicht verschließen; deine Huld und Treue mögen mich stets behüten! Denn Leiden umfangen mich ohne Zahl; meine Sünden haben mich überfallen, und ich kann sie nicht überblicken. Sie sind zahlreicher als meines Hauptes Haare, so daß der Mut mir entschwindet. Sei gewillt, Herr, mich zu retten! Herr, eile mir zu Hilfe! Voll Schande und Schmach seien alle, die mir nach dem Leben trachten! Beschämt sollen rückwärts weichen, die über mein Unglück schadenfroh sind! Vor Schande sollen erstarren, die mich verhöhnen: "Hui, hui!" Doch jubeln und deiner sich freuen sollen alle, die dich suchen! Wer deine Hilfe liebt, soll immerdar sprechen: "Groß ist der Herr!" Ich aber bin elend und arm; Herr, eile mir beizustehen! Meine Hilfe und mein Retter bist du; mein Gott, halte dich nicht zurück! Selig, wer für den Schwachen Verständnis hat!Dem Chorleiter. Ein Psalm Davids.Zur Zeit des Unglücks rettet ihn der Herr. Der Herr behütet ihn und erhält ihn am Leben, so daß man ihn glücklich preist im Lande. Er gibt ihn der Wut seiner Feinde nicht preis. Der Herr ist seine Stütze auf dem Schmerzenslager: Sein ganzes Krankenbett beseitigst du. Ich wage nun die Bitte: Sei mir gnädig, Herr! Mach mich gesund; ich habe in der Tat gesündigt wider dich! Meine Feinde reden Böses gegen mich: "Wann stirbt er endlich und erlischt sein Name?" Kommt einer zu Besuch, so redet er Trug, sein Herz sammelt Unrecht an; er geht hinaus und erzählt es. Gemeinsam flüstern wider mich alle meine Hasser; sie denken gegen mich das Schlimmste aus: "Eine heillose Sache hat ihn getroffen; wer einmal liegt, steht nicht mehr auf!" Selbst mein nächster Freund, auf den ich mich verließ, der mein Brot aß, lehnt sich hinterrücks gegen mich auf. Du aber, Herr, sei mir gnädig und hilf mir empor, damit ich ihnen vergelte! Daran erkenne ich, daß du mich liebst, daß mein Feind über mich nicht jubeln kann. Ja, mich hältst du fest ob meiner Unschuld, stellst mich vor dein Angesicht für immer. Gepriesen sei der Herr, Israels Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen, Amen. Wie ein Hirsch verlangt nach Wasserbächen,Dem Chorleiter. Lehrgedicht. Von den Korachiten.so verlangt meine Seele nach dir, o Gott. Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott: Wann darf ich kommen und Gottes Angesicht schauen? Tränen sind meine Nahrung geworden bei Tag und Nacht, da man täglich zu mir sagt: "Wo bleibt dein Gott?" Daran will ich denken und mein Herz ausschütten: daß ich zum Zelte ziehen möchte, mich flüchten möchte zum Hause Gottes, unter lautem Jubel und Dank, in festlicher Menge. Was bist du so niedergedrückt, meine Seele, und so unruhvoll in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihn noch preisen, meinen Helfer und meinen Gott. Meine Seele ist niedergedrückt in mir, darum denke ich an dich vom Lande des Jordans und Hermon, vom Berge Mizar her. Die eine Flut ruft der anderen zu im Tosen deiner Wasserstürze. Ja, alle deine Wogen und Wellen branden über mich hin. Bei Tag möge der Herr seine Huld entbieten, und bei Nacht verrichte ich ihm ein Lied, ein Gebet zum Gott meines Lebens. Ich will rufen zu Gott, meinem Fels: "Warum hast du mich vergessen? Warum muß ich trauernd des Weges ziehen, vom Feinde bedrängt?" Niedergeschmettert sind meine Glieder, da meine Gegner mich schmähen und Tag für Tag zu mir sagen: "Wo bleibt dein Gott?" Was bist du so niedergedrückt, meine Seele, und so unruhvoll in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihn noch preisen, meinen Helfer und meinen Gott. Schaffe mir Recht, o Gott, und führe meinen Streit gegen unfrommes Volk! Vor Lügnern und Frevlern rette mich! Denn du bist mein Schutzgott. Warum hast du mich verstoßen? Warum muß ich trauernd des Weges ziehen, vom Feinde bedrängt? Sende dein Licht und deine Treue! Sie mögen mich leiten und führen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnstatt! So will ich zum Altare Gottes treten, zum Gott meiner jubelnden Freude. Auf der Harfe will ich dich preisen, Herr, mein Gott! Was bist du so niedergedrückt, meine Seele, und so unruhvoll in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, meinen Helfer und meinen Gott. Gott, unsre Ohren haben vernommen,Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Weisheitslied.unsre Väter erzählten uns von dem Werke, das du vollbracht hast zu ihren Zeiten, mit eigener Hand in grauer Vorzeit. Volksstämme hast du verdrängt, sie aber hineingepflanzt; Völker hast du zerschlagen, sie aber ausgebreitet. Denn nicht durch ihr Schwert gewannen sie das Land, nicht ihr eigener Arm half ihnen zum Sieg, vielmehr deine Rechte, dein Arm und dein leuchtendes Angesicht, weil du sie geliebt hast. Du bist mein König und Gott, der Jakob den Sieg entbietet. Durch dich stoßen wir unsre Gegner nieder, in deinem Namen zertreten wir unsre Widersacher. Nein, auf meinen Bogen vertraue ich nicht, und mein Schwert bringt mir nicht den Sieg! Nur du verleihst uns den Sieg über unsre Gegner; du machst unsre Hasser zuschanden. So rühmen wir uns Gottes zu jeder Zeit und preisen deinen Namen immerdar. [Zwischenspiel] Und doch hast du uns verworfen, in Schmach gestürzt und zogst nicht zu Felde mit unseren Heeren. Du schlugst uns in die Flucht vor dem Gegner, und unsre Hasser holten sich Beute. Wie Schlachtschafe gabst du uns hin, zerstreutest uns unter die Völker. Du hast dein Volk um ein Nichts verkauft, hattest keinen Gewinn an seinem Preis. Unsern Nachbarn machtest du uns zur Schmach, zum Spott und Hohn bei allen im Umkreis. Du hast uns den heidnischen Stämmen zum Spottlied gemacht, zur Verachtung unter den Völkern. Mein Schimpf steht allezeit mir vor Augen, und Schande bedeckt mein Antlitz: Vor dem Lärm des schmähenden Spötters, vor dem Blick des racheschnaubenden Feindes. Dies alles kam über uns, und doch hatten wir dich nicht vergessen und den Bund mit dir nicht verletzt. Unser Herz ist nicht abgewichen, unser Schritt nicht abgebogen von deinem Pfad. Dennoch schlugst du uns nieder am Ort der Schakale und bedecktest uns mit Finsternis. Hätten wir den Namen unseres Gottes vergessen und die Hände zu fremden Göttern erhoben, würde das Gott nicht erfahren? Er, der doch die Herzensgeheimnisse kennt! Ja, deinetwillen mordet man uns die ganze Zeit, sind wir den Schlachtschafen gleichgeachtet. Wach auf! Warum schläfst du, Herr? Erwache! Verwirf nicht für immer! Warum verbirgst du dein Antlitz, denkst nicht an unsere Not und Bedrängnis? Ja, in den Staub gebeugt ist unser Leben, am Boden klebt unser Leib! Erhebe dich, komm uns zu Hilfe! Erlöse uns um deiner Barmherzigkeit willen! Mein Herz schlägt höher zum Festgedicht,Dem Chorleiter. Nach "Lilien". Von den Korachiten. Weisheitsgedicht, Liebeslied.ich singe dem König mein hehres Lied. Meine Zunge ist gleich dem Griffel des hurtigen Schreibers. Du bist der Schönste unter den Menschen, Anmut strömt über deine Lippen; darum hat dich Gott für immer gesegnet. Gürte dein Schwert um die Hüften, du Held, deinen prächtigen Schmuck! Glück auf! Ziehe hin für die Sache der Treue und rechten Ergebenheit! Deine rechte Hand soll dich furchterregende Taten lehren! Deine Pfeile sind scharf, Völker wirst du erschrecken; denn sie treffen ins Herz der Feinde des Königs. Dein Thron bleibt wie Gottes Thron für immer und ewig. Ein gerechtes Zepter ist dein Königszepter. Du liebst das Recht und hassest das Unrecht. Deshalb hat dich der Herr, dein Gott, mit Freudenöl gesalbt vor deinen Gefährten. Von Myrrhe, Aloë und Kassia duften alle deine Gewänder. Aus dem Elfenbeinpalast erfreut dich das Saitenspiel. Eine Königstochter steht da in deinem kostbaren Schmuck: die Gemahlin zu deiner Rechten in Ophir-Gold. Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr! Vergiß dein Volk und dein Vaterhaus! Der König begehrt deine Schönheit, er ist ja dein Herr; so huldige ihm! Es suchen deine Gunst mit Geschenken die Tochter Tyrus, mit all ihren Schätzen die Reichsten des Volkes. Tritt ein, Königstochter, in Geflechten von Gold, gekleidet in bunte Gewänder! Jungfrauen führt man zum König als ihr Gefolge, ihre Gespielinnen bringt man zu dir. Man führt sie mit Freuden und Jubel, sie treten ein in den Königspalast. An Stelle deiner Ahnen erstehen dir Söhne; du kannst sie zu Fürsten machen im ganzen Land. Ich verkünde dir Ruhm durch alle Geschlechter. Deshalb werden Völker dich preisen auf immer und ewig. Gott ist uns Zuflucht und Stärke,Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Nach "Mädchen". Ein Psalm.als Hilfe in Nöten vielfach bewährt. Darum fürchten wir nichts, mag auch die Erde sich wandeln, mögen Berge taumeln in Meerestiefen. Mögen seine Wasser tosen und brausen, mögen Berge erbeben, wenn es sich aufbäumt: Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Burg ist für uns der Gott Jakobs. [Zwischenspiel] Ein Strom, dessen Arme die Gottesstadt erfreuen, ist das Allerheiligste der Wohnstatt des Höchsten: Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nie wanken; ihre Hilfe ist Gott beim Anbruch des Morgens. Völker toben, Reiche wanken; er läßt seine Donnerstimme ertönen, und die Erde zergeht. Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Burg ist für uns der Gott Jakobs. [Zwischenspiel] Kommt und schaut die Werke des Herrn, der Entsetzen verbreitet auf Erden! Kriegen macht er ein Ende bis an der Erde Grenzen. Bogen zerbricht er, Speere zerschlägt er, Wagen verbrennt er im Feuer. "Gebt nach und erkennt, daß ich Gott bin, erhaben unter den Völkern, erhaben auf Erden!" Der Herr der Heerscharen ist mit uns, eine Burg ist für uns der Gott Jakobs. [Zwischenspiel] Ihr Völker alle, spendet Beifall!Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Psalm.Jauchzet Gott mit Jubelklang! Denn furchtgebietend ist der Herr, der Höchste - ein großer König über alle Welt. Völker warf er vor uns nieder, Stämme unter unsere Füße. Er wählte unser Erbland für uns aus, die Ehre Jakobs, den er liebt. [Zwischenspiel] Gott steigt empor beim Jubelschall, der Herr beim Schmettern der Posaune. Singet unserem Gott, lobsinget! Singet unserm König, singet! Denn Gott ist König über alle Welt. Ja, singt ein kunstgerechtes Lied! Gott herrscht als König über Völker; Gott sitzt auf seinem heil'gen Thron. Völkerfürsten scharen sich zusammen bei dem Gotte Abrahams. Ja, Gottes sind die Mächtigen der Erde; hoch erhaben ist er sehr. Groß ist der Herr und hoch zu preisenEin Lied. Ein Psalm der Korachiten.in unseres Gottes Stadt. Sein heiliger Berg in ragender Pracht ist die Wonne der ganzen Welt, der Sionsberg im äußersten Norden des Großkönigs Festung. Gott erweist sich in ihren Palästen als Schutzburg. Sieh doch, die Könige traten zusammen, rückten gemeinsam heran! Kaum, daß sie schauten, da wurden sie ratlos, gerieten in Schrecken und Angst. Beben erfaßte sie dort, Zittern gleich einer Mutter in Wehen, wie wenn Ostwind Schiffe von Tarsis zerschmettert. Wie wir es gehört, so sahen wir es nun in der Stadt des Herrn der Heerscharen, in der Stadt unseres Gottes. Auf ewig hat Gott sie gegründet. [Zwischenspiel] Wir erwägen, Herr, deine Huld im Innern deines Tempels. Wie dein ruhmvoller Name, o Gott, so reicht dein Lobpreis über die Grenzen der Erde. Voll von Gerechtigkeit ist deine Rechte. Des freut sich der Sionsberg, es jauchzen die Landstädte Judas ob deiner Gerichtsentscheide. Umschreitet den Sion, zieht um ihn herum und zählt seine Türme! Beachtet seinen Wall, umsäumt auch seine Paläste! Dann könnt ihr dem künftigen Geschlecht erzählen: "Ganz so ist der Herr, unser Gott, für immer und ewig! Er wird uns führen in Ewigkeit!" Höret dies, ihr Völker alle,Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Psalm.lauschet, all ihr Erdbewohner, ihr Bürger und ihr Herren, ihr Reichen samt den Armen! Mein Mund trägt Weisheit vor; das Sinnen meines Herzens bietet Einsicht. Ich will mein Ohr dem Weisheitsspruche neigen, zum Zitherklang mein Rätselfragen lösen! Was soll ich mich fürchten in schlimmen Tagen, wenn die Bosheit meiner Verfolger mich umringt? Sie verlassen sich auf ihr Vermögen, rühmen sich der Größe ihres Reichtums. Doch loskaufen kann sich keiner oder Gott sein Lösegeld zahlen. Der Loskauf seines Lebens ist zu teuer; er muß für immer davon Abstand nehmen, daß er weiterleben könne und ewig nicht die Grube schaue. Man sieht ja: Weise müssen sterben; genauso gehen Tor und Narr zugrunde. Sie hinterlassen ihr Vermögen anderen. Gräber sind ihr Haus für ewig, ihre Wohnung immerdar, ob sie auch Länder einst ihr eigen nannten. Der Mensch jedoch in seiner Pracht bedenkt das nicht; er gleicht dem Vieh, das stumm zugrunde geht. - Dies ist das Los der Unbekümmerten, das Ende jener, denen die eigenen Sprüche gefallen: [Zwischenspiel] Wie Schafe rennen sie zur Unterwelt hinab, der Tod weidet sie; geradewegs steigen sie hinunter ins Grab; ihre Gestalt zerfällt, die Unterwelt wird ihre Wohnstatt. Gott selbst aber kauft mein Leben los, da er mich den Krallen der Unterwelt entreißt. [Zwischenspiel] Hab keine Angst, wenn einer reich wird, die Schätze seines Hauses sich mehren! Denn beim Sterben nimmt er dies alles nicht mit, seine Schätze folgen ihm nicht hinab. Mag er zeitlebens sich selber schmeicheln: "Man rühmt dich, weil du so tüchtig warst", er muß doch zur Schar seiner Ahnen gehen, die ewig nicht mehr das Licht erblicken. Der Mensch jedoch in seiner Pracht bedenkt das nicht; er gleicht dem Vieh, das stumm zugrunde geht. Der Herr, der Gott der Götter,Ein Psalm Asaphs.spricht und ruft die Erde an vom Sonnenaufgang bis zum Niedergang. Gott erstrahlt von Sion her, der Schönheit Krone. Es naht unser Gott; er schweigt nicht länger. Verzehrendes Feuer zieht vor ihm her, rings um ihn ein gewaltiger Sturm. Dem Himmel droben und der Erde ruft er zu, bereit, sein Volk zu richten: "Schart meine Verehrer um mich, die beim Opfer den Bund mit mir schlossen!" Die Himmel verkünden seine Gerechtigkeit, daß Gott selbst als Richter erscheint. [Zwischenspiel] "So höre, mein Volk, ich will reden! Israel, ich klage dich an! Ich bin der Herr, dein Gott. Nicht wegen deiner Schlachtopfer rüge ich dich, sind doch deine Brandopfer stets mir vor Augen. Ich nehme den Jungstier aus deinem Stall nicht an, nicht Böcke aus deinen Hürden. Mir gehört ja alles Wild des Waldes, die Tausende von Tieren auf meinen Bergen. Ich kenne alle Vögel des Himmels; was sich regt auf der Flur, ist mein eigen. Hätte ich Hunger, ich müßte es dir nicht sagen; mir gehört ja die Erde und was sie erfüllt. Esse ich etwa das Fleisch von Stieren, oder trinke ich das Blut der Böcke? Bringe Gott Dank als Opfer dar und entrichte dem Höchsten deine Gelübde! Rufe mich an am Tag der Not! Ich werde dich erretten, und du sollst mich ehren!" Zum Frevler aber spricht Gott: "Wieso zählst du meine Gebote auf, führst meinen Bund in deinem Munde? Dabei hassest du doch die Zucht und setzest meine Worte hintan! Siehst du einen Dieb, so freundest du dich mit ihm an, und mit Ehebrechern hältst du Gemeinschaft. Deinen Mund gebrauchst du zur Schlechtigkeit, deine Zunge hält sich an Täuschung. Gegen deinen Bruder redest du Schändliches, häufst Verleumdung auf den Sohn deiner Mutter. Solches tust du. Würde ich schweigen, so könntest du glauben, ich sei gleich wie du. Ich klage dich an und rücke es dir vor Augen! Merkt euch das, ihr Gottvergessenen! Sonst richte ich ein Blutbad an, und niemand kann retten! Wer Dank als Opfer entrichtet, der ehrt mich, und wer meinen Pfad einhält, dem zeige ich Gottes Heil." Erbarme dich meiner,Dem Chorleiter. Psalm Davids, als der Prophet Natan zu ihm kam, nachdem er sich mit Batseba vergangen hatte.o Gott, nach deiner Huld; nach deiner großen Güte tilge meine Missetaten! Wasche meine Sünde völlig von mir ab und mach mich rein von meiner Schuld! Denn ich erkenne meine Missetaten, meine Schuld steht dauernd mir vor Augen. Gegen dich allein hab' ich gesündigt und getan, was dir mißfällt, so daß du recht behältst in deinem Urteilsspruch und unanfechtbar bleibst in deinem Rechtsentscheid. Sieh doch, in Sünde wurde ich geboren, in Schuld empfing mich meine Mutter. Siehe, du liebst die Wahrheit auch im Verhüllten, und über Verborgenes lehrst du mich Weisheit. Entsündige mich mit Ysop, daß ich rein werde, wasche mich, daß ich weißer werde als Schnee! Laß mich Frohlocken und Freude vernehmen, dann jubeln die Glieder, die du zermalmt hast! Verbirg dein Antlitz vor meiner Schuld und tilge all meine Sünden! Ein reines Herz erschaffe mir, Gott, und gefestigten Geist mach neu in meiner Brust! Verwirf mich nicht vor deinem Angesicht und deinen heiligen Geist nimm nicht von mir! Gib mir die Wonne deines Heiles wieder, und hochgesinnter Geist sei meine Stütze! Dann will ich die Verirrten deine Wege lehren, daß Sünder sich zu dir bekehren. Entreiße mich dem blutigen Tod, o Gott, mein Helfergott, daß meine Zunge jauchzt ob deiner Milde! Herr, öffne du mir meine Lippen, so wird mein Mund dein Lob verkünden! Denn Schlachtopfergaben gefallen dir nicht, und brächte ich Brandopfer dar, du möchtest es nicht. Opfer für Gott ist ein zerknirschter Geist; ein zerknirschtes und zerschlagenes Herz wirst du, o Gott, nicht verschmähen. Handle in deiner Gnade gütig an Sion, erbaue wieder die Mauern Jerusalems! Dann wirst du Gefallen haben an richtigen Opfern [Brandopfern und Ganzopfern]; dann legt man Jungstiere auf deinen Altar. Was rühmst du dich der Bosheit,Dem Chorleiter. Weisheitslied von David, als der Edomiter Doëg kam und Saul die Meldung machte: "David ist ins Haus Achimelechs gekommen."du Gewaltmensch, beschimpfest Gott die ganze Zeit? Verderben planst du; deine Zunge gleicht einem scharfen Messer und vollbringt Täuschung. Böses ist dir lieber als Gutes, Lüge lieber als rechte Rede. [Zwischenspiel] Du liebst lauter verwirrende Reden, du falsche Zunge! Doch Gott wird dich verderben für immer. Er zerbricht dich und reißt dich weg aus dem Wohnzelt, entwurzelt dich aus dem Land der Lebendigen. [Zwischenspiel] Die Gerechten werden es schauen und erschaudern; sie werden über ihn spotten: "Seht da den Mann, der nicht Gott zu seiner Zuflucht machte, vielmehr auf seinen großen Reichtum vertraute, Zuflucht suchte bei seiner Verderbtheit!" Ich aber bin wie ein grünender Ölbaum im Hause Gottes. Auf Gottes Huld vertraue ich immer und ewig. Ich will dich preisen in Ewigkeit, weil du machtvoll eingegriffen; ich hoffe auf deinen Namen, denn er ist gütig, angesichts deiner Frommen. Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen,Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Weisheitslied von David,zu sehen, ob es einen Verständigen gibt, der nach Gott fragt. Doch sie sind alle abgewichen, restlos verdorben, keiner tut Gutes, auch nicht ein einziger. Kommen denn nie zur Einsicht die Übeltäter alle, die mein Volk verschlingen, wie man Brot ißt, nicht aber den Herrn anrufen? Dabei müssen sie gewaltig erschrecken; denn Gott zerstreut die Glieder der Ruchlosen; sie werden beschämt, da der Herr sie verwirft. O daß doch vom Sion Heil für Israel käme! Wenn der Herr das Geschick seines Volkes wendet, möge Jakob jubeln, Israel sich freuen! Gott, durch deinen Namen rette mich,Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Weisheitslied von David, als die Siphiter kamen und Saul meldeten: "David hält sich bei uns verborgen."durch deine Macht schaffe mir Recht! Höre mein Gebet, o Gott, vernimm die Worte meines Mundes! Denn Stolze erheben sich wider mich, Gewalttätige trachten mir nach dem Leben. Sie haben Gott nicht vor Augen. [Zwischenspiel] Siehe, Gott ist mein Helfer! Der Herr ist die Stütze meines Lebens. Das Unheil falle zurück auf meine Gegner! Vernichte sie nach deiner Treue! So will ich dir gerne Opfer bringen, will deinen Namen preisen, Herr, weil er so gütig ist. Denn aus aller Not errettet er mich, und mein Auge weidet sich an meinen Feinden. Vernimm, o Gott, mein Gebet,Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Weisheitslied von David.verschließ dich nicht meinem Flehen! Merke auf mich und erhöre mich, ich irre umher in meinem Jammer. Entsetzt bin ich über das Lärmen des Feindes, über den Andrang des Frevlers. Denn mit Unheil überhäufen sie mich, greifen mich wütend an. Es bebt das Herz in meiner Brust, Todesschrecken stürzen auf mich. Furcht und Zittern kommen über mich, Grauen bedeckt mich. Ich dachte: O hätte ich Schwingen wie eine Taube! Ich flöge fort und ließe mich ruhig nieder. Ja, in weite Fernen möchte ich fliehen, in der Wüste verweilen! [Zwischenspiel] Ich möchte eilends eine Zuflucht suchen vor dem Toben des Sturmwinds. Verwirre, Herr, zerspalte ihre Sprache; denn Gewalttat muß ich sehen und Streitigkeiten in der Stadt. Sie umschleichen diese Tag und Nacht auf ihren Mauern, in ihrem Innern herrschen Unheil und Bedrängnis. Verderben wohnt in ihrer Mitte. Von ihrem Markte weichen nicht Bedrückung und Betrug. Denn würde mein Feind mich schmähen, ich könnte es ertragen, und würde mein Gegner sich gegen mich erheben, ich könnte mich bergen vor ihm. Du aber, mein Gefährte, mein Vertrauter und Bekannter, die wir zusammen süße Gemeinschaft erlebten, zum Gotteshause wallten im Festgedränge! Der Tod falle über sie her! Lebendig sollen sie zur Unterwelt fahren! Denn nur Bosheit haust in ihrer Wohnung mitten unter ihnen. Ich jedoch rufe zu Gott, und der Herr möge mir helfen! Am Abend, am Morgen, am Mittag will ich seufzen und stöhnen; er hört meine Stimme. Er bringt mein Leben in Sicherheit aus dem Kampf gegen mich, mögen auch viele wider mich sein. Gott erhört! Er beugt sie nieder, er, der thront von Anbeginn. [Zwischenspiel] Besserung liegt ihnen fern, und Gott fürchten sie nicht. Jener hob die Hand gegen seinen Freund und entweihte sein Bündnis. Glatter als Butter sind seine Reden, doch Kampf plant sein Herz. Geschmeidiger als Öl sind seine Worte, und doch sind sie Schwerter. Wirf auf den Herrn deine Sorge, und er wird dich erhalten; er läßt den Gerechten ewig nicht wanken. Du, o Gott, wirst sie stürzen in die Grube des Verderbens. Wer sich mit Blut und Betrug verschuldet, erreicht nicht die Hälfte seiner Tage. Ich aber vertraue auf dich, o Herr. Erbarme dich meiner, o Gott,Dem Chorleiter. Nach "Taube ferner Eichen". Von David. Geschriebenes Lied, als ihn die Philister in Gat ergriffen.denn Menschen stellen mir nach! Die ganze Zeit bedrängen sie mich feindlich. Die ganze Zeit stellen meine Gegner mir nach; ja, viele sind es, die wider mich kämpfen. Du hebst mich empor, wenn ich in Furcht bin; ich vertraue auf dich. Auf Gott, dessen Wort ich preise, auf Gott vertraue ich ohne Furcht. Was kann mir ein Sterblicher antun? Den ganzen Tag führen sie verletzende Reden, gegen mich sind all ihre Pläne gerichtet. Zum Schaden lauern und spähen sie, achten auf meine Schritte, da sie mir nach dem Leben trachten. Für die Schlechtigkeit sollst du ihnen vergelten; stürze im Zorn die Völker, o Gott! Mein Elend hast du aufgeschrieben, meine Tränen sind gesammelt in deinem Krug, in deinem Buch. Dann müssen meine Feinde rückwärts weichen, sobald ich um Hilfe rufe. Des bin ich gewiß: Gott ist für mich! Auf Gott, dessen Wort ich preise [auf den Herrn, dessen Wort ich preise], auf Gott vertraue ich ohne Furht. Was können Menschen mir antun? Gelübde, die ich dir machte, Gott, verpflichten mich, Dankopfer entrichte ich dir. Denn du hast mein Leben vor dem Tode bewahrt, ja vor dem Fall meine Füße; so darf ich wandeln vor Gott im Licht der Lebendigen. Sei mir gnädig, o Gott, sei mir gnädig;Dem Chorleiter. Nach "Laß nicht verderben". Von David. Geschriebenes Lied, als er vor Saul in die Höhle floh.denn bei dir suche ich Zuflucht. Ja, im Schatten deiner Flügel suche ich Zuflucht, bis das Unheil vorüber ist. Gott rufe ich an, den Höchsten, Gott, der es für mich vollbringt. Er wird mir vom Himmel Hilfe senden, wird alle beschämen, die mir nach dem Leben trachten. Gott wird seine Gnade und Treue senden. [Zwischenspiel] Mitten unter Löwen muß ich weilen, die gierig Menschen verschlingen. Ihre Zähne sind Speere und Pfeile, ihre Zunge ist ein geschärftes Schwert. Zeige deine Hoheit am Himmel, o Gott, auf der ganzen Erde deinen herrlichen Glanz! Sie legten meinen Füßen ein Netz und wollten mich niederzwingen. Sie hoben vor mir eine Grube aus, doch stürzten sie selber mitten hinein. [Zwischenspiel] Getrost ist mein Herz, o Gott, getrost ist mein Herz; ich will singen und spielen! Wach auf, mein Gemüt, wach auf, Harfe und Zither! Ich will das Morgenrot wecken. Vor den Völkern will ich dir danken, Herr, vor den Nationen dich preisen! Denn groß bis zum Himmel ist deine Huld, und bis zu den Wolken reicht deine Treue. Zeige deine Hoheit am Himmel, o Gott, auf der ganzen Erde deinen herrlichen Glanz! Sprecht ihr in Wahrheit Recht,Dem Chorleiter. Nach "Laßt nicht verderben". Von David. Geschriebenes Lied.ihr Götter? Richtet ihr gerecht die Menschen? Nein, mit bösem Herzen handelt ihr, Unrecht wägen eure Hände ab im Lande. Abtrünnig sind die Frevler vom Mutterschoße an, von Geburt an gehen Lügenredner in die Irre. Sie haben Gift wie Schlangengift, wie eine taube Natter, die ihr Ohr verschließt, nicht auf die Stimme der Beschwörer achtet, nicht auf den klugen Zaubermeister. Gott, zerbrich ihnen die Zähne im Rachen, zerschlage, Herr, das Gebiß der Löwen! Sie sollen vergehen wie verrinnendes Wasser, wie Gras auf dem Wege verwelken! Sie mögen der Schnecke gleichen, die kriechend zerfließt, der Fehlgeburt eines Weibes, die niemals die Sonne schaut! Sie seien wie Reisig, das noch frisch die Glut schon hinwegrafft, bevor ihre Kochtöpfe es zu spüren bekommen. Der Gerechte wird sich freuen, wenn er Rache sieht, seine Füße im Blute des Frevlers baden kann. Dann werden die Leute sagen: "Fürwahr, der Gerechte empfängt seinen Lohn; ja, es gibt einen Gott, der Gericht hält auf Erden!" Vor meinen Feinden rette mich,Dem Chorleiter. Nach "Laß nicht verderben". Von David. Geschriebenes Lied, als Saul hinschickte und man das Haus bewachte, um ihn zu töten (1Sam 19,11).mein Gott, behüte mich vor meinen Widersachern! Rette mich vor Übeltätern, schütze mich vor Blutbefleckten! Denn sieh, man lauert auf mein Leben; Mächtige stellen mir nach. Und doch liegt keine Schuld auf mir und keine Sünde, Herr. Obgleich ich Unrecht nicht beging, stürmen sie an und stellen sich auf. Erwache, komm mir entgegen und schau! Du bist ja, Herr der Heerscharen, Israels Gott! Wach auf, um alle Völker zu strafen! Verschone keinen treulosen Sünder! [Zwischenspiel] Jeden Abend kehren sie wieder, heulen wie Hunde und durchschweifen die Stadt. Siehe, sie lästern mit ihrem Mund, Schwerter sind ihre Lippen: "Es gibt keinen (Gott), der hört!" Du aber, Herr, lachst ihrer; du spottest aller Völker. Mein Hort, auf dich will ich achten; denn Gott ist meine hohe Burg. Mein gütiger Gott kommt mir entgegen, Gott läßt mich herabblicken auf meine Gegner. Töte sie nicht, damit es mein Volk nie vergesse! Zerstreue sie durch deine Macht und wirf sie nieder, Herr, unser Schild! Wegen der Sünde ihres Mundes und der Rede ihrer Lippen sollen sie sich fangen in ihrem Stolz! Wegen des Fluches und wegen der Lüge, die sie sprechen, vertilge im Zorn, vertilge, daß keiner mehr übrigbleibt! Dann wird man erkennen, daß Gott herrscht in Jakob und bis an die Enden der Erde. [Zwischenspiel] Jeden Abend kehren sie wieder, heulen wie Hunde und durchschweifen die Stadt. Sie streunen umher nach Nahrung; werden sie nicht satt, so verbleiben sie die Nacht hindurch. Ich aber besinge deine Macht und preise am Morgen deine Huld. Denn du bist für mich eine hohe Burg und eine Zuflucht am Tage der Not. Mein Hort, dir will ich singen; denn Gott ist meine hohe Burg, mein gütiger Gott. Gott, du hast uns verworfen,Dem Chorleiter. Nach "Lilie". Ein Zeugnis. Geschriebenes Lied. Von David, zum Lehren, als er gegen die Aramäer des Zweistromlandes und die Aramäer von Zoba kämpfte, und als Joab umkehrte und die Edomiter im Salztale schlug, zwölftausend Mann (2Sam 8).zerschlagen; du hast gezürnt, nun stelle uns wieder her! Du hast die Erde erschüttert, gespalten; heile ihre Risse, denn sie wankt! Du hast deinem Volke Hartes erwiesen, mit Taumelwein uns getränkt. Deinen Frommen hast du ein Zeichen gegeben, sie sollten fliehen vor dem Bogen. [Zwischenspiel] Damit deinen Lieblingen Rettung werde, hilf mit deiner Rechten, erhöre uns! Gott hat bei seiner Heiligkeit versprochen: "Frohlockend will ich Sichem verteilen und das Tal von Sukkot vermessen! Mein ist Gilead, und mein ist Manasse! Ephraim ist meines Hauptes Schutz, Juda mein Herrscherstab. Mein Waschbecken ist Moab, auf Edom setze ich meinen Schuh, über Philistäa will ich triumphieren!" Wer bringt mich zur befestigten Stadt, wer geleitet mich nach Edom? Hast nicht du, o Gott, uns verworfen und bist nicht ausgezogen, o Gott, mit unseren Heeren? Gewähre uns Beistand vor dem Feind; denn nichtig ist menschliche Hilfe! Mit Gott entfalten wir Kraft. Er ist es, der unsere Gegner zertritt. Höre, Gott, mein Flehen,Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Von David.achte auf mein Gebet! Vom Ende der Erde rufe ich zu dir, da mein Herz verzagt. Führe du mich auf den Felsen, der für mich zu hoch! Du bist ja meine Zuflucht, ein starker Turm vor dem Feind. In deinem Zelte möchte ich für immer weilen, möchte mich im Schutze deiner Flügel bergen! [Zwischenspiel] Denn du, o Gott, hörst meine Gelübde, erfüllst das Verlangen aller, die deinen Namen fürchten. Mehre dem König die Tage seines Lebens! Seine Jahre mögen dauern von Geschlecht zu Geschlecht! Vor Gottes Antlitz throne er ewig! Huld und Treue mögen ihn behüten! So will ich deinem Namen allzeit lobsingen, meine Gelübde entrichten Tag für Tag! Auf Gott allein harrt still meine Seele,Dem Chorleiter. Nach Jedutun. Psalm Davids.von ihm kommt mir Hilfe. Er nur ist mein Fels und meine Hilfe, meine Burg, daß ich nicht wanke. Wie lange bedrängt ihr einen einzelnen Mann, stürmt ihr alle heran wie gegen eine sinkende Wand, eine stürzende Mauer? Ja, sie planen, ihn von seiner Höhe zu stürzen, sie lieben die Lüge; mit ihrem Munde segnen sie, in ihrem Herzen fluchen sie. [Zwischenspiel] Auf Gott allein harre still, meine Seele! Denn von ihm stammt meine Hoffnung. Er nur ist mein Fels und meine Hilfe, meine Burg, daß ich nicht wanke. Auf Gott ruht mein Heil und mein Ruhm; mein starker Fels, meine Zuflucht ist Gott. Vertrau auf ihn, du ganze Volksgemeinde! Schüttet euer Herz ihm aus! Gott ist unsere Zuflucht. [Zwischenspiel] Nur ein Hauch sind die Sterblichen, Täuschung die Menschen! Auf der Waage schnellen sie hoch, insgesamt leichter als ein Hauch. Verlaßt euch nicht auf Gewalt, setzt nicht leere Hoffnung auf Raub! Wenn der Reichtum wächst, hängt das Herz nicht daran! Eines hat Gott gesprochen, zwei Dinge sind es, die ich vernahm: daß Gottes die Macht ist und bei dir, Herr, die Gnade. Ja, du vergiltst einem jeden nach seinem Tun. Gott, du bist mein Gott,Ein Psalm von David, als er in der Wüste war.dich suche ich! Meine Seele dürstet nach dir, mein Leib schmachtet nach dir wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser. So schaue ich im Heiligtum nach dir aus, um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen. Denn deine Huld ist köstlicher als Leben; meine Lippen sollen dich preisen. So will ich dich rühmen mein Leben lang, in deinem Namen die Hände erheben! Wie an Fett und Mark kann ich mich sättigen; mit jubelnden Lippen lobsingt mein Mund, wenn ich deiner gedenke auf meinem Lager, in den Nachtwachen mich vertiefe in dich. Du bist mir ja zur Hilfe geworden, im Schatten deiner Flügel frohlocke ich. Meine Seele hängt an dir, deine Rechte hält mich fest. Doch wer mir zum Verderben nach dem Leben trachtet, muß in die Tiefen der Erde versinken. Der Gewalt des Schwertes gibt man sie preis, sie werden den Schakalen zur Beute. Doch der König freut sich in Gott. Es rühmen sich alle, die bei ihm schwören; denn verschlossen wird den Lügnern der Mund. Höre, Gott, meinen klagenden Ruf,Dem Chorleiter. Psalm Davids.vor Feindesschrecken schütze mein Leben! Birg mich vor der Rotte der Bösen, vor dem Toben der Übeltäter! Sie schärfen ihre Zunge wie ein Schwert, zielen mit dem Pfeil ihrer giftigen Rede, um aus dem Versteck den Schuldlosen zu treffen, ihn jählings zu treffen ohne Bedenken. Eine schlimme Sache vereinbaren sie, besprechen sich, heimlich Fallen zu legen. Sie sagen: "Wer wird sie sehen?" Sie sinnen auf Frevel, verbergen den ersonnenen Plan; das Innere eines jeden und das Herz ist ein Abgrund. Aber Gott wird mit dem Pfeile sie treffen, plötzlich verspüren sie Wunden. Er bringt sie zu Fall ob ihrer Zunge; wer sie erblickt, schüttelt den Kopf. Da geraten alle Menschen in Furcht; sie verkünden das Eingreifen Gottes und verstehen sein Walten. Der Gerechte freut sich des Herrn und findet Zuflucht bei ihm. Es rühmen sich alle redlichen Herzen. Dir gebührt Lobpreis, o Gott,Dem Chorleiter. Psalm Davids. Ein Lied.in Sion; dir erfüllt man Gelöbnisse. Du erhörst die Gebete. Zu dir kommt alles Volk mit seiner Sündenlast. Sind unsere Vergehen zu schwer für uns, so vergibst du sie. Glücklich, wen du auserwählst und zu dir rufst, daß er in deinen Höfen wohne! Wir wollen uns am Segen deines Hauses laben, deines heiligen Tempels! Mit furchtgebietenden Taten erhörst du uns voll Güte, Gott unseres Heiles, du Hoffnung aller Enden der Erde und der entlegensten Inseln! Du hast die Berge hingestellt durch deine Kraft, mit Stärke dich umgürtet. Du stillst das Brausen der Meere, das Brausen ihrer Wogen und das Tosen der Völker. Ehrfurcht erfüllt die Bewohner der äußersten Grenzen vor deinen Zeichen, Morgen- und Abendland bringst du zum Jubeln. Du hast die Erde aufgesucht, sie überflutet und überreich getränkt. Mit Wasser ist gefüllt der Gottesbach. Ihr Korn bereitest du den Menschen. Ja, so bereitest du die Erde: Du bewässerst ihre Furchen, ebnest ihre Schollen, machst sie weich mit Regenschauern, segnest ihr Gewächs. Du krönst das Jahr mit deiner guten Gabe, deine Pfade triefen von Üppigkeit. Es triefen die Auen der Steppe, mit Jubel die Höhen sich gürten. Die Anger sind mit Herden bekleidet, die Täler in Korn gehüllt. Sie jauchzen sich zu und singen. Jubelt Gott,Dem Chorleiter. Ein Lied. Ein Psalm.alle Länder! Singt vom Ruhm seines Namens, entbietet ihm ehrenden Lobgesang! Sprecht zu Gott: "Wie ehrfurchtgebietend sind deine Werke! Ob deiner gewaltigen Macht huldigen dir deine Feinde. Alle Welt neige sich vor dir, singe dir, besinge deinen Namen!" [Zwischenspiel] Kommt und schaut das Wirken Gottes! Schauervoll ist sein Walten über den Menschen. Er verwandelt das Meer in trockenes Land, zu Fuß durchschritt man den Strom. So wollen wir seiner uns freuen! Ewig herrscht er in seiner Kraft, seine Augen achten auf die Völker, die Widerspenstigen können sich nicht erheben. [Zwischenspiel] Preist, ihr Völker, unsern Gott! Laßt laut sein Lob erschallen! Er hat uns am Leben erhalten, hat unseren Fuß nicht zum Wanken gebracht. Ja, du hast uns geprüft, o Gott, geläutert, wie man das Silber läutert. Du ließest uns ins Netz geraten, legtest Fesseln um unsere Hüften. Menschen ließest du uns über die Köpfe fahren; wir mußten durch Feuer und Wasser gehen; doch du führtest uns hinaus in die Freiheit. So komme ich mit Brandopfern in dein Haus und will dir meine Gelübde erfüllen, wozu meine Lippen sich aufgetan, und die mein Mund in der Not versprochen. Mastschafe bringe ich dir zum Brandopfer dar samt dem Opferduft von Widdern. Rinder und Böcke entrichte ich. [Zwischenspiel] Kommt und vernehmt, ihr Gottesfürchtigen alle, ich will erzählen, wie er an mir getan! Mit meinem Munde rief ich zu ihm, und Lobpreis war auf meiner Zunge. Hätte ich Unrecht entdeckt in meinem Herzen, so hätte der Herr kein Gehör verliehen. Doch wahrlich, Gott hat gehört, geachtet auf mein lautes Gebet. Gepriesen sei Gott, der mein Gebet nicht verwarf und seine Gnade mir nicht versagte! Gott sei uns gnädig und segne uns!Dem Chorleiter. Zum Saitenspiel. Ein Psalm. Ein Lied.Er lasse uns sein Antlitz leuchten! [Zwischenspiel] So wird man auf Erden dein Walten erkennen, unter allen Völkern deine Hilfe. Die Völker sollen dich preisen, Gott, es sollen dich preisen die Völker alle! Nationen sollen sich freuen und jubeln; denn du regierst die Völker gerecht und lenkst die Nationen auf Erden. [Zwischenspiel] Die Völker sollen dich preisen, Gott, es sollen dich preisen die Völker alle! Das Land hat seinen Ertrag geliefert. Es segnet uns Gott, unser Gott. Es segnet uns Gott, und ihn sollen fürchten alle Enden der Erde! Gott erhebt sich.Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm. Ein Lied.Da zerstieben seine Feinde, seine Gegner fliehen vor ihm. Wie flüchtiger Rauch verweht, wie Wachs vor dem Feuer zerfließt, so vergehen die Frevler vor Gottes Antlitz. Doch die Gerechten freuen sich und jubeln vor dem Angesicht Gottes; sie jauchzen vor Freude. Singet Gott, preist seinen Namen! Bahnt einen Weg ihm, der durch die Steppen einherfährt! Freut euch des Herrn und jubelt vor ihm! Vater der Waisen und Anwalt der Witwen ist Gott in seiner heiligen Wohnstatt. Vereinsamte bringt Gott nach Hause, Gefangene führt er heraus ins Heil, nur Trotzige bleiben in dürrem Land. Gott, als du herzogst vor deinem Volke, als du einherschrittest in der Wüste, [Zwischenspiel] da bebte die Erde, ja es triefte der Himmel vor Gott [am Sinai], vor Gott, dem Gott Israels. Großmütig sandtest du Regen, o Gott, dein verschmachtendes Erbland hast du erquickt. Dein zeltendes Volk fand Wohnung darin; du erquicktest den Armen in deiner Güte, o Gott. Der Herr gab Befehl, der großen Heereszug verkündete. Die Könige der Heere flohen, ja flohen, und die Frau im Hause verteilte die Beute. Mögt ihr (andern) auch lagern am warmen Herd - die Flügel der Taube sind bedeckt mit Silber und ihre Schwingen mit gelbem Gold. Als der Allmächtige Könige zerstreute, damals schneite es auf dem Zalmon. - Ein erhabenes Gebirge ist Basans Gebirge, ein gipfelreiches Gebirge ist Basans Gebirge. Warum schaut ihr voll Neid, ihr gipfelreichen Berge, auf den Berg, den Gott sich zum Sitz erkor, ja, auf dem der Herr für ewige Zeiten thront? Der Wagen Gottes sind zehntausende, abertausende! Der Herr kam vom Sinai ins Heiligtum gezogen. Du stiegst zur Höhe empor, führtest Gefangene mit, empfingst Geschenke von den Menschen, selbst von jenen, die sich sträubten, zu wohnen beim Herrn und Gott. Gepriesen sei der Herr Tag für Tag! Er trägt unsre Last; Gott ist unsre Hilfe. [Zwischenspiel] Gott ist für uns ein helfender Gott! Der Herr und Gebieter weiß Auswege vor dem Tod. Ja, Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde, den Haarscheitel dessen, der einhergeht in seinen Sünden. Der Herr hat gesprochen: "Aus Basan bringe ich heim, bringe heim aus den Tiefen des Meeres, daß dein Fuß sich bade in Blut, die Zunge deiner Hunde Anteil bekomme an den Feinden." Man schaut deinen Einzug, o Gott, den Einzug meines Gottes, meines Königs, ins Heiligtum: Voraus ziehen die Sänger, dann folgen die Saitenspieler inmitten paukenschlagender Mädchen. "In Gruppen lobpreist Gott, lobpreist den Herrn, ihr vom Stamm Israels!" Da ist Benjamin - klein, doch ihr Führer -, die Fürsten von Juda mit Jubelrufen, die Fürsten von Sebulun, die Fürsten von Naphtali! Entbiete, o Gott, deine Macht, die göttliche Macht, die du an uns erwiesen, von deinem Tempel her über Jerusalem! Dir sollen Könige Gaben bringen! - Bedrohe das Tier im Schilf, die Rotte der Stiere unter den Völkerkälbern! Tritt nieder, die Wohlgefallen haben an Silber! Zerstreue die Völker, die Kriege wünschen! Man bringe aus Ägypten eherne Geräte, Kusch erhebe seine Hände zu Gott! Ihr Reiche der Erde, singet Gott, preiset den Herrn! [Zwischenspiel] Ihn, der hinfährt über den Himmel, den ewigen Himmel! Siehe, er läßt seine Stimme ertönen, die mächtige Stimme! Rühmt Gottes Macht! Über Israel strahlt seine Hoheit, bis zu den Wolken seine Macht. Furchtgebietend ist Gott von seinem Heiligtum her. Israels Gott gibt seinem Volke Kraft und Stärke. Gepriesen sei Gott! Hilf mir, Gott,Dem Chorleiter. Nach "Lilien". Von David.denn das Wasser geht mir schon bis zur Kehle! Ich versinke in tiefem Schlamm und finde keinen Halt. In Wassertiefen bin ich geraten, und die Flut reißt mich hinweg. Erschöpft bin ich vom Rufen, heiser ist meine Kehle; meine Augen versagen vor lauter Warten auf meinen Gott. Zahlreicher als meines Hauptes Haare sind die, welche ohne Grund mich hassen. Stark sind meine Verderber, meine lügnerischen Feinde. Was ich nicht geraubt, das soll ich erstatten. Gott, du allein kennst meine Torheit, meine Sünden sind dir nicht verborgen. Durch mich mögen keine Enttäuschung erleben, die deiner harren, o Herr, der Heerscharen Herr! Durch mich sollen keine Beschämung erleiden, die dich suchen, Israels Gott! Denn deinetwillen ertrage ich Schmach, bedeckt Schande mein Antlitz. Fremd geworden bin ich meinen Brüdern, unbekannt den Söhnen meiner Mutter. Denn der Eifer für dein Haus verzehrte mich, und die Schmähungen aller, die dich schmähten, fielen auf mich. Ich quälte mich selbst mit Fasten; doch es trug mir nur Schmähung ein. Das Trauerkleid nahm ich mir zum Gewand und wurde Ziel ihres Spottes. Die im Tore sitzen, befassen sich mit mir, desgleichen die spöttelnden Lieder der Zecher. Ich aber richte, Herr, mein Gebet zu dir zur Zeit der Gnade, o Gott. Erhöre mich in deiner großen Huld durch deine treue Hilfe! Entreiße mich dem Sumpf, damit ich nicht versinke! Möge ich vor meinen Hassern Rettung finden und vor den Wassertiefen! Nicht reiße die Wasserflut mich fort, die Tiefe verschlinge mich nicht, der Brunnen verschließe nicht über mir seinen Schlund! Erhöre mich, Herr; denn gütig ist deine Huld! Nach deiner großen Barmherzigkeit wende dich mir zu! Verbirg dein Antlitz nicht vor deinem Knecht! Ich bin in Not; erhöre mich recht bald! Komm doch zu mir, erlöse mich! Befreie mich um meiner Feinde willen! Du kennst ja meine Schmach, und vor dir stehen alle meine Widersacher. Die Schmach bricht mir das Herz; meine Schande und mein Schimpf sind unheilbar. Ich hoffte zwar auf Mitleid, doch vergebens, auf Tröster, aber keinen fand ich. Sie gaben mir als Nahrung Gift und Essig für den Durst als Trank. Möge ihr Tisch vor ihnen zur Falle werden, und ihre Opfermahle seien zum Fangnetz! Ihre Augen mögen erlöschen, daß sie nicht sehen; ihre Hüften laß immerdar wanken! Schütte aus über sie deinen Grimm, deine Zornesglut soll sie treffen! Ihr Lagerplatz möge veröden, und niemand wohne in ihren Zelten! Denn sie verfolgen, den du bereits schlugst, und mehren den Schmerz dessen, den du getroffen. Häufe ihnen Schuld auf Schuld, daß sie vor dir nie recht bekommen! Sie seien gelöscht aus dem Buch der Lebendigen, nicht aufgezeichnet bei den Gerechten! Ich aber bin elend und leidend; deine Hilfe, o Gott, richte mich auf! Im Lied will ich loben den Namen Gottes, will ihn hoch erheben im Danklied. Das gefällt dem Herrn besser als Opferstiere, als Farren mit Hörnern und Klauen. Schaut her, ihr Gebeugten, und freut euch! Die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf! Denn der Herr hört auf die Armen und verachtet seine Gefangenen nicht. Himmel und Erde mögen ihn preisen, die Meere und alles, was darin sich bewegt! Denn Gott wird Sion erretten und die Städte Judas wieder erbauen, so daß man dort Wohnung und Besitz finden kann. Die Kinder seiner Diener werden es erben; wer seinen Namen liebt, wird darin weilen. Sei gewillt, o Gott, mich zu retten!Dem Chorleiter. Von David. Zum Weihrauchopfer.Herr, eile mir zu Hilfe! Voll Schande und Schmach seien alle, die mir nach dem Leben trachten! Beschämt sollen rückwärts weichen, die über mein Unglück schadenfroh sind! Umkehren sollen vor Schande, die mich verhöhnen: "Hui, hui!" Doch jubeln und deiner sich freuen sollen alle, die dich suchen! Wer deine Hilfe liebt, soll immerdar sprechen: "Groß ist Gott!" Ich aber bin elend und arm! Gott, eile, mir beizustehen! Meine Hilfe und mein Retter bist du; Herr, halte dich nicht zurück! Bei dir, Herr, suche ich Zuflucht, möge ich niemals enttäuscht werden! In deiner Gerechtigkeit rette mich und befreie mich! Neige dein Ohr mir zu und bring mir Hilfe! Sei mir ein sicherer Fels, eine feste Burg, um mir zu helfen! Ja, mein Fels und meine Feste bist du! Mein Gott, befreie mich aus der Hand des Frevlers, aus der Faust des Verbrechers und Bedrückers! Du bist ja, Herr, meine Hoffnung, mein Vertrauen, Herr, von Jugend an. Auf dich verlasse ich mich vom Mutterleib an, vom Mutterschoß an bist du mein Hort. Dir gilt mein Lobpreis allezeit. Wie ein Schreckenszeichen war ich für viele, doch du bist meine starke Zuflucht. Mein Mund ist voll deines Lobes, den ganzen Tag voll deiner Verherrlichung. Verwirf mich nicht zur Zeit des Alters, wenn die Kraft mir schwindet, verlaß mich nicht! Denn meine Feinde reden über mich; die auf mein Leben lauern, beraten sich gemeinsam. Sie sagen: "Gott hat ihn verlassen! Verfolgt und ergreift ihn; er hat ja keinen Retter!" Gott, sei mir nicht fern! Mein Gott, eile mir zu Hilfe! Vor Scham vergehen sollen alle, die meinem Leben nachstellen! In Schimpf und Schande sollen sich hüllen, die mein Unglück erstreben! Ich aber will allezeit hoffen und all deinen Ruhm noch mehren! Mein Mund verkündet deine Gerechtigkeit, zu jeder Zeit deine Hilfe. Denn die Schreibkunst verstehe ich nicht. Ich komme um der Großtaten des Herrn willen; einzig deine Gerechtigkeit, Herr, besinge ich. Gott, du hast mich belehrt von Jugend an, und bis jetzt verkünde ich deine Wunder. Auch wenn ich alt werde und grau, Gott, verlaß mich nicht, bis ich jedem künftigen Geschlecht berichte von deinem (machtvollen) Arm! Gott, dein Machterweis und deine Gerechtigkeit reichen bis zur Himmelshöhe. Großes hast du vollbracht; Gott, wer ist dir gleich? Du ließest mich Nöte erleiden, viele und schlimme. Du wirst mich wieder beleben und aus den Tiefen der Erde mich wieder heraufführen. Mehre meine Würde und spende von neuem mir Trost! Dann will ich dich preisen mit Harfenklang, deine Treue preisen, mein Gott! Auf der Zither will ich dir spielen, Heiliger Israels! Meine Lippen sollen frohlocken bei meinem Spiel und meine Seele, die du erlöst hast! Auch meine Zunge soll allezeit von deiner Gerechtigkeit reden: wie in Schande und Schmach geriet, wer mein Unglück erstrebte. Gott, gib dein Richteramt dem König,Von Salomo.dein gerechtes Walten dem Königssohn! Er richte dein Volk in Gerechtigkeit und deine Bedrängten nach Recht! Mögen die Berge dem Volke Wohlfahrt bringen, die Hügel Gerechtigkeit! Den Bedrängten im Volke schaffe er Recht, helfe den Söhnen des Armen und zermalme den Bedrücker! Er lebe, solange die Sonne scheint und der Mond, von Geschlecht zu Geschlecht! Er sei dem Regen gleich, der auf den Rasen fällt, den Regenschauern, die das Land benetzen! In seinen Tagen blühe das Recht und Fülle des Heils, bis kein Mond mehr scheint! Er herrsche von Meer zu Meer, vom Euphratstrom bis an die Enden der Erde! Die Gegner sollen vor ihm sich beugen und seine Feinde den Staub lecken! Die Könige von Tarsis und den Inseln sollen Geschenke bringen, die Könige von Saba und Seba Gaben entrichten! Alle Könige sollen ihm huldigen, alle Völker ihm dienstbar sein! Denn er befreit den Armen, wenn er um Hilfe ruft, den Bedrängten und den, der keinen Helfer hat. Er erbarmt sich des Geringen und Armen, das Leben der Armen rettet er. Aus Bedrückung und Gewalt erlöst er ihr Leben; denn kostbar ist in seinen Augen ihr Blut. Er lebe, und Gold aus Saba gebe man ihm! Man bete ständig für ihn, erflehe ihm allezeit Segen! Fülle von Korn sei im Lande; selbst auf den Gipfeln der Berge woge es! Üppig wie der Libanon sei seine Frucht, und seine Halme mögen blühen wie das Gras des Feldes! Sein Name sei ewig gelobt! Solange die Sonne scheint, bleibe sein Name! In ihm mögen sich segnen alle Geschlechter, alle Völker sollen ihn glücklich preisen! - Gepriesen sei der Herr, Israels Gott, der allein Wunder wirkt! Ja, gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit, und die ganze Erde sei erfüllt von seiner Herrlichkeit! Amen. Amen. [Zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes des Isai.] Lauter Güte ist Gott gegen den Frommen,Psalm Asaphs.der Herr gegen alle, die reinen Herzens sind. Mir aber wären fast die Füße ausgeglitten, ums Haar hätten meine Schritte den Halt verloren. Denn ich war eifersüchtig auf die Prahler, als ich den Wohlstand der Frevler betrachtete. Sie haben ja keine Beschwerden, gesund und wohlgenährt ist ihr Leib. Von menschlicher Mühsal sind sie frei, werden nicht wie andere Leute von Plagen getroffen. Deshalb ist Hochmut ihr Halsschmuck, Gewalttätigkeit umhüllt sie wie ein Gewand. Aus gefühlloser Brust geht ihre Schuld hervor, die Ränke des Herzens entströmen ihr. Sie höhnen und führen böse Reden, drohen von oben herab mit Bedrückung. Sie reichen mit ihrem Mund bis zum Himmel und lassen auf Erden ihrer Zunge freien Lauf. Darum wendet sich mein Volk ihnen zu und kann Wasser in Fülle schlürfen. Sie sprechen: "Wie sollte Gott das wissen? Gibt es überhaupt ein Wissen beim Höchsten?" Siehe, so sind die Frevler! Für immer im Glück, steigern sie den Wohlstand. Ganz umsonst hielt ich rein mein Herz und wusch meine Hände in Unschuld. Tagtäglich fühlte ich mich geschlagen und jeden Morgen gezüchtigt. Hätte ich gedacht: "Ich will reden wie jene", dann hätte ich das Geschlecht deiner Söhne verraten. So sann ich nach, dies zu begreifen; es erschien mir als eine große Qual, bis ich zum Heiligtum Gottes kam, wo ich ihr Ende erfahren wollte. Ja, du stellst sie auf schlüpfrigen Boden, in Täuschungen läßt du sie stürzen. Wie sind sie doch schnell zum Entsetzen geworden, verschwunden, vergangen vor Schrecken gleich einem Traum, der beim Erwachen vergeht; man beachtet sein Schattenbild nicht mehr beim Aufstehn. Als mein Herz verbittert war und mein Inneres gepeinigt, da war ich töricht und unvernünftig; wie dummes Vieh benahm ich mich vor dir. Dennoch bin ich stets bei dir; du hast meine rechte Hand ergriffen. Nach deinem Ratschluß führst du mich und nimmst mich hernach in Ehren auf. Wen habe ich sonst im Himmel, und außer dir begehre ich nichts auf Erden. Mögen Leib und Herz mir vergehen, Gott ist mein Anteil für ewig. Denn wer sich von dir entfernt, geht zugrunde; du vernichtest alle, die dich treulos verlassen. Doch für mich ist Gottes Nähe mein Glück. Ich setze auf den Herrn mein Vertrauen, will alle deine Werke verkünden. Warum, o Gott, hast du für immer verstoßen,Weisheitslied von Asaph.lodert dein Zorn wider die Schafe deiner Weide? Gedenke deiner Gemeinde, die du vor alters erworben, die du erkauft als Stamm dir zu eigen, des Berges Sion, auf dem du Wohnung genommen! Lenke deine Schritte zu den ewigen Trümmern! Alles hat der Feind im Heiligtum verwüstet. Deine Widersacher lärmten an deiner Versammlungsstätte, stellten als Banner ihre Feldzeichen auf. Es sah aus, wie wenn man die Axt schwingt im Waldesdickicht. Sie zerschlugen mit Beil und Hacke das gesamte Schnitzwerk. An dein Heiligtum legten sie Feuer, entweihten bis auf den Grund die Wohnstatt deines Namens. Sie dachten bei sich: "Wir wollen sie insgesamt unterdrücken!" Sie verbrannten alle Gottesstätten im Lande. Unsre eigenen Feldzeichen sehen wir nicht, kein Prophet ist mehr da, und keiner ist unter uns, der wüßte, wie lang es dauert. Wie lang, o Gott, darf der Gegner lästern, darf der Feind deinen Namen immerfort schmähen? Warum ziehst du deine Hand hinweg, hältst deine Rechte im Schoß zurück? Du, Herr, bist mein König seit je, der rettende Taten auf Erden vollbringt. Du hast in deiner Kraft das Meer erschüttert, auf den Fluten die Köpfe der Drachen zerschmettert. Du hast des Seedrachen Köpfe zerschlagen, gabst ihn den Haien zum Fraße. Du ließest aufbrechen Quelle und Bach und legtest nie versiegende Ströme trocken. Dein ist der Tag und dein auch die Nacht, du hast Leuchte und Sonne befestigt. Du hast alle Zonen der Erde bestimmt, Sommer und Winter hast du gemacht. So denke daran: Der Feind schmäht den Herrn, ein törichtes Volk lästert deinen Namen! Gib das Leben deiner Bekenner nicht dem Verderben preis, das Leben deiner Gebeugten vergiß nicht für immer! Blicke auf deinen Bund! Denn angefüllt sind die finsteren Winkel des Landes als Stätten der Gewalttat. Laß den Unterdrückten nicht beschämt abziehen! Der Bedrängte und Arme preise deinen Namen! Erhebe dich, Gott, führe deinen Streit! Denke daran, wie die Toren beständig dich schmähen! Vergiß nicht das Lärmen deiner Widersacher! Das Toben deiner Gegner steigt dauernd empor. Wir preisen dich, Gott,Dem Chorleiter. "Zerstöre nicht!" Psalm Asaphs. Ein Lied.wir preisen! Die deinen Namen anrufen, erzählen deine Wundertaten. - "Sobald ich die Zeit für reif erachte, halte ich gerechtes Gericht. Ob auch die Erde wankt und alle, die auf ihr wohnen, ich selbst habe ihre Säulen fest gegründet." [Zwischenspiel] Ich warne die Prahler: Prahlet nicht!, und die Frevler: Hebt die Stirn nicht zu hoch! Hebt eure Stirn nicht zur Himmelshöhe empor, redet nicht Vermessenes wider den "Fels": "Nein, weder vom Anfang noch vom Niedergang noch von der Wüste und den Bergen (kommt das Gericht)!" Vielmehr ist Gott der Richter. Den einen erniedrigt er, den andern erhöht er. Denn ein Kelch ist in der Hand des Herrn: schäumender Wein voller Würze. Er reicht ihn von einem zum andern; selbst seine Hefe müssen sie schlürfen; trinken müssen alle Frevler der Erde. Ich aber werde jubeln für immer, werde preisen den Gott Jakobs! Er zerbricht allen Frevlern das trotzige Haupt; hoch erhebt sich das Haupt des Gerechten. In Juda hat Gott sich kundgetan,Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel. Psalm Asaphs. Ein Lied.groß ist sein Name in Israel. In Salem erstand sein Gezelt, seine Wohnstätte auf dem Sion. Dort zerbrach er die Brandpfeile des Bogens, Schild, Schwert und Kriegswaffe. [Zwischenspiel] Furchtbar bist du, herrlicher als die ewigen Berge! Zur Beute wurden die beherzten Recken, sanken hin in ihren Schlaf, allen Kriegshelden versagten die Hände. Von deinem Drohwort, Gott Jakobs, wurden Wagenlenker und Roß betäubt. Furchtbar bist du! Wer kann bestehen vor dir bei deinem heftigen Zorn? Vom Himmel her läßt du das Urteil vernehmen. Die Erde erschrickt und verstummt, wenn Gott sich erhebt zum Gericht, um allen Bedrängten auf Erden zu helfen. [Zwischenspiel] Denn Hamat-Aram preist dich, und der Rest von Hamat feiert dich. Macht Gelübde und erfüllt sie dem Herrn, eurem Gott! Alle Völker ringsum sollen dem Furchtbaren Gaben bringen! Er beugt den Hochmut der Fürsten, zeigt sich als furchtbar den Königen der Erde. Meine Stimme erhebt sich zu Gott,Dem Chorleiter. Nach Jedutun. Von Asaph. Ein Psalm.ich rufe laut; meine Stimme erhebt sich zu Gott, daß er mich höre. Zur Zeit meiner Drangsal suche ich den Herrn. Des Nachts ist meine Hand unermüdlich ausgestreckt. Meine Seele will sich nicht trösten lassen. Denke ich an Gott, so muß ich seufzen, grüble ich nach, so verzagt mein Geist. [Zwischenspiel] Meine Augenlider bleiben geöffnet; voll Unruhe bin ich und finde kein Wort. Ich sinne über die früheren Zeiten, denke an die Jahre der Vorzeit. Bei Nacht erwäge ich im Herzen, grüble nach, und es forscht mein Geist: Verstößt denn der Herr für ewige Zeiten? Wird er nie wieder gnädig sein? Ist seine Huld für immer zu Ende, ist sein Wort verstummt für alle Geschlechter? Hat Gott das Erbarmen vergessen, sein Mitleid im Zorn erstickt? [Zwischenspiel] Ich spreche: "Das ist mein Schmerz, daß sich die mächtige Hand des Höchsten geändert hat!" Ich gedenke der Taten des Herrn, ja, ich gedenke deiner früheren Wunder. Ich erwäge all deine Werke, grüble nach über deine Taten. Gott, dein Walten ist heilig! Welcher Gott ist so groß wie unser Gott? Du bist der Gott, der Wunder vollbringt! Du hast unter den Völkern deine Kraft erwiesen. Mit starkem Arm hast du dein Volk erlöst, die Söhne Jakobs und Josephs. [Zwischenspiel] Es sahen dich die Wasser, o Gott, es sahen dich die Wasser und bebten; selbst die Weltmeere zitterten. Wasser ergossen die Wolken, Donner entsandte das Gewölk, auch deine Pfeile fuhren dahin. Laut rollte dein Donner wie ein Rad, Blitze erhellten den Erdkreis. Die Erde bebte und schwankte. Durch das Meer ging dein Weg, dein Pfad durch riesige Wasser, und deine Spuren waren nicht zu erkennen. Du führtest dein Volk gleich einer Herde durch die Hand des Moses und Aaron. Höre, mein Volk, auf meine Lehre,Weisheitslied von Asaph.neigt euer Ohr den Worten meines Mundes! Zu einem Spruchgedicht will ich meinen Mund auftun, will Rätselhaftes künden aus früherer Vorzeit. Was wir gehört und vernommen, was unsere Väter erzählten, das wollen wir nicht ihren Söhnen verhehlen; für das kommende Geschlecht erzählen wir es: die Ruhmestaten des Herrn und seine Stärke, seine Wunder, die er vollbrachte. Eine Vorschrift erließ er in Jakob, ein Gesetz stellte er in Israel auf, als er unseren Vätern befahl, sie ihren Söhnen kundzutun, damit das kommende Geschlecht es wisse, die künftig geborenen Söhne. Auch sie sollten sich erheben und ihren Kindern davon erzählen, damit sie auf Gott ihr Vertrauen setzen und niemals die Gottestaten vergessen, sondern seine Gebote befolgen. Sie sollten nicht werden wie ihre Väter, ein trotziges, widerspenstiges Geschlecht, ein Geschlecht mit wankelmütigem Herzen und treulosem Sinn gegen Gott. [Die Ephraimiten, gewappnet als Bogenschützen, kehrten den Rücken am Tage der Schlacht.] Den Bund mit Gott hielten sie nicht und wollten nicht wandeln nach seinem Gesetz. Sie vergaßen seine Taten und Wunder, die er ihnen gezeigt. Vor ihren Vätern hat er Wunder gewirkt im Lande Ägypten, in der Gegend von Zoan. Er zerteilte das Meer und führte sie hindurch, das Wasser ließ er feststehen wie einen Damm. Er geleitete sie in der Wolke bei Tag, die ganze Nacht im Feuerschein. Er spaltete Felsen in der Wüste und spendete Trank gleich Meeresfluten. Aus dem Gestein ließ er Bäche rinnen und Wasser gleich Strömen herabfließen. Sie aber fuhren fort, gegen ihn zu sündigen, den Höchsten zu kränken im dürren Land. Sie versuchten Gott in ihrem Herzen, als sie Speise verlangten für ihre Gier. Sie redeten wider Gott und sprachen: "Kann wohl Gott einen Tisch in der Wüste decken? Wohl schlug er den Felsen, daß Wasser flossen und Bäche strömten; doch wird er auch Speise geben können und Fleisch seinem Volke verschaffen?" Als daher der Herr dies hörte, wurde er zornig; ein Feuer entbrannte gegen Jakob, und Zorn erhob sich gegen Israel. Denn sie hatten Gott nicht geglaubt und auf seine Hilfe nicht vertraut. Doch er gebot den Wolken droben und tat die Türen des Himmels auf. Er ließ auf sie Manna zur Speise regnen und gab ihnen Himmelskorn. Brot der Engel aßen die Menschen, Nahrung sandte er ihnen in Fülle. Den Ostwind ließ er am Himmel aufbrechen, führte den Südwind heran in seiner Stärke. Nun ließ er Fleisch auf sie regnen wie Staub, flatternde Vögel wie Meeressand. Mitten in sein Lager ließ er sie fallen, rings um seine Wohnstatt herum. Sie aßen und wurden übersatt; er hatte ihnen besorgt, wonach sie begehrten. Noch war ihre Gier nicht gestillt, noch hatten sie Speise in ihrem Mund, da erhob sich Gottes Zorn gegen sie. Er tötete die Stärksten unter ihnen und streckte Israels Jünglinge nieder. Trotz alledem sündigten sie weiter und glaubten nicht an seine Wunder. Da ließ er ihre Tage wie nichts vergehen, ihre Jahre in erschreckender Hast. Gab er sie dem Tode preis, dann suchten sie ihn, kehrten um und mühten sich eilends um Gott. Dann dachten sie daran, daß Gott ihr Fels und der höchste Gott ihr Erlöser ist. Sie täuschten ihn mit ihrem Mund, und mit ihrer Zunge belogen sie ihn. Ihr Herz hielt nicht an ihm fest, und seinem Bunde blieben sie nicht treu. Doch er war gnädig, vergab die Schuld, verzichtete auf Vernichtung. Er drängte gar oft seinen Zorn zurück und weckte nicht seinen ganzen Grimm. Er gedachte vielmehr, daß sie nur Fleisch sind, ein Hauch, der dahingeht und nimmer wiederkehrt. Wie oft kränkten sie ihn in der Wüste, beleidigten ihn in der Steppe! Immer wieder versuchten sie Gott und betrübten den Heiligen Israels. Sie dachten nicht mehr an seine Hand, an den Tag, da er sie vom Feind erlöste, als er in Ägypten seine Zeichen vollbrachte und seine Wunder in der Gegend von Zoan. Er wandelte ihre Nilarme in Blut, so daß sie deren Gewässer nicht trinken konnten. Er sandte gegen sie Fliegen, sie zu verzehren, und Frösche, sie zu vernichten. Ihre Ernte gab er dem Feldhüpfer preis, der Heuschrecke den Ertrag ihrer Arbeit. Ihre Weinstöcke zerschlug er mit Hagel, ihre Maulbeerfeigen mit Schloßen. Ihr Vieh übergab er der Pest, ihre Herden den Seuchen. Er sandte wider sie seine Zornesglut, Grimm, Wut und Bedrängnis, ein Heer unheilbringender Boten. Er ließ seinem Zorn freien Lauf, schützte sie nicht vor dem Tod, sondern übergab ihr Leben der Pest. Er schlug alle Erstgeburt in Ägypten, den Erstling ihrer Kraft in den Zelten Chams. Dann ließ er wie Schafe sein Volk aufbrechen, leitete sie in der Wüste wie eine Herde. Er führte sie sicher, und sie brauchten nichts zu fürchten, doch ihre Feinde bedeckte das Meer. Er brachte sie in sein heiliges Land, zum Berg, den seine Rechte erworben. Völker vertrieb er vor ihnen, teilte sie mit der Meßschnur als Erbbesitz zu, ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen. Doch sie versuchten und kränkten Gott, den Höchsten, hielten seine Vorschriften nicht. Sie wurden treulos und abtrünnig gleich ihren Vätern, wandten sich um wie ein erschlaffender Bogen. Sie erzürnten ihn mit ihrem Höhendienst und reizten ihn mit ihren Götzenbildern. Das nahm Gott wahr und ergrimmte; heftig verwarf er Israel. Seine Wohnstatt in Silo schlug er zu Boden, das Zelt, worin er wohnte unter den Menschen. In Gefangenschaft gab er den Sitz seiner Macht, seine Zier in die Hand des Feindes. Dem Schwert übergab er sein Volk und grollte gegen sein Erbe. Seine Jünglinge fraß das Feuer, seine Jungfrauen hörten kein Brautlied. Seine Priester fielen durch das Schwert, seine Witwen beweinten die Toten nicht. Da erwachte der Herr wie ein Schlafender, wie ein Kriegsheld, der sich vom Weine erhebt. Er schlug seine Feinde zurück, fügte ihnen dauernde Schmach zu. Er verwarf das Zelt Josephs, Ephraims Stamm erwählte er nicht. Vielmehr erwählte er Judas Stamm, den Sionsberg, den er liebte. Er baute gleich Himmelshöhen sein Heiligtum, gleich der Erde, die er für ewig gegründet. Er erwählte David, seinen Knecht, nahm ihn von den Schafpferchen weg. Von den Muttertieren holte er ihn fort, daß er Jakob weide, sein Volk, und Israel, seinen Erbbesitz. Und er weidete sie mit frommem Sinn, mit kluger Hand führte er sie. Gott, Heidenvölker sind in dein Erbe eingedrungen,Ein Psalm Asaphs.haben deinen heiligen Tempel entweiht, Jerusalem in Trümmern gelegt. Sie gaben die Leichen deiner Diener den Vögeln des Himmels zum Fraß, das Fleisch deiner Frommen den Tieren des Feldes. Sie vergossen ihr Blut wie Wasser rings um Jerusalem, und niemand begrub sie. Wir wurden unsren Nachbarn zur Schmach, zum Hohn und Spott unsrer Umgebung. Wie lange noch, Herr, willst du immerdar zürnen, soll brennen wie Feuer dein Ingrimm? Ergieße deinen Zorn über die Völker, die dich nicht kennen, und über die Reiche, die deinen Namen nicht anrufen! Denn sie haben Jakob verschlungen und seine Wohnstatt verwüstet. Rechne uns nicht die Sünden der Vorfahren an! Eilends komme uns dein Erbarmen entgegen; denn wir sind ganz elend geworden. Hilf uns, Gott unseres Heils, um der Ehre deines Namens willen! Rette uns und vergib unsre Sünden deines Namens wegen! Warum sollen die Heidenvölker sagen: "Wo bleibt denn ihr Gott?" Vor unseren Augen sollen die Heiden die Rache erfahren für das vergossene Blut deiner Diener! Laß das Seufzen der Gefangenen zu dir dringen, in der Kraft deines Armes erhalte die dem Tode Geweihten! Unsren Nachbarn vergilt siebenfach in ihren Schoß die Schmach, die sie dir, Herr, zugefügt! Wir aber sind dein Volk, die Schafe deiner Weide. Wir wollen dir ewiglich danken, von Geschlecht zu Geschlecht deinen Ruhm verkünden! Du Hirt Israels, höre doch,Dem Chorleiter. Nach "Lilien". Ein Zeugnis. Von Asaph. Ein Psalm.der du Joseph leitest wie Schafe! Der du auf den Kerubim thronst, erscheine vor Ephraim, Benjamin und Manasse! Entbiete deine Macht und komm uns zu Hilfe! Herr der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, daß uns Heil widerfahre! Herr der Heerscharen, wie lange noch zürnst du beim Gebet deines Volkes? Du gabst ihm Tränenbrot zu essen und Zähren zu trinken in reichem Maß. Du machtest uns zum Streitfall für unsre Nachbarn, und unsre Feinde verspotteten uns. Herr der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, daß uns Heil widerfahre! Einen Weinstock hobst du aus in Ägypten, vertriebst Völker und pflanztest ihn ein. Du schufest ihm Raum, da schlug er Wurzeln, erfüllte das Land. Berge wurden bedeckt von seinem Schatten, die Zedern Gottes von seinen Zweigen. Er breitete seine Ranken aus bis ans Meer, seine Schößlinge bis zum Euphratstrom. Warum hast du seine Mauern eingerissen, daß jeder von ihm erntet, der vorüberzieht? Der Eber aus dem Wald zerpflückt ihn, die Tiere des Feldes weiden ihn ab. Herr der Heerscharen, kehre doch um, blicke vom Himmel und sieh! Nimm dich dieses Weinstocks an und des Gartens, den deine Rechte gepflanzt! Die ihn verbrannten und zerstörten, sollen zugrunde gehen vor deinem drohenden Antlitz! Deine Hand sei über dem Mann zu deiner Rechten, über dem Menschensohn, den du dir großzogst! Wir aber wollen nicht von dir weichen! Erhalte uns am Leben, so werden wir deinen Namen anrufen! Herr der Heerscharen, stelle uns wieder her! Laß dein Angesicht leuchten, daß uns Heil widerfahre! Frohlocket Gott, unserer Stärke,Dem Chorleiter. Nach der gittitischen Weise. Von Asaph.jubelt dem Gotte Jakobs zu! Stimmt den Gesang an, schlagt die Pauke, die liebliche Zither samt der Harfe! Stoßt ins Horn am Neumond, am Vollmond, zum Tag unseres Festes! So ist es nämlich Vorschrift für Israel, Pflicht gegen Jakobs Gott. Als Gebot hat er es im Volke Josephs erlassen, als er auszog wider das Land Ägypten. Eine unbekannte Sprache vernahm ich: "Ich habe seine Schulter von der Last befreit, seine Hände sind vom Tragkorb gelöst! Du riefst in der Not, und ich befreite dich, gab dir Antwort im Donnergewölk. Ich stellte dich auf die Probe an den Wassern Meribas. [Zwischenspiel] Höre, mein Volk, ich klage wider dich! Israel, möchtest du doch auf mich hören! Keinen anderen Gott soll es bei dir geben, keinen fremden Gott darfst du verehren! Ich, der Herr, bin dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten geführt. Öffne deinen Mund, so will ich ihn füllen! Doch mein Volk hörte nicht auf meine Stimme, Israel gehorchte mir nicht. Da überließ ich sie ihrer Herzensverhärtung; sie wollten nach eigenem Gutdünken wandeln. Ach, daß mein Volk doch auf mich hörte, Israel auf meinen Wegen wandelte! Wie bald wollte ich seine Feinde bezwingen und gegen seine Widersacher meine Hand wenden! Die Gegner des Herrn müßten ihm sich ergeben, ihre Strafzeit würde ewig währen. Ich würde es nähren mit fettem Weizen und mit Honig aus dem Felsen sättigen." Gott tritt auf in der Gottesversammlung,Psalm Asaphs.inmitten der Götter hält er Gericht: "Wie lange wollt ihr ungerecht richten und für die Frevler Partei ergreifen? [Zwischenspiel] Verteidigt den Geringen und Verwaisten, schafft Recht dem Bedrängten und Dürftigen! Befreit den Geringen und Armen, entreißt ihn der Hand der Frevler! Sie haben weder Verstand noch Einsicht, sie tappen im Dunkeln dahin. So wanken alle Grundfesten der Erde. Ich hatte gedacht: "Ihr seid Götter und lauter Söhne des Höchsten." Doch wahrlich, wie Menschen sollt ihr sterben und fallen wie irgendeiner der Fürsten!" Erhebe dich, Gott, richte die Erde! Denn dein Eigentum sind sämtliche Völker. Herr, bleibe nicht still!Ein Lied. Psalm Asaphs.Schweige nicht und ruhe nicht, o Gott! Denn sieh, deine Feinde toben, und deine Gegner erheben das Haupt. Wider dein Volk ersinnen sie listige Pläne, beraten sich gegen deine Schutzbefohlenen. Sie sprechen: "Kommt, tilgen wir sie aus als Volk, es schwinde die Erinnerung an Israels Namen!" Einmütig halten sie Rat, schließen ein Bündnis wider dich: die Zelte Edoms, die Ismaeliter, Moab und die Hagriter, Gebal, Ammon und Amalek, Philistäa samt den Bewohnern von Tyrus. Auch Assur gesellt sich zu ihnen, leiht seinen Arm den Söhnen Lots. [Zwischenspiel] Handle an ihnen wie an Sisera, wie an Jabin am Bache Kischon, wie an Midian, das bei Endor vernichtet und zum Dünger des Bodens wurde. Mache ihre Fürsten wie Oreb und Seeb, wie Sebach und Zalmunna alle ihre Anführer! Sie sprachen ja: "Wir wollen uns die Gefilde Gottes erobern!" Mein Gott, mache sie der Räderdistel gleich, der Spreu vor dem Wind! Wie Feuer, das den Wald versengt, wie die Flamme, die Berge entzündet, so jage sie mit deinem Orkan und schrecke sie mit deinem Sturm! Mache ihr Antlitz voll Schmach, damit sie deinen Namen suchen, o Herr! Für immer treffe sie Schande und Schrecken; sie sollen vor Scham zugrunde gehen! So werden sie erkennen, daß du den Namen "Herr" trägst und allein der Höchste bist über die ganze Erde. Wie lieblich sind deine Wohnungen,Dem Chorleiter. Nach der gittitischen Weise. Von den Korachiten. Ein Psalm.Herr der Heerscharen! Meine Seele lechzt, ja verzehrt sich nach den Vorhöfen des Herrn. Mein Herz, mein ganzer Leib, jubelt dem lebendigen Gott entgegen. Findet doch der Sperling ein Heim, die Schwalbe ihr Nest, worin sie ihre Jungen birgt, bei deinen Altären, Herr der Heerscharen, mein König und mein Gott. Selig, wer in deinem Hause wohnen darf, immerdar dich preisen kann! [Zwischenspiel] Selig, die in dir ihre Stärke sehen, Pilgerfahrten im Sinne haben! Sie, die durch das Baka-Tal wandern, das man zu einem Quellort machte; ja, mit Segen bedeckt es der Frühregen. Sie gehen von Ringmauer zu Ringmauer; sie schauen den Gott der Götter in Sion. Herr der Heerscharen, vernimm mein Gebet, höre, du Gott Jakobs! [Zwischenspiel] Blicke, o Gott, auf unsren Schild, schaue auf das Antlitz deines Gesalbten! Wahrlich, lieber ein Tag in deinen Vorhöfen als tausend in meiner Freiheit! Lieber auf der Schwelle liegen am Hause meines Gottes als in den Zelten des Frevels wohnen! Denn der Herr ist Sonne und Schild, Huld und Ehre verleiht der Herr. Er versagt denen kein Gut, die in Unschuld wandeln. Herr der Heerscharen, selig der Mensch, der auf dich vertraut! Herr, du warst deinem Lande gnädig gesinnt,Dem Chorleiter. Von den Korachiten. Ein Psalm.hast das Schicksal Jakobs gewendet. Die Schuld deines Volkes hast du vergeben, all seine Sünde zugedeckt. [Zwischenspiel] Deinen ganzen Grimm hast du abgelegt, die Glut deines Zornes abgewendet. Stell uns wieder her, Gott unseres Heiles, laß ab von deinem Groll wider uns! Willst du uns für immer zürnen, deinen Zorn erstrecken von Geschlecht zu Geschlecht? Willst du uns nicht wieder beleben, daß dein Volk froh werde in dir? Laß uns, Herr, deine Gnade schauen und gewähre uns dein Heil! Ich will hören, was der Herr spricht! Redet er nicht von Heil zu seinem Volke und seinen Frommen, zu denen, die ihr Herz ihm zuwenden? Wahrlich, nahe ist sein Heil allen, die ihn fürchten; ja, es wohnt Herrlichkeit wieder in unsrem Lande. Huld und Treue begegnen einander, Gerechtigkeit und Heil treffen sich. Treue sprießt aus der Erde hervor, Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder. Auch spendet der Herr den Segen, und unser Land gibt seinen Ertrag. Gerechtigkeit schreitet vor ihm her und Heil auf der Spur seiner Schritte. Herr, neige dein Ohr, erhöre mich!Ein Gebet Davids.Denn ich bin elend und arm. Beschütze mein Leben, da ich ein Frommer bin; hilf deinem Knecht, der auf dich vertraut! Du bist mein Gott. Sei mir gnädig, Herr; denn zu dir rufe ich allezeit! Erfreue die Seele deines Knechtes, da ich zu dir, Herr, meine Seele erhebe! Du bist ja so gütig, Herr, bereit zur Vergebung, reich an Huld gegen alle, die zu dir rufen. Höre, Herr, mein Gebet, achte auf mein lautes Flehen! Am Tage meiner Not rufe ich dich an, weil du mich erhörst. Keiner von den Göttern kommt dir gleich, o Herr, und nichts kann sich messen mit deinen Werken. Alle Völker, die du erschaffen, müssen kommen, sich niederwerfen vor dir, o Herr, und deinen Namen verehren. Denn groß bist du und ein Wundertäter; du allein bist Gott. Lehre mich, Herr, deinen Weg, daß ich wandle in Treue zu dir! Lenke mein Herz einzig darauf, nur deinen Namen zu fürchten! Danken will ich dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ewig deinen Namen ehren! Deine Huld ist ja so groß über mir! Du hast mein Leben gerettet vor den Tiefen der Unterwelt. O Gott, Verbrecher treten gegen mich auf, eine Rotte von Übermütigen trachtet mir nach dem Leben. Dich aber haben sie nicht vor Augen. Doch du, Herr, bist ein barmherziger, gnädiger Gott, langmütig und reich an Huld und Treue. Wende dich mir zu und sei mir gnädig! Verleihe deinem Knecht deine Stärke und hilf dem Sohn deiner Magd! Wirke an mir ein Wunderzeichen der Güte! So sollen, die mich hassen, voll Beschämung sehen, daß du, Herr, mein Helfer und Tröster bist! Was er gegründet auf heiligen Bergen,Von den Korachiten. Ein Psalm. Ein Lied.liebt der Herr; er liebt die Tore Sions mehr als alle Wohnstätten Jakobs. Herrliches spricht man von dir, du Gottesstadt: [Zwischenspiel] "Rahab und Babel zähle ich zu meinen Bekennern; ja, Philistäa, Tyrus samt Kusch - sie sind dort geboren!" Und von Sion heißt es: "Mann für Mann ist in ihm geboren; er selbst, der Höchste, hat es gegründet." Der Herr trägt ein in die Völkerliste: "Dieses ist dort geboren." [Zwischenspiel] Da singen sie wie Tänzer: "Alle meine Quellen sind in dir!" Herr, mein helfender Gott,Ein Lied. Ein Psalm der Korachiten. Dem Chorleiter. Nach "Krankheit" zu singen. Ein Weisheitslied von Heman, dem Esrachiten.ich rufe bei Tage, bei Nacht vor deinem Angesicht. Laß mein Gebet zu dir gelangen, leihe meiner Klage dein Ohr! Ich bin ja gesättigt mit Leiden, mein Leben ist dem Totenreich nahe. Schon zähle ich zu denen, die zur Gruft hinabsteigen, bin geworden wie ein kraftloser Mann, unter den Toten (vom Irdischen) losgelöst gleich den Erschlagenen, die im Grabe liegen, deren du nicht mehr gedenkst, da sie deiner Hand entzogen sind. In die unterste Gruft hast du mich versetzt, in Finsternisse, in Tiefen. Schwer lastet auf mir dein Grimm, alle deine Wogen bringst du über mich. [Zwischenspiel] Meine Bekannten hast du mir entfremdet, hast mich ihnen zum Abscheu gemacht. Gefangen bin ich und kann nicht entkommen. Mein Auge wird matt vor Elend. Ich rufe dich an, Herr, zu jeder Zeit, strecke nach dir meine Hände aus. Vollbringst du an den Toten noch Wunder, oder stehen die Schatten wieder auf, um dich zu preisen? [Zwischenspiel] Verkündet man im Grab deine Huld und deine Treue im Totenreich? Erfährt man in der Finsternis deine Wundermacht, dein gerechtes Walten im Land des Vergessens? So rufe ich denn zu dir, o Herr; jeden Morgen steigt mein Gebet zu dir empor. Warum, Herr, verwirfst du mein Sehnen, verbirgst du dein Antlitz vor mir? Elend bin ich und am Rande des Todes von Jugend an; ich muß deine Schrecken tragen und erschlaffe. Deine Zornesgluten ergossen sich über mich, deine Schrecknisse haben mich vernichtet. Wie Wasser umfluten sie mich beständig, umringen mich ganz und gar. Du hast mir Freund und Gefährten entfremdet; mein Vertrauter ist die Finsternis. Von den Hulderweisen des Herrn will ich ewig singen,Weisheitslied. Von Etan, dem Esrachiten.von Geschlecht zu Geschlecht deine Treue künden mit vollem Munde! Ja, ich erkläre: Für ewig ist Huld errichtet, am Himmel steht fest deine Treue! "Ich schloß einen Bund mit meinem Erwählten, schwur meinem Knechte David: "Ewigen Bestand verleihe ich deinem Stamm und errichte deinen Thron für alle Geschlechter!"" [Zwischenspiel] Der Himmel preist, o Herr, deine Wundermacht, deine Treue preist man im Kreis der Heiligen. Denn wer in den Wolken kommt dem Herrn gleich, wer ist dem Herrn ähnlich unter den göttlichen Wesen? Ein Gott - gewaltig im Rat der Heiligen, groß und furchtbar über allen, die ihn umgeben! Herr, Gott der Heerscharen, wer ist wie du? Deine Macht und deine Treue sind rings um dich her. Du bändigst des Meeres Übermut, das Toben seiner Wellen beruhigst du. Rahab hast du zertreten wie einen Erschlagenen, mit deinem starken Arm deine Feinde zerstreut. Dein ist der Himmel, dein auch die Erde; die Welt und was sie erfüllt, du hast sie gegründet. Nord und Süd, du hast sie erschaffen; Tabor und Hermon rühmen deinen Namen. Du hast einen machtvollen Arm, deine Hand ist stark, deine Rechte hoch erhoben. Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Stütze, Huld und Treue treten vor dich hin. Glücklich das Volk, das Jubelruf kennt! Herr, sie wandeln im Licht deines Antlitzes. Über deinen Namen frohlocken sie allezeit, durch deine Güte sind sie erhöht. Denn ihre herrliche Kraft bist du, und durch deine Gnade wächst unsere Stärke. Wahrlich, dem Herrn ist unser Schild zu eigen, dem Heiligen Israels unser König! Einst sprachst du im Gesicht zu deinem Frommen und erklärtest: "Ich setze einem Helden die Krone auf, erhöhte einen Erwählten aus dem Volke. Ich fand meinen Knecht David, mit einem heiligen Öl salbte ich ihn. Meine Hand ist beständig mit ihm, ja, mein Arm macht ihn stark. Kein Feind kann ihn überlisten, kein Ruchloser ihn bezwingen. Ich zerschlage vor ihm seine Feinde, und seine Gegner stoße ich nieder. Meine Treue und Huld stehen ihm bei, durch meinen Namen wächst seine Stärke. Ich lasse ihn seine Hand aufs Meer legen, auf die Ströme seine Rechte. Er darf zu mir rufen: "Mein Vater bist du, mein Gott und mein rettender Fels!" Ich aber will ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten unter den Königen der Erde. Ewig bewahre ich ihm meine Huld, und mein Bund mit ihm bleibt unverbrüchlich. Ich erhalte seinen Stamm für immer und seinen Thron, solange der Himmel besteht. Wenn seine Söhne mein Gesetz verlassen und nicht nach meinen Geboten wandeln, wenn sie meine Satzungen schänden und meine Befehle nicht halten, dann strafe ich ihre Schuld mit der Rute, ihre Sünde mit Schlägen. Doch meine Huld entziehe ich ihm nie und verleugne nicht meine Treue. Meinen Bund werde ich nimmer entweihen, das Wort meiner Lippen nicht ändern. Dies eine schwur ich bei meiner Heiligkeit und werde David gewiß nicht täuschen: "Sein Stamm soll bestehen für ewig, sein Thron vor mir wie die Sonne, wie der Mond, der ewig von Dauer ist und ein zuverlässiger Zeuge sei in den Wolken!"" [Zwischenspiel] Dennoch hast du selbst verstoßen und verworfen, deinen Gesalbten mit Zorn überhäuft. Du hast den Bund mit deinem Knecht gelöst, seine Krone am Boden entweiht. Alle seine Mauern rissest du nieder, legtest seine Burgen in Trümmer. Wer immer des Weges kam, raubte ihn aus, Schmach erfuhr er von seinen Nachbarn. Die Hand seiner Widersacher hast du erhöht, alle seine Feinde mit Freude erfüllt. Du hast sein schützendes Schwert zurückweichen lassen und bist ihm nicht beigestanden im Krieg. Du hast sein herrliches Zepter zertrümmert und seinen Thron zu Boden geworfen. Du hast seine Jugendzeit verkürzt, hast ihn mit Schande bedeckt. [Zwischenspiel] Wie lang, o Herr, verbirgst du dich dauernd, lodert wie Feuer dein Zorn? Gedenke, wie vergänglich ich bin, wie nichtig du alle Menschen erschufst! Wer lebt weiter, ohne den Tod zu schauen? Wer kann sein Leben retten vor dem Zugriff der Totenwelt? Wo sind deine früheren Hulderweise, o Herr, die du bei deiner Treue David zugeschworen? Gedenke, Herr, der Schmach deines Knechtes, die ich von all den vielen Völkern tragen muß in meiner Brust! So schmähen deine Feinde, Herr, so schmähen sie deines Gesalbten Schritte. - Der Herr sei gepriesen in Ewigkeit! Amen. Amen. Herr, du warst uns eine ZufluchtGebet des Moses, des Mannes Gottes.von Geschlecht zu Geschlecht. Ehe die Berge geboren wurden, Erde und Welt entstanden, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, o Gott. Du läßt den Menschen zum Staub zurückkehren und sprichst: "Kehret zurück, ihr Menschenkinder!" Denn tausend Jahre sind vor dir wie der gestrige Tag, der vorüber ist, und wie eine Wache in der Nacht. Du säst sie aus von Jahr zu Jahr, sie gleichen dem Gras, das nachwächst. Am Morgen sprießt es und wächst, am Abend welkt es und verdorrt. Auch wir vergehen ob deines Zornes, durch deinen Grimm sind wir erschüttert. Du stellst unsre Sünden dir vor Augen, unsre geheimen Fehler ins Licht deines Antlitzes. Wahrlich, all unsre Tage schwinden ob deines Zornes; wir vollenden unsre Jahre wie einen Seufzer. Die Zeit unsres Lebens währt insgesamt siebzig Jahre, wenn es hoch kommt, achtzig Jahre, und ihr Gehetze ist Mühsal und Unheil. Ja, eilends ist es dahin, im Fluge vergangen. Wer nimmt Kenntnis von der Gewalt deines Zornes und deines Grimmes, wie es der Furcht vor dir entspricht? Unsre Tage zu zählen, das lehre uns, damit wir ein weises Herz erlangen! Kehre um, o Herr! Wie lange noch? Hab wieder Erbarmen mit deinen Dienern! Sättige uns am Morgen mit deiner Huld, daß wir frohlocken und jubeln unser Leben lang! Erfreue uns so viele Tage, wie du uns niederbeugtest, so viele Jahre, wie wir Leid erfuhren! Dein Walten zeige sich an deinen Dienern, an ihren Kindern deine Herrlichkeit! Die Güte des Herrn, unseres Gottes, sei über uns! Das Werk unsrer Hände lenke über uns, ja, lenke das Werk unsrer Hände! Der du wohnst im Schutz des Höchsten, weilst im Schatten des Allmächtigen, sprich zum Herrn: "Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue!" Denn er ist es, der dich rettet aus dem Netz des Jägers, aus gefährlicher Lage. Mit seinen Fittichen schirmt er dich, unter seinen Flügeln findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist seine Treue. Du brauchst nicht zu bangen vor dem Schrecken der Nacht, vor dem Pfeil, der am Tage schwirrt, vor der Pest, die im Dunkel schleicht, vor der Seuche, die wütet am Mittag. Ob tausend fallen an deiner Seite, zehntausend zu deiner Rechten, dich wird es nicht treffen. Du wirst es nur schauen mit eigenen Augen und sehen, wie Frevlern vergolten wird. Denn deine Zuversicht ist der Herr, den Höchsten nahmst du zu deiner Zuflucht. Kein Unglück wird dir begegnen, keine Plage naht deinem Zelt. Denn seinen Engeln befiehlt er um deinetwillen, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie werden dich auf Händen tragen, damit dein Fuß an keinen Stein stoße. Über Löwen und Nattern kannst du schreiten, auf Junglöwen und Drachen kannst du treten. "Weil er mir anhängt, will ich ihn retten, will ihn beschützen, da er meinen Namen kennt. Ruft er mich an, so erhöre ich ihn; ich bin bei ihm in der Drangsal, befreie ihn und bringe ihn zu Ehren. Ich sättige ihn mit langem Leben und lasse mein Heil ihn schauen." Gut ist es, den Herrn zu preisen,Ein Psalm. Ein Lied zum Sabbattag.deinen Namen, Höchster, zu besingen, frühmorgens deine Huld zu künden, deine Treue in den Nächten, zur zehnsaitigen Laute und zur Harfe, zum Klange der Zither. Denn du hast mich froh gemacht, Herr, durch dein Walten, ich frohlocke über die Werke deiner Hände. Wie groß sind doch deine Werke, Herr! Gar tief sind deine Gedanken. Ein unvernünftiger Mensch sieht das nicht ein, ein Tor versteht es nicht. Mögen Gottlose sprossen wie Gras und alle Übeltäter blühen -, so nur, um für immer vernichtet zu werden. Du aber thronst in der Höhe auf ewig, o Herr. Fürwahr, deine Feinde, Herr, fürwahr, deine Feinde verschwinden; alle Übeltäter werden zerstreut. Doch mir hast du Kraft verliehen gleich einem Stier, hast mich gestärkt mit frischem Öl. Mein Auge blickt herab auf meine Verfolger, mein Ohr ergötzt sich an meinen schlimmen Gegnern. Der Gerechte gedeiht wie ein Palmbaum, wie eine Libanonzeder wächst er empor. Eingepflanzt im Hause des Herrn, sprossen sie in den Vorhöfen unseres Gottes. Noch im Alter blühen sie auf, bleiben üppig und frisch. So verkünden sie laut, wie gerecht der Herr ist, mein Fels, an dem kein Unrecht haftet. Der Herr ist König, mit Hoheit umkleidet! Ja, es hat sich umkleidet der Herr, mit Kraft gegürtet. So ist der Erdkreis fest gegründet, daß er nicht wankt. Fest steht dein Thron seit je, von Ewigkeit her bist du! Fluten erhoben, o Herr, Fluten erhoben ihr Tosen. Mögen Fluten ihr Brausen erheben, mehr als das Tosen der vielen Wasser, gewaltiger als die Brandung des Meeres, ist der Herr gewaltig in Himmelshöhen. Deine Gesetze sind durchaus zuverlässig; deinem Hause, Herr, gebührt Heiligkeit für alle Zeiten. Gott der Rache, Herr, Gott der Rache, erscheine! Erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Stolzen ihr Tun! Wie lange sollen die Frevler, o Herr, wie lange sollen die Frevler frohlocken? Sie fließen über von frechen Reden; es prahlen alle Übeltäter. Dein Volk, Herr, zertreten sie und bedrücken dein Erbe. Witwe und Fremdlinge bringen sie um und morden Verwaiste. Sie denken: "Der Herr sieht es nicht, der Gott Jakobs bemerkt es nicht!" Kommt doch zur Einsicht, ihr Dummen im Volk! Ihr Toren, wann werdet ihr klug? Der das Ohr eingepflanzt, soll nicht hören? Der das Auge gebildet, nicht sehen? Der Völker züchtigt, soll nicht bestrafen? Er, der die Menschen Erkenntnis lehrt? Der Herr weiß um die Gedanken der Menschen, daß sie nämlich ein Nichts sind. Selig der Mann, den du, Herr, erziehst, den du aus deinem Gesetz belehrst, ihm Ruhe zu geben vor bösen Tagen, bis man dem Frevler die Grube gräbt. Denn nicht verstößt der Herr sein Volk und gibt sein Erbe nicht preis. Ja, dem Gerechten wendet das Recht sich zu, und ihm folgen alle, die redlichen Herzens sind. Wer steht für mich auf gegen die Ruchlosen, wer tritt für mich ein gegen die Übeltäter? Wäre nicht der Herr meine Hilfe gewesen, fast würde ich liegen im Lande des Schweigens. Doch wenn ich dachte: "Es wankt mein Fuß", da stützte mich, Herr, deine Huld. Trug ich eine Menge Sorgen im Herzen, dann labte dein Trost meine Seele. Ist etwa der Richterstuhl des Verderbens mit dir verbündet, der widerrechtlich Unheil schafft? Sie stellen dem Leben des Gerechten nach, unschuldiges Blut verurteilen sie. Der Herr jedoch wird mir zur Burg, mein Gott zum Fels meiner Zuflucht. Er bringt über sie ihr eigenes Unrecht; ob ihrer Bosheit vernichtet er sie; es vernichtet sie der Herr, unser Gott. Kommt, laßt uns dem Herrn frohlocken, jubeln dem Fels, der uns rettet! Laßt uns mit Dank vor sein Angesicht treten, mit Lobgesängen ihm jubeln! Denn ein großer Gott ist der Herr, ein großer König über allen Göttern. In seiner Hand sind die Tiefen der Erde, die Gipfel der Berge sind sein. Sein ist das Meer - er hat es gemacht - und auch das Festland, das seine Hände geformt. Kommt, wir wollen niederfallen und uns neigen, die Knie beugen vor dem Herrn, der uns erschuf. Denn er ist unser Gott; wir sind das Volk auf seiner Weide und die Schafe seiner Hand. - Daß ihr doch am heutigen Tag auf seine Stimme hören wolltet: "Verstockt nicht euer Herz wie zu Meriba, wie am Tag von Massa in der Wüste, wo eure Väter mich versuchten, mich auf die Probe stellten, obwohl sie doch mein Tun geschaut! Vierzig Jahre war mir dies Geschlecht zum Abscheu; so sprach ich denn: Sie sind ein Volk verirrten Herzens, verständnislos für meine Wege. Da habe ich in meinem Zorn geschworen: Sie sollen meine Ruhestatt nicht erreichen!" Singt dem Herrn ein neues Lied, singt dem Herrn, alle Welt! Singt dem Herrn, lobpreist seinen Namen, verkündet sein Heilswerk von Tag zu Tag! Erzählt bei den Völkern von seinem Ruhm, bei allen Nationen von seinen Wundern! Ja, groß ist der Herr und hoch zu preisen; furchtgebietend thront er über allen Göttern. Denn alle Götter der Völker sind nichtige Götzen; der Herr jedoch hat den Himmel erschaffen. Hoheit und Pracht umgeben ihn, Macht und Glanz in seinem Heiligtum. Entbietet dem Herrn, ihr Völkerstämme, entbietet dem Herrn Ehre und Macht! Entbietet dem Herrn die Ehre seines Namens! Bringt Gaben dar und zieht in seine Vorhöfe ein! Fallt nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck, zittert vor ihm, alle Welt! Bekennt unter den Völkern: "Der Herr ist König!" Fest gegründet ist die Erde, daß sie nimmer wankt. Er richtet die Völker nach Recht. Es freue sich der Himmel, es juble die Erde, es brause das Meer und was es erfüllt! Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst! Dann sollen frohlocken die Bäume des Waldes vor dem Herrn, wenn er kommt, wenn er kommt, die Erde zu richten! Er richtet den Erdkreis gerecht, die Völker in seiner Treue. Der Herr ist König; es juble die Erde; die vielen Inseln sollen sich freuen! Gewölk und Dunkel umgeben ihn, Gerechtigkeit und Recht sind seines Thrones Stütze. Feuer geht vor ihm her und versengt seine Gegner im Umkreis. Seine Blitze erhellen den Erdkreis; die Erde sieht es und bebt. Die Berge schmelzen wie Wachs [vor dem Herrn], vor dem Antlitz des Herrn aller Welt. Seine Gerechtigkeit künden die Himmel, alle Völker schauen seinen Glanz. Da müssen alle Bildanbeter sich schämen, die der Götzen sich rühmen; alle Götter müssen ihm huldigen. Sion vernimmt es und freut sich; die Landstädte Judas jubeln ob deiner Gerichte, o Herr. Denn du bist der Höchste, Herr, über alle Welt, bist hoch erhaben über alle Götter. Der Herr liebt die Feinde des Bösen; er behütet das Leben seiner Frommen und rettet sie aus der Frevler Hand. Licht strahlt den Gerechten, Freude den redlichen Herzen. Freut euch am Herrn, ihr Gerechten, und preist seinen heiligen Namen! Singt dem Herrn ein neues Lied; denn er hat Wunder gewirkt! Seine Rechte stand ihm bei, sein heiliger Arm. Der Herr gab seine Hilfe zu erkennen, enthüllte sein gerechtes Tun vor den Augen der Völker. Er gedachte seiner Huld und Treue gegen das Haus Israel. Alle Enden der Erde schauten die Hilfe unseres Gottes. Jauchzt dem Herrn, alle Welt! Frohlockt, jubelt und spielt! Spielt dem Herrn auf der Zither, auf der Zither mit lautem Klang! Mit Posaunen und Hörnerschall jauchzt vor dem König, dem Herrn! Es brause das Meer und was es erfüllt, der Erdkreis und seine Bewohner! Die Ströme mögen Beifall rauschen, die Berge jubeln im Chor vor dem Herrn, wenn er kommt, die Erde zu richten! Er richtet den Erdkreis gerecht, die Völker so, wie es recht ist. Der Herr ist König; es zittern die Völker. Auf den Kerubim thront er; da bebt die Erde. Groß ist der Herr in Sion, erhaben über alle Völker. Man rühme deinen Namen, den großen und furchterregenden! Heilig ist er! Ein Starker ist König! Er liebt das Recht! Du bist es, der die Ordnung befestigt; Recht und Gerechtigkeit schufst du in Jakob. Feiert den Herrn, unsern Gott! Werft euch nieder am Schemel seiner Füße! Heilig ist er! Moses und Aaron zählten zu seinen Priestern, Samuel zu den Bekennern seines Namens. Sie riefen zum Herrn, und er erhörte sie. Aus der Wolkensäule sprach er zu ihnen; sie bewahrten seine Satzungen, die Vorschrift, die er ihnen gab. Herr, unser Gott, du hast sie erhört, ein verzeihender Gott warst du ihnen, doch auch ein Rächer ihrer Vergehen. Feiert den Herrn, unsern Gott! Werft euch nieder auf seinem heiligen Berg! Denn heilig ist der Herr, unser Gott! Jauchzt dem Herrn,Psalm zum Dankopfer.alle Welt! Dient dem Herrn in Freude! Tretet vor sein Antlitz mit Frohlocken! Seid euch bewußt: Der Herr allein ist Gott! Er ist unser Schöpfer; wir aber sind sein Volk, die Schafe seiner Weide. Mit Dank betretet seine Tore, mit Lobgesängen seine Höfe! Danket ihm, verherrlicht seinen Namen! Denn gütig ist der Herr; in Ewigkeit währt seine Huld und seine Treue für und für. Von Gnade und Recht will ich singen;Von David. Ein Psalm.dich, o Herr, will ich preisen! Lehren will ich vollkommenen Lebensweg; wann kommst du zu mir? In Reinheit des Herzens wandle ich in meinem Hause. Mein Auge richte ich nicht auf schändliche Dinge; unrechtes Tun hasse ich; es soll nicht an mir haften. Ein falsches Herz sei mir ferne, vom Bösen will ich nichts wissen. Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet, den will ich vernichten; stolze Augen und übermütige Herzen ertrage ich nicht. Meine Augen ruhen auf den Treuen im Lande; sie sollen bei mir wohnen! Wer auf rechtem Wege wandelt, der darf mir dienen. In meinem Haus soll kein Betrüger wohnen, kein Lügner kann vor mir bestehen. Jeden Morgen will ich alle Frevler im Land vernichten, um aus der Stadt des Herrn alle Übeltäter zu vertilgen. Herr, höre mein Gebet!Gebet eines Gebeugten, wenn er verzagt ist und vor dem Herrn seine Sorge ausschüttet.Mein Hilferuf komme zu dir! Verbirg dein Antlitz nicht vor mir zur Zeit meiner Not! Neige dein Ohr mir zu; sooft ich rufe, erhöre mich bald! Denn meine Tage vergehen wie Rauch, meine Glieder brennen wie Feuer. Versengt wie Gras und verdorrt ist mein Herz, da ich unterließ, mein Brot zu essen. Vor lautem Stöhnen klebt mir die Haut an den Knochen. Ich gleiche der Dohle in der Wüste, bin wie eine Eule in den Ruinen. Schlaflos bin ich und wie ein einsamer Vogel auf dem Dache. Die ganze Zeit schmähen mich meine Feinde; die mich verhöhnen, nennen mich beim Fluchen. Ja, Staub muß ich essen wie Brot und meinen Trank mit Tränen mischen vor deinem Ingrimm und Zorn; denn du hast mich aufgehoben und niedergeworfen. Meine Tage sind wie der ausgedehnte Abendschatten, und ich muß wie Gras verdorren. Du aber, Herr, thronst auf ewig, und dein Name dauert von Geschlecht zu Geschlecht. Du wirst dich erheben, dich Sions erbarmen; denn es ist Zeit, ihm gnädig zu sein, ja, die Stunde ist da. Wahrlich, deine Knechte lieben seine Steine; sie haben Mitleid mit seinem Schutt. Dann fürchten die Völker den Namen des Herrn, alle Könige der Erde deine Herrlichkeit. Denn der Herr baut Sion wieder auf, zeigt sich in seiner Herrlichkeit. Er wendet sich dem Gebet der Enterbten zu und verschmäht nicht ihr Gebet. Dies sei geschrieben für ein künftiges Geschlecht, daß ein später erschaffenes Volk den Herrn lobpreise! Denn der Herr schaut herab aus seiner heiligen Höhe, vom Himmel blickt er nieder auf die Erde, um der Gefangenen Seufzen zu hören, die Todgeweihten zu befreien, damit man in Sion den Namen des Herrn verkünde, sein Lob in Jerusalem, wenn Völker sich dort zusammenfinden und Königreiche, den Herrn zu verehren. - Er hat mir die Kraft auf dem Wege gebrochen, hat meine Tage verkürzt. So bitte ich nun: Mein Gott, raffe mich nicht hinweg in der Mitte meiner Tage! Du, dessen Jahre die Geschlechter überdauern! Dereinst hast du die Erde gegründet, der Himmel ist deiner Hände Werk. Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle zerfallen wie ein Gewand. Du wechselst sie wie ein Kleid, und sie gehen vorüber. Du indes bist stets derselbe, deine Jahre enden nie. Die Söhne deiner Knechte wohnen in Ruhe, ihre Nachkommen haben Bestand vor dir. Preise, meine Seele, den Herrn,Von David.und alles in mir seinen heiligen Namen! Preise, meine Seele, den Herrn und vergiß all seine Wohltaten nicht! Er vergibt deine ganze Schuld, heilt alle deine Gebrechen. Er rettet dein Leben vor dem Grab, krönt dich mit Huld und Erbarmen. Er sättigt dich mit Gutem, soviel du brauchst, daß deine Jugend dem Adler gleich sich erneut. Milde Gerechtigkeit übt der Herr und Recht für alle Bedrängten. Moses hat er seine Wege kundgetan, den Söhnen Israels seine Werke. Barmherzig und gnädig ist der Herr, langmütig und reich an Huld. Er will nicht immerdar streiten und nicht für dauernd zürnen. Er handelt nicht an uns nach unsren Sünden, vergilt uns nicht nach unsren Missetaten. Nein, so hoch der Himmel über der Erde, so groß ist über denen, die ihn fürchten, seine Huld. So fern der Aufgang ist vom Untergang, so weit entfernt er unsre Frevel von uns weg. Wie ein Vater über seine Kinder sich erbarmt, so erbarmt der Herr sich derer, die ihn fürchten. Er weiß es ja, woraus wir gebildet, er denkt daran, daß wir nur Staub sind. Die Tage des Menschen sind wie Gras, wie die Blume des Feldes, so blüht er. Fährt der Wind über sie, dann ist sie dahin, und ihre Stätte weiß nichts mehr von ihr. Doch ewig währt die Huld des Herrn über allen, die ihn fürchten, und seine Treue noch bei Kindeskindern, bei denen, die an seinen Bund sich halten und seiner Satzungen gedenken, um sie zu erfüllen. Der Herr hat seinen Thron im Himmel aufgerichtet, und seine Königsmacht beherrscht das All. Preiset den Herrn, ihr, seine Engel, ihr starken Helden, die ihr sein Wort vollstreckt, [da ihr auf die Stimme seines Wortes hört]! Preiset den Herrn, all seine Heerscharen, seine Diener, die seinen Willen vollziehen! Preiset den Herrn, all seine Werke, an jeglichem Ort seiner Herrschermacht! Preise, meine Seele, den Herrn! Preise, meine Seele, den Herrn! Herr, mein Gott, du bist gewaltig groß. In Pracht und Hoheit hast du dich gekleidet; Licht hüllst du dir um wie einen Mantel. Du bist es, der den Himmel ausspannt wie ein Zeltdach, der das Grundgebälk für seine Kammern in den Wassern festigt, der sich als Wagen und Wolken ausersieht, einherfährt auf des Windes Flügeln, der sich die Winde macht zu seinen Boten, zu seinen Dienern Feuerflammen, der auch die Erde fest auf ihre Pfeiler stellte, so daß sie nie und nimmer wankt. Einst hat die Urflut sie bedeckt wie ein Gewand, selbst auf den Bergen standen Wasser. Vor deinem Scheltwort flohen sie, vor deiner Donnerstimme wichen sie erschreckt. Hatten sie die Berge erstiegen, so sanken sie ab in die Täler, an den Ort, den du ihnen bestimmtest. Eine Grenze hast du gesetzt, die dürfen sie nicht überschreiten; sie dürfen nie wieder die Erde bedecken. Du bist es, der in die Täler Quellen entsendet; zwischen den Bergen rieseln sie hin. Allen Tieren des Feldes spenden sie Trank, die wilden Esel löschen ihren Durst. Daneben nisten die Vögel des Himmels; sie singen ihr Lied aus den Zweigen. Du bist es, der die Berge tränkt aus seinen Kammern. Vom Segen deiner Schöpfungswerke wird die Erde satt. Gras läßt du sprossen für das Vieh, Gewächse für die Feldarbeit des Menschen, um Brot aus der Erde hervorzubringen und Wein, der das Herz des Menschen erfreut; daß vom Öl das Antlitz erglänze und Brot das Menschenherz stärke. Die Bäume des Herrn trinken sich satt, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt. Dort nisten die Vögel, der Storch, der auf Zypressen sein Nest hat. Die hohen Berge gehören dem Steinbock, Felsen bieten den Klippdachsen Zuflucht. Du bist es, der den Mond erschuf zum Zeitenmaß; die Sonne kennt die Stunde ihres Untergangs. Schickst du Finsternis, so wird es Nacht. In ihr schleicht alles Waldgetier umher. Die Löwen brüllen nach Raub; sie verlangen von Gott ihre Nahrung. Strahlt die Sonne auf, dann verkriechen sie sich und lagern in ihren Höhlen. Nun geht der Mensch an seine Arbeit und an sein Tagewerk bis gegen Abend. Wie zahlreich sind doch deine Werke, Herr! Sie alle schufest du in Weisheit, die Erde ist erfüllt von deinem Eigentum. Da ist das Meer, so groß und weitumfassend, darin Gewimmel ohne Zahl: Lebewesen, klein und groß! Schiffe ziehen dort einher, der Seedrache, den du geformt, damit er darin spiele. Sie alle warten auf dich, daß du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit. Gibst du ihnen, so sammeln sie ein, öffnest du deine Hand, so werden sie satt an Gutem. Verbirgst du dein Antlitz, dann werden sie erschüttert; ziehst du ihren Odem zurück, dann verscheiden sie und kehren zu ihrem Staub zurück. Sendest du deinen Odem aus, so werden sie wieder erschaffen, und du erneuerst die Fläche der Erde. Ewig währe der Ruhm des Herrn! Es freue sich der Herr an seinen Werken! Er blickt auf die Erde - da zittert sie; er berührt die Berge - da rauchen sie. Dem Herrn will ich singen mein Leben lang, meinen Gott lobpreisen, solange ich bin! Möge ihm meine Betrachtung gefallen! Ich selbst finde meine Freude im Herrn. Von der Erde sollen die Sünder verschwinden, und Gottlose soll es nicht mehr geben! - Preise, meine Seele, den Herrn! - Hallelujah! Danket dem Herrn, ruft seinen Namen aus! Macht bei den Völkern seine Taten bekannt! Singet ihm, jubelt ihm, erzählt von all seinen Wundern! Rühmt euch seines heiligen Namens! Es freue sich das Herz aller, die den Herrn suchen! Achtet auf den Herrn und seine Macht, sucht sein Antlitz allezeit! Gedenkt seiner Wunder, die er vollbracht, seiner Zeichen und Richtersprüche, ihr Kinder Abrahams, seines Knechtes, ihr Söhne Jakobs, seines Erwählten! Er, der Herr, ist unser Gott; auf alle Welt erstreckt sich sein Gericht. Auf ewig gedenkt er seines Bundes, des Wortes, das er für tausend Generationen befahl, des Bundes, den er mit Abraham schloß, und seines Eides an Isaak. Er stellte ihn auf als gültig für Jakob, als ewigen Bund für Israel. Er sprach: "Dir will ich das Land Kanaan geben als zugemessenes Erbteil!" Als er den Hunger ins Land gerufen nur wenige und Gäste darin, als sie noch zogen von Volk zu Volk, von einem Reich zur andern Nation, da ließ er nicht zu, daß sie jemand bedrückte, und warnte Könige ihretwegen: "Tastet meine Gesalbten nicht an, fügt meinen Propheten kein Leid zu!" Als er den Hunger ins Land gerufen und jegliche Stütze des Brotes zerbrochen, entsandte er ihnen voraus einen Mann, als Sklave wurde Joseph verkauft. Man zwängte seine Füße in Fesseln, Eisen bedrohte sein Leben bis zur Zeit, da sein Wort sich erfüllte, der Ausspruch des Herrn ihn bewährte. Da sandte der König und ließ ihn frei, der Völkerbeherrscher löste seine Fesseln. Er machte ihn zum Herrn über sein Haus, zum Gebieter über seinen ganzen Besitz. Seine Fürsten sollte er unterweisen nach seinem Sinn und seine Ältesten Weisheit lehren. Dann kam Israel nach Ägypten, und Jakob ward Gast im Lande Chams. Er vermehrte sein Volk gewaltig und machte es stärker als seine Bedränger. Er verkehrte ihr Herz, sein Volk zu hassen und Arglist zu üben an seinen Dienern. Er sandte Moses, seinen Knecht, Aaron, den er auserwählte. Sie wirkten an ihnen seine Wundertaten und Schreckenszeichen im Lande Chams. Er sandte Finsternis, so daß es dunkel wurde; sie widerstrebten aber dennoch seinen Worten. Er verwandelte ihre Gewässer in Blut und ließ ihre Fische sterben. Von Fröschen wimmelte ihr Land - bis in die Gemächer ihrer Könige. Er sprach, und Hundsfliegen kamen, Stechmücken über ihr ganzes Gebiet. Er sandte ihnen Hagel statt Regen, flammendes Feuer auf ihr Land. Er zerschlug ihnen Weinstock und Feigenbaum, knickte die Bäume in ihrem Gebiet. Er sprach, und Heuschrecken kamen, Wanderheuschrecken ohne Zahl. Sie fraßen alles Kraut ihres Landes, fraßen die Frucht ihres Feldes. Er schlug in ihrem Land jede Erstgeburt, den Erstling all ihrer Manneskraft. Dann führte er jene heraus samt Silber und Gold, kein Strauchelnder war unter seinen Stämmen. Ägypten freute sich bei ihrem Auszug; denn Schrecken vor ihnen hatte sie befallen. Er breitete als Schirm die Wolke aus, Feuer, um die Nacht zu erhellen. Sie begehrten, da ließ er Wachteln kommen, sättigte sie mit Himmelsbrot. Den Felsen brach er auf, da entquoll das Wasser, floß in der Wüste wie ein Strom. Denn er gedachte seines heiligen Wortes und Abrahams, seines Knechtes. So führte er sein Volk unter Freude heraus, unter Jubel seine Erwählten. Die Länder der Heiden verlieh er ihnen; sie nahmen in Besitz, was die Völker mühsam erworben, auf daß sie seine Gebote hielten und seine Gesetze befolgten. - Hallelujah! Hallelujah! - Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld! Wer könnte die Großtaten Gottes schildern, all seinen Ruhm verkünden? Selig, wer das Recht befolgt, wer jederzeit Gerechtigkeit übt! Gedenke meiner, Herr, in deiner Liebe zu deinem Volk! Nimm dich meiner an mit deiner Hilfe, daß ich das Glück deiner Erwählten schaue, mich freue an der Freude deines Volkes, mich rühme mit deinem Erbteil! Wir haben gesündigt samt unsren Vätern, Unrecht und Frevel begangen. Unsre Väter in Ägypten begriffen deine Wunder nicht, gedachten nicht der Menge deiner Hulderweise und empörten sich gegen den Höchsten am Schilfmeer. Doch er rettete sie seines Namens wegen, um seine Stärke kundzutun. Er drohte dem Schilfmeer, da wurde es trocken, er führte sie durch die Tiefen wie durch die Steppe. Er rettete sie aus der Hand des Gegners, erlöste sie aus der Hand des Feindes. Doch ihre Bedränger bedeckte das Wasser, nicht einer von ihnen blieb übrig. Nun glaubten sie seinen Worten und sangen sein Lob. Aber gar schnell vergaßen sie seine Taten, wollten auf seinen Ratschluß nicht warten. Lüstern gierten sie in der Wüste und versuchten Gott in der Wildnis. Er gab ihnen, was sie verlangten; dann sandte er Schwindsucht in ihren gierigen Leib. Im Lager wurden sie eifersüchtig auf Moses, auf Aaron, den Heiligen des Herrn. Da tat sich die Erde auf und verschlang Datan und deckte die Rotte Abirams zu. Feuer verbrannte ihre Rotte, eine Flamme verzehrte die Frevler. Sie machten ein Kalb am Horeb und beteten ein Gußbild an. So vertauschten sie ihre höchste Ehre gegen das Bild eines Stieres, der Gras frißt. Sie vergaßen Gott, ihren Retter, der so Großes in Ägypten vollbrachte, Wunder im Lande Chams, furchterregende Taten am Schilfmeer. Da gedachte er sie zu vernichten, wäre nicht Moses gewesen, sein Auserwählter. Der trat vor ihn in die Bresche, um seinen Zorn vom Vertilgen abzuwenden. Sie verschmähten das köstliche Land, und seinem Worte glaubten sie nicht. Sie murrten in ihren Zelten, hörten nicht auf die Stimme des Herrn. Er erhob seine Hand gegen sie zum Schwur, sie in der Wüste niederzustrecken, ihre Nachkommen unter die Völker zu verstreuen und sie zu versprengen in alle Länder. Sie hängten sich an den Baal-Peor und aßen von den Opfern für leblose Götter. Sie reizten ihn durch ihre Taten; nun kam schwere Plage über sie. Pinchas trat auf und hielt Gericht, da wurde der Plage Einhalt geboten. Dies ward ihm als Verdienst angerechnet für alle Zeit von Geschlecht zu Geschlecht. Dann erzürnten sie ihn am Haderwasser, und ihretwegen ging es Moses übel. Denn sie hatten sein Gemüt verbittert, so daß er unbedachte Worte sprach. Sie rotteten die Völker nicht aus, wie ihnen der Herr befohlen hatte. Nein, sie vermischten sich mit den Heiden und lernten ihre Sitten. Sie verehrten ihre Götter, und diese wurden ihnen zum Fallstrick. Sie brachten ihre Söhne und Töchter den Dämonen zum Opfer dar. Sie vergossen schuldloses Blut [das Blut ihrer Söhne und Töchter, das sie den Götzen Kanaans opferten]; so wurde das Land durch Blutschuld entweiht. Sie wurden unrein durch ihre Taten und trieben Unzucht durch ihre Vergehen. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen sein Volk, und er empfand Abscheu gegen sein Erbe. Er gab sie in die Hand der Völker, und ihre Gegner herrschten über sie. Ihre Feinde bedrängten sie, und sie mußten unter ihre Hand sich beugen. Oftmals hat er sie befreit; doch blieben sie trotzig bei ihrem Willen und versanken in ihrer Schuld. Er schaute auf ihre Bedrängnis, als er ihr Flehen vernahm. Er gedachte ihretwillen seines Bundes, übte Nachsicht ob der Fülle seiner Huld. So ließ er sie Erbarmen finden bei allen, die sie gefangenhielten. Hilf uns, Herr, unser Gott, und sammle uns aus den Heidenvölkern, daß wir deinem heiligen Namen danken und uns deines Lobpreises rühmen können! Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit, und alles Volk soll sprechen: Amen - Hallelujah! Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld! So sollen sprechen die Erlösten des Herrn, die er aus der Bedrängnis erlöst hat, die er aus den Ländern gesammelt, vom Aufgang und Niedergang, vom Norden und Süden. Die irre gingen in der Wüste, im Ödland, den Weg zur wohnlichen Stadt nicht fanden, hungernd und dürstend, so daß in ihnen das Leben dahinschwand: Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er rettete sie aus ihren Ängsten. Er führte sie auf geradem Weg, daß sie zur wohnlichen Stadt gelangten. Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen! Denn er hat die lechzende Seele gesättigt, die hungrige Seele mit Gutem erfüllt. - Die in Dunkel und Finsternis saßen, gefangen in Elend und Eisen, weil sie den Worten Gottes getrotzt und den Ratschluß des Höchsten verachtet; doch er beugte ihr Herz durch Leid; sie stürzten, und es gab keinen Helfer: Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er rettete sie aus ihren Ängsten. Aus Dunkel und Finsternis führte er sie und brach ihre Fesseln entzwei. Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen! Denn er zerbrach die ehernen Türen, sprengte die eisernen Riegel. - Die dahinsiechten ob ihres sündhaften Wandels, ob ihrer Vergehen sich elend fühlten, so daß ihr Empfinden jede Speise verschmähte und sie schon die Pforten des Todes berührten: Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er rettete sie aus ihren Ängsten. Er sandte sein Wort und heilte sie, entriß sie ihrem Verderben. Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen! Dankopfer sollen sie bringen und seine Taten jubelnd verkünden! - Die mit Schiffen das Meer befuhren, auf dem großen Wasser dem Handel nachgingen, sie schauten die Werke des Herrn und seine Wunder in der Tiefe. Er gebot und bestellte den Sturmwind; der peitschte seine Wogen auf. Sie stiegen zum Himmel empor, sanken hinab in die Fluten; ihre Seele verzagte in der Gefahr. Wie trunken tanzten und schwankten sie; all ihre Weisheit war dahin. Sie schrieen zum Herrn in ihrer Bedrängnis, und er führte sie heraus aus ihren Ängsten. Er machte den Sturm zum säuselnden Hauch; da wurden die Wogen des Meeres still. Man freute sich, daß sie zur Ruhe kamen; er brachte jene zum ersehnten Hafenplatz. Danken sollen sie dem Herrn für seine Huld, für seine Wunder an den Menschen! Sie sollen ihn rühmen vor versammeltem Volk, ihn loben im Rate der Ältesten! - Er machte Stromland zur Wüste, Quellorte zur dürstenden Öde, fruchtbares Land zum Salzgefilde wegen der Bosheit seiner Bewohner. Er machte die Wüste zum Wasserteich, zu Quellorten dürres Land. Dort siedelte er Hungernde an; sie gründeten Städte zum Wohnen. Sie besäten Felder, pflanzten Weinberge an und erzielten ertragreiche Frucht. Er segnete sie, und sie mehrten sich mächtig; auch ihr Vieh ließ er nicht weniger werden. Doch nahmen sie ab und wurden gebeugt unter der Last von Unglück und Leid. Er goß Verachtung über Vornehme aus und ließ sie irren in wegloser Wüste. Den Armen hob er empor aus dem Elend, vermehrte die Sippen gleich einer Herde. Das sehen die Frommen und freuen sich, doch jegliche Bosheit schließt ihren Mund. Wer ist weise und achtet darauf und begreift die Hulderweise des Herrn? Getrost ist mein Gemüt!Ein Lied. Psalm Davids.Ich will singen und spielen! Wach auf, mein Gemüt! Wach auf, Harfe und Zither! Ich will das Morgenrot wecken! Vor den Völkern will ich dir danken, Herr, vor den Nationen dich preisen! Denn groß bis zum Himmel ist deine Huld, und bis zu den Wolken reicht deine Treue. Zeige deine Hoheit am Himmel, o Gott, auf der ganzen Erde deinen herrlichen Glanz! Damit deinen Lieblingen Rettung werde, hilf mit deiner Rechten, erhöre uns! Gott hat bei seiner Heiligkeit versprochen: "Frohlockend will ich Sichem verteilen und das Tal von Sukkot vermessen! Mein ist Gilead, mein ist Manasse! Ephraim ist meines Hauptes Schutz, Juda mein Herrscherstab. Mein Waschbecken ist Moab, auf Edom setze ich meinen Schuh, über Philistäa will ich triumphieren!" Wer bringt mich zur befestigten Stadt, wer geleitet mich nach Edom? Hast nicht du, o Gott, uns verworfen und bist nicht ausgezogen, o Gott, mit unsren Heeren? Gewähre uns Beistand vor dem Feind; denn nichtig ist menschliche Hilfe! Mit Gott entfalten wir Kraft. Er ist es, der unsere Gegner zertritt. Gott, dem ich lobsinge,Dem Chorleiter. Von David. Ein Psalm.schweige nicht still! Denn einen frevelhaften Mund, einen Lügenmund, haben sie gegen mich aufgetan. Sie reden zu mir mit verlogener Zunge. Mit Worten voll Haß umringen sie mich und bekämpfen mich ohne Grund. Für meine Liebe klagen sie mich an; ich aber bete für sie. Sie vergelten mir Gutes mit Bösem und meine Liebe mit Haß. Stelle gegen einen solchen einen Boshaften auf, ein Ankläger stehe zu seiner Rechten! Aus dem Gericht gehe er als verurteilt hervor, selbst sein Flehgebet gelte als Verfehlung! Seiner Lebenstage seien nur wenige, und sein Amt erhalte ein anderer! Seine Kinder sollen zu Waisen werden, seine Frau zur Witwe! Umherirren sollen seine Kinder und betteln gehen, vertrieben aus ihren Trümmerstätten! Der Gläubiger reiße all sein Besitztum an sich, Fremde sollen sein Erworbenes plündern! Keiner sei, der die Gunst ihm bewahrt, keiner, der sich seiner Waisen erbarmt! Seine Nachkommenschaft verfalle der Vernichtung, schon im nächsten Geschlecht erlösche ihr Name! Seiner Väter Schuld bleibe beim Herrn in Erinnerung, die Sünde seiner Mutter ungetilgt! Sie seien ständig dem Herrn vor Augen, er vernichte ihr Andenken aus dem Lande! Denn er dachte nicht daran, Liebe zu üben, sondern hetzte einen Elenden und Armen, einen im Herzen zu Tode Verzagten. Er liebte den Fluch; so komme er auf ihn! Er wollte keinen Segen; so bleibe er ihm fern! Er zog den Fluch an wie sein Gewand; so dringe er wie Wasser in sein Inneres ein, wie Öl in seine Glieder! Er sei ihm wie ein Kleid, in das er sich hüllt, und wie ein Gürtel, den er dauernd trägt! Dies sei vom Herrn der Lohn meiner Ankläger und jener, die Arges wider mich reden! Du aber, Herr und Gebieter, stehe mir bei um deines Namens willen! Weil deine Huld so gütig ist, errette mich! Denn ich bin elend und arm, mein Herz krampft sich in meiner Brust zusammen. Wie Schatten, wenn er (abends) sich dehnt, so gehe ich dahin, wie eine Heuschrecke werde ich weggeschüttelt. Meine Knie wanken vom Fasten, mein Leib magert ab mangels Fett. Ja, zum Hohn bin ich ihnen geworden; sie sehen mich und schütteln den Kopf. Hilf mir, Herr, mein Gott, rette mich nach deiner Huld! Dann werden sie erkennen, daß dies deine Hand war, daß du, Herr, es vollbracht hast. Sie mögen fluchen, doch du wirst segnen. Meine Widersacher müssen sich schämen, dein Knecht jedoch kann sich freuen. Meine Ankläger sollen mit Schmach sich bekleiden, in ihre Schande sich hüllen wie in einen Mantel! Dem Herrn will ich danken aus vollem Munde, inmitten vieler will ich ihn loben. Denn er steht zur Rechten des Armen, um sein Leben zu retten vor seinen Richtern. Spruch des Herrn für meinen Herrn:Von David. Ein Psalm."Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache!" Dein machtvolles Zepter streckt der Herr vom Sion aus. Herrsche inmitten deiner Feinde! Dein Volk ist voll Ergebenheit am Tage deiner Macht; auf heiligen Bergen wird aus der Morgenröte Schoß dir der Tau deiner Jugend zuteil. Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht reuen: "Du bist Priester für immer um Melchisedechs willen." Der Herr ist dir zur Rechten; er zerschmettert am Tag seines Zornes Könige. Unter den Völkern hält er Gericht, häuft Leichen auf, zerschmettert Häupter auf weitem Gefilde. - Vom Bach am Wege trinkt er; darum erhebt er das Haupt. Hallelujah! Den Herrn will ich preisen von ganzem Herzen, im Kreise der Frommen und der Gemeinde. Groß sind die Werke des Herrn, wohlbekannt bei allen, die ihrer sich freuen. Hoheit und Pracht ist sein Wirken, seine Gerechtigkeit bleibt ewig bestehen. Ein Denkmal für seine Wunder hat er geschaffen, gütig und barmherzig ist der Herr. Speise gab er denen, die ihn fürchten. Er gedenkt auf ewig seines Bundes. Seine machtvollen Werke tat er seinem Volke kund, als er ihm das Erbe der Völker übergab. Die Werke seiner Hände sind Treue und Recht; zuverlässig sind alle seine Gebote, unwandelbar für immer und ewig, erlassen in Treue und Redlichkeit. Erlösung hat er seinem Volke gesandt, für ewig seinen Bund bestimmt. Heilig und verehrungswürdig ist sein Name. Der Weisheit Anfang ist die Furcht des Herrn. Rechte Einsicht haben alle, die sie üben; sein Lobpreis hat Bestand für ewig. Hallelujah! Selig der Mann, der den Herrn fürchtet, an seinen Geboten großes Gefallen hat! Mächtig im Lande ist sein Stamm, das Geschlecht der Frommen wird gesegnet. Wohlstand und Reichtum sind in seinem Hause, seine Rechtschaffenheit bleibt ewig bestehen. Er strahlt in der Finsternis auf als Licht für die Frommen, gütig, barmherzig und gerecht. Wohl dem Mann, der gütig ist und leiht, seine Pflichten nach Recht erfüllt! Gewiß, er wird nimmermehr wanken. In ewigem Andenken bleibt der Gerechte. Von übler Nachrede hat er nichts zu fürchten. Sein Herz ist gefestigt, voll Vertrauen auf den Herrn. Unerschütterlich ist sein Herz, er fürchtet sich nicht, bis er herabschauen kann auf seine Gegner. Er teilt aus und spendet den Armen, seine Rechtschaffenheit bleibt ewig bestehen, seine Macht ist hoch in Ehren. Der Gottlose sieht es und grollt, knirscht mit den Zähnen und schwindet dahin. Das Begehren der Gottlosen wird zunichte. Hallelujah! Lobet, ihr Diener des Herrn, lobet den Namen des Herrn! Gepriesen sei der Name des Herrn von nun an bis in Ewigkeit! Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang sei gelobt der Name des Herrn! Erhaben über alle Völker ist der Herr, über den Himmel seine Herrlichkeit. Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott, der in der Höhe thront, der in die Tiefe schaut im Himmel und auf Erden? Er erhebt aus dem Staub den Geringen, erhöht aus dem Schmutz den Armen, um ihn neben Fürsten zu setzen, neben die Fürsten seines Volkes. Er läßt die Kinderlose in der Familie glücklich wohnen als frohe Mutter von Söhnen. - Hallelujah! Als Israel wegzog von Ägypten, Jakobs Haus vom Volk fremder Sprache, da wurde Juda sein Heiligtum, Israel sein Herrschaftsgebiet. Das Meer sah es und floh, der Jordan wich zurück. Die Berge hüpften wie Widder, die Hügel wie Lämmer. Was hast du denn, Meer, daß du fliehst, du, Jordan, daß du zurückweichst? Ihr Berge, was hüpft ihr wie Widder, ihr Hügel, wie Lämmer? Vor dem Antlitz deines Gebieters bebe nur, Erde, vor dem Antlitz des Gottes Jakobs! Er wandelt den Felsen zum Teich, Kieselgestein zum Wasserquell. Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen schaff Ehre um deiner Huld und Treue willen! Warum sollen die Heidenvölker sagen: "Wo ist denn ihr Gott?" Ist doch unser Gott im Himmel! Was immer ihm gefällt, vollbringt er. Ihre Götzen sind Silber und Gold, das Machwerk von Menschenhänden. Sie haben einen Mund und können nicht reden, haben Augen und können nicht sehen. Sie haben Ohren und können nicht hören, eine Nase und können nicht riechen. Mit ihren Händen können sie nicht tasten, mit ihren Füßen können sie nicht gehen, sie geben keinen Laut mit ihrer Kehle. Ihnen gleich sollen werden, die sie verfertigten, jeder, der auf sie vertraut! Haus Israel, vertraut auf den Herrn! Er ist ihnen Hilfe und Schild. Haus Aaron, vertraut auf den Herrn! Er ist ihnen Hilfe und Schild. Ihr Gottesfürchtigen, vertraut auf den Herrn! Er ist ihnen Hilfe und Schild. Der Herr ist unser eingedenk, er möge segnen! Er segne das Haus Israel, er segne das Haus Aaron! Er segne die Gottesfürchtigen, die Kleinen samt den Großen! Der Herr möge euch zahlreich machen, euch und eure Kinder! Seid gesegnet vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat! Der Himmel ist ein Himmel für den Herrn, die Erde aber gab er den Menschen. Nicht die Toten loben den Herrn, keiner von allen, die zum Ort des Schweigens hinabgestiegen. Wir jedoch preisen den Herrn von nun an bis in Ewigkeit. - Hallelujah! Ich bin von Liebe erfüllt, denn es hörte der Herr auf mein lautes Flehen. Ja, er hat mir sein Ohr geneigt, sobald ich zu ihm rief. Die Fesseln des Todes umfingen mich, die Ängste der Unterwelt faßten mich an, Drangsal und Kummer erfuhr ich. Da rief ich den Namen des Herrn an: "Ach, rette doch, Herr, mein Leben!" Gnädig ist der Herr und gerecht; unser Gott ist barmherzig. Unerfahrene schützt der Herr; ich war schwach, doch er half mir. Finde, meine Seele, deine Ruhe wieder; denn der Herr erweist dir Gutes! Ja, er bewahrt mein Leben vor dem Tod, meine Augen vor den Tränen, meinen Fuß vor dem Sturz. Ich darf wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen. Ich war von Vertrauen erfüllt, als ich sprach: "Gar tief bin ich gebeugt." Ich sagte in meiner Bestürzung: "Alle Menschen trügen!" Wie kann ich dem Herrn erstatten, was er mir alles an Gutem erwies? Den Kelch des Heiles will ich erheben und den Namen des Herrn anrufen! Meine Gelübde erfülle ich dem Herrn, und zwar vor seinem ganzen Volke. Teuer ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Frommen. Wohlan, Herr, ich bin ja dein Knecht, ich bin dein Knecht und der Sohn deiner Magd. Du hast meine Fesseln gelöst. Ich bringe dir ein Dankopfer dar und rufe den Namen des Herrn an. Meine Gelübde erfülle ich dem Herrn, und zwar vor seinem ganzen Volke, in den Vorhöfen des Hauses des Herrn, in deiner Mitte, Jerusalem. - Hallelujah! Lobt den Herrn, ihr Völker, rühmt ihn, alle Nationen! Denn mächtig waltet seine Güte über uns; die Treue des Herrn währt ewig. - Hallelujah! Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld! Das Haus Israel möge sprechen: "Ja, ewig währt seine Huld!" Das Haus Aaron möge sprechen: "Ja, ewig währt seine Huld!" Die Gottesfürchtigen mögen sprechen: "Ja, ewig währt seine Huld!" Aus der Drangsal rief ich zum Herrn; der Herr erhörte und befreite mich. Der Herr ist für mich; so fürchte ich nichts. Was können mir Menschen noch antun? Der Herr ist für mich als mein Helfer; ich kann herabschauen auf meine Gegner. Besser ist es, auf den Herrn zu bauen, als auf Menschen zu vertrauen. Besser ist es, auf den Herrn zu bauen, als auf Fürsten zu vertrauen. Alle Völker umringten mich; im Namen des Herrn beugte ich sie. Sie umringten mich, ja, sie umringten mich; im Namen des Herrn beugte ich sie. Sie umringten mich wie Bienen, doch sie erloschen wie Dornenfeuer; im Namen des Herrn beugte ich sie. Hart stieß man mich, daß ich fiele; doch der Herr hat mir geholfen. Meine Kraft und meine Stärke ist der Herr, und er war meine Rettung. Frohlocken und Siegesjubel erschallen in den Zelten der Gerechten: "Die Rechte des Herrn wirkt Gewaltiges! Die Rechte des Herrn erhöht, die Rechte des Herrn wirkt Gewaltiges!" Ich werde nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn verkünden. Streng hat der Herr mich gezüchtigt, doch dem Tode nicht preisgegeben. Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit! Ich will einziehen und dem Herrn danken! "Dies ist das Tor zum Herrn; nur Gerechte dürfen hier einziehen!" Ich danke dir, daß du mich erhört hast und meine Rettung geworden bist! Der Stein, den die Erbauer verwarfen, ist zum Eckstein geworden. Durch den Herrn ist dieses geschehen; vor unseren Augen ist es ein Wunder. Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; wir wollen jubeln und seiner uns freuen! O Herr, bring doch Hilfe! O Herr, gib Gelingen! "Gesegnet sei, wer da kommt im Namen des Herrn! Wir segnen euch vom Hause des Herrn aus! Der Herr ist Gott. Er gebe uns Licht! Windet den Festschmuck mit Zweigen bis an die Hörner des Altars!" - Mein Gott bist du, dir will ich danken! Mein Gott, dich will ich rühmen! Danket dem Herrn, denn er ist gut; ja, ewig währt seine Huld! Selig, die ihren Lebensweg makellos schreiten, die wandeln im Gesetz des Herrn! Selig, die seine Weisungen halten, von ganzem Herzen ihn suchen, die auch kein Unrecht begehen, da sie auf seinen Wegen wandeln! Du hast deine Befehle erlassen, daß man sie eifrig befolge. Ach, wären doch meine Wege gefestigt in der Befolgung deiner Satzungen! Dann werde ich nie enttäuscht, wenn ich auf alle deine Gebote schaue. Ich will dir aufrichtigen Herzens danken, wenn ich deine gerechten Verordnungen lerne. Deine Satzungen will ich befolgen; verlaß mich nicht völlig! Wie hält ein Jüngling seinen Wandel rein? Indem er deinem Worte folgt! Von ganzem Herzen suche ich dich; laß mich nicht abirren von deinen Geboten! Im Herzen berge ich deinen Ausspruch, daß ich nicht wider dich fehle. Gepriesen seist du, Herr! Lehre mich deine Satzungen! Mit meinen Lippen künde ich alle Verordnungen deines Mundes. Am Wandel nach deinen Weisungen freue ich mich wie über jeglichen Reichtum. Deine Befehle will ich betrachten und schauen auf deine Pfade! An deinen Satzungen habe ich meine Lust, dein Wort vergesse ich nicht. Gewähre deinem Knecht, am Leben zu bleiben, so will ich dein Wort befolgen! Öffne mir die Augen, daß ich die Wunder schaue, die deinem Gesetz entspringen! Gast nur bin ich auf Erden; verbirg mir deine Gebote nicht! Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach deinen Verordnungen allezeit. Die Stolzen hast du bedroht; verflucht ist, wer abirrt von deinen Geboten. Schmach und Verachtung wende von mir ab; denn deine Weisungen habe ich befolgt. Mögen selbst Fürsten Sitzung halten und gegen mich verhandeln, dein Knecht betrachtet deine Satzungen. Ja, deine Weisungen sind meine Lust; meine Ratgeber sind sie. Meine Seele klebt am Staub; belebe mich nach deinem Wort! Meine Geschicke zählte ich auf, und du erhörtest mich; lehre mich deine Satzungen! Den Weg deiner Vorschriften laß mich verstehen, und ich will deine Wunder betrachten! Meine Seele zerfließt vor Kummer; richte mich auf nach deinem Wort! Den Weg der Lüge halte mir fern; mit deinem Gesetz begnade mich! Den Weg der Treue habe ich erwählt; deine Verordnungen begehre ich. An deinen Weisungen halte ich fest, o Herr; laß mich nicht zuschanden werden! Den Weg deiner Gebote laufe ich; denn weit machst du mein Herz. Weise mir, Herr, den Weg deiner Satzungen, daß ich ihn beachte bis ans Ende! Gib mir Einsicht, daß ich dein Gesetz befolge und es halte von ganzem Herzen! Laß mich den Pfad deiner Gebote schreiten; denn an ihm habe ich Gefallen! Mach mein Herz deinen Weisungen geneigt und nicht der Gewinnsucht! Halte meine Augen ab, auf Nichtiges zu schauen; durch dein Wort belebe mich! Erfülle deinem Knecht deine Verheißung, um die Ehrfurcht vor dir zu fördern! Wende Schmach von mir ab, vor der mir bangt; denn deine Urteilssprüche sind gut! Siehe, ich ersehne deine Befehle; durch deine Gerechtigkeit erhalte mich am Leben! Deine Huld komme über mich, o Herr, deine Hilfe nach deiner Verheißung! Dann kann ich dem, der mich schmäht, erwidern; denn ich vertraue auf dein Wort. Entziehe meinem Mund das Wort der Wahrheit nicht, da ich auf deine Verordnungen hoffe! Dein Gesetz will ich dauernd befolgen, immer und ewig. So kann ich wandeln auf freier Bahn; denn ich frage nach deinen Befehlen. Von deinen Weisungen will ich vor Königen sprechen und werde nicht zuschanden werden. Ich habe meine Lust an deinen Geboten, die ich ja liebe. Meine Hände erhebe ich zu deinen Geboten und betrachte deine Satzungen. Gedenke des Wortes an deinen Knecht, worauf du mich hoffen ließest! Dies ist mein Trost in meinem Elend, daß deine Verheißung mich belebt. Stolze verhöhnen mich gar sehr; doch ich weiche nicht ab von deinem Gesetze. Ich gedenke deiner Urteilssprüche seit alten Zeiten, o Herr, und tröste mich damit. Wut erfaßt mich wegen der Gottlosen, die dein Gesetz verlassen. Deine Satzungen sind mir zum Loblied geworden im Hause meiner Pilgerschaft. Ich gedenke bei Nacht deines Namens, Herr und will dein Gesetz befolgen. Dies ist mein Ziel geworden: daß ich deine Befehle beachte. Mein Anteil ist der Herr; ich habe versprochen, deine Worte zu halten. Ich werbe um deine Huld von ganzem Herzen; sei mir gnädig nach deiner Verheißung! Ich überdenke meine Wege und wende meine Füße zu deinen Weisungen. Ich eile, ohne zu zögern, deine Gebote zu halten. Die Stricke der Frevler wollten mich umfangen; doch dein Gesetz vergesse ich nicht. Um Mitternacht stehe ich auf, dir zu danken für deine gerechten Verordnungen. Freund bin ich allen, die dich fürchten und deine Befehle befolgen. Von deiner Huld, o Herr, ist die Erde voll; lehre mich deine Satzungen! Herr, du hast deinem Knechte Gutes erwiesen gemäß deinem Worte. Rechtes Urteil und Erkenntnis lehre mich; denn ich traue deinen Geboten. Bevor ich mich beugte, ging ich irre; doch jetzt beobachte ich dein Wort. Gut bist du, und Gutes wirkst du; lehre mich deine Satzungen! Stolze erdichten gegen mich Lügen; ich aber befolge aus ganzem Herzen deine Befehle. Stumpf ist ihr Herz wie von Fett; doch meine Lust ist dein Gesetz. Es war gut für mich, daß ich gebeugt wurde, damit ich deine Satzungen lernte. Lieber ist mir das Gesetz aus deinem Mund als Tausende von Gold- und Silberstücken. Deine Hände haben mich gemacht und gebildet; gib mir Einsicht, daß ich deine Gebote lerne! Die dich fürchten, sehen mich und sind erfreut; denn ich harre auf dein Wort. Ich weiß, Herr, daß gerecht deine Urteile sind und daß du mit Recht mich beugtest. Deine Huld werde mein Trost nach deiner Verheißung an deinen Knecht! Dein Erbarmen komme über mich, damit ich lebe; denn dein Gesetz ist meine Lust. Die Stolzen sollen zuschanden werden, denn zu Unrecht bedrücken sie mich; ich aber betrachte deine Befehle. Die dich fürchten, mögen zu mir sich wenden, und die deine Weisungen kennen! Makellos sei mein Herz durch deine Satzungen, auf daß ich nicht zuschanden werde! Meine Seele schmachtet nach deiner Hilfe; ich harre auf dein Wort. Es schmachten meine Augen nach deiner Verheißung; sie fragen: Wann wirst du mich trösten? Denn ich bin entstellt wie ein Schlauch im Rauche; aber deine Satzungen vergesse ich nicht. Wieviel sind noch der Tage deines Knechtes? Wann hältst du Gericht über meine Verfolger? Stolze graben mir Gruben; sie handeln nicht nach deinem Gesetz. Alle deine Gebote sind zuverlässig; zu Unrecht verfolgt man mich; komm mir zu Hilfe! Fast hätte man mich aufgerieben im Lande; doch lasse ich nicht von deinen Befehlen. Nach deiner Huld erhalte mich am Leben, so will ich die Weisung deines Mundes beachten! Für immer, Herr, steht dein Wort am Himmel. Von Geschlecht zu Geschlecht währt deine Treue; du hast die Erde gegründet, und sie bleibt bestehen. Nach deinen Verordnungen bestehen sie bis heute; denn das All ist dir dienstbar. Wäre nicht dein Gesetz meine Lust, ich wäre zugrunde gegangen in meinem Elend. Ewig vergesse ich deine Vorschriften nicht; denn durch sie gabst du mir Leben. Dein bin ich; rette mich; denn deinen Vorschriften forsche ich nach. Frevler lauern mir auf, mich zu vernichten; ich aber merke auf deine Weisungen. Bei allem Vergänglichen sah ich ein Ende; doch dein Gebot reicht mächtig weit. Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Den ganzen Tag liegt es mir im Sinn. Dein Gebot macht mich weiser als meine Feinde; denn ewig ist es mein Besitz. Ich bin klüger geworden als alle meine Lehrer; denn deinen Weisungen gilt mein Sinnen. Einsichtsvoller bin ich als Greise, weil ich deine Befehle befolge. Von jedem bösen Pfad halte ich meine Füße zurück, um dein Wort zu beachten. Von deinen Verordnungen weiche ich nicht ab; denn du hast mich unterwiesen. Wie köstlich sind meinem Gaumen deine Verheißungen, köstlicher als Honig meinem Mund! Aus deinen Vorschriften lerne ich Einsicht; darum hasse ich jeden Lügenpfad. Eine Leuchte für meinen Fuß ist dein Wort und ein Licht meinem Pfade. Ich tat den Schwur und will ihn halten, deine gerechten Verordnungen zu befolgen. Herr, ich bin gar tief gebeugt; belebe mich nach deinem Wort! Die Gaben meines Mundes laß dir gefallen, Herr, und deine Verordnungen lehre mich! Mein Leben ist dauernd in Gefahr; aber dein Gesetz vergesse ich nicht. Gottlose legen mir Schlingen; doch ich irre nicht ab von deinen Befehlen. Mein Erbteil für ewig sind deine Weisungen; ja, sie sind meines Herzens Wonne. Ich mache mein Herz geneigt, deine Satzung zu halten immerdar bis ans Ende. Wankelmütige hasse ich; doch dein Gesetz liebe ich. Mein Schirm und Schild bist du; ich harre auf dein Wort. Weichet von mir, ihr Übeltäter! Ich will die Gebote meines Gottes befolgen! Stütze mich nach deiner Verheißung, daß ich das Leben habe und enttäusche mich nicht in meiner Hoffnung! Halte mich, daß ich Rettung finde, und ich will beständig auf deine Satzungen schauen! Du verwirfst alle, die abirren von deinen Satzungen; denn Lüge ist ihre Täuschung. Als Schlacken erachtest du alle Frevler im Lande; darum liebe ich deine Weisungen. Mein Leib erschaudert aus Furcht vor dir; mir bangt vor deinen Urteilssprüchen. Ich übe Recht und Gerechtigkeit; überlaß mich nicht meinen Bedrückern; Verbürge dich für das Wohl deines Knechtes, daß Stolze mich nicht bedrücken! Meine Augen schmachten nach deiner Hilfe und nach deiner gerechten Verheißung. Handle an deinem Knecht nach deiner Huld und lehre mich deine Satzungen! Dein Knecht bin ich; gib mir Einsicht, damit ich deine Weisungen verstehe! Zeit ist es für den Herrn, zu handeln; man hat dein Gesetz gebrochen. Darum liebe ich deine Gebote mehr als Gold und Edelmetall. Deshalb wandle ich geradeaus nach all deinen Befehlen; jeden Lügenpfad hasse ich. Ein Wunderwerk sind deine Weisungen; darum befolgt sie meine Seele. Das offene Tor deiner Worte macht heil, gibt den Unerfahrenen Einsicht. Weit öffne ich den Mund und lechze; denn ich verlange nach deinen Geboten. Wende dich mir zu und sei mir gnädig, wie es denen zusteht, die deinen Namen lieben! Festige meine Schritte durch deine Verheißung und laß kein Unrecht über mich herrschen! Erlöse mich von Bedrückung durch Menschen, und ich will deinen Vorschriften folgen! Laß deinem Knecht dein Antlitz leuchten und lehre mich deine Satzungen! Tränenbäche entströmen meinen Augen, weil man dein Gesetz nicht befolgt. Gerecht bist du, Herr, und richtig sind deine Urteilssprüche. Nach Recht hast du deine Anweisungen geboten, in fester Zuverlässigkeit. Mein Eifer zehrt mich auf, weil meine Gegner deine Worte vergessen. Ganz lauter ist dein Wort, und dein Knecht hat es lieb. Gering und verachtet bin ich; doch deine Befehle vergesse ich nicht. Deine Gerechtigkeit ist ewig im Recht, und dein Gesetz ist Wahrheit. Angst und Drangsal trafen mich; deine Gebote sind meine Lust. Recht sind deine Weisungen für ewig; gib mir Einsicht, daß ich lebe! Ich rufe aus ganzem Herzen; erhöre mich, Herr! Ich will deine Satzungen halten! Ich rufe dich an; hilf mir, so will ich deine Weisungen beachten! Schon in der Dämmerung komme ich und schreie; ich harre auf dein Wort. Noch ehe die Nacht vorüber, erwachen meine Augen, um dein Wort zu betrachten. Höre auf meine Stimme nach deiner Huld, o Herr! Nach deiner Verordnung erhalte mein Leben! Meine Verfolger nähern sich dem Laster, entfernen sich von deinem Gesetz. Nahe bist du, o Herr, und alle deine Gebote sind Wahrheit. Längst weiß ich aus deinen Weisungen, daß du sie für ewig eingesetzt hast. Schau auf mein Elend und rette mich; denn dein Gesetz vergaß ich nicht! Führe meinen Rechtsstreit und erlöse mich; nach deiner Verheißung erhalte mein Leben! Den Frevlern bleibt Rettung fern; denn nach deinen Satzungen fragen sie nicht. Vielfältig ist dein Erbarmen, Herr; nach deinen Verordnungen erhalte mein Leben! Zahlreich sind meine Verfolger und Gegner; doch von deinen Weisungen weiche ich nicht ab. Von Abscheu erfüllt, muß ich Abtrünnige sehen, die dein Wort nicht befolgen. Sieh an, wie ich deine Befehle liebe, Herr! Nach deiner Huld erhalte mein Leben! Die Summe deines Wortes ist Wahrheit, und ewig währt jede deiner gerechten Verordnungen. Fürsten verfolgen mich ohne Grund, doch nur vor deinen Worten bebt mein Herz. Ich freue mich deiner Verheißung wie einer, der reiche Beute macht. Lüge hasse und verabscheue ich; dein Gesetz habe ich lieb. Siebenmal am Tage preise ich dich wegen deiner gerechten Verordnungen. Viel Glück wird denen zuteil, die dein Gesetz lieben; es trifft sie kein Unheil. Ich warte auf deine Hilfe, Herr, und erfülle deine Gebote. Gern befolge ich deine Weisungen und liebe sie sehr. Ich befolge deine Befehle und Weisungen; ja, alle meine Wege liegen offen vor dir. Es dringe mein Rufen zu dir, o Herr! Nach deinem Wort gib mir Einsicht! Laß mein Flehen vor dich kommen; nach deiner Verheißung errette mich! Meine Lippen sollen überströmen von Lob; denn deine Satzungen lehrst du mich. Meine Zunge soll dein Wort besingen; denn alle deine Gebote sind recht. Deine Hand komme mir zu Hilfe, da ich deine Befehle mir auserwählte! Ich ersehne deine Hilfe, Herr, und dein Gesetz ist meine Lust. Laß meine Seele am Leben, daß sie dich lobe! Deine Verordnungen mögen mir helfen! Ich bin verirrt wie ein verlorenes Schaf; suche deinen Knecht; denn deine Gebote vergaß ich nicht! Ich rief in meiner Bedrängnis zum Herrn,Ein Wallfahrtslied.und er erhörte mich. Herr, rette mein Leben vor Lügenlippen, vor falschen Zungen! Was soll man dir geben und was über dich bringen, du falsche Zunge? Geschärfte Kriegerpfeile samt glühenden Ginsterkohlen! - Weh mir, daß ich als Fremdling in Meschech weile, daß ich wohne bei Kedars Zelten! Schon so lange muß ich bei Leuten wohnen, die Frieden hassen. Wenn ich von Frieden spreche, so wollen sie Kampf. Ich hebe meine Augen empor zu den Bergen:Ein Wallfahrtslied.Woher wird mir Hilfe kommen? Hilfe kommt mir vom Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. Er läßt deinen Fuß nicht wanken; nimmer schläft dein Hüter. Nein, nicht schläft und nicht schlummert der Hüter Israels! Der Herr ist dein Hüter, der Herr ist dein schützender Schatten zu deiner Rechten. Bei Tage wird dir die Sonne nicht schaden, der Mond nicht bei Nacht. Der Herr behütet dich vor allem Übel; er behütet dein Leben. Der Herr behütet dein Gehen und Kommen, jetzt und immerdar. Ich freute mich, als man mir sagte:Ein Wallfahrtslied. Von David."Wir pilgern zum Hause des Herrn!" Nun stehen wirklich unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem. Jerusalem, gebaut als Stadt, die lückenlos in sich geschlossen! Dorthin ziehen die Stämme, die Stämme des Herrn! So ist es Gesetz für Israel, den Namen des Herrn zu preisen. Ja, dort stehen die Richterthrone, die Throne für Davids Haus. Wünschet Jerusalem Heil! In Sicherheit möge leben, wer immer dich liebt! Heil wohne in deiner Festung, Sicherheit in deinen Palästen! Meiner Brüder und Freunde wegen will ich rufen: "Heil in dir!" Wegen des Hauses des Herrn, unsres Gottes, erflehe ich für dich Glück. Zu dir erhebe ich meine Augen,Ein Wallfahrtslied.der du im Himmel thronst. Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, wie die Augen der Magd auf die Hand ihrer Herrin, so schauen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott, bis er sich unser erbarmt. Erbarme dich unser, Herr, erbarme dich unser! Denn reich gesättigt sind wir mit Hohn. Übersatt ist unsre Seele vom Spott der Leichtsinnigen, vom Hohn der Stolzen! "Wäre der Herr nicht für uns gewesen",Ein Wallfahrtslied.so möge Israel sprechen, "wäre der Herr nicht für uns gewesen, als Menschen sich wider uns erhoben, dann hätten sie uns lebendig verschlungen, von Zorn gegen uns entbrannt; dann hätten die Wasser uns überflutet, der Wildbach wäre über uns hingebraust; dann wären über uns hingebraust die tobenden Wasser." Der Herr sei gepriesen! Er gab uns nicht ihren Zähnen zum Raube preis. Unser Leben entkam wie ein Vogel dem Netz der Jäger. Das Netz ist zerrissen, und wir sind frei. Unsre Hilfe liegt im Namen des Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat. Wer auf den Herrn vertraut,Ein Wallfahrtslied.gleicht dem Sionsberg, der niemals wankt, der ewig bleibt. Jerusalem ist ringsum von Bergen umgeben; so umhegt der Herr sein Volk von nun an bis in Ewigkeit! Denn nicht wird das gottlose Zepter bleiben auf dem Erbteil der Gerechten, auf daß nicht auch die Gerechten zu Freveltaten die Hände ausstrecken. Herr, erweise Gutes den Guten und allen, die redlichen Herzens sind! Doch die abbiegen auf ihre krummen Pfade, vertreibe der Herr samt den Übeltätern! Heil über Israel! Als der Herr das Schicksal Sions wandte,Ein Wallfahrtslied.da waren wir wie Träumende. Damals war unser Mund voll des lachenden Jauchzens, unsere Zunge voll des Jubels. Damals sprach man unter den Völkern: "Der Herr hat Großes an ihnen vollbracht." Ja, der Herr hat Großes an uns vollbracht; wir sind wirklich froh geworden! - Herr, wende unser Schicksal gleich dem der (vertrockneten) Bäche im Südland! Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Es schreitet dahin und weint, wer den Saatbeutel trägt; jedoch mit Jubel kehrt heim, wer seine Garben trägt. Wenn der Herr das Haus nicht baut,Ein Wallfahrtslied. Von Salomo.mühen die Bauleute sich umsonst. Wenn der Herr die Stadt nicht bewacht, späht der Wächter umsonst. Umsonst ist es, daß ihr früh euch erhebt und spät euch niedersetzt, das Brot der Mühsal zu essen. Ganz mit Recht gibt er seinen Geliebten den Schlaf. - Seht, eine Gabe vom Herrn sind Söhne, eine Belohnung die Leibesfrucht. Wie Pfeile in der Hand des Kriegers sind die Söhne aus jungen Jahren. Glücklich der Mann, der mit solchen seinen Köcher gefüllt hat! Sie unterliegen nicht, wenn sie im Tor mit den Gegnern verhandeln. Selig, wer immer den Herrn fürchtet,Ein Wallfahrtslied.wer wandelt auf seinen Wegen! Vom Erwerb deiner Hände kannst du zehren; glücklich bist du, und es geht dir gut. Deine Gattin gleicht einem fruchtreichen Weinstock im Innern deines Hauses. Deine Söhne sind wie Ölbaumsetzlinge rings um deinen Tisch. Siehe, so wird ein Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet! Es segne dich der Herr von Sion aus! Schaue Jerusalems Glück alle Tage deines Lebens! Mögest du die Kinder deiner Kinder sehen! Heil über Israel! Oft haben sie mich bedrängt von Jugend an,Ein Wallfahrtslied.so spreche Israel, oft haben sie mich bedrängt von Jugend an; doch sie konnten mich nicht bezwingen. Auf dem Rücken pflügten mir Pflüger, zogen ihre langen Furchen. Der Herr ist gerecht! Er zerschnitt die Stricke der Frevler. Beschämt weichen alle zurück, die Sion hassen! Sie gleichen dem Gras auf den Dächern, das schon dürr ist, bevor man es ausreißt. Kein Schnitter kann sich die Hand damit füllen, kein Garbenbinder den Mantel. Wer vorübergeht, ruft nicht aus: "Der Segen des Herrn über euch! Wir beglückwünschen euch im Namen des Herrn!" Aus der Tiefe rufe ich zu dir,Ein Wallfahrtslied.o Herr. Höre, Herr, auf meine Stimme! Mögen deine Ohren lauschen auf mein lautes Flehen! Wolltest du auf Sünden achten, Herr, wer könnte dann, o Herr, bestehen? Ja, Vergebung ist bei dir, auf daß man dir in Ehrfurcht diene. Ich hoffe auf den Herrn; es hofft meine Seele; ich harre auf sein Wort. Meine Seele (harrt) auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen. Mehr als die Wächter auf den Morgen harre Israel auf den Herrn! Denn beim Herrn ist Huld, und bei ihm Erlösung in Fülle. Er wird Israel erlösen von allen seinen Sünden. Herr, mein Herz ist nicht stolz, nicht hochmütig sind meine Augen.Ein Wallfahrtslied. Von David.Ich ergehe mich nicht in großen Dingen, die mir unerreichbar sind. Nein, ich habe meine Seele besänftigt und beruhigt. Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, so still ist in mir meine Seele. Harre, Israel, auf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit! Herr, gedenke DavidEin Wallfahrtslied.zu Ehren all seiner Bemühungen! Wie er dem Herrn geschworen, dem Starken Jakobs gelobt: "Ich will mein Wohnzelt nicht betreten,mein Ruhelager nicht besteigen, meinen Augen will ich keinen Schlaf, meinen Wimpern keinen Schlummer gönnen bis ich eine Stätte finde für den Herrn, eine Wohnung für den Starken Jakobs!" Siehe, wir hörten von ihr in Ephrata, fanden sie in Jaars Gefilden. "Laßt uns zu seinem Wohnort ziehen, niederfallen vor dem Schemel seiner Füße!" "Auf, Herr, zu deiner Ruhestätte, du und deine machtvolle Lade! Deine Priester sollen sich kleiden in Huld, und deine Frommen mögen jubeln! Um deines Knechtes David willen weise deinen Gesalbten nicht ab!" - Der Herr schwur David einen festen Eid, von dem er nicht abgeht: "Einen deiner eigenen Söhne setze ich auf deinen Thron. Wenn deine Söhne meinen Bund halten und meine Satzungen, die ich sie lehre, werden auch ihre Söhne für immer auf deinem Thron sitzen." Denn der Herr hat den Sion erwählt, ihn als seinen Wohnsitz erkoren: "Dies ist meine Ruhestätte für ewig; hier will ich wohnen, da ich ihn erkor! Seinen Speisevorrat segne ich reichlich, sättige seine Armen mit Brot. Seine Priester will ich kleiden in Heil, und seine Frommen mögen laut jubeln! Dort lasse ich Davids Macht erblühen, bereite eine Leuchte für meinen Gesalbten. Seine Feinde werde ich kleiden in Schande; aber auf ihm erstrahlt seine Krone." Seht, wie schön, wie lieblich es ist,Ein Wallfahrtslied. Von David.wenn Brüder friedlich beisammen wohnen! Wie feines Öl auf dem Haupte, das niederrinnt in den Bart, [in Aarons Bart, der hinabreichte bis zum Saum seiner Kleider] wie Tau des Hermon, der auf die Sionsberge niederrinnt; denn dort entbietet der Herr den Segen, Leben für immer. Wohlan, preiset den Herrn, all ihr Diener des Herrn,Ein Wallfahrtslied.die ihr bei Nacht im Hause des Herrn steht! Erhebt eure Hände zum Heiligtum und preiset den Herrn! Von Sion aus segne dich der Herr, der Himmel und Erde erschaffen hat! Hallelujah! Lobt den Namen des Herrn, lobt ihn, ihr Diener des Herrn, die ihr im Hause des Herrn steht, in den Höfen des Hauses unseres Gottes! Lobt den Herrn, denn der Herr ist gut! Preist seinen Namen, denn er ist liebenswert! Ja, der Herr hat sich Jakob auserwählt, Israel zu seinem Eigentum. Ich weiß es doch: Groß ist der Herr; unser Gott ist größer als alle Götter. Alles, was dem Herrn gefällt, vollbringt er im Himmel und auf Erden, im Meer und in allen Tiefen. Er läßt die Wolken aufsteigen vom Ende der Erde, Blitze macht er zu Regen, läßt den Sturm aus seinen Speichern los. Er schlug Ägyptens Erstgeburt vom Menschen bis zum Vieh. Er sandte Zeichen und Wunder in deiner Mitte, Ägypten, gegen Pharao und all seine Diener. Er schlug viele Völker und tötete mächtige Könige: Sichon, den König der Amoriter, und Og, den König von Basan, und alle Königreiche Kanaans. Er gab ihr Land als Erbe, als Erbe seinem Volke Israel. Herr, dein Name währt ewig, Herr, dein Anruf von Geschlecht zu Geschlecht. Ja, der Herr verhilft seinem Volke zum Recht, hat Erbarmen mit seinen Knechten. Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, das Machwerk von Menschenhänden. Sie haben einen Mund und können nicht reden, haben Augen und können nicht sehen. Sie haben Ohren und können nicht hören, auch ist kein Hauch in ihrem Mund. Ihnen gleich sollen werden, die sie verfertigten, jeder, der auf sie vertraut. Haus Israel, preiset den Herrn, Haus Aaron, preiset den Herrn! Haus Levi, preiset den Herrn, ihr Gottesfürchtigen, preiset den Herrn! Von Sion her sei der Herr gepriesen, der in Jerusalem thront! - Hallelujah! Danket dem Herrn, denn er ist gut; denn ewig währt seine Huld! Danket dem Gott der Götter; denn ewig währt seine Huld! Danket dem Herrn der Herren; denn ewig währt seine Huld! Er allein wirkte große Wunder; denn ewig währt seine Huld! Er schuf den Himmel in Weisheit; denn ewig währt seine Huld! Er befestigte die Erde über dem Wasser; denn ewig währt seine Huld! Er erschuf die großen Lichter; denn ewig währt seine Huld! Die Sonne zur Herrschaft bei Tag; denn ewig währt seine Huld! Mond und Sterne zur Herrschaft bei Nacht; denn ewig währt seine Huld! Er schlug Ägyptens Erstgeburt; denn ewig währt seine Huld! Er führte Israel aus seiner Mitte weg; denn ewig währt seine Huld! Mit starker Hand und erhobenem Arm; denn ewig währt seine Huld! Er teilte das Schilfmeer in Stücke; denn ewig währt seine Huld! Er führte Israel mitten hindurch; denn ewig währt seine Huld! Den Pharao samt seinem Heer warf er ins Schilfmeer; denn ewig währt seine Huld! Er führte sein Volk durch die Wüste; denn ewig währt seine Huld! Er schlug große Könige; denn ewig währt seine Huld! Er tötete mächtige Könige; denn ewig währt seine Huld! Sichon, den König der Amoriter; denn ewig währt seine Huld! Og, den König von Basan; denn ewig währt seine Huld! Er gab ihr Land als Erbe; denn ewig währt seine Huld! Als Erbe seinem Knechte Israel; denn ewig währt seine Huld! Er gedachte unser in der Erniedrigung; denn ewig währt seine Huld! Er entriß uns unseren Gegnern; denn ewig währt seine Huld! Er gibt allen Lebewesen Speise; denn ewig währt seine Huld! Danket dem Gott des Himmels; denn ewig währt seine Huld! An Babels Strömen saßen wir und weinten, wenn wir Sions gedachten. An den Weiden daselbst hängten wir unsere Zithern auf. Denn dort verlangten unsere Zwingherrn von uns Lieder, unsere Bedrücker Freudengesänge: "Singt uns eines der Sionslieder!" Wie könnten wir singen die Lieder des Herrn auf fremdem Boden? Wenn ich dich vergesse, Jerusalem, soll meine eigene Rechte vergessen werden! Es klebe mir die Zunge am Gaumen, wenn ich dein nicht gedenke, wenn ich nicht Jerusalem zum Gipfel meiner Freude mache. Gedenke, Herr, an den Edomitern des Unglückstages Jerusalems! Wie sie riefen: "Reißt nieder, reißt nieder bis auf seinen Grund!" Tochter Babel, der Verwüstung verfallen, Heil dem, der dir vergilt, was du an uns verübt! Heil dem, der deine Kinder packt und am Felsen zerschmettert! Ich preise dich, Herr von ganzem Herzen,Von David.vor den himmlischen Wesen will ich dir lobsingen! Zu deinem heiligen Tempel hin bete ich an und preise deinen Namen ob deiner Huld und Treue; denn über alles hast du deinen Namen und dein Wort erhöht! Am Tage, da ich rief, erhörtest du mich, mehrtest in meiner Seele die Kraft. Alle Könige der Erde sollen dich preisen, Herr, wenn sie die Worte deines Mundes vernehmen! Die Leistungen des Herrn sollen sie besingen; denn groß ist die Herrlichkeit des Herrn. Ja, erhaben ist der Herr und schaut doch auf den Niedrigen; den Stolzen erkennt er von ferne. Muß ich auch mitten in Bedrängnis wandeln, du erhältst mich am Leben; gegen die Wut meiner Feinde streckst du die Hand aus, während deine Rechte mir hilft. Der Herr wird es für mich vollenden! Herr, deine Huld währt ewig. Laß nicht ab vom Werk deiner Hände! Herr, du hast mich erforschtDem Chorleiter. Von David. Ein Psalm.und kennst mich. Du weißt es, ob ich sitze oder stehe, du durchschaust meine Gedanken von ferne. Mein Gehen und mein Ruhen hast du abgemessen; mit allen meinen Wegen bist du vertraut. Ja, es gibt kein Wort auf meiner Zunge, das du, o Herr, nicht gänzlich wüßtest. Von rückwärts und von vorne hältst du mich umschlossen und legst auf mich deine Hand. Zu wunderbar ist für mich dein Wissen, zu hoch, ich kann es nicht fassen. Wohin könnte ich gehen vor deinem Geist, wohin vor deinem Antlitz entfliehen? Stiege ich zum Himmel empor, so bist du dort; lagerte ich mich in der Unterwelt, so bist du zugegen. Nähme ich die Flügel der Morgenröte und ließe mich nieder am Ende des Meeres, auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen. Dächte ich: "Lauter Finsternis soll mich bedecken und Nacht statt Licht mich umgeben", so wäre auch Finsternis vor dir nicht finster, und Nacht würde hell wie Tag. Du bist es ja, der meine Nieren erschuf, mich webte im Leib meiner Mutter. Ich preise dich, daß ich so unbegreiflich wunderbar entstanden bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß das gar wohl. Meine Glieder waren vor dir nicht verborgen, als ich im geheimen gebildet wurde, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde. Schon meine unfertigen Teile sahen deine Augen, und in deinem Buch waren sie alle eingetragen; die Lebenstage wurden gebildet, als noch keiner von ihnen da war. Wie schwierig sind für mich deine Gedanken, o Gott, wie gewaltig ihre Gesamtzahl! Wollte ich sie zählen, es wären mehr als die Sandkörner; würde ich abschließen, ich wäre noch immer bei dir. Möchtest du doch die Frevler töten, o Gott! Ihr Blutmenschen, weichet von mir! Sie nennen dich zum Trug und schwören falsch bei deinen Städten. Soll ich nicht hassen, Herr, die dich hassen, soll ich nicht deine Widersacher verabscheuen? Mit äußerstem Haß hasse ich sie; zu Feinden wurden sie mir. Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Sorgen! Sieh zu, ob ich auf dem Weg des Götzendienstes bin, und leite mich auf altbewährtem Weg! Rette mich, Herr, vor bösen Menschen,Dem Chorleiter. Ein Psalm Davids.vor gewalttätigen Leuten bewahre mich! Sie ersinnen Böses im Herzen, jeden Tag erregen sie Streit. Sie schärfen ihre Zungen wie Schlangen, haben Natterngift unter den Lippen. [Zwischenspiel] Behüte mich, Herr, vor den Händen der Frevler, vor gewalttätigen Leuten bewahre mich, die darauf sinnen, meinen Sturz zu erreichen! Hochmütige legen mir heimlich Schlingen, Verbrecher breiten ein Netz aus, stellen am Wegrand mir Fallen. [Zwischenspiel] Ich spreche zum Herrn: Mein Gott bist du! Höre, Herr, mein lautes Flehen! Herr, mein Gebieter, du meine machtvolle Hilfe, du beschirmst mein Haupt am Tage des Kampfes! Erfülle nicht, Herr, das Begehren des Frevlers, laß seinen Plan nicht gelingen! Meine Umgebung erhebt das Haupt; was ihre Lippen Schlimmes reden, treffe sie selbst! Er lasse Kohlen auf sie regnen, stürze sie ins Feuer, in Gruben, daß sie sich nicht mehr erheben! Ein Mann böser Zunge habe im Lande keinen Bestand, den Gewalttätigen jage das Unglück Schlag auf Schlag! Ich weiß, der Herr vertritt die Sache der Bedrückten, das Recht der Armen. Fürwahr, die Gerechten werden deinen Namen preisen, die Rechtschaffenen weilen vor deinem Antlitz! Herr, ich rufe dich an, eile mir zu Hilfe!Ein Psalm von David.Höre meine Stimme, sooft ich zu dir rufe! Mein Gebet gelte als Rauchopfer vor dir, das Erheben meiner Hände als Abendopfer! Setze, o Herr, vor meinen Mund eine Wache, eine Wehr vor das Tor meiner Lippen! Laß mein Herz sich nicht neigen zu schlimmer Rede, daß ich nicht unrechte Taten vollführe mit Leuten, die Übeltäter sind! Von ihren Leckerbissen will ich nicht kosten. Der Gerechte mag mich in Güte schlagen, um mich zu bessern; aber das Salböl des Gottlosen soll mein Haupt nicht zieren! Denn mein Schmuck ist mein Gebet bei all ihren Bosheiten. Werden ihre Richter auf den Felsen hinabgestürzt, so erfahren sie, wie gut meine Reden es meinten. Wie Trümmer und Bruchstücke auf der Erde sind dann ihre Gebeine hingestreut für den Rachen der Unterwelt. Ja, auf dich, Herr und Gebieter, sind meine Augen gerichtet. Zu dir nehme ich meine Zuflucht; schütte mein Leben nicht aus! Bewahre mich vor der Schlinge, die sie mir legten, und vor den Fallen der Übeltäter! In ihre eigenen Gruben sollen die Frevler insgesamt fallen, während ich entkomme! Mit lauter Stimme rufe ich zum Herrn,Lehrgedicht. Von David, als er in der Höhle war. Ein Gebet.mit lauter Stimme flehe ich zum Herrn. Ich schütte vor ihm meine Sorge aus, gebe vor ihm meine Not bekannt. Wenn mein Geist in mir verzagt, so kümmerst doch du dich um mein Ergehen. Auf dem Pfad, den ich wandle, legte man mir heimlich eine Schlinge. Blicke ich nach rechts und schaue, so ist niemand da, der auf mich achtet. Jede Zuflucht ist mir entschwunden, keinen gibt es, der nach mir fragt. Zu dir, Herr, rufe ich und spreche: Du bist meine Zuversicht, mein Anteil im Land der Lebendigen. Vernimm doch mein Flehen; denn ich bin äußerst schwach! Rette mich vor meinen Verfolgern, da sie stärker sind als ich! Führe mich heraus aus dem Kerker, auf daß ich deinen Namen preisen kann! Die Gerechten rings um mich erwarten, daß du mir Gutes erweisest. Herr, höre mein Gebet,Ein Psalm von David.merke auf mein Flehen! Bei deiner Treue erhöre mich, bei deiner Gerechtigkeit! Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht, denn kein Lebendiger ist vor dir im Recht! Fürwahr, der Feind stellt mir nach, tritt mein Leben zu Boden, läßt mich in Finsternis lagern gleich den ewig Toten. Es verzagt mein Geist in mir, in der Brust erstarrt mir das Herz. Ich denke an die Tage von ehedem, betrachte all dein Tun, erwäge das Werk deiner Hände. Ich strecke zu dir meine Hände aus; meine Seele schmachtet nach dir wie lechzendes Land. [Zwischenspiel] Erhöre mich bald, o Herr! Es entschwindet mein Geist. Verbirg dein Angesicht nicht vor mir, sonst gleiche ich denen, die zur Grube hinabsteigen. Laß mich am Morgen deine Huld vernehmen, da ich auf dich vertraue! Mach den Weg mir kund, den ich gehen soll; denn zu dir erhebe ich meine Seele! Rette mich vor meinen Feinden, Herr; zu dir fliehe ich! Lehre mich deinen Willen tun; denn du bist mein Gott! Dein guter Geist geleite mich auf ebenem Pfad! Um deines Namens willen, Herr, erhalte mich am Leben! Bei deiner Gerechtigkeit führe mich aus der Bedrängnis! Bei deiner Huld vernichte meine Feinde! Laß alle umkommen, die mich bedrängen! Ich bin ja dein Knecht. Gepriesen sei der Herr, mein Fels,Von David.der meine Hände den Kampf gelehrt, meine Fäuste den Krieg! Meine Stärke und meine Burg, meine Festung und mein Retter, mein Schild, auf den ich vertraue, der mir Völker unterwarf. Herr, was ist der Mensch, daß du um ihn dich kümmerst, der Menschensohn, daß du ihn beachtest? Der Mensch ist dem Hauche gleich, seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten. Herr, neige deinen Himmel und steige hernieder, rühre die Berge an, daß sie rauchen! Schleudre den Blitz und zerstreue sie, schieße deine Pfeile und verwirre sie! Strecke deine Hand von der Höhe herab, befreie mich und reiß mich heraus aus gewaltigen Wassern, aus der Macht der Fremden! Denn Lüge redet ihr Mund, meineidig ist ihre Rechte. Gott, ein neues Lied will ich dir singen, auf zehnsaitiger Harfe dir spielen, der den Königen Sieg verleiht, David, seinen Knecht, befreit! Aus dem schlimmen Schwerte befreie mich und entreiße mich der Macht der Fremden! Denn Lüge redet ihr Mund, meineidig ist ihre Rechte. Gib Heil unseren Söhnen, gleich Setzlingen, großgezogen in ihrer Jugend, unseren Töchtern, gleich Ecksäulen, geschnitzt wie an einem Palast! Unsere Speicher seien gefüllt, allerlei Vorräte spendend. Unsere Herden mögen sich tausendfach mehren, zehntausendfach auf unseren Fluren! Unsere Rinder seien trächtig, ohne Unfall und Fehlgeburt! Kein Klageruf sei auf unseren Plätzen! Glücklich das Volk, dem solches beschieden! Glücklich das Volk, dessen Gott der Herr ist! Ich will dich rühmen, mein Gott und König,Ein Lobgesang von David.und deinen Namen preisen immer und ewig! Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben immer und ewig! Groß ist der Herr und hoch zu loben, seine Größe ist unerforschlich. Ein Geschlecht künde dem andern deine Werke und berichte deine mächtigen Taten! Vom herrlichen Glanz deiner Hoheit sollen sie reden und deine Wunder betrachten! Von der Gewalt deiner furchterregenden Taten sollen sie sprechen und deine Großtaten erzählen! Das Gedächtnis deiner großen Güte sollen sie verkünden und über deine Gerechtigkeit jubeln! Gnädig und barmherzig ist der Herr, langmütig und groß an Huld. Gut ist der Herr gegen alle, sein Erbarmen waltet über allen seinen Geschöpfen. Preisen sollen dich, Herr, alle deine Geschöpfe, deine Frommen sollen dich rühmen! Von der Herrlichkeit deines Königtums sollen sie sprechen und reden von deiner Macht, um den Menschen deine Macht kundzutun und den herrlichen Glanz deines Königtums! Dein Reich ist ein Reich für alle Zeiten, deine Herrschaft dauert durch alle Geschlechter. Getreu ist der Herr in all seinen Worten und huldreich in all seinen Taten. Alle Fallenden stützt der Herr, alle Gebeugten richtet er auf. Aller Augen warten auf dich; und du gibst ihnen Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst das Verlangen aller Lebenden. Gerecht ist der Herr auf allen seinen Wegen und huldreich in all seinem Tun. Nahe ist der Herr allen, die ihn anrufen, allen, die ihn aufrichtig anrufen. Das Verlangen der Gottesfürchtigen erfüllt er, hört auf ihren Hilferuf und rettet sie. Der Herr behütet alle, die ihn lieben; doch alle Frevler vernichtet er. Das Lob des Herrn verkünde mein Mund! Jedermann preise seinen heiligen Namen [immer und ewig]! Hallelujah! - Lobe den Herrn, meine Seele! Den Herrn will ich loben mein Leben lang, meinem Gott will ich singen, solange ich bin! Vertraut nicht auf Vornehme, auf einen Menschen, bei dem keine Hilfe ist! Entflieht sein Odem, kehrt er zur Erde zurück, so sind zur selben Zeit seine Pläne dahin. Glücklich, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, dessen Hoffnung auf dem Herrn, seinem Gott, ruht, der Himmel und Erde erschaffen hat, das Meer und alles, was in ihnen ist! Er hält die Treue auf ewig. Den Bedrückten verhilft er zum Recht, den Hungernden gibt er Brot, der Herr befreit die Gefangenen. Der Herr öffnet die Augen der Blinden; der Herr richtet die Gebeugten auf; der Herr liebt die Gerechten. Der Herr beschützt die Fremden; Waisen und Witwen hilft er auf; doch den Weg der Frevler leitet er irre. Der Herr ist König für ewig, dein Gott, o Sion, von Geschlecht zu Geschlecht. - Hallelujah! Hallelujah! - Lobt den Herrn, denn er ist gut! Preist unseren Gott, denn er ist hold! Ihm gebührt Lobgesang. Der Herr baut Jerusalem auf; die Versprengten Israels sammelt er. Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, verbindet ihre schmerzenden Wunden. Er stellt die Zahl der Sterne fest, ruft sie alle mit Namen. Groß ist unser Herr und gewaltig an Kraft; seine Weisheit ist unermeßlich. Der Herr hilft den Elenden auf; die Frevler erniedrigt er bis auf den Boden. Stimmt dem Herrn ein Danklied an, preist unseren Gott mit der Zither! Er bedeckt den Himmel mit Wolken, bereitet der Erde den Regen, Gras läßt er auf den Bergen sprießen. Er gibt dem Vieh seine Nahrung, den jungen Raben, wonach sie schreien. Er hat keine Freude an starken Rossen, kein Gefallen an kräftigen Beinen der Helden. Dem Herrn gefallen nur die, die ihn fürchten, die harren auf seine Huld. Preise den Herrn, Jerusalem! Lobe, Sion, deinen Gott! Denn die Riegel deiner Tore macht er stark, segnet in dir deine Söhne. Wohlfahrt verleiht er deinem Gebiete, mit fettem Weizen sättigt er dich. Er entsendet seinen Befehl auf die Erde, gar schnell eilt sein Wort voran. Er spendet Schnee wie Wolle, streut den Reif wie Asche aus. Eis wirft er hin wie Brocken; vor seiner Kälte erstarren die Wasser. Er entsendet sein Wort und läßt sie schmelzen; seinen Odem läßt er wehen, da rieseln die Wasser. Seine Worte hat er Jakob verkündet, Israel seine Gesetze und Vorschriften. An keinem Volke hat er so gehandelt; seine Vorschriften tat er ihnen nicht kund. - Hallelujah! Hallelujah! - Lobt den Herrn vom Himmel her, lobt ihn in den Höhen! Lobt ihn, all seine Engel, lobt ihn, all seine Heerscharen! Lobt ihn, Sonne und Mond, lobt ihn, ihr leuchtenden Sterne alle! Lobt ihn, ihr höchsten Himmel und ihr Wasser über dem Himmel! Den Namen des Herrn sollen sie loben; denn er gebot, und sie waren erschaffen. Er stellte sie hin für immer und ewig; er gab ein Gesetz, das niemals vergeht. Lobt den Herrn von der Erde her, ihr Meeresdrachen und ihr Tiefen alle! Feuer und Hagel, Schnee und Nebel, du Sturmwind, der sein Wort vollzieht! Berge und all ihr Hügel, Fruchtbäume und Zedern insgesamt! Wilde Tiere und alles Vieh, Kriechtiere und beschwingte Vögel! Ihr Könige der Erde und alle Völker, Fürsten und alle Richter der Erde! Jünglinge und auch ihr Jungfrauen, Greise mitsamt den Kindern! Den Namen des Herrn sollen sie loben! Denn erhaben ist sein Name allein! Seine Hoheit geht über Erde und Himmel. Seinem Volk verlieh er Stärke und Macht. - Ein Lobgesang für all seine Frommen, für Israels Söhne, das Volk, das ihm nahen darf. - Hallelujah! Hallelujah! - Singt dem Herrn ein neues Lied! Singt sein Lob in der Gemeinde der Frommen! Israel freue sich seines Schöpfers, Sions Söhne sollen jubeln ob ihres Königs! Seinen Namen sollen sie loben im Reigen, mit Pauke und Zither ihm spielen! Denn der Herr hat Gefallen an seinem Volk, die Armen krönt er mit Heil. Die Frommen mögen frohlocken in Ehre, jauchzen auf ihren Lagerstätten! In ihrer Kehle sei Lobpreis Gottes, in ihrer Hand ein zweischneidig Schwert, um Rache zu üben an den Völkern, Strafgerichte an den Nationen, um mit Fesseln ihre Könige zu binden, ihre Edlen mit eisernen Ketten, um Gericht über sie zu halten, wie es geschrieben steht, Ehre ist solches für all seine Frommen. - Hallelujah! Hallelujah! - Lobt Gott in seinem Heiligtum, lobt ihn in seiner starken Himmelsfeste! Lobt ihn ob seiner mächtigen Taten, lobt ihn ob seiner gewaltigen Größe! Lobt ihn mit dem Schall der Posaune, lobt ihn mit Harfe und Zither! Lobt ihn mit Pauke und Reigen, lobt ihn mit Saitenspiel und Flöte! Lobt ihn mit klingenden Zimbeln, lobt ihn mit schmetternden Zimbeln! Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! - Hallelujah! Sprüche Salomos, des Sohnes Davids, des Königs über Israel, um zu erkennen Weisheit und Zucht, um zu verstehen verständige Reden, um zu erlangen Selbstzucht und Einsicht, Gerechtigkeit, Urteil und redlichen Sinn, den Unerfahrenen Klugheit zu geben, der Jugend Erkenntnis und Überlegung. Hört sie der Weise, so wächst er an Bildung, und der Verständige hat feste Führung, um zu verstehen Sinnspruch und Gleichnis, Worte der Weisen mitsamt ihren Rätseln. Furcht des Herrn ist der Anfang des Wissens, nur Toren verachten die Weisheit und Zucht. Mein Sohn, o höre auf die Mahnung deines Vaters und lehne nicht die Unterweisung deiner Mutter ab! Sie sind ein goldener Kranz auf deinem Haupt und wie ein Perlenschmuck um deinen Hals. Mein Sohn, wenn Sünder dich verlocken, folge nicht! Und wenn sie sagen: "Geh mit uns, wir planen Mord und lauern ohne Grund auf den, der schuldlos ist. Wir wollen wie die Unterwelt lebendig sie verschlingen, ja ganz und gar wie solche, die ins Grab versinken. Wir werden manch kostbares Gut gewinnen, mit Beute unsre Häuser füllen. In unserem Kreise wirf dein Los, ein Beutel sei gemeinsam für uns alle!" Mein Sohn, mit ihnen ziehe nicht des Weges, halt fern von ihrem Pfade deinen Fuß! Denn ihre Füße rennen nach dem Bösen, zum Blutvergießen eilen sie voran! Gewiß schwingt man das Netz vergebens vor den Augen aller Vögel aus; sie aber lauern auf ihr egen Blut und trachten selbst sich nach dem Leben. So enden alle, die Gewinn erstreben, das Leben nimmt er den Besitzern weg. Die Weisheit predigt auf den Straßen, auf Plätzen läßt sie ihre Stimme hören. Sie ruft am Ausgangsort der Mauern, beim Durchlaß in den Toren redet sie: "Wie lange noch, ihr Betörten, liebt ihr die Betörung, gefällt den frechen Schwätzern ihr Geschwätz und hassen Unverständige Erkenntnis? Bekehrt ihr euch zu meiner Mahnung, seht, meinen Geist gieß' ich auf euch, und meine Worte gebe ich euch kund. Weil ich zwar rief, doch ihr nicht wolltet und niemand achtgab, als ich winkte, weil all meinen Rat ihr abgelehnt und meine Mahnung nicht genehm euch war, so will auch ich bei eurem Unglück lachen, will spotten, wenn euch Schrecken überfällt, wenn wie ein Ungewitter euch der Schrecken naht, und wie ein Sturmwind euer Unglück kommt, wenn über euch Not und Bedrängnis stürzt. Dann werden sie mich rufen, und ich schweige, sie werden dann mich suchen und nicht finden. Zur Strafe, daß sie die Erkenntnis haßten, die Furcht des Herrn für sich nicht erwählten, daß meinen Rat sie nicht befolgen wollten, all meine strenge Mahnung nur verschmähten, sollen sie die Früchte ihres Tuns genießen und sich an ihren bösen Plänen sättigen! Denn der Betörten Abkehr ist ihr Tod, der Leichtsinn dieser Toren ihr Verderben. Doch wer auf mich hört, kann in Ruhe wohnen und unbesorgt sein vor des Unheils Schrecken." Mein Sohn, wenn du folgst meinen Reden, bei dir meine Satzungen aufnimmst, indem du der Weisheit Gehör schenkst, dein Herz für Verständnis bereit hältst, ja, nur wenn du schreist nach der Klugheit, zur Einsicht erhebst deine Stimme, und wenn du wie Silber sie aufsuchst, wie heimlichen Schätzen ihr nachspürst, dann wirst du verstehen die Furcht des Herrn, kannst finden die Gotteserkenntnis. Der Herr ist ja Spender der Weisheit, sein Mund verleiht Wissen und Einsicht. Er hält für die Redlichen Hilfe bereit, ein Schild ist er allen, die rechtschaffen wandeln. Er hütet die Pfade des Rechtes, den Weg seiner Frommen bewacht er. Gerechtigkeit wirst du verstehen und Recht, Geradheit und jegliche richtige Bahn. Denn Weisheit kehrt ein in dein Herz, Erkenntnis beglückt deine Seele. Besonnenheit wacht über dir, und Klugheit behält dich in Obhut. Sie wird dich bewahren vor unrechtem Weg, vor Menschen, die Falschheit nur reden, die verlassen den Pfad der Geradheit, um finstere Wege zu wandeln, die Freude empfinden an boshaftem Tun und jubeln ob aller Verderbtheit des Schlechten. Die Pfade, auf denen sie schreiten, sind krumm; sie irren dahin auf verkehrten Geleisen. - Sie wird vor des anderen Frau dich bewahren, vor der Fremden mit ihren verführenden Reden, die verläßt den Freund ihrer Jugendzeit und vergißt den Bund ihres Gottes. Ihr Haus sinkt hinab bis zum Tode, zum Totenreich führen ihre Bahnen. Wer einkehrt bei ihr, kehrt nie wieder, noch erreicht er die Pfade des Lebens. Darum geh auf dem Wege der Guten, halt ein die Pfade der Frommen! Denn im Land darf nur wohnen, wer rechtschaffen ist, in ihm bleibt erhalten, wer unsträflich lebt. Doch Gottlose werden getilgt aus dem Land und Treulose weggerissen aus ihm. Mein Sohn, vergiß nicht mein Gesetz, dein Herz bewahre mein Gebot! Denn viele Tage, Lebensjahre und Wohlergehen bringt es dir. Nie sollen dich Lieb und Treu verlassen, du sollst um deinen Hals sie binden, auf deines Herzens Tafel schreiben! Dann wirst du Gunst und Achtung finden im Urteil Gottes und der Menschen. Vertrau auf Gott aus ganzem Herzen, und baue nicht auf eigne Klugheit! Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, so wird er deine Pfade ebnen! Halte dich nicht selbst für weise, fürchte Gott und meide Unrecht! Heilung ist das deinem Leibe und Erquickung deinem Körper. Ehre Gott mit deiner Habe, mit Erstlingsopfern deiner ganzen Ernte! So füllen deine Speicher sich mit Korn, und deine Kufen triefen, voll von Most. Die Zucht des Herrn, mein Sohn, verachte nicht, sei nicht verstimmt ob seiner Züchtigung! Denn wen der Herr in Liebe hegt, den züchtigt er, und wie ein Vater seinem Sohn, so ist er wohlgesinnt. Selig sei gepriesen, wer die Weisheit fand, und jeder Mensch, dem Einsicht ward zuteil! Denn ihr Erwerb nützt mehr als der von Silber, und über edles Gold geht ihr Gewinn. Sie steht an Wert noch höher als Korallen, kein Kleinod gibt es, das ihr gleichen kann. In ihrer Rechten trägt sie langes Leben, in ihrer Linken Reichtum, Glanz und Ehre. Die Wege, die sie führt, sind Freudenwege, und all ihre Pfade Wohlergehen. Ein Lebensbaum ist sie für den, der sie ergreift, und wer an ihr sich festhält, ist beglückt. In Weisheit gründete der Herr die Erde, in Einsicht machte er den Himmel fest. Durch seine Klugheit quillt aus Tiefen Wasser und lassen Wolken Tau herniederträufeln. Mein Sohn, laß nie sie aus den Augen schwinden, bewahre Umsicht und Besonnenheit! Sie werden Leben sein für deine Seele und deinem Halse eine holde Zier. Dann kannst du deinen Weg in Ruhe schreiten, und keinen Anstoß wird dein Fuß erleiden. Wenn du dich niederlegst, so brauchst du nicht zu bangen, und wenn du schlafend ruhst, ist süß dein Schlummer. Hab keine Angst vor plötzlichem Erschrecken noch vor der Frevler Unheil, wenn es naht! Denn deine Zuversicht ist ja der Herr, und er bewahrt vor Schlingen deinen Fuß. Versage keinem, der sie braucht, die Wohltat, wenn es in deiner Hand liegt, sie zu spenden! Sprich nicht zu deinem Nächsten: "Geh und komme wieder, und morgen geb' ich", wenn du (heute) könntest! Kein Unheil plane wider deinen Nächsten, wenn er in Zuversicht bei dir verweilt! Mit keinem Menschen streite ohne Grund, wenn er nichts Böses dir hat angetan! Beneide den nicht, der Gewalttat liebt, und wähle keinen seiner Wege aus! Denn Böse sind ein Greuel für den Herrn, doch mit den Guten pflegt er traute Freundschaft. Der Fluch des Herrn ruht auf des Frevlers Haus, und der Gerechten Wohnstatt segnet er. Mit frechen Spöttern treibt er selber Spott, jedoch den Demutsvollen schenkt er Huld. Die Weisen werden Ehre erben, die Toren aber höchste Schande. Höret, Söhne, auf die Zucht des Vaters, und merket auf, um Einsicht zu erlernen! Denn gute Lehre hab' ich euch zu geben, verschmähet meine Unterweisung nicht! Auch ich war einst ein Sohn für meinen Vater, ein zart und einzig Kind bei meiner Mutter. Da hat er mich belehrt und sprach zu mir: "Dein Herz soll sich an meine Worte klammern, befolge meine Weisungen, vergiß sie nicht, und von den Reden meines Mundes weich nicht ab!" Laß nicht von ihr, so wird sie dich bewahren, und liebe sie, so wird sie dich beschützen! Der Weisheit Anfang ist: Erwirb dir Weisheit; mit allem, was dein eigen ist, erwirb dir Einsicht! Schätz hoch sie ein, so wird sie dich erhöhen, wird dich zu Ehren bringen, wenn du sie umfängst. Sie legt aufs Haupt dir einen schmucken Kranz und schenkt dir eine Krone voller Pracht. Hör zu, mein Sohn, und nimm mein Reden an, so werden zahlreich deine Lebensjahre sein! In Weisheitspfade führe ich dich ein und will dich leiten auf gerader Bahn. Gehst du auf ihr, ist unbeengt dein Schritt, und wenn du läufst, so wirst du doch nicht straucheln. Halt fest an Zucht und laß von ihr nicht ab, bewahre sie, denn Leben ist sie dir! Auf Frevlerpfade lasse dich nicht ein, und auf dem Weg der Bösen wandle nicht! Vermeide ihn und schreite nicht hinüber, lenk von ihm ab und geh daran vorbei! Sie ruhen nicht, eh' Böses sie vollbracht; sie finden keinen Schlaf, bevor sie andere gestürzt. Denn Brot des Frevels bildet ihre Speise und der Gewalttat Wein, das ist ihr Trank. Doch der Gerechten Pfad ist wie der Morgenschein, der immer lichter wird bis zu dem vollen Tag. Der Weg des Frevlers aber ist wie finstre Nacht, sie wissen nicht, woran sie straucheln werden. Mein Sohn, o merke doch auf meine Worte, zu meinen Reden neige hin dein Ohr! Sie mögen nie aus deinen Augen schwinden, bewahre sie inmitten deines Herzens! Denn Leben sind sie jedem, der sie findet, und bringen Heilung seinem ganzen Leib. Behüte nichts so sorgsam wie dein Herz, denn Leben quillt aus ihm hervor! Des Mundes Falschheit weise ab von dir, und lügenhafte Lippen halt dir fern! Geradeaus laß deine Augen schauen und deine Wimpern offen vorwärtsblicken! Auf ebne Bahnen setze deinen Fuß, und alle deine Wege seien fest bestimmt! Nicht bieg nach rechts ab oder links, halt deinen Fuß vom Bösen fern! Mein Sohn, ach merke doch auf meine Weisheit, zu meiner Einsicht neige her dein Ohr, auf daß du kluge Überlegung wahrest, und deine Lippen auf Erkenntnis achten. Von Honig trieft die Lippe einer fremden Frau, und glatter ist ihr Gaumen als das Öl. Zuletzt jedoch ist sie wie Wermut bitter und scharf gleichwie ein doppelschneidig Schwert. Hinab zum Tode steigen ihre Füße, zur Unterwelt gelangen ihre Schritte. Anstatt den Pfad des Lebens sich zu ebnen, sind schwankend ihre Bahnen, und sie weiß es nicht. Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich und weicht nicht ab von meines Mundes Reden! Halt fern von ihresgleichen deinen Weg, und nahe nicht der Türe ihres Hauses, daß du nicht andern deine Stärke opferst und deine Jahre einem Leuteschinder; daß Fremde nicht genießen deine Arbeitskraft und deine Müh' im Hause eines Fremden. Dann müßtest du am Ende schließlich stöhnen, wenn dir dein Fleisch und Leib dahingeschwunden, und sprechen: "Ach, warum nur haßte ich die Zucht und hat mein Herz die Mahnungen verschmäht, und warum hab' ich nicht gehorcht der Stimme meiner Lehrer und den Erziehern nicht mein Ohr geneigt? Fast wäre es mir gänzlich schlecht ergangen in öffentlicher Volksversammlung und Gemeinde." Trink Wasser nur aus eigener Zisterne und was aus deinem eignen Brunnen quillt! Sollen denn nach außen deine Quellen sich ergießen, auf freie Plätze deine Wasserbäche? Sie sollen dir allein zu eigen sein und nicht Fremden neben dir! Gesegnet sei dein Born, ja freue dich der Frau aus deiner Jugendzeit! Lieblich wie ein Reh und zart wie eine Gazelle! Es soll dich ihre Liebe allezeit erquicken und ihre Minne immerdar berauschen! Was sollst du dich, mein Sohn, berauschen an der Fremden, warum den Busen einer anderen umarmen? Liegt doch vor Gottes Augen eines jeden Weg, und alle seine Lebensbahnen ebnet er. Die eigenen Vergehen fangen jenen; er ist gefesselt mit den Stricken seiner Sünde. Ein solcher stirbt, weil es an Zucht ihm mangelt, und ob der Menge seiner Torheit taumelt er. Mein Sohn, bist du für deinen Nächsten Bürge, gabst du den Handschlag einem fremden Mann, bist du gebunden durch die Worte deines Mundes, gefangen durch die Worte deines Mundes, so tu dies eine nur, mein Sohn: Befreie dich, weil du in deines Nächsten Hand gefallen bist! Geh hin, beeile dich, bestürme deinen Nächsten! Gönn deinen Augen keinen Schlaf und keinen Schlummer deinen Augenwimpern! Reiß wie ein Reh dich los aus seiner Hand und wie ein Vogel aus der Hand des Jägers! Geh hin, du Fauler, zu der Ameise; schau ihr Verhalten, daß du weise wirst! Obwohl sie keine Obrigkeit besitzt und keinen Ordner, keinen Herrscher, sucht sie im Sommer schon sich ihre Nahrung, ihr Futter sammelt sie zur Erntezeit. Wie lange noch, du Fauler, bleibst du liegen, wann willst du dich erheben aus dem Schlaf? (Du sagst): "Nur noch ein bißchen Schlaf, ein bißchen Schlummer, ein bißchen Hände-Ineinanderlegen, um zu ruhen!" Und schon kommt über dich die Armut wie ein Strolch und deine Not gleich wie ein frecher Bettler. Ein Tunichtgut, ein Taugenichts, wer sich ergeht in Falschheit seines Mundes, wer blinzelt mit den Augen, deutet mit den Füßen und heimlich Zeichen gibt mit seinen Fingern, im Herzen Tücke trägt, beständig Böses plant und Streitigkeiten rings verbreitet. Darum kommt plötzlich sein Verhängnis; er wird zerschmettert jäh und rettungslos. Sechs Dinge sind dem Herrn verhaßt, und sieben sind für ihn ein Greuel: die stolzen Augen, eine falsche Zunge und Hände, die unschuldig Blut vergießen, ein Herz, das frevelhafte Ränke plant, und Füße, die zum Bösen eilig rennen, wer Lügen spricht als falscher Zeuge und Zwietracht ausstreut zwischen Brüdern. Mein Sohn, beachte deines Vaters Weisung, verwirf die Lehre deiner Mutter nicht! Binde sie für immer auf dein Herz und knüpfe sie um deinen Hals! Sie leite dich bei deinem Gehen, bewache dich bei deinem Schlafen und spreche mit dir beim Erwachen! Denn eine Leuchte ist die Weisung, und die Lehre ist ein Licht, ein Weg zum Leben strenge Zucht, dich zu bewahren vor des Nächsten Frau und vor der glatten Zunge einer Fremden. Dein Herz begehre nicht nach ihrer Schönheit, noch soll sie dich mit ihren Blicken fangen! Denn für eine Buhlerin zahlt man das letzte Brot, und eines Mannes Frau macht Jagd aufs teure Leben. Kann man im Mantel Feuer tragen, ohne sich die Kleider zu versengen? Oder kann man schreiten über Kohlenglut, ohne sich die Füße zu verbrennen? So auch, wer sich der Frau seines Nächsten naht: Wer immer sie berührt, er bleibt nicht unbestraft. Ein Dieb wird nicht verachtet, wenn er stiehlt, um seine Gier zu stillen, weil ihn hungert; jedoch ertappt, muß er es siebenfach ersetzen, die ganze Habe seines Hauses muß er opfern. Wer sich mit einer Frau vergeht, ist einsichtslos; nur wer sich selbst verderben will, wird solches tun. Bestrafung wird er ernten und auch Schande, und seine Schmach wird nimmer ausgetilgt. Denn eifersüchtig glüht der Zorn des Mannes, am Tag der Rache kennt er keine Schonung. Kein Sühnegeld wird er entgegennehmen und gibt nicht nach, so hoch du ihn entschädigst. Beachte, mein Sohn, meine Reden, und meine Gebote verwahre bei dir! Ja, meine Gebote beachte - dann lebst du - und wie deinen Augapfel meine Belehrung! Hefte sie immerdar an deine Finger, schreibe sie dir auf die Tafel des Herzens! Sprich zu der Weisheit: "Du bist meine Schwester", und "meine Vertraute" nenne die Einsicht, um dich vor des anderen Frau zu bewahren, vor der Fremden mit ihren verführenden Reden. Denn durch meines Hauses Fenster hinaus und durch meine Gitter spähte ich vor. Da schaute ich unter den Haltlosen (einen), sah unter den Söhnen den törichten Jungmann. Er ging auf der Straße, nicht fern ihrer Ecke, und schritt auf dem Wege entlang ihrem Haus, im Zwielicht am Abend, zu Ende des Tages, zur Stunde der Nacht und des Dunkels. Und sieh da, eine Frau, ihm nur knapp gegenüber, gekleidet als Buhlerin, Arglist im Herzen. Voll Leidenschaft war sie und ohne Beherrschung, nicht wollten daheim ihre Füße verweilen; und bald auf der Straße und bald auf den Plätzen, an sämtlichen Ecken lauerte sie. Schon hielt sie ihn fest und hat ihn geküßt, mit frechem Gesichte nun sprach sie zu ihm: "Ein Friedopfer hatte ich noch zu entrichten, heut habe ich mein Gelübde erfüllt. Darum ging ich aus, nur um dir zu begegnen; ich wollte dich suchen und finde dich jetzt. Ich habe mit Decken mein Lager bereitet, mit Tüchern, gemacht aus ägyptischem Leinen. Ich habe mein Bett auch mit Duftöl besprengt, mit köstlicher Myrrhe, mit Aloë und Zimt. Komm mit, wir genießen bis zum Morgen die Liebe, wir wollen schwelgen in Liebeslust! Denn abwesend ist vom Hause mein Mann, ist weit in die Ferne auf Reisen gezogen. Die Geldbörse selbst hat er mit sich genommen, wenn Vollmond wird, kommt er erst wieder zurück." Sie machte ihn mürbe durch vieles Bereden, verführte ihn mit ihren schmeichelnden Lippen. So geht er nun hinter ihr her, der Betörte, genau wie ein Stier, der zur Schlachtbank herankommt, und gleich wie ein Hirsch, der da springt in die Schlinge, bis daß ihm ein Pfeil seine Leber durchbohrt; und so wie ein Vogel, der schnell in ein Netz fliegt und gar nicht bemerkt, daß sein Leben Gefahr läuft. Wohlan denn, ihr Söhne, hört auf mich, und merkt auf das, was mein Mund zu euch spricht! Nicht möge dein Herz ihren Wegen verfallen, geh nicht in die Irre entlang ihren Pfaden! Denn viel sind der Toten, die sie gestürzt hat, und zahlreich all jene, die sie gemordet. Nur Wege zur Unterwelt bietet ihr Haus; sie führen hinab zu den Kammern des Todes. Läßt nicht die Weisheit ihren Ruf erschallen, läßt nicht die Einsicht ihre Stimme hören? Am Aufstieg zu den Höhen, an der Straße, an der Kreuzung der Wege tritt sie auf. Auch bei den Toren, wo die Stadt beginnt, am Eingang durch die Pforten ruft sie laut: "An euch ergeht, ihr Leute hier, mein Ruf, und meine Stimme an die Menschenkinder. Begreift die Klugheit, all ihr Einsichtslosen, ihr Toren, richtet euer Herz zurecht! Hört zu, denn nur, was recht ist, will ich künden und meine Lippen öffnen für das Redliche. Denn reine Wahrheit spricht mein Mund, und Schlechtes ist ein Greuel meinen Lippen. Gerecht sind alle Reden meines Mundes, enthalten keine Falschheit und Verkehrtheit. Sie alle sind dem Einsichtsvollen faßbar und klar für jene, die Erkenntnis suchen. Nehmt Zucht noch lieber an als Silber, Erkenntnis lieber als das reinste Gold; denn besser ist die Weisheit als Korallen, kein Kleinod gibt es, das ihr gleichen könnte. Ich, die Weisheit, weile bei der Klugheit, und Erkenntnis kluger Pläne finde ich. Furcht des Herrn bedeutet Haß des Bösen; Hoffart, Hochmut, bösen Lebenswandel und verkehrte Reden hasse ich. Bei mir ist Rat und viel Erfolg, ich bin die Einsicht, mein ist Kraft. Durch mich regieren Könige, entscheiden Mächtige nach Recht. Durch mich befehlen Vorgesetzte und richten Fürsten nach Gerechtigkeit. Ich liebe alle, die mich lieben, und die mich suchen, finden mich. Bei mir ist Reichtum und auch Ehre, erhabene Würde und gerechter Lohn. Mein Nutzen übertrifft das feinste Gold und mein Ertrag das auserlesene Silber. Ich wandle auf dem Wege der Gerechtigkeit und mitten auf des Rechtes Pfaden. Ich spende meinen Freunden reiche Gaben und fülle ihre Speicher an mit Schätzen. Mich schuf der Herr als Erstling seines Wirkens vor seinen Werken in der grauen Urzeit. In fernster Zeit bin ich gebildet worden, im Anfang vor dem Anbeginn der Erde. Als noch kein Weltmeer war, bin ich geboren; als es nicht Quellen gab, an Wassern reich. Bevor die Berge tief verankert wurden, und vor den Hügeln ward ich schon geboren. Als er noch nicht gemacht die Erde und die Fluren, noch insgesamt die Schollen auf dem Festland, als er den Himmel schuf, war ich zugegen, als er die Wölbung abmaß über Wassertiefen. Als er befestigte die Wolken oben, als er erstarken ließ die Quellen aus der Tiefe, als er dem Meere seine Grenze setzte, die Wasser sein Gebot nicht überschritten, als er der Erde Fundamente legte, da stand ich als Beraterin an seiner Seite. Und ich war seine Wonne Tag für Tag, indem ich vor ihm spielte allezeit; ich spielte auf dem Umkreis seiner Erde, und meine Wonne sind die Menschenkinder. Nun denn, ihr Söhne, hört auf mich, und selig, wer auf meine Wege achtet! Vernehmt die Zucht, damit ihr weise werdet, und lehnet meine Mahnung nimmer ab! Ja, selig jeder Mensch, der hört auf mich, um Tag für Tag vor meiner Tür zu wachen und um zu hüten meiner Tore Pfosten! Denn wer mich findet, findet Leben und erntet Wohlgefallen von dem Herrn. Wer aber mich verfehlt, betrügt sich selbst; ein jeder, der mich haßt, der liebt den Tod." Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, hat ihre sieben Säulen aufgestellt, ihr Vieh geschlachtet, ihren Wein gemischt, auch hat sie ihre Tafel schon gedeckt. Sie sandte ihre Mägde aus und ruft am Vorsprung bei der hohen Burg der Stadt: "Wer ungelehrt ist, biege hierher ein, und wem die Einsicht fehlt, dem will ich künden: Kommt her, genießt von meinem Brot, und trinkt vom Wein, den ich gemischt! Gebt Torheit auf, damit ihr lebt, und schreitet auf der Einsicht Pfad!" Wer den Frevler zurechtweist, erwirbt sich Schande, wer den Gottlosen tadelt, eigene Schmach. Tadle nicht den Frevler, damit er dich nicht hasse; tadle den Weisen, so wird er dich lieben! Unterrichte den Weisen, so wird er noch weiser; belehre den Gerechten, so wächst er an Bildung! Der Anfang der Weisheit ist Furcht des Herrn, und Erkenntnis des Allheiligen Einsicht. Denn durch sie werden viel deine Tage und zahlreich die Jahre des Lebens. Bist du weise, so ist das dein eigener Nutzen; bist du zuchtlos, so hast du allein es zu tragen. Die Torheit fiebert nach Verführung und kümmert sich um keine Scham. Sie sitzt am Eingang ihres Hauses auf einem Throne bei der hohen Burg der Stadt, um anzurufen, die des Weges ziehen, gerader Richtung ihre Pfade schreiten: "Wer ungelehrt ist, biege hierher ein, und wem die Einsicht fehlt, dem will ich künden: Wasser, das gestohlen ist, schmeckt süß, und heimlich angeeignet Brot schmeckt gut!" Und nicht bedenkt man, daß dort Totengeister sind und ihre Gäste in der tiefen Unterwelt. Sprüche Salomos: Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, ein törichter ist seiner Mutter Kummer. Unrecht Gut ist kein Gewinn; vom Tode aber rettet die Gerechtigkeit. Gerechte läßt der Herr nicht Hunger leiden, jedoch die Gier der Frevler weist er ab. Die faule Hand verursacht Armut, doch Reichtum schafft die Hand der Fleißigen. Ein kluger Mann ist, wer im Sommer sammelt, ein schlechter, wer zur Zeit der Ernte schläft. Segen kommt auf des Gerechten Haupt, doch Unheil birgt der Frevler Mund. Es bleibt in Segen des Gerechten Nachruhm, der Frevler Name aber wird vergehen. Wer weisen Herzens ist, nimmt die Gebote an, wer aber töricht ist im Reden, kommt zu Fall. Wer schuldlos wandelt, wandelt sicher, wer krumme Wege geht, der wird ertappt. Wer mit den Augen blinzelt, mehrt das Leid, doch wer mit Freimut tadelt, stiftet Frieden. Ein Lebensquell ist des Gerechten Mund, doch Unheil birgt der Mund der Frevler. Haß erregt nur Streitigkeiten, doch alle Fehler deckt die Liebe zu. Weisheit schmückt die Lippen des Verständigen, doch eine Rute ziemt dem Rücken eines Toren. Weise halten sich zurück mit ihrem Wissen, des Toren Mund jedoch ist nahes Unheil. Des Reichen Habe ist ihm eine feste Stadt, ein Unglück für den Dürftigen ist seine Armut. Der Ertrag des Gerechten führt zum Leben, der Erwerb des Frevlers aber zur Sünde. Zum Leben pilgert hin, wer Zucht bewahrt, doch in die Irre geht, wer Mahnungen verschmäht. Wer Haß verborgen hält, hat lügnerische Lippen, und wer Verleumdung aussprengt, ist ein Tor. Bei vielen Reden bleibt Verfehlung nimmer aus, wer aber seine Lippen zügelt, handelt klug. Geklärtes Silber ist die Zunge des Gerechten, das Herz der Frevler aber ist nur wenig wert. Die Lippen des Gerechten leiten viele, doch Toren kommen um durch Unverstand. Der Segen Gottes führt zu Reichtum, und er verbindet mit ihm keine Mühe. Schandtat üben macht dem Toren Freude, doch Weisheit dem verständnisreichen Mann. Was der Frevler fürchtet, kommt über ihn, und was Gerechte wünschen, wird ihnen erfüllt. Wenn der Sturm daherbraust, verschwindet der Frevler, der Gerechte jedoch steht auf ewigem Grund. Wie Essig für die Zähne und Rauch für die Augen, so ist der Faule für seinen Auftraggeber. Die Furcht des Herrn vermehrt die Lebenstage, der Frevler Jahre aber sind verkürzt. Die Hoffnung der Gerechten sprießt empor, der Frevler Sehnsucht aber wird zunichte. Ein Schutzwall ist der Herr dem schuldlos Wandelnden, ein Schrecken aber für die Übeltäter. Auf ewig wird nicht wanken ein Gerechter, doch Frevler bleiben nicht im Lande wohnen. Des Gerechten Mund läßt Weisheit sprießen, doch ausgetilgt wird falsche Zunge. Die Lippen des Gerechten kennen Wohlgefallen, der Frevler Mund jedoch Verkehrtheit. Falsche Waage ist dem Herrn ein Greuel und richtiges Gewicht sein Wohlgefallen. Kommt Übermut, so kommt auch Schande, doch bei Bescheidenen ist Weisheit. Die Unschuld führt zum Ziel die Redlichen, Verderbtheit macht zunichte die Verbrecher. Reichtum nützt am Tag des Zornes nichts, Gerechtigkeit jedoch bewahrt vor Tod. Des Lauteren Gerechtigkeit macht eben seinen Weg, der Frevler aber kommt zu Fall durch seine Schlechtigkeit. Der Redlichen Gerechtigkeit bringt ihnen Rettung, Verbrecher aber fangen sich in ihrer Gier. Beim Tod des (schlechten) Menschen schwindet alle Hoffnung, und die Erwartungen der Toren sind zunichte. Gerettet aus der Not wird der Gerechte, und an seine Stelle rückt der Frevler. Durch seinen Mund verführt der Schurke seinen Nächsten, aber die Gerechten retten sich durch Einsicht. Beim Glücke der Gerechten jauchzt die Stadt, und Jubel herrscht beim Untergang der Frevler. Die Stadt blüht auf beim Segen Redlicher, doch abgerissen wird sie durch den Mund der Frevler. Der Tor behandelt seinen Nächsten mit Verachtung, ein kluger Mann jedoch hüllt sich in Schweigen. Wer herumläuft als Verleumder, der verrät Geheimnisse; wer aber zuverlässig ist, kann etwas still für sich behalten. Wenn kluge Überlegung mangelt, kommt ein Volk zu Fall; in reichlicher Beratung aber ist das Heil gelegen. Schlimm geht es aus, wenn man für andre bürgt; wer aber Handschlag ablehnt, der geht sicher. Zu Ehren kommt die liebenswürdige Frau; ein Schandfleck ist die Frau, die Tugend haßt. Den Faulen geht die Habe aus; wer fleißig ist, gelangt zu Reichtum. Wer gütig ist, erquickt sich selbst; wer grausam ist, der quält sich selbst. Der Frevler erntet trügerische Zinsen, doch festen Lohn, wer sät Gerechtigkeit. Wer feststeht in Gerechtigkeit, gelangt zum Leben, wer aber nach dem Bösen jagt, zu seinem Tod. Ein Greuel ist dem Herrn, wer falschen Herzens ist; sein Wohlgefallen sind die schuldlos Wandelnden. Die Hand darauf: der Böse bleibt nicht ungestraft, doch Rettung findet das Geschlecht der Frommen. Ein goldner Ring im Rüssel eines Schweines - ein schönes Weib, doch ohne Zartgefühl. In Glück nur endet das Begehren der Gerechten, in Zorn jedoch der Frevelhaften Hoffnung. Mancher teilt (an Arme) aus und wird noch reicher, und mancher spart wohl mehr als recht und kommt in Not. Wer gerne gibt, wird gelabt, und wer erquickt, wird selbst erquickt. Wer Korn zurückhält, den verwünscht das Volk; doch Segen kommt auf den herab, der Korn verkauft. Wer Gutes anstrebt, sucht das Wohlgefallen (Gottes), und wer nach Bösem trachtet, den ereilt es auch. Wer sich verläßt auf seinen Reichtum, kommt zu Fall; Gerechte aber sprießen gleich dem Laub. Wer sich nicht kümmert um sein Haus, der erntet Wind; derTor wird Knecht bei dem, der weise ist. Die Frucht des Rechttuns ist ein Lebensbaum, Gewalttat aber raubt das Leben. Wenn dem Gerechten selbst vergolten wird auf Erden, um wieviel mehr dem Frevler und dem Sünder! Wer Zucht liebt, liebt Erkenntnis, wer aber Tadel haßt, ist töricht. Der Gute findet Wohlgefallen bei dem Herrn, den Hinterhältigen jedoch verdammt er. Durch Frevel kann kein Mensch Bestand erlangen, doch nimmer wankt die Wurzel der Gerechten. Eine tüchtige Frau ist die Krone ihres Mannes, eine schandbare aber wie Fäulnis im Gebein. Die Gedanken der Frommen zielen auf Recht, die Ränke der Frevler auf Trug. Ein Lauern auf Blut sind die Worte der Frevler, den Redlichen aber bringt Rettung ihr Mund. Die Frevler stürzen und sind verschwunden, das Haus der Frommen aber steht fest. Nach dem Maß seiner Einsicht wird jeder gelobt, und wer verkehrt ist im Herzen, verfällt der Verachtung. Lieber ein Geringer sein und für sich schaffen als vornehm tun und nichts zu essen haben. Der Gerechte weiß, was not tut seinem Vieh, das Gemüt der Frevler aber ist grausam. Wer seine Flur bebaut, hat reichlich Brot, doch wer Nichtigkeiten nachjagt, ist töricht. Schwankender Lehm ist die Burg der Bösen, doch die Wurzel der Gerechten steht fest. Durch der Lippen Verfehlung verstrickt sich der Böse, doch der Bedrängnis entgeht der Gerechte. Von seiner Reden Frucht wird jeder satt an Lohn, und das Verdienst der Hände fällt auf ihn zurück. Der Weg des Toren gilt ihm selbst als richtig, ein Weiser aber hört auf Rat. Der Tor tut alsbald seinen Ärger kund, der kluge Mann jedoch verbirgt die Schmach. Wahrheit spricht, wer richtig aussagt, Trug jedoch ein falscher Zeuge. Gleich einem Schwertstich wirkt das Reden mancher, doch Heilung bringt der Weisen Zunge. Wahre Lippe hat Bestand für immer, doch einen Augenblick nur falsche Zunge. Täuschung trägt im Herzen, wer auf Unheil sinnt. Freude herrscht bei allen, die zum Heile raten. Kein Unheil gibt es, das Gerechte trifft, die Frevler aber sind des Unglücks voll. Ein Greuel vor dem Herrn sind lügenhafte Lippen, wer aber Wahrheit übt, genießt sein Wohlgefallen. Ein kluger Mann verbirgt sein Wissen, der Toren Herz schreit Narrheit aus. Zur Herrschaft kommt die Hand des Fleißigen, der Faule aber leistet Fronarbeit. Kummer drückt das Herz des Menschen nieder, ein gutes Wort jedoch erheitert es. Erspähen wird sich der Gerechte seinen Weideplatz, der Weg der Frevler aber führt sie selber fehl. Der Träge hat nicht seinen Mundvorrat, doch reiches Gut der Fleißige. Leben steht am Pfade der Gerechtigkeit, der Weg des Abfalls aber führt zum Tod. Ein weiser Sohn hat Mahnung lieb, ein zügelloser hört auf keinen Vorwurf. Von seiner Reden Frucht genießt ein jeder Lohn, das Streben der Verbrecher aber ist Gewalttat. Wer seinen Mund bewacht, bewahrt sein Leben, wer seine Lippen aufsperrt, dem droht Untergang. Es sehnt sich - doch umsonst - des Faulen Seele, aber die des Fleißigen wird reich gelabt. Falsches Treiben ist verhaßt dem Frommen, der Frevler aber handelt schlecht und schimpflich. Gerechtigkeit behütet schuldlos Wandelnde, die Frevler aber bringt zu Fall die Sünde. Gar mancher stellt sich reich und hat doch nichts, (mancher) stellt sich arm und hat viel Gut. Lösegeld für eines Menschen Leben ist sein Reichtum, der Arme aber hört von Loskauf nichts. Das Licht der Gerechten gedeiht, die Lampe der Frevler erlischt. Ein Nichtsnutz stiftet Zank durch Übermut, doch Weisheit ist bei dem, der sich beraten läßt. Schnell errafftes Gut vergeht auch schnell, wer aber sammelt handvollweis, vermehrt es. Ein Hoffen, das zu lange währt, macht krank das Herz, jedoch ein Lebensbaum ist der erfüllte Wunsch. Wer ein (gutes) Wort verachtet, geht zugrunde, wer aber Ehrfurcht hat vor dem Gebot, bleibt unversehrt. Des Weisen Lehre ist ein Lebensquell, um so des Todes Fallen zu entkommen. Gute Einsicht bringt in Gunst, doch der Verbrecher Weg führt nie zum Ziel. Alles tut der Kluge mit Verstand, der Tor jedoch kramt seine Dummheit aus. Ein frevelhafter Bote führt ins Unglück, ein treuer Bote aber ist Erquickung. Not und Schande trifft den Feind der Zucht, doch wer auf Rüge achtet, wird geehrt. Befriedigtes Verlangen tut der Seele wohl, vom Bösen abzulassen, ist ein Greuel für den Toren. Verkehre mit den Weisen, und du wirst ein Weiser, doch wer mit Toren umgeht, dem ergeht es schlecht. Das Unglück folgt den Sündern nach, Glück jedoch belohnt die Frommen. Der Gute hinterläßt noch Kindeskindern Erbschaft, und dem Gerechten wird des Sünders Habe aufbewahrt. Reiche Speise ist in Händen hoher Herren, doch der Arme wird zu Unrecht weggerafft. Wer seine Rute schont, haßt seinen Sohn, doch wer ihn liebhat, nimmt ihn früh in Zucht. Der Gerechte hat zu essen bis zur Sättigung des Hungers, doch der Bauch der Frevler leidet Mangel. Weisheit, eine hohe Frau, erbaut ihr Haus: die Torheit aber reißt es eigenhändig nieder. Wer redlich wandelt, fürchtet den Herrn; wer krumme Wege geht, verachtet ihn. Vom Mund des Toren kommt für seinen Rücken eine Rute, den Weisen aber bringen ihre Lippen Rettung. Der Rinder Leistung füllt den Trog mit Korn, und reicher Nutzen kommt durch Stieres Kraft. Nie lügt ein Zeuge, der verläßlich ist; ein falscher Zeuge aber zischelt Lügen. Weisheit sucht ein Prahler, doch vergebens; dem Klugen aber fällt Erkenntnis leicht. Tritt einem Toren gegenüber, so merkst du nichts von klugen Lippen! Das ist des Klugen Weisheit: seinen Weg zu kennen, jedoch der Toren Narrheit: Täuschung. Toren leihen, aber geben nicht zurück; doch unter Redlichen herrscht Rückerstattung. Das eigene Herz kennt seinen Seelenschmerz, und auch in seine Freude kann ein Fremder sich nicht mischen. Das Haus der Frevler wird zerstört, das Zelt der Redlichen blüht auf. Gar mancher Weg dünkt einen eben, doch Todeswege sind sein Ende. Beim Lachen selbst grämt sich das Herz, und Leid ist aller Freude Ende. Satt wird von seinen Wegen der Verräter und auch von seiner Werke Lohn der Gute. Der dumme Mensch traut jedem Wort, der Kluge überlegt sich seine Schritte. Der Weise fürchtet sich und schreckt zurück vor Bösem, der Tor ist schrankenlos und gar vermessen. Wer zornig ist, verübt nur Torheit; doch wer besonnen ist, bleibt ruhig. Der Toren Schmuck ist ihre Narrheit, mit Weisheit aber krönt man Kluge. Vor den Guten müssen sich die Bösen beugen und die Frevler an den Türen der Gerechten. Selbst seinem Nächsten ist verhaßt der Arme, doch zahlreich sind des Reichen Freunde. Wer verachtet seinen Nächsten, sündigt schwer; wohl dem, der sich der Darbenden erbarmt! Gehen nicht, die Böses planen, in die Irre? Doch Lieb' und Treue über die, die Gutes planen! Jede schwere Mühe bringt Gewinn, doch leere Worte führen nur zu Mangel. Der Weisen Kranz ist ihre Klugheit, der Toren Krone ihre Narrheit. Ein wahrer Zeuge ist ein Lebensretter, wer aber Lügen zischelt, der enttäuscht. Starke Zuversicht liegt in der Furcht des Herrn, und seinen Söhnen wird er Zuflucht sein. Ein Quell des Lebens ist die Furcht des Herrn, um so des Todes Fallen zu entkommen. Ein starkes Volk ist eines Königs Ruhm, doch schwache Bürgerschaft des Fürsten Untergang. Wer Langmut übt, ist reich an Einsicht; wer Jähzorn hegt, vermehrt die Torheit. Des Leibes Leben ist ein ruhiges Gemüt, doch Fäulnis im Gebein die schlimme Eifersucht. Wer den Geringen unterdrückt, schmäht dessen Schöpfer, hingegen ehrt ihn, wer des Armen sich erbarmt. Der Frevler kommt zu Fall durch seine Bosheit, der Fromme hat in seiner Unschuld eine Zuflucht. Weisheit ruht im Herzen des Verständigen, im Innern eines Toren ist sie unbekannt. Gerechtigkeit erhöht ein Volk, doch Sünde ist die Schmach der Völker. Des Königs Huld erlangt ein kluger Diener, doch trifft sein Grimm den schändlichen. Gelinde Antwort wendet ab den Zorn, verletzend Wort jedoch erregt den Grimm. Des Weisen Zunge träufelt von Erkenntnis, der Mund des Toren aber sprudelt Narrheit aus. An jedem Orte sind die Augen Gottes, auf Böse und auf Gute blicken sie. Die sanfte Zunge ist ein Lebensbaum, die falsche ist Zusammenbruch des Geistes. Der Tor verschmäht die Mahnung seines Vaters, doch wer auf Rüge achtet, handelt klug. Viel Reichtum ist im Hause des Gerechten, doch der Ertrag des Frevlers wird zerrüttet. Der Weisen Lippen hüten die Erkenntnis, der Toren Herz ist nicht in Ordnung. Der Frevler Opfer ist ein Greuel für den Herrn, doch das Gebet der Redlichen sein Wohlgefallen. Ein Greuel ist dem Herrn der Weg des Frevlers, doch wer Gerechtigkeit erstrebt, den liebt er. Streng wird gezüchtigt, wer den rechten Pfad verläßt; wer Rüge ablehnt, ist dem Tod verfallen. Totenreich und Unterwelt liegen offen vor dem Herrn, um wieviel mehr das Herz der Menschenkinder! Der Prahlerische liebt es nicht, daß man ihn rügt, zu weisen Menschen mag er sich nicht hinbegeben. Ein fröhlich Herz macht auch das Antlitz heiter, jedoch bei Herzeleid ist das Gemüt bedrückt. Das Herz des Weisen sucht Erkenntnis, der Mund der Toren geht auf Narrheit aus. Alle Tage des Bedürftigen sind schlecht, wer aber frohen Herzens ist, hat dauernd Festmahl. Besser wenig, doch in Furcht des Herrn, als viel Besitz und deshalb keine Ruhe. Besser ein Gericht Gemüse, doch mit Liebe, als ein fettes Rind und Haß dabei. Ein zornerhitzter Mann ruft Streit hervor, ein sanfter aber stillt den Zank. Der Dornenhecke gleicht der Weg des Faulen, der Pfad der Redlichen jedoch ist wohlgebahnt. Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude, ein Tor verachtet seine Mutter. Torheit macht dem Unvernünftigen Vergnügen, jedoch geraden Weges geht der kluge Mann. Pläne scheitern, wo Beratung fehlt, wo aber viele raten, kommt Erfolg zustande. Jedermann ist froh, wenn Antwort weiß sein Mund; und ein Wort zur rechten Zeit, wie angenehm ist es! Ein Lebenspfad zur Höhe wartet auf den Weisen, daß er der Unterwelt entkomme in der Tiefe. Das Haus des Stolzen reißt der Herr hinweg, jedoch der Witwe Grenze legt er fest. Des Bösen Pläne sind dem Herrn ein Greuel, rein aber sind ihm liebevolle Reden. Sein Haus zerstört, wer unrecht Gut annimmt, doch wer Bestechung haßt, wird leben. Das Herz des Frommen überlegt sich seine Antwort, der Mund der Frevler aber sprudelt Bosheit aus. Den Frevler hält der Herr sich fern, doch hört er das Gebet der Frommen. Leuchtende Augen erfreuen das Herz, gute Kunde labt den Leib. Ein Ohr, das auf lebenerhaltende Rüge hört, wird weilen mitten unter Weisen. Wer sich um Zucht nicht kümmert, achtet selbst sich nicht, doch wer auf Rüge hört, erwirbt Verstand. Die Furcht des Herrn ist weise Zucht, und Demut geht voraus der Ehre. Vom Menschen kommt des Herzens Planen, vom Herrn jedoch der Zunge Antwort. Dem Menschen scheinen alle seine Wege rein, doch der die Geister prüfet, ist der Herr. Stell dein Tun dem Herrn anheim, dann gelingen deine Pläne! Alles schuf der Herr zu seinem Zweck, ja selbst den Frevler für den Tag des Unheils. Ein Greuel für den Herrn ist jeder Stolze; die Hand darauf: er bleibt nicht unbestraft. Sünde wird gesühnt durch Lieb' und Treue; durch Gottesfurcht bleibt man dem Bösen fern. Gefällt dem Herrn der Wandel eines Menschen, so stimmt er ihm auch seine Feinde friedlich. Besser wenig mit Gerechtigkeit als eine Menge Gut mit Unrecht. Des Menschen Herz plant seinen Weg, der Herr jedoch lenkt seinen Schritt. Gottesurteil ruht auf eines Königs Lippen, und spricht er Recht, verfehlt sein Mund sich nicht. Genaue Waage stammt vom Herrn, sein Werk sind die Gewichte in der Tasche. Für Könige ist Freveltat ein Greuel, denn durch Gerechtigkeit steht fest der Thron. Des Königs Wohlgefallen sind gerechte Lippen, wer Rechtes redet, ist bei ihm beliebt. Der Zorn des Königs ist wie Todesboten, der weise Mann jedoch besänftigt ihn. Leben bringt des Königs freundliches Gesicht, sein Wohlgefallen gleicht der Frühjahrsregenwolke. Besser als das feinste Gold ist der Gewinn von Weisheit, und der Gewinn von Einsicht übertrifft das Silber. Böses meiden ist die Bahn der Redlichen; sich selbst behütet, wer auf seinen Wandel achtet. Stolz kommt vor dem Sturz und Hochmut vor dem Fall. Besser klein sein mit den Niedrigen als Beute teilen mit den Stolzen. Wer auf das Mahnwort achtet, findet Glück; Heil dem, der auf den Herrn vertraut! Wer weisen Herzens ist, den nennt man klug, und angenehme Rede fördert die Belehrung. Ein Lebensquell ist Einsicht dem, der sie besitzt, doch Torheit ist die Züchtigung der Toren. Des Weisen Herz füllt seinen Mund mit Einsicht und mehrt auf seinen Lippen die Belehrung. Milde Reden sind wie Wabenhonig, der Seele süß und Labsal für den Leib. Gar mancher Weg dünkt einen eben, doch Todeswege sind sein Ende. Des Tagelöhners Hunger lohnt sich ihm, da nimmer satt sein Mund ihn vorwärtstreibt. Ein Herd von Bosheit ist der Taugenichts, auf seinen Lippen brennt ein sengend Feuer. Ein Mensch voll Hinterlist verursacht Streit, und ein Verleumder trennt vertraute Freunde. Ein verbrecherischer Mensch verleitet seinen Nächsten und führt ihn hin auf schlechten Weg. Wer mit den Augen blinzelt, sinnt auf Tücke, wer seine Lippen kneift, hat Bosheit schon bereit. Graues Haar ist eine Ehrenkrone; sie findet sich am Wege der Gerechtigkeit. Wer Langmut übt, ist besser als ein Kriegsheld, ein Selbstbeherrschter tapferer als ein Burgbezwinger. Im Bausch des Kleides schüttelt man das Los, doch kommt vom Herrn all sein Entscheid. Besser ein trockener Bissen in Ruhe als ein Haus voll Braten mit Zank. Ein kluger Knecht befiehlt dem schlechten Sohn, und mit den Brüdern teilt er sich ins Erbe. Der Tiegel ist für Silber, für Gold der Ofen recht, doch der die Herzen prüft, das ist der Herr. Der Übeltäter horcht auf schlechte Lippen; Falschheit lauscht auf liederliche Zunge. Wer über Arme spottet, lästert ihren Schöpfer, wer sich am Unglück freut, der bleibt nicht unbestraft. Der Greise Ehrenkranz sind Kindeskinder, und der Söhne Ruhm sind ihre Väter. Nicht ziemt dem Toren unbeherrschte Lippe, noch weniger dem Edlen lügenhafter Mund. Bestechungsgelder sind ein Zauberstein für ihren Geber; wohin er sich auch wendet, hat er stets Erfolg. Wer Fehler zudeckt, pflegt die Freundschaft, doch wer sie weiterträgt, verstößt den Freund. Ein Vorwurf trifft den Weisen tiefer als hundert Schläge einen Toren. Der Böse trachtet nur nach Widerspenstigkeit; doch wird ein strenger Bote wider ihn gesandt. Lieber mag einem ein Bär begegnen, dem man seine Jungen raubte, aber nur kein Tor in seinem Unverstand. Wer gute Tat vergilt mit Bösem, aus dessen Haus weicht nicht das Unglück. Eine Wasserflut entfesselt, wer den Streit beginnt; daher laß ab, noch ehe Zank entspringt! Wer den Frevler freispricht und verdammt den Frommen - alle beide sind ein Greuel für den Herrn. Wozu denn Geld in eines Toren Hand? Um Weisheit gar zu kaufen, obgleich ihm Einsicht fehlt? Zu jeder Zeit ist liebevoll der Freund, als Bruder ist er für die Not geboren. Ein dummer Mensch ist der, der Handschlag gibt, der Bürgschaft übernimmt für seinen Nächsten. Die Sünde liebt, wer liebt den Streit; wer seine Tür zu hoch macht, sucht den Sturz. Wer falschen Herzens ist, erlangt kein Glück, und wer verkehrte Zunge führt, der stürzt ins Unheil. Wer einen Toren zeugt, dem bringt es Gram, und keine Freude hat der Vater eines Narren. Ein fröhlich Herz tut auch dem Körper gut, den Leib dörrt aus ein kummervoll Gemüt. Bestechung nimmt der Frevler aus der Tasche an, um so des Rechtes Pfade umzubiegen. Weisheit steht dem Einsichtsvollen vor dem Antlitz; doch des Toren Auge schweift am Rand der Erde. Verdruß für seinen Vater ist ein töricht Kind und eine Bitternis für seine Mutter. Mit Geld den Frommen zu bestrafen, ist schon schlimm, doch Edlen Schläge zu erteilen, geht zu weit. Wer mit seinen Worten spart, kennt Einsicht, und der kühl Beherrschte ist ein kluger Mann. Auch ein Tor kann, wenn er schweigt, als weise gelten und als verständig, wenn er seine Lippen schließt. Nach einem Vorwand sucht der Abgefallene; mit aller Kraft bricht er dann los. Der Tor hat kein Gefallen an der Einsicht, wohl aber am Enthüllen seiner Denkart. Wenn Frevel kommt, kommt auch Verachtung, und mit der Schandtat kommt die Schmach. Tiefe Wasser sind die Worte aus des Menschen Mund, ein Bach, der sprudelnd rinnt, ein Quell der Weisheit. Es ist nicht recht, Partei zu nehmen für den Frevler und den Gerechten im Gericht zu unterdrücken. Des Toren Lippen fangen Streit an, und sein Mund, er ruft nach Schlägen. Der Mund des Toren wird ihm zum Verderben, und seine Lippen sind ein Fallstrick für sein Leben. Wie Leckerbissen sind des Ohrenbläsers Worte, sie gleiten ein ins Innerste des Leibes. Wer träge ist bei seiner Arbeit, ist schon ein Bruder des Verderbers. Der Name Gottes ist ein fester Turm; der Gerechte flieht zu ihm und ist geborgen. Des Reichen Habe ist ihm eine feste Stadt und eine hohe Mauer - wie er fälschlich meint. Vor dem Sturz ist stolz des Menschen Herz, Demut aber geht voraus der Ehre. Gibt einer Antwort, eh' er recht gehört, gereicht ihm das zur Torheit und zur Schande. Des Menschen Geist hält seine Leiden aus; doch wer kann einen mißvergnügten Geist ertragen? Des Klugen Herz erwirbt Erkenntnis, der Weisen Ohr strebt nach Erkenntnis. Geschenke schaffen einem Menschen Raum und öffnen ihm den Zutritt zu den Großen. In einem Streite hat der erste recht; dann kommt jedoch sein Partner, ihn zu prüfen. Den Zwistigkeiten macht das Los ein Ende und entscheidet zwischen heftig Streitenden. Ein gekränkter Bruder ist verschlossener als eine Burg, und Zwistigkeit ist wie der Riegel einer Festung. Der Leib des Menschen sättigt sich von seiner Reden Frucht, und vom Ertrage seiner Lippen wird er satt. Tod und Leben sind in der Gewalt der Zunge, und wer mit Liebe auf sie achtet, kann ihre Frucht genießen. Gutes fand, wer eine (brave) Frau gefunden, und Wohlgefallen hat er von dem Herrn erlangt. Flehentliche Worte spricht der Arme; doch mit Härte gibt der Reiche Antwort. Manche Freunde führen zum Verderben, und mancher liebe Freund ist treuer als ein Bruder. Besser ist ein Armer, der in Unschuld wandelt, als einer mit verderbten Lippen, der ein Tor. Schon unvernünftiges Begehren ist nicht recht, und wessen Füße allzu hastig, der geht fehl. Des Menschen Torheit schadet seinem Weg, und dennoch grollt sein Herz dem Herrn. Besitz vermehrt die Zahl der Freunde, jedoch vom Armen sagt sein Freund sich los. Ein falscher Zeuge bleibt nicht unbestraft, wer Lügen spricht, wird nicht entrinnen. Gar viele schmeicheln dem, der vornehm ist, und jeder ist ein Freund von dem, der geben kann. Den Armen hassen alle seine Brüder, um wieviel mehr entfernen seine Freunde sich von ihm! [Gute Einsicht naht sich denen, die sie kennen, und ein Verständnisreicher wird sie finden. Wer zu viel redet, handelt frevelhaft.] Wer leeren Worten nachjagt, wird nicht leben. Wer sich Verstand erwirbt, der liebt sein Leben, und wer Vernunft bewahrt, der findet Gutes. Ein falscher Zeuge bleibt nicht unbestraft, wer Lügen spricht, der geht zugrunde. Wohlleben ist für Toren nicht geziemend, geschweige denn dem Knecht die Herrschaft über Fürsten. Langmütig macht den Menschen kluge Einsicht, sein Ruhm ist, über böses Tun hinwegzugehen. Dem Brüllen eines Löwen gleicht der Zorn des Königs, jedoch dem Tau auf Kräutern seine Huld. Ein Unglück für den Vater ist ein Tor als Sohn, und eines Weibes Zanken gleicht dem Dach, das dauernd tropft. Haus und Habe sind der Väter Erbe, jedoch vom Herrn ist eine kluge Frau. Faulheit stürzt die Vorratskammern ein, und eine träge Hand muß Hunger leiden. Wer die Gebote hält, bewahrt sein Leben, doch wer das Wort verachtet, stirbt dahin. Wer sich erbarmt des Armen, leiht dem Herrn, und seine Guttat wird er ihm vergelten. Bestrafe deinen Sohn, solang noch Hoffnung ist, und all sein Jammern sollst du nicht beachten! Wer großen Jähzorn hat, der muß ihn büßen; selbst wenn du schlichten möchtest, steigerst du ihn noch. Höre gern auf Rat und nimm Erziehung an, damit du weise seiest in der Zukunft! Viele Pläne faßt das Menschenherz, fest steht allein der Rat des Herrn. Des Menschen Streben dürstet nach Erwerb; doch besser arm als ein Betrüger sein! Die Furcht des Herrn gereicht zum Leben; gesättigt kann man wohnen, von keinem Unheil heimgesucht. Der Faule streckt zur Schüssel seine Hand und führt sie nicht einmal zu seinem Mund zurück. Wenn du den Prahler schlägst, wird der Betörte klug; und rügt man den Verständigen, so lernt er Einsicht. Wer seinen Vater schlecht behandelt, seine Mutter von sich jagt, ist ein schlimmer und schandbarer Sohn. Gibst du es auf, mein Sohn, auf Zucht zu hören, so weichst du ab von Worten der Erkenntnis. Ein verkehrter Zeuge untergräbt das Recht; der Mund der Frevler läuft von Unheil über. Für Prahler stehen Ruten schon bereit und Schläge für der Toren Rücken. Ein Gauner ist der Wein, ein Lärmer ist der Rauschtrank, und keiner, der von ihnen taumelt, ist ein Weiser. Dem Brüllen eines Löwen gleicht der Grimm des Königs; wer ihn zum Zorne reizt, verwirkt sein Leben. Ehrenvoll ist es für jeden, Streit zu meiden; ein jeder Tor jedoch bricht wütend los. Der Faule unterläßt im Herbst das Pflügen; sucht er dann zur Erntezeit, so ist nichts da. Tiefes Wasser ist ein Plan im Menschenherzen, der einsichtsvolle Mann jedoch weiß es zu schöpfen. Gar viele Menschen preisen ihre eigene Güte, wer aber findet einen Mann, der zuverlässig ist? Wer in seiner Unschuld wandelt als Gerechter, selig seine Kinder, die ihm folgen! Ein König, der auf seinem Richterstuhle sitzt, spürt mit seinen Augen alles Böse auf. Wer sagt mit Recht: "Ich hab' mein Herz geläutert, nun bin ich rein von aller meiner Sünde"? Zweierlei Gewichte oder Maße, ein Greuel vor dem Herrn sind beide. Durch sein Verhalten läßt der Knabe schon erkennen, ob lauter wird und redlich einst sein Tun. Das Ohr, das hört, das Auge, welches sieht, sie beide hat der Herr geschaffen. Liebe nicht den Schlaf, damit du nicht verarmst, halt offen deine Augen, so hast du reichlich Brot! "Schlecht, wie schlecht!" so spricht der Käufer, geht er aber weg, dann prahlt er. Gold und Perlen gibt es ohne Zahl, der schönste Schmuck jedoch sind kluge Lippen. Nimm weg sein Kleid, weil er für andre bürgte, und fremder Leute wegen pfände ihn! Das Brot der Lüge schmeckt dem Menschen süß; hernach jedoch füllt sich sein Mund mit Kieseln. Pläne werden durch Beratung fest, drum führ den Krieg mit Überlegung! Wer als Verleumder umgeht, der verrät Geheimnisse, mit einem dummen Schwätzer lasse dich nicht ein! Wer seinem Vater flucht und seiner Mutter, dessen Licht erlischt zur Zeit der Finsternis. Besitztum, anfangs schnell erhascht, das bleibt zuletzt doch ohne Segen. Sprich nicht: "Vergelten will ich Böses!" Vertraue auf den Herrn, so hilft er dir! Ein Greuel für den Herrn ist zweierlei Gewicht, und trügerische Waage ist verwerflich. Vom Herrn geleitet sind die Schritte eines jeden, jedoch der Mensch - wie wüßte er den Weg? Gefährlich ist es, unbedacht zu rufen: "Gott geweiht", und erst, nachdem Gelübde schon gemacht sind, dann zu überlegen. Ein weiser König sondert Frevler aus und rächt an ihnen ihre Missetat. Der Herr bewacht des Menschen Geist, und er durchforscht das Innerste des Leibes. Den König schirmen Lieb und Treue, er stützt durch Liebe seinen Thron. Der Jungen Ruhm ist ihre Kraft, die Zier der Alten graues Haar. Blutrote Striemen sind die (rechte) Körperpflege an dem Bösen und Schläge für das Innere des Leibes. Dem Bache gleicht das Herz des Königs in der Hand des Herrn; zu allem, was ihm wohlgefällt, da leitet er es hin. Ein jeder Weg scheint einem selber richtig, doch der die Herzen prüfet, ist der Herr. Gerechtigkeit und Recht zu üben, zieht der Herr dem Opfer vor. Der Augen Stolz, des Herzens Übermut sowie das Glück der Frevler schlagen fehl. Die Pläne eines Fleißigen führen völlig zum Erfolg, doch wer zu hastig ist, erreicht nur Mangel. Wer Schätze sich erwirbt mit trügerischer Zunge, jagt nach dem Nichts, hinein in Todesschlingen. Der Frevler Untat rafft sie selbst hinweg, weil sie sich weigern, Recht zu üben. Gewunden ist der Weg des schuldbeladenen Menschen, der Lautere jedoch - gerade ist sein Tun. Lieber wohnen in der Ecke eines Daches als mit einer bösen Frau in einem Haus zusammen. Des Frevlers Seele giert nach Bösem; sein Nächster findet vor ihm keine Gnade. Sobald der Prahler büßen muß, wird der Betörte weise; und bildet man den Weisen aus, so nimmt er Einsicht an. Der Gerechte belehrt des Frevlers Haus, sobald er die Frevler ins Unheil stürzt. Wer vor des Armen Hilferuf sein Ohr verschließt, auch der wird rufen, ohne Antwort zu erlangen. Im geheimen eine Gabe löscht den Zorn und aus der Tasche ein Geschenk den stärksten Grimm. Wenn Recht geschieht, so bringt das Frommen Freude, jedoch den Übeltätern nur Entsetzen. Ein Mensch, der abirrt von der Einsicht Pfad, wird bald im Reich der Toten ruhen. Der Not verfällt, wer Lustbarkeiten liebt; wer Wein und Salböl liebt, der wird nicht reich. Lösegeld für den Gerechten ist der Frevler, und für die Frommen ist es der Verbrecher. Lieber wohnen in dem Land der Wüste als mit einer Frau, die zänkisch ist und mürrisch. Ein feiner Schatz ruht in des Weisen Wohnstatt, der Tor jedoch verschleudert ihn. Wer nach Gerechtigkeit und Güte strebt, der findet Leben und auch Ehre. Zur Stadt der Helden steigt empor der Weise und stürzt das Bollwerk, dem sie fest vertraute. Wer seinen Mund und seine Zunge hütet, bewahrt sich selber vor Bedrängnis. Der Stolze, Übermütige - "Prahler" ist sein Name; er handelt stets aus unbeherrschtem Übermut. Den Faulen tötet sein Begehren; denn seine Hände scheuen sich vor Arbeit. Den ganzen Tag begehrt er voller Gier, doch der Gerechte gibt und knausert nicht. Der Frevler Opfer ist ein Greuel, zumal wenn dargebracht in schlechter Absicht. Ein lügenhafter Zeuge geht zugrunde; wer aber gerne zuhört, spricht erfolgreich. Es trotzt der frevelhafte Mensch mit frecher Miene, jedoch der Redliche, er ordnet seine Wege. Keine Weisheit gibt es, keine Einsicht, keinen Rat dem Herrn gegenüber. Gerüstet wird das Roß zum Tag der Schlacht, der Sieg jedoch hängt ab vom Herrn. Guter Ruf ist großem Reichtum vorzuziehen und hohe Achtung allem Gold und Silber. Reich und arm begegnen sich; ihrer aller Schöpfer ist der Herr. Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich; die Toren gehen weiter, aber büßen es. Der Lohn für Demut und für Gottesfurcht sind Reichtum, Ehre, Leben. Dornen und auch Schlingen liegen auf des Falschen Weg; wer sein Leben will behüten, bleibt von ihnen fern. Erzieh den Knaben seinem rechten Weg entsprechend, dann weicht er auch, selbst alt geworden, nicht von ihm. Der Reiche macht sich Arme untertänig, und Sklave wird der Schuldner seinem Gläubiger. Wer Unrecht sät, wird Unheil ernten, und seines Jähzorns Rute nimmt ein Ende. Gesegnet wird, wer milden Auges ist; weil er von seinem Brot dem Armen gibt. Treib fort den prahlerischen Schwätzer, und der Zank zieht weg, Streit und Schande kommen dann zur Ruhe. Wer Lauterkeit des Herzens liebt, bekommt ob seiner Redekunst zum Freund den König. Die Augen Gottes hüten die Erkenntnis, zu Fall bringt er die Worte des Verräters. Der Faule spricht: "Ein Löwe steht wohl draußen, und mitten auf der Straße werde ich getötet." Der Mund der Buhlerin ist eine tiefe Grube; wem zürnt der Herr, der fällt in sie hinein. Wenn Torheit haftet in des Knaben Herzen, entfernt Erziehung mit der Rute sie daraus. Bedrückt man einen Armen, bringt ihm das nur Vorteil; beschenkt man einen Reichen, schafft ihm das nur Mangel. Worte von Weisen: Neige mir dein Ohr und höre meine Worte, und für meine Weisheit mach dein Herz bereit! Denn schön ist es, wenn du in deinem Innern sie bewahrst; fest wie ein Zeltpflock mögen sie auf deinen Lippen haften! Daß auf den Herrn sich dein Vertrauen gründe, tu' ich dir heute seine Pfade kund. Ja, dreißig Sätze habe ich dir aufgeschrieben als weisen Rat und Stütze der Erkenntnis, um dir der sich'ren Wahrheit Worte kundzutun, damit du dem, der dich gesandt hat, Antwort geben kannst. Beraube nicht den Armen, weil er arm ist, nicht unterdrücke im Gericht den Dürftigen! Denn ihre Sache führt der Herr und raubt das Leben ihren Räubern. Dem Zornigen geselle dich nicht zu, und mit dem Hitzkopf pflege keinen Umgang, damit du nicht an seine Pfade dich gewöhnst und dieses dir zum Fallstrick für dein Leben wird! Zu jenen zähle nicht, die Handschlag geben und die für Schulden Bürgschaften leisten! Wenn dir die Mittel fehlen, um zu zahlen, nimmt man dein Bett dir unterm Leibe weg. Verrücke nicht die alte Grenze, die deine Väter schon errichtet haben! Erblickst du jemand, der behend in seiner Arbeit ist, der kann in Dienste treten bei den Königen; [nicht tritt er hin vor Niedrige]. Sitzest du beim Mahl mit einem Herrscher, so achte nur auf das, was vor dir steht, und lege dir ein Messer an die Kehle, wenn du zu gierig werden möchtest! Begehre nicht nach seinen Leckerbissen, denn das ist eine trügerische Speise! Mühe dich nicht ab, um Reichtum zu gewinnen, wobei du deine Einsicht opfern müßtest! Er fliegt davon: kaum blicken deine Augen hin, so ist er fort; denn plötzlich hat er Flügel sich verschafft gleichwie ein Adler und ist zum Himmel aufgeflogen. Geh nicht zum Mahl bei einem Geizigen, begehre nicht nach seinen Leckerbissen! Denn es ist wie etwas Ekelhaftes in der Kehle. "Iß nur und trink", spricht er zu dir, jedoch sein Herz ist dir nicht zugetan. Den Bissen, kaum gegessen, mußt du wieder speien und hast vergeudet deine schönen Worte. Vor den Ohren eines Dummen rede nicht, denn er verachtet deine einsichtsvollen Reden! Verrücke nicht die schon seit alters feste Grenze, und in der Waisen Felder dring nicht vor! Denn der Beschützer ihres Rechtes ist gar stark, und er wird ihre Sache führen wider dich. Lenke hin zur Zucht dein Herz, dein Ohr zu einsichtsvollen Reden! Erspare nicht dem Knaben strenge Zucht; wenn du ihn mit der Rute schlägst, so stirbt er nicht. Du schlägst ihn vielmehr mit der Rute und rettest vor dem Totenreich sein Leben. Mein Sohn, wenn weise ist dein Herz, dann freut sich auch mein eigenes Herz, und es frohlockt mein Innerstes, wenn deine Lippe Rechtes spricht. Nicht nach den Sündern eifere dein Herz, vielmehr nach Furcht des Herrn zu jeder Zeit! Denn sicher gibt es eine gute Zukunft, und deine Hoffnung wird dir nicht zerstört. Horch, du mein Sohn, und werde weise, und lenk dein Herz geraden Weges! Sei nicht bei denen, die dem Weine frönen, bei denen, die im Fleischgenusse schlemmen! Der Säufer und der Schlemmer wird verarmen, und Schläfrigkeit bekleidet dich mit Lumpen. Gehorche deinem Vater, der dich zeugte, verachte deine Mutter nicht, auch wenn sie alt ist! [Wahrheit kaufe - und verkaufe sie nicht -, Weisheit, Zucht und Einsicht!] Laut jubeln kann der Vater eines Frommen; wer einen Weisen zeugte, kann an ihm sich freuen. Dein Vater freue sich und deine Mutter, und es frohlocke die, die dich gebar! Schenk mir, mein Sohn, dein Herz, daß meine Wege deinen Augen wohlgefallen! Denn eine tiefe Grube ist die Dirne, ein enger Brunnen ist die fremde Frau. Ja, wie ein Räuber liegt sie auf der Lauer und mehrt in allen Kreisen die Verräter. Wer hat Ach, und wer hat Weh, wer Gezänk, und wer hat Jammer? Wer hat Wunden wegen nichts, wer hat Augen, trüb und matt? Die bis spät beim Weine sitzen, die da kommen, Trank zu kosten. - Schau den Wein nicht an, den roten, wie er Perlen treibt im Becher, ach, er rinnt so glatt hinein! Schließlich beißt er wie die Schlange, und er sticht wie eine Otter. Wunderliches sieht dein Auge, und dein Herz spricht wirres Zeug. Und du gleichst wohl einem Manne, der da schläft auf hoher See, schläft am Steuer seines Schiffes. "Jemand schlug mich - tat nicht weh! Jemand hieb mich - spürte nichts! Wann werd' ich vom Wein erwachen? Will von neuem nach ihm suchen!" Auf böse Menschen sei nicht neidisch, und wünsche ihren Umgang nicht! Denn Gewalttat plant ihr Herz, ihre Lippen reden Unheil. Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Einsicht fest gegründet. Durch Wissen füllen sich die Kammern an mit lauter Habe, kostbar und beglückend. Der Weise ist dem Starken überlegen, ein Verständiger dem Kraftbegabten. Denn nur mit Überlegung kannst du siegreich kämpfen, und Rettung kommt durch zahlreiche Berater. Zu hoch ist für den Törichten die Weisheit, im Tore tut er seinen Mund nicht auf. Wer darauf ausgeht, Böses zu verüben, den pflegt man einen Ränkeschmied zu nennen. Sünde ist der Torheit schlimmes Trachten; ein Greuel für den Menschen ist der dreiste Schwätzer. Wenn du dich lässig zeigst am Tag der Not, ist deine eigene Kraft in arger Not. Befreie die, die man zum Tode führt, und die zur Schlachtbank wanken, sollst du retten! Wenn du nun sagst: "Er weiß doch nicht um uns!" - Oh, der die Herzen prüft, besitzt Erkenntnis, und der auf deine Seele achtet, hat ein Wissen, und er vergilt dem Menschen je nach seinem Tun. Mein Sohn, iß Honig, denn er schmeckt gar gut, und süß ist Wabenhonig deinem Gaumen. Genauso, wisse, ist für deine Seele Weisheit. Sobald du sie gefunden, gibt es gute Zukunft, und deine Hoffnung wird dir nicht zuschanden. Belauere nicht frevelhaft des Frommen Wohnung, und seine Lagerstatt zerstöre nicht; denn siebenmal fällt der Gerechte und steht wieder auf, die Frevler aber stürzen in ihr Unheil. Sobald dein Feind zu Fall kommt, freu dich nicht, und wenn er stürzt, frohlocke nicht dein Herz, daß nicht der Herr es sieht und übelnimmt und seinen Zorn von jenem wendet. Auf Frevler sei nicht eifersüchtig noch neidisch auf die Missetäter! Denn keine Zukunft hat der Böse, des Frevlers Lampe muß erlöschen. Mein Sohn, den Herrn und auch den König fürchte, mit beiden sollst du dich nicht überwerfen! Denn plötzlich geht Verderben aus von ihnen und Unheil von den beiden, eh' man denkt. Auch diese Sprüche sind von Weisen: Von Übel ist Parteilichkeit vor dem Gericht. Wer zum Schuldigen sagt: "Du bist im Recht", dem fluchen die Leute, den verwünschen die Volksmassen. Gerechten Richtern aber geht es gut, und reicher Segen kommt auf sie herab. Die Lippen küßt, wer klare Antwort gib. Nimm draußen deine Arbeit auf, und auf dem Felde such sie dir; danach dann gründe dir ein Heim! Sei nie ein falscher Zeuge wider deinen Nächsten, und täusche nicht mit deinen Lippen! Sprich nicht: "Wie er an mir getan, will ich ihm tun, will jeglichem nach seiner Tat vergelten!" Ich ging vorbei am Acker eines Faulen, am Weinberg eines Mannes ohne Einsicht. Und sieh, er war mit Disteln überwuchert, mit Unkraut seine Fläche ganz bedeckt, und eingerissen war sein Wall aus Steinen. Ich sah und nahm die Sache mir zu Herzen, ich schaute hin und zog daraus die Lehre: "Nur noch ein bißchen Schlaf, ein bißchen Schlummer, ein bißchen Hände-Ineinanderlegen, um zu ruhen! Und schon kommt über dich die Armut wie ein Strolch und deine Not gleichwie ein frecher Bettler." Auch folgendes sind Sprüche Salomos, welche die Männer des Hiskia, des Königs von Juda, zusammengestellt haben. Gottes Ehre ist es, manches zu verbergen, jedoch des Königs Ehre, Dinge zu erforschen. Des Himmels Höhe und der Erde Tiefe und auch das Herz der Könige sind unerforschlich. Entferne aus dem Silber alle Schlacken, nur dann gelingt dem Goldschmied das Gefäß! Entferne vor dem König jeden Frevler, dann erlangt durch Recht sein Thron Bestand! Vor einem König sollst du dich nicht brüsten und an den Platz der Großen dich nicht stellen! Denn besser, daß man zu dir sagt: "Rück hier herauf!", als daß man dich hinunterschiebt vor einem Edlen. Was deine Augen wahrgenommen haben, laß vorschnell nicht zu einem Streitfall werden! Denn was kannst du später unternehmen, wenn dich beschämen wird dein Nächster? Ficht deinen Streit mit deinem Nächsten aus, doch das Geheimnis eines andren gib nicht preis, damit nicht, wer es hört, dich schmähe und deine Schande unaufhörlich sei! Wie goldene Äpfel in Silberschalen, so ist ein Wort, zur rechten Zeit gesprochen. Ein goldner Ring und Schmuck aus feinstem Golde - ein weiser Mahner und ein Ohr, das hört. Wie kühler Schnee zur heißen Erntezeit, so ist ein treuer Bote dem, der ihn gesandt: er wird die Seele seines Herrn erquicken. Wie Wolken, Wind und doch kein Regen, so ist, wer trügerisch mit Gaben prahlt. Durch Langmut wird ein Vorgesetzter überredet, und eine sanfte Zunge kann selbst Knochen brechen. Hast Honig du gefunden, iß nur, was dir guttut, damit du ihn nicht satt bekommst und brechen mußt! Mach deinen Fuß im Hause deines Nächsten selten, damit er dich nicht satt bekommt und haßt! Wie Hammer wirkt, wie Schwert und scharfer Pfeil, wer gegen seinen Nächsten spricht als falscher Zeuge. Ein schlechter Zahn, ein trittunsichrer Fuß, das ist der ungetreue Mensch am Tag der Not. Wie einer, der auf Natron Essig gießt, so ist, wer Lieder singt für ein vergrämtes Herz. Wenn Hunger hat dein Feind, dann speise ihn mit Brot, und wenn ihn dürstet, tränke ihn mit Wasser! Denn Feuerkohlen häufst du auf sein Haupt, und auch der Herr wird es an dir vergelten. Regen bringt hervor der Wind aus Norden und mürrische Gesichter die Verleumderzunge. Lieber wohnen in der Ecke eines Daches als mit einer bösen Frau in einem Haus zusammen. Wie kühles Wasser für die durst'ge Kehle, so ist aus fernem Lande eine gute Nachricht. Getrübter Born und unbrauchbare Quelle ist ein Gerechter, der vor Frevlern wankt. Zu viel vom Honig essen tut nicht gut; so spare mit den Worten eitler Ehre! Wie eine Stadt, durchbrochen, ohne Mauern, so ist ein Mann, dem Selbstbeherrschung fehlt. Wie Schnee im Sommer, Regen in der Ernte, so wenig paßt für einen Toren Ehre. Wie ein Sperling, der entweicht, und eine Schwalbe, die entflieht, so ist ein Fluchwort ohne Grund; es trifft nicht ein. Die Peitsche für das Pferd, der Zaum dem Esel, und für des Toren Rücken eine Rute! Gib nicht nach seiner Narrheit einem Toren Antwort, damit du nicht ihm selbst dich ähnlich machst! Gib nach seiner Narrheit einem Toren Antwort, damit er sich nicht weise dünke vor sich selbst! Die Füße sich verstümmelt, Unheil kostet, wer Botschaft sendet durch die Hand des Toren. Wie die erschlafften Füße eines Lahmen, so ist ein Weisheitsspruch im Mund der Toren. Wie wenn man einen Stein festbindet an der Schleuder, so handelt auch, wer einem Toren Ehre zollt. Ein Dornzweig ragt empor in Händen eines Trunkenen; so ist ein Weisheitsspruch im Mund der Toren. Dem Schützen gleich, der jedermann verwundet, sind Toren und Betrunkene, wenn sie vorübergehen. Gleichwie ein Hund, der wiederkehrt zu seinem Auswurf, ist auch ein Tor, der seine Narrheit wiederholt. Erblickst du jemand, der sich selber weise dünkt, - mehr Hoffnung gibt es für den Toren als für ihn. Der Faule spricht: "Ein Junglöwe ist auf dem Weg, ein Löwe mitten auf den Straßen!" Die Türe dreht sich in der Angel; so auch in seinem Bett der Faule. Der Faule streckt zur Schüssel seine Hand und ist zu träge, sie zum Mund zu führen. Der Faule kommt sich selber weiser vor als sieben, die vernünftig Antwort geben. Einen Hund packt beim Vorüberlaufen an den Ohren, wer übergreift auf einen Streit, der ihn nichts angeht. Wie einer, der sich närrisch stellt und schießt mit Feuer, Pfeilen, tödlichen Geschossen, so ist ein Mann, der seinen Nächsten täuscht und spricht: "Ich mache ja nur Spaß." Ist kein Holz mehr da, so geht das Feuer aus, und ist kein Ohrenbläser da, so legt sich Zank. Kohlen dienen für die Glut und Holz fürs Feuer, ein Mensch jedoch, der zänkisch ist, zum Streitentfachen. Wie Leckerbissen sind des Ohrenbläsers Worte, sie gleiten ein ins Innerste des Leibes. Silberschaum, auf Tongeschirr gelegt, sind glatte Lippen - und dabei ein böses Herz. Ein Feind verstellt sich mit den Lippen, in seinem Innern aber hegt er Trug. Mag er auch noch so freundlich reden, trau ihm nicht; denn sieben Greuel sind in seinem Herzen. Mag sich der Haß verstecken hinter Heuchelei, so wird doch seine Bosheit offenbar in der Gemeinde. Wer eine Grube gräbt, fällt in sie hinein; wer einen Stein hochwälzt, auf den rollt er zurück. Die falsche Zunge findet ihr Verderben, und heuchlerischer Mund verursacht Sturz. Nicht rühme dich des Tags, der morgen kommt; du weißt ja nicht, was jeder Tag dir bringt. Ein andrer rühme dich und nicht dein eigner Mund, ein Fremder und nicht deine eigenen Lippen! Der Stein ist schwer, der Sand hat viel Gewicht, doch schwerer noch als beide ist Verdruß mit Toren. Die Wut ist grimmig, übergroß der Zorn, doch wer kann vor der Eifersucht bestehen? Besser offener Tadel als unaufrichtige Liebe. Treu gemeint sind Schläge eines Freundes, doch trügerisch die Küsse eines Feindes. Mit Füßen tritt der Satte feinsten Honig, dem Hungrigen jedoch schmeckt alles Bittre süß. Dem Vogel gleich, von seinem Nest vertrieben, ist einer, der vertrieben ist von seinem Wohnort. Salböl und Räucherwerk erfreut das Herz, und eines Freundes Güte mehr als eigenes Überlegen. Verlaß nicht deinen Freund und deines Vaters Freund, in deines Bruders Haus geh nicht am Tag der Not! Denn besser ist ein naher Nachbar als ein ferner Bruder. Mein Sohn, sei weise und erfreu mein Herz; so kann ich Rede stehen jedem, der mich schmäht. Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich; die Toren gehen weiter, aber büßen es. Nimm weg sein Kleid, weil er für andre bürgte, und fremder Leute wegen pfände ihn! Preist jemand seinen Freund mit allzu lauter Stimme, kann dies, wenn er am Morgen aufsteht, schon als Fluch ihm gelten. Ein Dach, das dauernd tropft zur Regenzeit, und eine nörglerische Frau, sie gleichen sich. Wer eine solche birgt, birgt Wind, und seine Rechte greift in Öl. Eisen wird mit Eisen nur geschliffen, der Mensch schleift das Benehmen seines Nächsten. Hegt jemand einen Feigenbaum, genießt er dessen Frucht, und wer behütet seinen Herrn, wird selber hoch geehrt. Gleichwie im Wasser sich das Antlitz spiegelt, so auch ein Menschenherz in dem des andern. Totenreich und Unterwelt sind unersättlich; so werden auch des Menschen Augen nimmer satt. Das Silber prüft der Tiegel und das Gold der Ofen, den Menschen aber prüft der Mund des Lobenden. Zerstießest du den Toren mit dem Stampfer in einem Mörser mitten unter Schrotgetreide, nicht würde von ihm weichen seine Torheit. Wisse gut Bescheid vom Zustand deines Viehes, und auf die Herden lenke deinen Sinn! Denn nicht auf ewig reicht Vermögen aus noch auch ein Vorrat für die fernste Zeit. Wenn Gras hervorsprießt, frisches Grün erscheint, der Berge Kräuter eingesammelt werden, dann gibt es Lämmer, die dir Kleidung liefern, und Böcke, die als Kaufpreis eines Feldes dienen, und reichlich Ziegenmilch zu deiner Nahrung, ja zur Ernährung deines ganzen Hauses [und Lebensunterhalt für deine Mägde]. Der Frevler flieht, wo niemand ihn verfolgt, doch der Gerechte fühlt sich sicher wie ein Löwe. Ob der Sünde eines Landes wechseln häufig seine Fürsten; durch einen klugen, weisen Mann hat Ordnung lange Dauer. Ein Herrscher, der die Armen unterdrückt, ist wie ein Regen, der verwüstet und kein Brot schafft. Wer von der rechten Lehre abweicht, rühmt den Frevler, doch wer die Lehre einhält, widersetzt sich ihm. Die Bösen haben kein Verständnis für das Recht, die aber suchen nach dem Herrn, verstehen alles. Besser ist ein Armer, der in Unschuld wandelt, als wer auf krummen Wegen geht und dabei reich ist. Ein weiser Sohn ist, wer die rechte Lehre hält, doch wer mit Schlemmern umgeht, macht dem Vater Schande. Wer sein Vermögen mehrt durch Zins und Wucher, sammelt es für den, der sich erbarmt der Armen. Wer sein Ohr vom Hören auf die Lehre wegnimmt, dem wird selbst sein Gebet ein Greuel vor dem Herrn. Wer Gute irreführt auf bösem Weg, wird selbst in seine Grube stürzen; doch Heil erlangt, wer schuldlos bleibt. Der Reiche dünkt sich weise vor sich selbst, doch ihn durchschaut der einsichtsvolle Arme. Wenn die Gerechten triumphieren, herrscht viel Glanz, wenn aber Frevler sich erheben, dann versteckt man sich. Wer seine Sünden still verheimlicht, hat kein Glück; jedoch wer sie bekennt und aufgibt, findet Gnade. Selig, wer beständig ängstlich bleibt, doch wer sein Herz verhärtet, stürzt ins Unglück. Dem Löwen gleich, der knurrt, dem Bären voller Gier, so ist ein frevelhafter Herrscher über wenig Volk. Ein Fürst mit wenig Einsicht übt gar viel Erpressung; wer aber unrecht Gut verschmäht, wird lange leben. Ein Mensch, beladen mit dem Blute eines andern, ist flüchtig bis zum Tod; man halte ihn nicht auf! Wer unbescholten wandelt, findet Heil, wer krumme Wege geht, fällt in die Grube. Wer seine Flur bebaut, hat reichlich Brot, wer Nichtigkeiten nachjagt, reichlich Not. Wer ehrlich lebt, der erntet vielfach Segen, wer hastig sich bereichert, bleibt nicht ungestraft. Parteiisch sein ist nicht in rechter Ordnung; um einen Bissen Brot verfehlt sich mancher. Nach Reichtum hascht ein Mann, der geizig ist, und nicht denkt er daran, daß Mangel ihn ereilt. Wer jemand tadelt, erntet schließlich Dank, mehr als der Mensch mit schmeichelhafter Zunge. Wer seine Eltern schwer bestiehlt und meint, das sei nicht Sünde, der ist schon ein Genosse des Verderbers. Wer Habgier nährt, entfacht den Streit; wer auf den Herrn vertraut, wird reich gelabt. Wer auf sich selbst vertraut, der ist ein Tor; doch wer in Weisheit wandelt, wird gerettet. Wer einem Armen gibt, wird keinen Mangel leiden; doch wer vor ihm den Blick verhüllt, wird viel verflucht. Wenn Frevler sich erheben, dann verbirgt man sich; doch wenn sie untergehen, mehren sich die Frommen. Ein Mensch, hartnäckig gegen Tadel, wird jäh und rettungslos zerschmettert. Wenn sich die Frommen mehren, freut sich alles Volk, doch wenn ein Frevler herrscht, dann seufzt das Volk. Wer Weisheit liebt, macht seinem Vater Freude; doch wer mit Dirnen umgeht, opfert sein Vermögen. Ein König festigt durch Gerechtigkeit sein Land, doch wer die Steuern häuft, verwüstet es. Ein Mann, der seinem Nächsten schmeichelt, legt eine Falle aus vor dessen Füßen. Der böse Mensch verstrickt sich in der Sünde, doch der Gerechte kann frohlocken und sich freuen. Ums Recht der Armen sorgt sich der Gerechte, der Frevler aber weiß von keiner Sorge. Zügellose bringen eine Stadt in Aufruhr, Weise aber stillen die Erregung. Vertritt sein Recht ein Weiser vor dem Toren, so tobt und spottet dieser ohne Ruhe. Der Blutmensch haßt den Tugendhaften, Gerechte aber schauen auf sein Leben. Der Tor läßt seinen ganzen Unmut los, der Weise aber drängt ihn klug zurück. Sobald ein Herrscher hört auf Lügenworte, sind alle seine Diener frevlerisch. Der Arme und sein Quäler treffen sich; doch beiden gab der Herr das Augenlicht. Ein König, der getreu den Armen Recht verschafft - sein Thron steht fest für alle Zeit. Die Rute und die Rüge teilen Weisheit mit, jedoch ein Knabe ohne Zucht bringt seiner Mutter Schande. Wenn sich die Frevler mehren, mehrt sich Missetat; doch die Gerechten schauen deren Sturz. Bestrafe deinen Sohn, so wird er dich beglücken und deiner Seele süße Wonnen einst bereiten. Ohne Offenbarung muß das Volk verkommen, doch beachtet es die Lehre, dann Glück auf! Mit Worten läßt ein Sklave sich nicht bessern, denn er vernimmt sie zwar doch gibt er keine Antwort. Siehst du jemand, der es eilig hat mit seinen Reden - mehr Hoffnung gibt es für den Toren als für ihn. Verwöhnt man seinen Sklaven schon von Jugend auf, dann wird zu guter Letzt er widerspenstig. Wer neigt zum Zorn, verursacht Streit, wer Jähzorn nährt, häuft Missetat. Des Menschen Stolz erniedrigt ihn, doch Ehre erntet der Bescheidene. Sein Leben haßt, wer mit dem Diebe teilt; er hört den Fluch und macht doch keine Meldung. Zum Fallstrick wird dem Menschen seine Angst, wer aber auf den Herrn vertraut, ist sicher. Gar viele buhlen um des Herrschers Gunst, doch nur vom Herrn kommt Recht für jeden. Ein Greuel für Gerechte ist der Übeltäter, und für den Frevler ist ein Greuel jeder Redliche. Worte Agurs, des Sohnes Jakes, aus Massa: "Ein Ausspruch des Mannes Laïtiël (Gottmüher): Ich mühte mich ab mit Gott und erliege. Ich bin ja zu dumm für einen Menschen, und nicht einmal menschliche Einsicht besitze ich. Auch habe ich Weisheit nicht gelernt, noch kenne ich das Wissen des Heiligsten. Wer stieg zum Himmel empor und fuhr hernieder? Wer hat den Wind gefangen in seiner Faust? Wer band das Wasser in ein Gewand? Wer hat alle Enden der Erde errichtet? Wie heißt er doch, und wie heißt sein Sohn? Du weißt es ja wohl!" - Bewährt ist jede Rede Gottes; ein Schild ist er für die, die zu ihm fliehen. An seine Worte füge nichts mehr an, sonst überführt er dich als einen Lügner. Ein Doppeltes erflehe ich von dir, versage es mir nicht in meinem Leben: Der Falschheit Lügenwort halt fern von mir, auch Armut oder Reichtum sollst du mir nicht geben! Schenk nur an Brot, soviel mir not! Damit ich, reich gesättigt, nicht zum Leugner werde und "Wer ist denn der Herr?" im Herzen sage; damit ich in der Armut nicht zum Diebe werde und meines Gottes Namen anzugreifen wage. Verleumde nicht den Knecht bei seinem Herrn, damit er dir nicht flucht und du es büßen mußt! Ein Geschlecht, das seinem Vater flucht, von seiner Mutter nicht mit Ehrfurcht redet, ein Geschlecht, nach seiner Meinung rein, und doch nicht rein von seinem Schmutze, ein Geschlecht - wie stolz sind seine Augen, wie überheblich seine Wimpern! Ein Geschlecht, des Zähne Schwerter sind und Messer sein Gebiß, zu tilgen aus dem Land die Armen, die Schwachen aus dem Kreis der Menschen. Der Blutegel hat zwei Töchter: Gib, gib! - Drei sind es, die nie satt bekommen, vier sagen nie: "Genug!" Das Totenreich, der unfruchtbare Mutterschoß, die Erde, die des Wassers niemals satt wird, das Feuer, das nie sagt: "Genug!" Ein Auge, das des Vaters spottet, verachtet seine greise Mutter, das hacken Raben aus am Bach, die jungen Adler fressen es. Drei sind es, die zu wunderbar für mich, vier, die ich nicht begreifen kann: der Weg des Adlers an dem Himmel, der Weg der Schlange über Felsen, des Schiffes Weg auf hoher See, des Mannes Weg bei einer jungen Frau. So ist der Weg der Ehebrecherin: Sie ißt und wischt den Mund sich ab und spricht dabei: "Ich tat nichts Schlechtes!" Unter dreien bebt die Erde, bei vieren kann sie nicht bestehen: Bei einem Sklaven, wenn er König wird, und einem Toren, wenn er Brot in Fülle hat, bei einer ehedem verschmähten Frau, wenn sie zur Heirat kommt, und einer Magd, wenn sie verdrängt hat ihre Herrin. Vier sind die Kleinsten auf Erden und dennoch die Klügsten der Weisen: Die Ameisen sind ein Volk ohne Macht und besorgen sich trotzdem im Sommer ihr Futter. Die Klippdachse sind ein Volk ohne Stärke und bauen sich dennoch im Fels ihre Wohnung. Die Heuschrecken haben bei sich keinen König und ziehen doch alle geordnet einher. Die Eidechse läßt sich mit Händen ergreifen, und dennoch verweilt sie in Königspalästen. Drei sind es, die stattlich schreiten, und vier, die stattlich marschieren: der Löwe, der Held aller Tiere, der auch vor niemandem kehrtmacht, der Hahn, der stolziert, und der Leitbock und schließlich der König, der wie ein Gott sich erhebt vor dem Volke. Benahmst du dich als Tor beim öffentlichen Auftritt, und wenn du dich besinnst, leg auf den Mund die Hand! Denn stößt man Milch, so bringt dies Butter, stößt man die Nase, bringt dies Blut, stößt man den Zorn, so bringt dies Streit hervor. Worte Lemuels, des Königs von Massa, womit ihn seine Mutter ermahnt hat: Was, mein Erstgeborener Lemuel, soll ich sagen, ja was, du meines Leibes Sohn, du meiner Gelübde Frucht? Gib Frauen deine Kraft nicht hin noch denen deinen Leib, die Könige verderben! Nicht soll den Königen, o Lemuel, den Königen der Weingenuß gefallen, noch Fürsten die Begierde nach dem Rauschtrank! Damit nicht einer trinke und die Pflicht vergesse und aller Notbedrängten Recht verdrehe. Gebt Rauschtrank dem Versinkenden, und Wein gebt den Verbitterten! Der trinke und vergesse seine Not und denke weiter nicht an seine Mühsal! Öffne für den Stummen deinen Mund und für die Rechtsbelange aller Schwachen! Öffne deinen Mund, gerecht entscheide, und schaffe Recht dem Elenden und Armen! Eine tüchtige Frau - wer findet sie wohl? Weit über Korallen hinaus geht ihr Wert. Auf sie kann vertrauen das Herz ihres Mannes, und nicht wird es mangeln an reichem Gewinn. Sie erweist ihm nur Gutes und niemals ein Leid an allen Tagen, solange sie lebt. Sie trachtet und müht sich um Wolle und Flachs und schafft mit gar emsigen Händen. Dem Schiff eines Kaufmannes ist sie vergleichbar, sie holt ihre Nahrung von ferne herbei. Auch wenn es noch Nacht ist, erhebt sie sich schon und reicht ihrem Hause die Speise [und rechte Verpflegung den Mägden]. Sie will einen Acker und kauft sich ihn auch, sie pflanzt einen Weinberg vom Lohn ihrer Hände. Sie gürtet mit Kraft ihre Lenden, und rüstig gebraucht sie die Arme. Sie fühlt, wie ihr Wirken gedeiht, nicht erlischt bei der Nacht ihre Lampe. Ihre Arme hebt sie zum Spinnrocken hin, ihre Hände halten die Spindel. Ihre Hand reicht sie offen dem Elenden dar, ihre Arme hebt sie zum Dürftigen hin. Sie braucht für ihr Haus auch den Schnee nicht zu fürchten, denn ihr Haus insgesamt ist in Wolle gekleidet. Teppiche hat sie sich kunstvoll gefertigt, Byssus und Purpur sind ihre Gewänder. Bekannt in den Toren ist bestens ihr Mann, wenn er sitzt bei den Räten des Landes. Tücher fertigt sie an und verkauft sie und liefert die Gürtel dem Händler. Stärke und Hoheit sind ihr Gewand, sie spottet der drohenden Zukunft. Sie öffnet zu Weisheitsreden den Mund, und gütige Lehre erteilt ihre Zunge. Sie wacht über Handel und Wandel des Hauses, und nimmer genießt sie die Speise der Trägheit. Ihre Söhne erscheinen und preisen sie glücklich, ihr Gatte erhebt sich und rühmt sie: "Viele der Töchter erzeigten sich tüchtig, du aber ragst über alle hinaus." Trug ist die Anmut und nichtig die Schönheit, der Frau, die den Herrn fürchtet, ihr gebührt Lob. Spendet ihr Preis ob der Frucht ihrer Hände, es mögen sie rühmen im Tor ihre Werke! Worte des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs in Jerusalem. Wahn, nur Wahn, spricht der Prediger, Wahn nur Wahn, alles ist Wahn! Was bleibt dem Menschen bei all seiner Mühe, die er sich macht unter der Sonne? Ein Geschlecht geht, und ein Geschlecht kommt, die Erde aber bleibt ewig stehen. Die Sonne geht auf, und die Sonne geht unter, und ihrem Ort strebt sie zu und geht dort wieder auf. Es weht nach Süden und dreht sich nach Norden, es dreht sich und dreht sich und weht der Wind; und zu seinen kreisenden Bahnen kehrt wieder der Wind. Die Flüsse alle wandern zum Meer, doch das Meer wird nicht voll, zum Ort, nach dem die Flüsse wandern, dorthin wandern sie immerdar. Alle Dinge hetzen sich müde, kein Mensch kann es sagen (wozu). Das Auge wird vom Sehen nicht satt, das Ohr vom Hören nicht voll. Was war, wird wieder sein; was geschah, wird wieder geschehen, und nichts Neues gibt es unter der Sonne. Gibt es etwas, von dem man sagen kann: "Sieh, dieses ist neu!"? Längst war es zu Zeiten, die vor uns gewesen. Es bleibt kein Erinnern an die Früheren und auch für die Späteren, die kommen werden: Es gibt kein Erinnern an sie bei denen, die noch später kommen. Ich, der Prediger, bin König gewesen über Israel in Jerusalem. Ich verlegte mich darauf, in Weisheit nachzuforschen und zu grübeln über alles, was geschieht unter der Sonne. Es ist das eine schlimme Plage, die Gott den Menschen gab, sich damit zu mühen. Ich besah mir alle Werke, die unter der Sonne geschehen, und sieh da, alles ist Wahn und ein Jagen nach Wind. Krummes kann nicht gerade werden, und Fehlendes kann nicht gezählt werden. Zu meiner Seele sagte ich nun: So bin ich also groß geworden und habe Weisheit erworben, mehr als alle, die vor mir über Jerusalem herrschten, und mein Herz erfuhr Weisheit und Wissen in Menge. Und ich verlegte mich darauf, Weisheit und Wissen zu erkennen, Torheit und Narrheit. Ich mußte erkennen: auch dies ist ein Jagen nach Wind! Denn bei viel Weisheit ist viel Verdruß, und mehrt man das Wissen, mehrt man das Leid. Ich sprach zu mir selbst: "Wohlan, ich will es mit der Freude versuchen!" und "Laß es dir wohl sein!" Doch siehe, auch dieses war Wahn. Vom Lachen mußte ich sagen: "Unsinn!" und von der Freude: "Was nützt sie?" Ich hatte mir folgendes ausgedacht: den Leib mit Wein zu erquicken, indes der Verstand in Weisheit die Führung behielt, und mich mit der Torheit zu befassen, bis daß ich sähe, was denn das Beste sei für die Menschen, daß sie es tun unter der Sonne die wenigen Tage ihres Lebens. Ich führte große Werke aus: Ich baute mir Häuser und pflanzte mir Weinberge, ich legte mir Gärten und Parke an und pflanzte darin Fruchtbäume jeglicher Art. Ich schuf mir Wasserteiche, daraus zu tränken den Wald von sprossenden Bäumen. Ich erwarb mir Knechte und Mägde, und hausgeborene Diener gehörten mir; auch Vieh, Rinder und Schafe in Menge besaß ich, mehr als alle, die vor mir in Jerusalem lebten. Auch Gold und Silber sammelte ich und Schätze von Königen und Ländern; ich verschaffte mir Sänger und Sängerinnen und die Wonne der Menschen, zahlreiche Nebenfrauen. So wurde ich größer und reicher als alle, die vor mir in Jerusalem lebten; auch meine Weisheit verblieb mir. Nichts von allem, was meine Augen wünschten, versagte ich ihnen, nicht verwehrte ich meinem Herzen irgendeine Freude. Ja, mein Herz hatte Freude von all meiner Mühe, und dies war mein Lohn von all meiner Mühe. Da wandte ich all meinen Werken mich zu, die meine Hände geschaffen, und der Mühe, mit der ich mich plagte, um sie zu schaffen; und siehe, alles war Wahn und Jagen nach Wind; und nichts ist von Nutzen unter der Sonne! Ich begann nun, die Weisheit zu betrachten neben der Torheit und Narrheit; denn was tut wohl der Mensch, der nach dem König kommt? Dasselbe, was längst man schon tat! Zwar sah ich den Vorzug der Weisheit gegenüber der Torheit gleich dem Vorzug des Lichtes gegenüber der Finsternis. Der Weise hat seine Augen im Kopf, der Tor aber geht im Finstern umher. Jedoch erkannte ich auch, daß ein und dasselbe Los es ist, das sie alle trifft. Und ich sprach zu mir selbst: Des Toren Los, auch mich wird es treffen! Wozu dann bin ich weise geworden, wo bleibt der Vorzug? Und ich mußte mir sagen: Auch das ist Wahn! Ja, es gibt kein Erinnern an den Weisen oder Toren, das ewig bleibt, da für die Dauer in künftigen Tagen ein jeder vergessen ist, und wie stirbt doch der Weise gleich dem Toren! Da ward mir das Leben verhaßt; denn übel erschien mir das Treiben, das geschieht unter der Sonne. Ja, alles ist Wahn und ein Jagen nach Wind. Da ward mir alle meine Mühe verhaßt, mit der ich mich mühte unter der Sonne, weil ich den Ertrag dem Menschen zurücklassen muß, der nach mir kommt. Wer weiß, ob er ein Weiser sein wird oder ein Tor? Und doch wird er schalten und walten über den ganzen Ertrag meiner Mühe, auf den ich Mühe und Weisheit verwandte unter der Sonne. Auch das ist Wahn. So kam ich dazu, mein Herz verzweifeln zu lassen ob all der Mühe, mit der ich mich plagte unter der Sonne. Geschieht es doch, daß einer sich müht mit Weisheit, Wissen und Tüchtigkeit, und einem anderen, der sich nicht mühte, muß seinen Anteil er übergeben. Auch das ist Wahn und ein großes Übel. Ja, was bleibt dem Menschen von all seiner Mühe und von der Sorge seines Herzens, mit der er sich mühte unter der Sonne? Denn alle seine Tage sind Leid, und Ärger ist seine Beschäftigung; selbst des Nachts hat sein Herz keine Ruhe. Auch das ist Wahn! Es gibt nichts Besseres für den Menschen, als daß er esse und trinke und es sich wohl sein lasse bei seiner Mühe. Auch das kommt, wie ich sehe, von Gottes Hand. Denn wer hat zu essen, und wer macht sich Sorgen, ohne daß Er es so fügt? Ja, dem Menschen, der ihm gefällt, gibt er Weisheit, Wissen und Freude, aber dem Sünder macht er die Plage, zu sammeln und aufzuhäufen, um dem es zu geben, der Gott gefällt. Auch das ist Wahn und ein Jagen nach Wind. Alles hat seine Stunde, und es gibt eine Zeit für jegliche Sache unter dem Himmel: Eine Zeit für die Geburt und eine Zeit für das Sterben, eine Zeit zu pflanzen und eine Zeit, das Gepflanzte auszureißen, eine Zeit zu töten und eine Zeit zu heilen, eine Zeit einzureißen und eine Zeit aufzubauen, eine Zeit zu weinen und eine Zeit zu lachen, eine Zeit zu klagen und eine Zeit zu tanzen, eine Zeit, Steine wegzuwerfen, und eine Zeit, Steine zu sammeln, eine Zeit zu umarmen und eine Zeit, sich der Umarmung zu enthalten, eine Zeit zu suchen und eine Zeit zu verlieren, eine Zeit aufzubewahren und eine Zeit fortzuwerfen, eine Zeit zu zerreißen und eine Zeit zu nähen, eine Zeit zu schweigen und eine Zeit zu reden, eine Zeit zu lieben und eine Zeit zu hassen, eine Zeit des Krieges und eine Zeit des Friedens. Was bleibt dem Geschäftigen übrig von dem, womit er sich müht? Ich besah die Plage, die Gott den Menschen verlieh, sich damit abzumühen. Alles hat er schön gemacht für die rechte Zeit, auch das Weltgeschehen gab er ihnen zur Überlegung; freilich kann der Mensch das Werk nicht ergründen, das Gott vollbringt vom Anfang bis zum Ende. Ich erkannte, daß es nichts Besseres gibt für den Menschen, als sich zu freuen und es sich wohl sein zu lassen in seinem Leben. Auch daß jeglicher Mensch ißt und trinkt und es sich wohl sein läßt trotz all seiner Mühe, ist eine Gabe von Gott. Ich erkannte: Alles, was Gott tut, das gilt für immer; dem kann man nichts hinzufügen und von ihm nichts wegnehmen, und Gott tut es, auf daß man ihn fürchte. Was ist, ist längst schon gewesen, was sein wird, längst war es da, und Gott spürt das Vergangene auf. Und weiterhin sah ich unter der Sonne: An der Stätte des Gerichtes, da war Frevel, und an der Stätte der Gerechtigkeit, da war Unrecht. Ich sprach bei mir selbst: Den Gerechten und den Frevler wird Gott richten. Denn eine Zeit für jegliche Sache und über jegliches Tun hat er gesetzt. Ich sprach bei mir selbst - der Menschen wegen, damit Gott sie prüfe und damit sie sehen, daß sie nur Vieh sind an und für sich: Wahrlich, das Los der Menschen und das Los des Viehs - ein und dasselbe Los haben sie! Wie jenes stirbt, so sterben diese. Denselben Odem haben sie alle, und einen Vorrang des Menschen vor dem Vieh gibt es nicht. Ja, alles ist Wahn! Alles wandert zum selben Ort: Alles ist aus Staub und kehrt zum Staub zurück. Wer weiß vom Odem der Menschen, ob er aufsteigt zur Höhe, und vom Odem des Viehs, ob er hinabfährt zur Tiefe der Erde? So sah ich, daß es nichts Besseres gibt, als daß der Mensch an seinen Werken sich freue; denn dies ist sein Anteil. Denn wer bringt ihn dahin zu sehen, was nach ihm sein wird? Ich wandte meinen Blick auf all die Bedrückungen, welche geschehen unter der Sonne. Sieh nur die Tränen der Unterdrückten, sie haben keinen Tröster; von der Hand ihrer Bedrücker kommt Gewalt, und sie haben keinen Tröster! Da pries ich die Toten, die längst gestorben, glücklicher als die Lebenden, die noch am Leben sind, und höher als beide den, der noch nicht ins Dasein trat und das üble Geschehen nicht sah, das vorgeht unter der Sonne. Ich besah alle Mühe und alles erfolgreiche Schaffen: Eifersucht des einen ist es gegen den anderen. Auch das ist Wahn und Jagen nach Wind. Der Tor legt seine Hände ineinander und zehrt von seinem Fleisch. Besser eine Handvoll Ruhe als beide Fäuste voll Mühe und Jagen nach Wind! Und ich wandte meinen Blick auf einen anderen Wahn unter der Sonne: Da steht einer allein, ohne einen zweiten, hat weder Sohn noch Bruder. Doch all seiner Mühe ist kein Ende, und sein Auge wird nicht satt am Reichtum. Aber für wen denn mühe ich mich und versage mir Annehmlichkeiten? Auch das ist Wahn und eine schlimme Plage. Besser zwei als einer! Sie haben guten Lohn von ihrer Mühe. Denn wenn sie fallen, richtet einer wohl den andern auf. Doch wehe, wenn der Einzelgänger fällt, da ihm der zweite fehlt, ihn aufzurichten! Auch wenn sich zwei zusammen schlafen legen, dann wird ihnen warm. Aber dem einzelnen, wie soll ihm warm werden? Und wenn man einen Angriff macht auf einen, so können sie zu zweit ihm widerstehen. Eine dreifache Schnur zerreißt nicht so schnell. Besser ein Knabe, arm, aber weise, als ein König, alt, aber töricht, der nicht mehr versteht, sich beraten zu lassen. Ja, aus dem Gefängnis kam er hervor, um König zu werden, obwohl er unter dessen Regierung arm geboren wurde. Ich sah alle Lebenden, die da wandeln unter der Sonne, auf seiten des Knaben, des Nachfolgers, der an dessen Stelle trat. Endlos war das gesamte Volk, alle, an deren Spitze er stand. Doch die Späteren hatten an ihm keine Freude. Ja, auch das ist Wahn und Jagen nach Wind! Habe acht auf deinen Fuß, wenn du gehst zum Hause Gottes! Nahen, um zu lauschen, das ist besser, als wenn die Toren Opfer spenden; es fehlt ihnen ja an Verstand, so daß sie Böses tun. Überstürze dich nicht mit dem Munde, und dein Herz beeile sich nicht, Worte auszusprechen vor Gott! Denn Gott ist im Himmel, du aber bist auf Erden, deshalb seien deiner Worte wenige! Denn der Traum kommt von vieler Geschäftigkeit und Torengeschwätz von vielen Worten. Hast du Gott ein Gelübde gemacht, so zögere nicht, es auch zu erfüllen! Denn an Toren hat er kein Wohlgefallen. Was du gelobt hast, erfülle! Besser ist, du gelobst nicht, als daß du gelobst und nicht erfüllst! Laß nicht zu, daß dein Mund dich in Sünde bringt, und sprich nicht vor dem Boten: "Es war unüberlegt!" Warum soll Gott zürnen ob deiner Rede und das Werk deiner Hände vernichten? Denn viel Träumereien und Wahngedanken begleiten zahlreiche Worte. Wohlan, fürchte Gott! Siehst du den Armen unterdrückt sowie Gerechtigkeit und Recht im Lande beseitigt, so wundere dich nicht, daß solches vorkommt! Denn über den Hohen wacht ein Höherer, und ein noch Höherer über sie. Bei all dem ist von Vorteil für das Land ein König über wohlbebaute Felder. Wer Geld liebt, bekommt nie Geld genug, und wer großen Reichtum liebt, nie Einkünfte genug. Auch das ist Wahn. Mehrt sich das Gut, mehren sich auch seine Verzehrer, und welchen Gewinn hat sein Besitzer außer dem Nachsehen? Süß ist der Schlaf des schaffenden Mannes, mag er viel oder wenig zu essen haben; jedoch dem Reichen läßt seine Übersättigung zum Schlafen keine Ruhe. Es gibt ein arges Übel, das ich sah unter der Sonne: Reichtum, aufbewahrt von seinem Besitzer zum eigenen Unheil. Geht dieser Reichtum verloren durch einen Unfall, so bleibt, hat er einen Sohn, in dessen Hand nichts. Wie er hervorging aus dem Schoß seiner Mutter, nackt geht er wieder dahin, wie er kam. Nichts kann er mitnehmen vom Ertrag seiner Mühe, das er wegtragen könnte in seiner Hand. Auch das ist ein arges Übel. Ganz wie er kam, so geht er dahin, und was bleibt ihm als Gewinn, daß er sich mühte für den Wind? Sind doch alle seine Tage in Dunkel und Trauer gehüllt, dazu Ärger in Menge, Leiden und Ingrimm. Siehe, was ich als Bestes ersehen habe: daß es schön ist, zu essen und zu trinken und es sich wohl sein zu lassen bei all der Mühe, womit einer sich plagt unter der Sonne die wenigen Tage seines Lebens, die Gott ihm gegeben. Denn das ist sein Anteil. Ja, jedermann, dem Gott Reichtum und Schätze verlieh und die Möglichkeit gab, davon zu zehren, seinen Anteil herauszunehmen und sich zu freuen bei seiner Mühe - eine Gabe von Gott ist das! Denn er denkt dann nicht viel an die Tage seines Lebens, weil Gott ihn beschäftigt mit der Freude seines Herzens. Es gibt ein Übel, das ich sah unter der Sonne, und es lastet schwer auf dem Menschen: Ein Mann, dem Gott Reichtum, Schätze und Ehre verlieh, daß ihm gar nichts fehlt von allem, was er begehrte. Doch Gott gibt ihm die Möglichkeit nicht, davon zu zehren; ein Fremder vielmehr zehrt davon. Auch das ist Wahn und ein böses Leiden. Hätte jemand hundert Söhne und lebte viele Jahre, so daß zahlreich wären die Tage seiner Jahre, könnte sich aber an seinem Gut nicht sättigen, und würde ihm auch noch kein Grab zuteil, so sage ich: Eine Fehlgeburt ist besser daran als er. Denn als ein Nichts kommt sie, und im Dunkel verschwindet sie, mit Dunkel ist ihr Name bedeckt. Die Sonne hat sie nicht gesehen und kennt sie nicht. Aber Ruhe hat sie mehr als jener. Lebte er selbst zweimal tausend Jahre, könnte es sich jedoch nicht wohl sein lassen - wandert nicht alles zum selben Ort? Alle Mühe des Menschen gilt seinem Mund, doch niemals wird die Gier erfüllt. Ja, was hat der Weise voraus vor dem Toren, was der Arme, der sich zu betragen weiß vor den Menschen? Das Sehen mit den Augen ist besser als das Drängen der Begierde. Auch dies ist Wahn und ein Jagen nach Wind. Was ist, ward längst vorherbenannt, und längst bekannt, was der Mensch sein wird. Er kann nicht rechten mit dem, der stärker ist als er. Denn viele Reden gibt es, die nur den Wahn vermehren. Was hat der Mensch davon? Wer weiß denn, was im Leben für den Menschen gut ist, die kurzen Tage seines nichtigen Lebens, die er wie einen Schatten erfährt? Wer kann dem Menschen melden, was nach ihm sein wird unter der Sonne? Besser ein guter Name als gutes Öl, und besser der Todestag als der Geburtstag. Besser der Gang zum Trauerhaus als der Gang zum Festhaus. Denn dies ist das Ende aller Menschen, und wer lebt, nehme es sich zu Herzen! Besser ist Kummer als Lachen; denn bei ernster Miene ist glücklich das Herz. Das Herz der Weisen ist im Trauerhaus, das Herz der Toren aber im Haus der Freude. Besser, den Tadel des Weisen zu hören, als daß man dem Lied der Toren lauscht. Denn wie das Knistern der Dornen unter dem Kessel, so ist das Lachen des Toren. Auch das ist Wahn. Wahrlich, Erpressung macht den Weisen zum Toren, und Bestechung verdirbt die Gesinnung. Besser ist der Ausgang einer Sache als ihr Anfang, besser Langmut als Hochmut. Laß dich in deinem Gemüt nicht vorschnell erzürnen; denn Zorn sitzt in der Brust der Toren. Sprich nicht: Wie kommt es, daß die früheren Tage besser waren als die jetzigen? Denn nicht aus Weisheit fragst du so. Gut ist Weisheit zusammen mit Besitztum und ein Gewinn für alle, die die Sonne schauen. Denn im Schatten der Weisheit lebt man im Schatten des Geldes, und der Gewinn aus Weisheitserkenntnis ist dies: Sie erhält ihre Besitzer am Leben. Achte auf Gottes Tun! Denn wer kann gerade machen, was er krümmte? Am Tage des Glückes sei guter Dinge, am Tage des Unglücks bedenke: Auch diesen hat Gott gemacht wie jenen, aus dem Grunde, weil der Mensch nach seinem Tode nichts mehr finden kann. Alles überblickte ich in meinen nichtigen Tagen: Da ist ein Gerechter, der umkommt trotz seiner Gerechtigkeit, und ein Frevler, der lange lebt trotz seiner Bosheit. Sei nicht allzu gerecht und übertrieben weise! Warum sollst du Enttäuschung erfahren? Frevle nicht allzusehr und sei kein Tor! Warum sollst du sterben vor deiner Zeit? Gut ist es, wenn du an dem einen festhältst und auch vom anderen deine Hand nicht abziehst. Denn wer Gott fürchtet, entgeht diesem allem. Die Weisheit gibt dem Weisen Macht, mehr als zehn Machthaber besitzen in der Stadt. Wahrlich, kein Mensch ist so gerecht auf Erden, daß er nur Gutes tut, ohne zu sündigen. Ferner, auf alles Gerede, das man redet, gib nicht acht, um nicht zu hören, wie dein Knecht über dich schimpft! Denn aus zahlreichen Fällen weißt du selbst, daß auch du über andere geschimpft hast. All dies habe ich versucht mit der Weisheit; ich sprach: "Ich möchte doch weise werden!" Sie aber blieb mir fern. Fern ist alles Seiende und tief, gar tief; wer kann es ergründen? Ich wandte mich dazu, zu erkennen, zu erforschen, zu suchen Weisheit und Urteil und zu erkennen, daß Schlechtigkeit Unsinn ist und Torheit Unverstand. Und da fand ich nun bitterer als den Tod die Frau, da sie ein Fangnetz ist und ihr Herz eine Falle, Fesseln ihre Arme. Wer Gott gefällt, entkommt ihr, aber der Sünder wird gefangen durch sie. Siehe, das habe ich gefunden, spricht der Prediger, eins nach dem andern, um ein Urteil zu finden. Doch was ich noch suchte und nicht fand: Unter tausend habe einen Mann ich gefunden, aber eine Frau unter all diesen fand ich nicht. Nur dies eine, seht, habe ich gefunden, daß Gott die Menschen als redlich erschuf; sie selbst aber suchen viele Ränke. Wer gleicht dem Weisen, und wer kennt die Lösung jeder Frage? Die Weisheit des Menschen läßt sein Antlitz leuchten und ändert die Härte seines Angesichts. Beachte des Königs Befehl schon wegen des bei Gott geschworenen Eides! Gehe nicht vorschnell von ihm weg, und stelle dich nicht hinter eine schlechte Sache; alles, was er will, kann er ja tun. Denn das Wort des Königs ist mächtig, und wer darf zu ihm sagen: "Was tust du?" Wer das Gebot befolgt, muß nichts Schlimmes erfahren; um Zeit und Gericht weiß das Herz des Weisen. Denn für jedes Unternehmen gibt es Zeit und Gericht, ja, das Unheil des Menschen liegt schwer auf ihm. Denn er weiß nicht, was kommen wird, ja, wie es sein wird, wer kann es ihm melden? Kein Mensch hat Macht über den Odem, um den Odem zurückhalten zu können, und es gibt keine Macht über den Tag des Todes. Es gibt kein Entkommen im Krieg, und der Frevel rettet seine Anhänger nicht. Alles dies sah ich und richtete meinen Sinn auf alles Geschehen, das sich vollzieht unter der Sonne, zu einer Zeit, da ein Mensch über Menschen zu ihrem Unglück herrscht. Sodann sah ich, daß Frevler zu Grabe getragen wurden an heiliger Stätte, während andere, die Rechtes taten, wegziehen mußten und vergessen wurden in der Stadt. Auch das ist Wahn. Weil das Strafurteil bei böser Tat nicht rasch erfolgt, deshalb wächst den Menschen der Mut, Böses zu tun. Der Sünder tut ja hundertmal Böses und lebt doch lange. Zwar weiß ich auch, daß es den Gottesfürchtigen gut geht, weil sie sich fürchten vor ihm. Doch nicht gut geht es dem Frevler, und wie Schatten lebt er nicht lange, weil er sich nicht fürchtet vor Gott. Einen Wahn gibt es, der auf Erden geschieht: Es gibt Gerechte, denen es geht, wie es dem Tun der Frevler entspricht; und es gibt Frevler, denen es geht, wie es dem Tun der Gerechten entspricht. Ich muß sagen: auch das ist Wahn. Und ich pries mir die Freude, weil es nichts Besseres gibt für den Menschen unter der Sonne, als zu essen, zu trinken und sich zu freuen. Das möge ihn begleiten bei seiner Mühe seine Lebenstage hindurch, die Gott ihm gegeben unter der Sonne. Als ich meinen Sinn darauf lenkte, Weisheit zu erkennen und das Treiben zu durchschauen, das auf Erden vor sich geht - denn weder Tag noch Nacht finden des Menschen Augen Schlaf -, da sah ich an allem Werke Gottes, daß der Mensch das Geschehen nicht ergründen kann, das unter der Sonne geschieht. Wieviel auch der Mensch mit Forschen sich müht, er ergründet es nicht. Und selbst wenn der Weise sagt, er erkenne es, so kann er es doch nicht ergründen. Ja, all das nahm ich zu Herzen, und all das hat mein Sinn erschaut: Gerechte und Weise samt ihrem Tun sind in der Hand Gottes. Auch Liebe und Haß erkennt der Mensch nicht. Alles vor ihrem Angesicht ist Wahn. Es trifft auch alle das gleiche Los, den Gerechten und den Frevler, den Reinen und den Unreinen, den, der opfert, und den, der nicht opfert. Dem Guten geht es wie dem Sünder, dem, der schwört, wie dem, der den Eid scheut. Das ist das Schlimme bei allem, was geschieht unter der Sonne, daß ein gleiches Los alle trifft. Auch ist das Herz der Menschen voll Bosheit, und Torheit ist in ihren Herzen ihr Leben lang, und dann - zu den Toten! Ja, wer noch zugesellt ist der Gesamtheit der Lebenden, für den gibt es noch Hoffnung; denn ein lebender Hund ist besser daran als ein toter Löwe! Denn die Lebenden wissen, daß sie sterben, die Toten aber wissen schlechthin nichts. Es gibt für sie keinen Lohn mehr; denn ihr Andenken wird vergessen. Ihr Lieben, ihr Hassen und ihr Eifern ist schon längst vergangen. Sie haben für immer keinen Anteil mehr an allem, was geschieht unter der Sonne. Wohlan, so iß dein Brot in Freude und trinke frohen Herzens deinen Wein! Denn Gott gefällt seit je solch Tun von dir. Allzeit seien deine Kleider weiß, und Öl soll deinem Haupt nicht fehlen! Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines nichtigen Lebens, die Gott dir gibt unter der Sonne! Denn das ist dein Anteil am Leben und an deiner Mühe, mit der du dich plagst unter der Sonne. Alles, worauf deine Hand nur stößt, vollführe mit Kraft! Denn es gibt kein Handeln und Planen, nicht Wissen und Weisheit in der Totenwelt, wohin du wanderst. Und wiederum sah ich unter der Sonne, daß nicht den Schnellen der Wettlauf gehört, nicht den Helden der Krieg und weder den Weisen das Brot noch auch den Klugen der Reichtum und auch nicht den Wissenden Gunst; vielmehr Zeit und Glück kommt ihnen allen entgegen. Ja, auch der Mensch kennt nicht seine Zeit. Wie die Fische, gefangen im bösen Netz, und wie Vögel, gefangen im Klappnetz, wie jene verstricken die Menschen sich zur schlimmen Zeit, wenn diese plötzlich über sie kommt. Auch diesen Fall von Weisheit sah ich unter der Sonne, und er machte großen Eindruck auf mich: Da war eine kleine Stadt und wenig Leute darin, und ein großer König rückte gegen sie vor. Er umzingelte sie und errichtete große Belagerungswerke wider sie. Nun befand sich in ihr ein Mann, arm, aber weise; er hätte die Stadt gerettet durch seine Weisheit; aber niemand dachte an diesen Mann, den Armen. Da sprach ich: Weisheit ist besser als Stärke, doch die Weisheit des Armen wird verachtet, auf seine Worte wird nicht gehört. Worte von Weisen, in Stille vernommen, sind wertvoller als eines Herrschers Geschrei unter Toren. Weisheit ist besser als Waffen, und ein einziger Fehlgriff zerstört viel Gutes. Eine tote Fliege verdirbt einen Becher Fett des Salbenmischers; ein wenig Torheit kommt teurer zu stehen als Weisheit und Ehre. Das Herz des Weisen ist zu seiner Rechten, und das Herz der Toren ist zu seiner Linken. Auf welchem Wege der Tor auch geht, es fehlt ihm der Verstand, und jeder sagt: "Das ist ein Tor!" Wenn der Zorn des Herrschers gegen dich aufsteigt, verlaß deinen Posten nicht! Denn Gelassenheit bezwingt große Fehler. Es gibt ein Übel, das ich sah unter der Sonne, einen Mißgriff, der ausgeht vom Machthaber: Der Tor wird auf vielerlei hohe Posten gestellt, und Reiche müssen tief unten sitzen. Ich habe Knechte auf Rossen gesehen und Fürsten wie Knechte zu Fuß gehen. Wer eine Grube gräbt, fällt in sie hinein, und wer eine Mauer niederreißt, den beißt die Schlange. Wer Steine bricht, tut sich an ihnen weh, wer Holz spaltet, muß sich in acht nehmen. Ist das Eisen stumpf und man schärft die Schneide nicht, dann braucht man größere Kraft. So ist Klugheit von Nutzen für den Erfolg. Wenn die Schlange beißt, bevor sie beschworen ist, dann hat der Zauberer keinen Nutzen. Worte aus des Weisen Munde finden Gunst, doch die eigenen Lippen vernichten den Toren. Die Worte seines Mundes beginnen mit Torheit, und der Schluß seiner Rede ist arge Tollheit. Der Tor macht viele Worte. Der Mensch weiß nicht, was sein wird, und was nach ihm geschieht, wer kann es ihm melden? Die Mühe des Toren, wann macht sie ihn matt, daß er nicht mehr weiß, zur Stadt zu gelangen? Wehe dir, Land, dessen König ein Knabe ist, dessen Fürsten am Morgen schon zechen! Heil dir, Land, dessen König ein Edler ist, und dessen Fürsten zur rechten Zeit speisen [in Heldenkraft und nicht in Trinkerei]! Bei Faulheit senkt sich das Gebälk, bei lässigen Händen regnet es ins Haus. Zur Belustigung hält man Mahlzeit, Wein erfreut das Leben, und das Geld ermöglicht alles. Nicht einmal in deiner Kammer fluche dem König, und in deinem Schlafgemach fluche keinem Reichen! Denn die Vögel des Himmels könnten den Laut verbreiten, was Flügel hat, könnte das Wort verraten. Wirf dein Brot auf die Wasserfläche, nach vielen Tagen wirst du es doch wieder finden! Gib dein Vermögen an sieben oder gar acht Teilhaber, du weißt doch nicht, welches Unglück über das Land kommt! Wenn die Wolken schwer sind, ergießen sie Regen über das Land. Ob ein Baum fällt nach Süden oder nach Norden, wohin der Baum fällt, da bleibt er liegen. Wer auf den Wind achtet, kommt nicht zum Säen; wer nach Wolken schaut, kommt nicht zum Ernten. So wenig du weißt, wie der Odem kommt in die Wesen im Mutterschoß, so kennst du auch nicht das Walten Gottes, der alles bewirkt. Des Morgens säe deine Saat, und bis zum Abend laß deine Hand nicht ruhen! Denn du weißt ja nicht, ob dieses gelingt oder jenes oder ob beides gleich gut gerät. Süß ist das Licht und köstlich den Augen, die Sonne zu schauen! Ja, lebt auch viele Jahre der Mensch, er soll ihrer aller sich freuen! Und er gedenke der Tage des Dunkels; deren sind ja so viele! Alles, was kommt, ist Wahn. Freu dich, Jüngling, in deiner Jugend, und dein Herz sei froh in deinen jungen Tagen! Folge dem Zug deines Herzens und dem, was dein Auge erschaut! Doch wisse, daß Gott über alles dich zur Rechenschaft zieht! Schlag Kummer dir aus dem Sinn und halte dir Übles vom Leib! Denn Jugend und Frührot sind nichtig. Gedenke deines Schöpfers in deinen jungen Tagen, ehe die Tage des Übels kommen und die Jahre sich nahen, von denen du sagst: "Sie gefallen mir nicht", ehe sich verfinstern Sonne und Licht, der Mond und die Sterne, und die Wolken wiederkehren samt dem Regen. Dann erzittern die Wächter des Hauses und krümmen sich kräftige Männer. Die Müllerinnen hören auf, weil ihrer zu wenig geworden, und dunkel wird es den Frauen, die aus den Fenstern blicken. Da schließt man die Tore nach außen, und der Laut der Mühle verklingt - er wird wieder erklingen mit der Stimme der Vögel -, und alle Gesänge verhallen. Auch fürchtet man sich vor dem Hügel, und Schrecknisse lauern am Wege. Der Mandelbaum blüht, die Heuschrecke ist geschäftig, und die Kapernuß bricht auf. - Ja, der Mensch geht dahin in sein ewiges Haus, und die Klagenden gehen draußen umher. - Ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht, der Krug zerschellt an der Quelle und das Schöpfrad zum Brunnen hinabbricht. Zur Erde kehrt wieder der Staub, wie er war, und der Geist kehrt zurück zu Gott, der ihn gab. Wahn, nur Wahn, spricht der Prediger, alles ist Wahn! Es bleibt noch zu sagen, daß der Prediger ein Weiser war; dazu lehrte er das Volk Erkenntnis; er wog ab, untersuchte und formte viele Sprüche. Der Prediger strebte, gefällige Worte zu finden und richtige Worte der Wahrheit niederzuschreiben. Die Worte der Weisen sind wie Stacheln der Ochsentreiber und wie befestigte Nägel der Herdenbesitzer, angebracht von einem Hirten. Es bleibt über dies hinaus noch zu sagen: Mein Sohn, laß dich warnen! Das Bücherschreiben nimmt kein Ende, und allzuviel Eifer ermüdet den Leib. Als Schluß der ganzen Rede hören wir: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das ist der ganze Mensch! Denn alles Tun zieht Gott vor Gericht, das er hält über alles Verborgene, sei es gut oder böse. Hoheslied von Salomo. "Mit den Küssen seines Mundes küsse er mich! Ja, deine Liebe ist köstlicher als Wein. An Duft sind lieblich deine Salben; dein Name ist glättendes Öl; darum haben die Mädchen dich lieb. Zieh mich dir nach! Wollen wir eilen! Der König bringt mich in seine Gemächer! Wir wollen jubeln und deiner uns freuen, mehr Liebe rühmen als den Wein! Mit Recht hat man dich so lieb!" "Gebräunt bin ich zwar, aber doch schön, ihr Töchter Jerusalems, wie die Gezelte von Kedar, wie die Zeltdecken von Salma. Schaut mich nicht darum an, daß ich gebräunt bin, da mich die Sonne verbrannt hat. Es zürnten mir die Söhne meiner Mutter, sie machten mich zur Weinbergwächterin; doch meinen Weinberg durfte ich nicht hüten." "Tu mir kund, du Liebster meiner Seele: Wo weidest du, wo läßt du mittags deine Herde lagern? Warum denn soll ich sein wie eine, die herumirrt bei den Herden deiner Genossen?" "Kennst du dich nicht aus, du Schönste aller Frauen, so folge nur der Spur der Schafe, und weide deine Lämmer bei den Hütten der Hirten!" "Mit den Stuten an Pharaos Prachtgefährt vergleiche ich dich, meine Freundin: Gar schön sind deine Wangen im Zieratgehänge, dein Hals im Kettenschmuck! Zierat aus Gold mit silbernen Spitzen wollen wir für dich machen." "Solang der König weilt bei seiner Tafelrunde, spendet meine Narde ihren Duft. Ein Myrrhenbüschel ist mir mein Geliebter, das an meinem Busen ruht. Des Kopherstrauches Blütentraube ist mir mein Geliebter, wie er in den Weinbergen Engedis wächst." "Ja, schön bist du, meine Freundin, ja schön; deine Augen sind wie Täubchen!" "Ja, schön bist du, mein Geliebter, ganz hold; und frisches Grün ist unser Lager. Zedern sind unseres Hauses Balken und unsere Sparren Zypressen." "Ich bin eine Blume des Sarongefildes, eine Lilie der Täler." "Wie die Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern." "Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter unter den Söhnen. In seinem Schatten zu sitzen, ist mein Begehr, und seine Frucht schmeckt süß meinem Gaumen. Zur Weinstube bringt er mich hin; ihr Kennzeichen über mir lautet "Liebe". Stärkt mich mit Weinbeeren, erquickt mich mit Äpfeln, denn krank vor Liebe bin ich! Seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte umfängt mich. Ich beschwör' euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Rehen und Hirschen der Flur: Weckt nicht auf und stört nicht die Liebe, bis daß es ihr selber gefällt! Horch! Mein Geliebter! Siehe, da kommt er, springend über die Berge, hüpfend über die Hügel! Mein Geliebter gleicht dem Reh oder dem Junghirsch; da, schon steht er hinter unserer Mauer, schaut durch die Fenster, späht durch die Gitter. Mein Geliebter spricht und redet zu mir: Auf, du, meine Freundin, meine Schönste, komm! Denn siehe, vorbei ist der Winter, der Regen verschwunden, vergangen! Die Blumen erscheinen am Boden, die Zeit zum Beschneiden der Reben ist da. Das Gurren der Turtel hört man in unserem Lande. Der Feigenbaum treibt seine Frühfrucht, und die Semadar-Weinstöcke duften. Auf, auf, meine Freundin, meine Schönste, komm! Meine Taube in felsigen Klüften, im Verstecke der Steilwand! Laß deinen Anblick mich schauen, deine Stimme mich hören! Denn deine Stimme ist süß und holdselig dein Anblick!" Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse, die Verwüster des Weinbergs, ja, unseres blühenden Weinbergs!" "Mein Geliebter ist mein, und ich bin sein, der da weidet unter den Lilien, bis daß der Tageswind weht und die Schatten entfliehen. Komm, mein Geliebter, sei gleich dem Reh oder dem Junghirsch auf schluchtreichen Bergen!" "Auf meinem Lager, des Nachts, suchte ich den Liebsten meiner Seele. Ich suchte ihn, doch fand ich ihn nicht. So will ich denn aufstehen und durchstreifen die Stadt, die Gassen und Plätze; will suchen den Liebsten meiner Seele. Ich suchte ihn, doch fand ich ihn nicht. Es trafen mich die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt. "Habt ihr ihn gesehen, den Liebsten meiner Seele?" Kaum war ich an ihnen vorüber, da fand ich den Liebsten meiner Seele. Ich hielt ihn fest und ließ nicht von ihm, bis ich ihn brachte ins Haus meiner Mutter, in die Kammer derer, die mich gebar. Ich beschwör' euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Rehen und Hirschen der Flur: Weckt nicht auf und stört nicht die Liebe, bis daß es ihr selber gefällt!" Was ist dies, das von der Steppe heraufsteigt Rauchsäulen gleich, umduftet von Myrrhe und Weihrauch, von allen Würzen des Kaufmanns? Seht, das ist Salomos Liegestuhl, sechzig Helden rings um ihn her, Helden aus Israel! Sie alle mit Schwertern bewaffnet, im Kampfe geschult, ein jeder sein Schwert um die Hüfte gegen nächtliche Schrecken. Eine Sänfte machte sich König Salomo aus Hölzern vom Libanon. Ihr Gestell ließ er machen aus Silber, ihre Lehne aus Gold, aus Purpur ihren Sitz, in der Mitte mit Leder zusammengefügt. Ihr Töchter Jerusalems, kommt herbei, und schaut, ihr Töchter Sions, den König Salomo mit der Krone, womit ihn gekrönt seine Mutter am Tage seiner Vermählung, ja, am Tag seiner Herzensfreude!" "Schön bist du, meine Freundin, ja schön; deine Augen blicken wie Tauben hinter deinem Schleier hervor. Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, die herabsteigt von Gileads Bergen. Deine Zähne blinken gleich einer Herde geschorener Mutterschafe, die frisch aus der Schwemme steigen; von Zwillingen trächtig sind alle, und keines von ihnen ist unfruchtbar. Wie ein Streifen von Scharlach sind deine Lippen, und lieblich ist dein Plaudermund. Wie ein Granatapfelstück erstrahlt deine Schläfe hinter deinem Schleier hervor. Wie ein Davidsturm ist dein Hals, in Steinschichten aufgebaut; tausend Schilde hängen daran, lauter Heldenschilde. Deine beiden Brüste sind wie zwei Kitzlein, wie Zwillinge einer Ricke, die unter den Lilien weiden. Bis daß der Tageswind weht und die Schatten entfliehen, will ich gehen zum Myrrhenberg und Weihrauchhügel. Alles an dir ist schön, meine Freundin, und kein Makel haftet dir an." "Aus dem Libanon, o meine Braut, aus dem Libanon lockst du mich; du zwingst mich zum Abstieg vom Amanagipfel, vom Gipfel des Senir und Hermon, von den Höhlen der Löwen, von den Bergen der Panther. Du hast mich beherzt gemacht, meine Schwester Braut, du hast mich beherzt gemacht durch einen einzigen [Blick] deiner Augen, durch ein einziges Kettchen deines Halsschmuckes. Wie ist so schön deine Liebe, meine Schwester Braut, wieviel köstlicher ist deine Liebe als Wein und der Duft deiner Salben als sämtlicher Balsam! Wabenhonig träufeln deine Lippen, o Braut, Milch und Honig birgt deine Zunge, und der Duft deiner Kleider gleicht dem Dufte des Libanon. Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut eine verschlossene Tür, ein versiegelter Quell. Deine Bewässerungsrinnsale sind ein Granatparadies mit köstlichen Früchten, Kophersträuchern samt Nardenpflanzen; Narde und Safran, Würzrohr und Zimt mit allerlei Weihrauchhölzern, Myrrhe und Aloë samt allen vornehmsten Duftgewächsen. (Meine Braut ist) ein Gartenquell, ein Brunnen frischen Wassers und ein Naß, das vom Libanon rieselt. Erhebe dich, Nordwind, brause heran, o Südwind! Wehe durch meinen Garten, daß seine Düfte niederrieseln!" "Es komme mein Liebster in seinen Garten und esse seine köstlichen Früchte!" "Ich komme in meinen Garten, meine Schwester Braut, und pflücke meine Myrrhe und meinen Balsam, genieße meine Wabe und meinen Honig, trinke meinen Wein und meine Milch! Eßt, Freunde, trinkt, und berauscht euch an der Liebe!" Ich schlief, mein Herz aber wachte; horch, mein Geliebter klopft an!" "Tu mir auf, meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine fehlerlose! Denn voll von Tau ist mein Haupt, meine Locken von den Tropfen der Nacht!" "Ich habe mein Kleid schon abgelegt, wie sollt' ich es wieder anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen, wie sollt' ich sie wieder beschmutzen?" Mein Geliebter streckte die Hand durch den Spalt, da bebte mein Herz in Sehnsucht nach ihm. Ich stand auf, meinem Geliebten zu öffnen; da tropften meine Hände von Myrrhe, meine Finger von flüssiger Myrrhe an den Rinnen des Riegels. Ich hatte meinem Geliebten geöffnet, doch mein Geliebter war weg, war fort; meine Sinne schwanden, wie er entschwand. Ich suchte nach ihm, aber fand ihn nicht; ich rief nach ihm, doch er gab keine Antwort. Es fanden mich die Wächter bei ihrer Runde durch die Stadt; sie schlugen und sie verwundeten mich; den Überwurf nahmen mir weg die Wächter der Mauern. Ich beschwör' euch, Töchter Jerusalems: Wenn meinen Geliebten ihr findet, was wollt ihr ihm melden? Daß ich krank bin vor Liebe! "Was ist dein Geliebter vor anderen Geliebten, du Schönste unter den Frauen? Was ist dein Geliebter vor anderen Geliebten, daß du uns so beschwörst?" "Mein Geliebter strahlt weißlich und rosa, ist unter Tausenden zu erkennen. Sein Haupt ist gediegenes Gold, seine Locken sind Dattelrispen, wie die Raben so schwarz. Seine Augen sind wie Tauben an Wasserbächen, gebadet in Milch, ruhend auf dem Damm. Seine Wangen sind wie Balsambeete, in denen Würzkräuter sprießen; wie Lilien sind seine Lippen, tropfend von flüssiger Myrrhe. Seine Hände sind Barren von Gold, mit Tarsissteinen besetzt; eine Elfenbeinplatte ist sein Leib, bedeckt mit Saphiren. Seine Schenkel sind Marmorsäulen, gestellt auf Sockel von Feingold. Sein Anblick ist wie der Libanon, auserlesen gleich Zedern. Süßigkeit ist sein Gaumen, seine ganze Person lauter Lust. Das ist mein Geliebter; ja, das ist mein Freund, ihr Töchter Jerusalems!" "Wohin ist dein Geliebter gegangen, du Schönste der Frauen? Wohin hat sich dein Geliebter gewandt? Wir wollen mit dir nach ihm suchen!" "Mein Geliebter stieg in seinen Garten, zu den Balsambeeten, um zu weiden in den Auen und Lilien zu pflücken. Ich gehöre meinem Geliebten und mein Geliebter mir, der da weidet unter den Lilien." "Schön bist du, meine Freundin, wie Tirza, lieblich wie Jerusalem, majestätisch gleich den Bannerscharen. Wende weg deine Augen von mir, denn sie sind es, die mich verwirren! Dein Haar gleicht einer Herde von Ziegen, die herabsteigt von Gilead; deine Zähne blinken wie eine Herde von Mutterschafen, die frisch aus der Schwemme steigen. Von Zwillingen trächtig sind alle, und keines von ihnen ist unfruchtbar. Wie ein Granatapfelstück erstrahlt deine Schläfe hinter deinem Schleier hervor." Sechzig sind es der Königinnen und achtzig der Nebenfrauen, dazu Mädchen ohne Zahl. Doch einzig ist sie meine Taube, meine fehlerlose; einzig ist sie ihrer Mutter, ganz lauter ihrer Gebärerin. Es sehen sie die Töchter und preisen sie, die Königinnen und Nebenfrauen, und rühmen sie. Wer ist diese, die da herabschaut wie Morgenrot, schön wie der Mond, rein wie die Sonne, majestätisch gleich den Bannerscharen? Zum Nußgarten war ich hinabgestiegen, zu sehen nach den Knospen der Palme, zu sehen, ob sprießt der Weinstock, ob blüht der Granatapfelbaum. Ich kannte mich selbst nicht mehr! Sie setzte mich aufs Gefährt der Fürstengefolgschaft." Wende dich, wende dich, Sulamit, wende dich, wende dich, damit wir dich sehen können! Was wollt ihr sehen an Sulamit? Etwas wie einen Lagertanz! Wie sind deine Schritte so schön in den Sandalen, du Fürstentochter! Der Bug deiner Hüften gleicht einem Geschmeide, einem Werk von Künstlerhänden. Dein Schoß ist ein rundes Becken, es mangle ihm nie der gewürzte Wein! Dein Leib ist ein Weizenhaufen, von Lilien umhegt. Deine beiden Brüste sind zwei Kitzlein, wie Zwillinge einer Ricke. Dein Hals ist wie ein Elfenbeinturm, deine Augen wie die Teiche von Hesbon am Tor von Bat-Rabbim, deine Nase wie der Libanonturm, der gegen Damaskus schaut. Dein Haupt über dir ist wie der Karmel, deines Hauptes Geflecht gleicht Königspurpur, gebunden in Zöpfen. Wie bist du so schön und so lieblich, o Liebe in Wonnen! Deine Gestal ist der Palme gleich, deine Brüste sind wie Trauben. Ich dachte: Ich will auf die Palme klettern, will pflücken die Dattelrispe, und deine Brüste sollen mir sein wie Trauben des Weinstocks, der Duft deines Atems wie Apfelduft! Und dein Mund soll mir sein wie der edelste Wein, der glattweg fließt zu meinen Liebkosungen, meine Lippen und Zähne benetzend. "Ich gehöre meinem Geliebten an, und nach mir hat er Verlangen. Komm, mein Geliebter, wir gehen aufs Land und nächtigen in den Dörfern! Früh wollen wir zu den Weinbergen aufbrechen, wollen sehen, ob der Weinstock schon treibt, die Rebblüte aufspringt, die Granatbäume blühen. Dort will ich meine Liebe dir schenken! Die Liebesäpfel verbreiten Duft, und über unserer Türe sind lauter köstliche Früchte, frische sowohl wie alte, die ich aufhob für dich, mein Geliebter. Ach, wärest du doch mein Bruder, an der Brust meiner Mutter genährt! Träfe ich dich auf freier Flur, ich würde dich küssen, und man könnte es mir nicht verübeln. Ich würde dich führen, dich bringen ins Haus meiner Mutter, die mich erzog. Ich würde dich tränken mit Würzwein, mit meinem Granatapfelmost. Seine Linke ruht unter meinem Haupt, und seine Rechte umfängt mich. Ich beschwör' euch, ihr Töchter Jerusalems, was wollt ihr wecken und stören die Liebe, ehe ihr selbst es gefällt?" Wer ist diese, die aus der Steppe heraufsteigt, auf ihren Geliebten gestützt? "Unter dem Apfelbaum störte ich dich auf. Dort war in Wehen geraten mit dir deine Mutter, dort war in Wehen geraten, die dich gebar." Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, lodernde Blitze. Große Wasser können die Liebe nicht löschen, und Ströme spülen sie nicht hinweg. Böte jemand seines Hauses ganzen Besitz für die Liebe, man würde ihn völlig verachten." "Wir haben eine kleine Schwester, sie besitzt noch keine Brüste. Was machen wir mit unserer Schwester am Tage, da man um sie freit? Wenn sie eine Mauer ist, bauen wir darauf ein silberne Zinne. Wenn sie eine Türe ist, befestigen wir darauf eine Zederntafel." "Bin ich erst eine Mauer und sind meine Brüste wie Türme, dann bin ich in seinen Augen wie eine, die Anklang findet!" Einen Weinberg hatte Salomo in Baal-Hamon; er übergab an die Wächter den Weinberg. Ein jeder mußte für seine Frucht tausend Silberlinge zahlen. Doch meinen Weinberg, der mir gehört, den habe ich vor mir. Dein seien die tausend, o Salomo, und zweihundert den Wächtern seiner Frucht! "Die du in den Gärten wohnst, Gefährten lauschen aufmerksam - laß mich deine Stimme hören!" Flieh, mein Geliebter, sei gleich dem Reh oder dem Junghirsch auf duftendem Bergland!" Schau des Isaias, des Sohnes des Amoz, die er über Juda und Jerusalem hatte in den Tagen des Ussia, Jotam, Achas, Hiskia, der Könige von Juda. Höret, ihr Himmel, horch auf, du Erde, denn es redet der Herr: "Söhne zog ich heran und erhöhte ich; sie aber lehnten sich gegen mich auf. Ein Ochs kennt seinen Besitzer, ein Esel die Krippe seines Herrn, Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keinen Verstand." Wehe, sündiger Haufe, schuldbeladenes Volk, Brut von Verbrechern, Söhne, die frevelhaft handeln! Sie verließen den Herrn, schmähten den Heiligen Israels, wandten den Rücken ihm zu. Wohin könnt ihr noch Schläge erhalten, da ihr fortgesetzt abfallt? Jedwedes Haupt ist krank, ein jedes Herz matt. Von der Fußsohle an bis zum Haupt ist nichts Heiles an ihm. Wunde und Strieme und frischer Hieb, nicht ausgedrückt, nicht verbunden, nicht mit Öl erweicht. Euer Land Wüstenei, eure Städte verbrannt, euren Acker verzehren Fremde vor euch; Verwüstung herrscht wie bei Sodoms Zerstörung. Die Tochter Sion blieb übrig wie eine Hütte im Weinberg, wie ein Nachtlager im Gurkenfeld, wie eine bedrängte Stadt. Hätte nicht der Herr der Heerscharen uns einen Rest gelassen, wir wären geworden wie Sodom, Gomorra wären wir gleich. Höret das Wort des Herrn, ihr Sodomsgebieter! Vernimm die Weisung unseres Gottes, du Gomorravolk! "Wozu soll mir die Menge eurer Schlachtopfer dienen?", so spricht der Herr. "Der Widder Brandopfer habe ich satt und der Mastkälber Fett; der Stiere, der Lämmer, der Böcke Blut, es sagt mir nicht zu! Wenn ihr vor meinem Antlitz erscheint, wer fordert dies von euch, daß ihr meine Höfe zertretet? Bringt sinnlose Gaben nicht länger mehr dar! Räucherwerk ist mir abscheulich! Neumond, Sabbat und Feiertag - ich ertrage nicht Frevel und Fest! Eure Neumonde und eure Feiertage haßt meine Seele. Sie sind mir zur Last geworden, die zu tragen ich müde bin! Breitet ihr eure Hände aus, so verhülle ich meine Augen vor euch, häuft ihr eure Gebete an, so höre ich nicht; denn eure Hände sind voll der Blutschuld! Wascht und reinigt euch! Schafft eurer Taten Bosheit mir aus den Augen hinweg, hört auf, das Böse zu tun! Lernt Gutes wirken, trachtet nach Recht, leitet den Unterdrückten, setzt euch im Gericht für den Verwaisten ein, führt den Rechtsstreit der Witwe! Dann kommt, und wir wollen verhandeln", spricht der Herr. "Sind eure Sünden wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee, sind sie wie Purpur so rot, sie sollen werden wie Wolle. Seid ihr willig und folgsam, so dürft ihr die Güter des Landes genießen. Weigert ihr euch und trotzt, so werdet ihr vom Schwerte gefressen." Wohlan, der Mund des Herrn hat gesprochen! Wie ward doch zur Dirne die Stadt, die einst so getreu, erfüllt von Recht; Gerechtigkeit weilte in ihr, jetzt aber bewohnen sie Mörder! Dein Silber ist zu Schlacken geworden, dein Wein mit Wasser verschnitten. Deine Fürsten - Empörer sind sie und Diebesgesellen; alle haben Bestechung gern, laufen Geschenken nach. Dem Verwaisten helfen sie nicht zum Recht, die Sache der Witwe gelangt nicht zu ihnen. Darum spricht der Gebieter, der Heerscharen Herr, der Starke in Israel: "Ha, an meinen Gegnern verschaffe ich mir Genugtuung, an meinen Feinden nehme ich Rache. Ich wende meine Hand wider dich, läutere wie mit Laugensalz deine Schlacken, scheide alle deine Bleistücke aus. Dann will ich dir Richter geben wie ehedem und Ratsherren so wie am Anfang. Danach wird man dich nennen: "Wohnort der Gerechtigkeit, getreue Stadt." Sion wird durch Recht erlöst, durch Gerechtigkeit seine Bekehrten. Zusammenbruch aber trifft Empörer und Sünder insgesamt; die den Herrn verlassen, werden vergehen." Ja, ihr werdet beschämt ob der Eichen, die eure Lust sind, erröten über die Gärten, die ihr bevorzugt. Denn ihr selber werdet der Eiche gleich, deren Laub verwelkt, und dem Garten, der kein Wasser enthält. Und es wird der Starke zum Werg und zum Funken sein Tun; beide zusammen verbrennen, und niemand kann löschen. Das Wort, das Isaias, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem schaute: Am Ende der Tage wird es geschehen: Da steht der Berg des Hauses des Herrn an der Spitze der Berge festgegründet und ragend über die Hügel, und alle Völker strömen zu ihm. Viele Nationen pilgern und sprechen: "Auf, laßt uns steigen zum Berge des Herrn und zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns seine Wege lehre und wir schreiten auf seinen Pfaden!" Denn Weisung geht aus von Sion, das Wort des Herrn von Jerusalem. Zwischen den Völkern wird er richten, entscheiden für viele Nationen. Ihre Schwerter schmieden sie zu Pflugscharen um und ihre Speere zu Winzermessern. Nimmer wird Volk gegen Volk das Schwert erheben, und nicht mehr lernt man die Kriegskunst. Haus Jakob, wohlan! Laßt uns wandeln im Lichte des Herrn! Fürwahr, du verstießest dein Volk, das Haus Jakob; denn sie sind voll von Wahrsagerei aus dem Osten, von Zauberern wie die Philister, und an Ausländern haben sie Überfluß. Sein Land ist voll Silber und Gold, seine Schätze nehmen kein Ende; ja, sein Land ist von Pferden voll, seine Streitwagen nehmen kein Ende. Sein Land ist von Götzen voll. Ihrer Hände Machwerk beten sie an, das, was ihre Finger verfertigt. Doch geduckt wird der Mensch und erniedrigt der Mann, und du sollst sie nicht aufrichten! - Flieh in den Fels, verbirg dich im Staub vor dem Schrecken des Herrn, vor seiner glorreichen Pracht! Die stolzen Augen der Menschen werden gesenkt, es duckt sich der Hochmut der Männer, und erhaben ist allein der Herr an jenem Tag. Denn für den Herrn der Heerscharen kommt ein Tag über alles Stolze und Erhabene, über alles, was hoch ist - und doch so niedrig, über alle Zedern des Libanon, die emporragenden, hohen, und über alle Eichen von Basan, über alle hohen Berge und über alle emporragenden Hügel, über jeden hohen Turm und über jede trutzige Mauer, über alle Tarsisschiffe und über alle kostbaren Boote. Dann duckt sich der Stolz der Menschen und beugt sich der Hochmut der Männer, und erhaben allein ist der Herr an jenem Tag. Doch die Götzen verschwinden ganz und gar. In Felshöhlen und Erdlöchern verkriecht man sich vor dem Schrecken des Herrn, vor seiner glorreichen Pracht, wenn er sich erhebt, die Erde zu schrecken. An jenem Tag wirft der Mensch seine Götzen von Silber und Gold, die er sich gemacht zur Verehrung, hin zu den Ratten und Fledermäusen, um sich in Felsspalten und Steinklüfte zu verkriechen vor dem Schrecken des Herrn und seiner glorreichen Pracht, wenn er sich erhebt, die Erde zu schrecken. Sagt euch doch von dem Menschen los, der nur durch einen Hauch in seiner Nase besteht! Denn was sonst ist er wert? Denn siehe, der Gebieter, der Herr der Heerscharen, nimmt fort von Jerusalem und Juda Stütze und Stab, jede Stütze an Brot, jede Stütze an Wasser, den Helden und den Kriegsmann, den Richter und den Propheten, den Wahrsager und den Ältesten, den Oberen über Fünfzig, den Angesehenen und Ratsherrn, den Künstler und Zauberkundigen. Knaben will ich ihnen geben als Fürsten, Buben sollen über sie herrschen. Und da drängt sich das Volk, Mann gegen Mann, einer gegen den anderen. Der Knabe tobt gegen den Greis, der Ehrlose gegen den Würdevollen. Da packt einer seinen Bruder aus seiner Familie: "Du hast noch ein Obergewand, sei also unser Gebieter; dieser Trümmerhaufe stehe unter deiner Gewalt!" Er aber wird antworten an jenem Tag: "Ich will kein Wundarzt sein! In meinem Hause ist weder Brot noch Gewand. Mich bestellt also nicht zum Führer des Volkes!" Ja, Jerusalem strauchelt, und Juda muß fallen. Denn ihre Reden und Taten richten sich gegen den Herrn, zu trotzen seinen majestätischen Augen. Das Aussehen ihrer Gesichter klagt sie an; wie Sodom verkünden sie laut ihre Sünden und verdecken sie nicht. Weh ihnen, sie schaffen sich selber das Unheil! Heil dem Gerechten, denn es geht ihm wohl; denn die Frucht seiner Taten genießt er! Wehe dem Frevler, ihm geht es schlecht; denn was seine Hände getan, widerfährt ihm selbst! Mein Volk! Seine Zwingherren sind Buben, und Weiber beherrschen es. Mein Volk! Deine Führer sind Verführer, verwirren den Weg deiner Pfade. Der Herr steht bereit, einen Rechtsstreit zu führen, er tritt auf, zu richten sein Volk. Ins Gericht geht der Herr mit den Ältesten seines Volkes und dessen Fürsten: "Ihr habt den Weinberg geplündert. Das den Armen geraubte Gut ist in euren Häusern. Wie kommt ihr dazu, mein Volk zu zerschlagen, zu zerstoßen der Armen Antlitz?" So spricht der Gebieter, der Herr der Heerscharen. Und der Herr sprach: "Weil Sions Töchter so hochmütig sind, beim Gehen hochrecken den Hals und ihre Augen verdrehen, weil sie trippelnd und tänzelnd einhergehen und mit den Fußspangen klirren, darum wird der Höchste den Scheitel der Sionstöchter kahlköpfig machen, und ihre Schläfe wird entblößen der Herr." An jenem Tage entfernt der Herr den prächtigen Schmuck: die Fußspangen, Stirnbänder, Möndchen, die Ohrgehänge, Armkettchen und Schleier, die Kopfbinden, Schrittkettchen und Gürtel, die Halsbänder und Amulette, die Fingerringe und Nasenringe, die Feierkleider, Mäntel, Überwürfe und Täschchen, die Schleier und Untergewänder, die Binden und Umschlagtücher. Und dann wird es geschehen: Statt des Balsams gibt es Moder; statt der Schärpe den Strick, statt des Lockengekräusels die Glatze, statt des Prachtgewandes die Gürtung des Sackes, ja Schande statt Schönheit. Deine Mannen werden fallen durchs Schwert und deine Helden im Kampf. Ihre Tore werden seufzen und trauern, Sion sitzt ausgeplündert am Boden. An jenem Tage werden sieben Frauen einen einzigen Mann festhalten und sprechen: "Wir wollen essen unser eigenes Brot, uns kleiden mit eigenen Gewändern! Nur laß uns deinen Namen führen, nimm fort von uns unsere Schande!" An jenem Tag wird der Sproß des Herrn zur ehrenden Zier und die Frucht des Landes zum prachtvollen Stolz für die Geretteten Israels. Und es wird geschehen: Wer in Sion überlebt und in Jerusalem noch übrigbleibt, wird "heilig" heißen, jeder, der zum Leben aufgeschrieben ist in Jerusalem. Wenn der Herr den Schmutz der Töchter Sions abgewaschen und Jerusalems Blutschuld aus seiner Mitte hinweggespült hat durch den Sturm des Gerichtes und den Sturm der Verwüstung, dann wird der Herr über jeder Stätte des Sionsberges und über den dortigen Zusammenkünften eine Wolke bei Tag erschaffen, Rauch und flammenden Feuerglanz bei Nacht. Ja, über dem ganzen Lichtglanz wird eine Schutzhülle sein. So wird es ein Obdach geben zum Schatten bei Tag vor der Hitze und zur Zuflucht und Deckung vor Regengüssen. Singen will ich für meinen Freund das Lied meines Freundes auf seinen Weinberg! Einen Weinberg hatte mein Freund auf fetter Höhe des Berges. Er grub ihn um und entsteinte ihn, mit Edelreben bepflanzte er ihn. In seiner Mitte baute er einen Turm, eine Kelter hieb er auch aus darin und hoffte, daß er nun Trauben trüge; doch nur Herlinge trug er. Darum nun, Bürger Jerusalems und Männer von Juda, richtet doch zwischen mir und meinem Weinberg! Was blieb noch zu tun für meinen Weinberg, das ich an ihm nicht hätte getan? Warum hoffte ich, daß er Trauben trüge, indes er nur Herlinge trug? Verkünden will ich euch jetzt, was meinem Weinberg ich tun will: Entfernen seinen Zaun, daß er verwüstet wird, einreißen seine Mauer, daß er zertreten wird! Ich will ihn machen zur Wüstenei; er wird nicht beschnitten und nicht mehr behackt. Aufschießen sollen Dornen und Unkraut; den Wolken will ich verbieten, über ihm zu regnen! Wohlan, der Weinberg des Herrn der Heerscharen ist das Haus Israel, und die Leute von Juda sind seine liebliche Pflanzung. Er hoffte auf Rechtsspruch, doch siehe da: Rechtsbruch, und auf Gerechtigkeit, doch siehe da: Klageschrei! Wehe jenen, die Haus an Haus reihen, Feld an Feld rücken, bis kein Raum mehr vorhanden ist und ihr allein Grundherren seid inmitten des Landes! In meinen Ohren ließ sich hören der Herr der Heerscharen: Aus vielen Häusern wird Wüstenei, große und schöne Häuser sind menschenleer. Denn zehn Joch Rebland liefern nur einen Eimer, und ein Malter Aussaat bringt nur einen Scheffel. Wehe jenen, die früh sich erheben und jagen nach Rauschtrank, die am späten Abend der Wein noch erhitzt! Da gibt es Zither und Harfe, Pauke und Flöte und Wein für ihr Trinkgelage. Doch auf das Wirken des Herrn achten sie nicht, schauen nicht auf das Tun seiner Hände. Darum wird verbannt mein Volk, weil ohne Verstand, seine Herrenschicht muß sterben vor Hunger, seine Masse verschmachten vor Durst. Deshalb öffnet das Totenreich seinen Rachen gar weit, reißt auf sein Maul ohne Maß, damit hinabfährt sein Gepränge und Gedränge, sein Getöse und seine jauchzende Schar. Geduckt wird der Mensch, gebeugt wird der Mann, der Stolzen Augen werden erniedrigt. Doch hoch erhaben zeigt sich der Herr der Heerscharen im Gericht, der heilige Gott erweist sich als heilig durch Gerechtigkeit. Lämmer werden dann weiden auf ihrer Trift, Ziegen grasen die Trümmer der Vertilgten ab. Wehe jenen, die mit Ochsenstricken die Schuld herbeiziehen, mit Wagenseilen die Sünde! Sie sprechen: "Es beeile sich schleunigst sein Werk, damit wir es sehen! Bald komme heran der Ratschluß des Heiligen Israels, damit wir ihn erfahren!" Wehe jenen, die das Böse als gut, das Gute als böse bezeichnen, die Finsternis als Licht und Licht als Finsternis hinstellen, die Bitter als Süß und Süß als Bitter hinstellen! Wehe jenen, die sich weise dünken und klug vor sich selber! Wehe jenen, die Helden im Weintrinken sind und tüchtige Männer im Würzen des Rauschtranks! Die um Bestechungsgeld dem Schuldigen Recht geben, dem Unschuldigen aber sein Recht entziehen. Darum, wie Feuerzunge Stoppeln verzehrt und dürres Gras in der Flamme versinkt, so sei ihre Wurzel wie Moder, ihre Blüte wirble empor wie Staub! Denn sie verwarfen die Weisung des Herrn der Heerscharen und lästerten das Wort des Heiligen Israels. Darum entbrannte der Zorn des Herrn wider sein Volk, er streckte über ihm seine Hand aus und schlug es. Die Berge erzitterten; ihre Leichname lagen wie Kot auf den Gassen. Bei all dem ließ sein Zorn nicht ab, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt. Er errichtet ein Panier für ein Volk aus der Ferne und pfeift es vom Ende der Erde herbei. Sieh nur, eilends und rasch kommt es an. Da ist kein Müder und Strauchelnder bei ihm, es schläft und schlummert nicht ein. Nicht löst sich der Gurt seiner Hüften, der Riemen seiner Schuhe zerreißt nicht. Seine Pfeile sind scharf, und all seine Bogen gespannt; seiner Rosse Hufe gleichen dem Kiesel, seine Räder dem Wirbelwind. Sein Gebrüll ist wie das des Löwen, wie ein Junglöwe so brüllt es. Es knurrt, packt die Beute, bringt sie in Sicherheit, und niemand kann sie entreißen. Es tost über ihm an jenem Tag wie Brausen des Meeres. Man blickt zur Erde, und siehe, bange Finsternis; im Wolkendunkel ist verfinstert das Licht. Im Todesjahr des Königs Ussia sah ich den Herrn. Er saß auf einem hohen und erhabenen Throne, seines Gewandes Schleppen füllten den Tempel. Über ihm schwebten Seraphim; sechs Flügel hatte ein jeder; mit zweien verhüllte er sein Angesicht, mit zweien bedeckte er seine Füße, und mit zweien flog er. Einer rief dem andern zu und sprach: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen, die Fülle der ganzen Erde ist seine Herrlichkeit." Vor der Stimme des Rufenden erbebten die Pfosten der Türschwellen, und der Tempelraum füllte sich mit Rauch. Da sprach ich: "Wehe mir, ich bin verloren; denn ein Mann mit unreinen Lippen bin ich und wohne unter einem Volke mit unreinen Lippen! Denn den König, den Herrn der Heerscharen, haben meine Augen gesehen." Da flog zu mir einer der Seraphim heran, in seiner Hand einen glühenden Stein, den er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Mit ihm berührte er meinen Mund und sprach: "Siehe, dies hat deine Lippen berührt, gewichen ist deine Schuld, deine Sünde gesühnt." Und ich hörte die Stimme des Herrn, der da sprach: "Wen soll ich senden, wer wird für uns gehen?" Und ich erwiderte: "Hier bin ich, sende mich!" Und er sprach: "Geh und rede zu diesem Volke da: Höret, höret, aber versteht es nicht; sehet, sehet, aber erkennt es nicht! Mache das Herz dieses Volkes verstockt, seine Ohren verhärtet und seine Augen verblendet, daß es mit seinen Augen nicht sehe und mit seinen Ohren nicht höre, sein Herz nicht zur Einsicht komme und es wieder Heilung finde!" Ich erwiderte: "Wie lange, o Herr?" Er sprach: "Bis daß die Städte verödet sind, ohne Bewohner, die Häuser menschenleer, und das Ackerland öde liegt als Wüste. Der Herr wird die Menschen entfernen; groß wird die Verlassenheit sein inmitten des Landes. Und bleibt darin noch ein Zehntel übrig, so verfällt auch dies wieder der Vertilgung, einer Eiche und Terebinthe gleich, von denen beim Fällen nur ein Stumpf bleibt. Heiliger Same ist sein Stumpf." Und es geschah in den Tagen des Achas, des Sohnes Jotams, des Sohnes Ussias, des Königs von Juda, da rückten Rezin, der König von Aram, und Pekach, der Sohn des Remalja, der König von Israel, wider Jerusalem, um es anzugreifen. Doch sie konnten es nicht bezwingen. Man brachte dem Hause David die Meldung: "Aram hat sich verbündet mit Ephraim." Da erbebte sein Herz und das Herz seines Volkes, wie Waldbäume im Winde beben. Der Herr aber sprach zu Isaias: "Gehe hinaus, dem Achas entgegen, du und dein Sohn Schearjaschub, an das Ende der Wasserleitung des oberen Teiches bei der Straße zum Walkerfeld! Sprich zu ihm: "Sei gefaßt und bleibe ruhig, fürchte dich nicht, und dein Herz verzage nicht vor diesen beiden Stummeln von rauchenden Brandscheiten, vor dem lodernden Zorn Rezins und Arams und des Sohnes Remaljas, weil Aram, Ephraim und der Sohn Remaljas Unheilvolles wider dich planten, indem sie sagten: Gegen Juda wollen wir zu Felde ziehen, es zerstückeln, seine Teile an uns reißen und zum König in seiner Mitte den Sohn des Tabel einsetzen!" So spricht der Gebieter und Herr: "Es bleibt nicht so und wird nicht sein, daß Damaskus Arams Haupt ist und das Haupt von Damaskus Rezin [65 Jahre noch dauert es, da wird Ephraim zerschlagen und kein Volk mehr sein], daß Samaria Ephraims Haupt ist und das Haupt Samarias der Sohn des Remalja! Wenn ihr nicht glaubt, so habt ihr keinen Bestand."" Und weiterhin sprach der Herr zu Achas: "Erbitte dir ein Zeichen vom Herrn, deinem Gott, sei es aus der Tiefe der Unterwelt oder hoch oben aus der Höhe!" Aber Achas erwiderte: "Ich will nicht bitten und den Herrn nicht auf die Probe stellen." Da sprach er: "Hört doch, ihr vom Hause David: Ist es euch zu wenig, Menschen zu beleidigen, daß ihr auch noch meinen Gott beleidigt? Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und seinen Namen "Immanuel" nennen. Von Dickmilch und Honig wird er sich nähren, bis er das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen weiß. Denn bevor der Knabe das Böse verwerfen und das Gute erwählen kann, wird zur Öde das Land, vor dessen beiden Königen dir graut. Der Herr wird über dich, dein Volk und dein Vaterhaus Tage herbeiführen, wie sie nicht gekommen sind seit der Zeit, da Ephraim abfiel von Juda [nämlich den König von Assur]. Und geschehen wird es an jenem Tag: Der Herr ruft die Fliege heran vom Ende der Ströme Ägyptens und die Biene aus assyrischem Land. Sie werden kommen und sich vollzählig niederlassen in den steilen Klüften und Felsenspalten, in allen Dornsträuchern und auf allen Triften. An jenem Tag wird der Herr abscheren mit dem Schermesser, das von jenseits des Euphratstromes gedungen ist [dem König von Assur], das Haupt und die Füße; ja, auch den Bart wird es wegraffen. Geschehen wird es an jenem Tag: Da kann sich einer nur eine Jungkuh und zwei Stück Kleinvieh halten. Wegen der Menge Milch, die sie geben, wird man Dickmilch essen. Ja, Dickmilch und Honig wird jeder essen, der im Lande übriggeblieben ist. Geschehen wird es an jenem Tag: Da wird jeder Raum, wo tausend Weinstöcke stehen im Wert von tausend Sekeln, den Dornen und Disteln verfallen. Mit Pfeil und Bogen kommt man dorthin; denn Dornen und Disteln trägt das ganze Land. Und alle Berge, die man sonst mit der Hacke behackt, - man kommt nicht mehr dorthin aus Angst vor Dornen und Disteln; man treibt die Rinder hinauf und läßt sie von Schafen zertreten." Der Herr sprach zu mir: "Nimm dir eine große Tafel und schreibe darauf in gewöhnlicher Schrift: "Eilebeute - Raubebald"! Auch bestelle mir zwei zuverlässige Zeugen, Uria, den Priester, und Sacharja, den Sohn des Jeberechja!" Ich hatte mich der Prophetin genaht; sie ward schwanger und gebar einen Sohn. Der Herr sprach zu mir: "Nenne seinen Namen "Eilebeute-Raubebald"! Denn ehe der Knabe zu rufen weiß "Mein Vater, meine Mutter", wird man den Reichtum von Damaskus und die Beute von Samaria vor dem König von Assur einhertragen." Der Herr redete noch weiterhin zu mir: "Dieses Volk verachtet die sanft fließenden Wasser Siloahs und verzagt vor Rezin und dem Sohn des Remalja. Darum läßt der Herr über sie die Wasser des Euphrat, die starken und großen, fluten [den König von Assur und seine gesamte Streitmacht]. Er steigt über all seine Rinnsale und tritt über all seine Ufer. Er dringt nach Juda vor, überflutet und überschwemmt es, bis er zum Halse reicht. Die Ausdehnung seiner Ränder erfüllt deines Landes Breite, o Immanuel! Erkennt es, ihr Völker, und erschreckt; horchet auf, alle Fernen der Erde! Gürtet euch und erschreckt, ja gürtet euch und erschreckt! Faßt einen Plan, er wird zunichte! Redet ein Wort, es hat keinen Bestand; denn mit uns ist Gott!" Denn so sprach der Herr zu mir, als seine Hand mich ergriff und er mich warnte, auf dem Weg dieses Volkes zu gehen: "Ihr sollt nicht "Verschwörung" sagen überall da, wo dieses Volk "Verschwörung" sagt! Was es fürchtet, sollt ihr nicht fürchten und sollt davor nicht erschrecken! Den Herrn der Heerscharen, ihn sollt ihr heilighalten! Er soll eure Furcht und euer Schrecken sein! Er wird zum Heiligtum werden, zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns für die beiden Häuser Israels, zum Netz und zur Falle für die Einwohner Jerusalems. Viele straucheln darüber; sie stürzen und brechen zusammen, werden verstrickt und gefangen." Verwahren will ich das Zeugnis, versiegeln in meinen Jüngern die Weisung. Harren will ich des Herrn, der sein Antlitz vor dem Hause Jakob verbirgt, auf ihn will ich hoffen! Siehe, ich und die Kinder, die der Herr mir gegeben, sind Zeichen und Sinnbilder in Israel, vom Herrn der Heerscharen her, der auf dem Berge Sion wohnt. Und wenn man zu euch sagt: "Befragt doch die Toten- und Wahrsagegeister, die da flüstern und murmeln! Soll ein Volk nicht seine Götter befragen, für die Lebenden die Toten?", dann hin zur Lehre und zum Zeugnis! Sicher wird solches reden ein Volk, für das es kein Morgenrot gibt! Es schweift umher, gedrückt und hungernd. Weil es nun aber hungert, ergrimmt es und verflucht seinen König und Gott. Es wendet sich zur Höhe, und es blickt zur Erde; aber siehe, da gibt es nur Drangsal und Finsternis, düstere Bedrängnis und Dunkelheit eines Verstoßenen. Fürwahr, nicht wird im Dunkel bleiben das Land, das jetzt in Bedrängnis ist! In der früheren Zeit brachte der Herr Schmach über das Land Sebulun und das Land Naphtali, aber zur letzten Zeit bringt er zu Ehren das Gebiet der Meeresstraße, das Gelände am Jordan, den Gau der Heiden (Galiläa). Das Volk, das in Finsternis wandelt, erschaut ein gewaltiges Licht. Über den Bewohnern eines finsteren Landes strahlt ein Lichtglanz hell auf. Reichen Jubel schenkst du, schaffst große Freude. Man freut sich vor dir, wie man sich freut bei der Ernte, wie man jubelt beim Teilen der Beute. Denn das Joch seiner Last, den Stab auf seiner Schulter, den Stock seines Zwingherrn zerbrichst du wie am Tage von Midian. Ja, jeder Soldatenstiefel, der polternd einherstampft, jeder Mantel, im Blute geschleift, wird verbrannt und im Feuer verzehrt! Denn ein Kind wird uns geboren, ein Sohn wird uns geschenkt, auf dessen Schulter die Herrschaft ruht. Man nennt ihn: Wunderrat, Gottheld, Ewigvater, Friedensfürst. Groß ist die Herrschaft, und der Friede ist endlos auf Davids Thron und in seinem Reich; er errichtet und stürzt es durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies tun! Wider Jakob sandte der Herr ein Wort, es fiel in Israel ein. - - - "Ziegel stürzten, Quadersteine bauen wir auf, Maulbeerfeigenbäume wurden umgehauen, Zedern pflanzen wir dafür!" Da wiegelte der Herr ihre Bedränger gegen sie auf, ihre Feinde stachelte er an: Aram im Osten, die Philister im Westen; sie fraßen Israel mit vollem Mund. Bei alldem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt. Doch das Volk bekehrte sich nicht zu dem, der es schlug, und den Herrn der Heerscharen suchten sie nicht. Der Herr schlug ab von Israel Haupt und Schwanz, Palmzweig und Binse an einem Tag. Älteste und vornehme Leute stellen das Haupt dar, Propheten, die Lügen verkünden, den Schwanz. Dieses Volkes Führer sind Verführer, seine Geführten sind Irregeführte. Darum hatte der Herr keine Freude an seiner Jungmannschaft, mit seinen Waisen und Witwen kein Mitleid. Denn ruchlos und böse sind sie alle, Torheit spricht jeder Mund. Bei all dem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt. Denn es brannte die Bosheit wie Feuer, das Dornen und Disteln verzehrt und des Waldes Dickicht entzündet, daß es aufqualmt in wirbelndem Rauch. Durch den Ingrimm des Herrn der Heerscharen verbrannte das Land, das Volk ward wie eine Speise des Feuers, keiner schonte seinen Bruder. Man verschlang zur Rechten und blieb hungrig, man fraß zur Linken und wurde nicht satt; ein jeder fraß das Fleisch seines Stammesbruders: Manasse den Ephraim, Ephraim den Manasse; beide vereint zogen gegen Juda. Bei all dem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt. Wehe jenen, die Satzungen geben voll Unheil und bedrückende Vorschriften niederschreiben! Sie verdrängen die Armen vom Gericht und rauben den Elenden meines Volkes ihr Recht; so werden Witwen ihnen zur Beute, und Waisenkinder plündern sie aus. Aber was wollt ihr tun am Tage der Heimsuchung und beim Verderben, das von ferne heranzieht? Zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe und wohin euren Reichtum bringen? Nur unter Gefangenen kann man sich ducken und unter Erschlagenen fallen. Bei all dem ließ nicht ab sein Zorn, und seine Hand blieb weiterhin ausgestreckt. Wehe über Assur, den Stab meines Zornes und die Rute meines Grimmes in meiner Hand! Wider ein ruchloses Volk entsende ich ihn, ich entbiete ihn wider das Volk meines Grimmes, daß er sich Beute erraffe und Raub erwerbe und es zertrete wie Straßenkot. Doch er denkt es sich anders, und sein Herz ist nicht so gesinnt. Nein, zu vertilgen trachtet sein Herz und auszurotten nicht wenige Völker. Denn er spricht: "Sind nicht meine Heerführer Könige insgesamt? Ging es nicht Kalno wie Karkemisch, Hamat wie Arpad oder Samaria wie Damaskus? Meine Hand griff ja nach den Reichen der Götzen, deren Schnitzbilder zahlreicher waren als die von Jerusalem und Samaria. Werde ich daher nicht, wie ich Samaria und seinen Götzen tat, so auch Jerusalem tun und seinen Götzenbildern?" Es wird geschehen: Wenn der Herr sein ganzes Werk auf dem Sionsberg und in Jerusalem zur Vollendung bringt, dann prüft er den Erfolg des Hochmuts des Assurkönigs und den prahlerischen Stolz seiner Augen! Denn er spricht: "Mit der Stärke meiner Hand habe ich es geschafft und mit meiner Weisheit, denn ich bin ja so klug. Ich tilgte die Grenzen der Völker und plünderte ihre Schätze, und ich stieß hinab wie ein Held die Thronenden! Und wie nach dem Neste griff meine Hand nach dem Reichtum der Völker; wie man verlassene Eier sammelt, so sammelte ich die ganze Erde ein! Da regte niemand die Flügel oder sperrte zwitschernd den Schnabel auf." Rühmt sich denn die Axt wider den, der mit ihr spaltet? Oder tut die Säge groß gegenüber dem, der sie zieht? So, als schwänge der Stock den, der ihn aufhebt, als erhöbe der Stab den, der nicht Holz ist. Darum sendet der Gebieter, der Herr der Heerscharen, in sein Fett die Schwindsucht; anstelle seiner Pracht lodert ein Brand wie Feuersglut. Israels Licht wird zum Feuer und sein Heiliger zur Flamme, die da brennt und seine Dornen und Disteln frißt an einem einzigen Tag. Seinen prächtigen Wald und Fruchtgarten vertilgt er ganz und gar; es ist, wie wenn ein Kranker dahinsiecht. Und der Rest seiner Waldbäume wird zählbar sein, ein Knabe kann sie aufschreiben. An jenem Tag wird es geschehen: Nicht werden sich länger stützen Israels Rest und was entronnen vom Hause Jakob auf den, der sie schlägt, sondern sie werden sich stützen in Treue auf den Herrn, den Heiligen Israels. Ein Rest bekehrt sich, ein Rest von Jakob zum starken Gott. Wenn auch dein Volk, o Israel, wäre wie der Sand am Meer, nur ein Rest davon kehrt um. Vernichtung ist ja beschlossen, Gerechtigkeit flutet heran. Denn eine festbeschlossene Vernichtung vollzieht der Gebieter, der Herr der Heerscharen, inmitten der ganzen Erde. Darum spricht der Gebieter, der Herr der Heerscharen: "Fürchte dich nicht, mein Volk, das den Sion bewohnt, vor Assur, das dich mit der Rute schlägt und seinen Stock wider dich aufhebt wie einst Ägypten! Denn noch eine kurze Spanne Zeit, dann ist vorbei mein Zorn, mein Ingrimm völlig vergangen." Dann wird der Herr der Heerscharen über Assur die Peitsche schwingen wie beim Schlag über Midian am Rabenfelsen; er wird über das Meer seinen Stab erheben wie einstmals gegen Ägypten. Geschehen wird es an jenem Tag, da weicht seine Last von deiner Schulter, sein Joch verschwindet von deinem Hals. Von Samaria zieht er heran, kommt auf Ajjat zu, durchzieht sodann Migron, beordert nach Michmas seinen Troß. Sie ziehen durch den Engpaß, Geba dient ihnen als Nachtquartier, Rama erzittert, Gibea Sauls muß fliehen. Laß deine Stimme gellen, Tochter Gallim, Laischa, horch auf, antworte ihr, Anatot! Madmena irrt flüchtig, die Bewohner von Gebim bringen sich in Sicherheit. Noch heute steht er in Nob, seine Faust schwingt er gegen den Berg der Tochter Sion, gegen den Hügel Jerusalems. Siehe, der Gebieter und der Herr der Heerscharen stutzt das Gezweig mit Schreckensgewalt; was hoch aufragte, das wird gefällt, die hohen Bäume sinken zu Boden. Niedergehauen mit dem Eisen wird das Dickicht des Waldes; der Libanon fällt in seiner Herrlichkeit. Doch wächst hervor ein Reis aus Isais Stumpf, ein Schößling bricht aus seinen Wurzeln hervor. Auf ihn läßt sich nieder der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und Furcht des Herrn. Erfüllen wird er ihn mit dem Geist der Furcht des Herrn. Er richtet nicht nach dem Augenschein und urteilt nicht nach dem Hörensagen. Er richtet vielmehr die Geringen gerecht, entscheidet richtig für die Armen im Land; den Gewalttätigen schlägt er mit dem Stab seines Mundes und tötet den Frevler mit dem Hauch seiner Lippen. Gerechtigkeit ist seiner Hüften Gurt und Treue seiner Lenden Umgürtung. Beim Lamm wird verweilen der Wolf, der Leopard lagert beim Böcklein. Kalb und Löwe mästen sich gemeinsam, ein kleiner Knabe kann sie hüten. Kuh und Bärin freunden sich an, ihre Jungen lagern beisammen; der Löwe frißt Stroh wie das Rind. Der Säugling spielt am Schlupfloch der Otter, nach dem Jungen der Viper greift das Kind mit der Hand. Nirgends handelt man bös und verderbt auf meinem ganzen heiligen Berg; denn angefüllt ist das Land mit Erkenntnis des Herrn, wie die Wasser das Meer bedecken. Und geschehen wird es an jenem Tag: Nach Isais Wurzel, die dasteht als Banner der Völker, fragen die Heiden, und herrlich wird seine Ruhestatt sein. Geschehen wird es an jenem Tag: Da erhebt der Herr noch einmal seine Hand, um loszukaufen den Rest seines Volkes, der übrigblieb von Assur und Ägypten, von Patros und Kusch, von Elam und Sinear, von Hamat und von den Inseln des Meeres. Er richtet den Völkern ein Banner auf und sammelt die Versprengten von Israel; die Zerstreuten von Juda holt er heim von den vier Enden der Erde. Verschwinden wird dann die Eifersucht Ephraims, die Bedränger Judas rottet man aus. Ephraim eifert nicht gegen Juda, Juda bedrängt Ephraim nicht. Sie stürmen zum Abhang der Philister am Meer, plündern die östlichen Stämme vereint. Nach Edom und Moab greift ihre Hand, Ammons Söhne sind ihnen gehorsam. Die Meereszunge Ägyptens legt trocken der Herr, über den Euphrat schwingt er die Hand durch seinen Gluthauch. In sieben Bäche zerschlägt er ihn und macht ihn betretbar in Schuhen. So entsteht eine Straße für den Rest seines Volkes, der noch von Assur verblieb, wie es eine solche für Israel gab, als es heraufzog vom Lande Ägypten. Sprechen wirst du an jenem Tag: "Ich danke dir, Herr; du hast mir gezürnt, aber dein Zorn verging, und du hast mich getröstet. Siehe, Gott ist mein Heil! Zuversichtlich bin ich und fürchte mich nicht; denn der Herr ist meine Kraft und meine Stärke; er ward mir zum Heil." Mit Frohlocken schöpft ihr Wasser aus den Quellen des Heils. Und ihr werdet sprechen an jenem Tag: "Danket dem Herrn, ruft seinen Namen aus! Macht seine Taten unter den Völkern bekannt, erinnert daran, daß erhaben sein Name! Singet dem Herrn, denn Großes hat er vollbracht, es werde bekannt überall auf der Erde! Jauchze und juble, Bürgerschaft Sions; denn groß ist mitten in dir der Heilige Israels." Spruch über Babel, den Isaias, der Sohn des Amoz, schaute: Auf kahlem Berge hißt ein Panier,laut schreit ihnen zu, auf euren Wink mit der Hand sollen sie einziehen in die Tore der Vornehmen! "Ich selber entbot meine Geweihten, auch rief ich zum Zorngericht meine Helden herbei, die an meiner Hoheit sich freuen." Horch, auf den Bergen Getöse wie von zahlreichem Kriegsvolk, horch, das Gelärm von Königreichen, von versammelten Völkern! Der Herr der Heerscharen mustert das Kriegsheer. Sie kommen aus fernem Land, vom Ende des Himmels, der Herr und die Werkzeuge seines Grimmes, zu verheeren die ganze Erde! Heulet, denn nahe ist der Tag des Herrn; wie Gewalt vom Allgewaltigen kommt er. Alle Hände werden deswegen schlaff, verzagt jedes menschliche Herz. Sie werden bestürzt; Krämpfe und Wehen erfassen sie, wie eine Gebärende winden sie sich; einer starrt den anderen an, ihre Gesichter erglühen wie Feuer. Siehe, der Tag des Herrn kommt ohne Erbarmen, mit Grimm und Zornesglut; er wandelt die Erde zur Wüstenei, vertilgt die Sünder von ihr. Denn die Sterne des Himmels und seine Sternbilder lassen ihr Licht nicht leuchten, die Sonne ist düster bei ihrem Aufgang, der Mond läßt nicht glänzen sein Licht. "Für ihre Untat strafe ich die Welt, die Frevler für ihre Schuld; der Vermessenen Pracht beende ich und beuge nieder der Machthaber Hochmut! Seltener mach' ich die Leute als gediegenes Gold und die Menschen als Goldschmuck von Ophir. Die Himmel erbeben darob, es wankt die Erde von ihrem Platz beim Ingrimm des Herrn der Heere und am Tag seiner Zornesglut. Dann wird es geschehen: Wie verscheuchte Gazellen, wie Kleinvieh, das niemand sammelt, so wendet sich jeder zu seinem Volk, zur Heimat entflieht jeder Mann. Jeder Erwischte wird durchbohrt, jeder Verschleppte fällt durch das Schwert. Ihre Kinder werden vor ihren Augen zerschmettert, ihre Häuser geplündert, ihre Frauen geschändet. Siehe, die Meder reize ich wider sie auf; sie schätzen das Silber nicht, haben kein Gefallen an Gold. Ihre Bogen zerschmettern Knaben; sie erbarmen sich nicht der Leibesfrucht, ihr Auge hat mit Kindern kein Mitleid. Und Babel, die Zier der Königreiche, die stolze Pracht der Kaldäer, soll werden wie Sodom und Gomorra, als Gott sie zerstörte. Es werde auf ewig unbesiedelt und unbewohnt von Geschlecht zu Geschlecht; der Araber zelte daselbst nicht mehr, nicht lasse der Hirt dort lagern! Nein, Wüstentiere lagern sich da, von Eulen sind ihre Häuser gefüllt, Strauße haben dort ihren Sitz, struppige Böcke tanzen daselbst. In seinen Palästen heulen Hyänen, Schakale in den Schlössern der Lust. Seine Zeit rückt nahe heran, und seine Tage verzögern sich nicht." Denn der Herr wird sich Jakobs erbarmen, Israel wieder erwählen und sie in ihr Heimatland bringen. Fremdlinge werden sich ihnen anschließen und sich zum Hause Jakob scharen. Völker werden sie nehmen und sie geleiten an ihren Ort. Das Haus Israel wird jene im Lande des Herrn zu eigen erhalten als Knechte und Mägde. So werden sie ihre Entführer entführen und ihre Bedrücker beherrschen. Wenn dir sodann der Herr Ruhe verlieh von deiner Qual und Unrast und von der harten Knechtschaft, womit du geknechtet warst, 4a dann stimme dieses Spottlied auf den König von Babel an und sprich: "Wie ist der Bedränger so still geworden, still geworden der Angriff! Zerbrochen hat der Herr der Ruchlosen Stock, der Herrschenden Zepter! Nationen schlug er im Grimm mit unaufhörlichem Schlag, Völker bezwang er im Zorn mit unablässigem Zwang. Nun ruht und rastet die ganze Welt, in Jubelruf bricht man aus. Selbst die Zypressen freuen sich deinetwegen und die Zedern des Libanon: "Seitdem du dich schlafen gelegt, steigt niemand herauf, uns zu fällen!" Das Totenreich unten erbebt vor dir, deiner Ankunft entgegen, bringt deinetwegen die Schatten in Aufruhr, alle Fürsten der Erde; von ihren Thronen stört es auf alle Könige der Völker. Alle miteinander heben sie an und sprechen zu dir: Auch du bist erschlafft wie wir, uns ähnlich geworden! Es stürzte dein Stolz ins Totenreich, deiner Harfen Klang! Auf Maden bist du gebettet, und deine Decken sind Würmer. Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzgestirn, des Morgenrots Sohn! Wie bist du zu Boden geschmettert, du Völkerbezwinger! Du freilich dachtest in deinem Herzen: Zum Himmel steig' ich empor, über die Sterne Gottes erhebe ich meinen Thron, setze mich auf den Götterberg im äußersten Norden, steige empor über Wolkenhöhen, stelle dem Höchsten mich gleich! Wie stürztest du zur Hölle hinab, in das unterste Loch! Wer dich sieht, gafft dich an, betrachtet dich sinnend: Ist das der Mann, der die Erde beben, Königreiche wanken ließ, der die Welt zur Wüste machte, der seine Städte zerstörte, seinen Gefangenen nimmer den Kerker auftat? Die Völkerkönige alle ruhen in Ehren, ein jeder in seiner Gruft. Du aber bist hingeworfen ohne ein Grab, wie ein verachteter Sproß, bedeckt mit Erschlagenen, Schwertdurchbohrten, die hinabsteigen zu den Steinen der Grube, wie ein zertretenes Aas. Du wirst mit ihnen kein Grab erlangen, weil du zugrunde gerichtet dein eigenes Land, getötet dein eigenes Volk. Niemals werde genannt der Ruchlosen Brut! Ob ihrer Väter Schuld errichtet seinen Söhnen die Schlachtbank, damit sie sich nicht mehr erheben und die Erde erobern und den Erdkreis mit Städten erfüllen!" "Ich erhebe mich wider sie", ist der Spruch des Herrn der Heere, "und will ausrotten von Babel Namen und Nachkommen, Stamm und Sproß" - Spruch des Herrn. "Ich will es machen zum Besitztum von Eulen und zu Schilftümpeln und es mit dem Besen der Vernichtung hinwegfegen", ist der Spruch des Herrn der Heere. Geschworen hat der Herr der Heerscharen: "Wie ausgedacht, so wird es geschehen, wie ich es geplant, so wird es sein! Ich will Assur zerschmettern in meinem Land, es zertreten auf meinen Bergen; es weiche von ihnen sein Joch, von ihrer Schulter sein Frondienst!" Dies ist der Plan, über die ganze Erde gefaßt, dies die Hand, über alle Völker ausgestreckt. Hat der Herr der Heerscharen geplant, wer kann dann vereiteln, ist ausgestreckt seine Hand, wer biegt sie zurück? Im Todesjahr des Königs Achas erging folgender Spruch: "Freue dich nicht, gesamtes Philistäa, weil der Stock, der dich schlug, zerbrach! Denn aus der Brut der Schlange kriecht eine Viper, und deren Frucht ist ein geflügelter Drache. Geringe sollen auf meinen Bergen weiden, Dürftige ein sicheres Lager haben; aber des Hungers sterben lasse ich deine Brut, töten werde ich deinen Rest." Heule, du Pforte, schreie, du Stadt, verzage, gesamtes Philistäa! Denn vom Norden her naht sich Rauch; an seinem Sammelplatz bleibt niemand allein zurück. Was gibt man den Boten des Volkes zur Antwort? "Der Herr hat Sion gegründet, Zuflucht finden die Armen seines Volkes daselbst!" Spruch über Moab: Über Nacht ist Ar-Moab zerstört, vernichtet! Fürwahr, über Nacht ist Kir-Moab zerstört, vernichtet! Die Tochter Dibon steigt hinauf, um auf den Höhen zu weinen; in Nebo und in Medeba heult Moab, kahlgeschoren ist jedes Haupt, jeder Bart abgeschnitten; auf seinen Gassen trägt man das Trauerkleid, auf seinen Dächern und Plätzen herrscht allgemeines Geheul, geht man weinend auf und ab. Es schreien Hesbon und Elale, bis Jahaz vernimmt man ihre Stimme; darob erzittern die Lenden Moabs, es ist ihm in der Seele bang. Mein Herz klagt um Moab; seine Flüchtlinge eilen bis Zoar. Ja, die Steige von Luchit steigt man mit Weinen hinauf, denn auf dem Weg nach Choronajim ist erregtes Geschrei über den Zusammenbruch. Fürwahr, die Wasser von Nimrim werden zu Wüsteneien; denn das Gras verdorrt, die Kräuter vergehen, fort ist das Grün. Deshalb schleppen sie ihr Erübrigtes und ihre Vorräte über den Weidenbach. Ja, das Schreien macht die Runde im Gebiet von Moab, bis Eglajim ertönt sein Wehe und bis Beer-Elim sein Geheul. Denn Dibons Gewässer sind voll von Blut, ja, ich lege Dibon noch weiteres auf: für Moabs Entronnene einen Löwen und auch für den Rest von Adma. Sie senden Lämmer dem Herrscher des Landes, von Sela aus durch die Wüste zum Berge der Tochter Sion. Wie flüchtende Vögel, aus dem Nest verscheucht, so werden die Orte Moabs, die Furten des Arnon sein. Gib einen Rat, triff eine Entscheidung, mach dunkel wie die Nacht deinen Schatten mitten am Tag, verbirg die Verstoßenen, die Flüchtigen verrate nicht! Es sollen verweilen bei dir die Versprengten von Moab; sei ihnen Schirm vor dem Verwüster! Denn der Tyrann ist nicht mehr, der Verwüster vernichtet, der Zertreter verschwand aus dem Lande. Ein Thron wird in Huld errichtet, und auf ihm sitzt einer in Treue im Zelte Davids; er hält Gericht und trachtet nach Recht und schaut auf Gerechtigkeit! Wir haben vom Stolze Moabs gehört, des äußerst hochmütigen, von seinem Dünkel, Stolz und Übermut; unwahr ist sein Geschwätz. Darum heult Moab über Moab, alles heult. Um die Weinbeerkuchen von Kir-Chareset seufzen sie, völlig niedergeschlagen. Denn verwelkt sind Hesbons Gefilde, die Weinstöcke Sibmas. Völkerscharen haben seine Edeltrauben bezwungen, die bis Jaser reichten, bis zur Wüste sich verirrten; ihre Ranken breiteten sich aus, drangen vor bis ans Meer. Deshalb weine ich um den Quellgrund von Jaser, um die Weinstöcke Sibmas. Ich netze dich mit meinen Tränen, Hesbon und Elale. Denn über deinen Herbst und deine Ernte fiel der Verwüster her. Freude und Jubel sind aus den Fruchtgärten fort, niemand jauchzt mehr in den Weinbergen und jubelt, niemand tritt Wein in den Keltern, der Taktruf ist verstummt. Darum klagt mein Herz um Moab wie eine Zither, mein Innerstes um ihr Kir-Chareset. Und wenn Moab auf der Opferhöhe erscheint und sich abmüht, wenn es seinen Tempel betritt, um zu beten, so erreicht es nichts. Dies ist das Wort, das der Herr über Moab früher gesprochen hat. Jetzt aber spricht der Herr: "In drei Jahren, gleich den Jahren eines Tagelöhners, wird Moabs Ansehen mit all dem gewaltigen Getue verächtlich, und es bleibt nur ein Rest, ganz klein und unbedeutend." Spruch über Damaskus: Seht, Damaskus verschwindet als Stadt, zur Trümmerstätte wird es. Seine Siedlungen sind für immer verlassen, gehören den Herden; sie lagern, ohne daß einer sie aufschreckt. Aus ist es mit dem Bollwerk für Ephraim und mit dem Königtum in Damaskus. Dem Rest von Aram wird es ergehen wie dem Glanz der Söhne Israels - Spruch des Herrn der Heerscharen. An jenem Tag ist Jakobs Ansehen gering, das Fett seines Leibes schrumpft ein. Es wird sein, wie wenn der Schnitter Halme zusammenrafft und sein Arm Ähren schneidet. Es wird sein, wie wenn einer in der Ebene Rephaim Ähren aufliest. Nur eine Nachlese bleibt davon übrig wie beim Abklopfen eines Ölbaumes: im obersten Wipfel der Beeren zwei oder drei, vier bis fünf in den Zweigen des Fruchtbaumes - Spruch des Herrn, des Gottes Israels. An jenem Tage schauen die Menschen auf ihren Schöpfer, und ihre Augen blicken auf den Heiligen Israels. Sie schauen nicht mehr nach den Altären, ihrer Hände Werk, und nach dem, was ihre Finger gebildet, blicken sie nicht mehr, auch nicht nach den heiligen Bäumen und den Räucheraltären. An jenem Tag sind deine Städte verlassen wie die verlassenen Orte der Hiwwiter und Amoriter, die sie angesichts der Israeliten verließen. Es wird eine Wüstenei entstehen. Denn du vergaßest den Gott deines Heiles, an den Fels deiner Zuflucht dachtest du nicht. Deshalb magst du liebliche Pflanzungen anlegen, mit fremdgöttischen Setzlingen sie bestecken; am Tag, da du pflanzest, magst du aufziehen und am Morgen dein Gewächs zum Blühen bringen! Dahin ist die Ernte am Tage des Siechtums und des unheilbaren Leidens! Wehe! Ein Tosen vieler Völker, wie Meerestosen tosen sie, ein Gebrause von Nationen, wie das Brausen gewaltiger Wasser brausen sie. Nationen brausen wie das Brausen vieler Wasser. Er aber schilt sie, da fliehen sie in die Ferne, sie werden gejagt wie Spreu auf den Bergen vor dem Wind, wie Räderdisteln vor der Windsbraut. Zur Abendzeit, siehe Bestürzung, vor Tagesanbruch sind sie dahin. Das ist unserer Plünderer Anteil, unserer Berauber Schicksal. Wehe dem Land der geflügelten Heuschrecke, jenseits der Ströme von Kusch! Boten entsandte es auf dem Nil, in Rohrkähnen über das Wasser. Eilet, ihr flinken Boten, zum hochgereckten und blanken Volk, zur Nation, die man fürchtet weit und breit, zum starken und siegreichen Volk, dessen Land Ströme durchschneiden. All ihr Weltenbewohner und Erdenbürger! Erhebt man auf Bergen ein Panier, dann schaut auf, wenn man ins Horn stößt, dann horchet! Denn so sprach zu mir der Herr: "In Ruhe schaue ich zu an meiner Stätte wie flimmernde Hitze beim Sonnenschein, wie Taugewölk in der Erntezeit!" Erst vor der Ernte, wenn die Blüte vorbei ist, der Fruchtstand zur reifenden Traube wird, dann schneidet er mit den Winzermessern die Ranken ab, entfernt die Wassertriebe, zwickt sie ab. Den Raubvögeln der Berge gibt man sie insgesamt preis und den Tieren des Landes, so daß die Raubvögel darauf übersommern und alle möglichen Landtiere darauf überwintern. Zu jener Zeit bringt man dem Herrn der Heerscharen Geschenke dar von dem hochgereckten und blanken Volk, vom Volk, das man fürchtet weit und breit, von der starken und siegreichen Nation, deren Land Ströme durchschneiden, zur Stätte, da der Name des Herrn der Heerscharen wohnt, zum Berge Sion. Spruch über Ägypten. Siehe, es fährt auf schneller Wolke der Herr und kommt nach Ägypten. Da wanken die Götzen Ägyptens vor ihm, und den Ägyptern verzagt das Herz in der Brust. "Aufstacheln will ich Ägypter wider Ägypter, daß sie miteinander in Streit geraten, Freund gegen Freund, Stadt gegen Stadt, Reich gegen Reich! Ägyptens Geist wird in seinem Inneren gestört, verwirren will ich seinen Plan, Götzen und Zauberkünstler befragen sie, Toten- und Wahrsagegeister. Ich überliefere Ägypten der Gewalt eines harten Herrn; ein strenger König beherrsche sie", ist der Spruch des Gebieters und Herrn der Heere. Die Nilwasser müssen versiegen, der Strom muß gänzlich vertrocknen. Das Nildelta stinkt, seicht und trocken werden die Kanäle Ägyptens, Rohr und Schilf welken hin. Das Riedgras am Ufer des Nils, alle Saat am Nil trocknet ein, weht fort und ist nicht mehr da. Es seufzen die Fischer und klagen alle, die Angeln auswerfen im Nil; alle, die das Netz auslegen im Wasser, sind niedergeschlagen. Beschämt stehen da die Flachsarbeiter, die Hechlerinnen und die Weber erblassen. Die Flachsverwerter sind niedergedrückt, alle Lohnarbeiter bekümmerten Herzens. Töricht sind ja die Fürsten von Zoan, Pharaos weiseste Räte ein dummer Rat. Wie könnt ihr sagen zum Pharao: "Von Weisen stamme ich ab, von Königen der Vorzeit!" Wo bleiben denn deine Weisen? Sie mögen dir künden und kundtun, was der Herr der Heere mit Ägypten beschlossen hat! Narren sind die Fürsten von Zoan, die Fürsten von Memphis Toren; seine Stammeshäupter führen Ägypten in die Irre. In ihr Inneres mischte der Herr einen Schwindelgeist; so bringen sie Ägypten zum Taumeln in all seinem Tun, wie ein Trunkener taumelt in seinem Gespei. So wird Ägypten kein Werk aufweisen, das Haupt oder Schwanz, Palmzweig oder Binse vollbrächten. Alsdann werden die Ägypter Weibern gleichen; Schrecken und Beben wird sie erfassen vor der schwingenden Hand des Herrn der Heerscharen, die er gegen sie schwingt. Dann wird das Land Juda für Ägypten zur Schande. Jeder, vor dem man es erwähnt, erschrickt über den Plan des Herrn der Heerscharen, den er gegen es faßte. An jenem Tag wird es fünf Städte geben im Ägypterland, die Kanaans Sprache reden und schwören beim Herrn der Heerscharen; eine von ihnen wird man "Sonnenstadt" nennen. Alsdann wird mitten im Ägypterland ein Altar für den Herrn stehen und an seiner Grenze ein Denkstein für den Herrn. Das dient als Zeichen und Zeuge für den Herrn im Lande Ägypten. Schreien sie ob ihrer Bedränger zum Herrn, so sendet er ihnen einen Retter, der führt ihren Streit und befreit sie. Der Herr wird sich den Ägyptern kundtun; die Ägypter aber erkennen alsdann den Herrn an. Mit Schlacht- und Speiseopfern dienen sie ihm, Gelübde machen sie dem Herrn und lösen sie ein. Der Herr wird Ägypten schlagen, doch nur schlagen, um dann zu heilen; bekehren sie sich zum Herrn, dann läßt er sich von ihnen erbitten und heilt sie. An jenem Tag wird eine Straße von Ägypten nach Assur führen; Assur kommt nach Ägypten und Ägypten nach Assur, beide zusammen dienen dem Herrn. Alsdann wird Israel der Dritte im Bunde mit Ägypten und Assur sein, ein Segen inmitten der Erde. Der Herr der Heerscharen wird es segnen und sprechen: "Gesegnet sei mein Volk Ägypten, Assur, das Werk meiner Hände, und Israel, mein Erbbesitz!" Es war im Jahre, da der Oberfeldherr im Auftrag des Assyrerkönigs Sargon nach Asdod kam, die Stadt belagerte und eroberte. Damals sprach der Herr durch Isaias, den Sohn des Amoz: "Wohlan, löse das Sackgewand von deinen Lenden und ziehe die Sandalen von deinen Füßen ab!" Er tat es und ging halbnackt und barfuß umher. Der Herr erklärte: "Wie mein Knecht Isaias drei Jahre lang halbnackt und barfuß einherging als ein bedeutungsvolles Vorzeichen wider Ägypten und Kusch, so wird der König von Assur die Gefangenen Ägyptens und die Verbannten von Kusch, Knaben und Greise, nackt und barfuß und mit entblößtem Gesäß wegführen, eine Schande für Ägypten. Dann werden die Leute von Schrecken und Scham erfüllt sein, weil sie nach Kusch Ausschau hielten und Ägyptens wegen prahlten." Die Bewohner dieses Gestades werden alsdann sprechen: "Seht, so ist die Lage jener, nach denen wir Ausschau hielten, zu denen wir um Hilfe und um Rettung vor dem König von Assur flohen! Wie können wir da selbst entrinnen?" Spruch über die wasserreiche Wüste: Wie Stürme das Südland durchfegen, so kommt es aus der Wüste her, aus schaurigem Land! Ein hartes Gesicht ward mir kundgetan; der Räuber raubt, der Verwüster verwüstet. Heran, Elam! Belagere, Medien! Mit Seufzen mache ich Schluß! Darob sind meine Lenden voll Qualen, es packen mich Wehen gleich den Wehen einer Gebärenden. Ich bin verstört, so daß ich nicht hören kann, bestürzt, so daß ich nicht sehen kann. Es taumelt mein Sinn, Beben erschreckt mich; das Zwielicht, sonst meine Lust, hat er in Schrecknis verwandelt. Man rüstet den Tisch, legt Teppiche hin, ißt und trinkt. Auf, ihr Fürsten, den Schild gesalbt! Denn so sprach zu mir der Herr: "Auf, bestelle den Späher; was er sieht, soll er künden! Sieht er dann Wagen, Rossegespanne, Züge von Eseln und von Kamelen, so horche er auf in äußerster Spannung!" Da rief der Seher: "Auf der Warte, o Herr, stehe ich dauernd bei Tag, meine Wache halte ich jedwede Nacht. Siehe da: Bemannte Wagen kamen heran, Rossegespanne." Und er hob an und sprach: "Gefallen, gefallen ist Babel, und all seine Götzenbilder hat man zu Boden geschmettert! O mein zerdroschenes und als Dreschtenne dienendes Volk! Was ich vernahm vom Herrn der Heere, Israels Gott, das tat ich euch kund!" Spruch über Edom: Man ruft mir von Seïr zu: "Wächter, wie spät in der Nacht? Wächter, wie spät in der Nacht?" Der Wächter spricht: "Morgen kommt, dann kommt auch Nacht; wollt ihr anfragen, so fragt und kommt noch einmal!" Spruch über die Steppe: Übernachtet im Wald, in der Steppe, ihr Karawanen der Dedaniter! Bringt den Durstigen Wasser entgegen, ihr Bewohner des Landes Tema, bietet den Flüchtlingen Brot an! Denn sie sind auf der Flucht vor den Schwertern, vor dem gezückten Schwert, vor dem gespannten Bogen und vor des Krieges wuchtender Last. Denn so sprach der Herr zu mir: "In noch einem Jahre, gleich den Jahren eines Tagelöhners, wird es mit dem ganzen Ansehen Kedars zu Ende sein. Da wird die Restzahl der Bogenschützen Kedars gering sein." Ja, der Herr, der Gott Israels, hat gesprochen. Ausspruch über das Tal der Schauung: Was hast du denn, daß du vollzählig auf die Dächer gestiegen bist, du lärmerfüllte, brausende Stadt, du Stätte des Frohsinns? Deine Erschlagenen sind nicht erschlagen vom Schwert, sind nicht im Kampfe gefallen. All deine Fürsten sind flüchtig geworden, ohne Bogen gefesselt; alle, die man auffand, sind insgesamt gefesselt, wie weit sie auch flohen. Darum sage ich: Blickt von mir weg, ich muß bitterlich weinen; bemüht euch nicht, mich zu trösten über die Verwüstung der Tochter meines Volkes! Denn der Tag des Wirrwarrs, der Zertretung und Bestürzung kommt vom Gebieter und Herrn der Heere im Tale der Schauung: Kir unterwühlt die Mauer, und Schoa stürmt wider den Berg! Elam hat den Köcher gepackt, in Streitwagen steht die Besatzung, Kir enthüllte den Schild. Deine herrlichen Täler füllten sich mit Streitwagen und deren Bemannung; aufgestellt sind sie gegen das Tor hin. Da zog der Herr die Augenbinde von Juda fort; doch es schaute an jenem Tag nach dem Rüstzeug im Waldhaus. Ihr saht, daß die Risse der Davidsstadt zahlreich waren; gesammelt habt ihr die Wasser des unteren Teiches. Die Häuser Jerusalems zähltet ihr ab und risset sie nieder, um die Mauer zu festigen. Ein Sammelbecken schuft ihr für die Wasser des alten Teichs zwischen den beiden Mauern. Aber ihr blicktet nach dem nicht, der dies bewirkte, saht nicht nach dem, der es von lange her fügte. Da rief der Gebieter, der Herr der Heerscharen, an jenem Tag zum Weinen und Klagen, Scheren der Glatze und Schürzen des Bußsacks. Doch seht, Wonne und Jubel, Rindertöten und Schafeschlachten, Fleischessen und Weintrinken: "Laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir ja tot!" In meinen Ohren tat sich kund der Herr der Heerscharen: "Fürwahr, ungesühnt bleibt diese Schuld an euch, bis ihr tot seid!" So sprach der Gebieter, der Herr der Heerscharen. So sprach der Gebieter, der Herr der Heerscharen: "Auf, geh zu diesem Verwalter da, Sebna, dem Vorsteher des Palastes, (und sprich): Was hast du hier und wen hast du hier, daß du allhier ein Grab für dich aushauen ließest? Da läßt sich der hoch oben sein Grab aushauen, im Felsen sich eine Ruhstatt meißeln! Siehe, der Herr schleudert dich fort mit wuchtigem Wurf und drückt dich zusammen. Er dreht dich zum Knäuel und wirft dich wie einen Ball in ein weit ausgedehntes Land; dort mußt du sterben, dorthin kommen deine Prunkwagen, du Schandmal für das Haus deines Herrn! Stoßen will ich dich aus deinem Amt, aus deiner Stellung dich reißen! An jenem Tage werde ich meinen Knecht Eljakim berufen, den Sohn des Chilkia. Ich bekleide ihn mit deinem Gewand und gürte ihn mit deiner Schärpe; ihm übergebe ich dein Amt, er wird Vater sein den Bewohnern Jerusalems und dem Hause Juda. Den Schlüssel des Hauses David lege ich ihm auf die Schulter. Öffnet er, so schließt keiner zu, schließt er, so macht niemand auf. Als haltbaren Pflock setze ich ihn ein an fester Stelle; zum Ehrenthron wird er für das Haus seines Vaters. Hängt man aber an ihn das ganze Gewicht seines Vaterhauses, die Sprößlinge und die Schößlinge, all das kleine Geschirr, vom Beckengeschirr bis zu den verschiedenen Kruggefäßen, dann wird an jenem Tage - Spruch des Herrn der Heere - der an fester Stelle eingeschlagene Pflock nachgeben; er wird brechen und herabfallen, so daß die Last, die daran hängt, in Stücke bricht." Fürwahr, der Herr hat gesprochen. Spruch über Tyrus: Ihr Tarsisschiffe heult, der Hafen ist ja verwüstet! Bei der Heimfahrt vom Land der Kittäer ist es ihnen kund geworden. Klagt, ihr Bewohner der Küste, ihr Kaufleute Sidons! Deine Händler fuhren auf dem Meer und in den riesigen Wassern. Die Saat des Schichor, die Ernte des Nils, war sein Einkommen, und es war Nutznießer der Völker. Schäme dich, Sidon, denn das Meer spricht: "Ich lag nicht in Wehen, nicht hab' ich geboren, ich zog nicht Jünglinge auf, noch habe ich Jungfrauen hochgebracht." Wird dies in Ägypten kund, so zittert man wie bei der Nachricht über Tyrus. Fahret hinüber nach Tarsis, heulet, ihr Küstenbewohner! Ist dies eure lustige Stadt, deren Herkunft liegt in der Urzeit, deren Füße sie weithin trugen zum Siedeln? Wer hat solches über Tyrus verhängt, das Kronen verlieh, dessen Kaufleute Fürsten waren, dessen Händler die reichsten der Erde? Der Herr der Heere hat es verhängt, zu verunstalten jegliche stolze Zier, zu stürzen alle Reichen der Erde. Deinen Boden bearbeite nun, Tochter Tarsis, denn eine Werft gibt es nicht mehr! Er streckte seine Hand aus über das Meer, erschütterte Königreiche; der Herr ließ den Befehl ergehen, die Festungen Kanaans zu zerstören. Er sprach: "Frohlocken darfst du nicht mehr, du mißhandelte Jungfrau, Tochter Sidon! Auf, fahre zu den Kittäern hinüber! Auch dort wird dir keine Ruhe zuteil! Fürwahr, das Land der Kittäer war das Volk - nicht aber Assur -, von Sidon gegründet; sie errichteten ihre Warttürme, zerstörten seine Paläste und legten es in Trümmer. Heulet, ihr Tarsisschiffe, denn eure Festung ist verwüstet!" Alsdann geschieht es: Tyrus gerät in Vergessenheit siebzig Jahre lang wie die Tage eines Königs. Nach Ablauf der siebzig Jahre aber ergeht es Tyrus, wie es im Lied von der Dirne heißt: "Nimm die Zither, durchstreife die Stadt, vergessene Dirne! Spiele schön, häufe die Lieder, damit man deiner gedenke!" Nach Ablauf von siebzig Jahren wird nämlich der Herr Tyrus heimsuchen. Dann kommt es wieder zu seinem Buhlerlohn und buhlt mit allen Königreichen der Welt, die es auf Erden gibt. Doch soll sein Gewinn und Buhlerlohn eine heilige Gabe für den Herrn sein. Er wird nicht aufgehäuft, nicht aufgespeichert, sondern jenen, die vor dem Herrn wohnen, wird sein Gewinn zu sättigender Nahrung und zu prunkvoller Kleidung dienen. Fürwahr, der Herr verheert die Erde, verwüstet sie, entstellt ihre Oberfläche und zerstreut ihre Bewohner. Da ergeht es dem Volk wie dem Priester, dem Knecht wie seinem Gebieter, der Magd wie ihrer Herrin, dem Käufer wie dem Verkäufer, dem Darleiher wie dem Entleiher, dem Gläubiger wie seinem Schuldner. Die Erde wird völlig entleert und vollkommen geplündert. Fürwahr, der Herr hat dieses Wort gesprochen! Es trauert und verwelkt die Erde, der Erdkreis verschmachtet, verwelkt, es verschmachten Himmel und Erde. Entweiht ist ja die Erde unter ihren Bewohnern; denn sie übertraten die Gebote, verletzten das Gesetz, brachen den ewigen Bund. Darum verzehrt die Erde ein Fluch, ihre Bewohner müssen es büßen; deshalb schwinden die Bewohner der Erde, nur wenige Menschen bleiben zurück. Es trauert der Most, der Weinstock stirbt ab, es seufzt jedwedes fröhliche Herz. Ein Ende nimmt das Jubeln der Pauken, es verhallt der Jauchzenden Lärm, es verstummt das Jubeln der Zither. Man trinkt nicht mehr Wein mit Liedergesang, der Trank schmeckt bitter den Zechern. Die nichtige Stadt ist zertrümmert, verrammelt der Eintritt in jedes Haus. Jammer herrscht in den Gassen über den Wein, dahin ist jegliche Freude, vergangen das Jubeln der Erde. Nur Verwüstung blieb zurück in der Stadt, in Trümmer geschlagen ist das Tor. Denn so wird es sein auf der Erde unter den Völkern, wie beim Olivenabklopfen, wie bei der Nachlese, wenn die Ernte vorbei ist. Sie aber erheben die Stimme und jubeln; über die Hoheit des Herrn jauchzen sie vom Meere her. Darum zollt Ehre dem Herrn im fernen Osten, auf den Inseln des Meeres dem Namen des Herrn, des Gottes Israels! Wir hörten Lieder vom Saume der Erde: Herrlichkeit dem Gerechten! Ich aber sprach: "Verderben mir, Verderben mir! Wehe mir! Abtrünnige handeln treulos, Treulosigkeit üben Abtrünnige. Grauen, Grube und Garn über euch, Bewohner der Erde!" Es wird geschehen: Wer dem Grauen entrinnt, fällt in die Grube, wer aus der Grube hinaufsteigt, verfängt sich im Garn. Denn die Schleusen der Höhe tun sich auf, die Grundfesten der Erde erzittern. Es bricht, ja zerbricht die Erde; es reißt, ja zerreißt die Erde; es wankt und schwankt die Erde! Die Erde torkelt und taumelt wie ein Betrunkener; wie eine Nachthütte bebt sie hin und her; schwer lastet ihr Frevel auf ihr, sie fällt und steht nicht mehr auf. An jenem Tag wird der Herr zur Rechenschaft ziehen das Heer der Höhe hoch oben und die Könige der Erde auf dem Festland. Nach Gefangenenart werden sie in eine Grube gepfercht, eingesperrt ins Gefängnis und erst nach vielen Tagen zur Rechenschaft gezogen. Da errötet der Mond, es schämt sich die Sonne; denn König ist nunmehr der Herr der Heere auf dem Berg Sion und in Jerusalem, und vor seinen Ältesten strahlt er in Glanz. Herr, mein Gott bist du! Ich rühme dich und preise deinen Namen; denn Wunderbares an Plänen hast du vollführt, von längst her gefaßt in zuverlässiger Treue. Du hast ja die Stadt zum Steinhaufen gemacht, den befestigten Ort zum Trümmerfeld. Die Burg der Fremden ist nicht mehr Stadt, nimmermehr baut man sie auf. Darob verehren dich starke Völker, die Städte verwegener Nationen fürchten dich. Denn für die Geringen warst du eine Zuflucht, eine Burg für die Armen in ihrer Not, Schutzdach vor Regen, Schatten vor Hitze; denn das Zornesschnauben der Verwegenen ist wie kalter Winterregen, wie Sonnenhitze im Dürrland. Du aber hast das Toben der Fremden gedämmt wie Hitze im wolkigen Schatten; der Verwegenen Siegeslied hast du unterdrückt. Der Herr der Heerscharen wird zubereiten für alle Völker auf diesem Berg ein Mahl von Fettspeisen, ein Mahl von abgelagerten Weinen, markige Fettspeisen, geläuterte Weine. Er wird vernichten auf diesem Berge die Hülle, die über alle Völker gebreitet, die Decke, die über alle Nationen geflochten ist. Vernichten wird er für immer den Tod. Der Gebieter und Herr wird abwischen die Tränen von jeglichem Antlitz, die Schmach seines Volkes nimmt er hinweg von der ganzen Erde! Fürwahr, der Herr hat gesprochen. An jenem Tag wird man sprechen: "Seht, unser Gott, auf den wir vertrauten, daß er uns helfe! Das ist der Herr, auf den wir hofften; laßt uns frohlocken und jubeln ob seiner Hilfe!" Denn des Herrn Hand ruht auf diesem Berg. Aber Moab zerstampft man am Boden, wie man Stroh im Mistpfuhl zertritt. Breitet es darin seine Hände aus wie der Schwimmer zum Schwimmen, so wird es der Herr beim Auftauchen niederdrücken samt seinen widerstrebenden Händen. Deine festen und steilen Mauern knickt er, stürzt er und stößt sie nieder bis in den Staub. An jenem Tage wird man im Lande Juda folgendes Lied singen: "Wir haben eine feste Stadt; Heil pflanzte er auf als Mauern und Wehr. Öffnet die Tore, daß einziehe ein rechtschaffenes Volk, das die Treue bewahrt! Fest ist sein Sinn. Du wirst den Frieden behüten, den Frieden; denn es vertraut auf dich. Vertraut auf den Herrn zu aller Zeit; denn der Herr ist ein ewiger Fels! Die Höhenbewohner hat er gebeugt, die hochragende Stadt. Nieder, ja nieder zur Erde warf er sie, stieß sie hinab bis in den Staub. Es zertritt sie der Fuß, ja die Füße der Armen, die Tritte der Geringen. Der Pfad des Gerechten ist ebene Bahn, gerade ist der Weg des Gerechten, den du ebnest. Auch auf dem Pfad deiner Gerichte, o Herr, harrten wir deiner. Deinen Namen zu nennen und anzurufen, ist das Verlangen der Seele. Bei Nacht verlangt meine Seele nach dir, auch mein Geist in mir sucht nur dich. Denn sobald deine Gerichte die Erde treffen, lernen die Bewohner der Welt Gerechtigkeit. Wird der Frevler begnadigt, so lernt er nimmer Gerechtigkeit; im Lande der Redlichkeit frevelt er und verachtet die Hoheit des Herrn. O Herr, erhoben ist deine Hand, sie sehen es aber nicht! Sie sollen es sehen und zuschanden werden! Der Eifer für das Volk und das Zornesfeuer wider deine Gegner soll sie verzehren! Herr, du wirst uns Heil durch dein Gericht erwirken; denn auch alle unsere Taten hast du für uns vollbracht. Herr, unser Gott! Andere Gebieter außer dir beherrschen uns; nur durch dich können wir uns deines Namens rühmen. Tote leben nicht mehr auf, Verstorbene erheben sich nimmer; darum hast du sie zur Rechenschaft gezogen und vertilgt; jedes Andenken an sie hast du vernichtet. Du vermehrtest das Volk, o Herr, du vermehrtest das Volk, hast dich verherrlicht, alle Landesgrenzen erweitert. Herr, in der Not deiner Heimsuchung schrieen sie, als die Drangsal deiner Züchtigung auf ihnen lag. Wie eine Schwangere, wenn ihre Stunde naht, schreit und sich windet in ihren Wehen, so waren wir, Herr, vor dir! Wir waren schwanger, wanden uns, und als wir geboren, da war es Wind. Wir brachten dem Lande keine Hilfe; denn kein Erdbewohner kam zur Welt. Deine Toten leben, meine Verstorbenen werden auferstehen, die Staubbewohner werden erwachen und frohlocken; denn Tau der Lichter ist dein Tau, die Erde wird Verblichene wieder gebären. Wohlan, in deine Kammer hinein, mein Volk! Schließe die Tür hinter dir; verbirg dich ein kleines Weilchen, bis daß der Groll vorüber ist. Denn siehe, von seiner Stätte zieht aus der Herr; er straft der Erdenbewohner Schuld; dann wird die Erde ihr Blut aufdecken und die auf ihr Erschlagenen nicht länger verbergen." An jenem Tag übt der Herr Vergeltung mit seinem harten, großen und starken Schwert an Liwjatan, der flüchtigen Schlange, und an Liwjatan, der geringelten Schlange, und er wird den Drachen töten, der im Nilstrome haust. An jenem Tag - welch lieblicher Weinberg! Singet von ihm: "Sein Hüter bin ich, der Herr; immer wieder begieße ich ihn; ich behüte ihn bei Tag und bei Nacht, damit niemand ihn schände. Zorn hege ich nicht mehr. O fände ich Dornen und Disteln! Ich möchte mit ihnen den Kampf aufnehmen und sie restlos verbrennen! Oder man müßte sich klammern an meine Schutzstätte, Frieden mit mir schließen, ja Frieden mit mir schließen!" Blumen läßt Jakob Wurzel schlagen, Israel blüht und sproßt; die Erdoberfläche wird voll des Ertrages. Hat der Herr es geschlagen wie seinen Schläger, oder wurde es gemordet wie seine Mörder? Nein, durch Verjagen und Vertreiben hast du es befehdet. Er trieb es fort durch seinen starken Sturm am Tage des Ostwinds. Darum wird Jakobs Frevel dadurch gesühnt und dies sei seiner Entsündigung Vollfrucht, daß es alle Altarsteine zerschlagenen Kalksteinen gleichmacht, heilige Pfähle und Räucheraltäre sich nimmer erheben. Denn die feste Stadt liegt nun einsam, ein entvölkerter und verlassener Platz gleich der Steppe; Kälber weiden daselbst, haben ihr Lager dort und vernichten ihre Zweige. Ist dann verdorrt ihr Geäst, so bricht man es ab; Frauen kommen und zünden es an; denn es ist ein Volk ohne Einsicht. Darum hat sein Schöpfer kein Mitleid mit ihm und sein Urheber kein Erbarmen. An jenem Tage klopft der Herr Getreide aus von den Ähren am Euphrat bis zum Bache Ägyptens. Ihr aber, Kinder Israels, werdet einzeln aufgelesen werden. An jenem Tage stößt man in das große Horn; dann kommen die im Land Assur Verlorenen heim und die im Land Ägypten Verstoßenen; sie beten an vor dem Herrn auf dem heiligen Berg in Jerusalem. Wehe der prunkenden Krone der Trunkenen Ephraims und der welkenden Blüte seines herrlichen Schmucks auf dem Gipfel des fruchtbaren Tals der vom Weine Berauschten! Siehe, ein Starker und Mächtiger steht im Dienste des Herrn! Wie ein Hagelunwetter, vernichtender Sturm, wie ein Schauer gewaltig hinflutender Wasser streckt er zu Boden mit Macht. Mit Füßen zertritt man die prunkende Krone der Trunkenen Ephraims. Die welkende Blüte seines prachtvollen Schmucks auf dem Gipfel des fruchtbaren Tals wird wie eine Frühfeige sein vor der Ernte; sobald sie einer erblickt und sie kaum in seiner Hand hat, verschlingt er sie schon. Alsdann wird der Herr der Heerscharen zur prächtigen Krone, zum glänzenden Kranz für den Rest seines Volkes und zum Geiste des Rechts für den, der zu Gericht sitzt, und zur Heldenkraft für jene, die den Krieg zum Tore zurückdrängen. Auch diese da schwanken vom Wein, sie taumeln vom Rauschtrank; Priester und Propheten schwanken vom Rauschtrank, sind überwältigt vom Wein; sie taumeln vom Rauschtrank, schwanken bei der Schau, wanken beim Schiedsspruch. Ja, alle Tische sind voll vom gespieenen Unflat, frei ist kein Platz! (Sie sprechen): "Wen will dieser Erkenntnis lehren, wem deutet er Offenbarung? Kleinen Kindern etwa, die kaum von der Mutterbrust weggenommen sind? Denn Gebot an Gebot, Gebot an Gebot, Satz an Satz, Satz an Satz, hier ein wenig, dort ein wenig!" Fürwahr, mit Lippengestammel und mit fremder Zunge wird der reden zu diesem Volke, der zu ihnen sprach: "Das ist die Ruhestätte, gebt doch Ruhe den Müden, das ist der Rastplatz!" Doch sie wollten nicht hören! Darum ergeht das Wort des Herrn an sie: "Gebot an Gebot, Gebot an Gebot, Satz an Satz, Satz an Satz, hier ein wenig, dort ein wenig!" Gehen sie, so straucheln sie rückwärts, werden zerschmettert, gepackt und gefangen. Darum hört das Wort des Herrn, ihr höhnenden Männer, die ihr herrscht über das Volk, das in Jerusalem wohnt. Ihr habt ja gesagt: "Wir stehen im Bund mit dem Tod, mit dem Totenreich schlossen wir einen Vertrag; die brausende Flut, sobald sie daherfährt, wird uns nicht erreichen! Denn Lüge machten wir uns zur Zuflucht, im Truge verbargen wir uns." Darum spricht der Gebieter und Herr: "Seht, ich lege in Sion einen Stein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der festgegründet ist. Wer glaubt, muß nicht verzagen! Ich mache zur Richtschnur das Recht und zur Waage die Gerechtigkeit; der Hagel fegt fort die Lügenzuflucht, und Wasser schwemmt weg das Versteck! Vereitelt wird euer Bund mit dem Tod, euer Vertrag mit dem Totenreich hält nicht stand. Die brausende Flut, wenn sie daherzieht, wird euch zermalmen. Sooft sie einherfährt, erfaßt sie euch, jeden Morgen kommt sie daher, bei Tag und bei Nacht, mit Zittern nur kann man Offenbarung deuten." Denn zum Ausstrecken ist das Bett zu kurz, die Decke zu schmal, um sich einzuwickeln. Ja, wie am Berg Perazim wird der Herr sich erheben. Toben wird er wie in Gibeons Tal, zu vollführen sein Werk, sein befremdendes Werk, auszuführen sein Tun, sein seltsames Tun. Wohlan, nun spottet nicht mehr, sonst werden eure Fesseln noch enger; denn von festbeschlossener Vertilgung über die ganze Erde hin vernahm ich vom Gebieter und Herrn der Heere. Horcht auf und vernehmt meinen Ruf, gebt acht und hört meine Rede: Pflügt etwa der Pflüger allezeit, um zu säen, reißt er auf und eggt seinen Acker? Nein! Er streut Dill und sät Kümmel, legt Weizen und Gerste und Emmer bis an den Rand, sobald er seine Fläche geebnet. Damit dies recht geschieht, unterweist und belehrt ihn sein Gott. Denn nicht mit dem Schlitten drischt man den Dill, führt das Wagenrad nicht über den Kümmel, sondern mit dem Stabe drischt man den Dill aus, mit dem Stecken den Kümmel. Wird Brotkorn etwa zermalmt? Nein, nicht endlos drischt er darauf los, setzt seine Wagenräder in Gang, seine Rosse; er zermalmt es nicht. Auch das geht vom Herrn der Heerscharen aus: Wunderbare Ratschlüsse gibt er, schenkt reiche Erfahrung. Wehe Ariel, Ariel, du Stadt, wo David lagerte! Fügt Jahr zu Jahr, Feste mögen sich reihen im Kreis! Ja, ich bedränge Ariel, Stöhnen und Gestöhne wird herrschen, und es wird mir sein wie ein Gottesherd. Ich lagere mich im Kreis wider dich, ich enge dich ein mit Schanzen, errichte Wälle gegen dich. Tief von der Erde her wirst du sprechen; aus dem Staub ertönt dumpf deine Rede. Dein Ruf steigt aus der Erde empor gleich dem eines Totengeistes; deine Rede flüstert vom Staube her. Doch es wird der Schwarm deiner Dränger wie feiner Staub, die Schar der Tyrannen wie verfliegende Spreu. Plötzlich geschieht es im Nu: Da wird vom Herrn der Heere Abrechnung gehalten mit Donnern und Dröhnen und gewaltigem Schall, mit Sturm und Wetter und verzehrender Feuerflamme. Gleichwie im Traum, wie im Nachtgesicht, wird es dem Schwarm aller Völker ergehen, die wider Ariel kämpfen, allen, die es samt seiner Festung belagern und die es bedrängen. Ja, es wird sein, wie wenn der Hungernde träumt, daß er esse - doch beim Erwachen ist leer seine Kehle, und wie wenn der Dürstende träumt, er trinke - doch beim Erwachen ist er matt, und ausgetrocknet ist seine Kehle. So ergeht es dem Schwarm aller Völker, die wider den Sionsberg streiten! Starrt euch gegenseitig an und erstarret, verblendet euch und werdet blind! Berauscht euch, doch nicht vom Wein, torkelt nur, doch nicht vom Rauschtrank! Denn ausgegossen hat über euch der Herr einen Geist der Betäubung, eure Augen (die Propheten) verschloß er, eure Häupter (die Seher) hat er verhüllt. Jegliche Weissagung wurde für euch wie die Worte einer versiegelten Rolle: Reicht man diese einem Schriftkundigen hin mit den Worten: "Lies dies doch", so entgegnet er: "Ich kann nicht, weil es versiegelt ist." Überreicht man aber die Schriftrolle einem, der schriftunkundig ist, und fordert ihn auf: "Lies das doch", dann entgegnet er: "Ich kann nicht lesen." Der Herr sprach: "Weil dies Volk da mit seinem Munde sich naht und mit seinen Lippen mir Ehre erweist, während sein Herz von mir fern ist und so ihre Furcht vor mir nur angelerntes Menschengebot ist, siehe, darum werde ich auch fürderhin wunderlich handeln an diesem Volk, ja äußerst verwunderlich. Da wird vergehen seiner Weisen Weisheit, sich verbergen seiner Klugen Klugheit." Weh über jene, die tief sich verstecken, um vor dem Herrn ihre Absicht zu verbergen, so daß ihr Tun sich im Finstern vollzieht! Sie denken dabei: "Wer sieht uns, und wer weiß von uns?" O eure Verkehrtheit! Ist etwa der Töpfer dem Ton gleichzustellen, so daß das Werk von seinem Meister spräche: "Er schuf mich nicht", oder der Topf von seinem Töpfer: "Er versteht nichts"? Es dauert nur noch eine kurze Weile, da wandelt sich zum Fruchtgarten der Libanon, und der Fruchtgarten gilt als Wald. Es hören alsdann die Tauben Worte der Schrift; aus Dunkel und Düster schauen die Augen der Blinden. Die Elenden haben aufs neue Freude im Herrn, die Ärmsten der Menschen jubeln über den Heiligen Israels. Gewaltmenschen gibt es nicht mehr, dahin sind die frechen Spötter, ausgerottet, die auf Bosheit bedacht sind, die im Rechtsstreit Leute zur Sünde verführten, dem Richter Schlingen legten im Tor, den Schuldlosen durch Scheingründe verdrängten. Darum spricht der Herr, der Abraham erlöste, zu Jakobs Haus: "Jakob wird jetzt nicht mehr beschämt, nicht mehr soll sein Antlitz erblassen! Dann sehen seine Kinder das Werk meiner Hände in ihrer Mitte, dann heiligen sie meinen Namen; sie halten heilig den Heiligen Jakobs und fürchten den Gott Israels. Die verirrten Geister kommen zur Einsicht, die Murrenden nehmen Belehrung an." "Wehe den störrischen Söhnen", spricht der Herr, "sie führen einen Plan aus, doch ohne mich, sie schließen ein Bündnis, nicht nach meinem Geist, um Sünde auf Sünde zu häufen! Sie machen sich auf den Weg hinab nach Ägypten, ohne meine Auskunft erfragt zu haben. Sie fühlen sich stark in Pharaos Schutz, sie bergen sich im Schatten Ägyptens. Zur Schande wird euch des Pharao Schutz, die Zuflucht im Schatten Ägyptens zur Schmach. Denn waren seine Fürsten auch schon in Zoan, gelangten seine Boten bereits nach Hanes alles wird voll Enttäuschung sein über das Volk, das ihnen nichts nützt; keine Hilfe, keinen Vorteil, sondern Schande und Schimpf bringt es!" Im Lande der Not und Drangsal, der Leuen und knurrenden Löwen, der Schlangen und fliegenden Drachen, bringen sie auf dem Rücken von Eseln ihre Güter und auf dem Höcker von Kamelen ihre Schätze zum Volk, das nichts nützt. Ägyptens Hilfe ist wertlos und nichtig; daher nenne ich es "Rahab, die Untätige". Komm nun, schreibe es vor ihnen auf eine Tafel und lege es schriftlich fest; es sei für spätere Zeiten zum ewigen Zeugnis! Denn ein Volk von Empörern sind sie, abtrünnige Söhne, Söhne, die kein Ohr haben für die Weisung des Herrn, die zu den Sehern sagen: "Seht doch nicht!", zu den Schauenden: "Schaut nicht, was wahr ist! Sagt uns vielmehr Schmeicheleien, schaut uns Täuschungen! Weicht ab vom Weg, biegt ab vom Pfad, hört auf vor uns mit dem Heiligen Israels!" Darum spricht der Heilige Israels: "Weil ihr dies Wort verworfen und auf Verkehrtes und Verdrehtes vertraut und darauf euch gestützt habt, darum sei euch diese Schuld wie ein herablaufender, klaffender Riß in einer hohen Mauer; plötzlich im Nu kann ihr Einsturz erfolgen. Und ihr Zusammenbruch wird sein wie das Zerbersten von Töpfergeschirr, das man ohne Schonung zusammenschlägt; unter seinen Trümmern findet sich nicht einmal mehr eine Scherbe, um Glut vom Herd zu nehmen oder Wasser aus der Pfütze zu schöpfen." Denn so sprach der Gebieter und Herr, der Heilige Israels: "Durch Gelassenheit und Ruhe findet ihr Rettung, im Stillsein und im Vertrauen liegt eure Kraft. Doch ihr habt nicht gewollt! Ihr sagtet: "Nein, auf Pferdegespannen wollen wir fliegen!" - deshalb müßt ihr fliehen - "auf Rennwagen wollen wir fahren!" - deshalb rennen eure Verfolger. Tausend werden zittern vor dem Kampfruf eines Einzigen! Vor dem Kampfruf von fünf Leuten werdet ihr fliehen, bis daß ihr nur noch als Rest übrigbleibt wie auf der Bergeskuppe eine Signalstange, wie ein Panier auf dem Hügel." Darum zögert der Herr, euch huldvoll zu sein, darum rührt er sich nicht, sich euer zu erbarmen. Denn ein Gott des Rechtes ist der Herr. Heil allen, die auf ihn harren! Ja, Volk auf Sion, das du wohnst in Jerusalem, du sollst nimmer weinen! Er wird dir gnädig sein nach deinem Hilferuf; sobald er ihn hört, erhört er dich. Der Herr gibt euch zwar Brot der Drangsal und Wasser der Trübsal, doch dein Lehrmeister verbirgt sich fürderhin nicht mehr, und deine Augen schauen deinen Lehrer. Deine Ohren vernehmen von rückwärts folgenden Zuruf: "Dies ist der Weg, auf dem ihr wandeln sollt", falls ihr nach rechts oder nach links abbiegen möchtet. Dann entweihst du deiner Götzen Silberbeschlag und deiner Gußbilder goldenen Überzug; wie etwas Unreines wirfst du sie weg, als Unflat bezeichnest du sie. Dann spendet er Regen für deine Saat, mit der du den Boden besäst. Das Getreide, das der Acker hervorbringt, saftig und fett wird es sein; dein Vieh soll weiden zu jener Zeit auf weitem Grund. Die pflügenden Ochsen und Esel erhalten zum Fressen würziges Mengfutter, das mit Schaufel und Schippe geworfelt ist. Auf jeglichem hohen Berg und auf jeglichem ragenden Hügel wird es Bäche fließenden Wassers geben am Tag des gewaltigen Mordens, wenn Türme fallen. Das Licht des Mondes wird dem der Sonne gleich sein, das Licht der Sonne aber wird siebenfach, wie das Licht von sieben Tagen sein am Tag, da der Herr die Verletzungen seines Volkes verbindet und die ihm geschlagenen Wunden heilt. Seht, von ferne naht der Name des Herrn: Lodernder Zorn, wuchtiges Gewölk, seine Lippen voll Groll, seine Zunge wie fressendes Feuer. Sein Odem ist wie ein reißender Bach, der bis zum Halse hinaufreicht, um Nationen mit verkehrtem Joch hin- und herzuzerren und mit irreführendem Zaum an den Kinnbacken der Völker. Lieder singt ihr alsdann wie bei der nächtlichen Festesfeier; freudigen Herzens seid ihr wie Pilger, die unter Flötenspiel wallen zum Berge des Herrn, zu Israels Fels. Seine erhabene Stimme läßt der Herr vernehmen, läßt schauen die Kraft seines Arms, begleitet von grimmiger Wut, verzehrender Flamme, Sturm, Unwetter und Hagelsteinen. Ja, vor dem Donner des Herrn wird Assur erbeben, wenn er dreinschlägt mit der Rute. Jeglicher Hieb der Zuchtrute, den der Herr auf sie fallen läßt, erfolgt unter Paukenschlag und Zitherspiel; in Schlachten nach Art der Weiheopfer bekämpft er sie. Denn schon längst ist eine Brandstätte gerüstet. [Auch sie ist für den Melech.] Tief und breit ist ihr Holzstoß geschichtet, Feuer und Holz sind da in Menge! Der Atem des Herrn zündet ihn an gleich einem Schwefelstrom. Wehe denen, die nach Ägypten um Hilfe ziehen, auf Rosse sich verlassen, auf Streitwagen vertrauen, deren Menge so groß ist, und auf Wagenkämpfer, weil sie so zahlreich sind! Aber auf den Heiligen Israels schauten sie nicht, und den Herrn befragten sie nicht! Doch auch er ist weise, führt Unheil herbei und zieht seine Drohworte nicht zurück; er erhebt sich gegen das Haus der Frevler und gegen die Hilfe der Übeltäter. Menschen sind die Ägypter, nicht Gott, und ihre Rosse sind Fleisch, nicht Geist. Streckt der Herr seine Hand aus, so strauchelt der Beschützer und fällt der Beschützte; beide gehen gemeinsam zugrunde! Denn so sprach zu mir der Herr: "Wie der Löwe und Junglöwe, gegen den man die Vollzahl der Hirten zusammenrief, über seiner Beute knurrt, und wie er vor ihrem Geschrei nicht erschrickt und vor ihrem Gelärm sich nicht duckt, so steigt der Herr der Heere hinab zum Kampf auf dem Sionsberg und seiner Höhe. Wie flatternde Vögel beschirmt der Herr der Heere Jerusalem; ja, er beschirmt, er entreißt, verschont und errettet. Bekehrt euch zu dem, von dem die Söhne Israels so tief abgefallen sind! Denn an jenem Tage verschmäht jedermann seine silbernen und goldenen Götzen, die eure Hände verfertigt haben zur Sünde. Assur fällt durch das Schwert, doch nicht durch das Schwert eines Mannes; das Schwert wird es fressen, doch nicht das Schwert eines Menschen. Flieht es aber vor dem Schwert, dienen seine Krieger zur Zwangsarbeit. Sein Fels (der König) wird vergehen vor Furcht, seine Führer verlassen vor Schreck das Panier." Ausspruch des Herrn, der auf Sion einen Feuerherd hat und einen Ofen zu Jerusalem. Siehe, es wird in Gerechtigkeit ein König herrschen, Fürsten werden nach Recht regieren. Jeder wird sein wie ein Versteck, das vor Wind schützt, wie ein Obdach vor Regensturm, wie Wasserbäche im Dürrland, wie der Schatten wuchtiger Felsen im heißen Gebiet. Da sind der Sehenden Augen nicht mehr verklebt, die Ohren der Hörenden lauschen gespannt. Das Herz der Unbesonnenen kommt zur Einsicht, der Stotternden Zunge redet gewandt und klar. Nimmer bezeichnet man Toren als Edle, Betrüger heißen nicht vornehm. Denn nur Torheit redet der Tor, sein Herz sinnt auf Unheil. Ruchloses verübt er und redet Verkehrtes wider den Herrn. Leer läßt er ausgehen des Hungrigen Kehle, reicht dem Durstigen keinen Trunk. Die Waffen des Betrügers sind übel; ein solcher sinnt nur auf Ränke, Geringe verdirbt er durch Reden voll Trug, selbst wenn der Arme sein Recht beweist. Doch der Edle sinnt auf Edles, und nur für Edles tritt er ein. Ihr sorglosen Frauen, wohlan! Hört meinen Ruf! Ihr zuversichtlichen Töchter, vernehmt meine Rede! Im Spätjahr werdet ihr zittern, ihr Zuversichtlichen; denn vernichtet wird die Weinernte sein, eine Obsternte gibt es nicht. Erbebt, ihr Sorglosen, zittert, ihr Zuversichtlichen! Entkleidet, entblößt euch und legt den Bußgürtel um die Hüften! Schlagt euch an die Brüste und klagt um die lieblichen Felder, die fruchtbaren Weinstöcke, um das Ackerland meines Volkes, das aufschießt in Dornen und Disteln, um alle Häuser voll Freude und um die fröhliche Stadt! Denn der Palast ist verlassen, der Stadtlärm vorbei, Burgberg und Warte werden kahles Feld für lange Zeit, den Wildeseln zur Lust, den Herden ein Weideplatz. Bis über uns sich ergießt ein Geist aus der Höhe. Dann wird zum Fruchtgarten die Steppe; der Fruchtgarten aber gilt als Wald. In der Steppe wird wohnen das Recht, im Fruchtgarten weilt die Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit aber bewirkt das Heil, und die Gerechtigkeit schafft ständige Ruhe und Sicherheit. Auf einer Friedensaue wohnt mein Volk, an sicheren Stätten und sorglosen Ruheplätzen. Stürzen aber wird, ja, stürzen der Wald und die Stadt in die Senkung versinken. Heil euch, die ihr säen könnt an allen Gewässern und Ochs und Esel frei laufen laßt! Wehe dir, Verwüster, den man noch nicht verwüstet hat, wehe dir, Räuber, den man noch nicht beraubte! Bist du mit dem Verwüsten fertig, so wirst du verwüstet, bist du mit dem Rauben zu Ende, so beraubt man dich! O Herr, sei uns gnädig, wir vertrauen auf dich, sei unser Arm an jeglichem Morgen, ja, unser Heil zur Zeit der Bedrängnis! Vor dem lauten Getöse flüchten sich Völker; wenn du dich erhebst, zerstieben die Heiden. Dann rafft man Beute, wie Heuschrecken raffen, wie Heupferde anstürmen, stürmt man darauf los. Der Herr ist erhaben, denn er wohnt in der Höhe, erfüllt Sion mit Recht und Gerechtigkeit. Seine Zeiten werden gesichert sein. Rettender Reichtum sind Weisheit und Kenntnis; die Furcht des Herrn sein Schatz. Siehe, draußen schreien die Leute Ariels, die Friedensboten weinen gar bitter. Verödet sind die Straßen, es ruhen die Pilger, den Bund hat man gebrochen, Städte geringgeschätzt, Menschen mißachtet! Das Land welkt in Trauer dahin, beschämt steht der Libanon da und verdorrt. Der Steppe gleich ist der Saron; Basan und Karmel werfen das Laub ab. "Jetzt aber stehe ich auf", spricht der Herr, "richte mich hoch und erhebe mich! Schwanger geht ihr mit Heu, gebäret Stroh; mein Hauch ist wie Feuer, das euch verzehrt. Ja, die Völker werden zu Kalk gebrannt, wie gehacktes Dornengestrüpp im Feuer entzündet. Höret, ihr Fernen, was ich getan! Erkennt ihr Nahen, meine Kraft!" Die Sünder auf Sion erbeben, die Ruchlosen werden von Zittern gepackt. Wer kann etwa weilen bei verzehrendem Feuer? Wer kann etwa weilen bei ständigen Gluten? Wer da wandelt in Gerechtigkeit und rechtschaffen redet, wer Gewinn aus Erpressung verwirft, wer seine Hände schüttelt, um Bestechungsgeld abzulehnen, sein Ohr verstopft, um von Bluttat nichts zu hören, seine Augen verschließt, um nicht nach Bösem zu schielen. Ein solcher wird auf Höhen wohnen; Felsenburgen sind seine Zuflucht. Sein Brot wird ihm zuteil; sein Wasser wird nie versiegen. Den König in seiner Schönheit werden deine Augen erblicken, sie werden schauen ein weitausgedehntes Land. Mit Schrecken wird überlegen dein Herz: Wo ist der Zähler, wo der Wäger, wo ist der Beamte, der die Türme zählte? Das freche Volk wirst du nicht mehr sehen, das Volk mit dunkler, unverständlicher Rede, mit stammelnder Zunge, ganz sinnlos. Schaue auf Sion, die Stadt unserer Feiern! Deine Augen erblicken Jerusalem als sichere Stätte, als Zelt, das nicht wandert, dessen Pflöcke man nie herausreißen wird und dessen Seile nicht brechen. Vielmehr wird dort uns herrlich entstehen ein Ort mit Flüssen mit breiten Strömen. Kein Ruderschiff fährt darauf, kein stolzes Schiff überquert ihn. Denn der Herr ist unser Richter, der Herr unser Gesetzgeber, der Herr unser König; er schafft uns Heil! a) Seine Taue sind lose, sie halten nicht fest das Gestell ihres Mastbaumes, sie hissen das Segel nicht. b) Alsdann verteilt auch ein Blinder Beute in Menge, Lahme gehen auf Plünderung aus. Kein Einwohner wird mehr sprechen: "Ich bin krank". Das Volk, das dort wohnt, ist frei von Schuld. Herbei, ihr Nationen, hört zu! Ihr Völker, gebt acht! Es höre die Erde und was sie füllt; der Erdkreis und alles, was ihm entsprießt! Denn wider alle Nationen ist der Herr ergrimmt, er grollt gegen all ihre Heere. Gebannt hat er sie, überliefert der Schlachtung. Ihre Erschlagenen wirft man hin, ihrer Leichen Gestank steigt empor, Berge zerfließen von ihrem Blut. Alle Hügel vergehen. Der Himmel rollt sich zusammen wie eine Buchrolle; all sein Heer welkt ab, wie das Laub vom Weinstock verwelkt, wie vom Feigenbaum welkendes Laub. Hat sich mein Schwert berauscht am Himmel, dann fährt es auf Edom hinab, auf das Volk meines Bannes zum Gericht. Der Herr führt ein Schwert, triefend von Blut und gesättigt mit Fett, von der Lämmer und Böcke Blut, vom Nierenfett der Widder. Denn in Bozra hält ein Opfer der Herr, ein großes Schlachten in Edom. Da werden Büffel mit jenen stürzen, Farren zusammen mit Stieren, so daß ihr Land sich berauscht mit Blut und ihr Erdreich sich sättigt mit Fett. Denn der Herr hat einen Rachetag, ein Jahr der Vergeltung für den Streit in Sion. Seine Bäche wandeln sich um in Pech, sein Erdreich in Schwefel; sein Land wird zu brennendem Pech. Es erlischt nicht bei Tag und Nacht, ständig steigt hoch sein Rauch; verwüstet bleibt es von Geschlecht zu Geschlecht, niemals mehr durchquert es ein Mensch. Eulen und Käuzchen nehmen es in Besitz, Ohreulen und Raben wohnen darin; ausspannen wird darüber der Herr die Meßschnur der Verödung und die Setzwaage der Verödung. Bockgestalten werden dort siedeln, seine Vornehmen werden nicht mehr sein; kein Königtum ruft man dort aus, all seine Fürsten sind nicht mehr da. Dornen schießen in seinen Palästen auf, Unkraut und Dorngestrüpp in seinen Burgen. Für Schakale wird es ein Tummelplatz, ein Gehege für Strauße. Fuchs und Luchs begegnen sich, struppige Böcke treffen einander; auch die Nachteule wird dort rasten, eine Ruhestatt finden für sich. Die Pfeilschlange hat dort ihr Nest; sie legt, brütet aus und zieht Junge auf in seinem Schatten. Dort auch sammeln sich die Steppenweihen in Scharen. Forscht im Buche des Herrn und lest es nach! Keines jener Tiere bleibt aus. Dabei braucht sich keines um das andere zu kümmern; denn der Mund des Herrn hat es geboten, sein Odem hat sie versammelt. Er selbst warf ihnen das Los, mit der Meßschnur hat seine Hand es ihnen zugeteilt; auf immer werden sie es besitzen, von Geschlecht zu Geschlecht darin wohnen. Freuen sollen sich Wüste und Dürrland, die Steppe jubeln und sprießen! Wie Blumen möge sie üppig sprießen und jubeln, ja, jubeln und jauchzen! Die Herrlichkeit des Libanon wird ihr zuteil, die Pracht des Karmel und Saron. Jene schauen die Herrlichkeit des Herrn, die Pracht unseres Gottes. Stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie. Zu den Mutlosen sprecht: "Seid stark und fürchtet euch nicht! Seht da, euer Gott! Es kommt die Rache, die Vergeltung Gottes! Er selbst wird kommen und euch erlösen!" Der Blinden Augen öffnen sich dann, der Tauben Ohren tun sich auf. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch, die Zunge des Stummen jauchzt auf. Denn Wasser brechen in der Wüste hervor, Bäche im Steppenland. Heißer Boden wird zum Teich, dürstendes Land zu Wasserquellen; an der Stätte, wo Schakale lagerten, entsteht Platz für Rohr und Schilf. Eine feste Straße und einen Weg gibt es daselbst, "Heiligtumsweg" heißt man ihn; kein Unreiner wird ihn beschreiten, sondern seinem hinpilgernden Volke gehört er; Toren irren nicht umher. Löwen gibt es dort nicht, kein reißendes Tier betritt ihn, keines trifft man dort an; nur Erlöste pilgern auf ihm. Die Losgekauften des Herrn kehren zurück, sie gelangen mit Jauchzen nach Sion und ewige Freude bedeckt ihr Haupt; Jubel und Freude wird ihnen zuteil, Kummer und Seufzen entfliehen. Im vierzehnten Jahre des Königs Hiskia zog Sanherib, der König von Assur, gegen alle befestigten Städte Judas und nahm sie ein. Der König von Assur sandte von Lachis aus den Obermundschenk mit einer großen Streitmacht zum König Hiskia nach Jerusalem. Er nahm Aufstellung an der Wasserleitung des oberen Teiches, an der Straße des Walkerfeldes. Da gingen der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn des Hiskia, der Staatsschreiber Sebna und der Kanzler Joach, der Sohn des Asaph, zu ihm hinaus. Der Obermundschenk aber sprach zu ihnen: "Sagt doch Hiskia: So spricht der Großkönig, der König von Assur: Was ist das für ein Vertrauen, das du hegst? Du denkst wohl, bloßes Lippengerede sei schon Rat und Stärke für den Krieg; nun, wem vertraust du denn eigentlich, daß du dich wider mich empört hast? Siehe, du vertrautest auf jenen zerknickten Rohrstab, auf Ägypten, der jedem, der sich darauf stützt, in die Hand eindringt und sie durchbohrt. So handelt Pharao, der Ägypterkönig, an allen, die sich auf ihn verlassen. Falls ihr mir nun aber erwidert: "Auf den Herrn, unsern Gott, vertrauen wir", dann erwägt: Ist nicht gerade er es, dessen Höhenheiligtümer und Altäre Hiskia entfernt hat? Er befahl Juda und Jerusalem: "Nur vor diesem Altar sollt ihr anbeten!" Nun aber, geht doch mit meinem Herrn, dem König von Assur, eine Wette ein: zweitausend Pferde gebe ich dir, wenn du nur die Reiter dazu stellen kannst. Wie wolltest du auch nur einen einzigen Anführer von den geringsten Knechten meines Gebieters in die Flucht schlagen? Doch du vertraust ja auf Ägypten wegen der Kriegswagen und deren Besatzung! Und außerdem, bin ich etwa ohne Zutun des Herrn wider dieses Land gezogen? Der Herr hat es mir vielmehr gesagt: Ziehe hinauf gegen dieses Land, und verwüste es!" Da baten Eljakim, Sebna und Joach den Obermundschenk: "Rede doch mit deinen Knechten aramäisch, denn wir verstehen es! Rede aber nicht judäisch mit uns vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer steht!" Der Obermundschenk aber erwiderte ihnen: "Hat mich mein Gebieter nur zu deinem Herrn und zu dir geschickt, um dieses zu sagen, und nicht auch zu den Männern, die auf der Mauer sitzen und schließlich mit euch zusammen ihren eigenen Kot essen und ihren Harn trinken müssen?" Da trat der Obermundschenk vor, rief mit lauter Stimme auf judäisch und sprach: "Höret die Worte des Großkönigs, des Königs von Assur! So spricht der König: Hiskia soll euch nicht betören; denn er kann euch nicht retten! Hiskia soll euer Vertrauen nicht auf den Herrn lenken mit den Worten: "Ganz sicher wird der Herr uns erretten; diese Stadt wird nicht in die Gewalt des Königs von Assur überliefert werden." Hört nicht auf Hiskia; denn so spricht der König von Assur: Trefft doch mit mir eine Vereinbarung, lauft zu mir über! Jeder kann sich dann von seinem Weinstock und von seinem Feigenbaum ernähren und von seinem eigenen Zisternenwasser trinken, bis daß ich komme und euch in ein Land herübernehme, das eurem Lande gleichwertig ist, in ein Land voll Getreide und Most, ein Land voll Brot und Weinbergen. Hiskia soll euch nicht betrügen, indem er spricht: "Der Herr wird uns erretten!" Haben denn etwa die einzelnen Götter der Völker ihr Land aus der Gewalt des Königs von Assur errettet? Wo blieben denn die Götter von Hamat und Arpad? Wo die Götter von Sepharwajim? Haben sie etwa Samaria aus meiner Gewalt errettet? Wer unter allen Göttern jener Länder hat denn sein Land aus meiner Gewalt errettet? Und da soll der Herr Jerusalem aus meiner Gewalt erretten?" Da schwieg man und antwortete ihm kein Wort; denn so lautete der Befehl des Königs: "Ihr sollt ihm nichts entgegnen!" Dann begaben sich der Palastvorsteher Eljakim, der Sohn des Hilkia, der Staatsschreiber Sebna und der Kanzler Joach, der Sohn Asaphs, zu Hiskia. Ihre Kleider hatten sie zerrissen, und sie berichteten ihm von den Reden des Obermundschenken. Der König Hiskia hörte dies, zerriß seine Kleider, hüllte sich in das Trauergewand und begabsich in das Haus des Herrn. Dann sandte er den Palastvorsteher Eljakim, den Staatsschreiber Sebna und die Ältesten der Priester, in Trauergewänder gehüllt, zum Propheten Isaias, dem Sohne des Amoz. Sie sagten zu ihm: "So spricht Hiskia: Ein Tag der Drangsal, der Züchtigung und der Schmähung ist der heutige Tag; denn Kinder kamen bis an den Muttermund, doch es fehlt die Kraft zum Gebären. Vielleicht vernahm der Herr, dein Gott, die Hohnreden des Obermundschenken, den sein Herr, der König von Assur, geschickt hat, um den lebendigen Gott zu schmähen, und bestraft die Reden, die der Herr, dein Gott, gehört hat. Lege also Fürbitte ein für den Rest, der noch geblieben ist." Als so die Knechte des Königs Hiskia zu Isaias gekommen waren, sprach Isaias zu ihnen: "Sagt folgendes zu eurem Gebieter: So spricht der Herr: Fürchte dich nicht vor den Hohnreden, die du hören mußtest, womit die Buben des Königs von Assur mich geschmäht haben! Siehe, ich werde jenem einen Geist eingeben; er wird eine Kunde vernehmen und dann in sein Land zurückkehren. Ich werde ihn aber durch das Schwert in seinem eigenen Lande fallen lassen." Der Obermundschenk kehrte zurück und traf den König von Assur im Kampfe gegen Libna. Er hatte nämlich erfahren, daß dieser von Lachis abgezogen sei; denn er hörte, daß Tirhaka, der König von Kusch, gegen ihn zum Streit ausgerückt war. Da schickte er nochmals Boten an Hiskia mit dem Auftrag: "So sollt ihr zu Hiskia, dem König von Juda, sprechen: Dein Gott, auf den du vertraust, soll dich nicht darüber hinwegtäuschen, daß Jerusalem in die Hand des Königs von Assur fallen wird! Siehe, du selbst hast ja gehört, wie die Könige von Assur mit allen Ländern verfahren sind: Den Bann vollstreckten sie an ihnen; und du solltest etwa gerettet werden? Haben denn die Götter der von meinen Vätern vernichteten Völker jene gerettet, nämlich Gosan, Charan, Rezeph und die Söhne von Eden in Telassar? Wo ist denn der König von Hamat, der von Arpad, der von der Stadt Sepharwajim, von Hena und von Iwwa?" Da nahm Hiskia das Schreiben aus der Hand der Boten und las es. Dann begab er sich in den Tempel hinauf und breitete es vor dem Herrn aus. Hiskia betete vor dem Herrn: "Herr der Heere, Gott Israels, der du auf den Kerubim thronst, du allein bist der Gott über alle Königreiche der Erde! Du hast den Himmel und die Erde erschaffen. Neige, o Herr, dein Ohr und höre; öffne, o Herr, deine Augen und schaue! Höre alle Drohworte Sanheribs, die er übermittelt hat, den lebendigen Gott zu verhöhnen! Es ist wahr, o Herr, verwüstet haben die Könige von Assur alle Völker und deren Länder. Sie haben ihre Götter ins Feuer geworfen; denn es waren ja überhaupt keine Götter, sondern Gebilde von Menschenhand, Holz und Stein, die man vernichten konnte. Nun aber, Herr, unser Gott, errette uns aus seiner Hand, damit alle Königreiche der Erde erkennen, daß du, o Herr, allein Gott bist!" Da sandte Isaias, der Sohn des Amoz, an Hiskia und ließ sagen: "So spricht der Herr, der Gott Israels: "Ich habe gehört, um was du Sanheribs wegen, des Königs von Assur, zu mir gebetet hast." Dies nun ist der Spruch, den der Herr über ihn verkündet hat: "Es verachtet dich, es spottet dein die Jungfrau, die Tochter Sion. Hinter dir her schüttelt das Haupt die Tochter Jerusalem. Wen hast du gelästert, wen geschmäht, gegen wen die Stimme erhoben und deine Augen hochmütig emporgerichtet? Gegen den Heiligen Israels! Durch deine Knechte hast du den Herrn beschimpft. Du dachtest dir: "Mit meiner Wagenmenge erklomm ich die Höhen der Berge, des Libanon entlegensten Teil. Seine ragenden Zedern hab' ich gefällt, die schönsten seiner Zypressen. Ich drang bis zu seiner höchsten Höhe, in seines Baumgartens Dickicht. Brunnen grub ich und trank fremde Wasser. Ich trocknete mit meiner Füße Tritt alle Ströme Ägyptens. - Ist dir folgendes entgangen? Seit langem habe ich dies so gefügt, seit den Tagen der Vorzeit geplant, und jetzt ließ ich es eintreten! Es geschah, um zu wüsten Trümmerhaufen befestigte Städte zu zerstören. Ihre Bewohner erbebten in Ohnmacht, Schande kam über sie; sie wurden wie Kraut auf dem Feld und wie sprießendes Grün, wie Gras auf den Dächern, das verdorrt vor dem Ostwind. Mir ist dein Aufstehen und Ruhen, dein Gehen und Kommen bekannt, und auch dein Toben wider mich. Und weil du tobtest gegen mich, dein Lärmen mir zu Ohren drang, darum ziehe ich dir durch die Nase meinen Ring, zwischen deine Lippen meinen Zaum; ich bringe dich zurück auf dem Weg, den du kamst!" - Zum Zeichen diene dir dies: Heuer ißt man den Nachwuchs, im zweiten Jahr den Brachwuchs, im dritten Jahr aber säet und erntet, pflanzt Weinberge an und eßt deren Frucht! Was dann entronnen von Judas Haus, was übrigblieb, treibt wieder Wurzeln nach unten und zeitigt Früchte nach oben. Denn von Jerusalem geht ein Rest aus, eine gerettete Schar vom Berge Sion. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies bewirken. Darum spricht der Herr über den König von Assur: "In diese Stadt kommt er nicht, schießt keinen Pfeil hinein; er rennt sie nicht an mit dem Schild, wirft keinen Wall wider sie auf. Des Weges, den er kam, wird er abziehen, aber in diese Stadt dringt er nicht ein" - Spruch des Herrn. "Umhegen will ich diese Stadt zu ihrem Heil, um meinetwillen und meines Knechtes David willen!"" In jener Nacht zog der Engel des Herrn aus. Er erschlug im assyrischen Lager hundertfünfundachtzigtausend Mann. Als man am Morgen aufstand, da waren diese alle entseelte Leichen. Nun brach Sanherib, der König von Assur, auf, zog heimwärts und blieb in Ninive. Als er sich einstmals im Tempel seines Gottes Nisroch zur Anbetung niederwarf, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert. Sie flüchteten danach in das Land Ararat. Sein Sohn Asarhaddon folgte ihm in der Königsherrschaft. In jenen Tagen wurde Hiskia auf den Tod krank. Da begab sich zu ihm der Prophet Isaias, der Sohn des Amoz, und sprach zu ihm: "So spricht der Herr: Bestelle dein Haus, denn sterben wirst du und nicht mehr am Leben bleiben!" Da wandte Hiskia sein Antlitz zur Wand und flehte zum Herrn. Er sprach: "Ach, Herr, bedenke doch, wie ich in Treue und mit vollster Herzenshingabe vor deinem Antlitz gewandelt bin und getan habe, was deinen Augen wohlgefällig ist!" Dann brach Hiskia in lautes Weinen aus. Da erging das Wort des Herrn an Isaias: "Gehe hin und sage zu Hiskia: So spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet gehört, deine Tränen gesehen. Wohlan, ich will zu deinen Lebenstagen noch fünfzehn Jahre hinzufügen! Auch aus der Hand des Königs von Assur will ich dich und diese Stadt erretten; ich will diese Stadt beschirmen. Und dies sei dir das Zeichen vom Herrn dafür, daß der Herr dieses Wort, das er gesprochen hat, auch verwirklichen wird: Siehe, ich lasse den Schatten auf den Stufen, welche die Sonne auf der Treppe des Achas hinabgegangen ist, wieder um zehn Stufen zurückgehen!" Da ging die Sonne um zehn Stufen zurück auf den Stufen, welche sie hinabgegangen war. Ein Lied des Hiskia, des Königs von Juda, als er krank war und von seiner Krankheit sich erholte. "Ich sprach in meiner Klage: Ich habe meine Tage durchlaufen, zu den Toren der Unterwelt bin ich beordert für den Rest meiner Jahre. Ich sprach: Nicht mehr werde den Herrn ich sehen im Land der Lebendigen, keinen Menschen mehr schauen bei den Bewohnern der Welt. Abgebrochen ist mein Lager und von mir weggenommen wie ein Hirtenzelt. Wie ein Weber habe ich zusammengerollt mein Leben. Er schneidet mich ab vom Gewebe. In der kurzen Zeit vom Tag bis zur Nacht führst du mein Ende herbei. Ich schreie bis zum Morgen um Hilfe; wie ein Löwe zermalmt er mir sämtliche Knochen. Wie eine Schwalbe, so seufze ich, gurre wie eine Taube. Matt blicken meine Augen nach oben; Herr, in Drangsal bin ich, tritt für mich ein! Was soll ich reden, was ihm sagen, da er selbst es bewirkt? Fahren lasse ich all meine Jahre ob der Bitterkeit meiner Seele. Herr, trotzdem will man leben, und in ihnen allen verläuft das Leben meines Odems. Laß mich gesunden und genesen! Siehe, meine große Bitternis ward mir zum Heile. Du bewahrtest meine Seele vor der Grube der Vernichtung; ja, du hast hinter dich geworfen alle meine Sünden! Denn die Unterwelt preist dich nicht, nicht rühmt dich der Tod; die zur Grube Gestiegenen harren nicht mehr auf deine Treue. Wer da lebt, ja lebt, der preist dich wie ich heute! Es kündet der Vater den Söhnen von deiner Treue. Der Herr war bereit, mich zu retten. Darum lassen wir klingen unser Saitenspiel all unsere Lebenstage beim Hause des Herrn!" Isaias befahl: "Man nehme einen Feigenkuchen und streiche ihn auf die Geschwulst, damit er genese!" Hiskia entgegnete: "Welches ist das Zeichen, daß ich wieder zum Hause des Herrn hinaufgehen kann?" In jener Zeit sandte Merodach-Baladan, der Sohn Baladans, der König von Babel, ein Schreiben nebst Geschenken an Hiskia, da er gehört hatte, daß er krank gewesen und wieder genesen sei. Hiskia freute sich darüber und zeigte ihnen sein Schatzhaus, das Silber und das Gold, die Spezereien und das kostbare Öl, sein ganzes Zeughaus sowie alles, was sich in seinen Schatzkammern befand. In seinem Haus und in seinem ganzen Herrschaftsbereich gab es nichts, was Hiskia ihnen nicht gezeigt hätte. Da begab sich der Prophet Isaias zum König Hiskia und fragte ihn: "Was sagten jene Männer? Woher sind sie zu dir gekommen?" Hiskia antwortete: "Aus einem fernen Land sind sie zu mir gekommen, aus Babel." Da fragte er weiter: "Was haben sie in deinem Palast gesehen?" Hiskia gab zur Antwort: "Alles, was sich in meinem Palaste befindet, besichtigten sie. Es gibt in meinen Schatzkammern nichts, das ich ihnen nicht gezeigt hätte." Da sprach Isaias zu Hiskia: "Höre das Wort des Herrn der Heerscharen! Fürwahr, Tage kommen, da wird man alles, was in deinem Palast ist und was deine Ahnen bis heute angehäuft haben, nach Babel bringen; nichts wird übrigbleiben, so spricht der Herr. Auch von deinen leiblichen Söhnen, die dir geboren werden, wird man einige nehmen, damit sie als Kämmerer im Palast des Königs von Babel dienen." Darauf antwortete Hiskia dem Isaias: "Das Wort des Herrn, das du verkündet hast, ist gut!" Er dachte nämlich: "Wenn nur beständiger Friede in meinen Tagen bleibt!" "Tröstet, ja tröstet mein Volk", spricht euer Gott. Redet Jerusalem zu Herzen und rufet ihm zu, daß erfüllt ist sein Kriegsdienst, bezahlt seine Schuld. Denn Doppeltes empfing es aus der Hand des Herrn für all seine Sünden. Eines Rufenden Stimme: "In der Wüste bahnt einen Weg für den Herrn, ebnet in der Steppe einen Pfad für unseren Gott! Es hebe sich jedes Tal, es senke sich jeder Berg und Hügel; was uneben ist, werde zur Ebene, das Hügelige zum Flachland! Ja, offenbar wird die Herrlichkeit des Herrn, und alles Fleisch wird sie schauen; denn des Herrn Mund hat gesprochen." Eines Redenden Stimme: "Predige!" Da sprach ich: "Was denn soll ich predigen?" "Alles Fleisch ist Gras, all seine Pracht wie die Blume der Flur. Das Gras verdorrt, die Blume welkt hin, sobald des Herrn Odem sie anbläst. Das Gras verdorrt, die Blume welkt hin, doch unseres Gottes Wort besteht auf ewig." Auf hohen Berg steige hinauf, Frohbotin Sion, erhebe mit Macht deinen Ruf, Frohbotin Jerusalem; erhebe ihn, fürchte dich nicht! Zu Judas Städten sprich: "Seht da, euer Gott! Seht, der Gebieter und Herr naht mit Macht, sein Arm waltet für ihn! Seht, die er erworben, kommen mit ihm und die er sich verdient hat, ziehen vor ihm her! Seine Herde weidet er wie ein Hirt, mit seinem Arm sammelt er die Lämmer; er trägt sie an seiner Brust, die Mutterschafe leitet er sacht." Wer ist's, der die Wasser maß mit seiner hohlen Hand und mit der Spanne den Himmel begrenzte? Wer faßte mit dem Hohlmaß den Erdenstaub, wer wog mit der Waage die Berge ab, wer mit den Waagschalen die Hügel? Wer bestimmte den Geist des Herrn, wer war sein Ratgeber, der ihn unterwies? Mit wem hielt er Ratschlag, daß er ihn beriet und ihn belehrte über den rechten Pfad, auf den Weg der Einsicht ihn hinwies? Seht, Völker sind wie ein Tropfen am Eimer, wie Stäubchen an der Waagschale gelten sie ihm. Fürwahr, Inseln sind an Gewicht dem Sandkorn gleich. Der Libanon hat an Brennholz zu wenig, sein Wild reicht zum Opfer nicht aus. Alle Völker sind vor ihm wie ein Nichts, weniger als null und nichtig gelten sie ihm. Wem vergleicht ihr nun Gott, was wollt ihr Ähnliches neben ihn stellen? Der Künstler gießt das Götzenbild, der Feinschmied überzieht es mit Gold, silberne Ketten fertigt er an. Der Arme aber wählt als Weihegabe unverwesliches Holz, sucht sich einen geschickten Künstler, damit er ein Götzenbild errichte, das nicht wankt. Wißt ihr es nicht, hört ihr es nicht, ward es euch nicht kund von Anbeginn an, habt ihr es nicht seit Gründung der Welt erfaßt? Er ist es, der da thront über dem Erdenrund, dessen Bewohner wie Heuschrecken sind, der den Himmel wie einen Schleier ausspannt und ihn ausbreitet wie ein Wohnzelt, der Fürsten zunichte macht, Richter der Erde in Nichts umwandelt; kaum sind sie gepflanzt, kaum gesät, kaum wurzelt ihr Stamm in der Erde, da bläst er sie an, so daß sie verdorren, ein Windstoß trägt sie wie Spreu davon. "Mit wem also vergleicht ihr mich, dem ich ähnlich wäre?" spricht der Heilige. Erhebt eure Augen zur Himmelshöhe und seht: Wer hat diese Gestirne erschaffen? Er, der abgezählt ihr Heer herausführt, sie alle mit Namen ruft; dem Kräftigen, Machtgewaltigen fehlt auch nicht eines. Warum sagst du, Jakob, und sprichst du, Israel: "Mein Wandel ist verborgen dem Herrn, und mein Recht entgeht meinem Gott?" Weißt du es nicht, hast du es nicht gehört? Ein ewiger Gott ist der Herr, Schöpfer der Enden der Erde; er wird nicht müde und wird nicht matt, unergründlich ist seine Einsicht. Er gibt dem Ermüdenden Kraft, vermehrt des Ohnmächtigen Stärke. Jünglinge werden müde und matt, Jungkrieger straucheln gar kläglich. Die aber dem Herrn vertrauen, erneuern die Kraft; sie bilden Flügel den Adlern gleich, sie laufen und werden nicht matt, sie ziehen dahin und ermüden nicht. "Schweigend horchet auf mich, ihr Inseln, und Völker sollen die Kraft erneuern! Sie mögen sich nahen und alsdann reden! Gemeinsam laßt uns zum Rechtsstreit treten! Wer hat aus dem Osten den erweckt, dem Erfolg sich an die Ferse heftet? Völker gab er in seine Gewalt, Könige unterjochte er ihm. Es wandelt sein Schwert sie in Staub, sein Bogen in Spreu, die zerstiebt. Er setzt ihnen nach, zieht unversehrt weiter, berührt kaum den Pfad mit den Füßen. Wer hat es bewirkt, wer vollbracht? Er, der die Geschlechter von Anfang an rief! Ich, der Herr, bin der Erste, und bei den Letzten bin ich derselbe! Das schauten die Inseln und gerieten in Furcht, die Enden der Erde erbebten. Sie nahten heran und kamen. Einer hilft dem andern und spricht zu seinen Genossen: "Mutig voran!" Der Künstler ermutigt den Feinschmied, den Spengler, den Plattenschmied. Er spricht von der Lötung: "Gut ist sie!" Er befestigt mit Nägeln das Götzenbild, damit es nicht wackelt. Du aber, Israel, mein Knecht, und Jakob, den ich erwählt, Sproß Abrahams, meines Freundes, den ich geholt von den Enden der Erde, von ihren entlegensten Teilen herbeirief, zu dem ich sprach: "Mein Knecht bist du, den ich erwählte und nicht verwarf!" Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich, ja, ich helfe dir; ich halte dich fest mit meiner heilbringenden Rechten! Erröten sollen und sich schämen alle, die dir zürnen; die wider dich streiten, werden zunichte und gehen zugrunde. Du suchst sie und findest sie nimmer, die Zänker wider dich; deine Bekämpfer sind null und nichtig geworden. Denn ich, der Herr, bin dein Gott, der deine Rechte festhält, der zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! Hab keine Furcht, du Würmlein Jakob, ihr Leute von Israel! Ich helfe dir", ist der Spruch des Herrn, "dein Erlöser ist der Heilige Israels! Siehe, zu einem scharfen Dreschschlitten, zu einem neuen mit vielen Schneiden, mache ich dich; Berge sollst du dreschen und zermalmen und Hügel verwandeln in Spreu! Du worfelst sie; der Wind jagt sie fort, der Sturm zerstreut sie; du selbst aber freust dich im Herrn, rühmst dich im Heiligen Israels! Die Armen und Elenden suchen nach Wasser, doch keines ist da; ihre Zunge ist vertrocknet vor Durst; ich, der Herr, erhöre sie, ich, Israels Gott, verlasse sie nicht! Auf kahlen Höhen will ich Ströme auftun, inmitten von Talgründen Quellen; Wüsten mache ich zu Teichen; zu sprudelnden Wassern das Dürrland. In der Wüste pflanze ich Zedern, Akazien, Myrten und Ölbäume; Zypressen setze ich in der Steppe, Eschen und Fichten beieinander. Sie sollen es schauen und erkennen, merken und einsehen alle, daß des Herrn Hand dies tat und der Heilige Israels es erschuf." "Bringt herbei euren Streitfall", spricht der Herr, "legt eure Beweise dar", spricht der König Jakobs. Sie sollen herantreten und uns künden, was eintreten wird! Das Vergangene gebt kund, wie es war, damit wir es zu Herzen nehmen und seine Folgen erkennen! Oder laßt uns das Künftige hören! Kündet, was in der Zukunft kommt, auf daß wir merken, daß ihr Götter seid! Fürwahr, tut Gutes und Böses, damit wir erstaunt und erschreckt sind zugleich! Siehe,ihr seid nichts, und nichtig ist euer Tun; abscheulich ist, wer euch erwählt! "Aus dem Norden erweckte ich ihn, und er kam, aus dem Osten den, der meinen Namen anruft. Er zerstampfte Machthaber wie Lehm, wie ein Töpfer, der Tonerde tritt." Wer tat dies von Anfang an kund, daß wir es wußten, schon früher, so daß wir sprachen: "Es stimmt."? Kein Künder war da, kein Melder, keiner, der die Worte von euch gehört hätte: "Als erster an Sion: Siehe, hier sind sie, und für Jerusalem entbiete ich einen Freudenboten." Ich blickte umher, da war niemand; unter jenen gab es keinen Berater, so daß ich sie hätte befragen können und sie mir geantwortet hätten. Seht, sie alle sind Wahn, ihr Tun ist nichtig, ihre Götterbilder sind Luft und Nichts. "Siehe, mein Knecht, den ich halte, mein Erwählter, der mir gefällt! Ich legte auf ihn meinen Geist; er bringt den Völkern das Recht. Er schreit nicht und erhebt nicht seine Stimme, läßt sie nicht hören auf der Straße. Geknicktes Rohr zerbricht er nicht, glimmenden Docht löscht er nicht aus; in Treue bringt er das Recht. Er selbst wird nicht matt, nicht knickt er zusammen, bis er auf Erden das Recht festsetzt und auf seine Weisung die Inseln harren." So spricht Gott, der Herr, der den Himmel schuf und ausspannte, der die Erde formte und ihre Gewächse, der Atem gab dem Volke auf ihr und Lebenshauch denen, die auf ihr wandeln: "Ich, der Herr, berief dich in Huld, ergriff und behütete dich. Ich machte dich zum Bund des Volkes, zum Licht der Heiden. Blinde Augen sollst du öffnen, Gefangene aus dem Kerker führen, aus dem Gefängnis die Bewohner der Finsternis. Ich bin der "Herr", das ist mein Name. Meine Ehre gebe ich keinem anderen und meinen Ruhm nicht den Götzen. Seht, das früher Vorausgesagte traf ein; Neues künde ich nun; bevor es noch sprießt, laß ich euch es hören." Singet dem Herrn ein neues Lied, seinen Preis bis ans Ende der Erde! Es jauchze das Meer und was es füllt, die Inseln und ihre Bewohner! Es juble die Wüste samt ihren Städten, dazu die Gehöfte, die Kedar bewohnt! Frohlocken sollen die Felsbewohner, laut rufen vom Gipfel der Berge her! Sie mögen dem Herrn die Ehre, auf den Inseln seinen Ruhm verkünden! Der Herr zieht aus wie ein Held, wie ein Kriegsmann facht er die Kampflust an, den Kriegsruf erhebt er und schreit, besiegt seine Feinde. "Seit ungemessenen Zeiten schwieg ich still, blieb ruhig und hielt an mich. Wie eine Gebärende will ich nun schreien, schnauben und schnaufen zugleich! Ich trockne Berge und Hügel aus, all ihr Grünes lasse ich welken; ich mache Ströme zu Inseln, und Wasserteiche lege ich trocken. Ich führe Blinde auf Wegen, die sie nicht kennen, auf Pfaden, die sie nicht kennen, lasse ich sie schreiten, mache Dunkel vor ihnen zum Licht und Krummes zur ebenen Fläche. Dies sind die Dinge, die ich vollbringe und die ich nicht lasse. Zurückweichen sollen und tief sich schämen, die auf Götzenbilder vertrauen, die zu Gußbildern sagen: "Unsere Götter seid ihr!"" Ihr Tauben, vernehmt; ihr Blinden, schauet und blicket! Wer ist blind, wenn nicht mein Knecht, wer taub wie mein Bote, den ich sende? Wer ist blind wie der Vertraute und taub wie der Knecht des Herrn? Vieles hast du gesehen, doch nicht beachtet; mit offenen Ohren hörtest du nicht. Der Herr wollte um seiner Gerechtigkeit willen das Gesetz groß und herrlich machen. Ein Volk ist es jetzt, geplündert, beraubt, in Kerkerlöchern gefesselt allesamt, in Gefangenenhäuser gesperrt. Sie sind zum Raub geworden, und keiner rettet, zur Plünderung gegeben, und niemand sagt: "Gib zurück!" Wer unter euch horcht hierauf, lauscht und hört für die Zukunft? Wer gab Jakob der Plünderung preis und Israel den Räubern? War es nicht der Herr, an dem wir gesündigt, auf dessen Wegen man nicht wandeln wollte, auf dessen Gesetz man nicht hörte? Da goß er aus über ihn die Glut seines Zornes, des Krieges Gewalt; sie loderte rings um ihn, doch merkte er's nicht; sie versengte ihn, doch er achtete nicht darauf. Jetzt aber redet der Herr, der dich, Jakob, erschuf, der dich, Israel, formte: "Fürchte dich nicht, denn ich erlöse dich, rufe dich beim Namen, mein bist du! Schreitest du durch Wasser, ich bin bei dir, durch Ströme, sie schwemmen dich nicht fort; gehst du durch Feuer, du wirst nicht versengt, und die Flamme verbrennt dich nicht! Denn der Herr bin ich, dein Gott, der Heilige Israels, der dir hilft: ich gebe für dich Ägypten als Lösegeld hin, Kusch und Saba an deiner Statt; darum, weil du mir so wertvoll bist, hochgeehrt und von mir geliebt, gebe ich Menschen preis für dich und Völker für dein Leben. Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir! Vom Osten bringe ich deine Kinder herbei, vom Westen her sammle ich dich; zum Norden spreche ich: Gib heraus!, zum Süden: Halt nicht zurück! Bring her meine Söhne von fern, meine Töchter vom Ende der Erde, jeden, der meinen Namen trägt und den ich zu meiner Ehre erschuf, bildete und machte! Man führe das Volk heraus, das blind ist, obwohl es Augen besitzt, taub ist, obwohl es Ohren hat! Alle Völker sollen sich versammeln, Nationen zusammenkommen! Wer unter ihnen kann solches verkünden und das früher Vorausgesagte uns mitteilen? Ihre Zeugen mögen sie bringen, damit sie recht bekommen, und damit man höre und spreche: "Ganz richtig!" Ihr seid meine Zeugen", Spruch des Herrn, "und mein Knecht, den ich erwählt, damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, daß ich es bin! Vor mir ward kein Gott gebildet, und nach mir wird keiner je sein. Ich, ja ich bin der Herr, und außer mir gibt es keinen, der hilft. Ich selbst verkündete, ich half und teilte es mit, und kein fremder Gott war bei euch. Ihr seid meine Zeugen", Spruch des Herrn, "und ich nur bin Gott. Auch fortan bin ich derselbe; niemand entreißt meiner Hand! Handle ich, wer vereitelt es dann?" So spricht der Herr, der euch erlöst, der Heilige Israels: "Für euch sende ich nach Babel, reiße die Kerkerriegel herab, mit Ketten fesselt man die Kaldäer. Ich bin der Herr, euer Heiliger, der Israel schuf, euer König!" So spricht der Herr, der im Meer einen Weg gebahnt, einen Pfad in gewaltigen Wassern, der Wagen und Rosse ausziehen ließ, Streitmacht und Führer zumal; sie sanken dahin, stehen nicht mehr auf, sie sind erloschen, wie ein Docht verglimmt: "Gedenkt nicht mehr des Früheren, und die Vergangenheit kümmere euch nicht! Seht, ich schaffe Neuartiges! Jetzt sprießt es, merkt ihr es nicht? Ja, in der Steppe lege ich einen Weg an, Pfade im verödeten Land! Preisen wird mich das Wild des Feldes, Schakale und Strauße, weil ich in der Wüste Wasser spende, Ströme im verödeten Land, zu tränken mein Volk, mein erwähltes. Das Volk, das ich mir gebildet, wird meinen Ruhm verkünden. Doch riefst du mich nicht an, Jakob, mühtest dich nicht um mich, Israel! Weder brachtest du mir Lämmer als Brandopfer dar, noch hast du mit deinen Schlachtopfern mich geehrt; ich habe dich mit Speiseopfern nicht geplagt, noch dich belästigt um Weihrauch! Du hast mir nicht Würzrohr für Geld gekauft, mich mit deinem Schlachtopferfett nicht erquickt. Doch hast du mich geplagt mit deinen Sünden, mit deinen Missetaten mich belästigt. Ich, ja ich bin es, der um meinetwillen deine Frevel tilgt; deiner Sünden gedenke ich nicht mehr! Erinnere mich nur! Wir wollen miteinander rechten! Zähle du, damit du recht bekommst! Dein Stammvater schon hat gesündigt, deine Vertreter brachen mit mir. Da entweihte ich die Vorsteher des Heiligtums, Jakob übergab ich dem Bannfluch und Israel den Schmähungen. Doch höre nunmehr, Jakob, mein Knecht, und Israel, den ich erwählte! So spricht der Herr, der dich schuf, der dich gebildet, der dir vom Mutterleib an geholfen: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob, und Jeschurun, den ich erwählte! Denn ich gieße Wasser auf dürstende Flur, rieselnde Fluten auf trockenes Erdreich. Auf deine Nachkommen gieße ich meinen Geist, meinen Segen auf deine Kinder. Da sprießen sie wie am Bache das Gras, wie Weiden an Wassergräben. Der eine sagt: "Ich gehöre dem Herrn", der andere nennt seinen Namen nach Jakob, dieser schreibt in seine Hand: "Für den Herrn", jener wird mit Israels Namen benannt." So spricht der Herr, der König von Israel und sein Erlöser, der Herr der Heerscharen: "Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, außer mir gibt es keinen Gott! Wer ist mir gleich? Mag er sich melden! Er tue kund und lege es mir dar! Wer brachte von Urzeit an das Künftige zur Kenntnis? Was kommen wird, mögen sie uns künden! Erschreckt nicht und fürchtet euch nicht! Habe ich es nicht schon längst mitgeteilt und kundgetan? Ihr seid meine Zeugen! Gibt es einen Gott außer mir? Nein, es gibt keinen "Fels"! Ich kenne keinen. Die Götzenschnitzer sind alle nichtig, ihre Lieblinge nützen nichts, und ihre Zeugen sehen nichts, erfahren nichts, so daß sie zuschanden werden. Wer einen Gott formt und ein Götzenbild gießt, hat keinerlei Nutzen davon. Seht, all seine Genossen stehen beschämt da, und seine Werkleute sind ja nur Menschen; alle mögen sich sammeln und antreten! Sie müssen erschrecken, sich schämen insgesamt. Der Metallschmied mit dem Werkzeug schafft auf der Kohlenglut; mit Hämmern formt er es und fertigt es an mit seinem starken Arm; auch wird er dabei hungrig und kraftlos; trinkt er kein Wasser, so wird er matt. Der Zimmermann spannt die Schnur, entwirft es sodann mit dem Stift, führt es aus mit dem Schnitzmesser, umreißt es mit dem Zirkel und macht es nach der Gestalt eines Mannes, einem prachtvollen Menschen gleich, zum Wohnen im Hause bestimmt. Man fällte Zedern, nahm eine Steineiche oder einen großen Baum, ließ ihn erst erstarken unter den Waldesbäumen, oder man hatte Lorbeer gepflanzt, der beim Regen heranwächst. Das sollte den Menschen dienen als Brennholz: man nimmt hiervon und wärmt sich. Auch schürt man damit und backt Brot. Ebenso macht man daraus einen Gott und wirft sich nieder, verfertigt ein Götzenbild und betet es an. Die Hälfte davon verbrennt man im Feuer, über seinen Kohlen brät man Fleisch, ißt Braten und wird davon satt. Auch wärmt man sich und spricht: "Hei, mir wird warm, ich spüre das Feuer!" Aber den Rest macht man zu einem Gott, zu seinem Götzen, den man verehrt; man wirft sich nieder und betet zu ihm und spricht dabei: "Rette mich, denn du bist mein Gott!" Sie erkennen es nicht und sind nicht klug; denn ihre Augen sind verklebt, so daß sie nicht sehen und ihr Herz nicht zur Einsicht kommt. Man überlegt es sich nicht, hat weder Verstand noch Einsicht, daß man dächte: "Ich verbrannte die eine Hälfte im Feuer, über seinen Kohlen buk ich Brot, briet das Fleisch und aß es. Und da soll ich nun seinen Rest zu einem Greuelbild machen und dürres Holz anbeten?" Wer sich mit Asche abgibt, wird vom verblendeten Herzen getäuscht, sein Leben rettet er nicht. Er kommt nicht auf den Gedanken: "Halte ich etwa in meiner Rechten Trug?" Daran denke, o Jakob, und du, Israel! Denn mein Knecht bist du; ich habe dich gebildet, du bist mein Knecht! Israel, du wirst von mir nicht vergessen! Gleich einer Wolke wische ich deine Vergehen aus, deine Sünden wie ein Gewölk. Kehre zurück zu mir, denn ich erlöse dich!" Jauchzet, ihr Himmel, denn der Herr hat es vollbracht! Jubelt, ihr Tiefen der Erde! Brechet ihr Berge, in Frohlocken aus, du Wald und alle Bäume darin! Denn der Herr hat Jakob erlöst, an Israel sich verherrlicht! So spricht der Herr, dein Erlöser, dein Bildner vom Mutterleib an: "Ich bin der Herr, der alles gemacht, der den Himmel ausspannte ganz allein, der die Erde formte ohne Gehilfen. Ich vereitle die Wunderzeichen der Zauberer, stürze die Wahrsager in Wahn, Weise lehne ich ab, mache ihr Wissen zur Torheit. Ich verwirkliche meiner Knechte Wort, führe meiner Boten Ratschlüsse aus; von Jerusalem spreche ich: "Es werde bewohnt", von Judas Städten: "Sie werden gebaut; seine Trümmer richte ich auf!" Zur Meerestiefe spreche ich: "Werde trocken! Deine Ströme laß ich versiegen!" Von Cyrus spreche ich: "Mein Hirt; er vollbringt alles, was ich will." Von Jerusalem: "Es werde gebaut", und vom Tempel: "Werde gegründet!"" So sprach der Herr zu seinem Gesalbten, zu Cyrus: "Du, dessen rechte Hand ich ergriff, um Völker vor ihm niederzuwerfen und an Königshüften den Gürtel zu lösen, um vor ihm Türen zu öffnen, so daß keine Tore verschlossen bleiben. Ich gehe einher vor dir und ebne die Berge ein; die ehernen Türen zerbreche ich, zerschlage die eisernen Riegel. Verborgene Schätze gebe ich dir und geheime Vorräte. Erkennen sollst du, daß ich der Herr bin, der dich mit deinem Namen rief, Israels Gott. Um meines Knechtes Jakob willen und Israels, meines Erwählten, willen rief ich dich bei deinem Namen, gab dir Ehrennamen, obwohl du mich nicht kanntest. Ich bin der Herr, und sonst gibt es keinen; einen Gott außer mir gibt es nicht! Ich gürtete dich, obwohl du mich nicht kanntest. Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang soll man erkennen, daß es keinen gibt außer mir. Ich bin der Herr, und sonst keiner! Das Licht bilde ich und erschaffe die Finsternis; ich bewirke das Heil und schaffe das Unheil! Ich, der Herr, bin es, der all dieses wirkt. Träufelt, ihr Himmel, von oben, Wolken mögen Gerechtigkeit rieseln lassen! Die Erde tue sich auf, und es erblühe das Heil! Gerechtigkeit lasse sie zugleich hervorsprießen! Ich, der Herr, habe das erschaffen." Wehe, wer mit seinem Bildner streitet, eine Scherbe bei irdenen Scherben! Sagt wohl zu seinem Töpfer der Lehm: "Was machst du da?" und "Dein Werk hat nicht Hand und Fuß?" Wehe, wer zum Vater sagt: "Warum zeugst du?" und zur Frau: "Warum gebierst du?" So spricht der Herr, der Heilige Israels und sein Bildner: "Wollt ihr mich etwa befragen über meine Söhne, mir befehlen über das Werk meiner Hände? Ich machte die Erde, erschuf den Menschen auf ihr; meine Hände spannten den Himmel aus, ich befahl seinem ganzen Heer. Ich erweckte ihn (Cyrus) in rechter Absicht, und all seine Wege ebne ich; er soll meine Stadt erbauen, meine Gefangenen befreien, nicht um einen Kaufpreis und nicht um Lohn", spricht der Herr der Heerscharen. So spricht der Herr: "Der Erwerb Ägyptens und der Gewinn von Kusch und die Sabäer, Männer von hohem Wuchs, werden zu dir herüberkommen; dein Eigentum sind sie. Sie ziehen hinter dir her, gehen in Fesseln, fallen nieder vor dir und beten zu dir hin: "Nur bei dir ist Gott; keinen anderen gibt es, keinerlei Gottheit!" Wahrlich, du bist ein verborgener Gott, du Rettergott Israels! Beschämt und schmachbedeckt sind alle seine Widersacher; in Schande vergehen die Schnitzer von Götzenbildern. Israel findet Errettung im Herrn mit ewigem Heile; nie werdet ihr beschämt und zuschanden, in Ewigkeit nicht.! So spricht der Herr, der Schöpfer des Himmels, der einzige Gott, der Gestalter der Erde, der sie gemacht, er, der sie errichtet; er erschuf sie nicht als Ödland, zum Wohnsitz hat er sie gebildet: "Ich bin der Herr und sonst niemand! Nicht im geheimen redete ich, an einem Ort im finsteren Land; ich sprach nicht zum Geschlechte Jakobs: "Sucht mich vergebens!" Ich, der Herr, rede Rechtes, verkündige Aufrichtiges. Schart euch zusammen, kommt herbei, nähert euch ingesamt, die ihr entronnen den Völkern! Unverständig ist, wer seinen hölzernen Götzen trägt und zu einer Gottheit fleht, die nicht hilft. Tut es kund und bringt es vor, ja, pflegt untereinander Rat: Wer teilte dies seit alters mit, verkündete es seit jeher? Nicht etwa ich, der Herr? Ja, es gibt keinen Gott außer mir, keinen gerechten und helfenden Gott neben mir! Bekehrt euch zu mir, laßt euch retten, all ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und sonst keiner! Ich schwur bei mir selbst; aus meinem Munde ging Richtiges hervor, ein Wort ohne Widerruf: Jedwedes Knie wird sich beugen vor mir, jede Zunge mir schwören. Nur im Herrn, so sagt man von mir, ist Heil und Stärke. Alle, die mit ihm hadern, werden beschämt zu ihm kommen. Im Herrn aber finden Heil und Ruhm alle Nachkommen Israels." Zusammengebrochen ist Bel, gekrümmt ist Nebo; ihre Bilder packte man auf Tragtiere und Vieh. Eure herumgetragenen Götzen sind als Bürde auf müde Tiere geladen. Gekrümmt sind sie und zusammengebrochen insgesamt; sie können nicht retten die Last; sie selbst müssen in die Gefangenschaft ziehen. "Hört auf mich, Haus Jakob, Gesamtrest des Hauses Israel, mir aufgeladen vom Mutterleib an, von mir getragen vom Mutterschoß her! Bis zu eurem Alter bin ich der gleiche, bis zu eurem Ergrauen will ich euch tragen; ich habe es getan und ich werde tragen, ich werde schleppen und retten! Wem stellt ihr mich gleich und vergleicht ihr mich, mit wem wollt ihr mich messen, ob wir uns ähnlich sind? Man schüttet Gold aus dem Beutel, wägt Silber mit Waagbalken ab, dingt einen Goldschmied, daß er daraus einen Gott mache; man wirft sich hin und betet ihn an. Man lädt ihn auf die Schulter und schleppt ihn fort; man läßt ihn nieder an seinem Platz; er steht und weicht nicht mehr von seinem Ort; auch schreit man zu ihm, doch er antwortet nicht, aus seiner Not hilft er keinem heraus. Denkt daran und seid stark! Ihr Abtrünnigen, beherzigt es! Denkt an die früheren Weissagungen seit alter Zeit! Denn ich bin Gott und sonst keiner, der wahre Gott, und keiner ist mir gleich! Ich verkünde vom Anfang an die Zukunft, und längst vorher, was noch nicht geschah. Ich spreche: Mein Plan steht fest; alles, was mir gefällt, das führe ich aus. Von Osten ruf' ich den Raubvogel her, den Mann meines Planes aus fernem Land; was ich rede, verwirkliche ich; was ich überlege, das tue ich. Ihr Mutlosen, höret auf mich, die ihr fernsteht dem Heil! Ich lasse mein Heil nahen; es ist nicht fern, mein Rettungswerk verzögert sich nicht. Ja, ich verleihe in Sion Rettung für Israel, meine Zier!" Steige herab, setz dich in den Staub, Jungfrau, Tochter Babel, setze dich zur Erde ohne Thron, Kaldäertochter! Fürderhin heißt man dich nicht mehr: "Du Zarte, Verwöhnte!" Nimm die Handmühle und mahle Mehl; decke deinen Schleier auf; hebe deinen Rocksaum, enthülle deine Beine, Ströme durchwate! Deine Scham werde aufgedeckt, ja, deine Schande offenbar! Ich nehme Rache, erbitten laß ich mich nicht, spricht unser Erlöser. Herr der Heere ist sein Name, Heiliger Israels. Sitze nur still, geh ein in die Finsternis, Kaldäertochter! Denn niemand mehr wird dich künftig nennen: "Herrin der Reiche". Ich zürnte über mein Volk, entweihte mein Erbteil, gab sie in deine Gewalt; du hast ihnen kein Erbarmen gezeigt, Greise hast du belastet mit deinem schweren Joch. Du dachtest: "Ewig bin ich am Leben, Herrin für immer!" Du hast dieses nicht beherzigt, nicht daran gedacht, was dann folgt. Nun aber höre dies, du Üppige, die du in Sicherheit wohnst und in deinem Herzen denkst: "Ich und sonst niemand! Als Witwe bleibe ich nicht zurück, weiß nichts von Kinderlosigkeit!" Kommen wird über dich im Nu beides an einem Tage, Kinderverlust und Witwenschaft werden im Vollmaß über dich kommen, trotz der Menge deiner Zauberformeln, trotz der großen Stärke deiner Bannsprüche. Du aber hast auf deine Bosheit vertraut und gesagt: "Niemand sieht mich!" Deine Weisheit und dein Wissen haben dich verführt, so daß du dachtest in deinem Herzen: "Ich und sonst niemand!" Doch über dich kommt Unheil, du weißt dagegen kein Zaubermittel; Verderben fällt über dich, das du nicht bannen kannst. Plötzlich bricht über dich ungeahntes Unheil herein. Tritt mit deinen Bannsprüchen an, mit deinen vielfachen Zauberformeln, mit denen du dich bemühst von Jugend auf! Vielleicht hast du Nutzen daraus, vielleicht jagst du Schrecken ein! Du hast dich geplagt mit deiner Menge an Ratschlägen. Laß sie doch antreten und dich retten, die Himmelsbeschwörer, die Sternengucker, die dir ankünden jeden Neumond, was dir begegnen wird! Seht, sie werden wie Spreu Feuer verbrennt sie; sie retten ihr Leben nicht aus der Flammengewalt; es ist nicht Kohlenglut, die zur Erwärmung dient, kein Herdfeuer, davor man sitzt. So geht es dir mit deinen umworbenen Geschäftsfreunden von Jugend auf. Jeder macht sich seines Weges aus dem Staub, keiner kommt dir zu Hilfe. Hört dies, ihr vom Hause Jakob, die ihr den Namen Israels tragt und von Juda abstammt, die ihr schwört im Namen des Herrn und den Gott Israels bekennt, doch unaufrichtig und unwahr! Ja, nach der heiligen Stadt sind sie benannt, sie stützen sich auf Israels Gott, Herr der Heere ist sein Name! Die früheren Weissagungen habe ich längst schon verkündet; aus meinem Munde kamen sie, und ich ließ sie vernehmen. Plötzlich habe ich gehandelt, und sie trafen ein. Ich wußte ja, daß du halsstarrig bist, eine eiserne Sehne dein Genick ist und deine Stirne von Erz. Darum verkündete ich es dir längst zuvor. Bevor es eintraf, ließ ich es dich vernehmen, damit du nicht sagen konntest: "Mein Götzenbild tat es; mein Schnitz- und mein Gußbild hat es so angeordnet." Du hast es gehört; betrachte nun alles! Wohlan, wollt ihr es nicht verkünden? Neues laß ich dich hören von jetzt an und Verborgenes, dir Unbekanntes. Nunmehr ward es geschaffen, nicht vormals. Früher hast du davon noch nichts gehört, damit du nicht sagen kannst: "Ich wußte es schon!" Weder hast du davon gehört noch gewußt, noch ward ehedem aufgetan dein Ohr; denn ich wußte gar wohl, daß du vollkommen treulos bist und "Abtrünnig vom Mutterleib an" genannt wirst. Ich halte zurück den eigenen Zorn um meines Namens willen, meinem Ruhme zulieb verschone ich dich, daß ich dich nicht vertilge. Siehe, ich läuterte dich, doch nicht wie zu Silber, und ich erprobte dich im Ofen der Trübsal. Um meinetwillen, ja meinetwillen handle ich. Denn wie dürfte mein Name entweiht werden? Und meine Ehre gebe ich keinem anderen preis. Höre, Jakob, auf mich, und Israel, mein Berufener! Ich bin es, ich bin der Erste, ich bin auch der Letzte! Hat doch meine Hand die Erde gegründet, meine Rechte den Himmel ausgespannt! Als ich sie rief, standen sie alsogleich da. Versammelt euch alle und hört: Wer unter jenen hat dies verkündet? Mein Freund (Cyrus) wird meinen Willen vollstrecken an Babel und am Geschlecht der Kaldäer. Ich, ich sagte es ja und habe ihn berufen, ihn herbeigeführt, er wird glücklich seinen Zug vollenden. Naht euch mir und hört dies: Nicht nur heimlich redete ich von Anfang an; seit es geschieht, bin ich dabei. [Und nun hat der Gebieter und Herr mich gesandt und seinen Geist.] So spricht der Herr, dein Erlöser, der Heilige Israels: "Ich bin der Herr, dein Gott, der dir zum Nutzen Lehre erteilt, der dich auf den Weg führt, den du zu wandeln hast! O hättest du doch meine Gebote beachtet, so wäre dein Glück wie ein Strom und dein Heil wie die Wogen des Meeres. Dein Geschlecht wäre dem Sande gleich, deine leiblichen Nachkommen zahlreich wie seine Körner. Nicht würde ausgerottet und nicht vertilgt ihr Name vor mir!" Fort von Babel, flieht aus Kaldäa! Mit Jubelruf meldet, verkündet dies, tragt es hinaus bis an die Enden der Erde! Sprecht: "Der Herr hat Jakob, seinen Knecht, erlöst!" Sie dürsteten nicht, als er in Wüsten sie führte; Wasser aus dem Felsen ließ er ihnen rieseln; er spaltete den Fels, da sprudelte Wasser. "Die Frevler", so spricht der Herr, "haben kein Heil!" "Hört auf mich, ihr Inseln, merkt auf, ihr Völker der Ferne! Der Herr berief mich vom Mutterleib her, nannte meinen Namen vom Mutterschoß an. Er machte meinen Mund gleich einem geschärften Schwert, barg mich im Schatten seiner Hand; er machte mich zum blanken Pfeil, in seinem Köcher verbarg er mich. Er sprach zu mir: "Mein Knecht bist du, Israel, an dem ich mich herrlich erzeige!" Ich dachte indes: Wertlos ist mein Mühen; für leeren Wahn verzehrte ich meine Kraft. Jedoch mein Recht steht beim Herrn und mein Lohn bei meinem Gott! Nun aber spricht der Herr, der mich vom Mutterleib an zu seinem Knecht geformt, um Jakob zu ihm zurückzuführen und Israel um ihn zu versammeln - Ehre fand ich in den Augen des Herrn, und mein Gott ward meine Stärke. Er sprach: "Zu wenig ist es, daß du mein Knecht bist, um Jakobs Stämme wieder aufzurichten und Israels Bewahrte heimzuholen. Ich mache dich vielmehr zum Lichte der Völker, damit mein Heil reiche bis an das Ende der Welt!" So spricht der Herr, Israels Erlöser, sein Heiliger, zum allseits Verachteten, den die Leute verschmähen, zum Knechte der Herrscher: "Könige werden es sehen und sich erheben, Fürsten werden sich niederwerfen um des Herrn willen, der getreu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich erwählt hat." So spricht der Herr: "Zur Zeit der Huld erhöre ich dich, am Tage des Heiles helfe ich dir. Ich schütze dich und mache dich zum Bund des Volkes, damit du das Land aufrichtest, damit du verödete Erbteile austeilst; zu den Gefangenen sagst du: "Zieht fort!", zu denen, die in der Finsternis weilen: "Zeigt euch!" Weiden sollen sie auf allen Bergen und auf allen kahlen Höhen ihre Weide finden! Sie werden weder Hunger noch Durst haben, noch wird sie plagen Glutwind und Sonne; denn ihr Erbarmer leitet sie, an sprudelnde Wasser führt er sie. Alle meine Berge will ich zum Wege machen, und meine Straßen liegen gar hoch. Siehe, die einen kommen von ferne, die anderen von Nord und von West, wieder andere vom Land der Siniter." Jubelt, Himmel, frohlocke, Erde! Ihr Berge, brecht in Jubel aus; denn es tröstet der Herr sein Volk, mit seinen Elenden fühlt er Erbarmen. Doch Sion sprach: "Es verließ mich der Herr, der Gebieter vergaß mich." "Vergißt eine Frau ihren Säugling, eine Mutter den Sohn ihres Schoßes? Mögen selbst diese vergessen, ich aber vergesse dich nicht! Siehe, auf meine Hände habe ich dich gezeichnet, deine Mauern stehen vor mir allezeit. Es eilen deine Erbauer herbei, deine Zerstörer und Verwüster entfernen sich von dir. Hebe ringsum deine Blicke und sieh: Sie alle kommen in Scharen zu dir! Bei meinem Leben", spricht der Herr, "du sollst sie alle anlegen wie einen Schmuck und dich mit ihnen gürten wie eine Braut! Denn deine Trümmer und Ruinen und dein verheertes Land - wahrlich, für die Bewohner bist du jetzt zu eng, und deine Verderber sind fern! Es werden noch sagen vor dir die Söhne aus der Zeit deiner Kinderlosigkeit: "Mir ist zu eng der Raum, mach mir Platz, daß ich wohnen kann!" Du sprichst bei dir selbst: "Wer hat mir diese gezeugt? Ich war doch kinderlos, unfruchtbar, verbannt und verstoßen, und diese, wer zog sie auf? Ei, ich allein war nur noch übrig, und diese, wo waren sie?"" So spricht der Gebieter und Herr: "Seht, zu den Völkern hebe ich meine Hand, zu den Nationen hin errichte ich mein Panier. Sie bringen deine Söhne im Gewandbausch herbei, tragen auf der Schulter deine Töchter. Da werden Könige deine Pfleger sein, ihre Fürstinnen deine Ammen. Mit dem Antlitz zur Erde fallen sie nieder vor dir, lecken den Staub deiner Füße. Dann erkennst du, daß ich der Herr bin; wer auf mich harrt, wird nicht beschämt!" Kann man dem Helden die Beute entreißen, oder entrinnt dem Starken der Fang? Wahrlich, so spricht der Herr: "Auch wenn man einem Helden den Fang entreißt und wenn einem Starken die Beute entrinnt, so will doch ich streiten mit deinem Gegner, ich selbst will deine Söhne retten! Deine Peiniger laß ich essen ihr eigenes Fleisch, trunken sollen sie werden vom eigenen Blut wie von Most; alles Fleisch wird dann erkennen, daß ich, der Herr, dein Retter bin und dein Erlöser der Starke Jakobs ist!" So spricht der Herr: "Wo ist denn eurer Mutter Scheidebrief, mit dem ich sie verstieß? Oder welchem von meinen Gläubigern habe ich euch verkauft? Seht, ob eurer Frevel seid ihr verkauft worden, und eure Mutter wurde verstoßen wegen eurer Vergehen. Warum kam ich, und niemand war da, rief ich, und niemand gab Antwort? Ist denn meine Hand zum Erlösen zu kurz, oder fehlt mir zum Befreien die Kraft? Siehe, durch mein Schelten trockne ich aus das Meer, mache ich Ströme zur Steppe. Ihre Fische leiden an Wassermangel und sterben vor Durst. Den Himmel kleide ich in Schwarz, ich hülle ihn ein ins Trauergewand." Der Gebieter und Herr gab mir eine Jüngerzunge, daß ich verstünde, den Müden zu stärken durch Zuspruch. Er ermuntert an jedem Morgen mir das Ohr, daß ich nach Jüngerart höre. Der Gebieter und Herr öffnete mir das Ohr. Ich selbst habe mich nicht gesträubt, wich nicht zurück. Den Schlagenden bot ich meinen Rücken, den Raufenden meine Wange; mein Antlitz verbarg ich nicht vor Schmähen und Anspeien. Doch der Gebieter und Herr hilft mir, darum werde ich nicht beschämt. Wie Kieselgestein verhärtete ich deshalb mein Antlitz; ich weiß, ich werde nicht zuschanden. Nahe ist, der mich schuldlos erklärt; wer will streiten mit mir? Laßt uns zusammen hintreten! Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er stelle sich mir! Seht, mir hilft der Gebieter und Herr! Wer beweist meine Schuld? Oh, sie alle zerfallen wie ein Kleid, die Motte verzehrt sie! Wer unter euch fürchtet den Herrn und hört auf den Ruf seines Knechtes, der im Finstern wandelt und ohne Lichtstrahl? Doch er vertraute auf den Namen des Herrn, stützte sich auf seinen Gott! "Wohlan, ihr alle, die ihr Feuer anzündet und Brandpfeile bündelt, fahrt in die Glut eures eigenen Feuers und in die Brandpfeile, die ihr entzündet! Von meiner Hand geschieht dies an euch, in Qualen sollt ihr liegen! Hört auf mich, die ihr trachtet nach Heil und den Herrn sucht! Blickt auf den Fels, aus dem ihr gehauen, auf den Brunnenschacht, aus dem ihr gegraben seid! Blickt auf Abraham, euren Ahnherrn, und auf Sara, von der ihr abstammt! Denn jenen allein berief ich, ihn segnete ich und vermehrte ihn." Ja, der Herr tröstet Sion, tröstet all seine Trümmer. Er macht seine Wüste wie das Paradies, seine Steppe wie den Garten des Herrn. Es finden sich Frohlocken und Jubel in ihm, Lobpreis und Liederklang. "Lauschet auf mich, ihr Völker, ihr Nationen, höret mir zu! Denn Weisung geht von mir aus, mein Recht laß ich aufleuchten als Licht für die Völker. Nahe ist meine Güte, mein Heil ergeht, meine Arme richten die Völker. Die Inseln harren auf mich, sie hoffen auf meinen Arm. Erhebt euer Antlitz zum Himmel und schaut auf die Erde da unten; denn der Himmel wird zerfetzt wie Rauch, und die Erde zerfällt wie ein Kleid, ihre Bewohner sterben wie Mücken; doch meine Hilfe bleibt ewig, meine Huld hört nicht auf! Höret auf mich, die ihr das Rechte kennt, du Volk, das meine Weisung im Herzen trägt: fürchtet euch nicht vor der Menschen Schmähung, vor ihrer Lästerung erschreckt nicht! Denn wie ein Kleid verzehrt sie die Motte, der Wurm frißt sie wie Wolle; meine Gerechtigkeit aber währt ewig, mein Heil von Geschlecht zu Geschlecht!" Auf, auf, bekleide dich mit Macht, du Arm des Herrn! Wach auf wie in den Tagen der Vorzeit, der uralten Geschlechter! Warst nicht du es, der Rahab zerhieb, den Drachen durchbohrte? Warst du es nicht, der das Meer trockenlegte, die Wasser der gewaltigen Urflut, der Meerestiefen wegsam machte für die Erlösten zum Durchzug? Die Befreiten des Herrn kehren heim; sie kommen mit Jauchzen nach Sion, ewige Freude auf ihrem Haupt, Frohlocken und Freude erreichen sie, es fliehen Kummer und Seufzen. "Ich, ja ich, bin es, der euch tröstet! Wer bist du, daß du dich fürchtest vor sterblichen Menschen, vor Leuten, die hinwelken wie Gras? Und des Herrn, deines Schöpfers, vergißt du, der den Himmel ausgespannt, die Erde gegründet hat, und zitterst ständig, die ganze Zeit vor des Bedrängers Groll, als wollte er dich vernichten? Wo bleibt nun der Groll des Bedrängers? Bald wird der Gefesselte losgemacht; in der Grube wird er nicht sterben, nicht mangelt es ihm an Brot. Ich aber bin der Herr, dein Gott, der das Meer erregt, daß seine Wellen erbrausen; Herr der Heerscharen ist sein Name! Ich legte meine Worte in deinen Mund und barg dich im Schatten meiner Hand, um auszuspannen den Himmel und zu gründen die Erde und Sion zu sagen: Mein Volk bist du!" Rege dich, rühre dich, stehe auf, Jerusalem, die du trankest aus des Herrn Hand den Kelch seines Zornes, den Becher seines Taumels, den du getrunken, geleert hast! Niemand war da, der sie führte, von allen Söhnen, die sie gebar, keiner, der sie an der Hand faßte, von all den Söhnen, die sie erzog. Getroffen hat dich dies beides: - wer klagt nun um dich? - Verheerung und Zusammenbruch, Hunger und Schwert! Wer tröstet dich? Deine Söhne lagen in Ohnmacht da an allen Straßenecken wie eine Gazelle im Stellnetz, trunken vom Grimme des Herrn, vom Schelten deines Gottes. Darum höre doch dies, du Gebeugte und Trunkene, doch nicht vom Wein: So spricht dein Gebieter, der Herr und dein Gott, der für sein Volk streitet: "Siehe, ich nehme aus deiner Hand den Kelch des Taumels, den Becher des Grimmes; du sollst ihn fürderhin nicht mehr trinken! Ich lege ihn in die Hand deiner Peiniger, die zu dir sprachen: "Bücke dich, wir schreiten über dich hin!" So machtest du deinen Rücken dem Erdboden gleich und wie eine Straße für Wanderer." Erwache, erwache, ziehe deine Stärke an, Sion; ziehe deine Prachtkleider an, Jerusalem, Heilige Stadt! Denn dich wird nicht mehr betreten, wer unbeschnitten und unrein ist. Schüttle dich los vom Staub, steh auf, Gefangene Jerusalem; löse die Fesseln deines Halses, Tochter Sion in der Gefangenschaft! Denn so spricht der Herr: "Umsonst wurdet ihr verkauft, nicht um Silber sollt ihr erlöst werden!" Denn so spricht der Gebieter und Herr: "Zuerst zog mein Volk nach Ägypten hinab, um dort als Fremdling zu weilen; auch Assur bedrückte es wegen nichts. Nun aber, was geschieht mir denn hier" - Spruch des Herrn -, "daß man grundlos mein Volk hinwegnahm? Seine Beherrscher lärmen wild" - Spruch des Herrn -, "stets und tagtäglich wird mein Name gelästert. Mein Volk soll darum meinen Namen erkennen an jenem Tag; denn ich bin es, der da spricht: Hier bin ich!" Wie lieblich sind auf den Bergen des Frohboten Füße! Frieden kündet er, bringt frohe Botschaft, Heil kündet er, zu Sion spricht er: "Dein Gott ist König!" Horch, deine Wächter! Sie erheben den Ruf, sie jauchzen im Chor. Denn sie erschauen unmittelbar des Herrn Heimkehr nach Sion. Brechet gemeinsam in Jubel aus, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, erlöst Jerusalem. Der Herr legt frei seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker; alle Enden der Erde schauen das Heil unseres Gottes. Fort, fort, zieht von dort weg, berührt Unreines nicht! Zieht fort von ihnen, reinigt euch, die ihr die Gefäße des Herrn tragt! Nicht in Hast sollt ihr ausziehen, nicht fluchtartig weggehen; denn der Herr geht euch voraus, eure Nachhut ist Israels Gott. Siehe, Erfolg hat mein Knecht; er wird emporsteigen, wird hoch und gar sehr erhaben sein. Wie über ihn viele erschauerten - so unmenschlich entstellt sah er aus, und seine Gestalt war nicht mehr wie die der Menschen! -, so wird er viele Völker in Staunen setzen. Könige werden vor ihm ihren Mund schließen. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, schauen sie; was sie noch nie gehört, nehmen sie wahr. Wer glaubte unserer Kunde wohl, wem ward der Arm des Herrn geoffenbart? Er wuchs vor ihm auf wie ein junger Trieb, wie eine Wurzel aus Dürrland. Keine Gestalt hatte er und keine Schönheit, daß wir nach ihm geschaut hätten, kein Aussehen, daß er uns gefallen hätte. Verachtet war er, von Menschen gemieden, ein Mann der Schmerzen, mit Krankheit vertraut! Wie einer, vor dem man das Antlitz verhüllt, war er verachtet, so daß wir ihn nicht schätzten. Jedoch, unsere Krankheiten trug er, unsere Schmerzen lud er sich auf. Wir aber hielten ihn für einen Getroffenen, von Gott Geschlagenen und Niedergebeugten. Und doch wurde er durchbohrt für unsere Frevel, zerschlagen wegen unserer Missetaten. Züchtigung für unser Heil lag auf ihm, durch seine Wunde ward uns Heilung zuteil. Wie Schafe irrten wir alle umher, jeder wandte sich seines Weges; aber ihn ließ der Herr treffen unser aller Verschuldung. Man mißhandelte ihn, und er beugte sich; er tat seinen Mund nicht auf wie das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und gleich einem Schaf, das vor seinen Scherern verstummt. Nein, er tat seinen Mund nicht auf. Aus Drangsal und Gericht wurde er weggerafft; wer kümmerte sich um sein Geschick? Denn er war abgeschnitten vom Land der Lebendigen, ob der Missetat seines Volkes zu Tode getroffen. Man gab ihm bei Verruchten sein Grab, seine Ruhestatt bei Übeltätern. Und doch hat er kein Unrecht getan, kein Trug war in seinem Mund. Der Herr jedoch fand Gefallen an seinem Zerschlagenen; er heilte ihn, der sein Leben als Sühneopfer hingab. Er wird Nachkommen schauen, lange leben, und der Wille des Herrn wird durch ihn vollstreckt. "Um der Not seiner Seele willen wird er Licht schauen und sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird als Gerechter mein Knecht die Vielen rechtfertigen, und ihre Sünden wird er auf sich laden. Darum werde ich ihm seinen Anteil unter den Vielen geben, und mit den Zahlreichen wird er den Erwerb teilen, dafür, daß er sein Leben in den Tod dahingab und sich unter die Frevler zählen ließ. Und doch trug er die Sünde der Vielen und trat für die Abtrünnigen ein." "Frohlocke, Unfruchtbare, die nicht gebar, brich aus in Jubel und jauchze, die nie Mutter wurde! Denn die Einsame hat eine größere Kinderschar als die Vermählte", spricht der Herr. Erweitere deines Zeltes Raum, und die Zelttücher deiner Wohnräume spanne aus, ohne zu sparen! Mach lang deine Zeltstricke, deine Zeltpflöcke haue fest ein! Ausbrechen wirst du nach rechts und nach links; deine Kinder werden Völker beerben und verheerte Städte besiedeln! Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht zuschanden; schäme dich nicht, denn du bist nicht zurückgesetzt! Vergessen wirst du deines Jungferntums Schande, gedenkst nicht mehr deiner Witwenschaft Schmach! Denn dein Schöpfer wird dein Gemahl, "Herr der Heerscharen" ist sein Name. Dein Erlöser ist der Heilige Israels, "Gott der ganzen Erde" wird er genannt. Denn wie eine verlassene und sich grämende Frau berief dich der Herr. "Wird man denn die Frau der Jugendjahre verstoßen?" spricht dein Gott. "Für einen kleinen Augenblick nur verließ ich dich, mit großem Erbarmen führe ich dich heim. Im übersprudelnden Zorne verbarg ich ein Weilchen mein Antlitz vor dir, doch mit ewiger Huld erbarm' ich mich dein", spricht dein Erlöser, der Herr. "Mir geht es so wie zu Noes Zeit. Wie ich schwur, die Erde nicht mehr mit Noes Wassern zu überfluten, so schwöre ich, dir nicht mehr zu zürnen und dir keine Vorwürfe mehr zu machen. Denn mögen Berge weichen und Hügel wanken, meine Huld weicht nicht von dir, mein Friedensbund wankt nicht!", spricht dein Erbarmer, der Herr! "Gebeugte, vom Sturm Gejagte, Trostlose! Siehe, ich belege mit schwarzem Hartmörtel deine Steine, deine Grundmauern mit Saphirgestein; deine Zinnen gestalte ich aus Rubin, aus Beryll deine Tore und deine Umfriedung aus Edelgestein. Alle deine Erbauer sind Schüler des Herrn, groß ist deiner Söhne Wohlfahrt. Du sollst dich gründen auf Gerechtigkeit, fern von Angst; denn du kannst ohne Furcht sein, von Schrecken frei, denn er naht dir nicht! Greift man dich an, so kommt es nicht von mir; der dich angreift, wird fallen um deinetwillen. Fürwahr, ich habe den Schmied erschaffen, der ins Kohlenfeuer bläst und entsprechend seiner Kunst eine Waffe hervorbringt; ich erschuf aber auch den Verderber zum Zerstören. Jede Waffe, wider dich geschmiedet, versagt. Jede Zunge, die dich befehdet im Rechtsstreit, überführst du des Unrechts. Dies ist der Anteil der Knechte des Herrn und ihre Rechtfertigung durch mich" - Spruch des Herrn. Zum Wasser kommet, ihr Durstigen all! Kommt, die ihr kein Geld habt, kaufet und esset ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch! Warum zahlt ihr Silber aus für etwas, was nicht Brot ist, euren Verdienst für das, was nicht satt macht? Höret auf mich, auf daß ihr Gutes zu essen bekommt, und euer Hunger soll schwelgen im Fett! Neigt euer Ohr, kommet zu mir, höret, dann lebt ihr auf! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, treu den festen Gnadenverheißungen an David! Siehe, zum Zeugen für Völker machte ich ihn, zum Fürsten und Gebieter von Stämmen. Ja, dir unbekannte Völker rufst du herbei, und Völker, denen du unbekannt bist, laufen dir zu, dem Herrn, deinem Gott, zulieb, dem Heiligen Israels, weil er dich verherrlicht! Sucht den Herrn, solange er sich finden läßt; ruft ihn, solange er nahe ist! Der Gottlose lasse von seinem Weg, der Boshafte von seinen Gedanken! Er kehre um zum Herrn, daß er sich seiner erbarme, und zu unserem Gott, denn viel Verzeihung gewährt er! "Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege nicht meine Wege" - Spruch des Herrn. "Nein, so hoch der Himmel über der Erde steht, so hoch sind meine Wege über euren Wegen und meine Gedanken über euren Gedanken! Denn wie Regen und Schnee vom Himmel kommen und nicht mehr dorthin zurückkehren, ohne daß sie die Erde tränken, sie sprießen und keimen lassen und Saat geben dem Sämann und dem Essenden Brot, so steht es auch mit meinem Wort, das von meinem Munde ausgeht. Es kehrt nicht erfolglos zu mir zurück, ohne daß es vollbracht, was ich wollte, und durchgeführt, wozu ich es sandte. Denn in Freuden sollt ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden! Die Berge und Hügel brechen vor euch in Jubel aus, alle Feldbäume spenden Beifall! Statt des Dornstrauchs wächst die Zypresse, statt der Nessel die Myrte. Dem Herrn gereicht dies zum Ruhm, zum ewigen Zeichen, das unausrottbar ist!" So spricht der Herr: "Wahret Recht und übet Gerechtigkeit, denn mein Heil ist nahe am Kommen, meine Gerechtigkeit wird bald enthüllt." Heil dem Menschen, der solches tut, und dem, der daran festhält: Der ohne Entweihung den Sabbat hält und seine Hand vor allem Bösen bewahrt. Nicht spreche der Fremdling, der dem Herrn sich anschloß: "Gewiß wird der Herr mich trennen von seinem Volk!" Wer verschnitten ist, spreche nicht: "Siehe, ich bin ein vertrockneter Baum!" Denn so spricht der Herr: "Den Verschnittenen, die meine Sabbate halten und das erwählen, was mir gefällt, die festhalten an meinem Bund, denen verleihe ich in meinem Haus und in meinen Mauern Denkmal und Namen, wertvoller als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen verleihe ich ihnen, der unausrottbar ist. Fremdlinge aber, die dem Herrn sich anschlossen, um ihm zu dienen und den Namen des Herrn zu lieben und seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten und nicht entweihen, die festhalten an meinem Bund, diese bringe ich zu meinem heiligen Berg, erfreue sie in meinem Bethaus. Ihre Brand- und Schlachtopfer seien willkommen auf meinem Altar! Denn mein Haus soll ein Bethaus genannt werden für alle Völker." So spricht der Herr und Gebieter, der Israels Versprengte sammelt: "Ich will über seine Gesammelten hinaus noch weiterhin sammeln!" All ihr Tiere des Feldes, kommt zum Fraß, all ihr Tiere im Walde! Seine Wächter sind blind, insgesamt ohne Einsicht; sie alle sind stumme Hunde, die nicht bellen können. Sie lagern und träumen, sie schlummern so gern. Aber gierig sind jene Hunde, kennen keine Sättigung. Das sind die Hirten, die von Einsicht nichts wissen. Sie alle gehen ihren eigenen Weg, jeder ausnahmslos nach seinem Gewinn. "Kommt, ich hole Wein, wir wollen dem Rauschtrank ergeben sein! So sei es heute wie morgen, großartig über die Maßen!" "Der Gerechte kommt um, doch niemand nimmt sich das zu Herzen. Fromme werden dahingerafft, aber niemand beachtet es; denn wegen der Bosheit wird der Gerechte dahingerafft. Er geht ein in den Frieden. Auf ihrer Ruhestatt rasten sie, die ihren geraden Weg gewandelt. Ihr aber, kommt näher herzu, ihr Söhne der Zauberin, Brut der Ehebrecherin und Dirne. Über wen belustigt ihr euch, über wen reißt ihr das Maul auf, streckt die Zunge heraus? Seid ihr nicht Söhne des Abfalls, eine Lügenbrut? Die ihr in Brunst geratet bei Terebinthen unter jedem grünenden Baum; die ihr Kinder schlachtet in den Klüften unter Felsvorsprüngen! Bei den glatten Wänden der Kluft ist dein Anteil, jene Götter sind dein Los! Auch ihnen hast du Trankopfer ausgegossen, Speiseopfer dargebracht! Soll ich darüber beruhigt sein? Auf hohem und ragendem Berg bezogst du deine Lagerstatt; auch dorthin stiegst du hinauf, Schlachtopfer zu schlachten. Hinter Tür und Pfosten brachtest du dein Denkzeichen an; denn dein Bett decktest du auf, bestiegst es und machtest dein Lager breit, erkauftest dir Buhlen, deren Beilager du liebtest; du hast Schamteile beschaut. Du warst verschwenderisch mit Öl für den Molech und häuftest deine Salben. Du sandtest deine Boten weit hin, stiegst hinab bis zum Totenreich. Trotz deines vielen Wanderns, womit du dich abmühtest, sprachst du doch nicht: "Es hat keinen Sinn!" Du fandest dein fleischliches Leben befriedigt, darum wurdest du nicht matt. Wen hast du gescheut und gefürchtet, daß du so enttäuscht hast und meiner nicht dachtest, mich nicht in dn Sinn nahmst? Nicht wahr, weil ich schwieg und mich verhüllte, hast du mich nicht gefürchtet? Ich werde deine Rechtschaffenheit und dein Treiben kundtun; sie werden dir nichts nützen. Wenn du schreist, so mögen die, die dich versammelten, auch retten! Sie alle trägt der Wind hinweg, rafft ein Lufthauch davon. Doch wer auf mich vertraut, wird das Land erben und meinen heiligen Berg besitzen." Bahnet, bahnet, ja ebnet den Weg, hebet die Hindernisse weg vom Pfad meines Volkes! Denn so spricht, der da hoch und erhaben ist, "Ewig Thronender" und "Heiliger" ist sein Name: "In der Höhe und als Heiliger throne ich und bin doch bei den Zerschlagenen und Geistgebeugten, um zu erquicken der Gebeugten Geist, um zu beleben der Zerschlagenen Herz. Denn nicht auf ewig streite ich, und nicht immerfort grolle ich, sonst verschmachtet ja vor mir der Geist und der Lebensodem, den ich erschaffen. Wegen seiner sündhaften Gewinnsucht zürnte ich (dem Volk) und schlug es, indem ich mich verbarg und zürnte. Doch es wandte sich ab und wandelte den Weg seines Eigensinns. Seine Wege sah ich und will es nun heilen und leiten und Tröstung ihm schenken! Seinen Trauernden schaffe ich jubelnde Lippen. Friede, Friede dem Fernen und dem Nahen", spricht der Herr, "ich werde ihn heilen. Doch die Ruchlosen sind wie das aufgewühlte Meer, das sich nicht beruhigen kann; seine Wasser wühlen Schmutz und Schlamm auf. Keinen Frieden haben die Gottlosen", so spricht mein Gott. "Rufe aus voller Kehle, halte nicht zurück! Der Posaune gleich erhebe deinen Ruf, künde meinem Volke sein Vergehen und dem Haus Jakob seine Sünden! Aber sie fragen mich Tag um Tag, sie begehren nach Erkenntnis meiner Wege. Wie ein Volk, das Gerechtigkeit tut und das Recht seines Gottes nicht aufgibt, fordern sie von mir gerechte Gerichte, nach Gottes Nähe verlangen sie. "Warum fasten wir, du siehst es aber nicht, kasteien wir uns, doch du kümmerst dich nicht?" Sehet, an eurem Fasttag findet ihr ein Geschäft, all eure Unternehmen betreibt ihr! Seht, zu Streit und Hader fastet ihr und zum Schlagen mit ruchloser Faust; ihr fastet zur Zeit nicht so, daß man in Himmelshöhen euren Gebetsruf hört! Ist das denn ein Fasten, wie ich es wünsche, ein Tag, an dem man sich kasteit, daß man wie die Binse den Kopf hängen läßt und in Sack und Asche sich bettet? Nennst du das ein Fasten und einen Tag, der dem Herrn gefällt? Vielmehr ist dies ein Fasten, wie ich es wünsche: Auflösen ruchloser Fesseln, die Seile des Jochholzes freigeben, Unterdrückte frei entlassen, und daß du jedes Jochholz zerbrichst; ferner, daß du dem Hungrigen dein Brot brichst und Arme, Obdachlose in dein Haus führst, wenn du einen Nackten siehst, ihn bekleidest und vor deinem Bruder dich nicht verbirgst! Dann wird hervorbrechen wie Frührot dein Licht, und deine Heilung wird rasch voranschreiten. Vor dir wird herziehen deine Gerechtigkeit; die Herrlichkeit des Herrn wird deine Nachhut bilden. Dann rufst du, und es antwortet der Herr; du schreist um Hilfe, und er spricht: "Da bin ich." Wenn du aus deiner Mitte das Joch entfernst, das Fingerzeigen und Unheilreden, dem Hungrigen dein Brot darreichst und den Gebeugten sättigst, so strahlt dein Licht in der Finsternis, und deine Düsterkeit wird dem Mittag gleich. Und der Herr wird dein Führer für immerdar sein, im ausgedörrten Gelände dich sättigen und deinen Körper kräftigen. Wie ein Garten wirst du sein und wie ein Wasserquell, dessen Naß nie versiegt. Aufgebaut werden von dir die uralten Trümmer; die Fundamente früherer Geschlechter errichtest du wieder; man nennt dich "Breschenschließer", "Wiederhersteller zerstörter Wohnungen". Wenn du vom Sabbat deinen Fuß fernhältst, deine Geschäfte nicht treibst an meinem heiligen Tag, den Sabbat als eine Wonne bezeichnest, den heiligen Herrentag als ehrwürdig, und wenn du ihn so ehrst, daß du deine Gänge nicht machst, deinen Geschäften nicht nachspürst und keine Verhandlungen pflegst, dann wirst du deine Wonne am Herrn haben. Ich lasse dich über die Höhen des Landes einherfahren und das Erbe deines Ahnherrn Jakob genießen. Wohlan, der Mund des Herrn hat gesprochen!" Seht, nicht zu kurz ist des Herrn Hand, um zu helfen, sein Ohr nicht zu stumpf, um zu hören. Nein, eure Vergehen sind eine Scheidewand zwischen euch und eurem Gott; eure Sünden verhüllten sein Antlitz vor euch, daß er nicht hört. Denn eure Hände sind besudelt mit Blut und eure Finger mit Schuld; eure Lippen reden nur Lüge, eure Zunge murmelt nur Frevel. Niemand stellt eine gerechte Klage, niemand geht vors Gericht in Wahrheit; man vertraut auf Wahn, redet Falsches, geht schwanger mit Unheil und gebiert Böses. Schlangeneier brüten sie aus, Spinnfäden weben sie; wer von ihren Eiern ißt, muß sterben, zerdrückt man ein Ei, schlüpft eine Otter aus. Ihre Fäden taugen nicht zum Gewand, und man kann sich mit ihrem Gewebe nicht bedecken; ihre Werke sind Werke des Bösen, an ihren Händen klebt Gewalttat. Ihre Füße laufen dem Bösen nach, sie eilen, unschuldiges Blut zu vergießen; ihre Gedanken sind böse Gedanken, Zerstörung und Sturz folgen ihren Bahnen. Den Weg des Friedens kennen sie nicht, kein Recht gibt es auf ihren Geleisen; krumme Pfade betreten sie; keiner, der sie betritt, kennt den Frieden. Darum bleibt ferne von uns das Recht, und nimmer erreicht uns Gerechtigkeit; wir hoffen auf Licht, aber Finsternis bleibt, auf Tageshelle, doch wir wandeln im Dunkel! Wir tasten gleich Blinden nach der Wand, wie ohne Augenlicht tasten wir voran. Wir straucheln am hellen Mittag wie in der Dämmerung; in Finsternis sitzen wir gleich den Toten. Traurig brummen wir alle wie Bären, wie die Tauben girren wir klagend. Wir harren auf Recht, doch es kommt nicht, auf Heil, doch es ist ferne von uns. Denn zahlreich sind unsere Vergehen vor dir, und unsere Sünden zeugen nur wider uns; ja, unsere Vergehen sind uns bewußt, und unsere Verschuldungen kennen wir: Abfall und Treubruch gegen den Herrn, Abkehr von der Nachfolge unseres Gottes, gewalttätiges, abtrünniges Reden, das Tragen und Sagen von Lügenworten im eigenen Herzen. So ward das Recht zurückgedrängt, Gerechtigkeit steht weit entfernt; denn es strauchelt auf offenem Platze die Treue, und Redlichkeit kann nicht kommen. 15a So wird die Treue vermißt; wer Böses meidet, steht geplündert da. Der Herr sah es, und es mißfiel ihm, daß es kein Recht mehr gab. Er sah, daß niemand mehr da war; er war erstaunt, daß sich niemand ins Mittel legte. Da kam ihm zu Hilfe sein Arm, seine Gerechtigkeit wurde sein Beistand. Er legte Gerechtigkeit an wie einen Panzer, der Helm des Heiles deckte sein Haupt; er zog Rachekleider an als Gewandung, hüllte sich in Zorneseifer wie in einen Mantel. Den Taten entsprechend vergilt er: Grimm seinen Gegnern, Strafe seinen Feinden. An den Inseln übt er Vergeltung. Im Westen wird man den Namen des Herrn fürchten, seine Herrlichkeit im Osten; denn kommen wird er gleich einem beengten Strom, den der Odem des Herrn vorantreibt. Doch für Sion kommt er als Erlöser und für die vom Abfall Bekehrten in Jakob - Spruch des Herrn. "Doch was mich angeht, so ist dies mein Bund mit ihnen", spricht der Herr: "Mein Geist, der auf dir ruht, und meine Worte, die ich in deinen Mund legte, sollen weder aus deinem Munde noch aus dem Munde deiner Kinder noch aus dem Munde deiner Kindeskinder weichen", spricht der Herr, "von nun an bis in Ewigkeit!" Auf, werde hell, denn dein Licht ist da; die Herrlichkeit des Herrn strahlt über dir auf! Denn seht, die Erde bedeckt Finsternis und Wolkendunkel die Völker, doch über dir strahlt der Herr, und seine Herrlichkeit wird über dir sichtbar. Völker wallen zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Lichtglanz. Erhebe deine Augen ringsum und schau: Sie alle haben sich versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne kommen von fern, und deine Töchter werden auf den Armen getragen. Dann wirst du schauen und strahlen, dein Herz wird beben und sich weiten; denn des Meeres Reichtum wendet sich dir zu, das Vermögen der Völker kommt zu dir. Die Flut der Kamele wird dich bedecken, Jungkamele von Midian und Epha; von Saba kommen sie alle, tragen Gold und Weihrauch mit sich und verkünden froh die Ruhmestaten des Herrn. Alles Kleinvieh von Kedar sammelt sich zu dir, die Widder von Nebajot stehen dir zur Verfügung, steigen als wohlgefälliges Opfer auf meinen Altar; mein prachtvolles Haus werde ich verherrlichen. Wer sind jene, die heranfliegen wie Wolken, wie Tauben zu ihren Schlägen? Ja, für mich sammeln die Schiffe sich, die Tarsisfahrzeuge allen voran, deine Söhne herzubringen von fern; ihr Silber und Gold bringen sie mit für den Namen des Herrn, deines Gottes, für den Heiligen Israels; denn er will dich zu Ehren bringen. Ausländer bauen deine Mauern auf, und ihre Könige weihen dir ihren Dienst; denn in meinem Grimme schlug ich dich ja, doch in meiner Huld erbarmte ich mich dein. Deine Tore hält man ständig geöffnet, Tag und Nacht bleiben sie unverschlossen, um zu dir den Reichtum der Völker zu bringen; auch ihre Könige werden herbeigeführt. Denn das Volk und das Reich, das dir nicht dient, geht unter; ja, die Heidenvölker werden gänzlich vertilgt. Es geht zu dir ein des Libanon Pracht, Zypressen, Eschen und Fichten zugleich, zu schmücken meine heilige Stätte; den Ort meiner Füße will ich ehren. Die Söhne deiner Unterdrücker kommen gebückt zu dir; alle deine Verächter fallen dir zu Füßen. Man nennt dich "Stadt des Herrn, Sion des Heiligen Israels." Dafür, daß du eine Vereinsamte warst, eine Ungeliebte, die niemand besuchte, mache ich dich zur ewigen Pracht, zur Wonne für alle Geschlechter. Saugen wirst du der Völker Milch, saugen wirst du der Könige Brust, ja, erfahren sollst du, daß ich, der Herr, dein Heiland bin, und daß dein Erlöser der Starke Jakobs ist. Statt des Erzes bringe ich Gold herbei, statt des Eisens bringe ich Silber, statt des Holzes Erz und statt der Steine Eisen. Ich setze dir als Obrigkeit Frieden ein und als deine Regierung Gerechtigkeit. Nimmer hört man in deinem Land von Gewalt, von Zerstörung und Sturz in deinen Grenzen; "Heil" nennst du deine Mauern und deine Tore "Ruhm". Nicht mehr dient dir die Sonne als Licht am Tag, nicht leuchtet der Mond dir zur nächtlichen Helle, sondern der Herr ist dir ewiges Licht und dein Gott dein herrlicher Glanz. Nimmer geht deine Sonne dir unter, nicht wird dir der Mond verschwinden; denn der Herr dient dir zum ewigen Licht, und die Tage der Trauer sind für dich zu Ende. Deine Bürger werden lauter Gerechte, sie besitzen auf ewig das Land. Der Herr ist der Wächter seiner Pflanzung, des Werkes seiner Hände zu seiner Verherrlichung. Aus dem Kleinsten wird eine Tausendschaft, aus dem Geringsten ein starkes Volk. Ich, der Herr, beschleunige es zu seiner Zeit. Der Geist des Gebieters und Herrn ruht auf mir, da der Herr mich gesalbt hat. Den Armen Frohes zu melden, hat er mich gesandt, zu heilen, die gebrochenen Herzens sind, Befreiung zu künden den Gefangenen, den Gefesselten Lösung (der Stricke), auszurufen ein huldvolles Jahr des Herrn und einen Rachetag unseres Gottes, zu trösten alle Trauernden, zu ersetzen den Trauernden in Sion und ihnen zu geben Kopfschmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauergewand, Loblied statt Mutlosigkeit. Man wird sie nennen "Eichen der Gerechtigkeit", "Pflanzung des Herrn zu seiner Verherrlichung". Sie bauen die alten Trümmer auf, die Ruinen der Vorfahren richten sie auf, verwüstete Städte erneuern sie, Ruinen früherer Geschlechter. Dann stehen Fremde bereit, euer Kleinvieh zu weiden, Ausländer sind eure Bauern und Winzer. Euch aber nennt man "Priester des Herrn", "Diener unseres Gottes" heißt man euch. Die Habe der Völker werdet ihr genießen und ihres Reichtums euch rühmen. Weil ihnen an Schande das Doppelte zukam, Schmach und Speichel ihr Anteil war, deshalb sollen sie in ihrem Land das Doppelte erhalten, ewige Freude wird ihnen zuteil. Denn ich, der Herr, liebe das Recht, frevelhaften Raub hasse ich. Ja, ich gebe getreu ihren Lohn, schließe mit ihnen einen ewigen Bund. Wohlbekannt unter den Völkern ist ihr Geschlecht, ihre Nachkommenschaft inmitten der Stämme; alle, die sie sehen, werden gewahr, daß sie ein Geschlecht sind, vom Herrn gesegnet. Freudig jubeln will ich im Herrn, jauchzen soll meine Seele in meinem Gott! Denn er bekleidete mich mit Gewändern des Heils, legte mir den Mantel der Gerechtigkeit an, gleich einem Bräutigam, der sich schmückt mit dem Turban, und gleich einer Braut, die ihr Geschmeide anlegt. Denn wie die Erde ihr Gewächs hervorbringt, der Garten seine Saaten sprießen läßt, so läßt der Gebieter und Herr Gerechtigkeit sprießen und Ruhm vor allen Völkern. Sion zulieb darf ich nicht schweigen, Jerusalems wegen nicht stillhalten, bis hervorgeht wie Lichtglanz seine Gerechtigkeit und sein Heil wie eine Fackel entbrennt. Völker werden deine Gerechtigkeit schauen und alle Könige deine Herrlichkeit. Du wirst mit einem neuen Namen genannt, der geprägt wird vom Munde des Herrn. Du wirst eine prächtige Krone sein in des Herrn Hand, ein Königsdiadem in der Hand deines Gottes. Nicht länger wird man dich "Verlassene" nennen noch dein Land "Vereinsamte" heißen, sondern man nennt dich "Meine Lust an ihr" und dein Land "Vermählte". Denn der Herr hat an dir seine Lust, und dein Land wird vermählt. Wie sich nämlich der Jüngling mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer; wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich über dich dein Gott. Über deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter beordert, den ganzen Tag und die ganze Nacht dürfen sie niemals schweigen! Ihr, die ihr den Herrn erinnern sollt, gönnt euch nicht Ruhe, und auch ihm laßt keine Ruhe, bis er Jerusalem wiederherstellt und zum Ruhm auf Erden macht! Der Herr schwur bei seiner rechten Hand und bei seinem gewaltigen Arm: "Nie wieder gebe ich dein Korn deinen Feinden zur Nahrung; Ausländer trinken deinen Most nicht mehr, um den du dich abgemüht. Nein, wer es eingeerntet, soll es genießen und den Herrn preisen; wer den Most eingeheimst, soll ihn trinken in meines Heiligtums Höfen!" Zieht ein, zieht ein durch die Tore, bahnt des Volkes Weg, baut, ja baut die Straße, macht von Steinen sie frei, hebt über die Völker ein Panier! Seht, der Herr macht es bekannt bis an das Ende der Erde: Sagt der Tochter Sion: Fürwahr, es kommt dein Heil! Siehe, die er sich erworben, kommen mit ihm; und die er sich verdient hat, ziehen vor ihm her! Dann nennt man sie "Heiliges Volk", "Erlöste des Herrn", dich aber nennt man "Gesuchte", "Nichtverlassene Stadt". Wer ist's, der da von Edom kommt, in hochroten Kleidern von Bozra? Der im herrlichen Prachtgewand aufgereckt schreitet in der Fülle seiner Kraft? "Ich bin es, der in Gerechtigkeit redet und groß ist im Helfen!" Warum aber ist rot dein Gewand, deine Kleider wie die eines Keltertreters? "Die Kelter trat ich allein, von den Völkern stand niemand mir bei. Ich trat sie nieder in meinem Zorn, zerstampfte sie in meinem Grimm; es spritzte ihr Saft an meine Kleider, und alle meine Gewänder besudelte ich. Denn ein Rachetag lag mir im Sinn, mein Erlösungsjahr war erschienen. Ich hielt Ausschau, doch kein Helfer war da; ich blickte gespannt umher, doch es gab keinen Beistand. Da half mir mein Arm, und mein Grimm stand mir bei. Völker zertrat ich in meinem Zorn, zerschmetterte sie in meinem Grimm und ließ ihren Saft zur Erde rinnen." Preisen will ich die Gnaden des Herrn und seine ruhmvollen Taten, gemäß allem, was der Herr an uns getan, nach der Fülle seiner Güte für das Haus Israel, die er ihm erwies nach seiner Barmherzigkeit und nach der Menge seiner Gnaden. Er sprach: "Sie sind ja doch mein Volk, Söhne, die nicht enttäuschen!" Er ward ihnen zum Retter in all ihrer Drangsal. Weder Bote noch Engel, er selbst war ihr Retter. In seiner Liebe und seinem Mitleid hat er selbst sie erlöst, hob sie auf und trug sie alle Tage der Vorzeit. Sie aber waren widerspenstig und betrübten seinen heiligen Geist. Da wandelte er sich ihnen zum Feind, er selber stritt wider sie. Nun gedachten sie der Tage der Vorzeit, des Moses, seines Knechtes: "Wo ist, der aus dem Meere emporsteigen ließ den Hirten seiner Herde? Wo ist, der seinen heiligen Geist in sein Inneres legte, der dem Moses zur Rechten seinen herrlichen Arm einherziehen ließ, der die Wasser spaltete vor ihnen her, um sich einen ewigen Namen zu schaffen, der sie durch die Fluten führte wie ein Pferd, durch die Wüste, so daß sie nicht strauchelten? Wie Vieh, das ins Tal hinabsteigt, ließ der Geist des Herrn sie Ruhe finden. - So hast du dein Volk geleitet, um dir einen herrlichen Namen zu schaffen. Blicke vom Himmel herab und schau her von deinem heiligen, prachtvollen Hochsitz! Wo bleiben dein Eifer und deine Kraft, deines Herzens Regung und dein Erbarmen mit mir? Haben sie sich zurückgezogen? Denn du bist unser Vater; Abraham kennt uns ja nicht, und Israel weiß nicht um uns. Du, Herr, bist unser Vater! "Unser Erlöser seit je" ist dein Name. Warum, o Herr, ließest du uns abirren von deinen Wegen, verhärtetest du unser Herz, so daß es dich nicht mehr fürchtete? Ändere dich deinen Knechten zulieb, deinen Stämmen, die doch dein Eigentum sind! Warum betraten Gottlose deinen heiligen Berg, zertraten unsere Bedränger dein Heiligtum? Wir sind wie ein Volk, das du niemals beherrscht, das nie nach deinem Namen benannt war. Ach, wenn du doch die Himmel zerrissest und herniederstiegest, daß Berge wankten vor dir! Ach, wärest du doch wie Feuer, das Reisig entzündet, wie Feuer, das Wasser zum Sieden bringt, damit deine Feinde deinen Namen erkennen und Völker vor dir erbeben! Tätest du Furchtbares doch, das wir nicht erwarteten, stiegest hernieder, so daß Berge wankten vor dir! Von Urzeit an hat man nie gehört, nie vernommen, kein Auge gesehen einen Gott außer dir, der für den etwas tut, der auf ihn hofft. Du aber kommst dem entgegen, der freudig das Rechte tut, denen, die dein gedenken auf deinen Pfaden. Siehe, weil du erzürnt bist, stehen wir als Sünder da, weil du dich verborgen hast, sind wir im Unrecht! So wurden wir insgesamt einem Unreinen gleich und alle unsere Tugenden wie ein besudeltes Kleid. Wir welkten alle wie Laub dahin, und unsere Schuld trug uns fort wie der Wind. Niemand war da, der deinen Namen anrief, der sich aufrütteln ließ, festzuhalten an dir. Denn du verbargst dein Antlitz vor uns und gabst uns preis in die Hand unserer Schuld. Nun aber, o Herr, unser Vater bist du; wir sind der Lehm und du unser Bildner, ja, wir alle sind das Werk deiner Hände! Zürne doch, Herr, nicht allzusehr, und nicht für ewig gedenke der Schuld! Schau und sieh her: Dein Volk sind wir alle! Deine heiligen Orte wurden zur Wüste, Sion wurde zur Wüste, Jerusalem zum Ödland. Unser heiliger, herrlicher Tempel, wo unsere Väter dich priesen, wurde zum Raub des Feuers, und alles, was uns kostbar war, liegt in Trümmern. Kannst du darob dich beherrschen, Herr, kannst du schweigen und uns beugen im Übermaß?" "Ich war zu erfragen für jene, die mich nicht begehrten, ich war zu finden für die, die mich nicht suchten. Ich sprach: "Hier bin ich, hier bin ich" zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief. Ständig breitete ich meine Hände aus nach einem abtrünnigen und widerspenstigen Volk, das recht ungute Wege geht hinter eigenen Gedanken her, nach Leuten, die mich ständig reizen offen ins Gesicht hinein. Denn sie bringen in den Gärten Opfer dar und auf Ziegelsteinen ihr Räucherwerk. In Gräbern hocken sie da, in Felsenhöhlen übernachten sie. Sie essen Schweinefleisch, und Brühe von unreinen Tieren ist in ihren Geschirren. Sie sprechen: "Halte dich fern, komm mir nicht näher, sonst behafte ich dich mit meiner Weihe!". - Diese sind in meiner Nase nur Rauch, Feuer, das immerfort lodert! Seht, aufgeschrieben liegt es vor mir: Schweigen will ich erst nach der Vergeltung, heimzahlen will ich in ihren Schoß sowohl eure Sünden als auch die Sünden eurer Väter insgesamt" - spricht der Herr. "Diese brachten auf den Bergen Räucherwerk dar, auf den Hügeln verhöhnten sie mich; so messe ich ihnen an erster Stelle den Lohn zu in ihren Schoß!" So spricht der Herr: "Wie in der Traube der Saft sich findet und man darum singt: "Verderbe sie nicht, denn es ist Segen darin!", so will ich verfahren meinen Knechten zulieb und nicht das Ganze verderben. Ich lasse aus Jakob Nachkommen hervorgehen und aus Juda Erben meiner Berge. Meine Erwählten sollen das Land besitzen, meine Knechte dort wohnen. Die Saronebene wird zur Aue für Kleinvieh, ein Lagerplatz für Rinder das Achortal, und zwar dem Volke, das nach mir fragt, zum Nutzen. Euch aber, die ihr den Herrn verlaßt, meinen heiligen Berg vergeßt, die ihr den Tisch dem Glücksgotte deckt und den Mischtrank einfüllt dem Schicksal, euch schicke ich dafür das Schwert! Ihr alle müßt euch zur Schlachtung bücken, weil ich rief, doch ihr keine Antwort gabt, weil ich redete, doch ihr nicht hörtet, sondern tatet, was mir mißfällt, und wähltet, was ich mißbillige!" Darum spricht der Gebieter und Herr: "Siehe, meine Knechte werden essen, ihr aber sollt hungern; siehe, meine Knechte werden trinken, ihr aber sollt dürsten; siehe, meine Knechte werden sich freuen, ihr aber beschämt sein! Siehe, meine Knechte frohlocken vor Herzenslust, ihr aber sollt schreien vor Herzensweh und jammern vor Niedergeschlagenheit! Ja, ihr hinterlaßt euren Namen für meine Auserwählten als Fluchwort - "so töte dich der Gebieter und Herr!" -, meine Knechte aber werden mit einem anderen Namen benannt. Wer immer im Lande Segen spricht, wird segnen beim wahrhaftigen Gott. Wer immer im Lande schwört, schwört beim wahrhaftigen Gott. Vergessen sind ja die ehemaligen Drangsale; sie sind verschwunden vor meinen Augen. Denn seht, einen neuen Himmel erschaffe ich und eine neue Erde; da gedenkt man des Vergangenen nimmermehr, und es kommt nicht mehr in den Sinn. Frohlocken aber wird man und jubeln auf ewig über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich will Jerusalem umschaffen zum Jubel und sein Volk zum Frohlocken! Ich juble über Jerusalem, frohlocke über mein Volk! Nimmermehr wird man dort vernehmen einen Laut des Weinens oder einen Laut der Klage. Dort gibt es keinen Säugling mehr, der nur wenige Tage lebt, keinen Greis, der seine Tage nicht voll erreicht. Vielmehr wird der Knabe als Hundertjähriger sterben, wer hundert Jahre nicht erreicht, ist vom Fluche getroffen. Da bauen sie Häuser und wohnen darin, pflanzen Weinberge und essen deren Frucht. Sie werden nicht bauen, während ein anderer bewohnt, nicht pflanzen, während ein anderer ißt, sondern wie das Alter der Bäume soll meines Volkes Alter sein; was ihre Hände erarbeitet haben, sollen meine Auserwählten auch verzehren. Umsonst sollen sie sich nicht mühen noch Kinder zeugen zum Todesschreck, sondern ein Stamm von Gesegneten des Herrn sind sie und ihre Nachkommen mit ihnen. Alsdann werde ich antworten, bevor sie noch rufen, während sie noch reden, erhöre ich sie schon. Wolf und Lamm werden einträchtig weiden, und der Löwe frißt Stroh wie das Rind; die Schlange aber ernährt sich vom Staub. Man wird nichts Böses und nichts Verderbliches tun auf meinem ganzen heiligen Berg", spricht der Herr. So spricht der Herr: "Der Himmel ist mein Thron und die Erde meiner Füße Schemel. Was ist das für ein Haus, das ihr bauen wollt, und welcher Art ist die Stätte für meinen Ruhesitz? Hat doch meine Hand all dies gemacht, und ist doch all dies mein Eigentum", ist der Spruch des Herrn. "Einen solchen aber sehe ich an: einen Demütigen und Zerknirschten und den, der ängstlich mein Wort befolgt. Aber man schlachtet Rinder und erschlägt zugleich Menschen; man schlachtet Schafe und erwürgt zugleich Hunde; man bringt Speiseopfer dar und zugleich Schweineblut; Weihrauch spendet man und preist zugleich einen Götzen. Solche wählen sich ihre eigenen Wege aus, an ihren Scheusalen freuen sie sich. Darum wähle auch ich ihnen Strafen aus, und das, wovor ihnen graut, bringe ich über sie; denn ich rief, doch niemand gab Antwort, ich redete, doch sie hörten nicht, sondern taten, was mir mißfällt, und was ich mißbillige, wählten sie sich." Höret das Wort des Herrn, die ihr ängstlich sein Wort befolgt: "Es sagen eure Brüder, die euch hassen, die euch meines Namens wegen ausstoßen: "Mag der Herr erscheinen in Herrlichkeit, so daß wir eure Freude mitansehen können!" Sie aber werden beschämt." Hört! Lärm von der Stadt her, hört, vom Tempel her; hört, der Herr übt Vergeltung an seinen Feinden! Noch ehe sie (die Stadt) in Wehen kam, hat sie schon geboren, bevor ihre Schmerzen einsetzten, hat sie ein Knäblein zur Welt gebracht. Wer hat solches vernommen, wer je dergleichen gesehen? Dauern die Wehen um ein Land nur einen einzigen Tag, oder wird ein Volk geboren mit einem Mal? Denn in Wehen kam Sion und gebar auch schon ihre Kinder. "Sollte ich den Schoß öffnen, doch nicht gebären lassen?", spricht der Herr. "Oder sollte ich, der gebären läßt, es doch verwehren?", spricht dein Gott. Freut euch mit (der Mutter) Jerusalem und frohlockt über sie, ihr alle, die ihr sie liebt! Jubelt fröhlich mit ihr, alle, die ihr über sie getrauert habt! Saugen sollt ihr und euch sättigen an ihrer Tröstungen Brust, schlürfen sollt ihr mit Wonne an der Mutterbrust ihrer Herrlichkeit! Denn so spricht der Herr: "Seht, ich lenke zu ihr den Wohlstand wie einen Strom, wie einen flutenden Bach den Reichtum der Völker, und ihr sollt davon trinken! Auf dem Arm wird man euch tragen und auf den Knien liebkosen. Gleichwie einen seine Mutter tröstet, so will ich euch trösten, und zwar in Jerusalem wird euch der Trost zuteil." Ihr schaut es, und euer Herz wird fröhlich, und euer Leib sprießt wie frisches Gras; des Herrn Hand wird kund seinen Knechten; dagegen trifft sein Zorn seine Feinde. Denn fürwahr, im Feuer erscheint der Herr, seine Wagen sind ein wirbelnder Sturm, indem er seinen Zorn verwandelt in Glut und sein Schelten in Feuerflammen. Denn mit Feuer und Schwert geht der Herr ins Gericht mit allen Menschen, und zahlreich werden sein die Erschlagenen des Herrn! Jene, die sich weihen und reinigen für die Götzenhaine in der Gefolgschaft eines Priesters in ihrer Mitte, die Schweinefleisch essen, Unreines und Mäuse, sollen insgesamt ein Ende nehmen! - Spruch des Herrn. "Ich aber kenne ihre Taten und Gedanken, und ich komme, um zu versammeln alle Völker und Zungen; sie werden antreten und meine Herrlichkeit schauen. Ich wirke unter ihnen ein Wunderzeichen und schicke von ihnen Entronnene zu den Völkern: nach Tarsis, Put und Lud [die Bogenspanner], nach Tubal und Jawan, nach den fernen Inseln, die noch keine Kunde von mir vernahmen und meine Herrlichkeit noch nicht sahen. Sie sollen von meiner Herrlichkeit unter den Völkern künden. Diese werden dann alle eure Brüder aus allen Völkern herbeibringen als Opfergabe für den Herrn, auf Rossen, Wagen, Sänften, Maultieren und Dromedaren zu meinem heiligen Berg nach Jerusalem", spricht der Herr, "gleichwie Israels Söhne die Opfergabe in reinem Geschirr zum Tempel des Herrn bringen. Auch aus ihren Reihen werde ich Priester und Leviten nehmen", spricht der Herr. "Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich schaffe, vor meinem Antlitz bestehen werden" - Spruch des Herrn -, "so wird euer Same und euer Name Bestand haben. In jedem Monat am Neumond und in jeder Woche am Sabbat werden alle kommen, um vor meinem Antlitz anzubeten", spricht der Herr. "Dabei geht man hinaus und schaut hin auf die Leichen der Menschen, die von mir abtrünnig geworden sind. Denn ihr Wurm stirbt nicht, und ihr Feuer erlischt nicht; sie werden ein Abscheu sein für alle Welt." Worte des Jeremias, des Sohnes des Hilkia aus dem Priestergeschlechte zu Anatot im Lande Benjamin. An ihn erging das Wort des Herrn zur Zeit des Königs Josia von Juda, des Sohnes Amons, im 13. Jahr seiner Königsherrschaft, und weiterhin unter dem König Jojakim von Juda, dem Sohn des Josia, bis zum Ende des elften Jahres des Königs Zidkia von Juda, des Sohnes Josias, als die Verschleppung der Bewohner Jerusalems im fünften Monat erfolgte. Des Herrn Wort erging an mich: "Noch ehe ich dich gebildet im Mutterleib, habe ich dich ausersehen, ehe du aus dem Mutterschoß kamst, habe ich dich geweiht, dich zum Völkerpropheten bestimmt." Ich antwortete: "Ach, Herr und Gebieter, sieh, ich kann nicht reden, ich bin ja noch zu jung!" Doch der Herr entgegnete mir: "Sage nicht: Ich bin zu jung; gehen sollst du, wohin immer ich dich sende, was immer ich dir befehle, das sollst du reden! Fürchte dich vor ihnen nicht; denn ich bin bei dir zu deiner Rettung" - Spruch des Herrn. Der Herr aber streckte seine Hand aus und berührte mit ihr meinen Mund. Dabei sprach der Herr zu mir: "Hiermit lege ich meine Worte in deinen Mund! Schau, ich gebe dir heute die Macht über Völker und Reiche, um auszureißen und einzureißen, zu vernichten und zu zertrümmern, aufzubauen und einzupflanzen!" Da erfolgte des Herrn Wort an mich: "Was siehst du da, Jeremias?" Ich entgegnete: "Einen zur Blüte erwachten Mandelbaum sehe ich." Der Herr erwiderte mir: "Du sahst richtig; denn ich wache über meinem Wort, daß es ausgeführt werde." Nochmals erging des Herrn Wort an mich: "Was siehst du?" Ich entgegnete: "Einen siedenden Kessel sehe ich, seine Öffnung schaut von Norden her." Der Herr erwiderte mir: "Von Norden her wird das Unheil entfacht gegen alle Bewohner des Landes. Fürwahr, ich rufe alle Stämme der Reiche des Nordens" - Spruch des Herrn -, "sie sollen kommen und jeweils ihren Thron aufstellen bei den Toreingängen Jerusalems, gegen alle seine Mauern im Umkreis und gegen alle Städte von Juda! Da ziehe ich sie dann ob all ihrer Bosheit zur Rechenschaft, weil sie mich verließen, anderen Göttern Rauchopfer darbrachten und niederfielen vor ihrer eigenen Hände Machwerk. Gürte du deine Hüften! Auf, und sprich zu ihnen, was immer ich dir befehle! Hab keine Angst vor ihnen, sonst mache ich dir vor ihnen Angst! Ich selbst, siehe, mache dich heute zur befestigten Burg, zur eisernen Säule, zur ehernen Mauer wider das ganze Land, wider Judas Könige und seine Fürsten, wider seine Priester und das Volk des Landes! Sie werden gegen dich kämpfen, aber sie bezwingen dich nicht; denn ich bin bei dir, dich zu retten" - Spruch des Herrn. Des Herrn Wort erging an mich: "Geh hin und bring Jerusalem laut zu Gehör: So sprach der Herr: Die Treue deiner Jugend habe ich im Sinn, die Minne, da du Braut warst, da du hinter mir hergingst in der Wüste, im unbesäten Gelände. Heilig war dem Herrn Israel, die Erstlingsfrucht seiner Ernte. Wer immer davon aß, der mußte es büßen, Unheil kam über ihn", ist der Spruch des Herrn. Höret das Wort des Herrn, Haus Jakob und alle Geschlechter des Hauses Israel! So spricht der Herr: "Was fanden denn eure Väter Schlechtes an mir, daß sie von mir sich entfernten? Sie liefen dem Nichtigen nach und wurden selber zunichte. Sie fragten nicht: "Wo ist denn der Herr, der uns fortführte aus dem Ägypterland, der uns in der Wüste Geleit gab, im Lande der Steppen und Schluchten, im Lande der Dürre und Düsternis, im Land, das niemand durchzieht und kein Mensch bewohnt?" Ich brachte euch dann in das Gartenland, ließ euch genießen seine Frucht und sein Gut. Ihr aber kamt und entweihtet mein Land, meinen Erbanteil habt ihr zum Greuel gemacht. Nicht fragten die Priester: "Wo ist der Herr?", die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht, die Hirten fielen von mir ab, die Propheten standen im Baalsdienst und liefen machtlosen Götzen nach. Darum will ich noch rechten mit euch" - Spruch des Herrn - "und gegen eure Kindeskinder Klage erheben! Geht zu den Inseln der Kittäer hinüber und schaut, schickt nach Kedar, forscht genau nach und seht, ob je dergleichen geschah: Hat je ein Volk seine Götter vertauscht, die nicht einmal Götter sind? Mein Volk aber hat seine Ehre vertauscht gegen ein machtloses Wesen. Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, erschaudert gewaltig!" - Spruch des Herrn. "Eine zwiefache Untat verübte mein Volk: Es verließ mich, den Quell sprudelnden Wassers, um sich Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten. Ist denn Israel ein Sklave oder ein im Hause geborener Knecht? Warum ward es denn zur Beute? Über sie brüllen Löwen und erheben ihr Geheul. Man machte zur Wüste sein Land, verbrannt sind seine Städte, menschenleer. Selbst die Leute von Noph und Tachpanches zertrümmern dir den Scheitel. Ist daran nicht dies schuld, daß du den Herrn, deinen Gott, verließest? Was soll jetzt dein Laufen nach Ägypten, um Schichorwasser zu trinken? Warum willst du nach Assur laufen, um Euphratwasser zu trinken? Deine eigene Bosheit bestraft dich, dein Abfall ist's, der dich züchtigt. Erkenne und sieh, wie bitterböse es ist, daß du den Herrn, deinen Gott, verließest und keine Furcht vor mir hattest", spricht der Gebieter, der Herr der Heere. "Ja, von jeher zerbrachst du dein Joch, zerrissest deine Stricke und sprachst: "Ich will nicht dienen!" Auf jedem hohen Hügel und unter jedem grünen Baum legtest du dich als Dirne hin. Als Edelrebe hatte ich dich gepflanzt, eine ganz edle Sorte. Wie hast du dich aber gewandelt zum Wildling, zum entarteten Weinstock! Fürwahr, wüschest du dich auch mit Lauge und nähmst dir Seife in Menge, so bliebe doch ein Schmutzfleck in meinen Augen deine Schuld" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Wie kannst du sagen: "Nicht habe ich mich befleckt, den Baalen lief ich nicht nach"? Schau doch dein Treiben im Tal, überlege, was du getan hast, eine schnelle Kamelin, die ihre eigenen Wege kreuzt. Sie bricht durch zu den Wassern der Wüste hin; in der Gier ihres Triebes schnappt sie nach Luft, wer kann stillen ihre Brunst? Alle, die sie begehren, haben keine Mühe; sie finden sie in ihrer Brunstzeit. Gib acht, daß du dir den Fuß nicht wund, die Kehle nicht durstig läufst! Doch sprichst du: "Unmöglich, nein! Ich habe mich in die Fremden verliebt und muß ihnen nach!" Wie ein Dieb beschämt ist, wenn man ihn ertappt, so müssen sich schämen die von Israels Haus, sie selbst, ihre Könige und Fürsten, ihre Priester und Propheten, die zum Holze sagen: "Mein Vater bist du!" und zum Stein: "Du hast mich geboren." Denn sie kehrten mir den Rücken zu und nicht das Gesicht. Doch sind sie in Not, dann heißt es: "Steh auf und hilf uns!" Wo sind denn deine Götter, die du dir gemacht? Sie mögen aufstehen, ob sie dir helfen können, wenn du in Not bist! Denn so zahlreich wie deine Städte sind auch deine Götter, o Juda! Warum hadert ihr mit mir? Ihr seid mir doch alle treulos", spricht der Herr. "Ich schlug eure Söhne umsonst, sie lernten daraus keine Zucht. Eure Propheten fraß euer Schwert wie ein reißender Löwe. Ihr, das gegenwärtige Geschlecht, schaut auf das Wort des Herrn! War ich denn eine Wüste für Israel oder ein finsteres Land? Warum sagte mein Volk: "Wir schweifen umher, wir kommen nicht mehr zu dir!" Vergißt wohl ihren Schmuck eine Jungfrau, ihre Bänder eine Braut? Mein Volk aber hat mich vergessen seit unzähligen Tagen! Wie gut verstehst du, dir Liebschaft zu suchen! Darum hast du dein Verhalten an Verbrechen gewöhnt. Sogar an deinen Kleidersäumen klebt Blut von unschuldigen Armen, die du nicht etwa beim Einbruch ertappt hast. Doch bei all dem behauptest du noch: "Unschuldig bin ich! Sein Zorn hat sich ja von mir gewandt." Ich ziehe dich aber zur Rechenschaft, weil du sagst: "Ich verfehlte mich nicht!" Wie änderst du doch gar so leicht deinen Weg! Auch von Ägypten wirst du beschämt, wie du beschämt warst von Assur! Auch von dort mußt du weg, die Hände über dem Kopf; denn deine Stützen verwirft der Herr, mit ihnen hast du kein Glück! Entläßt ein Mann seine Frau, geht sie von ihm weg und nimmt sich einen anderen Mann, wird er dann wieder zu ihr zurückkehren? Würde da dieses Land nicht völlig entweiht? Du aber hast mit vielen Freunden gebuhlt und solltest zu mir zurückkehren dürfen?" - Spruch des Herrn. "Zu den Höhen erhebe deine Augen und schau! Wo wurdest du nicht entehrt? An den Wegen saßest du, um ihrer zu warten, wie es ein Araber in der Wüste tut. So entweihtest du das Land durch deine Buhlereien und durch deine Bosheit. Der Regen blieb aus, der Spätregen kam nicht, doch hattest du die Stirn einer Buhlerin, fühltest dich nicht beschämt. Ja, und jetzt rufst du mir plötzlich zu: "Mein Vater! Mein Jugendfreund bist du! Zürnt er wohl immer, wird er es ständig nachtragen?" So sprichst du, tust weiterhin Böses und bringst es fertig." Der Herr sprach zu mir in der Zeit des Königs Josia: "Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, tat? Sie ging auf jeden hohen Berg und unter jeden grünen Baum und trieb daselbst Unzucht. Da dachte ich: Nachdem sie all dies getan, wird sie doch zu mir zurückkehren; aber sie kehrte nicht zurück. Das sah ihre Schwester Juda, die Treulose. Diese bemerkte auch, daß ich die Abtrünnige, Israel, eben ihres Ehebruches wegen entließ und ihr den Scheidebrief ausstellte. Aber ihre Schwester Juda, die Treulose, fühlte sich davon nicht abgeschreckt, sondern ging hin und trieb ebenfalls Unzucht. Durch ihre leichtfertige Buhlerei entweihte sie das Land und brach die Ehe bei den Steinen und Bäumen. Und bei alldem kehrte auch ihre Schwester Juda, die Treulose, zu mir nicht mit ganzem Herzen zurück, sondern nur zum Schein" - Spruch des Herrn. Da sprach der Herr zu mir: "Die Abtrünnige, Israel, ist gerechtfertigt im Vergleich mit der Treulosen, Juda. Geh hin und rufe folgende Worte in nördlicher Richtung und sprich: Kehre heim, Israel, du Abtrünnige" - Spruch des Herrn -, "ich schaue nicht länger voll Zorn auf euch, denn ich bin ja gnädig" - Spruch des Herrn -, "nicht grolle ich ewig! Doch erkenne deine Schuld, daß du dem Herrn, deinem Gott, die Treue brachst und deine Neigung an Fremde vergabst unter jedem grünen Baum, aber auf mein Mahnen nicht hörtest" - Spruch des Herrn. "Kehrt zurück, abtrünnige Söhne" - Spruch des Herrn -, "denn ich bin euer Gebieter! Ich hole euch, einen aus einer Stadt und zwei aus einer Sippe, und schaffe euch nach Sion. Dann verleihe ich euch Hirten, die nach meinem Herzen sind; diese weiden euch voll Einsicht und Klugheit. Wenn ihr euch dann im Lande mehrt und fruchtbar geworden seid zu jener Zeit" - Spruch des Herrn -, "dann heißt es nicht mehr: "Lade des Bundes des Herrn"; sie wird niemand mehr in den Sinn kommen; man wird ihrer nicht mehr gedenken; niemand wird sie vermissen; auch wird keine neue mehr hergestellt. Alsdann nennt man Jerusalem "Thron des Herrn". Daselbst werden beim Namen des Herrn in Jerusalem alle Völker sich scharen, und sie werden nicht mehr dem Starrsinn ihres bösartigen Herzens folgen. In jener Zeit geht das Haus Juda zu dem Haus Israel, und vereint kommen sie aus dem Nordland in das Land, das ich euren Vätern zum Erbbesitz gab. Ich dachte: Wie will ich dich unter die Söhne versetzen und dir ein herrliches Land geben, unter den Völkern den köstlichen Erbbesitz! Ich meinte, da würdet ihr "Vater" mich nennen und euch nicht abkehren von mir. Doch ach, wie ein Weib treulos wird ihrem Freunde zulieb, so wurdet ihr mir treulos, Haus Israel" - Spruch des Herrn. "Horch, auf den Höhen vernimmt man Weinen und lautes Flehen der Söhne Israels, daß sie krumme Wege gegangen, daß sie vergaßen den Herrn, ihren Gott. Kehrt zurück, abtrünnige Söhne, ich will eure Abtrünnigkeit heilen!" - "Da sind wir, wir eilen zu dir, denn du bist der Herr, unser Gott! Wahrlich, Trug sind die Hügel, das Getöse der Berge! Fürwahr, im Herrn, unserem Gott, liegt Israels Rettung! Der Schandgott fraß unserer Väter Erwerb von unserer Jugendzeit an, ihre Schafe und Rinder, ihre Söhne und Töchter. Wir müssen uns betten in unsere Schande, und unsere Schmach deckt uns zu, weil wir uns verfehlt am Herrn, unserem Gott, wir und unsere Väter von Jugend an bis zum heutigen Tag. Wir hörten nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes!" "Bekehrst du dich, Israel", ist der Ausspruch des Herrn, "dann darfst du zu mir zurückkehren; schaffst du deine Greuel mir aus den Augen, so mußt du nicht unstet bleiben. Und schwörst du wieder ehrlich, aufrichtig und recht: "So wahr der Herr lebt!", dann wünschen die Völker sich Segen durch dich, sie rühmen sich dann in dir." Denn so spricht der Herr zu den Leuten von Juda und zu Jerusalem: "Brecht euch einen Neubruch um und säet nicht in die Dornen! Beschneidet euch für den Herrn und entfernt eures Herzens Vorhaut, ihr Leute von Juda und ihr Bewohner Jerusalems, sonst bricht mein Zorn aus wie Feuer und brennt unauslöschlich ob eurer bösen Taten! Macht es in Juda bekannt, und in Jerusalem meldet es, blast im Lande das Horn, ruft so laut wie möglich und sprecht: "Schart euch zusammen! Hinein in die befestigten Städte! Ein Banner erhebt in Richtung auf Sion! Flieht, bleibt nicht stehen!" Denn Unheil verhänge ich vom Norden aus und schweren Zusammenbruch. Der Löwe erhob sich aus seinem Dickicht, der Würger der Völker brach los, zog von seiner Lagerstatt aus, um dein Land zur Wüste zu machen. Deine Städte werden verheert, niemand bewohnt sie mehr. Darum gürtet euch in Trauergewänder, klagt und heult: "Die Zornglut des Herrn wandte sich von uns nicht ab!" Alsdann geschieht es" - Spruch des Herrn -, "es schwindet dem König der Mut, es schwindet der Mut der Fürsten, verstört sind die Priester und die Propheten bestürzt. Sie rufen: "Ach, Gebieter und Herr, gar sehr hast du getäuscht dies Volk und Jerusalem! Denn du sprachst: Heil wird euch zuteil! Nun aber geht uns das Schwert an die Kehle!" In jener Zeit wird man von diesem Volk und von Jerusalem sagen: "Glutwind von den Höhen der Wüste fährt los über die Tochter meines Volkes, nicht zum Worfeln und nicht zum Säubern. Ein Wind, zu stark dafür, kommt auf mein Geheiß. Nun spreche ich selbst das Urteil über sie. Siehe, wie Wettergewölk steigt er auf, seine Wagen sind gleich dem Sturmwind, seine Rosse flinker als Adler! Weh über uns, wir sind verloren!" Wasche vom Bösen dein Herz, Jerusalem, daß du gerettet wirst! Wie lange noch hausen in deiner Brust deine sündhaften Pläne? Denn horch, man ruft es von Dan, man kündet Unheil von Ephraims Bergland: Meldet von den Völkern: sie sind da! Gebt Jerusalem Nachricht: Feinde nahen aus fernem Land, erheben wider Judas Städte ihr Kriegsgeschrei! Wie Feldwächter umstellen sie es ringsum; denn mir bot es Trotz" - Spruch des Herrn. "Dein Wandel und deine Taten brachten dieses dir ein, deine Bosheit ist es, die dir so bitter das Herz trifft!" Mein Leib, mein Leib! Ich winde mich, o meines Herzens Wände! Meine Seele bestürmt mich, ich darf nicht schweigen! Denn Hörnerschall höre ich, Kriegslärm. Trümmer über Trümmer, so ruft man, vernichtet ist das ganze Land! Jählings sind meine Zelte vernichtet, meine Zeltdecken im Nu! Wie lange muß ich das Kriegsbanner schauen, vernehmen den Hörnerschall? "Ja, töricht ist mein Volk, mich kennen sie nicht. Einfältige Kinder sind sie, haben keine Einsicht. Weise sind sie, um Böses zu tun, Gutes zu tun, verstehen sie nicht." Ich schaute die Erde wüst und leer, den Himmel ohne sein Licht. Ich schaute die Berge, sie aber wankten, und alle die Höhen erbebten. Ich schaute, und siehe, kein Mensch war da, alle Vögel des Himmels waren verschwunden. Ich schaute, und siehe, zur Wüste ward Fruchtland; all seine Städte waren zerstört vor dem Antlitz des Herrn, von der Glut seines Zornes. Denn so sprach der Herr: "Wüste werde das ganze Land, aber den Garaus mache ich nicht. Die Erde trauert darüber, der Himmel droben wird düster; denn ich habe es gesagt und ersonnen; es reut mich nicht, ich nehme es nicht zurück." Vor der Wagenkämpfer und Bogenschützen Geschrei flieht das ganze Land. Man verkriecht sich im Dickicht, steigt die Felsen hinauf, vereinsamt ist jegliche Stadt, kein Bürger wohnt mehr darin. Du aber, was machst du, daß du dich kleidest in Purpur, daß du mit Goldschmuck dich behängst, daß du dir mit Schminke die Augen hervorhebst? Umsonst machst du dich schön! Die Liebhaber verschmähen dich, sie trachten dir nach dem Leben. Ja, Schreie höre ich wie von einer Frau in Wehen, Angstrufe wie von einer Erstgebärenden, die Stimme der Tochter Sion, die stöhnend ihre Hände ringt: "Weh mir, unter Mördern vergeht mein Leben!" "Durchstreift Jerusalems Gassen, seht nach und erkundet und sucht auf seinen Plätzen, ob ihr einen findet, ob einer da ist, der Recht übt und treues Verhalten sucht, dann will ich ihm vergeben!" Doch wenn sie sagen: "So wahr der Herr lebt", dann schwören sie gewiß einen Meineid. Herr, sind deine Augen nicht auf Treue gerichtet? Geschlagen hast du sie, es schmerzte sie nicht, aufgerieben hast du sie, sie nehmen keine Zucht an. Ihr Antlitz machen sie härter als Fels, die Umkehr verweigern sie. Ich aber dachte: Es sind nur die Geringen; nur sie sind töricht, sie kennen ja nicht des Herrn Weg, was ihrem Gotte gebührt. Zu den Großen gehe ich hin und spreche mit ihnen; denn die kennen den Weg des Herrn, was ihrem Gott gebührt. Jedoch gerade sie zerbrachen insgesamt das Joch, zerrissen die Stricke. "Darum schlägt sie der Löwe vom Wald, der Steppenwolf würgt sie ab; vor ihren Städten lauert der Leopard; wer auch herauskommt, der wird zerfleischt; denn ihre Freveltaten sind zahlreich, ihre Abwege gewaltig groß. Weshalb sollte ich dir denn vergeben? Deine Söhne verließen mich und schwuren bei solchen, die nicht Gott sind. Ich sättigte sie, doch Ehebruch trieben sie, im Dirnenhaus kehrten sie ein. Wie Hengste wurden sie, feist und geil. Jeder wieherte nach seines Nächsten Frau. Sollte ich dies nicht vergelten" - Spruch des Herrn -, "und sollte ich nicht Rache nehmen an einem derartigen Volk? Steigt auf ihre Rebenhänge und verwüstet sie; aber den Garaus sollt ihr nicht machen. Ihre Reben entfernt; denn sie gehören dem Herrn nicht an. Denn völlig untreu wurden sie mir, das Haus Israel und das Haus Juda" - Spruch des Herrn. Den Herrn verleugneten sie und sprachen: "Nichts ist daran! Es kommt über uns keinerlei Unheil, wir spüren weder das Schwert noch die Hungersnot." Doch die (falschen) Propheten werden zunichte; das Gotteswort ist nicht in ihnen. So wird es ihnen ergehen: Wahrlich, so spricht der Herr, der Gott der Heerscharen: "Weil man solche Reden führt, siehe, darum mache ich meine Worte zu Feuer in deinem Mund und dieses Volk da zum Brennholz, das von ihm verzehrt wird. Seht, ich bringe aus der Ferne ein Volk über euch, Haus Israel!" - Spruch des Herrn. "Ein ausdauerndes Volk ist es, ein uraltes Volk, ein Volk, dessen Sprache du nicht kennst und dessen Rede du nicht verstehst. Sein Köcher ist wie ein geöffnetes Grab, insgesamt sind sie Helden. Es frißt deine Ernte, dein Brot, es frißt deine Söhne und Töchter, es frißt deine Schafe und Rinder, es frißt dir Weinstock und Feigenbaum, es zerschlägt deine befestigten Städte, auf die du vertrautest, mit dem Schwert. Doch auch in jenen Tagen" - Spruch des Herrn - "will ich euch nicht völlig den Garaus machen. Und wenn man dann fragt: "Wofür hat der Herr, unser Gott, uns all dies angetan?", dann sollst du zu ihnen sagen: "Wie ihr mich verließet und fremden Göttern dientet in eurem Land, so müßt ihr Fremden dienen in einem Land, das euch nicht gehört."" Verkündet dies im Hause Jakob und laßt es vernehmen in Juda: "Höre doch dies, du törichtes Volk, das keinen Verstand hat! Augen haben sie und sehen nicht, Ohren haben sie und hören nicht. Wollt ihr mich denn nicht fürchten" - Spruch des Herrn -, "wollt ihr denn nicht zittern vor meinem Antlitz? Ich habe doch Sand dem Meere als Grenze gesetzt, als ewige Schranke, die es nicht überschreiten darf. Toben mag es wohl, doch bleibt es machtlos, seine Fluten mögen wohl branden, doch sie kommen nicht darüber hinweg. Dieses Volk aber hat einen aufsässigen und widerspenstigen Sinn, sie fielen ab und gingen davon. Sie denken sich nicht: Fürchten wir doch den Herrn, unsern Gott, der den Regen spendet, Frühregen und Spätregen zur rechten Zeit, der die regelmäßigen Erntewochen uns sichert! Eure Frevel haben dies aus der Ordnung gebracht, eure Sünden haben euch den Segen entzogen. Denn Frevler gibt es in meinem Volk; sie lauern, wie Vogelsteller gebeugt, Fallen stellen sie auf, und Menschen wollen sie fangen. Wie der Korb gefüllt ist mit Vögeln, so sind ihre Häuser voll von Betrug; darob wurden sie groß und reich; fett wurden sie und feist; auch vergehen sie sich durch schlimme Dinge; sie kümmern sich nicht um das Recht der Waisen, daß sie Erfolg hätten, und die Rechtssache der Armen führen sie nicht. Sollte ich solches nicht vergelten" - Spruch des Herrn - "oder nicht Rache nehmen an einem derartigen Volk?" Entsetzliches und Abscheuliches geschieht im Land: Die Propheten weissagen im Dienst der Lüge, die Priester lehren auf eigene Faust, und mein Volk liebt es so. Doch was wollt ihr machen, wenn dies ein Ende nimmt? Flüchtet, ihr Leute von Benjamin, aus Jerusalem hinaus! In Tekoa stoßt ins Horn und über Bet-Hakkerem erhebt ein Panier! Denn von Norden her droht Unheil und schwerer Zusammenbruch. Die Liebliche und die Verwöhnte - ich vernichte die Tochter Sion! Zu ihr kommen Hirten mit ihren Herden, schlagen ringsum ihre Zelte auf; jeder weidet seinen Anteil ab. "Weiht euch zum Kampf wider sie! Auf, ziehen wir heran am hellen Mittag! Wehe uns, schon verschwindet der Tag, die Abendschatten senken sich nieder! Auf, ziehen wir heran in der Nacht, und zerstören wir ihre Paläste!" Denn so spricht der Herr der Heerscharen: "Fällt ihre Bäume und schüttet einen Wall gegen Jerusalem auf! Sie ist ja die Stadt, von der feststeht: in ihr ist alle Bedrückung. Wie ein Brunnen sein Wasser sprudeln läßt, so läßt sie ihre Bosheit sprudeln. Von Gewalt und Unterdrückung hört man darin, ständig sind mir vor Augen Leid und Mißhandlung. Laß dich warnen, Jerusalem, sonst reiße ich mich von dir los und mache dich zur Wüste, zum unbewohnten Land!" So spricht der Herr der Heerscharen: "Halte gründliche Nachlese, so wie am Weinstock, bei Israels Rest! Leg deine Hand an wie an die Ranken der Winzer!" "Zu wem soll ich reden, wen beschwören, der auf mich hörte? Siehe, unbeschnittene Ohren haben sie; sie vermögen nichts zu vernehmen. Ja, das Wort des Herrn dient ihnen zum Hohn, es gefällt ihnen nicht. Doch ich bin erfüllt von dem Glutzorn des Herrn, kann ihn nicht mehr zurückhalten." - "Gieße ihn aus auf der Gasse über das Kind, über den Kreis der Jugend zugleich! Denn Mann und Frau müssen als Gefangene fort, Greis wie Hochbetagter. Ihre Häuser aber kommen an Fremde, die Felder sowie die Frauen. Denn meine Hand strecke ich aus gegen des Landes Bewohner" - Spruch des Herrn. "Denn vom Kleinsten bis zum Größten sind alle nur auf Gewinn aus. Vom Propheten bis zum Priester verüben sie alle Trug. Meines Volkes Zusammenbruch möchten sie heilen, indem sie leichtfertig rufen: "Heil! Heil!" Aber es gibt doch kein Heil! Schämen sie sich denn, daß sie Greuliches taten? Nein, sie schämen sich nicht, und Schande fühlen ist ihnen unbekannt. Darum werden sie fallen mit den (anderen) Fallenden; wenn ich sie prüfe, dann werden sie stürzen", spricht der Herr. So spricht der Herr: "Stellt euch an die Wege und haltet Ausschau, befragt die Pfade der Vorzeit, wo der Weg des Heiles liegt; gehet darauf, so werdet ihr Ruhe finden für euch! - Sie aber sprachen: "Wir gehen nicht!" Und ich bestellte euch Wächter: "Gebt acht auf das Hörnerblasen!" - Sie aber sprachen: "Wir geben nicht acht!" Darum höret, ihr Völker, und wisset genau, was ich ihnen antun werde! Höre es, Erde! Fürwahr, ich bringe Unheil über dieses Volk als Frucht ihrer Ränke! Denn meine Worte beachteten sie nicht, und meine Weisung verschmähten sie. Was soll mir der Weihrauch, der aus Saba kommt, das köstliche Würzrohr aus fernem Land? Eure Brandopfer sind nicht wohlgefällig, eure Schlachtopfer mir nicht angenehm." Darum spricht der Herr: "Siehe, ich lege diesem Volk Hindernisse hin, so daß sie darüber straucheln, Väter und Söhne zugleich, ein Bewohner nach dem andern kommt um!" So spricht der Herr: "Seht, ein Volk kommt vom Nordland heran, eine große Nation bricht auf von den Grenzen der Erde. Sie führen Bogen und Speer; grausam sind sie und ohne Erbarmen. Ihr Lärm gleicht dem Brausen des Meeres, sie stürmen auf Rossen daher, wie ein Krieger gewappnet zum Kampf wider dich, Tochter Sion!" Als wir von ihm die Kunde vernahmen, erschlafften uns die Hände, Angst hat uns gepackt, Krampf wie eine Gebärende. Geht nicht hinaus auf das Feld, betretet nicht den Weg, denn das Feindesschwert droht euch - Grauen ringsum! Meines Volkes Tochter, gürte das Trauergewand, wälze dich im Staub! Trauer halte wie um den einzigen Sohn, bitterste Klage! Denn plötzlich brach der Verwüster über uns her. "Zum Prüfer meines Volkes bestellte ich dich; du sollst es zu scheiden wissen und ihren Wandel prüfen! Höchst widerspenstig sind sie alle; sie gehen aus auf Verleumdung, Erz und Eisen sind sie, insgesamt Verbrecher. Der Blasbalg keucht, unversehrt vom Feuer bleibt das Blei, umsonst schmelzt der Schmelzer, die Bösen scheiden nicht aus. "Verworfenes Silber" nennt man sie; denn verworfen hat sie der Herr." Das Wort, das an Jeremias vom Herrn aus erging: "Stelle dich an das Tor des Hauses des Herrn, verkünde daselbst dieses Wort und sprich: Höret das Wort des Herrn, ganz Juda, die ihr durch diese Tore gekommen seid, um den Herrn anzubeten! So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Bessert euren Wandel und eure Werke, dann lasse ich euch wohnen an dieser Stätte! Vertraut nicht auf die trügerischen Reden: "Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist dies!" Denn nur, wenn ihr euren Wandel und eure Werke aufrichtig bessert, wenn ihr wirklich Recht schafft untereinander, Fremdling, Waise und Witwe nicht bedrückt, unschuldiges Blut an dieser Stätte nicht vergießt und fremden Göttern nicht nachlauft zu eurem eigenen Unheil, dann lasse ich euch an dieser Stätte wohnen, in dem Lande, das ich euren Ahnen verlieh für immerwährende Zeiten. Doch siehe, ihr setzt auf trügerische, wertlose Redensarten euer Vertrauen! Wie? Stehlen, morden, ehebrechen, falsch schwören, dem Baal räuchern und anderen Göttern nachlaufen, die euch unbekannt sind? Und dann kommt ihr und tretet in diesem Hause, das nach meinem Namen benannt ist, vor mein Angesicht und sprecht: "Wir sind geborgen!", um dann alle diese Greuel weiter zu treiben. Seht ihr denn dieses Haus, das nach meinem Namen benannt ist, als eine Räuberhöhle an? Gut, auch ich sehe es als solche an!" - Spruch des Herrn. "Ja, geht doch zu meiner Stätte in Silo, wo ich vordem meinen Namen wohnen ließ, und schaut, was ich ihr angetan um der Bosheit meines Volkes Israel willen! Nun denn, ihr habt ganz dieselben Taten verübt" - Spruch des Herrn -, "und ich redete immer wieder zu euch, ihr aber hörtet nicht, ich rief euch, ihr aber gabt keine Antwort. Deshalb will ich mit dem Hause, das nach meinem Namen benannt ist, auf das ihr euer Vertrauen setzt, und mit der Stätte, die ich euch und euren Vätern verliehen habe, so verfahren, wie ich mit Silo verfuhr: Verstoßen will ich euch von meinem Antlitz hinweg, wie ich alle eure Brüder, die gesamte Nachkommenschaft Ephraims, bereits verstieß." "Du aber bete nicht für dieses Volk da, bringe keine flehende Fürbitte für sie vor, dringe nicht in mich, denn ich erhöre dich nicht! Siehst du nicht, was sie in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems treiben? Die Kinder sammeln Holz, die Väter setzen das Feuer in Brand, und die Frauen kneten den Teig, um Opfergebäck für die Himmelskönigin zu backen; Trankopfer spendet man fremden Göttern, um mich zu beleidigen. Aber können sie mich denn wirklich beleidigen?" - Spruch des Herrn. "Beleidigen sie nicht vielmehr sich selbst zu ihrer eigenen Schande?" Darum spricht der Gebieter und Herr: "Siehe, mein Zorn und mein Grimm ergießt sich über diese Stätte, über Mensch und Vieh, über Feldbäume und Ackerfrüchte; er brennt und erlischt nicht." So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Häufet nur eure Brandopfer auf eure Schlachtopfer und esset Fleisch! Wahrlich, ich habe euren Vätern, als ich sie aus dem Lande Ägypten herausführte, über Schlachtopfer und Brandopfer nichts gesagt und geboten. Vielmehr gab ich ihnen folgendes Gebot: "Höret auf meine Stimme, so will ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein; wandelt ganz den Weg, den ich euch gebiete, damit es euch wohlergehe!" Sie aber hörten nicht und neigten ihr Ohr nicht, sondern wandelten nach dem Starrsinn ihres bösen Herzens und kehrten mir den Rücken zu und nicht das Gesicht. So war es von der Zeit an, da eure Väter aus dem Lande Ägypten fortzogen, bis auf den heutigen Tag: Ich sandte zu euch immer wieder alle meine Knechte, die Propheten. Aber man hörte nicht auf mich, und sie machten ihr Ohr nicht geneigt, sondern blieben hartnäckig; sie trieben es noch schlimmer als ihre Väter. Und redest du zu ihnen all diese Worte, so werden sie doch nicht auf dich hören, und rufst du sie, so geben sie dir keine Antwort. Sage also zu ihnen: "Dies ist das Volk, das nicht hörte auf die Stimme des Herrn, seines Gottes, und keine Zucht annahm. Dahin ist die Treue, ausgetilgt aus ihrem Munde!"" Schere dein langes Haar und wirf es weg, stimme auf den Höhen die Klage an! Denn es verwarf und verstieß der Herr das Geschlecht, dem er grollte. "Denn die Söhne Judas taten, was ich als bös ansehe" - Spruch des Herrn. "Sie haben ihre Scheusale aufgestellt in dem Haus, das nach meinem Namen benannt ist, um es zu verunreinigen Sie bauten die Opferstätte des Tophet im Tale Ben-Hinnom, um ihre Söhne und Töchter im Feuer zu verbrennen. Solches habe ich nicht geboten und kam mir nie in den Sinn. Darum siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da redet man nicht mehr vom Tophet oder vom Tal Ben-Hinnom, sondern vom "Würgetal", und im Tophet wird man aus Mangel an Platz eine Begräbnisstätte errichten. Dann werden die Leichen dieses Volkes den Vögeln des Himmels und den wilden Tieren zum Fraße dienen, und niemand verscheucht sie! Ich lasse in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems Jubelruf und Freudenschall verstummen, die Stimme des Bräutigams und der Braut; denn zu einer Wüstenei wird das Land!" "In jener Zeit" - Spruch des Herrn - "wird man die Gebeine der Könige von Juda und die Gebeine seiner Fürsten und die Gebeine der Priester und die Gebeine der Propheten und die Gebeine der Bewohner Jerusalems aus ihren Gräbern holen. Man wird sie der Sonne, dem Mond und dem gesamten Himmelsheer hinwerfen, die sie so liebten und verehrten, denen sie nachliefen, die sie befragten und anbeteten. Sie werden nicht wieder gesammelt und kommen in kein Grab. Als Dung auf dem Acker sollen sie dienen. Und der gesamte Rest, der von diesem bösen Geschlecht allerorts noch übrigbleibt, wohin immer ich sie verstoße, wird dann den Tod dem Leben vorziehen" - Spruch des Herrn der Heere. "Du aber sage zu ihnen: So spricht der Herr: Fällt man hin und erhebt sich nicht wieder? Oder dreht sich einer, der sich umwandte, nicht wieder zurück? Warum wendet dieses Volk sich ab in beständiger Abkehr, klammert sich fest am Trug und verweigert die Umkehr? Ich horchte hin und vernahm: Sie reden die Unwahrheit, seine Bosheit bedauert niemand, so daß er spräche: "Was tat ich?" Sie alle wenden sich ab in ihrem raschen Lauf wie ein Roß, das im Kampfe dahinstürmt. Selbst der Storch am Himmel kennt seine Frist; auch Taube, Mauersegler und Drossel halten die Zeit ihres Kommens ein; doch mein Volk kennt nicht die Rechtsordnung des Herrn. Wie könnt ihr sagen: "Weise sind wir! Des Herrn Gesetz ist bei uns!"? Seht doch, zur Lüge hat es gemacht der Lügengriffel der Schreiber! Die Weisen werden beschämt, bestürzt und gefangen! Seht, des Herrn Wort verwarfen sie, und die eigene Weisheit, was nützt sie ihnen? Darum gebe ich ihre Frauen an andere, ihre Felder an die Eroberer. Denn vom Kleinsten bis zum Größten sind sie alle nur auf Gewinn aus; vom Propheten bis zum Priester verüben sie alle Trug. Den Zusammenbruch der Tochter meines Volkes möchten sie heilen, indem sie leichtfertig rufen: "Heil, Heil!" Aber es gibt doch kein Heil. Schämen sie sich denn, daß sie Greuliches taten? Nein, sie schämen sich nicht, und Schande zu fühlen ist ihnen unbekannt. Darum werden sie fallen mit den (anderen) Fallenden; zu ihrer Heimsuchungszeit werden sie stürzen", spricht der Herr. "Will ich bei ihnen ernten" - Spruch des Herrn -, "so finden sich keine Trauben am Weinstock, keine Feigen am Feigenbaum, das Laub ist verwelkt. So bestimme ich ihnen ihre Verwüster." Was sitzen wir da? Schart euch zusammen! Wir müssen hinein in die befestigten Städte und untergehen daselbst! Denn der Herr, unser Gott, vernichtet uns, mit Giftwasser tränkt er uns; denn wir verfehlten uns wider den Herrn. [Wir harren auf Heil - doch Gutes kommt nicht - und auf die Zeit der Heilung, doch ach, nur Bestürzung!] Von Dan her vernimmt man das Schnauben seiner Rosse, vom Wiehern seiner Hengste erbebt das gesamte Land. Sie kommen und fressen das Land samt seinem Reichtum, die Stadt und ihre Bewohner. "Ja, ich sende giftige Schlangen unter euch; kein Beschwören hilft gegen sie, und sie werden euch beißen [Spruch des Herrn] unheilbar." Es steigt in mir der Kummer auf, mein Herz ist krank. Horch! Meines Volkes Tochter schreit aus fernem Land: "Ist denn der Herr nicht mehr in Sion, ist sein König nicht mehr dort?" - ["Warum haben sie mich mit ihren Bildern gekränkt, mit den fremdländischen Götzen?"] "Die Ernte ist vorüber, der Herbst ist vorbei, doch wir sind noch nicht gerettet!" Ob des Zusammenbruchs der Tochter meines Volkes bin ich gebrochen; traurig bin ich, Entsetzen packt mich. Gibt es denn keinen Balsam in Gilead, hat man dort keinen Arzt? Warum gibt es keine Heilung der Tochter menes Volkes? O würde doch zu Wasser mein Haupt und mein Auge zu einem Tränenquell, daß ich beweinte bei Tag und bei Nacht die Erschlagenen der Tochter meines Volkes! O hätte ich doch in der Wüste ein Rasthaus, könnte ich mein Volk verlassen und von ihm mich trennen! Denn sie alle sind Ehebrecher, eine Rotte von Treulosen. Sie halten ihre Zunge bereit wie einen gespannten Bogen; Lüge und Unwahrheit herrschen im Land; ja, von Bosheit zu Bosheit schreiten sie voran. - "Mich aber kennen sie nicht" - Spruch des Herrn. "Nehmt euch in acht voreinander, und keinem Bruder vertrauet! Denn jeder Bruder übt wie Jakob Betrug, und jeder Nächste geht aus auf Verleumdung. Einer täuscht den anderen, Wahrheit redet man nicht; ihre Zunge gewöhnten sie ans Lügen; sie handeln verderbt, sind zu träge zur Umkehr. Bedrückung über Bedrückung, Betrug über Betrug! Sie lehnen es ab, mich zu kennen" - Spruch des Herrn. Darum spricht der Herr der Heerscharen: "Seht, ich schmelze und prüfe sie! Denn wie sollte ich sonst verfahren ob der Bosheit der Tochter meines Volkes? Ihre Zunge ist ein tödlicher Pfeil, Trug nur redet ihr Mund. Wohlwollend redet man mit dem Nächsten, im Herzen aber plant man Hinterlist. Sollte ich ihnen das nicht vergelten" - Spruch des Herrn - "oder nicht Rache nehmen an einem solchen Volk?" "Über die Berge hin erhebt wehklagendes Weinen, über die Auen der Trift ein Leichenlied. Verheert sind sie, keiner durchwandert sie mehr, sie hören nicht mehr das Blöken der Herden. Von den Vögeln des Himmels bis zum Vieh ist alles geflohen, auf und davon. Zu Trümmern mache ich Jerusalem, den Schakalen zum Aufenthaltsort; und Judas Stätte mache ich zur Wüste, die niemand bewohnt." Wer ist so weise, daß er dies begreift, und zu wem der Mund des Herrn geredet hat, der möge es kundtun: Warum muß das Land zugrunde gehen, ist es verheert gleich der Wüste, die niemand durchschreitet? Da sprach der Herr: "Sie haben mein Gesetz, das ich ihnen vorgelegt, verlassen, sie hörten nicht auf meine Stimme und führten ihren Wandel nicht danach. Nein, sie folgten dem Starrsinn ihres Herzens und den Baalen, an die ihre Väter sie gewöhnt hatten." Darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Seht, ich speise sie, dieses Volk, mit Wermut und tränke sie mit Giftwasser. Ich zerstreue sie unter die Völker, die sie selbst und ihre Ahnen nicht kannten, und ich entsende hinter ihnen drein das Schwert, bis ich sie vernichtet habe!" [So spricht der Herr der Heerscharen:] "Merkt auf und ruft die Klagefrauen herbei, schickt nach den weisen Frauen und holt sie! Sie sollen eilends ein Klagelied über uns anstimmen, daß unsere Augen von Tränen fließen und unsere Wimpern von Wasser triefen!" Da, horch! Ein Klagelied vernimmt man aus Sion: "Wie sind wir verheert, in große Schande geraten! Wir haben die Heimat verlassen, gaben unsere Wohnstätten preis!" Ihr Frauen, hört das Wort des Herrn, euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes! Lehrt eure Töchter die Klage, und eine lehre die andere das Leichenlied: "Es stieg durch unsre Fenster der Tod herein; er kam in unsere Paläste; von der Straße raffte er das Kind weg, von den Plätzen die Jugend. Der Menschen Leichen liegen wie Dung auf dem Felde und wie Garben hinter dem Schnitter; keiner ist da, der sie aufliest." So spricht der Herr: "Nicht rühme der Weise sich seiner Weisheit, der Starke rühme sich nicht seiner Kraft, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums! Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft! Ja, an solchen Leuten habe ich Wohlgefallen" - Spruch des Herrn. "Seht, es werden Tage kommen" - Spruch des Herrn -, "da suche ich alle an der Vorhaut Beschnittenen heim: Ägypten, Juda, Edom, die Ammoniter, Moab und alle, die einen gestutzten Haarrand haben, die in der Wüste wohnen. Denn alle Völker sind eigentlich unbeschnitten, und auch das ganze Haus Israel ist unbeschnittenen Herzens." Höret das Wort, das der Herr zu euch spricht, Haus Israel! So redet der Herr: "Das Brauchtum der Heiden erlernet nicht, erschreckt nicht vor den Zeichen des Himmels, wenn auch die Heiden vor ihnen erschrecken! Denn das Leitbild der Völker ist ja nur Wahn, ist ja nur Holz, das man im Walde schlug, das Werk von Künstlerhand mit dem Messer. Mit Silber und Gold verziert er es, mit Nagel und Hammer befestigt er es, damit es nicht wackelt. Sie (die Götzen) sind wie Vogelscheuchen im Gurkenfeld, zu reden nicht fähig. Sie müssen getragen werden, denn sie können nicht gehen. Fürchtet euch vor ihnen nicht, sie wirken kein Unheil, aber auch Gutes tun können sie nicht!" Nichts, o Herr, ist dir gleich; groß bist du, und groß ist dein Name an Kraft! Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker? Ja, dir kommt es zu! Denn bei allen Weisen der Völker, in all ihren Reichen ist nichts so wie du! Jene sind insgesamt töricht und dumm. Der erzieherische Wert der Götzen - Holz ist er! Dünngehämmertes Silber, aus Tarsis eingeführt, und Gold aus Ophir, ein Werk aus der Hand des Künstlers und Goldschmieds; violetter und roter Purpur ist ihr Kleid; das Werk von weisen Männern sind sie alle. Doch der Herr ist wahrer Gott, ein lebendiger Gott und ewiger König! Vor seinem Groll erbebt die Erde, die Völker halten seinen Zorn nicht aus. So sollt ihr von jenen sprechen: "Die Götter, die Himmel und Erde nicht schufen, sollen verschwinden von der Erde und unter dem Himmel!" Er schuf die Erde in seiner Kraft, er gründete das Weltall durch seine Weisheit, durch seine Einsicht spannte er den Himmel aus. Erschallt seine Stimme, dann brausen die Wasser am Himmel; er läßt vom Rande der Erde die Wolken aufsteigen, Blitze erschafft er zum Regen, entsendet aus seinen Kammern den Wind. Dumm steht da jeder Mensch, bar der Erkenntnis; ob des Götzenbildes ist jeder Goldschmied beschämt; denn seine Bilder sind Trug, in ihnen steckt kein Lebensodem. Wahn sind sie, nur Spottgebilde! Zur Zeit ihrer Heimsuchung verschwinden sie. Anders der Gott, der Jakobs Anteil ist! Er ist ja der Schöpfer des Weltalls und Israel der ihm eigene Stamm. "Herr der Heerscharen" ist sein Name. Vom Boden hebe dein Bündel (du Stadt), die du in der Belagerung sitzest! Denn so spricht der Herr: "Fürwahr, ich schleudere dieses Mal die Einwohner des Landes hinweg und bringe sie in Bedrängnis, damit sie sich finden lassen!" "Wehe mir ob meines Zusammenbruchs! Meine Wunde ist unheilbar. Ich aber hatte gemeint: Es ist nur eine Erkrankung; ich werde sie ertragen! Mein Zelt ist verwüstet, alle Zeltstricke rissen entzwei. Meine Kinder gingen weg von mir und sind nicht mehr; niemand spannt mein Gezelt wieder aus, richtet meine Zeltdecken wieder auf. Denn die Hirten waren so töricht; sie suchten den Herrn nicht, darum hatten sie auch kein Glück; ihre Herde ward völlig zerstreut. Horch, eine Nachricht kommt an und gewaltiges Brausen vom Nordland her: Judas Städte sollen zur Wüste werden, ein Aufenthaltsort für Schakale! Ich weiß, o Herr, daß der Mensch seinen Weg nicht in seiner Gewalt hat, daß es keinem Pilger gelingt, seinen Schritt zu bestimmen. Züchtige mich, o Herr, doch nur nach Gebühr, nicht aber in deinem Zorn! Denn sonst machst du mich zu elend. Gieße deinen Zorn aus über die Völker, die dich nicht kennen, und über Geschlechter, die deinen Namen nicht anrufen! Denn sie haben Jakob gefressen und völlig aufgerieben und seine Auen verwüstet." Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging: "Höret die Worte dieses Bundes! Rede sie zu den Männern von Juda und zu den Bewohnern von Jerusalem und sprich zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Verflucht der Mann, der nicht hört auf die Worte dieses Bundes, die ich euren Vätern gebot, als ich sie aus dem Lande Ägypten herausführte, aus dem Eisenschmelzofen, nämlich: Höret auf meine Stimme und handelt nach allem, was ich euch gebiete; dann seid ihr mein Volk, und ich bin euer Gott! Nur so kann ich den Eid aufrechterhalten, den ich euren Vätern geschworen habe, ihnen ein Land zu verleihen, das von Milch und Honig fließt, wie es heute der Fall ist." Ich aber antwortete und sprach: "So sei es, o Herr!" Da sprach der Herr zu mir: "Verkünde laut alle diese Worte in den Städten Judas und auf den Straßen von Jerusalem: Höret die Worte dieses Bundes und haltet sie! Denn ich habe doch euren Vätern, schon als ich sie aus dem Lande Ägypten fortführte, und bis heute immer wieder nachdrücklich eingeschärft: Höret auf meine Stimme! Doch sie hörten nicht hin, und sie neigten ihr Ohr nicht, sondern folgten Mann für Mann dem Starrsinn ihres bösen Herzens. Da brachte ich über sie alle Worte dieses Bundes, den ich ihnen zu halten befahl, den sie aber nicht hielten." Ferner sprach der Herr zu mir: "Es bildete sich eine Verschwörung unter den Männern von Juda und den Bewohnern von Jerusalem. Sie kehrten zurück zu den Sünden ihrer Vorfahren, die sich weigerten, auf meine Worte zu hören. Auch sie liefen ja anderen Göttern nach, um ihnen zu dienen. Das Haus Israel und das Haus Juda brachen meinen Bund, den ich mit ihren Vätern schloß." Darum spricht der Herr: "Seht, ich bringe Unheil über sie, dem sie nicht entweichen können; schreien sie dann zu mir, so werde ich nicht auf sie hören. Die Städte Judas und die Bewohner von Jerusalem mögen dann hingehen und zu den Göttern schreien, denen sie geräuchert haben! Sie werden ihnen aber zur Zeit ihrer Not nicht im geringsten helfen können. Denn so zahlreich wie deine Städte sind auch deine Götter, Juda; soviel Gassen Jerusalem hat, soviel Altäre habt ihr für den Schandgott errichtet, Altäre, um dem Baal zu räuchern! Du aber bete nicht für dieses Volk und lege keine flehentliche Fürbitte für sie ein! Denn ich höre nicht, wenn du mich ihrer Not wegen anrufst! Was tut mein Liebling in meinem Haus, da er doch Arglist verübt? Können Zehnt und Opferfleisch dein Unheil abwenden, daß du dann jubeln kannst?" Einen üppigen Ölbaum, schön an Gestalt, hatte der Herr dich genannt. Wenn das große Getöse erschallt, legt er Feuer an ihn, und seine Zweige werden häßlich. Der Herr der Heerscharen, der dich gepflanzt, droht dir mit Unheil ob der Bosheit des Hauses Israel und des Hauses Juda, die sie eigenmächtig verübten, um mich zu kränken, indem sie dem Baal räucherten. Der Herr machte es mir kund, und ich wußte es. Damals ließest du mich ihre Anschläge durchschauen. Ich war wie ein argloses Lamm, das zum Schlachten geführt wird, und ahnte es nicht, daß sie gegen mich Anschläge planten: "Laßt uns den Baum im Safte vernichten! Wir wollen ihn ausrotten aus dem Land der Lebendigen, daß seines Namens nicht mehr gedacht wird!" Herr der Heerscharen, du richtest gerecht, du prüfest Nieren und Herz. Könnte ich doch deine Rache an ihnen sehen; denn dir stellte ich meine Sache anheim. So spricht der Herr wider die Leute von Anatot, die mir nach dem Leben trachten, indem sie sagen: "Du sollst nicht als Prophet im Namen des Herrn wirken, sonst stirbst du durch unsere Hand!" So spricht der Herr der Heerscharen: "Wahrlich, ich will sie zur Rechenschaft ziehen! Die jungen Männer sollen sterben durchs Schwert, ihre Söhne und Töchter sterben vor Hunger! Ein Überrest verbleibt ihnen nicht; denn ich verhänge Unheil über die Leute von Anatot im Jahr ihrer Heimsuchung." Du bist im Recht, o Herr, bei meinem Streit mit dir! Aber einige Rechtsfragen möchte ich mit dir besprechen: Warum ist der Ruchlosen Weg von Erfolg gekrönt, sind sorglos alle, die treulos handeln? Du pflanzest sie ein, sie schlagen Wurzel, sie wachsen heran und tragen auch Frucht; in ihrem Munde bist du ihnen nah, von ihrem Innern dagegen weit entfernt. Du, o Herr, kennst und durchschaust mich doch, du hast erprobt, wie mein Herz an dir hängt. Raffe sie fort wie Schafe zur Schlachtung, weihe sie für den Tag des Mordens! Wie lange soll das Land vertrocknen und das Gewächs verdorren auf jeglicher Flur? Ob der Bosheit seiner Einwohner schwinden Landtiere und Vögel dahin. Denn jene denken: Er sieht unsere Zukunft nicht. "Wenn du beim Wettlauf mit Fußgängern schon müde wirst, wie willst du dann mit Rossen wettrennen? Wenn du dich zwar im friedlichen Lande sicher fühlst, wie wirst du dich verhalten im Dickicht des Jordans? Selbst deine Brüder und Verwandten sind wider dich falsch, auch sie schreien laut hinter dir her. Trau ihnen nicht, auch wenn sie mit dir freundlich sprechen!" "Ich lasse mein Haus im Stich, ich verstoße mein Erbteil, meinen Herzensliebling gebe ich hin in seiner Feinde Gewalt. Mein Erbteil wird mir wie ein Löwe im Wald. Es erhebt wider mich seine Stimme; darum muß ich es hassen. Ist denn mein Erbteil ein Buntvogel, daß Raubvögel sich rings darauf stürzen? Auf, sammelt euch, alle Tiere des Feldes, kommet zum Fraß! Hirten in großer Zahl haben meinen Weinberg verheert, zertreten mein Feld, mein herrliches Feld zur öden Wüste gemacht. Sie verwandelten es in Ödland; verödet trauert es vor mir. Das ganze Land ist verwüstet, doch zu Herzen nimmt es sich niemand. Über alle Höhen der Wüste drangen die Verwüster ein. Denn ein Schwert hat der Herr, das frißt von einem Ende der Erde zum andern. Kein Mensch bleibt unversehrt. Sie säten Weizen, und Dornen ernteten sie; vergeblich mühten sie sich ab. Beschämt sind sie mit ihrer Ernte ob der Zornglut des Herrn." So spricht der Herr: "Alle meine üblen Nachbarn, die das Erbe antasten, das ich meinem Volke Israel zu eigen gab - siehe, ich reiße sie aus ihrem Boden; aber auch das Haus Juda reiße ich aus ihrer Mitte heraus. Habe ich sie dann ausgerissen, so will ich mich ihrer wieder erbarmen und bringe einen jeden in sein Eigentum und in sein Heimatland zurück. Lernen sie dann eifrig die Bräuche meines Volkes, so daß sie bei meinem Namen schwören: "So wahr der Herr lebt!" gleichwie sie mein Volk gelehrt haben, zu schwören beim Baal, so sollen sie inmitten meines Volkes aufgebaut werden! Gehorchen sie indes nicht, so reiße ich ein solches Volk völlig aus und vernichte es" - Spruch des Herrn. So sprach der Herr zu mir: "Gehe hin, kaufe dir einen linnenen Gürtel und lege ihn dir um die Lenden, aber ins Wasser tauche ihn nicht!" Ich kaufte dem Auftrag des Herrn gemäß den Gürtel und legte ihn mir um die Lenden. Da erging das Wort des Herrn an mich zum zweitenmal: "Nimm den gekauften Gürtel, den du um die Lenden trägst, mache dich auf den Weg an den Euphrat, und verstecke ihn dort in einer Felsspalte!" Ich wanderte hin und verbarg ihn am Euphrat, wie der Herr mir befohlen hatte. Nach langer Zeit sprach der Herr zu mir: "Mache dich auf den Weg an den Euphrat und hole von dort den Gürtel, den ich dich daselbst verstecken ließ!" Da wanderte ich an den Euphrat, suchte nach und holte den Gürtel von der Stelle, wo ich ihn verborgen hatte. Doch siehe, der Gürtel war verfault, zu nichts mehr zu gebrauchen. Da erging an mich das Wort des Herrn: "So spricht der Herr: Ebenso will ich die große Pracht Judas und Jerusalems verderben. Dieses bösartige Volk, das sich weigert, meine Worte zu hören, das dem Starrsinn seines Herzens folgt und anderen Göttern nachläuft, ihnen zu dienen und sie anzubeten, soll wie dieser Gürtel werden, der zu nichts mehr verwendbar ist. Denn wie sich der Gürtel an die Lenden des Mannes anschmiegt, so wollte ich das ganze Haus Israel und das ganze Haus Juda sich mir anschmiegen lassen" - Spruch des Herrn. "Sie sollten mein Volk, mein Ruhm, Preis und Schmuck sein; aber sie hörten nicht! Rede zu ihnen diesen Spruch: So spricht der Herr, der Gott Israels: Jeder Krug wird mit Wein gefüllt! Wenn sie dir dann erwidern: "Wissen wir nicht selbst, daß jeder Krug mit Wein gefüllt wird?", so sage ihnen: So spricht der Herr: Wohlan, ich fülle alle Bewohner dieses Landes, die Könige auf Davids Thron, die Priester und Propheten und alle Bewohner Jerusalems mit Trunkenheit. Ich zerschmettere sie, einen am andern, Väter und Söhne gemeinsam" - Spruch des Herrn. "Ohne Schonung, ohne Mitleid, ohne Erbarmen will ich sie vertilgen." Hört und merkt auf! Seid nicht hochmütig; denn der Herr ist es, der redet. Zollet dem Herrn, eurem Gott, Ehrerbietung, bevor es dunkelt, bevor eure Füße sich stoßen auf Bergen im Zwielicht und ihr dann auf Licht harrt, während er es zur Finsternis macht und wandelt in Dunkel! Hört ihr aber nicht, so muß ich in der Verborgenheit weinen ob eures Hochmuts; mein Auge muß weinen und Tränen vergießen, da die Herde des Herrn gefangen weggeführt wird. Sprecht zum König und zur Gebieterin: "Setzt euch tief hinunter; denn es sinkt von eurem Haupt eure prachtvolle Krone! Die Städte des Südens sind verschlossen, und niemand ist da, der öffnet. Weggeführt wird ganz Juda, vollzählig weggeführt." Erhebe deine Augen, Jerusalem, und schau, wie sie kommen von Norden! Wo bleibt die Herde, die dir anvertraut war, deine prachtvollen Schafe? Was sagst du, wenn man jene als Herren über dich setzt, die du als Buhlen an dich gewöhnt hast? Ergreifen dich nicht Wehen wie eine gebärende Frau? Und denkst du bei dir: Warum traf mich denn solches?, so wisse: Wegen deiner großen Schuld wird deine Schleppe aufgedeckt, wird dein Leib geschändet. Ändert wohl ein Mohr seine Hautfarbe oder seine Flecken ein Leopard? Dann könntet auch ihr noch Gutes tun, die ihr ans Böse gewöhnt seid! "Zerstreuen will ich euch wie fortfliegende Spreu, wenn der Wüstenwind weht. Dies ist dein Schicksal, dein von meiner Seite dir zugemessener Lohn" - Spruch des Herrn -, "denn du vergaßest mich und trautest dem Trug. So hebe ich dir die Schleppe auf bis übers Gesicht, daß deine Schande sichtbar wird, deine Ehebrecherei, dein geiles Wiehern, dein schändliches Buhlen! Auf den Hügeln, auf dem Felde erblickte ich deine Greuel! Weh dir, Jerusalem, weil du nicht rein wirst! Wie lange geht es noch so?" Dies ist das Wort des Herrn, das an Jeremias erging aus Anlaß der Dürre: "Es trauert Juda, und seine Tore verfallen, sie trauern am Boden; in die Höhe steigt Jerusalems Schrei. Seine Edlen schicken ihre Diener nach Wasser; sie kommen zu den Brunnen, doch Wasser finden sie nicht, sie kehren mit leeren Krügen zurück. Verlegen sind sie und enttäuscht, verhüllen das Haupt. Wegen des Ackerbodens sind sie bestürzt, denn kein Regen fiel auf das Land. Die Bauern sind beschämt und verhüllen ihr Haupt. Ja, selbst die Hirschkuh im Feld verläßt das geworfene Kalb, weil kein Grün mehr wächst. Die Wildesel stehen auf den kahlen Höhen und schnappen nach Luft wie Schakale. Ihre Augen erlöschen, denn es gibt kein Futter." "Zwar klagen uns unsere Sünden an, doch handle, o Herr, deinem Namen zulieb! Denn vielfach sind unsere Treulosigkeiten, womit wir uns gegen dich verfehlt! Du, Israels Hoffnung, sein Retter zur Zeit der Not, warum bist du wie ein Fremder im Lande und wie ein Wanderer, der zur Nachtruhe einkehrt? Warum bist du wie ein wehrloser Mann, wie einer, der nicht zu helfen vermag? Du bist doch in unserer Mitte, o Herr, nach deinem Namen sind wir benannt! Verlaß uns nicht!" So spricht der Herr von diesem Volk: "So recht hin- und herzuschweifen, das haben sie gern; ihre Füße schonen sie nicht; doch hat der Herr kein Gefallen an ihnen. Nun gedenkt er ihrer Schuld und sucht ihre Sünden heim." Der Herr sprach zu mir: "Bete nicht für dieses Volk um Heil! Fasten sie, so höre ich nicht auf ihr Flehen; bringen sie Brand- und Speiseopfer dar, so habe ich kein Gefallen daran; vielmehr durch Schwert, Hunger und Pest mache ich ihnen ein Ende." Da sprach ich: "Ach, Gebieter und Herr, fürwahr, die Propheten sagen zu ihnen: Ihr werdet kein Schwert schauen, Hungersnot wird euch nicht treffen, sondern gesicherten Wohlstand verleihe ich euch an diesem Ort!" Da sprach der Herr zu mir: "Lüge weissagen die Propheten in meinem Namen. Ich habe sie nicht gesandt und nicht beauftragt; zu ihnen habe ich nicht gesprochen. Falsche Schau, nichtige Wahrsagerei, selbstersonnenen Trug weissagen sie euch. Darum spricht der Herr gegen die Propheten, die in meinem Namen ohne Sendung durch mich weissagen: "Schwert und Hunger kommen nicht in dieses Land!" Durch Schwert und Hunger finden diese Propheten ihr Ende. Die Leute aber, denen sie etwas weismachen, werden in den Gassen Jerusalems liegen, hingestreckt durch Hunger und Schwert; niemand wird sie begraben, und zwar sie selbst, ihre Frauen, ihre Söhne und Töchter. So gieße ich ihr Unheil über sie aus. Du sollst zu ihnen dieses Wort sprechen: Tränen vergießen meine Augen bei Tag und bei Nacht; sie können sich nicht beruhigen. Denn schwerem Zusammenbruch erlag die Jungfrau, die Tochter meines Volkes, einem ungemein schmerzhaften Schlag. Geh' ich hinaus aufs Feld, siehe da, Schwertdurchbohrte! Komme ich heim zur Stadt, siehe da, Hungerqualen! Selbst Propheten und Priester werden in ein Land geschleift, das sie nicht kennen!" "Verwarfst du Juda denn ganz und gar, bist du überdrüssig an Sion? Warum schlugst du uns, daß es keine Heilung mehr für uns gibt? Wir harren auf Heil - doch Gutes kommt nicht - und auf die Zeit der Heilung, doch ach, nur Bestürzung! Unsere Ruchlosigkeit erkennen wir, Herr, die Schuld unserer Ahnen, daß wir gegen dich uns verfehlt. Deinem Namen zulieb verschmähe uns nicht, entweihe nicht deiner Herrlichkeit Thron! Gedenke deines Bundes mit uns und löse ihn nicht! Gibt es denn Regenspender unter den Götzen der Heiden, oder läßt der Himmel von selbst den Regen strömen? Bist nicht du es, o Herr, unser Gott? Wir harren auf dich; denn du hast dies alles erschaffen." Der Herr sprach zu mir: "Wenn auch Moses und Samuel vor mein Antlitz träten, so würde mein Herz sich diesem Volke nicht mehr zuwenden. Schicke sie weg von mir, sie sollen gehen! Fragen sie dich dann: "Wohin sollen wir gehen?", so sage zu ihnen: So spricht der Herr: "Wer für den Tod bestimmt ist, zum Tod, wer für das Schwert bestimmt ist, zum Schwert, wer für den Hunger bestimmt ist, zum Hunger, wer für die Gefangenschaft bestimmt ist, zur Gefangenschaft." Vier Dinge bestelle ich wider sie" - Spruch des Herrn: "Das Schwert zum Morden, die Hunde zum Fortschleifen, die Vögel des Himmels und das Feldgetier zum Fressen und zum Vertilgen. Und ich gebe sie hin allen Reichen der Erde zur Mißhandlung wegen des Manasse, des Hiskiasohnes, des Königs von Juda, zur Strafe für das, was er in Jerusalem verübte." "Wer hat mit dir, Jerusalem, Mitleid, wer bedauert dich? Wer kehrt bei dir ein, nach deinem Ergehen zu fragen? Verstoßen hast du mich" - Spruch des Herrn - "und mir den Rücken gewandt. So habe ich denn meine Hand wider dich ausgestreckt und dich vernichtet; ich ward müde der Nachsicht. Mit der Schaufel worfelte ich sie in den Toren des Landes; ich machte mein Volk kinderlos, ließ es verderben, weil es von seinen Wegen sich nicht bekehrte. Seine Witwen wurden mir zahlreicher als der Meeressand. Ich brachte über sie, über Mutter und Jüngling, den Verwüster am hellen Mittag, ließ jäh Schrecken und Angst sie befallen. Die siebenmal geboren hatte, sank dahin, ihr Leben verhauchend. Ihr sank die Sonne, als es noch Tag war, sie wurde gedemütigt und enttäuscht. Den Rest von ihnen gebe ich dem Schwert preis vor ihren Feinden" - Spruch des Herrn. Weh mir, meine Mutter, daß du mich gebarst, den Mann des Streites und Zankes für alle Welt! Ich bin niemands Gläubiger oder Schuldner; doch alle verfluchen mich. Fürwahr, o Herr, ich diente dir doch aufs beste, trat ein bei dir sogar für den Feind zur Zeit des Unglücks und zur Zeit der Not. ["Kann man Eisen zertrümmern, Eisen vom Norden, und Erz? Deinen Besitz und deine Schätze gebe ich der Plünderung preis als Entgelt für all deine Sünden in deinem ganzen Gebiet. Ich mache dich deinen Feinden dienstbar in einem Land, das dir unbekannt ist. Denn in meiner Nase lodert ein Feuer; gegen euch ist es entbrannt."] Du weißt es, Herr! Gedenke meiner und achte auf mich! Nimm Rache für mich an meinen Verfolgern! Bei deiner Langmut raffe mich nicht weg; wisse, daß ich deinetwegen Schmach ertrage! Fanden sich Worte von dir, so verschlang ich sie; zur Wonne ward mir dein Ausspruch und zur Freude meines Herzens, weil ich nach deinem Namen benannt bin, Herr, Gott der Heere! Ich sitze nicht jubelnd im Kreise der Fröhlichen; einsam sitze ich unter dem Druck deiner Hand; denn du erfülltest mich mit (deinem) Zorn. Warum soll ewig dauern mein Schmerz, meine Wunde unheilbar sein, ohne Aussicht auf Gesundung? Wie ein Trugbach wurdest du mir, wie ein unzuverlässiges Wasser. Darum sprach der Herr also: "Kehrst du um, so lasse ich dich wieder vor mir stehen; redest du Kostbares und nicht Wertloses, dann sollst du wieder mein Mund sein! Jene sollen nach dir sich richten, du aber richte dich nicht nach ihnen! Und ich mache dich für dieses Volk zur ehernen, befestigten Mauer. Mögen sie auch gegen dich kämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin bei dir, um dir zu helfen und dich zu retten" - Spruch des Herrn. "Ich befreie dich aus der Bösen Gewalt, erlöse dich aus der Faust der Gewaltmenschen." Es erging das Wort des Herrn an mich: "Du sollst keine Frau nehmen und keine Söhne und Töchter haben an diesem Ort! Denn so spricht der Herr über die Söhne und Töchter, die an diesem Ort geboren werden, und über ihre Mütter, die sie gebären, und über ihre Väter, die sie in diesem Lande zeugen: Auf qualvolle Art müssen sie sterben, man wird sie nicht beklagen und nicht begraben; als Mist liegen sie auf dem Boden, durch Schwert und Hunger kommen sie um; ihre Leichen werden zu einem Fraß für die Vögel des Himmels und die Tiere des Landes." Ja, so sprach der Herr: "Betritt kein Trauerhaus, geh nicht zur Totenklage, und bekunde niemandem Beileid; denn ich habe diesem Volke mein Wohlwollen entzogen" - Spruch des Herrn -, "die Huld und auch das Erbarmen. In diesem Lande muß groß und klein sterben; man wird sie nicht begraben und nicht beklagen, niemand ritzt sich um ihretwillen die Haut, und niemand schert sich das Kopfhaar. Man wird keinem das Trauerbrot brechen, um ihn zu trösten wegen eines Verstorbenen, und man reicht ihm nicht den Trostbecher um seines Vaters und seiner Mutter willen. Auch ein Haus, in dem ein Gastmahl stattfindet, darfst du nicht betreten, um mit den Leuten beim Essen und Trinken zu sitzen! Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Fürwahr, ich bringe zum Verstummen an diesem Ort vor euren Augen und in euren Tagen Jubelruf und Freudenruf, das Jauchzen des Bräutigams und der Braut! Tust du nun diesem Volke all diese Worte kund, und fragen sie dich: "Warum droht der Herr uns all dieses große Unheil an? Worin besteht unsere Schuld und Sünde, die wir gegen den Herrn, unseren Gott, begingen?", dann sprich zu ihnen: Eure Väter verließen mich" - Spruch des Herrn - "und liefen anderen Göttern nach, dienten ihnen und beteten sie an, mich aber ließen sie im Stich, und mein Gesetz beobachteten sie nicht. Ihr aber triebet es noch schlimmer als eure Väter; siehe, jeder von euch folgte dem Starrsinn seines bösen Herzens, ohne auf mich zu hören. Darum schleuderte ich euch fort aus diesem Land in ein Land, das euch und euren Vätern unbekannt war. Dort möget ihr anderen Göttern dienen bei Tag und bei Nacht, während ich euch kein Erbarmen schenke!" ["Darum siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da wird es nicht mehr heißen: "So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägypten heraufgeführt hat", sondern man wird sagen: "So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus dem Nordland heraufgeführt hat und aus allen Ländern, wohin er sie versprengt hatte!" Ich bringe sie in ihr Heimatland, das ich ihren Vätern verliehen habe."] "Fürwahr, ich sende nach zahlreichen Fischern" - Spruch des Herrn -, "die fischen sie weg; hernach sende ich nach vielen Jägern, die werden nach ihnen jagen von jedem Berg und von jedem Hügel herab und aus den Felsklüften heraus. Denn meine Augen sind auf alle ihre Wege gerichtet. Sie sind mir nicht verborgen, und ihre Schuld ist meinen Augen nicht verhüllt. So vergelte ich zunächst in entsprechendem Maße ihre Schuld und Sünde, weil sie mein Land entweihten durch das Aas ihrer Scheusale und ihrer Greueltaten, die mein Erbteil erfüllen." "Herr, meine Stärke und meine Burg, meine Zuflucht am Tage der Not, Völker kommen zu dir vom Ende der Erde und sprechen: "Unsere Väter besaßen nur Trug, Wahngestalten und nichtsnutzige Götzen! Kann ein Mensch sich Götter machen? Das sind doch keine Götter!" "Darum wohlan, ich bringe sie zur Erkenntnis, meine Stärke und Macht will ich ihnen diesmal zeigen! Sie sollen erkennen, daß mein Name "Herr" ist." "Judas Sünde ist aufgeschrieben mit einem Griffel von Eisen, mit diamantenem Stift eingegraben auf die Tafel ihres Herzens, auf die Hörner ihrer Altäre [, wie auch ihre Söhne gedenken ihrer Altäre und Ascheren bei jedem grünen Baum und auf den hochragenden Hügeln der Berge im Gelände]. Deinen Besitz und all deine Schätze gebe ich der Plünderung preis als Entgelt für all deine Sünden in deinem ganzen Gebiet. (15,13) Deine Hand mußt du lassen von deinem Erbe, das ich dir verlieh. Ich mache dich deinen Feinden dienstbar in einem Land, das dir unbekannt ist. Denn in meiner Nase lodert ein Feuer, für immer ist es entbrannt." (15,14) So spricht der Herr: "Verflucht der Mann, der auf Menschen vertraut und auf gebrechliches Fleisch sich stützt und dessen Gesinnung vom Herrn abweicht! Er ist einem kahlen Strauch in der Steppe gleich, nimmer erlebt er, daß Gutes kommt; er wohnt im dürren Wüstenland, auf salzigem, unbewohnbarem Boden. Gesegnet der Mann, der auf den Herrn vertraut und dessen Zuflucht der Herr ist! Er gleicht dem Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln ausstreckt am Bach. Er fürchtet sich nicht, wenn die Hitze kommt, sein Laubwerk bleibt grün; auch in dürren Jahren wird ihm nicht bang, und unaufhörlich trägt er Früchte. Ränkevoll ohnegleichen ist das Herz und verkommen, wer begreift es? Ich, der Herr, durchforsche das Herz und prüfe die Nieren, um jedem zu vergelten nach seinem Wandel, wie sein Tun es verdient." Einem Rebhuhn, das ausbrütet, was es nicht gelegt, gleicht einer, der Reichtum erwirbt durch Unrecht. In seines Lebens Mitte muß er ihn lassen, an seinem Ende steht er als Tor da. Thron der Herrlichkeit, erhaben von Anbeginn, Stätte unseres Heiligtums, du Israels Hoffnung, o Herr! Wer dich verläßt, wird beschämt; in den Staub wird geschrieben, wer von dir weicht; denn sie verließen den Herrn, den Quell des sprudelnden Wassers. Heile mich, Herr, und ich bin heil, hilf mir, und mir wird Hilfe zuteil! Denn mein Lobpreis bist du! Siehe, jene sprechen zu mir: "Wo ist denn das Wort des Herrn, es erfülle sich doch!" Ich aber habe mich nicht entzogen dem Amte des Hirten in deinem Dienst und wünschte den Unheilstag nicht herbei. Du weißt es: Was mir über die Lippen kam, ward vor deinem Antlitz offenbar! Werde mir nicht zum Entsetzen, du, meine Zuflucht am Tage des Unheils! Meine Verfolger seien beschämt, aber ich nicht! Sie sollen erschrecken, nicht aber ich! Bring über sie den Unheilstag und laß sie zerbrechen mit doppeltem Zusammenbruch! So sprach der Herr zu mir: "Geh und stelle dich an das Tor der Söhne des Volkes, durch das die Könige von Juda ein- und ausziehen, und an alle Tore Jerusalems! Sprich zu ihnen: Hört das Wort des Herrn, ihr Könige Judas, Leute von Juda und Bewohner Jerusalems, alle, die ihr durch diese Tore kommt! So spricht der Herr: Hütet euch um eures Lebens willen, am Sabbattag Lasten zu tragen und sie in die Tore Jerusalems hineinzubringen! Bringt auch am Sabbattag keine Last aus euren Häusern weg und verrichtet keinerlei Arbeit! Heilighalten sollt ihr vielmehr den Sabbattag, wie ich euren Vätern befohlen habe! Diese freilich gehorchten nicht und machten ihr Ohr nicht geneigt, sondern versteiften ihren Nacken, ohne zu gehorchen und Zucht anzunehmen. Wenn ihr nun wirklich auf mich hört" - Spruch des Herrn - "und am Sabbattag keine Last in die Tore dieser Stadt bringt und so den Sabbattag heiligt und keinerlei Arbeit an ihm verrichtet, dann werden durch die Tore dieser Stadt Könige einziehen, die auf Davids Thron sitzen und mit Wagen und Rossen fahren, sie und ihre Fürsten, die Männer von Juda und die Bewohner Jerusalems, und diese Stadt wird ewig bestehen. Dann kommen von den Städten Judas und der Umgebung Jerusalems, vom Lande Benjamin, aus der Niederung, vom Gebirge und aus dem Südland Leute und bringen Brand-, Schlacht- und Speiseopfer und Weihrauch herbei; auch Dankopfer bringen sie dar im Hause des Herrn. Hört ihr aber nicht auf mich und haltet ihr den Sabbat nicht heilig, tragt Lasten und kommt damit in die Tore Jerusalems am Sabbattag, dann lege ich Feuer an seine Tore, damit es Jerusalems Paläste fresse und nicht mehr erlösche." Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging: "Auf, gehe hinab zum Haus des Töpfers! Dort lasse ich dich meine Worte vernehmen." Da ging ich hinab zum Haus des Töpfers; der war gerade bei der Arbeit an der Töpferscheibe. Mißriet das Gefäß, das er in Arbeit hatte - wie das so geht beim Ton in des Töpfers Hand -, so begann er erneut und machte ein anderes Gefäß daraus, wie es der Töpfer für angemessen hielt. Da erging das Wort des Herrn an mich: "Kann ich es nicht mit euch so machen wie dieser Töpfer da, Haus Israel?" - Spruch des Herrn. "Fürwahr, wie der Lehm in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel. Bald drohe ich einem Volke oder einem Reiche an, daß ich es entwurzle, zerstöre und vernichte. Bekehrt sich aber jenes Volk, dem ich gedroht habe, von seiner Bosheit, so gereut mich des Unheils, das ich ihm anzutun gedachte. Bald verheiße ich einem Volke oder einem Reiche, daß ich es aufbaue und pflanze. Tut es aber dann, was mir mißfällt, indem es nicht auf meine Stimme hört, dann gereut mich des Guten, das ich ihm zu tun verheißen habe. Rede nun zu den Männern von Juda und den Bewohnern Jerusalems: So spricht der Herr: Seht, ich forme als Töpfer wider euch Unheil und fasse einen Plan gegen euch! Kehre doch ein jeder um von seinem bösen Wege! Bessert euren Wandel und eure Werke!" Indes antworteten sie: "Umsonst! Unseren eigenen Plänen wollen wir folgen und Mann für Mann nach dem Starrsinn unseres bösen Herzens handeln!" Darum spricht der Herr folgendes: "Fraget nach bei den Völkern, wer je solches gehört hat! Ganz entsetzliche Dinge vollbrachte die Jungfrau Israel. Weicht denn das Gestein der Flur, der Schnee des Libanon, oder versiegen fließende Wasser, sprudelnde Quellen? Ja, vergessen hat mich mein Volk, sie räuchern den nichtigen Götzen. Doch ich lasse sie straucheln auf ihren Wegen, den altgewohnten Bahnen, so daß sie Pfade schreiten müssen auf ungebahntem Weg. Ich mache ihr Land zur Wüstenei, zum Gespött für ewig; wer immer vorbeikommt, entsetzt sich darüber und schüttelt das Haupt. Dem Ostwind gleich versprenge ich sie vor dem Feind. Ich zeige ihnen den Rücken und nicht das Gesicht am Tage ihres Verderbens." Da sprachen sie: "Kommt, laßt uns Pläne schmieden gegen Jeremias! Denn die Weisung ist nicht gewichen vom Priester und der Rat vom Weisen und das Wort vom Propheten! Wohlan, schlagen wir ihn mit seiner eigenen Zunge, und geben wir acht auf jedes seiner Worte!" O Herr, beachte du mich, vernimm die Rede meiner Widersacher! Darf man denn Gutes vergelten mit Bösem? Denn sie haben mir eine Grube gegraben. Gedenke, wie ich vor dein Antlitz trat, um zu ihren Gunsten zu reden, um deinen Unmut von ihnen zu wenden! Darum gib ihre Söhne dem Hungertod preis und überliefere sie der Gewalt des Schwertes! Kinderlos seien ihre Frauen und verwitwet, ihre Männer von der Seuche erwürgt, ihre Jünglinge erschlagen vom Schwert im Kampf! Aus ihren Häusern erschalle Klagegeschrei, wenn du plötzlich raubende Horden über sie bringst! Denn sie haben eine Grube gegraben, um mich zu fangen, meinen Füßen haben sie Schlingen gelegt. Du aber, Herr, kennst ja genau ihren ganzen Mordplan gegen mich. Verzeih ihnen nicht ihre Schuld, lösche ihre Sünde nicht aus vor dir! Sie mögen stürzen vor deinem Antlitz! Zur Zeit deines Zornes tritt gegen sie auf! So sprach der Herr zu mir: "Gehe hin und kaufe dir einen irdenen Krug, nimm mit dir einige Älteste aus dem Volk und von den Priestern, und gehe hinaus zum Tal Ben-Hinnom an den Eingang des Scherbentores! Verkündige dort die Worte, die ich zu dir rede! Sprich: Höret das Wort des Herrn, ihr Könige von Juda und ihr Bewohner Jerusalems! So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Fürwahr, ich bringe Unheil über diese Stätte, daß jedem, der davon hört, die Ohren gellen. Sie verließen mich ja, haben diesen Ort mir entfremdet und brachten an ihm anderen Göttern, von denen sie selbst, ihre Väter und die Könige von Juda früher nichts wußten, Rauchopfer dar und erfüllten diese Stätte mit dem Blut von Unschuldigen. Sie errichteten die Opferstätte des Baal, um ihre Söhne im Feuer als Brandopfer für den Baal zu verbrennen, was ich nicht geboten und nicht befohlen habe und was mir nie in den Sinn gekommen ist. Darum werden Tage kommen" - Spruch des Herrn -, "da diese Stätte nicht mehr Tophet und Tal Ben-Hinnom heißen wird, sondern "Würgetal". Dann vereitle ich den Plan Judas und Jerusalems an dieser Stätte. Ich lasse sie durch das Schwert vor ihren Feinden fallen, und durch die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Ich gebe ihre Leichname den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraß. Ich mache diese Stadt zum Gegenstand des Entsetzens und des Spottes: Wer immer an ihr vorübergeht, wird entsetzt sein und über all ihre Schicksalsschläge spotten. Das Fleisch ihrer Söhne und das Fleisch ihrer Töchter gebe ich ihnen zur Nahrung; einer wird sich vom Fleisch des andern ernähren in der Drangsal und Not, die ihre Feinde und alle, die ihnen nach dem Leben trachten, über sie bringen. Zerschmettere den Krug vor den Augen der Männer, die mit dir gegangen sind! Sprich zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: Ebenso zerschmettere ich dieses Volk und diese Stadt da, wie man Töpfergeschirr zerbricht, so daß es nicht wiederhergestellt werden kann. Das Tophet wird als Begräbnisstätte dienen, weil es zum Begraben keinen Platz mehr gibt. So will ich mit diesem Orte verfahren" - Spruch des Herrn - "und mit seinen Bewohnern, indem ich diese Stadt dem Tophet gleichmache. Die Häuser von Jerusalem und die Häuser der Könige Judas sollen unrein werden und gleich der Stätte des Tophet, alle die Häuser, auf deren Dächern man dem ganzen Himmelsheere räucherte und fremden Göttern Trankopfer spendete." Jeremias aber kehrte vom Tophet, wohin ihn der Herr mit prophetischem Auftrag gesandt hatte, zurück, trat in den Vorhof des Hauses des Herrn und sprach zum ganzen Volke: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Wahrlich, ich bringe über diese Stadt und über alle zu ihr gehörigen Orte sämtliches Unheil, das ich ihr angedroht habe! Denn sie versteiften ihren Nacken und hörten nicht auf meine Worte."" Es hörte aber der Priester Paschchur, der Sohn des Immer, der Oberaufseher im Hause des Herrn, wie Jeremias diese Worte weissagte. Da ließ Paschchur den Propheten Jeremias schlagen und in den Block legen. Dieser befand sich am oberen Benjaminstor am Hause des Herrn. Am anderen Morgen entließ Paschchur den Jeremias aus dem Block. Da wandte sich Jeremias an ihn: "Nicht mehr Paschchur nennt dich der Herr, sondern "Grauen ringsum". Denn so spricht der Herr: Fürwahr, ich gebe dich dem Grauen preis, dich selbst und all deine Freunde! Diese werden fallen durch das Schwert ihrer Feinde, und du mußt mit eigenen Augen zusehen. Ganz Juda aber überliefere ich der Gewalt des Königs von Babel. Der führt sie nach Babel fort und erschlägt sie mit dem Schwert. Ich überliefere den ganzen Besitz dieser Stadt, ihr gesamtes Gut, alle ihre Kostbarkeiten und alle Schätze der Könige von Juda der Gewalt ihrer Feinde; sie sollen sie plündern, fortschleppen und nach Babel bringen. Du aber, Paschchur, und alle deine Hausgenossen, ihr werdet in die Verbannung gehen! Nach Babel kommst du, und dort stirbst du und wirst dort begraben, du und all deine Freunde, denen du lügnerisch geweissagt hast." Du hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich betören; du hast mich ergriffen und überwältigt! Zum Gelächter bin ich den ganzen Tag, jedermann höhnt über mich! Ja, sooft ich rede, muß ich aufschreien, "Gewalt und Bedrückung" muß ich rufen; denn des Herrn Wort ward mir zum Schimpf und Spott jeden Tag. Sagte ich aber: Ich will nicht mehr denken an ihn und nicht mehr reden in seinem Namen, so ward es in meinem Innern wie brennendes Feuer, verschlossen in meinem Gebein. Müde bin ich, es zu ertragen, ich kann es nicht mehr. Ich höre ja das Flüstern der Vielen: "Grauen ringsum! Meldet es, wir zeigen ihn an!" Alle, die mir befreundet sind, lauern auf meinen Fall: "Man kann ihn vielleicht betören, daß wir uns seiner bemächtigen und unsere Rache nehmen an ihm!" Doch der Herr steht mir zur Seite wie ein gewaltiger Held. Darum straucheln meine Verfolger und obsiegen nicht. Sie sind vollkommen beschämt, weil sie nichts erreichen, gehüllt in dauernde, unvergeßliche Schmach. Und du, Herr der Heere, der du den Gerechten prüfst, der du siehst Nieren und Herz, laß mich deine Rache an ihnen sehen; denn dir stellte ich meine Sache anheim. Singet dem Herrn, rühmet den Herrn! Denn er rettet das Leben des Armen aus der Übeltäter Gewalt. Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren; der Tag, da mich meine Mutter gebar, sei nicht gesegnet! Verflucht der Mann, der meinem Vater die Frohbotschaft brachte: "Ein Kind, ein Knabe ist dir geboren!" und ihn damit hoch erfreute! Es ergehe jenem Tage wie den Städten, die der Herr erbarmungslos zerstört hat; er höre Wehgeschrei am Morgen und Kriegslärm um die Mittagszeit, weil er mich nicht tötete im Mutterleib, daß meine Mutter mir wäre zum Grab geworden und ihr Schoß für ewig schwanger! Warum denn kam ich aus dem Mutterleib hervor, um Mühsal nur und Kummer zu erleben, da meine Tage mir in Schmach zerrinnen? Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging, als der König Zidkia den Paschchur, den Sohn des Malkija, und den Priester Zephanja, den Sohn des Maaseja, zu ihm sandte und ihn ersuchte: "Befrage doch den Herrn für uns! Denn Nebukadnezar, der König von Babel, führt Krieg wider uns; vielleicht handelt der Herr an uns wie bei seinen früheren Wundertaten, so daß er von uns abziehen muß." Da antwortete ihnen Jeremias: "Berichtet Zidkia folgendes: So spricht der Herr, der Gott Israels: "Wahrlich, ich wende in eurer Hand die Kriegswaffen um, mit denen ihr wider den König von Babel und die euch belagernden Kaldäer draußen vor der Mauer kämpft; ich bringe sie in das Innere dieser Stadt zurück! Ich selbst kämpfe wider euch mit ausgestreckter Hand und starkem Arm, mit Zorn, Ingrimm und großer Wut. Ich schlage die Bewohner dieser Stadt, sowohl Menschen als auch Vieh; an einer furchtbaren Seuche sollen sie sterben! Danach", so lautet des Herrn Spruch, "überliefere ich den Zidkia, den König von Juda, seine Knechte und seine Leute, die in dieser Stadt von der Seuche, dem Schwert und dem Hungertod verschont blieben, in die Gewalt Nebukadnezars, des Königs von Babel, in die Gewalt ihrer Feinde und in die Gewalt derer, die ihnen nach dem Leben trachten. Er wird sie schlagen mit scharfem Schwert ohne Mitleid, ohne Schonung und Gnade."" Zu diesem Volk sollst du sagen: "So spricht der Herr: Seht, den Weg des Lebens und den Weg des Todes stelle ich euch zur Wahl: Wer in dieser Stadt bleibt, stirbt durch das Schwert, durch Hunger oder Pest. Wer aber hinausgeht und sich den Kaldäern, die euch belagern, ergibt, bleibt erhalten und hat sein Leben als Beute gewonnen. Denn ich habe mein Antlitz wider diese Stadt gerichtet zum Unheil und nicht zum Heil" - Spruch des Herrn. "Der Gewalt des Königs von Babel wird sie überliefert, und der wird sie in Asche legen." Zum Königshaus von Juda sprich: "Höret das Wort des Herrn, Haus David! So spricht der Herr: Haltet jeden Morgen gerechtes Gericht; aus der Hand des Bedrückers rettet den Beraubten! Sonst bricht wie Feuer mein Zorn aus und brennt, und niemand kann löschen. Siehe, ich komme über dich, die du eingesenkt wohnst auf dem Felsstock der Ebene" - Spruch des Herrn. "Ihr jedoch sprecht: "Wer kann uns überfallen, und wer dringt in unsere Wohnungen ein?" Ich suche euch heim, wie eure Taten es verdienen" - Spruch des Herrn. "Ich lege Feuer an ihren Wald, daß es ihre ganze Umgebung verzehrt." So sprach der Herr: "Steige hinab zum Palaste des Königs von Juda und verkünde daselbst folgende Weisung und sprich: Vernimm das Wort des Herrn, König von Juda, der du auf dem Thron Davids sitzest, und zwar du selbst, deine Diener und deine Leute, die durch diese Tore kommen! So spricht der Herr: Schafft Recht und Gerechtigkeit und rettet den Beraubten aus der Hand des Bedrückers! Fremdlinge, Waisen und Witwen bedrängt und mißhandelt nicht und vergießt kein schuldloses Blut an dieser Stätte! Nein, befolgt vielmehr genau diese Weisung! Dann werden durch die Tore dieses Palastes Könige einziehen, die auf dem Thron Davids sitzen, die mit Wagen und Rossen einherfahren. Hört ihr aber auf diese Worte nicht, dann schwöre ich bei mir selbst" - Spruch des Herrn -: "Zur Trümmerstätte wird dieser Palast!" Denn so spricht der Herr über den Palast des Königs von Juda: "Du bist mir zwar (kostbar) wie Gilead, wie der Gipfel des Libanon; doch wahrlich, ich mache dich zur Wüste, zum unbewohnten Land. Verderber bestelle ich wider dich, einen jeden mit seiner Axt. Deine erlesenen Zedern hauen sie um und werfen sie in das Feuer." Wenn dann viele Volksscharen an dieser Stadt vorüberziehen und einander fragen: "Warum verfuhr der Herr derartig mit dieser großen Stadt?", dann wird man erwidern: "Weil sie den Bund mit dem Herrn, ihrem Gott, verlassen, fremde Götter angebetet und ihnen gedient haben." Weinet nicht um den Toten, haltet um ihn keine Trauer! Bitter weinet um den, der fortzieht; denn nimmer kehrt er zurück und sieht nie wieder sein Heimatland! Denn so spricht der Herr über Sallum, den Sohn Josias, den König von Juda, der seinem Vater Josia in der Königsherrschaft folgte: "Der fortzog von dieser Stätte, kehrt nie mehr dahin zurück; er stirbt vielmehr an dem Ort, wohin man ihn wegführte, und dieses Land sieht er nicht wieder." "Weh dem, der sein Haus mit Unrecht baut, seine Obergemächer mit Rechtlosigkeit, der seinen Nächsten umsonst sich mühen läßt und ihm seinen Lohn vorenthält, der spricht: "Ich baue mir ein geräumiges Haus und weite Obergemächer", der daran Fenster ausbricht, es mit Zedernholz täfelt und rot bemalt. Bist du König geworden, um dich eifrig mit Zedernbauten zu beschäftigen? Hat dein Vater nicht auch gegessen und getrunken? Und doch übte er Recht und Gerechtigkeit; da ging es ihm gut. Er vertrat des Armen und Elenden Recht; da war es gut. Heißt nicht dies mich wirklich erkennen?" - Spruch des Herrn. "Dagegen richten sich deine Augen und dein Herz ausschließlich auf deinen Gewinn und auf der Unschuldigen Blut, das du vergießest, auf Gewalt und Bedrückung, die du verübst." So spricht denn der Herr über Jojakim, den Sohn des Josia, den König von Juda: "Totenklage hält man ihm nicht: "Ach, mein Bruder, ach, Schwester!", nein, um ihn klagt man nicht: "Ach, der Gebieter, ach, seine Majestät!" Ein Eselsbegräbnis wird er erhalten; man schleift ihn hinweg und wirft ihn hin außerhalb der Tore Jerusalems." Auf den Libanon steige und schreie, in Basan erhebe deinen Ruf! Schreie von den Abarimbergen herab, daß all deine Freunde zerschmettert sind! Ich redete dir zu, als du noch sorglos warst; du hast erwidert: "Ich höre nicht!" Dies war dein Benehmen von Jugend auf, daß du nicht hörtest auf meine Stimme. All deine Hirten weidet der Wind, und deine Freunde müssen in die Verbannung. Dann kommst du in Schmach und Schande ob all deiner Bosheit. Die du auf dem Libanon thronst, auf den Zedern dein Nest hast, wie wirst du stöhnen, wenn dich Wehen befallen, Krämpfe wie bei einer Gebärenden! "So wahr ich lebe" - Spruch des Herrn -, "wenn auch Konjahu (Jojachin), der Sohn Jojakims, der König von Juda, ein Siegelring wäre an meiner Rechten, ich risse dich von da hinweg! Ich gebe dich in die Gewalt derer, die dir nach dem Leben trachten, und in die Gewalt derer, vor denen dir bangt: in die Hand des Königs Nebukadnezar von Babel und in die Hand der Kaldäer. Ich schleudere dich und deine Mutter, die dich geboren, fort in ein fremdes Land, das nicht eure Heimat ist, und daselbst müßt ihr sterben. Aber in das Land, wohin sie sehnlichst heimkehren möchten, dorthin kehren sie niemals zurück. Ist denn dieser Mann Konjahu ein verachtetes, zerschlagenes Gefäß oder ein Gerät, das niemand mag? Warum wird er weggeschleudert und hingeworfen in ein Land, das ihm unbekannt ist?" Land! Land! Land! Höre das Wort des Herrn! So spricht der Herr: "Diesen Mann schreibt als kinderlos ein, als Mann, der im Leben ohne Erfolg war! Denn keinem seiner Nachkommen wird es gelingen, auf dem Throne Davids zu sitzen und in Juda wieder zu herrschen!" "Wehe den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen!" - Spruch des Herrn. Darum spricht der Herr, der Gott Israels, wider die Hirten, die mein Volk weiden: "Ihr seid es, die meine Schafe zerstreuten und auseinanderjagten und sich um sie nicht kümmerten. Wartet, nun will ich euch heimsuchen um eurer bösen Taten willen" - Spruch des Herrn. "Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, in die ich sie versprengt habe, und bringe sie wieder auf ihre Aue, daß sie sich mehren und zahlreich werden. Ich bestelle ihnen Hirten, die sie hüten sollen; sie brauchen sich dann nicht mehr zu fürchten und zu ängstigen, und man wird keines mehr vermissen" - Spruch des Herrn. "Fürwahr, Tage werden kommen" - Spruch des Herrn -, "da lasse ich dem David einen gerechten Sproß erstehen; als König herrscht er in Weisheit, im Lande vollbringt er Recht und Gerechtigkeit. Heil kommt über Juda in seinen Tagen, und Israel wohnt in Sicherheit; dies ist der Name, den man ihm gibt: "Herr, unsere Gerechtigkeit!" Darum seht, es kommen Tage", - Spruch des Herrn -, "da sagt man nicht mehr: "So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägypten heraufgeführt hat", sondern: "So wahr der Herr lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel aus dem Nordland und aus allen anderen Ländern, wohin ich sie versprengte, heraufgeführt und heimgebracht hat, damit sie wieder auf ihrem Heimatboden wohnen."" Den Propheten gilt: In meiner Brust bricht mir das Herz, alle meine Glieder zittern; wie ein Betrunkener bin ich, wie ein Mensch, den der Wein übermannt, vor dem Antlitz des Herrn und seinen heiligen Worten: "Das Land ist mit Ehebrechern gefüllt; ja, ihretwegen vertrocknet das Land, sind verdorrt die Auen der Trift. Ihr Streben ist Bosheit, ihre Stärke ist Unrecht. Ja, selbst Prophet und Priester sind gottlos, sogar in meinem Hause fand ich ihre Bosheit" - Spruch des Herrn. "Darum wird ihnen ihr Weg wie ein schlüpfriger Pfad; im Dunkel stürzen sie hin und fallen darauf. Denn Unheil bringe ich über sie in ihrer Heimsuchungszeit" - Spruch des Herrn. "Bei Samarias Propheten bemerkte ich Ärgerliches; sie prophezeiten beim Baal und verführten mein Volk Israel. Bei den Propheten Jerusalems aber sah ich Grauenhaftes: Ehebruch, lügenhaftes Verhalten und Bestärkung der Übeltäter, daß keiner von seiner Bosheit sich abwendet. Sie sind für mich alle wie Sodom und seine Bewohner wie Gomorra." Darum spricht der Herr der Heere wider die Propheten: "Fürwahr, mit Wermut speise ich sie, und mit Giftwasser tränke ich sie! Denn von den Propheten Jerusalems ist die Ruchlosigkeit ausgegangen über das ganze Land!" So spricht der Herr der Heerscharen: "Auf Prophetenworte höret nicht hin, denn sie betören euch nur; sie verkünden selbsterdachte Offenbarung, die nicht aus dem Munde des Herrn kam. Den Verächtern des Wortes des Herrn verheißen sie: "Euch wird Heil zuteil!" Wer seines Herzens Starrsinn folgt, dem sagen sie: "Über euch bricht kein Unheil herein!" Wer von ihnen steht im Rate des Herrn, daß er ihn sähe und sein Wort hörte? Wer hat sein Wort vernommen und kann es künden? Fürwahr, ein Sturm vom Herrn bricht los, ein Wirbelsturm; über das Haupt der Gottlosen braust er dahin. Der Zorn des Herrn wendet sich nicht, bis daß er vollbracht und vollführt seines Herzens Plan; am Ende der Tage erkennt ihr es deutlich! Ich sandte diese Propheten nicht, aber sie laufen dennoch; ich redete nicht zu ihnen, aber sie weissagen trotzdem. Hätten sie gestanden in meinem Rat, so würden sie meine Worte meinem Volk verkünden und es von seinem bösen Wandel bekehren und von seinen schlimmen Taten. Bin ich denn nur aus der Nähe ein Gott" - Spruch des Herrn - "und nicht vielmehr ein Gott aus der Ferne? Oder kann sich einer in Verstecken verbergen, so daß ich ihn nicht sehen kann?" - Spruch des Herrn. "Bin nicht ich es, der Himmel und Erde erfüllt?" - Spruch des Herrn. "Ich habe gehört, was die Propheten reden, die in meinem Namen Lüge weissagen: "Ich hatte einen Traum, ja, einen Traum hatte ich!" Wie lange noch (treiben sie es so)? Ist denn etwas Echtes im Herzen der Propheten, die Lüge weissagen und den Trug ihres Herzens? Sie haben die Absicht, durch ihre Träume, die sie einander erzählen, meinen Namen bei meinem Volk in Vergessenheit zu bringen, wie auch ihre Väter meinen Namen über dem Baal vergaßen. Der Prophet, der einen Traum hat, erzählt nur einen Traum, wer aber mein Wort hat, redet in Wahrheit mein Wort. Was hat denn das Stroh mit dem Korn zu tun?" - Spruch des Herrn. "Ist nicht mein Wort wie ein brennendes Feuer" - Spruch des Herrn -, "wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert? Darum, fürwahr, trete ich auf gegen die Propheten" - Spruch des Herrn -, "die einander meine Worte wegstehlen! Ich trete auf gegen die Propheten" - Spruch des Herrn -, "die ihre Zunge loslassen und Prophetensprüche reden! Ja, ich trete auf gegen die Propheten mit ihren Lügenträumen" - Spruch des Herrn -, "sie erzählen dieselben und führen mein Volk durch ihre Lügen und ihr Geschwätz in die Irre. Ich sandte sie nicht und beauftragte sie nicht, und einen Nutzen bringen sie diesem Volk in keiner Weise" - Spruch des Herrn. "Fragt dich dieses Volk [Prophet oder Priester]: "Was ist der Lastspruch des Herrn?", so erwidere ihnen: "Ihr seid die Last, und ich werfe euch ab"" - Spruch des Herrn. "Den Propheten aber und den Priester und die Laien, die "Last des Herrn" sagen, suche ich strafend heim samt ihrem Haus" - Spruch des Herrn. So sollt ihr zueinander, einer dem andern gegenüber, sprechen: "Was hat der Herr geantwortet?" oder "Was hat der Herr geredet?" Aber "Last des Herrn" gebraucht fürderhin nicht mehr! Denn darf sein Wort für jemand zur Last werden, so daß ihr die Worte des lebendigen Gottes, unseres Gottes, des Herrn der Heere, verdrehen dürftet? Sprich also zum Propheten: "Was hat der Herr dir geantwortet?" oder: "Was hat der Herr geredet?" Sagt ihr aber "Last des Herrn", so spricht der Herr dazu folgendes: "Ihr bedient euch dieses Wortes "Last des Herrn", obwohl ich euch verbieten ließ, "Last des Herrn" zu sagen; darum hebe ich euch auf und schleudere euch und die Stadt, die ich euch und euren Vätern gegeben habe, hinweg von meinem Antlitz! Immerwährende Schmach verhänge ich über euch und ewige Schande, die unvergessen bleibt." Der Herr zeigte mir in einer Schau zwei Feigenkörbe, die vor dem Tempel des Herrn standen. Es war in der Zeit, nachdem Nebukadnezar, der König von Babel, den Jechonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, samt den Fürsten Judas und den Schmieden und Schlossern von Jerusalem fortgeführt und nach Babel verschleppt hatte. In dem einen Korb waren ganz vorzügliche Feigen nach Art der Frühfeigen, im zweiten Korb dagegen befanden sich vollkommen verdorbene Feigen, so daß sie ungenießbar waren. Der Herr fragte mich: "Was siehst du, Jeremias?" Ich entgegnete: "Feigen! Die guten Feigen sind ganz vortrefflich, die verdorbenen aber ganz schlecht, so daß man sie nicht essen kann." Da erging das Wort des Herrn an mich: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Wie diese guten Feigen, so schaue ich die verbannten Judäer, die ich von dieser Stätte ins Land der Kaldäer fortgeschickt habe, huldvoll an. Ich richte meine Blicke gnädig auf sie und führe sie heim in dieses Land; ich baue sie auf und zerstöre sie nicht mehr, pflanze sie ein und reiße sie nicht mehr aus. Ich schenke ihnen ein Herz, mich zu erkennen, nämlich, daß ich der Herr bin. Dann werden sie mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein; denn sie werden sich von ganzem Herzen zu mir bekehren. Aber wie die schlechten Feigen, die verdorben und ungenießbar waren" - spricht der Herr -, "so behandle ich Zidkia, den König von Juda, samt seinen Fürsten und dem Rest von Jerusalem, denen, die in diesem Lande verblieben, und denen, die sich im Lande Ägypten seßhaft machten. Ich mache sie zum Entsetzen für alle Reiche der Erde, zum Schimpf und Spott, zum Hohn und Fluch an allen Orten, wohin ich sie verstoße. Ich sende unter sie das Schwert, den Hunger und die Pest, bis sie vollkommen aus dem Lande, das ich ihnen und ihren Vätern verliehen habe, vertilgt sind." Das Wort, das im vierten Jahr des Jojakim, des Sohnes Josias, des Königs von Juda - es war das erste Regierungsjahr Nebukadnezars, des Königs von Babel - an Jeremias wider das ganze Volk Juda erging und das der Prophet Jeremias zum gesamten Volke von Juda und zu allen Bewohnern Jerusalems redete: "Seit dem 13. Jahre des Josia, des Sohnes Amons, des Königs von Juda, bis heute, dreiundzwanzig Jahre lang, erging des Herrn Wort an mich. Immer wieder und wieder habe ich zu euch geredet, [ihr aber habt nicht gehört. Der Herr sandte alle seine Knechte, die Propheten, immer wieder zu euch, aber ihr habt nicht gehört und euer Ohr nicht hingeneigt, um zu hören.] Bekehrt euch doch, jeder von seinem bösen Wandel und seinem schlimmen Tun; dann bleibt ihr auf dem Boden wohnen, den der Herr euch und euren Vätern für immerwährende Zeiten gegeben hat!" "Lauft nicht hinter anderen Göttern her, ihnen zu dienen und sie anzubeten, und kränkt mich nicht durch eurer Hände Werk, damit ich euch nichts Übles antun muß! Aber ihr habt nicht auf mich gehört" - Spruch des Herrn -, "ihr kränkt mich durch eurer Hände Werk, euch selbst zum Unheil." Darum spricht der Herr der Heere: "Weil ihr nicht auf meine Worte gehört habt, seht, so sende ich nun hin und hole alle Nordstämme herbei" [Spruch des Herrn -, "Nebukadnezar, den König von Babel, meinen Knecht]. Ich lasse sie über dieses Land und seine Bewohner und über alle Völker ringsum hereinbrechen. Ich vollstrecke an ihnen den Bann und mache sie zu einem Gegenstand des Grauens, des Spottes und des Hohnes für immer. Ich lasse bei ihnen verschwinden Jubelruf und Freudenruf, die Stimme des Bräutigams und der Braut, das Geräusch der Handmühle und das Licht der Lampe. Dieses ganze Land wird zur Trümmerstätte, zur Wüste, und diese Völker werden dem König von Babel siebzig Jahre lang untertan sein. [Nach Ablauf der siebzig Jahre aber vergelte ich am König von Babel und jenem Volk" - Spruch des Herrn - "ihre Schuld, auch am Land der Kaldäer, und mache es zu einer Wüstenei für immer.] Ich erfülle dann an diesem Land all meine Worte, die ich über es verkündet habe, alles, was in diesem Buche geschrieben steht [, was Jeremias über alle Völker geweissagt hat. Denn große Völker und machtvolle Könige werden auch jene zur Dienstbarkeit zwingen; so vergelte ich ihnen, was sie taten und was ihre Hände verübten]." Denn so sprach der Herr, der Gott Israels, zu mir: "Nimm diesen Becher voll Zornwein aus meiner Hand, und laß alle Völker, zu denen ich dich sende, davon trinken! Trinken sollen sie, taumeln und von Sinnen kommen vor dem Schwert, das ich unter sie schicke!" Da nahm ich den Becher aus der Hand des Herrn und ließ alle Völker trinken, zu denen der Herr mich sandte: Jerusalem und die Städte Judas, seine Könige und seine Fürsten, um sie zum Trümmerhaufen zu machen, zum Gegenstande des Grauens, des Hohns und des Fluches, wie es heute der Fall ist, den Pharao, den König von Ägypten, samt seinen Knechten und Fürsten und seinem ganzen Volk, das gesamte Völkergemisch und alle Könige des Landes Uz, alle Könige des Philisterlandes, Askalon und Gaza, Ekron und den Überrest von Asdod, Edom, Moab und die Ammoniter, alle Könige von Tyrus und alle Könige von Sidon und die Könige der Küste jenseits des Meeres, Dedan, Tema, Bus und alle mit gestutztem Haarrand, alle Könige Arabiens und alle Könige des Völkergemischs, die in der Steppe wohnen, alle Könige Simris, alle Könige von Elam und alle Könige von Medien, endlich alle Könige des Nordens, die nahen und die fernen, einen nach dem andern, und alle Reiche der Welt, die es auf dem Erdboden gibt. Doch der König von Scheschak (d. h. Babel) soll nach ihnen trinken. Rede zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Trinket, daß ihr trunken werdet und ausspeien und fallen müßt und nicht wieder aufsteht vor dem Schwert, das ich unter euch sende! Weigern sie sich aber, den Becher aus deiner Hand zu nehmen und zu trinken, dann sage zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: Ihr müßt dennoch trinken! Denn siehe, bei der Stadt, die nach mir benannt ist, beginne ich mit dem Unheil, und ihr solltet da verschont bleiben? Nein, nicht werdet ihr verschont bleiben; denn ich rufe das Schwert wider alle Bewohner der Erde" - Spruch des Herrn der Heerscharen. "All diese Drohungen tu ihnen kund und wende dich an sie: Aus der Höhe herab brüllt der Herr, seinen Ruf läßt er schallen von seiner heiligen Wohnstatt. Mächtig brüllt er über seiner Aue; einen Zuru stimmt er an wie Keltertreter. Zu allen Bewohnern der Erde dringt das Getöse, ja bis ans Ende der Erde; denn Streit hat der Herr mit den Völkern, er hält Gericht über alles Fleisch, er überliefert die Frevler dem Schwert" - Spruch des Herrn. So spricht der Herr der Heerscharen: "Fürwahr, Unheil schreitet von Volk zu Volk, ein gewaltiger Sturm bricht los von den Enden der Erde. Die Erschlagenen des Herrn liegen alsdann von einem Ende der Erde bis zum anderen. Nicht beklagt man sie, man sammelt sie nicht, kein Begräbnis wird ihnen zuteil; sie dienen als Mist auf dem Acker. Heult, ihr Hirten, und schreit! Duckt euch, ihr Lenker der Herde! Denn die Zeit ist da, euch zu schlachten und euch zu zerschmettern, so daß ihr stürzt wie ein Prachtgefäß. Keine Flucht ist möglich den Hirten, kein Entrinnen den Lenkern der Herde. Horch, wie die Hirten schreien und die Lenker der Herde heulen! Denn der Herr verheert ihre Weide. Zerstört sind die friedlichen Auen vor dem glühenden Zorne des Herrn. Wie ein Löwe verläßt er sein Dickicht; denn zur Wüste wurde ihr Land vor seinem verheerenden Schwert und vor der Glut seines Zornes. Im Anfang der Regierung Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, erging vom Herrn folgendes Wort: "So spricht der Herr: Stelle dich in den Vorhof des Hauses des Herrn und rede zu den Leuten aus allen Ortschaften Judas, die gekommen sind, um im Hause des Herrn anzubeten, alle Drohworte, deren Verkündigung ich dir befohlen habe; laß kein Wort weg! Vielleicht hören sie und bekehren sich von ihrem bösen Wandel. Dann würde ich vom Unheil absehen, das ich wegen ihrer schlimmen Taten zu schicken plane. So rede denn zu ihnen: So spricht der Herr: Folgt ihr mir nicht und wandelt ihr nicht nach dem Gesetz, das ich euch gegeben habe, indem ihr hört auf die Worte meiner Knechte, der Propheten, die ich immer wieder zu euch sende, obwohl ihr nicht hören wollt, dann verfahre ich mit diesem Haus wie mit Silo und mache diese Stadt zu einem Fluchwort für alle Völker der Erde." Die Priester und Propheten sowie alles Volk hörten, wie Jeremias diese Worte im Hause des Herrn vortrug. Als nun Jeremias seine Rede beendet hatte, die er im Auftrag des Herrn vor allem Volke halten mußte, da ergriffen ihn die Priester und die Propheten und alles Volk, wobei sie schrieen: "Jetzt mußt du aber sterben! Warum verkündest du im Namen des Herrn: Wie Silo wird es diesem Haus ergehen, und diese Stadt wird verwüstet und menschenleer werden?" Und das ganze Volk rottete sich gegen Jeremias im Hause des Herrn zusammen. Die Würdenträger Judas aber bekamen von diesen Vorgängen zu hören. Sie eilten vom Königspalast zum Hause des Herrn hinauf und nahmen am Eingang des Neuen Tempeltores Platz. Da riefen die Priester und Propheten den Würdenträgern und dem gesamten Volke zu: "Dieser Mann hat den Tod verdient, denn er weissagte wider diese Stadt, wie ihr es mit eigenen Ohren vernommen habt." Jeremias aber entgegnete allen Würdenträgern und dem gesamten Volk: "Der Herr sandte mich, um wider dieses Haus und wider diese Stadt all die Worte zu weissagen, welche ihr gehört habt. Bessert nun euren Wandel und eure Taten, und hört auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, dann läßt sich der Herr des Unheils gereuen, das er euch angedroht hat! Ich selbst bin in eurer Hand. Tut mit mir, was euch gut und recht dünkt! Jedoch müßt ihr wissen, daß ihr, wenn ihr mich tötet, unschuldiges Blut über euch, über diese Stadt und ihre Bewohner bringt. Denn der Herr hat mich wirklich zu euch gesandt, all diese Worte vor euren Ohren zu verkünden." Da sprachen die Würdenträger und das ganze Volk zu den Priestern und Propheten: "Dieser Mann hat den Tod nicht verdient; denn er sprach zu uns im Namen des Herrn, unseres Gottes." Es waren nämlich einige von den Ältesten des Landes aufgestanden und hatten zur gesamten Volksversammlung gesagt: "Micha von Moreschet wirkte in der Zeit des Hiskia, des Königs von Juda, als Prophet. Er sagte zum ganzen Volk von Juda: So spricht der Herr der Heere: "Als Acker wird der Sion gepflügt, zum Trümmerhaufen wird Jerusalem, zur Waldeshöhe der Tempelberg!" Hat ihn etwa Hiskia, der König von Juda, und Gesamtjuda getötet? Hat er nicht vielmehr Gottesfurcht bewiesen und den Herrn zu begütigen gesucht, so daß der Herr sich des Unheils gereuen ließ, das er ihnen angedroht hatte? Und wir sollten ein so furchtbares Unrecht tun zu unserem eigenen Schaden?" Damals trat noch ein anderer Mann im Namen des Herrn als Prophet auf, Uria, der Sohn des Schemaja aus Kirjat-Jearim. Er weissagte wider diese Stadt und dieses Land mit ganz ähnlichen Worten wie Jeremias. Der König Jojakim, seine sämtlichen Heerführer und alle obersten Beamten vernahmen seine drohenden Worte. Daher trachtete ihm der König nach dem Leben. Uria erfuhr es, fürchtete sich und floh nach Ägypten. Der König Jojakim aber sandte Leute nach Ägypten, und zwar Elnatan, den Sohn des Achbor, samt einigen Männern. Sie führten den Uria aus Ägypten weg und schleppten ihn zum König Jojakim. Dieser ließ ihn mit dem Schwert hinrichten und seinen Leichnam zu den Gräbern der gewöhnlichen Leute werfen. Indes schützte Achikam, der Sohn Schaphans, den Jeremias, so daß man ihn nicht der Gewalt des Pöbels zur Ermordung ausliefern konnte. Im Anfang der Regierung Zidkias, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, erging vom Herrn folgendes Wort an Jeremias: "So sprach der Herr zu mir: Mache dir Stricke und Jochhölzer und lege sie dir auf den Nacken! Sende eine Botschaft an den König von Edom, den König von Moab, den König der Ammoniter, den König von Tyrus und den König von Sidon durch ihre Gesandten, die zu Zidkia, dem König von Juda, nach Jerusalem gekommen sind. Weise sie an, ihren Gebietern folgendes zu sagen: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Sprechet so zu euren Gebietern: Ich erschuf die Erde, Menschen und Tiere, die sich auf der Erde befinden, mit meiner gewaltigen Kraft und meinem ausgestreckten Arme und kann sie verleihen, wem ich will. Nunmehr überliefere ich alle diese Länder in die Gewalt meines Knechtes, des Königs Nebukadnezar von Babel; selbst die Tiere des Feldes stelle ich ihm zu Diensten. Alle Völker sollen ihm, seinem Sohn und seinem Enkel dienen, bis die Zeit auch für sein eigenes Land kommt, da große Völker und gewaltige Könige es sich untertan machen. Will aber ein Volk oder ein Reich dem König Nebukadnezar von Babel nicht untertan sein und seinen Nacken nicht unter das Joch des Königs von Babel beugen: Mit Schwert, Hunger und Pest ahnde ich es an jenem Volke" - Spruch des Herrn -, "bis ich es seiner Gewalt überliefert habe. Ihr aber, hört doch nicht auf eure Propheten, eure Wahrsager, eure Träumer, auf eure Zeichendeuter und Zauberer, die zu euch sprechen: "Ihr braucht dem König von Babel nicht zu dienen!" Denn Lüge verkünden sie euch. Dadurch machen sie euch eurer Heimat verlustig, da ich euch verstoßen muß, so daß ihr zugrunde geht. Das Volk aber, das seinen Nacken unter das Joch des Königs von Babel beugt und ihm dient, lasse ich auf seiner heimatlichen Scholle wohnen" - Spruch des Herrn -, "es darf sie bebauen und darauf wohnen." Zu Zidkia, dem König von Juda, sprach ich ganz in diesem Sinne folgendes: "Beugt euren Nacken unter das Joch des Königs von Babel und werdet ihm und seinem Volke untertan, dann bleibt ihr am Leben! Warum wollt ihr denn, du und dein Volk, durch Schwert, Hunger und Pest sterben, wie der Herr dem Volke androhte, das dem König von Babel nicht dienen will? Hört nicht auf das Gerede der Propheten, die euch weismachen: "Ihr braucht dem König von Babel nicht dienstbar zu werden!" Denn Lüge verkünden sie euch." "Ich habe sie nicht gesandt" - Spruch des Herrn -, "so daß es Lüge ist, wenn sie in meinem Namen weissagen; die Folge ist, daß ich euch verstoßen muß und ihr zugrunde geht, ihr mitsamt den Propheten, die euch weissagen." Zu den Priestern und zu diesem ganzen Volke sprach ich: "So spricht der Herr: Hört nicht auf die Worte eurer Propheten, die euch weissagen: "Die Geräte des Hauses des Herrn werden jetzt bald von Babel zurückgebracht werden"; denn Lüge verkünden sie euch. Hört nicht auf sie! Werdet dem König von Babel dienstbar, dann bleibt ihr am Leben! Warum soll diese Stadt ein Trümmerhaufen werden? Sind sie Propheten und verfügen sie wirklich über das Wort des Herrn, so mögen sie doch fürbittend beim Herrn der Heerscharen dafür eintreten, daß die Geräte, die im Hause des Herrn und im Palast des Königs von Juda und in Jerusalem verblieben sind, nicht auch noch nach Babel kommen! Denn so spricht der Herr der Heerscharen betreffs der Säulen, des ehernen Meeres, der Gestelle und der übrigen Geräte, die noch in dieser Stadt verblieben sind, die Nebukadnezar, der König von Babel, noch nicht geraubt hat, als er Jechonja, den Sohn Jojakims, den König von Juda, aus Jerusalem nach Babel verschleppte samt allen Vornehmen von Juda und Jerusalem: [Ja, so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, betreffs der Geräte, die noch im Hause des Herrn und im Palast des Königs und in Jerusalem verblieben sind:] "Nach Babel werden sie gebracht, und sie werden dort bleiben bis auf den Tag, da ich mich um sie kümmere" - Spruch des Herrn - "und sie hole und an diese Stätte zurückbringe."" Im selben Jahre - es war zu Beginn der Regierung Zidkias, des Königs von Juda, im vierten Jahre -, im fünften Monat sprach Chananja, der Sohn des Assur, der Prophet aus Gibeon, zu Jeremias im Hause des Herrn vor den Priestern und dem ganzen Volke: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ich zerbreche das Joch des Königs von Babel. Innerhalb von zwei Jahren bringe ich an diese Stätte zurück alle Geräte des Hauses des Herrn, die Nebukadnezar, der König von Babel, hier geraubt und nach Babel gebracht hat. Auch Jechonja, Jojakims Sohn, den König von Juda, und alle nach Babel Verschleppten Judas bringe ich an diesen Ort zurück" - Spruch des Herrn -, "denn ich zerbreche das Joch des Königs von Babel." Da entgegnete der Prophet Jeremias dem Propheten Chananja vor den Priestern und dem ganzen Volke, das im Hause des Herrn stand. Der Prophet Jeremias sagte: "Gewiß, so handle der Herr! Der Herr möge deine Worte, die du verkündet hast, in Erfüllung gehen lassen und bringe die Geräte des Hauses des Herrn und alle Verbannten aus Babel an diese Stätte zurück! Höre jedoch dieses Wort, das ich nun dir und dem gesamten Volk in die Ohren rufe: Die Propheten, die vor mir und vor dir seit je gewirkt haben, weissagten gegen große Länder und gewaltige Reiche von Krieg, Unheil und Pest. Der Prophet aber, der von Heil weissagt, wird erst, wenn das prophetische Wort eintrifft, als solcher erkannt; dann hat der Herr ihn wirklich gesandt." Da nahm der Prophet Chananja das Jochholz vom Nacken des Propheten Jeremias und brach es entzwei. Chananja sprach vor dem ganzen Volke: "So spricht der Herr: Ebenso zerbreche ich das Joch des Königs Nebukadnezar von Babel, und zwar innerhalb zweier Jahre, und nehme es weg vom Nacken aller Völker." Da ging der Prophet Jeremias seines Weges. Nun erging das Wort des Herrn an Jeremias, nachdem der Prophet Chananja das Jochholz vom Nacken des Jeremias genommen und zerbrochen hatte: "Geh hin und sage zu Chananja: So spricht der Herr: Jochstangen aus Holz hast du zerbrochen, aber dafür Jochstangen aus Eisen gefertigt. Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ein eisernes Joch zwinge ich dem Nacken aller dieser Völker auf, daß sie Nebukadnezar, dem König von Babel, dienen. [Sie werden ihm dienen, und auch die Tiere des Feldes stelle ich zu seinen Diensten."] Da antwortete der Prophet Jeremias dem Propheten Chananja: "Hör doch, Chananja! Der Herr hat dich nicht gesandt, und du wiegst dieses Volk in falsche Sicherheit. Darum spricht der Herr: Siehe, ich nehme dich weg vom Erdboden; noch in diesem Jahre wirst du sterben; denn du hast Auflehnung wider den Herrn gepredigt." Der Prophet Chananja starb im selben Jahr im siebten Monat. Dies ist der Wortlaut des Briefes, den der Prophet Jeremias von Jerusalem aus an den Rest der Ältesten der Verbanntengemeinde, an die Priester, Propheten und das ganze Volk sandte, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel fortgeführt hatte, nachdem der König Jechonja und die Königinmutter, die Hofbeamten, die Würdenträger von Juda und Jerusalem, die Schmiede und Schlosser Jerusalem verlassen hatten. Er schickte den Brief durch Vermittlung des Elasa, des Sohnes Schaphans, und des Gemarja, des Sohnes des Hilkia, welche Zidkia, der König von Juda, nach Babel zu Nebukadnezar, dem König von Babel, sandte: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, zur gesamten Verbanntengemeinde, die man von Jerusalem nach Babel weggeführt hat: "Baut Häuser und wohnt darin, pflanzt Gärten und verzehrt ihre Frucht! Nehmt Frauen, zeugt Söhne und Töchter, nehmt Frauen für eure Söhne und gebt eure Töchter Männern, daß sie Söhne und Töchter bekommen; ihr sollt euch dort vermehren und nicht vermindern! Bemüht euch um das Wohlergehen des Landes, in das ich euch weggeführt, und betet für dieses zum Herrn; denn auf seinem Wohl beruht euer eigenes Wohl." So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Laßt euch nicht täuschen von euren Propheten, die unter euch sind, und von euren Wahrsagern! Höret nicht auf ihre Träume, die sie träumen! Denn Lüge ist, was sie euch in meinem Namen weissagen! Ich habe sie nicht gesandt" - Spruch des Herrn. Ja, so spricht der Herr: "Sind siebzig Jahre für Babel vorbei, dann nehme ich mich euer wieder an und erfülle an euch meine Verheißung, daß ich euch an diese Stätte heimführen werde. Denn ich weiß wohl, welcher Art meine Gedanken über euch sind" - Spruch des Herrn -, "Gedanken des Heils und nicht des Unheils, um euch eine hoffnungsvolle Zukunft zu gewähren. Ruft ihr mich an und wendet ihr euch betend an mich, so will ich euch erhören. Sucht ihr mich, so werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, dann lasse ich mich von euch finden" - Spruch des Herrn. "Ich wende euer Schicksal und sammle euch aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe", - Spruch des Herrn - "und führe euch zurück an die Stätte, von der ich euch in die Verbannung schleppen ließ." Ihr wendet nun ein: "Der Herr hat uns in Babel Propheten erweckt." [Denn so spricht der Herr über den König, der auf dem Throne Davids sitzt, und über alles Volk, das noch in dieser Stadt wohnt, nämlich eure Brüder, die nicht mit euch in die Verbannung mußten, - so spricht der Herr der Heerscharen: "Siehe, ich sende gegen sie Schwert, Hunger und Pest und behandle sie wie abscheuliche Feigen, die zu schlecht sind, als daß man sie genießen könnte. Ich verfolge sie mit Schwert, Hunger und Pest und mache sie zum Entsetzen für alle Reiche der Erde, zum Fluch und Grauen, Spott und Hohn bei allen Völkern, unter die ich sie verstoße. Denn sie hörten nicht auf meine Worte" - Spruch des Herrn - "obgleich ich meine Knechte, die Propheten, immer wieder zu ihnen sandte, freilich ohne daß ihr hörtet" - Spruch des Herrn. So hört doch ihr das Wort des Herrn, all ihr Verbannten, die ich von Jerusalem nach Babel verpflanzt habe!] So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, von Achab, dem Sohn Kolajas, und von Zidkia, dem Sohn Maasejas, die euch in meinem Namen Lüge weissagen: "Seht, ich liefere sie in die Gewalt des Babelkönigs Nebukadnezar; er wird sie vor euren Augen hinrichten lassen. Und man wird bei allen Verbannten Judas in Babel von ihnen ein Fluchwort herleiten: Der Herr mache dich dem Zidkia und Achab gleich, die der König von Babel im Feuer rösten ließ! "Denn sie verübten Törichtes in Israel, trieben mit den Frauen ihrer Volksgenossen Ehebruch und redeten in meinem Namen Lügenworte, die ich ihnen nicht aufgetragen hatte. Ich selbst weiß das und bezeuge es" - Spruch des Herrn." "Zu dem Nechelamiten Schemaja sprich: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Du hast in deinem eigenen Namen einen Brief an das ganze Volk in Jerusalem und an den Priester Zephanja, den Sohn Maasejas, und an alle Priester geschickt mit folgendem Inhalt: "Der Herr hat dich für den Priester Jojada ins Priesteramt eingesetzt, damit du im Hause des Herrn Aufseher seiest über jeden verrückten Weissager und ihn in Block und Halseisen legst. Warum bist du nun nicht gegen Jeremias aus Anatot eingeschritten, der sich bei euch als Prophet gebärdet? Hat er doch sogar an uns nach Babel eine Botschaft gesandt des Inhalts: Noch lange wird es währen! Baut Häuser und wohnt darin, pflanzt Gärten und genießt ihre Frucht!"" Der Priester Zephanja aber hatte diesen Brief dem Propheten Jeremias unmittelbar vorgelesen. Da erging die Weisung des Herrn an Jeremias: "Sende eine Botschaft an die Gesamtgemeinde der Verbannten: So spricht der Herr über Schemaja, den Nechelamiten: Schemaja hat euch geweissagt, ohne daß ich ihn sandte, und euch in falsche Sicherheit gewiegt. Darum spricht der Herr: Fürwahr, ich vergelte es an Schemaja, dem Nechelamiten, und seinen Nachkommen; er soll keinen haben, der unter diesem Volke wohnen bleibt und das Glück erleben darf, das ich meinem Volke bereiten werde" - Spruch des Herrn -, "denn er hat Aufruhr gegen den Herrn gepredigt." Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Schreibe dir alle Worte, die ich zu dir gesprochen habe, in ein Buch! Denn siehe, es werden Tage kommen" - Spruch des Herrn -, "da wende ich das Schicksal meines Volkes Israel und Juda", spricht der Herr, "und führe sie zurück in das Land, das ich ihren Vätern zum Besitz verliehen habe." Dies sind die Worte, die der Herr über Israel und Juda spricht: Ja, so spricht der Herr: "Schreckensrufe vernehmen wir, Angst herrscht und Unheil! Fragt doch und schaut, ob wohl ein Mann gebiert! Warum sehe ich jeglichen Mann mit den Händen an den Hüften wie eine gebärende Frau, alle Gesichter entstellt und leichenblaß? Ja, groß ist jener Tag, ganz ohnegleichen! Für Jakob ist es eine Zeit der Not, doch wird er daraus errettet. Alsdann geschieht es" - Spruch des Herrn der Heere -, "da zerbreche ich das Joch von seinem Halse und zerreiße seine Bande, und Fremde machen ihn nicht mehr zum Knecht. Vielmehr dienen sie dann dem Herrn, ihrem Gott, und ihrem König David, den ich ihnen erstehen lasse. Du aber, fürchte dich nicht, Jakob, mein Knecht", spricht der Herr, "Israel, erschrick nicht! Denn sieh, aus der Ferne errette ich dich, deine Nachkommen aus dem Land ihrer Verbannung! Jakob kehrt heim und findet Ruhe, lebt in Sicherheit, und niemand erschreckt ihn. Ja, ich bin mit dir" - Spruch des Herrn - "zu deiner Errettung. Denn ich mache ein Ende mit allen Völkern, unter die ich dich zerstreute; nur dich vertilge ich nicht, sondern züchtige dich nach Gebühr. Doch ungestraft kann ich dich nicht lassen." So spricht der Herr: "Schrecklich ist deine Verletzung, schmerzhaft deine Wunde! Deine Sache führt niemand, keine Heilung gibt es für dein Geschwür, kein Heilmittel ist für dich da. All deine Freunde haben dich vergessen, kümmern sich nicht mehr um dich. Denn wie ein Feind schlägt, so schlug ich dich mit unerbittlicher Züchtigung ob deiner vielfachen Schuld und deiner zahlreichen Sünden. Was schreist du über deine Verletzung, daß schrecklich dein Schmerz sei? Ob deiner vielfachen Schuld und deiner zahlreichen Sünden tat ich dir dieses an. Darum werden alle, die dich fraßen, gefressen, all deine Feinde müssen in die Gefangenschaft; wer dich plünderte, wird selbst geplündert, wer immer dich beraubte, den lasse ich berauben. Nun bringe ich dir Genesung und heile dich von deinen Wunden" - Spruch des Herrn -, "weil man dich "Verstoßene" genannt hat, Sion, nach der niemand fragt." So spricht der Herr: "Fürwahr, ich wende das Geschick der Zelte Jakobs, und seiner Wohnstätten erbarme ich mich. Die Stadt wird auf ihrem Hügel gebaut, und die Burg steht wieder an der gewohnten Stelle. Lobgesang wird aus ihnen erschallen und Jubel fröhlicher Leute. Ihre Zahl vermehre ich, sie mindern sich nicht; ich bringe sie zu Ehren, sie sollen nicht mehr verachtet sein. Die Söhne Jakobs sollen werden wie ehedem, seine Gemeinde soll vor mir festen Bestand haben! All seine Bedränger suche ich heim. Sein Machthaber wird ihm selbst entstammen, sein Herrscher aus seiner Mitte hervorgehen. Ich gebe ihm Zutritt, daß er mir sich nahe. Denn wer sonst wollte sein Leben wagen, um mir sich zu nahen?" - Spruch des Herrn. "Ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein." Fürwahr, ein Sturm vom Herrn bricht los, ein Wirbelsturm; über das Haupt der Gottlosen braust er dahin. Es wendet sich nicht die Zornglut des Herrn, bis daß er vollbracht und vollführt, was er im Herzen plant. Am Ende der Tage werdet ihr es erkennen. "In jener Zeit" - Spruch des Herrn - "will ich allen Geschlechtern Israels Gott sein, und sie sollen mein Volk sein." So spricht der Herr: "Gnade fand in der Wüste das Volk, das vom Schwerte verschont blieb, Israel zog zu seiner Ruhestatt. Aus der Ferne erschien ihm der Herr: Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir so lange die Huld bewahrt. Wieder baue ich dich auf, daß du neu gebaut dastehst, Jungfrau Israel! Mit deinen Pauken schmückst du dich wieder, ziehst aus im Reigen der Fröhlichen. Weingärten kannst du von neuem pflanzen auf Samarias Bergen; wer sie pflanzt, darf ihre Frucht auch genießen. Ja, es kommt der Tag, da rufen Wächter auf Ephraims Bergland: "Auf, zum Sion lasset uns wallen, zum Herrn, unserem Gott!"" Denn so spricht der Herr: "Jubelt Jakob freudig zu, jauchzet über das erste der Völker! Verkündet es rühmend und sprecht: "Errettet hat der Herr sein Volk, den Rest Israels!" Seht, ich bringe sie aus dem Nordland herbei und sammle sie von den Enden der Erde! Selbst Blinde und Lahme sind darunter, Schwangere und Wöchnerinnen dazu. Als große Gemeinde kehren sie heim. Mit Weinen kommen sie, doch tröstend geleite ich sie. Ich führe sie zu Wasserbächen hin auf ebenem Weg, wo sie nicht straucheln. Denn Israels Vater bin ich, und mein Erstgeborener ist Ephraim." Höret, ihr Völker, das Wort des Herrn, kündet es auf den fernsten Inseln und sprecht: "Der Israel zerstreute, sammelt es wieder und hütet es wie ein Hirt seine Herde." Denn der Herr macht Jakob frei und erlöst ihn aus der Faust dessen, der stärker als er. Sie kommen und jubeln auf Sions Höhe, sie strahlen vor Freude über den Segen des Herrn, über das Korn, den Wein und das Öl, über die Lämmer und Rinder. Da werden sie wie ein reich bewässerter Garten und müssen nicht mehr verschmachten. Dann freut sich die Jungfrau am Reigentanz, Jüngling und Greis sind voll Frohsinn. "Ich wandle ihre Trauer in Wonne, spende ihnen Trost und Freude nach ihrem Leid. Ich labe die Priester mit Fett, mein Volk wird gesättigt an meinem Segen" - Spruch des Herrn. So spricht der Herr: "Horch, Klage hört man in Rama, bitteres Weinen: Ihre Söhne beweint Rachel und läßt sich nicht trösten, ihre Söhne, weil sie dahin sind." So spricht der Herr: "Wehre deiner Stimme das Weinen und deinen Augen die Tränen! Denn für deine Mühsal gibt es einen Lohn" - Spruch des Herrn -, "sie kehren aus Feindesland heim; für deine Nachkommen gibt es eine Hoffnung" - Spruch des Herrn -, "in ihre Heimat kehren die Söhne zurück." "Ich höre gar wohl, wie Ephraim klagt: "Gezüchtigt hast du mich, und ich lernte Zucht wie ein ungezügeltes Jungrind. Laß mich umkehren, daß ich mich bekehre; du bist ja der Herr, mein Gott! Denn nach meiner Abkehr empfinde ich Reue; nachdem ich zur Einsicht kam, schlage ich an die Brust. Ich schäme mich und erröte; denn ich büße die Schandtat meiner Jugend." Ist mir denn Ephraim ein so teurer Sohn oder mein Lieblingskind? Sooft ich nämlich ihm drohe, muß ich immer wieder sein gedenken. So schlägt für ihn mein Herz; ich muß mich seiner erbarmen" - Spruch des Herrn. Stelle dir Wegweiser auf, mache dir Merkzeichen! Gib acht auf die Straße, auf den Weg, den du kamst! Kehre heim, Jungfrau Israel, kehre in diese deine Städte zurück! Wie lange noch willst du dich sträuben, du abtrünnige Tochter? Denn ein Neues erschafft der Herr auf der Erde: Die Frau umgibt den Mann. So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: "Fürderhin sagt man im Lande Juda und in seinen Städten, sobald ich ihr Schicksal wende, folgendes Wort: "Der Herr segne dich, du Gefilde der Gerechtigkeit, du heiliger Berg!" Juda und all seine Städte insgesamt werden dort wohnen, Ackerbauern und Wanderhirten. Ja, ich erquicke den Ermatteten reichlich, und jedem Verschmachtenden spende ich in Fülle." Darum heißt es: "Ich erwachte und schaute, und mein Schlaf war mir köstlich." "Fürwahr, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da mache ich das Haus Israel und das Haus Juda fruchtbar an Nachkommenschaft von Menschen und Vieh. Und wie ich über sie gewacht habe, um auszureißen und einzureißen, zu zerstören und zu vernichten und Unheil zu schaffen, so wache ich über sie, um aufzubauen und einzupflanzen" - Spruch des Herrn. In jenen Tagen sagt man nicht mehr: "Die Väter aßen unreife Trauben, und den Söhnen werden die Zähne stumpf." Nein, ein jeder stirbt durch eigene Schuld. Wer unreife Trauben ißt, nur dem werden die Zähne stumpf! "Fürwahr, Tage kommen" - Spruch des Herrn -, "da schließe ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund, nicht dem Bunde gleich, den ich mit ihren Vätern schloß, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Lande Ägypten herauszuführen. Sie waren es ja, die meinen Bund brachen, während ich über sie die Herrschaft ausübte" - Spruch des Herrn. "Vielmehr so soll der Bund sein, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließe" - Spruch des Herrn: "Ich lege mein Gesetz in ihr Inneres und schreibe es ihnen ins Herz. Ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Dann brauchen sie einander nicht mehr gegenseitig zu belehren: "Erkennet den Herrn!", sondern sie alle werden mich erkennen, ob klein oder groß" - Spruch des Herrn. "Ja, ich verzeihe ihre Schuld, und ihrer Sünde gedenke ich nicht mehr." So spricht der Herr, der die Sonne zum Tageslicht bestellte, der Mond und Sterne bestimmte zum Licht in der Nacht, der das Meer aufwühlt, daß seine Wogen brausen; Herr der Heerscharen ist sein Name: "Geraten jemals diese Ordnungen vor mir ins Wanken" - Spruch des Herrn -, "dann hören auch Israels Nachkommen auf, vor mir ein Volk zu sein für alle Zeit." So spricht der Herr: "Können je die Himmel droben gemessen, die Fundamente der Erde drunten erforscht werden, dann verwerfe auch ich Israels ganze Nachkommenschaft ob all dem, was sie getan" - Spruch des Herrn. "Siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da wird die Stadt für den Herrn wieder aufgebaut vom Turme Chananels bis zum Ecktor, und weiterhin läuft die Meßschnur geradeaus auf den Hügel Gareb und wendet sich nach Goa. Und das ganze Tal, die Leichen und die Opferasche und die ganzen Hänge bis zum Kidronbach, bis zur Ecke des Roßtores ostwärts werden dem Herrn geweiht sein. Ein Zerstören und Einreißen wird es nie mehr geben für alle Zukunft." Das Wort, das vom Herrn an Jeremias im zehnten Jahre des Zidkia, des Königs von Juda, erging - das ist das achtzehnte Jahr Nebukadnezars. Damals belagerte die Heeresmacht des Königs von Babel Jerusalem; der Prophet Jeremias befand sich im Wachthof am Palast des Königs von Juda in Haft. Dort hatte ihn der König Zidkia von Juda gefangennehmen lassen unter dem Vorwurf: "Warum hast du geweissagt: So spricht der Herr: "Siehe, ich gebe diese Stadt in die Hand des Königs von Babel, der sie erobern wird. Auch Zidkia, der König von Juda, wird nicht der Hand der Kaldäer entrinnen, sondern er wird sicher in die Hand des Königs von Babel übergeben werden, so daß er von Mund zu Mund mit ihm reden und Aug in Aug ihn sehen wird. Nach Babel wird er den Zidkia bringen, und dort wird er bleiben, bis ich ihn heimsuche" - Spruch des Herrn. "Wenn ihr mit den Kaldäern kämpft, so werdet ihr keinen Erfolg haben."" Jeremias hat berichtet: "Das Wort des Herrn erging an mich: "Chanamel, der Sohn deines Onkels Schallum, wird zu dir kommen und sagen: Kaufe dir meinen Acker in Anatot; denn du hast das Löserecht zum Vorkauf!" Wirklich kam, dem Wort des Herrn entsprechend, Chanamel, der Sohn meines Onkels, zu mir in den Wachthof und sagte zu mir: "Kaufe doch meinen Acker in Anatot, im Lande Benjamin; denn dir kommt das Erb- und Löserecht zu, kaufe ihn dir!" Nun wußte ich, daß es eine Weisung des Herrn war. So kaufte ich den Acker von Chanamel, dem Sohn meines Onkels, in Anatot und wog ihm das Geld dar: siebzehn Silberstücke betrug die Geldsumme. Ich schrieb den Kaufbrief, siegelte ihn und ließ es durch Zeugen beglaubigen; dann wog ich das Silber auf der Waage dar, alles nach Gesetz und Recht. Ich nahm den Kaufbrief, den versiegelten und den offenen. Und ich übergab den Brief dem Baruch, dem Sohn des Nerija, des Sohnes des Machseja, in Gegenwart des Chanamel, des Sohnes meines Onkels, und vor den Zeugen, die den Kaufbrief unterschrieben hatten, sowie vor allen Judäern, die sich im Wachthof befanden. In ihrer Gegenwart gab ich Baruch den Auftrag: ["So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels:] Nimm diese Urkunden, diesen versiegelten Kaufbrief und den offenen, und lege sie in ein Tongefäß, damit sie lange erhalten bleiben! Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Man wird wieder Häuser, Äcker und Weinberge kaufen in diesem Land." Nachdem ich den Kaufbrief an Baruch, den Sohn Nerijas, übergeben hatte, betete ich zum Herrn also: "Ach, Gebieter und Herr, du hast den Himmel und die Erde erschaffen durch deine gewaltige Kraft und deinen ausgestreckten Arm; kein Ding ist dir unmöglich! Du übst Gnade an Tausenden, doch zahlst du die Schuld der Väter in den Schoß ihrer späteren Söhne heim, du gewaltiger, starker Gott, dessen Name "Herr der Heerscharen" lautet. Du bist groß an Rat und mächtig an Tat; deine Augen wachen über alle menschlichen Wege, um jedem zu vergelten nach seinem Wandel und nach dem Verdienst seiner Werke. Du wirktest Wunder und Zeichen im Lande Ägypten, unvergessen bis auf den heutigen Tag, sowohl an Israel als auch sonst an Menschen. So hast du dir einen rühmlichen Namen gemacht, wie er noch heute gilt. Du führtest dein Volk Israel aus dem Lande Ägypten mit Zeichen und Wundern, mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm unter gewaltigen Schreckenstaten. Du gabst ihnen dieses Land, das du ihren Vätern eidlich versprochen hattest, ein Land, das von Milch und Honig überfließt. Als sie aber einzogen und es in Besitz nahmen, da hörten sie nicht auf deine Stimme und wandelten nicht nach deinem Gesetz; was immer du ihnen zu tun befahlst, taten sie nicht. Darum ließest du über sie all dies Unheil kommen. Siehe, die Wälle sind schon bis an die Stadt herangeführt; die Eroberung steht bevor; die Stadt ist der Gewalt der Kaldäer, die wider sie kämpfen, preisgegeben durch Schwert, Hunger und Pest. Was du angedroht hast, traf ein; du siehst es ja selbst! Und trotzdem sagst du, Herr und Gebieter, zu mir: Kaufe dir den Acker um Geld und ziehe Zeugen hinzu! Die Stadt ist doch bereits der Gewalt der Kaldäer preisgegeben!" Da erging das Wort des Herrn an mich: "Siehe, ich bin der Herr, der Gott aller Lebenden. Ist mir etwa ein Ding unmöglich? Deshalb spricht der Herr: Ich gebe diese Stadt in die Hand der Kaldäer und in die Hand des Babelkönigs Nebukadnezar, daß er sie einnehme. Die Kaldäer, die gegen diese Stadt kämpfen, werden eindringen, die Stadt in Brand stecken und einäschern samt den Häusern, auf deren Dächern man dem Baal räucherte und fremden Göttern Trankopfer spendete, um mich zu beleidigen. Denn die Leute von Israel und Juda taten von ihrer Jugend an immer nur das, was mir mißfiel; ja, die Söhne Israels haben mich stets nur beleidigt durch ihrer Hände Werk" - Spruch des Herrn. "Denn diese Stadt verursachte mir seit ihrer Erbauung und bis zum heutigen Tag Zorn und Grimm, so daß ich sie von meinem Angesicht verstoßen muß, und zwar wegen all der Bosheit, welche die Söhne Israels und Judas verübten, um mich zu beleidigen, sie selbst, ihre Könige, ihre Fürsten, ihre Priester und ihre Propheten, die Leute von Juda und die Bewohner Jerusalems. Sie wandten mir den Rücken zu und nicht das Antlitz. Immer wieder habe ich sie belehrt, sie aber hörten nicht darauf und nahmen keine Zucht an. Sie stellten vielmehr ihre Scheusale im Tempel auf, der nach meinem Namen benannt ist, um ihn zu verunreinigen. Sie errichteten die Opferstätte des Baal im Tal Ben-Hinnom, um ihre Söhne und Töchter dem Molech zu weihen. Dies habe ich ihnen nicht befohlen, und es ist mir nicht in den Sinn gekommen, daß sie solche Greueltaten verüben sollten, so haben sie Juda in Sünde gestürzt." Dennoch spricht nun der Herr, der Gott Israels, über diese Stadt, von der ihr sagt, daß sie der Hand des Königs von Babel preisgegeben ist durch Schwert, Hunger und Pest: "Seht, ich sammle sie aus allen Ländern, wohin ich sie verstieß in meinem Groll, meinem Grimm und gewaltigen Zorn; ich bringe sie zurück an diese Stätte und lasse sie in Sicherheit wohnen. Mein Volk sollen sie sein, und ich will ihr Gott sein! Ich verleihe ihnen einheitlichen Sinn und einerlei Wandel, daß sie mich allezeit fürchten, sich selbst und ihren späteren Söhnen zum Heile. Ich schließe mit ihnen einen ewigen Bund, daß ich von ihnen nicht ablasse und nicht aufhöre, ihnen Gutes zu erweisen. Die Furcht vor mir lege ich ihnen ins Herz, auf daß sie von mir nicht mehr abfallen. Dann habe ich meine Freude daran, ihnen Gutes zu erweisen; ich pflanze sie ein in dieses Land in Treue, von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Denn so spricht der Herr: Wie ich über dies Volk all dies große Unheil gebracht habe, ebenso bringe ich über sie all das Gute, das ich ihnen verheiße. Feld wird wieder gekauft in diesem Land, von dem ihr sagt: "Wüste ist es, ohne Mensch und Vieh, überliefert der Hand der Kaldäer!" Äcker kauft man wieder um Geld, Urkunden schreibt und siegelt man und zieht Zeugen bei im Lande Benjamin, in der Umgebung Jerusalems, in den Städten Judas und des Gebirgslandes, in den Städten der Niederung und des Südlandes. Denn ich werde ihr Schicksal wenden"" - Spruch des Herrn. Da erging das Wort des Herrn abermals an Jeremias, als er noch im Wachthof in Haft gehalten wurde: "So spricht der Herr, der die Erde erschuf, sie bildete und ihr festen Bestand verlieh, "Herr" ist sein Name: Rufe zu mir, so will ich dir antworten und dir große, unfaßbare Dinge mitteilen, die dir unbekannt sind! Denn folgendes spricht der Herr, der Gott Israels, über die Häuser dieser Stadt und über die Häuser der Könige von Juda, die man einriß, um sie gegen die Belagerungswalle und für Kriegszwecke zu verwenden, und die dazu dienten, mit den Kaldäern zu kämpfen und mit den Leichen der Leute angefüllt zu werden, die ich in meinem Zorn und Grimm erschlug, da ich mein Antlitz vor dieser Stadt ob all ihrer Bosheit verborgen habe: Siehe, ich schaffe ihnen Genesung und Heilung, ich mache sie gesund und eröffne ihnen den Reichtum dauernder Wohlfahrt. Ich wende das Schicksal Judas und Jerusalems und erbaue sie wieder, wie sie einstmals waren. Ich reinige sie von all ihrer Schuld, womit sie sich an mir versündigten, ich vergebe ihnen all ihre Verfehlungen, durch die sie gegen mich sündigten und von mir abtrünnig wurden. Und Jerusalem wird mir zur Wonne, zum Preis und zur Zier bei allen Völkern der Erde, die von all dem Guten hören, das ich tue; sie werden erbeben und zittern ob all der Wohltaten und Heilserweise, die ich ihnen zukommen lasse." So spricht der Herr: "An dieser Stätte, von der ihr sagt: "Eine Wüste ist sie, ohne Mensch und Vieh", in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems, die verödet sind, ohne Menschen, ohne Bewohner und ohne Vieh, hört man wieder Freudenruf und Jubelruf, das Jauchzen des Bräutigams und der Braut, den Gesang der Betenden: "Lobpreist den Herrn der Heerscharen, denn gütig ist der Herr, ewig währt seine Huld!", wenn sie Dankopfer zum Tempel des Herrn bringen. Denn ich wende das Schicksal des Landes und mache es wie ehedem" - Spruch des Herrn. So spricht der Herr der Heerscharen: "Wiederum wird an dieser Stätte, die verwüstet ist, ohne Mensch und Vieh, und in allen zugehörigen Ortschaften eine Trift für Hirten sein, wo sie die Herden lagern lassen. In den Städten des Gebirgslandes, der Niederung und des Südlandes, im Lande Benjamin, in der Umgebung von Jerusalem und in den Städten Judas ziehen wiederum die Schafe an der Hand dessen vorbei, der sie zählt", spricht der Herr. "Siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da erfülle ich das Heilswort, das ich über das Haus Israel und über das Haus Juda gesprochen habe. In jenen Tagen und zu jener Zeit lasse ich David einen gerechten Sproß hervorgehen; er übt Recht und Gerechtigkeit im Lande. In jenen Tagen widerfährt Juda Heil, und Jerusalem wohnt in Sicherheit, und dies ist der Name, mit dem man es benennt: "Der Herr ist unsere Gerechtigkeit!"" Denn so spricht der Herr: "Nie soll es dem David an einem Nachkommen fehlen, der auf dem Thron des Hauses Israel sitzt; und den levitischen Priestern soll es nie an einem Nachkommen in meinem Dienste fehlen, der Brandopfer darbringt, Speiseopfer in Rauch aufgehen läßt und Schlachtopfer vollzieht alle Tage." Das Wort des Herrn erging an Jeremias: "So spricht der Herr: Wenn mein Bund mit dem Tag und mein Bund mit der Nacht gebrochen werden könnte, daß es nicht mehr Tag und Nacht würde zur rechten Zeit, dann könnte auch mein Bund mit meinem Knechte David gebrochen werden, daß er ohne Sohn bliebe, der herrschen könnte auf seinem Throne, und ebenso mein Bund mit den levitischen Priestern, die meine Dienste verrichten. Wie das Heer des Himmels unzählbar und der Sand des Meeres unmeßbar ist, so zahlreich mache ich die Nachkommenschaft meines Knechtes David und die Leviten, die meine Dienste verrichten." Das Wort des Herrn erging an Jeremias: "Hast du nicht bemerkt, was diese Leute reden: "Beide Geschlechter, die der Herr erwählte, verwarf er", und wie sie mein Volk so verachten, daß es ihnen gar nicht mehr als Volk gilt?" So spricht der Herr: "So wahr ich meinen Bund mit Tag und Nacht und die Ordnungen von Himmel und Erde festgesetzt habe, so wenig werde ich die Nachkommen Jakobs und meines Knechtes David verwerfen und aus seinen Nachkommen keine Herrscher mehr nehmen über die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs; denn ich wende ihr Schicksal und zeige ihnen mein Erbarmen." Dies ist das Wort, das an Jeremias vom Herrn erging, als Nebukadnezar, der König von Babel, samt seinem ganzen Heer sowie allen Königreichen des Gebietes, das seiner Macht unterstand, und allen Völkerschaften wider Jerusalem und all seine zugehörigen Ortschaften Krieg führte: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Mache dich auf, rede mit Zidkia, dem König von Juda, und sage ihm: So spricht der Herr: Fürwahr, ich überliefere diese Stadt der Gewalt des Königs von Babel, der sie niederbrennen wird. Auch du entrinnst seiner Hand nicht, sondern man wird dich ergreifen und seiner Gewalt überliefern. Du wirst den Babelkönig persönlich Aug' in Auge sehen, und von Mund zu Mund wird er mit dir reden; nach Babel wirst du gelangen. Nur mußt du dem Wort des Herrn gehorchen, Zidkia, König von Juda! (Dann) spricht der Herr über dich folgendes: Du wirst nicht durch das Schwert sterben. Friedvoll wirst du dahingehen, und wie deinen Vorfahren, den früheren Königen, die vor dir herrschten, so wird man auch dir Leichenbrände anzünden und die Totenklage anstimmen: "Ach, Gebieter!" Fürwahr, ich bin es, der das Wort geredet" - Spruch des Herrn. Der Prophet Jeremias äußerte gegenüber Zidkia, dem König von Juda, alle diese Worte in Jerusalem. Währenddessen stritt die Heeresmacht des Königs von Babel wider Jerusalem und alle übriggebliebenen Städte Judas, nämlich gegen Lachis und Aseka; denn diese hielten sich als Festungen noch allein unter den Städten Judas. Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging, als der König Zidkia mit dem gesamten Volke in Jerusalem das Übereinkommen getroffen hatte, eine Freilassung zu verkünden: Es sollte nämlich ein jeder seinen Knecht oder seine Magd, soweit es sich um Hebräer oder Hebräerinnen handelte, freilassen, so daß niemand mehr seinen judäischen Stammesbruder als Sklaven hielte. Alle Vornehmen und alles Volk hatten dem Folge geleistet; sie nahmen die Vereinbarung an, ihre Knechte und Mägde zu entlassen und sie nicht weiter in Sklaverei zu halten; sie gehorchten und hatten deren Freilassung vollzogen. Dann aber holten sie die Sklaven und Sklavinnen, die sie in die Freiheit entlassen hatten, wieder zurück und zwangen sie erneut zu Sklaven- und Sklavinnendienst. Da erging das Wort des Herrn an Jeremias: "So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe mit euren Vätern, als ich sie aus dem Lande Ägypten, aus dem Sklavenhause wegführte, ein Abkommen getroffen und verfügt: Alle sieben Jahre soll ein jeder von euch seinen hebräischen Stammesbruder, der sich ihm verkauft hat, in die Freiheit entlassen! Sechs Jahre lang soll er dir Sklave sein, dann sollst du ihn frei von dir entlassen! Aber eure Väter hörten nicht auf mich und zeigten kein geneigtes Ohr. Da habt ihr jetzt Wandel geschaffen und tatet, was in meinen Augen recht ist; es verkündete ein jeder seinem Nächsten die Freilassung, und ihr habt ein Abkommen getroffen vor mir in dem Haus, das nach meinem Namen benannt ist. Aber von neuem habt ihr meinen Namen entweiht. Jeder holte seinen Sklaven und seine Sklavin zurück, die ihr doch nach ihrem Belieben frei entlassen hattet, und ihr habt sie gezwungen, euch wieder Sklaven- und Sklavinnendienste zu leisten. Deshalb spricht der Herr: Ihr habt nicht auf mich gehört, eine wirkliche Freilassung zu verkünden, jeder seinem Stammesbruder und seinem Nächsten gegenüber. Wohlan, so verkünde ich euch denn eine Freilassung" - Spruch des Herrn - "für Schwert, Pest und Hunger, und ich mache euch zum Entsetzen für alle Reiche der Erde. Ich mache die Männer, die meinen Bund übertraten und die Worte meines Bundes, den sie vor mir schlossen, nicht hielten, gleich dem Kalbe, das sie entzweischnitten und zwischen dessen Stücken sie hindurchschritten. Die Fürsten von Juda und die Fürsten von Jerusalem, die Höflinge, Priester und alle Bürger des Landes, die zwischen den Teilen des Kalbes hindurchschritten, diese gebe ich in die Gewalt ihrer Feinde und derer, die ihrem Leben nachstellen, und ihre Leichen sollen den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes zum Fraße dienen. Auch den Zidkia, den König von Juda, und seine Fürsten überliefere ich der Gewalt ihrer Feinde und derer, die ihnen nach dem Leben trachten, und in die Gewalt der Heeresmacht des Königs von Babel, die augenblicklich von euch abgezogen ist. Seht, ich befehle" - Spruch des Herrn - "und hole sie wieder zu dieser Stadt zurück; sie sollen wider sie kämpfen, sie erobern und niederbrennen, und die Städte Judas mache ich zur Wüste, menschenleer." Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging in den Tagen Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda: "Gehe hin zur Gemeinschaft der Rechabiten! Rede mit ihnen und führe sie zum Tempel des Herrn in eine der Zellen und bewirte sie mit Wein!" Da holte ich den Jaasanja, den Sohn des Jirmejahu, des Sohnes Chabazzinjas, seine Brüder und alle seine Söhne sowie die ganze Gemeinschaft der Rechabiten. Ich führte sie zum Haus des Herrn und in die Zelle der Söhne des Chanan, des Sohnes Jigdaljas, des Gottesmannes, die neben der Zelle der Fürsten oberhalb der Zelle Maasejas, des Sohnes Schallums, des Schwellenhüters, liegt. Ich setzte den Leuten von der Gemeinschaft der Rechabiten Kannen, mit Wein gefüllt, und Becher hin und lud sie ein: "Trinket Wein!" Sie aber entgegneten: "Wir dürfen keinen Wein trinken; denn Jonadab, der Sohn Rechabs, unser Ahnherr, hat uns dieses Gebot gegeben: "Ihr dürft keinen Wein trinken, weder ihr selbst noch eure Söhne in aller Zukunft! Auch dürft ihr kein Haus bauen, keine Saat aussäen, keinen Weinberg pflanzen und in Besitz haben, sondern ihr sollt in Zelten wohnen euer ganzes Leben hindurch, damit ihr lange lebt auf der Scholle, auf der ihr als Gäste weilt." Wir gehorchten der Weisung Jonadabs, des Sohnes Rechabs, unseres Ahnherrn, wortwörtlich in allem, was er uns gebot; wir trinken unser ganzes Leben hindurch keinen Wein, wir, unsere Frauen, unsere Söhne und unsere Töchter; wir bauen keine Wohnhäuser und besitzen keinen Weinberg, keinen Acker und keine Saatfrucht. So wohnen wir in Zelten und handeln gehorsam ganz so, wie uns unser Ahnherr Jonadab geboten hat. Als aber Nebukadnezar, der König von Babel, wider das Land heranzog, da sagten wir: Kommt, wir wollen uns vor der Heeresmacht der Kaldäer und vor dem Heere Arams nach Jerusalem begeben! Da ließen wir uns in Jerusalem nieder." Nun erging das Wort des Herrn an Jeremias: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Geh hin und sprich zu den Männern von Juda und den Bewohnern Jerusalems: Wollt ihr denn keine Zucht annehmen, um auf meine Worte zu hören?" - Spruch des Herrn. "Die Weisung des Jonadab, des Sohnes des Rechab, der seinen Nachkommen das Weintrinken verbot, ward durchgeführt: Sie tranken bis heute keinen, weil sie der Anordnung ihres Ahnherrn gehorchten. Ich dagegen redete immer wieder und immer wieder zu euch, doch ihr habt auf mich nicht gehört. Ich sandte zu euch immer wieder alle meine Knechte, die Propheten, die euch mahnen sollten: Bekehrt euch doch, ein jeder von seinem bösen Wandel, bessert eure Taten, und lauft nicht anderen Göttern nach, ihnen zu dienen! Dann werdet ihr wohnen bleiben auf der Scholle, die ich euch und euren Ahnen gegeben habe! Ihr aber habt euer Ohr nicht geneigt gemacht und nicht auf mich gehört. Fürwahr, die Söhne Jonadabs, des Sohnes des Rechab, erfüllten das Gebot ihres Ahnherrn, das er ihnen auftrug; aber dieses Volk hat nicht auf mich gehört." Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, Israels Gott: "Siehe, ich bringe über Juda und alle Bewohner Jerusalems das ganze Unheil, das ich ihnen angedroht habe, weil sie nicht hörten, sooft ich zu ihnen redete, und keine Antwort gaben, wenn ich sie anrief!" Zur Gemeinschaft der Rechabiten aber sprach Jeremias: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Da ihr das Gebot eures Ahnherrn Jonadab befolgt, alle seine Gebote gehalten und ganz nach seinen Anordnungen gehandelt habt, darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Niemals soll es Jonadab, dem Sohn Rechabs, an einem Nachkommen fehlen, der in meinem Dienste steht!" Im vierten Jahre Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, erging folgendes Wort vom Herrn an Jeremias: "Nimm dir eine Schriftrolle und schreibe darauf alle Worte, die ich zu dir über Israel und Juda und alle Völker gesprochen habe von dem Tage an, da ich zu dir zu reden begann, nämlich seit den Tagen des Josia, bis heute! Vielleicht hören die Leute des Hauses Juda von dem Unheil, das ich ihnen antun will, und bekehren sich, ein jeglicher von seinem bösen Wandel; dann kann ich ihnen ihre Schuld und Sünde vergeben." Da berief Jeremias den Baruch, den Sohn Nerijas, und Baruch schrieb nach den Angaben des Jeremias alle Worte des Herrn, die er zu ihm gesprochen hatte, in eine Buchrolle. Da befahl Jeremias dem Baruch: "Mir ist es unmöglich, ich kann nicht in den Tempel des Herrn gehen; geh also du hin und lies aus der Schriftrolle, die du nach meinen Angaben geschrieben hast, die Worte des Herrn dem Volke beim Hause des Herrn vor, und zwar am Festtage; auch den Leuten von ganz Juda, die aus ihren Ortschaften kommen, sollst du sie vorlesen! Vielleicht dringt ihr Flehruf zum Herrn und bekehren sie sich, ein jeder von seinem bösen Wandel; denn groß ist der Zorn und der Ingrimm, mit dem der Herr diesem Volke droht." Und Baruch, der Sohn Nerijas, tat ganz nach den Weisungen des Propheten Jeremias, der ihn beauftragt hatte, aus der Schriftrolle die Worte des Herrn beim Hause des Herrn vorzulesen. Es fügte sich nämlich, im fünften Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, im neunten Monat, daß man das ganze Volk von Jerusalem und alle Leute, die von den Städten Judas nach Jerusalem kommen wollten, zu einem Fasten vor dem Herrn aufrief. Da las Baruch die Worte des Jeremias aus dem Buche beim Hause des Herrn im Zimmer des Gemarja, des Sohnes Schaphans, des Staatsschreibers, im oberen Vorhof am Eingang des Neuen Tempeltores allem Volke vor. Micha, der Sohn Gemarjas, des Sohnes Schaphans, hatte alle Worte des Herrn aus dem Buche vernommen. Er stieg hinab in den königlichen Palast zum Zimmer des Staatsschreibers. Dort waren gerade alle hohen Beamten bei einer Sitzung, der Staatsschreiber Elischama, Delaja, der Sohn Schemajas, Elnatan, der Sohn Achbors, Gemarja, der Sohn Schaphans, Zidkia, der Sohn Chananjas, und alle übrigen Beamten. Micha teilte ihnen alle Worte mit, die er gehört hatte, als Baruch dem Volke aus dem Buche vorlas. Da sandten die versammelten Beamten Jehudi, den Sohn Netanjas, und Selemja, den Sohn Kuschis, zu Baruch mit der Forderung: "Nimm die Rolle, aus der du den Leuten vorgelesen hast, mit dir und komme her!" Sogleich nahm Baruch, der Sohn Nerijas, die Rolle zur Hand und begab sich zu ihnen. Sie sagten zu ihm: "Nimm Platz und lies sie uns vor!" Und Baruch las sie ihnen vor. Als sie alle diese Worte vernahmen, wurden sie bestürzt und sagten zueinander: "Wir haben die Pflicht, diesen ganzen Vorfall dem König zu melden." Von Baruch aber wollten sie wissen: "Teile uns doch mit, wieso du all diese Worte niedergeschrieben hast!" Baruch erwiderte ihnen: "Jeremias hat mir mündlich alle diese Worte gesagt, und ich schrieb sie mit Tinte in die Buchrolle." Darauf sprachen die Beamten zu Baruch: "Geh, verbirg dich, du und Jeremias, damit niemand weiß, wo ihr euch befindet!" Dann begaben sie sich zum König in den Palasthof, nachdem sie die Rolle im Zimmer des Staatsschreibers Elischama verwahrt hatten, und berichteten dem König den ganzen Vorfall. Da sandte der König den Jehudi, die Schriftrolle zu holen. Er holte sie aus dem Zimmer des Staatsschreibers Elischama. Und Jehudi las sie dem König vor sowie allen Beamten, die um den König herumstanden. Der König bewohnte damals das Winterhaus, da es der neunte Monat war, und das Feuer des Kohlenbeckens brannte vor ihm. Sooft nun Jehudi drei oder vier Spalten gelesen hatte, schnitt er sie mit dem Schreibermesser ab und warf sie auf das Feuer im Kohlenbecken, bis die ganze Rolle im Feuer des Kohlenbeckens verschwunden war. Weder der König noch seine sämtlichen Knechte, die alle diese Worte hörten, gerieten in Furcht, auch zerrissen sie ihre Kleider nicht. Selbst als Elnatan, Delaja und Gemarja in den König drangen, er solle doch die Rolle nicht verbrennen, hörte er nicht auf sie. Vielmehr befahl der König dem Prinzen Jerachmeel, ferner Seraja, dem Sohn Asriels, und dem Schelemja, dem Sohn Abdeels, den Schreiber Baruch und den Propheten Jeremias festzunehmen; doch der Herr wußte sie zu verstecken. Der König hatte also die Rolle mit den Worten, die Baruch nach den Angaben des Jeremias niedergeschrieben hatte, verbrannt. Da erging das Wort des Herrn an Jeremias: "Nimm dir eine andere Rolle und schreibe darauf alle früheren Worte, die auf der ersten Rolle standen, die Jojakim, der König von Juda, verbrannt hat! Über Jojakim aber, den König von Juda, sollst du verkünden: "So spricht der Herr: Du hast diese Rolle verbrannt und gefragt: Warum schriebst du auf sie: "Der König von Babel wird mit Bestimmtheit kommen und dieses Land verheeren und Mensch und Vieh daraus vertilgen!"? Daher spricht der Herr über Jojakim, den König von Juda: Er wird keinen Nachkommen haben, der auf dem Throne Davids sitzt, und sein Leichnam soll weggeworfen werden, ausgesetzt der Hitze am Tag und der Kälte bei Nacht. Ich strafe an ihm, an seiner Nachkommenschaft und an seinen Knechten ihre Schuld und bringe über sie, über die Bewohner von Jerusalem und über die Leute von Juda all das Unheil, das ich ihnen angedroht habe, ohne daß sie es hören wollten."" Jeremias nahm also eine andere Rolle und übergab sie dem Schreiber Baruch, dem Sohn des Nerija. Dieser schrieb auf sie nach den Angaben des Jeremias alle Worte des Buches, das Jojakim, der König von Juda, im Feuer verbrannt hatte. Ihnen wurden noch viele Aussprüche ähnlicher Art hinzugefügt. Dem Konjahu (Jojachin), dem Sohne Jojakims, war in der Königsherrschaft Zidkia, der Sohn des Josia, gefolgt; ihn hatte Nebukadnezar, der König von Babel, zum König im Lande Juda eingesetzt. Weder er selbst noch seine Knechte noch die Landesbürger hörten auf die Worte des Herrn, die er durch den Propheten Jeremias kundtat. Da sandte der König Zidkia den Juchal, den Sohn des Schelemja, und den Priester Zephanja, den Sohn des Maaseja, zum Propheten Jeremias und ließ ihm sagen: "Bete doch für uns zum Herrn, unserem Gott!" Jeremias ging frei unter dem Volke ein und aus; man hatte ihn noch nicht ins Gefängnis geworfen. Damals war die Heeresmacht des Pharao aus Ägypten herangezogen; als die Kaldäer, die Jerusalem belagerten, davon Kunde vernahmen, rückten sie von Jerusalem ab. Da erging das Wort des Herrn an den Propheten Jeremias: "So spricht der Herr, der Gott Israels: So antwortet dem König von Juda, der euch zu mir gesandt hat, mich zu befragen: "Siehe, die Heeresmacht des Pharao, die euch zur Hilfe auszog, wird wieder in ihr Land nach Ägypten umkehren! Die Kaldäer aber kommen zurück, kämpfen wider diese Stadt, erobern sie und stecken sie in Brand. So spricht der Herr: Täuschet euch nicht in dem Gedanken: Die Kaldäer ziehen endgültig von uns ab! Nein, sie ziehen nicht ab. Selbst wenn es euch gelänge, die ganze Heeresmacht der mit euch kämpfenden Kaldäer zu schlagen, so daß von ihnen nur einige Verwundete übrigblieben, so würden sie, ein jeder in seinem Zelte, sich aufrichten und diese Stadt anzünden."" Damals, als das Heer der Kaldäer von Jerusalem wegen der Streitkräfte des Pharao abgezogen war, wollte Jeremias sich von Jerusalem ins Land Benjamin begeben, um dort im Kreis seiner Verwandtschaft eine Erbteilung zu regeln. Er kam bis zum Benjamintor; dort befand sich der Wachhabende namens Jirija, der Sohn Schelemjas, des Sohnes Chananjas; er hielt den Propheten Jeremias an und sagte: "Zu den Kaldäern willst du überlaufen!" Jeremias antwortete: "Du lügst! Ich laufe nicht zu den Kaldäern über!" Doch er hörte nicht auf ihn, vielmehr nahm Jirija den Jeremias fest und brachte ihn vor die Beamten. Diese ließen ihre Wut an Jeremias aus, schlugen ihn und warfen ihn in den Kerker im Haus des Staatsschreibers Jonatan; dieses hatte man nämlich zum Gefängnis eingerichtet. So kam Jeremias in die Zisternenhöhle mit den Gewölben; dort blieb Jeremias lange Zeit. Eines Tages schickte der König Zidkia hin und ließ ihn kommen. Der König befragte ihn heimlich in seinem Palast und erkundigte sich: "Ist ein Wort vom Herrn da?" Jeremias antwortete: "Ja!" und fügte hinzu: "In die Gewalt des Königs von Babel wirst du überliefert!" Weiter sagte Jeremias zum König Zidkia: "Was habe ich an dir, an deinen Knechten und an diesem Volk verschuldet, daß ihr mich ins Gefängnis gelegt habt? Und wo sind nun eure Propheten, die euch weissagten: "Der König von Babel wird nicht über euch und über dieses Land kommen"? Nun höre, mein Herr und König! Möge meine flehentliche Bitte bei dir Aufnahme finden! Schicke mich nicht mehr in das Haus des Staatsschreibers Jonatan zurück, denn dort muß ich sterben!" Der König Zidkia gab also Anweisung und ließ den Jeremias im Wachthof in Gewahrsam bringen. Er versorgte ihn auch täglich mit einem Laib Brot aus der Bäckergasse, bis jegliches Brot in der Stadt zu Ende ging. Jeremias blieb also im Wachthof. Schephatja, der Sohn des Mattan, Gedalja, der Sohn des Paschchur, Juchal, der Sohn des Schelemja, und Paschchur, der Sohn des Malkija, hörten die Worte, die Jeremias zu allem Volke redete: "So spricht der Herr: Wer in dieser Stadt bleibt, wird durch Schwert, Hunger oder Pest getötet, wer sich aber den Kaldäern ergibt, der hat sein Leben als Beute gewonnen und bleibt erhalten. Denn so spricht der Herr: Diese Stadt wird mit Gewißheit der Heeresmacht des Königs von Babel ausgeliefert; er wird sie erobern." Da sagten die Beamten zum König: "Dieser Mensch muß endlich sterben; denn er nimmt ja den Kriegsleuten, die noch in dieser Stadt übriggeblieben sind, und dem gesamten Volke den Mut, wenn er solche Reden vor ihnen führt. Dieser Mann hat ja nicht das Heil dieses Volkes im Auge, sondern das Unheil!" Da entgegnete der König Zidkia: "Nun wohl, er sei in eurer Hand; denn der König vermag doch nichts gegen euch!" Da ergriffen sie den Jeremias und warfen ihn in die Zisterne des Prinzen Malkija, die sich im Wachthof befand; an Stricken ließ man den Jeremias hinunter; in der Zisterne gab es kein Wasser, sondern nur Schlamm. So sank also Jeremias in den Schlamm ein. Der Kuschit Ebedmelech, ein Höfling, der im königlichen Palaste Dienst tat, hörte, daß man den Jeremias in die Zisterne geworfen hatte. Der König befand sich gerade am Benjamintor. Ebedmelech verließ also den Königspalast und sprach zum König: "Mein Herr und König! Schlecht handelten jene Männer in ihrem ganzen Vorgehen gegen den Propheten Jeremias; sie warfen ihn in die Zisterne, damit er da unten den Hungertod sterbe." Denn es gab kein Brot mehr in der Stadt. Da gab der König dem Kuschiten Ebedmelech den Auftrag: "Nimm dir von hier drei Männer mit und ziehe den Propheten Jeremias aus der Zisterne heraus, ehe er tot ist!" Ebedmelech nahm die Männer mit sich und ging zum Königspalast in die Kleiderkammer des Vorratshauses, holte dort Stücke von abgelegten und zerrissenen Kleidern und ließ sie an Stricken zu Jeremias in die Zisterne hinunter. Der Kuschit Ebedmelech rief dem Jeremias zu: "Lege die Kleiderfetzen und Lumpen in deine Achselhöhlen unter die Stricke!" Jeremias tat so. Dann zogen sie den Jeremias an den Stricken herauf und holten ihn aus der Zisterne. Jeremias aber hielt sich weiter im Wachthof auf. Der König Zidkia sandte hin und ließ den Propheten Jeremias zu sich an den dritten Eingang zum Hause des Herrn holen. Da sprach der König zu Jeremias: "Ich möchte dich um ein Prophetenwort befragen, verschweige mir nichts!" Da antwortete Jeremias dem Zidkia: "Wenn ich es dir sage, so wirst du mich ja doch töten lassen; und wenn ich dir einen Ratschlag erteile, so hörst du nicht auf mich!" Da leistete der König Zidkia dem Jeremias heimlich einen Eid: "So wahr der Herr lebt, der dieses unser Leben ins Dasein rief, ich töte dich nicht und übergebe dich nicht der Gewalt jener Männer, die dir nach dem Leben trachten!" Darauf sagte Jeremias zu Zidkia: "So spricht der Herr, der Gott der Heere, der Gott Israels: Wenn du dich sogleich zu den Fürsten des Königs von Babel begibst, dann bleibst du selbst am Leben, und diese Stadt wird nicht in Brand gesteckt. Du wirst mitsamt deiner Familie weiterleben. Gehst du aber nicht zu den Fürsten des Königs von Babel hinaus, dann fällt diese Stadt in die Gewalt der Kaldäer, diese stecken sie in Brand, und du entrinnst ihrer Faust nicht." Da entgegnete der König Zidkia dem Jeremias: "Ich fürchte, daß die Judäer, die zu den Kaldäern bereits abgefallen sind, mich in ihre Hand bekommen und mit mir ihren Mutwillen treiben." Jeremias aber versicherte: "Man wird dich ihnen nicht überantworten! Höre doch auf die Stimme des Herrn in dem, was ich dir zu sagen habe, dann ergeht es dir gut, und du bleibst am Leben! Lehnst du es aber ab, hinüberzugehen, dann hat der Herr mir folgendes geoffenbart: Fürwahr, alle Frauen, die noch im Palaste des Königs von Juda vorhanden sind, werden hinausgeführt zu den Fürsten des Königs von Babel, und sie sprechen dabei: "Deine vertrauten Freunde betrogen und besiegten dich! Da du nun mit den Füßen im Schlamm steckst, ziehen sie sich zurück." Alle deine Frauen und deine Kinder bringt man zu den Kaldäern hinaus, auch du selbst entrinnst ihnen nicht, sondern vom König von Babel wirst du ergriffen, und diese Stadt wird in Brand gesteckt." Da sagte Zidkia zu Jeremias: "Niemand darf von diesem Gespräch erfahren, sonst mußt du sterben! Wenn die Beamten hören, daß ich mit dir gesprochen habe, und wenn sie zu dir kommen und dich auffordern: "Teile uns doch mit, was du zum König gesagt, und was der König zu dir gesagt hat; verheimliche uns nichts, sonst töten wir dich", dann sprich zu ihnen: "Ich habe den König flehentlich gebeten, mich nicht mehr in das Haus Jonatans zurückbringen zu lassen, weil ich dort sterben muß."" Da kamen denn auch alle Beamten zu Jeremias und fragten ihn aus. Dieser aber gab ihnen Bescheid ganz nach den Worten, die ihm der König aufgetragen hatte. Darauf ließen sie von ihm ab, denn niemand hatte das Gespräch gehört. So verblieb Jeremias im Wachthof bis zum Tage der Eroberung Jerusalems. - Harte Vergeltung an Zidkia - Es geschah aber, als Jerusalem eingenommen war: Im neunten Jahr des Zidkia, des Königs von Juda, im zehnten Monat, rückte Nebukadnezar, der König von Babel, mit seinem gesamten Heer gegen Jerusalem und schloß es ein. Im elften Jahr des Zidkia, am neunten Tag des vierten Monats, legte man eine Bresche in die Stadtmauer. Da zogen alle Fürsten des Königs von Babel ein und ließen sich im mittleren Tore nieder: Nebusaradan, der Führer der Leibwache, und Nebuschasban, der Oberkämmerer, und Nergalsarezer, der Obermarschall aus Simmagir, sowie alle übrigen Fürsten des Königs von Babel. Als Zidkia, der König von Juda, und alle Kriegsleute dies sahen, ergriffen sie die Flucht und verließen bei Nacht die Stadt in Richtung nach dem königlichen Garten durch das Tor zwischen den beiden Mauern und schlugen den Weg gegen die Jordansenke ein. Doch die Streitkräfte der Kaldäer nahmen ihre Verfolgung auf und holten den Zidkia in den Steppen Jerichos ein. Sie ergriffen ihn und schleppten ihn vor den Babelkönig ebukadnezar nach Ribla in der Landschaft Hamat. Dieser hielt Gericht über ihn. Der König von Babel ließ die Söhne des Zidkia in Ribla vor dessen Augen hinrichten; auch alle vornehmen Judäer ließ der König von Babel töten. Den Zidkia aber ließ er blenden und in Fesseln legen, um ihn nach Babel zu bringen. Den Königspalast und die Häuser der Bevölkerung brannten die Kaldäer nieder, und die Mauern von Jerusalem rissen sie ein. Den Rest des Volkes, der in der Stadt noch übriggeblieben war, sowie die Überläufer, die zu ihm abgefallen waren, und den Rest der Handwerker führte Nebusaradan, der Führer der Leibwache, nach Babel in die Verbannung. Nur von den geringen Leuten, die nichts besaßen, ließ Nebusaradan, der Führer der Leibwache, einen Teil im Lande Juda zurück und gab ihnen gleichzeitig Weinberge und Grundstücke. Nebukadnezar, der König von Babel, befahl dem Nebusaradan, dem Führer der Leibwache, bezüglich des Jeremias folgendes: "Laß ihn holen, und richte dein Auge auf ihn! Sorge, daß ihm kein Leid geschieht, sondern verfahre mit ihm nach seinen Wünschen, die er dir äußert!" Da sandten Nebusaradan, der Führer der Leibwache, und Nebuschasban, der Oberkämmerer, und Nergalsarezer, der Obermarschall, sowie sämtliche Fürsten des Königs von Babel hin. Sie ließen den Jeremias aus dem Wachthofe holen und übergaben ihn Gedalja, dem Sohn Achikams, des Sohnes Schaphans, daß er ihn frei nach Hause entlasse. So blieb er bei der Bevölkerung. An Jeremias war das Wort des Herrn ergangen, als er noch im Wachthof festgehalten war: "Gehe hin und sage zu dem Kuschiten Ebedmelech: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Siehe, ich lasse meine Worte über diese Stadt in Erfüllung gehen zum Unheil und nicht zum Heil. Wenn sie alsdann vor deinen Augen eintreffen, so werde ich dich an jenem Tage retten" - Spruch des Herrn -, "damit du den Leuten nicht in die Hand fällst, vor denen dir graut. Ja, ich werde dich heil davonkommen lassen; du wirst nicht durch das Schwert fallen, sondern dein Leben als Beute gewinnen, weil du auf mich vertraut hast" - Spruch des Herrn. Das Wort, das vom Herrn an Jeremias erging, nachdem Nebusaradan, der Führer der Leibwache, ihn von Rama aus freigelassen hatte; er war seiner habhaft geworden, als er sich in Ketten mitten unter all den Gefangenen von Jerusalem und Juda befand, die nach Babel gebracht werden sollten. Der Führer der Leibwache hatte also Jeremias holen lassen und sprach zu ihm: "Der Herr, dein Gott, hat dieses Unheil dem Ort hier angedroht. Und der Herr hat es so kommen und geschehen lassen, wie er es angedroht hat; denn ihr habt euch am Herrn versündigt und nicht auf seine Stimme gehört; so mußte dies Geschick euch treffen. Schau, nunmehr befreie ich dich heute von den Fesseln an deinen Händen! Wenn es dir beliebt, mit mir nach Babel zu kommen, so tue es, und ich will dich im Auge behalten; ist es dir aber nicht genehm, mit mir nach Babel zu kommen, so laß es! Sieh, das ganze Land steht zu deiner Verfügung; wohin zu gehen es dir beliebt, dahin gehe! Willst du lieber dableiben, so kehre um zu Gedalja, dem Sohne Achikams, des Sohnes Schaphans, den der König von Babel über das Land Juda gesetzt hat! Bleibe mit ihm bei der Bevölkerung oder gehe, wohin immer es dir gefällt!" Der Führer der Leibwache gab ihm Wegzehrung und Geschenke und entließ ihn. Da begab sich Jeremias zu Gedalja, dem Sohne Achikams, nach Mizpa und blieb mit ihm bei der Bevölkerung, die noch im Lande bleiben konnte. Alle Truppenführer, die sich noch mit ihren Leuten auf freiem Felde aufhielten vernahmen, daß der Babelkönig den Gedalja, den Sohn Achikams, zum Statthalter über das Land gemacht und ihm die Männer, Frauen und Kinder, nämlich jenen Teil der armen Landbevölkerung, der nicht nach Babel gebracht worden war, anvertraut habe. Sie kamen nun zu Gedalja nach Mizpa: Ismael, der Sohn Netanjas, Jochanan und Jonatan, die Söhne des Kareach, Seraja, der Sohn Tanchumets, die Söhne Ephajs, des Netophatiters, und Jesanja, der Sohn des Maachatiters, sie selbst samt ihren Leuten. Gedalja, der Sohn Achikams, des Sohnes Schaphans, gab ihnen und ihren Leuten eine eidliche Zusicherung: "Fürchtet euch nicht, den Kaldäern untertan zu sein; bleibt im Lande und dient dem König von Babel, dann ergeht es euch gut! Ich selbst bleibe hier in Mizpa als Vermittler bei den Kaldäern, die zu uns kommen. Ihr aber bringt eure Ernten an Wein, Obst und Öl ein, speichert sie auf und bleibt in euren Ortschaften, die ihr besiedelt!" Auch alle Judäer, die in Moab, bei den Ammonitern, in Edom oder sonst in irgendeiner Landschaft sich aufhielten, erhielten davon Kunde, daß der König von Babel einen Rest von Juda übriggelassen und Gedalja, den Sohn Achikams, den Enkel Schaphans, zum Statthalter über sie gesetzt hatte. Da kehrten alle Judäer aus sämtlichen Orten, wohin sie versprengt waren, zurück und kamen in das Land zu Gedalja nach Mizpa. Man erntete Wein und Obst in überaus großer Menge. Jochanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die sich noch auf freiem Felde aufhielten, kamen zu Gedalja nach Mizpa. Sie fragten ihn: "Weißt du auch, daß Baalis, der König der Ammoniter, den Ismael, den Sohn Netanjas, gesandt hat, dich zu erschlagen?" Gedalja aber, der Sohn Achikams, glaubte es ihnen nicht. Nun machte Jochanan, der Sohn Kareachs, dem Gedalja in Mizpa insgeheim den Vorschlag: "Ich will mich aufmachen und Ismael, den Sohn Netanjas, erschlagen; niemand erfährt etwas davon. Warum soll er dich denn erschlagen, so daß alle Judäer, die sich um dich geschart haben, wieder zerstreut werden und der Rest von Juda zugrunde geht?" Indes entgegnete Gedalja, der Sohn Achikams, dem Jochanan, dem Sohn des Kareach: "Tu das nicht; denn unwahr ist, was du über Ismael sagst." Jedoch im siebten Monat kam Ismael, der Sohn Netanjas, der Enkel Elischamas, aus königlichem Stamm [einer von den Großen des Königs], mit zehn Männern zu Gedalja, dem Sohne Achikams, nach Mizpa. Sie hielten dort ein gemeinschaftliches Mahl. Da erhob sich Ismael, der Sohn des Netanja, samt den zehn Männern, die bei ihm waren, und sie erschlugen Gedalja, den Sohn Achikams, den Enkel Schaphans, mit dem Schwerte. So brachte er den Mann um, den der Babelkönig im Lande als Statthalter eingesetzt hatte. Auch alle Judäer, die bei ihm [bei Gedalja] in Mizpa waren, und die Kaldäer, die sich als militärische Besatzung dort befanden, schlug Ismael tot. Es begab sich aber am zweiten Tage nach Gedaljas Ermordung, als noch niemand etwas wußte, da kamen Leute von Sichem, Silo und Samaria, achtzig Mann, mit geschorenen Bärten, zerrissenen Gewändern und eingeritzter Haut; sie trugen in ihren Händen Opfergaben und Weihrauch, um sie zum Hause des Herrn zu bringen. Da ging Ismael, der Sohn Netanjas, von Mizpa aus ihnen entgegen und machte dabei eine weinerliche Miene. Sobald er mit ihnen zusammentraf, lud er sie ein: "Kommt zu Gedalja, dem Sohn Achikams!" Nachdem sie nun in die Stadtmitte gekommen waren, hieb Ismael, der Sohn Netanjas, sie nieder und warf sie in die Zisterne, er und die Leute, die er bei sich hatte. Unter ihnen befanden sich jedoch zehn Männer, die zu Ismael sprachen: "Bring uns nicht um; denn wir haben versteckte Vorräte auf dem Felde: Weizen, Gerste, Öl und Honig!" Da ließ er von ihnen ab und tötete sie nicht wie ihre Stammesbrüder. Die Zisterne aber, in welche Ismael alle Leichen der Leute, die er erschlagen hatte, hineinwarf, war eine große Zisterne - es war jene, die König Asa gegen Bascha, den König von Israel, angelegt hatte. Diese füllte Ismael, der Sohn Netanjas, mit Erschlagenen. Danach führte Ismael den ganzen Rest der Leute in Mizpa weg samt den Prinzessinnen, die Nebusaradan, der Führer der Leibwache, dem Gedalja, dem Sohn Achikams, anvertraut hatte; Ismael, der Sohn Netanjas, führte sie weg und zog ab, um über die Grenze zu den Ammonitern zu gelangen. Jochanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die bei ihm waren, vernahmen von all dem Unrecht, das Ismael, der Sohn Netanjas, begangen hatte. Sie nahmen alle ihre Leute und zogen zum Kampf wider Ismael, den Sohn Netanjas, aus; sie stießen auf ihn am großen Gewässer bei Gibeon. Als nun sämtliche Leute um Ismael den Jochanan, den Sohn des Kareach, und neben ihm alle Truppenführer erblickten, sprangen sie freudig auf. Alle Leute, die Ismael von Mizpa fortgeführt hatte, schwenkten um und traten auf die Seite Jochanans, des Sohnes des Kareach. Jedoch gelang es Ismael, dem Sohn des Netanja, mit acht Mann dem Jochanan zu entkommen und zu den Ammonitern zu fliehen. Da übernahmen Jochanan, der Sohn des Kareach, und alle bei ihm befindlichen Truppenführer den ganzen Rest der Leute, den Ismael, der Sohn des Netanja, nach der Ermordung Gedaljas von Mizpa fortgeführt hatte: Männer, Frauen, Kinder und Palastbeamte, die er von Gibeon zurückbrachte. Sie zogen ab und machten halt in der Herberge des Kimham bei Bethlehem in der Absicht, nach Ägypten weiterzuziehen. Dadurch wollten sie den Kaldäern entkommen. Sie fürchteten sich nämlich vor ihnen, weil Ismael, der Sohn Netanjas, den Gedalja, den Sohn Achikams, der vom König von Babel im Lande als Statthalter eingesetzt war, erschlagen hatte. Da traten alle Truppenführer, Jochanan, der Sohn Kareachs, Asarja, der Sohn Hoschajas, und sämtliche Leute, groß und klein, an den Propheten Jeremias heran und baten: "Möge doch unser Flehen bei dir gnädige Aufnahme finden: Bete für uns zum Herrn, deinem Gott, für diesen gesamten Rest! Denn wir blieben von vielen nur noch wenige übrig, wie du es selber an uns siehst. Möge uns der Herr, dein Gott, kundtun, welchen Weg wir gehen und was wir überhaupt tun sollen!" Da sprach der Prophet Jeremias zu ihnen: "Ich bin einverstanden! Ja, ich werde eurem Wunsche gemäß zum Herrn, eurem Gott, beten; was immer der Herr euch zur Antwort gibt, will ich euch verkünden, ohne euch nur ein Wort vorzuenthalten." Sie selber versicherten Jeremias: "Der Herr sei ein wahrer und getreuer Zeuge gegen uns, wenn wir nicht genau nach dem Bescheid handeln, den der Herr, dein Gott, durch deine Vermittlung uns schickt; mag es Gutes oder Schlimmes sein, auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, zu dem wir dich senden, werden wir hören; dann möge es uns wohlergehen, wenn wir auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, achten!" Zehn Tage später erging das Wort des Herrn an Jeremias. Da berief er Jochanan, den Sohn Kareachs, und alle Truppenführer, die bei ihm waren, samt allem Volk, groß und klein. Er gab ihnen folgenden Bescheid: "So spricht der Herr, der Gott lsraels, zu dem ihr mich gesandt habt, um ihm eure Bitte vorzutragen: "Bleibt ihr ruhig in diesem Land, so will ich euch aufbauen und nicht einreißen, euch einpflanzen und nicht entwurzeln! Denn mich reut das Unheil, das ich euch angetan. Vor dem Babelkönig, vor dem ihr in Angst seid, fürchtet euch nicht; fürchtet euch nicht vor ihm", ist der Spruch des Herrn, "denn ich bin mit euch, euch zu helfen und euch zu erretten aus seiner Gewalt. Ich erwirke Erbarmen für euch, so daß er sich euer erbarmt und euch die Rückkehr in eure Heimat gestattet." Sagt ihr aber: "Wir bleiben nicht in diesem Lande", hört ihr also nicht auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, sondern sprecht ihr: "Nein, wir ziehen ins Ägypterland, wo wir nichts vom Krieg sehen, kein Hornsignal hören und nach Brot nicht zu hungern brauchen, daselbst wollen wir bleiben", nun, dann höret das Wort des Herrn, ihr Restbestand vom Hause Juda: So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: "Wenn ihr euch durchaus in den Kopf gesetzt habt, nach Ägypten zu ziehen, wenn ihr hingeht und euch dort ansiedelt, dann erreicht das Schwert das ihr fürchtet, euch dort im Lande Ägypten, und ihr sterbt daselbst. Und alle Leute, die es sich in den Kopf gesetzt haben, nach Ägypten zu ziehen und sich dort niederzulassen, sterben durch Schwert, Hunger und Pest. Keiner von ihnen entweicht und entflieht dem Unheil, das ich über sie bringe." Denn so spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: "Wie sich mein Zorn und Grimm über die Einwohner Jerusalems ergossen hat, so wird sich mein Grimm auch über euch entladen, falls ihr nach Ägypten zieht. Ihr werdet zum Fluch und zum Entsetzen, zur Verwünschung und zum Hohn sein und werdet diese Stätte nie mehr sehen."" Jeremias hatte dem ganzen Volk alle Worte des Herrn, ihres Gottes, die der Herr ihnen ausrichten ließ - alle obigen Worte -, vollständig mitgeteilt. Da sagten Asarja, der Sohn Hoschajas, und Jochanan, der Sohn Kareachs, sowie alle übermütigen und widerstrebenden Männer zu Jeremias: "Lüge redest du! Der Herr, unser Gott, hat dich nicht gesandt mit dem Auftrag: Ihr sollt nicht nach Ägypten ziehen, um euch dort niederzulassen! Vielmehr ist es Baruch, der Sohn Nerijas, der dich wider uns aufhetzt, um uns in die Hand der Babylonier auszuliefern, damit diese uns töten oder nach Babel schleppen." Aber Jochanan, der Sohn Kareachs, sämtliche Truppenführer und alle Leute hörten nicht auf den Befehl des Herrn, im Lande Juda zu bleiben. Vielmehr nahmen Jochanan, der Sohn Kareachs, und alle Truppenführer den ganzen Rest Judas, der aus allen Völkern, wohin er versprengt gewesen, heimgekehrt war, um sich im Lande Juda anzusiedeln: die Männer, Frauen und Kinder, die Prinzessinnen und alle Leute, die Nebusaradan, der Führer der Leibwache, bei Gedalja, dem Sohn Achikams und Enkel Schaphans, gelassen hatte, auch den Propheten Jeremias und Baruch, den Sohn Nerijas. Sie zogen nach dem Land Ägypten, gehorchten also dem Befehl des Herrn nicht, und gelangten bis Tachpanches. In Tachpanches erging das Wort des Herrn an Jeremias: "Nimm große Steine zur Hand und füge sie mit Mörtel in das Ziegelpflaster am Eingang zum Hause des Pharao in Tachpanches ein, und zwar in Gegenwart judäischer Männer! Sprich dann zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich sende hin und hole meinen Knecht Nebukadnezar, den König von Babel, herbei, daß er seinen Thron auf diese Steine stellt, die du eingefügt hast, und sein Prachtzelt darüber ausspannt! Er kommt und schlägt das Ägypterland; wer für den Tod bestimmt ist, verfällt dem Tode, wer für die Gefangenschaft, der Gefangenschaft, und, wer für das Schwert bestimmt ist, dem Schwert. Er wird Feuer an die Tempel der ägyptischen Götter legen und diese verbrennen oder wegführen. Er wird das Land Ägypten ablausen, wie der Hirt sein Gewand laust, und unbehelligt von dannen ziehen. Er wird die Spitzsäulen (Obelisken) des Sonnentempels im Lande Ägypten zerbrechen und die Tempel der ägyptischen Götter niederbrennen." Das Wort, das an Jeremias erging für alle Judäer, die im Lande Ägypten wohnten, die sich aufhielten in Migdol, Tachpanches, Noph und im Lande Patros: "So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ihr selbst habt all das Unheil erlebt, das ich über Jerusalem und alle Städte Judas brachte. Seht, heute sind sie Trümmerhaufen, die unbewohnt sind. Das kam von ihrer Bosheit, die sie verübten, um mich zu kränken. Sie gingen hin, räucherten und dienten fremden Göttern, die ihnen bisher unbekannt waren, sie, ihr und eure Väter! Immerfort hatte ich zu euch alle meine Knechte, die Propheten, gesandt mit der Mahnung: "Verübt doch nicht solchen Greuel, den ich hasse!" Aber sie hörten nicht und zeigten kein geneigtes Ohr, sich von ihrer Bosheit abzukehren und fremden Göttern nicht mehr zu räuchern. Da entlud sich mein Grimm und Zorn und entbrannte in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems, so daß sie zu wüsten Trümmerstätten wurden, wie es heute der Fall ist. Und nun spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, der Gott Israels: Warum tut ihr euch selbst so großes Unheil an, daß ihr euch ausrottet, Mann und Frau, Kind und Säugling, aus Judas Mitte und keinen Rest mehr übriglaßt? Ihr kränkt mich durch die Machwerke eurer Hände, weil ihr fremden Göttern Rauchopfer darbringt im Lande Ägypten, wohin ihr gezogen seid, euch daselbst niederzulassen; so werdet ihr ausgerottet und zum Fluch und Hohn bei allen Völkern der Erde. Habt ihr denn die Übeltaten eurer Väter, die Übeltaten der Könige von Juda und die eurer Vornehmen, eure eigenen Übeltaten und die eurer Frauen vergessen, die sie im Lande Juda und auf den Gassen Jerusalems verübt haben? Bis zum heutigen Tag wurden sie darüber nicht zerknirscht, hatten keine Furcht und wandelten nicht in meinem Gesetz und in meinen Geboten, die ich euch und euren Vätern vorgeschrieben habe. Darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Fürwahr, ich wende mein Antlitz gegen euch zum Unheil, um ganz Juda auszurotten. Ich raffe den Rest Judas hinweg, der sich darauf versteifte, nach Ägypten zu ziehen, um sich dort niederzulassen; sie werden insgesamt im Lande Ägypten umkommen, sie werden fallen durch Schwert und Hunger, klein und groß kommen um; durch Schwert und Hunger werden sie sterben und werden zur Verwünschung und zum Entsetzen, zum Fluch und zum Hohn. Die im Lande Ägypten Angesiedelten suche ich heim, wie ich Jerusalem heimsuchte, mit Schwert, Hunger und Pest. Unter dem Rest der Judäer, die gekommen sind, sich hier im Lande Ägypten anzusiedeln, wird es keinen geben, der entweicht und entrinnt, um in das Land Juda heimzukehren, obwohl sie sehnlichst zurückkehren möchten, um dort wieder wohnen zu können. Nein, sie kehren nicht heim, abgesehen von einigen Flüchtlingen." Da entgegneten alle Männer, die davon Kenntnis hatten, daß ihre Frauen anderen Göttern räucherten, und alle dabeistehenden Frauen - eine große Schar - sowie alle Leute, die sich im Lande Ägypten und in Patros niedergelassen hatten, dem Jeremias: "In der Angelegenheit, in der du zu uns im Namen des Herrn geredet hast, können wir dir nicht gehorchen. Vielmehr werden wir unbedingt all das tun, was wir gelobt haben, nämlich der Himmelskönigin Rauch- und Trankopfer darzubringen, wie wir, unsere Väter, unsere Könige und Fürsten in den Ortschaften Judas und auf den Gassen Jerusalems es getan haben. Da hatten wir Brot, uns zu sättigen, es ging uns gut, und wir mußten kein Unheil erleben. Seit wir aber aufhörten, der Himmelskönigin zu räuchern und Trankopfer zu spenden, leiden wir Not an allen Dingen und kommen durch Schwert und Hunger um." Die Frauen erklärten: "Wenn wir der Himmelskönigin Rauch- und Trankopfer darbringen, geschieht es dann etwa ohne Einverständnis unserer Männer, daß wir ihr Kuchen backen nach ihrer Gestalt und ihr Trankopfer spenden?" Da entgegnete Jeremias dem gesamten Volke, den Männern, Frauen und allen Leuten, die ihm so geantwortet hatten: "War es nicht gerade das Rauchopferunwesen, das ihr in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems gepflegt habt, ihr selbst, eure Väter, eure Könige, eure Fürsten samt der Bürgerschaft, dessen der Herr strafend gedachte und das er im Sinne hatte? Der Herr konnte euer böses Treiben und eure Greueltaten, die ihr verübtet, nicht länger ertragen; so wurde denn euer Land zur Trümmerstätte, zum Entsetzen und zum Fluch, so daß es niemand mehr bewohnt, wie es heute der Fall ist. Weil ihr Rauchopfer dargebracht und gegen den Herrn gesündigt, nicht auf die Stimme des Herrn gehört habt und nach seinem Gesetz, seinen Geboten und Anordnungen nicht gewandelt seid, darum kam dieses Unheil über euch, wie Ihr es heute erdulden müßt." Zum gesamten Volk und besonders zu allen Frauen sagte Jeremias: "Höret das Wort des Herrn, ganz Juda, das im Lande Ägypten weilt! So spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: Ihr Frauen habt mit euren Lippen versprochen und mit euren Händen vollbracht, was ihr sagtet: "Wir wollen unbedingt unsere Gelübde halten, die wir machten, nämlich der Himmelskönigin Rauch- und Trankopfer darzubringen!" Löst nur genau eure Gelübde ein und bringt eure Trankopfer dar! So vernehmt denn das Wort des Herrn, ihr Judäer alle, die ihr im Lande Ägypten weilt: Fürwahr, ich schwöre bei meinem großen Namen, spricht der Herr: Nimmer soll mein Name von irgendeinem Judäer im ganzen Lande Ägypten in den Mund genommen werden, daß er spräche: "So wahr der Gebieter und Herr lebt!" Siehe, ich wache über ihnen zum Unheil und nicht zum Heil! Alle Judäer im Lande Ägypten werden durch Schwert und Hunger aufgerieben bis zu ihrem völligen Untergang. Nur eine kleine Zahl wird dem Schwert entrinnen und aus dem Land Ägypten ins Land Juda heimkehren, und der ganze Rest von Juda, der nach dem Ägypterland zog, um sich dort anzusiedeln, wird erkennen, wessen Wort sich erfüllt, das meinige oder das ihre. Und dies soll euch das Zeichen dafür sein - Spruch des Herrn -, daß ich euch heimsuche an dieser Stätte, damit ihr erkennt, daß meine Unheilsworte wider euch in Erfüllung gehen: So spricht der Herr: Fürwahr, ich übergebe den Pharao Hophra, den König von Ägypten, in die Hand seiner Feinde, in die Hand derer, die ihm nach dem Leben trachten, wie ich Zidkia, den König von Juda, in die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel, seines Feindes, der ihm nach dem Leben trachtete, überliefert habe." Das Wort, das der Prophet Jeremias zu Baruch, dem Sohne Nerijas, sprach, als er im vierten Jahre Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, jene Reden nach den Angaben des Jeremias in eine Buchrolle schrieb: "So spricht der Herr, der Gott Israels, über dich, Baruch: Du hast gesagt: "Ach, wehe mir, häuft doch der Herr Kummer auf meinen Schmerz! Von meinen Seufzern bin ich erschöpft, Ruhe finde ich nicht!" - Rede zu ihm: So spricht der Herr: Siehe, was ich gebaut, reiße ich ein, und was ich gepflanzt, reiße ich aus [dies betrifft das ganze Land]. Du aber willst Großes für dich begehren? Begehre es nicht! Denn siehe, ich verhänge Unheil über alle Menschen - Spruch des Herrn. Doch dir gebe ich dein Leben als Beute an allen Orten, wohin immer du gehst!" Was als Wort des Herrn wider die Völker an den Propheten Jeremias erging. Über Ägypten: Gegen die Streitmacht des Pharao Necho, des Königs von Ägypten, die am Euphratstrom bei Karkemisch stand, die Nebukadnezar, der König von Babel, im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, schlug: "Rüstet Kleinschild und Großschild, rückt an zum Kampfe! Die Streitrosse schirrt, ihr Wagenkämpfer, steigt auf! Tretet in Helmen an, macht die Lanzen blank, legt die Panzer an! Was sehe ich? Sie sind zermürbt, sie weichen zurück, ihre Helden sind geschlagen, ergreifen die Flucht und kehren nicht um. Grauen ringsum" - Spruch des Herrn. Der Schnelle kann nicht entfliehen und nicht entrinnen der Held. Im Norden am Ufer des Euphratstromes straucheln und fallen sie nieder. Wer wogte heran gleich dem Nil, daß seine Wasser wie Ströme erbrausten? Ägypten wogte heran gleich dem Nil, daß seine Wasser wie Ströme erbrausten. Es sprach: "Ich woge heran, überschwemme das Land, vernichte die Städte samt ihren Bewohnern! Auf, ihr Rosse, ihr Wagen, stürmt los! Rückt aus, ihr Helden, Kusch und Put, die ihr den Schild tragt, ihr Ludier, die ihr den Bogen spannt!" Doch jener Tag ist für den Gebieter und Herrn der Heere ein Rachetag, an dem er sich rächt an seinen Gegnern. Da frißt das Schwert, es sättigt sich und wird trunken von ihrem Blut; denn ein Schlachtfest hält der Gebieter und Herr der Heere im Lande des Nordens, am Euphratstrom. Ziehe hinauf nach Gilead und hole Balsam, Jungfrau, Tochter Ägypten! Umsonst verbrauchst du viele Arzneien, Genesung findest du nicht! Von deiner Schande hören die Völker, dein Wehgeschrei erfüllt die Erde. Ja, ein Held ist neben dem Helden gestürzt, miteinander sind beide gefallen! Das Wort, das der Herr dem Propheten Jeremias verkündete über den Kriegszug, den Nebukadnezar, der König von Babel, unternahm, um das Land Ägypten zu schlagen: Meldet es in Ägypten, verkündet es in Migdol, macht es kund in Noph und Tachpanches! Sprecht: Stelle dich auf und mach dich bereit, denn schon frißt das Schwert rings um dich her! Wie ist dein Starker zu Boden gestürzt? Er hielt nicht stand, weil der Herr ihn verfolgte. Er brachte viele zu Fall, so daß sie stürzten, Mann neben Mann. Da riefen sie: "Auf, zurück zu unserem Volk und in unser Heimatland vor dem rasenden Schwert!" Nennt den Namen des Pharao, des ägyptischen Königs "Getöse, das die Zeit verpaßte"! "So wahr ich lebe" - Spruch des Königs, "Herr der Heere" ist sein Name -, "fürwahr, wie unter den Bergen der Tabor, wie der Karmel am Meer, so machtvoll rückt er heran! Zur Verbannung rüste dir deine Sachen, du seßhafte Tochter Ägypten! Denn Noph wird zur Wüste, wird niedergebrannt, bleibt unbewohnt! Ägypten ist eine stattliche Jungkuh, die Bremse von Norden fällt über sie her. Auch ihre Söldnertruppen im Land gleichen gemästeten Kälbern; auch sie machen kehrt, fliehen gemeinsam und bleiben nicht stehen. Denn der Tag ihres Unglücks kommt über sie, die Zeit ihrer Prüfung. Ägyptens Stimme gleicht einer zischenden Schlange, wenn jene anrücken mit Macht und mit Äxten es überfallen, Holzhauern gleich. Sie fällen seinen Wald" - Spruch des Herrn -, "denn er ist undurchdringbar. Zahlreicher als die Heuschrecken sind sie und ohne Zahl. Zuschanden wird die Tochter Ägypten, dem nordischen Volk überliefert." Der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, spricht: "Seht, ich suche heim den Amon von No und den Pharao, Ägypten und seine Götter, seine Könige und den Pharao samt allen, die auf ihn vertrauen! Und ich gebe sie in die Gewalt derer, die ihnen nach dem Leben trachten, nämlich in die Gewalt Nebukadnezars, des Königs von Babel, und seiner Diener. Danach aber wird es wieder bewohnt sein wie früher" - Spruch des Herrn. "Aber du, mein Knecht Jakob, fürchte dich nicht; verzage nicht, Israel! Denn siehe, aus fremder Ferne errette ich dich, deine Nachkommen aus ihrem Land der Verbannung. Jakob kehrt heim und hat Ruhe, lebt gesichert, und niemand erschreckt ihn. Nun fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob" - Spruch des Herrn; "denn ich bin mit dir. Ja, ich mache ein Ende mit allen Völkern, unter die ich dich versprengte. Doch dich vertilge ich nicht, sondern züchtige dich nach Gebühr, jedoch ungestraft kann ich dich nicht lassen." Was als Wort des Herrn an den Propheten Jeremias erging wider die Philister, bevor der Pharao Gaza schlug. So spricht der Herr: "Siehe, Wasser dringen vom Norden heran und werden zum reißenden Bach; sie überfluten das Land und was darin ist, die Städte samt ihren Bewohnern." Da schreien die Menschen und heulen alle Bewohner des Landes, weil laut die Hufe seiner Hengste stampfen, seine Kriegswagen dröhnen, seine Räder rasseln. Väter kehren sich nicht nach den Söhnen um, denn ihre Hände sind schlaff vor Schreck wegen des Tages, der kommt, um alle Philister zu vernichten und jeden zu vertilgen, der als Helfer für Tyrus und Sidon entkam. Ja, es vernichtet der Herr die Philister, den Rest von der Insel Kaphtor. Kahlgeschoren ist Gaza, Askalon ist verstummt. Du Rest der Enakiter, wie lange noch mußt du dir Trauermale ritzen? Wehe, du Schwert des Herrn, wie lange willst du nicht rasten? Kehre in deine Scheide zurück, halte ein und sei ruhig! Wie sollte es ruhen, da der Herr es entbot? Wider Askalon und die Küste des Meeres entsandte er es. Über Moab. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Wehe über Nebo, es wird ja verwüstet; zuschanden wird und erobert Kirjatajim! Beschämt wird die Hochburg und geschleift." Moabs Ruhm ist dahin. In Hesbon plant man wider es Unheil: "Kommt, wir rotten es aus, daß es kein Volk mehr sei!" Auch du, Madmen, wirst verstummen, das Schwert fährt hinter dir drein. Horch, ein Wehgeschrei von Choronajim: "Verwüstung und großer Zusammenbruch!" "Moab ist zerschmettert!", so gellt der Schrei bis nach Zoar. Ja, die Steige von Luchit, man steigt sie mit Weinen hinauf; ach, am Abhang nach Choronajim hört man ob des Zusammenbruchs entsetzliches Schreien. Fliehet, rettet euer Leben, lagert wie Wildesel in der Wüste! Weil du auf deine Burgen vertrautest, wirst auch du erobert. In die Verbannung muß Kamosch ziehen, seine Priester und Fürsten zusammen. Der Verwüster überfällt jegliche Stadt, und keine Stadt wird gerettet. Es geht zugrunde das Tal, vernichtet wird das ebene Land, spricht der Herr. Setzt ein Grabmal für Moab, denn es verfällt ganz und gar! Seine Städte werden veröden, niemand wohnt mehr darin. Verflucht, wer das Werk des Herrn nachlässig vollbringt, verflucht, wer sein Schwert zurückhält vom Blut! Sorglos lebte Moab von Jugend an, ruhig lag es auf seiner Hefe; es wurde nicht umgeschüttet von Gefäß zu Gefäß, es mußte nicht in die Verbannung. Darum behielt es seinen Geschmack, unverändert seinen Duft. "Seht, deshalb kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da sende ich Küfer zu ihm; die gießen es um, entleeren seine Gefäße und zerschlagen seine Krüge. Zuschanden wird Moab an Kamosch, wie das Haus Israel zuschanden wurde an Betel, dem es vertraute." Wie könnt ihr sagen: "Helden sind wir, Männer voll Kraft für den Kampf!"? Der Verwüster zieht gegen Moab hinauf; da steigt die Blüte seiner Jugend zum Gemetzel hinab. Moabs Verderben steht nahe bevor, sein Unglück eilt gar schnell herbei. Beklagt es, all seine Nachbarn und alle, denen sein Name bekannt ist! Sprecht: "Ach, wie ist doch zerbrochen der starke Stab, das herrliche Zepter!" Steig herab von deiner Pracht und setze dich in den Schmutz, du Einwohnerschaft, Tochter Dibon! Denn Moabs Verwüster zieht hinauf gegen dich, zerstört deine Burgen. Stell dich an den Weg und halte Ausschau, Einwohnerschaft von Aroer; frage die fliehenden Männer und die entronnenen Frauen! Sprich: "Was ist denn geschehen?" "Zuschanden ward Moab; ja, es zerbrach! Heulet und schreit, meldet am Arnon, daß Moab verwüstet!" Ein Gericht brach herein über das Land der Ebene, über Cholon, Jahza und Mephaat, über Dibon, Nebo und Bet-Diblatajim, über Kirjatajim, Bet-Gamul und Bet-Meon, über Kerijot und Bozra und über alle Städte des Landes Moab, die fern und nahe liegen. "Abgehauen ist Moabs Horn und sein Arm zerschmettert" - Spruch des Herrn. Macht es betrunken, denn wider den Herrn tat es groß! Moab stürze in sein eigenes Gespei, werde selber auch zum Gespött! Oder war dir nicht Israel zum Gespött? Traf man es etwa bei Dieben an, daß du höhnend den Kopf schütteltest, sooft du von ihm sprachst? Räumt die Städte, wohnt in den Klüften, Bewohner von Moab! Macht es wie die Taube, die an den Wänden nistet in offenen Höhlen. Wir haben vernommen von Moabs Stolz, wie es gar hoffärtig ist, von seinem Hochmut und Stolz, von seinem Dünkel und seinem überheblichen Sinn. "Ich kenne", so spricht der Herr, "seinen Übermut; unwahr ist sein Gerede, unaufrichtig sein Tun." Darum heule ich über Moab, über ganz Moab jammere ich, über die Leute von Kir-Cheres muß ich stöhnen. Du Quellgrund von Jaser, ich weine über dich, du Weinstock von Sibma! Bis ans Meer ziehen sich deine Ranken hin, reichen bis Jaser. Über deinen Herbst und deine Lese fällt der Verwüster her. Verschwunden sind Freude und Jubel vom Fruchtgarten und vom Lande Moab. Die Kufen sind leer von Wein, der Kelterer wird nicht mehr keltern, der Taktruf ertönt nicht mehr. Das Geschrei von Hesbon und Elale dringt bis Jahaz; man erhebt die Stimme von Zoar bis Choronajim und Eglat-Schelischijja; denn selbst die Wasser von Nimrim werden zur Wüstenei. "Ich mache es Moab unmöglich" - Spruch des Herrn -, "daß jemand opfert auf der Kulthöhe und seinen Göttern räuchert." Deshalb klagt mein Herz um Moab wie eine Flöte; wie eine Flöte klagt mein Herz um die Leute von Kir-Cheres; sie verloren ja alles, was sie sich erübrigt hatten. Denn jedes Haupt ist kahlgeschoren und jeder Bart abgeschnitten, an allen Händen sind Ritzwunden und um die Hüften das Trauerkleid. Auf allen Dächern Moabs und auf seinen Plätzen herrscht nichts als Klage. "Ja, ich zerbreche Moab wie ein Gefäß, das niemand mehr haben will" - Spruch des Herrn. Wie ist zerschmettert, wie hat Moab schmachvoll den Rücken gewandt! So wird Moab zum Gespött und zum Entsetzen für alle seine Nachbarn. Denn so spricht der Herr: "Schaut, wie ein Adler schwebt es heran, breitet über Moab seine Schwingen aus! Erobert werden die Städte, die Festungen eingenommen. Der Mut der Helden Moabs wird an jenem Tag wie der Mut einer Frau in Wehen. Vernichtet wird Moab, so daß es kein Volk mehr ist; denn wider den Herrn hat es großgetan. Grauen und Grube und Garn über dich, Bewohner von Moab!" - Spruch des Herrn. "Wer dem Grauen entgeht, fällt in die Grube, wer der Grube entsteigt, verstrickt sich im Garn. Ja, über Moab bringe ich dies im Jahr der Heimsuchung" - Spruch des Herrn. Im Schatten von Hesbon machen erschöpft Flüchtlinge halt. Doch Feuer geht aus von Hesbon, eine Flamme von Sichons Haus und verzehrt die Schläfe Moabs und den Scheitel der lärmenden Schreier. Weh dir, Moab! Du verlorenes Volk des Kamosch! Denn deine Söhne schleppt man in die Gefangenschaft, deine Töchter in die Verbannung. "Aber am Ende der Tage wende ich Moabs Geschick" - Spruch des Herrn. - [Bis hierher geht das Gerichtswort über Moab.] Über die Ammoniter. So spricht der Herr: "Besitzt denn Israel keine Söhne, oder fehlt ihm ein Erbe? Warum beerbte Milkom den Gad, ließ sich sein Volk in dessen Städten nieder? Darum siehe, es werden Tage kommen" - Spruch des Herrn -, "da lasse ich wider Rabba der Ammoniter Kriegslärm erschallen. Zu einem Trümmerhügel wird es, seine Tochterstädte werden in Brand gesteckt, und Israel beerbt seine Erben", so spricht der Herr. Heule, Hesbon, denn der Verwüster rückt an! Schreiet, Töchter von Rabba! Gürtet das Trauerkleid um, haltet Klage und lauft mit eingeritzten Wunden umher! Denn in die Verbannung zieht Milkom, seine Priester und Fürsten alle. Was rühmst du dich deines Tales, du abwendige Tochter, die auf ihre Schätze vertraut: "Wer kann über mich kommen?" "Sieh, ich bringe über dich Schrecken", ist der Ausspruch des Gebieters, des Herrn der Heere, "von allen Seiten ringsum! Ihr werdet zerstreut, ein jeder für sich, und niemand wird die Flüchtlinge sammeln. Danach aber wende ich der Ammoniter Geschick", ist der Spruch des Herrn. Über Edom. So spricht der Herr der Heerscharen: "Gibt es keine Weisheit in Teman mehr, ist den Klugen der Rat verlorengegangen? Ist ihre Weisheit entwertet?" Flieht, wendet euch ab, tief unten mögt ihr euch bergen, Bewohner von Dedan! Denn Esaus Verderben bringe ich über ihn, die Zeit seiner Heimsuchung. Wenn Winzer über dich kommen, lassen sie keine Nachlese übrig. Kommen Diebe zur Nachtzeit, richten sie Schaden an nach Belieben. Denn ich selbst lege Esau bloß, seine Schlupfwinkel decke ich auf, verbergen kann er sich nicht. Seine Brut wird zerstört und seine Verwandtschaft sowie seine Nachbarn, so daß keiner sagt: "Laß deine Waisen, ich will sie erhalten, deine Witwen mögen auf mich vertrauen!"" Denn so spricht der Herr: "Siehe, denen es nicht rechtmäßig zukam, den Becher zu leeren, die müssen ihn gleichwohl leeren, und da solltest du selbst völlig ungestraft bleiben? Du wirst nicht ungestraft bleiben, nein, trinken mußt du! Denn bei mir selber schwöre ich" - Spruch des Herrn -, "zum Entsetzen, zur Schmach, zur Wüstenei und zum Fluch soll Bozra werden, alle seine zugehörigen Städte zu ewigen Trümmerhaufen!" Kunde vernahm ich vom Herrn, ein Bote ward unter die Völker gesandt: "Schart euch zusammen, rückt gegen es an, macht euch auf zum Kampfe!" "Denn siehe, ich mache dich klein unter den Völkern, verachtet unter den Menschen! Die Angst, die man vor dir hat, betörte dich, der Übermut deines Herzens; denn du wohnst ja in felsigen Klüften, klammerst dich fest an Bergeshöhen. Baust du auch hoch wie der Adler dein Nest, ich stürze dich von dort hinab" - Spruch des Herrn. "Zum Entsetzen wird Edom, so daß jeder, der an ihm vorbeikommt, sich entsetzt und ob all seiner Schicksalsschläge erschaudert. Wie es war bei der Zerstörung von Sodom und Gomorra sowie ihrer Nachbarstädte", spricht der Herr, "so wird dort niemand mehr wohnen, kein Mensch daselbst weilen. Siehe, wie ein Löwe heraufsteigt aus des Jordans Dickicht zur immergrünen Aue, so vertreibe ich sie plötzlich von da, und wer dazu auserwählt ist, den setze ich dort ein. Denn wer ist mir gleich, und wer kann auftreten gegen mich? Wo ist der Hirt, der standhält vor mir?" Darum hört den Ratschluß des Herrn, den er wider Edom gefaßt, und seine Pläne, die er ersann wider Temans Bewohner! Fürwahr, selbst die jüngsten Schafe schleppt man weg, ja, ihre eigene Trift ist entsetzt über sie! Von seinem dröhnenden Fall erbebt die Erde, sein Wehgeschrei vernimmt man am Schilfmeer. Schaut, wie ein Adler steigt es empor, schwebt es heran und breitet die Schwingen aus über Bozra! Der Mut der Helden Edoms wird an jenem Tag wie der Mut einer Frau in Wehen. Über Damaskus. Es schämen sich Hamat und Arpad, denn böse Kunde vernahmen sie. Verzagt ist ihr Herz vor Kummer, kann keine Ruhe finden. Damaskus wird schwach, wendet sich zur Flucht, Beben hat es ergriffen, Angst und Wehen packten es wie eine Gebärende. Wie ist doch verlassen die ruhmreiche Stadt, die Stätte der Wonne! "Darum fällt auf ihren Plätzen ihre Jungmannschaft, und alle Krieger kommen um an jenem Tag" - Spruch des Herrn der Heere. "An die Mauer von Damaskus lege ich Feuer, daß es Benhadads Paläste verzehrt." Über Kedar und die Reiche von Chazor, die Nebukadnezar, der König von Babel, schlug. So spricht der Herr: "Auf, rückt heran gegen Kedar und bezwingt die Söhne des Ostens! Ihre Zelte und Schafe nimmt man hinweg, ihre Zeltdecken und all ihr Gerät; ihre Kamele holt man sich fort und ruft über sie: "Grauen ringsum!" Flieht, macht euch eilends davon, tief unten mögt ihr euch bergen, Bewohner von Chazor!" - Spruch des Herrn. "Denn Nebukadnezar, der Babelkönig, faßte einen Entschluß wider euch und erdachte sich gegen euch einen Plan: Auf, rückt heran gegen das sorglose Volk, das so zuversichtlich wohnt!" - Spruch des Herrn. "Tore und Riegel besitzt es nicht; sie hausen ganz einsam für sich. Ihre Kamele werden erbeutet, ihrer Herden Menge verfällt dem Raub. In alle Winde zerstreue ich sie, deren Haarrand gestutzt ist; von allen Seiten bringe ich Unheil über sie" - Spruch des Herrn. "Zur Behausung für Schakale wird Chazor, eine Wüste für immer. Niemand mehr wird dort wohnen, kein Mensch mehr darin verweilen." Was als Wort des Herrn über Elam an den Propheten Jeremias erging, zu Beginn der Regierung Zidkias, des Königs von Juda: So spricht der Herr der Heerscharen: "Siehe, ich zerbreche den Bogen von Elam, worin seine Stärke gründet! Vier Winde will ich bringen über Elam, von den vier Enden des Himmels. Ich zerstreue sie in all diese Winde, so daß es kein Volk gibt, wohin Elams Versprengte nicht kämen. Schrecken jage ich den Elamitern ein vor ihren Feinden, vor denen, die ihnen nach dem Leben trachten; Unheil bringe ich über sie, meinen glühenden Zorn" - Spruch des Herrn. "Hinter ihnen drein sende ich das Schwert, bis ich sie aufgerieben habe. Ich errichte mir einen Thron in Elam und vernichte dort König und Fürsten" - Spruch des Herrn. "Doch am Ende der Tage wende ich Elams Geschick" - Spruch des Herrn. Das Wort, das der Herr wider Babel, das Land der Kaldäer, durch den Propheten Jeremias gesprochen hat: "Macht unter den Völkern es kund und laßt es hören, verhehlt es nicht und sprecht: Erobert ist Babel, zuschanden ist Bel, Merodach zerschmettert; seine Bilder sind geschändet, seine Götzen zertrümmert! Denn ein Volk von Norden rückt gegen es an, das macht zur Wüste sein Land. Niemand wohnt mehr darin, Mensch und Vieh sind geflohen, sind fort. In jenen Tagen und zu jener Zeit" - Spruch des Herrn - "kommen die Söhne Israels, sie und die Söhne Judas gemeinsam, ziehen immerfort weinend einher und suchen den Herrn, ihren Gott. Nach dem Sion fragen sie, auf den Weg dorthin ist ihr Blick gerichtet. Sie kommen und halten zum Herrn im ewigen, nie vergessenen Bund. Eine verirrte Herde war mein Volk, ihre Hirten führten sie irre, trieben sie ziellos in die Berge. Von Berg zu Hügel mußten sie ziehen, vergaßen ihren Lagerplatz. Wer immer sie fand, fraß sie auf; ihre Feinde sprachen: "Uns trifft nicht die Schuld, daß sie am Herrn sich versündigt, der Aue des Heiles, der Zuflucht ihrer Väter." Los, flieht aus Babel, dem Land der Kaldäer! Zieht aus und seid wie Leitböcke vor der Herde! Denn seht, ich erwecke und führe gegen Babel eine Schar gewaltiger Völker vom Nordland; sie rüsten gegen es zum Kampf, und von dort her wird es erobert. Ihre Pfeile sind wie die eines siegreichen Helden, der niemals heimkehrt ohne Erfolg. Kaldäa verfällt der Plünderung, alle, die es plündern, können sich satt essen" - Spruch des Herrn. "Ja, freuet euch nur und jubelt, die ihr mein Erbe geraubt! Ja, hüpft nur wie Kälber im Grünen und wiehert wie Hengste! Eure Mutter wird ganz mit Schmach bedeckt; schämen muß sich, die euch geboren. Siehe, das ist das Ende der Völker: Wüste, Dürre und Steppe!" Ob des Zornes des Herrn bleibt es unbewohnt, wird völlig zur Wüste. Wer immer an Babel vorbeikommt, muß sich entsetzen und erschaudern über all seine Schicksalsschläge. Rüstet wider Babel zum Kampf ringsum, ihr Bogenschützen alle! Beschießt es, spart keine Pfeile! Es hat ja gesündigt wider den Herrn. Schreit ihm von allen Seiten den Kampfruf entgegen! Es muß sich ergeben, seine Pfeiler fallen, seine Mauern sind niedergerissen. Denn des Herrn Rache ist dies; rächt euch an ihm! Wie es getan, so vergeltet ihm! Rottet in Babel jedweden aus, der sät und zur Erntezeit die Sichel ergreift! Vor dem rasenden Schwert eilt jeder zu seinem Volk und flieht in seine Heimat. Israel war ein versprengtes Schaf, von Löwen gehetzt. Zunächst fraß es der König von Assur an, und jetzt hat ihm vollends Nebukadnezar, der König von Babel, die Knochen abgenagt. Darum spricht der Herr der Heere, der Gott Israels: "Fürwahr, ich rechne ab mit dem König von Babel und seinem Land, wie ich mit dem König von Assur abgerechnet habe! Doch Israel führe ich heim auf seine Flur, daß es abweide Karmel und Basan, sich sättige im Bergland Ephraim und in Gilead. In jenen Tagen und zu jener Zeit" - Spruch des Herrn - "wird man forschen nach Israels Schuld, doch es ist keine mehr da, und nach Judas Sünden, doch sie sind nicht zu finden; denn ich verzeihe dem Rest, den ich übriglasse. Mache dich auf gegen das Land Beratajim, ziehe dagegen zu Feld und auch wider die Bewohner von Pekod! Durchbohre und banne sie", spricht der Herr, "tue ganz, wie ich dir gebiete!" Kriegsgeschrei herrscht im Lande und großer Zusammenbruch. Wie ist zerschlagen und zerschmettert der Hammer der ganzen Welt! Wie wurde doch Babel zum Entsetzen unter den Völkern! Du hast dir selbst eine Falle gestellt, Babel, und bist auch gefangen worden, ohne daß du es merktest. Es hat dich erwischt und gepackt; denn du hattest den Herrn herausgefordert. Der Herr hat sein Zeughaus geöffnet und die Waffen des Grimmes hervorgeholt. Denn ein Werk hat zu tun der Gebieter, der Herr der Heere, im Land der Kaldäer. Kommt darüber her vom äußersten Ende, seine Speicher tut auf, schüttet es hin wie Haufen von Korn, vollzieht an ihm den Bann, kein Rest soll ihm erhalten bleiben! All seine Jungstiere stoßt nieder, hinab mit ihnen zur Schlachtung! Wehe über sie! Denn ihr Tag ist gekommen, die Zeit ihrer Rechenschaft. Horch, Flüchtlinge und Entronnene vom Lande Babel, die vermelden in Sion die Rache des Herrn, unseres Gottes [, die Rache für seinen Tempel]. Ruft nach Babel die Schützen, sämtliche Bogenschützen! Belagert ringsum die Stadt, ein Entrinnen sei ihr unmöglich! Vergeltet ihr nach ihrem Verdienst, tut ihr ganz so, wie sie getan! Denn wider den Herrn hat sie sich erkühnt, wider den Heiligen Israels. Darum fällt auf ihren Plätzen die Jungmannschaft, all ihre Krieger kommen an jenem Tage um" - Spruch des Herrn. "Siehe, ich komme dir bei, du "Frechheit"!" - Spruch des Gebieters, des Herrn der Heere -; "ja es ist gekommen dein Tag, die Zeit deiner Rechenschaft. Die "Frechheit" strauchelt und fällt, und keiner ist da, der ihr aufhilft; ich lege Feuer an ihre Städte, daß es ihre ganze Umgebung verzehrt." So spricht der Herr der Heerscharen: "Unterdrückt sind die Söhne Israels und die Söhne Judas mit ihnen; alle, die über sie die Verbannung verhängten, halten sie fest, verweigern ihnen die Freiheit. Doch ihr Erlöser ist stark, "Herr der Heerscharen" ist sein Name. Er führt ihre Sache mit Eifer, um die Erde zur Ruhe zu bringen, in Unruhe aber Babels Bewohner." "Schwert über die Kaldäer" - Spruch des Herrn - "und über die Bewohner von Babel, über seine Fürsten und seine Weisen! Schwert über die Weissager, daß sie zu Toren werden! Schwert über seine Helden, daß sie zusammenbrechen! Schwert über seine Rosse und Wagen und über alles Völkergemisch in seiner Mitte, daß es zu Weibern werde! Schwert über seine Schätze, daß sie geraubt werden! Schwert über seine Gewässer, sie müssen versiegen! Denn ein Land der Götzen ist es, und durch die Schreckgestalten werden sie zu Narren. Darum werden Fuchs und Luchs beisammen dort hausen und Strauße darin sich niederlassen. Niemals wird es wieder besiedelt und nicht mehr bewohnt von Geschlecht zu Geschlecht. Wie damals, als Gott Sodom und Gomorra sowie ihre Nachbarstädte zerstörte" - Spruch des Herrn -, "so wird dort niemand mehr wohnen, kein Mensch daselbst weilen. Sieh, ein Volk kommt vom Norden; ein großes Volk und der Könige viele brechen auf von den Enden der Erde! Sie führen Bogen und Speer; grausam sind sie und ohne Erbarmen. Ihr Lärm gleicht dem Brausen des Meeres, auf Rossen stürmen sie an, wie ein Krieger gerüstet zum Kampf wider dich, Tochter Babel. Sobald der König von Babel die Kunde von ihnen vernimmt, sinken erschlafft seine Hände, Angst ergreift ihn, Krampf wie eine Gebärende. Seht, wie ein Löwe heraufkommt aus des Jordans Dickicht zur immergrünen Aue, so vertreibe ich sie jählings von da, und wer dazu erwählt ist, den setze ich dort ein. Denn wer ist mir gleich, und wer kann auftreten gegen mich? Wo ist der Hirt, der standhält vor mir?" Darum hört den Ratschluß des Herrn, den er wider Babel gefaßt hat, und seine Pläne, die er ersann wider das Land der Kaldäer! Fürwahr, selbst die jüngsten Schafe schleppt man weg, ja, ihre eigene Trift ist entsetzt über sie. Von dem Ruf "Erobert ist Babel!" erbebt die Erde, sein Wehgeschrei vernimmt man unter den Völkern. So spricht der Herr: "Seht, wider Babel und die Bewohner Kaldäas erwecke ich den Geist des Vernichters. Nach Babel entsende ich Worfler, die es worfeln und sein Land auskehren, wenn sie es ringsum belagern am Tage des Unheils." Nicht erschlaffe, wer den Bogen spannt, und nicht ermüde der Gepanzerte! Schont nicht seine Jungmannschaft, vollzieht den Bann an seinem gesamten Heer! Erschlagene stürzen zu Boden im Land der Kaldäer, auf seinen Straßen Durchbohrte. Gewiß, nicht verlassen sind Israel und Juda von ihrem Gott, dem Herrn der Heerscharen. Doch das Kaldäerland ist voll von Schuld wider den Heiligen Israels. Fliehet aus Babel, es rette jeder sein Leben, daß ihr nicht umkommt ob seiner Schuld! Denn eine Rachezeit ist es für den Herrn; was es verübt hat, zahlt er ihm heim. Babel war in der Hand des Herrn ein goldener Becher, der die ganze Erde berauschte. Völker tranken von seinem Wein, darum kamen von Sinnen die Völker. Jählings fällt Babel und bricht zusammen, heulet darüber! Holt Balsam für seinen Schmerz, vielleicht wird ihm Heilung zuteil! Heilen wollten wir Babel, doch es ist nicht mehr heilbar. Laßt es liegen! Ziehen wir weg, ein jeder in sein Land! Denn bis zum Himmel reicht sein Gericht und geht hinauf bis zu den Wolken. Der Herr hat unsere gerechte Sache ans Licht gebracht. Kommt, laßt uns in Sion erzählen vom Werke des Herrn, unseres Gottes! Schärft die Pfeile, nehmt die Schilde zur Hand! Den Geist der Mederkönige hat der Herr aufgestachelt; denn wider Babel hegt er den Plan, es zu vernichten. Ja, des Herrn Rache ist dies, die Rache für seinen Tempel. Wider Babels Mauern erhebt das Panier und haltet verschärfte Wache! Stellt Posten auf, legt in den Hinterhalt Späher! Denn der Herr hat geplant und führt auch aus, was er Babels Bewohnern angedroht hat. Die du an großen Gewässern wohnst, die du an Schätzen so reich bist, dein Ende ist da, dein Maß ist voll. Bei sich selbst schwur der Herr der Heerscharen: "Wärst du auch mit Menschen gefüllt den Heuschreckenschwärmen gleich, man stimmt gegen dich den Marschruf an!" Er schuf die Erde in seiner Kraft, gründete durch seine Weisheit das Weltall, spannte durch seine Einsicht die Himmel aus. Läßt er seine Stimme ertönen, so brausen die Wasser am Himmel; er führt die Wolken herauf vom Rande der Erde; Blitze erschafft er zum Regen, entsendet aus seinen Kammern den Wind. Dumm steht da jeder Mensch, bar der Erkenntnis; ob des Götzenbildes ist jeder Goldschmied beschämt. Denn seine Bilder sind Trug, in ihnen steckt kein Lebensodem. Wahn sind sie, nur Spottgebilde! Zur Zeit ihrer Heimsuchung verschwinden sie. Anders der Gott, der Jakobs Anteil ist! Er ist ja der Schöpfer des Alls und Israel der ihm eigene Stamm. "Herr der Heerscharen" ist sein Name. "Du bist mir ein Hammer, ein Kriegsgerät; ich zerschlage Völker mit dir, Königreiche vernichte ich mit dir. Roß und Lenker zerschlage ich mit dir, ich zerschlage mit dir Wagen und Fahrer. Ich zerschlage mit dir Mann und Frau, ich zerschlage Greise und Kinder mit dir; ich zerschlage mit dir Jüngling und Jungfrau. Ich zerschlage mit dir Hirt und Herde; Bauer und Gespann zerschlage ich mit dir; ich zerschlage mit dir Statthalter und Vögte. Ich zahle Babel und allen Bewohnern Kaldäas vor euren Augen all ihre Bosheit heim, die sie an Sion verübten" - Spruch des Herrn. "Warte, ich komme über dich, du Berg des Verderbers" - Spruch des Herrn -, "der die ganze Erde verderbte! Meine Hand strecke ich wider dich aus, wälze dich weg von den (übrigen) Felsen und mach' dich zu einem ausgebrannten Berg. Keinen Stein kann man von dir zum Eckstein nehmen, keinen Stein für das Fundament, sondern nur ewige Öde wirst du sein" - Spruch des Herrn. Erhebt ein Panier auf der Erde, unter den Völkern stoßet ins Horn! Setzt Völker ein gegen Babel, ruft gegen es herbei die Reiche von Ararat, Minni und Aschkenas, bestellt wider es die Aushebungsbeamten! Laßt Rosse anrücken gleich stelzenden Heuschrecken! Setzt ihm Völker entgegen, die Könige von Medien, alle dessen Statthalter und Vögte und ihr ganzes Herrschaftsgebiet! Die Erde zittert und bebt darob, denn an Babel erfüllt sich der Plan des Herrn, das Land Babel zur Wüste zu machen, die niemand bewohnt. Die Helden Babels hören auf zu kämpfen, hocken in den Burgen. Ihre Kraft ist versiegt, sie wurden zu Weibern. Seine Wohnungen steckt man in Brand, seine Riegel zerbricht man. Läufer über Läufer stürzt herbei, Bote über Bote, dem König von Babel zu melden, daß seine Stadt restlos erobert sei; die Furten seien besetzt, die Sumpfgebiete ein Raub der Flammen, die Krieger entmutigt. Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: "Die Tochter Babel gleicht einer Tenne zur Zeit, da man sie feststampft: Noch kurze Frist, dann ist die Erntezeit für sie da." "Nebukadnezar, der König von Babel, fraß mich und rieb mich auf; er stellte mich weg als leeres Geschirr. Gleich einem Drachen verschlang er mich, hat sich den Bauch angefüllt und mich vertrieben vom Ort meiner Wonne. Meine Mißhandlung und mein Fleisch komme über Babel", spreche die Bewohnerschaft Sions, "mein Blut über die Bewohner Kaldäas", spreche Jerusalem! Darum spricht der Herr: "Siehe, ich führe den Streit für dich und betreibe deine Rache! Ich lasse seinen Strom vertrocknen und seine Quelle versiegen Babel wird zum Trümmerfeld, zur Wohnung für Schakale, zum Ort des Entsetzens und des Grauens, ohne Bewohner! Sie alle brüllen den Löwen gleich, knurren wie Löwenjunge. Bei ihrer heißen Gier bereite ich ihnen das Mahl und berausche sie, daß sie betäubt werden, in ewigen Schlaf versinken und nie mehr erwachen" - Spruch des Herrn. "Wie Lämmer schleppe ich sie hinab zur Schlachtung, wie Widder und Böcke." Wie ist doch erobert, genommen der Ruhm aller Welt! Wie ward zum Entsetzen Babel unter den Völkern! Das Meer überflutet Babel, von seiner Wogen Schwall wird es bedeckt. Seine Städte werden zur Wüste, zu einem Gelände der Dürre und Steppe, wo niemand mehr wohnt, wo kein Mensch mehr hindurchzieht. "Den Bel von Babel suche ich heim, entreiße seinem Rachen, was er verschlang. Die Völker strömen nicht mehr zu ihm. Auch die Mauer von Babel muß fallen. Fort aus seiner Mitte, mein Volk! Und es rette ein jeder sein Leben vor dem glühenden Zorne des Herrn! Möge euer Herz nicht verzagen, mögt ihr euch nicht fürchten vor dem Gerücht, das man im Lande verbreitet, wenn in einem Jahre dieses und im anderen jenes Gerücht umgeht, wenn Gewalttat im Lande herrscht und ein Herrscher gegen den anderen steht! Darum siehe, es kommen Tage, da suche ich Babels Götzen heim. Zuschanden wird sein ganzes Gebiet, und alle seine Erschlagenen liegen in seinem Bereich. Himmel und Erde samt allem, was in ihnen ist, jubeln über Babel, wenn von Norden her die Verwüster es überfallen" - Spruch des Herrn. Babel muß ebenso fallen für die Erschlagenen Israels, wie für Babel fielen die Erschlagenen aus aller Welt! Ihr, die ihr seinem Schwert entronnen seid, zieht fort, ohne haltzumachen! Gedenkt in der Ferne des Herrn, und Jerusalem liege in eurem Sinn! Schämen müssen wir uns, denn Schande erfuhren wir, unser Antlitz bedeckt Schmach. Denn Fremde kamen über die heiligen Stätten des Hauses des Herrn. "Darum siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da suche ich seine Götzenbilder heim, und in seinem ganzen Lande stöhnen Durchbohrte. Stiege Babel auch bis zum Himmel empor, und verschanzte es sich in unzugänglicher Höhe, so werden doch auf meinen Wink Verwüster es überfallen" - Spruch des Herrn. Horch! Ein Schreien von Babel her und großer Zusammenbruch vom Lande der Kaldäer! Denn der Herr verwüstet Babel und vertreibt ihm das laute Lärmen, mögen auch seine Wogen wie gewaltige Wasser brausen, mag auch ihr tosendes Lärmen erschallen. Ja, der Verwüster kommt über Babel! Seine Helden werden gefangengenommen, ihre Bogen zerbrochen. Denn der Herr ist ein Gott der Vergeltung; er zahlt genau heim. "Seine Fürsten und Weisen, seine Statthalter, Vögte und Helden mache ich trunken, daß sie versinken in ewigen Schlaf und nie mehr erwachen" - Spruch des Königs, dessen Name "Herr der Heerscharen" lautet. So spricht der Herr der Heerscharen: "Die Mauer von Babel, der geräumigen Stadt, wird geschleift bis zum Grund. Seine hochragenden Tore werden verbrannt. So mühen sich Völker um nichts, Nationen plagen sich für das Feuer." Der Auftrag, den der Prophet Jeremias dem Seraja, dem Sohne Nerijas, des Sohnes Machsejas, erteilte, als dieser mit Zidkia, dem König von Juda, in dessen viertem Regierungsjahr nach Babel reiste. Seraja war der oberste Quartiermeister. Jeremias hatte all das Unheil, das über Babel kommen sollte, in einer eigenen Buchrolle aufgezeichnet, alle jene Drohungen, die wider Babel niedergeschrieben sind. Nun sprach Jeremias zu Seraja: "Wenn du nach Babel kommst, so sieh zu, daß du alle diese Worte laut vorliest! Dann sprich: "Herr, damit hast du selbst diesem Orte angedroht, ihn zu vernichten, daß es dort keinen Bewohner mehr gibt, weder Menschen noch Vieh, daß vielmehr eine ewige Wüstenei aus ihm werden soll!" Bist du mit dem Lesen dieser Buchrolle fertig, so binde einen Stein daran fest und wirf sie in den Euphrat hinein! Dabei sprich: "Ebenso versinke Babel und komme nicht wieder hoch infolge des Unheils, das ich über es bringe!"" - Bis hierher gehen die Worte des Jeremias. Zidkia war 21 Jahre alt, als er zur Herrschaft kam. Er regierte elf Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Chamutal, die Tochter Jirmejahus aus Libna. Er tat, was dem Herrn mißfiel, ganz wie Jojakim gehandelt hatte. Wegen des Zornes des Herrn brach über Jerusalem und Juda das Unheil herein, bis er sie von seinem Angesicht verstieß. Zidkia hatte sich nämlich wider den König von Babel empört. Darauf rückte am zehnten Tage des zehnten Monats im neunten Jahre seiner Herrschaft der König Nebukadnezar von Babel mit seiner ganzen Heeresmacht gegen Jerusalem vor. Man belagerte es und baute ringsherum ein Bollwerk auf. Die Stadt wurde bis zum elften Jahre des Königs Zidkia eingeschlossen. Am neunten Tage des vierten Monats, als schon die Hungersnot in der Stadt überhandnahm und die Landesbevölkerung nichts mehr zu essen hatte, wurde Bresche in die Stadt gelegt. Der König und alle Krieger sahen dies, ergriffen die Flucht und verließen nachts die Stadt auf dem Weg durch das Tor zwischen den beiden Mauern, das zum königlichen Garten hinausführt, obwohl die Kaldäer rings um die Stadt lagerten. Sie schlugen die Richtung zur Jordansenke ein. Doch die Streitmacht der Kaldäer setzte hinter dem König her und holte Zidkia im Steppengebiet von Jericho ein, nachdem alle seine Truppen ihn verlassen und sich zerstreut hatten. Man ergriff den König und brachte ihn zum König von Babel nach Ribla in der Landschaft Hamat; dieser hielt Gericht über ihn. Der König von Babel ließ die beiden Söhne des Zidkia vor dessen Augen hinrichten; auch alle Fürsten von Juda ließ er in Ribla töten. Den Zidkia aber ließ er blenden und in Ketten legen; dann ließ ihn der Babelkönig nach Babel bringen und bis zu seinem Tode in Haft halten. Am zehnten Tage des fünften Monats - es war im 19. Jahre des Königs Nebukadnezar von Babel - rückte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, der zum persönlichen Dienst des Königs von Babel gehörte, in Jerusalem ein. Er steckte den Tempel des Herrn, den Königspalast und alle Häuser Jerusalems in Brand. Jedes große Haus zündete er an. Auch alle Mauern rings um Jerusalem rissen die gesamten kaldäischen Streitkräfte, die der Oberste der Leibwache befehligte, nieder. Den Rest der Bevölkerung, der noch in der Stadt vorhanden war, sowie die Überläufer, die zum König von Babel übergetreten waren, und den Rest der Handwerker führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, in die Gefangenschaft. Aber von den geringen Leuten im Land ließ Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, eine Anzahl als Winzer und Landwirte zurück. Die ehernen Säulen am Tempel des Herrn, die Fahrgestelle und das eherne Meer, die sich beim Tempel des Herrn befanden, zerschlugen die Kaldäer und schafften alles, was davon aus Erz war, nach Babel. Auch die Schüsseln, Schaufeln, Messer, Sprenggefäße, Schalen und alle ehernen Geräte, mit denen man den Tempeldienst versah, holten sie weg. Auch die Becken, Kohlenpfannen, Sprengschalen, Töpfe, Leuchter, Schalen und Becher, die sämtlich von Gold oder Silber waren, nahm der Oberste der Leibwache mit. Die beiden Säulen, das eine Meer, [die zwölf ehernen Rinder unter dem Meer] die Gestelle, die der König Salomo für den Tempel des Herrn anfertigen ließ - nicht zu wägen war das Erz von all diesen Geräten. Was die Säulen betrifft, so war die einzelne Säule achtzehn Ellen hoch, und ein Faden von zwölf Ellen umspannte sie; ihre Dicke betrug vier Finger, innen war sie hohl. Ein ehernes Kapitell bildete den Abschluß nach oben. Die Höhe des einzelnen Kapitells betrug fünf Ellen. Flechtwerk und Granatäpfel waren rings um das Kapitell, alles aus Erz. Ebenso verhielt es sich bei der zweiten Säule. Es waren 96 Granatäpfel, außerdem vier frei in der Luft hängende; im ganzen hingen hundert Granatäpfel um das Flechtwerk. Der Oberste der Leibwache nahm ferner den Oberpriester Seraja, den zweiten Priester Zephanja und die drei Schwellenhüter mit. Aus der Stadt nahm er einen Hofbeamten gefangen, der Anführer von Streitkräften war und sieben Männer, die den König persönlich bedienten und sich noch in der Stadt befanden, sowie den Schreiber des Heerführers, der die Bürger des Landes auszuheben hatte, endlich sechzig Männer von den Landesbürgern, die sich noch in der Stadt befanden. Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, sandte sie zum König von Babel nach Ribla. Der König von Babel ließ sie in Ribla im Lande Hamat schlagen und hinrichten. So ward Juda aus seinem Heimatland in die Verbannung geführt. Dies ist die Zahl der Leute, die Nebukadnezar gefangen fortführen ließ: Im 17. Jahr seiner Herrschaft 3.023 Judäer, im 18. Jahre Nebukadnezars aus Jerusalem 832 Personen, im 23. Jahre Nebukadnezars führte Nebusaradan, der Oberste der Leibwache, an Judäern 745 Personen weg; im ganzen waren es 4.600 Personen. Im siebenunddreißigsten Jahre der Wegführung des judäischen Königs Jojachin, am fünfundzwanzigsten Tage des zwölften Monats begnadigte Ewil Merodach, der König von Babel, im Jahre seines Regierungsantritts Jojachin, den König von Juda, und entließ ihn aus dem Gefängnis. Er redete freundliche Worte zu ihm und wies ihm seinen Sitz oberhalb des Sitzes der anderen Könige an, die in Babel bei ihm waren. Er durfte seine Gefängniskleider umtauschen und ständig bei ihm speisen, solange er lebte. Sein Lebensunterhalt wurde ihm bis zu seinem Tode als dauerndes Reichnis vom König von Babel in der bestimmten Höhe täglich geliefert, solange er lebte. Ach, wie sitzt so einsam die Stadt, die an Volk einst so reich! Gleich einer Witwe ward die Große unter den Völkern, die Fürstin über die Länder geriet unter Frondienst. Heftig weint sie des Nachts, ihre Wangen sind tränenbedeckt. Sie findet keinen Tröster unter all ihren Geliebten. Alle ihre Freunde wurden ihr untreu, sind ihr zu Feinden geworden. In die Verbannung zog Juda, getrieben von Not und drückender Knechtschaft. Unter Heiden weilt sie nun und findet keine Ruhe. Alle ihre Verfolger holten sie ein unter harter Bedrängnis. Es trauern die Wege nach Sion, da niemand zum Fest kommt; all ihre Tore sind verwüstet. Ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen sind bekümmert, sie selbst leidet bittere Qual. Ihre Bedränger triumphieren, ihre Feinde sind glücklich. Denn der Herr sandte ihr Kummer ob ihrer zahllosen Sünden; ihre Kinder zogen dahin als Gefangene vor dem Bedränger. Entschwunden ist der Tochter Sion all ihre Pracht, ihre Fürsten wurden Hirten gleich, die keine Weide finden. Kraftlos gehen sie einher vor dem Verfolger. Jeusalem gedenkt der Tage ihrer Not und Unrast, all ihrer Kostbarkeiten, die sie einstmals besaß, wie ihr Volk in Feindeshand fiel und niemand ihr beistand. Die Feinde sahen sie und lachten über ihre Zerstörung. Schwer sündigte Jerusalem, deshalb ward sie zum Hohne. Alle ihre Verehrer verachten sie, denn sie sehen ihre Blöße. Sie selbst seufzt und wendet sich ab. Ihre Unreinheit klebt ihr an der Schleppe, nicht bedachte sie ihr Ende. Unbegreiflich tief ist sie gesunken, ohne daß einer sie tröstet. "Sieh, Herr, mein Elend an, denn der Feind macht sich groß!" Der Bedränger streckte die Hand aus nach allem, was ihr kostbar. Ja, sie sah Heiden in ihr Heiligtum dringen, obwohl du befohlen hast: "Sie sollen nicht zu dir in die Gemeinde kommen!" Ihr ganzes Volk seufzt und sucht nach Brot. Ihre Schätze geben sie hin für Nahrung, um ihr Leben zu retten. "Herr, sieh und schau doch an, wie verachtet ich bin! O ihr alle, die ihr vorüberzieht, schaut und seht, ob es einen Schmerz gibt gleich meinem Schmerz, der mir widerfuhr, womit der Herr mich schlug am Tag seines glühenden Zornes! Aus der Höhe sandte er Feuer in meine Glieder und zertrat sie. Er stellte meinen Füßen ein Netz, warf rückwärts mich nieder. Er machte mich zunichte, für alle Zeit krank. Schwer ist das Joch meiner Sünden, durch seine Hand befestigt. Sie kamen mir über den Hals; da brach meine Kraft. Der Herr übergab mich in Feindeshand, vor der ich nicht standhalten konnte. Alle siegreichen Helden in meiner Mitte hat der Herr verworfen. Er berief eine Volksmenge gegen mich, meine Jünglinge zu zerschmettern. Zum Keltertreter ward der Herr an der Jungfrau, der Tochter Juda. Hierüber muß ich weinen, mein Auge strömt von Tränen; denn fern von mir ist der Tröster, mein Herz zu erquicken. Meine Söhne sind mutlos, weil der Feind so stark. Sion ringt die Hände, niemand tröstet sie. Wider Jakob entbot der Herr seine Bedränger von allen Seiten. Jerusalem wurde in ihren Augen zum Abscheu. Gerecht ist der Herr, ich aber trotzte seinem Befehl. Hört doch, ihr Völker alle, und schaut meinen Schmerz! Meine Jungfrauen und Jünglinge mußten fort in die Gefangenschaft. Nach meinen Geliebten rief ich, doch sie betrogen mich. Meine Priester und Ältesten starben dahin in der Stadt. Sie suchten nach Nahrung für sich, um ihr Leben zu erhalten. Sieh, Herr, wie ich bedrängt bin! Mein Innerstes glüht; mir dreht sich das Herz im Leib, weil ich so überaus trotzig war. Die Kinder nahm mir draußen das Schwert und drinnen die Pest! Höre, wie ich stöhne! Ohne Tröster bin ich. Alle meine Feinde erfuhren mein Unglück; sie freuten sich, daß du es gewirkt hast. Bringe den Tag herbei, den du verkündet, daß es ihnen ergehe wie mir! All ihre Bosheit komme vor dich, tue an ihnen, wie du mir getan ob all meiner Sünden! Wahrlich, zahllos sind meine Seufzer, und mein Herz ist krank." Ach, wie hüllt der Herr in seinem Zorn die Tochter Sion in Wolkendunkel! Er stürzte vom Himmel zur Erde Israels Pracht, gedachte nicht des Schemels seiner Füße am Tage seines Zornes. Erbarmungslos vertilgte der Herr alle Fluren Jakobs, riß nieder in seinem Grimm die festen Burgen der Tochter Sion; er warf zu Boden und entehrte das Reich und seine Fürsten. In glühendem Zorn zerbrach er jegliche Kraft in Israel. Er zog seine Rechte zurück vor dem Feind, brannte in Jakob wie loderndes Feuer, das alles ringsum verzehrt. Er spannte seinen Bogen wie ein Feind, erhoben ist seine Rechte. Dem Gegner gleich erschlug er alles, was das Auge erfreut. Ins Zelt der Tochter Sion ergoß er seinen Grimm wie Feuer. Wie ein Feind ward der Herr; er zerstörte Israel, er zerstörte alle seine Paläste, vernichtete seine Burgen. Auf die Tochter Juda häufte er Jammer über Jammer. Er verwüstete seine Wohnstätte, vernichtete seinen Festort. Vergessen ließ der Herr in Sion Festtag und Sabbat, verstieß in grimmigem Zorn König und Priester. Seinen Altar verschmähte der Herr, entweihte sein Heiligtum. Er gab in die Hand des Feindes die Mauern ihrer Paläste. Lärm erscholl im Hause des Herrn wie am Tag eines Festes. Es entschloß sich der Herr, die Mauern der Tochter Sion zu schleifen. Die Meßschnur spannte er aus, wandte seine Hand vom Zerstören nicht ab. In Trauer versetzte er Wall und Mauer, beide verfielen. Ihre Tore sanken zu Boden, ihre Riegel verdarb und zerschlug er. Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Heiden; kein Gesetz gibt es mehr. Auch ihren Propheten wird vom Herrn kein Gesicht mehr zuteil. Schweigend sitzen am Boden die Ältesten der Tochter Sion. Sie streuen sich Staub auf ihr Haupt, umgürten sich mit dem Trauergewand. Zur Erde senken ihr Haupt die Jungfrauen Jerusalems. In Tränen ermatten meine Augen, mein Innerstes glüht. Zu Boden entströmte mein Lebensgefühl, da meines Volkes Tochter zerbrach, während Säugling und Kind verschmachten auf den Plätzen der Stadt. Ihren Müttern rufen sie zu: "Wo ist Brot und Wein?"; sie verschmachten wie Verwundete auf den Plätzen der Stadt, ihr Leben verhauchend auf dem Schoß ihrer Mütter. Worauf kann ich dich hinweisen, was dir Ähnliches finden, Tochter Jerusalem? Womit soll ich dich vergleichen, um dich zu trösten, Jungfrau, Tochter Sion? Denn tief wie das Meer ist dein Sturz; wer könnte dich heilen? Deine Propheten erschauten dir Lug und Trug, enthüllten nicht deine Schuld, um dein Schicksal zu wenden. Sie schauten dir Prophetensprüche, falsch und irreführend. In die Hände klatschen über dich alle, die des Weges ziehen; sie zischen und schütteln den Kopf über die Tochter Jerusalem: "Ist das die Stadt, die man Krone der Schönheit nannte, Wonne für die ganze Welt?" Alle deine Feinde reißen den Mund gegen dich auf, zischen und knirschen mit den Zähnen. Sie rufen: "Wir haben zerstört! Ja, dies ist der Tag, den wir erhofft; wir haben ihn erlebt und geschaut!" Ausgeführt hat der Herr seinen Plan, seine Drohung erfüllt, die er verkündet. Schonungslos riß er nieder. Er ließ den Feind über dich triumphieren, erhöhte die Macht deiner Gegner. Schreie laut zum Herrn, klage, Tochter Sion! Laß die Tränen rinnen wie einen Bach bei Tag und bei Nacht! Gönne dir keine Ruhe, nicht raste dein Auge! Auf, halte Klage zur Nachtzeit, sobald die Nachtwachen beginnen! Schütte wie Wasser dein Herz aus vor dem Antlitz des Herrn! Erhebe deine Hände zu ihm für das Leben deiner Kinder! Herr, sieh zu und schau her, wem du dies angetan! Durften Frauen ihre Leibesfrucht essen, die verzärtelten Kindlein? Durften im Tempel des Herrn Priester und Propheten gemordet werden? Hingestreckt liegen im Staub der Gassen Knabe und Greis. Meine Jungfrauen und Jünglinge fielen dem Schwert zum Opfer; du hast sie getötet am Tag deines Zornes, hingeschlachtet ohne Erbarmen. Wie zu einem Festtag riefst du meine Siedlungsstätten ringsum zusammen; da gab es keinen, der entfliehen und entrinnen konnte am Zornestag des Herrn. Die ich gepflegt und großgezogen, hat mein Feind vertilgt. Ich bin der Mann, der Leid erfuhr durch die Rute seines Zornes. Mich leitete und trieb er in lichtloses Dunkel. Gerade gegen mich kehrte er immer wieder Tag für Tag seine Hand. Hinschwinden ließ er mir Fleisch und Haut, zerbrach meine Glieder. Er belud und umgab mich mit Gift und Mühsal. Im Finstern ließ er mich wohnen wie die ewig Toten. Er ummauerte mich unentrinnbar, legte mich in schwere Fesseln. Auch wenn ich flehte und rief, er verschloß meiner Bitte den Weg. Er hat mir die Wege mit Quadern vermauert, die Pfade gekrümmt. Er war mir wie ein lauernder Bär, ein Löwe im Versteck. Er zerrte mich vom Weg, ließ mich regungslos liegen und zerfleischte mich. Den Bogen spannte er und stellte mich hin als Ziel für den Pfeil. Meine Nieren traf er mit den Pfeilen seines Köchers. All meinen Leuten ward ich zum Hohn, zum Spott jeden Tag. Mit Bitterkeit hat er mich gesättigt, getränkt mit Wermut. Er ließ meine Zähne auf Kiesel beißen und ließ mich den Staub zermalmen. Du stießest mich aus dem Wohlstand; was Glück ist, vergaß ich. Ich sprach: Mein Glanz ist dahin, auch mein Hoffen auf den Herrn. Der Gedanke an meine Not und Unrast ist Wermut und Gift. Stets denkt daran und ist tief gebeugt meine Seele in mir. Aber dies will ich zu Herzen nehmen, das ist der Grund meiner Hoffnung: Die Huld des Herrn ist nicht erschöpft, nicht ist beendet sein Mitleid. An jedem Morgen erneuert es sich; groß ist deine Treue. "Mein Anteil ist der Herr", spricht meine Seele; "darum hoff' ich auf ihn!" Gut ist der Herr gegen den, der seiner harrt, gegen die Seele, die ihn sucht. Gut ist es, schweigend zu hoffen auf die Hilfe des Herrn. Gut ist es für den Menschen, ein Joch zu tragen schon in seiner Jugend. Er sitze einsam und schweige, wenn Er es ihm auferlegt! Er neige seinen Mund in den Staub! Vielleicht ist noch Hoffnung! Die Wange biete er dem, der ihn schlägt, lasse mit Schmach sich sättigen! Denn nicht für ewig verwirft der Herr. Nein, hat er betrübt, so erbarmt er sich auch nach seiner großen Huld. Denn nur ungern beugt und betrübt er die Menschen. Daß man mit Füßen tritt alle Gefangenen im Land, daß man beugt das Recht eines Mannes vor dem Angesicht des Höchsten, daß man im Gericht einen Menschen bedrückt - sollte der Herr das nicht sehen? Wer könnte befehlen, daß etwas geschieht, ohne daß der Herr es geboten? Kommt nicht aus dem Munde des Höchsten Schlimmes und Gutes? Was klagt denn ein Mensch, der da lebt? Er werde Herr über seine Sünde! Unseren Wandel laßt uns prüfend erforschen und uns bekehren zum Herrn! Laßt uns nicht die Hände, sondern unser Herz erheben zu Gott im Himmel! Wir haben gesündigt und waren trotzig! Du hast keine Verzeihung geübt. Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt, getötet ohne Schonung. In Wolken hast du dich gehüllt, die kein Gebet durchdrang. Zu Kehricht und Auswurf machtest du uns inmitten der Völker. Den Mund rissen wider uns auf alle unsere Feinde. Grauen und Grube ward uns zuteil, Vernichtung und Verderben. Ströme von Tränen vergießt mein Auge über den Sturz der Tochter meines Volkes. Ruhelos tränt mein Auge, ohne aufzuhören, bis der Herr vom Himmel niederblickt und hersieht. Mein Auge tut mir weh vor lauter Weinen über meine Stadt. Wie einen Vogel jagten mich, die grundlos mir feind sind. Sie wollten in der Fanggrube mein Leben auslöschen und warfen Steine auf mich. Das Wasser ging über mein Haupt. "Verloren bin ich", so sagte ich mir. Da rief ich deinen Namen, Herr, aus der Grube tief unten. Du hörtest meinen Ruf: "Verschließe nicht vor meinem Schreien dein Ohr!" Du nahtest, als ich nach dir rief, und sprachst: "Fürchte dich nicht!" Du führtest, Herr, meinen Streitfall, befreitest mein Leben. Du siehst, o Herr, meine Drangsal; schaffe mir Recht! Du siehst ihre ganze Rachgier, all ihre Pläne wider mich. Du hörst ihr Schmähen, o Herr, all ihre Pläne wider mich. Das Reden und Denken meiner Gegner ist gegen mich gerichtet den ganzen Tag. Habt acht auf ihr Sitzen und Stehen! Ich bin ihr Spottlied. Vergelten wirst du ihnen, o Herr, nach dem Tun ihrer Hände. Du bescherst ihnen Verlust des Verstandes, deinen Fluch über sie. Du verfolgst sie im Zorn und tilgst sie aus unter deinem Himmel, o Herr. Ach, wie ist dunkel geworden das Gold, entstellt das echte Edelmetall! Zerstreut liegen die heiligen Steine an allen Straßenecken. Sions Söhne, die Edlen, aufgewogen mit Feingold, ach, sie sind nur wie irdene Krüge geschätzt, wie Gebilde von Töpferhand! Selbst Schakale reichen die Brust und säugen die Jungen. Doch meines Volkes Töchter sind grausam wie Strauße in der Wüste. Des Säuglings Zunge klebte am Gaumen vor Durst. Kinder schrieen nach Brot, niemand brach es ihnen. Wer Leckerbissen einst aß, erlag in den Gassen; die sich legten auf Purpur, schmiegten sich an Kehrichthaufen. Die Schuld der Tochter meines Volkes übertraf die Sünde Sodoms, das plötzlich zerstört ward ohne Zutun von Menschenhand. Ihre Jünglinge waren reiner als Schnee, weißer als Milch. Rosiger als Korallen war ihr Leib, ihre Gestalt dem Saphir gleich. Ihr Aussehen wurde schwärzer als Ruß; man erkannte sie nicht in den Gassen. Es schrumpfte die Haut über ihren Knochen, sie wurden trocken wie Holz. Glücklicher die vom Schwert Getroffenen als die vom Hunger Getroffenen, welche zusammenschmolzen, vom Nahrungsmangel durchbohrt! Weichherzige Frauen kochten mit eigenen Händen ihre Kinder. Diese dienten ihnen als Mahl beim Sturz der Tochter meines Volkes. Erfüllt hat der Herr seinen Grimm, ausgegossen seinen glühenden Zorn. In Sion hat er ein Feuer entzündet, das seine Grundfesten auffraß. Nie hätten die Könige der Erde geglaubt und sämtliche Erdkreisbewohner, daß jemals ein Gegner und Feind Jerusalems Tore betrete. Wegen der Sünden seiner Propheten und wegen der Frevel seiner Priester ist solches geschehen; sie vergossen in seiner Mitte das Blut der Gerechten. Sie taumelten blind durch die Gassen, besudelt mit Blutschuld, so daß man ihre Kleider nicht anrühren durfte. "Ihr Unreinen, fort!", rief man ihnen zu. "Fort, fort, keine Berührung!" Da sie so schwankten und wankten, sprach man unter den Heiden: "Sie dürfen nicht länger verweilen!" Der Herr selber hat sie zerstreut, schaut sie nicht mehr an. - Man achtete die Priester nicht, hatte kein Erbarmen mit den Greisen. Wir schauten noch immer die Augen uns aus nach Hilfe für uns, doch vergebens! Auf unserer Warte spähten wir nach dem Volk, das nicht hilft. Man belauerte unsere Schritte; wir konnten uns nicht im Freien bewegen. Nahe war unser Ende, erfüllt unsere Zeit, ja es kam unser Ende. Unsere Verfolger waren schneller als die Adler am Himmel. Sie setzten uns nach in den Bergen, lauerten uns in der Steppe auf. Der Gesalbte des Herrn, unser Lebenshauch, ward gefangen in ihren Gruben; wir aber hatten gedacht, in seinem Schutz unter den Völkern leben zu können. Freu dich und juble, Tochter Edom, die du wohnst im Lande Uz! Auch an dich kommt der Becher; dann wirst du im Rausch dich entblößen. Tochter Sion, deine Schuld ist zu Ende; fortan verbannt er dich nicht mehr! Tochter Edom, deine Schuld sucht er heim und enthüllt deine Sünden! Bedenke, o Herr, was uns widerfuhr! Schau her und sieh unsere Schmach! Unser Erbteil fiel Fremden zu, unsere Häuser kamen an Ausländer. Waisen sind wir geworden, vaterlos, unsere Mütter Witwen gleich. Unser Trinkwasser erhalten wir nur gegen Geld, unser Holz nur gegen Bezahlung. Bis über den Hals verfolgt man uns; wir sind es müde, man gönnt uns nicht Ruhe. Wir reichten Ägypten und Assur die Hand, uns zu sättigen mit Brot. Unsere Väter haben gefehlt, sie sind dahin; doch ihre Sünden müssen wir tragen. Knechte herrschen über uns; niemand befreit uns aus ihrer Gewalt. Wir ernten unsere Nahrung mit Lebensgefahr, bedroht vom Schwerte der Wüste. Wie ein Ofen glüht unsere Haut von den Qualen des Hungers. Man schändete Frauen in Sion, Jungfrauen in Judas Städten. Fürsten wurden von Feindeshand erhängt, Älteste nicht entsprechend geehrt. Jünglinge müssen den Mühlstein schleppen, und Knaben straucheln unter der Holzlast. Greise halten sich fern vom Tor, Jünglinge von ihrem Saitenspiel. Entschwunden ist die Freude unseres Herzens, unser Reigen in Trauer verkehrt. Die Krone ist uns vom Haupte gefallen; weh uns, daß wir gesündigt! Darob ist unser Herz krank, darum sind unsere Augen verdüstert: um den Sionsberg, der verwüstet ist, auf dem Schakale sich tummeln. Du aber, Herr, thronst in Ewigkeit; dein Thron steht fest von Geschlecht zu Geschlecht. Warum willst du uns für immer vergessen und verlassen auf lange Zeit? Führe uns, Herr, zu dir zurück, so kehren wir um! Mach unsere Tage neu, ganz wie sie ehedem waren! Oder hast du uns völlig verworfen, zürnst du uns so gewaltig? Am fünften Tage des vierten Monats im dreißigsten Jahr begab es sich, daß ich mich bei der Verbanntengemeinde am Flusse Kebar aufhielt. Da tat sich der Himmel auf, und ich sah göttliche Schauungen. Am fünften des Monats - es war das fünfte Jahr der Verschleppung des Königs Jojachin - erging das Wort des Herrn an Ezechiel, den Sohn des Busi, den Priester, im Lande der Kaldäer am Kebarfluß. Es kam dort über mich die Hand des Herrn. Ich schaute, und siehe: Ein Sturmwind kam vom Norden her, eine gewaltige Wolke und loderndes Feuer mit Glanz rings um sie her; aus seinem Innern strahlte es wie blinkendes Glanzerz, aus der Mitte des Feuers. Aus ihm heraus erschien etwas, das vier lebendigen Wesen glich. Ihr Aussehen aber war dieses: sie hatten Menschengestalt. Ein jedes hatte vier Gesichter und ein jedes vier Flügel. Ihre Füße waren gradlinig und ihre Fußsohlen wie die Fußsohle eines Kalbes; sie funkelten wie poliertes Erz. Menschenhände hatten sie unter ihren Flügeln an den vier Seiten; die Gesichter und die Flügel der vier Wesen - ihre Flügel berührten nämlich einander - wandten sich beim Gehen nicht um; ein jedes ging gerade vor sich hin. Ihre Gesichter aber sahen so aus: Ein menschliches Antlitz und dazu ein Löwenantlitz in Richtung nach rechts bei jedem der Vier, ein Stiergesicht nach links bei jedem der Vier und ein Adlergesicht bei jedem der Vier: [Ihre Gesichter und] ihre Flügel waren nach oben ausgespannt. Bei jedem berührten sich je zwei, und zwei bedeckten ihre Körper. Jedes Lebewesen ging geradeaus vor sich hin; wohin der Geist sie zu gehen antrieb, dahin gingen sie. Sie wandten sich nicht beim Gehen. Zwischen den Lebewesen war etwas, das aussah wie brennende Feuerkohlen, wie Fackeln, die zwischen den Lebewesen hin- und herfuhren; das Feuer hatte einen hellen Glanz, und aus dem Feuer zuckten Blitze hervor. Und die Lebewesen eilten hin und her, daß es aussah wie Blitze. Ich schaute auf die lebenden Wesen und sah, daß auf der Erde neben jedem der vier Lebewesen sich ein Rad befand. Die Räder hatten das Aussehen und waren verfertigt wie blinkende Tarsissteine; alle vier hatten dieselbe Gestalt und waren so gearbeitet, als wäre ein Rad inmitten des anderen. Nach den vier Richtungen konnten sie laufen; sie bogen nicht ab, wenn sie liefen. Auch Felgen hatten sie. Ich schaute, und siehe da, ihre Felgen waren bei allen Vieren ringsum voller Augen. Wenn die Lebewesen sich bewegten, gingen auch die Räder neben ihnen; erhoben sich die Lebewesen von der Erde, so erhoben sich auch die Räder. Wohin der Geist sie zu gehen antrieb, gingen sie; die Räder erhoben sich gleichzeitig mit ihnen, weil der Geist der Lebewesen in den Rädern war. Wenn die einen gingen, gingen auch die anderen; blieben jene stehen, so standen auch diese; erhoben sie sich von der Erde, dann erhoben sich auch die Räder gleichzeitig mit ihnen, weil der Geist der Lebewesen in den Rädern war. Was man über den Häuptern der Lebewesen sehen konnte, war wie eine feste Platte, wie das erschreckende Blitzen von Bergkristall, nach oben hin ausgebreitet über ihren Häuptern. Unterhalb des festen Gewölbes waren ihre Flügel, einer neben dem anderen ausgespannt, während bei einem jeden je zwei ihre Leiber bedeckten. Ich hörte das Rauschen ihrer Flügel, das dem Rauschen vieler Wasser, der Donnerstimme des Allmächtigen glich; wenn sie sich in Bewegung setzten, gab es ein lautes Getöse wie das Getöse eines Heerlagers. Standen sie still, so ließen sie ihre Flügel sinken. Das Geräusch verbreitete sich auch oberhalb der festen Platte, die über ihren Häuptern war; standen sie aber still, dann ließen sie ihre Flügel sinken. Oberhalb der festen Platte über ihrem Haupte war etwas, was wie ein Saphirstein aussah, etwas, was einem Throne gleichsah; auf dem thronähnlichen Gebilde war oben darauf eine Gestalt, die einem Menschen glich. Dann schaute ich etwas wie blinkendes Glanzerz, das wie Feuer aussah, von einem Lichtkreis umrandet; es reichte von der Stelle, die seinen Hüften gleichsah, nach aufwärts. Von der Stelle an, die seinen Hüften gleichsah, nach abwärts sah ich etwas, was wie Feuer aussah. So war er ringsum von Lichtglanz umgeben. Gleich dem Bogen im Gewölk an Regentagen sah der Glanz rings um ihn aus. Dies war der Anblick von dem, was der Herrlichkeit des Herrn glich. Als ich das schaute, fiel ich auf mein Angesicht nieder und hörte jemand laut reden. Er sprach zu mir: "Menschensohn, stelle dich auf deine Füße; ich rede mit dir!" Da er mit mir redete, fuhr ein Geist in mich und stellte mich aufrecht; ich vernahm, wie er mit mir redete. Er sprach zu mir: "Menschensohn, ich sende dich zu den abtrünnigen Söhnen Israels, die von mir abgefallen sind. Sie und ihre Väter verfehlten sich gegen mich bis zum heutigen Tag. Zu den Söhnen mit frechem Antlitz und verstocktem Herzen will ich dich senden; du sollst zu ihnen reden: "So spricht der Gebieter und Herr!" Mögen sie nun hören oder nicht - denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie -, sie sollen gleichwohl erkennen, daß ein Prophet in ihrer Mitte weilt. Du aber, Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen, und erschrick nicht vor ihren Drohworten, wenn auch Disteln und Dornen um dich herum sind und du bei Skorpionen wohnen mußt! Vor ihren Reden fürchte dich nicht, und vor ihrem Angesicht ängstige dich nicht; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie! Du sollst meine Worte zu ihnen reden, mögen sie hören oder nicht; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie. Du aber, Menschensohn, höre, was ich zu dir rede. Sei nicht widerspenstig wie das Haus der Widerspenstigkeit! Tu deinen Mund auf, und iß, was ich dir gebe!" Ich schaute, und siehe, eine Hand war gegen mich ausgestreckt, und in ihr lag eine Buchrolle. Er breitete sie vor meinen Augen aus, und sie war auf der Vorder- und Rückseite beschrieben; verzeichnet standen darauf Klagen, Seufzen und Wehe. Er sprach zu mir: "Menschensohn, was du vor dir hast, iß; verzehre diese Buchrolle da; dann mache dich auf und rede zum Haus Israel!" Da öffnete ich meinen Mund, und er ließ mich jene Buchrolle essen. Dabei sprach er: "Menschensohn, nähre deinen Leib und erfülle dein Inneres mit dieser Buchrolle, die ich dir reiche!" Ich aß sie, und sie ward in meinem Munde süß wie Honig. Dann gebot er mir: "Menschensohn, auf, geh zum Hause Israel, und rede mit meinen Worten zu ihnen! Denn nicht zu einem Volke mit unverständlicher Sprache und schwerer Zunge wirst du gesandt, sondern zum Hause Israel; auch nicht zu zahlreichen Völkern mit unverständlicher Sprache und schwerer Zunge, deren Worte du nicht verstehen kannst. Würde ich dich nämlich zu ihnen senden, so würden sie auf dich hören. Aber das Haus Israel will nicht auf dich hören, da sie ja auch auf mich nicht hören wollen; denn das gesamte Haus Israel hat eine harte Stirn und ein verstocktes Herz. Sieh, ich mache dein Antlitz so hart wie ihr Antlitz und deine Stirn so hart wie ihre Stirn. Wie Diamant, härter als Kiesel, mache ich deine Stirn. Fürchte dich nicht vor ihnen und erschrick nicht vor ihrem Angesicht; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie!" Dann fuhr er fort: "Menschensohn, alle meine Worte, die ich zu dir rede, erfasse in deinem Sinn und vernimm sie mit deinen Ohren! Nun mach dich auf und geh zu der Verbanntengemeinde, zu deinen Volksgenossen! Rede und sprich zu ihnen: "So spricht der Gebieter und Herr", mögen sie hören oder nicht!" Da hob mich ein Geisteswehen in die Höhe, und ich hörte hinter mir das Getöse eines gewaltigen Erdbebens, als die Herrlichkeit des Herrn von ihrer Stätte aufstieg. Es war das Rauschen der Flügel der Lebewesen, die einander berührten, und das Rollen der Räder gleichzeitig mit ihnen und das Getöse eines gewaltigen Erdbebens. So hatte mich ein Geisteswehen in die Höhe gehoben und entrückt; ich ging verbittert dahin in erregter Stimmung, während die Hand des Herrn hart auf mir lastete. So gelangte ich nach Tel-Abib zu der Verbanntengemeinde, die am Fluß Kebar wohnte, wo sie sich niedergelassen hatte. Ich saß dort sieben Tage lang erstarrt mitten unter ihnen. Es geschah nach Verlauf von sieben Tagen, da erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, zum Wächter für das Haus Israel bestellte ich dich; hörst du aus meinem Munde ein Wort, so verwarne sie in meinem Auftrag! Sage ich zum Frevler: "Nun mußt du sterben", und du verwarnst ihn nicht und redest nicht, um den Frevler vor seinem frevelhaften Wandel zu warnen und ihn am Leben zu erhalten, so wird dieser Frevler infolge seiner Schuld sterben; sein Blut aber werde ich von deiner Hand fordern. Verwarnst du aber den Frevler, ohne daß dieser sich von seinem Unrecht und seinem frevelhaften Wandel bekehrt, dann wird dieser Frevler infolge seiner Schuld sterben; du aber hast dein Leben gerettet. Wendet sich ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit ab und verübt Unrecht, so lege ich ihm einen Anstoß in den Weg, daß er ums Leben kommt. Hast du ihn nicht verwarnt, dann stirbt er infolge seiner Verfehlung. Seiner Gerechtigkeit, die er geübt, wird nicht mehr gedacht. Sein Blut aber fordere ich von deiner Hand. Hast du aber einen Gerechten verwarnt, er solle nicht sündigen, und er sündigt tatsächlich nicht, so bleibt er am Leben; denn er ließ sich warnen, und du selbst hast dein Leben gerettet." Daselbst kam über mich die Hand des Herrn. Er sprach zu mir: "Auf, begib dich hinaus in die Talebene, dort rede ich mit dir!" Da erhob ich mich und schritt zur Talebene hinaus, und siehe, dort stand die Herrlichkeit des Herrn gleich der Herrlichkeit, die ich am Kebarfluß geschaut hatte. Ich fiel auf mein Angesicht nieder. Da durchströmte mich Lebensgeist und stellte mich auf meine Füße. Der Herr redete mich an und sprach zu mir: "Gehe hin, schließe dich im Innern deines Wohnhauses ein! Und du, Menschensohn, sieh, man wird dir Stricke anlegen und dich damit binden, so daß du nicht mehr unter sie ausgehen kannst. Deine Zunge will ich an deinem Gaumen kleben lassen, du wirst verstummen und ihnen kein Mahnredner mehr sein; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie. Wenn ich aber mit dir rede, so öffne ich deinen Mund, und du sollst zu ihnen sagen: "So spricht der Gebieter und Herr!" Wer hören will, der höre, und wer es nicht will, der lasse es; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie." "Und du, Menschensohn, nimm dir einen Ziegelstein, lege ihn vor dich hin, und ritze darauf eine Stadt ein [nämlich Jerusalem]! Dann vollziehe an ihr die Belagerung, baue wider sie ein Bollwerk, schütte wider sie einen Damm auf, errichte Heerlager gegen sie und stelle gegen sie ringsum Sturmböcke auf! Nimm dir alsdann eine eiserne Pfanne und stelle sie als eiserne Mauer zwischen dich und die Stadt! Dann richte dein Antlitz auf sie; so befindet sie sich im Belagerungszustand, und du bist ihr Belagerer! Ein Zeichen sei dies für das Haus Israel! Lege du dich auf deine linke Seite, und ich lege die Schuld des Hauses Israel auf dich; nach der Anzahl der Tage, die du auf ihr liegst, sollst du ihre Schuld tragen. Ich aber bestimme dir die Jahre ihrer Schuld als Anzahl von Tagen. Hundertneunzig Tage sollst du die Schuld des Hauses Israel tragen. Bist du damit fertig, dann lege dich zur Fortsetzung auf die rechte Seite und trage die Schuld des Hauses Juda vierzig Tage lang; je einen Tag für je ein Jahr bestimme ich dir. Dein Antlitz richte auf die Belagerung Jerusalems, dein Arm sei entblößt, und du sollst gegen es weissagen! Gib acht! Stricke lege ich dir an, damit du dich nicht von einer Seite auf die andere wenden kannst, bis die Tage deiner Belagerung zu Ende sind. Du aber nimm dir Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Emmer; schütte sie zusammen in ein Gefäß und backe dir Brot daraus! Nach der Anzahl der Tage, die du auf deiner Seite liegst, hundertneunzig Tage lang, sollst du davon genießen! Und deine Speise, womit du dich ernährst, betrage an Gewicht täglich zwanzig Sekel, die du zu den Essenszeiten einnimmst! Auch das Wasser sollst du in abgemessener Menge trinken, und zwar ein Sechstel Hin, auf die Essenszeiten verteilt! Nach Art von Gerstenfladen sollst du sie essen, und auf Ballen von Menschenkot sollst du es vor ihren Augen backen!" Und der Herr sprach: "So müssen die Söhne Israels unreines Brot unter den Heidenvölkern essen, unter die ich sie verstoßen werde!" Da sprach ich: "O wehe, Herr und Gebieter! Siehe, noch nie habe ich mich durch unreine Speisen befleckt, von verendeten oder zerrissenen Tieren habe ich nie gegessen von meiner Jugend an bis heute; verbotenes Fleisch kam nie in meinen Mund." Da sprach er zu mir: "Wohlan, ich gestatte dir Rindermist an Stelle von Menschenkot, daß du darauf dein Brot bereitest." Ferner sprach er zu mir: "Menschensohn, siehe, ich zerbreche den Stab des Brotes in Jerusalem. Sie sollen das Brot abgewogen und in Kummer essen und das Wasser abgemessen und in Bestürzung trinken. Sie sollen an Brot und Wasser Mangel leiden, alle miteinander bestürzt sein und ob ihrer Schuld dahinschwinden. Du aber, Menschensohn, nimm ein scharfes Schwert; als Schermesser sollst du es gebrauchen und über dein Haupt und deinen Bart gehen lassen! Dann nimm dir eine Waage und verteile die Haare! Ein Drittel verbrenne inmitten der Stadt, wenn die Tage der Belagerung voll sind; das zweite Drittel nimm und zerstückle es mit dem Schwert im Umkreis der Stadt; das letzte Drittel verstreue im Wind, und hinter ihnen her will ich das Schwert zücken. Doch nimm davon einige wenige und binde sie in deinen Gewandzipfel ein! Nimm von ihnen noch einmal etliche und wirf sie ins Feuer, und laß sie darin verbrennen! Davon wird Feuer ausgehen über das ganze Haus Israel." Also spricht der Gebieter und Herr: "So ergeht es Jerusalem. In die Mitte der Völker setzte ich es, und rings in seinen Umkreis die Länder. Aber es war widerspenstig gegen meine Gebote, schlimmer als die Völker, und gegen meine Satzungen mehr als die Länder in seinem Umkreis; denn meine Gesetze verschmähten sie, und nach meinen Satzungen wandelten sie nicht." Darum spricht der Gebieter und Herr: "Weil ihr widerspenstiger gewesen seid als die Heidenvölker rings um euch her, nach meinen Satzungen nicht gewandelt seid und meine Gebote nicht gehalten habt, sondern die Gebote der Heidenvölker rings um euch her, deshalb spricht der Gebieter und Herr: Siehe, auch ich will gegen dich vorgehen und in deiner Mitte Gericht vor den Augen der Heidenvölker halten! Ich werde dann um all deiner Greueltaten willen an dir ausführen, was ich noch nie getan und dergleichen ich nie wieder tun werde. Väter sollen darum in deiner Mitte ihre Kinder verzehren und die Kinder ihre Väter! Ich will an dir Gerichtsurteile vollstrecken und deinen gesamten Rest in alle Windrichtungen zerstreuen. Darum, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -: "Du hast mein Heiligtum mit all deinen Scheusalen und mit deinen Greuelbildern befleckt; deshalb will auch ich dich abscheren; mein Auge soll nicht erbarmungsvoll blicken, und ich will keine Schonung üben. Ein Drittel von dir wird an der Pest sterben oder durch Hunger in deiner Mitte zugrunde gehen, ein Drittel wird rings um dich her durch das Schwert fallen, und ein Drittel will ich in alle Winde zerstreuen, und hinter ihnen her zücke ich das Schwert. Mein Zorn wird seinen Höhepunkt erreichen, und meinen Grimm will ich an ihnen stillen und mich rächen. Alsdann werden sie zur Erkenntnis kommen, daß ich, der Herr, in meinem Eifer geredet habe, indem ich meinen Grimm an ihnen voll auslasse. Ich mache dich zur Wüste und zum Hohn unter den Völkern ringsum vor den Augen eines jeden, der vorüberzieht. Du wirst ein Gegenstand des Hohnes und Spottes sein, der Warnung und des Entsetzens für die Völker rings um dich her, wenn ich an dir das Gericht in Zorn und Grimm und scharfen Züchtigungen vollstrecke: Ich, der Herr, habe gesprochen. Wenn ich die schlimmen, Verderben bringenden Pfeile des Hungers gegen euch sende, die ich zu eurem Verderben schicke, und wenn ich Hungersnot über euch verhänge, dann zerbreche ich euch den Stab des Brotes. Ich entsende wider dich Hunger und wildes Getier, daß sie dich deiner Kinder berauben; Pest und Blut gehen bei dir um, und das Schwert bringe ich über dich. Ich, der Herr, habe gesprochen." Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, richte dein Antlitz nach den Bergen Israels, und tritt wider sie als Prophet auf! Sprich: Ihr Berge Israels, hört das Wort des Gebieters und Herrn! So spricht der Gebieter und Herr zu den Bergen und Hügeln, zu den Schluchten und Tälern: Siehe, ich bringe über euch ein Schwert und vernichte eure Opferhöhen. Eure Altäre sollen verwüstet, eure Räucherstätten zerbrochen werden; hinstürzen lasse ich eure Erschlagenen vor euren Götzen. Ich lege die Leichen der Israeliten vor ihre Götzen hin und verstreue eure Gebeine rings um eure Altäre. An allen euren Wohnsitzen sollen die Städte veröden und die Opferhöhen zerstört werden, so daß eure Altäre verödet und zerstört, eure Götzen zertrümmert und vernichtet, eure Räucheraltäre zerschlagen und eure Machwerke ausgetilgt sind. Erschlagene fallen in eurer Mitte; dann werdet ihr zur Einsicht kommen, daß ich der Herr bin. Doch wenn ihr bei eurer Zerstreuung in die Länder noch Schwertentronnene unter den Völkern habt, so werde ich (sie) übriglassen. Diese eure Entronnenen werden sich meiner erinnern unter den Völkern, wohin sie weggeführt worden sind; ich zerbreche ihr buhlerisches Herz, das sich von mir entfernte, und ihre Augen, die sich buhlend auf ihre Götzen richteten. So werden sie vor sich selbst Ekel empfinden ihrer bösen Taten wegen, die sie verübt mit all ihren Greueln. Dann werden sie zur Erkenntnis kommen, daß ich, der Herr, nicht umsonst gedroht habe, ihnen dieses Unglück anzutun." So spricht der Gebieter und Herr: "Schlage mit deiner Hand, stampfe mit deinem Fuß und sprich: Wehe über all die schlimmen Greuel des Hauses Israel! Fallen werden sie durch das Schwert, den Hunger unddie Pest! Wer in der Ferne weilt, wird durch die Pest sterben, wer in der Nähe ist, wird durch das Schwert fallen, und wer übrig ist und bewahrt bleibt vor Pest und Schwert, kommt durch den Hunger um; meinen Grimm entlade ich an ihnen. Dann werdet ihr zur Einsicht kommen, daß ich der Herr bin, wenn ihre Erschlagenen mitten unter ihren Götzen liegen rings um ihre Altäre, auf jedem hohen Hügel, auf allen Bergesgipfeln, unter jedem grünen Baum und unter jeder dichtbelaubten Terebinthe, woselbst sie allen ihren Götzen lieblichen Opferduft spendeten. Ich streckte meine Hand wider sie aus und mache das Land zur grauenhaften Wüste, von der Steppe bis nach Ribla, an allen ihren Wohnsitzen. Dann werden sie zur Einsicht kommen, daß ich der Herr bin." Es erging das Wort des Herrn an mich: "Du, Menschensohn, rede: So spricht der Gebieter und Herr zum Lande Israel: Das Ende kommt, es kommt das Ende über die vier Ränder der Erde. Jetzt kommt über dich das Ende, ich sende meinen Zorn wider dich; ich richte dich nach deinem Wandel und bringe über dich alle deine Greueltaten. Mein Auge blickt nicht mitleidsvoll auf dich, und ich kenne kein Erbarmen; ich bringe vielmehr deinen Lebenswandel über dich, und deine Greueltaten sollen mitten in dich dringen! Alsdann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin. So spricht der Gebieter und Herr: Unheil über Unheil, siehe, es kommt! Das Ende kommt, es kommt das Ende! Das Ende über dich, siehe, es kommt! Es kommt der Untergang über dich, o Landesbewohner. Der Zeitpunkt kommt, der Tag ist nahe; er zögert und säumt nicht. Bald werde ich nun meinen Groll über dich ergießen und meinen Zorn an dir voll auslassen. Ich werde dich nach deinem Wandel richten und alle deine Greueltaten über dich bringen. Mein Auge blickt nicht mitleidsvoll, und ich kenne kein Erbarmen; ich bringe vielmehr deinen Lebenswandel über dich, und deine Greueltaten sollen mitten in dich dringen! Alsdann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, es bin, der Schläge versetzt. Wohlan, der Tag! Siehe, der Untergang kommt und bricht herein; die Gewalttat blüht, der Übermut sproßt. Die Unterdrückung schießt empor zu einer Rute der Ruchlosigkeit; sie zögert und säumt nicht. Der Zeitpunkt kommt, der Tag trifft ein. Der Käufer freue sich nicht, und der Verkäufer soll nicht trauern; denn Zornesglut kommt über all ihren Reichtum. Denn der Verkäufer kehrt nicht mehr zurück zum Verkauften, auch wenn man noch am Leben ist; denn Zornesglut kommt über all ihren Reichtum. Er kehrt nicht zurück, und keiner wird ob seiner Schuld sein Leben festhalten können. Stoßt in das Horn und macht alles bereit! Niemand jedoch zieht in den Streit; denn meine Zornesglut kommt über all ihren Reichtum. Draußen rast das Schwert, drinnen die Pest und der Hunger. Wer sich auf dem Felde befindet, stirbt durch das Schwert, und wer in der Stadt ist, den vernichten Hunger und Pest. Entkommen von ihnen Fliehende, so verweilen sie auf den Bergen wie Tauben der Täler; sie alle klagen, ein jeder ob seiner Schuld. Alle Hände erschlaffen, und alle Knie triefen von Wasser. Sie gürten sich Trauerkleider um, und Schrecken bedeckt sie; auf allen Gesichtern ist Scham, und kahl sind ihre Häupter. Ihr Silber werfen sie auf die Gassen, und ihr Gold gilt ihnen als Unflat. Ihr Silber und Gold vermag sie nicht zu retten am Zornestag des Herrn. Ihren Hunger können sie damit nicht stillen und ihren Bauch nicht füllen. Denn es ward ihnen ein Anstoß zur Sünde. Seine schmucke Zier verwendeten sie zur Hoffart und verfertigten daraus ihre greuelhaften Bildnisse, ihre Scheusale; deshalb verwandle ich es ihnen in Unflat. Ich gebe es den Fremden als Beute hin und den Ruchlosen der Erde zum Raube, damit sie es entweihen. Ich wende mein Antlitz von ihnen ab, und man wird mein Kleinod entweihen; Räuber werden es betreten und entweihen. Sie veranstalten ein Gemetzel; denn das Land ist voll Blutschuld und die Stadt voll Gewalttat. Ich bringe die schlimmsten der Heidenvölker herbei, daß sie ihre Häuser in Besitz nehmen. Ich werde der stolzen Macht ein Ende bereiten, und ihre Heiligtümer sollen geschändet werden. Angst naht heran; dann sucht man Heil, es gibt aber keines. Unglück kommt über Unglück, Schreckenskunde über Schreckenskunde trifft ein; dann fordert man Schauung von Propheten; aber Weisung geht dem Priester verloren und Rat den Ältesten. Es trauert der König, und der Fürst kleidet sich in Entsetzen, den Bürgern des Landes erstarren die Hände. Gemäß ihrem Wandel will ich an ihnen handeln, und nach ihrer eigenen Rechtspflege werde ich sie richten. Alsdann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin." Es geschah am fünften Tag des sechsten Monats im sechsten Jahre: Ich weilte in meinem Hause, und die Ältesten Judas saßen mir gegenüber; da überfiel mich die Hand des Herrn und Gebieters. Ich schaute, und es erschien eine Gestalt, die wie ein Mann aussah. Von der Stelle an, die seinen Hüften gleichsah, nach abwärts war Feuer, und von der Stelle an, die seinen Hüften gleichsah, nach aufwärts war es wie ein heller Schein, wie blinkendes Glanzerz. Er streckte etwas wie eine Hand aus und ergriff mich an meinem Haarschopf. Dann hob mich ein Geisthauch zwischen Erde und Himmel empor und führte mich nach Jerusalem in gottgewirkten Schauungen an den Eingang des inneren Tores, das nach Norden liegt, wo sich der Standort des Eifersuchtsbildes befindet, das die Eifersucht (des Herrn) erregt. Und siehe, daselbst war die Herrlichkeit des Gottes Israels, dem Gesichte gleichend, das ich in der Talebene geschaut hatte. Er sprach zu mir: "Menschensohn, erhebe deine Augen in nördlicher Richtung!" Ich erhob meine Augen nach Norden, und siehe da, nördlich vom Tor des Altares war das Eifersuchtsbild, das am Eingang aufgestellt war. Da sprach er zu mir: "Menschensohn, siehst du, was diese da treiben? Gewaltige Greueltaten sind es, die das Haus Israel hier verübt, so daß ich mich von meinem Heiligtum entfernen muß. Aber du wirst noch größere Greueltaten sehen." Dann brachte er mich an den Eingang des Vorhofes; ich schaute und erblickte ein Loch in der Wand. Er befahl mir: "Menschensohn, durchstoße die Wand!" Ich stieß durch die Wand und erblickte eine Tür. Er sagte zu mir: "Gehe hinein und schaue die schlimmen Greueltaten, die man hier verübt." Ich trat hinein, schaute und erblickte allerlei Gebilde von Gewürm und Säugetieren. Scheusale und allerlei Götzen des Hauses Israel waren auf der Wand ringsum eingeritzt. Siebzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel standen vor ihnen; auch Jaasanja, der Sohn des Schaphan, befand sich mitten unter ihnen. Jeder hatte seine Räucherpfanne in seiner Hand, und der Duft der Weihrauchwolke stieg in die Höhe. Er fragte mich: "Siehst du, Menschensohn, was die Ältesten des Hauses Israel im Dunkeln verüben, ein jeder in seiner Bildkammer? Sie behaupten ja, der Herr sieht uns nicht, der Herr ließ das Land im Stich." Er sprach zu mir: "Noch größere Greueltaten, die sie verüben, wirst du sehen." Alsdann führte er mich an den Eingang des Tempeltores, das nach Norden liegt, und siehe, da saßen Frauen, die den Tammus beweinten. Er fragte mich: "Siehst du es, Menschensohn? Noch größere Greueltaten als diese wirst du sehen." Dann führte er mich in den inneren Vorhof des Hauses des Herrn, und siehe da, am Eingang zum Tempel des Herrn zwischen der Vorhalle und dem Brandopferaltar waren etwa fünfundzwanzig Männer; ihren Rücken wandten sie gegen den Tempel des Herrn und ihre Gesichter nach Osten; diese beteten nach Osten zu die Sonne an. Er fragte mich: "Siehst du es, Menschensohn? Ist es denn dem Hause Juda zu wenig, die Greueltaten zu verüben, die man hier tut, daß sie auch noch das Land mit Gewalttat erfüllen und mich immer wieder erbittern? Und siehe, mir halten sie den (abgöttischen) Rebzweig vor die Nase. So handle auch ich in meinem Groll; mein Auge soll nicht erbarmungsvoll blicken, und ich kenne kein Mitleid. Wenn sie auch mit lauter Stimme in meine Ohren schreien, so höre ich nicht auf sie." Alsdann rief er mir in die Ohren mit lauter Stimme: "Es nahen die Drangsale über die Stadt. Ein jeder hat seine Vernichtungswaffe in der Hand." Da erschienen sechs Männer aus der Richtung des oberen Tores, das nach Norden schaut; ein jeder hatte seine Zerstörungswaffe in seiner Hand. In ihrer Mitte befand sich ein Mann, der in linnene Gewänder gekleidet war und ein Schreibzeug an seinen Hüften trug. Sie kamen und stellten sich neben dem ehernen Altar auf. Die Herrlichkeit des Gottes Israels hatte sich von den Kerubim, über denen sie gethront hatte, nach der Tempelschwelle hin erhoben. Er rief den Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an seinen Hüften trug. Der Herr sprach zu ihm: "Ziehe mitten durch die Stadt, durch Jerusalem, und präge ein Kennzeichen auf die Stirn der Männer, die über all die Greueltaten, die man in ihrer Mitte verübte, stöhnen und klagen." Zu den anderen aber sprach er vor meinen Ohren: "Zieht durch die Stadt hinter ihm her und schlagt drein! Euer Auge blicke nicht erbarmungsvoll und kenne kein Mitleid! Greise, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Frauen tötet, bis sie ausgerottet sind! Rührt aber niemand an, der das Kennzeichen trägt; den Anfang macht bei meinem Heiligtum!" Da begannen sie bei den Männern, den Ältesten, die vor dem Tempel standen. Dann sprach er zu ihnen: "Beflecket den Tempel und füllet die Vorhöfe mit Erschlagenen an! Dann zieht hinaus und schlagt drein in der Stadt!" Es begab sich aber, als sie Schläge austeilten, während ich zurückgeblieben war, da warf ich mich auf mein Antlitz nieder, schrie und rief: "O weh, Gebieter und Herr, willst du denn den gesamten Rest Israels vernichten, weil du deinen Groll über Jerusalem ausschüttest?" Er antwortete mir: "Die Schuld des Hauses Israel und Juda ist ungeheuer groß; das Land ist mit Blutströmen angefüllt, und die Stadt ist voller Gewalttat. Behaupten sie doch: "Der Herr ließ das Land im Stich; der Herr sieht es nicht!" Darum soll mein Auge nicht erbarmungsvoll blicken, noch will ich Mitleid empfinden! Ihren Lebenswandel lasse ich auf ihr Haupt kommen." Und siehe da, der Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an seinen Hüften trug, erstattete Bericht und sprach: "Ich habe deinen Befehl ausgeführt." Ich blickte hin und schaute: Über der festen Platte, die sich zu Häupten der Kerubim befand, war etwas wie ein Saphirstein, etwas, was einem Throne glich, wurde über ihnen sichtbar. Er rief dem Mann, der in Linnen gehüllt war, zu und sprach: "Tritt in den Raum hinein, der zwischen den Rädern liegt, unterhalb der Kerubim, fülle deine beiden Hände mit glühenden Kohlen aus dem Raum zwischen den Kerubim und streue sie über die Stadt hin!" Er ging vor meinen Augen hinein. Die Kerubim aber standen rechts vom Tempelhause, als der Mann hineintrat. Die Wolke erfüllte den inneren Vorhof. Dann erhob sich die Herrlichkeit des Herrn von den Kerubim zur Tempelschwelle hin, das Haus ward von der Wolke angefüllt, und der Vorhof erfüllte sich mit dem Glanz der Herrlichkeit des Herrn. Das Rauschen der Kerubimflügel war bis zum äußeren Vorhof vernehmbar. Es klang wie die Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er redet. Als er aber dem Mann in linnenen Gewändern gebot und sprach: "Hole Feuer aus dem Raume zwischen den Rädern, aus dem Raume zwischen den Kerubim", da trat dieser hinein und stellte sich neben dem Rad auf. Der Kerub streckte seine Hand von dem Raum zwischen den Kerubim nach dem Feuer hin aus, das sich zwischen den Kerubim befand, griff zu und legte davon in die Hände des Mannes, der in Linnen gehüllt war; er nahm es und ging hinaus. An den Kerubim war etwas wie eine Menschenhand unter ihren Flügeln sichtbar. Ich blickte hin und schaute vier Räder neben den Kerubim, je ein Rad neben jedem Kerub; die Räder schauten aus wie blinkender Tarsisstein. Der Gestalt nach hatten die Vier die gleiche Form, als ob ein Rad inmitten des anderen wäre. Wenn sie liefen, so liefen sie nach ihren vier Richtungen hin; sie bogen nicht ab, wenn sie liefen, sondern in der Richtung, nach der sich das vorderste wandte, rollten sie hinter ihm her; sie bogen nicht ab, wenn sie liefen. Ihr ganzer Leib aber, ihr Rücken, ihre Hände, ihre Flügel und die Räder waren bei den Vieren ringsum mit Augen angefüllt. Die Räder erhielten vor meinen Ohren den Namen "Galgal" (Gewirbel). Vier Antlitze hatte ein jedes Lebewesen: Sein erstes Antlitz war das Antlitz eines Stieres, sein zweites Antlitz das eines Menschen, das dritte das eines Löwen und das vierte das eines Adlers. Die Kerubim aber konnten in die Höhe steigen; es waren die gleichen Lebewesen, die ich am Kebarflusse geschaut hatte. Liefen die Kerubim, so liefen auch die Räder neben ihnen; erhoben die Kerubim ihre Schwingen, um von der Erde in die Höhe zu steigen, dann wandten sich auch die Räder nicht von ihrer Seite. Blieben sie aber stehen, dann blieben auch jene stehen; stiegen sie in die Höhe, dann stiegen auch jene mit ihnen in die Höhe; denn der Geist der Lebewesen war in ihnen. Alsdann verließ die Herrlichkeit des Herrn die Tempelschwelle und stellte sich auf die Kerubim. Die Kerubim schwangen ihre Flügel, erhoben sich vor meinen Augen von der Erde in die Höhe und zogen weg; auch die Räder schlossen sich ihnen an. Sie hielten am Eingang des östlichen Tempeltores an, und die Herrlichkeit des Gottes Israels thronte über ihnen. Das waren die Lebewesen, die ich unterhalb des Gottes Israels am Kebarflusse geschaut hatte; ich erkannte, daß es Kerubim waren. Vier Gesichter und vier Flügel hatte ein jeder; etwas, was Menschenhänden glich, war unter ihren Schwingen. Nach der Gestalt ihrer Antlitze waren es die gleichen Gesichter, die ich am Kebarflusse geschaut hatte; sie gingen ein jeder geradeaus vor sich hin. Hierauf hob mich ein Geisthauch empor und brachte mich an das östliche Tempeltor, das nach Osten schaut. Da waren am Eingang des Tores fünfundzwanzig Männer; mitten unter ihnen sah ich auch den Jaasanja, den Sohn des Assur, und den Pelatja, den Sohn Benajas, die Führer des Volkes. Der Herr sprach zu mir: "Menschensohn, das sind die Männer, die Unheil ersinnen und schlechten Rat pflegen in dieser Stadt. Sie sagen: "Sind nicht erst unlängst die Häuser gebaut worden? Die Stadt ist der Topf, und wir sind das Fleisch." Darum weissage wider sie, weissage, Menschensohn!" Da fiel auf mich der Geist des Herrn. Er sprach zu mir: "Rede: So spricht der Herr: So redet ihr, Haus Israel; die Gedanken, die in eurem Geiste aufsteigen, kenne ich gar wohl. Ihr habt in dieser Stadt eure Erschlagenen aufgehäuft und ihre Gassen mit Ermordeten angefüllt. Darum spricht der Gebieter und Herr: Eure Erschlagenen, die ihr mitten in ihr angehäuft habt, die sind das Fleisch, und die Stadt ist der Topf. Euch aber schaffe ich aus ihrer Mitte fort. Ihr fürchtet das Schwert, aber das Schwert bringe ich über euch" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Ich schaffe euch aus ihrer Mitte fort; ich überliefere euch in die Gewalt von Fremden und vollziehe Gerichtsurteile an euch. Durch das Schwert sollt ihr fallen; an Israels Grenze will ich euch richten. Dann werdet ihr einsehen, daß ich der Herr bin. Die Stadt wird nicht euer Kochtopf sein, und ihr werdet nicht das Fleisch darin sein; an Israels Grenze werde ich euch richten. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, nach dessen Vorschriften ihr nicht gewandelt seid und dessen Gesetze ihr nicht befolgt habt; vielmehr habt ihr die Gesetze der Völker rings um euch her befolgt." Während ich weissagte, geschah es, daß Pelatja, der Sohn des Benaja, starb. Ich aber fiel auf mein Antlitz nieder, schrie mit lauter Stimme und sprach: "O weh, Gebieter und Herr, willst du dem Rest Israels ein Ende bereiten?" Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, über alle deine Brüder, deine Sippenangehörigen und das ganze Haus Israel insgesamt sprechen die Bewohner Jerusalems: "Fern sind sie vom Herrn; uns ist das Land zum Besitz gegeben." Darum sage: So spricht der Gebieter und Herr: Fürwahr, ich brachte sie fort unter die Völker und zerstreute sie über die Länder; ich bin ihnen nur in geringem Maß zum Heiligtum geworden in den Ländern, wohin sie kamen. Darum sage: So spricht der Gebieter und Herr: Ich sammle euch aus den Völkern und bringe euch aus den Ländern, über die ihr zerstreut seid, zusammen; ich mache euch das Land Israel zum Geschenk. Gelangen sie dorthin, dann räumen sie mit all seinen Scheusalen und all seinen Greueln auf. Ich verleihe ihnen ein neues Herz und lege einen neuen Geist in ihr Inneres; ich entferne das steinerne Herz aus ihrem Leib und gebe ihnen ein Herz aus Fleisch. Sie sollen nach meinen Vorschriften wandeln, meine Gesetze beobachten und sie ausführen. Sie werden dann mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein. Denen aber, die mit ganzem Herzen hinter ihren Scheusalen und Greuelbildern herlaufen, vergelte ich ihren Wandel auf ihr Haupt" - Ausspruch des Gebieters und Herrn. Dann erhoben die Kerubim ihre Schwingen, und die Räder liefen gleichzeitig neben ihnen. Die Herrlichkeit des Gottes Israels befand sich oben über ihnen. Die Herrlichkeit des Herrn erhob sich mitten aus der Stadt und machte auf dem Berge östlich von der Stadt halt. Ein Geisthauch hob mich empor und brachte mich in der Schauung durch den Geist Gottes nach Kaldäa zu der Verbanntengemeinde. Dann entschwand mir die Schauung, die ich gesehen hatte. Ich berichtete der Verbanntengemeinde alles, was der Herr mich hatte schauen lassen. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, inmitten des Hauses der Widerspenstigkeit wohnst du; Augen haben sie, um zu sehen, und sie sehen doch nicht; Ohren haben sie, um zu hören, und sie hören doch nicht; denn ein Haus der Widerspenstigkeit sind sie. Du aber, Menschensohn, packe dir Flüchtlingsgepäck zusammen [und ziehe fort] zur Tageszeit vor ihren Augen, und ziehe von deiner Stätte weg vor ihren Augen zu einer anderen Stätte in die Verbannung! Vielleicht bemerken sie es; denn sie sind ein Haus der Widerspenstigkeit. Bringe dein Gepäck wie Flüchtlingsgepäck bei Tag vor ihren Augen hinaus! Du selbst aber ziehe abends vor ihren Augen hinweg wie Leute, welche in die Verbannung ziehen! Vor ihnen stoße dir ein Loch durch die Wand und bringe durch dasselbe deine Habseligkeiten hinaus! Vor ihren Augen lade sie auf die Schulter und bringe sie in der Dunkelheit fort! Verhülle dein Antlitz, daß du das Land nicht sehen kannst; denn ich mache dich zu einem Wahrzeichen für das Land Israel!" Ich tat so, wie mir befohlen war. Mein Gepäck brachte ich wie Flüchtlingsgepäck am Tage hinaus. Am Abend stieß ich mir mit der Hand ein Loch durch die Wand. In der Dunkelheit brachte ich mein Gepäck fort; auf die Schulter lud ich es vor ihren Augen. Das Wort des Herrn erging an mich am folgenden Morgen: "Menschensohn, hat nicht das Haus Israel, dieses Haus der Widerspenstigkeit, zu dir gesagt: "Was treibst du da?" Sage zu ihnen: So spricht der Herr und Gebieter: Dieser Drohspruch gilt dem Fürsten in Jerusalem und dem ganzen Haus Israel, das darin wohnt. Sage: Ich bin für euch ein Wahrzeichen! Wie ich getan habe, so wird es ihnen ergehen. In die Verbannung, in die Gefangenschaft, werden sie wandern. Der Fürst mitten unter ihnen wird auf die Schulter sein Gepäck laden; in der Dunkelheit wird er es wegbringen; durch die Wand wird er ein Loch stoßen, um es hinauszubringen. Sein Antlitz wird er verhüllen, um nicht selber mit eigenen Augen das Land zu sehen. Ich spanne mein Netz über ihn aus, er wird in meinem Garn gefangen. Nach Babel bringe ich ihn ins Kaldäerland; er aber vermag es nicht zu schauen und wird daselbst sterben. Alle seine Verbündeten ringsum, seine sämtlichen Hilfstruppen, zerstreue ich in alle Windrichtungen und zücke hinter ihnen her das Schwert. Sie sollen erfahren, daß ich der Herr bin, wenn ich sie unter die Völker versprenge und in die Länder zerstreue. Nur eine geringe Anzahl von ihnen lasse ich das Schwert, den Hunger und die Pest überleben; sie sollen all ihre Greueltaten erzählen unter den Völkern, zu denen sie gelangen. Dann werden auch jene erkennen, daß ich der Herr bin." Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, du sollst mit Zittern dein Brot essen und mit Beben und Kummer dein Wasser trinken. Zu den Landesbürgern aber sollst du sagen: So spricht der Herr und Gebieter von den Bewohnern Jerusalems in der israelitischen Heimat: Ihr Brot sollen sie mit Kummer essen, und ihr Wasser sollen sie mit Bestürzung trinken; denn ihr Land wird verwüstet werden, seines Reichtums beraubt, um der Ruchlosigkeit aller seiner Bewohner willen. Diese bewohnten Städte werden veröden, und das Land wird zur Wüste werden. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin." Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, was habt ihr da für ein Sprichwort über die israelitische Heimat, das lautet: "Die Tage ziehen sich in die Länge, und zunichte wird jegliche Schau"? Darum rede zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Ich werde dieses Sprichwort zum Schweigen bringen; man wird es in Israel nicht mehr verwenden. Sprich vielmehr zu ihnen: Die Tage rücken näher und der Inhalt jeglicher Schau. Fürwahr, es soll fürderhin keine trügerische Schau und keine einschmeichelnde Wahrsagung mehr inmitten des Hauses Israel geben! Denn ich, der Herr, rede. Das Wort, das ich rede, geschieht. Es wird nicht mehr hinausgeschoben. Ja, in euren Tagen, Haus der Widerspenstigkeit, rede ich ein Wort und vollführe es" - Spruch des Herrn und Gebieters. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, siehe, das Haus Israel sagt: "Die Schau, die er sieht, geht auf viele Tage, und für fernliegende Zeiten weissagt er." Darum sprich zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Nicht mehr länger werden alle meine Worte verschoben. Das Wort, das ich rede, geschieht" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich - "Menschensohn, weissage wider die Propheten Israels, tritt als Prophet auf und sprich zu denen, die da nach eigenem Gutdünken weissagen: Hört das Wort des Herrn! So spricht der Herr und Gebieter: Wehe den Propheten, den Toren, die ihrer eigenen Einbildung folgen, ohne etwas geschaut zu haben! Wie Füchse in den Ruinen sind deine Propheten, o Israel! Ihr seid nicht in die Bresche getreten, noch habt ihr eine Mauer um das Haus Israel gezogen, damit es im Kampf am Tage des Herrn bestehen kann. Sie schauen Trug und wahrsagen Lüge, wenn sie sagen: "Ausspruch des Herrn", obwohl der Herr sie nicht gesandt hat. Sie erwarten aber, daß er das Wort in Erfüllung gehen lasse. Habt ihr nicht Truggesichte geschaut und Lügenwahrsagung geredet, da ihr sagtet: "Ausspruch des Herrn", obwohl ich doch nicht gesprochen habe? Darum sage: So spricht der Gebieter und Herr: Weil ihr Trug redet und Lüge schaut, siehe, darum schreite ich gegen euch ein" - Ausspruch des Gebieters und Herrn. "Ich strecke meine Hand wider die Propheten aus, die Trug schauen und Lüge wahrsagen. In der Gemeinschaft meines Volkes sollen sie nicht mehr bleiben und in die Liste des Hauses Israel nicht eingeschrieben werden, und zum Lande Israel sollen sie nicht gelangen. Alsdann werdet ihr erkennen, daß ich der Gebieter und Herr bin. Sie leiten ja mein Volk in die Irre, indem sie "Heil" sprechen, wo doch kein Heil vorliegt. Baut es eine Wand auf, siehe, dann bestreichen sie diese mit Tünche. Sprich zu den Tünchern: "Fallen wird sie!" Überflutender Regen soll kommen, Hagelsteine sollen niederprasseln, und ein Sturmwind wird losbrechen. Und wenn die Mauer eingestürzt ist, wird es dann nicht euch gegenüber heißen: "Wo ist die Tünche, mit der ihr angestrichen habt?" Darum spricht der Gebieter und Herr: Ich lasse einen Sturmwind in meinem Grimm losbrechen, überflutender Regen soll in meinem Zorn kommen, und Hagelsteine sollen in meinem Groll niederprasseln! Ich reiße die Mauer ein, die ihr getüncht habt, und lege sie zur Erde nieder, daß ihr Fundament bloßgelegt wird. Bei ihrem Sturz kommt ihr darunter um. So sollt ihr erkennen, daß ich der Herr bin. Ich lasse meinen Grimm an der Mauer voll aus und an denen, die sie getüncht haben. Dann wird es euch gegenüber heißen: "Verschwunden ist die Mauer, verschwunden sind ihre Anstreicher!" Das sind die Propheten Israels, die über Jerusalem weissagten und ihm Heilsgesichte erschauten, wo es doch kein Heil gibt" - Spruch des Herrn. "Und du, Menschensohn, richte dein Antlitz wider die Töchter deines Volkes, die nach eigenem Gutdünken weissagen, und tritt wider sie als Prophet auf! Sage: So spricht der Gebieter und Herr: Wehe den Frauen, die Zauberbinden nähen für jegliches Handgelenk, Kopfhüllen jeder Größe anfertigen, um Menschenleben zu erjagen! Dürft ihr Menschenleben erjagen unter meinem Volk und Menschenleben für euch am Leben erhalten? Ihr entweiht mich bei meinem Volk um einige Handvoll Gerste und einige Bissen Brot und tötet dabei Menschenleben, die nicht sterben sollten, und erhaltet Menschenleben, die nicht erhalten bleiben sollten, indem ihr mein Volk belügt, das für Lügen anfällig ist." Darum spricht der Gebieter und Herr: "Siehe, ich will vorgehen gegen eure Binden, mit denen ihr Menschenleben erjagt [wie Vögel]; ich reiße sie von euren Armen herunter und lasse die Menschenleben, die ihr erjagen wollt, frei [wie Vögel]. Ich reiße eure Kopfhüllen entzwei und rette mein Volk aus eurer Gewalt; es bleibe nicht länger als Jagdbeute in eurer Hand! So werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin. Fälschlich habt ihr das Herz des Schuldlosen gekränkt, während ich ihn nicht kränken wollte; doch die Hände des Frevlers habt ihr gestärkt, so daß er sich nicht von seinem schlimmen Wandel bekehrt, was ihn am Leben erhalten würde. Darum sollt ihr nicht mehr Trug schauen und Lüge wahrsagen! Ich aber rette mein Volk aus eurer Gewalt. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin." Es trafen bei mir Männer von den Ältesten Israels ein und setzten sich vor mir nieder. Da erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, diese Männer haben wieder auf ihre Götzen ihren Sinn gerichtet und auf den Anstoß zur Sünde ihre Augen geheftet. Soll ich mich nun wirklich von ihnen befragen lassen? Darum rede mit ihnen und sprich zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Ein jeder vom Hause Israel, der auf seine Götzen seinen Sinn richtet, auf den Anstoß zur Sünde seine Augen heftet und trotzdem zum Propheten kommt, dem will ich, der Herr, mich persönlich zur Antwort stellen ob der Menge seiner Götzen. So will ich das Haus Israel, das sich mir durch seine Götzen insgesamt entfremdet hat, bei seiner Gesinnung anfassen. Darum rede zum Hause Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Bekehrt euch, wendet euch ab von euren Götzen, und von all euren Greuelbildern wendet euer Antlitz ab! Denn jedem vom Hause Israel und von den Schutzbürgern, die sich in Israel aufhalten, der sich mir entfremdet, seinen Sinn wieder auf seine Götzen richtet, seine Augen auf den Anstoß zur Sünde heftet und sich dennoch zum Propheten begibt, um mich in seiner Sache zu befragen, dem will ich, der Herr, mich persönlich zur Antwort stellen. Ich richte mein Antlitz auf jenen Mann; ich mache ihn zum Warnzeichen und Sprichwort und rotte ihn aus der Mitte meines Volkes aus. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin. Läßt sich aber ein Prophet verleiten, eine Antwort zu erteilen, so habe ich, der Herr, jenen Propheten verleitet; ich strecke meine Hand wider ihn aus und vertilge ihn aus der Mitte meines Volkes Israel. Sie sollen beide ihre Schuld tragen - die Schuld des Befragers und die Schuld des Propheten ist gleich groß. So soll das Haus Israel nicht mehr von mir abirren und sich nicht mehr verunreinigen durch all seine Vergehen. Alsdann werden sie mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, wenn sich etwa ein Land wider mich versündigte und Treubruch beginge, streckte ich dann meine Hand wider es aus, zerbräche ihm den Stab des Brotes, verhängte darüber Hungersnot und vertilgte daraus Menschen und Vieh, es wären aber diese drei Männer in seiner Mitte: Noe, Daniel und Job, so würden nur diese ihrer Gerechtigkeit wegen ihr Leben retten" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Oder ich ließe wilde Tiere sich im Lande herumtreiben, die es entvölkerten, und es würde so zur Wüste, daß es niemand mehr der wilden Tiere wegen durchwanderte, diese drei Männer wären aber darin, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "sie könnten weder Söhne noch Töchter retten, nur sie allein würden sich retten, aber das Land würde in eine Wüste verwandelt. Oder ich ließe ein Schwert über jenes Land kommen und spräche: "Ein Schwert soll im Lande umgehen", und ich tilgte daraus Menschen und Vieh, aber diese drei Männer wären darin, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "sie könnten weder Söhne noch Töchter retten, sondern nur sie allein würden sich retten. Oder ich schickte Pest in jenes Land und würde meinen Groll darüber ausgießen im Blutbad, um Menschen und Vieh daraus zu vertilgen, Noe, Daniel und Job aber wären darin, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "sie könnten weder Söhne noch Töchter retten, sie allein würden ihrer Gerechtigkeit wegen ihr Leben retten. Denn so spricht der Gebieter und Herr: Entsende ich nun gar meine vier schlimmen Strafgerichte, Schwert, Hunger, wilde Tiere und Pest wider Jerusalem, um Menschen und Vieh daraus zu vertilgen, siehe, so soll doch ein geretteter Rest darin übrigbleiben und Söhne und Töchter hinausführen. Seht, diese sollen zu euch herauskommen; ihr werdet dann ihren Wandel und ihr Handeln beobachten und euch über das Unheil hinwegtrösten, das ich Jerusalem zufügte, über all das, was ich darüber verhängte. Sie werden euch trösten, wenn ihr ihren Wandel und ihr Handeln seht. Dann werdet ihr erkennen, daß ich nicht ohne Grund all das wirkte, was ich ihm antat" - Spruch des Gebieters und Herrn. Des Herrn Wort erging an mich: "Menschensohn, was hat das Holz des Weinstocks vor allem Rankenholz voraus, das sich unter dem Waldgehölz findet? Nimmt man etwa davon Holz, um es zu einem Werkzeug zu verarbeiten? Oder nimmt man davon einen Pflock, um an ihm irgendein Gerät aufzuhängen? Schau, man gibt es dem Feuer zum Fraß; hat das Feuer seine beiden Enden verzehrt und ist sein Mittelstück angesengt, taugt es dann wohl noch zur Verarbeitung? Siehe, schon im unversehrten Zustand läßt es sich nicht zu einem Werkzeug verarbeiten; erst recht nicht kann es zu einem Werkzeug verarbeitet werden, wenn es das Feuer verzehrt hat und es bereits angesengt ist." Darum spricht der Gebieter und Herr: "Gleich dem Holze des Weinstocks unter dem Waldgehölz, das ich dem Feuer zum Fraße gebe, mache ich die Bewohner Jerusalems. Ich richte mein Antlitz auf sie; aus dem Feuer sind sie herausgekommen, aber das Feuer verzehrt sie. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich wider sie mein Antlitz wende. Ich mache das Land zur Wüste, weil sie Treubruch begingen" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: Menschensohn, halte Jerusalem seine Greuel vor! Sage: So spricht der Gebieter und Herr zu Jerusalem: "Deine Herkunft und deine Abstammung leiten sich vom Lande Kanaan ab; dein Vater war ein Amoriter und deine Mutter eine Hethiterin. Was deine Geburt angeht, so wurde, als du zur Welt kamst, deine Nabelschnur nicht abgeschnitten, noch wusch man dich mit Wasser ab zur Reinigung, noch rieb man dich mit Salz ein, noch wickelte man dich in Windeln. Kein Auge blickte erbarmungsvoll auf dich, um an dir etwas von all diesem zu tun und mit dir Mitleid zu zeigen; du wurdest vielmehr am Tag deiner Geburt auf freiem Felde ausgesetzt, weil man dich verabscheute. Da zog ich an dir vorüber, sah dich in deinem Blute zappeln und sprach zu dir, als du in deinem Blute dalagst: "Du sollst am Leben bleiben! Wachse heran, wie eine Blume des Feldes mache ich dich!" Und du wuchsest auf, wurdest groß und kamst in die Zeit der Reife; deine Brüste wurden fest, und dein Haar sproß; du warst aber noch nackt und bloß. Da kam ich wieder an dir vorüber und sah dich, und siehe, die Zeit der Minne war für dich gekommen. Ich breitete meinen Gewandzipfel über dich und verhüllte deine Blöße. Ich leistete dir einen Eid und ging einen Bund mit dir ein" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Also wurdest du mein Eigentum. Dann wusch ich dich mit Wasser, spülte dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl. Ich bekleidete dich mit buntgewirktem Stoff, beschuhte dich mit Tachaschleder, gürtete dich mit Byssus und hüllte dich in feinstes Gewebe. Dann schmückte ich dich mit Geschmeide; Spangen legte ich dir an die Arme und eine Kette um deinen Hals. Auch tat ich einen Ring an deine Nase, Gehänge an deine Ohren und setzte eine prachtvolle Krone auf dein Haupt. So warst du mit Gold und Silber geschmückt; dein Gewand bestand aus Byssus, feinstem Gewebe und buntgewirktem Stoff. Du ernährtest dich von Mehl, Honig und Öl. So wurdest du überaus schön und zur Königswürde tauglich. Dein Ruhm drang zu den Völkern um deiner Schönheit willen; denn diese war vollkommen durch meinen Schmuck, den ich dir angelegt hatte" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Aber du pochtest auf deine Schönheit und buhltest auf deinen Ruhm hin und überschüttetest mit deiner Buhlkunst einen jeden, der vorüberging: du wurdest ihm zu eigen. Du nahmst von deinen Gewändern, machtest dir bunte Höhenheiligtümer und buhltest auf ihnen. Du nahmst deine aus meinem Gold und Silber hergestellten Schmucksachen, die ich dir geschenkt hatte, machtest dir männliche Götzenbilder daraus und buhltest mit ihnen. Du nahmst deine buntgewirkten Kleider und bedecktest sie damit; du legtest mein Öl und meinen Weihrauch vor ihnen auf. Meine Nahrung, die ich dir gegeben - Mehl, Öl und Honig hatte ich dir zu essen gegeben -, stelltest du ihnen zum lieblichen Wohlgeruch hin; also geschah es" - Spruch des Herrn und Gebieters. "Du nahmst deine Söhne und deine Töchter, die du mir geboren, und opfertest sie ihnen zur Speise. War es noch nicht genug mit deiner Buhlerei? Du hast meine Söhne geschlachtet und hingegeben, indem du sie für jene verbranntest. Jedoch bei all deinen Greueln und deiner Buhlerei bedachtest du nicht die Tage deiner Jugend, als du nackt und bloß warst und in deinem Blut zappeltest. Es geschah nach all deinen bösen Taten - wehe, wehe dir" -, Spruch des Herrn und Gebieters -, "daß du dir einen Liegesockel bautest und eine Anhöhe machtest auf jedem freien Platz. An jeder Straßenecke bautest du dir eine Anhöhe, schändetest deine Schönheit, gabst dich jedem Vorübergehenden preis und triebst viel Buhlerei. Du buhltest mit den Ägyptern, deinen Nachbarn mit großem Glied, triebst viel Buhlerei, um mich zu beleidigen. Doch siehe, ich streckte meine Hand wider dich aus und schmälerte deinen Anteil. Ich gab dich der Wut deiner Feindinnen preis, der Philistertöchter, die sich deines zuchtlosen Lebenswandels schämten. Du gingst als Buhlerin zu den Assyrern, weil du nicht satt geworden warst; du buhltest mit ihnen, wurdest aber wieder nicht satt. Du dehntest deine viele Buhlerei auf das Krämerland Kaldäa aus; doch auch davon wurdest du nicht satt. Wie fieberheiß war dein Herz" - Spruch des Herrn und Gebieters -, "da du all dieses tatest, Werke einer unverschämten Dirne. Du bautest dir ja einen Liegesockel an jeder Straßenecke und machtest dir eine Anhöhe auf jedem freien Platz! Und doch warst du nicht wie eine gewöhnliche Dirne, insofern du den Lohn verschmähtest. Die Frau, die ihrem Manne gegenüber die Ehe bricht, nimmt Geschenke an. Allen Dirnen gibt man Lohn; du aber gabst deine Mitgiftgeschenke allen deinen Liebhabern und bestachest sie, von überallher zu dir zu kommen, um mit dir zu buhlen. So war es bei dir im Unterschied zu anderen Weibern umgekehrt: Du triebst Buhlerei, während dir nicht nachgebuhlt wurde; du gabst Buhllohn, während dir kein Buhllohn gegeben wurde. So machtest du es umgekehrt." Darum, du Dirne, höre das Wort des Herrn! So spricht der Herr und Gebieter: "Weil du deine Scham enthüllt und deine Blöße aufgedeckt hast bei deinen Buhlereien mit deinen Liebhabern, nämlich mit all deinen abscheulichen Götzen, und wegen der Blutschuld an deinen Söhnen, die du ihnen hingabst, siehe, darum will ich all deine Liebhaber versammeln, denen du genehm warst, und alle, welche du liebtest, nebst allen, die du nicht wolltest. Ich schare sie wider dich von allen Seiten zusammen und enthülle vor ihnen deine Scham, daß sie deine ganze Schande sehen. Ich werde dich richten nach den Gesetzen für Ehebrecherinnen und Mörderinnen und bringe über dich Grimm und Eifersucht. Ich überliefere dich ihrer Gewalt; sie sollen deinen Liegesockel niederreißen, deine Anhöhen zerstören, deine Kleider dir ausziehen, deine Schmucksachen wegnehmen und dich nackt und bloß liegen lassen. Sie werden gegen dich eine Volksmenge aufbieten, dich steinigen und mit ihren Schwertern in Stücke hauen. Dann werden sie deine Häuser anstecken und vor den Augen vieler Frauen das Gericht an dir vollziehen. So mache ich ein Ende mit dir als Buhlerin, und auch keinen Buhllohn wirst du mehr geben. Ich stille meinen Grimm an dir, und meine Eifersucht kann von dir weichen; dann habe ich Ruhe und brauche mich nicht mehr zu ärgern. Weil du der Tage deiner Jugend nicht gedachtest und mich durch alle diese Dinge erzürntest, darum bringe auch ich deinen Wandel über dein Haupt" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Übtest du nicht Unzucht zu all deinen Greueln? Siehe, jeder, der über dich ein Sprichwort gebraucht, wird den Spottvers sagen: "Wie die Mutter, so die Tochter!" Du bist die Tochter deiner Mutter, die ihren Mann und ihre Söhne von sich stieß; die Schwester deiner Schwestern bist du, die ihre Männer und ihre Söhne verstießen. Eure Mutter war eine Hethiterin und euer Vater ein Amoriter. Deine größere Schwester ist Samaria mit ihren Töchtern, die nördlich von dir wohnt; deine kleinere Schwester, die südlich von dir wohnt, ist Sodom mit ihren Töchtern. Bist du nicht auf ihren Wegen gewandelt und hast die gleichen Greuel wie sie verübt? Ja, gar bald hast du schlimmer gehandelt als sie in deinem ganzen Lebenswandel. So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "deine Schwester Sodom, sie und ihre Töchter, handelten nicht so, wie du samt deinen Töchtern gehandelt hast. Siehe, dies war die Schuld deiner Schwester Sodom: Übermut, Fülle an Brot und ruhige Sorglosigkeit hatte sie samt ihren Töchtern; doch reichte sie den Elenden und Armen nicht die Hand. Vielmehr wurden sie hochmütig und verübten Greueltaten vor mir; da verstieß ich sie, wie du sehen konntest. Auch Samaria hat kaum die Hälfte deiner Sünden begangen. Du hast mehr Greuel verübt als jene und hast deine Schwestern gerecht erscheinen lassen angesichts all deiner Greuel, die du getan. So trage auch du deine Schmach, die du zugunsten deiner Schwestern Zeugnis gabst; durch deine Sünden, durch die du abscheulicher gehandelt hast als sie, stehen sie im Vergleich mit dir gerechtfertigt da. So schäme auch du dich und trage deine Schmach, weil du deine Schwestern gerechtfertigt hast! Ich aber wende ihr Schicksal, das Schicksal Sodoms samt ihren Töchtern und das Geschick Samarias samt ihren Töchtern. Ich bringe auch eine Wende für dein Geschick zusammen mit ihnen, damit du deine Schmach trägst und beschämt wirst über all deine Untaten, wenn du sie tröstest. Deine Schwester Sodom und ihre Töchter kehren in ihren ehemaligen Zustand zurück, Samaria und ihre Töchter kehren in ihren ehemaligen Zustand zurück; auch du und deine Töchter, ihr werdet in euren ehemaligen Zustand zurückkehren. Hatte deine Schwester Sodom nicht üblen Ruf in deinem Mund zur Zeit deiner Hoffart, bevor deine eigene Schlechtigkeit enthüllt wurde? Genauso ertönt nun ringsum das Schmähen der Töchter Edoms und all ihrer Nachbarn, der Töchter der Philister, die dich verachten. Deine Unzucht und deine Greuel mußt du nun selber tragen" - Spruch des Herrn. Denn so spricht der Gebieter und Herr: "Ich habe an dir gehandelt gemäß deinem Handeln, die du den Eid verachtet und den Bund gebrochen hast. Ich aber gedenke meines Bundes mit dir aus den Tagen deiner Jugend und richte für dich einen ewigen Bund auf. Du sollst dich deines Wandels erinnern und dich schämen, wenn ich deine älteren und jüngeren Schwestern nehme und sie dir zu Töchtern gebe, wenn auch nicht deiner Bundestreue wegen. Denn ich selbst errichte meinen Bund mit dir; dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin. So sollst du beschämt daran denken und deinen Mund angesichts deiner Beschämung nicht mehr aufreißen, wenn ich dir alles verzeihe, was du verübt hast" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, gib ein Rätsel auf und sprich ein Gleichnis zum Hause Israel! Rede: So spricht der Gebieter und Herr: Der große Adler mit gewaltigen Flügeln, mit langen Schwingen, mit vollem Gefieder, buntschillernd in Farben, kam hinauf zum Libanon und nahm den Wipfel der Zeder ein. Ihren obersten Sproß riß er ab, und er brachte ihn ins Land der Krämer, in die Stadt der Händler verpflanzte er ihn. Dann nahm er von des Landes Samen und brachte ihn auf ein Saatfeld, an reichlichem Wasser setzte er ihn ein als Ufergewächs. Sprießen sollte er und zum wuchernden Weinstock niedrigen Wuchses werden, dessen Ranken sich ihm zukehren und dessen Wurzeln ihm untertan bleiben sollten. So ward er zum Weinstock, trieb Äste und streckte Zweige aus. Aber da war noch ein anderer Riesenadler mit großen Flügeln und viel Gefieder. Und sieh, dieser Weinstock drehte seine Wurzeln ihm entgegen und streckte seine Ranken zu ihm aus. Dieser sollte ihn besser tränken als das Beet, in das er gepflanzt war. Auf fruchtbares Feld, an reichliches Wasser ward er verpflanzt: Zweige sollte er treiben und Früchte tragen, ein prachtvoller Weinstock sollte er werden. Sage: So spricht der Gebieter und Herr: Wird er gedeihen? Wird der Adler nicht seine Wurzeln ausreißen und seine Frucht plündern, so daß all seine frischen Zweige vertrocknen? Er wird verdorren; keinen starken Arm braucht man dazu, kein zahlreiches Volk, um ihn wegzuheben von seinen Wurzeln. Da er nun verpflanzt ist, wird er etwa gedeihen? Wird er nicht, sobald ihn der Ostwind trifft, gänzlich verdorren? Auf dem Beet, auf dem er heranwuchs, wird er verdorren!" Das Wort des Herrn erging an mich: "Sprich zum Hause der Widerspenstigkeit: Erkennt ihr nicht, was diese Dinge zu bedeuten haben? Sprich: Seht, der König von Babel kam nach Jerusalem, raubte seinen König und seine Vornehmen und führte sie zu sich nach Babel; dann nahm er einen aus königlichem Geblüte, schloß mit ihm ein Bündnis und verpflichtete ihn unter Eid. Die Edlen des Landes schleppte er weg. Die Königsmacht sollte dadurch geschwächt bleiben, ohne sich wieder zu erheben, und so das von ihm auferlegte Bündnis halten, um überhaupt bestehen zu können. Aber er empörte sich wider ihn, indem er seine Boten nach Ägypten sandte, damit man ihm Rosse und viele Kriegsleute gäbe. Wird es ihm glücken? Wird heil davonkommen, wer solches verübt? Kann der Bundesbrüchige heil davonkommen? So wahr ich lebe" - Ausspruch des Gebieters und Herrn -, "am Wohnsitz des Königs, der ihn als König eingesetzt hat, dessen Eid er mißachtet und dessen Bündnis mit ihm er gebrochen hat, inmitten von Babel wird er sterben! Nicht mit großer Streitmacht und zahlreichem Heerbann wird der Pharao im Kriegsfall ihn unterstützen, wenn man einen Damm aufschüttet und ein Bollwerk baut, um viele Menschenleben zu vernichten. Er hat den Eid mißachtet, den Bund gebrochen, und trotz seines Handschlages tat er all dies. Er wird nicht heil davonkommen. Darum spricht der Gebieter und Herr: So wahr ich lebe, meinen Eid, den er mißachtet, meinen Bund, den er gebrochen, bringe ich auf sein Haupt! Ich breite über ihn mein Netz aus, er wird gefangen in meinem Garn; nach Babel bringe ich ihn und gehe dort mit ihm ins Gericht wegen des Treubruchs, den er an mir verübt. Die Auslese all seiner Truppen soll fallen durchs Schwert; die übrigen aber werden in alle Winde zerstreut. Dann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, gesprochen habe." So spricht der Gebieter und Herr: "Ich selbst nehme vom hohen Wipfel der Zeder und setze es ein; aus seinem obersten Sproß breche ich ein zartes Reis und pflanze es auf einen hohen und ragenden Berg. Auf Israels Bergeshöhe pflanze ich es; Zweige wird es treiben, Früchte tragen und zur prächtigen Zeder werden. Darunter sollen allerlei Vögel nisten; alles Gefiederte wird im Schatten seiner Zweige Wohnung finden. Dann werden alle Bäume des Feldes erkennen, daß ich der Herr bin; ich erniedrige den hohen Baum, ich erhöhe den niedrigen Baum; ich lasse den grünen Baum vertrocknen; ich lasse den vertrockneten Baum sprießen. Ich, der Herr, habe gesprochen und handle." Das Wort des Herrn erging an mich: "Wie kommt ihr dazu, daß ihr dieses Sprichwort im Lande Israel gebraucht: "Die Väter aßen unreife Trauben, und den Söhnen wurden die Zähne stumpf"? So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "fürderhin soll man dieses Sprichwort bei euch in Israel nicht mehr verwenden! Fürwahr, alle Personen gehören mir; die Person des Vaters wie die Person des Sohnes gehört mir! Nur die Person, die sündigt, die soll sterben. Ist nun jemand schuldlos, und übt er Recht und Gerechtigkeit, ißt er nicht auf den Bergen (Opferfleisch), erhebt er sein Antlitz nicht zu den Götzenbildern des Hauses Israel, schändet er nicht die Frau seines Nächsten, naht er nicht einer Frau, wenn sie unrein ist, unterdrückt er niemand, gibt er dem Schuldner sein Pfand zurück, begeht er keinerlei Raub, spendet er dem Hungrigen sein Brot, bekleidet er den Nackten, leiht er nicht auf Zins, nimmt er keinen Zuschlag an, hält er von Frevel seine Hand zurück, spricht er wahrheitsgetreu Recht zwischen den Parteien, wandelt er nach meinen Satzungen und beobachtet er meine Gebote, um sie auszuführen - dieser ist gerecht. Er bleibt am Leben" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Zeugte dieser nun einen verbrecherischen Sohn, der Blut vergießt und eines von diesen Dingen tut - dies alles aber hatte sein Vater nicht getan -, er ißt zum Beispiel auf den Bergen (Opferfleisch), schändet die Frau seines Nächsten, unterdrückt den Armen und Elenden, begeht Räubereien, gibt das Pfand nicht zurück, erhebt sein Antlitz zu den Götzenbildern, vollbringt Abscheuliches, leiht auf Zins und nimmt Zuschlag an - der bleibt keinesfalls am Leben. All diese Greuel hat er verübt; sterben, ja sterben muß er; seine Blutschuld lastet auf ihm. Wenn aber jemand einen Sohn zeugte, und dieser sieht alle Sünden, die sein Vater getan, und weil er sie sieht, handelt er nicht ebenso, er ißt nicht auf den Bergen (Opferfleisch), erhebt nicht seine Augen zu den Götzenbildern des Hauses Israel, schändet nicht die Frau seines Nächsten, bedrückt niemanden, nimmt kein Pfand ab, begeht keine Räubereien, gibt sein Brot dem Hungrigen, bekleidet den Nackten, hält seine Hand von Frevel zurück, nimmt weder Zins noch Zuschlag, erfüllt meine Gebote und wandelt nach meinen Satzungen - ein solcher soll nicht um der Schuld seines Vaters willen sterben! Er bleibt gewiß am Leben. Sein Vater aber, weil er Gewalttat verübte, Raub beging und Unrecht tat inmitten seiner Umgebung, wohlgemerkt, dieser muß um seiner Schuld willen sterben. Da fragt ihr: "Warum trägt denn der Sohn nicht mit an der Schuld seines Vaters?" Der Sohn hat jedoch Recht und Gerechtigkeit geübt, alle meine Satzungen beobachtet und gehalten; darum soll er gewiß am Leben bleiben. Nur die Person, die sündigt, soll sterben; der Sohn soll nicht an der Schuld seines Vaters tragen, und der Vater soll nicht an der Schuld seines Sohnes tragen. Die Gerechtigkeit des Gerechten ruht auf diesem, und die Schlechtigkeit des Schlechten lastet auf jenem. Wendet sich aber der Frevler von all seinen Sünden ab, die er begangen hat, beobachtet er alle meine Satzungen und übt Recht und Gerechtigkeit, dann bleibt er gewiß am Leben und wird nicht sterben. All seiner Untaten, die er begangen, wird ihm nicht mehr gedacht; um seiner Gerechtigkeit willen, die er geübt, bleibt er am Leben. Habe ich denn Wohlgefallen am Tode des Frevlers" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "und nicht vielmehr daran, daß er sich von seinem Wandel bekehre und am Leben bleibe? Wendet sich aber ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit ab und verübt Unrecht ganz entsprechend den Greueltaten, die der Frevler verübt hat, so wird all seiner guten Werke, die er geübt, nicht mehr gedacht werden; wegen seines Treubruches, den er begangen, und seiner Sünde, die er getan, derentwegen muß er sterben. Ihr wendet nun ein: "Nicht in Ordnung ist das Vorgehen des Herrn." Höre doch, Haus Israel! Mein Vorgehen soll nicht in Ordnung sein? Ist nicht vielmehr euer Vorgehen nicht in Ordnung? Wendet sich der Gerechte von seiner Gerechtigkeit ab, verübt er Unrecht und stirbt deshalb, so ist es sein begangenes Unrecht, um dessentwillen er sterben muß. Wendet sich ein Frevler von seinem Frevel ab, den er getan, und übt er Recht und Gerechtigkeit, so wird er sich selbst am Leben erhalten. Sieht er es ein und wendet sich ab von allen Untaten, die er begangen, so bleibt er gewiß am Leben; er braucht nicht zu sterben. Und da wendet das Haus Israel ein: "Das Vorgehen des Herrn ist nicht in Ordnung." Mein Vorgehen soll nicht in Ordnung sein, Haus Israel? Ist nicht vielmehr euer Vorgehen nicht in Ordnung? Darum werde ich einen jeden aus euch nach seinem Wandel richten, Haus Israel" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Bekehrt euch und wendet euch von allen euren Untaten ab, damit sie euch nicht Anlaß zur Sünde werden! Werft von euch all eure Untaten, die ihr gegen mich begangen habt; schafft euch ein neues Herz und einen neuen Geist! Warum wollt ihr denn sterben, Haus Israel? Denn ich habe kein Wohlgefallen am Tode dessen, der dem Tod verfallen ist" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Kehrt also um, damit ihr lebt!" "Du aber, hebe ein Klagelied an über die Fürsten von Israel! Sprich: Wie war doch deine Mutter eine Löwin zwischen Löwen! Sie lagerte inmitten von Junglöwen, zog ihre Jungen groß. Eines ihrer Jungen bevorzugte sie; es wurde ein richtiger junger Löwe. Er lernte Beute zu schlagen, fraß Menschen auf. Völker bot man gegen ihn auf, in ihrer Grube ward er gefangen. Mit Haken führte man ihn ins Ägypterland. Nun sah sie, daß sie sich leeren Erwartungen hingab, daß ihre Hoffnung dahinschwand. Da nahm sie ein anderes von ihren Jungen und richtete es ab zum jungen Löwen. Er streifte inmitten von Löwen umher und wurde ein richtiger junger Löwe. Er lernte Beute zu schlagen, fraß Menschen auf. Ihre Paläste zerstörte und ihre Städte verwüstete er; das Land und alle seine Bewohner entsetzten sich vor seinem lauten Gebrüll. Da setzte man Völker gegen ihn ein aus den Landstrichen ringsumher. Sie spannten ihr Netz wider ihn aus, in ihrer Grube ward er gefangen. Sie sperrten ihn in einen Käfig [in Dorngeflecht] und schafften ihn zum König von Babel, brachten ihn ins Gefängnis, damit man seine Stimme nicht mehr hörte auf Israels Bergen. Deine Mutter war wie ein Rebstock im Weinberg, an Wasser gepflanzt. Voller Früchte und Ranken war er dank des reichlichen Wassers. Er bekam gar kräftige Äste, tauglich zu Herrscherstäben. Sein Wuchs ragte hoch empor bis zu den Wolken. Er trat in Erscheinung durch seine Höhe, durch die Menge seiner Ranken. Aber er wurde ausgerissen im Grimm, auf die Erde geschleudert. Verdorren ließ ihn der Ostwind, seine Frucht riß man ab; es verdorrte sein kräftiger Ast; Feuer verzehrte ihn. Und nun ist er verpflanzt in die Wüste, ins dürre und dürstende Land. Feuer ging aus vom Ast, fraß seine Ranken und seine Frucht. Nicht blieb an ihm ein kräftiger Ast, tauglich zum Herrscherstab. - Ein Klagelied ist dies, und er wurde zum Klagelied." Es begab sich am zehnten Tage des fünften Monats im siebten Jahre, da erschienen Männer aus den Ältesten Israels, um den Herrn zu befragen, und setzten sich vor mir nieder. Da erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, rede zu den Ältesten Israels und sprich zu ihnen: So spricht der Herr und Gebieter: Seid ihr gekommen, mich zu befragen? So wahr ich lebe, ich lasse mich von euch nicht befragen" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Willst du ihnen nicht das Urteil sprechen, willst du nicht das Urteil sprechen, Menschensohn? Verkünde ihnen die Greuel ihrer Väter! Sage ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Am Tage, da ich Israel auserkor, schwur ich den Nachkommen des Hauses Jakob und tat mich ihnen kund im Lande Ägypten. Ich schwur ihnen und erklärte: Ich bin der Herr, euer Gott! An jenem Tage schwur ich ihnen, daß ich sie aus dem Ägypterland fortführen werde in ein Land, das ich für sie bestimmt hatte, das von Milch und Honig fließt, das eine Zierde ist unter allen Ländern. Ich befahl ihnen: Es werfe ein jeder die Scheusale weg, an denen seine Augen hängen! Verunreinigt euch nicht durch die Götzen Ägyptens! Ich, der Herr, bin euer Gott! Aber sie lehnten sich gegen mich auf und wollten nicht hören. Keiner warf die Scheusale weg, an denen seine Augen hingen, und die Götzen Ägyptens gaben sie nicht auf. Da erwog ich, meinen Groll über sie auszuschütten und meinen Zorn an ihnen mitten im Lande Ägypten auszulassen. Doch ich handelte gnädig um meines Namens willen, damit er nicht entweiht würde in den Augen der Völker, in deren Mitte sie lebten und vor deren Augen ich mich ihnen kundgetan hatte, um sie aus dem Lande Ägypten wegzuführen. So führte ich sie aus dem Lande Ägypten und brachte sie in die Wüste. Ich gab ihnen meine Satzungen und verkündete ihnen meine Gebote, die der Mensch befolgen muß, um durch sie das Leben zu haben. Auch meine Sabbate gab ich ihnen, daß sie zum Zeichen seien zwischen mir und ihnen, damit man erkenne, daß ich der Herr bin, der sie heiligt. Doch das Haus Israel lehnte sich wider mich in der Wüste auf. In meinen Satzungen wandelten sie nicht und verschmähten meine Gebote, die doch der Mensch befolgen muß, um durch sie das Leben zu haben; meine Sabbate entweihten sie sehr. Da erwog ich, meinen Groll über sie in der Wüste auszuschütten, um sie völlig zu vernichten. Aber ich handelte gnädig um meines Namens willen, damit er nicht entweiht würde in den Augen der Völker, vor deren Augen ich sie herausgeführt hatte. Doch ich schwur ihnen in der Wüste, daß ich sie nicht in das Land bringen würde, das ich ihnen bestimmt hatte, das da von Milch und Honig fließt und eine Zierde unter allen Ländern ist. Denn sie verschmähten meine Gebote, und in meinen Satzungen wandelten sie nicht, und meine Sabbate entweihten sie, weil ihr Herz ihren Götzen anhing. Doch schaute mein Auge schonend auf sie, so daß ich sie nicht vertilgte und in der Wüste nicht völliger Vernichtung preisgab. Zu ihren Söhnen sprach ich in der Wüste: Nach den Satzungen eurer Väter wandelt nicht, ihre Rechtsgewohnheiten befolgt nicht, und macht euch nicht unrein durch ihre Götzen! Ich bin der Herr, euer Gott. In meinen Satzungen wandelt, meine Gebote befolgt und erfüllt sie! Meine Sabbate haltet heilig; sie sollen ein Zeichen sein zwischen mir und euch, damit man erkenne, daß ich, der Herr, euer Gott bin. Aber die Söhne lehnten sich ebenfalls gegen mich auf. In meinen Satzungen wandelten sie nicht, meine Gebote befolgten und erfüllten sie nicht, die doch der Mensch erfüllen muß, um durch sie das Leben zu haben. Meine Sabbate entweihten sie. Da erwog ich, über sie meinen Groll auszuschütten und meinen Zorn an ihnen in der Wüste auszulassen. Aber ich [nahm meine Hand wieder zurück und] handelte gnädig um meines Namens willen, damit er nicht entweiht würde vor den Augen der Völker, vor deren Augen ich sie herausgeführt hatte. Doch ich schwur ihnen in der Wüste, daß ich sie unter die Völker zerstreuen und in die Länder versprengen würde. Denn sie erfüllten meine Gebote nicht, verschmähten meine Satzungen, entheiligten meine Sabbate und richteten ihre Augen auf die Götzen ihrer Väter. Indes hatte auch ich ihnen ungute Satzungen gegeben und Gebote, durch die sie das Leben nicht haben konnten. Ich machte sie unrein durch ihre Opfergaben, da sie jede Erstgeburt dem Feuer übergaben. Dadurch wollte ich ihnen Grauen einflößen [; sie sollten erkennen, daß ich der Herr bin]. Darum rede zum Hause Israel, Menschensohn, und sprich zu ihnen: So spricht der Herr und Gebieter: Auch noch hierdurch haben eure Väter mich gelästert, indem sie mir die Treue brachen: Ich brachte sie in das Land, das ich ihnen eidlich verheißen hatte; sie aber blickten überall nach hohen Hügeln und laubgeschmückten Bäumen und schlachteten dort ihre Schlachtopfer, brachten ihre beleidigenden Gaben dar, legten dort ihren lieblichen Opferduft auf und gossen daselbst ihre Trankopfer aus. Da fragte ich sie: Was bedeutet die Opferhöhe, zu der ihr da kommt? So wurde ihr Name "Opferhöhe" genannt bis auf den heutigen Tag. Darum rede zum Hause Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Macht ihr euch nicht unrein nach Art eurer Väter, und buhlt ihr nicht hinter ihren Scheusalen her? Ja, wenn ihr eure Gaben darbringt, wenn ihr eure Söhne dem Feuer übergebt, so macht ihr euch unrein durch alle eure Götzen bis auf den heutigen Tag. Und da sollte ich mich von euch befragen lassen, Haus Israel? So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "ich lasse mich von euch nicht befragen! Was euch in den Sinn steigt, das darf niemals geschehen, daß ihr nämlich sprecht: "Wir wollen sein wie die Heidenvölker, wie die Sippen der Länder, und wollen Holz und Steine verehren." So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Groll will ich mich über euch als König erweisen! Ich führe euch heraus aus den Völkern und schare euch zusammen aus den Ländern, wohin ihr versprengt seid, mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und mit ausgeschüttetem Groll. Ich bringe euch in die Wüste der Völker und trete dort mit euch ins Gericht von Angesicht zu Angesicht. Gleichwie ich mit euren Vätern in der Wüste des Ägypterlandes ins Gericht getreten bin, so will ich mit euch ins Gericht treten" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Ich lasse euch unter dem Stab hindurchgehen und zähle euch genau ab. Ich scheide unter euch aus, die sich wider mich auflehnten und von mir abfielen. Aus dem Lande, wo sie sich als Fremdlinge aufhalten, führe ich sie hinweg, aber ins Land Israel werden sie nicht gelangen. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin. Ihr aber, Haus Israel", so spricht der Gebieter und Herr, "werft eure Götzen weg, und danach sollt ihr auf mich hören und meinen heiligen Namen nicht mehr durch eure Gaben und eure Götzen entweihen! Vielmehr auf meinem heiligen Berg, auf Israels Bergeshöhe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "dort soll das ganze Haus Israel mich gemeinsam verehren im Lande; daselbst nehme ich sie gnädig an, und dort fordere ich eure Hebeopfer und eure Erstlingsabgaben samt all euren heiligen Gaben. Bei lieblichem Opferduft erzeige ich mich euch gnädig, wenn ich euch aus den Völkern fortbringe und euch aus den Ländern sammle, wohin ihr versprengt wurdet; ich erweise mich an euch heilig vor den Augen der Völker. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich euch in das Land Israel bringe, in das Land, das ich euren Vätern eidlich verheißen habe. Dort sollt ihr eures Wandels und all eurer Taten gedenken, durch die ihr euch unrein gemacht habt; es wird euch vor euch selber ekeln ob all eurer Untaten, die ihr begangen habt. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich so an euch handle um meines Namens willen, nicht entsprechend eurem bösen Wandel und euren ruchlosen Taten, Haus Israel" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, richte dein Antlitz südwärts, weissage gegen Süden zu, tritt als Prophet auf wider den Wald des südlichen Gefildes! Sprich zu dem Wald des Südlandes: Höre das Wort des Herrn! So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich zünde ein Feuer in dir an; das soll in dir jeden frischen Baum und jeden dürren Baum fressen. Nicht verlöschen soll die lodernde Flamme, sondern die ganze Oberfläche von Süden bis Norden soll von ihr versengt werden. Dann werden alle Menschen sehen, daß ich, der Herr, sie entzündet habe; nicht verlöschen soll sie!" Da antwortete ich: "Ach, Gebieter und Herr, diese sagen von mir: "Trägt er nicht lauter rätselhafte Gleichnisse vor?"" Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, richte dein Antlitz wider Jerusalem und weissage gegen sein Heiligtum! Tritt wider das Land Israel als Prophet auf! Sprich zum Lande Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich schreite gegen dich ein; ich ziehe mein Schwert aus seiner Scheide und vertilge aus dir Unschuldige und Schuldige! Weil ich aus dir Unschuldige und Schuldige vertilgen will, darum fährt mein Schwert aus seiner Scheide gegen alle Menschen vom Süden bis zum Norden. Dann werden alle erkennen, daß ich, der Herr, mein Schwert aus seiner Scheide gezückt habe; es soll nicht mehr zurückkehren. Du aber, Menschensohn, seufze mit zusammengebrochenen Hüften und stöhne in bitterem Schmerz vor ihren Augen! Fragen sie dich dann: "Worüber mußt du seufzen?", so sprich: Darüber, daß eine Kunde eintrifft, bei der jedes Herz zerfließt, alle Hände erschlaffen, jeder Geist verzagt und alle Knie von Wasser triefen. Siehe, sie wird eintreffen und sich erfüllen" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, tritt als Prophet auf und sprich: So spricht der Herr; sage: Ein Schwert, ein Schwert ist geschärft und auch gefegt. Um ein Schlachten zu vollziehen, ist es geschärft, um blitzen zu können, ist es gefegt. [Man soll sich nicht freuen über das Zepter, das jeden Baum fällt.] Man gab es dem, der es fegte, damit er es emsig zurHand nehme. Geschärft ist das Schwert und gefegt, um in die Hand eines Würgers gegeben zu werden. Schreie und heule, Menschensohn; denn es geht gegen mein Volk los! Es geht gegen alle Fürsten Israels; dem Schwerte sind sie verfallen samt meinem Volk. Darum schlage an deine Hüfte! Denn es wurde geprüft. [Und was wird sein, wenn auch das Bäume fällende Zepter nicht mehr ist?]" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Du aber, Menschensohn, tritt als Prophet auf und schlage erregt die Hände ineinander! Verdoppelt werde das Schwert, verdreifacht sogar! Ein Mordschwert ist es, ein riesiges Mordschwert, das tief in sie eindringt. Die Herzen sollen verzagen und die Gefallenen zahlreich sein! An all ihre Tore bringe ich das Schlachten des Schwertes. Ja, es ist zum Blitzen gemacht, zum Schlachten gefegt. Fahre mit Schärfe drein nach rechts und nach links, wohin immer deine Schneide gerichtet ist! Auch ich schlage erregt meine Hände ineinander und stille meinen Grimm. Ich, der Herr, habe gesprochen." Das Wort des Herrn erging an mich: "Du, Menschensohn, mache dir zwei Wegrichtungen, auf denen das Schwert des Babelkönigs kommen kann! Beide sollen sie von einem einzigen Lande ausgehen. Auch einen Wegweiser sollst du an den Ausgangspunkt des Weges zu jeder Stadt hinstellen, auf dem das Schwert nach Rabbat-Ammon und nach Juda mit seiner Festung Jerusalem kommen kann. Denn der König von Babel steht an der Wegscheide, am Ausgangspunkt beider Wegrichtungen. Zu Wahrsagungszwecken hat er die Pfeile geschüttelt, die Theraphim (Hausgötzen) befragt, die Leber beschaut. In seiner Rechten ist die Auskunft "Jerusalem", daß er den Mund zum Kriegsgeschrei auftun, die Stimme zum Schlachtruf erheben, Sturmböcke wider die Tore aufstellen, einen Wall aufschütten und Belagerungswerke bauen solle. Ihnen selber aber erscheint es nach ihrer Ansicht wie eine falsche Wahrsagung. Sie können zwar heilige Eidschwüre vorweisen; doch er bringt ihre Schuld in Erinnerung, damit sie hart angefaßt werden. Darum spricht der Gebieter und Herr: Weil man eure Schuld in Erinnerung brachte, wobei eure Vergehen offenbar wurden, so daß eure Verfehlungen ans Licht kamen bei all euren Taten -, weil ihr also in Erinnerung gebracht wurdet, darum sollt ihr mit harter Hand angefaßt werden. Du aber, schändlicher Frevler, Fürst Israels, dessen Tag gekommen ist zur Zeit der Endschuld, so spricht der Gebieter und Herr: Weg mit dem Turban, fort mit dem Diadem! Es bleibt nicht wie bisher! Das Niedere wird erhöht, das Hohe erniedrigt. Zu Trümmern, zu Trümmern, zu Trümmern mache ich die Stadt. Auch sie bleibt nicht bestehen, sobald er kommt, dem das Gericht zusteht und dem ich es übergebe. Du aber, Menschensohn, tritt als Prophet auf und rede: So spricht der Gebieter und Herr über die Ammoniter und über ihr Höhnen; und du sollst sagen: Schwert, o Schwert, zum Schlachten gezückt, zur Vernichtung gefegt, daß es blitze. Man schaute dir Falsches, wahrsagte dir Lügen, um dich an den Hals der schändlichen Frevler zu legen, deren Tag gekommen ist zur Zeit ihrer Endschuld. Zurück mit ihm in seine Scheide! Am Ort, wo du erschaffen wurdest, im Lande deiner Herkunft will ich dich richten. Ich schütte meinen Groll über dich aus, ich schnaube gegen dich mit dem Feuer meines Ingrimms. Ich gebe dich in die Hand viehischer Menschen, die Verderben schmieden. Dem Feuer magst du zum Fraße dienen, es fließe inmitten des Landes dein Blut! Nicht mehr wird man deiner gedenken; denn ich, der Herr, habe gesprochen." Das Wort des Herrn erging an mich: "Du aber, Menschensohn, willst du die Blutstadt richten, ja richten, so verkünde all ihre Greueltaten! Rede: So spricht der Gebieter und Herr: O Stadt, die in ihrer Mitte Blut vergießt, so daß ihre Stunde kommt, und die sich Götzen verfertigt, so daß sie unrein wird! Durch deine Blutströme, die du vergossen, wurdest du schuldig, und durch deine Götzen, die du verfertigt, wurdest du unrein. Du zogst deine Tage in die Nähe heran und führtest die Zeit deiner Jahre herbei. Darum mache ich dich zum Schimpf für die Völker und zum Hohn für alle Länder. Die dir nahe und die dir ferne sind, werden dich verhöhnen, weil dein Name befleckt, deine Unordnung groß ist. Ja, die Fürsten Israels, jeder sich stützend auf seinen Arm, weilen in dir, um Blut zu vergießen. Vater und Mutter schätzt man bei dir gering; gegen Fremde in deiner Mitte übt man Erpressung; Waisen und Witwen bedrückt man in dir. Was mir heilig ist, verachtest du, meine Sabbate entweihst du. Verleumder sind in dir, um Blut zu vergießen. Auf den Bergen ißt man bei dir (Opferfleisch), in deiner Mitte treibt man Unzucht. Man schändet bei dir die Frau des Vaters, mißbraucht bei dir die monatlich Unreine. Der eine treibt mit seines Nächsten Frau Abscheuliches, der andere befleckt seine Schwiegertochter durch Unzucht, ein anderer schwächt in dir seine Schwester, seines Vaters Tochter. Bestechungsgeschenke nimmt man bei dir, um Blut zu vergießen, Zins und Zuschlag nimmst du an und übervorteilst deine Volksgenossen durch Erpressung, mich aber hast du vergessen" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Doch siehe, ich schlage empört meine Hände ineinander über deinen ungerechten Vorteil, den du errungen, und über die Bluttaten, die in deiner Mitte geschahen. Wird dein Mut standhalten, werden deine Hände stark bleiben in den Tagen meiner Abrechnung mit dir? Ich, der Herr, habe gesprochen und handle. Ich zerstreue dich unter die Völker, versprenge dich in die Länder und tilge deine Unreinheit von dir weg. So lasse ich mich (lieber) durch dich vor den Augen der Völker entweihen. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin." Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, das Haus Israel ist für mich zu Schlacken geworden; insgesamt sind sie Kupfer und Zinn, Eisen und Blei mitten im Schmelzofen; Schlacken von Silber sind sie geworden. Darum sprich: So spricht der Gebieter und Herr: Ihr wurdet insgesamt zu Schlacken; deshalb, fürwahr, schare ich euch mitten in Jerusalem zusammen. Wie man Silber, Kupfer, Eisen, Blei und Zinn im Schmelzofen zusammenbringt, um Feuer darunter anzufachen, damit es schmelze, so bringe ich euch in meinem Groll und Zorn zusammen, lege euch hinein und schmelze euch. Ich sammle euch und entfache wider euch das Feuer meines Ingrimms, und ihr sollt darin geschmolzen werden. Wie Silber im Schmelzofen schmilzt, so schmelzt ihr darin. Alsdann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, meinen Grimm über euch ausgegossen habe." Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, sprich zum Lande: Du bist ein Landstrich, auf den kein Regen fiel und der nicht benetzt wurde am Tage des Platzregens. Seine Fürsten in seiner Mitte waren brüllenden, raubgierigen Löwen gleich. Menschen fraßen sie, Hab und Gut nahmen sie weg, seine Witwen machten sie zahlreich in ihm. Seine Priester vergewaltigten mein Gesetz und entweihten, was mir heilig ist; zwischen dem, was heilig und unheilig ist, unterschieden sie nicht, und über unrein und rein klärten sie nicht auf. Vor meinen Sabbaten verschlossen sie ihre Augen, so daß ich in ihrer Mitte entweiht wurde. Seine Vornehmen in seiner Mitte glichen raublustigen Wölfen, begierig, Blut zu vergießen und Menschen zu töten, um ungerechten Gewinn einzustecken. Seine Propheten aber strichen ihnen Tünche darüber, indem sie Trug schauten, ihnen Lüge wahrsagten und sprachen: "So spricht der Gebieter und Herr", obwohl der Herr nicht geredet hat. Die Bürger des Landes verübten Gewalt und begingen Raub. Den Elenden und Armen unterdrückten sie, den Fremdling vergewaltigten sie, ohne Rechtsschutz zu bieten. Da suchte ich unter ihnen einen Mann, der eine Mauer aufrichtete und vor mir für das Land in die Bresche träte, so daß ich es nicht hätte verwüsten müssen; aber ich fand keinen. So goß ich über sie meinen Groll aus; im Feuer meines Grimmes vertilgte ich sie; ihren Wandel vergalt ich ihnen aufs Haupt" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, es waren zwei Frauen, Töchter der gleichen Mutter. Diese verübten in Ägypten Unzucht, in ihrer Jugend schon trieben sie Unzucht; dort betastete man ihre Brüste, und dort drückte man ihren jungfräulichen Busen. Die ältere hieß Ohola und ihre Schwester Oholiba. Sie wurden mein Eigentum und gebaren Söhne und Töchter. Was ihre Namen betrifft, so ist Ohola Samaria, und Jerusalem ist Oholiba. Ohola aber wurde mir untreu und begehrte nach ihren Liebhabern, den Assyrern, den Kriegern, den in Purpur Gekleideten, den Statthaltern und Befehlshabern, lauter begehrenswerten jungen Männern, Reitern hoch zu Roß. Ihnen schenkte sie ihre Buhlereien; Auslese der Assyrer waren sie alle. Mit allen, nach denen sie Verlangen trug, mit deren sämtlichen Götzen, befleckte sie sich. Doch ihre Buhlerei von Ägypten her gab sie nicht auf; denn in ihrer Jugendzeit hatte man ihr beigewohnt, ihren jungfräulichen Busen gedrückt und mit ihr gebuhlt. Darum gab ich sie in die Hand ihrer Liebhaber, in die Hand der Assyrer, nach denen sie begehrt hatte. Diese enthüllten ihre Blöße, raubten ihre Söhne und Töchter und erschlugen sie selbst mit dem Schwert. So wurde sie ein berüchtigtes Beispiel für die Frauen, und man vollzog an ihr das Gericht. Ihre Schwester Oholiba beobachtete dies. Sie trieb es aber dennoch mit ihren Begierden schlimmer als jene und mit ihren Buhlereien ärger als ihre buhlerische Schwester. Sie begehrte nach den Assyrern, den Statthaltern und Befehlshabern, nach den Kriegern, den in Purpur Gekleideten, den Reitern hoch zu Roß, lauter begehrenswerten jungen Männern. Ich sah, daß auch sie sich befleckte; denselben Weg schlugen sie beide ein. Aber sie steigerte noch ihre Buhlereien; sie sah nämlich Zeichnungen von Männern auf die Wand geritzt, Bildnisse von Kaldäern, mit roter Farbe gemalt. Die Hüften waren mit Lendentüchern umgürtet, mit herabwallendem Kopfbund war ihr Haupt geziert. Insgesamt schauten sie aus wie Schildträger, ganz wie die Babylonier, deren Heimat Kaldäa ist. Nach ihnen entbrannte ihre Begierde, sobald ihre Augen sie sahen, und sie sandte Boten zu ihnen nach Kaldäa. Da kamen zu ihr die Babylonier zum Liebeslager und befleckten sie mit ihrer Buhlerei. Sobald sie von ihnen befleckt war, wurde sie ihrer überdrüssig. Als sie ihre Buhlerei aufgedeckt und ihre Blöße enthüllt hatte, da ward ich ihrer überdrüssig, gleichwie ich ihrer Schwester überdrüssig geworden war. Doch sie vermehrte noch ihre Buhlereien; sie dachte nämlich an die Tage ihrer Jugend, da sie im Lande Ägypten gebuhlt hatte. Sie begehrte nach ihren Freunden, die sich wie geile Esel und Hengste benahmen. Du schautest zurück auf die Unzucht deiner Jugend, als die Ägypter deine Brüste betasteten und deinen jungfräulichen Busen drückten. Darum, Oholiba, so spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich hetze deine Liebhaber wider dich auf, deren du überdrüssig geworden bist, und lasse sie von allen Seiten gegen dich heranrücken: die Babylonier und alle Kaldäer, Pekod, Schoa und Koa, alle Assyrer mit ihnen, begehrenswerte junge Männer, lauter Statthalter und Befehlshaber, Schildträger und Krieger, alle hoch zu Roß. Sie kommen haufenweise über dich mit Kriegswagen und Rädern, mit einem Massenaufgebot an Völkern. Große und kleine Schilde und Helme werden sie ringsum gegen dich einsetzen. Ich übergebe ihnen das Gericht, damit sie dich nach ihren Gesetzen richten. Meinen Zorneseifer lege ich auf dich, daß sie voller Grimm gegen dich verfahren. Nase und Ohren sollen sie dir abschneiden, und deine Überlebenden werden durch das Schwert fallen. Sie werden deine Söhne und Töchter fortschleppen, und was von dir noch verbleibt, wird durch das Feuer verzehrt. Man zieht dir deine Kleider aus und nimmt dir deine Schmucksachen weg. So mache ich deiner Unzucht und deiner Buhlerei vom Lande Ägypten her ein Ende. Du wirst nicht mehr deine Augen zu ihnen erheben und an Ägypten dich nicht mehr erinnern." Denn so spricht der Gebieter und Herr: "Siehe, ich gebe dich denen in die Gewalt, die du hassest, denen in die Gewalt, deren du überdrüssig bist. Sie werden haßerfüllt an dir handeln, all deinen Erwerb fortschleppen und dich nackt und bloß liegenlassen, so daß deine buhlerische Blöße aufgedeckt wird. Deine Unzucht und deine Buhlerei haben dir dies eingebracht, da du mit den Völkern buhltest und dich mit ihren Götzen beflecktest. Auf dem Weg deiner Schwester bist du gewandelt, so gebe ich dir ihren Becher in die Hand." So spricht der Gebieter und Herr: "Den Becher deiner Schwester sollst du trinken, den tiefen und weiten! [Sie soll zum Gelächter und Hohn werden!] Er faßt gar viel. Von jämmerlicher Trunkenheit sollst du voll sein! Ein Kelch des Entsetzens und Schauderns ist der Becher deiner Schwester Samaria. Trinke, und schlürfe ihn aus, nage an seinen Scherben und zerreiße deine Brüste! Denn ich bin es, der gesprochen hat" - Ausspruch des Gebieters und Herrn. Darum spricht der Herr und Gebieter: "Weil du mich vergessen und hintangesetzt hast, so trage auch du deine Unzucht und Buhlerei!" Der Herr sprach zu mir: "Menschensohn, willst du Ohola und Oholiba verurteilen, so halte ihnen ihre Greueltaten vor! Denn sie haben die Ehe gebrochen, und Blut klebt an ihren Händen. Mit ihren Götzen brachen sie die Ehe, und sogar ihre Söhne, die sie mir geboren, haben sie, ihnen zum Fraße, dem Feuer geopfert. Außerdem taten sie mir dies an: Sie befleckten mein Heiligtum an jenem Tage und entweihten meine Sabbate. Schlachteten sie ihre Söhne den Götzen, so trafen sie noch am gleichen Tage in meinem Heiligtum ein und entweihten es. Siehe, so trieben sie es inmitten meines Hauses. Ja, sie schickten sogar nach Männern, die aus weiter Ferne kommen sollten; ein Bote wurde zu ihnen gesandt. Und siehe, als sie ankamen, hattest du dich für sie gebadet, deine Augen geschminkt und deine Schmucksachen angelegt. Du setztest dich auf ein bereitgestelltes Ruhebett, vor dem ein Tisch hergerichtet war. Meinen Weihrauch und mein Öl stelltest du darauf. Mit schallender Stimme sangen sie wegen der Menge der Männer, die von der Wüste gekommen waren. Die Zecher legten (den beiden Frauen) Spangen an ihre Arme und eine prächtige Krone auf ihre Häupter. Ich sprach: Haben sie nicht in dieser Weise die Ehe gebrochen? Wie eine Dirne es treibt, so buhlen sie. Die Männer kamen zu jeder von ihnen, wie man zu einer Dirne geht; so gingen sie zu Ohola und Oholiba, den unzüchtigen Frauen. Doch gerechte Männer werden über sie das Urteil sprechen nach dem Recht, das für Ehebrecherinnen und Mörderinnen gilt; denn Ehebrecherinnen sind sie, und Blut klebt an ihren Händen." Denn so spricht der Gebieter und Herr: "Man berufe wider sie eine Volksversammlung und gebe sie dem Schrecken und der Plünderung preis! Die Volksversammlung soll sie steinigen und sie mit ihren Schwestern zerhauen; ihre Söhne und ihre Töchter soll man töten und ihre Häuser verbrennen. So mache ich der Unzucht im Lande ein Ende, damit alle Frauen sich warnen lassen und nicht Unzucht begehen wie ihr. Man wird eure Unzucht über euch bringen, und die Verfehlungen mit euren Götzen müßt ihr tragen. Alsdann werdet ihr einsehen, daß ich der Gebieter und Herr bin." Das Wort des Herrn erging an mich am zehnten Tage des zehnten Monats im neunten Jahr: "Menschensohn, schreibe dir das Datum eben dieses heutigen Tages genau auf! Denn am selben Tage warf sich der König von Babel auf Jerusalem. Dem Hause der Widerspenstigkeit erzähle eine Gleichnisrede und sage zu ihm: So spricht der Gebieter und Herr: Stelle einen Kochtopf auf, stelle ihn auf und gieße auch Wasser hinein! Lege die entsprechenden Fleischstücke hinein, lauter gute Stücke, Lenden und Schulter, mit den besten Knochenstücken fülle ihn an! Nimm vom wertvollsten Kleinvieh, auch Holz schichte ringsum darunter! Seine Fleischstücke siede, auch seine Knochenstücke laß kochen darin!" Darum spricht der Gebieter und Herr: "Wehe der Stadt voll Blutschuld, dem Topf, an dem Rost sitzt und dessen Rost nicht weggeht! Nimm ein Stück ums andere heraus, ohne daß man darüber das Los wirft! Denn ihr Blut bleibt in ihrer Mitte. Auf den kahlen Felsen hat sie es geschüttet, nicht auf die Erde gegossen, um es mit Staub zu bedecken. Um Grimm heraufzuführen, um Rache zu üben, brachte ich das in ihr vergossene Blut auf den kahlen Fels, daß es nicht zugedeckt werde." Darum spricht der Gebieter und Herr: "Wehe der Blutstadt! So will auch ich einen großen Holzstoß errichten! Holz in Menge schaffe ich herbei, zünde das Feuer an, mache die Fleischstücke gar, gieße die Brühe ab, daß die Knochen verbrennen. Dann stelle ich den Topf leer auf seine Kohlen, damit er erhitze, sein Erz glühend werde und seine Unreinheit in ihm wegschmelze, sein Rost verschwinde. Doch sein vieler Rost geht nicht von ihm weg im Feuer, das seinen Rost beseitigen soll. Weil du dich durch Unzucht befleckt hast und ich dich reinigen wollte, du aber doch nicht rein wurdest von deiner Unreinheit, so sollst du fürderhin nicht mehr rein werden, bis daß ich meinen Ingrimm an dir gestillt habe. Ich, der Herr, habe gesprochen. Es kommt, und ich greife ein! Ich gebe nicht nach, übe keine Schonung und kenne keine Reue. Nach deinem Wandel und nach deinen Taten richte ich dich" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, siehe, ich raffe dir die Wonne deiner Augen durch plötzlichen Tod hinweg; du aber sollst nicht klagen und weinen, keine Tränen dürfen dir kommen. Seufze nur still wie die Toten, veranstalte keine Trauerkundgebung, binde dir deinen Kopfbund um und lege deinen Füßen die Schuhe an; deinen Bart verhülle nicht und iß kein Trauerbrot!" Ich redete am Morgen zu den Leuten. Da starb meine Frau am Abend; ich aber tat am folgenden Morgen, wie mir befohlen war. Da wandten sich die Leute an mich: "Willst du uns nicht mitteilen, was das für uns zu bedeuten hat, daß du so handelst?" Da antwortete ich ihnen: "Das Wort des Herrn erging an mich: Rede zum Hause Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Wohlan, ich entweihe mein Heiligtum, euren stolzen Hort, die Lust eurer Augen und die Sehnsucht eurer Seele. Eure Söhne und Töchter, die ihr zurückließet, werden durch das Schwert fallen. Da werdet ihr handeln, wie ich gehandelt habe: Euren Bart werdet ihr nicht verhüllen und kein Trauerbrot essen. Euren Kopfbund werdet ihr auf euren Häuptern und eure Sandalen an euren Füßen tragen. Ihr werdet weder klagen noch weinen, sondern ihr werdet ob eurer Schuld dahinschwinden und euch gegenseitig anstöhnen. Dann wird Ezechiel euch zum Wahrzeichen sein; genau wie er getan, so werdet auch ihr tun, wenn es eintrifft. Alsdann werdet ihr einsehen, daß ich der Gebieter und Herr bin. Du aber, Menschensohn, merke: am Tage, da ich ihnen ihre Zufluchtsstätte wegnehme, ihre herrliche Freude, die Lust ihrer Augen und das Verlangen ihrer Seele, dazu ihre Söhne und ihre Töchter - an jenem Tage wird ein Flüchtling zu dir kommen, um die Kunde zu melden. An jenem Tage wird sich dein Mund beim Eintreffen des Flüchtlings auftun; reden wirst du und brauchst nicht mehr zu verstummen. Zum Wahrzeichen wirst du ihnen sein. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin." Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, richte dein Antlitz wider die Ammoniter, tritt gegen sie als Prophet auf! Sprich zu den Söhnen Ammons: Hört das Wort des Gebieters und Herrn! So spricht der Gebieter und Herr: Weil du schadenfroh über mein Heiligtum "Hui" riefst, daß es entweiht wurde, und über das Land Israel, daß es verwüstet wurde, und über das Haus Juda, daß es in die Verbannung mußte, darum, fürwahr, gebe ich dich den Söhnen des Ostens zum Besitz. Sie werden ihre Zeltlager in dir aufschlagen und ihre Wohnstätten in dir errichten. Sie werden deine Früchte verzehren und deine Milch trinken. Ich mache Rabba zur Trift für Kamele und die Ortschaften Ammons zu einem Lagerplatz für Kleinvieh. Dann werdet ihr einsehen, daß ich der Herr bin. Denn so spricht der Gebieter und Herr: Weil du in die Hände geklatscht, mit dem Fuße gestampft und voll Verachtung im Herzen dich über das Land Israel gefreut hast, siehe, darum strecke ich meine Hand wider dich aus, gebe dich den Völkern zur Beute, tilge dich aus den Nationen und vernichte dich aus den Ländern. Dann wirst du einsehen, daß ich der Herr bin." So spricht der Gebieter und Herr: "Weil Moab sagte: "Siehe, dem Hause Juda ergeht es wie allen Völkern", darum, fürwahr, lege ich den Grenzbergzug Moabs offen und entblöße seine Städte ohne Ausnahme, die Zierde des Landes, Bet-Jeschimot, Baal-Meon und Kirjatajim. Den Söhnen des Ostens gebe ich es samt den Ammonitern zum Besitz, damit es unter den Völkern nicht mehr erwähnt werde. So vollstrecke ich an Moab das Gericht. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin." So spricht der Gebieter und Herr: "Weil Edom am Hause Juda seinen Rachedurst stillte, sich schwer verschuldete und sich an ihnen rächte, darum spricht so der Herr: Ich strecke meine Hand wider Edom aus, vernichte daraus Menschen und Vieh und mache es zur Wüstenei; von Teman bis Dedan sollen sie fallen durch das Schwert. Ich lege meine Rache an Edom in die Hand meines Volkes Israel; sie sollen an Edom nach meinem Zorn und Ingrimm verfahren; diese sollen meine Rache kennenlernen" - Spruch des Gebieters und Herrn. So spricht der Gebieter und Herr: "Weil die Philister ihren Rachedurst stillten und sich voll Verachtung im Herzen bitter rächten, um in immerwährender Feindschaft Verderben anzurichten, darum spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich strecke meine Hand wider die Philister aus, vertilge die Kreter und vernichte den Überrest am Meeresstrand. Ich vollstrecke an ihnen gewaltige Rachetaten durch grimmige Züchtigungen. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin, wenn ich meine Rache über sie bringe." Es geschah am ersten Tag des zwölften Monats im elften Jahre; da erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, Tyrus prahlte über Jerusalem: "Ha, es ward zerschmettert das große Tor der Völker! Mir ist es zuteil geworden; ich kann mich anfüllen mit der verwüsteten Stadt." Darum spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich komme über dich, Tyrus! Ich führe gegen dich zahlreiche Völker heran, wie das Meer seine Wogen heranbrausen läßt. Sie sollen einreißen die Mauern von Tyrus, seine Türme zerstören; ich fege seinen Schutt von ihm weg und mache es zum kahlen Fels. Ein Platz zum Trocknen der Netze sei es inmitten des Meeres; denn ich bin es, der also geredet" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Es sei den Völkern zur Beute! Seine Tochterstädte auf dem Festland sollen durch das Schwert umkommen! Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin." So spricht der Gebieter und Herr: "Fürwahr, ich bringe über Tyrus von Norden her Nebukadnezar, den König von Babel, den König der Könige, mit Rossen, Kriegswagen und deren Besatzung und einem Aufgebot zahlreichen Fußvolkes. Deine Tochterstädte auf dem Festland vertilgt er mit dem Schwerte; wider dich baut er ein Belagerungswerk, schüttet einen Wall auf, er stellt ein Schutzdach gegen dich hin. Den Stoß seines Sturmbockes richtet er gegen deine Mauern, deine Türme reißt er nieder mit eisernen Haken. So zahlreich sind seine Rosse, daß dich ihr Staub bedeckt; von dem Lärm der Mannschaft, der Räder und Wagen werden deine Mauern erbeben, wenn er einzieht durch deine Tore wie beim Einzug in eine eroberte Stadt. Mit seiner Rosse Hufen zerstampft er alle deine Gassen, dein Volk bringt er mit dem Schwerte um, deine stolzen Denkmäler stürzt er zur Erde. Man plündert alsdann deinen Reichtum, macht Beute aus deinen Waren; deine Mauern reißen sie ein, deine wertvollen Häuser zerstören sie; deine Steine, deine Balken und deinen Schutt wirft man ins Meer. Dann beendige ich den Lärm deiner Lieder, den Klang deiner Zithern vernimmt man nicht mehr. Ich mache dich zu einem kahlen Felsen, ein Platz zum Trocknen der Netze wirst du. Du sollst nicht mehr aufgebaut werden; denn ich, der Herr, habe geredet" - Spruch des Gebieters und Herrn! So spricht der Gebieter und Herr zu Tyrus: "Wohlan, von deinem dröhnenden Sturz, wenn die Erschlagenen stöhnen, wenn das Schwert in deiner Mitte würgt, werden die Inseln erbeben. Alle Fürsten des Meeres steigen von ihren Thronen herab, ihre Obergewänder legen sie ab, und ihre buntgewirkten Kleider ziehen sie aus; sie kleiden sich in Zittern, kauern am Boden, und unaufhörlich beben sie und entsetzen sich über dich. Alsdann stimmen sie über dich ein Klagelied an und singen von dir: "Ach, wie bist du dahin, von den Meeren verschwunden, hochgepriesene Stadt, die da machtvoll herrschte über das Meer, sie und ihre Einwohnerschaft, die ihren Schrecken verbreiteten über das ganze Festland! Nunmehr zittern die Inseln am Tage deines Sturzes, betroffen sind die Inseln des Meeres über dein Ende."" Denn so spricht der Gebieter und Herr: "Wenn ich dich zu einer verwüsteten Stadt mache, gleich den Städten, die unbewohnt sind, wenn ich wider dich die Flut heranbrausen lasse, daß die großen Wasser dich überdecken, so stoße ich dich hinab zu denen, die in die Grube stiegen, zum Volke der Urzeit. Ich lasse dich wohnen in der Unterwelt, im ewigen Ödland bei denen, die in die Grube stiegen, so daß du nicht mehr bewohnt wirst und deinen Platz nicht mehr einnimmst im Land der Lebendigen. Schrecknissen gebe ich dich hin, du wirst nicht mehr sein; man sucht dich und findet dich nicht mehr in Ewigkeit" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Du, Menschensohn, stimme ein Klagelied an über Tyrus! Sprich zu Tyrus: Die du wohnst an den Zugängen des Meeres als Handelsherrin der Völker nach zahlreichen Inseln hin, so spricht der Gebieter und Herr: Tyrus, du dachtest: "Ich bin ein Schiff von vollendeter Schönheit!" Im Herzen der Meere schufen dich deine Erbauer. Sie verliehen dir vollendete Schönheit. Alle deine Planken baute man dir aus Wacholder vom Senir; eine Zeder vom Libanon nahm man, um einen Mastbaum zu machen. Aus den höchsten Eichen von Basan machte man deine Ruder; dein Verdeck aus Elfenbein mit Fichtenholz von den Inseln der Kittäer. Buntgewirkter Byssus aus Ägypten war dein Segel, um dir als Flagge zu dienen; violetter und roter Purpur von Elisas Gestaden war deine Decke. Als Ruderer hattest du die Bewohner von Sidon und Arwad. Deine Klügsten, Tyrus, waren auf dir; sie waren deine Matrosen. Die Ältesten von Byblos und seine Weisen befanden sich in dir und besserten deine Schäden aus; alle Meeresschiffe und ihre Seeleute verkehrten bei dir, zu tauschen mit deinen Waren. Leute von Paras, Lud und Put dienten als Krieger in deinem Heer; Schilde und Helme hängten sie in dir auf, zum Glanze verhalfen sie dir. Arwads Söhne und deine Heeresmacht waren auf deinen Mauern ringsum, hielten auf deinen Türmen Wacht. Ihre Schilde hängten sie rings an deinen Mauern auf, verliehen dir vollendete Schönheit. Tarsis trieb Handel mit dir wegen der Größe deines Reichtums; Silber, Eisen, Zinn und Blei lieferte man dir als Umsatzware. Jawan, Tubal, Meschech schacherten mit dir; Sklaven und Gefäße aus Erz gaben sie dir zum Tausch. Aus Bet-Togarma lieferte man dir Pferde, Gespanne und Maultiere als Umsatzware. Die Leute von Rhodos schacherten mit dir, viele Inseln trieben mit dir Handel; Elfenbein und Ebenholz führten sie an dich als Zahlung ab. Edom machte Handelsgeschäfte mit dir wegen der Menge deiner Erzeugnisse; Edelsteine, Rotpurpur, buntgewirkte Stoffe, Byssus, Korallen und Rubinstein gab man als Umsatzware. Juda und das Land Israel schacherten mit dir; Weizen, Oliven, Wachs, Honig, Öl und Mastixharz gaben sie dir zum Tausch. Damaskus trieb mit dir Handel wegen der Menge deiner Erzeugnisse, wegen der Menge all deines Reichtums; Wein von Chelbon und Wolle von Zachar gaben sie dir als Umsatzware. Von Usal kam geformtes Eisen. Zimt und Würzrohr für dich zum Tausch. Dedan schacherte mit dir in Stoff für Satteldecken zum Reiten. Arabien und alle Fürsten von Kedar waren deine Kundschaft mit Lämmern, Widdern und Böcken. Darin handelten sie mit dir. Kaufleute von Saba und Rama schacherten mit dir. Jede Art bester Spezereien, allerlei Edelgestein und Gold gaben sie dir als Umsatzware. Charan, Kanne und Eden schacherten mit dir, Assur und ganz Medien machten mit dir Geschäfte. Sie schacherten mit dir in Prachtgewändern, in Mänteln von violettem Purpur und Buntwirkerei, in mehrfarbigen Teppichen, in geflochtenen und gedrehten Tauen auf deinen Handelsplätzen. Die Tarsisschiffe waren dein Reichtum, deine Tauschware. So warst du voll und schwer beladen im Herzen der Meere. Deine Ruderer brachten dich hinaus in gewaltige Wasser. Der Ostwind ließ dich scheitern inmitten des Meeres. Dein reicher Besitz, dein Umsatz, deine Tauschwaren, deine Seeleute, deine Matrosen, deine Schiffszimmerleute, deine Tauschhändler und alle deine Krieger bei dir und die ganze Besatzung in deiner Mitte, sie sinken in die Tiefe des Meeres am Tage, da du fällst. Bei deiner Matrosen lautem Geschrei erzittert die Meeresfläche. Dann steigen von ihren Schiffen herab alle, die das Ruder führen; die Seeleute, alle Matrosen des Meeres gehen an Land. Sie rufen laut über dich und schreien voll bitteren Wehs. Sie streuen Staub auf ihr Haupt, in Asche wälzen sie sich. Deinetwegen scheren sie sich Glatzen und gürten Trauergewänder um. Sie weinen um dich betrübten Sinns, in bitterer Klage. Sie stimmen über dich jammernd ein Leichenlied an und klagen um dich: Wer ist doch wie Tyrus lautlos verstummt inmitten des Meeres? Als deine Waren dem Meere entstiegen, da machtest du zahlreiche Völker satt; durch deiner Güter und Tauschwaren Menge hast du die Könige der Erde bereichert. Nun aber bist du geborsten im Meer, in den Tiefen der Wasser. Deine Tauschwaren und deine gesamte Besatzung versanken in dir. Alle Bewohner der Inseln sind entsetzt über dich, ihre Könige erschauern gewaltig, niedergeschlagen ist ihr Antlitz. Die Händler unter den Völkern pfeifen ängstlich über dich. Jähem Ende bist du verfallen, dahin für immer." Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, rede zum Fürsten von Tyrus: So spricht der Gebieter und Herr: Du warst hochfahrenden Sinnes und sprachst: "Ein Gott bin ich, einen Gottessitz nehme ich ein im Herzen der Meere", und doch bist du nur ein Mensch und nicht Gott, wenn du dich auch dünkst wie ein Gott. Siehe, weiser als Daniel bist du, kein Geheimnis ist dir zu dunkel. Durch deine Weisheit und Einsicht erwarbst du dir Reichtum, häuftest Gold und Silber in deinen Schatzhäusern. Durch deine große Weisheit in deinen Handelsgeschäften mehrtest du dein Vermögen, und hochmütig wurde dein Herz ob deines Reichtums. Darum spricht der Gebieter und Herr: Weil du dich dünktest wie Gott, siehe, deshalb bringe ich über dich Fremde, die gewalttätigsten Völker; sie zücken ihre Schwerter wider deine strahlende Weisheit und entweihen deinen Glanz. Zur Grube stoßen sie dich hinab, sterben wirst du eines gewaltsamen Todes inmitten des Meeres. Wirst du dann auch noch sprechen: "Gott bin ich", angesichts deiner Mörder, wo du doch nur ein Mensch bist, aber kein Gott in der Hand derer, die dich erschlagen? Sterben mußt du den Tod Unbeschnittener durch die Hand fremder Menschen. Denn ich habe es gesagt" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, stimme ein Klagelied an über den König von Tyrus und sprich zu ihm: So spricht der Gebieter und Herr: Du warst ein kunstvolles Siegel, voll Weisheit und von vollendeter Schönheit. In Eden, dem Gottesgarten, befandest du dich. Allerlei Edelsteine bedeckten dich: Rubin, Chrysolith, Jaspis, Tarsis, Karneol, Nephrit, Saphir, Türkis und Smaragd. Von Gold war die Arbeit deiner Fassung und deiner Vertiefungen. Am Tage deiner Erschaffung wurden sie hergestellt. Einem glänzenden, schirmenden Kerub gesellte ich dich zu, auf heiligem Gottesberge warst du, inmitten feuriger Steine wandeltest du. In deinem Wandel warst du von Fehlern frei vom Tag deiner Erschaffung an, bis sich Unrecht an dir fand. Durch deinen vielen Tauschhandel fülltest du dein Inneres mit Frevel an und sündigtest. Da verstieß ich dich vom Gottesberg, und es stürzte dich der schirmende Kerub mitten aus den feurigen Steinen ins Verderben. Hochfahrend war dein Herz ob deiner Schönheit; deine Weisheit verdarbst du wegen deines Glanzes. Auf die Erde stürzte ich dich hinab, vor Königen gab ich dich preis, damit sie sich an deinem Anblick weideten. Durch deiner Verfehlungen große Zahl, bei deinen frevelhaften Handelsgeschäften entweihtest du deine Heiligtümer. Da ließ ich Feuer aus dir hervorgehen, das dich verzehrte. Ich machte dich zu Asche auf der Erde vor den Augen aller, die dich sahen. Alle, die dich unter den Völkern kannten, sind entsetzt über dich. Jähem Ende bist du verfallen, dahin für immer." Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, richte dein Antlitz wider Sidon, tritt als Prophet ihm gegenüber auf! Sage: So spricht der Gebieter und Herr: Fürwahr, gegen dich, Sidon, gehe ich vor. Meine Ehre suche ich in deiner Mitte. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich an ihm Gerichte vollstrecke und mich als heilig erweise an ihm. Ich schicke ihm die Pest und Blutvergießen in seine Gassen. Erschlagene sollen fallen in seiner Mitte durch das Schwert, das von allen Seiten ihm droht. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr bin. Für das Haus Israel wird es keinen stechenden Dorn und keinen schmerzenden Stachel mehr geben von seiten aller, die ringsum wohnen und die es verachten. Dann werden sie einsehen, daß ich der Gebieter und Herr bin." So spricht der Gebieter und Herr: "Wenn ich das Haus Israel aus den Völkern sammle, unter die sie verstreut waren, dann will ich mich an ihnen als heilig erweisen vor den Augen der Heidenvölker; sie sollen auf ihrer Scholle wohnen, die ich meinem Knechte Jakob gegeben habe. Sie werden darauf in Sicherheit siedeln, Häuser bauen und Weinberge pflanzen; ja, sie werden in Sicherheit wohnen, wenn ich Gerichte vollstrecke an allen, die ringsumher ihnen mit Verachtung begegneten. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr, ihr Gott, bin." Am zwölften Tage des zehnten Monats im zehnten Jahr erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, richte dein Antlitz wider den Pharao, den König von Ägypten, und tritt wider ihn und wider ganz Ägypten als Prophet auf! Rede und sprich: So spricht der Gebieter und Herr: Fürwahr, gegen dich gehe ich vor, Pharao, du König Ägyptens, du großer Drache, der du lagerst an deinen Nilarmen. Du sprichst: "Die Nilarme sind mein, ich bin ihr Schöpfer." Haken lege ich in deine Kinnbacken, die Fische deiner Nilarme lasse ich an deinen Schuppen haften und ziehe dich aus deinen Nilarmen heraus mitsamt allen Fischen deiner Nilarme, die an deinen Schuppen haften. Ich werfe dich in die Wüste hinaus, dich und alle Fische deiner Nilarme. Auf freies Feld wirst du fallen; man liest dich nicht auf und begräbt dich nicht. Den wilden Tieren und den Vögeln des Himmels gebe ich dich zum Fraß. Dann sehen alle Bewohner Ägyptens ein, daß ich der Herr bin. Weil du eine Stütze aus Schilfrohr für das Haus Israel bist - wollen sie dich mit der Hand fassen, so knickst du ein und reißt ihnen die ganze Hand auf, und wenn sie sich auf dich stützen wollen, dann brichst du entzwei und bringst ihren ganzen Leib zum Wanken -, darum spricht der Gebieter und Herr: Wohlan, ich lasse das Schwert über dich kommen und vertilge aus dir Menschen und Vieh. Zur Wüste und Trümmerstätte wird das ägyptische Land. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin. Du hast ja gesagt: "Die Nilarme sind mein, ich bin ihr Schöpfer." Darum, fürwahr, gehe ich gegen dich und deine Nilarme vor und mache das Land Ägypten zur Trümmerstätte und Wüste von Migdol bis Syene und bis zur Grenze von Kusch. Keines Menschen Fuß soll es durchwandern, und keines Tieres Fuß soll es durchstreifen; vierzig Jahre lang bleibt es unbewohnt. Ich mache das Land Ägypten zur Wüste inmitten verwüsteter Länder, seine Städte sollen inmitten zerstörter Städte vierzig Jahre lang als Wüste daliegen; ich zerstreue die Ägypter unter die Völker und versprenge sie in die Länder. Denn so spricht der Gebieter und Herr: Nach Ablauf von vierzig Jahren sammle ich die Ägypter aus den Völkern, wohin sie zerstreut waren. Ich wende alsdann das Geschick der Ägypter und bringe sie in das Land Patros zurück, in das Land ihrer Herkunft; dort werden sie nur ein geringes Reich bilden. Geringer soll es sein als die anderen Reiche und sich nicht mehr über die Völker erheben; ich mache sie klein, daß sie nicht mehr über die Völker herrschen können. Sie werden dem Haus Israel kein Hort des Vertrauens mehr sein, sondern die Schuld in Erinnerung bringen, daß es sich ihnen angeschlossen hat. Dann werden sie einsehen, daß ich der Gebieter und Herr bin." Am ersten Tag des ersten Monats im 27. Jahre erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn! Nebukadnezar, der König von Babel, hat sein Heer wider Tyrus schweren Dienst verrichten lassen. Jegliches Haupt ist kahl geschoren, jede Schulter zerschunden; aber Sold ist weder ihm noch seinem Heer von Tyrus zuteil geworden für die Arbeit, die er gegen die Stadt geleistet hat. Darum spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich liefere an Nebukadnezar, den König von Babel, das Land Ägypten aus, damit er dessen Reichtum fortschleppe, an ihm Beute mache und Raub gewinne. Das diene seinem Heere als Sold. Als seinen Lohn, um den es Dienst tat, liefere ich ihm das Land Ägypten aus, weil sie für mich gearbeitet haben" - Spruch des Gebieters und Herrn. "An jenem Tage werde ich die Zuversicht des Hauses Israel stärken und dich in ihrer Mitte predigen lassen. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin." Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, tritt als Prophet auf und sprich: So spricht der Gebieter und Herr: Wehklagt: "Ach, welch ein Tag!" Denn nahe ist ein Tag, ja, nahe ist der Tag des Herrn; ein Tag des Gewölkes, die Stunde für die Völker wird es sein. Ein Schwert kommt nach Ägypten, ein Zittern wird Kusch befallen, wenn Erschlagene in Ägypten stürzen, wenn man seinen Reichtum fortschleppt und seine Grundfesten einreißt. Kusch, Put und Lud, das gesamte Völkergemisch, Libyen sowie die Söhne des Bundeslandes werden fallen durch das Schwert. So spricht der Herr: Es fallen die Stützen Ägyptens, es sinkt seine stolze Macht; von Migdol bis nach Syene fällt man im Land durch das Schwert" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Verwüstet wird es sein inmitten verwüsteter Länder und seine Städte werden inmitten zerstörter Städte liegen. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich Feuer an Ägypten lege, und wenn all seine Helfer zusammenbrechen. An jenem Tage werden Eilboten von mir ausgehen, um das sorglose Kusch zu erschrecken. Ein Zittern wird sie befallen am Unglückstage Ägyptens; denn siehe, er naht schon." So spricht der Gebieter und Herr: "Ich beende die ägyptische Pracht durch die Hand Nebukadnezars, des Königs von Babel. Er und sein Volk, die grausamsten unter den Völkern, werden herbeigeholt zur Vernichtung des Landes. Sie zücken wider Ägypten ihre Schwerter und füllen das Land mit Erschlagenen an. Ich trockne die Nilarme aus und verkaufe an Ruchlose das Land; ich verwüste das Land und was darin ist, durch fremdländische Macht. Ich, der Herr, habe gesprochen." So spricht der Gebieter und Herr: "Die Götzen tilge ich aus und mache den Göttern von Noph ein Ende und den Fürsten aus dem Lande Ägypten, daß sie nicht mehr sind; ich verbreite Furcht im Lande der Ägypter. Ich verwüste Patros, lege Feuer an Zoan, halte Gericht über No. Meinen Grimm schütte ich aus über Sin, das ägyptische Bollwerk, und vernichte das Gepränge von Noph. Feuer lege ich an Ägypten; zitternd erbeben wird Syene; in No legt man Bresche und reißt seine Mauern ein. Die jungen Männer von On und Bubastis fallen durch das Schwert, und die Städte selbst müssen in die Verbannung ziehen. In Tachpanches wird sich der Tag verfinstern, wenn ich daselbst die Zepter Ägyptens zerbreche; es geht zu Ende in ihm seine stolze Macht. Gewölk deckt es zu, und seine Töchter müssen in die Verbannung ziehen. So halte ich über Ägypten Gericht. Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin." Es begab sich am siebten Tag des ersten Monats im elften Jahre, da erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn! Den Arm Pharaos, des Ägypterkönigs, zerschmettere ich; fürwahr, nicht verbunden wird er, Heilmittel werden nicht angewandt, kein Verband wird angelegt zu seinem Erstarken, damit er das Schwert nicht wieder ergreifen kann. Darum spricht der Gebieter und Herr: Siehe, gegen den Pharao, den Ägypterkönig, gehe ich vor! Seine Arme - den starken und den schon zerschmetterten - zerbreche ich und schlage das Schwert aus seiner Hand. Ich zerstreue die Ägypter unter die Völker und versprenge sie in die Länder. Doch die Arme des Königs von Babel will ich stärken und ihm mein Schwert in die Hand geben; die Arme Pharaos aber zerbreche ich, so daß er vor ihm stöhnt wie ein Schwerverwundeter. Ja, ich stärke die Arme des Königs von Babel, aber Pharaos Arme sollen sinken. Dann wird man erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich mein Schwert in die Hand des Königs von Babel gebe, daß er es schwinge über das ägyptische Land. Ich zerstreue die Ägypter unter die Völker und versprenge sie in die Länder. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin." Es begab sich am ersten Tag des dritten Monats im elften Jahre, da erging des Herrn Wort an mich: "Menschensohn, sprich zum Pharao, dem König von Ägypten, und seinem Gepränge: Wem bist du in deiner Größe gleich? Eine Fichte wuchs auf dem Libanon, mit schönem Geäst den Wald überschattend und hochragenden Wuchses; zwischen den Wolken war ihr Wipfel. Wasser machte sie groß, Grundwasser trieb sie in die Höhe. Seine Ströme ließ es fließen rings um ihren Standort. Seine Rinnsale ließ es gehen zu allen Bäumen des Feldes. Darum überragte ihr Wuchs alle anderen Bäume des Feldes; ihrer Zweige wurden gar viele, und ihre Äste verlängerten sich wegen des reichlich fließenden Wassers. In ihren Zweigen nisteten allerlei Vögel des Himmels, unter ihren Ästen gebar allerlei Wild des Feldes. In ihrem Schatten wohnten lauter zahlreiche Völker. So ward sie schön in ihrer Größe mit ihrem langen Geäst; denn ihre Wurzeln standen an reichlichem Wasser. Zedern im Gottesgarten reichten nicht an sie heran, Zypressen glichen ihr nicht mit ihren Zweigen, und Platanen hatten keine solchen Äste wie sie. Im Gottesgarten gab es keinen Baum, der ihr an Schönheit glich. Schön hatte ich sie gestaltet in ihrem vielen Geäst; es beneideten sie alle Bäume Edens, die im Gottesgarten standen. Darum spricht nun der Gebieter und Herr: Weil sie hoch war an Wuchs und ihren Wipfel bis in die Wolken streckte und ihr Sinn hochfahrend wurde ob ihrer Größe, darum gab ich sie in die Gewalt eines Machthabers unter den Völkern, damit er entsprechend ihrer Bosheit an ihr handle. [Ich verdrängte sie.] Fremde, die grausamsten unter den Völkern, hieben sie nieder und warfen sie auf die Berge; in alle Täler fielen ihre Zweige; es zersplitterten ihre Äste in allen Flußtälern der Erde. Da kamen aus ihrem Schatten hervor alle Völker der Erde und warfen sie nieder. Auf ihrem gefällten Stamm ließen sich alle Vögel des Himmels nieder, auf ihren Ästen hielt sich alles Wild des Feldes auf. So sollten keine Bäume am Wasser mehr hochwachsen und ihre Wipfel bis in die Wolken strecken; nicht mehr sollten dort allerlei wassersaugende Bäume hochgeschossen dastehen. Denn sie alle werden dem Tod überliefert in die Unterwelt, mitten unter die gewöhnlichen Menschen, zu denen, die zur Grube sanken. So spricht der Gebieter und Herr: Am Tage, da sie ins Totenreich hinabfuhr, ließ ich das Grundwasser über sie trauern und gebot seinen Strömen Einhalt; die reichlich fließenden Wasser wurden gehemmt, um ihretwillen hüllte ich den Libanon in Trauer, und alle Bäume des Feldes verschmachteten ihretwegen. Ob ihres dröhnenden Sturzes ließ ich Völker erbeben, da ich sie ins Totenreich stieß zu denen, die zur Grube sanken. Da trösteten sich in der Unterwelt alle Bäume Edens, die erlesensten und besten vom Libanon, alle wassersaugenden Bäume. Auch diese waren mit ihr ins Totenreich hinabgestiegen zu den Schwertdurchbohrten, ebenso die Nachkommen jener, die in ihrem Schatten wohnten inmitten der Völker. Wem warst du gleich an Kraft, an Pracht und Größe unter den Bäumen Edens? Und doch wurdest du hinabgestürzt mit Edens Bäumen zur Unterwelt; mitten unter Unbeschnittenen liegst du bei den Schwertdurchbohrten. Das ist der Pharao und all sein Gepränge" - Spruch des Gebieters und Herrn. Es begab sich am ersten Tag des zwölften Monats im elften Jahre, da erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, stimme ein Klagelied an über den Pharao, den König Ägyptens, und sprich zu ihm: Du Junglöwe unter den Völkern, du bist vernichtet! Und du warst doch wie der Drache im Weltmeer; aus deinen Nüstern schnaubtest du, trübtest mit deinen Füßen das Wasser und wühltest seine Fluten auf. So spricht der Gebieter und Herr: Ich spanne mein Netz über dich aus [durch die Versammlung vieler Völker] und ziehe dich in meinem Schleppnetz herauf. Ich werfe dich hin auf das Land, ich schleudere dich auf das freie Feld. Alle Vögel des Himmels lasse ich auf dir Platz nehmen und sättige an dir alles Wild der Erde. Ich lege dein Fleisch auf den Bergen nieder und fülle die Täler mit deinem Aas. Ich tränke die Erde mit deinem zersetzten Blut auf den Bergen, die Schluchten sollen angefüllt werden mit dir. Ich verhülle den Himmel bei deinem Erlöschen und verfinstere seine Sterne. Die Sonne hülle ich in Gewölk, und der Mond läßt sein Licht nicht mehr leuchten. Alle strahlenden Lichter am Himmel verdunkle ich um deinetwillen; Finsternis bringe ich über dein Land" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Ich versetze das Herz vieler Völker in Sorge, wenn ich deine Gefangenen unter die Völker bringe in Länder, die dir unbekannt sind. Ich erfülle viele Völker mit Entsetzen über dich, und ihre Könige werden deinetwegen erschaudern, wenn ich mein Schwert vor ihnen schwinge; sie werden immerfort zittern, ein jeder um sein Leben am Tag deines Sturzes. Denn so spricht der Gebieter und Herr: Das Schwert des Königs von Babel kommt über dich. Durch Schwerter von Helden bringe ich dein Gepränge zu Fall; sie alle sind die grausamsten unter den Völkern; sie verheeren die Pracht Ägyptens, und all sein Gepränge fällt der Vernichtung anheim. Ich vertilge all sein Getier aus den vielen Gewässern; eines Menschen Fuß trübt sie nicht mehr, auch keines Tieres Huf soll sie mehr trüben. Dann lasse ich ihr Wasser sich klären und ihre Ströme hingleiten wie Öl" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Wenn ich das Land Ägypten zur Wüste mache und das Land seiner Fülle beraubt wird, wenn ich alle seine Bewohner schlage, dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin. Ein Klagelied ist dies, und man wird es singen; die Töchter der Völker werden es anstimmen, über Ägypten und all sein Gepränge sollen sie es singen" - Spruch des Gebieters und Herrn. Am fünfzehnten Tag des ersten Monats im zwölften Jahre erging das Wort des Herrn an mich: "Menschensohn, wehklage über das Gepränge Ägyptens und geleite es hinab, du und die Töchter herrlicher Völker, zur Unterwelt, zu denen, die zur Grube sanken: Soll es dir besser ergehen als anderen? Steige hinab und lege dich zu den Unbeschnittenen hin! Inmitten Schwertdurchbohrter fallen sie durch das Schwert. Man bereitet ein Lager bei ihnen all ihrem Gepränge. Die machtvollsten Helden sprechen zu ihm mitten aus dem Totenreiche heraus: Mitsamt seinen Helfern steigen sie hinab und liegen bei den Unbeschnittenen, die Schwertdurchbohrten. Dort ist Assur und all sein Aufgebot, rings um ihn sind seine Gräber, lauter Erschlagene, gefallen durch das Schwert. Seine Gräber legte man an den äußersten Rand der Grube, und sein Aufgebot liegt rings um sein Grab, lauter Erschlagene, gefallen durch das Schwert, die einst ihren Schrecken verbreiteten im Land der Lebendigen. Dort ist Elam und all sein Gepränge rings um sein Grab, lauter Erschlagene, gefallen durch das Schwert, die als Unbeschnittene hinabstiegen zur Unterwelt, sie, die einst ihren Schrecken verbreiteten im Land der Lebendigen; nun aber tragen sie ihre Schmach mit denen, die zur Grube sanken. Mitten unter Erschlagenen bereitete man ihm mit all seinem Gepränge ein Lager; rings um ihn her sind seine Gräber, lauter Unbeschnittene, Schwertdurchbohrte; denn ihr Schrecken hatte sich einst verbreitet im Land der Lebendigen, nun aber tragen sie ihre Schmach mit denen, die zur Grube sanken; mitten unter Erschlagene legte man sie. Dort sind Meschech und Tubal und all ihr Gepränge, rings um sie sind ihre Gräber, lauter Unbeschnittene, Schwertdurchbohrte; denn sie verbreiteten einst ihren Schrecken im Land der Lebendigen. Sie liegen nicht bei den Helden, den Riesen der Vorzeit, die in voller Kriegsrüstung hinabstiegen zum Totenreich, denen man ihre Schwerter unter ihr Haupt legte und deren Schilde auf ihren Gebeinen lagen; denn ein Schrecken waren die Helden im Land der Lebendigen. Auch du sollst zerschmettert werden mitten unter Unbeschnittenen und bei Schwertdurchbohrten liegen! Dort ist Edom, seine Könige und all seine Fürsten, die trotz ihrer Tapferkeit zu den Schwertdurchbohrten gelegt sind. Sie liegen bei Unbeschnittenen und bei denen, die zur Grube sanken. Dort sind die Beherrscher des Nordens insgesamt und alle Sidonier, die mit Schwertdurchbohrten hinabstiegen, die nun trotz ihrer Schrecken verbreitenden Tapferkeit beschämt sind; sie liegen unbeschnitten bei den Schwertdurchbohrten und tragen ihre Schmach mit denen, die zur Grube sanken. Diese wird der Pharao erblicken und sich über all sein Gepränge trösten. Schwertdurchbohrte sind der Pharao und sein ganzer Heerbann" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Denn er hat seinen Schrecken verbreitet im Land der Lebendigen; deshalb wird hingelegt inmitten Unbeschnittener bei Schwertdurchbohrten der Pharao und all sein Gepränge" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, rede zu den Söhnen deines Volkes und sprich zu ihnen: Angenommen, ich bringe über ein Land das Schwert, und es erwählen sich die Landesbürger einstimmig einen Mann und bestellen ihn zu ihrem Wächter; dieser sieht nun das Schwert über das Land hereinbrechen, stößt in das Widderhorn und warnt das Volk; wenn dann einer den Schall des Hornes hört, sich aber nicht warnen läßt, so daß das Schwert kommt und ihn hinwegrafft, so kommt sein Blut über sein eigenes Haupt. Den Schall des Widderhornes hat er vernommen, ließ sich aber nicht warnen; sein Blut kommt also über ihn selbst. Jener aber hat gewarnt und dadurch sein Leben gerettet. Sieht jedoch der Wächter das Schwert hereinbrechen, stößt aber nicht ins Widderhorn und warnt das Volk nicht, so daß das Schwert kommt und einen von ihnen hinwegrafft, so wird dieser zwar wegen seiner Schuld hinweggerafft, sein Blut aber fordere ich aus der Hand des Wächters. Dich aber, Menschensohn, habe ich zum Wächter über das Haus Israel bestellt. Hörst du aus meinem Mund ein Wort, dann warne sie in meinem Auftrag! Wenn ich vom Frevler sage: "Frevler, du mußt sterben!", und du redest nicht, den Frevler vor seinem Wandel zu warnen, so wird dieser Frevler zwar wegen seiner Schuld sterben, sein Blut aber fordere ich von deiner Hand. Hast du aber den Frevler vor seinem Wandel gewarnt, er solle davon abstehen, dieser aber bekehrt sich nicht von seinem Wandel, so wird er zwar wegen seiner Schuld sterben, du aber hast dein Leben gerettet. Du aber, Menschensohn, rede zum Hause Israel: So habt ihr gesprochen: "Unsere Vergehen und unsere Sünden belasten uns, und ihretwegen schwinden wir dahin. Wie könnten wir noch am Leben bleiben?" Sprich zu ihnen: So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "ich habe kein Wohlgefallen am Tode des Frevlers, sondern daran, daß der Frevler sich von seinem Wandel bekehre und lebe. Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen! Warum wollt ihr denn sterben, ihr vom Hause Israel? Du aber, Menschensohn, sprich zu den Söhnen deines Volkes: Den Gerechten wird seine Gerechtigkeit nicht erretten am Tage, da er sich verfehlt, und der Frevler wird nicht zu Fall kommen am Tage, da er sich von seiner Frevelhaftigkeit abwendet. Aber der Gerechte kann sein Leben nicht erhalten am Tage, da er sündigt. Sage ich zum Gerechten: "Du bleibst gewiß am Leben", er aber verläßt sich auf seine Gerechtigkeit und verübt Unrecht, so wird all seiner frommen Taten nicht mehr gedacht; wegen des Unrechts, das er verübt, muß er sterben. Spreche ich aber zum Frevler: "Du mußt gewiß sterben", und er bekehrt sich von seiner Sünde und übt Recht und Gerechtigkeit, erstattet das Pfand zurück, ersetzt, was er geraubt, wandelt in den Satzungen des Lebens, ohne Unrecht zu verüben, dann bleibt er bestimmt am Leben; er muß nicht sterben. All seiner Sünden, die er begangen, wird ihm nicht mehr gedacht; Recht und Gerechtigkeit hat er geübt; er bleibt gewiß am Leben. Und da sagen die Söhne deines Volkes: "Nicht in Ordnung ist das Vorgehen des Herrn", während doch ihr eigenes Vorgehen nicht in Ordnung ist. Wendet sich der Gerechte von seiner Gerechtigkeit ab und verübt Unrecht, so muß er dessentwegen sterben. Wendet sich der Frevler von seiner Frevelhaftigkeit ab und übt Recht und Gerechtigkeit, so bleibt er um ihretwillen am Leben. Da behauptet ihr nun: "Das Vorgehen des Herrn ist nicht in Ordnung." Jeden von euch will ich richten nach seinem Wandel, Haus Israel." Es begab sich am fünften Tage des zehnten Monats im zwölften Jahre nach unserer Fortführung, da kam zu mir ein Flüchtling aus Jerusalem mit der Botschaft: "Gefallen ist die Stadt!" Die Hand des Herrn war über mich am Abend, bevor der Flüchtling eintraf, gekommen. Der Herr öffnete meinen Mund, als der Flüchtling am folgenden Morgen zu mir kam. Mein Mund war geöffnet, ich war nicht mehr verstummt. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, die Bewohner jener Trümmerstätten im Lande Israel sagen: "Ein einzelner Mann war Abraham und nahm das Land in Besitz; wir aber sind unser viele, uns ist das Land zum Besitz gegeben." Darum sprich zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Auf den Bergen eßt ihr (Opferfleisch), erhebt eure Augen zu euren Götzen und vergießt Blut, wollt aber trotzdem das Land in Besitz nehmen? Ihr stützt euch eigensinnig auf euer Schwert, Greueltaten verübt ihr, ein jeder befleckt seines Nächsten Frau, und da wollt ihr das Land in Besitz nehmen? Folgendes sollst du zu ihnen reden: So spricht der Gebieter und Herr: So wahr ich lebe, die in den Trümmern wohnen, fallen durch das Schwert; die auf freiem Felde sind, gebe ich den Tieren zum Fraße, die in Bergfesten und Höhlen sind, sterben an der Pest. Ich mache das Land zur öden Wüste, seine stolze Macht nimmt ein Ende, und Israels Bergland sei verwüstet, niemand mehr soll es durchwandern! Dann werden sie einsehen, daß ich der Herr bin, wenn ich das Land zur öden Wüste mache wegen all ihrer Greueltaten, die sie verübten. Du aber, Menschensohn, die Söhne deines Volkes pflegen Unterhaltung über dich an den Mauern und in den Hauseingängen. Sie sagen zueinander: "Kommt doch und hört, was für ein Wort da vom Herrn ausgeht!" Und sie pflegen zu dir zu kommen wie bei einem Volksauflauf; sie sitzen vor dir und hören deine Worte, aber sie handeln nicht danach; denn Lügen sind in ihrem Munde, und ihr Herz strebt ihrem Gewinn nach. Wahrlich, für sie bist du wie ein Minnesänger mit schöner Stimme und vortrefflichem Saitenspiel; sie hören wohl deine Worte, aber handeln nicht danach. Trifft es aber ein - und fürwahr, es trifft ein -, dann werden sie erkennen, daß ein Prophet in ihrer Mitte war." Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, tritt wider die Hirten Israels als Prophet auf, weissage und sprich zu ihnen, den Hirten: So spricht der Gebieter und Herr: Wehe den Hirten Israels, die sich selber weiden! Sollen nicht vielmehr die Hirten die Schafe weiden? Die Milch genießt ihr, mit der Wolle bekleidet ihr euch, und die Masttiere schlachtet ihr; aber die Schafe weidet ihr nicht. Das Schwache habt ihr nicht gestärkt, das Kranke nicht geheilt, das Verletzte nicht verbunden, das Versprengte nicht heimgeführt, das Verirrte nicht gesucht und das Kräftige in roher Weise niedergezwungen. Da zerstreuten sich meine Schafe, weil ihnen der Hirte fehlte; sie dienten allen wilden Tieren zum Fraße. Zerstreut irrten meine Schafe auf allen Bergen und auf jedem hohen Hügel umher; über das ganze Land hin wurden meine Schafe versprengt; niemand war da, der nach ihnen fragte, niemand, der sie suchte. Darum, ihr Hirten, höret das Wort des Herrn: So wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "weil meine Schafe zur Beute wurden und allen wilden Tieren zum Fraße dienten, da der Hirte fehlte und meine sogenannten Hirten für meine Schafe nicht sorgten, da vielmehr die Hirten sich selbst weideten und nicht meine Schafe, darum hört, ihr Hirten, das Wort des Herrn! So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich schreite ein gegen die Hirten, meine Schafe fordere ich von ihrer Hand und setze sie ab als Hirten meiner Schafe. Nicht mehr sollen weiterhin die Hirten sich selbst weiden! Ich entreiße meine Schafe ihrem Rachen, daß sie ihnen nicht mehr als Speise dienen. Denn so spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich selbst will für meine Schafe sorgen und mich ihrer annehmen! Gleichwie ein Hirt sich seiner Herde annimmt am Tag, da manche seiner Schafe versprengt sind, so werde ich mich meiner Schafe annehmen und sie von all den Orten retten, wohin sie am Tag des Gewölks und des Wetterdunkels zerstreut wurden. Ich führe sie heraus aus den Völkern und schare sie aus den Ländern zusammen. Ich bringe sie in ihre Heimat und weide sie auf den Bergen Israels, in den Talschluchten und in allen bewohnten Gegenden des Landes. Auf guter Weide werde ich sie weiden, auf Israels bergigem Hochland sei ihre Aue. Dort lagern sie auf lieblicher Trift; auf fetter Weide sollen sie weiden auf Israels Bergen. Ich selbst werde meine Schafe weiden, ich selbst lasse sie lagern" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Das Verirrte werde ich suchen, das Versprengte heimführen, das Verletzte verbinden, das Kranke stärken, das Fette und Kräftige behüten; ich werde sie weiden in rechter Art! Ihr aber, meine Schafe", so spricht der Gebieter und Herr, "wohlan, ich richte zwischen den einzelnen Schafen, zwischen den Widdern und Böcken. Ist es euch noch zu wenig, die beste Weide abzugrasen? Ihr zertretet den Rest eurer Weide auch noch mit euren Füßen; das klare Wasser trinkt ihr, was aber übrigbleibt, trübt ihr mit euren Beinen. So mußten meine Schafe abgrasen, was eure Füße zertraten, und was eure Beine trübten, mußten sie trinken." Deshalb spricht der Gebieter und Herr: "Siehe, ich selbst bin es, der zwischen gemästeten und abgemagerten Schafen Recht spricht! Alle schwächeren Tiere habt ihr mit Flanken und Schultern verdrängt und mit euren Hörnern fortgestoßen, bis ihr sie hinausgescheucht hattet. Darum will ich meinen Schafen helfen; sie sollen nicht mehr zur Beute werden. Ich richte zwischen den einzelnen Schafen. Ich bestelle über sie einen einzigen Hirten, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David; er soll sie weiden, er soll ihr Hirt sein. Ich, der Herr, will ihr Gott sein, und mein Knecht David wird Fürst in ihrer Mitte sein; ich, der Herr, habe gesprochen. Ich schließe mit ihnen einen Heilsbund und entferne die wilden Tiere aus dem Lande, so daß sie in der Steppe sicher wohnen und in den Wäldern schlafen können. Ich spende ihnen rings um meinen Hügel Segen und lasse den Regen zur rechten Zeit herniederströmen; segenspendender Regen wird es sein. Dann bringen die Feldbäume ihre Frucht hervor, und die Erde liefert ihren Ertrag. Sie werden auf ihrer Heimatscholle in Sicherheit wohnen und erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich die Stangen ihres Joches zerbreche und sie aus der Gewalt derer befreie, denen sie Sklavenarbeit tun müssen. Nicht mehr sollen sie eine Beute für die Heidenvölker sein, und das wilde Getier des Landes soll sie nicht mehr fressen, sondern sie sollen in Sicherheit wohnen, ohne daß jemand sie aufschreckt. Ich lasse ihnen eine Pflanzung des Heiles sprießen, daß sie nicht mehr vom Hunger im Lande weggerafft werden und nicht mehr das Schmähen der Heidenvölker ertragen müssen. Dann werden sie erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin und daß sie, das Haus Israel, mein Volk sind" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Ihr seid meine Schafe, die Schafe meiner Weide, und ich bin euer Gott" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, richte dein Antlitz gegen das Gebirge Seïr und weissage darüber! Sprich zu ihm: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich gehe wider dich vor, Bergland Seïr, ich strecke meine Hand gegen dich aus, ich mache dich zur öden Wüste. Deine Städte lege ich in Trümmer, du selbst wirst zur Wüste. Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin. Uralte Feindschaft hast du gehegt und die Söhne Israels zur Zeit ihres Unheils, zur Zeit der Endschuld dem Schwert ausgeliefert! Darum, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -: "[Zu Blut will ich dich machen und Blut wird dich verfolgen.] Wahrlich, durch Blut bist du schuldig geworden, und Blut wird dich verfolgen. Ich mache das Seïrgebirge zur öden Wüste, ich tilge von ihm aus, was da kommt und geht. Ich fülle seine Berge mit seinen Erschlagenen an. Auf deinen Hügeln, in deinen Tälern und all deinen Talschluchten sollen Schwertdurchbohrte fallen. In ewige Wüste will ich dich verwandeln, und deine Städte seien nicht mehr bewohnt. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin. Du has gesagt: "Die beiden Völker und die beiden Länder sollen mir gehören; wir werden sie in Besitz nehmen!" - obwohl sich daselbst der Herr befand. Darum, so wahr ich lebe" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "handle ich entsprechend deinem Zorn und deiner Eifersucht, wie du haßerfüllt an ihnen gehandelt hast. Ich werde mich ihnen kundtun, wenn ich an dir das Gericht vollstrecke. Dann wirst auch du erkennen, daß ich der Herr bin. Alle deine Schmähungen habe ich gehört, die du wider die Berge Israels ausgestoßen hast, indem du sprachst: "Sie sind verwüstet, uns sind sie zum Fraß überliefert." Ihr habt euer Maul gegen mich aufgerissen und eure frechen Reden wider mich geführt; ich selbst habe es gehört." So spricht der Gebieter und Herr: "Wie du dich über mein Land freutest, weil es verödet dalag, so handle ich an dir. Wie du dich über das Erbe des Hauses Israel freutest, weil es verödet dalag, so handle ich an dir: Zur Wüste sollst du werden, Gebirge Seïr und ganz Edom insgesamt! Dann wirst du erkennen, daß ich der Herr bin." "Du aber, Menschensohn, weissage über die Berge Israels und sprich: Ihr Berge Israels, vernehmt das Wort des Herrn! So spricht der Gebieter und Herr: Der Feind hat über euch gerufen: "Ha, Wüste für immer, uns zum Besitz geworden!" Darum weissage und sprich: So spricht der Gebieter und Herr: Weil man ringsum über euch sich freute und euch verachtete, da ihr von den übrigen Völkern erobert wurdet, und weil ihr auf die spitzige Zunge und in die üble Nachrede der Leute geraten seid, darum, ihr Berge Israels, vernehmt das Wort des Gebieters und Herrn! So spricht der Gebieter und Herr zu den Bergen und Hügeln, zu den Schluchten und Tälern, zu den verwüsteten Trümmerstätten und zu den verlassenen Ortschaften, die den übrigen Völkern ringsum zur Beute und zum Gespött geworden sind. Deshalb spricht der Gebieter und Herr: Wahrlich, im Feuer meines Eifers rede ich wider den Rest der Völker und wider ganz Edom, die mein Land voll Schadenfreude im Herzen und Verachtung in der Seele sich zum Besitz aneigneten, da es als Beute preisgegeben war. Weissage also über das Land Israel und rede zu den Bergen und Hügeln, zu den Schluchten und Tälern: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, in meinem Eifer und in meinem Groll rede ich, weil ihr das Schmähen der Völker zu tragen habt. Deshalb spricht der Gebieter und Herr: Ich hebe meine Hand zum Schwur: Wahrlich, die Völker in eurem Umkreis sollen ihre Schmach selber tragen! Ihr aber, Israels Berge, sollt eure Zweige hervorbringen und eure Frucht tragen für mein Volk Israel; denn bald kehren sie heim. Denn siehe, euer Gott bin ich und wende mich euch zu; angebaut und besät sollt ihr werden! Ich mehre auf euch die Menschen, das ganze Haus Israel insgesamt; die Städte werden wieder bewohnt und die Trümmerstätten aufgerichtet. Menschen und Vieh werde ich zahlreich machen auf euch; sie sollen sich mehren und fruchtbar sein. Ich mache euch bewohnt wie in früheren Tagen und lasse es euch besser ergehen als ehemals. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin. Menschen lasse ich geboren werden auf euch, nämlich mein Volk Israel, und sie werden von euch Besitz ergreifen; ihr werdet ihnen als Erbland dienen und sie in Zukunft nicht mehr der Kinder berauben." So spricht der Gebieter und Herr: "Man sagt von euch: "Du bist eine Menschenfresserin, eine, die ihr eigenes Volk kinderlos macht!" Darum sollst du künftig nicht mehr Menschen vertilgen und dein Volk nicht mehr der Kinder berauben" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Ich lasse dich nicht mehr das Schmähen der Völker vernehmen, und den Hohn der Nationen brauchst du nicht mehr zu tragen; dein Volk wirst du nicht mehr der Kinder berauben" - Spruch des Gebieters und Herrn. Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, als das Haus Israel noch auf seinem Heimatboden lebte, verunreinigten sie ihn durch ihren Lebenswandel und durch ihre Taten; wie die monatliche weibliche Unreinheit war ihr Wandel vor mir. Da goß ich meinen Groll über sie aus wegen des Blutes, das sie im Lande vergossen hatten; mit ihren Götzen hatten sie es verunreinigt. Ich zerstreute sie unter die Völker, und sie wurden in die Länder versprengt; nach ihrem Wandel und nach ihren Taten habe ich sie gerichtet. So kamen sie zu den Heidenvölkern. Wohin sie aber kamen, da befleckten sie meinen heiligen Namen, weil man von ihnen sagte: "Diese sind das Volk des Herrn, und doch mußten sie sein Land verlassen." Da tat es mir leid um meinen heiligen Namen, den das Haus Israel unter den Völkern, zu denen es gelangt war, entweiht hatte. Darum rede zum Hause Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Nicht um euretwillen handle ich, Haus Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr unter den Völkern, zu denen ihr gelangt seid, entweiht habt. Nun will ich meinen großen Namen zu Ehren bringen, der unter den Völkern entweiht ist und den ihr mitten unter ihnen entweiht habt. Dann werden die Völker erkennen, daß ich der Herr bin" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "wenn ich mich euch gegenüber als heilig erweise vor ihren Augen. Ich hole euch aus den Völkern, schare euch aus allen Ländern zusammen und bringe euch in eure Heimat. Dann sprenge ich über euch reines Wasser, damit ihr gereinigt werdet; von all euren Unreinheiten und von all euren Götzen will ich euch reinigen. Ich gebe euch ein neues Herz und lege neuen Geist in eure Brust; ich entferne das Herz aus Stein aus eurem Leib und gebe euch ein Herz aus Fleisch. Meinen Geist lege ich in eure Brust und bewirke, daß ihr nach meinen Satzungen wandelt, meine Gesetze beobachtet und erfüllt. Dann dürft ihr im Land, das ich euren Vätern geschenkt, wohnen bleiben; ihr werdet mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein. Ich mache euch frei von all euren Unreinheiten; ich rufe dem Getreide zu und mehre es reichlich; ich bringe keine Hungersnot mehr über euch. Ich vermehre die Früchte der Bäume und den Ertrag des Feldes, damit ihr nicht mehr die Schmach einer Hungersnot unter den Völkern tragen müßt. Dann werdet ihr euch eures bösen Wandels und eurer schlechten Taten erinnern; ihr werdet vor euch selber eurer Verschuldungen und eurer Greuel wegen Ekel empfinden. Nicht um euretwillen handle ich" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "dies sei euch kund! Schämt euch und errötet über euren Wandel, Haus Israel!" So spricht der Gebieter und Herr: "Am Tage, da ich euch von all euren Verschuldungen reinige, bevölkere ich die Städte wieder, und die Ruinen werden aufgebaut. Das verwüstete Land wird wieder bebaut, statt daß es öde daliegen muß vor den Augen aller Vorüberziehenden. Dann wird es heißen: "Dieses verwüstete Land ist wie der Garten Eden geworden, die zertrümmerten, verwüsteten und zerstörten Städte sind neu befestigt und bevölkert." Alsdann erkennen die Völker, die rings um euch übriggeblieben sind, daß ich, der Herr, das Zerstörte wieder erbaut und das Verwüstete wieder bepflanzt habe. Ich, der Herr, habe geredet und handle." So spricht der Gebieter und Herr: "Auch darin lasse ich mich vom Hause Israel erbitten und vollbringe es ihm: Zahlreich will ich es machen an Menschen wie eine Schafherde. Wie zu heiligen Opfern bestimmte Schafe, wie die Schafe Jerusalems an seinen Festen, so werden die zertrümmerten Städte voll sein von Menschenherden. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin." Die Hand des Herrn kam über mich; er führte mich im Geist des Herrn hinaus und ließ mich mitten in einer Talebene nieder, die angefüllt war mit Gebeinen. Er ließ mich ringsumher an ihnen vorbeigehen, und siehe, überaus zahlreich lagen sie auf der Oberfläche des Tales; sie aber waren vollständig verdorrt. Da sprach er zu mir: "Menschensohn, werden wohl diese Gebeine sich wieder beleben?" Ich aber antwortete: "Gebieter und Herr, du weißt es!" Dann sagte er zu mir: "Weissage über diese Gebeine und rede sie an: Ihr verdorrten Gebeine, hört das Wort des Herrn! So spricht der Gebieter und Herr zu diesen Gebeinen: Siehe, ich lasse Geist in euch kommen, und ihr werdet lebendig werden. Ich lege Sehnen an euch und umkleide euch mit Fleisch; ich überziehe euch mit Haut und bringe Geist in euch, daß ihr lebendig werdet und erkennt, daß ich der Herr bin." Ich weissagte, wie mir befohlen. Da entstand ein Rascheln, während ich weissagte, und siehe da, es gab ein Rauschen; die Gebeine rückten aneinander, Knochen zu Knochen. Ich schaute, und siehe, Sehnen bildeten sich an ihnen, Fleisch wuchs empor, und Haut spannte sich oben darüber; doch Geist war in ihnen noch nicht. Da sprach er zu mir: "Weissage zum Geist, weissage, Menschensohn, und rede zum Geist: So spricht der Gebieter und Herr: Von den vier Windrichtungen komme, o Geist, und blase diese Getöteten an, daß sie leben!" Ich weissagte, wie er mir befohlen hatte. Da strömte der Geist in sie hinein; sie wurden lebendig und stellten sich aufrecht, eine überaus große Heerschar. Da rief er mir zu: "Menschensohn, jene Gebeine bedeuten das ganze Haus Israel. Fürwahr, sie sprechen: "Verdorrt sind unsere Gebeine, entschwunden ist unsere Hoffnung, mit uns ist es zu Ende." Darum weissage und rede zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich öffne eure Gräber und hole euch aus euren Grabstätten heraus als mein Volk. Ich bringe euch heim ins Land Israel. Dann werdet ihr erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch aus euren Grabstätten als mein Volk heraushole. Ich lege meinen Geist in euch, daß ihr lebendig werdet, und versetze euch in euer Heimatland. Dann werdet ihr erkennen, daß ich, der Herr, gesprochen und gehandelt habe." Das Wort des Herrn erging an mich: "Du aber, Menschensohn, nimm dir ein Stück Holz und schreibe darauf: "Juda und die mit ihm verbündeten Söhne Israels"; dann nimm ein anderes Holzstück und schreibe darauf: "Joseph, Holzstab Ephraims, und das ganze mit ihm verbündete Haus Israel"! Dann lege sie aneinander, daß sie zu einem einzigen Holze werden, so daß sie ein Ganzes bilden in deiner Hand! Erkundigen sich dann die Söhne deines Volkes bei dir: "Willst du uns nicht mitteilen, was das bedeutet?", so antworte ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich nehme das Holzstück Josephs, das Ephraim und den mit ihm verbündeten Stämmen Israels zugehört, füge es zum Holzstück Judas hinzu und lasse sie zu einem einzigen Holz zusammenwachsen, so daß sie ein Ganzes bilden in meiner Hand. Die beiden Holzstücke, worauf du geschrieben, sollen in deiner Hand für sie sichtbar sein. Dann sprich zu ihnen: So spricht der Gebieter und Herr: Fürwahr, ich hole die Söhne Israels aus den Völkern heraus, zu denen sie ziehen mußten, und schare sie von überallher zusammen; ich bringe sie in ihre Heimat zurück. Ich mache sie zu einem einzigen Volk in meinem Lande und auf den Bergen Israels; ein einziger König soll über sie alle herrschen; sie sollen nicht mehr zwei Völker sein und sich künftig nicht mehr in zwei Königreiche spalten. Dann sollen sie sich nicht mehr mit ihren Götzen und ihren Scheusalen und all ihren Vergehungen verunreinigen. Ich mache sie frei von all ihren Treulosigkeiten, durch die sie sich versündigt haben, und reinige sie; sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Mein Knecht David soll als König über sie herrschen; nur einen einzigen Hirten werden sie insgesamt haben. Sie werden in meinen Vorschriften wandeln, meine Gebote beobachten und sie vollbringen. Sie werden dann in dem Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben, und wo ihre Väter gewohnt haben. Sie werden für dauernd darin wohnen, sie selbst, ihre Kinder und Kindeskinder. David, mein Knecht, wird ihr Fürst auf ewig sein. Ich schließe mit ihnen einen Heilsbund, ein immerwährender Bund mit ihnen soll es sein. Ich erweise mich gnädig an ihnen, mache sie zahlreich und stelle mein Heiligtum in ihrer Mitte für ewig auf. Meine Wohnstätte wird bei ihnen sein. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein. Dann erkennen die Heidenvölker, daß ich, der Herr, es bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum für ewig in ihrer Mitte steht." Das Wort des Herrn erging an mich: "Menschensohn, richte dein Antlitz wider Gog im Lande Magog, den Großfürsten von Meschech und Tubal, und tritt wider ihn als Prophet auf! Sprich: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich will gegen dich vorgehen, Gog, Großfürst von Meschech und Tubal! Ich locke dich heran und lege in deine Kinnbacken Haken; ich lasse dich und deinen ganzen Heerbann ausrücken, Streitrosse und Wagenkämpfer, alle voll ausgerüstet, ein gewaltiges Aufgebot mit langen und kurzen Schilden, lauter erfahrene Schwertkämpfer. Paras, Kusch und Put sind bei ihnen. Sie alle tragen Schild und Helm. Gomer und all seine Heerscharen, Bet-Togarma vom äußersten Norden und all seine Heerscharen, zahlreiche Völker ziehen mit dir. Halte dich in Bereitschaft und rüste dich, du und dein gesamtes Aufgebot, das sich bei dir einfand; du sollst Dienste für mich leisten! Nach langer Zeit wirst du aufgeboten, am Ende der Jahre wirst du über ein Land hereinbrechen, das, dem Schwert entronnen, zurückgekehrt ist und aus vielen Völkern gesammelt ward in das Bergland Israel, das gar lange verwüstet lag. Nun ist es aus den Völkern herausgeführt, und alle Leute wohnen in Sicherheit. Dann wirst du heraufziehen; wie ein Unwetter wirst du hereinbrechen; wie ein Gewölk, welches das Land bedeckt, wirst du sein, du, alle deine Heerscharen und zahlreiche Völker mit dir. So spricht der Gebieter und Herr: Zu jener Zeit werden in deinem Herzen Gedanken aufsteigen, und du wirst einen schlimmen Plan ersinnen. Du wirst sagen: "Ich ziehe wider ein offen daliegendes Land, überfalle friedliche Leute, die in Sicherheit wohnen; sie alle siedeln ja ohne Mauern, haben weder Riegel noch Tore. Beute machen will ich und Raub einbringen, meine Hand wider neubesiedelte Ruinen kehren und gegen ein Volk, das aus den Völkern zusammengeholt ist, das Herden und Habe erwirbt, das auf dem Nabel der Erde wohnt." Saba, Dedan und seine Kaufleute, Tarsis und all seine Händler sagen zu dir: "Kommst du, um Beute zu raffen? Botest du deine Massen auf, um Raub einzuholen, um Silber und Gold fortzuschleppen, Herden und Habe zu stehlen, gewaltige Beute zu machen?" Darum tritt als Prophet auf, Menschensohn, und rede zu Gog: So spricht der Gebieter und Herr: Wahrlich, du wirst dich zur Zeit, da mein Volk Israel in Sicherheit wohnt, in Bewegung setzen; du wirst von deinem Wohnsitz aus dem äußersten Norden herbeikommen, du und zahlreiche Völker mit dir, alle auf Rossen reitend, ein gewaltiges Aufgebot und eine zahlreiche Streitmacht. Dann wirst du gegen mein Volk Israel zu Felde ziehen wie Gewölk, um das Land zu bedecken. Am Ende der Tage wird es geschehen, da lasse ich dich gegen mein Land heranziehen, damit die Völker mich erkennen, wenn ich mich an dir, Gog, vor ihren Augen als heilig erweise. So spricht der Gebieter und Herr: Du bist es, von dem ich bereits in früheren Zeiten durch meine Knechte, die Propheten Israels, geredet habe. Diese haben in jenen Tagen [und Jahren] geweissagt, daß ich dich gegen sie ziehen lasse. An jenem Tage, wenn Gog über das Land Israel kommt" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "da wird mein Ingrimm in mir auflodern. In meiner Erregung, im Feuer meines Zornes, rede ich: Wahrlich, an jenem Tage wird ein großes Beben über das Land Israel kommen! Da erbeben vor mir die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels, die Tiere des Feldes, alles Gewürm, das auf dem Boden kriecht, und alle Menschen, die auf der Erde leben. Die Berge werden bersten und die Felsblöcke zusammenstürzen; jede Mauer wird zu Boden fallen. Ich rufe wider ihn jegliches Grauen" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "das Schwert eines jeden richtet sich gegen den eigenen Bruder. Dann gehe ich mit ihm durch Pest und Blut ins Gericht. Wolkenbrüche und Hagelsteine, Feuer und Schwefel lasse ich regnen auf ihn, auf seine Heerscharen und seine zahlreichen Hilfsvölker. So erweise ich mich als groß und heilig und tue mich kund vor den Augen vieler Völker. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin. Du aber, Menschensohn, tritt wider Gog als Prophet auf und sage: So spricht der Gebieter und Herr: Siehe, ich gehe gegen dich vor, Gog, Großfürst von Meschech und Tubal! Ich locke dich herbei und steuere dich; ich führe dich vom äußersten Norden herauf und bringe dich auf die Berge Israels. Dann schlage ich dir den Bogen aus deiner linken Hand und lasse die Pfeile deiner rechten Hand entgleiten. Auf den Bergen Israels wirst du fallen, du und all deine Heerscharen und Hilfsvölker die bei dir sind. Den Raubvögeln jeglichen Gefieders und den Tieren des Feldes überliefere ich dich zum Fraße. Auf freiem Gelände wirst du liegen bleiben; denn ich habe geredet" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Ich sende Feuer wider Magog und die in Sicherheit lebenden Inselbewohner. Dann werden sie erkennen, daß ich der Herr bin. Meinen heiligen Namen mache ich kund inmitten meines Volkes Israel; ich lasse meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen, damit die Völker erkennen, daß ich der Herr bin, heilig in Israel. Siehe, es kommt und trifft ein" - Spruch des Gebieters und Herrn -; "das ist der Tag, von dem ich sprach. Dann ziehen die Bewohner der Städte Israels hinaus, zünden an und verbrennen die Rüstungen, die kleinen und großen Schilde, die Bogen und Pfeile, Keulen und Lanzen. Sieben Jahre lang können sie damit heizen. Sie holen nicht mehr Holz vom Feld oder fällen es in den Wäldern; denn mit den Rüstungen unterhalten sie das Feuer. So plündern sie ihre Plünderer und berauben ihre Berauber" - Spruch des Gebieters und Herrn. "An jenem Tage bestimme ich für Gog einen mit Namen genannten Ort zur Grabstätte in Israel, nämlich das Wanderertal östlich vom (Toten) Meer. Es versperrt aber den Wanderern den Weg, und dort wird man den Gog und all sein Gepränge begraben. Daher wird es heißen "Tal des Gog-Gepränges". Das Haus Israel wird sie sieben Monate lang begraben, um das Land zu reinigen. Das gesamte Volk des Landes wird sie bestatten. Zum Ruhme wird ihnen der Tag gereichen, an dem ich mich verherrliche" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Eine ständige Mannschaft wird man abordnen, die im Lande umherzieht und jene begräbt, die über das Land hin noch liegengeblieben sind, um es zu reinigen; nach Ablauf von sieben Monaten sollen sie es durchforschen. Wenn die Umherziehenden das Land durchwandern, und es erblickt einer ein Menschengerippe, dann soll er daneben ein Steinmal errichten, bis es die Totengräber im "Tal des Gog-Gepränges" beerdigt haben. [Auch eine Stadt führt den Namen Hamona (Gepränge).] So reinigen sie das Land. Du aber, Menschensohn, so spricht der Gebieter und Herr, sprich zu den Vögeln jeglichen Gefieders und zu allen Tieren des Feldes: Schart euch zusammen und kommt herbei! Von überallher versammelt euch zu meinem Opfermahl, das ich für euch schlachte, ein großes Opfermahl auf den Bergen Israels! Freßt Fleisch und trinkt Blut! Das Fleisch von Helden sollt ihr fressen, und das Blut von Fürsten der Erde sollt ihr trinken; Widder, Lämmer, Böcke, Jungstiere und Mastvieh von Basan sind sie alle. Fett sollt ihr fressen bis zur Sättigung und Blut trinken bis zur Berauschung von meinem Opfermahl, das ich für euch schlachte. An meinem Tische sollt ihr euch sättigen an Rossen und Reitern, an Helden und Kriegsleuten aller Art" - Spruch des Gebieters und Herrn. "So verbreite ich meine Ehre unter den Völkern. Alle Völker werden mein Gericht schauen, das ich vollstrecke, und meine Hand, die ich an sie lege. Dann werden die vom Haus Israel erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, von jenem Tage an und künftighin. Auch die Völker sollen erkennen, daß das Haus Israel um seiner Verschuldung willen in die Verbannung mußte, weil sie mir treulos wurden, und daß ich mein Antlitz vor ihnen verbarg und sie in die Gewalt ihrer Bedränger gab, so daß sie insgesamt durch das Schwert fielen. Ihrer Unreinheit und ihrer Vergehen gemäß handelte ich an ihnen und verhüllte vor ihnen mein Antlitz." Darum spricht der Gebieter und Herr: "Nun will ich Jakobs Schicksal wenden, mich des gesamten Hauses Israel erbarmen und für meinen heiligen Namen mich ereifern. Vergessen sollen sie ihre Schmach und all ihre Untreue, womit sie mir die Treue brachen, wenn sie wieder in Sicherheit auf ihrer Scholle wohnen, ohne daß jemand sie aufschreckt! Wenn ich sie aus den Völkern und aus den Ländern ihrer Feinde sammle, dann will ich mich an ihnen vor den Augen zahlreicher Völker als heilig erweisen. Dann werden sie erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin, der sie zwar zu den Völkern in die Verbannung sandte, sie aber nun auf ihrer Heimatscholle wieder sammelt und keinen von ihnen dort zurückläßt. Mein Antlitz will ich nicht mehr vor ihnen verhüllen, da ich meinen Geist über das Haus Israel ausgieße" - Spruch des Gebieters und Herrn. Am zehnten Tag des ersten Monats im fünfundzwanzigsten Jahre unserer Verbannung, im vierzehnten Jahre nach der Eroberung der Stadt, an eben diesem Tage kam die Hand des Herrn über mich, und er brachte mich dorthin. In gottgewirkten Schauungen brachte er mich in das Land Israel und ließ mich auf einem sehr hohen Berge nieder. Auf diesem war mir gegenüber etwas wie eine Stadtanlage. Er führte mich dorthin, und siehe, da war ein Mann, der ein Aussehen wie von Erz hatte; er trug eine Leinenschnur und eine Meßrute in seiner Hand. Er hatte am Tor Aufstellung genommen. Der Mann sprach zu mir: "Menschensohn, schau mit deinen Augen und vernimm mit deinen Ohren! Richte deine Aufmerksamkeit auf alles, was ich dir zeigen will; denn damit man es dich sehen lasse, wurdest du hierhergebracht. Alles, was du schaust, melde dem Hause Israel!" Da war nun eine Mauer zu sehen, die von außen ringsum den Tempel umgab. In der Hand des Mannes befand sich eine Meßrute von sechs Ellen, die Elle zu einer (gewöhnlichen) Elle und einer Handbreite gerechnet. Er maß die Breite des Bauwerkes: eine Rute, und die Höhe: eine Rute. Dann trat er in das Tor, dessen Vorderseite nach Osten schaute, stieg sieben Stufen hinauf und maß die Schwelle des Tores ab: eine Rute in der Breite [, und die Schwelle: eine Rute in der Breite]. Dazu die Nische: eine Rute lang und eine Rute tief, den Pfeiler zwischen den Nischen: fünf Ellen, und die zweite Nische: eine Rute lang und eine Rute tief, und den Pfeiler: fünf Ellen, und die dritte Nische: eine Rute lang und eine Rute tief, und die Schwelle des Tores neben der Vorhalle des Tores auf der Innenseite: eine Rute. Dann maß er die Vorhalle des Tores [auf der inneren Seite: eine Rute. Er maß die Vorhalle des Tores]: acht Ellen, und ihre Pfeiler: zwei Ellen. Die Vorhalle des Tores aber lag einwärts gerichtet. Die Nischen des Tores lagen einander gegenüber: drei auf der einen und drei auf der anderen Seite; alle drei hatten das gleiche Maß. Auch die Pfeiler auf beiden Seiten hatten das gleiche Maß. Dann maß er die Breite des Toreingangs ab: zehn Ellen, und die Länge des Tores: dreizehn Ellen. Vor den Nischen befand sich eine Einfriedung, je eine Elle breit auf der einen wie auf der anderen Seite; die Nische aber maß sechs Ellen auf der einen und sechs Ellen auf der anderen Seite. Dann maß er das Tor vom Flachdach der Nische bis zum gegenüberliegenden Flachdach. Die Breite betrug fünfundzwanzig Ellen von einem Eingang zum anderen. Dann maß er die Vorhalle ab: zwanzig Ellen. An die Vorhalle stieß ringsum der Vorhof. Von der Vorderseite des Toreinganges bis zur inneren Vorderseite der Vorhalle des Tores waren es fünfzig Ellen. Das Tor hatte ringsum Gitterfenster an den Nischen und an ihren Pfeilern nach innen zu; ebenso hatte die Vorhalle ringsum Fenster nach innen zu, und an den Pfeilern waren Palmverzierungen auf beiden Seiten. Dann führte er mich in den äußeren Vorhof, und siehe, da waren Zellen und ein Steinpflaster auf dem Vorhof ringsum; auf dem Steinpflaster standen dreißig Zellen. Das Pflaster befand sich seitlich der Tore und stimmte mit der Länge der Tore überein. Das war das untere Steinpflaster. Dann maß er die Breite des Vorhofes von der vorderen Seite des unteren Tores bis zur vorderen Seite des inneren Tores nach auswärts: hundert Ellen. Dann brachte er mich nach Norden. Und siehe, da war ein Tor, dessen vordere Seite in nördlicher Richtung zum äußeren Vorhofe lag. Er maß seine Länge und seine Breite. Seine Nischen, drei auf der einen und drei auf der anderen Seite, seine Pfeiler und seine Vorhalle maßen genauso viel wie das ersterwähnte Tor: fünfzig Ellen in der Länge und fünfundzwanzig Ellen in der Breite. Seine Fenster, seine Vorhalle und seine Palmverzierungen hatten dasselbe Maß wie bei dem Tor, dessen Vorderseite nach Osten schaute. Auf sieben Stufen stieg man zu ihm hinauf; seine Vorhalle aber lag nach innen zu. Auch das Tor zum inneren Vorhof gegenüber dem Nordhof sah wie das Osttor aus. Der Mann maß von einem Tor zum anderen hundert Ellen. Er führte mich sodann in südliche Richtung, und siehe, da war ein nach Süden gerichtetes Tor. Er maß seine Nischen, seine Pfeiler und seine Vorhalle; es waren dieselben Maße. Es hatte ringsherum Fenster, wie auch seine Vorhalle, gleich den oben genannten Fenstern, fünfzig Ellen betrug die Länge und fünfundzwanzig Ellen die Breite. Auf sieben Stufen stieg man zu ihm hinauf, und seine Vorhalle lag nach innen zu, ebenso hatte es Palmverzierungen, eine auf der einen und eine auf der anderen Seite der Pfeiler. Auch das Tor zum inneren Vorhof schaute in südlicher Richtung. Er maß von einem Tor zum anderen in südlicher Richtung hundert Ellen. Dann brachte er mich zu dem inneren Vorhof durch das südliche Tor. Er maß das Südtor; es hatte dieselben Maße. Seine Nischen, seine Pfeiler und seine Vorhalle hatten die gleichen Maße. Es hatte Fenster ringsum, wie auch seine Vorhalle; fünfzig Ellen betrug die Länge und fünfundzwanzig Ellen die Breite. [Die Vorhallen ringsum: fünfundzwanzig Ellen lang und fünf Ellen breit.] Seine Vorhalle aber lag in der Richtung des äußeren Vorhofes. Palmverzierungen waren an seinen Pfeilern; sein Aufgang bestand aus acht Stufen. Dann brachte er mich zu dem Tor, das in östlicher Richtung lag. Er maß das Tor: es hatte dieselben Maße. Auch seine Nischen, seine Pfeiler und seine Vorhalle hatten dieselben Maße. Es hatte ringsum Fenster, wie auch seine Vorhalle; die Länge war fünfzig Ellen und die Breite fünfundzwanzig Ellen. Seine Vorhalle aber lag in der Richtung des äußeren Vorhofes. Palmverzierungen waren an seinen Pfeilern auf beiden Seiten; sein Aufgang bestand aus acht Stufen. Dann brachte er mich zu dem nördlichen Tor. Er maß es, und es hatte dieselben Maße. Auch seine Nischen, seine Pfeiler und seine Vorhalle hatten die gleichen Maße. Es hatte ringsum Fenster, wie auch seine Vorhalle; die Länge betrug fünfzig Ellen und die Breite fünfundzwanzig Ellen. Seine Vorhalle lag in Richtung des äußeren Vorhofes. Palmverzierungen waren an seinen Pfeilern auf beiden Seiten; sein Aufgang bestand aus acht Stufen. Auch eine Zelle war vorhanden, deren Zugang an den Torpfeilern lag; dort spült man das Brandopfer ab. In der Vorhalle des Tores waren zwei Tische auf der einen und zwei Tische auf der anderen Seite; hier sollen Brandopfer, Sündopfer und Schuldopfer geschlachtet werden. An der äußeren Seitenwand, für den, der zum Toreingang hinaufstieg, nördlich gelegen, waren zwei Tische. An der anderen Außenwand der Vorhalle des Tores gab es gleichfalls zwei Tische, also vier Tische auf der einen und vier Tische auf der anderen Seite neben dem Tor, zusammen acht Tische, auf denen man das Schlachtopfer herrichtet. Die vier Tische für das Brandopfer waren Quadersteine, eineinhalb Ellen lang, eineinhalb Ellen breit und eine Elle hoch; darauf legt man die Geräte zum Schlachten der Brand- und Schlachtopfer. Auch war ein Rand von einer Handbreite nach innen zu ringsum angebracht; über den Tischen war ein Überdach, welches das Opferfleisch vor Regen und Hitze schützen sollte. Dann führte er mich in den inneren Vorhof, und siehe, da waren zwei Zellen im inneren Vorhof, eine an der Seitenwand des Nordtores, dessen Vorderseite nach Süden wies, und die andere an der Seitenwand des Südtores, dessen Vorderseite nach Norden wies. Er sprach zu mir: "Diese Zelle, deren Vorderseite nach Süden gerichtet ist, dient den Priestern, denen der Tempeldienst obliegt. Die andere Zelle, deren Vorderseite nach Norden gerichtet ist, dient den Priestern, denen der Altardienst zukommt. Es handelt sich um die Söhne Zadoks, die unter den Söhnen Levis sich dem Herrn nahen dürfen, um ihm Dienste zu leisten." Er maß den Vorhof: hundert Ellen lang und hundert Ellen breit - ein Quadrat. Der Brandopferaltar aber stand vor dem Tempel. Dann brachte er mich zur Vorhalle des Tempels und maß die Pfeiler: fünf Ellen auf der einen und fünf Ellen auf der anderen Seite; die Breite des Tores war vierzehn Ellen und die der Seitenwände des Tores drei Ellen auf der einen und drei Ellen auf der anderen Seite. Die Vorhalle war zwanzig Ellen lang und zwölf Ellen breit; auf zehn Stufen stieg man zu ihr hinauf. Auch Säulen waren an den Pfeilern, je eine auf beiden Seiten. Dann führte er mich zur Tempelhalle und maß die Pfeiler: sechs Ellen breit auf der einen und sechs Ellen breit auf der anderen Seite. Die Breite des Eingangs betrug zehn Ellen, und die der Seitenwände des Eingangs fünf Ellen auf der einen und fünf Ellen auf der anderen Seite. Er maß ihre Länge: vierzig Ellen, und die Breite: zwanzig Ellen. Dann trat er in das Innerste ein und maß den Pfeiler des Eingangs: zwei Ellen, und die Breite des Eingangs: sechs Ellen, und die Seitenwände desselben: je sieben Ellen. Er maß seine Länge: zwanzig Ellen, und seine Breite: zwanzig Ellen gegen die Tempelhalle zu. Er erklärte mir: "Das ist das Allerheiligste." Dann maß er die Mauer des Tempels mit sechs Ellen und die Breite des Anbaues mit vier Ellen rings um das Tempelhaus herum. Die Seitenräume aber, Seitenraum an Seitenraum, beliefen sich auf dreißig in drei Stockwerken, und Absätze waren in der Mauer des Tempels für die Seitenräume ringsum, die als Träger dienten, so daß sie nicht in die Mauer des Tempels eingriffen. Die Seitenräume wurden nach oben hin immer weiter, entsprechend der Erweiterung der Mauer nach oben zu rings um den Tempel. Darum nahm die Weite gegen den Tempel nach oben hin zu. Von dem unteren Stockwerk stieg man hinauf zu dem mittleren und von dem mittleren zu dem obersten. Ich sah rings um den Tempel ein erhöhtes Pflaster. Die Fundamente der Seitenräume machten eine volle Rute aus, sechs Ellen, die sich verjüngten. Die Dicke der Außenmauer der Seitenräume betrug fünf Ellen; ein freier Platz war zwischen den Seitenräumen des Tempels und zwischen den Zellen in einer Breite von zwanzig Ellen rings um den Tempel herum. Die Türen des Anbaus führten auf den freien Platz, eine Türe nach Norden und eine andere nach Süden zu. Die Breite des freien Platzes war fünf Ellen ringsum. Das Gebäude, das vor dem eingefriedeten Platz an der Westseite lag, hatte eine Breite von siebzig Ellen, die Mauer des Baues hatte eine Dicke von fünf Ellen ringsum, und seine Länge betrug neunzig Ellen. Dann maß er das Tempelhaus; es war hundert Ellen lang. Der eingefriedete Platz und der Bau zusammen mit seinen Mauern waren hundert Ellen lang. Die Breite der vorderen Seite des Tempelhauses und des eingefriedeten Platzes gegen Osten betrug hundert Ellen. 15a Sodann maß er die Länge des Geländes vor dem eingefriedeten Platz, auf dessen Rückseite, samt den Galerien auf beiden Seiten: hundert Ellen. Die Tempelhalle, das Innerste und seine äußere Vorhalle waren getäfelt, die vergitterten Fenster und die Galerien in ihrer Dreiheit ringsum gegenüber der Schwelle waren gänzlich mit Holz verschalt. Vom Boden bis zu den Fenstern und an den Fenstern befanden sich Verkleidungen. Über dem Eingang bis zum Innersten des Tempels, ebenso draußen und an allen Wänden rundum, innen und außen waren die Maße gekennzeichnet. Ferner waren Kerubim und Palmverzierungen angebracht, je eine Palme zwischen den Kerubim. Zwei Gesichter hatte jeder Kerub, ein Menschengesicht zur Palmverzierung der einen Seite und ein Löwengesicht zur Palmverzierung der anderen Seite. So war es ringsum am ganzen Tempel angelegt. Vom Boden bis über den Eingang waren die Kerubim und die Palmen an der Tempelwand angebracht. Die Türeinfassung der Tempelhalle war vierfach. Vor dem Allerheiligsten war etwas, was die Gestalt eines hölzernen Altares hatte von drei Ellen Höhe, zwei Ellen Länge und zwei Ellen Breite. Seine Ecken, sein Sockel und seine Wände waren aus Holz. Mein Begleiter sprach zu mir: "Das ist der Tisch, der vor dem Herrn steht." Die Tempelhalle und auch das Allerheiligste hatten je zwei Türflügel. Jeder Türflügel hatte zwei drehbare Türblätter, zwei hatte der eine Türflügel und zwei der andere Türflügel. Auf diesen [auf den Türflügeln der Tempelhalle] waren Kerubim und Palmverzierungen angebracht, wie sie auch an den Wänden angebracht waren. Ein Schutzdach aus Holz befand sich außen vor der Vorhalle. Vergitterte Fenster und Palmen waren beiderseits an den Seitenwänden der Vorhalle, an den Seitenräumen des Tempels und den Schutzdächern. Alsdann führte er mich zum inneren Vorhof hinaus in nördliche Richtung und brachte mich zum Zellenbau, der vor dem eingefriedeten Platz und vor dem Hinterbau nach Norden zu lag. An der Vorderseite betrug die Länge hundert Ellen an der Nordseite, und die Breite fünfzig Ellen. Gegenüber den zwanzig Ellen im inneren Vorhof und gegenüber dem Steinpflaster im äußeren Vorhof lagen sie, Galerie an Galerie, in drei Stockwerken. Vor den Zellen führte ein Gang zehn Ellen breit und hundert Ellen lang in das Innere. Ihre Türen lagen gegen Norden. Die oberen Zellen waren verkürzt; denn die Galerien nahmen ihnen Raum weg im Vergleich mit den unteren und mittleren Stockwerken des Gebäudes. Sie waren je dreistöckig, aber sie hatten keine Säulen entsprechend den Säulen auf dem äußeren Vorhof. Darum verjüngten sie sich im Vergleich mit den unteren und mittleren Stockwerken vom Boden her. Eine Grenzmauer lief an der Außenseite parallel zu den Zellen in Richtung nach dem äußeren Vorhof; soweit sie den Zellen entlang lief, betrug ihre Länge fünfzig Ellen. Denn die Länge der Zellen, die beim äußeren Vorhof lagen, betrug fünfzig Ellen und die der Zellen vor der Tempelhalle hundert Ellen. Unterhalb jener Zellen war ein Zugang aus östlicher Richtung, wenn man zu ihnen vom äußeren Vorhof her kam. In der Breite der Vorhofmauer nach Süden hin gegenüber dem umfriedeten Platz und gegenüber dem Anbau waren ebenfalls Zellen. Ein Gang war ihnen vorgelagert. Sie sahen aus wie die Zellen, die in nördlicher Richtung lagen, sowohl ihrer Länge als auch ihrer Breite nach, all ihren Ausgängen, ihren Anlagen und ihren Türen nach. Unterhalb der Zellen, die in südlicher Richtung lagen, war ein Eingang am Anfang der Vorhofmauer vor dem umfriedeten Platz und dem Anbau, wenn man nach Osten zu eintrat. Er erklärte mir: "Die Zellen im Norden und die Zellen im Süden, die gegenüber dem umfriedeten Platz liegen, das sind die heiligen Zellen, wo die Priester, die sich dem Herrn nahen dürfen, das Hochheilige verzehren sollen. Dorthin sollen sie das Hochheilige, das Speise-, Sünd- und das Schlachtopfer bringen; denn der Ort ist heilig. Wenn die Priester hereinkommen, so dürfen sie nicht gleich vom Heiligtum in den äußeren Vorhof hinausgehen. Vielmehr sollen sie dort ihre Gewänder niederlegen, in denen sie den Gottesdienst verrichten; denn heilig sind sie. Sie sollen andere Kleider anziehen und sich erst dann auf den Platz begeben, der für das Volk bestimmt ist." Als er die Vermessung des inneren Tempelgebäudes beendet hatte, führte er mich hinaus in Richtung des Tores, dessen Vorderseite nach Osten schaute, und maß das Ganze von allen Seiten ab. Er maß die östliche Seite mit der Meßrute; es ergab mit der Meßrute fünfhundert Ellen. Dann wandte er sich und maß die nördliche Seite; sie betrug fünfhundert Ellen mit der Meßrute. Dann wandte er sich nach der Südseite und maß fünfhundert Ellen mit der Meßrute. Dann wandte er sich nach der Westseite und maß fünfhundert Ellen mit der Meßrute. An den vier Seiten nahm er die Vermessung vor. Rundherum war eine Mauer fünfhundert Ellen lang und fünfhundert Ellen breit, um zwischen dem Heiligen und dem Nichtheiligen zu scheiden. Dann führte er mich zu dem Tor, das in östlicher Richtung lag. Und siehe da, die Herrlichkeit des Gottes Israels kam von Osten her. Es rauschte gleich dem Rauschen gewaltiger Wasser. Die Erde erstrahlte von seiner Herrlichkeit. Die Erscheinung, die ich zu schauen bekam, glich der Erscheinung, die ich schaute, als er kam, die Stadt zu vernichten. Auch der Anblick des Gefährts glich der Erscheinung, die ich am Flusse Kebar geschaut hatte. Ich fiel auf mein Angesicht nieder. Die Herrlichkeit des Herrn zog in den Tempel ein durch das Tor, dessen Vorderseite nach Osten schaute. Ein Geisthauch hob mich in die Höhe und brachte mich in den inneren Vorhof, und siehe, der Tempel war angefüllt mit der Herrlichkeit des Herrn. Ich vernahm, wie einer vom Tempel her zu mir redete, während der Mann neben mir stand. Er sagte zu mir: "Menschensohn, siehst du die Stätte meines Thrones und die Stätte meiner Fußsohlen, an der ich für immer inmitten der Söhne Israels wohnen will? Die vom Hause Israel sollen nicht mehr meinen heiligen Namen beflecken, weder sie selbst noch ihre Könige, durch ihre Unzucht und durch die Leichen ihrer Könige bei deren Tod. Sie haben nämlich ihre Schwelle an meine Schwelle und ihren Pfosten neben meinen Pfosten gesetzt, so daß zwischen mir und ihnen nur eine Wand war. So befleckten sie meinen heiligen Namen durch ihre Greuel, die sie verübten; ich aber vertilgte sie in meinem Zorn. Jetzt aber sollen sie ihre Unzucht und die Leichen ihrer Könige von mir entfernen, so daß ich für immer in ihrer Mitte wohnen kann. Du aber, Menschensohn, beschreibe dem Haus Israel den Tempel - mögen sie sich ob ihrer Sünden schämen! -, seine Maße und seinen Entwurf! Wenn sie sich all dessen schämen, was sie verübt haben, dann zeichne den Tempel und seine Einrichtungen, seine Ausgänge, seine Zugänge und seinen ganzen Plan! All seine Satzungen, seinen ganzen Plan und all seine Gesetze verkünde ihnen und schreibe sie in ihrer Gegenwart auf, damit sie seinen ganzen Plan und all seine Satzungen beobachten und nach ihnen handeln. Dies aber ist das Tempelgesetz: Auf dem Bergesgipfel soll sein gesamter Bezirk ringsum hochheilig sein! Siehe, dies ist das Tempelgesetz!" Das sind die Maße des Altares, in Ellen ausgedrückt, die Elle zu einer (gewöhnlichen) Elle und einer Handbreite gerechnet. Sein Sockel war eine Elle hoch und eine Elle breit, seine Randleiste ringsum eine Spanne hoch. Folgendes war die Höhe des Altares: Vom Sockel am Boden bis zu der unteren Einfassung waren es zwei Ellen Höhe und eine Elle Breite, von dieser kleinen Einfassung bis zur großen waren es vier Ellen Höhe und eine Elle Breite. Der Opferherd war vier Ellen hoch; vom Opferherd ragten vier Hörner in die Höhe. Der Opferherd hatte eine Länge von zwölf Ellen und eine Breite von zwölf Ellen; er war also nach seinen vier Seiten hin quadratisch. Die große Einfassung war vierzehn Ellen lang bei einer Breite von vierzehn Ellen an den vier Seiten; die Randleiste ringsum war eine halbe Elle breit. Der Sockel an ihr maß eine Elle ringsum. Seine Stufen schauten nach Osten. Dann sprach er zu mir: "Menschensohn, so spricht der Gebieter und Herr: Das sind die Satzungen bezüglich des Altares am Tag seiner Fertigstellung, um auf ihm Brandopfer darzubringen und Blut zu sprengen: Gib den levitischen Priestern, die aus dem Geschlecht Zadoks stammen und sich mir nahen dürfen" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "um mir Dienste zu leisten, einen Jungstier als Sündopfer! Nimm von seinem Blute und streiche es an die vier Altarhörner, an die vier Ecken der Einfassung und an die Randleiste ringsherum; so entsündige ihn und schaffe ihm Sühne! Alsdann nimm den für das Sündopfer bestimmten Jungstier und verbrenne ihn auf dem vorgeschriebenen Platz beim Tempel außerhalb des Heiligtums! Am Tage darauf sollst du einen fehlerlosen Ziegenbock als Sündopfer darbringen; die Priester sollen den Altar entsündigen, wie sie ihn mit dem Jungstier entsündigt haben. Hast du dann die Entsündigung durchgeführt, so bringe einen fehlerlosen Jungstier und einen fehlerlosen Widder aus der Kleinviehherde dar! Diese Tiere bringe vor das Antlitz des Herrn; die Priester sollen Salz darauf streuen und sie als Brandopfer für den Herrn darbringen! Sieben Tage hintereinander sollst du täglich einen Bock als Sündopfer zurichten; ebenso soll man einen Jungstier und einen Widder aus der Kleinviehherde, beide in fehlerlosem Zustand, herrichten! Sieben Tage hindurch soll man den Altar entsühnen, ihn reinigen und einweihen! Wenn sie diese Tage beendet haben, dann sollen die Priester am achten Tage und in der Folgezeit auf dem Altar eure Brandopfer und eure Friedopfer zurichten; ich aber will euch gnädig annehmen" - Spruch des Gebieters und Herrn. Dann brachte er mich zurück in Richtung nach dem äußeren Tor des Heiligtums, das nach Osten schaute; es war aber verschlossen. Der Herr sprach zu mir: "Dieses Tor bleibe verschlossen; es darf nicht aufgetan werden, und niemand darf durch dasselbe hineintreten; denn der Herr, der Gott Israels, ist hier eingezogen; darum bleibe es verriegelt. Nur der Fürst darf darin verweilen, um vor dem Antlitz des Herrn das Opfermahl zu verzehren; durch die Vorhalle des Tores trete er ein, und auf demselben Weg gehe er wieder hinaus." Dann brachte er mich in der Richtung nach dem Nordtor zur Vorderseite des Tempels; ich blickte auf, und siehe die Herrlichkeit des Herrn erfüllte den Tempel des Herrn. Da sank ich auf mein Angesicht nieder. Der Herr sprach zu mir: "Menschensohn, beachte sorgfältig, schau mit deinen Augen und vernimm mit deinen Ohren alles, was ich dir über sämtliche Satzungen des Tempels des Herrn und über all seine Bestimmungen mitzuteilen habe! Habe acht auf alle, die in den Tempel hineingehen dürfen, und auf alle, die aus dem Heiligtum hinausgeschafft werden müssen! Sage dem Haus der Widerspenstigkeit, dem Haus Israel: So spricht der Gebieter und Herr: Mehr als genug sei es euch mit all euren Greueltaten, Haus Israel! Fremdstämmige, unbeschnitten an Herz und Leib, habt ihr eintreten und in meinem Heiligtum sich aufhalten lassen, um meinen Tempel zu entweihen, während ihr meine Speise, Fett und Blut, darbrachtet. So habt ihr meinen Bund durch all eure Greueltaten gebrochen. Die Dienstobliegenheiten an meinem Heiligtum habt ihr nicht vollzogen, sondern jene zur Dienstleistung in meinem Heiligtum eingesetzt. Darum spricht der Gebieter und Herr: Kein Fremdstämmiger von allen Fremdlingen, die inmitten der Söhne Israels wohnen, unbeschnitten an Herz und Leib, darf mein Heiligtum betreten. Vielmehr sollen die Leviten, die sich von mir entfernten, als Israel in die Irre ging, als sie nämlich von mir weg ihren Götzen nachirrten, - sie sollen ihre Verschuldung tragen! Sie sollen in meinem Heiligtum des Dienstes walten als Wächter an den Tempeltoren und als Bedienstete des Tempels. Sie sollen die Brandopfer und Schlachtopfer für das Volk schlachten und ihnen als Diener zur Verfügung stehen. Weil sie ihnen vor ihren Götzen dienten und so dem Hause Israel zum Anstoß der Verschuldung wurden, darum erhob ich meine Hand wider sie" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "sie sollen ihre Verschuldung tragen! Sie dürfen sich mir nicht nahen, um mir Priesterdienste zu leisten und sich all meinen heiligen Dingen, den hochheiligen, zu nahen, sondern sie sollen ihre Schmach tragen ob ihrer Greueltaten, die sie verübten. Ich bestimme sie zu Wächtern des Tempeldienstes mit seinem ganzen Betrieb und mit allem, was es darin zu tun gibt. Die levitischen Priester aber, die Nachkommen Zadoks, die den Dienst in meinem Heiligtum besorgten, als die Söhne Israels von mir abirrten, sie sind es, die mir nahen dürfen, um mir zu dienen. Sie sollen vor mein Antlitz treten, um mir Fett und Blut darzubringen" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Sie sind es, die mein Heiligtum betreten und in die Nähe meines Tisches kommen dürfen, um mir zu dienen; sie sollen meinen Dienst versehen. Sobald sie in die Tore des inneren Vorhofes eintreten, sollen sie sich mit Leinengewändern bekleiden. Sie sollen kein wollenes Gewand tragen, wenn sie in den Toren des inneren Vorhofes und im Tempel Dienste verrichten. Kopfbunde aus Leinen sollen sie auf ihrem Haupte tragen und linnene Beinkleider um ihre Hüften; sie sollen sich nicht in schweißtreibende Kleider hüllen. Gehen sie aber in den äußeren Vorhof zum Volke hinaus, so sollen sie ihre Gewänder, in denen sie ihren Dienst verrichteten, ausziehen, sie in den Zellen des Heiligtums hinlegen und sich mit anderen Gewändern bekleiden, weil sie sonst auf das Volk durch ihre Gewänder Weihe übertragen würden. Ihr Haupt dürfen sie nicht kahlscheren; aber sie sollen das Haar auch nicht frei herabhängen lassen, sondern ihr Haupthaar ordentlich stutzen. Kein Priester darf Wein trinken, wenn er den inneren Vorhof betreten will. Eine Witwe oder eine Geschiedene dürfen sie nicht heiraten, sondern nur Jungfrauen aus der Nachkommenschaft des Hauses Israel; eine Witwe jedoch, welche die Witwe von einem Priester ist, dürfen sie heiraten. Mein Volk sollen sie über den Unterschied zwischen Heilig und Nichtheilig belehren und auch über den Unterschied zwischen Unrein und Rein aufklären. Bei Streitsachen sollen sie den richterlichen Vorsitz führen; nach meinen Rechtssatzungen sollen sie den Streitfall entscheiden. Meine Gesetze und Vorschriften sollen sie an allen Festtagen beobachten, und meine Sabbate sollen sie heilighalten. Zu einem Verstorbenen dürfen sie nicht herantreten, weil sie sich sonst verunreinigen würden; nur beim Tod von Vater und Mutter, von Söhnen und Töchtern, von Brüdern und solchen Schwestern, die noch keinem Manne gehörten, dürfen sie sich verunreinigen. Ist ein solcher wieder rein geworden, so soll man ihm noch weitere sieben Tage hinzuzählen. Am Tage, an dem er den inneren Vorhof betritt, um im Heiligtum Dienst zu tun, soll er sein Sündopfer darbringen" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Einen Erbbesitz dürfen sie nicht haben, denn ihr Erbbesitz bin ich. Auch sollt ihr ihnen kein Eigentum zuteilen in Israel, denn ihr Eigentum bin ich. Das Speise-, Sünd- und Schuldopfer sollen sie essen; alles, was in Israel dem Bann verfallen ist, gehöre ihnen! Das Vorzüglichste von allen Erstlingen jeder Art und alle Weihegaben jeder Art von all euren Weihegaben sollen den Priestern gehören. Und das Beste von eurem Brotteig sollt ihr dem Priester geben, um Segen auf eure Häuser herabzuziehen. Nichts Verendetes oder Zerrissenes, sei es von Vögeln oder Vieh dürfen die Priester genießen. Wenn ihr das Land zum erblichen Besitz verlost, dann erhebt eine Abgabe für den Herrn, ein heiliges Landopfer von 25.000 Ellen Länge und 20.000 Ellen Breite! Dieses soll in seinem ganzen Umfang heilig sein. Davon entfalle für das Heiligtum ein Quadrat von 500 zu 500 Ellen an Umfang, ferner fünfzig Ellen als unbestelltes Land um es herum. Von jenem abgemessenen Bezirk meßt ein Gebiet heraus von 25.000 Ellen Länge und 10.000 Ellen Breite; darauf stehe das Heiligtum, das Hochheilige. Dies ist das heilige Landopfer. Es sei Eigentum der Priester, die am Heiligtum Dienst verrichten und sich nahen, um dem Herrn zu dienen. Es diene ihnen als Platz für die Häuser und als Trift für das Vieh. 25 000 Ellen Länge und 10.000 Ellen Breite sollen den Leviten gehören, die im Tempelhaus Dienst tun; es soll ihr Eigentum sein mit Gehöften zum Wohnen. Als Eigentum der Stadt bestimmt ein Gebiet von 5.000 Ellen Breite und 25.000 Ellen Länge, so lang also wie die heilige Abgabe; es gehöre dem gesamten Hause Israel. Für den Fürsten aber bestimmt beiderseits der heiligen Abgabe und des Besitztums der Stadt entlang der heiligen Abgabe und entlang dem Eigentum der Stadt einen Landstrich auf der Westseite westlich und auf der Ostseite östlich; die Länge entspreche den einzelnen Stammesanteilen von der westlichen bis zur östlichen Grenze des Landes. Dies gehöre ihm als Besitztum in Israel, damit meine Fürsten mein Volk fortan nicht mehr bedrücken, sondern das Land dem Hause Israel gemäß seinen Stämmen überlassen." So spricht der Gebieter und Herr: "Laßt es euch genug sein, ihr Fürsten Israels! Enthaltet euch der Gewalttat und Unterdrückung, übt Recht und Gerechtigkeit! Verschont mein Volk mit euren Enteignungen" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Genaue Waage, richtiges Epha und richtiges Bat sollt ihr haben. Das Epha und das Bat sollen einheitliche Größe haben; das Bat soll den zehnten Teil eines Chomer fassen und das Epha ebenfalls den zehnten Teil eines Chomer. Auf den Chomer soll man sie abstimmen. Der Sekel betrage zwanzig Gera; fünf Sekel sollen fünf, zehn Sekel sollen zehn sein, fünfzig Sekel bilden bei euch die Mine. Das ist die Abgabe, die ihr erheben sollt: ein Sechstel Epha vom Chomer Weizen und ein Sechstel Epha vom Chomer Gerste. Das festgesetzte Maß für das Öl: ein Zehntel Bat vom Kor; zehn Bat betragen ein Kor. Ferner werde ein Schaf von der Herde, eines aus je zweihundert Stück, von den Geschlechtern Israels abgegeben für die Speise-, Brand- und Friedopfer, um euch Sühne zu verschaffen" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Die gesamte Bürgerschaft entrichte diese Abgabe dem Fürsten in Israel. Dem Fürsten aber sollen die Brand-, Speise- und Trankopfer an den Feiertagen, den Neumonden, den Sabbaten und bei allen Festversammlungen des Hauses Israel obliegen. Er soll das Sünd- und das Speiseopfer, das Brand- und das Friedopfer liefern, um dem Hause Israel Sühne zu verschaffen." So spricht der Gebieter und Herr: "Am ersten Tag des ersten Monats sollst du einen fehlerlosen Jungstier nehmen und das Heiligtum entsündigen! Der Priester nehme vom Blute des Sündopfers und streiche es an die Pfosten des Tempels, an die vier Ecken der Altareinfassung und an die Pfosten des Tores zum inneren Vorhof. Ebenso soll es gemacht werden am ersten Tag des siebten Monats für jene, die aus Irrtum oder Unwissenheit sich verfehlt haben. So sollt ihr dem Tempel Sühne verschaffen. Am vierzehnten Tag des ersten Monats sollt ihr das Paschafest halten; sieben Tage lang genieße man ungesäuerte Brote. Der Fürst stelle an diesem Tag für seine eigene Person und für die gesamte Bürgerschaft einen Jungstier als Sündopfer bereit. An den sieben Festtagen stelle er als Brandopfer täglich, sieben Tage lang, sieben Jungstiere und sieben Widder, fehlerlose Tiere, bereit und als Sündopfer täglich einen Ziegenbock. Als Speiseopfer liefere er je ein Epha auf jeden Jungstier und je ein Epha auf jeden Widder, dazu je ein Hin Öl auf jedes Epha. Am 15. Tage des siebten Monats, am Hochfest, liefere er sieben Tage lang ebensoviel an Sünd-, Brand- und Speiseopfern sowie an Öl." So spricht der Gebieter und Herr: "Das Tor des inneren Vorhofs, das nach Osten gerichtet ist, bleibe an den sechs Werktagen geschlossen. Am Sabbat aber werde es aufgetan, desgleichen werde es am Neumondtage geöffnet. Der Fürst soll durch die Vorhalle des Tores von außen eintreten und am Pfosten des Tores stehenbleiben. Dann sollen die Priester sein Brand- und sein Friedopfer darbringen. Er selbst soll sich auf der Schwelle des Tores zur Anbetung niederwerfen und dann hinausgehen. Das Tor aber soll bis zum Abend nicht geschlossen werden. Auch die Bürger des Landes sollen sich am Eingang dieses Tores an den Sabbaten und Neumonden vor dem Herrn zur Anbetung niederwerfen. Das Brandopfer, das der Fürst dem Herrn darbringen läßt, bestehe am Sabbat aus sechs fehlerlosen Lämmern und einem fehlerlosen Widder. Dazu kommt als Speiseopfer ein Epha auf den Widder, ferner als Speiseopfer auf die Lämmer, soviel er zur Hand hat, und endlich ein Hin Öl auf das Epha. Am Neumondtage seien es ein fehlerloser Jungstier und sechs Lämmer sowie ein fehlerloser Widder. Ein Epha auf den Jungstier und ein Epha auf den Widder liefere er als Speiseopfer, und auf die Lämmer, soviel er zur Hand hat, ferner ein Hin Öl auf das Epha. Will der Fürst eintreten, dann komme er durch die Vorhalle des (inneren) Tores und gehe auf dem gleichen Wege wieder hinaus. Kommen die Bürger des Landes an den Festtagen vor den Herrn, dann soll der, welcher durch das (äußere) Nordtor zur Anbetung eintrat, durch das Südtor hinausgehen; wer aber durch das Südtor eintrat, gehe durch das Nordtor hinaus Niemand kehre durch das Tor, durch das er eintrat, wieder zurück, sondern er gehe durch das jeweils gegenüberliegende Tor hinaus. Der Fürst weile in ihrer Mitte; wenn sie eintreten, so trete auch er ein, wenn sie hinausgehen, so gehe auch er hinaus. An den Fest- und Feiertagen betrage das Speiseopfer ein Epha auf den Jungstier und ein Epha auf den Widder, auf die Lämmer aber, soviel er zur Hand hat, ferner ein Hin Öl auf das Epha. Richtet der Fürst ein freiwilliges Opfer zu, ein Brand- oder Friedopfer als freiwillige Gabe für den Herrn, dann öffne man ihm das Tor, das nach Osten schaut. Er richte sein Brand- und sein Friedopfer so zu, wie er es am Sabbat zu tun pflegt. Dann gehe er hinaus, und man schließe das Tor, sobald er hinausgegangen ist. Täglich sollst du dem Herrn ein einjähriges, fehlerloses Lamm als Brandopfer herrichten, und zwar sollst du es jeden Morgen tun. Als Speiseopfer sollst du dazu Morgen für Morgen den sechsten Teil eines Epha und den dritten Teil eines Hin Öl herrichten, um das Mehl zu besprengen zum Speiseopfer für den Herrn. Das ist die Vorschrift für das ständige Brandopfer. So soll man das Lamm, das Speiseopfer und das Öl Morgen für Morgen als ständiges Brandopfer herrichten." So spricht der Gebieter und Herr: "Wenn der Fürst einem seiner Söhne etwas von seinem Erbeigentum schenken will, so gehöre dies seinen Söhnen; es gehe in ihren erblichen Besitz über. Will er aber etwas von seinem erblichen Besitz einem seiner Diener zum Geschenk machen, so gehöre es diesem bis zum Erlaßjahre; dann falle es wieder an den Fürsten zurück. Nur seinen Söhnen soll ihr Besitztum verbleiben. Der Fürst darf auch nichts vom Erbbesitz des Volkes wegnehmen, indem er seine Bürger gewaltsam aus ihrem Eigentum verdrängt. Nur von seinem Privateigentum darf er seinen Söhnen Erbbesitz zukommen lassen, damit niemand von meinem Volke aus seinem Erbbesitz vertrieben wird." Dann brachte er mich durch den Eingang, der an der Seite des Tores war, zu den heiligen, für die Priester bestimmten Zellen, die nach Norden zu lagen; und siehe, da war ein Raum in ihrem hintersten Winkel gegen Westen. Da erklärte er mir: "Dies ist der Raum, in dem die Priester das Schuld- und Sündopfer kochen und das Speiseopfer backen sollen, um es nicht in den äußeren Vorhof hinaustragen zu müssen und dadurch auf das Volk die Weihe zu übertragen." Dann führte er mich in den äußeren Vorhof hinaus und ließ mich zu den vier Ecken des Vorhofes gehen; und siehe, in jeder Ecke des Vorhofes war wieder ein Hof. In den vier Ecken des Vorhofes befanden sich kleine Höfe, vierzig Ellen lang und dreißig Ellen breit; alle vier hatten dasselbe Maß. Rings um die vier Höfe aber lief eine Steinschicht. Unten an den Steinschichten waren rundherum Kochplätze angebracht. Da erklärte er mir: "Dies sind die Kochstätten, wo die Tempeldiener die Schlachtopfer des Volkes kochen sollen." Alsdann führte er mich zum Tempeleingang zurück, und siehe, Wasser quoll unter der Tempelschwelle hervor nach Osten zu; denn die Vorderseite des Tempels schaute nach Osten. Das Wasser aber floß unterhalb der südlichen Seitenwand des Tempels hinab, südlich vom Altar. Er führte mich durch das nördliche Tor hinaus und ließ mich außen herumgehen zum äußeren Tor, das nach Osten schaute. Da sah ich das Wasser aus der südlichen Seitenwand hervorrieseln. Der Mann schritt mit einer Meßschnur in seiner Hand in östlicher Richtung; er maß tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser hindurchwaten, das bis an die Knöchel reichte. Dann maß er nochmals tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser waten, das bis an die Knie reichte. Abermals maß er tausend Ellen ab und ließ mich durch das Wasser waten, das bis an die Hüften reichte. Er maß nochmals tausend Ellen ab, da wurde es ein Strom, den ich nicht mehr durchwaten konnte, denn das Wasser war zu hoch; es war ja ein Wasser zum Schwimmen, ein Strom, den man nicht mehr durchwaten konnte. Da sprach er zu mir: "Hast du es gesehen, Menschensohn?" Dann ließ er mich am Ufer des Stromes zurückgehen. Während ich nun zurückwanderte, konnte ich am Flußufer auf beiden Seiten eine große Anzahl von Bäumen erblicken. Da erklärte er mir: "Dieses Wasser fließt in den östlich gelegenen Bezirk hinaus und läuft zur Jordansenke hinab. Ergießt es sich in das Meer, in die stinkende Flut, so wird das Wasser gesund. Dann wird jegliches Lebewesen, das dort herumschwimmt, munter leben, wohin immer der Fluß sich ergießt; groß wird die Menge der Fische sein. Denn sobald dieses Wasser dahin kommt, wird das Salzwasser gesund, und alles, was der Fluß erreicht, bleibt am Leben. Ja, dann werden Fischer an ihm stehen; von Engedi bis Eneglajim wird der Trockenplatz für die Netze reichen. Die Fische werden nach ihren Arten so überaus zahlreich sein wie die Fische im Großen Meer. Seine seichten Stellen und Tümpel aber sollen nicht gesunden, denn sie sind zur Salzgewinnung bestimmt. An den Ufern des Flusses wachsen beiderseits allerlei fruchtbringende Bäume, deren Laub nie welkt und deren Frucht nie ausgeht. In jedem Monat tragen sie frische Frucht; denn das Wasser, das sie tränkt, geht vom Heiligtum aus. Ihre Früchte dienen zur Nahrung und ihre Blätter zu Heilzwecken." So spricht der Gebieter und Herr: "Dies ist die Grenze, innerhalb welcher ihr euch das Land nach den zwölf Stämmen Israels zum Erbe verteilen sollt; Joseph erhält einen doppelten Anteil. Ein jeder soll den gleichen Erbbesitz erhalten, einer wie der andere; ich habe ja geschworen, es euren Vätern zu verleihen; darum soll dieses Land euch als Erbe zufallen. Dies ist die Nordgrenze des Landes; vom Großen Meere in Richtung nach Chetlon bis Lebo-Hamat, bis Zedad. Berota, Sibrajim, das zwischen dem Gebiete von Damaskus und dem Gebiete von Hamat liegt, bis Chazar-Enon, das an der Grenze von Chauran liegt. Die Nordgrenze verlaufe also vom Meer bis Chazar-Enon; das Gebiet von Damaskus liegt in nördlicher Richtung, desgleichen das Gebiet von Hamat. Dies die nördliche Grenze. Die Ostgrenze verlaufe von Chazar-Enon, das zwischen Chauran und Damaskus liegt; zwischen Gilead und dem Lande Israel bildet der Jordan die Grenze bis zum östlichen Meer, bis nach Tamar hin. Dies die östliche Grenze. Die Südgrenze gegen Mittag verläuft von Tamar bis Me-Meribat (Haderwasser) bei Kades, sodann bis an den Bach Ägyptens und zum Großen Meer. Dies die Südgrenze gegen Mittag zu. Die Westgrenze wird durch das Große Meer gebildet bis gegenüber Lebo-Hamat. Dies die westliche Grenze. Dieses Land sollt ihr unter euch nach den Stämmen Israels verteilen. Ihr sollt es verlosen als Erbbesitz für euch und für die Fremdlinge, die unter euch wohnen und Kinder haben. Sie sollen euch wie Einheimische unter den Söhnen Israels gelten; mit euch sollen sie Erbbesitz inmitten der Stämme Israels durchs Los erhalten. In dem Stamme, bei dem der Fremdling sich aufhält, sollt ihr ihm seinen Erbbesitz zuteilen" - Spruch des Gebieters und Herrn. Dies sind die Namen der Stämme: Im äußersten Norden vom Meer an in Richtung nach Chetlon bis Lebo-Hamat, bis nach Chazar-Enon - das Gebiet von Damaskus liegt nördlich - seitwärts von Hamat, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Dan. Neben dem Gebiet von Dan, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Aser. Neben dem Gebiet von Aser, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Naphtali. Neben dem Gebiet von Naphtali, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Manasse. Neben dem Gebiet von Manasse, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Ephraim. Neben dem Gebiet von Ephraim, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Ruben. Neben dem Gebiet von Ruben, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Juda. Neben dem Gebiet von Juda, von der Ostseite bis zur Westseite liege die Abgabe, die ihr zu entrichten habt: 25 000 Ellen breit und in der Länge wie einer der Anteile von der Ostseite bis zur Westseite. Das Heiligtum liege mitten darin. Die Abgabe, die ihr dem Herrn abzugeben habt, soll 25 000 Ellen lang und 20 000 Ellen breit sein. Die heilige Abgabe soll folgenden Besitzern gehören: den Priestern ein Stück, dessen Nordseite 25 000 Ellen mißt, dessen Westseite in der Breite 10 000 Ellen, dessen Ostseite in der Breite 10 000 Ellen und dessen Südseite in der Länge 25 000 Ellen. Das Heiligtum des Herrn soll mitten darin liegen. Den geweihten Priestern, den Söhnen Zadoks, die meinen Dienst wahrgenommen haben, die nicht abirrten, als die Söhne Israels in die Irre gingen, gleichwie die Leviten abirrten, ihnen gehöre es als Abgabe von der Weihegabe des Landes, als etwas Hochheiliges neben dem Gebiet der Leviten. Den Leviten aber soll ein Landstrich entsprechend dem Gebiet der Priester zufallen: 25 000 Ellen lang und 10 000 Ellen breit, beide insgesamt also 25 000 Ellen lang und 20 000 Ellen breit. Davon dürfen sie nichts verkaufen oder vertauschen und das beste Stück des Landes nicht auf andere übertragen; denn dem Herrn ist es geweiht. Die 5 000 Ellen, die gegenüber den 25 000 Ellen an der Breitseite noch übrigbleiben, sind nichtheiliges Gebiet und gehören der Stadt als Wohn- und Weideplat. Die Stadt liege mitten darin. Dies sind ihre Maße: die Nordseite 4 500, die Südseite 4 500, die Ostseite 4 500 und die Westseite 4 500 Ellen. Der Weideplatz der Stadt betrage nach Norden 250, nach Süden 250, nach Osten 250 und nach Westen 250 Ellen. Was aber an der Länge noch übrig ist längs der heiligen Abgabe, nämlich 10 000 Ellen ostwärts und 10 000 Ellen westwärts [d. h. der heiligen Abgabe entlang], dessen Ertrag soll den Arbeitern der Stadt zur Nahrung dienen. Was nun die Arbeiter der Stadt betrifft, so sollen Leute aus allen Stämmen Israels in ihr beschäftigt sein. Insgesamt sollt ihr als Abgabe 25 000 Ellen zu 25 000 Ellen im Geviert entrichten, die heilige Abgabe nämlich und den Stadtbesitz. Der Rest verbleibe dem Fürsten zu beiden Seiten der heiligen Abgabe und des Stadtbesitzes, entlang den 25 000 Ellen ostwärts bis zur Ostgrenze und westwärts entlang den 25 000 Ellen bis zur Westgrenze; entsprechend den Stammesanteilen soll er dem Fürsten gehören. Die heilige Abgabe und das Heiligtum sollen mitten darin liegen. Der Besitz der Leviten und der Stadt soll mitten zwischen dem liegen, was Eigentum des Fürsten ist; zwischen dem Gebiet von Juda und dem Gebiet von Benjamin soll das liegen, was dem Fürsten gehört. Es folgen die übrigen Stämme: von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Benjamin. Neben dem Gebiet von Benjamin, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Simeon. Neben dem Gebiet von Simeon, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Issachar. Neben dem Gebiet von Issachar, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Sebulun. Neben dem Gebiet von Sebulun, von der Ostseite bis zur Westseite: ein Anteil für Gad. Neben dem Gebiet von Gad, auf der Südseite gegen Mittag, laufe die Grenze von Tamar bis Me-Meribat (Haderwasser) bei Kades, weiter zum Bache Ägyptens bis zum Großen Meer. Dies ist das Land, das ihr als Erbbesitz den Stämmen Israels verlosen sollt, und dies sind ihre Anteile" - Spruch des Gebieters und Herrn. a) Folgendes sind die Ausgänge der Stadt: b) Auf der Nordseite, 4 500 Ellen an Maß, a) Die Tore der Stadt sind nach den Stämmen Israels benannt. b) drei Tore nach Norden: ein Tor Ruben, ein Tor Juda, ein Tor Levi. Auf der Ostseite, 4 500 Ellen an Maß, drei Tore: ein Tor Joseph, ein Tor Benjamin, ein Tor Dan. Auf der Südseite, 4 500 Ellen an Maß, drei Tore: ein Tor Simeon, ein Tor Issachar, ein Tor Sebulun. Auf der Westseite, 4 500 Ellen an Maß, drei Tore: ein Tor Gad, ein Tor Aser, ein Tor Naphtali. Der gesamte Umfang beträgt 18 000 Ellen; und der Name der Stadt heißt von jetzt an: "Der Herr allhier." Im dritten Jahr der Regierung des Königs Jojakim von Juda rückte der König Nebukadnezar von Babel gegen Jerusalem vor und belagerte es. Da überlieferte der Herr den König Jojakim von Juda in seine Gewalt und ebenso einen Teil der Geräte des Gotteshauses. Er brachte diese ins Land Sinear, in das Haus seines Gottes, und zwar führte er die Geräte dem Schatzhaus seines Gottes zu. Nun befahl der König dem Aschpenas, dem Obersten seiner Kammerherren, er möge israelitische Knaben aus dem königlichen Geschlecht sowie aus dem Adel kommen lassen: Jünglinge ohne jeden Makel, von gutem Aussehen, unterrichtet in jeglicher Weisheit, kenntnisreich und gelehrig und somit befähigt, in den königlichen Hofdienst zu treten; diese solle er in der kaldäischen Schrift und Sprache unterweisen. Der König bestimmte für sie tagtäglich die Kost von der königlichen Tafel und von dem Wein, den er selber trank. Drei Jahre lang sollte ihre Ausbildung dauern, und danach sollten sie in königliche Dienste treten. Unter ihnen befanden sich von den Judäern Daniel, Chananja, Mischael und Asarja. Der oberste Kammerherr gab ihnen andere Namen; den Daniel nannte er Beltschazzar, den Chananja Schadrach, den Mischael Meschach, den Asarja Abednego. Da faßte Daniel den beherzten Entschluß, sich an der königlichen Kost und am Wein von dessen Tafel nicht zu verunreinigen. Er bat also den obersten Kammerherrn um die Gunst, sich nicht verunreinigen zu müssen. Gott ließ Daniel bei dem obersten Kammerherrn Gunst und Gnade finden. Allerdings sagte der oberste Kammerherr zu Daniel: "Ich fürchte nur, daß mein Herr, der König, der ja Speise und Trank für euch festgesetzt hat, euer Aussehen schlechter findet als das der anderen Knaben eures Alters; dann wäre durch eure Schuld mein Kopf beim König verwirkt." Daniel sprach nun zum Aufseher, den der oberste Kammerherr über Daniel, Chananja, Mischael und Asarja gesetzt hatte: "Versuche es doch einmal zehn Tage lang mit deinen Knechten! Man gebe uns nur Pflanzenkost zu essen und Wasser zu trinken! Dann magst du unser Aussehen mit dem jener Knaben vergleichen, die von der königlichen Speise essen. Je nach deinem Befunde verfahre dann mit deinen Knechten!" Er willfahrte diesem ihrem Wunsche und versuchte es zehn Tage lang mit ihnen. Nach Ablauf der zehn Tage sahen sie besser und wohlgenährter aus als alle anderen Knaben, die sich von der königlichen Kost nährten. So ließ denn der Aufseher die ihnen zugedachte Kost und den Wein, den sie trinken sollten, fortschaffen und verabreichte ihnen nur Pflanzenkost. Diesen vier Knaben nun schenkte Gott Einsicht und Weisheit für jegliches Schrifttum und Wissensgebiet. Daniel hatte auch Erfahrung in der Deutung von Gesichten und Träumen aller Art. Nach Ablauf der Frist, die der König bis zu ihrer Vorführung bestimmt hatte, führte sie der oberste Kammerherr vor Nebukadnezar. Der König besprach sich mit ihnen. Keiner von ihnen allen bewährte sich aber so wie Daniel, Chananja, Mischael und Asarja. Sie durften daher in königliche Dienste treten. Sooft der König nun von ihnen in allen Dingen, die Weisheit und Einsicht erforderten, einen Rat wünschte, fand er sie sämtlichen Zeichendeutern und Wahrsagern in seinem ganzen Reiche zehnmal überlegen. So blieb Daniel bis zum ersten Jahre des Königs Cyrus am Hofe. Im zwölften Jahre der Regierung Nebukadnezars hatte dieser einen Traum. Sein Geist beunruhigte sich darüber, und er konnte nicht mehr schlafen. Da ließ der König die Wahrsager, Beschwörer, Zauberer und Kaldäer rufen. Sie sollten dem König über seinen Traum Aufschluß geben. Sie kamen und traten vor das Antlitz des Königs. Der König sprach zu ihnen: "Ich hatte einen Traum, und mein Geist ist unruhig, weil ich den Traum verstehen möchte." Die Kaldäer entgegneten dem König - auf aramäisch -: "O König, lebe ewig! Erzähle den Traum deinen Knechten, und wir wollen die Deutung kundtun!" Doch der König antwortete den Kaldäern und sprach: "Mein Entschluß steht fest: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht mitteilen könnt, dann sollt ihr in Stücke gehauen und eure Häuser sollen in Schutthaufen verwandelt werden. Tut ihr aber den Traum und seine Deutung kund, so empfangt ihr von mir Gaben, Geschenke und eine große Würdenstellung. Daher erzählt mir den Traum und seine Deutung!" Sie antworteten abermals und sprachen: "Der König erzähle seinen Knechten den Traum, und wir werden seine Deutung offenbaren." Der König gab zur Antwort: "Ich weiß mit Sicherheit, daß ihr nur Zeit zu gewinnen sucht; denn ihr wißt, daß mein Entschluß feststeht. Könnt ihr mir den Traum nicht mitteilen, so trifft euch das eindeutige Urteil: Eine verlogene und ungünstige Antwort mir zu geben, habt ihr euch verabredet, in der Hoffnung, daß die Zeiten sich ändern. Also sagt mir den Traum! Daran werde ich erkennen, daß ihr mir auch seine Deutung geben könnt!" Die Kaldäer antworteten dem König und sprachen: "Es gibt niemand auf Erden, der das, was der König verlangt, mitteilen könnte. Daher stellte noch nie ein König, mag er noch so groß und mächtig gewesen sein, ein derartiges Ansinnen an irgendeinen Wahrsager, Beschwörer oder Kaldäer. Zu schwierig ist das Verlangen des Königs; es gibt niemand sonst, der das dem König mitteilen könnte außer den Göttern; doch deren Wohnung befindet sich nicht unter den sterblichen Menschen." Da ergrimmte der König und wurde sehr zornig. Er gab den Befehl, alle Weisen Babels umzubringen. Als nun der Befehl ergangen war, die Weisen zu töten, wollte man auch Daniel und seine Gefährten hinrichten. Da wandte sich Daniel klug und verständig an Arjoch, den Obersten der königlichen Leibwache, der ausgerückt war, die Weisen Babels zu töten. Er fragte also den königlichen Befehlshaber Arjoch, warum denn vom König ein so strenger Erlaß gekommen sei. Arjoch teilte dem Daniel die Sache mit. Daniel begab sich zum König und bat ihn, man möge ihm doch eine Frist setzen, um dem König die Deutung kundzutun. Dann eilte Daniel nach Hause und setzte seine Gefährten, Chananja, Mischael und Asarja, von der Angelegenheit in Kenntnis. Sie sollten den Gott des Himmels um Erbarmen anflehen dieses Geheimnisses wegen, damit man nicht Daniel und seine Gefährten mit den übrigen Weisen Babels umbringe. Nun wurde Daniel in einem Nachtgesicht das Geheimnis geoffenbart. Da pries er den Gott des Himmels. Daniel betete und sprach: "Gepriesen sei Gottes Name von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn Weisheit und Stärke besitzt er. Den Wechsel der Zeiten und Fristen führt er herbei, setzt Könige ab und setzt Könige ein. Den Weisen gibt er Weisheit, den Verständigen Verstand. Tiefe und verborgene Dinge enthüllt er. Was im Dunkeln liegt, das weiß er, und bei ihm wohnt das Licht. Dich, Gott meiner Väter, lobe und rühme ich; denn Weisheit und Stärke verliehest du mir. Um was wir dich baten, tatest du mir jetzt kund, des Königs Verlangen ließest du uns wissen." Danach begab sich Daniel zu Arjoch, dem der König befohlen hatte, die Weisen von Babel umzubringen. Er sprach zu ihm: "Richte die Weisen Babels nicht hin! Führe mich vor den König, und ich werde dem König die Deutung offenbaren." Arjoch führte den Daniel in aller Eile vor den König und sprach zu diesem: "Unter den jüdischen Verbannten fand ich einen Mann, der dem König die Deutung kundtun will." Der König antwortete und sprach zu Daniel, der den Namen Beltschazzar führte: "Bist du wirklich imstande, mir den Traum, den ich hatte, und seine Deutung kundzutun?" Daniel entgegnete dem König: "Das Geheimnis, nach dem der König fragt, können Weise und Zauberer, Wahrsager und Sterndeuter dem König nicht mitteilen. Doch ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse aufdeckt und den König Nebukadnezar wissen läßt, was am Ende der Tage geschehen wird. Dein Traum und was dir an Bildern auf deinem Lager durch den Kopf ging, ist folgendes: Dir, o König, stiegen auf deinem Lager Gedanken auf, was dereinst geschehen wird. Er, der Geheimnisse enthüllt, ließ dich wissen, was sein wird. Mir aber ward dies Geheimnis nicht etwa infolge einer Weisheit, durch die ich anderen Menschen überlegen wäre, enthüllt. Es geschah, damit man dem König die Deutung kundtue und du die Gedanken deines Herzens verstehst. Du, o König, hattest ein Gesicht und schautest eine gewaltige Bildsäule. Jene Bildsäule war überaus groß, ihr Glanz ganz außergewöhnlich. Sie stand vor dir. Ihr Aussehen war furchterregend. An diesem Bild war der Kopf von lauterem Golde, seine Brust und seine Arme aus Silber, sein Bauch und seine Hüften aus Erz; seine Schenkel waren aus Eisen, seine Füße teils aus Eisen, teils aus Ton. Du schautest hin, bis sich ein Stein ohne Zutun von Menschenhand loslöste, die eisernen und tönernen Füße traf und sie zermalmte. Da zerstoben im Nu das Eisen, der Ton, das Erz, das Silber und das Gold. Sie wurden wie Spreu auf den sommerlichen Tennen; der Wind trug sie fort, und keine Spur fand sich mehr von ihnen. Der Stein aber, der die Bildsäule getroffen hatte, ward zu einem großen Berg und erfüllte die ganze Erde. Dies war der Traum, und seine Deutung wollen wir nun dem König vortragen: Du, o König der Könige, dem der Gott des Himmels Königsherrschaft, Reichtum, Stärke und Ruhm verliehen hat, du, dem er die Menschen in der ganzen bewohnten Welt, die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels in die Hand gegeben, und den er zum Herrscher über sie alle bestimmt hat, du bist das Haupt von Gold! Nach dir ersteht ein anderes Reich, geringer als deines, und dann ein anderes, drittes Königreich von Erz, das über alle Länder herrschen wird. Ein viertes Reich wird hart wie Eisen sein; denn Eisen zerschlägt und zermalmt ja alles. Wie zerschmetterndes Eisen wird es sie alle zerschlagen und zerschmettern. Wenn du die Füße und Zehen teils aus Töpferton, teils aus Eisen sahst, so hat das folgende Bedeutung: Das Reich wird nicht einheitlich sein, wird aber etwas von der Härte des Eisens haben; darum sahst du Eisen mit Tonerde gemischt. Die Zehen, teils aus Eisen, teils aus Ton, bedeuten: Ein Teil des Reiches wird stark, ein Teil zerbrechlich sein. Und wenn du Eisen vermischt mit Tonerde schautest, so bedeutet dies: Man wird sich durch Heiraten miteinander verbinden, jedoch wird man nicht untereinander zusammenhalten, so wie sich Eisen mit Ton nicht verbinden läßt. In den Tagen jener Könige errichtet der Himmelsgott ein Reich, das in Ewigkeit nicht zugrunde geht. Dieses Reich wird keinem anderen Volk überlassen. Es zermalmt und beseitigt all jene Reiche, selbst aber steht es in Ewigkeit fest! Du sahst es ja selber, daß der Stein, der sich ohne Zutun von Menschenhand vom Berge loslöste, Eisen, Erz, Ton, Silber und Gold zermalmte. Der große Gott hat dem König kundgetan, was dereinst geschehen wird; der Traum ist wahr und seine Deutung zuverlässig." Da fiel der König Nebukadnezar auf sein Angesicht nieder und huldigte dem Daniel. Er befahl, ihm Speiseopfer und Räucherwerk zu spenden. Der König nahm das Wort und sprach zu Daniel: "Fürwahr! Euer Gott ist der Gott der Götter, der Herr der Könige und der Offenbarer von Geheimnissen. Nur deshalb konntest du dieses Geheimnis enthüllen." Dann erhob der König den Daniel zu hohem Rang und machte ihm viele reiche Geschenke. Er ernannte ihn zum Gebieter der ganzen Provinz Babel und zum Obervorsteher aller Weisen von Babel. Daniel bat den König, und dieser übertrug die Verwaltung der Provinz Babel dem Schadrach, Meschach und Abednego. Daniel blieb am Hof des Königs. Einst ließ König Nebukadnezar ein goldenes Standbild anfertigen; sechzig Ellen betrug seine Höhe und sechs Ellen seine Breite. Er errichtete es in der Ebene Dura in der Provinz Babel. Der König Nebukadnezar schickte Boten aus, die Satrapen, Statthalter, Präfekten, Generäle, Schatzmeister, Richter, Polizeibeamten und alle Provinzialbeamten zusammenzuholen. Sie sollten zur Einweihung jenes Standbildes erscheinen, das der König Nebukadnezar errichtet hatte. Da versammelten sich die Satrapen, Statthalter, Präfekten, Generäle, Schatzmeister, Richter, Polizeibeamten und alle anderen Provinzialbeamten zur Einweihung des Bildes, das König Nebukadnezar hatte errichten lassen. Sie nahmen vor dem Standbild, das Nebukadnezar errichtet hatte, Aufstellung. Der Herold verkündete mit mächtiger Stimme: "An euch ergeht der Befehl, ihr Völker und Stämme aller Sprachen: Sobald ihr den Klang der Hörner, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller Arten von Musikinstrumenten ertönen hört, sollt ihr niederfallen und das goldene Standbild anbeten, das der König Nebukadnezar errichten ließ. Wer aber nicht niederfällt und anbetet, der wird noch zur selben Stunde in den glühenden Feuerofen geworfen." Sobald daher alle Völker den Klang der Hörner, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller Arten von Musikinstrumenten vernahmen, warfen sich sämtliche Völker und Stämme aller Sprachen sogleich nieder und beteten das goldene Standbild an, das der König Nebukadnezar errichtet hatte. Zur gleichen Zeit traten kaldäische Männer heran und verklagten die Juden. Sie ergriffen das Wort und sprachen zum König Nebukadnezar: "Ewig sollst du leben, o König! Du, o König, hast doch den Befehl erlassen, daß jeder, der den Klang der Hörner, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller Arten von Musikinstrumenten vernimmt, niederfallen und das goldene Standbild anbeten soll. Wer aber nicht niederfällt und anbetet, der solle in den glühenden Feuerofen geworfen werden. Da sind nun jüdische Männer, denen du die Verwaltung der Provinz Babel anvertraut hast, Schadrach, Meschach und Abednego. Diese Männer achten nicht auf deinen Befehl, o König. Deinen Gott verehren sie nicht, und das von dir errichtete goldene Standbild beten sie nicht an." Da befahl Nebukadnezar in wütendem Zorn, Schadrach, Meschach und Abednego vorzuführen. Man brachte also jene Männer vor den König. Nebukadnezar hob an und fragte sie: "Ist es wahr, Schadrach, Meschach und Abednego, daß ihr meinen Gott nicht verehrt und das von mir errichtete Standbild nicht anbetet? Nun wohl, wenn ihr bereit seid, niederzufallen und das von mir verfertigte Standbild anzubeten, sobald ihr den Klang der Hörner, Flöten, Zithern, Harfen, Lauten, Sackpfeifen und aller Arten von Musikinstrumenten vernehmt, dann ist es gut; betet ihr es aber nicht an, so werdet ihr zur gleichen Stunde in den glühenden Feuerofen geworfen, und welcher Gott wird euch aus meiner Gewalt befreien können?" Schadrach, Meschach und Abednego antworteten dem König Nebukadnezar: "Wir haben nicht nötig, dir darauf ein Wort zu erwidern. Wenn es sein soll, kann unser Gott, den wir verehren, uns aus dem glühenden Feuerofen befreien, und er wird uns aus deiner Gewalt, o König, erretten. Tut er es aber nicht, so sei dir, o König, kundgemacht, daß wir deinen Gott nicht verehren und das von dir errichtete goldene Standbild nicht anbeten werden." Da ward Nebukadnezar von Wut erfüllt, und sein Gesichtsausdruck entstellte sich gegen Schadrach, Meschach und Abednego. Er befahl, den Ofen siebenmal stärker zu heizen, als man ihn sonst zu heizen pflegte. Einigen von den stärksten Männern in seinem Heere befahl er, Schadrach, Meschach und Abednego zu binden und in den glühenden Feuerofen zu werfen. Nun wurden diese Männer in ihren Mänteln, Beinkleidern, Mützen und sonstigen Gewändern gebunden und in den glühenden Feuerofen geworfen. Weil aber der Befehl des Königs so streng und der Ofen ungewöhnlich stark geheizt war, tötete die Feuerflamme jene Männer, die Schadrach, Meschach und Abednego hinaufgebracht hatten. Die drei Männer aber, Schadrach, Meschach und Abednego, fielen gebunden in den glühenden Feuerofen. Da erschrak der König Nebukadnezar und sprang eilends auf. Er fragte seine Beamten: "Waren es nicht drei Männer, die wir gefesselt ins Feuer hineinwarfen?" Sie gaben dem König zur Antwort: "Sicher, o König!" Dieser erwiderte und sprach: "Da sehe ich aber vier Männer im Feuer ohne Fesseln umhergehen, ohne daß sie einen Schaden genommen haben, und der vierte sieht aus wie ein himmlisches Wesen." Dann trat Nebukadnezar vor die Tür des glühenden Feuerofens und rief aus: "Schadrach, Meschach, Abednego, Diener des höchsten Gottes, geht heraus und kommt her!" Da traten Schadrach, Meschach und Abednego aus dem Feuerofen heraus. Es versammelten sich die Satrapen, Statthalter, Präfekten und Beamten des Königs, um jene Männer zu sehen, über deren Leib das Feuer keine Gewalt hatte. Kein Haar ihres Hauptes war versengt, und ihre Mäntel waren unversehrt, nicht einmal Brandgeruch haftete ihnen an. Nebukadnezar hob an und rief: "Gepriesen sei der Gott des Schadrach, Meschach und Abednego, der seinen Engel sandte und seine Diener befreite, die auf ihn vertrauten, das Gebot des Königs übertraten und ihren Leib hingaben, nur um keinem anderen Gott Verehrung und Anbetung zollen zu müssen als nur ihrem Gott. Von mir ergeht jetzt der Befehl: Wer von irgendeinem Volke, einem Stamm oder einer Sprache über den Gott des Schadrach, Meschach und Abednego eine Lästerung ausspricht, der soll zerstückelt und dessen Haus soll in einen Schutthaufen verwandelt werden. Denn es gibt keinen anderen Gott, der so retten könnte wie dieser." Dann ließ der König den Schadrach, Meschach und Abednego in der Provinz Babel wieder erfolgreich wirken. Der König Nebukadnezar an alle Völker, Stämme und Sprachen auf der ganzen Erde: "Heil sei euch in Fülle! Es erscheint mir richtig, die Zeichen und Wunder, die der höchste Gott an mir getan hat, kundzutun. Seine Zeichen, wie sind sie groß! Seine Wunder, wie sind sie gewaltig! Sein Reich ist ein ewiges Reich, seine Herrschaft besteht von Geschlecht zu Geschlecht." Ich, Nebukadnezar, lebte sorglos in meinem Hause und glücklich in meinem Palaste. Ich hatte einen Traum, der mich erschreckte; Vorstellungen auf meinem Lager und die Bilder, die mir durch den Kopf gingen, bestürzten mich. Daher erging von mir der Befehl, alle Weisen von Babel vor mir erscheinen zu lassen. Sie sollten mir des Traumes Deutung kundtun. Da kamen die Wahrsager, Zauberer, Kaldäer und Sterndeuter herbei; ich erzählte ihnen den Traum, doch seine Deutung konnten sie mir nicht mitteilen. Zuletzt erschien Daniel vor mir, der nach dem Namen meines Gottes Beltschazzar genannt wird und auf dem der Geist heiliger Götter ruht. Auch ihm erzählte ich den Traum: "Beltschazzar, Oberster der Wahrsager, ich weiß, daß der Geist heiliger Götter auf dir ruht und daß kein Geheimnis dir Mühe macht. Höre meine Traumgesichte, die ich schaute, und sage mir die Deutung! Dies sind die Bilder, die mir auf meinem Lager durch den Kopf gingen: Ich schaute und sah mitten auf der Erde einen Baum von gewaltiger Höhe. Der Baum wuchs und ward stark, seine Höhe erreichte den Himmel. Bis an das Ende der ganzen Erde war er zu sehen. Sein Laub war schön und reich seine Frucht, Nahrung bot er für alle. Unter ihm fanden Schatten die Tiere des Feldes, in seinen Zweigen wohnten die Vögel des Himmels. Alles nährte sich von ihm. Ich schaute in den Gesichten, die mir auf meinem Lager durch den Kopf gingen: Siehe da, ein heiliger Wächter stieg vom Himmel herab. Er rief mit mächtiger Stimme und gebot: "Fällt den Baum, seine Zweige schlagt weg, streift sein Laub ab, zerstreut seine Früchte! Die Tiere unter ihm sollen fliehen, die Vögel aus seinen Zweigen! Jedoch seinen Wurzelstock laßt im Boden zurück, und zwar in einer Fessel von Eisen und Erz im Grün des Feldes! Vom Tau des Himmels sei er benetzt, mit den Tieren habe er seinen Anteil am Gras auf dem Boden! Sein Herz sei nicht mehr ein menschliches Herz; zuteil werde ihm ein tierisches Herz! Sieben Zeiten sollen über ihn dahingehen! Auf der Wächter Entscheid beruht dieser Beschluß und auf dem Befehl der Heiligen diese Aufforderung, damit die Lebenden erkennen: Der Höchste hat Gewalt über menschliches Königtum. Wem er will, verleiht er es; den Niedrigsten der Menschen kann er dazu erheben." Dies ist der Traum, den ich, König Nebukadnezar, geschaut habe; du aber, Beltschazzar, sage mir die Deutung! Denn keiner von allen Weisen meines Reiches konnte die Deutung mir kundtun. Doch du vermagst es; denn auf dir ruht der Geist heiliger Götter." Da war Daniel, Beltschazzar genannt, einen Augenblick lang vor Schreck erstarrt. Seine Gedanken ängstigten ihn. Doch der König wandte sich an ihn und sprach: "Beltschazzar, laß dich durch den Traum und seine Deutung nicht aus der Fassung bringen!" Beltschazzar entgegnete: "Mein Herr, der Traum gelte deinen Feinden und seine Deutung deinen Widersachern! Der Baum aber, den du sahst, der heranwuchs und erstarkte - seine Höhe reichte bis zum Himmel, und sichtbar war er auf der ganzen Erde, sein Laub war schön und seine Frucht reich, Nahrung bot er für alle, unter ihm wohnten die Tiere des Feldes, in seinen Zweigen hatten die Vögel des Himmels ihr Nest -, dieser Baum bist du, o König, der du heranwuchsest und erstarktest; deine Größe nahm zu und reichte bis zum Himmel, deine Herrschaft dehnte sich aus bis an das Ende der Erde. Dann sah der König einen heiligen Wächter vom Himmel herabsteigen, der befahl: "Fällt den Baum und zerstört ihn; doch laßt seinen Wurzelstock im Boden zurück, und zwar in einer Fessel von Eisen und Erz im Grün des Feldes! Vom Tau des Himmels werde er benetzt, und mit den Tieren des Feldes sei sein Anteil, bis daß sieben Zeiten über ihn dahingehen." Dafür ist folgendes die Deutung, o König, und dies der Entscheid des Höchsten, der meinen Herrn und König erreicht. Man wird dich aus der menschlichen Gesellschaft vertreiben, bei den Tieren des Feldes wird dein Aufenthalt sein, wie Rindern wird man dir Gras zu essen geben, vom Tau des Himmels läßt man dich benetzen, und sieben Zeiten gehen über dich dahin, bis du erkennst, daß der Höchste Gewalt hat über menschliches Königtum und daß er es verleiht, wem er will. Daß man befahl, vom Baume den Wurzelstock stehen zu lassen, bedeutet: Dein Königtum bleibt dir erhalten, sobald du anerkennst, daß der Himmel die Macht hat. Darum, o König, laß dir meinen Rat gefallen: Tilge deine Sünden durch Mildtätigkeit und deine Vergehen durch Barmherzigkeit gegen Elende! Dann wird vielleicht dein Wohlergehen von Dauer sein!" All dies erfüllte sich am König Nebukadnezar. Nach Verlauf von zwölf Monaten wandelte er auf dem Königspalast in Babel hin und her. Der König hob an und sprach: "Ist dies nicht das großartige Babel, das ich mir als königliche Residenz erbaut habe in der Stärke meiner Macht und zum Ruhm meiner Pracht?" Noch war dem König das Wort nicht entflohen, da ertönte eine Stimme vom Himmel: "Dir, König Nebukadnezar, sei gesagt: Das Königtum ist von dir gewichen. Aus der menschlichen Gesellschaft wird man dich verstoßen, bei den Tieren des Feldes wird dein Aufenthalt sein, Gras gibt man dir zu essen wie Rindern; sieben Zeiten gehen über dich dahin, bis du erkennst, daß der Höchste Gewalt hat über menschliches Königtum und daß er es verleiht, wem er will." Noch in der gleichen Stunde erfüllte sich der Spruch an Nebukadnezar: Aus der menschlichen Gesellschaft ward er ausgestoßen, er nährte sich von Gras gleich den Rindern, sein Körper wurde vom Tau des Himmels benetzt, bis seine Haare wuchsen wie Adlerfedern und seine Nägel wie Vogelkrallen. Am Ende jener Frist erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kam mir wieder. Ich pries den Höchsten, und den ewig Lebenden lobte und verherrlichte ich: Ja, seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, von Geschlecht zu Geschlecht währt sein Königtum. Alle Erdbewohner gelten wie nichts. Mit dem Himmelsheere verfährt er, wie er will [und mit den Bewohnern der Erde]. Keinen gibt es, der ihm auf die Hand schlagen und zu ihm sagen dürfte: "Was tust du da?" Zu jener Zeit kam mir mein Verstand wieder. Zur Ehre meines Königtums gewann ich meine Pracht und meinen Glanz zurück. Meine höchsten Beamten und Großfürsten suchten mich auf, ich wurde wieder in meine Königswürde eingesetzt und meine Macht ward bedeutend vermehrt. Nunmehr lobe ich, Nebukadnezar, rühme hoch und verherrliche den Himmelskönig; denn all sein Tun ist zuverlässig. Seine Wege sind recht; die in Hochmut wandeln, vermag er zu stürzen. Der König Belschazzar veranstaltete ein großes Gastmahl für seine tausend Großfürsten, und mit den Tausend trank er Wein. In der Weinlaune ließ er die goldenen und silbernen Gefäße herbeiholen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem geraubt hatte, damit der König, seine Großfürsten, seine Frauen und Nebenfrauen daraus trinken könnten. Da holte man die goldenen und silbernen Gefäße, die man aus dem Tempel in Jerusalem geraubt hatte, und der König, seine Großfürsten, seine Frauen und Nebenfrauen tranken daraus. Sie tranken Wein und priesen die Götter aus Gold, Silber, Erz, Eisen, Holz und Stein. Zur gleichen Stunde erschienen die Finger einer Menschenhand und schrieben auf der Kalktünche an der Wand des königlichen Palastes gegenüber dem Leuchter. Der König bemerkte die schreibende Hand. Da veränderte sich die Gesichtsfarbe des Königs, seine Gedanken erschreckten ihn, seine Hüftgelenke lockerten sich, und seine Knie schlugen zitternd aneinander. Der König rief laut nach den Wahrsagern, Kaldäern und Sterndeutern. Er hob an und sprach zu den Weisen von Babel: "Wer immer diese Schrift lesen und mir deuten kann, der soll in Purpur gekleidet werden, um seinen Hals eine goldene Kette tragen und als Rangdritter im Reiche herrschen." Da traten alle königlichen Weisen an. Sie vermochten aber nicht, die Schrift zu lesen und ihre Deutung dem König kundzutun. Da erschrak der König Belschazzar sehr, seine Gesichtsfarbe veränderte sich an ihm, und auch seine Großfürsten gerieten in Verwirrung. Infolge der Schreckensrufe des Königs und seiner Großfürsten kam die Königin in den Festsaal. Sie hob an und sprach: "O König, lebe ewig! Deine Gedanken sollen dich nicht in Schrecken setzen, und deine Gesichtsfarbe braucht sich nicht zu verändern! Es gibt in deinem Reiche einen Mann, in dem der Geist heiliger Götter ist. In den Tagen deines Vaters zeigten sich an ihm Erleuchtung, Einsicht und Weisheit, der Götterweisheit gleich. König Nebukadnezar, dein Vater, hat ihn zum Obersten der Wahrsager, Zauberer, Kaldäer und Sterndeuter bestellt. Denn einen außergewöhnlichen Geist, Kenntnis und Einsicht, um Träume zu deuten, Rätsel zu erraten und Verwickeltes zu lösen, konnte man bei Daniel finden, den der König "Beltschazzar" nannte. Man rufe also den Daniel herbei; er wird die Deutung kundtun!" Darauf wurde Daniel vor den König geführt. Der König hob an und sprach zu Daniel: "Du also bist jener Daniel, der zu den Weggeführten aus Juda gehört, die mein Vater, der König, aus Juda hierhergebracht hat. Ich habe von dir gehört, daß göttlicher Geist in dir wohne, und daß Erleuchtung, Einsicht und außergewöhnliche Weisheit bei dir zu finden seien. Nun wurden die Weisen, die Wahrsager, mir vorgeführt, um diese Schrift da zu lesen und ihre Deutung mir kundzutun. Doch waren sie nicht imstande, die Deutung der Sache anzugeben. Doch von dir habe ich gehört, daß du Deutungen geben und Verwickeltes lösen kannst. Wenn du nun die Schrift lesen und ihre Deutung mir kundtun kannst, so wirst du in Purpur gekleidet, erhältst eine goldene Kette um den Hals und wirst als Rangdritter im Reiche herrschen." Da antwortete Daniel und sprach vor dem König: "Deine Gaben mögen dir verbleiben, und deine Geschenke gib einem anderen! Indes will ich die Schrift dem König vorlesen und die Deutung ihm mitteilen. O König, der höchste Gott hat Königtum, Größe, Ehre und Pracht deinem Vater Nebukadnezar verliehen. Ob der Größe, die er ihm gab, zitterten und bebten vor ihm alle Völker, Nationen und Sprachen. Denn wen er wollte, konnte er töten; wen er wollte, konnte er am Leben lassen; wen er wollte, konnte er erhöhen; wen er wollte, konnte er erniedrigen. Da sich aber sein Herz überhob und sein Geist bis zur Vermessenheit sich verstockte, wurde er vom Thron seines Reiches gestürzt, und seine Würde ward ihm genommen. Aus der menschlichen Gesellschaft wurde er ausgestoßen, sein Sinn wurde dem eines Tieres ähnlich, bei den Wildeseln hauste er; wie den Rindern gab man ihm Gras zur Nahrung, und vom Tau des Himmels wurde sein Leib benetzt, bis er einsah, daß der höchste Gott Gewalt hat über menschliches Königtum, und daß er dazu bestimmen kann, wen er will. Auch du, sein Sohn Belschazzar, hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du all das wissen mußtest. Vielmehr hast du dich gegen den Herrn des Himmels erhoben. Die Gefäße seines Tempels mußte man dir bringen, und du trinkst daraus Wein mit deinen Großfürsten, Frauen und Nebenfrauen. Die Götter aus Silber und Gold, Erz und Eisen, Holz und Stein, die weder sehen noch hören können und keinen Verstand besitzen, hast du gepriesen. Jedoch den Gott, in dessen Gewalt dein Lebensodem ist und der über alle deine Wege verfügt, hast du nicht verherrlicht. Da wurde von ihm diese Hand gesandt und die Schrift dort niedergeschrieben. So lautet die Schrift, die da geschrieben ward: "Mene mene tekel upharsin." Und das ist die Deutung des Inhalts: Mene: gezählt hat Gott dein Königtum und es wegegeben. Tekel: gewogen bist du auf der Waage und zu leicht befunden. Peres: geteilt wird dein Reich und den Medern und Persern gegeben." Da gab Belschazzar Anweisung, und man kleidete Daniel in Purpur und legte die goldene Kette um seinen Hals. Man verkündete von ihm, daß er als Rangdritter im Reiche herrschen solle. In derselben Nacht wurde der kaldäische König Belschazzar ermordet. Der Meder Darius übernahm das Reich im Alter von zweiundsechzig Jahren. Darius fand es richtig, über das Reich hundertzwanzig Satrapen zu setzen, die überall im Reiche verteilt sein sollten. Über sie setzte er drei höchste Beamte, deren einer Daniel war; jene Satrapen sollten ihnen Rechenschaft geben, damit der König nicht zu Schaden käme. Nun war dieser Daniel den höchsten Beamten und Satrapen überlegen, weil ein außergewöhnlicher Geist in ihm war, so daß der König beabsichtigte, ihn über das ganze Reich zu setzen. Da suchten die höchsten Beamten und Satrapen einen Anklagegrund gegen Daniel in Sachen der Staatsgeschäfte zu finden. Sie konnten aber keinerlei Anklagegrund oder Schuld ausfindig machen, weil er zuverlässig war und irgendeine Nachlässigkeit oder Schuld bei ihm sich nicht entdecken ließ. So sprachen jene Männer: "Wir werden gegen diesen Daniel keinerlei Anklagegrund finden, es sei denn, wir finden etwas gegen ihn, das im Gesetz seines Gottes begründet ist." Darauf eilten jene höchsten Beamten und Satrapen zum König. Sie sprachen zu ihm: "König Darius, lebe ewig! Alle höchsten Beamten des Königreiches, Statthalter, Satrapen, Beamten und Präfekten erteilen gemeinsam den Ratschlag, der König möge eine Verordnung erlassen und folgendem Verbot Rechtskraft verleihen: Jeder, der innerhalb der nächsten dreißig Tage von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbittet außer von dir, o König, der soll in die Löwengrube geworfen werden. Demgemäß, o König, laß das Gebot ergehen und fertige die Urkunde aus! Sie soll nach dem unwandelbaren Gesetz der Meder und Perser unabänderlich sein!" Der König Darius ließ also die Urkunde mit dem Verbot ausfertigen. Daniel erfuhr von der Ausfertigung der Urkunde und begab sich in sein Haus. In seinem Obergemach hatte er offene Fenster in der Richtung nach Jerusalem. Dreimal täglich warf er sich auf seine Knie nieder zum Gebet und pries seinen Gott, ganz wie er es bisher zu tun gewohnt war. Da eilten jene Männer herbei und fanden Daniel, wie er vor seinem Gott betete und flehte. Sogleich begaben sie sich zum König und sprachen bezüglich des Verbotes: "O König, hast du nicht ein Verbot unterzeichnet, wonach jeder, der im Verlauf der nächsten dreißig Tage von irgendeinem Gott oder Menschen etwas erbittet außer von dir, o König, in die Löwengrube geworfen werden soll?" Der König erwiderte und sprach: "Fest besteht die Verordnung nach dem unwandelbaren Gesetz der Meder und Perser." Da antworteten sie und meldeten dem König: "Daniel, einer der Weggeführten aus Juda, schenkt weder dir, o König, Beachtung noch dem Verbot, das du ausgefertigt hast. Dreimal täglich verrichtet er sein Gebet." Als nun der König davon vernahm, geriet er in große Verlegenheit. Er war darauf bedacht, Daniel zu retten. Bis Sonnenuntergang machte er Anstrengungen, ihn freizubekommen. Da eilten jene Männer wieder zum König und sprachen zu ihm: "Wisse, o König, es ist Gesetz bei den Medern und Persern, daß jedes Verbot oder Gebot, das der König erlassen hat, unwiderruflich ist!" So erteilte denn der König Befehl. Man schaffte Daniel herbei und warf ihn in die Löwengrube. Der König sagte noch zu Daniel: "Dein Gott, den du so unablässig verehrst, er möge dich erretten!" Ein Stein wurde herbeigebracht und auf die Öffnung der Grube gelegt. Der König versiegelte ihn mit seinem Siegelring und den Siegelringen seiner Großfürsten, damit im Verfahren gegen Daniel keine Änderung versucht würde. Dann begab sich der König in seinen Palast und verbrachte unter Fasten die Nacht. Speisen ließ er sich nicht hereinbringen, und der Schlaf floh ihn. Frühmorgens, als es hell wurde, stand der König auf und begab sich eiligst zur Löwengrube. Während er zur Grube herankam, rief er nach Daniel mit schmerzerfüllter Stimme. Der König hob an und sprach zu Daniel: "Daniel, Diener des lebendigen Gottes! Konnte dein Gott, dem du so unablässig dienst, dich vor den Löwen erretten?" Darauf redete Daniel den König an: "O König, lebe ewig! Mein Gott sandte seinen Engel und verschloß den Rachen der Löwen. Sie haben mich nicht verletzt, weil ich vor ihm als schuldlos erfunden ward. Auch dir gegenüber, o König, tat ich nichts Unrechtes." Darob war der König hocherfreut. Er befahl, Daniel aus der Grube heraufzuziehen. So wurde Daniel aus der Grube heraufgezogen, und es fand sich an ihm keine Verletzung, weil er auf seinen Gott vertraut hatte. Auf Befehl des Königs holte man jene Männer, die Daniel verleumdet hatten. Man warf sie in die Löwengrube samt ihren Kindern und Frauen. Kaum hatten sie den Boden der Grube berührt, da fielen die Löwen über sie her und zermalmten alle ihre Knochen Daraufhin richtete der König Darius an alle Völker, Stämme und Sprachen auf der gesamten Erde einen schriftlichen Erlaß: "Heil sei euch in Fülle! Von mir ergeht folgender Befehl: Im ganzen Gebiet meines Reiches soll man vor dem Gott Daniels erzittern und sich fürchten! Denn er ist der lebendige Gott, der auf ewig besteht. Sein Reich geht nicht unter, und seine Herrschaft dauert bis ans Ende. Er befreit und errettet, wirkt Zeichen und Wunder am Himmel und auf Erden. Daniel hat er befreit aus der Löwen Gewalt!" Dieser Daniel lebte glücklich unter der Regierung des Darius und unter der Regierung des Persers Cyrus. Im ersten Jahr des Königs Belschazzar von Babel schaute Daniel einen Traum, und Gesichte, die ihm auf seinem Lager durch den Kopf gingen, verwirrten ihn. Dann schrieb er den Traum nieder. Anfang des Berichtes: Daniel hob an und sprach: Ich sah in meiner Schau während der Nacht, wie die Winde aus den vier Himmelsrichtungen das große Meer aufwühlten. Vier große Tiere entstiegen dem Meer, eines vom anderen verschieden. Das erste war einem Löwen gleich und hatte Adlerflügel. Ich schaute ihm so lange zu, bis ihm die Flügel ausgerissen wurden. Es ward vom Boden emporgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und ein menschliches Herz wurde ihm gegeben. Plötzlich erschien ein anderes, zweites Tier, das einem Bären glich. Nach einer Seite hin war es aufgerichtet; drei Rippen hatte es in seinem Maul zwischen den Zähnen. Man rief ihm zu: "Auf, friß viel Fleisch!" Sodann schaute ich, und siehe, ein anderes Tier erschien, das einem Panther glich. Es hatte vier Vogelflügel auf seinem Rücken; außerdem hatte das Tier vier Köpfe, und Macht ward ihm gegeben. Danach erblickte ich in den Nachtgesichten ein viertes Tier, furchtbar und schrecklich und außerordentlich stark. Es hatte mächtige Zähne aus Eisen und Klauen aus Erz. Es fraß und zermalmte, und den Rest zertrat es mit seinen Füßen. Es war verschieden von allen Tieren vor ihm und hatte zehn Hörner. Ich betrachtete die Hörner; siehe, da wuchs ein anderes, kleines Horn zwischen ihnen hervor, und drei von den früheren Hörnern wurden vor ihm ausgerissen. Es zeigten sich Augen wie Menschenaugen an jenem Horn und ein Maul, das prahlerische Reden führte. Ich schaute so lange zu, bis Throne aufgestellt wurden und ein Hochbetagter Platz nahm. Sein Gewand war weiß wie Schnee, sein Haupthaar rein wie Wolle. Feuerflammen waren sein Thron, dessen Räder flackerndes Feuer. Ein Feuerstrom ergoß sich und ging von ihm aus. Tausendmal Tausende dienten ihm, zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht nahm Platz, und Bücher wurden geöffnet. Ich blickte hin wegen des Lärms der prahlerischen Worte, die das Horn redete. Ich schaute zu, bis das Tier getötet, sein Leib vernichtet und dem Feuerbrand übergeben wurde. Auch den übrigen Tieren nahm man ihre Herrschermacht, und ihre Lebensdauer wurde ihnen auf Zeit und Frist abgegrenzt. Ich schaute in den Nachtgesichten, und siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer, der aussah wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm verlieh man Herrschaft, Würde und Königtum; alle Völker, Stämme und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft, sein Königtum wird nie zerstört. Ich, Daniel, wurde hiervon im Geiste bekümmert, und die Gesichte, die mir durch den Kopf gingen, verwirrten mich. Ich näherte mich einem der Umstehenden und erbat mir von ihm über all diese Dinge zuverlässige Auskunft. Er gab mir Antwort und teilte mir die Deutung der Vorgänge mit: "Jene riesenhaften Tiere, vier an der Zahl, bedeuten: Vier Könige werden erstehen auf Erden. Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich erlangen und es behalten bis in Ewigkeit, ja bis in alle Ewigkeit!" Darauf wollte ich noch Genaues wissen über das vierte Tier, das sich von allen anderen unterschied - überaus furchtbar, seine Zähne aus Eisen und seine Klauen aus Erz; es fraß und zermalmte und zertrat den Rest mit seinen Füßen; weiterhin auch über die zehn Hörner auf seinem Kopf und über das andere Horn, das heranwuchs, während drei vor ihm abfallen mußten; ferner besaß jenes Horn Augen und ein Maul, das prahlerische Reden führte; an Gestalt war es größer als die übrigen. Ich schaute, wie jenes Horn mit den Heiligen Krieg führte und sie überwältigte. Doch plötzlich kam der Hochbetagte, und das Gericht nahm Platz zugunsten der Heiligen des Höchsten; die Zeit brach an, da die Heiligen das Königtum in Besitz nahmen. Er antwortete folgendermaßen: "Das vierte Tier bedeutet: Auf Erden wird es ein viertes Reich geben, verschieden von allen anderen Reichen; die ganze Erde verschlingt es, zertritt und zermalmt sie! Die zehn Hörner bedeuten: Aus jenem Reich erwachsen zehn Könige; nach ihnen ersteht noch ein anderer. Von den früheren unterscheidet er sich und wird drei Könige stürzen. Er wird Reden führen wider den Höchsten und die Heiligen des Höchsten aufreiben. Er trachtet danach, Festzeiten und Gesetz zu ändern, und die Heiligen sind in seine Gewalt gegeben bis auf eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Dann aber wird das Gericht Platz nehmen und ihm die Herrschaft entreißen, um sie endgültig zu zerstören und zu vernichten. Königtum, Herrschaft und Übermacht über alle Reiche unter dem Himmel wird dem Volke der Heiligen des Höchsten verliehen. Sein Königtum ist ein ewiges Königtum, alle Mächte werden ihm dienen und untertan sein." - Soweit der Abschluß des Berichtes. Mich, Daniel, brachten meine Gedanken in arge Verwirrung, meine Gesichtsfarbe veränderte sich, und ich behielt die Sache fest im Sinn. Im dritten Jahr der Regierung des Königs Belschazzar wurde mir, Daniel, ein Gesicht zuteil nach jenem, das mir früher erschienen war. Ich schaute im Gesicht und befand mich bei meiner Vision in der Burg Susa in der Provinz Elam. Als ich das Gesicht empfing, war ich am Ulaj-Kanal. Ich erhob meine Augen und schaute; da sah ich einen Widder am Kanal stehen. Er hatte zwei Hörner, und die beiden Hörner waren sehr hoch. Das eine Horn übertraf das andere an Höhe, das höhere aber wuchs zuletzt empor. Ich beobachtete, wie der Widder nach Westen, Norden und Süden vorstieß. Kein Tier konnte ihm Widerstand leisten, und niemand befreite aus seiner Gewalt. Er tat nach seinem Belieben und wurde groß. Ich folgte aufmerksam, und siehe, da kam ein Ziegenbock vom Westen her über die ganze Erde, ohne den Boden zu berühren. Der Ziegenbock hatte ein einziges Horn zwischen seinen Augen. Er lief zu dem zweihörnigen Widder, den ich am Kanal stehen sah, und stürzte auf ihn zu mit wütender Gewalt. Ich schaute, wie er den Widder erreichte; er ergrimmte gegen ihn, stieß den Widder und zerbrach ihm die beiden Hörner; der Widder war nicht stark genug, ihm standzuhalten. Jener warf ihn zu Boden und zertrat ihn. Niemand fand sich, der den Widder aus seiner Gewalt befreite. Der Ziegenbock wurde über die Maßen groß. Als er aber auf der Höhe seiner Kraft war, brach das große Horn entzwei, und vier andere wuchsen an seiner Stelle nach den vier Himmelsrichtungen hervor. Aus einem von ihnen ging ein anderes, kleines Horn hervor; nach Süden, nach Osten und nach dem prachtvollen Heiligen Land wurde es über die Maßen groß. Seine Größe erstreckte sich bis zum Heer des Himmels. Von dem Himmelsheere und von den Sternen warf es gar manche zur Erde nieder und zertrat sie. Ja, bis zum Fürsten des Himmelsheeres wagte es sich empor und entzog ihm das tägliche Opfer; die Stätte seines prachtvollen Heiligtums wurde gestürzt. Und auf das tägliche Opfer wurde der Frevel gelegt. Es warf die Wahrheit zu Boden, und was es tat, gelang ihm. Da hörte ich einen Heiligen (Engel) sprechen. Ihn, der da sprach, fragte nun ein anderer Heiliger: "Auf wie lange Zeit erstreckt sich das Gesicht über das tägliche Opfer, über den zugefügten Frevel des Verwüsters und über die Zertretung des prachtvollen Heiligtums?" Er entgegnete ihm: "Bis auf zweitausenddreihundert Abende und Morgen; dann kommt das Heiligtum wieder zu seinem Recht." Es begab sich aber, als ich, Daniel, die Erscheinung betrachtete und mich anstrengte, sie zu verstehen, da stand vor mir jemand, der aussah wie ein Mann. Außerdem hörte ich eine menschliche Stimme, die über dem Ulaj rief und sprach: "Gabriel, erkläre diesem da die Erscheinung!" Nun näherte er sich meinem Standort, und während er herankam, erschrak ich und fiel auf mein Angesicht nieder. Er sprach zu mir: "Begreife, o Mensch, daß dieses Gesicht auf die Endzeit geht!" Als er mich anredete, stürzte ich ohnmächtig auf mein Antlitz zu Boden. Er berührte mich und stellte mich aufrecht auf meinen Platz. Er redete weiter: "Siehe, ich teile dir mit, was in der letzten Zeit des Zornes eintreten wird; denn das Gesicht geht auf die Endzeit. Der zweihörnige Widder, den du gesehen hast, bedeutet die Könige von Medien und Persien. Der zottige Ziegenbock ist der König von Griechenland; das große Horn zwischen seinen Augen stellt den ersten König dar. Daß es entzweibrach und vier andere an seine Stelle traten, bedeutet: Vier Königreiche werden aus seinem Volk erstehen, sind aber nicht so stark wie er. Am Ende ihrer Herrschaft, wenn die Frevler aufs Ganze gehen, wird sich ein König erheben mit frechem Gesicht und voll Hinterlist. Gewaltig ist seine Kraft, und ungeheures Verderben stiftet er an. Mit Erfolg vollführt er es; Mächtige richtet er zugrunde, sogar das Volk der Heiligen. Wegen seiner Schlauheit hat er Erfolg mit seinen Täuschungsversuchen. Hochmütig wird er in seinem Sinn und richtet unversehens viele zugrunde. Gegen den Fürsten der Fürsten erhebt er sich, aber ohne menschliches Zutun wird er zerschmettert. Auch das Gesicht von den Abenden und Morgen, wie mitgeteilt, ist Wahrheit. Du aber verbirg die Schauung; denn sie gilt fernen Tagen." Ich, Daniel, war nun tagelang krank. Dann erhob ich mich und erfüllte meine Aufgabe beim König. Über die Schau jedoch war ich völlig verwirrt und konnte sie nicht verstehen. Im ersten Jahre des Darius, des Sohnes des Xerxes, aus medischem Geschlecht, der über das Reich der Kaldäer König geworden war, im ersten Jahre seiner Regierung, stieß ich, Daniel, in den Schriften auf die Zahl der Jahre, die sich nach dem Wort des Herrn an den Propheten Jeremias über den Trümmern Jerusalems vollenden sollten, nämlich siebzig Jahre. Ich richtete mein Antlitz auf Gott, den Herrn, und suchte zu beten und zu flehen unter Fasten in Sack und Asche. Ich betete zum Herrn, meinem Gott, legte ein Bekenntnis ab und sprach: "Ach Herr, du großer und furchterregender Gott, der du den Bund und die Huld denen bewahrst, die dich lieben und deine Gebote halten! Wir haben gesündigt und gefehlt, Unrecht getan und uns empört; wir wichen ab von deinen Geboten und Satzungen. Wir hörten auch nicht auf deine Diener, die Propheten, die in deinem Auftrag zu unseren Königen, Fürsten, unseren Vätern und zum gesamten Volk des Landes gesprochen haben. Auf deiner Seite, o Herr, steht das Recht, uns aber muß Scham das Antlitz bedecken, wie es heute geschieht, und zwar den Männern von Juda, den Bewohnern Jerusalems, allen Israeliten, sie seien nah oder fern, in allen Ländern, wohin du sie verstoßen hast wegen der Treulosigkeit, die sie dir zeigten. Herr, Scham muß uns das Antlitz bedecken, unseren Königen, Fürsten und Vätern, die wir wider dich gesündigt haben. Beim Herrn, unserm Gott, ist Erbarmen und Vergebung, wiewohl wir uns gegen ihn aufgelehnt haben. Wir hörten nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, und wandelten nicht nach den Weisungen, die er uns durch seine Diener, die Propheten, gegeben hat. Ganz Israel übertrat dein Gesetz und wandte sich ab, ohne auf deine Stimme zu hören. So ergoß sich über uns der eidlich bekräftigte Fluch, der im Gesetz des Gottesknechtes Moses geschrieben steht, weil wir wider Gott gesündigt haben. Seine Drohung, die er gegen uns und unsere Herrscher, die über uns regierten, gerichtet hat, ließ er in Erfüllung gehen: Er werde nämlich schweres Unheil über uns bringen, so daß noch nie unter dem ganzen Himmel solches geschehen ist, wie es in Jerusalem geschah. Wie es im Gesetz des Moses geschrieben steht, ist all dies Unheil über uns gekommen. Gleichwohl haben wir den Herrn, unsern Gott, nicht dadurch versöhnt, daß wir uns von unseren Missetaten abgewandt und auf deine Wahrheit besonnen hätten. Da war der Herr auf das Unheil bedacht und brachte es über uns. Denn der Herr, unser Gott, ist gerecht in all seinen Werken, die er vollbringt; wir aber hörten nicht auf seine Stimme. Doch nunmehr, Herr, unser Gott, der du dein Volk mit starker Hand aus dem Lande Ägypten hinausgeführt und dir dadurch bis auf den heutigen Tag Ruhm erworben hast: Wir haben gesündigt, haben unrecht gehandelt. Herr, nach all deinen Hulderweisen möge doch dein Zorn und Grimm von deiner Stadt Jerusalem, deinem heiligen Berge, ablassen! Denn durch unsere Sünden und die Frevel unserer Väter wurden Jerusalem und dein Volk zum Hohn für unsere ganze Umgebung. Nun aber höre, du unser Gott, auf das Gebet deines Dieners und auf sein Flehen und laß dein Antlitz leuchten über dein verwüstetes Heiligtum um deiner selbst willen, o Herr! Neige, mein Gott, dein Ohr und höre, öffne deine Augen und blicke auf die Verwüstungen bei uns und auf die Stadt, die nach deinem Namen benannt ist! Denn nicht im Vertrauen auf unsere Verdienste legen wir unsere flehentlichen Bitten dir vor, sondern im Vertrauen auf deine große Barmherzigkeit. O Herr, höre doch, vergib, o Herr, merke auf, o Herr, und handle! Zögere nicht, um deiner selbst willen, mein Gott! Denn nach deinem Namen sind benannt deine Stadt und dein Volk." Während ich noch sprach und betete, meine Sünde und die Sünde meines Volkes Israel bekannte und vor dem Herrn, meinem Gott, meine flehentliche Bitte für den heiligen Berg meines Gottes niederlegte, während ich also noch mein Gebet sprach, da eilte der Mann Gabriel, den ich früher im Gesicht geschaut hatte, im Fluge zu mir heran. Es war um die Zeit des Abendopfers. Er kam, sprach mit mir und sagte: "Daniel, nunmehr bin ich hergekommen, um dir die klare Einsicht zu bringen. Zu Beginn deines Flehens erging ein Gotteswort, und ich bin gekommen, es dir mitzuteilen; denn ein Liebling Gottes bist du. Also achte auf das Wort und verstehe die Erscheinung! Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und deine heilige Stadt, bis der Frevel beendet, die Sünde versiegelt und die Schuld gesühnt ist, bis ewige Gerechtigkeit herbeigeführt, unter Gesicht und Prophet das Siegel gesetzt und ein Allerheiligstes gesalbt wird. Wissen sollst du und einsehen: Von der Zeit an, da das Wort erging von der Wiederherstellung und dem Aufbau Jerusalems, bis zu einem Gesalbten, einem Fürsten, sind es sieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen bleibt es wiederhergestellt und aufgebaut mit Platz und Graben, doch unter dem Druck der Zeiten. Nach den zweiundsechzig Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet ohne Richterspruch. Stadt und Heiligtum wird das Volk eines heranrückenden Fürsten verheeren. Sein Ende erfolgt wie durch eine Wasserflut, aber bis zum Ende dauern der Krieg, die beschlossenen Verwüstungen. Für viele macht er den Bund eine Woche lang schwer. Eine halbe Woche unterdrückt er Schlacht- und Speiseopfer, und über den Altarrand steht der Greuel des Verwüsters, und zwar bis zum beschlossenen Ende, das über den Verwüster sich ergießt." Im dritten Jahre des Königs Cyrus von Persien ward dem Daniel, der Beltschazzar genannt wurde, eine Wortoffenbarung zuteil. Zuverlässig ist das Wort, und es bezieht sich auf große Kriegsnot. Er begriff das Wort, da ihm das Verständnis durch eine Erscheinung erschlossen wurde. In jenen Tagen hielt ich, Daniel, drei Wochen lang Trauerzeit. Leckerbissen aß ich nicht, Fleisch und Wein kamen mir nicht in den Mund, ich salbte mich auch nie, bis drei volle Wochen verstrichen waren. Am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats befand ich mich am Ufer des großen Flusses, des Tigris. Ich erhob meine Augen und schaute: da sah ich einen Mann, mit einem Linnengewand bekleidet, um die Lenden einen Gürtel aus feinstem Gold; sein Leib war wie Chrysolith, sein Antlitz sah aus wie der Blitz, seine Augen wie Feuerfackeln; seine Arme und Beine funkelten wie Glanzerz, und der Schall seiner Worte glich dem Lärmen einer Volksmenge. Ich, Daniel, allein sah die Erscheinung. Die Leute bei mir sahen von der Erscheinung nichts; doch befiel sie ein gewaltiger Schrecken, so daß sie flohen, um sich zu verbergen. So blieb ich allein zurück, als ich diese gewaltige Erscheinung schaute. Da entschwand mir jegliche Kraft, mein Aussehen ward furchtbar entstellt, und ich konnte keine Kraft mehr aufbringen. Nun vernahm ich den Schall seiner Worte. Als ich vollends den Schall seiner Worte hörte, fiel ich ohnmächtig auf mein Angesicht, mein Gesicht zur Erde gewandt. Aber siehe da! Eine Hand berührte mich und brachte mich mühsam auf meine Knie und Handflächen. Dann sprach er zu mir: "Daniel, Liebling Gottes, gib acht auf die Worte, die ich dir zu verkünden habe! Stelle dich aufrecht auf deinen Platz; denn ich bin jetzt zu dir gesandt!" Auf diese Anrede hin stand ich zitternd auf. Da sprach er zu mir: "Fürchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tage an, da du deinen Sinn darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, wurden deine Worte vernommen, und um deiner Worte willen bin ich hergekommen. Aber der Engelfürst des Perserreiches leistete mir einundzwanzig Tage lang Widerstand. Doch siehe da, Michael, einer der ersten Fürsten, kam mir zu Hilfe. So war ich dort bei den Perserkönigen nicht mehr nötig. Darum kam ich, um dich in Kenntnis zu setzen über das, was in den letzten Tagen deinem Volke zustoßen wird; denn es ist wieder ein Gesicht über ferne Tage." Während er Worte dieser Art an mich richtete, senkte ich mein Antlitz zu Boden und verstummte. Doch siehe da, wie mit Menschenhand berührte er meine Lippen, daß ich meinen Mund öffnen und reden konnte. So sprach ich zu dem, der vor mir stand: "Mein Herr, bei der Erscheinung sind Krämpfe über mich gekommen, und ich konnte keine Kraft mehr aufbringen. Wie könnte denn auch solch ein Knecht meines Herrn mit diesem meinem hohen Herrn sprechen?" Von da ab blieb keine Kraft mehr in mir, und es ging mir der Atem aus. Und abermals berührte mich der, welcher wie ein Mensch aussah, und stärkte mich. Er sprach: "Fürchte dich nicht, Liebling Gottes! Heil dir! Sei stark, ja stark!" Indem er so mit mir redete, fühlte ich mich gekräftigt und sprach: "Nun möge mein Herr reden; denn du hast mich ja gestärkt." Da fragte er: "Weißt du, warum ich zu dir kam? Nun muß ich allerdings wieder zurückkehren und mit dem Engelfürsten von Persien kämpfen; wenn ich damit fertig bin, dann kommt der Engelfürst von Griechenland an die Reihe. Dennoch will ich dir mitteilen, was im Buche der Wahrheit aufgezeichnet steht, obwohl mich niemand gegen jene kräftig unterstützt außer eurem Engelfürst Michael. In jener Zeit tritt Michael auf, der große Fürst, der über den Söhnen deines Volkes schützend steht. Es wird eine Zeit der Drangsal sein, wie noch keine gewesen ist, seitdem es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Dein Volk wird gerettet in jener Zeit, ein jeder, der im Buch verzeichnet ist. Viele von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden erwachen, die einen zu ewigem Leben, zur Schmach und zu ewigem Abscheu die anderen. Die Gesetzeslehrer werden glänzen wie das leuchtende Himmelsgewölbe und, die vielen zur Gerechtigkeit verhalfen, wie die Sterne für immer und ewig. Du nun, Daniel, verschließe die Offenbarungen und versiegle das Buch bis zur Endzeit! Viele werden suchend umherstreifen, und der Wissensdurst wird groß sein." Ich, Daniel, schaute hin und sah, daß noch zwei andere (Engel) dastanden, der eine diesseits des Flußufers, der andere am jenseitigen Flußufer. Er sprach zu dem Mann im Leinenkleid, der sich über dem Wasser des Flusses befand: "Wie lange dauert es noch bis zum Ende dieser ungeheuerlichen Dinge?" Darauf vernahm ich den Mann im Leinenkleid, der sich über dem Wasser des Flusses befand; er erhob seine rechte und linke Hand zum Himmel und tat beim Ewiglebenden einen Schwur: "Eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Ist man damit fertig, die Macht des heiligen Volkes zu zerschlagen, dann wird sich dies alles vollenden." Das hörte ich wohl, verstand es aber nicht. Da fragte ich: "Mein Herr, was ist das Letzte hiervon?" Er erwiderte: "Geh, Daniel, denn die Offenbarungen sind verschlossen und versiegelt bis zur Endzeit. Viele werden gereinigt, geläutert und geprüft; aber die Frevler begehen Frevel. Kein Frevler versteht es, die Einsichtigen aber verstehen es. Von der Zeit an, da das tägliche Opfer beseitigt und der Greuel des Verwüsters aufgestellt wird, sind es tausendzweihundertneunzig Tage. Glückselig, wer ausharrt und tausenddreihundertfünfunddreißig Tage erreicht! Du nun, gehe dem Ende entgegen und ruhe aus! Zu deinem Lose wirst du am Ende der Tage auferstehen!" Jedoch machten sie Umwege und kamen an dieselbe Stelle zurück. Sie fragten einander nach dem Grund hierfür und mußten sich ihre Leidenschaft eingestehen. Sie verabredeten nun miteinander eine Zeit, zu der sie Susanna allein antreffen könnten. Während sie noch immer auf einen geeigneten Tag warteten, begab es sich einmal, daß Susanna wie gewöhnlich mit nur zwei Mägden hineinkam und im Garten baden wollte, weil die Hitze groß war. Niemand befand sich dort, ausgenommen die beiden Ältesten, die sich versteckt hatten und sie belauerten. Da sprach sie zu den Mägden: "Bringt mir Öl und Salben und schließt das Gartentor, damit ich baden kann!" Diese taten nach ihrem Befehle, verschlossen das Gartentor und gingen durch die Nebentüre fort, um das Verlangte zu holen. Sie bemerkten aber die Ältesten nicht, weil diese sich versteckt hatten. Als nun die Mägde hinausgegangen waren, erhoben sich die beiden Ältesten und liefen auf Susanna zu. Sie sagten: "Siehe, das Gartentor ist geschlossen, und niemand beobachtet uns. Wir haben heftige Begierde nach dir, darum sei uns zu Willen und laß dich mit uns ein! Falls nicht, so werden wir gegen dich bezeugen, daß ein Jüngling bei dir war und daß du aus diesem Grunde die beiden Mädchen von dir wegschicktest." Da seufzte Susanna und sprach: "Drangsal kommt mir von allen Seiten. Tue ich dies, dann ist der Tod mir gewiß; tue ich es nicht, so werde ich euren Händen nicht entrinnen. Doch lieber ist es mir, es nicht zu tun und in eure Hände zu fallen, als vor dem Herrn zu sündigen." Da schrie Susanna mit lauter Stimme. Aber auch die beiden Ältesten schlugen Lärm gegen sie. Der eine lief hin und öffnete das Gartentor. Als die Leute im Hause das Geschrei im Garten hörten, stiegen sie eiligst durch die Seitentüre herein, um zu sehen, was ihr zugestoßen sei. Sobald nun die Ältesten ausgesagt hatten, schämten sich die Diener gar sehr, weil nie über Susanna etwas Derartiges geredet worden war. Am anderen Morgen, als das Volk zu ihrem Manne Jojakim kam, erschienen auch die beiden Ältesten; es erfüllte sie der ruchlose Gedanke, gegen Susanna das Todesurteil zu beantragen. Sie sprachen vor dem Volke: "Schickt nach Susanna, der Tochter Helkias, der Frau Jojakims!" Man schickte also hin. Da kam sie zusammen mit ihren Eltern, ihren Kindern und all ihren Verwandten. Susanna aber war sehr blühend und schön von Gestalt. Die Schurken befahlen, sie zu entschleiern - sie war nämlich verschleiert -, um sich an ihrer Schönheit zu laben. Ihre Angehörigen aber und alle, die sie sahen, brachen in Tränen aus. Die beiden Ältesten erhoben sich inmitten der Volksschar und legten ihr die Hände auf das Haupt. Sie aber weinte und blickte zum Himmel auf, weil ihr Herz auf den Herrn vertraute. Die Ältesten berichteten nun: "Wir gingen allein im Garten spazieren; da kam diese mit zwei Mägden herein, verschloß das Gartentor und entließ die Mägde. Dann kam ein Jüngling zu ihr, der sich versteckt hatte, und legte sich zu ihr hin. Wir befanden uns in der Ecke des Gartens; als wir den Frevel bemerkten, eilten wir auf sie zu. Wir sahen, wie sie miteinander Umgang pflogen; jenes Mannes konnten wir uns nicht bemächtigen, weil er uns an Kraft übertraf und so das Tor öffnen und entrinnen konnte. Doch diese hier konnten wir ergreifen, und wir fragten sie, wer denn der junge Mann war. Sie wollte es uns aber nicht verraten. Dies können wir bezeugen." Die versammelte Gemeinde aber schenkte ihnen als den Ältesten und Richtern des Volkes ihr Vertrauen. Man verurteilte also jene zum Tode. Da schrie Susanna mit lauter Stimme und betete: "O ewiger Gott, der du die verborgenen Dinge kennst, der du alles weißt, noch bevor es sich ereignet! Du weißt, daß sie falsches Zeugnis gegen mich ablegten. So muß ich denn sterben und habe doch nichts von dem getan, wessen mich diese da in ihrer Bosheit bezichtigen." Der Herr aber hörte auf ihr Rufen. Als sie zur Hinrichtung abgeführt wurde, erweckte Gott den heiligen Geist eines noch jungen Mannes, der Daniel hieß. In jener Zeit tritt Michael auf, der große Fürst, der über den Söhnen deines Volkes schützend steht. Es wird eine Zeit der Drangsal sein, wie noch keine gewesen ist, seitdem es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Dein Volk wird gerettet in jener Zeit, ein jeder, der im Buch verzeichnet ist. Viele von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden erwachen, die einen zu ewigem Leben, zur Schmach und zu ewigem Abscheu die anderen. Die Gesetzeslehrer werden glänzen wie das leuchtende Himmelsgewölbe und, die vielen zur Gerechtigkeit verhalfen, wie die Sterne für immer und ewig. Du nun, Daniel, verschließe die Offenbarungen und versiegle das Buch bis zur Endzeit! Viele werden suchend umherstreifen, und der Wissensdurst wird groß sein." Ich, Daniel, schaute hin und sah, daß noch zwei andere (Engel) dastanden, der eine diesseits des Flußufers, der andere am jenseitigen Flußufer. Er sprach zu dem Mann im Leinenkleid, der sich über dem Wasser des Flusses befand: "Wie lange dauert es noch bis zum Ende dieser ungeheuerlichen Dinge?" Darauf vernahm ich den Mann im Leinenkleid, der sich über dem Wasser des Flusses befand; er erhob seine rechte und linke Hand zum Himmel und tat beim Ewiglebenden einen Schwur: "Eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Ist man damit fertig, die Macht des heiligen Volkes zu zerschlagen, dann wird sich dies alles vollenden." Das hörte ich wohl, verstand es aber nicht. Da fragte ich: "Mein Herr, was ist das Letzte hiervon?" Er erwiderte: "Geh, Daniel, denn die Offenbarungen sind verschlossen und versiegelt bis zur Endzeit. Viele werden gereinigt, geläutert und geprüft; aber die Frevler begehen Frevel. Kein Frevler versteht es, die Einsichtigen aber verstehen es. Von der Zeit an, da das tägliche Opfer beseitigt und der Greuel des Verwüsters aufgestellt wird, sind es tausendzweihundertneunzig Tage. Glückselig, wer ausharrt und tausenddreihundertfünfunddreißig Tage erreicht! Du nun, gehe dem Ende entgegen und ruhe aus! Zu deinem Lose wirst du am Ende der Tage auferstehen!" Das Wort des Herrn, das an Hosea, den Sohn des Beeri, erging, in den Tagen des Ussia, Jotam, Achas und Hiskia, der König von Juda, und in den Tagen des Königs Jerobeam, des Sohnes des Joas, von Israel. Beginn der Rede des Herrn durch Hosea. Der Herr sprach zu Hosea: "Geh, nimm dir ein buhlerisches Weib und zeuge Buhlkinder; denn das Land hat buhlerisch den Herrn verlassen." Da ging er hin und heiratete Gomer, die Tochter Diblajims. Diese empfing und gebar ihm einen Sohn. Der Herr sprach zu ihm: "Gib ihm den Namen Jezreel; denn nur noch kurze Zeit, und ich suche die Blutschuld von Jezreel heim an Jehus Haus und hebe das Königtum des Hauses Israel auf. Und an jenem Tage geschieht es: Ich zerbreche Israels Bogen in der Ebene Jezreel." Dann empfing sie abermals und gebar eine Tochter. Da sprach zu ihm der Herr: ""Unbegnadet" nenne sie; denn ich will fortan nicht mehr Gnade üben am Hause Israel, sondern sie ihnen entziehen. Doch Gnade übe ich am Hause Juda, rette sie durch den Herrn, ihren Gott, rette sie aber nicht durch Bogen, Schwert oder Krieg, nicht durch Rosse und Wagenkämpfer!" Sie entwöhnte die "Unbegnadet", empfing und gebar einen Sohn. Da sprach er: "Gib ihm den Namen "Nichtmeinvolk"! Denn ihr seid nicht mein Volk, und ich bin für euch der "Ichbinnichtda". Die Zahl der Söhne Israels wird sein wie der Sand am Meere, der weder meßbar noch zählbar ist. Anstatt sie anzureden: "Ihr seid nicht mein Volk", wird man zu ihnen sagen: "Des lebendigen Gottes Söhne". Dann werden sich die Söhne Judas und Israels zusammenschließen, über sich ein gemeinsames Oberhaupt setzen und sich des Landes bemächtigen; denn groß ist Jezreels Tag. Sagt zu euren Brüdern: "Mein Volk" und zu euren Schwestern: "Begnadete"! Streitet mit eurer Mutter, ja, streitet! Denn sie ist nicht meine Frau, und ich bin nicht ihr Mann. Sie beseitige ihre Unzuchtsmale von ihrem Antlitz, ihre Ehebruchszeichen von ihrer Brust! Sonst ziehe ich sie nackt aus und stelle sie hin wie am Tage ihrer Geburt; ich mache sie der Wüste gleich, mache sie ähnlich dem dürren Land, lasse sie sterben vor Durst. An ihren Söhnen übe ich keine Gnade, denn Dirnenkinder sind sie. Ja, ihre Mutter hat gebuhlt, Schändliches trieb, die sie geboren. Sie sprach nämlich: "Meinen Buhlen laufe ich nach; sie spenden mein Brot und mein Wasser, meine Wolle und meinen Flachs, mein Öl und meine Getränke." Darum will ich ihr den Weg mit Dornen versperren und ihr einen Zaun entgegenstellen, damit sie ihre (gewohnten) Pfade nicht mehr finde. Setzt sie nun ihren Buhlen nach, ohne sie zu erreichen, und sucht sie nach ihnen, ohne sie zu finden, dann wird sie sagen: "Ich will mich aufmachen und heimkehren zu meinem ersten Mann; denn damals ging es mir besser als jetzt." Doch sie weiß ja nicht, daß ich es bin, der ihr das Korn gab, den Most und das Öl, der ihr Silber in Menge schenkte und Gold - woraus man Baalgötzen verfertigte. Darum nehme ich mein Korn wieder zurück zur gegebenen Zeit, zur gesetzten Frist meinen Most. Ich entziehe ihr meine Wolle und meinen Flachs, womit sie ihre Nacktheit bedecken konnte. Und nun decke ich ihre Blöße auf vor den Augen ihrer Buhlen; niemand wird sie entreißen aus meiner Hand. All ihrer Freude bereite ich ein Ende, ihren Festen, Neumonden, Sabbaten und all ihren Feiertagen. Ihre Reben und Feigenbäume verwüste ich, von denen sie sprach: "Sie sind der Buhllohn für mich, den mir meine Buhlen gegeben." Zur Wildnis mache ich sie; die Tiere des Feldes fressen sie ab. Die Tage des Baalsdienstes prüfe ich nach an ihr, da sie ihnen räucherte und sich schmückte mit Ring und Geschmeide, da sie hinter ihren Liebhabern herlief, mich aber vergaß" - Spruch des Herrn. "Siehe, darum will ich sie verlocken, will sie in die Wüste führen und ihr zu Herzen reden. Ihre Weinberge gebe ich ihr von dort, und als Hoffnungspforte das Achortal. Dorthin wird sie mir willig folgen wie in der Zeit ihrer Jugend, wie damals, als sie heraufzog vom Lande Ägypten. An jenem Tage" - Spruch des Herrn - "wirst du rufen: "Mein Mann", und nicht mehr wirst du mich nennen: "Mein Baal". Ich entferne die Namen der Baale aus ihrem Mund, so daß diese nicht mehr mit ihrem Namen erwähnt werden. Ich schließe zugunsten der Bürger an jenem Tag einen Bund mit den Tieren des Feldes, den Vögeln des Himmels und dem Gewürm des Bodens. Bogen, Schwert und Krieg vertilge ich aus dem Lande und lasse sie wohnen in Sicherheit. Auf ewig nehme ich dich mir zur Ehe; ich nehme dich mir zur Ehe mit dem Versprechen von Recht und Gerechtigkeit, von Huld und Erbarmen. Ich nehme dich mir zur Ehe um Treue, damit du den Herrn erkennest. An jenem Tage werde ich horchen" - Spruch des Herrn -; "ich horche auf den Himmel, und dieser horcht auf die Erde. Die Erde horcht auf Korn, Most und Öl, und diese horchen auf Jezreel. Im Lande will ich sie mir einsäen. Ich begnade die "Unbegnadet", sage zum "Nichtmeinvolk": "Mein Volk bist du", und er sagt: "Mein Gott"!" Der Herr sprach zu mir: "Abermals geh hin und liebe ein Weib, das noch einen anderen liebt und Ehebruch treibt, ganz so, wie der Herr die Söhne Israels liebt, obwohl sie an andere Götter sich wenden und Opferkuchen aus Trauben lieben." Um fünfzehn Sekel Silber kaufte ich sie mir und um eineinhalb Chomer Gerste. Ich sprach zu ihr: "Viele Tage hindurch sollst du mir einsam dasitzen, nicht Unzucht treiben und keinem Mann gehören! Auch ich verkehre nicht mit dir." Denn viele Tage werden die Söhne Israels einsam dasitzen ohne König und ohne Fürst, ohne Opfer und Weihestein, ohne Ephod und Teraphim. Danach werden die Söhne Israels umkehren und den Herrn, ihren Gott, suchen und David, ihren König. Bebend kommen sie dann zum Herrn und seinem Heil am Ende der Tage. Hört das Wort des Herrn, ihr Söhne Israels! Denn einen Streit führt der Herr mit den Landesbewohnern: Keine Treue, keine Liebe, keine Gotteserkenntnis gibt es im Land. Verfluchen, Lügen, Morden, Stehlen und Ehebrechen breiten sich aus; Blutschuld reiht sich an Blutschuld. Deshalb verdorrt das Land, welken alle seine Bewohner dahin samt den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels; selbst die Fische des Meeres werden dahingerafft. Wenn jedoch niemand anklagt und keiner es rügt, dann ergeht an dich meine Anklage, Priester! Du wirst straucheln am Tag, und straucheln wird auch der Prophet mit dir bei Nacht. Ich lasse deine Mutter umkommen. Mein Volk kommt um, weil ihm Erkenntnis fehlt. Weil du selbst Erkenntnis abgelehnt hast, lehne ich dich als meinen Priester ab. Weil du deines Gottes Weisung vergessen hast, werde auch ich deine Söhne vergessen. Je mehr ihrer wurden, um so mehr sündigten sie wider mich, vertauschten ihre Ehre gegen Schande. Von der Sünde meines Volkes nähren sie sich, nach seiner Verfehlung begehren sie. So wird es dem Priester wie dem Volk ergehen: Ich prüfe an ihm seinen Wandel nach und vergelte ihm seine Taten. Sie essen, werden jedoch nicht satt, sie treiben Unzucht, aber vermehren sich nicht. Denn sie verließen den Herrn, um Unzucht zu treiben. Wein und Most rauben vernünftiges Denken: Mein Volk befragt sein Holz, sein Stab soll ihnen Auskunft geben. Der Geist der Unzucht hat sie verführt; sie entfernen sich buhlend von ihrem Gott. Auf Bergesgipfeln bringen sie Opfer dar, auf den Hügeln verbrennen sie Rauchopfer, unter Eichen, Pappeln und Terebinthen, weil ihr Schatten so angenehm ist. Darum geben eure Töchter sich preis, brechen eure Schwiegertöchter die Ehe. Ich strafe eure Töchter nicht für ihre Unzucht, eure Schwiegertöchter nicht für ihren Ehebruch; denn auch die Männer gehen mit Dirnen abseits und opfern zusammen mit Weihedirnen. Das törichte Volk kommt so zu Fall. Wenn du, Israel, unzüchtig bist, so soll doch Juda sich nicht verfehlen! Geht nicht nach Gilgal, nach Bet-Awen zieht nicht hinauf, schwört nicht beim Leben des Herrn! Ja, Israel ist widerspenstig wie eine störrische Kuh. Sollte nun der Herr sie weiden wie Lämmer auf weiter Flur? Ephraim ist den Götzen verbündet. Es ruht im Kreise von Zechern. Sie sind der Unzucht ergeben, sie lieben die Schande mehr als ihre Würde. Mit seinen Flügeln erfaßt sie der Sturm, sie werden zuschanden ob ihrer Altäre. Ihr Priester, hört dies! Haus Israel, merk auf! Königspalast, vernimm es! Denn euch obliegt die Rechtspflege. Ihr wurdet jedoch zur Falle für Mizpa, zum Netz, gespannt auf dem Tabor, eine tiefe Grube in Schittim. Ich aber werde euch alle züchtigen. Ich kenne Ephraim, und Israel ist vor mir nicht verborgen; denn jetzt hast du, Ephraim, Unzucht getrieben, Israel ist unrein geworden. Ihr Treiben gestattet ihnen nicht, umzukehren zu ihrem Gott. Denn in ihrer Mitte herrscht Unzuchtsgeist, aber den Herrn kennen sie nicht. Gegen Israel zeugt sein Stolz, Ephraim stürzt durch eigene Schuld; es strauchelt auch Juda mit ihm. Mit ihren Schafen und Rindern ziehen sie hin, um den Herrn zu suchen; aber sie finden ihn nicht, er hat sich ihnen entzogen. Sie handelten untreu gegen den Herrn, uneheliche Kinder zeugten sie; jetzt werden ihre Felder vom Glutwind verzehrt. Zu Gibea stoßt ins Kriegshorn, in die Trompete zu Rama; weckt Bet-Awen, schreckt Benjamin auf! Ephraim wird zur Wüste am Tag der Bestrafung, gegen Israels Stämme verkünde ich, was feststeht. Judas Führer handeln wie Leute, die Grenzen verrücken, über sie gieße ich meinen Zorn aus wie Wasser. Ephraim übt Gewalttat, beugt das Recht; denn willig läuft es dem Nichts nach. Ich aber bin wie Eiter für Ephraim, wie Fäulnis für Judas Haus. Ephraim sah seine Krankheit, Juda seine eiternde Wunde; da ging Ephraim nach Assur und sandte zum Großkönig. Doch dieser kann euch nicht heilen, von der Eiterbeule euch nicht befreien. Fürwahr, ich bin wie ein Löwe für Ephraim, wie ein Junglöwe für Judas Haus! Ich, ich zerreiße und gehe davon, schleppe weg, und retten kann niemand. An meine Stätte ziehe ich mich zurück, bis daß sie ihre Schuld büßen und mein Antlitz suchen, in ihrer Not nach mir begehren. "Wohlan, laßt uns zurückkehren zum Herrn! Denn er hat verletzt, und er wird uns auch heilen; er hat geschlagen und wird uns auch verbinden. Nach zwei Tagen wird er uns neu beleben, am dritten Tage uns aufstehen lassen, daß wir leben vor ihm. Wir wollen erkennen, ja, wir wollen streben nach der Erkenntnis des Herrn! So sicher wie das Morgenlicht tritt er hervor; er kommt zu uns so gewiß wie Winterregen, wie Spätregen, der die Erde tränkt." - "Was soll ich dir, Ephraim, tun, was soll ich dir antun, Juda? Eure Frömmigkeit ist wie Morgengewölk, dem Tau gleich, der früh vergeht. Darum schlug ich drein durch die Propheten, schlug sie nieder durch die Worte meines Mundes. Wie Licht brach so mein Recht hervor. Denn Frömmigkeit ist mir lieber als Schlachtopfer, Erkenntnis Gottes lieber als Brandopfer! Sie aber brachen in Adam den Bund, fielen dort von mir ab. Gilead ist eine Stadt von Frevlern, deren Fußspuren blutig sind. Wie ein Räuber lauert die Rotte der Priester; sie morden am Wege nach Sichem; ja, Schändliches tun sie. Entsetzliches sah ich im Hause Israel; Ephraim treibt dort Unzucht, Israel ist unrein geworden. [Auch dir, Juda, ist eine Ernte bereitet, wenn ich das Schicksal meines Volkes wende, sobald ich Israel heile.] Offenbar wird Ephraims Schuld und Samarias Bosheit. Denn Unrecht verüben sie. Der Dieb dringt ein, und draußen plündert die Räuberschar. Sie überlegen sich nicht, daß ich all ihrer Bosheit gedenke. Ihre Taten umzingeln sie jetzt, vor meinen Augen stehen sie da. Mit ihrer Bosheit machen sie einen König übermütig, Fürsten mit ihrer Falschheit. Sie alle brechen die Ehe; sie sind wie ein brennender Ofen, wenn der Bäcker aufhört zu heizen vom Kneten des Teiges an, bis er durchsäuert ist. Den Festtag unseres Königs beginnen die Fürsten damit, daß sie sich erhitzen mit Wein, dessen Gewalt die Prahlredner mitreißt. Ja, sie glühen wie ein Ofen; ihr Herz brennt in ihnen; die ganze Nacht schlummert ihr Zorn, am Morgen entbrennt er wie loderndes Feuer. Sie alle sind erhitzt wie ein Ofen, fressen ihre Richter auf. Alle ihre Könige stürzen, doch keiner von ihnen ruft mich an. Ephraim läßt sich zu Teig verrühren unter den Völkern, Ephraim wird ein Kuchen, den man nicht wendet. Seine Kraft verzehren Fremde, er aber merkt es nicht. Auch graues Haar ist ihm schon eingesprengt, er aber merkt es nicht. Gegen Israel zeugt sein Stolz. Sie bekehren sich nicht zum Herrn, ihrem Gott, und suchen ihn nicht trotz alledem. Ephraim ist wie eine Taube, einfältig, ohne Verstand. Ägypten rufen sie an, sie laufen nach Assur. Wie sie auch laufen, ich werfe mein Netz über sie; wie Vögel des Himmels hole ich sie herab, züchtige sie, wenn ich von ihrer Versammlung Kunde erhalte. Weh über sie, denn sie fliehen vor mir! Verderben über sie, denn sie werden mir untreu! Und ich soll sie erlösen, während sie gegen mich Lügen reden? Sie schreien nicht von Herzen zu mir, wenn sie heulen auf ihren Lagern. Sie ritzen sich Wunden, um Korn und Most zu erflehen, gegen mich aber sind sie trotzig. Ich bin es, der ihnen die Arme gestärkt, doch sie sinnen gegen mich Böses. Sie wenden sich um - doch nicht zu mir! - wie ein entspannter Bogen. So fallen ihre Fürsten durch das Schwert wegen ihrer lästernden Reden. Man spottet über sie im Lande Ägypten. An deinen Mund nimm die Posaune wie ein Wächter über das Haus des Herrn. Sie brachen ja meinen Bund, gegen meine Weisung frevelten sie. "Mein Gott!", so schreien sie zu mir "Wir [Israel] kennen dich!" Doch Israel stößt das Gute von sich; so mag der Feind es verfolgen! Könige berufen sie gegen meinen Willen, Fürsten, die ich nicht anerkenne. Götzen machen sie aus ihrem Silber und Gold, damit es vertan ist. Verstoße dein Kalb, Samaria! Mein Zorn ist entbrannt wider das Volk. Wie lange noch vermögen sie nicht, von Schuld frei zu werden? Sie sind doch aus Israel! Ein Handwerker hat jenes gemacht; kein Gott ist es! Nein, in Stücke soll brechen das Kalb Samarias! Denn Wind säen sie, und Sturm ernten sie. Halme ohne Ähren bringen nichts zum Verzehren! Würden sie etwas bringen, würden Fremde es verschlingen! Israel ist verschlungen; unter den Völkern sind sie jetzt wie ein Gerät, das niemand mehr schätzt. Ja, sie laufen nach Assur! Ein Wildesel bleibt für sich, Ephraim spendet Liebesgeschenke. Wenn sie auch unter den Völkern Buhllohn empfangen, will ich sie nunmehr zusammentreiben, daß sie in Bälde sich winden unter der Last des Königs der Fürsten. Ja, Ephraim hat viele Altäre errichtet; zum Sündigen dienen sie ihm. Altäre zum Sündigen! Die Vielzahl meiner Gebote schrieb ich ihm auf; wie Fremdes achtet man diese. Schlachtopfer lieben sie und bringen sie dar. Opferfleisch (lieben sie) und essen es; doch der Herr hat kein Gefallen an ihnen. Nun wird er ihrer Schuld gedenken und ihre Sünden strafen! Sie müssen zurück nach Ägypten! Israel vergaß seinen Schöpfer und baute sich Paläste, Juda vermehrte die befestigten Städte. Doch ich sende Feuer in seine Städte, das ihre Prachtbauten frißt." Freue dich nicht, Israel, jauchze nicht wie die Völker! Du buhltest von deinem Gott weg, liebtest den Buhllohn auf allen Getreidetennen. Tenne und Kelter sind ihnen nicht mehr Freund, und der Most wird sie betrügen. Sie bleiben nicht im Lande des Herrn. Ephraim kehrt nach Ägypten zurück, wird Unreines essen in Assur. Wein gießen sie nicht mehr aus für den Herrn, nicht mehr erfreuen ihn ihre Opfer. Wie Trauerbrot ist ihr Brot; wer immer davon ißt, wird unrein. Ja, nur für ihren Hunger dient ihr Brot; es kommt nicht in das Haus des Herrn. Was wollt ihr tun für den Feiertag, für den Festtag des Herrn? Denn siehe, wenn sie wegziehen aus verwüstetem Land, dann erntet Ägypten sie ein, Memphis begräbt sie. Unkraut überwuchert ihr kostbares Silber, in ihren Zelten wachsen Dornen. Gekommen sind die Tage der Heimsuchung, die Tage der Vergeltung gekommen! Mag Israel schreien: "Der Prophet ist ein Narr, verrückt ist der Geistesmann!" Wegen deiner großen Schuld ist groß auch die Anfeindung. Der Wächter Ephraims steht im Bund mit dem Gott des Propheten. Ein Fangnetz begegnet ihm auf all seinen Wegen, Anfeindung im Hause seines Gottes. Man handelt aufs tiefste verderblich wie in den Tagen von Gibea. - Er gedenkt ihrer Schuld, straft ihre Sünden. "Wie Trauben in der Wüste fand ich Israel, wie Frühfeigen am jungen Feigenbaum entdeckte ich eure Väter. Aber als sie nach Baal-Peor kamen, weihten sie sich dem Schandgott. Da wurden sie mir zum Abscheu gleich ihrem Buhlen. Ephraim gleicht den Vögeln; es verfliegt sein Ruhm: Keine Geburt mehr, kein Mutterschoß und keine Empfängnis! Und ziehen sie ihre Söhne groß, so mache ich sie dennoch kinderlos und vereinsamt. Ja, ein Wehe auch über sie selbst, wenn ich von ihnen weiche! Ephraim hat sich, wie ich sehe, seine Söhne zum Jagdwild gemacht. So muß nun Ephraim seine Söhne zum Schlächter hinausführen." Gib ihnen, Herr, was du geben kannst; gib ihnen unfruchtbaren Schoß und vertrocknete Brüste! "Ihre ganze Bosheit zeigte sich in Gilgal; ja, dort wurden sie mir zuwider! Ob ihrer schändlichen Taten vertreibe ich sie aus meinem Hause. Ich liebe sie fortan nicht mehr, Aufrührer sind ihre Fürsten alle. Geschlagen ist Ephraim, seine Wurzel verdorrt, Frucht bringen sie keine hervor. Wenn sie trotzdem gebären, lasse ich ihres Schoßes Lieblinge sterben." Verwerfen wird sie mein Gott, denn sie gehorchen ihm nicht; so müssen sie unter den Völkern unstet werden. Israel war ein üppiger Weinstock, der dementsprechende Früchte trug. Je zahlreicher seine Früchte waren, desto zahlreicher machte es die Altäre. Je schöner sein Land dastand, desto schöner machte es seine Weihesteine. Falsch ist ihr Herz, nun sind sie der Strafe verfallen! Ihre Altäre zerschlägt der Herr, ihre Weihesteine zermalmt er. Ja, jetzt werden sie sagen: "Einen König haben wir nicht, denn den Herrn fürchteten wir nicht, und der König, was tut der für uns?" Worte machen, Meineide schwören, Bündnisse schließen! Und das "Recht" sproßt wie Giftkraut auf den Furchen des Ackers. Um Bet-Awens Kalb sind Samarias Bewohner in Angst! Ja, es trauert darüber sein Volk; seine Götzenpriester umjauchzen es (noch) wegen seiner Pracht; jedoch, sie entschwindet ihm. Auch das Kalb wird man nach Assur bringen als Abgabe für den Großkönig. Schande wird Ephraim ernten, Israel muß sich schämen wegen seiner Beschlüsse. Samaria verschwindet, sein König gleicht einem geknickten Zweig auf der Oberfläche des Wassers. Vernichtet werden die Kulthöhen des Frevels, Israels Sünde; auf ihren Altären wachsen Dornen und Disteln. Dann wird man zu den Bergen sprechen: "Bedeckt uns!" und zu den Hügeln: "Fallt auf uns!" Seit den Tagen von Gibea dauert Israels Sünde an. Auf dem dortigen Standpunkt blieben sie stehen. Gewiß erreicht sie der Krieg in Gibea um der Frevler willen. Ich bin gekommen, um sie zu züchtigen. Völker scharen sich gegen sie, wenn sie gezüchtigt werden für ihre doppelte Schuld. Ephraim war ein geübtes Rind, Drescharbeit liebte es. Als ich im Vorbeigehen seinen kräftigen Nacken sah, spannte ich Ephraim ein; Juda sollte pflügen, Jakob eggen. Säet Gerechtigkeit, dann erntet ihr gemäß der Frömmigkeit! Brecht euch einen Neubruch der Erkenntnis, um den Herrn zu suchen, bis er kommt und euch Gerechtigkeit lehrt. Doch ihr habt Unrecht gepflügt, habt Frevel geerntet, habt Lügenfrucht gegessen. Du hast auf deine Streitwagen vertraut und auf die Menge deiner Krieger. Darum erhebt sich Kriegsgeschrei in deinem Volk, und alle deine Festungen werden zerstört, wie Schalman am Tage der Schlacht Bet-Arbel zerstörte, als eine Mutter mitsamt den Söhnen zerschmettert wurde. Solches tue ich an euch, Haus Israel, ob eurer großen Bosheit. Mit dem Morgenrot verschwindet völlig der König von Israel. "Als Israel noch ein Knäblein war, gewann ich es lieb, und aus Ägypten berief ich meinen Sohn. Doch je mehr ich sie rief, desto weiter rückten sie von mir ab. Sie opferten den Baalen und räucherten den Götzenbildern. Und ich war es doch, der Ephraim gehen gelehrt, der sie auf meine Arme genommen. Aber sie merkten es nicht, daß ich sie hegte. Mit menschlichen Seilen zog ich sie an, mit Stricken der Liebe. Ich war für sie wie (Eltern), die den Säugling an ihre Wangen heben. Ich neigte mich ihm zu und reichte ihm Speise. Er muß zurück ins Land Ägypten, und Assur wird sein König sein, weil man die Umkehr verweigert. So wirbelt das Schwert in seinen Städten und vertilgt sein leeres Gerede; es frißt wegen ihrer Pläne. Aber mein Volk hält fest am Abfall von mir; man ruft zum Baal, doch dieser hilft sicher nicht auf. Wie könnte ich dich preisgeben, Ephraim, wie dich ausliefern, Israel? Wie könnte ich dich preisgeben wie Adma, dich gleichstellen mit Zeboim? Mein Herz kehrt sich gegen mich, meine Reue ist mächtig entbrannt. Ich will meinen glühenden Zorn nicht vollstrecken, will Ephraim nicht wieder verderben! Denn Gott bin ich und nicht ein Mensch, ein Heiliger in deiner Mitte, und nicht gerate ich in Erregung. Hinter dem Herrn werden sie herziehen; er brüllt wie ein Löwe. Sobald er brüllt, eilen bebend die Söhne vom Westen herbei. Sie eilen herbei von Ägypten wie Vögel, wie Tauben vom Lande Assur. Ich lasse sie wohnen auf ihrem Hausbesitz" - Spruch des Herrn. Mit Lüge umgibt mich Ephraim, mit Betrug das Haus Israel. Aber Juda - noch kennt es Gott, und Volk der Heiligen wird es genannt. Ephraim jagt dem Winde nach und läuft die ganze Zeit hinter dem Ostwind her, häuft Lügen und Gewalt. Mit Assur geht man ein Bündnis ein, nach Ägypten liefert man Öl. Mit Israel tritt der Herr ins Gericht, um Jakob zur Rechenschaft zu ziehen nach seinem Wandel; nach seinen Taten vergilt er ihm. Im Mutterleib überlistete er seinen Bruder, und in seiner Manneskraft rang er mit Gott. Er rang mit dem Engel und siegte. Er weinte und flehte ihn an. In Betel fand er ihn, und dort redete er mit ihm: [Nämlich der Herr, der Gott der Heerscharen, dessen Name Jahwe lautet.] "Du sollst zurückkehren zu deinem Gott! Bewahre Treue und Recht und hoffe stets auf deinen Gott!" In der Hand des Händlers ist falsche Waage; er liebt das Unrecht. Aber Ephraim spricht: "Ich bin doch reich geworden, habe mir Vermögen erworben! Alle meine Gewinne stellen für mich kein Vergehen dar, das Sünde wäre." "Aber ich bin der Herr, dein Gott vom Lande Ägypten an. Ich lasse dich wieder in Zelten wohnen wie zur Zeit, da wir zusammentrafen. Ich habe zu den Propheten geredet, ich ließ häufig Gesichte schauen, und durch die Propheten wirke ich Vernichtung. In Gilead herrschte Frevel. Wahrlich, sie sind zunichte geworden! In Gilgal opfert man Stiere. So sollen auch ihre Altäre wie Steinhaufen werden an den Furchen des Feldes." Jakob floh ins Gebiet von Aram; um eine Frau wurde Israel Knecht, um eine Frau wurde er Hirt. Aber durch einen Propheten führte der Herr Israel aus Ägypten herauf, und durch einen Propheten ward er behütet. Bitteren Verdruß hat Ephraim erregt. Nun läßt sein Herr auf ihn seine Blutschuld fallen und vergilt ihm seinen Hohn. Wenn Ephraim redete, herrschte Schrecken; hoch angesehen war er in Israel. Aber er machte sich schuldig durch Baal und verfiel dem Tod. Und jetzt sündigen sie weiter und fertigen sich ein Gußbild aus ihrem Silber nach Art der Götzenbilder; Handwerkerarbeit ist das Ganze. "Ihnen", so sprechen sie, "sollt ihr opfern!" Menschen sollen Kälber küssen! Darum werden sie sein wie Morgengewölk, wie Tau, der bald vergeht, wie Spreu, vom Sturm aus der Tenne gefegt, wie Rauch aus dem Fenster. "Aber ich bin der Herr, dein Gott vom Lande Ägypten an; einen Gott neben mir darfst du nicht kennen; es gibt keinen Helfer außer mir! Ich weidete dich in der Wüste, im Lande der Dürre. Ihrer Weide entsprechend wurden sie satt; als sie satt waren, wurde übermütig ihr Herz; darum vergaßen sie mich. So werde ich für sie wie ein Löwe, ich lauere wie ein Panther am Weg. Ich falle sie an wie eine Bärin, die ihrer Jungen beraubt ist, und zerfleische ihnen die Brust. Dann fressen die Hunde sie dort, die wilden Tiere zerreißen sie. Vernichte ich dich, Israel, wer kann dir dann helfen? Wo ist dein König, daß er dich rette, und all deine Fürsten, daß sie dir Recht schaffen? Von ihnen sagtest du ja: "Gib mir König und Fürsten!" Ich gebe dir einen König in meinem Zorn, und ich nehme ihn weg in meinem Grimm. Aufbewahrt ist Ephraims Schuld, gut verwahrt ist seine Sünde. Kommen die Wehen für seine Geburt, so ist er ein unkluges Kind; wenn die Zeit gekommen ist, findet er nicht den Zugang zum Leben. Aus der Gewalt der Unterwelt sollte ich sie erlösen, vom Tode sie loskaufen? Wo bleiben nur deine Seuchen, o Tod, wo ist deine Pest, o Unterwelt? Mitleid verbirgt sich vor meinen Augen! Ja, mag jener auch blühen zwischen dem Riedgras, es kommt der Ostwind, der Odem des Herrn, der aus der Wüste aufsteigt. Da versiegt seine Quelle und vertrocknet sein Born. Man plündert den Schatz, alles kostbare Gut." Samaria muß büßen, denn es war widerspenstig gegen seinen Gott. Seine Bewohner fallen durch das Schwert; ihre Säuglinge werden zerschmettert, ihre werdenden Mütter aufgeschlitzt. Kehre um, Israel, zum Herrn, deinem Gott, denn du bist gestürzt durch deine Schuld! Bringt rechte Worte mit und bekehrt euch zum Herrn! Sprecht zu ihm: "Du vergibst doch die Schuld? Nimm das Stammeln entgegen; wir bringen die Frucht unserer Lippen dar. Assur kann uns nicht retten; wir wollen auf Pferdegespannen nicht fahren! Nie mehr wollen wir sagen: "Unser Gott" zum Machwerk unserer Hände! Denn bei dir findet ein Verwaister Erbarmen." "Ich will ihre Untreue heilen! Ich liebe sie aus freier Gnade. Denn mein Zorn hat sich von ihnen abgewandt. Ich will wie Tau für Israel werden, daß es blühe wie die Lilie und Wurzeln schlage wie der Libanonwald. Seine Schößlinge mögen treiben, auf daß seine Pracht dem Ölbaum gleiche, sein Duft dem des Libanon. Man wird wieder in meinem Schatten wohnen und Getreide bauen. Wie ein Weinstock wird sein Ruhm sprießen, wie der Wein vom Libanon. Was hat denn Ephraim noch mit den Götzen zu tun? Ich allein erhöre ihn und blicke auf ihn. Ich gleiche einer immergrünen Zypresse: Von mir kannst du dir Früchte sammeln!" Wer ist so weise, daß er dies versteht, wer so verständig, daß er es erkennt? Ja, die Wege des Herrn sind gerade, Rechtschaffene wandeln darauf. Abtrünnige aber kommen auf ihnen zu Fall. Das Wort des Herrn, das an Joël, den Sohn des Petuel, erging. Hört dies, ihr Ältesten, horcht auf, all ihr Bewohner des Landes! Ist solches je geschehen in euren Tagen oder in den Tagen eurer Väter? Erzählt davon euren Kindern, und eure Kinder sollen es ihren Kindern erzählen, und deren Kinder dem künftigen Geschlecht! Was der Nager übrigließ, fraß die Heuschrecke, was die Heuschrecke übrigließ, fraß der Grashüpfer, was der Grashüpfer übrigließ, fraß die Feldschrecke. Wacht auf, ihr Zecher, und weint! Heult, ihr Weinsäufer alle, über den Most, weil er eurem Munde versagt ist! Denn ein Volk zog gegen mein Land herauf, mächtig und ohne Zahl. Seine Zähne sind Löwenzähne, das Gebiß einer Löwin besitzt es. Meinen Weinstock hat es verwüstet, meinen Feigenbaum krachend zerknickt. Es schält ihn gründlich ab und ließ ihn liegen, weiß geworden sind seine Zweige. Klage, wie eine Jungfrau klagt im Trauergewand um ihren jugendlichen Bräutigam! Weggenommen sind Speise- und Trankopfer vom Haus des Herrn. Es trauern die Priester, die Diener des Herrn. Verwüstet ist das Feld, verdorrt das Ackerland; ja, das Korn ist vernichtet, versiegt der Most, vertrocknet das Öl. Bestürzt sind die Bauern, es jammern die Winzer um Weizen und Gerste, weil die Ernte des Feldes dahin ist; der Weinstock ist verdorrt, der Feigenbaum welk, der Granatbaum, die Palme, der Apfelbaum; alle Bäume des Feldes sind dürr. Ja, weggetrocknet ist die Freude von den Menschen. Umgürtet euch zur Klage, ihr Priester, wehklagt, ihr Diener des Altars! Kommt, durchwacht im Bußkleid die Nacht, ihr Diener meines Gottes! Denn versagt sind dem Hause eures Gottes Speise- und Trankopfer. Verordnet ein heiliges Fasten, ruft einen Feiertag aus, versammelt die Ältesten, alle Bewohner des Landes beim Hause des Herrn, eures Gottes, und fleht zum Herrn! O weh über den Tag! Ja, nahe ist der Tag des Herrn; wie Gewalt vom Allgewaltigen kommt er! Ist nicht vor unseren Augen die Nahrung hinweggerafft, dem Hause unseres Gottes Freude und Jubel? Vertrocknet sind die Saatkörner unter ihren Schollen. Verödet sind die Scheunen, die Speicher verfallen; denn das Korn ist verdorrt. Wie brüllt das Vieh! Die Rinderherden irren umher; sie haben ja keine Weide. Auch die Kleinviehherden verkommen. Zu dir, Herr, rufe ich. Denn Feuer verzehrte die Auen der Steppe, die Flamme versengte alle Bäume des Feldes. Selbst die Tiere des Feldes lechzen nach dir; denn die Bäche sind ausgetrocknet, und Feuer verzehrte die Auen der Steppe. Stoßt ins Horn auf dem Sion, erhebt Schlachtgeschrei auf meinem heiligen Berg, daß alle Bewohner des Landes erzittern! Denn es kommt der Tag des Herrn, ja, er ist nahe: Ein Tag der Düsterkeit und Finsternis, ein Tag der Wolken und des Dunkels. Wie Morgenrot, ausgebreitet über den Bergen, ist ein Volk, zahlreich und mächtig. Seinesgleichen hat es vordem noch nie gegeben und wird es nach ihm nicht mehr geben bis zu den Jahren fernster Geschlechter. Vor ihm her frißt Feuer, und hinter ihm her sengt die Flamme. Wie der Garten von Eden ist vor ihm das Land, doch hinter ihm öde Wüste. Nichts kann ihm entrinnen. Wie Pferde sehen sie aus, wie Rosse stürmen sie voran. Wie rasselnde Streitwagen sprengen sie über die Kämme der Berge, wie das Knistern der Feuerflamme im brennenden Stroh, wie ein mächtiges Volk, gerüstet zum Kampf. Völker erbeben vor ihm, alle Gesichter erröten vor Schrecken. Gleich Helden stürmen sie vorwärts, wie Krieger erklettern sie Mauern. Jeder hält seinen Weg ein, und ihre Pfade wechseln sie nicht. Keiner stößt seinen Nachbarn, jeder zieht seine eigene Bahn. Selbst durch dazwischengeworfene Blöcke lassen sie den Zug nicht unterbrechen. Sie stürzen sich auf die Stadt, laufen auf der Mauer, erklimmen die Häuser, steigen durch die Fenster wie Diebe. Vor ihnen erzittert die Erde, erbeben die Himmel. Sonne und Mond verfinstern sich, die Sterne verlieren ihren Glanz. Dazu läßt der Herr seine Donnerstimme ertönen vor seiner Kriegsschar her. Denn gewaltig an Zahl ist sein Heerlager, ja, mächtig ist der Vollstrecker seines Wortes. Denn groß ist der Tag des Herrn und überaus furchtbar; wer kann ihn bestehen? "Doch auch jetzt noch", spricht der Herr, "bekehrt euch zu mir von ganzem Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen!" Zerreißt dabei euer Herz und nicht eure Kleider, bekehrt euch zum Herrn, eurem Gott! Denn gnädig ist er und barmherzig, langmütig und reich an Güte; er läßt sich des Unheils gereuen. Wer weiß, vielleicht gereut es ihn wieder, so daß er zuletzt einen Segen zurückläßt: Speise und Trank zum Opfer für den Herrn, euren Gott! Stoßt ins Horn auf dem Sion, verordnet ein heiliges Fasten, ruft einen Feiertag aus! Versammelt das Volk, beruft die Gemeinde, bringt die Greise herbei, holt die Kinder und die Säuglinge her! Der Bräutigam komme aus seiner Kammer und die Braut aus ihrem Gemach! Zwischen Vorhalle und Altar sollen die Priester weinen, die Diener des Herrn! Sie mögen sprechen: "Verschone, o Herr, dein Volk, und gib nicht dein Erbe der Schmach preis, daß Heidenvölker über sie spotten! Warum soll es heißen unter den Völkern: "Wo ist denn ihr Gott?"" Nun erwachte der Eifer des Herrn für sein Land, und er erbarmte sich seines Volkes. Der Herr gab seinem Volk Antwort und sprach: "Seht, ich sende euch Korn, Most und Öl, damit ihr euch daran sättigen könnt. Ich lasse euch fortan nicht mehr zur Schmach werden unter den Völkern. Den Feind aus dem Norden nehme ich von euch weg und vertreibe ihn in ein dürres und ödes Land, seinen Vortrab ins Ostmeer, seine Nachhut ins Westmeer. Dann wird sein Gestank aufsteigen und sein Modergeruch sich verbreiten, [weil er so großgetan hat]." Fürchte dich nicht, Heimatland, frohlocke und freue dich; denn Großes hat der Herr vollbracht! Fürchtet euch nicht, ihr Tiere des Feldes; denn es grünen die Auen der Steppe! Ja, die Bäume tragen ihre Frucht, Feigenbaum und Weinstock geben ihren vollen Ertrag. Auch ihr, Kinder Sions, frohlockt und freut euch im Herrn, eurem Gott; denn er gibt euch den Mahner zu gerechtem Verhalten; er sendet euch nämlich den Regen herab, Frühregen und Spätregen wie ehedem. Da füllen sich die Tennen mit Korn, die Keltern laufen über von Most und Öl. "Ich aber ersetze euch die Jahre, in denen die Heuschrecke fraß, der Grashüpfer, die Feldschrecke und der Nager, mein gewaltiges Heer, das ich gegen euch sandte. Dann werdet ihr reichlich und satt zu essen haben und werdet den Namen des Herrn, eures Gottes, preisen, der Wunderbares an euch getan. Und mein Volk soll nie mehr beschämt werden! Ihr werdet erkennen, daß ich in Israels Mitte bin. Ich bin ja der Herr, euer Gott, und sonst keiner! Und mein Volk soll nie mehr beschämt werden! Danach wird es geschehen: Ich gieße meinen Geist aus über alle Menschen. Dann werden eure Söhne und Töchter prophetisch begabt sein, eure Greise werden Wahrträume haben, eure Jungmänner Gesichte schauen. Auch über die Knechte und Mägde werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen. Ich werde Wunderzeichen bieten am Himmel und auf Erden: Blut, Feuer und Rauchsäulen." Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare. Jeder aber, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden. Denn auf dem Berg Sion und in Jerusalem wird es Rettung geben, wie der Herr verheißen hat, ebenso bei den Entronnenen, die der Herr beruft. "Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn ich das Schicksal Judas und Jerusalems wende, da werde ich alle Völker sammeln und ins Tal Josaphat hinabführen. Dort will ich mit ihnen ins Gericht gehen wegen meines Volkes und Erbteils Israel, weil sie es unter die Völker zerstreut und mein Land aufgeteilt haben. Über mein Volk warfen sie das Los; sie gaben einen Knaben als Dirnenlohn, verkauften ein Mädchen für Wein und betranken sich. Und auch ihr, Tyrus und Sidon und all ihr Philistergaue, was habt ihr mit mir zu tun? Wollt ihr mir eine Tat vergelten, oder wollt ihr mir lediglich etwas antun? Gar schnell wende ich euer Tun auf euer eigenes Haupt zurück. Ihr habt mein Silber und Gold entwendet und meine kostbaren Schätze in eure Tempel gebracht. Die Söhne Judas und Jerusalems habt ihr an die Griechen verkauft, um sie weit zu entfernen von ihrer Heimat. Seht, ich lasse sie aufbrechen von dem Ort, wohin ihr sie verkauft habt, und wende euer Tun auf euer eigenes Haupt zurück. Ich verkaufe eure Söhne und Töchter in die Hand der Söhne Judas, und diese werden sie in die Gefangenschaft verkaufen an ein fernes Volk. Ja, der Herr hat gesprochen! Verkündet folgendes unter den Völkern: "Rüstet zum Krieg! Ruft die Helden auf! Es sollen herbeikommen und anrücken alle Kriegsleute!" Schmiedet eure Pflugscharen zu Schwertern um, eure Winzermesser zu Lanzen! Selbst der Schwache soll sprechen: "Ich bin ein Held!" Beeilt euch und kommt, all ihr Völker ringsum, und versammelt euch! [Dorthin führe, o Herr, deine Helden hinab!] Die Völker sollen aufbrechen und heranziehen in das Tal Josaphat; denn dort will ich zu Gericht sitzen über alle Völker ringsum. Legt die Sichel an, denn die Ernte ist reif! Kommt, tretet, denn die Kelter ist voll! Die Kufen laufen über, denn groß ist ihre Bosheit. Menschenmassen, welche Menschenmassen im Tal der Entscheidung! Ja, es hat sich genaht der Tag des Herrn im Tal der Entscheidung! Sonne und Mond werden finster, die Sterne verlieren ihren Glanz. Dazu donnert der Herr vom Sion her, von Jerusalem aus läßt er seine Stimme erschallen, daß Himmel und Erde erbeben. Aber der Herr ist eine Zuflucht für sein Volk und eine feste Burg für die Söhne Israels. Dann sollt ihr erkennen, daß ich der Herr bin, euer Gott, der auf Sion wohnt, meinem heiligen Berg. Jerusalem wird ein Heiligtum sein, und Fremde werden es nicht mehr betreten. An jenem Tag wird es geschehen: Da triefen die Berge von Most, die Hügel fließen von Milch, und alle Bachtäler Judas strömen von Wasser. Eine Quelle entspringt im Hause des Herrn und tränkt das Akaziental. Ägypten wird zur Wüste, Edom zur wüsten Steppe wegen der Gewalttat an den Söhnen Judas, da es unschuldiges Blut vergoß in ihrem Land. Juda aber bleibt für immer bewohnt und Jerusalem von Geschlecht zu Geschlecht. Ich räche ihr Blut, das ich noch nicht gerächt! Und der Herr wohnt in Sion." Die Worte des Amos, der zu den Schafhirten aus Tekoa gehörte. Er schaute sie über Israel zur Zeit des Jerobeam, des Sohnes des Joas, des Königs von Israel, zwei Jahre vor dem Erdbeben. Er sprach: Der Herr donnert vom Sion her, von Jerusalem aus läßt er seine Stimme erschallen. Da verdorren die Auen der Hirten, der Gipfel des Karmel vertrocknet. So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Damaskus verzeihe ich es nicht: Weil sie Gilead mit eisernen Schlitten gedroschen haben, so sende ich Feuer in Hasaels Haus, daß es Benhadads Paläste verzehre. Ich zerbreche den Riegel von Damaskus, vertilge die Bewohner von Bikat-Awen und den Zepterträger von Bet-Eden. Das Volk von Aram muß in die Verbannung nach Kir", spricht der Herr. So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Gaza verzeihe ich es nicht: Weil sie eine ganze Gemeinschaft von Gefangenen wegschleppten, um sie Edom auszuliefern, so sende ich Feuer an die Mauer von Gaza, daß es seine Paläste verzehre. Ich vertilge die Bewohner von Asdod und den Zepterträger von Askalon. Ich kehre meine Hand wider Ekron, daß der Rest der Philister zugrunde geht", spricht der Herr und Gebieter. So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Tyrus verzeihe ich es nicht: Weil sie eine ganze emeinschaft von Gefangenen nach Edom lieferten und des Bruderbundes nicht gedachten, so sende ich Feuer an die Mauer von Tyrus, daß es seine Paläste verzehre." So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Edom verzeihe ich es nicht: Weil es seinen Bruder mit dem Schwert verfolgt und das Mitleid erstickt hat; weil es seinen Zorn immerfort nährte und seinen Groll für dauernd bewahrte, so sende ich Feuer nach Teman, daß es die Paläste von Bozra verzehre." So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen der Ammoniter verzeihe ich es nicht: Weil sie die werdenden Mütter in Gilead aufgeschlitzt haben, um ihr eigenes Gebiet zu vergrößern, so sende ich Feuer an die Mauer von Rabba, daß es seine Paläste verzehre beim Schlachtruf am Tage des Kampfes, im Sturm am Tage des Ungewitters. Da muß ihr König in die Gefangenschaft ziehen, er selbst mitsamt seinen Fürsten", spricht der Herr. So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Moab verzeihe ich es nicht: Weil sie die Gebeine des Königs von Edom zu Kalk verbrannten, so sende ich Feuer nach Moab, daß es die Paläste von Kerijot verzehre. Im Getümmel kommt Moab um, beim Schlachtruf, beim Schall der Trompete. Ich vertilge den Herrscher aus seiner Mitte, und mit ihm töte ich alle seine Fürsten", spricht der Herr. So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Juda verzeihe ich es nicht: Weil sie das Gesetz des Herrn verwarfen und seine Gebote nicht hielten; weil ihre Lügengötzen sie täuschten, hinter denen bereits ihre Väter herliefen, so sende ich Feuer nach Juda, daß es die Paläste Jerusalems verzehre." So spricht der Herr: "Wegen der drei, ja vier Verbrechen von Israel verzeihe ich es nicht: Weil sie den Gerechten um Geld verkaufen, den Armen für ein Paar Schuhe. Sie zertreten auf dem Staub der Erde das Haupt der Geringen und drängen die Elenden vom Wege ab. Sohn und Vater gehen zur selben Dirne, um meinen heiligen Namen zu schänden. Sie strecken sich aus auf gepfändeten Kleidern neben jedem Altar und trinken den Wein von (schuldlos) Bestraften im Haus ihres Gottes. Ich aber habe vor euch her die Amoriter vernichtet, deren Größe der Höhe von Zedern glich und die stark wie Eichen waren. Oben zerstörte ich ihre Frucht, ihre Wurzeln unten. Ich war es, der euch herausgeführt aus dem Lande Ägypten, der euch in der Wüste vierzig Jahre geleitet hat, um das Amoriterland zu erobern. Ich erweckte Propheten unter euren Söhnen, Geweihte unter euren Jünglingen. Ist dem nicht so, ihr Israeliten?" - Spruch des Herrn. "Ihr aber gabt den Geweihten Wein zu trinken, und den Propheten gebotet ihr: "Weissagt nicht!" Siehe, ich laste auf euch, die ihr darunter liegt, wie ein Wagen voller Garben lastet! Dann vergeht dem Flinken die Flucht, und der Starke kann seine Kraft nicht spannen, der Held sein Leben nicht retten. Der Bogenschütze hält nicht stand, der schnelle Läufer kann nicht entrinnen und der Streitwagenlenker sein Leben nicht retten. Der Mutigste unter den Helden flieht nackt davon an jenem Tag" - Spruch des Herrn. Hört dies Wort, das der Herr über euch spricht, ihr Israeliten, über das ganze Geschlecht, das ich aus dem Lande Ägypten herausgeführt habe! "Nur euch erwählte ich von allen Geschlechtern der Erde; darum suche ich an euch alle eure Sünden heim" Gehen wohl zwei miteinander, es sei denn, sie haben sich verabredet? Brüllt etwa im Wald der Löwe, wenn er keine Beute hat? Läßt der Junglöwe in der Höhle sein Knurren hören, wenn er nichts gefangen hat? Fällt ein Vogel zur Erde, ohne daß ihm eine Falle gelegt war? Schnellt ein Klappnetz vom Boden empor, ohne einen Fang zu machen? Oder stößt man ins Horn in einer Stadt, ohne daß das Volk erschrickt? Oder geschieht ein Unglück in einer Stadt, das der Herr nicht bewirkt hat? Ja, Gott, der Herr, wirkt nichts, ohne zuvor seinen Plan seinen Dienern, den Propheten, zu offenbaren. Der Löwe brüllt - wer fürchtet sich nicht? Gott, der Herr, redet - wer wird nicht Prophet? Verkündet in den Palästen von Assur und in den Palästen des Landes Ägypten und sprecht: "Versammelt euch auf den Bergen Samarias und schaut das bunte Treiben in ihr und die Bedrückung in ihrer Mitte! Rechtes zu tun, verstehen sie nicht" - Spruch des Herrn -, "sie, die Gewalttat und Mißhandlung aufhäufen in ihren Palästen." Darum spricht der Gebieter und Herr: "Der Feind wird das Land umzingeln und deine Macht stürzen, deine Paläste aber werden geplündert." So spricht der Herr: "Wie ein Hirt aus dem Rachen des Löwen nur zwei Beine oder ein Ohrläppchen rettet, so werden die Israeliten gerettet, die da in Samaria sitzen in der Ecke des Ruhelagers und auf den Polsterkissen des Bettes. Hört und bezeugt es im Hause Jakob" - Spruch des Gebieters und Herrn, des Gottes der Heerscharen: "Wahrlich, wenn ich an Israel seine Frevel bestrafe, dann erstreckt sich meine Strafe auch über die Altäre von Betel. Die Hörner des Altares werden abgehauen und fallen zu Boden. Ich zerschlage das Winterhaus samt dem Sommerhaus, die Elfenbeinhäuser gehen zugrunde, und zahlreiche Bauten verschwinden" - Spruch des Herrn. Hört dies Wort, ihr Kühe Basans auf dem Berg Samarias! Die Niedrigen unterdrückt ihr, die Armen zermalmt ihr, zu euren Eheherrn sprecht ihr: "Schaff herbei, daß wir zechen!" Geschworen hat der Gebieter und Herr bei seiner Heiligkeit: "Wahrlich, siehe, es kommen Tage über euch, da trägt man euch weg auf Schilden und eure Nachkommen in Kübeln. Nackt werdet ihr wegziehen, eine hinter der anderen; nach dem Hermon zu werdet ihr verstoßen" - Spruch des Herrn. "Kommt nach Betel und sündigt, nach Gilgal und häuft die Sünden! Bringt am Morgen eure Opfer herbei, am dritten Tag eure Zehnten! Verbrennt als Dankopfer gesäuerte Brote und fordert laut zu freiwilligen Gaben auf! Denn so liebt ihr es ja, ihr Israeliten" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Doch ich war es, der euch Hungersnot schickte in all euren Städten und Mangel an Brot in all euren Ortschaften. Ihr aber seid zu mir nicht zurückgekehrt" - Spruch des Herrn. "Ich war es auch, der euch den Regen versagte, und zwar drei Monate vor der Ernte. Ich ließ regnen auf die eine Stadt, und auf die andere ließ ich nicht regnen. Das eine Feld bekam Regen, das andere Feld, auf das ich nicht regnen ließ, verdorrte. Zwei, ja, drei Städte wankten zur selben Stadt, um Wasser zu trinken; doch sie wurden nicht satt. Ihr aber seid zu mir nicht zurückgekehrt" - Spruch des Herrn. "Ich schlug euch mit Getreiderost und Mehltau, ließ eure Gärten und Weinberge vertrocknen, und eure Feigenbäume und Weinstöcke fraß die Heuschrecke ab. Ihr aber seid zu mir nicht zurückgekehrt" - Spruch des Herrn. "Ich sandte unter euch die Pest wie (damals) gegen Ägypten; ich tötete mit dem Schwert eure Jünglinge samt euren prächtigen Rossen; ich ließ den Gestank eures Lagers euch in die Nase steigen. Ihr aber seid zu mir nicht zurückgekehrt" - Spruch des Herrn. "Ich brachte über euch Zerstörung wie damals, als Gott Sodom und Gomorra zerstörte; ihr glichet einem aus dem Brand gerissenen Holzscheit. Ihr aber seid zu mir nicht zurückgekehrt" - Spruch des Herrn. "Deshalb will ich in dieser Weise an dir handeln, Israel! Weil ich dir dies antun will, mach dich bereit, Israel, deinem Gott zu begegnen!" Denn siehe, er hat die Berge gebildet und den Wind erschaffen, er tut den Menschen seine Gedanken kund, er macht die Morgenröte und das Dunkel und schreitet über die Höhen der Erde! "Herr, Gott der Heerscharen" ist sein Name! Hört dies Wort, das ich als Leichenlied über euch anstimme, Haus Israel! Gefallen ist, nicht wieder steht auf die Jungfrau Israel. Dahingestreckt liegt sie auf eigenem Boden, niemand richtet sie auf. Denn so spricht der Gebieter und Herr zum Haus Israel: "Die Stadt, die ausrückt mit tausend, behält als Rest nur hundert, die ausrückt mit hundert, behält als Rest nur zehn." Ja, so spricht der Herr zum Hause Israel: "Sucht mich, damit ihr am Leben bleibt! Sucht nicht Betel auf, zieht nicht nach Gilgal, geht nicht nach Beerseba! Denn Gilgal gerät in Gefangenschaft, und Betel fällt dem Unheil anheim." Sucht den Herrn, damit ihr am Leben bleibt! Sonst bricht er herein in Josephs Haus wie Feuer, das um sich frißt, und keiner ist da für Israels Haus, der zu löschen vermöchte. Sie verkehren in Wermut das Recht und werfen die Gerechtigkeit zu Boden. Er schuf das Siebengestirn und den Orion, er wandelt zum Morgen die Dunkelheit und verfinstert zur Nacht den Tag, er ruft die Wasser des Meeres und ergießt sie über die Fläche der Erde; "Herr" ist sein Name. Er läßt Verderben hereinbrechen über den Starken und bringt Zerstörung über die Festung. Sie hassen den Anwalt des Rechts im Tor und verabscheuen den, der die Wahrheit sagt. Wohlan, weil ihr den Geringen niedertretet und Kornabgaben von ihm nehmt, habt ihr zwar Häuser aus Quadern gebaut, sollt aber nicht darin wohnen; liebliche Weingärten habt ihr gepflanzt, sollt aber davon den Wein nicht trinken! Denn ich weiß, wie zahlreich eure Frevel sind und wie gewaltig eure Sünden. Man bedrückt den Gerechten, nimmt Bestechungsgeld an und drängt die Armen im Tor beiseite. Darum schweigt der Weise in dieser Zeit; denn es ist eine schlimme Zeit. Sucht das Gute und nicht das Böse, damit ihr am Leben bleibt und damit der Herr, der Gott der Heerscharen, so mit euch sei, wie ihr es behauptet! Haßt das Böse und liebt das Gute und verschafft dem Recht eine feste Stätte im Tor! Vielleicht wird dann der Herr, der Gott der Heerscharen, dem Rest von Joseph gnädig sein. Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, der Gebieter: "Auf allen Plätzen ist Klage, auf allen Straßen schreit man: "Weh! Weh!" Den Landmann ruft man zur Trauer, zur Klage die Kenner des Leichenliedes. Auch in allen Weinbergen wird Klage sein, wenn ich durch deine Mitte schreite", spricht der Herr. Wehe euch, die ihr den Tag des Herrn herbeisehnt! Was erwartet ihr denn vom Tag des Herrn? Er ist Finsternis und nicht Licht! Es wird sein, wie wenn jemand vor einem Löwen flieht und dabei ein Bär ihn trifft; oder er betritt das Haus und stützt seine Hand an die Wand, und da beißt ihn eine Schlange. Ganz gewiß ist der Tag des Herrn Finsternis und nicht Licht, Dunkelheit ohne Schimmer! "Ich hasse, verschmähe eure Feste, eure Feiern mag ich nicht riechen. Ja, wenn ihr Brandopfer darbringt, so gefallen mir eure Gaben nicht, und eure Mastviehopfer will ich nicht sehen. Hinweg von mir mit der lärmenden Menge deiner Lieder, das Spiel deiner Harfen will ich nicht hören! Vielmehr flute wie Wasser das Recht, Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach! Habt ihr mir Schlacht- und Speiseopfer dargebracht die vierzig Jahre in der Wüste, Haus Israel? Und habt ihr den Sakkut einhergetragen, euren König, und den Stern eures Gottes Kewan, eure Götzenbilder, die ihr euch gemacht? So bringe ich euch in die Verbannung über Damaskus hinaus", spricht der Herr; "Gott der Heerscharen" lautet sein Name. Wehe den Sorglosen auf Sion und den Selbstsicheren auf dem Berg Samarias, den Vertretern des ersten unter den Völkern, und an die sich das Haus Israel wendet! Geht hinüber nach Kalne und seht, wandert von dort nach Hamat-Rabba und steigt schließlich hinab nach Gat im Philisterland! Seid ihr etwa besser als diese Reiche, oder ist euer Gebiet größer als ihr Gebiet? Den Unglückstag wollt ihr ablehnen, aber dauerndes Verweilen des Unrechts führt ihr herbei. (Wehe denen,) die ruhen auf Elfenbeinlagern und sich ausstrecken auf ihren Betten, die Lämmer von ihrer Herde verzehren und Kälber vom Stall; die grölen zum Klang der Harfe, die wie David sich Musikgeräte ersinnen; die aus Weinschalen trinken und mit feinstem Öl sich salben. - Über den Zusammenbruch Josephs grämen sie sich nicht. Deshalb müssen sie nunmehr in die Verbannung an der Spitze der Weggeführten. Dann ist es aus mit dem Gelage der Weichlinge! Geschworen hat der Gebieter und Herr bei sich selbst: "Ich verabscheue den Hochmut Jakobs und hasse seine Paläste; deshalb gebe ich die Stadt preis samt allem, was darin ist." Und es wird geschehen: Wenn zehn Mann übrigblieben im gleichen Haus, so sollen auch sie noch sterben! Nur wenige Flüchtende bleiben übrig, um die Gebeine aus dem Hause zu bringen. Fragt einer den, der im hintersten Winkel des Hauses weilt: "Ist noch jemand bei dir?", so antwortet dieser: "Nein!", und er fügt hinzu: "Still! Denn man darf den Namen des Herrn nicht erwähnen." Denn siehe, der Herr befiehlt und läßt das große Haus in Trümmer schlagen und das kleine Haus in Scherben. Rennen etwa Rosse auf Felsen, oder pflügt man mit Rindern das Meer, daß ihr das Recht in Gift verwandelt und in Wermut die Frucht der Gerechtigkeit? Ihr freut euch wegen Lodebar und sprecht: "Haben wir nicht aus eigener Kraft uns Karnajim erobert?" "Ja, ich lasse gegen euch, Haus Israel, ein Volk sich erheben, das euch bedrängt von Lebo-Hamat bis zum Bach der Steppe" - Spruch des Herrn, des Gottes der Heerscharen. Folgendes ließ der Gebieter und Herr mich schauen: Siehe da, Heuschrecken zogen los, als eben die Spätsaat zu sprießen begann. [Die Spätsaat erscheint nach der Königsmahd.] Als sie schon daran waren, das Grün des Landes gänzlich aufzufressen, da sprach ich: "Vergib doch, mein Gebieter und Herr! Wie soll da Jakob bestehen können? Er ist ja so klein." Da tat es dem Herrn leid. "Es soll nicht geschehen!", sprach der Herr. Folgendes ließ der Gebieter und Herr mich schauen: Siehe da, der Gebieter und Herr rief eine Feuerflamme. Sie hatte den Großen Ozean verzehrt und begann, die Flur zu verzehren. Da sprach ich: "Laß doch ab, mein Gebieter und Herr! Wie soll da Jakob bestehen können? Er ist ja so klein." Da tat es dem Herrn leid. "Auch dies soll nicht geschehen!" sprach der Gebieter und Herr. Folgendes ließ der Herr mich schauen: Siehe da, er stand auf einer Mauer mit einem Meßlot in der Hand. Der Herr sprach zu mir: "Was siehst du, Amos?" Ich antwortete: "Ein Meßlot." Darauf sagte der Herr: "Siehe, ich lege ein Meßlot an inmitten meines Volkes Israel! Ich will ihm in Zukunft nicht mehr vergeben. Verwüstet werden die Höhen Isaaks, die Heiligtümer Israels werden zerstört. Ich will auftreten gegen Jerobeams Haus mit dem Schwert!" Amazja, der Priester von Betel, sandte Jerobeam, dem König von Israel, die Meldung: "Amos stiftet gegen dich eine Verschwörung an inmitten des Hauses Israel. Das Land kann seine ganzen Reden nicht mehr aushalten. Denn so hat Amos gesagt: "Durch das Schwert wird Jerobeam sterben, und Israel muß in die Verbannung ziehen, hinweg aus seinem Heimatland!"" Dann sprach Amazja zu Amos: "Seher, geh fort, flüchte dich ins Land Juda! Iß dort dein Brot und mach dort den Propheten! In Betel aber sollst du fortan nicht mehr weissagen; denn es ist ein königliches Heiligtum und ein Reichstempel!" Amos gab dem Amazja zur Antwort: "Ich bin kein Zunftprophet und kein Prophetenschüler, sondern ein Hirt bin ich und ein Maulbeerfeigenzüchter. Doch der Herr nahm mich von der Herde weg, und der Herr sprach zu mir: "Geh hin und weissage gegen mein Volk Israel!" Nun aber höre das Wort des Herrn! Du sagst: "Weissage nicht gegen Israel und geifere nicht gegen Isaaks Haus!" Darum spricht der Herr folgendes: "Deine Frau wird in der Stadt zur Dirne, deine Söhne und Töchter fallen durch das Schwert, dein Grundbesitz wird mit der Meßschnur aufgeteilt, du selber stirbst in unreinem Land, und Israel muß in die Verbannung ziehen, hinweg von seinem Heimatland!"" Folgendes ließ der Gebieter und Herr mich schauen: Siehe da, ein Erntekorb! Und er sprach: "Was siehst du, Amos?" Ich erwiderte: "Einen Erntekorb." Der Herr sprach zu mir: "Gekommen ist der Ernteschluß über mein Volk Israel. Ich will ihm in Zukunft nicht mehr vergeben. Die Palastsängerinnen werden heulen an jenem Tag" - Spruch des Gebieters und Herrn. "Groß wird die Zahl der Leichen sein; überall wirft man sie hin." Hört dies, die ihr Arme zertretet und die Elenden im Lande zugrunde richtet! Ihr denkt dabei: "Wann ist endlich der Neumond vorüber, daß wir Getreide verkaufen können, oder der Sabbat, daß wir Korn feilbieten können? Wir wollen das Maß kleiner, den Preis größer machen, mit falscher Waage täuschen! Wir wollen Bedürftige um Geld kaufen und Arme um ein Paar Schuhe! Auch den Abfall vom Korn wollen wir anbringen!" Geschworen hat der Herr beim Hochmut Jakobs: "Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen!" Soll darob nicht die Erde erbeben und alles trauern, was auf ihr wohnt, so daß sie als Ganzes sich hebt wie der Nil und sich senkt wie der Strom von Ägypten? "An jenem Tage wird es geschehen" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "da lasse ich die Sonne am Mittag untergehen und die Erde finster werden am hellen Tag. Ich verkehre eure Feste in Trauer und alle eure Lieder in Klage. Ich lasse auf alle Hüften das Trauerkleid kommen und auf alle Häupter den Kahlschnitt. Ich versetze in Leid gleich der Trauer um den einzigen Sohn, und sein Ende wird wie ein Unglückstag. Siehe, es kommen Tage" - Spruch des Gebieters und Herrn -, "da sende ich Hunger ins Land, nicht Hunger nach Brot, nicht Durst nach Wasser, sondern nach dem Hören des Gotteswortes. Sie werden irren von Meer zu Meer, von Norden nach Osten; sie schweifen umher auf der Suche nach dem Wort des Herrn, doch sie finden es nicht. An jenem Tage fallen in Ohnmacht die schönen Jungfrauen und jungen Männer vor Durst, sie, die da schwören beim Sündengott Samarias und sagen: "So wahr dein Gott lebt, Dan!" und "So wahr dein Geliebter lebt, Beerseba!" Doch sie werden stürzen und nicht wieder aufstehen." Ich sah den Herrn über dem Altar stehen, und er sprach: "Schlage auf den Knauf, daß die Schwellen erbeben! Ich will ihnen allen das Haupt abschlagen und ihren Rest mit dem Schwerte töten! Keiner von ihnen soll durch Flucht entkommen, keiner durch Entrinnen sich retten! Brächen sie durch in die Unterwelt - auch von dort wird meine Hand sie holen; stiegen sie bis zum Himmel empor - ich werde sie von dort herunterbringen. Versteckten sie sich auf dem Gipfel des Karmel, - ich spüre sie dort auf und fasse sie. Verbärgen sie sich vor mir auf dem Meeresgrund, - ich gebiete der Seeschlange dort, sie zu beißen. Ziehen sie vor ihren Feinden her in die Gefangenschaft, gebiete ich dort noch dem Schwert, sie zu töten. Kurz, ich richte meine Augen auf sie zum Unheil und nicht zum Heil." Der Gebieter und Herr der Heerscharen, der die Erde berührt, daß sie wankt und daß alles trauert, was auf ihr wohnt, wenn sie als Ganzes sich hebt wie der Nil und sich senkt wie der Strom von Ägypten. - Er, der seinen Hochsitz im Himmel baut und sein Gewölbe auf die Erde stützt, der die Wasser des Meeres ruft und sie ausgießt über die Fläche der Erde, - "Herr" ist sein Name. "Seid ihr mir nicht genauso viel wert wie die Kuschiten, ihr Söhne Israels?" - Spruch des Herrn. "Habe ich nicht Israel aus dem Lande Ägypten herausgeführt, doch auch die Philister aus Kaphtor und die Aramäer aus Kir?" Siehe, die Augen des Gebieters und Herrn richten sich auf das sündige Königreich: "Ich will es ausrotten von der Oberfläche der Erde. Indes will ich das Haus Jakob nicht völlig ausrotten" - Spruch des Herrn. "Ja, seht, ich befehle und lasse das Haus Israel unter alle Völker schütteln, wie man mit einem Sieb schüttelt, daß kein Steinchen zur Erde fällt. Durch das Schwert sollen sterben alle Sünder meines Volkes, die behaupten: "Nicht trifft und erreicht uns das Unheil!"" "An jenem Tage richte ich die zerfallene Hütte Davids wieder auf. Ich schließe ihre Risse, ihre Trümmer lasse ich wiedererstehen und baue sie auf, daß sie wird wie ehedem. Den Rest von Edom wird man erobern und alle Völker, die mir gehören" - Spruch des Herrn, der solches wirkt. "Siehe, es kommen Tage" - Spruch des Herrn -, "da drängt der Pflüger die Schnitter, der Kelterer den Sämann. Triefen werden die Berge von Most, und alle Hügel biegen sich. Dann wende ich das Schicksal meines Volkes Israel: Sie bauen verwüstete Städte auf und wohnen darin; sie pflanzen Weinberge und trinken ihren Wein; sie legen Gärten an und essen ihre Frucht. Ich pflanze sie ein in ihrem Boden, und sie sollen nie mehr aus ihrem Boden ausgerissen werden, den ich ihnen gegeben habe!" So spricht der Herr, dein Gott. Gesicht des Obadja. So spricht der Gebieter und Herr über Edom. Kunde vernahmen wir vom Herrn, ein Bote ist unter die Völker gesandt: "Auf, treten wir gegen es an zum Kampf!" "Siehe, ich mache dich klein unter den Völkern, verachtet wirst du gar sehr! Der Übermut deines Herzens hat dich betört; denn du wohnst ja in felsigen Klüften, hast Höhen zum Wohnsitz und denkst bei dir: "Wer kann mich zur Erde herunterholen?" Und baust du auch hoch wie ein Adler, ja, legst du dein Nest zwischen Sternen an, ich hole dich herunter von dort" - Spruch des Herrn. "Wenn Diebe über dich kommen oder Räuber zur Nachtzeit, wie bist du dann zugrunde gerichtet! Werden sie nicht stehlen, bis es ihnen reicht? Wenn Winzer über dich kommen, werden sie eine Nachlese übriglassen? Wie wird man Esau durchsuchen, seine verborgenen Schätze durchstöbern! Bis zur Grenze treibt man dich weg; alle deine Bundesgenossen betrügen dich, deine Freunde überwältigen dich, deine Tischgenossen legen deinen Füßen Schlingen, die du nicht merkst. Wahrlich, an jenem Tage" - Spruch des Herrn -, "da vernichte ich die Weisen von Edom und die Einsicht vom Bergland Esaus. Dann erschrecken deine Helden, o Teman, daß jedermann ausgerottet wird vom Bergland Esaus. Wegen des Mordens, wegen des Unrechts an deinem Bruder Jakob bedeckt dich Schande, und wirst du ausgerottet für immer. Damals, als du dabeistandest, während Fremde seinen Besitz wegschleppten, Ausländer in seine Tore kamen und über Jerusalem das Los warfen, da warst auch du wie einer von ihnen. Weide dich nicht am Tag deines Bruders, am Tag seiner Not! Freue dich nicht über Judas Söhne am Tag ihres Untergangs! Reiß deinen Mund nicht auf am Tag der Bedrängnis! Betritt nicht das Tor meines Volkes am Tag seines Verderbens! Weide nicht auch du dich an seinem Unglück am Tag seines Verderbens und vergreife dich nicht an seinem Besitz am Tag seines Verderbens! Stelle dich nicht an den Schluchtweg, um seine Flüchtlinge niederzumachen, und liefere seine Entronnenen nicht aus am Tag der Bedrängnis! Denn nahe ist der Tag des Herrn über alle Völker. Wie du getan, wird dir getan. Dein Tun fällt auf dein Haupt zurück. Denn wie ihr getrunken habt auf meinem heiligen Berg, so werden alle Völker dauernd trinken; sie werden trinken und schlürfen und werden sein, als wären sie nie gewesen. Aber auf dem Sionsberg wird Rettung sein; er ist ja heilig. Und das Haus Jakob wird seine Enteigner enteignen. Das Haus Jakob wird zum Feuer, das Haus Joseph zur Flamme, das Haus Esau aber zum Stroh; sie zünden es an und verzehren es, und das Haus Esau hat keinen, der entkommt." - Wohlan, der Herr hat gesprochen. Sie besetzen das Südland, das Bergland Esaus, und die Niederung, das Philisterland. Sie besetzen Ephraims Flur und die Flur Samarias, Benjamin und Gilead. Die Verbannten der Israeliten in Chalach besetzen das Land der Kanaaniter bis nach Zarephta, die Verbannten Jerusalems in Sepharad besetzen die Städte des Südlands. Gerettete werden hinaufziehen zum Sionsberg, um Gericht zu halten über das Bergland Esaus. Und dem Herrn gehört das Königtum. Es erging das Wort des Herrn an Jonas, den Sohn Amittajs, wie folgt: "Auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und predige wider sie! Denn ihre Bosheit ist zu mir heraufgedrungen." Doch Jonas machte sich auf, um vor dem Herrn nach Tarsis zu fliehen. Er begab sich nach Japho und machte dort ein Schiff ausfindig, das nach Tarsis fuhr. Er bezahlte den Fahrpreis und bestieg es, um nach Tarsis mitzufahren, fort aus den Augen des Herrn. Der Herr aber warf einen gewaltigen Wind auf das Meer, so daß ein heftiger Seesturm losbrach und das Schiff zu zerschellen drohte. Die Matrosen gerieten in Furcht, und ein jeder schrie zu seinem Gott. Sie warfen die Gegenstände auf dem Schiff ins Meer, um dadurch den Ballast zu verringern. Jonas aber war in den untersten Schiffsraum hinabgestiegen und lag in tiefem Schlaf. Da trat der Kapitän des Schiffes an ihn heran und sprach zu ihm: "Was schläfst du? Auf, rufe deinen Gott an! Vielleicht ist der Gott uns gnädig gesinnt, daß wir nicht umkommen müssen." Dann sagten sie zueinander: "Kommt, wir wollen Lose werfen, um festzustellen, um wessentwillen dieses Unheil über uns gekommen ist!" Sie warfen also Lose, und das Los fiel auf Jonas. Da sprachen sie zu ihm: "Teile uns doch mit: Was ist dein Gewerbe, und woher kommst du? Wo bist du daheim, und zu welchem Volk gehörst du?" Er entgegnete ihnen: "Ich bin ein Hebräer. Ich verehre den Herrn, den Himmelsgott, der das Meer und das trockene Land gemacht hat." Da gerieten die Männer in große Furcht und fragten ihn: "Was hast du da getan?" Denn die Männer hatten erfahren, daß er vor dem Herrn auf der Flucht war. Er hatte es ihnen nämlich mitgeteilt. Sie fragten ihn also: "Was sollen wir mit dir tun, daß das Meer von uns abläßt? Denn die See wird immer stürmischer." Er erwiderte ihnen: "Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer von euch ablassen! Denn ich weiß, daß meinetwegen dieser Sturm über euch gekommen ist." Nun strengten sich die Männer an, um wieder ans Land zu gelangen. Sie vermochten es jedoch nicht; denn die See stürmte immer heftiger gegen sie an. Da riefen sie den Herrn an und sprachen: "Ach, Herr, laß uns doch nicht untergehen, wenn wir das Leben dieses Mannes opfern, und rechne es uns nicht als schuldlos vergossenes Blut an! Denn du selbst, o Herr, hast ins Werk gesetzt, was dir gefiel." Dann nahmen sie den Jonas und warfen ihn ins Meer, und sogleich hielt das Meer ein mit seinem Toben. Die Männer aber bekamen große Furcht vor dem Herrn; sie brachten dem Herrn ein Opfer dar und machten Gelöbnisse. Der Herr jedoch bestellte einen großen Fisch, der Jonas verschlingen sollte. So war denn Jonas drei Tage und drei Nächte lang im Bauch des Fisches. Da betete Jonas zum Herrn, seinem Gott, vom Bauche des Fisches aus. Er sprach: "Ich rief in meiner Not zum Herrn, und er erhörte mich. Aus dem Schoß der Unterwelt schrie ich auf; du hörtest mein Rufen. Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer; die Strömung umschloß mich; alle deine Wogen und Wellen gingen über mich hin. Schon dachte ich mir: "Ich bin verstoßen von deinen Augen hinweg. Wie werde ich je wieder blicken auf deinen heiligen Tempel?" Wasser umringte mich bis zur Kehle, die Flut umgab mich, Schilf schlang sich mir ums Haupt an den Untergründen der Berge. Hinab mußte ich steigen ins Land, dessen Riegel sich hinter mir schlossen für immer. Du aber brachtest mein Leben herauf aus der Grube, o Herr, mein Gott! Als schon mein Atem mir fast entschwand, da gedachte ich des Herrn. So drang mein Gebet zu dir, zu deinem heiligen Tempel. Die Anhänger nichtiger Götzen verzichten auf dankbare Treue. Ich aber will mit lautem Danke dir opfern, will erfüllen, was ich gelobte. Beim Herrn nur ist Rettung!" Da gebot der Herr dem Fisch, und dieser spie den Jonas ans Land. Das Wort des Herrn erging an Jonas zum zweiten Male: "Auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und verkünde ihr die Botschaft, die ich dir mitteile!" Da machte sich Jonas auf und ging nach Ninive, wie der Herr befohlen hatte. Ninive war aber eine riesige Stadt vor Gott, drei Tagereisen groß. Jonas schickte sich an, eine Tagereise weit in die Stadt hineinzugehen. Dann rief er laut: "Noch vierzig Tage, und Ninive wird untergehen!" Die Niniviten glaubten Gott und riefen ein Fasten aus. Groß und klein unter ihnen legten sich Bußgewänder an. Die Kunde drang bis zum König von Ninive. Da erhob er sich von seinem Thron, legte sein Obergewand ab, hüllte sich in ein Bußkleid und setzte sich in den Staub. Auf Befehl des Königs und seiner Großen ließ man in Ninive verkünden: "Menschen und Vieh, Rinder und Schafe sollen nichts genießen; sie sollen weder auf die Weide gehen noch Wasser trinken! Vielmehr soll man sich in Bußgewänder hüllen - Menschen und Vieh - und mit Ausdauer zu Gott rufen! Jeder bekehre sich von seinem bösen Wandel und von dem Unrecht, das an seinen Händen klebt! Wer weiß, vielleicht reut es Gott wieder, und er läßt ab von seinem glühenden Zorn, daß wir nicht umkommen." Als nun Gott ihr Tun sah, daß sie sich nämlich von ihrem bösen Wandel bekehrten, da ließ er sich des Unheils gereuen, das er ihnen angedroht hatte, und führte es nicht aus. Das verdroß Jonas gar sehr, und er wurde zornig. Er betete zu Gott und sprach: "Ach, Herr, habe ich das nicht schon vermutet, als ich noch in meiner Heimat war? Eben darum wollte ich ursprünglich nach Tarsis entfliehen. Ich wußte ja, daß du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und reich an Huld, der sich des Unheils gereuen läßt. Nun denn, o Herr, nimm mein Leben von mir; denn es ist besser für mich, zu sterben als zu leben!" Der Herr jedoch erwiderte: "Bist du mit Recht so erzürnt?" Jonas hatte die Stadt verlassen und sich östlich der Stadt niedergelassen. Er hatte sich dort eine Hütte gebaut und saß darin im Schatten, um abzuwarten, was mit der Stadt geschehen würde. Nun bestellte der Herr eine Rizinusstaude. Sie wuchs über Jonas empor, um seinem Haupt Schatten zu spenden und ihn so seiner mißmutigen Stimmung zu entreißen. Jonas hatte denn auch an dem Rizinus eine große Freude. In der Morgenfrühe des nächsten Tages bestellte Gott einen Wurm, der den Rizinus beschädigte, so daß er verdorrte. Als dann die Sonne aufging, bestellte Gott einen glühenden Ostwind, und die Sonne stach den Jonas aufs Haupt, so daß ihm schwach wurde. Da wünschte er sich den Tod und sprach: "Es ist für mich besser, zu sterben als zu leben." Gott aber fragte den Jonas: "Bist du wohl mit Recht so erzürnt wegen der Rizinusstaude?" Er erwiderte: "Ja, mit Recht bin ich zu Tode erzürnt!" Da sprach der Herr: "Dir ist es leid um den Rizinus, um den du dich nicht bemüht und den du nicht hochgezogen hast. Über Nacht ist er entstanden, und über Nacht ist er vergangen. Und mir soll es nicht leid sein um Ninive, die große Stadt, in der über hundertzwanzigtausend Menschen leben, die zwischen rechts und links nicht unterscheiden können, und dazu die Menge Vieh?" Das Wort des Herrn, das an Micha aus Moreschet erging in den Tagen der Könige Jotam, Achas und Hiskia von Juda, welches er schaute über Samaria und Jerusalem. Hört, ihr Völker alle, merke auf, Erde, und was sie erfüllt! Der Gebieter und Herr tritt als Kläger gegen euch auf, der Herr von seinem heiligen Tempel her. Denn seht, der Herr verläßt seine Stätte, steigt herab und schreitet dahin über die Höhen der Erde! Die Berge zerschmelzen unter ihm, die Täler zerlaufen wie Wachs vor dem Feuer, wie Wasser, am Abhang ausgeschüttet. Vom Frevel Jakobs kommt all dies, von der Sünde des Hauses Israel! Was ist der Frevel Jakobs? Nicht etwa Samaria? Und was sind die Höhen Judas? Nicht etwa Jerusalem? Ich mache Samaria zum Steinhaufen im Feld, zum Weinberggelände. Ich schütte seine Steine ins Tal, seine Fundamente lege ich bloß. Seine Schnitzbilder werden alle zerschlagen, seine Buhlgeschenke sämtlich im Feuer verbrannt. Alle seine Götzen werde ich zerstören. Denn vom Dirnenlohn sind sie zusammengebracht, und zu Dirnenlohn werden sie wieder! Darob muß ich klagen und jammern, barfuß gehen und nackt, muß Klage erheben gleich den Schakalen und Trauertöne wie junge Strauße. Denn heillos ist seine Wunde; ja, sie reicht bis nach Juda; sie rührt bis ans Tor meines Volkes, bis hin nach Jerusalem. In Gat jubelt nicht, weint, ja weint nur! In Bet-Aphra wälzt euch im Staub! Das Horn bläst man euch, ihr Bewohner von Schaphir. Aus ihrer Stadt können nicht mehr heraus die Bewohner von Zaanan. Die Klage von Bet-Ezel: Man nimmt euch den Standort. Wie könnten die Bewohner von Marot Heil erwarten? Denn vom Herrn steigt Unheil herab zu den Toren Jerusalems. Rüstet die Wagen für die Gespanne, ihr Bewohner von Lachis! Dieses war der Anfang der Sünde für die Tochter Sion. Denn in dir fanden sich Israels Frevel. Gebt deshalb den Scheidebrief an Moreschet-Gat; Bet-Achsib wird zum Trugbach für die Könige von Israel. Der Eroberer wird noch über euch kommen, ihr Bewohner Marechas; nach Adullam wird die Herrlichkeit Israels kommen. Schere dich kahl um deiner geliebten Kinder willen, mache deine Glatze so breit wie die eines Geiers; denn sie werden gefangen von dir weggeführt! Wehe denen, die Arges planen und schlimme Taten auf ihren Lagern! Beim Morgenlicht führen sie es aus, weil sie die Macht dazu haben. Trachten sie nach Landbesitz, so rauben sie ihn, nach Hausbesitz, so enteignen sie ihn. Sie vergewaltigen Mann und Haus, Herrn und Habe. Darum spricht der Herr: "Siehe, nun plane ich Unheil gegen diese Sippschaft, aus dem ihr euren Nacken nicht herausziehen könnt, um aufrecht zu gehen: denn eine böse Zeit wird es sein." An jenem Tage stimmt man über euch ein Spottlied an und singt ein Klagelied folgenden Inhalts: "Völlig sind wir vernichtet! Der Anteil meines Volkes wird abgemessen; keiner gibt ihn zurück. Unter die, welche uns wegschleppen, werden unsere Felder verteilt. Darum wird euch keiner die Meßschnur ziehen über ein Grundstück in der Gemeinde des Herrn." "Ihr sollt nicht predigen!" predigen sie. "Solches predigt man nicht! Schande wird uns nicht treffen. Ist denn Jakobs Haus verflucht? Hat etwa der Herr die Geduld verloren? Oder ist das seine Handlungsweise? Sind seine Worte nicht freundlich gegen den, der rechtschaffen wandelt?" Jedoch, ihr tretet als Feind auf für mein Volk. Den Friedlichen nehmt ihr den Mantel weg, über den Ahnungslosen bringt ihr das Verderben des Krieges. Die Frauen meines Volkes vertreibt ihr aus ihrem behaglichen Haus, ihren Kindern raubt ihr meine Zier für immer: "Auf und fort! Denn hier ist keine Ruhestätte!" Wegen einer Kleinigkeit nehmt ihr ein kränkendes Pfand. Ja, wenn einer käme und Dunst und Trug vorlöge: "Ich predige euch von Wein und Bier!", das wäre ein Prediger für dieses Volk! "Sammeln, ja sammeln will ich ganz Jakob, vereinigen Israels Rest! Ich bringe sie zusammen wie Schafe im Pferch, wie eine Herde auf der Trift, daß es wogt von Menschen." Der Bahnbrecher zieht ihnen voraus; sie brechen sich ihre Bahn, durchschreiten das Tor und kommen aus ihm heraus. Ihr König schreitet vor ihnen her und der Herr an ihrer Spitze. Ich sprach: "Hört, ihr Häupter Jakobs und Richter des Hauses Israel! Wäre es nicht eure Pflicht, das Recht zu kennen? Doch ihr haßt das Gute und liebt das Böse! Ihr reißt den Leuten die Haut vom Leibe und das Fleisch von den Knochen." Sie fressen das Fleisch meines Volkes, ziehen den Leuten die Haut ab und zerbrechen ihre Knochen. Sie zerstückeln sie wie Fleisch im Topf und wie Braten in der Pfanne. Rufen sie dereinst zum Herrn, so wird er nicht auf sie hören. Er verbirgt vor ihnen sein Antlitz zu jener Zeit, da sie schlechte Taten verübten. So spricht der Herr gegen die Propheten, die mein Volk in die Irre führen, die "Heil" rufen, wenn ihre Zähne zu beißen haben, jenem aber den Krieg erklären, der ihnen nichts in den Mund steckt: "Deshalb soll Nacht über euch hereinbrechen, so daß ihr keine Gesichte schaut, und Finsternis, so daß ihr nicht weissagen könnt. Ja, die Sonne soll den Propheten untergehen und der Tag sich ihnen verfinstern!" Da werden die Seher beschämt und die Wahrsager ganz verlegen; sie alle verhüllen sich scheu den Bart, denn Gottes Antwort bleibt aus. Doch ich bin erfüllt mit Kraft, mit dem Geiste des Herrn, mit Rechtssinn und Mut, um Jakob sein Unrecht zu künden und Israel seine Schuld. Hört dies, ihr Häupter des Hauses Jakob und Richter des Hauses Israel, die ihr das Recht verabscheut und alles Gerade verdreht, die ihr Sion mit Blutschuld baut und Jerusalem mit Freveltat! Seine Häupter sprechen Recht um Bestechung, seine Priester unterweisen um Lohn, seine Propheten wahrsagen um Geld. Dabei stützen sie sich auf den Herrn und sagen: "Ist nicht der Herr in unserer Mitte? Nimmer kann Unheil über uns kommen!" Deshalb wird euretwegen der Sion als Feld gepflügt, Jerusalem wird zum Trümmerhaufen, der Tempelberg zur bewaldeten Höhe. Am Ende der Tage wird es geschehen: Da steht der Berg des Hauses des Herrn festgegründet an der Spitze der Berge, und die Hügel wird er überragen. Zu ihm strömen die Völker, und viele Nationen pilgern und sprechen: "Kommt, laßt uns hinaufsteigen zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs! Er soll uns seine Wege lehren, daß wir wandeln auf seinen Pfaden!" Denn die Weisung geht von Sion aus und das Wort des Herrn von Jerusalem. Zwischen vielen Völkern wird er richten, entscheiden für starke Nationen [bis in die Ferne]. Ihre Schwerter schmieden sie zu Pflugscharen um und ihre Lanzen zu Winzermessern. Nimmer wird Volk gegen Volk das Schwert erheben, und nicht mehr lernt man die Kriegskunst. Jeder kann sitzen unter seinem Weinstock und Feigenbaum, ohne daß einer ihn aufschreckt. Denn der Mund des Herrn der Heerscharen hat es gesprochen. Denn von allen Völkern wandelt ein jedes im Namen seines Gottes; wir aber wandeln im Namen des Herrn, unseres Gottes, für immer und ewig. "An jenem Tage" - Spruch des Herrn -, "da will ich das Hinkende sammeln und das Zerstreute zusammenbringen und alles, dem ich ein Leid getan. Das Hinkende mache ich zum Rest, das Kranke zum starken Volk. Der Herr wird König über sie sein auf dem Sionsberg von nun an bis in Ewigkeit. Du aber, Herdenturm, Hügel der Tochter Sion, zu dir soll kommen und wiederkehren die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem." Nun aber, warum schreist du so laut? Ist denn kein König in dir? Oder ging dir dein Berater verloren, daß du dich windest wie eine gebärende Frau? Winde dich nur und stöhne, Tochter Sion, wie eine gebärende Frau! Denn jetzt mußt du aus der Stadt hinaus und auf dem Felde lagern. Du kommst nach Babel; dort wirst du errettet, dort wird der Herr dich erlösen aus der Hand deiner Feinde. Jetzt sammeln sich wider dich zahlreiche Völker, die sagen: "Sie werde entweiht, und unser Auge weide sich an Sion!" Aber sie kennen nicht die Pläne des Herrn und merken nicht seinen Ratschluß: daß er sie sammelt wie Garben auf der Tenne. Auf, und drisch, Tochter Sion! Denn ich mache dir eiserne Hörner und eherne Hufe, daß du viele Völker zermalmst und ihren Besitz dem Herrn weihst, ihren Reichtum dem Herrn der ganzen Erde. Doch jetzt ritze dir Trauerwunden ein, du eingeschlossene Tochter! Einen Wall hat man gegen uns errichtet; mit dem Stock schlägt man den Richter Israels auf die Wange. Du aber, Bethlehem in Ephrata, klein unter den Gauen Judas, - aus dir soll mir einer hervorgehen, um Herrscher in Israel zu sein. Sein Ursprung reicht weit zurück, in die Tage der Urzeit. Darum gibt er (Gott) sie preis bis zu der Zeit, da die Gebärende geboren hat und der Rest seiner Brüder zurückkehrt zu den Söhnen Israels. Dann tritt er auf und weidet in der Kraft des Herrn, im erhabenen Namen des Herrn, seines Gottes. Man wird in Ruhe wohnen; denn nun ist er groß bis an die Enden der Erde. [Und dies wird das Heil sein: Wenn Assur in unser Land eindringt und unseren Boden betritt, dann stellen wir ihm sieben Hirten entgegen, acht Fürsten aus dem Volk. Sie weiden das Land Assur mit dem Schwert, das Land Nimrods mit gezückter Klinge.] Er rettet uns vor Assur, wenn es in unser Land eindringt und unser Gebiet betritt. Dann wird der Rest Jakobs inmitten vieler Völker sein wie Tau vom Herrn, wie Regen auf Gras, der auf Leute nicht warten und auf Menschen nicht harren muß. Dann wird der Rest Jakobs unter den Nationen sein, inmitten vieler Völker, wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes, wie ein Junglöwe in den Herden der Schafe, der, wenn er eindringt, niederschlägt und zerreißt - und niemand kann retten. Deine Hand erhebt sich über deine Gegner, alle deine Feinde werden vernichtet. "An jenem Tage wird es geschehen" - Spruch des Herrn -, "da vernichte ich die Rosse in deiner Mitte, deine Streitwagen zerstöre ich. Ich vernichte die Städte deines Landes, alle deine Festungen reiße ich nieder. Ich vernichte die Zaubermittel aus deiner Hand, und Wahrsager sollst du nicht mehr besitzen. Ich vernichte deine Götzenbilder und Steinsäulen in deiner Mitte, daß du nicht mehr das Werk deiner Hände anbetest. Deine heiligen Bäume reiße ich aus in deiner Mitte und vertilge deine Götzen. Im Zorn und Grimm nehme ich Rache an den Völkern, die nicht gehorchen wollten." Hört das Wort, das der Herr spricht: "Auf, führe vor den Bergen den Streit, daß die Hügel deine Stimme hören!" Hört, ihr Berge, die Anklage des Herrn, ihr Grundfesten der Erde, merkt auf! Denn einen Rechtsstreit führt der Herr mit seinem Volk, und Israel zieht er zur Rechenschaft. "Mein Volk, was habe ich dir getan, womit dich beleidigt? Antworte mir! Ich habe dich aus dem Lande Ägypten geführt, aus dem Sklavenhaus dich erlöst. Als Führer sandte ich dir Moses, Aaron und Mirjam. Mein Volk, denke daran, was Balak, der König von Moab, plante, und welche Antwort ihm Bileam gab, der Sohn des Beor! Denke an deinen Zug von Schittim bis Gilgal, damit du die Wohltaten des Herrn erkennest!" "Womit soll ich vor den Herrn treten, mich beugen vor dem Gott der Himmelshöhe? Soll ich mit Brandopfern vor ihn treten, mit einjährigen Kälbern? Hat der Herr Gefallen an tausend Widdern, an ungezählten Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen geben für meine Schuld, den eigenen Sohn für meine persönliche Sünde?" "Es ist dir mitgeteilt, o Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir verlangt: Nichts als Recht zu üben und Bundestreue zu lieben und bescheiden zu wandeln mit deinem Gott." Horch! Der Herr ruft der Stadt zu [- Heil, wer seinen Namen fürchtet!]: "Hört, Stammesvolk und Stadtgemeinde! Kann ich die frevlen Schätze im Haus des Frevlers vergessen und das verdammte schwindsüchtige Maß? Soll ich ungestraft lassen unrechte Waage und einen Beutel mit falschen Gewichten? Sind doch die Reichen in der Stadt voll Verbrechen; ihre Bewohner verbreiten Lüge, und deren Zunge ist Betrug im Munde. So beginne denn auch ich, dich zu schlagen und dich zu verwüsten wegen deiner Sünden! Essen wirst du, aber nicht satt werden, und dein Unrecht bleibt in dir. Du wirst hinwegschaffen, aber nichts retten, und was du rettest, gebe ich dem Schwerte preis. Säen wirst du, aber nicht ernten; Oliven wirst du keltern, aber dich nicht salben mit Öl; Most wirst du keltern, aber Wein nicht trinken. Den Satzungen Omris bist du gefolgt, dem ganzen Treiben des Hauses Achab; nach ihren Ratschlägen bist du gewandelt. Deshalb mache ich dich zur Wüste und deine Bewohner zum Spott. Die Schmähung der Völker müßt ihr tragen!" Wehe mir! Denn es geht mir wie einem Obstsammler, wie bei der Nachernte in der Lese. Keine Traube zum Essen ist mehr da, keine Frühfeige, nach der mich gelüstet. Der Fromme verschwand aus dem Lande, es gibt keinen Redlichen unter den Menschen. Sie alle lauern auf Blut, einer stellt dem anderen nach mit dem Netz. Zum Bösen sind ihre Hände tüchtig; der Beamte fordert Geschenke und auch der Richter; der Mächtige entscheidet nach Willkür. Verfilzt ist ihre Habe wie ein Stechdorn, ihr Reichtum mehr als eine Dornenhecke. Doch der Tag der Nachprüfung, ihre Heimsuchung kommt! Jetzt tritt ihre Bestürzung ein. Glaubt nicht den Nachbarn, vertraut nicht dem Freunde! Vor der Frau an deiner Brust verwahre die Pforte deines Mundes! Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter erhebt sich gegen ihre Mutter, die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter, Feinde sind für jeden die eigenen Hausgenossen. Ich aber will ausschauen nach dem Herrn, will harren auf Gott, der mir hilft! Es erhört mich mein Gott. Juble nicht, meine Feindin, über mich! Wenn ich auch fiel, ich stehe wieder auf; wenn ich in Finsternis sitze, ist der Herr mein Licht. Das Zürnen des Herrn muß ich ertragen, da ich wider ihn sündigte, bis er meinen Streitfall schlichtet und mir Recht verschafft. Er führt mich heraus ins Licht, ich schaue seine Gerechtigkeit. Meine Feindin soll es sehen, und Scham bedecke sie! Sprach sie doch zu mir: "Wo bleibt denn der Herr, dein Gott?" Meine Augen können sich weiden an ihr, nun wird sie zertreten wie Gassenkot. Ein Tag bricht an, deine Mauern wieder aufzubauen, jener Tag, da die Grenze sich weitet; jener Tag, da man zu dir kommt von Assur her bis Ägypten und von Ägypten her bis zum Euphratstrom, von Meer zu Meer, von Gebirge zu Gebirge. Die Erde aber wird zur Wüste um ihrer Bewohner willen, zur Strafe für deren Missetaten. Weide dein Volk mit deinem Stab, die Herde, die dein eigen ist, die einsam in der Wildnis weilt inmitten des Fruchtlandes! Laß sie Basan und Gilead abweiden wie in ferner Vergangenheit! Wie in den Tagen deines Auszugs aus Ägypten laß uns wieder Wunder schauen! Die Völker sollen es sehen und zuschanden werden trotz all ihrer Macht. Sie sollen entsetzt die Hand auf den Mund legen, taub sollen ihre Ohren werden! Sie sollen Staub lecken wie die Schlangen, wie die Kriechtiere am Boden! Aus ihren Burgen sollen sie zitternd kommen, dem Herrn, unserem Gott, sich bebend nahen und sich fürchten vor dir! Wer ist ein Gott wie du, der Sünde hinwegnimmt und Schuld dem Rest seines Erbes erläßt? Nicht hält er für immer am Zorn fest, vielmehr gefällt es ihm, huldvoll zu sein. Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Sünden zertreten und all unsere Vergehen in Meerestiefen versenken. Mögest du Jakob Treue erweisen und Abraham Huld, wie du unseren Vätern geschworen hast in den Tagen der frühen Vorzeit! Botschaft gegen Ninive. Buch der Vision Nahums aus Elkosch. Ein eifernder Gott, ein Rächer ist der Herr; ein Rächer ist der Herr und voller Grimm. Rache nimmt der Herr an seinen Gegnern, verharrt im Zorn wider seine Feinde. Langmütig ist der Herr, doch gewaltig an Kraft; gewiß läßt der Herr nicht ungestraft! Im Sturm und Wetter zeigt sich sein Weg, Gewölk ist der Staub seiner Füße. Er schilt das Meer und trocknet es aus; alle Ströme läßt er versiegen. Basan und Karmel verschmachten; die Blüte des Libanon welkt. Die Berge erheben vor ihm, und die Hügel geraten ins Wanken. Vor ihm wird die Erde zur Wüste, es trauern alle, die auf ihr wohnen. Wer kann bestehen vor seinem Grimm, wer hält stand vor seinem glühenden Zorn? Sein Groll ergießt sich wie Feuer, selbst die Felsen werden von ihm entzündet. Gnädig ist der Herr, eine Zuflucht am Tag der Bedrängnis. Er kennt die, welche bei ihm sich bergen. Er rettet sie bei reißender Flut. Ein Ende macht er seinen Gegnern, jagt seine Feinde ins Dunkel. Was schmiedet ihr Pläne wider den Herrn? Er wird ein Ende bereiten! Nicht zweimal wird sich die Drangsal erheben. Denn zu Dorngestrüpp verflochten und betrunken bei ihrem Gelage, werden sie völlig verzehrt wie trockene Stoppeln. Aus dir ging hervor, der Unheil sann gegen den Herrn und Verwerfliches plante. So spricht der Herr: "Wenn sie auch unversehrt und noch so zahlreich sind sie werden doch abgemäht und vergehen. Ich habe dich niedergebeugt, doch will ich dich nicht ferner beugen! Und nunmehr will ich sein Joch zerbrechen, das auf dir liegt, und deine Fesseln zerreißen!" - Befehl gab der Herr über dich: "Deines Namens wird nicht mehr gedacht. Aus dem Haus deiner Götter tilge ich Schnitzbild und Gußbild aus. Ich bereite dein Grab, denn du bist verflucht." Sieh da auf den Bergen die Füße des Frohboten, der Heil verkündet! Feiere deine Feste, Juda, erfülle deine Gelübde! Der Verruchte darf dich in Zukunft nicht mehr durchqueren; er wird völlig vernichtet. Der Verwüster rückt gegen dich an. Bewache den Wall! Spähe aus auf die Straße! Gürte die Lenden! Sammle alle Kraft! Ja, der Herr stellt die Pracht Jakobs wieder her wie den Weinstock Israel! Hatten doch Zerstörer sie zerstört und ihre Ranken vernichtet. Blutrot ist der Schild seiner Helden, seine Krieger sind in Purpur gekleidet. Die Streitwagen gleichen Feuerfackeln am Tag seiner Rüstung, die Rosse schütteln sich aufgeregt. Durch die Gassen rasen die Wagen, stürmen über die Plätze. Wie Fackeln sehen sie aus, jagen dahin wie die Blitze. Er ruft seinen glänzendsten Führern; sie stürzen in ihre Laufgräben, sie eilen zur Mauer, das Schutzdach wird aufgerichtet. Die Tore am Strom werden geöffnet; da wankt der Palast. Gefangen holt man die Herrin heraus und führt ihre Mägde davon; sie schluchzen wie Tauben und schlagen sich an die Brust. Ninive gleicht einem Wasserteich, dessen Wasser brausend entfliehen. "Halt! Bleibt stehen!" - Doch niemand kehrt um. Raubt Silber, raubt Gold! Der Vorrat ist endlos! Zu schwer sind all die kostbaren Dinge. Verödung, Verwüstung, Verheerung, verzagtes Herz und zitternde Knie! Beben in allen Hüften, und alle Gesichter völlig errötet! Wo ist nun die Wohnstatt der Löwen und die Höhle der jungen Löwen, wohin sich der Löwe zurückzog, die Löwenbrut, ohne daß jemand sie störte? Der Löwe raubte für seine Jungen und würgte für seine Löwinnen; er füllte mit Raub seine Löcher, seine Lagerstätten mit Beute. "Siehe, ich schreite gegen dich ein" - Spruch des Herrn der Heerscharen -, "ich verbrenne im Rauch deine Wagen, deine Junglöwen frißt das Schwert; ich mache deinem Rauben auf Erden ein Ende, und die Stimme meiner Boten wird nicht mehr gehört." Wehe über die Blutstadt! Alles an ihr ist Trug! Mit Beute gefüllt, der Raub will nicht schwinden! Horch, Peitschenknall! Horch, Rädergerassel! Jagende Rosse und hüpfende Kriegswagen! Aufspringende Reiter, flammende Schwerter und blitzende Lanzen, eine Menge Erschlagender, eine Masse von Toten! Kein Ende der Leichen, so daß man über die Leichname stolpert. Das kommt vom vielen Buhlen der Dirne, der anmutigen, zauberkundigen! Sie hat Völker berückt mit ihrer Buhlerei, Nationen mit ihren Zauberkünsten. "Siehe, ich schreite gegen dich ein" - Spruch des Herrn der Heerscharen -, "ich decke dir die Schleppe auf bis über dein Gesicht, ich zeige Völkern deine Blöße und Königreichen deine Schande. Ich bewerfe dich mit Unrat, entehre dich und mache dich zum Schandmal. Wer immer dich sieht, wird vor dir fliehen und sprechen: "Verwüstet ist Ninive! Wer wird es bedauern? Wo könnte ich ihm Tröster suchen?"" Bist du besser als No-Amon, das an den Strömen lag, vom Wasser umgeben? Sein Wall war die Flut, seine Mauer das Wasser. Seine Stärke war Kusch und das unermeßliche Ägypten. Put und die Libyer leisteten ihm Hilfe. Doch auch dieses mußte in die Verbannung, mußte in die Gefangenschaft ziehen. Selbst seine Kinder wurden zerschmettert überall an den Straßenecken. Über alle seine Vornehmen warf man das Los, alle seine Großen schlug man in Fesseln. Auch du wirst trunken und ohnmächtig sein, auch du wirst Zuflucht suchen vor dem Feind. All deine Bollwerke sind wie Feigenbäume mit frühreifen Feigen; schüttelt man sie, so fallen sie dem Esser in den Mund. Siehe, die Krieger in deiner Mitte sind Weiber! Deinen Feinden öffnen sich weit die Tore deines Landes; Feuer verzehrt deine Riegel. Schöpfe dir Wasser für die Belagerung! Verstärke deine Bollwerke! Stampfe den Lehm und tritt den Ton, greife zur Ziegelform! Dabei wird dich dennoch Feuer fressen, das Schwert dich vertilgen, dich fressen gleich den Heuschrecken. Magst du dich vermehren wie die Heuschrecken, dich vermehren wie die Grashüpfer, magst du deine Kaufleute zahlreicher machen als die Sterne am Himmel -, die Heuschrecke häutet sich und fliegt davon! Deine Wächter sind wie Grashüpfer und deine Beamten wie ein Schwarm von Feldheuschrecken, die bei Kälte an den Mauern hocken, bei Sonnenaufgang aber sind sie weggeschwirrt, und ihr Aufenthalt ist unbekannt. Ach, wie sind deine Hirten entschlafen, König von Assur, deine Helden entschlummert! Verstreut ist dein Volk auf den Bergen, und keiner sammelt es. Es gibt keine Heilung für deine Verletzung, zu arg ist deine Verwundung. Wer Kunde über dich erhält, klatscht deinetwegen in die Hände. Denn "über wen ist deine Bosheit nicht ständig ergangen? Die Botschaft, die der Prophet Habakuk geschaut hat. Wie lange, Herr, muß ich um Hilfe rufen, doch du hörst nicht, muß ich zu dir schreien "Gewalttat", doch du rettest nicht! Warum läßt du mich Unrecht schauen und siehst du dem Unheil zu? Warum stehen Verheerung und Gewalttat mir vor Augen, herrscht Streit und erhebt sich Zwietracht? Darum erschlafft das Gesetz, und das Recht verliert für dauernd seine Geltung. Denn der Frevler umgarnt den Gerechten; deshalb behauptet sich verdrehtes Recht. "Blickt auf die Völker und schaut, staunt und erstarrt! Denn ich vollführe ein Werk in euren Tagen, das ihr nicht glaubtet, wenn es erzählt würde. Ja, seht, ich lasse die Kaldäer aufstehen, das grimmige, ungestüme Volk, das in die fernsten Räume der Erde zieht, um Wohnsitze einzunehmen, die ihm nicht gehören. Schrecklich ist es und furchtbar; es bringt sein Recht und seine Hoheit zur Geltung. Schneller als Panther sind seine Rosse, flinker als Steppenwölfe; seine Reiter stürmen daher, seine Reiter, die aus der Ferne kommen; sie fliegen herbei wie ein Adler beim Sturz auf die Beute. Sie alle gehen auf Gewalttat aus, Schrecken zieht ihnen voran, Gefangene sammeln sie wie Sand. Dies Volk verspottet Könige, und Fürsten sind ihm zum Gelächter. Es lacht über jede Festung, schüttet Erde auf und nimmt sie ein. Dann plötzlich, wie ein Windstoß, zieht es von dannen und macht sich seine Kraft zu seinem Gott." Bist nicht du, Herr, von Anfang an mein heiliger Gott, der niemals stirbt? Herr, du hast jenes Volk zum Gericht bestellt; mein Fels, du hast es zum Strafen bestimmt. Zu rein sind deine Augen, um Böses mitanzusehen, und es ist dir unmöglich, dem Unrecht zuzuschauen. Warum denn schaust du den Treulosen zu und schweigst, wenn der Frevler den Gerechten verschlingt! Du machtest die Menschen wie Fische im Meer, dem Gewimmel gleich, dem der Herrscher fehlt. Er holt sie alle mit der Angel herauf, schleift sie weg in seinem Netz. Er fängt sie mit seinem Garn; das bereitet ihm Freude und Jubel. Darum bringt er seinem Netz Opfer dar und Rauchopfer seinem Garn. Durch sie ward ja seine Ausbeute fett und üppig sein Mahl. Darf er deshalb dauernd sein Schwert zücken, um Völker zu morden ohne Erbarmen? Auf meine Warte will ich treten, auf meinen Wachtturm mich stellen; ich will spähen und sehen, was er mir sagt und was er erwidert auf meinen Vorwurf! Der Herr gab mir Antwort und sprach: "Schreibe die Offenbarung nieder und grabe sie auf Tafeln ein, damit man sie geläufig lesen kann! Denn die Offenbarung setzt noch eine Frist voraus; doch drängt sie dem Ende zu und trügt nicht. Wenn sie sich verzögert, so harre auf sie; ja, gewiß trifft sie ein und bleibt nicht aus! Siehe, das Leben des Frevlers verläuft nicht ununterbrochen; der Gerechte aber bleibt durch seine Treue am Leben. Nun gar, wer hemmungslos Besitztümer raubt, der übermütige Mensch, der nie genug hat, der wie die Unterwelt den Rachen aufsperrt und unersättlich ist wie der Tod! Er rafft alle Völker an sich und vereint um sich alle Nationen." Werden nicht diese alle über ihn ein Spottlied singen, Schmähgedichte und Frageverse auf ihn, indem sie sprechen: Weh dem, der fremdes Eigentum aufhäuft - wie lange noch? - und sich mit Pfandschulden schwer belastet! Werden nicht plötzlich deine Gläubiger aufstehen und deine Bedränger erwachen? Dann wirst du ihnen zum Raube. Weil du selbst viele Völker geplündert hast, plündern dich alle übrigen Völker wegen der Blutschuld an den Menschen und wegen der Gewalttat am Lande, an der Stadt und an all ihren Bewohnern. Weh dem, der unrechtem Gewinn nachjagt - ein Unglück für sein Haus! -, um in der Höhe sein Nest zu bauen, um dem Unglück zu entrinnen! Schande für dein eigenes Haus bringt dein Entschluß, viele Völker auszurotten, und du verspielst dein Leben. Denn der Stein aus der Mauer schreit auf, und vom Gebälk gibt der Sparren ihm Antwort. Weh dem, der die Stadt erbaut mit Blut und die Festung gründet auf Unrecht! Stammt nicht vom Herrn der Heerscharen dieser Spruch: Völker mühen sich ab fürs Feuer, und Nationen plagen sich für ein Nichts! Ja, erfüllt wird das Land mit Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn, wie die Wasser das Meer bedecken. Weh dem, der anderen zu trinken gibt aus der Schale seines Zornes, ja sie berauscht, um ihre Blöße zu schauen! Du sättigst dich an Schmach statt an Ehre. So trinke auch du und taumle! An dich kommt der Becher in der Rechten des Herrn und Schmach über deine Ehre. Denn der Frevel am Libanon lastet auf dir, und die Mißhandlung der Tiere setzt dich in Schrecken, wegen der Blutschuld an den Menschen und wegen der Gewalttat am Lande, an der Stadt und an all ihren Bewohnern. Was nützt denn ein Schnitzbild, daß sein Meister es schnitzt, ein Gußbild und Lügenverkünder, daß sein Meister darauf vertraut und stumme Götzen verfertigt? Weh dem, der zum Holze spricht: "Wach auf!", zum schweigenden Stein: "Erwache!" - Der soll Belehrung geben? - Wohl ist er in Gold und Silber gefaßt, doch keinerlei Geist ist in ihm. Aber der Herr thront in seinem heiligen Tempel; sei still vor ihm, alle Welt! Gebet des Propheten Habakuk, nach Art der Klagelieder. Herr, ich habe Kunde von dir vernommen, ich habe dein Werk, o Herr, geschaut. In nahen Jahren ruf es ins Leben, in nahen Jahren mach es bekannt, im Zorn gedenk des Erbarmens! Von Teman her kommt Gott, der Heilige vom Berge Paran. Den Himmel bedeckt seine Pracht, die Erde erfüllt sein Ruhm. Unter ihm Glanz gleich dem Licht, Strahlen ihm zur Seite; er macht sie zur Hülle seiner Kraft. Vor ihm her zieht die Pest, die Seuche folgt seinen Schritten. Er tritt auf und mißt die Erde ab, schaut hin und läßt die Völker erzittern. Da zerbersten die ewigen Berge, die uralten Hügel versinken, seine gewohnten Pfade seit je. Unter Unheil gebeugt erblicke ich die Zelte von Kuschan, es erbeben die Zeltdecken Midians. Ist gegen Fluten, Herr, dein Zorn entbrannt, gegen das Meer dein Grimm, daß dein Gespann du besteigst, dein Gefährt zum Sieg? Du hast deinen Bogen enthüllt, hast deine Sehne mit Pfeilen gesättigt. Du spaltest die Erde, daß Ströme entstehen. Die Berge sehen dich und erbeben, die Wolken strömen von Wasser, das Meer erhebt seine Stimme, hoch streckt es die Arme empor. Sonne und Mond verbleiben in ihrer Wohnung. Beim Licht deiner Pfeile entschwinden sie, beim Glanz deiner blitzenden Lanze. Du beschreitest die Erde im Grimm; im Zorn zertrittst du die Völker. Du ziehst deinem Volke zu Hilfe aus, zur Hilfe für deinen Gesalbten. Du zerschmetterst den First vom Hause des Frevlers, legst den Grund frei bis auf den Felsen. Du durchbohrst mit deinen Pfeilen sein Haupt, seine Führer zerstieben wie Spreu. Ihr Ergötzen war es, zu zerstreuen, den Armen im Versteck zu verschlingen. Du stampftest seine Rosse ins Meer, in den Schlamm der vielen Wasser. Ich hörte es, und mein Leib erbebte; sobald ich es vernahm, stöhnten meine Lippen. Lähmung fuhr mir in die Glieder, und unter mir wankten meine Schritte. Ich komme erst zur Ruhe am Tag der Bedrängnis, wenn er hereinbricht über das Volk, das uns angreift. Denn der Feigenbaum trägt keine Frucht, die Weinstöcke bringen keinen Ertrag, die Ernte des Ölbaums versagt, das Feld liefert nichts an Nahrung. Die Schafe sind verschwunden vom Pferch, und in den Ställen fehlen die Rinder. Ich aber will frohlocken im Herrn, will jubeln über den Gott meines Heils! Der Herr und Gebieter ist meine Kraft. Er macht meine Füße gleich denen der Hirsche und läßt mich auf Höhen schreiten. - [Dem Chorleiter. Mit Saitenspiel.] Das Wort des Herrn, das an Zephanja erging, den Sohn Kuschis, des Sohnes Gedaljas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Hiskias, in den Tagen des Königs Josia von Juda, des Sohnes Amons. "Ich raffe hin, raffe alles vom Erdboden weg" - Spruch des Herrn. "Mensch und Vieh raffe ich weg, die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres. Ich bringe die Frevler zu Fall, ich tilge die Menschen vom Erdboden weg" - Spruch des Herrn. "Meine Hand strecke ich aus wider Juda und wider alle Einwohner Jerusalems. Ich tilge von dieser Stätte den Rest des Baal und den Namen der Götzenpriester [samt den Priestern], auch jene, die auf den Dächern das Himmelsheer anbeten, die sich niederwerfen vor dem Herrn, aber doch bei Milkom schwören, die vom Herrn abfallen, ja, die den Herrn nicht suchen und nicht nach ihm fragen." Still vor dem Gebieter und Herrn! Denn nahe ist der Tag des Herrn. Ja, ein Opfermahl hat der Herr bereitet, seine Gäste geweiht. Am Schlachttag des Herrn wird es geschehen: "Ich rechne ab mit den Fürsten und Königssöhnen und mit allen, die sich kleiden in ausländische Tracht. An jenem Tage rechne ich auch ab mit allen, die über die Schwelle springen, die das Haus ihres Herrn mit Gewalt und Betrug anfüllen. An jenem Tage wird es geschehen" - Spruch des Herrn -, "da ertönt lautes Geschrei am Fischtor und Geheul aus der Neustadt, gewaltiger Zusammenbruch von den Hügeln. Heult, ihr Bewohner der Mulde! Denn vernichtet wird alles Krämervolk, alle Geldwäger werden vertilgt. In jener Zeit wird es geschehen: Ich durchsuche Jerusalem mit Lampen und rechne ab mit all den Leuten, die dick geworden sind auf ihrer Hefe, die bei sich denken: "Der Herr wirkt weder Gutes noch Schlimmes!" Ihr Vermögen verfällt der Plünderung, ihre Häuser fallen der Verwüstung anheim. Und bauen sie Häuser, so werden sie darin nicht whnen, pflanzen sie Weinberge, so werden sie den Wein davon nicht trinken." Nahe ist der Tag des Herrn, der große; er ist nahe und eilt gar sehr. Horch! Der Tag des Herrn ist bitter, da schreit selbst der Held. Ein Tag des Zornes ist jener Tag, ein Tag der Angst und Bedrängnis, ein Tag des Unwetters und der Verwüstung, ein Tag der Düsterkeit und Finsternis, ein Tag der Wolken und des Dunkels, ein Tag des Kriegshorns und des Kampfgeschreis gegen die befestigten Städte und hochragenden Zinnen. "Da stürze ich die Menschen in Angst, daß sie einhergehen wie Blinde"; denn sie haben wider den Herrn gesündigt. Ihr Blut wird ausgeschüttet wie Staub, ihre Eingeweide wie Kot. Auch ihr Silber und Gold kann sie nicht retten. Am Zornestag des Herrn und im Feuer seines Eifers wird die ganze Erde verzehrt. Denn ein Ende, ja plötzlichen Untergang bereitet er allen Bewohnern der Erde. Schart euch zusammen, sammelt euch, zuchtloses Volk, solange ihr noch nicht verjagt seid wie zerstiebende Spreu, solange die Zornesglut des Herrn nicht über euch kommt, solange nicht über euch kommt der Zornestag des Herrn! Sucht den Herrn, all ihr Demütigen im Lande, die ihr seine Gebote erfüllt! Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut! Vielleicht bleibt ihr geborgen am Zornestag des Herrn. Ja, Gaza wird verlassen sein, Askalon wird zur Wüste, Asdod vertreibt man am hellen Mittag, Ekron wird ausgetilgt. Weh euch, ihr Bewohner des Landstrichs am Meer, Volk der Kreter! Das Wort des Herrn ergeht über euch: "Ich vernichte dich [Kanaan], Land der Philister, daß kein Bewohner mehr übrigbleibt." Du wirst zu Weideplätzen für Hirten und zu Pferchen für Schafe. Der Landstrich am Meer wird dem Rest des Hauses Juda gehören. Dort wird man weiden, in den Häusern von Askalon am Abend lagern. Denn der Herr, ihr Gott, wird sich ihrer annehmen und ihr Schicksal wenden. "Moabs Schmähung habe ich gehört und die Lästerreden der Ammoniter, womit sie mein Volk schmähten und sich brüsteten gegen sein Gebiet. Darum, so wahr ich lebe" - Spruch des Herrn der Heerscharen, des Gottes Israels -, "Moab wird wie Sodom werden und Ammon wie Gomorra: ein Unkrautplatz, eine Salzgrube und Wüste für immer. Der Rest meines Volkes wird sie plündern, der Überrest meines Volkes wird sie beerben." Dies widerfährt ihnen für ihren Hochmut, weil sie schmähten und sich brüsteten gegen das Volk des Herrn der Heerscharen. Furchtbar erweist sich der Herr an ihnen. Alle Götter der Erde läßt er vergehen, und alle Inseln der Völker beten ihn an, jeweils von ihrer Stätte aus. "Auch ihr Kuschiten werdet durchbohrt von meinem Schwert!" Dann streckt er seine Hand gegen Norden aus und vernichtet Assur. Ninive macht er zum Ödland, dürr wie die Steppe. Herden werden darin lagern, allerlei Tiere der Niederung. Dohlen und Käuzchen nächtigen auf seinen Giebeln; der Steinkauz schreit im Fenster, die Trappe auf der Schwelle, [denn die Zederntäfelung ist entfernt]. Das ist also die fröhliche Stadt, die so selbstsicher dahinlebte, die bei sich dachte: Ich und sonst niemand! Wie ist sie zur Wüste geworden, ein Ruheplatz für das Wild! Wer immer an ihr vorübergeht, zischt und schwenkt seine Hand. Wehe der widerspenstigen und befleckten, der gewalttätigen Stadt! Sie hört nicht auf den Anruf, nimmt keine Zucht an. Auf den Herrn vertraut sie nicht, ihrem Gott naht sie sich nicht. Die Fürsten in ihrer Mitte sind brüllende Löwen, ihre Richter Steppenwölfe, die am Morgen Knochen zermalmen. Ihre Propheten sind eitle Schwätzer, Männer des Treubruchs. Ihre Priester entweihen das Heilige, mißbrauchen das Gesetz. Der Herr ist gerecht in ihrer Mitte, er begeht kein Unrecht. Morgen für Morgen gibt er seinen Rechtsentscheid wie das Licht, das nicht ausbleibt. Doch der Frevler kennt keine Scham. "Ich habe Völker vertilgt; ihre Burgen sind verwüstet. Ich machte ihre Straßen öde, daß niemand darauf wandert. Ihre Städte sind zerstört, menschenleer, ohne Bewohner. Ich dachte: Nun wird sie gewiß mich fürchten und Zucht annehmen. Nicht wird ihr aus den Augen entschwinden, was ich alles an Prüfungen über sie brachte. - Jedoch nur um so eifriger handeln sie verderbt in allen ihren Taten. Darum wartet nur auf den Tag" - Spruch des Herrn -, "da ich als Kläger aufstehe! Denn mir steht das Recht zu, Völker vorzuladen, Reiche zu versammeln, meinen Grimm über sie zu ergießen, all meine Zornesglut. Ja, im Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt. Fürwahr, dann werde ich den Völkern ganz andere, reine Lippen verleihen, daß sie alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig dienen. Von jenseits der Ströme von Kusch werden meine Anbeter mir Opfer bringen [die Gemeinde meiner Zerstreuten]. An jenem Tage mußt du dich nicht mehr schämen ob all deiner Untaten, mit denen du gegen mich fehltest; dann entferne ich nämlich aus deiner Mitte deine stolzen Prahler, und du wirst in Zukunft nicht mehr hochmütig sein auf meinem heiligen Berge. Ich lasse in deiner Mitte nur noch ein demütiges, bescheidenes Volk übrig, und beim Namen des Herrn wird Zuflucht finden der Rest Israels. Sie verüben kein Unrecht, reden keine Unwahrheit, ihr Mund birgt keine lügnerische Zunge. Ja, sie werden weiden und sich niederlassen, ohne daß jemand sie aufschreckt." Juble, Tochter Sion, jauchze, Israel! Freue dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem! Entfernt hat der Herr deine Machthaber, beseitigt deine Feinde. Der Herr in deiner Mitte ist König von Israel! Du hast fortan kein Unheil zu fürchten. An jenem Tage wird man zu Jerusalem sagen: "Fürchte dich nicht, Sion, laß deine Hände nicht sinken! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte als rettender Held. Er ist hocherfreut über dich, erneuert dir seine Liebe. In Jubel frohlockt er über dich, wie man frohlockt an einem Festtag." "Ich nehme von dir das Unheil hinweg, so daß du seinetwegen nicht mehr Schmach tragen mußt. Siehe, ich mache deinen Bedrückern ein Ende zu jener Zeit. Was hinkt, werde ich retten, was zerstreut ist, sammeln. Ich mache sie zum Lob und Ruhm in jedem Lande, in dem sie Schmach erleiden. In jener Zeit hole ich euch, in jener Zeit sammle ich euch. Ja, ich mache euch zum Ruhm und Lob bei allen Völkern der Erde, wenn ich euer Schicksal wende vor euren Augen", spricht der Herr. Im zweiten Jahr des Königs Darius, am ersten Tag des sechsten Monats, erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggaj an Serubbabel, den Sohn Schealtiels, den Statthalter von Juda, und an den Hohenpriester Josua, den Sohn Jozadaks: "So spricht der Herr der Heerscharen: Das Volk da sagt: "Jetzt ist die Zeit noch nicht gekommen, das Haus des Herrn wieder aufzubauen!"" Da erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggaj folgendermaßen: "Ist es denn für euch selbst an der Zeit, in getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus noch in Trümmern liegt? Nun aber spricht der Herr der Heerscharen: "Denkt doch darüber nach, wie es euch ergeht! Ihr sät viel aus, heimst aber wenig ein; ihr eßt, werdet aber nicht satt, ihr trinkt, bekommt aber nicht genug; ihr bekleidet euch, werdet aber nicht warm; und wer um Lohn arbeitet, der verdient in einen durchlöcherten Beutel." So spricht der Herr der Heerscharen: "Denkt doch darüber nach, wie es euch ergeht! Steigt hinauf ins Gebirge, holt Holz und baut den Tempel, daß ich mein Wohlgefallen daran habe und Ehre erlange", spricht der Herr. "Mit viel habt ihr gerechnet, aber es kam wenig heraus; und brachtet ihr es nach Hause, so blies ich es weg. Warum wohl?" - Spruch des Herrn der Heerscharen. "Wegen meines Hauses, das in Trümmern liegt, während jeder von euch für sein eigenes Haus läuft und rennt. Deshalb hält über euch der Himmel seinen Tau zurück, und die Erde hält ihren Ertrag zurück. Ich rief die Dürre über das Land und über die Berge, über Korn, Most und Öl, über alles, was der Boden erzeugt, über Mensch und Vieh und über alle Arbeit der Hände."" Da hörten Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und der Hohepriester Josua, der Sohn Jozadaks, sowie der gesamte Rest des Volkes auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, und auf die Worte des Propheten Haggaj, weil ja der Herr, ihr Gott, ihn gesandt hatte; das Volk fürchtete sich vor dem Herrn. Da sagte Haggaj, der Bote des Herrn, im Sendungsauftrag des Herrn zum Volke folgendes: "Ich bin mit euch" - Spruch des Herrn. Der Herr regte den Eifer des Serubbabel, des Sohnes Schealtiels, des Statthalters von Juda, und den Eifer des Hohenpriesters Josua, des Sohnes Jozadaks, sowie den Eifer des ganzen Restes des Volkes an. Sie kamen und nahmen die Arbeit am Hause des Herrn der Heerscharen, ihres Gottes, in Angriff am 24. Tag des sechsten Monats. Im zweiten Jahr des Königs Darius, am 21. Tag des siebten Monats, erging das Wort des Herrn durch den Propheten Haggaj folgendermaßen: "Sprich zu Serubbabel, dem Sohn Schealtiels, dem Statthalter von Juda, und zum Hohenpriester Josua, dem Sohn Jozadaks, sowie zum Rest des Volkes: Wer ist unter euch noch übrig, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat, und wie seht ihr es jetzt? Kommt es euch nicht vor wie nichts? Doch nun fasse Mut, Serubbabel - Spruch des Herrn -, fasse Mut, Hoherpriester Josua, Sohn Jozadaks, fasse Mut, alles Volk des Landes, - Spruch des Herrn -, und schafft; denn ich bin mit euch - Spruch des Herrn der Heerscharen. Gemäß dem Bunde, den ich mit euch bei eurem Auszug aus Ägypten schloß, bleibt mein Geist in eurer Mitte. Fürchtet euch nicht! Denn so spricht der Herr der Heerscharen: Nur noch eine kleine Weile, kurze Zeit, und ich erschüttere Himmel und Erde, Meer und Festland. Erschüttern will ich alle Völker; dann kommen die Kostbarkeiten aller Völker herbei; und ich erfülle dieses Haus mit Herrlichkeit - Spruch des Herrn der Heerscharen. Mein ist das Silber, und mein ist das Gold - Spruch des Herrn der Heerscharen. Die künftige Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die frühere, spricht der Herr der Heerscharen, und an dieser Stätte spende ich Heil - Spruch des Herrn der Heerscharen." Am 24. Tag des neunten Monats im zweiten Jahr des Königs Darius erging das Wort des Herrn an den Propheten Haggaj: "So spricht der Herr der Heerscharen: Bitte doch die Priester um Weisung für folgenden Fall: Trägt jemand heiliges Opferfleisch im Zipfel seines Gewandes und berührt mit seinem Gewandzipfel Brot oder Gekochtes, Wein, Öl oder sonst ein Nahrungsmittel, wird dann dieses heilig?" Die Priester gaben zur Antwort: "Nein!" Darauf erwiderte Haggaj: "Wenn nun einer, der durch eine Leiche unrein wurde, all dies berührt, wird es dann unrein?" Die Priester antworteten: "Ja, es wird unrein!" Da hob Haggaj an und sprach: "So sind diese Leute, und so ist dieses Volk vor mir - Spruch des Herrn -, so ist alles Werk ihrer Hände und was sie dort darbringen: Unrein ist es! Und nun, bedenkt doch die Zeit von heute an rückwärts! Ehe man am Tempel des Herrn Stein zu Stein fügte, wie stand es da um euch? Kam man zu einem Getreidehaufen, der zwanzig (Epha) liefern sollte, so waren es nur zehn; kam man zur Kelter, um fünfzig (Bat) aus der Kufe zu schöpfen, so waren es nur zwanzig. Ich schlug bei euch mit Getreidebrand, Gilbe und Hagel alles Werk eurer Hände; aber ihr habt euch nicht zu mir bekehrt - Spruch des Herrn. Bedenkt doch die Zeit von heute an rückwärts! [Vom 24. Tag des neunten Monats an] vom Tage an, da der Grund zum Tempel des Herrn gelegt wurde! Bedenkt, ob auch ferner noch die Saat im Speicher verbleibt, und ob auch ferner noch Weinstock und Feigenbaum, Granatapfel- und Ölbaum nicht tragen! Von diesem Tage an spende ich Segen." Da erging das Wort des Herrn nochmals an Haggaj am 24. Tag des Monats: "Sprich zu Serubbabel, dem Statthalter von Juda: Himmel und Erde werde ich erschüttern. Ich stürze Königsthrone und vernichte die Macht der Reiche der Völker. Ich stürze Streitwagen und Fahrer; Rosse und ihre Lenker sinken darnieder, ein jeder durch das Schwert seines Bruders! An jenem Tag - Spruch des Herrn der Heerscharen - nehme ich dich, mein Knecht Serubbabel, Sohn des Schealtiel - Spruch des Herrn -, und mache dich gleichsam zum Siegelring; denn dich habe ich erwählt - Spruch des Herrn der Heerscharen." Im achten Monat des zweiten Jahres des Darius erging das Wort des Herrn an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos, folgendermaßen: "Schwer hat der Herr euren Vätern gezürnt. Rede nun zum Volke: So spricht der Herr der Heerscharen: Kehrt um zu mir - Spruch des Herrn der Heerscharen -, so kehre ich um zu euch, spricht der Herr der Heerscharen. Seid nicht wie eure Väter, denen die früheren Propheten gepredigt haben: "So spricht der Herr der Heerscharen: Kehrt um von euren bösen Wegen und euren schlimmen Werken!" Doch sie gehorchten nicht und achteten nicht auf mich - Spruch des Herrn. Wo sind nun eure Väter? Und leben die Propheten ewig? Doch meine Worte und Gebote, die ich meinen Knechten, den Propheten, auftrug, haben diese nicht eure Väter ereilt, so daß sie, wenn sie zurückkämen, sagen müßten: "Wie der Herr uns zu tun beschloß nach unseren Wegen und Werken, so hat er uns getan"?" Am 24. Tag des elften Monats - das ist der Monat Schebat - im zweiten Jahre des Darius erging das Wort des Herrn an den Propheten Sacharja, den Sohn Berechjas, des Sohnes Iddos. Ich schaute in dieser Nacht ein Gesicht: Siehe, da ritt ein Mann auf einem rotbraunen Roß und hielt an zwischen den Myrten im tiefen Tal; hinter ihm standen rotbraune, fahle und weiße Rosse. Da sprach ich: "Was bedeuten diese, mein Herr?" Der Engel, der mit mir redete, sagte zu mir: "Ich will dir zeigen, was diese bedeuten." Und der Mann, der zwischen den Myrten stand, antwortete und sprach: "Das sind die, welche der Herr gesandt hat, die Erde zu durchstreifen." Da meldeten sie dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten stand, und sprachen: "Wir haben die Erde durchstreift, und siehe, die ganze Erde liegt ruhig und friedlich da." Der Engel des Herrn entgegnete und sprach: "Herr der Heerscharen, wie lange noch willst du dich Jerusalems und der Städte Judas nicht erbarmen, denen du nun schon siebzig Jahre zürnst?" Der Herr antwortete dem Engel, der mit mir redete, freundliche, tröstende Worte. Dann sagte zu mir der Engel, der mit mir redete: "Verkünde dies: "So spricht der Herr der Heerscharen: Ich glühe von gewaltigem Eifer für Jerusalem und Sion! Aber großen Zorn hege ich gegen die selbstsicheren Völker, die, während ich nur ein wenig zürnte, dem Unheil nachhalfen. Darum spricht der Herr: Ich wende mich in Erbarmen Jerusalem wieder zu. In ihm soll mein Haus aufgebaut werden - Spruch des Herrn der Heerscharen -, und die Meßschnur soll über Jerusalem wieder ausgespannt werden!" Weiterhin verkünde dies: "So spricht der Herr der Heerscharen: Wieder werden meine Städte überfließen von Segen. Der Herr wird Sion wieder trösten und Jerusalem wieder erwählen."" Darauf erhob ich meine Augen und schaute ein Gesicht: Siehe, da waren vier Hörner. Ich sprach zu dem Engel, der mit mir redete: "Was bedeuten diese?" Da sagte er zu mir: "Das sind die Hörner, die Juda, Israel und Jerusalem vertrieben haben." Dann ließ mich der Herr vier Schmiede sehen. Ich fragte: "Wozu sind diese gekommen?" Er erwiderte: "Jene also sind die Hörner, die Juda vertrieben haben wie einen Mann, der sein Haupt nicht mehr erhebt; und diese sind gekommen, um sie in Schrecken zu versetzen, um die Hörner der Völker niederzuwerfen, die ihr Horn gegen das Land Juda erhoben, es zu vertreiben." Darauf erhob ich meine Augen und schaute ein Gesicht: Siehe, da war ein Mann, der eine Meßschnur in seiner Hand hielt. Ich fragte: "Wohin gehst du?" Er antwortete mir: "Jerusalem will ich ausmessen und sehen, wie breit und wie lang es ist." Und siehe, der Engel, der mit mir redete, trat hervor, und ein anderer Engel kam ihm entgegen. Da sprach er zu ihm: "Lauf, sage zu dem jungen Mann dort: "Offen soll Jerusalem daliegen wegen der Menge von Menschen und Vieh in ihm. Ich selbst - Spruch des Herrn - will ihm ringsum eine Feuermauer bilden und in seiner Mitte zum herrlichen Lichtglanz werden!"" "Auf, auf! Flieht aus dem Nordland!" - Spruch des Herrn. "Denn nach den vier Himmelsrichtungen hatte ich euch zerstreut" - Spruch des Herrn. "Auf! Nach Sion rettet euch, die ihr bei der Tochter Babel wohnt!" Denn so spricht der Herr der Heerscharen, dessen Herrlichkeit mich gesandt hat, über die Völker, die euch ausgeraubt haben: "Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an. Fürwahr, ich schwinge meine Hand wider sie, und sie fallen ihren Knechten als Beute zu." So werdet ihr erkennen, daß der Herr der Heerscharen mich gesandt hat. "Juble und freue dich, Tochter Sion! Denn siehe, ich komme und wohne in deiner Mitte" - Spruch des Herrn. Viele Völker werden an jenem Tage dem Herrn anhangen und ihm als Volk gehören. Sie werden in deiner Mitte wohnen und du wirst erkennen, daß der Herr der Heerscharen mich zu dir gesandt hat. Dann nimmt der Herr Juda in Erbbesitz als seinen Anteil im Heiligen Land und erwählt Jerusalem weiterhin. Still, alle Welt, vor dem Herrn! Denn schon bricht er auf aus seiner heiligen Wohnstatt. Darauf ließ er mich den Hohenpriester Josua schauen. Dieser stand vor dem Engel des Herrn, während der Satan zu seiner Rechten stand, um ihn anzuklagen. Da sprach der Engel des Herrn zum Satan: "Der Herr möge dich schelten, Satan; der Herr, der Jerusalem auserwählt hat, möge dich schelten! Ist dieser nicht ein dem Feuer entrissenes Brandscheit?" Josua aber war mit schmutzigen Kleidern angetan, als er vor dem Engel stand. Nun hob dieser an und befahl seinen Dienern: "Nehmt ihm die schmutzigen Kleider ab!" Zu ihm sprach er: "Siehe, ich entferne deine Schuld von dir und bekleide dich mit Festgewändern!" Dann sprach er: "Setzt ihm einen reinen Kopfbund aufs Haupt!" Da setzten sie ihm einen reinen Kopfbund aufs Haupt und bekleideten ihn mit Gewändern, während der Engel des Herrn dabeistand. Nun beteuerte der Engel des Herrn dem Josua feierlich: "So spricht der Herr der Heerscharen: "Wenn du auf meinen Wegen wandelst und meinen Dienst genau ausführst, dann sollst du auch die Verwaltung meines Hauses und die Aufsicht über meine Vorhöfe innehaben, und ich gewähre dir Zutritt bei denen, die hier stehen. Höre, Hoherpriester Josua, du und deine Gefährten, die vor dir sitzen! Männer der Vorbedeutung sind sie; denn siehe, ich lasse meinen Knecht kommen, den "Sproß". Siehe, auf den Stein, den ich vor Josua hingelegt habe - auf dem einen Stein sind sieben Augen -, auf diesen will ich selbst die Inschrift eingraben" - Spruch des Herrn der Heerscharen -, "und ich tilge die Schuld dieses Landes an einem einzigen Tag. An jenem Tage" - Spruch des Herrn der Heerscharen - "werdet ihr einander einladen unter Weinstock und Feigenbaum."" Der Engel, der zu mir redete, weckte mich abermals wie einen, der aus dem Schlaf geweckt wird. Er sprach zu mir: "Was siehst du?" Ich erwiderte: "Ich sehe einen Leuchter, ganz von Gold, und oben auf ihm ist eine Schale nebst sieben Lampen darüber mit je sieben Schnauzen an den Lampen, die oben darauf sind. Zwei Ölbäume stehen daneben, einer zu seiner Rechten und einer zu seiner Linken." Da hob ich an und fragte den Engel, der mit mir redete: "Was bedeuten diese Dinge, mein Herr?" Der Engel, der mit mir redete, antwortete und sprach zu mir: "Weißt du nicht, was diese Dinge bedeuten?" Ich sagte: "Nein, mein Herr." Da erwiderte er und sprach: "Folgendes ist das Wort des Herrn an Serubbabel: "Nicht durch Macht und nicht durch Gewalt, sondern durch meinen Geist", spricht der Herr der Heerscharen. "Wer bist du, großer Berg? Vor Serubbabel sollst du zur Ebene werden! Er wird den Giebelstein ans Licht bringen unter dem Jubel: Wie schön, wie schön ist er!"" Und es erging an mich das Wort des Herrn: "Die Hände Serubbabels haben den Grund dieses Hauses gelegt, seine Hände werden es auch vollenden." Dann werdet ihr erkennen, daß der Herr der Heerscharen mich zu euch gesandt hat. Denn wer etwa den Tag der bescheidenen Anfänge verachtete, der wird noch mit Freude den Schlußstein sehen in der Hand Serubbabels. - "Diese sieben sind die Augen des Herrn, die auf der ganzen Erde umherschweifen." Da fragte ich ihn: "Was bedeuten diese zwei Ölbäume zur Rechten und zur Linken des Leuchters?" Und ich hob zum zweitenmal an und fragte ihn: "Was bedeuten die zwei Büschel der Ölbäume, die durch zwei Röhren das Öl aus sich entleeren?" Er antwortete mir: "Weißt du nicht, was diese bedeuten?" Ich entgegnete: "Nein, mein Herr." Da sprach er: "Das sind die beiden Gesalbten, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen." Wieder erhob ich meine Augen und schaute: Da sah ich eine fliegende Schriftrolle. Und er fragte mich: "Was siehst du?" Ich erwiderte: "Ich sehe eine fliegende Schriftrolle, zwanzig Ellen lang und zehn Ellen breit." Da sprach er zu mir: "Das ist der Fluch, der hinauszieht über das ganze Land. Denn jeder Dieb wird von nun an jenem Fluch gemäß weggeräumt, und jeder Meineidige wird von nun an demgemäß weggeräumt." "Ich lasse ihn hinausziehen" - Spruch des Herrn der Heerscharen -, "damit er eindringe in das Haus des Diebes und in das Haus dessen, der bei meinem Namen falsch schwört; er soll in seinem Hause bleiben und es vernichten, sein Holz samt seinen Steinen!" Der Engel, der zu mir redete, trat hervor und sprach zu mir: "Erhebe deine Augen und sieh, was da zum Vorschein kommt!" Ich fragte: "Was ist das?" Er erwiderte: "Das ist das Epha-Maß, welches zum Vorschein kommt." Dann sprach er: "Das ist ihr Sündenmaß im ganzen Land." Und siehe, der Bleideckel hob sich, und ich sah eine Frau im Epha-Maß sitzen. Er sprach: "Das ist die Schlechtigkeit", und er stieß sie ins Epha-Maß zurück und warf die Bleiplatte auf seine Öffnung. Als ich meine Augen erhob und schaute, sah ich zwei Frauen herankommen, und Wind erfaßte ihre Flügel. Sie hatten nämlich Flügel wie Storchenflügel. Sie trugen das Epha-Maß zwischen Himmel und Erde dahin. Da fragte ich den Engel, der mit mir redete: "Wohin bringen diese das Epha?" Er entgegnete mir: "Man will ihm einen Tempel bauen im Lande Sinear, und wenn er hergerichtet ist, setzt man es dort nieder auf seinem Gestell." Abermals erhob ich meine Augen und schaute. Da sah ich vier Wagen zwischen den zwei Bergen hervorkommen; die beiden Berge aber waren aus Erz. Am ersten Wagen waren rotbraune Rosse, am zweiten Wagen schwarze Rosse. Am dritten Wagen waren weiße Rosse und am vierten Wagen scheckige Rosse. Ich hob an und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: "Was bedeuten diese, mein Herr?" Der Engel antwortete und sprach zu mir: "Diese Wagen fahren aus nach den vier Himmelsrichtungen, nachdem sie sich zunächst vor dem Herrn der ganzen Erde aufgestellt haben. Die vorgespannten schwarzen Rosse ziehen aus in das Nordland, die weißen ziehen wieder rückwärts (nach Osten), die scheckigen ziehen in das Südland." So waren die starken Hengste hervorgekommen und trachteten loszufahren, um auf der Erde umherzustreifen. Da rief er: "Los! Durchstreift die Erde!" Und sie streiften auf der Erde umher. Nun schrie er mir zu und sprach zu mir: "Siehe, die ins Nordland ziehen, werden meinen Zorn befriedigen am Lande des Nordens!" Das Wort des Herrn erging an mich: "Nimm die Gaben der Verbannten von Cheldaj, Tobija und Jedaja sowie von Joschija, dem Sohne Zephanjas, die aus Babel angekommen sind! Nimm Silber und Gold, mache daraus eine Krone und setze sie dem Hohenpriester Josua, dem Sohne Jozadaks, aufs Haupt! Sprich zu ihm: "So spricht der Herr der Heerscharen: Siehe da, ein Mann, "Sproß" ist sein Name; unter seinen Füßen wird es sprossen, und er wird den Tempel des Herrn bauen! Ja, er wird den Tempel des Herrn bauen. Hohe Würde wird er innehaben und als Herrseher auf seinem Throne sitzen. Ein Priester wird zu seiner Rechten sein, und friedliche Beratung wird zwischen den beiden bestehen. Die Krone aber soll für Cheldaj, Tobija, Jedaja und den Sohn des Zephanja als schönes Andenken im Tempel des Herrn bleiben. Die in der Ferne wohnen, werden kommen und am Tempel des Herrn bauen."" So sollt ihr erkennen, daß der Herr der Heerscharen mich gesandt hat. Es wird geschehen, wenn ihr auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, hört. Im vierten Jahr des Königs Darius erging das Wort des Herrn an Sacharja, am vierten Tag des neunten Monats, des Kislew. Damals schickten Betel-Sarezer und Regem-Melech samt seinen Leuten eine Abordnung, um den Herrn zu versöhnen. Sie sollten an die Priester am Tempel des Herrn der Heerscharen und an die Propheten die Frage richten: "Soll ich im fünften Monat Trauer und Fasten halten, wie ich es nun schon seit vielen Jahren geübt habe?" Da erging an mich das Wort des Herrn der Heerscharen: "Sprich zum gesamten Volk des Landes und zu den Priestern: "Wenn ihr im fünften und siebten Monat nun schon siebzig Jahre lang Fasten und Klage haltet, habt ihr da etwa für mich gefastet? Auch wenn ihr eßt und trinkt, eßt ihr dann nicht für euch selbst und trinkt für euch selbst? Kennt ihr nicht die Worte, die der Herr durch die früheren Propheten verkünden ließ, als Jerusalem mit seinen umliegenden Ortschaften noch bewohnt und unbehelligt war, und als das Südland und die Niederung noch bewohnt wurden?"" Nun erging das Wort des Herrn an Sacharja folgendermaßen: "So hat der Herr der Heerscharen gesprochen: "Haltet wahrheitsgetreues Gericht und übt gegenseitig Güte und Erbarmen! Witwen und Waisen, Fremdlinge und Arme bedrückt nicht! Plant nicht Böses wider einander in eurem Herzen! " Jene aber weigerten sich, achtzuhaben; sie zeigten einen widerspenstigen Nacken und verstopften ihre Ohren, daß sie nicht hörten. Sie machten ihr Herz hart wie Diamant, so daß sie auf die Weisung und die Worte nicht hörten, die der Herr der Heerscharen durch seinen Geist über die früheren Propheten erlassen hatte. So kam denn ein großes Zorngericht vom Herrn der Heerscharen. Und so geschah es: Wie er rief, und sie nicht hörten, "so sollen sie nun rufen, und ich höre nicht", sprach der Herr der Heerscharen. "Ich wehe sie weg unter alle Völker, die sie nicht kennen, und das Land bleibt verwüstet hinter ihnen, daß niemand mehr hin- und herzieht!" So machten sie das liebliche Land zur Wüste." Es erging das Wort des Herrn der Heerscharen: So spricht der Herr der Heerscharen: "Ich glühe von gewaltigem Eifer für Sion, ich glühe seinetwegen von gewaltigem Grimm!" So spricht der Herr der Heerscharen: "Ich kehre zurück nach Sion und wohne wieder inmitten Jerusalems. Jerusalem soll heißen "Stadt der Treue" und der Berg des Herrn der Heerscharen "Heiliger Berg"!" So spricht der Herr der Heerscharen: "Wieder sitzen Greise und Greisinnen auf den Plätzen Jerusalems, alle mit dem Stab in der Hand wegen des hohen Alters. Die Plätze der Stadt sind wieder voll von Knaben und Mädchen, die auf ihren Plätzen spielen." So spricht der Herr der Heerscharen: "Wenn das dem Rest dieses Volkes zu wunderbar erscheint in jenen Tagen, muß es dann auch in meinen Augen zu wunderbar sein?" - Spruch des Herrn der Heerscharen. So spricht der Herr der Heerscharen: "Siehe, ich rette mein Volk aus dem Land des Sonnenaufgangs und aus dem Land des Sonnenuntergangs! Ich bringe sie heim, daß sie wieder in Jerusalem wohnen. Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein in Treue und Gerechtigkeit!" So spricht der Herr der Heerscharen: "Tapfer ans Werk, die ihr in diesen Tagen solche Worte aus dem Munde des Propheten hört, und zwar am Tage, da der Grundstein gelegt wird zum Hause des Herrn der Heerscharen, für den Wiederaufbau des Tempels! Denn vor diesen Tagen bekam weder Mensch noch Vieh den verdienten Arbeitslohn. Wer ausging und wer heimkehrte, hatte keine Sicherheit vor dem Feind; ich hetzte alle Menschen gegeneinander. Jetzt aber bin ich nicht mehr wie in früheren Tagen gegen den Rest dieses Volkes" - Spruch des Herrn der Heerscharen. "Vielmehr säe ich Wohlstand aus: Der Weinstock gibt seine Frucht, die Erde liefert ihren Ertrag, der Himmel spendet seinen Tau, und ich gebe all das dem Rest dieses Volkes zum Erbe. Und es geschieht: Wie ihr unter den Völkern ein Gegenstand des Fluches gewesen seid, Haus Juda und Haus Israel, so rette ich euch, daß ihr zum Segenswort werdet. Fürchtet euch nicht, seid tapferen Mutes!" Denn so spricht der Herr der Heerscharen: "Wie ich mir vorgenommen hatte, euch Unheil anzutun, weil eure Väter mich erzürnten", spricht der Herr der Heerscharen, "ohne es mich gereuen zu lassen, so nehme ich mir umgekehrt in diesen Tagen vor, Jerusalem und dem Hause Juda Gutes zu erweisen. Fürchtet euch nicht! Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet die Wahrheit untereinander! Wahrheitsgetreues und rechtes Urteil fällt in euren Toren! Sinnt nicht Arges gegeneinander in eurem Herzen! Liebt nicht Meineid! Denn gerade alle diese Dinge sind es, die ich hasse" - Spruch des Herrn. Das Wort des Herrn der Heerscharen erging an mich: So spricht der Herr der Heerscharen: "Das Fasten im vierten, fünften, siebten und zehnten Monat soll sich für das Haus Juda in Jubel, Freude und frohe Festzeit verwandeln. Aber liebt Wahrheit und Frieden!" So spricht der Herr der Heerscharen: "In Zukunft kommen Völker und die Bewohner vieler Städte. Die Bewohner der einen Stadt gehen zur anderen und sprechen: "Auf, ziehen wir hin, um den Herrn zu versöhnen und den Herrn der Heerscharen zu suchen! Ja, auch ich will mitziehen!" So kommen viele Völker und mächtige Nationen, um in Jerusalem den Herrn der Heerscharen zu suchen und den Herrn zu versöhnen." So spricht der Herr der Heerscharen: "In jenen Tagen wird es geschehen: Zehn Männer aus Völkern aller Sprachen fassen erregt einen Juden am Mantelflügel mit den Worten: "Wir wollen mit euch gehen; denn wir haben gehört: Gott ist mit euch!"" Drohspruch. Das Wort des Herrn kommt über das Land Chadrach, und Damaskus wird sein Ruheort. Denn dem Herrn gehört das Auge Arams gleich allen Stämmen Israels, auch Hamat, das daran grenzt, sowie Tyrus und Sidon; sie sind ja so weise! Wohl baute sich Tyrus einen Wall und häufte Silber auf wie Staub und Gold wie Gassenkot. Siehe, der Herr macht es arm, stößt ins Meer seinen Reichtum, es selber wird vom Feuer verzehrt. Askalon wird es sehen und erschrecken, auch Gaza, und heftig erzittern, und Ekron, weil seine Aussicht zuschanden ward. Aus Gaza verschwindet der König, und Askalon wird nicht mehr bewohnt. Asdod bewohnt ein Mischvolk. - "Den Stolz des Philisters rotte ich aus. Ich entferne den Genuß von Blut aus seinem Mund, das Greuelfleisch aus seinen Zähnen. Auch er wird als Rest unserem Gott gehören. Wie eine Sippe in Juda wird er gelten und Ekron wie der Jebusiter. Als Wache für mein Haus will ich Lager beziehen wider jeden, der hin- oder herzieht. Kein Zwingherr soll mehr über sie kommen; denn jetzt sehe ich hin mit eigenen Augen." Tochter Sion, juble laut! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir; gerecht und heilbringend ist er, demütig und reitend auf einem Esel, auf dem Füllen einer Eselin. Er beseitigt die Streitwagen aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem. Die Kriegsbogen werden vernichtet. Er gebietet den Völkern Frieden. Seine Herrschaft erstreckt sich von Meer zu Meer, vom Euphratstrom bis an die Grenze der Erde. "Auch du selbst! Um deines Bundesblutes willen entlasse ich deine Gefangenen aus der wasserlosen Zisterne. Sion, es kehren zu dir zurück die Gefangenen, die immer noch hoffen. Auch künde ich heute an: "Ich will dir doppelt vergelten!" Ja, ich spanne mir Juda als Bogen, fülle ihn an mit Ephraim! Ich schwinge deine Söhne, Sion, gegen die Söhne Griechenlands und gebrauche dich wie das Schwert eines Helden." Der Herr erscheint über ihnen; sein Pfeil schnellt los wie der Blitz. Der Herr und Gebieter stößt ins Horn, fährt einher in den Stürmen des Südens. Der Herr der Heerscharen wird sie beschirmen. Seine Schleudersteine fressen Fleisch und trinken Blut wie Wein. Sie sind davon voll wie die Opferschale, wie die Ecken des Altars. So verleiht der Herr, ihr Gott, ihnen Sieg an jenem Tag. Wie Schafe weidet er sein Volk; sie sind wie funkelnde Diademsteine über sein Land verteilt. Denn was ist sein Bestes, und was ist sein Schönstes? Als Korn läßt er Jünglinge und als Wein Jungfrauen sprießen. Bittet den Herrn um Regen zur Zeit des Spätregens! Der Herr macht die Gewitterwolken und gibt ihnen Regenwasser, dem Menschen Pflanzenwuchs auf dem Feld. Doch Götzenbilder reden nur Schlechtes, und Wahrsager schauen nur Lüge; leere Träume erzählen sie, nichtigen Trost spenden sie. Darum ziehen die Leute dahin gleich einer Herde, irren umher, weil kein Hirte da ist. "Gegen die Hirten entbrennt mein Zorn, und gegen die Leitböcke schreite ich ein!" Denn der Herr der Heerscharen schaut nach seiner Herde, dem Hause Juda, und macht sie gleichsam zu seinem prächtigen Streitroß. Aus ihr geht der Eckstein hervor, aus ihr der Zeltpflock, aus ihr der Kriegsbogen, aus ihr jeglicher Anführer. Insgesamt werden sie sein wie Helden, die im Kriege (die Feinde) zertreten wie Gassenkot. Sie führen den Kampf, denn der Herr ist mit ihnen; zuschanden werden die Reiter zu Roß. "Dem Hause Juda gebe ich Heldenkraft, dem Hause Joseph bringe ich Hilfe. Ich führe sie zurück, weil mich ihrer erbarmt; sie werden sein, als hätte ich sie niemals verstoßen. Denn ich bin der Herr, ihr Gott, und will sie erhören. Einem Kriegshelden wird Ephraim gleichen. Fröhlich sein wird ihr Herz wie vom Wein; ihre Söhne werden es schauen mit Freude; ihr Herz wird jubeln im Herrn. Ich will sie locken und sammeln, da ich sie losgekauft habe; sie sollen so zahlreich werden wie ehedem. Ich hatte sie unter die Völker zerstreut; doch in der Ferne gedenken sie meiner, ziehen ihre Kinder groß und kehren zurück. Ich führe sie heim aus dem Land Ägypten und werde sie sammeln aus Assur. Nach dem Land Gilead und zum Libanon bringe ich sie; aber es reicht für sie nicht aus. Sie werden durch das Meer Ägyptens ziehen und die Wogen im Meere schlagen; alle Tiefen des Nils werden zuschanden. Gestürzt wird Assurs stolze Pracht, und das Zepter weicht von Ägypten. Ich mache sie stark im Herrn, und seines Namens rühmen sie sich" - Spruch des Herrn. Öffne, Libanon, deine Pforten, daß Feuer deine Zedern verzehre! Heule, Zypresse, weil die Zeder gefallen, weil die herrlichen Bäume verheert sind! Heult, ihr Eichen von Basan, weil gefällt ist der unzugängliche Wald! Hört das Heulen der Hirten, weil ihre Zier verwüstet ist! Hört das Brüllen der Löwen, weil des Jordans Pracht verwüstet ist! So sprach der Herr, mein Gott: "Weide die Schlachtschafe! Ihre Käufer schlachten sie ab, ohne bestraft zu werden; ihre Verkäufer sagen: "Gott sei Dank! Ich wurde ja reich!"; ihre Hirten schonen sie nicht. Ja, ich will fortan die Bewohner des Landes nicht schonen" - Spruch des Herrn. "Siehe, ich lasse jeglichen Menschen in die Hand seines Hirten und in die Hand seines Königs geraten. Diese werden das Land zerschlagen; ich aber rette nicht aus ihrer Hand." So weidete ich die Schlachtschafe für die Schafhändler. Ich nahm mir zwei Stäbe; den einen nannte ich "Huld", den anderen nannte ich "Eintracht". So weidete ich die Schafe. Und ich beseitigte die drei Hirten in einem Monat. Dann verlor ich die Geduld mit ihnen, und auch sie wurden meiner überdrüssig. Da sprach ich: "Ich mag euch nicht mehr weiden. Was sterben will, das sterbe, was verkommen will, das verkomme, und von denen, die übrigbleiben, fresse eines das Fleisch des anderen!" Dann nahm ich meinen Stab "Huld" und zerbrach ihn, um meinen Bund zu lösen, den ich mit allen Völkern geschlossen hatte. Er wurde an jenem Tag gelöst, und die Schafhändler, die mich beobachteten, erkannten, daß es das Wort des Herrn war. Ich sprach zu ihnen: "Wenn es euch gefällt, so gebt mir meinen Lohn, wenn nicht, so laßt es bleiben!" Da wogen sie mir meinen Lohn vor, dreißig Silberlinge. Der Herr aber sprach zu mir: "Wirf ihn dem Silbergießer hin, diesen herrlichen Preis, den ich ihnen wert bin!" Da nahm ich die dreißig Silberlinge und warf sie im Haus des Herrn dem Silbergießer hin. Darauf zerbrach ich meinen zweiten Stab "Eintracht", um die Verbrüderung zwischen Juda und Israel zu lösen. Da sprach der Herr zu mir: "Hole dir noch die Ausrüstung eines schlechten Hirten! Denn siehe, ich lasse im Lande einen solchen Hirten erstehen: Das Verkommene umsorgt er nicht, das Verirrte sucht er nicht, das Gebrochene heilt er nicht, das Gesunde verpflegt er nicht. Aber das Fleisch der fetten Tiere verzehrt er und zerreißt ihre Klauen." Wehe dem nichtsnutzigen Hirten, der die Schafe im Stich läßt! Das Schwert über seinen Arm und über sein rechtes Auge! Sein Arm soll gänzlich verdorren, sein rechtes Auge völlig erlöschen! Drohspruch. Wort des Herrn über Israel. Spruch des Herrn, der den Himmel ausspannt, den Erdgrund befestigt und den Geist des Menschen in dessen Innern bildet: "Siehe, ich mache Jerusalem zum Taumelbecher für alle Völker im Umkreis. [Aber auch über Juda wird er kommen bei der Belagerung wider Jerusalem.] An jenem Tage wird es geschehen: Ich mache Jerusalem zu einem schweren Hebestein für alle Völker; wer immer ihn heben will, reißt sich wund. Alle Völker der Erde versammeln sich gegen die Stadt. An jenem Tage" - Spruch des Herrn - "schlage ich alle Rosse mit Entsetzen und ihre Reiter mit Wahnsinn. Doch über das Haus Juda halte ich meine Augen offen, während ich alle Rosse der Völker mit Blindheit schlage. Dann denken die Sippen Judas still bei sich: "Eine starke Hilfe haben die Einwohner Jerusalems am Herrn der Heerscharen, ihrem Gott!" An jenem Tage mache ich die Sippen Judas gleichsam zu einem Feuerbecken im Holzstoß und zu einer Brandfackel im Garbenhaufen, so daß sie zur Rechten und zur Linken alle Völker ringsum verzehren. Aber Jerusalem bleibt weiterhin an seiner Stätte wohnen." Zuerst wird der Herr den Zelten Judas zum Sieg verhelfen, damit der Ruhm des Hauses David und der Ruhm der Bürger Jerusalems nicht zu groß wird gegenüber Juda. An jenem Tage wird der Herr die Einwohner Jerusalems beschirmen; dann wird der Wankende unter ihnen wie David sein und Davids Haus wie Gott, wie der Engel des Herrn an ihrer Spitze. "An jenem Tage will ich trachten, alle Völker, die gegen Jerusalem anrücken, zu vernichten. Doch über Davids Haus und die Einwohner Jerusalems werde ich den Geist der Erbarmung und des Flehens ausgießen. Sie werden auf den hinblicken, den man durchbohrte, und Totenklage um ihn halten, wie man klagt um den Einzigen, und bitter um ihn trauern, wie man trauert um den Erstgeborenen. An jenem Tage wird in Jerusalem große Klage herrschen gleich der Klage über Hadad-Rimmon in der Ebene von Megiddo. Klagen wird das Land, Sippe für Sippe gesondert: die Sippe des Hauses David gesondert und ihre Frauen gesondert, die Sippe des Hauses Natan gesondert und ihre Frauen gesondert, die Sippe des Hauses Levi gesondert und ihre Frauen gesondert, die Sippe des Schimi gesondert und ihre Frauen gesondert, alle übrigen Sippen, Sippe für Sippe gesondert und ihre Frauen gesondert." "An jenem Tage wird es eine Quelle geben, erschlossen für das Haus David und die Bürger Jerusalems zur Beseitigung von Sünde und Befleckung." "Geschehen wird es an jenem Tage" - Spruch des Herrn der Heerscharen -, "da tilge ich die Namen der Götzen aus dem Lande aus, daß ihrer nicht mehr gedacht wird; auch die Propheten und den Geist der Unreinheit lasse ich aus dem Lande verschwinden. Wenn dann künftig einer als Prophet auftritt, dann werden Vater und Mutter, seine eigenen Eltern, zu ihm sagen: "Du darfst nicht am Leben bleiben, weil du Lügen geredet hast im Namen des Herrn!" Vater und Mutter, seine eigenen Eltern, werden ihn durchbohren, wenn er als Prophet auftritt. An jenem Tage wird jeder Prophet sich seiner Schauung schämen in seinem Prophetenberuf. Keiner trägt mehr einen härenen Mantel, weil er sich verleugnen will. Er sagt: "Ich bin kein Prophet! Landwirt bin ich; denn Ackerbau ist mein Geschäft von Jugend an." Fragt man ihn aber: "Was sind das für Wundmale an deinem Leib?", so antwortet er: "Die schlug man mir im Hause meiner Freunde."" "Schwert, erhebe dich wider meinen Hirten, wider den Mann meiner vertrauten Gemeinschaft!" - Spruch des Herrn der Heerscharen. "Schlage den Hirten, daß die Schafe sich zerstreuen! Ich will meine Hand gegen die Kleinen wenden! Dann wird es im ganzen Land geschehen" - Spruch des Herrn -: "Zwei Drittel darin werden ausgerottet, kommen um; nur ein Drittel bleibt darin übrig. Dieses Drittel bringe ich ins Feuer und schmelze es, wie man Silber schmilzt, prüfe es, wie man Gold prüft. Es wird meinen Namen anrufen, und ich will es erhören. Ich werde sagen: "Dies ist mein Volk", und dieses wird sagen: "Der Herr ist mein Gott"." Siehe, ein Tag kommt für den Herrn, da wird die Beute an dir in deiner Mitte verteilt. Ich versammle alle Völker zum Kampf wider Jerusalem. Die Stadt wird eingenommen, die Häuser werden geplündert, die Frauen geschändet. Die Hälfte der Stadt muß fort in die Verbannung; doch der Rest der Bevölkerung wird aus der Stadt nicht weggetilgt. Dann wird der Herr ausziehen und gegen diese Völker kämpfen, wie er kämpfte am Tage der Schlacht. Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der östlich gegenüber Jerusalem liegt. Der Ölberg spaltet sich von der Mitte aus nach Osten und Westen, so daß ein sehr großes Tal entsteht. Die eine Hälfte des Berges weicht nach Norden, die andere nach Süden aus. Dabei wird das Hinnomtal versperrt; denn das Hinnomtal reicht bis an seine Flanke heran. Es wird versperrt, wie es versperrt wurde durch das Erdbeben zur Zeit des Königs Ussia von Juda. Dann wird der Herr, dein Gott, einziehen und alle Heiligen mit ihm. An jenem Tage wird es nicht mehr Kälte und Frost geben. Da wird ein einziger Tag sein - dem Herrn ist er bekannt -, nicht mehr Tag und Nacht, und um die Abendzeit wird es wieder hell. An jenem Tage wird es geschehen, da geht frisches Quellwasser von Jerusalem aus; die eine Hälfte fließt zum Ostmeer, die andere zum Westmeer; sowohl im Sommer als auch im Winter ist es vorhanden. Dann wird der Herr über die ganze Erde König sein. An jenem Tage wird der Herr der einzige sein und sein Name der einzige. Das ganze Land von Geba bis Rimmon im Südland wird sich in eine Ebene verwandeln gleich der Jordansenke. Doch Jerusalem ragt empor und bleibt an seiner Stätte vom Benjaminstor bis zur Stelle des früheren Tores, bis zum Ecktor, und vom Turm Chananel bis zu den Königskeltern. Man wird darin wohnen, und einen Bann wird es nicht mehr geben, so daß Jerusalem in Sicherheit geborgen ist. Das wird das Strafgericht sein, das der Herr an allen Völkern vollzieht, die gegen Jerusalem zu Felde zogen: Es vermodert ihr Fleisch, während sie noch auf ihren Füßen stehen; ihre Augen verfaulen in ihren Höhlen, und ihre Zungen verwesen in ihrem Mund. An jenem Tage wird es geschehen: Eine große, vom Herrn gesandte Verwirrung entsteht unter ihnen, so daß einer die Hand des anderen ergreift und einer gegen den anderen die Hand erhebt. Auch Juda wird in Jerusalem kämpfen. Der Besitz aller Völker ringsum wird eingebracht, Gold, Silber und Kleider in großer Menge. Dasselbe Strafgericht wie dieses trifft die Rosse, Maultiere, Kamele, Esel und alles Vieh, das sich in ihren Lagern befindet. Dann wird es geschehen: Der gesamte Rest von all den Völkern, die gegen Jerusalem zogen, wird Jahr für Jahr hinaufpilgern, um den König, den Herrn der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. Wer aber von den Völkerstämmen der Erde nicht hinaufzieht nach Jerusalem, um den König, den Herrn der Heerscharen, anzubeten, über diese wird kein Regen kommen. Wenn aber der Volksstamm Ägyptens nicht hinaufzieht und nicht erscheint, so wird über ihn das Strafgericht kommen, das der Herr an den Völkern vollzieht [, die nicht hinaufpilgern, um das Laubhüttenfest zu feiern]. Das also wird die Strafe für Ägypten und die Strafe für alle Völker sein, die nicht hinaufpilgern, um das Laubhüttenfest zu feiern. An jenem Tag wird auf den Schellen der Pferde stehen: "Heilig dem Herrn" und die Kochtöpfe im Hause des Herrn werden wie die Opferschalen vor dem Altar sein. Jeder Topf in Jerusalem und in Juda wird für den Herrn der Heerscharen heilig sein. Alle Opfernden kommen und nehmen davon, um damit zu kochen. Und es wird im Hause des Herrn der Heerscharen keine Kaufleute mehr geben an jenem Tag. Drohwort. Wort des Herrn an Israel durch Maleachi. "Ich habe euch lieb", spricht der Herr. "Doch ihr fragt: "Wodurch zeigst du uns deine Liebe?" - War nicht Esau der Bruder Jakobs" - Spruch des Herrn "und doch liebte ich Jakob?; Esau aber haßte ich. Ich machte seine Berge zur Wüste, sein Erbland zu Triften der Steppe. Wenn Edom sagt: "Zwar sind wir zerschlagen, aber wir bauen die Trümmer wieder auf", so spricht der Herr der Heerscharen: "Sie sollen nur bauen, ich reiße wieder ein. Man wird sie nennen: "Gebiet der Schlechtigkeit" und "Volk, dem der Herr dauernd zürnt". Mit eigenen Augen werdet ihr es sehen und dann selber sagen: "Groß erweist sich der Herr über Israels Gebiet hinaus!"" Der Sohn ehrt den Vater und der Knecht seinen Herrn. Doch wenn ich Vater bin, wo bleibt meine Ehre, wenn ich der Herr bin, wo bleibt die Furcht vor mir?, so spricht der Herr der Heerscharen zu euch, ihr Priester, die ihr meinen Namen verachtet. Ihr fragt: "Wodurch verachten wir deinen Namen?" Indem ihr auf meinem Altar befleckte Speise darbringt. Weiter fragt ihr: "Wodurch haben wir sie befleckt?" Indem ihr meint, den Tisch des Herrn dürfe man verächtlich behandeln. Wenn ihr ein blindes Tier zum Opfer darbringt, so sei das nicht schlimm, und wenn ihr ein lahmes oder krankes Tier darbringt, so sei das auch nicht schlimm. Biete es doch deinem Statthalter an, ob er dir gewogen und sehr geneigt sein wird", spricht der Herr der Heerscharen. Nun also, sucht Gott zu versöhnen, daß er uns gnädig sei! Durch eure Hand ist solches geschehen; ob er euretwegen Gunst erweist? [- spricht der Herr der Heerscharen.] "O daß doch einer unter euch die Tempeltore verschlösse, damit ihr nicht umsonst auf meinem Altar Feuer entzündet! Ich habe kein Gefallen an euch", spricht der Herr der Heerscharen, "und ich mag keine Opfergabe aus eurer Hand! Denn vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang ist mein Name groß unter den Völkern, und an jedem Orte wird meinem Namen Rauchopfer dargebracht und reine Opfergabe; denn groß ist mein Name unter den Völkern", spricht der Herr der Heerscharen. "Ihr aber entweiht ihn, da ihr meint, den Tisch des Herrn dürfe man beflecken, und minderwertige Frucht genüge als Speise für ihn. Dabei sagt ihr: "Seht, welch eine Mühe!", während ihr das Feuer für ihn anfacht" [- spricht der Herr der Heerscharen]. "Dann schafft ihr Geraubtes sowie das Lahme und Kranke herbei und bringt es zum Opfer dar. Soll ich das aus eurer Hand mit Wohlgefallen annehmen?", spricht der Herr. "Verflucht sei der Betrüger, der ein männliches Tier in seiner Herde besitzt und es gelobt, jedoch dem Herrn ein schadhaftes opfert! Denn ein großer König bin ich", spricht der Herr der Heerscharen, "und mein Name ist gefürchtet unter den Völkern. So ergeht denn über euch, ihr Priester, diese Strafverfügung: Wenn ihr nicht gehorcht und nicht von Herzen darauf bedacht seid, meinem Namen Ehre zu erweisen", spricht der Herr der Heerscharen, "dann schleudere ich den Fluch gegen euch und wandle euren Segen in Fluch. Ja, ich habe ihn bereits in Fluch verwandelt, weil ihr nicht darauf bedacht seid! Seht, ich haue euch den Arm ab und streue euch Unrat ins Gesicht, nämlich den Unrat eurer Festopfer, und bringe euch zu ihm hinaus. Dann werdet ihr erkennen, daß ich diese Strafverfügung gegen euch erließ, damit mein Bund mit Levi bestehen kann", spricht der Herr der Heerscharen. "Mein Bund mit ihm bestand in Leben und Heil, die ich ihm zusicherte, sowie in Furcht, daß er mich fürchtete und vor meinem Namen zitterte. Richtige Weisung war in seinem Mund, Verkehrtheit fand sich nicht auf seinen Lippen. In Eintracht und Geradheit wandelte er mit mir, und viele hielt er von Verfehlung ab. Denn die Lippen des Priesters bergen Erkenntnis, und Weisung sucht man von seinem Munde. Er ist ja der Bote des Herrn der Heerscharen. Ihr aber seid vom Weg abgewichen, habt viele in der Weisung wankend gemacht. Den Levibund habt ihr zerstört", so spricht der Herr der Heerscharen. "Nun will auch ich euch verächtlich und niedrig machen beim ganzen Volk, so wie ihr meine Wege nicht einhaltet und beim Erteilen der Weisung die Person anseht." Haben wir nicht alle den gleichen Vater, hat nicht ein und derselbe Gott uns erschaffen? Warum sind wir so treulos gegeneinander und entweihen den Bund unserer Väter? Treulos handelt Juda, und Greuliches geschieht in Israel und Jerusalem. Denn Juda hat das Heiligtum des Herrn, das er liebhat, entweiht und die Tochter eines fremden Gottes zur Ehe genommen. Möge der Herr dem Manne, der solches tut, Sproß und Schoß aus den Zelten Jakobs tilgen und aus dem Kreise derer, die dem Herrn der Heerscharen Opfer darbringen! Als zweites tut ihr folgendes: Mit Tränen bedeckt ihr den Altar des Herrn, mit Weinen und Stöhnen, weil er dem Opfer sich nicht mehr zuwendet und es nicht mehr mit Wohlgefallen annimmt aus eurer Hand. Ihr fragt nun: "Warum das?" - Weil der Herr Zeuge war zwischen dir und der Frau deiner Jugendzeit, an der du so treulos gehandelt! Sie war doch deine Gefährtin und deine durch den Vertrag geschützte Gattin! Hat nicht der Eine (Gott) das Fleisch erschaffen samt dem Geist in ihm? Und welchen Zweck verfolgt der Eine? Nachkommenschaft durch Gottes Segen! Nehmt euch in acht um eures Lebens willen, und an der Frau deiner Jugendzeit handle nicht treulos! "Denn wer aus Abneigung die Scheidung vollzieht", spricht der Herr, der Gott Israels, "bedeckt sein Gewand mit Unrecht", spricht der Herr der Heerscharen. Ihr belästigt den Herrn mit euren Reden! Nun fragt ihr: "Womit belästigen wir ihn?" Damit, daß ihr sagt: "Jeder Übeltäter steht in Gunst beim Herrn; an solchen hat er Gefallen! Oder wo bleibt sonst der Gott des Gerichtes?" "Siehe, ich sende meinen Boten, daß er einen Weg vor mir bereite! Dann kommt sofort zu seinem Tempel der Herr, den ihr erwartet, und der Bundesengel, den ihr herbeiwünscht. Siehe, er kommt", spricht der Herr der Heerscharen. Wer aber erträgt den Tag seines Kommens, und wer hält stand bei seinem Erscheinen? Denn er gleicht dem Feuer des Schmelzers und der Lauge der Waschenden. Er nimmt Platz als Schmelzer und Silberreiniger. Er reinigt die Söhne Levis und läutert sie wie Gold und Silber, damit sie für den Herrn geeignet werden, in rechter Weise Opfer darzubringen. Dann wird dem Herrn das Opfer Judas und Jerusalems wieder angenehm sein wie in den Tagen der Vorzeit und wie in längst vergangenen Jahren. "Ich nahe mich euch zum Gericht und trete als dringender Zeuge auf gegen Zauberer und Ehebrecher, gegen Meineidige und gegen alle, die den Lohnarbeiter, die Witwe und die Waise bedrücken, den Fremden entrechten und mich nicht fürchten", spricht der Herr der Heerscharen. "Wahrlich, ich, der Herr, habe mich nicht geändert; aber ihr, Söhne Jakobs, seid unentschieden! Seit den Tagen eurer Väter habt ihr euch von meinen Vorschriften abgewandt und sie nicht gehalten. Kehrt um zu mir, dann kehre ich um zu euch", spricht der Herr der Heerscharen. "Ihr aber fragt: "Wovon denn sollen wir umkehren?" Darf der Mensch die Gottheit betrügen, daß ihr mich betrügt? - Ihr fragt: "Womit betrügen wir dich?" - Mit Zehnten und Abgabe! Ihr seid beladen mit Fluch, und mich betrügt ihr, das ganze Volk! Bringt den gesamten Zehnten ins Vorratshaus, auf daß in meinem Hause Zehrung sei! Versucht es doch damit bei mir!", spricht der Herr der Heerscharen. "Ob ich euch dann nicht des Himmels Schleusen öffne und Segen über euch ergieße bis zum Überfluß! Zu eurem Nutzen werde ich der Freßheuschrecke wehren, daß sie der Erde Frucht euch nicht vertilge und daß der Weinstock auf dem Feld nicht leer dastehe", spricht der Herr der Heerscharen. "Dann preisen euch alle Völker glücklich, weil ihr ein Land seid, an dem man Gefallen hat", spricht der Herr der Heerscharen. "Heftige Reden führt ihr gegen mich", spricht der Herr. "Ihr aber fragt: "Was haben wir denn gegen dich gemeinsam besprochen?" Ihr sagt: "Nutzlos ist es, Gott zu dienen! Welchen Wert hatte es, daß wir an seine Ordnung uns hielten und in Trauer wandelten vor dem Herrn der Heerscharen? Nun wohlan, wir preisen die Übermütigen glücklich! Die Übeltäter haben Erfolg; ja, sie stellen sogar Gott auf die Probe und kommen heil davon!" Das besprachen die Gottesfürchtigen untereinander. Der Herr merkte auf und hörte es. Und es wurde vor ihm ein Merkbuch geschrieben für die, welche den Herrn fürchten und seinen Namen achten. "Sie sollen mir", spricht der Herr der Heerscharen, "ein Sondergut sein am Tage, den ich herbeiführe! Ich werde sie gütig behandeln, wie jemand seinen Sohn gütig behandelt, der ihm ergeben dient. Dann werdet ihr wieder einmal den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Frevler, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient. Denn siehe, der Tag kommt brennend wie ein Ofen; da werden alle Übermütigen und Frevler zu Stoppeln. Und der kommende Tag wird sie verbrennen", spricht der Herr der Heerscharen, "daß ihnen weder Wurzel noch Zweig verbleibt. Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, strahlt die Sonne des Heiles auf; Heilung birgt sie in ihren Flügeln. Ihr werdet herauskommen und hüpfen wie Kälblein aus dem Stall. Die Frevler werdet ihr niedertreten; ja, sie werden zu Asche unter den Sohlen eurer Füße an jenem Tage, den ich herbeiführe", spricht der Herr der Heerscharen. "Denkt an das Gesetz meines Knechtes Moses, dem ich am Horeb für ganz Israel Satzungen und Gebote erteilte! Seht, ich sende euch den Propheten Elias, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare. Er wird das Herz der Väter den Söhnen und das Herz der Söhne den Vätern wieder zuwenden, damit ich nicht kommen muß, um das Land mit dem Bannfluch zu schlagen." Buch der Abstammung Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Von Abraham stammte Isaak, von Isaak stammte Jakob, von Jakob stammten Juda und seine Brüder. Von Juda stammten Phares und Zara aus der Thamar, von Phares stammte Esrom, von Esrom stammte Aram. Von Aram stammte Aminadab, von Aminadab stammte Naasson, von Naasson stammte Salmon. Von Salmon stammte Booz aus der Rachab, von Booz stammte Jobed aus der Ruth, von Jobed stammte Jesse, von Jesse stammte David, der König. Von König David stammte Salomon aus der Frau des Urias. Von Salomon stammte Roboam, von Roboam stammte Abia, von Abia stammte Asaph. Von Asaph stammte Josaphat, von Josaphat stammte Joram, von Joram stammte Ozias. Von Ozias stammte Joatham, von Joatham stammte Achaz, von Achaz stammte Ezechias. Von Ezechias stammte Manasse, von Manasse stammte Amos, von Amos stammte Josias. Von Josias stammten Jechonias und seine Brüder zur Zeit der Wegführung nach Babylon. Nach der Wegführung nach Babylon stammte von Jechonias Salathiel, von Salathiel stammte Zorobabel. Von Zorobabel stammte Abiud, von Abiud stammte Eliakim, von Eliakim stammte Azor. Von Azor stammte Sadok, von Sadok stammte Achim, von Achim stammte Eliud. Von Eliud stammte Eleazar, von Eleazar stammte Matthan, von Matthan stammte Achim, von Achim stammte Eliseph, der Mann Marias, aus der geboren wurde Jesus, genannt Christus (Messias). Insgesamt also sind an Geschlechtern: von Abraham bis David vierzehn Geschlechter, von David bis zur Wegführung nach Babylon vierzehn Geschlechter und von der Wegführung nach Babylon bis Christus vierzehn Geschlechter. Mit der Herkunft Jesu Christi verhielt es sich aber so: Als Maria, seine Mutter, mit Joseph verlobt war, fand es sich, ehe sie zusammenkamen, daß sie empfangen hatte von Heiligem Geist. Joseph, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, gedachte, sie heimlich zu entlassen. Als er darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: "Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was gezeugt ist in ihr, stammt von Heiligem Geist. Sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk erlösen von seinen Sünden." Dies alles ist geschehen, damit erfüllt würde, was gesagt ist vom Herrn durch den Propheten: "Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird ihn Emmanuel nennen", was übersetzt heißt: "Gott mit uns" (Is 7,14). Joseph stand auf vom Schlaf, tat, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Und er erkannte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar, und er gab ihm den Namen Jesus. Als nun Jesus geboren war, zu Bethlehem in Judäa, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir sahen nämlich seinen Stern im Aufgang und sind gekommen, ihm zu huldigen." Als der König Herodes dies hörte, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm. Er versammelte alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und suchte von ihnen zu erfahren, wo der Messias geboren werde. Sie sagten zu ihm: "Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten: "Und du, Bethlehem, Land Juda, keineswegs bist du der geringste unter den Fürstensitzen Judas; denn aus dir wird hervorgehen ein Führer, der leiten wird mein Volk Israel" (Mich 5,1)." Da berief Herodes die Magier heimlich zu sich und erforschte von ihnen genau die Zeit der Erscheinung des Sternes. Dann sandte er sie nach Bethlehem und sprach: "Geht hin und forschet genau nach dem Kind, und habt ihr es gefunden, so laßt es mich wissen, damit auch ich komme und ihm huldige." Sie hörten den König an, zogen fort, und siehe, der Stern, den sie im Aufgang gesehen, ging vor ihnen her, bis er ankam und stehenblieb über dem Ort, wo das Kind war. Da sie den Stern sahen, hatten sie eine überaus große Freude. Sie gingen in das Haus, sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter, fielen nieder und huldigten ihm. Sie taten auch ihre Schätze auf und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und als sie im Traum die Weisung erhielten, nicht zurückzukehren zu Herodes, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land. Als sie fortgegangen waren, siehe, da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph im Traum und sprach: "Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten, und bleibe dort, bis ich es dir sage; denn Herodes hat vor, das Kind zu suchen und es umzubringen." Da stand er auf, nahm in der Nacht das Kind und seine Mutter und zog fort nach Ägypten. Er blieb dort bis zum Tod des Herodes, damit erfüllt würde, was gesagt ist vom Herrn durch den Propheten: "Aus Ägypten rief ich meinen Sohn" (Os 11,1). Als Herodes sah, daß er von den Magiern hintergangen war, wurde er sehr zornig, schickte hin und ließ in Bethlehem und in seiner ganzen Umgebung alle Knaben von zwei Jahren und darunter ermorden, entsprechend der Zeit, die er von den Magiern genau erfragt hatte. Da erfüllte sich, was gesagt ist durch den Propheten Jeremias: "Eine Stimme ward gehört zu Rama, viel Weinen und Klagen; Rachel beweint ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen, da sie nicht mehr sind" (Jer 31,15). Nachdem aber Herodes gestorben war siehe, da erschien ein Engel des Herrn im Traum dem Joseph in Ägypten und sprach: "Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die dem Kind nach dem Leben trachteten, sind gestorben." Da stand er auf, nahm das Kind und seine Mutter und zog in das Land Israel. Als er aber hörte, daß Archelaus anstatt seines Vaters Herodes in Judäa regiere, fürchtete er sich, dorthin zu gehen, und zog, nachdem er im Traum Weisung erhalten hatte, in das Gebiet von Galiläa. Dort angekommen, nahm er Aufenthalt in einer Stadt, die Nazareth heißt, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch die Propheten: Er wird ein Nazoräer genannt werden. In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und predigte in der Wüste von Judäa, indem er sprach: "Bekehrt euch, denn genaht hat sich das Reich des Himmels." Dieser nämlich ist es, von dem durch den Propheten Isaias gesagt ist: "Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn; macht gerade seine Pfade!" (Is 40,3). Er aber, Johannes, trug ein Kleid von Kamelhaaren und "einen ledernen Gürtel um seine Lende" (2Kön 1,8), und seine Nahrung waren Heuschrecken und wilder Honig. Da zogen Jerusalem und ganz Judäa zu ihm hinaus und die ganze Gegend am Jordan, und sie ließen sich im Jordanfluß von ihm taufen und bekannten ihre Sünden. Als er aber viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: "Ihr Natternbrut! Wer hat euch gelehrt, dem kommenden Zorngericht zu entfliehen? Bringt darum Frucht, die der Bekehrung würdig ist, und bildet euch nicht ein, euch vorsagen zu dürfen: Wir haben Abraham zum Vater! Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gesetzt. Jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird herausgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch mit Wasser zur Bekehrung; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich; ich bin nicht würdig, ihm die Schuhe zu tragen. Der wird euch taufen mit Heiligem Geist und mit Feuer. Die Wurfschaufel hat er in seiner Hand, und säubern wird er seine Tenne; seinen Weizen wird er sammeln in den Speicher, die Spreu aber verbrennen in unauslöschlichem Feuer." Da kam Jesus aus Galila an den Jordan zu Johannes, um sich taufen zu lassen von ihm. Johannes aber hielt ihn zurück und sprach: "Ich habe nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?" Jesus antwortete ihm: "Laß es jetzt geschehen; denn so ziemt es uns, daß wir alle Gerechtigkeit erfüllen." Da ließ er ihn zu. Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf, und siehe, es öffnete sich ihm der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabsteigen und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel sprach: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen fand." Dann wurde Jesus vom Geist in die Wüste hinaufgeführt, um versucht zu werden vom Teufel. Nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn zuletzt. Da trat der Versucher hinzu und sagte zu ihm: "Bist du Gottes Sohn, so sag, daß diese Steine Brote werden." Er aber antwortete: "Es steht geschrieben: "Nicht nur von Brot lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, das hervorgeht aus dem Munde Gottes" (5Mos 8,3)." Dann nahm ihn der Teufel mit in die Heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sagte zu ihm: "Bist du Gottes Sohn, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben: "Seinen Engeln wird er deinetwegen befehlen, und sie werden dich auf Händen tragen, damit du nicht an einen Stein deinen Fuß stoßest"." (Ps 91,11f). Jesus aber erwiderte ihm: "Wiederum steht geschrieben: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen" (5Mos 6,16)." Abermals nahm ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sagte zu ihm: "Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest." Da sprach Jesus zu ihm: "Weiche, Satan! Denn es steht geschrieben: "Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen" (5Mos 6,13)." Da ließ der Teufel von ihm ab, und siehe, Engel traten hinzu und dienten ihm. Als er aber vernahm, daß Johannes verhaftet worden sei, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazareth, kam nach Kapharnaum, am See gelegen, im Gebiet von Zabulon und Nephtalim, und nahm dort seinen Wohnsitz. So wurde erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Isaias: "Das Land Zabulon und das Land Nephtalim entlang am See, jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden, das Volk, das im Finstern sitzt, sah ein großes Licht, und denen, die im Land und im Schatten des Todes sitzen: ein Licht ging auf über ihnen" (Is 8,23f; Is 9,1). Von dieser Zeit an begann Jesus zu künden und zu rufen: "Bekehrt euch, denn genaht hat sich das Reich des Himmels!" Als er am Ufer des Sees von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, seinen Bruder, wie sie das Netz in den See warfen; sie waren nämlich Fischer. Und er sprach zu ihnen: "Kommt, folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen!" Sie verließen sogleich ihre Netze und folgten ihm nach. Als er von dort weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, wie sie im Schiff mit Zebedäus, ihrem Vater, ihre Netze zurechtmachten, und er rief sie. Sie verließen sogleich das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach. Jesus durchwanderte ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reiche und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen im Volke. Der Ruf von ihm ging über ganz Syrien hin, und sie brachten zu ihm alle, die leidend waren, behaftet mit verschiedenen Krankheiten und Qualen: Besessene und Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie. Es folgte ihm viel Volk aus Galiläa, aus der Dekapolis, aus Jerusalem, aus Judäa und von jenseits des Jordans. Als er die Scharen sah, stieg er auf den Berg, und nachdem er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm, und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: "Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich. Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land besitzen. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden. Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die lauteren Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Selig die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn sie werden Gott schauen. Selig die seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch alles Böse gegen euch sagen um meinetwillen. Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß im Himmel. Ebenso nämlich haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren. Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz schal geworden ist, womit soll man es salzen? Es taugt zu nichts weiter, als daß es hinausgeworfen und zertreten wird von den Menschen. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt nicht verborgen bleiben, die droben liegt auf dem Berge. Auch zündet man nicht eine Lampe an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. So leuchte euer Licht vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater preisen, der im Himmel ist. Denkt nicht, ich sei gekommen, das Gesetz oder die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen aufzuheben, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, wird nicht ein einziges Jota oder ein einziges Häkchen vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer daher eines von diesen kleinsten Geboten aufhebt und so die Menschen lehrt, der wird als Kleinster gelten im Himmelreich; wer sie aber tut und lehrt, der wird als Großer gelten im Himmelreich. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weitaus größer sein wird als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht hineinkommen in das Himmelreich. Ihr habt gehört, daß gesagt wurde zu den Alten: "Du sollst nicht töten" (2Mos 20,13; 5Mos 5,17). Wer tötet, wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer zu seinem Bruder sagt: Du Tor! wird dem Hohen Rat verfallen sein; wer sagt: Du Narr! wird der Feuerhölle verfallen sein. Wenn du daher deine Gabe zum Altare bringst und dich dort erinnerst, daß dein Bruder etwas gegen dich hat, so laß deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe! Verständige dich mit deinem Gegner ohne Zögern, solange du noch mit ihm auf dem Wege bist, damit dich nicht der Gegner dem Richter und der Richter dem Gerichtsdiener übergibt und du in den Kerker geworfen wirst. Wahrlich, ich sage dir: Du kommst nicht heraus von dort, bis du bezahlt hast den letzten Heller. Ihr habt gehört, daß gesagt wurde [zu den Alten]: "Du sollst nicht ehebrechen" (2Mos 20,14; 5Mos 5,18). Ich aber sage euch: Ein jeder, der eine Frau anblickt mit begehrlicher Absicht, hat schon die Ehe mit ihr gebrochen in seinem Herzen. Wenn dein rechtes Auge dir zum Ärgernis wird, so reiß es aus und wirf es von dir; denn es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder verlorengehe, als daß dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde. Wenn deine rechte Hand dir zum Ärgernis wird, so haue sie ab und wirf sie von dir; denn es ist besser für dich, daß eines deiner Glieder verlorengehe, als daß dein ganzer Leib in die Hölle fahre. Es wurde auch gesagt: "Wer seine Frau entläßt, gebe ihr einen Scheidebrief" (5Mos 24,1). Ich aber sage euch: Ein jeder, der seine Frau entläßt - nicht kommt in Frage Begründung mit Unzucht (5Mos 24,1)! -, macht sie zur Ehebrecherin, und wer eine Entlassene heiratet, bricht die Ehe. Wiederum habt ihr gehört, daß gesagt wurde zu den Alten: "Du sollst nicht falsch schwören" (3Mos 19,12); "du sollst dem Herrn deine Schwüre halten" (4Mos 30,3; 5Mos 23,22). Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, auch nicht beim Himmel, denn er ist "der Thron Gottes", auch nicht bei der Erde, denn sie ist "der Schemel seiner Füße" (Is 66,1), auch nicht bei Jerusalem, denn es ist "die Stadt des großen Königs" (Ps 48,3). Auch nicht bei deinem Haupte sollst du schwören, weil du nicht ein einziges Haar weiß machen kannst oder schwarz. Es sei euer Jawort ein Ja, euer Nein ein Nein. Was darüber hinausgeht, ist vom Bösen. Ihr habt gehört, daß gesagt wurde: "Aug um Aug, Zahn um Zahn" (2Mos 21,24; 5Mos 19,21). Ich aber sage euch: Wehrt euch nicht gegen den Bösen, sondern wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin! Und wer dich vor Gericht bringen und deinen Leibrock nehmen will, dem lasse auch den Mantel! Und wer dich nötigt zu einer einzigen Meile, mit dem gehe zwei! Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab! Ihr habt gehört, daß gesagt wurde: "Du sollst deinen Nächsten lieben" (3Mos 19,18) und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde [, tut Gutes denen, die euch hassen,] und betet für sie, die euch verfolgen [und verleumden], auf daß ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner das gleiche? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die Heiden das gleiche? Seid also vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist! Gebt acht, daß ihr eure Gerechtigkeit nicht vor den Menschen tut, um euch sehen zu lassen von ihnen; sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du daher Almosen gibst, so posaune nicht vor dir her, wie die Heuchler in den Synagogen und auf den Straßen tun, damit sie gepriesen werden von den Menschen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn empfangen. Wenn aber du Almosen gibst, so soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen sei; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. Und wenn ihr betet, so sollt ihr nicht sein wie die Heuchler; denn sie stehen gern in den Synagogen und an den Straßenecken und beten, damit sie gesehen werden von den Menschen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn empfangen. Wenn aber du betest, so "geh in deine Kammer, schließ die Türe zu" (Is 26,20; 2Kön 4,33) und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. Wenn ihr aber betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die sich einbilden, daß sie erhört werden, wenn sie viele Worte machen. Werdet daher nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr nötig habt, ehe ihr ihn bittet. So nun sollt ihr beten: Unser Vater, du im Himmel, geheiligt werde dein Name. Es komme dein Reich. Es geschehe dein Wille wie im Himmel auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben haben unseren Schuldnern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Bösen. [Amen.] Denn wenn ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, wird auch euch euer himmlischer Vater [eure Vergehen] vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, wird auch euer Vater eure Verfehlungen nicht vergeben. Wenn ihr fastet, so schaut nicht finster drein wie die Heuchler; denn diese entstellen ihr Antlitz, damit die Menschen sehen, daß sie fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn empfangen. Wenn aber du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du mit deinem Fasten nicht auffällst vor den Menschen, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten. Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motte und Rost sie verzehren und wo Diebe einbrechen und stehlen; sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost sie verzehren und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein. Die Leuchte deines Leibes ist dein Auge; ist nun dein Auge klar, wird dein ganzer Leib im Lichte sein; ist aber dein Auge schlecht, wird dein ganzer Leib im Finstern sein. Wenn darum das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, was mag das für eine Finsternis sein! Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den andern lieben, oder er wird sich dem einen zuneigen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch: Macht euch nicht Sorge für euer Leben, was ihr essen oder trinken, noch für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung? Seht auf die Vögel des Himmels! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel wertvoller als sie? Wer unter euch vermag mit seinen Sorgen seinem Lebensweg eine einzige Elle hinzuzufügen? Und was macht ihr euch Sorge um die Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und spinnen nicht, und doch sage ich euch: Selbst Salomon in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wieviel mehr euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch nicht Sorge und sagt nicht: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns bekleiden? Denn nach all dem trachten die Heiden. Es weiß ja euer Vater im Himmel, daß ihr all dessen bedürft. Suchet zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch dazugegeben werden. Macht euch daher nicht Sorge für den morgigen Tag; denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen. Jedem Tag genügt seine Plage. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit dem Urteil, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit dem Maß, mit dem ihr messet, wird euch gemessen werden. Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge beachtest du nicht? Oder wie kannst du deinem Bruder sagen: Laß mich den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, in deinem Auge ist der Balken? Du Heuchler! Zieh erst den Balken aus deinem Auge, und dann sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest! Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht vor die Schweine, damit sie nicht diese zertreten unter ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen. Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden! Denn jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan werden. Oder wer ist unter euch, der seinem Sohn, wenn er um Brot ihn bittet, einen Stein gäbe? Oder, wenn er um einen Fisch bittet, ihm eine Schlange gäbe? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, um wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten! Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, sollt ebenso auch ihr ihnen tun; denn das ist das Gesetz und die Propheten. Geht hinein durch das enge Tor! Denn weit ist das Tor, und breit ist der Weg, der ins Verderben führt, und viele sind es, die hineingehen auf ihm. Doch wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die ihn finden. Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen; inwendig sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Sammelt man denn Trauben von Dornen oder Feigen von Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann nicht gute Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird herausgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen. Nicht jeder, der zu mir sagt: "Herr, Herr!" wird eingehen in das Himmelreich, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist [, der wird eingehen in das Himmelreich]. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: "Herr, Herr, haben wir nicht geweissagt in deinem Namen? Haben wir nicht Dämonen ausgetrieben in deinem Namen? Haben wir nicht viele Wunder gewirkt in deinem Namen?" Alsdann werde ich ihnen offen erklären: "Ich habe euch niemals gekannt; weicht von mir, die ihr die Werke des Bösen tut!" Jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, wird gleich sein einem klugen Mann, der sein Haus auf den Felsen baute. Es fiel der Platzregen, es kamen Wasserbäche, es brausten die Winde und stießen an jenes Haus, aber es fiel nicht zusammen; denn auf Felsengrund war es gebaut. Jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird gleich sein einem törichten Mann, der sein Haus auf den Sand baute. Es fiel der Platzregen, es kamen die Wasserbäche, es brausten die Winde und stießen an jenes Haus, und es brach zusammen, und sein Zusammenbruch war gewaltig." Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte, da waren die Scharen außer sich über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Macht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten [und Pharisäer]. Als er herabstieg vom Berge, zog das Volk in großer Schar hinter ihm her. Und siehe, ein Aussätziger kam, fiel vor ihm nieder und sagte: "Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen!" Da streckte er seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: "Ich will, werde rein!" und sogleich wurde er rein von seinem Aussatz. Und Jesus sagte zu ihm: "Sieh zu, daß du es niemand sagst; sondern geh hin, zeig dich dem Priester und opfere die Gabe, die Moses angeordnet hat, ihnen zum Zeugnis" (3Mos 14,2). Als er nach Kapharnaum hineinkam, trat ein Hauptmann zu ihm und bat ihn: "Herr, mein Knecht liegt gelähmt zu Hause und leidet große Qual." Er sagte zu ihm: "Ich will kommen und ihn gesund machen." Der Hauptmann erwiderte: "Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, doch sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund. Denn auch ich habe, bin ich auch ein der Obrigkeit unterstellter Mann, Soldaten unter mir, und sage ich zum einen: Geh!, so geht er, und zum andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er es." Da Jesus das hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm folgten: "Wahrlich, ich sage euch, einen so großen Glauben fand ich bei keinem in Israel! Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und sich zu Tische legen mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich, die Söhne des Reiches aber werden hinausgeworfen werden in die Finsternis draußen; dort wird Heulen sein und Zähneknirschen." Und zum Hauptmann sprach Jesus: "Geh hin! Wie du geglaubt hast, soll dir geschehen!" Und der Knecht wurde geheilt zu jener Stunde. Als Jesus in das Haus des Petrus kam, sah er, daß dessen Schwiegermutter an Fieber daniederlag. Er nahm sie bei der Hand, und das Fieber verließ sie, und sie stand auf und bediente ihn. Als es Abend wurde, brachten sie viele Besessene zu ihm, und er trieb durch sein Wort die Geister aus und machte alle Kranken gesund. So erfüllte sich, was gesagt ist durch den Propheten Isaias: "Er nahm unsere Gebrechen und trug unsere Krankheiten fort" (Is 53,4). Als Jesus viel Volk um sich sah, befahl er, hinüberzufahren ans andere Ufer. Da trat ein Schriftgelehrter hinzu und sagte zu ihm: "Meister, ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst." Jesus entgegnete ihm: "Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, der Menschensohn aber hat nichts, wohin er sein Haupt lege." Ein anderer von den Jüngern sagte zu ihm: "Herr, laß mich zuvor hingehen und meinen Vater begraben!" Jesus erwiderte ihm: "Folge mir nach und laß die Toten ihre Toten begraben!" Als er das Schiff bestieg, folgten ihm seine Jünger. Und siehe, es erhob sich ein großer Sturm auf dem See, so daß das Schiff bedeckt wurde von den Wogen. Er aber schlief. Da traten sie hinzu, weckten ihn auf und riefen: "Herr, hilf, wir gehen zugrunde!" Er aber sprach zu ihnen: "Was seid ihr furchtsam, ihr Kleingläubigen?" Dann stand er auf, gebot den Winden und dem See, und es war große Stille. Die Menschen staunten und sagten: "Wer ist dieser, daß selbst die Winde und der See ihm gehorchen?" Als er über den See kam, in das Gebiet der Gadarener, liefen ihm, aus den Grabkammern herauskommend, zwei Besessene entgegen, die überaus gewalttätig waren, so daß niemand vorbeizugehen vermochte auf jenem Wege. Sie schrien: "Was willst du von uns, Sohn Gottes? Bist du hierhergekommen, uns vor der Zeit zu quälen?" Entfernt von ihnen war eine große Herde von Schweinen auf der Weide. Da baten ihn die Dämonen: "Wenn du uns austreibst, so schick uns hinein in die Herde der Schweine!" Er sprach zu ihnen: "Fahret hin!" Sie aber fuhren aus und fuhren in die Schweine, und siehe, es stürzte sich die ganze Herde den Abhang hinunter in den See und ertrank im Wasser. Die Hirten aber flohen, eilten in die Stadt und erzählten alles und auch das von den Besessenen. Da zog die ganze Stadt hinaus, Jesus entgegen, und als sie ihn sahen, baten sie ihn, er möge fortgehen aus ihrem Gebiet. Er stieg in das Schiff, fuhr über und kam in seine Stadt. Da brachten sie zu ihm einen Gelähmten, der auf einem Tragbette lag. Als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zum Gelähmten: "Sei getrost, mein Sohn, vergeben sind deine Sünden!" Und siehe, einige von den Schriftgelehrten sagten bei sich: "Dieser lästert!" Jesus wußte um ihre Gedanken und sprach: "Warum denkt ihr Böses in euren Herzen? Was ist denn leichter? Zu sagen: Vergeben sind deine Sünden, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber wissen, daß der Menschensohn Macht hat, Sünden zu vergeben auf Erden" - und er sprach zum Gelähmten: "Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause!" Und er stand auf und ging nach Hause. Da aber das Volk dies sah, fürchtete es sich und pries Gott, der solche Macht verlieh den Menschen. Als Jesus von da weiterging, sah er einen Mann am Zollhaus sitzen, Matthäus mit Namen, und er sprach zu ihm: "Folge mir nach!" Da stand er auf und folgte ihm nach. Und es begab sich, als er im Hause zu Tische lag, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und ließen sich zu Tische nieder, zusammen mit Jesus und seinen Jüngern. Als die Pharisäer es sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: "Warum ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?" Er aber hörte dies und sprach: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Geht hin und lernt, was das heißt: "Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer" (Os 6,6); denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder." Da kamen zu ihm die Jünger des Johannes und sagten: "Warum fasten wir und die Pharisäer [so viel], deine Jünger aber fasten nicht?" Jesus sprach zu ihnen: "Können denn die Freunde des Bräutigams trauern, solange bei ihnen der Bräutigam ist? Es werden aber Tage kommen, da ihnen der Bräutigam genommen ist; dann werden sie fasten. Niemand setzt einen Fleck von ungewalktem Tuch auf ein altes Kleid; denn das Aufgesetzte reißt vom Kleide ab, und der Riß wird ärger. Auch gießt man nicht jungen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche, der Wein läuft aus, und die Schläuche gehen zugrunde. Sondern jungen Wein gießt man in neue Schläuche, und beide werden sich halten." Während er das zu ihnen sagte, siehe, da trat ein Vorsteher hinzu, fiel vor ihm nieder und sprach: "[Herr,] meine Tochter ist soeben gestorben; doch komm, leg ihr deine Hand auf, und sie wird leben." Jesus stand auf und folgte ihm samt seinen Jüngern. Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutfluß litt, trat von rückwärts hinzu und berührte den Saum seines Kleides; denn sie sagte sich: Wenn ich nur sein Kleid berühre, werde ich gesund. Jesus wandte sich um, sah sie und sprach: "Sei getrost, Tochter! Dein Glaube hat dir geholfen!" Und die Frau war geheilt von jener Stunde an. Als Jesus in das Haus des Vorstehers kam und die Flötenspieler und das lärmende Volk sah, sprach er: "Geht fort, denn das Mädchen ist nicht gestorben, sondern es schläft." Da verlachten sie ihn. Nachdem aber die Leute hinausgeschafft waren, ging er hinein, ergriff seine Hand, und das Mädchen stand auf. Der Ruf davon verbreitete sich über jene ganze Gegend. Als Jesus von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde und schrien: "Erbarme dich unser, Sohn Davids!" Und als er nach Hause kam, traten die Blinden zu ihm, und Jesus sagte zu ihnen: "Glaubt ihr, daß ich dies tun kann?" Sie antworteten ihm: "Ja, Herr!" Da berührte er ihre Augen und sprach: "Nach eurem Glauben soll euch geschehen!" Es öffneten sich ihre Augen, und Jesus schärfte ihnen ein: "Seht zu, daß es niemand erfahre!" Sie aber gingen hin und verbreiteten seinen Ruf in jenem ganzen Lande. Als diese weggingen, siehe, da brachten sie ihm einen Stummen, der besessen war. Und als der Dämon ausgetrieben war, redete der Stumme, und das Volk staunte und sprach: "Niemals hat man solches gesehen in Israel!" Die Pharisäer jedoch sagten: "Durch den Fürsten der Dämonen treibt er die Dämonen aus!" Jesus durchwanderte alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reiche und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen. Als er das Volk sah, ergriff ihn Mitleid mit ihm; denn es war geplagt und preisgegeben wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: "Die Ernte ist groß, doch der Arbeiter sind wenige. Bittet daher den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter aussende zu seiner Ernte." Er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Gewalt über die unreinen Geister, um sie auszutreiben und jede Krankheit zu heilen und jedes Gebrechen. Die Namen der zwölf Apostel sind diese: Als erster Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus; Simon, der Kananäer, und Judas, der Iskariote, der ihn jedoch verriet. Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: "Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet nicht eine Stadt der Samariter, geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel! Geht hin und verkündet: Genaht hat sich das Reich des Himmels! Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebet! Verschafft euch weder Gold noch Silber noch Kupfer für eure Gürtel, auch keine Tasche für unterwegs, auch nicht zwei Röcke noch Schuhe noch Stab; denn der Arbeiter ist seiner Nahrung wert. Kommt ihr in eine Stadt oder ein Dorf, so fragt, wer darin würdig ist, und bleibet dort, bis ihr weiterzieht! Tretet ihr aber in das Haus, so sagt ihm den Gruß [: Friede diesem Hause]! Und wenn das Haus würdig ist, soll euer Friede darauf kommen, ist es aber nicht würdig, so soll euer Friede zurückkehren zu euch. Wenn man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht anhört, so geht fort von jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen! Wahrlich, ich sage euch: Es wird dem Lande Sodoma und Gomorra erträglicher ergehen am Tag des Gerichtes als jener Stadt! Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe. Seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben! Nehmt euch in acht vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten übergeben und in ihren Synagogen euch geißeln. Vor Statthalter und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis. Wenn sie euch aber überliefern, so habt nicht Sorge, wie oder was ihr reden sollt, denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr zu sagen habt. Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet. Es wird aber der Bruder den Bruder in den Tod liefern und der Vater das Kind, und die Kinder werden sich auflehnen gegen die Eltern und sie in den Tod bringen. Ihr werdet von allen gehaßt werden um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. Wenn sie euch in dieser Stadt verfolgen, so flieht in die andere! Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet nicht zu Ende sein mit den Städten Israels, bis kommen wird der Menschensohn. Der Jünger ist nicht über dem Meister und der Knecht nicht über seinem Herrn. Es sei genug für den Jünger, daß er werde wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beelzebul geheißen, um wieviel mehr seine Hausgenossen! Darum fürchtet sie nicht; denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt, und nichts ist geheim, was nicht bekannt werden wird. Was ich euch im Finstern sage, das redet im Lichte, und was ihr in euer Ohr hinein hört, das verkündet von den Dächern! Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle zu stürzen vermag. Verkauft man nicht zwei Sperlinge um einige Pfennige? Und doch fällt keiner von ihnen zu Boden ohne euren Vater. Von euch aber sind sogar die Haare des Hauptes alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid wertvoller als viele Sperlinge. Ein jeder nun, der sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel; wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater im Himmel. Denket nicht, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, einen Menschen "zu entzweien mit seinem Vater, die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter, und des Menschen Feinde werden seine Hausgenossen sein" (Mich 7,6). Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Wer nicht sein Kreuz nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden. Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, wird eines Propheten Lohn empfangen, und wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, wird eines Gerechten Lohn empfangen. Und wer einem von diesen Kleinen nur einen Becher frischen Wassers zu trinken gibt, weil er ein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: Er wird um seinen Lohn nicht kommen." Als Jesus die Weisung an seine zwölf Jünger beendet hatte, zog er von dort weiter, um in ihren Städten zu lehren und zu predigen. Da Johannes im Gefängnis vom Wirken Christi hörte, sandte er Botschaft durch seine Jünger und ließ ihm sagen: "Bist du es, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?" Jesus antwortete ihnen: "Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium verkündet (Is 35,5f; Is 61,1); und selig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir." Als diese weggingen, fing Jesus an, zum Volk über Johannes zu reden: "Was zu sehen seid ihr hinausgegangen in die Wüste? Ein Schilfrohr, vom Winde hin und her bewegt? Oder was zu sehen seid ihr hinausgegangen? Einen Menschen in weichlichen Kleidern? Seht, die weichliche Kleider tragen, sind in den Palästen der Könige. Oder was seid ihr hinausgegangen? Einen Propheten zu sehen? Ja, sage ich euch, mehr noch als einen Propheten Dieser ist es, von dem geschrieben steht: "Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her; er soll deinen Weg bereiten vor dir" (Mal 3,1). Wahrlich, ich sage euch: Unter den vom Weibe Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer. Doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Von den Tagen Johannes' des Täufers an bis jetzt leidet das Himmelreich Gewalt, und Gewaltsame reißen es an sich. Denn alle Propheten und das Gesetz haben bis zu Johannes hin geweissagt, und wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elias, der kommen soll. Wer Ohren hat [zu hören], der höre! Mit wem soll ich vergleichen dieses Geschlecht? Es ist Kindern gleich, die auf dem Markte sitzen und ihren Gespielen zurufen: Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. Denn Johannes ist gekommen, aß und trank nicht, und sie sagen: Er hat einen Dämon. Der Menschensohn ist gekommen, ißt und trinkt, und sie sagen: Seht, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! Doch die Weisheit wurde gerechtfertigt aus ihren Werken." Darauf fing er an, Klage zu führen über die Städte, in denen seine meisten Wunder geschehen waren, weil sie sich nicht bekehrten: "Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wären zu Tyrus und Sidon die Wunder geschehen, die bei euch geschahen, sie hätten sich längst in Sack und Asche bekehrt. Aber ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen am Tag des Gerichtes als euch. Und du, Kapharnaum, wirst du in den Himmel erhoben werden? Bis in die Unterwelt wirst du hinabsteigen (Is 14,13, Is 14,15). Denn wären zu Sodoma die Wunder geschehen, die in dir geschahen, es wäre stehengeblieben bis auf den heutigen Tag. Aber ich sage euch: Dem Lande von Sodoma wird es erträglicher ergehen am Tag des Gerichtes als dir." Zu jener Zeit hob Jesus an und sprach: "Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde daß du dies vor Weisen und Klugen verborgen, Kleinen aber geoffenbart hast! Ja, Vater, so war es wohlgefällig vor dir. Alles ist mir übergeben von meinem Vater. Niemand kennt den Sohn als der Vater, und auch den Vater kennt niemand als der Sohn, und wem es der Sohn offenbaren will. Kommt zu mir alle, die ihr mühselig seid und beladen, und ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen, und "ihr werdet Erquickung finden für eure Seelen" (Jer 6,16); denn mein Joch ist sanft, und meine Bürde ist leicht." Zu jener Zeit ging Jesus am Sabbat durch die Saatfelder. Seine Jünger aber waren hungrig und fingen an, Ähren abzurupfen und zu essen. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu ihm: "Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat zu tun nicht erlaubt ist." Er aber erwiderte ihnen: "Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als ihn und seine Begleiter hungerte (1Sam 21,2-7)? Wie er in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die zu essen weder ihm erlaubt war noch auch denen, die bei ihm waren, sondern nur den Priestern? Oder habt ihr nicht gelesen im Gesetze, daß die Priester am Sabbat im Tempel den Sabbat brechen, ohne schuldig zu werden (4Mos 28,9f)? Ich sage euch aber: Hier ist Größeres als der Tempel. Und wenn ihr wüßtet, was es heißt: "Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer" (Os 6,6), so hättet ihr die Schuldlosen nicht verurteilt. Denn Herr über den Sabbat ist der Menschensohn." Von dort weitergehend, kam er in eine Synagoge. Und siehe, da war ein Mann mit einer gelähmten Hand, und sie fragten ihn: "Darf man am Sabbat heilen?", um ihn anklagen zu können. Er aber sprach zu ihnen: "Wer ist unter euch, der ein einziges Schaf hat und dieses, wenn es am Sabbat in eine Grube fällt, nicht ergreift und herauszieht? Um wieviel wertvoller ist ein Mensch als ein Schaf? Es ist also erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun." Darauf sagte er zu dem Mann: "Strecke deine Hand aus!" Und er streckte sie aus, und sie wurde wiederhergestellt, gesund wie die andere. Die Pharisäer aber gingen weg und hielten Rat wider ihn, um ihn zu vernichten. Als dies Jesus erfuhr, zog er sich von dort zurück, und es folgten ihm viele nach, und er machte sie alle gesund. Er gebot ihnen streng, ihn nicht öffentlich bekannt werden zu lassen. So sollte sich erfüllen, was gesagt ist durch den Propheten Isaias: "Seht meinen Knecht, den ich erwählt, meinen Geliebten, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich will meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Völkern das Recht verkünden. Er wird nicht zanken noch schreien, noch wird jemand seine Stimme hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen, bis er zum Siege führt das Recht, und auf seinen Namen werden die Völker hoffen" (Is 42,1-4). Da brachte man zu ihm einen Besessenen, der blind war und stumm, und er heilte ihn, so daß der Stumme redete und sah. Alles Volk staunte und sprach: "Ist etwa dieser der Sohn Davids?" Als aber die Pharisäer es hörten, sagten sie: "Dieser treibt die Dämonen nicht anders aus als durch Beelzebul, den Fürsten der Dämonen." Jesus wußte ihre Gedanken und sprach zu ihnen: "Jedes Reich, das entzweit ist mit sich selbst, wird verwüstet werden; und jede Stadt oder Hausgemeinschaft, die mit sich selbst entzweit ist, wird nicht bestehen. Wenn der Satan den Satan austreibt, so ist er entzweit mit sich selbst; wie soll da sein Reich bestehen? Und wenn ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen treiben dann eure Söhne aus? Also werden gerade sie eure Richter sein. Treibe ich aber durch den Geist Gottes die Dämonen aus, so ist nunmehr das Reich Gottes zu euch gekommen. Oder wie kann einer in das Haus des Starken eindringen und seine Habe rauben, wenn er nicht vorher den Starken gefesselt hat? Dann erst wird er sein Haus plündern. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben werden. Wer ein Wort wider den Menschensohn redet, dem wird vergeben werden; wer aber wider den Heiligen Geist redet, dem wird nicht vergeben werden, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt. Entweder laßt ihr den Baum gut sein, dann ist auch seine Frucht gut, oder ihr laßt den Baum schlecht sein, dann ist auch seine Frucht schlecht; denn an der Frucht erkennt man den Baum. Ihr Schlangenbrut! Wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz Gutes hervor; der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz Böses hervor. Ich sage euch aber: Über jedes unnütze Wort, das die Menschen reden, haben sie Rechenschaft zu geben am Tag des Gerichtes. Denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt und aus deinen Worten wirst du verurteilt werden." Da entgegneten ihm einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern und sprachen: "Meister, wir möchten ein Zeichen von dir sehen." Er antwortete ihnen: "Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jonas. Denn wie "Jonas drei Tage und drei Nächte im Bauch des Ungetüms war" (Jon 2,1), so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein. Die Männer von Ninive werden beim Gericht mit diesem Geschlecht auftreten und es verurteilen; denn sie bekehrten sich auf die Predigt des Jonas hin (Jon 3,5), und seht, mehr als Jonas ist hier! Die Königin des Südens wird beim Gericht mit diesem Geschlecht auftreten und es verurteilen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomons zu hören (1Kön 10,1ff), und seht, mehr als Salomon ist hier! Wenn aber der unreine Geist ausgefahren ist von dem Menschen, wandert er durch wasserlose Gegenden, sucht Ruhe und findet sie nicht. Alsdann spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, von dem ich ausgezogen bin. Und er kommt und findet es leer, gescheuert und geschmückt. Dann geht er hin, nimmt sieben andere Geister mit sich, die ärger sind als er selbst, und sie ziehen ein und wohnen darin, und die letzten Dinge jenes Menschen werden ärger als die ersten. Ebenso wird es sein auch mit diesem bösen Geschlecht." Da er noch zum Volke sprach, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und suchten mit ihm zu reden. Jemand sagte zu ihm: "Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten mit dir reden." Er aber entgegnete dem, der es ihm sagte, und sprach: "Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?" Und er streckte seine Hand über seine Jünger und sprach: "Seht meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter." An jenem Tag ging Jesus aus dem Haus und setzte sich an den See. Es sammelte sich viel Volk um ihn, so daß er ein Schiff bestieg und sich niederließ; das ganze Volk aber stand am Ufer. Er redete viel zu ihnen in Gleichnissen und sprach: "Seht, ein Sämann ging aus zu säen. Und als er säte, fiel einiges auf den Weg, und es kamen die Vögel [des Himmels] und fraßen es auf. Anderes fiel auf steinigen Grund, wo es nicht viel Erdreich hatte, und ging sogleich auf, weil es ihm an Tiefe des Erdreiches fehlte. Als die Sonne aufging, wurde es von der Hitze getroffen, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen auf und erstickten es. Anderes jedoch fiel auf gutes Erdreich und brachte Frucht, das eine hundertfältig, das andere sechzigfältig, das andere dreißigfältig. Wer Ohren hat, der höre!" Die Jünger traten hinzu und sagten zu ihm: "Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen?" Er antwortete ihnen: "Weil es euch gegeben ist, die Geheimnisse des Himmelreiches zu verstehen, ihnen aber ist es nicht gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und er wird in Überfluß haben; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden. Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht hören noch verstehen. Es wird an ihnen die Weissagung des Isaias erfüllt, die da sagt: "Hinhören werdet ihr und doch nicht verstehen; hinblicken werdet ihr und doch nicht sehen. Denn das Herz des Volkes ist verstockt, und sie hören schwer mit den Ohren und verschließen ihre Augen, damit sie nicht mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, daß ich sie heile" (Is 6,9f). Selig aber sind eure Augen, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. Denn wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte verlangten zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. So hört nun ihr das Gleichnis vom Sämann: Bei jedem, der das Wort vom Reiche hört und es nicht versteht, kommt der Böse und raubt, was gesät wurde in seinem Herzen. Er ist es, bei dem auf den Weg gesät wurde. Bei dem auf den steinigen Boden gesät wurde, ist jener, der das Wort hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt. Er hat aber keine Wurzel in sich, sondern ist ein Mensch des Augenblicks; wenn um des Wortes willen Drangsal oder Verfolgung entstehen, wird es ihm sogleich zum Falle. Bei dem unter die Dornen gesät wurde, ist jener, der das Wort hört; aber die Sorge der Welt und der trügerische Reichtum ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. Bei dem auf gutes Erdreich gesät wurde, ist jener, der das Wort hört und versteht, und dieser trägt Frucht, der eine hundertfältig, der andere sechzigfältig, der andere dreißigfältig." Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: "Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht ansetzte, da erschien auch das Unkraut. Da traten die Knechte des Hausherrn herzu und sagten zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? Er sprach zu ihnen: Ein feindseliger Mensch hat das getan. Die Knechte aber sagten zu ihm: Willst du, daß wir hingehen und es sammeln? Er sprach: Nein; damit ihr nicht etwa, wenn ihr das Unkraut sammelt, mit ihm zugleich den Weizen herausreißt. Laßt beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Büschel zum Verbrennen, den Weizen aber sammelt in meine Scheuer." Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: "Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, das einer nahm und auf seinen Acker säte. Es ist zwar das kleinste unter allen Samenkörnern, wächst es aber empor, ist es größer als die Kräuter und wird zu einem Baum, so daß "die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen wohnen" (Ez 17,23; Ez 31,6)." Ein anderes Gleichnis erzählte er ihnen: "Das Himmelreich ist gleich einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mengte, bis alles durchsäuert war." Dies alles redete Jesus in Gleichnissen zum Volke, und ohne Gleichnisse redete er nichts zu ihnen, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten: "Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen und aussprechen, was seit Anbeginn der Welt verborgen war" (Ps 78,2). Darauf entließ er das Volk und ging nach Hause; da traten seine Jünger zu ihm und sagten: "Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!" Er antwortete: "Der den guten Samen aussät, ist der Menschensohn. Der Acker ist die Welt; der gute Same, das sind die Söhne des Reiches, und das Unkraut, das sind die Söhne des Bösen. Der Feind aber, der es säte, ist der Teufel. Die Ernte ist die Vollendung der Welt, und die Schnitter sind die Engel. Wie man nun das Unkraut sammelt und im Feuer verbrennt, so wird es sein bei Vollendung der Welt. Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden zusammenholen aus seinem Reiche "alle Ärgernisse und alle, die das Böse tun" (Soph 1,3), und sie hineinwerfen in den Feuerofen; dort wird Heulen sein und Zähneknirschen. "Dann werden die Gerechten leuchten" (Dan 12,3) wie die Sonne im Reiche ihres Vaters. Wer Ohren hat, der höre! Das Himmelreich ist gleich einem im Acker verborgenen Schatz, den einer fand und verborgen hielt. Voll Freude geht er hin, verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker. Ferner ist das Himmelreich gleich einem Kaufmann, der gute Perlen sucht. Als er eine kostbare Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie. Ferner ist das Himmelreich gleich einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und mancherlei einfing. Als es gefüllt war, zog man es ans Ufer, setzte sich hin und sammelte das Gute in Gefäße, das Schlechte aber warf man weg. So wird es sein am Ende der Welt. Die Engel werden ausziehen und die Bösen absondern von den Gerechten und sie hineinwerfen in den Feuerofen; dort wird Heulen sein und Zähneknirschen. Habt ihr das alles verstanden?" Sie erwiderten ihm: "Ja." Und er sprach zu ihnen: "Darum ist jeder Schriftgelehrte, der durch die Schule des Himmelreiches ging, einem Hausvater gleich, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt." Es begab sich, als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, zog er von da weiter, und als er in seine Vaterstadt kam, lehrte er sie in ihrer Synagoge, so daß sie voll Verwunderung sagten: "Woher hat er diese Weisheit und die Wunder? Ist er nicht des Zimmermanns Sohn? Heißt nicht seine Mutter Maria? Und seine Brüder Jakobus, Joseph, Simon und Judas? Und sind nicht alle seine Schwestern bei uns? Woher nun hat er dies alles?" Und sie nahmen Anstoß an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: "Ein Prophet ist nirgends so wenig geachtet wie in seiner Vaterstadt und in seinem Hause." Und er wirkte dort nicht viele Wunder, ihres Unglaubens wegen. In jener Zeit hörte der Fürst Herodes die Kunde von Jesus und sagte zu seinen Leuten: "Das ist Johannes der Täufer; er wurde von den Toten auferweckt, und darum wirken die Wunderkräfte in ihm." Herodes hatte nämlich den Johannes ergreifen, fesseln und ins Gefängnis setzen lassen wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus. Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: "Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben." Er wollte ihn töten, doch fürchtete er das Volk, weil es ihn für einen Propheten hielt. Am Geburtstag des Herodes aber tanzte die Tochter der Herodias inmitten der Gäste und fand das Wohlgefallen des Herodes. Deshalb versprach er ihr mit einem Schwur, er wolle ihr geben, was sie auch begehren werde. Sie aber, von ihrer Mutter angestiftet, sagte: "Gib mir auf dieser Schüssel hier das Haupt des Johannes des Täufers!" Da wurde der König bedrückt; jedoch um der Schwüre und der Tischgenossen willen befahl er, es ihr zu geben. Und er sandte hin und ließ Johannes im Kerker enthaupten; sein Haupt aber wurde auf einer Schüssel gebracht und dem Mädchen gegeben, und sie brachte es ihrer Mutter. Da kamen seine Jünger, nahmen seinen Leib, begruben ihn und gingen hin und meldeten es Jesus. Als Jesus das hörte, zog er sich von dort in einem Schiff zurück an einen einsamen Ort, ganz für sich allein. Die Volksscharen aber erfuhren es und folgten ihm zu Fuß aus den Städten nach. Als er ausstieg, sah er das viele Volk, bekam Mitleid mit ihnen und machte ihre Kranken gesund. Bei Anbruch des Abends traten seine Jünger zu ihm und sagten: "Die Gegend ist abgelegen, und die Zeit ist vorgeschritten; entlasse das Volk, daß es in die Dörfer gehe und sich etwas zum Essen kaufe!" Jesus aber sprach zu ihnen: "Sie haben nicht nötig, wegzugehen; gebt ihr ihnen zu essen!" Sie antworteten ihm: "Wir haben nur fünf Brote hier und zwei Fische." Da sprach er: "Bringt sie mir her!" Und er ließ das Volk auf dem Rasen sich lagern, nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Segen, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie dem Volke. Und sie aßen alle und wurden satt, und sie hoben von dem, was an angebrochenen Stücken übrigblieb, zwölf Körbe voll auf. Es waren derer, die gegessen hatten, etwa fünftausend Männer, Frauen und Kinder nicht gerechnet. Sogleich drängte Jesus seine Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm an das andere Ufer vorauszufahren, bis er das Volk entlassen habe. Nach Entlassung des Volkes stieg er für sich allein auf den Berg, um zu beten; als es schon spät wurde, war er allein noch dort. Das Schiff hatte sich schon viele Stadien vom Lande entfernt und wurde von den Wogen sehr bedrängt; denn es herrschte Gegenwind. Um die vierte Nachtwache jedoch kam er, auf dem See einhergehend, zu ihnen. Als die Jünger ihn auf dem See einhergehen sahen, entsetzten sie sich in der Meinung, es sei ein Gespenst, und vor Furcht schrien sie. Sogleich aber redete Jesus sie an: "Seid getrost; ich bin es! Fürchtet euch nicht!" Da entgegnete ihm Petrus und sprach: "Herr, wenn du es bist, so laß mich hinkommen zu dir über das Wasser!" Er sagte: "Komm!" Und Petrus stieg aus dem Schiff, ging über das Wasser und kam auf Jesus zu. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich, und da er anfing zu sinken, rief er: "Herr, hilf mir!" Sogleich streckte Jesus seine Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: "Du Kleingläubiger! Warum hast du gezweifelt?" Und da sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind. Die aber im Schiffe waren, fielen vor ihm nieder und sagten: "Wahrlich, du bist Gottes Sohn!" Als sie hinübergefahren waren, gingen sie in Genesareth an Land. Da die Leute jenes Ortes ihn erkannten, schickten sie in der ganzen Gegend umher, und man brachte alle Kranken zu ihm, und sie baten ihn, nur den Saum seines Kleides anrühren zu dürfen; und alle, die ihn anrührten, wurden gesund. Da kamen zu Jesus von Jerusalem her Pharisäer und Schriftgelehrte und sagten: "Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Alten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, ehe sie Brot essen." Er aber entgegnete ihnen: "Warum übertretet ihr selbst das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen? Denn Gott hat gesagt: "Ehre Vater und Mutter" (2Mos 20,12) und: "Wer Vater und Mutter schmäht, soll des Todes sterben" (2Mos 21,17). Ihr aber sagt: Wer zu Vater oder Mutter spricht: Tempelopfer sei, was dir zukommen sollte von mir, der braucht seinen Vater und seine Mutter nicht zu ehren. So habt ihr also Gottes Gebot aufgehoben um eurer Überlieferung willen. Ihr Heuchler! Treffend hat Isaias von euch geweissagt: "Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist fern von mir. Doch vergeblich verehren sie mich; ihre Lehrsprüche, die sie vortragen, sind nichts als Satzungen von Menschen" (Is 29,13)." Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: "Hört und versteht es! Nicht, was in den Mund hineingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Munde herausgeht, das verunreinigt den Menschen." Hierauf traten seine Jünger hinzu und sprachen zu ihm: "Weißt du, daß die Pharisäer Anstoß nahmen, als sie das Wort hörten?" Er antwortete: "Jede Pflanzung, die nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird ausgerottet werden. Laßt sie! Blinde sind sie, Führer von Blinden. Wenn aber ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in die Grube fallen." Da nahm Petrus das Wort und sagte zu ihm: "Erkläre uns dieses Gleichnis!" Er aber sprach: "Seid denn auch ihr noch ohne Verständnis? Versteht ihr nicht, daß alles, was in den Mund hineingeht, in den Magen gelangt und im Abort ausgeschieden wird? Was aber aus dem Munde herausgeht, das kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis und Lästerung. Das ist es, was den Menschen verunreinigt, das Essen aber mit ungewaschenen Händen, das verunreinigt den Menschen nicht." Jesus ging von dort weg und zog sich zurück in die Gegend von Tyrus und Sidon. Und siehe, da kam eine kananäische Frau aus der dortigen Gegend und rief: "Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter wird arg von einem Dämon geplagt." Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Da traten seine Jünger hinzu und baten ihn: "Erlöse sie doch; denn sie schreit hinter uns her!" Da entgegnete er: "Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel." Sie aber kam, fiel vor ihm nieder und sprach: "Herr, hilf mir!" Er antwortete: "Es ist nicht recht, das Brot der Kinder zu nehmen und es den jungen Hunden vorzuwerfen." Sie aber sprach: "Doch, Herr; denn auch die jungen Hunde fressen von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen." Da antwortete Jesus.: "Frau, groß ist dein Glaube; es geschehe dir, wie du verlangst." Und ihre Tochter war gesund von jener Stunde an. Als Jesus von da fortging, kam er an den See von Galiläa. Er stieg auf den Berg und setzte sich dort nieder. Da kam viel Volk zu ihm, mit Lahmen, Krüppeln, Blinden, Stummen und vielen anderen, die sie zu seinen Füßen legten, und er machte sie gesund. Die Volksscharen staunten, als sie sahen, wie Stumme redeten, Krüppel Heilung fanden, Lahme gehend und Blinde sehend wurden, und sie priesen den Gott Israels. Jesus aber rief seine Jünger zu sich und sprach: "Mich erbarmt des Volkes; denn sie harren schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen; ich will sie nicht ungespeist ziehen lassen, sie könnten sonst auf dem Wege ermatten." Da entgegneten ihm seine Jünger: "Woher nehmen wir hier in der Wüste so viele Brote, um das viele Volk zu sättigen?" Jesus sprach zu ihnen: "Wie viele Brote habt ihr?" Sie antworteten: "Sieben und einige kleine Fische." Da befahl er dem Volk, sich auf die Erde niederzulassen. Dann nahm er die sieben Brote und die Fische, sprach das Dankgebet, brach sie ab und gab sie den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volke. Und alle aßen und wurden satt, und von den abgebrochenen Stücken, die übriggeblieben, hoben sie sieben Körbe voll auf. Derer aber, die gegessen hatten, waren viertausend Männer, Frauen und Kinder nicht gerechnet. Dann entließ er das Volk, stieg in das Schiff und kam in die Gegend von Magadan. Da kamen die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm, ihn auf die Probe zu stellen, und baten ihn, er möge sie ein Zeichen vom Himmel sehen lassen. Er aber antwortete ihnen: "Am Abend sagt ihr: Schönes Wetter, denn der Himmel ist rot. Und am Morgen sagt ihr: Heute wird stürmisches Wetter, denn der Himmel ist rötlich und trüb. Das Aussehen des Himmels also wißt ihr zu unterscheiden, die Zeichen der Zeit aber nicht! Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen, doch wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Jonas." Und er ließ sie stehen und ging davon. Als die Jünger hinüberkamen ans andere Ufer, hatten sie vergessen, Brote mitzunehmen. Jesus aber sprach zu ihnen: "Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!" Da machten sie sich Gedanken und sagten zueinander: "Wir haben keine Brote mitgenommen." Jesus aber merkte es und sprach: "Ihr Kleingläubigen, was macht ihr euch Gedanken, daß ihr keine Brote habt? Begreift ihr noch nicht und erinnert ihr euch nicht an die fünf Brote für die Fünftausend und wie viele Körbe ihr aufgehoben habt? Auch nicht an die sieben Brote für die Viertausend und wie viele Körbe ihr aufgehoben habt? Warum begreift ihr nicht, daß ich nicht Brote meinte, da ich euch sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer?" Da verstanden sie, daß er nicht sagen wollte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig für die Brote, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. Als Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: "Für wen halten die Leute den Menschensohn?" Sie erwiderten: "Einige für Johannes den Täufer, andere für Elias, andere für Jeremias oder für einen von den Propheten." Da sprach er zu ihnen: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Simon Petrus antwortete: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes." Jesus entgegnete ihm: "Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist. Und ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und was du lösen wirst auf Erden, wird gelöst sein im Himmel." Dann gebot er seinen Jüngern streng, sie sollten es niemand sagen, daß er der Messias sei. Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, er müsse nach Jerusalem gehen und vieles erleiden von den Ältesten, den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, er müsse getötet, am dritten Tag aber auferweckt werden. Da nahm ihn Petrus auf die Seite und fing an, ihm Vorhaltungen zu machen, indem er sprach: "Gott bewahre, Herr; das soll dir nicht widerfahren!" Er aber wandte sich um und sagte zu Petrus: "Hinweg von mir, Satan; ein Ärgernis bist du mir; denn du denkst nicht das, was Gottes ist, sondern was der Menschen ist." Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: "Wenn einer mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden. Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seinem Leben aber Schaden erleidet? Oder was kann der Mensch als Gegenpreis bieten für sein Leben? Denn der Menschensohn wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters zusammen mit seinen Engeln und dann "einem jeden vergelten nach seinem Tun" (Ps 62,13). Wahrlich, ich sage euch: Unter denen, die hier stehen, sind einige, die den Tod nicht kosten werden, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reiche." Nach sechs Tagen nahm Jesus den Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes mit sich und führte sie abseits auf einen hohen Berg. Da wurde er vor ihnen verwandelt; sein Angesicht glänzte wie die Sonne, seine Kleider aber wurden leuchtend hell wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Moses und Elias, die mit ihm redeten. Petrus nahm das Wort und sagte zu Jesus: "Herr, es ist gut, daß wir hier sind. Willst du, so werde ich hier drei Hütten bauen, dir eine, dem Moses eine und dem Elias eine." Als er noch redete, überschattete sie eine lichte Wolke, und siehe, eine Stimme sprach aus der Wolke: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen fand; auf ihn sollt ihr hören!" Da die Jünger dies hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. Jesus trat hinzu, rührte sie an und sprach: "Steht auf und fürchtet euch nicht!" Als sie aber ihre Augen erhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Da sie vom Berg herabstiegen, befahl ihnen Jesus: "Sagt niemand von dem Geschauten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist!" Da fragten ihn seine Jünger: "Warum sagen denn die Schriftgelehrten, Elias müsse zuvor kommen?" Er antwortete: "Elias wird zwar kommen und alles wiederherstellen; ich sage euch aber: Elias ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern machten mit ihm, was sie nur wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn von ihnen zu leiden haben." Da merkten die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen redete. Als sie zum Volke kamen, trat ein Mann zu ihm, fiel vor ihm auf die Knie und sprach: "Herr, erbarme dich meines Sohnes! Denn er ist mondsüchtig und ist schlimm daran; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser. Ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht. Doch sie vermochten nicht, ihn zu heilen." Jesus erwiderte:"O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange noch soll ich bei euch sein? Wie lange noch euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!" Und Jesus drohte ihm, und der Dämon fuhr aus von ihm, und der Knabe wurde gesund von jener Stunde an. Darauf traten die Jünger für sich allein zu Jesus und sagten: "Warum vermochten wir nicht, ihn auszutreiben?" Er sprach zu ihnen: "Eures Unglaubens wegen. Denn wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so werdet ihr zu diesem Berg sagen: Geh von da weg dorthin!, und er wird weggehen, und nichts wird euch unmöglich sein. [Diese Art aber wird nicht anders ausgetrieben als durch Gebet und Fasten.]" Während ihres Zusammenseins in Galiläa sprach Jesus zu ihnen: "Der Menschensohn wird den Händen der Menschen überliefert, und sie werden ihn töten; am dritten Tag aber wird er auferweckt werden." Da wurden sie sehr betrübt. Als sie nach Kapharnaum kamen, traten die Einnehmer der Doppeldrachme zu Petrus und sagten zu ihm: "Zahlt euer Meister die Doppeldrachme nicht?" Er sprach: "Doch!" Als er aber das Haus betrat, kam ihm Jesus mit der Frage zuvor: "Was meinst du, Simon? Von wem nehmen die Könige der Erde Tribut oder Steuer? Von ihren Söhnen oder von den Fremden?" Er antwortete: "Von den Fremden." Da sprach Jesus zu ihm: "Also sind die Söhne frei. Doch damit wir ihnen nicht Anstoß geben, geh hin an den See, wirf die Angel aus und nimm den Fisch, der zuerst heraufkommt; wenn du ihm das Maul öffnest, wirst du einen Stater finden; den nimm und gib ihnen für mich und für dich!" In jener Stunde traten die Jünger zu Jesus und sagten: "Wer ist wohl der Größte im Himmelreich?" Da rief er ein Kind herbei, stellte es mitten unter sie und sprach: "Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr euch nicht bekehrt und nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen. Wer sich also klein macht wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Und wer solch ein Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf. Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es gut, daß ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er versenkt würde in die Tiefe des Meeres. Wehe der Welt um der Ärgernisse willen! Denn es müssen zwar Ärgernisse kommen, doch wehe dem Menschen, durch den das Ärgernis kommt. Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dir zum Ärgernis wird, so haue ihn ab und wirf ihn von dir; es ist besser für dich, verstümmelt oder hinkend in das Leben einzugehen, als mit zwei Händen oder zwei Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden. Und wenn dir dein Auge zum Ärgernis wird, so reiß es aus und wirf es von dir; es ist besser für dich, einäugig in das Leben einzugehen, als mit zwei Augen in das höllische Feuer geworfen zu werden Seht zu, daß ihr keines von diesen Kleinen verachtet; denn ich sage euch: Ihre Engel schauen im Himmel immerfort das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist. [Denn der Menschensohn ist gekommen zu retten, was verloren war.] Was dünkt euch? Wenn einer hundert Schafe hat und eines von ihnen verirrt sich: läßt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen und geht hin, das verirrte zu suchen? Und gelingt es ihm, es zu finden, wahrlich, ich sage euch: Er freut sich mehr über dieses als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrten. Ebenso ist es nicht der Wille eures Vaters im Himmel, daß verlorengehe eines von diesen Kleinen. Hat aber dein Bruder [gegen dich] gesündigt, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit "auf dem Mund von zwei oder drei Zeugen festgestellt sei jede Sache" (5Mos 19,15). Hört er auch auf diese nicht, dann sag es der Gemeinde; hört er auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie der Heide und wie der Zöllner. Wahrlich, ich sage euch: Alles, was ihr binden werdet auf Erden, wird gebunden sein im Himmel, und alles, was ihr lösen werdet auf Erden, wird gelöst sein im Himmel. Ferner sage ich euch: Wenn zwei von euch übereinstimmen auf Erden in irgendeiner Sache, um die sie bitten: es wird ihnen zuteil werden von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen." Da trat Petrus hinzu und sagte zu ihm: "Herr, wie oft darf mein Bruder gegen mich sündigen, und ich soll ihm vergeben? Bis siebenmal?" Jesus sprach zu ihm: "Ich sage dir: Nicht bis siebenmal, sondern bis siebzigmal siebenmal. Darum gleicht das Himmelreich einem König, der Abrechnung halten wollte mit seinen Knechten. Als er mit der Abrechnung begann, brachte man ihm einen, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Da er aber nichts hatte, um zu bezahlen, befahl der Herr, daß er verkauft werde sowie die Frau und die Kinder und all seine Habe und die Schuld bezahlt werde. Da fiel der Knecht vor ihm nieder und bat ihn: Herr, habe Geduld mit mir! Ich will dir alles bezahlen. Und es erbarmte sich der Herr über jenen Knecht, ließ ihn frei und schenkte ihm die Schuld. Als aber jener Knecht hinausging, traf er einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denare schuldig war; er packte ihn, würgte ihn und sprach: Bezahle, was du schuldig bist! Da fiel ihm sein Mitknecht zu Füßen und bat ihn: Habe Geduld mit mir! Ich will dir alles bezahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging hin und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt hätte. Als nun seine Mitknechte sahen, was geschehen war, wurden sie sehr betrübt, gingen hin und erzählten ihrem Herrn alles, was sich zugetragen hatte. Da rief ihn sein Herr zu sich und sprach: Du böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir nachgelassen, weil du mich gebeten hast! Hättest nicht auch du deines Mitknechtes dich erbarmen sollen, wie auch ich mich deiner erbarmt habe? Voll Zorn übergab ihn sein Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt hätte. So wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr nicht, ein jeder seinem Bruder, von Herzen verzeiht." Als Jesus diese Reden vollendet hatte, zog er weg aus Galiläa und kam in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan. Es folgten ihm viele Scharen, und er heilte sie dort. Da traten Pharisäer zu ihm heran, um ihn auf die Probe zu stellen, und sagten: "Ist es einem Manne erlaubt, seine Frau zu entlassen aus jedem Grunde?" Er antwortete [ihnen]: "Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer von Anfang an "sie als Mann und Frau geschaffen" (1Mos 1,27) und gesagt hat: "Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein" (1Mos 2,24)? So sind sie also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen." Sie sagten zu ihm: "Warum hat dann Moses geboten, "einen Scheidebrief zu geben und sie zu entlassen" (5Mos 24,1)?" Er entgegnete ihnen: "Moses hat euch eurer Herzenshärte wegen erlaubt, eure Frauen zu entlassen, doch von Anfang an ist es nicht so gewesen. Ich sage euch: Wer seine Frau entläßt - nicht (geschehe es) "auf Grund von Unzucht" (5Mos 24,1)! - und eine andere heiratet, bricht die Ehe, und wer eine Entlassene heiratet, bricht die Ehe." Da sagten die Jünger zu ihm: "Wenn die Sache von Mann und Frau so steht, ist es nicht gut zu heiraten." Er antwortete ihnen: "Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur jene, denen es gegeben ist. Denn es gibt Ehelose, die vom Mutterleib so geboren sind, und es gibt Ehelose, die von Menschen eheunfähig gemacht wurden, und es gibt Ehelose, die um des Himmelreiches willen sich der Ehe enthalten. Wer es fassen kann, der fasse es!" Hierauf brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflege und über sie bete. Die Jünger verwiesen es ihnen. Jesus aber sprach [zu ihnenl: "Laßt die Kinder zu mir kommen und wehrt es ihnen nicht; denn für solche ist das Himmelreich!" Und er legte ihnen die Hände auf und zog von da weiter. Und siehe, da trat einer hinzu und sagte zu ihm: "Meister! Was muß ich Gutes tun, daß ich ewiges Leben erlange?" Er sprach zu ihm: "Was fragst du mich über das Gute? Einer ist der Gute [, Gott]. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote!" Er fragte ihn: "Welche?" Jesus antwortete: "Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis geben! Ehre Vater und Mutter und liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" (2Mos 20,12; 3Mos 19,18). Der Jüngling sagte zu ihm: "Dies alles habe ich gehalten [von meiner Jugend an], was fehlt mir noch?" Jesus antwortete ihm: "Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!" Als aber der Jüngling dieses Wort vernahm, ging er traurig davon; denn er besaß viele Güter. Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: "Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer eingehen ins Himmelreich. Abermals sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht als ein Reicher in das Himmelreich." Als die Jünger dies hörten, waren sie sehr betroffen und sagten: "Wer kann dann gerettet werden?" Jesus blickte sie an und sprach: "Bei Menschen ist das unmöglich, bei Gott aber ist alles möglich." Darauf entgegnete ihm Petrus: "Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns nun zuteil werden?" Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Welterneuerung, wenn der Menschensohn auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen wird, auch selbst auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. Und jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen verlassen hat, wird Hundertfältiges empfangen und ewiges Leben erben. Viele Erste aber werden Letzte sein und Letzte Erste." "Das Himmelreich ist gleich einem Gutsherrn, der am frühen Morgen ausging, um Arbeiter zu dingen für seinen Weinberg. Er vereinbarte mit den Arbeitern einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. Um die dritte Stunde ging er wieder aus, sah andere müßig auf dem Markte stehen und sprach zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg, und ich werde euch geben, was recht ist! Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und neunte Stunde und machte es ebenso. Als er um die elfte Stunde ausging, fand er andere dastehen und sprach zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag müßig? Sie antworteten ihm: Es hat uns niemand gedungen. Da sprach er zu ihnen: So geht auch ihr in meinen Weinberg! Als es nun Abend wurde, sagte der Herr des Weinberges zu seinem Verwalter: Laß die Arbeiter kommen und gib ihnen den Lohn, den letzten zuerst und dann den ersten. Da kamen die von der elften Stunde und empfingen je einen Denar. Als nun die ersten kamen, meinten sie, mehr zu empfangen, doch auch von ihnen erhielt jeder einen Denar. Als sie ihn erhielten, murrten sie gegen den Gutsherrn und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgehalten, die wir die Last und Hitze des Tages getragen haben. Er aber erwiderte einem von ihnen: Freund, ich tue dir nicht unrecht; hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Nimm, was dein ist, und geh; ich will aber auch diesem letzten geben wie dir. Oder ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinen zu tun, was ich will? Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin? So werden die Letzten Erste sein und die Ersten Letzte. [Denn viele sind gerufen, aber wenige auserwählt.]" Da Jesus sich anschickte, nach Jerusalem hinaufzuziehen, nahm er die Zwölf für sich allein heran und sprach unterwegs zu ihnen: "Seht, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überliefert werden; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden ausliefern, ihn zu verspotten, zu geißeln und zu kreuzigen; am dritten Tag aber wird er auferweckt werden." Da trat die Mutter der Söhne des Zebedäus mit ihren Söhnen zu ihm und fiel vor ihm nieder, um eine Bitte ihm vorzutragen. Er sprach zu ihr: "Was willst du?" Sie antwortete ihm: "Sag, daß von diesen meinen zwei Söhnen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitze in deinem Reiche!" Jesus erwiderte: "Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?" Sie antworteten ihm: "Wir können es." Da sprach er zu ihnen: "Meinen Kelch werdet ihr wohl trinken, doch das Sitzen zu meiner Rechten oder Linken habe nicht ich zu vergeben, sondern ist für die, denen es bereitet ist von meinem Vater." Als die Zehn es hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder. Jesus aber rief sie zu sich und sprach: "Ihr wißt, daß die Herrscher der Völker den Herren spielen über sie und die Großen sie ihre Macht spüren lassen. Nicht so soll es sein unter euch; sondern wer groß sein will unter euch, der sei euer Diener, und wer der Erste sein will unter euch, der sei euer Knecht, So wie der Menschensohn nicht gekommen ist, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösepreis für viele." Als sie von Jericho weggingen, folgte ihm viel Volk. Und siehe, zwei Blinde, die am Wege saßen, hörten, daß Jesus vorübergehe, und schrien: "Herr, erbarme dich unser, Sohn Davids!" Das Volk aber schalt auf sie, sie möchten doch schweigen, sie jedoch schrien noch lauter: "Herr, erbarme dich unser, Sohn Davids!" Jesus blieb stehen, rief sie zu sich und sagte: "Was wollt ihr, daß ich euch tun soll?" Sie antworteten ihm: "Herr, daß unsere Augen geöffnet werden!" Jesus erbarmte sich ihrer, berührte ihre Augen, und sogleich sahen sie und folgten ihm nach. Als sie sich Jerusalem näherten und nach Bethphage am Ölberg kamen, sandte Jesus zwei Jünger voraus und sprach zu ihnen: "Geht in das Dorf dort vor euch, und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; macht sie los und führt sie zu mir! Und wenn euch jemand anspricht, so sagt: Der Herr bedarf ihrer, und er wird sie sogleich ziehen lassen." Dies aber ist geschehen, damit sich erfüllte, was gesagt ist durch den Propheten: "Sagt der Tochter Sion: Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und auf einer Eselin reitend, mit einem Füllen, dem Jungen des Lasttieres" (Is 62,11; Zach 9,9). Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte. Sie brachten die Eselin mit dem Füllen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf. Viele aus der Volksmenge breiteten ihre Mäntel auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Scharen, die vorausgingen und nachfolgten, riefen: "Hosanna dem Sohne Davids! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!" Und als er in Jerusalem einzog, kam die ganze Stadt in Bewegung und sprach: "Wer ist dieser?" Die Scharen aber riefen: "Das ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa." Und Jesus ging in den Tempel, trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften, stieß die Tische der Wechsler und die Stände der Taubenverkäufer um und sprach zu ihnen: "Es steht geschrieben: "Mein Haus soll ein Bethaus heißen" (Is 56,7), ihr aber macht es zu einer "Räuberhöhle"" (Jer 7,11). Und es kamen Blinde und Lahme im Tempel zu ihm, und er machte sie gesund. Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er wirkte, und die Kinder, die im Tempel riefen: "Hosanna dem Sohne Davids", wurden sie unwillig und sagten zu ihm: "Hörst du, was diese sagen?" Jesus aber erwiderte ihnen: "Ja! Habt ihr denn niemals gelesen: "Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet" (Ps 8,3)?" Und er ließ sie stehen, ging zur Stadt hinaus nach Bethanien und blieb dort über Nacht. Als er in der Frühe wieder in die Stadt zurückging, hungerte ihn. Da sah er einen Feigenbaum am Wege, ging hinzu, fand aber nichts daran als nur Blätter. Da sprach er zu ihm: "Nimmermehr komme Frucht von dir in Ewigkeit!" Und auf der Stelle verdorrte der Feigenbaum. Als die Jünger dies sahen, staunten sie und sprachen: "Wieso ist der Feigenbaum auf der Stelle verdorrt?" Jesus gab ihnen zur Antwort: "Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht nur das tun, was mit dem Feigenbaum geschah, sondern wenn ihr zu diesem Berg sagt: Heb dich hinweg und stürze dich ins Meer,! So wird es geschehen. Und alles, was ihr glaubensvoll im Gebet erfleht, werdet ihr empfangen." Als er sodann in den Tempel kam, traten, wie er gerade lehrte, die Hohenpriester und Ältesten des Volkes zu ihm und sagten: "Mit welcher Vollmacht tust du das? Wer hat dir diese Vollmacht gegeben?" Jesus antwortete ihnen: "Auch ich will euch eine Frage vorlegen; wenn ihr sie mir beantwortet, so will ich euch sagen, mit welcher Vollmacht ich das tue. Die Taufe des Johannes, woher stammte sie? Vom Himmel oder von Menschen?" Da überlegten sie und sagten sich: "Sagen wir: Vom Himmel, so wird er uns sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Sagen wir aber: Von Menschen, so haben wir das Volk zu fürchten; denn alle halten Johannes für einen Propheten." Und sie antworteten Jesus: "Wir wissen es nicht." Da sprach er zu ihnen: "So sage auch ich euch nicht, mit welcher Vollmacht ich das tue." "Was dünkt euch? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zu dem ersten und sprach: Kind, geh und arbeite heute im Weinberg! Der antwortete: Ich gehe, Herr. Aber er ging nicht. Da ging er zum andern und sprach ebenso. Der antwortete: Ich mag nicht; doch nachher reute es ihn, und er ging. Welcher von beiden hat den Willen des Vaters getan?" Sie sagten: "Der letztere." Da sprach Jesus zu ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Dirnen werden eher in das Reich Gottes kommen als ihr. Denn Johannes kam zu euch mit der Lehre der Gerechtigkeit, und ihr habt ihm nicht geglaubt. Die Zöllner und Dirnen aber glaubten ihm. Ihr habt es gesehen und seid auch nachher nicht in euch gegangen, um ihm zu glauben." "Hört ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsherr, der pflanzte einen Weinberg, umgab ihn mit einem Zaun, grub darin eine Kelter, baute einen Turm, verpachtete ihn an Winzer und begab sich außer Landes. Als die Zeit der Ernte herankam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Ertrag in Empfang zu nehmen. Die Winzer aber ergriffen seine Knechte, schlugen den einen, töteten den andern, und den dritten steinigten sie. Abermals schickte er andere Knechte, und zwar mehr als zuvor, und sie machten es ihnen ebenso. Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen, indem er sprach: Sie werden Achtung haben vor meinem Sohn. Als aber die Winzer den Sohn erblickten, sagten sie untereinander: Das ist der Erbe; kommt, wir wollen ihn umbringen und sein Erbe in Besitz nehmen! Und sie ergriffen ihn, warfen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinberges kommt, was wird er diesen Winzern tun?" Sie sagten zu ihm: "Er wird den Bösen ein böses Ende bereiten und seinen Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern werden zu gegebener Zeit." Da sprach Jesus zu ihnen: "Habt ihr niemals in den Schriften gelesen: "Der Stein, den die Bauleute verwarfen, ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn wurde es so, und wunderbar ist es in unseren Augen" (Ps 118,22)? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt. [Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert, und auf wen er fällt, den wird er zermalmen]." Als die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, daß er von ihnen redete. Sie suchten ihn zu ergreifen, doch sie fürchteten das Volk, weil es ihn für einen Propheten hielt. Wieder nahm Jesus das Wort und sprach in Gleichnissen zu ihnen: "Das Himmelreich ist einem König gleich, der seinem Sohne Hochzeit hielt. Er sandte seine Knechte aus, die Geladenen zur Hochzeit zu rufen, doch sie wollten nicht kommen. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Geladenen: Seht, mein Mahl habe ich bereitet, meine Ochsen und Masttiere sind geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! Sie aber achteten nicht darauf und gingen ihrer Wege, der eine auf seinen Acker, der andere zu seinem Geschäft. Die übrigen aber ergiffen seine Knechte, mißhandelten und töteten sie. Da sandte der König voll Zorn seine Truppen aus, ließ jene Mörder umbringen und ihre Stadt in Brand stecken. Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist bereitet, doch die Geladenen waren nicht würdig. Geht daher auf die offenen Straßen und ladet zur Hochzeit, wen immer ihr findet! Und es gingen jene Knechte hinaus auf die Straßen und holten alle zusammen, die sie fanden, Böse und Gute, und der Hochzeitssaal war mit Gästen ganz besetzt. Als aber der König hineinging, um sich die Gäste anzusehen, sah er darin einen Mann, der kein hochzeitliches Kleid anhatte. Und er sprach zu ihm: Freund, wie bist du da hereingekommen, ohne ein hochzeitliches Kleid zu haben? Der aber verstummte. Da sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Füge und Hände und werft ihn hinaus in die Finsternis draußen; dort wird Heulen sein und Zähneknirschen. Denn viele sind gerufen, aber wenige auserwählt." Darauf gingen die Pharisäer hin und hielten Rat, wie sie ihn fangen könnten mit einem Wort. Sie schickten ihre Jünger mit den Herodianern zu ihm und fragten: "Meister, wir wissen, daß du wahrhaft bist, den Weg Gottes nach der Wahrheit lehrst und dich um niemand kümmerst; denn du siehst nicht auf die Person der Menschen. Sag uns also, was meinst du: Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht?" Da Jesus ihre Bosheit erkannte, sprach er: "Was versucht ihr mich, ihr Heuchler? Zeigt mir die Steuermünze!" Sie reichten ihm einen Denar. Und er fragte sie: "Wessen ist dieses Bild und die Aufschrift?" Sie antworteten ihm: "Des Kaisers." Da sprach er zu ihnen: "Gebt also, was des Kaisers ist, dem Kaiser, und was Gottes ist, Gott!" Als sie das hörten, staunten sie, ließen von ihm ab und gingen davon. An jenem Tag kamen zu ihm Sadduzäer, die behaupten, es gebe keine Auferstehung. Sie fragten ihn: "Meister, Moses hat gesagt: "Wenn einer stirbt, ohne ein Kind zu hinterlassen, soll sein Bruder mit dessen Frau die Schwagerehe eingehen und seinem Bruder Nachkommenschaft erwecken" (5Mos 25,5). Nun waren sieben Brüder bei uns. Der erste heiratete und starb, und weil er keine Kinder hatte, hinterließ er seine Frau seinem Bruder. Desgleichen auch der zweite und der dritte und schließlich alle sieben. Zuletzt nach allen starb auch die Frau. Bei der Auferstehung der Toten nun, wem von den sieben wird sie als Frau gehören? Denn alle haben sie gehabt." Jesus antwortete ihnen: "Ihr seid im Irrtum, da ihr weder die Schriften kennt noch die Kraft Gottes. Denn bei der Auferstehung wird weder geheiratet noch verheiratet, sondern sie sind wie die Engel Gottes im Himmel. Was aber die Auferstehung der Toten betrifft, habt ihr nicht gelesen, was euch von Gott gesagt worden ist: "Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs" (2Mos 3,6)? Gott ist nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebendigen!" Und die Scharen, die zuhörten, waren außer sich über seine Lehre. Als aber die Pharisäer hörten, daß er die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie zusammen, und einer von ihnen, ein Lehrer des Gesetzes, fragte ihn, um ihn zu versuchen: "Meister, welches ist das größte Gebot im Gesetz?" Er antwortete ihm: ""Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deinem ganzen Denken" (5Mos 6,5). Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" (3Mos 19,18). An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten." Da nun die Pharisäer beisammen waren, fragte sie Jesus: "Was haltet ihr vom Messias? Wessen Sohn ist er?" Sie sagten zu ihm: "Davids." Da sprach er zu ihnen: "Wieso nennt ihn aber David im Geiste "Herr", wenn er spricht: "Der Herr sprach zum meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde unter deine Füße lege" (Ps 110,1)? Wenn nun David ihn "Herr" nennt, wie ist er dann sein Sohn?" Niemand konnte ihm ein Wort erwidern, und niemand wagte es von diesem Tage an, ihn noch weiter zu befragen. Darauf sprach Jesus zum Volk und zu seinen Jüngern: "Auf dem Stuhl des Moses sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer. Tut und haltet alles, was sie euch sagen, nach ihren Werken aber richtet euch nicht; denn sie reden zwar, tun es aber nicht. Sie binden schwere und unerträgliche Lasten und legen sie auf die Schultern der Menschen; selber aber wollen sie mit keinem ihrer Finger daran rühren. Alle ihre Werke tun sie, um sich sehen zu lassen von den Menschen; denn sie machen ihre Gebetsriemen breit und groß ihre Quasten. Sie nehmen gern den Ehrenplatz ein bei den Gastmählern und die ersten Sitze in den Synagogen und lassen sich grüßen auf den öffentlichen Plätzen und von den Leuten als Meister anreden. Ihr aber sollt euch nicht als Meister anreden lassen; denn einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch als Vater sollt ihr niemand von euch anreden auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch nicht als Führer laßt euch anreden; denn einer ist euer Führer, Christus. Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Wehe aber euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt das Himmelreich den Menschen; denn ihr selbst geht nicht hinein und laßt auch, die hineingehen wollen, nicht hinein. [Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verzehrt die Häuser der Witwen, indem ihr zum Schein lange Gebete verrichtet! Darum wird ein um so strengeres Gericht über euch kommen.] Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Meer und Land, um einen einzigen zum Glaubensgenossen zu machen, und ist er es geworden, so macht ihr aus ihm einen Sohn der Hölle, zweimal so schlimm wie ihr. Wehe euch, ihr blinden Wegweiser! Ihr sagt: Wenn jemand beim Tempel schwört, das sei nichts, wer aber beim Gold des Tempels schwört, der sei gebunden. Ihr Toren und Blinden! Was ist denn mehr, das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt? Und wenn jemand beim Altare schwört, das sei nichts, wer aber bei der Gabe schwört, die darauf liegt, der sei gebunden. Ihr Blinden! Was ist denn größer, die Gabe oder der Altar, der die Gabe heiligt? Wer also beim Altare schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf liegt. Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt. Und wer beim Himmel schwört, der schwört beim Throne Gottes und bei dem, der darauf sitzt. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr berechnet den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel, doch was von größerem Gewicht ist im Gesetz, das vernachlässigt ihr: das Recht und die Barmherzigkeit und die Treue. Dies soll man tun und jenes nicht unterlassen. Ihr blinden Wegweiser! Ihr seiht die Mücke, verschluckt jedoch das Kamel. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, innen aber sind sie angefüllt mit Raub und Unmäßigkeit. Du blinder Pharisäer! Reinige zuerst das Innere des Bechers und der Schüssel, damit auch ihr Äußeres rein werde. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gleicht übertünchten Gräbern, die nach außen zwar schön aussehen, inwendig aber voll sind von Totengebein und Unrat. So erscheint auch ihr von außen her den Menschen als Gerechte, inwendig aber seid ihr voll von Heuchelei und Gesetzwidrigkeit. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr baut die Gräber der Propheten und ziert die Denkmäler der Gerechten und sagt: Hätten wir in den Tagen unserer Väter gelebt, so wären wir nicht schuldig geworden mit ihnen am Blut der Propheten. So gebt ihr euch selbst das Zeugnis, daß ihr Söhne der Prophetenmörder seid; doch ihr macht es voll, das Maß eurer Väter! Ihr Schlangen, ihr Natterngezücht! Wie werdet ihr dem Gericht der Hölle entrinnen? Darum seht, ich sende zu euch Propheten, Weise und Schriftgelehrte; die einen von ihnen werdet ihr töten und kreuzigen, andere von ihnen werdet ihr in euren Synagogen geißeln und von Stadt zu Stadt verfolgen, damit alles gerechte Blut, das auf Erden vergossen wurde, über euch komme, vom Blut des gerechten Abel an bis zum Blut des Zacharias, des Sohnes des Barachias, den ihr ermordet habt zwischen Tempel und Altar. Wahrlich, ich sage euch: Dies alles wird kommen über dieses Geschlecht. Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten mordest und die steinigst, die zu dir gesandt sind, wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, und ihr habt nicht gewollt! Seht, "euer Haus wird euch verwüstet zurückgelassen" (Jer 22,5). Denn ich sage euch: Von nun an werdet ihr mich nicht mehr sehen, bis ihr sprechen werdet: "Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn" (Ps 118,26)." Als Jesus den Tempel verließ und weiterging, traten seine Jünger zu ihm, um ihn hinzuweisen auf die Bauten des Tempels. Er aber sprach zu ihnen: "Seht ihr dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Kein Stein wird hier auf dem andern gelassen, ein jeder wird abgebrochen werden." Als er sich auf dem Ölberg niedersetzte, traten die Jünger zu ihm und sagten im Alleinsein mit ihm: "Sag uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen für deine Ankunft und für das Ende der Welt?" Jesus antwortete ihnen: "Seht zu, daß euch niemand verführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Messias!, und sie werden viele verführen. Ihr aber werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören, seht zu, laßt euch nicht schrecken; denn es "muß so kommen" (Dan 2,28), aber noch ist es nicht das Ende. Denn aufstehen wird "Volk wider Volk" (2Chron 15,6) und "Reich wider Reich" (Is 19,2), und Hungersnöte werden sein von Ort zu Ort und Seuchen und Erdbeben. All das ist der Anfang der Wehen. Alsdann werden sie euch der Drangsal überliefern und euch töten, und ihr werdet verhaßt sein bei allen Völkern ob meines Namens. Da "werden viele zu Fall kommen" (Dan 11,41), einander verraten und einander hassen. Viele falsche Propheten werden aufstehen und werden viele verführen. Weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe der vielen erkalten. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. Und es wird dieses Evangelium vom Reiche verkündet werden in der ganzen Welt, zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird kommen das Ende. Wenn ihr nun den "Greuel der Verwüstung", vorhergesagt durch den Propheten Daniel (9,27; 12,11), stehen seht "an heiliger Stätte" - wer es liest, bedenke es wohl! -, dann fliehe, wer in Judäa ist, in die Berge, wer auf dem Dache ist, steige nicht herab, um etwas aus seinem Hause zu holen, und wer auf dem Felde ist, kehre nicht zurück, um seinen Mantel zu holen. Wehe den Schwangeren und Stillenden in jenen Tagen! Betet aber, daß eure Flucht nicht im Winter geschehe oder am Sabbat. Es wird nämlich dann eine große Drangsal sein, wie dergleichen nicht gewesen ist seit Anfang der Welt bis jetzt" (Dan 12,1) und nicht mehr sein wird. Und würden jene Tage nicht abgekürzt, würde kein Mensch gerettet werden; doch um der Auserwählten willen werden jene Tage abgekürzt werden. Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht, hier ist der Messias, oder: dort, so glaubt es nicht; denn es werden falsche Messiasse aufstehen und "falsche Propheten, und sie werden große Zeichen und Wunder tun" (5Mos 13,1f), um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Seht, ich habe es euch vorhergesagt! Wenn sie euch also sagen: Seht, er ist in der Wüste, so geht nicht hinaus; seht, er ist in den Kammern, so glaubt es nicht! Denn wie der Blitz vom Osten ausgeht und bis zum Westen leuchtet, so wird es sein mit der Ankunft des Menschensohns. "Wo das Aas ist, da versammeln sich die Geier" (Job 39,30). Sogleich nach der Drangsal jener Tage wird "die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein nicht mehr geben" (Is 13,10), "die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden" (Is 34,4). Dann wird das Zeichen des Menschensohns am Himmel erscheinen, und "wehklagen werden alle Stämme der Erde" (Zach 12,10ff), und sie "werden den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels" (Dan 7,13) mit großer Macht und Herrlichkeit. Er wird seine Engel aussenden mit lautem Posaunenschall, und sie werden "zusammenführen seine Auserwählten von den vier Winden" (Zach 2,6), "von einem Ende des Himmels bis zum andern" (5Mos 30,4). Vom Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon saftig wird und die Blätter treiben, erkennt ihr, daß der Sommer nahe ist. Ebenso auch sollt ihr, wenn ihr dies alles seht, erkennen, daß er nahe ist an den Türen. Wahrlich, ich sage euch: Nicht wird vergehen dieses Geschlecht, bis dies alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen. Jenen Tag aber und jene Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel des Himmels, auch nicht der Sohn, nur der Vater allein. Wie die Tage des Noe, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein. Denn wie sie in den Tagen vor der Sintflut aßen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen bis zu dem Tag, da Noe in die Arche ging, und nichts bedachten, bis die Sintflut kam und alle hinwegraffte: So wird es auch sein mit der Ankunft des Menschensohnes. Dann werden zwei auf dem Felde sein; der eine wird hinweggenommen, der andere zurückgelassen werden. Zwei werden mahlen an der Mühle; die eine wird hinweggenommen, die andere zurückgelassen werden. Darum wachet, denn ihr wißt nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Das aber sollt ihr bedenken: Wenn der Hausherr wüßte, zu welcher Stunde der Nacht der Dieb kommt, würde er wachen und nicht einbrechen lassen in sein Haus. Darum seid auch ihr bereit; denn zu einer Stunde, da ihr es nicht meint, kommt der Menschensohn. Wer ist der getreue und kluge Knecht, den der Herr über seine Dienerschaft gesetzt hat, daß er ihnen Speise gebe zur rechten Zeit? Selig jener Knecht, den sein Herr bei seinem Kommen so am Werke findet. Wahrlich, ich sage euch: Über alle seine Güter wird er ihn setzen. Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen spricht: Mein Herr läßt sich Zeit, und wenn er anfängt, seine Mitknechte zu schlagen und mit den Zechern zu essen und zu trinken, So wird der Herr dieses Knechtes kommen an einem Tag, da er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, da er es nicht weiß, und wird ihn niederhauen und seinen Platz ihm geben bei den Heuchlern; dort wird Heulen sein und Zähneknirschen." "Dann wird das Himmelreich zehn Jungfrauen gleich sein, die ihre Lampen nahmen und sich aufmachten zur Begegnung mit dem Bräutigam. Fünf von ihnen waren töricht und fünf klug. Denn die törichten nahmen zwar ihre Lampen mit sich, aber kein Öl, die klugen hingegen nahmen Öl in den Gefäßen mit sich, zusammen mit ihren Lampen. Als nun der Bräutigam auf sich warten ließ, nickten alle ein und schliefen. Um Mitternacht aber erhob sich ein Rufen: Seht, der Bräutigam; geht hinaus, ihm entgegen! Da standen jene Jungfrauen allesamt auf und machten ihre Lampen zurecht. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen sind am Erlöschen. Da erwiderten die klugen: Es dürfte doch kaum ausreichen für uns und für euch; geht lieber zu denen, die es verkaufen, und kauft euch welches. Während sie nun hingingen, um zu kaufen, kam der Bräutigam, und die bereit waren, gingen mit ihm zur Hochzeit hinein, und die Türe wurde verschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Wachet also, denn ihr wißt weder den Tag noch die Stunde! Denn wie bei einem Manne ist es, der außer Landes ging, seine Knechte rief und ihnen sein Vermögen übergab. Einem gab er fünf Talente, dem anderen zwei, dem dritten ein einziges, einem jeden nach seiner Fähigkeit; dann reiste er fort. Der die fünf Talente empfangen hatte, machte sich sogleich daran, handelte mit ihnen und gewann fünf andere hinzu. Ebenso gewann auch der mit den zweien zwei andere hinzu. Jener aber, der ein einziges empfangen hatte, ging hin, grub in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kam nun der Herr dieser Knechte und rechnete ab mit ihnen. Da kam jener, der die fünf Talente empfangen hatte, brachte fünf andere Talente und sprach: Herr, fünf Talente hast du mir übergeben, siehe, fünf andere habe ich gewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und getreuer Knecht! Über weniges warst du getreu, über vieles will ich dich setzen: geh ein in die Freude deines Herrn! Es kam auch der mit den zwei Talenten herbei und sprach: Herr, zwei Talente hast du mir übergeben, siehe, zwei andere habe ich gewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und getreuer Knecht! Über weniges warst du getreu, über vieles will ich dich setzen: geh ein in die Freude deines Herrn! Es trat auch jener hinzu, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast. Ich fürchtete mich, ging hin und verbarg dein Talent, in der Erde. Siehe, da hast du, was dein ist! Da erwiderte ihm sein Herr: Du böser und fauler Knecht! Du wußtest, daß ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe! Du hättest daher mein Geld anlegen sollen bei den Bankleuten, und ich wäre gekommen und hätte das Meine mit Zinsen abheben können. Darum nehmt ihm das Talent und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn jedem, der hat, wird gegeben, und er wird in Überfluß haben; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden. Den unnützen Knecht aber werft hinaus in die Finsternis draußen; dort wird Heulen sein und Zähneknirschen. Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm. dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen, und es werden sich versammeln vor ihm alle Völker, und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Die Schafe wird er zu seiner Rechten stellen, die Böcke zu seiner Linken. Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters! Nehmt in Besitz das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! Denn ich war hungrig, und ihr habt mich gespeist; ich war durstig, und ihr habt mich getränkt; ich war fremd, und ihr habt mich beherbergt; ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten entgegnen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dich gespeist oder durstig und dich getränkt? Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und dich beherbergt oder nackt und dich bekleidet? Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis und sind zu dir gekommen? Und der König wird ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, habt ihr mir getan. Dann wird er auch zu denen zur Linken sprechen: Weichet von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel bereitet ist und seinen Engeln. Denn ich war hungrig, und ihr habt mich nicht gespeist; ich war durstig, und ihr habt mich nicht getränkt; ich war fremd, und ihr habt mich nicht beherbergt; ich war nackt, und ihr habt mich nicht bekleidet; ich war krank und im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden ihm auch diese entgegnen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch, was ihr nicht getan habt einem dieser Geringsten, habt ihr auch mir nicht getan. Und diese werden hingehen in "ewige Pein", die Gerechten aber in "ewiges Leben" (Dan 12,2)." Nachdem Jesus alle diese Reden beendet hatte, sprach er zu seinen ungern: "Ihr wißt, nach zwei Tagen wird das Pascha sein, und der Menschensohn wird überliefert, um gekreuzigt zu werden." Da versammelten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohenpriesters, der Kaiphas hieß, und sie beschlossen, Jesus mit List zu ergreifen und zu töten. Sie sagten: "Nur nicht am Feste, damit nicht etwa ein Aufruhr entstehe unter dem Volke." Als Jesus in Bethanien war, im Hause Simons des Aussätzigen, trat zu ihm eine Frau mit einem Gefäß von Alabaster, voll kostbarem Salböls, und goß es, während er zu Tische lag, über sein Haupt. Als die Jünger dies sahen, wurden sie unwillig und sagten: "Wozu diese Verschwendung? Das hätte man doch teuer verkaufen und den Armen geben können!" Als Jesus das merkte, sprach er zu ihnen: "Warum kränkt ihr diese Frau? Ein gutes Werk tat sie an mir. Allezeit habt ihr die Armen bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. Da sie nämlich dieses Salböl ausgoß über meinen Leib, tat sie dies zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo immer dieses Evangelium verkündet wird auf der ganzen Welt, da wird auch gesagt werden, was sie getan hat, ihr zum Gedächtnis." Da ging einer von den Zwölfen, der Judas Iskariot hieß, zu den Hohenpriestern und sagte: "Was wollt ihr mir geben, und ich werde ihn euch verraten?" Sie setzten für ihn dreißig Silberlinge fest. Von da an suchte er eine Gelegenheit, ihn zu verraten. Am ersten Tag der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und fragten: "Wo willst du, daß wir für dich das Essen des Paschamahles bereiten?" Er sagte: "Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm: Der Meister läßt sagen: Meine Zeit ist nahe; bei dir will ich das Pascha halten mit meinen Jüngern." Die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Pascha. Als es Abend geworden, ließ er sich mit den Zwölfen zu Tische nieder, und während sie aßen, sprach er: "Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten." Da wurden sie sehr betrübt, und einer um den anderen fing an, ihn zu fragen: "Bin etwa ich es, Herr?" Er antwortete: "Der die Hand mit mir in die Schüssel eintaucht, der wird mich verraten. Der Menschensohn geht zwar hin, wie geschrieben steht von ihm, doch wehe jenem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird; besser wäre es ihm, er wäre nicht geboren - jener Mensch." Judas aber, sein Verräter, sagte: "Bin etwa ich es, Meister?" Und er sprach zu ihm: "Du hast es gesagt." Während sie nun aßen, nahm Jesus Brot, sprach den Segen, brach es und gab es den Jüngern mit den Worten: "Nehmet hin und esset, das ist mein Leib." Und er nahm einen Kelch, sagte Dank, gab ihnen und sprach: "Trinket alle daraus, denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden (2Mos 24,8). Ich sage euch aber: Von nun an werde ich nicht mehr trinken von dieser Frucht des Weinstocks bis zu jenem Tage, an dem ich davon neu mit euch trinke im Reiche meines Vaters." Nach dem Lobgesang gingen sie hinaus zum Ölberg. Da sprach Jesus zu ihnen: "Ihr werdet alle Anstoß nehmen an mir in dieser Nacht; denn es steht geschrieben: "Ich will den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden" (Zach 13,7). Nach meiner Auferweckung aber werde ich euch vorausgehen nach Galiläa." Petrus entgegnete ihm: "Wenn auch alle Anstoß nehmen an dir, ich werde niemals Anstoß nehmen." Jesus sprach zu ihm: "Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Petrus sagte zu ihm: "Und müßte ich mit dir sterben, nie und nimmer werde ich dich verleugnen." Ebenso sprachen auch alle anderen Jünger. Darauf kam Jesus mit ihnen an ein Gehöft, Gethsemani genannt, und er sprach zu den Jüngern: "Setzt euch hier nieder, während ich dorthin gehe und bete." Er nahm Petrus und die beiden Zebedäussöhne mit sich und begann zu zittern und zu zagen, und er sprach zu ihnen: "Meine Seele ist betrübt bis in den Tod: bleibt hier und wachet mit mir!" Er ging ein wenig weiter, fiel auf sein Angesicht, betete und sprach: "Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst." Und er kam zu den Jüngern, fand sie schlafend und sprach zu Petrus: "So konntet ihr nicht eine einzige Stunde wachen mit mir? Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist zwar willig, das Fleisch aber ist schwach." Wiederum, ein zweites Mal, ging er hin, betete und sprach: "Mein Vater, wenn dieser Kelch nicht vorübergehen kann, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!" Und da er zurückkam, fand er sie wiederum schlafend; denn ihre Augen waren schwer. Da ließ er sie, ging wieder hin und betete zum dritten Mal, indem er die gleichen Worte sprach. Darauf trat er zu den Jüngern und sagte zu ihnen: "Ihr schlaft noch und ruht! Seht, die Stunde ist gekommen, da der Menschensohn überliefert wird in die Hände der Sünder. Steht auf, laßt uns gehen! Seht, mein Verräter naht!" Während er noch redete, siehe, da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und Knütteln, ausgeschickt von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes. Sein Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: "Den ich küssen werde, der ist es, den ergreifet!" Und sogleich trat er zu Jesus und sprach: "Sei gegrüßt, Meister!" und küßte ihn. Jesus aber sagte zu ihm: "Freund, bist du dazu gekommen?" Da traten sie hinzu, legten Hand an Jesus und nahmen ihn fest. Und siehe, einer von denen, die bei Jesus waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert, schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. Da sagte Jesus zu ihm: "Stecke dein Schwert an seinen Platz! Denn alle, die das Schwert ergreifen, werden durch das Schwert umkommen. Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir nicht sogleich mehr als zwölf Legionen Engel zu Hilfe schicken? Wie aber würden dann die Schriften erfüllt, daß es so geschehen muß?" In jener Stunde sagte Jesus zu den Scharen: "Wie gegen einen Rebellen seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Knütteln, um mich zu fangen. Täglich saß ich im Tempel und lehrte, und ihr habt mich nicht ergriffen." Dies alles aber ist geschehen, damit erfüllt würden die Schriften der Propheten. Da verließen ihn die Jünger alle und flohen. Jene aber, die Jesus festgenommen hatten, führten ihn zu Kaiphas, dem Hohenpriester, bei dem die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammelt hatten. Petrus folgte ihm von ferne bis zum Hof des Hohenpriesters, ging hinein und setzte sich zu den Dienern, um zu sehen, wie es ausgehen würde. Die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten ein falsches Zeugnis gegen Jesus, um ihn zum Tode verurteilen zu können, doch sie fanden nichts, obwohl viele falsche Zeugen auftraten. Zuletzt kamen zwei und sagten: "Dieser hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen!" Da stand der Hohepriester auf und sprach zu ihm: "Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich aussagen?" Jesus aber schwieg. Und der Hohepriester sagte zu ihm: "Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagst, ob du der Messias bist, der Sohn Gottes!" Jesus sprach zu ihm: "Du hast es gesagt! Weiter aber sage ich euch: Von nun an werdet ihr den Menschensohn sehen "sitzend zur Rechten" der Kraft (Ps 110,1) und "kommend auf den Wolken des Himmels" (Dan 7,13)." Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: "Er hat gelästert! Was brauchen wir noch Zeugen? Seht, nun habt ihr die Lästerung gehört. Was dünkt euch?" Sie antworteten: "Er ist schuldig des Todes!" Da spien sie ihm in das Gesicht und schlugen ihn; andere gaben ihm Backenstreiche und sagten: "Weissage uns, Messias, wer ist es, der dich geschlagen hat?" Petrus aber saß draußen im Hof. Da trat eine Magd zu ihm und sagte: "Auch du warst bei Jesus, dem Galiläer." Er aber leugnete vor allen und sprach: "Ich weiß nicht, was du redest." Als er zur Vorhalle hinausging, sah ihn eine andere Magd und sagte zu denen, die dort waren: "Dieser war bei Jesus, dem Nazoräer." Und er leugnete abermals mit einem Schwur: "Ich kenne den Menschen nicht." Kurz darauf traten die Umstehenden hinzu und sagten zu Petrus: "Wirklich, auch du bist einer von ihnen; denn auch deine Sprache verrät dich." Da fing er an zu fluchen und zu schwören: "Ich kenne diesen Menschen nicht." Und sogleich krähte ein Hahn. Petrus aber erinnerte sich des Wortes Jesu, das er gesagt hatte: "Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Und er ging hinaus und weinte bitterlich. Als es Morgen wurde, faßten alle Hohenpriester und Ältesten des Volkes gegen Jesus den Beschluß, ihn dem Tod zu überliefern. Sie ließen ihn gefesselt abführen und übergaben ihn dem Statthalter Pilatus. Da nun Judas, der ihn verraten hatte, sah, daß er verurteilt war, kam Reue über ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück und sprach: "Ich habe gesündigt, da ich unschuldiges Blut verriet." Sie aber sagten: "Was geht das uns an? Sieh du zu!" Da warf er die Silberlinge in den Tempel, zog sich zurück, ging hin und erhängte sich. Die Hohenpriester aber nahmen die Silberlinge und sprachen: "Es ist nicht erlaubt, sie in den Tempelschatz zu legen, denn es ist Blutgeld." Sie hielten Rat und kauften damit den Acker des Töpfers zum Begräbnis für die Fremden. Deswegen heißt dieser Acker Blutacker bis auf den heutigen Tag. So erfüllte sich, was gesagt worden ist durch den Propheten Jeremias: "Sie nahmen die dreißig Silberlinge, den Schätzwert für ihn, wie er von den Söhnen Israels eingeschätzt worden war, und gaben sie für den Acker des Töpfers, wie mir der Herr befohlen hat" (Jer 32,7-9; Zach 11,12f). Jesus aber stand vor dem Statthalter, und der Statthalter fragte ihn: "Bist du der König der Juden?" Jesus sprach: "Du sagst es!" Als er von den Hohenpriestern und Ältesten angeklagt wurde, erwiderte er nichts. Da sagte Pilatus zu ihm: "Hörst du nicht, was sie alles gegen dich vorbringen?" Er aber antwortete ihm auch nicht auf ein einziges Wort, so daß der Statthalter sich sehr verwunderte. Zum Festtag aber war es Brauch, daß der Statthalter dem Volk einen Gefangenen freigab, einen, den sie wollten. Nun hatte man damals einen berüchtigten Gefangenen, der Barabbas hieß. Als sie nun beisammen waren, sagte Pilatus zu ihnen: "Wen soll ich nach eurem Willen euch freigeben, den Barabbas oder Jesus, der Messias genannt wird?" Er wußte nämlich, daß sie ihn aus Neid überantwortet hatten. Während er auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau zu ihm und ließ sagen: "Habe nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; denn ich habe heute seinetwegen viel im Traum gelitten!" Die Hohenpriester und Ältesten indes beredeten das Volk, den Barabbas freizubitten, Jesus aber töten zu lassen. Da wandte sich der Statthalter an sie und sprach: "Wen von beiden soll ich nach eurem Willen euch freigeben?" Sie riefen: "Den Barabbas!" Pilatus sagte zu ihnen: "Was soll ich dann mit Jesus machen, der Messias genannt wird?" Da riefen alle: "Er soll gekreuzigt werden!" Er entgegnete: "Was hat er denn Böses getan?" Sie aber schrien noch mehr: "Er soll gekreuzigt werden!" Als Pilatus sah, daß er nichts ausrichtete, sondern der Lärm größer wurde, nahm er Wasser, wusch seine Hände vor dem Volk und sprach: "Ich bin unschuldig am Blute dieses Gerechten. Seht ihr zu!" Das ganze Volk aber rief als Antwort: "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!" Darauf gab er ihnen den Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und übergab ihn zur Kreuzigung. Da brachten die Soldaten des Statthalters Jesus in das Prätorium und versammelten um ihn die ganze Kohorte. Sie zogen ihn aus und legten ihm einen scharlachroten Mantel um, flochten einen Kranz aus Dornen, setzten ihn auf sein Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand; das Knie vor ihm beugend, verspotteten sie ihn und sprachen: "Heil dir, König der Juden!" Sie spien ihn an, nahmen das Rohr und schlugen auf sein Haupt. Nachdem sie ihn verspottet hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab, zogen ihm seine Kleider an und führten ihn weg zur Kreuzigung. Auf dem Wege hinaus trafen sie einen Mann von Cyrene, Simon mit Namen; diesen zwangen sie, sein Kreuz zu tragen. Und als sie an den Ort kamen, der Golgotha, das heißt Schädelstätte, genannt wird, gaben sie ihm Wein, "mit Galle vermischt, zu trinken" (Ps 69,22); er kostete davon, wollte aber nicht trinken. Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider, indem sie das Los warfen [, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten: "Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und über mein Gewand das Los geworfen" (Ps 22,19)]. Und sie lagerten sich und bewachten ihn dort. Über sein Haupt setzten sie zur Angabe seiner Schuld die Aufschrift: "Das ist Jesus, der König der Juden." Zusammen mit ihm wurden zwei Rebellen gekreuzigt, einer zur Rechten und der andere zur Linken. Die Vorübergehenden aber lästerten ihn, schüttelten ihre Köpfe und sagten: "Der du den Tempel abbrechen und in drei Tagen aufbauen willst, hilf dir selbst, wenn du der Sohn Gottes bist, und steig herab vom Kreuze!" Gleicherweise verspotteten ihn auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: "Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. König von Israel ist er; er steige nun herab vom Kreuze, und wir wollen an ihn glauben. Er hat auf Gott vertraut; der errette ihn nun, wenn er Wohlgefallen hat an ihm; er hat ja gesagt: Ich bin Gottes Sohn!" Dasselbe hielten ihm auch die Rebellen vor, die mit ihm gekreuzigt waren. Von der sechsten Stunde an trat Finsternis ein über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: "Eli, Eli, lema sabachthani?", das heißt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Ps 22,2). Einige von denen, die dabeistanden und dies hörten, sagten: "Er ruft den Elias." Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Essig, steckte ihn an ein Rohr und gab ihm zu trinken. Die übrigen aber sagten: "Laß, wir wollen sehen, ob Elias kommt, ihm zu helfen." Jesus schrie nochmals mit lauter Stimme und gab seinen Geist auf. Und siehe, der Vorhang des Tempels riß von oben bis unten entzwei, die Erde bebte, und die Felsen spalteten sich; die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der Heiligen, die entschlafen waren, wurden auferweckt, gingen nach seiner Auferstehung aus den Gräbern, kamen in die Heilige Stadt und erschienen vielen. Als der Hauptmann und jene, die mit ihm Jesus bewachten, das Erdbeben sahen und was alles geschah, erschraken sie sehr und sprachen: "Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn!" Es waren auch viele Frauen dort, die von weitem zusahen; sie waren Jesus von Galiläa her nachgefolgt, um ihm zu dienen. Unter ihnen war Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus und Joseph, und die Mutter der Söhne des Zebedäus. Als es Abend wurde, kam ein reicher Mann aus Arimathäa, mit Namen Joseph, der auch selbst ein Jünger Jesu war, ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Da befahl Pilatus, daß er ausgeliefert werde. Joseph nahm den Leichnam, wickelte ihn in reine Leinwand und legte ihn in sein neues Grab, das er im Felsen hatte aushauen lassen, wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg. Es waren aber auch Maria Magdalena und die andere Maria dabei und saßen dem Grab gegenüber. Des anderen Tages nun, der auf den Rüsttag folgte, fanden sich die Hohenpriester und Pharisäer bei Pilatus ein und sprachen: "Herr, wir haben uns erinnert, daß jener Verführer, als er noch lebte, gesagt hat: Nach drei Tagen werde ich auferweckt. Ordne daher an, daß das Grab bis zum dritten Tag gesichert werde, damit nicht etwa seine Jünger kommen, ihn stehlen und dem Volke sagen: Er ist von den Toten auferweckt worden. Dann wäre die letzte Verführung schlimmer als die erste." Pilatus sagte zu ihnen: "Ihr sollt eine Wache haben; geht und sorgt für Sicherung, wie es euch gut dünkt!" Sie aber gingen hin und sicherten das Grab, nachdem sie den Stein versiegelt hatten, mit einer Wache. Als der Sabbat vorüber war und der Morgen des ersten Wochentages anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es entstand ein großes Erdbeben; denn ein Engel des Herrn stieg vom Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Sein Aussehen war wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee. Aus Furcht vor ihm erbebten die Wächter und waren wie tot. Der Engel aber wandte sich zu den Frauen und sprach: "Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferweckt worden, wie er gesagt hat; kommt und seht den Platz, wo er lag! Geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, daß er auferweckt ist von den Toten! Seht, er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Seht, ich habe es euch gesagt." Da gingen sie eilends, in Furcht und großer Freude, vom Grabe weg und liefen, um seinen Jüngern die Kunde zu bringen. Und siehe, Jesus kam ihnen entgegen und sprach: "Seid gegrüßt!" Sie traten hinzu, umfaßten seine Füße und beteten ihn an. Da sprach Jesus zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Geht hin und bringt meinen Brüdern die Botschaft, sie sollen nach Galiläa gehen; dort werden sie mich sehen." Während sie nun hingingen, kamen einige von den Wachen in die Stadt und berichteten den Hohenpriestern alles, was sich zugetragen hatte. Da versammelten sie sich mit den Ältesten, hielten Rat und gaben den Soldaten viel Geld mit der Weisung: "Sagt: Seine Jünger sind in der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen. Sollte dies dem Statthalter zu Ohren kommen, so wollen wir ihn beschwichtigen und für eure Sicherheit sorgen." Die nahmen das Geld und taten, wie man sie angeleitet hatte. So verbreitete sich dieses Gerede unter den Juden bis auf den heutigen Tag. Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin sie Jesus beschieden hatte. Und da sie ihn sahen, beteten sie ihn an; einige aber zweifelten. Da trat Jesus vor sie und sprach zu ihnen: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Geht darum hin und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie lehrt, alles zu halten, was ich euch aufgetragen habe. Seht, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt." Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohne Gottes. Wie geschrieben steht beim Propheten Isaias: "Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der dir den Weg bereiten wird" (Mal 3,1); "Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet gerade seine Pfade" (Is 40,3), so trat Johannes als Täufer in der Wüste auf und verkündete eine Taufe der Bekehrung zur Vergebung der Sünden. Das ganze Land Judäa zog hinaus zu ihm und die von Jerusalem alle und ließen sich im Jordanfluß von ihm taufen und bekannten ihre Sünden. Johannes trug ein Kleid aus Kamelhaaren und "einen ledernen Gürtel um seine Lende" (2Kön 1,8) und nährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Und er verkündete: "Es kommt einer nach mir, der stärker ist als ich; ich bin nicht würdig, mich zu bücken und die Riemen seiner Schuhe zu lösen. Ich taufte euch mit Wasser, er aber wird euch taufen mit Heiligem Geist." Und es begab sich in jenen Tagen, daß Jesus von Nazareth in Galiläa kam und sich im Jordan von Johannes taufen ließ. Als er gerade aus dem Wasser heraufstieg, sah er den Himmel sich öffnen und den Geist wie eine Taube auf sich herabkommen [und bleiben]. Und eine Stimme kam vom Himmel: "Du bist mein geliebter Sohn, an dir fand ich Wohlgefallen" (Ps 2,7; Is 42,1). Alsdann trieb ihn der Geist hinaus in die Wüste. Und er war in der Wüste vierzig Tage [und vierzig Nächte], wurde versucht vom Satan, lebte bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm. Nachdem Johannes in Haft gesetzt war, begab sich Jesus nach Galiläa, verkündete das Evangelium [vom Reiche] Gottes und sprach: "Erfüllt ist die Zeit, und genaht hat sich das Reich Gottes; bekehrt euch und glaubt an das Evangelium!" Als er am Ufer des Sees von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder Simons, wie sie die Netze auswarfen im See; sie waren nämlich Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: "Kommt, folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen!" Sie verließen sogleich ihre Netze und folgten ihm nach. Als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, wie auch sie im Schiffe die Netze zurechtmachten. Sogleich rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit den Taglöhnern im Schiff und folgten ihm nach. Sie gingen nach Kapharnaum hinein, und sogleich amSabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Sie staunten über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Macht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten. Es war aber gerade in ihrer Synagoge ein Mensch mit einem unreinen Geist, und er schrie auf und rief: "Was willst du von uns, Jesus, Nazarener? Du kamst, uns zu vernichten. Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!" Jesus aber fuhr ihn an und sprach: "Verstumme und fahre aus von ihm!" Der unreine Geist zerrte ihn hin und her, schrie mit lauter Stimme und fuhr aus von ihm. Da erschraken alle, so daß sie erregt zueinander sagten: "Was ist das? Eine neue, machtvoll sich zeigende Lehre? Selbst den unreinen Geistern gebietet er, und sie gehorchen ihm." Sein Ruf verbreitete sich alsbald überallhin im ganzen Umkreis von Galiläa. Als er die Synagoge verlassen hatte, kam er bald darauf in das Haus des Simon und Andreas, zusammen mit Jakobus und Johannes. Die Schwiegermutter des Simon aber lag an Fieber danieder, und sogleich sprachen sie mit ihm über sie. Er trat hinzu, nahm sie bei der Hand und richtete sie auf. Da wich von ihr das Fieber, und sie bediente sie. Mit Anbruch des Abends, als die Sonne untergegangen war, brachte man zu ihm alle Kranken und Besessenen, und die ganze Stadt hatte sich zusammengefunden vor der Türe. Er machte viele, die an mancherlei Krankheiten litten, gesund und trieb viele Dämonen aus, ließ aber die Dämonen nicht reden, weil sie ihn kannten. In der Frühe, da es noch ganz Nacht war, stand er auf, ging fort und begab sich an einen einsamen Ort und betete dort. Simon aber und seine Gefährten gingen ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: "Alle suchen dich!" Er antwortete ihnen: "Laßt uns anderswohin gehen in die umliegenden Ortschaften, damit ich auch dort predige; denn deswegen bin ich fortgegangen." Und er machte sich auf, predigte über ganz Galiläa hin in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus. Da kam ein Aussätziger zu ihm, fiel auf die Knie und bat ihn: "Wenn du willst, kannst du mich rein machen." Voll Erbarmen streckte er seine Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: "Ich will, werde rein!" Sogleich wich der Aussatz von ihm, und er wurde rein. Mit drohenden Worten schickte er ihn sogleich weg und sagte zu ihm: "Gib acht, daß du es niemand sagst, sondern geh hin, zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Moses angeordnet hat, ihnen zum Zeugnis!" (3Mos 14,2). Der aber ging hin und fing an, allerorts die Kunde zu verbreiten und weiterzuerzählen, so daß Jesus nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte, sondern draußen an einsamen Orten sich aufhielt. Doch sie kamen zu ihm von allen Seiten. Als er nach Tagen wieder nach Kapharnaum kam, wurde es bekannt, daß er zu Hause sei, und es fanden sich viele zusammen, so daß nicht einmal vor der Türe noch Platz war; und er richtete das Wort an sie. Und sie kamen und brachten einen Gelähmten zu ihm, der von vier Männern getragen wurde. Als sie ihn wegen der Volksmenge nicht vor ihn bringen konnten, deckten sie dort, wo er war, das Dach ab, machten eine Öffnung und ließen das Bett hinunter, auf dem der Gelähmte lag. Da Jesus ihren Glauben sah, sprach er zum Gelähmten: "Mein Sohn, vergeben sind deine Sünden." Es saßen aber einige Schriftgelehrte dort und dachten in ihren Herzen: Was redet der so? Er lästert! Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein? Jesus erkannte sogleich in seinem Geiste, daß sie solche Gedanken in sich trugen, und sprach zu ihnen: "Was denkt ihr dies in euren Herzen? Was ist leichter? Dem Gelähmten zu sagen: Vergeben sind deine Sünden, oder zu sagen: Steh auf, nimm dein Bett und geh umher? Ihr sollt aber wissen, daß der Menschensohn Macht hat, Sünden zu vergeben auf Erden" - und er sprach zum Gelähmten: "Ich sage dir: Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause!" Und jener stand auf, nahm sogleich sein Bett und ging vor aller Augen weg, so daß alle außer sich waren, Gott priesen und sagten: "So etwas haben wir noch nie gesehen!" Ein andermal ging er hinaus an den See, und alles Volk kam zu ihm, und er lehrte sie. Im Vorbeigehen sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zollhaus sitzen und sprach zu ihm: "Folge mir nach!" Da stand er auf und folgte ihm nach. Und als er sich zu Tische niederließ in dessen Haus, geschah es, daß viele Zöllner und Sünder sich bei Tisch zusammenfanden mit Jesus und seinen Jüngern; denn es waren ihrer viele, die ihm nachfolgten. Als die Schriftgelehrten der Pharisäer sahen, daß er mit Sündern und Zöllnern aß, sagten sie zu seinen Jüngern: "Was ißt und trinkt er mit den Zöllnern und Sündern?" Da Jesus dies hörte, sprach er zu ihnen: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder." Die Jünger des Johannes und die Pharisäer hielten gerade Fasten. Da kamen einige und sagten zu ihm: "Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht?" Jesus sprach zu ihnen: "Können denn die Freunde des Bräutigams fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da ihnen der Bräutigam genommen ist; dann werden sie fasten an jenem Tage. Niemand näht einen Fleck von ungewalktem Tuch auf ein altes Kleid; sonst reißt das neu eingesetzte Stück vom alten weg, und der Riß wird ärger. Und niemand gießt jungen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der Wein die Schläuche, und es geht der Wein zugrunde und auch die Schläuche; sondern junger Wein gehört in neue Schläuche." Als er einmal am Sabbat durch die Saatfelder ging, geschah es, daß seine Jünger anfingen, im Vorbeigehen Ähren abzurupfen. Da sagten die Pharisäer zu ihm: "Siehe, warum tun sie am Sabbat, was nicht erlaubt ist?" Er aber erwiderte ihnen: "Habt ihr niemals gelesen, was David tat, als er in Not war und ihn und seine Begleiter hungerte? Wie er unter dem Hohenpriester Abiathar in das Haus Gottes hineinging und die Schaubrote aß, die niemand essen darf als die Priester, und wie er auch seinen Begleitern gab" (1Sam 21,2-7)? Und er sprach zu ihnen: "Der Sabbat ist um des Menschen willen da, nicht der Mensch um des Sabbats willen. Darum ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat." Wieder einmal ging er in eine Synagoge, und dort war ein Mann mit einer gelähmten Hand. Sie aber gaben acht auf ihn, ob er am Sabbat ihn heilen würde, damit sie ihn anklagen könnten. Da sagte er zu dem Mann mit der gelähmten Hand: "Stelle dich in die Mitte!" Und zu ihnen sprach er: "Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder zu töten?" Sie aber schwiegen. Da blickte er sie ringsum zornig an, betrübt über die Verstocktheit ihrer Herzen, und sprach zu dem Manne: "Strecke deine Hand aus!" Und er streckte sie aus, und seine Hand wurde wiederhergestellt. Die Pharisäer aber gingen hinaus und hielten sogleich mit den Herodianern Rat wider ihn, wie sie ihn vernichten könnten. Jesus aber zog sich mit seinen Jüngern zurück an den See, und viel Volk aus Galiläa folgte ihm nach; auch aus Judäa und Jerusalem, aus Idumäa und von jenseits des Jordan sowie aus dem Gebiet von Tyrus und Sidon kamen sie in großer Menge zu ihm, da sie vernommen hatten, was alles er tat. Da sagte er zu seinen Jüngern, man solle für ihn ein Boot bereitstellen wegen der Menge des Volkes, damit sie ihn nicht erdrückten. Denn er heilte viele, so daß sie ihn umdrängten, damit alle, die mit Leiden behaftet waren, ihn berühren könnten. Die unreinen Geister fielen, sobald sie ihn sahen, vor ihm nieder und schrien: "Du bist der Sohn Gottes!" Er aber gebot ihnen mit aller Strenge, ihn nicht bekannt zu machen. Er stieg auf den Berg und rief zu sich, die er wollte, und sie kamen zu ihm. Und er bestellte zwölf, daß sie seine Begleiter und seine Sendboten seien, um zu predigen und Vollmacht zu haben, die Dämonen auszutreiben. So bestellte er die Zwölf: den Simon, dem er den Beinamen Petrus gab, den Jakobus, des Zebedäus Sohn, und Johannes, des Jakobus Bruder, denen er den Beinamen gab Boanerges, das heißt Donnersöhne, und den Andreas und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und Thomas und Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Thaddäus und Simon, den Kananäer, und Judas Iskarioth, der ihn jedoch verriet. Als er nach Hause kam, strömte wieder das Volk zusammen, so daß sie nicht einmal ihr Brot essen konnten. Da die Seinen es hörten, machten sie sich auf, ihn zu ergreifen; denn sie sagten: "Er ist von Sinnen." Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: "Er hat den Beelzebul!" und: "Durch den Fürsten der Dämonen treibt er die Dämonen aus." Er rief sie herbei und redete zu ihnen in Gleichnissen: "Wie kann Satan den Satan austreiben? Wenn ein Reich mit sich selbst entzweit ist, so kann ein solches Reich nicht Bestand haben. Und wenn ein Haus mit sich selbst entzweit ist, so kann ein solches Haus nicht bestehen. Wenn nun der Satan gegen sich selbst aufsteht und sich entzweit, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm. Niemand kann in das Haus des Starken eindringen und seine Habe plündern, wenn er nicht vorher den Starken gefesselt hat; dann erst wird er sein Haus plündern. Wahrlich, ich sage euch: Alles wird den Menschenkindern vergeben werden an Sünden und Lästerungen, soviel sie auch lästern mögen; wer aber lästert wider den Heiligen Geist, findet in Ewigkeit nicht Vergebung, sondern er ist ewiger Sünde verfallen." Sie sagten nämlich: "Er hat einen unreinen Geist." Und es kamen seine Mutter und seine Brüder, blieben draußen stehen und schickten zu ihm, um ihn rufen zu lassen. Es umlagerte ihn eine Menge Volk, als man ihm sagte: "Siehe, deine Mutter und deine Brüder sind draußen und suchen dich." Er antwortete ihnen: "Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?" Und er blickte auf die rings um ihn Sitzenden und sprach: "Seht meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter." Wieder einmal begann er am See zu lehren, und es sammelte sich sehr viel Volk um ihn, so daß er ein Schiff bestieg und sich auf dem See niederließ, während das ganze Volk den See entlang auf dem Lande war. Er lehrte sie vieles in Gleichnissen und sprach in seiner Unterweisung zu ihnen: "Hört! Seht, ein Sämann ging aus zu säen. Beim Säen geschah es, da fiel einiges auf den Weg, und es kamen die Vögel [des Himmels] und fraßen es auf. Anderes fiel auf steinigen Grund, wo es nicht viel Erdreich hatte, und ging sogleich auf, weil es ihm an Tiefe des Erdreiches fehlte. Als aber die Sonne aufging, wurde es von der Hitze getroffen, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen auf und erstickten es, und es brachte keine Frucht. Anderes fiel auf gutes Erdreich und brachte Frucht, die heranwuchs und sich mehrte, und trug dreißigfältig und sechzigfältig und hundertfältig." Dann sprach er: "Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Als er allein war, fragten ihn, die um ihn waren, zusammen mit den Zwölfen nach den Gleichnissen. Er sprach zu ihnen: "Euch ist das Geheimnis des Gottesreiches gegeben; denen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen zuteil, auf daß sie "hinsehen und doch nicht sehen, hinhören und doch nicht verstehen und sich nicht bekehren und nicht Vergebung finden" (Is 6,9)." Und er sprach zu ihnen: "Ihr begreift dieses Gleichnis nicht? Wie werdet ihr dann alle Gleichnisse verstehen? Der Sämann, er sät das Wort. Die auf dem Wege sind jene, bei denen das Wort gesät wird; aber wenn sie hören, kommt sogleich der Satan und nimmt das Wort hinweg, das in sie gesät wurde. Ähnlich ist es mit denen, die auf steinigen Grund gesät werden: diese nehmen, wenn sie das Wort hören, es sogleich mit Freuden auf, doch sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind Menschen des Augenblicks; wenn dann Drangsal kommt oder Verfolgung um des Wortes willen, wird es ihnen sogleich zum Falle. Andere sind die unter die Dornen Gesäten: es sind jene, die das Wort hörten; doch die Sorgen der Welt, der trügerische Reichtum und die Begierden nach allem anderen stellen sich ein und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. Und das sind die auf ein gutes Erdreich Gesäten: es sind jene, die das Wort hören, es aufnehmen und Frucht bringen, dreißigfältig, sechzigfältig und hundertfältig." Und er sprach zu ihnen: "Bringt man etwa eine Lampe herein, damit sie unter den Scheffel oder unter das Bett gestellt werde? Nicht vielmehr deswegen, damit sie auf den Leuchter gestellt werde? Denn nicht ist etwas verborgen, das nicht offenbar würde, und nichts wurde versteckt, das nicht aufgedeckt würde. Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Weiter sprach er zu ihnen: "Gebt acht, was ihr hört: Mit dem Maße, mit dem ihr messet, wird euch gemessen werden, ja, es wird euch hinzugegeben werden [,euch, die ihr hört]. Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden." Er sprach auch: "Mit dem Reiche Gottes ist es so wie bei einem Mann, der den Samen in die Erde streut. Er schläft, er steht auf, es wird Nacht, es wird Tag, der Same sproßt und wächst, ohne daß er es wahrnimmt. Von selbst trägt die Erde Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann volles Korn in der Ähre. Und wenn die Frucht es zuläßt, legt er alsbald die Sichel an; denn die Ernte ist da." Weiter sprach er: "Womit sollen wir das Gottesreich vergleichen oder in welchem Gleichnis es darstellen? Es ist wie ein Senfkorn. Wenn es ausgesät wird auf die Erde, ist es das kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; wenn es aber ausgesät ist, geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, so daß die Vögel des Himmels in seinem Schatten wohnen können." In vielen solchen Gleichnissen predigte er ihnen das Wort, so wie sie es fassen konnten. Ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen; waren sie aber unter sich allein, erklärte er seinen Jüngern alles. Und als es Abend wurde an jenem Tag, sagte er zu ihnen: "Laßt uns hinüberfahren ans andere Ufer!" Sie entließen das Volk und nahmen ihn, wie er war, im Schiffe mit, und auch andere Schiffe begleiteten ihn. Da erhob sich ein großer Sturm und warf die Wogen in das Schiff, so daß sich das Schiff bereits füllte. Er aber lag hinten im Schiff und schlief auf dem Kissen. Sie weckten ihn auf und sagten zu ihm: "Meister, kümmert es dich nicht, daß wir zugrunde gehen?" Und er stand auf, schalt den Wind und sprach zum See: "Schweig! Sei still!" Da legte sich der Wind, und es war große Stille. Dann sprach er zu ihnen: "Was seid ihr so furchtsam? Warum habt ihr nicht Glauben?" Da erfaßte sie große Furcht, und sie sprachen zueinander: "Wer ist wohl der, daß sogar der Wind und der See ihm gehorchen?" Sie kamen hinüber über den See, in das Land der Gerasener. Und als er aus dem Schiffe trat, lief ihm sogleich aus den Grabkammern heraus ein Mensch entgegen mit einem unreinen Geist. Der hatte seine Behausung in den Grabkammern, und nicht einmal mit einer Kette vermochte ihn jemand zu fesseln. Denn schon oft hatte man ihn mit Fußfesseln und Ketten gebunden, doch die Ketten wurden von ihm zerrissen und die Fußfesseln zerrieben, und niemand vermochte ihn zu bändigen. Immerfort, bei Nacht und Tag, schrie er in den Grabkammern und auf den Bergen umher und schlug sich mit Steinen. Als er Jesus von weitem sah, lief er hin, warf sich vor ihm nieder und schrie mit lauter Stimme: "Was willst du von mir, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht!" Er hatte nämlich zu ihm gesagt: "Fahre aus von dem Menschen, du unreiner Geist!" Und er fragte ihn: "Wie heißt du?" Er antwortete ihm: "Legion ist mein Name, denn unser sind viele." Und er bat ihn dringend, er möge sie nicht aus der Gegend vertreiben. Es war aber dort an dem Berg eine große Herde von Schweinen auf der Weide, und sie baten ihn: "Schicke uns zu den Schweinen, daß wir in sie hineinfahren!" Er gestattete es ihnen, und die unreinen Geister fuhren aus und fuhren in die Schweine; die Herde aber stürzte sich den Abhang hinunter in den See, etwa zweitausend an der Zahl, und sie ertranken im See. Ihre Hirten aber flohen und berichteten es in der Stadt und auf den Gehöften, und die Leute kamen, um zu sehen, was geschehen war. Sie kamen zu Jesus und sahen den Mann, der von der "Legion" besessen war, angekleidet und klaren Sinnes dasitzen, und Furcht erfaßte sie. Und die es gesehen hatten, erzählten ihnen, wie es zuging mit dem Besessenen, und auch das von den Schweinen. Da fingen sie an, ihn zu bitten, er möge wegziehen aus ihrem Gebiete. Als er einsteigen wollte in das Schiff, ersuchte ihn der vordem Besessene, bei ihm bleiben zu dürfen. Doch er ließ ihn nicht mit, sondern sagte zu ihm: "Geh nach Haus zu den Deinen und berichte ihnen, was der Herr an dir tat und wie er sich deiner erbarmte!" Da ging er hin und fing an, in der Dekapolis zu verkünden, was Jesus an ihm getan, und alle staunten. Nachdem Jesus im Schiff hinübergefahren war, wieder ans andere Ufer, sammelte sich viel Volk um ihn. Er war gerade am See; da kam einer von den Synagogenvorstehern, Jairus mit Namen, fiel, als er ihn sah, ihm zu Füßen und bat ihn flehentlich: "Mein Töchterchen ist in äußerster Gefahr; komm doch und leg ihr die Hände auf, daß sie gerettet werde und lebe!" Er ging mit ihm, und eine große Volksmenge folgte ihm, und man umdrängte ihn. Da war eine Frau, die zwölf Jahre an Blutfluß litt und von vielen Ärzten viel ausgestanden und all das Ihre aufgewendet hatte, ohne Erfolg zu finden - sie war vielmehr nur noch schlimmer daran. Sie hatte von Jesus gehört, trat in der Menge von rückwärts hinzu und berührte sein Kleid; denn sie sagte sich: Berühre ich nur sein Gewand, so werde ich geheilt. Und sofort versiegte der "Quell ihres Blutes" (3Mos 12,7), und sie fühlte am Körper, daß sie geheilt war von der Plage. Sofort aber merkte Jesus an sich die von ihm ausgehende Kraft, wandte sich in der Menge um und sprach: "Wer hat mein Gewand berührt?" Seine Jünger sagten zu ihm: "Du siehst, wie das Volk dich umdrängt, und du sagst: Wer hat mich berührt?" Er aber blickte umher, um nach der zu sehen, die es getan hatte. Die Frau aber kam herbei, furchtsam und zitternd und mit dem Wissen um das, was ihr geschehen war, fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sprach zu ihr: "Tochter, dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden und sei geheilt von deiner Plage!" Während er noch redete, kamen Leute vom Synagogenvorsteher und sagten: "Deine Tochter ist gestorben; was bemühst du noch den Meister?" Jesus aber, der dieses Wort mit anhörte, sagte zum Synagogenvorsteher: "Sei ohne Furcht, glaube nur!" Er ließ niemand mit sich gehen, außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Und sie kamen zum Haus des Synagogenvorstehers, und er gewahrte lärmendes Treiben und laut weinende und klagende Menschen, ging hinein und sagte zu ihnen: "Was lärmt ihr und weint? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft." Da verlachten sie ihn. Er aber schaffte alle hinaus, nahm den Vater des Kindes und die Mutter und seine Begleiter mit sich und ging hinein, wo das Kind lag. Er ergriff die Hand des Kindes und sprach zu ihm: "Talitha kum", was übersetzt heißt: "Mädchen, ich sage dir, steh auf!" Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher; es war nämlich schon zwölf Jahre. Da gerieten sie außer sich vor lauter Staunen. Er aber gebot ihnen, daß niemand davon erfahre, und sagte, man solle ihr etwas geben zum Essen. Er ging von dort weiter und kam in seine Vaterstadt, und seine Jünger begleiteten ihn. Als es Sabbat war, lehrte er erstmals in der Synagoge, und die vielen, die ihn hörten, gerieten außer sich [über seine Lehre] und sagten: "Woher hat er denn dies? Was ist das für eine Weisheit, die ihm zu eigen ist? Und was sind das für Wunder, die durch seine Hände geschehen? Ist er nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder des Jakobus und des Joses und des Judas und des Simon? Und sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns?" Und sie nahmen Anstoß an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: "Ein Prophet ist nirgends so wenig geachtet wie in seiner Vaterstadt, bei seinen Verwandten und in seinem Hause." Und er konnte dort keine Wunder wirken, nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Er wunderte sich über ihren Unglauben und zog durch die Dörfer ringsum und lehrte. Und er rief die Zwölf herbei, begann sie auszusenden zu zwei und zwei, gab ihnen Gewalt über die unreinen Geister und trug ihnen auf, nichts mitzunehmen auf den Weg als nur einen Stab, nicht Brot, nicht Tasche, nicht Geld im Gürtel. Sandalen jedoch sollten sie anlegen -, "nicht aber zieht zwei Röcke an!" Und er sprach zu ihnen: "Wo ihr ein Haus betretet, da bleibt, bis ihr weiterzieht von dort! Wenn euch ein Ort nicht aufnimmt und wenn sie auf euch nicht hören, so geht von dannen und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis!" Und sie zogen aus, riefen zur Bekehrung auf und trieben viele Dämonen aus, salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie. Auch König Herodes hörte davon - sein Name war ja bekannt geworden -, und er sagte: "Johannes der Täufer ist von den Toten auferweckt worden, darum wirken die Wunderkräfte in ihm." Andere jedoch meinten: "Er ist Elias." Wieder andere: "Er ist ein Prophet wie einer von den Propheten." Herodes aber, der davon hörte, sagte: "Johannes, den ich enthauptet habe, der wurde auferweckt." Herodes hatte nämlich den Johannes ergreifen, fesseln und ins Gefängnis werfen lassen wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, da er sie geheiratet hatte. Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: "Es ist dir nicht erlaubt, deines Bruders Frau zu haben!" Herodias aber trug es ihm nach und wollte ihn töten, doch sie konnte es nicht; denn Herodes hatte Scheu vor Johannes, weil er wußte, daß er ein gerechter und heiliger Mann war. Er hielt ihn in Gewahrsam, und sooft er ihn hörte, kam er in große Verlegenheit; doch er hörte ihn gerne. Da kam ein gelegener Tag, als an seinem Geburtstag Herodes seinen Würdenträgern und Offizieren sowie den Vornehmen von Galiläa ein Festmahl gab. Als die Tochter jener Herodias eintrat und mit ihrem Tanzen den Beifall des Herodes und der Gäste fand, sprach der König zum Mädchen: "Erbitte von mir, was du willst, und ich will es dir geben." Und er schwor ihr: "Was auch immer du erbittest von mir, ich werde es dir geben, bis zur Hälfte meines Reiches." Da ging sie hinaus und sagte zu ihrer Mutter: "Was soll ich erbitten?" Die aber sagte: "Das Haupt des Johannes des Täufers!" Sogleich ging sie eilends zum König hinein und bat: "Ich möchte, daß du mir sofort auf einer Schüssel das Haupt des Johannes des Täufers gibst." Da wurde der König sehr bedrückt; jedoch um der Schwüre und der Tischgenossen willen wollte er sie nicht abweisen. Und so schickte der König gleich darauf einen Henker weg und befahl, sein Haupt zu bringen. Der ging hin, enthauptete ihn im Gefängnis und brachte sein Haupt auf einer Schüssel, gab es dem Mädchen, und das Mädchen gab es seiner Mutter. Als seine Jünger davon hörten, kamen sie, holten seinen Leichnam und setzten ihn bei in einem Grabe. Die Apostel fanden sich wieder bei Jesus ein und berichteten ihm alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten. Da sprach er zu ihnen: "Kommt her, ihr für euch allein, an einen abgelegenen Ort und ruht ein wenig aus!" Denn derer, die kamen und gingen, waren so viele, daß sie nicht einmal Zeit hatten zu essen. Sie fuhren in einem Schiff für sich allein an einen abgelegenen Ort. Doch man sah sie wegfahren, und viele erfuhren davon und strömten zu Fuß aus allen Städten dorthin zusammen und kamen eher an als sie. Als er nun ausstieg, sah er das viele Volk und bekam Mitleid mit ihnen, weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten haben, und er begann, sie vieles zu lehren. Als es schon spät geworden war, traten seine Jünger zu ihm und sagten: "Die Gegend ist abgelegen, und es ist schon spät. Entlasse sie, damit sie in die umliegenden Höfe und Dörfer gehen und sich etwas kaufen zum Essen." Er aber antwortete ihnen: "Gebt ihr ihnen zu essen!" Da sagten sie zu ihm: "Sollen wir hingehen und für zweihundert Denare Brot kaufen und ihnen zu essen geben?" Er aber sprach zu ihnen: "Wie viele Brote habt ihr? Geht hin und seht nach!" Sie stellten es fest und sagten: "Fünf und zwei Fische." Da befahl er ihnen, es sollten alle sich niederlassen, nach Eßgemeinschaften verteilt auf dem grünen Rasen. Und sie ließen sich nieder in Gruppen zu hundert und zu fünfzig. Er aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Segen, brach die Brote und reichte sie den Jüngern zum Austeilen an sie; auch die zwei Fische verteilte er unter alle. Und alle aßen und wurden satt, und sie hoben an abgebrochenen Stücken zwölf volle Körbe auf, auch von den Fischen. Es waren derer, die von den Broten gegessen hatten, fünftausend Männer. Sogleich drängte er seine Jünger, einzusteigen ins Schiff und ihm vorauszufahren hinüber nach Bethsaida, indes er selbst das Volk entlassen wolle. Als er sie verabschiedet hatte, zog er sich auf den Berg zurück, um zu beten. Schon war es spät geworden, und das Schiff war mitten auf dem See, er aber allein auf dem Lande. Als er sah, wie sie sich abmühten beim Rudern - es war nämlich für sie Gegenwind -, ging er um die vierte Nachtwache auf dem See einherschreitend zu ihnen und wollte an ihnen vorübergehen. Als sie ihn auf dem See einhergehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrieen laut auf; denn alle sahen ihn und entsetzten sich. Er aber redete sogleich mit ihnen und sprach: "Seid getrost; ich bin es! Fürchtet euch nicht!" Dann stieg er zu ihnen in das Schiff, und der Wind legte sich. Sie aber gerieten ganz und gar außer sich; denn sie waren trotz der Brote nicht zur Einsicht gelangt, sondern ihr Herz blieb verschlossen. Sie fuhren hinüber, kamen bei Genesareth ans Land und legten an. Als sie aus dem Schiffe traten, erkannte man ihn sogleich; sie liefen durch die ganze Gegend dort und brachten alsbald auf Betten die Kranken herbei, sowie sie hörten, wo er sei. Wo er Dörfer oder Städte oder Gehöfte betrat, legten sie die Kranken auf die offenen Plätze und baten ihn, daß sie wenigstens den Saum seines Kleides berühren dürften; und alle, die ihn berührten, wurden geheilt. Es fanden sich bei ihm die Pharisäer und einige Schriftgelehrte ein, die von Jerusalem kamen und bemerkten, daß von seinen Jüngern einige mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen das Essen nahmen. Essen doch die Pharisäer wie alle Juden nur dann, wenn sie, in strenger Beachtung der Überlieferung der Alten, durch gehöriges Abspülen die Hände gewaschen haben. Auch wenn sie vom Markte kommen, essen sie nicht, ohne sich gewaschen zu haben, und noch vieles andere gibt es, was sie aufgrund der Überlieferung beobachten, so das Abspülen von Bechern und Krügen und Kupfergeschirr [und Liegepolstern]. Da fragten ihn die Pharisäer und Schriftgelehrten: "Warum wandeln deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Alten, sondern nehmen das Essen mit unreinen Händen?" Er antwortete ihnen: "Treffend hat Isaias von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht: "Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist fern von mir. Vergeblich aber verehren sie mich; ihre Lehrsprüche, die sie vortragen, sind nichts als Satzungen von Menschen" (Is 29,13). Ihr laßt das Gebot Gottes außer acht und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. [Das Waschen der Krüge und Becher und vieles andere besorgt ihr voll Eifer.]" Und er sprach zu ihnen: "Gar fein hebt ihr das Gebot Gottes auf, um eure Überlieferung zu halten. Denn Moses hat gesagt: "Ehre deinen Vater und deine Mutter" und: "Wer Vater oder Mutter schmäht, soll des Todes sterben" (2Mos 20,12; 2Mos 21,17.) Ihr aber sagt: Wenn einer zu Vater oder Mutter sagt: Korban, das heißt Tempelopfer, sei, was dir von mir zukommen soll, so laßt ihr ihn nichts mehr tun für Vater oder Mutter und hebt somit das Wort Gottes auf mit eurer Überlieferung, die ihr weitergegeben habt; und dergleichen tut ihr noch vieles." Und er rief wieder das Volk zu sich und sprach zu ihnen: "Hört mich alle und versteht! Nicht, was von außen in den Menschen hineingeht, kann ihn verunreinigen; sondern was vom Menschen herauskommt, verunreinigt den Menschen. Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Als er nun vom Volke weg nach Hause kam, fragten ihn seine Jünger nach dem Gleichnis. Da sprach er zu ihnen: "Seid denn auch ihr ohne Verständnis? Versteht ihr nicht, daß alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht verunreinigen kann, weil es nicht in sein Herz hineingeht, sondern in den Magen, und in den Abort hinausgeht?"; So erklärte er alle Speisen für rein und sagte: "Was aus dem Menschen herauskommt, das verunreinigte den Menschen. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, böser Blick, Lästerung, Hochmut und Maßlosigkeit. All dieses Böse kommt von innen heraus und verunreinigt den Menschen." Er brach auf und zog von dort in das Gebiet von Tyrus und Sidon; er ging in ein Haus und wollte, daß es niemand erfahre, aber er konnte nicht verborgen bleiben. Vielmehr kam sehr bald eine Frau, die von ihm gehört hatte und deren Tochter einen unreinen Geist hatte, und fiel ihm zu Füßen. Die Frau war eine Hellenin, aus Syrophönizien stammend, und sie bat ihn, er möchte den Dämon austreiben aus ihrer Tochter. Er sprach zu ihr: "Laß zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot der Kinder zu nehmen und den jungen Hunden vorzuwerfen." Sie aber antwortete ihm: "Doch, Herr! Auch die jungen Hunde unter dem Tisch fressen von den Brosamen der Kinder." Da sprach er zu ihr: "Um dieses Wortes willen geh hin; der Dämon ist ausgefahren aus deiner Tochter." Als sie nach Hause kam, fand sie das Kind auf dem Bette liegen und den Dämon ausgefahren. Er verließ das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den galiläischen See, mitten in das Gebiet der Dekapolis. Da brachten sie einen Taubstummen zu ihm und baten ihn, er möge ihm die Hand auflegen. Er nahm ihn vom Volke weg auf die Seite, steckte seine Finger in seine Ohren, berührte seine Zunge mit Speichel, sah zum Himmel auf, seufzte und sprach zu ihm: "Ephphatha", das heißt "Öffne dich!" Sogleich öffneten sich seine Ohren, das Band seiner Zunge wurde gelöst, und er redete richtig. Und er gebot ihnen, es niemand zu sagen. Doch ob er ihnen auch noch so gebot, sie machten es um so eifriger bekannt. Sie waren ganz und gar außer sich und sagten: "Vortrefflich hat er alles gemacht: die Tauben macht er hören und die Stummen reden." Als in jenen Tagen wieder viel Volk beisammen war und sie nichts zu essen hatten, rief er die Jünger zu sich und sprach zu ihnen: "Mich erbarmt des Volkes; denn schon drei Tage harren sie aus bei mir und haben nichts zu essen. Wenn ich sie ungespeist nach Hause entlasse, werden sie auf dem Wege ermatten; und einige von ihnen sind von weit hergekommen." Da erwiderten ihm seine Jünger: "Woher soll jemand sie mit Brot sättigen können, hier in der Wüste?" Er fragte sie: "Wie viele Brote habt ihr?" Sie sagten: "Sieben!" Da befahl er dem Volk, sich auf der Erde zu lagern, nahm die sieben Brote, sprach das Dankgebet, brach sie und gab sie seinen Jüngern zum Verteilen, und sie teilten davon dem Volke aus. Sie hatten auch einige Fischlein; er sprach den Segen darüber und ließ auch sie verteilen. Sie aßen und wurden satt; von den abgebrochenen Stücken aber, die übrigblieben, hoben sie sieben Körbe voll auf. Es waren etwa viertausend; und er entließ sie. Gleich darauf stieg er mit seinen Jüngern in das Schiff und kam in die Gegend von Dalmanutha. Da kamen die Pharisäer heran und begannen mit ihm zu streiten. Sie forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel, um ihn auf die Probe zu stellen. Er aber seufzte in seinem Geiste und sprach: "Was fordert dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Diesem Geschlecht wird kein Zeichen gegeben werden." Und er ließ sie stehen, stieg wieder ein und fuhr hinüber ans andere Ufer. Sie hatten aber vergessen, Brote mitzunehmen, und hatten nur ein einziges Brot bei sich im Schiffe. Eindringlich mahnte er sie und sprach: "Seht zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes!" Da machten sie sich miteinander Gedanken, daß sie keine Brote hätten. Jesus merkte es und sprach zu ihnen: "Was macht ihr euch Gedanken, daß ihr keine Brote habt? Erkennt und begreift ihr denn noch nicht? Was haltet ihr verschlossen euer Herz? Augen habt ihr und seht nicht? Ohren habt ihr und hört nicht? Und erinnert ihr euch nicht? Als ich die fünf Brote brach für die Fünftausend, wie viele Körbe voll abgebrochener Stücke habt ihr da aufgehoben?" Sie erwiderten ihm: "Zwölf". "Und als ich die sieben Brote für die Viertausend brach, wie viele Körbe voll abgebrochener Stücke habt ihr da aufgehoben?" Sie sagten: "Sieben." Da sprach er zu ihnen: "Begreift ihr noch nicht?" Darauf kamen sie nach Bethsaida, und man brachte zu ihm einen Blinden und bat ihn, er möchte ihn berühren. Er faßte den Blinden bei der Hand, führte ihn vor das Dorf hinaus, tat Speichel auf seine Augen, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: "Siehst du etwas?" Er blickte auf und sagte: "Ich erblicke die Menschen; denn ich sehe sie wie Bäume einhergehen." Darauf legte er nochmals die Hände auf seine Augen; da drang sein Blick durch, und er war wiederhergestellt; er sah alles deutlich und klar. Dann schickte er ihn nach Hause und sprach: "Doch in das Dorf gehe nicht hinein!" Jesus aber zog mit seinen Jüngern weiter in die Dörfer von Cäsarea Philippi, und auf dem Wege fragte er seine Jünger: "Für wen halten mich die Leute?" Sie erwiderten ihm: "Für Johannes den Täufer; andere für Elias, andere für einen von den Propheten." Da fragte er sie: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Petrus antwortete ihm: "Du bist der Messias!" Und er gebot ihnen streng, mit niemand über ihn zu sprechen. Und er fing an, sie zu belehren, der Menschensohn müsse vieles leiden, von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten verworfen und getötet werden, nach drei Tagen aber auferstehen. Frei und offen sprach er das Wort. Da nahm ihn Petrus auf die Seite und fing an, ihm Vorhaltungen zu machen. Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an, schalt den Petrus und sprach: "Hinweg von mir, Satan, du denkst nicht das, was Gottes ist, sondern was der Menschen ist." Und er rief das Volk mit seinen Jüngern zu sich und sprach zu ihnen: "Wenn einer mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren, wer aber sein Leben verliert um meinet- und des Evangeliums willen, wird es retten. Denn was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen, aber Schaden zu erleiden an seinem Leben? Was kann ein Mensch als Gegenpreis bieten für sein Leben? Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt vor diesem ehebrecherischen und sündhaften Geschlecht, dessen wird auch der Menschensohn sich schämen, wenn er kommt in der Herrlichkeit seines Vaters zusammen mit den heiligen Engeln." Und er sagte zu ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Es sind einige unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht kosten, bis sie das Gottesreich kommen sehen in Kraft." Nach sechs Tagen nahm Jesus den Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und führte sie hinauf auf einen hohen Berg, ganz für sich allein. Da wurde er vor ihnen verwandelt, sein Gewand wurde leuchtend weiß, wie kein Walker auf Erden es so weiß zu machen vermag. Und es erschien ihnen Elias zusammen mit Moses, und sie redeten mit Jesus. Da nahm Petrus das Wort und sagte zu Jesus: "Meister, es ist gut, daß wir hier sind; wir wollen drei Hütten bauen, dir eine, dem Moses eine und dem Elias eine." Er wußte nämlich nicht, was er sagen sollte; sie waren ja ganz erschreckt. Da kam eine Wolke, die sie überschattete, und aus der Wolke kam eine Stimme: "Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören!" Als sie gleich darauf sich umblickten, sahen sie niemand mehr bei sich als Jesus allein. Und da sie herabstiegen vom Berge, mahnte er sie eindringlich, sie sollten niemand erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Sie griffen das Wort auf und redeten miteinander darüber, was das heiße: "Von den Toten auferstehen." Und sie fragten ihn: "Warum sagen denn die Schriftgelehrten, Elias müsse zuerst kommen?" Er antwortete ihnen: "Elias kommt wohl zuerst, um alles wiederherzustellen. Wie aber steht vom Menschensohn geschrieben? Er werde viel leiden müssen und verachtet werden. Nun denn, ich sage euch: Ja, Elias ist gekommen, doch sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten, wie geschrieben steht im Hinblick auf ihn." Als sie zu den Jüngern kamen, sahen sie viel Volk um sie herum sowie auch Schriftgelehrte, die im Streite waren mit ihnen. Sogleich geriet das ganze Volk, als es ihn sah, in große Erregung; sie liefen hinzu und begrüßten ihn. Er aber fragte sie: "Was streitet ihr mit ihnen?" Da erwiderte ihm einer aus dem Volke: "Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht, der ist besessen von einem stummen Geist. Wenn der ihn irgendwo überfällt, zerrt er ihn hin und her, dann schäumt er, knirscht mit den Zähnen und fällt in Erstarrung. Ich sagte zu deinen Jüngern, sie möchten ihn austreiben; doch sie vermochten es nicht." Er aber wandte sich an sie und sprach: "O du ungläubiges Geschlecht! Wie lange noch soll ich bei euch sein? Wie lange noch euch ertragen? Bringt ihn her zu mir!" Und sie brachten ihn zu ihm. Sogleich bei seinem Anblick schüttelte ihn der Geist; er fiel auf die Erde, wälzte sich und schäumte. Da fragte er seinen Vater: "Wie lange ist es her, daß ihm dies widerfahren ist?" Der sagte: "Von Kindheit an. Oft schon warf er ihn ins Feuer und ins Wasser, um ihn umzubringen. Wenn du etwas vermagst, so habe Erbarmen mit uns und hilf uns!" Jesus sprach zu ihm: "Wenn du etwas vermagst? Alles ist möglich dem, der glaubt." Sogleich stöhnte der Vater des Knaben laut auf und rief: "Ich glaube; hilf meinem Unglauben!" Da Jesus sah, daß das Volk zusammenlief, schalt er den unreinen Geist und sprach zu ihm: "Du stummer und tauber Geist, ich gebiete dir, fahre von ihm aus und komme nicht mehr zurück zu ihm!" Unter lautem Geschrei und heftigen Zuckungen fuhr er aus, und der Knabe war wie tot, so daß die Leute sagten, er sei gestorben. Jesus aber faßte ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf. Als er nach Hause kam, fragten ihn seine Jünger, als sie unter sich waren: "Warum vermochten wir nicht, ihn auszutreiben?" Er antwortete ihnen: "Diese Art kann durch nichts ausgetrieben werden als durch Gebet [und Fasten]." Sie zogen von da weiter und wanderten durch Galiläa; doch wollte er nicht, daß es jemand erfahre. Denn er unterwies seine Jünger und sprach zu ihnen: "Der Menschensohn wird überliefert in die Hände von Menschen, und sie werden ihn töten; aber drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen." Sie aber begriffen das Wort nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kapharnaum, und als er zu Hause war, fragte er sie: "Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?" Sie aber schwiegen; denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei. Da setzte er sich nieder, rief die Zwölf und sprach zu ihnen: "Will einer Erster sein, so sei er Letzter von allen und aller Diener!" Und er nahm ein Kind, stellte es mitten unter sie, schloß es in seine Arme und sprach zu ihnen: "Wer eines von solchen Kindern aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat." Da sagte zu ihm Johannes: "Meister, wir sahen einen, der in deinem Namen Dämonen austrieb, einen, der sich uns nicht anschließt, und wir verwehrten es ihm, weil er sich uns nicht anschließt." Jesus sprach: "Verwehrt es ihm nicht, denn keinen gibt es, der Machtvolles wirkt in meinem Namen und gleich darauf Böses sagen könnte wider mich. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch einen Becher Wasser zu trinken gibt, daraufhin, daß ihr zu Christus gehört, wahrlich, ich sage euch, er wird um seinen Lohn nicht kommen. Wer aber einem von diesen Kleinen, die [an mich] glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er hinabgeworfen würde ins Meer. Wenn deine Hand dir zum Ärgernis wird, so haue sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt einzugehen ins [ewige] Leben, als mit zwei Händen hinabzufahren in die Hölle, in das nie erlöschende Feuer [, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt]. Und wenn dein Fuß dir zum Ärgernis wird, so haue ihn ab; es ist besser für dich, hinkend einzugehen ins [ewige] Leben, als mit zwei Füßen hinabgeworfen zu werden in die Hölle [, in das nie erlöschende Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt]. Und wenn dein Auge dir zum Ärgernis wird, so reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig einzugehen in das Reich Gottes, als mit zwei Augen hinabgeworfen zu werden in die Hölle, wo "ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt" (Is 66,24). Denn ein jeder wird mit Feuer gesalzen werden [, und jedes Opfer wird mit Salz gesalzen werden]. Wertvoll ist das Salz; wenn aber das Salz salzlos wird, womit werdet ihr es würzen? Habt Salz in euch und habt Frieden untereinander!" Und er brach auf von dort und zog in das Gebiet von Judäa und jenseits des Jordans, und wieder strömten sie in Scharen zu ihm, und wieder lehrte er sie, wie er gewohnt war. Und es traten Pharisäer heran und fragten ihn: "Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau zu entlassen?" Sie stellten ihn so auf die Probe. Er aber antwortete ihnen: "Was hat euch Moses geboten?" Sie sagten: "Moses hat erlaubt, einen Scheidebrief zu schreiben und die Frau zu entlassen" (5Mos 24,1). Jesus erwiderte ihnen: "Eurer Herzenshärte wegen schrieb er für euch dieses Gebot. Von Anfang der Schöpfung aber "schuf Gott sie als Mann und Frau" (1Mos 1,27). "Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen [und seiner Frau anhangen], und die zwei werden ein Fleisch sein" (1Mos 2,24). Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott verbunden hat, das soll ein Mensch nicht trennen." Zu Hause befragten ihn seine Jünger nochmals darüber, und er sprach zu ihnen: "Wer seine Frau entläßt und eine andere heiratet, der bricht an ihr die Ehe. Und wenn sie ihren Mann entläßt und einen anderen heiratet, bricht sie die Ehe." Und sie brachten Kinder zu ihm, daß er sie berühre. Die Jünger aber verwiesen es ihnen. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: "Laßt die Kinder zu mir kommen und wehrt es ihnen nicht; denn für solche ist das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen." Und er schloß sie in die Arme, legte ihnen die Hände auf und segnete sie. Als er sich auf den Weg machte, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: "Guter Meister! Was muß ich tun, daß ich ewiges Leben erlange?" Jesus antwortete ihm: "Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebote: "Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis geben; du sollst nicht betrügen; ehre deinen Vater und deine Mutter" (2Mos 20,12-16)." Der aber entgegnete ihm: "Meister, dies alles habe ich gehalten von meiner Jugend an." Jesus blickte ihn an, und von Liebe zu ihm erfüllt, sagte er zu ihm: "Eines fehlt dir noch; geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz haben im Himmel; dann komm und folge mir nach!" Jener aber war betroffen über dieses Wort und ging betrübt davon; denn er besaß viele Güter. Jesus blickte um sich und sagte zu seinen Jüngern: "Wie schwer werden die Begüterten in das Reich Gottes eingehen!" Die Jünger waren bestürzt über seine Worte. Da wandte sich Jesus nochmals an sie und sprach: "Kinder, wie schwer ist es doch, daß solche, die auf Reichtum bauen, in das Reich Gottes eingehen! Leichter ist es, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als daß ein Reicher in das Reich Gottes eingeht!" Da wurden sie noch bestürzter und sagten zueinander: "Wer kann dann gerettet werden?" Jesus blickte sie an und sprach: "Bei Menschen ist es unmöglich, aber nicht bei Gott; denn "bei Gott ist alles möglich" (1Mos 18,14)." Da nahm Petrus das Wort und sagte zu ihm: "Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt!" Jesus antwortete: "Wahrlich, ich sage euch: Niemand hat Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker um meinetwillen oder um des Evangeliums willen verlassen, der nicht Hundertfaches dafür erhält, jetzt in dieser Welt Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker, freilich unter Verfolgungen, in der kommenden Welt jedoch ewiges Leben. Viele Erste aber werden Letzte sein und die Letzten Erste." Als sie nun den Weg hinaufzogen nach Jerusalem, schritt Jesus ihnen voran; sie staunten und gingen, von Furcht ergriffen, hinterher. Da nahm er abermals die Zwölf zu sich heran und begann, ihnen zu sagen, was ihm bevorstehe: "Seht, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten [und Ältesten] überliefert werden, und sie werden ihn zum Tode verurteilen und an die Heiden ausliefern. Sie werden ihn verspotten und anspeien, ihn geißeln und töten; nach drei Tagen aber wird er auferstehen." Es traten zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sagten: "Meister, wir möchten, daß du uns gewährst, um was wir dich bitten." Er sprach zu ihnen: "Was möchtet ihr, daß ich es euch gewähre?" Sie sagten zu ihm: "Verleih uns. daß wir, einer zu deiner Rechten, einer zu deiner Linken, sitzen in deiner Herrlichkeit!" Jesus sprach zu ihnen: "Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft werde?" Sie sagten zu ihm: "Wir können es." Jesus sprach zu ihnen: "Den Kelch, den ich trinke, werdet ihr trinken, und mit der Taufe, mit der ich getauft werde, werdet ihr getauft werden; doch das Sitzen zu meiner Rechten oder Linken habe nicht ich zu vergeben, sondern ist für die, denen es bereitet ist." Als die Zehn es hörten, fingen sie an, unwillig zu werden über Jakobus und Johannes. Jesus aber rief sie zu sich und sprach zu ihnen: "Ihr wißt, daß jene, die als Herrscher der Völker gelten, den Herren spielen über sie, und daß ihre Großen sie ihre Macht spüren lassen. Nicht so soll es sein unter euch; sondern wer ein Großer sein will unter euch, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei der Knecht aller. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösepreis für viele." Sie kamen nach Jericho, und als er von Jericho weiterzog mit seinen Jüngern und zahlreichem Volk, saß der Sohn des Timäus, Bartimäus, ein blinder Bettler, am Wege. Als er hörte, es sei Jesus, der Nazarener, begann er zu schreien: "Sohn Davids, Jesus, erbarme dich meiner!" Viele begannen, ihn zu schelten, er solle doch schweigen; er aber schrie noch viel mehr: "Sohn Davids, erbarme dich meiner!" Jesus blieb stehen und sprach: "Ruft ihn her!" Und sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: "Sei guten Mutes; steh auf, er ruft dich." Da warf er seinen Mantel ab, sprang auf und ging zu Jesus hin. Und Jesus wandte sich an ihn und sprach: "Was willst du, daß ich dir tun soll?" Der Blinde sagte zu ihm: "Rabbuni, ich möchte wieder sehen." Da sprach Jesus zu ihm: "Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen." Und sogleich sah er wieder und folgte ihm auf dem Wege. Als sie sich Jerusalem näherten, bei Bethphage und Bethanien am Ölberg, sandte er zwei seiner Jünger voraus und sprach zu ihnen: "Geht in das Dorf dort vor euch, und ihr werdet sogleich beim Hineinkommen ein Füllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen ist; macht es los und bringt es her! Und spricht euch jemand an: Was tut ihr da? so sagt: Der Herr bedarf seiner und schickt es bald wieder hierher." Da gingen sie weg, fanden das Füllen vor einer Tür, außen gegen die Straße zu angebunden, und machten es los. Einige aber von denen, die dort standen, sagten zu ihnen: "Was tut ihr da, was macht ihr das Füllen los?" Sie antworteten ihnen, wie Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gehen. Sie brachten das Füllen zu Jesus, legten ihre Kleider darüber, und er setzte sich darauf. Viele breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere grünes Gezweig, das sie sich abgeschnitten von den Feldern, und die Vorangehenden wie die Nachfolgenden riefen: "Hosanna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Gepriesen sei das kommende Reich unseres Vaters David! Hosanna in der Höhe!" Er betrat Jerusalem und den Tempel, sah sich nach allem um und begab sich, als es bereits spät geworden war, hinaus nach Bethanien, zusammen mit den Zwölfen. Anderntags aber, als sie weggingen von Bethanien, hungerte ihn. Er sah von weitem einen Feigenbaum, der Blätter hatte, und ging hin, ob er vielleicht etwas finden könnte an ihm. Doch als er hinkam, fand er nichts als Blätter; es war nämlich nicht die Zeit der Feigen. Da redete er ihn an und sprach: "Nimmermehr esse jemand eine Frucht von dir in Ewigkeit!" Seine Jünger hörten dies. Darauf kamen sie nach Jerusalem hinein, und er ging in den Tempel und begann, die Verkäufer und Käufer im Tempel hinauszutreiben, warf die Tische der Geldwechsler um sowie die Stände der Taubenverkäufer und duldete nicht, daß jemand ein Gerät hindurchtrug durch den Tempel. Und er lehrte sie und sprach: "Steht nicht geschrieben: "Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker" (Is 56,7)? Ihr aber habt es zu einer "Räuberhöhle" (Jer 7,11) gemacht." Die Hohenpriester und Schriftgelehrten hörten dies und sannen darauf, wie sie ihn vernichten könnten; sie fürchteten ihn nämlich, denn das ganze Volk war außer sich über seine Lehre. Und sobald es Abend wurde, gingen sie hinaus vor die Stadt. Als sie in der Frühe vorbeigingen, sahen sie den Feigenbaum verdorrt von den Wurzeln auf. Da erinnerte sich Petrus und sagte zu ihm: "Meister, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt." Jesus antwortete ihnen: "Habt Glauben an Gott! Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berg sagt: Heb dich hinweg und stürze dich ins Meer, und nicht zweifelt in seinem Herzen, sondern glaubt, daß alles geschieht, was er sagt, dem wird es geschehen. Darum sage ich euch: Bei allem, um was ihr betet und fleht, glaubt, daß ihr empfangen habt, und es wird euch zuteil werden. Und wenn ihr hintretet und betet, so vergebt, wenn ihr etwas habt gegen einen, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Übertretungen vergebe. [Wenn ihr aber nicht vergebt, wird auch euer Vater im Himmel euch nicht eure Sünden vergeben]." Wieder kamen sie nach Jerusalem, und als er im Tempel umherging, traten zu ihm die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und Ältesten und sagten: "Mit welcher Vollmacht tust du das, oder wer gab dir die Vollmacht, dies zu tun?" Jesus erwiderte ihnen: "Ich will euch eine einzige Frage vorlegen, und gebt ihr mir Antwort, werde ich euch sagen, mit welcher Vollmacht ich es tue. Die Taufe des Johannes, stammte sie vom Himmel oder von Menschen? Antwortet mir!" Sie aber überlegten und sprachen für sich: "Sagen wir: Vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr dann nicht geglaubt? Sollen wir sagen: Von Menschen?" Doch da fürchteten sie das Volk, denn alle hielten Johannes für einen wirklichen Propheten. Und sie antworteten Jesus: "Wir wissen es nicht." Jesus aber erwiderte ihnen: "So sage auch ich euch nicht, mit welcher Vollmacht ich dies tue." Und er begann, in Gleichnissen zu ihnen zu reden: "Ein Mann pflanzte einen Weinberg, umgab ihn mit einem Zaun, grub eine Kelter, baute einen Turm, verpachtete ihn an Winzer und begab sich außer Landes. Und er schickte an die Winzer zu gegebener Zeit einen Knecht, um von den Winzern etwas vom Ertrag des Weinberges zu erhalten. Die aber ergriffen und schlugen ihn und schickten ihn weg mit leeren Händen. Abermals schickte er zu ihnen einen anderen Knecht, aber auch den mißhandelten und beschimpften sie. Und nochmals schickte er einen anderen hin, und den töteten sie, und noch viele andere, von denen schlugen sie die einen, die anderen töteten sie. Einen hatte er noch, seinen geliebten Sohn; den schickte er als letzten zu ihnen, indem er sprach: Sie werden Achtung haben vor meinem Sohn! Jene Winzer aber sagten zueinander: Das ist das Erbe; kommt, wir wollen ihn töten, und unser wird sein das Erbe. Und sie ergriffen und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg. Was wird nun der Herr des Weinberges tun? Er wird kommen und die Winzer umbringen und den Weinberg an andere vergeben. Habt ihr denn nicht dieses Schriftwort gelesen: "Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn wurde es so, und wunderbar ist es in unseren Augen" (Ps 118,22f)?" Da suchten sie ihn zu ergreifen, doch fürchteten sie das Volk; denn sie merkten, daß er im Hinblick auf sie dieses Gleichnis sagte. Und sie ließen von ihm ab und gingen davon. Und sie schickten zu ihm einige von den Pharisäern und Herodianern, um ihn zu fangen bei einem Wort. Diese kamen und sagten zu ihm: "Meister, wir wissen, daß du wahrhaft bist und dich um niemand kümmerst; denn du siehst nicht auf die Person der Menschen, sondern lehrst den Weg Gottes der Wahrheit gemäß. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht? Sollen wir zahlen oder nicht zahlen?" Er aber erkannte ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: "Was versucht ihr mich? Bringt mir einen Denar, daß ich ihn sehe!" Sie brachten einen, und er sprach zu ihnen: "Wessen ist dieses Bild und die Aufschrift?" Sie antworteten ihm: "Des Kaisers." Jesus entgegnete ihnen: "Was des Kaisers ist, gebt dem Kaiser, und was Gottes ist, Gott." Da staunten sie über ihn. Und es kamen zu ihm Sadduzäer, die behaupten, es gebe keine Auferstehung, und sie fragten ihn: "Meister, Moses hat uns geschrieben: "Wenn jemands Bruder stirbt und er hinterläßt eine Frau aber kein Kind, so soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommenschaft erwecken" (5Mos 25,5). Nun waren sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau, und als er starb, hinterließ er keine Nachkommen. Da nahm sie der zweite und starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen; ebenso der dritte. Alle sieben hinterließen keine Nachkommen. Zuletzt nach allen starb auch die Frau. Bei der Auferstehung nun, falls sie auferstehen, wem von ihnen wird sie als Frau gehören? Denn die sieben hatten sie zur Frau." Da sagte Jesus zu ihnen: "Seid ihr nicht deshalb im Irrtum, weil ihr weder die Schriften kennt noch die Kraft Gottes? Denn wenn sie auferstehen von den Toten, werden sie weder heiraten noch verheiratet werden, sondern sie sind wie die Engel im Himmel. Was aber die Toten und ihre Auferweckung betrifft, habt ihr nicht im Buche des Moses gelesen, in der Geschichte vom Dornbusch, wie Gott zu ihm sprach: "Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs" (2Mos 3,6)? Er ist nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebendigen. Ihr seid also sehr im Irrtum." Da kam einer von den Schriftgelehrten herzu, der ihren Wortwechsel gehört und gemerkt hatte, wie trefflich er ihnen Antwort gab, und fragte ihn: "Welches Gebot ist das erste von allen?" Jesus antwortete: "Das erste ist: "Höre, Israel! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Denken und aus deiner ganzen Kraft" (5Mos 6,4f). Das ist das erste Gebot. Das zweite ist dieses: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" (3Mos 19,18). Größer als diese ist kein anderes Gebot." Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: "Trefflich, Meister; du hast nach Wahrheit gesagt: "Ein Einziger ist er, und kein anderer ist außer ihm" (5Mos 4,35). Und "ihn lieben aus ganzem Herzen, aus ganzem Denken, [aus ganzer Seele,] aus ganzer Kraft" und "den Nächsten lieben wie sich selbst", das ist mehr als alle "Brandopfer und anderen Opfer" (1Sam 15,22)." Jesus sah, daß er weise antwortete, und sprach zu ihm: "Nicht weit bist du weg vom Reiche Gottes." Und niemand mehr wagte, ihn zu befragen. Da nahm Jesus, als er im Tempel lehrte, das Wort und sprach: "Wie können die Schriftgelehrten sagen, daß der Messias der Sohn Davids sei? David hat doch selbst im Heiligen Geiste gesagt: "Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde als Schemel unter deine Füße lege" (Ps 110,1). David selbst nennt ihn "Herr". Wie ist er dann sein Sohn?" - Und die große Menge des Volkes hörte ihn gerne. Weiter sprach er in seiner Unterweisung: "Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die mit Vorliebe in langwallenden Gewändern einhergehen, gegrüßt sein wollen auf den öffentlichen Plätzen, in den Synagogen die ersten Sitze und bei Gastmählern die Ehrenplätze suchen, die der Witwen Häuser verzehren und zum Schein lange Gebete verrichten; sie werden ein gar ernstes Gericht erfahren." Als er gerade dem Opferkasten gegenübersaß, beobachtete er, wie das Volk Münzen in den Opferkasten legte. Viele Reiche legten viel hinein. Es kam auch eine arme Witwe und legte zwei Heller, das ist so viel wie ein Pfennig, hinein. Da rief er seine Jünger herbei und sprach zu ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr hineingelegt als alle, die in den Opferkasten einlegten. Denn diese alle haben von ihrem Überfluß hineingelegt; sie aber legte von ihrer Armut alles hinein, was sie hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt." Als er den Tempel verließ, sagte einer seiner Jünger zu ihm: "Meister, schau, was für Steine und was für Bauten!" Jesus sagte zu ihm: "Siehst du diese mächtigen Bauten? Kein Stein wird auf dem andern gelassen, ein jeder wird abgebrochen werden." Und als er auf dem Ölberg, gegenüber dem Tempel, sich niedergesetzt hatte, fragten ihn Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas im Alleinsein mit ihm: "Sag uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen, wann sich dies alles vollenden soll?" Jesus antwortete ihnen: "Seht zu, daß euch niemand verführe! Denn viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin es; und sie werden viele verführen. Wenn ihr aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hört, dann laßt euch nicht schrecken, denn "es muß so kommen" (Dan 2,28), aber noch ist es nicht das Ende. Denn "aufstehen wird Volk wider Volk" (2Chron 15,6) und "Reich wider Reich" (Is 19,2), und es werden Erdbeben sein von Ort zu Ort und Hungersnöte. Der Anfang der Wehen ist das. Ihr aber, gebt acht auf euch selbst! Sie werden euch den Gerichten überliefern; ihr werdet in den Synagogen gegeißelt und vor Statthalter und Könige gestellt werden um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis. Doch an alle Völker muß zuvor verkündet werden das Evangelium. Wenn sie euch wegführen und überliefern, so macht euch vorher nicht Sorge, was ihr reden sollt; sondern was euch eingegeben wird in jener Stunde, das redet; denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern der Heilige Geist. Es wird aber ein Bruder den Bruder in den Tod liefern und ein Vater das Kind, und Kinder "werden sich erheben gegen die Eltern" (Mich 7,6) und sie in den Tod bringen. Ihr aber werdet gehaßt sein von allen um meines Namens willen; wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. Wenn ihr nun den "Greuel der Verwüstung" (Dan 9,27) dort stehen seht, wo er nicht sein darf - wer es liest, der bedenke es wohl -, dann fliehe, wer in Judäa ist, in die Berge, und wer auf dem Dache ist, steige nicht herab und gehe nicht hinein, um etwas zu holen aus seinem Hause; und wer auf dem Felde ist, kehre nicht zurück, um seinen Mantel zu holen. Wehe den Schwangeren und Stillenden in jenen Tagen! Betet aber, daß es nicht im Winter geschehe. Es werden nämlich jene Tage "eine Drangsal sein, wie dergleichen seit Anfang der Schöpfung", die Gott schuf, "bis jetzt nicht gewesen ist" (Dan 12,1) und nicht sein wird. Und hätte der Herr nicht abgekürzt die Tage, würde kein Mensch gerettet werden; doch um der Auserwählten willen, die er sich erwählte, hat er die Tage abgekürzt. Wenn dann jemand zu euch sagt: Seht, hier ist der Messias! Seht, dort!, so glaubt es nicht; denn es werden falsche Messiasse aufstehen und "falsche Propheten, und sie werden Zeichen und Wunder tun" (5Mos 13,1f), um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Ihr aber, seht euch vor! Seht, ich habe euch alles vorhergesagt. In den Tagen nach jener Drangsal wird "die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein nicht mehr geben" (Is 13,10), "die Sterne werdenvom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden" (Is 34,4). - Und dann werden sie den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken (Dan 7,13) mit großer Macht und Herrlichkeit. Und dann wird er die Engel aussenden und seine Auserwählten "zusammenführen von den vier Winden" (Zach 2,6), "vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels" (5Mos 30,3f). Vom Feigenbaum aber lernt das Gleichnis! Wenn sein Zweig schon saftig wird und die Blätter treiben, erkennt ihr, daß der Sommer nahe ist. Ebenso auch sollt ihr, wenn ihr dies kommen seht, erkennen, daß er nahe ist an den Türen. Wahrlich, ich sage euch: Nicht wird vergehen dieses Geschlecht, bis dies alles geschieht! Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen. Jenen Tag aber und jene Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel und auch nicht der Sohn, nur der Vater. Seid auf der Hut und wachet! Denn ihr wißt nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie bei einem Mann, der außer Landes ging, sein Haus verließ und seinen Knechten Vollmacht übertrug, einem jeden für sein Werk, und dem Torhüter befahl, wachsam zu sein. Wachet also; denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob abends oder um Mitternacht oder beim Hahnenschrei oder frühmorgens. Möge er, wenn er unversehens kommt, euch nicht schlafend finden! Was ich euch sage, das sage ich allen: Wachet!" Zwei Tage waren noch bis Pascha und zu den Ungesäuerten Broten, und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten nach einer Möglichkeit, ihn mit List zu ergreifen und zu töten. Sie sagten nämlich: "Nicht am Feste, damit nicht etwa ein Aufruhr entstehe unter dem Volke." Als er in Bethanien war, im Hause Simons des Aussätzigen, und zu Tische lag, kam eine Frau mit einem Gefäß von Alabaster, voll echten, kostbaren Nardenöls, zerbrach das Gefäß und goß es über sein Haupt. Einige aber sagten unwillig zueinander: "Wozu diese Verschwendung des Salböls? Man hätte dieses Salböl um mehr als dreihundert Denare verkaufen und den Armen geben können." Und sie schalten auf sie. Jesus aber sprach: "Laßt sie! Was kränkt ihr sie? Ein gutes Werk tat sie an mir. Denn allezeit habt ihr die Armen bei euch und könnt, sooft ihr wollt, ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Diese tat, was sie konnte; sie salbte schon im voraus meinen Leib zum Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo immer das Evangelium verkündet wird auf der ganzen Welt, da wird auch gesagt werden, was sie getan hat, ihr zum Gedächtnis." Judas Iskarioth aber, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, um ihn an sie zu verraten. Als sie es hörten, freuten sie sich und versprachen, ihm Geld zu geben; und er suchte, wie er bei günstiger Gelegenheit ihn verrate. Am ersten Tag der Ungesäuerten Brote, da man das Paschalamm schlachtete, sagten seine Jünger zu ihm: "Wo willst du, daß wir hingehen und für dich das Essen des Paschamahles bereiten?" Er schickte zwei seiner Jünger weg und sagte zu ihnen: "Geht in die Stadt und es wird euch einer begegnen, der einen Wasserkrug trägt; dem folgt, und wo er hineingeht, da sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister läßt sagen: Wo ist meine Herberge, darin ich das Pascha esse mit meinen Jüngern? Er wird euch ein großes Obergemach zeigen, das, mit Polstern versehen, bereitsteht. Dort bereitet es für uns!" Die Jünger gingen weg, kamen in die Stadt, fanden, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Pascha. Als es Abend geworden, kam er mit den Zwölfen, und während sie bei Tische waren und aßen, sprach Jesus: "Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten, einer, der mit mir ißt." Da wurden sie betrübt, und einer um den andern fing an, ihn zu fragen: "Etwa ich?" Er aber sagte zu ihnen: "Einer von den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel eintaucht. Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; doch wehe jenem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird; besser wäre es ihm, er wäre nicht geboren - jener Mensch." Und während sie aßen, nahm er Brot, sprach den Segen, brach es und gab es ihnen mit den Worten: "Nehmt hin, das ist mein Leib!" Und er nahm einen Kelch, sagte Dank und gab ihnen, und alle tranken aus ihm. Und er sprach zu ihnen: "Das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele (2Mos 24,8). Wahrlich, ich sage euch: Nicht mehr werde ich trinken von der Frucht des Weinstockes bis zu jenem Tag, da ich neu davon trinke im Reiche Gottes." Nach dem Lobgesang gingen sie hinaus zum Ölberg, und Jesus sprach zu ihnen: "Ihr werdet alle Anstoß nehmen; denn es steht geschrieben: "Ich will den Hirten schlagen, und die Schafe werden zerstreut werden" (Zach 13,7). Nach meiner Auferweckung aber werde ich euch vorausgehen nach Galiläa." Petrus sagte zu ihm: "Wenn auch alle Anstoß nehmen, so doch nicht ich." Jesus erwiderte ihm: "Wahrlich, ich sage dir: Du wirst heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, mich dreimal verleugnen." Er aber beteuerte noch mehr: "Und müßte ich sterben mit dir, nie und nimmer werde ich dich verleugnen!" Ebenso sprachen auch alle andern. Darauf kamen sie an ein Gehöft, Gethsemani genannt, und er sprach zu seinen Jüngern: "Setzt euch hier nieder, während ich bete!" Da nahm er Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und begann zu zittern und zu zagen, und er sprach zu ihnen: "Meine Seele ist betrübt bis in den Tod. Bleibet hier und wachet!" Er ging ein wenig weiter, fiel auf die Erde nieder und betete, es möchte, wenn es möglich sei, die Stunde vorübergehen an ihm. Er sprach: "Abba, Vater, alles ist dir möglich; laß diesen Kelch vorübergehen an mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!" Und er kam, fand sie schlafend und sagte zu Petrus: "Simon, du schläfst? Konntest du nicht eine einzige Stunde wachen? Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist zwar willig, das Fleisch aber ist schwach." Wieder ging er hin und betete und sprach die gleichen Worte. Da er zurückkam, fand er sie wiederum schlafend, denn ihre Augen waren schwer, und sie wußten nicht, was sie ihm antworten sollten. Und er kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen: "Ihr schlaft noch und ruht! Es ist genug. Die Stunde ist gekommen. Seht, der Menschensohn wird überliefert werden in die Hände der Sünder. Steht auf, laßt uns gehen. Seht, mein Verräter naht." Und sogleich, während er noch redete, erschien Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine Schar mit Schwertern und Knütteln, ausgeschickt von den Hohenpriestern, Schriftgelehrten und Ältesten. Sein Verräter hatte mit ihnen ein Zeichen vereinbart und gesagt: "Den ich küssen werde, der ist es, den ergreift und führt ihn sicher ab!" Und als er kam, trat er sogleich heran zu ihm und sagte: "Meister!" und küßte ihn. Sie aber legten Hand an ihn und nahmen ihn fest. Einer von denen, die dabeistanden, zog das Schwert, schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. Jesus sprach zu ihnen: "Wie gegen einen Rebellen seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Knütteln, um mich zu fangen. Täglich war ich bei euch im Tempel und lehrte, und ihr habt mich nicht ergriffen. Doch es mußten erfüllt werden die Schriften." Da verließen ihn alle und flohen. Ein Jüngling aber war ihm gefolgt, umhüllt mit einem Linnen auf dem bloßen Leib, und sie ergriffen ihn; er aber ließ das Linnen fahren und lief ihnen nackt davon. Sie führten nun Jesus ab zum Hohenpriester, und es versammelten sich alle Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten. Petrus folgte ihm von ferne bis hinein in den Hof des Hohenpriesters, setzte sich zu den Dienern und wärmte sich am Feuer. Die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten ein Zeugnis gegen Jesus, um ihn zum Tode verurteilen zu können, doch sie fanden nichts. Denn viele gaben ein falsches Zeugnis gegen ihn; doch es stimmten die Zeugnisse nicht überein. Einige traten auf und brachten ein falsches Zeugnis gegen ihn vor, indem sie sagten: "Wir hörten ihn sagen: Ich werde diesen mit Händen gemachten Tempel abbrechen und in drei Tagen einen andern, nicht mit Händen gemachten, aufbauen." Aber auch so stimmte ihr Zeugnis nicht überein. Da trat der Hohepriester in die Mitte und fragte Jesus: "Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich aussagen?" Er aber schwieg und antwortete nichts. Nochmals fragte ihn der Hohepriester: "Bist du der Messias, der Sohn des Hochgelobten?" Jesus sprach [zu ihm]: "Ich bin es; und ihr werdet den Menschensohn sehen, "sitzend zur Rechten" der Kraft (Ps 110,1) und "kommend auf den Wolken des Himmels" (Dan 7,13)." Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: "Was brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt die Lästerung gehört! Was dünkt euch?" Und sie alle verurteilten ihn, er sei schuldig des Todes. Einige begannen, ihn anzuspeien, sein Angesicht zu verhüllen, ihn zu schlagen und zu ihm zu sagen: "Weissage!" Und die Diener nahmen ihn unter Schlägen entgegen. Während Petrus unten im Hofe war, kam eine von den Mägden des Hohenpriesters, und da sie den Petrus sah, der sich wärmte, schaute sie ihn an und sagte: "Auch du warst bei dem Nazarener, bei Jesus!" Er aber leugnete und sagte: "Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du sagst!", und ging in den Vorhof hinaus. Da krähte ein Hahn. Die Magd aber, die ihn sah, fing wiederum an, zu den Umstehenden zu sagen: "Dieser ist einer von ihnen." Er aber leugnete abermals. Nach einer kleinen Weile sagten die Umstehenden wieder zu Petrus: "Du bist wirklich einer von ihnen; denn du bist auch ein Galiläer." Er aber fing an zu fluchen und zu schwören: "Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet." Und sogleich krähte der Hahn zum zweiten Male. Da erinnerte sich Petrus des Wortes, das Jesus zu ihm gesagt hatte: "Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Und er brach in Tränen aus. Sogleich am frühen Morgen faßten die Hohenpriester mit den Ältesten und Schriftgelehrten und der ganze Hohe Rat den Beschluß, ließen Jesus fesseln und abführen und übergaben ihn an Pilatus. Pilatus fragte ihn: "Bist du der König der Juden?" Er antwortete ihm: "Du sagst es!" Die Hohenpriester erhoben schwere Anklagen gegen ihn. Da fragte ihn Pilatus wiederum: "Antwortest du nichts? Siehe, was sie alles gegen dich vorbringen!" Jesus aber antwortete nichts mehr, so daß Pilatus sich sehr verwunderte. Zum Festtag aber pflegte er ihnen einen Gefangenen freizugeben, einen, um den sie baten. Nun befand sich ein gewisser Barabbas in Haft, zusammen mit den Aufrührern, die beim Aufstand einen Mord verübt hatten. Da zog das Volk hinauf und begann die Bitte zu stellen, wie er sie ihnen zu erfüllen pflegte. Pilatus wandte sich an sie und sprach: "Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden freigebe?" Denn er merkte, daß die Hohenpriester ihn aus Mißgunst überliefert hatten. Die Hohenpriester aber wiegelten das Volk auf, er solle ihnen lieber den Barrabas freigeben. Da wandte sich Pilatus abermals an sie: "Was soll ich dann mit dem machen, den ihr den König der Juden nennt?" Sie schrien zurück: "Kreuzige ihn!" Pilatus entgegnete ihnen: "Was hat er denn Böses getan?" Sie aber schrien noch mehr: "Kreuzige ihn!" Da ließ Pilatus, um dem Volke Genüge zu tun, ihnen Barabbas frei, Jesus aber ließ er geißeln und übergab ihn zur Kreuzigung. Die Soldaten führten ihn ab in das Innere des Gebäudes, in das Prätorium hinein, riefen die ganze Kohorte zusammen, legten ihm einen Purpurmantel um, flochten einen Kranz von Dornen und setzten ihm diesen auf. Dann begannen sie, ihn zu begrüßen: "Heil dir, König der Juden!" Sie schlugen ihn mit einem Rohr aufs Haupt und spien ihn an, beugten die Knie und huldigten ihm. Nachdem sie ihn verspottet hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab, zogen ihm seine Kleider an und führten ihn hinaus, um ihn zu kreuzigen. Und sie zwangen einen Vorbeigehenden, Simon von Cyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, der vom Felde kam, sein Kreuz zu tragen. Sie führten ihn an den Ort Golgotha, was übersetzt Schädelstätte bedeutet, und reichten ihm Wein, der mit Myrrhe bereitet war; er aber nahm ihn nicht. Sie kreuzigten ihn und verteilten seine Kleider, indem sie das Los darüber warfen, was ein jeder erhalten solle. Es war die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten. Zur Angabe seiner Schuld war hinaufgeschrieben: "Der König der Juden!" Und zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Rebellen, einen zu seiner Rechten und einen zu seiner Linken. [Da wurde das Schriftwort erfüllt: "Er wurde unter die Verbrecher gerechnet" (Is 53,12).] Die Vorübergehenden aber lästerten ihn, schüttelten den Kopf und sagten: "Ha, du brichst den Tempel ab und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir selbst und steig herab vom Kreuze!" Gleicherweise verspotteten ihn auch die Hohenpriester mitsamt den Schriftgelehrten, indem sie zueinander sagten: "Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Der Messias, der König von Israel, er steige nun herab vom Kreuze, damit wir sehen und glauben." Auch die mit ihm Gekreuzigten schmähten ihn. Als die sechste Stunde kam, trat Finsternis ein über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: "Eloi, Eloi, lama sabachthani", das heißt übersetzt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Ps 22,2). Einige von den Umstehenden, die dies hörten, sagten: "Seht, er ruft den Elias!" Einer aber lief hin, füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn an ein Rohr und gab ihm zu trinken, indem er sagte: "Laßt, wir wollen sehen, ob Elias kommt, ihn herabzuholen!" Jesus aber stieß einen lauten Schrei aus und verschied. Da riß der Vorhang des Tempels von oben bis unten entzwei. Als aber der Hauptmann, der ihm gegenüber dabeistand, ihn so verscheiden sah, sprach er: "Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!" Auch Frauen schauten von weitem zu, unter ihnen auch Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus des Jüngeren und des Joses, und Salome, die schon, als er in Galiläa war, bei ihm waren und ihm dienten, so wie andere, die mit ihm hinaufgezogen waren nach Jerusalem. Da es schon Abend wurde - es war ja Rüsttag, das ist Vorsabbat -, kam Joseph von Arimathäa, ein angesehener Ratsherr, der auch selbst auf das Gottesreich wartete, ging mutig entschlossen zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus wunderte sich, daß er schon tot sei, ließ den Hauptmann kommen und fragte ihn, ob er schon gestorben sei. Und als er es vom Hauptmann erfahren hatte, schenkte er Joseph den Leichnam. Dieser kaufte Leinwand, nahm ihn ab, wickelte ihn in Leinwand und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war, und wälzte einen Stein vor den Eingang des Grabes. Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Joses, sahen zu, wo er beigesetzt wurde. Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria Magdalena, die Mutter des Jakobus, und Salome Spezereien, um hinzugehen und ihn zu salben. In aller Frühe am ersten Tag der Woche kamen sie zum Grabe, da eben die Sonne aufging. Sie sagten zueinander: "Wer wird uns den Stein wegwälzen vom Eingang des Grabes?" Als sie aber hinblickten, sahen sie, daß der Stein weggewälzt war; er war nämlich sehr groß. Und sie gingen in das Grab hinein, sahen zur Rechten einen Jüngling sitzen, umkleidet mit einem weißen Gewand, und erschraken sehr. Er aber sprach zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Ihr sucht Jesus, den Nazarener, den Gekreuzigten; er ist auferweckt worden, er ist nicht hier; seht hier den Platz, wo sie ihn hingelegt hatten. Doch geht nun hin und sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat." Sie aber gingen hinaus und flohen vom Grabe; denn Schrecken und Entsetzen erfaßte sie. Zu niemand sagten sie etwas, denn sie fürchteten sich. Als er in der Frühe am ersten Wochentag auferstanden war, erschien er zuerst Maria Magdalena, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Diese ging hin und verkündete es seinen trauernden und weinenden Gefährten. Doch als diese hörten, daß er lebe und von ihr gesehen worden sei, glaubten sie es nicht. Dannach erschien er in fremder Gestalt zweien von ihnen auf dem Weg, als sie über Land gingen. Und diese gingen hin und verkündeten es den übrigen; doch auch ihnen glaubten sie nicht. Später erschien er den Elfen, als sie bei Tische waren, und tadelte ihren Unglauben und ihre Herzenshärte, weil sie denen, die ihn als von den Toten Auferweckten sahen, nicht geglaubt hatten. Und er sprach zu ihnen: "Geht hin in alle Welt und verkündet das Evangelium aller Kreatur! Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Als Zeichen aber werden denen, die glauben, diese zur Seite sein: In meinen Namen werden sie Dämonen austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden. Kranken werden sie die Hände auflegen, und diese werden gesund werden." Nachdem der Herr Jesus zu ihnen geredet hatte, wurde er hinaufgenommen in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes. Jene aber gingen hin, predigten überall, und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die Zeichen, die dabei geschahen. Nachdem viele es unternommen haben, einen Bericht abzufassen über die Dinge, die sich unter uns zugetragen haben, entsprechend der Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren, habe auch ich mich entschlossen, allem von Anfang an sorgfältig nachzugehen und es dir der Reihe nach niederzuschreiben, erlauchter Theophilus, damit du dich überzeugst von der Zuverlässigkeit der Worte, von denen dir Kunde kam. Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, da lebte ein Priester mit Namen Zacharias, aus der Reihe des Abia; der hatte eine Frau aus den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth. Beide waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn. Sie waren jedoch kinderlos, da Elisabeth unfruchtbar war, und beide standen in vorgerücktem Alter. Es begab sich nun, als er in der Ordnung seines Dienstes vor Gott sein priesterliches Amt versah, da traf ihn nach dem Brauch der Priesterschaft das Los, zur Darbringung des Rauchopfers den Tempel des Herrn zu betreten. Die ganze Menge des Volkes aber stand zur Stunde des Rauchopfers draußen und betete. Da erschien ihm ein Engel des Herrn, der stand zur Rechten des Rauchopferaltars, und Zacharias erschrak, als er ihn sah, und Furcht überfiel ihn. Der Engel aber sprach zu ihm: "Fürchte dich nicht, Zacharias; denn dein Beten wurde erhört und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, den sollst du Johannes nennen. Du wirst voll Freude sein und Jubel, und viele werden sich freuen über seine Geburt, denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und berauschendes Getränk wird er nicht trinken, und mit Heiligem Geist wird er erfüllt werden schon vom Schoß seiner Mutter an. Viele von den Söhnen Israels wird er bekehren zum Herrn, ihrem Gott, und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft des Elias, um hinzuwenden die Herzen der Väter zu den Kindern und die Widerspenstigen zur Gesinnung von Gerechten und so dem Herrn ein wohlgeordnetes Volk zu bereiten." Da sprach Zacharias zum Engel: "Woran soll ich das erkennen? Bin ich doch ein alter Mann, und meine Frau ist vorgerückt in ihren Tagen." Der Engel antwortete ihm: "Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich wurde gesandt, um zu dir zu sprechen und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Siehe, du wirst stumm sein und nicht reden können bis zu dem Tage, da dies geschehen wird, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfüllung gehen werden zu ihrer Zeit." Das Volk aber wartete auf Zacharias, und sie wunderten sich, daß er so lange im Tempel verweilte. Als er herauskam, konnte er zu ihnen nicht sprechen, und sie erkannten, daß er ein Gesicht im Tempel geschaut hatte. Er gab ihnen nur Zeichen und blieb stumm. Als die Tage seines Dienstes zu Ende waren, kehrte er zurück in sein Haus. Nach diesen Tagen aber empfing Elisabeth, seine Frau, und hielt sich fünf Monate verborgen und sprach: "So hat an mir getan der Herr in den Tagen, da er herniedersah, um meine Schmach hinwegzunehmen unter den Menschen." Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt Galiläas, mit Namen Nazareth, zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Manne aus dem Hause David, namens Joseph, und der Name der Jungfrau war Maria. Und er trat bei ihr ein und sprach: "Sei gegrüßt, Begnadete, der Herr ist mit dir [, du bist gebenedeit unter den Frauen]." Sie aber erschrak bei dem Wort und dachte darüber nach, was dieser Gruß bedeute. Der Engel sprach zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade gefunden bei Gott! Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären und seinen Namen Jesus nennen. Dieser wird groß sein und Sohn des Allerhöchsten genannt werden; Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird herrschen über das Haus Jakob ewiglich, und seines Reiches wird kein Ende sein." Maria sprach zum Engel: "Wie wird dies geschehen, da ich einen Mann nicht erkenne?" Der Engel antwortete ihr: "Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten; darum wird auch das, was geboren wird, "heilig, Sohn Gottes" genannt werden. Siehe, Elisabeth, deine Verwandte, auch sie empfing einen Sohn in ihrem Alter, und dies ist der sechste Monat für sie, die als unfruchtbar galt; denn "bei Gott ist kein Ding unmöglich" (1Mos 18,14)". Maria sprach: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort!" Und der Engel schied von ihr. Maria aber machte sich in diesen Tagen auf und ging eilends in das Gebirge in eine Stadt Judas. Sie trat in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, da hüpfte das Kind in ihrem Leib, und Elisabeth wurde erfüllt von Heiligem Geist, erhob laut ihre Stimme und rief: "Gebenedeit bist du unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes! Woher geschieht mir dies, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als der Klang deines Grußes an meine Ohren kam, hüpfte frohlockend das Kind in meinem Leibe. Selig, die geglaubt hat, daß in Erfüllung gehen wird, was ihr gesagt worden ist vom Herrn." Und Maria sprach: ""Hochpreist meine Seele den Herrn", und "mein Geist frohlockt über Gott, meinen Heiland"; "er schaute gnädig herab auf die Niedrigkeit seiner Magd"; denn siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Geschlechter. "Großes tat an mir" der Mächtige, und "heilig ist sein Name". "Sein Erbarmen gilt von Geschlecht zu Geschlecht denen, die ihn fürchten". Er übte Macht aus "mit seinem Arm"; er "zerstreute, die hochmütig sind in ihres Herzens Sinnen". "Gewalthaber stürzte er vom Thron und erhöhte die Niedrigen". "Hungrige erfüllte er mit Gütern", und Reiche schickte er leer von dannen. "Er nahm sich Israels an, seines Knechtes", "zu gedenken seines Erbarmens", wie er zu unseren Vätern sprach, für Abraham und "seine Nachkommen auf ewig."" Maria blieb bei ihr etwa drei Monate und kehrte zurück in ihr Haus. Für Elisabeth aber erfüllte sich die Zeit ihrer Niederkunft und sie gebar einen Sohn. Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, daß der Herr großes Erbarmen erwiesen habe an ihr, und freuten sich mit ihr. Es war am achten Tag, da kamen sie, das Knäblein zu beschneiden, und wollten es nach seines Vaters Namen Zacharias nennen. Seine Mutter aber entgegnete: "Nein, Johannes soll es heißen!" Sie sagten zu ihr: "Niemand ist in deiner Verwandtschaft, der diesen Namen trägt!" Da winkten sie seinem Vater, wie er ihn genannt haben wolle. Dieser verlangte ein Täfelchen und schrieb die Worte: "Johannes ist sein Name". Da verwunderten sich alle. Im gleichen Augenblick aber tat sich sein Mund auf, und seine Zunge wurde gelöst, und er redete und lobte Gott. Da kam Furcht über alle ihre Nachbarn ringsum, und im ganzen Bergland von Judäa erzählte man sich von allen diesen Dingen, und alle, die davon hörten, nahmen es sich zu Herzen und sagten: "Was wird wohl aus diesem Kinde werden?" Denn die Hand des Herrn war mit ihm. Zacharias aber, sein Vater, wurde erfüllt von Heiligem Geist, und prophetisch sprach er: "Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels; denn heimgesucht hat er sein Volk und "ihm Erlösung bereitet". Er ließ uns erstehen ein Horn des Heils im Haus seines Knechtes David, wie er verkündet hat seit Urzeit durch den Mund seiner heiligen Propheten: "Errettung von unseren Feinden" und aus der Hand aller, "die uns hassen", um "Erbarmen zu erweisen unseren Vätern" und zu "gedenken seines heiligen Bundes", des Eides, den er "geschworen vor Abraham, unserem Vater", er werde uns verleihen, daß wir, befreit aus der Hand unserer Feinde, furchtlos ihm dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor ihm all unsere Tage. Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten genannt werden, denn du wirst einhergehen "vor dem Herrn, seine Wege zu bereiten", um seinem Volke zu bringen Erkenntnis des Heils durch Vergebung ihrer Sünden, aus der erbarmenden Liebe unseres Gottes, mit der uns heimsuchen wird ein aufgehend Licht aus der Höhe, um "denen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes", und unsere Füße zu lenken auf den Weg des Friedens." Der Knabe aber wuchs heran, wurde stark an Geist und lebte in der Wüste bis zu dem Tag, da er hintreten sollte vor Israel. In jenen Tagen geschah es, daß vom Kaiser Augustus ein Befehl ausging, daß der gesamte Erdkreis aufgezeichnet werde. Diese erste Aufzeichnung geschah, als Quirinius Statthalter von Syrien war. Alle gingen hin, sich eintragen zu lassen, ein jeder in seine Stadt. Auch Joseph zog von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt - weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war -, um sich eintragen zu lassen zusammen mit Maria, seiner Verlobten, die gesegneten Leibes war. Während sie dort waren, geschah es, daß sich die Tage erfüllten, da sie gebären sollte, und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn, hüllte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil nicht Platz für sie war in der Herberge. In derselben Gegend waren Hirten auf freiem Felde und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen, und es umstrahlte sie die Herrlichkeit des Herrn, und sie fürchteten sich sehr. Der Engel aber sprach zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Denn seht, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Euch wurde heute in der Stadt Davids ein Retter geboren, der ist Messias und Herr. Und dies soll euch zum Zeichen sein: Ihr werdet ein Kindlein finden, in Windeln eingehüllt und in einer Krippe liegend!" Und auf einmal erschien mit dem Engel eine große Schar des himmlischen Heeres, die Gott priesen mit den Worten: "Ehre ist Gott in der Höhe und auf Erden Friede unter Menschen eines guten Willens!" Und es geschah, als die Engel von ihnen weg zum Himmel entschwanden, sagten die Hirten zueinander: "Laßt uns hinübergehen nach Bethlehem und schauen, was da geschehen ist, von dem der Herr uns Kunde gab!" Und sie gingen eilends und fanden Maria und Joseph und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, berichteten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, wunderten sich über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Maria behielt alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. Die Hirten aber kehrten zurück und priesen und lobten Gott für all das, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war. Als die acht Tage vorüber waren, ihn zu beschneiden, wurde ihm der Name Jesus gegeben, wie er vom Engel war genannt worden, ehe er im Mutterleib empfangen war. Und als die Tage ihrer Reinigung sich nach dem Gesetz des Moses erfüllten, brachten sie ihn nach Jerusalem hinauf, um ihn dem Herrn darzustellen, wie geschrieben steht im Gesetz des Herrn: "Alles Männliche, das den Mutterschoß öffnet, gelte als heilig dem Herrn" (2Mos 13,2), und das Opfer darzubringen nach der Vorschrift im Gesetz des Herrn: "Ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben" (3Mos 12,8). Und siehe, da war ein Mann zu Jerusalem, mit Namen Symeon, und dieser Mann war gerecht und gottesfürchtig, wartete auf den Trost Israels, und Heiliger Geist war auf ihm. Ihm war vom Heiligen Geist geoffenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, bevor er den Messias des Herrn gesehen habe. Er kam auf Eingebung des Geistes in den Tempel, und als die Eltern das Kind hereinbrachten, um an ihm den Brauch des Gesetzes zu erfüllen, nahm er es in seine Arme, pries Gott und sprach: "Nun entläßt du, Herr, deinen Knecht nach deinem Wort in Frieden; denn meine Augen "schauten dein Heil", das du bereitet hast "vor allen Völkern", als ein Licht zur Offenbarung "für die Heiden" und zur Verherrlichung deines Volkes Israel." Sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was über ihn gesagt wurde. Und Symeon segnete sie und sagte zu Maria, seiner Mutter: "Siehe, dieser ist bestimmt zum Falle und zum Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird - auch deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen -, damit offenbar werden die Gedanken aus vielen Herzen." Es war auch eine Prophetin, Anna, eine Tochter Phanuels, aus dem Stamme Aser. Diese stand in hohen Jahren, hatte nach ihrem Mädchenalter sieben Jahre mit ihrem Manne gelebt und blieb verwitwet bis zu ihren vierundachtzig Jahren. Sie wich nicht vom Tempel und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Sie kam gerade in jener Stunde hinzu, pries Gott und redete über ihn zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Nachdem sie alles dem Gesetz des Herrn gemäß erfüllt hatten, kehrten sie nach Galiläa zurück, in ihre Stadt Nazareth. Der Knabe aber wuchs heran und erstarkte, erfüllt von Weisheit, und die Gnade Gottes war auf ihm. Seine Eltern gingen Jahr für Jahr nach Jerusalem zum Feste des Pascha. Als er zwölf Jahre alt wurde und sie der Festsitte gemäß nach Jerusalem hinaufzogen und die Tage vollendet hatten, blieb der Knabe Jesus, während sie heimkehrten, in Jerusalem, ohne daß seine Eltern es merkten. In der Meinung, er sei bei der Pilgergruppe, legten sie eine Tagereise zurück und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten. Da sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn. Nach drei Tagen geschah es, da fanden sie ihn im Tempel, mitten unter den Lehrern sitzend, auf sie hörend und sie befragend. Alle, die ihn hörten, staunten über seine Einsicht und seine Antworten. Als sie ihn sahen, waren sie sehr betroffen, und seine Mutter sagte zu ihm: "Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht!" Er antwortete ihnen: "Warum suchtet ihr mich? Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meines Vaters ist?" Doch sie begriffen nicht das Wort, das er zu ihnen sagte. Und er zog mit ihnen hinab, kam nach Nazareth und war ihnen untertan. Seine Mutter aber bewahrte alle diese Dinge in ihrem Herzen. Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und "Gnade bei Gott und den Menschen" (1Sam 2,26). Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter war von Judäa, Herodes Fürst von Galiläa, sein Bruder Philippus Fürst der Landschaft Ituräa und Trachonitis und Lysanias Fürst von Abilene, unter dem Hohenpriester Annas und Kaiphas, erging das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste. Er kam in die ganze Umgebung des Jordan und verkündete eine Taufe der Bekehrung zur Vergebung der Sünden, wie geschrieben steht im Buch der Reden des Propheten Isaias: "Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht gerade seine Pfade! Jedes Tal soll ausgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden; was krumm ist, soll gerade, und die rauhen Wege sollen eben werden, und alles Fleisch wird schauen das Heil Gottes" (Is 40,3-5). Er sprach nun zu den Volksscharen, die hinauskamen, um sich von ihm taufen zu lassen: "Ihr Natternbrut, wer hat euch gelehrt, dem kommenden Zorn zu entfliehen? Bringt daher Früchte, die der Bekehrung würdig sind, und fangt nicht damit an, euch vorzusagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gesetzt. Jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird herausgehauen und ins Feuer geworfen." Da richtete das Volk an ihn die Frage: "Was sollen wir denn tun?" Er antwortete ihnen: "Wer zwei Röcke hat, der gebe davon dem, der keinen hat, und wer zu essen hat, mache es ebenso." Es kamen auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sagten zu ihm: "Meister, was sollen wir tun?" Er sprach zu ihnen: "Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist!" Es fragten ihn auch Soldaten: "Was sollen denn wir tun?" Er sprach zu ihnen: "Verübt gegen niemand Gewalt und Erpressung und seid zufrieden mit eurem Sold!" Weil aber das Volk in Spannung geriet und sich alle in ihren Herzen über Johannes Gedanken machten, ob er nicht selbst der Messias sei, wandte sich Johannes an sie alle und sprach: "Ich taufe euch mit Wasser; doch es kommt einer, der stärker ist als ich, dessen Schuhriemen zu lösen ich nicht würdig bin; er wird euch taufen mit Heiligem Geist und mit Feuer. Die Wurfschaufel hat er in seiner Hand, um seine Tenne zu säubern und den Weizen zu sammeln in seinen Speicher; die Spreu aber wird er verbrennen in unauslöschlichem Feuer." Mit noch vielen anderen Mahnungen verkündete er dem Volke die Botschaft des Heils. Der Fürst Herodes aber, der von ihm zurechtgewiesen worden war wegen Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen aller Übeltaten, die Herodes begangen hatte, fügte zu all dem noch dies hinzu: er sperrte Johannes ins Gefängnis. Und es begab sich, als das ganze Volk sich taufen ließ und auch Jesus getauft wurde und betete, da öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam in leiblicher Gestalt wie eine Taube auf ihn herab, und eine Stimme kam vom Himmel: "Du bist mein geliebter Sohn, an dir fand ich Wohlgefallen" (Ps 2,7; Is 42,1). Jesus war bei seinem ersten Auftreten ungefähr dreißig Jahre alt und war, wie angenommen wurde, der Sohn Josephs, des Heli, des Matthat, des Levi, des Melchi, des Jannai, des Joseph, des Mattathias, des Amos, des Nahum, des Esli, des Naggai des Mahath, des Mattathias, des Semein, des Josech, des Joda, des Johanan, des Resa, des Zorobabel, des Salathiel, des Neri, des Melchi, des Addi, des Kosam, des Elmadam, des Er, des Jesus, des Eliezer, des Jorim, des Matthat, des Levi, des Symeon, des Juda, des Joseph, des Jonam, des Eliakim, des Melea, des Menna, des Mattatha, des Natham, des David, des Jesse, des Jobed, des Boos, des Sala, des Naasson, des Aminadab, des Admin, des Arni, des Esrom, des Phares, des Juda, des Jakob, des Isaak, des Abraham, des Thara, des Nachor, des Seruch, des Ragau, des Phalek, des Eber, des Sala, des Kainam, des Arphaxad, des Sem, des Noe, des Lamech, des Mathusala, des Enoch, des Jaret, des Maleleel, des Kainam, des Enos, des Seth, des Adam - Gottes. Jesus kehrte voll Heiligen Geistes vom Jordan zurück und wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, vierzig Tage hindurch, wobei er versucht wurde vom Teufel. Er aß nichts in jenen Tagen, und als sie vorüber waren, hungerte ihn. Da sagte der Teufel zu ihm: "Bist du Gottes Sohn, so sag zu diesem Stein, daß er Brot werde." Jesus antwortete ihm: "Es steht geschrieben: "Nicht nur von Brot lebt der Mensch"" (5Mos 8,3). Dann führte er ihn hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. Und der Teufel sagte zu ihm: "Diese ganze Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn mir ist sie übergeben, und wem ich will, dem gebe ich sie. Wenn du mich nun anbetest, soll sie ganz dein sein." Jesus erwiderte ihm: "Es steht geschrieben: "Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen"" (5Mos 6,13). Dann führte er ihn nach Jerusalem, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sagte zu ihm: "Bist du Gottes Sohn, so stürze dich von da hinab; denn es steht geschrieben: "Seinen Engeln wird er deinetwegen befehlen, dich zu bewahren" und: "Sie sollen dich auf Händen tragen, daß du nicht etwa an einen Stein deinen Fuß stoßest"" (Ps 91,11f). Jesus antwortete ihm: "Es ist gesagt: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen"!" (5Mos 6,16). Als der Teufel mit allen Versuchungen zu Ende war, ließ er von ihm ab bis zu gelegener Zeit. Jesus kehrte in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurück, und die Kunde von ihm verbreitete sich im ganzen Umkreis. Er lehrte in ihren Synagogen und wurde von allen gepriesen. Er kam auch nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagoge und stand auf um vorzulesen. Man reichte ihm das Buch des Propheten Isaias, und als er die Buchrolle öffnete, traf er auf die Stelle, wo geschrieben steht: "Der Geist des Herrn ist auf mir, denn er hat mich gesalbt; Armen frohe Botschaft zu bringen, sandte er mich, Gefangenen Befreiung zu künden und Blinden das Augenlicht, Gequälte zu entlassen in Freiheit und auszurufen ein Gnadenjahr des Herrn" (Is 61,1f; Is 58,6). Er rollte das Buch zusammen, gab es dem Diener zurück und setzte sich. Aller Augen in der Synagoge waren voll Spannung auf ihn gerichtet. Er aber begann zu ihnen zu sprechen: "Heute hat sich diese Schrift erfüllt vor euren Ohren." Und alle stimmten ihm beifällig zu und waren voll Staunen über die Worte der Gnade, die aus seinem Munde kamen, und sie sagten: "Ist der nicht des Josephs Sohn?" Er aber sprach zu ihnen: "Ganz gewiß werdet ihr mir das Sprichwort entgegenhalten: Arzt, heile dich selbst! Alle Taten, von denen wir in Kapharnaum hörten, vollbringe sie auch hier in deiner Vaterstadt!" Und weiter sprach er: "Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet ist willkommen in seiner Vaterstadt. Wahrhaftig, ich sage euch: Viele Witwen gab es in den Tagen des Elias in Israel, als der Himmel verschlossen war für drei Jahre und sechs Monate, und eine große Hungersnot kam über das ganze Land; doch zu keiner von ihnen wurde Elias gesandt, sondern zu einer Witwe nach Sarepta im Gebiet von Sidon (1Kön 17,9). Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elisäus; doch keiner von ihnen wurde gereinigt, sondern Naaman, der Syrer" (2Kön 5,14). Da wurden alle in der Synagoge, die das hörten, von Zorn erfüllt, standen auf, stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn bis zum Rande des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, um ihn hinabzustürzen. Er aber schritt mitten durch sie hindurch und ging von dannen. Und er zog nach Kapharnaum hinab, einer Stadt Galiläas, und lehrte sie am Sabbat. Sie gerieten außer sich vor Staunen über seine Lehre; denn voll Macht war sein Wort. In der Synagoge war ein Mensch mit dem Geist eines unreinen Dämons; der schrie mit lauter Stimme: "Ha, was willst du von uns, Jesus, Nazarener? Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich weiß, wer du bist: Der Heilige Gottes!" Jesus fuhr ihn an und sprach: "Verstumme und fahre aus von ihm!" Da warf ihn der Dämon mitten vor sie hin und fuhr von ihm aus, ohne ihm Schaden zu tun. Ein Erschauern erfaßte alle, und sie sprachen zueinander: "Was ist das für ein Wort? Er gebietet mit Macht und Kraft den unreinen Geistern, und sie fahren aus!" Und die Kunde von ihm drang zu allen Orten im Umkreis. Er stand auf und begab sich von der Synagoge weg in das Haus des Simon. Die Schwiegermutter des Simon aber war von einem heftigen Fieber befallen, und sie baten ihn ihretwegen. Er beugte sich über sie, gebot dem Fieber, und es wich von ihr. Sie stand sogleich auf und bediente sie. Als die Sonne unterging, brachten alle, die Kranke hatten mit Gebrechen verschiedener Art, diese zu ihm, und er legte einem jeden von ihnen die Hände auf und machte sie gesund. Von vielen fuhren auch Dämonen aus, die laut riefen: "Du bist der Sohn Gottes!" Er aber fuhr sie an und ließ sie nicht reden; denn sie wußten, daß er der Messias war. Mit Tagesanbruch ging er fort und begab sich an einen einsamen Ort. Die Scharen des Volkes suchten nach ihm und kamen bis zu ihm und wollten ihn festhalten, daß er nicht fortgehe von ihnen. Er aber sprach zu ihnen: "Auch den anderen Städten muß ich das Evangelium künden vom Reiche Gottes; denn dazu bin ich gesandt." Und er predigte in den Synagogen im Lande der Juden. Eines Tages, als ihn das Volk umdrängte und auf das Wort Gottes hörte, indes er am See Genesareth stand, sah er am See zwei Schiffe liegen; die Fischer waren ausgestiegen und wuschen die Netze. Da stieg er in das eine der Schiffe, das dem Simon gehörte, und bat ihn, vom Lande etwas wegzufahren. Er setzte sich und lehrte das Volk vom Schiffe aus. Nachdem er seine Rede beendet hatte, sprach er zu Simon: "Fahr hinaus zur Tiefe des Sees und legt eure Netze aus zum Fange!" Simon entgegnete ihm und sagte: "Meister, die ganze Nacht haben wir uns abgemüht und nichts gefangen; doch auf dein Wort hin will ich die Netze auslegen." Sie taten so und fingen eine große Menge Fische; ihre Netze waren am Zerreißen. Da winkten sie ihren Genossen im anderen Schiff, sie möchten kommen und ihnen helfen, und sie kamen, und sie füllten beide Schiffe, daß sie tief einsanken. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: "Geh weg von mir, Herr; denn ein sündiger Mensch bin ich." Schrecken nämlich hatte ihn ergriffen sowie alle bei ihm über den Fischfang, den sie gemacht hatten, ebenso auch den Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die Simons Genossen waren. Jesus aber sprach zu Simon: "Fürchte dich nicht; von nun an wirst du Fischer von Menschen sein!" Sie zogen die Schiffe ans Land, verließen alles und folgten ihm nach. Als er in einer der Städte sich aufhielt, geschah es, da war ein Mann, voll von Aussatz, und als er Jesus erblickte, fiel er auf sein Angesicht und bat ihn: "Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen." Er streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: "Ich will, werde rein!" Sogleich wich der Aussatz von ihm. Und er trug ihm auf: "Sag es niemand, sondern geh hin, zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, wie Moses befohlen hat, zum Zeugnis für sie" (3Mos 14,1-32)! Die Kunde von ihm verbreitete sich mehr und mehr, und zahlreich strömten die Scharen des Volkes zusammen, um ihn zu hören und sich heilen zu lassen von ihren Krankheiten. Er aber hielt sich zurückgezogen an einsamen Plätzen auf und betete. Es geschah eines Tages, als er eben lehrte, da saßen auch Pharisäer und Gesetzeslehrer dabei, die aus allen Orten Galiläas und Judäas und aus Jerusalem gekommen waren, und es überkam ihn die Kraft des Herrn zu heilen. Und siehe, es brachten Männer auf einem Tragbett einen Mann, der gelähmt war, und sie versuchten, ihn hineinzutragen und vor ihn niederzusetzen. Da sie aber bei der Menge des Volkes keine Möglichkeit fanden, ihn hineinzutragen, stiegen sie auf das Dach und ließen ihn samt dem Bett durch die Ziegeln hinab, mitten vor Jesus hin. Als er ihren Glauben sah, sprach er: "Mann, vergeben sind dir deine Sünden!" Da begannen die Schriftgelehrten und Pharisäer sich Gedanken zu machen: "Wer ist denn dieser, der so lästerlich redet? Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?" Jesus erkannte ihre Gedanken und entgegnete ihnen: "Was denkt ihr in euren Herzen? Was ist leichter? Zu sagen: Vergeben sind dir deine Sünden, oder zu sagen: Steh auf und geh? Ihr sollt aber wissen, daß der Menschensohn Macht hat, Sünden zu vergeben auf Erden" - und er sprach zum Gelähmten: "Ich sage dir: Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause!" Sogleich stand er vor ihnen auf, nahm sein Bett, auf dem er gelegen, und ging, Gott preisend, nach Hause. Da gerieten alle außer sich, priesen Gott und, von Furcht erfüllt, sprachen sie: "Unfaßbares haben wir heute gesehen." Hierauf ging er weiter, erblickte einen Zöllner, mit Namen Levi, am Zollhaus sitzen und sprach zu ihm: "Folge mir nach!" Und jener ließ alles zurück, stand auf und folgte ihm nach. Und Levi bereitete ihm ein großes Gastmahl in seinem Hause, und es war eine große Menge von Zöllnern und anderen, die mit ihm zu Tische waren. Darüber murrten die Pharisäer und Schriftgelehrten und sagten zu seinen Jüngern: "Warum eßt und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern?" Da antwortete ihnen Jesus: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Umkehr." Sie aber sagten zu ihm: "Die Jünger des Johannes fasten viel und verrichten Gebete, ebenso auch die Jünger der Pharisäer; die deinen aber essen und trinken!" Jesus sprach zu ihnen: "Könnt ihr denn die Freunde des Bräutigams fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, und zwar, wenn der Bräutigam von ihnen genommen wird, dann werden sie fasten in jenen Tagen." Er sagte ihnen auch ein Gleichnis: "Niemand reißt einen Fleck von einem neuen Kleide ab und setzt ihn auf ein altes Kleid; sonst zerreißt er das neue, und zum alten wird der Fleck vom neuen nicht passen. Niemand gießt jungen Wein in alte Schläuche, sonst sprengt der junge Wein die Schläuche; er selbst wird verschüttet, und die Schläuche gehen zugrunde; sondern jungen Wein muß man in neue Schläuche gießen. Niemand, der alten Wein getrunken hat, will jungen; denn er sagt: Der alte ist besser." Als er am [zweitersten] Sabbat durch die Saatfelder ging, geschah es, daß seine Jünger Ähren abrupften und aßen, wobei sie diese mit den Händen zerrieben. Da sprachen einige von den Pharisäern: "Warum tut ihr, was am Sabbat nicht erlaubt ist?" Jesus erwiderte ihnen: "Habt ihr denn nicht gelesen, was David tat, als ihn und seine Begleiter hungerte? Wie er in das Haus Gottes hineinging, die Schaubrote nahm und aß und auch seinen Begleitern gab, obwohl sie doch niemand essen darf als nur die Priester?" (1Sam 21,2-7). Und er sprach zu ihnen: "Herr ist der Menschensohn auch über den Sabbat!" Es begab sich, daß er an einem anderen Sabbat in die Synagoge ging und lehrte. Es war dort ein Mann, dessen rechte Hand war gelähmt. Die Schriftgelehrten und Pharisäer gaben acht auf ihn, ob er am Sabbat heilen würde, damit sie etwas fänden, ihn anzuklagen. Er aber wußte ihre Gedanken und sprach zu dem Mann mit der gelähmten Hand: "Steh auf und stelle dich in die Mitte!" Und er stand auf und stellte sich hin. Jesus sprach zu ihnen: "Ich frage euch: Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses? Ein Leben zu retten oder zugrunde gehen zu lassen?" Und er blickte sie alle ringsum an und sprach dann zu ihm: "Strecke deine Hand aus!" Er tat es, und seine Hand wurde wiederhergestellt. Sie aber wurden von blinder Wut erfüllt und beredeten miteinander, was sie tun könnten gegen Jesus. In diesen Tagen war es, daß er hinwegging auf den Berg, um zu beten, und er verbrachte die Nacht im Gebete zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte: Simon, den er auch Petrus nannte, und seinen Bruder Andreas, Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon, mit dem Beinamen der Eiferer, Judas, den Bruder des Jakobus, und Judas Iskarioth, der zum Verräter wurde. Er stieg herab mit ihnen und blieb an einem ebenen Platze stehen, zusammen mit einer großen Schar seiner Jünger und einer großen Menge Volkes aus ganz Judäa und Jerusalem und aus dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon, die gekommen waren, um ihn zu hören und sich heilen zu lassen von ihren Krankheiten; auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Alles Volk suchte ihn anzurühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus und heilte alle. Er richtete seine Augen auf seine Jünger und sprach: "Selig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes. Selig ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. Selig ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausstoßen, euch schmähen und euren Namen als etwas Böses verwerfen um des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tag und jubelt, denn seht, euer Lohn ist groß im Himmel; geradeso taten ihre Väter den Propheten. Doch wehe euch, ihr Reichen, denn ihr habt schon euren Trost. Wehe euch, die ihr jetzt gesättigt seid, denn ihr werdet hungern. Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet klagen und weinen. Wehe euch, wenn euch alle Menschen umschmeicheln; geradeso taten ihre Väter den falschen Propheten. Euch aber, die ihr auf mich hört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut Gutes denen, die euch hassen! Segnet, die euch fluchen; betet für sie, die euch schmähen! Dem, der dich auf die Wange schlägt, halte auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel nimmt, dem verweigere auch den Rock nicht! Jedem, der dich bittet, gib, und von dem, der das Deine nimmt, fordere es nicht zurück! Und wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun, so sollt auch ihr ihnen tun. Wenn ihr die liebt, die euch lieben, was für ein Dank steht euch zu? Denn auch die Sünder lieben jene, die sie lieben. Wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für ein Dank steht euch zu? Denn auch die Sünder tun dasselbe. Wenn ihr denen leiht, von denen ihr hofft, es wiederzubekommen, was für ein Dank steht euch zu? Auch die Sünder leihen Sündern, um Gleiches wiederzuerhalten. Nein, liebt eure Feinde; tut Gutes und leiht, ohne etwas zurückzuerhoffen, und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist! Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden; verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden; sprecht frei, und ihr werdet freigesprochen werden. Gebt, und es wird euch gegeben werden; ein gutes, vollgedrücktes, gerütteltes und gehäuftes Maß wird man euch geben in euren Schoß; denn mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden." Auch ein Gleichnis sagte er ihnen: "Kann wohl ein Blinder einen Blinden führen? Werden sie nicht beide in die Grube fallen? Der Jünger ist nicht über dem Meister; wenn er voll ausgebildet ist, wird jeder sein wie sein Meister. Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken aber in deinem eigenen Auge beachtest du nicht? Wie kannst du deinem Bruder sagen: Bruder, laß mich den Splitter in deinem Auge herausziehen, und siehst selber den Balken in deinem Auge nicht? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann magst du sehen, daß du den Splitter im Auge deines Bruders herausziehst. Denn es gibt nicht einen guten Baum, der schlechte Frucht bringt, und auch nicht einen schlechten Baum, der gute Frucht bringt. Denn jeden Baum erkennt man an seiner Frucht. Man sammelt doch von Disteln nicht Feigen, und von einem Dornstrauch pflückt man keine Traube. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der böse bringt aus dem bösen das Böse hervor; denn wovon das Herz voll ist, davon redet sein Mund. Was ruft ihr mich: Herr, Herr! und tut nicht, was ich sage? Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört und sie tut, wem der gleicht, will ich euch zeigen. Er gleicht einem Mann, der ein Haus baute, in die Tiefe grub und den Grund auf den Felsen legte. Als nun das Hochwasser kam, brandete der Strom gegen jenes Haus und vermochte es nicht zu erschüttern, denn gar trefflich war es gebaut. Wer aber hört und nicht tut, der gleicht einem Mann, der ein Haus auf das Erdreich baute, ohne festen Grund. Als der Strom dagegen brandete, brach es sogleich zusammen, und der Zusammenbruch jenes Hauses war gewaltig." Nachdem er alle seine Worte vor dem aufhorchenden Volk beendet hatte, begab er sich nach Kapharnaum hinein. Eines Hauptmanns Knecht war schlimm daran und lag im Sterben; er war ihm sehr teuer. Als er von Jesus hörte, schickte er Älteste der Juden zu ihm mit der Bitte, er möchte kommen und seinen Knecht gesund machen. Diese kamen zu Jesus und baten ihn inständig: "Er ist es wert, daß du ihm das gewährst; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut." Jesus machte sich mit ihnen auf den Weg. Als er aber nicht mehr weit vom Hause entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: "Herr, bemühe dich nicht, denn ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach. Deshalb hielt ich mich auch selbst nicht für würdig, zu dir zu kommen; doch sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund. Denn auch ich habe, bin ich auch ein der Obrigkeit unterstellter Mann, Soldaten unter mir, und sage ich zum einen: Geh!, so geht er, und zum andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er es." Als Jesus das hörte, wunderte er sich über ihn, wandte sich um und sprach zu der Menge, die ihm folgte: "Ich sage euch: Nicht einmal in Israel fand ich einen so großen Glauben!" Und als die Abgesandten in das Haus zurückkamen, fanden sie den Knecht gesund. In den darauffolgenden Tagen geschah es, daß er auf eine Stadt zuwanderte, Nain mit Namen, und seine Jünger und viel Volk gingen mit ihm. Als er sich dem Stadttor näherte, trug man gerade einen Toten heraus, den einzigen Sohn seiner Mutter, und diese war Witwe; viel Volk aus der Stadt ging mit ihr. Da der Herr sie sah, wurde er von Mitleid ergriffen über sie und sprach zu ihr: "Weine nicht!" Er trat hinzu und berührte die Bahre; die Träger blieben stehen, und er sprach: "Jüngling, ich sage dir: Steh auf!" Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden, und er gab ihn seiner Mutter. Da ergriff alle ein Erschauern, und sie lobten Gott und sprachen: "Ein großer Prophet ist aufgestanden unter uns", und: "Gott hat heimgesucht sein Volk." Die Kunde über ihn verbreitete sich im ganzen Land der Juden und in der ganzen Umgebung. Dem Johannes berichteten seine Jünger von all dem, und Johannes rief zwei von seinen Jüngern zu sich und sandte sie zu Jesus mit der Frage: "Bist du es, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?" Die Männer kamen zu ihm und sagten: "Johannes der Täufer sandte uns zu dir und läßt fragen: Bist du es, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?" Zu jener Stunde heilte er viele von Krankheiten, Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Augenlicht. Und er gab ihnen zur Antwort: "Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: "Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium verkündet" (Is 35,5f; Is 61,1), und selig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir." Als die Boten des Johannes weggingen, fing er an, zum Volk über Johannes zu reden: "Was zu sehen, seid ihr hinausgegangen in die Wüste? Ein Schilfrohr, das vom Winde hin und her bewegt wird? Oder was zu sehen, seid ihr hinausgegangen? Einen Menschen in weichlichen Kleidern? Seht, die in prächtiger Kleidung und Üppigkeit leben, sind in den Palästen der Könige. Oder was zu sehen, seid ihr hinausgegangen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: Mehr noch als einen Propheten. Er ist es, von dem geschrieben steht: "Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her; er soll deinen Weg bereiten vor dir" (Mal 3,1). Ich sage euch: Unter den vom Weibe Geborenen ist kein Größerer als Johannes; doch der Kleinste im Gottesreich ist größer als er." Alles Volk, das ihn hörte, auch die Zöllner, unterwarfen sich der Gerechtigkeit Gottes und ließen sich mit der Taufe des Johannes taufen; die Pharisäer aber und die Gesetzeslehrer verachteten den für sie geltenden Ratschluß Gottes und ließen sich nicht taufen von ihm. "Mit wem also soll ich vergleichen die Menschen dieses Geschlechtes? Wem sind sie gleich? Sie sind Kindern gleich, die auf dem Markte sitzen und einander zurufen: Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. Denn Johannes der Täufer ist gekommen, er aß nicht Brot und trank nicht Wein, und ihr sagt: Er hat einen Dämon. Der Menschensohn ist gekommen, er ißt und trinkt, und ihr sagt: Seht, dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder. Doch die Weisheit fand Rechtfertigung von allen ihren Kindern." Es bat ihn einer von den Pharisäern, daß er bei ihm esse, und er trat in das Haus des Pharisäers und begab sich zu Tisch. Und siehe, da brachte eine Frau, die in der Stadt als Sünderin lebte und erfahren hatte, daß er im Haus des Pharisäers zu Tische sei, ein Alabastergefäß mit Salböl herbei, trat weinend von rückwärts neben seine Füße hin und begann mit ihren Tränen seine Füße zu benetzen und trocknete sie ab mit den Haaren ihres Hauptes, küßte seine Füße und salbte sie mit dem Salböl. Als der Pharisäer, der ihn geladen hatte, dies sah, sprach er bei sich: "Wäre dieser ein Prophet, so würde er wissen, wer und was für eine Frau ihn anrührt, da sie doch eine Sünderin ist." Jesus aber sprach zu ihm: "Simon, ich habe dir etwas zu sagen." Der sagte: "Meister, rede!" "Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Da sie nicht imstande waren zu zahlen, schenkte er es beiden. Wer nun von diesen wird ihn mehr lieben?" Simon antwortete: "Ich vermute, der, dem er mehr geschenkt hat." Er sprach zu ihm: "Du hast richtig geurteilt!" Dann wandte er sich zu der Frau und sagte zu Simon: "Siehst du diese Frau? Ich kam in dein Haus, und du gabst mir kein Wasser für meine Füße; sie aber benetzte meine Füße mit ihren Tränen und trocknete sie ab mit ihren Haaren. Du gabst mir keinen Kuß; sie aber hörte seit meinem Eintreten nicht auf, meine Füße zu küssen. Du salbtest mein Haupt nicht mit Öl; sie aber salbte mit Salböl meine Füße. Darum sage ich dir: Vergeben sind ihre vielen Sünden, denn sie hat viel geliebt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt auch wenig." Und er sprach zu ihr: "Vergeben sind deine Sünden!" Da fingen die Tischgenossen an, für sich zu sagen: "Wer ist dieser, der sogar Sünden vergibt?" Er aber sprach zu der Frau: "Dein Glaube hat dir geholfen! Geh hin in Frieden!" Anschließend nahm er den Weg durch Städte und Dörfer, predigte und verkündete das Evangelium vom Reiche Gottes, und die Zwölf waren bei ihm sowie einige Frauen, die von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt Magdalena, von der sieben Dämonen ausgefahren waren, und Johanna, die Frau des Chuza, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihnen dienten mit ihrem Vermögen. Als aber viel VoIk zusammenkam und ihm aus den Städten die Leute zuströmten, sprach er im Gleichnis: "Ein Sämann ging aus, seinen Samen zu säen, und als er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen es auf. Anderes fiel auf das Gestein, und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Anderes fiel mitten unter die Dornen, und die Dornen wuchsen mit auf und erstickten es. Anderes aber fiel auf gutes Erdreich, ging auf und gab hundertfältige Frucht." Als er dies gesagt hatte, rief er: "Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Da fragten ihn seine Jünger, was dieses Gleichnis bedeute. Er sprach [zu ihnen]: "Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Gottesreiches zu verstehen; den übrigen aber werden sie in Gleichnissen mitgeteilt, so daß sie "sehend nicht sehen und hörend nicht verstehen" (Is 6,9). Dies aber bedeutet das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. Die auf dem Weg sind jene, die hören; dann kommt der Teufel und nimmt das Wort weg aus ihrem Herzen, so daß sie nicht glauben und gerettet werden. Die auf dem Gestein sind jene, die das Wort mit Freude annehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzel; für den Augenblick glauben sie, doch in der Stunde der Versuchung fallen sie ab. Was unter die Dornen fiel, das sind jene, die hören, aber dann hingehen und von den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens erstickt werden und nicht zur Reife kommen. Das auf dem guten Erdreich, das sind jene, die das Wort mit einem edlen und guten Herzen hören und bewahren und Frucht bringen in Beharrlichkeit. Niemand, der eine Lampe anzündet, deckt sie mit einem Gefäß zu oder stellt sie unter das Bett; sondern er stellt sie auf den Leuchter, damit die Eintretenden das Licht sehen. Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar wird; und nichts ist geheim, das nicht bekannt werden und an den Tag kommen wird. Gebt also acht, wie ihr hört! Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er zu haben meint, weggenommen werden." Es kamen zu ihm seine Mutter und seine Brüder; sie konnten aber nicht hinkommen zu ihm wegen der Menge des Volkes. Da wurde ihm gemeldet: "Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen." Er aber antwortete ihnen: "Meine Mutter und meine Brüder sind jene, die das Wort Gottes hören und tun." Es begab sich eines Tages, da stieg er mit seinen Jüngern in ein Schiff und sprach zu ihnen: "Laßt uns hinüberfahren ans andere Ufer des Sees." Und sie fuhren ab. Wähend sie dahinfuhren, schlief er ein. Da brach ein Sturmwind auf den See herab, das Schiff wurde überflutet, und sie gerieten in Gefahr. Sie traten hinzu, weckten ihn auf und riefen: "Meister, Meister, wir gehen zugrunde!" Er aber stand auf, gebot dem Wind und dem tobenden Wasser, und sie gaben Ruhe, und es war Stille. Dann sagte er zu ihnen: "Wo ist euer Glaube?" Sie aber sprachen voll Furcht und Verwunderung zueinander: "Wer ist wohl der, daß er sogar den Winden und dem Wasser gebietet, und sie ihm gehorchen?" Sie fuhren weiter, auf das Gebiet der Gerasener zu, das gegenüber von Galiläa liegt. Als er ans Land stieg, lief ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der von Dämonen besessen war und seit langem kein Kleid mehr anzog, auch in keinem Hause blieb, sondern in den Grabkammern. Als er Jesus sah, schrie er auf, warf sich vor ihm nieder und rief mit lauter Stimme: "Was willst du von mir, Jesus, du Sohn des höchsten Gottes? Ich flehe dich an, quäle mich nicht!" Er befahl nämlich dem unreinen Geist, auszufahren aus dem Menschen; denn schon oftmals hatte er ihn gepackt, und war er auch in Ketten und Fußfesseln gebunden und verwahrt, er zerriß die Fesseln und wurde vom Dämon in die Wüste gejagt. Jesus fragte ihn: "Wie heißt du?" Er sagte: "Legion"; denn es waren viele Dämonen in ihn gefahren. Sie baten ihn, er möge ihnen nicht befehlen, in den Abgrund zu fahren. Es war aber dort am Berg eine Herde von vielen Schweinen auf der Weide. Da baten sie ihn, er möge ihnen erlauben, in diese hineinzufahren. Er gestattete es ihnen. Da fuhren die Dämonen aus von dem Menschen und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang hinunter in den See und ertrank. Als die Hirten sahen, was geschah, flohen sie und erzählten es in der Stadt und auf den Gehöften. Da gingen sie hinaus, um zu sehen, was geschehen war, und sie kamen zu Jesus und fanden den Menschen, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bekleidet und klaren Sinnes zu Jesu Füßen sitzend, und sie fürchteten sich. Die Augenzeugen aber erzählten ihnen, wie der Besessene Heilung fand. Da bat ihn die ganze Bevölkerung aus dem umliegenden Gebiet der Gerasener, er möge fortziehen von ihnen; denn sie wurden von großer Furcht ergriffen. Er stieg in das Schiff und fuhr zurück. Der Mann aber, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bat ihn, bei ihm bleiben zu dürfen; doch er entließ ihn und sprach: "Geh nach Hause und berichte, was Gott Großes an dir getan hat!" Da ging er hin und verkündete in der ganzen Stadt, was Jesus an ihm getan hatte. Als Jesus zurückkam, empfing ihn das Volk; denn alle hatten auf ihn gewartet. Und siehe, da kam ein Mann, namens Jairus, der Vorsteher der Synagoge war, fiel Jesus zu Füßen und flehte ihn an, in sein Haus zu kommen; denn er hatte eine einzige Tochter von etwa zwölf Jahren, und diese lag im Sterben. Auf dem Wege dorthin umdrängte ihn die Menge des Volkes. Und eine Frau, die seit zwölf Jahren an Blutfluß litt, all ihr Vermögen an die Ärzte gegeben und von niemand hatte Heilung erfahren können, trat von rückwärts hinzu und berührte den Saum seines Kleides, und auf der Stelle kam ihre Blutung zum Stillstand. Jesus aber sprach: "Wer ist es, der mich berührte?" Da alle es verneinten, sagten Petrus und die bei ihm: "Meister, die Leute drängen und drücken dich [, und du sagst: Wer ist es, der mich berührte?]." Jesus entgegnete: "Es berührte mich jemand; denn ich spürte eine Kraft von mir ausgehen." Als die Frau sah, daß es nicht verborgen blieb, kam sie zitternd, fiel vor ihm nieder und berichtete vor allem Volk, aus welchem Grund sie ihn angerührt habe und wie sie auf der Stelle geheilt worden sei. Er aber sprach zu ihr: "Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Gehe hin in Frieden!" Während er noch redete, kam jemand vom Synagogenvorsteher und sagte: "Deine Tochter ist gestorben, bemühe den Meister nicht weiter!" Jesus aber, der es hörte, wandte sich an ihn: "Sei ohne Furcht, glaube nur, und sie wird gerettet!" Als er an das Haus kam, ließ er niemand mit sich hinein, außer Petrus, Johannes und Jakobus und dem Vater und der Mutter des Mädchens. Alle weinten und klagten um sie. Er aber sprach: "Weint nicht, denn sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft!" Da verlachten sie ihn, weil sie doch wußten, daß sie gestorben war. Er nahm sie bei der Hand und rief: "Mädchen, steh auf!" Da kehrte ihr Geist zurück, und sie erhob sich auf der Stelle. Und er befahl, daß man ihr zu essen gebe. Ihre Eltern waren vor Staunen außer sich; er aber gebot ihnen, niemand zu sagen, was geschehen war. Er rief die Zwölf zusammen und gab ihnen Macht und Gewalt über alle Dämonen und zum Heilen von Krankheiten. Und er sandte sie aus, das Reich Gottes zu verkünden und die Kranken zu heilen, und sprach zu ihnen: "Nehmt nichts mit auf den Weg, weder Stab noch Tasche, weder Brot noch Geld; auch nicht zwei Röcke sollt ihr haben. Und kommt ihr in ein Haus, so bleibt dort und zieht von da weiter! Und wo man euch nicht aufnimmt, da geht fort von jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis über sie." Da zogen sie aus und wanderten von Dorf zu Dorf, verkündeten das Evangelium und heilten überall. Der Fürst Herodes aber hörte von allem, was geschah, und geriet in Unruhe, weil von den einen behauptet wurde: "Johannes wurde von den Toten auferweckt", von anderen: "Elias ist erschienen", und wieder von anderen: "Einer von den alten Propheten ist auferstanden." Da sagte Herodes: "Den Johannes habe ich enthauptet; wer ist wohl dieser, von dem ich solches höre?" Und er ging darauf aus, ihn zu sehen. Die Apostel kehrten zurück und erzählten ihm alles, was sie getan hatten. Da nahm er sie mit und zog sich mit ihnen allein zurück in eine Stadt namens Bethsaida. Doch das Volk erfuhr davon und zog ihm nach; er nahm sie auf, redete zu ihnen vom Reiche Gottes und machte die der Heilung Bedürftigen gesund. Der Tag begann sich schon zu neigen, da traten die Zwölf zu ihm und sagten: "Entlasse das Volk, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen und Einkehr und Verpflegung finden; denn hier sind wir in einer verlassenen Gegend." - Er aber entgegnete ihnen: "Gebt ihr ihnen zu essen!" Sie sagten: "Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei denn, daß wir hingingen und für diese ganze Menge Lebensmittel kauften." Es waren nämlich an fünftausend Männer. Da sprach er zu seinen Jüngern: "Laßt sie nach Gruppen zu etwa je fünfzig sich lagern!" Sie taten so und ließen alle sich lagern. Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Segen über sie, brach sie und gab sie den Jüngern zum Verteilen an das Volk. Und sie aßen und wurden alle satt, und von dem, was ihnen an abgebrochenen Stücken übrigblieb, hob man zwölf Körbe voll auf. Als er einmal für sich allein betete und nur die Jünger bei ihm waren, fragte er sie: "Für wen halten mich die Leute?" Sie antworteten: "Für Johannes den Täufer, andere für Elias; andere aber glauben, einer von den alten Propheten sei auferstanden." Da sprach er zu ihnen: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Petrus antwortete: "Für den Messias Gottes." Er aber gebot ihnen streng und trug ihnen auf, dies niemand zu sagen, und sprach: "Der Menschensohn muß vieles leiden, von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten verworfen und getötet werden, am dritten Tag aber auferweckt werden." Dann sprach er zu allen: "Wenn einer mir nachgehen will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten. Denn was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert oder zu Schaden bringt? Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird auch der Menschensohn sich schämen, wenn er kommen wird in seiner und des Vaters und der heiligen Engel Herrlichkeit. Ich sage euch in Wahrheit: Es sind einige unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht kosten, bis sie das Reich Gottes schauen werden." Es war nach diesen Reden, etwa acht Tage darauf, da nahm er den Petrus, Johannes und Jakobus mit sich und stieg auf den Berg, um zu beten. Während er betete, wurde das Aussehen seines Antlitzes ein anderes, und sein Gewand wurde strahlend weiß. Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, es waren Moses und Elias, die in Herrlichkeit erschienen und von seinem Hingang sprachen, den er vollenden sollte in Jerusalem. Petrus und seine Gefährten waren vom Schlaf übermannt; beim Erwachen aber sahen sie seine Herrlichkeit und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als diese von ihm scheiden wollten, sagte Petrus zu Jesus: "Meister, es ist gut, daß wir hier sind; wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Moses und eine für Elias" - er wußte nicht, was er sagte. Während er so redete, kam eine Wolke und überschattete sie, und Furcht erfaßte sie, indes jene in die Wolke hineinschritten. Und eine Stimme kam aus der Wolke und sprach: "Dieser ist mein Sohn, mein Erwählter; auf ihn sollt ihr hören." Als die Stimme erscholl, war nur Jesus allein zu sehen. Und sie schwiegen und sagten in jenen Tagen niemand etwas von dem, was sie gesehen hatten. Es war am folgenden Tage, da ging ihnen, als sie vom Berge herabkamen, viel Volk entgegen. Und siehe, ein Mann aus dem Volke schrie: "Meister, ich bitte dich, nimm dich meines Sohnes an; denn er ist mein einziger. Siehe, es packte ihn ein Geist, und plötzlich schreit er auf, und zerrt ihn hin und her, daß er schäumt, und nur mit Mühe läßt er von ihm ab und reibt ihn noch auf. Ich bat deine Jünger, sie möchten ihn austreiben; doch sie vermochten es nicht." Jesus erwiderte: "O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht. Wie lange noch soll ich bei euch sein und euch ertragen? Bring deinen Sohn hierher!" Noch auf dem Hinweg riß und zerrte ihn der Dämon hin und her. Jesus aber gebot dem unreinen Geist, heilte den Knaben und gab ihn seinem Vater. Da gerieten alle außer sich vor Staunen über die Größe Gottes. Wehe euch! Ihr seid wie Gräber, die unkenntlich sind; die Leute gehen darüber und wissen es nicht." Sie aber begriffen dieses Wort nicht, und es blieb vor ihnen verhüllt, so daß sie es nicht verstanden; doch sie scheuten sich, ihn über dieses Wort zu befragen. Es stieg in ihnen der Gedanke auf, wer wohl der Größte sei unter ihnen. Jesus wußte um den Gedanken ihres Herzens, nahm ein Kind, stellte es neben sich und sprach zu ihnen: "Wer dieses Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß." Da wandte sich Johannes an ihn und sprach: "Meister, wir sahen einen, der in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir verwehrten es ihm, weil er sich uns nicht anschließt." Jesus sprach zu ihm: "Verwehrt es nicht; denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch." Es kam die Zeit, daß sich die Tage für seine Hinwegnahme erfüllten, und er hielt sein Antlitz Jerusalem zugewandt, um dorthin zu gehen. Er schickte Boten vor sich her, und sie gingen hin und kamen in ein Dorf der Samariter, um für ihn Vorbereitung zu treffen. Doch sie nahmen ihn nicht auf, weil sein Antlitz auf den Weg nach Jerusalem gerichtet war. Als die Jünger das sahen, sagten Jakobus und Johannes: "Herr, willst du, daß wir sagen, es solle "Feuer vom Himmel fallen und sie verzehren" [, wie auch Elias tat]" (2Kön 1,10-12)? Er aber wandte sich um und verwies es ihnen streng [und sprach: "Ihr wißt nicht, wessen Geistes ihr seid. Der Menschensohn ist nicht gekommen, Menschenleben zu vernichten, sondern zu retten"]. Und sie gingen in ein anderes Dorf. Als sie auf dem Weg dahinzogen, sagte einer zu ihm: "Ich will dir folgen, wohin du auch gehst." Jesus sprach zu ihm: "Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat nichts, wo er sein Haupt hinlege." Zu einem anderen sprach er: "Folge mir nach!" Der sagte: "Herr, laß mich zuvor hingehen und meinen Vater begraben." Er entgegnete ihm: "Laß die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkünde das Reich Gottes!" Und ein anderer sagte: "Ich will dir nachfolgen, Herr, doch laß mich zuvor Abschied nehmen von meinen Hausgenossen." Darauf bestimmte der Herr noch weitere [zweiund]siebzig und sandte sie zu zweien vor sich her in jede Stadt und jeden Ort, wohin er selber zu kommen gedachte. Er sprach zu ihnen: "Die Ernte ist groß, doch der Arbeiter sind wenige. Bittet daher den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter aussende zu seiner Ernte. Geht hin! Seht, ich sende euch wie Lämmer mitten unter Wölfe. Ihr sollt nicht Beutel mitnehmen, nicht Tasche, nicht Schuhe; und niemand auf dem Weg sollt ihr grüßen. Betretet ihr ein Haus, so sagt zuerst: Friede diesem Haus! Und ist darin ein Sohn des Friedens, so wird euer Friede sich niederlassen auf ihn, wenn aber nicht, so wird er auf euch zurückkehren. Bleibt in jenem Hause und eßt und trinkt von dem, was ihrer ist; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus in das andere! Betretet ihr eine Stadt und nimmt man euch auf, so eßt, was euch vorgesetzt wird; heilt die Kranken in ihr und sagt ihnen: Genaht hat sich euch das Reich Gottes. Betretet ihr eine Stadt und nimmt man euch nicht auf, so geht hinaus auf ihre Straßen und sprecht: Sogar den Staub, der uns von eurer Stadt an den Füßen hängt, schütteln wir auf euch; doch sollt ihr wissen: Genaht hat sich das Reich Gottes. Ich sage euch: Sodoma wird es an jenem Tage erträglicher ergehen als jener Stadt. Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wären in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen, die bei euch geschahen, sie hätten längst, in Sack und Asche sitzend, sich bekehrt. Doch Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen beim Gericht als euch. Und du, Kapharnaum, wirst du wohl "bis in den Himmel erhoben werden? Bis in die Unterwelt wirst du geschleudert werden" (Is 14,13-15). Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat." Die [Zweiund]siebzig kehrten voll Freude zurück und sagten: "Herr, sogar die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen." Er entgegnete ihnen: "Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch Macht gegeben, auf "Schlangen und Skorpione zu treten" (Ps 91,13) sowie über jede feindliche Gewalt, und nichts wird euch schaden. Doch freut euch nicht darüber, daß die Geister euch untertan sind; sondern freut euch, daß eure Namen aufgezeichnet sind im Himmel." In jener Stunde frohlockte Jesus im Heiligen Geist und sprach: "Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen und Klugen verborgen, Kleinen aber geoffenbart hast. Ja, Vater, so war es wohlgefällig vor dir. Alles ist mir übergeben von meinem Vater. Niemand erkennt, wer der Sohn ist, als der Vater, und wer der Vater ist, als der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will." Und den Jüngern allein sich zuwendend, sprach er: "Selig die Augen, die sehen, was ihr seht! Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige verlangten zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört." Und siehe, ein Gesetzeslehrer trat heran, um ihn auf die Probe zu stellen, und sagte: "Meister, was muß ich tun, um ewiges Leben zu erlangen?" Er sprach zu ihm: "Was steht geschrieben im Gesetz? Wie liest du?" Jener antwortete: ""Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deiner ganzen Kraft und aus deinem ganzen Denken" (5Mos 6,5) und: "Deinen Nächsten wie dich selbst"" (3Mos 19,18). Er sprach zu ihm: "Du hast richtig geantwortet; "tu das, so wirst du leben!"" (3Mos 18,5). Jener aber wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: "Und wer ist mein Nächster?" Jesus nahm das Wort und sprach: "Es ging ein Mann von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber. Die plünderten ihn aus, schlugen ihn wund, ließen ihn halbtot liegen und gingen davon. Da fügte es sich, daß ein Priester auf jenem Weg hinabging; er sah ihn und ging vorüber. Ebenso ging auch ein Levit, der an die Stelle kam und ihn sah, vorüber. Ein Samariter aber, der des Weges zog, kam hinzu, sah ihn und erbarmte sich seiner. Er ging hin, verband seine Wunden und goß Öl und Wein darauf. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und trug Sorge für ihn. Am andern Tag zog er zwei Denare heraus, gab sie dem Wirt und sagte: Trag Sorge für ihn, und was du darüber noch aufwendest, werde ich dir auf dem Rückweg bezahlen. Wer von diesen dreien, meinst du, hat sich als Nächster erwiesen an dem, der unter die Räuber fiel?" Der antwortete: "Der Barmherzigkeit übte an ihm." Da sagte Jesus zu ihm: "Geh hin und tu desgleichen!" Auf ihrer Wanderung kam er in ein Dorf. Eine Frau mit Namen Martha nahm ihn auf in ihr Haus. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß, und diese setzte sich zu den Füßen des Herrn und lauschte seinem Wort. Martha aber, viel in Anspruch genommen mit dem Bedienen, trat hinzu und sagte: "Herr, kümmert es dich nicht, daß meine Schwester mich allein ließ in der Bewirtung? Sage ihr doch, sie möge mir helfen." Der Herr antwortete ihr: "Martha, Martha, du machst dir Sorge und Unruhe um vieles; eines nur ist notwendig. Maria hat den guten Teil erwählt; der wird nicht genommen werden von ihr." Es begab sich, als er an einem Ort im Gebete verweilte und es beendete, da sagte einer seiner Jünger zu ihm: "Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte." Er sagte zu ihnen: "Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name; es komme dein Reich! Unser tägliches Brot gib uns Tag für Tag! Und vergib uns unsere Sünden; denn auch wir vergeben jedem unserer Schuldner! Und führe uns nicht in Versuchung!" Und er sprach zu ihnen: "Jemand von euch hat einen Freund, und zu dem geht er um Mitternacht und sagt zu ihm: Freund, leihe mir drei Brote, denn mein Freund ist unterwegs bei mir eingetroffen, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen könnte - wird da jener von drinnen zur Antwort geben: Belästige mich nicht, die Türe ist schon verschlossen, und meine Kinder sind bei mir im Bett, ich kann nicht aufstehen und dir geben!? Ich sage euch: Wenn er auch nicht aufstehen und ihm geben wird, weil er sein Freund ist, so wird er doch seines Drängens wegen sich erheben und ihm geben, was er braucht. Auch ich sage euch: Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch aufgetan werden. Denn jeder, der bittet, empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan werden. Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, der ihn um Brot bittet, einen Stein gäbe? Oder um einen Fisch, und statt des Fisches eine Schlange ihm gäbe? der wenn er um ein Ei bittet, ihm einen Skorpion dafür gäbe? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird der Vater vom Himmel Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten!" Und er trieb einen Dämon aus, und dieser war stumm. Als der Dämon ausgefahren war, geschah es, daß der Stumme redete. Das Volk aber staunte. Einige von ihnen aber sagten: "Durch Beelzebul, den Fürsten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus." Andere forderten, um ihn auf die Probe zu stellen, von ihm ein Zeichen vom Himmel. Er aber wußte ihre Gedanken und sprach zu ihnen: "Jedes Reich, das mit sich selbst entzweit ist, wird verwüstet, und ein Haus fällt über das andere. Wenn nun auch der Satan mit sich selbst entzweit ist, wie soll da sein Reich bestehen? Ihr sagt ja, ich treibe durch Beelzebul die Dämonen aus. Wenn ich aber durch Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen treiben eure Söhne aus? Somit werden sie eure Richter sein. Treibe ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen aus, dann ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. Wenn der Starke wohlbewaffnet seinen Hof bewacht, so ist sein Eigentum in Sicherheit. Kommt aber ein Stärkerer als er über ihn und überwältigt ihn, so nimmt er ihm seine ganze Rüstung, auf die er sich verlassen hatte, hinweg und verteilt seine Beute. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Wenn der unreine Geist ausgefahren ist aus dem Menschen, wandert er durch wasserlose Gegenden, sucht Ruhe, und da er sie nicht findet, sagt er: Ich will zurückkehren in mein Haus, von dem ich auszog. Und er kommt und findet es gescheuert und geschmückt. Dann geht er hin, nimmt sieben andere Geister mit sich, die ärger sind als er selbst, und sie ziehen ein und hausen darin, und die letzten Dinge jenes Menschen werden ärger sein als die ersten." Während er dies redete, geschah es, da erhob eine Frau aus dem Volk ihre Stimme und sagte zu ihm: "Selig der Leib, der dich getragen, und die Brüste, die dich genährt haben." Er aber sprach: "Ja, doch selig, die das Wort Gottes hören und es bewahren." Als das Volk zusammenströmte, begann er zu sprechen: "Dieses Geschlecht ist ein böses Geschlecht; es verlangt ein Zeichen, doch es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Jonas. Wie nämlich Jonas für die Niniviten ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn sein für dieses Geschlecht. Die Königin des Südens wird beim Gericht mit den Männern dieses Geschlechtes auftreten und sie verurteilen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomons zu hören (1Kön 10,1-10), und seht, mehr als Salomon ist hier. Die Männer von Ninive werden beim Gericht mit diesem Geschlecht auftreten und es verurteilen; denn sie bekehrten sich auf die Predigt des Jonas hin (Jon 3,5), und seht, mehr als Jonas ist hier. Niemand zündet eine Lampe an und stellt sie in ein Versteck oder unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit die Eintretenden den Lichtschein sehen. Die Leuchte deines Leibes ist dein Auge. Ist dein Auge klar, ist auch dein ganzer Leib im Lichte; ist es aber schlecht, ist auch dein Leib im Finstern. Gib darum acht, daß nicht das Licht, das in dir ist, Finsternis sei. Ist nun dein ganzer Leib im Lichte, ohne irgendeinen Teil im Finstern zu haben, wird er ganz im Lichte sein, solange die Leuchte mit ihrem Strahl dich erhellt." Während er redete, bat ihn ein Pharisäer, bei ihm zu speisen, und er ging hinein und ließ sich nieder. Der Pharisäer sah zu und wunderte sich, daß er sich vor dem Essen nicht wusch. Der Herr aber sprach zu ihm: "Ja, ihr Pharisäer, ihr reinigt das Äußere des Bechers und der Schüssel, doch das Innere von euch ist angefüllt mit Raub und Schlechtigkeit. Ihr Toren! Hat nicht, der das Äußere machte, auch das Innere gemacht? Gebt lieber, was drinnen ist, als Almosen, und seht, alles ist rein für euch. Doch wehe euch Pharisäern! Ihr rechnet den Zehnten von Minze, Raute und jedem Kraut; aber am Recht und an der Liebe Gottes geht ihr vorbei. Dies sollte man tun und jenes nicht unterlassen. Wehe euch Pharisäern! Ihr liebt den ersten Platz in den Synagogen und das Begrüßtwerden auf den öffentlichen Plätzen. Wehe euch! Ihr seid wie Gräber, die unkenntlich sind; die Leute gehen darüber und wissen es nicht." Einer von den Gesetzeslehrern aber hielt ihm entgegen: "Meister, mit solchen Worten beleidigst du auch uns!" Er aber sprach: "Wehe auch euch Gesetzeslehrern! Ihr beladet die Menschen mit schwer zu tragenden Lasten, ihr selbst aber rührt nicht mit einem einzigen eurer Finger die Lasten an. Wehe euch! Ihr baut die Denkmäler der Propheten; eure Väter aber haben sie getötet. So bezeugt und bestätigt ihr die Taten eurer Väter; sie haben jene getötet, und ihr baut [ihre Grabmäler]. Deshalb hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde zu ihnen Propheten und Apostel senden; sie aber werden von ihnen die einen töten und die anderen verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das vergossen wurde seit Grundlegung der Welt, gefordert werde von diesem Geschlecht, vom Blute Abels an bis zum Blut des Zacharias, der umgebracht wurde zwischen Altar und Tempelhaus. Ja, ich sage euch: Es wird gefordert werden von diesem Geschlecht! Wehe euch Gesetzeslehrern! Denn weggenommen habt ihr den Schlüssel der Erkenntnis; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die Hineingehenden habt ihr daran gehindert." Als er von dort weiterging, begannen die Schriftgelehrten und Pharisäer ihm scharf zuzusetzen und ihn über vielerlei Dinge auszuhorchen, wobei sie darauf lauerten, etwas aufzufangen aus seinem Munde [, um ihn anklagen zu können]. Als sich unterdessen das Volk in ungezählten Scharen herandrängte, so daß sie sich auf die Füße traten, wandte er sich zuerst an seine Jünger und sprach: "Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, vor der Heuchelei! Nichts ist verhüllt, was nicht offenbar, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt werden wird. Darum wird alles, was ihr im Finstern gesprochen habt, am hellen Tag vernommen werden; und was ihr ins Ohr gesagt habt in den Kammern, das wird verkündet werden auf den Dächern. Ich sage euch als meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, aber darüber hinaus nichts weiter zu tun vermögen. Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der über das Töten hinaus noch Macht hat, in die Hölle zu werfen. Ja, sage ich euch, den fürchtet! Verkauft man nicht fünf Sperlinge um einige Pfennige? Und nicht einer von ihnen ist vergessen vor Gott. Ja, selbst die Haare eures Hauptes sind alle gezählt. Fürchtet euch also nicht; wertvoller seid ihr als viele Sperlinge. Ich sage euch: Jeder, der sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem wird sich auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes. Jedem, der ein Wort redet gegen den Menschensohn, wird vergeben werden; wer aber gegen den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben werden. Wenn man euch vor die Synagogen bringt und vor die Behörden und Machthaber, so seid nicht in Sorge, wie oder womit ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt; denn der Heilige Geist wird euch in jener Stunde lehren, was ihr sagen sollt." Einer aus dem Volke sagte zu ihm: "Meister, sag meinem Bruder, er solle mit mir das Erbe teilen." Er aber erwiderte ihm: "Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler gesetzt über euch?" Und er sagte zu ihnen: "Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn mag einer auch Überfluß haben, sein Leben hängt nicht ab von seinem Besitz." Er trug ihnen ein Gleichnis vor: "Eines reichen Mannes Land hatte reichlich getragen. Da überlegte er bei sich: Was soll ich tun, da ich nicht Raum genug habe, darin ich aufspeichern könnte meine Früchte? Und er sagte: Das will ich tun: Ich werde meine Scheunen niederreißen und größere bauen; darin will ich aufspeichern all mein Getreide und meine Vorräte. Und zu meiner Seele will ich sagen: Seele, du hast viel an Vorräten liegen auf viele Jahre; ruh dich aus, iß und trink und laß es dir wohl sein! Doch da sprach Gott zu ihm: Du Tor! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir fordern; was du nun aufgespeichert hast, für wen wird es sein? So geht es dem, der Schätze sammelt für sich und nicht reich ist vor Gott." Und er sprach zu seinen Jüngern: "Darum sage ich euch: Macht euch nicht Sorge um euer Leben, was ihr essen, noch um den Leib, was ihr anziehen sollt. Denn das Leben ist mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung. Betrachtet die Raben; sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben weder Kammer noch Speicher, und Gott ernährt sie. Wieviel wertvoller seid ihr als die Vögel! Wer unter euch vermag mit seinen Sorgen seinem Lebensweg eine einzige Elle hinzuzufügen? Wenn ihr also nicht einmal so Geringes vermögt, was macht ihr euch Sorge um das übrige? Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen; sie arbeiten nicht und spinnen nicht, und doch sage ich euch: Selbst Salomon in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Felde, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wieviel mehr euch, ihr Kleingläubigen! So fragt auch ihr nicht danach, was ihr essen und was ihr trinken werdet, und beunruhigt euch nicht! Denn nach all dem trachten die Heiden der Welt; euer Vater aber weiß, daß ihr dessen bedürft. Sucht vielmehr sein Reich, und dies wird euch dazugegeben werden. Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu geben. Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen! Macht euch Beutel, die nicht veralten, einen Schatz im Himmel, der nicht abnimmt, wo kein Dieb herankommt und den keine Motte zerstört. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. Eure Lenden sollen umgürtet sein, und eure Lampen sollen brennen. Ihr sollt sein wie Menschen, die auf ihren Herrn warten, wenn er von der Hochzeit heimkehrt, damit sie ihm, wenn er kommt und anklopft, sogleich öffnen. Selig jene Knechte, die der Herr bei seinem Kommen wachend antrifft. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich gürten und sie Platz nehmen lassen und umhergehen und sie bedienen. Kommt er in der zweiten oder dritten Nachtwache und trifft sie so an, selig sind sie. Das versteht ihr: Wenn der Hausherr wüßte, zu welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er nicht zulassen, daß eingebrochen wird in sein Haus. Auch ihr sollt bereit sein; denn zu einer Stunde, da ihr nicht daran denkt, wird der Menschensohn kommen." Da sagte Petrus zu ihm: "Herr, sagst du dieses Gleichnis für uns oder auch für alle?" Und der Herr sprach: "Wer ist wohl der getreue und kluge Verwalter, den der Herr über seine Dienerschaft setzt, damit er ihnen ihren Teil an Nahrung gebe zur rechten Zeit? Selig jener Knecht, den der Herr bei seinem Kommen so am Werke findet. Wahrlich, ich sage euch: Über all seine Habe wird er ihn setzen. Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen denkt: Mein Herr läßt sich Zeit zu kommen, und wenn er anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen, zu essen, zu trinken und sich zu berauschen, so wird der Herr dieses Knechtes kommen an einem Tage, da er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, da er es nicht weiß, und er wird ihn niederhauen und ihm seinen Platz bei den Treulosen anweisen. Jener Knecht aber, der um den Willen seines Herrn wußte und nicht bereithielt oder tat, wie dieser es wollte, wird viele Schläge empfangen. Der aber nicht darum wußte und tat, was Schläge verdient, wird wenige erhalten. Von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel gefordert werden, und wem viel anvertraut wurde, von dem wird man um so mehr verlangen. Feuer auf die Erde zu werfen, bin ich gekommen, und wie sehr wünschte ich, es würde schon brennen! Mit einer Taufe muß ich getauft werden, und wie bedrängt es mich, bis sie vollbracht ist! Meint ihr, ich sei gekommen, Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Entzweiung. Denn von nun an werden fünf in einem Hause entzweit sein, drei gegen zwei und zwei gegen drei; es wird entzweit sein der Vater mit dem Sohn und der Sohn mit dem Vater, die Mutter mit der Tochter und "die Tochter mit der Mutter", die Schwiegermutter mit der Schwiegertochter und "die Schwiegertochter mit der Schwiegermutter" (Mich 7,6)." Dann sprach er auch zum Volk: "Wenn ihr eine Wolke aufsteigen seht im Westen, sagt ihr sogleich: Es gibt Regen, und es kommt so; und spürt ihr den Südwind wehen, sagt ihr: Es wird heiß, und es trifft zu. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels wißt ihr zu deuten; weshalb macht ihr euch keine Gedanken über die jetzige Zeit? Warum entscheidet ihr euch nicht auch von selber für das Rechte? Wenn du nämlich mit deinem Gegner zur Obrigkeit gehst, so gib dir noch unterwegs Mühe, loszukommen von ihm, damit er dich nicht etwa vor den Richter ziehe und der Richter dich dem Gerichtsdiener übergebe und der Gerichtsdiener dich in das Gefängnis werfe. Ich sage dir: Du wirst nicht herauskommen von dort, bis du auch den letzten Heller bezahlt hast." Gerade zu dieser Zeit kamen einige und berichteten ihm von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit ihren Schlachtopfern vermischte. Und er wandte sich an sie und sprach: "Meint ihr, diese Galiläer seien größere Sünder gewesen als alle anderen Galiläer, weil sie das erlitten? Nein, sage ich euch; vielmehr werdet ihr alle, wenn ihr euren Sinn nicht ändert, auf gleiche Weise zugrunde gehen. Oder jene achtzehn, auf die der Turm am Siloam fiel und sie erschlug, meint ihr, sie seien schuldiger gewesen als alle anderen Bewohner Jerusalems? Nein, sage ich euch; vielmehr werdet ihr alle, wenn ihr euren Sinn nicht ändert, auf gleiche Weise zugrunde gehen." Er trug ihnen dieses Gleichnis vor: "Es hatte jemand einen Feigenbaum, der in seinen Weinberg gepflanzt war, und er kam und suchte an ihm nach Frucht, fand aber keine. Da sagte er zum Weingärtner: Siehe, schon drei Jahre komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine; hau ihn heraus! Wozu denn soll er den Boden aussaugen? Der aber antwortete ihm: Herr, laß ihn noch dieses Jahr, bis ich rings um ihn aufgehackt und Dünger dazugetan habe; vielleicht bringt er Frucht, wenn aber nicht, dann magst du ihn immer noch umhauen lassen." Am Sabbat lehrte er in einer der Synagogen, und siehe, da war eine Frau, die schon achtzehn Jahre einen Geist des Siechtums hatte; sie war gekrümmt und völlig unfähig, sich noch aufzurichten. Als Jesus sie sah, rief er sie heran und sprach zu ihr: "Frau, du bist erlöst von deiner Krankheit!" Er legte ihr die Hände auf, und sogleich richtete sie sich auf und lobte Gott. Der Synagogenvorsteher aber, der unwillig war, daß Jesus am Sabbat heilte, sagte zum Volk: "Sechs Tage sind es, an denen man arbeiten darf; an denen kommt und laßt euch heilen, nicht aber am Sabbat!" Der Herr hielt ihm entgegen: "Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Diese aber, eine Tochter Abrahams, die der Satan schon achtzehn Jahre gebunden hielt, sollte nicht gelöst werden dürfen von dieser Fessel am Tage des Sabbats?" Als er dies sagte, schämten sich alle seine Widersacher; das ganze Volk aber freute sich über die herrlichen Taten, die durch ihn geschahen. Weiter sagte er: "Wem ist das Reich Gottes gleich, womit soll ich es vergleichen? Es ist gleich einem Senfkorn, das einer nahm und in seinen Garten säte. Es wuchs und wurde zu einem großen Baum, und die Vögel des Himmels wohnten in seinen Zweigen." Und wiederum sagte er: "Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist gleich einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mengte, bis alles durchsäuert war." Er zog durch Städte und Dörfer und lehrte, während er den Weg nach Jerusalem nahm. Da sagte einer zu ihm: "Herr, sind es wenige, die gerettet werden?" Er sprach zu ihnen: "Müht euch, hineinzukommen durch die enge Pforte; denn ich sage euch: Viele werden hineinzukommen suchen und es nicht vermögen. Sobald der Hausherr sich erhoben und die Türe verschlossen hat und ihr draußen steht und an die Pforte zu klopfen beginnt und ruft: Herr, mach uns auf!, wird er euch zur Antwort geben: Ich weiß von euch nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr sagen: Wir haben vor deinen Augen gegessen und getrunken, und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Und er wird antworten: Ich sage euch: Ich weiß nicht, woher ihr seid; weicht von mir alle, die ihr die Werke des Bösen tut! Da wird Heulen sein und Zähneknirschen, wenn ihr Abraham, Isaak, Jakob und alle Propheten im Reiche Gottes sehen werdet, euch selbst aber ausgestoßen. Sie werden kommen von Osten und Westen, von Norden und Süden und zu Tische liegen im Reiche Gottes. Seht, es gibt Letzte, die werden Erste sein, und Erste, die werden Letzte sein." Zur selben Stunde traten einige Pharisäer hinzu und sagten zu ihm: "Geh fort und entferne dich von hier, denn Herodes will dich töten." Er aber sprach zu ihnen: "Geht hin und sagt diesem Fuchs: Siehe, ich treibe Dämonen aus und vollbringe Heilungen heute und morgen, und erst am dritten Tag komme ich zur Vollendung. Doch heute und morgen und den nächsten Tag muß ich noch wandern; denn es geht nicht an, daß ein Prophet umkomme außerhalb von Jerusalem. Jerusalem, Jerusalem, das du die Propheten mordest und die steinigst, die zu dir gesandt sind, wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, und ihr habt nicht gewollt! Seht, "verlassen wird euer Haus" (Jer 22,5). Ich sage euch: Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis die Zeit kommt, da ihr sprecht: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!" Und es war an einem Sabbat, da kam er in das Haus eines der führenden Pharisäer, um zu speisen, und sie gaben genau auf ihn acht. Siehe, da war ein wassersüchtiger Mann vor ihm. Jesus wandte sich zu den Gesetzeslehrern und Pharisäern und sagte: "Ist es am Sabbat erlaubt zu heilen, oder nicht?" Sie schwiegen. Da faßte er ihn an, heilte ihn und ließ ihn gehen. Zu ihnen aber sprach er: "Wer von euch, dessen Sohn oder Rind in den Brunnen fällt, wird sie nicht sofort herausziehen am Tage des Sabbats?" Und sie vermochten nichts zu erwidern darauf. Den Geladenen aber trug er ein Gleichnis vor, da er bemerkte, wie sie die ersten Plätze sich aussuchten, und sprach zu ihnen: "Bist du von einem zur Hochzeit geladen, so laß dich nicht auf den ersten Platz nieder; denn es könnte ein Vornehmerer als du von ihm geladen sein, und der dich und ihn lud, könnte kommen und zu dir sagen: Mach diesem Platz!, und dann würdest du unter Beschämung den letzten Platz einnehmen. Sondern, bist du geladen, so geh hin und laß dich auf den letzten Platz nieder, damit, wenn er kommt, der dich einlud, zu dir sagen wird: Freund, rücke höher hinauf! Dann wird es dir zur Ehre sein vor allen deinen Tischgenossen. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden." Auch zu dem, der ihn geladen hatte, sprach er: "Wenn du ein Mittagessen oder ein Abendmahl gibst, so lade nicht deine Freunde ein, auch nicht deine Brüder und Verwandten und nicht reiche Nachbarn; sonst laden auch sie dich wieder ein, und du empfängst die Gegengabe. Lade vielmehr, wenn du ein Gastmahl gibst, Arme und Krüppel ein, Lahme und Blinde, und du wirst selig sein, weil sie keine Möglichkeit haben, dir zu vergelten; denn vergolten wird dir bei der Auferstehung der Gerechten." Als einer von den Tischgenossen dies hörte, sagte er zu ihm: "Selig, wer speisen wird im Reiche Gottes!" Er aber sprach zu ihm: "Es veranstaltete einer ein großes Gastmahl und lud viele dazu ein. Zur Stunde des Mahles sandte er seinen Knecht, um den Geladenen zu sagen: Kommt, es ist [alles] bereit. Da fingen alle wie aus einem Munde an, sich zu entschuldigen. Der erste ließ ihm sagen: Ich habe einen Acker gekauft und muß dringend hingehen, ihn anzusehen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. Ein anderer sprach: Ich habe fünf Paar Ochsen gekauft und bin auf dem Wege, sie zu prüfen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. Ein anderer sprach: Ich habe eine Frau genommen und kann deshalb nicht kommen. Der Knecht kam zurück und berichtete dies seinem Herrn. Da sagte voll Zorn der Hausherr zu seinem Knecht: Geh eilig hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Krüppel, die Blinden und Lahmen herein! Der Knecht meldete: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; aber noch immer ist Platz. Da sagte der Herr zum Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie, hereinzukommen, damit mein Haus voll werde. Denn ich sage euch: Keiner von den Männern, die geladen waren, wird kosten von meinem Mahle." Es begleitete ihn auf dem Wege das Volk in großen Scharen, und er redete sie an und sprach: "Wenn jemand zu mir kommt und er sagt sich nicht los von Vater und Mutter, Frau und Kindern, Brüdern und Schwestern, ja selbst von seinem eigenen Leben, der kann nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Denn wer von euch, der einen Turm bauen will, setzt nicht zuvor sich hin und berechnet die Kosten, ob er genug habe, um fertig zu bauen? Sonst könnte es sein, daß er den Grund gelegt hat und nicht imstande ist, fertig zu bauen, und alle, die es sehen, anfangen, ihn zu verspotten und zu sagen: Dieser Mann hat angefangen zu bauen und konnte nicht fertigmachen. Oder welcher König, der auszieht, einem anderen König zum Kampf sich zu stellen, setzt nicht zuvor sich hin und hält Rat, ob er imstande ist, mit zehntausend Mann dem zu begegnen, der mit zwanzigtausend anrückt gegen ihn? Andernfalls schickt er, solang der andere noch fern ist, eine Gesandtschaft an ihn und erbittet die Bedingungen zum Frieden. So kann also keiner von euch, der nicht von allem sich lossagt, was er besitzt, mein Jünger sein. Trefflich ist das Salz; wenn aber auch das Salz schal geworden ist, womit soll es gewürzt werden? Weder für das Erdreich noch für den Dunghaufen taugt es; man wirft es hinaus. Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Die Zöllner und Sünder kamen alle in seine Nähe, um ihn zu hören. Da murrten die Pharisäer und Schriftgelehrten und sagten: "Dieser nimmt Sünder auf und ißt mit ihnen." Er sagte ihnen dieses Gleichnis: "Wer von euch, der hundert Schafe hat und eines davon verliert, läßt nicht die neunundneunzig in der Wüste und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und hat er es gefunden, legt er es voll Freude auf seine Schultern, und kommt er nach Hause, ruft er Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir, denn ich fand mein Schaf, das verloren war. Ich sage euch: Ebenso wird Freude sein im Himmel über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Umkehr nicht bedürfen. Oder welche Frau, die zehn Drachmen besitzt und eine davon verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das Haus aus und sucht voll Eifer, bis sie sie findet? Und hat sie diese gefunden, ruft sie Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir, denn ich fand die Drachme, die ich verloren hatte. Ebenso, sage ich euch, wird Freude sein bei den Engeln Gottes über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt." Ferner sprach er: "Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zum Vater: Vater, gib mir den Anteil des Vermögens, der mir zukommt! Da teilte er unter sie das Besitztum. Wenige Tage darauf packte der jüngere Sohn alles zusammen, zog fort in ein fernes Land und vergeudete dort sein Vermögen durch ein ausgelassenes Leben. Nachdem er aber alles vertan hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land, und er begann Not zu leiden. Da ging er hin und verdingte sich an einen Bürger jenes Landes, und der schickte ihn auf seine Felder zum Hüten der Schweine. Gern hätte er seinen Magen gefüllt mit den Schoten, von denen die Schweine fraßen, aber niemand gab sie ihm. Da ging er in sich und sprach: Wie viele Taglöhner meines Vaters haben Brot in Überfluß, und ich gehe hier vor Hunger zugrunde. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich versündigt gegen den Himmel und vor dir; nicht mehr bin ich wert, dein Sohn zu heißen; halte mich wie einen deiner Taglöhner. Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Er war noch weit weg, da sah ihn sein Vater und lief, von Mitleid bewegt, ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Der Sohn aber sagte zu ihm: Vater, ich habe mich versündigt gegen den Himmel und vor dir; nicht mehr bin ich wert, dein Sohn zu heißen. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt ihm geschwind das beste Kleid heraus und zieht es ihm an; gebt ihm einen Ring an die Hand und Schuhe an die Füße; bringt auch das gemästete Kalb und schlachtet es! Wir wollen essen und ein Freudenfest feiern; denn dieser mein Sohn war tot und wurde wieder lebendig, war verloren und wurde gefunden. Und sie fingen an, ein Freudenfest zu feiern. Sein älterer Sohn aber war auf dem Felde. Als er nun kam und sich dem Hause näherte, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen von den Knechten herbei und fragte ihn, was das bedeute. Der sagte zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater schlachtete das gemästete Kalb, weil er ihn gesund zurückerhielt. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm zu. Er aber gab dem Vater zur Antwort: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals übertrat ich dein Gebot; doch niemals gabst du mir ein Böcklein, daß ich mit meinen Freunden ein Freudenfest hätte feiern können. Da nun dieser dein Sohn daherkam, der dein Vermögen mit Dirnen vertan hat, schlachtest du für ihn das gemästete Kalb. Er aber erwiderte ihm: Kind, du bist immer bei mir, und all das Meine ist dein; freuen aber müssen wir uns und froh sein; denn dieser dein Bruder war tot und wurde wieder lebendig, war verloren und wurde gefunden." Er sprach auch zu den Jüngern: "Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter, und dieser wurde bei ihm verklagt, er verschleudere seine Güter. Er ließ ihn kommen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Gib Rechenschaft von deiner Verwaltung; du kannst nicht mehr Verwalter sein. Da sagte sich der Verwalter: Was soll ich tun, da mein Herr die Verwaltung wegnimmt aus meiner Hand? Graben kann ich nicht, zu betteln schäme ich mich. Ich weiß, was ich tue, damit sie mich, wenn ich abgesetzt bin von der Verwaltung, in ihre Häuser aufnehmen. Er ließ die Schuldner seines Herrn einzeln zu sich kommen und sagte zum ersten: Wieviel schuldest du meinem Herrn? Der antwortete: Hundert Krüge Öl. Und er sagte zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setze dich und schreibe geschwind fünfzig! Dann sagte er zu einem andern: Und wieviel schuldest du? Der antwortete: Hundert Malter Weizen. Und er sagte zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreibe achtzig!" Anerkennend sprach der Herr von dem treulosen Verwalter: "Er hat klug gehandelt; denn die Kinder dieser Welt sind gegenüber ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes. Auch ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem trügerischen Mammon, damit sie euch, wenn es zu Ende geht, aufnehmen in die ewigen Wohnungen. Wer treu ist im Geringsten, ist auch im Großen treu; und wer treulos ist im Geringsten, ist auch im Großen nicht treu. Seid ihr nun bei dem trügerischen Mammon nicht treu gewesen, wer wird das wahre Gut euch anvertrauen? Und seid ihr beim fremden Gut nicht treu gewesen, wer wird das eure euch geben? Kein Knecht kann zwei Herren dienen, denn entweder wird er den einen hassen und den andern lieben oder dem einen sich zuneigen und den andern verachten; ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Dies alles hörten die geldsüchtigen Pharisäer, und sie spotteten über ihn. Da sprach er zu ihnen: "Ihr zeigt euch vor den Menschen als Gerechte, Gott aber kennt eure Herzen; denn was unter Menschen als hoch gilt, ist ein Greuel vor Gott. Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes; seitdem wird das Reich Gottes verkündet, und jeder will mit Gewalt hinein. Es ist leichter, daß Himmel und Erde vergehen, als daß vom Gesetz ein einziges Häkchen hinfällig wird. Jeder, der seine Frau entläßt und eine andere heiratet, bricht die Ehe; und wer eine vom Mann Entlassene heiratet, bricht die Ehe. Es war ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und feinstes Linnen und erfreute sich Tag für Tag eines prunkvollen Lebens. Ein Armer namens Lazarus lag vor seiner Türe, von Geschwüren bedeckt, und hätte gern den Hunger gestillt mit dem, was vom Tische des Reichen fiel [, doch niemand gab ihm davon]. Ja, sogar die Hunde kamen und leckten an seinen Geschwüren. Da geschah es, daß der Arme starb und von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen wurde. Es starb auch der Reiche und wurde begraben. Als er in der Unterwelt in der Qual seiner Schmerzen seine Augen erhob, sah er Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende den Lazarus, daß er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge erfrische; denn ich leide große Pein in dieser Glut. Abraham sprach zu ihm: Mein Sohn, denk daran, du hast dein Gutes empfangen in deinem Leben wie Lazarus ebenso das Schlechte; nun wird er hier getröstet, und du leidest Pein. Und zu alldem ist zwischen uns und euch eine große Kluft gesetzt, damit jene, die von hier zu euch hinüberkommen möchten, es nicht können, und ebensowenig können die drüben herübergelangen zu uns. Da sagte er: So bitte ich dich, Vater, du mögest ihn in das Haus meines Vaters senden; denn ich habe fünf Brüder; er möge vor sie als Zeuge treten, damit nicht auch sie an diesen Ort der Peinigung kommen. Abraham entgegnete: Sie haben Moses und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er aber sagte: Nein, Vater Abraham; doch wenn von den Toten einer zu ihnen kommt, werden sie sich bekehren. Da erwiderte er ihm: Wenn sie auf Moses und die Propheten nicht hören, dann werden sie, auch wenn von den Toten einer aufsteht, sich nicht überzeugen lassen." Er sprach zu seinen Jüngern: "Undenkbar ist es, daß die Ärgernisse nicht kommen; wehe aber dem, durch den sie kommen! Es wäre ihm besser, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde, als daß er Ärgernis gibt einem von diesen Kleinen. Nehmt euch in acht! Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht, und tut es ihm leid, so vergib ihm. Und sündigt er siebenmal des Tages gegen dich und kommt er siebenmal zurück und sagt: Es tut mir leid, so vergib ihm." Die Apostel sagten zum Herrn: "Gib uns mehr Glauben!" Da sprach der Herr: "Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn groß, könntet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Nimm deine Wurzel heraus und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. Wer von euch, der einen Knecht hat zum Pflügen oder Hüten, wird zu ihm, wenn er vom Felde hereinkommt, sagen: Komm sogleich her und geh zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir das Essen; lege den Schurz an und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe, und hernach magst auch du essen und trinken. Bedankt er sich wohl bei dem Knecht, daß er tat, was ihm befohlen war? So sollt auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen war, sagen: Armselige Knechte sind wir; was zu tun wir schuldig waren, haben wir getan." Auf seiner Wanderung nach Jerusalem war es, da zog er an der Grenze zwischen Samaria und Galiläa dahin, und als er auf ein Dorf zuging, kamen ihm zehn aussätzige Männer entgegen, die von ferne stehen blieben, ihre Stimme erhoben und riefen: "Jesus, Meister, erbarme dich unser!" Er sah sie und sprach: "Geht hin und zeigt euch den Priestern!" Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie rein. Einer von ihnen, der sah, daß er geheilt war, kehrte um, lobte Gott mit lauter Stimme, fiel vor seinen Füßen auf sein Angesicht nieder und dankte ihm. Und der war ein Samariter. Jesus erwiderte: "Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind denn die neun? Hat sich keiner gefunden, der zurückkäme und Gott die Ehre gäbe als dieser Fremde?" Und er sprach zu ihm: "Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen!" Als er von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er ihnen: "Es kommt das Reich Gottes nicht so, daß es zu beobachten wäre; man wird auch nicht sagen: Seht, hier ist es, oder dort! Denn seht, das Reich Gottes ist in eurer Mitte." Und zu den Jüngern sprach er: "Es werden Tage kommen, da ihr euch sehnt, auch nur einen einzigen Tag des Menschensohnes zu sehen, und ihr werdet nicht sehen. Man wird euch sagen: Siehe, dort, oder: Siehe, da! Geht nicht weg und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz aufstrahlt und von einer Seite des Himmels bis zur anderen leuchtet, so wird es auch mit dem Menschensohne sein an seinem Tage. Zuvor aber muß er vieles leiden und muß verworfen werden von diesem Geschlecht. Wie es aber zuging in den Tagen des Noe, so wird es auch sein in den Tagen des Menschensohnes: Sie aßen und tranken, heirateten und ließen sich heiraten bis zu dem Tag, da Noe in die Arche ging; da kam die Sintflut und vertilgte sie alle. Und ebenso, wie es zuging in den Tagen des Lot: sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten, an dem Tag aber, da Lot von Sodoma wegzog, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vertilgte sie alle - geradeso wird es sein an dem Tag, da der Menschensohn sich offenbaren wird. Wer an jenem Tag auf dem Dache ist und seine Sachen im Hause hat, der steige nicht hinab, um sie zu holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre ebenfalls nicht zurück. Denkt an die Frau des Lot! Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren, und wer es verliert, wird es als Leben gewinnen. Ich sage euch: In jener Nacht werden zwei sein auf einem Lager: der eine wird hinweggenommen, der andere zurückgelassen werden. Zwei werden zusammen mahlen: die eine wird hinweggenommen, die andere zurückgelassen werden. [Zwei werden sein auf dem Felde: der eine wird hinweggenommen, der andere zurückgelassen werden.]" Da wandten sie sich an ihn und fragten: "Wo denn, Herr?" Er antwortete ihnen: "Wo das Aas ist, da sammeln sich auch die Geier" (Job 39,30). Er trug ihnen ein Gleichnis vor, um zu sagen, sie sollten immerzu beten und nicht nachlassen. Er sprach: "Es war ein Richter in einer Stadt, der weder Gott fürchtete noch einen Menschen scheute. Es war eine Witwe in jener Stadt, die kam immer wieder zu ihm und sagte: Verschaffe mir Recht gegen meinen Widersacher! Eine Zeitlang wollte er nicht. Dann aber sagte er sich: Wenn ich auch Gott nicht fürchte und keinen Menschen scheue, So will ich doch dieser Witwe, weil sie mich nicht in Ruhe läßt, Recht verschaffen, sonst kommt sie am Ende daher und fährt mir ins Gesicht." Und der Herr sagte: "Hört, was der ungerechte Richter sagt! Soll da Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm rufen, nicht Recht verschaffen und wird er lange zuwarten bei ihnen? Ich sage euch: Er wird ihnen Recht verschaffen ohne Verzug. Wird freilich der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben finden auf Erden?" Er sagte auch zu einigen, die sich selber zutrauten, gerecht zu sein, und die übrigen verachteten, dieses Gleichnis: "Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich also: Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die übrigen Menschen, wie Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche, ich gebe den Zehnten von allem, was ich erwerbe. Der Zöllner aber stand weit zurück und wollte nicht einmal die Augen zum Himmel erheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser ging als Gerechter nach Hause, anders als jener; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden." Man brachte auch die Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger, die es sahen, wollten es ihnen verweisen. Jesus aber rief sie herbei und sprach: "Laßt die Kinder zu mir kommen und. wehrt es ihnen nicht; denn für solche ist das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Gottesreich nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen." Ein Hochstehender richtete die Frage an ihn: "Guter Meister, was muß ich tun, um ewiges Leben zu erlangen?" Jesus sprach zu ihm: "Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst die Gebote: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis geben; ehre deinen Vater und deine Mutter" (2Mos 20,12-16)." Der sagte: "Dies alles habe ich gehalten von meiner Jugend an." Als Jesus dies hörte, sprach er zu ihm: "Eines noch fehlt dir; verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!" Als jener das hörte, wurde er tief betrübt; denn er war sehr reich. Jesus sah ihn [so betrübt] und sprach: "Wie schwer gehen die Begüterten in das Reich Gottes hinein! Denn es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als daß ein Reicher eingeht in das Reich Gottes." Da sagten die Zuhörenden: "Wer kann dann gerettet werden?" Er sprach: "Was unmöglich ist bei den Menschen, das ist möglich bei Gott." Da sagte Petrus: "Siehe, wir haben das Unsere verlassen und sind dir nachgefolgt." Er sprach zu ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Niemand hat Haus oder Frau oder Brüder oder Eltern oder Kinder verlassen um des Gottesreiches willen, der nicht ein Vielfaches dafür erhält in der jetzigen Welt, in der kommenden aber ewiges Leben." Er nahm die Zwölf zu sich heran und sprach zu ihnen: "Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles in Erfüllung gehen, was durch die Propheten geschrieben ist über den Menschensohn. Denn er wird den Heiden überliefert, verspottet, mißhandelt und angespien werden; sie werden ihn geißeln und ihn töten, doch am dritten Tag wird er auferstehen." Sie aber verstanden nichts davon; verborgen blieb vor ihnen dieses Wort, und sie erkannten nicht, was damit gesagt war Als er in die Nähe von Jericho kam, geschah es, da saß ein Blinder am Wege und bettelte. Als er das Volk vorbeiziehen hörte, fragte er, was das sei. Man sagte ihm, es gehe Jesus, der Nazoräer, vorbei. Da rief er: "Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!" Die Vorangehenden fuhren ihn an, er solle schweigen. Er aber schrie noch lauter: "Sohn Davids, erbarme dich meiner!" Jesus blieb stehen, ließ ihn herbeiführen, und als er nahe war, fragte er ihn: "Was willst du, daß ich dir tun soll?" Er sagte: "Herr, daß ich sehe!" Jesus sprach zu ihm: "Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen." Auf der Stelle wurde er sehend, verherrlichte Gott und folgte ihm nach. Und das ganze Volk sah es und gab Gott die Ehre. Er ging nach Jericho hinein und wollte hindurchziehen. Und siehe, ein Mann, Zachäus mit Namen, ein reicher Oberzöllner, suchte Jesus von Angesicht zu sehen; doch bei der Volksmenge konnte er es nicht denn er war klein von Gestalt. Da lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um ihn zu sehen; denn da sollte er vorbeikommen. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sprach zu ihm: "Zachäus, steige schnell herab; denn heute muß ich in deinem Hause bleiben." Eilends stieg er herab und nahm ihn voll Freude auf. Da murrten alle, die es sahen, und sagten: "Bei einem sündigen Mann trat er ein, um Einkehr zu halten." Zachäus aber trat vor den Herrn und sagte zu ihm: "Siehe, Herr, die Hälfte meines Besitzes gebe ich den Armen, und habe ich jemand um etwas betrogen, will ich es vierfach erstatten." Jesus sprach zu ihm: "Heute ist diesem Haus Heil widerfahren; ist doch auch er ein Sohn Abrahams. Denn der Menschensohn ist gekommen, "zu suchen und zu retten, was verloren war"" (Ez 34,16). Während sie diesen Worten lauschten, fügte er ein Gleichnis hinzu, weil er nahe vor Jerusalem war und sie meinten, das Reich Gottes sei im Begriff, alsbald in Erscheinung zu treten. So sprach er denn: "Ein vornehmer Mann zog in ein fernes Land, um sich die Königswürde zu erwerben und wieder zurückzukommen. Er rief zehn seiner Knechte zu sich, gab ihnen zehn Minen und sprach zu ihnen: Macht Geschäfte damit, bis ich komme! Seine Mitbürger aber haßten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her, die erklären sollte: Wir wollen nicht, daß dieser König sei über uns. Und es geschah, als er nach Erlangung der Königswürde zurückkam, ließ er jene Knechte rufen, denen er das Geld gegeben hatte, um zu erfahren, was ein jeder an Geschäften gemacht habe. Es kam der erste und sprach: Herr, deine Mine hat zehn Minen eingebracht. Er sagte zu ihm: Recht so, du guter Knecht; weil du in so Geringem treu warst, sollst du Macht haben über zehn Städte. Es kam der zweite und sprach: Deine Mine, Herr, hat fünf Minen getragen. Er sagte auch zu diesem: Und du sollst über fünf Städte gesetzt sein. Der andere kam und sprach: Herr, hier ist deine Mine; ich hielt sie im Schweißtuch verwahrt; denn ich fürchtete dich, weil du ein harter Mann bist. Du nimmst, was du nicht eingelegt, und erntest, was du nicht gesät hast. Er sagte zu ihm: Aus deinem eigenen Munde nehme ich das Urteil für dich, du böser Knecht! Du wußtest, daß ich ein harter Mann bin, daß ich nehme, was ich nicht eingelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe. Warum gabst du mein Geld nicht auf die Bank? Ich hätte bei meiner Rückkehr es mit Zinsen abheben können. Und er sagte zu den Umstehenden: Nehmt ihm die Mine und gebt sie dem, der die zehn Minen hat! Sie entgegneten ihm: Herr, der hat schon zehn Minen! Ich sage euch: Jedem, der hat, wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden. Meine Feinde aber, die nicht haben wollten, daß ich König sei über sie, führt hierher und macht sie nieder vor meinen Augen!" Nach diesen Worten zog er weiter voran, hinauf nach Jerusalem. Und es geschah, als er in die Nähe von Bethphage und Bethanien an den Berg kam, der Ölberg genannt wird, sandte er zwei Jünger voraus und sprach: "Geht in das Dorf dort vor euch, und kommt ihr hinein, werdet ihr ein Füllen finden, das angebunden ist und auf dem noch nie jemand saß; macht es los und bringt es her! Wenn euch jemand fragt: Warum macht ihr es los?, so sagt ihm: Der Herr bedarf seiner." Die Abgesandten gingen hin und fanden es so, wie er ihnen gesagt hatte. Als sie aber das Füllen losmachten, sagten dessen Eigentümer zu ihnen: "Warum macht ihr das Füllen los?" Sie erwiderten: "Der Herr bedarf seiner." Sie führten es zu Jesus und warfen dem Füllen ihre Kleider über und hoben Jesus hinauf. Während er dahinzog, breiteten sie ihre Kleider auf den Weg, und als er sich schon dem Abstieg vom Ölberg näherte, begann die ganze Menge der Jünger, voll Freude mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Wunder, die sie gesehen hatten, und sie riefen: "Gepriesen sei, der da kommt, der König im Namen des Herrn (Ps 118,26)! Im Himmel ist Friede und Ehre in der Höhe!" Einige der Pharisäer riefen aus der Menge ihm zu: "Meister, verbiete es deinen Jüngern!" Er antwortete ihnen: "Ich sage euch, wenn diese schweigen, "werden die Steine rufen" (Hab 2,11)." Als er näherkam und die Stadt erblickte, weinte er über sie und sprach: "Wenn doch an diesem Tag auch du es erkenntest, was zum Frieden dient! Nun aber ist es verborgen vor deinen Augen! Denn es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde einen Wall um dich aufwerfen und dich einschließen und bedrängen werden von allen Seiten. Sie werden dich niedermachen und deine Kinder in dir und nicht Stein auf Stein in dir lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast." Und er betrat den Tempel und begann, die Verkäufer hinauszutreiben, indem er zu ihnen sprach: "Es steht geschrieben: "Mein Haus ist ein Bethaus" (Is 56,7); ihr aber habt es zu einer "Räuberhöhle" (Jer 7,11) gemacht." Täglich war er im Tempel und lehrte. Die Hohenpriester aber und die Schriftgelehrten suchten ihn zu vernichten, ebenso auch die Führer des Volkes, doch sie fanden nicht, was sie tun könnten; denn das ganze Volk war voll Spannung, wenn es ihn hörte. Es war an einem dieser Tage, als er das Volk im Tempel lehrte und das Evangelium verkündete, da traten die Hohenpriester und Schriftgelehrten mit den Ältesten heran und sprachen zu ihm: "Sag uns, mit welcher Vollmacht tust du das, oder wer ist es, der diese Vollmacht dir gab?" Er antwortete ihnen: "Auch ich will euch eine Frage vorlegen. Sagt mir: Die Taufe des Johannes, stammte sie vom Himmel oder von Menschen?" Da überlegten sie und sagten sich: "Sagen wir: Vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Sagen wir aber: Von Menschen, so wird das ganze Volk uns steinigen; denn es ist überzeugt, daß Johannes ein Prophet ist." Und sie antworteten, sie wüßten nicht, woher. Da sprach Jesus zu ihnen: "Auch ich sage euch nicht, mit welcher Vollmacht ich dies tue." Darauf wandte er sich an das Volk und sagte ihm dieses Gleichnis: "Ein Mann pflanzte einen Weinberg, verpachtete ihn an Winzer und ging für längere Zeit außer Landes. Zu gegebener Zeit sandte er zu den Winzern einen Knecht, daß sie vom Ertrag des Weinberges seinen Teil ihm gäben. Die Winzer aber schlugen ihn und schickten ihn fort mit leeren Händen. Daraufhin sandte er einen anderen Knecht; sie aber schlugen auch diesen, beschimpften ihn und schickten auch ihn fort mit leeren Händen. Darauf sandte er noch einen dritten; auch diesen schlugen sie wund und warfen ihn hinaus. Da sprach der Herr des Weinberges: Was soll ich tun? Ich will meinen geliebten Sohn schicken, vielleicht werden sie vor diesem Achtung haben. Als aber die Winzer ihn sahen, überlegten sie und sagten zueinander: Das ist der Erbe; wir wollen ihn töten, damit unser werde das Erbe. Und sie warfen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Was wird nun der Herr des Weinberges mit ihnen tun? Er wird kommen und diese Winzer vernichten und den Weinberg an andere vergeben." Als sie das hörten, sagten sie: "Das sei ferne!" Er aber blickte sie an und sprach: "Was meint denn diese Stelle der Schrift: "Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden" (Ps 118,22)? Jeder, der auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden; und auf wen er fällt, den wird er zermalmen." Da suchten die Schriftgelehrten und die Hohenpriester noch zur gleichen Stunde Hand an ihn zu legen, doch sie fürchteten das Volk. Sie hatten nämlich verstanden, daß er im Hinblick auf sie dieses Gleichnis sagte. Sie belauerten ihn und sandten Späher aus, die sich als Gerechte ausgeben sollten, um ihn bei einem Wort zu fangen und so der Amtsgewalt des Statthalters übergeben zu können. Sie fragten ihn: "Meister, wir wissen, daß du recht redest und lehrst und nicht auf die Person achtest, sondern der Wahrheit gemäß den Weg Gottes lehrst. Ist es erlaubt, daß wir dem Kaiser Steuer zahlen, oder nicht?" Er durchschaute ihre Arglist und sprach zu ihnen: "[Was versucht ihr mich?] Zeigt mir einen Denar! Wessen Bild und Aufschrift trägt er?" Sie antworteten: "Des Kaisers!" Da sprach er zu ihnen: "Gebt also, was des Kaisers ist, dem Kaiser, und, was Gottes ist, Gott!" Und es gelang ihnen nicht, ihn vor dem Volk bei einem Wort zu fangen. Staunend über seine Antwort, schwiegen sie. Da traten einige von den Sadduzäern, die behaupten, es gebe keine Auferstehung, hinzu, und fragten ihn: "Meister, Moses hat uns geschrieben: "Wenn jemandes Bruder stirbt, der eine Frau hat und kinderlos ist, so nehme sein Bruder die Frau und erwecke Nachkommenschaft seinem Bruder" (5Mos 25,5f). Nun waren sieben Brüder; der erste nahm eine Frau und starb kinderlos. Es nahm sie nun der zweite [, aber auch er starb kinderlos,] und der dritte und ebenso alle sieben - sie starben, ohne Kinder zu hinterlassen. Zuletzt starb auch die Frau. Die Frau nun, wem von ihnen wird sie bei der Auferstehung als Frau gehören? Denn die sieben hatten sie zur Frau." Jesus sprach zu ihnen: "Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten; die aber gewürdigt werden, an der anderen Welt Anteil zu haben und an der Auferstehung von den Toten, heiraten nicht und lassen sich auch nicht heiraten; denn sie können auch nicht mehr sterben; sie sind den Engeln gleich und sind als Söhne der Auferstehung Söhne Gottes. Daß aber die Toten auferstehen, hat auch Moses angedeutet in der Geschichte vom Dornbusch, wo er den Herrn den "Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs" nennt (2Mos 3,6). Gott ist aber nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebendigen; denn ihm leben alle." Da antworteten einige von den Schriftgelehrten: "Meister, du hast trefflich gesprochen!" Denn sie wagten nicht mehr, irgendeine Frage an ihn zu richten. Er aber sprach zu ihnen: "Wie kann man sagen, der Messias sei Davids Sohn? Sagt doch David selbst im Buch der Psalmen: "Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde als Schemel unter deine Füße lege" (Ps 110,1). David nennt ihn also seinen "Herrn"; wie ist er dann sein Sohn?" Während das ganze Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern: "Hütet euch vor den Schriftgelehrten! Sie sind darauf aus, in feierlichen Gewändern einherzugehen, gegrüßt zu werden auf den öffentlichen Plätzen, die vordersten Stühle einzunehmen in den Synagogen und die Ehrensitze bei den Gastmählern; sie verzehren die Häuser der Witwen und verrichten zum Schein lange Gebete. Sie werden ein gar ernstes Gericht erfahren." Als er zuschaute, sah er, wie die Reichen die Gaben in den Opferkasten legten. Er sah auch, wie eine arme Witwe dort zwei Heller hineinlegte, und sprach: "Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr hineingelegt als alle; denn sie alle haben von ihrem Überfluß hineingelegt zu den Gaben Gottes, sie aber legte von ihrer Armut den ganzen Lebensunterhalt hinein, den sie hatte." Als einige über den Tempel redeten, wie er im Schmuck schöner Steine und Weihegeschenke stehe, sprach er: "Was ihr da seht: Es werden Tage kommen, an denen nicht Stein auf Stein gelassen wird, ein jeder wird abgebrochen werden." Sie fragten ihn: "Meister, wann wird denn dies geschehen, und was wird das Zeichen sein, wenn dieses Geschehen bevorsteht?" Er sprach: "Seht zu, daß ihr nicht verführt werdet! Denn viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: "Ich bin es", und: "Die Zeit ist gekommen". Lauft ihnen nicht nach! Wenn ihr aber von Kriegen und Aufständen hört, so laßt euch nicht schrecken; denn dies muß zuvor eintreten, aber nicht sogleich das Ende." Dann sagte er ihnen: ""Aufstehen wird Volk wider Volk" (2Chron 15,6) und "Reich wider Reich" (Is 19,2) und es werden große Erdbeben sein, Hungersnöte und Seuchen allerorts und Schrecknisse und große Zeichen vom Himmel. Doch noch vor diesem allen wird man Hand an euch legen und euch verfolgen: man wird euch an die Synagogen und Gefängnisse überliefern und vor Könige und Statthalter führen um meines Namens willen. Doch wird dies für euch zum Zeugnis gereichen. Nehmt es euch daher zu Herzen und macht euch nicht vorher schon Sorge wegen eurer Verteidigung! Ich nämlich werde euch Rede und Weisheit geben, der alle eure Widersacher nicht widerstehen und widersprechen können. Ihr werdet überliefert werden sogar von Eltern und Brüdern, Verwandten und Freunden, und manche von euch wird man töten, und ihr werdet gehaßt sein von allen um meines Namens willen; doch kein Haar von eurem Haupte wird verlorengehen. In eurer Standhaftigkeit werdet ihr euer Leben gewinnen. Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren umlagert seht, dann erkennt, daß seine Verwüstung nahe ist. Dann sollen, die in Judäa sind, in die Berge fliehen, die drinnen sind in der Stadt, sollen fortziehen, und, die draußen sind auf dem Lande, nicht in sie hineingehen. Denn das sind die "Tage der Rache" (5Mos 32,35) zur Erfüllung all dessen, was geschrieben steht. Wehe den Schwangeren und Stillenden in jenen Tagen! Denn es wird eine große Not sein über dem Lande und ein großes Strafgericht über diesem Volk. Sie werden fallen durch die Schneide des Schwertes und als Gefangene weggeführt werden zu allen Völkern; Jerusalem aber wird von den Heidenvölkern zertreten werden, bis erfüllt sind die Zeiten der Heiden. Es werden Zeichen sein an Sonne, Mond und Sternen, und auf Erden wird Angst und Bestürzung sein unter den Völkern wegen des Tosens des Meeres und seiner Brandung. Die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Erwartung dessen, was hereinbrechen wird über den Erdkreis; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann werden sie den Menschensohn kommen sehen auf einer Wolke mit großer Macht und Herrlichkeit. Wenn aber dies zu geschehen anfängt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn es naht eure Erlösung." Und er sagte ihnen ein Gleichnis: "Betrachtet den Feigenbaum und alle anderen Bäume. Wenn sie bereits ausschlagen, erkennt ihr, wenn ihr hinseht, von selber, daß der Sommer schon nahe ist. Ebenso auch sollt ihr, wenn ihr dies geschehen seht, erkennen, daß nahe ist das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschieht! Himmel und Erde werden vergehen, doch meine Worte werden nicht vergehen. Gebt acht, daß eure Herzen nicht belastet werden durch Rausch und Trunkenheit und irdische Sorgen, und daß euch jener Tag nicht unversehens überfalle wie eine Schlinge; denn hereinbrechen wird er über alle, die auf dem Antlitz der ganzen Erde wohnen. Wachet also und betet zu jeder Zeit, damit ihr imstande seid, all dem zu entrinnen, was kommen wird, und zu bestehen vor dem Menschensohn!" So lehrte er bei Tag im Tempel, nachts aber ging er hinaus und nächtigte am Berge, der Ölberg genannt wird. Das ganze Volk kam schon frühmorgens zu ihm in den Tempel, um ihn zu hören. Es nahte das Fest der Ungesäuerten Brote, genannt Pascha, und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten nach einer Möglichkeit, wie sie ihn ums Leben bringen könnten; sie hatten nämlich Furcht vor dem Volke. Da fuhr der Satan in Judas, genannt Iskariot, einen von den Zwölfen, und er ging hin, besprach sich mit den Hohenpriestern und den Offizieren, auf welche Weise er ihn an sie überliefern könnte. Diese freuten sich und kamen überein, ihm Geld zu geben. Er war einverstanden und suchte eine günstige Gelegenheit, um ihn ohne Beisein des Volkes zu überliefern. Es kam der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem das Paschalamm zu schlachten war, und er schickte den Petrus und Johannes weg und sprach: "Geht hin und bereitet uns das Pascha, damit wir es essen." Sie aber sagten zu ihm: "Wo willst du, daß wir es bereiten?" Er sprach zu ihnen: "Seht, wenn ihr hineinkommt in die Stadt, wird euch einer begegnen, der einen Wasserkrug trägt; folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht, und sagt zu dem Herrn des Hauses: Der Meister läßt dir sagen: Wo ist die Herberge, in der ich mit meinen Jüngern das Pascha essen kann? Er wird euch ein großes Obergemach zeigen, versehen mit Polstern; dort sollt ihr es bereiten." Sie gingen hin, fanden es, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Pascha. Und als die Stunde kam, ließ er sich zu Tische nieder und die Apostel mit ihm. Er sprach zu ihnen: "Sehnlichst habe ich danach verlangt, dieses Pascha mit euch zu essen, bevor ich leide. Denn ich sage euch: Nicht mehr werde ich davon essen, bis es seine Erfüllung findet im Reiche Gottes." Und er nahm einen Kelch, sprach das Dankgebet und sagte: "Nehmt hin und teilt ihn unter euch! Denn ich sage euch: Nicht mehr werde ich trinken von der Frucht des Weinstockes, bis das Reich Gottes kommt." Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach es und gab es ihnen mit den Worten: "Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Ebenso nahm er nach dem Mahle aus dem Kelch und sprach: "Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird. Doch seht, die Hand dessen, der mich verrät, ist mit mir auf dem Tische! Der Menschensohn geht zwar hin, wie es beschlossen ist; doch wehe jenem Menschen, durch den er verraten wird." Da sprachen sie erregt miteinander, wer von ihnen es wohl sei, der solches tun könnte. Es war auch ein Streit unter ihnen entstanden, wer von ihnen als der Größte gelte. Er aber sprach zu ihnen: "Die Könige der Heidenvölker spielen den Herrn über sie, und die Gewalthaber lassen sich "Gnädige Herren" nennen. Ihr seid nicht so; sondern der Größte unter euch werde wie der Kleinste und der Gebietende wie der Dienende. Denn wer ist größer, der zu Tische liegt oder der Dienende? Nicht wahr, der zu Tische liegt? Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende. Ihr seid es, die mit mir ausgehalten haben in meinen Prüfungen, und so übertrage ich euch, wie es mir mein Vater übertrug, das Reich: Ihr sollt essen und trinken an meinem Tische in meinem Reich und auf Thronen sitzen und die zwölf Stämme von Israel richten. Simon, Simon, siehe, der Satan hat verlangt, euch sieben zu dürfen wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, daß nicht nachlasse dein Glaube, und du wiederum stärke dereinst deine Brüder." Er aber sagte zu ihm: "Herr, mit dir bin ich bereit, auch in den Kerker, ja in den Tod zu gehen." Er entgegnete: "Ich sage dir, Petrus: Der Hahn wird heute nicht krähen, bis du dreimal geleugnet hast, mich zu kennen." Und er sprach zu ihnen: "Als ich euch aussandte, ohne Beutel, Tasche und Schuhe, habt ihr da Not gelitten an etwas?" Sie erwiderten: "An nichts." Da sprach er zu ihnen: "Jetzt aber soll, wer einen Beutel hat, ihn an sich nehmen, ebenso auch die Tasche; und wer es nicht schon hat, der verkaufe seinen Mantel und kaufe dafür ein Schwert. Denn ich sage euch: Es muß das Schriftwort erfüllt werden an mir, nämlich dieses: "Und er wurde unter die Verbrecher gerechnet" (Is 53,12). Denn was sich auf mich bezieht, geht in Erfüllung." Sie sprachen: "Herr, siehe, zwei Schwerter sind hier!" Er aber sagte: "Es ist genug." Dann ging er hinaus und begab sich seiner Gewohnheit gemäß an den Ölberg; es gingen mit ihm auch die Jünger. Als er dort angelangt war, sprach er zu ihnen: "Betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet!" Er entfernte sich von ihnen etwa einen Steinwurf weit, kniete nieder und betete: "Vater, wenn es dein Wille ist, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen; doch nicht mein Wille geschehe, sondern der deine!" Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und als er in Angst geriet, betete er noch eindringlicher, und es wurde sein Schweiß wie Blutstropfen, die niederrannen zur Erde. Als er aufstand vom Gebete und zu seinen Jüngern kam, fand er sie schlafend vor Kummer, und er sprach zu ihnen: "Warum schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallt." Während er noch redete, siehe, da kam eine Schar, und einer von den Zwölfen, Judas mit Namen, ging ihnen voran. Er näherte sich Jesus, um ihn zu küssen. Jesus aber sprach zu ihm: "Judas, mit einem Kusse verrätst du den Menschensohn?" Als seine Gefährten sahen, was bevorstand, sagten sie: "Herr, sollen wir mit dem Schwerte dreinschlagen?" Und einer von ihnen schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. Jesus aber entgegnete: "Laßt ab, nicht weiter!" Und er berührte das Ohr und heilte ihn. Zu den Hohenpriestern aber, den Tempeloffizieren und Ältesten, die an ihn herantraten, sprach Jesus: "Wie gegen einen Rebellen seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Knütteln. Täglich war ich bei euch im Tempel, und ihr habt die Hände nicht ausgestreckt nach mir; aber das ist eure Stunde und die Macht der Finsternis." Sie nahmen ihn fest und führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters; Petrus aber folgte von ferne. Und als sie in der Mitte des Hofes ein Feuer anzündeten und sich zusammensetzten, setzte sich Petrus unter sie. Da sah ihn eine Magd im Feuerschein sitzen, schaute ihn genau an und sagte: "Auch dieser war bei ihm." Er aber leugnete und sprach: "Frau, ich kenne ihn nicht!" Kurz darauf sah ihn ein anderer und sagte: "Auch du bist einer von ihnen!" Petrus aber sprach: "Mensch, ich bin es nicht!" Nach einer Stunde etwa behauptete mit Nachdruck ein anderer: "In Wahrheit, auch dieser war bei ihm; ist doch auch er ein Galiläer." Petrus aber erwiderte: "Mensch, ich weiß nicht, was du sprichst." Und im Augenblick, da er noch redete, krähte ein Hahn. Da wandte sich der Herr um, blickte Petrus an, und Petrus erinnerte sich des Wortes des Herrn, da er zu ihm gesagt hatte: "Ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Und er ging hinaus und weinte bitterlich. Die Männer, die Jesus bewachten, trieben ihren Spott mit ihm; sie schlugen ihn, verhüllten dabei sein Antlitz und fragten ihn: "Weissage, wer ist es, der dich schlug?" Und noch viele andere Schmähungen stießen sie gegen ihn aus. Als es Tag wurde, versammelte sich die Ältestenschaft des Volkes, Hohepriester und Schriftgelehrte, ließen ihn vor ihr Synedrium führen und sagten: "Bist du der Messias, so sage es uns!" Er sprach zu ihnen: "Wenn ich es euch sage, werdet ihr nicht glauben; wenn ich frage, werdet ihr mir nicht Antwort geben. Von nun an aber wird der Menschensohn zur "Rechten der Kraft Gottes sitzen"" (Ps 110,1). Da riefen alle: "Du bist also der Sohn Gottes?" Er antwortete ihnen: "Ihr sagt es; ich bin es!" Sie aber riefen: "Was brauchen wir noch ein Zeugnis? Wir haben es selber gehört aus seinem Munde." Und es erhob sich ihre ganze Versammlung, und sie führten ihn zu Pilatus. Sie eröffneten ihre Anklage gegen ihn und sagten: "Wir haben gefunden, daß dieser unser Volk aufwiegelt und es davon abhält, dem Kaiser Steuern zu zahlen, und daß er behauptet, er sei der Messiaskönig." Pilatus fragte ihn: "Bist du der König der Juden?" Er antwortete: "Du sagst es!" Pilatus aber sagte zu den Hohenpriestern und zu den Scharen des Volkes: "Ich finde nichts von Schuld an diesem Menschen." Sie aber bestanden darauf und sagten: "Er bringt das Volk in Unruhe, da er im ganzen Land der Juden als Lehrer auftritt, von Galiläa angefangen bis hierher." Als Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mann ein Galiläer sei, und als er feststellte, daß er aus dem Machtbereich des Herodes sei, schickte er ihn zu Herodes, der in diesen Tagen ebenfalls in Jerusalem war. Herodes freute sich sehr, als er Jesus erblickte; hatte er doch schon seit langem den Wunsch, ihn zu sehen, weil er so vieles gehört hatte über ihn, und er hoffte, irgendein Zeichen zu sehen, das durch ihn geschähe. Er stellte vielerlei Fragen an ihn; er aber antwortete ihm nichts. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten standen dabei und erhoben heftige Klagen gegen ihn. Herodes aber zeigte ihm mitsamt seinem Gefolge seine Verachtung und ließ ihm zum Spott ein Prunkkleid anlegen und schickte ihn zurück zu Pilatus. An diesem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde; denn zuvor standen sie feindlich zueinander. Pilatus aber rief die Hohenpriester, die Ratsherren und das Volk zusammen und sprach zu ihnen: "Ihr brachtet mir diesen Menschen als einen Aufwiegler des Volkes; seht, ich habe ihn verhört vor euch, und nichts fand ich an diesem Menschen, was schuldbar wäre von dem, wessen ihr ihn anklagt. Aber auch Herodes nicht; denn er schickte ihn wieder zu uns. So seht, nichts Todeswürdiges wurde begangen von ihm. Ich will ihn also züchtigen lassen und ihn freigeben." Er hatte indes die Verpflichtung, ihnen zum Feste einen freizugeben. Da schrien sie alle zusammen: "Hinweg mit diesem! Gib uns Barabbas frei!" Dieser war wegen eines Aufruhrs in der Stadt und wegen Mordes in den Kerker geworfen. Nochmals redete Pilatus zu ihnen, mit der Absicht, Jesus freizugeben. Sie aber riefen dagegen: "Kreuzige, kreuzige ihn!" Er aber sprach ein drittes Mal zu ihnen: "Was hat er denn Böses getan? Nichts Todeswürdiges fand ich an ihm; ich werde ihn also züchtigen lassen und freigeben." Sie aber bestanden mit großem Geschrei auf der Forderung, daß er gekreuzigt werde, und ihr Schreien setzte sich durch: Pilatus entschied, ihre Forderung zu erfüllen, und er gab den wegen Aufruhrs und Mordes in den Kerker Geworfenen, den sie verlangten, frei; Jesus aber überließ er ihrem Willen. Als sie ihn abführten, ergriffen sie einen gewissen Simon von Cyrene, der vom Felde kam, und legten ihm das Kreuz auf, daß er es Jesus nachtrage. Es begleitete ihn auch eine große Menge Volkes und Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen und sprach: "Ihr Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; doch weint über euch selbst und über eure Kinder! Denn seht, es werden Tage kommen, an denen man sagen wird: Selig die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht genährt haben! Dann werden sie anheben und "zu den Bergen sagen: Fallt über uns! Und zu den Hügeln: Bedeckt uns!" (Os 10,8). Denn wenn man dies am grünen Holze tut, was wird am dürren geschehen?" Sie führten außer ihm noch zwei Verbrecher hinaus, die zusammen mit ihm hingerichtet werden sollten. Als sie an den Ort kamen, der "Schädel" genannt wird, kreuzigten sie ihn dort und auch die Verbrecher, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken Jesus aber sprach: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Als sie seine "Kleider unter sich teilten, warfen sie das Los" (Ps 22,19). Das Volk stand da und schaute zu. Die Ratsherren aber verhöhnten ihn und sagten: "Anderen hat er geholfen; er helfe sich selbst, wenn er der Messias Gottes ist, der Erwählte." Es verspotteten ihn auch die Soldaten, indem sie hingingen, ihm "Essig" reichten (Ps 69,22) und sagten: "Bist du der König der Juden, so hilf dir selbst!" Es war auch eine Aufschrift über ihm [in griechischer, lateinischer und hebräischer Schrift]: "Das ist der König der Juden!" Einer von den aufgehängten Verbrechern lästerte ihn und sagte: "Bist du nicht der Messias? Hilf dir selbst und uns!" Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: "Hast nicht einmal du Furcht vor Gott, der du das gleiche Gericht erleidest? Wir leiden mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan." Und er sprach: "Jesus, gedenke meiner, wenn du kommst in deinem Reich!" Er erwiderte ihm: "Wahrlich, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!" Es war schon um die sechste Stunde, da trat Finsternis ein über das ganze Land bis zur neunten Stunde, denn die Sonne verlor ihren Schein. Der Vorhang im Tempel riß mitten entzwei, und Jesus rief mit lauter Stimme: "Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist" (Ps 31,6)." Nach diesen Worten verschied er. Als der Hauptmann sah, was geschah, pries er Gott und sprach: "Wirklich, dieser Mensch war ein Gerechter!" Und all die Volksscharen, die sich zu diesem Schauspiel eingefunden hatten und sahen, was vorging, schlugen an die Brust und gingen von dannen. Seine Vertrauten alle standen von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa gefolgt waren und dies mit ansahen. Und siehe, es war ein Mann namens Joseph, ein Ratsherr, ein guter und gerechter Mann, der bei ihrem Beschluß und ihrem Vorgehen nicht mit zugestimmt hatte; er war aus Arimathäa, einer jüdischen Stadt, und wartete auf das Reich Gottes. Er ging zu Pilatus und erbat sich den Leichnam Jesu. Und als er ihn herabgenommen hatte, wickelte er ihn in Linnen und setzte ihn bei in einem ausgehauenen Grab, in dem noch kein anderer gelegen war. Es war Rüsttag, und der Sabbat brach eben an. Die Frauen aber, die mit ihm aus Galiläa gekommen waren, gaben ihm das Geleit und besahen sich das Grab und die Art und Weise, wie sein Leichnam beigesetzt wurde. Nach ihrer Rückkehr bereiteten sie Spezereien und Salben; den Sabbat aber verbrachten sie in Ruhe, der Vorschrift gemäß. Am ersten Tag der Woche, früh am Morgen, kamen sie mit den Spezereien, die sie bereitet hatten, zum Grabe. Sie fanden den Stein weggewälzt vom Grabe, doch als sie hineingingen, fanden sie den Leib des Herrn Jesus nicht. Sie waren darüber ganz ratlos, als auf einmal zwei Männer vor ihnen standen in strahlendem Kleid, und als sie voll Schrecken ihren Blick zu Boden senkten, sprachen jene zu ihnen: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern ist auferweckt worden. Erinnert euch, wie er, noch in Galiläa, zu euch sagte: "Der Menschensohn muß in die Hände der Sünder überliefert und gekreuzigt werden, am dritten Tag aber auferstehen."" Da erinnerten sie sich seiner Worte, kehrten zurück vom Grabe und berichteten dies alles den Elfen und allen übrigen. Es waren Maria Magdalena, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus, und mit ihnen auch die anderen, die dies den Aposteln sagten. Doch denen erschienen diese Worte als leeres Gerede, und sie glaubten ihnen nicht. [Petrus aber stand auf, lief zum Grabe, bückte sich hinein und erblickte einzig die Leinenbinden; und er ging weg, voll Staunen über das Geschehnis.] Und siehe, noch am gleichen Tag waren zwei von ihnen unterwegs nach einem Dorf namens Emmaus, sechzig Stadien von Jerusalem entfernt. Sie redeten miteinander über alles, was sich zugetragen hatte. Und es geschah, während sie redeten und sich miteinander besprachen, näherte sich Jesus und ging mit ihnen. Ihre Augen aber waren gehalten, so daß sie ihn nicht erkannten. Er sprach zu ihnen: "Was sind das für Gespräche, die ihr unterwegs miteinander führt?" Da blieben sie traurig stehen, und der eine, namens Kleophas, erwiderte ihm: "Bist du der einzige, der in Jerusalem weilt und nicht weiß, was geschah dort in diesen Tagen?" Er sprach zu ihnen: "Was denn?" Und sie sagten: "Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und vor dem ganzen Volk; und wie ihn unsere Hohenpriester und Ratsherren der Verurteilung zum Tode überlieferten und ihn kreuzigten. Wir aber hofften, daß er es sei, der Israel erlösen würde. Aber nun ist nach all dem schon der dritte Tag, seit dies geschah. Es haben uns jedoch einige Frauen von uns in Aufregung versetzt, die in aller Frühe am Grabe waren, ohne seinen Leichnam zu finden, und mit der Nachricht kamen, sie hätten eine Erscheinung von Engeln gehabt, die gesagt hätten, daß er lebe. Einige von den Unsrigen gingen darauf zum Grabe und fanden es so, wie schon die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht." Da sprach er zu ihnen: "Ihr Unverständigen und Schwerfälligen im Herzen, um all das zu glauben, was die Propheten sagten! Mußte nicht der Messias dies leiden und so eingehen in seine Herrlichkeit?" Und ausgehend von Moses und allen Propheten, zeigte er ihnen, was in allen Schriften sich bezieht auf ihn. Und sie erreichten das Dorf, wohin sie gingen, er aber tat, als wolle er weitergehen. Sie drängten ihn und sagten: "Bleib bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich schon geneigt." Da trat er ein, um bei ihnen zu bleiben. Als er mit ihnen bei Tische war, geschah es, da nahm er das Brot, sprach den Segen, brach es und gab es ihnen. Und es taten sich ihre Augen auf, und sie erkannten ihn; er aber entschwand aus ihrer Mitte. Da sagten sie zueinander: "Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Wege mit uns redete und die Schrift uns erschloß?" Und sie standen auf und kehrten zur selben Stunde nach Jerusalem zurück, und sie fanden die Elf und ihre Gefährten versammelt, die sagten: "Der Herr ist wahrhaft auferstanden und ist dem Simon erschienen!" Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hätten beim Brechen des Brotes. Während sie noch darüber redeten, stand er selbst in ihrer Mitte und sprach zu ihnen: "Friede sei euch!" Sie aber erschraken und fürchteten sich und glaubten, einen Geist zu sehen. Und er sprach zu ihnen: "Warum seid ihr verwirrt, und warum steigen Zweifel auf in euren Herzen? Seht an meinen Händen und Füßen, daß ich selbst es bin; rührt mich an und seht, ein Geist hat doch nicht Fleisch und Gebein, wie ihr mich es haben seht." Mit diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Da sie aber vor Freude nicht glauben wollten und staunten, sprach er zu ihnen: "Habt ihr etwas zu essen hier?" Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch [und eine Honigwabe], und er nahm und aß vor ihren Augen. Er sprach zu ihnen: "Dies sind meine Worte, die ich zu euch sagte, da ich noch bei euch war: Alles muß erfüllt werden, was im Gesetz des Moses, in den Propheten und Psalmen geschrieben steht über mich." Dann erschloß er ihnen den Sinn zum Verstehen der Schriften und sprach zu ihnen: "So steht geschrieben: Der Messias wird leiden und von den Toten auferstehen am dritten Tag, und in seinem Namen wird Bekehrung und Vergebung der Sünden verkündet an alle Völker, angefangen von Jerusalem. Ihr seid Zeugen dafür, und seht, ich sende die Verheißung meines Vaters auf euch; bleibt in der Stadt, bis ihr ausgerüstet seid mit Kraft aus der Höhe." Dann führte er sie bis vor Bethanien hinaus, erhob seine Hände und segnete sie. Es geschah aber, während er sie segnete, schied er von ihnen und wurde emporgetragen zum Himmel. Sie aber fielen anbetend vor ihm nieder und kehrten mit großer Freude nach Jerusalem zurück, und beständig waren sie im Tempel und [lobten und] priesen Gott. Im Anfang war der Logos - das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dieses geworden, und ohne es wurde auch nicht eines von dem, was geworden. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht ergriffen. Ein Mann trat auf, gesandt von Gott, sein Name war Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, daß er zeuge von dem Lichte, damit alle zum Glauben kämen durch ihn. Nicht war er selber das Licht, sondern zeugen sollte er vom Lichte. Es war das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt. In der Welt war er, und die Welt ist geworden durch ihn, doch die Welt erkannte ihn nicht. In das Seine kam er, doch die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Vollmacht, Kinder Gottes zu werden, denen, die glauben an seinen Namen, die nicht aus dem Blute und nicht aus dem Wollen des Fleisches und nicht aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. Johannes gab Zeugnis von ihm und rief: "Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er eher war als ich." Von seiner Fülle haben wir ja alle empfangen, Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben, die Gnade und Wahrheit kam durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der an der Brust des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht. Dieses ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem Priester und Leviten zu ihm sandten, um ihn zu fragen: "Wer bist du?" Und er bekannte und verhehlte nicht, er bekannte: "Ich bin nicht der Messias!" Und sie fragten ihn: "Was dann? Bist du Elias?" Er sprach: "Ich bin es nicht." "Bist du der Prophet?" Er antwortete: "Nein!" Da sagten sie zu ihm: "Wer bist du?, damit wir denen, die uns gesandt haben, Antwort bringen. Was sagst du von dir selbst?" Er sprach: "Ich bin die Stimme eines Rufers in der Wüste: "Richtet den Weg des Herrn", wie der Prophet Isaias gesagt hat" (Is 40,3). Und es waren Abgesandte aus dem Kreis der Pharisäer, und sie fragten ihn: "Was taufst du denn, wenn du nicht der Messias bist noch Elias noch der Prophet?" Johannes erwiderte ihnen: "Ich taufe mit Wasser; mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt, der nach mir Kommende [, der mir voraus ist], dem die Schuhriemen zu lösen, ich nicht würdig bin." Das ist zu Bethanien geschehen, jenseits des Jordan, wo Johannes war und taufte. Tags darauf sah er Jesus auf sich zukommen und sprach: "Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt! Er ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt einer, der mir voraus ist, weil er eher war als ich. Ich kannte ihn nicht; doch daß er Israel offenbar werde, dazu kam ich und taufe mit Wasser." Und Johannes bezeugte: "Ich sah den Geist wie eine Taube vom Himmel herniederkommen, und er blieb auf ihm. Ich kannte ihn nicht; doch der mich gesandt hat, zu taufen mit Wasser, er sagte mir: Auf wen du den Geist herniederkommen und auf ihm bleiben siehst, der ist es, der tauft mit Heiligem Geist. Und ich habe gesehen und habe bezeugt: Dieser ist der Sohn Gottes." Tags darauf stand Johannes wieder da mit zwei von seinen Jüngern, und er blickte auf Jesus, der vorüberging, und sagte: "Seht das Lamm Gottes!" Die zwei Jünger hörten, wie er das sagte, und folgten Jesus. Jesus wandte sich um, und als er sie nachkommen sah, sprach er zu ihnen: "Was sucht ihr?" Sie sagten zu ihm: "Rabbi" - das heißt übersetzt: Meister -, "wo wohnst du?" Er sprach zu ihnen: "Kommt, ihr werdet sehen!" Sie gingen mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die es von Johannes gehört hatten und ihm gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: "Wir haben den Messias" - das heißt übersetzt: Christus - "gefunden." Und er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sprach: "Du bist Simon, der Sohn des Johannes; du sollst Kephas genannt werden" - das heißt übersetzt: Petrus (Fels). Tags darauf wollte er nach Galiläa aufbrechen und traf den Philippus. Und Jesus sagte zu ihm: "Folge mir!" Philippus war aus Bethsaida, der Stadt des Andreas und Petrus. Philippus traf den Nathanael und sagte zu ihm: "Von dem Moses schrieb im Gesetz und die Propheten, ihn haben wir gefunden: Jesus, den Sohn Josephs von Nazareth." Nathanael aber entgegnete ihm: "Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen?" Philippus sagte zu ihm: "Komm und sieh!" Jesus sah den Nathanael zu sich herkommen und sagte zu ihm: "Seht, wahrhaft ein Israelit, an dem kein Falsch ist!" Da sprach Nathanael zu ihm: "Woher kennst du mich?" Jesus antwortete ihm: "Ehe Philippus dich rief, sah ich dich, als du unter dem Feigenbaum warst." Nathanael erwiderte ihm: "Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist König von Israel!" Jesus antwortete ihm: "Weil ich dir sagte, daß ich dich unter dem Feigenbaum sah, glaubst du? Größeres als dies wirst du sehen." Und er sprach zu ihm: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen über dem Menschensohn." Am dritten Tag war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war dort. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit geladen. Da es an Wein fehlte, sagte die Mutter Jesu zu ihm: "Sie haben keinen Wein!" Jesus aber sprach zu ihr: "Frau, was willst du von mir? Noch ist meine Stunde nicht gekommen." Seine Mutter sagte zu den Dienern: "Was er euch sagt, das tut!" Es standen sechs steinerne Wasserkrüge dort, entsprechend der Reinigungssitte der Juden; davon faßte jeder zwei oder drei Maß. Und Jesus sprach zu ihnen: "Füllt die Krüge mit Wasser!" Und sie füllten sie bis oben. Und er sagte ihnen: "Schöpft nun und bringt dem Tafelmeister!" Und sie brachten ihm. Als aber der Tafelmeister das zu Wein gewordene Wasser kostete, ohne zu wissen, woher er kam - die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es -, rief der Tafelmeister den Bräutigam und sagte zu ihm: "Jedermann setzt zuerst den guten Wein vor und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein aufgehoben bis jetzt." Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit, und es glaubten an ihn seine Jünger. Darauf zog er hinab nach Kapharnaum, er und seine Mutter und seine Brüder und Jünger; dort aber blieben sie nicht viele Tage. Es nahte sich das Pascha der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. Und er traf im Tempel die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Da machte er eine Geißel aus Stricken und trieb alle zum Tempel hinaus mitsamt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, stieß die Tische um und sagte zu den Taubenverkäufern: "Schafft dies fort von hier; macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!" Da erinnerten sich seine Jünger, daß geschrieben steht: "Der Eifer für dein Haus verzehrt mich" (Ps 69,10). Die Juden aber erhoben Einspruch und sagten zu ihm: "Was für ein Zeichen weist du uns vor, daß du dies tun darfst?" Jesus antwortete ihnen: "Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten." Da sagten die Juden: "Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst in drei Tagen ihn aufrichten?" Er aber redete vom Tempel seines Leibes. Als er daher von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger, daß er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, mit dem Jesus davon gesprochen hatte. Während er nun beim Paschafest in Jerusalem war, glaubten viele an seinen Namen, weil sie seine Zeichen sahen, die er tat. Jesus hingegen vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle und hatte nicht nötig, daß ihm jemand Zeugnis gab über den Menschen; wußte er doch selbst, was im Menschen war. Es war da ein Mann aus dem Kreis der Pharisäer, Nikodemus mit Namen, ein Ratsherr der Juden; der kam zu ihm bei Nacht und sagte ihm: "Meister, wir wissen, du bist von Gott gekommen als Lehrer; denn niemand vermag diese Zeichen zu tun die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist." Jesus entgegnete ihm: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn einer nicht geboren wird von oben, kann er das Reich Gottes nicht schauen." Nikodemus sagte zu ihm: "Wie kann ein Mensch geboren werden, der alt ist? Kann er noch einmal in den Schoß seiner Mutter eingehen und geboren werden?" Jesus antwortete: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn einer nicht geboren wird aus Wasser und Geist, kann er nicht eingehen in das Reich Gottes. Was geboren ist aus dem Fleisch, ist Fleisch, und was geboren ist aus dem Geist, ist Geist. Wundere dich nicht, daß ich dir sagte: Ihr müßt geboren werden von oben. Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der geboren ist aus dem Geist." Nikodemus entgegnete ihm: "Wie kann dies geschehen?" Jesus antwortete ihm: "Du bist der Lehrer Israels und verstehst das nicht? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Was wir wissen, reden wir, und was wir gesehen haben, bezeugen wir, doch unser Zeugnis nehmt ihr nicht an. Wenn ich vom Irdischen zu euch sprach, und ihr glaubt nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich zu euch vom Himmlischen spreche? Und doch ist niemand hinaufgestiegen in den Himmel als der aus dem Himmel Herabgestiegene, der Menschensohn [, der im Himmel ist]. Und wie Moses die Schlange erhöhte in der Wüste, so muß auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, [nicht verlorengehe, sondern] ewiges Leben habe. Denn so sehr liebte Gott die Welt, daß er seinen eingeborenen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben habe. Denn Gott sandte den Sohn nicht in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt gerettet werde durch ihn. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Das aber ist das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist und die Menschen die Finsternis mehr liebten als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Jeder nämlich, der Schlechtes tut, haßt das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht offenkundig werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit an seinen Werken offenkundig werde, daß sie in Gott getan sind." Hierauf kam Jesus mit seinen Jüngern in die Landschaft von Judäa und hielt sich mit ihnen dort auf und taufte. Es taufte aber auch Johannes, und zwar in Aenon bei Salim, weil viel Wasser dort war; und sie kamen und ließen sich taufen. Johannes war nämlich noch nicht in das Gefängnis geworfen. Da entstand ein Streit von seiten der Johannesjünger mit einem Juden über die Reinigung. Und sie kamen zu Johannes und sagten zu ihm: "Meister, der bei dir war jenseits des Jordan und für den du Zeugnis gabst, siehe, der tauft, und alle gehen zu ihm." Johannes entgegnete: "Es kann sich keiner etwas nehmen, wenn es ihm nicht gegeben ist vom Himmel. Ihr selbst seid mir Zeugen, daß ich sagte: Ich bin nicht der Messias, sondern ich bin gesandt vor ihm her. Der die Braut hat, ist Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber steht da, horcht auf ihn und hat überaus große Freude über die Stimme des Bräutigams. Diese Freude nun hat sich als die meine erfüllt. Er muß wachsen, ich aber abnehmen. Der von oben kommt, steht über allen; der von der Erde stammt, ist von der Erde und redet von der Erde aus. Der aus dem Himmel kommt, steht über allen. Was er gesehen und gehört hat, davon gibt er Zeugnis, niemand aber nimmt sein Zeugnis an. Wer sein Zeugnis annahm, der bestätigte, daß Gott wahrhaftig ist. Den nämlich Gott sandte, der redet die Worte Gottes; denn nicht nach Maß gibt er den Geist. Der Vater liebt den Sohn, und alles legte er in seine Hand. Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber nicht auf den Sohn hört, wird das Leben nicht schauen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm." Als nun der Herr erfuhr, die Pharisäer hätten vernommen, daß Jesus mehr Jünger gewinne und mehr taufe als Johannes - obwohl Jesus nicht selber taufte, sondern seine Jünger -, verließ er Judäa und kehrte wieder zurück nach Galiläa. Er mußte den Weg durch Samaria nehmen und kam so zu einer Stadt in Samaria, Sychar mit Namen, nahe bei dem Grundstück, das Jakob seinem Sohne Joseph gegeben hat. Dort war der Brunnen des Jakob. Jesus nun, müde geworden von der Wanderung, setzte sich so am Brunnen nieder; es war um die sechste Stunde. Da kam eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: "Gib mir zu trinken!" Seine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen, um Lebensmittel zu kaufen. Die samaritische Frau entgegnete ihm: "Wie magst du als Jude von mir, einer samaritischen Frau, einen Trunk verlangen?" Die Juden haben nämlich keinen Verkehr mit den Samaritern. Jesus antwortete ihr: "Wenn du um die Gabe Gottes wüßtest und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken, du würdest ihn bitten, und er gäbe dir lebendiges Wasser." Die Frau sagte zu ihm: "Herr, du hast ja kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn das lebendige Wasser? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gab? Er selbst hat daraus getrunken sowie seine Söhne und seine Herden." Jesus antwortete ihr: "Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird abermals dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht mehr dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm zu einem Quell von Wasser, das aufsprudelt zu ewigem Leben." Da sprach die Frau zu ihm: "Herr, gib mir dieses Wasser, daß ich nicht mehr dürste und hierher gehen muß, um zu schöpfen." Er sagte zu ihr: "Geh hin, ruf deinen Mann und komm hierher!" Die Frau erwiderte ihm: "Ich habe keinen Mann!" Jesus sprach zu ihr: "Zutreffend sagtest du: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; da hast du die Wahrheit gesagt!" Die Frau sagte zu ihm: "Herr, ich sehe, du bist ein Prophet. Unsere Väter haben auf diesem Berge Anbetung gehalten, und ihr sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo man anbeten müsse." Jesus sprach zu ihr: "Glaube mir, Frau, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt aus den Juden. Doch es kommt die Stunde, und schon ist sie da, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden in Geist und Wahrheit; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten." Die Frau sagte zu ihm: "Ich weiß, daß der Messias kommt - genannt Christus -, wenn er kommt, wird er uns alles verkünden." Jesus sprach zu ihr: "Ich bin es, der mit dir redet." Währenddessen kamen seine Jünger, und sie wunderten sich, daß er mit einer Frau redete; doch sagte keiner: "Was willst du?" oder: "Was redest du mit ihr?" Die Frau nun ließ ihren Wasserkrug stehen, ging in die Stadt und sagte zu den Leuten: "Kommt und seht einen Menschen, der mir alles sagte, was ich getan habe. Ob der nicht der Messias ist?" Da zogen sie hinaus aus der Stadt und gingen auf ihn zu. Unterdessen baten ihn seine Jünger: "Meister, iß!" Er aber sprach zu ihnen: "Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt." Da sagten die Jünger zueinander: "Hat ihm denn jemand zu essen gebracht?" Jesus sprach zu ihnen: "Meine Speise ist, daß ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und daß ich vollbringe sein Werk. Sagt ihr nicht: Vier Monate noch, und die Ernte kommt? Seht, ich sage euch: Erhebt eure Augen und betrachtet die Felder; sie sind weiß zur Ernte. Schon empfängt der Schnitter seinen Lohn und führt Frucht ein fürs ewige Leben, so daß der Sämann und der Schnitter zugleich sich freuen. Denn hier bewahrheitet sich das Wort: Ein anderer ist, der sät, und ein anderer, der erntet. Ich habe euch gesandt zu ernten, wofür ihr nicht gearbeitet habt. Andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten." Aus jener Stadt aber kamen viele von den Samaritern zum Glauben an ihn durch das Wort der Frau, die bezeugte: "Er sagte mir alles, was ich getan habe." Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben, und er blieb zwei Tage dort. Und noch weit mehr fanden zum Glauben auf sein Wort hin, und sie sagten zur Frau: "Nicht mehr um deiner Rede willen glauben wir jetzt; wir haben ja selber gehört und wissen: Dieser ist wahrhaft der Heiland der Welt." Nach den zwei Tagen zog er von dort weiter nach Galiläa. Jesus hatte ja selbst bezeugt, daß ein Prophet in seiner Vaterstadt nicht angesehen ist. Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, da sie alles gesehen hatten, was er in Jerusalem beim Feste getan hatte, denn auch sie waren zum Feste gegangen. So kam er wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Da war ein königlicher Beamter, dessen Sohn lag krank in Kapharnaum. Als er hörte, Jesus sei aus Judäa nach Galiläa gekommen, ging er zu ihm und bat ihn, er möge hinabkommen und seinen Sohn heilen; denn er lag im Sterben. Jesus sprach zu ihm: "Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht." Der königliche Beamte sagte zu ihm: "Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt!" Jesus sprach zu ihm: "Geh hin, dein Sohn lebt!" Der Mann glaubte dem Worte, das Jesus ihm sagte, und ging. Während er hinabging, kamen ihm schon seine Knechte entgegen und meldeten, daß sein Sohn lebe. Er erkundigte sich bei ihnen nach der Stunde, in der es ihm besser ging, und sie sagten zu ihm: "Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber." Da erkannte der Vater, daß es zu jener Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: "Dein Sohn lebt." Und er und sein ganzes Haus wurden gläubig. Dieses war das zweite Zeichen, das Jesus wiederum wirkte, als er von Judäa nach Galiläa kam. Darauf war Festtag der Juden, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. In Jerusalem ist beim Schaftor ein Teich, der auf hebräisch Bethesda heißt, mit fünf Hallen. In diesen lag eine Menge von Kranken, Blinden, Lahmen und Schwindsüchtigen, die auf die Bewegung des Wassers warteten. Ein Engel [des Herrn] stieg nämlich von Zeit zu Zeit auf den Teich hernieder und brachte das Wasser in Wallung; wer nun als erster nach der Wallung des Wassers hineinstieg, wurde gesund, an welcher Krankheit er auch leiden mochte. Nun war dort ein Mann, der seit achtunddreißig Jahren an seiner Krankheit litt. Als Jesus ihn daliegen sah und erfuhr, daß er schon lange Zeit so daran war, sprach er zu ihm: "Willst du gesund werden?" Der Kranke antwortete ihm: "Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich brächte, wenn das Wasser in Wallung kommt; denn während ich hingehe, steigt ein anderer vor mir hinab." Jesus sprach zu ihm: "Steh auf, nimm dein Bett und gehe!" Und sogleich wurde der Mann gesund; er nahm sein Bett und ging einher. Es war aber Sabbat an jenem Tage. Da sagten die Juden zum Geheilten: "Es ist Sabbat, und es ist dir nicht gestattet, das Bett zu tragen!" Er aber antwortete ihnen: "Der mich gesund machte, sprach zu mir: Nimm dein Bett und gehe!" Sie fragten ihn nun: "Wer ist der Mensch, der zu dir sagte: Nimm dein Bett und gehe!?" Der Geheilte aber wußte nicht, wer es sei; Jesus war nämlich weitergegangen, da viel Volk am Platze war. Hernach traf ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: "Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, daß dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre." Der Mann ging hin und sagte den Juden, daß es Jesus sei, der ihn gesund gemacht habe. Deshalb verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. Jesus aber entgegnete ihnen: "Mein Vater wirkt bis jetzt, und auch ich wirke." Daraufhin trachteten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern sogar Gott seinen Vater nannte und damit sich Gott gleichsetzte. Jesus aber gab ihnen zur Antwort: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn vermag aus sich selber nichts zu tun, was er nicht den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut auch der Sohn in gleicher Weise. Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er selber tut; ja, noch größere Werke als diese wird er ihm zeigen, so daß ihr staunen werdet. Denn wie der Vater die Toten erweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn, die er will, lebendig. Der Vater richtet auch niemand, er hat vielmehr das ganze Gericht dem Sohn übergeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt auch nicht den Vater, der ihn gesandt hat. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer auf mein Wort hört und dem glaubt, der mich sandte, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod hinübergeschritten ins Leben. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde, und jetzt ist sie da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater Leben in sich selber hat, so hat er auch dem Sohne verliehen, Leben in sich selber zu haben, und er gab ihm Vollmacht, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, und es werden hervorgehen, die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die das Böse getan haben, zur Auferstehung des Gerichtes. Ich vermag nichts zu tun aus mir selbst; so wie ich höre, richte ich, und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Wenn ich Zeugnis gebe über mich selbst, ist mein Zeugnis nicht wahr; ein anderer gibt Zeugnis über mich, und ich weiß: wahr ist das Zeugnis, das er ablegt über mich. Ihr habt zu Johannes gesandt, und er hat der Wahrheit Zeugnis gegeben; doch ich nehme nicht von einem Menschen das Zeugnis, sondern sage dies, damit ihr gerettet werdet. Jener war die Lampe, brennend und leuchtend, ihr aber wolltet euch für eine Stunde ergötzen an ihrem Lichte. Ich aber habe ein größeres Zeugnis als das des Johannes. Denn die Werke, die zu vollbringen mir der Vater gegeben hat, ja, diese Werke, die ich tue, sie bezeugen von mir, daß der Vater mich gesandt hat. Und der Vater, der mich sandte, er selbst gab Zeugnis über mich; doch habt ihr weder seine Stimme jemals gehört noch seine Gestalt gesehen; auch sein Wort habt ihr nicht wohnen in euch, weil ihr dem, den er sandte, nicht glaubt. Ihr durchforscht die Schriften, weil ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die Zeugnis geben über mich; doch ihr wollt nicht kommen zu mir, daß ihr Leben hättet. Ehre von Menschen nehme ich nicht an, ich habe euch ja erkannt, daß ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt. Ich bin gekommen im Namen meines Vaters, und ihr nehmt mich nicht an; wenn ein anderer kommt in seinem eigenen Namen, den werdet ihr annehmen. Wie vermögt ihr zu glauben, die ihr Ehre annehmt voneinander und die Ehre von Gott allein nicht sucht? Denkt nicht, daß ich euch anklagen werde beim Vater; euer Ankläger ist Moses, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Denn wenn ihr Moses glaubtet, würdet ihr auch mir glauben; über mich hat er ja geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?" Darauf begab sich Jesus an das andere Ufer des galiläischen Sees, des Sees von Tiberias, und es folgte ihm eine große Menge Volkes, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Und Jesus stieg den Berg hinan, und dort setzte er sich nieder, zusammen mit seinen Jüngern. Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe. Als nun Jesus die Augen erhob und sah, daß viel Volk zu ihm kam, sprach er zu Philippus: "Woher werden wir Brote kaufen, damit diese zu essen haben?" Er sagte dies, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er wußte, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: "Brote für zweihundert Denare reichen nicht für sie, daß jeder nur ein wenig bekomme." Da sagte zu ihm einer von seinen Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: "Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; allein, was ist das für so viele?" Jesus aber sprach: "Laßt die Leute sich lagern!" Es war viel Gras an dem Orte. Es lagerten sich nun die Männer, etwa fünftausend an Zahl. Und Jesus nahm die Brote, sprach das Dankgebet und verteilte sie an die Lagernden, ebenso auch von den Fischen, soviel sie wollten. Als sie sich gesättigt hatten, sprach er zu seinen Jüngern: "Sammelt, was übrigblieb von den abgebrochenen Stücken, damit nichts zugrunde gehe!" Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit Resten von den fünf Gerstenbroten, die den Essenden übriggeblieben waren. Als nun die Leute das Zeichen sahen, das er gewirkt hatte, sagten sie: "Dieser ist wahrhaft der Prophet, der kommen soll in die Welt!" Jesus merkte, daß sie kommen und ihn ergreifen wollten, um ihn zum König zu machen, und er zog sich wieder auf den Berg zurück, er allein. Da es spät geworden war, gingen seine Jünger hinab zum See, stiegen in das Schiff und wollten über den See hinüberfahren, nach Kapharnaum. Es war schon dunkel geworden, und noch war Jesus nicht zu ihnen gekommen. Der See aber war sehr bewegt, denn es blies ein starker Wind. Als sie etwa fünfundzwanzig oder dreißig Stadien gefahren waren, erblickten sie Jesus, wie er auf dem See einherging und nahe ans Schiff herankam, und sie fürchteten sich. Er aber sprach zu ihnen: "Ich bin es, fürchtet euch nicht!" Da wollten sie ihn in das Schiff nehmen, und gleich darauf war das Schiff am Lande auf das sie zusteuerten. Am anderen Tag erfuhr das Volk, das noch drüben stand am anderen Ufer, daß kein weiteres Schiff dagewesen war als das eine und Jesus nicht mit seinen Jüngern das Schiff bestiegen hatte, sondern seine Jünger allein abgefahren waren. Andere Schiffe kamen aus Tiberias in die Nähe des Ortes, wo sie nach dem Dankgebet des Herrn das Brot gegessen hatten. Als das Volk nun sah, daß weder Jesus noch seine Jünger da waren, stiegen sie in die Schiffe und fuhren nach Kapharnaum, um Jesus zu suchen. Sie fanden ihn am anderen Ufer des Sees und sagten zu ihm: "Meister, wann bist du hierhergekommen?" Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht nicht nach mir, weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr von den Broten gegessen und euch gesättigt habt. Müht euch nicht um die vergängliche Speise, sondern um die Speise, die anhält zu ewigem Leben, wie sie der Menschensohn euch geben wird; denn ihn hat Gott, der Vater, beglaubigt mit seinem Siegel." Da sagten sie zu ihm: "Was sollen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?" Jesus antwortete ihnen: "Das ist das Werk Gottes, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat." Da sagten sie zu ihm: "Was tust du denn als Zeichen, daß wir sehen und dir glauben? Was vollbringst du? Unsere Väter aßen das Manna in der Wüste, wie geschrieben steht: "Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen" (Ps 78,24)." Da sprach Jesus zu ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Moses gab euch das Brot vom Himmel, sondern mein Vater gibt euch vom Himmel das wahre Brot. Denn das Brot Gottes ist jenes, das vom Himmel herabkommt und der Welt Leben gibt." Da sagten sie zu ihm: "Herr, gib uns für immer dieses Brot!" Jesus sprach zu ihnen: "Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nicht mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nimmermehr dürsten. Doch ich sagte es euch: Ihr habt mich zwar gesehen, glaubt aber nicht. Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen, und den, der zu mir kommt, werde ich nimmermehr von mir wegstoßen; denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Das aber ist der Wille dessen, der mich sandte, daß ich von allem, was er mir gab, nichts verlorengehen lasse, sondern es auferwecke am Jüngsten Tage. Denn das ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe und daß ich ihn auferwecke am Jüngsten Tage." Da murrten die Juden über ihn, weil er sagte: "Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist", und sie sagten: "Ist dieser nicht Jesus, der Sohn Josephs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie sagt er nun: Ich bin vom Himmel herabgekommen?" Jesus antwortete ihnen: "Murrt nicht untereinander! Niemand kann zu mir kommen, wenn ihn der Vater, der mich sandte, nicht zieht; ich aber werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. Es steht bei den Propheten geschrieben: "Sie werden alle belehrt sein von Gott" (Is 54,13). Jeder, der es vom Vater vernommen und gelernt hat, kommt zu mir. Nicht, daß den Vater jemand gesehen hätte, nur der von Gott stammt, hat den Vater gesehen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, hat ewiges Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter aßen in der Wüste das Manna und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabkommt, daß einer davon ißt und nicht mehr stirbt. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wenn einer von diesem Brote ißt, wird er leben in Ewigkeit, und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt." Da stritten die Juden untereinander und sagten: "Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?" Jesus aber sprach zu ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht eßt und sein Blut nicht trinkt, habt ihr nicht Leben in euch. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewigesLeben, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. Denn mein Fleisch ist eine wahre Speise, und mein Blut ist ein wahrer Trank. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und wie ich lebe durch den Vater, wird auch jener, der mich ißt, leben durch mich. Das ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, nicht von der Art, wie die Väter es aßen und starben. Wer dieses Brot ißt, wird leben in Ewigkeit." Dies sagte er, als er in der Synagoge zu Kapharnaum lehrte. Viele nun von seinen Jüngern, die es hörten, sagten: "Hart ist die Rede, wer kann sie hören?" Jesus wußte bei sich, daß seine Jünger darüber murrten, und sprach zu ihnen: "Daran nehmt ihr Anstoß? Wenn ihr nun den Menschensohn dahin aufsteigen seht, wo er vordem war? Der Geist ist es, der Leben schafft, das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Doch es sind welche unter euch, die nicht glauben." Jesus wußte nämlich von Anfang an, wer die seien, die nicht glauben, und wer es sei, der ihn verraten werde. Und er sprach: "Deswegen habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht gegeben ist von meinem Vater." Von da an zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: "Wollt nicht auch ihr weggehen?" Simon Petrus antwortete ihm: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens! Wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist." Jesus antwortete ihnen: "Habe ich nicht euch als die Zwölf auserwählt? Und doch - einer unter euch ist ein Teufel!" Er meinte Judas, den Sohn des Simon Iskariot; denn dieser sollte ihn verraten, einer aus den Zwölfen. Hierauf nahm Jesus seinen Weg durch Galiläa, denn er wollte nicht in Judäa umherwandern, da die Juden ihn zu töten suchten. Laubhütten aber, das Fest der Juden, war nahe. Da sagten zu ihm seine Brüder: "Zieh fort von hier und mach dich auf nach Judäa, damit auch deine Jünger deine Werke sehen, die du vollbringst. Denn niemand tut etwas im Verborgenen und will dabei in der Öffentlichkeit Geltung haben. Wenn du solche Dinge tust, so zeige dich offen vor der Welt!" Auch seine Brüder nämlich glaubten nicht an ihn. Da sprach Jesus zu ihnen: "Meine Zeit ist noch nicht da; eure Zeit jedoch ist immer gelegen. Euch kann die Welt nicht hassen, mich aber haßt sie, weil ich über sie das Zeugnis gebe, daß ihre Werke schlecht sind. Geht ihr hinauf zum Fest; ich gehe noch nicht hinauf zu diesem Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt." Dies sagte er zu ihnen und blieb in Galiläa. Nachdem aber seine Brüder zum Fest hinaufgezogen waren, ging auch er hinauf, nicht öffentlich, sondern so, daß es niemand merkte. Die Juden suchten beim Feste nach ihm und sagten: "Wo ist er denn?" Und es war viel des Redens über ihn unter dem Volke. Die einen sagten: "Er ist gut"; andere sagten: "Nein, er verführt das Volk." Niemand aber redete offen von ihm, aus Furcht vor den Juden. Es war schon in der Mitte der Festwoche, als Jesus in den Tempel hinaufging und lehrte. Da staunten die Juden und sagten: "Wie kennt der die Schriften, ohne Unterricht genommen zu haben?" Jesus erwiderte ihnen und sprach: "Meine Lehre ist nicht meine, sondern sie ist von dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand bestrebt ist, seinen Willen zu tun, wird er erkennen, ob die Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede. Wer aus sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahr, und kein Trug ist in ihm. Hat euch nicht Moses das Gesetz gegeben? Keiner aber von euch hält sich an das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten?" Das Volk erwiderte: "Du hast einen Dämon! Wer sucht denn dich zu töten?" Jesus antwortete ihnen: "Ein einziges Werk habe ich getan, und ihr alle seid befremdet darüber. Moses hat euch die Beschneidung gegeben - nicht als von Moses stammend, sondern von den Vätern -, und ihr beschneidet auch am Sabbat einen Menschen. Wenn nun ein Mensch am Sabbat die Beschneidung empfängt, ohne daß das Gesetz des Moses verletzt wird, da zürnt ihr mir, weil ich am Sabbat einen ganzen Menschen gesund gemacht habe? Urteilt nicht nach dem Äußeren, sondern nach Gerechtigkeit fällt euer Urteil!" Da sagten einige aus Jerusalem: "Ist das nicht der, den sie zu töten suchen? Seht, er redet in aller Öffentlichkeit, und man entgegnet ihm nichts. Haben vielleicht die Ratsherren es als wahr erkannt, daß dieser der Messias ist? Doch von diesem wissen wir, woher er ist; vom Messias aber, wenn er kommt, weiß niemand, woher er ist." Da rief Jesus, der im Tempel lehrte: "Ja, ihr kennt mich und ihr wißt, woher ich bin; doch ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern der Wahrhafte ist es, der mich gesandt hat, er, den ihr nicht kennt. Ich kenne ihn, denn ich komme von ihm her, und er hat mich gesandt." Da suchten sie ihn zu ergreifen, doch niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Viele aus dem Volke glaubten an ihn und sagten: "Wird denn der Messias, wenn er kommt, mehr Zeichen tun, als dieser tat?" Die Pharisäer hörten, daß im Volke solche Reden umgingen, und die Hohenpriester und Pharisäer sandten Leute aus, um ihn festzunehmen. Jesus aber sprach: "Noch kurze Zeit bin ich bei euch; dann gehe ich zu dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet mich suchen, jedoch nicht finden, und wo ich bin, dahin könnt ihr nicht kommen." Da sagten die Juden zueinander: "Wohin will er denn gehen, daß wir ihn nicht finden sollen? Will er etwa in die Diaspora der Hellenen gehen, um die Hellenen zu lehren? Was bedeutet das Wort, das er sprach: Ihr werdet mich suchen, aber nicht finden, und wo ich bin, dahin könnt ihr nicht kommen?" Am letzten Tag, dem großen des Festes, stand Jesus da und rief: "Wenn jemand dürstet, komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, aus dessen Leib werden, wie die Schrift gesagt hat, Ströme lebendigen Wassers fließen." Das sagte er im Hinblick auf den Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn noch war der [Heilige] Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war. Von den Volksscharen, die diese Worte hörten, sagten die einen: "Dieser ist wahrlich der Prophet!" Andere sagten: "Dieser ist der Messias." Wieder andere: "Soll denn aus Galiläa der Messias kommen? Hat die Schrift nicht gesagt, daß aus dem Geschlechte Davids und aus dem Dorfe Bethlehem, wo David war, der Messias komme?" Und es entstand ein Zwiespalt im Volke um seinetwillen. Einige von ihnen wollten ihn festnehmen; doch niemand legte Hand an ihn. Als nun die Diener zu den Hohenpriestern und Pharisäern kamen, sagten diese zu ihnen: "Warum habt ihr ihn nicht gebracht?" Die Diener antworteten: "Noch niemals hat ein Mensch so geredet, wie dieser Mensch redet." Da entgegneten ihnen die Pharisäer: "Seid etwa auch ihr aus Galiläa? Glaubt denn jemand von den Ratsherren an ihn oder von den Pharisäern? Dieses Volk aber, das vom Gesetz nichts versteht - verflucht sind sie." Da sagte Nikodemus zu ihnen - es war jener, der schon früher einmal zu ihm kam -, einer von ihnen: "Richtet denn unser Gesetz einen Menschen, wenn es ihn nicht zuvor verhört und festgestellt hat, was er tut?" Sie erwiderten ihm: "Bist etwa auch du aus Galiläa? Forsche nach, und du wirst sehen, daß aus Galiläa kein Prophet aufsteht." Und sie gingen von dannen, ein jeder an seinen Ort. Jesus aber ging zum Ölberg. Frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und das ganze Volk kam zu ihm, und er setzte sich nieder und lehrte sie. Da führten die Schriftgelehrten und Pharisäer eine Frau herbei, die man beim Ehebruch ertappt hatte, stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: "Meister, diese Frau wurde auf frischer Tat ertappt als Ehebrecherin. Im Gesetze hat uns Moses befohlen, solche zu steinigen; was sagst du dazu?" Das sagten sie, um ihn auf die Probe zu stellen damit sie einen Grund hätten zur Anklage gegen ihn. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Da sie aber nicht nachließen mit ihren Fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie." Und er bückte sich abermals und schrieb auf die Erde. Als sie aber dies hörten, gingen sie davon, einer nach dem anderen, von den Ältesten angefangen bis zu den letzten, und es blieb Jesus allein zurück und die Frau, die in der Mitte stand. Da richtete Jesus sich auf und sprach zu ihr: "Frau, wo sind sie? Hat dich keiner verurteilt?" Sie sagte: "Keiner, Herr!" Jesus sprach zu ihr: "Auch ich verurteile dich nicht. Geh hin und sündige fortan nicht mehr!" Abermals redete Jesus zu ihnen und sprach: "Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern gehen, sondern das Licht des Lebens haben." Da sagten die Pharisäer zu ihm: "Du gibst Zeugnis über dich selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr." Jesus antwortete ihnen: "Auch wenn ich über mich selbst Zeugnis gebe, ist mein Zeugnis wahr, denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wißt nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe. Ihr richtet nach dem Fleische, ich richte niemand. Aber auch, wenn ich richte, ist mein Gericht wahr; denn ich bin nicht für mich allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat. Auch in eurem Gesetz steht geschrieben, daß das Zeugnis zweier Menschen wahr ist (5Mos 19,15). Ich bin es, der Zeugnis gibt über mich selbst, und es gibt Zeugnis über mich der Vater, der mich gesandt hat." Da sagten sie zu ihm: "Wo ist dein Vater?" Jesus antwortete: "Ihr kennt weder mich noch meinen Vater; würdet ihr mich kennen, würdet ihr auch meinen Vater kennen." Diese Worte sprach Jesus bei der Schatzkammer, als er im Tempel lehrte. Niemand ergriff ihn, denn noch war seine Stunde nicht gekommen Wiederum sprach er zu ihnen: "Ich gehe hin, und ihr werdet mich suchen, doch ihr werdet in eurer Sünde sterben. Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen." Da sagten die Juden: "Will er sich etwa töten weil er sagt: Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen?" Er aber sprach zu ihnen: "Ihr seid von dem, was unten ist, ich bin von dem, was oben ist; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. Daher sagte ich euch: Ihr werdet in euren Sünden sterben; denn wenn ihr nicht glaubt, daß ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben." Da sagten sie zu ihm: "Wer bist du denn?" Jesus antwortete ihnen: "Soll ich denn wieder von vorn an zu euch reden? Vieles hätte ich über euch zu sagen und zu richten; doch der mich gesandt hat, ist wahr, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zur Welt." Sie verstanden nicht, daß er vom Vater zu ihnen sprach. Da sagte Jesus [zu ihnen]: "Wenn ihr den Menschensohn werdet erhöht haben, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und nichts aus mir selber tue, sondern so rede, wie mich der Vater gelehrt hat. Der mich gesandt hat, ist mit mir, und er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit tue, was ihm wohlgefällig ist." Bei diesen Worten glaubten viele an ihn. Da sprach Jesus zu den Juden, die sich gläubig zu ihm bekannten: "Wenn ihr in meinem Worte bleibt, seid ihr in Wahrheit meine Jünger; ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen." Sie antworteten ihm: "Nachkommen Abrahams sind wir und sind nie jemands Sklaven gewesen. Wie sagst du: Ihr werdet frei werden?" Jesus erwiderte ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist Sklave der Sünde. Der Sklave aber bleibt nicht für immer im Hause; der Sohn jedoch bleibt für immer. Wenn also der Sohn euch frei macht, dann werdet ihr wirklich frei sein. Ich weiß, daß ihr Nachkommen Abrahams seid; aber ihr sucht mich zu töten, weil mein Wort bei euch nicht Einlaß findet. Was ich gesehen habe bei meinem Vater, das rede ich; ihr nun tut, was ihr gehört habt bei eurem Vater." Sie antworteten ihm: "Unser Vater ist Abraham." Jesus sprach zu ihnen: "Wäret ihr Kinder Abrahams, würdet ihr auch Abrahams Werke tun. So aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der ich euch die Wahrheit sagte, die ich von Gott hörte. Das hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters." Da sagten sie zu ihm: "Wir sind doch nicht aus einem Ehebruch geboren; als einzigen Vater haben wir Gott." Da sagte Jesus zu ihnen: "Wäre Gott euer Vater, hättet ihr Liebe zu mir; denn von Gott bin ich ausgegangen und komme von ihm; nicht von mir aus bin ich gekommen, sondern er hat mich gesandt. Warum versteht ihr meine Rede nicht? Weil ihr nicht fähig seid, mein Wort zu hören. Ihr stammt aus dem Teufel als Vater und wollt nach den Gelüsten eures Vaters tun. Dieser war ein Menschenmörder von Anbeginn; er steht nicht in der Wahrheit, weil in ihm nicht Wahrheit ist. Wenn er die Lüge sagt, so sagt er sie aus dem, was ihm eigen ist; denn ein Lügner ist er und Vater von ihr. Mir aber, der ich die Wahrheit rede, glaubt ihr nicht. Wer von euch kann mich einer Sünde zeihen? Wenn ich Wahrheit verkünde, warum glaubt ihr mir nicht? Wer aus Gott ist, hört auf Gottes Wort; deshalb hört ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid." Da entgegneten ihm die Juden: "Sagen wir nicht mit Recht, daß du ein Samariter bist und einen Dämon hast?" Jesus antwortete: "Ich habe keinen Dämon, sondern ich ehre meinen Vater; ihr aber mißachtet mich. Doch ich suche nicht meine Ehre; es ist einer, der sie sucht und der richtet. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn einer auf mein Wort achtet, wird er den Tod nicht schauen in Ewigkeit." Da sagten die Juden zu ihm: "Nun erkennen wir, daß du einen Dämon hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sagst: Wenn einer auf mein Wort achtet, wird er den Tod nicht kosten in Ewigkeit. Bist du etwa größer als unser Vater Abraham, der gestorben ist? Auch die Propheten sind gestorben. Zu wem machst du dich selbst?" Jesus antwortete: "Wenn ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts; mein Vater ist es, der mich ehrt, er, von dem ihr sagt: Er ist unser Gott. Doch ihr erkanntet ihn nicht; ich aber kenne ihn; und wenn ich sagte: Ich kenne ihn nicht, so wäre ich gleich euch ein Lügner. Doch ich kenne ihn und achte auf sein Wort. Abraham, euer Vater, jubelte, daß er meinen Tag sehen werde; er sah ihn und freute sich." Da sagten die Juden zu ihm: "Noch nicht fünfzig Jahre bist du und hast Abraham gesehen?" Jesus sprach zu ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham ward, bin ich." Da hoben sie Steine auf, um nach ihm zu werfen; Jesus aber verbarg sich und ging hinaus aus dem Tempel. Im Vorübergehen sah er einen Menschen, der von Geburt an blind war. Seine Jünger fragten ihn: "Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er blind geboren wurde?" Jesus antwortete: "Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern; sondern die Werke Gottes sollen offenbar werden an ihm. Wir müssen die Werke dessen, der mich sandte, vollbringen, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand zu wirken vermag. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt." Nach diesen Worten spuckte er auf die Erde, machte Teig aus dem Speichel, strich ihm den Teig über die Augen und sprach zu ihm: "Geh hin und wasche dich in dem Teich Siloam" - was übersetzt heißt: Gesandter. Er ging hin, wusch sich und kam sehend zurück. Die Nachbarn aber und die ihn zuvor als Bettler gesehen hatten, sagten: "Ist das nicht jener, der dasaß und bettelte?" Die einen meinten: "Der ist es!" Wieder andere: "Nein, sondern er ist ihm ähnlich." Er selber aber sagte: "Ich bin es!" Da sagten sie zu ihm: "Wie sind denn deine Augen geöffnet worden?" Er antwortete: "Der Mann, der Jesus genannt wird, machte einen Teig, bestrich meine Augen und sprach zu mir: Geh zum Siloam und wasche dich! Ich ging hin, wusch mich und sah." Und sie fragten ihn: "Wo ist jener?" Er sagte: "Ich weiß es nicht." Da führten sie den vorher Blinden zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tage, da Jesus den Teig machte und ihm die Augen öffnete. Es fragten ihn von neuem auch die Pharisäer, wie er sehend geworden sei. Er sagte zu ihnen: "Er legte mir einen Teig auf die Augen, und ich wusch mich und sehe nun." Da sagten einige von den Pharisäern: "Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht achtet." Andere aber sagten: "Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun?" Und es kam zu einer Spaltung unter ihnen. Dann sagten sie wieder zum Blinden: "Was sagst denn du über ihn, da er doch deine Augen geöffnet hat?" Er sagte: "Er ist ein Prophet!" Die Juden nun glaubten nicht von ihm, daß er blind gewesen und sehend geworden sei, bis sie die Eltern des Sehendgewordenen herbeiriefen, und sie fragten diese: "Ist das euer Sohn, von dem ihr sagt, daß er als Blinder geboren wurde? Wie kann er jetzt sehen?" Seine Eltern antworteten: "Wir wissen, daß dies unser Sohn ist und daß er als Blinder geboren wurde; wie er aber jetzt sehen kann oder wer seine Augen geöffnet hat, wissen wir nicht. Fragt ihn selbst; er ist alt genug, er selbst soll Auskunft geben über sich." Das sagten seine Eltern, weil sie Furcht hatten vor den Juden; denn die Juden hatten bereits beschlossen, daß jeder, der ihn als Messias anerkenne, aus der Synagoge ausgestoßen werde. Deswegen sagten seine Eltern: "Er ist alt genug, fragt ihn selbst." Da riefen sie nochmals den Mann, der blind gewesen war, und sagten zu ihm: "Gib Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist." Jener erwiderte: "Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eines weiß ich: ich war blind, und jetzt sehe ich." Sie fragten ihn abermals: "Was hat er mit dir getan? Wie öffnete er deine Augen?" Er antwortete ihnen: "Ich sagte es euch schon, doch ihr hörtet nicht darauf; was wollt ihr es nochmals hören? Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden?" Da beschimpften sie ihn und sprachen: "Sei du sein Jünger; wir aber sind des Moses Jünger. Wir wissen, daß mit Moses Gott gesprochen hat; von dem aber wissen wir nicht, woher er ist." Der Mann antwortete ihnen: "Darin gerade liegt das Sonderbare, daß ihr nicht wißt, woher er ist, und er öffnete mir doch die Augen! Wir wissen, daß Gott Sünder nicht erhört, sondern wer Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er. Seit Ewigkeit ist es nicht gehört worden, daß jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat. Wenn dieser nicht von Gott wäre, könnte er nichts vollbringen." Sie entgegneten ihm: "Du bist in Sünden geboren ganz und gar, und du willst uns belehren?" Und sie stießen ihn aus. Jesus hörte, daß sie ihn ausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sprach er zu ihm: "Glaubst du an den Menschensohn?" Er antwortete: "Wer ist es, Herr, daß ich an ihn glaube?" Jesus sprach zu ihm: "Du hast ihn doch gesehen; der mit dir redet, der ist es." Er sagte: "Ich glaube, Herr", und er fiel vor ihm nieder. Und Jesus sprach: "Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen, damit die nicht Sehenden sehen und die Sehenden blind werden." Dies hörten einige Pharisäer, die bei ihm waren, und sie sagten zu ihm: "Sind etwa auch wir blind?" Jesus sprach zu ihnen: "Wenn ihr blind wäret, so hättet ihr keine Sünde; nun aber sagt ihr: Wir sehen! So bleibt eure Sünde." "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Tür hineingeht in das Gehege der Schafe, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, der ist Hirt der Schafe. Dem macht der Torhüter auf, und die Schafe hören auf seine Stimme, und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie heraus. Hat er die Seinigen alle herausgetrieben, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern vor ihm fliehen, denn sie kennen nicht die Stimme der Fremden." In dieser Bildrede sprach Jesus zu ihnen; doch sie erfaßten nicht den Sinn dessen, was er zu ihnen sagte. Wiederum sprach daher Jesus zu ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; doch die Schafe hörten nicht auf sie. Ich bin die Tür. Wenn einer durch mich hineingeht, wird er Heil erfahren; er wird hineingehen und herausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und Unheil anzurichten. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Fülle haben. Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben für die Schafe. Der aber Mietling ist und nicht Hirt, und dem die Schafe nicht zu eigen gehören, sieht den Wolf kommen, läßt die Schafe im Stich und flieht, und der Wolf räubert unter ihnen und versprengt sie. Er ist eben ein Mietling, und es liegt ihm nichts an den Schafen. Ich bin der gute Hirt, ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, so wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne, und ich gebe mein Leben für die Schafe. Noch andere Schafe habe ich, die nicht aus diesem Gehege sind; auch diese muß ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören, und es wird eine Herde sein, ein Hirt. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, daß ich es wieder empfange. Niemand nimmt es mir weg, sondern aus mir selbst gebe ich es hin; ich habe Macht, es hinzugeben, und Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich empfangen von meinem Vater." Wiederum kam es zu einer Spaltung unter den Juden wegen dieser Reden. Viele von ihnen sagten: "Er hat einen Dämon und ist von Sinnen; was hört ihr auf ihn?" Andere sagten: "Das sind nicht Worte eines Besessenen. Kann denn ein Dämon die Augen von Blinden öffnen?" Man feierte gerade das Tempelweihfest in Jerusalem - es war Winter -, und Jesus ging im Tempel umher, in der Halle Salomons. Da umringten ihn die Juden und sagten zu ihm: "Wie lange noch hältst du uns in Spannung? Bist du der Messias, so sag es uns frei und offen!" Jesus antwortete ihnen: "Ich sagte es euch, und doch glaubt ihr nicht. Die Werke, die ich tue im Namen meines Vaters, sie geben Zeugnis über mich; ihr aber glaubt nicht, da ihr nicht von meinen Schafen seid. Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie entreißen meiner Hand. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand vermag sie zu entreißen der Hand meines Vaters. Ich und der Vater sind eins." Da hoben die Juden wiederum Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus entgegnete ihnen: "Viele gute Werke ließ ich euch sehen von seiten meines Vaters; für welches dieser Werke steinigt ihr mich?" Die Juden erwiderten ihm: "Nicht eines guten Werkes wegen steinigen wir dich, sondern der Lästerung wegen, weil nämlich du, der du ein Mensch bist, dich selber zu Gott machst." Jesus entgegnete ihnen: "Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: "Ich habe gesagt: Ihr seid Götter" (Ps 82,6)? Wenn er jene Götter nannte, an die das Wort Gottes erging, und wenn die Schrift nicht außer Geltung kommen kann, wie wollt ihr von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, sagen: Du lästerst!, weil ich sagte: Sohn Gottes bin ich? Tue ich nicht die Werke meines Vaters, dann glaubt mir nicht; tue ich sie aber, so glaubt, wenn ihr mir nicht glaubt, den Werken, damit ihr zur Erkenntnis kommt und einseht, daß in mir der Vater ist und ich im Vater bin." Da suchten sie abermals ihn zu ergreifen: doch er entwich ihrer Hand. Er begab sich wieder jenseits des Jordan an den Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte, und hielt sich dort auf. Und viele kamen zu ihm und sagten: "Johannes hat zwar kein Zeichen gewirkt, alles aber, was Johannes über diesen sagte, ist wahr gewesen." Und es kamen dort viele zum Glauben an ihn. Ein gewisser Lazarus von Bethanien, dem Dorf Marias und ihrer Schwester Martha, war krank. Maria war jene, die den Herrn mit Salböl salbte und seine Füße mit ihren Haaren trocknete, deren Bruder Lazarus nun krank war. Die Schwestern schickten zu ihm und ließen sagen: "Herr, siehe, den du liebst, er ist krank." Als Jesus das hörte, sprach er: "Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, damit verherrlicht werde der Sohn Gottes durch sie." Jesus aber liebte Martha und ihre Schwester und Lazarus. Als er nun hörte, er sei krank, blieb er an dem Ort, wo er war, noch zwei Tage. Erst nachher sprach er dann zu den Jüngern: "Laßt uns wieder nach Judäa gehen!" Die Jünger sagten zu ihm: "Meister, eben erst suchten die Juden dich zu steinigen, und du gehst wieder dorthin?" Jesus antwortete: "Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wandert einer bei Tag, stößt er nicht an, denn er sieht das Licht dieser Welt; wandert aber einer bei Nacht, stößt er an, denn das Licht ist nicht um ihn." Nach diesen Worten sprach er zu ihnen: "Lazarus, unser Freund, schläft; doch ich gehe hin, um ihn aus dem Schlaf zu wecken." Da sagten die Jünger zu ihm: "Herr, wenn er schläft, wird er gesunden." Jesus aber hatte von seinem Tod geredet; sie jedoch meinten, er rede vom Schlummer des Schlafes. Da sagte Jesus offen zu ihnen: "Lazarus ist gestorben, und ich freue mich euretwegen, daß ich nicht dort war, damit ihr glaubt. Doch nun laßt uns zu ihm gehen!" Da sagte Thomas, Didymus genannt, zu den Mitjüngern: "Laßt uns gehen, damit wir mit ihm sterben." Als Jesus ankam, fand er ihn schon vier Tage im Grabe liegen. Bethanien lag nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele von den Juden waren zu Martha und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als nun Martha hörte, daß Jesus komme, eilte sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Hause. Und Martha sagte zu Jesus: "Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben. Doch auch jetzt weiß ich, daß alles, was du von Gott erbittest, Gott dir geben wird." Jesus sprach zu ihr: "Dein Bruder wird auferstehen." Martha entgegnete ihm: "Ich weiß, er wird auferstehen bei der Auferstehung am Jüngsten Tage." Jesus sprach zu ihr: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das?" Sie sagte zu ihm: "Ja, Herr, ich habe Glauben; du bist der Messias, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll." Nach diesen Worten ging sie weg, rief ihre Schwester Maria und sagte leise zu ihr: "Der Meister ist da und ruft dich." Als diese es hörte stand sie eilends auf und ging zu ihm. Noch war Jesus nicht ins Dorf hineingegangen, sondern war noch an der Stelle, wo Martha ihm begegnet war. Die Juden nun, die bei ihr im Hause waren und sie trösteten, sahen wie Maria voll Eile aufstand und wegging, und folgten ihr in der Meinung, sie gehe zum Grabe, um dort zu weinen. Maria kam an den Platz, wo Jesus war, fiel bei seinem Anblick zu seinen Füßen nieder und sagte zu ihm: "Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben." Als Jesus sah, wie sie weinte und wie auch die mit ihr kommenden Juden weinten, wurde er im Geiste tief erschüttert, und voll innerer Erregung sprach er: "Wo habt ihr ihn hingelegt?" Sie antworteten ihm: "Komm, Herr, und sieh!" Jesus weinte. Die Juden sagten: "Seht, wie er ihn liebte!" Einige aber von ihnen meinten: "Konnte er, der die Augen des Blinden öffnete, nicht bewirken, daß auch dieser nicht starb?" Abermals wurde Jesus in seinem Innern erschüttert und ging zum Grabe. Es war eine Höhle, und davor lag ein Stein. Jesus sprach: "Hebt den Stein weg!" Da sagte Martha, die Schwester des Verstorbenen, zu ihm: "Herr, er riecht schon; denn er liegt schon vier Tage." Jesus sprach zu ihr: "Sagte ich nicht zu dir, du werdest, wenn du glaubst, die Herrlichkeit Gottes schauen?" Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber richtete seine Augen nach oben und sprach: "Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. Ich wußte ja, daß du mich allezeit erhörst; doch wegen des anwesenden Volkes habe ich es gesagt, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast." Nach diesen Worten rief er mit lauter Stimme: "Lazarus, komm heraus!" Der Verstorbene kam heraus, die Füße und Hände mit Bändern gebunden, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch umwickelt. Jesus sagte zu ihnen: "Macht ihn frei und laßt ihn gehen!" Viele von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn; einige aber von ihnen gingen zu den Pharisäern und sagten ihnen, was Jesus getan hatte. Da beriefen die Hohenpriester und Pharisäer den Hohen Rat und sprachen: "Was sollen wir tun, da dieser Mensch so viele Zeichen wirkt? Lassen wir ihn so gewähren, werden alle an ihn glauben, und die Römer werden kommen und sowohl unser Land als auch das Volk wegnehmen." Einer aber von ihnen, Kaiphas, der Hoherpriester war in jenem Jahre, sagte zu ihnen: "Ihr wißt nichts und bedenkt nicht, daß es besser ist für euch, es stirbt ein einziger Mensch für das Volk, als daß das ganze Volk zugrunde geht." Das sagte er nicht von sich aus, sondern als Hoherpriester jenes Jahres sprach er prophetisch, daß Jesus sterben werde für das Volk, und nicht für das Volk allein, sondern auch, um die zerstreuten Kinder Gottes zur Einheit zusammenzuführen. Von jenem Tag an waren sie also entschlossen, ihn zu töten. Jesus ging daher nicht mehr öffentlich unter den Juden umher, sondern zog von dort weg in die Gegend nahe der Wüste, in eine Stadt namens Ephraim, und hielt sich dort mit den Jüngern auf. Das Pascha der Juden war nahe, und viele aus dem Lande zogen vor dem Pascha hinauf nach Jerusalem, um sich zu heiligen. Sie suchten nach Jesus und sagten, wenn sie im Tempel beisammenstanden: "Was meint ihr? Wird er denn nicht zum Feste kommen?" Die Hohenpriester und Pharisäer aber hatten Anweisungen gegeben, es müsse angezeigt werden, wenn jemand seinen Aufenthalt wisse, damit man ihn festnehmen könne. Sechs Tage nun vor dem Pascha kam Jesus nach Bethanien, wo Lazarus war, den Jesus von den Toten auferweckt hatte. Man bereitete ihm dort ein Mahl, und Martha bediente; Lazarus war einer von denen, die mit ihm zu Tische waren. Maria aber nahm ein Pfund echten, kostbaren Nardenöls, salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihren Haaren seine Füße; das Haus wurde erfüllt vom Dufte des Salböls. Da sagte Judas Iskariot, einer von seinen Jüngern, der ihn verraten sollte: "Warum hat man dieses Salböl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Armen gegeben?" Das sagte er aber nicht, weil ihm an den Armen lag, sondern weil er ein Dieb war und als Kassenführer das, was eingelegt wurde, wegnahm. Da sprach Jesus: "Laß sie! Für den Tag meines Begräbnisses sollte sie es aufbewahren. Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit." Es erfuhr nun die große Menge des jüdischen Volkes, daß er dort sei, und sie kamen nicht allein Jesu wegen, sondern auch um den Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber gingen mit dem Gedanken um, auch den Lazarus zu töten, weil viele von den Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten. Als am folgenden Tag das zahlreich zum Fest gekommene Volk vernahm, Jesus komme nach Jerusalem, nahmen sie Palmzweige, zogen ihm entgegen und riefen: "Hosanna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn, und der König von Israel!" (Ps 118,25f). Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: "Fürchte dich nicht, Tochter Sion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf einem Eselsfüllen" (Is 48,9; Zach 9,9). Dies verstanden seine Jünger zunächst nicht; als aber Jesus verherrlicht war, dachten sie daran, daß dies von ihm geschrieben war und daß sie ihm dies getan hatten. Das Volk aber, das bei ihm war, als er den Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten erweckte, legte Zeugnis davon ab. Deswegen waren ihm auch die Scharen entgegengezogen, weil sie gehört hatten, daß er dieses Zeichen getan habe. Die Pharisäer aber sagten zueinander: "Da seht ihr, daß ihr nichts ausrichtet. Seht, die ganze Welt lief hinter ihm her!" Es waren unter denen, die hinaufgezogen waren, um am Feste anzubeten, einige Hellenen. Diese traten an Philippus heran, der von Bethsaida in Galiläa war, und baten ihn: "Herr, wir möchten Jesus sehen!" Philippus ging und sagte es dem Andreas, und Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus. Jesus erwiderte ihnen: "Gekommen ist die Stunde, daß der Menschensohn verherrlicht wird. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es, und wer sein Leben in dieser Welt haßt, wird es zu ewigem Leben bewahren. Wenn einer mir dient, der folge mir, und wo ich bin, wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Nun ist meine Seele erschüttert! Was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb kam ich in diese Stunde. Vater, verherrliche deinen Namen!" Da kam eine Stimme vom Himmel: "Ich habe verherrlicht und werde wieder verherrlichen!" Das Volk, das dastand und es gehört hatte, sagte: "Es hat gedonnert." Andere sagten: "Ein Engel hat mit ihm gesprochen." Jesus aber entgegnete: "Diese Stimme kam nicht um meinetwillen, sondern um euretwillen. Nun ist das Gericht über diese Welt; nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden. Ich aber werde, wenn ich erhöht bin von der Erde, alle an mich ziehen." Das sagte er, um anzudeuten, welchen Todes er sterben würde. Es entgegnete ihm das Volk: "Wir haben aus dem Gesetz vernommen, daß der Messias ewig bleibt; wie sagst du nun: Der Menschensohn muß erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn?" Jesus erwiderte ihnen: "Noch kurze Zeit ist das Licht unter euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit nicht die Finsternis euch überfalle; wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht. Solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes werdet.".Nach diesen Worten ging er weg und verbarg sich vor ihnen. Obwohl er so große Zeichen vor ihren Augen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn. So sollte das Wort des Propheten Isaias erfüllt werden, das er sprach: "Herr, wer glaubte unserer Botschaft, und der Arm des Herrn, wem wurde er offenbar?" (Is 53,1). Deshalb konnten sie nicht glauben, weil Isaias ferner gesagt hat: "Er hat ihre Augen geblendet und ihr Herz verhärtet, so daß sie nicht sehen mit den Augen und nicht verstehen mit dem Herzen und sich bekehren und ich sie heile" (Is 6,9f). Dies sagte Isaias, weil er seine Herrlichkeit schaute und von ihm redete. Gleichwohl glaubten auch viele von den Führenden an ihn; doch der Pharisäer wegen bekannten sie es nicht, um nicht aus der Synagoge ausgestoßen zu werden. Denn sie liebten die Ehre bei den Menschen mehr als die Ehre bei Gott. Jesus aber rief: "Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich sondern an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. Wenn einer meine Worte hört und nicht bewahrt, den richte ich nicht; denn ich bin nicht gekommen, die Welt zu richten, sondern die Welt zu retten. Wer mich ablehnt und meine Worte nicht annimmt, der hat seinen Richter: das Wort, das ich verkündet habe, wird ihn richten am Jüngsten Tage. Denn nicht aus mir selbst habe ich verkündet, sondern der Vater, der mich sandte, er selbst hat mir Auftrag gegeben, was ich sagen und was ich verkünden soll. Und ich weiß, sein Auftrag ist ewiges Leben. Was ich also verkünde, verkünde ich so, wie mir der Vater gesagt hat." Vor dem Paschafest, da Jesus wußte, daß seine Stunde gekommen war, um hinüberzugehen aus dieser Welt zum Vater, zeigte er den Seinen, die er in dieser Welt liebte, die Liebe bis zur Vollendung. Bei einem Abendmahl war es, als der Teufel dem Judas Iskariot, dem Sohne Simons, es bereits ins Herz geworfen hatte, ihn zu verraten -, er aber wußte, daß ihm der Vater alles in die Hände gegeben habe und daß er von Gott ausgegangen sei und zu Gott zurückkehre -, da stand er vom Mahle auf, legte sein Obergewand ab, nahm ein Linnen und umgürtete sich. Dann goß er Wasser in das Becken und begann, die Füße der Jünger zu waschen und sie zu trocknen mit dem Linnen, mit dem er umgürtet war. So kam er zu Simon Petrus; der aber sagte zu ihm: "Herr, du willst meine Füße waschen?" Jesus antwortete ihm: "Was ich tue, verstehst du jetzt nicht, du wirst es aber nachher verstehen." Petrus sagte zu ihm: "Du wirst mir in Ewigkeit nicht die Füße waschen!" Jesus erwiderte ihm: "Wenn ich dich nicht wasche, hast du nicht Gemeinschaft mit mir!" Da sagte Simon Petrus zu ihm: "Herr, nicht bloß meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt!" Jesus sprach zu ihm: "Wer ein Bad genommen, braucht sich nur die Füße zu waschen, er ist ja ganz rein. Auch ihr seid rein, aber nicht alle." Er wußte nämlich um seinen Verräter; darum sagte er: "Nicht alle seid ihr rein." Nachdem er nun ihre Füße gewaschen, sein Obergewand genommen und sich wieder niedergelassen hatte, sprach er zu ihnen: "Versteht ihr, was ich euch getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr, und mit Recht sagt ihr so; denn ich bin es. Wenn nun ich eure Füße gewaschen habe, als der Herr und als der Meister, dann sollt auch ihr einander die Füße waschen. Denn ein Beispiel gab ich euch, damit so, wie ich euch tat, auch ihr tut. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr, und ein Gesandter ist nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Wenn ihr das wißt, so seid ihr selig, wenn ihr so tut. Nicht von euch allen rede ich; ich weiß, welche ich auserwählt habe; doch es muß das Schriftwort in Erfüllung gehen: "Der mein Brot ißt, hat seine Ferse gegen mich erhoben" (Ps 41,10). Schon jetzt sage ich es euch, ehe es geschieht, damit, wenn es geschieht, ihr glaubt, daß ich es bin. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer einen, den ich sende, aufnimmt, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat." Als Jesus dies sagte, wurde er im Geiste erschüttert, und beteuernd sprach er: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten!" Da blickten die Jünger einander an, ratlos sich fragend, von wem er rede. Einer von seinen Jüngern, der, den Jesus liebte, lag an der Brust Jesu; diesem winkte Simon Petrus und sagte zu ihm: "Sag, wer ist es, von dem er redet!" Jener lehnte sich an die Brust Jesu zurück und sagte so zu ihm: "Herr, wer ist es?" Jesus antwortete: "Der ist es, dem ich den Bissen eintauchen und geben werde." Und er tauchte den Bissen ein, nahm ihn und gab ihn dem Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Jesus aber sagte zu ihm: "Was du tust, das tue bald!" Das verstand aber keiner von den Tischgenossen, wozu er es ihm sagte; einige nämlich meinten, weil Judas die Kasse führte, habe Jesus zu ihm gesagt: "Kaufe, was wir brauchen für das Fest", oder er solle den Armen etwas geben. Als nun jener den Bissen genommen hatte, ging er sogleich hinaus. Es war Nacht. Da er hinausgegangen war, sprach Jesus: "Nun wurde verherrlicht der Menschensohn, und Gott wurde verherrlicht in ihm. Wurde Gott verherrlicht in ihm, dann wird Gott auch ihn verherrlichen in sich, und bald wird er ihn verherrlichen. Kinder, noch eine kleine Weile bin ich unter euch; ihr werdet mich suchen, doch wie ich zu den Juden sagte: Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen, so sage ich jetzt auch zu euch. Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebt; wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe habt untereinander." Simon Petrus sagte zu ihm: "Herr, wohin gehst du?" Jesus antwortete: "Wohin ich gehe, dahin kannst du mir jetzt nicht folgen, doch wirst du mir später folgen." Petrus sprach zu ihm: "Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich hingeben für dich." Jesus erwiderte [ihm]: "Dein Leben willst du hingeben für mich? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Nicht wird krähen der Hahn, bevor du mich dreimal verleugnet hast." "Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Wäre es nicht so, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und bin ich hingegangen und habe ich eine Stätte bereitet für euch dann komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seid. Und wohin ich gehe, wißt ihr den Weg." Da sagte Thomas zu ihm: "Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst; wie können wir den Weg wissen?" Jesus sprach zu ihm: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Hättet ihr mich erkannt, würdet ihr auch meinen Vater kennen; von jetzt an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen." Philippus sagte zu ihm: "Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns." Jesus sprach zu ihm: "So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich sah, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater!? Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und daß der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, rede ich nicht aus mir; der Vater, der in mir wohnt, er selbst ist am Werke. Glaubt mir, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist! Wenn nicht, dann glaubt eben um der Werke willen! Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird auch selber die Werke tun, die ich tue, und noch größere als diese wird er tun; denn ich gehe zum Vater, und um was immer ihr bitten werdet [den Vater] in meinem Namen, das werde ich tun, damit verherrlicht werde der Vater im Sohn. Wenn ihr um etwas mich bittet in meinem Namen, werde ich es tun. Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten, und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, damit er immerfort bei euch bleibe, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. Noch eine kleine Weile, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, denn ich lebe, und auch ihr werdet leben. An jenem Tage werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, wird geliebt werden von meinem Vater, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren." Da sagte Judas, nicht der Iskariote, zu ihm: "Herr, wie kommt es, daß du dich uns offenbaren wirst und nicht der Welt?" Jesus antwortete ihm: "Wenn einer mich liebt, wird er mein Wort bewahren, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer mich nicht liebt, bewahrt nicht meine Worte. Das Wort aber, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat. Dies habe ich zu euch geredet, da ich noch bei euch bin. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Frieden lasse ich euch zurück, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz erschrecke und verzage nicht! Ihr habt gehört, daß ich euch sagte: Ich gehe hin und komme zu euch. Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich. Jetzt schon habe ich es euch gesagt, ehe es geschieht, damit ihr glaubt, wenn es geschieht. Nicht mehr viel werde ich mit euch reden; denn es kommt der Fürst dieser Welt, und vermag er auch nichts gegen mich, so soll die Welt doch erkennen, daß ich den Vater liebe und tue, wie mir der Vater aufgetragen hat. Steht auf, laßt uns fortgehen von hier! Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, nimmt er weg, und jede, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringe. Schon seid ihr rein, und zwar des Wortes wegen, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, und ich bleibe in euch. Wie die Rebe nicht aus sich selbst Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben; wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. Bleibt einer nicht in mir, wird er hinausgeworfen wie die Rebe; sie aber verdorrt, und man trägt sie zusammen und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Bleibt ihr in mir und bleiben meine Worte in euch, dann bittet, um was ihr wollt, und es wird euch zuteil werden. Dadurch ist verherrlicht mein Vater, daß ihr viele Frucht bringt und euch als meine Jünger erweist. Wie mich der Vater liebte, so liebte ich auch euch. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe, so wie auch ich meines Vaters Gebote gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich zu euch gesagt, damit meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde. Das ist mein Gebot, daß ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe. Eine größere Liebe hat niemand als die, daß er sein Leben hingibt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater hörte, euch kundgetan habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch bestellt, daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe, damit euch der Vater gebe, um was immer ihr ihn bittet in meinem Namen. Das ist mein Auftrag für euch: Liebet einander! Wenn die Welt euch haßt, so wisset, sie hat mich vor euch gehaßt. Wäret ihr von der Welt, würde die Welt das Ihrige lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch auserwählt habe aus der Welt, darum haßt euch die Welt. Denkt an das Wort, das ich euch sagte: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, werden sie auch euch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, werden sie auch das eure halten. Dies alles werden sie euch tun um meines Namens willen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat. Wäre ich nicht gekommen und hätte ich nicht zu ihnen geredet, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie keine Ausrede für ihre Sünde. Wer mich haßt, der haßt auch meinen Vater. Hätte ich unter ihnen nicht die Werke getan, wie sie kein anderer tat, hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie gesehen und sowohl mich gehabt als auch meinen Vater. Doch es sollte erfüllt werden das Wort, das in ihrem Gesetz geschrieben steht: "Sie haßten mich ohne Grund" (Ps 35,19). Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, wird er Zeugnis geben von mir, und auch ihr werdet Zeugnis geben, weil ihr von Anfang an bei mir seid. Dies habe ich euch gesagt, damit ihr nicht Anstoß nehmt. Aus den Synagogen werden sie euch ausstoßen; ja, es kommt die Stunde, da jeder, der euch tötet, einen Opferdienst vor Gott zu verrichten glaubt. Und das werden sie euch tun, weil sie weder den Vater erkannten noch mich. Doch ich habe euch dies gesagt, damit ihr, wenn die Stunde dafür kommt, euch erinnert, daß ich es euch gesagt habe. Dies habe ich euch nicht von Anfang an gesagt, weil ich bei euch war. Nun aber gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich: Wohin gehst du? Sondern weil ich dies euch sagte, hat die Trauer euer Herz erfüllt. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, daß ich hingehe; denn gehe ich nicht hin, wird der Beistand nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn dieser kommt, wird er der Welt den Nachweis führen von Sünde, von Gerechtigkeit und von Gericht. Von Sünde, da sie nicht an mich glaubten; von Gerechtigkeit, da ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; von Gericht, da der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Noch vieles habe ich euch zu sagen, doch ihr könnt es jetzt nicht tragen; wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch hinführen zur vollen Wahrheit; denn nicht von sich aus wird er reden, sondern was er hört, wird er reden, und das Kommende wird er euch künden. Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er nehmen und euch künden. Alles, was der Vater hat, ist mein; deswegen sagte ich: Er wird von dem Meinen nehmen und es euch künden. Eine kleine Weile, und ihr seht mich nicht mehr, und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet mich sehen [, denn ich gehe zum Vater]." Da sagten einige von seinen Jüngern zueinander: "Was heißt das, was er zu uns sagt: Eine kleine Weile, und ihr seht mich nicht, und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet mich sehen? Und: Ich gehe zum Vater?" Sie sagten also: "Was ist das, was nennt er eine kleine Weile? Wir verstehen nicht, wovon er redet." Jesus merkte, daß sie ihn fragen wollten, und sagte zu ihnen: "Darüber fragt ihr euch untereinander, weil ich gesagt habe: Eine kleine Weile, und ihr seht mich nicht, und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet mich sehen? Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, die Welt aber wird sich freuen. Ihr werdet trauern, doch eure Trauer wird zur Freude werden. Wenn die Frau gebiert, hat sie Trauer, weil ihre Stunde gekommen ist; hat sie aber das Kind geboren, denkt sie nicht mehr an die Not, vor Freude, daß ein Mensch zur Welt geboren wurde. So habt auch ihr jetzt Trauer; doch ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude wird niemand von euch nehmen. Und an jenem Tage werdet ihr mich nach nicht mehr fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Um was ihr den Vater bitten werdet, das wird er euch geben in meinem Namen. Bis jetzt habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen; bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen sei. Dies habe ich in Bildern zu euch gesprochen; es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildern zu euch reden werde, sondern offen vom Vater euch Kunde gebe. An jenem Tage werdet ihr in meinem Namen bitten, und ich sage euch nicht, daß ich den Vater bitten werde für euch; denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt und weil ihr geglaubt habt, daß ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin ausgegangen vom Vater und in die Welt gekommen. Ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater." Da sagten seine Jünger: "Siehe, jetzt sprichst du offen und redest nicht im Bild. Jetzt wissen wir, daß du alles weißt und nicht nötig hast, daß dich jemand fragt. Darum glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist." Jesus antwortete ihnen: "Jetzt glaubt ihr? Seht, es kommt die Stunde, und sie ist schon gekommen, da ihr zerstreut werdet, ein jeder an seinen Ort, und ihr mich allein lassen werdet; doch ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr Frieden habt in mir. In der Welt habt ihr Drangsal; doch seid getrost: Ich habe die Welt überwunden." Nach diesen Worten erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: "Vater, gekommen ist die Stunde, verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche, wie du ihm Macht gegeben hast über alles Fleisch, damit er allem, was du ihm gabst, ewiges Leben gebe. Das aber ist das ewige Leben, daß sie dich erkennen, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus. Ich habe dich verherrlicht auf Erden, indem ich das Werk vollbrachte, das zu vollbringen du mir übergeben hast. Und nun verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Ich tat deinen Namen den Menschen kund, die du mir gabst aus der Welt. Dein waren sie, und mir gabst du sie, und dein Wort haben sie bewahrt. Nun haben sie erkannt, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir ist; denn die Worte, die du mir gabst, habe ich ihnen gegeben, und sie nahmen sie an und erkannten in Wahrheit, daß ich von dir ausgegangen bin, und sie glaubten, daß du mich gesandt hast. Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für sie, die du mir gabst, denn sie sind dein. Das Meine ist alles dein, und das Deine ist mein, und verherrlicht bin ich in ihnen. Ich bin nicht mehr in der Welt, sie aber sind in der Welt, und ich gehe zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, auf daß sie eins seien wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich behütete sie, und keiner von ihnen ging verloren als der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt würde. Jetzt aber gehe ich zu dir und rede dies noch in der Welt, auf daß sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich gab ihnen dein Wort, und die Welt hat sie gehaßt, weil sie nicht aus der Welt sind, so wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt nehmest, sondern, daß du sie bewahrtest vor dem Bösen. Sie sind nicht aus der Welt, wie auch ich nicht aus der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe ich sie in die Welt gesandt. Und für sie heilige ich mich, damit auch sie geheiligt seien in Wahrheit. Nicht für sie allein bitte ich dich, sondern auch für jene, die durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins seien wie du, Vater, in mir und ich in dir, daß sie eins seien in uns damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast. Ich habe die Herrlichkeit, die du mir gabst, ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind: ich in ihnen und du in mir, auf daß sie vollkommen seien in Einheit und die Welt erkenne, daß du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast. Vater, was du mir gegeben hast: ich will, daß dort, wo ich bin, auch sie bei mir seien, auf daß sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, weil du mich geliebt hast vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast; und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen." Nach diesen Worten ging Jesus mit seinen Jüngern hinaus, über den Bach Kedron hinüber, wo ein Garten war, in den er und seine Jünger eintraten. Es wußte aber auch Judas, sein Verräter, den Ort, denn oft kam Jesus dort mit seinen Jüngern zusammen. Judas nun nahm die Kohorte und Leute von den Hohenpriestern und Pharisäern und begab sich mit Fackeln, Laternen und Waffen dorthin. Jesus, der alles wußte, was über ihn kommen sollte, trat heraus und fragte sie: "Wen sucht ihr?" Sie antworteten ihm: "Jesus, den Nazoräer." Er sprach zu ihnen: "Ich bin es." Es stand auch Judas, sein Verräter, bei ihnen. Als er nun zu ihnen sagte: "Ich bin es", da wichen sie zurück und fielen zu Boden. Abermals fragte er sie: "Wen sucht ihr?" Sie sagten: "Jesus, den Nazoräer." Jesus antwortete: "Ich habe es euch gesagt, daß ich es bin; wenn ihr also mich sucht, so laßt diese hier gehen!" So sollte sich erfüllen das Wort, das er gesagt hatte: "Von denen, die du mir gabst, ließ ich keinen verlorengehen." Simon Petrus aber, der ein Schwert hatte, zog es, schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Name des Knechtes war Malchus. Da sprach Jesus zu Petrus: "Stecke das Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, nicht trinken?" Die Kohorte, der Befehlshaber und die Leute der Juden ergriffen nun Jesus, fesselten ihn und führten ihn zuerst zu Annas; denn er war der Schwiegervater des Kaiphas, der Hoherpriester war in jenem Jahre. Kaiphas war es, der den Juden den Rat gegeben hatte, es sei besser, daß ein einziger Mensch sterbe für das Volk. Simon Petrus aber und ein anderer Jünger folgten Jesus. Dieser Jünger war mit dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus in den Hof des Hohenpriesters hinein; Petrus aber stand draußen am Tore. Es ging nun der andere Jünger, der Bekannte des Hohenpriesters, hinaus, redete mit der Türhüterin und führte Petrus hinein. Da sagte die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: "Bist nicht auch du einer von den Jüngern dieses Menschen?" Er erwiderte: "Ich bin es nicht." Die Knechte und Diener hatten sich, weil es kalt war, ein Kohlenfeuer angemacht und standen herum und wärmten sich; auch Petrus stellte sich zu ihnen und wärmte sich. Der Hohepriester befragte nun Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. Jesus antwortete ihm: "Ich habe öffentlich zur Welt geredet; ich habe zu jeder Zeit in der Synagoge und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen, und im Verborgenen habe ich nichts geredet. Was fragst du mich? Frage jene, die gehört haben, was ich zu ihnen redete; siehe, die wissen, was ich sagte." Als er dies sagte, schlug einer von den Dienern, der dabeistand, Jesus ins Gesicht und sagte: "So antwortest du dem Hohenpriester?" Jesus entgegnete ihm: "Habe ich unrecht geredet, so bezeuge das Unrecht; wenn aber recht, was schlägst du mich?" Annas nun schickte ihn gefesselt zum Hohenpriester Kaiphas. Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sagten sie zu ihm: "Bist nicht auch du einer von seinen Jüngern?" Er leugnete und sprach: "Ich bin es nicht." Einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgeschlagen hatte, sagte zu ihm: "Sah ich dich nicht im Garten bei ihm?" Petrus leugnete wiederum, und sogleich krähte der Hahn. Sie führten nun Jesus von Kaiphas in das Prätorium. Es war frühmorgens. Sie selber gingen nicht in das Prätorium hinein, damit sie sich nicht verunreinigten, sondern das Pascha essen könnten. Da kam Pilatus zu ihnen heraus und sprach: "Welche Anklage bringt ihr vor gegen diesen Menschen?" Sie antworteten und sagten zu ihm: "Wäre dieser nicht ein Verbrecher, hätten wir ihn dir nicht überliefert." Pilatus nun sagte zu ihnen: "Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz!" Die Juden aber erwiderten ihm: "Uns ist es nicht erlaubt, jemand zu töten." So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um anzudeuten, welchen Todes er sterben werde. Pilatus ging wieder in das Prätorium hinein, rief Jesus und sagte zu ihm: "Du bist der König der Juden?" Jesus antwortete: "Sagst du das aus dir selbst, oder haben es dir andere von mir gesagt?" Pilatus erwiderte: "Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überliefert; was hast du getan?" Jesus antwortete: "Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Königtum von dieser Welt, hätten meine Leute gekämpft, daß ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier." Da sagte Pilatus zu ihm: "Du bist also doch ein König?" Jesus antwortete: "Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, daß ich Zeugnis gebe für die Wahrheit. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme." Pilatus sagte zu ihm: "Was ist Wahrheit?" Nach diesen Worten ging er wieder hinaus zu den Juden und sprach zu ihnen: "Ich finde keine Schuld an ihm. Es besteht aber die Sitte für euch, daß ich euch zum Pascha einen freigebe. Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden freigebe?" Sie aber schrien zurück: "Nicht diesen, sondern den Barabbas!" Barabbas aber war ein Rebell. Darauf ließ Pilatus Jesus nehmen und ihn geißeln. Die Soldaten flochten einen Kranz aus Dornen und setzten ihn auf sein Haupt, legten ihm einen purpurroten Mantel um, traten vor ihn und sagten: "Heil dir, König der Juden!" Und sie schlugen ihm ins Gesicht. Pilatus ging wieder hinaus und sprach zu ihnen: "Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, daß ich keine Schuld an ihm finde." Jesus kam nun heraus, den Dornenkranz tragend und den purpurroten Mantel, und Pilatus sprach zu ihnen: "Seht den Menschen!" Als aber die Hohenpriester und ihre Leute ihn sahen, schrien sie: "Ans Kreuz, ans Kreuz!" Pilatus sagte zu ihnen: "Nehmt ihr ihn und kreuzigt ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm." Die Juden entgegneten ihm: "Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muß er sterben; denn er hat sich zum Sohne Gottes gemacht." Als nun Pilatus dieses Wort vernahm, fürchtete er sich noch mehr, ging wieder in das Prätorium hinein und sagte zu Jesus: "Woher bist du?" Jesus gab ihm keine Antwort. Da sagte Pilatus zu ihm: "Zu mir redest du nicht? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich freizulassen, und Macht, dich zu kreuzigen?" Jesus antwortete: "Du hättest nicht Macht über mich, wäre es dir nicht gegeben von oben; darum hat größere Sünde, der mich dir ausgeliefert hat." Daraufhin suchte Pilatus ihn freizulassen; die Juden aber schrien: "Wenn du diesen freiläßt, bist du nicht Freund des Kaisers; jeder, der sich selbst zum König macht, widersetzt sich dem Kaiser." Als Pilatus diese Worte hörte, ließ er Jesus hinausführen und setzte sich auf den Richterstuhl an dem Platz, der Lithostrotos genannt wird, auf hebräisch aber Gabbatha. Es war Rüsttag zum Pascha, etwa die sechste Stunde, und er sagte zu den Juden: "Seht euren König!" Jne aber schrien: "Hinweg! Hinweg! Kreuzige ihn!" Pilatus sagte zu ihnen: "Euren König soll ich kreuzigen?" Die Hohenpriester antworteten: "Wir haben keinen König außer dem Kaiser." Da übergab er ihnen Jesus zur Kreuzigung, und sie übernahmen ihn. Er trug selber sein Kreuz und ging hinaus zu dem Ort, den man Schädelstätte nennt, auf hebräisch aber Golgotha. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, zur einen und zur anderen Seite, in der Mitte aber Jesus. Pilatus hatte auch eine Aufschrift schreiben und auf das Kreuz setzen lassen; darauf stand geschrieben: "Jesus, der Nazoräer, der König der Juden." Diese Aufschrift lasen viele von den Juden, weil der Platz, an dem Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag; es war geschrieben auf hebräisch, lateinisch und griechisch. Da sagten die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: "Schreibe nicht: Der König der Juden, sondern daß er gesagt hat: Ich bin der König der Juden." Pilatus erwiderte: "Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben." Nachdem nun die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie sein Obergewand, machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil, dazu den Leibrock. Der Leibrock aber war ohne Naht von oben an im ganzen gewebt. Und sie sagten zueinander: "Wir wollen ihn nicht zerschneiden, sondern um ihn losen, wem er gehören soll." So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt: "Sie teilten meine Kleider unter sich, und über mein Gewand warfen sie das Los" (Ps 22,19). Die Soldaten nun taten so. Es standen bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. Als nun Jesus seine Mutter sah und neben ihr stehend den Jünger, den er liebte, sprach er zur Mutter: "Frau, siehe dein Sohn!" Darauf sprach er zum Jünger: "Siehe, deine Mutter!" Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach sagte Jesus, da er wußte, daß nunmehr alles vollbracht sei, damit die Schrift erfüllt würde: "Mich dürstet!" (Ps 69,22). Es stand ein Gefäß voll Essig da, und sie steckten einen mit Essig gefüllten Schwamm auf einen Hysopstengel und brachten ihn an seinen Mund. Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: "Es ist vollbracht." Und er neigte das Haupt und gab den Geist auf. Da aber Rüsttag war und die Leiber nicht über den Sabbat am Kreuze bleiben sollten - denn der Tag jenes Sabbats war ein großer -, baten die Juden Pilatus, es sollten ihre Beinknochen zerschlagen und sie abgenommen werden. Da kamen die Soldaten und zerschlugen die Beine sowohl des einen als auch des anderen mit ihm Gekreuzigten. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus. Der dies gesehen, legte Zeugnis dafür ab, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, daß er Wahres sagt, damit auch ihr glaubt. Denn dies geschah, damit das Schriftwort erfüllt würde: "Kein Knochen an ihm soll zerbrochen werden" (2Mos 12,46). Und wieder ein anderes Schriftwort sagt: "Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben" (Zach 12,10). Darauf bat Joseph von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war - im geheimen jedoch, aus Furcht vor den Juden -, den Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Er kam nun und nahm seinen Leichnam ab. Es kam auch Nikodemus, der erstmals bei Nacht zu ihm gegangen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. Sie nahmen nun den Leichnam Jesu und banden ihn mit Leinenbinden samt den Spezereien, wie es für die Juden Sitte ist beim Begräbnis. An dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, war ein Garten und in dem Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war. Dorthin legten sie Jesus wegen des Rüsttages der Juden, weil das Grab in der Nähe war. Am ersten Tag der Woche kam Maria Magdalena frühmorgens, da es noch dunkel war, zum Grabe und sah, daß der Stein vom Grabe weggenommen war. Da lief sie und kam zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: "Sie haben den Herrn aus dem Grabe genommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat." Petrus und der andere Jünger machten sich auf und eilten zum Grabe. Beide liefen zugleich, doch der andere Jünger lief schneller als Petrus und kam als erster zum Grabe. Er beugte sich hinein und sah die Leinenbinden liegen, doch ging er nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus hinter ihm nach und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen, das Schweißtuch aber, das über seinem Haupte war, lag nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengefaltet für sich an einem eigenen Platz. Nun ging auch der andere Jünger, der als erster zum Grabe gekommen war, hinein und sah und glaubte. Denn noch hatten sie die Schrift nicht erfaßt, daß er auferstehen müsse von den Toten. Und die Jünger kehrten wieder zu den Ihren zurück. Maria aber stand draußen vor dem Grabe und weinte. Und während sie weinte, beugte sie sich hinein ins Grab und sah zwei Engel dasitzen, in weißen Gewändern, einen zu Häupten und einen zu den Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte. Sie sagten zu ihr: "Frau, was weinst du?" Sie sagte zu ihnen: "Weil sie meinen Herrn weggenommen haben und ich nicht weiß, wo man ihn hingelegt hat." Nach diesen Worten wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, aber ohne zu wissen, daß es Jesus war. Jesus sprach zu ihr: "Frau, was weinst du? Wen suchst du?" Da sie meinte, er sei der Gärtner, sagte sie zu ihm: "Herr, wenn du ihn weggetragen hast, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich will ihn holen." Jesus sprach zu ihr: "Maria!" Sie wandte sich um und sagte auf hebräisch zu ihm: "Rabbuni", das heißt: "Mein Herr!" Jesus sprach zu ihr: "Rühre mich nicht an; denn noch bin ich nicht aufgefahren zum Vater; geh aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott." Maria Magdalena ging und verkündete den Jüngern: "Ich habe den Herrn gesehen", und dies habe er ihr gesagt. Als es nun Abend war an jenem ersten Wochentag und die Türen dort, wo die Jünger sich aufhielten, aus Furcht vor den Juden verschlossen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sprach zu ihnen: "Friede sei euch!" Nach diesen Worten zeigte er ihnen die Hände und die Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Nochmals sprach Jesus zu ihnen: "Friede sei euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich auch euch." Nach diesen Worten hauchte er sie an und sprach zu ihnen: "Empfangt den Heiligen Geist! Deren Sünden ihr nachlaßt, denen sind sie nachgelassen; deren Sünden ihr behaltet, denen sind sie behalten." Thomas aber, einer von den Zwölfen, genannt Didymus, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten nun zu ihm: "Wir haben den Herrn gesehen!" Er aber sagte zu ihnen: "Wenn ich nicht an seinen Händen das Mal der Nägel sehe und nicht meinen Finger an das Mal der Nägel und meine Hand in seine Seite lege, glaube ich es nicht." Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen im Hause und Thomas mit ihnen. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sprach: "Friede sei euch!" Dann sprach er zu Thomas: "Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände und reiche deine Hand und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!" Thomas antwortete ihm: "Mein Herr und mein Gott!" Jesus sprach zu ihm: "Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt; selig, die nicht sahen und doch glaubten." Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor den Augen seiner Jünger, die nicht niedergeschrieben sind in diesem Buche; diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus ist der Christus (Messias), der Sohn Gottes, und damit ihr im Glauben Leben habt in seinem Namen. Darauf zeigte sich Jesus abermals den Jüngern am See von Tiberias; er zeigte sich in folgender Weise: Simon Petrus und Thomas, genannt Didymus, und Nathanael von Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren beisammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: "Ich gehe fischen." Sie sagten zu ihm: "Auch wir gehen mit dir." Sie gingen also hinaus und stiegen in das Schiff; doch in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer; die Jünger erkannten jedoch nicht, daß es Jesus war. Jesus sprach zu ihnen: "Kinder, habt ihr nichts zu essen?" Sie antworteten ihm: "Nein." Er sprach zu ihnen: "Werft das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, und ihr werdet finden." Sie warfen es aus und vermochten es nicht mehr einzuziehen wegen der Menge der Fische. Da sagte jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: "Es ist der Herr!" Als Simon Petrus hörte, daß es der Herr sei, legte er sich das Überhemd um - er war nämlich ohne Kleid - und warf sich in den See. Die anderen Jünger kamen im Schiff; denn sie waren nicht weiter als etwa dreihundert Ellen vom Lande weg und schleppten das Netz mit den Fischen nach. Da sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer angelegt und einen Fisch darauf liegen und Brot. Jesus sprach zu ihnen: "Bringt von den Fischen, die ihr eben gefangen habt!" Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz, das mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen angefüllt war, ans Land; und obwohl es so viele waren, zerriß das Netz nicht. Jesus sprach zu ihnen: "Kommt und haltet Mahlzeit!" Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: "Wer bist du?" Wußten sie doch, daß es der Herr war. Da ging Jesus hinzu, nahm das Brot und gab es ihnen und ebenso auch den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, daß sich Jesus seinen Jüngern zeigte, nachdem er von den Toten auferweckt war. Als sie nun gegessen hatten, sprach Jesus zu Simon Petrus: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?" Er antwortete ihm: "Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe." Da sagte er zu ihm: "Weide meine Lämmer!" Wiederum sprach er ein zweites Mal zu ihm: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?" Er sagte zu ihm: "Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe." Er sprach zu ihm: "Weide meine Schafe!" Zum dritten Mal fragte er ihn: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?" Da wurde Petrus traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sprach: "Liebst du mich?", und er sagte zu ihm: "Herr, alles weißt du; du weißt es, daß ich dich liebe." Jesus sprach zu ihm: "Weide meine Schafe! Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest; bist du aber alt geworden, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst." Dies sagte er, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Und als er dies gesagt hatte, sprach er zu ihm: "Folge mir!" Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger, den Jesus liebte, nachkommen, den, der auch beim Mahl an seiner Brust gelegen und gesagt hatte: "Herr, wer ist es, der dich verraten wird?" Als nun Petrus diesen sah, sagte er zu Jesus: "Herr, was ist mit diesem?" Jesus sprach zu ihm: "Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Du folge mir!" Da verbreitete sich unter den Brüdern das Wort, daß jener Jünger nicht sterbe. Jesus aber hatte zu ihm nicht gesagt, daß er nicht sterbe, sondern: "Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?" Das ist der Jünger, der davon Zeugnis gibt und der dies geschrieben hat, und wir wissen, sein Zeugnis ist wahr. Es gibt noch vieles andere, was Jesus tat; wollte man dieses einzeln niederschreiben, so, glaube ich, würde selbst die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären. Den ersten Bericht, lieber Theophilus, verfaßte ich über all das, was Jesus von Anfang an tat und lehrte bis zu dem Tag, an dem er den von ihm erwählten Aposteln Auftrag gab im Heiligen Geist und hinaufgenommen wurde. Ihnen erwies er sich auch als lebend nach seinen Leiden durch viele Bezeugungen, da er vierzig Tage hindurch ihnen erschien und von den Dingen des Gottesreiches redete. Im Beisammensein mit ihnen trug er ihnen auf: "Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, von der ihr von mir gehört habt. Denn Johannes taufte mit Wasser, ihr aber werdet getauft werden mit Heiligem Geist, nach nicht vielen Tagen." Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn: "Herr, richtest du in dieser Zeit das Königtum wieder auf für Israel?" Er antwortete: "Nicht eure Sache ist es, Zeiten oder Stunden zu wissen, die der Vater festgelegt hat in der ihm eigenen Macht; doch werdet ihr Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an die Grenzen der Erde." Nach diesen Worten wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke entzog ihn ihren Blicken. Und da sie zum Himmel hinaufsahen, wie er dahinging, siehe, da standen vor ihnen zwei Männer in weißem Gewande und sprachen: "Ihr Männer aus Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen zum Himmel." Hierauf kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der Ölberg heißt und nahe bei Jerusalem liegt, einen Sabbatweg davon entfernt. Dort angekommen, stiegen sie in das Obergemach hinauf, wo sie sich aufhielten, nämlich Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Eiferer und Judas, der Bruder des Jakobus. Diese alle verharrten einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern. In diesen Tagen erhob sich Petrus im Kreise der Brüder - es war eine Zahl von etwa hundertzwanzig Personen beisammen - und sprach: "Brüder! Es mußte sich erfüllen das Schriftwort, das der Heilige Geist im voraus gesagt hat durch den Mund Davids über Judas, der denen zum Führer wurde, die Jesus gefangennahmen. Er war uns beigezählt und hatte Anteil erhalten an diesem unserem Dienst. Dieser erwarb sich einen Acker vom Lohn des Verbrechens, stürzte kopfüber, barst mitten entzwei, und alle seine Eingeweide traten heraus. Und es wurde allen Bewohnern von Jerusalem bekannt, so daß jenes Grundstück in ihrer Sprache Hakeldama genannt wurde, das ist Blutacker. Denn im Buch der Psalmen steht geschrieben: "Seine Wohnstatt soll öde werden, und es sei keiner, der darin wohnt" (Ps 69,26), und: "Sein Amt erhalte ein anderer!" (Ps 109,8). So muß denn aus den Männern, die mit uns zusammen waren in der ganzen Zeit, da der Herr Jesus ein- und ausging unter uns, von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, an dem er von uns weg aufgenommen wurde, einer mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden, und zwar einer von diesen hier." Sie stellten zwei vor: Joseph, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Und sie beteten und sprachen: "Herr, du kennst die Herzen aller; zeige an, welchen von diesen beiden du erwählt hast als den, der die Stelle dieses Dienstes und Apostelamtes erhalten soll, von dem Judas ausgeschieden ist, um hinzugehen an seinen Ort." Und sie legten Lose für sie ein, und das Los fiel auf Matthias, und er wurde hinzugerechnet zu den elf Aposteln. Als der Tag für das Pfingstfest gekommen war, waren sie alle beisammen am gleichen Ort. Da erhob sich plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie von einem daherfahrenden gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie weilten. Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten und einzeln herabsenkten auf einen jeden von ihnen; und alle wurden erfüllt von Heiligem Geist und fingen an, in anderen Zungen zu reden, so wie der Geist ihnen zu sprechen verlieh. In Jerusalem hielten sich gottesfürchtige jüdische Männer auf, aus jedem Volk unter dem Himmel. Als sich nun dieses Brausen erhob, lief die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn es hörte ein jeder in seiner eigenen Sprache sie reden. Sie gerieten außer sich und sagten voll Staunen: "Sind sie den nicht alle, die da reden, Galiläer? Wie aber hören wir, ein jeder von uns in der eigenen Sprache, in der wir geboren sind: Parther und Meder und Elamiter, die Bewohner von Mesopotamien, von Judäa und Kappadozien, von Pontus und Asia, von Phrygien und Pamphylien, Ägypten und den Gegenden Libyens nach Cyrene hin, auch die hier weilenden Römer, Juden wie Proselyten, Kreter und Araber - wir hören sie in unseren Sprachen die Großtaten Gottes verkünden!" Alle staunten und waren ratlos und sagten zueinander: "Was soll das sein?" Andere aber spotteten und sagten: "Sie sind voll süßen Weines." Da trat Petrus mit den Elfen vor, erhob seine Stimme und sprach zu ihnen: "Jüdische Männer und alle, die ihr in Jerusalem wohnt! Dies sei euch kundgetan; hört auf meine Worte! Denn nicht betrunken sind diese, wie ihr meint - es ist ja erst die dritte Stunde des Tages -, sondern hier trifft ein, was gesagt wurde durch den Propheten Joel: "Es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, ich werde ausgießen von meinem Geist über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter werden prophetisch reden, eure jungen Männer werden Gesichte schauen und eure Alten Traumbilder haben; ja, über meine Knechte und über meine Mägde will ich ausgießen in jenen Tagen von meinem Geist, und sie werden prophetisch reden. Ich werde Wunder kommen lassen am Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten, Blut, Feuer und Rauchqualm. Die Sonne wird sich in Finsternis wandeln und der Mond in Blut, ehe kommen wird der Tag des Herrn, der große und glanzvolle. Und es wird geschehen: Jeder, der anruft den Namen des Herrn, wird gerettet werden" (Joël 3,1-5). Ihr Männer von Israel! Hört diese Worte: Jesus, den Nazoräer, einen Mann, von Gott vor euch beglaubigt durch Machttaten, Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn wirkte in eurer Mitte, wie ihr selber wißt, ihn, der überliefert wurde nach festgelegtem Ratschluß und Vorherwissen Gottes, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und hingerichtet. Ihn hat Gott auferweckt, indem er die Wehen des Todes löste; denn unmöglich war es, daß er festgehalten wurde von ihm. David spricht ja im Hinblick auf ihn: "Ich sah den Herrn allzeit vor Augen; denn er ist mir zur Rechten, damit ich nicht wanke. Darum freute sich mein Herz, und frohlockte meine Zunge, und auch mein Fleisch wird ruhen in Zuversicht; denn du gibst meine Seele nicht der Unterwelt preis und läßt deinen Heiligen Verwesung nicht schauen. Du tatest mir kund die Wege des Lebens, du wirst mich erfüllen mit Wonne vor deinem Angesicht" (Ps 16,8-11). Männer, Brüder! Laßt mich freimütig reden zu euch vom Erzvater David. Er starb und wurde begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf den heutigen Tag. Weil er nun ein Prophet war und wußte, daß Gott mit einem Eide ihm zugeschworen, er werde "aus der Frucht seiner Lende einen auf seinen Thron erheben" (2Sam 7,12), so sprach er voraussehend von der Auferstehung des Messias, daß "er nicht preisgegeben wurde der Unterwelt" und daß sein Fleisch "die Verwesung nicht schaute". Diesen Jesus hat Gott auferweckt, dessen sind wir alle Zeugen. Zur Rechten Gottes also erhöht, empfing er die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater und hat ihn ausgegossen, wie ihr sowohl seht als auch hört. Denn nicht David ist zum Himmel emporgestiegen, und doch spricht er: "Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel deiner Füße" (Ps 110,1). Mit aller Sicherheit also erkenne das ganze Haus Israel: Gott hat diesen Jesus zum Herrn und Messias gemacht, ihn, den ihr gekreuzigt habt." Als sie dies hörten, ging es ihnen durchs Herz, und sie sagten zu Petrus und den übrigen Aposteln: "Was sollen wir tun, Männer, Brüder?" Petrus antwortete ihnen: "Bekehrt euch, und ein jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch und eure Kinder geht die Verheißung an, und alle "in der Ferne, die herbeirufen wird der Herr", unser Gott (Is 57,19)." Mit noch vielen anderen Worten legte er Zeugnis ab und mahnte sie: "Laßt euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht!" Die nun sein Wort annahmen, wurden getauft, und es wurden hinzugenommen an jenem Tag gegen dreitausend Seelen. Sie verharrten in der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und in den Gebeten. Jedermann wurde von Furcht ergriffen, viele Wunder und Zeichen geschahen durch die Apostel. Alle, die zum Glauben fanden, hielten zusammen und hatten alles gemeinsam, sie verkauften Hab und Gut und teilten davon allen zu, je nachdem einer bedürftig war. Beharrlich kamen sie Tag für Tag einmütig im Tempel zusammen, brachen zu Hause das Brot und nahmen die Speise in Freud und Lauterkeit des Herzens, sie lobten Gott und standen in Ansehen beim ganzen Volk. Der Herr aber mehrte von Tag zu Tag die Zahl derer, die zum Heile fanden. Petrus und Johannes gingen um die neunte Stunde, zur Zeit des Gebetes, hinauf in den Tempel. Da wurde ein Mann herbeigetragen, der gelähmt war vom Schoß seiner Mutter an; den setzten sie täglich an die sogenannte Schöne Pforte, daß er Almosen erbettle von den Besuchern des Tempels. Als er Petrus und Johannes sah, wie sie gerade in den Tempel hineingehen wollten, bat er sie um ein Almosen. Petrus blickte zusammen mit Johannes ihn an und sprach: "Sieh uns an!" Er richtete den Blick auf sie und hoffte, etwas von ihnen zu erhalten. Petrus aber sprach: "Silber und Gold habe ich nicht, doch was ich habe, das gebe ich dir. Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, [steh auf und] geh umher!" Und er faßte ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf; da kam plötzlich Kraft in seine Füße und Knöchel, er sprang auf und konnte stehen und gehen, ging mit ihnen in den Tempel hinein, lief und sprang dabei umher und lobte Gott. Alles Volk sah ihn umhergehen und Gott loben, und als sie ihn als den erkannten, der des Almosens wegen an der Schönen Pforte des Tempels gesessen hatte, erfaßte sie staunende Erregung über das, was mit ihm geschehen war. Weil er sich aber zu Petrus und Johannes hielt, lief alles Volk bei ihnen in der sogenannten Salomonshalle zusammen und war ganz außer sich. Als Petrus das sah, sprach er zum Volk: "Ihr Männer von Israel! Was staunt ihr darüber? Oder was blickt ihr uns an, als hätten wir mit eigener Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, daß er gehen kann? Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, verherrlichte seinen Knecht Jesus, ihn, den ihr ausgeliefert und verleugnet habt vor Pilatus, als dieser entschied, ihn freizulassen. Ihr jedoch habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und habt verlangt, daß euch ein Mörder begnadigt werde. Den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet, ihn, den Gott auferweckt hat von den Toten, des sind wir Zeugen. Auf Grund des Glaubens an seinen Namen hat diesem hier, den ihr seht und kennt, sein Name Kraft geschenkt, und der durch ihn wirksame Glaube gab ihm die volle Gesundheit vor euer aller Augen. Und nun, Brüder, ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt, ebenso auch eure Führer; Gott aber ließ so in Erfüllung gehen, was er vorausverkündet hat durch den Mund aller Propheten, daß nämlich sein Messias leiden werde. Ändert also euren Sinn und bekehrt euch, damit getilgt werden eure Sünden und so die Zeiten der Erquickung kommen mögen vom Angesicht des Herrn und er den euch vorherbestimmten Christus Jesus sende. Ihn muß der Himmel aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, wovon Gott gesprochen hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von alters her. So hat Moses gesagt: "Einen Propheten wie mich wird euch erstehen lassen der Herr, unser Gott, aus euren Brüdern; auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch sagen wird. Es wird aber sein: Ein jeder, der nicht auf diesen Propheten hört, soll ausgerottet werden aus dem Volke" (5Mos 18,15, 5Mos 18,19f). Und alle Propheten, die von Samuel an und weiterhin gesprochen haben, kündeten diese Tage an. Ihr seid die Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott mit euren Vätern geschlossen hat, da er zu Abraham sprach: "In deinem Samen werden gesegnet sein alle Geschlechter der Erde" (1Mos 22,18). Für euch zuerst erweckte Gott seinen Knecht und sandte ihn, euch zu segnen, auf daß ein jeder von euch sich abkehre von euren bösen Werken." Während sie zum Volke redeten, traten die Priester, der Hauptmann des Tempels und die Sadduzäer auf sie zu, voll Unwillen, daß sie das Volk lehrten und in Jesus die Auferstehung von den Toten verkündeten. Sie legten Hand an sie und setzten sie bis zum folgenden Tag in Gewahrsam; denn es war schon Abend. Viele aber von denen, die das Wort vernommen hatten, wurden gläubig, und die Zahl der Männer stieg auf etwa fünftausend. Am anderen Tag war es, da versammelten sich ihre Führer, die Ältesten und Schriftgelehrten in Jerusalem, sowie Annas, der Hohepriester, und Kaiphas, Johannes und Alexander und alle, die aus dem hohenpriesterlichen Geschlechte waren. Man ließ sie hintreten vor sie und befragte sie: "In welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr dies getan?" Da sprach Petrus, erfüllt von Heiligem Geiste, zu ihnen: "Führer des Volkes und ihr Ältesten! Wenn wir heute zur Rechenschaft gezogen werden wegen einer Wohltat an einem kranken Menschen und über die Ursache seiner Heilung, so sei euch allen und dem ganzen Volk Israel kund: Durch den Namen [unseres Herrn] Jesus Christus, des Nazoräers, den ihr gekreuzigt, den Gott von den Toten auferweckt hat, durch ihn steht dieser gesund vor euch. Er ist "der Stein, der, von euch Bauleuten verworfen, zum Eckstein geworden ist" (Ps 118,22). Und in keinem anderen ist das Heil; denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der gegeben wäre unter Menschen, daß wir in ihm sollten gerettet werden." Da sie den Freimut des Petrus und Johannes sahen und in Erfahrung brachten, daß sie ungelehrte und bildungslose Leute seien, wunderten sie sich. Sie erkannten sie zwar als Anhänger Jesu, wußten aber im Anblick des Geheilten, der bei ihnen stand, nichts gegen sie zu sagen. Sie ließen sie aus der Versammlung hinausgehen und hielten Rat miteinander, indem sie sprachen: "Was sollen wir tun mit diesen Menschen? Daß ein offenbares Wunderzeichen durch sie geschah, ist allen, die in Jerusalem wohnen, bekannt, und wir können es nicht bestreiten. Damit es aber nicht noch mehr unter dem Volke verbreitet werde, wollen wir ihnen unter Drohung einschärfen, nicht mehr in diesem Namen zu irgendeinem Menschen zu reden." Man rief sie herein und eröffnete ihnen, sie dürften in keiner Weise sprechen und lehren im Namen Jesu. Petrus aber und Johannes antworteten ihnen: "Ob es recht ist vor Gott, euch mehr zu gehorchen als Gott, das entscheidet selbst; denn wir können unmöglich schweigen von dem, was wir gesehen und gehört haben." Unter weiteren Androhungen entließ man sie, weil man des Volkes wegen keine Möglichkeit fand, sie zu bestrafen; alle nämlich priesen Gott wegen des Geschehenen. Denn mehr als vierzig Jahre zählte der Mann, an dem dieses Wunder der Heilung geschehen war. Nach ihrer Freilassung kehrten sie zurück zu den Ihrigen und berichteten ihnen alles, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Als diese es vernahmen, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: "Herr, du bist es, der "den Himmel schuf und die Erde und das Meer und alles, was in ihnen ist" (2Mos 20,11); du hast durch den Heiligen Geist durch den Mund deines Knechtes David [, unseres Vaters,] gesprochen: "Warum tobten die Heiden und sannen Eitles die Völker? Es standen auf die Könige der Erde, und es taten die Machthaber sich zusammen gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten" (Ps 2,1f). Wahrhaftig, es haben sich zusammengetan in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit Heiden und Völkern Israels, um auszuführen, was deine Hand und dein Ratschluß vorherbestimmt hat, daß es geschehe. Und nun, Herr, siehe an ihre Drohungen und gib deinen Knechten, daß sie mit allem Freimut dein Wort verkünden, in dem du deine Hand ausstreckst zu Heilung und Zeichen geschehen läßt und Wunder durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus." Als sie so beteten, erbebte der Ort, wo sie versammelt waren, und alle wurden erfüllt vom Heiligen Geist und verkündeten das Wort Gottes mit Freimut. Die Gesamtheit der Gläubigen war ein Herz und eine Seele, und nicht ein einziger nannte etwas von dem, was er besaß, sein eigen, sondern sie hatten alles gemeinsam. Mit großer Macht gaben die Apostel Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus [Christus], und große Gnade ruhte auf ihnen allen. Denn kein Notleidender war unter ihnen. Alle nämlich, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften sie und brachten den Erlös vom Verkauften und legten ihn zu den Füßen der Apostel, und es wurde einem jeden zugeteilt, je nachdem einer bedürftig war. Joseph, der von den Aposteln den Beinamen Barnabas, das heißt Sohn der Tröstung, erhielt, ein Levit, der aus Cypern stammte, verkaufte den Acker, den er besaß, brachte das Geld und legte es zu den Füßen der Apostel. Ein Mann mit Namen Ananias verkaufte mit Saphira, seiner Frau, ein Grundstück, unterschlug aber unter Mitwissen auch selner Frau vom Erlös und brachte nur einen Teil und legte ihn zu Füßen der Apostel. Petrus aber sprach: "Ananias, warum erfüllte der Satan dein Herz, daß du den Heiligen Geist belogen und vom Erlös des Grundstückes etwas unterschlagen hast? Wäre es nicht unverkauft dein eigen geblieben und auch nach dem Verkauf zu deiner Verfügung gestanden? Wie kamst du in deinem Herzen zu solcher Tat? Nicht Menschen hast du belogen, sondern Gott!" Als Ananias diese Worte hörte, fiel er um und gab den Geist auf, und große Furcht kam über alle, die davon hörten. Die jungen Männer standen auf, hüllten ihn ein, trugen ihn hinaus und begruben ihn. Nach einer Zwischenzeit von etwa drei Stunden geschah es, da kam auch seine Frau herbei, ohne zu wissen, was geschehen war. Petrus sprach zu ihr: "Sage mir, habt ihr das Grundstück um so viel verkauft?" Sie sagte: "Ja, um so viel!" Petrus aber entgegnete ihr: "Warum habt ihr euch verbündet, den Geist des Herrn zu versuchen? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begruben, sind schon vor der Tür und werden auch dich hinaustragen." Und sie fiel auf der Stelle vor seinen Füßen um und gab den Geist auf; die jungen Männer kamen herein, fanden sie tot und trugen sie hinaus und begruben sie bei ihrem Mann. Große Furcht kam über die ganze Gemeinde und über alle die davon hörten. Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volke. Sie waren alle einmütig beisammen in der Halle Salomons; von den anderen wagte niemand, sich zu ihnen zu gesellen, aber mit Hochachtung redete das Volk von ihnen. Mehr und mehr wuchs die Zahl derer, die an den Herrn glaubten, Scharen von Männern und Frauen. Ja, man trug sogar die Kranken auf die Gassen und legte sie auf Betten und Tragbahren, damit, wenn Petrus käme, wenigstens sein Schatten auf einen von ihnen falle. Es kam aber auch das Volk der umliegenden Städte in Menge nach Jerusalem und brachte Kranke und von unreinen Geistern Geplagte, die alle Heilung fanden. Da erhoben sich der Hohepriester und alle seine Anhänger - nämlich die Partei der Sadduzäer -, und von Eifersucht erfüllt, legten sie Hand an die Apostel und setzten sie in das öffentliche Gefängnis. Ein Engel des Herrn aber öffnete in der Nacht die Türen des Gefängnisses, führte sie hinaus und sprach: "Geht hin, tretet auf und kündet im Tempel dem Volk alle Worte dieses Lebens!" Als sie das hörten, gingen sie bei Tagesanbruch in den Tempel und lehrten. Der Hohepriester aber und seine Anhänger fanden sich ein, beriefen den Hohen Rat und die gesamte Ältestenschaft der Söhne Israels und schickten zum Gefängnis, um sie vorführen zu lassen. Als jedoch die Diener hinkamen und sie nicht im Gefängnis vorhanden, kehrte sie zurück und meldeten: "Das Gefängnis fanden wir zwar mit aller Sorgfalt verschlossen und die Wachen vor den Türen stehen, als wir aber öffneten, fanden wir niemand darin." Als sie diese Worte hörten, gerieten der Hauptmann des Tempels und die Hohenpriester ihretwegen in große Verlegenheit und fragten sich, was das werden solle. Da kam einer herbei und meldete ihnen: "Seht, die Männer, die ihr ins Gefängnis gesetzt habt, sind im Tempel und lehren das Volk." Darauf ging der Tempelhauptmann mit seinen Leuten hin und führte sie her, jedoch ohne Gewalt; denn sie fürchteten, vom Volk gesteinigt zu werden. Sie brachten sie und stellten sie vor den Hohen Rat, und der Hohepriester befragte sie: "Haben wir euch nicht streng geboten, nicht in diesem Namen zu lehren? Doch seht, ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre und wollt über uns das Blut dieses Menschen bringen!" Petrus und die Apostel antworteten: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, ihn, den ihr ans Holz gehängt und ums Leben gebracht habt. Ihn hat Gott als Fürsten und Heiland erhöht zu seiner Rechten, daß er Israel Bekehrung bringe und Vergebung der Sünden. Wir sind Zeugen für das Gesagte, und Zeuge ist der Heilige Geist, den Gott denen verlieh, die ihm gehorchen." Als sie dies hörten, ergrimmten sie und sannen darauf, sie umzubringen. Da erhob sich im Hohen Rat ein Pharisäer namens Gamaliel, ein Gesetzeslehrer, angesehen beim ganzen Volk; er beantragte, sie möchten für kurz die Männer hinausführen, und sprach zu ihnen: "Ihr Männer von Israel, überlegt euch wohl, was ihr mit diesen Menschen tun wollt. Denn vor diesen Tagen stand Theudas auf und behauptete, etwas Besonderes zu sein. Eine Zahl von etwa vierhundert Männern schloß sich ihm an; er wurde getötet, und alle, die zu ihm hielten, wurden zerstreut und vernichtet. Nach ihm erhob sich Judas, der Galiläer, in den Tagen der Schätzung und brachte Leute auf seine Seite; auch dieser kam um, und alle, die zu ihm hielten, wurden zerstreut. Und für diesmal sage ich euch: Steht ab von diesen Menschen und laßt sie in Ruhe; denn ist dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen, wird es zunichte werden; ist es aber von Gott, könnt ihr sie nicht vernichten; ihr könntet sonst gar als Widersacher Gottes gefunden werden." Sie ließen sich von ihm überzeugen und riefen die Apostel herein, ließen sie züchtigen, geboten ihnen, nicht im Namen Jesu zu reden, und ließen sie frei. Diese aber gingen weg vom Hohen Rat, voll Freude, daß sie gewürdigt worden waren, um des Namens Jesu willen Schmach zu leiden. Sie hörten nicht auf, täglich im Tempel und in den Häusern zu lehren und die Frohbotschaft zu künden von Christus Jesus. Als in jenen Tagen die Zahl der Jünger anwuchs, kam es zu Beschwerden der Hellenisten über die Hebräer, weil bei der täglichen Versorgung ihre Witwen zurückgesetzt wurden. Da riefen die Zwölf die ganze Jüngerschaft zusammen und sprachen: "Es geht nicht an, daß wir das Wort Gottes hintansetzen und den Dienst für die Tische übernehmen. Darum, Brüder, sucht unter euch sieben Männer aus, die ein gutes Zeugnis haben, erfüllt sind von Geist und Weisheit; die werden wir bestellen für diese Aufgabe. Wir aber wollen uns weiter dem Gebet und dem Dienst am Worte widmen." Dieser Vorschlag gefiel der ganzen Versammlung, und sie wählten Stephanus, einen Mann, erfüllt von Glauben und Heiligem Geist, und Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochien. Die stellten sie den Aposteln vor, und diese beteten und legten ihnen die Hände auf. Das Wort Gottes breitete sich weiter aus, und die Zahl der Jünger wuchs mehr und mehr, auch eine große Anzahl von Priestern beugte sich dem Glauben. Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat große Wunder und Zeichen unter dem Volke. Da erhoben sich einige von der sogenannten Synagoge der Libertiner, der Cyrenäer, der Alexandriner und von denen aus Cilicien und Asia und stritten mit Stephanus; sie vermochten aber der Weisheit und dem Geist, mit dem er redete, nicht zu widerstehen. Da stifteten sie Männer an, die sagen sollten: "Wir haben gehört, wie er Lästerungen aussprach gegen Moses und gegen Gott." Sie hetzten das Volk auf und auch die Ältesten und Schriftgelehrten, fielen über ihn her, rissen ihn mit fort und führten ihn vor den Hohen Rat; sie ließen falsche Zeugen auftreten, die aussagten: "Dieser Mensch hört nicht auf, Reden zu führen gegen die heilige Stätte und gegen das Gesetz. Wir hörten nämlich, wie er sagte: Dieser Jesus, der Nazoräer, wird diese Stätte zerstören und die Bräuche ändern, die uns Moses überliefert hat." Alle, die im Hohen Rate saßen, richteten den Blick auf ihn und sahen sein Antlitz gleich dem Antlitz eines Engels. Da sprach der Hohepriester: "Verhält sich das so?" Er aber sagte: "Brüder und Väter, hört! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er sich vor seiner Übersiedlung nach Haran in Mesopotamien aufhielt, und er sprach zu ihm: "Ziehe fort aus deinem Land und deiner Verwandtschaft und geh in das Land, das ich dir zeigen werde" (1Mos 12,1). Da zog er fort aus dem Land der Chaldäer und nahm Wohnsitz in Haran; und von dort versetzte er ihn nach seines Vaters Tod in dieses Land, in dem ihr jetzt wohnt. Er gab ihm keinen Erbbesitz darin, auch nicht einen Fußbreit, doch versprach er, es ihm und seiner Nachkommenschaft zum Besitz zu geben, obwohl er doch keinen Sohn hatte (1Mos 12,7; 1Mos 13,15; 1Mos 17,8). So sprach Gott: "Seine Nachkommen werden als Beisassen leben in einem fremden Land; man wird sie knechten und mißhandeln, vierhundert Jahre lang. Das Volk aber, dem sie dienen, werde ich richten, sprach Gott, und dann werden sie ausziehen und mir an dieser Stätte dienen" (1Mos 15,13f). Und er gab ihm den Bund der Beschneidung, und so zeugte er Isaak und beschnitt ihn am achten Tage (1Mos 21,4), so Isaak den Jakob und Jakob die zwölf Stammväter. Die Stammväter waren eifersüchtig auf Joseph und verkauften ihn nach Ägypten; doch Gott war mit ihm (1Mos 37,11). Er rettete ihn aus allen seinen Drangsalen, gab ihm Gnade und Weisheit vor Pharao, dem König von Ägypten, und er setzte ihn zum Herrn über Ägypten und über sein ganzes Haus. Es kam eine Hungersnot über ganz Ägypten und Kanaan und große Drangsal, und unsere Väter trieben keine Nahrung auf. Als Jakob hörte, daß es in Ägypten Getreide gäbe, sandte er unsere Väter ein erstes Mal dorthin. Beim zweiten Mal gab sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen, und so wurde dem Pharao Josephs Geschlecht bekannt. Joseph aber sandte hin und ließ seinen Vater Jakob zu sich kommen samt der ganzen Verwandtschaft, fünfundsiebzig Seelen. Und Jakob zog nach Ägypten hinab und starb, er selbst und unsere Väter. Sie wurden nach Sichem übertragen und in das Grab gelegt, das Abraham um einen Betrag von Silber gekauft hatte von den Söhnen Hemors in Sichem. Als aber die Zeit der Verheißung nahte, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, war das Volk in Ägypten gewachsen und zahlreich geworden, indes sich ein anderer König über Ägypten erhob, der nichts wußte von Joseph. Dieser war voll argen Sinnes gegen unser Geschlecht und mißhandelte unsere Väter, daß sie ihre neugeborenen Kinder aussetzen mußten, damit sie nicht am Leben blieben. Zu dieser Zeit wurde Moses geboren, und er war auserlesen vor Gott. Drei Monate wurde er genährt im Hause des Vaters, und als er ausgesetzt wurde, nahm ihn des Pharao Tochter zu sich und erzog ihn als ihren Sohn. Moses wurde in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet; mächtig war er in seinem Reden und Handeln (2Mos 2,1-10). Als er das Alter von vierzig Jahren erreicht hatte, kam es ihm in den Sinn, nach seinen Brüdern zu sehen, den Söhnen Israels. Und als er sah, wie einem Unrecht geschah, griff er ein und verschaffte dem Bedrückten Rache, indem er den Ägypter erschlug. Er dachte, seine Brüder würden verstehen, daß Gott durch seine Hand ihnen Rettung bringen wolle; sie aber verstanden es nicht. Am anderen Tag kam er zu ihnen, als sie im Streite lagen, und er wollte sie zum Frieden aussöhnen, indem er sprach: "Männer, ihr seid doch Brüder; warum tut ihr einander unrecht?" Da stieß ihn jener, der dem andern unrecht tat, zurück und sprach: "Wer hat dich zum Führer und Richter gesetzt über uns? Willst du mich etwa umbringen, wie du gestern den Ägypter umgebracht hast?" Auf dieses Wort hin floh Moses und ließ sich als Beisasse im Land Madiam nieder, wo er zwei Söhne zeugte (2Mos 2,11-22). Als vierzig Jahre verflossen waren, erschien ihm in der Wüste am Berge Sinai ein Engel in der Flamme eines brennenden Dornbusches. Moses sah verwundert auf die Erscheinung, als er aber hinzutrat, um nachzusehen, ließ sich die Stimme des Herrn vernehmen: "Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs." Moses zitterte und wagte nicht nachzusehen. Da sprach der Herr zu ihm: "Löse die Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land. Ich sah und habe die Mißhandlung meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Seufzen gehört, und ich bin herabgekommen, sie zu befreien; und jetzt komm, ich will dich nach Ägypten senden" (2Mos 3,1-12). Diesen Moses, den sie abgewiesen hatten mit den Worten: Wer hat dich zum Führer und Richter gesetzt?, ihn sandte Gott als Führer und Retter mit Hilfe eines Engels, der im Dornbusch ihm erschienen war. Er führte sie heraus unter Wundern und Zeichen, die er im Lande Ägypten tat und im Roten Meer und in der Wüste, vierzig Jahre hindurch. Er ist der Moses, der zu den Söhnen Israels sprach: "Einen Propheten wird euch Gott aus euren Brüdern erstehen lassen wie mich" (5Mos 18,15). Er ist es, der bei der Gemeinde in der Wüste Mittler war zwischen dem Engel, der zu ihm auf dem Berge Sinai redete, und unseren Vätern; er empfing die Worte des Lebens, um sie euch zu geben. Ihm wollten unsere Väter nicht untertan sein, sondern sie stießen ihn von sich und wandten sich in ihren Herzen nach Ägypten hin, indem sie zu Aaron sprachen: "Mache uns Götter, die vor uns hergehen sollen; denn dieser Moses, der uns aus dem Lande Ägypten geführt hat - wir wissen nicht, was ihm widerfahren ist" (2Mos 33,1, 2Mos 33,23). Und sie machten sich in jenen Tagen ein Kalb und brachten dem Götzenbild Opfer dar und ergötzten sich an den Werken ihrer Hände. Da wandte sich Gott ab und überließ sie dem Kult des Himmelsheeres, wie geschrieben steht im Buche der Propheten: "Habt ihr mir Schlachttiere und Opfer dargebracht die vierzig Jahre in der Wüste, Haus Israel? Das Zelt des Moloch trugt ihr, den Stern des Gottes Rephan, die Bilder, die ihr gemacht, um sie anzubeten. Darum werde ich euch wegführen bis über Babylon hinaus" (Amos 5,25-27). Das Zelt des Zeugnisses war bei unseren Vätern in der Wüste nach Anordnung dessen, der zu Moses sagte, daß er es fertigen solle nach dem Vorbild, das er geschaut hatte. Dieses übernahmen unsere Väter und brachten es unter Josue mit herein bei der Besetzung des Gebietes der Heiden, die Gott vor dem Angesicht unserer Väter vertrieb, bis zu den Tagen Davids. Dieser fand Gnade vor Gott und bat, dem Gott Jakobs eine Wohnstätte bauen zu dürfen. Salomon aber erbaute ihm ein Haus. Und doch wohnt der Allerhöchste nicht in dem, was von Händen gemacht ist, wie der Prophet sagt: "Der Himmel ist mein Thron, die Erde der Schemel meiner Füße. Welches Haus wollt ihr mir bauen, spricht der Herr, oder welches ist die Stätte meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand das alles gemacht?" (Is 66,1f). Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter so auch ihr! Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Ja, getötet haben sie jene, die geweissagt haben vom Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid. Ihr habt das Gesetz auf Anweisung von Engeln empfangen, aber es nicht gehalten." Als sie dies hörten, ergrimmten sie in ihren Herzen und knirschten mit den Zähnen gegen ihn. Er aber, erfüllt von Heiligem Geiste, blickte zum Himmel, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: "Seht, ich sehe die Himmel offen und den Menschensohn stehen zur Rechten Gottes." Da schrien sie mit lauter Stimme, hielten ihre Ohren zu und stürzten alle zugleich auf ihn; sie stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen aber legten ihre Obergewänder zu den Füßen eines jungen Mannes, der Saulus hieß. Und sie steinigten den Stephanus, indes er betete: "Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!" Und in die Knie sinkend, rief er mit lauter Stimme: "Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!" Nach diesen Worten entschlief er. Saulus aber hatte mit zugestimmt bei seiner Hinrichtung. An jenem Tag brach eine große Verfolgung aus gegen die Gemeinde in Jerusalem, und alle wurden versprengt über die Gebiete von Judäa und Samaria, mit Ausnahme der Apostel. Den Stephanus aber bestatteten gottesfürchtige Männer und hielten eine große Totenklage um ihn. Saulus aber mißhandelte die Gemeinde, drang in die Häuser ein, schleppte Männer und Frauen weg und lieferte sie ins Gefängnis. Die aber versprengt wurden, zogen durchs Land und verkündeten das Wort [Gottes]. Philippus kam in die Stadt von Samaria hinab und verkündete ihnen Christus. Aufmerksam folgten die Menschen den Worten des Philippus, einmütig hörten sie zu und sahen auf die Zeichen, die er wirkte. Denn von vielen fuhren die unreinen Geistern, die sie hatten, unter großem Geschrei aus und viele Gichtkranke und Lahme wurden geheilt. Da herrschte große Freude in jener Stadt. Seit längerem hatte ein Mann namens Simon in der Stadt als Zauberer sich aufgehalten und das Volk von Samaria außer Fassung gebracht, indem er sich als einen "Großen" ausgab. Vom Kleinsten bis zum Größten hingen sie alle ihm an und sagten: "Dieser ist die Kraft Gottes, die man die "große" nennt." Sie hingen ihm an, weil er sie lange Zeit mit seinen Zauberkünsten in Staunen versetzte. Als sie aber dem Philippus glaubten, der die Frohbotschaft vom Reiche Gottes und vom Namen Jesu Christi verkündete, ließen Männer und Frauen sich taufen. Ja, auch Simon selbst wurde gläubig, ließ sich taufen und schloß sich Philippus an, und als er die Zeichen und großen Wunder geschehen sah, war er außer sich vor Staunen. Als die Apostel, die in Jerusalem waren, hörten, daß Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen. Diese zogen hinab und beteten für sie, damit sie den Heiligen Geist empfingen; denn er war noch auf keinen von ihnen herabgekommen, nur getauft waren sie auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist. Als Simon sah, daß durch die Handauflegung der Apostel der Geist verliehen wurde, bot er ihnen Geld an und sagte: "Gebt auch mir diese Gewalt, damit jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange." Petrus aber sprach zu ihm: "Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du meintest, die Gabe Gottes für Geld zu erwerben. Du hast nicht Anteil und nicht Anrecht an dieser Botschaft; denn "dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott" (Ps 78,37). Bekehre dich also von dieser deiner Bosheit und bete zum Herrn, ob dir vielleicht vergeben werde das Ansinnen deines Herzens. Denn ich sehe dich voll bitterer Galle und von den Banden der Ungerechtigkeit umstrickt." Da antwortete Simon: "Betet doch ihr für mich zum Herrn, daß nichts von dem, was ihr gesagt habt, über mich komme!" Nachdem sie Zeugnis abgelegt und das Wort des Herrn verkündet hatten, machten sie sich auf den Rückweg nach Jerusalem und verkündeten in vielen Dörfern der Samariter die Frohbotschaft. Ein Engel des Herrn aber sprach zu Philippus: "Mache dich auf und geh südwärts auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt; sie ist einsam." Da machte er sich auf und ging hin. Und siehe, da kam ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer, ein Würdenträger der Kandake, der Königin der Äthiopier, der über ihren gesamten Schatz gestellt war. Er war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten, und war auf dem Heimweg; er saß auf seinem Wagen und las den Propheten Isaias. Der Geist aber sprach zu Philippus: "Geh hin und schließ dich diesem Wagen an!" Philippus lief hin, hörte ihn den Propheten Isaias lesen und sprach: "Verstehst du auch, was du liest?" Er aber sagte: "Wie soll ich es können, wenn niemand mich anleitet?" Und er bat den Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. Die Stelle der Schrift aber, die er las, war diese: "Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtbank geführt, und wie ein Lamm vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. Durch seine Erniedrigung wurde aufgehoben sein Gericht; wer will sein Geschlecht beschreiben; denn weggenommen von der Erde wird sein Leben" (Is 53,7f). Da wandte sich der Kämmerer an Philippus: "Ich bitte dich, von wem sagt dies der Prophet? Von sich selbst oder von einem andern?" Da tat Philippus seinen Mund auf, ging von dieser Schriftstelle aus und verkündete ihm die Frohbotschaft von Jesus. Als sie weiterfuhren auf dem Wege, kamen sie an ein Wasser, und der Kämmerer sprach: "Siehe, da ist Wasser! Was steht im Wege, daß ich getauft werde?" [Philippus sagte: "Wenn du von ganzem Herzen glaubst, kann es geschehen." Er antwortete: "Ich glaube, daß Jesus der Sohn Gottes ist."] Und er ließ den Wagen halten, und sie stiegen beide ins Wasser, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; doch freudig reiste er weiter auf seinem Weg. Philippus aber fand sich in Azot ein und verkündete auf der Wanderung durch das Land in allen Städten die Frohbotschaft, bis er nach Cäsarea kam. Saulus aber, noch entbrannt von Wut und Mordgier gegen die Jünger des Herrn, ging zum Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit er, falls er Anhänger dieses Weges, ob Männer oder Frauen, fände, sie als Gefangene nach Jerusalem brächte. Als er auf dem Wege war und sich Damaskus näherte, geschah es, da umstrahlte ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" Er sagte: "Wer bist du, Herr?" Und jener: "Ich bin Jesus, den du verfolgst. [Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen." Zitternd und staunend sagte er: "Herr, was willst du, das ich tun soll?" Und der Herr sprach zu ihm: "] Steh auf und geh in die Stadt, und es wird dir gesagt werden, was du tun sollst." Die Männer aber, die ihn auf dem Weg begleiteten, standen sprachlos da; sie hörten zwar die Stimme, erblickten aber niemand. Saulus erhob sich von der Erde; doch als sich seine Augen öffneten, sah er nichts. Da nahmen sie ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus hinein. Drei Tage lang konnte er nicht sehen und aß und trank nicht. Es war nun zu Damaskus ein Jünger namens Ananias, und zu diesem sprach der Herr in einem Gesicht: "Ananias!" Er antwortete: "Hier bin ich, Herr!" Der Herr sprach zu ihm: "Steh auf und geh in die Straße, die man die "Gerade" nennt, und frage im Hause des Judas nach einem Mann aus Tarsus mit Namen Saulus; denn siehe, er betet." Und er sah in einem Gesicht einen Mann namens Ananias eintreten und ihm die Hände auflegen, damit er wieder sehe. Ananias aber antwortete: "Herr, ich habe von vielen über diesen Mann gehört, was er an Bösem deinen Heiligen antat in Jerusalem. Und auch hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle in Fesseln zu legen, die deinen Namen anrufen." Der Herr aber sprach zu ihm: "Geh hin; denn ein auserwähltes Werkzeug ist er mir, um meinen Namen vor Völker und Könige zu tragen und vor die Söhne Israels; denn ich werde ihm zeigen, was er alles um meines Namens willen leiden muß." Da ging Ananias hin, trat in das Haus, legte die Hände auf ihn und sprach: "Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Wege, den du kamst, erschienen ist, damit du wieder sehend werdest und erfüllt mit Heiligem Geist." Sogleich fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er konnte wieder sehen, stand auf und wurde getauft. Und er nahm Speise zu sich und kam wieder zu Kräften. Wohlan, steh auf, geh hinab und zieh ohne jedes Bedenken mit ihnen; denn ich habe sie gesandt." Es staunten alle, die es hörten, und sagten: "Ist das nicht jener, der in Jerusalem alle, die diesen Namen anrufen, ausrotten wollte und hierher gekommen ist, um sie gefesselt zu den Hohenpriestern zu führen?" Saulus aber trat immer kraftvoller auf und brachte die in Damaskus lebenden Juden in Verwirrung, indem er behauptete, daß dieser der Messias sei. Nach Verlauf einer Reihe von Tagen faßten die Juden den Plan, ihn zu töten; Saulus aber erfuhr ihren Anschlag. Tag und Nacht bewachte man nun auch die Tore, um ihn vernichten zu können. Da nahmen ihn die Jünger und brachten ihn nachts über die Mauer hinab, indem sie ihn in einem Korb hinunterließen. Als er nach Jerusalem kam, suchte er sich den Jüngern anzuschließen; doch alle fürchteten ihn, da sie nicht glaubten, daß er ein Jünger sei. Barnabas aber nahm sich seiner an, führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Wege den Herrn gesehen und daß dieser mit ihm geredet habe, und wie er in Damaskus freimütig aufgetreten sei im Namen Jesu. Und er ging mit ihnen in Jerusalem ein und aus und lehrte freimütig im Namen des Herrn. Er sprach auch zu den Hellenisten und setzte sich mit ihnen auseinander; die aber suchten ihn aus dem Wege zu räumen. Als die Brüder davon erfuhren, brachten sie ihn nach Cäsarea hinab und ließen ihn von da nach Tarsus ziehen. Die Kirche hatte nun Frieden in ganz Judäa, Galiläa und Samaria. Sie baute sich auf, wandelte in der Furcht des Herrn und nahm zu unter dem Beistand des Heiligen Geistes. Da geschah es, daß Petrus auf seiner Wanderung durchs ganze Land auch zu den Heiligen kam, die in Lydda wohnten. Dort fand er einen Mann namens Äneas, der seit acht Jahren zu Bette lag; er war gelähmt. Petrus sagte zu ihm: "Äneas, Jesus Christus macht dich gesund; steh auf und richte dir selbst dein Bett!"Und sogleich stand er auf. Alle Bewohner von Lydda und von Saron sahen ihn, und sie bekehrten sich zum Herrn. In Joppe war eine Jüngerin mit Namen Tabitha, übersetzt lautet ihr Name Dorkas; sie war reich an guten Werken und Almosen, die sie gab. Es geschah nun in jenen Tagen, daß sie krank wurde und starb. Man wusch sie und legte sie in das Obergemach. Da Lydda nahe bei Joppe ist, sandten die Jünger, die gehört hatten, daß Petrus dort sei, zwei Männer zu ihm mit der Bitte: "Komm unverzüglich zu uns herüber!" Petrus machte sich auf und ging mit ihnen. Als er ankam, führten sie ihn in das Obergemach hinauf, und alle Witwen traten vor ihn und zeigten ihm unter Tränen die Röcke und Gewänder, die ihnen Dorkas, als sie noch unter ihnen weilte, gefertigt hatte. Da wies Petrus alle hinaus, kniete nieder, betete und wandte sich zu dem Leichnam, indem er sprach "Tabitha, steh auf!" Sie öffnete ihre Augen, sah Petrus an und setzte sich auf. Er gab ihr die Hand und richtete sie auf; dann rief er die Heiligen und Witwen und stellte sie lebend vor. Das wurde in ganz Joppe bekannt, und viele glaubten an den Herrn. Ein Mann in Cäsarea, namens Kornelius, Hauptmann von der sogenannten Italischen Kohorte, fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus, der dem Volk viel Almosen gab und ohne Unterlaß zu Gott betete, sah in einem Gesicht um die neunte Stunde des Tages deutlich einen Engel Gottes zu sich hereinkommen, der zu ihm sprach: "Kornelius!" Er blickte ihn an, und von Furcht ergriffen, sagte er: "Was ist, Herr?" Dieser sagte zu ihm: "Deine Gebete und Almosen sind emporgestiegen in das Gedenken bei Gott. Schicke nun Männer nach Joppe und laß einen gewissen Simon, mit dem Beinamen Petrus, kommen; er hält sich bei einem Gerber Simon auf, dessen Haus am Meere liegt [; der wird dir sagen, was du tun sollst]." Als der Engel, der zu ihm sprach, entschwunden war, rief er zwei von seinem Gesinde und einen gottesfürchtigen Soldaten von der ihm unterstehenden Mannschaft, legte ihnen alles dar und schickte sie nach Joppe. Am andern Tag, als diese auf dem Weg waren und sich der Stadt näherten, stieg Petrus um die sechste Stunde auf das Dach, um zu beten. Da wurde er hungrig und wollte essen; doch während man etwas herrichtete, kam über ihn eine Verzückung. Er sah den Himmel offenstehen und ein Behältnis wie ein großes Linnen herabkommen, das an vier Enden niedergelassen wurde zur Erde. Darin waren alle vierfüßigen und kriechenden Tiere der Erde und Vögel des Himmels; und eine Stimme richtete sich an ihn: "Steh auf, Petrus, schlachte und iß!" Petrus aber erwiderte: "Nie und nimmer, Herr! Denn noch nie habe ich etwas Gemeines und Unreines gegessen." Und ein zweites Mal sprach wieder die Stimme zu ihm: "Was Gott rein gemacht hat, sollst du nicht unrein nennen." Dies geschah dreimal, und sogleich wurde das Behältnis wieder hinaufgenommen in den Himmel. Als nun Petrus sich nicht erklären konnte, was das Gesicht, das er sah, zu bedeuten habe, siehe da standen die von Kornelius geschickten Männer, die Simons Haus erfragt hatten, am Eingang. Sie riefen und erkundigten sich, ob Simon, mit dem Beinamen Petrus, dort zu Gast sei. Während Petrus über das Gesicht nachsann, sprach der Geist zu ihm: "Siehe, drei Männer suchen dich! Wohlan, steh auf, geh hinab und zieh ohne jedes Bedenken mit ihnen; denn ich habe sie gesandt." Da stieg Petrus zu den Männern hinab und sprach: "Seht, ich bin es, den ihr sucht! Aus welchem Grunde seid ihr hier?" Sie antworteten: "Der Hauptmann Kornelius, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, angesehen beim ganzen Volk der Juden, hat Weisung erhalten von einem heiligen Engel, dich in sein Haus rufen zu lassen und auf die Worte von dir zu hören." Da ließ er sie eintreten und nahm sie gastlich auf. Am folgenden Tag machte er sich auf und zog mit ihnen; auch einige von den Brüdern aus Joppe gingen mit ihm. Am nächsten Tag kam er in Cäsarea an. Kornelius erwartete sie und hatte seine Verwandten eingeladen und seine nächsten Freunde. Als Petrus eintreten wollte, ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm in Verehrung zu Füßen. Petrus aber richtete ihn auf und sprach: "Steh auf! Auch ich bin nur ein Mensch." Und mit ihm redend, ging er hinein, fand die zahlreich erschienenen Menschen vor und sagte zu ihnen: "Ihr wißt, daß es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Stammesfremden umzugehen oder bei ihm einzutreten; mir gab Gott die Weisung, keinen Menschen für unheilig oder unrein zu halten. Darum bin ich auch ohne Widerrede gegangen, als ich gerufen wurde. So frage ich denn: Aus welchem Grund habt ihr mich gerufen?" Kornelius erwiderte: "Vor vier Tagen, gerade um diese Stunde, die neunte, war ich in meinem Hause und betete, und siehe, da stand ein Mann vor mir in strahlendem Gewande und sprach: "Kornelius, dein Gebet ist erhört, und deiner Almosen wurde gedacht vor Gott. Schicke nun nach Joppe und laß Simon, mit dem Beinamen Petrus, kommen; er hält sich im Haus des Gerbers Simon am Meere auf." So sandte ich denn sogleich zu dir, und du hast recht getan, daß du gekommen bist. Nun sind wir alle anwesend vor Gott, um all das zu vernehmen, was dir aufgetragen ist vom Herrn." Da tat Petrus den Mund auf und sprach: "Nun erkenne ich in Wahrheit, daß "Gott nicht auf das äußere sieht" (1Sam 16,7), sondern in jedem Volk bei ihm Aufnahme findet, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt. Er hat sein Wort zu den Kindern Israels gesandt, indem er Frieden verkündete durch Jesus Christus; dieser ist der Herr über alle. Ihr wißt, was sich zugetragen hat im ganzen Land der Juden, angefangen von Galiläa, nach der Taufe, die Johannes predigte: wie Gott Jesus von Nazareth salbte mit Heiligem Geist und mit Kraft, und wie dieser durchs Land zog, Wohltaten spendend und alle heilend, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen von all dem, was er tat im Lande der Juden und in Jerusalem, er, den sie ums Leben brachten, da sie ihn "am Holze hängten" (5Mos 21,22). Ihn hat Gott auferweckt am dritten Tag und ihn sichtbar werden lassen, nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott vorherbestimmten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben nach seiner Auferstehung von den Toten. Er hat uns Auftrag gegeben, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, daß er der von Gott bestimmte Richter ist über Lebende und Tote. Von ihm bezeugen alle Propheten, daß jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden erhalte." Während Petrus noch diese Worte sprach, kam der Heilige Geist über alle, die das Wort hörten. Da staunten die Gläubigen aus der Beschneidung, die alle mit Petrus gekommen waren, daß auch über die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde; denn sie hörten, wie sie in Zungen redeten und Gott verherrlichten. Da nahm Petrus das Wort und sprach: "Kann wohl jemand das Wasser verweigern und diese nicht taufen lassen, die den Heiligen Geist empfangen haben wie auch wir?" Und er gab Weisung, daß sie getauft würden im Namen Jesu Christi. Hierauf baten sie ihn, er möge einige Tage bei ihnen bleiben. Es hörten aber die Apostel und die Brüder in Judäa, daß auch die Heiden das Wort Gottes angenommen hatten. Als nun Petrus nach Jerusalem hinaufkam, brachten ihm die aus der Beschneidung ihre Bedenken vor und sagten: "Du bist zu Unbeschnittenen gegangen und hast it ihnen gegessen!" Da begann Petrus, es ihnen der Reihe nach darzulegen, und sprach: "Ich war in der Stadt Joppe und betete, da sah ich in einer Verzückung ein Gesicht; ein herabkommendes Behältnis, das wie ein großes Linnen an den vier Enden niedergelassen wurde vom Himmel, und es kam bis zu mir. Ich blickte hinein, betrachtete es und sah die vierfüßigen Tiere der Erde, die wilden und kriechenden Tiere und die Vögel des Himmels. Ich hörte auch eine Stimme zu mir sprechen: "Steh auf, Petrus, schlachte und iß!" Ich aber erwiderte: "Nie und nimmer, Herr; denn noch nie ist Gemeines oder Unreines in meinen Mund gekommen." Als Antwort kam ein zweites Mal eine Stimme vom Himmel her: "Was Gott rein gemacht hat, sollst du nicht unrein nennen." Dies geschah dreimal, und alles wurde wieder hinaufgezogen in den Himmel. Und siehe, gleich darauf standen vor dem Haus, in dem wir weilten, drei Männer; sie waren von Cäsarea zu mir geschickt. Es sagte mir aber der Geist, ich solle ohne Bedenken mit ihnen gehen; es gingen mit mir auch diese sechs Brüder, und wir kamen in das Haus des Mannes. Er berichtete uns, wie er den Engel gesehen habe, der in seinem Hause stand und sprach: "Schicke nach Joppe und laß den Simon, mit dem Beinamen Petrus, kommen; der wird Worte zu dir sprechen, durch die das Heil kommen wird für dich und dein ganzes Haus." Als ich nun anfing zu reden, kam der Heilige Geist über sie, so wie erstmals auch über uns. Da gedachte ich des Wortes des Herrn, da er sprach: "Johannes taufte mit Wasser, ihr aber werdet getauft werden mit Heiligem Geist" (Apg 1,5). Wenn nun Gott ihnen dieselbe Gabe mitteilte wie auch uns, weil sie an den Herrn Jesus Christus glaubten, wieso wäre ich imstande gewesen, Gott eine Schranke zu setzen?" Als sie dies hörten, beruhigten sie sich und priesen Gott und sagten: "So hat Gott auch den Heiden die Umkehr zum Leben verliehen!" Jene nun, die infolge der mit Stephanus ausgesprochenen Bedrängnis versprengt wurden, kamen auf ihren Wegen bis nach Phönizien und Cypern und Antiochien, wobei sie nur den Juden das Wort verkündeten. Es waren aber unter ihnen Männer aus Cypern und Cyrene, die nach ihrer Ankunft in Antiochien auch zu den Hellenen sprachen und die Frohbotschaft verkündeten von Jesus, dem Herrn. Und die Hand des Herrn war mit ihnen; eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn. Die Nachricht davon kam der Gemeinde in Jerusalem zu Ohren, und sie sandten den Barnabas nach Antiochien. Als er hinkam und die Gnade Gottes sah, freute er sich und ermahnte alle, entschlossenen Herzens dem Herrn die Treue zu halten; denn er war ein trefflicher Mann, erfüllt von Heiligem Geist und voll Glauben, und eine beträchtliche Anzahl wurde für den Herrn gewonnen. Da machte er sich auf und begab sich nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen, und als er ihn fand, nahm er ihn mit nach Antiochien. Es kam, daß sie sogar ein volles Jahr zusammen in der Gemeinde wirkten und eine ansehnliche Zahl in der Lehre unterwiesen; und in Antiochien war es, daß die Jünger erstmals den Namen "Christen" trugen. In diesen Tagen kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochien herab, und einer von ihnen, namens Agabus, trat auf und sagte kraft des Geistes voraus, daß eine große Hungersnot kommen werde über den ganzen Erdkreis; diese kam unter Klaudius. Da beschlossen die Jünger, es solle jeder von ihnen so, wie er in der Lage wäre, etwas senden zur Unterstützung der in Judäa wohnenden Brüder. Das taten sie auch und schickten es an die Presbyter durch die Hand des Barnabas und Saulus. Zu jener Zeit legte der König Herodes Hand an, um in böser Absicht gegen Angehörige der Gemeinde vorzugehen. Er ließ Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwerte hinrichten. Als er sah, daß dies den Juden gefiel, ließ er darüber hinaus auch den Petrus ergreifen; es waren gerade die Tage der Ungesäuerten Brote. Nach seiner Ergreifung ließ er ihn ins Gefängnis werfen und übertrug seine Bewachung vier Abteilungen von je vier Soldaten, in der Absicht, ihn nach dem Pascha dem Volke vorzuführen. So wurde also Petrus im Gefängnis festgehalten, indes von der Gemeinde ohne Unterlaß für ihn zu Gott gebetet wurde. Als nun Herodes ihn vorführen wollte, schlief Petrus in jener Nacht, an zwei Ketten gefesselt, zwischen zwei Soldaten, und Wächter bewachten vor der Türe das Gefängnis. Und siehe, ein Engel des Herrn trat ein, und Licht erstrahlte im Raum; er stieß Petrus in die Seite, weckte ihn auf und sprach: "Steh eilig auf!" Da fielen ihm die Ketten von den Händen. Und der Engel sprach zu ihm: "Gürte dich und ziehe deine Schuhe an!" Er tat so. Weiter sagte er zu ihm: "Leg deinen Mantel um und folge mir!" Er ging hinaus und folgte ihm, wußte aber nicht, daß es Wirklichkeit war, was durch den Engel geschah, sondern glaubte, ein Gesicht zu schauen. Sie gingen durch die erste und zweite Wache und kamen zu dem eisernen Tor, das in die Stadt führt; dieses öffnete sich ihnen von selbst, und sie traten hinaus und gingen eine Gasse weiter, und sogleich verschwand der Engel von seiner Seite. Da kam Petrus zu sich und sprach: "Nun weiß ich wahrhaftig: der Herr sandte seinen Engel und entriß mich der Hand des Herodes und aller Erwartung des jüdischen Volkes." In dieser klaren Erkenntnis ging er zum Haus der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo viele versammelt waren und beteten. Als er aber an der Tür beim Eingang klopfte, kam eine Magd mit Namen Rhode herbei, um zu horchen, und als sie die Stimme des Petrus erkannte, machte sie vor Freude das Eingangstor nicht auf, sondern lief hinein und meldete, Petrus stehe vor dem Eingang. Sie sagten zu ihr: "Du bist von Sinnen!" Doch sie versicherte, daß es so sei. Da sagten sie: "Es ist sein Engel!" Petrus aber fuhr fort zu klopfen; da machten sie auf, sahen ihn und waren vor Staunen außer sich. Er gab ihnen mit der Hand ein Zeichen, zu schweigen, erzählte ihnen, wie ihn der Herr aus dem Gefängnis geführt habe, und sagte: "Meldet das dem Jakobus und den Brüdern!" Dann ging er weg und begab sich an einen anderen Ort. Als es Tag wurde, entstand unter den Soldaten eine nicht geringe Bestürzung, was denn mit Petrus geschehen sei. Herodes aber, der nach ihm forschen ließ ohne ihn zu finden, verhörte die Wächter, befahl, sie abzuführen, und begab sich von Judäa hinab nach Cäsarea, um dort zu bleiben. Er war voll Zorn auf die Tyrier und Sidonier; doch diese erschienen gemeinsam vor ihm und baten, nach dem sie Blastus, den Kämmerer des Königs, gewonnen hatten, um Frieden; es bezog ja ihr Land seine Lebensmittel von dem des Königs. Herodes nahm, angetan mit königlichem Gewand, am festgesetzten Tag auf der Tribüne Platz und hielt vor dem Volk eine Rede an sie. Das Volk rief ihm zu: "Eines Gottes, nicht eines Menschen Stimme!" Augenblicklich aber schlug ihn ein Engel des Herrn, weil er nicht Gott die Ehre gab; von Würmern zerfressen, gab er seinen Geist auf. Das Wort Gottes aber wurde mächtig und verbreitete sich immer mehr. Barnabas und Saulus kehrten nach Erfüllung ihres Dienstes von Jerusalem zurück und nahmen dabei auch den Johannes mit sich, der den Beinamen Markus trug. In Antiochien waren in der dortigen Gemeinde als Propheten und Lehrer: Barnabas und Symeon, genannt Niger, und Lucius von Cyrene, sowie Manahen, ein Jugendgefährte des Tetrarchen Herodes, und Saulus. Während sie dem Herrn den heiligen Dienst verrichteten und fasteten, sprach der Heilige Geist [zu ihnen]: "Sondert mir Barnabas und Saulus aus für das Werk, für das ich sie berufen habe!" Da fasteten und beteten sie, legten ihnen die Hände auf und ließen sie ziehen. Ausgesandt also vom Heiligen Geist, kamen diese hinab nach Seleucia und fuhren von da nach Cypern, landeten in Salamis und verkündeten das Wort Gottes in den Synagogen der Juden. Sie hatten auch Johannes als Gehilfen bei sich. Nachdem sie die ganze Insel bis Paphos durchzogen hatten, trafen sie einen jüdischen Zauberer und Falschpropheten mit Namen Barjesus. Er lebte bei Sergius Paulus, dem Statthalter, einem verständigen Mann. Dieser rief Barnabas und Saulus zu sich und hatte Verlangen, das Wort Gottes zu hören. Doch da widersetzte sich ihnen der Zauberer Elymas - so lautet sein Name in Übersetzung - und suchte den Statthalter, vom Glauben abzuhalten. Saulus aber, auch Paulus genannt, richtete, von Heiligem Geist erfüllt, den Blick auf ihn und sprach: "Du Ausbund aller Hinterlist und aller Untat, Sohn des Teufels und Feind aller Gerechtigkeit, hörst du nicht auf, die geraden Wege des Herrn zu durchkreuzen? Doch nun siehe, die Hand des Herrn kommt über dich; du wirst blind sein und die Sonne eine Zeitlang nicht sehen!" Sogleich fiel Dunkel und Finsternis auf ihn, und er ging umher und suchte jemand, der ihm die Hand reiche. Als der Statthalter sah, was geschah, wurde er gläubig, tiefergriffen von der Lehre des Herrn. Paulus aber und seine Gefährten fuhren von Paphos ab und kamen nach Perge in Pamphylien. Johannes schied von ihnen und kehrte zurück nach Jerusalem. Sie aber zogen von Perge weiter und kamen nach Antiochien in Pisidien und gingen am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. Nach der Verlesung des Gesetzes und der Propheten sandten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und ließen sagen: "Brüder, habt ihr ein Wort der Ermahnung für das Volk, so redet!" Da stand Paulus auf, gab mit der Hand ein Zeichen und sprach: "Männer aus Israel und ihr, die ihr Gott fürchtet, hört! Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und erhöhte das Volk, da sie Fremdlinge waren im Lande Ägypten, und führte sie von dort mit erhobenem Arm heraus. Vierzig Jahre hindurch umsorgte er sie in der Wüste, vernichtete sieben Völker im Lande Kanaan und gab ihnen ihr Land als Erbe nach etwa vierhundertundfünfzig Jahren. Danach gab er ihnen Richter bis zu Samuel, dem Propheten. Von da an begehrten sie einen König, und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kis, einen Mann aus dem Stamme Benjamin, auf vierzig Jahre. Nachdem er ihn verworfen hatte, ließ er ihnen David als König erstehen, dem er das Zeugnis gab: "Ich fand David, den Sohn des Jesse, einen Mann nach meinem Herzen, der in allem meinen Willen tun wird" (Ps 89,21; 1Sam 13,14). Aus dessen Nachkommenschaft ließ Gott der Verheißung gemäß für Israel einen Retter kommen, nämlich Jesus, vor dessen Auftreten Johannes die Taufe der Bekehrung verkündete für das ganze Volk Israel. Als aber Johannes seinen Lauf vollendete, sprach er: "Wofür ihr mich haltet, das bin ich nicht; doch seht, nach mir kommt einer, dessen Schuhe von den Füßen zu lösen ich nicht würdig bin" (Luk 3,16). Brüder, Söhne vom Geschlechte Abrahams und die Gottesfürchtigen unter euch! Zu uns ist das Wort dieses Heiles gesandt. Denn die Bewohner Jerusalems und ihre Führer haben ihn nicht erkannt und erfüllten durch ihren Urteilsspruch die Worte der Propheten, die jeden Sabbat vorgelesen werden. Ohne an ihm eine Todesschuld zu finden, forderten sie von Pilatus, daß er hingerichtet werde. Als sie aber erfüllt hatten, was geschrieben steht über ihn, nahmen sie ihn vom Holze herab und legten ihn ins Grab. Gott aber erweckte ihn [am dritten Tag] von den Toten. Er ist eine Anzahl von Tagen hindurch denen erschienen, die mit ihm hinaufgezogen waren von Galiläa nach Jerusalem, und diese sind jetzt seine Zeugen vor dem Volke. Auch wir verkünden euch die frohe Botschaft, daß Gott die an die Väter ergangene Verheißung an uns, ihren Kindern, erfüllt hat, da er Jesus auferstehen ließ, wie geschrieben steht im zweiten Psalm: "Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt" (Ps 2,7). Daß er ihn aber von den Toten erweckte, damit er nimmermehr der Verwesung anheimfalle, hat er also ausgesprochen: "Ich will euch die heilige Offenbarung Davids als unverbrüchlich geben" (Is 55,3). Darum sagt er auch an anderer Stelle: "Du wirst deinen Heiligen Verwesung nicht schauen lassen" (Ps 16,10). David ist ja, nachdem er seiner Zeit gedient hatte, durch den Ratschluß Gottes entschlafen und zu seinen Vätern gelegt worden und hat Verwesung geschaut. Der aber, den Gott auferweckt hat, schaute keine Verwesung. So sei denn euch kundgetan, Brüder: durch diesen wird euch Vergebung der Sünden verkündet, und in allem, aus dem ihr im Gesetz des Moses nicht konntet Gerechtigkeit finden, wird in ihm ein jeder, der glaubt, gerecht werden. Seht daher zu, daß nicht zutreffe auf euch, was gesagt ist bei den Propheten: "Seht, ihr Verächter, staunt und vergeht! Denn ich tue ein Werk in euren Tagen, ein Werk, das ihr nicht glauben werdet, wenn euch einer davon erzählt" (Hab 1,5)." Als sie weggingen, bat man sie, sie möchten auch am folgenden Sabbat zu ihnen von diesen Dingen reden. Und als die Versammlung sich auflöste, folgten viele Juden und gottesfürchtige Proselyten dem Paulus und Barnabas, und diese sprachen zu ihnen und redeten ihnen zu, treu zur Gnade Gottes zu stehen. Am folgenden Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt, das Wort Gottes zu hören. Als aber die Juden die Volksmenge sahen, wurden sie voller Eifersucht, widersprachen dem, was Paulus sagte, und lästerten. Da traten ihnen Paulus und Barnabas freimütig entgegen und sagten: "Euch mußte zuerst das Wort Gottes verkündet werden; da ihr es aber zurückweist und euch nicht würdig zeigt des ewigen Lebens, seht, so wenden wir uns nun den Heiden zu. Denn so hat der Herr uns Auftrag gegeben: "Ich habe dich bestimmt zum Lichte der Heiden, damit du zum Heile seiest bis an das Ende der Erde" (Is 49,6)." Als die Heiden dies hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn, und es kamen zum Glauben, so viele ihrer bestimmt waren zu ewigem Leben. Das Wort des Herrn verbreitete sich in der ganzen Gegend. Die Juden aber hetzten die vornehmen gottesfürchtigen Frauen auf und die Vorsteher der Stadt, erregten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet. Diese schüttelten den Staub von ihren Füßen zum Zeugnis gegen sie und zogen nach Ikonium. Die Jünger aber wurden erfüllt von Freude und Heiligem Geist. In Ikonium aber gingen sie in gleicher Weise in die Synagoge der Juden und redeten derart, daß eine große Zahl von Juden und Hellenen gläubig wurde. Doch die unbekehrbaren Juden reizten und verhetzten die Gemüter der Heiden gegen die Brüder. Wohl verblieben sie eine geraume Zeit und predigten freimütig im Vertrauen auf den Herrn, der Zeugnis gab für das Wort seiner Gnade, indem er Zeichen und Wunder geschehen ließ durch ihre Hände. Es entstand jedoch eine Spaltung unter dem Volk der Stadt; die einen hielten es mit den Juden, die anderen mit den Aposteln. Als aber sowohl Heiden wie Juden sich zusammen mit ihren Führern aufmachten, um gewaltsam gegen sie vorzugehen und sie zu steinigen, flohen sie, als sie davon erfuhren, in die Städte Lykaoniens, nach Lystra und Derbe und deren Umgebung, und verkündeten dort das Evangelium. In Lystra war ein Mann, der saß da, ohne die Füße gebrauchen zu können; lahm vom Mutterleib an, war er noch nie einen Schritt gegangen. Er hörte zu, wie Paulus redete, und als dieser ihn anblickte und sah, daß er Glauben hatte, um gerettet zu werden, rief er mit lauter Stimme: "Stelle dich aufrecht auf deine Füße!" Da sprang er auf und ging umher. Als die Scharen sahen, was Paulus getan hatte, erhoben sie ihre Stimme und riefen auf lykaonisch: "Die Götter sind in Menschengestalt herabgekommen zu uns!" Sie bezeichneten Barnabas als Zeus und Paulus als Hermes, weil er der Wortführer war. Der Priester des Zeus vor der Stadt brachte Stiere und Kränze vor die Tore und wollte mit den Volksscharen Opfer darbringen. Als die Apostel Barnabas und Paulus dies hörten, zerrissen sie ihre Kleider, sprangen unter das Volk und riefen: "Ihr Männer, was tut ihr da? Auch wir sind Menschen von gleicher Art wie ihr. Wir verkünden euch die Frohbotschaft, damit ihr euch von diesen Nichtigkeiten bekehrt zum lebendigen Gott, der den Himmel geschaffen hat und die Erde und das Meer und alles, was in ihnen ist; der in den vergangenen Generationen alle Völker ihre eigenen Wege gehen ließ und dennoch sich nicht unbezeugt gelassen hat, da er Wohltaten spendete vom Himmel her, den Regen schenkte und fruchtbare Zeiten und mit Nahrung und Frohsinn euer Herz erfüllte." Mit diesen Worten konnten sie zur Mühe das Volk daran hindern, ihnen zu opfern. Da kamen jedoch von Antiochien und Ikonium Juden herbei, brachten das Volk auf ihre Seite, und sie steinigten den Paulus und schleiften ihn zur Stadt hinaus, in der Meinung, daß er tot sei. Als aber die Jünger ihn umstanden, erhob er sich und ging in die Stadt, und am anderen Tag zog er mit Barnabas weiter nach Derbe. Nachdem sie in dieser Stadt das Evangelium verkündet und eine ansehnliche Zahl zu Jüngern gewonnen hatten, kehrten sie zurück nach Lystra, Ikonium und Antiochien. Sie bestärkten die Gemüter der Jünger und ermahnten sie, daß sie festbleiben sollten im Glauben und daß wir unter vielen Drangsalen eingehen müssen in das Reich Gottes. Sie erwählten für sie in jeder Gemeinde Presbyter und empfahlen sie unter Gebet und Fasten dem Herrn, dem sie sich im Glauben zugewandt hatten. Sie wanderten durch Pisidien, kamen nach Pamphylien und zogen, nachdem sie das Wort in Perge verkündet hatten, hinab nach Attalia. Von dort schifften sie sich nach Antiochien ein, von wo sie der Gnade Gottes empfohlen worden waren für das Werk, das sie vollbracht hatten. Als sie ankamen und die Gemeinde versammelt hatten, erzählten sie, was Gott alles mit ihnen gewirkt und daß er den Heiden das Tor zum Glauben aufgetan habe. Sie blieben geraume Zeit bei den Jüngern. Es kamen aber einige von Judäa herab und suchten die Brüder zu belehren: "Wenn ihr euch nicht beschneiden laßt nach dem Brauch des Moses, könnt ihr nicht das Heil erlangen." Weil so für Paulus und Barnabas ein nicht geringer Zwist und Streit mit jenen entstand, beschloß man, daß Paulus und Barnabas und einige andere aus ihnen dieser Frage wegen zu den Aposteln und Presbytern hinaufgehen sollten nach Jerusalem. Von der Gemeinde fortgeleitet, durchzogen diese Phönizien und Samaria, erzählten von der Bekehrung der Heiden und bereiteten allen Brüdern große Freude. Als sie in Jerusalem eintrafen, wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und Presbytern empfangen und berichteten von allem, was Gott mit ihnen gewirkt hatte. Es erhoben sich jedoch einige aus der Sekte der Pharisäer, die den Glauben angenommen hatten, und sagten: "Man muß sie beschneiden und sie anweisen, das Gesetz des Moses zu halten." Da versammelten sich die Apostel und Presbyter, um in dieser Frage klarer zu sehen. Als viel Streit enstand, erhob sich Petrus und sprach zu ihnen: "Brüder, ihr wißt, daß Gott von den ersten Tagen her die Auswahl traf unter euch, daß durch meinen Mund die Heiden das Wort des Evangeliums vernähmen und zum Glauben kämen. Und Gott, der die Herzen kennt, gab Zeugnis für sie, da er ihnen den Heiligen Geist verlieh wie auch uns. Er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, als er durch den Glauben ihre Herzen reinigte. Nun denn, was versucht ihr Gott und legt auf den Nacken der Jünger ein Joch, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten? Wir sind ja doch des Glaubens, daß wir durch die Gnade des Herrn Jesus das Heil erlangen, geradeso wie auch jene." Da schwieg die ganze Versammlung, und sie hörten auf Barnabas und Paulus, die erzählten, was Gott an Zeichen und Wundern durch sie unter den Heiden gewirkt habe. Als sie schwiegen, ergriff Jakobus das Wort und sagte: "Brüder, hört mich an! Symeon hat berichtet, wie Gott erstmals Sorge getragen hat, aus den Heiden ein Volk zu gewinnen für seinen Namen. Damit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: "Danach will ich zurückkehren und die verfallene Wohnstätte Davids wieder aufrichten; was niedergerissen ist an ihr, will ich wieder aufbauen und sie neu erstehen lassen, daß die übrigen Menschen den Herrn suchen und alle Völker, über die mein Name genannt ist, spricht der Herr, der dies wirkt, was erkannt ist seit Ewigkeit" (Amos 9,11f; Jer 12,15). Darum entscheide ich mich dafür, man solle denen, die aus den Heiden sich zu Gott bekehren, keine Lasten aufbürden, sondern sie anweisen, sich zu enthalten von der Befleckung durch Götzen, von Unzucht, von Ersticktem und von Blut. Denn Moses hat von alten Zeiten her in allen Städten seine Verkünder, da er in den Synagogen jeden Sabbat vorgelesen wird." Daraufhin beschlossen die Apostel und Presbyter samt der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte zu wählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochien zu senden, nämlich Judas, mit dem Beinamen Barsabbas, und Silas, führende Männer unter den Brüdern. Man sandte durch sie folgendes Schreiben: "Die Apostel und die Presbyter entbieten als Brüder den in Antiochien, in Syrien und Cilicien aus dem Heidentum kommenden Brüdern ihren Gruß! Da wir gehört haben, daß einige von uns hingegangen sind und euch mit Reden verwirrt und eure Gemüter beunruhigt haben, ohne daß wir ihnen einen Auftrag erteilt hatten, haben wir bei voller Übereinstimmung beschlossen, Männer auszuwählen und zu euch zu senden, zusammen mit unseren geliebten Barnabas und Paulus, den Männern, die ihr Leben eingesetzt haben für den Namen unseres Herrn Jesus Christus. Wir senden also Judas und Silas, die euch das gleiche auch mündlich ausrichten werden. Denn es hat dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch weiter keine Last aufzulegen, außer folgenden notwendigen Dingen: Ihr sollt euch enthalten von Götzenopferfleisch, von Blut, von Ersticktem und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, werdet ihr euch recht verhalten. Lebt wohl!" Diese nahmen nun Abschied und zogen hinab nach Antiochien, versammelten die ganze Gemeinde und übergaben den Brief. Als man ihn gelesen hatte, freute man sich über die Tröstung. Judas aber und Silas, die auch selbst Propheten waren, ermunterten die Brüder mit vielen Worten und stärkten sie. Nachdem sie eine Zeitlang dort zugebracht hatten, wurden sie mit Friedensgruß von den Brüdern zu denen entlassen, die sie gesandt hatten. [Silas aber entschloß sich, dort zu bleiben, einzig Judas ging nach Jerusalem zurück.] Paulus und Barnabas verweilten in Antiochien und lehrten und verkündeten mit vielen anderen das Wort des Herrn. Nach einigen Tagen sagte Paulus zu Barnabas: "Laßt uns wieder ausziehen und nach den Brüdern sehen in all den Städten, in denen wir das Wort des Herrn verkündet haben." Barnabas wollte auch den Johannes, mit dem Beinamen Markus, mitnehmen. Paulus hingegen bestand darauf, ihn, der von Pamphylien ab sich von ihnen abgewandt habe und nicht zusammen mit ihnen ans Werk gegangen sei, nicht mitzunehmen. Es kam zu solcher Verstimmung, daß sie sich voneinander trennten und Barnabas den Markus mitnahm und nach Cypern fuhr. Paulus aber wählte Silas und begab sich, von den Brüdern der Gnade Gottes empfohlen, auf den Weg. Er zog durch Syrien und Cilicien und stärkte die Gemeinden. Er kam auch nach Derbe und Lystra. Dort war ein Jünger mit Namen Timotheus, der Sohn einer gläubigen Jüdin, jedoch eines hellenischen Vaters. Ihm wurde von den Brüdern zu Lystra und Ikonium ein gutes Zeugnis ausgestellt. Paulus hatte den Wunsch, daß dieser als Begleiter mit ihm ginge, nahm ihn und vollzog an ihm der Juden wegen, die in jenen Orten lebten, die Beschneidung; denn alle wußten, daß sein Vater ein Hellene war. Als sie durch die Städte kamen, übergaben sie ihnen die von den Aposteln und Presbytern in Jerusalem getroffenen Entscheidungen zur Beachtung. Die Gemeinden erstarkten im Glauben und nahmen zu an Zahl von Tag zu Tag. Sie durchzogen Phrygien und das galatische Land, da ihnen vom Heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort [Gottes] in Asia zu predigen. Als sie Mysien entlang weiterzogen, versuchten sie, nach Bithynien zu gehen, doch der Geist Jesu gestattete es ihnen nicht. So zogen sie an Mysien vorbei und kamen hinab nach Troas. Da erschien dem Paulus in der Nacht ein Gesicht: Ein Mazedonier stand da und bat ihn: "Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!" Auf diese Erscheinung hin suchten wir alsbald nach Mazedonien zu kommen, überzeugt, daß Gott uns rief, ihnen das Evangelium zu verkünden. Wir fuhren von Troas ab und kamen geraden Weges nach Samothrake, am folgenden Tag nach Neapolis und von dort nach Philippi, der ersten Stadt des Bezirkes von Mazedonien, einer römischen Kolonie. Wir hielten uns in dieser Stadt einige Tage auf. Am Sabbat gingen wir zum Tor hinaus an den Fluß, wo wir ein Bethaus vermuteten; wir setzten uns und redeten zu den Frauen, die zusammengekommen waren. Eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu, und der Herr öffnete ihr das Herz, aufmerksam den Worten des Paulus zu lauschen Als sie und ihr Haus getauft waren, bat sie: "Wenn ihr mich für zuverlässig haltet vor dem Herrn, so kommt in mein Haus und bleibt." Und sie drängte uns. Als wir zum Bethaus gingen, geschah es, daß uns eine Magd entgegenkam, die einen Wahrsagegeist hatte und ihrer Herrschaft durch Wahrsagen großen Gewinn brachte. Sie ging hinter Paulus und uns her und rief: "Diese Männer sind Diener des höchsten Gottes, die euch einen Weg des Heils verkünden." Dies tat sie viele Tage lang. Paulus wurde unwillig, wandte sich um und sprach zu dem Geist: "Ich befehle dir im Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren." Und in derselben Stunde fuhr er aus. Da nun ihre Herrschaft sah, daß die Aussicht auf Gewinn dahin sei, ergriffen sie Paulus und Silas und schleppten sie auf den Markt vor die Behörde. Sie brachten sie zu den Stadtobersten und sagten: "Diese Leute bringen Unruhe in unsere Stadt; sie sind Juden und verkünden Bräuche, die wir als Römer nicht annehmen und nicht üben dürfen." Da nahm auch das Volk gegen sie Stellung, und die Stadtobersten ließen ihnen die Kleider herunterreißen und sie auspeitschen. Nachdem man sie viel geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und befahl dem Kerkermeister, sie sicher zu verwahren. Diesem Befehl entsprechend setzte er sie in den innersten Kerker und schloß zur Sicherung ihre Füße in den Block. Um Mitternacht beteten Paulus und Silas, sangen Gott Loblieder, und die Gefangenen hörten ihnen zu. Da entstand plötzlich ein starkes Beben, so daß die Grundmauern des Kerkers erschüttert wurden; sofort öffneten sich alle Türen, und aller Fesseln lösten sich. Als der Kerkermeister erwachte und die Türen des Kerkers offen sah, zog er das Schwert und wollte sich töten, da er meinte, die Gefangenen seien entflohen. Paulus aber rief mit lauter Stimme: "Tu dir kein Leid an, denn wir sind alle hier!" Da bat er um Licht, ging hinein und fiel zitternd vor Paulus und Silas nieder; er führte sie hinaus und sagte: " Ihr Herren, was muß ich tun, daß ich gerettet werde?" Sie erwiderten: "Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst gerettet werden, du und dein Haus." Und sie verkündeten ihm und allen, die in seinem Hause waren, das Wort des Herrn. Noch in derselben Nachtstunde nahm er sie zu sich, wusch ihre Striemen und ließ sich sogleich mit all den Seinen taufen; er führte sie in sein Haus und ließ ihnen ein Mahl bereiten und war mit seinem ganzen Haus voll Freude, daß er zum Glauben an Gott gefunden hatte. Als es Tag wurde, sandten die Stadtobersten die Gerichtsdiener und ließen sagen: "Laß jene Leute frei!" Der Kerkermeister meldete diese Worte dem Paulus: "Die Stadtobersten haben hergeschickt, daß ihr freigelassen werdet. So geht denn hin und zieht in Frieden!" Paulus aber sagte zu ihnen: "Öffentlich und ohne Verhör haben sie uns als römische Bürger mißhandelt und ins Gefängnis geworfen, und jetzt will man uns heimlich wegschicken? Nein, sie sollen selber kommen und uns hinausgeleiten." Die Gerichtsdiener meldeten diese Worte den Stadtobersten. Die aber gerieten, als sie hörten, daß es Römer seien, in Furcht, und sie kamen, redeten ihnen zu und geleiteten sie hinaus mit der Bitte, die Stadt zu verlassen. Da gingen sie aus dem Kerker und begaben sich zu Lydia, ermunterten die Brüder, die sie trafen, und zogen weiter. Sie nahmen den Weg über Amphipolis und Apollonia und kamen nach Thessalonich, wo eine Synagoge der Juden war. Nach seiner Gewohnheit fand sich Paulus bei ihnen ein und sprach an drei Sabbaten zu ihnen, wobei er von den Schriften ausging; er erschloß ihren Sinn und legte dar, daß der Messias leiden und von den Toten auferstehen mußte, und sagte: "Dieser ist der Messias: Jesus, den ich euch verkünde." Einige von ihnen ließen sich überzeugen und schlossen sich Paulus und Silas an, dazu eine große Zahl von gottesfürchtigen Hellenen, auch nicht wenige von den vornehmen Frauen. Da wurden die Juden eifersüchtig, holten sich einige üble Leute vom Gassenvolk heran, rotteten sich zusammen und brachten die Stadt in Unruhe; sie zogen vor das Haus des Jason und suchten sie dem Volke vorzuführen. Da man sie aber nicht fand, schleppten sie den Jason und einige Brüder vor die Stadtobersten und schrien: "Diese Leute, die den ganzen Erdkreis in Aufruhr versetzt haben, sind auch hierhergekommen, und Jason hat sie aufgenommen. Sie alle handeln gegen die Verordnungen des Kaisers, da sie behaupten, ein anderer sei König, nämlich Jesus." So brachten sie das Volk und die Stadtobersten, die das hörten, in Erregung. Nachdem sie aber von Jason und den übrigen Bürgschaft erhalten hatten, ließ man sie frei. Da schickten die Brüder sofort noch in der Nacht Paulus und Silas weg nach Beröa; und als sie ankamen, gingen sie in die Synagoge der Juden. Diese waren von edlerer Gesinnung als jene zu Thessalonich; sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf und forschten täglich in den Schriften, ob es sich so verhalte. Viele von ihnen wurden denn auch gläubig, darunter nicht wenige von den vornehmen hellenischen Frauen und Männern. Als aber die Juden von Thessalonich erfuhren, daß auch in Beröa von Paulus das Wort Gottes verkündet werde, kamen sie auch dorthin und brachten das Volk in Unruhe und Verwirrung. Alsbald schickten die Brüder Paulus weg und ließen ihn den Weg zum Meere hin nehmen; Silas aber und Timotheus blieben dort zurück. Die Paulus geleiteten, brachten ihn bis nach Athen, und sie kehrten zurück mit dem Auftrag an Silas und Timotheus, sie möchten so bald wie möglich zu ihm kommen. Während nun Paulus in Athen auf sie wartete, wurde sein Geist zuinnerst bewegt, als er sah, daß die Stadt voll von Götzenbildern war. Er führte in der Synagoge mit den Juden und den Gottesfürchtigen Gespräche und täglich auf dem Markt mit denen, die gerade zugegen waren. Auch einige von den epikureischen und stoischen Philosophen kamen in Wortwechsel mit ihm; die einen sagten: "Was will denn dieser Schwätzer sagen?", die anderen aber: "Er scheint ein Verkünder fremder Götter zu sein", - weil er die Botschaft von Jesus und der Auferstehung verkündete. Sie nahmen ihn mit sich, führten ihn zum Areopag und sagten: "Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die von dir verkündet wird? Denn du bringst seltsame Dinge vor unsere Ohren; wir möchten erfahren, was das bedeuten soll." Die Athener alle und auch die dort weilenden Fremden hatten nämlich für nichts anderes so sehr Zeit, als etwas Neues zu erzählen oder zu hören. Paulus stellte sich in die Mitte des Areopags und sprach: "Ihr Männer von Athen! An allem sehe ich, daß ihr große Ehrfurcht habt vor den Göttern. Denn als ich umherging und eure Heiligtümer betrachtete, fand ich auch einen Altar, auf dem die Aufschrift stand: "Einem unbekannten Gott". Was ihr nun verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch! Der Gott, der die Welt erschuf und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die von Händen gemacht sind. Auch läßt er sich nicht von Menschenhänden bedienen, als brauche er etwas, da er selbst es ist, der allem Leben und Odem gibt und alles andere. Er ließ aus einem einzigen das ganze Geschlecht der Menschen entstehen, daß sie wohnen auf dem ganzen Erdenrund, und er hat die Zeiten und Grenzen bestimmt, die ihrem Wohnen gesetzt sind. Sie sollten Gott suchen, ob sie ihn etwa spüren und finden möchten, ihn, der doch nicht ferne ist einem jeden von uns. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: "Wir sind ja sogar von seinem Geschlecht." Sind wir nun von Gottes Geschlecht, dürfen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich dem Gold oder Silber oder Stein, einem Gebilde menschlicher Kunst und Überlegung. Wohl hat Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen; doch jetzt ruft er die Menschen auf, daß sie alle und allerorts sich bekehren; denn er hat einen Tag bestimmt, an dem er den Erdkreis nach Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dazu bestellt und den er für alle beglaubigt hat, da er ihn auferweckte von den Toten." Als sie aber von Totenauferstehung hörten, spotteten die einen, und die anderen sagten: "Wir wollen dich hierüber ein andermal hören." So ging Paulus hinweg aus ihrer Mitte. Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig, unter ihnen auch Dionysius, ein Mitglied des Areopags, und eine Frau mit Namen Damaris und noch andere mit ihnen. Hierauf schied Paulus von Athen und begab sich nach Korinth. Dort traf er einen aus Pontus stammenden Juden namens Aquila, der kurz zuvor aus Italien gekommen war, und dessen Frau Priscilla. Klaudius hatte nämlich befohlen, daß alle Juden Rom zu verlassen hätten. Er schloß sich ihnen an, und da er vom gleichen Handwerk war, blieb er bei ihnen und arbeitete; sie waren nämlich Zeltmacher von Beruf. Jeden Sabbat aber sprach er in der Synagoge [, flocht den Namen des Herrn Jesus mit ein] und suchte Juden und Hellenen zu überzeugen. Nachdem Silas und Timotheus von Mazedonien herabgekommen waren, widmete sich Paulus ganz dem Worte und bezeugte den Juden, daß Jesus der Messias sei. Da sie aber sich dem widersetzten und in Lästerungen ausbrachen, schüttelte er seine Kleider aus und sagte zu ihnen: "Euer Blut komme über euer Haupt! Mit gutem Gewissen werde ich von nun an zu den Heiden gehen." Und er ging von dort weg und begab sich in das Haus eines gewissen Titius Justus, eines gottesfürchtigen Mannes, dessen Haus an die Synagoge grenzte. Der Synagogenvorsteher Krispus mit seinem ganzen Hause glaubte an den Herrn; auch viele von den Korinthern, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich taufen. Der Herr aber sprach eines Nachts in einem Gesicht zu Paulus: "Sei ohne Furcht, sondern rede und schweige nicht; ich bin ja mit dir, und keiner soll nach dir greifen und dir ein Leid antun; denn ich habe viel Volk in dieser Stadt." So blieb er ein Jahr und sechs Monate [dort] und lehrte unter ihnen das Wort Gottes. Als Gallio Prokonsul von Achaia war, erhoben sich die Juden geschlossen gegen Paulus, führten ihn vor den Richterstuhl und sagten: "Dieser beredet die Menschen zu einer gesetzwidrigen Gottesverehrung." Als Paulus den Mund öffnen wollte, sprach Gallio zu den Juden: "Wäre es ein Vergehen oder ein Verbrechen, ihr Juden, so würde ich euch nach Fug und Recht annehmen; handelt es sich aber um Streitigkeiten über Wort und Namen und euer Gesetz, möget ihr selber zusehen. Darüber will ich nicht Richter sein." Und er wies sie fort von seinem Richterstuhl. Da ergriffen alle Griechen den Synagogenvorsteher Sosthenes und schlugen ihn vor dem Richterstuhl; doch Gallio kümmerte sich nicht darum. Paulus blieb noch eine Reihe von Tagen, nahm Abschied von den Brüdern und schiffte sich nach Syrien ein und mit ihm Priscilla und Aquila. In Kenchreä hatte er sich das Haupt scheren lassen, weil er ein Gelübde gemacht hatte. Sie kamen nach Ephesus; dort verließ er jene, er selber ging in die Synagoge und sprach zu den Juden. Doch als sie ihn baten, für länger zu bleiben, willigte er nicht ein, sondern nahm Abschied und sagte: "Ich werde wieder zu euch zurückkommen, so Gott will!" Dann reiste er von Ephesus ab, gelangte nach Cäsarea, zog hinauf (nach Jerusalem), begrüßte die Gemeinde und reiste hinab nach Antiochien. Nachdem er sich einige Zeit [dort] aufgehalten hatte, brach er wieder auf und durchzog nacheinander galatisches Gebiet und Phrygien und stärkte dabei alle Jünger. Ein aus Alexandrien stammender Jude namens Apollos war nach Ephesus gekommen, ein redekundiger und in den Schriften bewanderter Mann. Dieser war über den Weg des Herrn unterrichtet und redete und lehrte glühenden Geistes und mit Hingabe über Jesus, kannte aber nur die Taufe des Johannes. Mit allem Freimut begann er in der Synagoge aufzutreten; als aber Priscilla und Aquila ihn hörten, luden sie ihn zu sich ein und legten ihm den Weg des Herrn noch näher dar. Da er nach Achaia reisen wollte, ermunterten ihn die Brüder und schrieben den Jüngern, sie möchten ihn aufnehmen. Dort angekommen, leistete er den Gläubigen durch sein begnadetes Wirken große Hilfe; denn schlagfertig widerlegte er die Juden in aller Öffentlichkeit und zeigte an den Schriften, daß Jesus der Messias sei. Es begab sich nun, während Apollos in Korinth war, kam Paulus nach Durchwanderung des Hochlandes nach Ephesus. Dort traf er einige Jünger und sagte zu ihnen: "Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, da ihr gläubig wurdet?" Sie erwiderten ihm: "Wir haben ja nicht einmal gehört, daß es einen Heiligen Geist gebe." Da sagte er: "Nach was seid ihr denn getauft worden?" Sie sagten: "Nach der Taufe des Johannes." Da erwiderte Paulus: "Johannes taufte mit einer Taufe der Bekehrung, wobei er dem Volke sagte, sie sollten glauben an den, der nach ihm komme, das ist Jesus." Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus, und als Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist über sie, und sie redeten in Zungen und sprachen prophetisch. Es waren insgesamt an die zwölf Männer. Er ging in die Synagoge und redete freimütig drei Monate hindurch von dem, was sich auf das Reich Gottes bezieht, und suchte sie zu überzeugen. Als aber einige sich hartnäckig widersetzten und unbelehrbar zeigten, indem sie die Lehre des Herrn vor dem Volke schmähten, trennte er sich von ihnen, sammelte die Jünger für sich und sprach täglich in der Schule eines gewissen Tyrannus. Dies geschah zwei Jahre lang, so daß alle Bewohner von Asia, Juden wie Hellenen, das Wort des Herrn vernahmen. Gott wirkte durch die Hand des Paulus ungewöhnliche Wunder, so daß man sogar von seinem Leibe weg Schweißtücher oder Wäschestücke den Kranken auflegte, worauf die Krankheiten von ihnen wichen und die bösen Geister ausfuhren. Da versuchten auch einige der umherziehenden jüdischen Exorzisten über solche, die von bösen Geistern besessen waren, den Namen des Herrn Jesus anzurufen, indem sie sagten: "Ich beschwöre euch bei Jesus, den Paulus verkündet!" Es waren sieben Söhne eines gewissen Skeuas, eines Juden hohenpriesterlichen Standes, die so taten. Der böse Geist aber antwortete ihnen: "Jesus kenne ich, auch von Paulus weiß ich; ihr aber, wer seid ihr?" Und der Mann, in dem der böse Geist war, stürzte sich auf sie, bemächtigte sich zweier und überwältigte sie derart, daß sie nackt und verwundet aus jenem Hause flohen. Dies wurde allen in Ephesus wohnenden Juden und Hellenen bekannt, und Furcht überfiel alle, und der Name des Herrn Jesus wurde gepriesen. Viele, die gläubig wurden, kamen und bekannten offen, was sie getan hatten. Viele von denen, die Zauberei getrieben hatten, trugen ihre Bücher zusammen und verbrannten sie vor aller Augen; man berechnete ihren Wert und kam auf fünfzigtausend Silberdrachmen. So entfaltete sich das Wort des Herrn mit Macht und gewann an Kraft. Nach Erfüllung all dessen nahm sich Paulus im Geiste vor, über Mazedonien und Achaia nach Jerusalem zu gehen, wobei er sich sagte: "Wenn ich dort gewesen bin, muß ich auch Rom sehen". Er sandte zwei seiner Gehilfen, Timotheus und Erastus, nach Mazedonien; er selbst blieb noch eine Weile in Asia. Um jene Zeit aber kam es wegen der Lehre [des Herrn] zu einem nicht geringen Aufruhr. Ein Silberschmied nämlich namens Demetrius, der silberne Artemistempelchen herstellte und damit den Handwerkern eine nicht unbedeutende Einnahme verschaffte, rief diese und die mit ähnlichen Arbeiten Beschäftigten zusammen und sprach: "Ihr Männer, wie ihr wißt, kommt von diesem Gewerbe unser Wohlstand. Ihr seht und hört jedoch, daß nicht nur in Ephesus, sondern nahezu in ganz Asia dieser Paulus durch seine Überredung viel Volk abwendig macht, indem er behauptet, das seien keine Götter, die mit Händen gemacht werden. Doch nicht nur dieses unser Geschäft droht in Verruf zu kommen, sondern auch der Tempel der großen Göttin Artemis ist daran, für nichts geachtet zu werden, und sie wird ihrer Herrlichkeit beraubt werden, die doch ganz Asia und der gesamte Erdkreis verehrt." Als sie dies hörten, wurden sie von Zorn erfüllt und schrien: "Groß ist die Artemis von Ephesus!" Die ganze Stadt geriet in Aufregung; alle stürmten zusammen ins Theater und rissen die Mazedonier Gaius und Aristarchus, die Gefährten des Paulus, mit fort. Paulus wollte unter das Volk gehen, doch die Jünger ließen es nicht zu; auch einige von den Asiarchen, die ihm gut gesinnt waren, schickten zu ihm und baten ihn, sich nicht in das Theater zu begeben. Die einen schrien nun dies, die anderen das; denn die ganze Versammlung war in Verwirrung, und die meisten wußten nicht, warum man zusammengekommen war. Aus der Menge umdrängte man Alexander, den die Juden vorschoben. Alexander gab mit der Hand ein Zeichen und wollte eine Verteidigungsrede an das Volk halten. Als man aber erkannte, daß er ein Jude sei, erhob sich ein einziger Schrei aus dem Munde aller, die nun etwa zwei Stunden lang schrien: "Groß ist die Artemis von Ephesus!" Der Stadtschreiber beruhigte die Menge und sagte: "Männer von Ephesus! Wo ist denn ein Mensch, der nicht wüßte, daß die Stadt der Epheser die Tempelhüterin der großen Artemis ist und ihres vom Himmel gefallenen Bildes? Weil das niemand bestreiten kann, ist es eure Pflicht, Ruhe zu bewahren und nichts Unbesonnenes zu tun. Denn ihr habt diese Männer hierhergebracht, die weder Tempelräuber sind noch Verächter unserer Göttin. Haben nun Demetrius und mit ihm die Handwerker eine Klage gegen jemand, so gibt es Gerichtstage und sind Statthalter da; dort mögen sie miteinander Klage führen. Habt ihr aber noch eine weitere Beschwerde, mag es in der gesetzlichen Volksversammlung erledigt werden. Wir laufen ja sonst Gefahr, wegen des heute Geschehenen des Aufruhrs bezichtigt zu werden, da kein Grund vorliegt, womit wir diesen Auflauf rechtfertigen können." Und mit diesen Worten löste er die Versammlung auf. - - - Als sich der Aufruhr gelegt hatte, rief Paulus die Jünger zu sich, gab ihnen zum Abschied Ermahnungen und machte sich auf den Weg nach Mazedonien. Nachdem er diese Gegenden durchzogen und die Jünger mit vielen Worten ermahnt hatte, kam er nach Griechenland; dort blieb er drei Monate. Als er sich nach Syrien einschiffen wollte, wurde gegen ihn von den Juden ein Anschlag geplant, und er faßte den Entschluß, den Rückweg durch Mazedonien zu nehmen. Seine Begleiter bis Asia waren Sopatrus, der Sohn des Pyrrhus von Beröa, die Thessalonicher Aristarchus und Sekundus, ferner Gajus aus Derbe und Timotheus, und aus Asia Tychikus und Trophimus; diese reisten voraus und warteten auf uns in Troas. Wir aber segelten nach den Tagen der Ungesäuerten Brote von Philippi ab und kamen in fünf Tagen zu ihnen nach Troas, wo wir sieben Tage blieben. Als wir am ersten Tag der Woche zum Brotbrechen versammelt waren, sprach Paulus zu ihnen; da er am folgenden Tage abreisen wollte, dehnte er seine Rede bis Mitternacht aus. Es brannten viele Lampen im Obergemach, wo wir versammelt waren. Ein junger Mann namens Eutychus saß am Fenster, sank, als Paulus lange redete, in tiefen Schlaf und fiel, vom Schlaf überwältigt, vom dritten Stockwerk hinab und wurde als Toter aufgehoben. Paulus ging zu ihm hinab, warf sich über ihn, umfaßte ihn und sagte: "Beunruhigt euch nicht; denn seine Seele ist in ihm." Er stieg wieder hinauf, brach das Brot, aß davon und redete noch ziemlich lange bis zum Anbruch des Tages und reiste sodann ab. Den jungen Mann aber führten sie lebend von dannen und wurden hierdurch nicht wenig getröstet. Wir aber gingen voraus auf das Schiff und fuhren nach Assos, wo wir Paulus aufnehmen wollten; denn so hatte er es angeordnet, da er selbst zu Fuß wandern wollte. Als er nun in Assos zu uns kam, nahmen wir ihn auf und gelangten nach Mitylene, und von da fuhren wir weiter und erreichten am folgenden Tag die Höhe von Chios, legten am anderen Tag in Samos an [, blieben in Trogylium] und kamen tags darauf nach Milet. Paulus hatte beschlossen, an Ephesus vorbeizufahren, um in Asia nicht aufgehalten zu werden; denn er eilte, um womöglich am Pfingstfest in Jerusalem zu sein. Von Milet aus sandte er nach Ephesus und berief die Presbyter der Gemeinde zu sich. Als sie bei ihm eingetroffen waren, sagte er zu ihnen: "Ihr wißt, wie ich vom ersten Tag an, da ich nach Asia kam, die ganze Zeit bei euch war als einer, der dem Herrn diente in aller Demut, unter Tränen und Prüfungen, wie sie mir widerfuhren durch die Nachstellungen der Juden. Nichts von dem, was nützlich war, habe ich euch vorenthalten, sondern sowohl öffentlich als auch in den einzelnen Häusern habe ich gepredigt und gelehrt. Vor Juden und Hellenen habe ich Zeugnis abgelegt für die Bekehrung zu Gott und den Glauben an unseren Herrn Jesus. Und nun seht, als ein Gefangener im Geiste gehe ich nach Jerusalem, ohne zu wissen, was mir dort begegnen wird. Nur das bezeugt mir der Heilige Geist von Stadt zu Stadt, daß Fesseln und Drangsale meiner warten. Doch [nichts von alledem fürchte ich, und] ich halte in keiner Hinsicht das Leben wertvoll für mich, wenn ich nur meinen Lauf vollende und die Aufgabe erfülle, die ich empfangen habe vom Herrn Jesus, nämlich Zeugnis zu geben für das Evangelium von der Gnade Gottes. Und nun seht, ich weiß, daß ihr alle, unter denen ich als Künder des Reiches [Gottes] gewandelt bin, mein Angesicht nicht mehr sehen werdet. Darum beteuere ich vor euch am heutigen Tag: Ich bin schuldlos am Blute aller; denn ohne etwas vorzuenthalten, habe ich euch den ganzen Ratschluß Gottes verkündet. Tragt nun Sorge für euch und für die gesamte Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, die Gemeinde Gottes zu leiten, die er sich erworben hat mit seinem eigenen Blut. Ich weiß, es werden nach meinem Weggang reißende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen, und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen und Verkehrtes reden, um die Jünger auf ihre Seite zu ziehen. Seid also wachsam und denkt daran, wie ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, einen jeden einzelnen unter Tränen zu ermahnen. Und nun empfehle ich euch Gott und dem Worte seiner Gnade, das mächtig ist! aufzubauen und das Erbe zu verleihen unter allen Geheiligten. Weder Silber noch Gold noch Kleider habe ich von jemand beansprucht; ihr wißt es selbst, für meinen Unterhalt und für meine Gefährten dienten diese Hände. In jeder Weise habe ich euch gezeigt, daß man so arbeitend sich um die Schwachen kümmern soll, eingedenk der Worte des Herrn Jesus, der selber sagte: "Geben ist seliger als Nehmen"." Nach diesen Worten kniete er nieder und betete mit ihnen allen. Da brachen alle in lautes Weinen aus, fielen Paulus um den Hals und küßten ihn, am meisten schmerzlich getroffen von dem Wort, mit dem er sagte, sie würden sein Angesicht nicht mehr sehen. Sie gaben ihm bis zum Schiff das Geleit. Als es zur Abfahrt ging, rissen wir uns los von ihnen und fuhren geradewegs nach Kos und am folgenden Tag nach Rhodos und von dort nach Patara. Als wir ein Schiff antrafen, das nach Phönizien fuhr, stiegen wir zu und fuhren weiter. Nachdem wir Cypern in Sicht bekommen und zur Linken liegen gelassen hatten, fuhren wir auf Syrien zu und legten in Tyrus an; denn dort sollte das Schiff die Fracht ausladen. Wir trafen die Jünger an und blieben dort sieben Tage. Diese sagten kraft des Geistes zu Paulus, er möge nicht nach Jerusalem hinaufgehen. Nach Ablauf dieser Tage brachen wir zur Weiterreise auf, wobei sie alle samt Frauen und Kindern uns bis zur Stadt hinaus das Geleit gaben; wir knieten am Strande nieder, beteten, nahmen Abschied voneinander und stiegen ins Schiff, und jene kehrten nach Hause zurück. Zum Abschluß unserer Fahrt gelangten wir von Tyrus nach Ptolemais, begrüßten die Brüder und blieben einen Tag bei ihnen. Am andern Tag zogen wir weiter, kamen nach Cäsarea und gingen in das Haus des Evangelisten Philippus, der einer von den Sieben war, und blieben bei ihm. Dieser hatte vier Töchter, Jungfrauen, die prophetisch begabt waren. Als wir mehrere Tage dort waren, kam von Judäa ein Prophet namens Agabus herab, suchte uns auf, nahm den Gürtel des Paulus, band sich Füße und Hände und sprach: "So spricht der Heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden auf diese Weise in Jerusalem die Juden binden und den Händen der Heiden überliefern." Als wir dies hörten, baten wir und die am Ort Wohnenden, er möge nicht nach Jerusalem hinaufgehen. Paulus aber antwortete: "Was wollt ihr, da ihr weint; was macht ihr das Herz mir schwer? Bin ich doch bereit, nicht nur mich binden zu lassen, sondern in Jerusalem auch zu sterben für den Namen des Herrn Jesus." Da er sich nicht umstimmen ließ, gaben wir Ruhe und sagten: "Des Herrn Wille geschehe!" Nach Verlauf dieser Tage machten wir uns reisefertig und zogen hinauf nach Jerusalem. Es zogen mit uns auch einige von den Jüngern aus Cäsarea und brachten uns zu einem gewissen Mnason aus Cypern, einem altbewährten Jünger, bei dem wir zu Gast sein sollten. Als wir in Jerusalem eintrafen, nahmen uns die Brüder freundlich auf. Am folgenden Tag ging Paulus mit uns zu Jakobus, und auch alle Presbyter fanden sich ein. Nachdem er sie begrüßt hatte, erzählte er im einzelnen von allem, was Gott unter den Heiden gewirkt hatte durch seinen Dienst. Als sie es vernahmen, priesen sie Gott und sagten zu ihm: "Du siehst, Bruder, wie viele Tausende von Gläubiggewordenen es unter den Juden gibt, und sie alle sind Eiferer für das Gesetz. Nun hat man ihnen über dich erzählt, du würdest alle Juden, die unter den Heiden leben, den Abfall von Moses lehren, indem du sagest, sie sollen die Kinder nicht beschneiden und nicht nach dem Herkommen leben. Was ist nun zu tun? Auf jeden Fall werden sie hören, daß du gekommen bist. Darum tue, was wir dir sagen! Es sind vier Männer unter uns, die ein Gelübde auf sich genommen haben. Diese nimm mit dir, reinige dich mit ihnen und trage für sie die Kosten, damit sie sich das Haupt scheren können. Dann werden alle innewerden, daß an dem, was ihnen über dich berichtet wurde, nichts ist, sondern daß du selbst in Beachtung des Gesetzes wandelst. Was die gläubig gewordenen Heiden betrifft, haben wir ja schriftlich unsere Entschließung mitgeteilt, daß sie sich hüten sollen vor Götzenopfer, Blut, Ersticktem und Unzucht." Da nahm Paulus die Männer zu sich, reinigte sich am folgenden Tag mit ihnen, ging in den Tempel und zeigte den Abschluß der Reinigungstage an, damit für einen jeden von ihnen das Opfer dargebracht würde. Als die sieben Tage ihrem Ende zugingen, erblickten ihn die Juden aus Asia im Tempel, wiegelten das ganze Volk auf und legten Hand an ihn, indem sie schrien: "Männer aus Israel, kommt zu Hilfe! Das ist der Mensch, der im Widerspruch gegen das Volk und das Gesetz und diese Stätte allen und überall seine Lehre verkündet, und jetzt hat er sogar Hellenen in den Tempel geführt und diese heilige Stätte entweiht." Sie hatten nämlich kurz zuvor Trophimus aus Ephesus in der Stadt bei ihm gesehen und meinten, Paulus habe ihn in den Tempel geführt. Da geriet die ganze Stadt in Bewegung, und es kam zu einem Zusammenströmen des Volkes; sie ergriffen Paulus und schleppten ihn aus dem Tempel, und sogleich wurden die Tore geschlossen. Schon wollten sie ihn töten, da drang die Kunde zum Oberst der Kohorte, ganz Jerusalem sei in Aufruhr. Der nahm sofort Soldaten und Hauptleute, eilte hinab zu ihnen, und als sie den Oberst und die Soldaten erblickten, ließen sie davon ab, Paulus zu schlagen. Der Oberst trat hinzu, nahm ihn fest, ließ ihn mit zwei Ketten fesseln und erkundigte sich, wer er sei und was er getan habe. Da schrie in der Menge ein jeder etwas anderes; weil er wegen des Tumultes nichts Sicheres erfahren konnte, befahl er, ihn in die Kaserne zu bringen. Als man an die Treppe gelangte, kam es so weit, daß er von den Soldaten getragen werden mußte wegen des Zudranges des Volkes; denn die Volksmenge drängte nach und schrie: "Hinweg mit ihm!" Als Paulus in die Kaserne geführt werden sollte, sagte er zum Oberst: "Darf ich mir erlauben, ein Wort an dich zu richten?" Der entgegnete: "Du verstehst Griechisch? Bist du denn nicht der Ägypter, der vor einiger Zeit einen Aufstand machte und viertausend Mann von den Sikariern in die Wüste führte?" Paulus sagte: "Ich bin ein Jude aus Tarsus, Bürger einer nicht unbedeutenden Stadt Ciliciens; ich bitte dich, erlaube mir, zum Volk zu reden." Er erlaubte es, und Paulus stellte sich auf die Stufen, gab mit der Hand dem Volk ein Zeichen und sprach, nachdem große Stille eingetreten war, in hebräischer Sprache zu ihnen: "Brüder und Väter, hört nun auf meine Rechtfertigung vor euch!" Als sie hörten, daß er in hebräischer Sprache zu ihnen redete, verhielten sie sich noch stiller. Er fuhr fort: "Ich bin ein Jude, geboren in Tarsus in Cilicien, aufgewachsen aber in dieser Stadt, unterrichtet zu den Füßen Gamaliels nach der Strenge des väterlichen Gesetzes, als ein Eiferer für Gott, wie ihr alle es heute seid. Ich verfolgte diese Lehre bis auf den Tod, indem ich Männer und Frauen gefangennahm und den Kerkern überlieferte. Das kann mir der Hohepriester mit der gesamten Ältestenschaft bezeugen. Von ihnen erhielt ich auch Briefe, mit denen ich zu den Brüdern nach Damaskus zog, um die dort sich Aufhaltenden gefesselt nach Jerusalem zu bringen, damit sie gestraft würden. Unterwegs aber, als ich mich Damaskus näherte, geschah es, daß zur Mittagsstunde mich plötzlich vom Himmel her ein helles Licht umstrahlte. Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme, die zu mir sprach: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" Ich antwortete: "Wer bist du, Herr?" Er sprach zu mir: "Ich bin Jesus, der Nazoräer, den du verfolgst." Meine Gefährten sahen zwar das Licht, doch die Stimme dessen, der mit mir sprach, hörten sie nicht. Ich sagte: "Was soll ich tun, Herr?" Der Herr aber sprach zu mir: "Steh auf und geh nach Damaskus hinein; dort wird dir alles gesagt werden, was dir zu tun aufgetragen ist." Als ich vor dem Glanz jenes Lichtes nicht sehen konnte, ging ich, von meinen Gefährten an der Hand geführt, nach Damaskus hinein. Ein gewisser Ananias, ein gesetzesfrommer Mann, der bei allen ansässigen Juden in Ansehen stand, kam zu mir, trat herzu und sprach zu mir: "Bruder Saul, werde wieder sehend!" Zur selben Stunde konnte ich vor ihm wieder sehen. Er aber sagte: "Der Gott unserer Väter hat dich vorherbestimmt, seinen Willen zu erkennen, den Gerechten zu schauen und den Ruf aus seinem Munde zu hören; denn du sollst ihm Zeuge sein vor allen Menschen für das, was du gesehen und gehört hast. Und nun, was zögerst du? Steh auf, laß dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst." Als ich wieder nach Jerusalem zurückkam und im Tempel betete, geschah es, daß ich in Verzückung kam und ihn sah, wie er zu mir sagte: "Eile und verlasse schleunigst Jerusalem; denn sie werden dein Zeugnis über mich nicht annehmen." Ich entgegnete: "Herr, sie wissen ja selbst, daß ich es war, der von einer Synagoge zur anderen alle, die an dich glauben, verhaften und mißhandeln ließ. Und als das Blut deines Zeugen Stephanus vergossen wurde, war gerade ich es, der dabeistand und meine Zustimmung gab und die Kleider derer bewachte, die ihn töteten." Er aber sagte zu mir: "Zieh fort; denn zu den Heiden in der Ferne will ich dich senden." Bis zu diesem Wort hörten sie ihn an, aber nun erhoben sie ihre Stimme und schrien: "Hinweg von der Erde mit einem solchen Menschen! Er hat kein Recht zu leben!" Während sie schrien und ihre Kleider von sich schleuderten und Staub in die Luft warfen, ließ der Oberst ihn in die Kaserne führen und befahl, ihn unter Geißelhieben zu verhören, um zu erfahren, weswegen sie solch ein Geschrei erhoben gegen ihn. Als sie ihn jedoch in die Riemen spannen wollten, sagte Paulus zum anwesenden Hauptmann: "Ist es euch erlaubt, einen römischen Bürger, und dazu ohne gerichtliche Untersuchung, zu geißeln?" Als der Hauptmann dies hörte, ging er zum Oberst und meldete ihm: "Was hast du vor? Dieser Mann ist ja ein römischer Bürger!" Da kam der Oberst herzu und sagte zu ihm: "Sag mir, bist du ein Römer?" Er antwortete: "Ja." Da erwiderte der Oberst: "Ich habe um viel Geld dieses Bürgerrecht erworben." Paulus entgegnete: "Ich aber bin sogar damit geboren!" Sogleich ließen jene, die ihn foltern sollten, von ihm ab, und der Oberst kam in Furcht, da er feststellte, daß er ein römischer Bürger sei und er ihn hatte fesseln lassen. Da er aber mit Sicherheit erfahren wollte, weswegen er von den Juden angeklagt war, ließ er ihm am folgenden Tag die Fesseln abnehmen, befahl, daß die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat sich versammelten, führte Paulus hinab und stellte ihn vor sie. Paulus sah festen Blickes auf den Hohen Rat und sprach: "Brüder! In jeder Hinsicht bin ich mit gutem Gewissen vor Gott gewandelt bis zum heutigen Tag." Da befahl der Hohepriester Ananias denen, die bei ihm standen, ihn auf den Mund zu schlagen. Paulus sagte zu ihm: "Gott wird dich schlagen, du übertünchte Wand! Du sitzest da, mich nach dem Gesetz zu richten, und läßt mich im Widerspruch zum Gesetze schlagen!" Da riefen die Umstehenden: "Den Hohenpriester Gottes beschimpfest du?" Paulus erwiderte: "Ich wußte nicht, Brüder, daß es der Hohepriester ist. Es steht ja geschrieben: "Einen Führer deines Volkes sollst du nicht böse anreden" (2Mos 22,27)." Weil aber Paulus wußte, daß der eine Teil Sadduzäer und der andere Pharisäer waren, rief er laut im Hohen Rat: "Brüder! Ich bin ein Pharisäer, ein Sohn von Pharisäern. Wegen der Hoffnung und der Auferstehung der Toten stehe ich vor Gericht!" Als er dies sagte, kam es zum Streit zwischen den Pharisäern und Sadduzäern, und die Versammlung entzweite sich. Denn die Sadduzäer behaupten, es gebe weder Auferstehung noch Engel oder Geistwesen, die Pharisäer aber nehmen beides an. Es entstand ein großes Geschrei, und einige Schriftgelehrte von der Pharisäergruppe standen während des Streites auf und sagten: "Wir finden nichts Böses an diesem Menschen! Ob nicht doch ein Geist mit ihm gesprochen hat oder ein Engel?" Bei dem großen Zerwürfnis, das entstand, fürchtete der Oberst, Paulus könnte von ihnen zerrissen werden, ließ Soldaten herabkommen und ihn herausholen aus ihrer Mitte und in die Kaserne bringen. In der folgenden Nacht trat der Herr zu ihm und sprach: "Sei guten Mutes! Denn wie du in Jerusalem Zeugnis ablegtest für das, was mich angeht, so mußt du auch nach Rom als Zeuge gehen." Als es Tag wurde, rotteten sich die Juden zusammen, verschworen sich und erklärten, sie würden weder essen noch trinken, bis sie Paulus getötet hätten. Es waren ihrer mehr als vierzig, die sich so verschworen. Sie gingen zu den Hohenpriestern und Ältesten und sagten: "Wir haben uns unter der Strafe der Verfluchung verpflichtet, nichts zu genießen, bis wir Paulus getötet haben. Sprecht nun ihr zusammen mit dem Hohen Rat beim Oberst vor, er solle ihn herabführen lassen zu euch, weil ihr vorhättet, seine Sache genauer zu untersuchen; wir aber halten uns vor seinem Herankommen bereit, ihn niederzumachen." Der Schwestersohn des Paulus hörte von dem Anschlag, begab sich in die Kaserne und setzte Paulus davon in Kenntnis. Paulus aber ließ einen der Hauptleute zu sich kommen und sagte: "Führe diesen jungen Mann zum Oberst; denn er hat ihm etwas zu melden." Der nahm ihn mit sich, führte ihn zum Oberst und sagte: "Der Gefangene Paulus ließ mich zu sich kommen und bat, diesen jungen Mann zu dir zu führen, da er dir etwas zu sagen habe." Da nahm ihn der Oberst bei der Hand, ging mit ihm beiseite und fragte ihn: "Was ist es, das du mir zu melden hast?" Er antwortete: "Die Juden haben vereinbart, dich zu bitten, daß du morgen Paulus vor den Hohen Rat hinabbringen läßt, weil angeblich noch genauere Untersuchung vorgenommen werden soll. Laß dich von ihnen nicht überreden! Denn mehr als vierzig Männer von ihnen haben einen Anschlag auf ihn vor; sie haben sich unter dem Fluch gegen sich selbst verschworen, weder zu essen noch zu trinken, bis sie ihn ermordet hätten. Sie halten sich schon bereit und erwarten deine Zusage." Da entließ der Oberst den jungen Mann mit der Weisung: "Sage niemand, daß du mir diese Anzeige gemacht hast!" Hierauf ließ er zwei von den Hauptleuten kommen und sagte: "Haltet zweihundert Soldaten bereit für einen Marsch nach Cäsarea, auch siebzig Reiter und zweihundert Schützen, und zwar von der dritten Stunde der Nacht an; haltet auch Reittiere bereit, um Paulus daraufzusetzen und ihn sicher zum Statthalter Felix zu bringen." Und er schrieb einen Brief folgenden Inhalts: "Klaudius Lysias entbietet dem erlauchten Statthalter Felix seinen Gruß! Dieser Mann war von den Juden ergriffen worden und nahe daran, von ihnen getötet zu werden; da griff ich mit der Truppe ein und holte ihn heraus, denn ich stellte fest, daß er ein römischer Bürger ist. Weil ich den Grund ihrer Anklage gegen ihn ermitteln wollte, führte ich ihn vor ihren Hohen Rat. Ich fand, daß er wegen Streitfragen ihres Gesetzes angeklagt ist, aber keine Anschuldigung vorliegt, die Tod oder Gefängnis verdient. Da mir nun angezeigt wurde, daß auf den Mann ein Anschlag geplant sei, schicke ich ihn unverzüglich zu dir und habe die Ankläger angewiesen, die Klage gegen ihn vor dir vorzubringen. Lebe wohl!" Die Soldaten nahmen ihrem Befehl gemäß Paulus und brachten ihn bei Nacht bis nach Antipatri; am folgenden Tag ließen sie die Reiter mit ihm weiterziehen; sie selbst kehrten in die Kaserne zurück. Als jene nach Cäsarea kamen, übergaben sie dem Statthalter den Brief und brachten auch Paulus vor ihn. Er las und fragte, aus welcher Provinz er sei, und als er vernahm, aus Cilicien, sagte er: "Ich werde dich verhören, wenn auch deine Ankläger eingetroffen sind." Er gab Befehl, daß er im Prätorium des Herodes in Gewahrsam gehalten werde. Nach fünf Tagen kam der Hohepriester Ananias mit einigen Ältesten und einem Anwalt, Tertullus, herab, und sie erhoben vor dem Statthalter Anklage gegen Paulus. Nachdem dieser gerufen war, eröffnete Tertullus die Anklage mit den Worten: "Tiefen Frieden genießen wir, und Verbesserungen wurden durch deine Fürsorge diesem Volk in jeglicher Weise und allerorts zuteil; das erkennen wir, erlauchter Felix, in aller Dankbarkeit an. Ohne dich aber lange hinhalten zu wollen, bitte ich dich, uns kurz in deiner Güte anzuhören. Wir haben nämlich diesen Menschen als eine Pest kennengelernt und als Unruhestifter unter allen Juden in der ganzen Welt; er ist ein Anführer der Sekte der Nazoräer und hat sogar versucht, den Tempel zu entweihen; wir nahmen ihn fest [und wollten ihn richten nach unserem Gesetz. Doch der Oberst Lysias kam dazu, entriß ihn mit Gewalt unseren Händen und befahl, daß seine Ankläger zu dir kommen sollten]. Du kannst ihn selber verhören und von ihm Kenntnis erhalten über alles, wessen wir ihn anklagen." Auch die Juden legten sich mit ein und erklärten, daß es sich so verhalte. Auf ein Zeichen des Statthalters, daß er reden solle, entgegnete Paulus: "Da ich weiß, wie du seit vielen Jahren Richter bist über dieses Volk, verteidige ich guten Mutes meine Sache. Du kannst feststellen, daß es für mich nicht mehr als zwölf Tage sind, seit ich nach Jerusalem hinaufzog, um anzubeten. Sie haben mich weder im Tempel dabei getroffen, daß ich mit jemand ein Streitgespräch geführt oder einen Volksaufruhr erregt hätte, noch in den Synagogen noch im Bereich der Stadt; auch können sie keine Beweise erbringen für das, wessen sie mich jetzt anklagen. Das aber bekenne ich vor dir, daß ich nach dem Weg, den sie eine Irrlehre nennen, dem Gott meiner Väter diene, wobei ich an alles glaube, was im Gesetz und bei den Propheten geschrieben steht; und ich habe die Hoffnung zu Gott, wie auch diese selbst sie hegen, daß es eine Auferstehung geben wird von Gerechten wie von Ungerechten. Daher bin ich auch selber bemüht, allzeit ein schuldloses Gewissen zu haben vor Gott und vor den Menschen. Nach einer Reihe von Jahren bin ich gekommen, um Almosen zu bringen für mein Volk und zu opfern; hierbei trafen sie mich, als ich im Tempel mich der Reinigung unterzog, keineswegs aber mit einem Volkshaufen oder unter Tumult. Nur einige Juden aus Asia waren da; die müßten vor dir erscheinen und Klage erheben, wenn sie etwas gegen mich haben sollten. Oder diese selbst hier mögen aussagen, welches Verbrechen sie gefunden haben, als ich vor dem Hohen Rat stand; es müßte denn das eine Wort sein, das ich ausrief, als ich unter ihnen stand: Der Auferstehung der Toten wegen stehe ich heute vor eurem Gericht!" Felix, der über die Lehre recht gut Bescheid wußte, entschloß sich für Vertagung ihrer Angelegenheit und sprach: "Sobald der Oberst Lysias herabkommt, will ich eure Sache entscheiden." Dem Hauptmann befahl er, ihn in Gewahrsam zu halten, und zwar in milder Haft, und niemand von den Seinen zu hindern, ihm zu Diensten zu sein. Nach einigen Tagen erschien Felix mit seiner Gemahlin Drusilla, die eine Jüdin war, ließ Paulus rufen und verhörte ihn über den Glauben an Christus Jesus. Als aber dieser von Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit sprach und vom kommenden Gericht, geriet Felix in Furcht und entgegnete: "Für diesmal kannst du gehen; zu gelegener Zeit will ich dich wieder rufen." Zugleich hoffte er auch, es werde ihm von Paulus Geld gegeben; darum rief er ihn oft zu sich und unterhielt sich mit ihm. Nach Ablauf von zwei Jahren erhielt Felix einen Nachfolger in Porcius Festus, und da Felix den Juden gefällig sein wollte, ließ er Paulus als Gefangenen zurück. Als nun Festus in der Provinz eingetroffen war, begab er sich drei Tage darauf von Cäsarea hinauf nach Jerusalem; die Hohenpriester aber und die führenden Juden brachten ihre Klage gegen Paulus bei ihm vor, baten gegen diesen um einen Gunsterweis und suchten ihn zu bewegen, er möge ihn nach Jerusalem überführen lassen; sie planten dabei einen Anschlag, um ihn unterwegs zu beseitigen. Festus aber erwiderte, Paulus bleibe in Cäsarea verwahrt, er selbst aber wolle in Kürze abreisen. "Dann mögen die Bevollmächtigten unter euch", sagte er, "mit hinabkommen, und wenn auf dem Mann ein Verbrechen liegt, sollen sie Anklage erheben gegen ihn." Er hielt sich bei ihnen nicht länger als acht oder zehn Tage auf, reiste nach Cäsarea hinab, setzte sich am anderen Tag auf den Richterstuhl und ließ Paulus vorführen. Als dieser erschien, umringten ihn die Juden, die von Jerusalem herabgekommen waren, und brachten viele und schwere Anklagen vor, die sie jedoch nicht beweisen konnten. Paulus verteidigte sich: "Weder gegen das Gesetz der Juden noch gegen den Tempel noch gegen den Kaiser habe ich mich vergangen." Festus, der sich den Juden gefällig erweisen wollte, sagte in seiner Erwiderung zu Paulus: "Willst du nach Jerusalem hinaufgehen und dich dort über diese Dinge von mir richten lassen?" Paulus entgegnete: "Ich stehe vor dem Richterstuhl des Kaisers, hier muß ich gerichtet werden. Den Juden gegenüber habe ich kein Unrecht begangen, wie auch du sehr wohl weißt. Sollte ich nun im Unrecht sein und etwas Todeswürdiges begangen haben, weigere ich mich nicht, zu sterben; ist aber nichts an den Klagen, die sie vorbringen gegen mich, so kann niemand mich ihnen preisgeben; ich lege Berufung ein an den Kaiser." Da besprach sich Festus mit seinem Rat und gab den Bescheid: "Den Kaiser hast du angerufen. Zum Kaiser sollst du gehen." Nach Verlauf einiger Tage kamen König Agrippa und Bernike nach Cäsarea, um Festus zu begrüßen. Da sie mehrere Tage dort sich aufhielten, legte Festus dem König die Sache gegen Paulus vor und sagte: "Von Felix ist ein Mann als Gefangener hinterlassen worden, dessentwegen bei meiner Anwesenheit in Jerusalem die Hohenpriester und Ältesten der Juden Klage stellten und seine Verurteilung forderten. Ich gab ihnen den Bescheid, es sei bei den Römern nicht Sitte, einen Mann auszuliefern, bevor der Beklagte den Klägern von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden sei und Gelegenheit erhalten habe, sich gegen die Anschuldigungen zu verteidigen. Sie kamen nun mit hierher, und ich setzte mich ohne Verzug am folgenden Tag auf den Richterstuhl und ließ den Mann vorführen. Als die Kläger auftraten, brachten sie über ihn keine der von mir angenommenen schlimmen Beschuldigungen vor, sondern hatten gegen ihn gewisse Streitfragen hinsichtlich ihrer Religion und eines gewissen Jesus, der gestorben ist, von dem aber Paulus behauptete, daß er lebe. Da ich nun in der diesbezüglichen Streitfrage nicht Bescheid wußte, fragte ich, ob er vielleicht nach Jerusalem hinaufgehen und dort hierüber gerichtet werden wolle. Paulus aber legte Berufung ein, um bis zur Entscheidung der Kaiserlichen Majestät in Gewahrsam gehalten zu werden, und so gab ich Anweisung, daß er in Haft bleibe, bis ich ihn zum Kaiser schicken würde." Agrippa sagte zu Festus: "Ich möchte auch selbst ganz gern diesen Menschen hören." "Morgen", erwiderte er, "sollst du ihn hören." Am folgenden Tage kamen Agrippa und Bernike mit großem Gepränge und betraten mit den Militärobersten und den vornehmsten Männern der Stadt den Empfangssaal, und Paulus wurde auf Geheiß des Festus vorgeführt. Festus sprach: "König Agrippa und alle ihr mit uns anwesenden Männer! Da seht ihr den Mann, dessentwegen mich das ganze Volk der Juden in Jerusalem wie auch hier bestürmt hat mit dem Geschrei, er dürfe nicht länger mehr leben. Doch ich stellte fest, daß er nichts Todeswürdiges begangen hat; da er jedoch selbst die Kaiserliche Majestät angerufen hat, beschloß ich, ihn dahin zu senden. Ich weiß nun nichts Zuverlässiges über ihn an den Herrn zu schreiben; daher habe ich ihn vor euch und vorzüglich vor dich, König Agrippa, bringen lassen, damit ich nach erfolgtem Verhör weiß, was ich zu schreiben habe. Denn es scheint mir sinnlos, einen Gefangenen zu schicken und nicht auch die gegen ihn gerichteten Anklagepunkte anzugeben." Agrippa sagte zu Paulus: "Es ist dir gestattet, in deiner Sache zu reden." Da streckte Paulus die Hand aus und begann seine Verteidigung: "Ich schätze mich glücklich, König Agrippa, daß ich mich heute vor dir wegen all der von den Juden gegen mich erhobenen Anklagen verteidigen darf; du bist ja ein vorzüglicher Kenner aller bei den Juden sich findenden Bräuche und Streitfragen. Ich bitte dich daher, mit Geduld mich anzuhören. Von meinem Lebenswandel, den ich seit meiner Jugend von Anfang an unter meinem Volk, und zwar in Jerusalem, führte, wissen alle Juden, die mich seit jeher kennen - und es bezeugen wollen -, daß ich als Pharisäer nach der strengsten Richtung unserer Religion gelebt habe. Nun stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung auf die von Gott an unsere Väter ergangene Verheißung, zu der unser Zwölfstämmevolk zu gelangen hofft, wenn es unablässig Tag und Nacht Gott dient. Dieser Hoffnung wegen, o König, werde ich von den Juden angeklagt. Warum gilt es bei euch für unglaublich, daß Gott Tote erweckt? Zwar hatte ich mir eingebildet, ich müßte gegen den Namen Jesu, des Nazoräers, viel Feindseliges unternehmen. Das tat ich denn auch in Jerusalem und habe viele der Heiligen in Gefängnisse geworfen, wozu ich von den Hohenpriestern Vollmacht erhalten hatte, und wenn sie hingerichtet wurden, stimmte ich zu. In allen Synagogen suchte ich sie gar oft unter Strafen zum Lästern zu zwingen, und in meiner maßlosen Wut verfolgte ich sie bis in die auswärtigen Städte. Als ich aber dabei mit Vollmacht und im Auftrag der Hohenpriester nach Damaskus zog, sah ich unterwegs, mitten am Tag, o König, vom Himmel her ein Licht, heller als der Sonne Glanz, das mich und meine Gefährten umstrahlte. Indes wir alle zu Boden fielen, hörte ich eine Stimme in hebräischer Sprache zu mir sagen: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen." Ich aber entgegnete: "Wer bist du, Herr?" Der Herr antwortete: "Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch steh auf und stelle dich auf deine Füße; denn dazu bin ich dir erschienen, daß ich dich bestelle zum Diener und zum Zeugen dessen, was du an mir geschaut hast, und dessen, worin ich mich dir zeigen werde; bewahren werde ich dich vor dem Volk und vor den Heiden, zu denen ich dich sende; du sollst ihnen die Augen öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden erlangen und Anteil unter den Heiligen durch den Glauben an mich." Daraufhin, König Agrippa, verhielt ich mich nicht abweisend gegenüber der himmlischen Erscheinung, sondern predigte zuerst denen in Damaskus, dann auch in Jerusalem und im ganzen Land der Juden und unter den Heidenvölkern, sie sollten sich bekehren und hinwenden zu Gott und der Bekehrung entsprechende Werke verrichten. Um dieser Dinge willen ergriffen mich die Juden im Tempel und versuchten, mich zu töten. Aber durch Gottes Hilfe, die ich erfuhr, stehe ich bis zum heutigen Tag und gebe Zeugnis vor klein und groß; ich behaupte nichts anderes, als was die Propheten und auch Moses als Geschehen der Zukunft verkündet haben, daß nämlich der Messias dem Leiden unterworfen sei, aber als erster aus der Auferstehung der Toten ein Licht verkünden werde dem Volk und den Heiden." Als er sich so verteidigte, rief Festus mit lauter Stimme: "Du bist von Sinnen, Paulus! Das viele Studieren bringt dich um den Verstand!" Paulus aber sagte: "Ich bin nicht von Sinnen, erlauchter Festus, sondern ich rede Worte der Wahrheit und Besonnenheit. Es weiß ja der König, zu dem ich mit Freimut spreche, um diese Dinge; bin ich doch überzeugt, daß nichts davon ihm unbekannt blieb; es hat sich ja dies nicht in einem Winkel zugetragen. Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, du glaubst." Agrippa erwiderte Paulus: "In kurzem überredest du mich noch, mich als Christen zu erklären." Paulus sagte: "Ich wollte vor Gott, daß über kurz oder lang nicht allein du, sondern auch alle, die heute mich hören, das würden, was ich bin, abgesehen von diesen Ketten." Da erhoben sich der König und der Statthalter sowie Bernike und die mit anwesenden Gäste. Beim Hinausgehen sagten sie zueinander "Dieser Mann tut nichts, was Tod oder Fesseln verdient." Agrippa aber sagte zu Festus: "Freilassen könnte man diesen Menschen, hätte er nicht Berufung eingelegt an den Kaiser." Nachdem unsere Abfahrt nach Italien entschieden war, übergab man Paulus mit anderen Gefangenen dem Hauptmann einer kaiserlichen Kohorte namens Julius. Wir bestiegen ein Schiff aus Adramyttium, das zu den Plätzen an der Küste von Asia fahren sollte, und segelten ab, begleitet von dem Mazedonier Aristarchus aus Thessalonich. Am folgenden Tag liefen wir in Sidon ein, und Julius, der sich freundlich gegen Paulus verhielt, erlaubte ihm, seine Freunde aufzusuchen und sich versorgen zu lassen. Von dort fuhren wir weiter, segelten, da wir Gegenwind hatten, um Cypern herum, durchquerten das Meer längs Cilicien und Pamphylien und kamen nach Myra in Lycien. Dort traf der Hauptmann ein Schiff aus Alexandrien, das nach Italien fuhr, und brachte uns an Bord von diesem. Eine Reihe von Tagen kamen wir nur langsam voran und gelangten mit Mühe auf die Höhe von Knidos; weil uns der Wind nicht vorankommen ließ, umsegelten wir Kreta in der Gegend von Salmone und erreichten in mühsamer Fahrt an der Küste entlang einen Ort, der Kaloi Limenes ("Schönhafen") heißt, in der Nähe der Stadt Lasäa. Da geraume Zeit verflossen und die Schiffahrt schon unsicher war - das Fasten war ja schon vorüber -, warnte Paulus und sagte: "Männer, ich sehe, daß die Weiterfahrt mit Ungemach und viel Schaden nicht nur für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unser Leben verknüpft sein wird." Der Hauptmann aber glaubte mehr dem Steuermann und dem Kapitän als den Worten des Paulus. Da der Hafen zum Überwintern nicht geeignet war, entschloß sich die Mehrzahl, von dort wegzufahren, um womöglich nach Phönix, einem nach Süd- und Nordwest offenen Hafen von Kreta, zu kommen und zu überwintern. Als ein leichter Südwind wehte, glaubten sie, ihr Vorhaben sicher ausführen zu können, lichteten die Anker und fuhren an Kreta entlang. Aber nicht lange danach brach von der Insel ein Wirbelsturm, der sogenannte Eurakylon, herab; weil das Schiff mit fortgerissen wurde und nicht mehr gegen den Wind zu bringen war, gaben wir es preis und ließen es treiben. Als wir an einer kleinen Insel mit Namen Klauda vorbeifuhren, konnten wir uns mit Not des Beibootes bemächtigen; sie zogen es empor und trafen Vorkehrungen, indem sie das Schiff umgürteten. Weil man fürchtete, auf die Syrte zu geraten, zogen wir die Segel ein und ließen uns treiben. Da uns der Sturm gewaltig zusetzte, warfen sie am folgenden Tag Ladung aus, und am dritten Tag warfen sie eigenhändig die Schiffseinrichtung über Bord. Als mehrere Tage weder die Sonne schien noch Sterne sich zeigten und der Sturm mit unverminderter Gewalt uns bedrängte, schwand uns zuletzt alle Hoffnung auf Rettung. Da sie lange nichts mehr gegessen hatten, trat Paulus unter sie und sagte: "Männer, man hätte auf mich hören und von Kreta nicht abfahren sollen, um so dieses Ungemach und diesen Schaden zu ersparen. Doch auch jetzt ermahne ich euch, guten Mutes zu sein; denn keiner von euch wird verlorengehen, nur das Schiff. Denn in dieser Nacht kam zu mir ein Engel des Gottes, dem ich angehöre und dem ich diene, und sprach: "Fürchte dich nicht, Paulus! Du mußt vor dem Kaiser erscheinen, und siehe, Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren." So seid guten Mutes, Männer! Denn ich vertraue auf Gott, daß es so geschehen wird, wie mir gesagt wurde. Wir müssen aber auf irgendeine Insel verschlagen werden." Als die vierzehnte Nacht hereingebrochen war und wir auf der Adria hintrieben, vermuteten die Schiffsleute um Mitternacht, daß ihnen irgendein Festland näherkomme. Sie warfen das Senkblei aus und fanden zwanzig Klafter; nach kurzer Zwischenstrecke loteten sie abermals und fanden fünfzehn Klafter. Weil sie nun fürchteten, wir möchten auf Klippen stoßen, warfen sie vom Hinterschiff vier Anker aus und warteten sehnsüchtig auf den Anbruch des Tages. Als aber die Schiffsleute aus dem Schiff zu entfliehen suchten und das Beiboot ins Meer ließen, unter dem Vorwand, auch vom Vorderschiff Anker auszuwerfen, sagte Paulus zum Hauptmann und zu den Soldaten: "Wenn diese nicht im Schiffe bleiben, könnt ihr nicht gerettet werden." Da hieben die Soldaten die Taue des Bootes ab und ließen es davontreiben. Als es anfing, Tag zu werden, forderte Paulus alle auf, Nahrung zu nehmen, und sprach: "Vierzehn Tage sind es heute, daß ihr in stetem Warten ohne Nahrung seid und nichts zu euch genommen habt. Daher fordere ich euch auf, Nahrung zu euch zu nehmen; denn dies dient eurer Rettung; es wird ja keinem von euch ein Haar vom Haupte verlorengehen." Nachdem er dies gesagt hatte, nahm er Brot, sprach in Gegenwart aller zu Gott das Dankgebet, brach es und begann zu essen. Da wurden alle zuversichtlich und nahmen ebenfalls Nahrung zu sich. Es waren unser auf dem Schiff im ganzen zweihundertsechsundsiebzig Seelen. Nachdem sie sich satt gegessen hatten, erleichterten sie das Schiff und warfen das Getreide ins Meer. Als es Tag wurde, erkannten sie zwar das Land nicht, doch gewahrten sie eine Bucht mit einem flachen Strand, auf den sie nach Möglichkeit das Schiff auflaufen lassen wollten. Sie machten die Anker los und ließen sie ins Meer fallen; zugleich lösten sie die Bindungen der Steuerruder, setzten das Vordersegel in die Windrichtung und hielten auf den Strand zu. Sie gerieten aber auf eine Sandbank und strandeten mit dem Schiff; der Bug grub sich tief ein, das Hinterschiff aber wurde von der Gewalt der Wogen zertrümmert. Die Soldaten machten den Vorschlag, die Gefangenen zu töten, damit keiner durch Schwimmen entkäme. Der Hauptmann aber, der Paulus retten wollte, hielt sie von ihrem Vorhaben zurück und befahl, die schwimmen könnten, sollten als erste von Bord springen und ans Land zu kommen suchen, die übrigen aber teils auf Planken, teils auf irgendeinem Stück vom Schiff. Und so kam es, daß sich alle heil an Land retteten. Nach unserer Rettung erfuhren wir, daß die Insel Malta hieß. Die Eingeborenen erwiesen uns ungewöhnliche Freundlichkeit; sie zündeten nämlich ein Feuer an und holten uns alle angesichts des anhaltenden Regens und der Kälte heran. Als Paulus ein Bündel Reisig zusammenraffte und auf das Feuer legte, fuhr infolge der Hitze eine Natter heraus und biß sich an seiner Hand fest. Als die Eingeborenen das Tier an seiner Hand hängen sahen, sagten sie zueinander: "Dieser Mensch ist ganz gewiß ein Mörder, den die Rachegöttin nicht leben läßt, obschon er dem Meer entkommen ist." Er nun schleuderte das Tier von sich ins Feuer und erlitt keinen Schaden. Sie aber erwarteten, er werde anschwellen oder plötzlich tot umfallen. Als sie jedoch nach längerem Warten sahen, daß ihm nichts Außergewöhnliches widerfuhr, kamen sie auf andere Gedanken und sagten, er sei ein Gott. Im Umkreis jenes Platzes war ein Gut, das dem ersten Mann der Insel, namens Publius, gehörte. Dieser nahm uns auf und beherbergte uns voll Gastlichkeit drei Tage lang. Der Vater des Publius lag gerade an Fieberanfällen und Ruhr schwer danieder. Paulus ging zu ihm hin, legte ihm unter Gebet die Hände auf und machte ihn gesund. Daraufhin kamen auch die anderen Kranken auf der Insel herbei und wurden geheilt. Sie erzeigten uns viele Ehren und versahen uns bei der Abfahrt mit allem, was wir nötig hatten. Nach drei Monaten fuhren wir weiter, und zwar mit einem alexandrinischen Schiff, das auf der Insel überwintert hatte und das Zeichen der Dioskuren führte. Wir kamen nach Syrakus und blieben drei Tage. Von dort kreuzten wir hinüber und gelangten nach Rhegium, und als tags darauf der Südwind einsetzte, kamen wir in zwei Tagen nach Puteoli. Dort trafen wir Brüder und wurden gebeten, sieben Tage bei ihnen zu bleiben, und so kamen wir nach Rom. Da die Brüder von uns gehört hatten, waren sie uns von dort bis Forum Appii und Tres Tabernae entgegengegangen. Als Paulus sie sah, dankte er Gott und faßte Mut. In Rom angekommen, erhielt Paulus [,nachdem der Hauptmann die Gefangenen dem Lagerobersten übergeben hatte,] die Erlaubnis, mit dem Soldaten, der ihn bewachte, eine eigene Wohnung zu nehmen. Nach drei Tagen war es, da ließ er die Führer der Juden zu sich kommen, und als sie beisammen waren, sprach er zu ihnen: "Brüder! Obwohl ich nichts gegen das Volk oder die väterlichen Sitten getan habe, bin ich als Gefangener von Jerusalem aus in die Hände der Römer übergeben worden. Diese verhörten mich und wollten mich freilassen, da keine todeswürdige Schuld bei mir vorlag. Als aber die Juden Einspruch erhoben, war ich gezwungen, den Kaiser anzurufen, jedoch nicht so, als hätte ich gegen mein Volk eine Klage. Aus diesem Grunde habe ich gebeten, euch sehen und sprechen zu dürfen; denn um der Hoffnung Israels willen trage ich diese Kette." Sie aber sagten zu ihm: "Wir haben über dich weder Briefe aus Judäa erhalten, noch ist einer der Brüder gekommen, der etwas Böses von dir berichtet oder ausgesagt hätte. Wir wünschen aber, von dir zu hören, welcher Meinung du bist; denn von dieser Sekte ist uns bekannt, daß ihr allenthalben widersprochen wird." Sie bestimmten ihm einen Tag und kamen in noch größerer Zahl zu ihm in die Herberge, wo er ihnen vom Morgen bis zum Abend das Reich Gottes darlegte und bezeugte und sie vom Gesetz des Moses und den Propheten her für Jesus zu gewinnen suchte. Die einen ließen sich durch das Gesagte überzeugen, die anderen aber blieben ungläubig. Ohne sich miteinander einigen zu können, gingen sie von dannen, indes Paulus das eine Wort sagte: "Treffend hat der Heilige Geist durch den Propheten Isaias zu euren Vätern gesprochen: "Geh zu diesem Volk und sprich: Mit Ohren werdet ihr hören und nicht verstehen, und sehen werdet ihr und nicht erkennen; denn das Herz dieses Volkes ist verstockt; mit den Ohren hören sie schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie nicht sehen mit den Augen und nicht hören mit den Ohren und nicht verstehen mit dem Herzen und sich bekehren und ich sie heile" (Is 6,9f). So sei euch denn kund, daß nun den Heiden dieses Heil Gottes gesandt wurde, und sie werden hören." [Bei diesen Worten verließen ihn die Juden und stritten heftig untereinander.] Er aber blieb zwei volle Jahre in seiner eigenen Mietwohnung, nahm alle auf, die zu ihm kamen, und verkündete das Reich Gottes und belehrte sie über Jesus Christus mit allem Freimut, ohne Behinderung. Paulus, Knecht Christi Jesu, berufen zum Apostel, ausgesondert für das Evangelium Gottes, das er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in Heiligen Schriften, von seinem Sohn - hervorgegangen aus Davids Geschlecht dem Fleische nach, - gesetzt zum Sohne Gottes in Macht dem Geist der Heiligkeit nach, zufolge der Auferstehung von den Toten - Jesus Christus, unserem Herrn, durch den wir Gnade empfingen und Apostelamt zur Weckung von Glaubensgehorsam unter allen Völkern für seinen Namen, - unter denen auch ihr seid, berufen von Jesus Christus -, an alle, die in Rom sind als von Gott geliebte, berufene Heilige. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Zuallererst danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, weil euer Glaube gerühmt wird auf der ganzen Welt. Ist doch Gott mein Zeuge, er, dem ich diene in meinem Geist durch das Evangelium von seinem Sohn, wie ich ohne Unterlaß an euch denke und allzeit bei meinen Gebeten darum flehe, es möchte mir nach Gottes Willen doch endlich einmal ein Weg sich auftun, zu euch zu kommen. Denn es verlangt mich, euch zu sehen, um euch etwas mitzuteilen an geistlicher Gabe zu eurer Stärkung, das heißt, um uns mitsammen aufzurichten bei euch durch den beiderseitigen Glauben, den euren und den meinen. Ich möchte nicht, daß ihr nicht wüßtet, Brüder, wie oft schon ich mir vornahm, zu euch zu kommen, und wie ich daran gehindert wurde bis zur Stunde; möchte ich doch auch bei euch einige Frucht gewinnen wie bei den übrigen Völkern. Hellenen und Barbaren, Weisen und Toren bin ich verpflichtet; so drängt es in mir, auch euch in Rom das Evangelium zu verkünden. Denn nicht schäme ich mich des Evangeliums; ist es doch eine Kraft Gottes zum Heil für einen jeden, der glaubt - für den Juden sowohl wie für den Hellenen. Denn Gerechtigkeit Gottes offenbart sich in ihm, vom Glauben her, zum Glauben hin, wie geschrieben steht: "Der Gerechte wird leben aus Glauben" (Hab 2,4). Denn es offenbart sich Gottes Zorn vom Himmel her über alles gottlose und ungerechte Tun von Menschen, die in Ungerechtigkeit die Wahrheit niederhalten. Ist doch das Erkennbare an Gott offenkundig vor ihnen; Gott nämlich tat es ihnen kund. Denn das Unschaubare an ihm ist seit Erschaffung der Welt an den geschaffenen Dingen mit der Vernunft zu schauen: seine ewige Macht und sein Gottsein, so daß sie unentschuldbar sind; denn obwohl sie Gott erkannten, erwiesen sie ihm nicht als Gott Verehrung und Dank, sondern verfielen in ihren Gedanken auf eitlen Wahn, und verdunkelt wurde ihr einsichtsloses Herz. Die sich brüsten, Weise zu ein, wurden zu Toren und vertauschten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit der Nachbildung eines vergänglichen Menschen, fliegender, vierfüßiger und kriechender Tiere. Darum gab sie Gott in den Gelüsten ihrer Herzen der Unlauterkeit preis, so daß geschändet wurden ihre Leiber an ihnen, die Gottes Wahrheit vertauschten mit der Lüge und anbetend das Geschaffene verehrten an Stelle des Schöpfers, der zu preisen ist in Ewigkeit. Amen. Darum gab sie Gott schmählichen Begierden preis; denn ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen, und ebenso verließen auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau und entbrannten in ihrer Gier zueinander; Männer treiben an Männern das Schandbare und empfangen den ihrer Verirrung gebührenden Lohn an sich selber. Und wie sie es verwarfen, Gott in der Erkenntnis zu wahren, so gab Gott sie preis einem verwerflichen Sinn, so daß sie tun, was wider die Ordnung ist, erfüllt von aller Frevelhaftigkeit, Schlechtigkeit, [Unzucht,] Habsucht, Bosheit, voll Neid, Mord, Streit, Hinterlist, Tücke, übelredend, verleumderisch, gottfeindlich, überheblich, großsprecherisch, prahlsüchtig, findig im Bösen, widersetzlich gegen die Eltern, unverständig, unbeständig, herzlos und ohne Erbarmen. Sie kennen gar wohl die Satzung Gottes, daß alle, die solches treiben, den Tod verdienen, doch tun sie es nicht nur selber, sondern spenden auch noch Beifall denen, die es treiben. Daher bist du nicht zu entschuldigen, jedweder Mensch, wenn du richtest; denn worin du richtest über den anderen, sprichst du über dich selber das Urteil; du tust ja das gleiche, du, der Richter. Wir wissen aber, daß Gottes Gericht nach Wahrheit ergeht über alle, die solches treiben. Meinst du etwa, o Mensch, der du richtest über jene, die solches treiben, und selber es tust, du werdest entkommen dem Gerichte Gottes? Oder mißachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut und merkst nicht, daß die Güte Gottes dich zur Umkehr lenkt? Bei deiner Verstocktheit aber und deinem unbekehrbaren Herzen häufst du dir Zorn an für den Tag des Zornes und der Offenbarung des Rechtsspruches Gottes, der "jedem vergelten wird nach seinen Werken" (Ps 62,13), und zwar denen, die in Beharrlichkeit des guten Wirkens nach Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit trachten, mit ewigem Leben, denen aber, die sich widersetzen und der Wahrheit nicht beugen, sondern der Frevelhaftigkeit nachgehen, mit Zorn und Grimm. Trübsal und Bedrängnis über die Seele eines jeden Menschen, der das Böse tut, des Juden sowohl wie des Hellenen. Herrlichkeit aber, Ehre und Friede einem jeden, der das Gute tut, dem Juden sowohl wie dem Hellenen. Denn nicht gilt bei Gott: das Ansehen der Person. Alle nämlich, die ohne Gesetz sündigten, werden auch ohne Gesetz verlorengehen, und alle, die im Gesetz sündigten, werden durch das Gesetz gerichtet werden. Denn nicht die Hörer des Gesetzes sind gerecht vor Gott, sondern die das Gesetz erfüllen, sie werden als gerecht anerkannt werden. Wenn nämlich die Heiden, die ein Gesetz nicht haben, von Natur aus tun, was des Gesetzes ist, so sind sie, obgleich sie ein Gesetz nicht haben, sich selber Gesetz; sie lassen erkennen, daß des Gesetzes Werk eingeschrieben ist in ihre Herzen, wovon ihr Gewissen Zeugnis gibt und die Gedanken, die sich gegenseitig anklagen oder verteidigen, - an dem Tage, da Gott richten wird das Verborgene der Menschen, gemäß meinem Evangelium, durch Jesus Christus. Wenn du dich Jude nennst, dich auf das Gesetz versteifst und dich Gottes rühmst, seinen Willen kennst und, vom Gesetze belehrt, zu erforschen weißt, worauf es ankommt, wenn du dir zutraust, ein Führer zu sein für Blinde, ein Licht für die im Finstern, ein Erzieher von Unverständigen, ein Lehrer von Unmündigen, einer, der die Verkörperung der Erkenntnis und Wahrheit besitzt im Gesetz: Du belehrst den andern, dich selber belehrst du nicht? Du predigst, man dürfe nicht stehlen, und stiehlst? Du sagst, man dürfe nicht ehebrechen, und brichst die Ehe? Du verabscheust die Götzen und begehst Tempelraub? Du rühmst dich des Gesetzes, entehrst aber Gott durch Übertreten des Gesetzes? Denn "der Name Gottes wird eurethalben gelästert unter den Heiden", wie geschrieben steht (Is 52,5). Denn die Beschneidung ist zwar von Wert, wenn du nach dem Gesetze lebst; bist du aber ein Übertreter des Gesetzes, so ist deine Beschneidung zum Unbeschnittensein geworden. Wenn nun der Unbeschnittene die Forderung des Gesetzes erfüllt, wird ihm da sein Unbeschnittensein nicht für Beschneidung angerechnet werden? Und es wird der von Natur Unbeschnittene, der das Gesetz erfüllt, dich richten, der du samt Buchstabe und Beschneidung ein Übertreter des Gesetzes bist. Denn nicht der ist Jude, der es nach außen ist, und nicht das ist Beschneidung, die nach außen am Fleische ist, sondern der ist Jude, der es im Innern ist, und Beschneidung ist die des Herzens, dem Geiste und nicht dem Buchstaben nach. Eines solchen Anerkennung kommt nicht von Menschen, sondern von Gott. Was hat nun der Jude voraus? Oder was nützt die Beschneidung? Viel in jeder Hinsicht. Fürs erste nämlich: sie wurden mit den Worten Gottes betraut. Denn was ist es? Wenn einige von ihnen treulos wurden, wird deren Untreue die Treue Gottes zunichte machen? Keineswegs! Sondern Gott soll als wahrhaft sich erweisen, "jeder Mensch aber als trügerisch" (Ps 116,11), wie geschrieben steht: "Daß du als gerecht befunden werdest in deinen Worten und siegest, wenn man mit dir rechtet" (Ps 51,6). Wenn nun aber unser Ungerechtsein die Gerechtigkeit Gottes ins Licht treten läßt, was sollen wir sagen? Ist Gott nicht ungerecht, wenn er Strafe verhängt? Ich rede nach menschlicher Weise. Keineswegs! Wie könnte Gott die Welt sonst richten? Wenn aber die Wahrheit Gottes durch meine Unzuverlässigkeit erst recht zutage tritt zu seiner Verherrlichung, was werde ich noch als Sünder gerichtet? Und sollen wir nicht - wie uns verleumderisch nachgesagt und von gewissen Leuten in den Mund gelegt wird - das Böse tun, damit das Gute komme? Über solche ergeht ein gerechtes Gericht! Was also? Haben wir einen Vorzug? Nicht ohne weiteres! Denn eben haben wir Klage geführt, daß Juden wie Hellenen allesamt unter Sünde stehen, wie geschrieben steht: "Keiner ist gerecht, auch nicht einer; keiner ist verständig, keiner, der nach Gott sucht. Alle fielen sie ab, sind alle mitsammen verkommen; keiner ist, der Gutes tut, auch nicht einer" (Ps 14,1-3). "Ein offenes Grab ist ihre Kehle, mit ihren Zungen üben sie Trug" (Ps 5,10), "Natterngift ist unter ihren Lippen" (Ps 140,4). "Ihr Mund ist voll von Fluch und Bitterkeit" (Ps 10,7). "Schnell sind ihre Füße zum Blutvergießen, Verderben und Unheil ist auf ihren Wegen, und den Weg des Friedens kannten sie nicht" (Is 59,7f). "Nichts von Furcht Gottes ist ihnen vor Augen" (Ps 36,2). Nun wissen wir doch, daß alles, was das Gesetz sagt, es denen sagt, die unter dem Gesetze sind, damit jeder Mund gestopft und die ganze Welt schuldig werde vor Gott. Denn aus Werken des Gesetzes wird "niemand gerecht werden vor ihm" (Ps 143,2); durch das Gesetz kommt ja die Erkenntnis der Sünde. Jetzt aber ist ohne Zutun des Gesetzes Gerechtigkeit Gottes offenbar geworden, bezeugt vom Gesetz und den Propheten, Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus für alle [und über alle], die [an ihn] glauben. Es ist ja kein Unterschied; denn alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes. Gerechtigkeit empfangen sie als Geschenk durch seine Gnade, aufgrund der Erlösung in Christus Jesus, den Gott darbot als Sühnopfer, durch Glauben, in seinem Blut, zum Erweis seiner Gerechtigkeit - da er die früher geschehenen Sünden hatte hingehen lassen in der Zeit der Geduld Gottes - zum Erweis seiner Gerechtigkeit nunmehr in dieser Zeit, auf daß er selber gerecht sei und gerecht mache den aus dem Glauben Jesu. Wo also ist [dein] Rühmen? Es ist ausgeschlossen! Aufgrund welchen Gesetzes? Durch das der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. Denn wir sind der Überzeugung, daß der Mensch durch Glauben gerecht werde, ohne Zutun von Werken des Gesetzes. Oder ist Gott nur der Gott der Juden? Nicht auch der Heiden? Ja, auch der Heiden; denn es gibt doch nur einen einzigen Gott, ihn, der die Beschnittenen gerecht machen wird aus Glauben und die Unbeschnittenen durch Glauben. Machen wir nun das Gesetz zunichte durch den Glauben? Keineswegs! Wir bringen es vielmehr zur Geltung. Was ist nun zu sagen von Abraham, unserem leiblichen Stammvater? Ist nämlich Abraham durch Werke ein Gerechter geworden, so hat er Ruhm, aber nicht vor Gott. Denn was sagt die Schrift? "Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm angerechnet zur Gerechtigkeit" (1Mos 15,6). Dem aber, der Werke tut, wird der Lohn nicht angerechnet nach Gnade, sondern nach Schuldigkeit; dem jedoch, der nicht Werke tut, sondern an den glaubt, der den Sünder gerecht macht, wird sein Glaube [nach dem Ratschluß der Gnade Gottes] angerechnet zur Gerechtigkeit. So preist auch David den Menschen selig, dem Gott Gerechtigkeit zuerkennt ohne Werke: "Selig, deren Missetaten vergeben und deren Sünden zugedeckt wurden. Selig der Mann, dem nicht anrechnet der Herr die Sünde" (Ps 32,1f). Diese Seligpreisung nun, gilt sie für den Beschnittenen oder auch für den Unbeschnittenen? Wir sagen ja: "Es wurde dem Abraham der Glaube angerechnet zur Gerechtigkeit." Wie nun wurde er ihm angerechnet? Da er beschnitten war oder unbeschnitten? Nicht, da er beschnitten, sondern da er unbeschnitten war! Und das "Zeichen der Beschneidung" (1Mos 17,10) empfing er als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, den er schon hatte, da er noch unbeschnitten war. So sollte er der Vater sein für alle, die als Unbeschnittene glauben, damit auch ihnen zuerkannt werde die Gerechtigkeit, und Vater für die Beschnittenen, und zwar für jene, die nicht nur beschnitten sind, sondern auch wandeln in den Fußstapfen des Glaubens, wie ihn unser Vater Abraham schon hatte, da er noch nicht beschnitten war. Denn nicht aufgrund des Gesetzes wurde dem Abraham oder seiner Nachkommenschaft die Verheißung zuteil, daß er der Erbe der Welt sein werde, sondern aufgrund der Glaubensgerechtigkeit. Wären nämlich die aus dem Gesetze Erben, wäre der Glaube wertlos und die Verheißung hinfällig geworden. Das Gesetz wirkt ja Strafe; wo aber kein Gesetz, da auch keine Übertretung. Daher "aus Glauben" und somit "nach Gnade", damit die Verheißung gültig sei für alle Nachkommen, nicht nur für die vom Gesetz, sondern auch für die vom Glauben Abrahams, der unser aller Vater ist, wie geschrieben ist: "Zum Vater vieler Völker habe ich dich gesetzt" (1Mos 17,5) - vor Gott, an den er glaubte als an den, der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ins Dasein ruft. Gegen alle Hoffnung hat er voll Hoffnung geglaubt, daß er sein werde "Vater vieler Völker", dem Worte gemäß: "So wird sein deine Nachkommenschaft" (1Mos 15,5). Und ohne schwach zu werden im Glauben, bedachte er, der nahezu Hundertjährige, seinen schon erstorbenen Leib und den erstorbenen Schoß der Sara. Er zweifelte nicht ungläubig an der Verheißung Gottes, sondern wurde stark im Glauben, gab Gott die Ehre und war voll überzeugt, daß er mächtig sei, auch zu verwirklichen, was er verheißen hatte. Und deshalb "wurde es ihm angerechnet zur Gerechtigkeit" (1Mos 15,6). Doch nicht nur seinetwegen wurde geschrieben, daß "es ihm [zur Gerechtigkeit] angerechnet wurde", sondern auch unsertwegen, denen es angerechnet wird, wenn wir glauben an den, der Jesus [Christus], unseren Herrn, auferweckt hat von den Toten, ihn, der "hingegeben wurde unserer Sünden wegen" (Is 53,4) und auferweckt unserer Gerechtwerdung wegen. Gerecht geworden also aus dem Glauben, haben wir Frieden zu Gott hin durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir auch den Zugang erhielten im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und froher Stimmung sind wir im Besitz der Hoffnung auf die Herrlichkeit [der Kinder] Gottes. Doch nicht allein dies, sondern froher Stimmung sind wir auch in den Drangsalen, da wir wissen, daß die Drangsal Geduld wirkt, die Geduld Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung. Die Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unseren Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben wurde. Ist doch Christus für uns Gottlose gestorben zu einer Zeit, da wir noch elend waren. Denn schwerlich wird einer für einen Gerechten sterben; für den Guten zu sterben, dürfte vielleicht einer auf sich nehmen, Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren. Viel eher also werden wir nun, da wir Gerechte wurden durch sein Blut, gerettet werden durch ihn vor dem Zorn. Denn wurden wir schon als Feinde versöhnt mit Gott durch den Tod seines Sohnes, werden wir um vieles mehr als Versöhnte Rettung finden in seinem Leben. Nicht nur das, sondern frohe Stimmung bekunden wir in Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir nun die Versöhnung erlangt haben. Wie daher durch einen einzigen Menschen die Sünde in die Welt eintrat und durch die Sünde der Tod, und so auf alle Menschen der Tod überging, weil alle sündigten - denn bis zum Gesetz war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht angerechnet, wo kein Gesetz ist; und doch herrschte der Tod von Adam bis Moses auch über jene, die nicht sündigten in der Art der Übertretung Adams, der ein Gegenbild ist des Kommenden. Doch nicht wie beim Sündenfall ist es auch bei der Begnadung. Denn wenn durch die Sünde des einen die vielen starben, so strömte viel reicher die Gnade Gottes und die Gabe in der Gnade des einen Menschen Jesus Christus über auf die vielen. Auch ist es mit der Gabe nicht so, als käme sie nur durch einen einzigen Sünder; denn das Gericht führte von einem einzigen Vergehen zur Verurteilung, die Begnadung aber von vielen Vergehen zur Gerechtwerdung. Denn wenn durch die Sünde eines einzigen der Tod zum Herrschen kam durch den einen, werden um vieles mehr jene, die die Fülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, im Leben herrschen durch den einen, Jesus Christus. Somit also: Wie es durch die Fehltat des einen Menschen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so auch durch die Rechttat des einen für alle Menschen zu Gerechtwerdung und Leben. Wie nämlich durch den Ungehorsam des einen Menschen zu Sündern gemacht wurden die vielen, so werden auch durch den Gehorsam des einen zu Gerechten gemacht werden die vielen. Das Gesetz aber kam nebenher dazu, damit die Übertretung sich mehre. Wo aber die Sünde sich mehrte, da strömte über die Gnade, damit, wie die Sünde herrschte durch den Tod, so auch die Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn. Was sollen wir nun sagen? Sollen wir bei der Sünde verbleiben, daß die Gnade sich mehre? Das sei ferne! Die wir starben der Sünde, wie sollen wir noch leben in ihr? Oder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir getauft wurden auf Jesus Christus, auf seinen Tod getauft wurden? Mitbegraben wurden wir also mit ihm durch die Taufe auf seinen Tod, damit, wie Christus auferweckt wurde von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir im Neusein des Lebens wandeln. Sind wir nämlich miteinbezogen worden in die Gestalt seines Todes, werden wir gewiß es auch sein in die Gestalt der Auferstehung, wobei wir dies erkennen, daß der alte Mensch in uns mitgekreuzigt wurde, damit der Leib der Sünde abgetan werde und wir nicht mehr Sklaven seien der Sünde. Denn wer starb, der ist gelöst von der Bindung an die Sünde. Wenn wir aber starben mit Christus, so glauben wir, daß wir auch leben werden mit ihm. Wir wissen ja, daß Christus, auferweckt von den Toten, nicht mehr stirbt; der Tod ist nicht mehr Herr über ihn. Denn was er starb, das starb er der Sünde ein für allemal, was er lebt, lebt er Gott. So erachtet auch ihr euch als solche, die tot sind der Sünde, doch lebend für Gott in Christus Jesus [unserem Herrn]. Es herrsche darum nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, um euch hörig zu machen seinen Gelüsten; und gebt eure Glieder nicht der Sünde hin als Werkzeuge der Ungerechtigkeit, sondern gebt euch Gott hin als solche, die aus Toten Lebende wurden, und eure Glieder als Werkzeuge der Gerechtigkeit für Gott! Denn die Sünde wird nicht Herrin sein über euch; ihr seid ja nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade. Was also? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz sind, sondern unter Gnade? Das sei ferne! Wißt ihr nicht: Wenn ihr euch einem übergebt als Sklaven zum Gehorsam, so seid ihr Sklaven dessen, dem ihr euch hörig macht, sei es der Sünde zum Tode, sei es des Gehorsames zur Gerechtigkeit. Dank aber Gott! Ihr waret Sklaven der Sünde, wurdet aber gehorsam von Herzen auf das Grundbekenntnis der Lehre hin, auf das hin ihr übereignet wurdet: befreit von der Bindung an die Sünde, wurdet ihr dienstbar gemacht der Gerechtigkeit. Nach Menschenweise rede ich, um der Schwäche eures Fleisches willen. Wie ihr nämlich eure Glieder dem Dienst der Unlauterkeit und Zuchtlosigkeit hingegeben habt zur Zuchtlosigkeit, so gebt nunmehr eure Glieder dem Dienst der Gerechtigkeit hin zur Heiligung! Als ihr nämlich Sklaven der Sünde waret, da waret ihr frei gegenüber der Gerechtigkeit. Doch welchen Gewinn hattet ihr damals von den Dingen, deren ihr jetzt euch schämt? Denn das Ende von ihnen ist der Tod. Frei gemacht aber nunmehr von der Bindung an die Sünde und dienstbar gemacht für Gott, habt ihr euren Gewinn zur Heiligung, als die Vollendung aber ewiges Leben. Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gnadengabe Gottes aber ist ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn. Oder wißt ihr nicht, Brüder - ich rede zu denen, die das Gesetz kennen -, daß das Gesetz Herr ist über den Menschen für die Zeit, da er lebt? Denn die mit einem Mann verheiratete Frau ist an den lebenden Mann gebunden durch Gesetz; stirbt aber der Mann, ist sie dem Gesetz des Mannes enthoben. Sie wird also zu Lebzeiten des Mannes als Ehebrecherin gelten, wenn sie einem andern zu eigen wird; stirbt aber der Mann, ist sie frei vom Gesetz, so daß sie nicht Ehebrecherin ist, wenn sie einem andern zu eigen wird. So seid auch ihr, meine Brüder, tot geworden dem Gesetz durch den Leib Christi, um zu eigen zu werden einem andern, dem von den Toten Erweckten, damit wir Frucht bringen für Gott. Als wir nämlich im Fleische lebten, wirkten die Gelüste der Sünden, geweckt durch das Gesetz, in unseren Gliedern, daß wir Frucht brachten für den Tod. Jetzt aber sind wir enthoben dem Gesetz, da wir dem starben, worin wir festgehalten waren, so daß wir dienen in der neuen Weise des Geistes, und nicht in der alten des Buchstabens. Was sollen wir nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Keineswegs! Doch die Sünde hätte ich nicht kennengelernt, wenn nicht durch das Gesetz; denn von der Begierde hätte ich nichts gewußt, wenn das Gesetz nicht sagte: "Du sollst nicht begehren!" Nachdem aber die Sünde einen Antrieb erhalten hatte durch das Gebot, weckte sie in mir jedwedes Begehren; denn ohne Hinzukommen des Gesetzes ist die Sünde tot. Ich lebte einst fern vom Gesetz; als jedoch das Gebot kam, lebte die Sünde auf, ich aber starb, und es gereichte mir gerade das Gebot, das zum Leben dienen sollte, zum Tode. Denn nachdem die Sünde Antrieb erhalten hatte durch das Gebot, betrog sie mich und tötete mich durch dieses. So ist also das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig und gerecht und gut. Brachte nun das Gute mir den Tod? Mitnichten! Sondern, damit die Sünde als Sünde sichtbar werde, brachte sie mir durch das Gute den Tod, damit über alle Maßen sündhaft werde die Sünde durch das Gebot. Denn wir wissen, das Gesetz ist geistig, ich aber bin von Fleisch, verkauft unter die Sünde. Denn was ich vollbringe, verstehe ich nicht; denn nicht das [Gute], das ich will, tue ich; sondern, was ich hasse [, das Böse], das tue ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, stimme ich dem Gesetze zu, daß es gut ist. Dann aber vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich weiß ja, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen liegt bei mir, das Vollbringen des Guten aber nicht. Denn nicht das Gute, das ich will, tue ich; sondern, was ich nicht will, das Böse, das vollbringe ich. Wenn ich aber das, was ich nicht will, tue, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde. Ich finde als das Gesetz, daß mir, der ich das Gute tun will, das Böse bereitliegt. Denn ich freue mich dem inneren Menschen nach am Gesetze Gottes. Doch ich sehe ein Gesetz von anderer Art in meinen Gliedern, das dem Gesetz meiner Vernunft widerstreitet und mich gefangennimmt durch das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich unglücklicher Mensch! Wer wird mich befreien aus diesem Leib des Todes? Dank sei Gott: durch Jesus Christus unseren Herrn! So diene ich also, auf mich allein gestellt, mit der Vernunft dem Gesetze Gottes, mit dem Fleische aber dem Gesetz der Sünde. Nichts jedoch gereicht nunmehr denen zur Verdammnis, die in Christus Jesus sind [und nicht nach dem Fleische wandeln]. Denn das Gesetz des Geistes des Lebens machte dich in Christus Jesus frei vom Gesetz der Sünde und des Todes. Was nämlich unmöglich war dem Gesetz, da es schwach war durch das Fleisch: Gott sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde. willen und hat Gericht gehalten über die Sünde am Fleische, damit erfüllt würde die Forderung des Gesetzes in uns, die wir nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geiste. Denn die nach Art des Fleisches sind, trachten nach dem, was des Fleisches ist, die aber nach Art des Geistes sind, nach dem, was des Geistes ist. Das Trachten des Fleisches ist Tod, das Trachten des Geistes aber Leben und Friede. Das Trachten des Fleisches ist feindlich gegen Gott; denn es unterwirft sich nicht dem Gesetze Gottes und kann es auch nicht. Die im Fleische sind, können Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht im Fleische, sondern im Geiste, wenn anders der Geist Gottes in euch wohnt. Hat aber einer den Geist Christi nicht, so gehört er nicht zu ihm. Ist dagegen Christus in euch, so ist der Leib zwar tot, der Sünde wegen, der Geist aber ist Leben, der Gerechtigkeit wegen. Wohnt aber der Geist dessen in euch, der Jesus von den Toten erweckte, so wird er, der Christus Jesus von den Toten erweckte, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen in euch wohnenden Geist. Demnach also, Brüder, sind wir nicht verpflichtet dem Fleische, um nach dem Fleische zu leben; denn wenn ihr nach dem Fleische lebt, werdet ihr sterben; wenn ihr aber durch den Geist das Tun des Fleisches zum Sterben bringt, werdet ihr leben. Denn, die vom Geiste Gottes geleitet werden, die sind Söhne Gottes. Ihr habt ja nicht den Geist des Knechtseins empfangen, um euch von neuem zu fürchten, sondern den Geist des Kindseins, in dem wir rufen: Abba, Vater! Eben dieser Geist bezeugt es unserem Geist, daß wir Kinder Gottes sind. Sind wir aber Kinder, dann auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi, sofern wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden. Ich bin ja überzeugt, daß die Leiden dieser Zeit nicht zu vergleichen sind mit der Herrlichkeit, die sich offenbaren soll an uns. Denn das Harren der Schöpfung ist ein Warten auf die Offenbarung der Söhne Gottes. Der Nichtigkeit ist ja die Schöpfung unterworfen - nicht aus sich heraus, sondern nach dem Willen dessen, der sie unterwarf, zugleich mit der Hoffnung, daß auch sie, die Schöpfung, von der Knechtung an die Vergänglichkeit befreit wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, daß bis zur Stunde die gesamte Schöpfung mit in Seufzen und Wehen liegt; doch nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes besitzen, ja wir selbst seufzen in uns im Warten auf die Kindschaft, auf die Erlösung unseres Leibes. Denn auf Hoffnung hin wurden wir gerettet; Hoffnung aber, die schon geschaut wird, ist nicht Hoffnung; denn was einer schaut, was soll er da noch hoffen? Hoffen wir aber auf das, was wir nicht schauen, so warten wir in Geduld. Ebenso auch nimmt der Geist sich unserer Schwachheit an; denn um was wir beten sollen, wie es sich gebührt, das wissen wir nicht; doch der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern. Der die Herzen erforscht, weiß um das Anliegen des Geistes; denn er tritt im Sinne Gottes ein für die Heiligen. Wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alles mitwirkt zum Guten, denen, die nach seinem Ratschluß berufen sind. Denn die er im voraus erkannte, die bestimmte er auch im voraus zur Teilhabe an der Bildgestalt seines Sohnes, auf daß er Erstgeborener sei unter vielen Brüdern; die er aber vorherbestimmte, die rief er auch, und die er rief, die machte er auch gerecht; die er aber gerecht machte, die verherrlichte er auch. Was sollen wir angesichts dessen nun sagen? Wenn Gott für uns ist, wer ist gegen uns? Der seines eigenen Sohnes nicht schonte, sondern für uns alle ihn hingab, wie sollte er nicht auch mit ihm uns alles geben? Wer soll Klage führen gegen die Auserwählten Gottes? Gott, der gerecht macht? Wer soll verurteilen? Christus Jesus, der für uns starb? Mehr noch: der auferweckt wurde und der zur Rechten Gottes sitzt und der eintritt für uns? Wer will uns trennen von der Liebe Christi? Trübsal oder Bedrängnis oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert, wie geschrieben steht: "Um deinetwillen werden wir hingemordet den ganzen Tag, werden wir erachtet wie Schafe, die zu schlachten sind" (Ps 44,23)? Doch in all dem obsiegen wir durch den, der uns liebte. Denn ich bin überzeugt, weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Kräfte, weder Höhe noch Tiefe noch sonst etwas Geschaffenes wird uns zu trennen vermögen von der Liebe Gottes in Christus Jesus, unserem Herrn. Ich sage die Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, mein Gewissen bezeugt es mir im Heiligen Geist: Ich habe große Trauer und unaufhörliches Leid in meinem Herzen. Ich wollte nämlich, ich könnte selber ein Ausgeschlossener sein, fern von Christus, zum Besten meiner Brüder, meiner Verwandten dem Fleische nach. Sie sind Israeliten, ihrer ist die Kindschaft, die Herrlichkeit, die Bündnisse, die Gesetzgebung, der Gottesdienst und die Verheißungen; sie haben die Väter, und aus ihnen stammt dem Fleische nach Christus, der über allem steht als Gott, gepriesen in alle Ewigkeit. Amen. Es ist aber nicht so, als wäre das Wort Gottes hinfällig geworden; denn nicht alle aus Israel sind als solche schon Israel. Auch sind sie nicht als Nachkommen Abrahams schon alle seine Kinder; sondern "in Isaak soll dir Nachkommenschaft genannt werden" (1Mos 21,12), das heißt, nicht die Kinder des Fleisches sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommen gerechnet. Denn ein Wort der Verheißung ist dieses: "Um diese Zeit werde ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben" (1Mos 18,10). So war es nicht nur hier, sondern auch bei Rebekka, die von einem einzigen empfangen hatte, unserem Vater Isaak: da sie nämlich noch nicht geboren waren und weder etwas Gutes noch Böses getan hatten, wurde ihr - damit der in freier Wahl gefaßte Ratschluß Gottes bestehen bleibe, und zwar nicht abhängig von Werken, sondern vom Berufenden - gesagt: "Der Ältere wird dem Jüngeren dienen" (1Mos 25,23), gemäß dem Schriftwort: "Jakob habe ich geliebt, Esau aber gehaßt" (Mal 1,2f). Was sollen wir nun sagen? Ist Ungerechtigkeit bei Gott? Keineswegs! Denn zu Moses spricht er; "Ich werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarme, und werde Mitleid erweisen, wem ich Mitleid erweise" (2Mos 33,19). So liegt es also nicht an dem, der will, noch an dem, der läuft, sondern an dem sich erbarmenden Gott. Denn es sagt die Schrift zu Pharao: "Gerade dazu habe ich dich erweckt, daß ich meine Kraft an dir zeige und mein Name verkündet werde auf der ganzen Erde" (2Mos 9,16). So erbarmt er sich also, wessen er will, und verstockt, wen er will. Du wirst mir nun sagen: "Wozu tadelt er noch? Denn wer widersteht seinem Willen?" O Mensch! Wer bist du denn, daß du rechten willst mit Gott? Wird etwa das Gebilde zu seinem Bildner sagen: "Warum hast du mich so gemacht?" Oder hat der Töpfer nicht Macht über den Ton, um aus der gleichen Masse das eine Gefäß zu ehrenvollem Gebrauch, das andere zu nicht ehrenvollem zu machen? Wenn nun Gott, da er seinen Zorn zeigen und sein Mächtigsein kundtun wollte, in großer Geduld Gefäße des Zornes ertrug, die bereitet waren für den Untergang, und wenn er den Reichtum seiner Herrlichkeit zeigen wollte an den Gefäßen der Erbarmung, die er im voraus bereitet hat für die Herrlichkeit? Zu solchen berief er auch uns, nicht nur aus Juden, sondern auch aus Heidenvölkern, wie er auch bei Osee spricht: "Das Nicht-mein-Volk werde ich rufen als Mein-Volk und die Nichtgeliebte als Geliebte [und die Nichtbegnadete als Begnadete]" (Os 2,25). "Und es wird geschehen: an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid Nicht-mein-Volk, dort werden sie genannt werden: Söhne des lebendigen Gottes" (Os 2,1). Isaias aber ruft über Israel: "Wäre die Zahl der Söhne Israels wie der Sand am Meer, nur der Rest wird gerettet werden. Denn sein Wort erfüllend und es rasch vollziehend, wird der Herr handeln auf Erden" (Is 10,22). Und wie Isaias vorhergesagt hat: "Hätte der Herr der Heerscharen uns nicht einen Samen gelassen, wie Sodoma wären wir geworden, und Gomorra glichen wir" (Is 1,9). Was sollen wir also sagen: Heiden, die nicht nach Gerechtigkeit streben, erlangten Gerechtigkeit, Gerechtigkeit aber aus Glauben. Israel jedoch, das dem Gesetz der Gerechtigkeit nachstrebt, ist nicht zum Ziel des Gesetzes gelangt. Weshalb? Weil nicht aus Glauben, sondern im Rechnen auf Werke. Angestoßen sind sie "am Stein des Anstoßes", wie geschrieben steht: "Siehe, ich setze auf Sion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden" (Is 8,14; Is 28,16). Brüder! Der Wunsch meines Herzens und mein Flehen zu Gott geht um sie und ihr Heil. Denn ich gebe ihnen das Zeugnis, daß sie Eifer haben für Gott, doch nicht in rechter Erkenntnis. Denn da sie die Gerechtigkeit Gottes verkannten und ihre eigene aufzurichten suchten, unterwarfen sie sich nicht der Gerechtigkeit Gottes. Endziel des Gesetzes ist ja Christus zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt. Denn Moses schreibt von der Gesetzesgerechtigkeit: "Wer es tut, wird leben durch sie" (3Mos 18,5). Die Glaubensgerechtigkeit aber spricht so: "Sage nicht in deinem Herzen: Wer wird hinaufsteigen zum Himmel?" (5Mos 30,12), das heißt, um Christus herabzuholen, oder: "Wer hinabsteigen in den Abgrund?", das heißt, um Christus von den Toten heraufzuholen; sondern, was sagt sie? "Nahe ist dir das Wort in deinem Munde und in deinem Herzen" (5Mos 30,14), das ist das Wort des Glaubens, das wir verkünden. Wenn du mit deinem Munde bekennst: "Herr Jesus" und in deinem Herzen glaubst, daß Gott ihn von den Toten erweckte, wirst du das Heil empfangen. Denn aus dem Herzen kommt der Glaube, der zur Gerechtigkeit führt, und aus dem Munde das Bekenntnis zum Heile. Es sagt ja die Schrift: "Ein jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden" (Is 28,16). Es ist nämlich kein Unterschied zwischen Jude und Hellene; denn einer und derselbe ist der Herr aller, reich für alle, die ihn anrufen. Denn "jeder, der anruft den Namen des Herrn, wird gerettet werden" (Joël 3,5). Doch wie sollen sie anrufen, an den sie nicht glaubten? Wie aber sollen sie glauben, von dem sie nicht hörten? Und wie sollen sie hören, wenn niemand verkündet? Wie aber sollen sie verkünden, wenn sie nicht ausgesandt wurden, wie geschrieben steht: "Wie lieblich sind die Füße [der Frohboten des Friedens,] der Frohboten des Guten" (Is 52,7). Doch nicht alle beugten sich der Frohbotschaft. Isaias sagt ja: "Herr, wer glaubte unserer Botschaft?" (Is 53,1). So kommt also der Glaube aus der Botschaft, die Botschaft aber durch das Wort Christi. Ich frage nun: Haben sie denn nicht gehört? Doch gewiß! "Über die ganze Erde ging hin ihr Schall und bis an des Erdkreises Grenze ihr Sprechen" (Ps 19,5). Weiter frage ich: Hat Israel etwa nicht verstanden? Als erster antwortet Moses: "Ich will euch eifersüchtig machen auf ein Nicht-Volk; mit einem Volk ohne Einsicht will ich euch aufreizen" (5Mos 32,21). Isaias aber sagt das kühne Wort: "Ich ließ mich finden von denen, die nicht nach mir suchen; ich offenbarte mich denen, die nicht nach mir fragen" (Is 65,1). Zu Israel aber sagt er: "Den ganzen Tag streckte ich meine Hände aus nach einem störrischen und widerspenstigen Volk" (Is 65,2). Ich frage nun: Hat etwa Gott sein Volk verworfen? Keineswegs! Denn auch ich bin ein Israelit, aus dem Geschlechte Abrahams, vom Stamme Benjamin. "Nicht verworfen hat Gott sein Volk" (Ps 94,14), das er vorher erkannt hat. Oder wißt ihr nicht, was die Schrift sagt bei Elias, da er Klage führt vor Gott gegen Israel: "Herr, deine Propheten haben sie getötet, deine Altäre zerstört. Ich allein bin übriggeblieben, und sie streben mir nach dem Leben" (1Kön 19,10, 1Kön 19,14). Was aber sagt ihm der Gottesspruch? "Ich habe mir übrigbehalten siebentausend Mann, die ihr Knie nicht beugten vor Baal" (1Kön 19,18). So ist auch in dieser Zeit ein Rest vorhanden nach Auswahl der Gnade. Wenn aber durch Gnade, dann nicht aufgrund von Werken; sonst wäre Gnade nicht mehr Gnade. Was also? Was Israel anstrebt, das hat es nicht erreicht; nur die Auswahl erreichte es, die übrigen aber wurden verstockt, wie geschrieben steht: "Gott gab ihnen einen Geist der Betäubung; Augen, um nicht zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören, bis zum heutigen Tag" (Is 29,10). Und David sagt: "Ihr Tisch werde ihnen zum Fangnetz und zur Falle, zum Anstoß und zur Vergeltung. Ihre Augen sollen finster werden, daß sie nicht sehen, ihre Rücken sollst du krümmen für immer" (Ps 69,23). Ich frage nun: Sind sie etwa gestrauchelt, um zu Fall zu kommen? Das sei ferne! Vielmehr kam durch ihr Versagen das Heil zu den Heiden, um sie eifersüchtig zu machen. Bedeutet aber schon ihr Versagen Reichtum für die Welt und ihr Fehlen Reichtum für die Heiden, um wieviel mehr ihre Vollzahl? Euch Heiden aber sage ich: Gerade als Apostel der Heiden will ich meinen Dienst in Ehren halten, so ich mein eigen Fleisch zur Nacheiferung anreizen und einige von ihnen retten kann. Denn bedeutet schon ihre Verwerfung Versöhnung der Welt, was dann ihre Aufnahme anders als Leben aus Toten? Ist aber der Anbruch heilig, dann auch der Teig, und ist die Wurzel heilig, dann auch die Zweige. Wenn nun einige von den Zweigen herausgebrochen wurden und du vom Wildölbaum zwischen sie eingepfropft wurdest und Anteil erhieltest an der Wurzel und dem Saftstrom des Ölbaums, so erhebe dich nicht über die Zweige; erhebst du dich aber, so wisse: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel dich. Du wirst nun sagen: Die Zweige wurden herausgebrochen, damit ich eingepfropft werde. Richtig! Infolge ihres Unglaubens wurden sie herausgebrochen; du aber stehst durch den Glauben. Sei nicht hochmütigen Sinnes, sondern fürchte! Hat nämlich Gott der natürlichen Zweige nicht geschont, so wird er auch deiner nicht schonen. Sieh also Gottes Güte und Strenge: Strenge gegen jene, die gefallen sind, Gottes Güte aber gegen dich, wenn du bei seiner Güte verharrst; sonst wirst auch du herausgehauen werden. Aber auch jene werden, wenn sie nicht im Unglauben verharren, eingepfropf werden; denn Gott ist mächtig genug, sie wieder einzupfropfen. Wenn nämlich du aus dem von Natur wilden Ölbaum weggehauen und entgegen der Natur eingepfropft wurdest in den Edelölbaum, wieviel eher werden jene eingepfropft werden in den eigenen Ölbaum! Denn nicht möchte ich euch, Brüder, in Unkenntnis lassen über dieses Geheimnis, damit ihr nicht für euch selber klug sein wollt: Verstockung kam über einen Teil von Israel, bis die Vollzahl der Heiden eingetreten ist, und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: "Aus Sion wird kommen der Retter, er nimmt hinweg die Gottlosigkeiten von Jakob; und das ist von mir der Bund für sie, wenn ich wegnehmen werde ihre Sünden" (Is 59,20f; Ps 14,7; Jer 31,31ff). Im Hinblick auf das Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; doch im Hinblick auf die Erwählung sind sie geliebt um der Väter willen; denn unwiderruflich sind die Gnadengaben und die Berufung Gottes. Wie nämlich ihr einst Gott nicht gehorchtet, jetzt aber Erbarmen fandet infolge des Ungehorsams jener, so sind auch sie jetzt in Ungehorsam infolge des Erbarmens an euch, damit auch sie nun Erbarmen finden. Denn Gott hat alle zusammengeschlossen in Ungehorsam, um sich aller zu erbarmen. O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Ratschlüsse und wie unerforschlich seine Wege! Denn "wer hat den Sinn des Herrn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen?" (Is 40,13). Oder "wer hat ihm vorher gegeben, daß ihm vergolten werde?" (Job 11,7f; Job 15,8). Denn aus ihm und durch ihn und zu ihm hin ist alles. Ihm ist die Ehre in Ewigkeit! Amen. Ich ermahne euch nun, Brüder, um der Erbarmungen Gottes willen: Bringt eure Leiber dar als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, als euren sinnvoll entsprechenden Gottesdienst. Macht euch nicht die Art dieser Welt zu eigen, sondern wandelt euch um durch Erneuerung eures Denkens, um zu prüfen, was der Wille Gottes ist, was gut, wohlgefällig und vollkommen. Denn kraft der mir verliehenen Gnade sage ich einem jeden unter euch: Sinnet nicht nach mehr, als zu sinnen recht ist; sinnet vielmehr darauf, besonnen zu sein nach dem Maß des Glaubens, wie Gott einem jeden zuteil werden ließ! Wie wir nämlich an dem einen Leib viele Glieder haben, die Glieder aber nicht alle den gleichen Dienst verrichten, so sind wir als viele ein einziger Leib in Christus, im einzelnen aber untereinander Glieder. Wir besitzen Gaben, die entsprechend der uns verliehenen Gnade verschieden sind: Hat einer Prophetengabe, so nach Maßgabe des Glaubens; hat einer ein Amt, der sei tätig im Amt; der Lehrende widme sich der Lehre; wer Prediger ist, der predige; wer gibt, der gebe in Einfalt; wer Vorsteher ist, habe Eifer; wer Barmherzigkeit übt, tue es mit Frohsinn. Die Liebe sei ungeheuchelt. Verabscheut das Böse, hanget an dem Guten! Seid einander zugetan in brüderlicher Liebe, kommt einander mit Achtung zuvor; im Eifer nicht lässig, im Geiste glühend, dem Herrn dienend; in der Hoffnung fröhlich, in der Drangsal geduldig, im Beten beharrlich; um die Bedürfnisse der Heiligen besorgt, auf Gastfreundschaft bedacht! Segnet eure Verfolger, segnet und fluchet nicht! Freut euch mit den Fröhlichen, weint mit den Weinenden! Seid eines Sinnes untereinander; trachtet nicht nach Hohem, sondern befaßt euch mit dem Geringen! "Seid nicht klug vor euch selbst" (Spr 3,7)! Vergeltet niemand Böses mit Bösem! "Seid auf Gutes bedacht [nicht nur vor Gott, sondern auch] vor allen Menschen" (Spr 3,4)! Wenn möglich, haltet, soviel an euch liegt, Frieden mit allen Menschen! Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorngericht; es steht ja geschrieben: "Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr" (5Mos 32,35). Sondern "wenn dein Feind hungert, gib ihm zu essen; wenn er dürstet, gib ihm zu trinken; denn tust du das, wirst du feurige Kohlen sammeln auf sein Haupt" (Spr 25,21-23). Laß dich nicht überwinden vom Bösen, sondern überwinde mit dem Guten das Böse! Jedermann unterwerfe sich den vorgesetzten Obrigkeiten; denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott, und die bestehenden sind von Gott angeordnet. Wer sich daher der Obrigkeit widersetzt, der widersetzt sich der Anordnung Gottes, und die sich widersetzen, werden sich selber das Gericht zuziehen. Die Regierenden sind ja nicht der guten Tat Anlaß zur Furcht, sondern der bösen. Willst du aber ohne Furcht sein vor der Obrigkeit, so tue das Gute, und du wirst Anerkennung finden bei ihr. Denn Gottes Dienerin ist sie für dich zum Guten. Tust du aber das Böse, so fürchte dich; denn nicht umsonst trägt sie das Schwert. Sie ist ja Gottes Dienerin, Rechtsvollstreckerin zur Bestrafung dessen, der das Böse tut. Daraus folgt, daß man sich unterordnen muß, nicht nur um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. Aus diesem Grunde zahlt ihr ja auch Steuern; denn Beauftragte Gottes sind sie, und gerade dafür tun sie beharrlich ihren Dienst. Gebt allen, was ihr schuldig seid: Steuer, wem Steuer, Zoll, wem Zoll, Furcht, wem Furcht, Ehre, wem Ehre! Bleibt niemand etwas schuldig, außer dem, daß ihr einander liebt; denn wer den Nächsten liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn das Gebot: "Du sollst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, [nicht falsches Zeugnis geben,] nicht begehren" (2Mos 20,13f; 5Mos 5,17), und jedes andere Gebot ist in diesem einen Wort zusammengefaßt: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" (3Mos 19,18). Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Des Gesetzes volle Erfüllung ist also die Liebe. Und dabei sollt ihr am Stand der Zeit erkennen, daß die Stunde schon da ist für euch, um vom Schlafe aufzustehen; denn näher ist jetzt unser Heil, als da wir zum Glauben kamen. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag hat sich genaht. So laßt uns denn ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes! Wie am Tage laßt uns ehrbar wandeln, nicht in Schmausereien und Trinkgelagen, nicht in Wollust und Ausschweifungen, nicht in Streit und Eifersucht; zieht vielmehr den Herrn Jesus Christus an, und pflegt das Fleisch nicht so, daß es lüstern wird! Den Schwachen im Glauben nehmt hin ohne Streit um Meinungsverschiedenheiten! Glaubt einer, er dürfe alles essen, der Schwache aber ißt nur Pflanzenkost, so soll der Essende den Nichtessenden nicht verachten, und der Nichtessende den Essenden nicht richten; denn Gott hat ihn angenommen. Wer bist du denn, daß du richten willst über den fremden Knecht? Seinem Herrn steht oder fällt er; er wird aber stehen; denn der Herr ist mächtig, ihn aufrecht zu halten. Unterscheidet nämlich einer die Tage voneinander, der andere aber hält jeden Tag gleich, so sei ein jeder in seiner Meinung voll überzeugt. Wer auf den Tag achtet, der achtet darauf im Hinblick auf den Herrn; wer ißt, der ißt im Hinblick auf den Herrn; er spricht ja Gott das Dankgebet; und wer nicht ißt, der ißt nicht im Hinblick auf den Herrn, und er spricht Gott das Dankgebet. Denn keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst; denn leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn; ob wir nun leben, ob wir nun sterben, wir sind des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und lebendig geworden, daß er Herr sei sowohl über Tote wie Lebende. Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden ja alle vor den Richterstuhl Gottes zu treten haben. Denn es ist geschrieben: "So wahr ich lebe, spricht der Herr, vor mir wird sich beugen jedes Knie, und jede Zunge wird Gott lobpreisen" (Is 45,23). So wird also ein jeder von uns über sich selbst Rechenschaft geben vor Gott. Darum laßt uns nicht mehr einander richten. Richtet vielmehr eure Sorge darauf, daß ihr dem Bruder nicht Anstoß oder Ärgernis gebt. Ich weiß und habe im Herrn Jesus die Überzeugung, daß nichts in sich selbst unrein ist; nur für den, der es für unrein hält, ist es unrein. Wird nämlich dein Bruder des Essens wegen betrübt, so wandelst du nicht mehr der Liebe gemäß. Bring mit deiner Speise nicht den ins Verderben, für den Christus gestorben ist! Gebt das Gut, das euer ist, nicht der Lästerung preis! Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in Heiligem Geist. Wer darin Christus dient, ist Gott wohlgefällig und geachtet bei den Menschen. So laß uns trachten nach dem, was dem Frieden dient und der Erbauung untereinander. Zerstöre nicht um des Essens willen das Werk Gottes! Es ist zwar alles rein, doch schlimm ist es für den Menschen, der durch sein Essen Anstoß gibt. Besser ist es, kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken noch irgend etwas, woran dein Bruder Anstoß nimmt [oder Ärgernis oder schwach wird]. Hast du eine Glaubensüberzeugung, so behalte sie für. dich selbst vor Gott. Selig, wer sich nicht selbst zu verurteilen braucht bei dem, was er für recht hält! Wer aber unter Zweifel ißt, der ist verurteilt, weil es nicht aus gläubiger Überzeugung geschieht. Alles, was nicht aus gläubiger Überzeugung geschieht, ist Sünde. Wir Starken aber, wir sollen die Gebrechen der Schwachen ertragen und nicht nach unserem Gefallen leben. Ein jeder von uns suche dem Nächsten zu Gefallen zu leben, damit es zum Guten führe, zur Erbauung. Denn auch Christus lebte nicht sich selbst zu Gefallen, sondern wie geschrieben steht: "Die Schmähungen derer, die dich schmähen, fielen auf mich" (Ps 69,10). Alles nämlich, was dereinst geschrieben wurde, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch die Geduld und durch den Trost der Schriften die Hoffnung haben. Der Gott der Geduld und des Trostes aber gebe euch, gleicher Gesinnung zu sein untereinander im Hinblick auf Christus Jesus, auf daß ihr einmütig aus einem Munde Gott und den Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht. Darum nehme einer den andern an, wie auch Christus euch angenommen hat zur Verherrlichung Gottes. Ich meine damit, daß Christus Diener der Beschneidung wurde um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, zur Bestätigung der Verheißung an die Väter. Die Heiden aber sollen Gott preisen wegen seines Erbarmens, wie geschrieben steht: "Darum will ich dich preisen unter den Heidenvölkern und deinem Namen lobsingen" (Ps 18,50). Und wiederum heißt es: "Freuet euch, ihr Heiden, zusammen mit seinem Volke!" (5Mos 32,43). Und abermals: "Lobet, ihr Heidenvölker alle, den Herrn; es sollen ihn preisen alle Nationen" (Ps 117,1). Isaias wiederum sagt: "Es wird kommen die Wurzel Jesse und er, der aufsteht, zu herrschen über die Heiden; auf ihn werden hoffen die Heiden" (Is 11,10). Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit allem Frieden im Glauben, auf daß ihr überreich seid an Hoffnung in der Kraft Heiligen Geistes. Ich bin überzeugt von euch, meine Brüder, ja gerade ich, daß ihr von selbst voll guter Gesinnung seid, erfüllt von aller Erkenntnis und fähig, euch einander zum Rechten zu leiten. Doch habe ich euch nach mancher Hinsicht etwas freimütig geschrieben, in der Meinung, es euch wieder in Erinnerung zu bringen kraft der mir von Gott verliehenen Gnade, um den Dienst Jesu Christi zu erfüllen bei den Heiden und das heilige Werk des Evangeliums Gottes zu verrichten, damit die Opfergabe der Heiden wohlgefällig sei, geheiligt in Heiligem Geiste. Ich habe das Recht, mich zu rühmen in Christus Jesus in dem, was auf Gott gerichtet ist. Denn ich vermesse mich nicht, von etwas zu reden, was nicht Christus gewirkt hat durch mich, um die Heiden zum Gehorsam zu führen in Wort und Tat, in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes. So habe ich von Jerusalem an im Umkreis bis nach Illyrien die Frohbotschaft von Christus zu Ende geführt. Dabei setzte ich meine Ehre darein, nicht dort zu predigen, wo Christi Namen schon genannt wurde, um nicht auf fremden Grund zu bauen, sondern wie geschrieben steht: "Denen davon nichts erzählt worden war, die werden es schauen, und die nichts gehört hatten, denen wird Einsicht werden" (Is 52,15). Darum war ich auch sehr abgehalten, zu euch zu kommen [, und bin es bis jetzt noch]. Nun aber, da ich in diesen Gegenden kein Arbeitsfeld mehr habe und schon seit vielen Jahren Verlangen trage zu euch zu kommen, falls ich nach Spanien reisen würde, hoffe ich, euch auf der Durchreise zu sehen und von euch dorthin geleitet zu werden, nachdem ich zuvor etwas mein Verlangen nach euch gestillt habe. Jetzt aber reise ich nach Jerusalem, in der Fürsorge für die Heiligen. Es faßten nämlich Mazedonien und Achaia den Entschluß, eine Beisteuer aufzubringen für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem. Ja, sie entschlossen sich, und sie sind es ihnen auch schuldig; denn wenn die Heiden an ihren geistigen Gütern Anteil erhielten, sind sie verpflichtet, ihnen auch mit den leiblichen beizustehen. Habe ich also dies erledigt und ihnen diesen Ertrag gewissenhaft ausgehändigt, so will ich bei euch vorbei den Weg nach Spanien nehmen. Ich weiß aber, wenn ich zu euch komme, werde ich mit der Fülle des Segens Christi kommen. Ich ermahne euch, Brüder, bei unserem Herrn Jesus Christus und bei der Liebe des [Heiligen] Geistes: Steht mir bei im Kampf durch euer Beten für mich zu Gott, damit ich bewahrt werde vor den Widersachern in Judäa und mein für Jerusalem bestimmter Dienst rechte Aufnahme finde bei den Heiligen. Dann werde ich voll Freude zu euch kommen und, so Gott will, mich bei euch erquicken. Der Gott des Friedens sei mit euch allen! Amen. Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe; sie steht im Dienst der Gemeinde in Kenchreä. Nehmt sie auf im Herrn, wie es Heiligen ziemt, und steht ihr bei, wenn sie in irgendeiner Sache euer bedarf. Sie ist ja selber vielen beigestanden, auch mir selbst. Grüßt Prisca und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus; sie haben für mein Leben ihre Nacken dreingesetzt; ihnen schulde nicht nur ich Dank, sondern auch alle Gemeinden der Heiden. Grüßt auch ihre Hausgemeinde. Grüßt meinen geliebten Epänetus; er ist die Erstlingsgabe von Asia für Christus. Grüßt Maria, die sich viele Mühe machte für euch. Grüßt Andronikus und Junias, meine Verwandten und Mitgefangenen; ihr Ansehen ist groß unter den Aposteln, schon vor mir gehörten sie Christus an. Grüßt meinen im Herrn geliebten Ampliatus. Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus [Jesus], und meinen geliebten Stachys. Grüßt Apelles, den in Christus Bewährten. Grüßt die vom Hause des Aristobul. Grüßt Herodion, meinen Verwandten; grüßt von den Hausgenossen des Narcissus die Anhänger des Herrn. Grüßt Tryphäna und Tryphosa, die sich mühen im Herrn. Grüßt die geliebte Persis, die viel gearbeitet hat im Herrn. Grüßt Rufus, den im Herrn Erwählten, und auch seine Mutter, die es auch für mich ist. Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder bei ihnen. Grüßt Philologus und Julia, Nereus und seine Schwester und Olympas und alle Heiligen bei ihnen. Grüßt einander mit heiligem Kuß. Es grüßen euch alle Gemeinden Christi. Ich mahne euch, Brüder, nehmt euch in acht vor denen, die Zwietracht und Ärgernisse anrichten im Widerspruch zu der Lehre, die ihr empfangen habt; geht ihnen aus dem Wege! Denn derlei Menschen dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauch, und mit schönen Reden und frommen Sprüchen verführen sie die Herzen der Arglosen. Euer Gehorsam freilich ist allerorten bekannt geworden; daher freue ich mich über euch und habe nur den Wunsch, ihr möchtet begabt sein für das Gute, einfältig aber gegenüber dem Bösen. Der Gott des Friedens wird den Satan unter euren Füßen rasch zertreten. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch! Es grüßen euch Timotheus, mein Mitarbeiter, sowie Lucius, Jason und Sosipatrus, meine Verwandten. Ich grüße euch im Herrn, ich, Tertius, der ich diesen Brief geschrieben habe. Es grüßt euch Gajus, mein und der ganzen Gemeinde Gastgeber. Es grüßt euch Erastus, der Stadtverwalter, und der Bruder Quartus. [Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.] Dem aber, der mächtig ist, euch zu stärken gemäß meinem Evangelium und der Botschaft von Jesus Christus, gemäß der Offenbarung des Geheimnisses, von dem seit ewigen Zeiten geschwiegen, das aber jetzt geoffenbart und mit Hilfe prophetischer Schriften nach Auftrag des ewigen Gottes allen Völkern bekannt gemacht wurde zur Weckung des Glaubensgehorsams, ihm, dem einen, weisen Gott sei Ehre durch Jesus Christus in alle Ewigkeit! Amen. Paulus, durch Gottes Willen berufen zum Apostel Jesu Christi, und der Bruder Sosthenes an die Gemeinde Gottes in Korinth, an die Geheiligten in Christus Jesus, die als Heilige berufen sind mit all denen, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen allerorten, bei ihnen und bei uns. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und vom Herrn Jesus Christus. Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben wurde in Christus Jesus! Ihr seid ja an allem reich geworden in ihm, an jedem Wort und jeder Erkenntnis, und das Zeugnis von Christus ist kraftvoll geworden bei euch, so daß es euch an keiner Gnadengabe fehlt im Warten auf das Offenbarwerden unseres Herrn Jesus Christus, der euch auch Kraft geben wird bis ans Ende, daß ihr unsträflich seid am Tage unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist Gott, durch den ihr berufen wurdet zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn. Ich mahne euch, Brüder, beim Namen unseres Herrn Jesus Christus: Seid alle einmütig im Reden und laßt es nicht zu Spaltungen unter euch kommen; seid vielmehr wohlgeordnet in gleicher Gesinnung und gleicher Überzeugung! Es ist mir nämlich über euch, meine Brüder, durch die Leute der Chloe berichtet worden, es gebe Streitigkeiten unter euch. Ich meine dies, daß der eine von euch sagt: "Ich gehöre zu Paulus", der andere: "Ich zu Apollos" - "Ich zu Kephas" - "Ich zu Christus". Ist denn Christus zerteilt? Wurde denn Paulus gekreuzigt für euch? Oder wurdet ihr auf den Namen des Paulus getauft? Ich danke Gott, daß ich niemand von euch taufte, außer Krispus und Gajus, so daß keiner sagen kann, ihr wäret auf meinen Namen getauft. Doch ja, auch des Stephanas Haus habe ich getauft; sonst bin ich mir nicht bewußt, noch einen andern getauft zu haben. Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkünden, doch nicht in Weisheit des Wortes, damit das Kreuz Christi nicht um seinen Sinn gebracht werde. Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verlorengehen, Torheit; uns aber, die wir gerettet werden, ist es Gottes Kraft. Es steht ja geschrieben: "Vernichten will ich die Weisheit der Weisen und die Klugheit der Klugen verwerfen" (Is 29,14). Wo ist ein Weiser, wo ein Gelehrter, wo ein Wortführer dieser Welt? Hat Gott die Weisheit dieser Welt nicht zur Torheit gemacht? Denn da die Welt mit ihrer Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Heilsbotschaft die zu retten, die glauben. Denn die Juden fordern Zeichen, und die Hellenen suchen Weisheit; wir aber verkünden einen gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit, den Berufenen aber, Juden wie Hellenen, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen, und das Schwache an Gott stärker als die Menschen. Seht doch auf eure Berufung, Brüder! Dem Fleische nach sind es nicht viele Weise, nicht viele Mächtige, nicht viele Hochgeborene, sondern was töricht ist vor der Welt, wählte Gott aus, um die Weisen zu beschämen; und was schwach ist vor der Welt, wählte Gott aus, um das Starke zu beschämen, was niedrig ist vor der Welt und verachtet, wählte Gott aus, das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zunichte zu machen, damit niemand sich rühme vor Gott. Aus ihm seid ihr in Christus Jesus, der für uns Weisheit wurde von Gott her, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung, damit, dem Schriftwort gemäß, "wer sich rühmt, sich rühme im Herrn" (Jer 9,23f). Und da ich zu euch kam, Brüder, trat ich nicht mit überlegener Rede und Weisheit auf, als ich euch Kunde brachte vom Zeugnis Gottes. Denn ich hatte mir vorgenommen, nichts anderes zu wissen unter euch als Jesus Christus, und diesen als Gekreuzigten. In Schwachheit, in großer Furcht und Zaghaftigkeit trat ich vor euch, und meine Rede und meine Predigt bestanden nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis von Geist und Kraft, damit euer Glaube sich nicht gründe auf Weisheit von Menschen, sondern auf Kraft von Gott. Weisheit jedoch verkünden wir unter den Vollkommenen, freilich nicht Weisheit dieser Welt und nicht der Führenden dieser Welt, die zunichte werden, sondern wir künden Gottes Weisheit im Geheimnis, die verborgene, die Gott vor aller Zeit vorherbestimmt hat zu unserer Herrlichkeit. Sie erkannte keiner von den Führenden dieser Welt; denn hätten sie erkannt, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Vielmehr ist es, wie geschrieben steht: "Was kein Auge sah und was kein Ohr vernahm und was in eines Menschen Herz nicht drang, was Gott denen bereitete, die ihn lieben" (Is 64,3). Uns aber offenbarte es Gott durch den Geist; denn der Geist ergründet alles, auch die Tiefen Gottes. Denn wer unter Menschen weiß, was im Menschen ist, außer der Geist des Menschen, der in ihm selbst ist? So hat auch keiner erkannt, was Gottes ist, als der Geist Gottes. Wir haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir erkennen, was von Gott an Gnade uns gegeben ist. Dies verkünden wir auch, nicht mit Worten, wie Menschenweisheit es lehrt, sondern wie der Geist es lehrt, indem wir Geisterfüllten das, was des Geistes ist, deuten. Der sinnenhafte Mensch aber faßt nicht, was des Geistes Gottes ist; denn Torheit ist es ihm, und er kann es nicht begreifen, da es im Geiste zu verstehen ist. Der Geisterfüllte versteht alles, doch er selbst wird von niemand verstanden. Denn "wer hat den Sinn des Herrn erkannt, daß er ihn unterweise?" (Is 40,13). Wir aber haben Christi Sinn. Und so konnte ich, Brüder, zu euch nicht reden wie zu Geistigen, sondern wie zu Fleischlichen, wie zu Unmündigen in Christus. Milch gab ich euch zu trinken, nicht feste Speise; denn ihr waret dazu noch nicht fähig. Ja, auch jetzt seid ihr nicht fähig, denn noch seid ihr fleischlich. Wenn nämlich Eifersucht und Streit unter euch herrschen, seid ihr da nicht dem Fleische verhaftet, und verhaltet ihr euch nicht nach Menschenweise? Denn wenn der eine sagt: "Ich gehöre zu Paulus", der andere aber: "Ich zu Apollos", seid ihr da nicht Menschen? Was ist denn Apollos? Was ist Paulus? Dienende sind sie, durch die ihr zum Glauben kamt, und zwar so, wie es der Herr einem jeden verlieh. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; Gott aber gab das Gedeihen. So ist weder der Pflanzende etwas noch der Begießende, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. Der pflanzt und der begießt, sind eins; ein jeder wird seinen Lohn empfangen gemäß seiner eigenen Mühe. Denn Gottes Mitarbeiter sind wir; Gottes Ackerfeld, Gottes Bauwerk seid ihr. Nach der mir von Gott verliehenen Gnade legte ich wie ein weiser Baumeister den Grund; ein anderer baut darauf weiter; doch sehe ein jeder, wie er weiterbaut. Denn einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, das ist Jesus Christus. Ob einer auf diesen Grund Gold baut oder Silber, Edelsteine, Holz, Heu oder Stroh, eines jeden Werk wird sichtbar werden; denn der Tag [des Herrn] wird es erweisen, er offenbart sich ja im Feuer, und wie beschaffen das Werk des einzelnen ist - das Feuer wird es erproben. Hält das Werk stand, das einer baute, wird er Lohn empfangen; wessen Werk aber niederbrennt, der wird Schaden erleiden, er selbst jedoch wird gerettet werden, doch so wie durch Feuer hindurch. Wißt ihr nicht, daß ihr Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn aber einer den Tempel Gottes zugrunde richtet, den wird Gott zugrunde richten; denn der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr. Niemand täusche sich selbst! Glaubt jemand unter euch, weise zu sein in dieser Welt, der werde ein Tor, um ein Weiser zu werden. Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit vor Gott. Es steht ja geschrieben: "Der die Weisen fängt in ihrer Schlauheit" (Job 5,13). Und ferner: "Der Herr kennt die Gedanken der Weisen, daß sie eitel sind" (Ps 94,11). Darum rühme sich niemand der Menschen. Denn alles ist euer, sei es Paulus oder Apollos oder Kephas oder Welt oder Leben oder Tod oder Gegenwärtiges oder Zukünftiges, alles ist euer; ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes. So halte man uns für Gehilfen Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Unter Verwaltern ist man zwar sonst darauf bedacht, daß einer als treu erfunden werde. Mir aber kommt es gar wenig darauf an, von euch gerichtet zu werden oder von einem Gerichtstag von Menschen; ja, nicht einmal selber richte ich mich. Ich bin mir zwar durchaus nichts bewußt, doch bin ich damit nicht für gerecht erklärt; der mich richtet, ist der Herr. Richtet daher über nichts vor der Zeit, ehe der Herr kommt; er wird auch das im Dunkel Verborgene ans Licht bringen und offenbar machen die Regungen der Herzen, und dann wird Anerkennung werden einem jeden von Gott. Dies nun, Brüder, habe ich in Anwendung auf mich und Apollos gesagt um euretwillen, daß ihr an uns einsehen lernt, nicht hinauszugehen über das, was geschrieben ist, so daß keiner von euch sich aufblähe in der Bevorzugung des einen und in der Ablehnung des andern. Wer denn gibt dir einen Vorrang? Was hast du, und hättest es nicht empfangen? Hast du also empfangen, was rühmst du dich, als hättest du nicht empfangen? Schon seid ihr gesättigt, schon wurdet ihr reich, ohne uns kamt ihr zum Herrschen. Ja, wäret ihr doch zum Herrschen gekommen, damit auch wir teilhätten an eurem Herrschen! Denn mir scheint, als hätte Gott uns Apostel als die Allergeringsten hingestellt, wie solche, die bestimmt sind zum Tode; denn zum Schauspiel sind wir geworden der Welt, den Engeln und Menschen. Wir sind töricht um Christi willen, ihr seid klug in Christus; wir sind schwach, ihr seid stark; ihr seid geehrt, wir sind verachtet. Bis zur Stunde hungern und dürsten wir, sind entblößt, werden geschlagen, haben keine bleibende Stätte, mühen uns ab in der Arbeit mit unseren Händen; man verflucht uns, und wir segnen; man verfolgt uns, und wir dulden; man lästert uns, und wir trösten; wie ein Auswurf der Welt sind wir geworden, wie ein Abschaum von allem bis zur Stunde. Nicht um euch zu beschämen, schreibe ich dies, sondern um euch als meine geliebten Kinder zu ermahnen. Denn hättet ihr auch zehntausend Lehrmeister in Christus, so doch nicht viele Väter; in Christus Jesus nämlich habe ich euch durch das Evangelium gezeugt. Ich bitte euch daher: Werdet meine Nachahmer [, wie auch ich Christi Nachahmer bin]! Eben darum sandte ich euch Timotheus, der mein geliebtes und treues Kind ist im Herrn; er wird euch ins Gedächtnis rufen meine Wege in Christus, wie ich allenthalben in jeder Gemeinde lehre. Als ob ich nicht zu euch käme, so blähen sich einige auf. Doch werde ich rasch zu euch kommen, wenn der Herr es will, und dann will ich nicht das Reden der Aufgeblasenen kennenlernen, sondern ihre Kraft. Denn nicht im Reden zeigt sich das Reich Gottes, sondern in der Kraft. Was wollt ihr? Soll ich mit dem Stock zu euch kommen oder mit Liebe und im Geist der Milde? Überhaupt, man hört von Unzucht unter euch, und zwar von einer Unzucht, wie sie derart nicht einmal unter den Heiden vorkommt, daß nämlich einer die Frau seines Vaters hat. Und ihr seid da noch aufgeblasen und wurdet nicht eher in Trauer versetzt, damit ausgestoßen werde aus eurer Mitte, der diese Tat beging? Ich nämlich - wenn auch abwesend dem Leibe nach, so doch anwesend dem Geiste nach - habe bereits, als wäre ich anwesend, das Urteil gesprochen über den, der so etwas treibt: Im Namen unseres Herrn Jesus sollt ihr und mein Geist euch versammeln und mit der Kraft unseres Herrn Jesus einen solchen dem Satan übergeben zum Verderben des Fleisches, damit der Geist gerettet werde am Tage des Herrn [Jesus]. Nicht gut ist euer Rühmen! Wißt ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Fegt hinaus den alten Sauerteig, damit ihr ein neuer Teig seid; ihr seid ja ungesäuert; denn unser Osterlamm wurde geschlachtet, Christus. So laßt uns Festtag halten nicht mit dem alten Sauerteig, nicht mit dem Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit dem Ungesäuerten der Lauterkeit und Wahrheit. Ich schrieb euch im Brief, ihr sollt nicht Gemeinschaft haben mit Unzüchtigen; nicht allgemein meine ich dies von den Unzüchtigen dieser Welt oder den Habsüchtigen und Raffgierigen oder den Götzendienern; denn sonst müßtet ihr hinausgehen aus dieser Welt. Nun aber schreibe ich euch, keine Gemeinschaft zu haben mit einem, der sich Bruder nennt und ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder Götzendiener oder Lästerer oder Säufer oder Räuber; mit einem solchen sollt ihr auch nicht essen. Denn was habe ich die Draußenstehenden zu richten? Die aber herinnen sind, sollt nicht ihr sie richten? Die draußen sind, wird Gott richten. "Schafft den Bösen hinaus aus eurer Mitte" (5Mos 17,7). Wenn einer von euch einen Rechtsstreit hat mit dem andern, soll er es da über sich gewinnen, seine Sache bei den Unheiligen entscheiden zu lassen statt bei den Heiligen? Oder wißt ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? Wenn aber durch euch die Welt gerichtet wird, seid ihr dann untauglich für Entscheidungen in ganz belanglosen Dingen? Wißt ihr nicht, daß wir über Engel richten werden? Und über alltägliche Dinge etwa nicht? Wenn ihr nun in alltäglichen Dingen Rechtsfragen habt, dann nehmt ihr gerade jene zu Richtern, die in der Gemeinde nichts gelten? Zu eurer Beschämung sage ich es. Ist denn gar kein Weiser unter euch, der zu richten vermag von Bruder zu Bruder? So aber steht Bruder gegen Bruder vor Gericht, und das vor Ungläubigen. Es ist schon an sich ein Versagen für euch, daß ihr Prozesse habt miteinander. Warum ertragt ihr nicht lieber das Unrecht? Warum laßt ihr nicht lieber euch übervorteilen? So aber tut ihr selber Unrecht und übervorteilt, und das an Brüdern! Oder wißt ihr nicht, daß Ungerechte am Reiche Gottes nicht Anteil bekommen werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Lüstlinge noch Knabenschänder, weder Diebe noch Habsüchtige, nicht Säufer, nicht Lästerer, nicht Raffgierige werden am Reiche Gottes Anteil bekommen. Und von der Art sind manche von euch gewesen; doch wurdet ihr abgewaschen, wurdet zu Heiligen und Gerechten im Namen unseres Herrn Jesus Christus und im Geiste unseres Gottes. Alles ist mir erlaubt! - Doch nicht alles tut gut! Alles ist mir erlaubt! - Doch möchte ich mich nicht unterjochen lassen von irgendeiner Sache! Das Essen ist für den Magen da und der Magen für das Essen. Gott aber wird ihn und dieses vergehen lassen. Der Leib ist nicht für die Unzucht, sondern für den Herrn und der Herr für den Leib. Gott erweckte den Herrn und wird auch uns erwecken durch seine Macht. Wißt ihr nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind? Werde ich nun die Glieder Christi nehmen und sie zu Gliedern einer Dirne machen? Das sei ferne! Oder wißt ihr nicht, daß, wer einer Dirne anhängt, ein Leib wird mit ihr? "Denn es werden" - so heißt es - "die zwei zu einem Fleisch" (1Mos 2,24). Wer aber dem Herrn anhängt, ist eines Geistes mit ihm. Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die sonst ein Mensch begeht, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht treibt, der sündigt gegen seinen eigenen Leib. Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt? Ihn habt ihr von Gott, und nicht euch selber gehört ihr. Denn ihr wurdet erkauft um einen Preis. So verherrlicht denn Gott in eurem Leibe! Zu dem, wovon ihr geschrieben habt: Es ist für den Mann gut, eine Frau nicht anzurühren. Doch zur Vermeidung von Sünden der Unzucht habe ein jeder seine Frau und eine jede ihren Mann. Der Frau leiste der Mann die schuldige Pflicht, und ebenso auch die Frau dem Manne. Die Frau verfügt nicht über den eigenen Leib, sondern der Mann; ebenso aber verfügt auch der Mann nicht über den eigenen Leib, sondern die Frau. Entzieht euch einander nicht, es sei denn aus Übereinkommen für eine bestimmte Zeit, um euch dem Gebete zu widmen; dann kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht versuche angesichts eurer Unbeständigkeit. Dies sage ich als Zugeständnis, nicht als Gebot. Ich wünschte, alle Menschen wären wie ich selbst; doch ein jeder hat seine eigene Gabe von Gott, der eine so, der andere so. Den Unverheirateten und den Verwitweten aber sage ich: Es ist gut für sie, wenn sie so bleiben wie auch ich. Können sie aber nicht enthaltsam sein, so sollen sie heiraten; denn besser ist es, zu heiraten als zu brennen. Den Verheirateten gebiete nicht ich, sondern der Herr: Die Frau soll sich vom Manne nicht trennen; ist sie aber getrennt, so bleibe sie ehelos oder versöhne sich mit ihrem Manne. Auch der Mann soll die Frau nicht entlassen. Den übrigen aber sage ich, nicht der Herr: Hat ein Bruder eine ungläubige Frau, und sie willigt ein, mit ihm zu leben, so entlasse er sie nicht. Und hat eine [gläubige] Frau einen ungläubigen Mann, und er willigt ein, mit ihr zu leben, so entlasse sie den Mann nicht. Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch die [gläubige] Frau, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den Bruder; sonst wären ja eure Kinder unrein, nun aber sind sie heilig. Will jedoch der Ungläubige sich trennen, so mag er sich trennen; denn nicht gebunden ist der Bruder oder die Schwester in solchen Fällen; in Frieden hat Gott euch berufen. Denn was weißt du, Frau, ob du den Mann retten wirst? Oder was weißt du, Mann, ob du die Frau retten wirst? Sonst aber wandle ein jeder, wie es ihm der Herr zugeteilt, wie Gott ihn berufen hat. So ist meine Weisung in allen Gemeinden. Ist einer als Beschnittener berufen, so mache er sich nicht unbeschnitten; ist einer als Unbeschnittener berufen, so lasse er sich nicht beschneiden. Die Beschneidung bedeutet nichts und das Unbeschnittensein nichts, sondern die Erfüllung der Gebote Gottes. Jeder bleibe in dem Beruf, in dem er berufen wurde. Bist du als Sklave berufen, so mache dir keine Sorge; aber auch wenn du frei werden kannst, nutze es noch mehr. Denn wer im Herrn berufen wurde als Sklave, ist ein Freigelassener des Herrn; ebenso ist, wer als Freier berufen wurde, ein Sklave Christi. Um einen Preis seid ihr erkauft; werdet nicht Sklaven von Menschen! Worin ein jeder berufen wurde, Brüder, darin verbleibe er vor Gott! Was aber die Jungfrauen betrifft, so habe ich keinen Auftrag vom Herrn; doch einen Rat gebe ich als einer, der durch das Erbarmen des Herrn Vertrauen verdient. Ich meine also, es ist gut bei der gegenwärtigen Bedrängnis, es ist gut für einen Menschen, daß er sich so verhalte: Bist du gebunden an eine Frau, so suche nicht Lösung! Bist du gelöst von einer Frau, so suche nicht nach einer Frau! Wenn du aber heiratest, sündigst du nicht, und wenn die Jungfrau heiratet, sündigt sie nicht. Doch werden solche Bedrängnis haben durch das Fleisch, und davor möchte ich euch bewahren. Das sage ich, Brüder: Die Zeit ist kurz. Fortan sollen auch jene, die eine Frau haben, sich so verhalten, als hätten sie keine, und die weinen, als weinten sie nicht, und die sich freuen, als freuten sie sich nicht, und die kaufen, als behielten sie nichts, und die mit der Welt verkehren, als verkehrten sie nicht; denn die Gestalt dieser Welt vergeht. Möchte ich doch, daß ihr frei wäret von unruhiger Sorge. Der Unverheiratete sorgt sich um die Sache des Herrn, wie er gefalle dem Herrn; der Verheiratete sorgt sich um die Sache der Welt, wie er gefalle der Frau, und er ist geteilt. Die unverheiratete Frau und die Jungfrau sorgen sich um die Sache des Herrn, daß sie heilig seien an Leib und Geist; die Verheiratete aber sorgt sich um die Sache der Welt, wie sie gefalle dem Manne. Dies aber sage ich zu eurem Besten, nicht um eine Schlinge über euch zu werfen, sondern in der Sorge um das rechte Verhalten und ungestörte Verharren beim Herrn. Meint aber jemand, er handle unschicklich gegenüber seiner Jungfrau, wenn sie über die Jahre kommt und es deshalb so sein soll, so möge er tun, was er will, er sündigt nicht; sie mögen heiraten. Wer aber feststeht in seinem Herzen und keinem Zwang unterliegt, sondern Freiheit hat über seinen Willen und dies in seinem Herzen beschlossen hat, seine Jungfrau zu bewahren, der wird recht tun. Wer also seine Jungfrau verheiratet, tut recht; wer sie aber nicht verheiratet, tut besser. Eine Frau ist gebunden, solange ihr Mann lebt; ist aber ihr Mann entschlafen, so ist sie frei, zu heiraten, wen sie will; doch geschehe es im Herrn. Glücklicher aber ist sie, wenn sie so bleibt, wie es meinem Rat entspricht; und ich glaube, daß auch ich den Geist Gottes habe. Bezüglich des Götzenopferfleisches: Wir wissen, daß wir alle Erkenntnis haben; die Erkenntnis bläht auf, die Liebe jedoch erbaut. Meint einer, etwas erkannt zu haben, so erkannte er noch nicht, wie man erkennen soll. Wenn aber einer Gott liebt, der ist erkannt worden von ihm. Was also das Essen von Götzenopferfleisch betrifft, so wissen wir, daß kein Götze in der Welt existiert und daß es keinen Gott gibt als den Einen. Denn wenn auch von "Götzen" die Rede ist, sei es im Himmel oder auf Erden, wie es ja viele "Götter" und viele "Herren" gibt, so existiert für uns nur ein einziger Gott, der Vater, aus dem alles ist und für den wir sind, und ein einziger Herr, Jesus Christus, durch den alles ist und wir durch ihn. Doch nicht in allen ist diese Erkenntnis, sondern manche essen in ihrer bisher gewohnten Auffassung vom Götzen das Fleisch als Götzenopfer, und ihr Gewissen, das schwach ist, wird befleckt. Speise bringt uns nicht vor Gott, weder verlieren wir etwas, wenn wir nicht essen, noch gewinnen wir etwas, wenn wir essen. Seht aber zu, daß diese eure Freiheit nicht zum Anstoß werde für die Schwachen. Denn sieht einer dich, der du Erkenntnis hast, im Götzenhaus bei Tisch, wird nicht sein Gewissen, da er schwach ist, aufgemuntert werden zum Essen von Götzenopfern? Und so geht durch deine Erkenntnis der Schwache ins Verderben, er, dein Bruder, um dessentwillen Christus starb. Wenn ihr euch so an den Brüdern versündigt und ihr schwaches Gewissen verletzt, versündigt ihr euch an Christus. Wenn daher eine Speise meinem Bruder Anstoß gibt, will ich in Ewigkeit kein Fleisch essen, um meinem Bruder nicht Anstoß zu geben. Bin ich nicht frei? Bin ich nicht Apostel? Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen? Seid nicht ihr mein Werk im Herrn? Bin ich auch für andere nicht Apostel, so doch für euch; denn das Siegel meines Apostelamtes seid ihr im Herrn. Dies ist meine Verteidigung vor denen, die mich zur Rede stellen. Haben wir nicht das Recht auf Essen und Trinken? Haben wir nicht das Recht, eine Schwester, eine Frau, mitzuführen, wie auch die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie Kephas? Oder haben nur ich und Barnabas nicht das Recht, die Handarbeit beiseite zu lassen? Wer leistet je Kriegsdienst auf eigene Kosten? Wer pflanzt einen Weinberg und genießt nicht von seiner Furcht? Wer weidet eine Herde und nährt sich nicht von der Milch der Herde? Sage ich das nur als menschliche Meinung? Oder sagt dies nicht auch das Gesetz? Es steht doch im Gesetz des Moses geschrieben: "Du sollst dem dreschenden Ochsen das Maul nicht verbinden" (5Mos 25,4). Geht es denn Gott um die Ochsen? Oder sagt er es nicht gerade unsertwegen? Ja, unsertwegen steht es geschrieben; denn in Hoffnung soll der Pflüger pflügen, und der Drescher soll arbeiten in der Hoffnung auf seinen Ertrag. Wenn wir für euch das Geistige säten, ist es da etwas Großes, wenn wir Dinge für den Leib von euch ernten? Wenn andere dieses Recht über euch genießen, dürfen wir es da nicht viel mehr? Doch wir machten nicht Gebrauch von diesem Recht, sondern nehmen alles auf uns, damit wir nicht zum Hindernis werden für das Evangelium Christi. Wißt ihr nicht, daß die im Heiligtum Tätigen vom Heiligtum auch essen und daß die dem Altar Dienenden vom Altar ihren Anteil empfangen? So hat auch der Herr verordnet, daß die Verkünder des Evangeliums vom Evangelium leben. Ich aber machte von all dem keinen Gebrauch. Doch schreibe ich dies nicht deswegen, damit es mir nun zuteil werde; denn lieber wollte ich sterben, als daß jemand meinen Ruhm zunichte mache. Daß ich nämlich das Evangelium verkünde, gereicht mir nicht zum Ruhm, denn als zwingende Pflicht liegt es auf mir; denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde! Wenn ich nämlich freiwillig dies tue, so habe ich Verdienst; tue ich es aber unfreiwillig, dann bin ich eben mit einem Amte betraut. Was ist nun mein Verdienst? Dies, daß ich das Evangelium verkünde ohne Entgelt und nicht Gebrauch mache von meinem Recht am Evangelium. Denn obwohl ich unabhängig bin von allen, machte ich mich doch zum Knechte aller, um recht viele zu gewinnen. Den Juden wurde ich wie ein Jude, um Juden zu gewinnen. Denen unter dem Gesetz wurde ich wie einer unter dem Gesetz - obwohl ich selber nicht unter dem Gesetze stehe -, um die unter dem Gesetz zu gewinnen. Den Gesetzlosen wurde ich wie ein Gesetzloser - obwohl ich nicht gesetzlos bin vor Gott, sondern unter dem Gesetz Christi stehe -, um die Gesetzlosen zu gewinnen. Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jede Weise einige zu retten. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, damit ich teilhabe an ihm. Wißt ihr nicht, daß die Läufer in der Rennbahn zwar alle laufen, jedoch nur einer den Preis erlangt? Laufet so, daß ihr ihn erhaltet. Jeder, der im Wettkampf steht, enthält sich von allem. Diese tun es, um einen vergänglichen Kranz zu empfangen, wir aber um eines unvergänglichen willen. Ich nun, ich laufe so, nicht wie einer, der ins Ungewisse rennt; ich führe den Faustschlag nicht wie einer, der Lufthiebe versetzt, sondern ich züchtige meinen Leib und mache ihn gefügig, damit ich nicht etwa, indes ich anderen predige, selber die Probe nicht bestehe. Denn ich möchte euch nicht in Unkenntnis lassen, Brüder, daß unsere Väter alle unter der Wolke waren und alle das Meer durchschritten und alle auf Moses getauft wurden in der Wolke und im Meer und alle dieselbe geistige Speise aßen und alle denselben geistigen Trank genossen - sie tranken nämlich aus dem geistigen Felsen, der ihnen folgte, und dieser Fels war Christus. Doch an den meisten von ihnen hatte Gott kein Gefallen, denn "sie wurden dahingerafft in der Wüste" (4Mos 14,16). Dies ist uns zum Vorbild geschehen, daß wir nicht nach dem Bösen gelüsten, wie jene gelüsteten. Werdet auch nicht Götzendiener wie einige von ihnen, von denen geschrieben steht: "Das Volk setzte sich, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um zu tanzen" (2Mos 32,6). Laßt uns auch nicht Unzucht treiben, wie einige von ihnen Unzucht trieben, und es kamen an einem Tage dreiundzwanzigtausend ums Leben. Laßt uns auch den Herrn nicht versuchen, wie ihn einige von ihnen versuchten, und durch Schlangen kamen sie um. Murrt auch nicht, wie einige von ihnen murrten, und durch den Würgengel gingen sie zugrunde (4Mos 25,1, 4Mos 25,9f; 4Mos 14,2, 4Mos 14,33f). Dies alles aber widerfuhr ihnen als Vorbild, und es wurde niedergeschrieben zur Warnung für uns, für die das Ende der Zeiten gekommen ist. Wer also meint, er stehe, der sehe zu, daß er nicht falle. Es hat euch nur menschliche Anfechtung getroffen, Gott aber ist getreu; er wird euch nicht anfechten lassen über eure Kräfte, sondern bei der Anfechtung auch den Ausgang schaffen, daß ihr bestehen könnt. Darum, meine Geliebten, flieht vor dem Götzendienst! Zu Verständigen rede ich; beurteilt selbst, was ich sage. Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist er nicht Teilhabe am Blute Christi? Und das Brot, das wir brechen, ist es nicht Teilhabe am Leibe Christi? Weil es ein Brot ist, sind wir ein Leib als die vielen; denn wir nehmen alle teil an dem einen Brot. Seht auf das Israel dem Fleische nach! Haben nicht jene, die vom Opfer essen, teil am Opferaltar? Was sage ich damit? Sage ich, daß ein Götzenopfer etwas sei? Oder daß ein Götze etwas sei? Nein, vielmehr, daß die Heiden das, was sie opfern, den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, daß ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch von Dämonen. Ihr könnt nicht Anteil haben am Tisch des Herrn und am Tisch der Dämonen. Oder wollen wir den Herrn herausfordern? Sind wir etwa stärker als er? Alles ist erlaubt, doch nicht alles tut gut. Alles ist erlaubt, doch nicht alles erbaut. Keiner suche den eigenen Nutzen, sondern den des andern. Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, das esset, ohne um des Gewissens willen nachzufragen; denn "des Herrn ist die Erde und was sie erfüllt" (Ps 24,1). Wenn einer von den Ungläubigen euch einlädt und ihr hingehen wollt, so eßt alles, was euch vorgesetzt wird, ohne um des Gewissens willen nachzufragen. Wenn aber einer euch sagt: "Dies ist Götzenopferfleisch!", so eßt nicht davon, und zwar um dessentwillen, der darauf hinwies, und um des Gewissens willen. Ich meine damit nicht das eigene Gewissen, sondern das des anderen. Was soll denn meine Freiheit von eines andern Gewissen sich richten lassen? Wenn ich mit Danksagung genieße, was soll ich mich lästern lassen für das, wofür ich Dank sage? Möget ihr nun essen oder trinken oder etwas anderes tun, tut alles zur Ehre Gottes! Gebt nicht Ärgernis, weder Juden noch Hellenen noch der Gemeinde Gottes, wie auch ich allen in allem zu Gefallen bin, indem ich nicht suche, was mir nützt, sondern den vielen, damit sie gerettet werden. Ahmt mein Beispiel nach, wie auch ich Christi Nachahmer bin! Ich lobe euch, daß ihr in allem meiner eingedenk seid und die Überlieferungen wahret, wie ich sie euch übergeben habe. Ich möchte aber, daß ihr wisset, daß das Haupt eines jeden Mannes Christus ist; Haupt der Frau ist der Mann, und Haupt Christi ist Gott. Jeder Mann, der bedeckten Hauptes betet oder prophetisch redet, entehrt sein Haupt. Jede Frau aber, die bei unverhülltem Haupte betet oder prophetisch redet, entehrt ihr Haupt; denn sie ist ein und dasselbe wie eine Geschorene. Denn wenn eine Frau sich nicht verhüllt, möge sie auch die Haare sich abschneiden lassen. Ist es aber schimpflich für eine Frau, sich die Haare abschneiden oder sich scheren zu lassen, so verhülle sie sich [ihr Haupt]. Der Mann nämlich darf sein Haupt nicht verhüllen, weil er Gottes Bild und Abglanz ist; die Frau aber ist des Mannes Abglanz. Denn der Mann ist nicht aus der Frau, sondern die Frau ist aus dem Mann; es wurde ja der Mann auch nicht der Frau wegen geschaffen, sondern die Frau des Mannes wegen. Darum soll die Frau ein Zeichen der Hoheit auf dem Haupte tragen, der Engel wegen. Im übrigen gilt im Herrn weder Frau anders als Mann noch Mann anders als Frau; denn wie die Frau aus dem Mann, so ist auch der Mann durch die Frau, alles aber aus Gott. Urteilt bei euch selbst: Ist es schicklich, daß eine Frau unverhüllt zu Gott betet? Lehrt euch nicht schon die Natur, daß es dem Mann, wenn er langes Haar trägt, nicht zur Ehre gereicht? Trägt aber die Frau langes Haar, gereicht es ihr zur Ehre. Denn das Haar ist ihr als Schleier gegeben. Wenn jedoch jemand glaubt, widersprechen zu müssen - wir haben eine derartige Sitte nicht, und auch nicht die Gemeinden Gottes. Bei folgender Anordnung weiß ich kein Lob für euch; denn eure Zusammenkünfte gereichen nicht zum Segen, sondern zum Schaden. Fürs erste nämlich höre ich, daß es Spaltungen unter euch gibt, wenn ihr bei der Versammlung der Gemeinde zusammenkommt, und ich glaube es zum Teil. Es muß ja Parteiungen unter euch geben, damit die Bewährten unter euch offenbar werden. Wenn ihr also gemeinsam zusammenkommt, so ist das nicht mehr ein Essen des Herrenmahls. Denn ein jeder nimmt beim Essen seine eigene Mahlzeit vorweg, und der eine hungert, indes der andere betrunken ist. Habt ihr denn nicht Häuser zum Essen und Trinken? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und beschämt jene, die nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch nicht. Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch auch überliefert habe: Der Herr Jesus nahm in der Nacht, in der er verraten wurde, Brot, sagte Dank, brach es und sprach: "[Nehmt hin und eßt], das ist mein Leib [, der] für euch [hingegeben wird]. Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Ebenso nahm er nach dem Mahl auch den Kelch und sprach: "Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blute; tut dies, sooft ihr davon trinkt, zu meinem Gedächtnis!" Denn sooft ihr dieses Brot eßt und den Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. Wer daher unwürdig dieses Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig am Leibe und Blute des Herrn. Es prüfe ein jeder sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke aus dem Kelch. Denn wer [unwürdig] ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht, da er den Leib [des Herrn] nicht unterscheidet. Darum sind unter euch viele Schwache und Kranke und sind so manche entschlafen. Gingen wir mit uns selbst ins Gericht, würden wir nicht gerichtet werden. Werden wir aber gerichtet vom Herrn, dann erfahren wir Züchtigung, damit wir nicht mit dieser Welt verdammt werden. Darum, meine Brüder: Wenn ihr euch versammelt zum Essen, so wartet aufeinander! Hat aber jemand Hunger, der esse zu Haus! damit ihr nicht zum Gericht zusammenkommt. Das übrige aber werde ich anordnen, sobald ich komme. Was die Geistesgaben betrifft, so will ich euch nicht ohne Kenntnis lassen, Brüder. Ihr wißt, als ihr noch Heiden waret, wurdet ihr unwiderstehlich zu den stummen Götzenbildern hingezogen. Darum tue ich euch zu wissen, daß niemand, der im Geiste Gottes redet, sagen kann: "Verflucht ist Jesus", und keiner kann sagen: "Herr Jesus", außer im Heiligen Geist. Es gibt Verschiedenheiten unter den Gnadengaben, doch ist es derselbe Geist. Und es gibt Verschiedenheiten unter den Diensten, doch ist es derselbe Herr. Es gibt Verschiedenheiten unter den wirkenden Kräften, doch ist es derselbe Gott, der alles in allem wirkt. Dem einzelnen wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen aller verliehen. Dem einen nämlich wird durch den Geist das Wort der Weisheit verliehen, dem andern das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist, einem andern der Glaube in demselben Geist, einem andern die Gabe zu heilen in dem einen Geist, einem andern machtvoll wirkende Kräfte, einem andern Prophetengabe, einem andern Unterscheidung der Geister, einem andern Arten des Zungenredens, einem andern Auslegung der Zungenreden. Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist, der einem jeden zuteilt, wie er will. Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obschon ihrer viele sind, doch einen Leib darstellen, so auch Christus. Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft, ob Juden oder Hellenen, ob Knechte und Freie, und alle sind wir mit einem Geiste getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein einziges Glied, sondern besteht aus vielen. Würde der Fuß sagen: "Weil ich nicht Hand bin, gehöre ich nicht zum Leib", gehört er dennoch zum Leib. Und würde das Ohr sagen: "Weil ich nicht Auge bin, gehöre ich nicht zum Leib", gehört es dennoch zum Leib. Wäre der ganze Leib Auge, wo wäre das Gehör? Wäre er ganz Gehör, wo wäre der Geruchssinn? Nun aber hat Gott ein jedes einzelne von den Gliedern so dem Leibe eingefügt, wie er es wollte. Wären sie alle nur ein Glied, wo bliebe der Leib? So aber sind es viele Glieder, aber nur ein Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: "Ich bedarf deiner nicht", oder wiederum das Haupt zu den Füßen: "Ich bedarf euer nicht." Im Gegenteil, gerade jene Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind um so mehr notwendig; und die wir als die weniger wertvollen Glieder des Leibes ansehen, die umgeben wir mit besonderer Aufmerksamkeit, und die nicht ehrbaren an uns erfahren besonders ehrbare Beachtung; die ehrbaren an uns haben es nicht nötig. Gott fügte ja doch den Leib so zusammen, daß er dem größere Ehre zukommen ließ, dem es daran gebrach, damit nicht Zwiespalt sei im Leibe, sondern in Eintracht füreinander Sorge tragen die Glieder. Ob nun ein einziges Glied leidet, es leiden mit ihm alle Glieder; oder ob ein einziges Glied verherrlicht wird, es freuen sich mit ihm alle Glieder. Ihr aber seid Christi Leib und im einzelnen Glieder, und die einen bestimmte Gott in der Kirche, zuerst zu Aposteln, zweitens zu Propheten, drittens zu Lehrern, dann für Wunderkräfte, ferner für Gaben der Heilung, zu Dienstleistungen, zur Amtsführung, zu Arten der Zungenrede [, zur Auslegung der Zungenreden]. Sind etwa alle Apostel? Alle Propheten? Alle Lehrer? Alle mit besonderen Kräften begabt? Haben alle die Gabe für Heilungen? Reden alle in Zungen? Betätigen sich alle als Ausleger? Bemüht euch um die vorzüglicheren Gaben! Und auch noch darüber hinaus will ich einen Weg euch zeigen. Wenn ich mit den Zungen der Menschen und der Engel rede, doch Liebe nicht habe, bin ich ein tönendes Metall oder eine klingende Schelle. Und wenn ich Prophetengabe besitze und um alle Geheimnisse weiß und alle Erkenntnis, und wenn ich allen Glauben habe, daß ich Berge versetze, doch Liebe nicht habe, so bin ich nichts. Und wenn ich all meine Habe austeile [zur Speise für die Armen], und wenn ich meinen Leib hingebe zum Verbrennen, doch Liebe nicht habe, nützt es mir nichts. Die Liebe übt Nachsicht; in Güte handelt die Liebe. Sie eifert nicht; die Liebe macht sich nicht groß, sie bläht sich nicht auf. Sie benimmt sich nicht ungehörig; sie sucht nicht das Ihre; sie läßt sich nicht erbittern; sie rechnet das Böse nicht an. Sie hat nicht Freude am Unrecht, freut sich jedoch an der Wahrheit. Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf. Ob Prophetengaben, sie gehen zu Ende; ob Reden in Zungen, sie werden aufhören; ob Erkenntnis, sie nimmt ein Ende. Denn Stückwerk ist unser Erkennen und Stückwerk unser prophetisches Reden. Kommt aber die Vollendung, wird das Stückwerk abgetan werden. Als ich noch Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte ich wie ein Kind, überlegte wie ein Kind; da ich aber Mann geworden, legte ich die Art des Kindes ab. Denn jetzt schauen wir durch einen Spiegel im unklaren Bild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, so wie auch ich erkannt bin. Jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei: das Größte von ihnen ist die Liebe. Trachtet nach der Liebe! Bemüht euch um Geistesgaben, vorzüglich um prophetisches Reden! Wer nämlich in Zungen redet. der redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; denn niemand versteht ihn; im Geiste spricht er Geheimnisvolles. Wer aber prophetisch redet, der redet für Menschen zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung. Wer in Zungen redet, erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, erbaut die Gemeinde. Ich wünschte zwar, ihr möchtet alle in Zungen reden, mehr aber noch, ihr möchtet prophetisch reden; höher steht der prophetisch Redende als der in Zungen Redende, es sei denn, daß er die Auslegung gibt, damit die Gemeinde Erbauung empfange. Wenn ich also, Brüder, zu euch komme und in Zungen zu euch rede, was nütze ich euch, wenn ich nicht zu euch spreche in Offenbarung oder in Erkenntnis oder in prophetischer Rede oder in Belehrung? Wie soll man schon bei unbeseelten Tonwerkzeugen, einer Flöte oder Zither, wenn sie den Tönen keine Unterscheidung geben, das Geblasene oder Gespielte erkennen? Und wenn die Trompete nur einen unklaren Laut hervorbringt, wer wird sich da zum Kampfe rüsten? So ist es auch bei euch. Wenn ihr beim Zungenreden nicht ein deutliches Wort hervorbringt, wie soll man erkennen, was gesagt wird? Ihr werdet in den Wind reden. Es gibt wer weiß wie viele Arten von Sprachen in der Welt, und nichts ist ohne Sprache. Wenn ich aber die Bedeutung der Sprache nicht kenne, bin ich dem Sprechenden ein Fremdling, und der Sprechende ist mir ein Fremdling. So sollt auch ihr im Eifer für Gaben des Geistes danach streben, an ihnen reich zu sein zur Erbauung der Gemeinde. Wer daher in Zungen redet, der bete auch um die Gabe der Auslegung. Denn wenn ich in Zungen bete, so betet zwar mein Geist, doch mein Verstand bleibt ohne Frucht. Was folgt daraus? Beten will ich mit dem Geist, beten aber auch mit dem Verstand, lobsingen will ich mit dem Geist, lobsingen aber auch mit dem Verstand. Denn wenn du mit dem Geist ein Lobgebet sprichst, wie soll da einer, der als völlig Unkundiger zugegen ist, zu deinem Dankgebet das Amen sagen? Er weiß ja nicht, was du sagst. Du magst ein gutes Dankgebet sprechen, doch der andere wird nicht erbaut. Ich danke [meinem] Gott, daß ich mehr in Zungen rede als ihr alle; doch in der Gemeinde will ich lieber fünf Worte mit meinem Verstande reden, um auch andere zu unterweisen, als zehntausend Worte in Zungen. Brüder, seid nicht Kinder im Verstehen, wohl aber unerfahren in Bosheit; im Verstehen jedoch sollt ihr vollkommen sein. Im Gesetze ist geschrieben: "Durch Anderssprechende und durch die Lippen von Fremden werde ich reden zu diesem Volk; doch nicht einmal so werden sie herhören auf mich, spricht der Herr" (Is 28,11). So sind also die Zungen zum Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen; die prophetische Rede aber ist nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen. Wenn nun die ganze Gemeinde am gleichen Ort zusammenkommt, und es reden alle in Zungen, werden da Unkundige oder Ungläubige, die eintreten, nicht sagen: "Ihr seid von Sinnen"? Wenn aber alle prophetisch reden, und es tritt ein Ungläubiger oder ein Unkundiger ein, so wird er zurechtgewiesen von allen und von allen ins Gericht genommen; das Verborgene seines Herzens wird offenbar und er wird niederfallen auf sein Angesicht und Gott anbeten und bekennen, daß Gott wahrhaft in euch ist. Was folgt nun daraus, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, und der einzelne hat einen Lobgesang, eine Lehre oder eine Offenbarung oder eine Zungenrede oder eine Auslegung, so geschehe alles zur Erbauung. Redet jemand in Zungen, so seien es ihrer zwei, höchstens drei, und zwar nacheinander, und einer lege es aus. Ist aber niemand zum Auslegen da, so schweige man in der Versammlung; man spreche zu sich selbst und zu Gott. Als Propheten sollen ihrer zwei oder drei reden, und die übrigen mögen es prüfen. Wird aber einem andern, der dasitzt, eine Offenbarung zuteil, so soll der erste schweigen. Denn ihr könnt alle, einer nach dem andern, prophetisch reden, damit alle lernen und alle ermahnt werden. Auch Geister von Propheten sind den Propheten untertan. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Wie bei allen Gemeinden der Heiligen sollen die Frauen in den Versammlungen schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz es sagt. Wollen sie aber Auskunft in etwas, so mögen sie zu Hause ihre Männer fragen; denn es steht der Frau nicht gut an, in der Versammlung zu reden. Oder ist etwa Gottes Wort von euch ausgegangen? Oder kam es allein zu euch? Glaubt jemand, ein Prophet zu sein oder ein Geistbegabter, der anerkenne, was ich euch schreibe, als ein Gebot des Herrn! Wer es mißachtet, wird mißachtet werden. Darum, Brüder, bemüht euch um prophetisches Reden, und verhindert das Zungenreden nicht! Alles aber geschehe in Würde und Ordnung. Näher darlegen möchte ich euch, Brüder, das Evangelium, das ich euch verkündet habe; ihr nahmt es an und steht darin fest, und in ihm ist euer Heil, wenn ihr euch an das Wort haltet, mit dem ich es euch verkündete; sonst wäret ihr vergebens gläubig geworden. Denn ich übergab euch zuvörderst, was ich auch empfangen habe: Christus starb für unsere Sünden, den Schriften gemäß; er wurde begraben und auferweckt am dritten Tage, den Schriften gemäß. Er erschien dem Kephas und danach den Zwölfen. Hierauf erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; von ihnen sind die meisten bis jetzt noch am Leben; einige aber sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Als letztem von allen, der Fehlgeburt vergleichbar, erschien er auch mir. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht würdig bin, Apostel zu heißen, da ich die Kirche Gottes verfolgte. Doch durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern mehr als sie alle arbeitete ich doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes mit mir. Sei es nun ich, seien es jene: so verkünden wir, und so seid ihr zum Glauben gekommen. Wenn nun von Christus verkündet wird, daß er auferweckt wurde von den Toten, wie behaupten da einige von euch! es gebe keine Auferstehung der Toten? Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere redigt sinnlos, sinnlos auch euer Glaube. Dann werden wir sogar als falsche Zeugen Gottes erfunden; denn wir hätten gegen Gott bezeugt, daß er Christus auferweckt habe, den er ja gar nicht auferweckt hat, wenn angeblich Tote nicht auferweckt werden. Wenn nämlich Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, ist nichtig euer Glaube, und ihr seid noch in euren Sünden. Demnach sind auch die in Christus Entschlafenen verloren. Wenn wir in diesem Leben nur auf Christus hoffen, sind wir beklagenswerter als alle Menschen. Nun aber ist Christus auferweckt worden von den Toten, als Erstling der Entschlafenen. Da nämlich durch einen Menschen der Tod kam, kam auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie in Adam alle sterben, werden in Christus auch alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus, danach die zu Christus Gehörenden bei seiner Ankunft, dann kommt das Ende, wenn er das Reich übergibt an Gott, den Vater, wenn er vernichtet hat jede Herrschaft und Gewalt und Macht. Er muß ja herrschen, "bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat" (Ps 110,1). Als letzter Feind wird vernichtet werden der Tod; denn "alles hat er seinen Füßen unterworfen" (Ps 8,7). Wenn es aber heißt: "Alles ist [ihm] unterworfen", so ist offenbar der ausgenommen, der ihm alles unterwarf. Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selber sich dem unterwerfen, der ihm alles unterwarf, damit er als Gott alles sei in allem. Was tun sie denn, die sich da taufen lassen für die Toten? Wenn Tote ja gar nicht auferweckt werden, warum lassen sie sich noch taufen für sie? Was setzen auch wir uns Gefahren aus zu jeder Stunde? Tag für Tag bin ich dem Tode nah, so wahr ihr mein Ruhm seid, Brüder, den ich habe in Christus Jesus, unserem Herrn. Kämpfte ich nur nach menschlicher Rechnung mit wilden Tieren in Ephesus, was nützt es mir? Wenn Tote nicht auferweckt werden, so laßt uns essen und trinken, denn morgen werden wir sterben (Is 22,13). Laßt euch nicht täuschen! Böser Umgang verdirbt gute Sitten. Werdet in Wahrheit nüchtern und sündigt nicht; denn gewisse Leute haben keine Kenntnis von Gott; zu eurer Beschämung sage ich es. Doch da wird einer sagen: "Wie werden sie auferweckt, die Toten? In was für einem Leib kommen sie?" Du Tor! Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht zuvor starb; und was du säst, das säst du nicht als den Körper, der werden soll, sondern als bloßes Korn, etwa vom Weizen oder von einem der übrigen Samen. Gott aber gibt ihm den Körper so, wie er will, und jeder Art von Samen einen besonderen Körper. Nicht alles Fleisch ist dasselbe Fleisch, sondern ein anderes ist das von Menschen, ein anderes das von Haustieren, ein anderes das von Vögeln, ein anderes das von Fischen. Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper; doch ein anderer ist der Glanz der himmlischen, ein anderer der Glanz der irdischen. Ein anderer ist der Glanz der Sonne, ein anderer der Glanz des Mondes, ein anderer der Glanz der Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom andern im Glanz. So ist es auch mit der Auferstehung der Toten. Gesät wird in Verweslichkeit, auferweckt in Unverweslichkeit. Gesät wird in Unansehnlichkeit, auferweckt in Herrlichkeit; gesät wird in Schwachheit, auferweckt in Kraft. Gesät wird ein sinnenhafter Leib, auferweckt ein geistiger Leib. Gibt es einen sinnenhaften Leib, so gibt es auch einen geistigen Leib. So steht ja auch geschrieben: "Der erste Mensch Adam wurde zu einem lebendigen Sinnenwesen" (1Mos 2,7), der letzte Adam zum lebendigmachenden Geist. Das Geistige aber kommt nicht zuerst, sondern das Sinnenhafte, dann das Geistige. Der erste Mensch ist aus Erde, ist irdisch, der zweite Mensch vom Himmel [, ist himmlisch]. Wie beschaffen der Irdische, derart sind auch die Irdischen, und wie beschaffen der Himmlische, derart sind auch die Himmlischen. Wie wir das Bild des Irdischen trugen, werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen. Das aber sage ich, Brüder: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht erben; ebensowenig wird die Verweslichkeit die Unverweslichkeit erben. Seht, ein Geheimnis sage ich euch: Nicht alle werden wir entschlafen, aber alle werden wir verwandelt werden, plötzlich, in einem Augenblick, beim Schall der letzten Posaune; denn erschallen wird die Posaune, und die Toten werden als Unverwesliche auferweckt, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muß anziehen Unverweslichkeit, und dieses Sterbliche muß anziehen Unsterblichkeit. Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit angezogen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit angezogen hat, dann wird zutreffen das Wort, das geschrieben steht: "Verschlungen ist der Tod im Siege! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" (Is 25,8; Os 13,14). Der Stachel des Todes aber ist die Sünde; der Machtbereich der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg verleiht durch unseren Herrn Jesus Christus! Darum, meine geliebten Brüder, seid standhaft und unerschütterlich; tut euch allzeit hervor im Eifer für das Werk des Herrn, und wisset, daß euer Mühen nicht vergeblich ist im Herrn! Was die Sammlung für die Heiligen betrifft: Wie ich angeordnet habe für die Gemeinden von Galatien, so sollt auch ihr tun. Am ersten Tag der Woche lege ein jeder von euch etwas für sich als Ersparnis zurück, wie es ihm gelegen ist, damit nicht erst dann, wenn ich komme, Sammlungen stattfinden Sobald ich aber eintreffe, will ich die von euch als geeignet Erachteten mit Briefen wegsenden, daß sie eure Gaben nach Jerusalem überbringen. Wenn es angebracht ist, daß auch ich reise, so sollen sie mit mir reisen. Ich werde zu euch kommen nach meiner Reise durch Mazedonien; denn Mazedonien werde ich durchreisen, bei euch aber möchte ich, wenn möglich, bleiben oder auch überwintern, damit ihr mir das Geleite gebt, wohin ich gehe. Denn ich möchte euch jetzt nicht nur im Vorbeigehen sehen, hoffe ich doch, eine Zeitlang bei euch zu bleiben, wenn der Herr es gestattet. In Ephesus aber will ich bleiben bis Pfingsten; denn eine Tür tat sich auf, groß und verheißungsvoll, doch auch der Widersacher sind viele. Wenn Timotheus kommt, so seht zu, daß er ohne Furcht bei euch sei; denn er arbeitet am Werk des Herrn wie auch ich. Niemand denke gering von ihm, gebt ihm vielmehr im Frieden das Geleit, daß er zu mir komme; denn ich erwarte ihn mit den Brüdern. Was den Bruder Apollos betrifft, so bat ich ihn dringend, zu euch zu gehen mit den Brüdern; doch wollte er nicht gerade jetzt reisen, er wird aber kommen, wenn es ihm gelegen ist. Seid wachsam, steht fest im Glauben; handelt mannhaft, seid stark! Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe! Ich mahne euch, Brüder: Ihr wißt, das Haus des Stephanas [, des Fortunatus und Achaikus] ist die Erstlingsfrucht von Achaia; sie haben sich eingesetzt für den Dienst an den Heiligen. Seid auch ihr dienstfertig gegen solche und gegen jeden, der mitarbeitet und sich müht. Ich freue mich über die Anwesenheit des Stephanas, des Fortunatus und Achaikus, denn sie ersetzen euer Fehlen. Sie erquickten nämlich meinen Geist und den euren. Schätzt also solche Männer! Es grüßen euch die Gemeinden in Asia. Es grüßen euch vielmals im Herrn Aquila und Prisca samt der Gemeinde in ihrem Haus [, bei denen ich zu Gast bin]. Es grüßen euch alle Brüder. Grüßt einander mit heiligem Kuß! Mein eigenhändiger Gruß: Paulus. Wenn einer den Herrn nicht liebt, der sei ausgeschlossen. Maranatha. Die Gnade des Herrn Jesus [Christus] sei mit euch! Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus. [Amen.] Paulus, durch Gottes Willen Apostel Christi Jesu, und der Bruder Timotheus an die Gemeinde in Korinth mit allen Heiligen in ganz Achaia. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und der Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Drangsal, damit auch wir fähig seien, all jene, die in irgendwelcher Bedrängnis sind, zu trösten mit dem Trost, durch den wir selbst getröstet wurden von Gott. Denn wie die Leiden Christi sich überreich ergießen über uns, so strömt auch durch Christus überreicher Trost auf uns nieder. Ob wir nun Drangsal haben, es geschieht zu eurem Trost und zu eurem Heil; ob wir Trost erfahren, es geschieht zu eurem Trost, der sich auswirkt im Ertragen dergleichen Leiden, wie auch wir sie erfahren. So ist unsere Hoffnung für euch festgegründet, da wir wissen, daß ihr wie in den Leiden so auch Genossen seid im Troste. Denn wir möchten euch, Brüder, nicht ohne Wissen lassen von der Drangsal, die uns in Asia widerfuhr; über unsere Kraft hinaus hatten wir in einem solchen Übermaß zu tragen, daß wir keine Möglichkeit mehr sahen, noch weiter zu leben. Wir hatten ja für uns selbst das Urteil des Todes gesprochen und sollten so nicht auf uns selbst vertrauen, sondern auf Gott der die Toten erweckt. Er rettete uns aus so großer Todesgefahr und wird uns retten, er, auf den wir die Hoffnung gesetzt, daß er auch ferner rettet, da auch ihr mithelft durch euer Beten für uns; so soll aus vieler Mund für die uns zuteil gewordene Gnade Dank gesagt werden für uns. Denn das ist ja unser frohes Bewußtsein, das Zeugnis unseres Gewissens, daß wir in Gottes Heiligkeit und Lauterkeit, nicht in der Weisheit des Fleisches, sondern in Gottes Gnade gewandelt sind in dieser Welt, vorzüglich aber bei euch. Wir schreiben euch ja nichts anderes, als was ihr lesen und verstehen könnt, und ich hoffe, ihr werdet vollends verstehen, so wie ihr uns schon teilweise verstanden habt, daß wir nämlich euer Ruhm sind, wie auch ihr für uns es seid am Tage unseres Herrn Jesus [Christus]. In dieser Zuversicht wollte ich früher zu euch kommen, damit ihr eine zweite Gnade erhieltet, und von euch wollte ich weiterreisen nach Mazedonien und von Mazedonien abermals zu euch kommen und mich von euch weitergeleiten lassen nach Judäa. Habe ich nun bei diesem Vorhaben leichtsinnig gehandelt? Oder fasse ich meine Entschlüsse nach der Art des Fleisches, so daß es bei mir das "Ja, ja" und zugleich das "Nein, nein" gäbe? Bei der Treue Gottes, unser Wort zu euch ist nicht "Ja und Nein" zugleich. Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der bei euch durch uns verkündet wurde, durch mich und Silvanus und Timotheus, kam nicht als "Ja und Nein", sondern in ihm ist das "Ja" gekommen. Denn alle Verheißungen Gottes wurden in ihm zum "Ja"; und so erklingt auch durch ihn das "Amen" zu Gott als Lobpreis durch uns. Gott ist es, der uns stark macht zusammen mit euch in Christus, der uns auch salbte und besiegelte und das Angeld des Geistes uns gab in unseren Herzen. Ich aber rufe Gott zum Zeugen an bei meiner Seele, daß ich aus Schonung für euch nicht mehr nach Korinth gekommen bin. Nicht als Herren wollen wir auftreten über euren Glauben, sondern Mitarbeiter sind wir an eurer Freude, denn im Glauben steht ihr fest. So entschied ich mich, nicht abermals unter Betrübnis zu euch zu kommen. Denn wenn ich euch betrübe, wer ist es, der mir Freude macht? Doch nur der, der betrübt wurde durch mich. Eben darum schrieb ich euch, damit ich nicht mit meinem Kommen Betrübnis erfahre von denen, die mir Freude machen sollten; ich habe ja die Zuversicht von euch allen, daß meine Freude die von euch allen ist. Ja, aus großer Bedrängnis und Beklemmung des Herzens, unter vielen Tränen schrieb ich euch, nicht daß ihr betrübt werden solltet, sondern damit ihr die Liebe erkennen möchtet, die ich überströmend zu euch habe. Wenn aber einer Betrübnis verursachte, so hat er nicht mich betrübt, sondern in gewissem Maße, um nicht zu viel zu sagen, euch alle. Es genügt für diesen die Strafe, die von der Mehrheit verhängt wurde, So daß ihr im Gegenteil Gnade üben und aufrichten sollt, damit er in seiner Lage nicht in allzu großer Betrübnis versinke. Daher ermahne ich euch: Laßt Liebe gegen ihn walten. Denn eben dazu hatte ich auch geschrieben, daß ich sähe, ob ihr bewährt und in allem gehorsam seid. Wem ihr etwas verzeiht, dem verzeihe auch ich; denn was ich verziehen habe, sofern ich etwas zu verzeihen hatte, das geschah um euretwillen vor dem Angesicht Christi, damit wir nicht vom Satan überlistet werden; denn wir kennen seine Ränke gar wohl. Als ich zur Verkündigung des Evangeliums Christi nach Troas kam und sich mir eine Tür auftat im Herrn, hatte ich keine Ruhe im Geiste, weil ich meinen Bruder Titus nicht antraf. So nahm ich Abschied von ihnen und reiste weiter nach Mazedonien. Gott aber sei Dank, der uns allzeit zum Siege führt in Christus und den Duft seiner Erkenntnis ausströmen läßt durch uns an jedem Ort. Denn Christi Wohlgeruch sind wir vor Gott unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die zugrunde gehen; den einen ein Todesgeruch zum Tode, den anderen ein Lebensgeruch zum Leben. Und wer ist dafür geeignet? Wir treiben ja nicht, wie so manche, mit dem Gotteswort einen Handel, sondern aus lauterer Gesinnung, ja wie aus Gott heraus reden wir vor Gott in Christus. Fangen wir wiederum an, uns selbst zu empfehlen? Oder brauchen wir, wie gewisse Leute, Empfehlungsbriefe an euch oder von euch? Unser Brief seid ihr, hineingeschrieben in unsere Herzen, anerkannt und gelesen von allen Menschen. Offen daliegend, seid ihr ein Brief Christi, besorgt von uns, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln von Stein, sondern auf Tafeln menschlicher Herzen. So große Zuversicht haben wir durch Christus vor Gott, nicht weil wir von uns aus fähig wären, etwas als eigene Leistung uns anzurechnen, unsere Fähigkeit stammt vielmehr von Gott. Er hat uns auch befähigt zu Dienern des Neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe macht tot, der Geist aber lebendig. Wenn aber schon der Dienst am todbringenden Buchstaben, eingegraben auf Steine, in einem solchen Glanze geschah, daß die Söhne Israels das Antlitz des Moses nicht anzuschauen vermochten wegen des Lichtglanzes auf seinem Angesicht, der doch vergänglich war, wie sollte der Dienst des Geistes nicht noch viel glanzvoller sein? War schon der Dienst, der zur Verurteilung führte, so glanzvoll, wieviel mehr ist der zur Gerechtigkeit führende Dienst noch reicher an Glanz! Ja, was dort im Glanze erstrahlte, ist gar kein Glanz mehr angesichts dieses alles überstrahlenden Glanzes. Denn wenn das Vergängliche in so herrlichem Glanze sich zeigte, wird das Bleibende noch viel mehr im Glanze erstrahlen. Von so großer Zuversicht erfüllt, treten wir mit großem Freimut auf, nicht wie Moses, der eine Hülle über sein Angesicht legte, damit die Söhne Israels nicht hinblickten auf das Vergehen dessen, was abgetan wird. Doch es verhärteten sich ihre Gedanken; denn bis auf den heutigen Tag liegt dieselbe Hülle über der Lesung des Alten Bundes, ohne daß sie weggenommen würde, nachdem er doch mit Christus abgetan wird. Ja, bis auf den heutigen Tag liegt, wenn Moses gelesen wird, eine Hülle über ihrem Herzen. "Wenn es sich aber hinwendet zum Herrn, wird die Hülle weggenommen" (2Mos 34,34). Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn, da ist Freiheit. Wir alle aber werden, wenn wir mit enthülltem Antlitz den Glanz des Herrn widerspiegeln, zum selben Bild umgeformt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie sie ausstrahlt vom Geist des Herrn. Betraut also mit diesem Dienst, wie er aus Erbarmen uns zuteil wurde, sind wir nicht mutlos, sondern sagten uns los von ehrlosen Heimlichkeiten, treten nicht arglistig auf und treiben kein Falschspiel mit dem Gotteswort, suchen vielmehr durch Offenbarung der Wahrheit Zutritt zu jedem Gewissen der Menschen im Angesichte Gottes. Sollte jedoch auch unser Evangelium verhüllt sein, so ist es nur denen verhüllt, die verlorengehen, den Ungläubigen, deren Sinn der Gott dieser Welt geblendet hat, um ihnen nicht aufstrahlen zu lassen das Leuchten der herrlichen Botschaft von Christus, der das Bild Gottes ist. Denn nicht uns selbst verkünden wir, sondern Christus Jesus als den Herrn, uns selbst aber als eure Knechte um Jesu willen. Denn der Gott, der befahl, daß aus der Finsternis Licht aufstrahle, ließ auch in unseren Herzen ein Licht erstrahlen, daß es leuchte zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes auf dem Antlitz [Jesu] Christi. Doch haben wir diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit das Übergewicht an Kraft auf seiten Gottes sei und nicht bei uns, die wir auf alle Weise bedrängt werden, doch nicht erdrückt, hilflos sind, doch nicht verzweifeln, verfolgt sind, doch nicht verlassen, niedergeworfen, doch nicht verloren. Allzeit tragen wir das Hinsterben Jesu an unserem Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserem Leibe sichtbar werde. Denn ständig werden wir in unserem Leben dem Tod anheimgegeben um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu sichtbar werde an unserem sterblichen Fleisch. So ist der Tod an uns tätig, das Leben aber an euch. Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: "Ich glaubte, darum redete ich" (Ps 116,10), so glauben auch wir, und daher reden wir auch; wir wissen ja, daß er, der [den Herrn] Jesus erweckte, auch uns mit Jesus erwecken und zusammen mit euch an seine Seite stellen wird. Denn alles geschieht um euretwillen, damit die mit der größeren Zahl sich mehrende Gnade auch die Danksagung anwachsen lasse zur Verherrlichung Gottes. Darum verlieren wir nicht den Mut; mag auch unser äußerer Mensch aufgerieben werden, so wird doch der innere von Tag zu Tag neu. Denn unsere gegenwärtige geringfügige Drangsal erwirkt uns in überströmender Fülle ein unvergängliches Übergewicht an Herrlichkeit, wenn wir nicht auf das Sichtbare schauen, sondern auf das Unsichtbare; denn das Sichtbare ist von kurzer Dauer, das Unsichtbare jedoch ewig. Denn wir wissen, wenn das Zelt unserer irdischen Wohnung abgebrochen wird, werden wir eine Wohnstätte von Gott empfangen, ein nicht von Händen erbautes, ewiges Haus im Himmel. Und deswegen seufzen wir und sehnen uns, mit unserer Wohnung vom Himmel her überkleidet zu werden, damit wir, von ihr überkleidet, nicht als nackt gefunden werden. Denn solange wir in dem Zelte weilen, seufzen wir bekümmert, weil wir nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen, damit das Sterbliche aufgesogen werde vom Leben. Der uns aber gerade dafür bereitete, ist Gott, der uns das Angeld des Geistes gegeben hat. So sind wir allezeit frohen Mutes, auch wenn wir wissen, daß wir, solange wir daheim sind im Leibe, als Fremdlinge fern sind vom Herrn; denn im Glauben wandeln wir und nicht im Schauen. Wir sind guten Mutes und möchten am liebsten ausziehen aus dem Leib und heimziehen zum Herrn. Deshalb setzen wir auch unser Bestes darein, ob wir daheim sind oder in der Ferne, ihm wohlgefällig zu sein. Denn alle müssen wir erscheinen vor dem Richterstuhl Christi, damit ein jeder das erhalte, wofür er in seinem Leibe tätig war, sei es Gutes, sei es Böses. Im Wissen also um die Furcht des Herrn gilt unser Bemühen den Menschen; vor Gott stehen wir offen da; ich hoffe aber, auch in eurem Gewissen offen dazustehen. Wir wollen nicht wieder uns selbst euch empfehlen, sondern euch Anlaß geben, euch unser zu rühmen, damit ihr denen entgegnen könnt, die ihren Ruhm im Gesichte tragen, aber nicht im Herzen. Ob wir von Sinnen kamen, es geschah für Gott; ob wir besonnen sind, es ist für euch. Denn die Liebe Christi drängt uns, wenn wir dies bedenken: Einer starb für alle, folglich sind sie alle gestorben. Er starb aber für alle, damit die Lebenden nicht mehr sich selbst leben, sondern ihm, der für sie starb und für sie auferweckt wurde. Darum kennen wir von jetzt an niemand dem Fleische nach, und wenn wir auch Christus dem Fleische nach kannten, so doch nicht mehr jetzt. Ist also einer in Christus, ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, ein Neues ist geworden. Das alles aber ist aus Gott, der uns mit sich durch Christus versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung übertragen hat. Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnte, ihnen ihre Vergehen nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. An Christi Statt also walten wir des Amtes, in der Überzeugung, daß Gott durch uns mahnt. An Christi Statt bitten wir: Laßt euch versöhnen mit Gott! Der von keiner Sünde wußte, den ließ er für uns Sünde werden, damit wir Gerechtigkeit Gottes würden in ihm. Als Mitarbeiter mahnen wir auch, ihr möchtet nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangen. Es heißt ja: "Zur Gnadenzeit erhörte ich dich, und am Tage des Heiles half ich dir" (Is 49,8). Seht, jetzt ist die rechte Gnadenzeit, seht, jetzt ist der Tag des Heiles! In keiner Hinsicht wollen wir irgendwie Anstoß geben, damit der Dienst nicht geschmäht werde, sondern in allem erweisen wir uns als Gottes Diener: in viel Geduld, in Drangsalen, in Nöten, in Ängsten, in Mißhandlungen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, in Nachtwachen, in Fasten, in Lauterkeit, in Verstehen, in Langmut, in Güte, in Heiligem Geist, in ungeheuchelter Liebe, im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes. mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, bei Ehre und Schmach, bei böser und guter Nachrede, als Verführer und doch wahrhaftig, als unbekannt und doch wohlbekannt, als sterbend, und siehe, wir leben, als gezüchtigt und doch nicht getötet, als trauernd und doch immer freudig, als arm und doch viele bereichernd, als Habenichtse und doch alles besitzend. Unser Mund hat sich aufgetan vor euch, Korinther, das Herz ist uns weit geworden. Nicht engen Raum nehmt ihr ein in uns, doch eng ist der Raum in euren Herzen. Vergeltet Gleiches mit Gleichem - wie zu Kindern rede ich -, macht auch ihr euch weit! Zieht nicht unter fremdem Joch an der Seite von Ungläubigen; denn was hat Gerechtigkeit mit Gesetzwidrigkeit zu tun? Oder was haben Licht und Finsternis miteinander gemeinsam? Wie steht Christus im Einklang mit Beliar? Oder welchen Anteil hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Wie verträgt sich der Tempel Gottes mit Götzen? Denn wir sind Tempel des lebendigen Gottes. Es sprach ja Gott: "Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein" (3Mos 26,12). "Darum geht fort aus ihrer Mitte und sondert euch ab, spricht der Herr, und Unreines rühret nicht an" (Is 52,11), "und ich will euch aufnehmen" (Ez 20,34, Ez 20,41); "und ich will euer Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Alleinherrscher" (2Sam 7,8, 2Sam 7,14; Is 43,6). Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, wollen wir uns rein bewahren von aller Befleckung des Fleisches und Geistes und zu vollkommener Heiligkeit gelangen in der Furcht Gottes. Gebt uns Raum! Wir haben niemand unrecht getan, niemand zugrunde gerichtet, niemand hintergangen. Nicht um euch anzuklagen, sage ich das; denn soeben habe ich erklärt, daß ihr in unserem Herzen seid auf Sterben und Leben mit euch. Groß ist meine Zuversicht zu euch, groß mein Rühmen um euretwillen; ich bin des Trostes voll, überreich an Freude bei all unserer Drangsal. Denn auch als wir nach Mazedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern alle Drangsal kam über uns, von außen her Kämpfe, von innen her Angst und Sorge. Gott aber, der die Gebeugten tröstet, tröstete uns durch die Ankunft des Titus; doch nicht allein durch sein Kommen, sondern auch durch den Trost, mit dem er getröstet wurde bei euch; er berichtete uns von eurer Sehnsucht, von eurem Schmerz und von eurem Eifer für mich, so daß ich noch mehr mich freute. Denn wenn ich euch auch betrübte durch den Brief, so gereut es mich nicht, und sollte es mich auch gereuen - da ich sehe, daß jener Brief, wenn auch nur vorübergehend, euch betrübte -, so freue ich mich jetzt, nicht weil ihr betrübt wurdet, sondern weil eure Betrübnis zur Umkehr führte. Denn ihr wurdet im Sinne Gottes betrübt, so daß ihr in keiner Weise Schaden littet durch uns. Denn die Betrübnis im Sinne Gottes bewirkt Umkehr zum Heile, die nicht gereut; die Betrübnis der Welt aber bewirkt Tod. Seht doch, wieviel Streben bewirkte gerade dieses Betrübtwerden im Sinne Gottes für euch; ja, auch Entschuldigung und Bedauern und Furcht und Sehnsucht, sogar Eifer und Bestrafung; in jeder Hinsicht habt ihr bewiesen, daß ihr schuldlos seid in dieser Sache. So erfolgte denn auch mein Schreiben an euch nicht dessentwegen, der Unrecht tat, noch auch dessentwegen, der Unrecht litt, sondern damit euer Eifer für uns an den Tag komme unter euch vor Gott. Darum sind wir getröstet worden. Zu unserem Troste hinzu freuten wir uns besonders über des Titus Freude, weil sein Geist erquickt wurde von euch allen. Denn wenn ich mich vor ihm gerühmt hatte über euch, so bin ich nun nicht beschämt worden, sondern wie wir alles in Wahrheit vor euch sagten, so erwies sich auch unser Rühmen vor Titus als Wahrheit. Sein Herz gehört euch nun noch viel mehr, wenn er des Gehorsams gedenkt von euch allen, wie ihr mit Furcht und Zittern ihn aufgenommen habt. Ich freue mich, daß ich mich in allem verlassen kann auf euch. Brüder, wir geben euch Kenntnis von der Gottesgabe, die in den Gemeinden Mazedoniens gegeben wurde. Trotz vieler trüber Erfahrung war ihre Freude übergroß, und in ihrer tiefen Armut haben sie sich in überströmender Herzlichkeit als reich gezeigt. Denn sie haben nach Kräften, ja, ich bezeuge es, über ihre Kraft von selbst gespendet und haben sich unter vielem Drängen von uns die Gunst erbeten zur Teilnahme am Dienst für die Heiligen. Sie gaben nicht nur, wie wir es erhofften, sondern sich selber gaben sie hin, für den Herrn zunächst und dann auch für uns um Gottes willen. Daher baten wir den Titus, er möchte so, wie er vorher schon angefangen hatte, bei euch dieses Werk der Liebe auch zu Ende führen. Wie ihr nun in allen Dingen euch hervortut, in Glaube und Wort, in Erkenntnis und in allem Bemühen und in der Liebe, die von uns her in euch ist, so sollt ihr auch bei diesem Liebeswerk euch hervortun. Nicht im Sinne eines Befehls sage ich es, sondern mit dem Eifer anderer möchte ich die Echtheit eurer Liebe erproben. Ihr wißt ja um die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, wie er um euretwillen arm wurde, da er reich war, damit ihr durch seine Armut reich würdet. Nur einen Rat gebe ich euch hierzu, denn es ist zu eurem Besten; ihr habt ja schon den Anfang gemacht seit vorigem Jahr, nicht nur mit dem Tun, sondern auch mit eurem Wollen. Führt jetzt das Tun auch zu Ende, damit der Bereitschaft des Willens auch der Abschluß entspreche nach dem, was ihr habt. Denn ist die Bereitschaft vorhanden, so ist sie willkommen nach dem, was einer hat, nicht nach dem, was er nicht hat. Es geht ja nicht darum, daß anderen Erleichterung, euch aber Bedrängnis bereitet werde, sondern im Ausgleich soll in der gegenwärtigen Lage euer Überfluß ihrem Mangel abhelfen, damit auch ihr Überfluß eurem Mangel abhelfe, so daß es zum Ausgleich kommt, wie geschrieben steht: "Der mit dem Vielen hatte nicht Überfluß, und der mit dem Wenigen hatte nicht Mangel" (2Mos 16,18). Dank aber sei Gott, der denselben Eifer für euch ins Herz des Titus gab. Denn er nahm meine Bitte auf und ging voll Eifer aus freiem Willen zu euch. Wir sandten mit ihm den Bruder, dessen Lob im Dienste des Evangeliums durch alle Gemeinden geht; und nicht nur das, er wurde auch von den Gemeinden bestellt als unser Reisegefährte in diesem Liebeswerk, das von uns besorgt wird zur Ehre des Herrn und zum Erweis unserer Bereitwilligkeit, wobei wir verhüten möchten, daß man uns ins Gerede bringe angesichts dieser reichen, von uns besorgten Gabe. Wir kümmern uns ja um das Rechte nicht allein vor Gott, sondern auch vor den Menschen. Ferner sandten wir mit ihnen unseren Bruder, den wir schon oft und in vielen Dingen als eifrig erprobt haben, der aber jetzt noch viel eifriger ist im großen Vertrauen zu euch. Ob ich nun für Titus spreche: er ist mein Gefährte und Mitarbeiter für euch, oder für unsere Brüder: sie sind Abgesandte der Gemeinden, Abglanz Christi. Gebt deshalb den Beweis eurer Liebe und bestätigt vor den Gemeinden, was ich zu ihnen Rühmliches gesagt habe über euch. Es ist ja für mich nicht nötig, euch über das Hilfswerk für die Heiligen zu schreiben; denn ich weiß um eure Bereitschaft, von der ich rühmend zu den Mazedoniern über euch sagte, daß auch Achaia seit dem vorigen Jahr bereit sei; und der Eifer von euch war vielen ein Ansporn. Ich sandte aber die Brüder, damit unser Rühmen über euch in dieser Sache sich nicht als unbegründet erweise, sondern ihr, wie ich sagte, gerüstet seid. Sonst könnten Mazedonier mit mir kommen und euch unvorbereitet finden, und wir - um nicht zu sagen, ihr - würdet beschämt sein in dieser Zuversicht. Ich habe es daher für nötig erachtet, die Brüder aufzufordern, zu euch vorauszureisen und die von euch bereits zugesagte Spende zu ordnen, damit sie bereitliege als eine Gabe des Segens und nicht geizigen Sinnes. Es ist so: Wer spärlich sät, wird auch spärlich ernten, und wer mit vollen Händen sät, wird mit vollen Händen auch ernten. Jeder gebe, wie er es sich vorgenommen hat in seinem Herzen, nicht mit Unlust oder aus Zwang; denn "einen freudigen Geber hat Gott lieb" (Spr 11,24; Spr 22,9). Gott aber ist mächtig, jede Gnade euch reichlich zukommen zu lassen, auf daß ihr in allem stets volles Auskommen habt und darüber hinaus Möglichkeit zu jedem guten Werk, wie geschrieben steht: "Er teilte aus, gab den Armen, seine Gerechtigkeit währet ewig" (Ps 112,9). Der dem Sämann den Samen gibt und Brot zum Essen, wird auch euer Saatkorn beschaffen und mehren, und er wird heranwachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit. Reich werdend an allem, gelangt ihr zu vollkommener Lauterkeit, die hinführt zur Danksagung durch uns vor Gott. Denn der Dienst bei dieser Opfergabe hilft nicht nur dem Mangel der Heiligen ab, sondern bringt auch reiche Frucht durch die vielen Dankgebete zu Gott. Angesichts eurer Bewährung in diesem Dienst preisen sie Gott für den Gehorsam eures Bekenntnisses zum Evangelium Christi und für die lautere Gemeinschaft mit ihnen und mit allen. Und bei ihrem Beten für euch sehnen sie sich nach euch wegen der überreichen Gnade, die Gott euch erwies. Dank sei Gott für seine unaussprechliche Gabe! Ich selbst aber, Paulus, ermahne euch bei der Sanftmut und Milde Christi, der ich angeblich von Angesicht zu Angesicht demütig bin unter euch, abwesend aber gegen euch mutig auftrete. Ich bitte euch, daß ich nicht persönlich anwesend mutig auftreten muß in der Zuversicht, mit der ich gegen gewisse Leute einzuschreiten gedenke, die uns so einschätzen, als würden wir nach Art des Fleisches wandeln. Denn wir leben zwar im Fleische, doch kämpfen wir nicht nach Art des Fleisches. Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht von fleischlicher Art, sondern mächtig vor Gott zum Niederreißen von Bollwerken. Wir reißen damit alle Vernunftgebilde ein und alles Hochfahrende, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und fangen jeden Gedanken ein zum gehorsamen Dienst an Christus. Wir sind auch bereit, jeden Ungehorsam zu strafen, sobald euer Gehorsam vollkommen ist. Seht doch, was klar vor Augen liegt! Wenn einer sich zutraut, Christus anzugehören, der möge andererseits bei sich bedenken, daß so wie er, auch wir zu Christus gehören. Ja, wollte ich mich weiter rühmen angesichts der Vollmacht, die der Herr uns verlieh zur Erbauung und nicht zum Niederreißen unter euch, so würde ich nicht zuschanden werden. Doch möchte ich nicht den Anschein erwecken, als wollte ich euch einschüchtern durch Briefe. Die Briefe, so sagt man, sind zwar wuchtig und kraftvoll, sein leibhaftiges Auftreten aber ist schwach und seine Rede erbärmlich. Ein solcher merke sich dies: Wie wir durch das Wort in Briefen aus der Ferne uns zeigen, so werden wir auch sein durch die Tat, wenn wir anwesend sind. Denn wir wagen es nicht, uns gewissen Leuten beizuzählen oder mit ihnen in Vergleich zu treten, die sich selber empfehlen; sie sind ja, indem sie sich nur an sich selber messen und sich mit sich selbst vergleichen, nicht recht bei Sinnen. Wir aber wollen uns nicht ins Maßlose rühmen, sondern nach dem Maßstab, mit dem Gott das Maß uns zuteilte, daß er uns sogar bis zu euch gelangen ließ. Denn wir übertreiben nicht, als wären wir etwa nicht bis zu euch gekommen; gelangten wir doch bis zu euch mit dem Evangelium Christi. Nicht ins Maßlose also rühmen wir uns mit den Arbeiten anderer, da wir sogar die Hoffnung hegen, mit dem Wachsen eures Glaubens bei euch noch größer zu werden und über den bisherigen Rahmen hinauszukommen und auch über die Grenzen hinaus das Evangelium zu verkünden und dabei nicht in fremdem Bereich uns dessen zu rühmen, was schon vorher geleistet wurde. "Wer sich rühmt, der rühme sich im Herrn" (Jer 9,23). Denn nicht wer sich selbst empfiehlt, ist bewährt, sondern wen der Herr empfiehlt. Möchtet ihr doch ein wenig Torheit von mir ertragen! Doch ja, ihr ertragt mich. Denn ich eifere um euch mit dem Eifer Gottes. Ich verlobte euch ja einem einzigen Mann, um euch als reine Jungfrau Christus zuzuführen. Ich fürchte aber, es möchten, so wie die Schlange mit ihrer Arglist Eva verführte, auch eure Gedanken um die Lauterkeit und Reinheit gegen Christus gebracht werden. Denn wenn einer daherkommt und einen anderen Jesus verkündet, den wir nicht verkündet haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht erhalten habt, so nehmt ihr das ruhig hin. Bin ich doch überzeugt, in keiner Hinsicht jenen Überaposteln nachzustehen. Mag ich auch unbeholfen sein in der Rede, so doch nicht in der Erkenntnis; wir haben es ja in jeder Weise und in allen Dingen erwiesen bei euch. Oder beging ich einen Fehler, daß ich mich klein machte, damit ihr groß würdet, da ich unentgeltlich euch das Evangelium Gottes verkündete? Andere Gemeinden beraubte ich, indem ich Unterstützung annahm zum Dienste für euch; und da ich bei euch war und Mangel hatte, bin ich keinem lästig gefallen, denn meinem Mangel halfen die Brüder ab, die aus Mazedonien kamen; und in allem habe ich mich gehütet, euch zur Last zu fallen, und werde mich ferner hüten. So gewiß die Wahrheit Christi in mir ist, dieser Ruhm soll mir nicht geschmälert werden in den Gebieten Achaias. Weshalb? Weil ich euch etwa nicht liebe? Gott weiß es! Was ich aber tue, werde ich ferner tun, damit ich denen den Anlaß nehme, die einen Anlaß suchen, um in dem, womit sie sich rühmen, dazustehen wie wir. Leute dieser Art sind falsche Apostel, hinterlistige Arbeiter, die sich als Apostel Christi tarnen. Und das ist kein Wunder! Es tarnt sich ja selbst der Satan als ein Engel des Lichtes. So ist es nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich als Diener der Gerechtigkeit tarnen; doch ihr Ende wird ihren Werken entsprechend sein. Nochmals sage ich: Es halte mich niemand für töricht! Wenn aber doch, dann ertragt mich als Toren, damit auch ich ein wenig mich rühme. Was ich sage, das sage ich nicht im Sinne des Herrn, sondern so ganz in Torheit bei dieser Grundlage des Rühmens. Wenn viele sich rühmen dem Fleische nach, will auch ich mich rühmen. Ihr ertragt ja so gerne die Toren, die ihr selbst so weise seid. Denn ihr ertragt es, wenn einer euch knechtet, euch ausbeutet, euch angreift, sich überheblich benimmt, euch ins Angesicht schlägt. Unter Beschämung gestehe ich: darin sind wir schwach gewesen. Doch was da einer kühn behauptet - ich rede in Torheit -, das sage auch ich voll Kühnheit. Hebräer sind sie? Ich auch! Israeliten sind sie? Ich auch! Nachkommen Abrahams sind sie? Ich auch! Diener Christi sind sie? Ich rede unbesonnen: Ich bin es noch mehr, und zwar in Mühen viel mehr, in Gefängnissen viel mehr, in Mißhandlungen über die Maßen und gar oft in Todesgefahren; von den Juden erhielt ich fünfmal vierzig Streiche weniger einen; dreimal wurde ich gepeitscht, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf dem Meere umher. Auf Reisen war ich gar oft in Gefahren von Flüssen, in Gefahren von Räubern, in Gefahren von meinem eigenen Volk, in Gefahren von Heiden, in Gefahren in Städten, in Gefahren in der Wüste, in Gefahren auf dem Meere, in Gefahren unter falschen Brüdern, in Mühsal und Beschwer, gar oft in durchwachten Nächten, in Hunger und Durst, oftmals ohne Essen, in Kälte und Blöße. Von allem anderen abgesehen, war der tägliche Andrang zu mir, die Sorge um alle Gemeinden. Wer ist schwach, und ich wäre es nicht? Wer kommt zu Fall, und ich empfände nicht brennenden Schmerz? Wenn schon gerühmt sein muß, so will ich meiner Schwachheit mich rühmen. Gott, der Vater unseres Herrn Jesus [Christus], der gepriesen ist in Ewigkeit, er weiß, daß ich nicht lüge. In Damaskus ließ der Statthalter des Königs Aretas die Stadt der Damaszener bewachen in der Absicht, mich zu ergreifen, und durch ein Fenster wurde ich in einem Korbe die Mauer heruntergelassen und entkam seinen Händen (Apg 9,23ff). Wenn schon gerühmt sein muß - ist es auch zu nichts nütze -, will ich zu den Gesichten kommen und zu den Offenbarungen des Herrn. Ich weiß einen Menschen in Christus, der vor vierzehn Jahren - ob im Leibe, ich weiß es nicht, ob außer dem Leibe, ich weiß es nicht, Gott weiß es - entrückt wurde bis in den dritten Himmel. Und ich weiß, daß dieser Mensch - ob mit dem Leibe oder außer dem Leibe, ich weiß es nicht, Gott weiß es - in das Paradies entrückt wurde und unsagbare Worte hörte, die ein Mensch nicht aussprechen darf. Dessen will ich mich rühmen; doch nicht meiner selbst will ich mich rühmen, es sei denn meiner Schwächen. Wollte ich nämlich mich rühmen, wäre ich kein Tor, denn ich würde die Wahrheit sagen, doch ich enthalte mich dessen, damit niemand mehr von mir halte, als er an mir sieht oder von mir hört. Und daß ich bei dem Übermaß der Offenbarungen mich nicht überhebe, wurde mir ein Stachel gegeben ins Fleisch, ein Engel des Satans, daß er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe. Dessentwegen bat ich dreimal den Herrn, er möge ablassen von mir, und er sagte zu mir: "Es genügt dir meine Gnade; denn die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung." So will ich denn viel lieber meiner Schwächen mich rühmen, damit die Kraft Christi sich niederlasse auf mich. Darum habe ich Gefallen an Schwächen, an Schmähungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Bedrängnissen um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. Ich bin töricht geworden; ihr habt mich dazu getrieben. Ich hätte ja doch von euch empfohlen werden sollen, denn ich stand in nichts den Überaposteln nach, obgleich ich nichts bin. Die Kennzeichen des Apostels wurden ja erbracht unter euch, in aller Geduld, durch Zeichen, durch Wunder und Machttaten. Denn was gibt es, worin ihr zurückgesetzt wurdet gegenüber den übrigen Gemeinden, außer dem, daß ich euch nicht persönlich zur Last fiel? Verzeiht mir dieses Unrecht! Seht,.zum drittenmal jetzt halte ich mich bereit, zu euch zu kommen, und ich werde euch nicht zur Last fallen; denn ich suche nicht das Eure, sondern euch. Es sollen ja nicht die Kinder für die Eltern sparen, sondern die Eltern für die Kinder. Überaus gern will ich Opfer bringen, ja mich selbst will ich hinopfern für eure Seelen. Wenn ich euch so sehr liebe, soll ich da weniger geliebt werden? Es könnte aber sein: ich fiel euch nicht zur Last; doch bei meiner "Verschlagenheit" habe ich euch "mit List" gefangen. Habe ich etwa durch einen von denen, die ich zu euch sandte, euch übervorteilt? Ich bat den Titus und sandte mit ihm den Bruder; hat euch Titus überlistet? Sind wir nicht in demselben Geist gewandelt? Nicht in denselben Spuren? Ihr meint wohl längst, daß wir uns vor euch verteidigen? Vor Gott reden wir in Christus, alles aber, Geliebte, zu eurer Erbauung. Denn ich fürchte, ich könnte bei meinem Kommen euch nicht so finden, wie ich es wünsche, und auch ich könnte von euch so gefunden werden, wie ihr es nicht wünscht; es könnten Streit und Eifersucht unter euch sein, Gehässigkeit, Zänkereien, Verleumdungen, Zwischenträgereien, Überheblichkeiten und Unordnung. Möge mich doch, wenn ich abermals komme, mein Gott nicht demütigen vor euch, und möchte ich nicht Betrübnis erfahren müssen über viele, die vorher gesündigt haben und sich noch nicht bekehrten von der Unlauterkeit, Unzucht und Ausschweifung, die sie trieben. Dies ist das dritte Mal, daß ich zu euch komme. "Durch die Aussage zweier oder dreier Zeugen soll feststehen jede Sache" (5Mos 19,15). Ich sagte es schon vorher und sage es abermals wie bei meiner zweiten Anwesenheit, wenn ich auch jetzt abwesend bin, sowohl denen, die früher gesündigt haben, als allen übrigen: Wenn ich wiederum komme, werde ich keine Schonung üben. Ihr verlangt ja einen Beweis dafür, daß Christus in mir redet, er, der euch gegenüber nicht schwach ist, sondern der machtvoll wirkt unter euch. Wurde er auch gekreuzigt in Schwäche, so lebt er doch in Gottes Kraft; und sind wir auch schwach in ihm, so werden wir doch leben mit ihm in Gottes Kraft euch gegenüber. Prüft euch selber, ob ihr im Glauben seid; stellt euch selbst auf die Probe! Oder könnt ihr nicht an euch erkennen, daß Jesus Christus in euch ist? Wenn nicht, habt ihr euch nicht bewährt. Ich hoffe jedoch, ihr werdet erkennen, daß wir nicht unbewährt sind. Wir beten zu Gott, ihr möchtet nichts Böses tun, nicht, daß wir bewährt erscheinen, sondern damit ihr das Gute tut, wir aber wie unbewährt dastehen. Denn wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, sondern für die Wahrheit. Ja, wir freuen uns, wenn wir schwach sind, ihr aber stark seid; und darum, nämlich um eure Vollendung, beten wir. Darum schreibe ich dies aus der Ferne, damit ich anwesend nicht mit Strenge verfahren muß vermöge der Gewalt, die mir der Herr verliehen hat zum Aufbauen und nicht zum Niederreißen. Im übrigen, Brüder, freut euch, werdet vollkommen, ermahnet einander, seid gleichen Sinnes, seid friedsam, und der Gott der Liebe und des Friedens wird mit euch sein. Grüßt einander mit heiligem Kuß! Es grüßen euch alle Heiligen. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! [Amen.] Paulus, Apostel, nicht von Menschen, auch nicht durch Vermittlung eines Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn auferweckte von den Toten, und alle Brüder bei mir an die Gemeinden von Galatien. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus, der sich hingab für unsere Sünden, damit er uns errette aus der gegenwärtigen bösen Welt nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, dem die Ehre ist von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Ich staune, daß ihr so rasch von dem, der euch in Christi Gnade berief, euch abwendig machen laßt zu einem anderen Evangelium, wo es doch ein anderes gar nicht gibt, nur gewisse Leute gibt es, die euch verwirren und darauf ausgehen, das Evangelium Christi zu verkehren. Doch wenn selbst wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündeten, als wir euch verkündet haben, so sei er verflucht! Wie wir schon sagten, so sage ich nun noch einmal: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet, als ihr empfangen habt, so sei er verflucht! Denn rede ich jetzt Menschen zuliebe oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wollte ich noch Menschen gefallen, so wäre ich nicht Christi Knecht. Denn ich tue euch kund, Brüder: Das Evangelium, das von mir verkündet wurde, ist nicht nach menschlicher Art. Denn ich empfing es weder von einem Menschen, noch erlernte ich es durch Unterweisung, sondern durch Offenbarung Jesu Christi. Ihr hörtet ja von meinem einstigen Wandel im Judentum, wie ich über die Maßen die Gemeinde Gottes verfolgte und sie zu vernichten suchte. Ich tat es im Eintreten für das Judentum vielen meiner Altersgenossen in meinem Volke zuvor, als ein leidenschaftlicher Verfechter meiner väterlichen Überlieferungen. Doch als es dem, der mich vom Schoß meiner Mutter an ausgesondert und durch seine Gnade gerufen hat, gefiel, seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich die Botschaft von ihm verkünde unter den Heiden, da wandte ich mich zunächst nicht an Fleisch und Blut, auch ging ich nicht nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern ich ging weg nach Arabien und kehrte wieder zurück nach Damaskus. Hierauf, nach drei Jahren, ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas aufzusuchen, und blieb bei ihm fünfzehn Tage. Einen anderen aber von den Aposteln sah ich nicht, außer Jakobus, den Bruder des Herrn. Was ich euch schreibe, seht, bei Gott, ich lüge nicht! Darauf ging ich in die Gebiete von Syrien und Cilicien. Den Christengemeinden von Judäa war ich dem Angesicht nach ein Unbekannter; nur vom Hörensagen wußten sie: "Der uns einst verfolgte, verkündet jetzt den Glauben, den er zuvor vernichten wollte." Und sie priesen Gott um meinetwillen. Später, nach vierzehn Jahren, zog ich abermals hinauf nach Jerusalem, zusammen mit Barnabas, und nahm auch den Titus mit. Ich zog einer Offenbarung zufolge hinauf und legte ihnen das Evangelium vor, wie ich es unter den Heiden verkünde, im besonderen aber denen, die Ansehen besitzen, um zu sehen, ob ich etwa ins Leere liefe oder gelaufen sei. Doch nicht einmal Titus, der als Hellene mit mir war, wurde gezwungen, sich beschneiden zu lassen, und zwar wegen der eingeschlichenen falschen Brüder, die sich herangemacht hatten, um unsere Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, zu belauern und uns zu knechten - denen wichen wir auch nicht für eine Stunde und fügten uns nicht, damit die Wahrheit des Evangeliums gewahrt bliebe für euch. Von denen aber, die in Ansehen stehen - was sie ehedem waren, kümmert mich nicht; Gott sieht nicht auf das Äußere der Person -, mir haben die Angesehenen nichts weiter auferlegt; sondern im Gegenteil, als sie sahen, daß ich mit dem Evangelium für die Unbeschnittenen betraut bin wie Petrus mit dem für die Beschnittenen - denn der in Petrus wirkte zum Aposteldienst unter den Beschnittenen, wirkte auch in mir für die Heiden - und als sie die Gnade erkannten, die mir verliehen wurde, gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen in Ansehen stehen, mir und Barnabas die Hand der Gemeinschaft: wir sollten zu den Heiden gehen, sie zu den Beschnittenen. Nur sollten wir der Armen gedenken, und ich war bestrebt, gerade dies zu tun. Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er im Unrecht war. Denn bevor einige aus dem Kreis um Jakobus kamen, aß er zusammen mit den Heiden; als aber jene kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab aus Furcht vor denen aus der Beschneidung. Und es verstellten sich mit ihm auch die übrigen Juden, so daß selbst Barnabas mit hineingezogen wurde in ihre Heuchelei. Als ich aber sah, daß sie nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums gingen, sprach ich zu Kephas in Gegenwart aller: "Wenn du, obwohl du ein Jude bist, nach Art der Heiden und nicht der Juden lebst, wie magst du die Heiden zwingen, nach jüdischer Art zu leben? Wir sind zwar von Natur aus Juden und nicht sündige Heiden; weil wir aber wissen, daß der Mensch nicht gerecht wird durch die Werke des Gesetzes, sondern durch Glauben an Jesus Christus, so nahmen auch wir den Glauben an Christus Jesus an, damit wir Gerechtigkeit erlangten auf Grund des Glaubens an Christus und nicht der Werke des Gesetzes; denn auf Grund von Werken des Gesetzes wird "niemand zu Gerechtigkeit kommen" (Ps 143,2). Wenn wir jedoch gerade im Suchen nach Gerechtwerdung in Christus als Sünder befunden werden, ist da nicht Christus Mithelfer zur Sünde? Mitnichten! Denn wenn ich das, was ich abgebrochen habe, wieder aufbaue, so stelle ich mich selbst als Übertreter hin. Ich bin ja doch durch das Gesetz dem Gesetze gestorben, damit ich Gott lebe; mit Christus bin ich gekreuzigt worden. So lebe nun nicht mehr ich, es lebt in mir Christus. Soweit ich jetzt noch lebe im Fleische, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich liebte und sich hingab für mich. Ich mißachte nicht die Gnade Gottes; denn käme durch das Gesetz die Gerechtigkeit, so wäre Christus vergeblich gestorben. O ihr unverständigen Galater! Wer hat euch bezaubert [, der Wahrheit nicht zu folgen], euch, vor deren Augen Jesus Christus hingezeichnet wurde als Gekreuzigter? Nur dies möchte ich erfahren von euch: Habt ihr aus Werken des Gesetzes den Geist empfangen oder aus der Botschaft des Glaubens? So töricht seid ihr? Ihr habt begonnen im Geiste und wollt nun im Fleische vollenden? Habt ihr so Großes vergeblich erfahren? Wenn so, wirklich vergeblich! Der euch also den Geist verleiht und Machtvolles wirkt unter euch, tut er es auf Grund von Gesetzeswerken oder um der Botschaft des Glaubens willen? Wie bei Abraham ist es: "Er glaubte Gott, und es wurde ihm angerechnet zur Gerechtigkeit" (1Mos 15,6). Erkennet somit: Die aus dem Glauben, die sind Kinder Abrahams! Und da die Schrift vorhersah, daß Gott auf Grund des Glaubens die Heiden gerecht machen werde, verkündete sie im voraus dem Abraham: "In dir werden gesegnet sein alle Heidenvölker" (1Mos 12,3; 1Mos 18,18). So werden also die aus dem Glauben gesegnet zusammen mit dem gläubigen Abraham. Denn alle, die aus Gesetzeswerken sind, stehen unter Fluch; es ist ja geschrieben: "Verflucht ist ein jeder, der nicht festhält an allem, was geschrieben ist im Buch des Gesetzes, um es zu tun" (5Mos 27,26). Daß aber durch das Gesetz niemand ein Gerechter wird vor Gott, ist offenkundig, da "der Gerechte aus dem Glauben lebt" (Hab 2,4). Im Gesetz jedoch geht es nicht um Glauben, sondern "wer dies tut, wird dadurch leben" (3Mos 18,5). Christus kaufte uns los aus dem Fluch des Gesetzes, indem er für uns ein Verfluchter wurde; es steht ja geschrieben: "Verflucht ist jeder, der am Holze hängt" (5Mos 21,23). So sollte zu den Heidenvölkern der Segen des Abraham kommen in Christus Jesus, auf daß wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben. Brüder, ich spreche nach menschlicher Überlegung. Schon eines Menschen rechtskräftig gewordenes Testament setzt niemand außer Geltung oder versieht es mit Zusätzen. Nun wurden dem Abraham und "seinem Nachkommen" die Verheißungen zugesagt. Es heißt nicht: "und den Nachkommen", im Sinne vieler, sondern im Sinne eines einzigen: "und deinem Nachkommen", das ist Christus. Damit will ich sagen: Ein von Gott zuvor für rechtskräftig erklärtes Testament wird durch das vierhundertdreißig Jahre später kommende Gesetz nicht außer Kraft gesetzt, so daß die Verheißung hinfällig würde. Denn käme kraft des Gesetzes das Erbe, dann nicht mehr kraft der Verheißung; dem Abraham aber hat durch Verheißung Gott Gnade erzeigt. Wozu nun das Gesetz? Der Übertretungen wegen wurde es hinzugefügt, bis "der Nachkomme" käme, auf den sich die Verheißung bezieht; angeordnet wurde es durch Engel, durch die Hand eines Mittlers. Den Mittler gibt es nicht bei einem einzigen; Gott aber ist ein einziger. Steht also das Gesetz gegen die Verheißung Gottes? Keineswegs! Ja, wäre ein Gesetz gegeben mit der Kraft, Leben zu schaffen, dann käme wirklich aus dem Gesetz die Gerechtigkeit. Aber die Schrift hat alles unter Sünde zusammengeschlossen, damit die Verheißung sich auf dem Weg des Glaubens an Jesus Christus an denen erfülle, die glauben. Bevor aber der Glaube kam, waren wir unter den Gewahrsam des Gesetzes genommen, mitsammen eingeschlossen in Erwartung der kommenden Offenbarung des Glaubens. So ist das Gesetz unser Zuchtmeister geworden auf Christus hin, damit wir aus Glauben Gerechtigkeit erlangten. Doch da der Glaube kam, stehen wir nicht mehr unter einem Zuchtmeister. Denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben in Christus Jesus; ihr alle nämlich, die ihr auf Christus getauft wurdet, habt Christus angezogen. Da gilt nicht mehr Jude und Hellene, nicht Sklave und Freier, nicht Mann und Frau; denn alle seid ihr eins in Christus Jesus. Seid ihr aber Christi, so seid ihr Abrahams Nachkommenschaft und der Verheißung gemäß Erben. Ich sage nun: Solange der Erbe unmündig ist, unterscheidet er sich in nichts vom Sklaven, obwohl er Herr ist von allem, sondern er steht unter Vormündern und Verwaltern bis zu der vom Vater vorausbestimmten Zeit. So waren auch wir, als wir unmündig waren, den Elementen der Welt versklavt. Als aber die Fülle der Zeit kam, sandte Gott seinen Sohn, geboren vom Weibe, geboren unter der Ordnung des Gesetzes, damit er die unter dem Gesetz loskaufte und wir die Anerkennung als Söhne empfingen. Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater! Du bist also nicht mehr Sklave, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Erbe durch Gott. Doch damals, als ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr Göttern, die dies in Wirklichkeit gar nicht sind. Jetzt aber, da ihr Gott kennt, besser noch, da ihr erkannt wurdet von Gott, wie könnt ihr wieder zurückkehren zu den schwachen und armseligen Elementen, in der Absicht, ihnen wieder von neuem zu dienen? Ihr beobachtet Tage und Monate und Zeiten und Jahre! Ich fürchte für euch, ich habe umsonst mich bemüht um euch. Werdet doch wie ich; denn auch ich wurde wie ihr, Brüder; ich flehe euch an. Nichts tatet ihr mir zuleide. Ihr wißt ja, wie ich in Schwachheit des Fleisches euch erstmals das Evangelium verkündete, und ihr habt die in meinem Fleische liegende Prüfung nicht verächtlich zurückgewiesen, auch habt ihr nicht ausgespuckt, sondern wie einen Engel Gottes nahmt ihr mich auf, wie Christus Jesus. Wo ist nun eure Begeisterung? Ich gebe euch das Zeugnis, ihr hättet, wäre es möglich gewesen, eure Augen herausgerissen und mir gegeben. Bin ich denn nun euer Feind geworden, der ich euch die Wahrheit sage? Man bemüht sich um euch in nicht guter Absicht; wegdrängen wollen sie euch, damit ihr euch um sie bemüht. Doch schön wäre es, allezeit eifriges Bemühen im Guten zu erfahren, und nicht nur, wenn ich bei euch zugegen bin, bei euch, meinen Kindern, für die ich aufs neue Geburtswehen leide, bis Christus Gestalt wird in euch. Ich wollte, ich könnte jetzt bei euch sein und mit anderer Stimme reden; denn ratlos bin ich in der Sorge um euch. Sagt mir, die ihr unter dem Gesetze sein wollt, vernehmt ihr nicht das Gesetz.? Es steht doch geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd und einen von der Freien. Doch der von der Magd war dem Fleische nach geboren, der von der Freien hingegen zufolge der Verheißung. Das ist sinnbildlich gesagt; denn sie bedeuten die zwei Bündnisse. Das eine nämlich vom Berge Sinai, das zur Knechtschaft gebiert, das ist Hagar. Denn "Hagar" bezeichnet den Berg Sinai in Arabien, was dem jetzigen Jerusalem entspricht, das ja in Knechtschaft ist mit seinen Kindern. Das obere Jerusalem aber ist frei, und das ist unsere Mutter. Es steht ja geschrieben: "Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst, frohlocke und jauchze, die du keine Geburtswehen hast; denn zahlreich sind die Kinder der Alleinstehenden, mehr als jener, die einen Mann hat" (Is 54,1). Ihr aber, Brüder, seid wie Isaak Kinder der Verheißung. Doch wie damals der dem Fleische nach Geborene den verfolgte, der es dem Geiste nach war, so ist es auch jetzt. Doch was sagt die Schrift? "Treib fort die Magd und ihren Sohn! Denn der Sohn der Magd soll nicht Erbe sein mit dem Sohn der Freien" (1Mos 21,10). Demnach, Brüder: wir sind nicht Kinder der Magd, sondern der Freien. Für die Freiheit hat Christus uns befreit; steht also fest, und laßt euch nicht wieder unter das Joch einer Knechtschaft bringen! Seht, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden laßt, wird Christus euch nichts nützen. Ich bezeuge es noch einmal jedem Menschen, der sich beschneiden läßt: Er wird schuldig, das ganze Gesetz zu halten. Weggerissen seid ihr von Christus, die ihr im Gesetze Gerechtigkeit sucht, seid aus der Gnade gefallen. Denn wir erwarten im Geiste auf Grund von Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit. Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung etwas noch Unbeschnittensein, sondern der Glaube, der durch Liebe sich wirksam erweist. Ihr waret gut im Lauf; wer hielt euch ab, der Wahrheit zu folgen? Diese Überredung kommt nicht von dem, der euch ruft. Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Ich habe das Vertrauen zu euch im Herrn, daß ihr auf nichts anderes sinnt. Wer euch aber irre macht, der wird das Gericht zu tragen haben, wer er auch sei. Ich aber, Brüder, wenn ich noch die Beschneidung predige, was werde ich dann noch verfolgt? Dann wäre ja das Ärgernis des Kreuzes aus der Welt geschafft. Möchten doch jene, die euch verwirren, gleich ganz verschnitten werden! Ja, ihr seid zur Freiheit gerufen, Brüder; nur laßt die Freiheit nicht zum Anreiz werden für das Fleisch! sondern dient einander in Liebe! Denn das ganze Gesetz wird in einem einzigen Wort erfüllt, in dem: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" (3Mos 19,18). Wenn ihr aber einander beißt und zu fressen sucht, dann gebt acht, daß ihr voneinander nicht vollends verschlungen werdet. Ich sage aber: Wandelt im Geiste, und ihr werdet das Begehren des Fleisches nicht erfüllen. Denn das Begehren des Fleisches ist gegen den Geist gerichtet, das des Geistes gegen das Fleisch; sie liegen im Streit gegeneinander, so daß ihr nicht das, was ihr wollt, vollbringt. Werdet ihr aber vom Geiste geführt, steht ihr nicht unter dem Gesetz. Offenkundig sind die Werke des Fleisches; es sind: Unzucht, Unlauterkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Zank, Eifersucht, Gehässigkeiten, Hetzereien, Entzweiungen, Spaltungen, Mißgünstigkeiten, [Totschlag,] Trinkereien, Schwelgereien und was dergleichen ist; davon sage ich im voraus, wie ich es schon früher sagte: die solches treiben, werden das Reich Gottes nicht erben. Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Milde, Enthaltsamkeit [, Keuschheit]; dagegen richtet sich kein Gesetz Die Christus Jesus zu eigen sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden. Wenn wir aber leben im Geiste, laßt uns im Geiste auch wandeln. Laßt uns nicht eitler Ehre nachstreben, einander nicht herausfordern, einander nicht beneiden! Brüder, selbst wenn einer bei einem Fehltritt betroffen wird, sollt ihr als Geisterfüllte einen solchen im Geist der Milde zurechtweisen; denke dabei an dich selbst, damit nicht auch du versucht werdest. Einer trage des andern Last, und ihr werdet so das Gesetz Christi erfüllen. Denn wenn einer glaubt, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst. Sein eigenes Tun prüfe ein jeder, und dann mag er Ruhm für sich selber haben und nicht bei dem andern. Denn ein jeder hat seine eigene Bürde zu tragen. Wer sich unterweisen läßt im Worte, gebe dem, der ihn unterweist, Anteil an allen Gütern. Täuscht euch nicht, Gott läßt seiner nicht spotten; denn was einer sät, das wird er auch ernten: wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleische Verderben ernten; wer auf den Geist sät, wird vom Geiste ewiges Leben ernten. Laßt uns nicht müde werden, Gutes zu tun, denn zur rechten Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht erschlaffen. Solange wir also Zeit haben, wollen wir Gutes tun an allen, vornehmlich an denen, die uns nahestehen im Glauben. Seht, mit was für Buchstaben ich euch schreibe mit eigener Hand! Die nach außen schön dastehen möchten im Fleische, die zwingen euch zur Beschneidung nur deshalb, damit sie um des Kreuzes willen nicht verfolgt werden. Denn nicht einmal sie, die Beschnittenen, halten das Gesetz; aber sie wollen, daß ihr euch beschneiden laßt, damit sie in eurem Fleische sich rühmen könnten. Mir sei es ferne, mich in etwas anderem zu rühmen als im Kreuze unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Denn weder Beschneidung gilt etwas noch Unbeschnittensein, sondern eine neue Schöpfung. Und alle, die nach diesem Grundsatz gehen, Heil über sie und Erbarmen, und über das Israel Gottes. Fortan mache mir niemand Beschwernis; denn ich trage die Kennmale [des Herrn] Jesus an meinem Leibe. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste, Brüder! Amen. Paulus, durch Gottes Willen Apostel Jesu Christi, an die Heiligen [zu Ephesus] und Gläubigen in Christus Jesus. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns in Christus gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel. Er hat uns auserwählt in ihm vor Grundlegung der Welt, daß wir heilig seien und untadelig vor ihm in Liebe; er hat uns vorherbestimmt zur Kindschaft vor ihm durch Jesus Christus, nach dem huldvollen Ratschluß seines Willens, zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten. In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade, die er ausströmen ließ auf uns in aller Weisheit und Einsicht. Er tat uns kund das Geheimnis seines Willens nach seinem huldvollen Ratschlu, den er im voraus gefaßt hat in ihm, um eintreten zu lassen die Fülle der Zeiten und alles zusammenzuführen in Christus, was im Himmel ist und was auf Erden. In ihm auch wurden wir ausgelost, vorherbestimmt nach der Absicht dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluß seines Willens, damit wir zum Preis seiner Herrlichkeit seien, die wir schon vorher unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben. In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit vernommen, das Evangelium eurer Rettung; in ihm fandet ihr auch zum Glauben und wurdet besiegelt mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Angeld ist für unser Erbe, zum Loskauf seines Eigentums, zum Lobpreis seiner Herrlichkeit. So will auch ich, seit ich von eurem Glauben im Herrn Jesus hörte und von eurer Liebe zu allen Heiligen, nicht aufhören, euretwegen Dank zu sagen, wenn ich euer gedenke in meinen Gebeten. Der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung in seiner Erkenntnis. Die Augen eures Herzens seien erleuchtet, daß ihr innewerdet, was es um die Hoffnung seiner Berufung, was es um den Reichtum seiner herrlichen Erbschaft unter den Heiligen, was es um die überragende Größe seiner Macht ist, die sich an uns, die wir glauben, tätig erweist in seiner Kraft und Stärke, wie er sie wirksam werden ließ in Christus, da er ihn von den Toten erweckte und zu seiner Rechten im Himmel setzte, hoch über alle Macht und Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird nicht nur in dieser Welt, sondern auch in der kommenden. "Alles legte er ihm unter die Füße" (Ps 8,7), und ihn gab er als Haupt über alles der Kirche, die sein Leib ist, die Vollgestalt dessen, der alles in allem erfüllt. Auch ihr waret tot in euren Fehlern und Sünden, in denen ihr ehedem dahinlebtet nach Art dieser Weltzeit, nach Art des Herrschers im Machtbereich der Luft, des Geistes, der noch jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams. Unter ihnen lebten einmal auch wir alle in den Begierden unseres Fleisches; wir taten, was die Gelüste des Fleisches und der Gedanken verlangten, und waren von Natur aus Kinder des Zornes wie die übrigen. Gott aber, reich an Erbarmen, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns liebte, auch uns, die wir tot waren in Sünden, zusammen mit Christus lebendig gemacht - durch Gnade seid ihr zum Heil gekommen - und uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, um in den nachkommenden Zeiträumen den überströmenden Reichtum seiner Gnade in Güte zu uns kundwerden zu lassen in Christus Jesus. Ja, durch die Gnade seid ihr zum. Heil gekommen auf Grund des Glaubens, und das nicht aus euch selbst - es ist Gottes Geschenk-, nicht auf Grund von Werken, damit niemand sich rühme. Denn sein Geschöpf sind wir, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, wie sie Gott vorausbestimmt hat, daß wir in ihnen wandeln. Darum denkt daran, daß ihr ehedem als die Heiden dem Fleische nach - die ihr "Unbeschnittene" genannt wurdet von denen, die sich wegen der mit der Hand gemachten Beschneidung "Beschnittene" nennen -, daß ihr zu jener Zeit fern wart von Christus, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels, Fremdlinge für die Bündnisse der Verheißung, ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt. Jetzt aber wurdet ihr in Christus Jesus als die ehedem "Fernen" zu "Nahen" im Blute Christi. Denn er ist unser Friede, der aus den beiden eins werden ließ und die trennende Scheidewand, die Feindschaft, beseitigte, da er in seinem Fleische das Gesetz der Gebote mit seinen Bestimmungen aufhob und so in sich die zwei zu einem neuen Menschen werden ließ; er stiftete Frieden und versöhnte die beiden in einem Leib mit Gott durch das Kreuz, da er die Feindschaft an ihm tötete. Er kam und "verkündete Frieden", euch, "den Fernen, und Frieden den Nahen" (Is 57,19). Denn durch ihn haben wir beide Zutritt in dem einen Geist zum Vater. So seid ihr denn nicht mehr Fremdlinge und Beisassen, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, aufgebaut auf dem Fundament der Apostel und Propheten, und der Eckstein davon ist Christus Jesus, in dem zusammengefügt der ganze Bau emporwächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr mit aufgebaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geiste. Um dessentwillen bin ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden. Ihr habt doch gehört von dem Amt der Gnade Gottes, das mir übertragen wurde im Hinblick auf euch. Durch Offenbarung wurde mir das Geheimnis kundgetan, wie ich es eben kurz umschrieb. Daran könnt ihr, wenn ihr es lest, meine Einsicht erkennen in das Geheimnis Christi, das in anderen Generationen den Menschenkindern nicht kundgetan wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten enthüllt wurde durch den Geist, daß nämlich die Heiden Miterben sind und Miteinverleibte und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener ich wurde durch die Gnadengabe Gottes, die mir geschenkt wurde gemäß seiner wirkenden Kraft. Mir, dem geringsten unter allen Heiligen, wurde diese Gnade verliehen, den Heiden die Botschaft zu bringen vom unergründlichen Reichtum Christi und allen aufleuchten zu lassen, was es um die Verwirklichung des Geheimnisses ist, das von Ewigkeit her verborgen war in Gott, dem Schöpfer des Alls, um jetzt den Mächten und Gewalten im Himmel kundwerden zu lassen durch die Kirche die vielgestaltige Weisheit Gottes, dem Heilsplan der Ewigkeit gemäß, den er ausführte in Christus Jesus, unserem Herrn. In ihm haben wir Zuversicht und vertrauensvollen Zutritt durch den Glauben an ihn. Darum bitte ich, werdet nicht mutlos angesichts der Drangsale, die ich erleide um euretwillen; es gereicht ja euch zum Ruhme. Daher beuge ich meine Knie vor dem Vater [unseres Herrn Jesus Christus], von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden ihren Namen hat; er verleihe euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, an Kraft zu erstarken durch seinen Geist im inneren Menschen, daß Christus durch den Glauben Wohnung nehme in euren Herzen. Möget ihr in Liebe verwurzelt und festgegründet sein, um fähig zu werden, in der Gemeinschaft mit allen Heiligen zu begreifen, was die Breite und Länge, die Höhe und Tiefe ist, und die alle Erkenntnis weit überragende Liebe Christi verstehen zu lernen, so daß ihr erfüllt werdet bis hin zur ganzen Fülle Gottes. Dem aber, der Macht hat, gemäß der in uns wirkenden Kraft weitaus mehr zu tun als alles, was wir erbitten oder ersinnen, ihm sei Ehre in der Kirche und in Christus Jesus durch alle Generationen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. So ermahne ich euch denn, ich, der Gefangene im Herrn, wandelt würdig der Berufung, mit der ihr gerufen wurdet, in aller Demut und Milde, in Geduld, einander in Liebe ertragend. bedacht auf die Wahrung der Einheit des Geistes durch das Band des Friedens: Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch gerufen wurdet zur einen Hoffnung eurer Berufung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen ist und durch alle und in allen. Einem jeden aber unter uns wurde die Gnade verliehen nach dem Maß der Gabe Christi. Darum heißt es: "Aufsteigend in die Höhe, führte er die Gefangenen mit sich und gab den Menschen seine Gaben" (Ps 68,19). Das "Aufsteigend" aber, was bedeutet es anderes, als daß er auch herabstieg in die Niederungen der Erde? Der herabstieg, ist derselbe, der auch hinaufstieg über alle Himmel, damit er alles erfülle. Und er ist es, der "gab": die einen als Apostel, die andern als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, zur Heranbildung der Heiligen für die Ausübung des Dienstes, für den Aufbau des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß der Gestalt in der Fülle Christi. Nicht mehr unmündige Kinder wollen wir sein, geschaukelt und umhergeworfen von jedem Wind der Lehre im Trugspiel der Menschen, das voll Hinterlist ausgeht auf Täuschung und Verführung. In der Wahrheit wollen wir stehen und in Liebe alles hinwachsen lassen auf ihn, der das Haupt ist, Christus. Von ihm aus wird der ganze Leib zusammengefügt und zusammengehalten durch jedes Band des Zusammenwirkens, entsprechend der dem einzelnen Teil zugemessenen Kraft, und so wirkt er das Wachsen des Leibes zu seinem Aufbau in Liebe. So sage ich denn und bekräftige es im Herrn: Führet nicht mehr ein Leben, wie die Heiden dahinleben in der eitlen Nichtigkeit ihres Sinnes. Verdunkelt sind sie in ihrem Denken, dem Leben Gottes entfremdet wegen der Verständnislosigkeit in ihrem Innern, wegen der Verstocktheit ihrer Herzen. Haltlos geworden, gaben sie sich der Ausschweifung hin, um unersättlich jeder Art von Unlauterkeit nachzugeben. Ihr aber lerntet nicht derart Christus kennen, sofern ihr von ihm hörtet und unterwiesen wurdet in ihm, wie es Wahrheit ist in Jesus: ablegen sollt ihr im Hinblick auf den früheren Lebenswandel den alten Menschen, der den Weg des Verderbens geht in seinen trügerischen Gelüsten, und neu sollt ihr werden in Geist und Gesinnung, um den neuen Menschen anzuziehen, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Darum legt ab die Lüge, und "jeder rede mit seinem Nächsten die Wahrheit" (Zach 8,16); denn wir sind Glieder untereinander. "Zürnt ihr, so sündigt nicht" (Ps 4,5); die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn; gebt nicht Raum dem Teufel! Wer zu stehlen geneigt ist, stehle nicht mehr, er arbeite lieber und verschaffe mit seinen Händen sich Einkommen, damit er in der Lage sei, dem Bedürftigen davon zukommen zu lassen. Kein böses Wort komme aus eurem Mund, sondern nur ein gutes, das erbaut, wo es nottut, damit es denen, die es hören, Segen bringe. Betrübt nicht Gottes Heiligen Geist, mit dem ihr besiegelt wurdet zum Tag der Erlösung! Jedwede Art von Bitterkeit, Groll, Zorn, Lärm und Lästerung sei fern von euch samt aller Bosheit! Seid gütig zueinander, barmherzig, und verzeiht einander, so wie auch Gott euch verziehen hat in Christus! Seid also Nachahmer Gottes als seine geliebten Kinder, und wandelt in Liebe, wie auch Christus euch liebte und sich hingab für uns als "Gabe und Opfer" (Ps 40,7), Gott "zum lieblichen Wohlgeruch" (1Mos 8,21; 3Mos 6,8). Von Unzucht aber und jeder Art von Unlauterkeit oder Gier werde nicht einmal gesprochen unter euch, wie es Heiligen geziemt, und ebensowenig von schamlosen Dingen, Albernheiten und ungeziemenden Possen - sondern besser von Danksagung. Denn das wißt und merkt euch: Kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger, was so viel wie Götzendiener ist, hat Anteil am Reiche Christi und Gottes. Niemand verführe euch mit leeren Sprüchen; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. Werdet also nicht ihre Genossen! Denn ihr wart ehedem Finsternis, nun aber seid ihr Licht im Herrn; wandelt als Kinder des Lichtes; denn die Frucht des Lichtes zeigt sich in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was wohlgefällig ist dem Herrn, und habt nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, bringt sie vielmehr ans Licht! Denn was von ihnen heimlich geschieht, davon auch nur zu reden, ist beschämend. Alles aber, was ans Licht gebracht wird, wird vom Lichte erhellt; denn alles, was erhellt wird, ist Licht. Darum heißt es: "Wach auf, der du schläfst, von den Toten steh auf, und hell wird erstrahlen dir Christus." Seid also mit Sorgfalt bedacht, wie ihr wandelt - nicht wie Unweise, sondern wie Weise. Geht wählerisch um mit der Zeit; denn die Tage sind böse. Seid daher nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist! Berauscht euch nicht mit Wein; in ihm liegt Liederlichkeit; sondern seid erfüllt von Geist, und sprecht zueinander in Psalmen und Hymnen und geistlichen Liedern, und dem Herrn lobsingt und jubiliert in euren Herzen! Sagt allezeit und für alles Dank im Namen unseres Herrn Jesus Christus vor Gott, dem Vater, und seid gefügig einander in der Furcht Christi! Die Frauen seien ihren Männern untertan wie dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt ist der Kirche, er, als Erretter des Leibes. Wie aber die Kirche Christus untertan ist, so seien es auch die Frauen ihren Männern in allem. Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Kirche liebte und sich hingab für sie, um sie heilig und rein zu machen durch das Bad des Wassers kraft des Wortes und so für sich herrlich zu gestalten die Kirche, ohne Flecken oder Falten oder etwas dergleichen, sondern daß sie heilig sei und ohne Makel. So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und pflegt es wie auch Christus die Kirche. Denn Glieder sind wir seines Leibes [, von seinem Fleisch und von seinem Gebein]. "Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden zu einem Fleisch" (1Mos 2,24). Dieses Geheimnis ist groß; ich deute es im Hinblick auf Christus und die Kirche. So liebe denn auch von euch ein jeder seine Frau wie sich selbst; die Frau aber stehe in Ehrfurcht zum Manne. Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn; denn das ist geziemend. "Ehre deinen Vater und deine Mutter" - das ist das erste Gebot mit einer Verheißung -, "daß es dir wohl ergehe und du lange lebest auf Erden" (2Mos 20,12). Ihr Väter, verbittert nicht eure Kinder, sondern erzieht sie in Zucht und Weisung des Herrn! Ihr Sklaven, gehorcht den irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in der Einfalt eures Herzens wie Christus, nicht als Augendiener, um Menschen zu gefallen, sondern als Sklaven Christi, die den Willen Gottes von Herzen tun und willig dienen, dem Herrn und nicht Menschen zuliebe. Ihr wißt ja, daß jeder, der Gutes tut, dies zurückbekommen wird vom Herrn, sei er Sklave oder Freier. Und ihre Herren, tut ebenso ihnen gegenüber; laßt das Drohen! Ihr wißt ja, daß für sie wie für euch der Herr im Himmel ist, und bei ihm gilt nicht das Ansehen der Person. Und nun denn, Brüder, erstarkt im Herrn und in der Festigkeit seiner Kraft! Zieht an die Vollrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegenüber den Anschlägen des Teufels! Wir haben ja nicht zu kämpfen gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte, gegen die Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die Geister des Bösen im Reich der Himmel. So legt denn an die Vollrüstung Gottes, damit ihr zu widerstehen vermögt am bösen Tag und alles zu bezwingen und zu bestehen. Tretet also an, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit und die Füße beschuht mit der Bereitschaft für das Evangelium des Friedens! Zu allem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auszulöschen vermögt. Nehmt den Helm des Heiles und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes! Tut es unter lauter Beten und Flehen; betet zu aller Zeit im Geist und seid wachsam dafür in aller Beharrlichkeit und Fürbitte für alle Heiligen und auch für mich, daß mir das Wort gegeben werde beim Auftun meines Mundes, um freimütig zu künden das Geheimnis des Evangeliums, für das ich meines Amtes walte in Fesseln, damit ich mit Freimut dafür eintrete, wie es zu künden meine Pflicht ist. Damit nun auch ihr wißt, wie es um mich steht und was ich mache, wird euch Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, alles berichten; dafür gerade sende ich ihn zu euch, damit ihr erfahrt, wie es um uns steht, und er eure Herzen aufrichte. Friede sei den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Die Gnade sei mit allen, die in Liebe anhangen unserem Herrn Jesus Christus unwandelbar. Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus in Philippi mit Bischöfen und Diakonen. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Ich danke meinem Gott bei jedem Gedenken an euch und bete allzeit in all meinen Gebeten für euch alle, voll Freude über eure Anteilnahme am Evangelium [Christi] vom ersten Tag an bis jetzt. Ich habe dabei die Zuversicht, daß er, der in euch ein gutes Werk begann, es vollenden wird bis zum Tag Christi Jesu. Ja, es ist recht für mich, daß ich so von euch allen denke; denn ich trage euch im Herzen, euch, die ihr in meinem Gefangensein wie in der Verteidigung und Beglaubigung des Evangeliums allesamt in Gemeinschaft steht mit meiner Gnade. Denn Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen sehne in innigster Liebe zu Christus Jesus. Und um das bete ich, daß eure Liebe immerzu reicher werde an Erkenntnis und allem Verstehen, damit ihr zu unterscheiden vermögt, worauf es ankommt, so daß ihr lauter und makellos seid für den Tag Christi, voll von Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus, zur Ehre und zum Lobe Gottes. Ich möchte euch wissen lassen, Brüder, daß sich die Dinge bei mir weiter zum Besten des Evangeliums entwickelt haben, so daß es im ganzen Prätorium und bei allen anderen bekannt wurde, daß ich meine Fesseln in Christus trage, und die meisten der Brüder im Herrn wurden ermutigt durch meine Fesseln und wagen, um so furchtloser das Wort Gottes zu verkünden. Einige freilich verkünden Christus aus Neid und Streit, andere aber mit gutem Willen. Die einen tun es aus Liebe, da sie wissen, daß ich zur Verteidigung des Evangeliums in Haft liege; andere aber verkünden Christus aus Eigennutz, nicht aus lauterem Wollen, da sie der Meinung sind, mir in den Fesseln noch Trübsal verursachen zu müssen. Doch was liegt daran? Wenn nur auf alle Weise Christus verkündet wird, sei es aus Berechnung, sei es in Aufrichtigkeit; darüber freue ich mich und werde auch ferner mich freuen. Denn ich weiß, daß mir dies zum Heile gereichen wird durch euer Gebet und den Beistand des Geistes Jesu Christi. Meine Erwartung und Hoffnung ist es ja, daß ich in nichts werde zuschanden werden, sondern mit aller Zuversicht wird wie allezeit so auch jetzt Christus verherrlicht werden an meinem Leibe, sei es durch Leben, sei es durch Sterben. Denn für mich ist das Leben Christus und das Sterben Gewinn. Bedeutet aber gerade das Leben im Fleische für mich ein fruchtreiches Wirken, dann weiß ich nicht, was ich wählen soll. Von beiden Seiten werde ich angezogen: Ich habe Verlangen, aufzubrechen und mit Christus zu sein; denn das ist bei weitem das Bessere. Doch auszuharren im Fleische, ist nötiger euretwegen. Und davon überzeugt, weiß ich, daß ich bleiben werde, und zwar für euch alle ausharren werde zu eurem Fortschritt und zu eurer Freude im Glauben, damit eure Frohstimmung in Christus Jesus um so größer sei, wenn ich wieder zu euch komme. Wandelt nur würdig des Evangeliums Christi, damit ich, ob ich nun komme und euch sehe oder ob ich fern bin, von euch höre, daß ihr feststeht in einem Geiste und eines Sinnes mitkämpft für den Glauben an das Evangelium und euch durch nichts einschüchtern laßt von den Widersachern; für sie ist es ein Beweis des Untergangs, für euch aber des Heiles, und zwar von Gott. Denn euch wurde die Gnade zuteil, nicht nur an Christus zu glauben, sondern für ihn auch zu leiden; ihr habt denselben Kampf zu kämpfen, wie ihr ihn saht an mir und jetzt von mir hört. Geht es nun um eine Mahnung in Christus, um einen Zuspruch der Liebe, um Gemeinschaft des Geistes, um Mitgefühl und Erbarmen, macht meine Freude dadurch voll, daß ihr gleichen Sinnes seid, die gleiche Liebe habt, aus gleichgestimmter Seele auf das Eine bedacht seid, in keiner Weise aus Eigensucht oder eitlem Begehr; in Demut achte vielmehr der eine den andern höher als sich selbst, und nicht auf das Seine nur blicke ein jeder, sondern auch auf das der andern. Auf das seid bedacht unter euch, was auch an Christus Jesus (ihr seht): Er war in Gottesgestalt, doch nicht zu eigenem Gewinn erachtete er das Gleichsein mit Gott, sondern entsagte seiner selbst, nahm Knechtsgestalt an, wurde Menschen gleich und im Äußern erfunden wie ein Mensch; er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis in den Tod, den Tod am Kreuze. Und darum erhöhte ihn Gott so hoch und verlieh ihm den Namen, überragend jeden Namen, auf daß beim Namen Jesu "sich beuge jedes Knie", derer im Himmel, derer auf Erden und derer unter der Erde, und "jede Zunge bekenne" (Is 45,23): "Herr ist Jesus Christus", zur Verherrlichung Gottes, des Vaters. Wirkt also, meine Geliebten, gehorsam, wie ihr allezeit wart, nicht nur in meiner Anwesenheit, sondern jetzt erst recht in meiner Abwesenheit, wirkt euer Heil mit Furcht und Zittern! Denn Gott ist es, der in euch das Wollen bewirkt und über das gute Wollen hinaus auch das Vollbringen. Tut alles ohne Murren und Widerstreben, daß ihr ohne Tadel und Makel seid, Gotteskinder ohne Schuld und Fehl inmitten "eines bösen und verkehrten Geschlechtes" (5Mos 32,5), unter denen ihr leuchtet wie Sterne im Weltall. Haltet fest am Wort des Lebens, mir zum Ruhm am Tag Christi, daß ich nicht ins Leere gelaufen bin und nicht vergeblich mich abgemüht habe. Aber sollte ich auch hingeopfert werden am Opferaltar und beim heiligen Dienst für euren Glauben, so bin ich doch froh und freue mich mit euch allen. So sollt auch ihr froh sein und euch freuen mit mir. Ich hoffe aber im Herrn Jesus, daß ich Timotheus bald zu euch senden kann, damit auch ich guten Mutes werde, wenn ich erfahre, wie es um euch steht. Denn ich habe keinen von gleicher Gesinnung, der sich mit so herzlicher Teilnahme um eure Anliegen kümmert. Es suchen ja alle das Ihre, nicht die Sache Christi Jesu. Seine bewährte Treue aber kennt ihr; denn wie ein Kind dem Vater diente er mit mir für das Evangelium. Ihn also hoffe ich [zu euch] zu senden, sobald ich sehe, wie es mir geht. Ich habe jedoch Zuversicht im Herrn, auch selber bald zu kommen. Ich hielt es aber für nötig, Epaphroditus, meinen Bruder, Mitarbeiter und Mitkämpfer, euren Abgesandten und Beauftragten für meine Bedürfnisse, zu euch zu senden; denn er sehnte sich nach euch allen und war bekümmert darüber, weil ihr gehört habt von seiner Erkrankung. Er war auch wirklich krank und dem Tode nahe; aber Gott erbarmte sich seiner, und nicht nur seiner, sondern auch meiner, damit ich nicht Betrübnis über Betrübnis erfahre. Um so eiliger sende ich ihn nun, damit ihr bei seinem Wiedersehen euch freut und auch ich weniger an Sorgen habe. So nehmt ihn denn auf im Herrn mit aller Freude, und haltet solche Männer in Ehren; denn im Wirken für Christus kam er dem Tode nahe, da er sein Leben einsetzte, um das zu ergänzen, was euch im Dienste für mich nicht möglich war. Im übrigen, meine Brüder, freut euch im Herrn! Das gleiche euch immer wieder zu schreiben, zögere ich nicht, es dient zu eurem Schutz: Hütet euch vor den Hunden, hütet euch vor den schlechten Arbeitern, hütet euch vor der Zerschneidung! Denn wir sind die Beschneidung, wir, die wir im Geiste Gottes den Dienst verrichten und uns in Christus Jesus rühmen und nicht auf das Fleisch unser Vertrauen setzen. Gleichwohl könnte auch ich auf das Fleisch Vertrauen setzen. Wenn da ein anderer meint, auf Fleisch vertrauen zu können, ich könnte es noch mehr: Beschnitten wurde ich am achten Tag, bin aus dem Volk Israel, aus dem Stamme Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, im Hinblick auf das Gesetz ein Pharisäer, dem Eifer entsprechend ein Verfolger der Kirche [Gottes], und der Gesetzesgerechtigkeit nach war ich ohne Tadel. Doch was mir als Vorteil galt, das habe ich um Christi willen für Unwert erachtet. Ja, ich erachtete auch wirklich alles für Unwert angesichts der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn; um seinetwillen gab ich alles auf und betrachtete es als Unrat, um Christus zu gewinnen und in ihm mich zu finden, nicht mit meiner eigenen Gerechtigkeit, die aus dem Gesetze, sondern mit jener, die aus dem Glauben an Christus kommt, mit der Gerechtigkeit aus Gott, auf Grund des Glaubens. Ihn möchte ich gewahr werden, in der Kraft seiner Auferstehung wie in der Gemeinschaft mit seinen Leiden, indem ich die Gestalt seines Todes miterleide, um so hingelangen zu dürfen zur Auferstehung von den Toten. Nichts als hätte ich es schon erlangt oder als wäre ich schon am Ziele; doch ich jage ihm nach, um es zu ergreifen, da ja auch ich ergriffen wurde von Christus Jesus. Brüder, noch halte ich mich nicht dafür, als hätte ich es schon ergriffen; doch eines tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt. Das Ziel vor mir, jage ich nach dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. Die wir also vollkommen sind, laßt uns darauf sinnen; und solltet ihr irgendwie anders gesonnen sein, wird auch dies Gott euch offenbaren. Doch was wir erreichten, in dem laßt uns weitergehen [und die gleiche Richtung halten]! Seid meine Nachahmer, Brüder, und schaut auf jene, die so wandeln, wie ihr ein Vorbild habt an uns. Denn viele wandeln, wie ich von ihnen oft zu euch sprach, von denen ich aber jetzt unter Tränen spreche als von den Feinden des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist Verderben, ihr Gott ist der Bauch; ihr Ruhm liegt in ihrer Schande, auf Irdisches richtet sich ihr Sinnen und Trachten. Unser Heimatrecht aber ist im Himmel, von wo wir auch den Heiland erwarten, den Herrn Jesus Christus. Er wird unseren armseligen Leib umgestalten, daß er teilhabe an der Gestalt seines verherrlichten Leibes vermöge der Kraft, mit der er sich auch zu unterwerfen vermag das All. Nun denn, meine sehnsuchtsvoll geliebten Brüder, meine Freunde und mein Kranz, steht in dieser Weise fest im Herrn, Geliebte! Evodia mahne ich und Syntyche mahne ich, eines Sinnes zu sein im Herrn. Und dich bitte ich, treuer Gefährte, nimm dich ihrer an; sie mühten sich mit mir im Dienste des Evangeliums, zusammen mit Klemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens stehen. Freut euch allzeit im Herrn; nochmals sage ich, freut euch! Euer Edelsinn werde kund allen Menschen. Der Herr ist nahe! Nichts mache euch Sorge, sondern laßt in allem durch Gebet und Flehen eure Anliegen unter Danksagung kundwerden vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken behüten in Christus Jesus. Im übrigen, Brüder, was wahr ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was ansprechend, was es an Tugend und löblichen Dingen gibt, darauf richtet euren Sinn! Und was ihr gelernt und empfangen, gehört und gesehen habt an mir, das tut, und der Gott des Friedens wird mit euch sein. Ich freute mich sehr im Herrn, daß ihr wieder einmal in die Lage kamt, fürsorgend an mich zu denken. Ihr dachtet ja daran, doch fehlte euch die Gelegenheit hierfür. Nicht, weil ich Mangel hätte, sage ich das; denn ich habe gelernt, in jeder Lage, in der ich bin, auszukommen. Ich weiß Not zu leiden, ich weiß aber auch Überfluß zu haben; mit allem und jedem bin ich vertraut, gesättigt zu sein und zu hungern, Überfluß zu haben und Mangel. Alles vermag ich in dem, der mich stärkt. Doch tatet ihr recht, daß ihr Anteil nahmt an meiner Bedrängnis. Ihr wißt ja selbst, liebe Philipper, daß in der ersten Zeit des Evangeliums, als ich von Mazedonien weiterreiste, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft hatte in bezug auf Geben und Nehmen als ihr allein. Auch in Thessalonich sandtet ihr mir mehr als einmal für meinen Bedarf. Nicht als ob es mir um die Gabe ginge, es geht mir vielmehr um den reichlich fließenden Gewinn, der euch zugute kommt. Ich habe alles erhalten, und zwar mehr als genug; ich habe in Fülle, seit ich von Epaphroditus eure Spende erhielt als "lieblichen Wohlgeruch" (1Mos 8,21), als angenehmes Opfer, wohlgefällig vor Gott. Mein Gott wird alles, was ihr nötig habt, in Fülle euch geben gemäß dem Reichtum seiner Herrlichkeit in Christus Jesus. Unserem Gott und Vater sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Grüßt einen jeden Heiligen in Christus Jesus. Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind. Es grüßen euch alle Heiligen, vorzüglich die vom Hause des Kaisers. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste! Amen. Paulus, durch den Willen Gottes Apostel Christi Jesu, und der Bruder Timotheus an die Heiligen und Gläubigen, die Brüder in Christus zu Kolossä. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater [und dem Herrn Jesus Christus]. Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus allezeit in unserem Beten für euch; denn wir hörten von eurem Glauben in Christus Jesus und von der Liebe, die ihr hegt zu allen Heiligen um der Hoffnung willen, die für euch hinterlegt ist im Himmel. Von ihr habt ihr schon vorher gehört im Wort der Wahrheit des Evangeliums, das bei euch Zugang fand und auch bei euch, wie in der ganzen Welt, Frucht trägt und heranwächst seit dem Tag, da ihr es vernommen und in Wahrheit die Gnade Gottes erkannt habt. Ihr lerntet sie kennen von Epaphras, unserem geliebten Mitknecht, der getreu an unsrer Statt ein Diener Christi ist. Er war es auch, der uns Kunde brachte von eurer Liebe im Geiste. Und so hören auch wir seit dem Tage, da wir dies vernahmen, nicht auf, für euch zu beten und darum zu bitten, daß ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geisterfüllten Weisheit und Einsicht und so euer Wandel würdig sei des Herrn, ganz ihm zu Gefallen, und ihr Frucht bringt in jedem guten Werk und voranschreitet in der Erkenntnis Gottes. Gestärkt mit aller Kraft - gemäß seiner machtvollen Herrlichkeit - zu aller Ausdauer und Geduld, möget ihr in Freude Dank sagen dem Vater, der uns befähigt hat, Anteil zu erhalten am Erbe seiner Heiligen im Lichte. Er entriß uns der Gewalt der Finsternis und versetzte uns in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem wir die Erlösung haben [durch sein Blut], die Vergebung der Sünden. Er ist das Bild Gottes, des Unsichtbaren, Erstgeborener aller Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen, was im Himmel ist und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, ob Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten: alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. Er ist vor allem, und alles hat in ihm seinen Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Kirche. Er ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, damit in allem er den Vorrang habe. Denn es war Gottes Ratschluß, in ihm alle Vollkommenheit wohnen zu lassen und durch ihn alles mit sich zu versöhnen, da er den Frieden wirkte durch sein Blut am Kreuze -, alles durch ihn, ob es auf Erden ist oder im Himmel. Auch euch, die ihr ehedem entfremdet waret und feindlich gesinnt in euren bösen Werken, hat er nunmehr versöhnt durch den Tod im Leibe seines Fleisches, um euch als Heilige, Fehlerlose und Makellose hintreten zu lassen vor sein Angesicht, wenn ihr nur feststeht und unverrückbar bleibt auf dem Grund des Glaubens und nicht wankend werdet in der Hoffnung des Evangeliums, das ihr vernommen habt, das in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, verkündet wurde und dessen Diener ich, Paulus, geworden bin. Nun freue ich mich der Leiden für euch und will das, was an Christi Drangsalen noch aussteht, ergänzen an meinem Fleisch zum Besten seines Leibes, das ist die Kirche. Deren Diener bin ich geworden kraft des Amtes, das mir von Gott verliehen wurde, um an euch die Botschaft Gottes auszurichten: das Geheimnis, das seit Anfang der Zeiten und Generationen verborgen war, jetzt aber kundgetan wurde seinen Heiligen. Ihnen wollte Gott zu wissen tun, was es um den herrlichen Reichtum dieses Geheimnisses ist unter den Heidenvölkern: das ist Christus in euch, die Hoffnung auf die Herrlichkeit. Ihn verkünden wir, indem wir jedermann anrufen und jedermann in aller Weisheit lehren und so jeden Menschen zur Vollkommenheit führen in Christus. Ja, dafür arbeite und ringe ich unter dem Antrieb seiner Kraft, die machtvoll in mir tätig ist. Ihr sollt es nämlich wissen, wie sehr ich ringe um euch und um die in Laodizea sowie um alle, die mich nicht von Angesicht dem Leibe nach sahen. Möchte ich doch, daß ihre Herzen bestärkt werden, daß sie festgefügt seien in Liebe und reich im Vollbesitz des Verstehens, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, nämlich Christi. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen (Is 45,3; Sir 1,25; Spr 2,3f). Ich sage dies, damit euch niemand überliste mit trügerischer Rede. Denn bin ich auch dem Fleische nach fern von euch, so bin ich doch dem Geiste nach bei euch und freue mich, da ich eure Ordnung sehe und eure Festigkeit im Glauben an Christus. Wie ihr nun Christus Jesus angenommen habt als den Herrn, so wandelt in ihm: verwurzelt und aufgebaut in ihm, sollt ihr kraftvoll werden im Glauben, wie er euch gelehrt wurde, und überströmen von Dankbarkeit. Seht zu, daß euch niemand umgarne mit Weltweisheit und leerem Trug nach Art menschlicher Überlieferung, nach Art der Weltelemente, aber nicht im Sinne Christi. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle des Gottseins in leibhafter Weise, und ihr seid erfüllt in ihm, der das Haupt aller Herrschaft ist und aller Gewalt. In ihm wurdet ihr auch beschnitten durch eine nicht mit Händen vollzogene Beschneidung, durch das Ablegen des fleischlichen Leibes in der Beschneidung Christi, da ihr begraben wurdet mit ihm in der Taufe; in ihm wurdet ihr auch mitauferweckt durch den Glauben an das machtvolle Wirken Gottes, der ihn erweckte von den Toten. Auch euch, die ihr tot waret durch eure Sünden und im Unbeschnittensein eures Fleisches, machte er lebendig zusammen mit ihm, da er in Gnaden uns alle Sünden verzieh. Er löschte den wider uns gerichteten Schuldschein, der mit seinen Forderungen gegen uns lautete, nahm ihn fort und heftete ihn ans Kreuz. Er entwaffnete die Mächte und Gewalten, stellte sie öffentlich an den Pranger und triumphierte in ihm über sie. So sei denn niemand Richter über euch in Fragen von Speise und Trank oder bezüglich der Feier von Festen, Neumonden und Sabbaten. Dies sind ja nur Schatten dessen, was kommt; die wahre Gestalt aber ist Christi. Keiner spreche euch den Siegespreis ab, indem er Wert legt auf Selbsterniedrigung und Engelskult, sich wichtig macht mit seinen Gesichten und eitel aufgeblasen ist von seinem fleischlichen Sinn, dabei aber nicht festhält an dem Haupt, von dem aus der ganze Leib durch Sehnen und Bänder getragen und zusammengehalten wird und sich entfaltet im Wachstum Gottes. Seid ihr mit Christus den Weltelementen gestorben, was laßt ihr dann, als lebtet ihr noch in der Welt, euch Weisungen geben: "Faß es nicht an - koste nicht davon - berühre es nicht!", wo doch alles dem Vergehen anheimfällt durch den Gebrauch? Weisungen und Lehren von Menschen sind dies (Is 29,13), mit dem Anschein von Weisheit bei Sonderkult, Selbstverachtung und schonungsloser Härte gegen den Leib - doch nicht irgendwie in Sühne, sondern zur Befriedigung des Fleisches. Wurdet ihr also auferweckt mit Christus, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes! Was droben ist, habt im Sinn, nicht das auf Erden! Denn gestorben seid ihr, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus erscheinen wird, er, unser Leben, werdet auch ihr mit ihm erscheinen in Herrlichkeit. So ertötet denn, was an euren Gliedern noch irdisch ist: Unzucht, Unlauterkeit, Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist. Derentwegen kommt das Strafgericht Gottes über die Söhne des Ungehorsams; deren Weg seid ehedem auch ihr gegangen, als ihr in diesen Dingen lebtet. Jetzt aber legt auch ihr dies alles ab: Zorn, Erbitterung, Bosheit, Lästerung, unehrbares Reden eures Mundes. Belügt nicht einander, die ihr den alten Menschen samt seinen Werken ausgezogen habt und angezogen den neuen, den man in seiner Erneuerung wiedererkennen soll nach dem Bilde dessen, der ihn schuf (1Mos 1,27). Da gilt nicht mehr Hellene und Jude, nicht Beschneidung und Unbeschnittensein, nicht Barbar, Skythe, Knecht, Freier, sondern alles und in allem Christus. So ziehet denn an als von Gott erwählte Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt und verzeiht einander, falls einer dem andern gegenüber zu klagen hat; wie auch der Herr euch verzieh, so sollt auch ihr es tun. Über all das ziehet die Liebe an, sie ist das zusammenschließende Band der Vollendung. Der Friede Christi herrsche in euren Herzen; für ihn seid ihr ja gerufen in dem einen Leib. Auch dankbar sollt ihr sein. Das Wort Christi wohne in seiner Fülle unter euch: lehret und mahnet einander in Weisheit, und singet voll Dank in euren Herzen Gott Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder! Alles, was ihr tut, in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus, und saget Dank Gott, dem Vater, durch ihn! Ihr Frauen, seid untertan euren Männern, wie es sich geziemt im Herrn! Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie! Ihr Kinder, gehorcht den Eltern in allem; denn das ist wohlgefällig im Herrn. Ihr Väter, verbittert nicht eure Kinder, damit sie nicht mutlos werden! Ihr Sklaven, gehorcht in allem den irdischen Herren, nicht in Augendienerei, um Menschen zu gefallen, sondern in Einfalt des Herzens, in der Furcht des Herrn! Was ihr tut, das tut von Herzen als für den Herrn und nicht für Menschen, und wisset: ihr werdet vom Herrn als Lohn das Erbe empfangen; dient Christus, dem Herrn! Denn wer unrecht tut, wird zurückerhalten, was er unrecht tat, und da gilt kein Ansehen der Person. Ihr Herren, gewährt den Sklaven, was recht ist und billig, und wisset: auch ihr habt einen Herrn im Himmel! Seid beharrlich im Beten und bleibet wach in ihm durch Danksagung! Betet zugleich auch für uns, daß Gott eine Tür uns öffne für das Wort, das Geheimnis Christi zu künden - dessentwegen ich ja gefangen bin -, damit ich es kundtue, wie zu künden ich gehalten bin. Seid weise im Umgang mit denen, die draußen sind! Nützet sorgsam die gegebene Zeit! Euer Wort sei allezeit freundlich, mit Salz gewürzt, damit ihr wißt, wie ihr jedem zu antworten habt. Was mich betrifft, so wird euch Tychikus alles berichten, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn. Ich habe ihn ja gerade dafür zu euch geschickt, daß ihr erfahret, wie es um uns steht, und er euer Herz aufrichte, zusammen mit Onesimus, dem treuen und geliebten Bruder, einem der Euren; sie werden euch alles berichten, was hier vorgeht. Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter des Barnabas, über den ihr Weisungen erhalten habt; wenn er zu euch kommt, nehmt ihn auf! Es grüßt euch Jesus, mit dem Beinamen Justus. Diese allein sind von der Beschneidung Mitarbeiter für das Reich Gottes; sie gereichten mir zum Trost. Es grüßt euch Epaphras, euer Landsmann, Knecht Christi Jesu, der allzeit in seinen Gebeten sich absorgt um euch, daß ihr vollkommen dasteht und in allem erfüllt seid vom Willen Gottes. Ich bezeuge ihm, daß er sich viel abmüht um euch und um die in Laodizea und in Hierapolis. Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas. Grüßt die Brüder in Laodizea und Nymphas und die Gemeinde in seinem Haus. Und wenn dieser Brief bei euch vorgelesen ist, dann sorgt dafür, daß er auch in der Gemeinde von Laodizea vorgelesen werde, und den aus Laodizea sollt auch ihr lesen. Sagt dem Archippus: Hab acht auf den Dienst, den du empfangen hast im Herrn, um ihn zu erfüllen. Hier mein eigenhändiger Gruß: Paulus. Denkt an meine Fesseln! Die Gnade sei mit euch! Paulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gnade euch und Friede! Wir danken Gott immerdar um euer aller willen, wenn wir bei unseren Gebeten euer gedenken. Unablässig denken wir ja vor unserem Gott und Vater an euer Wirken im Glauben, euer Bemühen in der Liebe und eure Ausdauer in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus. Wir wissen, von Gott geliebte Brüder, um eure Erwählung. Denn unsere Heilsbotschaft erging an euch nicht bloß im Wort, sondern auch in Kraft und in Heiligem Geist und in großer Zuversicht; ihr wißt ja, wie wir auftraten bei euch um euretwillen. Und ihr wurdet Nachahmer von uns und vom Herrn, da ihr das Wort unter viel Bedrängnis aufnahmt in der Freude Heiligen Geistes; so seid ihr zum Vorbild geworden für alle Gläubigen in Mazedonien und in Achaia. Denn von euch aus erklang das Wort des Herrn nicht nur in Mazedonien und Achaia, sondern überallhin ist euer Glaube an Gott gedrungen, so daß wir nicht nötig haben, etwas davon zu sagen. Von selber erzählen die Menschen, welche Aufnahme wir bei euch fanden und wie ihr euch Gott zugewandt habt, weg von den Götzen, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn zu erwarten vom Himmel her, den er auferweckte von den Toten, Jesus, der uns rettet vor dem kommenden Zorngericht. Ihr wißt ja selber, meine Brüder, daß unser Kommen zu euch nicht vergeblich war. Denn obgleich wir zuvor, wie ihr wißt, in Philippi Leiden und Mißhandlungen zu ertragen hatten, faßten wir im Vertrauen auf unseren Gott den Mut, euch das Evangelium Gottes zu verkünden trotz schweren Kampfes. Unser Predigen kommt ja nicht aus Trug und Unredlichkeit und Arglist, sondern wie wir von Gott als brauchbar erachtet wurden, um betraut zu werden mit dem Evangelium, so reden wir, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, "dem Prüfer unserer Herzen" (Jer 11,20). Denn wir traten weder mit schmeichelnder Rede jemals auf, wie ihr wißt noch mit versteckter Habgier; Gott ist Zeuge! Auch suchten wir nicht Ehre von Menschen, weder von euch noch von anderen; als Apostel Christi hätten wir gewichtig auftreten können, doch wir waren voll Liebe in eurer Mitte, einer Mutter gleich, die ihre Kinder zärtlich umsorgt. In dieser hingebenden Liebe zu euch waren wir gewillt, euch nicht nur das Evangelium Gottes darzubieten, sondern auch unser Leben; ja, so lieb und teuer seid ihr uns geworden. Ihr erinnert euch ja, liebe Brüder, unserer Mühen und Plagen; Tag und Nacht arbeiteten wir, damit wir keinem von euch zur Last fielen, und verkündeten so das Evangelium Gottes. Ihr - und Gott - seid Zeugen dafür, wie lauter und gerecht und untadelig wir uns gegen euch verhielten, als ihr gläubig wurdet. Ihr wißt auch, wie wir einen jeden von euch, wie ein Vater seine Kinder, mahnten und aufmunterten und beschworen, würdig zu wandeln vor Gott, der euch ruft in sein Reich und in seine Herrlichkeit. Und deshalb danken wir auch Gott ohne Unterlaß, daß ihr das Wort der von uns verkündeten Botschaft Gottes aufnahmt, nicht als Wort von Menschen, sondern als das, was es wahrhaft ist, als Gotteswort, das auch wirksam ist in euch, die ihr glaubt. Ihr habt ja, liebe Brüder, die Gemeinden Gottes nachgeahmt, die in Judäa sich zu Jesus Christus bekennen; denn auch ihr erlittet gleiches von euren Landsleuten wie jene von den Juden, die den Herrn Jesus und die Propheten getötet und uns verfolgt haben, die Gott mißfallen und allen Menschen feind sind. Sie wollen uns hindern, den Heiden zu predigen, daß sie gerettet würden, und machen so das Maß ihrer Sünden voll zu allen Zeiten. Aber schon hat sie das Strafgericht erreicht in vollem Maße. Wir aber, Brüder, vereinsamt und getrennt von euch zur Stunde, dem Angesicht, nicht aber dem Herzen nach, waren aufs eifrigste darauf bedacht, euch von Angesicht zu sehen, in großer Sehnsucht. Daher wollten wir zu euch kommen, ich, Paulus, einmal und ein zweites Mal; doch der Satan hinderte uns daran. Denn wer ist unsere Hoffnung, unsere Freude oder unser Ruhmeskranz, wenn nicht gerade ihr, vor unserem Herrn Jesus [Christus] bei seiner Ankunft? Ja, ihr seid unser Ruhm und unsere Freude! Als wir es daher nicht mehr aushielten, entschlossen wir uns, allein in Athen zurückzubleiben, und sandten Timotheus, unsern Bruder und Diener Gottes im Evangelium Christi, daß er euch stärke und aufrichte in eurem Glauben, damit niemand wankend werde in diesen Bedrängnissen. Ihr wißt ja selbst, daß wir dazu bestimmt sind. Sagten wir doch, als wir bei euch waren, euch voraus, daß wir Drangsal zu erleiden hätten, und so kam es denn auch, wie ihr wißt. Daher hielt ich es nicht mehr aus und schickte hin, um von eurem Glauben zu erfahren, ob etwa der Versucher euch versucht habe und vereitelt sei unsere Arbeit. Nun kam soeben Timotheus von euch zu uns und brachte uns die frohe Kunde von eurem Glauben und eurer Liebe, und daß ihr für uns stets ein gutes Erinnern habt und danach verlangt, uns zu sehen, so wie auch wir euch. Darob wurden wir aufgerichtet an euch, liebe Brüder, - bei all unserer Not und Drangsal - durch euren Glauben. Ja, nun leben wir auf, wenn ihr feststeht im Herrn. Denn welchen Dank können wir Gott darbringen für euch bei all der Freude, mit der wir euretwegen uns freuen vor unserem Gott! Tag und Nacht bitten wir inständig, euch von Angesicht sehen zu dürfen und in Ordnung zu bringen, was eurem Glauben noch fehlt. Er selbst, unser Gott und Vater, und unser Herr Jesus lenke unseren Weg zu euch. Euch aber lasse der Herr reich werden und überströmen in der Liebe zueinander und zu allen, wie auch wir sie haben zu euch. Er mache stark eure Herzen, daß sie untadelig seien in Heiligkeit vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen. Und nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch im Herrn Jesus, daß ihr so, wie ihr Weisung erhieltet von uns über den angemessenen Wandel und das Wohlgefallen vor Gott - daß ihr so, wie ihr den Weg schon geht, immer weiter voranschreitet. Ihr wißt ja, welche Weisungen wir euch gaben durch den Herrn Jesus. Denn das ist der Wille Gottes: eure Heiligung. Ihr sollt euch enthalten von Unzucht; ein jeder von euch wisse seinen Leib in Heiligung und Ehrbarkeit zu besitzen, nicht in leidenschaftlicher Gier wie die Heiden, die Gott nicht kennen. Niemand hintergehe und übervorteile im Geschäft seinen Bruder; denn "der Herr ist Rächer" (Ps 94,2) alles dessen, wie wir euch schon sagten und bezeugten. Gott rief uns ja nicht zur Unlauterkeit, sondern zur Heiligung. Wer darum dies mißachtet, der mißachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, der ja "seinen Heiligen Geist in euch legt" (Ez 37,14). Über die Bruderliebe euch zu schreiben, habt ihr nicht nötig, seid ihr doch selber von Gott belehrt, einander zu lieben. Und ihr bestätigt es auch an allen Brüdern in ganz Mazedonien. Doch mahnen wir euch, Brüder, darin weiter voranzuschreiten und eure Ehre dareinzusetzen, in Ruhe zu leben, eure eigenen Aufgaben zu erfüllen, mit euren eigenen Händen zu arbeiten, wie wir es euch anempfohlen haben, auf daß ihr ehrbar wandelt vor den Außenstehenden und auf niemand angewiesen seid. Wir wollen euch, Brüder, nicht im ungewissen lassen hinsichtlich der Entschlafenen, damit ihr nicht trauert wie die übrigen, die keine Hoffnung haben. Wenn wir nämlich glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, dann wird ebenso Gott auch die Entschlafenen durch Jesus heranführen mit ihm. Denn dies sagen wir euch mit einem Wort des Herrn: Wir, die wir leben und zurückgelassen sind für die Ankunft des Herrn, werden keineswegs den Entschlafenen voraus sein. Denn er selber, der Herr, wird zugleich mit dem Aufruf des Herolds, mit dem Kampfruf des Erzengels und dem Schall der Posaune Gottes herniedersteigen vom Himmel, und zuerst werden die Toten in Christus auferstehen; dann werden wir, die Lebenden, die Übriggelassenen, zusammen mit ihnen auf Wolken entrückt werden in die Lüfte, zur Begegnung mit dem Herrn; und so werden wir immerfort beim Herrn sein. So tröstet denn einander mit diesen Worten! Über die Zeiten aber und Stunden, Brüder, brauchen wir euch nicht zu schreiben. Ihr selbst wißt ja genau: Der Tag des Herrn - wie ein Dieb in der Nacht, geradeso kommt er. Wenn sie das Wort "Friede" und "Sicherheit" sagen, wird sie plötzlich das Verderben überfallen wie die Geburtswehe die Schwangere, und sie werden nicht entkommen. Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, daß jener Tag euch wie ein Dieb überfallen könnte; denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages; nicht aber der Nacht gehören wir an noch der Finsternis. So laßt uns denn nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachsam sein und nüchtern. Die Schlafenden schlafen ja nachts, und die Trunksüchtigen betrinken sich nachts. Wir aber, die wir dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil. Denn Gott hat uns nicht bestimmt für das Strafgericht, sondern zur Erlangung des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns starb, damit wir, ob wir wachen oder schlafen, mit ihm vereint leben. So richtet euch gegenseitig auf und erbaut einander, wie ihr es auch schon tut. Wir bitten euch aber, Brüder, anerkennt jene, die sich unter euch mühen, die eure Vorsteher sind im Herrn und euch anleiten zum Guten; schätzt sie besonders hoch in Liebe wegen ihres Wirkens! Lebt in Frieden untereinander! Wir mahnen euch, Brüder, weist die Ungeordneten zurecht, ermuntert die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid geduldig gegen alle! Seht zu, daß keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte; sondern seid stets auf das Gute bedacht, untereinander wie gegenüber allen! Freut euch allezeit! Betet ohne Unterlaß! Sagt Dank bei allem! Denn das ist Gottes Wille in Christus Jesus für euch. Löscht den Geist nicht aus! Verachtet nicht prophetische Gaben! Prüft alles! Das Gute behaltet! Haltet euch fern von jeder Art des Bösen! Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch voll und ganz, und euer Geist und eure Seele und euer Leib werde unversehrt und untadelig bewahrt für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft, er wird es auch wirken. Brüder, betet auch für uns! Grüßt alle Brüder mit heiligem Kuß! Ich beschwöre euch beim Herrn, daß der Brief vorgelesen werde allen Brüdern. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch! [Amen.] Paulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Gnade euch und Friede von Gott, dem Vater, und vom Herrn Jesus Christus. Dank schulden wir Gott allezeit um euretwillen, Brüder, und es ist geziemend, da euer Glaube so kraftvoll wächst und bei jedem einzelnen von euch allen die Liebe zueinander so zunimmt, daß wir selber uns rühmen über euch bei den Gemeinden Gottes wegen eurer Ausdauer und eures Glaubens bei all euren Verfolgungen und Drangsalen, die ihr zu ertragen habt. Dies ist ein Anzeichen des gerechten Gerichtes Gottes: ihr sollt würdig werden für das Reich Gottes, für das ihr ja leidet. Es ist ja gerecht von Gott, daß er euren Bedrängern mit Drangsal, euch aber, den Bedrängten, mit Erquickung vergelte, zusammen mit uns, wenn der Herr Jesus sich offenbaren wird vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht, in Feuerflammen, und Vergeltung übt an denen, die Gott nicht kennen und sich nicht beugen dem Evangelium unseres Herrn Jesus [Christus]. Sie werden bestraft werden mit ewigem Verderben, fern vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Macht, wenn er kommt, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen, die glaubten - gläubig angenommen wurde ja unser Zeugnis bei euch. Darum auch beten wir allzeit für euch, es mache unser Gott euch würdig der Berufung, und er führe in seiner Kraft zur Vollendung allen Willen zum Guten und das Werk des Glaubens, damit verherrlicht werde der Name unseres Herrn Jesus [Christus] in euch und ihr in ihm - dank der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus. Wir bitten euch aber, Brüder, bezüglich der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm: Laßt euch nicht so schnell die Besinnung rauben und euch schrecken, weder durch eine Geistesoffenbarung noch durch ein angebliches Wort oder Schreiben von uns, als stünde der Tag des Herrn nahe bevor. Niemand führe euch irre auf irgendeine Weise. Denn zuvor muß der Abfall kommen und offenbar werden der Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der "sich über alles erhebt, was Gott heißt" (Dan 11,36) oder Gottesverehrung, so daß er sich in das Haus Gottes setzt und von sich erklärt, daß er Gott sei. Erinnert ihr euch nicht, daß ich dies euch sagte, da ich noch bei euch war? Und nun? Ihr wißt, was im Wege steht, daß er offenbar werde zu seiner Zeit. Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Werk; nur muß der im Wege Stehende noch weggeräumt werden, und dann wird sich der Gesetzlose offenbaren, den der Herr Jesus "hinwegnehmen wird mit dem Hauch seines Mundes" (Is 11,4) und vernichten wird mit dem Aufleuchten seines Kommens. Sein Auftreten zeigt sich entsprechend der Kraftentfaltung des Satans in jeder Art von Macht, trügerischen Zeichen und Wundern, in jeder Art böser Verführung für jene, die verlorengehen, weil sie der Liebe zur Wahrheit nicht Einlaß gaben, um gerettet zu werden. Daher schickt ihnen Gott die Kraftentfaltung der Verführung, daß sie der Lüge glauben, damit alle das Gericht erfahren, die der Wahrheit nicht glaubten, sondern Gefallen hatten am Frevel. Wir aber schulden Gott allezeit Dank um euretwillen, vom Herrn geliebte Brüder, daß Gott euch von Anfang an erwählt hat zum Heil in der Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit. Hierzu berief er euch durch unser Evangelium, zur Teilhabe nämlich an der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus. So steht denn fest, Brüder, und haltet euch an die Überlieferungen, die ihr gelehrt wurdet, sei es durch ein Wort, sei es durch einen Brief von uns. Er aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns liebte und unvergänglichen Trost uns gab und gute Hoffnung in Gnade, er richte eure Herzen auf und stärke sie in jedem guten Werk und Wort! Und nun, Brüder, betet für uns, daß das Wort des Herrn seinen Lauf nehme und verherrlicht werde, so wie auch bei euch, und daß wir bewahrt seien vor den verkehrten und bösen Menschen; denn die Treue ist nicht jedermanns Sache. Der Herr aber ist getreu, er wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen. Wir vertrauen auf euch im Herrn, daß ihr nach unseren Weisungen euch richtet und richten werdet. Der Herr aber lenke eure Herzen zur Liebe Gottes und zum Festhalten an Christus. Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus: Zieht euch zurück von jedem Bruder, der ungeordnet lebt und nicht nach der Überlieferung, die sie von uns empfangen haben. Ihr wißt ja selbst, wie ihr uns nachahmen sollt; nicht ungeordnet lebten wir unter euch. Auch aßen wir nicht ohne Entgelt von jemand das Brot, sondern wir arbeiteten in Mühe und Plage bei Tag und Nacht, um keinem von euch zur Last zu fallen; nicht als ob wir kein Recht gehabt hätten, sondern um euch an uns ein Beispiel zu geben, es uns gleichzutun. Denn schon als wir bei euch waren, schärften wir dies euch ein: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Wir hören nämlich, daß einige unter euch ungeordnet leben, nicht arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. Solchen sagen und gebieten wir im Herrn Jesus Christus, sie sollen in Ruhe arbeiten und ihr eigenes Brot essen. Ihr aber, Brüder, werdet nicht müde. Gutes zu tun! Sollte einer unserer brieflichen Mahnung nicht folgen, den merkt euch und pflegt nicht Gemeinschaft mit ihm, damit er beschämt werde. Doch betrachtet ihn nicht als Feind, sondern weist ihn zurecht als Bruder! Er aber, der Herr des Friedens, gebe euch den Frieden zu jeder Zeit und in jeder Weise! Der Herr sei mit euch allen! Hier mein eigenhändiger Gruß: Paulus. Das ist mein Zeichen in jedem Brief; so schreibe ich. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! [Amen.] Paulus, Apostel Christi Jesu nach Auftrag Gottes, unseres Retters, und Christi Jesu, unserer Hoffnung, an Timotheus, sein wahres Kind im Glauben. Gnade, Erbarmen und Friede von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, unserem Herrn. Als ich nach Mazedonien reiste, gab ich dir Weisung, in Ephesus zu bleiben und gewissen Leuten einzuschärfen, sie sollten keine abwegige Lehre verkünden und sich nicht mit Fabeln und endlosen Geschlechtsregistern abgeben, die doch nur Streitgespräche nach sich ziehen, statt dem Heilswerk Gottes im Glauben zu dienen. Das Ziel der Verkündigung aber ist Liebe aus reinem Herzen, aus gutem Gewissen und aus ungeheucheltem Glauben. Diesen Weg verließen gewisse Leute und verlegten sich auf eitles Geschwätz; Gesetzeslehrer möchten sie sein und verstehen nicht, was sie daherreden und worüber sie so sicher sprechen. Wir wissen, daß das Gesetz gut ist, wenn es einer im Sinn des Gesetzes anwendet, wobei er sich dessen bewußt sei, daß das Gesetz nicht für einen Gerechten bestimmt ist, sondern für Ungesetzliche und Unbotmäßige, für Gottlose und Sünder, für Unheilige und Gemeine, für Vatermörder und Muttermörder, für Menschenmörder, für Unzüchtige, Knabenschänder, Menschenräuber, Lügner und Meineidige und was sonst im Gegensatz steht zur gesunden Lehre, im Sinn des Evangeliums der Herrlichkeit des seligen Gottes, mit dem ich betraut bin. Dank schulde ich dem, der mir Kraft verlieh, Christus Jesus, unserem Herrn, daß er mich für zuverlässig hielt und für den Dienst bestellte, mich, der ich zuvor ein Lästerer war, Verfolger und Frevler, jedoch Erbarmen fand, weil ich nicht wußte, was ich tat im Unglauben. Überströmend aber zeigte sich die Gnade unseres Herrn im Bunde mit Glaube und Liebe in Christus Jesus. Glaubhaft ist das Wort und aller Annahme wert: Christus Jesus kam in die Welt, um Sünder zu retten; der erste unter ihnen bin ich. Doch dazu fand ich Erbarmen, daß an mir zuerst Jesus Christus seine ganze Großmut zeigte zum Vorbild für jene, die an ihn glauben werden zu ewigem Leben. Dem König der Ewigkeit, dem unvergänglichen, unsichtbaren, einzigen Gott sei Ehre und Ruhm in alle Ewigkeit! Amen. Diese Weisung lege ich dir nahe, mein Kind Timotheus, im Hinblick auf die Weissagungen, die vordem über dich ergingen, damit du ihnen gemäß den edlen Kampf kämpfest, ausgestattet mit Glauben und gutem Gewissen, das gewisse Leute von sich warfen, die im Glauben Schiffbruch litten. Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergab, damit sie, so gezüchtigt, nicht mehr lästern. Vor allem möchte ich mahnen, daß Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen verrichtet werden für alle Menschen, für Könige und alle Obrigkeiten, damit wir ein ungestörtes und ruhiges Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Das ist edel und wohlgefällig vor Gott, unserem Retter, dessen Wille es ist, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Denn nur einen Gott gibt es und einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, den Menschen Christus Jesus, der sich selbst hingab als Lösepreis für alle, das Zeugnis zur rechten Zeit. Dafür wurde ich als Herold und Apostel bestellt - ich sage die Wahrheit, ich lüge nicht -, als Lehrer der Heiden in Glaube und Wahrheit. So möchte ich denn, daß die Männer allerorten beten und heilige Hände erheben! frei von Zorn und Streit. Ebenso sollen die Frauen in würdiger Haltung mit Ehrgefühl und Sittsamkeit sich schmücken, nicht mit Haargeflechten, Gold, Perlen oder teurem Kleid, sondern, wie es Frauen ziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen, mit guten Werken. Die Frau soll sich ruhig verhalten und lernen in aller Unterordnung. Daß eine Frau lehre, gestatte ich nicht, auch nicht, daß sie sich unabhängig erhebe über den Mann, sondern sie verhalte sich ruhig. Es wurde ja Adam zuerst geschaffen und dann Eva. Und Adam wurde nicht verführt, doch die Frau ließ sich verführen und kam zu Fall. Sie wird aber das Heil erlangen als Mutter ihrer Kinder, wenn sie verharrt in Glaube und Liebe und in besonnenem Streben nach Heiligkeit. Glaubhaft ist das Wort: Wer nach einem Bischofsamte strebt, begehrt eine erhabene Aufgabe. Der Bischof soll daher untadelig sein, eines einzigen Weibes Mann, nüchtern, besonnen, maßvoll, gastfreundlich, befähigt zum Lehren, nicht dem Trunke ergeben, nicht gewalttätig, sondern gütig, nicht zänkisch, nicht geldgierig, ein rechter Walter in seinem eigenen Hause, der die Kinder in Zucht hält in aller Würde - wenn einer im eigenen Haushalt nicht zu walten weiß, wie soll der für die Gemeinde Gottes sorgen? Er soll kein Neubekehrter sein, damit er nicht überheblich werde und dem Gericht des Teufels verfalle. Er soll auch einen guten Ruf genießen bei den Außenstehenden, damit er nicht in üble Nachrede gerate und in die Fallstricke des Teufels. Diakone sollen in gleicher Weise ehrbar sein, nicht doppelzüngig, nicht vielem Weingenuß ergeben und nicht auf unlauteren Gewinn bedacht; das Geheimnis des Glaubens sollen sie hüten in einem reinen Gewissen. Auch sie sollen zuvor geprüft werden und dann ihren Dienst übernehmen, wenn sie untadelig sind. Ebenso sollen die Frauen ehrbar sein, nicht verleumderisch, nüchtern, verlässig in allem. Die Diakone sollen eines einzigen Weibes Mann sein und in rechter Weise Vorgesetzte sein den Kindern und dem eigenen Hause. Die nämlich in rechter Weise den Dienst ersehen, erwirken sich eine ehrenvolle Stellung und reiche Möglichkeit des öffentlichen Wirkens im Glauben an Christus Jesus. Dies schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen. Sollte ich aber säumen, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, das die Kirche des lebendigen Gottes ist, Säule und Grundfeste der Wahrheit. Und demgemäß groß ist das Geheimnis frommen Betens: "Er wurde offenbar im Fleische, als gerecht erkannt im Geiste, geschaut von Engeln, verkündet den Heiden, geglaubt in der Welt, hinaufgenommen in Herrlichkeit." Der Geist aber sagt ausdrücklich: In den späteren Zeiten werden manche vom Glauben abfallen und Irrgeistern sich zuwenden und Lehren von Dämonen, die unter Verstellung trügerisch reden, aber gebrandmarkt sind in ihrem eigenen Gewissen. Sie verbieten das Heiraten und den Genuß von Speisen, die Gott doch geschaffen hat, damit sie unter Danksagung genossen werden von denen, die glauben und die Wahrheit erkannt haben. Denn alles, was Gott geschaffen, ist gut, und nichts ist verwerflich, wenn es unter Danksagung genommen wird; es wird ja geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet. Wenn du dies den Brüdern darlegst, bist du ein trefflicher Diener Christi Jesu, genährt mit den Worten des Glaubens und der rechten Lehre, der du gefolgt bist. Mit den unheiligen, albernen Geschichten befasse dich nicht; übe dich vielmehr in der Frömmigkeit! Denn die leibliche Übung ist zu wenigem nützlich; die Frömmigkeit aber ist zu allem nützlich, sie hat die Verheißung des Lebens, des irdischen und des künftigen. Glaubhaft ist das Wort und aller Annahme wert. Denn dafür arbeiten und kämpfen wir, weil wir unser hoffen auf den lebendigen Gott gesetzt haben, der aller Menschen Retter ist, vor allem der Gläubigen. Dies verkünde und lehre! Niemand soll dich geringachten deiner Jugend wegen. Sei vielmehr ein Vorbild für die Gläubigen im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit! Bis ich komme, widme dich dem Vorlesen, der Ermahnung, der Unterweisung! Vernachlässige nicht die Gnadengabe in dir, wie sie dir zuteil wurde auf Grund einer prophetischen Offenbarung unter Handauflegung der Ältestenschaft! Darauf richte deine Sorge, darin gehe auf, so daß dein Voranschreiten sichtbar sei für alle! Hab acht auf dich selbst und auf die Lehre, halte dich daran; denn wenn du es tust, wirst du dich selber retten und jene, die auf dich hören. Einem älteren Mann begegne nicht schroff, sondern ermuntere ihn wie einen Vater, jüngere Männer wie Brüder, ältere Frauen wie Mütter, jüngere wie Schwestern in aller Sittsamkeit. Witwen ehre, wenn sie wirklich Witwen sind. Hat aber eine Witwe Kinder oder Enkel, so sollen sie erst lernen, in Ehrfurcht für das eigene Haus zu sorgen und Vergeltung zu leisten gegenüber den Ahnen; denn so ist es wohlgefällig vor Gott. Die wirkliche Witwe aber, die allein steht, hat ihre Hoffnung auf Gott gesetzt, sie verharrt Tag und Nacht in Gebet und Flehen. Die sich aber der Ausschweifung hingibt, ist als Lebende tot. Und dies halte ihnen vor Augen, damit sie sich unsträflich verhalten. Wenn aber jemand für die Seinigen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, hat er den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger. Zu den Witwen soll eine gerechnet werden, die nicht unter sechzig Jahre alt ist, eines einzigen Mannes Frau war, anerkannt ist durch ihr gutes Wirken, Kinder erzogen, Gastlichkeit geübt, Heiligen die Füße gewaschen, Bedrängten geholfen und jedem guten Werk sich gewidmet hat. Jüngere Witwen dagegen weise zurück; denn verfallen sie, in Abkehr von Christus, der Sinnenlust, wollen sie heiraten, und sie laden sträfliche Schuld auf sich, weil sie die erste Treue gebrochen haben. Zugleich lernen sie nichtstuend in den Häusern herumzugehen, und nicht nur nichtstuend, sondern auch plaudersüchtig und geschwätzig, wobei sie Ungehöriges reden. Ich möchte daher, daß die jüngeren heiraten, Kinder zur Welt bringen, den Haushalt versehen und dem Gegner keinen Anlaß geben zu böser Rede. Denn schon sind einige abgefallen und dem Satan gefolgt. Hat eine gläubige Frau Witwen bei sich, so versorge sie diese, und die Gemeinde werde nicht belastet, damit sie sich um die wirklichen Witwen annehmen kann. Presbyter, die gute Vorsteher sind, halte man doppelter Ehre wert, besonders jene, die in Wort und Lehre sich mühen. Denn es sagt die Schrift: "Du sollst einem dreschenden Ochsen das Maul nicht verbinden" (5Mos 25,4) und: "Der Arbeiter ist seines Lohnes wert" (Matth 10,10; Luk 10,7). Gegen einen Presbyter nimm eine Klage nur an bei "zwei oder drei Zeugen" (5Mos 19,15; Matth 18,16). Die Fehlenden weise in Gegenwart aller zurecht, damit auch die übrigen Furcht bekommen. Ich beschwöre dich vor Gott und Christus Jesus und den auserwählten Engeln daß du dies so haltest, frei von Vorurteil und ohne etwas aus Zuneigung zu tun. Lege niemand voreilig die Hände auf und werde nicht mitschuldig an fremden Sünden; halte dich rein! Trinke nicht längerhin Wasser, sondern nimm etwas Wein wegen deines Magens und deiner häufigen Erkrankungen! Von manchen Menschen sind die Sünden längst offenkundig und dem Gericht voraus, bei anderen aber folgen sie auch hinterher. Ebenso sind auch die guten Werke schon offenkundig, und wo es anders ist, können sie nicht verborgengehalten werden. Die als Sklaven unter dem Joch zu leben haben, sollen ihre Herren aller Ehre würdig halten, damit der Name Gottes und die Lehre nicht in Verruf kommen. Die aber gläubige Herren haben, sollen von diesen nicht deshalb geringer denken, weil sie Brüder sind, sondern erst recht ihnen zu Diensten sein, weil sie Gläubige sind und Geliebte und als solche sich edlen Tuns befleißigen. Dies lehre und schärfe ein! Wenn jemand Fremdartiges lehrt und sich nicht richtet nach den gesunden Worten unseres Herrn Jesus Christus und nach der Lehre, die gemäß ist unserem frommen Beten der ist eitel aufgeblasen, ohne etwas zu verstehen; er ist krank ob seiner Grübeleien und Wortstreitigkeiten. Hieraus entspringen Neid, Hader, Lästerungen, böser Argwohn und ständiger Zwist unter Menschen, denen der Sinn verdorben und die Wahrheit abhanden gekommen ist und die meinen, Frömmigkeit sei eine gewinnreiche Sache. Ja, Frömmigkeit ist eine gewinnreiche Sache - jedoch im Verein mit Anspruchslosigkeit. Denn nichts brachten wir herein in diese Welt, so daß wir auch nichts mit fortnehmen können. Haben wir Nahrung und Kleidung, so wollen wir des zufrieden sein. Denn die reich werden möchten, geraten in Versuchung und in Fallstricke [des Teufels] und in viele törichte und schädliche Begierden, die die Menschen in Untergang und Verderben stürzen. Denn die Wurzel aller Übel ist die Geldgier; die sich ihr hingaben, irrten ab vom Glauben und verfingen sich in quälenden Sorgen ohne Zahl. Du aber, Mann Gottes, fliehe davor; strebe vielmehr nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Geduld, Verträglichkeit! Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, erstreite das ewige Leben, zu dem du gerufen bist und zu dem du dich bekannt hast durch das herrliche Bekenntnis vor vielen Zeugen. Ich fordere dich auf vor Gott, der allem Leben gibt, und vor Christus Jesus, der unter Pontius Pilatus Zeugnis gab im herrlichen Bekenntnis, daß du den Auftrag unversehrt und untadelig bewahrst bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus, die zur rechten Zeit herbeiführen wird der selige und allein machtvolle Gebieter, der König der Könige und der Herr der Herren, er, der allein Unsterblichkeit besitzt und in unzugänglichem Lichte wohnt, den keiner der Menschen gesehen hat noch zu sehen vermag. Sein ist Ehre und ewige Macht. Amen. Den Reichen in dieser Welt schärfe ein, nicht hochmütig zu sein und ihre Hoffnung nicht auf den trügerischen Reichtum zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich gewährt zum Genug. Gutes sollen sie tun, reich werden an guten Werken, mitteilsam sein, an die anderen denken und so einen Schatz sich sammeln als gute Grundlage für die Zukunft zur Erreichung des wahren Lebens. Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, halte dich fern von unheiligen, leeren Redereien und den Widersprüchen der fälschlich so genannten "Erkenntnis", zu der sich gewisse Leute bekennen, die den Weg des Glaubens verloren. Die Gnade sei mit euch! [Amen.] Paulus, durch Gottes Willen Apostel Christi Jesu gemäß der Verheißung des Lebens in Christus Jesus, an Timotheus, sein geliebtes Kind. Gnade, Erbarmen und Friede von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, unserem Herrn. Voll des Dankes bin ich gegen Gott - dem ich von den Voreltern her mit reinem Gewissen diene -, wenn ich in meinen Gebeten bei Tag und Nacht unablässig deiner gedenke; denn in Erinnerung an deine Tränen habe ich Verlangen, dich zu sehen, um mit Freude erfüllt zu werden. Dabei tritt in mein Gedächtnis der ungeheuchelte Glaube, der in dir ist; wie er schon zuvor deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike innewohnte, so wohnt er, des bin ich gewiß, auch in dir. Aus diesem Grunde mahne ich dich: Entfache von neuem die Gnadengabe Gottes, die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände. Denn Gott gab uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Schäme dich also nicht des Zeugnisses für unseren Herrn noch meiner, seines Gefangenen; sondern hilf mittragen am Evangelium entsprechend der Kraft Gottes. Er hat uns gerettet und uns gerufen in heiliger Berufung, nicht auf Grund unserer Werke, sondern nach seinem Ratschluß und seiner Gnade, die uns gegeben wurde in Christus Jesus vor ewigen Zeiten, die aber jetzt offenkundig wurde durch das Erscheinen unseres Heilandes Christus Jesus, der den Tod entmachtete, das Leben aber und die Unsterblichkeit aufleuchten ließ durch das Evangelium, für das ich bestellt bin als Herold und Apostel und Lehrer [der Heiden]. Aus diesem Grunde erleide ich auch dies, doch ich schäme mich nicht; denn ich weiß, wem ich vertraut habe, und bin überzeugt, daß er mächtig ist, mein anvertrautes Gut zu bewahren bis zu jenem Tag. Als Vorbild gesunder Lehren halte dich an das, was du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus! Behüte das anvertraute kostbare Gut durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt! Du weißt es, daß in Asia sich alle zurückzogen von mir, darunter auch Phygelus und Hermogenes. Erbarmen schenke der Herr dem Hause des Onesiphorus; denn oft war er mir zum Trost, und meiner Ketten schämte er sich nicht, sondern als er nach Rom kam, suchte er eifrig nach mir und fand mich. Der Herr lasse ihn Erbarmen finden vor dem Herrn an jenem Tage! Und welche Dienste er mir in Ephesus erwies, weißt du gar wohl. Du also, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist. Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das vertraue zuverlässigen Menschen an, die geeignet sein werden, auch andere zu lehren. Trage mit am schweren Dienst als guter Soldat Christi Jesu! Keiner, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in Geschäfte des Alltags, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. Und wenn einer im Wettkampf steht, empfängt er keinen Kranz, wenn er nicht nach Vorschrift gekämpft hat. Nur der Landmann, der sich müht, hat zuerst Anspruch auf die Früchte. Bedenke, was ich sage; denn der Herr wird dir Einsicht geben in allem. Denke an Jesus Christus, der auferweckt wurde von den Toten als Sproß Davids, gemäß meinem Evangelium. In ihm ertrage ich alles Leid, auch die Fesseln wie ein Verbrecher; doch das Wort Gottes ist nicht gefesselt. Deswegen erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil in Christus Jesus erlangen mit ewiger Herrlichkeit. Glaubhaft ist ja das Wort: Sind wir mit ihm gestorben, werden wir mit ihm auch leben. Wenn wir ausharren, werden wir mit ihm auch herrschen; wenn wir verleugnen, wird auch er uns verleugnen. Wenn wir treulos sind, so bleibt er doch treu; denn er kann sich nicht selber verleugnen. Dazu halte sie an und beschwöre sie vor Gott, daß sie nicht in Wortgefechte sich einlassen; das bringt keinen Nutzen, nur Unheil für die Zuhörer. Trachte mit Eifer danach, dich selbst als ein Bewährter zu erweisen vor Gott, als ein Arbeiter ohne Scheu, der klar einzutreten weiß für das Wort der Wahrheit. Von unheiligen, leeren Redereien halte dich fern; denn immer weiter treiben sie in die Gottlosigkeit hinein, und ihr Wort frißt um sich wie ein Krebs; zu ihnen gehören Hymenäus und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, wenn sie behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen, und dadurch den Glauben von manchen untergraben. Doch der feste Gottesgrund hält stand, er trägt das Siegel: "Der Herr kennt die Seinen" (4Mos 16,5) und: "Es lasse jeder vom Unrecht ab, der anruft den Namen des Herrn" (Is 52,11). In einem großen Hause gibt es nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, die einen zu ehrenvollem Gebrauch, die anderen zu weniger ehrenvollem. Hält sich nun jemand rein von den genannten Dingen, wird er ein Gefäß sein zur Ehre, geheiligt und brauchbar für den Herrn, bereitgestellt für jedes gute Werk. Fliehe die Begierden der Jugend! Strebe dagegen nach Gerechtigkeit, Glauben, [Hoffnung,] Liebe und Frieden in Gemeinschaft mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen. Die törichten und ungezügelten Wortgefechte meide; du weißt, sie erzeugen nur Streit. Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gütig sein gegen jedermann, fähig zur Unterweisung, verträglich. In Milde soll er die Widersacher zurechtweisen, vielleicht, daß Gott ihnen Bekehrung schenkt zur Erkenntnis der Wahrheit, und sie wieder zu sich selber finden, von der Schlinge des Teufels weg, von dem sie gefangen wurden für seine Absichten. Das aber wisse: in den letzten Tagen stehen schwere Zeiten bevor; denn es werden die Menschen selbstsüchtig sein, geldgierig, großtuerisch, überheblich, schmähsüchtig, widerspenstig gegen die Eltern, undankbar, ehrfurchtslos, lieblos, unverträglich, verleumderisch, unbeherrscht, zuchtlos, rücksichtslos, verräterisch, verwegen, aufgeblasen, mehr auf Genuß bedacht als auf Gott. Sie haben die äußere Form von Frömmigkeit; doch haben sie sich losgesagt von deren Kraft. Von Leuten dieser Art halte dich fern! Denn aus ihren Reihen sind jene, die sich in die Häuser einschleichen, leichtes Frauenvolk umgarnen, das in Sünden steckt und, von mannigfachen Begierden getrieben, immerfort lernt und doch niemals zur Erkenntnis der Wahrheit zu kommen vermag. Wie Jannes und Jambres dem Moses widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit als Menschen mit verderbtem Sinn, ohne Bewährung im Glauben. Doch werden sie nicht weiter vorankommen; denn ihre Torheit wird allen offenkundig werden, wie es auch bei jenen geschah. Du aber folgtest dem Weg meiner Lehre, meiner Lebensführung, meines Strebens, meines Glaubens, meiner Ausdauer, Liebe, Geduld, meiner Verfolgungen und Leiden, wie sie mir in Antiochien, Ikonium und Lystra begegneten. Was habe ich doch an Verfolgungen ertragen, und aus ihnen allen errettete mich der Herr. Ja, alle, die willens sind, fromm zu leben in Christus Jesus, werden verfolgt werden. Böse Menschen aber und Betrüger werden es immer ärger treiben als Verführer und als Verführte. Du aber halte fest an dem, was du gelernt und als verlässig erkannt hast; du weißt ja, von wem du es lerntest, und du kennst von Kindheit an die Heiligen Schriften, die dich weise zu machen vermögen für das Heil auf Grund des Glaubens in Christus Jesus. Jede von Gott eingegebene Schrift ist auch dienlich zur Belehrung, zur Beweisführung, zur Zurechtweisung, zur Schulung in der Gerechtigkeit, damit ausgestattet sei der Mann Gottes, wohlgerüstet zu jedem guten Werk. Ich beschwöre dich vor Gott und vor Christus Jesus, der kommen wird als Richter über Lebende und Tote, bei seinem Erscheinen und bei seinem Königtum: Künde das Wort, sei zur Stelle, ob gelegen, ob ungelegen, widerlege, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach eigenen Gelüsten sich Lehrer zusammensuchen, weil sie nach Ohrenkitzel verlangen. Von der Wahrheit werden sie das Ohr abwenden und den Fabeleien sich zuwenden. Du aber sei besonnen in allem, nimm alles Ungemach auf dich, erfülle das Werk eines Boten des Evangeliums, widme dich ganz deinem Dienst! Denn ich werde schon hingeopfert, und die Zeit meines Aufbruches steht bevor. Den guten Kampf habe ich gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Nun liegt mir bereit der Kranz der Gerechtigkeit, den mir überreichen wird der Herr an jenem Tag als der gerechte Richter; nicht nur mir, sondern auch allen, die in Liebe zugewandt sind seinem Erscheinen. Beeile dich, bald zu mir zu kommen! Denn Demas hat mich verlassen, aus Liebe zu dieser Welt, und ist nach Thessalonich gegangen, Crescens nach Galatien, Titus nach Dalmatien. Lukas ist als einziger bei mir. Nimm Markus hinzu und bring ihn mit dir; denn ich kann seinen Dienst gut gebrauchen. Tychikus habe ich nach Ephesus gesandt. Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus ließ, nimm mit dir, wenn du kommst, auch die Bücher, vor allem die Pergamente! Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses angetan; der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken. Vor ihm nimm auch du dich in acht; denn er hat unseren Worten heftigen Widerstand geleistet. Bei meiner ersten Verteidigung stand mir niemand bei, sondern alle ließen mich im Stich; möge es ihnen nicht angerechnet werden. Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, daß durch mich die Verkündigung vollendet werde und alle Heiden sie hören, und so wurde ich entrissen dem Rachen des Löwen. Retten wird mich der Herr vor jedem bösen Unterfangen und wird mir verhelfen in sein himmlisches Reich. Ihm ist die Ehre in alle Ewigkeit. Amen. Grüße Prisca und Aquila und das Haus des Onesiphorus! Erastus blieb in Korinth. Trophimus ließ ich krank in Milet zurück. Beeile dich, vor dem Winter zu kommen! Es grüßen dich Eubulus, Pudens, Linus, Klaudia und alle Brüder. Der Herr Jesus [Christus] sei mit deinem Geiste! Die Gnade sei mit euch! [Amen.] Paulus, Knecht Gottes, Apostel Jesu Christi um des Glaubens der Auserwählten Gottes willen und der Erkenntnis der Wahrheit, wie sie der Frömmigkeit entspricht, in der Hoffnung auf das ewige Leben, das verheißen hat der untrügliche Gott vor ewigen Zeiten; offenbar aber machte er sein Wort zu seiner Zeit in der Verkündigung, mit der ich betraut wurde nach dem Auftrag Gottes, unseres Erretters. An Titus, sein wahres Kind im gemeinsamen Glauben: Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, unserem Heiland. Ich ließ dich dazu in Kreta zurück, daß du das Fehlende ordnest und in den einzelnen Städten Presbyter einsetzest, wie ich es dir auftrug: Ein solcher sei unbescholten, Mann einer einzigen Frau und Vater gläubiger Kinder, denen nicht Ausschweifung nachgesagt wird oder Unbotmäßigkeit. Denn der Bischof soll als Hauswalter Gottes untadelig sein, nicht selbstherrlich, nicht zornmütig, nicht trunksüchtig, nicht gewalttätig, nicht auf unlauteren Gewinn bedacht, sondern gastfreundlich, gütig, besonnen, gerecht, ehrbar, enthaltsam. Er halte sich an das verlässige Wort, der Lehre entsprechend, damit er imstande sei, in der gesunden Lehre zu ermahnen und die Widersacher zu widerlegen. Es gibt ja viele Widerspenstige, Schwätzer und Verführer, besonders die aus der Beschneidung, denen man den Mund stopfen muß; denn sie bringen ganze Häuser durcheinander, indem sie aus schnöder Gewinnsucht ungehörige Lehren verbreiten. Es sagte ja einer von ihnen als ihr eigener Prophet: "Kreter sind immerdar Lügner, schlimme Bestien, faule Bäuche." Dieses Zeugnis ist wahr. Darum weise sie mit aller Strenge zurecht, damit sie gesund bleiben im Glauben und nicht auf jüdische Fabeln hören und auf Satzungen von Menschen, die von der Wahrheit sich abkehren. Den Reinen ist alles rein; den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern sowohl ihr Verstand ist befleckt als auch ihr Gewissen. Gott zu kennen, behaupten sie, doch in ihren Werken verleugnen sie ihn; ein Greuel sind sie, unbekehrbar und unfähig zu jeder guten Tat. Du aber verkünde, wie es der gesunden Lehre entspricht: Die älteren Männer sollen nüchtern sein, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, in der Geduld. Desgleichen seien die älteren Frauen ehrwürdig in ihrem Benehmen, nicht verleumderisch, nicht vielem Trunk ergeben, Lehrerinnen des Guten, um die jungen Frauen verständnisvoll anzuhalten, liebevoll zu sein gegen Mann und Kinder, besonnen, ehrbar, häuslich, gütig, dem eigenen Mann sich unterordnend, damit das Wort Gottes nicht gelästert werde. Ebenso mahne die jüngeren Männer, besonnen zu sein in allem, und zeige dich selbst als Vorbild edlen Tuns, lauter und würdevoll in der Belehrung; dein Wort sei gesund und unanfechtbar, damit der Gegner beschämt werde, wenn er nichts Schlechtes über uns zu sagen weiß. Die Sklaven sollen ihren Herren in allem untertänig sein, gefällig, nicht widersprechen, nichts veruntreuen, sondern in allem die rechte Treue zeigen, damit sie in jeder Hinsicht der Lehre Gottes, unseres Erretters, zur Zierde gereichen. Erschienen ist ja die Gnade Gottes als Heil für alle Menschen. Sie leitet uns an, daß wir uns lossagen von der Gottlosigkeit und von den weltlichen Lüsten und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben im Warten auf die selige Hoffnung und das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus. Er gab sich für uns hin, um uns loszukaufen von aller Ungerechtigkeit und für sich ein reines Volk zu bereiten, das ihm zu eigen ist und eifrig im Wirken des Guten. So rede und mahne und weise zurecht mit aller Entschiedenheit! Niemand soll gering von dir denken. Ermahne sie, den obrigkeitlichen Gewalten untertan und gehorsam zu sein und bereit zu jedem guten Werk, über niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, sondern nachgiebig und alle Güte zu zeigen gegenüber allen Menschen. Ehedem waren ja auch wir unverständig, ungehorsam, im Irrtum befangen, Sklaven von mancherlei Begierden und Lüsten, in Bosheit und Neid dahinlebend, abscheulich und voll Haß gegeneinander. Als aber die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien, rettete er uns nicht auf Grund von Werken der Gerechtigkeit, die wir vollbracht hätten, sondern nach seinem Erbarmen durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung des Heiligen Geistes; ihn goß er in reicher Fülle über uns durch Jesus Christus, unserem Retter, damit wir gerecht geworden durch seine Gnade, Erben würden gemäß der Hoffnung auf ewiges Leben. Glaubhaft ist das Wort, und ich möchte, daß du mit allem Nachdruck dich dafür einsetzest, damit sie, die an Gott glauben, es sich angelegen sein lassen, sich hervor zu tun durch gute Werke. Das ist edel und von Nutzen für die Menschen. Mit törichten Auseinandersetzungen aber, mit Geschlechtsregistern, Streitigkeiten und Kämpfen um das Gesetz befasse dich nicht; denn sie sind nutzlos und ohne Wert. Von einem Menschen, der falsche Lehren vertritt, ziehe dich zurück, wenn du ein erstes und zweites Mal ihn zurechtgewiesen hast! Du weißt ja, ein solcher ist verkehrt und sündigt, indem er sich zu seinem eigenen Richter macht. Wenn ich Artemas oder Tychikus zu dir schicken werde, dann komm baldigst zu mir nach Nikopolis; denn ich entschloß mich, dort den Winter zu verbringen. Zenas, den Gesetzeskundigen, und Apollos versorge bestens für die Weiterreise, damit ihnen nichts mangle. Auch die Unseren sollen lernen, voranzugehen in guten Werken bei Not und Bedürftigkeit, damit sie nicht ohne Frucht bleiben. Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße, die uns Freund sind im Glauben! Die Gnade [Gottes] sei mit euch allen! [Amen.] Paulus, Gefangener Christi Jesu, und Bruder Timotheus an Philemon, unseren Freund und Mitarbeiter, sowie an die Schwestern Apphia und an Archippus, unseren Kampfgefährten, und an die Gemeinde in deinem Hause. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Ich danke meinem Gott in stetem Gedenken an dich bei meinen Gebeten, da ich von deiner Liebe höre und deinem Glauben, wie du sie bekundest vor dem Herrn Jesus und gegenüber allen Heiligen. Möge der Gemeinschaftssinn deines Glaubens sich wirksam erweisen im Erkennen alles Guten, das in uns ist im Hinblick auf Christus. Empfing ich doch viel Freude und Trost ob deiner Liebe, weil die Herzen der Heiligen erquickt wurden durch dich, Bruder! Daher möchte ich - so sehr ich dir ganz offen in Christus einen diesbezüglichen Auftrag erteilen könnte - mehr um der Liebe willen eine Bitte aussprechen als das, was ich bin: Paulus, ein alter Mann und jetzt dazu ein Gefangener Christi Jesu. Ich bitte dich für mein Kind, dem ich das Leben gab in meinen Fesseln, für Onesimus. Er war dir früher ein Nichtsnutz, jetzt aber ist er dir und mir nützlich. Ich schicke ihn dir zurück, [du aber nimm ihn an,] ihn, das heißt mein Herz. Ich wollte ihn gerne bei mir behalten, daß er mir an deiner Stelle zu Diensten wäre in meinem Gefangensein für das Evangelium. Doch ohne deine Einwilligung wollte ich nichts tun, damit deine Guttat nicht erzwungen geschehe, sondern aus freier Entscheidung. Denn vielleicht wurde er deswegen auf kurze Zeit [von dir] getrennt, damit du für immer ihn wiedererhältst, nicht mehr als Sklaven, sondern über einen Sklaven hinaus: als geliebten Bruder; ist er es für mich gar sehr, dann um so mehr für dich, sowohl in menschlicher Hinsicht als auch im Herrn. Betrachtest du mich nun als Genossen, so nimm ihn auf wie mich selbst. Sollte er dir aber Schaden zugefügt haben oder dir etwas schuldig sein, so setze dies mir auf die Rechnung. Ich, Paulus ich schreibe es mit eigener Hand -, ich will es bezahlen, ohne daß ich zu dir sage, daß du sogar dich selbst mir schuldig bist. Ja, Bruder, laß mich von dir Nutzen haben im Herrn, erquicke mein Herz in Christus. Im Vertrauen auf deine Bereitwilligkeit habe ich dir geschrieben; denn ich weiß, daß du mehr tun wirst, als ich sage. Zugleich halte mir auch eine Herberge bereit; denn ich hoffe, daß ich dank eurem Beten euch wieder geschenkt werde. Es grüßt dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus, Markus, Aristarchus, Demas und Lukas, meine Mitarbeiter. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste! [Amen.] Nachdem oftmals und in mancher Gestalt und Weise seit alters Gott zu den Vätern gesprochen hatte in den Propheten, sprach er am Ende dieser Tage zu uns durch seinen Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben des Alls, durch den er auch die Welten schuf. Er, der Abglanz seiner Herrlichkeit ist und Abbild seines Wesens, der das Weltall trägt durch sein machtvolles Wort, hat Reinigung von den Sünden erwirkt und sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe (Ps 110,1). Er ist so viel erhabener als die Engel, als sein Name, den er geerbt hat, sie überragt. Denn zu welchem der Engel sprach er je: "Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt" (Ps 2,7)? Und ferner: "Ich werde ihm Vater sein, und er wird mir Sohn sein" (2Sam 7,14)? Wiederum spricht er, da er den Erstgeborenen einführt in die Welt: "Und anbeten sollen ihn alle Engel Gottes" (5Mos 32,43). Im Hinblick auf die Engel sagte er: "Zu seinen Engeln macht er Winde und zu seinen Dienern die Flamme des Feuers" (Ps 104,4). Zum Sohn aber: "Dein Thron, o Gott, steht in alle Ewigkeit" und: "Der Stab der Gerechtigkeit ist dein Herrscherstab; du liebtest das Recht, verhaßt war dir der Frevel; darum hat dich, o Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl vor deinen Genossen" (Ps 45,7f), sowie: "Du hast im Anfang, o Herr, die Erde gegründet, und deiner Hände Werke sind die Himmel. Sie werden vergehen, du aber wirst bleiben, und alle werden altern wie ein Kleid; wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, wie ein Gewand, und sie werden sich ändern; du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht abnehmen" (Ps 102,26-28). Zu welchem der Engel hat er je gesagt: "Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel deiner Füße" (Ps 110,1)? Sind sie nicht alle dienende Geister, ausgesandt zum Dienste derer, die erben sollen das Heil? Darum müssen wir um so mehr achten auf das, was wir hörten, damit wir nicht unser Ziel verfehlen. Denn wenn schon das durch Engel verkündete Wort verpflichtend war und jede Übertretung und Mißachtung gebührende Vergeltung empfing, wie werden dann wir entrinnen, wenn wir nicht achten auf ein so großes Heil, dessen Verkündigung ihren Anfang nahm durch den Herrn und das von jenen, die sie hörten, beglaubigt wurde für uns? Gott gab Zeugnis dafür durch Zeichen und Wunder, durch vielgestaltige Machterweise und Zuteilungen Heiligen Geistes nach seinem Ratschluß. Denn nicht Engeln unterwarf er die künftige Welt, von der wir reden. Es hat ja wo einer bezeugt: "Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, daß du seiner achtest? Erniedrigt hast du ihn für kurz unter die Engel, mit Herrlichkeit und Ehre ihn gekrönt [und ihn gesetzt über die Werke deiner Hände]; alles hast du unterworfen seinen Füßen" (Ps 8,5ff). Wenn er ihm "alles unterwarf", nahm er nichts aus, das ihm nicht unterworfen wäre. Jetzt sehen wir freilich noch nicht, daß ihm "alles unterworfen" ist. Den aber, der "für kurz unter die Engel erniedrigt" wurde, sehen wir in Jesus, der für das Erleiden des Todes "mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt" wurde - er sollte ja durch Gottes Gnade für alle den Tod verkosten. War es doch entsprechend für ihn, dessentwegen das All und durch den das All ist, das er, um viele Söhne zur Herrlichkeit zu führen, den Urheber ihres Heils durch Leiden hindurch zur Vollendung führte. Es stammen ja der Heiligende und die zu Heiligenden alle von einem. Aus diesem Grunde schämt er sich auch nicht, sie Brüder zu nennen, da er spricht: "Verkünden will ich deinen Namen meinen Brüdern, inmitten der Gemeinde will ich dich preisen" (Ps 22,23). Ferner: "Ich will mein Vertrauen setzen auf ihn", und weiter: "Siehe mich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat"" (Is 8,17f). Da nun die Kinder in Gemeinschaft stehen durch Blut und Fleisch, nehm auch er in gleicher Weise daran teil, um durch den Tod den zu entmachten, der des Todes Gewalt besitzt, nämlich den Teufel, und alle zu erlösen, die in der Furcht des Todes das ganze Leben hindurch einer Versklavung verfallen waren. Denn er nimmt sich doch nicht der Engel an, sondern "der Nachkommen Abrahams nimmt er sich an" (Is 41,8). Darum mußte er in allem den Brüdern gleich werden, damit er ein mitfühlender und getreuer Hoherpriester werde im Dienste vor Gott, um die Sünden des Volkes zu sühnen. Denn da er selbst versucht wurde und gelitten hat, vermag er auch denen, die versucht werden, beizustehen. Darum, heilige Brüder, teilhaft geworden der himmlischen Berufung, schaut auf Jesus, den Gesandten und Hohenpriester unseres Bekenntnisses: Er war getreu vor dem, der ihn bestellt hat, wie es auch "Moses war in seinem ganzen Hause" (4Mos 12,7). Denn er wurde größerer Herrlichkeit für würdig erachtet als Moses; größere Ehre als das Haus erfährt ja sein Erbauer. Denn jedes Haus wird von jemand erbaut; der Erbauer von allem aber ist Gott. "Moses war getreu in seinem ganzen Haus als ein Diener" (4Mos 12,7), zur Bezeugung dessen, was geoffenbart werden sollte. Christus aber steht als Sohn über seinem Hause. Sein Haus sind wir, wenn wir die Zuversicht und frohgestimmte Hoffnung [bis ans Ende unwandelbar] festhalten. Darum - wie der Heilige Geist sagt -: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht wie bei der Erbitterung am Tage der Versuchung in der Wüste, wo mich eure Väter versuchten und auf die Probe stellten, obwohl sie meine Werke sahen vierzig Jahre hindurch. Darum war ich unwillig über dieses Geschlecht und sprach: Allezeit irren sie mit ihrem Herzen, und meine Wege erkannten sie nicht. So schwor ich denn in meinem Zorn: Sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe" (Ps 95,7ff). Seht zu, Brüder, daß in keinem von euch ein böses, ungläubiges Herz sich finde, um abzufallen vom lebendigen Gott. Ermahnt vielmehr einander an jedem Tag, solange man das "Heute" ruft, damit keiner von euch "verhärtet" werde durch den Trug der Sünde. Denn wir sind ja zur Teilhabe an Christus erwählt worden, wenn wir nur den Anfangsgrund bis ans Ende sicher bewahren. Wenn es heißt: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht wie bei der Erbitterung", wer waren denn jene, die "hörten" und ihn "erbitterten"? Waren es denn nicht alle, die aus Ägypten auszogen unter Moses? Über wen war er "unwillig vierzig Jahre hindurch"? Waren es nicht jene, die gesündigt hatten, deren "Leiber in der Wüste dahinsanken" (4Mos 14,29)? Wem anders "schwor" er, daß sie "nicht eingehen sollten in seine Ruhe", als denen, die ungehorsam waren? So sehen wir denn, daß sie nicht eingehen konnten wegen ihres Unglaubens. Seien wir also mit Besorgnis darauf bedacht, daß keiner von euch als säumig erscheine, indes die Verheißung, in "seine Ruhe einzugehen", noch offensteht. Denn auch an uns erging die Heilsbotschaft wie an jene; doch ihnen nützte das Wort der Botschaft nichts, da es sich nicht durch den Glauben mit denen vereint, die hörten. Denn "eingehen werden wir in die Ruhe", wenn wir geglaubt haben, gemäß seinem Wort: "So schwor ich denn in meinem Zorn: Sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe", und dies, obgleich mit der Grundlegung der Welt die Werke getan waren. Es heißt ja an einer Stelle vom siebten Tag also: "Und Gott ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken" (1Mos 2,2). Und an anderer Stelle wiederum: "Sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe." Da es nun dabei bleibt, daß einige in sie eingehen werden, jene aber, an die zuerst die Heilsbotschaft erging, infolge ihres Ungehorsams nicht eingingen, so bestimmt er nochmals einen Tag als "Heute", indem er nach so langer Zeit durch David spricht, wie oben gesagt wurde: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!" Denn hätte Josue ihnen "Ruhe" verschafft, würde er nachher nicht von einem anderen Tag reden. So steht also noch eine Sabbatruhe aus für das Volk Gottes. Denn wer eingegangen ist in seine "Ruhe", der ruht auch selber aus von seinen Werken wie Gott von den seinen. Laßt uns also mit Eifer danach streben, "einzugehen in diese Ruhe", damit keiner zu Fall komme in der gleichen Weise des Ungehorsams. Denn lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer als jedes doppelt geschliffene Schwert; es dringt durch bis zur Trennung von Seele und Geist, von Gelenk und Mark, und ist Richter über Gedanken und Regungen des Herzens. Nichts Geschaffenes ist verborgen vor ihm, alles liegt nackt und offen vor den Augen dessen, vor dem wir Rede und Antwort schulden. Wir haben also einen erhabenen Hohenpriester, einen, der die Himmel durchschritt, Jesus, den Sohn Gottes; so laßt uns denn festhalten an dem Bekenntnis! Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwächen, sondern einen, der in jeder Hinsicht auf gleiche Weise versucht wurde - doch fern von Sünde. Darum laßt uns mit Zuversicht hintreten zum Thron der Gnade, um Barmherzigkeit zu erfahren und Gnade zu finden als Hilfe zu rechter Zeit. Denn jeder aus Menschen genommene Hohepriester wird für Menschen bestellt in ihren Anliegen vor Gott, damit er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden als einer, der mitzufühlen vermag mit den Unwissenden und Irrenden, da er auch selber mit Schwachheit behaftet ist. Deshalb muß er wie für das Volk so auch für sich selbst Opfer darbringen um der Sünden willen. Keiner nimmt sich selbst die Würde, sondern gerufen wird er von Gott wie auch Aaron. So hat auch Christus nicht sich selbst verherrlicht, um Hoherpriester zu werden, sondern der zu ihm sprach: "Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt" (Ps 2,7). So sagt er auch an einer anderen Stelle: "Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung des Melchisedech" (Ps 110,4). In den Tagen seines Fleisches hat er unter lautem Stöhnen und unter Tränen Gebete und Flehrufe vor den gebracht, der ihn vom Tode erretten konnte, und er fand Erhörung aus seiner Not; obgleich Gottes Sohn, lernte er an dem, was er litt, den Gehorsam, und zur Vollendung gelangt, wurde er allen, die ihm gehorchen, Urheber ewigen Heiles, von Gott angesprochen als Hoherpriester "nach der Ordnung des Melchisedech" (Ps 110,4). Darüber wäre noch vieles von uns zu sagen, aber es ist schwer zu erklären, da ihr träge geworden seid im Hören. Denn die ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, habt wieder nötig, daß man euch die Anfangsgründe der Worte Gottes lehrt, und ihr wurdet zu solchen, die Milch brauchen und nicht feste Speise. Ist doch ein jeder, der noch Milch bekommt, unerfahren zu rechter Rede; er ist ja ein Kind. Erwachsenen aber steht feste Nahrung zu, da sie durch steten Gebrauch geübte Sinne haben zur Unterscheidung zwischen Gut und Schlecht. Lassen wir daher die Anfangsgründe der Lehre von Christus beiseite und wenden uns der Vollendung zu, um nicht nochmals den Grund zu legen mit: Abkehr von toten Werken und Glaube an Gott, Belehrung über Taufen, Handauflegung, Auferstehung der Toten und ewiges Gericht. Und dies wollen wir tun, sofern Gott es zuläßt. Denn unmöglich ist es, daß Menschen, die einmal erleuchtet worden sind, die himmlische Gabe gekostet, die Mitteilung Heiligen Geistes empfangen, das herrliche Gotteswort und die Kräfte der kommenden Welt verspürt haben und dennoch abfielen, nochmals zu einer neuen Umkehr gebracht werden. Sie kreuzigen ja für sich abermals den Sohn Gottes und geben ihn dem Gespötte preis. Denn das Land, das den häufig darübergehenden Regen getrunken hat und jenen, für die es bestellt wird, ein schönes Wachstum bringt, erhält Anteil am Segen von Gott. Bringt es aber Dornen und Disteln hervor, so ist es unbrauchbar und dem Fluch verfallen, an dessen Ende die Verbrennung steht. Wir sind aber, was euch betrifft, Geliebte, vom Besseren überzeugt, und zwar gerade hinsichtlich dessen, was zum Heile führt - auch wenn wir so reden. Denn Gott ist nicht ungerecht, daß er vergessen sollte eures Wirkens und der Liebe, die ihr zu seinem Namen bewiesen habt, da ihr den Heiligen dientet und noch dient. Wir möchten aber, daß jeder von euch den gleichen Eifer zeige zur vollen Entfaltung der Hoffnung bis ans Ende. Werdet daher nicht schlaff, sondern seid Nachahmer derer, die durch Glauben und Geduld Erben der Verheißungen sind. Denn als Gott dem Abraham die Verheißung gab, schwor er, da er bei keinem Höheren schwören konnte, bei sich selbst und sprach: "Wahrlich, ich will dich in Fülle segnen, und überreich will ich dich mehren" (1Mos 22,16f). Und so wartete er geduldig und empfing das Verheißene. Menschen schwören nämlich bei dem Höheren, und der Eid dient ihnen zur Bekräftigung und macht jedem Einwand ein Ende. Darum hat Gott, da er den Erben der Verheißung mit allem Nachdruck die Unwandelbarkeit seines Ratschlusses zeigen wollte, sich mit einem Eide verbürgt, damit wir durch zwei unwandelbare Tatsachen, bei denen Gott unmöglich trügen konnte, eine starke Zuversicht hätten, um als Rettungssuchende nach der vor uns liegenden Hoffnung zu greifen. Wir halten sie fest als zuverlässigen und festen Anker der Seele, der "hinreicht bis ins Innere des Vorhangs" (3Mos 16,2, 3Mos 16,12). Dort hinein ist als Vorläufer für uns Jesus gegangen, der Hoherpriester geworden ist "nach der Ordnung des Melchisedech in Ewigkeit" (Ps 110,4). Denn dieser "Melchisedech, König von Salem, Priester des höchsten Gottes, ging Abraham entgegen, als dieser von der Niederwerfung der Könige zurückkehrte und segnete ihn" (1Mos 14,17 bis 20). Ihm gab Abraham auch "den Zehnten von allem" (1Mos 14,20). Zunächst bedeutet sein Name "König der Gerechtigkeit", dann aber auch "König von Salem", das ist "König des Friedens". Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum, ohne Anfang der Tage und ohne Ende seines Lebens, ähnlich dem Sohne Gottes, bleibt er Priester in Ewigkeit. Beachtet, wie groß der ist, dem selbst Abraham, der Stammvater, den Zehnten gab von seiner Beute. Wohl haben auch jene von den Söhnen Levis, die das Priestertum übernehmen, den Auftrag, nach dem Gesetz den Zehnten zu nehmen vom Volk, das heißt also von ihren Brüdern, obgleich sie hervorgingen aus der Lende Abrahams. Jener aber, der gar nicht zu ihrem Geschlecht gehört, nahm den Zehnten von Abraham und segnete den, der die Verheißung besaß. Ohne allen Zweifel wird das Geringere vom Größeren gesegnet. Und hier nehmen sterbliche Menschen den Zehnten, dort aber einer, von dem bezeugt wird, daß er lebt. Und so kann man wohl sagen: in Abraham ist auch von Levi, der den Zehnten empfängt, der Zehnte erhoben worden denn er war noch in den Lenden seines Vaters, da Melchisedech ihm begegnete. Wenn nun die Vollendung durch das levitische Priestertum erreicht wäre - das Volk erhielt ja auf dieses hin die gesetzliche Ordnung -, wozu war es noch nötig, nach der "Ordnung des Melchisedech" einen anderen Priester zu bestellen und ihn nicht nach der Ordnung des Aaron zu benennen? Mit dem Wechsel des Priestertums erfolgt ja notwendig auch ein Wechsel des Gesetzes. Der nämlich, von dem dies gesagt wird, gehört einem anderen Stamme an, aus dem nie einer dem Altar diente. Unser Herr ist ja bekanntlich aus Juda entsprossen, einem Stamm, von dem Moses nichts in bezug auf Priester gesagt hat. Und noch offenkundiger wird es, wenn nach der Weise des Melchisedech ein anderer Priester bestellt wird, der es nicht geworden ist nach der Norm fleischlicher Ordnung, sondern nach der Kraft unzerstörbaren Lebens. Das Zeugnis lautet doch: "Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung des Melchisedech" (Ps 110,4). Aufgehoben wird die vorausgehende Ordnung wegen ihrer Schwäche und Unbrauchbarkeit - das Gesetz hat ja in nichts Vollendung gebracht -, heraufgeführt wird eine bessere Hoffnung, durch die wir Gott nahekommen. Und insofern es nicht ohne Eidschwur geschah - jene anderen nämlich sind ohne Eidschwur Priester geworden, dieser aber mit Eidschwur durch den, der zu ihm sprach: "Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit" (Ps 110,4) -, wurde demgemäß Jesus Bürge auch eines besseren Bundes. Und dort sind es viele, die Priester geworden sind - da sie durch ihr Sterben gehindert wurden zu bleiben -, dieser aber hat, weil er "in Ewigkeit" bleibt, das Priestertum als ein nichtvergehendes. Daher vermag er auch in vollem Sinn alle zu retten, die durch ihn vor Gott treten, da er immerfort lebt, um einzutreten für sie. Ja, ein solcher war entsprechend für uns als Hoherpriester: heilig, schuldlos, ohne Makel, gesondert von den Sündern und hocherhoben über die Himmel, einer, der nicht wie die Hohenpriester es jeden Tag nötig hat, zuerst für seine eigenen Sünden Opfer darzubringen, dann für die des Volkes. Denn dies tat er ein für allemal, da er sich darbrachte zum Opfer. Das Gesetz stellt ja Menschen zu Hohenpriestern auf, die mit Schwächen behaftet sind, das Wort des Eides aber, zeitlich nach dem Gesetz, [stellt] den Sohn [auf], der vollkommen ist in Ewigkeit. Das Entscheidende aber bei diesen Aussagen ist: Wir haben einen zum Hohenpriester, der sich zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel setzte als Liturge im Heiligtum und im wahren Zelt, das errichtet hat der Herr, nicht ein Mensch. Jeder Hohepriester nämlich ist bestellt zum Darbringen von Gaben und Opfern, weshalb auch dieser etwas haben muß, was er darbringen kann. Wäre er nun auf der Erde, so wäre er gar nicht Priester; denn da sind jene, die dem Gesetze gemäß die Gaben darbringen. Sie dienen einem Sinnbild und Schatten der himmlischen Dinge, so wie Moses die Weisung erhielt, als er daranging, das Zelt aufzurichten: "Siehe zu", so heißt es, "daß du alles fertigst nach dem Urbild, das dir gezeigt wurde auf dem Berge" (2Mos 25,40). Nun aber hat er einen um so erhabeneren Priesterdienst empfangen, als er auch Mittler ist eines höherstehenden Bundes, der auf höherstehende Verheißungen hin gültig geworden ist. Wäre nämlich jener erste untadelig gewesen, hätte man nicht nach der Möglichkeit für einen zweiten gesucht. Denn voll Tadel spricht er zu ihnen: "Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen werde, nicht nach Art des Bundes, den ich mit ihren Vätern schloß an dem Tag, als ich ihre Hand ergriff, um sie herauszuführen aus dem Lande Ägypten. Denn sie sind nicht treu geblieben meinem Bunde, und ich kümmerte mich nicht mehr um sie, spricht der Herr. Denn dies ist der Bund, den ich schließen werde mit dem Haus Israel nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich will meine Gesetze in ihren Sinn legen und sie einschreiben in ihre Herzen; ich will ihnen Gott sein, und sie werden mir Volk sein. Keiner soll seinen Mitbürger, keiner seinen Bruder lehren und ihm sagen müssen: Erkenne den Herrn! Denn alle werden sie mich erkennen, vom Kleinsten unter ihnen bis zum Größten. Ja, gnädig werde ich sein ihren Ungerechtigkeiten, und ihrer Sünden werde ich nicht mehr gedenken" (Jer 31,31-34). Da er aber von einem "neuen" Bund redet, macht er den ersten zu einem alten. Was aber veraltet ist und greisenhaft, ist dem Vergehen nahe. Es hatte nun freilich auch der erste Bund Vorschriften für den Gottesdienst und das irdische Heiligtum. Da wurde nämlich das vordere Zelt errichtet, mit dem Leuchter darin und dem Tisch mit den Schaubroten; man nennt es "das Heilige". Hinter dem zweiten Vorhang ist das Zelt, das man "das Allerheiligste" nennt. Es enthält den goldenen Rauchopferaltar und die durchweg mit Gold verkleidete Bundeslade, darin ein goldener Krug mit dem Manna, der grünende Stab Aarons und die Bundestafeln und darüber die Cherubim der Herrlichkeit, die den Versöhnungsschrein überschatten. Von diesen Dingen soll jedoch jetzt nicht im einzelnen gesprochen werden. Bei der so bestehenden Einrichtung steht der Zutritt zum vorderen Zelt zu jeder Zeit den Priestern offen zum Vollzug gottesdienstlicher Obliegenheiten, das zweite hingegen betritt einmal im Jahr der Hohepriester, und zwar nicht ohne Blut, das er darbringt für seine eigenen und des Volkes Verfehlungen. Dadurch will der Heilige Geist andeuten, daß der Weg zum Heiligtum noch nicht aufgetan ist, solange das vordere Zelt noch Bestand hat. Dieses ist ein Sinnbild für die gegenwärtige Zeit, insofern in seinem Bereich Gaben und Opfer dargebracht werden, die nicht imstande sind, den Opfernden in seinem Gewissen zur Vollkommenheit zu führen. Nur mit Speise und Trank und allerlei Waschungen befassen sich die auf Fleischliches gerichteten Satzungen, die bis zum Zeitpunkt der Neuordnung festgelegt sind. Christus dagegen trat als Hoherpriester der künftigen Güter durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht von Menschenhänden gemacht, das heißt, nicht von dieser Schöpfung ist. Er trat auch nicht mit dem Blut von Böcken und Rindern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heiligtum und erlangte eine ewig dauernde Erlösung. Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh bei Besprengung die Verunreinigten heiligt zur Erlangung fleischlicher Reinheit (4Mos 19,1-22), wieviel mehr wird das Blut Christi, der im ewigen Geist sich selbst als ein makelloses Opfer Gott darbrachte, euer Gewissen reinigen von toten Werken, zum Dienst vor dem lebendigen Gott! Und deshalb ist er eines neuen Bundes Mittler, damit durch einen Tod, der zum Loskauf diente von den im ersten Bund geschehenen Sünden, die Berufenen die Verheißungen empfingen für das ewige Erbe. Denn wo es um ein Testament geht, muß der Tod dessen nachgewiesen werden, der das Testament verfügte Ein Testament wird ja erst bei Toten rechtskräftig, da es sonst nicht in Kraft tritt, wenn der noch lebt, der es verfügte. Daher wurde auch der erste Bund nicht ohne Blut eingeweiht. Als nämlich Moses jedes Gebot dem Gesetze gemäß dem ganzen Volk vorgetragen hatte, nahm er das Blut von Rindern und Böcken nebst Wasser, purpurroter Wolle und Hysop und besprengte das Buch selbst und das ganze Volk, wobei er sprach: "Dies ist das Blut des Bundes, den Gott angeordnet hat für euch" (2Mos 24,8). Ebenso besprengte er auch das Zelt und alle Geräte für den liturgischen Dienst mit Blut. Und mit Blut wird ja nach dem Gesetz fast alles gereinigt, und ohne Vergießen von Blut gibt es keine Vergebung. Es ergibt sich also als zwingender Schluß: die Sinnbilder des Himmlischen werden zwar mit diesen Dingen gereinigt, das Himmlische selber jedoch mit höheren Opfern als jene. Denn nicht in ein von Menschenhänden errichtetes Heiligtum, das nur Abbild des eigentlichen war, ist Christus eingegangen, sondern in den Himmel selbst, um nunmehr vor das Angesicht Gottes hinzutreten für uns. Auch braucht er sich nicht immer wieder zu opfern, wie der Hohepriester jedes Jahr in das Allerheiligste eintritt mit fremdem Blut. Denn dann hätte er oftmals leiden müssen seit Grundlegung der Welt. So aber ist er nur einmal am Ende der Zeiten zur Hinwegnahme der Sünde durch sein Opfer erschienen. Und wie es für die Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, und darauf kommt das Gericht, so wurde auch Christus ein einziges Mal hingeopfert, "um die Sünden vieler hinwegzunehmen" (Is 53,12); ein zweites Mal wird er ohne Bezug auf die Sünde den auf ihn Wartenden erscheinen zum Heile. Denn das Gesetz trägt nur den Schatten der zukünftigen Güter, nicht das Erscheinungsbild der Dinge selbst; so kann es mit den jährlich stets sich wiederholenden Opfern niemals die Opfernden zur Vollkommenheit bringen. Hätte sonst ihre Darbringung nicht aufhören müssen, da ja die Opfernden kein Sündenbewußtsein mehr hätten, wären sie mit einem Mal gereinigt? Im Gegenteil, durch sie wird ihnen die Erinnerung an die Sünden wachgerufen von Jahr zu Jahr. Denn unmöglich nimmt Blut von Stieren und Böcken Sünden hinweg. Darum spricht er bei seinem Eintritt in die Welt: "Opfer und Gabe verlangtest du nicht, einen Leib aber hast du mir bereitet; an Brand und Sühnopfern fandest du kein Gefallen. Da sprach ich: Siehe, ich komme - in der Buchrolle steht es von mir geschrieben -, deinen Willen, o Gott, zu vollbringen" (Ps 40,7ff). Sagte er zuvor: "Opfer und Gabe, Brand und Sühnopfer verlangtest du nicht und fandest kein Gefallen an ihnen" - an denen also, die dem Gesetze gemäß dargebracht werden, so sagte er dann: "Siehe, ich komme, deinen Willen zu vollbringen." Er hebt also das erste auf, um das zweite festzusetzen. In diesem Willen sind wir geheiligt durch das Opfer des Leibes Jesu Christi ein für allemal. Jeder Priester tritt täglich hin zur Verrichtung seines Dienstes und bringt immer wieder die gleichen Opfer dar, die niemals imstande sind, Sünden hinwegzunehmen. Dieser aber brachte nur ein einziges Opfer für die Sünden dar und setzte sich für immer zur "Rechten" Gottes und wartet fortan, "bis seine Feinde hingelegt werden zum Schemel seiner Füße" (Ps 110,1). Denn durch ein einziges Opfer hat er für immer jene, die geheiligt werden sollen, zur Vollendung geführt. Dies bezeugt uns aber auch der Heilige Geist; denn nach dem Worte: "Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließen werde nach jenen Tagen", spricht der Herr: "Ich will meine Gesetze in ihre Herzen legen und sie einschreiben in ihren Sinn, und ihrer Sünden und Frevel werde ich nicht mehr gedenken" (Jer 31,33f). Sind aber diese vergeben, so ist weiter kein Opfer mehr nötig für die Sünde. Da wir nun, Brüder, zuversichtliche Hoffnung haben, in das Heiligtum einzugehen im Blute Jesu, auf einem Weg, den er uns neu und für bleibend eröffnet hat durch den Vorhang, das ist sein Fleisch, und da wir einen erhabenen Priester haben über dem Hause Gottes, so laßt uns hinzutreten mit aufrichtigem Herzen, in der Erfülltheit des Glaubens, die Herzen gereinigt von einem bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser. Laßt uns unwandelbar festhalten am Bekenntnis unserer Hoffnung - denn getreu ist er, der die Verheißung gegeben hat -, und laßt uns achtgeben aufeinander im Wetteifer der Liebe und der guten Werke. Von unseren Versammlungen wollen wir nicht wegbleiben, wie es bei einigen üblich geworden ist; vielmehr laßt uns einander aufmuntern, und das um so mehr, je näher ihr herankommen seht den Tag. Denn wenn wir vorsätzlich sündigen, nachdem wir die volle Erkenntnis der Wahrheit erlangt haben, gibt es kein Opfer mehr für die Sünden. Es wartet unser vielmehr ein schreckliches Gericht und "ein wütendes Feuer, das die Widersacher verzehren wird" (Is 26,11). Wenn einer das Gesetz des Moses mißachtet hat, muß er ohne Erbarmen "auf Grund von zwei oder drei Zeugen sterben" (4Mos 15,30; 4Mos 35,30; 5Mos 17,6). Wieviel ärgere Strafe, meint ihr, verdient jener, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes, durch das er geheiligt wurde, für gemein erachtet und den Geist der Gnade schmäht? Wir kennen ihn doch, der gesagt hat: "Mein ist die Rache, ich werde vergelten" (5Mos 32,35), und ferner: "Der Herr wird richten sein Volk" (5Mos 32,36). Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Gedenkt doch der früheren Tage, in denen ihr nach eurer Erleuchtung einen schweren Leidenskampf zu bestehen hattet. Ihr wurdet bald durch Schmähungen und Bedrängnisse zum Schauspiel, bald waret ihr Gefährten derer, die das gleiche erfuhren. Denn ihr habt mitgelitten mit den Gefangenen und mit Freude den Raub eurer Güter ertragen, da ihr wußtet, daß ihr ein besseres und bleibendes Gut besitzt. Werft also eure Zuversicht nicht fort, sie bringt einen reichen Lohn. Doch ihr braucht Geduld, um in der Erfüllung des Willens Gottes die Verheißung zu erlangen. Denn nur "eine kleine Weile noch" (Is 26,20), und es wird kommen, der da kommen soll, und er wird nicht säumen. "Mein Gerechter wird aus dem Glauben leben; wenn er aber zurückweicht, hat meine Seele an ihm kein Gefallen mehr" (Hab 2,3f). Wir aber gehören nicht zu denen, die zurückweichen zu ihrem Verderben, sondern zu denen, die treuen Glaubens sind zur Gewinnung des Lebens. Glaube ist die feste Zuversicht auf das, was wir erhoffen, die Überzeugung von dem, was wir nicht sehen. In ihm haben die Alten sich ein gutes Zeugnis erworben. Im Glauben erkennen wir, daß die Welten durch Gottes Wort geschaffen wurden, so daß nicht aus sinnlich Wahrnehmbarem das Sichtbare geworden ist. Im Glauben brachte Abel Gott ein wertvolleres Opfer dar als Kain und erhielt durch ihn das Zeugnis, gerecht zu sein, indem Gott Zeugnis gab "bei seinen Gaben" (1Mos 4,4). Durch diesen Glauben redet er noch als Toter. Im Glauben wurde Henoch entrückt, ohne den Tod zu sehen, und "er wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte" (1Mos 5,24). Denn vor seiner Entrückung wurde ihm bezeugt, daß er Gott wohlgefalle. Ohne Glauben aber ist es unmöglich, [Gott] zu gefallen; denn wer vor Gott treten will, muß glauben, daß er ist und daß er denen, die ihn suchen, ein Vergelter wird. Im Glauben empfing Noe Weisung über Dinge, die noch nicht zu sehen waren, und baute fromm und gewissenhaft die Arche zur Rettung seines Hauses; durch ihn wurde er zum Richter über die Welt und zum Erben der im Glauben gründenden Gerechtigkeit. Im Glauben gehorchte Abraham, als er gerufen wurde, fortzuziehen an einen Ort, den er zum Erbe erhalten sollte, und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme. Im Glauben ließ er sich nieder im Land der Verheißung wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben der gleichen Verheißung; denn er wartete auf die festgegründete Stadt, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. Im Glauben empfing selbst die [unfruchtbare] Sara noch Kraft, trotz ihres Alters Mutter zu werden, weil sie den für treu hielt, der die Verheißung gab. Und so gingen von einem einzigen - und dies von einem schon kraftlos Gewordenen - Nachkommen hervor, "so zahlreich wie die Sterne des Himmels und unzählbar wie der Sand am Ufer des Meeres" (1Mos 22,17). Im Glauben sind alle diese gestorben, ohne die Verheißungen erlangt zu haben. Nur von ferne sahen und begrüßten sie diese und bekannten, daß sie "Pilger und Fremdlinge seien auf Erden" (Ps 39,13). Denn die so reden, geben zu erkennen, daß sie eine Heimat suchen. Hätten sie nun jene gemeint, aus der sie ausgezogen waren, so hätten sie ja Gelegenheit gehabt, zurückzukehren. Nun aber verlangen sie nach einer besseren, nämlich nach der himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt bereitet. Im Glauben hat Abraham, da er geprüft wurde, den Isaak dargebracht und wollte den einzigen Sohn hinopfern, er, der die Verheißungen empfangen hatte und zu dem gesagt worden war: "In Isaak soll dir Nachkommenschaft werden" (1Mos 21,12). Er dachte, Gott habe die Macht, auch von den Toten zu erwecken, und so bekam er ihn wieder als ein Sinnbild zurück. Im Glauben segnete auch Isaak mit dem Blick auf das Kommende den Jakob und Esau. Im Glauben segnete der sterbende Jakob jeden der Söhne Josephs und "beugte sich über das Ende seines Stabes" (1Mos 47,31). Im Glauben gedachte Joseph bei seinem Verscheiden des Auszugs der Söhne Israels und gab Weisung wegen seiner Gebeine. Im Glauben wurde Moses nach seiner Geburt drei Monate von seinen Eltern verborgen, weil sie die Schönheit des Kindes sahen, und sie fürchteten nicht den Befehl des Königs. Im Glauben verschmähte es Moses, da er herangewachsen war, als ein Sohn der Tochter des Pharao zu gelten; er wollte lieber mit dem Volke Gottes Unbill erfahren als vorübergehenden Vorteil der Sünde haben. Für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens hielt er die Schmach des Gesalbten; denn er sah auf die Vergeltung. Im Glauben verließ er Ägypten, ohne Furcht vor dem Zorn des Königs; denn er hielt sich an den Unsichtbaren, als sähe er ihn. Im Glauben vollzog er das Pascha und die Besprengung mit Blut, damit der Würger ihre Erstgeborenen nicht anrühre. Im Glauben zogen sie durch das Rote Meer wie über trockenes Land, während die Ägypter, die das gleiche versuchten, verschlungen wurden. Im Glauben stürzten die Mauern von Jericho ein, nachdem man sieben Tage um sie herumgezogen war. Im Glauben kam Rahab, die Buhlerin, nicht mit den Widerspenstigen um, weil sie die Kundschafter friedlich aufgenommen hatte. Was soll ich noch mehr sagen? Die Zeit würde mir nicht reichen, wollte ich erzählen von Gedeon, Barak, Samson, Jephte, David, Samuel und den Propheten. Sie bezwangen durch ihren Glauben Königreiche, erwirkten Gerechtigkeit, erlangten Verheißungen, verschlossen der Löwen Rachen, löschten des Feuers Kraft, entgingen der Schärfe des Schwertes, wurden aus Schwachen zu Starken, Mächtige im Streite, brachten die Heere der Fremden zum Weichen. Frauen bekamen durch Auferstehung ihre Toten wieder zurück; andere ließen sich foltern und lehnten die Freilassung ab, um eine herrlichere Auferstehung zu erlangen. Andere ertrugen Spott und Schläge, Ketten und Kerker. Sie wurden gesteinigt, gefoltert, zersägt, durchs Schwert getötet; sie gingen umher in Schaffellen und Ziegenhäuten, Not leidend, bedrängt und mißhandelt. Sie, derer die Welt nicht wert war, irrten umher in Wüsten und Gebirgen, in Höhlen und Klüften der Erde. Und diese alle, wenngleich anerkannt ob ihres Glaubens, erlangten das Verheißene nicht, weil Gott unsertwegen etwas Größeres ausersehen hatte, damit sie nicht gesondert von uns zur Vollendung kämen. So laßt denn auch uns, von einer so großen Wolke von Zeugen umgeben, abwerfen alle hemmende Last und die Bestrickung der Sünde und laßt mit Ausdauer uns laufen auf der vor uns liegenden Rennbahn. Dabei wollen wir aufblicken zu Jesus, dem Begründer und Vollender des Glaubens, der angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz erduldete, ohne der Schmach zu achten, und zur Rechten des Thrones Gottes sich gesetzt hat (Ps 110,1). Ja, betrachtet ihn, der solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldete, damit ihr nicht erschlafft in eurer Seele und den Mut nicht sinken lasset. Noch habt ihr nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf wider die Sünde und habt die Mahnung vergessen, die an euch als die Söhne ergeht: "Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst; denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er; er schlägt jeden Sohn, den er annimmt" (Spr 3,11f). Haltet aus unter der Züchtigung! Gott verfährt mit euch als seinen Söhnen; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wäret ihr frei von Züchtigung, wie sie alle anderen erfahren haben, wäret ihr nicht vollgültige und echte Söhne. Ferner: an unseren leiblichen Vätern hatten wir Erzieher, denen wir in Ehrfurcht uns beugten; sollten wir da nicht viel mehr dem Vater der Geister uns unterwerfen, damit wir leben? Jene züchtigten uns für kurze Zeit nach ihrem Gutdünken; er aber tut es zu unserem Besten, damit wir teilhaben an seiner Heiligkeit. Jede Züchtigung bedeutet für den Augenblick nicht Freude, sondern Schmerz; später aber bringt sie denen, die durch sie geschult worden sind, als Entgelt eine heilbringende Frucht: die Gerechtigkeit. Darum "richtet wieder auf die erschlafften Hände und die wankenden Knie" (Is 35,3) und macht gerade Wege euren Füßen, damit, was gelähmt ist, sich nicht verrenke, sondern geheilt werde. Trachtet nach Frieden mit allen und nach Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird! Seht zu, daß kener um die Gnade Gottes komme, daß "kein Giftkraut aufwachse und Schaden stifte" (5Mos 29,17) und dadurch die vielen verdorben werden, daß keiner zuchtlos sei oder niedrig gesinnt wie Esau, der um ein einziges Gericht "sein Erstgeburtsrecht dahingab" (1Mos 25,33). Ihr wißt ja: als er nachher den Segen erhalten wollte, wurde er abgewiesen; denn er fand keinen Weg zur Umstimmung, wenn er sie auch unter Tränen herbeizuführen suchte. Ihr seid ja nicht hingetreten zu einem Berg, den man mit Händen berühren kann, nicht zu einem lodernden Feuer, zu dunklem Gewölk und Wettersturm, zum Schall der Posaune und zu dröhnender Stimme, bei der jene, die sie hörten, baten, es möge nicht länger das Wort an sie ergehen (2Mos 19,12-18; 5Mos 9,9f). Sie ertrugen nämlich nicht die Weisung: "Wenn auch nur ein Tier den Berg berührt, soll es gesteinigt werden" (2Mos 19,13). Ja, so furchtbar war die Erscheinung, daß Moses sprach: "Ich bin voll Furcht und Zittern" (5Mos 9,19). Ihr seid vielmehr hingetreten zum Berge Sion, zur Stadt des lebendigen Gottes, zum himmlischen Jerusalem, zu ungezählten Engeln, zum Freudenfest, zur Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel eingetragen sind, zu Gott, dem Richter aller, zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zum Blute der Besprengung, das wirksamer redet als das Blut Abels. Seht zu, daß ihr den Redenden nicht abweist; sind nämlich jene nicht entkommen, als sie den abwiesen, der auf Erden sich kundgab, werden wir es noch weniger, wenn wir uns abwenden von ihm, der vom Himmel her zu uns spricht. Seine Stimme erschütterte damals die Erde; jetzt aber lautet die Vorhersage: "Noch einmal, und ich will nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel erschüttern" (Agg 2,6). Das Wort "noch einmal" zeigt an, daß das, was erschüttert wird, verändert wird als etwas Geschaffenes, damit bestehen bleibe, was nicht zu erschüttern ist. Da wir ein unerschütterliches Reich empfangen, laßt uns von Dank erfüllt sein, mit dem wir Gott dienen in wohlgefälliger Weise, voll Furcht und Scheu! "Denn auch "unser Gott ist ein verzehrendes Feuer" (5Mos 4,24). Die Bruderliebe bleibe [unter euch]! Die Gastfreundschaft vergeßt nicht; denn durch diese haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt. Gedenkt der Gefangenen, als wäret ihr mitgefangen, der Mißhandelten, als wäret es auch ihr selbst an eurem Leibe! Ehrbar sei die Ehe in allem und das Ehebett unbefleckt; denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten. Euer Wandel sei frei von Geldgier. Seid zufrieden mit dem, was ihr habt; denn er selbst hat gesagt: "Nimmermehr werde ich dich preisgeben, nimmermehr dich verlassen" (5Mos 31,6, 5Mos 31,8; Jos 1,5). So können wir mit Vertrauen sprechen: "Der Herr ist mein Helfer; ich fürchte mich nicht. Was will mir antun ein Mensch?" (Ps 118,6). Gedenkt eurer Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; seht auf den Ausgang ihres Wandels, ahmt nach ihren Glauben! Jesus Christus ist gestern und heute derselbe und in Ewigkeit. Laßt euch nicht verführen durch buntschillernde und fremdartige Lehren; denn gut ist es, das Herz mit Gnade zu stärken, nicht mit Speisen, die denen nichts nützten, die sich danach richteten. Wir haben einen Altar, von dem zu essen jene kein Recht haben, die dem Zelte dienen. Denn von den Tieren, deren Blut durch den Hohenpriester um der Sünde willen in das Heiligtum getragen wird, werden die Leichen außerhalb des Lagers verbrannt (3Mos 16,27). Deshalb hat auch Jesus, um durch sein Blut das Volk zu heiligen, außerhalb des Tores gelitten. So laßt uns denn hinausgehen zu ihm vor das Lager und die Schmach mit ihm tragen! Denn wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern nach der künftigen suchen wir. Durch ihn also wollen wir "Gott allzeit ein Lobopfer darbringen" (Ps 50,14, Ps 50,23), das ist die "Frucht von den Lippen" (Os 14,3), derer, die seinen Namen preisen. Vergeßt nicht wohlzutun und Gemeinschaft zu üben; denn an solchen Opfern hat Gott Gefallen. Gehorcht euren Vorstehern und ordnet euch unter; denn sie wachen über eure Seelen, um Rechenschaft zu geben. Mögen sie dies mit Freude tun und nicht mit Seufzen; denn das wäre auch nicht von Nutzen. Betet für uns! Denn wir sind zwar der Zuversicht, ein gutes Gewissen zu haben, da wir in allem eines guten Wandels uns befleißigen, doch bitte ich euch, dies besonders deswegen zu tun, daß ich euch recht bald zurückgegeben werde. Der Gott des Friedens aber, der den erhabenen "Hirten der Schafe im Blut des ewigen Bundes" (Is 63,11; Is 53,3; Zach 9,11) heraufgeführt hat von den Toten, unseren Herrn Jesus [Christus], befähige euch zu jedem guten Werk, damit ihr seinen Willen tut; er wirke in uns, was ihm wohlgefällig ist, durch Jesus Christus, dem Ehre sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Ich bitte euch, Brüder, nehmt dieses Mahnwort willig hin! Denn nur kurz schreibe ich es für euch. Wißt, daß unser Bruder Timotheus freigelassen ist. Mit ihm werde ich, wenn er eintrifft, euch sehen. Grüßt alle eure Vorsteher und alle Heiligen! Es grüßen euch die [Brüder] aus Italien. Die Gnade sei mit euch allen! Amen. Jakobus, Gottes und des Herrn Jesus Christus Knecht, sendet den zwölf Stämmen in der Zerstreuung seinen Gruß. Erachtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn mancherlei Anfechtungen euch überfallen. Ihr wißt ja, daß die Erprobung eures Glaubens Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer aber soll das Werk vollenden, so daß ihr vollkommen seid und ohne Fehl und in nichts einen Mangel zeigt. Mangelt es aber jemand von euch an Weisheit, der bete zu Gott, der allen ohne weiteres und ohne Widerrede gibt, und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber gläubigen Vertrauens, ohne irgendwie zu zweifeln; denn wer zweifelt, gleicht der Meereswelle, die vom Winde bewegt und umhergetrieben wird. Ein solcher darf ja nicht meinen, er werde vom Herrn etwas empfangen; ist er doch ein Mann mit zwiespältiger Seele, ohne Halt und Ziel auf all seinen Wegen. Es rühme sich der niedrig gestellte Bruder seiner Hoheit, der reiche aber seiner Niedrigkeit; denn "wie eine Blüte des Grases wird er vergehen" (Is 40,6). Geht nämlich die Sonne auf mit ihrer versengenden Glut, so "versengt sie das Gras, und seine Blüte fällt ab" (Is 40,7), und die Schönheit ihres Anblickes ist dahin. So wird auch der Reiche dahinwelken auf seinen Wegen. Selig der Mann, der die Anfechtung besteht; denn als ein Bewährter wird er den Kranz des Lebens empfangen, den der Herr denen verhieß, die ihn lieben. Niemand, der versucht wird, sage: "Von Gott werde ich versucht." Denn Gott kann nicht zum Bösen versucht werden und versucht auch selber niemand. Vielmehr wird jeder versucht, weil er von seiner eigenen Begierde gereizt und gelockt wird. Hat aber die Begierde einmal empfangen, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber gebiert, wenn sie vollbracht ist, den Tod. Täuscht euch nicht, meine geliebten Brüder! Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Lichter, bei dem kein Wechsel ist oder ein Schatten von Veränderung. Nach seinem Willen ließ er uns werden durch das Wort der Wahrheit, daß wir gewissermaßen Ehrengabe seien seiner Geschöpfe. Wißt, meine geliebten Brüder: Jeder Mensch soll schnell bereit sein zum Hören, aber langsam zum Reden, langsam zum Zorne. Denn der Zorn eines Menschen erwirkt nicht Gottes Gerechtigkeit. Macht euch darum frei von aller Unlauterkeit und allem Auswuchs des Bösen und nehmt in Einfalt entgegen das euch zugedachte Wort, das eure Seelen zu retten vermag. Seid aber Vollbringer des Wortes und nicht nur Hörer, die sich selbst betrügen. Denn ist jemand nur Hörer des Wortes und nicht Vollbringer, der gleicht einem Mann, der das ihm angeborene Antlitz im Spiegel betrachtet; er betrachtete sich nämlich, ging von dannen und vergaß, wie er aussah. Wer sich aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit versenkt und darin verharrt, nicht als vergeßlicher Hörer, sondern als Vollbringer im Werke, der wird selig sein in seinem Tun. Wenn einer meint, gottesfürchtig zu sein, seine Zunge aber nicht im Zaume hält, sondern sein eigenes Herz betrügt, dessen Frommsein ist wertlos. Frömmigkeit, die lauter ist und makellos vor Gott, dem Vater, ist dies: um Waisen und Witwen sich kümmern in ihrer Bedrängnis und sich rein bewahren von Befleckung durch die Welt. Meine Brüder, macht bei eurem Glauben an unseren glorreichen Herrn Jesus Christus nicht Unterschiede nach Ansehen der Person. Kommt nämlich in eure Versammlung ein Mann mit goldberingten Fingern und prunkvollem Gewand und tritt auch ein Armer ein in ungepflegter Kleidung, und ihr beachtet den Mann mit dem prunkvollen Gewand und sagt: "Du, mache es dir an diesem Platze bequem!", zum Armen aber sagt ihr: "Du, stell dich dorthin oder setz dich nieder unterhalb meines Schemels!" - urteilt ihr da nicht zwiespältig und werdet ihr als Richter nicht von schlimmen Erwägungen geleitet? Hört, meine geliebten Brüder! Hat nicht Gott die vor der Welt Armen auserwählt zu Reichen im Glauben und zu Erben des Reiches, das er denen verhieß, die ihn lieben? Ihr aber habt den Armen entehrt. Sind es nicht die Reichen, die Gewalt an euch üben und euch vor die Gerichte schleppen? Lästern nicht sie den erhabenen Namen, der über euch angerufen wurde? Wenn ihr indes das königliche Gebot erfüllt, dem Schriftwort gemäß: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" (3Mos 19,18), so verhaltet ihr euch recht. Schaut ihr jedoch auf das Äußere der Person, so begeht ihr Sünde und werdet vom Gesetz als Übertreter gebrandmarkt. Denn wer das ganze Gesetz erfüllt, aber in einem einzigen fehlt, der hat sich am Ganzen schuldig gemacht. Denn der gesagt hat: "Du sollst nicht ehebrechen!" (2Mos 20,14; 5Mos 5,18), sagte auch: "Du sollst nicht töten!" (2Mos 20,13; 5Mos 5,17). Wenn du nun zwar die Ehe nicht brichst, aber tötest, bist du zum Übertreter des Gesetzes geworden. Redet und handelt als solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden! Denn ohne Erbarmen wird das Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit übt. Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht. Was nützt es, meine Brüder, wenn einer sagt, er habe Glauben, und er hat nicht Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleider sind und nichts haben zum täglichen Essen, und jemand von euch sagt zu ihnen: "Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!" und ihr gebt ihnen nicht, wessen sie für ihren Leib bedürfen, was hat das für einen Wert? So ist auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, in sich selber tot. Ja, es könnte einer sagen: "Du hast Glauben, ich habe Werke! Zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich werde dir aus meinen Werken den Glauben zeigen!" Du glaubst, daß es nur einen Gott gibt. Du tust recht. Aber auch die Dämonen glauben - und zittern. Willst du aber einsehen, törichter Mensch, daß der Glaube ohne die Werke nichtig ist? Wurde Abraham, unser Vater, nicht auf Grund von Werken als gerecht anerkannt, da er "seinen Sohn Isaak auf den Opferaltar legte" (1Mos 22,9)? Du siehst, der Glaube wirkte zusammen mit seinen Werken, und durch die Werke wurde der Glaube vollendet. Und so wurde die Schrift erfüllt, wenn sie sagt: "Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm angerechnet zur Gerechtigkeit" (1Mos 15,6), und er wurde "Freund Gottes" genannt (Is 41,8; 2Chron 20,7). Ihr seht also, daß der Mensch durch Werke gerecht wird und nicht durch Glauben allein. Wurde nicht ebenso die Buhlerin Rahab durch Werke als gerecht anerkannt, da die die Kundschafter aufnahm und auf einem anderen Wege entließ (Jos 2,1-11)? Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot. Meine Brüder! Tretet nicht so zahlreich als Lehrer auf, da ihr doch wißt, daß wir ein strengeres Gericht erfahren werden. Denn in gar mancher Hinsicht fehlen wir alle; wer sich aber im Reden nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mann, der fähig ist, auch den ganzen Leib in Zaum zu halten. Wenn wir den Pferden die Zäume ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, lenken wir auch ihren ganzen Körper. Seht, auch die Schiffe, die so groß sind und von heftigen Winden getrieben werden, lassen sich durch ein kleines Steuerruder lenken, wohin der Druck des Steuermannes will. So ist auch die Zunge ein kleines Glied und vermißt sich großer Dinge. Seht, wie klein das Feuer - wie groß der Wald, den es in Brand setzt! Auch die Zunge ist ein Feuer. Als eine Welt von Unrecht stellt sich die Zunge dar unter unseren Gliedern; sie befleckt den ganzen Leib und bringt unser Lebensrad in Brand, indes sie selbst von der Hölle in Brand gesetzt ist. Denn jegliche Art von Tieren, auch der fliegenden, kriechenden und schwimmenden, läßt sich zähmen und ist gezähmt worden durch die menschliche Natur; die Zunge aber vermag kein Mensch zu zähmen, das niemals ruhende Übel voll tödlichen Giftes. Mit ihr loben wir den Herrn und Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach "dem Ebenbild Gottes" (1Mos 1,27) geschaffen sind. Aus dem gleichen Munde geht Segen und Fluch hervor. Es ist nicht recht, meine Brüder, daß dem so ist. Läßt denn eine Quelle aus der gleichen Öffnung süßes und bitteres Wasser sprudeln? Kann denn, meine Brüder, ein Feigenbaum Ölfrüchte tragen oder ein Weinstock Feigen? Und eine Salzquelle kann nicht Süßwasser spenden. Wer ist weise und verständig unter euch? Der zeige aus seinem guten Wandel seine Werke in weiser Besonnenheit. Wenn ihr aber bittere Eifersucht habt und Streit in euren Herzen, dann rühmt euch nicht und werdet nicht zu Lügnern gegen die Wahrheit! Denn das ist nicht die Weisheit, die von oben kommt, sondern eine irdische, sinnenhafte, dämonische. Wo nämlich Mißgunst und Streitsucht herrschen, dort ist Unordnung und jegliches böse Tun. Die Weisheit von oben aber ist zuallererst lauter, dann friedsam, gütig, nachgiebig, [dem Guten hold,] voll Erbarmen und guter Früchte, nicht zwiespältig, nicht heuchlerisch. Frucht der Gerechtigkeit wird in Frieden gesät für jene, die Frieden halten. Woher kommen Streitigkeiten und Kämpfe unter euch? Woher anders als aus euren Begierden, die in euren Gliedern im Streite liegen? Ihr begehrt und erhaltet nicht; ihr mordet und neidet und könnt nichts erreichen; ihr streitet und kämpft und erhaltet nicht, weil ihr nicht betet. Ihr betet und empfangt nicht, weil ihr in schlechter Absicht betet, um in euren Lüsten dahinzuleben. Ihr ehebrecherisch Gesinnten, wißt ihr nicht, daß die Liebe zur Welt Feindin Gottes ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, macht sich zum Feinde Gottes. Oder meint ihr, daß die Schrift ohne Grund sagt: "Auf Neid ist das Streben des Geistes gerichtet, den er in uns wohnen ließ"? Er gibt uns aber eine größere Gnade. Darum heißt es: "Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demütigen aber gibt er Gnade" (Spr 3,34). Unterwerft euch also Gott! Widersteht dem Teufel, und er wird von euch fliehen! Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen! Reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt die Herzen, ihr Wankelmütigen! Fühlt eure Not, klagt und weint! Euer Lachen verwandle sich in Klage und eure Freude in Betrübnis. Demütigt euch vor dem Herrn, und er wird euch erhöhen. Redet nicht bös übereinander, Brüder! Wer bös über seinen Bruder redet oder über seinen Bruder richtet, der redet bös über das Gesetz und richtet das Gesetz. Wenn du aber das Gesetz richtest, so bist du nicht ein Vollbringer, sondern ein Richter des Gesetzes. Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat zu retten und zu verderben. Du aber, wer bist du, daß du den Nächsten richtest? Hört doch, die ihr sagt: "Heute oder morgen werden wir in die und die Stadt reisen, dort ein Jahr verbringen, Handel treiben und Geschäfte machen!" Ihr wißt ja nicht, was morgen sein wird! Denn was ist euer Leben? Ein Hauch seid ihr, der für kurz zu sehen ist und dann wieder verschwindet. Statt dessen sollt ihr sagen: "Wenn der Herr es will, werden wir leben, wollen wir dies oder jenes tun." Nun aber macht ihr euch groß in eurem Übermut! Alles Großtun dieser Art ist böse. Wer daher recht zu handeln weiß und nicht so tut, dem ist es Sünde. Hört nun, ihr Reichen, weint und klagt über die Drangsale, die über euch kommen werden. Euer Reichtum wird verfault sein und eure Kleider von Motten zerfressen, euer Gold und Silber verrostet, und ihr Rost wird ein Zeugnis sein gegen euch und an eurem Fleische fressen wie Feuer. Noch bis zuletzt habt ihr Schätze angehäuft. Seht, der von euch vorenthaltene Lohn der Arbeiter, die eure Felder abernteten, schreit, und die Schreie der Schnitter sind zu den "Ohren des Herrn der Heerscharen" (Is 5,9) gedrungen. Gepraßt habt ihr auf Erden und geschwelgt und habt in der Gier eurer Herzen euch gemästet am "Tage des Schlachtens" (Jer 12,3). Ihr habt den Gerechten verurteilt und gemordet; er wehrt sich nicht gegen euch. Seid beharrlich, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn! Seht, der Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erde, und er harrt in Geduld mit ihr, bis sie den Früh- und Spätregen empfängt (Jer 5,24). So seid auch ihr beharrlich und erstarkt in euren Herzen; denn die Ankunft des Herrn hat sich genaht. Seid nicht mürrisch zueinander, Brüder, damit ihr nicht verurteilt werdet! Seht, der Richter steht vor der Tür! Nehmt, Brüder, als Vorbild der Geduld und Beharrlichkeit die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben. Seht, wir preisen sie selig, die ausgeharrt haben. Von der Beharrlichkeit des Job habt ihr gehört und das Ende geschaut, das der Herr wirkte; denn "der Herr ist gütig und voll Erbarmen" (Ps 103,8; Ps 111,4). Vor allen Dingen, meine Brüder schwört nicht, weder beim Himmel noch bei der Erde noch sonst einen Eid! Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein, damit ihr nicht dem Gericht verfallet. Trägt von euch jemand ein Leid, so bete er; ist jemand frohen Mutes, lobsinge er. Ist unter euch jemand krank, so rufe er die Presbyter der Gemeinde; die sollen über ihn beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn, und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken zum Heile sein, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden. Bekennt also einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Viel vermag das hingebende Gebet des Gerechten. Elias war ein Mensch, gleichgeartet wie wir; er betete inständig, daß es nicht regnen möge, und es regnete drei Jahre und sechs Monate nicht über das Land. Da betete er abermals, und der Himmel spendete Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor (1Kön 17,1; 1Kön 18,1). Meine Brüder! Sollte unter euch jemand von der Wahrheit abgeirrt sein, und jemand führt ihn zurück, der wisse: Wer einen Sünder von seinem Irrweg zurückbringt, wird seine Seele vor dem Tode retten und eine Menge Sünden zudecken. Petrus, Apostel Jesu Christi, an die auserwählten Fremdlinge, die zerstreut leben in Pontius, Galatien Kappadozien, Asien und Bithynien, auserwählt nach dem Vorherwissen Gottes, des Vaters, durch die Heiligung des Geistes zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blute Jesu Christi. Gnade euch und Friede in reicher Fülle! Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seinem reichen Erbarmen uns neu geboren werden ließ zu lebendiger Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel bewahrt ist für euch, die ihr in der Kraft Gottes geborgen seid durch den Glauben für das Heil, das bereit ist, um offenbar zu werden am Ende der Zeit. Freut euch darüber, auch wenn ihr jetzt, wenn es sein soll, für eine Weile durch mancherlei Anfechtungen bedrückt werdet. Euer Glaube soll dadurch als echt sich erweisen und weit kostbarer als vergängliches, im Feuer geläutertes Gold, zum Lobpreis, zur Verherrlichung und Ehre beim Offenbarwerden Jesu Christi. Ohne ihn gesehen zu haben, liebt ihr ihn; ohne ihn jetzt zu schauen, glaubt ihr an ihn; in unsagbarer und strahlender Freude werdet ihr frohlocken, wenn euch die Vollendung eures Glaubens beschieden sein wird: das Heil der Seelen. Nach diesem Heil suchten und forschten Propheten, die von der auf euch kommenden Gnade weissagten. Sie forschten, auf welche Zeit und Umstände der in ihnen wirksame Geist Christi hindeute, da er die auf Christus kommenden Leiden und die darauffolgende Herrlichkeit im voraus bezeugte. Ihnen wurde geoffenbart, daß sie nicht sich selbst, sondern euch dienen sollten in dem, was euch jetzt verkündet wurde durch die Boten des Evangeliums im Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt wurde; davor sich schauend zu beugen, sehnen sich Engel. Darum umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz und gar auf die Gnade, die euch gebracht wird in der Offenbarung Jesu Christi. Gestaltet als gehorsame Kinder euer Leben nicht mehr nach den Gelüsten wie in eurer früheren Unwissenheit, sondern seid gemäß eurer Berufung durch den Heiligen auch selber heilig in all eurem Wandel. Denn es steht geschrieben: "Heilig sollt ihr sein, weil ich heilig bin!" (3Mos 11,44; 3Mos 19,2). Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person nach dem Tun eines jeden richtet, so wandelt in Furcht die Zeit eurer Pilgerschaft. Ihr wißt ja, daß ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft wurdet aus der Nichtigkeit eurer, von den Vätern überkommenen Lebensweise, sondern mit dem kostbaren Blute Christi als eines untadeligen und makellosen Lammes. vor der Grundlegung der Welt war er ausersehen, aber offenbar wurde er zum Ende der Zeiten um euretwillen. Durch ihn glaubt ihr an Gott, der ihn von den Toten erweckte und ihm Herrlichkeit verlieh, damit euer Glaube sich auch als Hoffnung auf Gott richte. Da ihr eure Seelen im Gehorsam gegenüber der Wahrheit geheiligt habt zu ungeheuchelter Bruderliebe, so liebt in Hingabe einander aus lauterem Herzen! Ihr seid ja wiedergeboren, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen durch Gottes lebendiges und bleibendes Wort. Denn "alles Fleisch ist wie Gras und all seine Herrlichkeit wie die Blüte des Grases; das Gras verdorrt, und die Blüte fällt ab, das Wort des Herrn aber bleibt in Ewigkeit" (Is 40,6-8). Dieses "Wort" ist die Frohbotschaft, die an euch erging. Legt daher alles Böse ab, alle Hinterlist, Heuchelei und Mißgunst und alles böse Nachreden! Wie neugeborene Kinder verlangt nach der euch zusagenden, lauteren Milch, damit ihr durch sie heranwachst zum Heil, da ihr doch "verkostet habt, wie gut der Herr ist" (Ps 34,9). Wenn ihr hintretet zu ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, vor Gott aber "auserlesen" ist und "kostbar" (Is 28,16), werdet auch ihr selber als lebendige Steine aufgebaut zu einem geistigen Haus, zu einer heiligen Priesterschaft, um geistige Opfer darzubringen, wohlgefällig vor Gott, durch Jesus Christus. Darum heißt es in der Schrift: "Siehe, ich setze auf Sion einen auserlesenen, kostbaren Eckstein; wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden" (Is 28,16). Für euch nun, die ihr glaubt, ist er von Wert; den Ungläubigen aber ist er "der Stein, den die Bauleute verwarfen und der dennoch zum Eckstein wurde" (Ps 118,22), und "ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses" (Is 8,14). Die dem Wort nicht glauben, stoßen sich daran; dazu sind sie ja hingesetzt. Ihr aber seid "ein auserwähltes Geschlecht" (Is 43,20), "eine königliche Priesterschaft, ein geheiligtes Volk" (2Mos 19,6), "ein Volk, das dazu erworben wurde, damit ihr die Ruhmestaten dessen verkündet" (Is 43,21), der euch aus der Finsternis berufen hat in sein wunderbares Licht. Einst waret ihr ein Nicht-Volk, jetzt aber seid ihr Gottes Volk; die ihr kein Erbarmen fandet, habt jetzt Erbarmen gefunden (Os 1,6, Os 1,9; Os 2,3, Os 2,25). Geliebte, ich mahne euch als "Beisassen und Fremdlinge" (Ps 39,13), enthaltet euch der fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten. Führt einen guten Wandel unter den Heiden, damit sie, die euch als Übeltäter verleumden, an euren guten Werken eines Besseren belehrt werden und Gott die Ehre geben "am Tag der Heimsuchung" (Is 10,3). Ordnet euch jeder menschlichen Einrichtung unter um des Herrn willen, sei es dem König als dem Oberherrn, sei es den Statthaltern als denen, die von ihm abgeordnet sind zur Bestrafung der Übeltäter und zur Anerkennung derer, die Gutes tun. Denn so ist es der Wille Gottes, daß ihr durch gute Taten den Unverstand der törichten Menschen zum Schweigen bringt, als freie Menschen, doch nicht als solche, die in der Freiheit einen Deckmantel haben zum Schlechten, sondern als Knechte Gottes. Ehrt alle, liebt die Brüder, fürchtet Gott, ehrt den König! Ihr Sklaven, seid mit aller Ehrfurcht untertan den Herren, nicht nur den gütigen und freundlichen, sondern auch den bösartigen. Denn das ist Gnade, wenn einer in Gewissenstreue vor Gott Widerwärtigkeiten erträgt und ungerecht leidet. Denn was ist es für ein Ruhm, wenn ihr wegen Verfehlungen gestraft werdet und es erduldet? Wenn ihr aber Gutes tut und geduldig leidet, so ist das Gnade vor Gott. Dazu wurdet ihr ja gerufen; denn auch Christus litt für euch und hinterließ euch ein Vorbild, damit ihr seinen Fußstapfen folget. "Er tat keine Sünde, und in seinem Munde fand sich kein Trug" (Is 53,9). Da man ihn schmähte, schmähte er nicht wieder; da er litt, drohte er nicht, sondern überließ sich dem, der gerecht richtet. "Er trug selber unsere Sünden an seinem Leibe ans Holz hinan" (Is 53,12), damit wir den Sünden absterben und der Gerechtigkeit leben; durch seine Wunden seid ihr geheilt worden (Is 53,5). Denn ihr waret wie irrende Schafe; jetzt aber seid ihr hingewendet zum Hirten und Hüter eurer Seelen. Desgleichen sollt ihr Frauen untertan sein euren Männern, damit euch jene, die dem Worte sich nicht unterwerfen, durch den Wandel der Frauen ohne Worte gewonnen werden, wenn sie euren lauteren, gottesfürchtigen Wandel sehen. Euer Schmuck bestehe nicht im Äußern, im Haargeflecht, im Anlegen von Gold oder im Tragen von Kleidern, vielmehr ist es der verborgene Herzensmensch in der Unwandelbarkeit eines bescheidenen und ruhigen Geistes, der kostbar ist vor Gott. Denn so schmückten sich einst auch die heiligen Frauen, die auf Gott ihre Hoffnungen setzten und ihren Ehemännern untertan waren. So gehorchte Sara dem Abraham, da sie "Herr" zu ihm sagt (1Mos 18,12). Deren Kinder seid ihr geworden, wenn ihr das Gute tut und euch von keinerlei Furcht beunruhigen laßt (Spr 3,25). Desgleichen sollt ihr Männer verstehend zusammenleben mit dem weiblichen Geschlecht als dem schwächeren; erweist ihnen Ehre als den Miterben der Gnade des Lebens, damit euer Beten nicht vereitelt werde. Ihr alle endlich, seid einmütig, mitfühlend, brüderlich, barmherzig, bescheiden! Vergeltet nicht Böses mit Bösem, nicht Schmähung mit Schmähung; segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, Segen zu erben. Denn "wer das Leben liebt und gute Tage sehen will, bewahre seine Zunge vor Bösem und seine Lippen vor hinterlistiger Rede. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und strebe ihm nach. Denn die Augen des Herrn wenden sich nach Gerechten, und seine Ohren zu ihrem Flehen, das Antlitz des Herrn aber gegen solche, die Böses tun" (Ps 34,13ff). Wer kann euch schaden, wenn ihr nach dem Guten trachtet? Ja, auch wenn ihr leiden müßtet um der Gerechtigkeit willen, sollt ihr selig sein! "Fürchtet euch nicht in der Furcht vor ihnen und laßt euch nicht in Unruhe bringen" (Is 8,12)! Christus aber, den Herrn, haltet heilig in euren Herzen, allzeit bereit zur Verantwortung gegenüber einem jeden, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die ihr in euch tragt. Tut es aber mit Sanftmut und Ehrfurcht, und bewahrt ein gutes Gewissen, damit sie, die euren guten Wandel in Christus schmähen, gerade in dem beschämt werden, worin ihr verleumdet werdet. Denn es ist besser, daß ihr, wenn Gott es so will, für gute Taten leidet als für schlechte. Denn auch Christus starb einmal für die Sünden, als Gerechter für Ungerechte, um euch zu Gott zu führen, nachdem er dem Fleische nach getötet, dem Geiste nach aber lebendig gemacht wurde. Im Geiste ging er auch hin zu den Geistern im Gefängnis und predigte ihnen, die einst nicht gehorchen wollten, als in den Tagen Noes Gottes Langmut zuwartete und die Arche gebaut wurde, in der wenige, nämlich acht Seelen, gerettet wurden durch das Wasser hindurch. Dieses rettet nunmehr auch euch im Gegenbild, der Taufe; sie ist nicht ein Wegnehmen körperlichen Schmutzes, sondern ein Anrufen Gottes um ein gutes Gewissen kraft der Auferstehung Jesu Christi, der zur Rechten Gottes ist, nachdem er [den Tod verschlungen, damit wir Erben des ewigen Lebens würden, und] aufgefahren ist in den Himmel und Engel und Mächte und Gewalten ihm unterworfen wurden. Da also Christus im Fleische litt, sollt auch ihr mit derselben Gesinnung euch rüsten; denn wer im Fleische litt, hat aufgehört mit der Sünde, damit er nicht mehr den menschlichen Lüsten, sondern dem Willen Gottes die verbleibende Zeit seiner Erdentage lebe. Denn es ist schon genug, daß ihr die vergangene Zeit im Sinnen und Streben der Heiden zugebracht habt und euer Leben dahinging in Ausschweifungen, Leidenschaften, Trinkgelagen, Schmausereien, Zechgelagen und ausgelassenen Götzenfeiern. Das befremdet sie, daß ihr euch nicht mit ihnen in den gleichen Strom von Liederlichkeit stürzt, und so lästern sie euch. Doch sie werden sich verantworten müssen vor dem, der bereit ist, Lebende und Tote zu richten. Denn deshalb wurde auch Toten das Evangelium verkündet, damit sie zwar Gericht erfahren als Menschen dem Fleische nach, aber lebendig seien im Hinblick auf Gott dem Geiste nach. Das Ende aller Dinge hat sich genaht. Seid also besonnen und nüchtern zum Gebet! Vor allem aber habt zueinander beharrliche Liebe; denn Liebe überdeckt eine Menge von Sünden (Spr 10,12). Seid gastlich zueinander, ohne Murren! Dient einander - jeder mit der Gnadengabe, die er empfing - als gute Verwalter der vielgestaltigen Gnade Gottes! Wer predigt, tue es als Verwalter der Worte Gottes; wer einen Dienst versieht, aus der Kraft, die Gott verleiht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit und Macht zu eigen ist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Geliebte, wundert euch nicht über die zu eurer Prüfung unter euch entstandene Feuersglut, als ob euch etwas Befremdliches widerfahre. Freut euch vielmehr der Gemeinschaft mit den Leiden Christi, damit ihr auch beim Offenbarwerden seiner Herrlichkeit jubelnde Freude erlebt. Seid selig, wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet; denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes ruht auf euch. Denn keiner von euch soll leiden als Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder als Ehebrecher. Leidet er dagegen als Christ, so schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Namen. Denn die Zeit ist da, daß das Gericht seinen Anfang nimmt beim Hause Gottes. Beginnt es aber bei uns, was wird dann das Ende derer sein, die auf das Evangelium Gottes nicht hören? "Wenn der Gerechte kaum das Heil erlangt, wo wird der Gottlose und der Sünder zu sehen sein?" (Spr 11,31). Darum sollen auch jene die nach dem Willen Gottes leiden, ihre Seelen dem getreuen Schöpfer anempfehlen im Tun des Guten. Die Presbyter unter euch mahne ich als Mitpresbyter und Zeuge der Leiden Christi wie auch als Mitgenosse der Herrlichkeit, die sich enthüllen wird: Weidet die euch anvertraute Herde Gottes und wachet über sie, nicht aus Zwang, sondern aus freiem Entschluß im Hinblick auf Gott, nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Hingabe. Spielt nicht die Herren über die euch Anvertrauten, sondern seid Vorbilder für die Herde! Erscheint dann der oberste Hirt, werdet ihr den unverwelklichen Kranz der Herrlichkeit entgegennehmen. Desgleichen sollt ihr Jüngeren euch unterordnen den Älteren; alle aber sollt ihr einander verbunden sein in demütigem Sinn; denn "Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demütigen aber gibt er Gnade" (Spr 3,34) Demütigt euch also unter die starke Hand Gottes, daß er euch erhöhe zur rechten Zeit! All eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt sich um euch. Seid nüchtern und wachet! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Widersteht ihm standhaft im Glauben und wisset: das gleiche an Leiden haben alle eure Brüder in der Welt zu bestehen. Der Gott aller Gnade, der euch in Christus gerufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit, wird nach kurzer Zeit des Leidens selber euch aufrichten, euch stark und kraftvoll machen und euch sicheren Halt verleihen. Sein ist die [Herrlichkeit und] Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Durch Silvanus, den euch, wie ich meine, treu ergebenen Bruder, habe ich euch kurz geschrieben, euch zu ermahnen und zu bezeugen, daß diese die wahre Gnade ist, in der ihr steht. Es grüßt euch die miterwählte Gemeinde in Babylon und Markus, mein Sohn. Grüßt einander mit dem Kuß der Liebe! Friede euch allen in Christus [Jesus, Amen]! Symeon Petrus, Knecht und Apostel Jesu Christi, an jene, die gleich uns den kostbaren Glauben erlangt haben durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und Heilandes Jesus Christus. Gnade und Friede werde euch in Fülle zuteil in der Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn. Alles, was dienlich ist zum Leben und zur Frömmigkeit, hat uns seine göttliche Macht geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns gerufen hat in seiner Herrlichkeit und Kraft. Dadurch wurden uns die kostbarsten und größten Verheißungen geschenkt, damit ihr durch sie teilhaft werdet göttlicher Natur, die ihr entronnen seid den verderblichen Lüsten in der Welt. So wendet gerade deswegen allen Eifer auf und zeigt in eurem Glauben die tapfere Entschlossenheit, in der Entschlossenheit die Erkenntnis, in der Erkenntnis die maßvolle Zucht, in der Zucht die Ausdauer, in der Ausdauer die Frömmigkeit, in der Frömmigkeit die Brudergesinnung, in der Brudergesinnung die Liebe. Sind diese Eigenschaften euch zu eigen und im Fortschreiten begriffen, werden sie euch nicht träge und unfruchtbar sein lassen für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. Wem sie nämlich nicht zu Gebote stehen, der ist blind und kurzsichtig, da er die Reinigung von seinen früheren Sünden vergaß. Daher, Brüder, seid um so mehr bestrebt, eure Berufung und Auserwählung [durch gute Werke] sicherzustellen. Wenn ihr nämlich dies tut, werdet ihr nimmermehr scheitern. Denn so wird euch in reicher Fülle der Zutritt geboten werden in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Daher will ich allzeit darauf bedacht sein, euch an dies zu erinnern, auch wenn ihr darum wißt und gefestigt seid im Besitz der Wahrheit. Halte ich es doch für meine Pflicht, solange ich in diesem Zelte lebe, euch mahnend wachzuhalten. Ich weiß ja, daß der Abbruch meines Zeltes nahe bevorstehend ist, wie mir auch unser Herr Jesus Christus geoffenbart hat. Ich bin aber darum besorgt, daß ihr auch nach meinem Hingang stets in der Lage seid, euch dies ins Gedächtnis zu rufen. Denn nicht ausgeklügelten Fabeln hingen wir an, als wir euch die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesus Christus verkündeten, sondern wir waren Augenzeugen seiner erhabenen Größe. Denn er empfing von Gottes Vater Ehre und Verherrlichung, als aus glanzvoller Erhabenheit diese Stimme auf ihn herniederkam: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen fand [, auf ihn sollt ihr hören]." Und diese Stimme hörten wir vom Himmel herabkommen, als wir mit ihm beisammen waren auf dem heiligen Berg. Und so besitzen wir um so gesicherter das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, daß ihr darauf achtet wie auf eine Leuchte, die aufstrahlt an dunkler Stätte, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. Wisset vor allem dies: Ein prophetisches Wort der Schrift ist nicht Sache eigener Deutung. Denn nicht durch eines Menschen Willen wurde eine prophetische Aussage hervorgebracht, sondern von Heiligem Geist getrieben, sprachen von Gott her [heilige] Menschen. Es gab aber auch falsche Propheten unter dem Volke, wie es auch unter euch falsche Lehrer geben wird, die verderbliche Irrlehren aufbringen und den Herrn verleugnen werden, der sie erkauft hat. Sie bereiten sich selbst ein jähes Verderben. Und viele werden ihren Ausschweifungen folgen, und der Weg der Wahrheit wird ihretwegen gelästert werden. In Habgier werden sie euch mit betrügerischen Worten übervorteilen; doch schon längst ist für sie das Gericht nicht müßig, und ihr Verderben schläft nicht. Denn Gott hat der Engel, die sich versündigten, nicht geschont, sondern sie den finsteren Höhlen der Unterwelt übergeben, um sie zu verwahren für das Gericht. Er hat der alten Welt nicht geschont, sondern nur Noe, den Künder der Gerechtigkeit, mit sieben anderen gerettet, da er die Flut über die Welt der Gottlosen heraufführte. Er hat die Städte Sodoma und Gomorra durch die Vernichtung mit Feuer gerichtet und sie als Beispiel hingestellt für künftige Gottlose, indes er den gerechten Lot rettete, der durch das liederliche Treiben der Zuchtlosen zu leiden hatte. Denn der Gerechte, der in ihrer Mitte wohnte, quälte sich in seiner Seele, da er Tag für Tag ihr frevlerisches Treiben sah und hörte. So weiß der Herr die Frommen aus der Prüfung zu erretten, die Ungerechten aber für den Tag des Gerichtes zur Bestrafung aufzubewahren, und zwar vor allem jene, die in schmutziger Gier dem Fleische sich hingeben und die Macht des Herrn mißachten. In ihrer Verwegenheit und Anmaßung scheuen sie sich nicht, Herrlichkeiten zu lästern, wo doch Engel, die an Stärke und Macht überlegen sind, kein Fluchurteil gegen sie vorbringen beim Herrn. Diese aber sind wie vernunftlose Tiere, von der Natur hervorgebracht zu Fang und Untergang; sie lästern, was sie nicht verstehen, und werden in ihrer Verderbtheit auch selber verderben, indem sie Strafe erleiden als Entgelt für ihre Ruchlosigkeit. Ihr Vergnügen sehen sie in der Schwelgerei mitten am Tage, Schand- und Schmutzflecken sind sie, wenn sie in ihren Betrügereien schwelgen und dabei mit euch zusammen schmausen. Ihre Augen sind erfüllt von ehebrecherischer Gier und unersättlicher Sünde; sie locken haltlose Seelen an sich; ihr Herz ist geübt in gierigem Verlangen, Kinder des Fluches sind sie. Sie haben den geraden Weg verlassen und sind in die Irre gegangen, sie folgten dem Wege Balaams, des Sohnes des Beor, der auf den Lohn der Ruchlosigkeit aus war, jedoch die Zurechtweisung für seine Untat erfuhr: ein stummes Lasttier redete mit Menschenstimme und gebot den Wahnsinn des Propheten Einhalt. Sie sind wasserlose Brunnen, Nebelwolken, vom Sturmwind gejagt; auf sie wartet der Abgrund der Finsternis. Sie führen hochtrabende Reden ohne Inhalt und verlocken mit fleischlichen Lüsten und Ausschweifungen jene, die kaum entronnen sind den im Irrtum lebenden Menschen. Sie verheißen ihnen Freiheit, obgleich sie selber Sklaven des Verderbens sind; denn von wem einer beherrscht wird, dem ist er versklavt. Wenn sie nämlich, den Befleckungen der Welt durch die Erkenntnis des Herrn und Heilandes Jesus Christus entronnen, sich wieder von diesen umgarnen und überwältigen lassen, so sind für sie die letzten Dinge ärger geworden als die ersten. Denn besser wäre es für sie, sie hätten den Weg der Gerechtigkeit nicht kennengelernt, als nach dem Erkennen sich wieder abzuwenden von dem heiligen Auftrag, der ihnen anvertraut wurde. Auf sie trifft in Wahrheit das Sprichwort zu: "Der Hund kehrt zu seinem Auswurf zurück" (Spr 26,11) und: "Das Schwein wälzt sich nach der Schwemme wieder im Schlamm." Das ist, Geliebte, bereits der zweite Brief, den ich euch schreibe; ich möchte mit ihm durch mein Mahnen eure lautere Gesinnung wachrufen, daß ihr eingedenk seid der Worte, die von heiligen Propheten vorherverkündet sind, und des von euren Aposteln übergebenen Auftrags des Herrn und Heilandes. Wisset vor allem aber dies: in den letzten Tagen werden Spötter auftreten, die voll Hohn ihren eigenen Lüsten nachgehen und sagen: "Wo ist die Verheißung seiner Wiederkunft? Seitdem die Väter entschliefen, bleibt ja alles so wie seit Anfang der Schöpfung!" Die dies behaupten, übersehen nämlich, daß schon einmal ein Himmel war und eine Erde, die kraft des Gotteswortes aus Wasser und durch Wasser Bestand hatte, und daß inzwischen die damalige Welt, vom Wasser überschwemmt, zugrunde ging. Der Himmel und die Erde aber, wie sie jetzt sind, werden durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer und bewahrt für den Tag des Gerichtes und des Unterganges der gottlosen Menschen. Dies eine aber entgehe euch nicht, Geliebte: Ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und "tausend Jahre sind wie ein Tag" (Ps 90,4). Der Herr ist nicht säumig mit seiner Verheißung, wie einige es für ein Säumen halten; sondern er ist nur langmütig mit euch, da es sein Wille ist, daß niemand verlorengehe, sondern daß alle zur Umkehr gelangen. Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, und an ihm werden die Himmel zusammenkrachend vergehen, die Elemente brennend sich auflösen, und auch die Erde und die Werke auf ihr werden sich darunter finden. Wenn dies alles sich so auflösen wird, wie sehr muß euch heiliger Wandel und Frömmigkeit angelegen sein, indes ihr auf das Kommen des Tages Gottes wartet und ihn beschleunigt, um dessentwillen die Himmel im Feuer zergehen und die Elemente brennend zerschmelzen werden. Wir erwarten aber nach seiner Verheißung "einen neuen Himmel und eine neue Erde" (Is 65,17; Is 66,22), worin die Gerechtigkeit wohnt. Da ihr nun, Geliebte, eine solche Erwartung habt, so befleißigt euch, ohne Fehl und Makel vor ihm gefunden zu werden in Frieden. Erachtet die Langmut unseres Herrn für Heil, so wie es auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm verliehenen Weisheit euch schrieb, wie in allen Briefen, in denen er davon spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen, was ungebildete und ungefestigte Leute, wie auch bei den übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben verdrehen. Ihr nun, Geliebte, die ihr im voraus dies wißt, seht euch vor, daß ihr vom Irrwahn der Frevler nicht mit fortgezogen werdet und herausfallet aus eurem sicheren Halt. Wachset vielmehr in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus! Ihm ist Ehre jetzt und für den Tag der Ewigkeit. Amen. Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir schauten und was unsere Hände betasteten vom Worte des Lebens - und das Leben erschien, und wir haben es gesehen und bezeugen es und verkünden euch das Leben, das ewig, das beim Vater war und uns erschien -, was wir gesehen und gehört, verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft habt mit uns. Unsere Gemeinschaft ist Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohne, Jesus Christus. Dies schreiben wir euch, damit [ihr euch freut und] unsere Freude vollkommen sei. Und das ist die Botschaft, die wir gehört haben von ihm und euch verkünden: Gott ist Licht, und Finsternis ist nicht in ihm. Wenn wir sagen, daß wir Gemeinschaft haben mit ihm, und in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Lichte wandeln, wie auch er im Lichte ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu [Christi], seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. Wenn wir sagen, daß wir keine Sünden haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Bekennen wir unsere Sünden, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden erlasse und uns rein mache von allem Unrecht. Wenn wir sagen, daß wir nicht sündigten, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. Meine Kindlein, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn einer sündigte, so haben wir einen Fürsprecher vor dem Vater: Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühne für unsere Sünden, nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. Daran erkennen wir, daß wir ihn erkannt haben, wenn wir seine Gebote wahren. Wer sagt, er habe ihn erkannt, und seine Gebote nicht wahrt, ist ein Lügner, und in ihm ist die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort wahrt, in dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet. Daran erkennen wir, daß wir in ihm sind. Wer sagt, er bleibe in ihm, ist gehalten, so, wie er gewandelt ist, auch selber zu wandeln. Geliebte! Nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an habt; dieses alte Gebot ist das Wort, das ihr vernommen habt. Andererseits schreibe ich euch ein neues Gebot, das in Wahrheit in ihm ist und in euch; denn die Finsternis geht dahin, und das Licht, das wahre, es leuchtet schon. Wer sagt, er sei im Lichte, und er haßt seinen Bruder, ist noch in der Finsternis bis jetzt. Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und kein Anstoßen gibt es bei ihm. Wer aber seinen Bruder haßt, bleibt in der Finsternis und geht im Finstern dahin und weiß nicht, wohin er geht, denn die Finsternis nahm seinen Augen das Licht. Ich schreibe euch, Kindlein, denn vergeben sind euch die Sünden um seines Namens willen. Ich schreibe euch, Väter, denn ihr habt ihn erkannt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, junge Männer, denn ihr habt den Bösen besiegt. Ich schrieb euch, Knaben, denn ihr habt den Vater erkannt. Ich schrieb euch, Väter, denn ihr habt ihn erkannt, der von Anfang an ist. Ich schrieb euch, junge Männer, denn ihr seid stark, und das Wort Gottes bleibt in euch, und ihr habt den Bösen besiegt. Liebt nicht die Welt und nicht, was in der Welt ist! Liebt einer die Welt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist, die Fleischeslust, die Augenlust und die Hoffart des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Doch die Welt vergeht mitsamt ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. Kindlein, es ist letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen erstanden; daran erkennen wir, daß es letzte Stunde ist. Von uns gingen sie aus; doch sie waren nicht von uns. Wären sie nämlich von uns gewesen, wären sie bei uns geblieben; doch sollte an ihnen offenbar werden, daß nicht alle von uns sind. Ihr jedoch habt Salbung vom Heiligen und seid alle Wissende. Ich schrieb euch nicht, weil ihr die Wahrheit nicht wüßtet, sondern weil ihr sie wißt und weil es keinerlei Lüge gibt, die aus der Wahrheit ist. Wer ist der Lügner, wenn nicht derjenige, der leugnet, daß Jesus der Christus (Messias) ist? Das ist der Antichrist: der den Vater leugnet und den Sohn. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Was ihr nun von Anfang an vernommen habt, soll in euch bleiben. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet auch ihr im Sohn und im Vater bleiben. Und das ist die Verheißung, die er selber uns gab: das ewige Leben. Dies schrieb ich euch um deretwillen, die euch verführen. In euch aber bleibt die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, und ihr habt nicht nötig, daß euch jemand belehre; sondern, wie seine Salbung euch alles lehrt, ist es wahr und nicht Lüge. Und wie sie euch lehrte, so bleibt in ihm! Und nun, Kindlein, bleibt in ihm, damit wir, wenn er erscheint, Zuversicht haben und nicht zuschanden werden vor ihm bei seiner Ankunft. Wenn ihr wißt, daß er gerecht ist, so erkennt auch, daß jeder, der Gerechtigkeit tut, aus ihm geboren ist. Seht, welch große Liebe uns der Vater geschenkt hat: Kinder Gottes heißen wir und sind es. Darum erkennt die Welt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes; aber noch ist es nicht offenbar, was wir sein werden. Wir wissen: wenn es sich offenbaren wird, werden wir ihm ähnlich sein; denn wir werden ihn schauen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn setzt, heiligt sich, gleichwie auch er heilig ist. Jeder, der die Sünde tut, verübt auch die Gesetzwidrigkeit; die Sünde ist ja die Gesetzwidrigkeit. Ihr wißt aber, daß jener erschien, damit er die Sünden hinwegnehme, und Sünde ist nicht in ihm. Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht; jeder, der sündigt, hat ihn nicht gesehen und hat ihn nicht erkannt. Kindlein, niemand verführe euch! Wer die Gerechtigkeit tut, ist gerecht, wie auch jener gerecht ist. Wer die Sünde tut, ist vom Teufel; denn seit Anbeginn sündigt der Teufel. Dazu erschien der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels vernichte. Jeder, der aus Gott geboren ist, begeht nicht Sünde; denn sein Same bleibt in ihm, und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist. Daran erkennt man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels. Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott, und jeder, der nicht liebt seinen Bruder. Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an vernommen habt: wir sollen einander lieben. Nicht wie Kain aus dem Bösen war und seinen Bruder erschlug. Und weshalb erschlug er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht. Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch haßt. Wir wissen, daß wir hinübergeschritten sind vom Tod ins Leben, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tode. Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder, und ihr wißt, kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bliebe. Daran erkannten wir die Liebe [Gottes], daß jener für uns sein Leben hingab; auch wir sollen für die Brüder das Leben hingeben. Wer die Güter dieser Welt besitzt und seinen Bruder Not leiden sieht, aber sein Herz verschließt vor ihm, wie soll die Liebe Gottes in ihm bleiben? Kindlein, wir wollen nicht lieben mit Wort und Zunge, sondern in Tat und Wahrheit. Dadurch werden wir erkennen, daß wir aus der Wahrheit sind, und vor ihm werden wir unser Herz mit Zutrauen erfüllen; denn verurteilt uns unser Herz: Gott ist größer als unser Herz, und er weiß alles. Geliebte, wenn das Herz uns nicht verurteilt, haben wir Zuversicht vor Gott, und was wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote wahren und tun, was ihm wohlgefällig ist. Und das ist sein Gebot: glauben sollen wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und einander lieben, dem Gebote gemäß, das er uns gab. Wer seine Gebote wahrt, bleibt in ihm wie auch er in ihm, und daran erkennen wir, daß er in uns bleibt: an dem Geiste, den er uns gab. Geliebte, traut nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind ausgezogen in die Welt. Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, daß Jesus Christus im Fleische gekommen ist, ist aus Gott, und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Und das ist der Geist des Antichrist, von dem ihr gehört habt, daß er kommt; und nun ist er schon in der Welt. Ihr seid aus Gott, Kindlein, und habt jene besiegt; denn der in euch ist mächtiger als der in der Welt. Sie sind aus der Welt; darum reden sie aus der Welt, und die Welt hört auf sie. Wir sind aus Gott; wer Gott erkennt, hört auf uns, wer nicht aus Gott ist, hört nicht auf uns. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist der Verführung. Geliebte, laßt uns einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe. Darin wurde die Liebe Gottes an uns sichtbar, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt sandte, damit wir leben durch ihn. Darin besteht diese Liebe: nicht daß wir Gott liebten, sondern daß er uns liebte und seinen Sohn sandte zur Sühne für unsere Sünden. Geliebte, wenn Gott uns so liebte, müssen auch wir einander lieben. Niemand hat Gott je gesehen; wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist vollkommen in uns. Daran erkennen wir, daß wir in ihm bleiben und er in uns, daß er uns von seinem Geist gegeben hat. Und wir haben geschaut und bezeugen, daß der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt. Wer bekennt, daß Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er in Gott. Und wir erkannten und glaubten die Liebe, die Gott an uns erweist. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm. Darin hat die Liebe [Gottes] bei uns die Vollendung erreicht, daß wir Zuversicht haben am Tag des Gerichtes, daß so, wie jener ist, auch wir sind in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht hinaus. Die Furcht ist ja auf Bestrafung gerichtet; der aber in Furcht lebt, ist nicht vollkommen in der Liebe. Wir lieben, weil er uns zuvor geliebt hat. Wenn einer sagt: "Ich liebe Gott", jedoch seinen Bruder haßt, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sah, der kann Gott nicht lieben, den er nicht sah. Und dieses Gebot haben wir von ihm: Wer Gott liebt, der liebe auch seinen Bruder. Jeder, der glaubt, daß Jesus ist der Christus (Messias), ist aus Gott geboren, und jeder, der den Vater liebt,liebt auch den, der aus ihm geboren ist. Daran erkennen wir, daß wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen. Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote wahren; seine Gebote aber sind nicht schwer; denn alles, was geboren ist aus Gott, überwindet die Welt; und das ist der Sieg, der die Welt überwand: unser Glaube. Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht jener, der glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist? Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut [und Geist], Jesus Christus, nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut. Und der Geist ist es, der Zeugnis gibt; denn der Geist ist die Wahrheit. Denn drei sind es, die Zeugnis geben [im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist; und diese drei sind eins. Und drei sind, die Zeugnis geben auf Erden]: der Geist und das Wasser und das Blut, und diese drei beziehen sich auf das Eine. Nehmen wir schon das Zeugnis der Menschen an - das Zeugnis Gottes ist größer; denn dies ist das Zeugnis Gottes, [das größer ist,] daß er Zeugnis gab von seinem Sohne. Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat dieses Zeugnis in sich. Wer Gott nicht glaubt, der hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis glaubte, mit dem Gott Zeugnis gab von seinem Sohne. Und dies ist das Zeugnis, daß uns Gott ewiges Leben gab, und dieses Leben ist in seinem Sohne. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn nicht hat, der hat das Leben nicht. Dies schrieb ich euch, damit ihr wißt, daß ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes. Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, daß er uns erhört, wenn wir seinem Willen gemäß um etwas bitten. Und wissen wir, daß er uns erhört, wenn wir ihn um etwas bitten, dann wissen wir auch, daß wir schon im Besitz des Erbetenen sind, um das wir ihn gebeten haben. Wenn einer seinen Bruder eine Sünde begehen sieht, die nicht zum Tode ist, so bete er, und er wird ihm das Leben geben, freilich nur solchen, deren Sünde nicht zum Tode ist. Es gibt eine Sünde zum Tode; nicht von der sage ich, daß er beten soll. Alles Unrecht ist Sünde, doch gibt es Sünde, die nicht zum Tode ist. Wir wissen: jeder aus Gott Geborene sündigt nicht, sondern der aus Gott Geborene bewahrt ihn, und der Böse rührt ihn nicht an. Wir wissen, daß wir aus Gott sind, die Welt aber liegt ganz im Bösen. Wir wissen, daß der Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht gegeben hat, den Wahrhaften zu erkennen; und wir sind im Wahrhaften: in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhafte Gott und ewiges Leben. Kindlein, hütet euch vor den Götzen! [Amen.] Der Älteste an die auserwählte Herrin und ihre Kinder, die ich in Wahrheit liebe, - und nicht nur ich, sondern auch alle, die zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt sind - um der Wahrheit willen, die in uns bleibt und bei uns sein wird in Ewigkeit. Gnade wird mit uns sein, Erbarmen und Friede von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, in Wahrheit und Liebe. Ich freue mich sehr, unter deinen Kindern solche gefunden zu haben, die in Wahrheit so wandeln, wie wir es als Auftrag empfangen haben vom Vater. Und so bitte ich dich, Herrin, ohne dir ein neues Gebot zu schreiben, sondern jenes, das wir von Anfang an haben: Laßt uns einander lieben! Darin aber besteht die Liebe, daß wir nach seinen Geboten wandeln; das ist das Gebot, wie ihr es von Anfang an gehört habt; darin sollt ihr wandeln. Denn viele Verführer sind ausgezogen in die Welt, die nicht bekennen, daß Jesus Christus im Fleische gekommen ist; das ist der Verführer und der Antichrist. Seht euch vor, daß ihr nicht verliert, was ihr erarbeitet habt, sondern vollen Lohn empfanget! Jeder, der davon abgeht und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht. Wer in der Lehre bleibt, der hat den Vater und den Sohn. Wenn einer kommt und diese Lehre nicht bringt, den nehmt nicht auf in das Haus und sagt ihm auch nicht den Gruß; wer ihm den Gruß entbietet, macht sich teilhaft seiner bösen Werke. Vieles hätte ich euch zu schreiben, doch wollte ich es nicht mit Papier und Tinte tun; denn ich hoffe, zu euch zu kommen und von Mund zu Mund zu sprechen, damit unsere Freude vollkommen sei. Es grüßen dich die Kinder deiner auserwählten Schwester. Der Älteste an den geliebten Gajus, den ich in Wahrheit liebe. Geliebter, es ist mein Wunsch, daß es dir in allem gut gehe und du gesund seiest, wie es auch deiner Seele gut geht. Denn ich wurde sehr erfreut, als Brüder kamen und für deine Wahrheit Zeugnis gaben, wie du in Wahrheit wandelst. Eine größere Freude habe ich nicht als die, wenn ich höre, daß meine Kinder in der Wahrheit wandeln. Geliebter, du handelst getreu in dem, was du an den Brüdern, und gerade an fremden, tust. Sie legten Zeugnis ab von deiner Liebe vor der Gemeinde; du wirst recht tun, wenn du ihnen das Geleite gibst, wie es sich vor Gott gebührt. Denn um seines Namens willen zogen sie aus, ohne etwas von den Heiden anzunehmen. Wir müssen uns daher solcher Männer annehmen, damit wir Mitarbeiter der Wahrheit werden. Ich habe wohl der Gemeinde geschrieben, doch Diotrephes, der den ersten spielen will unter ihnen, nimmt uns nicht an. Wenn ich daher komme, werde ich sein Verhalten vor Augen führen, das er bezeigt, da er üble Reden gegen uns führt und - damit nicht zufrieden - weder selber die Brüder aufnimmt noch es denen gestattet, die es tun möchten, ja sie sogar aus der Gemeinde ausschließt. Geliebter, ahme nicht das Böse nach, sondern das Gute! Wer Gutes tut, ist aus Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen. Demetrius hat von jedermann und von der Wahrheit selbst ein gutes Zeugnis, und auch wir geben es ihm, und du weißt, daß unser Zeugnis wahr ist. Vieles hätte ich dir zu schreiben, doch ich wollte es dir nicht mit Tinte und Feder schreiben. Ich hoffe aber, dich bald zu sehen und von Mund zu Mund zu sprechen. Friede sei dir! Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde namentlich! Judas, Knecht Jesu Christi, Bruder des Jakobus, an die Berufenen, die in der Liebe Gottes, des Vaters, stehen und in Christus bewahrt sind. Erbarmen euch und Friede und Liebe in reicher Fülle. Geliebte! In der Absicht, euch aus ganzer Besorgtheit über unser gemeinsames Heil zu schreiben, hielt ich es für nötig, euch schriftlich zu ermahnen, daß ihr euch einsetzet für den Glauben, der ein für allemal den Heiligen übergeben wurde. Denn es haben sich gewisse Leute eingeschlichen, die längst schon vorgemerkt sind für dieses Gericht, Gottlose, die die Gnade unseres Gottes mißbrauchen zur Ausschweifung und unseren einzigen Gebieter und Herrn, Jesus Christus, leugnen. Ich will euch, auch wenn ihr das alles schon wißt, ins Gedächtnis rufen, daß der Herr zwar sein Volk aus dem Lande Ägypten rettete, das zweitemal aber die nicht Glaubenden zugrunde richtete. Auch die Engel, die ihre Würde nicht wahrten, sondern ihre Stätte preisgaben, hält er für das Gericht des großen Tages mit ewigen Fesseln in der Finsternis in Verwahrung. Wie Sodoma und Gomorra und die umliegenden Städte, die auf ähnliche Weise wie sie Unzucht trieben und unnatürlicher Wollust nachgingen, stehen sie als Beispiel da und erleiden die Strafe ewigen Feuers. Geradeso beflecken auch diese Träumer ihr Fleisch, mißachten Herrschermacht und schmähen Herrlichkeiten. Nicht einmal der Erzengel Michael wagte, als er mit dem Teufel kämpfte und um den Leib des Moses stritt, ein schmähendes Urteil zu äußern, sondern sprach: "Der Herr soll dich strafen." Diese aber schmähen, was sie nicht kennen; an dem aber, was sie naturhaft, gleich den vernunftlosen Tieren, verstehen, gehen sie zugrunde. Wehe ihnen! Sie begaben sich auf den Weg des Kain und sind dem Irrwahn des lohnsüchtigen Balaam verfallen und ins Verderben gestürzt wie Kore in seiner Widersetzlichkeit. Sie sind die Schandflecken bei euren Liebesmahlen, die ohne jede Scheu mitschmausen und sich mästen; wasserlose Wolken sind sie, von Winden umhergetrieben, spätherbstliche Bäume, ohne Frucht, zweimal abgestorben und entwurzelt, wilde Wogen des Meeres, die ihre eigenen Schändlichkeiten ausschäumen, Irrsterne, denen für ewig die dunkelste Finsternis vorbehalten bleibt. Für sie gerade hat Henoch, der siebente Nachkomme Adams, geweissagt: "Siehe, es kommt der Herr mit seinen Zehntausenden [von Heiligen], um Gericht zu halten über alle und alle Gottlosen zur Rechenschaft zu zieen wegen all lhrer gottwidrigen Werke, die sie verübt, und wegen all der Lästerungen, die sie ausgesprochen haben wider ihn als gottlose Sünder." Sie sind störrische, unzufriedene Leute; sie leben dahin nach ihren Leidenschaften, und ihr Mund führt anmaßende Reden, wobei sie den Menschen schöntun um des Vorteils willen. Ihr aber, Geliebte, erinnert euch der Worte, die von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus im voraus verkündet wurden, da sie euch sagten, daß am Ende der Zeit Spötter auftreten werden, die nach ihren gottwidrigen Lüsten leben; sie sind es, die Zwietracht stiften, Sinnenmenschen, die den Geist nicht haben. Ihr aber, Geliebte, baut euch auf in eurem hochheiligen Glauben; betet in Heiligem Geiste! Bewahrt euch in der Liebe Gottes, indes ihr wartet auf das Erbarmen unseres Herrn Jesus Christus, dem eurigen Leben entgegen! Weist die einen, die schwanken, zur Rechten; rettet die anderen und entreißt sie dem Feuer, nehmt euch mitfühlend anderer an, jedoch in Furcht, indem ihr sogar von dem durch das Fleisch beschmutzten Kleide euch abwendet. Ihm aber, der Macht hat, euch ohne Fall zu bewahren und euch makellos und voll Jubel hintreten zu lassen vor seine Herrlichkeit [bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus], ihm, dem einen Gott, unserem Retter, ist durch Jesus Christus, unseren Herrn, Herrlichkeit, Hoheit, Gewalt und Macht vor aller Zeit und jetzt und in Ewigkeit. Amen. Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten anzuzeigen, was bald geschehen soll; durch Sendung seines Engels gab er sie seinem Knechte Johannes kund, der Zeugnis ablegte vom Worte Gottes und vom Zeugnis Jesu Christi, von allem, was er sah. Selig, der vorliest und die hinhören auf die Worte der Prophetie und die beachten, was darin geschrieben steht. Denn die Zeit ist nahe. Johannes an die sieben Gemeinden in Asia. Gnade euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern vor seinem Thron und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen der Toten, dem Herrscher über die Könige der Erde. Er hat uns geliebt und uns erlöst von unseren Sünden in seinem Blut; er hat uns zu einem Königreich gemacht, zu Priestern vor seinem Gott und Vater: Ihm ist die Herrlichkeit und Macht in alle Ewigkeit! Amen. Siehe, er kommt mit den Wolken, und schauen wird ihn jedes Auge, auch jene, die ihn durchbohrten, und wehklagen werden über ihn alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen. Ich bin das Alpha und das Omega, [der Anfang und das Ende,] spricht der Herr und Gott, der ist und der war und der kommt, der Allherrscher. Ich, Johannes, euer Bruder und Gefährte in der Drangsal, im Königtum und im Ausharren in [Christus] Jesus, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses für Jesus. Ich kam in eine Entrückung des Geistes am Tage des Herrn und hörte hinter mir eine Stimme, gewaltig wie von einer Posaune, die sprach: "Was du erblickst, das schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden in Asia], nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamon, nach Thyatira, nach Sardes, nach Philadelphia und nach Laodizea!" Ich wandte mich um, nach der Stimme zu sehen, die mit mir sprach, und da ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und inmitten der [sieben goldenen] Leuchter einen, der einem Menschensohn glich; er trug ein Gewand, das bis zu den Füßen ging, und an der Brust war er umgürtet mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt und seine Haare waren leuchtend hell wie schneeweiße Wolle, seine Augen wie eine Feuerflamme, und seine Füße glichen glänzendem Erz, als wären sie im Feuerofen zum Glühen gebracht, und seine Stimme war wie das Rauschen vieler Wasser. In seiner Rechten hielt er sieben Sterne, und aus seinem Munde ging ein Schwert hervor, zweischneidig scharf, und sein Antlitz strahlte wie die Sonne in ihrer Kraft. Als ich ihn sah, fiel ich wie tot zu seinen Füßen hin, und er legte seine Rechte auf mich und sprach: "Fürchte dich nicht. Ich bin es, der Erste und der Letzte und der Lebendige; ich war tot, doch siehe, ich bin lebend in alle Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel des Todes und der Unterwelt. Schreibe nun auf, was du sahst, sowohl was ist, als auch, was geschehen wird hernach. Das Geheimnis der sieben Sterne, die du sahst auf meiner Rechten, und die sieben goldenen Leuchter: Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden." "Dem Engel der Gemeinde in Sardes. schreibe: So spricht, der die sieben Sterne hält in seiner Rechten, der einhergeht inmitten der sieben goldenen Leuchter: Ich weiß um deine Werke, um deine Mühe und dein Ausharren, und daß du Böse nicht ertragen kannst; du prüftest jene, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und fandest sie als Lügner. Auch hast du Geduld und hast um meines Namens willen getragen und bist nicht müde geworden. Doch ich habe gegen dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke also, aus welcher Höhe du gefallen bist! Kehre um und tu die ersten Werke! Sonst komme ich dir und werde deinen Leuchter wegrücken von seinem Platz, wenn du nicht umkehrst. Doch hast du dies: Du hassest das Treiben der Nikolaiten, das auch ich hasse. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Dem Sieger werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der im Paradiese Gottes steht." "Dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: So spricht der Erste und der Letzte, der tot war und lebendig wurde: Ich weiß um deine Drangsal und deine Armut - doch du bist reich - und um das Lästern von seiten derer, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern Synagoge des Satans. Fürchte dich nicht vor dem, was du zu leiden haben wirst. Siehe, der Teufel wird welche von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr erprobt werdet; ihr werdet eine Drangsal haben von zehn Tagen. Sei getreu bis in den Tod, und ich werde dir den Kranz des Lebens geben. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Der Sieger wird nicht Leid erfahren vom zweiten Tod." "Dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: So spricht der mit dem zweischneidig scharfen Schwert: Ich weiß, wo du wohnst: dort, wo der Thron des Satans ist. Doch du hältst fest an meinem Namen und hast den Glauben an mich nicht verleugnet, auch nicht in den Tagen, da Antipas, mein treuer Zeuge, getötet wurde bei euch, wo der Satan wohnt. Doch habe ich einiges gegen dich: du hast dort Anhänger der Lehre Balaams, der den Balak lehrte, eine Falle zu stellen vor den Söhnen Israels, Götzenopfer zu essen und Unzucht zu treiben. So hast auch du solche, die in gleicher Weise der Lehre der Nikolaiten anhangen. Bekehre dich also, sonst komme ich unverzüglich zu dir und werde gegen sie kämpfen mit dem Schwert meines Mundes. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Dem Sieger werde ich geben vom verborgenen Manna und werde einen weißen Stein ihm geben und auf den Stein geschrieben einen neuen Namen, den niemand weiß als der ihn empfängt." "Dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: So spricht der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und dessen Füße glänzendem Erze gleichen: Ich weiß um deine Werke und deine Liebe, deinen Glauben, deinen Dienst, dein Ausharren und deine letzten Werke, die größer sind als die ersten. Doch ich habe gegen dich, daß du das Weib Jezabel gewähren läßt, die sich als Prophetin ausgibt; sie lehrt und verführt meine Diener, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen. Ich habe ihr eine Frist gegeben zur Umkehr, doch sie will sich nicht bekehren von ihrer Unzucht. Siehe, ich werfe sie auf das Siechbett und, die mit ihr buhlen, in große Drangsal, wenn sie sich nicht abkehren von ihrem Treiben. Ihre Kinder werde ich des Todes sterben lassen, und alle Gemeinden sollen erkennen, daß ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht, und jedem von euch werde ich vergelten nach euren Werken. Euch aber, den übrigen in Thyatira, die solche Lehre nicht teilen und "die Tiefen Satans", wie sie es nennen, nicht kennenlernten, euch sage ich: auf euch lege ich nicht weitere Last. Doch was ihr habt, an dem haltet fest, bis ich komme! Dem Sieger aber und dem, der ausharrt bis ans Ende in meinen Werken, ihm werde ich Macht geben über die Heidenvölker. und er wird über sie herrschen mit eisernem Stab, wie man irdenes Geschirr zerschlägt, wie auch ich Macht erhalten habe von meinem Vater, und ich werde ihm den Morgenstern geben. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt." "Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: So spricht, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich weiß um deine Werke: du hast den Namen, daß du lebst, und bist tot. Werde wach und stärke das übrige, das daran war zu sterben; denn ich fand deine Werke nicht vollwertig vor meinem Gott. Bedenke also, wie du es empfangen und gehört hast, und bewahre es und kehre um! Wenn du daher nicht wachsam bist, werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde. Doch hast du einige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckten; sie werden einhergehen mit mir in weißen Gewändern, denn sie sind es wert. Der Sieger wird so bekleidet werden mit weißen Gewändern, und seinen Namen werde ich nie und nimmer austilgen aus dem Buch des Lebens, und bekennen will ich seinen Namen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt." "Dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: So spricht der Heilige, der Wahrhafte, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, und niemand schließt, der schließt, und niemand öffnet: Ich weiß um deine Werke. Siehe, ich gab dir eine Tür, die offen steht, die niemand zu schließen vermag; denn hast du auch nur geringe Kraft, du bewahrtest mein Wort und verleugnetest nicht meinen Namen. Siehe, ich bringe sie herbei aus der Synagoge des Satans, die sich Juden nennen, es aber nicht sind, sondern Lügner sind sie. Siehe, ich werde sie dazu bringen, daß sie kommen und dir huldigend zu Füßen fallen und erkennen, daß ich dich liebgewonnen habe. Weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Prüfung, die kommen wird über den ganzen Erdkreis, um die Bewohner der Erde zu prüfen. Ich komme bald. Halte fest, was du hast, daß niemand deinen Kranz dir nehme! Den Sieger werde ich zu einer Säule machen im Tempel meines Gottes, und sie wird nimmermehr herausgenommen werden. Und ich werde auf sie den Namen meines Gottes schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das herabsteigt aus dem Himmel von meinem Gott, und meinen neuen Namen. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt." "Dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: So spricht der Amen, der verlässige und wahrhafte Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: Ich weiß um deine Werke: du bist weder kalt noch warm. Wärst du doch kalt oder warm! So aber, weil du lau bist und weder warm noch kalt, bin ich daran, dich auszuspeien aus meinem Munde. Du behauptest ja: Ich bin reich und zu Reichtum gekommen und brauche nichts, und weißt nicht, daß gerade du der Elende und Erbärmliche bist, der Notleidende und Blinde und Nackte. Ich rate dir: Kaufe von mir im Feuer geläutertes Gold, damit du reich werdest, und weiße Gewänder, damit du dich bekleidest und nicht sichtbar sei deine beschämende Nacktheit, und Salbe zum Bestreichen deiner Augen, damit du sehend werdest. Die ich liebe, weise ich zurecht und züchtige sie. Werde also eifrig und bekehre dich! Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an; wenn einer meine Stimme hört und die Tür aufmacht, bei dem will ich eintreten und das Mahl mit ihm halten und er mit mir. Dem Sieger werde ich gewähren, daß er sich mit mir auf meinen Thron setze, wie auch ich siegte und mich mit meinem Vater auf den Thron setzte. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt." Danach schaute ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel, und die erste Stimme, die ich mit mir hatte reden hören gleich einer Posaune, sprach: "Steige da herauf, und ich werde dir zeigen, was zu geschehen hat hernach." Sogleich wurde ich im Geiste entrückt, und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß einer, und der darauf saß, war wie Jaspis und Sardisstein anzusehen, und ein farbenreicher Strahlenbogen war rings um den Thron, anzusehen wie Smaragd. Und im Umkreis des Thrones waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, angetan mit weißen Kleidern, und auf ihren Häuptern goldene Kränze. Vom Thron gehen Blitze aus und Stimmen und Donner, und sieben Feuerfackeln brennen vor dem Thron, das sind die sieben Geister Gottes. Vor dem Thron ist es wie ein gläsernes Meer, gleich einem Kristall, und in der Mitte vor dem Thron und rings um den Thron sind vier Wesen, voller Augen vorne und hinten. Das erste Wesen ist gleich einem Löwen, das zweite Wesen gleich einem Stier, das dritte Wesen hat ein Gesicht wie das eines Menschen, und das vierte Wesen ist gleich einem fliegenden Adler. Und von den vier Wesen hat jedes sechs Flügel, und ringsum und inwendig sind sie voller Augen. Ohne Aufhören rufen sie Tag und Nacht: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott, der Allherrscher, der war und der ist und der kommt." Und wenn die Wesen dem, der auf dem Throne sitzt und in alle Ewigkeit lebt, Lobpreis darbringen, Ehre und Dank, fallen die vierundzwanzig Ältesten vor dem Thronenden nieder, beten den in alle Ewigkeit Lebenden an, legen ihre Kränze vor dem Throne nieder und sprechen: "Würdig bist du, unser Herr und Gott, den Lobpreis zu empfangen und die Ehre und Macht; denn du schufst alle Dinge, und durch deinen Willen waren sie und wurden geschaffen." Und ich sah auf der Rechten dessen, der auf dem Throne saß, eine Buchrolle, innen und auf der Rückseite beschrieben und versiegelt mit sieben Siegeln. Und ich sah einen mächtigen Engel, der mit lauter Stimme rief: "Wer ist würdig, die Buchrolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen?" Und niemand, weder im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde war imstande, die Buchrolle zu öffnen und Einblick in sie zu nehmen. Ich weinte sehr, weil niemand für würdig befunden wurde, die Buchrolle zu öffnen und Einblick in sie zu nehmen. Da sprach einer der Ältesten zu mir: "Weine nicht! Siehe, es siegte der Löwe aus dem Stamme Juda, der Wurzelsproß Davids, um das Buch und seine sieben Siegel zu öffnen." Und ich sah inmitten des Thrones und der vier Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet. Es hat sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, ausgesandt auf die ganze Erde. Es trat hinzu und nahm die Buchrolle aus der Rechten dessen, der auf dem Throne saß. Und als es das Buch entgegennahm, fielen die vier Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamme; jeder trug eine Harfe und goldene Schalen voll Rauchwerk - das sind die Gebete der Heiligen -, und sie sangen ein neues Lied: "Würdig bist du, [Herr,] das Buch entgegenzunehmen und seine Siegel zu lösen! Denn du wurdest geschlachtet und hast [uns] erkauft mit deinem Blute für Gott, aus jedem Stamm und jeder Sprache, aus jedem Volk und jeder Nation, und hast sie für unseren Gott zu einem Königtum und zu Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden." Und ich sah, und hörte die Stimme vieler Engel im Umkreis des Thrones und der Wesen und der Ältesten, und ihre Zahl war zehntausend mal zehntausend und tausend mal tausend, und sie riefen mit lauter Stimme: "Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, die Macht zu empfangen und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre, Verherrlichung und Lobpreis." Und jedes Geschöpf im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meere, samt allem darin und darauf, hörte ich sprechen: "Dem, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme sei der Lobpreis und die Ehre und die Verherrlichung und die Macht in alle Ewigkeit." Die vier Wesen sprachen: "Amen." Und die Ältesten fielen nieder [auf ihr Angesicht] und beteten [ihn] an [, der lebt in alle Ewigkeit]. Und ich sah, wie das Lamm das erste der sieben Siegel öffnete, und hörte eines der vier Wesen wie mit Donnerstimme rufen: "Komm [und sieh]!" Und ich sah, und siehe, ein weißes Roß, und der auf ihm saß, hielt einen Bogen, und es wurde ihm ein Kranz gereicht, und er zog aus als Sieger und um zu siegen. Als es das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite Wesen rufen: "Komm [und sieh]!" Und es kam ein anderes Roß daher, feuerrot, und dem, der auf ihm saß, wurde gegeben, den Frieden hinwegzunehmen von der Erde, und daß sie einander hinschlachten, und es wurde ihm ein großes Schwert gereicht. Als es das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte Wesen rufen: "Komm [und sieh]!" Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Roß, und der auf ihm saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Ich hörte inmitten der vier Wesen eine Stimme rufen: "Ein Maß Weizen um einen Denar und drei Maß Gerste um einen Denar! Dem Öl aber und dem Wein füge keinen Schaden zu!" Als es das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten Wesens rufen: "Komm [und sieh]!" Und ich sah, und siehe, ein fahles Roß, und der auf ihm saß, des Name ist "der Tod", und die Unterwelt war sein Gefolge. Es wurde ihnen Macht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten durch Schwert, Hunger und Pest und durch die wilden Tiere der Erde. Und als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die hingemordet waren um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, an dem sie festhielten. Sie riefen mit lauter Stimme: "Wie lange noch, Herr, du Heiliger, du Wahrhafter, richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an den Bewohnern der Erde?" Da wurde einem jeden von ihnen ein weißes Kleid gegeben, und es wurde ihnen gesagt, sie sollten sich gedulden noch kurze Zeit, bis vollzählig geworden seien ihre Mitknechte und Brüder, die noch den Tod zu erleiden hätten wie sie. Und ich sah, wie es das sechste Siegel öffnete. Es entstand ein gewaltiges Beben, die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der ganze Mond wurde wie Blut. Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie der Feigenbaum seine unreifen Früchte abwirft, wenn er vom Sturmwind geschüttelt wird. Der Himmel wurde weggezogen wie ein Buch, das sich zusammenrollt, und alle Berge und Inseln wurden von ihrer Stelle gerückt. Die Könige der Erde, die Großen, die Heerführer, die Reichen und die Mächtigen, jeder Sklave und jeder Freie verbargen sich in den Höhlen und Klüften der Berge, und sie riefen den Bergen und Felsen zu: "Fallet über uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Throne sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn gekommen ist der große Tag ihres Zornes. Wer kann da bestehen?" Danach sah ich vier Engel, die standen an den vier Ecken der Erde und hielten die vier Winde der Erde fest, damit kein Wind wehe über das Land noch über das Meer noch über irgendeinen Baum. Und ich sah einen anderen Engel, der stieg herauf vom Aufgang der Sonne; er hatte ein Siegel des lebendigen Gottes und rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, denen Macht gegeben ist, Schaden zu bringen dem Land und dem Meer: "Bringt nicht Schaden dem Land noch dem Meer noch den Bäumen, bis wir die Knechte unseres Gottes mit dem Siegel bezeichnet haben auf ihren Stirnen!" Und ich vernahm die Zahl der Bezeichneten: einhundertvierundvierzigtausend Bezeichnete aus allen Stämmen der Kinder Israels. Aus dem Stamme Juda zwölftausend Bezeichnete, aus dem Stamme Ruben zwölftausend, aus dem Stamme Gad zwölftausend, aus dem Stamme Aser zwölftausend, aus dem Stamme Nephtalim zwölftausend, aus dem Stamme Manasse zwölftausend, aus dem Stamme Symeon zwölftausend, aus dem Stamme Levi zwölftausend, aus dem Stamme Issachar zwölftausend, aus dem Stamme Zabulon zwölftausend, aus dem Stamme Joseph zwölftausend, aus dem Stamme Benjamin zwölftausend Bezeichnete. Darauf sah ich hin, und siehe, es war eine große Schar, die niemand zu zählen vermochte, aus jeder Nation und aus allen Stämmen, Völkern und Sprachen; sie standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Gewändern und mit Palmen in ihren Händen. Sie riefen mit lauter Stimme: "Das Heil unserem Gott, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme!" Und alle Engel standen im Umkreis des Thrones und der Ältesten und der vier Wesen; sie fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht nieder, beteten Gott an und riefen: "Amen. Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre, Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen." Da wandte sich einer von den Ältesten an mich und fragte: "Wer sind denn diese in ihren weißen Gewändern? Woher sind sie gekommen?" Ich entgegnete ihm: "Mein Herr, du weißt es." Und er sagte zu mir: "Es sind jene, die aus der großen Drangsal kommen; sie wuschen ihre Kleider und reinigten sie im Blute des Lammes. Darum sind sie vor dem Throne Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel, und der auf dem Throne sitzt, wird über ihnen wohnen. Sie werden nicht mehr hungern und dürsten, und nimmer wird die Sonne auf sie fallen noch irgendeine Glut. Denn das Lamm in der Mitte vor dem Throne wird sie weiden und zu den Wasserquellen des Lebens führen, und Gott wird jede Träne wegwischen von ihren Augen." Und als es das siebente Siegel öffnete, wurde es still im Himmel, wohl eine halbe Stunde lang. Und ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und es wurden ihnen sieben Posaunen gegeben. Ein anderer Engel kam und trat vor den Altar, eine goldene Rauchschale tragend, und viel Räucherwerk wurde ihm gegeben, daß er es darbringe unter dem Gebet aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Throne [Gottes]. Und der Rauch des Räucherwerkes stieg unter den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels empor zu Gott. Und der Engel nahm das Rauchfaß und füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde, und Donner folgten, Getöse, Blitze und Beben. Die sieben Engel mit den sieben Posaunen machten sich bereit zu blasen. Es blies der erste [Engel]: da kam Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und wurde auf die Erde geworfen, und es verbrannte der dritte Teil der Erde, und es verbrannte der dritte Teil der Bäume, und es verbrannte alles grüne Gras. Und es blies der zweite Engel: da wurde etwas wie ein großer feuerglühender Berg in das Meer geworfen, und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut, und es starb der dritte Teil der Geschöpfe, die im Meere lebten, und der dritte Teil der Schiffe ging zugrunde. Und es blies der dritte Engel: da fiel ein großer Stern vom Himmel, der wie eine Fackel brannte, und fiel auf den dritten Teil der Flüsse und auf die Wasserquellen. Und der Name des Sternes heißt "der Wermut"; und der dritte Teil der Wasser wurde zu Wermut, und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter geworden waren. Und es blies der vierte Engel: da wurde der dritte Teil der Sonne getroffen und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, so daß sie zu einem Drittel verfinstert wurden und der Tag für ein Drittel sein Licht verlor und die Nacht desgleichen. Und ich sah, und ich hörte einen Adler, der hoch am Himmel flog, mit lauter Stimme rufen: "Wehe, wehe, wehe den Bewohnern der Erde wegen der weiteren Posaunenstimmen der drei Engel, die noch blasen werden!" Es blies der fünfte Engel: da sah ich einen Stern, der vom Himmel auf die Erde gefallen war, und ihm wurde der Schlüssel zum Schacht des Abgrundes gegeben. Er öffnete den Schacht des Abgrundes, und es stieg Rauch aus dem Schacht empor wie der Rauch eines mächtigen Ofens, und die Sonne und die Luft wurden verfinstert vom Rauch des Schachtes. Aus dem Rauch [des Schachtes] kamen Heuschrecken über die Erde, und es wurde ihnen Kraft verliehen, eine Kraft, wie die Skorpione der Erde sie besitzen. Und es wurde ihnen befohlen, sie sollten weder das Gras der Erde schädigen noch irgend etwas Grünes noch irgendeinen Baum, sondern nur die Menschen, die nicht das Siegel Gottes auf den Stirnen tragen. Auch wurde ihnen aufgetragen, sie nicht zu töten, sondern sie zu quälen fünf Monate lang. Ihre Peinigung gleicht der Peinigung eines Skorpions, wenn er einen Menschen sticht. In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, ohne ihn zu finden, und werden zu sterben verlangen, doch der Tod flieht vor ihnen. Das Aussehen der Heuschrecken glich Rossen, die für den Kampf gerüstet sind; auf ihren Köpfen trugen sie eine Art golden schimmernder Kränze, und ihre Gesichter glichen Menschengesichtern; sie hatten Haare wie Frauenhaare, und ihre Zähne waren wie Löwenzähne. Sie hatten Brustkörbe wie eiserne Panzer, und das Rauschen ihrer Flügel war wie das Rasseln vieler Pferdegespanne, die in den Kampf stürmen. Sie haben Schwänze wie Skorpione und Stacheln, und in ihren Schwänzen liegt die Kraft, die Menschen zu schädigen fünf Monate lang. Sie haben über sich als König den Engel des Abgrundes, dessen Name ist auf hebräisch "Abaddon" und auf griechisch "Apollyon" [,das heißt "Verderben"]. Das erste "Wehe" ist vorüber, doch siehe, noch kommen zwei "Wehe" nach dem. Und es blies der sechste Engel: da hörte ich eine Stimme von den vier Hörnern des vor Gott stehenden goldenen Altares her, und sie sprach zum sechsten Engel, der die Posaune hielt: "Laß die vier Engel los, die gebunden sind am großen Euphratstrom!" Man ließ die vier Engel los, die bereitstanden auf Stunde und Tag und Monat und Jahr, den dritten Teil der Menschen zu töten. Die Zahl der Streitmassen des Reiterheeres war zwanzigtausend mal zehntausend; ich vernahm ihre Zahl. Und so sah ich in dem Gesicht die Rosse und die Reiter auf ihnen: Sie hatten Panzer, feurigrot, rauchblau und schwefelfarbig; die Köpfe der Rosse waren wie Löwenköpfe, und aus ihren Mäulern kommt Feuer und Rauch und Schwefel. Von diesen drei Plagen wurde der dritte Teil der Menschen getötet, vom Feuer und Rauch und Schwefel, die aus ihren Mäulern kamen. Denn die Kraft der Rosse sitzt in ihrem Maul und in ihren Schwänzen; denn ihre Schwänze sind Schlangen gleich und haben Köpfe, und damit richten sie Schaden an. Die übrigen Menschen aber, die nicht getötet wurden durch diese Plagen, bekehrten sich nicht von den Werken ihrer Hände, um abzulassen von der Anbetung der Dämonen und der goldenen, silbernen, ehernen, steinernen und hölzernen Götzen, die weder zu sehen vermögen noch zu hören noch zu gehen; und sie bekehrten sich auch nicht von ihren Mordtaten, von ihren Zaubereien, von ihrer Unzucht und ihren Diebereien. Und ich sah einen anderen mächtigen Engel vom Himmel herabsteigen; er war in eine Wolke gehüllt, über seinem Haupt hatte er den Regenbogen, und sein Antlitz war wie die Sonne und seine Beine wie Feuersäulen. In seiner Hand hatte er ein geöffnetes Büchlein; er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf das Land und rief mit lauter Stimme, so wie ein Löwe brüllt, und als er rief, erhoben die sieben Donner ihre Stimme. Und als die sieben Donner sprachen, wollte ich schreiben. Da hörte ich eine Stimme aus dem Himmel [zu mir] sagen: "Versiegle, was die sieben Donner gesprochen haben, und schreibe es nicht auf!" Der Engel aber, den ich stehen sah auf dem Meer und auf dem Land, hob seine rechte Hand zum Himmel und schwor bei dem, der in alle Ewigkeit lebt, der den Himmel geschaffen und was darin ist, und die Erde und was auf ihr ist, und das Meer und was in ihm ist: "Nun wird keine Zeit mehr sein, sondern in den Tagen, da der siebente Engel seine Stimme erhebt und zu posaunen sich anschickt, wird das Geheimnis Gottes erfüllt werden, wie er es verkündet hat seinen Knechten, den Propheten." Da hörte ich die Stimme, die aus dem Himmel kam, abermals zu mir reden, und sie sprach: "Geh und nimm das geöffnete Büchlein in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf dem Lande steht!" Und ich ging zu dem Engel hin und sagte zu ihm, er möge das Büchlein mir geben. Er sprach zu mir: "Nimm und iß es auf! In deinem Leib wird es bitter sein, in deinem Mund aber süß wie Honig." Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es auf. Es war in meinem Munde süß wie Honig; als ich es aber gegessen hatte, wurde es bitter in meinem Leibe. Da sagte man zu mir: "Du mußt von neuem weissagen über viele Völker und Nationen und Sprachen und Könige." Und man gab mir ein Rohr in der Art eines Meßstabes und sagte: "Steh auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die Beter darin! Den Vorhof aber außerhalb des Tempels laß beiseite und miß ihn nicht; denn er ist den Heiden gegeben. Sie werden die Heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate lang. Und ich werde Weisung geben meinen zwei Zeugen, und sie werden weissagen zwölfhundertsechzig Tage lang, mit Säcken bekleidet." Sie sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. Will jemand ihnen Böses zufügen, so kommt Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; ja, wenn einer ihnen Böses antun wollte, er müßte auf diese Weise sterben. Sie haben die Macht, den Himmel zu verschließen, daß es nicht regne in den Tagen ihrer Weissagung, und sie haben Macht über die Wasser, um sie in Blut zu verwandeln, und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, sooft sie wollen. Wenn sie ihr Zeugnis zu Ende geführt haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, Krieg mit ihnen führen. sie überwinden und sie töten. Ihr Leichnam wird liegenbleiben auf der Straße der großen Stadt, die geistig Sodoma und Ägypten genannt wird, in der auch ihr Herr gekreuzigt wurde. Menschen aus den Völkern und Stämmen, Sprachen und Nationen werden dreieinhalb Tage ihren Leichnam liegen sehen, und es wird nicht gestattet, daß ihre Leichen in ein Grab gelegt werden. Die Bewohner der Erde freuen sich darüber und frohlocken und werden sich gegenseitig beschenken, weil diese zwei Propheten die Bewohner der Erde bedrängt hatten. Doch nach dreieinhalb Tagen fuhr Lebensgeist von Gott her in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße, und große Furcht fiel über alle, die sie sahen. Und sie vernahmen eine laute Stimme, die ihnen vom Himmel her zurief: "Steigt hier herauf!" Und sie stiegen zum Himmel empor in der Wolke, und ihre Feinde sahen ihnen zu. In jener Stunde kam es zu einem starken Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt stürzte ein, und bei dem Erdbeben kamen siebentausend Menschen um. Die übrigen aber gerieten in Furcht und gaben dem Gott des Himmels die Ehre. Das zweite "Wehe" ist vorüber. Siehe, das dritte "Wehe" kommt schnell. Es blies der siebente Engel: da erschollen laute Stimmen im Himmel, die riefen: "Aufgerichtet wurde das Weltreich unseres Herrn und seines Gesalbten, er wird herrschen in alle Ewigkeit. [Amen.]" Die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihr Angesicht nieder, beteten Gott an und sprachen: "Wir danken dir, Herr, Gott, Allherrscher, der ist und der war [und der kommt], daß du deine große Macht ergriffen und angetreten hast deine Herrschaft. Die Heidenvölker waren ergrimmt, da kam dein strafender Zorn und die Stunde zum Gericht für die Toten und zur Belohnung für deine Knechte, die Propheten und die Heiligen, und für alle, die deinen Namen fürchten, die Kleinen und Großen, und zur Vernichtung derer, die die Erde verderben." Da wurde der Tempel Gottes im Himmel aufgetan, und die Lade seines Bundes war zu sehen in seinem Tempel, und es folgten Blitze und dröhnender Schall, Beben und starker Hagel. Ein großes Zeichen erschien am Himmel: eine Frau, mit der Sonne umkleidet, der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen. Sie war gesegneten Leibes und schrie in Wehen und Schmerzen des Gebärens. Und ein anderes Zeichen erschien am Himmel: Siehe, ein Drache, feurig und gewaltig groß, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und sieben Diademen auf seinen Köpfen. Sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Der Drache stellte sich vor die Frau, die daran war zu gebären, damit er ihr Kind verschlinge, wenn sie gebären würde. Und sie gebar ein Kind, einen Knaben, der alle Völker lenken wird mit ehernem Zepter. Doch es wurde ihr Kind entrückt zu Gott und zu seinem Thron. Die Frau aber floh in die Wüste, wo sie einen Platz erhielt, der von Gott da bereitet war, damit man ihr dort Unterhalt gebe zwölfhundertsechzig Tage lang. Da erhob sich ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und auch der Drache und seine Engel kämpften. Doch sie richteten nichts aus, und es blieb kein Platz mehr für sie im Himmel. Gestürzt wurde der große Drache, die alte Schlange, die den Namen Teufel und Satan trägt, der den ganzen Erdkreis verführt; er wurde hinabgestürzt auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm gestürzt. Und ich hörte eine laute Stimme im Himmel rufen: "Jetzt ist gekommen das Heil und die Kraft und das Königtum unseres Gottes und die Macht seines Gesalbten; denn gestürzt ist der Ankläger unserer Brüder, der sie verklagte vor unserem Gott Tag und Nacht. Sie besiegten ihn kraft des Blutes des Lammes und kraft des Wortes ihres Zeugnisses, und sie hingen nicht an ihrem Leben - bis in den Tod. Darum jubelt, ihr Himmel, und alle, die darin wohnen! Wehe aber der Erde und dem Meer; denn hinabgestiegen ist zu euch der Teufel voll grimmigen Zornes; er weiß, daß er eine kurze Frist hat." Als der Drache sah, daß er auf die Erde gestürzt war, verfolgte er die Frau, die den Knaben geboren hatte. Der Frau aber wurden die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, so daß sie in die Wüste fliegen konnte, an ihren Ort, wo sie Unterhalt bekommt eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit, weit weg von der Schlange. Und die Schlange schleuderte aus ihrem Rachen hinter der Frau Wasser her, gleich einem Strom, um sie vom Strom wegschwemmen zu lassen; doch die Erde kam der Frau zu Hilfe: die Erde öffnete ihren Mund und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Rachen geschleudert hatte. Da wurde der Drache zornig über die Frau und machte sich auf, Krieg zu führen mit den übrigen ihrer Kinder, mit denen, die Gottes Gebote erfüllen und festhalten am Zeugnis Jesu [Christi]. Und er stellte sich auf am Strande des Meeres. Und ich sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das hatte zehn Hörner und sieben Köpfe und auf seinen Hörnern zehn Diademe und auf seinen Köpfen Namen voll Lästerung. Das Tier, das ich sah, glich einem Panther; seine Füße waren wie die eines Bären und sein Maul wie das Maul eines Löwen. Der Drache verlieh ihm seine Macht, seinen Thron und große Gewalt. Einen seiner Köpfe sah ich wie zu Tode getroffen, doch die tödliche Wunde wurde geheilt, und die ganze Erde wandte sich staunend dem Tiere zu. Sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Gewalt verliehen hatte, und auch das Tier beteten sie an und sprachen: "Wer ist dem Tiere gleich, und wer vermag mit ihm zu kämpfen?" Und es wurde ihm ein Maul gegeben, das große und lästernde Reden führte, und es wurde ihm Vollmacht gegeben, es zweiundvierzig Monate lang zu treiben. Und es öffnete sein Maul zu Lästerungen gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Wohnstatt und die Bewohner des Himmels. Und es wurde ihm gegeben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie zu besiegen, und es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk, jede Zunge und jede Nation, und anbeten werden es alle Bewohner der Erde, deren Name nicht eingeschrieben ist im Lebensbuch des geschlachteten Lammes seit Grundlegung der Welt. Wer ein Ohr hat, der höre. Wer in die Gefangenschaft soll, der gehe in die Gefangenschaft; wer durch das Schwert sterben soll, der muß mit dem Schwert getötet werden. Hier zeigt sich die Standhaftigkeit und der Glaube der Heiligen. Und ich sah ein anderes Tier, das stieg aus dem Land empor; es hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. Es vollzieht alle Gewalt des ersten Tieres vor dessen Augen und bewirkt, daß die Erde und ihre Bewohner das erste Tier anbeten, dessen tödliche Wunde geheilt wurde. Und es vollbringt große Zeichen, daß es sogar Feuer vom Himmel herabfallen läßt auf die Erde vor den Augen der Menschen. Es verführt die Bewohner der Erde durch die Zeichen, die vor dem Tier zu vollbringen ihm gegeben wurde, und es fordert die Erdenbewohner auf, ein Bild zu fertigen für das Tier, das die Schwertwunde trägt und lebendig wurde. Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres Lebensgeist zu verleihen, so daß das Bild des Tieres sogar redete und bewirkte, daß alle, die das Bild des Tieres nicht anbeteten, getötet wurden. Und es brachte alle dazu, die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Sklaven, sich ein Malzeichen zu machen auf ihrer rechten Hand oder auf ihrer Stirn. Niemand soll kaufen oder verkaufen können, der nicht das Malzeichen trägt, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens. Hier ist die Einsicht: wer Verstand hat, der berechne die Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechzig und sechs. Ich schaute, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Sion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen tragen und den Namen seines Vaters, geschrieben auf ihren Stirnen. Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines starken Donners, und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfenspielern, die ihre Harfen schlugen. Und sie sangen die Weise eines neuen Liedes vor dem Thron und vor den vier Wesen und den Ältesten, und niemand konnte das Lied erlernen als die hundertvierundvierzigtausend, die losgekauft sind von der Erde. Es sind jene, die sich mit Frauen nicht befleckt haben; denn jungfräulich sind sie. Sie folgen dem Lamm, wohin es geht. Sie wurden losgekauft aus den Menschen als Erstlinge für Gott und das Lamm. In ihrem Mund wurde keine Lüge gefunden; makellos sind sie [vor dem Throne Gottes]. Und ich sah einen anderen Engel hoch oben am Himmel fliegen; der hatte den Bewohnern der Erde eine ewige Heilsbotschaft zu künden, jedem Volk und Stamm, jeder Zunge und Nation. Er rief mit lauter Stimme: "Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre; denn die Stunde seines Gerichtes ist gekommen. Betet ihn an, der den Himmel geschaffen hat und die Erde, das Meer und die Quellen der Wasser!" Ein anderer, ein zweiter Engel folgte und rief: "Sie ist gefallen, sie ist gefallen, die Stadt Babylon, die große, die vom Glutwein ihrer Unzucht trinken ließ alle Völker." Ein anderer, ein dritter Engel folgte ihnen und rief mit lauter Stimme: "Wenn einer das Tier anbetet und sein Bild und das Malzeichen annimmt auf seiner Stirn oder Hand, wird auch er trinken vom Glutwein Gottes, der ungemischt eingegossen ist in den Becher seines Zornes, und er wird gepeinigt werden in Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Und der Rauch von ihrer Qual wird aufsteigen in alle Ewigkeit, und sie werden nicht Ruhe haben Tag und Nacht, die das Tier anbeten und sein Bild und so einer das Malzeichen annimmt seines Namens." Hier zeigt sich die Standhaftigkeit der Heiligen, die Gottes Gebote wahren und den Glauben an Jesus. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel, die [zu mir] sprach: "Schreibe: Selig die Toten, die im Herrn sterben von nun an! Wahrlich, spricht der Geist, sie werden ausruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach." Ich schaute, und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer gleich einem Menschensohn, der hatte auf seinem Haupt einen goldenen Kranz und in seiner Hand eine scharfe Sichel. Ein anderer Engel trat aus dem Tempel hervor und rief mit lauter Stimme dem zu, der auf der Wolke saß: "Leg deine Sichel an und ernte! Denn gekommen ist die Stunde des Erntens; ausgereift ist die Ernte der Erde." Und der auf der Wolke saß, legte seine Sichel an die Erde, und die Erde wurde abgeerntet. Und ein anderer Engel trat aus dem Tempel im Himmel; auch er hatte eine scharfe Sichel. Ein weiterer Engel kam vom Altare her; er hatte Macht über das Feuer, und er rief mit lauter Stimme dem zu, der die scharfe Sichel hatte: "Leg deine scharfe Sichel an und ernte die Trauben vom Weinstock der Erde; denn seine Beeren sind reif!" Und der Engel legte seine [scharfe] Sichel an die Erde und sammelte die Ernte vom Weinstock der Erde und schüttete sie ein in die große Kelter des Zornes Gottes. Und die Kelter wurde getreten außerßalb der Stadt, und es floß Blut aus der Kelter bis hinan zu den Zügeln der Pferde, sechzehnhundert Stadien weit. Und ich sah ein anderes Zeichen am Himmel, groß und wunderbar: sieben Engel mit den sieben letzten Plagen; denn mit diesen vollendet sich der Zorn Gottes. Ich sah etwas wie ein gläsernes Meer, gemischt mit Feuer, und die Sieger im Kampfe gegen das Tier und sein Bild und gegen die Zahl seines Namens standen auf dem gläsernen Meer und trugen Harfen Gottes. Sie sangen das Lied des Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes mit den Worten: "Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allherrscher; gerecht und wahrhaft sind deine Wege, König der Völker. Wer sollte nicht Furcht haben, o Herr, und deinen Namen nicht verherrlichen! Du allein bist ja heilig. Alle Völker werden kommen und anbeten vor dir; denn deine gerechten Taten wurden offenbar." Und darauf sah ich, und es öffnete sich der Tempel des Offenbarungszeltes im Himmel, und es schritten aus dem Tempel die sieben Engel mit den sieben Plagen hervor, angetan mit reinem, strahlendem Linnen und die Brust umgürtet mit goldenen Gürteln. Eines der vier Wesen reichte den sieben Engeln sieben goldene Schalen, angefüllt mit dem Zorn Gottes, der lebt in alle Ewigkeit. Und der Tempel wurde erfüllt vom Rauch der Herrlichkeit Gottes und seiner Macht, und niemand konnte den Tempel betreten, bis vollendet waren die sieben Plagen der sieben Engel. Und ich vernahm eine laute Stimme aus dem Tempel, die den sieben Engeln zurief: "Geht hin und gießt aus die sieben Schalen des Zornes Gottes auf die Erde!" Da ging der erste und goß seine Schale auf das Land, und es entstand ein böses und übles Geschwür an den Menschen, die das Zeichen des Tieres trugen und die sein Bild anbeteten. Der zweite goß seine Schale über das Meer, und es wurde wie das Blut von einem Toten, und es starben alle Lebewesen im Meere. Der dritte goß seine Schale auf die Flüsse und Wasserquellen, und es bildete sich Blut. Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: "Gerecht bist du, der du bist und warst, du Heiliger, daß du so gerichtet hast. Denn Blut von Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut gabst du ihnen zu trinken; sie haben es verdient." Und ich hörte den Altar sprechen: "Ja, Herr, Gott, Allherrscher - wahr und gerecht sind deine Gerichte." Der vierte goß seine Schale auf die Sonne, und es wurde ihr gegeben, auf die Menschen zu brennen mit Feuersglut. Da erlitten die Menschen brennende Hitze, und sie lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen; doch sie bekehrten sich nicht, ihm die Ehre zu geben. Der fünfte goß seine Schale auf den Thron des Tieres, und sein Reich wurde verfinstert, und vor Schmerz zerbissen sie sich ihre Zungen und lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Schmerzen und ihrer Geschwüre; doch sie bekehrten sich nicht von ihren Werken. Der sechste goß seine Schale auf den großen Euphratstrom; da vertrocknete sein Wasser, auf daß bereitet werde der Weg für die Könige vom Aufgang der Sonne. Und ich sah aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des Tieres und aus dem Maul des falschen Propheten drei unreine Geister herauskommen gleich Fröschen. Es sind dies dämonische Geister, die Zeichen vollbringen; sie ziehen aus zu den Königen des ganzen Erdkreises, um sie zu sammeln für den Kampf am großen Tag Gottes, des Allherrschers. - Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig, der wachsam ist und achtet auf seine Kleider, damit er nicht nackt umhergeht und man seine Blöße sieht. - Und sie versammelten sie an dem Ort, der auf hebräisch "Harmagedon" heißt. Der siebente goß seine Schale in die Luft; da kam eine laute Stimme aus dem Tempel vom Throne her und rief: "Es ist geschehen!" Und es folgten Blitze, dröhnende Donner und ein großes Beben, wie ein solches noch nie war, seit Menschen die Erde betraten. So gewaltig, so erschreckend groß war das Beben. Da zerfiel die große Stadt in drei Teile, die Städte der Heiden stürzten zusammen, und Babylon, der großen Stadt, wurde gedacht vor Gott, um ihr den Becher mit dem Glutwein seines Zornes zu reichen. Auch alle Inseln verschwanden, und von den Bergen wurde nichts mehr gefunden. Ein gewaltiger Hagel, zentnerschwer, geht nieder vom Himmel auf die Menschen, und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels; denn gewaltig groß ist seine Plage. Und es kam einer von den sieben Engeln mit den sieben Schalen und sprach zu mir: "Komm, ich will dir das Gericht über die große Buhlerin zeigen, die an vielen Wassern sitzt! Mit ihr buhlten die Könige der Erde, und vom Wein ihrer Buhlerei wurden trunken die Bewohner der Erde." Und er entrückte mich im Geist in eine Wüste; da sah ich ein Weib, das saß auf einem scharlachroten Tier voll Lästernamen, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern. Das Weib war in Purpur und Scharlach gekleidet und geschmückt mit Gold, Edelgestein und Perlen. Es hielt einen goldenen Becher in seiner Hand, voll vom Greuel und Unrat seiner Buhlerei. Auf seiner Stirne stand als Geheimnis ein Name geschrieben: "Babylon, die Große, die Mutter der Buhlerinnen und der Greuel der Erde". Ich sah das Weib trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu. Großes Staunen und Wundern überkam mich, als ich es sah. Da sprach der Engel zu mir: "Warum wunderst du dich? Ich will dir das Geheimnis des Weibes sagen, und auch des Tieres, das es trägt, das sieben Köpfe hat und zehn Hörner: Das Tier, das du sahst, es war und ist nicht. Es wird heraufsteigen aus dem Abgrund und ins Verderben fahren. Staunen werden die Bewohner der Erde, deren Namen nicht eingeschrieben sind im Buch des Lebens seit Grundlegung der Welt, wenn sie nach dem Tiere blicken, das war und nicht ist und wieder dasein wird. Hier zeigt sich der Verstand, der Einsicht besitzt: die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen das Weib sitzt; auch sind es sieben Könige. Fünf sind gefallen, einer ist da, und der andere ist noch nicht gekommen. Und wenn er kommt, soll er nur kurze Zeit bleiben. Das Tier, das war und nicht ist, ist selber der achte; er kommt aus den sieben und geht ins Verderben. Die zehn Hörner, die du sahst: zehn Könige sind es, die noch nicht zur Herrschaft gelangten, doch empfangen sie Macht wie Könige für eine einzige Stunde zusammen mit dem Tiere. Sie sind gleichen Sinnes und geben dem Tier ihre Macht und Gewalt. Sie werden Krieg führen gegen das Lamm, doch das Lamm wird sie besiegen; denn "Herr der Herren" ist es, "König der Könige", und sein Gefolge sind Gerufene, Auserwählte und Getreue." Und er sagte zu mir: "Die Wasser, die du sahst, an denen die Buhlerin sitzt, sind Leute und Menschenscharen, Nationen und Sprachen. Und die zehn Hörner, die du sahst, und das Tier, sie werden die Buhlerin hassen, sie einsam und nackt werden lassen und ihr Fleisch fressen und sie im Feuer verbrennen. Denn Gott gab es ihnen ins Herz, nach seinem Plan zu handeln und in Ausführung dieses einen Planes ihre Herrschaft dem Tier zu geben, bis Gottes Worte ihre Erfüllung finden. Das Weib, das du sahst, ist die große Stadt, die Herrschaft hat über die Könige der Erde." Darauf sah ich einen anderen Engel vom Himmel herniedersteigen, der besaß große Gewalt, und die Erde wurde hell vom Leuchten seines Glanzes. Er rief mit mächtiger Stimme: "Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die Große; sie wurde zur Behausung für Dämonen, zum Schlupfwinkel für jeglichen unreinen Geist und zum Schlupfwinkel für alles unreine und abscheuliche Gefieder. Denn vom Glutwein ihrer Buhlerei tranken alle Völker, die Könige der Erde buhlten mit ihr, und die Kaufleute der Erde sind reich geworden an ihrer maßlosen Üppigkeit." Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel her, die sprach: "Zieht fort von ihr, mein Volk, damit ihr euch nicht teilhaft macht an ihren Sünden und nicht betroffen werdet von ihren Plagen. Denn ihre Sünden reichten hinan bis zum Himmel, und Gott gedachte ihrer Freveltaten. Vergeltet ihr, wie auch sie vergalt, und zahlt ihr das Doppelte heim entsprechend ihren Werken! In den Becher, den sie mischte, schenkt ihr doppelt so viel ein! In dem Maße, in dem sie es herrlich sich machte und in Lüsten schwelgte, gebt ihr Qual und Trübsal! Denn sie spricht in ihrem Herzen: Als Königin sitze ich auf dem Thron; ich bin nicht Witwe und werde Trübsal nicht schauen. Darum werden an einem einzigen Tag ihre Plagen kommen: Tod und Trübsal und Hunger, und im Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist Gott, der Herr, der sie gerichtet hat." Da werden sie weinen und klagen über sie, die Könige der Erde, die mit ihr gebuhlt und in Lüsten geschwelgt, wenn sie den Rauch ihres Brandes sehen. Von ferne werden sie dastehen aus Furcht vor ihrer Qual und rufen: "Wehe, wehe, du große Stadt Babylon, du mächtige Stadt - in einer einzigen Stunde kam dein Gericht." Und die Kaufleute der Erde werden weinen und wehklagen über sie; denn ihre Ware kauft niemand mehr, die Ware an Gold und Silber, Edelsteinen und Perlen, Byssus und Purpur, Seide und Scharlach, all das Thujaholz, all das Gerät aus Elfenbein, aus Erz und Eisen und Marmor sowie Zimt und Balsam, Räucherwerk, Salböl und Weihrauch, Wein und Öl, Feinmehl und Weizen, Rinder und Schafe, Pferde und Wagen, Leibeigene und Menschenleben. Auch die Früchte, nach denen dein Herz begehrte, sind dir entschwunden; und alles, was köstlich und leuchtend war, ging dir verloren, und nimmermehr wird man es finden. Ja, die Kaufleute, die Handel trieben damit und an ihr sich bereicherten, werden von ferne dastehen aus Furcht vor ihrer Qual und werden weinen und wehklagen und sprechen: "Wehe, wehe, du große Stadt, die sich in Byssus, Purpur und Scharlach kleidete und mit Gold und Edelgestein und Perlen sich schmückte - in einer einzigen Stunde war der große Reichtum dahin." Alle Steuermänner und Lotsen, alle Matrosen und alle, die tätig sind auf dem Meere, blieben fernab stehen und riefen, als sie den Rauch von ihrem Brande sahen: "Wo ist eine Stadt, die gleichkäme dieser so großen Stadt?" Und sie streuten Staub auf ihr Haupt und riefen weinend und klagend: "Wehe, wehe, du große Stadt, an deren Wohlstand alle, die Schiffe auf dem Meere haben, reich wurden - in einer einzigen Stunde ist sie öde geworden." Frohlockt über sie o Himmel, ihr Heiligen, ihr Apostel und Propheten; denn vollzogen hat Gott euren Urteilsspruch an ihr. Da hob ein mächtiger Engel einen Stein auf, so groß wie ein Mühlstein, warf ihn ins Meer und sprach: "Mit solcher Wucht wird Babylon, die große Stadt, gestürzt und nicht mehr gefunden werden. Kein Klang von Harfenspielern und Sängern, Flötenspielern und Posaunenbläsern wird mehr in dir vernommen, kein Künstler irgendwelcher Art soll mehr in dir gefunden, kein Mühlengeräusch mehr in dir gehört werden. Kein Licht der Lampe wird mehr in dir scheinen, kein Ruf von Bräutigam und Braut in dir mehr zu hören sein. Denn deine Kaufleute waren die Großen der Erde, und durch deinen Zaubertrank wurden betört alle Völker, und in ihm befand sich das Blut von Propheten und Heiligen und von allen Erschlagenen auf Erden." Darauf hörte ich, wie ein machtvoller Chor einer großen Menge im Himmel rief: "Alleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht ist unseres Gottes! Denn wahrhaft und gerecht sind seine Gerichte. Er hielt Gericht über die große Buhlerin, die Verderben brachte über die Erde mit ihrer Unzucht, und er nahm Rache für das Blut seiner Knechte von ihrer Hand!" Und abermals riefen sie: "Alleluja! Ihr Rauch steigt auf in alle Ewigkeit." Da fielen die vierundzwanzig Ältesten und die vier Wesen nieder und beteten Gott an, der auf dem Throne sitzt, und sprachen: "Amen! Alleluja!" Eine Stimme kam vom Throne her und sprach: "Lobsingt unserem Gott, all seine Knechte, [und alle,] die ihn fürchten, die kleinen und die großen!" Und ich hörte ein Rufen wie von einer großen Menge und ein Rufen wie von vielen Wassern und ein Rufen wie von gewaltigen Donnern: "Alleluja! Denn die Herrschaft ergriff der Herr, unser Gott, der Allherrscher. Laßt uns freudig sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hält sich bereit." Ihr wurde als Kleid ein strahlend reines Byssus-Linnen gegeben; denn der Byssus bedeutet die gerechten Werke der Heiligen. Und er sagte zu mir: "Schreibe: Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes gerufen sind!" Weiter sagte er zu mir: "Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes." Da fiel ich ihm zu Füßen, ihn anzubeten, er aber sprach zu mir: "Nicht doch! Ein Mitknecht bin ich von dir und deinen Brüdern, die das Zeugnis Jesu haben. Gott bete an! Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung." Und ich sah den Himmel offenstehen, und siehe, ein weißes Pferd, und der auf ihm sitzt, heißt "Treu und Wahr", und in Gerechtigkeit richtet und kämpft er. Seine Augen sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Diademe. Er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als er selber. Er ist umkleidet mit einem Gewand, das mit Blut getränkt ist, und sein Name heißt: "Der Logos - das Wort - Gottes." Die Heerscharen im Himmel zogen hinter ihm her auf weißen Pferden, gekleidet in hell leuchtendes und reines Byssus-Linnen. Aus seinem Mund geht ein scharfes [zweischneidiges] Schwert, um damit die Völker zu schlagen. Er wird sie leiten mit eisernem Stab, und er tritt die Kelter des glühenden Zornweins Gottes, des Allherrschers. Auf seinem Gewand und an der Hüfte trägt er als Namen geschrieben: "König der Könige und Herr der Herren!" Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, der rief mit lauter Stimme allen Vögeln zu, die oben am Himmel flogen: "Kommt und findet euch ein zum großen Mahle Gottes! Ihr sollt Fleisch verzehren von Königen und Fleisch von Heerführern, Fleisch von Mächtigen und Fleisch von Pferden und von denen, die auf ihnen sitzen, Fleisch von allen, von Freien und Sklaven, Kleinen und Großen!" Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen gegen den, der auf dem Pferde saß, und gegen sein Heer. Da wurde das Tier ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen tat vor ihm, mit denen er jene verführte, die das Malzeichen des Tieres nahmen und sein Bild anbeteten. Lebend wurden sie beide in den Feuersee geworfen, der von Schwefel brennt. Die übrigen aber wurden getötet vom Schwert, das aus dem Munde dessen kommt, der auf dem Pferde saß, und alle Vögel fraßen sich satt an ihrem Fleische. Und ich sah einen Engel niedersteigen aus dem Himmel, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und Satan, und fesselte ihn auf tausend Jahre. Er warf ihn in den Abgrund, schloß zu und brachte ein Siegel darüber an, damit er nicht mehr die Völker verführe, bis vollendet sind die tausend Jahre. Danach muß er losgelassen werden auf eine kurze Zeit. Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben, und ich sah die Seelen derer, die hingerichtet worden waren wegen des Zeugnisses für Jesus und wegen des Wortes Gottes, die weder das Tier und sein Bild angebetet noch dessen Malzeichen auf ihre Stirn und ihre Hand genommen hatten. Sie wurden lebendig und traten die Herrschaft an mit Christus für tausend Jahre. Die übrigen Toten wurden nicht lebendig bis zur Vollendung der tausend Jahre. Dies ist die erste Auferstehung. Selig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über sie hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern Priester Gottes und Christi werden sie sein und mit ihm herrschen tausend Jahre. Wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan losgelassen werden aus seinem Kerker, und er wird ausziehen, um die Völker an den vier Enden der Erde zu verführen, den Gog und den Magog, um sie zusammenzuholen zum Kampf. Ihre Zahl ist wie der Sand am Meere. Und sie zogen herauf über die breite Fläche der Erde und umzingelten das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt. Da fiel Feuer herab von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie. Der Teufel aber, der sie verführt hatte, wurde in den Feuer und Schwefelsee geworfen, in dem auch das Tier und der falsche Prophet sich befinden, und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht in alle Ewigkeit. Und ich sah einen mächtigen, leuchtenden Thron und den, der darauf sitzt. Vor seinem Angesicht floh die Erde und der Himmel, und für sie fand sich kein Platz mehr. Ich sah die Toten, groß und klein, vor dem Throne stehen, und Bücher wurden geöffnet. Ein eigenes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens, und die Toten wurden aus dem, was geschrieben war in den Büchern, gerichtet nach ihren Werken. Das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren, und der Tod und die Unterwelt gaben die Toten, die in ihnen waren, zurück, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Der Tod und die Unterwelt wurden in den Feuersee geworfen; das ist der zweite Tod, der Feuersee. Und wenn sich einer nicht eingeschrieben fand im Buch des Lebens, wurde er in den Feuersee geworfen. Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich [, Johannes,] sah die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, herniedersteigen aus dem Himmel von Gott her, gekleidet wie eine Braut, die geschmückt ist für ihren Mann. Und ich hörte eine laute Stimme vom Throne her rufen: "Seht, das Zelt Gottes unter den Menschen! Er wird wohnen bei ihnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst wird als Gott bei ihnen sein. Er wird jede Träne wegwischen von ihren Augen; der Tod wird nicht mehr sein, und nicht Trauer und Klage und Mühsal; denn das Frühere ist vergangen." Der auf dem Thron Sitzende sprach: "Siehe, alles mache ich neu!" Und er sagte [zu mir]: "Schreibe! Denn diese Worte sind zuverlässig und wahr!" Und er sprach zu mir: "Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Umsonst werde ich dem Dürstenden geben von der Quelle lebendigen Wassers. Der Sieger wird dies als Erbe erhalten, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein. Den Feiglingen aber und den Treulosen, den Unheiligen und Mördern, den Unzüchtigen und Zauberern, den Götzendienern und allen Lügnern wird ihr Anteil sein im See, der von Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod." Und es kam einer der sieben Engel, die die sieben Schalen trugen mit den letzten sieben Plagen, und sprach zu mir: "Komm, ich will dir die Braut zeigen, die Frau des Lammes!" Und er entrückte mich im Geist auf einen großen Berg und zeigte mir die Heilige Stadt Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herniederstieg in der Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz gleicht einem kostbaren Stein, wie kristallheller Jaspis. Sie hat eine mächtige, hohe Mauer mit zwölf Toren, und auf den Toren zwölf Engel und Namen daraufgeschrieben; dies sind die Namen der zwölf Stämme der Söhne Israels. Von Osten her sind es drei Tore, von Norden drei Tore, von Süden drei Tore und vom Westen drei Tore. Die Mauer der Stadt hat zwölf Grundsteine, und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes. Und der mit mir sprach, hatte einen goldenen Meßstab, um die Stadt, ihre Tore und die Mauer zu messen. Die Stadt ist im Viereck gebaut, ihre Länge so groß wie ihre Breite. Er maß bei der Stadt mit dem Stab zwölftausend Stadien; ihre Länge, Breite und Höhe sind gleich. Und er maß ihre Mauer mit einhundertvierundvierzig Ellen - eines Menschen, das heißt eines Engels Maß. Der Bau ihrer Mauer war aus Jaspis, und die Stadt war lauteres Gold, rein wie Kristall. Die Grundsteine der Mauer der Stadt sind geschmückt mit aller Art Edelgestein: der erste Grundstein ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalzedon, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sardion, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst. Die zwölf Tore sind zwölf Perlen, jedes einzelne Tor aus einer einzigen Perle. Der Platz der Stadt ist lauteres Gold, klar und hell wie Kristall. Einen Tempel sah ich nicht in ihr; denn ihr Tempel ist der Herr, Gott, der Allherrscher, und das Lamm. Die Stadt bedarf weder der Sonne noch des Mondes, daß sie scheinen in ihr; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtete sie, und ihre Leuchte ist das Lamm. Die Völker werden in ihrem Lichte einhergehen, und die Könige der Erde werden ihre Herrlichkeit [und ihre Kostbarkeit] zu ihr bringen. Ihre Tore werden nicht geschlossen werden bei Tag; Nacht wird ja dort nicht mehr sein. Man wird die Herrlichkeit und Kostbarkeit der Völker zu ihr bringen. Nichts Gemeines wird eingehen in sie und niemand, der Greuel begeht und Lüge, sondern nur jene, die eingeschrieben sind im Lebensbuch des Lammes. Und er zeigte mir einen Strom mit dem Wasser des Lebens, schimmernd wie Kristall, der vom Throne Gottes und des Lammes hervorkam. In der Mitte ihres Platzes und des Stromes zu seinen beiden Seiten steht ein Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt, jeden Monat gibt er seine Frucht, die Blätter des Baumes aber dienen zur Heilung der Völker. Nicht Fluchbeladenes wird es mehr geben. Der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein, und seine Knechte werden ihm dienen. Sie werden sein Angesicht schauen, und sein Name ist auf ihren Stirnen. Nacht wird nicht mehr sein, und man braucht nicht das Licht einer Lampe oder das Licht der Sonne; denn Gott, der Herr, wird leuchten über ihnen, und sie werden herrschen in alle Ewigkeit. Und er sprach zu mir: "Diese Worte sind verlässig und wahr. Der Herr, der Gott der prophetischen Geister, entsandte seinen Engel, um seinen Knechten anzuzeigen, was bald geschehen soll. Siehe, ich komme bald. Selig, wer die prophetischen Worte dieses Buches bewahrt!" Ich, Johannes, bin es, der dies hörte und schaute. Als ich es gehört und geschaut hatte, fiel ich zu Füßen des Engels, der mir dies zeigte, nieder, um ihn anzubeten. Er aber sprach zu mir: "Nicht doch! Ein Mitknecht bin ich von dir und deinen Brüdern, den Propheten, und von denen, die festhalten an den Worten dieses Buches. Gott bete an!" Und er sagte zu mir: "Versiegle nicht die prophetischen Worte dieses Buches! Denn die Zeit ist nahe. Der Frevler frevle weiterhin; der Unreine sei weiterhin unrein; der Gerechte übe weiterhin Gerechtigkeit, der Heilige heilige sich weiterhin. Siehe, ich komme bald, und mit mir mein Lohn, um einem jeden zu vergelten nach seinem Werke. Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig, die ihre Kleider [im Blut des Lammes] waschen! Sie sollen Anrecht erhalten auf den Baum des Lebens und durch die Tore eingehen in die Stadt. Draußen aber sind die Hunde und die Zauberer, die Unzüchtigen und die Mörder, die Götzendiener und ein jeder, der die Lüge liebt und sie begeht. Ich, Jesus, sandte meinen Engel, um euch dies vor den Gemeinden zu bezeugen. Ich bin der Wurzelsproß und der Stamm Davids, der hellstrahlende Morgenstern. Der Geist und die Braut sprechen: Komm! Wer es hört, der spreche: Komm!, und wen dürstet, der komme, und wer will, der empfange umsonst Wasser des Lebens!" Ich bezeuge jedem, der die prophetischen Worte dieses Buches hört: Wenn einer ihnen etwas hinzufügt, über den wird Gott all die Plagen bringen, von denen geschrieben ist in diesem Buche. Und wenn einer etwas wegnimmt von den Worten dieses prophetischen Buches, dem wird Gott seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebens und an der Heiligen Stadt, wovon geschrieben ist in diesem Buche. Der dies bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald! Amen! Komm, Herr Jesus! id=b-vz-220 lang=deu charset=0 description=Pattloch 1980 Übersetzer AT Prof. Dr. Vinzenz Hamp und Prof. Dr. Meinrad Stenzel; NT Prof. Dr. Josef Kürzinger; short.title=Pattloch 1980 version.major=1 version.minor=0 version.date=2017-03-25 creator=Hans J. Herbst (joiner194@hotmail.com) coverage=provide the Bible to the nations of the world