Das 18. Jahrhundert
Hingezogen von der Aussicht auf preiswertes Land, rückten deutsche Einwanderer schleunigst los, um sich an den Randgebieten der neuen Vorgesellschaftungen anzusiedeln. Bald waren die Flusstäler von New York und Ohio mit neuen deutschen Städten gepunktet, und deutsche Siedlungen schossen in Maryland, den Karolinas und Georgia wie Pilze aus dem Boden.
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Ihre Hochburg jedoch war nach wie vor Pennsylvanien. Bis zum Jahre 1745 lebten mehr als 40,000 Deutsche in der Kolonie, und gründeten Städte und Dörfer mit derart unverkennbaren deutschen Bezeichnungen wie Manheim, Dunker und Berlin. |
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Einer von ihnen namens Caspar Wistar ging nach New Jersey, wo er 1739 ein Glasblasewerk errichten ließ. Die schönsten Glaswaren der Kolonialzeit wurden von ihm und einem weiteren Pennsylvanien-Deutschen namens Baron Heinrich Wilhelm Stiegel (später verenglischt zu Henry William) thandwerkliche Waren in Amerika herstellten.
Der erste Komponist der Neuen Welt, dessen Werke 1730 in Pennsylvanien veröffentlicht wurden, war ein Deutscher aus dem Rheinland und hieß Johann Conrad Beissel. |
Der erste Deutsch-Amerikanische Kalender wurde 1731 in Philadelphia, Pennsylvanien herausgegeben. |
1739 eröffnete ein gewisser Christoph Saur (später verenglischt zu Christopher Sower), ursprünglich aus Westfalen, in der Siedlung Germantown, Pennsylvanien die erste deutschsprachige Druckerei Amerikas.
Schon am 20. August 1739 begann die Herausgabe des »Pensylvanischen Geschicht-Schreiber«, der ersten erfolgreichen deutschen Zeitung Amerikas. |
Kurz darauf erschien das erste Gesangbuch Amerika’s, mit 654 Liedern auf Deutsch. Es trug den Namen »Weyrauchshügel«. Um 1740 schiffte er Lettern aus der Egenolff-Luther-Gießerei, Frankfurt ein und gebrauchte sie dazu viele Bücher zu drucken. |
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1764 gab sein Sohn Christoph Saur II die erste religiöse Zeitschrift Amerikas heraus, denn er übernahm das Druckgeschäft nachdem sein Vater 1758 verstorben war. Bis 1770 hatte er Matrizen eingeschifft, und begann bis 1772 mit der ersten erfolgreichen amerikanischen Lettern-Gießerei, in der er allerdings immer noch europäische Gerätschaften verwendete.
1749 wurde der erste Preis für Vortrefflichkeit im Druck von der Pennsylvanischen Fertigungsgesellschaft an die Lancaster Herausgeber eines Buches verliehen, welches in Deutsch gedruckt war.
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Der erste große amerikanische Erziehungswissenschaftler war der deutsche Christopher Dock, der die Tafel in den Klassenzimmern Amerikas einführte und 1750 seine »Schulordnung«, das erste bildungserzieherische Werk Amerikas, veröffentlichte. |
Johann Conrad Weiser (1712–1760), ein aus der Pfalz stammender Sprachforscher, lebte ab dem 16. Lebensjahr mit den Mohawk-Indianern und wurde so zum Vorreiter der Sprachverständigung zwischen Rot und Weiß. Durch seine beachtlichen Beiträge als Sprachmittler und Botschafter handelte er Friedensverträge zwischen Indianerstämmen sowie sich bekriegenden roten und weißen Männern aus. Er leistete unter anderem auch Dienste als Landwirt, Mönch, Gerber, Richter und Soldat. |
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Mitte des 18. Jahrhunderts hatten deutsche Einwanderer eine Zentralstellung im amerikanischen Leben eingenommen. Deutsche machten ein Drittel der Bevölkerung aller amerikanischen Kolonien aus und waren an der Zahl gerade mal an zweiter Stelle gegenüber den Engländern. Die deutsche Sprache wurde in nahezu jeder Kolonialstadt gesprochen und geriet durch örtlich herausgegebene Zeitschriften und Bücher weiter in Umlauf. Als die Mitglieder des Kontinentalkongresses sich zum ersten Mal in Philadelphia versammelten, gingen sie Straßen hinab, die reihenweise mit deutschen Geschäften und Schildern überzogen waren; anschließend wurden ihre Beratungen in deutschen Nachrichtenblättern abgedruckt und in deutschen Kaffeehäusern besprochen. |
Die Stärke und Lebendigkeit des deutschen Verlagswesens war einer der Eckpfeiler der deutschen Kultur in Amerika und einer der Gründe für dessen ungeheuren Erfolg. Seit Johannes Gutenberg 1440 den Druck erfand, waren Deutsche führend im Druckgewerbe Europas, und trugen dieses Wissen mit sich in die amerikanischen Kolonien.
Zur Zeit der amerikanischen Revolution (der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts) unterstützten die meisten Groß- und Kleinstädte in den Kolonien mindestens eine deutsche Zeitung, und manche hatten zwei. Deutsche Zeitungen, Nachrichtenblätter, Kalender und Bücher wurden zum Kleister, der die deutsch-amerikanische Gemeinschaft beisammenhielt und dazu verhalf ein Gefühl des gesellschaftlichen Zusammenhalts unter Einwanderern zu wahren, die weit voneinander auf und ab des östlichen Gestades, in wuselnden Städten und abgelegenen Hofsiedlungen, verstreut waren. Dieser kulturelle Kleister hielt hunderte Jahre Stand und verstärkte den Selbstwert der Deutsch-Amerikaner bis weit in das 20. Jahrhundert. |
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Wussten Sie, dass die ersten Landkarten von Süd Karolina und Georgia von dem deutschen Ingenieur Johann Wilhelm Gerhard von Brahm im Jahre 1757 gezeichnet wurden? |
Wussten Sie, dass die erste ungefähr richtige Berechnung der Entfernung von der Erde zur Sonne 1769 von dem Pennsylvanien-Deutschen David Rittenhouse aufgestellt wurde? |
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1774 wurde ein Pennsylvanien-Deutscher namens Michael Hillegas zum ersten kontinentalen Schatzmeister. |
Wussten Sie, dass Pennsylvanien-Deutsche unter den ersten Truppen waren, die Washington 1775 bei Cambridge nach den Gefechten von Lexington antrafen? Siehe das von Heer's Provost Korps der Kontinentalarmee und Begleitschutz für General Washington. |
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Es war eine deutschsprachige Zeitung in Philadelphia, Pennsylvanien, die am 5. Juli 1776 die amerikanische Unabhängigkeitserklärung zuerst veröffentlichte, und zwar auf Deutsch. |
1777 führte der Sohn pfälzischer Einwanderer General Nicholas Herkimer (vormals Herchheimer und später abgewandelt) Deutsche Siedler in einer der blutigsten Schlachten der Kriegsgeschichte, der Schlacht von Oriskany. Von Mohawk-Indianern in einen Hinterhalt gelockt, wurde sein Pferd erschossen und er selbst ernsthaft verletzt, so dass er kurze Zeit darauf starb. Seine Heimat war dort, wo heute Danube (also Donau), New York liegt. |
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Der erste Sprecher des Nationalkongresses 1789 war ein Pennsylvanien-Deutscher namens Frederick Augustus Conrad Muhlenberg (eigentlich Mühlenberg). |
Zudem wurde sein Bruder, General Peter Gabriel Muhlenberg (eigentlich Mühlenberg), ein Revolutionspatriot und Generalmajor in der Kontinentalarmee während der Amerikanischen Revolution, als einer von Pennsylvaniens zwei Repräsentanten in der Ruhmeshalle des US Kapitol's verewigt. |
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Ein Gesuch von 250 Einwohnern aus Germantown, Pennsylvanien wurde 1795 zur frühesten Bemühung im Interesse einer amerikanischen Bundesverfassung. |
1795 enstand auch das erste deutsch-amerikanische, katholische Gebetbuch, gedruckt von Samuel Saur in Baltimore, Maryland. |
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Ebenso leisteten die militärischen Überlieferungen der deutschsprachigen Einwanderer einen bezeichnenden Beitrag zur Umwälzung Amerikas. Beim Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges bildeten Deutsche aus allen amerikanischen Kolonien freiwillige Bürgerwehrkompanien. General und Freiherr Friedrich Wilhem Ludolf Gerhard Augustin von Steuben, der als Generalstabsoffizier im Preußischen Heer Friedrichs des Großen gedient hatte, meldete sich freiwillig, um General George Washington soldlos zu dienen und man veranlasste, dass er die mitunter stümperhaften Freiwilligen der Kontinentalarmee in geordnete Bahnen brachte und abrichtete. Von Steuben’s preußische Zucht und Vorgehensweise waren zu einem hohen Grad verantwortlich für die späteren militärischen Siege der Revolutionäre, und sein Regelwerk bildete die Grundlage der „Regeln für die Ordnung und Disziplin der Truppen der Vereinigten Staaten“, welche die US Army noch heute verwendet. |
1795 kam ein Johann Christian Gottlieb Graupner in die Vereinigten Staaten, und siedelte sich in Südkarolina an, wo er im Stadt-Theaterorchester spielte. 1798 zog er nach Boston. Nahezu ein viertel Jahrhundert lang eine führende Persönlichkeit im musikalischen Leben der Stadt, war Graupner ein Gründer der Händel- und Haydn-Gesellschaft und richtete um 1810 die Philharmoniker-Gesellschaft ein, die jedoch nur bis 1824 bestand. Später wurde er in den Staaten bekannt als der Vater der Orcherstermusik.
Zum Abschluss des Jahrhunderts waren es keine geringeren als die Deutsch-Amerikaner, die mit großer Mehrheit für Thomas Jefferson stimmten und ihm damit 1801 zur Präsidentschaft verhalfen.
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