Seele:
1. Hast du denn, Jesu (Liebster), dein Angesicht gänzlich verborgen,
daß ich die Stunden der Nächte muss warten bis morgen?
Wie hast du doch, Süßester, mögen annoch
bringen die traurigen Sorgen?
Christus:
2. Mußt du denn, Liebste, dich also von Herzen betrüben,
daß ich ein wenig zu lange bin außen geblieben?
Weißt du denn nicht, wie sich mein Herze verpflicht,
dich stets und ewig zu lieben.
Seele:
3. Meine betrübete Geister, die weinen im Herzen,
weil nun die Flammen und Funken der brennenden Kerzen
in Liebesglut, leider, dein Zürnen austut,
soll ich denn dieses verschmerzen?
Christus:
4. Ach, du bekümmerte Seele, sei fröhlich im Herzen,
stille die traurigen Sorgen und quälenden Schmerzen,
keine Sindflut tilget die feurige Glut
meiner liebbrennenden Kerzen.
Seele:
5. Willst du mich lassen in Nöten, o Jesu, verderben,
ei nun, so lasse mich, Süßer, doch seliglich sterben,
auf daß ich kann dorten die himmlische Bahn
endlich aus Gnaden ererben.
Christus:
6. Richte dich, Liebste, nach meinem Gefallen und gläube,
daß ich dein Seelenhirt immer und ewig verbleibe,
der dich ergetzt, und in den Himmel versetzt
aus dem gemarterten Leibe.
Seele:
7. Muß ich in diesem betrübten und zeitlichen Leben
gleich in des Todes gefährlichen Schranken stets schweben:
So wird mir dort, Jesus am seligen Ort
himmlische Freiheit doch geben.
Christus:
8. Traue nur sicher und bleibe beständig im Glauben.
Ob gleich Tod, Teufel und Hölle sich brüsten und schnauben,
sollen sie doch nicht in ihr höllisches Joch
dich aus den Händen mir rauben.
Seele:
9. Hiermit so will ich gesegnen die irdischen Freuden.
Hiermit so will ich vom zeitlichen Leben abscheiden,
ewige Lust wird mir bald werden bewusst,
wenn mich der Himmel wird weiden.
Christus:
10. Herzlich verlangende Seele nach himmlischen Freuden,
ei nun, so schicke dich, selig von hinnen zu scheiden,
tröste dich mein, daß ich dein Hirte will sein
und dich erquicken und weiden.
Seele:
11. Ade, o Erde, du schönes, doch schnödes Gebäude.
Ade, du Wollust, du süße doch zeitliche Freude.
Ade, o Welt, mir es nicht länger gefällt.
Darum zu Jesu ich scheide.
Christus:
12. Ach nun willkommen, mein Erbteil, vom Vater gegeben,
erbe die Schätze des Himmels und ewiges Leben.
Da du mit mir für dies Weltleiden allhier
ewig in Freuden sollst schweben.
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1. Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter auf Erden?
Soll nun der Himmel und Erde vereiniget werden?
Ewiger Gott, kann dich mein Jammer und Not
bringen zu Menschen Gebärden?
2. Was ich in Adam und Eva durch Sterben verloren,
hast du mir, Jesu, durch Leben und Leiden erkoren.
Gütiger Gott, alle mein Jammer und Not
endet sich, da du geboren.
3. Teufel, Tod, Hölle die zürnen und halten zusammen,
wollen mich Sünder verschlingen und gänzlich verdammen.
Mächtiger Gott, wende den Jammer und Not,
tilge die höllischen Flammen!
4. Gib mir, o Jesu, nur heilige, gute Gedanken,
halte die Glieder des Leibes in heiligen Schranken.
Heiliger Gott, laß mich nach deinem Gebot
herzlich im Glauben dir danken!
5. Führe mich endlich, o Jesu, ins ewige Leben,
welches du allen, die glauben, versprochen zu geben,
da ich bei Gott ohne Not, Jammer und Tod
ewig in Freuden kann schweben.
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1. Soll ich denn, Jesu, mein Leben in Trauern beschließen?
Soll ich denn stündlich die Wangen mit Thränen begießen?
Willst du mich nicht, Jesu, mein Leben und Licht,
lassen die Freude genießen?
2. Ich
will, was zeitlich ist, willig und gerne verlassen,
wandeln mit Jesu, dem Heiland, die himmlische Straßenl;
ewige Ruh fühlet mein Herze ja nu,
weil ich dich, Jesu, thu fassen.
3. Ist
doch dies zeitliche, flüchtig und nichtige Leben
immer mit Krieg und Streit heftig und stetig umgeben;
hier ist kein Ruh, Jesu, dir flehe ich zu,
schenk mir das ewige Leben.
4.
Dort meine Seele dich, Jesu, soll ewiglich preisen:
Dort will ich, Jesu, mit Freuden, Lob, Ehr, Danck, erweisen:
Hie will ich nicht, Jesu, mein Leben und Licht,
länger in Eitelkeit reisen.
5.
Drum komm, mein Leben, komm, Jesu, komm, eile geschwinde,
führe die Seele durch Flügel der Engel gelinde,
nimm sie zu dir, Jesu, mein Leben und Zier,
wo ich die Seeligkeit finde.
6. Schaue,
wie Thränen und Seufzen mein Herze zernagen,
wie ich muß dulden und leiden viel Schmerzen und Plagen,
daß ich vor Noth öfters mir wünsche den Tod,
der mich zum Himmel wird tragen.
7.
Fahr hin, du falsche Welt, fahr hin, du flüchtiges Leben!
Nunmehro werd ich bei Jesu dort ewiglich schweben.
Freue dich nun, weil du, o Seele, sollst ruhn
dort in dem himmlischen Leben.
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