Es war ein Mann, den die vielen
traurigen Ereignisse auf dieser Welt glauben machten, Gott kümmere Sich nicht
viel um die Menschen und sehe ganz ruhig zu, wie die Schwachen von den Mächtigen
unterdrückt und die Armen von den Reichen übervorteilt würden.
Da sandte Gott zu diesem Manne, der ein tugendhaftes Leben führte, einen Engel.
Dieser sprach zu ihm: "Du sollst die unbegreiflichen Wege Gottes
kennenlernen, folge mir!" Da führte der Engel den Mann in einen Palast zu
einem sehr reichen Herrn. Diesem schenkte der Engel eine große Geldsumme und
viele Edelsteine. - Während dieser Beschenkung meldete sich ein Dürftiger beim
Reichen. Diesen Armen tötete der Engel. -
Darauf führte dieser den Mann in ein Dorf zu einer fast morschen Hütte, wo
eine zahlreiche, überaus arme Familie wohnte. Diese Hütte steckte der Engel in
Brand, und die armen Bewohner retteten nichts als ihr Leben.
Als der Mann all dieses sah, sprach er zum Engel: "Du bist kein Bote
Gottes, sondern ein Bote des Teufels! Du häufst Ungerechtigkeit über
Ungerechtigkeit!"
Der Engel sprach: "Höre, und du sollst bald anders urteilen! - Siehe, der
Reiche, den ich beschenkte, war stolz und geizig. Als ich aber seinen Reichtum
so bedeutend erhöhte, fing er an zu prassen und verschwendete alles, dass er
endlich zum Bettler wurde und anfing, sich zu demütigen. - Der Bettler, den ich
tötete, war auf gutem Wege, er hätte aber noch am selben Tage eine große
Erbschaft gemacht, dadurch wäre er hochmütig geworden, hätte ausschweifend
gelebt und wäre von Gott gänzlich abgefallen. - Die arme Familie, deren Hütte
ich in Brand steckte, wurde zuvor im Dorfe fast gar nicht berücksichtigt. Das
Brandunglück aber erregte nahe und ferne großes Mitleid, und die arme Familie
wurde von allen Seiten reichlich beschenkt."