Wer recht in Freuden wandern will
1. Wer recht in Freuden
wandern will,
der geh' der Sonn' entgegen;
da ist der Wald so kirchenstill,
kein Lüftchen mag sich regen;
noch sind nicht die Lerchen wach,
nur im hohen Gras der Bach
singt leise den Morgensegen.
2. Die ganze Welt ist wie ein Buch,
darin uns aufgeschrieben,
in bunten Zeilen manch ein Spruch,
wie Gott uns treu geblieben.
Wald und Blumen nah und fern
und der helle Morgenstern
sind Zeugen von seinem Lieben.
3. Da zieht die Andacht wie ein Hauch
durch alle Sinnen leise;
da pocht ans Herz die Liebe auch
in ihrer stillen Weise,
pocht und pocht, bis sich's erschließt,
und die Lippe überfließt
von lautem, jubelndem Preise.
4. Und plötzlich läßt die Nachtigall
im Busch ihr Lied erklingen;
in Berg und Tal erwacht der Schall
und will sich aufwärts schwingen,
und der Morgenröte Schein
stimmt in lichter Glut mit ein:
Laßt uns dem Herrn lobsingen!
Dichter: Franz
Emanuel August Geibel, "Wer
recht in Freuden wandern will", 1839
Komponist:
Franz Gustav Klauer (1827-1854)