Lützows wilde, verwegene Jagd

1. Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?
Hör's näher und näher brausen.
Es zieht sich herunter in düsteren Reihn,
und gellende Hörner schallen darein,
erfüllen die Seele mir Grausen.
Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.

2. Was zieht dort rasch durch den finstern Wald
und streift von Bergen zu Bergen?
Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt,
das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt,
es fallen die fränkischen Schergen.
Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt:

3. Wo die Reben dort glühen dort braust der Rhein,
der Wütrich geborgen sich meinte;
da naht es schnell mit Gewitterschein
und wirft sich mit rüstigen Armen hinein
und springt an das Ufer der Feinde.
Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:

4. Was braust dort im Tale die laute Schlacht,
was schlagen die Schwerter zusammen?
Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht,
und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht
und lodert in blutigen Flammen.
Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt:

5. Was scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht,
unter winselnden Feinde Gebettet?
Es zucket der Tod auf dem Angesicht,
doch die wackern Herzen erzittern nicht,
das Vaterland ist ja gerettet!
Und wenn ihr die schwarzen Gefallnen fragt:

6. Die wilde Jagd und die deutsche Jagd
auf Henkersblut und Tyrannen!
Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt!
Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt,
wenn wir's auch nur sterbend gewannen.
Und von Enkeln zu Enkeln sei's nachgesagt:

Dichter: Carl Theodor Körner, "Lützows wilde, verwegene Jagd", 1813
Komponist: Carl Maria Friedrich Ernst von Weber, 1814

Liederschatz
Zusammengestellt von
Ronny Herbst