An der Saale hellem Strande

1. An der Saale hellem Strande
stehen Burgen stolz und kühn;
ihre Dächer sind zerfallen,
und der Wind streicht durch die Hallen,
Wolken ziehen d'rüber hin.

2. Zwar die Ritter sind verschwunden,
nimmer klingen Speer und Schild;
doch dem Wandersmann erscheinen
in den altbemoosten Steinen
oft Gestalten zart und mild.

3. Droben winken schöne Augen,
freundlich lacht manch roter Mund,
Wand'rer schaut wohl in die Ferne,
schaut in holder Augen Sterne,
Herz ist heiter und gesund.

4. Und der Wand'rer zieht von dannen
denn die Trennungsstunde ruft,
und er singet Abschiedslieder,
Lebewohl tönt ihm hernieder;
Tücher wehen in der Luft.


Komponist: Friedrich Ernst Fesca, 1822
"Heute scheid ich, morgen wander ich", op. 27 Nr. 1
Dichter: Franz Theodor Kugler, "An der Saale hellem Strande", 1830

Liederschatz
Zusammengestellt von
Ronny Herbst