Emanuel Swedenborg im Jenseits
Empfangen durch Franz
Schumi - 1901, 18.- 28. Juli, Graz.
Geschichte Emanuel
Swedenborgs, welche Vater Jesus durch Franz Schumi gab, und worin die geistige
Führung dieses für die echte Lehre Christi hochverdienten Mannes im Geisterreich
bis zu seiner Vollendung als Großer und Fürst unter den Großen und Fürsten des
Neuen Jerusalems beschrieben ist.
Swedenborgs geistige Vorgeschrittenheit
Die Merkmale des inneren Wortes.
Swedenborg aus dem oberen Paradiese
in die zweite Hölle versetzt
Versündigung gegen das Gebot der
Nächstenliebe.
Der Arme und Unvermögende wirkt
Barmherzigkeit durch seinen guten Willen..
Rohe Lieblosigkeit mit der tiefsten
Hölle bestraft
Gute Erfahrung in wahren Tugenden
der Nächstenliebe.
Der rätselhafte neue Bruder namens
"Liebe".
Wie der himmlische Vater liebreich
für seine Kinder sorgt!.
Mohammed trat im Jahre 1653 zum
Christentum über.
Wiederholtes Wunder durch
Vermehrung der Speisen und Getränke.
Swedenborg erkennt in Bruder Liebe
den Vater Jesus.
Die antichristliche Order von Rom...
Bericht über abscheuliche Fragen im
Beichtstuhle.
Guttun, ohne Vorwürfe für getanes
Unrecht zu machen..
Römisch- katholisch heißt soviel
als antichristlich..
Ursprung der römischen
Christengemeinde.
Römisch- katholische Priester
werden von ihrer Gemeinde ‘Satansdiener’ genannt
Du sollst nicht töten. Ungewitter
sind Geisterkriege.
Das Mittel zur Eintracht ist die
Nächstenliebe.
Das wunderschöne Urweib Satana.
Maria als Zeugin erfüllter Weissagungen über den Messias
Das Lied von der Ewigen Liebe.
Das große Lied von Jesus Jehova.
Orientalische Demutsbezeugung dem
Vater Jesus.
Emanuel Swedenborg als Großer und
Fürst im Neuen Jerusalem...
(Swedenborg ein
Liebling Gottes. Seine Worte sind durch Liebesgeister diktiert worden. Er kam
nach dem Tode ins Mittelparadies unter seine Bekannten und Freunde. Unterschied
zwischen Swedenborg und den Vatermedien, sein inneres Wort eine Ausnahme der
Gnade für seine Liebe zur göttlichen Wahrheit.)
Es ist die größte Aufgabe eines echten Christen, zu erkennen, was Wahrheit und
was Lüge ist. Also haben wir einen Mann vor uns, der Mein Liebling war und
lange nach dem Lichte der Wahrheit strebte, bis es ihm gelang, tatsächlich
dieses Licht zu erschauen. Emanuel Swedenborg war eine fromme Seele und als
solche war er stets eifrig im Gebet zu Mir, dem Vater Jesus: Ich möge ihm doch
ein reines Licht in die Widersprüche der Bibel und ihre Ausdeutungen geben.
Da niemand bei Mir abgewiesen wird, der redlichen
Herzens die Wahrheit sucht, also ist auch er nicht abgewiesen worden, sondern
Ich Selbst ließ Mich herbei und erschien ihm eines Abends in Meiner
Heilandsgestalt, damit er Mich gleich erkannt hatte. Darauf hin ließ Ich ihm
durch hohe Geister aus Meinem Liebeshimmel mehrere Werke diktieren, die euch
bekannt sind. Daher will Ich Mich nicht mit irdischen Verhältnissen und
Tatsachen seiner Zeit aufhalten, sondern bloß das geistige Leben beschreiben,
daß er durchwandert hat seit seinem Eintritt in das Geisterreich bis zu seiner
Vollendung. Und zwar deshalb, weil niemand sogleich in den Himmel kommt, wenn
er das Zeitliche verläßt, sondern alle Stufen des geistigen Lebens durchwandern
muß, die er hier auf Erden noch nicht durchgewandert ist.
Emanuel Swedenborg starb eines ruhigen Todes, wie sein Leben ein Mir ergebenes
und ruhiges war. Im Geisterreich angekommen, empfing ihn eine große Schar guter
Geister, die schon lange auf ihn sehnsuchtsvoll wartete. Und daher war sein
Eintritt ein freudevoller, da er mehrere Bekannte antraf, die vor ihm dahin
gekommen waren, sowie viele, die sich diesem Ereignisse gerne beigesellt
hatten, um über die verschiedenen Verhältnisse auf der Welt sich besprechen zu
können. Also war der Empfang ein liebe und freudevoller und währte längere
Zeit, da man sich ja gar so vieles von da und dort zu erzählen wußte und
wollte, so daß sie ganz in den Lauf der: Ereignisse der geistigen Sklaverei auf
der Welt geraten waren. Endlich ermahnten sich die Geister, daß es nicht gut sei,
so viel über weltliche Zustände zu plaudern, da die Aufgabe eines Geistes von
der des Menschen auf Erden eine verschiedene, ja streng geschiedene ist, welche
Ernst und Arbeit verlangt, um geistig vorwärts zu schreiten.
Da ermahnte sich auch der Swedenborg und fing an nachzudenken über seine neue
Umgebung und seine eigenen Seelenzustände. Sein Eintritt geschah in das
Mittelparadies, denn bis da war seine Seele schon reif, aber es hing noch immer
manch Menschliches an ihm, was er hier abzulegen hatte, um in das oberste
Paradies zu kommen. Daher fing er an auszufragen, ob man noch nicht im Himmel
sei und Mich sehen könne. Darauf erwiderten ihm die Geister, daß dies noch kein
Himmel sei, sondern Paradies oder Sommerland seliger Geister, die aber noch nie
den Vater Jesus gesehen hatten, obwohl ihnen manche hohe Geister viel davon
erzählt hätten. Man wird sich wundern, daß Ich dem Swedenborg nicht erschien,
als er ins Geisterreich trat, da er doch viel für Mich schrieb und erduldete.
Auch wird manches der jetzigen Medien sich darüber befragen, warum Ich nicht
Selber mit dem Swedenborg verkehrte und ihm Selber diktierte, wie Ich es
heutzutage mit Medien zu tun pflege.
Swedenborg war zwar ein hoher Geist, aber trotzdem
nicht so hoch wie die heutigen Medien es sind; außerdem hatte er seine
Schwächen, die er nicht mit Ernst bekämpfte, und so konnte Ich nicht mit ihm
direkt verkehren, sondern überließ diese Arbeit Meinen Engeln. Was die innere
Erleuchtung bei Swedenborg betrifft, so war es eine Ausnahme der Gnade, weil
das eigentliche innere Wort erst im oberen Paradiese oder im unteren oder
ersten Himmel gegeben wird, damit nicht niedere Geister sich eines solchen
Mediums bedienen und falsche Lehren hierdurch der Welt kundgeben, weil das
Mittelparadies noch kein absolut reines Licht in göttlichen Wahrheiten hat.
Daher waren dem Swedenborg zugleich hohe Geister zum Schutz und als Sprecher
und einer darunter als suggestiver Redner zu der Seele des Swedenborgs, durch
welches die innere Erleuchtung erfolgte, wo der Swedenborg spricht.
(Merkmale zwischen den
Diktaten Swedenborgs und denen der Vatermedien. Klarheit und Verständlichkeit
der Diktate als Beweis der inneren Beschaffenheit des Mediums. Das innere Wort
wird durch Verstand und Vernunft beeinflußt. Swedenborgs Wunsch, zum Vater
Jesus zu kommen und sein diesbezügliches Gebet.)
Geisterdiktate zeigen die Merkmale, daß sie nicht so klar und kurz ausgedrückt
sind wie die Meiner Medien. Auch Meine Medien unterscheiden sich stark: Je
höher das Medium steht, desto reiner und entscheidender ausgedrückt sind die
Diktate, weil Ich immer so die Worte geben kann, wie das Medium geistig
entwickelt und vorgeschritten ist. Je ruhiger und entwickelter das Medium,
desto leichter und verständlicher sind die Diktate seiner Medialität, weil es
höher in Erkenntnis der göttlichen Wahrheit steht und weniger persönliche
Mitarbeit an Ansichten leistet, daher das Diktat auch reiner und fehlerfreier
an sich ist. Wo Widersprüche oft vorkommen, da ist das Medium noch nicht
geistig rein und genügend vorgeschrittene aber Ich werde zur rechten Zeit alles
Unrichtige entfernen und dadurch es rein herstellen, daß ihr euch nicht daran
stoßen werdet.
Freilich ist auch die Schulbildung für die
Satzstellung bei manchem daran schuld, weil das innere Wort mit der Vernunft
und dem Verstand früher in Berührung kommt, bevor es im Munde sprechend
erscheint, also leicht und oft an Reinheit und Richtigkeit des Ausdruckes
leidet. Dieses fand Ich zeitgemäß euch aufzuklären, damit ihr die Werke des
Swedenborg und den Unterschied in der Aufklärung zwischen Swedenborg und
Lorber, Mayerhofer und anderer erkennet. Nun kehren wir zum Swedenborg
zurück.
Darum wandte er sich bittend an Mich und bat Mich
recht inbrünstig: »O mein liebevollster Vater Jesus, ich bitte Dich
recht demütig, lasse mir ein Licht aus Deiner himmlischen Gnadensphäre werden,
damit ich weiß, was ich tun soll, um zu Dir, Meiner einzigen Liebe zu kommen!
Denn siehe, lieber Vater, mir ist langweilig ohne Dich, an den Mein ganzes
Denken und Sinnen hängt. Daher, o mein vielgeliebter Vater Jesus, lasse Dich
doch herbei und komme zu mir und kläre mich auf, was ich doch tun soll, um
ehestens zu Dir zu gelangen! Meine Seele trauert nach Dir und will zu Dir und
kann nicht, weil sie die Wege nicht kennt, welche dahin führen.
Es muß sicher etwas Besonderes in mir stecken, daß ich nicht das rechte Licht habe, da ich doch selber soviel Lichtvolles für die Bekehrung der Welt schrieb. Komm, komm, lieber Vater und lasse mich nicht in meiner traurigen Lage schmachten, sondern hilf mir das Licht und den Weg der Wahrheit finden, denn ich will alles tun, was Du mir auftragen wirst zu tun, um nur zu Dir zu kommen. Ich weiß um meine Schwächen und Fehler, daher weiß ich auch, daß in mir die Kraft ist, durch die Liebe, die ich zu Dir habe, dieselben auszumerzen und ganz nach Deinen Lehren zu leben. Daher rufe ich Dir, Du ewige Liebe und Erbarmung, zu, lasse Dich herbei und nimm mich auf in Deine Liebe und Gnade. Amen.«
(Swedenborg in das
obere Paradies versetzt. Angenehme und unangenehme Erfahrungen. Die Zumutung,
einen schweren Baumstamm tragen zu helfen und wegen Zögerns in die zweite Hölle
versetzt.)
Als er dieses inbrünstige Gebet beendet hatte, befand er sich plötzlich in
einer anderen herrlichen Gegend, wo alles viel edler und hochgeistiger war und
freundliche Geister lustwandelnd ihn herzlich willkommen begrüßten. Erstaunt
blickte er herum, daß seine frühere Gegend sich so plötzlich verändert hatte
und seine früheren Freunde und Bekannten verschwunden waren.
Doch war ihm das ein gutes Zeichen, daß sein Gebet doch in einer Weise erhört wurde, welches das Beste zu erhoffen versprach, und er dachte, es wird wohl noch der liebe Heiland kommen und meinen Sehnsuchtswunsch erfüllen. So stand er eine Weile und schaute nach allen Seiten, ob er Mich nicht irgendwo erblicken könne, doch nichts zeigte sich, was seinen Wunsch in Erfüllung zu bringen versprach. Nach langem Warten wandte er sich an eine Gruppe fröhlich dahin wandelnder Menschen und fragte sie, wo er sich denn eigentlich befinde, da er niemand kenne. Er erzählte ihnen, wer er im Leben war, was er schrieb und wie er ins Geisterreich kam und unter seine Freunde und Bekannten von gleicher Gesinnung ins Mittelparadies gelangte, dort aber nicht seine innere Befriedigung finden konnte und daher zum Gebet seine Zuflucht nahm und nach der Beendigung des Gebetes in diese herrliche Gegend versetzt wurde.
Die seligen Geister freuten sich über seine Berichte und sagten: »Hier ist das obere Paradies, der Vorort des Himmels, und es wird sich schon finden, daß auch dir der liebe Heiland Jesus erscheinen wird, wenn du so großes Verlangen nach Ihm hast. Denn im oberen Paradiese kommt dies hin und wieder vor, daß der liebe Heiland persönlich unter diejenigen kommt, die eine große Sehnsucht nach Ihm haben.« Darauf entfernten sie sich und der Swedenborg befand sich wieder allein in der herrlichen Gegend, die er bewundernd mit seinen Augen musterte. Doch nicht lange konnte er ruhig bleiben, sondern die Liebe zu Mir trieb ihn entlang eines silberklaren Baches, der voll Edelfische war, zu wandeln und die schönen Gewächse, Blumen und Früchte, die an Bäumen und Gesträuchen in großer Fülle zu sehen waren, zu beschauen und sich des Wohlgeruches, der zu ihm drang, zu erfreuen. Endlich kam er zu einer Bachkrümmung, die wie in ein anderes Land zu führen schien.
Neugierig gemacht, was das für ein Land sein möchte,
ging er hinein in die veränderte Landschaft, die aber nicht so schön war, wie die
frühere, weil seine Liebe zu Mir zu stark zur Bewunderung der Natur sich
hinneigte und dadurch die Lieblichkeit des geistigen Seins sich in ihm
verminderte. Dies war eine unangenehme Überraschung für ihn und er wollte daher
umkehren. Aber o wehe! die schönen Gegenden, die er im Rücken zu haben glaubte,
waren weg und verschwunden und der Weg zurück nicht besser wie nach vorwärts.
Das machte ihn stutzen, woher und warum diese plötzliche Veränderung. Da stand
er wieder traurig und wußte nicht, was er machen sollte, da die Landschaft viel
unansehnlicher war, als im Mittelparadiese und er sich allein und verlassen
sah. Nun stieg ihm der Gedanke auf: Du hast ja den lieben Vater Jesus ganz
vergessen vor lauter Beschauung und Bewunderung der herrlichen Gegenden und
hast Ihm nicht einmal einen Dank und Lob dafür gesagt, daß Er dich so herrlich
in die obere Sphäre des Paradieses versetzt hatte. Ein Seufzer der Wehmut
überkam ihn und Tränen der Reue wegen seines Undankes und seiner Vergessenheit
traten in seine Augen und tiefbewegt fiel er auf seine Knie und bat um
Vergebung der Sünde, die er eben begangen hatte.
Plötzlich sah er einen Menschen den Bach aufwärts gegen ihn zugehen, der einen schweren Baumstamm auf seiner Schulter trug. Als der fremde Mensch näher kam, sah Swedenborg, daß er ganz in Schweiß gebadet war wegen der Schwere des Baumstammes, den er trug. Als dieser ganz in seine Nähe kam, bat er ihn, ob er ihm nicht helfen möchte den schweren Baumstamm zu tragen, da er ihn schon lange und von weit her trug. Swedenborg schaute den Träger, den Baumstamm und seine eigenen, feinen schwarzen Kleider an und wußte nicht, was er ihm antworten solle, da er sich die Kleider zu beschmutzen und zu zerreißen fürchtete. Da schaute ihn der Träger traurig an und sagte: »Lieber Bruder, hast du mehr Liebe zu deinem Salonanzug als zu mir, der ich müde und nahe ermattet bin und doch fort muß, wohin mir beschieden ist, den schweren Baumstamm zu tragen?« Da erbarmte sich Swedenborg und sagte: »Weißt du was, ich will dir helfen, aber lasse mich meinen schwarzen Salonrock ausziehen, damit er nicht beschmutzt oder zerrissen, wird.«
Da erwiderte ihm der Träger: »Was nützt dir da dein Salonrock in dieser Wüste ohne Leben und Freude? Mag der Rock zerrissen oder ganz sein, wer schaut dich an, wo wir zwei allein in dieser traurigen Landschaft sind? Überlege nicht viel, sondern nimm die Hälfte der Last auf deine Schulter, indem du mir hilfst sie dort hinaufzutragen, um einen Steg über den tiefen Bach zu machen, damit wir hinüber kommen und uns dort auf der anderen Seite umschauen, ob da nicht eine schönere Gegend sich vorfindet, wo wir zufriedener mit unserem Los werden.« Auf diese Zurede wollte Swedenborg zugreifen und den schweren Baumstamm tragen helfen, aber sein Salonanzug stand ihm im Wege und er zauderte, den schmutzigen und knorrigen Baumstamm auf seine Schultern zu nehmen.
Plötzlich wurde es finster um ihn herum und eine unheimliche Gesellschaft umgab
ihn, während der Träger und der Baumstamm verschwunden waren. Wohl trug er hoch
den schwarzen Salonanzug, aber was bedeutete dieser in dieser gemeinen und
garstigen Gesellschaft, die sich recht gemein betrug und unschöne Reden unter
sich führte wie in einer gemeinen Schnapsbude. Wie vom Blitzstrahl getroffen
stand Swedenborg da und konnte sich die seltsame Veränderung der schönen in
immer traurigere Gegenden nicht enträtseln. Besonders ekelhaft kam ihm das
Reden seiner neuen Gesellschaft vor, welche ihm recht höllisch erschien. Hier
stand er traurig und beschaute beim Abenddämmerungslichte seine Umgebung, die
kahl, unfruchtbar, garstig, ja unheimlich, wie ihre Bewohner war.
(Höhnische Aufklärung
der Höllengeister über die Versündigung wegen Lieblosigkeit. Swedenborg erkennt
seine Sünde. Der Höllenteufel mit himmlischen Salonanzug. Höllische
Unterhaltung. Versetzung auf einen Wüstenweg. Begegnung mit einem zerlumpten
Menschen.)
Einige der neuen Gäste traten zu ihm und musterten ihn von oben nach unten und
fragten ihn: »Wer bist du denn und woher kommst du, daß du dich zu
uns in die Hölle unter die Teufel verirrt hast? Denn du scheinst ein besserer
Mensch gewesen zu sein, das besagt uns dein schöner Anzug unzweideutig. Was hast
du denn angestellt, daß dich das böse Schicksal in die Hölle verstoßen hat?
Wahrscheinlich warst du lieblos wie wir und daher traf dich dasselbe Los wie
uns. die wir schon auf Erden Teufel unter Menschen waren und kamen daher gleich
nach dem Tode mit unseren schmutzigen und zerrissenen Kleidern hierher.
Du aber scheinst dich erst hier versündigt zu haben, weil dein Anzug einen
besseren Menschen zeigt als wir es sind. Sage uns, was hast du angestellt, daß
du mit einem himmlischen Anzug in die Hölle kamst?!« Wie ein Donnerstrahl
durchdrang dieses Gerede seiner neuen Umgebung sein trauriges Herz und er
dachte bei sich selbst: Also diese erkennen an meinem Anzug, daß ich mich hier
durch Lieblosigkeit versündigt habe und daher in die Hölle kam. Und ich, ein
Werkzeug des Herrn, der soviel Schönes schrieb, wußte das nicht, was
Höllengeister sogleich an mir erkannten! O wehe mir, jetzt weiß ich, wie und
warum ich mich versündigt habe.
Die Liebhaberei mit den Naturschönheiten und die Lieblosigkeit gegen den armen
Mann, der so schwer seine Baumlast trug, ist die Schuld meines traurigen
Zustandes in dieser unheimlichen höllischen Gegend und Gesellschaft. Swedenborg
schaute nach seinen unheimlichen Gästen, soviel er beim Dämmerlichte an ihnen
sehen konnte und war sichtlich aufgeregt, plötzlich ein Höllengeist geworden zu
sein. Besonders mißfiel ihm die heimliche Schadenfreude seiner neuen Gäste, die
höhnisch lachten und witzige Geringschätzungen über den Höllenteufel mit
himmlischem Salonanzug hervorbrachten.
Tiefgebeugt und in Trauer versunken stand er da und
schwieg auf alles, was er hörte, denn er fühlte, daß dieser Zustand seiner
begangenen Lieblosigkeit entsprach und daher auch die Verhöhnung und
Geringschätzung eine verdiente war. Ohne etwas zu erwidern, wandte er sich ab
von der Gesellschaft und ging weg von ihr an einen einsamen Ort, wo er allein
sein konnte. Hier setzte er sich nieder und dachte über die Ereignisse nach,
die er bisher im Geisterreich erlebt hatte, und dachte darüber nach, wie er
wieder aus der Hölle, in die er zufolge seiner Lieblosigkeit geriet, kommen
könnte.
Jetzt hätte er wohl mögen den schweren Baumstamm tragen, aber wo ist diese
Gegend, wo der Träger hin verschwunden, damit er ihm helfen könnte? Diese
Gedanken durchschwirrten sein Inneres, aber er sah keine Auskunft auf seine
Fragen, er sah keine Möglichkeit, die begangene Lieblosigkeit gutzumachen in
seinem Höllenzustande und daher war er sehr niedergeschlagen über das traurige
Los, das ihn infolge seines Mangels an Bruderliebe traf. So saß er versunken in
träumenden Tiefen seiner Gedanken, die ihm kein Aus und kein Ein zu raten
wußten. Plötzlich kam ihm ein lichter Gedanke, der ihn aus seiner
Gedankenvertiefung herausriß.
Wie wäre es, wenn ich wieder einen Fußfall der Reue
und Bitte um Vergebung meiner Sünde des Mangels an brüderlicher Nächstenliebe
machen möchte!? Diesen Gedanken hielt er nun fest und dachte nach, wie er es
nun recht anstellen könnte, um zum Ziele seines Wunsches zu gelangen. Aber je
mehr er darüber nachdachte, desto schwieriger erschien ihm die Demütigung, der
er sich unterziehen wollte, um wieder in Gnade bei seinem lieben Heiland Jesus
zu kommen. Denn er wußte nun, daß die Proben, die von jetzt ab an ihn
herantreten würden, größer und schwieriger sich gestalten dürften und das
verlangte Überlegung und Prüfung der Geisteskraft, die dazu nötig wird, um jede
unangenehme Zumutung mit Ruhe und Liebe entgegenzunehmen.
Plötzlich hörte er einen großen Lärm und Laute, welche riefen: »Wo ist der neue Gast, den
müssen wir in unsere Gesellschaft einführen und einweihen in unser Leben, damit
ihm nicht langweilig unter uns wird.« Dunkle Gestalten näherten
sich ihm und sprachen: »Hier muß er irgendwo sein, denn dahin zog er sich
zurück.« Kaum war dies ausgesprochen, so standen sie schon
vor ihm und fragten ihn, warum er so einsam und traurig da sitze. Ohne etwas
darauf zu antworten, stand er auf und wollte sich von ihnen entfernen. Allein
die wilden Gesellen folgten ihm und wollten sich nicht abweisen lassen, sondern
drangen in ihn, er solle mit ihnen gehen und sich mit ihnen unterhalten.
Sie wollten Karten spielen, damit ihnen die Zeit nicht langweilig werde. Ganz in Angst geraten vor den zudringlichen Gesellen schrie er förmlich auf im Herzen nach Mir, Ich solle ihn erretten aus dieser Höllengesellschaft, die ihn verfolgte. Plötzlich stand er allein an einem einsamen Wege ohne Menschen, noch Bäume, noch sonst etwas zu sehen. Es war ein förmlicher Wüstenweg. Hier nahm er sich zusammen und machte ein Gelübde, er wolle alles tun, was Ich nur wolle, nur solle Ich ihn wieder in Gnade aufnehmen und ihm Meinen Wunsch auftragen, den er nach Möglichkeit erfüllen würde, und bat zerknirschten Herzens, aber bloß um die Vergebung seiner Sünde der Lieblosigkeit.
Ich ließ ihn da eine längere Zeit allein stehen und sich beraten, wohin er denn
seine Schritte lenken soll, um aus dieser Wüste zu gelangen. Aber es ließ sich
nichts erraten. Er sah wenig, weil er noch immer in der Höllenfinsternis
zweiten Grades war und nirgends ein Leben bemerkte. Als er schon ziemlich lange
da hin und her sann, was er tun oder anfangen solle, sah er in der Entfernung
etwas Dunkles sich bewegen, welches sich bald als eine menschliche Gestalt
erwies, aber welche!? Ein ganz zerlumpter Mensch, der die Blößen seines Leibes
nicht bedecken konnte, so daß er wie ein Wilder, mehr nackt als angezogen vor
dem Swedenborg stand. Entsetzt wich Swedenborg einige Schritte vor ihm zurück
und wollte ihm ausweichen. Allein der Halbnackte ging ihm nach und bat ihn um
Nahrung, und da er so schön angezogen sei, möchte er ihm doch soviel von seinem
Anzug geben, damit er die Blöße seines Unterleibes bedecken könnte.
(Swedenborg gibt dem Armen den Salonanzug und
bettelt für beide in der Hölle. Die dargereichten Höllenalmosen. Gespräch
zwischen Swedenborg und dem Armen und der Wert des demütigen Gebetes vor Gott.
Erhörtes Gebet. Swedenborg wieder im Mittelparadiese unter seinen Bekannten und
Freunden.)
Hier wird Swedenborg inne, daß er einen Bedürftigen vor sich hat, den er nicht
so lieblos wie den ersten behandeln darf, daher blieb er stehen und sagte: »Lieber Bruder, zu essen kann
ich dir nichts geben, denn ich bin schon selber hungrig und habe nichts in den
Mund zu nehmen, aber deine Blöße könnte ich doch bedecken. Nimm da meinen
langen Rock, zieh ihn an und gehe mit mir! Vielleicht finden wir irgendwo etwas
zu essen und Menschen.«
Der Arme ließ sich das nicht zweimal sagen, nahm den
dargebotenen Rock und zog ihn an, dem Geber herzlich dankend für diese
unerwartete Wohltat. Und Swedenborg war herzlich froh, des Rockes los zu sein,
der ihn in die Hölle brachte. Nun machten sich beide auf gut Glück auf und
schritten auf dem holperigen Wüstenwege dahin, nach Menschen und Nahrung
suchend. Nach langem Hin- und Herirren, weil der Weg sich später ganz verlor,
erblickten sie kleine Häuser auf einer Anhöhe, die sich in dieser Wüste
befand.
Nun sagte Swedenborg: »Bruder, wir beide sind müde und hungrig, daher lasse
mich nachschauen gehen, was für Menschen da wohnen und ob nicht etwas Nahrung
aufzutreiben ist, die uns den schon sehr empfindlichen Hunger stillen möchte.
Du bleibst draußen, ich aber gehe hinein und werde sehen, was sich für uns zwei
machen läßt.« Also ging Swedenborg in das erste Häuschen, während
sein Begleiter draußen sich niedersetzte und den Erfolg erwartete. Als
Swedenborg in das Haus trat, fand er zwei Menschen, Mann und Weib, welche kaum
etwas besser daran waren, wie sein Begleiter, doch verlor er nicht den Mut und
fragte sie, ob sie ihm und seinem Begleiter nicht mit etwas Nahrung dienen
könnten, da beide sehr müde und hungrig seien.
Da antwortete der Mann: »Lieber Freund, wenn du und dein Begleiter gute
Menschen wären, so wäret ihr nicht in die Hölle gekommen, so wie ich und meine
Frau, die wir auf der Welt in Saus und Braus gelebt, uns nichts versagt, aber
die Armen und Hungernden wie Vieh und Kanaille betrachtet haben, die krepieren
sollen, wenn sie nichts zu leben haben, und damit hört der Hunger und das Elend
auf. So, siehst du, haben wir gelebt, gedacht und gehandelt, und das ist die
ganz gerechte Belohnung für unsere Lieblosigkeit. Wir haben selber nichts zu
essen und so können wir auch dir und deinem Begleiter nichts geben. Gehe weiter
deine Wege, hier ist nichts, denn wir haben selber nichts.« Wie ein Messer durchdrang
den Swedenborg diese kurze und barsche Abweisung.
Er ging aus dem Häuschen und ein tiefer Seufzer entstieg seinem Inneren ob
dieser, wie er dachte, doch etwas zu ungerechten Abweisung. Er wollte in die
anderen Häuschen treten, aber der Anblick von außen versprach ihm dasselbe
Elend und dieselben höllischen Zustände. Nun ging er zurück zu seinem Begleiter
und erzählte ihm das Resultat seiner Bemühung. Dieser aber sagte: »Freund, hier in der Hölle
bemühst du dich umsonst nach Mildtätigkeit und Brot zu suchen; denn hier hausen
Teufel und nicht Menschen, und diese kennen keine Liebe und Barmherzigkeit.
Sage du mir doch, wie kamst du zu einem so feinen
Anzug? Dieser zeigt, daß du kein Höllenbewohner bist, sondern es scheint, daß
du bloß zufällig in sie geraten bist. Hast du dich verirrt oder suchst du
andere Ziele hier unter den Teufeln?« Bei diesen Worten erwachte
Swedenborg in seinem Inneren und sagte: »Ja, Freund, ich habe mich
verirrt durch eine Lieblosigkeit, die ich begangen habe, als es mir gut ging im
Paradiese. Diese ist schuld, daß ich im Salonanzuge in der Hölle bin, deshalb
gab ich dir gerne den Rock, denn dieser ist daran schuld, daß ich hier bin,
weil ich aus Furcht, den Rock zu beschmutzen oder zu zerreißen, einem Armen
nicht helfen wollte einen schweren Baumstamm zu tragen.«
Ah so, lieber Freund, mit der Lieblosigkeit hast du dich in die Hölle hineingearbeitet,
nun hast du aber schon wieder eine Wohltat an mir gewirkt, und so dürfte deine
Schuld doch einigermaßen ausgeglichen sein, denn du batest ja auch um Nahrung
für mich, und das ist wieder Mitleid: Gut tun zu wollen, aber nicht zu können.
Weißt du nicht, daß bei Gott ein guter Wille, den man aus Liebe zum Nächsten in
Bewegung setzt, soviel gilt, wie eine vollbrachte Tat, wenn man sie aus eigenem
Unvermögen nicht ins Werk setzen kann!?« »Ja, das weiß ich, Bruder,
aber was nützt mir das hier in der Hölle? Ich kann mir doch nicht helfen, denn
ich bin zu tief gefallen und weiß nicht, wie ich es anstellen soll, um das
verschuldete Unrecht zu tilgen und in bessere Zustände zu kommen, um dann an
mir weiter arbeiten zu können.«
Da erhob sich sein Begleiter und sagt: »Freund, weißt du nicht, daß
das Gebet eines Gerechten viel vermag!? Hast du etwa vergessen zu beten und
dich zu demütigen vor deinem Gott und Vater?« Beschämt stand Swedenborg
vor seinem Begleiter, der ihm die Wahrheit so derb ins Gesicht sagte, daß er
sich eines zweiten Vergehens schuldig fühlte, nicht demütig um Verzeihung
gebeten zu haben und dadurch um Wiederaufnahme zum Vater Jesus gekommen zu
sein. Daher erwiderte er dem Freund der Wahrheit: »Bruder, du hast recht, ich
vergaß die Hauptsache, mich zu demütigen und um Vergebung meiner Sünden zu
bitten. Nun will ich das unverzüglich tun, daher lasse mich nun sammeln, daß
ich es recht gut tun werde.« »Gut, gut, lieber Freund, tue, was du für gut
findest, ich werde derweil ein wenig mich entfernen, um dich nicht zu stören.
Also tue deine Schuldigkeit und es wird sich zeigen, ob mein Rat gut war.« Darauf entfernte sich der
Freund und Swedenborg stand wieder allein da, in Gedanken vertieft, wie er es
am besten anstellen solle. Nun warf er sich auf die Erde (wie einst Elias, als
er um den Regen nach der drei und einhalbjährigen Dürre bat) und flehte so
inbrünstig, daß er das härteste Herz erweichen müßte, um Verzeihung und
Wiederaufnahme in Meine Gnade. Als er das lange Gebet beendet hatte, stand
wieder sein Begleiter vor ihm und sagte: »Lieber Freund, komme mit,
denn es scheint, dein Gebet wurde erhört, denn derweil habe ich eine schöne
Landschaft und recht gute Leute gefunden, welche mich liebreich aufnahmen und
als ich ihnen mein und dein Schicksal erzählte und daß du recht schön betest
und Gott um Verzeihung deiner Sünden bittest, trugen sie mir auf, zu dir zu
gehen und dich mitzubringen.
Also bin ich hier und so komme nun mit mir zu den guten Leuten.« Hocherfreut über diese
Nachricht stand er auf und ging mit seinem Begleiter in die besagte schöne
Gegend. Da angekommen, schaute er begierig nach allen Seiten, denn die Gegend
schien ihm bekannt, als hätte er sie schon einmal gesehen. Als er noch
neugierig herumschaute, ruft eine bekannte Stimme: »Bruder Swedenborg, bist du
wieder da! Wo warst du die ganze Zeit, wir dachten, du bist auf Erkundung
unserer Landschaft ausgegangen, da du plötzlich von uns verschwunden bist. Nun
bist du wieder bei uns, und das freut mich, ich will dich gleich anmelden, daß
du zurück gekommen bist und einen Freund mitgebrachte hast.«
Darauf entfernte sich der Freund und Swedenborg
erkannte, daß er wieder bei seinen Freunden im Mittelparadiese war. Nach
einigen Minuten strömten seine Freunde und Brüder aus allen Häusern und
bewillkommneten ihn auf das Herzlichste und freuten sich, daß er wieder zu
ihnen gekommen war. Sie bemerkten aber auch, daß er ohne seinen Rock war und
diesen sein Begleiter anhatte. Gleich fingen sie an auszufragen, wo er war und
was ihm alles begegnet sei, und wo er seinen neuen Freund, dem er seinen Rock
abgetreten, gefunden hätte.
(Swedenborg erzählte ihnen seine Erlebnisse und von
dem neuen Bruder. Die Freunde zogen ihn neu an und bewirteten beide. Der Arme
riet ihnen, Werke der Nächstenliebe zu üben. Sie gingen, bedürftige Brüder
suchen und gerieten unter lieblose Räuber, die sie ausrauben und ausziehen
wollten, darauf spaltete sich die Erde und verschlang die Räuber.)
Treuherzig beichtete er nun seine Begebenheiten, wie es ihm ergangen bis zu der
Zeit, wo ihm sein neuer Begleiter und Bruder aus der Hölle geholfen hatte,
indem er ihm den rechten Weg der Demütigung zeigte, wodurch er aus der Hölle
wieder in das Mittelparadies zurückkam. Voller Neugierde hörten die Freunde ihn
an und betrachteten den guten Freund, der ihn aus einer so traurigen und
mißlichen Lage der zweiten Hölle, die höchst erbärmlich und lieblos aussieht,
gerettet und zurück zu ihnen brachte.
Als sie hörten, daß der neue gute Freund nur durch den langen Rock Swedenborgs
seine Blöße bedecke, erboten sie sich, ihn sogleich neu anzuziehen und dem
Swedenborg seinen Rock zurückzugeben. »Gut,« sagte der neue Bruder, »tuet das, ich werde euch
dankbar sein und vielleicht finde ich auch für euch noch etwas Schöneres als es
hier ist, denn ich wandere immer herum und suche böse und gute Leute auf und
belehre sie, wenn sie sich gar nicht auskennen, was sie zu tun haben.« Sogleich brachten die
Brüder einen neuen Anzug und zu essen und zu trinken für beide und freuten sich
sehr, daß sie etwas tun konnten für die Hilfebedürftigen.
Also labten sich Swedenborg und sein Begleiter nach Herzenslust an der guten
Nahrung, die sie von ihren Mitbrüdern erhielten und dankten Gott und den Gebern
dafür. Darauf sagte der neue Bruder: »Liebe Brüder und Freunde,
ich kenne viele schöne und schlechte Gegenden in eurem Umkreise, und es wäre
angezeigt, den armen Bewohnern mancher Gegend beizuspringen und sie zu bewirten
und ihnen Gutes zu tun von eurem Überfluß. Denn nur durch die Werke der
Nächstenliebe könnet ihr höher im Geistigen steigen. Wenn ihr dies schnell zu
erreichen wünschet, so bin ich gern bereit, euch in solche Gegenden zu führen, wo
arme Menschen wohnen, die sehr hilfebedürftig sind.
Aber erwartet nicht Dankbarkeit von ihnen, wenn sie das Gute nicht anerkennen,
sondern wirket Gutes um des Guten willen, aus Liebe zu Gott, eurem Vater in
Jesus. Es ist euer Vorteil, wenn ihr mir folget, denn ich weiß recht gut, daß
Gott Wohltaten immer gut belohnt, also hat es ja der liebe Bruder Swedenborg
lebendig an sich erfahren, wie man durch Werke der Nächstenliebe und Demut aus
der Hölle in das Paradies kommt, und so könnet auch ihr euer Glück probieren.
Schaden kann es euch nie, sondern nur nützen, wenn ihr aus Liebe zu Gott Werke
der Nächstenliebe ausüben wollet.«
Mit diesem Antrage waren alle zufrieden und rüsteten sich zur Reise in die
Gegenden, wohin sie der neue Bruder zu führen gedachte. Sie nahmen viel
Lebensmittel mit, um Gutes zu tun, und also erhoben sie sich und gingen mit,
ohne zu fragen wohin, sondern nur auf gute Hoffnung, solche Brüder anzutreffen,
die bedürftig sind, und daher dankbar das Dargebotene annehmen werden. So machte
sich die Gesellschaft mit Swedenborg, dem auch Lebensmittel mitzutragen gegeben
wurden, auf die Reise auf gutes Glück.
Es dauerte nicht lange und die Landschaft, die sie passierten, fing an sehr
düster zu werden, daher dachten sie, da müssen wohl sehr arme Menschen wohnen
und so wird unsere Suche, um Wohltaten zu erweisen leicht erfüllt werden. Der
Weg aber wurde immer schlechter, die Landschaft kahler und finsterer und noch
immer sah man keinen Menschen. Plötzlich tauchten etliche hagere, garstige Gestalten
auf und schrien die swedenborgsche Gesellschaft an, was sie da suche und wohin
sie gehe. Diese antworteten offenherzig, weswegen sie eigentlich da seien und
fragten sie, ob sie auch Unterstützung bedürften.
»O ja!« sprachen die Männer und lachten höhnisch dazu und
sagten: »Wir sind viele da, die hungrig sind, kommet nur mit
und wir wollen euch den Weg zu unserem Ort zeigen.« Nichts Arges denkend, ging
die Gesellschaft den besagten Männern nach, bis sie in einen unansehnlichen und
schmutzigen Ort ankam.
Hier angekommen, klatschten die Männer in die Hände, und aus allen Häusern
traten garstige, schmutzige und in Fetzen gehüllte Gestalten heraus und
fragten: »Wo habt ihr denn diese schöne Gesellschaft
erwischt!? Da wird sich wohl eine Visitation ihrer Reisegepäcke bezahlt machen.
Nur her damit, was habt ihr in euren Säcken, wohin traget ihr es denn?« Die Gesellschaft antwortete
ihnen: »Zu armen und bedürftigen Menschen.« »Gut, das sind wir, und so
gebet es nur her im Guten, sonst nehmen wir es euch mit Gewalt.« »Ja, warum denn mit Gewalt,
wenn wir euch aus Liebe und Barmherzigkeit geben wollen?« »Ist schon gut, wir kennen
keine Liebe und Barmherzigkeit, wir sind Räuber und als solche sind wir nicht
gewohnt von Almosen, sondern von dem Überfluß anderer Menschen zu leben.«
Auf diese Erwiderung hin war die Gesellschaft erschrocken und sagte: »Nun sind wir in eine schöne
Landschaft gekommen, wo man das Dargebotene nicht nehmen, sondern rauben will.
Was machen wir jetzt, was sagst du, der du uns in dieses Räubernest geführt
hast?« Dieser aber war still und sagte nichts, sondern entledigte sich seines
Sackes und gab es hin: »Da habet ihr meinen Sack, nehmet ihn und verzehret
den Inhalt im Namen unseres guten Gottvaters Jesus, der euch dies zukommen
läßt,
damit ihr ein wenig euren Hunger stillet.«
Ein lautes Gelächter folgte diesen Worten und einer unter ihnen sprach: »Das muß schier ein guter
Kirchenlapp sein, der so balsamisch sein Hab und Gut hergibt. Ihr anderen aber
schauet nicht so staunend drein, sondern gebet her, was ihr uns hergebracht
habet, aber auch eure schönen Anzüge gebet uns, denn wir sind ja weniger
bedeckt, als es anständig für eine so noble Gesellschaft ist, wie ihr seid.«
Hier machte die Gesellschaft große prüfende Augen auf die Räuber und sagte: »Aber liebe Freunde, ist es
nicht genug, daß wir euch zu essen und zu trinken geben? Warum wollet ihr uns
noch unsere Kleider vom Leibe rauben? Wir sind ja nicht eure Gefangenen,
sondern freiwillige Wohltäter.« »Schau, schau, wie klug ihr seid mit eurer
Wohltätigkeit, wir sind ja keine armen Bettler, sondern Räuber, die nicht
betteln, noch Almosen nehmen, sondern rauben, wo man uns nicht gutwillig gibt,
was wir verlangen.« Darauf trat der neue Bruder, der die Gesellschaft
zu den Räubern führte vor und fragte sie, ob sie wirklich so unbarmherzig mit
ihren Wohltätern verfahren und sie ihrer Kleider berauben wollten.
Diese Frage war den Räubern zuviel und nun verlangten sie barsch: »Ausziehen eure Kleider und
hergeben, damit auch wir einmal unsere Blößen bedecken!« Als dies die Gesellschaft
hörte, war sie ganz verzweifelt und bat die Räuber um Erbarmen und daß sie
sollen sie wieder heimziehen lassen, sie wollen ihnen dafür dankbar sein und
noch mehr Nahrungsmittel bringen, nur der Kleider sollen sie sie nicht
berauben. Aber die Räuber lachten sie aus und machten Miene, sie mit Gewalt
auszuziehen. Da trat der neue Bruder vor und sagte: »Freunde, tut das nicht, was
ihr nicht wollet, das wir euch tun!«
Ein Hohngelächter folgte diesen Worten, und die Räuber machten sich daran, mit
Gewalt und Grobheit die Gesellschaft auszuziehen. In diesem Moment spaltete
sich die Erde und die ganze Räuberbande kugelte in die finstere Tiefe, welche
sich wieder über ihren Häuptern schloß. Mit Entsetzen starrte die Gesellschaft
auf dieses Ereignis, das sich so schnell vor ihren Augen abspielte und die
ganze Räuberbande verschlang. Der neue Bruder aber sagte: »Sehet, liebe Brüder, so
straft Gott die Undankbarkeit und Lieblosigkeit mit Roheit gepaart. Diese verdienten
die unterste oder dritte Hölle, wo es überschrecklich zugeht.«
(Gute Erfahrung, nach
gutem Willen Barmherzigkeit zu üben. Swedenborg belehrt die Freunde in wahren
Tugenden der Nächstenliebe. Neue Suche unter Führung Swedenborgs um Armen zu
helfen. Ankunft in einem abgeschlossenen Bergkessel, worin Swedenborg eine
Predigt über die Liebe und ihre Pflichten hielt.)
»Wir aber haben unsere Pflicht getan gegen die Nächsten, und so wollen
wir wieder zurückgehen, von wo wir hergekommen sind.« Und so machte sich sogleich
die ganze Gesellschaft auf und ging nach Hause. Als sie aber nach Hause kam,
war die ganze Landschaft verändert und viel schöner als früher, auch ihre
Häuser waren größer und schöner als bei der Abreise. Das verursachte ein großes
Staunen unter der Gesellschaft und jeder war neugierig, wie sein Haus wohl
innerlich aussehen möchte. Und so ging ein jeder sogleich in sein Haus, es zu
beschauen.
Aber wie erstaunt waren sie, als statt der alten Einrichtung eine ganz neue,
und in den schönsten Farben ausgeführt, dastand. Jeder durchsuchte sein ganzes
Haus, um die große und sonderbare Veränderung zu besehen. Endlich kamen wieder
alle aus ihren Häusern und jeder lobte bewundernd sein neues Haus mit der
schönen innerlichen Einrichtung, die ihnen ganz neu erschien. Nun sagte der
neue Bruder: »Liebe Brüder, jetzt sehet, wie der liebe Vater im
Himmel jede gute Tat belohnt, wenn sie aus reinem und liebevollem Herzen, ohne
Selbstsucht oder gegen Bezahlung geschieht. Nur eine kurze Zeit dauerte euer
Schrecken und eure Angst vor der Bosheit der Räuber. Und sehet, welche
Belohnung euch dadurch wurde!
Seid immer bereit, Gutes zu tun, und euer Fortschritt wird sich gewiß schnell
steigern. Aber nicht aus irgend welcher Rücksicht oder der Belohnung wegen
sollt ihr Gutes tun, sondern immer nur aus uneigennütziger Liebe zu Gott und
zum Nächsten. Wenn es euch recht ist, wird man nächstens wieder
unterstützungsbedürftige Brüder und Schwestern aufsuchen gehen, damit der
Fortschritt im Geistigen nicht stehen bleibe, sondern wachse,« was alle mit Freuden
annahmen. »Du aber, Swedenborg, sollst deine Brüder und
Schwestern belehren, wie man in wahren Tugenden leben und handeln soll, denn du
hast viel geschrieben darüber und so kannst du schon etwas zum Besten geben.«
Dies ließ sich Swedenborg nicht wiederholen, sondern ergriff sogleich das Wort
und hielt eine große Rede an die Brüder und Schwestern, welche
selbstverständlich immer bei allem dabei waren, wenn sie auch nicht extra
genannt wurden. Es waren aber in der Rede hauptsächlich die Pflichten der
Nächstenliebe in verschiedenen Vorkommnissen des Lebens klargelegt und
beleuchtet, wodurch ein jeder wußte, was er zu tun hatte, wenn die Gelegenheit
sich darbote, Gutes zu tun.
Nach der Rede aber nahmen alle einen Imbiß ein, welches wieder ein Staunen
hervorbrachte, da alles besser und schmackhafter war, als sie es früher gewöhnt
waren. Und so bestärkte sie auch das Essen, daß man Gutes tun muß, wenn man
selbst Gutes erhalten und im Guten wachsen will. Nach einigen Tagen
veranstaltete der neue Bruder wieder eine Reise in die unbekannte Umgebung, um
Armen und Bedürftigen zu helfen.
Diesmal aber übergab er die Führung dem Swedenborg und war nur Mitbegleiter des
Zuges, der ins Blaue hinein neue Menschen und Orte suchte, um die Not zu
lindern und Gutes zu tun. Es hatte nicht lange gedauert, als sie in eine tiefe
Einsenkung, in einen Bergkessel kamen, wo kein Ausweg mehr zu finden war und
sie daher genötigt waren umzukehren. Doch dieses verhinderte der neue Bruder
und sagte: »Bruder Swedenborg, fange an zu predigen von der
Liebe und ihren Pflichten, sowie neulich, aber selbstverständlich mit anderen
Bildern.« Nun ergriff Swedenborg das Wort und beleuchtete
nach allen Seiten die Pflichten der Liebe und wie man lieben und leben muß, um
das höchste Ziel des Lebens, zu Gott zu kommen, zu erreichen.
(Böse Geister wollten
die Gesellschaft gefangen nehmen, Swedenborg predigte ihnen von der Liebe und
Barmherzigkeit. Verteilung der vom Bruder Liebe gesegneten Mahlzeit, daß alle
genug davon hatten, Liebesdank vor dem Essen. Die bösen Geister wurden
eingeladen, christlich zu leben und bei der Gesellschaft zu bleiben, was sie
auch annahmen.)
Während alle in die Rede Swedenborgs vertieft waren, stiegen auf allen Seiten
schwarze Wolken über den Bergkessel und hatten ihn sozusagen ganz eingehüllt.
Und bevor die Gesellschaft noch dessen recht gewahr wurde, was da vorging, fing
es ganz gewaltig zu blitzen und zu donnern an, und der einzige Zugang zum
Bergkessel war voll besetzt von bösen Geistern, die sich anschickten, die
Gesellschaft wie Gefangene zu betrachten, und nicht mehr herauszulassen.
Alle schauten nun besorgt den neuen Bruder an, was er wohl sagen würde zu
dieser Bedrängnis; dieser aber blieb ruhig und schaute phlegmatisch dem Treiben
der bösen Geister zu. Das aber verwunderte die besorgte Gesellschaft und daher
wandte sie sich an ihn und fragte ihn, was sie tun solle, um sich zu retten.
Allein der neue Bruder blieb ruhig und still und zeigte hin auf den Swedenborg,
der aber selber ganz in Angst dastand und keinen Rat wußte. Während die
Gesellschaft noch beratend dastand, näherten sich die bösen Geister und wollten
die ganze Gesellschaft gefangen nehmen. Da ermahnte sich Swedenborg und
donnerte sie an: »Im Namen Gottes Jesu Christi, weichet von uns!«
Als die bösen Geister dies hörten, blieben sie stehen und getrauten sich nicht
weiter zu gehen und so standen die beiden Parteien unentschlossen, sich
gegenseitig anschauend, am Platze. Nun sagte der neue Bruder zu Swedenborg: »Lieber Bruder, du kennst
doch die Heilige Schrift und darin heißt es: ‘Tue Gutes dem, der dir Böses
tut’. Gib ihnen geistige und dann materielle Kost, vielleicht läßt sich etwas
machen mit ihnen. Sie sind von Selbstsucht und Haß erfüllt, predige ihnen von
der Liebe und Barmherzigkeit« Sogleich machte sich Swedenborg daran und predigte
den bösen Geistern eine Stunde lang und benutzte alle seine geistige Kraft
dazu, um sie zur Einsicht der Wahrheit zu führen.
Als er mit der Predigt zu Ende war, sagte er ihnen: »Sehet, liebe, aber sehr
unglückliche Brüder, wir haben da Nahrung mit und ihr seid hungrig, das sieht
man aus euren Gesichtern und Leibern. Möchtet ihr nicht eine Liebestat von uns,
im Sinne wie ich euch gepredigt habe, annehmen? Denn ich sehe, daß ihr sehr
hungrig seid.«
Die bösen Geister, die durch die Güte, die ihnen entgegengebracht wurde,
sogleich ihr Donnerwetter einstellten, das sie schon zu entwickeln begonnen
hatten, zogen ihr böses Fluidum ein, wodurch die Wolken verdunkelt wurden und
lauschten aufmerksam, was Swedenborg predigte. Als Swedenborg mit der Predigt
zu Ende war und ihnen auch Nahrung anbot, um den Hunger zu stillen, wurden sie
ganz fröhlich und baten, man solle ihnen zukommen lassen, was man habe, denn
sie spürten großen Hunger.
Nun machte die Gesellschaft ihre Säcke auf, nahm die mitgebrachten
Nahrungsmittel heraus und stellte sich an, sie zu verteilen. Da stand der neue
Bruder auf und sagte: »Liebe Brüder, zu allem, was man tut, muß man den
Segen von Gott, dem lieben Vater, erbitten, damit es, wie einst auf dem Berge
gegenüber Kapernaum, auch den Segen habe und sättige die Menge. Denn ihr sehet
ja, daß die Zahl der Hungrigen ehe sehr große ist und der Vorrat nicht für alle
ausreicht, also stellet den ganzen Vorrat zusammen und ich will ihn segnen im Namen
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und wir wollen im guten
Glauben leben, daß er für alle genügen wird; denn der Glaube vermag vieles,
also tut ihr so, wie ich euch rate.«
Alle schauten den neuen Bruder staunend an, wie er, den sie ja selbst angezogen
und in guten anständigen Zustand versetzt hatten, einen solchen Glauben haben
kann, daß durch sein Segnen eine Vermehrung der Lebensmittel stattfinden
könnte.
Und der neue Bruder (der Ich, Jesus, Selber war) segnete die Nahrungsmittel und
ließ sie verteilen und es blieb noch für die ganze Gesellschaft so viel übrig,
daß sie es nicht aufessen konnte. Als die Nahrungsmittel verteilt waren, sagte
der neue Bruder: »Bevor ihr esset, muß dem himmlischen Vater dafür
gedankt werden im Herzen durch ein Liebesgebet oder Liebesdank und dann
verzehret die Nahrungsmittel«, was sogleich geschah. Nun fingen sie an zu essen
und konnten sich nicht genug wundern über die Güte der Nahrungsmittel. Auch die
Gesellschaft sah verwundert drein, weil diese Speisen vom Hause aus viel geringer
an Wohlgeschmack und Wohlgeruch waren.
Daher schauten sie staunend auf den neuen Bruder, der aber so tat, als wenn er
nichts merkte und betrachtete nur die Speisen, die er aß wie die ganze
Gesellschaft. Auch Swedenborg war im Zwiespalt mit seinen Gedanken über den
neuen Bruder, den er beinahe ganz nackt in der finsteren Hölle gefunden und der
jetzt alle in Erstaunen setzte. Endlich konnte er es nicht mehr aushalten und
ging zum neuen Bruder und fragte ihn: »Höre, lieber Bruder! Ist dir
dieser Wohlgeschmack und Wohlgeruch der Speisen nicht auffallend? Ist nicht da
der Segen Gottes sichtbar mit uns?«
Der neue Bruder aber tat recht phlegmatisch dazu und sagte: »Schau, lieber Bruder, die
Menschen sind Kinder Gottes, soll der liebe Vater im Himmel nicht seine Freude
an ihnen haben, wenn sie nach Seinen Liebesgeboten handeln? Ihr habt die bösen
Geister mit Gutem belohnt und also tut auch euer Vater täglich, und so ist es
kein Wunder, daß er uns die Speisen nach Seiner Liebe gesegnet, vermehrt und wohlschmeckend
gemacht hat.«
Diese Worte, so laut gesprochen, daß sie alle gehört hatten, brachten eine
große Begeisterung auf beiden Seiten, sowohl bei den bösen, als auch bei den
guten Geistern in der Gesellschaft hervor, und dadurch war auch der Anschein,
daß in dem neuen Bruder etwas Besonderes verborgen sei, beseitigt, und man aß
weiter. Als alle mit dem Essen fertig waren und noch genug übrigblieb, meldete
sich wieder der neue Bruder und sagte: »Den Überfluß soll man
aufbewahren, für die gute Mahlzeit aber sich beim Gottvater innig bedanken,
damit Er uns auch künftig in Seiner Güte mit einem besonderen Wundersegen
komme, wie diesmal«, was auch sogleich alle taten.
Darauf wandte sich der neue Bruder zu den bösen Geistern und fragte sie: »Liebe Brüder, wäre denn euch
nicht lieber, bei uns zu bleiben und nach Gottes Geboten zu leben, damit auch
ihr glücklich würdet und es euch an nichts fehlen möchte?« »O ja, wir möchten schon gern
bei euch bleiben, aber wir sind in so schmutzigen Fetzen gehüllt, daß es eine
große Schande für euch wäre, mit einem solchen Lumpengesindel zusammen zu
leben. Dann verstehen wir uns nicht auf so feine Sitten und Liebestätigkeiten
wie ihr, und so wären wir rohe Klötze, recht unanständige Leute unter
euch.
Was meinst du nun dazu?« Der neue Bruder, den wir von nun an Bruder Liebe
nennen wollen, erwiderte ihnen: »Die feinen Sitten und
Manieren werden durch Liebe und Ehrfurcht anerzogen, und bessere Kleider
bekommt ein jeder Geist, wenn er gut und liebetätig ist gegen seine minderen
und bedürftigen Brüder, durch Gott Selber, denn wie eure Liebe tätig ist, so
ändern sich auch eure Kleider und Zustände und wir machen keine anderen
Anforderungen an euch, als daß ihr gleich uns liebetätig und demütig seid.
Gefällt euch das, so könnt ihr bei uns bleiben und wir werden euch in allem
unterrichten.« Die Geister berieten sieh nun, was zu tun sei, und
kamen endlich überein, daß es doch am besten sei, sich in die neuen Zustande zu
begeben, da es doch viel besser und schöner sei, wie es bisher war. Und so trat
eine sehr große Menge Höllengeister zu der Gesellschaft über und wurde sogleich
in den wichtigsten Verhaltensregeln unterrichtet.
(Neue Überraschung als
Folge des Nächsten Liebewirkens. Wie der Vater liebreich für Seine Kinder
sorgt. Lobspruch dem Vater. Neue Suche nach hilfebedürftigen Armen. Ankunft in
eine mohammedanische Ortschaft und feindliche, Gesinnungsänderung gegen
Christen. Frage, warum die Verheißungen Mohammeds nicht in Erfüllung gingen.
Beweis, daß der christliche Glaube der echte ist. Zweifel der Mohammedaner)
Als der Unterricht zu Ende war, brach die ganze Gesellschaft auf und ging
zurück in ihre Gegend, von wo sie ausgegangen war. Als sie zurückkam, fand sie
die Gegend ganz verändert und wieder viel schöner hergestellt als das erste
Mal. Nun ging ein Jubel los und alles lief, die Neuigkeiten in Augenschein zu
nehmen, welche außerordentlich hübsch und zierlich in Wohnhäusern, wie in
Gärten und Anlagen sich darstellten.
Die neuen Brüder hatten die Gnade, die neuen Zustände mit ansehen zu können,
obwohl ihr geistiger Zustand noch nicht reif dazu war aber wo sich der eine
freut soll der andere nicht traurig und zurückgesetzt sein, und so trat der
Bruder Liebe vor und sagte: »Ich sehe, daß viel mehr neue Wohnungen, Gärten und
Anlagen da sind, als es deren bei der Fortreise waren, und so glaube ich, daß
sie der himmlische Vater für die neuen Brüder und Freunde herstellen ließ,
daher lassen wir sie dieselben beziehen und sich so mit unserem Glück
mitfreuen.«
Mit diesem Antrage waren alle einverstanden und so gingen die neuen Freunde,
die für sie bereiteten Häuser zu beziehen. Aber wie erfreuten sie sich, als sie
eintraten, dafür jeden neuen Bewohner nicht nur alles Nötige da war, sondern es
lagen auch neue und so schöne Anzüge für sie in Bereitschaft, wie sie die
Gesellschaft anhatte. Sogleich zogen sie dieselben an und kamen heraus zu den
Freunden aus der Gesellschaft und zeigten ihnen die neue Bekleidung, was allen
eine große Freude verursachte, daß kein Unterschied mehr unter ihnen bestehe.
Wieder trat Bruder Liebe unter sie und sprach: »Alles Lob, aller Dank, alle
Ehre und alle Liebe sei von uns allen dem guten himmlischen Vater dargebracht,
daß Er uns so gütig mit allem versorgt und ausgestattet hat; daher wollen wir
nun Ihm dienen und Seinen Kindern Gutes tun, da Er, wie ihr alle
augenscheinlich vor euch habet, daran die größte Freude hat, wenn Seine Kinder
Ihn lieben und aus dieser Liebe ihre Brüder und Schwestern lieben und ihnen
Wohltaten erweisen.«
Von allen Seiten hörte man bejahende und zustimmende Laute und also ward durch
diesen guten Fischzug die ganze Gesellschaft bedeutend größer, denn die Zahl
der neuen Freunde betrug viele tausend Köpfe, die durch diese Belohnung des
guten Willens ganz Herz und Kopf für die neue Ordnung des Lebens geworden
waren. Es wurde nun beschlossen, nicht lange untätig zu bleiben, sondern bald
wieder eine neue Reise zu unternehmen, um wieder Gutes tun zu können, dort, wo
unterstützungsbedürftige Menschen sich aufhalten.
Also brach schon nach einigen Tagen die ganze Gesellschaft der alten und neuen
Brüder, die nun bloß eine Gesellschaft bildeten, auf, und ging auf neue Suche
aus, wo sich solche Menschen aufhalten, denen geistig und materiell
beigesprungen werden kann. Nicht lange dauerte es und schon trafen sie auf
einen großen Ort, der mit den ärmsten Bewohnern voll besetzt war, welche
sogleich an die neuen Ankömmlinge sich heranmachten und fleißig um
Nahrungsmittel und Kleider baten.
Der Bruder Liebe aber beschied sie, ein wenig zu warten, denn es seien noch
andere Sachen früher zu besprechen, bevor sie das Erwünschte bekommen könnten.
»Vor allem saget uns, wie
steht es mit eurem Glauben?« Sie antworteten: »Mit unserem Glauben steht es
ganz gut, wir sind Mohammedaner und beten täglich dreimal Allah an und das ist
gut und recht, wie uns unser Prophet Mohammed gelehrt hat.«
Darauf sagte der Bruder Liebe: »Ja, was werdet ihr sagen, wenn wir euch kundtun, daß
wir Christen sind?« »Was, Christen seid ihr? Ungläubige Giaur! Na, schöne
Bande, euch soll man gleich ordentlich durchhauen, das wäre die schönste
Gelegenheit, uns an euch zu rächen. Ihr Hunde, dir ihr den einzig wahren
Glauben nicht annehmen wollet und sogar gegen uns gesinnt seid. Saget uns,
woher kommet ihr und was suchet ihr hier in unserem Ort, wo lauter echte
Gottesgläubige sind? Ihr kommet uns nicht mit heiler Haut durch.« Da hob der Bruder Liebe an
zu sprechen und sagte: »Liebe Freunde! Wir sind gute Leute und sind
gekommen, euch Gutes zu tun, nicht aber uns mit euch blutig zu schlagen.
Außerdem wisset, daß wir im Geisterreich sind, wo für die Leiden der Welt, wenn
wir im Sinne der göttlichen Gebote gelebt haben, die Belohnung erfolgt.
Nun, liebe Freunde, wenn euer Glaube der rechte ist, saget mir, warum gehen die
Verheißungen eures Propheten nicht in Erfüllung? Warum seid ihr hungrig und
halbnackt und zerrissen und sogar sehr garstig!?« Hier stutzten die
rechtgläubigen Mohammedaner und wußten keine Antwort zu geben.
Diese Verlegenheit benützend, fragte sie der Bruder Liebe weiter: »Ihr Mohammedaner saget uns,
daß wir Christen Ungläubige und Hunde sind aber schauet uns an, wie schön wir
angezogen sind, wie voll unsere Leiber und wie garstig ihr seid und dieser
Vorzug auf unserer Seite ist der sichtbare Vorzug unseres Glaubens, daß er der
echte und der eure der unechte ist. Denn hier sprechen die Beweise und können
die Worte schweigen, wo eine Verdrehung der Wahrheit als Lüge sich herausstellt
Schauet uns nur gut an und euch, und der Beweis wird euch entscheidend sein.«
Auf diese Worte konnten die Mohammedaner nichts erwidern, daher fragten sie
weiter: »Wie könnet ihr uns beweisen, daß euer Glaube
tatsächlich der echte und unser der unechte ist, da wir bisher noch immer
gehört haben, daß unser Glaube der, allein echte ist, alle anderen Religionen
aber als Ketzerei, zu betrachten sind. Es ist wohl wahr, daß ihr sehr schön am
Kleide und Leibe seid, aber das ist uns nicht entscheidend, es gibt auch auf
der Erde schön angezogene und gut gemästete Menschen, und doch sind sie
schlecht und ungläubig, daher kann in diesem der Beweis nicht liegen.«
(Verlangen des
Mohammed als Glaubenszeugen. Mohammed wurde vom Bruder Liebe ein Volksbetrüger
genannt, worauf große Entrüstung und Drohen mit Dreinhauen unter den
Mohammedanern. Mohammed, vom Bruder Liebe heruntergerufen, erschien und hielt
eine schöne Beichtrede über sein einstiges falsches Prophetentum, sein Lohn
dafür die unterste Hölle und die Rettung daraus durch Bruder Liebe.)
»Gut«, sagte der Bruder Liebe, »saget mir also, welcher Beweis
wäre für euch maßgebend oder unanfechtbar, daß bloß ihr die Rechtgläubigen
seid, wir Christen aber Irrgläubige und Ketzer, da ihr uns mit Giaur tituliert?«
Diese Frage brachte sie wieder in Verlegenheit, da sie für den ersten Moment,
nicht darauf gefaßt waren, Doch erholten sie sich bald und sagten: »Das könnte uns nur unser
Prophet Mohammed sagen, aber wo steckt er jetzt, wer weiß den Ort, um ihn
aufzusuchen und sein Urteil zu hören?« Der Bruder Liebe meinte
nun: »Euer Prophet, der übrigens kein Prophet, sondern ein Religionsschwärmer
und Volksbetrüger zugleich war, da er euch eine Religion zusammenpfuschte daß
alle Türken und Mohammedaner, wenn sie sterben, in so armselige und viele in
noch armseligere Zustände wie ihr nach dem Leibestode kommen, wäre mir leicht
aufzufinden, da ich weiß, wo er sich befindet, aber es ist die Frage, ob ihr
mir und ihm glauben werdet, da ihr ihn nie persönlich gekannt habet.
Also saget mir, was ist eure Antwort darauf?« Die Bezeichnung
Volksbetrüger und Stifter einer falschen Religion reizte sie, daher sagten sie:
»Du wirst uns nicht mehr von dannen gehen, bis du uns deine Behauptung
erwiesen hast, sonst hauen wir dich zusammen, daß du liegen bleibst, du
christlicher Maulheld und böser Hund!« »Na, ich wußte ja gut, was
euch nicht schmecken wird darum sprach ich die Wahrheit und bin auch bereit,
euch nachzuweisen, daß ich die Wahrheit sprach und daher frage Ich euch wieder:
Was wünschet ihr von mir, als einen vollgültigen Beweis dessen, was ich sagte?« Da stutzen die Mohammedaner
neuerdings, da der Bruder Liebe diese Worte fest betonend und wie
herausfordernd sprach und daher zogen sie sich ein wenig zurück und besprachen
sich.
Nach einigen Minuten kehrten sie sich um und traten wieder vor und sagten: »Wer sonst, wie Mohammed,
könnte uns das vollwahr kundgeben, denn deinen Worten als Giaur können wir
unmöglich glauben, also schaue zu, daß du uns den Mohammed herschaffst, sonst
kommst du unter unsere bearbeitenden Hände, damit du ein anderes Mal wissen
wirst, wie man mit Mohammedanern spricht, um sie nicht zu beleidigen in ihrem
Glaubensgefühl.«
Diese Worte aber sprachen sie in voller Überzeugung, daß es dem Bruder Liebe
nicht möglich sei, den Mohammed herzuschaffen oder zu finden. Der Bruder Liebe
fragte sie nun, ob sie wirklich den Mohammed wünschen und ob sie vorbereitet
sind, ihn zu befragen und anzuhören. Denn Mohammed hat sich bekehrt und ist im
Jahre 1653 ein Christ geworden und ist im obersten Himmel beim Christengott
Jesus, den ihr nur für einen kleinen Propheten haltet.
»Was! Wie!« schrien sie auf, »das getraust du dich auch
noch uns zu sagen! Soll man dich nicht sogleich durchhauen, daß dir Hören und
Sehen vergeht, du elender Wicht von einem Lügenmaul! Du kommst immer tiefer in
die Fallstricke, die du dir selber legst. Warte du nur, du bist in unseren
Händen, und daher bereite dich vor auf unsere Fäuste, die dich breit schlagen
werden. Jetzt verlangen wir um so entscheidendere Beweise von dir.
Also gib uns Beweise, bevor wir die Hände an dich legen.« »Also Beweise wollet ihr?« sagte der Bruder Liebe,
»ich habe euch ja gesagt, daß
ich euch den Mohammed auffinden kann, aber ihr seid nicht bereit, ihn zu
befragen; denn er ist jetzt ein herrliches, himmlisches Wesen, und ihr würdet
euch erschrecken, wenn er plötzlich vor euch käme, um euere Fragen zu
beantworten. Sammelt euch und denket nach, was ihr ihn befragen werdet, ohne
euer Ziel des Verlangens zu erreichen. Es handelt sich zugleich darum, euch
dann auch zu bekehren, aus diesem elenden Zustande zu erlösen und glücklich zu
machen, wie wir es sind.«
Diese entscheidenden Worte wirkten wie eine Dusche auf sie und nun fingen sie
an zu beraten, was sie anfangen sollten, wenn er wirklich käme. Da trat ein
türkischer Geistlicher vor und sagte: »Brüder! Die Sache ist ernst,
ich habe immer mit meinen Brüdern von der Seite zugehört, was vorgeht und sehe
nun ein, daß es Zeit ist sich für die Sache ernst zu interessieren, damit kein
Schwindel und Betrug herauskomme. Da wir als Geistliche und eure Religionslehrer
in erster Linie interessiert sind, die Wahrheit zu erfahren, um zu wissen, wie
wir mit diesem Menschen, der so siegesbewußt mit euch sprach, daran sind.
Lasset einmal mich mit ihm sprechen, dann werde ich schon herausbringen, wie
uns was er mit uns beabsichtigt. Ich werde schon mit ihm fertig werden.
Überlasset daher mir euren Streit, damit die Sache einen wahren Ausgang findet.«
Gleich darauf trat der mohammedanische Geistliche zu Bruder Liebe und sagte
ihm: »Höre junger Mensch, deine Rede mit den Männern aus meinem
Glaubenskreise war sehr herausfordernd, und daher komme ich als Glaubenslehrer
zu dir, um von dir die angebotenen Beweise zu sehen. Also beweise uns, was du
behauptest, damit uns der Wahrheitsbeweis geliefert wird, so können wir deine Behauptungen
nicht glauben, also mache dich dazu, denn ich bin bereit, die Wahrheit zu
prüfen.«
Der Bruder Liebe sagte nun zum Geistlichen: »Mache dich bereit, und nimm
dich sehr zusammen, damit du vor Schreck und Staunen nicht am Ende stumm
verbleibst. Rufe noch deine Mitbrüder und Geistlichen dazu, damit ihr mehr Mut
haben werdet, wenn Mohammed erscheinen wird.« Der Geistliche rief
sogleich noch die übrigen Geistlichen herbei und sagte: »Nun, mache deine
Behauptungen zur Wahrheit!« Der Bruder Liebe sagte nun laut, daß alle deutlich
hörten: »Bruder Mohammed, komme herunter!« In diesem Moment schoß ein
Blitzstrahl aus der Höhe herunter und Mohammed stand im schönsten türkischen
Anzuge, mit dem Turban auf dem Kopfe vor den erschrockenen Geistlichen und
fragte sie: »Liebe Brüder, saget mir nun, was wünschet ihr denn
vor mir?«
Die Priester aber waren so erschrocken, daß sie keinen Laut hervorbringen
konnten und starrten ihn immerfort an. In dieser Verlegenheit meldete sich der
Bruder Liebe und sagte: »Ihr wollet Beweise und hießet mich Maulheld, einen
elenden Wicht, der ob seiner Lügenmäulerei breitzuschlagen sei. Nun, ihr
Maulhelden, wo ist euer Mut, dreinzuhauen? Möchtet ihr nicht euren Propheten
Mohammed ergreifen und als Betrüger durchhauen? Er ist da und da mit der Beweis
geliefert, den ihr verlangtet. Du Bruder Mohammed aber, sprich selber die
Wahrheit, damit diese, rechtgläubigen Hitzköpfe sich abkühlen!«
Darauf ergriff Mohammed das Wort und sagte: »Liebe Brüder und
Glaubensgenossen nach meinem einstigen Glauben, der Bruder der mich
herunterrief aus den himmlischen Höhen, ist ein sehr hoher Geist, der allen
Glaubens wert ist, was er spricht, und so hat er auch die Wahrheit gesagt, daß
ich einst als euer Glaubensstifter ein Volksbetrüger war, weil ich nicht nach
göttlichen Eingebungen, sondern nach meinen Ansichten eine neue Religion
zusammenpfuschte, welche dem Charakter und den Sitten des orientalischen Volkes
entsprach.
Ich benützte alles, von dem ich
wußte, daß es dem
Volke gefallen würde, denn ich wollte in meinem Ehrgeize ein großer Mann
werden, und daher log ich zusammen, was ich für gut fand. Ich war im vollsten
Sinne des Wortes ein Lügner oder falscher Prophet, so lange ich auf der Erde
lebte. Als endlich mein Tod kam, ging der große Prophet Allahs in die tiefste
Finsternis der untersten Hölle und nicht in den siebenten Himmel!
Hier in der tiefen Finsternis und unter Qual und Schmerzen hatte ich genug Zeit
nachzudenken, daß ich eine Hauptsünde begangen habe, weil ich gar so stark
gestraft worden bin dafür. Die Religion Jesu Christi war mir gut bekannt, denn
ich entnahm ja manches daraus, nur wußte ich nicht, ob Jesus wirklich Gott oder
bloß ein göttlicher Gesandter als Religionslehrer war; denn ich konnte mich
nicht aus dem Tagesmenschen herauswinden und ein höheres Licht sehen, weil ich
zu finster im Geiste war, denn Christusglaube und Hochmut und Ehrgeiz, die in
mir steckten, vertrugen sich nicht.
Denn es wird einem kein Licht, solange man diesen Hauptsünden huldigt. Ich
blieb lange Jahrhunderte, die mir Ewigkeiten zu sein schienen, unter einer
fürchterlichen Ausgeburt von allerbösesten Teufeln wohnend und konnte mir nicht
helfen. Ich rief zu Allah, aber es schien, als wenn es keinen Allah gäbe. Ich
blieb unerhört und litt fürchterliche Schmerzen und geistige Leiden und
Gewissensbisse, die unbeschreiblich waren. Ich wußte nun, daß meine
Religionsstiftung im Auge des Allahs den größten Widerwillen erzeugt hatte und
es schien, als hätte mich Allah ganz verstoßen und in die ewigen Flammen des
Leidens der Hölle verdammt.
Ein Jahrhundert der größten Schmerzen und Leiden verging nach dem anderen, und
immer schien es, daß dieser schreckliche Zustand kein Ende nehmen würde. Allah
wollte von mir nichts wissen, und so mußte ich leiden ohne jede Hoffnung einer
Erlösung und Linderung meines allertraurigsten Zustandes. Meine Umgebung, die
Ausgeburt der allerbösesten Teufel, ließ mir auch keine Ruhe und verhöhnte mich
auf alle erdenkliche Weise.
Anfangs hielt ich mich freilich über die Verspottungen meines Prophetentums
auf, denn ich war noch hochmütig und ehrgeizig. Aber wie die Zeit alle Wunden
heilt, so gewöhnte auch ich mich an die Geringschätzungen und Bosheiten meiner
Umgebung, und dieses war ein großer Vorteil für meinen Gemütszustand. Ich hatte
dadurch Muße, nachzudenken, was ich alles angestiftet hatte mit meiner neuen
Religion. Sie erschien mir mit ihrer Unduldsamkeit gegen Andersgläubige, ihrer
Unzucht mit den Weibern und anderen Untugenden, außer der Gastfreundschaft,
eine Quelle zur Neuschaffung von Teufeln aller Nuancen für die Hölle.
Und sehet, vor mir stehet ihr, die mein Glaube zu Höllenbewohnern gezüchtet
hat. Garstig, mehr nackt als angezogen, böse, unduldsam und geil stehet ihr da
und wolltet vor einigen Minuten über den edelsten Bruder herfallen und ihn
durchhauen, weil er euch die Wahrheit sagte. Also seid ihr hochmütig, weil
unduldsam, und daher euer trauriges Los hier als Bewohner der Hölle, denn ihr
seid Teufel im Inneren eures Wesens.
Doch ich erzähle euch weiter. Eines Tages, wenn man in der Hölle so sprechen
darf, besonders in der untersten, wo kein Funken eines Lichtes vorkommt, kam
ich endlich auf die Idee, über den Jesus als Stifter der christlichen Religion
nachzudenken. Die Lehren kannte ich und daher war es mir leicht, den ungeheuren
Unterschied zwischen der Religionslehre Jesu und meiner zu erkennen. In der
Christusreligion fand ich nur Göttliches, in meiner aber eigenen Götzendienst,
weil nach den weltlichen Untugenden des orientalischen Volkes zugeschnitten. Je
mehr aber ich die Erhabenheit der Christuslehre durchdachte, desto mehr Liebe
gewann ich zu Jesu als Stifter dieser Religion.
Ich fand heraus, daß er wirklich ein Licht in der Finsternis war und daher
aller Achtung wert. Dieses fortgesetzte Studium weckte die Sehnsucht in mir,
diesen seltenen Mann kennen zu lernen. Aber wie das, in der tiefsten Hölle der
Finsternis, das war mir unklar. Allein die Sehnsucht ließ nicht nach, weil
meine Achtung, Ehrfurcht und Liebe zu diesem ungewöhnlichen Genie und Geist der
göttlichen Lehre der Liebe und Wahrheit eine zu hohe war. Eines Tages oder
eines Nachts, das ist für die Erzählung Nebensache, überkam mich eine solche
Sehnsucht nach diesem Manne, daß ich wie vor Wonne einen Liebesseufzer
ausstieß: Ach, mein lieber Jesus, wenn ich doch die Gnade hätte, dich einmal zu
sehen und zu sprechen! Das möchte gewiß meinen unerträglichen Leidenszustand
lindern.
In diesem Augenblick blitzte es auf vor meinen Augen und ein wunderschöner
Strahlenbogen stand über mir und eine unsichtbare Stimme sprach: ‘Mohammed!
Deine Sünden sind groß, aber die Liebe des ewigen Vaters der Menschen, Jesus,
ist noch größer. ’ Als diese Stimme verstummte, verschwand der Strahlenbogen
und ich befand mich auf einer schönen grünen Wiese voller Blumen und voll
Wohlgeruches und alle Qualen und Leiden waren weg.
Ich fiel auf die Knie und aufs Gesicht und verbarg es in meine Hände und weinte
vor Freude, dieses herrliche Ereignis erlebt zu haben, wo ich aus der
schrecklichen Hölle erlöst wurde und zugleich erfuhr, daß Christus tatsächlich
Allah, Vater und Schöpfer der Menschen war und ist; denn davon überzeugte mich
auch diese Versetzung aus der tiefsten Hölle und Finsternis auf eine so
herrliche und lichte Wiese. Ich dankte, so oft ich konnte, für die große Gnade
und wunderte mich zugleich, wie ich so plötzlich frei von allen Leiden werden
konnte und mich so wohl und gesund fühlte.
Als ich schon lange auf dem Gesichte lag und den Allah in Jesus lobte und
pries, fühlte ich eine Hand, welche mich berührte und hörte eine Stimme, die
mich aufstehen hieß. Verwundert blickte ich nach der Gestalt, die mich aus
meinem Zustand der Zufriedenheit weckte und aufstehen hieß, und da sah ich
denselben edlen Menschen, mit dem ihr so sehr für meinen falschen Glauben
gestritten habet, vor mir stehen und mich freundlich anschauen.
Ach, ich kann euch nicht beschreiben, welche Wonne mein Herz durchströmte nach
solcher finsteren Nacht der allerbösesten Hölle einen freundlichen
Menschenanblick zu sehen. Ich war eine Zeit wie gebannt vor Freude und schaute
ihn an, endlich kam ich zum Worte und sagte: Allah mit dir, guter Freund! Sage
mir, wo bin ich denn, da ich mich gar nicht auskenne? Und der gute Bruder
sagte: Auf deinem eigenen Grunde deiner Erkenntnis und Liebe. Diese Antwort
verstand ich nicht, aber ich nahm sie gutwillig auf und fragte ihn weiter:
Lieber Bruder, sage mir, wie komme ich zu meinem Allahvater Jesus, denn Er hat
mich vor einiger Zeit aus der tiefsten Hölle erlöst und hierher versetzt.
Da antwortete der liebe Bruder: Du wirst zu ihm kommen, aber du bist bar aller
Liebeswerke und ohne diese kommt niemand zu Allah, dem Vater, der pure Liebe
ist und in Jesusgestalt sich von seinen Kindern anschauen läßt und mit ihnen in
dem obersten Himmel wohnt. Ich will dich aber leiten, daß du dir diejenigen
Tugenden aneignest, welche dich zu Ihm bringen, und du auch etwas zu zeigen
hast, womit man den Himmel erlangt, und sehet, diesem edelsten Menschen, der
hier steht, habe ich alles zu verdanken, daß ich nun überglücklich bin.«
(Die Mohammedaner
bekehren sich zum Christentum und werden bewirtet, Wiederholte wunderbare
Vermehrung der Speisen und Getränke. Kniefälliger Dank für die Speisung. Gesang
angekommener Engel, die sich zur Gesellschaft begaben und in Dienst beim Bruder
Liebe traten, der sie die Mohammedaner zu belehren hieß.)
Die mohammedanischen Geistlichen und ihre Gläubigen standen da wie verzaubert
und wußten nicht, wie es mit ihnen steht, daher wandte sich der Bruder Liebe an
sie und fragte sie: »Nun, was saget ihr dazu, habe ich meine Behauptungen
als wahr erwiesen oder nicht?«
Und daher setzet euch gruppenweise so, daß man euch die Speise darreichen kann.« Darauf wandte sich der
Bruder Liebe an seine Gesellschaft und sagte ihr: »Setzet alle eure Vorräte vor
euch, damit sie gesegnet werden vom himmlischen Vater, wie letztesmal, und
daher genügen für die große Menge der neuen Gäste.« Sogleich bereitete ein jeder das Mitgebrachte vor
sich und wartete ruhig auf den Bruder Liebe, daß er den Segen vom Himmel
erbäte. Doch diesmal wollte er nicht sogleich, sondern wandte sich an
Swedenborg und fragte ihn, ob er nicht versuchen möchte, den Segen von Oben zu
erbitten. Dieser aber geriet in Verlegenheit, denn er getraute sich nicht,
diese große Gnade zu erbitten und bat, da der Bruder Liebe einen viel größeren
Glauben und mehr Erfahrung habe, er wolle nur selber wieder um den Segen
bitten, denn er (der Swedenborg) habe zuviel Zweifel am Gelingen, und also
dürfte es ihm mißlingen.
»Ja, wenn so, dann muß ich es freilich selber tun«, erwiderte ihm der Bruder
Liebe und segnete sogleich die Speisen und ließ sie von jedem selber verteilen,
und es blieb wieder ein großer Überfluß; man sah unter der Hand, daß sich die
Nahrungsmittel mehrten, und daher herrschte eine große Freude unter den
Austeilenden, denn am Ende hatte ein jeder beinahe soviel über, als er anfangs
vor der Verteilung hatte und somit auch genug, sich selbst daran zu sättigen,
was auch geschah.
Und wieder erscholl dasselbe Loben des guten Geschmackes und Wohlgeruchs, wie
bei dem letzten Segen, und deshalb waren alle Leute in einer sehr fröhlichen
und guten Stimmung. Nachdem das Mahl verzehrt war, sagte der Bruder Liebe: »Es soll nach einer Mahlzeit
jedesmal der liebe Vater im Himmel, der sie uns gab und segnete, auch mit der
Liebe des Herzens gebührend bedankt werden, damit Er Freude an Seinen guten
Kindern habe.« Sogleich knieten alle nieder und dankten in tiefer
Demut des Herzens dem Geber und Spender der guten Mahlzeit für Seine Güte und
Seinen Segen, der die Speisen so himmlisch gut zu genießen machte.
Als dies geschah, hörte man in großer Entfernung ein wunderschönes Lied von
einem großen Chor von Menschen singen, welche immer näher zu kommen schienen.
Und tatsächlich erblickte man in der Entfernung, von wo der Gesang herkam, eine
Lichtung am Firmament und eine große Zahl Menschen heranziehen, die das
herrliche Lied sangen. Die ganze Gesellschaft schaute neugierig auf diese
Erscheinung, die näher und näher schwebte und ein hohes Danklied dem guten
Vater im Himmel sang.
Als der Sängerchor über der Gesellschaft war, blieb er am Platze und sang
weiter. Dieser Gesang war aber so schön, daß alle ganz wie außer sich und in
himmlische Höhen emporgehoben zu sein schienen. Unverwandt schauten alle die
Sängergruppe an, die aus lauter herrlichen Jünglingsgestalten bestand und
herunter auf die Menge schaute. Endlich verstummte der Gesang und der
Sängerchor schwebte langsam herunter zur Gesellschaft, die voller Verwunderung
war, was das wohl bedeuten möchte.
Der Bruder Liebe sagte nun zur Gesellschaft: »Wie es scheint, kommen
selige Geister zu uns, und daher müssen wir sie freundlich aufnehmen; denn sie
sind auch unsere Brüder, wenn auch höher geistig ausgebildet.« Alle stimmten bei und
meinten: »Was bringen uns diese herrlichen Jünglinge für eine
Botschaft?« Der Jünglingschor kam nun herab, bildete eine runde
Kreisordnung vor dem Bruder Liebe und verbeugte sich tief vor ihm und sagte: »Lieber Bruder, wir sind
ausgesandt von der göttlichen Liebe, Dir und deiner Gesellschaft zu dienen,
wenn du uns wünschest.«
Darauf sagte der Bruder Liebe: »Ganz recht, ich habe genug Arbeit für euch, denn wir
haben heute eine vieltausendköpfige Menge neue Christusbekenner bekommen, und
diese müssen im christlichen Glauben unterrichtet werden. Daher habet ihr
sogleich eine Arbeit und könnet euch sogleich daran machen. Wir aber wollen
derweil untereinander plaudern. Und so machet euch an eure Arbeit und
unterrichtet die neuen Brüder und Freunde in allem, was nötig ist. Denn, wie
ihr sehet, sind das Mohammedaner und benötigen daher eine diesbezüglich
Auseinandersetzung der Widersprüche gegen die christliche Religion, damit sie
sich dann in allem auskennen, was zu einem friedlichen Zusammenleben und
geistigen Fortschreiten gehört.«
(Swedenborg erkannte
in Bruder Liebe den Gottvater Jesus, der ihm sagte, dies nicht zu verraten,
sondern ihn fortan Bruder Liebe zu nennen. Swedenborg, ganz übernommen von der
Liebe, küßte wiederholt den Vater. Gespräch über den Glauben, Die Mohammedaner
bekamen himmlische Bekleidung.)
Sogleich traten die Jünglinge, nachdem sie sich tief verbeugt hatten, unter die
Mohammedaner und hießen sie, sich niedersetzen, damit sie ruhig unterrichtet
werden könnten. Als dies geschehen war, fingen sie an zu lehren. Indessen
entfernte sich der Bruder Liebe mit der Gesellschaft ein wenig und sprach
Verschiedenes. Während dieses Gesprächs näherte sich Swedenborg dem Bruder
Liebe und betrachtete ihn lange, ohne etwas zu sagen.
Als sie soweit waren, daß sie frei reden konnten, sagte Swedenborg: »Lieber Bruder! Du bist kein
gewöhnlicher Bruder, unter uns, sondern wie ich fest glaube, der Vater Jesus
selber. Das hat mir der Segen und die Vermehrung der Speisen gezeigt, wie auf
dem Berge von Kapernaum, denn dein bloßes Sagen ‘Bruder Mohammed, komm herab’
und er folgte blitzschnell deinem Befehle, und endlich diese Engel und ihre
tiefste Verbeugung und dein Befehlen mit ihnen, wie ein Herr mit seinen
untergebenen Dienern, das bezeugt mir, daß du über Mohammed und über den Engeln
stehend der Herr Selber bist, und endlich, je mehr ich dich anschaue desto
größer wird meine Liebe zu dir, so daß ich beinahe für alles keine Augen habe,
wie ein Verliebter, und nur dich schaue.
Lieber Bruder, sage mir aufrichtig, ob mein Urteil richtig ist oder nicht.« Und Ich als Bruder Liebe
sagte ihm: »Ja, lieber Bruder, es kann schon richtig sein aber
verrate Mich nicht, damit kein Mußgericht über die Gesellschaft komme, sondern
jeder frei lebe und handle wie er will. Du aber betrage dich gegen Mich wie
bisher und lasse dir nichts anmerken, daß Ich dir ein anderer geworden bin,
sondern Ich bleibe dir dein Bruder Liebe wie bisher. Und so wird kein Aufsehen
erregt werden.«
Voller Liebe drückte Swedenborg Meine Hand an seinen Mund und küßte sie, Mich
in Tränen gebadet, lieb anschauend und sprechend: »Ach Vater! Wie unendlich
glücklich bin ich, dich, meine Liebe und mein alles, endlich zu sehen! Lieber,
guter Vater, lasse dich doch küssen, da meine Liebe so groß ist, daß ich mich
nicht mäßigen kann.« Und als er dies aussprach, umarmte er Mich und
küßte Mich wiederholt ab, so daß ich ihn erinnern mußte, daß er sich mäßigen
sollte, sonst könnten die anderen darauf aufmerksam und neugierig werden, was
zwischen uns zwei so liebevolles bestehen möge.
Diese Offenbarung machte ihn traurig, und er bat Mich tiefgerührt um Vergebung
wegen seiner Lieblosigkeit, die Ich ihm schon längst im geheimen erteilt hatte.
Wir gingen, derweil die Engel die Mohammedaner belehrten, allein spazieren und
sprachen über verschiedene Angelegenheiten des Glaubens, und wie schwer es
geht, bei dem Unglauben und der Weltsinnlichkeit des Volkes diesen als echtes
Wort Gottes einzuführen. Ferner sprachen wir über die fortwährende Verminderung
des Glaubens, und endlich über die völlige Glaubenslosigkeit des Volkes und daß
dann aber auch schon das Weltgericht vor der Tür sein wird, welches die in den
Gräbern ihrer Sünden Schlafenden zu wecken anfangen wird. Inzwischen. waren die
Engel mit der Belehrung fertig geworden, und wir zwei begaben uns sogleich
zurück zur Gesellschaft.
Zurückgekommen von unserem Spaziergang, traten sogleich die Jünglinge vor,
verbeugten sich und meldeten, daß sie ihren Auftrag genau ausgeführt hätten.
Und so kehrte ich Mich als Bruder Liebe wieder zu den Mohammedanern und sagte
ihnen: »Allah ist groß und seine Liebe unendlich, daher will
Ich euch Kleider schaffen, damit ihr eure Blößen bedecket,« und zu den Jünglingen
gekehrt: »Gehet und bittet die ewige Liebe in Meinem Namen um
Kleider für die armen Brüder, die ihr belehret habt, damit sie uns ein wenig
ähnlicher sehen.« Kaum ausgesprochen, verbeugten sich die Jünglinge
und entschwebten eiligst den nachschauenden Brüdern, aber sie waren auch gleich
wieder da, vollbeladen mit neuen Kleidern, die sie wie im Fluge den Wartenden
übergaben, die sich schnell anzogen und sich wunderten, daß alles wie
angemessen paßte.
Als dies geschehen war und alle guter Laune waren, sagte Ich zu der ganzen
Gesellschaft: »Brüder, unsere heutige Expedition ist gut gelungen,
wenn sie auch, anfangs sehr stürmisch begann. Allein Ich weiß schon, wie Ich
die irrenden Brüder vornehmen muß, um des Sieges der Wahrheit gewärtig zu
werden, und also war es auch hier der Fall: Aus Wölfen sind Schafe geworden.
Jetzt aber, da wir alle genug Vorräte haben, wollen wir nicht zurückkehren,
sondern noch andere Gegenden aufsuchen und geistig und leiblich Bedürftigen
beispringen.« Mit diesem Antrag waren alle Anwesenden
einverstanden.
(Überfall von bösen
Geistern und Gefangennahme der Gesellschaft. Swedenborg predigte ihnen von der
Lehre der Liebe und zeigte diese durch die Tat durch das Angebot, sie zu
bewirten! Gefangennahme des Herrn samt Engeln durch böse Geister.)
Unser Weg ging nun talabwärts, wo es immer finsterer wurde. Endlich machten wir
Halt und Ich ließ die Brüder sich niedersetzen, während Ich Mich absichtlich
lustwandelnd entfernte, und dasselbe taten auch die Engel. Aber nicht lange
dauerte es und die ganze Gesellschaft wurde von einer Überzahl böser Geister
überrumpelt und gefangen genommen. Der Swedenborg und die übrigen schauten
ängstlich nach allen Seiten, wo Ich Mich mit den Jünglingen hinbegab, aber Ich
war wie verschwunden, und auch kein Jüngling war zu sehen.
In dieser Not beratschlagten sie schnell, was zu tun sei, aber sie waren nicht
einig, die einen rieten das, die anderen jenes. Als die Not aufs Äußerste
stieg, erschien ich mit den Jünglingen und sagte, von einer Anhöhe auf sie
schauend: »Brüder! Freunde! Habet ihr vergessen, daß wir bisher
das Böse mit Gutem vergolten haben!?« Da sprang Swedenborg auf
und sagte: »Habe ich euch das nicht geraten? Das sind Hungrige
nach Speise, die wir ihnen in Wort und Tat geben können.
Lasset mich reden, wir wollen sehen, was unsere Bedränger dazu sagen werden.« Und sogleich hob er an:
»Liebe Brüder und Freunde!
Lasset mich ein Wort mit euch reden; denn wir sind keine Feinde, die man
einfangen und bedrängen sollte, sondern wir sind eure Freunde und wollen euch
brüderlich behandeln, denn wir wissen, was euch nottut. Und wir sind eben
deshalb da, um den Menschen, die in Not stecken, zu helfen. Daher sehet ab von
eurem Treiben und höret mich an, was ich euch sage.«
Als die bösen Geister diese Anrede hörten, blieben sie ruhig. Und so konnte
Swedenborg alle seine Kenntnisse verwerten, um sie zu bekehren und gut zu
stimmen. Anfangs lachten sie über ihn, bald aber ward ihnen die Sache ernster,
und so hörten sie ihn ruhig an. Als er endlich mit seiner Rede zum Abschluß
kam, und ihnen mit Speisen die Freundschaft und Brüderlichkeit zu beweisen
anbot, sagten die bösen Geister: »Ja, alles Gut, und wir
nehmen schon gern an, was ihr uns anbietet, aber saget uns: Wer sind die
Jünglinge und der junge Mann, der in ihrer Mitte auf der Anhöhe steht?« Diese Frage war von Mir
durch die bösen Geister geschehen, um eine neue Wendung der Situation
herbeizuführen.
Darauf antwortete Swedenborg: »Das sind unsere guten Brüder und Freunde die zu
unserer Gesellschaft gehören. Daher lasset uns und sie in Ruhe und wir wollen
euch nur Gutes für Böses tun.“ Die bösen Geister aber meinten: „Ja, alles gut,
aber ihr seid trotzdem unsere Gefangenen und somit die anderen auf der Anhöhe
auch und wir werden sie gleich abholen.« Gesagt, getan, und Ich und
die Jünglinge ließen uns einfangen und zur Gesellschaft führen. Als diese uns
als gefangen erblickten, wurde ihnen bange und sie jammerten über ihr und unser
Los. Ich aber sagte zur Gesellschaft: »Fürchtet euch nicht! Wir
sind keine Gefangenen, sondern nur Bedrängte und daher lasset Mich ein Wort mit
diesen Leuten reden.«
(Gefangennahme der
bösen Geister durch Friedensgeister. Vor den fliehenden bösen Geistern öffnete
sich die dritte Hölle. Rüge: Bezahlt man Gutes mit Undank und Bösem? Die
Geister schoben die Schuld und Verantwortung auf ihre Anführer, die Priester.
Diese berufen sich auf die Order von Rom, welcher sie zu gehorchen haben.)
Die Gesellschaft atmete ein wenig auf, als sie einen solchen Trost bekam und
wartete ab, was Ich machen werde. Ich aber berief die Engel zu Mir und trug
ihnen auf, sie sollen sich in die oberen Wolkenregionen begeben und eine
Riesenzahl Friedensgeister herbeiführen und die ganze Menge der bösen Geister
umzingeln. Auf diesen Befehl, den Ich im Stillen gab, verschwanden die
Jünglinge aus unserer Mitte, zum großen Erstaunen, der Gesellschaft und der
bösen Geister, die Mich verdutzt betrachteten, was Ich eigentlich vorhabe, da
Ich der einzige war, der von den Jünglingen übrig blieb.
Plötzlich umlagerten uns Millionen Friedensgeister und drängten die bösen
Geister zusammen und fragten sie, was sie nun mit den Gefangenen machen werden,
da sie selbst die Gefangenen seien, weil sie undankbar und Gutes mit Bösem zu
vergelten im Begriffe ständen. Da antworteten sie: »Wir sind zwar gefangen, aber
nicht entmutigt, wartet nur, wir werden gleich sehen, ob keine Hilfe kommt.« Und nun fingen sie an böse
zu werden und einen Angriff auf die Friedensgeister zu planen. Dieses aber
geschah, weil sie in ihrer Finsternis die Zahl und Macht der sie umgebenden
Geister nicht erkannten und sich durchzuschlagen gedachten. Allein der erste
Versuch mißlang vollkommen.
Anstatt nachzugeben wurden sie noch wilder und wollten mit aller Gewalt sich
durchschlagen und entkommen. Als der Anprall recht gewaltig war, ließ Ich
plötzlich die Erde sich spalten und Feuerflammen stiegen empor, wohin die bösen
Geister fliehen wollten, als ein Zeichen, daß sie die flammende Hölle für ihre
Bosheit aufzunehmen drohte. Ein Schrei des Entsetzens erscholl aus der Menge
und alle drängten zurück, von der großen Hitze getrieben, die aus der Erde
hervorstieg, während die Friedensgeister sie ganz bedrängten und
zusammenpreßten. Nun gab Ich den Friedensgeistern ein Zeichen und sie ließen
nach vom Drängen und Pressen und warteten ruhig das Weitere ab. Darauf wendete
Ich Mich an die bösen Geister, deren Zahl bei einer Million war und sagte
ihnen: »Freunde, Mitbrüder!
Saget Mir, bezahlt man Gutes mit Undank und Bösem? Ihr waret einst doch
Menschen und seid belehrt worden, wie man als Mensch und Christ leben muß;
warum habt ihr die guten Lehren unbeachtet gelassen und seid böse und dadurch
Teufel geworden, welche nur Böses im Schilde führen? Man hat euch auch hier
belehrt, wie man als Christ leben und handeln muß und man wollte euch geistige
und leibliche Nahrung geben. Ihr aber habet wohl das annehmen, aber Gutes mit
Bösem bezahlen wollen.
Saget Mir, ihr argen Teufel, ist euch die zweite
Hölle noch nicht unangenehm genug? Wollt ihr dorthin in den Flammenabgrund
geworfen werden? Denn jetzt seid ihr schon für die dritte und ärgste Hölle
reif, und daher ließ Ich euch diese öffnen ganz nach der Lehre eurer römisch-
katholischen Priester, die eure Anführer in der Bosheit sind, da sie selbst nie
an das glaubten, was sie, euch lehrten, aber, eure Dummheit benützend, euch mit
Stroh wie ein dummes Vieh des Hausstalles fütterten.
Das Stroh aber sind die falschen Lehren der Priester, durch welche ihr zu
Teufeln geworden seid und die Priester mit euch, weil sie schuld an allem sind.
Saget Mir, ihr argen Bösewichte nun: Wollt ihr dorthin, wohin zu kommen ihr
verdient habet, oder wollet ihr Menschen werden, das heißt: Menschen, die so
leben und handeln wie recht fromme und gute Leute, die von euch verhöhnt und
verlacht wurden?« Die bösen Geister aber wandten sich an ihre
anführenden Priester und sagten: »Da ihr an allem schuld seid,
daß wir Teufel geworden sind so sollet auch ihr für uns als unsere Anführer
sprechen; denn von euch ist der Plan und die Leitung unseres Angriffes auf
diese Menschen geschehen, die uns wohl wollten, aber Undank von uns ernteten.
Nun sind wir die Betrogenen und Gefangenen und daher verantwortet euch selbst
für euch und uns!« Auf diese Aufforderung traten die anführenden
Priester vor und sprachen: »Was wir taten, ist geschehen auf Befehl und Order
von Rom aus und wir als Diener Gottes hatten nichts anderes zu tun, als zu
gehorchen, weil wir unter kirchlicher Disziplin nichts anderes tun durften,
daher trifft uns keine Schuld, sondern unsere Oberen, denen wir zu gehorchen
hatten und siehe, es sind solche unter uns, denen wir zu gehorchen hatten,
daher strafet die, uns aber lasset ruhig weiterziehen.«
(Unterschied zwischen
Order und Handlung. Abscheuliche Fragen im Beichtstuhle. Geistliche und
leibliche Kirchen und Klostersklaven. Abscheuliches Leben und Handeln der
Priester. Die Aussage der Wahrheit wurde durch Androhung der Kirchenstrafen
unterdrückt. Beständiges Priester-, Polizei- und Gerichtszimmer. Erzteufel in
Kutte und Talar als tägliche Polizeispitzel. Hexensabbat und Scheiterhaufen.)
»Gut gesprochen, lieber Prior, aber nicht so ehrlich gehandelt. Ihr
habet wohl eure zeremoniellen Vorschriften und Dogmen zu erfüllen gehabt, aber
das steht doch nirgends darin, daß ihr selber Schwindler und Betrüger sein
sollet! Denn es ist schon genug des Schwindels und Betruges in Zeremonien und
Dogmen, daher hättet ihr ehrlich bleiben sollen und nicht euer Scherflein dazu
beitragen, daß das Volk durch böse Beispiele, die es aus eurem Leben und
Handeln ersah, selber böse und ungläubig wurde, was euch ja die anwesenden
Mitteufel bestätigen können.«
Sogleich meldeten sich mehrere und schrien: »Ja, ja, es ist wahr, was
dieser junge Mann spricht. In der Kirche, auf der Kanzel habet ihr wohl schön
gesprochen; im Beichtstuhl und im öffentlichen Leben waret ihr aber unser
seelisches Verderben, wir sind zufolge eures skandalösen Lebens und Handelns
lau und verdorben worden, und wir sind belogen und betrogen worden, bis uns das
kühle Grab aufnahm, und da sind uns die Augen aufgegangen; aber es war zu spät,
denn wir kamen in die Hölle, für welche ihr uns vorbereitet habt, und dann
kamet auch ihr uns nach als unsere Priester, reif für alles Böse. Ihr werfet
eure Verantwortung auf eure Oberen in Rom, aber saget doch, habet ihr nicht
können so fromm leben, wie ihr uns auf der Kanzel so viel schöne Beispiele aus
dem Leben der Heiligen erzählt habet?
Warum führtet ihr so abscheuliche Fragen an Jung und Alt im Beichtstuhle? Warum
behandeltet ihr uns als eure Kirchensklaven, daß wir für euch das Feld
bearbeiten mußten, während ihr arbeitsscheu von unserer Hände Arbeit lebtet,
warum hurtet ihr mit unseren Mädchen und Frauen? Warum war euch die Ehe nicht
heilig? Warum lehrtet ihr uns fleißig fasten, während eure dicken Bäuche, wie
es schien, nichts vom Fasten wußten? Warum vertröstetet ihr uns mit dem Lohn im
Jenseits, während ihr fleißig diesen Lohn im Diesseits einheimstet?
Ja, alles, was wir sahen, war kein gutes Beispiel,
sondern nur böses, welches uns den Glauben nahm, daß wir sündigten, wenn wir
euch gleich taten, und so sündigten auch wir wie ihr und sind dort, wohin uns
eure bösen Beispiele brachten. Wieder andere warfen den Priestern vor, daß sie
durch sie in der Kirche Diebe machten, indem sie Geld, das die Gemeinden für
die Kirchen geopfert hatten, ausliehen und nicht mehr zurückgaben und die
Priester durch Drohungen, daß sie alle Lumpereien, die sie sich zu Schulden
hatten kommen lassen, offenkundig machen würden, zum Schweigen brachten.
Andere schrien wieder, daß sie jede Verantwortung von sich und auf die Priester
wälzen, weil diese sie zu verschiedenen Sünden durch den Beichtstuhl brachten,
da sie Sachen fragten, welche ihnen die Augen öffneten und die Begierden zum
Sündigen reizten. Also hatten wieder andere Klagen wegen der Ungerechtigkeiten,
die ihnen durch die Priester geschahen, indem sie diese zu Werkzeugen der
dunklen, nicht zu nennenden Sünden gebrauchten.
Etliche klagten über sie, daß sie alle erdenklichen
Kirchenbedürfnisse ersannen, fleißig Gott zu opfern predigten, aber viel Geld
in die eigenen Taschen steckten, denn sie als Kirchenpröbste hatten fleißig
aufgepaßt, was die Menschen opferten, und hatten herausgefunden, daß die
Priester wie die Raben gestohlen haben. Um sie als gute Schweigwerkzeuge zu
gebrauchen, standen sie immer auf gutem Fuß mit ihnen und traktierten sie mit
Wein und Brot, damit sie schwiegen und schweigen mußten sie, weil sie Kirchen-
und Klosterleibeigene waren, wenn sie Ruhe und Zufriedenheit in ihrem
Schicksale als Sklaven des Kirchenbodens sich erhalten wollten.
Die Weiber schrien sie an, daß sie die ekelhaftesten Sachen im Beichtstuhle
fragten, sie dadurch auf allerlei unkeusche Sünden aufmerksam machten und sie
zu sich in ihre Wohnungen zur Nachbeichte und Absolution beschieden, wo sie
handgreiflich alles nachgewiesen verlangten und so Unzucht mit ihnen trieben,
mit jungen Verheirateten aber Ehebruch.
Was wollten wir machen? Zur Beichte mußten wir
gehen, bekamen wir keine Absolution, so hätten die anderen in uns recht grobe
Sünderinnen erschaut, hätten wir das Treiben der Beichtpriester veröffentlicht,
dann wären wir nicht sicher, daß sie uns als Hexen durch ihre untertänigen
Kreaturen verklagen ließen um uns als bös beleumundete Hexen in den Kerker zu
werfen, zu foltern und am Scheiterhaufen zu verbrennen.
Also was konnten wir anderes tun, als zu allem Unfug schweigen, um mit heiler
Haut davon zu kommen!? Rührte sich jemand, da wurde ihm sogleich gedroht, daß
sie schon dieses und jenes von Hexerei von ihm hörten und daß sie eine
peinliche Untersuchung beantragen werden, wenn er nicht das Maul halten und
seine lose Zunge bändigen würde, denn es sei alles nicht wahr, sondern böse
Verleugnung von ihren feindlichen gesinnten Pfarrinsassen, die sie aber schon
zur Ordnung bringen werden, da sie schon vieles von Zauberei von ihnen durch
den Beichtstuhl erfahren haben.
Also ward ein jeder mit Drohungen von Kerker,
Folterungen und Scheiterhaufen bedroht, wer sich getraute laut zu werden, und
hatte sich jemand unterstanden, trotz alledem etwas gegen sie auszusagen, da
hatten sie schon willige Teufel, die für sie logen und den Freund der Wahrheit
in die größte Gefahr brachten.
So ging es uns zufolge der Niedertracht der Priester, die alle erdenklichen
Klatschlügen durch den Beichtstuhl erfuhren, und wir infolge dieser höllischen
Kircheneinrichtung fortwährend im priesterlichen Polizei- und Gerichtszimmer
waren, ob wir wollten oder nicht; denn wer konnte wissen, was böse Verleumder
und alte Klatschweiber über uns klagten.
Ja, wir sagen euch, wir waren die ärmsten Teufel
unserer Erzteufel in Kutte und Talar als tägliche Polizeispitzel des Gerichtes
und zu diesen Höllengeistern waren wir kirchlich gezwungen, beichten zu gehen
und aus uns machen zu lassen, was sie für gut fanden, denn wir waren rechtlose
Kirchen- und Klostersklaven und als solche täglich gewärtig, vors Gericht und in
den Kerker zu kommen, wenn wir uns nicht alles gefallen ließen und zu allem
schweigen wollten. Und obendrauf versprach man uns Absolution und Himmel, wenn
wir aus Bedenken gegen dunkle Handlungen Einspruch erhoben, da sie alle Macht
von Gott hätten und jede Sünde vergeben könnten, möge sie noch so groß sein.
Ferner redeten sie uns alle erdenklichen Lügen ein, welche Rechte sie als
ledige Priester zum anderen Geschlechte hätten und wie man gar keine Sünden
begehe, wenn sie etwas begehren, womit schon jeder versteht, was wir sagen
wollten und wenn es überhaupt eine Sünde wäre, so hätten sie ja das
Sündenvergebungsrecht. Und wenn das alles nicht fruchtete, dann kamen sie mit
Fragen: Du, gehst du wirklich zum Hexensabbat und wie oft warst du da schon;
denn ich habe das und jenes von dir erfahren. Nach solchen Fragen stiegen ihnen
die Haare zu Berge und alle Bedenken gegen die Sünden mußten fallen, wenn man
vor Kerker und Folter bewahrt bleiben wollte.
Wieder andere klagten über Jugendschändung und -Verführung, deren Opfer sie
waren. Andere fanden große Anklagen gegen sie, daß sie sich des Mordes an
geborenen Kindern schuldig gemacht hätten, die von den Dienerinnen des Klosters
und der Kirche herkamen und Priesterkinder waren. Also schrien sie durcheinander,
allerlei Sünden den Priestern vorwerfend und sie als die Schuldigen ihrer
Sünden anklagend.
(Liebevolle Verheißung
der Sündenvergebung, wenn sie Buße tun, und wie gute Menschen leben wollten.
Guter Wille der Geister, Buße zu tun. Bewirtung der Geister, ohne Vorwürfe zu
machen für getanes Böse. Freude und Staunen über das wunderbare Mehren der
Nahrungsmittel. Neugierde, wer der junge Anführer ist, der, wie einst Jesus,
die Nahrungsmittel vermehrte. Übertritt der Geister zur Gesellschaft)
In diesem wüsten Geschrei hob Ich die Hand auf und gab das Zeichen zum
Schweigen und sagte: »Die Sünden, die ihr vorbrachtet, sind wohl groß,
aber sie können getilgt werden, wenn ihr Mir folgen wollet, und so rate Ich
euch, daß ihr die Rede, die Mein Bruder früher an euch hielt, beherziget und
annehmet. Ihr solltet aus, bösen Teufeln gute, Buße tuende und Liebe
verbreitende Menschen werden, wie wir, dann wird euch der Vater im Himmel alle
Sünden verzeihen und aus der Hölle erlösen, in welcher ihr schon Jahrhunderte
stecket und euch nicht zu helfen wisset.«
Wie ein Blitzstrahl ging diese Verheißung durch die
Menge und sogleich erhoben sich einige aus dem Volke und sagten: »Wir sind gewillt, alles zu
tun, nur bewahret uns vor den Höllenflammen, die dort aus dem Inneren der Erde
hervorlodern, denn die sind entsetzlich anzuschauen, und wir tun das Äußerste,
was ihr von uns verlanget, damit wir nicht unseren wohlverdienten Lohn für die
begangene Lieblosigkeit gegen euch empfangen.«
Sobald die Sprecher aufhörten, schloß sich die große Höllenkluft wieder und es
war nichts mehr davon zu sehen, worauf die Menge in laute Freudenrufe ausbrach
und hoffnungsvoll auf mich schaute. Ich aber sagte zu der Menge: »Ihr seid hungrig und daher
wollet ihr erst etwas einnehmen, bevor wir weiter verhandeln.« Und zu der Gesellschaft
gekehrt: »Machet euch auf, jetzt ist die Gelegenheit, das Böse
mit dem Guten zu vergelten und seid also liebevoll und ohne Vorwürfe; denn wer
mit Vorwürfen Gutes tut, der hat keine Verdienste dabei, weil er seine
Nächstenliebe vorwirft und damit prahlt, daß er Gutes für Böses tut!«
Sogleich machten alle ihre Säcke auf, auch die
Mohammedaner zogen ihre Überbleibsel hervor, und legten sie hin zum Segnen. Ich
aber beschied die Engel, auch Wein zu holen, damit die Kräftigung in der Liebe
eine größere würde. Sobald der Auftrag erteilt ward, verschwanden die Engel und
kamen im nächsten Augenblick in vermehrter Anzahl und voll beladen mit Wein
zurück, welchen sie zu den Speisen stellten und wieder abtraten. Ich aber hob
Meine Hände empor, streckte sie über die Nahrungsmittel und segnete sie.
Darauf wandte Ich Mich zu der Menge der bösen Geister und sagte ihnen, sie
sollen sich in Reihen niedersetzen, damit man sie bewirten könne. Und sogleich
setzten sich alle nieder. Und nun sagte Ich zu der Gesellschaft: »Nehmet eure gesegneten
Vorräte und verteilt sie; die Jünglinge aber werden den Wein verteilen.« Als die Mohammedaner wieder
ihre kleinen Vorräte in die Hand nehmen wollten, sahen sie, daß sie so groß
waren, wie die der übrigen Brüder und freuten sich, daß auch sie soviel Gutes
tun konnten, wie die Brüder, die schon weiter vorgeschritten waren als sie.
Sogleich machten sich alle auf und gingen freudigen
Herzens zur Verteilung. Als die große Menge die kleine Zahl der Verteiler und
der Vorräte sah, ward sie traurig; denn es schien ihr, daß die meisten gar
nichts bekommen würden. Als sie aber sahen, daß die Vorräte nicht weniger
wurden und das Verteilen fleißig vonstatten ging und alle genug bekamen, da
freuten sie sich sehr und bewunderten die unerschöpflichen Säcke der Verteiler,
sowie die Gefäße mit Wein, welche fort und fort neuen Wein gaben.
Aber noch größer war die Verwunderung, als sie die Güte der Speisen und des
Weines verkosteten, was sie nicht genug loben konnten, da sie noch nie etwas so
Gutes gekostet zu haben meinten. Als alle beteilet waren, setzten sich auch die
Verteiler nieder und aßen und tranken von dem übrig gebliebenen Vorrat des zu
Verteilenden. Während des Essens und Trinkens wurde fleißig gesprochen und so
fragten die bösen Geister die Verteiler, wer ihr Anführer sei und wie er heiße,
da er so mächtig zu sein scheine; denn sein Segnen der Speisen und des Weines
erscheine wie ein Wunder, das einst Jesus gewirkt hat, als er die fünftausend
Zuhörer mit fünf Broten und zwei Fischen speiste.
Es ist hier wohl viel mehr Vorrat gewesen, da ein
jeder von euch einen Sack davon hatte, aber fünftausend oder unsere Riesenmenge
erscheint vergleichsweise wieder so, wie fünf Brote und zwei Fische zu
fünftausend Beteilten. Wir sehen da ein Wunder und daher möchten wir etwas
Näheres über euren jungen Anführer erfahren.
Die Verteiler aber wußten nichts Positives auszusagen, als daß er ein hoher
Geist sei, dem selige Geister, diese Jünglinge und andere gehorchen und dienen,
und sagten: »Um das haben wir uns speziell nicht gekümmert,
sondern wir tun bloß das, was er sagt, und das ist gut, weil ein sichtbarer
Segen auf allem liegt, was er uns zu tun heißt. Und wir tun es gern, weil er
mit uns so lieb und freundlich umgeht. Tuet auch ihr so und es wird gut für
euch. Denn wir sind überzeugt, daß er auch euch in unsere Gesellschaft
aufnehmen wird, wenn ihr ihm folgen werdet, und tun, was er euch sagen wird,
denn er ist gut und edel, und daher zu lieben und gern zu haben.«
Mit dieser Aufklärung waren die Geister beruhigt und
sagten: »Es ist gut, daß wir wissen, daß er nur Gutes mit uns
vorhat und daher wollen wir alles tun, was uns möglich ist, denn bösen Geistern
kostet es mehr Mühe wie euch, Gutes zu tun, aber wir fühlen in uns die Kraft,
es doch tun zu können.« Unter solchen und ähnlichen Gesprächen wurde die
Mahlzeit eingenommen, und als sich alle gesättigt hatten, ersahen sie, daß
ihnen noch für eine zweite Mahlzeit übrig blieb. Nur der Wein wurde, ganz, ohne
daß etwas übrig blieb, getrunken. Das aber auch aus wohlweißlichen Rücksichten.
Während dieser Mahlzeit verschwanden die die Menge umgebenden Friedensgeister,
wodurch die bösen Geister sich frei entscheiden konnten, was sie tun wollten.
Ich hielt nun eine Ansprache an sie und gab ihnen bekannt, daß Ich ihnen die
Freiheit gebe damit sie sich ganz frei entscheiden können, ob sie in ihren Höllenzuständen
verbleiben oder bei uns bleiben und alle Wohltaten eines Gott gefälligen Lebens
genießen wollen. Ohne sich viel zu überlegen, antworteten sie Mir: »Die Hölle haben wir lange
genug gekostet und haben sie mehr als satt. Daher, lieber junger Mann, nimm uns
auf in deine Gesellschaft und gib uns deine Wünsche kund und wir wollen sie
erfüllen, soweit es uns möglich ist.«
(Geisterkrieg und
Belagerung einer Stadt durch die Geister. Die belagernden und belagerten
Höllengeister wurden durch die Gesellschaft umzingelt, besiegt und gefangen.
Swedenborg hielt eine Friedenspredigt. Mahlzeit; Loblied der Engel,
Nichtübereinstimmung der römischen mit der Christuslehre. Römisch- katholisch
heißt soviel als antichristlich.)
Und so könnet ihr euch sogleich betätigen und den Bedrängten Hilfe leisten. Der Feind ist zwar zahlreich, aber wir werden ihn schon besiegen. Aber tuet keinem Feind ein Leid, sondern wir werden sie umzingeln und so werden die Belagerten Mut und Kraft bekommen, sich gegen die Belagerer zu werfen, die eben dadurch entmutigt werden, weil sie sich im Rücken bedroht sehen, gefangen genommen zu werden, und dadurch ganz in die Enge getrieben werden.«
Da alle einverstanden waren, so brachen wir sogleich auf, und Ich führte sie in die Gegend, wo dieser Geisterkrieg stattfand. Sogleich bemerkten die Belagerten, daß eine Schwäche und Durcheinanderlaufen unter den Belagerern sich bemerkbar machte und daß sich etwas ereignet haben mußte, weil die Belagerer so besorgt waren und nur für ihre Rückendeckung zu sorgen begannen, der bedrängt zu sein schien.
Es war dieser Geisterkrieg in der zweiten Hölle auf der Erde bei einer irdischen Stadt, weil aber die Höllengeister, besonders die der zweiten Hölle, es schon sehr finster haben, so konnten sie nicht wissen, was hinter dem Rücken des Feindes vorging. Wir umzingelten mit unserer großen Überzahl die Belagerer und nahmen sie förmlich gefangen, so daß die Belagerten Mut bekamen und selber einen Angriff auf die Belagerer unternahmen. In diesem Gemenge umzingelten wir auch, diese und riefen von allen Seiten: »Ihr seid alle gefangen, ergebet euch freiwillig und es wird euch nichts geschehen, wir wollen nur Frieden unter euch stiften.«
Diese Rufe aus der ganzen Umzingelung brachten beide Parteien in Verzweiflung und sie wußten nicht, was anzufangen. In diesem Wirrwarr drangen die Engel mit ihrer Kraft des Willens wirkend hinein in die Streiter, hinter welchen Riesenkolonnen folgten, und teilten sie in kleine Abteilungen und riefen laut: »Ergebet euch, ihr seid unsere Gefangenen!«
Das wirkte niederschmetternd, denn man hörte nichts als das Geschrei der Sieger, und das entmutigte die beiden Parteien so, daß sie sich nicht verteidigten, sondern ängstlich warteten, was da nun werden würde. »Niedersetzen, Waffen weglegen und ruhig sein, damit wir euch nicht mit Gewalt dazu zwingen werden!« Da die Sieger schon die beiden Parteien, geteilt und sich unter sie verteilt hatten, wußten die Besiegten nichts besseres zu tun als zu folgen, und so geschah es, was man von ihnen verlangte.
Nun sagte Ich dem Swedenborg: »Jetzt halte ihnen eine ordentliche Predigt, damit sie einsehen, daß sie falsche Wege wandeln; aber nicht grob, sondern nur in Liebe.« Sogleich hielt Swedenborg eine gehörige Friedenspredigt beiden Parteien und klärte sie über ihr törichtes Streiten und Kriegführen auf, und daß dies gegen die göttlichen Gebote der Liebe verstößt, welche sie als Geister in erster Linie berücksichtigen sollten, da nur die Liebe und die Werke, welche aus der Liebe entspringen und am Nächsten geübt werden, sie glücklich machen und zu Gott bringen, nicht aber Haß und Lieblosigkeit und die daraus entspringenden Werke der Rache und des Zornes.
Er berührte viele entscheidende Glaubenspunkte und besänftigte dadurch die
Gemüter der Streiter. Als er seine Friedenspredigt beendet hatte, versprach er
ihnen eine gute Mahlzeit, wenn sie sich ruhig verhalten würden, was sie sich
nicht zweimal sagen ließen. Darauf berief Ich die Engel und sagte ihnen; daß
sie sollten genug Wein schaffen, was, wie das erste Mal, eiligst geschah. Aber
es kamen neue Scharen Jünglinge mit als Helfer und Träger des Weines.
Allein, Ich ließ keine Traurigkeit Platz greifen und sagte den Engeln, daß sie
dem himmlischen Vater ein Danklied dafür anstimmen sollen. Sogleich sammelten
sie sich im Chor und fingen zu singen an was die neuen und die minderen Geister
ganz nervös stimmte, weil sie, für solch hohe Laute nicht die nötige Liebe
hatten, doch gewöhnten auch sie sich bald daran und waren dann aufs Höchste
begeistert über den schönen, himmlischen Gesang. Dies war aber nötig, um die
Geister durch Lehre, Speise, Trank und Gesang in der Liebe zu wecken und für
das Hohe und Erhabene empfänglich zu machen.
Sogleich kamen mehrere Geistliche zusammen und einer unter ihnen sagte Mir: »Eure Speisen, Getränke, Gesang und Behandlung ist recht schön und gut, aber wir vermissen das römisch- katholische Bewußtsein bei euch; es scheint, ihr seid Protestanten, also Lutherische, und mit solchen standen wir nie auf gutem Fuß, weil sie Ketzer und Abtrünnige unserer alleinseligmachenden römischen Kirche sind, und deshalb führten wir auch hier den Krieg gegen diese Ketzer, die aber nun Mitgefangene sind und wir daher kein Recht haben, über sie herzufallen und sie gehörig dafür durchzuhauen.« Nun sagte Ich: »Haben wir euch durchgehauen, weil ihr Römisch- katholische und Zeremonienketzer seid? Liegt in der Liebe der Lehre Christi vorgeschrieben, Andersgläubige zu verfolgen und durchzuhauen? Steht es nicht vielmehr in der Bergpredigt vorgeschrieben: ‘Liebet eure Feinde, tuet Gutes denen, die euch hassen (und Böses tun) und betet für eure Verleumder und Verfolger.
»Saget Mir, ihr Alleinseligmachenden, ist das die Lehre Christi oder nicht!?« Diese Frage machte die Priester verstummen und sie dachten an einen Ausweg, um eine gute Ausrede vorzubringen. Doch wollte ihnen nichts solches einfallen, und so ergriff Ich wieder das Wort und sagte zu ihnen: »Wer schweigt, bejaht die Wahrheit des Ausspruches. Somit sind wir keine Ketzer und Abtrünnige der alleinseligmachenden Kirche. Aber diese Kirche heißt die ‘Liebe’, während römisch- katholisch soviel als antichristlich heißt.«
(Widerspruch der römischen Priester gegen die
Bezeichnung antichristlich und ihre alleinseligmachenden Behauptungen. Beweis
aus der Bergpredigt, was echt christlich ist. Die Urkirche ist ein liebendes
Menschenherz. Die protestantische Lehre ist älter als die römisch- katholische.
Ursprung der römischen Christengemeinde. Falsche Berichte des römischen
Kalenders über Petrus.)
Diese Bemerkung und der passende Vergleich brachte
die Priester auf und sie schrien: »Was, römisch- katholisch
heißt soviel als antichristlich?! Nun sehen wir, daß ihr des Teufels seid und
Scheinheilige, die uns mit der Liebe behandeln, um uns den echten Glauben zu
nehmen. So leichten Kaufes sind wir nicht feil, denn wir kennen auch die Hl. Schrift
und diese ist für uns sprechend. Saget uns, wer war früher, die römisch-
katholische oder die lutherische Religion? Konnten die Römisch- Katholischen
von den Lutherischen abfallen, da sie seit Petri Zeiten her bestehen, während
Dr. Martin Luther nach nahe fünfzehnhundert Jahren später auftrat und das
lutherische Antichristentum aufstellte und sich aus der alleinseligmachenden
römischen Urkirche aussonderte?«
Darauf erwiderte Ich: »Gut gesprochen, Mein Lieber, aber du kannst nicht
beweisen, daß es Wahrheit ist, sondern du lügst wie du kannst. Sage Mir, da du
uns des Teufels und Scheinheilige nennst, habe Ich dir nicht früher aus der
Bergpredigt die echte Christuslehre hergesagt, und habet ihr nicht gegen diese
Lehre somit antichristlich gehandelt? Und haben nicht gerade wir genau nach
Christi Lehre gegen euch gehandelt? Alles aber, was gegen Christi Lehre
verstößt, ist antichristlich, wer ist dann Antichrist, Ich oder du und deine
gleichgesinnte Priestersippschaft? Beantworte du Mir diese Fragen und dann
werde Ich auch deine andere Einwendung beantworten und beleuchten!«
Wieder stand er da wie angedonnert und wußte keine Einwendung. Und so schritt
Ich zur Beantwortung der Frage über das Alter und die Urechtheit der römisch-
katholischen Kirche: »Sage Mir, du römisch- katholischer
Urkirchenpriester, was nennst du Urkirche in der christlichen Religion? Meinst
du, daß die Urkirche nach dem irdischen Orte benannt wird? Wenn du das meinst,
so bist du stark in der Irre, denn die Urkirche heißt bei Gott ein liebendes
Menschenherz und nicht eine gebaute Kirche.
Was das Alter zwischen der römischen und lutherischen Religion betrifft, so ist
die lutherische jedenfalls die ältere, weil sie Christus gelehrt, nach ihm die
Apostel und Jünger und sie selbst dieselbe schriftlich hinterlassen haben,
welche man als das Neue Testament bezeichnet, und dieses gebrauchen die
Protestanten als Grundlage ihres Glaubens, während die römische Kirche eine
spätere ist und ihre Lehren aus allen Jahrhunderten herstammen, so daß sie
heutzutage ein ganzes Antichristentum von Irrlehren vorstellt, wie sie die
antichristlichen Päpste im Laufe der Jahrhunderte nach und nach aufgebracht
haben. Was du sagst, daß die römische Kirche seit Petri Zeiten besteht, hat
zwar seine Richtigkeit; denn Petrus lebte noch, als in Rom schon eine
Christengemeinde bestand.
Doch hat Petrus nie etwas zur Gründung der römischen
Kirche getan oder beigetragen. Die römische Gemeinde begann sich zu bilden,
nach dem Tode Christi, als man in Rom von der Auferstehung Christi erfuhr. Denn
es gab in Rom viele Menschen, die zu Christi Zeit sich in Judäa und in den
umliegenden Landschaften in verschiedenen Angelegenheiten und Beschäftigungen
aufhielten. Diese kamen zu den Vorträgen Jesu und viele davon wurden von ihrem
Heidentum bekehrt. Zurückgekommen nach Rom, erzählten sie, was sie erlebt und
erfahren hatten, und so hat der christliche Glaube in Rom angefangen, sich
auszubreiten. Einzelne Menschen und ganze Familien wurden Christen.
Endlich kam die Nachricht von der Kreuzigung und Auferstehung Christi nach Rom
und das brachte ein großes Gerede in Rom. Viele erzählten öffentlich, daß sie
bei diesen Vorträgen persönlich zugegen waren und mit Jesus gesprochen hätten,
dadurch aber erkannten sich die Gläubigen und schlossen sich aneinander und
wurden eine neue Glaubenssekte. Wiederholt kamen Nachrichten aus Jerusalem nach
Rom, was die Apostel und die Jünger taten und wie sich in Jerusalem eine
christliche Gemeinde bildete, so schlossen sich auch in Rom die Freunde und
Bekenner des Christentums enger zusammen.
Doch hatten sie noch keinen Leiter aufgestellt, weil
niemand genügend in der neuen Lehre ausgebildet war. Man kam zusammen, hielt
Liebesmahle, betete und sang, aber zur Konstituierung einer festen Gemeinde kam
es lange nicht. Als Paulus im Jahre 61 nach Rom kam, gab es wohl schon viele
Christen, aber noch keinen Gemeindebischof von Rom. Darum spricht er in seinen
Briefen wohl von den Namen mehrerer römischer Christen, aber nie von einem
Bischof, weil es noch keinen gab. Und Paulus, als Gefangener und in Ketten
gefesselt, konnte nicht als Bischof, auf deutsch: »Gemeindeaufseher« aufgestellt werden.
Die Briefe Pauli aus Rom datieren aus den Jahren 61 bis 63, weil später dem
Paul verboten war mit seiner Umgebung zu verkehren, so daß er noch zwei Jahre
in Ketten gefesselt im Kerker lebte, bis er starb. Das Calendarium romanum
erzählt wohl, daß Petrus seit 42 bis 67 in Rom war, aber das ist alles erlogen,
weil die Apostelbriefe deutlich das Gegenteil beweisen. Auch Paulus erwähnt in
keinem Sendschreiben weder von einem Petrus noch von, einem Bischof in Rom
etwas. Also Petrus war kein Bischof von Rom, weil er im Jahre 44 als Gefangener
und im Jahre 51 als eine Säule der Gemeinde zu Jerusalem genannt wird, wie aus den
Berichten des Neuen Testamentes ersichtlich ist, und das vernichtet die Lügen
des Calendariums romanum vollkommen! Nun, was sagst du zu dieser voll wahren
Aufklärung?«
(Die Priester
verlangten als persönliche Beweise die Apostel Petrus und Paulus. Diese
erschienen und erzählten, was nötig war. Römisch- Katholische Gottesdiener nach
dem Tode in der Hölle werden von ihrer Gemeinde Satansdiener genannt. Übertritt
aller zur Gesellschaft, worauf sie belehrt wurden.)
Der Redner ward dadurch sichtlich verlegen und schwieg eine Zeitlang, dann aber
erhob er sich und sprach: »Es ist leicht zu erzählen, da es niemand gibt, der
uns die Wahrheit sagen könnte. Glauben könnte man dir schon, aber es fehlen die
Beweise und wer kann uns diese bringen? Ich habe es nie anders gehört, als daß
Petrus der erste Bischof von Rom war, du aber behauptest, er war es nicht, wo
liegt da die Wahrheit? Ich kann es nicht entscheiden und so auch nicht glauben.
Kannst du mir aber Beweise bringen, dann bin ich gern bereit, es dir zu
glauben.«
Diese Entgegnung war gut ersonnen, denn es hat sich
hauptsächlich darum gehandelt, dadurch Meine Aufklärung zu vernichten, weil er
nicht glaubte, daß Ich ihm Beweise liefern könnte. Ich aber war sogleich
bereit, ihm diese zu liefern, und so fragte Ich ihn: »Willst du geschriebene oder
andere Beweise?« Wieder etwas verlegen, entschied er sich, ich solle
ihm alle Beweise liefern, die Mir möglich zu liefern seien. Worauf Ich ihm
erwiderte: »Ich bin bekannt mit schriftlichen Nachrichten und
kenne Petrus und Paulus persönlich, daher ist mir ein jeder Beweis möglich zu
liefern. Und so entscheide dich, welche Beweise du haben willst.«
Der Priester schaute Mich groß an und wußte nicht, ob er Mich als Großmaul und
Redeheld bezeichnen oder um die Beweise fragen sollte, die Ich ihm erwähnt
hatte. Endlich entschied er sich und sagte: »Wenn du mächtig bist, so
rufe uns die beiden Apostel herunter, damit wir aus ihren Berichten erfahren,
wie man daran ist.« Daß Ich aber das bewerkstelligen könnte, das
glaubte er nicht im Mindesten, sondern er wollte Mich bloß in Verlegenheit
bringen, um dann als Sieger aus dem Wettkampfe hervorzugehen.
Ich sagte darauf:
»Ja, gut! aber sage Mir, was
willst du sie fragen?« Diese Vorfrage bestätigte ihm die Meinung von dem
Unvermögen die Apostel auftreten zu lassen und er lachte verschmitzt darüber,
worauf Ich ihm sagte: »Ich habe dir nicht gesagt du sollst höhnisch lachen,
sondern dich besinnen, um mit so hohen Geistern sprechen zu können. Also
bereite dich vor, daß du sie etwas Vernünftiges fragen wirst.« Darauf sagte Ich:
»Petrus und Paulus kommet
herunter.«
Sogleich fing Petrus an und sagte:
»Es wundert mich, daß du als
Priester die Heilige Schrift des Neuen Testamentes nicht kennst, hättest du
dich mehr um die Lehren Christi als um römische Irrlehren gekümmert, so hättest
du gewußt, daß niemand Apostel in Asien und Bischof in Rom zugleich sein kann.
Also kann ich dir sagen, daß ich, Petrus, wohl ein Apostel in Asien war, aber
nie den Boden Europas betreten habe.« Darauf begann Paulus zu
sprechen und sagte: »Ich war nahezu fünf Jahre in Rom, aber zu meiner
Zeit hat es noch keinen Bischof zu Rom gegeben.
Die Brüder kamen scharenweise, mich zu besuchen, aber ohne einen speziellen
Leiter. Sie haben die Lehren der Apostel von Jerusalem abschriftlich bekommen.
Auch schrieben sie sich alle Briefe, die ich in Rom an die Brüder Asien und
Griechenland schrieb ab, und lebten ruhig und brüderlich untereinander. Doch
wisse, daß Petrus schon viel früher verstorben war, als ich nach Rom kam und
somit konnte er nicht im Jahre 67 noch einmal sterben, denn es hat bloß einen
Petrus gegeben und nicht zwei. Weißt du nicht daß Petrus im Jahre 44 von
Herodes Antipas in den Kerker geworfen wurde und daß ich, Petrus, Johannes,
Jakobus und mehrere Jünger, unter Anwesenheit der ganzen Gemeinde in Jerusalem
im Jahre 51 eine, und zwar die erste Glaubenssynode daselbst abgehalten habe?
Das steht doch von mir beschrieben, und du weißt als
Priester, der die Heilige Schrift auswendig kennen müßte, nichts davon?! Sag
uns doch, was hast du in deiner Priesterzeit getan und was, gelehrt, wenn du
die Apostelbriefe nicht kennst? Und konntest du dann ein Priester der Wahrheit
Gottes sein, wenn du dich nicht um die Wahrheit gekümmert, sondern Lügen der
Menschen gepredigt hast!?«
Diese treffende Frage und Beleuchtung brachte den Priester ganz zum Schweigen
und auch seine Mitpriester schauten zu Boden, um nicht von dem vorwurfsvollen
Blick Paulus getroffen zu werden. Das Volk aber applaudierte und schrie: »Wir haben genug erfahren.
Nun lassen wir uns nichts mehr vormachen, denn ihr seid Schwindler und Betrüger
und daher in der Hölle wie wir. Also solche Diener Gottes seid ihr? Aber Gott
wohnt im Himmel, ihr seid aber in der Hölle, wo der Satan wohnt, dessen
Lügenpriester ihr uns waret. Darum kamen wir in die Hölle, da wir Satansdiener
als Priester hatten. Weg mit euch! Wir aber wollen nun bei dem jungen Mann
bleiben, der uns auf diese Weise die Augen geöffnet hat.«
Bei diesen Worten verbeugten sich die beiden Apostel gegen Mich und
verschwanden vor den Augen der Menschen. Ich aber sagte zu den neuen Brüdern: »So ist es recht! Die
Wahrheit soll erkannt und angenommen werden. Aber Ich glaube, daß es nicht mehr
nötig ist, zu fragen, wo ihr verbleiben wollet, denn ihr habet euch selbst
entschieden und geäußert und darum werden euch Meine Diener sogleich belehren,
wie ihr zu leben und euch zu betragen habet, um geistig vorwärts zu schreiten.«
Es blieben aber auch die Priester und warteten der Belehrung. Sogleich traten
die Engel vor und Ich behieß sie, die neuen Brüder in allem Nötigen zu
unterrichten, was auch geschah. Während der Lehrzeit unterhielt Ich Mich mit
Swedenborg und fragte ihn, ob er nicht möchte so einen ordentlichen Wolkenkrieg
der Geister mit Blitz und Donner durchmachen, der den Erdenbewohnern oft viel
Kummer und Sorge macht?
(Die Geister bekommen
neue Anzüge. Aufstieg in die Region der Friedensgeister. Aufklärung, daß
Ungewitter ein Geisterkrieg ist und wie dieser beschaffen ist. Wolkenkrieg
zwischen Römisch- Katholischen und Protestanten. Ich bringe euch nicht den
Frieden, sondern das Schwert; aber wer mit dem Schwerte tötet soll mit dem
Schwerte getötet werden! Denn das fünfte Gebot lautet: Du sollst nicht töten!
Die zwei verschieden lautenden, aber doch richtig seienden Schwerter.)
Swedenborg war sogleich einverstanden. Und als die Engel mit den Lehren zu Ende
waren, sagte Ich ihnen: »Ziehet den Armen gute neue Anzüge an, dann gehen wir
in die Wolkenregion, wo die erste Hölle sich befindet.“ Als die Engel sich
ihres Auftrages entledigt hatten, kamen sie wieder zurück und Ich sagte der
ganzen Gesellschaft: „Meine lieben Brüder! Der himmlische Vater hat euch durch
Mich bewirtet und euch belehren und anziehen lassen. Von nun an müsset ihr eure
Anzüge durch Werke der Nächstenliebe immer schöner gestalten. Euer Streben muß sein,
durch die Liebe, die in euch immer stärker wachsen soll, nur Gutes und
Liebevolles an euren Brüdern und Schwestern ins Werk zu setzen.
Daher wollen wir einmal hinauf in die Wolken, wo gerade ein Ungewitter von
großem Umfange im Anzuge ist, um da Ruhe zu schaffen, und die Menschen auf
Erden vor einem großen Unglück zu bewahren. Also lasset die euch gegebenen
Lehren zur Tat werden, denn je schneller ihr in Liebe reifen werdet, desto
schöner werden die Anzüge, desto lichter euer Gesichtskreis, weil die Liebe
euch beides schafft und euch zu höheren Geistern erhebt. Und so machen wir uns
munter in die Höhe.«
Sogleich fing die ganze große Menge der Geister an, in die Höhe zu schweben, wo
es immer lichter wird. Sobald die Wolkenhöhe überschritten war und wir über den
Regenwolken waren, sagte Ich zu den Geistern: »Sehet dort in der Ferne die
schwarzen Wolke, dort geht es schon sehr rachsüchtig zu. Zwei feindliche
Parteien sind aneinander geraten und da wird wild gestritten um das Recht und
den Vorzug. Die eine Partei sind römisch- katholische, die zweite die
Protestanten.
Wir ziehen über sie hin und beobachten das Spektakel
von oben herunter, denn sie sehen uns nicht, weil sie über ihre Sphäre oder
ihren Wirkungskreis, wo sie sich aufhalten, nach hinauf nicht sehen. Wir aber
werden von oben alles genau sehen, was vorgeht, und auch ihre Streitworte hören
und verstehen, und wenn das Spektakel ins zu Arge ausarten wird, dann werden
wir eingreifen, wie Ich euch angeben werde.«
Im nächsten Augenblick befanden wir uns über den streitenden Parteien, wo schon
eine große Menge Friedensgeister dem Spektakel aufmerksam zuschaute. Sie
grüßten uns freundlich und freuten sich, daß wir ihnen zu Hilfe gekommen waren,
denn der Streiter gab es eine Riesenmenge. Daher erwartete uns auch eine große
Arbeit, diese Geister zu ergreifen und Ordnung zu schaffen. Bevor wir aber die
Sache weiter verfolgen, ist hier eine Aufklärung notwendig, um das Blitzen,
Donnern, Einschlagen und das ganze, was bei einem Ungewitter folgt, klar zu
verstehen. Und daher muß Ich euch in die Geheimnisse der Naturkräfte und ihrer
Wirkung einweihen, damit ihr die Sache verstehen und erfassen könnt.
Der Krieg der Geister braucht weder Pulver noch Schießgewehre, Kanonen und
Kugeln, sondern hier ist die Willenskraft entscheidend. Ihr sehet lichte Wolken
aufziehen, welche sich zu färben anfangen und immer dunkler werden, und ihr
erkennt daraus, daß Gewitterwolken heranziehen. Und je dunkler und größer
dieselben werden, desto gefahrdrohender erscheint euch das Ungewitter. Das ist
eine allgemein beobachtete und bekannte Tatsache, an der niemand zweifelt. Ganz
anders verhält es sich mit den Ansichten, wie dies und jenes entsteht und
gebildet wird. Und so will Ich euch die nötige Aufklärung geben, damit dann die
ganz Erzählung euch klar und faßlich vorliegen wird.
Die Wolken bilden und ziehen sich zusammen durch Willenskraft der Geister, denn
diese gehen in die gewöhnlichen Wasserdunstwolken, welche an sich selbst licht
oder weiß sind. Wenn aber die Geister dieselben zu ihren Streit- und
Kriegszügen benützen, so färben sich dieselben durch die bösartige
Ausdünstungen welche aus den erbosten und rachebrütenden Geistern ausströmt. Je
zornergrimmter die Geister sind und je dichter sie sich zusammennrotten, desto
dunkler werden die Wolken, denn sie dirigieren mit ihrer Willenskraft die
Wolken, daß sie dorthin schweben, wohin die Geister sie haben wollen.
Sind recht viele Geister dicht und angehäuft
zusammen, so geht gewöhnlich der Spektakel los. Unten sehet ihr dunkle, über
diesen schweben immer lichte Wolken, denn in den lichten Wolken befinden sich
paradiesische Friedensgeister, welche Obacht geben, daß die Parteien nicht zu
stark ausarten.
Denn die Geister, der Verstorbenen, welche nicht
böse und auch nicht gut sind, kommen in die erste Hölle, die sich in der
Wolkenregion befindet. Hier leben sie frei und tun dasselbe was sie auf Erden
taten, denn sie kommen mit denselben Untugenden und Leidenschaften dahin,
welchen sie auf Erden ergeben waren. Hier teilen sie sich ein in die
Abteilungen derjenigen Geister, welche das tun, was ihrem Herzen behagt und die
Geister, die sich gegenseitig sogleich an der Qualität erkennen, strömen zu und
ziehen den neuen Ankömmling in ihren Wirkungskreis hinein.
Freilich bemühen sich auch bessere Geister von Verwandten, Bekannten und
Freunden aus den paradiesischen Regionen den Ankömmling für sich zu gewinnen,
aber der von der Erde abgeschiedene Geist geht am liebsten dorthin, wo ihn
seine Neigung hinzieht. Da in der Wolkenregion gibt es dann ebenso Vereine
aller Färbungen, Glaubenssekten und Richtungen wie auf der Erde, und so auch
Gruppen und Gesellschaften aller Stände und Klassen, natürlich das mehr der
Einbildung als der Wirklichkeit nach, denn die Geister sind böse und
unverträglich untereinander, wenn sie auch dergleichen Richtung angehören.
Aber das Bösartige, denn ohne dem gäbe es ja keine
unerträgliche Hölle, läßt keine gemütliche Stimmung unter den Vereinigungen
aufkommen und bestehen. Wenn dann zwei Vereine oder Gesellschaften
zusammenstoßen, die sich nicht leiden mögen, da gibt es sogleich Sticheleien
und Beschimpfungen aller Art, die hin- und hergeworfen werden. Wenn die Streiterei
ins Arge und Tätliche ausartet, sodann sieht und hört man es auf der Erde als
Blitz und Donner.
Das Blitzen und Donnern aber entsteht nicht so, wie die Weltgelehrten meinen,
sondern ganz anders und nämlich: Sind nun zwei Parteien zu Tätlichkeiten
übergegangen so gruppieren sie sich in Kolonnen, von welchen aus dann der
Anprall gegen die Gegenpartei geschieht. Die Geister haben dann eine Fühlung
untereinander als wenn es nur ein einziger Geist wäre, denn es durchströmt alle
nur ein Gedanke und ein Sein. Wollen sie dann also einen Anprall auf den Gegner
machen, so geschieht dies gedankenschnell. Da aber dieser Anprall so ungeheuer
schnell geschieht, so kann die Luft nicht so schnell weichen, sondern sie
entzündet sich vor der Gewalt des Druckes und das erzeugt den Blitz.
Der Blitz ist aber nicht gerade, sondern verschiedenartig gebogen und gekrümmt.
Diese Erscheinung rührt daher, weil die Geister so einen Anprall, nicht in
gerader Linie vornehmen, sondern in ungerader, um zu täuschen, denn auch die
Gegenpartei weiß, daß der Anprall kommen wird und ist bereit dem zu begegnen
und weil mehrseitig gestritten wird, wird diese Täuschung benützt, um etwas
sicherer zu treffen.
Die Schnelligkeit des Anpralles, da alles elektrisch
ist und die Seele selbst aus elektrischem Strahlenäther besteht, erzeugt
erstens das elektrische Blitzlicht und dann den Donner, der die
Begleiterscheinung durch den gewaltigen Druck ist, wie der beim Schießen mit
einem Gewehr oder einer Kanone. So prallen die Geisterkolonnen auf die anderen
und hauen sie tüchtig durch, bis sie ermatten und wieder mit Wehe und Schmerzen
auseinanderziehen.
Ist einmal die Hauerei im Gange, dann mischen sich die Friedensgeister ein,
umzingeln die sich schlagenden und pressen sie in einem Augenblick aneinander,
daß sie sich nicht rühren können. Das macht nun beide Streiter wild, sie
entzünden sich, aber die Friedensgeister haben sie in der Hand und schleudern
sie hinab zur Erde in die zweite Hölle und dieser Wurf ist eben so gewaltig
schnell, daß sich nicht nur die Luft entzündet, sondern, weil sie zur Erde
herab immer dichter ist, auch schmilzt, und diese geschmolzene, feurige Luft,
weil sie eben elektrisch und durch Elektrizität erzeugt ist, ist die
verheerende Donnerkeule, welche zündet und tötet und oft sehr merkwürdige
Erscheinungen im Gefolge hat, weil sie eben ein eigenes geistig- elektrisches
Wesen ist und eine eigene Intelligenz in sich hat, da ja Mein Wille auch
dieselbe Grundeigenschaft besitzt und auch Elektrizität ist.
Die Donnerkeule ist somit die durch die ungeheure Druckkraft, welche die
Schnelligkeit der Geister in der sie durchschneidenden Luft erzeugen,
entzündete und geschmolzene dichte Luft über der Erde (Erdatmosphäre), welche,
weil auch elektrisch und mit elektrischer Kraft und Intelligenz begabt, dort
einschlägt, wohin die Geister beim Niederwerfen den Zug genommen haben, weil
sie ihnen auf den Fersen folgt und in eine dichte, durchsichtige Masse
geschmolzen dort, wo sie einschlägt, die elektrische Strömung und Zug weiter nimmt,
sobald sie mit der Erdelektrizität in Berührung kommt. Das Einschlagen selbst
hängt manchmal von der Bosheit der Geister ab, die sich schadenfroh auf Häuser,
Bäume usw. herabbewegen, manchmal ist es aber bloß zufällig.
Daß manche Donnerschläge anzünden, manche nicht, hängt davon ab, daß letztere
eben nichts Entzündbares berührt haben. Daß es in einige Bäume lieber
einschlägt, als in andere, hängt von der großen Menge der Elektrizität ab, die
in einigen Bäumen sich befindet. Wo mehr Elektrizität zusammen, dort besteht
eine größere Anziehungskraft, aber nur dann, wenn es in der Nähe einschlägt,
sonst nicht. Werden auf diese Weise die streitenden Parteien niedergeworfen und
durch den Regen, ihre böse Ausdünstung, die einen Bestandteil ihres Wesens ausmacht,
zu Boden geworfen, dann kühlen sich die Parteien ab, weil sie die meisternden
Geister über sich wissen, die ihnen ganz gehörig Respekt einflößen, ziehen ihr
böses Fluidum wieder ein und die Wolken werden lichter und weißer, bis alles
ruhig wird.
Wären die Wolken nicht durch das böse Fluidum der
Geister verdunkelt, welches materiell zeigt, wie die geistige, Zornrache der
Streitenden beschaffen ist, so würdet ihr nie andere als weiße Wolken
erschauen, so weiß, wie die Lämmerwolken sind, wo paradiesische Friedensgeister
sich aufhalten, weil das in Dunstform schwebende Wasser der Wolken an sich
vollkommen rein ist und nur dann gefärbt wird, wenn ein großer Sturmwind Staub
und Erdstauberde hebt und in die Wolken trägt.
Da meldeten sich sogleich etliche Priester und sagten: »Christus hat gesagt: Ich bringe euch nicht den Frieden, sondern das Schwert und laut dieses Wahrspruches haben wir das Recht bekommen für den echten Glauben zu streiten mit Wort und Waffen, und das tun wir auch und erfüllen pflichtgetreu unsere Schuldigkeit als gute römische Christen gegen die lutherischen Ketzer die sich getrauen mit ihrem Antichristentum uns zu beleidigen und herauszufordern.« Darauf sagte Ich: »Diese Worte sprach wohl Jesus, aber nicht in diesem Sinne sie deutend wie ihr. Er, als die Liebe des Gottvaters predigte die Bruderliebe und sein Gruß war: Friede sei mit euch.
Und in der Offenbarung Johannes, die ihm Jesus diktierte und gab, heißt es: Wer mit dem Schwerte tötet, wird auch mit dem Schwerte getötet werden. Saget Mir also, wie reimt sich das mit eurer Auffassung zusammen?« Da standen die Priester unschlüssig und unwissend, was sie darauf antworten sollen. Endlich raffte sich doch einer auf und sagte: »Ja, wenn man diese Worte mit den anderen vergleicht, reimt es sich freilich nicht. Aber welche sind davon echt und welche untergeschoben? Das können wir Menschen nicht unterscheiden, und so hielten wir auf den Buchstabensinn, wie er sich uns darbot und haben dadurch auch nicht gefehlt.«
»Nach deiner Ansicht freilich nicht,« fiel Ich ihm ein und sagte weiter: »Heißt es nicht auch im fünften Gebot: Du sollst nicht töten und sei es geistig oder materiell, mit der Waffe oder nicht, das ist gleich? Also auch mit dem Schwerte nicht. Damit du aber den Sinn deines Verteidigungswahrspruches erkennst, will Ich ihn dir kundgeben: Der Mensch lebt in stetem Kampf zwischen Geist und Materie und das meinte Christus, daß er kein Wohl- und Genußleben den Menschen mit seiner Lehre gebracht habe, sondern das Schwert, welches die Entscheidung bedeutet im Kampf mit den Begierden, Gelüsten und Leidenschaften des Fleisches und Lebens, somit den Kampf für das geistige Leben, das materielle stets bekämpfend. Verstehst du jetzt die zwei Schwerter im Neuen Testament, die verschieden und widersprüchlich lauten und doch beide richtig sind?«
(Die Priester
verteidigen die Reinheit und die Echtheit der römisch- katholischen Lehre
gegenüber der protestantischen. Sie wurden widerlegt. Die Lage des einstigen
und wahren Jerusalems. Das Mittel zur Eintracht in der Tat bewiesen. Danklied
der Engel mit Musikbegleitung. Beide Parteien verbrüderten sich, wurden in die
Gesellschaft aufgenommen und neu angezogen.)
Die Priester schauten einer den anderen an und staunten über den Sinn dieser
Auslegung, der sie keinen Widerspruch entgegenzustellen wußten und meinten: »Die Auslegung ist wohl
treffend, aber trotzdem müssen wir über die Reinheit des Glaubens unserer
römischkatholischen Kirche wachen und keine ketzerische Neuerungen, wie sie
Martin Luther hineingetragen, dulden.
Und das gibt uns das Recht, unsere Feinde als Ketzer
und Abtrünnige zu verfolgen und womöglich auch mit Gewalt zu bekehren, damit
sich der Kreis unserer Feinde vermindert und zuletzt verschwindet.« Darauf erwiderte Ich ihm:
»Glaubst du in Wahrheit an
die Reinheit des römisch- katholischen Glaubens? Woran erkennst du denn die
Reinheit des römischen und die Unreinheit des lutherischen Glaubens?
Kläre uns da auf, damit wir eure vermeintlichen Vorrechte erkennen und uns ein
gerechtes Urteil darüber bilden können, welche der streitenden Parteien wohl im
Rechte sei, den Glauben der anderen als ketzerisch, unrecht und unrein bezeichnen
zu dürfen?« Sogleich raffte sich der eine der Priester auf und
sagte: »Unser römisch- katholischer Glaube stammt aus der
Apostelzeit her der heilige Petrus selber stellte den römisch- apostolischen
Stuhl der Päpste auf und er selber war der erste Papst in Rom. Wir römisch-
katholischen Priester haben immer die Fahne der Christenheit hochgehalten, bis
zur Zeit, als Dr. Martin Luther als Abtrünniger die Spaltung herbeiführte und
die echte Mutterkirche der Christenheit, um viele ihrer Kinder brachte, und
deshalb hassen und verfolgen wir die Lutherischen.«
Darauf sagte Ich ihm: »Du bist schnell mit deinen Beweisgründen fertig
geworden, aber damit hast du gar nichts über die Rein- und Echtheit des
römischen gegen den lutherischen Glauben erwiesen. Und um das handelt es sich.
Probiere dieses nachzuweisen!«
Diese Aufforderung machte den Priester stutzig und er sagte: »Ja, was soll ich dir anderes
nachweisen? Ich weiß nur das, daß die römische die allerbeste und die
alleinseligmachende, und daher gewiß die echte und beste ist. Nun, so rede du,
wenn du was besseres weißt?« Ich ließ mir das freilich nicht zweimal sagen und
er widerte ihm: »Was das Alter anbetrifft, so wirst auch du wissen,
daß da nicht von Rom die Rede sein kann, sondern von der Lehre, welche Christus
gelehrt und die Apostel und Evangelisten aufgeschrieben haben, und diese
besteht in der Schrift und nicht im Namen Rom. Und siehe in der Heiligen
Schrift ist nichts von Petrus und seinem Stuhle in Rom berichtet, und somit
kannst du dich auf nichts stützen, womit du Rom als ersten und ältesten
Glaubensort bezeichnen könntest.
Das könnte höchstens Jerusalem selbst sein, aber das alte Jerusalem ist von der
Erde verschwunden und das neue steht mehrere Stunden davon entfernt und trägt
bloß den Namen des wahren Jerusalem, alles Übrige ist erfunden und erlogen
zugunsten der habsüchtigen Priester, die davon leben, daß sie durch falsche
Angaben das unwissende Volk dahin zu pilgern locken. Was das
Alleinseligmachende betrifft, so erinnere dich wohl an die Lehre Christi, in
der von keiner gebauten und örtlichen bezeichneten Kirche die Rede ist, sondern
daß die Liebe zu Gott und zum Nächsten das höchste Gebot und somit auch das
Alleinseligmachende ist und daher ist die Liebe das Echte und Reinste und Beste,
was den Menschen zu Gott und daher in den - Himmel bringt. Das hat auch Paulus
an die Korinther geschrieben und das findest du im ganzen Neuen Testamente als
Grundlage des christlichen Glaubens gekennzeichnet.
Also steht es mit der Wahrheit und nicht anders. Und nun sage du, ob du nicht
noch irgend etwas einzuwenden hast.« Diese Aufklärung brach den
Widerstand der Priester und so sagten sie: »Wir sehen ein, daß du in
allem Recht hast, aber wie sollen wir uns mit den Lutherischen vertragen, da uns
angeborene und angelernte Glaubensgegensätze so scharf voneinander trennen? Wir
wissen das Mittel nicht, denn ohne dieses sind wir feindliche Glaubensparteien,
die sich gegenseitig nicht leiden können, sondern verleumden und verfolgen, wo
sie zusammentreffen. Vielleicht weißt Du ein gutes und entscheidendes Mittel
dagegen, denn dieses allein fehlt uns.«
»Na, das läßt sich hören. Um das Mittel bin Ich nicht verlegen, aber Ich
will euch sogleich mit der Tat das Mittel zeigen, damit ihr mit der Hand darnach
greifen könnet und euch überzeugen, worin es besteht. Denket euch, wir sind
eure Feinde, denn wir haben euch als solche eingefangen und ihr stehet von uns
umzingelt, aber wir tun euch nichts zu leide, sondern wir trachten euch nur aus
euren verkehrten Glaubensansichten herauszubringen.
Doch bevor wir weitersprechen, wollen wir einen
Imbiß einnehmen. Seid ihr hungrig und wollt ihr mit uns mithalten bei der
Mahlzeit.« Die Priester waren sogleich einverstanden und das
Volk welches fleißig zuhörte und ersah, daß auf unserer Seite die Wahrheit war,
tat dasselbe mit. Sogleich beschied Ich die Engel, daß sie Brot und Wein
herschafften, das Ich segnete und verteilen ließ. Alle lobten die Güte, der
Speise und des Weines und meinten: Das ist ja ein himmlisches Brot und
himmlischer Wein, so etwas wächst sonst nirgends.
Ich ließ sie sich freuen und wartete, bis alles verzehrt war. Daß nicht bloß
die Brüder, sondern alle bewirtet wurden, ist selbstverständlich und daher war
überall eine erhabene Stimmung. Nachdem alles verzehrt war, sagte Ich den
Jünglingen, daß sie ein Danklied mit Musikbegleitung anstimmen sollen. Sogleich
kamen, zwar unsichtbar für die Gesellschaft, aber nicht für die Engel,
Musikanten in ihre Mitte und nun bildeten sie den Chor und sangen mit der
Musikbegleitung ein schönes Danklied für die gute Gabe, die ihnen dargereicht
wurde. Die Gesellschaft, die bereits über drei Millionen Köpfe groß war, war
ganz erstaunt über diese schöne Musik und den herrlichen Gesang der Jünglinge,
alles war wie in himmlische Höhen gehoben. Anfangs sind die Nerven nicht daran
gewöhnt, weil es zu ergreifend ist.
Ist aber einmal die Liebe erweckt, dann schwelgt man in himmlischen Höhen vor
Ergriffenheit für das übersinnlich Erhabene. Diese Experimente sind bei solchen
Fischzügen nötig, um die Menschen schnell für das Himmelreich reif zu machen,
weil sie dadurch erkennen, welche sonst unerreichbaren Wohlgenüsse ihnen eine
reine Liebe gewährt. Als der Gesang und die Musik aufhörten, fragte Ich die
neuen Brüder: »Saget Mir nun, was wollet ihr machen? Ich gebe euch
die Freiheit, ihr könnet tun, was ihr wollt.
Ihr könnet weiter Teufel bleiben und euch hassen und
verfolgen nach Satanslehre wie bisher, oder ihr könnet gut werden, in Liebe
verbleiben und nach Jesu Lehren Gott über alles den Nächsten wie euch selbst
lieben und ihm dasselbe tun, was ihr wünscht, daß er euch täte in allen Fällen
Ich habe euch gezeigt, wie die Lehre Jesu in der Tat ist und so wisset ihr den
Unterschied von eurer früheren Handlungsweise gegen die Feinde und wie man nach
Jesu Lehre vorgehen muß. Ihr seid von Mir aus frei und keine Gefangenen mehr,
ihr könnet bei uns bleiben und die Wohltaten eines höheren Lebens genießen oder
in eure finstere Hölle zurückkehren. Und so entscheidet euch und saget Mir
euren Bescheid.«
Sogleich fingen die Priester zu ihren Anhängern und Gegnern an zu, sprechen: »Liebe Brüder in Christo! Wir
haben ersehen, daß unsere frühere Handlungsweise eine falsche war, wir bedauern
das sehr und bitten euch um Verzeihung, weil ihr durch uns und mit uns zugleich
unglücklich waret. Wir haben uns entschieden dazubleiben und so zu handeln, wie
der junge Mann uns so schön an uns selbst gezeigt hat, wie man leben und
handeln muß. Wir wollen keine Römisch- Katholischen und Protestantischen
heißen, sondern wir wollen Christen heißen und so handeln, wie uns Christus
gelehrt hat.
Daher reichen wir uns gegenseitig die Bruderhand und
pflegen wir unter uns die echte christliche Bruderliebe als Kinder eines
himmlischen Vaters, dann wird uns der liebe Vater im Himmel unsere großen
Sünden verzeihen, denn uns liegt sehr ernst daran, uns deren zu entledigen,
Buße zu tun und ganz so zu leben, wie uns der liebe Bruder, der unser aller
Leiter nun werden soll, mit seinem schönen, ja recht göttlichen Beispiel
gezeigt hat.
Also reichen wir uns gegenseitig die Bruderhand und bleiben wir da in
brüderlicher Liebe vereint zusammen und lernen wir so zu sein, wie wir da sehen
werden, daß gelebt und gehandelt wird.« Nach dieser Rede, die an
beide Parteien gehalten wurde, waren alle einverstanden zu bleiben und daher
reichten sie sich die Hände zur Verbrüderung und waren voll guter Laune, daß
sie so schnell aus der Hölle erlöst wurden. Besonders freuten sie sich, daß Sie
nun wieder klar alles sehen konnten, während früher eine düstere Luft sie
umgab. Sogleich wurden auch bessere neue Kleider besorgt von den Jünglingen,
welche nun verteilt wurden und gesagt: Je mehr sie die gegenseitige und
Nächstenliebe aus Liebe zu Gott pflegen würden, desto schöner würden auch ihre
Kleider und Leiber werden.
(Aufstieg auf einen
hohen Berg. Erdbeben durch Satana erzeugt. Der Berg spaltete sich und der
Drache Satana stieg aus dem Feuer und Rauch empor. Fragen an Satana und ihre
weisen und boshaften Antworten. Das wunderschöne Urweib Satana und ihre wahre
Geschichte. Ende des Streites mit der Satana. Abstieg vom Berge.)
Als alles fertig war, gab Ich das Zeichen zum Aufbruche und sagte der
Gesellschaft: »Nun wollen wir einen sehr hohen Berg besteigen, um
euch zu zeigen, wem ihr bisher mit eurer Satanslehre gedient habet, damit ihr
Mir nicht schwach oder gar rückfällig werdet; denn der Satan der Sünde, der
Leidenschaft und des Lasters ist stark ins Fleisch der Seele eingewurzelt, der
nun vollkommen ausgewurzelt werden muß, weil nie mehr ein Streit, Neid, Haß und
Lieblosigkeit und Unduldsamkeit unter euch entstehen und sich ausbreiten darf.
Darum müsset ihr den Herrn kennen lernen, dem ihr bisher gedient habet.«
Als die Jünger den Auftrag beendet hatten, sagte Ich laut: »Satana, steige herauf und zeige deine Macht!« Im nächsten Augenblick erdröhnte die Erde und ein furchtbares geistiges Erdbeben tat sich kund, daß alle aufschrien. Aber die Engel beruhigten die Menge und sagten: »Wir sind hier als eure Beschützer, daher beunruhigt euch nicht umsonst!« Kaum dies ausgesprochen, spaltete sich der Rücken des Berges und Flammen und Rauch stiegen aus der Tiefe herauf und in der Mitte dieses ein fürchterlicher Drache mit vielen feuerspeienden Schlangenköpfen. Ein Schauer durchrieselte die Menschen bei dem entsetzlichen Eindrucke, den dieses Gespenst auf sie machte.
Nun sagte Ich zu
Satana: »Höre, du Höllenfürst, wie
lange wirst du noch die Menschen verführen, daß sie, dir gleich, als Teufel
sich gegenseitig hassen, verfolgen und wehe tun werden? Wie lange willst du
noch Gott, deinem Schöpfer und Herrn trotzen und dich nicht beugen und
demütigen, damit die Kinder, die Ich dir hier genommen habe, erfahren und
ersehen, wem sie bisher gelebt und gedient haben, damit sie ersehen, was sie
endlich in der tiefen Hölle erreicht hätten, wenn sie so fortgefahren hätten zu
handeln, wie sie bisher gehandelt haben.«
Nach diesen Worten stieß die Satana ein fürchterliches Gebrüll aus, so daß
alles entsetzt war und nun sprach sie: Höre du, der du dich getraust, mich, den
alleinigen Herrn und Schöpfer aller Menschen der Welt zu peinigen und mich aus
meiner Ruhe zu stören, sage mir: »Was hast du gegen mich und
warum lässest du mich nicht in meiner Ruhe! Warum rufst Du mich herauf, Dir
Antwort zu stehen?
Darauf sagte Ich:
»Nicht deshalb rief Ich dich
herauf, damit du Mich Ordnung lehrst, was Ich tun soll und was unterlassen,
sondern Ich rief dich zur Verantwortung deiner Taten der Lieblosigkeit an den
Menschen, daher antworte Mir, warum du nichts anderes tust, als bloß die
Menschen böse und höllisch zu machen, gleich wie du es bist?« Ein fürchterliches Gebrüll
und Gestampfe war die Antwort auf Meine Frage, so daß alle vor Entsetzen
aufschrien, weil die Erde zugleich ein gewaltiges Beben durchwellte. Nun sagte
Ich gebieterisch: „Entweder sei ruhig und gib Mir Antwort auf Meine Frage oder
Ich muß dich züchtigen!“ Statt zu gehorchen und zu antworten brüllte sie
neuerdings und stampfte, daß die geistige Erde ein gewaltiges Beben
durchfurchte.
Darauf sagte Ich: »Jetzt ist es Mir genug, daher nehme ich dir alle Macht
und daher stehe Mir Antwort, wie du bist und was du bist!« In diesem Moment verschwand
der Drache und die herrliche Satana, die schönste aller erschaffenen Weiber
stand da entblößt vor den Augen der Menge, welche sich nicht genug wundern
konnte, wie aus diesem bezaubernd schönen Weibe ein so furchtbarer Drache
herkommen konnte. Ich klärte aber die Zuschauer auf und sagte: »Satana ist das Urweib oder
der gefallene Satan Luzifer, die Mutter aller Menschen der Welt, welche mit ihr
einst gefallen sind, und nun langsam das Böse unterdrückend, zurück zu Gott
wandern, um in seiner Nähe überglücklich zu werden.«
Mit dieser Aufklärung waren die Zuschauer zufriedengestellt und Ich wandte Mich
wieder zur Satana und sagte: »Nun bist du deiner Bosheit und Macht, die dich
verhüllte und äußerlich deine innerlichen Untugenden zeigte, entblößt, gib Mir
nun Antwort auf Meine dir gestellten Fragen, damit die Zuschauer erfahren, wem
sie bisher nachgelaufen sind.« Sogleich raffte sie sich auf und sagte:
»Du sagst Selber und
bestätigst die Wahrheit, daß ich die Urmutter aller Menschen bin, was kümmern
dich dann meine Kinder, ich kann sie erziehen wie ich will, das geht Dich
nichts an, und ich bin Dir keine Verantwortung schuldig, Du erziehe die Deinen
und ich tue es mit den meinen und damit bin ich mit Dir fertig.«
Gott aber ist der Vater dieser Kinder und Er verlangt durch Mich die Antwort von dir über die Verschlechterung der Kinder, die eigentlich Seine Kinder sind, denn einer bösen Rabenmutter nimmt man die Kinder weg und erzieht sie durch andere Menschen, du aber bist die Ausgeburt aller Rabenmütter zusammen und daher müssen dir alle Kinder weggenommen werden. Nun sage Mir, was hast du dagegen zu antworten.« Da erwiderte die Satana: »Weißt was, wenn man einen Menschen aller Kraft und dadurch aller Rechte beraubt, wie du Mir getan, dann ist es leicht Fragen über Rechte zu stellen, da man keine angeben und verteidigen kann. Aber das ist doch eine Tatsache, daß ich die Mutter des Menschengeschlechtes bin und nicht Gott.«
Darauf sagte Ich: »Der Seele und dem Leibe nach bist du wohl die Mutter der Menschen, denn diese zwei sind deine eigene gefestigte Seele in der Materie, welche sie tragen, veredeln und erlösen müssen, allein diese zwei sind tot solange, bis sie der Geist aus Gott belebt, daher prahle nicht mit deinem Tode, denn dieser dein Tod ist die gefestigte Materie aller Sonnen, Planeten und Sternenwelten, die aus deiner toten Seele erschaffen werden und so lange der Geist Gottes diese Materie nicht belebt und kunstvoll in verschiedene und zuletzt in Menschengestalten formt, bist du nichts als Materie, Daher ist eben der Geist Gottes, der in der Brust eines jeden Menschen lebt, der eigentliche Vater und Mutter eines jeden Menschen, nicht aber du Ursprünglich warst du die Mutter, allein jetzt nicht mehr und so hast du gar kein Recht an den Kindern Gottes. Sage, ob es nicht so ist?«
Diese Frage machte die Satana für eine Zeit stumm, dann aber begann sie
folgende Verteidigung: »Im Urgrunde der Ewigkeiten ward ich der Lichtgeist
der Welt und beleuchtete alle Räume der Unendlichkeit. Neben mir gab es aber
noch ein zweites Wesen, welches sich Gott nannte und um meine Liebe warb. Eine
Zeitlang war ich guter Laune und schenkte Ihm des lieben Friedens wegen meine
Gegenliebe. Doch er war damit nicht zufrieden, sondern Er wollte, ich solle
mich ganz demütigen samt meinen Kindern und Ihm allen Gehorsam leisten. Das sah
ich nun als eine große Anmaßung gegen mich an und kündigte ihm die Liebe, Demut
und den Gehorsam auf. Darüber ergrimmt, fing Er einen Vernichtungskrieg gegen
mich an, und weil Er stärker war als ich, beraubte Er mich der Macht des
Lichtes und der Kinder und stürzte mich in den Abgrund, von wo ich früher
aufgestiegen bin. Meine lichtvolle Seele verwandelte Er in gefestigte Materie,
in welche Er meine Kinder eingekerkert hält. Seht das ist die Geschichte
zwischen mir und Gott und daher der stete Kampf, zwischen Ihm und mir.«
Sogleich nahm sie wieder die Drachengestalt an, stampfte vor Wut auf die Erde, daß große Wellen den Boden in bebende Bewegung brachten wie die stürmischen Meere auf und ab sich bewegen und stürzte in den flammenden Abgrund, welcher sich über ihren Kopf wieder zusammenschloß. Die Menge schaute entsetzt diesem Ereignisse zu und war froh, daß alles beendet war. Als alles ruhiger geworden, sprach Ich zur Menge: »Es ist nun unsere Aufgabe, da wir die Hauptsache hinter dem Rücken haben, so schnell als möglich alle schlechten Eigenschaften und Begierden zu unterdrücken, denn diese gehören in das Reich der Satana, von wo sie herstammen. Trachtet daher nichts als Liebe, Demut, Geduld, Barmherzigkeit und Keuschheit der Gedanken zu pflegen und es wird schnell mit eurer Veredlung vorwärts gehen. Jetzt aber gehen wir wieder hinab in die Niederung, denn es gibt noch viele Seelen, welche erlöst werden sollen.« Und so begaben wir uns bergab und dorthin, wo man auf uns wartete.
Das
Mein und Dein unter himmlischen Vaterskindern
(Schwebendes
Übersetzen über einen Fluß. Ankunft in einen freundlichen Ort. Die Ortsbewohner
gaben alle Nahrungsvorräte zur Bewirtung der Himmelsreisenden her. Wundersegen
des Bruders Liebe und die Neugierde, wer Er sei. Die gute Wirkung der Lehre
Swedenborgs. Die Ortsbewohner werden in die Gesellschaft aufgenommen.)
Sogleich waren alle auf den Beinen und marschbereit, und so begann unser
Abstieg von dem Bergkamm, der sehr hoch und ganz steinig war. In kurzer Zeit
befanden wir uns im Tale, welches sehr groß war und das ein großer Fluß
durchfloß, den wir zu übersetzen hatten. Deshalb wandte Ich Mich zur Menge und
sagte: »Wir gehen über diesen Fluß und da er keine Brücke
hat, müssen wir ohne diese hinüberkommen. Denket, daß ihr Geister seid und wie
wir von der Erde in die Wolken schwebten und von dort auf den Berg, also auch
wollen wir über den Fluß kommen. Denket also, als Geister darüber zu schweben
und wir werden schweben.«
Und sogleich erhob sich die Riesenmenge etwas in die Höhe und schwebte darüber.
Früher aber hob Ich sie schwebend in die Wolken, da sie als Geister der zweiten
Hölle zu schwer waren, nun aber ging das ganz leicht, weil sich schon
paradiesische Zustände in ihnen gebildet hatten. Am anderen Ufer angelangt,
bereitete sich vor uns eine schöne Wiesenebene aus, hinter welcher ein großer
Ort lag und gegen welchen wir direkt wanderten. Als wir zum Eingange kamen,
standen da einige Menschen und fragten uns freundlich, was das bedeuten solle,
daß eine solche Riesenmenge Volkes ihren Ort besucht!? Ich, der Ich vor war, sagte
den Fragenden: »Wir sind Wanderer in das Himmelreich. Habet ihr uns
was zu essen zu geben, da wir schon hungrig sind?«
Sogleich sagten die Fragenden: »Ei! Ei! Wir warten schon so lange, um ins
Himmelreich zu kommen, aber es geschah nie etwas dergleichen, so daß wir uns
förmlich auf das ruhige Warten verlegt haben; ihr aber wandert dorthin? Kann
man denn nicht mitziehen mit euch?« »O ja, aber zuerst möchten
wir uns ein wenig stärken für die Reise, könnt ihr uns nicht mit Brot, Wein und
Obst dienen.« »Ja, wartet ein wenig, daß wir euch anmelden und
euren Wunsch und euren Reiseplan bekanntgeben.«
»Gut, gehet und meldet alles,
was nötig ist,« erwiderte Ich, »wir werden derweil vor dem
Orte auf euch warten.« Sogleich gingen die freundlichen Menschen in den
Ort und alarmierten alle Bewohner und sagten ihnen, was draußen vorgeht und mit
welchem Wunsche und Ziele die Menge auf sie warte. Als diese das hörten,
trugen, sie alle ihre Vorräte an Brot, Wein und Obst hinaus und baten, es
freundlich anzunehmen, denn sie hätten alles hergegeben, was sie besessen, aber
wie sie sehen, wird es wohl nicht ausreichen, denn die Menschenmenge sei zu
groß.
Ich aber beruhigte sie und sagte: »Sehr gut, meine lieben
Leute, es wird für uns und euch reichen. Legt es nur her zum Haufen, daß Ich es
segne und verteilen lasse.« Und sie legten alles, was sie hatten, vor uns hin
und freuten sich, uns damit bewirten zu können. Ich streckte daraufhin meine
Hände darüber, segnete es und ließ es an alle verteilen.
Die neuen Brüder und Schwestern wunderten sich, wie
das möglich sei, daß dieser kleine Vorrat für eine solche Riesenmenge Menschen
und zwar für alle hinreichen konnte. Ja, das ist ein Wunder, so etwas ist
unmöglich auf gewöhnliche Art zu erklären. Als sie aber ihre eigenen Speisen
und Getränke verkosteten, konnten sie sich nicht genug wundern über deren Güte
und Wohlgeschmack und sagten: »Ihr seid gewiß höhere Wesen, daß unter eurem Segen
sich alles vermehrt und himmlisch gut wird. Jesus hat einst auch fünf
Gerstenbrote und zwei Fische auf diese Art vermehrt, ob sie aber so gut waren,
wie bei hiesigem Segen, das erzählt uns die Heilige Schrift nicht.«
Diese Bemerkungen machten auf alle einen gewissen Eindruck und es fragten
viele: »Wer ist denn der junge Mann. Er ist ungewöhnlich
gescheit im Antworten und so mächtig und segensreich in seinem Wirken, daß man
einen der höchsten Geister in ihm vermutet, aber niemand weiß seinen,
eigentlichen Namen, ob der Name Bruder Liebe wohl der echte oder bloß ein
symbolischer wegen seiner Liebe ist, wer kann das beantworten!?«
Solche und ähnliche Fragen gingen in der Menge
herum, aber es kam zu keiner Lösung dieses Geheimnisses. Einige wendeten sich
an Swedenborg mit der Frage, dieser aber wich geschickt der Antwort aus und so
blieb es geheim, wer der junge Mann war. Nach der Mahlzeit stimmten die Engel
ein Danklied an und begleiteten es mit himmlischen Musikinstrumenten. Jetzt
erst ging das Verwundern bei den neuen freundlichen Menschen los und sie
meinten: »Das sind doch gewiß Engel, denn sie sind zu schön
für Menschen und ihr Gesang und ihre Musik sind rein himmlisch. Ach, da möchten
wir immer bei ihnen bleiben und zuhören.«
Bei diesen Worten trat Ich zu ihnen und sagte: »Meine lieben Brüder, wenn es
euch so gefällt, also bleibet bei uns und geht mit uns, wir wandern aufwärts
ins Himmelreich, dennoch nehmen wir noch einige Menschen auf, die reif
mitzunehmen sind.« Das machte sie ganz außer sich vor Freude und alle
sagten: »Wir bleiben und gehen mit euch, denn wir warten
schon so lange auf eine Entscheidung da wir uns bemühten ganz nach der Lehre
des lieben Herrn uns einzurichten und einzuleben und sind daher alle nur eine
Familie von Brüdern und Schwestern, obwohl viele tausend Köpfe groß.«
Ich erwiderte ihnen darauf:
»Ich kenne euch schon lange,
aber es war keine Gelegenheit dazu, weil solche großen Fischzüge immer nur dann
vorgenommen werden, wenn ein großer Religionslehrer von der Erde scheidet und
das ist hier der Fall. Bei euch befinden sich aber einige, die von der Lehre Swedenborgs
zu euch kamen und sehet, dieser Swedenborg ist hier und wegen seiner geht der
große Fischzug vor sich, und so nehmen wir auch euch mit.«
Als diese den Namen Swedenborg hörten, freuten sie
sich sehr und sagten: »Gerade diese Lehre hat uns soweit gebracht, daß wir
uns endlich ganz verbrüdert haben und lebten wie eine große Familie zusammen
ohne Mein und Dein, sondern wir hatten alles allgemein und befanden uns recht
glücklich dabei, daher: Hoch unser Lehrer Swedenborg!« Und die ganze Gesellschaft
stimmte in dieses Hoch ein und freute sich über die neuen freundlichen Leute,
die schon so weit vorgeschritten der Lehre Swedenborgs waren.
Maria
als Zeugin erfüllter Weissagungen über den Messias
(Reise zu einer
geistig reifen Judengemeinde, die auf den Messias wartete. Der Pseudoevangelist
Matthäus. Maria erschien als Zeugin der Wahrheit erfüllter Weissagungen der
Propheten über den Messias. Die bekehrten Juden wurden als vollreife Christen auf
die Reise in den Himmel mitgenommen. Wundersegen an der Mahlzeit. Danklied der
Engel.)
Darauf sagte Ich: »Unweit von hier ist wieder eine vorgeschrittene
Gemeinde, die wir abholen wollen. Also machen wir uns auf und gehen wir
dorthin.« Als wir dorthin gelangten, kamen uns freundliche
Gesichter entgegen und fragten uns, was es da gebe, daß eine solch riesenmenge
Menschen daherkomme und ob sie etwas von ihnen wünschten, da sie bereit seien,
zu tun und zu geben, was ihr Verlangen sei.
»Sonst,« sagte Ich, »brauchen wir nichts, als
eure gutwilligen Herzen. Ihr seid Juden, aber gut und freundlich und habet
alles irdische abgestreift und wartet geduldig auf die Gnade Jehovas, daß er
euch annimmt. Aber es sind noch einige Bedenken in euch, ihr erwartet noch den
Messias, obwohl ihr Ihn für das irdische Leben nicht mehr brauchet, aber desto
mehr für das geistige und himmlische Leben. Ihr wisset, daß Gott niemand in
Seiner Absolutheit sehen und leben kann, weil er ein verzehrendes Feuer der
Liebe ist. Wenn man aber etwas liebt, so will man es besitzen, sonst ist die
Liebe nicht gestillt, weil das Ziel nicht erreicht. Wie ihr aus der Bibel
wisset, so sind alle Prophezeiungen des Alten Testamentes erfüllt. Saget mir,
ob das wahr ist oder nicht?«
»Jawohl alle, bis auf den Messias. Zwar wird behauptet, daß Jesus
Christus dieser Messias war, und auch unsere Rabbiner sind der Ansicht, daß es
möglich ist, aber es fehlt uns eine gründliche Aufklärung darüber und bisher
wußte uns niemand eine solche zu geben, und daher sind wir im Unklaren darüber.
Wenn ihr uns eine triftige und stichhaltige Aufklärung darauf geben könnt, so
sind wir bereit sie anzunehmen.«
Und sogleich meldeten sich auch die Rabbiner und
sagten: »Uns scheint es daß diese Geschichte mit dem Jesus
von Nazareth eine wahre Messiasgeschichte ist. Was saget aber ihr dazu?« Nun meldete Ich mich und
sagte: »Schauet, alle Weissagungen der Propheten sind genau
erfüllt, wie sie gegeben worden sind. Warum wären die Weissagungen über den
Messias, von dem beinahe alle Propheten weissagten nicht wahr und erfüllt?
Ich sage euch, es ist alles erfüllt und Jehova trägt heutzutage den Namen
Jesus. Euch die Weissagungen zu erklären ist überflüssig, denn ihr kennet sie
genau. Nur mit der Mutter Jesu seid, ihr ein wenig im Ungewissen, weil das Neue
Testament sich zu wenig klar ausdrückt. Beim Evangelisten Matthäus heißt es:
Josef hat ihr nicht beigewohnt, bis sie ihren ersten Sohn gebar, und an einer
anderen Stelle werden Jesu Brüder Jakob, Joses, Simon und Judas genannt.
Ich garantiere euch, daß Jesus Mariens erster und
einziger Sohn war und die genannten Brüder bloß Jesu Halbbrüder waren, aus
Josephs erster Ehe, weil Joseph der Maria vom Tempel aus deshalb angetraut war,
damit sie einen Mann ihrer Schwangerschaft und ihres Kindes hatte. Sonst aber
ist Jesus derjenige Knabe, von dem Jesaias sprach, daß ihn eine Jungfrau
gebären und er die Menschwerdung des ewigen Vaters würde.« »Ja, sehr gut und sehr schön,
lieber junger Mann.
Aber wer garantiert uns, daß dies wirklich so ist, denn darin steckt der
Anstoß, sonst finden wir alles richtig. Es fragt sich, sollen wir dir glauben
oder dem Matthäus und Markus? Jesaias ist uns wohl verbürgt, aber mit dem Neuen
Testament stimmt nicht alles. Warum es nicht stimmt, das ist uns ein Rätsel.« Sagte Ich:
»Weil das nicht der echte
Matthäus ist, sondern gesammelte Bruchstücke, die ein gewisser l'Rabbas,
Schriftsteller in Sidon, gesammelt und als Matthäi Evangelium herausgab, weil
der echte Matthäus nach Indien ging und sein Evangelium mitnahm.
Daß Matthäus und Markus von Jesu Brüdern
berichteten, stimmt mit der Lehre Jesu überein, wonach alle Menschen Brüder und
Schwestern sind.« Darauf sagten die Rabbiner: «Wir glauben dir herzlich
gern, daß dem so ist, aber trotzdem bitten, wir dich wenn du uns noch
stichhaltigere Beweise geben kannst, so gib sie uns, damit wir, ein für allemal
von allen Zweifeln erlöst, Jehova in Jesu erschauen und anbeten.«
Ich fragte sie nun: »Saget Mir, welche Beweise wollt ihr. Wollt ihr die
Apostel und Maria selbst hören, was die sagen?« Höchst erfreut über diese
Bemerkung, meinten sie: »Wenn Maria, als Jesu Mutter wirklich die Jungfrau
ist, von der Jesaias so großes berichtet, so muß sie doch jetzt ein sehr hoher
Geist sein und als solcher genügt sie uns. Was sie sagt, glauben wir ohne
Apostelzeugen. Wenn es dir möglich ist, diese herunterzurufen, dann sind wir
alle Christen.« Nun sagte Ich: »Eure Bitte soll erfüllt
werden.«
Darauf rief Ich: »Maria, Jesu Leibesmutter, komme herab!« In diesem Moment gab es
einen großen Blitz am Firmament, der alles beleuchtete und gleichzeitig ging
ein Blitzstrahl herab und Maria stand strahlend vor Schönheit in unserer Mitte.
Die Rabbiner und das Volk schauten entzückt auf diese herrliche Gestalt, die
freundlich dreinschaute und der Anrede wartete. Ich sagte, jetzt zu den
Rabbinern: »Sehet, hier ist Maria, fraget sie, was euch am
Herzen liegt.« Allein diese getrauten sich keine Frage zu stellen
und standen still.
Da niemand zu fragen wagte, fing sie selbst zu sprechen
an und sagte: »Ihr zweifelt an mir wegen der verworrenen und
unklaren Notizen bei Matthäus und Markus. Ich erkläre euch daher, daß die Sache
sich wirklich so mit mir und meinem Sohn verhält, wie euch hier erklärt wurde.
Jesus ist Jehova selber gewesen, wie ihr aus Jesaias wisset und daß auch sein
Leiden, Tod und Auferstehung bei den Propheten im voraus erklärt und geweissagt
wurde, ist euch auch bekannt und somit ist nicht eine Stelle von Weissagungen
unerfüllt geblieben. Wenn ihr aber noch etwas Zweifelhaftes vorfindet, so saget
es mir sogleich und ich will euch alles erklären.«
Die Rabbiner antworteten darauf: »O du herrliche Mutter
unseres Jehova in Jesus, wir sind nun fest überzeugt, daß alles wahr ist und
benötigen weiter keine Aufklärung. Wir sind dadurch gläubige Christen geworden
und freuen uns, daß uns einmal vergönnt ist, den lieben Jehova im Jesuleibe zu
sehen und anzubeten und daher nimm unseren Dank aus Liebe, die wir zu Jesu und
auch zu dir haben, gütig an, und sei uns freundlich gesinnt, wenn uns gegönnt
wird in den Himmel zukommen und auch dich wiedersehen zu können.«
Bei diesen Worten kamen große Strahlen aus Maria und
beleuchteten die ganze Gesellschaft und gleichzeitig ging ein Blitz nach
aufwärts und Maria verschwand. Maria war dadurch beglaubigt als Mutter Jesu
durch die ganze Gesellschaft und niemand war darunter, der nicht eine große
Freude an dieser Begebenheit hatte.
Da wandte Ich Mich wieder an die ziemlich große
jüdisch- christliche Gemeinde und sagte ihr: »Liebe Brüder, euer Glaube
ist nun ein klarer wissender. Also seid ihr auch vollkommen von der Wahrheit
über Christus überzeugt und so wollen wir auch mitnehmen was sich bekehren läßt
oder guten Herzens ist, die Wahrheit anzunehmen. Da wir ins Himmelreich
wandern, ihr aber als reif dafür befunden worden seid, so könnt ihr euch gleich
uns anschließen und mitreisen.«
Es meldeten sich sogleich alle und sagten: »Wir sind vollkommen
überzeugt, daß ihr die Wahrheit sprechet und so folgen wir euch ohne Fragen und
Zaudern, wohin ihr geht. Aber wir haben noch einige Lebensmittel, sollen wir
diese nicht mitnehmen oder doch euch zum Verzehren anbieten?« »Das könnet ihr,« sagte Ich ihnen,
»und wir werden sie dann
verzehren. Bringet alles her, was ihr habet und leget es her vor Mich, daß Ich
es segne.« Sogleich begaben sich alle in den Ort und brachten
ihre Lebensmittelvorräte und den Wein, alles vor Mich ausbreitend, und das
Weitere erwartend.
Ich streckte darauf die Hände drüber, segnete es und hieß es die guten Leute
selbst unter alle verteilen. Diese aber schauten Mich verwundert an, wie ein so
kleiner Haufen für alle ausreichen könnte. Daher sagte Ich: »Der Segen Gottes ist
sichtbar mit uns und daher wird euch nichts ausgehen, bis nicht allesamt auch
beteilt sind.« Diese Aufklärung machte sie staunen und sie
schauten Mich an und sagten: »Schauet da! Also Wunder wie auf dem Berge
Kapernaum.
Dann ist der Himmel und Jesus auch nicht weit, denn er als Gott kann nur
Wunder, durch die Menschen wirken.« Sagte Ich: »Allerdings richtig, daher
seid voll Glaubens und frohen Mutes und verteilet schnell alles unter die
Menge.«
Sogleich griff jeder nach dem was er gebracht hatte und es ging lustig ans
Verteilen, da der Vorrat immer gleich groß verblieb, weil er unter der
verteilenden Hand stets gleich so groß war wie vor der Verteilung, er wuchs den
Händen entgegen, und das gab des Verwunderns genug Stoff. Sobald alles verteilt
war, verzehrte man es, und die Judenchristen fanden wieder alles so
unvergleichbar besser und wohlschmeckender als es früher war und das freute sie
über alle Maßen. Nach der Mahlzeit sangen und musizierten die Jünglinge das
Danklied, welches immer schöner erschien, weil die Menschen reiner, liebevoller
und friedeliebender unter sich waren, und so war auch ihr geistiges Innere
empfänglicher für höhere, himmlische Töne und Laute. Alles fühlte sich so
zufrieden in der Gesellschaft und kein Mißton störte die brüderliche Liebe
unter ihnen.
(Reise aufwärts in die
Ätherregion. Lobpreisung Jesu und die innere Erleuchtung der Geister.
Himmlische Straße. Ein wunderschönes Lied. Reise auf der himmlischen Wiese.
Weiße Blumenstraße. Eine Ortschaft im zweiten Himmel. Bewirtung mit gesegneten
Baumfrüchten und Strauchbeeren. Die Ortsbewohner schlossen sich den
Himmelspilgern an.)
Das Danklied war zu Ende und Ich sagte zu der Menge: »Unsere irdische Sammelzeit
ist zu Ende. Wir machen nun die Reise nach aufwärts in die Ätherregionen, also
bereitet euch vor, daß ihr recht viel Liebe und Eintracht unter euch pflegt,
damit ihr schneller zum Ziel unserer Wanderung gelanget.« Als Ich ihnen diese
Nachricht gegeben hatte, da erscholl es aus aller Munde: »Hochgelobt und gepriesen.
sei unser Vater Jesus, unsere Liebe und Hoffnung, Amen! In Ewigkeit Amen!« Kaum war diese. Lobpreisung
ausgesprochen, da erschien die bisher für mehrere noch immer sehr düstere Luft
wie von der Sonne klar erhellt.
Ein Jubel und Freudenlaut erscholl durch die Menge und alle Gesichter strahlten
vor Freude und Hoffnungsliebe angesichts des bald zu erreichenden Zieles, Gott
Jesus zu sehen und persönlich anbeten zu können. Plötzlich erschien eine
breite, mit Edelsteinen gepflasterte Straße auf welcher, langsam voran, die Jünglinge
sich in Bewegung setzten und die Menge folgte ihnen nach. Da erscholl das
Loblied der Engel im Marschtakte von der ewigen Liebe, welche sich zu den
Menschen begab, um sie zu erlösen und in himmlische Höhen zu nehmen, wo ewiger
Friede, unbegrenzte Liebe unter allen Menschen, Geschlechtern und Sprachen
herrscht. Alle Gemüter waren einig und voller Liebe nach dieser Melodie, welche
sie ganz durchdrang und in himmlische Höhen zog, in welche sie langsam gingen.
Als sie schon eine ziemliche Zeit gegangen waren, änderte sich die Reise, die
Straße war zu Ende, aber eine wunderschöne grüne Wiese breitete sich vor ihren
Augen aus, welche mit kleinen Erhöhungen wie eingezäumt schien, auf welchen
prachtvolle Gewächse in voller Blüte standen, die einen großen Wohlgeruch über
die Gegend verbreiteten. Die Gesellschaft war entzückt über diese Erscheinung
und freute sich kindlich über alles, was sie sah, hörte und genoß. Sobald sich
die Menge auf der grünen Wiese befand, sagte Ich zu den Jünglingen: »Es ist jetzt noch Zeit zum
Weiterschreiten im Geistigen. Daher wollen wir uns in eine andere Gegend
begeben, welche von hier abzweigt und nicht weit entfernt ist.
Dort gibt es auch hohe Geister, welche wir mitnehmen wollen und so laßt uns
sogleich dorthin gehen.« Sogleich setzten sich alle in Bewegung, nach der
angedeuteten Gegend, um diese hohen Geister aufzusuchen und in die Gesellschaft
aufzunehmen. Wir wanderten noch eine Zeit lang auf der Wiese, dann aber
veränderte sich die Lage und wir gelangten an eine schöne und breite weiße
Straße, welche mit blühenden und wohlriechenden Blumen voll besetzt war, welche
die Nase ergötzten und die Augen an sich zogen, da sie von einer seltenen
Gestalt waren, die auf Erden nirgends vorkommt. So gingen wir eine kurze Zeit und
nun breitete sich vor unseren Augen eine schöne Landschaft aus, welche voll
reifer Früchte und Beeren war, die uns mit ihrem Wohlgeruch ihrer schönen Form
anlockten.
Inmitten dieser Fruchtgartenszenerie erblickten wir hübsche niedliche Häuschen,
aber ohne einen Menschen vor der Türe, daher schritten wir ohne Hindernis
weiter in den Ort. Als wir bereits darin waren, bemerkten die Bewohner unsere
Anwesenheit und sogleich liefen sie auf uns zu und fragten uns, womit sie uns
bewirten könnten. Ich aber erwiderte ihnen: »Ihr habet viel und schönes
Obst und Strauchbeeren im Überfluß.
Wir aber sind gerade nicht hungrig, aber Obst und Beeren als Erfrischung können
wir schon einnehmen, daher möget ihr uns damit bewirten. Allein Ich habe sehr
geschickte Diener und diese werden das viel früher zuwege bringen und daher
überlasset das diesen.« In diesem Moment verschwanden die Jünglinge aus
unserer Mitte und befanden sich an den Bäumen und Einzäunungen, wo ihnen das
Obst und die Beeren, wie von selbst sich von den Ästen ablösend, in den Händen
verblieben, und in einigen Minuten kehrten sie vollbeladen damit zu uns zurück
und legten, das Ganze vor Mich ausbreitend nieder. Ich aber segnete das Obst
und die Beeren und ließ alles unter die Menschen verteilen. Alle lobten das
gute Obst und die wohlschmeckenden Beeren und daher aßen auch die Ortsbewohner
davon.
Als sie aber den veränderten Geschmack und den Wohlgeruch verspürten, sagten
sie zu uns: »Ihr seid gewiß höhere Geister, daß auf euer Segnen
sich der Geschmack und der Geruch ganz veränderten und ungewöhnlich gut und
lieblich geworden sind. Könnte man nicht bei euch bleiben? Aber wo geht ihr
denn eigentlich hin?« Ich antwortete ihnen und sagte: »Wir sind auf der Wanderung
in den Himmel, um zum Vater Jesus zu kommen und daher nehmen wir alle mit,
welche in der Liebe reif geworden sind.
Ihr aber waret sogleich bereit, uns zu bewirten,
ohne uns um anderes zu fragen, daher seid ihr in der Liebe reif und so könnt
ihr schon mitgehen.« Und die guten Geister freuten sich sehr, daß doch
einmal die Zeit angebrochen war, wo sie zum Vater Jesus kommen konnten, wozu
sie sich schon viele Jahre nach ihrer Berechnung vorbereitet hatten, obwohl es
bei ihnen eine Änderung in Jahreszeiten und Tag und Nacht schon lange nicht mehr
gab, aber sie berechneten dies nach dem Blühen und Reifwerden der Blumen und
Bäume so ungefähr, und daher waren sie bereit, mitzugehen, wohin es die
Gesellschaft beliebt zu ziehen.
Also nahmen wir sie mit und zogen weiter, nachdem das Danklied verklungen war,
welches sie in ihrem Glauben bestärkte, daß sie auf dem rechten Wege sein
müßten, da der Gesang und die Musik himmlisch schön waren.
(Ein tiefes Tal im zweiten Himmel mit liebereifen Einwohnern einer großen
Ortschaft. Von Gottes Segen begleitete und sich mehrende Mahlzeit. Die
Ortsbewohner wurden in die Gesellschaft aufgenommen. Rückreise. Neue himmlische
Überraschungen auf der Wiese.)
Jetzt gab Ich Order in ein tiefes Tal einzumünden, allwo auch reife Menschen
für den Himmel wohnten, die wir mitnehmen wollten. Und so ging es lustig hinab,
aber doch in der Ätherregion, denn auch da gibt es Landschaften, Häuser und
alles solches wie auf Erden, aber alles nach den Graden des
Fortgeschrittenseins einzelner Geister. Und so kamen wir bald in das besagte
Tal, welches recht lieblich anzusehen war, denn es war eingerahmt von
mittelgroßen Hügeln mit schönen Abhängen, wo Weinreben und Obstbäume in
anmutigster Anlage prangten. Im Tale gab es einen schönen und großen Ort, um
welchen ein klares Flüßchen dahinrann, welches voll edler Fische war, die sich
fleißig darin tummelten.
An den Ufern des Flüßchens breiteten sich wie Samt glatte, grüne Wiesen voll
herrlicher Blumen aus, die einen lieblichen Geruch verbreiteten. Die Häuser des
Ortes waren bunt wie Würfel in allen Farben und recht lieblich anzusehen, und
die Wege des Ortes rein wie in einem feinen Salon, denn ein Schmutz kommt
daselbst weder von Menschen, noch von Tieren vor, da es letztere nicht gibt.
Neben den Wiesen bereiteten sich schöne Weizenfelder aus, die schon reif und
gelb erschienen. Wir traten in den Ort und begaben uns, ohne jemanden zu
begegnen, hinein bis in die Mitte.
Als wir schon in der Mitte des Ortes waren, fingen von allen Häusern die
Menschen an herauszuströmen und fragten uns, was wir wünschten und ob wir
hungrig und durstig seien. Da trat Ich vor und sagte: »Ja, wir sind hungrig und
durstig und so tut ihr gut, wenn ihr uns irgend etwas vorleget.«Sogleich liefen die Menschen
in ihre, Häuser und schafften uns her, was sie hatten, Brot, Obst und Wein, und
entschuldigten sich, daß sie nicht mehr hatten uns vorzulegen. Ich sagte nun: »Was aus gutem Herzen gegeben
wird, hat seinen Segen im Gefolge und kommt gut an, also will Ich es segnen und
ihr verteilet es dann«
Sogleich streckte Ich Meine Hände aus, segnete es und sagte: Jetzt verteilt es
schnell, damit alle etwas abbekommen. Die Leute schauten Mich an, wie ihre
kleine Gabe für diese Riesenmenge von Menschen hinreichen könnte. Doch Ich tat,
als wenn Ich nichts merken möchte und sagte: »An Gottes Segen ist alles
gelegen! Daher: Auf Gott vertraut ist gut gebaut.« Damit habe Ich die Leute
angefeuert, die Verteilung vorzunehmen. Wie sie aber sahen, daß der Vorrat
immer gleich groß blieb, stutzen sie und fragten: »Ja, wer ist denn der junge
Mann, daß sein Segen Wunder wirkt?«
Aber die Gesellschaft wußte nichts anderes zu sagen als: »Ein hoher Geist, unter
dessen Leitung wir stehen und der alles weiß und alles tun kann. Mehr wissen
auch wir nicht von ihm.« Mit diesem Bescheid mußten sie sich zufrieden geben
und weiter verteilen bis zur letzten Person. Und als alles verteilt war, blieb
auch für die Verteiler so viel übrig, als sie brauchten. Jetzt wurde das
wohlschmeckende Mahl eingenommen, das Danklied gesungen und mit Musik
begleitet, und somit alles getan, um die Gesellschaft in die beste und
liebevollste Stimmung zu versetzen. Nachdem alles beendet war, sagte Ich zu den
neuen Brüdern: »Bisher habet ihr uns bedient, nun kommt an uns die
Reihe, euch das Gute zu vergelten.
Dieses aber soll dadurch geschehen, daß Ich euch in Meine Gesellschaft aufnehme
und ihr immer so gute Kost und so feines Getränk habet wie heute. Seid ihr
damit einverstanden.« Alle sprachen laut und sagten, daß sie damit
einverstanden seien. Und somit blieben sie ohne irgend welche weiteren Fragen
unter uns, da sie eben Christen und reif für den Liebeshimmel waren. Darauf
sagte Ich: »Nun brechen wir auf und wandern wieder aufwärts.« Und so setzte sich die
ganze Menge des Volkes bei drei und eine halbe Million Köpfen in Bewegung und
schritt dann wieder aus dem lieblichen Tale hinaus.
Als wir wieder in der Gegend waren, wo wir früher
eingemündet hatten, eröffnete sich uns eine prachtvolle Landschaft, welche dem
inneren Fortgeschrittensein der Menge entsprach, und da sah man allerlei Bäume
und Gewächse, die wohl den irdischen ähnlich, aber unvergleichlich schöner in
Wuchs, Ästen und Blättern, Blüten und Früchten waren, was alle sehr erfreute.
Wir schritten auf einer prachtvollen Straße mit schönster mosaikartiger Einlage
und eingezäunt mit Strauchgebüsch, welches in schönster Blüte stand und einen
himmlischen Geruch verbreitete. So wanderten wir die Landschaft entlang, bis
wir in ihre Mitte gelangten. Hier blieben wir stehen, bis wir alle
zusammengekommen waren, denn die Straßeneinzäunung war nicht in der Art, wie
manche Reiche auf Erden ihre Gärten mit hohen Mauern umgeben und sie in ihrer
Selbstsucht und ihrem Neid den Augen der Vorübergehenden entziehen, als hätten
sie dieselben um eine hohe Summe Geldes vom Eigentümer im Himmel erkauft,
sondern sie war oft unterbrochen, um aus der Straße freien Eingang zu gewähren,
auch war sie ganz niedrig, damit man die ganze Pracht. der geistigen
Gartenkultur beschauen und bewundern konnte.
Das
hohe Lied der Liebe Gottes zu den Menschen
(Swedenborg hielt eine
Rede über sein irdisches Bestreben, die Lehre Gottes auszubreiten. Himmlischer
Gesang, darauf himmlische Musik im Rücken. Ein über 3 1/ 2 Millionen Geister
fassender Tempel. Das Lied der Liebe Gottes zu den Menschen. Der Marsch in den
Tempel, dessen innere himmlische Schönheiten und Wunder der Schöpfung. Wiederversetzung
der Geister in die himmlische Liebe, die sie bei Beschauen der Schönheiten und
Wunder der Schöpfung eingebüßt haben.)
Alle standen still und warteten ruhig und voller Hoffnung der neuen Ereignisse,
die da folgen könnten. Ich wendete Mich nun zum Swedenborg und sagte: »Lieber Swedenborg! Wegen
deiner ist dieser große Fischzug gemacht worden und daher ist es ersprießlich,
daß du den ganzen Hergang den Brüdern und Schwestern erzählst, wie Ich dich im
Leben geführt habe, um Mein Werkzeug zu werden, doch verrate Mich nicht,
sondern sprich nur so, wie du sprechen würdest wenn du Mich nicht kenntest.«
Sogleich wendete sich Swedenborg zur Gesellschaft
und hieß sie sich niedersetzen. Dann aber begann er ihr seine
Lebensbegebenheiten auf der Erde zu erzählen und welche großen Kämpfe er gegen
die Widersacher zu bestehen hatte, bis es ihm gelangt die neue Lehre unter den
Menschen zu verbreiten und wie sie ihm bis zu seinem vor kurzem erfolgten Tode
feindlich entgegenstanden.
Daß aber jetzt seine Hoffnungen sich zu erfüllen beginnen und bald das Ziel des
Lebens, der Himmel, erlangt werden wird, wobei eben alle mit ihm glücklich in
dieser Weise mit einziehen werden zur Anschauung Gottes, des lieben Vaters in
Jesu, durch dessen Willen die große Sammlung von verschiedenen Bekennern zu
einer Jesu- Gesellschaft sich vereinigt hat und einigen Herzens und in Liebe
verbunden den Weg des Heils nach aufwärts im Geiste, die Wege der himmlischen
Herrlichkeit zu betreten sich zusammengefunden hat.
Damit endete Swedenborg seine Ansprache. Sobald
diese beendet war, hörte man in großer Entfernung einen himmlischen Gesang von
bisher nicht gehörter Schönheit, so daß alle, ganz in sich versunken, nur dem
Gesang ihre Sinne hingaben und alles um sich vergaßen, da sie Auge und Ohr der
Gegend zugewandt hatten.
Diese Aufmerksamkeit benützend, ließ Ich im Rücken der Gesellschaft einen
großen Tempel erstehen, der die ganze Gesellschaft fassen konnte. Und als
endlich der Gesang verstummte, erscholl die himmlische Musik in ihrem Rücken,
worauf sie sich schnell umdrehten und vor Verwunderung wie gebannt waren, wie
diese Herrlichkeit und in einer solchen ungeheuren Größe entstehen konnte, ohne
von jemandem früher bemerkt worden zu sein, und dazu die bezaubernd schöne
Musik! Als sie noch voll Bewunderung da standen, erscholl wieder der schöne
Gesang, diesmal aber über ihnen, und als sie hinaufblickten, sahen sie einen
großen Engelchor, der sich langsam zur Gesellschaft herabbewegte und das hohe
Lied der Liebe Gottes zu den Menschen sang.
Sobald die Engel heruntergelangt waren, begaben sie sich zu Mir, verbeugten
sich tiefst und warteten still Meiner Order. Zugleich als die Engel über uns zu
singen begannen, hörte die Musik im Tempel auf und so war jetzt eine spannende
Stille in der Gesellschaft, die voller Erwartung dastand und die Entwicklung
der weiteren Ereignisse erwartete. Ich sagte nun zu den Engeln: »Begebet euch in den Tempel
und erwartet uns dort.« Eine tiefe Verbeugung und sie waren den Blicken der
Zuschauer entschwunden.
Gleich darauf sagte Ich zur Gesellschaft:
»Wir begeben uns jetzt in den
großen Tempel, der, um euch aufzunehmen entstand, und so schreiten wir nun in
die Riesenkolonadenhalle hinein, damit ihr einen Tempel beschauen könnt, wie es
solche nur im Himmel geben kann.« Sogleich setzten sich alle
in Marschbewegung und schritten durch die freien Eingänge in das Innere. Als
sie aber dieses erschauten, waren sie ganz außer sich vor Verwunderung, denn da
war alles in einer ungeheuren Pracht und Herrlichkeit, daß alle irdischen
Prunkgemächer und Salons der Könige und Reichen der Welt lauter
Bettlerwohnzimmer dagegen wären.
Darum erscholl auch ein lautes Gemurmel der Verwunderung unter der Menge, denn
so etwas Erhabenes und Herrliches in Stil und Ausführung kennt die Erde nicht,
es ist ihr ganz fremd. Die Riesensäulen waren von lauter feinstem Kristall
brillantartig poliert in Kernform, wodurch unzählige Strahlen in allen Farben
glitzernd auftauchten und wieder verschwanden, der Boden war weiß wie Schnee
und der Plafond stellte die Weltkugel in lichtblauer Färbung und in einer
ungeheuren Höhe dar, in welcher unzählige Kügelchen, wie Sterne glänzend, den
Weg ihrer Wanderung beschrieben und ihr Licht herabsendeten.
Die Gesellschaft stand geraume Zeit da, unverwandt
dieses astronomische Weltkugelspiel betrachtend, welches sie in einer Minute
mehr lehrte, als alle Astronomen je ergründen könnten, weil das, was die
Astronomen teils durch Beobachtung, teils durch Hypothesen aufgestellt haben
und noch aufstellen, in klarer Wahrheit dastand, und das Unzutreffende der
Hypothesen in ihr wahres Licht stellte.
Es befanden sich aber hier außer der großen Hauptkugel in Weltkugelform noch
mehrere Nebenkugeln, welche jede ihre eigene Bestimmung hatte. So stellte zum
Beispiel die eine die aufgehende Sonne, als Leuchtspenderin der Welt dar, wie
sie die Strahlen aussendet, welche das Licht in Farben geteilt, der Erde, sowie
anderen Planeten Erden zusendet, wodurch das Elektrische darin besonders
hervortrat. Es ist nämlich im Lichte der Sonne die Liebe und Weisheit Gottes
materiell sichtbar vertreten. Diese aber bilden in der Farbenstrahlung
verschiedene Nuancen wie in einem Regenbogen und bilden die sieben Geister
Gottes, welche sich durch die Farbe unterscheiden.
Es sind das die sieben Tugenden und Eigenschaften in Gott, wovon das
Elektrische eben das weiße Licht gibt, welches der Weisheit in Gott entspricht,
aber dieses ist nicht ganz weiß, sondern durch andere Farben getrübt, und
dieses Farbenspiel und dessen Wirkung auf das Wachstum und Gedeihen, ward hier
deutlich veranschaulicht, was alle bewunderten. Eine andere Kuppel
veranschaulichte das Mondlicht in seiner Wirkung.
Es gab da manches zu sehen, wovon sich die Gelehrten
der Welt noch nie etwas haben träumen lassen, da sie eben bloß das Materielle
sehen und erfassen können; die Wirkung des Mondlichtes ist aber geistig, daher
den Augen der Gelehrten verborgen. Wieder eine andere Kuppel stellte die
verschiedenen Einflüsse der Sterne auf das Wachstum der Erde in allen ihren
Beziehungen und Wirkungen dar, so daß die Zuschauer voller Staunen diese
Geheimnisse betrachteten und hoch erbaut davon waren. Zwischen den Kuppeln
bestand ein großer Gewölberaum, der in den herrlichsten Verzierungen
ausgeschmückt und voller glitzernder Brillantensterne war, welche ihr Licht in
allen Farben brachen.
Alles zeigte eine Pracht, wovon ein Erdenbewohner keine Ahnung hat, da er nie
so etwas oder ähnliches zu sehen Gelegenheit hat. Daher ergötzte sich die Menge
lange an dieser himmlischen Pracht des Tempels und pries und lobte dessen
Erbauer. Als die Menge sich genügend die Pracht und Kunstwerke des Tempels
angeschaut hatte, gab Ich den Engeln die Order, ein Loblied dem Gottvater dafür
anzustimmen, was sogleich geschah und die Menge wieder in die Liebe versetzte,
welche sie infolge zu großer Betrachtung der Schönheiten und Geheimnisse der
Natur etwas nachgelassen hatte. Es ging der Menge wie den Erdenbewohnern, daß
sie vor lauter Betrachtung der Materie und ihrer Reize und Schönheiten Gott ganz
vergessen und ganz materiell und daher finster werden. Nach einer Weile
verstummte der Gesang und wir standen vor neuen Ereignissen.
(Das große Lied von
Jesus Jehova. Ankunft der himmlischen Heerscharen, die nach beendetem Liede auf
die Erde fielen. Aufklärungsrede Swedenborgs, wem die göttliche Verehrung der
angekommenen Bewohner von Neu Jerusalem galt. Hosianna- und Halleluja-
Lobpreisung von Swedenborg mit der Gesellschaft des Vaters Jesu.)
Ich gab nun den Engeln die Order, daß sie sollen vorausgehen und eine kleine
Höhe besteigen, die im Angesichte des Tempels sich befand. Als die Engel mit
der Musik oben waren, intonierten sie das große Lied von Jesus Jehova und
sogleich sah man von allen Seiten unzählige Scharen von Menschen in himmlisch
schönen Gestalten und Kleidern von weit her sich gegen uns zu bewegen, um in
das Lied einzustimmen.
Die Gesellschaft schaute neugierig zu, was es da
geben würde, weil eine so ungeheure Menge von Menschen gegen uns zuströmte. Als
aber diese nicht weit von uns war blieb sie stehen und wartete ruhig, bis das
Lied zu Ende gesungen war, dann aber intonierte die Menge ein Gruß- und
Empfangslied für die neuen Ankömmlinge und als dieses zu Ende war, fiel das
ganze Volk zu Boden und hörte ruhig, mit dem Gesichte in tiefster Demut zu
Boden gekehrt, das Weitere an.
In diesem Augenblick sagte Ich dem Swedenborg durch das Herz: »Swedenborg, erzähle und sage
dem Volke, warum dieser Empfang und wem diese demutsvolle Stellung des Volkes
gebracht wird.« Sogleich meldete sich Swedenborg und sagte: »Liebe Brüder und Schwestern!
Wie ihr sehet, kommen uns selige Geister entgegen und zwar sind sie aus dem
neuen, himmlischen Jerusalem, das erkennt man an ihrer außergewöhnlichen
Schönheit der Gestalt, sowie der Kleider, die bedeutend schöner sind als
unsere, obwohl auch wir ganz verändert und schön an Gestalt und Kleidern sind,
die anfangs noch in bunten Farben waren, nun aber schon schneeweiß und mit
schönen himmelblauen Veilchen verziert sind, als Beweis, daß wir uns gereinigt
und der Demut zugewandt haben.
Die herrlichen Rosabänder zeigen unsere Liebe, durch welche wir zur ewigen
Liebe oder unserem Vater in Jesus gereift sind, um zu Ihm, zu dem unser
Wanderziel, eben war zu gelangen. Ihr sehet vor uns eine unabsehbare Menge der
seligen Geister, wie im Hochzeitskleide aller herrlichst anzusehen, vor uns auf
den Gesichtern liegen.
Daher liebe Brüder und Schwestern erhebet mit mir die Lobpreisung, die Ihm als
unserem Gottvater allein gebührt: »Hosianna in der Höhe unserem
lieben Vater in Jesus, der uns so, liebevoll bisher geleitet und
verhältnismäßig in sehr kurzer Zeit viele von uns aus argen Teufeln der ersten
und zweiten Hölle zu hohen himmlischen Geistern emporgebildet hat! Ihm sei alle
Ehre, aller Preis und alle unsere Liebe und Anbetung. Halleluja dem Sohne
Davids! Halleluja Ihm, der uns durch Seine unendliche Liebe aus der Tiefe
unseres Nichts zu hohen himmlischen Geistern emporgehoben hat. Amen!«
(Die ganze
Gesellschaft fiel darauf zu Boden und betete in stiller Demut den Vater Jesus
an. Der Vater bestieg die Höhe der Wiese, wurde verklärt und hieß alle
aufstehen. Bewirtung mit Mahlzeit, Gesang und Musik aus dem Liebeshimmel. Der
Vater Jesus von dem Liebesstrahlen ausgingen und sich über alle ausbreiteten,
gab das Zeichen, daß alle zu Ihm kommen sollen, worauf sie Ihn im Halbkreis
umgaben und die Mahlzeit einnahmen !)
Nach dieser Lobpreisung fiel Swedenborg zu Boden und mit ihm die ganze
Gesellschaft und beteten Mich in stiller Demut und hochwogender Liebe eine
kurze Zeit an. Dann aber stieg Ich auf die Höhe der Wiese, ging in göttlicher
Herrlichkeit über und bat alle aufzustehen. Sogleich standen alle auf und nun
kam eine Deputation aus der Gesellschaft des Neuen Jerusalems und fragte Mich,
was sie tun solle, und wie der Empfang vor sich gehen solle. Ich sagte darauf: »Diese neuen Ankömmlinge
benötigen noch ein wenig mehr Liebe und deshalb wollen wir sie noch ein wenig
unterhalten, damit sie in die hohe Stimmung der Liebe und Freude übergehen und
daher wollet ihr sie himmlisch bewirten und durch Gesang und Musik ergötzen.«
Sogleich wurde himmlisches Brot und Wein
hergebracht, das Ich wie gewöhnlich segnete, welches aber diesmal ungewöhnlich
besser schmeckte, als es bisher der Fall war. Und nun bildeten sich
Sängergruppen, welche das hohe Lied der Liebe Gottes zu den Menschen singen
sollten und als alles in Ordnung war und dieses Lied aus dem Munde der höchsten
Geister gesungen wurde, standen die neuen Ankömmlinge wie bezaubert da und
vergaßen das Essen und Trinken und starrten wonnetrunken auf Mich, aus dem die
Liebestrahlen ausgingen und sich über alle ausbreiteten.
Als sie wonne- und liebestrunken dastanden, gab Ich das Zeichen des Aufbruches
und nun bewegte sich die ganze Gesellschaft der neuen Bürger des himmlischen
Jerusalems nach vorwärts zu Mir auf die Höhe. Herauf gekommen, umgab sie Mich
im halben Umkreise und wartete, was Ich anordnen werde. Ich aber sagte ihr: »Verzehret das Brot und den
Wein, um euch zu stärken, da wir noch nicht am Schlusse unserer Wanderung sind.« Also verzehrten alle, was
sie in der Hand hatten und warteten ruhig der weiteren Ereignisse.
(Martin Luther,
berufen vom Vater, kam in der strahlenden Kleiderpracht eines himmlischen
Fürsten. Rede des Vater Jesus an Swedenborg und Luther als zwei Begründer eines
neuen Christentums inmitten des römischen Heidentums. Dafür empfingen beide die
Märtyrerkrone in fürstlicher Pracht. Begeisterung des Volkes über diese hohe
Auszeichnung, welches Hosianna- und Halleluja- Lobpreisungen dem Vater Jesus
darbrachte.)
Nun rief Ich: »Martin Luther, komm herauf!« Sogleich erhob sich dieser
in seiner strahlenden Kleiderpracht als ein Fürst unter den Fürsten des Neuen
Jerusalem und schritt den Hügel aufwärts zu Mir. Hier blieb er stehen, machte
die tiefste Verbeugung und wartete meiner Order.
Du, Emanuel, aber hast die Verballhornungen, welche die römische Priesterschaft
durch die selbstsüchtige und finstere Ausdeutung der Bibel eingetragen, wieder
aufgeklärt, soweit dir dies gegeben wurde, und eine reine Lehre und Anbetung
Gottes zuwege gebracht.
Jeder von euch stelle den Mann seiner Berufung vor und arbeitete fleißig und
unermüdlich ausdauernd an der Aufgabe, die ihm in Meinem göttlichen Weinberge
zugedacht wurde. Durch euch zwei entstand wieder ein neues Christentum inmitten
des zeremoniellen Heidentums, daher waret ihr zwei Meine Hauptarbeiter des
Weinbergs, und daher auch Meine Lieblinge unter den Menschen, die Mich statt im
Herzen, bloß auf den Lippen herumtragen und Mir mit allerlei heidnischen
zeremoniellen Verehrungen zu dienen glauben. Empfangt daher ihr beide aus
Meiner Hand die Kronen der Märtyrer für die Ausbreitung des wahren Glaubens in
fürstlicher Pracht, die ihr verdient habet und traget sie zur Verherrlichung
eurer Liebe zu Mir, eurem Vater in Jesus! Amen!«
In diesem Augenblick erstrahlten beide, mit den herrlichsten Kronen gekrönt,
die wie mit Brillanten eingelegt, in schönsten Farben ihre Lichtsternchen
brachte und wunderschön anzusehen waren. Das Volk brach begeistert in Hosianna-
und Halleluja- Lobpreisungen aus und freute sich der großen Auszeichnung,
welche beiden großen Männern zugleich zuteil geworden war und bewunderte die
Herrlichkeit mit welcher die göttliche Liebe die Streiter für Wahrheit und
Göttlichkeit des Glaubens, die beiden großen Männer auszeichnete.
(Die Reise ins Neue
Jerusalem durch himmlische Wiesen. Ansicht über Riesenstadt. Jesus sagte: Die
Großen und Fürsten sollen vortreten! Diese erschienen in schönsten strahlenden
Kleidern und mit Kronen geschmückt Orientalische Demutsbezeugung. Rede des
Vaters über die große Bedeutung der Ankunft Swedenborgs im Himmel. Die Großen
reichen dem Swedenborg die Bruderhand, so auch die hohen Frauen des
Menschengeschlechtes.)
Als die Begeisterung sich wieder legte, sagte Ich: »Gehet jeder an die Spitze
eurer Gesellschaft, denn jetzt wollen wir, die Reise ins Neue Jerusalem
antreten.« Sogleich ordneten sich alle Gruppen und wir traten
die Reise an welche sich durch himmlische Wiesen, die in schönster Blumenpracht
standen und einen himmlischen Wohlgeruch verbreiteten, hinzog.
Selbstverständlich, daß diese nicht zertreten
wurden, denn wir gingen schwebend darüber hinweg. Je näher wir aber der Stadt
kamen, desto größer wurde die Menge, die uns entgegenkam. Endlich kamen wir auf
eine Anhöhe, von der aus die endlos zu sein scheinende Stadt Neu- Jerusalem
sich ausbreitete und wo alles Halt machte. Wieder fielen alle zu Boden und
warteten in stiller Demut meiner Order.
Nun hob Ich Meine Stimme und sagte:
»Meine lieben Brüder und
Getreuen! Der heutige Tag ist ein Tag, wie es keinen seit der Ankunft Martin
Luthers von der dunklen Erde zu uns gab, daher wird es euch begreiflich sein,
daß dieser ein Tag der Freuden und Festlichkeiten wird, an dem wir uns alle
erfreuen wollen. Daher ist es nach Meiner Liebe beschlossen, daß ihr euch dem
neuen Bruder Swedenborg vorstellet und zu erkennen gebt, wie es bei uns der
Brauch ist, wenn ein großer Geist ankommt, der sich für Meine Lehre der Liebe
große Verdienste erworben hatte, damit die brüderliche Einigkeit und Liebe
unter euch ersteht und befestigt wird.«
Sogleich trat einer nach dem anderen vor, reichten Swedenborg die Bruderhand
und nannten ihre Namen, wie wir bereits beim Empfange Martin Luthers, gehört
haben, und also traten auch die hohen Frauen fürstlichen Standes, die sich um
den Glauben verdient gemacht, vor, und begrüßten Swedenborg durch freundliche
Worte, ihm die Hand reichend. Denn im Neuen Jerusalem gibt es nur solche Große
und Fürsten, die sich durch Verdienste für die Ausbreitung des Glaubens auf
Erden diese Würde erworben haben, also auch Frauen, auf deren Schultern die
Menschheit ihre Geschlechter bildete.
(Order Vater Jesu, wie
Swedenborg ins Neue Jerusalem eingeführt werden soll. Posaunentöne verkündeten
der Riesenstadt den Einzug das ganze Volk eilte festlich gekleidet zum
Empfange. Hosianna- und HallelujaLobpreisungen Jesu und Hochrufe: »Hoch Emanuel Swedenborg,
hoch die beiden Preisgekrönten.« Begrüßung der Ankommenden. Große Feierlichkeiten
und Aufnahme Swedenborgs in den Rang eines Großen und Fürsten im Neuen
Jerusalem.)
Nach der beendeten Begrüßung gab ich Order, wie Swedenborg ins Neue Jerusalem
eingeführt werden solle. Und sobald bildete sich der Riesenchor der Sänger und
Musikanten und gab das Zeichen, daß wir in die Stadt einziehen werden. In dem
Momente erschollen Posaunen durch die ganze Stadt und alles Volk eilte,
festlich gekleidet, zum Empfang heraus und wartete auf die Ankommenden. Darauf
setzte sich der Zug in Bewegung, und unter herrlichstem Gesang und Musik
bewegte sich der Zug gegen die Mauern der Riesenstadt, die durch und durch
festlich beflaggt und in Feiertagskleidung und Stimmung die Ankommenden
erwartete.
Als die Ankommenden sich den Toren näherten,
erscholl ein Hosianna und Halleluja Mir, dann aber: »Hoch Emanuel Swedenborg,
unser Bruder und Liebling des lieben Vaters Jesus! Hoch die beiden
Preisgekrönten der göttlichen Liebe! Alle Ehre und alle Liebe unserem Vater im
Jesus, unserem Bruder und lieben Herrn!«
Und alle wiederholten diese Begrüßungen und freuten sich des schönen Empfanges,
der allen zuteil wurde. Nun ging es durch alle Tore (der Liebe Gottes) in die
Stadt, wo eine unabsehbare Menge Volkes aufgestellt in feierlicher Stimmung uns
erwartete und fort und fort begrüßte, bis wir auf einen großen Platz ankamen,
in dessen Mitte ein herrlicher Säulentempel stand.
Hier wurde Swedenborg ebenso empfangen, wie einst Martin Luther und unter denselben Zeremonien zum Großen und Fürsten unter die Schar der Großen und Fürsten aufgenommen und eingeführt, worauf dieselben Festlichkeiten wie damals bei der Ankunft und Aufnahme Martin Luthers folgten, an welchen sich ganz Neu- Jerusalem beteiligte und in Freuden dieselben beendete.