Wenn alle Brünnlein fließen
1. Wenn alle Brünnlein
fließen,
so muß man trinken.
Wenn ich mein'm Lieb nicht rufen darf,
tu ich ihm winken,
wenn ich mein'm Lieb nicht rufen darf,
ja, ja, nicht rufen darf,
tu ich ihm winken.
2. Ja, winken mit den Augen,
und treten mit dem Fuß;
's ist eine in der Stuben,
die mein werden muß,
's ist eine in der Stuben,
ja, in der Stuben,
die meine werden muß.
3. Warum sollt sie's nicht werden,
ich seh' sie ja so gern;
sie hat zwei blaue Äugelein,
die glänzen wie die Stern,
sie hat zwei blaue Äugelein,
ja, ja, zwei Äugelein,
die glänzen wie die Stern.
4. Sie hat zwei rote Wängelein,
sind röter als der Wein;
ein solches Mädel find man nicht
wohl unterm Sonnenschein;
ein solches Mädel find man nicht,
ja, ja, find man nicht,
wohl unterm Sonnenschein.
5. So herzig wie mein Liesele
ist keine auf der Welt,
vom Kopf bis zu den Füßele
ist alles wohl bestellt;
vom Kopf bis zu den Füßele,
ju, ja, Füßele,
ist alles wohl bestellt.
6. Ach herz'ger Schatz ich bitte dich,
ach, laß mich gehen!
Denn deine Leut die schmähen mich,
ich muß mich schämen.
Denn deine Leut die schmähen mich,
ju ja, schmähen mich,
ich muß mich schämen.
7. Was frag ich nach den Leuten,
die mich tun schmähen?
Ei so lieb ich nocheinmal,
dies schöne Mädchen.
Ei so lieb ich nocheinmal,
ju ja, nocheinmal,
dies schöne Mädchen.
Text: Schwaben, 1520
Verleger:
Philipp Friedrich
Silcher, 1855