Das 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert erlebte die deutsche Einwanderung eine Blütezeit. Kriege in Europa und Amerika hatten die Ankunft von Einwanderern, in den 1770ern angefangen, seit mehreren Jahrzehnten verlangsamt, doch bis 1830 hatte sich die deutsche Einwanderung mehr als verzehnfacht. Von jenem Jahr an bis zum ersten Weltkrieg, wählten fast 90 Prozent aller Deutschen Auswanderer die Vereinigten Staaten zu ihrem Bestimmungsort.


Einer von ihnen war der aus Mühlhausen, Thüringen stammende Johann August Roebling
(später zu John verenglischt). Er baute die Brooklyn-Brücke in New York. Gemeinsam mit einigen anderen Auswanderern kaufte er am 28. Oktober 1831 in Pennsylvanien 1582 Acker (6,4 km²) Land und gründete dort die Siedlung Germania, die später in Saxonburg (Sachsenburg) umbenannt wurde. Röbling verstand sich im Bau von Wasserwegen und Brücken. Durch ihn entstanden mitunter Bauwerke in Pennsylvanien, Cincinnati und New York. Die Bauarbeiten der Brooklyn-Brücke begannen 1865. Am 24. Mai 1883 war sie fertiggestellt.

 

Andere unter ihnen waren die sächsischen Gebrüder Wilhelm und Robert Wesselhoeft (eigentlich Wesselhöft), deutsche Ärzte, die die Grundsätze der Homöopathie lehrten und ausübten. Um 1835 gründete Wilhelm eine der ersten homöopathischen Vereine im Land, im Bundesstaat Pennsylvanien.

Namen wie das Waldorf-Astoria-Hotel sowie einige Städtenamen in den USA wie z.B. der von Astor in Florida oder Astoria in Oregon gehen auf den Familiennamen Astor zurück. Johann Jakob Astor (später zu John Jacob verenglischt)rzeit w war ein Rheinländer, der in den Staaten durch Pelzhandel und Liegenschaften zum ersten Millionär und reichsten Mann seinerzeit wurde, als er seinen Pelzhandel 1834 verkaufte. Als Astor starb, hinterließ er den damals unvorstellbaren Sachwert von 20 Millionen Dollar.

1837 begann die pennsylvanische Gesetzgebung ihre Rechtsvorschriften und Regierungsmitteilungen in deutscher Übersetzung herauszugeben.in ein.

Watertown, Wisconsin ein.

1842 errichteten die hessischen Gebrüder Frederick & Maximilian Schaefer (eigentlich Schäfer) aus Wetzlar die erste große Lagerbierbrauerei in Amerika. Das F & M Schaefer Brauereiunternehmen ist die sich am längsten in Betrieb befindliche Brauerei in New York City und damit Amerikas älteste Bierbrauerei. Innerhalb von 102 Jahren war es ihnen 1944 gelungen den Herstellungsrekord von 2,000,000 Fässern im Jahr zu brechen.

1846 packte auch Adolph Claus J. Spreckel aus Lamstedt die Abenteuerlust und er begann ein neues Leben in den Staaten. Zuerst siedelte er sich in Südkarolina an, wo er ein Lebensmittelgeschäft aufmachte, welches er erst nach New York und später nach San Francisco, Kalifornien verlegte, wo er eine Brauerei anfing und ein Vermögen verdiente. Er nahm seinen Reichtum und erwarb einen gewaltigen Grundbesitz in Kalifornien und Hawaii, um Zuckerrüben und Zuckerrohr anzubauen. Mitte der 1860er stieg Spreckels in das Zuckergeschäft ein und schaffte es, den hawaiianischen Zuckerhandel der Westküste zu beherrschen. Claus Spreckel ging als führender Gewerbetreibender Kaliforniens und Hawaiis in die Geschichte ein. Er wurde bekannt als der Zuckerkönig.

Erst einmal ansässig in ihrem neuen Zuhause, schrieben diese Siedler an Familie und Freunde in Europa und beschrieben die greifbaren Gelegenheiten in den Staaten. Diese Briefe wurden in deutschen Zeitungen und Büchern in Umlauf gebracht, was wiederum Anlass zu einer Massenabwanderung gab. Bis 1832 kamen mehr als 10,000 Einwanderer aus Deutschland in die USA. Bis 1854 war diese Zahl zu beinah 200,000 Einwanderern emporgeschnellt.olution von 1848 zu ertragen, erschienen die Aussichten in den Vereinigten Staaten rosig. Bald war es einfacher Deutschland zu verlassen, da Abwanderungseinschränkungen gelockert wurden.

Als die Dampfschiffe die Segelschiffe ersetzten, wurde die Überseereise erträglicher und vertretbarer. Infolgedessen verließen während des 19. Jahrhunderts mehr als 5 Millionen Menschen Deutschland und fuhren Richtung USA.

Zur gleichen Zeit bildeten die Vereinigten Staaten erneut eine Zuflucht für Deutsche, die vor Verfolgung flüchteten. Judenfeindliche Gewalt in Deutschland und Österreich-Ungarn trieb tausende Deutsch-Juden zur Auswanderung. Zu jener Zeit waren Deutsch-Juden im Großen und Ganzen stolz auf ihre Deutsche Kultur; sie zogen es grundsätzlich vor Deutsch anstatt Hebräisch oder Jiddisch zu reden und lebten zusammen mit Katholiken und Lutheranern in deutsch-amerikanischen Gemeinden. Während es ungefähr 1500 europäische Juden gab, die um 1800 in den USA lebten, gab es bis zur Mitte des Jahrhunderts schon fast 15,000.

Mehr als ein Jahrhundert lang machten sich hunderttausende der letzten deutschen Einwanderer auf den Weg zum Ackerland Amerikas, wo sie dazu verhalfen das Rückgrat der nationalen Landwirtschaft zu bilden. 

Wie vorherige Geschlechter Deutscher vor ihnen, hatten diese Einwanderer ihren Wohnsitz an den Randgebieten des europäischen Siedlungswesens aufgeschlagen, wo das Land bezahlbar war. Deutsche strömten in die vorhandenen Ländereien im Herzen des nordamerikanischen Erdteils - die Täler des Mississippi, Ohio und der Missouri Flüsse - und begannen das fruchtbare Land um die Großen Seen herum zu bebauen. 


Deutsche Bevölkerungsdichte in den Vereinigten Staaten 1872

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebten über die Hälfte der deutschgeborenen Menschen Nordamerikas in jenem Gebiet.

Im späteren Teil des Jahrhunderts steuerten viele Deutsche sogar noch weiter westlich auf die Grünflächen von Texas und den Dakotas zu - oftmals in Conestoga-Planwagen reisend, welche Pennsylvanien-Deutsche Landwirte in Conestoga erfunden hatten, um ihren Ernteertrag zum Markt zu schleppen.

Im späten 19. Jahrhundert schlossen sich Deutsche den frühen Siedlern im Pazifischen Nordwesten und Kalifornien an, wo sie unter den ersten waren, Apfelsinen anzubauen, heute eine der Markenfrüchte des Amerikanischen Westens.

Noch während deutsche Landwirte nach Westen zogen, wuchs die deutsch-amerikanische Stadtbevölkerung wie nie zuvor. Die Abwanderung West führte zu Ansammlungen von deutschen Einwanderern in Städten wie Cincinnati, Milwaukee, St. Louis und St. Paul. Kleinere Gemeinden, die von deutschen Einwanderern gegründet wurden, spiegelten oft die Städtenamen wider aus denen sie gekommen waren, wie Hamburg in New York und Indiana; Frankenmuth in Michigan; Bismarck in Nord Dakota; New Braunfels in Texas; Minden in Kalifornien; Frankfort in Kentucky; Schaumburg in Illinois; Dresden in Ohio; Berlin in Ohio, Wisconsin und New Hampshire; New Berlin in Wisconsin; Kiel in Wisconsin; New Holstein in Wisconsin; Friesland in Wisconsin; Hanover in New Hampshire, Hermann in Missouri; und New Ulm in Minnesota – usw. usf.

Noch während des 19. Jahrhunderts rollte eine Schar von gelernten deutschen Arbeitern in amerikanische Städte ein, die Gewerbe mit sich brachten, mit denen sie in ihrer Heimat hantiert hatten. Deutsch-Amerikaner waren in vielen städtischen Handwerksberufen tätig, vor allem im Backen, der Zimmerei und der Nadelarbeit. Viele Deutsch-Amerikaner arbeiteten in Werkhallen, die von dem neuen Geschlecht deutsch-amerikanischer Gewerbetreibender begründet wurden, so wie z.B.

von dem deutschen und größten Klavierbauer der Südstaaten: Wilhelm Knabe (Baltimore, Maryland, 1837);

dem deutschen Klavierbauer Heinrich Engelhard Steinweg (1854 abgewandelt in Henry E. Steinway) mit Söhnen Christian Friedrich Theodor und Wilhelm (New York, 1853)

dem weltberühmten deutschen Klavierlehrer Karl Ulrich Schnabel (New York, 1933);

den Deutschen Johann Jakob Bausch (später verenglischt zu John Jacob) und Henry Lomb, die 1853 den ersten amerikanischen Brillenmacherbetrieb ins Leben riefen;

dem deutsch-amerikanischen Erdölraffineriebegründer, ersten Milliardär und reichsten Mann der Welt seinerzeit: John Davison Rockefeller (Cleveland, Ohio, 1862);

dem Deutsch-Amerikaner Henry John Heinz, Vertreiber von Nahrungsmitteln (vor allem Ketchup, Meerrettich und Gewürzgurken) (Sharpsburg, Pennsylvanien, 1869);

und dem deutschen Forstwirtschafts-Konzernbegründer Friedrich Weyerhäuser (später abgeändert in Frederick Weyerhaeuser) (Longview, Washington, 1900);

den deutsch-amerikanischen Gebrüdern und Wagenbauern Studebaker (eigentlich Stuttenbecker) (South Bend, Indiana, 1852), die in der Zukunft auch Kraftwagen vom Stapel ließen;

dem deutsch-amerikanischen Kraftwagenhersteller Walter Percy Chrysler (ursprünglich Kruessler und bereits von seinen Vorfahren in Kreisler und letztendlich Chrysler abgeändert) (West Virginia, 1925).

Zur Geschichte des Kraftwagengewerbes

Deutsche hatten auch großen Einfluss auf das Kunsterbe der Vereingten Staaten. So war Emanuel Gottlieb Leutze zwar ein in Württemberg geborener Geschichtsmaler, kam aber 1825 im Kindesalter in die USA und studierte in Philadelphia, Pennsylvanien Malerei.

Zu seinen berühmtesten Werken

Thomas Ustick Walter aus Philadelphia, Pennsylvanien war einer der führenden Baumeister Amerikas. Er wurde zum vierten Bauherrn des Kapitols, verantwortlich für den Nordflügel (das Senat, 1859) und den Südflügel (das Haus, 1857) sowie den in Eisen gegossenen Mitteldom (1863), welcher dem US Kapitol im wesentlichen sein heutiges Aussehen verlieh.


Des Weiteren verjagte der gesellschaftliche Aufruhr Europas im 19. Jahrhundert viele Gebildete und Gelehrte in die Vereinigten Staaten. Vornehmlich Unterstützer der Deutschen Revolution von 1848 – zuweilen „Achtundvierziger“ genannt – brachten ihre Verbundenheit zum heftigen öffentlichen Schlagabtausch und Schutz der Gesellschaft mit sich, um bei den Streitfragen der USA durchzugreifen, einschließlich Landreform, Aufhebung der Sklaverei, Arbeiterrechte und Frauenwahlrecht.

Der Student Carl Schurz, zum Beispiel, entkam Deutschland nach der Revolution ungehindert und ließ sich in Wisconsin nieder. Im Verlauf eines langen öffentlichen Lebens, diente Schurz seinem neuen Land als Landwirt, Anwalt, Pressevertreter, Wahlredner für Abraham Lincoln’s Republikanerpartei, Unionsgeneral, Kabinettbeamter, US Senator, frühes Mitglied der Konservationsbewegung und Gründer und Herausgeber verschiedener Zeitungen, auf Englisch und Deutsch.
1860 gelang es Schurz die deutsch-amerikanische Stimme für Lincoln zu gewinnen, indem er sich auf eine 21,000 Meilen lange Reise begab, die ihn vom Mittleren Westen bis zu den Pennsylvanien-Deutschen brachte.

Wie weit sie dabei auch verstreut waren und wie unterschiedlich ihre Lebensweisen auch gewesen sein mochten, Deutsche waren dennoch miteinander verbunden, durch das große Netz der deutschen Sprachkultur. Deutsche Zeitungen waren in den meisten amerikanischen Städten erhältlich, von Kalifornien bis Texas bis Massachusetts, zudem verhalfen deutschsprachige Reisende, Schauspieler und allerlei beliebte Lieder dazu, den Deutsch-Amerikanern mit ihrem kulturellen Erbe verbunden zu bleiben.

Wussten Sie, dass das "Washington Journal", eine deutschsprachige Zeitung, die im "District of Columbia" seit 1859 herausgegeben wird, die älteste Zeitung der amerikanischen Hauptstadt ist?


Das Wirken Joseph Pulitzers verhalf zum amerikanischen Durchbruch der Pressefreiheit und sorgten dafür das Pressewesen als Ganzes voranzubringen.
1864 gelangte er von Österreich-Ungarn über Boston in die USA. 1867 wurde er zum amerikanischen Staatsbürger. Auf Arbeitsuche kam er 1868 nach St. Louis, Missouri und wurde von Carl Schurz als Berichterstatter der deutschsprachigen „Westlichen Post“ angestellt. Im Frühjahr 1878 heiratete er in der protestantischen Episkopalkirche Kate Davis, eine bekannte Gesellschaftsdame aus Washington. 

Nach einer Zwischenzeit als Berichterstatter bei der „New York Sun“ kaufte er 1878 den „St. Louis Evening Dispatch“ und vereinigte sie 1881 mit der „Evening Post“ zum „St. Louis Post-Dispatch“. 1883 erwarb er dazu die wirtschaftlich angeschlagene „New York World“, die sich unter seiner Leitung in den nächsten 10 Jahren zu einer der wichtigsten und einflussreichsten Zeitungen des Landes (mit einer Auflage von 600.000) entwickelte. Sie brachte im Unterschied zu Wettbewerbern aufsehenerregende Beiträge, sorgfältig nachgeforschte Berichterstattungen über Betrug in Regierung und Wirtschaft und andere Missstände, und die ersten (später farbigen) Bildergeschichten.

Einen sehr werbewirksamen Streich landete Pulitzer, indem er 1883 einen großen Werbe- und Spendenfeldzug für den Bau des Sockels der Freiheitsstatue in der „World“ einleitete, um die nötigen Gelder zu sammeln. Für den Grundbau der Freiheitsstatue bestellten die Amerikaner 1886 in Deutschland über 8000 Fässer Portlandzement der 1864 gegründeten Firma Dyckerhoff in Wiesbaden. Am 5. August 1885 wurde dann der Grundstein gelegt und der Bau am 22. April 1886 beendet.

1890 zog er sich mit 43 Jahren fast erblindet als Herausgeber aus gesundheitlichen Gründen zurück. Trotzdem behielt er die strenge Oberaufsicht über seine Zeitungen und verständigte sich verschlüsselt mit seinen Herausgebern.

Pulitzer betrieb eine schonungslose, gut nachgeprüfte Enthüllungs-Presse. Dies brachte ihn und seine Zeitung in große Schwierigkeiten, als er 1909 den Bestechungsskandal um den Panama-Kanal, d.h. die Zahlung von 40 Mio. US-Dollar der USA unter dem US-Präsidenten Theodore Roosevelt an das Französische Panama-Kanal-Unternehmen, aufdeckte. Pulitzer wurde daraufhin von Roosevelt und dem Bankier J. P. Morgan verklagt. Aus dem Verleumdungsverfahren ging Pulitzer siegreich hervor, was er als Sieg der freien Presse feierte und ihn noch beliebter machte.
1869 wurde Pulitzer als Mitglied der republikanischen Partei in das Parlament von Missouri gewählt. 1885 wurde Pulitzer in das US Repräsentantenhaus gewählt. 1912, ein Jahr nach seinem Tod, wurde das Unterrichtsfach Zeitungswissenschaft an der Columbia Universität gegründet und seit 1917 wird jährlich der Pulitzer-Preis verliehen.

1896 errichtete der aus Elsaß-Lothringen stammende Georg Brumder das Germania-Gebäude, um seinen Germania Verlag zu beherbergen, der deutschsprachige Bücher, Zeitungen und Zeitschriften herausgab, und damals der größte Verleger deutschsprachiger Schriften in den Vereinigten Staaten war.
Am. 8 Januar 2007 wurde das geschichtsträchtige, achtstöckige, 90,000 Quadratfuß große Germania-Gebäude in der Innenstadt Milwaukees für $4.07 Millionen an eine örtliche Anlegergruppe verkauft. Der Ruhm war nun Vergangenheit.

Ein weiterer Erfolg kennzeichnet das Jahr 1896, in dem der deutschstämmige Adolph Simon Ochs die englische "New York Times" übernahm. Seitdem ist die Zeitung in den Händen seiner Nachfahren.


1874 pflanzte Wendelin Grimm, ein aus Deutschland eingewanderter Landwirt, in Victoria, Minnesota die ersten winterfesten Luzernen (Alfalfa) Nordamerikas an.


Als sich die Deutschen zu einer der vorherrschenden Einwanderergruppen des 19. Jahrhunderts herausbildeten, war es naheliegend, dass sie einen mächtigen Einfluss auf die Entwicklung der amerikanischen Kultur nehmen würden. Einige deutsche Beiträge am Leben in den USA sind leicht aufzuzeigen - Sauerkraut zum Beispiel ...

... oder die Tuba oder die landesweite Vorliebe für helles, sprudelndes Bier. Doch der deutsche Einfluss am Leben in den Vereinigten Staaten gründet viel tiefer und beeinflusst vielerlei Einrichtungen, Bräuche und tägliche Gewohnheiten, die so mancher heute im Wesentlichen für amerikanisch hält.

Beispielsweise wäre das US Bildungssystem, von der niedersten bis zur höchsten Stufe, ohne das Gedankengut der deutschen Einwanderer nicht wiederzuerkennen. Die deutsche Kultur hatte längst eine starke Verpflichtung zur Bildung, und so brachten Deutsche jene Widmung mit in ihre neue Heimat.

Der Pennsylvanien-Deutsche Caspar Wistar schrieb 1811-1814 das erste amerikanische Lehrbuch über den Körperbau.

1856 eröffnete die deutsche Einwanderin Margarethe Meyer-Schurz, Frau von Carl Schurz, den ersten Kindergarten Amerikas in Watertown, Wisconsin. Er beruhte auf den Kindergärten Deutschlands (siehe Fröbel).



Deutsche führten Leibeserziehung und Berufsausbildung in den öffentlichen Schulen ein und waren verantwortlich für die Einbeziehung von Turnhallen in den Schulgebäuden. Darüberhinaus waren sie führend in der Frage nach Allgemeinbildung, eine nichtübliche Ansicht in den Staaten zu jener Zeit.

Deutsche Einwanderer brachten auch ihren Reformeifer in das amerikanische Freizeitleben ein - man könnte sogar behaupten, dass Deutsche das amerikanische Wochenende erfunden haben. Vor der Ankunft der Deutschen, hielten die Gemeinden in den amerikanischen Kolonien nämlich einen reinen Sabbath mit Betonung auf Ruhe und Familienzeit zu Hause. Deutsche hatten jedoch ein langes Brauchtum geregelter Sonntage und waren begeisterte Anhänger des Sonntagsausflugs.


Nach der Ankunft der deutschen Einwanderer begannen neue großangelegte Freizeiteinrichtungen in den US Städten zum Vorschein zu kommen – Picknickplätze, Kapellen, Turnvereine, Konzerthäuser, Kegelbahnen und Spielplätze, alle geeignet für einen Wochenendsausflug mit der Familie. Deutsche liebten auch die Geselligkeit und bildeten Gesangvereine, Schauspielgruppen und andere Zusammenschlüsse. Jeder, der heute einen Freizeitpark, ein Staatsorchester, Schwimmbad oder städtischen Park besucht, verdankt dies der deutschen Leidenschaft für Freizeit und Erholung.


Angela Klank und Ida Scheidweiler in den Chicago Nachrichten (1902-1933)

Bräuche, die viele für grundsätzlich amerikanisch halten, da sie schon jeher Teil des Volkserbe gewesen sind, wurden von deutschen Einwanderern im 19. Jahrhundert entweder eingeführt oder bekanntgemacht. Einige der vertrautesten Bestandteile des amerikanischen Weihnachtsfests, vom Christbaum bis zum geschenkebringenden Weihnachtsmann, waren Mitbringsel der Deutschen, so auch der Osterhase.

Alte US-Zeitungen berichten, dass Gustav Phillip Körner die herkömmliche deutsche Sitte des beleuchteten und geschmückten Weihnachtsbaums in den USA eingeführt habe - und dies schon bald nach Ankunft im Bundesstaat Illinois zu seinem ersten Weihnachtsfest in den USA im Jahre 1833.



Ab 1862 zeichnete der deutsche Karikaturist Thomas Nast dann Bilder des Weihnachtsmannes und trug damit zu dessen Weiterverbreitung bei.

Auch prägte er durch seine Zeichnungen politische Figuren wie Onkel Sam,



den demokratischen Esel und den republikanischen Elefanten.

Oscar Hammerstein, ein Name, der vor allem durch den Bau seines Manhattan-Opernhauses (später umbenannt in Hammerstein-Ballsaal) und einigen anderen Schauspielhäusern in die Operngeschichte der Vereinigten Staaten einging und mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist.

Der Pommeraner suchte sein Glück in den Vereinigten Staaten. Als er 1864 in New York eintraf, scheuerte er zunächst einmal die Böden in einer Zigarrenfabrik. Dann gründete er das US Tabak Journal und arbeitete nebenberuflich als Geschäftsführer in den deutschen Schauspielhäusern der Innenstadt.

Nebenbei war er Erfinder im Tabakgewerbe und hielt 52 Patente. Mit seinem Zigarrengewerbe wurde er schließlich steinreich und verschaffte sich mit seinem Tabakvermögen die nötigen Mittel, um seinen Schauspielinteressen nachzugehen.

1889 baute er sein erstes Schauspielhaus, das Harlem Opernhaus. Sein zweites war das Columbus-Theater, das in der selben Straße gebaut wurde; sein drittes, das 1893 errichtete erste Manhattan Opernhaus, das vierte, das Olympia-Theater auf dem „Longacre Square“, das später auf Drängen von Adolph Ochs nach seiner Zeitung in „Times Square“ umbenannt wurde und durch Hammersteins Bemühungen zu einem blühendem Theaterviertel geworden ist.

Hammerstein baute hier drei weitere Schauspielhäuser, das Viktoria-Theater (1898), das Republik-Theater (1900) und das Lew Fields-Theater (1904) für Moses Schoenfeld. Hammerstein eröffnete auch einen Dachgarten über den Viktoria und Republik-Theatern.

1906 eröffnete er das zweite Manhattan Opernhaus, 1908 das Philadelphia-Opernhaus, später das Londoner Opernhaus sowie das Lexington Opernhaus.


Dieses Brauchtum setzte sich mit den musikalischen Begabungen seines Enkelsohnes fort. Oscar Hammerstein II erhob das amerikanische Musikschauspiel zu dem, woran sich Amerikaner heute erfreuen. Unter seiner Leitung entstand 1959 das Meisterwerk „The Sound Of Music“, was wohl zu seiner berühmtesten Hinterlassenschaft geworden ist.


1906 siedelte sich ein Albert Ecke in Kalifornien an. Er beschloss sich an die Landwirtschaft heranzuwagen und errichtete einen Obstgarten sowie einen Milchviehbetrieb. Seine wahre Liebe jedoch waren Blumen, von denen er verschiedene Arten zu züchten versuchte. Von besonderem Interesse für Albert Ecke, und noch mehr für seinen Sohn Paul, war die hohe, langstengelige, rote Pflanze, die wild in der ganzen Gegend umherwuchs. 

Das jährliche Blühen des Weihnachtssterns während der Winterzeit, nahe der Festtage, gedachte Paul, würde sich bestens als Festtagsblume eignen. Die Anpflanzung der Blumen auf offenen Feldern wurde begonnen, und man verkaufte sie an Straßenständen in Hollywood und Beverly Hills. Durch Medienplatzierungen, Werbung in Druck und Fernsehen, stellte er sicher, dass Weihnachtssterne zu einem unverzichtbaren Teil der Festtagserlebnisse wurden.



Der Erfinder der Niethosen
(Jeans) war ein bayrischer Jude namens Löb Strauß. In New York angekommen, nannte er sich fortan Levi Strauss.

Die Nachricht von Goldfunden verbreitete sich. 1853 schloss Levi sich dem Goldrausch an und zog nach San Francisco. Er fand heraus, dass die Goldgräber bei ihrer harten Arbeit strapazierfähige Hosen benötigten. So ließ er erste Hosen von einem Schneider aus den mitgebrachten Zeltplanen anfertigen.


Angeblich war der erste Kunde seiner Hosen von diesen so begeistert, dass er die ganze Nacht durch die Stadt zog und jedem davon erzählte. Im Dezember 1870 kam der aus Reno stammende Schneider Jacob Davis dann auf den Gedanken, die Ecken der Hosentaschen und das untere Ende des Hosenlatzes mit Nieten eines Pferdegeschirrs zu verstärken. Daher das deutsche Wort: Niethose.


 
Anheuser      Busch

1870 gründeten die deutschen Braumeister Eberhard Anheuser und sein Schwiegersohn Adolphus Busch den im Weltmarkt drittgrößten Brauereikonzern in St. Louis, Missouri. Die bekannteste Marke des Konzerns ist Budweiser (Bud), welches seit 1876 gebraut und weltweit in über 70 Ländern vertrieben wird.

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren Deutsch-Amerikaner und deutsche Kultur als unerlässliches Gewinde im Rohbau des amerikanischen Lebens allgemein anerkannt. Sie waren Lage und Kultur betreffend weniger abgesondert als in vorangegangen Geschlechtern und sprachen zunehmend Englisch als erste anstatt zweite Sprache, bewahrten dabei jedoch alldieweil eine grundlegende schriftliche Bildung. Deutsch wurde breitflächig in amerikanischen öffentlichen Schulen unterrichtet und wurde von deutschen und nicht-deutschen Schülern gleichermaßen gelernt. Deutsch-Amerikaner wurden in der Regenbogenpresse zeitweise als Spaßpersönlichkeiten dargestellt, doch verteufelt wurden sie nur selten. Die kommenden Jahre ließen Deutsch-Amerikaner zu noch größeren Höhen im amerikanischen Leben aufsteigen, die deutsch-amerikanische Kultur hingegen schnitt dabei nicht so gut ab.



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